Stephan Herbert Fuchs |
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„Stille Nacht“ am Moon River“ / Spektakuläres Weihnachtskonzert: Winterreise mit Ljubka Biagioni zu Guttenberg und den „Main Symphonics“ im DDM
Neuenmarkt. Warme wohlige Klänge, schöne opulente Melodien, eine friedvolle ungetrübte Stimmung so ganz ohne Hektik. All das strahlt die Musik aus, die Ljubka Biagioni zu Guttenberg zusammen mit dem neu gegründeten Orchester „Main Symphonics“ und dem ExSilentio-Chor aus Dresden in der Einstudierung von Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast am Samstagabend im Deutschen Dampflokomotiv-Museum aufgeführt hat. Das Programm des vom Bezirk Oberfranken veranstalteten Konzerts war eine bunte Mischung weihnachtlicher Lieder, bestehend aus Originalkompositionen, A-Cappella-Darbietungen sowie diversen Arrangements. Was das Konzert so besonders gemacht hat: Ljubka Biagioni und ihre Musiker gingen die weihnachtlichen Werke mit außerordentlicher Sorgfalt und Präzision an. Tagelang wurde zuvor schon in Dresden geprobt. So entstand ein faszinierendes homogenes und sinnliches Klangbild in ungewohnter Umgebung. Das populäre Programm spannte einen weiten Bogen von barocken Sätzen wie Bachs „Air“ oder Händels berühmte Arie „Lascia ch’io pianga“ bis hin zu traditionellen bayerischen, deutschen und internationalen Weihnachtsliedern wie „Es wird scho glei dumpa“, „Still, still, still“ oder einem eleganten und opulenten Chor- und Orchester-Arrangement von „Stille Nacht“. Wirkungsvoll und stimmgewaltig erklangen gleich zu Beginn ein fröhliches „Hosanna in excelsis“ oder fast am Ende das bekannte „Adeste fidelis“, immer perfekt musiziert, blitzsauber intoniert und stimmgewaltig gesungen. Natürlich ist das Niveau des Orchesters durchgehend hoch, technisch gab es keinerlei Mängel und Ljubka Biagioni hatte das alles frisch und zupackend im Griff. Gerne zielt sie auch mal auf den einen oder anderen Effekt ab, aber genau das ist es ja auch, was man bei einem solchen Konzert mit einem derart populären Programm erwartet. Das Orchester musiziert von Anfang bis Ende mit größter Sorgfalt und Differenziertheit. Der Klangkörper besteht im Wesentlichen aus Studenten der Dresdner Musikhochschule. Auch einige Musiker aus der Region sind dabei. Ergänzt wurde das Orchester am Samstag von einer ganzen Reihe bulgarischer Profimusiker, die eigens für den Konzertabend nach Oberfranken angereist sind. Sie gehören zu dem von Ljubka Biagioni 2014 gegründeten Orchester der „Sofia Symphonics“. Höchst professionell und mit großer Präzision: das galt auch für den Chor mit seinem wunderbaren Piano und einer besonderen Textverständlichkeit. Lukas Alois Roth, der die Sängerinnen und Sänger nicht nur leitet und perfekt einstudiert hat, reihte sich auch selbst in den Chor ein Musikalisch besonders bemerkenswert wird es immer dann, wenn Chor und Orchester im Wechselspiel musizieren und dabei zu enormen Klangsteigerungen fähig sind. Die einzelnen Werke wurden abwechslungsreich ausgewählt und zusammengestellt, ohne dass auch nur die Spur von Langeweile aufkommen konnte. Das alles wurde dargeboten auf hohem Niveau und charmant moderiert von der Dirigentin persönlich. Ljubka Biagioni hat auch wieder ihr Weihnachtsbuch dabei, aus dem sie kleine Gedichte und die fast schon ein wenig philosophische „Traumbescherung“ vorlas. Als Stargast hatte die Dirigentin die Sopranistin Ekaterina Shelehova, eine Künstlerin mit russischen Wurzeln, mitgebracht. Die Sängerin gab mit sanfter, engelsgleicher Stimme einige Solostücke zum Besten, mal begleitet nur vom Klavier („Fly away“ und „Jesu Bambino“), mal vom ganzen Orchester wie bei der Händel-Arie oder einem wunderbaren „Ave Maria“. Ekaterina Shelehova sorgte besonders mit ihren Crossover-Projekten schon weltweit für Aufsehen, sie hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz und mit ihrer samtenen Stimme und ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung wird sie zu Recht von ihren 1,2 Millionen Followern bei Instagram gefeiert. Als Zugabe sang Ekatarina Shelehova in Neuenmarkt Henri Mancinis Song „Moon River“ aus dem Film „Frühstück für Tiffany“. Stundenlang hätte man da noch zuhören können und es schien, als wollte der Applaus von den gut 400 Zuhörern kein Ende nehmen. Bilder: Tristan im vogtländischen Bayreuth / Bemerkenswerte Aufführung von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ am König-Albert-Theater in Bad Elster Bad Elster. Da gehört schon etwas dazu, keine 100 Kilometer von Bayreuth eine komplette szenische Produktion von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ auf die Beine zu stellen. Und dann auch noch in einem Kurbad mit gerade einmal etwas mehr als 3500 Einwohnern. Doch Bad Elster ist freilich nicht irgendein Kurort und das dortige König-Albert-Theater nicht irgendein Theater. Bad Elster ist ein Ort mit einer außergewöhnlichen kulturellen Tradition und das König-Albert-Theater hat eine lange und eindrucksvolle Geschichte. Zugegeben: der „Tristan“, der am Buß- und Bettag im König-Albert-Theater gegeben wurde, ist keine reine Eigenproduktion, die Produktion ist vielmehr eine Übernahme des Nordböhmischen Theater Ústí nad Labem (Aussig) in Tschechien und hatte dort bereits 2021 Premiere. Wenngleich die musikalische Leitung in Bad Elster der dortige Generalmusikdirektor Florian Merz übernommen hatte. Nun wird niemand ernsthaft eine bahnbrechende Neudeutung von Wagners großem Drama um Liebe und Tod erwartet haben. Die größtenteils konservative Inszenierung von Andrea Hlinková kann sich auch ohne große Regietheater-Experimente sehen lassen. Prächtig ausgestattet in den Bildern und Kostümen (beides von Miriam Struharova), konzentriert auf das Wesentliche und schlüssig in der Personenführung bringt sie das Werk deswegen nicht weniger spannend auf die Bühne. Die Personenführung ist realistisch und psychologisch glaubhaft mit reichem Minen- und Körperspiel. Klar und mit schneidigen Tempi leitet Florian Merz das Orchester des Nordböhmischen Theaters Ústí nad Labem. Das Orchester ist im „Tristan“ der eigentliche Handlungsträger. Unter dem souveränem und farbenreichem Dirigat von Florian Merz entsteht immer wieder eine spannungsreiche Atmosphäre, die den Hörer in den Bann zieht. Der Faszination des „Tristan-Akkords“, in dem Wagner die Chromatik bis zur Atonalität ausreizt, kann sich bis heute niemand entziehen. Die schiere Wucht dieser Musik vermögen die Musiker und Florian Merz hervorragend zu vermitteln. Für eine echte klangliche Überraschung sorgte der Einfall, die wenigen kleinen Chorpartien und die Brangäne-Rufe des zweiten Aufzugs aus dem Zuschauerraum heraus singen zu lassen. Das Ensemble konnte durchwegs auf Wagner-Erfahrung verweisen. Eliška Weissová in der Partie der Isolde etwa. Seit 2015 hat sie immer wieder Wagner gesungen. Seit der Saison 2019/2020 gibt sie die Isolde. Eliška Weissová verfügt über eine leicht ansprechende Stimme, die sie mit Ruhe und Souveränität ohne Ermüdungserscheinungen zuverlässig trägt. In den Liebespassagen im zweiten Akt kann sie durch eine perfekte Stimmführung überzeugen. Ihre tönende Klangpracht, mit der sie die Partie farbenreich gestaltet, ihr Changieren zwischen Wut und liebende Hingabe, das alles macht Eliška Weissová zu einer großen Isolden-Darstellerin, wenngleich sie sich in den Spitzentönen besser etwas zurückgenommen hätte. Das König-Albert-Theater mit rund 500 Sitzplätzen ist eben nicht das Bayreuther Festspielhaus mit seinen fast 2000 Plätzen. Auch Jakub Pustina, in seiner tschechischen Heimat ein Star, brachte Wagner-Erfahrung mit. In der kräftezehrenden „Tristan“-Partie überzeugt er besonders in den Forte-Stellen mit wunderbar ausgesungenen Spitzentönen. Aber auch in den zerrissenen gequälten Passagen gelingt ihm ein überzeugendes Rollenportrait. Stimmlich agil und flexibel gibt Karla Bytnarová eine jugendlich frische Brangäne. Richard Haan sing wohlklingend, voller Kraft den kräftezehrenden Kurwenal und überzeugt das Publikum auch darstellerisch, genauso wie die ebenfalls anspruchsvolle Basspartie des König Marke, die Serguei Nikitine überzeugend verkörpert. Die kleineren Partien sangen Jaroslav Kovacs (Melot) und Milan Vlček (Hirt und Junger Seemann). Szenenfotos: Keine großen
Regietheater-Experimente: Richard Wagner „Tristan und Isolde“ im
König-Albert-Theater von Bad Elster. Harmonisch und elektrisierend zugleich / Glenn-Miller-Orchestra brachte das amerikanische Lebensgefühl perfekt auf die Bühne Kulmbach. Seine Musik ist unverwechselbar, sein Aufstieg war bemerkenswert, sein Ende tragisch: Glenn Miller hat Musik für die Ewigkeit geschaffen. Er ist einer wichtigsten der Begründer der modernen Unterhaltungsmusik, seine Titel sind rund um den Erdball ein Begriff. Mit dem Glenn-Miller-Orchestra gastierten die legitimen und auch offiziell lizensierten Nachfolger des legendären Bandleaders am Montagabend in Kulmbach. Die fast zweieinhalbstündige Show des Orchesters war an Perfektion und Authentizität kaum mehr zu überbieten. Die Formation tourt seit Jahren durch Europa. Leiter war bislang der bekannte niederländische Jazzmusiker Will Salden. Er hat die Leitung erst vor zwei Jahren an den deutschen Jazzposaunisten Uli Plettendorff abgegeben. Auch unter seiner Leitung konnten die Zuhörer in das amerikanische Lebensgefühl der 1940 und 1950er Jahre eintauchen. Es war ein klassisches „Best of“ mit allen großen Hits, mit bekannten und unbekannteren Titeln der Swing Ära, aber alle unverwechselbar im Glenn-Miller-Sound. Das heißt: auffallend harmonisch und elektrisierend zugleich. Wer kennt sie nicht? Titel wie “In The Mood”, “Pennsylvania 6-5000”, „A String of pearls“ oder die “Moonlight Serenade”, das alles sind längst Standards geworden, die von den 16 exzellenten Profimusikern in modern klingenden Originalarrangements dargebracht wurden. Eine Besonderheit ist Charlotte Illinger, die Solosängerin des Orchesters. Die studierte Jazzsängerin gehört der Formation erst seit kurzem an und meistert ihren Part hervorragend. Immer wieder ist sie als markante Solistin zu erleben, manchmal auch im Duo oder Quartett mit Musikern, die nicht nur auf ihrem Instrument, sondern auch stimmlich auftrumpfen dürfen. Auch wenn sie die Titel wahrscheinlich schon tausendmal live gespielt haben, schaffen es die Musiker noch immer, das Publikum mitzureißen und keinerlei Routine spüren zu lassen. Mit musikalischer und technischer Präzision, herausragenden solistischen Leistungen, mit überraschenden Details, mit viel Showtalent und immer auch mit einem Augenzwinkern konnten die Musiker das Publikum vollends überzeugen. Immer wieder übernehmen einzelne Musiker solistische Aufgabe, improvisieren und stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass alle exzellente Könner auf ihren Instrumenten sind. Nur so ist der wundervolle satte Sound überhaupt möglich. Das besondere am Glenn-Miller-Orchestra ist, dass es sich bei der Big Band wirklich um die legitimen Nachfolger der Musiker von damals handelt. Die Rechte an der Musik werden von einem eigenen Unternehmen, der Glenn Miller Productions, Inc. verwaltet. Nur vier Orchester dürfen demnach weltweit die originalen Arrangements von Glenn Miller spielen, eines in den USA, ein zweites ausschließlich Großbritannien, das dritte im Fernen Osten und eben das Orchester für das übrige Europa. Bandleader ist seit August dieses Jahres der aus Westfalen stammende Posaunist Uli Plettendorff. Er steht damit in direkter Nachfolge von Glenn Miller, der Zeit seines Lebens selbst auch stets die Posaune gespielt hatte. Uli Plettendorff gehört dem Glenn-Miller-Orchestra bereits seit 1987 an, war erster Posaunist, spielte aber immer wieder auch in anderen Bigbands, etwa bei Paul Kuhn. Uli Plettendorff ist das, was man in der klassischen Musik den „primus inter pares“ nennt. Er gibt die Einsätze, winkt am Ende ab, reiht sich aber während der Stücke in die Big Band ein und spielt seinen Part genauso mit, wie alle anderen auch. Bilder: Kleiner Prinz und junger Beethoven / Musikalisch vielseitig aufgestellt: Magdalena Simon leitet den Bayreuther Kinder- und Spatzenchor an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth. Geige, Klavier, Orgel, Harfe: Nicht nur instrumental ist Magdalena Simon breit aufgestellt. Die Kinder- und Jugendchorleiterin an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik liebt Alte Musik genauso wie Pop, Bach genauso wie Gospel. Auch das Tätigkeitsfeld der 26-Jährigen streckt sich weit über ihr Engagement an der Hochschule hinaus. An der Marienkirche ihrer Heimatgemeinde Velden im Nürnberger Land leitet sie den Kinderchor und einen Projektchor, in Bayreuth gehört sie zur Leitung des noch jungen Universitätschores, sie gibt Instrumentalunterricht und daneben tritt sie auch immer wieder in Lesungen und Konzerten auf oder gestaltet Gottesdienste musikalisch mit. Magdalena Simon wurde in Münchberg geboren und ist in Helmbrechts aufgewachsen. Als Pfarrerstochter waren ihr Glaubensinhalte nie wirklich fremd. Nach dem beruflichen Wechsel ihres Vaters Christian Simon nach Mittelfranken besuchte sie dort das Gymnasium. Eine echte Alternative zum Studium an der Hochschule in Bayreuth habe es eigentlich nicht gegeben. Ihr habe ein Beruf vorgeschwebt, der im Wesentlichen drei Schwerpunkte umfasst: Menschen, Musik und Glaube. Diese drei Elemente seien im Studium der Kirchenmusik vereint: Musik, Pädagogik und Theologie. So studierte sie im Bachelor evangelische Kirchenmusik. Gleichzeitig sei die Begeisterung für die Chor- und die Kinderchorleitung entstanden. Im Master folgte dann das Dirigierstudium in den Fachrichtungen Chorleitung sowie Kinder- und Jugendchorleitung. Die hauptberufliche Stelle an der Hochschule hatte sie dann zum Wintersemester 2023/24 übernommen. „Ich bin wirklich sehr gerne hier“, schwärmt sie und verweist auf die verschiedensten musikalischen Projekte, die sie hier schon verwirklichen konnte. Zwei feste Termine gibt es jedes Jahr: das Adventskonzert und ein Kindermusical im Sommer. Mit dem „Schöpfungsfest“, einem kindgerechten Singspiel von Marko Zdralék, das sich am Schöpfungsoratorium von Joseph Haydn orientiert, gastierte der Kinder- und Spatzenchor unter der Leitung von Magdalena Simon sogar beim Evangelischen Kirchentag in der Nürnberger Lorenzkirche. Heuer stand die Musical-Version des „kleinen Prinzen“ nach der Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry auf dem Programm. Zum Adventskonzert am 7. Dezember in der Bayreuther Stadtkirche hat Magdalena Simon diesmal das Thema „Sternstunden“ ausgewählt. „Wir singen Lieder, die sich auf verschiedene Art und Weise mit Advent, Licht und Sternen auseinandersetzen.“ Mitwirken werden knapp 50 Kinder in drei Chören, der Spatzengruppe ab drei Jahren, dem Kinderchor ab sechs Jahren und dem Jugendchor ab neun Jahren. Dabei treten die Chöre einzeln, aber auch zusammen auf. Tags darauf, am 2. Advent (8. Dezember) wird es Ausschnitte aus dem Adventskonzert noch einmal im 10-Uhr-Gottesdienst in der Stadtkirche geben. Magdalena Simon ist es wichtig, den Kindern und Jugendlichen Glaubensinhalte mit auf dem Weg zu geben. „Der Glaube spielt für mich schon eine sehr große Rolle“, sagt die Pfarrerstochter. Mit Johann Sebastian Bachs „Soli deo gloria“ („Gott allein sei Ehre“) hätte sie ihr eigenes Motto nicht besser wählen können. Für sie sei es von großer Bedeutung, dass sie auch hinter den Liedtexten stehen könne. Für Magdalena Simon funktioniert Kirchenmusik ohne Glauben nicht. Trotzdem will sie die Kinder und Jugendlichen und manchmal auch deren Eltern ganzheitlich begeistern. Was gibt es Schöneres, wenn man Interesse bei Kindern wecken und vielleicht auch mal kirchenferne Menschen über die Musik ansprechen kann? Auch für das kommende Jahr hat Magdalena Simon schon Pläne. Mit dem Kinder- und Spatzenchor soll es erneut ein Sommermusical geben, dass dann Ludwig van Beethoven gewidmet sein wird. Unter dem Titel „Freude, Töne, Götterfunken“ werden die Sängerinnen und Sänger in das Leben des jugendlichen Beethoven eintauchen und der Frage nachgehen, was passieren würde, wenn sich Beethoven in unsere Zeit verirrt hätte. Es muss allerdings nicht immer geistliche Musik sein. Magdalena Simon gehört zu den Leiterinnen des Unichors Bayreuth, ein Ensemble mit 90 (!) Sängerinnen und Sängern, das sich im Wintersemester 2021 zusammengefunden hatte. „Wir sind eine große Gemeinschaft aus Studierenden, Externen, und allen, die Spaß am Singen und Musizieren haben“, sagt sie. Da stehen dann auch schon mal Musik aus den aktuellen Charts, Gospels oder Experimentelles auf dem Programm. „Ich mach das alles sehr gerne“, so Magdalena Simon. Mit Kindern auch mal schlichte Volkslieder, die Kenntnisse darüber seien leider nicht mehr besonders ausgeprägt. Ihre Lieblingskomposition freilich ist die „Moldau“ von Friedrich Smetana. Sie sei eben doch eher auf der romantischen Seite angesiedelt. Bild: Magdalena Simon leitet den Bayreuther Kinder- und Spatzenchor an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik. Gelungene Spannungsbögen und elegant geschmeidiges Spiel / Einblicke in die spanische Musikkultur: Konzert der Hofer Symphoniker unter Johannes Wildner Hof. „Viva España“: So hatten die Hofer Symphoniker ihr 3. Symphoniekonzert der laufenden Saison überschrieben. Das klingt nach klappernden Kastagnetten, Granada, Flamenco und Folklore. Doch weit gefehlt. Traumhafte Melodien, ansprechende Kompositionen und virtuose Klangwelten waren es, die unter der Stabführung des Österreichers Johannes Wildner, einem ehemaligen Wiener Philharmoniker, am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle erklangen. Turina, Rodrigo, Arriaga: Selbst eingefleischte Musikliebhaber werden mit diesen Namen nicht sofort etwas anfangen können. Nun haben die Hofer Symphoniker aber eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es sich lohnt, sich mit diesen Komponisten abseits aller Klischees zu beschäftigen. Am bekanntesten ist sicher noch Joaquín Rodrigos „Concierto de Aranjuez“ für Gitarre und Orchester. Zumindest der zweite Satz ist absolut populär geworden und hat sogar Eingang in die Popmusik gefunden. Nun ist die Gitarre nicht unbedingt das gängigste Soloinstrument für ein klassisches Konzert. Wenn man allerdings einem Virtuosen wie Ricardo Gallén zuhören darf, wird einem die Faszination des Gitarrenspiels schnell klar. Da eröffnet sich ein ganz neues Klangspektrum. Für den Spanier war es das Debüt in Hof. Bereits am Vortag hatte er eine Meisterklasse an der Musikschule gegeben. Ricardo Gallén ist Professor für Gitarre an der Musikhochschule „Franz Liszt“ in Weimar. Joaquin Rodrigos Gitarrenkonzert ist längst zum Evergreen geworden. Keine zweite derartige Komposition dominiert die klassische Gitarrenwelt dermaßen. Für Ricardo Gallén ist es ein Bravourstück, das er komplett verinnerlicht hat. Und doch gelingt es ihm die Faszination dieses Werkes eindrucksvoll zu vermitteln. Der Solist setzt auf absolute Perfektion, seine Virtuosität ist überaus überzeugend. Rhythmisch keck lässt er seinen Solopart im ersten Satz erklingen, faszinierend gelingt ihm das Wechselspiel mit dem Orchester im so eindrucksvollen, wehmütigen Adagio, gelungene Spannungsbögen und elegant geschmeidiges Spiel dominieren den 3. Satz. Aber nicht nur die zarten Töne der Gitarre machen den Reiz der Komposition aus, auch die wunderbaren Soli der Holzbläser gehören dazu, und die gute Balance, die Orchester und Soloinstrument finden. Zum Einstieg gab es die kurze, aber ebenfalls sehr eingängige melancholische Komposition mit dem Titel „La oración del torero“ („Das Gebet eines Toreros“) für Streichorchester von Joaquín Turina. Ein in sich ruhendes Stück, gängig und doch ausdrucksstark, das die Hofer Symphoniker unter Johannes Wildner ganz unaufgeregt und unspektakulär, in sich ruhend, aber in jedem Fall klangtechnisch wohldosiert und transparent musizieren. Hauptwerk war die Symphonie D-Dur des zeitweise komplett vergessenen baskischen Komponisten und Geigers Juan Crisóstomo de Arriaga, der keine 20 Jahre alt wurde und der von 1806 bis 1826 lebte. Stilistisch ist das Werk im 18. Jahrhundert angesiedelt. Wer spanischen Lokalkolorit erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Fast könnte man diesen Komponisten der Wiener Klassik zuordnen, genießt er doch den Ruf des „spanischen Mozarts“. Die D-Dur-Symphonie zeigt eine eingängige Melodik und eine gefällige Harmonik: Zeitweise glaubt man Beethoven zu hören. Für den dritten Satz hatte sich der Dirigent etwas ganz Besonderes ausgedacht. Er lässt den kompletten Satz gleich zwei Mal musizieren. Einmal als klassisches Menuett als Tanzsatz mit edlem Charakter, das zweite Mal als rasches, schnelles Scherzo, lebendig und heiter gespielt. Bei all dem zeichnen die Hofer Symphoniker unter Johannes Wildner ein nuancenreiches, ins Detail gehendes Klangbild. Mit der Aufführung hat das Orchester an diesem Abend Einblicke in eine Musikkultur gewährt, die nicht nur geografisch am Rande liegt. Es ist auf jeden Fall gelungen, Neugier und Interesse auf mehr zu wecken. „Ausgebuffte Rentner-WG“ in Kupferberg / Berchler-Theatergruppe probt neue Kriminalkomödie – Premiere am 18. Januar Kupferberg. Die fränkische Mundart darf nicht aussterben. Das ist das große Ziel, das die „Berchler“-Theatergruppe aus Kupferberg verfolgt. Die Aktiven wollen dieses Ziel nicht nur bei der Aufführung der Kriminalkomödie „Die ausgebuffte Rentner-WG“ unter Beweis stellen, sondern haben es auch in ihrer neuen Satzung festgeschrieben. Die „Berchler“ sind nämlich seit einigen Monaten keine Gesellschaft des bürgerlichen rechts (GbR) mehr, sondern ein eingetragener Verein (e.V.). Die Berchler, das ist die Theatergruppe aus Kupferberg, die 2011 aus einer Bierlaune heraus von vier Kupferbergern und vier Wirsbergern gegründet wurde. Sie verbindet der Berg, also der „Berch“. Mittlerweile gehen sie in ihre 12. Spielzeit. „Kunst, Kultur und Heimatpflege zu fördern und insbesondere die Tradition des fränkischen Mundarttheaters aufrechtzuhalten, das ist es, was wir möchten“, sagt „Berchler-Urgestein Willi Rucker. Er ist der neue 1. Vorsitzende des Vereins, der als „Berchler Theatergruppe e.V.“ bereits in das Vereinsregister eingetragen ist und dem die Gemeinnützigkeit anerkannt wurde. „Unser Ziel ist es, die fränkische Sprache und das fränkische Kulturgut mit Hilfe des Laientheaters zu pflegen und zu fördern“, so Willi Rucker weiter. Nun hätte es dazu freilich nicht unbedingt einen Verein gebraucht. Die GbR sei am Ende aber immer schwerer zu handhaben gewesen, da alle Aktiven gleichbleibende Gesellschafter waren, obwohl sie ja häufig wechselten. Mit dem „e.V.“ könne man außerdem eine bessere Außenwirkung erzielen. So sei der Verein in den wenigen Monaten seit der Gründung bereits von 13 auf 21 Mitglieder angewachsen. Das Beste daran ist, es sind auch viele junge Leute dabei. Das jüngste Mitglied ist neun Jahre jung. „Der Name Berchler soll ja schließlich nicht mit uns zu Grabe getragen werden“, sagt Willi Rucker. Er würde sich freuen, wenn sich die Mitglieder aber auch aktiv einbringen und die Vereinstätigkeit unterstützen. Nicht umsonst sei der Jahresbeitrag mit zwölf Euro bewusst niedrig gehalten worden. Neben Willi Rucker als Vorsitzenden gehören Christine Exner als 2. Vorsitzende, Stephan Zeis als Kassenwart, Steffka Kodisch aus Kulmbach als Schriftführerin und Nicole Cichos der auf zwei Jahre gewählten Vorstandschaft an. Sie werden auch beim diesjährigen Stück, der Kriminalkomödie „Die ausgebuffte Rentner-WG“ der Erfolgsautorin Beate Irmisch wieder dabei sein. Darin geht es um die befreundeten Senioren Johann, August, Lotti und Käddi, die sich zu einer Rentner-WG zusammengeschlossen und gemeinsam ein altes Haus gekauft haben. Allerdings reicht das Geld nicht, um den Kredit abzubezahlen. Doch die vier Senioren lassen sich nicht unterkriegen. Die Leseproben laufen bereits seit Oktober in der ehemaligen Sparkassenfiliale, ab Dezember geht es dann auf die Bühne in der Stadthalle. Nach anfänglichen Tonstörungen im vergangenen Jahr gehen die „Berchler“ diesmal auch bei der Technik diesmal neue Wege. Gespielt wird nicht mehr mit Richtmikrofonen, sondern mit Head Sets. Wie immer gibt es in der Halle eine Bewirtung, die von den örtlichen Vereinen übernommen wird. Auf der Bühne mitwirken werden dabei: Eric Braunersreuther, Doris Holhut, Heidi Holhut, Stefan Karnitzschky, Steffka Kodisch, Dana Kolenda, Barbara Michel, Marco Küffner, Patrick Rosa, Willi Rucker, Dagmar Vornhof, Simon Weber und Stephan Zeis. Die Aufführungen finden statt am 18.01. (19.30 Uhr), 19.01. (15 Uhr), 25.01. (19.30 Uhr), 26.01. (15 Uhr), 01.02. (19.30 Uhr), 02.02. (15 Uhr) und 08.02. (19.30 Uhr). Außerdem gibt es eine geschlossene Aufführung, zu der über den VdK die Bewohner von Seniorenheimen, und Behinderteneinrichtungen eingeladen werden. Der Eintritt kostet 11,50 Euro, Karten gibt es ausschließlich bei Willi Rucker (09227/4977) und bei Heidi Holhut (09227/309). Bild: Im Freien haben Mitglieder der “Berchler Theatergruppe“ schon einmal für die neue Kriminalkomödie geprobt (von links): Steffka Kodisch, Martina Rucker, Doris Holhut, Stephan Zeis und Willi Rucker. Main-Symphonics unter Dampf / Musikalische Winterreise zwischen Lokomotiven in Neuenmarkt – Außergewöhnliches Weihnachtskonzert mit Ljubka BIagioni zu Guttenberg Neuenmarkt. Die Menschen in eine andere Welt zu versetzen. Welche Zeit würde sich dafür besser eignen als die Vorweihnachtszeit, und was wäre dazu besser geeignet als die Musik? Die prominente Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg und das neu gegründete Orchester Main Symphonics werden am Samstag, 23. November die Vorweihnachtszeit zusammen mit dem ExSilentio-Kammerchor aus Dresden unter der Leitung des Ludwigschorgaster Multitalents Lukas Alois Roth eröffnen. Auf dem Programm des außergewöhnlichen Konzerts mit dem Titel „Eine Winterreise“ stehen deutsche und amerikanische Weihnachtslieder, besinnliche und beliebte Orchesterstücke und auch einige A-cappella-Kompositionen, die der Chor allein singen wird. Besonders ist das Konzert schon aufgrund des Veranstaltungsortes. Der Abend findet nicht etwa in einer Halle oder in einer Kirche statt, sondern im Deutschen Dampflokomotivmuseum (DDM) in Neuenmarkt. Nach einigen Renovierungsmaßnahmen soll das Museum künftig auch für kulturelle Aktivitäten genutzt werden. „Auch für mich persönlich ist das etwas ganz Neues“, sagt Ljubka Biagioni zu Guttenberg. In einer derartigen Halle habe sie noch nie musiziert. Doch als der Vorschlag vom oberfränkischen Bezirkstagspräsidenten Henry Schramm gekommen war, habe sie sofort zugesagt. Henry Schramm ist Vorsitzender des Museumszweckverbandes. Für die Musiker des Orchesters Main Symphonics ist es nach der gelungenen Premiere Anfang September beim Festival „Klang im Kesselhaus“ in Mainleus erst der zweite Auftritt. Der Klangkörper besteht im Wesentlichen aus Studenten der Dresdner Musikhochschule. Dort wird Lukas Alois Roth im kommenden Jahr sein Studium abschließen. Auch einige Musiker aus der Region werden dabei sein. Ergänzt wird das Orchester von einer ganzen Reihe bulgarischer Profimusiker, die eigens für den Konzertabend nach Oberfranken anreisen. Sie sind Mitglieder des 2014 von Ljubka Biagioni zu Guttenberg gegründeten Orchesters „Sofia Symphonics“. Sie sei sehr glücklich über die Verbindung nach Dresden, sagt Ljubka BIagioni zu Guttenberg. Sie hat mit den Main Symphonics und dem ExSilentio-Chor große Pläne. „Wir wollen Verantwortung für die Region und für die Heimat übernehmen und das kulturelle Leben bereichern“, sagt sie. Denkbar wären beispielsweise auch Opern- und Oratorienaufführungen. Ljubka Biagioni zu Guttenberg lobt vor allem das hohe Niveau der jungen Musiker und Sänger aus Dresden. Ein derartiges Projekt zu realisieren, das sei stets ihr Wunsch gewesen. „Mein Traum wären regelmäßige Konzerte“, so die Dirigentin. Geprobt wird auch diesmal wieder in Dresden. Von dort reisen die etwa 70 Mitwirkenden erst am Konzerttag nach Neuenmarkt an. Mit Sopranistin Ekaterina Shelehova wird auch eine Solistin mitwirken, die sich international bereits einen Namen unter anderem auch mit ihren Cross-over-Projekten gemacht hat. Die Künstlerin hat russische Wurzeln und lebt abwechselnd in Mailand und in Kanada. Auf Instagram hat sie unglaubliche 1,2 Millionen Follower. Bezirkstagspräsident Henry Schramm freut sich schon jetzt auf die besondere Atmosphäre in Neuenmarkt: „Der eindrucksvolle Rahmen der historischen Dampfloks und des Lokschuppens bietet ein außergewöhnliches Ambiente, das die Musik noch intensiver und stimmungsvoller wirken lässt“. Veranstalter des Konzertes am 23. November um 19 Uhr im Deutschen Dampflokomotivmuseum i Neuenmarkt sind der Bezirk Oberfranken und der Verein Kunstwert. Restkarten gibt es noch online unter www.kunstwert.org/winterreise oder vor Ort im DDM Neuenmarkt, Birkenstraße 5, 95339 Neuenmarkt sowie im Friseursalon Gordon Sieverding, Hans-Herold-Straße 2, 95326 Kulmbach. Bild: Ljubka Biagioni zu Guttenberg wird das ungewöhnliche Konzert am 23. November in Neuenmarkt leiten. Foto: privat Vielseitig, virtuos und voller Schwung / Von klassisch bis zeitgenössisch: Umjubeltes Jubiläumskonzert des Hofer Akkordeonorchesters Hof. Von wegen Quetschn oder Schifferklavier: im Akkordeon steckt viel mehr, als manch einer denkt. Wer das nicht glauben mag, der hatte am Samstagabend im Festsaal der Freiheitshalle die Gelegenheit, die vielen Facetten des Akkordeonspiels kennen zu lernen. Mit dem Akkordeonorchester Hof feierte eines der erfolgreichsten Ensembles der Musikschule der Symphoniker sein 40-jähriges Jubiläum. Und wie! Es war ein fulminantes, fast dreistündiges Konzert auf höchstem musikalischem Niveau, voller Abwechslung und Überraschungen und mit Musikern, die alle echte Virtuosen auf ihrem Instrument sind. Keine Frage, das einst so klischeebesetzte Akkordeon ist längst zu einem salonfähigen, seriösen Instrument avanciert, an einigen Musikhochschulen gibt es sogar den Studiengang „Akkordeon“ und es gibt mittlerweile auch klassische Literatur für dieses Instrument, sogar zeitgenössische. Nun ist Hof in der Welt der Akkordeons schon lange ein Begriff. Das Orchester war schließlich auch schon weltweit aufgetreten, sogar auf der Insel La Reunion mitten im Indischen Ozean und in den USA sowie in China. Bei Orchester-Weltmeisterschaften, auch so etwas gibt es, kehrten die Hofer Musiker schon mehrfach mit Medaillen zurück. Zum Jubiläumskonzert gab es von den 25 Mitwirkenden unter der Leitung von Torsten Petzold eine Auswahl der beliebtesten Stücke aus den vergangenen vier Jahrzehnten. Seit 15 Jahren steht Torsten Petzold als Dirigent an der Spitze des Ensembles. Schon mit der blitzsauber musizierten Ouvertüre zur „Diebischen Elster“ von Gioachino Rossini kam so richtig Stimmung auf. Pure Perfektion bot der Klangkörper virtuos und perfekt dargeboten. Ein echtes musikalisches Feuer ließen die Musiker nach der Pause mit dem kurzen, aber effektvollen „Säbeltanz“ des armenischen Komponisten Aram Chatschaturjan lodern. Ein echtes Bravourstück für das Orchester. Brillante Klänge gab es beim Musical-Medley mit Melodien aus Claude-Michel Schönbergs „Miss Saigon“, mal liebevoll zart, mal in großartigem Forte, mit vielen Takt- und Tempowechseln und als Überraschung mit einer wundervollen Gesangseinlage von Elisa Geiser und Florian Weichert. Ein explosives Musikerlebnis bescherte das Akkordeonorchester dem Publikum mit Melodien aus der Tanzshow „Lord of the Dance“. Auch ungewohntes brachte das Orchester zu Gehör. Mit dem Techno-Sound eines Stückes mit dem Titel „Sandstorm“ der beiden Komponisten Violle Virtanen und Jaakko Salovaara stellte das Ensemble gleichzeitig unter Beweis, wie vielseitig das Instrument ist und welche Klangflächenkontraste damit möglich sind. Als Gratulanten waren zuvor die Hobby-Akkordeonisten der Symphoniker-Musikschule unter der Leitung von Bernd Rosenberger und das befreundete „1. Akkordeonorchester AC Langenhagen 74“ aus der Nähe von Hannover auf. Letzteres ist sogar noch zehn Jahre älter als das Hofer Orchester. Die 15 Musiker unter der Leitung von Igor Krizman hatten eine sinfonische Komposition von Markus Götz („Montanas del Fuego“), ein klassisches Werk von Gabriel Faure („Pavane“) und ein populäres Stück, ein Robbie-Williams-Medley mitgebracht. Auch diese Formation spielte hervorragend zusammen und präsentierte eindrucksvoll, welche unentdeckten Seiten und Facetten in diesem Tasteninstrument stecken. Mit einem einzigen, wenngleich sehr wirkungsvollen Stück, waren die „Hobby-Akkordeonisten“ unter der Leitung von Bernd Rosenberger, dem allerersten Akkordeonschüler der Musikschule, aufgetreten. „Die Akkordeonisten sind Laien, die viel Freude am Spiel, aber wenig Zeit zum Üben haben“, so hatte es Moderator Michael Will zuvor erklärt. Gemerkt hat man das mit dem wenigen Üben nicht. Unter dem Motto „Rock von der Waterkant“ spielten sie ein schwungvolles Medley der Shanty-Rocker Santiano. Der eigentliche Höhepunkt aber folgte am Schluss. Da spielte das Hofer Orchester zusammen mit vielen Ehemaligen und einigen Mitstreitern aus Hannover die Musikerhymne „Music“ von John Miles. Das hat schon sinfonische Qualitäten, wenn über 50 Musiker gemeinsam Akkordeon spielen. Von der Musik mit ihrem unglaublich glanzvollen Schwung geht ein ganz eigenartiger Zauber aus. Auch bei den beiden Zugaben, der Champagnerpolka und dem Country-Titel „Orange Blossom Special“. Am Ende standen tosender Beifall und viele Jubelrufe für die Musiker. Karat in Hof: Markant, meditativ und nicht immer Mainstream / Ostrock-Legende gastierte in der Freiheitshalle – Was die Supergruppe aus dem Osten mit dem Papst zu tun hat
Hof. Diese Band hat echt schon viel mitgemacht. 1975 wurde Karat in der DDR gegründet. Was folgte war ein mühsamer, langwieriger, aber auch unglaublich erfolgreicher Aufstieg. Sogar West-Tourneen durfte die Band unternehmen. Mit der Wende ging es zunächst einmal wieder bergab. 2004 starb überraschend der Sänger und Frontman Herbert Dreilich, das Gesicht von Karat. Dann folgten ein kurioser Streit um den Bandnamen, das vorläufige Aus durch Corona und bis zuletzt mehrere Umbesetzungen. Doch Karat ist immer noch da. Und wie! Im kommenden Jahr feiern die ehemaligen DDR-Rocker ihr 50-jähriges Jubiläum. Am Samstagabend gastierte die Kultband in der Freiheitshalle, klar, dass viele Fans auch aus Thüringen und Sachsen angereist waren. Wenn Karat noch immer und vor allem jetzt wieder großen Erfolg hat, dann liegt das in erster Linie an Claudius Dreilich, Sohn des verstorbenen Herbert Dreilich. Er hat die Lieder von klein auf in sich aufgenommen, besitzt eine Stimme, die erstaunlich an die des Vaters erinnert, und er hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Als Opener gibt es den Titel „Sturmwind“, gefolgt von „Die sieben Wunder der Welt“, ein eher selten gespielter Song. Zugegeben, am Anfang klang alles noch etwas dumpf und Schlagzeug-lastig. Dem bombastischen Sound von Karat war der Festsaal der Freiheitshalle wohl nicht so ganz gewachsen. Doch die Tontechnik bekam das schnell in den Griff. Wenn vom 50. Geburtstag der Band im kommenden Jahr immer wieder die rede war, dann gehört es allerdings auch zur Wahrheit, dass von den ursprünglichen Gründungsmitgliedern tatsächlich keiner mehr dabei ist. Komponist, Keyboarder und Kreativkopf Ulrich „Ed“ Swilms ist im vergangenen Jahr verstorben. Vor knapp zwei Jahren musste Bassist Christian Liebig die Band verlassen. Auch Schlagzeuger Michael Schwandt ging damals. Für sie spielen jetzt Daniel Bätge am Bass und Heiko Jung am Schlagzeug. Musikalisch ging dies alles aber scheinbar spurlos an den Ostrock-Legenden vorüber. Der Lust an der Live-Musik hat es der Band wohl nicht geschadet. Daran ließen Claudius Dreilich, der langjährige Gitarrist Bernd Römer und Keyboarder Martin Becker sowie die beiden neuen Band-Kollegen in Hof keinen Zweifel aufkommen. Überhaupt ist die Freiheitshalle ein ganz besonderer Platz, wie Claudius Dreilich berichtete. Hier hatte er seinen ersten Fernsehrauftritt als Frontman nach dem Tod seines Vaters. Das war am 2. April 2005 bei der Carmen-Nebel-Show. Die Sendung wurde damals live ausgestrahlt und ausgerechnet an jenem Abend war Papst Johannes Paul II. verstorben. Karat war damals die letzte Band, die noch gesendet wurde, ehe sämtliche TV-Sender nach Rom schalteten. Das Erfolgsgeheimnis von Karat liegt aber auch in dem eigenen Musikstil, den die Band schon recht früh entwickelt hatte. Meditative Klänge, die nicht unbedingt immer Mainstream sind, markante Passagen, klassische Elemente, poetische Texte. Typische Beispiele dafür sind Titel wie „Albatros“ oder „Schwanenkönig“, Songs, die selbst längst Legende sind und die bei vielen älteren, aber auch jungen Fans des Ostrocks längst Kultstatus haben. In Hof hatte Karat diese Songs und noch viele mehr im Gepäck. Natürlich gibt es in der Freiheitshalle auch den „Blauen Planeten“, eigentlich ein Friedenslied, das nichts an Aktualität eingebüßt hat. Das zeigt auch, dass die Band, immer wieder politische Statements in den Titeln verpackt hat und nicht etwa angepasst war, wie manchmal behauptet wird. Mit „Über sieben Brücken musst du gehen“ hatte die Band sogar so etwas wie einen Welthit, der unzählige Male gecovert wurde. Auch diesen Titel gab es in Hof und das Publikum, scheinbar alles eingefleischte Karat-Fans sang enthusiastisch mit. An Selbstbewusstsein mangelt es Frontman Claudius Dreilich auch nicht: „Wir sind die einzige wahre Rockband, die ihr 50-jähriges Jubiläum feiern kann“, sagt er. Ob das stimmt? Auf jeden Fall soll es im kommenden Jahr über 70 Konzerte geben, in Kirchen, in großen Arenen und sogar in der Hamburger Elbphilharmonie. Kurios ist die folgende Tatsache, die man sogar im Internet nachlesen kann: Karat ist offiziell eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR). Das heißt auch: die Mitglieder fällen Entscheidungen durch Abstimmung. Was die Mehrheit will, wird durchgesetzt. Bilder: Mit Karat gastierte die Supergruppe aus dem Osten um Sänger Claudius Dreilich am Samstagabend im nahezu ausverkauften Festsaal der Freiheitshalle. Phänomen Pavarotti: Gelungene Hommage an einen Tenor in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle Kulmbach. Für eine Hommage an Luciano Pavarotti reicht ein einziger Tenor nicht aus. Da braucht es schon drei Tenöre, um der Legende einigermaßen Tribut zu zollen. In der eigens zusammengestellten Show unter dem Titel „Luciano“ waren am Freitagabend in der Dr.-Stammberger-Halle Johannes Groß, Oscar Marin und Ricardo Marinello angetreten, um einige „Hits“ des großen Pavarotti zum Besten zu geben. Und sie taten dies nicht schlecht. Zusammen mit der TV-bekannten Sopranistin Eva Lind als Moderatorin und der musikalischen Begleitung der Organistin Claudia Hirschfeld gab es zwei Stunden Unterhaltung auf hohem Niveau. Die erste Überraschung war, dass kein Orchester auf der Bühne saß. Claudia Hirschfeld begleitete die Sänger auf, ja nicht etwa auf einem klassischen Flügel, sondern auf einer Mischung aus elektronischer Orgel und einem riesigen Computer. Die korrekte Bezeichnung des schneeweißen Instruments, das aussieht wie die Kommandobrücke eines Raumschiffs, ist „Wersi Sonic OAX-1000“. Das Teil ist im Handel für schlappe 40.000 Euro zu haben. Die zweite Überraschung: Dieses Instrument kann ein echtes Orchester hervorragend imitieren. Da meint man manchmal doch tatsächlich, Streicherklänge zu hören, Bläser werden hervorragend nachgemacht und auch die tiefen Töne kommen damit prima rüber. Einige Extra-Effekte gibt es auch. Da meint man doch glatt beim „Ave Maria“ die Stimmen eines Chors zu vernehmen und sogar das Schlagwerk beherrscht diese Orgel perfekt, wenn sie eine Musikerin wie Claudia Hirschfeld bedient. Aufgeführt wurden Werke von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini oder Gaetano Donizetti genauso wie bekannte neapolitanische Canzonen und klassische italienische Schlager wie etwa „O sole mio“, „Mamma“ oder „Granada“ oder „Funiculì, Funiculà“ als Zugabe. Eben all das, was der „Popstar der Opernwelt“ in seinen späteren Jahren regelmäßig gesungen hat. Einen besonderen Titel gab es auch. Das Lied „Luciano“ hatte Organistin Claudia Hirschfeld 2017 eigens zum 10. Todestag von Pavarotti komponiert. Das Werk ist mittlerweile mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. Sogar mit einigen Solostücken wie dem Intermezzo aus der „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni oder der Ouvertüre zur Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi können sie und ihr Instrument überzeugen. Nun sind die drei Tenöre nicht unbedingt die prominentesten ihres Faches, aber sie machen ihre Aufgabe hervorragend, live, spontan, ohne Mikrofon und vor allem gekonnt. Sie kommen aus Deutschland (Johannes Groß), Spanien (Oscar Marin) und Italien (Ricardo Marinello). Der Dortmunder Johannes Groß wurde als Kopf und Gründer der German Tenors bekannt. Oscar Marin stammt aus Barcelona und war Schüler von Montserrat Caballé und Ricardo Marinello gewann bereits im Alter von 18 Jahren die Casting-Show „Das Supertalent“, jüngst hatte er sogar auch auf TikTok für Furore gesorgt. Besonders emotional war die Show, als alle drei gemeinsam Arien anstimmten, so wie vor einigen Jahren die weltberühmten drei Tenöre Carreras, Domingo und eben Pavarotti. „La donna é mobile” aus der Oper “Rigoletto” von Giuseppe Verdi beispielsweise gleich zu Beginn oder dem “Nessun dorma” aus Giacomos Puccinis „Turandot“ am Ende sorgten dabei für echte Gänsehautmomente. Aber auch einzeln wissen die Künstler, ihr Publikum für sich zu gewinnen. Oscar Marin etwa mit „E lucevan le stelle” aus Tosca von Giacomo Puccini, Ricardo Martinello mit “Una furtiva lacrima” aus dem “Liebestrank” von Gaetano Donizetti oder Johannes Groß mit „Vesti la giubba” aus dem „Bajazzo“ von Ruggero Leoncavallo. Mit dem Lied „Caruso“ von Lucio Dalla verlässt Ricardo Marinello absolut überzeugend sogar mal das klassische Sujet. Drauf haben sie es auf jeden Fall alle drei, wie sie die exponierten Melodiebögen ausspannen, oder wie sie immer wieder die Schlusssteigerung zu den hohen Tönen nehmen. Das haben sie sich gut abgeschaut und abgehört, denn genau dafür wurde der große „Big P.“ von seinem Publikum geliebt. Pavarottis schwebende Expression, sein silbern timbriertes und elegant schlankes Organ der früheren Jahre, irgendwie lassen es die drei zumindest immer wieder mal aufblitzen Ohne Zweifel ist Johannes Groß der stimmgewaltigste von ihnen. Er könnte tatsächlich auch im Heldenfach singen. Besonders berührend war es, als er seiner im Publikum anwesenden Ehefrau offenbar ganz spontan einen Titel widmet. Oscar Marin ist das Showtalent. Er forderte auch schon mal ein „Olé“ vom Publikum ein, tanzt über die Bühne und wirbelt mit seinem Jackett herum. Ricardo Marinello ist ein lyrischer Tenor. Seine Version des flotten italienischen Schlagers „Mamma“ wird am meisten bejubelt. Einen echten Bogen zu Luciano Pavarotti spannte die Sopranistin Eva Lind. Sie stand selbst noch mit ihm auf der Bühne und steuerte einige Anekdoten aus dieser Zeit bei. Da kam man dem Phänomen Pavarotti gleich etwas näher, Und am Ende singt sie sogar selbst mit beim berühmten „Libiamo“ aus Verdis „La Traviata“ oder bei dem Schlager „Funiculi, Funicula“. Fotos: Die drei Tenöre Johannes Groß, Oscar
Marin und Ricardo Marinello huldigten in einer unterhaltsamen Show mit vielen
Arien und Liedern in der Dr.-Stammberger-Halle dem großen Luciano Pavarotti. „Flashdance“, „Footloose“ und „Frozen“: Zeitreise durch Film und Musical / „Musik verbindet“ - Fulminantes Konzert in der Petrikirche Kulmbach. In der Petrikirche gab es am Samstagabend nur noch Stehplätze, selbst auf den Emporen. Schuld daran war der überaus gelungene Neustart für das ambitionierte Projekt „Musik verbindet“. Gründer und Leiter Lukas Alois Roth hatte wieder einmal alle Register gezogen und mit vielen Mitstreitern eine Show auf die Beine gestellt, die ihresgleichen sucht. Wann gibt es in der Kirche schon einmal einen derartigen Jubel und wann gibt es Zugabe-Rufe? Von der Programmauswahl ganz zu schweigen: „Let´s do the time warp again“ hieß es am Anfang und am Ende der ausgeklügelten Show. Mit der ultimativen Mitmachnummer aus der „Rocky Horror Picture Show“ wurde der Abend eingerahmt. Die Konzerte am Freitag in Stadtsteinach, am Samstag in der Kulmbacher Petrikirche und am Sonntag in den Mainleuser Spinnereihallen haben wieder viele hundert Menschen besucht. Nach dem zehnjährigen Jubiläum im vergangenen Jahr hat Initiator, Gründer und Leiter Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast das Projekt heuer neu aufgestellt. Die Konzerte finden nicht in der Vorweihnachtszeit, sondern schon im Herbst statt. Das hatte vor allem technische, zeitliche und organisatorische Gründe. Gleich geblieben ist die hohe Qualität, mit dem der umtriebige Musiker den eigens zusammen gestellten Projektchor einstudiert hat. Ausgedacht hat er sich wieder etwas ganz Besonderes: diesmal gab es eine Reise durch die Film- und Musicalgeschichte von der „Rocky Horror Picture Show“ bis „Sister Act“, von „The Greatest Showman“ bis zum „König der Löwen“ und von „Tarzan“ („Dir gehört mein Herz“) bis zu „Flashdance“, „Footloose“ und „Frozen“. Sogar eine Nummer aus „Tabaluga“ („Ich wollte nie erwachsen sein“) und eine aus „Grease“ („You´re the one, that I want“) standen auf dem Programm. Lukas Alois Roth, der nach einer Ausbildung zum staatlichen geprüften Chor- und Ensembleleiter an der Berufsfachschule für Musik Oberfranken im kommenden Jahr sein Studium an der Musikhochschule Dresden abschließen wird, hat dem kulturellen Leben in der Region in den zurückliegenden Jahren schon wichtige Impulse gegeben. Da gibt es das Klangfestival in Mainleus, den ExSilentio Kammerchor, Workshops, einen Poetry Slam, ganz neu das Orchester Main Symphonics, doch ganz am Anfang standen die „Musik-verbindet“-Konzerte. Heuer war es ein fast 30 Stimmen starker Projektchor, hauptsächlich besetzt mit Sängerinnen und Sängern aus Kulmbach und Umgebung im Alter zwischen 14 und 35 Jahren. Sie alle hatten sich auf eine Ausschreibung hin beworben. Auch die eigens zusammengestellte „Musik-verbindet-Band“ war wieder dabei. Geprobt wurde am Wochenende zuvor im Kantorat von Untersteinach. Was beim Konzert in der Petrikirche besonders auffiel, waren der überaus perfekt ausgesteuerte Klang und das stimmungsvolle Lichtdesign im gesamten Gotteshaus. „Musik verbindet“ geht zurück auf das Jahr 2013. Damals hatte sich erstmals eine Gruppe von Schülern des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums zusammengefunden, um miteinander zu singen und zu musizieren und die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Das Projekt hatte in der Vergangenheit immer wieder auch Auszeichnungen erfahren. Einen Unterschied zu den zurückliegenden Konzerten gab es doch: Während in der Vergangenheit alle Einnahmen in ein bestimmtes Benefizprojekt flossen, gingen die Erlöse diesmal in das Projekt selbst. „Dafür war der Eintritt bei allen drei Konzerten frei“, erläuterte Lukas Alois Roth. Hintergrund für die Entscheidung waren nicht zuletzt auch die immens gestiegenen Kosten für die Technik und das gesamte Equipment. Während es 2013 ein einziges Konzert gegeben hatte, seien es im laufenden Jahr 53 Projekte, mit denen der Verein an die Öffentlichkeit tritt und das kulturelle Leben in Kulmbach und Umgebung bereichert. Das alles koste natürlich, so Lukas Alois Roth, der gleichzeitig seinen großen Wunsch äußerte, die Kultur in der Region noch breiter zu bespielen. Besonders begeistert zeigte sich auch Dekan Friedrich Hohenberger. Dafür sei das Gotteshaus da, dass Menschen zusammenkommen, sagte er und freute sich über die Musik, die weltweit gehört wird und weltweit die Menschen verbindet. Bilder: Die „Musik-verbindet“-Konzerte mit dem Projektchor unter der Leitung von Lukas Alois Roth sind längst nicht mehr aus dem Kulmbacher Kulturkalender wegzudenken. Die Show mit Musical- und Filmhits am Samstag in der Petrikirche sorgte einmal mehr für ein volles Gotteshaus. Bamberg in Urban Sketches: Neuer Kalender des Kulmbacher Illustrators Andreas Woitzik Kulmbach/Bamberg. Parallel zu seiner aktuellen Ausstellung in der Pop-Up-Galerie in der Spitalgasse in Kulmbach, die noch bis zum 10. November läuft, hat der Illustrator Andreas Woitzik jetzt einen ganz außergewöhnlichen Kalender präsentiert. Er besteht aus 13 „Urban Sketches“, die das Herz der Domstadt Bamberg zeigen. Allerdings nicht wie ein gewöhnlicher Kalender, sondern mit einem Fokus: der aus Kulmbach stammende und mittlerweile in Münster lebende Künstler rückt vor allem die Menschen in den Vordergrund. „Mein Kalender wird nicht die klassischen Motive zeigen, die auf Postkarten oder tausenden Smartphones von Touristen zu sehen sind“, sagt Andreas Woitzik. Wer die üblichen touristischen Ansichten erwartet, werde überrascht sein. Woitzik, der zwölf Jahre in Bamberg „gelebt, geliebt und manchmal auch gelitten“ hat, kennt die Stadt in- und auswendig, jede Ecke, jeden verborgenen Winkel. In seine Skizzen hat er viele kleine Insider-Details eingebaut, die nur echte Kenner entdecken werden. Beispielsweise die kürzlich verstorbene Katze Jenja, die ihr Fell in einer Zeichnung der Concordiastraße putzt, in der Woitzik kurz vor deren Umzug nach Münster lebte. Woitzik verwebt auch viele subjektive Wertigkeiten. Beispielsweise das Turmhäuschen am Michelsberg hat für Woitzik tiefere Bedeutung, wobei er dieses nie auf einem Foto oder einer Postkarte gesehen hat, Er selbst erlebte Dinge an diesen Orten, die ihm wichtig waren oder sind. Doch worum geht es eigentlich beim „Urban Sketching“. Nach den Worten von Andreas Woitzik handelt es sich dabei um eine Kunstform, die meist die Architektur von Städten unmittelbar dokumentiert. Dabei gebe es eine feste Regel: Alle Skizzen müssen direkt vor Ort entstehen. Künstler setzen sich mit Stift und Papier an öffentliche Plätze und zeichnen, Woitzik selbst sieht sich jedoch nicht als klassischen Urban Sketcher, da er sich von solchen Regeln nicht einschränken lassen möchte. Für den Kalender sind es jedoch wirklich echte Urban Sketches geworden. „Sonst würde ich den Kalender auch nicht so nennen, so viel Respekt habe ich schon vor dem Regelwerk“. Obwohl Andreas Woitzik sich als vielseitiger Illustrator einen Namen gemacht hat, ist das Urban Sketching für ihn eine besondere Form des Ausgleichs und der Entspannung. "Für mich ist es befreiend, einfach irgendwo zu sitzen und die Umgebung zu skizzieren", erklärt er. Seine Herangehensweise unterscheidet sich von der vieler anderer Urban Sketcher: Während sich viele Künstler auf Architektur, Gebäude und Stadtlandschaften konzentrieren, steht für Andreas Woitzik der Mensch und das Tier im Zentrum des Geschehens. "Es hat etwas leicht Gruseliges, diese Urban Sketches, in denen keine Autos oder Menschen zu sehen sind.“ Ihn erinnert das an die Lockdowns. In der Pandemie, als die Straßen leer und die Städte still waren, hätten viele Menschen gespürt, wie trostlos und fremd eine Stadt ohne ihre Bewohner wirken kann. „Eine Stadt lebt von den Menschen, die durch sie gehen, arbeiten und ihre Geschichte erzählen. Deshalb setze ich Menschen, oder auch Tiere oft in den Vordergrund.“ Beispiel dafür ist eine Szene aus dem November, in der Woitzik die Villa Remeis mit den Krähen, die sich dort versammelt hatten, zeichnete – genau so, wie er sie an diesem Tag vorfand Oder der Schlachthof aus dem Schweine ausbrechen. „Ich zeichnete dort wie gehabt und hatte aber im Hinterkopf, dass die Schließung geplant ist. Irgendwie floss das recht homogen in das Bild ein“. Diese kleinen Details verleihen seinen Skizzen eine besondere Lebendigkeit. Woitzik zeichnet nicht nur Gebäude oder Plätze, sondern fängt auch zufällige Szenen ein: Menschen, die miteinander sprechen, Touristen, die durch die Straßen schlendern, oder Tiere, die das urbane Leben bereichern. Diese flüchtigen Momente machen seine Werke zu Momentaufnahmen, die eine Stadt in Bewegung zeigen. Für Kunstliebhaber und Fans von Bamberg bietet der Kalender eine einzigartige Möglichkeit, das Jahr 2025 in 13 lebendigen Momenten zu erleben, festgehalten von einem Illustrator, der die Essenz urbanen Lebens mit einer persönlichen und lebendigen Note einfängt. Erhältlich ist der Kalender beim Künstler unter der Mailadresse woitzik.kalender.2025@gmx.de oder über seine Instagram Seite. Ab 24. Oktober gibt es ihn auch beim Antiquariat Lorang direkt in Bamberg. Foto: Der aus Kulmbach stammende und mittlerweile in Münster lebende Künstler Andreas Woitzik hat einen ganz eigenen Bamberg-Kalender für das kommende Jahr geschaffen. Grob und laut, gläsern und zerbrechlich / Seelenverwandte: 2. Symphoniekonzert der Hofer Symphoniker – Heermann Bäumer dirigierte Gustav Mahler und Josef Bohuslav Förster Hof. Zwei Komponisten, die in enger Beziehung zueinanderstanden, und deren Werke doch kaum unterschiedlicher sein könnten: Gustav Mahler und Josef Bohuslav Foerster. „Seelenverwandte“ sollen sie gewesen sein, so jedenfalls lautete der Titel des 2. Symphoniekonzerts der Hofer Symphoniker am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle: Dirigent war wieder einmal der „Conductor in Residence“ Hermann Bäumer. Von den Schrecken des Krieges bis hin zum zarten Flirt reicht das thematisch breite Spektrum menschlicher Lebenswirklichkeit in den Orchesterliedern Gustav Mahlers auf Texten „Aus des Knaben Wunderhorn“. Aus der Sammlung hatten die beiden Solisten eine interessante Auswahl von neun Kompositionen getroffen. Die Reihenfolgte legte der Dirigent fest. Das „Urlicht“, „Es sungen drei Engel“, „Das himmlische Leben“ und „Das irdische Leben“ interpretierte die Mezzosopranistin Karina Repova vom Staatstheater Mainz. Der Bariton Konstantin Krimmel von der Bayerischen Staatsoper in München sang die zärtlichen, satirischen und spöttischen Lieder zur Liebe und zur Kunst „Trost im Unglück“, „Rheinlegendchen“, den „Lob des hohen Verstandes“, den „Tamboursgesell“ sowie den Titel „Revelge“, eine ins Groteske reichende Darstellung von Krieg und Tod. Von Gustav Mahlers Humoresken, Balladen und Gesängen geht eine spezielle Faszination auf den Hörer aus. Vieles davon findet sich in seinen Sinfonien wieder. Bei kaum einem anderen Komponisten gibt es derartige Verflechtungen. Dazu gesellt sich nicht nur eine groteske und humorige Klangsprache, sondern auch eine Themenvielfalt, die in der Musikgeschichte ihresgleichen sucht. Das alles hat Gustav Mahler verpackt in musikalische Ausdrucksformen vom Marsch bis zum Ländler, mal grob und laut, mal gläsern und zerbrechlich. Konstantin Krimmel hätte in "Revelge" das erbarmungslose Marschieren in den Krieg nicht treffender interpretieren können. Ganz nah ging die Darstellung des Titels „Das irdische Leben“ durch Karina Repovas, an dessen Ende der Tod eines Kindes steht. Jedes Lied hat seinen ganz eigenen Charakter und die beiden Solisten verstanden es prächtig, diesen speziellen Geist zu vermitteln. Die beiden Spitzensolisten waren exzellent gewählt. Beiden zu eigen ist eine hervorragende Textverständlichkeit. Karina Repova begeisterte in allen Lagen mit klangvoller Stimme, einer reichen Palette an Ausdrucksmitteln, mit der sie die vielen Nuancen der Komposition hervorragend durchdrang. Gleiches gilt für Konstantin Krimmel. Auch er konnte mit vielen verschiedenen Ausdrucksvarianten glänzen und überzeugte durch seinen präzisen Zugriff, durch Stimmgewalt und Einfühlungsvermögen in Gustav Mahlers hochdifferenzierter Musik. Das alles würde nicht funktionieren, wenn Hermann Bäumer und die Hofer Symphoniker nicht die faszinierende Partitur so treffend und zielgenau umsetzen würden. Alle Kompositionen unterscheiden komplett voneinander und doch gelang es Hermann Bäumer und den Musikern, einen großen Bogen über alles zu ziehen und die orchestrale Vielfalt zum Klingen zu bringen. Nach derart dramatischer, spannender und aufregender Musik wirkte die in weiten Teilen eher sanfte und in sich ruhende 2. Symphonie des tschechischen Komponisten Josef Bohuslav Foerster nach der Pause fast schon wie ein Gegenprogramm. Für den Dirigenten Hermann Bäumer scheint der zu Lebzeiten hoch geachtete, aber heute weithin vergessene Komponist eine Herzensangelegenheit zu sein. Hat er doch bereits alle drei Symphonien mit dem Orchester Osnabrück eingespielt. Josef Bohuslav Foerster (1859 – 1951) gilt als Bindeglied zwischen Anton Dvorak und Friedrich Smetana. Viel Charme hat seine Musik, doch manchmal plätschert sie zu sehr einfach so dahin. Nicht unter dem Dirigat des Foerster-Experten Hermann Bäumer. Er machte die Komposition absolut hörenswert. Zupackend ging der Maestro an die Symphonie heran, kehrte ihre vielen Details hervor und baute immer wieder interessante Spannungsbögen auf. Von „Rocky Horror“ bis „Sister Act“ / Musik verbindet: „Best-of-Musical“-Konzerte am kommenden Wochenende in Kulmbach, Mainleus und Stadtsteinach Kulmbach. Das Projekt „Musik verbindet“ geht neue Wege. Die Konzerte finden diesmal nicht, wie in den Vorjahren, in der Adventszeit statt, sondern schon am kommenden Wochenende und zwar am Freitag, 18. Oktober in Stadtsteinach, am Samstag, 19. Oktober in Kulmbach und am Sonntag, 20. Oktober in Mainleus. „Unser kulturelles Angebot ist mittlerweile so breit gestreut, dass es technisch, zeitlich und organisatorisch“, nicht anders zu machen war", sagt Lukas Alois Roth, der seit Anfang an hinter dem Projekt steckt. Lukas Alois Roth, der nach einer Ausbildung zum staatlichen geprüften Chor- und Ensembleleiter an der Berufsfachschule für Musik Oberfranken im kommenden Jahr sein Studium an der Musikhochschule Dresden abschließen wird, hat dem kulturellen Leben in der Region in den zurückliegenden Jahren wichtige Impulse gegeben. Ob das Festival „Klang im Kesselhaus“ in Mainleus, die Poetry-Slam-Veranstaltungen in Kulmbach oder die Auftritte des ExSilentio Kammerchores aus Dresden: Lukas Alois Roth steckt hinter all diesen und vielen weiteren Projekten. Die „Musik-verbindet“-Konzerte stehen heuer unter dem Motto „Best of Musical“. Es singt ein rund 30 Stimmen starker Projektchor, hauptsächlich besetzt mit Sängerinnen und Sängern aus Kulmbach und Umgebung im Alter zwischen 14 und 35 Jahren. Sie alle hatten sich auf eine Ausschreibung hin beworben. Auch eine eigene „Musik-verbindet-Band“ wird es geben. „Insgesamt sind wir rund 50 Aktive“, sagt Lukas Alois Roth, der die Gesamtleitung hat und der auch das Programm zusammengestellt hat. Am zurückliegenden Wochenende wurde im Kantorat von Untersteinach intensiv geprobt. Auf dem Programm stehen Höhepunkte aus bekannten modernen Musicals wie „König der Löwen“, „Rocky Horror Picture Show“, „Sister Act“, „Tarzan“ oder „The Greatest Showman“. Auch einige Disney-Melodien soll es geben. „Wir werden auch einige Show-Elemente mit einbauen“, verspricht Nikolaus Alois Roth. Das Projekt „Musik verbindet“ konnte im zurückliegenden Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiern. Bereits im Herbst 2013 hatte sich eine Gruppe von Schülern des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums zusammengefunden. Während die zurückliegenden Konzerte alle Benefizkonzerte waren, sollen diesmal sämtliche Erlöse in das Projekt selbst fließen. „Dafür ist der Eintritt bei allen drei Konzerten frei“, sagt Lukas Alois Roth. Hintergrund für die Entscheidung seien nicht zuletzt auch die immens gestiegenen Kosten für die Technik und das gesamte Equipement. Das Projekt „Musik verbindet“ hatte in der Vergangenheit immer wieder auch Auszeichnungen erfahren. So gab es 2015 den Sozial- und Kulturpreis der Kulmbacher Service-Clubs, 2016 den Kulmbacher Ehrenamtspreis und 2019 den Publikumspreis „Helden der Heimat Oberfranken" der Adalbert-Raps-Stiftung. Weitere Projekte von Lukas Alois Roth in den kommenden Wochen sind ein groß angelegtes, weihnachtliches Sinfoniekonzert am 23. November mit dem neu gegründeten Projektorchester „Main-Symphonics“ unter der Leitung der Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg und dem ExSilentio-Kammerchor aus Dresden an einem ganz besonderen Ort: dem Deutschen Dampflokomotivmuseum in Neuenmarkt. Außerdem wird es auch wieder die traditionellen Chorkonzerte mit ExSilentio unter der Leitung von Lukas Alois Roth am zweiten Adventswochenende geben. Die Termine der Musik-Verbindet-Konzerte: Freitag, 18. Oktober 2024 um 19 Uhr in der St. Michael Kirche in Stadtsteinach. Samstag, 19. Oktober 2024 um 19 Uhr in der Petrikirche in Kulmbach, Sonntag, 20. Oktober 2024 um 18 Uhr in der Alten Spinnerei in Mainleus. Bild: Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast leitete zum zehnjährigen Bestehen der Aktion „Musik verbindet“ im zurückliegenden Jahre Projektchor und Band in der Kulmbacher Petrikirche. Energiegeladen und echt / Riesenjubel für NDW-Superstar Nena in der Freiheitshalle Hof. Vor wenigen Tagen Österreichs aktueller Superstar Melissa Naschenweng, jetzt Nena, Deutschlands Superstar seit 40 Jahren. In der Freiheitshalle geben sich derzeit die Powerfrauen der Poprock-Szene die Klinke in die Hand. Zwischen den beiden Künstlerinnen liegt mehr als eine Generation, doch gäbe es ein Stimmungsbarometer, es würde auch bei Nena extrem ausschlagen. Fast 3000 Fans feierten den Popstar frenetisch, sangen kräftig mit und ließen ihre Handys leuchten. Nena, das heißt ein Ohrwurm nach dem anderen. Alte Songs, neue Songs und alles andere irgendwo dazwischen. Bekanntes und unbekanntes, aber immer unverwechselbar Nena. In Hof wirbelt sie wie eh und je in schwarzer Lederkluft und Anfangs mit knallroter Jacke über die Bühne, hat noch immer diesen mädchenhaften Charme wie zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle. Sie ist authentisch, energiegeladen und manchmal auch laut und überdreht, aber immer echt. „Liebe will nicht, Liebe kämpft nicht, Liebe wird nicht, Liebe ist.“ Das ist der Opener, mit dem Nena in der Freiheitshalle den Abend eröffnet und die Zuhörer sofort auf ihre Seite zieht. Ab sofort herrscht grandiose Stimmung. Im Laufe des Abends folgen Klassiker der Neuen Deutschen Welle, mit denen sie international berühmt wurde: „Nur geträumt“ gleich als zweites, „Fragezeichen“, „Zaubertrick“ oder „Rette mich“. Es ist schon erstaunlich, wie diese Songs nach 40 Jahren immer noch funktionieren. Aber auch die späteren nachdenklichen Titel wie „In meinem Leben“ oder „Wunder gescheh´n“ kommen an und werden mitgesungen. Sicher ist Nena deshalb so populär, weil sie stets sie selbst geblieben ist, sich nie den Mund hat verbieten lassen und alle Höhen und Tiefen des Lebens mitgemacht hat. Nun ist sie mit 64 vierfache Großmutter, Poprock-Ikone und ihre absolute Bühnenpräsenz ist auch in Hof atemberaubend. Nenas unverwechselbare Stimme klingt wie eh und je und an Attraktivität hat sie sowieso nichts eingebüßt. „Wir gehören zusammen“ ist nicht nur der Titel der aktuellen Tour, es ist auch die Botschaft von Nena. Wenn die Zeiten auch noch so turbulent sind, sie lässt sich das Singen, Tanzen, Lachen zusammen mit ihren Fans nicht nehmen. „Lasst uns das Leben feiern“, sagt sie. Nonstop zündet sie ein Feuerwerk aus Klassikern und neuen Titeln von Punkrock bis zu melancholischen Balladen. Die Stimmung jedenfalls ist phänomenal. Eine (halbe) Schweigeminute für den „Frieden in der Welt“ gibt es und auch die Tuchfühlung mit den Fans bei einer Runde durch die Freiheitshalle inklusive Hände abklatschen und Selfies machen gehört jetzt offenbar auch zu jedem Konzert. Ungewöhnlich ist, dass Nena eine zehnköpfige Band mitbringt, die in nicht unerheblichen Teilen von der Familie zusammengehalten wird. Da steht Tochter Larissa bereits als Vorband und später als Backgroundsängerin mit auf der Bühne. Sohn Sakias performt einen eigenen Song („Wir bringen euch Frieden“) und Sohn Simeon ist schließlich bei den Keyboardern mit dabei. Nena beschreibt ihre Konzerte selbst als „Liebeswelle, die sich aufbaut und immer größer wird“. Ein wenig esoterisch angehaucht war sie ja schon immer. Und schließlich war Nena nie wirklich weg vom Fenster. Sie hatte sich im Lauf der Jahrzehnte immer wieder neu erfunden. Durch ihre Jury-Teilnahme an der SAT1-Castingshow „The voice of Germany“ ist sie auch vielen jungen Leuten ein Begriff. Etwas unnötig war freilich der Auftritt von Tochter Larissa, die zusammen mit ihrem Freund und Breakdancer Janick das Duo „Issa Bloch“ bildet, und die zu Beginn eine gute halbe Stunde satte Techno-Beats als Support-Act zum Besten gab. Wenn sie auch die Stimme und das Lachen von Mama hat, waren Techno-Titel wie „Brause für alle“ oder „Wenn ich dich seh´, geht der Mond auf“ eher nervig. Zumal danach noch einmal eine größere Umbaupause folgt und Nena erst kurz nach 21 Uhr die Bühne betreten hatte. Jazz für einen guten Zweck / Kulmbacher Jazznacht am Samstag in der Dr.-Stammberger-Halle Kulmbach. „In the mood“, „Bad, bad Leroy brown” oder “Take 5”. Titel wie diese verkörpern die goldene Swing-Ära, haben längst Musikgeschichte geschrieben und sind zu Jazz-Standards geworden. Wer diese und viele andere Nummern live hören möchte, der hat dazu am Samstag in der Dr.-Stammberger-Halle Gelegenheit. Im Rahmen eines Benefizkonzerts präsentiert Round Table Kulmbach die „Kulmbacher Jazznacht“. Auf der Bühne: die Bigband „T-Jazz“, die Bigband der Städtischen Musikschule und damit eine Gruppe von Musikern aus dem Raum Kulmbach. Neben zahlreichen Special Guests wird mit Verina Reuß und Charles Johnson auch eine Sängerin und ein Sänger mit dabei sein. Die Erlöse des Abends kommen in vollem Umfang der musikalischen Jugend- und Kinderförderung zugute. Hinter der „T-Jazz-Big Band“ stecken ambitionierte, jazzbegeisterte Musiker aller Altersklassen. Gut die Hälfte der aktuellen Musiker haben Big-Band-Luft zum ersten Mal in ihrer Schülerzeit in der Band des MGF-Gymnasiums geatmet, andere waren in der CVG-Big Band oder haben in der Musikschule Jazzerfahrung gesammelt, sagt Thomas Schimmel, seit 2018 Leiter der Band und Musiklehrer an der Kulmbacher Musikschule. Die Band sei inzwischen auf gut zwanzig Vollblutmusiker angewachsen. Zu den Special Guests gehören der Sänger Charles Johnson, bekannt als langjähriger Leadsänger der Band „C.J. and the Sunshine Gang“ und Teilnehmer des TV-Wettbewerbs „Voice of Germany“. Seine heimliche Liebe zum Swing habe ihn zur T-Jazz Big Band geführt, so heißt es. Sängerin Verina Reuß ist in Kulmbach ebenfalls keine Unbekannte. Von 2013 bis 2017 gehörte sie dem Ensemble „Tonart“, damals unter der Leitung des früheren Dekanatskantor Ingo Hahn an. Sie war außerdem Mitglied im Vokalensemble „Sonneberger Vokalisten“ und ist Sängerin der Gruppe „Timeless“. Dazu wird sich am Samstag der Pianist und Vibraphonist Johannes M. Klehr gesellen. Der gebürtige Kronacher ist in Willmersreuth aufgewachsen und war unter anderem Mitglied des Kulmbacher Spielmannszuges. Nach seinem Studium ist er heute am musischen E.T.A. Hoffmann-Gymnasium in Bamberg und als Referent für das Kultusministerium und die Akademie für Lehrerbildung und Personalführung in Dillingen tätig Johannes M. Klehr ist musikalischer Kopf der Gruppen „Breeeze““ und „Ensemble.92“ Außerdem wird am Samstag auch der Saxophonist Matthias Butzlaff auftreten. Der gebürtige Kulmbacher spielte die Klarinette in der Knabenkapelle unter dem unvergessenen Poldi Schott und beim Musikverein Kulmbach-Weiher. Er gewann mit der Klarinette zwei Preise bei „Jugend musiziert“. In seiner Zeit am MGF-Gymnasium spielte er unter anderem Saxofon in der MGF-Big Band und in einem Jazztrio. Auch während seines Berufslebens als Jurist blieb er der Musik immer verbunden. So spielte er unter anderem in München im Akademischen Blasorchester, in der Jazzband Hot Lips und in Frankfurt in den Bands „HörBar“, „MainSwing Quartett“ und „TrioLogie“. Sie alle werden am Samstagabend einen bunten Mix aus ihrem aktuellen Programm präsentieren und mit vielen Solisten den Besuchern einheizen. Ohrwürmer wie „Gonna Fly Now“ oder „Sway“ werden ebenso zu hören sein, wie Kompositionen des Kulmbacher Saxophonisten Georg Köstner. Die Kulmbacher Jazznacht findet am Samstag, 19. Oktober um 20 Uhr in der Dr.-Stammberger-Halle statt. Einlass ist ab 19 Uhr. Tickets gibt es online unter www.reservix.de und Restkarten ab 19 Uhr an der Abendkasse. Bild: Die T-Jazz-Bigband gastiert am
Samstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle. Leuchtturm der Literaturgeschichte / Jean Pauls Dichterstübchen in der Rollwenzelei soll dauerhaft erhalten bleiben Bayreuth. Jean Pauls Dichterstube in der Rollwenzelei soll dauerhaft gesichert werden. Dieses Ziel verfolgt der Bayreuther Landtagsabgeordnete Franc Dierl (CSU. Besichtigungen sind derzeit nur auf Voranmeldung möglich, da die Eigentümerin Gertrud Sommer den Museumsbetrieb auf absehbare Zeit aus Altersgründen nicht mehr aufrechterhalten kann. Nun gilt es eine Lösung, eventuell sogar mit einer komplett neuen Ausrichtung zu finden, sagte der Abgeordnete bei einem Besuch vor wenigen Tagen. Christine Sommer-Fiederer, Tochter der Eigentümerin, signalisierte dabei auch die Bereitschaft der Familie, neue Wege zu beschreiten. Immerhin besuchen viele hundert Literaturbegeisterte alljährlich die Dichterstube und das kleine angegliederte Museum. Auch Veranstaltungen wie Lesungen oder Sonderöffnungen zur Museumsnacht habe es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Von einem absoluten Besucherrekord sprach Christine Sommer-Fiederer mit Blick auf das Jahr 2013, dem 250. Geburtstag des Dichters und Schriftstellers. Nun steht im kommenden Jahr der 200. Todestag Jean Pauls an. Nicht nur deshalb gelte es jetzt eine zukunftsträchtige Lösung zu finden, sagte Franc Dierl, Mitglied des Wissenschafts- und Kulturausschussers im Bayerischen Landtag sowie ebenfalls Mitglied des Landesdenkmalrates. „Das Haus muss wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden“, sagte er, der von einem echten Leuchtturmprojekt nicht nur für die Region, sondern für die gesamte deutsche Literaturgeschichte sprach. Hintergrund ist, dass die gesamte Eigentümerfamilie ihren Lebensmittelpunkt nicht in Bayreuth hat und das museale Angebot schon deshalb nicht auf Dauer halten kann. Ziel sollte es nach den Worten von Christine Sommer-Fiederer sein, das Haus mit der Jean-Paul-Stube als wichtigen kulturellen Ort für die Allgemeinheit zu erhalten. Die unter Denkmal- und Ensembleschutz stehende Rollwenzelei, ehemaliges Zollhaus, später Gastwirtschaft und seit 1876, dem Jahr der ersten Festspiele, in Familienbesitz, beherbergt die Dichterstube, in der Jean Paul während seiner Bayreuther Jahre regelmäßig gearbeitet hat. Zahlreiche seiner Werke sind hier entstanden. Das Stübchen hatte die damalige Wirtin Anna Dorothea Rollwenzel dem Dichter zur Verfügung gestellt. Der Raum ist im Originalzustand mit den Originalmöbeln erhalten und gilt als einer der wenigen absolut authentischen Dichterorte. Sogar die Feder, mit der Jean Paul geschrieben haben soll, steht noch am Tisch. Fast könnte man glauben, der Dichter habe den Raum gerade erst verlassen. Menschen aus aller Welt haben das Stübchen mittlerweile besucht, darunter Literaten wie Günther Grass oder auch Musiker und Komponisten wie Richard Strauss.“ Das Haus ist zweifellos in die Literaturgeschichte eingegangen“, sagt Christine Sommer-Fiederer. Freilich war der Zahn der Zeit nicht spurlos an dem Anwesen vorübergegangen. Deshalb wurde im Jahr 2005 der gemeinnützige „Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei e. V.“ gegründet. Privat sei es nicht möglich gewesen, das Stübchen zu erhalten, so Christine Sommer Fiederer. Unter federführender Mitwirkung des Bezirks Oberfranken und zahlreicher weiterer Partner habe die Familie seitdem weitere Räumlichkeiten des Anwesens zur Verfügung gestellt, um die Stube um ein kleines Museum zu erweitern. Bilder: „Bergbauernbuam-Tour“: Alles funkelt, alles glitzert / Die Konzertsensation: Lederhosenrock mit Melissa Naschenweng in der Freiheitshalle Hof. Die Freiheitshalle dermaßen zum Beben zu bringen, das gelingt nur ganz wenigen Künstlern. Und schon gar nicht, wenn sie aus dem Schlagerbereich kommen. Melissa Naschenweng (34) ist derzeit Österreichs Superstar Nummer eins. In ihrer Heimat hat sie alles abgeräumt, was nur geht: sechs Gold- und Platin-Auszeichnungen, sechs Amadeus Awards und vieles mehr. Nun schickt sich die attraktive Kärntnerin an, Deutschland zu erobern. Hof hat sie schon erobert, am Samstagabend, und zwar spielend. Es war kein Konzert im herkömmlichen Sinne, es war eine perfekt durchgestylte Show, eine Riesenparty irgendwo zwischen Rock, Pop und volkstümlichen Schlager angesiedelt. Die im Pink getauchte Halle war praktisch ausverkauft, und die Energie in der Luft spürbar. Melissa Naschenweng, das heißt ein Ohrwurm nach dem anderen und alle zum Mitsingen. Und immer dabei: die großen Emotionen. Thematisch hat Melissa Naschenweng eine echte Lücke entdeckt. Fast könnte man glauben, sie hätte am Vormittag noch auf der Alm in ihrer Kärntner Heimat mitgeholfen, Heu zu machen und die Kühe zu melken. So verkauft sie sich jedenfalls in den sozialen Medien. Und tatsächlich, die Mädels kommen im Dirndl mit Turnschuhen, die Jungs im Fanpulli, jedenfalls ganz viele. Und wenn gestandene Mannsbilder pinkfarbene blinkende Glitzerhüte aufsetzen, dann kann Melissa Naschenweng nicht weit sein. Dazu passen Titel wie „Traktorführerschein“, „Blödsinn im Kopf“, „Der Michl mit der Sichl“ oder als Zugaben „I steh auf Bergbauernbuam“ und „Kompliment“. Freche Texte sind es, mit denen sie Erfolg hat, immer mit einem Augenzwinkern, manchmal etwas zweideutig, aber eben nur etwas. Für berührende Momente sorgten aber auch Songs wie „Das Größte“, ein Lied, das sie ihren verstorbenen Großeltern gewidmet hat. Gänsehaut pur ist das alles. Auch viele überraschende Momente gibt es, wenn sie beispielsweise immer wieder das Bad in der Menge nimmt und sich dabei überaus schlagfertig gibt, wenn drei Kinder mit ihr auf der Bühne singen dürfen oder sie sich über den Kräutertee lustig macht, den ihr ein Fan zusteckt. Ein Höhepunkt ist ihr Auftritt nach einer kurzen Pause mitten aus dem Publikum aus den Rängen heraus. Gefühlt hat jeder zweite Konzertbesucher jetzt ein Selfie mit ihr. Melissa Naschenweng heißt aber auch sexy Bühnen-Looks und heiße Glitzer-Outfits, meist in pink. Sie ist eben eine echte Styling-Queen. Mal elegant, wie ein Opernstar, dann wieder verführerisch frech in ultrakurzer pinkfarbener Lederhose, auf jeden Fall immer absolut cool. Die „Bergbauernbuam-Tour“ ist ihre erste große Deutschland-Tournee mit insgesamt zehn Konzerten. Hof war die Station zwischen Würzburg am Vortag und Frankfurt in den kommenden Tagen. Bei allem Glamour, Melissa Naschenweng ist eine Unterhaltungskünstlerin von großem Format, wie es derzeit nur ganz wenige gibt. Sie schafft es, dass auch noch der letzte Zuschauer ganz hinten in der Halle begeistert mitklatscht, mitsingt, mitschunkelt. Sie selbst steht praktisch keinen Moment während der zweieinhalbstündigen Show still. Melissa Naschenweng hat eine nahezu unglaubliche Bühnenpräsenz, ist extrem gut bei Stimme und gibt immer wieder auch Kostproben ihres perfekten Spiels auf der Steirischen Knopfharmonika. Melissa Naschenweng liebt es, in ihrer Musik immer wieder mit Klischees zu spielen, mit verstaubten Traditionen zu brechen und scheinbare Gegensätze in einem ganz eigenen, zeitgemäßen Stil zu vereinen. Mit einem mitreißenden Mix aus volkstümlicher Musik, Schlager, Pop- und Rockmusik faszinierte die Vollblutmusikerin auch in Hof ein generationenübergreifendes Publikum, das den Autokennzeichen nach teilweise bis aus Dresden oder Leipzig angereist war. „Die Bergbauernbuamtour übertrifft all‘ meine Erwartungen“, hat sie kurz vor dem Hofer Auftritt auf ihrer Facebook-Seite gepostet, die fast eine viertel Million Follower hat. Weiter heißt es dort: „Es erfüllt mich mit so viel Freude und Dankbarkeit, dass ich mittlerweile auf so großen Bühnen spielen darf.“ „Mitten im Dazwischen“ / Herausforderungen des Wandels: ExSilentio-Kammerchor unter Lukas Alois Roth präsentierte acht Uraufführungen
Mainleus. Schwellenzustände markieren Übergänge und Wendepunkte im Leben, Momente, in denen Veränderung unvermeidlich und der Ausgang ungewiss ist. Solche Momente haben mehrere Studenten der Kompositionsklasse von Professor Stefan Behrisch an der Hochschule für Musik in Dresden in klingende Töne verwandelt. Nach einem Konzert in der Elbmetropole am Mittwochabend hat der Kammerchor ExSilentio unter seinem künstlerischen Leiter, dem Ludwigschorgaster Lukas Alois Roth, die Ergebnisse am Freitag in den alten Mainleuser Fabrikhallen vorgestellt. Gleich acht neue Chorkompositionen von fünf vielversprechenden Tonsetzern wurden dabei uraufgeführt: „Am Meer“ von Jonathan Mummert, „Ghosts“ und „Nicht heute, morgen“ von Jakob Minkenberg, „Als er die Frau verließ“ und „Raumzeuge“ von Arthur Clees, „Jahrestag“ und „Schwellenzustände“ von Justus Wolf sowie „“Struggles of Leaving“ von Elias Störr. Alles keine leichte Kost, zugegeben. Neue, experimentelle Klänge sind das, die sich die Studenten ausgedacht haben. Zehn kurze Nächte und lange Probentage hat man hinter sich, verriet Lukas Alois Roth am Rande des Abends. Der besondere Reiz der Aufführung lag aber auch darin, dass alles a-capella gesungen und sämtliche dynamischen Extreme ausgelotet wurden. Der Kammerchor mit seinen zwölf Sängerinnen und Sängern vermochte das alles aufzunehmen und in Klangästhetik umzusetzen. Stimmkultur und Sprachverständlichkeit, Klanggröße und Piano, alles war da zur rechten Zeit. ExSilentio präsentierte sich dabei einmal mehr als äußerst feinsinniges, aber auch stimmgewaltig, homogenes und intonationsreines Ensemble. Tatsächlich wird nicht nur gesungen, sondern auch gezischt, gesummt, gebrummt, gesprochen oder einfach nur laut geatmet. Der Chor verteilt sich einmal im Raum und schafft so ein ganz besonderes Surround-Erlebnis. Inhaltlich standen dabei stets Momente der Transformation und des Neubeginns im Mittelpunkt. Während ein Werk verschiedene Phasen des Wartens behandelte, thematisierten andere sehr persönliche, psychologische Phänomene und Erfahrungen. Sämtliche Kompositionen waren geprägt von emotionaler Tiefe und klanglicher Vielfalt und luden dazu ein, die Schönheit und Herausforderung des Wandels zu reflektieren. Schon in vorherigen Projekten habe das Ensemble seine große Experimentierfreude unter Beweis gestellt, was Interpretationen und neue Konzertformate angeht, so Lukas Alois Roth. „Daher haben wir uns sehr über die Anfrage der Kompositionsklasse für Rock-Pop-Jazz der Hochschule für Musik Dresden gefreut“, erklärte er. Professor Stefan Behrisch, der Leiter der Kompositionsklasse, habe bereits mit vielen bekannten Künstlern aus dem Pop-Rock-Bereich zusammengearbeitet, darunter beispielsweise Sarah Connor, Max Mutzke oder Jacob Collier. „Stilistisch bewegen wir uns irgendwo zwischen Pop, Jazz und sehr vielen innovativen Ideen und Ansätzen – ganz im Sinne des Programms Schwellenzustände – Mitten im Dazwischen“, so die Sängerin Clara Sieglinde Bergert. Schon die alte Fabrikhalle mit ihrem ganz besonderen Klang trug zum Erlebnis bei. Ganz offensichtlich hat sich Lukas Alois Roth schon einen eigenen Fankreis geschaffen. Anders ist es nicht zu erklären, dass bei einstelligen Außentemperaturen so viele Interessenten in die unbeheizte Fabrikhalle kommen, den experimentellen Klängen lauschen und am Ende sogar noch erfolgreich eine Zugabe einfordern. Bei den Darbietungen selbst hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören können. Immerhin gab es vor und nach dem Konzert heißen Glühwein und Punsch. Bild: Eindrucksvolles Klang- und Lichterlebnis in den alten Mainleuser Fabrikhallen: Der ExSilentio-Kammerchor unter seinem Leiter Lukas Alois Roth. Von der Spinnerei zum Zeichenbrett / Ausstellung in Kulmbach: „Illustrialisierung“ von Andreas Woitzik Kulmbach. Vom 5. Oktober bis zum 10. November 2024 präsentiert der gebürtige Kulmbacher und inzwischen in Bamberg lebende Illustrator Andreas Woitzik seine neue Ausstellung „Illustrialisierung“ in der Pop-Up-Galerie Spitalgasse 1 in Kulmbach. Der Titel ist mehr als nur ein kreatives Wortspiel: Er ist eine bewusste Anspielung auf die Industrialisierung und verweist auf verschiedene Entwicklungen, die im Leben und im Werk des Künstlers eine zentrale Rolle spielen. Die Vernissage wird am 5. Oktober mit musikalischer Unterstützung der Marchingband Brass Palast eröffnet, die den Besuchern mit ihrem energiegeladenen Sound einheizen wird. Der Weg des Künstlers zum Illustrator war alles andere als gradlinig. Woitzik begann seine berufliche Laufbahn in der Kulmbacher Spinnerei, einem klassischen Berufszweig der Industrialisierung. Bereits in jungen Jahren musste er sich mit den Herausforderungen einer schweren körperlichen Arbeit auseinandersetzen. Diese Erfahrung, so erzählt er, war wie eine persönliche Revolution. Denn obwohl er in der Spinnerei seine Pflicht erfüllt habe, wusste er tief in seinem Inneren, dass er für eine andere Berufung geschaffen sei, so berichtet er. In seinen Illustrationen verarbeitet er die Gefühle und den inneren Konflikt, die mit dieser Entscheidung einhergingen: den Mut, sich von der traditionellen Arbeit zu lösen und seiner kreativen Leidenschaft zu folgen. Doch Woitziks Werke sind nicht nur ein Spiegel seiner eigenen Entwicklung. Mit der Ausstellung „Illustrialisierung“ greift er auch allgemeine Themen auf, wie die Qual der Berufswahl und den Druck, sich für einen bestimmten Weg entscheiden zu müssen. Diese Themen sind heute aktueller denn je, in einer Welt, in der die Möglichkeiten scheinbar grenzenlos, aber die Orientierung schwer ist. Woitziks Illustrationen sollen den Betrachter einladen, über seine eigenen Entscheidungen und Wünsche nachzudenken. Ein zentrales Anliegen des Künstlers ist es, die Bedeutung der Illustration ins Bewusstsein zu rücken. „Ohne Illustration und Design geht nichts“, so Woitzik. Ob auf dem Etikett des berühmten Kulmbacher Mönchshof-Mönchs, auf Skateboard-Motiven oder in Graphic Novels: „Illustration ist allgegenwärtig und prägt unsere visuelle Wahrnehmung“. Woitzik zeigt in seiner Ausstellung nicht nur freie künstlerische Arbeiten, sondern auch gewerbliche Projekte, die verdeutlichen, wie tief Illustration in unserem Alltag verankert ist. Mit seinen Werken möchte er die Vielfalt und Relevanz dieser Kunstform unterstreichen und ihr zu der Anerkennung verhelfen, die sie verdient. Woitzik geht dabei noch einen Schritt weiter: Für ihn steht „Illustrialisierung“ auch für eine neue Epoche. Ähnlich wie die Dampfmaschine im 19. Jahrhundert die Welt revolutionierte, sieht er heute die Künstliche Intelligenz als treibende Kraft eines gesellschaftlichen und technologischen Umbruchs. In seinen Arbeiten verknüpft er zeitgeschichtliche Themen und verweist auf Parallelen zwischen der heutigen Zeit und der Kunst des Expressionismus. Wie damals Künstler die Umbrüche der Industrialisierung künstlerisch verarbeiteten, so greift Woitzik die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen auf. Er veranschaulicht, wie Kunst und Illustration als Ausdrucksmittel gesellschaftlicher Stimmungen fungieren können. Mit seiner Ausstellung zeigt Andreas Woitzik, dass er sich als Illustrator in den letzten Jahren ein starkes Selbstbewusstsein erarbeitet hat. „Illustrialisierung“ ist das Bekenntnis eines Künstlers, der zu hundert Prozent zu seiner Berufung steht und diese mit Leidenschaft lebt. Die Besucher dürfen sich auf eine vielfältige und tiefgründige Ausstellung freuen, die Woitziks Entwicklung als Künstler widerspiegelt und zugleich wichtige gesellschaftliche Themen aufgreift. Die Ausstellung ist vom 5. Oktober bis zum 10. November 2024 in der Pop-Up-Galerie Spitalgasse 1 in Kulmbach zu sehen. Die Vernissage mit der Marchingband Brass Palast verspricht einen fulminanten Auftakt für eine Schau, die Illustrationskunst auf höchstem Niveau präsentiert. Bild: Zeichner, Maler, Illustrator, Cartoonist: der gebürtige Kulmbacher und in Bamberg beheimatete Andreas Woitzik zeigt bis zum 10. November in Kulmbach einen Einblick in sein vielfältiges Schaffen. Leidenschaftlich, bravourös und voller Effekte / Hofer Symphoniker eröffneten die neue Spielzeit – Fulminanter Einstand von Martijn Dendievel als neuer Chefdirigent Hof. Nun ist er auch offiziell der Chef: der belgische Dirigent Martijn Dendievel. Für seinen Einstand am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle hatte er ein ambitioniertes und ausgeklügeltes Programm ausgewählt, das es in jeder Beziehung in sich hatte: die selten gespielte, weil vom Komponisten angeblich selbst verschmähte Manfred-Symphonie von Peter Tschaikowsky, Franz Liszts sinfonische Dichtung „Les Preludes“, und als zeitgenössisches Werk eine deutsche Uraufführung: das Violinkonzert „Niobe“ von Richard Blackford. Keine leichte Kost, zugegeben. Wenn es am Ende großen Jubel für den neuen Chef und „sein“ Orchester gab, dann deshalb, weil es Martijn Dendievel ausgezeichnet verstanden hat, die drei so unterschiedlichen Werke perfekt zu vermitteln. Franz Liszts „Les Préludes“ aus dem Jahr 1854 hat alles, was ein populäres Werk braucht. Es könnte ein absoluter Schlager der Klassik sein, wenn es nicht mit den schwarz-weißen Wochenschauberichten während der Zeit des Nationalsozialismus in Zusammenhang gebracht werden würde. Da wird schnell übersehen, welch grandiosen musikalischen Einfall Franz Liszt hatte. Diesen Einfall setzen Martijn Dendievel und die Hofer Symphoniker zum Auftakt der Saison gekonnt in Szene. Der Dirigent und das Orchester betrachten das Werk losgelöst von dem belasteten historischen Hintergrund und besinnen sich stattdessen auf die ursprüngliche Intention, auf die Ode des französischen Dichters Alphonse de Lamartine aus dessen „Méditations poétique“. Ganz transparent wird die Entwicklung der Motive ausgehend von den Streichern über die Blechbläser deutlich. In Martijn Dendievels detailverliebter Interpretation kann man Sequenzen entdecken, die man in diesem Werk nie zuvor gehört hat. So eingängig ist Richard Blackfords Komposition „Niobe“ für Violine und Orchester nicht. Mit dem Geiger Tobias Feldmann, Preisträger des Marteau-Violinwettbewerbs 2011 und damit in Hof kein Unbekannter, hatte das Orchester aber nicht nur einen ausgezeichneten Solisten engagiert, sondern auch einen wahrhaften Vermittler dieser Komposition, ein viersätziges, rund 25 Minuten dauerndes Auftragswerk der Tschechischen Philharmonie, das erst 2017 uraufgeführt wurde. Er sei sofort „schockverliebt“ gewesen in das Werk, verrät der Solist beim Talk vor dem Konzert. Die Komposition sei für ihn schon eine Herausforderung gewesen, aber eine, der er sich gerne gestellt habe. „Niobe“ ist die blutrünstige Geschichte einer starken Frau aus der Antike, die von der Göttin Leto zu Fall gebracht wird. Der beim Konzert in Hof anwesende Komponist möchte damit einen Bogen in die Gegenwart spannen und auf die Situation unterdrückter Frauen in vielen Kulturen hinweisen. Richard Blackford wurde 1954 in London geboren, war Assistent von Hans Werner Henze und hat einen Lehrauftrag an der Universität Bristol. Drei Opern hat er schon geschrieben, zwei Ballette und zahlreiche Werke für Orchester, Chor und Kammermusikbesetzungen, die weltweit aufgeführt wurden. Richtig bekannt geworden ist er allerdings - man mag es kaum glauben - durch seine eingängigen Filmmusiken, unter anderem für die Rosamunde-Pilcher- und Inga-Lindström-Filme im ZDF. Damit hat „Niobe“ freilich so rein gar nichts zu tun. Musikalisch betrachtet ist die Komposition eine Art Wettstreit zwischen dem Solo-Instrument und dem Klangkörper. Zeitweise führt der Solist das Orchester an, peitscht es auf, dann wieder wird die Geige vom Orchester zurückgedrängt. Ungewöhnlich ist der langsame Satz am Schluss, der den Hörer pessimistisch zurücklässt. Ein Ziel des Komponisten war es auch, die Leidenschaft, das Drama und den Konflikt der Geschichte als eigenständige, eng gewobene musikalische Struktur zu vermitteln. Um Leidenschaft geht es auch in der Manfred-Symphonie b-Moll op. 58 von Peter Tschaikowsky. Hier haben die Musiker und ihr Dirigent endlich die Gelegenheit, bravourös und effektvoll in die Vollen zu gehen. Die 1885 komponierte Sinfonie nach Lord Byron kommt ohne markante Themen aus und setzt stattdessen auf Dramatik und Emotion. Tschaikowskys gewaltiges sinfonisches Werk erklingt präzise, rhythmisch brillant und klanglich homogen. Martijn Dendievel und die Hofer Symphoniker gehen dabei in die klangliche Breite, präsentieren einen satten Breitwandsound und malen damit ein eindrucksvolles Stimmungsbild. Klingendes Mahnmal für den Frieden / Sieben Chöre, vier Länder, zwei Orchester: Bamberger Hoffnungskonzert will Kulturen und Menschen verbinden
Bamberg. Wenn ein Konzert mit dem vierten Satz aus Ludwig van Beethovens 9. Symphonie beginnt, dann muss es schon eine ganz besondere Aufführung sein. Das war es auch, das Friedenskonzert in Bamberg. Im Hinblick auf den Krieg und die Eskalation im Nahen Osten setzte der federführende Zamirchor unter der Leitung der Bayreuther Sopranistin Barbara Baier ein eindrucksvolles Zeichen für die Völkerverständigung. Das Konzert fand dabei nicht nur in Bamberg statt, sondern einen Tag später auch in der Berliner Gethsemane-Kirche am Prenzlauer Berg, die im Herbst 1989 bei der friedlichen Revolution in der DDR eine wichtige Rolle gespielt hat. „Alle Menschen werden Brüder.“ Seltsam fern ist dieser Appell in diesen Tagen, in denen eine Schreckensnachricht der anderen folgt. Sei es aus der Ukraine oder aus dem Nahen Osten. Und doch trägt Beethovens Schlusssatz mit dem Text von Friedrich von Schiller etwas versöhnlich Optimistisches in sich und so gelangte das eindrucksvolle Werk auch zur Aufführung. Die Leitung hatte der Dirigent Youngkwang Jeon aus Südkorea übernommen. Der 38-Jährige ist in der Region kein Unbekannter. Er leitet unter anderem den Bayreuther Orchesterverein, den Philharmonischen Chor Bayreuth und den Chor der St. Konradkirche in Hof. Innerhalb von nur drei Probetagen in Bayreuth war es ihm gelungen, Musiker der Klassischen Philharmonie Bonn, des Transkarpatischen Philharmonischen Sinfonieorchesters Ushgorod (Ukraine) und der sieben Chöre zu einem beeindruckenden Klangkörper zusammenzuschweißen. Der Reichtum verschiedener Kulturen aller Mitwirkenden hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Musik Brücken bauen und Menschen über alle Grenzen hinweg zusammenbringen kann. Und so sangen Seite an Seite Mitglieder des Zamirchors und der „Zamirsternchen“, des Ashirachor und des Misgavchors aus Israel, der Capella Anima aus Plovdiv in Bulgarien, des Coro San Carlo aus dem italienischen Pesaro und des Ensembles ExSilentio aus Dresden. Gesangssolisten waren Zamirchor-Gründerin Barbara Baier (Sopran), die Italienerin Katja Natalini (Alt), James Clark (Tenor) und der Bassbariton Alejandro Marco-Buhrmester, der auch schon bei den Bayreuther Festspielen als Solist unter anderem als Amfortas im „Parsifal“ oder als Gunter in der „Götterdämmerung“ zu erleben war. Beethovens „Ode an die Freude“ ist längst zum Symbol für ein geeintes Europa geworden. In der Bamberger Aufführung wurde schnell deutlich, dass dieses Werk auch nach zwei Jahrhunderten nichts an Aktualität und Aussagekraft eingebüßt hat. Danach gab es in kleinerer Besetzung Arnold Schönbergs schockierend gezeichnetes Melodram „Ein Überlebender aus Warschau“ für Erzähler (Alejandro Marco-Buhrmester), Männerchor und Orchester. Kein wirklich schönes Werk, zugegeben, aber eine einzige Mahnung vor den verheerenden Folgen von Krieg, Folter und Rassenwahn mit dem Arnold Schönberg seinen jüdischen Leidensgenossen im Ghetto ein eindringliches Denkmal setzte. Eine echte Entdeckung war schließlich die Uraufführung der Komposition „Dreamzones“ für Chor und Orchester von Lukas Geppert, einem jungen Komponisten, der in den USA lebt und der aus Bayreuth stammt. Die Grundlage seines Werkes bildeten Volkslieder aus der Heimat der mitwirkenden Sänger und Musikern sowie das liturgische „Dona nobis pacem“. Lukas Geppert (23) hatte dies alles zu einer kraftvollen und eingängigen Hymne für Frieden, Zusammenhalt und Hoffnung fusioniert. „Dreamzoned“ soll dazu einladen, der Melodie auf ihrer Reise durch eine „Traumzone“ ethnischer, romantischer und moderner Einflüsse zu folgen. Geppert möchte ein Gefühl der Einheit und Hoffnung schaffen, das Kulturen und Menschen verbindet. Ein Friedens- und Hoffnungskonzert“ gerade in diesen Zeiten bezeichnete der Schirmherr Markus Blume, der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, in einer Grußbotschaft als ein wichtiges Zeichen für Solidarität und Anteilnahme. Die Welterbestadt Bamberg sei dafür als vielfältiges und pulsierendes kulturelles Zentrum der ideale Ort. Die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben über Grenzen, Religionen und Kulturen hinweg nicht aufzugeben, dazu sollen die Musiker und Sänger mit der Kraft ihrer Stimmen und Instrumente beitragen, so der oberfränkische Regierungspräsident Florian Luderschmid, der selbst im Chor mitwirkte. Von einem starken Zeichen sprach Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger zu Beginn des Konzertes. Das Konzert stelle eindrucksvoll unter Beweis: „Schaut her, es geht, gemeinsam können wir in Frieden leben“. Bild: Mit einem gewaltigen Konzert setzten sieben Chöre aus vier Ländern und Musiker aus zwei Orchestern in der Bamberg Konzerthalle ein beeindruckendes Zeichen für Frieden und Völkerverständigung. Farbenfroh, filigran und fulminant: Eine Frau auf dem Weg zur Macht / Spielzeiteröffnung am Theater Hof mit Claudio Monteverdis Barockoper „Die Krönung der Poppea“ Hof. Betrug, Habgier, Intrigen, Machtstreben, Gewalt, Mord und Totschlag: Loriot würde sagen: „Zum Glück gibt es all dies nur in der Oper“. Claudio Monteverdis „Krönung der Poppea“ ist jedenfalls voll von diesen Dingen. Gier und Grausamkeit hinterlassen eine blutige Spur. Davon konnte sich das Premierenpublikum am Samstagabend bei der Spielzeiteröffnung am Theater Hof überzeugen. Monteverdis „Krönung“ war nicht nur die Hofer Erstaufführung dieses frühen, wenngleich zukunftsweisenden und zeitlos gültigen Werks, es war auch der überaus geglückte künstlerische Einstieg des neuen Intendanten Lothar Krause. Ihm gebührt großer Dank für eine packenden Opernabend in italienischer Sprache, fernab jeglichen Mainstreams. Eine der ältesten Opern der Musikgeschichte live zu erleben, und das auch noch in einer spätromantischen, und nicht in der üblichen barocken musikalischen Fassung, das hat schon etwas Besonderes. Normalerweise sind Barockopern immer etwas undurchsichtig. Nicht so Claudio Monteverdis 1642/1643 uraufgeführte und trotzdem weit in die Zukunft weisende „Krönung“. Wenngleich das einstige Skandalwerk schon ein intrigengesättigtes altrömisches Treiben um Liebe und Macht ist. Edelhure Poppea will an die Macht und wählt dazu erfolgreich den Weg durch das Bett des Kaisers, nachdem sie diejenigen, die sich ihr in den Weg stellen, beseitigt hat. Ein Liebes-Happy End zwischen einer skrupellos intrigant agierenden Poppea und dem neurotischen Römerdespoten Nero gibt es in der Hofer Fassung aber nicht. Am Ende bleibt Poppea apathisch zurück und tötet auch noch den angeblich geliebten Kaiser. Nun ist jede Aufführung der „Krönung“ gezwungenermaßen eine Bearbeitung, da die frühe venezianische Oper in den verschiedensten Fassungen vorliegt, die Quellenlage höchst lückenlos ist und der Komponist die Instrumentierung weitgehend offengelassen hat. In Hof hatte man sich für die seltenere Bearbeitung durch den aus Österreich stammenden Komponisten Ernst Krenek aus dem Jahr 1935 entschieden. Sie zeichnet sich vor allem durch die spätromantische, wenngleich sparsame Orchestration ebenso wie durch das Weglassen der Rezitative aus, was nicht zuletzt die Gesamtspielzeit angenehm verkürzt. Intendant Lothar Krause hat mit dieser sinnlichen und mitreißenden Aufführung eine schlüssige und leicht nachvollziehbare Regiearbeit geliefert. Unterstützt wurde er dabei von Aylin Kaio, die für Bühnenbild und Kostüme zuständig war. Der Regisseur zeichnet das Psychogramm einer Gesellschaft, die jeglichen moralischen Kompass verloren hat. Um die Handlung ein wenig realitätsnäher zu gestalten, hat er Götter und Allegorien (bis auf die Rolle der Palls Athene) gestrichen. Das wird auch im Bühnenbild von der idealisierten Idylle hin zur Abstraktion deutlich. Vom Anfang bis zum Ende dominiert als Symbol der macht ein riesiger Lorbeerkranz, der am Ende in blutrot schimmert. Witzig ist, dass der Regisseur auch den Zuschauerraum in das Spiel einbezieht. Für ein perfektes Eintauchen in die faszinierende Klangwelt sind die Hofer Symphoniker unter der Leitung von Peter Kattermann verantwortlich. Farbenfroh, filigran und fulminant wird das musiziert. Der Dirigent sorgt für einen frischen Klang, da ist nichts angestaubt oder unnötig in die Länge gezogen. So entstehen wunderbare musikalische Momente. Ein echter Glücksfall für das Theater Hof sind die herausragenden, meist bewährten Sängerdarsteller. Das perfekt zusammengestellte Ensemble treibt das Geschehen stringent voran. Allen voran Inga Lisa Lehr in der Titelpartei der nach Macht strebenden Poppea. Sie ist deshalb so glaubwürdig, da sie trotz aller Hysterie eine Mensch gebliebene Frau verkörpert. Vokale Schönheit trifft bei ihr auf Gefühlstiefe und Lebendigkeit. Inga Lisa Lehr besticht durch einen klaren, brillant perlenden Sopran und tritt schauspielerisch absolut wandlungsfähig auf. Hinreißend verkörpert Minseok Kim den herrlich hysterischen, wenngleich getriebenen Kaiser Nero. Eindrucksvoll bleibt der Nero-Poppea-Schlussgesang in Erinnerung, eines der schönsten Liebesduette der Operngeschichte. Die Vernunft in Gestalt des stoischen Philosophen Seneca singt und spielt Michal Rudziński mit sängerischer und darstellerischer Tiefe als ideale Verkörperung des Seriösen. Andrii Chakov gibt den unglücklichen wie glücklosen Ottone ausdrucksstark und weich timbrierend. Auch alle anderen Solisten überzeugen durch hinreißende sängerische Leistungen: Sylwia Pietrzak mit lodernder warmer Stimme als Neros Gattin Ottavia, Annina Olivia Battaglia in der Doppelrolle als quirlige Drusilla und als Pallas Athene, Stefanie Rhaue als Arnalta sowie Markus Gruber uns Thilo Andersson als Soldaten. Wie bei den meisten Barockopern üblich spielt der Chor nicht unbedingt die große Rolle. Der Opernchor des Theaters in der Einstudierung von Lucia Birzer und Ruben Hawer meistert seien Part aber trotzdem gekonnt und souverän. Weitere Aufführungen: am Donnerstag, 26. September um 19.30 Uhr im Rosenthal-Theater Selb. In Hof steht Monteverdis Oper an den folgenden Terminen auf dem Spielplan: Samstag, 28. September, 19.30 Uhr; Mittwoch, 9. Oktober, 19.30 Uhr; Sonntag, 20. Oktober, 18 Uhr; Sonntag, 27. Oktober, 18.00 Uhr; Freitag, 1. November, 19.30 Uhr und Sonntag, 10. November, 18 Uhr. Wagner, Weber, Spider Murphy und Semino Rossi / Bad Elster startet am 6. September in die neue Spielzeit – Festspieleröffnung zu Ehren Anton Bruckners Bad Elster. Knapp 1000 Veranstaltungen im Jahr, rund 100.000 verkaufte Tickets, allein 25 Musiktheaterproduktionen: die Rede ist hier nicht etwa von Dresden, Leipzig, München oder einer anderen Metropole. Die Rede ist vom knapp 4000 Einwohner Kurort Bad Elster im Vogtland. Obwohl, eine Metropole ist das sächsische Staatsbad allemal, eine kulturelle Metropole. „Unser Einzugsbereich umfasst einen Radius von 100 bis 150 Kilometern“!, sagt Florian Merz. Er ist so etwas wie der Kopf, der hinter all den kulturellen Aktivitäten steckt. Florian Merz ist Geschäftsführer der Chursächsischen Veranstaltungs GmbH, er ist Intendant des König-Albert-Theaters , des Natur-Theaters und der Chursächsischen Philharmonie und er ist deren Generalmusikdirektor und damit der Chefdirigent. Das Programmbuch, das in diesen Tagen zum Start der Theatersaison 2024/2025 erscheint, umfasst bestimmt wieder 250 Seiten, so viele Veranstaltungen hat Bad Elster im Angebot. Da gibt es ganz große Symphoniekonzerte, kleinere Serenadenkonzerte, kleine Kammerkonzerte und die beliebten Kurkonzerte. Da gibt es aber auch richtig großes Musiktheater mit Oper, Operette, Musical und Ballett, Sprechtheater, Comedy und Kabarett, Lesungen und jede Menge Gastspiele, auch aus dem Pop-, Rock- und Schlagerbereich. „Wir haben sieben hochkarätige Kulturveranstaltungsstätten, das ist weltweit einmalig“, sagt Florian Merz, zumindest für einen Ort dieser Größe. Eine spezielle Zielgruppe gibt es nicht. Da ist es kein Problem, wenn Semino Rossi und die Amigos in der gleichen Programmvorschau angekündigt werden wie das Symphoniekonzert mit Werken von Anton Bruckner oder Wagners „Tristan und Isolde“. „Wir haben jeden Tag was im Angebot“, so Marketingdirektor Stephan Seitz. Kernstück sind die zehn Symphoniekonzerte der Chursächsischen Philharmonie unter der Leitung von Florian Merz. Der Klangkörper setzt sich dabei aus eigenen Musikern zusammen und wird regelmäßig mit Musikern aus anderen Spitzenorchestern ergänzt. Im Vordergrund steht die historische Aufführungspraxis. Ziel des Dirigenten ist es, die Musik aller Epochen möglichst stilsicher im Originalklangerlebnis zur Aufführung zu bringen. „Schließlich ist das Vogtland eine Instrumentenbauregion“, sagt Florian Merz. Klar, dass die Symphoniekonzerte seine Handschrift tragen. Gleich zum Auftakt am 6. September hat er zwei seltener gespielte Symphonien des österreichischen KomponistenAnton Bruckner auf den Spielplan gesetzt, die „Studiensymphonie f-Moll“ und die „Nullte in d-Moll“. Das passt, denn zwei Tage vorher feiert die Musikwelt den 200. Geburtstag Anton Bruckners. Musikfreunde kommen in Bad Elster in jedem Fall auf Ihre Kosten, da gibt es Haydns Nelson-Messe mit dem Chor der Dresdner Frauenkirche, die Alpensymphonie von Richard Strauss, Filmmusik aus dem „Herr der Ringe“ Carl Orffs „Carmina Burana“, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, Mozarts „Kleine Nachtmusik“ und noch vieles mehr. Ein weiteres Herzstück sind die Musiktheaterproduktionen. Dafür ist das König-Albert-Theater mit seinen 500 Plätzen ideal,“ sind sich Florian Merz und Stephan Seitz einig. Da gibt es große Oper mit Wagners „Tristan und Isolde“ (20. November) oder Webers Freischütz (20. Juni 2025), schmissige Operette mit Benatzkys „Weißem Rössl“ (8. September) oder eine große Johann-Strauss-Gala (25. September), Musical, Ballett. Sprechtheater, Kindertheater, Lesungen, und, und, und. Auch Schlager-, Pop- und Rockmusikfans kommen in Bad Elster auf ihre Kosten, denn Differenzen zwischen E- und U-Musik gibt es hier kaum. Die Spider Murphy Gang und Suzie Quatro, Ella Endlich, Daniela Alfinito und Nicole oder Lokalmatadorin Stephanie Hertel, die im April des kommenden Jahres mit ihrer neuen Musicalkomödie „Avanti, Avanti“ gastieren wird. Mit den Chursächsischen Festspielen wird in Bad Elster traditionell die neue Spielzeit feierlich eröffnet. Die 24. Ausgabe vom 6. September bis 6. Oktober feiert im Jubiläumsjahr zu 700 Jahren Ersterwähnung (Bad) Elsters die Ortsgeschichte als „Elsters Glanz“ und wichtigen Teil der erfolgreichen Gesundheits- und Kulturtradition. Im Zuge der Bewahrung der kulturtouristisch überregionalen Bedeutung der einzigartigen Königlichen Anlagen aus mondäner Bäder- und Parkarchitektur und den sieben historischen Veranstaltungsstätten auf der hier weltweit einmaligen „Festspielmeile der kurzen Wege“ sind die Chursächsischen Festspiele damit der festliche Höhepunkt im Jubiläumsjahr. Im Mittelpunkt der kommenden Wochen steht außerdem am 21. und 22. September der „Tag der Vogtländer“, das große Fest zum Jubiläum 700 Jahre Bad Elster. Höhepunkt ist der riesige Umzug am Sonntag, 22. September mit rund 50 Schaubildern. Erwartet werden nach den Worten von Stephan Seitz bis zu 10.000 Besucher. „Bei uns ist es immer ein bißchen wir Urlaub“, sagt Generalmusikdirektor Florian Merz. Der Dirigent kommt eigentlich aus Düsseldorf und ist seit 1992 in Bad Elster tätig. Damals war er jüngster Chefdirigent Deutschlands, mittlerweile hat er überall seine Spuren hinterlassen und prägt das kulturelle Leben des Bades wie kein anderer je zuvor. Spannung und Entspannung, das gehört für ihn hier zusammen, denn Bad Elster ist für den mit allen nur denkbaren Auszeichnungen geehrten Musiker kein gewöhnlicher Arbeitsort. „Hier kann man Körper, Geist und Seele entspannen lassen.“ Die gesamte Chursächsische Veranstaltungs GmbH für die Florian Merz künstlerisch wie kaufmännisch die Verantwortung trägt, haben auch für die neue Spielzeit wieder Mut zu Qualität und Risiko bewiesen. Was für die Verantwortlichen aber noch wichtiger ist, das ist die Verlässlichkeit der Qualität. Der Erfolg gibt ihnen recht. Das Gesamtprogramm gibt es im Internet unter www.koenig-albert-theater.de, unter www.naturtheater-badelster.de sowie unter www.chursaechsische-philharmonie.de. Die Hotline für Infos und Tickets: 037437/ 53 900. Bild: Florian Merz leitet die Chursächsische Philharmonie Bad Elster. Künstlerort und Teil der Genussregion / Sonderausstellung im Töpfermuseum Ergebnisse des Thurnauer Europa-Symposiums
Thurnau. „Die Woche in Thurnau ist die schönste im ganzen Jahr.“ Dieses überschwängliche Fazit hat der tschechische Maler Jan Samec auch heuer wieder über das Europa-Symposium in dem Töpferstädtchen gezogen. Mit einer Vernissage im Töpfermuseum ist das Treffen hochkarätiger Maler und Bildhauer aus Deutschland, Polen und Tschechien am Sonntag zu Ende gegangen. Die Ergebnisse sind in den kommenden vier Wochen in einer Sonderausstellung zu sehen. Und die können sich auch sehen lassen: 73 Exponate sind in den acht Tagen des Symposiums entstanden, 58 Gemälde und 15 Skulpturen. Große und kleine Werke, Gegenständliches und Abstraktes, vieles mit einem Bezug zur Region: die Arbeiten der Künstler, von denen viele schon zum wiederholten Mal in Thurnau dabei waren, sind denkbar vielfältig, aber stets von der einzigartigen Thurnauer Atmosphäre geprägt. Von einer fantastischen Woche bei allerbestem Wetter“ sprach der Initiator und Gründer Professor Dr. Dr. Manfred Gareis. Mit dem Motto „Kunst baut Brücken“ habe das mittlerweile 15. Symposium auch heuer wieder ein hochaktuelles Thema aufgegriffen. „Wir setzen auf den europäischen Gedanken, auf Zusammenarbeit statt auf Separation“, so Manfred Gareis. „Welcher Ort könnte dafür besser geeignet sein als Thurnau?“ Kunst und Kultur habe aber auch etwas mit der Genussregion Oberfranken zu tun, „denn Kunst und Kultur gehören genauso dazu wie Bier und Brot, wie die vielen Brauereien und Bäckereien“. Das Besondere an dem Festival sei es, dass jeder Interessierte den Künstler über die Schulter blicken kann. Davon hätten Spaziergänger, Touristen und auch die Thurnauer selbst in den zurückliegenden Tagen auch rege Gebrauch gemacht. Nicht selten wurden Smartphones gezückt, um ein Foto von den Künstlern bei der Arbeit zu machen. Gearbeitet wurde in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Schloss und im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt. Auch das sei neben dem Brückenschlag zu den tschechischen Nachbarn eines der erklärten Ziele: Kunst transparent zu machen und in die Öffentlichkeit zu tragen, so Manfred Gareis. Der Markt Thurnau sei wie geschaffen für das Europa-Symposium, sagte Bürgermeister Martin Bernreuther. Schließlich sei Thurnau seit jeher ein Künstlerort, die Kunst sei es auch immer wieder, die Touristen teilweise von weit her nach Thurnau lockt. Eigentlicher Gründer des Symposiums ist der Bildhauer Albert Volk, der in Hallstadt bei Bamberg lebt und der das Projekt 2009 zusammen mit dem Berliner Bildhauer Michael Sauer ins Leben gerufen hatte. Beide waren bei der Vernissage anwesend. Beide überraschte Manfred Gareis mit einem Portrait auf Leinwand. Sie hatte die tschechische Malerin Denisa Ruzičková aus Franzensbad eigens für diesen Anlass in den zurückliegenden Tagen geschaffen. Finanziert wird das außergewöhnliche Festival durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken-Mitte, dem Landkreis Kulmbach und einer Reihe privater Sponsoren. Tatkräftige Unterstützung kommt wie immer auch vom Markt Thurnau. Der eigens gegründete kleine Förderverein „Europa-Symposium Thurnau e. V.“ kümmert sich um die komplette administrative Abwicklung der Veranstaltung. Dazu gehören die Bereitstellung von Leinwänden, Sandsteinen und Arbeitsmaterialien sowie die Unterbringung der Künstler. Die Vernissage auf der Terrasse des Töpfermuseums wurde umrahmt von barocken bis swingenden Klängen der Flötistin Svenja Kuczius, die normalerweise beim Musikverein die Querflöte spielt und dort auch dem Vorstand angehört. Von den folgenden Künstlern sind in der Sonderausstellung Werke zu sehen, die während des Europas-Symposiums in Thurnau entstanden sind: Martin Auer (Würzburg), Doris Bocka (Bindlach), Holger Ritzhaupt (Röthlein), Michael Sauer (Berlin/Thurnau), Petra Schmitt (Bad Kissingen) Rudolf Schneidmadel (Ebelsbach), Florian Tully (Gerolzhofen), Volker Wunderlich (Goldkronach), Thomas Winkler (Pegnitz), Varvara Divisova (Karlsbad), Jiri Genzer (Prag), Jan Samec (Karlsbad), Anna Vančátová (Dobris), Anna Schumacher (Prag), Denisa Ruzičková (Franzensbad), Jan Tichy (Prag) und Iwa Kruczkowska-Kröl (Krakau). Bilder: Weltmusik aus Franken / Landwirt Frank Hick und seine Söhne haben es als „Hix-Tradimix“ längst zu überregionaler Bekanntheit gebracht Unterhartmannsreuth. Der Landwirt, der mit seinen Söhnen Musik macht, das war lange bemerkenswert und das Aushängeschild von „Hix-Tradimix“. Mittlerweile haben sich Frank Hick und seine Söhne Martin (27), Ferdinand (26, Moritz (24) und manchmal auch der Jüngste, Lorenz (12), aus dem Dörfchen Unterhartmannsreuth bei Feilitzsch im Landkreis Hof auf einem ganz anderen Niveau eingependelt. Sie können auf Fernsehauftritte verweisen, bekommen Anfragen aus ganz Bayern haben zwischen 70 und 80 Titel im Repertoire und gelten als feste Größe in der echten Volksmusik. Dabei ist es ein reines Hobby, sagt Frank Hick. Er bewirtschaftet im Haupterwerb zusammen mit seiner Frau Beate den teilweise ausgesiedelten Hof mit 40 Milchkühen, einer 220-kw-Biogasanlage und 250 Hektar Fläche, ein Drittel Mais, ein Teil Grünland, auf dem Rest werden alle möglichen Getreidearten, darunter Braugerste, Dinkel, Hafer sowie ein Hektar Sojabohnen angebaut. Unterhartmannsreuth liegt genau im „Dreiländereck“, wo die drei Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen aufeinandertreffen. Zur früheren Zonengrenze und damit zum Eisernen Vorhang, der Europa in Ost und West trennte, waren es knapp 1000 Meter. Frank Hick ist Landwirt mit Leib und Seele, doch sein Herz schlägt eben auch für die Musik. „“Mein Ansporn ist es, Volksmusik auf einem gewissen Niveau zu machen“, sagt er und untertreibt damit schon ein wenig. Denn eigentlich ist es Weltmusik, ganz unverwechselbar. Wer einmal hineingehört hat, denn gehen die Hix-Tradimix-Klänge nicht mehr aus dem Kopf. Der Vergleich zum niederbayerischen Musiker Hans-Jürgen Buchner, besser bekannt als Haindling ist gar nicht mal so weit hergeholt. Auch bei ihm genügt ein Takt und man weiß, das ist unverkennbar die Musik von Haindling. Grund für den unverwechselbaren Sound von Hix-Tradimix ist, dass sämtliche Stücke eigene Kompositionen - Frank Hick spricht lieber von eigenen Kreationen - sind. Dazu kommen eigene Arrangements und eigene Texte, das alles zusammen macht die Musik von Hix-Tradimix so interessant. Das fand auch Traudl Sifferlinger, Volksmusikexpertin beim Bayerischen Rundfunk und lud Hix-Tradimix vor rund zwei Jahren kurzerhand in ihre Sendung „Wirtshaussingen“ ein. „Das war der Adelsschlag für uns“, sagt Frank Hick, denn dort werde schon eingewisses Können vorausgesetzt. Doch das ist noch lange nicht alles, auch in „Stofferl Wells Bayern“ hatten die Musiker schon einen Auftritt, der im Kulmbacher Land aufgezeichnet wurde. In der Reihe „Zwischen Spessart und Karwendel“ waren sie zu sehen und im Radio laufen die Hix-Tradimix-Aufnahmen aus dem Studio Nürnberg ohnehin schon rauf und runter. Vor Corona absolvierten Frank, Martin, Ferndinand und Moritz bis zu 40 Auftritte im Jahr, Mittlerweile seien es weniger geworden. „Es muss halt auch passen“, sagt Frank Hick. „Stimmungsmusik und Party machen wir nicht.“ Dazu kommt, dass der Älteste Martin (Akkordeon), mittlerweile eine Projektstelle in Triesdorf ,hat, bei der es im weitesten Sinne um die Digitalisierung in der Landwirtschaft geht. Moritz (Tuba) absolviert ein duales Studium Betriebswirtschaft/Handel/Agrarwirtschaft und Ferdinand (Klarinette) besucht die Technikerschule in Triesdorf. Lorenz ist erst zwölf und spielt nur manchmal mit, er ist am musischen Zweig am Jean-Paul-Gymnasium in Hof und spielt Geige. Außerdem helfen alle auf dem Hof mit. Da bleibt eigentlich wenig Zeit und deshalb setzt Fank Hick bei der Auswahl der Auftritte mehr auf Qualität als auf Quantität. Die „Echinger Brass Wiesn“ ist so ein Auftritt, der ganz nach dem Geschmack von Hix-Tradimix ist. „So etwas interessiert uns, das gefällt uns“, sagt Frank Hick. Bei all den Erfolgen ist das Quartett/Quintett aber stets bodenständig geblieben. Beim Musikantenstammtisch im Nachbarort Trogen hat man auch schon mal ohne Gage, nur fürs Essen und ein Bier gespielt. „Das soll aber nicht der Standard sein“, schiebt Frank Hick gleich hinterher. Auf dem heimischen Hof hat er im vergangenen Jahr ein Open-Air-Konzert unter dem Motto „Kultur im Kuhstall“ veranstaltet, zu dem fast 400 Menschen aus nah und fern kamen. So etwas geht natürlich nicht umsonst, schließlich sei eine Bühne mit professioneller Technik aufgebaut worden. Bereits von Kindesbeinen an hat Frank Hick musiziert. Mit acht Jahren lernte er von einem Profi das Spiel mit der Klarinette und schnell war er mit der Volksmusik in Berührung gekommen. „Die jungen Regnitztaler“ waren die erste Formation, mit der er öffentlich auftrat. Dann folgte Musikkabarett mit der Gruppe „Dreyschlag“ und das „Freie Fränkische Bierorchester“. Pläne für die Zukunft gibt es viele, doch läßt Frank Hick bewusst das meiste offen. Das Weihnachtskonzert am 15. Dezember 2024 in der St-Johannis-Kirche in Gefrees (Landkreis Bayreuth) zusammen mit dem Mundartsprecher Jürgen Gahn steht bereits fest. 2025 wird es auch wieder einen Fernsehauftritt bei Traudl Sifferlinger geben. Das Open-Air-Konzert auf dem heimischen Hof soll wierderholt werden und dazu stehen noch jede Mege private, also nicht öffentliche Auftritte, etwa zu Geburtstagen oder Familienfeiern an. Bild: Hix-Tradimix, das sind (von links): Moritz, Frank, Lorenz, Ferdinand und Martin Hick. Kreativität im Schatten des Schlosses / „Kunst baut Brücken“: Europa-Symposium in Thurnau zieht positive Zwischenbilanz Thurnau. Wer in diesen Tagen über den Oberen Markt in Thurnau geht, der hört sie schon von weitem klopfen: die Bildhauer, die im Skulpturengarten von Michel Sauer am Arbeiten sind. Wer sich die Mühe macht, im Schloss, in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte in den zweiten Stock hoch zu steigen, kann Malern und Zeichnern beim Entstehen der verschiedensten Werke über die Schulter blicken. In Thurnau dominiert derzeit die bildende Kunst. Es ist das 15. Europa-Symposium, das am zurückliegenden Sonntag offiziell eröffnet wurde und das am kommenden Sonntag mit einer Vernissage im Töpfermuseum zu Ende geht. Eine Woche lang wurde das Töpferstädtchen zum Zentrum der Kreativität. Obwohl, ganz stimmt das nicht, denn die Bildhauer sind schon länger vor Ort. „Wir brauchen halt einfach länger für unseren Schaffungsprozess“, sagt Florian Tully aus Gerolzhofen. Er ist schon zum 5. Mal mit dabei. Florian Tully ist gelernter Steinmetz und als Sachverständiger für Steinmetzarbeiten aktiv. Meistens aber greift er selbst zum Werkzeug. Gerade kommt er von einem Symposium in Tschechien. Von dort hat er auch Kollegen mitgebracht, denn das Thurnauer Symposium setzt sich immer etwa zur Hälfte aus tschechischen und aus deutschen Künstlern zusammen. Deshalb wird es auch vom deutdsch-tschechischen Zukunftsfonds mitfinanziert. „Es läuft alles wunderbar“, sagt Professor Dr. Dr. Manfred Gareis, Vorsitzender des Fördervereins Europa-Symposium Thurnau e.V. und damit so etwas wie der Hauptorganisator der ganzen Veranstaltung. Gerade hat er zwei Kästen Mineralewasser als Getränkenachschub ins Schloss gebracht. Manfred Gareis und sein Team kümmern sich um das Drumherum, es ist dafür gesorgt, dass alle Teilnehmer gut versorgt sind und dass sie ohne Ablenkungen ihrer Kunst nachgehen können. Sie alle empfinden das Umfeld als überaus sympathisch. „Sie lachen viel und arbeiten gut“, sagt Manfred Gareis. Das ist wohl auch das Geheimnis des Europa-Symposiums, Alle sind mit Feuereifer bei der Sache und deshalb unglaublich produktiv. Einziger Wermutstropfen: Der italienische Maler Domenico Marrone musste krankheitsbedingt absagen. Er war viele Jahre lang Bürgermeister von Thurnaus Partnergemeinde Positano und wollte unbedingt beim Symposium dabei sein. Doch vor wenigen Tagen erreichte die Veranstalter seine Absage. Ebenso mussten Andrea Baumgärtner aus Baden-Baden und der Maler Ivo Sokol aus Tschechien ihre Teilnahme kurzfristig zurückziehen. Dafür konnten nun Jiri Genzer, Bildhauer aus Prag und die Malerin Petra Schmitt aus Bad Kissingen nachrücken. „Es wäre kein Problem die doppelte Anzahl an Künstlern für das Symposium zu gewinnen“, sagt Manfred Gareis. Die Plätze seien allerdings begrenzt. Das liegt schon daran, dass alle im Hotel Krone übernachten, sich alle zum gemeinsam Frühstück treffen und auch das Mittagessen wird im Naturfreundehaus am Oberen Markt zusamen eingenommen. So entsteht Gemeinschaft und ein wunderbares Miteinander, für das Thurnau und sein Symposium so bekannt sind. „Und das, obwohl es Künstler ja allgemein als Persönlichkeiten gewohnt sind, ganz individuell zu arbeiten“, so Manfred Gareis. Er legt übrigens auch großen Wert darauf, dass die Teilnehmer die fränkische Küche und das fränkische Brauchtum kennenlernen. Sogar die Limmersdorfer Lindenkerwa habe man zusammen besucht. Ein weiteres Ziel des Symposiums soll es sein, dass jeder Interessierte den Künstlern über die Schulter blicken kann. Sowohl in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Schloss als auch im Skulpturengarten seien immer wieder Neugierige aufgetaucht, berichtet Manfred Gareis. Vor allem der Skulpturengarten sei eines der am meisten fotografierten Motive der zurückliegenden Tage gewesen. Viele Touristen und Festspielgäste seien derzeit noch in Thurnau, auch sie würden regen Anteil am Symposium nehmen. Damit werde die Veranstaltung auch dem Motto Kunst baut Brücken“ gerecht. Eigentlicher Gründer ist der Bildhauer Albert Volk, der in Hallstadt bei Bamberg lebt und der das Projekt 2009 zusammen mit dem Berliner Bildhauer Michael Sauer ins Leben gerufen hatte. Finanziert wird das Festival durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken-Mitte, dem Landkreis Kulmbach und einer Reihe privater Sponsoren. Tatkräftige Unterstützung kommt wie immer auch vom Markt Thurnau. Ein eigener Förderverein kümmert sich um die komplette administrative Abwicklung der Veranstaltung von der Bereitstellung von Leinwänden, Sandsteinen und Arbeitsmaterialien bis zur Unterbringung der Künstler und dem traditionelle Grillfest. Die Ergebnisse des 15. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 1. September vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 1. September um 11 Uhr statt.
Fördervereinsvorsitzender Manfred Gareis und die Malerin Petra Schmitt aus Bad Kissingen.
Der tschechische Maler Jan Samec.
Die tschechische Malerin Varvara Divisova mit Wolfgang Schuler vom Förderverein.
Einer der Gründerväter ist der Bildhauer Michael Sauer, der noch immer kräftig mitarbeitet.
Der Bildhauer Florian Tully arbeitet im Skulpturengarten am Oberen Markt.
Stammgast beim Symposium: die Bayreuther Malerin Doris Bocka. Bruckner und Bayreuth: Zum 200. Geburtstag des österreichischen Komponisten Bayreuth. Er muss schon ein rechter Kauz gewesen sein, dieser Anton Bruckner. „Die Bayreuther konnten wohl nicht unbedingt was anfangen mit ihm und haben ihn eher als skurrile Persönlichkeit wahrgenommen“, mutmaßt Christoph Krückl, langjähriger Regionalkantor an der katholischen Schlosskirche . Genau 30 Jahre ist es her, dass Christoph Krückl den österreichischen Komponisten ins Bewusstsein der Bayreuther gebracht hat. In diesem Jahr feiert die Musikwelt den 200. Geburtstag Anton Bruckners. 1994 gab es nicht nur die ersten Anton-Bruckner-Tage in der Geschichte der Wagner-Stadt, sondern auch eine großangelegte Ausstellung und als bleibende Erinnerung wurde an der Schlosskirche eine Gedenktafel aus Bronze angebracht. Sie nimmt Bezug auf den 4. August 1886. Wenige Tage zuvor war Franz Liszt, der Schwiegervater Richard Wagners, in Bayreuth verstorben. Tochter Cosima bat den zufällig zu den Festspielen in Bayreuth weilenden Anton Bruckner an der Schlosskirchenorgel die Totenmesse musikalisch auszugestalten. Tief berührt soll sich Anton Bruckner auf der Empore eingefunden haben. Er hatte Klänge aus Richard Wagners „Parsifal“ ausgewählt und improvisierte über den Verheißungsspruch und das Glaubensthema. Die Zeitungen berichteten damals über eine „gewaltige Trauerfuge“ und über ein „Präludium seiner eigenen Composition“, das ergreifend gewirkt und höchste Bewunderung erregt habe. Natürlich kennt man als Kirchenmusiker Anton Bruckner, sagt Christoph Krückl. Vor allem von seiner Chorliteratur her, von seinen Passionsmotetten. Von den damaligen Bemühungen, Anton Bruckner tiefer ins Bayreuther Bewusstsein einzubinden sei unter anderem ein Stadtspaziergang geblieben, der in Form eines informativen Faltblattes heuer zum Jubiläumsjahr eine Wiederauflage erfahren hatte. Insgesamt zehn Mal habe sich Anton Bruckner zwischen 1872 und 1893 in der Stadt aufgehalten. Neun Mal sei er zu den Festspielen gekommen, ein einziges Mal auch außerhalb der Festspielzeit. Drei Mal war er noch zu Lebzeiten Richard Wagners hier. Wirkliche Spuren hat er hier allerdings kaum hinterlassen. Natürlich besuchte er den „Meister aller Meister“ in dessen Künstlervilla „Wahnfried“. Im Hofgarten soll er regelmäßig spazieren gegangen sein, in späteren Jahren habe er immer wieder an der Grabstätte Richard Wagners niedergekniet. Das Café Sammet im Alten Schloss gibt es schon lange nicht mehr und die Bierwirtschaft Angermann in der Kanzleistraße wurde bereits 1892 abgebrochen. Einen ganz besonderen Grund hatte Anton Bruckners erster Bayreuth-Besuch. Er wohnte im heute noch als Hotel existierenden „Goldenen Anker“ in der Opernstraße. Damals konnte er Richard Wagner als Widmungsträger seiner 3. Symphonie gewinnen, was gar nicht so einfach gewesen sein soll, wie der zufällig in "Wahnfried" anwesende Bildhauer Gustav Adolph Kietz berichtete. Wagner hatte für Bruckner ein Fässchen Bayreuther Bier geöffnet und prompt konnte sich Bruckner am nächsten Tag nicht mehr genau erinnern, welche der vorgelegten Symphonien sich Wagner ausgesucht hatte. Freilich konnte schnell geklärt werden, dass es die „Symfonie in Dmoll, wo die Trompete das Thema beginnt“ und damit die 3. Symphonie war. Eine wichtige Erinnerungsstätte gibt es aber doch noch: die evangelische Stadtkirche. Sogar die Türme hatte Anton Bruckner bestiegen, an der Orgel hat er musiziert und vor dem Gemälde „Christus am Ölberg“ von August Riedel, das sich damals wohl an einem nicht mehr existierenden Seitenaltar befand und das heute den Hauptaltar ziert, soll er immer wieder kniend im Gebet versunken sein. Sein Schüler Friedrich Klose schilderte später, wie ihn der Meister in die Stadtkirche mitnahm. Zuerst erstiegen beide die Türme, um die Stadt von oben zu sehen, dann begab sich Bruckner, nach einem stillen Gebet, an die Orgel. „... und nun begann er mit krachenden, Donnerschlägen vergleichbaren Akkorden, die Stille des Raumes zu erschüttern, um unmittelbar liebliche Arabesken folgen zu lassen, …, die einem wundervollen Praeludium als thematische Grundlage dienten“. Vom „Lärm“ gerufen eilte der Mesner herbei, um nach dem Rechten zu sehen, als er aber den honorigen Gast erkannte, übernahm er bereitwillig den Kalkantendienst, soll heißen, er bediente den Blasebalg der damaligen Orgel. So kauzig und skurril sein Auftreten auch gewesen sein mag, so hatte Anton Bruckner doch für Aufsehen in der Stadt gesorgt. In späteren Jahren seien die Mitglieder des Wiener Musikvereins mit einem Sonderzug zu den Festspielen gefahren. An der Spitze: Anton Bruckner. Die gesamte Reisegesellschaft sei mit einer Blaskapelle vorweg vom Bahnhof in die Stadt geleitet worden. Dem gesamten Tross habe er alles gezeigt, die Eremitage, die Rollwenzelei, Schloss Fantaisie, eben das, was auch heute noch als Sehenswürdigkeit gilt. Dekanatskantor Michael Dorn von der Stadtkirche hatte auch heuer zum 200. Geburtstag Anton Bruckners einige Konzerte als Bruckner-Tage zusammengefasst. Da gab es eine Hommage mit dem Bielefelder Organisten Rudolf Innig, Christoph Krückl gab ein Orgelkonzert mit Bearbeitungen zum Werk des romantischen Dreigestirns Bruckner, Liszt und Wagner und die Nürnberger Symphoniker spielten unter Hansjöreg Albrecht Bruckners 5. Symphonie B-Dur. An der Schlosskirche führte das Franz-Liszt-Symphonieorchester Sopron unter anderem Bruckners 1. Symphonie auf. Bild: Seit 1994 erinnert diese Gedenktafel an der Schlosskirche in Bayreuth an die denkwürdige Trauerfeier für Franz Liszt, die Anton Bruckner auf der Orgel musikalisch ausgestaltete. Eine Orgel feiert Geburtstag / Rieger-Orgel wird 25 – Dekanatskantor Christian Reitenspieß plant reichhaltiges kirchenmusikalisches Programm
Kulmbach. Kirchenmusikalisch steht das kommende Jahr in Kulmbach ganz im Zeichen der Rieger-Orgel in der St.-Petri-Kirche. Das Instrument wurde vor 25 Jahren eingeweiht. „Dieses Jubiläum wollen wir natürlich gebührend feiern“, sagt Dekanatskantor Christian Reitenspieß. Bei vielen Konzerten in der Petrikirche soll deshalb die Orgel im Mittelpunkt stehen. Mehrere Orgelkonzerte seien bereits fest in der Planung: Traditionell ein großes Pfingstkonzert, ein Gastspiel des Titularorganisten von Notre Dame Olivier Latry (19. September 2025) sowie ein ganzes Kulturfestival, das ebenfalls im Herbst rund um die Petrikirche stattfinden wird. Dabei soll es auch ein Cross-Over-Projekt, ein Kinderkonzert und den Auftritt einer Big Band geben. Zum eigentlichen Orgelgeburtstag im Dezember plant Christian Reitenspieß dann selbst in die Tasten zu greifen und er wird dafür sicher ein attraktives Programm auswählen. Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs wird es außerdem am 8. Mai eine Aufführung der Friedensmesse „The Armed Man“ des walisischen Komponisten Karl Jenkins geben. Das 2000 uraufgeführte Werk sei aktueller denn je, begründet Christian Reitenspieß seine Auswahl. Dabei warten die Verantwortlichen auch mit einer absoluten Premiere auf: die Kulmbacher Kantorei wird sich für die Aufführung mit dem Chor des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums zusammenschließen. Bis es so weit ist, hat Christian Reitenspieß aber auch für den kommenden Herbst eine ganze Reihe interessanter kirchenmusikalischer Veranstaltungen vorbereitet. Allen voran eine Aufführung des Requiems des französischen Komponisten Gabriel Faure am Totensonntag, 24. November um 17 Uhr in der Petrikirche. Die Proben mit der Kulmbacher Kantorei beginnen bereits Mitte September. „Tenöre und Altstimmen können wir immer noch brauchen“, sagt Christian Reitenspieß. Ansonsten sei die Kantorei aktuell aber ganz gut besetzt, wenngleich sich der Zusammenschluss mehr und mehr weg vom festen Ensemble und hin zum Projektchor entwickle. Das sei wohl auch eher die Zukunft. Alles in allem habe der Chor aber den Corona-Dämpfer sehr gut weggesteckt. Die Musikwelt gedenkt in diesem Jahr des 100. Todestages von Gabriel Faure, deshalb habe man dieses Werk ausgewählt. Faures Requiem erklinge deutlich positiver als andere Requiem-Vertonungen dieser Zeit, sagt Christian Reitenspieß. Es enthalte mehr Trost als Weltuntergangsstimmung. Den Instrumentalpart wird wieder das Kammerorchester Musica Juventa aus Halle übernehmen. Noch zuvor gibt es bereits am Sonntag, 22. September, bei freiem Eintritt in der Petrikirche eine „Hommage a Bach“ mit der Heilbronner Sopranistin Stefanie Hruschka-Kumpf und Christian Reitenspieß an der Orgel. Zur Aufführung sollen Werke kommen, „die zu Bach hinführen und die von Bach wegführen“, wie Christian Reitenspieß es formuliert. Konkret reicht die Spanne von Hildegard von Bingen bis in die Gegenwart. Das Herbstkonzert wird am Sonntag, 6. Oktober, ebenfalls bei freiem Eintritt das Vokalensemble „TonARTen“ mit einem bunten Strauß an Vokalkompositionen bestreiten. Den Instrumentalpart übernehmen Dagmar Besand und Elke Höhn (Flöte) sowie Christian Fraaz (Klavier). Außerdem wird es heuer in der Adventszeit auch wieder die Reihe „Advent im Spital“ mit Auftritten verschiedener Ensembles in der Spitalkirche sowie eine Silvestergala mit Jürgen Först an der Trompete und Christian Reitenspieß an der Orgel geben. Bild: 25 Jahre alt wird die Rieger-Orgel in der Petrikirche im kommenden Jahr. Mit dem Europa-Symposium schreibt Thurnau Kunstgeschichte / Der Bildhauer Albrecht Volk aus Hallstadt hat die Veranstaltung vor 15 Jahren ins Leben gerufen Thurnau/Hallstadt. „Es gibt so viele talentierte Künstler, die nur darauf warten, ausstellen zu können.“ Das sagt Albrecht Volk, prominenter Bildhauer aus Hallstadt bei Bamberg und Gründer des Europas-Symposiums Thurnau. Das 15. Symposium findet in diesem Jahr vom 26. August bis zum 1. September statt, diesmal werden 18 Maler und Bildhauer aus Tschechien, Polen, Italien und Deutschland teilnehmen. Auch Albrecht Volk wird wieder mitmischen. Der heute 79-Jährige war bis zum Jahr 2002 als Pharmakaufmann im Außendienst tätig. Danach hat er sich ganz der Kunst gewidmet, wobei er bereits seit 1980 eigene Ausstellungen veranstaltet hat. Doch Albrecht Volk ist nicht nur Künstler, sondern auch Organisator, Manager, ein Macher eben. Er hatte als Vorsitzender zwischen 1995 und 2001 den noch immer existierenden Kunstverein „Form und Farbe“ von Arzberg nach Bamberg geholt. Er war wesentlich an der Gründung des Künstlerzusammenschlusses „focus europa“ beteiligt, für den er von 2004 bis 2008 im Vorstand saß. Albrecht Volk gestaltete die Europatage Neudrossenfeld künstlerisch aus und startete 2009 das erste Projekt mit den Workshops für bildende Künstler in Thurnau. Mitinitiator war der Berliner Michael Sauer, ebenfalls Bildhauer. Er stellte damals wie heute den Teilnehmern seinen Skulpturengarten am Oberen Markt zum Arbeiten zur Verfügung. Das Europa-Symposium Thurnau habe sich nicht nur sehr gut entwickelt, es sei vielmehr „gigantisch erfolgreich“, sagt Albrecht Volk. Die ersten Symposien hätten noch im ehemaligen Pferdestall des Schlosses stattgefunden. Heute werden die Arbeiten nach dem Symposium regelmäßig für vier Wochen im Töpfermuseum ausgestellt. Albrecht Volk stammt aus Würzburg, wo er 1944 als Sohn eines Kunsthändlers geboren wurde. IN den Nachkriegsjahren sei allerdingfs mit Kunst kein Brot zu verdienen gewesen, deshalb habe er nach einer Drogistenlehre im pharmazeutischen Außendienst gearbeitet und sei dabei bundesweit unterwegs gewesen. Losgelassen hatte ihn die Kunst freilich nie. Ab 1944 war er bei Reinhart Klesse und Edgar Stengele in die „Lehre“ gegangen. „Ich habe von Anfang an figürlich gearbeitet, das war mein Kindheitstraum“, sagt Albrecht Volk. So kam es parallel zur einer Lehrtätigkeit an der Bamberger Volkshochschule auch oberfranken weit zu ersten Ausstellungen. Zahlreiche Begegnungen mit Künstlern hätten ihn ermuntert, sich in den verschiedenen Organisationen und Zusammenschlüssen zu engagieren. Auf die Frage, woher das Talent dazu kommt, geht Albrecht Volk weit zurück: „Ich war mal Pfadfinder und zwar Stammesführer, da habe ich schon viel organisiert.“ Auch in seinem langjährigen Brotberuf im pharmazeuthischen Außendienst habe er immer wieder Organisationstalent beweisen müssen, zumal er bundesweit unterwegs gewesen sei. „Kunst ist eine Leidenschaft, die einen nicht loslässt“, begründet Albrecht Volk sein Engagement. So hat er bereits mehrere Skulpturenwege ins Leben gerufen, darunter den vielbeachteten von Litzendorf nach Memmelsdorf im Landkreis Bamberg oder den Weg mit dem Namen „Flußgesichter am Obermain“ mit einer Vielzahl von Skulpturen zwischen Litzendorf und Lichtenfels. Nicht zuletzt engagiert sich Albrecht Volk auch beim Verein „Naturpark Steigerwald“. Seine eigenen Arbeiten sind unter anderem in Bischberg (Fischerbrunnen), in Neudrossenfeld (Europaplatz), Ingolstadt (Wertesäule) aber auch im französischen Lempdes (Jumelage-Denkmal) und an vielen anderen Orten im In- und Ausland zu sehen. Nach dem Thurnauer Mediziner Dr. Martin Spielmann steht seit fünf Jahren Professor Dr. Dr. Manfred Gareis an der Spitze des Trägervereins des Europa-Symposiums Thurnau „Wir wollen etwas für die Region machen“, sagt Manfred Gareis. Und zwar für die Genussregion, denn Kunst und Kultur gehörten genauso zum Genuss wie Essen und Trinken. Das Besondere an dem Festival ist es, dass jeder Interessierte den Künstlern über die Schulter blicken kann. Gearbeitet wird diesmal wieder in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Schloss und im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt. Einer der Teilnehmer ist in diesem Jahr der Maler Domenico Marrone. Er ist in Thurnau kein Unbekannter, denn er war lange Jahre Bürgermeister der Partnergemeinde Positano. Mit den beiden Malern Doris Bocka aus Bindlach und Volker Wunderlich aus Goldkronach sind auch zwei Künstler aus der Region dabei. Finanziert wird das außergewöhnliche Künstlertreffen durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken-Mitte, dem Landkreis Kulmbach und einer Reihe privater Sponsoren. Tatkräftige Unterstützung kommt wie immer auch vom Markt Thurnau. Die Ergebnisse des 15. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 1. September vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 1. September um 11 Uhr statt. Bild: Abba, AC/DC und Dirndlrock / „Nachmittag der Generationen“ mit zwei Hochkarätern des deutschen Schlagers Kulmbach. Schlager ist von gestern. Von wegen. Der Schlager lebt wie eh und je und ist so beliebt, wie selten zuvor. Wer das nicht glauben wollte, hätte nur die Auftritte von Stefanie Hertel und Patrick Lindner am Dienstag beim „Nachmittag der Generationen“ auf der Bierwoche miterleben müssen. Viele hundert Besucher feierten ausgelassen, sangen, klatschten, schunkelten und tanzten mit. Die Begeisterung kannte kaum Grenzen, und das bei nahezu tropischen Temperaturen unter dem Zeltdach. Unter dem Motto „Herzschlag im Bierwochen-Stadl“ waren die beiden TV-bekannten Schlagerstars zu erleben. Und da hatten die beiden natürlich alle ihre Hits mitgebracht. Das vogtländische Multitalent Stefanie Hertel und der charmante Entertainer Patrick Lindner. Für Stefanie Hertel ist Kulmbach altbekanntes Terrain. Erst im April gastierte sie mit einer Schlagerrevue in der Dr.-Stammberger-Halle. Damals hatte sie im Interview auch verraten, dass im November 1989 bei der Wende Kulmbach der erste Anlaufpunkt ihrer Familie gewesen sei. Die Geschichte erzählt sie auch diesmal wieder. Also fast schon ein Heimspiel für die vielseitige Künstlerin, die erst kürzlich ihren 45. Geburtstag und, man glaubt es kaum, ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum, gefeiert hatte. „Über jedes Bacherl geht a Brückerl“: noch recht volkstümlich hatte sie im Alter von zwölf Jahren ihren Durchbruch mit diesem Titel, der natürlich auch in Kulmbach nicht fehlen darf. In einer rockigen Version allerdings, so wie Stefanie Hertel überhaupt einen Wandel in ihrer Musik vollzogen hat, vom volkstümlichen Schlager hin zum „Dirndlrock“. Und noch weiter: In Kulmbach performt sie nicht nur ein Schlagermedley „Ich will Spaß, ich geb Gas“, „Im Wagen vor mir“ oder „Über den Wolken“ und ein Medley mit allen großen Hits von Abba, sondern auch das „Fliegerlied“ und „Highway to hell“ von AC/DC. Stefanie Hertel kann das und ihre vierköpfige Dirndlrockband gibt dazu alles. Schlag auf Schlag ging es dann nach wenigen Minuten weiter mit einem anderen Hochkaräter: Patrick Lindners große Hits („Die kleinen Dinge des Lebens“) liegen zwar schon ein wenig länger zurück, doch der smarte Münchner war eigentlich nie richtig weg. Auch im Stadl performte er seine Hits präsent wie eh und je. Seine Lieder, vor allem auch aus dem neuen Album „All meine Farben“ strahlen Lebensfreude und Natürlichkeit aus und er ist der absolute Bühnenprofi. Mal stimmungsvoll, mal gefühlvoll verbindet er die Generationen mit Titeln wie „Achterbahn“, „Wieder auf Anfang“ oder „Genau du“ und lässt den Alltag Vergessen. Während bei Stefanie Hertel allerdings jeder Ton live erklang, hatte Patrick Lindner keine Begleitmusiker dabei, die Musik kam vom Band, gesungen hat er aber wirklich, und das nicht schlecht. Klar, dass sowohl Stefanie Hertel als auch Patrick Lindner nach ihren Auftritten von Fans umlagert wurden. Autogramme, Selfies oder auch mal nur einen Satz mit dem Star plaudern, warum auch nicht, zumal die beiden absolut zugänglich waren und das schweißtreibende Bad in der Menge sichtlich genossen. Wenn dabei einer nicht fehlen durfte, dann ist das Kultmoderator Rainer Ludwig. Er ist zwar längst in die Politik gewechselt, doch den Schlagernachmittag ließ er sich nicht nehmen. Mit den Stars auf du und du heizt er die Stimmung an, ist für jeden lockeren Plausch zu haben, schnell wird klar: sein Herz schlägt Schlager. „Wir haben uns ganz bewusst dazu entschieden, den traditionellen Tag der Generationen ganz im Zeichen des Schlagers zu gestalten und unter das Motto Herzschlag im Stadl zu stellen“, erläutert Bierwochen-Organisator Michael Schmid. Der Schlager sei zu einem Phänomen geworden, das Menschen aller Altersgruppen verbinde. Das Programm rundeten die oberfränkischen Lokalmatadore „Manni und seine Rebellen“ ab. Bei den Bierwochen-Besuchern kam vor allem das breite Repertoire handgemachter Musik von Schlagern über Oldies bis hin zu Austropop und Tanzmusik gut an. Möglich gemacht haben den „Tag der Generationen“ die VR Bank Oberfranken Mitte, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, Stadt und Landkreis und natürlich die Kulmbacher Brauerei. Sie alle unterstützten die Veranstaltung auf ihre Art und Weise, so dass der Eintrittspreis relativ niedrig gehalten werden konnte. Bilder: „Herzschlag im Bierwochen-Stadl“: Stefanie Hertel und Patrick Lindner beim „Nachmittag der Generationen“.
Umsonst und draußen: Blasmusik bei Bier und Bratwürsten / Kulmbacher Stadtkapelle stimmte mit großer Serenade auf die Bierwoche ein
Kulmbach. Gute Stimmung bei bester Laune: Nach der Regenpause des vergangenen Jahres hat die Stadtkapelle Kulmbach die Tradition der Bierfestserenade kurz vor der Eröffnung der Bierwoche wieder aufleben lassen. Das Publikum belohnte die Aktivitäten der rund 40 Musiker mit Applaus, Bravo-Rufen und Jubel, wie es das Orchester sonst nur bei seinen alljährlichen Neujahrskonzerten kennt. Eigentlich war es ja auch gar keine Serenade, sondern ein komplettes Konzert. Kein Standkonzert, sondern ein hochklassiges Open-Air-Konzert, umsonst und draußen, Viele hundert Zuschauer und Zuhörer waren bei Bier und Bratwürsten, Aperol, Eis und Cappuccino auf den Marktplatz gekommen, um den Sommerabend zu genießen, sich mit Freunden zu treffen und natürlich, um Musik zu erleben. Wenn sich viele einen Campingstuhl mitnahmen, dann zeigt das, dass sie schon öfter die Serenaden der Stadtkapelle erlebt haben. Diesmal zwei Stunden lang, bis in die Dunkelheit hinein erfüllte das Blasorchester die Innenstadt mit seinen perfekt einstudierten Klängen. „Dieses Jahr dürfen wir wieder, letztes Jahr hat es geregnet“, erinnerte sich Dirigent Thomas Besand. Tatsächlich war das Plätschern des Brunnens diesmal das Einzige, was ein wenig an den Regen erinnern sollte. Thomas Besand hatte die beliebtesten Kompositionen der zurückliegenden Neujahrskonzerte ausgewählt und mit der Zusammenstellung der Stücke auch gleich einen Ausblick auf die anstehenden Konzerte gegeben. Nur der „Böhmische Traum“, der Megahit der Blasmusik, war nicht dabei. Der soll dafür aber bei der Bierwoche erklingen. Traditionelle Märsche und Polkas, wie der Tölzer Schützenmarsch, die Antonia-Polka, die „Regimentskinder“ oder die „Alten Kameraden“ als Zugabe, gehören genauso dazu, wie Easy-Listening mit den Melodien von Bert Kaempfert oder große Oper mit bekannten Arien und Chören von Giuseppe Verdi. Einen besonderen Glanzpunkt setzte Sopranistin Elke Höhn mit ihrer Interpretation des Evergreens „Blue Moon“ von Richard Rodgers. Weil die Eisdiele am Marktplatz jedem Mitwirkenden eine Kugel Eis spendierte, bedankten sich die Musiker mit einem Italo-Medley, in dem vom Chianti-Wein bis „Arriverdercie Roma“, von „Funiculi, Funicula“ bis Santa Lucia“ so alles dabei war, was das italienische Herz erfreut bedient. Wie in den Vorjahren auch immer wieder schloss der offizielle Teil mit dem Großen Kurfürsten-Reitermarsch mit Daniel Richter als Solisten an der Trompete. Eine Überraschung hatten Jörg Naumann, Michael Pfitzner und Bernhard Grüner vom Lions-Club Bayreuth-Kulmbach vorbereitet. Sie hatten einen Scheck in Höhe von 2500 Euro dabei, den sie dem Dirigenten Thomas Besand und dem Vorstand Roland Jonak überreichten. „Wir unterstützen die Stadtkapelle nicht zum ersten Mal“, sagte Lions-Präsident Bernhard Grüner bei der Übergabe. Verwendet werden soll das Geld „für wo am nötigsten“, sagte Thomas Besand. Und da gebe es so einiges.
Bilder: Plassenburg-Open-Airs: Alle ziehen an einem Strang / Veranstalter zieht positive Bilanz – Stars nahmen sogar an einer Burgführung teil Kulmbach. Eine überaus positive Bilanz über die Plassenburg-Open-Airs der zurückliegenden tage hat Matthias Mayer, Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur Motion in Bayreuth gezogen. Dies Saison sei nach 2017 die zweitstärkste gewesen und, was bei Open-Air-Konzerten ganz wichtig ist: Während der Veranstaltungen sei kein einziger Regetropfen gefallen. „Wir hatten rund 7500 Besucher“, sagt Matthias Mayer. Es habe einen starken Endspurt gegeben und auch an der Abendkasse seien, so vorhanden, immer noch Tickets verkauft worden. Damit sei das Ziel erreicht worden, das letztjährige Ergebnis mit rund 7000 Besuchern zu übertreffen. Drei Konzerte hätten in diesem Jahr das Prädikat „praktisch ausverkauft“ getragen: La Brass Banda, Haindling und die Bamberger Symphoniker. Aber auch Matthias Reim, Uriah Heep und Suzanne Vega seien stark gelaufen. Einziges Konzert mit unter 1000 Besuche sei der Auftritt der US-amerikanischen Singer-Songwriterin Suzanne Vega gewesen. „Wir hätten uns natürlich gefreut, wenn der Zuspruch auch hier noch stärkter gewesen wäre, aber das geht auch so in Ordnung.“ Als besonderes Vorkommnis in diesem Jahr bezeichnete Matthias Mayer die Transport- und Verkehrssituation aufgrund der Baustelle am Kirchwehr. „Da war teilweise schon sehr anspruchsvoll“, so der Motion-Geschäftsführer. Er hat in diesem Zusammenhang ein dickes Lob übrig, für die Stadt, deren Tourismus- und Veranstaltungsservice (TUV) und auch für die Fahrer der Pendelbusse. Die Stadt habe Wort gehalten und am Tag des ersten Konzertes die Baustelle so hergerichtet, dass die Busse sie befahren konnten. Matthias Mayer: „Ein Riesendankeschön an die Stadt, Kulmbach lebt die Plassenburg-Open-Airs“. Alle Beteiligten würden in dieser ganz besonderen Woche für Kulmbach an einem Strang ziehen. Dieser Spirit sei längst nicht selbstverständlich, aber in Kulmbach ist er wirklich vorhanden. Besonders sei auch im positiven Sinne heuer die Wettersituation gewesen. Matthias Mayer spricht von perfektem Sommerwetter, und zwar sechs Tage lang. Starkregen und Gewitter am Sonntagnachmittag hätten zwar kurzzeitig für Aufregung gesorgt, doch dann habe alles wunderbar geklappt und der Abend mit den Bamberger Symphonikern sei auch wettertechnisch einfach wunderbar gewesen. Man habe sogar noch genügend Zeit gehabt, die Stühle abzutrocknen. Selbstverständlich sei auch das nicht, Matthias Rein habe drei Tage nach seinem Kulmbacher Auftrit ein Konzert im vaden-württembergischen Esslingen wegen eines schweren Gewittersturms nach nur drei Songs abbrechen müssen. Natürlich werde es auch im kommenden Jahr wieder Plassenburg-Open-Airs geben, und zwar vom 15. bis zum 20. Juli 2025. Die sechs Tage am Stück hätten sich bewährt, vielleicht könne man irgendwann auch mal über einen siebten Tag nachdenken. Fest stehe bislang allerdings nur das Konzert der Nürnberger Symphoniker am Sonntag 20. Juli. Alle anderen Konzerte seien noch nicht ganz spruchreif. Matthias Mayer geht davon aus bis Mitte September die Namen bekanntgeben zu können. Auch von internationalen Künstlern könne man im kommenden Jahr wieder ausgehen. Mit dem Auftritt der Nürnberger Symphoniker ist auch eine Premiere verbunden, denn zum ersten Mal bei einem Plasenburg-Open-Air wird es einen ganzen Abend mit Filmmusik geben. Auf dem Progrsamm steht Musik von Hans Zimmer oder auch von John Williams. „All diese tollen Werke von Star Trek bis Game of Throns“ werden an diesem Abend auf der Plassenburg zu hören sein.“ Damit werde auch die Klassik auf der Burg um eine neue Note bereichert. Der Vorverkauf läuft bereits, noch am Sonntag seien die ersten 60 Tickets verkauft worden. Alles in allem spricht Matthias Mayer von ganz tollen Produktion an den zückliegenden Tagen, vor Ort alles sei glatt gelaufen, sämtliche Künstler seien ganz entspannt gewesen. Die internationalen Künstler, also die Bandmitlgieder von Uria Heep und auch Suzanne Vega hätten sich sogar für die Burg interessiert. Eigens für sie sei vor dem Auftrit eine englischsprachige Privatführung veranstaltet worden. Vor allem die Waffensammlung habe es Uriah Heep angetan. Info: Das Konzert am 20. Juli 2025 beginnt um 19.30 Uhr, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Karten für „Klassik auf der Burg goes Hollywood – Die große Nacht der Filmmusik mit den Nürnberger Symphonikern“ sind ab sofort unter www.plassenburgopenair.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Bild: „Kulmbach lebt die Plassenburg-Open-Airs“: der Veranstalrtungsagentur Motion aus Bayreuth zufolge haben heuer 7500 Menschen die sechs Konzerte auf der Burg besucht. Gelassen, gelöst, geschmeidig: „Bamberger“ auf der Burg / Sommerkonzert mit den Symphonikern aus der Domstadt zum Abschluss der Plassenburg-Open-Airs Kulmbach. Nach den Hofer und den Nürnberger Symphonikern gastierten in diesem Jahr erstmals die Bamberger Symphoniker bei den Plassenburg-Open-Airs. Ein sommerlich leichtes, gefälliges und gängiges Programm hatten sich die Symphoniker unter der Leitung des jungen polnischen Dirigenten Krzysztof Urbanski ausgesucht. Populäre Klassik, deren Faszination sich kaum jemand entziehen kann. Doch der Klangkörper aus der Domstadt musizierte deshalb nicht etwa relaxed. Keine Spur davon, im Gegenteil: egal ob Mozarts „Zauberflöten“-Ouvertüre, Schumanns Cellokonzert oder Mendelssohns „Italienische, die Symphoniker brachten den Schönen Hof zum Klingen und zeigten sich in Kulmbach von ihrer besten Seite. Nach Gewitter und Platzregen am Nachmittag bestes Open-Air-Wetter am Abend. Zur guten Stimmung trug auch Kian Soltani bei. Der junge österreichische Cellist mit iranischen Wurzeln war der Solist in Robert Schumanns Konzert für Cello und Orchester a-Moll, eines der unumstrittenen Hauptwerke dieser Gattung. „Großartig, kühn, edel und voller Pathos“, so hat der Cellist Robert Emil Bockmühl das Konzert beschrieben, der es im Jahr 1850 aufführen sollte, wozu es aber nicht gekommen ist. Temperamentvoll, mit flitzender Technik spielt Kian Soltani seinen Solopart. Abgeklärt, gelassen, gelöst und mit sehr sanglichem Ton überzeugt der junge Musiker auf ganzer Linie. Es geht ihm nicht darum, sich und sein Instrument in den Vordergrund zu stellen. Ausgefeilt in den Details, aber nicht detailverloren präsentiert er seine Interpretation. Das Cello steht in diesem Konzert eher für den introvertierten, das Orchester für den, der Welt zugewandten Part. Und so musizieren die Bamberger Symphoniker die drei ineinander übergehenden Sätze kultiviert und schlank. Es entspinnt sich ein interessanter Dialog zwischen dem Soloinstrument und dem fabelhaft aufspielenden großen Klangkörper. Großartig interpretieren die Bamberger Symphoniker auch die „Italienische“, die vierte Symphonie von Felix Mendelssohn Bartholdy. Selbst wer keine klassische Musik mag, kennt die ersten Takte dieses grandiosen Ohrwurms. Was Transparenz, zupackendes Musizieren, aber auch federnde Leichtigkeit und ein unbeschwertes Gefühl der Romantik angeht, lassen die Bamberger unter Krzysztof Urbanski keine Wünsche offen. Hier geht es nicht um bloße Virtuosität, wie man nach den ersten Takten glauben könnte, vielmehr ist das Ineinandergreifen der Themen, die rhythmische und dynamische Gestaltung, in sich logisch. Auffallend ist im Presto-Finale die hohe Brillanz der schnellen Holzbläser-Repetitionen sowie die funkelnde und bebende Intensität der Streicher. Unterm Strich entsteht ein weicher abgerundeter schlanker und geschmeidiger Klang. Als Auftakt für dieses unbeschwerte Sommerkonzert unter freiem Himmel hatten die Bamberger Symphoniker mit ihrem Dirigenten Krzysztof Urbanski Mozarts „Zauberflöten“-Ouvertüre auf das Programm gesetzt. Noch so ein Hit aus den Top Ten der klassischen Musik. Sorgfältig artikuliert und phrasiert, flüssig und lebendig und vor allem rasant musiziert der Klangkörper dieses Meisterwerk. Zum Glück muss man sich bei der Ouvertüre keine Gedanken über mögliche Interpretationsansätze machen. Egal ob romantisch-idealistisch, volkstümlich in Wiener Singspieltradition oder bedeutungsschwer als Freimaurergleichnis: der Zuhörer kann die Musik unbeschwert genießen, ohne sich groß Gedanken über Charaktere und Symbole machen zu müssen. Als Zugabe lag noch einmal Mozart auf den Pulten, diesmal die Ouvertüre zur „Hochzeit des Figaro“. Leider bleib das Gastspiel der Bamberger Symphoniker in Kulmbach vorerst ein einmaliges Ereignis. Dafür kommen im nächsten Jahr einmal mehr die Nürnberger Symphoniker zur „Klassik auf der Burg“. Das Konzert ist bereits auf den 20. Juli 2025 terminiert, das Motto lautet: „Die große Nacht der Filmmusik“ Bilder: Unter ihrem Dirigenten Krzyztof Urbanski gastierten die Bamberger Symphoniker am Sonntagabend zum Abschluss der Open Airs auf der Plassenburg.
Musikalischer Botschafter des modernen Bayerns / Riesenjubel für Haindling bei den Plassenburg-Open-Airs Kulmbach. Endlich steht er wieder auf der Bühne, Hans-Jürgen Buchner alias Haindling.79 Jahre jung und nach überstandener Krankheit mit vielen abgesagten Terminen präsent wie eh und je. Über 40 Jahre ist Haindling im Geschäft und da macht ihm keiner etwas vor. Wer es nicht glauben wollte, der hatte am Freitagabend bei den Plassenburg-Open-Airs Gelegenheit dazu, den genialen Musiker und Komponisten aus Niederbayern wieder einmal live zu erleben. Die Plassenburg hat es ihm angetan, denn schon 2015 und 2018 war der musikalische Botschafter des modernen Bayern hier live zu erleben. Hans-Jürgen Buchner ist eigenwillig und erfolgreich zugleich. Seine Musik einzuordnen ist praktisch unmöglich, denn es ist nicht unbedingt Popmusik, was Buchner macht, sondern eher eine Mischung aus bayerisch angehauchter Weltmusik, Ethno-Pop, Avantgarde, Walzer, Landler. Jedes Stück ist anders und doch völlig unverwechselbar. Der typische Haindling-Sound, der alle Generationen anspricht. Progressiv, idealistisch und ohne Rücksicht auf musikalische Trends. Hans-Jürgen Buchner ist aber vor allem eines: ein sympathischer Mensch, der nicht nur authentisch rüberkommt, sondern der authentisch ist. Ein exzellenter Musiker, dazu ein herrlicher Geschichtenerzähler, den man gebannt an den Lippen hängt. Keine Frage, dass das Open-Air-Konzert unter dem Motto „Es geht wieder auf“ längst ausverkauft war, so beliebt ist der Niederbayer in Oberfranken und die Stimmung ist glänzend. Wie immer ist die Bühne zugestellt mit allen möglichen Blas- und Tasteninstrumentem, Glocken, Klangschalen, Klanghölzer, Trommeln, zwei Alphörnern, eine Maultrommel, sein E-Piano, ein chinesisches Klingelwerk, eine Djembe, das ist eine afrikanische Trommel und sogar drei Vuvuzelas, und das ist noch lange nicht alles. Normalerweise spielt der musikalische Einzelgänger alle Instrumente selbst ein. In Kulmbach hat er eine hochkarätige Band mit fünf gestandenen Musikern, alles jahrzehntelange Weggefährten, dabei. Michael Braun, Michael Ruff, Peter Enderlein, Reinhold Hoffmann, Wolfgang Gleixner und Elmar Hartmann. Sie alle können, genauso wie ihr Meister, so ziemlich jedes Tasten-, Blas- oder Schlaginstrument spielen und geben den typischen Haindling-Sound ganz im Sinne Hans-Jürgen Buchners wieder. Natürlich gibt es die Haindling-Klassiker rauf und runter: „Lang scho nimmer g´sehn“, dieser Titel brachte ihm 1984 den Durchbruch, auch im Norden der Republik. Beim Konzert auf der Plassenburg ist es die letzte Zugabe. Zuvor sorgt er auch mal für Gänsehautstimmung bei dem wunderschönen Titel „Das ewige Lied“ und er rockt ab beim Haindling-Medley. Auch instrumentale Filmkompositionen gibt es: unverwechselbar sind etwa seine Tonmalereien in den TV-Serien „Café Meineid“, „Irgendwie und sowieso“ oder „Madame Bäuerin“. In Kulmbach gibt es beides: die Haindling-Hits aber auch die verträumt melancholischen Filmklänge, kleine Tongemälde, die an diesem Abend im Schönen Hof der Plassenburg so richtig zur Geltung kommen. Eine Verbeugung vor dem Zeitgeist macht er allerdings dann doch, obwohl er das bestimmt nicht nötig hätte. Bei dem an ein bekanntes Kinderlied angelehnten Song „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ wird aus dem schwarzen Mann ein Schornsteinfeger. Das ist aber auch schon das einzige. Mit seinem Engagement gegen den Ausbau des letzten Teilstücks der freifließenden Donau wurde er bekannt, gegen den Flächenfraß zieht er noch immer zu Felde und die noch immer expandierenden Gewerbegebiete nimmt er in seinem Lied „Modelleisenbahn“ aufs Korn. Kaum zu glauben, dass der Ur-Bayer Hans-Jürgen Buchner ein gebürtiger Preuße ist, dass er als Keramiker den Meisterbrief besitzt, und dass er tatsächlich schon 1944 geboren wurde. Über zweieinhalb Stunden spielt er, gibt sich witzig, selbstironisch, nachdenklich, spornt das Publikum zum Mitschnippen und Mitklatschen an. Bleibt nur zu hoffen, dass Hans-Jürgen Buchner noch oft nach Kulmbach kommt, Universalkünstler wie er sind selten geworden. Bilder: Avantgarde, Ethno-Pop und Landler: Hans-Jürgen Buchners Haindling auf der Plassenburg.
Mega-Show mit „Matze“: Matthias Reim hat die Plassenburg-Open-Airs eröffnet Kulmbach. Was für ein Auftakt zu den Plassenburg-Open-Airs 2024: Mit einem fulminanten Auftritt von Matthias Reim und seiner Band ist die Konzertreihe am Dienstagabend eröffnet worden. Von wegen „Schlagersänger“: der 66-jährige rockte drei Stunden lang die Burg, hatte dazu einen gigantischen Aufwand betrieben und alle seine Hits mitgebracht. Und da gibt es wirklich viele davon. Alle mit Wiedererkennungsgarantie und Mitsing-Effekt. Matthias Reim ist so etwas wie der Rebell der Branche. Er war schon ganz unten und hat es immer wieder geschafft, ganz nach oben zu kommen. Unkonventionell ist er sowieso, frech und laut und einfach einer, mit dem man sich schnell identifizieren mag. Wie gern hätte man mit ihm nach der Show noch ein Bier getrunken. „Das ist einer von uns“, heißt es, wenn man Fans, die teilweise von weither gereist sind, fragt. Und tatsächlich: Hatte nicht jeder schon mal Riesenpech im Leben? Matthias Reim hatte nicht nur Riesenpech, sondern auch Riesenglück Sein Megahit „Verdammt, ich lieb’ Dich“ ist zwar schon etliche Jahre her. Doch die Single wurde damals, 1990 war das, weltweit über 2,5 Millionen Mal verkauft und stand insgesamt 16 Wochen lang auf Platz 1 der deutschen Musikcharts. Als Zugabe erklingt „Verdammt, ich lieb ‘dich“ auch auf der Burg, es ist schon kurz vor halb zwölf und alle singen mit. Überhaupt hat es den Anschein, alle 1300 Besucher sind eingefleischte Matthias-Reim-Fans. So textsicher ist das Publikum. Wobei es Matthias Reim dem Publikum mit seinen Ohrwürmern auch nicht schwer macht. Dem Kulmbacher Auftritt hat er regelrecht entgegengefiebert. „Ich freue mich unglaublich darauf, auf der wunderschönen Plassenburg für euch zu spielen“, hat er im Vorfeld verlauten lassen. Die großartige Location biete eine einmalige Atmosphäre und wir werden dort gemeinsam einen fantastischen Abend verbringen, so Matthias Reim vor der Show. Und so kam es dann auch. Eigentlich war es eine Riesenparty, die der passionierte Biker und Biertrinker da veranstaltete. Ohne Sitzplätze, versteht sich. Und so feierten die Fans ihren „Matze“ mit tosendem Applaus, nicht enden wollenden Zugabe-Rufen mit Emotionen und Gänsehaut pur. Die Lederjacke zieht er gleich nach dem ersten drei Titeln aus. Was diesmal nicht fehlen darf sind die brandneuen Songs aus seinem erst vor wenigen Wochen erschienenen Studioalbum „Zeppelin“. Wo Reim draufsteht, ist auch reim drin. Vor 34 Jahren hatte ich einen einzigen Song, sagt er, heute sind es angeblich über 500. Alle frühen Hits wie „Hey, ich hab‘ mich so auf Dich gefreut“, „Ganz egal“, „Träumer“, „Wer nie durch Scherben ging“, „Einsamer Stern“ oder „Küssen oder so“, sie alle tragen stets Matthias Reims charakteristische Handschrift: hoher Wiedererkennungswert, rockiger Sound, Texte, die aufgehen und niemals gekünstelt oder erfunden wirken. Ihm nimmt man einfach alles ab. Dem typischem Reim-Sound sei dank. Einen „Special Guest“ hat er auch dabei, seinen Sohn Julian. Mit ihm zusammen singt Matthias Rein den Song „Zwei wie Pech und Schwefel“, zwei Titel singt Julian solo, außerdem gehört er zu den drei Backgroundsängern. Klar wird dabei auch: Die Bühne ist sein wahres zuhause. „Fernsehen mag ich gar nicht so gerne“, sagte er, Auf der Bühne ist nichts gekünstelt, keine Spur von Arroganz, Reim ist eben Reim. Er weiß, wie die Menschen ticken, was sie fühlen, was sie an ihm schätzen und was sie hören wollen. Wenn es einer schafft, Gefühle in Worte zu fassen und in Melodien zu verwandeln, dann er. Eines hat die Show auch gezeigt, mit 66 Jahren gehört Matthias Reim noch lange nicht zum alten Eisen, ganz im Gegenteil, er ist auf der Höhe seiner Karriere. In Kulmbach war er übrigens nie zuvor, so sagt er. Eines sei ihm gleich aufgefallen, die Baustellen.
Leuchtende Farben, melodischer Charme und brillanter Klang/ Eindrucksvolle Aufführung: Joseph Haydns „Jahreszeiten“ unter Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspiess in der Petrikirche
Kulmbach. Es wird gerne als volkstümlich, bieder und naiv abgetan, Joseph Haydns weltliches Oratorium „Die Jahreszeiten“. Dabei ist das ländliche Stimmungsdrama bestimmt eines der am schwierigsten zu interpretierenden Werke der Oratorienliteratur. Zusammen mit der Kantorei der Stadtkirche Bayreuth stellte sich die Kulmbacher Kantorei unter Christian Reitenspiess diesem Unterfangen und präsentierte am Samstagabend in der Petrikirche eine mustergültige und eindrucksvolle Aufführung dieses großartigen Werkes. Aufgeteilt auf vier kantatenhafte Teile, die Jahreszeiten eben, beschreibt Joseph Haydn in seinem Spätwerk aus dem Jahr 1798 mit seiner charakteristischen, klangmalerischen und humorvollen Musiksprache die ländliche Idylle und das bäuerliche Leben im Jahreskreis des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Ein wenig naiv scheint es schon, was „Papa Haydn“ da geschrieben hat: die Darstellung des biederen Landvolks, das Lob des holden Fleißes, flötende Ackersleute und ein fröhlich geträllertes "heissa hopsa". Trotzdem bewegen Text und Musik noch heute, denn über den Naturalismus hinaus verweisen sie auf psychologisch tiefe Seelenzustände. Dafür und für den schlankem Klang trotz donnernder Gewitter und einer eindringlichen Jagdszene sorgt die Musica Juventa Halle, geleitet von Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspiess. Detailreich und farbig spielt der Klangkörper auf, mal derb, mal schmeichelnd melodiös. Die Musiker lassen Vögel flattern, Bienen schwirren und Fische springen. Die Tongemälde leuchten in bunten Farben, nachvollziehbar, durchsichtig und immer voller Spannung. Das Orchester zeigt dabei viel Gespür für Haydns melodischen Charme und dem scheinbar naiven Kolorit. Der Stadt- und Dekanatskantor macht dabei nicht den Fehler, auf schnelle Tempi zu setzen. Ganz im Gegenteil: Wenn es auch manchmal etwas beschwerlich klingen mag und die Längen des Werkes deutlich werden, am Ende des Herbstes zum Beispiel, so kommen doch viele Details zum Tragen, die in anderen Aufführungen schlichtweg untergehen. Hochklassig hat Christian Reitenspiess auch die Petrikantorei einstudiert, die zusammen mit der Stadtkantorei Bayreuth einen fast hundertköpfigen Gemeinschaftschor bildet. Homogen und brillant im Klang zeichnen die Sängerinnen und Sänger Haydns Darstellungen nach. Etwa in der Gewitterszene des Sommers, die von ungeheurer Wucht durchzogen ist, oder in der eindringlichen Jagdszene des Herbstes. Frisch und klar in der Höhe strahlt der angenehm timbrierte Sopran von Anna Nesyba aus Bamberg. Mit beeindruckendem Tonfall und darstellerischem Impetus gibt sie die Rolle der Hanne. Ein liedsängerhaft leichter Tenor ist Christian Rathgeber aus Mainz als Lukas. Er besticht vor allem durch seine deutliche Artikulation und durch klare Stimmschönheit. Plastisch und textsinnlich tritt auch Felix Rathgeber als Simon (Bass) aus Köln in Erscheinung. Tenor und Bass als Brüderpaar, das hat man auch nicht in jedem Oratorium, zumal beide ein Musterbeispiel an Textverständlichkeit abgeben. In scheinbar sattsam bekannten Nummern wie der Arie „Schon eilet froh der Ackersmann“ überzeugt Felix Rathgeber auf ganzer Linie und schafft so ein eindrucksvolles Hörerlebnis. Am Sonntag wurde Joseph Haydns Dauerbrenner noch einmal in gleicher Besetzung in der Bayreuther Stadtkirche aufgeführt. Dort hatte der Bayreuther Dekanatskantor Michael Dorn die Leitung, der in Kulmbach die Rezitative vom Klavier aus begleitet hat. Bild: So klingt Unendlichkeit: melancholisch, mystisch und meditativ / Hofer Symphoniker unter Martijn Dendievel: Drei britische Komponisten zum Abschluss der Spielzeit Hof. Was für ein Schlusspunkt! Mit einem fulminanten Konzert haben die Hofer Symphoniker unter ihrem designierten Chefdirigenten Martijn Dendievel die Saison am Freitagabend offiziell beendet. „Die Planeten“ war das Konzert im Festsaal der Freiheitshalle überschrieben. Man hätte es aber auch als „Very British“ bezeichnen können, denn mit Dorothy Howell, Ralph Vaughan Williams und Gustav Holst standen gleich drei britische Komponisten mit Werken auf dem Programm, die alle zwischen 1914 und 1918 entstanden sind. „Die Planeten“ von Gustav Holst kennt man, doch sie schaffen es kaum in den Konzertsaal. Grund dafür könnte sein, dass man nicht nur einen riesigen Orchesterapparat braucht, sondern für den letzten Satz auch einen Chor. Das ist meistens dann doch zu aufwändig, nicht aber in Hof. Doch vor den „Planeten“ hatte Martijn Dendievel zunächst eine nahezu komplett vergessene Komposition als deutsche Erstaufführung ausgewählt, die es sich lohnt, sie näher kennenzulernen. Die 1919 in London uraufgeführte Symphonische Dichtung „Lamia“ der britischen Komponistin, Pianistin und Musiklehrerin Dorothy Howell hat ihren Ursprung in der griechischen Mythologie. „Lamia“ ist das erste große Orchesterwerk der hierzulande unbekannt gebliebenen Virtuosenkomponistin, die erst 1982 verstorben ist. Trotzdem ist das Werk noch der Romantik zuzuordnen. Was erstaunt ist der farbenreiche Orchesterapparat für das zumindest zeitlich doch recht kurze Stück. Schlängelnde Flötentöne in chromatischen Läufen, getragene Streicherklänge in einer Art Klagelied, auffallende Einwürfe der Holzbläser, schwelgerische Harfen- und Oboenklänge: das alles kennzeichnet die Komposition und das alles bringen die Hofer Symphoniker absolut spannend und überzeugend rüber. Einen großen Orchesterapparat benötigt auch die Romanze „The Lark Ascending” (“Das Aufsteigen der Lerche“) von Ralph Vaughan Williams, mit der unglaublich souverän aufspielenden jungen bulgarischen Violinistin Liya Petrova als Solistin. Eigentlich ist es ein einsätziges Violinkonzert und eines seiner bekanntesten Werke. Doch aufgeführt wird es trotzdem kaum. Dabei ist Ralph Vaughan Williams sicher ein weit unterschätzter Vertreter der klassischen Moderne und, man glaubt es kaum, ein Zeitgenosse Arnold Schönbergs. Liya Petrova interpretiert das Werk mit einer kaum zu beschreibenden Perfektion. Ihr Spiel atmet technisch und musikalisch überaus engagiert melancholischen Zauber und blitzt auf wie ein Sonnenstrahl im Londoner Novembernebel. Das Orchester übernimmt in weiten Teilen in sinnlicher Klangschönheit die Begleitfunktion. Das sah auch Martijn Dendievel so. Vielleicht hatte er deshalb zusammen mit der Geigerin gleich noch eine Zugabe von Edvard Elgar einstudiert. Die eigentliche Sensation aber war die Solozugabe von Liya Petrova. Mit wahnwitziger Technik und einem geradezu unbeschreiblichen Ausdruck interpretierte sie eine Caprice für Solovioline von Pietro Rovelli, und das auf einem Instrument, das Rovelli selbst vor weit über 200 Jahren gespielt hatte. Die Solo-Caprice sei praktisch auf dieser Geige komponiert worden, sagte Liya Petrova. Nun ist die Orchestersuite „Die Planeten“ von Gustav Holst das, was man in der Pop-Musik vielleicht als One-Hit-Wonder bezeichnen könnte. Ein Stück, das seit über 100 Jahren weltweit für Furore sorgt. Teile davon sind auch in populären Songs immer wieder zu finden („Jupiter“) und sind nicht zuletzt gibt es gleich in mehreren Sätzen auch Anklänge an Filmmusik, der „Mars“ gleich zu Beginn hat schon so einiges von Star-Wars. Die Hofer Symphoniker trumpfen mit prächtiger Spiellaune auf. Man spürt deutlich, dass es sich bei dieser Komposition um den Geniestreich eines Tausendsassas handelt. Holst hat in seinem siebenteiligen Werk die Charaktere der Sternzeichen in ihrer jeweils stärksten Ausprägung beschrieben: Das fängt schon beim „Mars“, dem „Kriegsbringer“, an. Nicht nur hier reizt Martijn Dendievel die Extreme vor allem dynamisch aus. Schnelle Tempi beim „Merkur“, dem „geflügelten Boten", überschwängliche Fröhlichkeit bei „Jupiter". Im „Neptun“, dem „Mystiker", bewegt sich die Aufführung schwebend und geheimnisvoll im Grenzbereich zwischen Klang und Sphäre, woran vor allem die rund 30 Frauenstimmen des Hofer Kammerchors und des Kammerchors der Hochschule für Musik aus Weimar unter der Einstudierung von Wolfgang Weser ihren Anteil haben. So klingt Unendlichkeit. Der Chor agiert, wie von Gustav Holst beabsichtigt, unsichtbar aus dem hinteren Bereich der Bühne. Erst zum Applaus bekommt man die Sängerinnen zu Gesicht. Martijn Dendievel und den Hofer Symphonikern gelang mit diesem Saisonabschluss eine überaus ansprechende, packende, transparente und analytische Aufführung, die vielen noch lange in Erinnerung bleiben wird und die mit ungewöhnlich langem und lautstarkem Applaus und vielen Bravo-Rufen belohnt wurde. Brückenschlag zwischen Kunst und Gesellschaft / 15. Europa-Symposium Thurnau beginnt am 26. August Thurnau. Gemeinsam arbeiten, gemeinsam leben, zumindest für eine Woche lang: das ist die Absicht, die hinter dem Europa Symposium Thurnau steht. Unter dem Motto „Kunst baut Brücken“ findet das Festival vom 26. August bis zum 1. September bereits zum 15. Mal statt. Mit dabei sind diesmal 16 Teilnehmer je zur Hälfte aus Tschechien und Deutschland sowie jeweils ein Künstler aus Italien und Polen. Mit den beiden Malern Doris Bocka aus Bindlach und Volker Wunderlich aus Goldkronach sind darunter auch zwei Künstler aus der Region. „Wir wollen die Einsamkeit der Künstler durchbrechen und damit eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, in der hoffentlich viele neue kreative Ideen entstehen“, beschreibt Professor Dr. Dr. Manfred Gareis das etwas andere Format der großangelegten Veranstaltung, die traditionell eine weit überregionale Ausstrahlung besitzt. Manfred Gareis steht seit fünf Jahren als Vorsitzender an der Spitze des Fördervereines Europa-Symposium Thurnau e.V. und ist damit so etwas wie der Hauptorganisator der Veranstaltung. „Wir wollen etwas für die Region machen“, so Manfred Gareis. Und zwar für die Genussregion, denn Kunst und Kultur gehörten genauso zum Genuss wie Essen und Trinken. Das Besondere an dem Festival ist es, dass jeder Interessierte den Künstler über die Schulter blicken kann. Gearbeitet wird in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Schloss und im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt. Auch das sei neben dem Brückenschlag zu den tschechischen Nachbarn eines der erklärten Ziele: Kunst transparent zu machen und in die Öffentlichkeit zu tragen, so Manfred Gareis. Das Motto „Kunst baut Brücken“ habe über die Jahre nichts an Bedeutung verloren. „Im Gegenteil, die Beziehungen mit den europäischen Nachbarn zu stärken und gut zu gestalten ist zwischen den Künstlern völlig problemlos umsetzbar, sie haben damit Vorbildfunktion für uns alle.“ Eigentlicher Gründer ist der Bildhauer Albert Volk, der in Hallstadt bei Bamberg lebt und der das Projekt 2009 zusammen mit dem Berliner Bildhauer Michael Sauer ins Leben gerufen hatte. Albert Volk hatte die Rahmenbedingungen geschaffen und seine Kontakte genutzt, um das renommierte Symposium nach Thurnau zu bringen. Teilnehmer aus Italien ist der Maler Domenico Marrone. Er ist in Thurnau kein Unbekannter, denn er war lange Jahre Bürgermeister der Partnergemeinde Positano. Finanziert wird das außergewöhnliche Festival durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken-Mitte, dem Landkreis Kulmbach und einer Reihe privater Sponsoren. Tatkräftige Unterstützung kommt wie immer auch vom Markt Thurnau. Der Förderverein kümmert sich um die komplette administrative Abwicklung der Veranstaltung. Das fängt bei der Bereitstellung von Leinwänden, Sandsteinen und Arbeitsmaterialien an und hört bei der Unterbringung der Künstler in Thurnau noch lange nicht auf. „Wir schaffen die Rahmenbedingungen dafür, dass eine Woche lang künstlerisch kreativ gearbeitet werden kann, sagt Manfred Gareis. Die Ergebnisse des 15. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 1. September vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 1. September um 11 Uhr statt. Die folgenden Künstler nehmen n diesem Jahr am Europa-Symposium in Thurnau teil: Martin Auer (Würzburg), Andrea Baumgärtner (Baden-Baden), Doris Bocka (Bindlach), Holger Ritzhaupt(Röthlein), Michael Sauer (Berlin/Thurnau), Rudolf Schneidmadel (Ebelsbach), Florian Tully (Gerolzhofen), Albrecht Volk (Hallstadt), Volker Wunderlich (Goldkronach), Thomas Winkler (Pegnitz), Varvara Divisova (Karlsbad), Jan Samec (Karlsbad), Anna Vančátová (Dobris), Anna Schumacher (Prag), Denisa Ruzičková (Franzensbad), Jan Tichy (Prag), Ivo Sokol (Maler), Iwa Kruczkowska-Kröl (Krakau) und Domenico Marrone (Positano). Bilder: In Tirol ein Star, zuhause Mechatroniker im dritten Lehrjahr / Marcel Benker aus Himmelkron will mit „Auf die Plätze, fertig, feiern“ die volkstümlichen Hitparaden stürmen Himmelkron. „Auf die Plätze, fertig, feiern“. So heißt die neue Single, die Marcel Benker aus Himmelkron am Freitag (28. Juni um exakt 18 Uhr) veröffentlicht. Obwohl erst 19 Jahre jung ist Marcel Benker in der volkstümlichen Musikszene längst kein Unbekannter mehr. Er ist bereits im Fernsehen bei „Immer wieder sonntags“ mit Stefan Mross aufgetreten, im österreichischen Sender ORF Tirol war er vier Wochen lang mit seinem Titel „Also Madl, hey“ auf Platz 1, im zurückliegenden Jahr hatte er über 70 Live-Auftritte, heuer werden es deutlich mehr werden. Aufgenommen wurde der neue Titel in den „Seventeen Studios“ in Osttiroler Lienz. „Dort, wo auch schon die Kastelruther Spatzen, das Nockalm Quintett oder Marc Pircher ihre Hits eingespielt haben“, erklärt Marcel Benker. Die Musik hatte Uwe Altenried komponiert, den Text hatte Ernst J. Schmidtlechner geschrieben. Der eine war der Keyboarder der Klostertaler, der andere gilt in Österreich als prominenter Songtexter und Theaterautor. Das zeigt schon, Marcel Benker ist tief in der Szene verwurzelt. Trotzdem hat er sich für den professionellen Videodreh zu „Auf die Plätze, fertig, feiern“ seine Heimat Himmelkron als Drehort ausgesucht. „Wir haben alles in Ewalds Feststadel mitten in Himmelkron aufgenommen“, sagt er. Mit dabei: die Dorfjugend Fichtelberg und die Dorfgemeinschaft Prüllsbirkig“. „Nach drei Stunden war das Ding im Kasten“. Zu sehen ist das Video auf allen gängigen Social-Media-Kanälen also auf You Tube, Facebook, Instagram und was es sonst noch alles gibt. Und natürlich auf Stimmungsgarten TV, dem Fernsehsender seiner österreichischen Plattenfirma Tyrolis. Ob der Song auch auf CD erscheinen wird, ist noch nicht sicher. Über alle gängigen Kanäle wie Spotify, Apple Music, You Tube Music gibt es den Song und noch im Sommer einen zweiten, über den aber noch nichts verraten wrden soll. Wie ein typisches Wochenende bei Marcel Benker aussieht, erläutert er am Beispiel des zurückliegenden: Noch bis 22 Uhr hatte er abend einen Liveauftritt in Lichtenfels, dann wurde abgebaut, ein kurzer Zwischenstopp zuhause in Himmelkron eingelegt und schon um 24 Uhr ging es weiter nach Tirol. Mit der Gondel ging es dann auf den Obergurgl, von wo aus Radio U1 Tirol zwei Stunden live sendete. Einer der Hauptacts beim U1-Frühschoppen war Marcel Benker mit seiner Steirischen. Wenn er auch immer wieder im Ruhrgebiet auftritt, demnächst beim TC Wander Camp am Walchsee mit dabei ist oder beim Benefiz-Open-Air für krebskranke Kinder bei Augsburg: Marcel Benker ist sich für die vielen Dorffeste und Kerwas auch in der Region nicht zu schade. Demnächst spielt er beispielsweise in Tüchersfeld (06. Juli ab 19 Uhr), beim Dorffest in Prüllsbirkig (13. Juli ab 18 Uhr), bei der Kerwa in Glotzdorf (19. Juli ab 18 Uhr), beim Dorffest in Benk (27. Juli ab 18 Uhr) oder bei der Wasserwacht in Trebgast (15. September). Auch in der Werkstatt für Behinderte in Himmelkron hatte er kürzlich einen vielumjubelten Gig. Marcel Benker hat längst ein abendfüllendes Programm und könnte mehrere Stunden durchspielen ohne einen einzigen Titel wiederholen zu müssen. Obwohl alles voll professionell abläuft, hat er noch immer einen Hauptberuf. Er ist im dritten Lehrjahr zum Mechatroniker bei Mann und Hummel in Himmelkron. Das mit dem Hauptberuf soll auch erst einmal so bleiben. Auch nach der Lehrzeit, die Marcel Benker im Frühjahr 2025 abschließen wird. Geboren wurde er in Weiden. Nach dem Umzug der Eltern nach Himmelkron hatte er die Realschule in Gefrees besucht. Bereits mich sechs Jahren lernte Marcel Benker Akkordeon, später kam die Steirische Harmonika, ein diatonisch, wechseltöniges Instrument mit Knopf-Tastatur dazu. Nach ersten kleineren Auftritten ging es zum einen oder anderem Musikantentreffen ins Zillertal, dem Mekka der volkstümlichen Musik. Dort knüpfte Marcel Benker Kontakte zu den in der Szene bekannten „Zellberg Buam“, zur Gruppe „Die Fetzig´ n aus dem Zillertal“ und zu deren Produzenten Daniel Gruber. Der wiederum hatte Kontakte zum Label Tyrolis und so kam eines zum anderen. Bild: Trotz junger Jahre schon eine feste Größe in der volkstümlichen Szene: Marcel Benker aus Himmelkron. Schwebende Klänge und wortgewaltige Gedanken / ExSilentio-Kammerchor beim „Kesselhaus-Festival“ Mainleus. Ein „ganz normales“ Chorkonzert mit einigen unterhaltsamen Volks- und Kunstliedern, einer heiteren Moderation dazwischen, das gibt es bei Lukas Alois Roth und seinem ExSilentio Kammerchor aus Dresden nicht. War aber auch von Anfang an klar, dass dieses besondere Ensemble auch ein besonderes Programm bieten würde. „Wir bringen Themen, die uns bewegen und beschäftigen“, erklärte er gleich zu Beginn. Beim Kunstfestival „Klang im Kesselhaus“ auf dem ehemaligen Mainleuser Spinnereigelände stellte der Chor seine neue Produktion unter dem Motto „Freiheit. Flucht. Vertreibung“ vor. Zwei besondere Gäste standen dabei im Mittelpunkt: die Autorin und Poetry Slammerin Eva Matz und die junge Geigerin Louise Garnier. Krieg und die Folgen, Angst und Wut, sowie die Hoffnung und die Sehnsucht nach Frieden: das sind Themen, die zu allen Zeiten die Menschheit bewegt haben. Besonders die jungen Sängerinnen und Sänger beschäftigen diese Themen. Mit dem Ukraine-Krieg habe sich für sie schon etwas verändert, denn den Kalten Krieg kannten sie nur aus den Erzählungen ihrer Eltern und den Zweiten Weltkrieg nur aus Geschichtsbüchern. Die Autorin Eva Matz hat dies alles in ihren sehr persönlich gehaltenen Texten verarbeitet. Unter anderem trug sie aus ihrem Zyklus mit dem Titel „Rauchschwaden“ Wortgewaltiges vor. Darin ging es um die Bücherverbrennung während des Nationalsozialismus, um ihren Urgroßvater, der wohl Täter gewesen sei, und um den Umgang mit der eigenen Familiengeschichte. Der Chor hatte dazu ausnahmslos zeitgenössische Werke ausgewählt, die das Ganze eindrucksvoll unterstreichen. Im Mittelpunkt stand die Uraufführung einer Auftragskomposition des Komponisten Maximilian F. Nicolai, der ebenso wie Lukas Alois Roth an der Musikhochschule in Dresden studiert hat. Kontrapunktische Stimmführung, teilweise Sprechgesang, lautmalerische Geräusche, das alles gehörte zu den Werken von Maximilian F. Nicolai, aber auch zu anderen Komponisten, deren Werke an diesem Abend zur Aufführung kommen sollten: James MacMillan, Damien Kehoe oder Grete Lienert-Zultner. Der Chor glänzte dabei immer wieder mit seinem homogenen Klang, perfekt ausbalanciert sollten sich die einzelnen Stimmen ineinanderfügen. Meist waren es die leisen Töne, die einen mit voller Wucht ins Mark treffen. Mit den flexiblen Sängern erzeugte Lukas Alois Roth einen wandelbaren und erstaunlichen Kollektivklang in der sensationellen Akustik der alten Fabrikhalle. Nur das Gurren der Tauben und ihr Flügelschlag übertönte die Pianissimo-Passagen. Trotzdem war es kein düsterer Abend voller Tristesse“, wie es Lukas Alois Roth schon im Vorfeld versprochen hatte. Es sollte vielmehr auch darum gehen, eine „hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft“ auszusenden. Und die ist aktuell ja nun mal nötiger denn je. Künstlerisch ging es in dem Performanceprojekt darum, eine Brücke zwischen Sprache und Musik, zwischen Poetry Slam und Chorgesang zu schlagen. Dazu gehörten auch die eindrucksvoll sphärischen Klänge der jungen Geigerin Louise Garnier. Sie ist gerade mal 18 Jahre jung, geht noch zur Schule und tritt bereits solistisch auf. Doch nicht nur das, sie präsentierte auch eigene ambitionierte Kompositionen mit Titeln wie „Exodus“, „An den Wassern zu Babel“ oder Morgenrot über einer zerbombten Stadt“. Klangsprachlich so unterschiedliche, aber spieltechnisch irrsinnig anspruchsvolle Solo-Werke sind das, was die Geigerin da präsentiert. Lukas Alois Roth ist Gründer und Leiter des ExSilentio-Kammerchores. Der aus Ludwigschorgast stammende Musiker ist aber auch Gründer und Intendant des „Kesselhaus-Festivals“ und Vorstand des Vereins „Kunstwert e.V.“, der als Träger des Ensembles fungiert. Bilder: Intim, emotional und eindrucksvoll: Pop, Rock und ein Hauch von Jazz / Stimmungsvolles Sommerkonzert im Mainleuser „Kesselhaus“ Mainleus. Das Festival „Klang im Kesselhaus“ in der Baumwollhalle der ehemaligen Spinnerei von Mainleus ist immer wieder für Überraschungen gut. Diesmal hatte der Trägerverein „Kunstwert e.V.“ drei interessante Musiker mitgebracht, von denen man sicher schon bald wieder hören wird. Zu verdanken ist dies dem Vereinsvorstand, Chorleiter sowie Festivalgründer und -intendanten Lukas Alois Roth. Der aus Ludwigschorgast stammende Künstler hat es binnen kürzester Zeit geschafft, das kleine, aber feine Festival nicht nur zu etablieren, sondern auch mit Leben zu füllen. Die drei Talente hat er von der Hochschule für Musik in Dresden mit nach Mainleus gebracht. Sie gilt als Meisterin des perkussiven Fingerstyle und vereint Jazz, Rock und Pop in lebendigen Melodien: Die Gitarristin Annika Teuber, die aus Marktredwitz stammt, hat gerade eine Osteuropa-Tournee hinter sich. Die 23-Jährige ist bereits international gefragt. Ihr Spiel hat Charakter, sie klingt eigenartig und besonders. Im Gepäck hatte Annika Teubner Kompositionen von Marcin Patrzalek, John Butlers „Ocean“, aber auch virtuose eigene Werke, „Fire on Mars“ beispielsweise. Annika Teubner spielt eminent sauber und dabei traumverloren, dass man sich dem Zauber ihres Spiels nicht entziehen kann. Ihre Kunst atmet und klingt einfach wundervoll und interessant. Die Solistin zupfte bereits im Alter von sieben Jahren ihre ersten Akkorde, mit 16 gewann sie den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und begeisterte das Publikum mit ihrer rhythmischen Fusion aus Harmonik und Tapping. Die Auswahl der aufgeführten Werke hat auch etwas Exotisches. Wenn sich der Zuhörer darauf einlässt, kann r wunderbar in ferne Klangwelten eintauchen. Annika Teubners Spiel klingt rhythmisch belebt und optimistisch, manchmal vielleicht irisch angehaucht. Etwa bei dem Titel „Storm“ reizt sie die gesamte Palette ihres Instrumentes aus und entlockt der Gitarre folkloristische wie klassische Klänge. Und sie arbeitet dabei auch immer wieder mit Stimmungen, Kontrasten und Effekten, etwa wenn sie rhythmisch auf den Korpus ihrer Gitarre klopft oder mit beiden Händen am Steg zupft. Pop, Jazz, Soul und sogar einen deutschen Schlager hatte das Duo Nadja Noack (Gesang) und Stefan Endörfer (E-Piano) im Gepäck. Die beiden studieren Lehramt an der Hochschule für Musik in Dresden und vermitteln ihre Leidenschaft für Musik sowohl im Klassenzimmer als auch auf der Bühne. Da gab es Sommersongs von George Gershwin, Boney M, Aretha Franklin oder Stevie Wonder. Das Timbre von Nadja Noack ist absolut faszinierend. Stets klingt ein wenig Soul mit, aber auch ein Hauch von Jazz. Ausgerechnet ein deutscher Schlager aus den 1960er Jahren ist so etwas wie der Höhepunkt des Auftritts. „Schuld war nur der Bossa Nova“ der unvergessenen Manuela im modernen Gewand und mit Mitsingeffekt. Am Ende durfte Titel sogar noch einmal als Zugabe herhalten. Stefan Endörfer erweist sich bei all dem als versierter, intimer und absolut stimmiger Begleiter. Durch diese Konzentration entsteht ein Gefühl von Nähe und Direktheit, ein rundum ehrlicher, überlegter und gekonnter Auftritt. Bilder: „Hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft“ / ExSilentio-Kammerchor beim „Kesselhaus-Festival in Mainleus Mainleus. Das kleine aber feine Kunstfestival „Klang im Kesselhaus“ in Mainleus wartet am Freitag, 21. Juni um 19 Uhr mit einem ganz besonderen Leckerbissen auf. Unter dem Motto „Freiheit. Flucht. Vertreibung“ hat sich der ExSilentio-Kammerchor aus Dresden mit der Autorin und Poetry Slammerin Eva Matz zusammengetan. Zur Aufführung kommen unter anderem zeitgenössische Chorwerke und sehr persönliche Texte zum Thema Krieg, Vertreibung und die Folgen. „Es soll aber keinesfalls ein düsterer Abend voller Tristesse werden“, sagt Lukas Alois Roth. Der Leiter des ExSilentio-Kammerchores steckt hinter dem Festival. Der aus Ludwigschorgast stammende Künstler und Musiker ist Gründer des Ex-Silentio-Chores, Intendant des „Kesselhaus-Festivals“ und Vorstand des Vereins „Kunstwert e.V.“, der als Träger des Ensembles fungiert. Seinen Worten zufolge gehe es vielehr darum, eine „hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft“ auszusenden. Neben klassischen Chorwerken unter anderem von Maurice Durufle gibt es die Urauffürung einer Auftragskomposition des Dresdner Komponisten Maximilian F. Nicolai. Eva Matz wird aus ihrem Zyklus „Rauchschwaden“ lesen, in der es unter anderem um die Bücherverbrennung während des Nationalsozialismus geht. „Wir wollen eine Brücke zwischen Sprache und Musik schlagen“, sagt Lukas Alois Roth. Er beschreibt die ambitionierte Neuproduktion seines Chores als interdisziplinäres Performanceprojekt zwischen Poetry Slam und Chorgesang. In dem etwa 60-minütigen proghramm soll ein Diskurs zwischen Freiheit, Flucht und Vertreibung stattfinden. Dabei sollen auch Fragen gestellt werden, etwa: „Was bedeutet Freiheit für uns heute im Kontext der deutsch-deutschen Geschichte?“. Neben dem ExSilentio Kammerchor wird auch die Geigerin Louise Garnier auftreten, eine Jungstudentin, die Lukas Alois Roth aus Dresden mitgebracht hat. Das Konzert „Freiheit. Flucht. Vertreibung“ mit dem ExSilentio-Kammerchor aus Dresden und der Autorin und Poetry-Slammerin Eva Matz findet am Freitag, 21. Juni in den Baumwollhallen auf dem ehemaligen Spinnereigelände an der Industriestarße in Mainleus statt. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt acht Euro. Begin ist um 19 Uhr, Einlaß ab 18 Uhr. Bilder: Seltene Werke und vier prächtige Stimmen / Akustisches Kleinod und höchstgelegenes Gotteshaus der Stadt: Vokalquartett Vocalisto gastierte in der Schlosskapelle der Plassenburg Kulmbach. Zu einem kurzweiligen Streifzug durch 1000 Jahre Musikgeschichte hatte das Kulmbacher Vokalquartett Vocalisto am Samstagnachmittag in die Schlosskapelle der Plassenburg eingeladen. Dabei ging es nicht nur um geistliche Lieder vom Mittelalter über die Renaissance und Romantik bis zur Gegenwart, sondern auch um die Geschichte der Kapelle. Kastellan Harald Stark brachte den Besuchern interessante Details zu dem Gotteshaus mit, die selbst vielen Kulmbachern unbekannt sein dürften. Eine absolute Rarität hatte Hubertus Baumann, er ist so eine Art „primus unter pares“ des Quartetts, für die Themenführung unter dem Motto „Musica coelestis“ („himmlische Musik“) mit der Komposition „Christ ist erstanden“ aufgetan. Wer sie geschrieben hat, weiß niemand mehr, sicher ist dagegen, dass es sich um eines der ältesten deutschen Kirchenlieder handelt. Es war zugleich das einzige instrumentale Stück des kurzweiligen Nachmittags, das Hubertus Baumann selbst auf der von der Orgelbaufirma Steinmeyer komplett renovierten Wolf-Orgel der Schlosskapelle intonierte. Zuvor gab es zeitgenössisches mit dem Titel „Chi ci separerà” von Marco Frisina, mit dem das Gesangsensemble aus Bayreuth, Weismain und Kulmbach schon viele seiner Konzerte begonnen hat und das zu einer Art Markenzeichen von Vocalisto wurde. Aber auch ein spät mittelalterlicher Titel stand mit „Rejoice in the Lord” auf dem Programm. Das launige Quartett stellte mit der Programmauswahl seine große stilistische Bandbreite eindrucksvoll unter Beweis. Selten zu hörende Werke und die vier prächtigen Stimmen ergänzten sich bestens. An die Schlosskapelle als Ort von Verkündigung und Bitte erinnerte Vocalisto in seiner neuen Quartettformation mit Christiane Schütz (Sopran), Ulrike Hahn (Alt), Hubertus Baumann (Tenor) und Ulrich Förster (Bass) unter anderem mit einem Ausschnitt aus Claudio Monteverdis frühbarockem „Magnificat“. In die Renaissance, in die Romantik und in die Gegenwart entführten die Sängerinnen und Sänger mit „If ye love me“ des englischen Renaissancekomponisten Thomas Tallis , dem Lied „Wirf Dein Anliegen auf den Herrn“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und dem Titel „Esto les digo“ des zeitgenössischen Komponisten Kinley Lange. Immer wieder erstaunt das breite vokale Ausdrucksspektrum und die ungezwungene Nähe zur Sprache, die von dem Quartett an den Tag gelegt werden. Von zurückhaltender Verinnerlichung bis zu prachtvoller Klangentfaltung schaffen es die Sängerinnen und Sänger mühelos und stellen dabei ihre hohe stimmliche Kompetenz unter Beweis. Zur Schlosskapelle als Ort der himmlischen Glaubensgemeinschaft steuerte Vocalisto den Titel „Ubi caritas“ des 1978 geborenen Komponisten Ola Gjeilo bei. Vertrauter waren dann die romantischen Klänge von Joseph Rheinberger und dessen Komposition „Preis und Anbetung“, ehe das Vokalquartett R. F. Prochaskas „Über dir wach ein Engel“ zur Aufführung brachte. Schließlich finden in der Schlosskapelle immer wieder auch Trauungen statt. An diese Tradition des Gotteshauses als Ort der Liebe erinnerte Vocalisto mit „Come again“ des englischen Renaissancekomponisten John Dowland, der Komposition „Chum, chum geselle min“, die im 11. Jahrhundert in einer Handschrift des Klosters Benediktbeuren gefunden wurde, und dem Schlager „Can’t help falling in love”. Kaum zu glauben, letzteres ist ein Filmsong der doch tatsächlich für Elvis Presley geschrieben wurde. Zwei Abendlieder sollten den kurzweiligen Auftritt beenden: Albert Thates „Herr bleibe bei uns“ und das Abendlied von Johann Abraham Peter Schulz. In all den Darbietungen wurde vor allem eines deutlich: die Schlosskapelle ist ein akustisches Kleinod. Nicht umsonst hatte Vocalisto die Kirche bereits vor Jahren als Aufnahmeort für eine Weihnachts-CD ausgewählt. In seinem Vortrag beleuchtete Kastellan Harald Stark die Geschichte der Schlosskapelle, dem höchstgelegenen Gotteshaus und Konzertraum der Stadt. Dabei ging es um die Baugeschichte, die Architektur, die Innenausstattung und die vielfältige Nutzung des Gotteshauses vom 16. Jahrhundert bis heute. Interessantes Detail: die Kapelle ist einer der ältesten Markgrafenkirchen überhaupt, allerdings nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen, da sie mehrfach umgebaut wurde. Auch als Simultankirche musste sie schon herhalten, und zwar in der langen Zeit, in der die Plassenburg Gefängnis war. In dieser Zeit fanden sowohl katholische als auch evangelische Gottesdienste hier statt. Bild: Breites Ausdrucksspektrum und prachtvolle Klangentfaltung: das Vokalquartett Vocalisto mit Hubertus Baumann, Christiane Schütz, Ulrike Hahn und Ulrich Förster (von links) in der Schlosskapelle der Plassenburg. Farbenfrohe Spätromantik und ernste Strenge / Hofer Symphoniker unter Joseph Bastian ließen Klänge des Frühlings ertönen Hof. Eigentlich waren es weniger die „Frühlingsboten“, wie man das Konzert der Hofer Symphoniker am Freitagabend in der Freiheitshalle überschrieben hatte. Es ging mehr um den Gegensatz zwischen üppiger, farbenvoller französischer Spätromantik vor der Pause und ernster Strenge deutsch-österreichischer Symphonik danach. Mit den beiden Kompositionen „D’un soir triste“ („Ein trauriger Abend“) und „D’un matin de printemps“ (Ein Morgen im Frühling“) der so jung verstorbenen französischen Komponistin Lili Boulanger und der „L’Horloge de Flore“ („Die Blumenuhr“) für Oboe und Orchester des beinahe noch zeitgenössischen Jean Françaix hatte der französische Dirigent Joseph Bastian zunächst drei echte Kleinode auf das Programm gesetzt. Danach gab es mit der 1. Symphonie c-Moll von Johannes Brahms dagegen eine der populärsten Kompositionen des symphonischen Repertoires. Die Komponistin Lili Boulanger gehört genauso wie ihre Schwester Nadia zu den legendären Persönlichkeiten des Pariser Musiklebens im 20. Jahrhundert. Bei unterhielten einen musikalischen Salon in ihrer Heimat, in dem sich illustre Gäste der Zeit begegneten. Während Nadia eine lange Wirkungszeit fast bis in die Gegenwart beschieden war, wurde Lili keine 25 Jahre alt: Eventuell ist es die Kenntnis um ihr kurzes Leben, die ihre Musik so faszinierend macht und ihr den Schleier des Melancholischen überstülpt. Das ausdrucksstarke Orchester-Diptychon "D’un soir triste – D’un matin de printemps » mit seinen komplett gegensätzlichen Charakteren gehört zweifellos dazu. Die Hofer Symphoniker unter Joseph Bastian lassen die beiden zunächst schwermütige und dann plötzlich leichtfüßige Kompositionen wunderbar erstrahlen, betonen ihre strukturelle Vielfalt und stellen die Eigenständigkeit dieser Musiksprache und ihre hohe Qualität eindrucksvoll heraus. Schade nur, dass sich diese musikalischen Kleinode international noch immer nicht so richtig durchsetzen konnten und immer noch ihrer Entdeckung harren. Vielleicht konnten die Hofer Symphoniker mit der Aufführung der Werke ein Stück dazu beitragen. Bemerkenswert ist der unglaubliche Reichtum an Klangfarben, an überraschenden Wendungen und an Debussy-Anklängen allemal. Den Geist der wunderschönen Komposition „L’Horloge de Flore“ des unterschätzten Komponisten Jean Francaix fangen die Symphoniker unter Joseph Bastian trefflich ein. In seiner Komposition setzt der erst 1997 verstorbene Franzose die Vielfalt von üppiger Blumenpracht musikalisch in Szene. Die Blumen öffnen im Tagesverlauf nacheinander ihre Blüten. Was für eine nette Idee für eine Komposition! Die Suite interpretierte Céline Moinet, Solo-Oboistin der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Professorin an der dortigen Hochschule für Musik, lebendig und einfühlsam. Auch wenn Jean Francaix eher ein Zeitgenosse ist, atmet seine Musik noch den Hauch der Salons an der Seine. Originell ist die klare, leichte und durchsichtige Tonsprache allemal, wie es die Interpretation der Hofer Symphoniker zeigt. Sie musizieren atmosphärisch dicht, die Solistin überzeugt mit ihrem lyrisch versonnenen Ton, technisch absolut versiert und virtuos. Anklänge an die Moderne sucht man hier vergebens. Dem Komponisten ging es um „schönes Musizieren“ und um geistvolle Unterhaltung, und die war auf jeden Fall gegeben. Celine Moinet setzt mit ihrer Zugabe, der Solominiatur „Pan“ des britischen Komponisten Benjamin Britten einen interessanten Schlusspunkt des ersten Teils. Nach der Pause dann mit der ersten Symphonie von Johannes Brahms ein echter Gigant. Joseph Bastian kostet die allseits bekannte Partitur trotz rascher Tempi intensiv aus, greift ihre vielen liebevollen Details auf und musiziert absolut souverän. Die Hofer Symphoniker legen einen satten und warmen Klang an den Tag, folgen dem Dirigenten flexibel und treffsicher in sämtlichen Tempo- und Dynamikbewegungen. Dieser Brahms besitzt Frische und Energie, die dennoch Einfühlungsvermögen und dunkle Stimmungen nicht ausschließt, vom heroischen Kopfthema zu Beginn bis zum gewaltigen Finale. „Von Franken in die Welt“ / Angela Metzger unterrichtet Orgelliteratur an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik - Konzert am 18. Juni in der Bayreuther Stadtkirche Bayreuth. „Die Stunden am Instrument sind die schönsten des Tages“, das sagt Angela Metzger. Mit der 37-Jährigen ist seit dem zurückliegenden Wintersemester eine renommierte und international gefragte Konzertorganistin an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth tätig. Sie tritt als Solistin mit Orchestern auf, gastierte schon in Ägypten, Israel, Japan und sogar im Oman, räumte Preise bei etlichen Orgelwettbewerben ab und kann auf zahlreiche Einspielungen verweisen. „Dienstag ist mein Bayreuth-Tag“, so Angela Metzger, die seit dem Wintersemester Studenten im Fach Orgelliteraturspiel untrerrichtet. Am Dienstag, 18. Juni gibt sie an den Orgeln der Stadtkirche ihr „Einstandskonzert“. Angela Metzger ist so etwas wie eine Überfliegerin. Sie studierte Kirchenmusik und Orgel bei Edgar Krapp und Bernhard Haas an der Hochschule für Musik und Theater in München und schloss jeweils mit Auszeichnungen ab. Doch das war ihr nicht genug. Parallel dazu gab es ein weiteres Studium der Oboe am Innsbrucker Landeskonservatorium bei Konrad Zeller. Wenn sie sich doch letztlich für die Orgel entschied, dann war dies ihrem Drang nach Freiheit geschuldet. „Als Konzertorganistin habe ich kaum Vorgaben“, sagt sie. Angela Metzger ist ihre eigene Chefin, ihre eigene Agentin und Herrin über ihr Programm. Was ihr besonders wichtig ist: keine Woche gleicht der anderen. Vor etwa zwölf Jahren habe sie entdeckt, wie viel Spaß die Lehrtätigkeit machen kann. Zunächst hatte sei einige Privatschüler, dann vertrat sie im Wintersemester 2017/2018 ihren Lehrer an der Hochschule in München und schließlich reagierte sie auf die Ausschreibung aus Bayreuth. Es sei schön zu sehen, wie es vorangeht, sagt sie mit Blick auf ihre Studenten, wobei bei ihr das Motto fördern und fordern an erster Stelle steht. Mittlerweile gibt Angela Metzger auch Meisterklassen in England, Frankreich und Spanien. Geboren wurde Angela Metzger in Gunzenhausen, aufgewachsen ist sie in Absberg am Brombachsee im Fränkischen Seenland. „Von Franken in die Welt“, sagt sie scherzhaft, die heute München als Lebensmittelpunkt gewählt hat und meist mit dem Zug nach Bayreuth anreist. Eine musikalische Vorbelastung durch das Elternhaus gab es nicht, genauso wie es keine Vorbilder gibt. Angela Metzger hat auch keine Lieblingsorgel und auch keinen Lieblingskomponisten. Sie ist für alles offen, von der Spätrenaissance bis zur zeitgenössischen Uraufführung will sie allen ihren Zuhörern die gesamte Bandbreite der Orgelliteratur präsentieren. Für Angela Metzger ist die Orgel schon ein ganz besonderes Instrument, eine „Lebensaufgabe“, wie sie sagt. Die meisten Orgelwerke seien im kirchlichen Kontext, sowohl inhaltlich, als auch räumlich entstanden. Wenn man im kirchlichen Umfeld aufgewachsen ist, dann sei die Grundlage für das Verständnis einfach irgendwie vorhanden. Ein untergeordnete Rolle spielt es für die Organistin dabei, dass sie katholisch ist und auch katholische Kirchenmusik studiert hat. Unter den vielen Preisen, die sie erhalten hat, ragt einer ganz besonders heraus: 2019 wurde ihr der Bayerische Kunstförderpreis des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst verliehen. Ihr Album „Raumgestalten“ an den Orgeln für Neue Musik der Kunst-Station Sankt Peter Köln wurde von der Fachpresse als Referenzaufnahme gelobt und war für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert. Wenn Angela Metzger privat Musik hört, dann eher Jazz, gerne Oper oder symphonische Werke. Gelegenheit dazu hat sie in München genug. Auch hier ist ihre Bandbreite gewaltig: Barockopern findet sie „wahnsinnig cool“ und Wagner-Opern grandios. Vielleicht klappt es ja noch mit der „Tristan“-Karte für den 25. Juli, denn tags darauf ist sie sowieso an der Hochschule tätig. Bei ihrem Konzert in der Bayreuther Stadtkirche präsentiert Angela Metzger am Dienstag, 18. Juni um 20 Uhr ein Programm mit dem Titel „Zwischen Himmel und Erde“. Damit möchte sie verschiedene Aspekte dieses Spannungsfelds auf physischer, metaphysischer und religiöser Ebene ausloten: Tag und Nacht, Bangen und Sehnen, Hoffnung und Erlösung. Sie selbst bezeichnet das Konzert als absolutes Unikat, denn in dieser Zusammensetzung hat sie es noch nie aufgeführt. Es erklingen Werke von Max Reger (Choralfantasie „Halleluja! Gott zu loben“) , Herbert Howells („Psalm Preludes“), Betsy Jolas („Musique de jour“), Louis Vierne („Hymne au soleil“ und „Feux follets“) sowie Johann Sebastian Bach („Vater unser im Himmelreich“). Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 5 Euro, Karten gibt es an der Abendkasse. Bilder: Die international renommierte Konzertorganistin Angela Metzger unterrichtet seit dem Wintersemester an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth. Foto: schneiderphotographyKürzungen bei kreativen Fächern? / Mehr Mathe und Deutsch statt Musik und Werken – Umstrittene Pläne des Kulturministeriums Kulmbach. Um Grundschüler künftig in den Fächern Schreiben, Lesen und Rechnen fit zu machen, soll es nach dem Plan des Kultusministeriums ab dem kommenden Schuljahr weniger Unterricht in Musik, Kunst und Werken geben. Der Plan ist umstritten. Hintergrund ist das schlechte Abschneiden der Grundschüler bei der zurückliegenden Pisa-Studie in den Fächern Mathematik und Deutsch. Die „kreativen Fächer“ Musik, Kunst und Werken soll es zwar auch im kommenden Schuljahr noch als Einzelfächer geben, doch sie sollen zusammengelegt und damit flexibler eingesetzt werden. Was auch immer das heißen mag. Wir sprachen mit Petra Rauh, der Leiterin des Staatlichen Schulamtes Kulmbach und mit Hubertus Baumann, Musiklehrer am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium in Kulmbach. Interview mit Hubertus Baumann vom MGF: Herr Baumann, in den Grundschulen sollen kreative Fächer zu Gunsten des Mathematik- und Deutschunterrichtes nach dem Plan der Staatsregierung gekürzt werden. Warum interessieren Sie sich als Musiklehrer am Gymnasium für diese aktuelle Diskussion? Das Thema betrifft alle Grundschüler, über eine halbe Million, in ganz Bayern, besonders Klasse 3 und 4. Die Stundenumschichtungen werden auch Auswirkungen auf den musischen Unterricht an den weiterführenden Schulen, also auch an Mittelschule, Realschule und am Gymnasium haben. Die „Pisa Offensive Bayern“ soll auch in anderen Schularten fortgesetzt werden. Was steckt Ihrer Meinung nach hinter diesem Vorhaben? Die Stundenumschichtungen begründet das Kultusministerium mit dem schlechten Abschneiden bei der OECD PISA Studie aus dem Jahre 2022. Man muss wissen, dass hier eine Stichprobe nicht bei Grundschulkindern, sondern bei 15-jährigen Schülerinnen und Schülern, angeblich in allen Kompetenzbereichen erhoben wurde. Dadurch dass in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, nicht nur Muttersprachler, sondern auch Migrantenkinder in die Pisa-Studie mit aufgenommen wurden, ist es meines Erachtens nicht verwunderlich, sondern zwingend, dass die Leistungen in Lesekompetenz, Naturwissenschaften und Mathematik schlechter als vier Jahre zuvor 2018 ausgefallen sind. Der aktuelle Leistungsabfall bei der PISA-Studie ist also bei einer Personengruppe gemessen worden, die 2018 elf Jahre alt war, da waren diese Kinder auch gar nicht mehr in der Grundschule. Was hat es mit der PISA-Offensive Bayern auf sich? Die in dem Rahmenkonzept der PISA Offensive Bayern Lesen Schreiben Rechnen im Fokus dargestellte Analyse ist interessant: Die Bildungsforschung begründet den Leistungsabfall erstens mit der zunehmenden Heterogenität der Lerngruppen. 39 Prozent unserer Schulkinder in Deutschland hätten einen Zuwanderungshintergrund. Manche von diesen haben natürlich größere Sprachbarrieren und wenn ein Kind Fragen gar nicht richtig versteht, kann es diese auch nicht oder nur schlecht beantworten. Als zweites sei eine sinkende Leistungsmotivation zu beobachten, als drittes verweist das Kulturministerium in seinem Papier auf die Auswirkungen der Pandemie bedingten Schulschließungen. Aus dieser Ursachenanalyse leitet das Ministerium den Auftrag ab, die Basiskompetenzen Lesen Schreiben Rechnen verstärkt zu fördern. Dies würde auch allen anderen Fächern zugutekommen. Lesen, Schreiben und Rechnen benötigen wir täglich. Warum ist es aber auch von Bedeutung, dass Fächer, wie Kunst, Musik oder Werken im Stundenplan stehen? Es geht gerade in Bayern um eine ganzheitliche Bildung und da gehören die musischen Fächer elementar dazu. Bayerische Verfassung, Schulordnung, Lehrpläne, Studien, zuletzt die Vereinbarung zur Arbeit in der Grundschule vom März 2024 der Kultusministerkonferenz, Politiker betonen das immer wieder. Welche Kompetenzen erlernen Schüler durch kreative Fächer? Konkret durch Musik? In allen Schularten wollen wir Persönlichkeitsbildung betreiben. In dem Wort Person steckt das lateinische Verb personare, also durch und durch ertönen. Der Begriff kommt aus der Theaterkunst. Nun ist es das Fach Musik per se, das Tönen und Durchklingen praktiziert und bei anderen beschreibt und untersucht. Die Förderung einer gesunden Sprechstimme, das klare Artikulieren der Buchstaben, das ausdrucksstarke Lesen ist doch auch gleichzeitig ein großes Anliegen des Faches Deutsch. Wenn wir im Musikunterricht über Instrumente und Komponisten uns Gedanken machen, darüber sprechen, darüber etwas aufschreiben, machen wir auch Deutschunterricht. Gemeinsames Musizieren ist Förderung von Teambildung, kleine und große Auftritte vorbereiten und gestalten ist eine Form von Präsentationslernen. Dass man mit Musik auch unser Innerstes, unsere Gefühle, unsere Seele berühren kann, ist allseits bekannt. Und gerade in Zeiten nach Corona wissen wir doch, wie wichtig soziale Kontakte, gemeinsame Arbeit, Verantwortung für das gemeinsame Projekt und Resilienzfähigkeit sind. Warum wollen wir dann unseren Grundschülern nicht mehr im vollen Umfang diese musische Förderung und damit diese wichtigen sekundären Transfereffekte auf sprachliche Bildung und soziales Lernen zukommen lassen? Können Sie die Entscheidung der Staatsregierung nachvollziehen, es geht ja auch um den Mathematik- und Deutschunterricht? Leider hat man, nicht wie im Vorwort des Rahmenkonzeptes der Pisa Offensive angesprochen, mit allen in der Schulfamilie, zum Beispiel dem Verband der bayerischen Schulmusik, über die Auswirkungen der Umschichtungsmaßnahmen in der Stundentafel gesprochen und offenbar nun unter politischen Druck in meinen Augen voreilig Dinge beschlossen, deren negative Auswirkungen nicht nur von Musikverbänden und internationalen Künstlern beschrieben wurden. Die passende Antwort auf die stimmige Diagnose Leistungsabfall wäre eine Erhöhung der Stundenzahl gewesen. Das kostet aber Personal und Geld. Leider gibt es seit Jahren viel zu wenige ausgebildete Musiklehrer an den Grundschulen. Welche Auswirkungen wird das Kürzen von Musik, Kunst und Werken auf die Schüler haben? Was bedeutet diese Entscheidung für Ihre Schule? Die Kinder werden weniger musisch und handwerklich gebildet zu uns kommen. Das Singen wird noch weniger Bedeutung haben. Den Ausfall der positiven Transfereffekte auf das Lernen allgemein werden letzten Endes alle Kollegen auch an den weiterführenden Schulen indirekt spüren. Und anders betrachtet: Wird das Kind, was sich in Deutsch und Mathematik schwertut durch den Zusatzunterricht wirklich besser werden? Verwehrt man ihm bei Einschränkung des musischen Unterrichtes nicht auch die Möglichkeit wenigstens da Erfolgserlebnisse einzufahren und vielleicht daraus Motivation für die weniger erfolgreichen Fächer zu schöpfen? Ist das letzte Wort schon gesprochen, es läuft ja auch eine Petition von Kritikern gegen das Vorhaben? Das Kultusministerium hat den Beschluss der Politik bereits in die Wege geleitet. Haben Sie Ideen, wie man aus der Situation für die Grundschulkinder noch etwas retten könnte? Ja. Aktuelle Maßnahmen: Kooperationen: Unsere Schule, das MGF Gymnasium Kulmbach, unterstützt die benachbarte Grundschule auf zweierlei Weise. Wir haben seit zwei Jahren einen Kooperationschor zwischen den Kindern der 4. Klasse und unseren Kindern der 5. und 6. Klasse. Das wird gut angenommen, bereits jetzt haben sich aus der 3. Klasse sieben Interessenten gemeldet. Ferner haben wir mit den Kollegen der Grundschule eine Doppelstunde Instrumentenkunde gestaltet. Engagierte Instrumentallehrer könnten bereits jetzt an den Grundschulen ihre Fachkompetenz zusammen mit der didaktischen Kompetenz der Grundschullehrer einbringen. Die Obere Schule hat zum Beispiel mit Sebastian Hümmer einen großartigen Kollegen an der Angel. Und mittel- und langfristig? Mittelfristig: Interne Fortbildungen unter den Grundschullehrern werden angeregt und sind natürlich hilfreich. Langfristig: In der Lehrerausbildung müssten alle Grundschullehrer noch stärker auch in der musikalischen Grundbildung und im Singen geschult, mehr Lehrer mit Schwerpunktfach Musik angeworben werden. Und politisch? Entscheidungen jetzt überdenken und nachjustieren! Überstürzte Maßnahmen sind selten gewinnbringend, wie die Einführung des G8 gezeigt hat. Für unsere Jüngsten, die unsere Zukunft gestalten werden, muss das allerbeste Bildungsangebot selbstverständlich sein. Wir sind es ihnen schuldig. Info: Als weiterführende Schule ist das MGF von den Plänen zwar nicht direkt betroffen aber dennoch von der Grundlagenarbeit in den Grundschulen abhängig. Hubertus Baumann ist am MGF nicht nur Fachschaftsleiter Musik, sondern auch Mitglied des Vorstandes des Arbeitskreises und Sprecher der Musiklehrkräfte der musischen Gymnasien in Bayern. Interview mit Petra Rauh, Leiterin des Staatlichen Schulamtes Kulmbach: Frau Rauh, kreative Fächer sollen zu Gunsten des Mathematik- und Deutschunterrichtes nach dem Plan der Staatsregierung gekürzt werden, was steckt dahinter? Musik, Kunst sowie Werken und Gestalten werden nicht in einem gemeinsamen Schulfach zusammengelegt. Sie bleiben eigenständige Fächer – auch im Stundenplan. Jedes dieser Fächer kann mit der gleichen Stundenzahl wie bisher unterrichtet werden. Die Schulen kennen die Talente und Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler am besten. In Absprache mit dem Schulamt legen die Schulen aktuell die Stundenplanung für das kommende Schuljahr fest. Mehr Flexibilität ermöglicht deshalb eine noch passgenauere Förderung. Lesen, Schreiben und Rechnen benötigen wir täglich. Ist es nicht auch von Bedeutung, dass Fächer, wie Kunst, Musik oder auch Werken im Stundenplan stehen? Die ganzheitliche Bildung stellt nach wie vor eine wesentliche, zentrale und wichtige Säule dar. Zu betonen ist, dass keine Fächer gestrichen und auch keine Fächer gegeneinander „ausgespielt“ werden. Welche Kompetenzen erlernen Schüler durch kreative Fächer? In der Schule ermöglicht die kulturelle Bildung den Schülerinnen und Schülern Zugänge zu Kunst und Kultur sowie zum eigenen künstlerischen Potenzial. Ein ästhetisches Wahrnehmen, Erleben und Gestalten erfahren sie als Bereicherung des Lebens und der eigenen Persönlichkeit. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Bewusstsein für künstlerisches Schaffen und schätzen die Bedeutung kultureller Leistungen für die Gesellschaft. Welche Auswirkungen wird das Kürzen von Musik und Kunst auf die Schüler haben? Die Bedeutung des Faches Kunst für die kulturelle Bildung wird im LehrplanPLUS der Grundschule festgelegt: Bilder verstehen, durch Bilder kommunizieren, bildliche Darstellungsformen finden und erproben, Fantasie und Kreativität entfalten sind Voraussetzungen sowohl für die Orientierung in einer zunehmend von Bildern geprägten Welt als auch für eine gelingende Teilhabe am kulturellen Leben. Die dafür notwendigen Grundlagen erwerben die Kinder in der Grundschule vor allem auch im Fach Kunst. Und die Musik? Das Fach Musik trägt zur allgemeinen und zur kulturellen Bildung sowie zur Persönlichkeitsentfaltung bei. Durch unterschiedliche musikalische Aktivitäten entdecken die Schülerinnen und Schüler auch individuelle Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks. Sie erleben, dass Musik machen und Musik wahrnehmen ihr Leben bereichern kann. Auch das Fach Werken war im Gespräch? Durch das lebenspraktische Fach Werken und Gestalten entwickeln die Kinder Freude an der eigenen Tätigkeit und an den selbst geschaffenen Werkstücken. Dabei entfalten die Schülerinnen und Schüler ein ästhetisches Bewusstsein. Wird es mit den Plänen gelingen, Schüler für die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen fit zu machen? Das Ziel der PISA-Offensive für die Grundschulen ist die Stärkung der Basiskompetenzen. Die Grundschule legt die Basis für den Bildungserfolg: Lesen, Schreiben und Rechnen sind maßgebliche Kompetenzen und grundlegend für den Kompetenzerwerb in allen Fächern. Ab dem Schuljahr 2024/25 wird die Lernzeit in den Fächern Deutsch und Mathematik erhöht, dies eröffnet damit noch mehr Zeit zum Erlernen, Üben, Sichern und Vertiefen. Professor an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis / Bundesweit einmaliger Schwerpunkt: Timm Siering ist Professor an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth. „Kirchenmusik ist weder Anhängsel noch Begleitwerk, Kirchenmusik ist vielmehr ein Beitrag zu drängenden Fragen der Gegenwart.“ Davon ist Timm Siering fest überzeugt. Der 30-Jährige ist Professor im Kirchendienst für Musikpädagogik und Musikwissenschaft an der Hochschule für Evangelische Kirchenmusik in Bayreuth mit dem bundesweit einmaligen Schwerpunkt „Musik in der Kirche“. Was Timm Siering in jungen Jahren geleistet hat, würde bei anderen nicht in ein ganzes Berufsleben passen. Er hat sowohl in der evangelischen Theologie als auch in der Musikwissenschaft promoviert, war Kirchenmusiker an verschiedenen Gemeinden, hat einen Lehrauftrag an der Universität Greifswald und ist Vikar im Ehrenamt an der Stadtkirche Bayreuth. Und das ist noch lange nicht alles. Timm Siering stammt aus der Nähe von Kassel. Im Alter von acht Jahren begann er das Spiel auf der Posaune, die noch immer sein Hauptinstrument darstellt. Schnell kam er mit den Posaunenchören seiner Heimat in Berührung, später kam eine Jugendband dazu, in der er die Trompete spielte. Vom Musizieren in den Posaunenchören schwärmt er noch immer. „Musik schafft Gemeinschaft, Musik hat etwas Verbindendes“, sagt er und dieser geist des Miteinanders komme in den Posaunenchören besonders stark zum tragen. Kein Wunder, dass er auch an seinem heutigen Wohnort Wirsberg dem dortigen Posaunenchor angehört. Mit der Jugendband machte er später Straßenmusik, so richtig mit dem Hut vor den Musikern. Von dem Geld habe man sich Noten und Instrumente angeschafft. Spätestens zu dem Zeitpunkt sei für Timm Siering klar gewesen, dass Musik einmal sein Beruf werden sollte. „Ich wollte Tag und Nacht Musik machen“, sagt er. Sein Instrument wurde dann aber doch erst einmal der Computer. Er studierte Lehramt für Musik und Religion in Hannover, evangelische Theologie in Wuppertal und Göttingen, Kirchenmusik mit dem Schwerpunkt Bläserchorleitung in Herford, Musik- und Religionspädagogik in Kassel sowie kulturelle Musikwissenschaft mit Religionswissenschaft und Skandinavistik in Göttingen. In der Kirchenmusik besitzt Timm Siering den D-Schein, und das B-Bläserzertifikat. Die Musikwissenschaft hat er mit dem Master abgeschlossen. Wie er das zwischen 2013 und 2019 alles geschafft hat, bleibt sein Geheimnis. Finanziert hat er es durch das Spiel auf der Orgel. Jedenfalls wirkte er danach als Vikar der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland in Züssow/Vorpommern und legte danach noch ein Aufbaustudium zu politischer Theologie in Göteborg drauf. Dann wollte er mit Familie dauerhaft nach Schweden ziehen und kaufte gleich mal ein Häuschen. Und zwar in Lönneberga. Den kleinen Ort mit seinen 170 Einwohnern gibt es wirklich und nicht nur in den Büchern von Astrid Lindgren, die ganz aus der Nähe stammt. Noch heute gehört seine Familie zur dortigen Kirchengemeinde. Mit seiner Frau, einer gelernten Erzieherin hat Timm Siering drei Kinder im Alter zwischen einem und vier Jahren. Doch Bayreuth kam dazwischen. „Ohne Bayreuth wären wir ausgewandert“, sagt er. Die Ausschreibung der Hochschule für evangelische Kirchenmusik sei wie gemacht gewesen für ihn. Am 1. Oktober 2022 hatte er hier seinen Dienst angetreten. Er sieht sich hier an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. Seine Studenten will er „sprachfähig“ machen, wie er es nennt und ihnen eine andere Dimension des Wissens aufschließen.Schließlich besitze Musik in der Kirche die allergrößte Bandbreite, von klassisch bis populär. Populär ist auch die musikalische Vorliebe von Timm Siering. Er liebt die Musik von Louis Armstrong. Wo andere Kirchenmusiker durch die Bank Johann Sebastian Bach nennen schwärmt Timm Siering für „Satchmo“. Er bewundert den hohen künstlerischen Anspruch seines Lieblingsmusikers und die große Authentizität im Leben und in der Musik des Trompoeters und Sängers, der mit seinem Hot „What a wonderful world“ unsterblich wurde. Bild: In Bayreuth angekommen: Tomm Siering ist an der Hochschule für evagelische Kirchenmusik in Bayreuth Professor im Kirchendienst für Musikpädagogik und Musikwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Musik in der Kirche“. Der Krake hat gewonnen / Kunstaktion von Andreas Woitzik zum Gössi Open Air 2024 Gössmannsreuth. Am 1. Juni wird es ab 12 Uhr in und um die alte Schule von Gössmannsreuth laut: An diesem Tag findet dort das Gössi Open Air 2024 statt. Von Hip-Hop über Hardcore, Punkrock, Ska, Bläser Elektro und Singer Songwritern ist wieder alles mit dabei, Die Bands, die aus allen Teilen Deutschlands kommen, heißen Bambägga, Brass Palast, Pregnant Boys, Lux, Colourful, Las Carettas, Lari, Martti Mäkkelä und Wankender Wolf. Das Besondere: Der aus Kulmbach stammende und in Bamberg lebende freischaffende Illustrator Andreas Woitzik hat sich dazu eine ganz besondere Kunstaktion ausgedacht. Andreas Woitzik wurde als Illustrator beauftrag, das Plakat und die Flyer zu gestalten. Dazu gibt es eine Art Suchspiel. Wie der Künstler erklärt, gibt es ein besonderes Plakat, das sich von den andere abhebt. Es wird an einem Ort angebracht, der nicht bekannt gegeben werden soll. Wer es findet und ein Foto an Andreas Woitzik schickt, bekommt nicht nur freien Eintritt zum Open Air, sondern auch ein Freigetränk einen Fine Art Print vom Künstler persönlich und ein Album der Headliner Band Bambägga. Das gesuchte Plakat hebt sich dadurch von den anderen ab, dass auf dem Schild der abgebildete Krake das Wort „Gewonnen“ steht. Laut Andreas Woitzik wird es dieses Plakat in diesen Tagen an einem besonderen Ort aufhängen. Aufgabe des Finders wird es sein, das Plakat zu fotografieren und in seine Instagram/Facebook Story zu stellen und mit „woitzik.art.illustration“ verlinken. Andreas Woitzik wird im Herbst auch in Kulmbach ausstellen. Der Künstler zeichnet nicht nur aus Hobby. Er selbst spricht von einem „innerer Drang des kreativen Ausdrucks“, der viele Kanäle finden, auch durch Rapmusik. Sein Lieblingsmedium ist allerdings die Tinte und die Aquarellfarbe. Ohne Skizzenbuch ist er praktisch nie zu sehen. Dies spiegelt sich auch in seinen Bildern wider. Es sind Stadtszenen in die Andreas alles einfließen lässt, was im Moment des draußen Zeichnens passiert. So kann es schon geschehen, dass beiläufig ein zwei Passanten innerhalb von wenigen Sekunden in ein Bild integriert werden. Ihm geht es nicht darum, die Umwelt wahrheitsgetreu zu erfassen. Ein blauer Bamberger Dom mit Komplementär passenden orangegelben Himmel stimmen da mehr zu seiner Fasson. „Vor allem möchte ich Geschichten erzählen“. Andreas Woitzik zeichnet Auftragsarbeiten für Unternehmen und Privatpersonen. Und seiner Instagram Seite zufolge scheint es keine Begrenztheit in der Umsetzung der Aufträge zu geben. Von Illustrationen für Bücher, Saunahüte, Flyern, Portraits, Tieren, Logos für Marken und vielem mehr reicht sein Spektrum. Beim Gössi Open Air 2024 sind auch Familien herzlich willkommen. Diesmal übernimmt die „Wald und Wiesenbande“ aus Mainroth das Kinderschminken und die „Cantine Kids“ sind wieder am Kuchenstand am Start. Es ist ausreichend Platz zum Parken und gegebenenfalls, um zu übernachten. Die Veranstalter bitten allerdings darum, den Platz sauber zu halten. Bilder: Luft in der Kultur wird dünner / Steigende Kosten, steigende Ticketpreise: Regionale Kulturanbieter spüren Gegenwind Kulmbach. Die britische Popsängerin Adele kommt im Sommer für zehn Konzerte nach München. Dafür wird eigens ein Pop-Up-Stadion errichtet. Einfache Stehplatztickets kosten derzeit bei Eventim ab 230 Euro. VIP-Tickets mit früherem Einlass, einem „Premium-Sitzplatz“ und allerhand Schnickschnack kosten schon mal vierstellig. So wie der Vorverkauf derzeit läuft, sind offenbar viele Fans bereit, so viel Geld für zwei Stunden Live-Musik zu zahlen. Doch wo soll das hinführen, fragen sich viele. Kleine Konzertveranstalter glauben, dass es zu Ihren Lasten geht, und, dass die Kultur auf dem flachen Land langsam, aber sicher ausbluten wird. Wir haben vor Ort einmal nachgefragt. „Die Eintrittspreise sind eigentlich ziemlich gleichgeblieben“, sagt Matthias Mayer von der Agentur Motion in Bayreuth. Sie veranstaltet neben den Plassenburg-Open-Airs auch das Seebühnenfestival auf dem Landesgartenschaugelände in Bayreuth, den dortigen Comedy-Herbst oder das Leselust-Festival. Einfach sei es allerdings nicht, die Ticket-Preise gleich zu halten, weil tatsächlich die Kosten enorm gestiegen sind. Wir haben aber den Eindruck, dass man in der jetzigen Situation mit Inflation und hohen Energiepreisen die gestiegenen Kosten nicht umlegen kann. Als größte Kostentreiber bezeichnet Matthias Mayer die Löhne. So seien die Kosten der Security oder die der Techniker um 50 Prozent gestiegen. Auch die Busse seien teurer geworden, eigentlich sei alles seit der Pandemie massiv teurer geworden, nicht zuletzt deshalb, weil auch viele Menschen die Branche verlassen haben und dadurch ein eklatanter Mangel an Arbeitskräften besteht. „Wenn Fachpersonal fehlt, dann treibt es die Preise in die Höhe. Bei den ganz großen Produktionen sei es den Leuten fast egal, was sie bezahlen müssen. Aber bei den kleineren und mittelgroßen Produktionen sei es schon so, dass die Kunden auch auf den Preis schauen. Mit Blick in die Zukunft hofft Matthias Mayer, dass sich das Geschäft auf dem derzeitigen Niveau stabilisiert. Es müsse sich auch zeigen, wie viele Menschen wieder in die Branche zurückkommen. Aus der lokalen Perspektive heraus sei das alles schwer abzusehen. Für Kulmbach müsse man ganz klar sagen, dass die enge Zusammenarbeit mit der Stadt von größter Bedeutung sei. „Ohne die Stadt würde es das Plassenburg-Open-Air nicht geben können.“ „Es ist schön, dass nach dem tiefen Einschnitt durch die Pandemie die Kulturszene langsam wieder etwas Zuversicht erfährt und die Zuschauer wieder Vertrauen fassen“, sagt Anja Dechant-Sundby, künstlerische Leiterin der Naturbühne Trebgast. „Wir spüren, dass sich unsere Gäste im Vergleich zu den letzten beiden Jahren auch wieder leichter zutrauen, Tickets im Voraus zu sichern.“ Leider hätten sich aufgrund der Preissteigerung vor allem bei Energiekosten, Material und Personal auch bei der Naturbühne große Unkosten ergeben. „Diese haben wir bei Weitem nicht an unsere Zuschauer weitergegeben“, so Anja Dechant-Sundby. Die Preisanpassungen der letzten Jahre lägen knapp über dem Inflationsausgleich. „Wir sind stets bemüht, unsere Preise familienfreundlich zu halten und so Kultur für jeden zugänglich zu machen, dies wird immer mehr eine Herausforderung.“ Durch Kooperationen und Austausch mit anderen Kulturschaffenden in der Region gelinge es der Naturbühne, Synergien zu schaffen. Neue Formate wie unsere „Naturbühne unterwegs“ seien eine Möglichkeit, die Menschen vor Ort zu erreichen und mehr Zuschauer abzuholen. Die künstlerische Leiterin: „Wir haben das Gefühl, damit die Bedürfnisse unserer Zuschauer zu treffen und freuen uns, das dies gut angenommen wird.“ Allerdings seien wir als gemeinnütziger Betrieb unheimlich dankbar, viele ehrenamtlich Aktive und starke Unterstützer zu haben, ohne die diese Bestrebungen und die niederschwelligen Preise nicht haltbar wären. Nur durch ein Miteinander, gegenseitige Unterstützung und die Akzeptanz unseres treuen Publikums sei es möglich, in diesen Zeiten, in denen die Luft in der Kultur beständig dünner wird, vielfältige Theatererlebnisse anzubieten und die Lust und Freude an wertvoller Kulturarbeit weiterzugeben. Vielfältige Theatererlebnisse bieten auch die Buschklopfer in Kulmbach. Die letzten Stücke seien ausgezeichnet gelaufen, sagt Carolin Wagner, die 1. Vorsitzende. Sowohl das Kinderstück im Advent 2023 „Piraten in der Rumpelkammer“ als auch das Abendstück im Februar und März dieses Jahres „Karlis Tante“. „Über Zuschauermangel können wir uns wirklich nicht beklagen“, so die Vorsitzende. Der Vorverkauf für das Sommerstück, „Unkraut“, könnte dagegen gerne noch etwas anziehen. Im Sommer fänden aber eben auch sehr viele andere Veranstaltungen statt und vor allem mit der Naturbühne Trebgast sei die Konkurrenz groß. Carolin Wagner sagt aber auch: „Natürlich sind mit gestiegenen Kosten, bei uns vor allem Miete, Strom und Gas, Erhöhungen der Ticketpreise nicht zu vermeiden.“ Für den kommenden Winter kündigt sie eine moderate Erhöhung von derzeit 16 auf 17 oder 18 Euro an. Trotzdem: „Wir können sagen, der Verein ist gut aufgestellt und bei uns geht es absolut nicht um die Existenz.“ Ein großes Dankeschön richtet Carolin Wagner an das treue Publikum: „Das uns neben den Tickets auch gerne mal mit ein paar Euros in der Spendenschachtel unterstützt.“ Nicht nur bei den Buschklopfern, sondern in mehreren Theatern aktiv ist Georg Mädl. So kann er auch etwas über den Tellerrand des eigenen Vereins blicken und sagen: „Im Theater ´Das Baumann´ läuft’s, beim Schauhaufen läuft’s, bei der Dorfbühne Marktschorgast läuft’s! Auch bei den Faust-Festspielen in Pottenstein.“ Theater werde sehr gut angenommen und bereite den Machern und den Zuschauern nach wie vor gleichermaßen Freude. So ganz und gar nicht in das große Klagelied einstimmen, möchte Rüdiger Baumann vom Theater „Das Baumann in Ziegelhütten. „Es geht mir gut“, sagt er. „Unsere Eintrittspreise haben wir stabil gehalten, weil wir nicht mit am Kreiskarussell drehen wollten. Wenn alle alles teurer machen, wird alles teurer.“ Die Energiekosten seien natürlich gestiegen, aber er versuche, mit dem Einsatz von Gas und Strom umsichtig umzugehen. Dennoch müsse keiner frieren oder im Dunklen sitzen. „Unserem Publikum sind wir sehr dankbar dafür, dass es uns die Treue hält“, so Rüdiger Baumann. In den letzten beiden Jahren seien alle Aufführungen sämtlicher abendfüllenden Stücke ausverkauft gewesen. „Es sieht so aus, als sei die Existenz nicht bedroht, so lange die Qualität passt, die Gesundheit und die eigene Leistungsfähigkeit mitmachen und die äußeren Umstände nicht dramatisch abstürzen.“ Die Zusammenarbeit mit anderen Theatern geschehe auf freundschaftlicher und neidloser Basis. Im letzten Jahr habe es mit „Der Gott des Gemetzels“ eine Coproduktion mit der Naturbühne Trebgast gegeben. „Wir leben in einer Zeit des Beschwerens. Wahrscheinlich hat sich für etliche Menschen die Lage wirklich deutlich verschlechtert. Ich glaube aber, dass manchmal gejammert wird, weil es gerade in ist. Es gibt für mich keinen Grund, da mitzumachen“, stellt Rüdiger Baumann klar. Vielleicht seien manche Vorzüge etwas kleiner geworden. Nachteile seien deswegen längst nicht entstanden. „Ich habe den besten Beruf, den es gibt, kann mich in meinem Theater und in der Gesellschaft als freier Mensch einbringen und tue das sehr gerne.“ Kabarett im Kleinkunstbrettla / Seltsames Paar meldet elf Mal ausverkauft – „Kultur unterm Dach“ des Mönchshofes Kulmbach. „Über Musikgeschmack lässt sich streiten, sagt Manfred Spindler. Jeden gönne er seinen Erfolg, aber bei Ticketpreisen von 400 Euro und teilweise noch deutlich mehr, da höre es wirklich auf. Manfred Spindler ist ein Teil des seltsamen Paars und gleichzeitig Vorsitzender des gemeinnützigen Kulturvereins „Kulmbacher Kleinkunstbrettla“. Er ist also Künstler und Veranstalter in einer Person. Mit den Ticketpreisen von 400 Euro aufwärts spielt er auf die geplanten Konzerte des britischen Popstars Adele im Sommer in München an, für die eigens ein Pop-Up-Stadion errichtet wird. Klar, Adele habe einen riesigen Apparat dabei und es werde ein immenser Aufwand betrieben, aber irgendwie sei das alles schon ein wenig irre. Die Auftritte des seltsamen Paars im Kulmbacher Mönchshof kosten 16 Euro Eintritt. Nach 35 Jahren hatten sich er und Roland Jonak entschieden aufzuhören. Die ersten fünf Abschiedsauftritte fanden bereits im Frühjahr statt, die zweiten fünf Auftritte gibt es dann im November und Dezember. Einen Open-Air-Gastspiel geben die beiden ebenfalls im Mönchshof am 16. Juni. Das Besondere daran: Alle elf Auftritte sind und waren restlos ausverkauft. Manfred Spindler erklärt sich das mit dem großen Bekanntheitsgrad, den das Paar genießt. Und er spricht von körperlicher Höchstanstrengung drei Stunden lang. Auch als Veranstalter ist das Kleinkunstbrettla, das erst vor rund eineinhalb Jahren von Untersteinach wieder nach Kulmbach gezogen ist, gefragt. Gerade war die heimische Band „Elixier“ mit deutschem Pop und Rock zu Gast. In der kommenden Spielzeit stehen unter anderem Auftritte von Lothar Groß, von Stefan „Das Eich“ Eichner und von der Band „Ö3“ an. Der Gewinner des ersten Kulmbacher Kabarettpreises Harald Pomper aus Wien ist bereits für den 15. Februar 2025 gebucht. Zuvor wird es bereits im Januar 2025 den zweiten Kulmbacher Kabarettpreis geben. Nachdem die Spielstätte in Untersteinach nicht mehr zu halten gewesen sei, könne man der Kulmbacher Brauerei und den Museen im Mönchshof dankbar sein, denn die Zusammenarbeit sei die einzige Möglichkeit gewesen, überhaupt weitermachen zu können. Jeder bringe ein, was er kann. Der Mönchshof die Location, das Kleinkunstbrettla die Manpower. Die Unkosten würden geteilt. Und die sind nicht ohne. Da müssten Agenturen bezahlt werden, die Werbung und der Ticketverkauf kosteten Geld, der Künstler müsse in den meisten Fällen anreisen und übernachten, meistens werde auch ein Catering verlangt und die Verwertungsgesellschaft GEMA fordere auch ihren teil. „Unfassbar, was da selbst für eine kleine Bühne so alleszusammenkommt“, sagte Manfred Spindler. Selbst die Wartung des Feuerlöschers müsse bezahlt werden. Das Publikum zeige sich für das große Engagement aller Verantwortlichen aber auch dankbar. Der Zuspruch sei sehr gut gewesen, teilweise sogar besser als in Untersteinach. Schließlich gebe es kostenlose Parkplätze vor der Tür, obwohl die „Kultur unterm Dach“ im 4. Stock angesiedelt sei, könne man dank Aufzug absolute Barrierefreiheit bieten und für den Ausschank stelle die Brauerei regelmäßig Kräfte zur Verfügung. Manfred Spindler erinnert auch gerne daran, dass das Kleinkunstbrettla für viele bekannte Künstler bereits ein wichtiges Sprungbrett gewesen sei. Für den Kabarettisten Max Uthoff („Die Anstalt“) beispielsweise, für Hannes Ringlstetter oder für Daphne de Luxe. „Ich freue mich immer wieder, wenn sie es geschafft haben“, sagt Manfred Spindler. Gleichzeitig bedauere er sehr, dass sie, wenn sie einmal bekannt sind, nicht mehr für einen Auftritt in kleinerem Rahmen zu gewinnen seien. Bild: Künstler und Veranstalter zugleich: Manfred Spindler, der eine Teil des Seltsamen Paares, das in Kulmbach längst Kultstatus genießt. Skurrile Einfälle und kuriose Einwürfe / Topleistung des gesamten Ensembles: Spielzeit auf der Naturbühne mit fulminanter Schlagerrevue eröffnet
Trebgast. Mit der Schlagerrevue „Die verkaufte Braut“ ist der Naturbühne Trebgast zum Auftakt der Spielzeit 2024 ein echte Coup gelungen. Nicht nur, dass der Münchner Autor und Regisseur Bernd Berleb exklusiv für die Naturbühne dieses Stück entworfen hat, auch die Live-Musik der stattlichen „Naturbühnen-Band“ unter der Leitung des musikalischen Tausendsassas Dominik Biedermann aus Neuenmarkt ist ein echtes Novum. Bei der „Verkauften Braut“ denkt der Musikfreund natürlich erst einmal an die komische Oper von Friedrich Smetana. Doch weit gefehlt. Komisch ist das Geschehen auf der Naturbühne zwar, doch mit Oper hat das Ganze nichts zu tun. Eher schon mit klassischem Boulevardtheater. Und mit vielen bekannten Ohrwürmern aus den 60er und 70er Jahren. Da erklingen Songs wie „So ein Mann, so ein Mann“, im Original von Margot Werner, „Rote Lippen soll man küssen“ von Cliff Richard, „Ich will keine Schokolade“ von Trude Herr, „Schöner fremder Mann“ von Connie Francis, „Geh ‘n sie mit der Konjunktur“ von Hazy Osterwald oder „Marmor, Stein und Eisen bricht“ von Drafi Deutscher. Mit einem riesigen Ensemble von 17 Darstellern und einer Vielzahl von Sängern, Musikern ist „Die verkaufte Braut“ eine echte Herausforderung, die alle Beteiligten ohne Ausnahme bestens meistern. Da gibt es jede Menge 60er-Jahre-Flair von den Getränken bis zu Kleidern und Frisuren, mehrere Liebesgeschichten mit noch mehr Irrungen und Wirrungen, jede Menge Hits zum Mitsingen und sogar Lokalkolorit, denn das Ganze soll tatsächlich in Bayreuth spielen. Natürlich ist die Story schon ein wenig abenteuerlich, da geht es um Spielschulden, eine geplante und schließlich scheiternde Heirat, um die Schulden loszuwerden, eine echte Lovestory, und so weiter. Autor Bernd Berleb hat fast ein bisschen zu viel hineingepackt, doch am Schluss löst sich alles in Wohlgefallen auf und jedes Problem löst sich irgendwie von selbst. Warum unbedingt ein als eine Art Conférencier agierender Erzähler (Stefan Kossmann) in das Stück integriert werden musste, hat sich nicht jedem erschlossen. Die Regie führt der Autor Bernd Berleb selbst. Trockener Humor, skurrile Einfälle und teilweise kuriose bis absurde Einwürfe, wie ein zur Handlung gehörender Bär, gespielt von Sebastian Raabe. Bernd Berleb zeichnet sich auch gemeinsam mit Jakob Wenz für das Bühnenbild verantwortlich, bei dem sämtliche Ebenen einbezogen werden und das viele Details beinhaltet. So zum Beispiel eine Kaffeemaschine, die eine Art Eigenleben entwickelt. Die Leipziger Textildesignerin Marlene Schröder hatte die 60er-Jahre-Kostüme entworfen und für die perfekten Lichtstimmungen sorgte Lichtdesigner Kai Fischer. Ein Volltreffer ist die professionelle Choreografie von Andreas Gräbe, die dem Stück erst den Touch einer echten Revue verleiht. Einzelne Protagonisten hervorzuheben wäre unfair, denn sämtliche Mitwirkende liefern eine Topleistung ab. Das gesamte Ensemble agiert absolut professionell, ist stets überaus präsent und lässt zu keinem Zeitpunkt auch nur einen Hauch von Langweile aufkommen. Sogar stimmlich sind alle bi den Gesangsnummern absolut auf der Höhe. Da ist etwa Ramona Schmittgall als kesse Marie, Moritz „Mr. Bean“ Weinmann als Josef, Jakob Wenz als Charly, Jochen Böhm als Cafébesitzer Kruschina, Rebecca Brinkmann als Victoria, Christine Kammerer als Ludmilla, Fenja Grieshammer als Olivia, Paul Knapp als Benjamin, Gerd Kammerer als Richard. Und das waren nur die tragenden Rollen. Dazu gesellen sich als Sänger und „Nebendarsteller“ Susann Vogel, Annette Blosn, Christina Heisinger, Bärbel Schaller-Böhm, Birgit Thies, Klaus Meisel, Karl-Heinz Scharf und Wolfgang Knapp. In der „Naturbühnen-Band“, die in einem Partyzelt im hinteren Bühnenbereich platziert wurde spielen mit: Johannes Rübesam (Schlagzeug), Ute Schlüchtermann und Martina Herrmannsdörfer (beide Klarinette), Christine Hofmann-Niebler (Klavier), Fatima Darida-Reichl (Kontrabass und Fagott), Eric Herrmannsdörfer und Andreas Ellner (beide Gitarre), Lisa Caspar (Trompete) und Christoph Reichl (Horn). „Die verkaufte Braut“ als Schlagerrevue wird bis zum 15. August 15-mal auf der Naturbühne Trebgast zu sehen sein. Kaum zu glauben, aber drei der weiteren Aufführungen sind bereits komplett ausverkauft. Tickets für die restlichen Vorstellungen gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen der Naturbühne in der Region sowie unter www.dienaturbuehne.de. Bilder: Das gab es noch nie auf der Naturbühne Trebgast: Eine knallbunte Schlagerrevue, mit einem riesigen Ensemble, das zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen ließ. Brücken zwischen Liedern und Menschen / Von wegen „Stiller Star“: Monika Martin sorgt zweieinhalb Stunden lang für Stimmung in der Dr.-Stammberger-Halle Kulmbach. Obwohl sie in einem Atemzug mit den ganz Großen Ihrer Zunft genannt wird, hat die Sängerin Monika Martin aus Graz das Image des stillen Stars. Zu Unrecht, wie ihr Auftritt am Sonntag in der Dr.-Stammberger-Halle gezeigt hat. Unter dem Motto „Diese Liebe schickt der Himmel“ war die Künstlerin zum wiederholten Mal in Kulmbach zu Gast und sorgte dabei für Riesenstimmung und gute Laune. Über zweieinhalb Stunden wanderte Monika Martin gemeinsam mit ihrem Publikum durch ihre mittlerweile mehrere Jahrzehnte andauernde Karriere, die 1996 in Kulmbach mit ihrem ersten Solokonzert so richtig begonnen hatte. Ihr erster großer Hit „La Luna blue“ war am Sonntag ebenso zu hören wie „Das kleine Haus am Meer'“, „Diese Liebe schickt der Himmel“ als Opener oder als Zugabe der Disco-Hit „Die neue Wirklichkeit“. Im Publikum viele eingeschworene Monika-Martin-Fans, anders ist die Textsicherheit beim Mitsingen nicht zu erklären. Schnelle und rhythmische Lieder wechselten mit Balladen ab, dazu auch Songs aus dem neuesten von mittlerweile 28 Alben. Monika Martins Konzerte sind von der Interaktion mit ihrem Publikum geprägt. Sie bezieht ihre Fans gerne mit ein und baut in ihren langen Moderationen Brücken zwischen den Liedern und zwischen den Menschen. Da wird nicht nur mitgeklatscht, sondern auch mitgetanzt, ob zwischen den Reihen oder auf den Gängen: zeitweise überall herrschte ausgelassene Stimmung. Aber auch Gänsehautmomente gab es, etwa bei „Amapola“, dem Lied, das vor vielen Jahren Nana Mouskouri so populär gemacht hatte. Tiefgehende Ergriffenheit herrschte im nahezu ausverkauften Saal auch bei „Ach ich hab in meinem Herzen“, eigentlich eine Opernarie von Norbert Schultze, die einst Rudolf Schock so populär gemacht hatte. Wenn Monika Martin ihre glockenklare Stimme erhebt, wird es ganz still. Bei ihr ist die Leidenschaft zur Musik in jedem Song zu spüren, mit der sie unbeschreibliche, musikalische Momente schafft und allen Fans des modernen Schlagers wunderbare Erinnerungen schenkt. Was Monika Martin ausmacht, ist ihre ungeheure Vielseitigkeit. Sie ist eben nicht nur Schlagersängerin, sondern hat Kunstgeschichte und Volkskunde studiert, hat einen Doktor der Philosophie, war als Kunsterzieherin an weiterführenden Schulen tätig und führt ein Keramikgeschäftes in Graz. Die Musik spielte allerdings schon immer eine große Rolle. Bereits mit zehn Jahren war sie mit dem Kinderchor der Grazer Oper aufgetreten, später hatte sie Sologesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz studiert und danach war sie lange als Lead-Sängerin der Tanzband „Heart Breakers“ unterwegs, ehe sie ihre atemberaubende Solokarriere mit beinahe unzähligen Auszeichnungen startete. Als nach drei Zugaben der Vorhang dann doch fällt, ist für viele Fans der Abend noch nicht zu Ende. „Es ist für mich immer eine große Freude, meine Fan-Familie nach dem Konzert persönlich zu treffen“, sagt sie, erfüllt viele Autogrammwünsche, lässt sich fotografieren, steht für Selfies zur Verfügung und übt sich im Smalltalk mit dem Publikum. Ein besonderes Erlebnis war der Auftritt auch für die Bewohner der Senioren-Wohngemeinschaft „Am Magnusturm“ in Kasendorf. Für die Monika Martin die Patenschaft übernommen und die sie tags darauf auch besucht hatte. Möglich machte dies einmal mehr Markus Weigel, er ist nicht nur Inhaber und Betreiber der Einrichtung, sondern auch Tourmanager bei Thomann Musikmanagement in Burgebrach. zum Interview mit Monika Martin Bilder:
Weltmusik aus Bayern auf der Burg / Plassenburg-Open-Airs heuer so gefragt wie selten zuvor Kulmbach. Die Plassenburg-Open-Airs vom 16. bis zum 21. Juli stoßen in diesem Jahr auf ein besonders großes Interesse. „Wir sind bereits zu rund zwei Dritteln ausverkauft“, sagt Matthias Mayer von der verantwortlichen Veranstaltungsagentur Motion in Bayreuth. Überraschend auch für den Veranstalter ist die Tatsache, dass in diesem Jahr ganz besonders das Klassikkonzert mit den Bamberger Symphonikern stark nachgefragt wird. Nach den Nürnberger Symphonikern und den Hofer Symphonikern gibt der Klangkörper aus der Nachbarstadt Bamberg heuer sein Debüt im Schönen Hof. Am Pult steht der polnische Dirigent Krzysztof Urbanski, Solist ist der österreichische Cellist Kian Soltani. Auf dem Programm stehen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy. Veranstalter Matthias Mayer findet es großartig, dass die Bamberger Symphoniker ihrem Kulturauftrag nachkommen und die Region bespielen. Immerhin ist das Orchester gerade auf Amerika-Tournee und tritt beispielsweise in der Carnegie-Hall in New York auf. Auch bei den Salzburger Festspielen warten die Bamberger Symphoniker schon zu Gast. Während das Klassikkonzert seit vielen Jahren den traditionellen Abschluss der Plassenburg-Open-Airs bildet, ist bei den Auftritten zuvor eine bunte Mischung angesagt. Da gibt es rockigen Schlager mit Matthias Reim (16. Juli), mit Uriah Heep (17. Juli) geht es dann im Schönen Hof so richtig zur Sache, während mit LaBrass Banda (18. Juli) bayerische Volksmusik auf Pop, Ska, Techno und Reggae trifft. Ein alter Bekannter ist Hans Jürgen Buchner, der am 19. Juli mit seiner Band Haindling auftritt. Selbstverständlich sei dieser Auftritt nicht gewesen, denn Hans Jürgen Buchner hatte im zurückliegenden Jahr viele Termine wegen einer Erkrankung absagen müssen. Doch jetzt ist der 79-Jährige wieder topfit und wird nach 2015 und 2019 erneut Weltmusik aus Bayern auf der Burg präsentieren. Für Veranstalter Matthias Mayer heuer das absolute Highlight ist der Auftritt der US-Amerikanischen Singer-Songwriterin Suzanne Vega („My name is Luka“). „Ich bin aufgewachsen mit ihrer Musik“, sagt Matthias Mayer und freut sich, dass der Star zusammen mit dem renommierten irischen Gitarristen Gerry Leonhard zu erleben sein wird. Gemeinsam bringen sie bei ihrem einzigen Konzert in Bayern die schönsten Songs aus Suzanne Vegas jahrzehntelanger Musikkarriere auf die Bühne. Von LaBrass Banda und Haindling abgesehen seien die übrigen Künstler, einschließlich der Bamberger Symphoniker, noch nie auf der Plassenburg aufgetreten, sagt Matthias Mayer. Alles andere als einfach sei die Programmzusammenstellung, schließlich sei der Ablauf auf eine Woche konzentriert, länger könne die Bühne samt Hightech nicht im Schönen Hof stehen bleiben. Dem Veranstalter zufolge hätten im zurückliegenden Jahr gut 7000 Menschen die Open-Air-Konzerte besucht. Aufgrund des hervorragenden Vorverkaufs würden es heuer bestimmt mehr werden. Die Höchstgrenze liege aufgrund der Fluchtwegssituation bei 1470 pro Konzert, egal ob bestuhlt oder unbestuhlt. Was alles passieren kann, sei im zurückliegenden Jahr deutlich geworden, als während des Auftritts von Weltstar Chris de Burgh völlig unvermittelt ein Sturm über die Burg hereinbrach und nicht nur wolkenbruchartigen Regen, sondern auch extreme Windböen brachte. Das Konzert konnte damals nach einer längeren Unterbrechung fortgesetzt werden und wurde zum großen Erfolg. Wie Matthias Mayer erläuterte, sei es bei weitem nicht selbstverständlich, dass große Stars auf die Burg kommen. Hintergrund sind die technischen Voraussetzungen. So sei es in Kulmbach aufgrund der baulichen Gegebenheiten nicht möglich, dass Lkw direkt an die Bühne fahren. Die Trucks parken in der Regel am Schwedensteg, laden das gesamte Equipment auf Kleintransporter und fahren damit zur Burg. Dennoch hätten die Ticketpreise in diesem Jahr stabil gehalten werden können. „Und das, obwohl sämtliche Kosten von der Security bis zur Technik geradezu explodiert, sind“, sagt Matthias Mayer. Karten für die Plassenburg Open-Airs gibt es online www.motion-kommunikation.de/plassenburgopenair/) und an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter anderem bei der Tourist-Info Kulmbach, beim Ticketshop in Hof sowie an der Theaterkasse Bayreuth. Das Programm in der Übersicht: Dienstag, 16. Juli 24 – Matthias Reim Mittwoch, 17. Juli 24 – Uriah Heep Donnerstag, 18. Juli 24 – LaBrassBanda Freitag, 19. Juli 24 – Haindling Samstag, 20. Juli 24 – Suzanne Vega Sonntag, 21. Juli 24 – Klassik auf der Burg mit den Bamberger Symphonikern Alle Konzerte beginnen um 20.30 Uhr. Ausnahme: die Bamberger Symphoniker starten bereits um 19.30 Uhr. Matthias Reim und LaBrassBanda sind unbestuhlt mit Stehplätzen, alle anderen Veranstaltungen sind bestuhlt mit Platznummern. Bild: Für knapp 1500 Besucher ist der schöne Hof der Plassenburg zugelassen. Dort finden in diesem Jahr zwischen16. und 21. Juli sechs hochkarätige Open-Air-Konzerte statt. Meditative Klänge voller Intensität / Hofer Symphoniker unter ihrem designierten Chefdirigenten Martijn Dendievel Hof. Ungewohnt sphärische, lyrische und melancholische Musik ist das, was die Hofer Symphoniker unter dem Motto „Fernes Licht“ mit ihrem nordischen Programm da erklingen lassen. Sowohl der Klangkörper als auch ihr designierter Chef Martijn Dendievel haben im 9. Konzert der laufenden Saison am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle eindrucksvoll ihre Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Wahre Jubelstürme gab es für den Solisten, den israelischen Geiger Vadim Gluzman. Er interpretierte das spirituelle, einsätzige 1. Violinkonzert des 1946 geborenen lettischen Komponisten Peteris Vasks mit dem Titel „Distant Light“ („Fernes Licht“). Die Komposition ist ursprünglich ein Auftragswerk der Salzburger Festspiele, die 1997 von Gidon Kremer uraufgeführt wurde. Mit stets souveränem Strich lässt Vadim Gluzman ruhig und gelassen die Töne schweben, sehnsuchtsvoll, eindrucksvoll und voller Intensität. Der Solist überzeugt dabei mit seinem spannungsgeladenen, zupackenden und auch körperreichen Spiel auf ganzer Linie. Zugegeben, Peteris Vasks, der in seiner Heimat Kultstatus genießt, verlangt mit seiner Komposition ein Höchstmaß an intensivem, konzentriertem Hören. Wenn man sich darauf einlässt und die Ausführenden so überzeugend agieren, die die Hofer Symphoniker mit Vadim Gluzman und Martijn Dendievel, dann wird das Werk zu einem großen Hörerlebnis. Das Violinkonzert des Gegenwartskomponisten ist nicht zuletzt deshalb so ungewöhnlich, weil dem Solisten kaum Zeit zum Atmen bleibt. Über eine halbe Stunde lang dauert das technisch höchst anspruchsvolle Werk mit seinen drei langen Solokadenzen und Vadim Gluzman muss praktisch in jedem Takt Höchstleistung bringen. Für eine Zugabe, eine Sarabande für Solo-Violine von Johann Sebastian Bach ist er nach dem geradezu überwältigenden Applaus schließlich doch noch zu gewinnen. Exklusiv für einige Musikschüler der Hofer Symphoniker hatte der Ausnahmegeiger Vadim Gluzman am Nachmittag zuvor eine Meisterklasse veranstaltet, den jungen Musikern wertvolle Tipps für ihr Spiel gegeben und viele interessierte Fragen beantwortet. Welcher Komponist könnte zu einem nordischen Konzertthema besser passen als Jean Sibelius? Die Hofer Symphoniker haben sich für seine 1. Symphonie e-Moll op. 39 entschieden. Packend und mitreißend lässt Martijn Dendievel musizieren. Große Melodiebögen setzt der Dirigent an, sein Sibelius ist irgendwo zwischen Bruckner und Tschaikowsky angesiedelt und besitzt trotzdem die notwendige typische nordische Klarheit und Transparenz, voller Spannung und sogar ein wenig meditativ. Vor allem erzielen Martijn Dendievel und die Symphoniker eine große dynamische Differenzierung, die der Interpretation so viel Spannung verleiht. Dem Charisma, das vom langsamen Satz ausgeht, kann man sich jedenfalls nur schwer entziehen. Zum Auftakt gab es Wilhelm Stenhammars (1871 – 1927) kurzes Zwischenspiel aus der Kantate „Sången“ („Lied“) op. 44. Inhalt der äußerst selten aufgeführten Kantate des schwedischen Komponisten und Zeitgenossen von Jean Sibelius sind vor allem nordische Mythen und die Schönheit der Natur. Auf die Komposition, die beide Teile der Kantate verbindet, trifft man dagegen häufiger. Wunderbare große Bögen sind es, die von den Streichern exzellent interpretiert werden. Holz- und Blechbläser spielen eine eher untergeordnete Rolle, sind aber für die Effekte und den skandinavisch kolorierten Ton des Stückes von großer Bedeutung. Der Komponist Wilhelm Stenhammar hat sogar einen Bezug zur Region. Er hatte sich zeitweise als Klavierbegleiter des Geigers Henri Marteau, der in Lichtenberg zu Hause war, einen Namen gemacht. Noch eine Premiere: Mit dem Konzert vom Freitag wurde erstmals ein kompletter Abend der Hofer Symphoniker live auf Deutschlandradio Kultur gesendet. Weltpremiere: Brass meets Rap / Mai-Musica-Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Kasendorf Kulmbach. Blasmusik, aber ein wenig anders. Das könnte das Motto sein für das Mai-Musica-Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Kasendorf. Das alljährliche Konzert hat eine lange Tradition, die Präsentation und die Auswahl der Stücke werden dagegen mit alten Gewohnheiten brechen. Grund dafür ist Dominik Biedermann, der seit gut einem Jahr an der Spitze des Klangkörpers steht. Seine Handschrift ist unverkennbar. Da gibt es auch diesmal wieder weder Böhmisches noch traditionelle Marschmusik und auch keine Konzertwalzer. Dafür aber Klassiker aus Film und TV, wie etwa die Titelmelodie der Kultserie A-Team sowie das Beste aus „Fluch der Karibik“, „Forrest Gump“, „Harry Potter“, Jurassic Park“ und sogar „Tom und Jerry“. Dabei gibt es Musik nicht nur zum Hören, sondern auch zum Sehen. Film- und Fernsehausschnitte werden auf eine große Videowand hinter dem Orchester projiziert. Auch eine Art Weltpremiere wird es geben: Dirigent Dominik Biedermann, Musiker durch und durch, wird erstmals in Begleitung eines Sinfonischen Blasorchesters rappen. Er hat sich dafür mit „Loose yourself“ einen Titel des US-amerikanischen Rappers Eminem aus dem Streifen „8 Miles“ ausgesucht. Klassische Moderation wird es keine geben. Stattdessen werden die beiden Schauspieler Stefka Kodisch und Stephan Zeis in einer Art Spielszenen durch das Programm führen. Mehr möchte Dominik Biedermann aber noch nicht verraten. „Es wird absurd, aber nicht zu absurd“, sagt er. Alles andere als absurd ist das Gewinnspiel, das auch heuer wieder zusammen mit der Kulmbacher Brauerei durchgeführt wird. Es gibt jede Menge „bierige Preise“ zu gewinnen. Hauptpreis sind zwei Tickets für das Konzert der Bamberger Symphoniker für das Konzert „Klassik auf der Burg“ am 21. Juli bei den Plassenburg-Open-Airs. Ansonsten haben die 50 Musiker im Alter zwischen 15 und 65 Jahren schon seit Monaten fleißig geprobt. Das Mai-Musica-Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Kasendorf findet am Samstag, 11. Mai, um 19 Uhr in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach statt. Karten gibt es im Vorverkauf im Internet bei ok-ticket.de sowie in der Tourist-Info in Kulmbach. Bild: Das Sinfonische Blasorchester des Musikvereins Kasendorf unter seinem Dirigenten Dominik Biedermann lädt am 11. Mai zum traditionellen Mai-Musica-Konzert in die Dr.-Stammberger-Halle. Seite an Seite mit der deutschen Elf / Fußball-EM-Song kommt aus dem Kulmbacher Land – Kasendorfer Dirigent Dominik Biedermann hat den Ohrwurm komponiert Kulmbach. Die Fußball-Europameisterschaft findet in diesem Jahr vom 14. Juni bis zum 14. Juli in Deutschland statt. Einen Song dazu gibt es schon, und der kommt aus dem Kulmbacher Land: „Seite an Seite“ ist der Titel. Komponiert und getextet wurde die Fußball-Hymne von Dominik Biedermann aus Neuenmarkt. Er hat sie auch zusammen mit der Formation „Brassinga“ eingespielt. Das Video auf „YouTube“ hat es bereits in den ersten zwei Wochen zu fast 1500 Aufrufen gebracht. „Richtig geil“, „echt cool“, „toller Song“, so heißt es in den Kommentaren. Dominik Biedermann (34) ist ein musikalischer Tausendsassa. Seit Oktober 2022 leitet er das Sinfonische Blasorchester Kasendorf. Er spielt Posaune, Tenorhorn, Trompete, Tuba, Waldhorn, eben alles, was Blech ist, und ein Mundstück hat. Er leitete schon mehrere Musikvereine in verschiedenen Bundesländern, unterrichtete zahlreiche Schüler, spielt in verschiedenen Formationen und hat sogar schon zwei Theaterstücke geschrieben. Seit dem aktuellen Schuljahr ist er Musiklehrer in zwei Hofer Mittelschulen. Die Brassband „Brassinga“ war erst im Sommer des vergangenen Jahres gegründet worden. „Beim ersten Konzert Mitte September in der Kommunbräu haben und sie Leute förmlich überrannt“, erinnert sich Dominik Biedermann. Dabei ist Brassinga alles andere als eine klassische Brassband. Zum einen ist die Band keinesfalls nur instrumental ausgerichtet. Zum anderen kommen ausschließlich eigene Arrangements zur Aufführung, die alle aus der Feder von Dominik Biedermann stammen. „Wir machen das, was sonst keiner macht“, sagt er. Bei den Rocknummern erklinge halt dann Saxofon und Posaune statt der E-Gitarre. Mittlerweile ist der Ohrwurm „Seite an Seite“ nicht nur auf „YouTube“ zu sehen und zu hören, es gibt ihn auch auf anderen Plattformen wie Spotify oder Apple Music. Die Idee, überhaupt einen EM-Song zu machen, sei von Schlagzeuger Stefan Friedrich aus Kasendorf gekommen. „Das Grundgerüst stand in zwei Stunden“, für den Notensatz habe er einen halben Tag gebraucht, sagt Dominik Biedermann, der trotz junger Jahre bereits als erfahrener Arrangeur gilt. Konkret setzen sich „Brassinga“ aus vier Saxofonen, zwei Tenorhörnern, zwei Trompeten, einer Tuba, einem Schlagzeug und einer Gesangstimme zusammen. Wie in einer Fußballmannschaft also genau elf Musiker. Dominik Biedermann spricht von einer „zusammengewürfelten Truppe aus erfahrenen Musikern“. Tatsächlich waren oder sind sämtliche Mitwirkenden auch in anderen prominenten Formationen aktiv. Nun gilt es, den Song bekannt zu machen und zu vermarkten. Dazu hat Dominik Biedermann mehrere Notensätze erarbeitet, die auf Anforderung kostenlos erhältlich sind. Eine E-Mail an noten@biedermann-music.de genügt. Die Notensätze sind für Blasorchester, Brassband, Bigband, Chor und Band erhältlich. Bild: Unter der Leitung des Komponisten Dominik Biedermann fanden die Dreharbeiten zu dem Video im Musikerheim in Kasendorf statt. Der Clip wurde auf „YouTube“ mittlerweile rund eineinhalbtausendmal abgerufen. Orgel ohne Pfeifen: Satte Farben der Spätromantik / Konzert der Hofer Symphoniker: Ein Abend für die schwedische Komponistin Elfrida Andrée Hof. Man fragt sich, warum man nicht schon längst einmal etwas von dieser Komponistin gehört hat: Elfrida Andrée heißt die schwedische Spätromantikerin, von der die Hofer Symphoniker und ihr Dirigent Hermann Bäumer am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle gleich drei Werke auf das Programm gesetzt hatten. Eine Premiere, denn erstmals in der Orchestergeschichte hatten sich die Symphoniker dieser hierzulande unbekannten Komponistin angenommen. Und das, obwohl Elfrida Andrée mehr als hundert Werke hinterlassen hat. Mit ihrem kurzen Andante für Streichorchester, ihrer ersten Symphonie und ihrer zweiten Orgelsymphonie widmeten ihr der Klangkörper und Hermann Bäumer fast einen ganzen Abend. Elfrida Andrée (1841 - 1929) ist in ihrer Heimat nicht nur als Komponistin bekannt geworden, sondern auch als Organistin und als Frauenrechtlerin. Sie war eine der ersten Organistinnen im skandinavischen Raum und legte als erste Frau in Schweden ihr Orgelexamen ab. Frauen auf der Orgelbank, das war lange nicht selbstverständlich. Für das Portrait der Komponistin hat Dirigent Hermann Bäumer eine kluge Auswahl getroffen: einmal Streichorchester, dann Bläser und Orgel und schließlich großes Orchester. Das waren drei verschiedene Klangvariationen ein und derselben Tonsetzerin. Schon in der kleinen Komposition des „Andante quasi recitativo für Streichorchester“ wird deutlich, welch kunstfertigen Umgang die Komponistin mit dem Klangkörper beherrschte. Solo-Instrumente werden rezitativ-artig von den Antworten des Streichorchesters begleitet und Hermann Bäumer hebt mit den Musikern besonders die vielen Details hervor. Eine weitere Premiere war der Auftritt des Orgelvirtuosen Christian Schmitt mit Elfrida Andrées dreisätziger „Orgelsymphonie Nr. 2 Es-Dur für Orgel und Blechbläser“. Christian Schmitt ist Orgelprofessor in Rotterdam und betreut als Principal Organist die Orgelreihe der Bamberger Symphoniker. Da es im Festsaal keine Orgel gibt, brachte der Solist kurzerhand eine Art Eigenentwicklung mit nach Hof. Dabei handelt es sich um Hightech pur mit einer digitalen Version der Orgel der Philharmonie Essen, die in Zusammenarbeit mit einer niederländischen Firma entstanden war, die transportabel und an viele Räume anpassbar ist. Konkret handelt es sich um einen normalen Spieltisch mit drei Manualen und Pedalen, lediglich die Orgelpfeifen fehlen. Stattdessen stehen zwei große Lautsprecher an der Rückwand des Saales. Von dort kommen die Klänge so lupenrein, dass man sich mit geschlossenen Augen tatsächlich im sakralen Raum glauben könnte. Die Töne wurden allerdings in der Essener Philharmonie aufgenommen, gespeichert und in digitale Dateien „verpackt“. „Die Philharmonie Essen erklingt gesampelt in Hof“, so hatte es der Organist zuvor erklärt. Elfrida Andrée verkörpert mit ihrer Komposition beispielhaft den Übergang von der Romantik zur Spätromantik. Klare Konturen und ein durchsichtiges Klangbild, wie man es von Felix Mendelssohn Bartholdy oder Niels Wilhelm Gade, dessen Schülerin Elfrida Andrée war, kennt, taucht sie voller Effekte in die satten Farben der Spätromantik. So führt es auch Christian Schmitt an der digitalen Orgel auf: gekonnt virtuos, meisterhaft, kunstfertig und eindrucksvoll musiziert. Auch für ihn war die Begegnung mit der schwedischen Komponisten Neuland. Mit der Meditation aus Charles-Marie Widors erster Symphonie als Zugabe bedankte sich der Solist für den großen Applaus. Neben ihrem Schaffen für die Orgel wagte Elfrida Andrée wohl auch als erste Schwedin den Schritt in den Bereich der Sinfonik. Ihre viersätzige „Symphonie Nr. 1 C-Dur“ ist eine kunstvolle, eingängige und bemerkenswerte Komposition. Trotzdem endete die Uraufführung im Winter 1869 in Stockholm in einem Debakel, weil die Komposition einer Frau boykottiert wurde. Die Zeit war eben noch nicht reif. Lyrisch musizieren die Symphoniker das komplexe und trotzdem auch traditionelle Werk unter der behutsamen Leitung des Dirigenten. Hermann Bäumer betont auch hier die vielen zarten Details der an Farben so reichen Partitur. Zur Einstimmung gab es zuvor die „Manfred“-Ouvertüre von Robert Schumann. Der Komponist hatte aus Lord Byrons Text ein tragisches Gedicht in drei Teilen für Soli, Chor und Orchester gestaltet, das allerdings kaum aufgeführt wird. Lediglich die expressive Ouvertüre wird hin und wieder gespielt und sie passte hervorragend als Einstimmung auf den Abend mit den Werken von Elfrida Andrée. Scharf konturiert, dramatisch und voller Atmosphäre präsentieren sie die Hofer Symphoniker unter Hermann Bäumer. Das macht Lust auf mehr, da würde man gerne auch einmal den ganzen „Manfred“ im Konzertsaal hören. Weil dieser Konzertabend doch ein besonderer war, wurde er vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen. Man darf auf die Sendung am 24. April um 20.05 Uhr auf BR-Klassik gespannt sein. Eintauchen in die Welt des Barock / Staatskanzleichef Florian Herrmann besuchte Opernhaus und Welterbemuseum – Programm „Bayreuth Baroque“ vorgestellt Bayreuth. Zusammen mit Finanz- und Heimatstaatssekretär Martin Schöffel wird Staatskanzleichef Florian Herrmann voraussichtlich heuer im September das Musikfestival „Bayreuth Baroque“ besuchen. Eine entsprechende Einladung sprachen die Verantwortlichen bei einem Besuch von Florian Herrmann im Markgräflichen Opernhaus und bei einer Führung durch das zum Weltkulturerbe gehörige Museum aus. Der Staatskanzleichef war auf Einladung des Bayreuther Landtagsabgeordneten Franc Dierl nach Bayreuth gekommen. Der Freistaat Bayern ist einer der Hauptgeldgeber für das Musikfestival. Heuer geht das Musikfestival „Bayreuth Baroque“ bereits in seine fünfte Auflage. Vom 5. bis zum 15. September 2024 stehen zwei szenische Opern, einige Vokalkonzerte sowie ein Instrumentalkonzert auf dem Programm. Spielstätten sind neben dem Markgräflichen Opernhaus die Schlosskirche, die Ordenskirche St. Georgen und der Sonnentempel der Orangerie in der Eremitage. Ein Höhepunkt soll heuer eine Neuinszenierung der Barockoper “Ifigenia in Aulide“ von Nicola Antonio Porpora werden. Seit 1735 ist die Oper nicht mehr gezeigt worden. Gleich vier Mal kommt die Neuinszenierung zur Aufführung (05., 07., 13. und 15. September 2024). Zweite große Oper ist in diesem Jahr Antonio Vivaldis Musikdrama „Orlando Furioso“. Das Besondere daran: Das Werk wird in Coproduktion mit dem Teatro Comunale di Ferrara und dem Teatro Comunale in Modena gezeigt (10. und 11. September). Franc Dierl dankte Geschäftsführer Clemens Lukas für das bewundernswerte Engagement, mit dem er das Festival seit der Gründung vorangetrieben und international bekannt gemacht habe. „Wir ziehen an einem Strang“, sagte der Abgeordnete und sicherte dem Festival auch weiterhin seine Unterstützung zu. Neben den beiden szenischen Opern gibt es Soloabende, etwa mit der weltbekannten Sopranistin Anna Prohaska (14. September). Neben den Kerzenlicht-Konzerten in der Ordenskirche mit den Sopranistinnen Sandrine Piau (08. September) und Nuria Rial (12. September) gilt das Konzert von Jakub Jozef Orlinski als weiterer Höhepunkt. Unter dem Titel „Beyond“ präsentiert der Countertenor und Breakdancer sein neues Programm. Das Festival „Bayreuth Baroque“ wird im Wesentlichen aus Mitteln des Bundes, des Landes, des Bezirks Oberfranken und der Stadt Bayreuth finanziert. Nach den Worten von Geschäftsführer Clemens Lukas haben das Festival zuletzt rund 5000 Menschen besucht, 80 Prozent davon von außerhalb der Region, viele davon aus dem Ausland. Von den International Opera Awards sei „Bayreuth Baroque“ 2023 in der Kategorie „Bestes Festival“ nominiert worden. Auch die Fachzeitschrift Opernwelt habe „Bayreuth Baroque“ mehrfach in verschiedenen Kategorien nominiert und Leonardo Vincis „Alessandro nell´Indie“ zur Oper mit den besten Kostümen des Jahres gekürt. Zuvor hatte Staatskanzleichef Florian Herrmann das Welterbemuseum besucht. Cordula Maus von der Schlösserverwaltung führte ihn durch die modern gestalteten Räume und führte die Delegation in die prunkvolle Welt des Barock. Zusammen mit dem Präsidenten der Schlösserverwaltung Bernd Schreiber und dem stellvertretenden Verwaltungsvorstand der Schlösserverwaltung in Bayreuth Ingo Berens probierten Staatskanzleichef Herrmann, Staatssekretär Martin Schöffel und Abgeordneter Franc Dierl die nachgebaute Bühnentechnik aus und tauchten in die Illusionistische Welt des Barocktheaters ein. Bild: Staatssekretär Martin Schöffel, Staatskanzleichef Florian Herrmann und der Landtagsabgeordnete Franc Dierl (von links) auf der nachgebauten Barockbühne im Welterbemuseum des Markgräflichen Opernhauses. Pariser Flair und nostalgischer Charme / Stefanie Hertel im Boulevardstück „Ganz Paris träumt von der Liebe“
Kulmbach. Es ist Boulevardtheater im besten Sinne: „Ganz Paris träumt von der Liebe“ heißt die musikalisch-romantisch-nostalgische Komödie von David-Jonas Frei, die am Donnerstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle zu sehen war. In der Hauptrolle: Schlagersängerin und TV-Star Stefanie Hertel. Klar, dass auch gesungen wird. Nicht nur der Titel war vor Jahrzehnten ein Hit, den Catarina Valente so treffend interpretiert hatte. Auch große zeitlose Schlager vieler anderer Unterhaltungskünstler hat der Autor geschickt in das Stück eingebaut. Da erklingen Lieder von Peter Kraus („Sugar Baby“), Bill Ramsey („Pigalle“), Gerd Böttcher („Für Gaby tu ich alles“) oder Wencke Myhre („Beiß nicht gleich in jeden Apfel“). Sogar Tom Jones klingt an („She´s a Lady“) und Serge Gainsbourgs Skandalsong „Je t´aime“. Die meisten Songs interpretiert Stefanie Hertel. Keine Frage Autor David-Jonas Frei hat ihr das Boulevardstück praktisch „auf den Leib“ geschrieben. Inhaltlich geht es auf eine romantische Reise in ein turbulentes und farbenfroh gezeichnetes Paris der 60er Jahre mit Eiffelturm und Moulin Rouge im Hintergrund. In der Stadt der Liebe treffen sich Gaby und Andrew, ein Amerikaner. Gaby ist auf der Flucht vor Verantwortung, sie soll den Präsidenten heiraten. Andrew wird von seiner Frau in der unbekannten Stadt zurückgelassen, während sie sich lieber mit der französischen High Society vergnügt. Aus einer Zweckgemeinschaft wird eine Romanze, die immer wieder durch die Ankunft von Andrews Frau Nathalie, einem lästigen Polizeibeamten und einem sehr anhänglichen Kellner, gestört wird. Auch Gabys Verlobter, der Präsident persönlich, taucht auf. Zugegeben, die Handlung ist schon etwas weit hergeholt, aber darauf kommt es nicht an. Stefanie Hertel ist in der weiblichen Hauptrolle als Gaby zu erleben. In weiteren Rollen sind zu sehen und zu hören: Stuart Summer als Andrew, Sascha Hödl als „Le President Maurice“, Rebecca Lara Müller als Nathalie, Martin Schranz als Hoteldirektor und mit David Jinas Frei als Polizist steht der Autor selbst mit auf der Bühne. Sie alle sind echte Profis, die schon an vielen Namhaften Bühnen gespielt haben, in TV-Filmen zu erleben waren und teilweise auch als Musicaldarsteller einen Namen haben. Klar, dass alle absolut professionell agieren, auch dann, wenn die Handlung nicht mehr so glaubhaft, sondern eher etwas konstruiert rüberkommt und von Albernheiten nur so strotzt. Gleich zwei Mal gibt es in Showeinlagen sogar eine, zugegeben durchaus gelungene Thomas-Gottschalk-Parodie. Man muss nicht besonders erwähnen, dass Stefanie Hertel sämtliche bekannten Titel perfekt zeitgemäß und überaus gekonnt interpretiert. Erwähnenswert ist schon eher, dass sie auch schauspielerisch stets 100 Prozent gibt. Ist die Handlung auch noch so verdreht, ihr nimmt man alles ab. Bereits mit ihrem Engagement im Musical „Mamma Mia“ hatte sie eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass ihr die Kombination Singen und Spielen bestens liegt. Auch sie ist in einer ganz besonderen Einlage zu erleben, als sächselnde Uschi. Man merkt auch, dass Stefanie Hertel das Stück am Herzen liegt, denn gemeinsam mit dem Autor hat sie die gesamte Tournee von den Ideen zum Stück bis zur Organisation der Proben geplant. Unterstützt wurde das Team dabei unter anderem von Kostümbildnerin Antje Fiedler. Das Bühnenbild ist in Zusammenarbeit mit der Schreinermeisterin Petra Huber entstanden. Eine ganz besondere Freude war die Aufführung für die Bewohner der Seniorengemeinschaft „Magnusturm“ in Kasendorf. Vor drei Wochen hatte Stefanie Hertel die Einrichtung der GmbH „Zuhause sein – Ambulante Pflege“ von Markus Weigel besucht und die Senioren persönlich eingeladen. In der Dr.-Stammberger-Halle ließ es sich der Star nicht nehmen, die älteren Menschen mit Handschlag und ein paar persönlichen Worten zu begrüßen. Die Premiere des Stücks war bereits am 3. April in Mannheim. Seitdem tourt das Ensemble durch die Lande. Ein Ende ist noch lange nicht abzusehen, sogar für November 2025 stehen bereits Aufführungstermine fest. Wer Stefanie Hertel live erleben möchte, hat dazu in Kulmbach bereits am 30. Juli erneut Gelegenheit. Dann tritt sie bei der Bierwoche im Stadl zusammen mit Schlagerkollegen Patrick Lindner auf. Bilder: „Ganz Paris träumt von der Liebe“ heißt die Boulevardkomödie, mit der TV-Star Stefanie Hertel in der Dr.-Stammberger-Halle das Publikum als Sängerin und Schauspielerin gleichermaßen begeistert hat. Digital, interaktiv und multimedial: Konzert des Dresdner Kammerchors ExSilentio in der Mainleuser Spinnerei
Mainleus. Fast hätte der Brand am Mittwochabend auf dem Industriegelände dem Auftakt des Kulturfestivals „Klang im Kesselhaus“ einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch das Feuer wütete in einem anderen Bereich, so dass dem Auftritt des ExSilentio-Kammerchores der Musikhochschule Dresden unter Lukas Alois Roth in der „Neuen Baumwollhalle“ nichts im Wege stand und das außergewöhnliche Konzert ohne Einschränkungen stattfinden konnte. „Identities“ heißt die neue Produktion, die sich die kreativen Köpfe um den Tausendsassa Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast ausgedacht haben. Dabei gastierte das Ensemble nicht zum ersten Mal an diesem Ort. Bereits im vergangenen Jahr brachte der Chor mit seiner Aufführung „Stimmen an verstummten Stellen“ die Location zum Erklingen. Diesmal aber war es kein Chorkonzert, wie man es vielleicht erwartet hätte. Vielmehr kamen unterschiedliche Medien zum Einsatz, um die zahlreichen geistlichen und weltlichen Chorsätze aus mehreren Jahrhunderten und in verschiedenen Sprachen zu unterstreichen und die Kompositionen in einen Kontext zu bringen. Dafür war der Stuttgarter Tom Schellmann zuständig, der aktuell auch für die Münchner Kammerspiele arbeitet und der eigens für Mainleus eine Art Bühnenbild erschaffen hatte. Zunächst sitzen die zwölf Sängerinnen und Sänger wie bei einer Konferenz auf einem Podium und singen sogar im Sitzen, dann agieren sie, stehen auf, steigen auf den Tisch und erst später stellen sie sich zum Chor auf. Der Mediengestalter Maks Pallas begleitete das Projekt videographisch. In Einblendungen reflektieren sie in fiktiven nachgestellten Interviews über den Zustand der Gesellschaft, über Herausforderungen der Gegenwart und über Werte als den Kompass des Lebens. Das Ergebnis war eine interaktive multimediale Vokalperformance, die es so wohl noch nie gegeben hat. Inhaltlich sollte es um die „großen Fragen des Lebens“ gehen, hatte Lukas Alois Roth bereits im Vorfeld erklärt. Zugegeben, in dieses Motto lässt sich praktisch alles packen, was die Verantwortlichen auch getan haben, von Klimawandel bis Kriegsangst. Musikalisch bemerkenswert war nicht nur, dass es auch eine Uraufführung eines zeitgenössischen Chorsatzes des jungen Dresdener Komponisten Maximilian Nicolai gab. Bemerkenswert war vor allem die stimmliche Leistung aller Akteure, die fast 75 Minuten lang, ohne Pause, perfekt agierten- Stimmkultur und Sprachverständlichkeit, Klanggröße und Piano, alles war da zur rechten Zeit. Lukas Alois Roth hatte „seinen“ Chor wieder einmal vollendet einstudiert. Überraschend ist auch, welche wundervolle Akustik in dieser eigentlich unwirtlichen Halle mit Pfützen auf dem Boden und Tauben im Gebälk herrscht. Bürgermeister Robert Bosch hatte zuvor seiner Freude Ausdruck verliehen, dass in dem alten Hallen mit dem neuen Festival das ganze Jahr Kultur inszeniert werden soll. Begeistert von der Festivalidee, begeistert von der Kreativität des Ludwigschorgasters Lukas Alois Roth und voller Freude auf die anstehenden kulturellen Aktivitäten hatte sich zuvor die Dirigentin Ljubka Biagioni geäußert. Sie hatte die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen. Eine, die Lukas Alois Roth und dessen Wirken seit Jahren begleitet, ist Christina Flauder. Im Rahmen seines Schaffens sei jeder Abend unglaublich berührend, sagte die stellvertretende Landrätin. Der gebürtige Kulmbacher Lukas Alois Roth (27) steht aktuell kurz vor dem Ende seines Studiums der Schulmusik und der Chorleitung an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Den ExSilentio-Kammerchor rief er 2020 ins Leben, um der Stille der Pandemie etwas entgegenzusetzen, Alle Sängerinnen und Sänger des Ensembles sind Studenten und Ehemalige der Dresdner Musikhochschule. Weitere Aufführungen des ehrgeizigen Projekts fanden am Samstag in der Kühnlenzpassage in Kronach und am Sonntag im Konzertsaal der Hochschule für Musik in Dresden statt. Bilder: Außergewöhnlich und extravagant: der Auftritt von ExSilentio, dem Kammerchor der Musikhochschule Dresden unter Lukas Alois Roth in der Mainleuser Spinnerei sprengte am Freitagabend viele Grenzen musikalisch-künstlerischer Ausdrucksformen.
Eindrucksvoll, emotional und bestens einstudiert / Bachs Johannespassion in der Schlosskirche
Bayreuth. Fast auf den Tag genau, am 7. April vor 300 Jahren wurde die Johannespassion von Johann Sebastian Bach in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt. Regionalkantor Sebastian Ruf hat den Jahrestag zum Anlass genommen, zusammen mit dem Kammerchor der Bayreuther Schlosskirche, dem Barockorchester „La Banda“ und einer Reihe namhafter Solisten, das Werk am Samstagabend in der Schlosskirche und am Sonntagnachmittag im Bamberger Dom aufzuführen. Der erst vor einem knappen Jahr gegründete Kammerchor hatte bereits in seinen ersten Konzerten durch Homogenität, saubere Intonation und gut ausgebildete Stimmen für Furore gesorgt. So stellte das Ensemble auch bei der Johannespassion seine Qualitäten diszipliniert und trotzdem voller Leidenschaft wieder eindrucksvoll unter Beweis. Präzise, sprachlich gut ausgearbeitet und bestens einstudiert ist das alles. Eindrucksvolle Klänge ohne jegliche falsche Sentimentalitäten sind es, die da ertönen, wie etwa der herrische Gestus des großen Eingangschores „Herr unser Herrscher“ oder der apotheotische Schlusschoral „Ach Herr, lass dein lieb Engelein“. Überhaupt bietet das Johannes-Evangelium wenig Ruhepunkte, dafür ist es unmittelbarer und dramatisch belebter durch die vielen zügig vorgetragenen Choräle. Der Chorklang ist wunderbar geschmeidig und feingliedrig. Das Fürther Barockorchester „La Banda“ interpretierte die Passion unter der Stabführung von Sebastian Ruf auf historischen Instrumenten weniger als Leidensmeditation und mehr als Handlungsdrama mit vielen scharfen Akzentsetzungen, aber stets zügig und schnörkellos. Sebastian Ruf liebt die schnellen Tempi und lässt auch zwischen den Nummern wenig Zeit zum Durchatmen. Auch mit kleinerer Besetzung lässt sich ein großes Werk adäquat gestalten. Alles in allem bleibt der Eindruck einer authentisch wirkenden Glaubwürdigkeit. Hoch emotional wurden die Glaubensinhalte vermittelt, wobei die theologisch-musikalische Aussage stets im Vordergrund stand. Unter den Solisten ragt besonders der italienisch-amerikanische Tenor Eric Price hervor. Ihm fehlt es weder an Durchschlagskraft noch an Höhe, er singt klar in der Artikulation und flexibel in der Intonation. Der Tenor ist in dieser Aufführung, ganz wie von Bach beabsichtigt, für den dramatisch vorwärtsdrängenden Impuls verantwortlich, eine Rolle, die Eric Price hervorragend ausfüllt. Schlank und unprätentiös, emotional und trotzdem kontrolliert führt der aus Hof stammende Michael Wolfrum die Basspartien ruhig und mit großem Volumen in der Tiefe. Mit der richtigen Dosis an Pathos, nicht zu viel und nicht zu wenig, setzt Oliver Pürckhauer die Partie des Jesus exzellent und packend um. Weniger beschäftigt sind in der Johannespassion die Damen. Spielerisch leicht, frisch, unmittelbar und stets präsent interpretierte die Berliner Sopranistin Frieda Jolande Barck ihren Part. Intensiv im Ausdruck und emotionsgeladen ist die Bayreutherin Nathalie Flessa in der Alt-Partie zu erleben. Makellos erklingt etwa ihre so eindrucksvolle Arie „Es ist vollbracht“. Alles in Allem bilden die Solisten einen Glücksfall an barocker Gesangskultur. Die Texte der Arien und Choräle hatte Johann Sebastian Bach selbst aus dem Bericht des Evangelisten Johannes und freien Versen aus der oft vertonten Passionsdichtung von Barthold Heinrich Brockes zusammengestellt. Die Bayreuther Aufführung war ein prima Beispiel dafür, wie man zu Bachs Zeiten Glaubensinhalte spannend und ernsthaft zu vermitteln wusste und wie sie nichts an Aktualität verloren haben. Im Gegenteil: Auch 300 Jahre nach seiner Uraufführung schafft es das Werk noch immer, die Zuhörer vom ersten Ton an zu fesseln. Bild: Zusammen mit dem Kammerchor der Schlosskirche, dem Barockorchester „La Banda“ und einer Reihe namhafter Solisten hat Regionalkantor Sebastian Ruf am Samstagabend in der Schlosskirche Johann Sebastian Bachs Johannespassion aufgeführt. Mittelalter trifft Moderne / Gregorianik meets Pop: Konzert der „Gregorian Voices” in der Kirche „Unsere Liebe Frau“
Kulmbach. Der gregorianische Gesang reicht bis tief ins Mittelalter zurück. Ursprünglich war es einstimmiger, unbegleiteter Liedgesang in lateinischer Sprache. Die ukrainische Formation „Gregorian Voices“ hat diese Tradition aufgenommen und in die Gegenwart fortgeführt. Mit klassischen, sakralen und orthodoxen Gesängen waren die acht Sänger am Donnerstagabend in der gut besuchten katholischen Kirchen „Unsere liebe Frau“ in Kulmbach zu Gast. Im zweiten Teil des ungewöhnlichen Konzerts stellten die „Gregorian Voices“ eindrucksvoll unter Beweis, dass Gregorianik nicht im Mittelalter stehen geblieben ist, denn da gab es eingängige Pop-Songs im gregorianischen Stil. Noch heute sind gregorianische Choräle Bestandteil der katholischen Liturgie. Die überlieferten Gesänge stammen aus der Feder anonymer Autoren der verschiedensten Epochen und Stilrichtungen. Ihnen allen gemeinsam ist der spezielle und unverwechselbare Charakter, der den besonderen Reiz und die Faszination dieser Musik ausmacht. „The Gregorian Voices“ sind seit über zehn Jahren unter der künstlerischen Leitung von Oleksiy Semenchuk auf Tournee in Europa. Nun kommt es dem Ensemble freilich nicht auf die musikwissenschaftlichen Zusammenhänge der Gregorianik an. Sie setzen vielmehr auf den Effekt, nicht nur akustisch, sondern auch optisch. Mit Kerzen in der Hand schreiten sie zu Beginn im Gewand der Franziskaner durch die abgedunkelte Kirche, postieren sich feierlich vor dem stimmungsvoll beleuchteten Altar, um dann mit ihren beeindruckenden Stimmen loszulegen. Doch nicht nur die Stimmen sind es, die den besonderen Reiz dieser Musik ausmachen. Die Gesänge erfordern sehr viel Einfühlungsvermögen, Disziplin und Präzision, und mit all dem können die acht ukrainischen Sänger aufwarten. Sie führen eindrucksvoll vor, wie lebendig gregorianischer Gesang heute klingen kann, blitzsauber intoniert und dynamisch ausgefeilt. Da wechseln sich ergreifenden Solopassagen mit den atemberaubenden Chorgesängen ab und der Zuhörer wird von den acht Stimmen mitgenommen in ein gewaltiges Klangerlebnis und auf eine musikalische Zeitreise vom Mittelalter bis heute. Das Besondere des Konzertabends ist denn auch die faszinierende Mischung aus geistlichen Gesängen des Mittelalters, Raritäten wie dem „Pie Jesu“ aus dem Requiem von Andrew Lloyd Webber und zeitgenössischen Pop-Klassikern, wie etwa „Halleluja“ von Leonard Cohen, „Sailing“ von Rod Steward, „Ameno“ von Era, „You raise me up“ von Josh Groban oder „Sound of Silence" von Simon and Garfunkel, alles Titel, die im Stil des gregorianischen Gesangs neu arrangiert wurden. Die Kirche „Unsere Liebe Frau“ bietet dazu nicht nur den optimalen Rahmen, sondern auch eine hervorragende Akustik. Am Ende bedanken sich „The Gregorian Voices“ unter anderem mit dem Song „Thank you for the Music“ von Abba als Zugabe für den langen und intensiven Applaus, was wiederum mit Standing Ovations quittiert wurde. Tatsächlich leben alle acht Sänger in der Ukraine. Sie nutzten deshalb auch ihren Auftritt in Kulmbach, um Spenden für ihre Heimat zu sammeln. Bilder: Mystische Klänge und meditative Gesänge: „The Gregorian Voices“ bei ihrem Konzert in der Kirche „Unsere liebe Frau“ in Kulmbach. Abstrakt und meditativ: Sieben Worte und 529 Stimmen / Chormusical und Pop-Oratorium: „7 Worte am Kreuz“ in Bamberg Bamberg. Einen derartigen Jubel erlebt die Brose-Arena in Bamberg allenfalls bei den Heimspielen der Bamberg Baskets: Die Aufführung des Chormusicals „7 Worte vom Kreuz“ hat das Publikum förmlich von den Sitzen gerissen. Lang anhaltender Jubel und ein nicht enden wollender Beifall waren der Lohn für eine gelungene Aufführung des Musicals, das eigentlich ein Pop-Oratorium ist und das aus der Feder des Komponisten Albert Frey stammt. Wie schon vor zwei Jahren beim Martin-Luther-King-Musical hat auch diesmal die Stiftung Creative Kirche den Boden für das denkwürdige Spektakel bereitet. Während mit dem US-amerikanischen Baptistenpastor und Friedensnobelpreisträger allerdings eine reale Biografie theatermäßig perfekt umgesetzt wurde, war das „7-Worte“-Thema diesmal eher abstrakt angelegt. Dementsprechend hatte die Aufführung weniger dokumentarischen als eher meditativen und philosophischen Charakter. Im Mittelpunkt stand nicht nur das riesige LED-Kreuz, sondern vor allem der gewaltige Chor mit exakt 529 Sängerinnen und Sängern in der Einstudierung des Bayreuther Dekanatskantors Michael Lippert und des Coburger Kirchenmusikers Arno Seifert. Seit Monaten haben sich die Mitwirkenden des Megachors auf die Aufführung vorbereitet. Jüngste Sängerin war Katharina Rain, die älteste Elisabeth Jung, die eine neun Jahre, die andere 88. Bei den sieben letzten Worten handelt es sich der Passionsgeschichte zufolge um die letzten Worte Jesu Christi nach der Kreuzigung. Zahlreiche Komponisten, von Heinrich Schütz, über Carl Heinrich Graun, Georg Philipp Telemann bis Joseph Haydn, haben entsprechende Vertonungen geschaffen. Nun also auch der 1964 geborene Musiker Albert Frey, der in der christlichen Popmusikszene längst kein Unbekannter mehr ist. Er hat daraus eine moderne und bewegende Neu-Interpretation der Passionsgeschichte gemacht. In Bamberg spielte er nicht nur die E-Gitarre, er ergriff am Ende auch kurz das Mikrofon, um einige Dankesworte auszusprechen. Der meditative und philosophische Charakter des Stückes wird vor allem darin deutlich, dass auch Menschen, die nicht unbedingt gläubig sind, Antworten auf essenzielle Alltagsfragen finden können: Wie möchte ich leben? Was macht mein Leben wertvoll? Wer beeinflusst meine Entscheidungen? Was brauche ich, um glücklich zu sein? Ist das Leben hier alles, oder kommt da noch etwas? Auch wenn der Tod am Kreuz im Mittelpunkt steht, hier geht es eigentlich um das Leben. Inhaltlich geht es um die beiden Protagonisten Marie und Ben, dargestellt von den in der Szene hochgelobten Musical-Darstellern Kathleen Bauer und Dominik Doll. Marie und Ben erfahren durch eine Zufallsbegegnung, dass Jesus Ängste und Sorgen auch unseren Alltag bestimmen. Zwei Menschen, wie Du und ich, die sich ganz offen ihrer Skepsis und ihren Zweifeln am Leben und Glauben stellen. Die Gesangssolisten der Bamberger Aufführung waren Anja Lehmann, Yasmina Hunzinger, Benjamin Gail und Michael Janz. Alle vier langjährige Profis mit internationaler Erfahrung, die in Bamberg nicht nur mit beeindruckender Bühnenpräsenz glänzen, sondern auch mit ihren gewaltigen Stimmen. Musikalisch hat Albert Frey viele eingängige Melodien geschaffen, die vor allem durch die überzeugenden orchestralen Arrangements wirken. Vom friedlichen „Vater, vergib“ über das verzweifelte „Warum hast du mich verlassen?“ bis zum triumphalen „Es ist vollbracht“ und schließlich zum ergebenen „Vater in deine Hände“ zeigen Musik und Text den Weg, den wir selbst zu gehen aufgerufen sind, im Leben und im Sterben. Das imposante Werk, interpretiert von einem eigens zusammengestellten Ensemble, dem Mega-Chor, und dem Wechselspiel zwischen der Band und einem Orchester, sprengt das Format einzelner Pop-Songs und wird zum Breitwand-Soundtrack der Passion. Regionalbischöfin Dorothea Greiner, die zusammen mit dem neuen Bamberger Erzbischof Herwig Gössl die Aufführung besucht hatte, war es zu verdanken, dass die Stiftung Creative Kirche nun schon zum zweiten Mal im Kirchenkreis Bayreuth mit einer ihrer gigantischen Produktionen zu Gast war. Die anderen beiden Aufführungen fanden vor wenigen Tagen in Ludwigsburg und Bochum statt. Bilder: Eindrucksvolle Aufführung in der Brose-Arena: Albert Freys Pop-Oratorium „7 Worte am Kreuz“ in Bamberg.
Liebe, Leidenschaft, Erlösung/ Großer Beifall für europäische Erstaufführung von David Carlsons Oper „Anna Karenina“ am Theater Hof
Hof. Erstaufführungen sind immer etwas Besonderes. Erst recht, wenn es sich um eine europäische Erstaufführung handelt. Dem Theater Hof ist es nach jahrelangen Bemühungen gelungen, sich die Rechte der erst 2007 in Miami uraufgeführten Oper „Anna Karenina“ des amerikanischen Komponisten David Carlson zu sichern. Am Samstagabend war die umjubelte Premiere und schon wieder hat das Theater Hof damit ein Stück Musikgeschichte geschrieben. David Carlsons „Anna Karenina“ ist zeitgenössisches Musiktheater von höchster Qualität, dieser Oper wird man auf den internationalen Spielplänen bestimmt noch oft begegnen. „Anna Karenina“, das ist der Roman des russischen Schriftstellers Lew Tolstoi, der schon so viele Adaptionen erfahren hat. Es gibt mehrere Verfilmungen, die älteste ist ein Stummfilm aus dem Jahr 1911, und auch mehrere Ballettversionen unter Anderem von John Neumeier. Warum also nicht auch eine Oper? Zumal der Stoff wie gemacht für eine Oper ist: Eine leidenschaftliche Affäre, die im größten Unglück endet, weil die Konventionen der adeligen Gesellschaft den Liebenden entgegenstehen. „Anna Karenina“ hat alles, was große Oper ausmacht: Liebe und Leidenschaft, Hass und Gewalt, Verzweiflung und Erlösung. Tolstois 1877 veröffentlichter Roman ist ein Stück Weltliteratur und man wundert sich, warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, diesen Roman auf die Opernbühne zu bringen. Komponist David Carlson ist auf diese Idee gekommen und hat ein in sich schlüssiges Werk geschaffen. Das Libretto hatte der inzwischen vestorbene britische Regisseur Colin Graham verfasst. Letzteres schon vor Jahrzehnten, und zwar für den englischen Komponisten Benjamin Britten. Die ursprünglich geplante Aufführung am Bolschoi-Theater war damals aus politischen Gründen nicht zustande gekommen. Das Hofer Ensemble hätte die Oper in der fabelhaften Inszenierung seines künftigen Intendanten Lothar Krause nicht besser umsetzen können. Da geht es nicht nur um die tragische Liebesgeschichte, sondern auch um das gesellschaftliche Umfeld, um Traditionen und Konventionen, deren Bruch und deren Ende. Die abstrakte Bühne und die prächtigen Kostüme steuerte Annette Mahlendorf bei. Die Bühne setzt sich von Anfang an aus sich ständig wandelnden sterilen Räumen zusammen, die von Anfang an auf den unheilvollen Ausgang hinweisen. Sparsame Ausstattungsdetails beschreiben die jeweiligen Schauplätze. Mehr ins Detail geht die Kostümbildnerin. Prächtige Roben, viel Pelz, Anzüg und Fräcke sowie Uniformen angelehnt an das späte 19. Jahrhundert beherrschen das Bild. Die Aufführung fand in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln statt. Nun mag das Adjektiv zeitgenössisch im Zusammenhang mit Oper so manchen abschrecken. David Carlsons Komposition ist aber streng genommen gar nicht so zeitgenössisch, sondern am ehesten zwischen Impressionismus und Spätromantik angesiedelt. Bei flüchtigem Hören könnte man auf Debussy und dessen Oper „Pelléas et Mélisande“ tippen, auch Elemente von Richard Strauss und Erich Wolfgang Korngold tauchen auf. Ivo Hentschel am Pult der Hofer Symphoniker fasst das Stück genauso auf. Eindrucksvolle Lautmalereien sind es, mit denen die unterschiedlichsten Stimmungen transportiert werden. Besonders in den wenigen rein orchestralen Stellen blitzt das Orchester auf. Die Chorszenen hatte Lucia Birzer mit dem Hofer Opernchor einstudiert. In der Titelpartie der Anna Karenina überzeugte Inga Lisa Lehr auf ganzer Linie. Von ihr wird in dieser Oper so einiges verlangt. Ihre Interpretation ist ungemein atmosphärisch. Sie verkörpert die Rolle in überzeugender Weise als geheimnisvolles und hinsichtlich ihrer Emotionen und Begierden schwer durchschaubares Geschöpf. Ihr Spiel hat große Klasse. Absolut präsent, mit lyrisch weicher Stimme steht ihr Andrii Chakov als Graf Wronskij in nichts nach. Auch er agiert absolut glaubhaft, sowohl stimmlich als auch darstellerisch. Aufgeregt und zornig, aber auch unsicher und verzweifelnd interpretiert Michal Rudzinski mit rauem Unterton Annas Mann Alexej. Insgesamt fordert die Oper 16 Solisten. Sie alle sorgen ohne irgendwelche Abstriche für ein wahres Festival der Stimmen. So sind in weiteren Rollen unter anderem Sylwia Piertzak als „Dolly“, Yvonne Prentki als „Kitty“, Annett Tsoungui als „Betsy“, Stefanie Rhaue in der Doppelrolle als Gräfin Iwanowa und als Agafia, Minseok Kim als „Kostja“, Markus Gruber als Annas Bruder „Stiwa“ sowie Thilo Andersson als Fürst Jaschwin zu erleben. Weitere Aufführungen: Sonntag, 24. März um 18 Uhr, Mittwoch, 3. April um 19.30 Uhr, Samstag, 6. April um 19.30 Uhr, Sonntag, 14. April um 19.30 Uhr und Freitag, 26. April um 19.30 Uhr. Lummerland und lustige Posaunen / Am 31. März findet das Osterkonzert der Schorgasttaler Blasmusik statt – Vorverkauf startet am 1. März Ludwigschorgast. Einfach mal etwas anderes machen als alle anderen, das möchte Rainer Streit, Leiter der Schorgasttaler Blasmusik. Zum Osterkonzert am 31. März in Stadtsteinach steht dennoch die gesamte Palette der Blasmusik auf dem Programm. Von klassisch bis solistisch, es gibt Traditionelles und Modernes, Melodien aus Musical und Film und auch einige witzige Einlagen. „Das meiste habe ich selbst ausgesucht“, sagt Rainer Streit, der seit 2010 an der Spitze der Schorgasttaler Blasmusik steht. Viele Ideen seien aber auch aus den Reihen der Aktiven gekommen. Die Blasmusik besteht aktuell aus 33 Musikerinnen und Musikern im Alter zwischen 14 und 67 Jahren. Dazu kommen noch drei Nachwuchsmusiker zwischen neun und zwölf Jahren, die bei drei ausgewählten Stücken ihr Können an der Trompete, am Euphonium und an der Posaune unter Beweis stellen werden. Das Programm wird traditionell mit dem Boccaccio-Marsch von Franz von Suppé starten. Eine schöne klassische Komposition zur Eröffnung, wie Rainer Streit sagt. Er wird sich das Pult beim Osterkonzert mit Claudia Goller teilen, die einen teil des Programms leiten wird. Claudia Goller macht bei den Schorgasttalern hauptsächlich die Jugendarbeit und spielt normalerweise die Es-Klarinette und auch mal das Saxofon. Weitere Höhepunkte im ersten Teil des Abends werden das Solostück „Die lustigen Posaunen“ aus den frühen Jahren von Blasmusik-Legende Ernst Mosch sowie die „Spatzenhochzeit“, ein Solo für drei Querflöten, sein. Dann geht es in die Welt des Films mit Melodien aus dem Dschungelbuch und aus Lummerland, der Heimat der Augsburger Puppenkiste. “Wir möchten gerne auch mal was ausprobieren“, sagt Rainer Streit und freut sich schon auf Ohrwürmer wie „Probier´s mal mit Gemütlichkeit“ oder „“Eine Insel mit zwei Bergen“. Höhepunkt des zweiten Konzertteils wird der Auftritt des Tuba-Quartetts mit Andreas Braunersreuther, Moritz Pöhlmann, Roman Rupf und Rainer Streit sein. Die Tuba ist das Instrument des Jahres und so haben die vier Musiker drei außergewöhnliche Kompositionen, beziehungsweise Arrangements von Peter Tschaikowsky, Henri Mancini und Lennie Nierhaus einstudiert. Daneben stehen Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Strauss in Happy-Sound-Arrangements von James Last sowie Musik aus dem Film „Forrest Gump“ und aus John Kanders Musical „Chicago“ auf dem Programm. Das Osterkonzert der Schorgasttaler Blasmusik findet am Ostersonntag, 31. März, in der Steinachtalhalle in Stadtsteinach statt. Beginn ist um 19.30 Uhr, Einlass bereits um 18 Uhr. Der Vorverkauf startet am 1. März. Tickets zum Preis von zehn Euro können unter 09227/6848 vorbestellt werden. Restkarten gibt es an der Abendkasse Bild: Das Tubaquartett der Schorgasttaler Blasmusik mit Andreas Braunersreuther, Moritz Pöhlmann, Roman Rupf und Rainer Streit probt bereits intensiv die drei Kompositionen, die beim Osterkonzert am 31. März in Stadtsteinach zur Aufführung kommen werden. Aktuelle Hits und altbekannte Klassiker / Ausverkauft: „Nacht des Musicals“ begeisterte das Kulmbacher Publikum Kulmbach. Mehrere Jahrzehnte Musical-Geschichte und 15 großartige Bühnenwerke in einer einzigen Show: „Die Nacht des Musicals“ am Freitagabend in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle machte es möglich. Geboten wurden die größten Hits, die bekanntesten Songs, gefühlvolle Balladen vor allem vieler aktueller Musicals in einer zweieinhalbstündigen abwechslungsreichen, mitreißenden und intelligent zusammengestellten Gala. Musical, das heißt musikalische Komödie mit Elementen des Jazz und der Pop- und Rockmusik, aber auch eine moderne Form der Operette mit und ohne Kitsch. Musical ist alles das auf einmal und längst nicht mehr nur „Amerikas Antwort auf zweieinhalb Jahrtausende europäische Theaterkultur“. Da gibt es herausragende Werke der Gegenwart wie Andrew Lloyd Webbers „Cats“ oder das „Phantom der Oper“ und es gibt Musicals, die meist einem Star oder einer Band gewidmet sind. Dazu gehören das Abba-Musical „Mamma Mia“ oder „Ich war noch niemals in New York“, ein Musical mit den großen Udo-Jürgens-Hits, und eines mit den zeitlosen Rocksongs von Queen. Die wachsenden Zuschauerzahlen bei dieser seit Jahren mit wechselnden Solisten tourenden Produktion bringen „Die Nacht der Musicals“ dazu, immer neue Werke ins Programm aufzunehmen. „Moulin Rouge“ gehört diesmal dazu, ebenso wie die besten Szenen aus „Grease“ oder dem Broadway-Verkaufsrenner „The Greatest Showman“. Natürlich darf auch die „Eiskönigin“ mit dem Hit „Frozen“ nicht fehlen. Dabei verschmelzen die modernen Lieder zu einer untrennbaren Einheit mit den zeitlosen Klassikern. Erstmals haben auch Hits aus der Netfix Serie „Haus des Geldes” das Publikum begeistert. Die 14 Darsteller, sechs Solisten und acht Tänzer, sind alle absolute Musical-Profis, die bereits in den verschiedensten Produktionen auf der Bühne standen. Stimmgewaltig nahmen sie das Publikum mit auf eine Reise von Afrika („König der Löwen“) bis Wien („Elisabeth“). Einzelne hervorzuheben wäre fast schon ein wenig unfair, singen sie doch alle mal abwechselnd im gesamten Ensemble mal im Duett oder sie übernehmen solistische Aufgaben. Außerdem sind es gerade die großen „Massenszenen“, die das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hinrissen, etwas bei „We are the champions“ im Queen-Musical oder ganz am Schluss beim Medley aus dem Udo-Jürgens-Musical. Die sechs Solisten waren: Aleksandra Szurgot mit kraftvoller Powerstimme und rockiger Musical-Röhre etwa als Sandy in „Grease“, Katrin Mayer aus Freiburg mit strahlendem Sopran und eleganter Ausstrahlung, sie sang mit beeindruckend präsenter Stimme die Arie der Elisabeth („Ich gehör nur mir“) aus dem gleichnamigen Musical. Der Niederländer Micha van de Weg ist der Mister Showman schlechthin mit smarter Wandlungsfähigkeit, Istvan Sziscar aus Ungarn ist in vornehmlich düster-dramatischen Parts wie der Titelpartie im „Phantom der Oper“ zu erleben. Olivia Patrizia Kunze gibt eindrucksvoll die Elphaba in „Wicked“, den „Hexen von Oz“, und der Italiener Francesco Alimonti präsentiert sich als poppiger, allseits präsenter und flexibler Sängerdarsteller unter anderem als Danny in „Grease“ oder als Tod in „Elisabeth“. Das Team mit den acht Tänzerinnen und Tänzern der „Broadway Musical Dance Company“ stellte eine abwechslungsreiche, farbenprächtige und fantasievolle Show auf die Beine, beste Unterhaltung auf hohem Niveau. Zum Musical gehören allerdings nicht nur Musik und Stimmen, sondern auch eine ausgeklügelte Choreografie, schnelle Tänze und farbenfrohe Kostüme. Auch die in solchen Shows schon obligatorische Tuchfühlung mit dem Publikum darf nicht fehlen. Bei derartigen Tourneeproduktionen gilt es freilich auch immer wieder Abstriche zu machen. So gab es kein richtiges Bühnenbild, dafür aber alle nur denkbaren Projektionen im Hintergrund und vor allem viel Licht. Die Technik war bestens eingestellt und auf die Solisten abgestimmt. Zur Musik vom Band wurde live gesungen.
Bilder: Countrysongs mit den Cashbags / “A Tribute to Johnny Cash” mit der Coverband um US-Sänger Robert Tyson Hof. Wer Country mag, kommt an den „Cashbags“ nicht vorbei: Sie bringen den mitreißenden „Boom-Chicka-Boom-Sound“ der US-Legende Johnny Cash seit über 15 Jahren perfekt auf die Bühne: die Coverband „The Cashbags“ um US-Sänger Robert Tyson. Am Sonntag gastierte die Formation mit einem umjubelten Konzert im Festsaal der Freiheitshalle. Nach ihrem Auftritt in Kulmbach vor einigen Jahren gab es in Hof eine neu konzipierte Show mit fast allen großen Cash-Songs über das Land, über Patriotismus, über Ehebruch und Trennung, über gute und über schlechte Zeiten. Johnny Cash ist sich selbst stets treu geblieben, so wie er es in einem seiner größten Hits „I walk the line“ sang, nicht immer geradlinig, eher als Außenseiter. „The Cashbags“ sind im Klang und im Erscheinungsbild sehr nah an den berühmten Vorbildern. Mit markanter Bassbariton-Stimme, Westerngitarre, Telecaster, Kontrabass und Schlagzeug spielen Robert Tyson, Stephan Ckoehler (der tatsächlich so geschrieben wird), David Seezen und Tobias Fuchs detailgenau Klassiker wie „Ring of Fire“, „Orange blossom special“, „Sunday Morning coming down“ bis hin zu „Folsom Prison Blues“ und „Ghostriders in the sky“. Vieles ist angelehnt an die Originalkonzerte der späten 1960er Jahre, mal solo, mal im Duett mit der aus Coburg stammenden Sängerin Valeska Kunath als June Carter, dann als „Tennessee Two“, später als „Tennessee Three“. Schon damals war Johnny Cash (1932 - 2003) unverwechselbar. Mord, Liebe und Gott, das waren die großen Themen, die sich durch seine Songs wie ein roter Faden ziehen. Das wird auch in der rund zweieinhalbstündigen Show der „Cashbags“ deutlich. Man bekommt danach den typischen „Boom-Chicka-Boom-Sound“ kaum mehr aus dem Kopf. Es ist der Rhythmus aus den Südstaaten der USA, mit dem Johnny Cash berühmt wurde. Und so spiegeln seine Lieder auch immer das Lebensgefühl in den Südstaaten wider. Mittelpunkt der Show ist US-Sänger Robert Tyson, der seit Jahren in Deutschland zuhause ist. Mit großer Bühnenpräsenz, unglaublicher Lässigkeit und dem unverwechselbaren Timbre seiner markanten Bassbaritonstimme gibt er den „Man in Black“, absolut authentisch. Auch Songs von Kris Kristofferson, Hank Williams, Jim Reeves, Tom Petty und sogar von John Denver „Take me home country roads” gehören diesmal zur Show. Über die großen Hits hinaus wird bei dem Tribute-Konzert aber auch das musikalische Spektrum deutlich, das Johnny Cash so legendär machte. Es reicht von den 1950er Jahren mit Country, Rockabilly, Blues, Folk und Pop bis hin zum Alternative Country Anfang des 21. Jahrhunderts. Über 500 Songs hat er geschrieben, mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft und dafür 13 Grammy Awards bekommen. Johnny Cash soll ein höflicher, sympathischer Mensch gewesen sein, aber auch ein Exzentriker. Wie der Farmersohn aus Arkansas wirklich war, das weiß keiner. In der Auswahl der Songs, mit denen die „Cashbags“ nach Hof gekommen waren, wird aber deutlich, wie bedeutend Johnny Cash für die Musikgeschichte ist. Er war der erste Country-Sänger, der größer wurde als die Grand Old Opry. Er war Patriot, später aber auch gegen den Vietnam-Krieg, er ist in St. Quentin und in Folsom, den härtesten Gefängnissen der USA, aufgetreten und zusammen mit Bob Dylan auf dem legendären Folk-Festival in Newport. Kaum eine dieser Perioden lassen die „Cashbags“ aus. Auch einige Überraschungen haben sie im Gepäck. Valeska Kunath stilecht in Kleidung, Frisur und Bewegung als June Carter, für Johnny Cash die Liebe seines Lebens. Zusammen mit Robert Tyson interpretiert sie unter anderem das Duett „Jackson“. Außerdem spielt sie perfekt wie einst June Carter die Autoharp, ein Instrument, das einer Steel-Guitar ähnelt, aber wie eine Gitarre gespielt wird. In „Wildwood flower“ singt Valeska Kunath solo und begleitet sich dabei selbst. Wie sie das macht, hat echte Klasse. Auch hier wird klar, warum die „Cashbags als erfolgreichste Johnny-Cash-Revival-Band gelten. Der Man in Black wäre stolz auf sie gewesen. Bilder: Mit einem Tribute to Johnny Cash gastierte die Band „The Cashbags“ um US-Sänger Robert Tyson am Sonntag in der Freiheitshalle
Spontan und spannungsvoll, transparent und traditionell / Hofer Symphoniker auf dem Klassik-Olymp: Christian Zacharias beendet seinen Beethoven-Zyklus mit der 9. Symphonie Hof. Die Musikwelt benötigt nicht immer ein besonderes Datum oder ein herausragendes Ereignis, um Ludwig van Beethovens 9. Symphonie aufzuführen. Am Freitagabend hat Christian Zacharias im Großen Haus der Freiheitshalle seinen Beethoven-Zyklus mit den Hofer Symphonikern genau vier Jahre nach dem ersten Konzert gebührend abgeschlossen. Begonnen hatte der Pianist und Dirigent damals mit den ersten beiden Symphonien Beethovens und mit einem Klavierkonzert, in dem er selbst als Solist zu hören war. So war es nur konsequent, dass am Ende der Reihe als Höhepunkt die letzte Symphonie des Komponisten steht und ebenfalls wieder ein Klavierkonzert. Monumental klingt diese gigantische Neunte unter Christian Zacharias, eine Komposition, die wie keine andere für wahre Größe steht und den Humanitätsgedanken verkörpert. Auch wenn Friedrich von Schillers Textzeile „Alle Menschen werden Brüder“ in diesen Zeiten eher einer Utopie gleicht. Stets vorwärtsdrängend stimmt in dieser Aufführung alles: die Temporelationen, der transparente Klang, die gelungene Artikulation, die Durchhörbarkeit der Stimmen. Im Allegro treibt Zacharias das Orchester stürmisch an, ganz traditionell erklingt der 2. Satz. Im Adagio lässt er die Symphoniker schlank und anmutig musizieren, ehe der Schlusssatz einem wahren Prestissimo-Finale gleicht. Mehr Steigerung geht kaum. Pathos kommt im Schlusssatz schon auf, wenn die Chöre der KlangVerwaltung und des Theaters Hof sowie die bestens aufeinander abgestimmten Solisten Sophia Brommer (Sopran), Stefanie Irányi (Alt), Sung min Song (Tenor) und Christian Valle (Bass) ihren Auftritt haben. Die Gesangsleistungen der Chöre überzeugen mit machtvollen Stimmen. Weil der Chor des Theaters nur 20 Sängerinnen und Sänger umfasst, hatten die Verantwortlichen, den einst von Enoch zu Guttenberg gegründeten Chor der „KlangVerwaltung“ engagiert, der seit dem Tod des Maestros als Projektchor mit unterschiedlicher Besetzung auftritt. Christian Zacharias erweist sich auch als sängerfreundlicher Maestro: Mit zügigem Tempo meistern die durchweg überzeugenden Solisten Beethovens nicht immer sängerfreundliche Klippen. Christian Zacharias ist der große Bogen in diesem aufklärerischen Menschheitshymnus gelungen. Damit wurden alle Erwartungen erfüllt. Mit der Neunten haben Christian Zacharias und die Hofer Symphoniker ihren Beethoven-Zyklus würdig gekrönt. Als wäre das alles nicht schon Herausforderung genug, hatte Christian Zacharias zuvor auch noch Beethovens 2. Klavierkonzert B-Dur op. 19, im Gegensatz zur Neunten ein sehr frühes Werk, auf das Programm gesetzt. Auch hier musiziert der „Erzähler unter den Dirigenten und Pianisten“ spontan, mitreißend und spannungsvoll. Solist und Dirigent in einer Person, das steht für Feinabstimmung, für kammermusikalisches Miteinander und für den großen Bogen. Hier klingt das gesamte Spiel leicht und frisch, obwohl die Komposition doch so herausfordernd ist. Besonders eindrucksvoll musizieren Christian Zacharias und die Hofer Symphoniker den langsamen Satz als eine Insel voller Poesie, innig und empfindsam. In den Ecksätzen ist es ein schnörkelfreies, flottes und ganz wie später in der Symphonie auch, ein vorwärtsdrängendes Musizieren voller Elan und Vitalität. Am Ende steht in der ausverkauften großen Freiheitshalle ein nicht enden wollender Applaus. Immer wieder treten Dirigent und Solisten hervor und lassen sich bei Standing Ovations zurecht lange feiern. Intendantin Cora Bethke hatte am Rande des Konzerts verraten, dass Christian Zacharias auch in der nächsten Saison wieder am Pult der Hofer Symphoniker stehen wird. Genaueres soll Ende März bei der offiziellen Programmvorstellung für die kommende Saison bekannt gegeben werden. Ikone des deutschen Schlagers feierte in Kulmbach triumphales Comeback / Ausverkaufte Halle beim Schlagerspaß mit Bata Illic und Andy Borg Kulmbach. Eigentlich ist Schlagerstar Andy Borg Mittelpunkt der Show. Sie heißt ja auch „Schlager und Spaß mit Andy Borg“. Als die Tour am Donnerstagabend in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach Station machte, stand aber ein andere im Mittelpunkt: Schlager-Urgestein Bata Illic. Nach über zehn Wochen Zwangspause aufgrund eines Unfalls und einer anschließenden Hüftoperation feierte der 84-Jährige in Kulmbach ein triumphales Comeback. „Es freut mich, mich nach einer intensiven Zeit der Genesung wieder bei Ihnen melden zu dürfen“, sagte Bata Illic, der bereits seit über 55 Jahren im Showgeschäft ist. „Die Unterstützung und das Verständnis, das ich von meinen Fans in dieser herausfordernden Zeit erfahren durfte, haben mir viel Kraft gegeben“, so der Sänger, der noch immer mit seiner samtweichen Stimme punkten kann. Nach Krankenhausaufenthalt und Reha-Phase ist er wieder voller Energie zurück. „Es ist mir ein Herzensanliegen, mich bei allen meinen Fans persönlich zu bedanken“, sagte er und man merkte ihm an, dass er es ernst meint. Neben seinen Erfolgstiteln wie „Micaela“ gleich zu Beginn, „Schwarze Madonna“ oder „Sand in den Schuhen von Hawaii“ hat Bata Illic auch neue Songs aus seiner letzten Veröffentlichung „Goldene Zeiten“ mitgebracht. Das hat durchaus einen biographischen Hintergrund: Seit 1963 ist er mit seiner Frau Olga verheiratet. Wenn er dann vom „kleinen großen Glück, für das ich dankbar bin“ singt, ist das spürbar authentisch gemeint: „Der junge Träumer“, so heißt es in einem anderen Titel. Überhaupt gelingt ihm mit seinem neuen Song der Spagat zwischen traditionellem Schlager und modernen Sounds. Die Melodien sind zum Mitsingen und doch anspruchsvoll komponiert. Bis zuletzt hatten Schlagerfans, die teilweise weite Anreisen bis aus dem Nürnberger Land nach Kulmbach auf sich nahmen, gebangt, wen Andy Borg, denn als Gast mitbringen würde. Denn Gäste entsprechen nicht nur dem Konzept der Show, sondern auch der SWR-Fernsehsendung, die als nahezu einzige Sendung dieser Art noch im öffentlich-rechtlichen TV verblieben ist. Seit 2018 gibt es den Schlager-Spaß Monat für Monat und von Anfang an ist Andy Borg ihr singender Moderator. Die Show bekommt so viel Zuspruch, gerade weil sie auch für zeitlose Unterhaltung steht, für die unterschiedlichsten Lieblingsstücke mit Retro-Charme, könnte man vielleicht sagen. Und tatsächlich entführen Andy Borg und Bata Illic an diesem Abend das Publikum in der Dr.-Stammberger-Halle zweieinhalb Stunden lang in die Zeit zurück, als man noch die ZDF-Hitparade schaute und selbst zum Tanzen ging. Schlager ist eben auch immer ein Stück Zeitgeist und Lebensgefühl. Es gelingt den Akteuren glänzend, diese Stimmung zu transportieren. „Vielleicht passt der Schlager-Spaß auch deshalb so gut zu mir und kommt bei den Zuschauern so gut an, weil er für uns alle wie maßgeschneidert ist“, erklärt Andy Borg. Nun ist Andy Borg allerdings nicht nur Sänger und Moderator, sondern auch ein stückweit Comedian. Ihn könnte man sich gut vorstellen, als denjenigen, der im Reisebus stundenlang vorne am Mikro steht und einen Witz nach dem anderen erzählt. Das macht er auch in Kulmbach so. Schlagfertig, wortgewitzt und in den seltensten Fällen um eine Antwort verlegen, feierte er kürzlich sein vierzigjähriges Bühnenjubiläum. Was ihn so überaus sympathisch macht, er nimmt sich immer wieder selbst auf die Schippe, lacht über sich und nimmt das alles nicht so ernst. Da könnten sich viele aktuelle Stars eine Scheibe abschneiden Daneben gab Andy Borg auch seine großen Hits zum Besten: „Die berühmten drei Worte“, „Cara mia“ oder „Die Fischer von San Juan“, aber auch Titel anderer Interpreten wie etwa „Griechischer Wein“. Nie ganz ernst, sondern immer mit einer großen Prise Selbstironie. Ganz am Schluss, nach einem Bündel von Zugaben, kommen die beiden Schlagergiganten noch einmal zusammen auf die Bühne und werden frenetisch gefeiert.
Forsche Tempi statt höfischer Eleganz / „Reiselust“: Großer Applaus für die Hofer Symphoniker unter Martin Rajna mit Werken von Mendelssohn, Mozart und Haydn Hof. Beide gelten als vielversprechende Musiker der jüngeren Generation, beide haben andernorts schon für Furore gesorgt und beide gaben ihr Debüt in Hof: der Geiger Jonian Ilias Kadesha und der Dirigent Martin Rajna. Mit einem Programm, das populärer nicht hätte sein können, gastierten die beiden charismatischen Musiker beim 5. Symphoniekonzert der Hofer Symphoniker unter dem Motto „Reiselust“ am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle. Ein Komponist, der wie kaum ein anderer für das Reisen steht, ist der junge Wolfgang Amadeus Mozart. Solist in seinem Violinkonzert Nr. 5 A-Dur KV 219 war der griechisch-albanische Geiger Jonian Ilias Kadesha. Seine Interpretation zeichnete sich durch hohe technische Raffinesse, hohe Sensibilität und gleichzeitig kräftiges Zupacken aus. Jonian Ilias Kadesha liebt die Extreme, sowohl in der Dynamik als auch bei der Wahl seiner Tempi. Mit dem Notentext geht er zuweilen eher frei um, er sucht Farben, Klänge und liebt die Effekte. So hat man diesen Mozart noch nie gehört. Aufgeregt erklingt etwa der langsame Mittelsatz, manchmal etwas übertrieben sentimental doch nicht minder spannend, aber auf jeden Fall spektakulär. So ganz stimmt die Balance zwischen der Melodieführung des Soloinstruments und der nuancenreichen Artikulation des Orchesters da nicht mehr. Trotzdem klingt dieser Mozart ungewöhnlich modern, dafür sorgte schon der ungarische Dirigent Martin Rajna, seit 2021 Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters im westungarischen Györ. Mit gutem Gespür ließ er ein frisches und spontanes Musizieren zu. Die Wahl der Kadenz hatte Jonian Ilias Kadesha dabei dem Zufall überlassen. So jedenfalls hatte er das vor dem Konzert erklärt. Meistens schreibe er die Kadenzen selbst. Und wenn er noch keine geschrieben hat, wie im vorliegenden Fall, dann lade er sich aus dem Internet irgendeine herunter und improvisiere dazu. Klingt abenteuerlich, hat aber geklappt. Dazu passt die Zugabe: Ein Ausschnitt aus einer Suite mit dem Titel „The Fiddler“ des rumänischen Komponisten George Enescu. Voller Dramatik und Spannung vom ersten bis zum letzten Ton erklingt dann die große Symphonie nach der Pause: Joseph Haydns Symphonie Nr. 104 D-Dur, die letzte der zwölf Londoner-Sinfonien, zugleich der letzte Beitrag Haydns zu dieser Gattung überhaupt. Nach Jahrzehnten in den Diensten des Fürsten Nikolaus Esterhazy konnte sich Haydn als knapp 60-Jähriger ab dem Jahr 1791 endlich als freischaffender Komponist und Musiker beweisen. Das macht die Londoner Symphonien so besonders. Martin Rajna und die Hofer Symphoniker leuchteten die Details der Partitur wunderbar aus, gewichteten die Motive und sorgten so vom ersten bis zum letzten Takt für Spannung. Vom „easy listening“ eines „Papa Haydn“ bleibt da wenig. Forsche Tempi statt höfischer Eleganz, packender Zugriff statt gediegenen Musizierens waren angesagt. Zu Beginn hatten Martin Rajna und die Hofer Symphoniker Felix Mendelssohn Bartholdys spektakuläre „Hebriden“-Ouvertüre auf das Programm gesetzt. Angeregt von einer Schottland-Reise 1829 hatte Mendelssohn diese Konzertouvertüre geschrieben. Tiefgründig, atmosphärisch dicht und mit gutem Gespür für Gesanglichkeit geht der Klangkörper vor und zeichnet damit ein eindringliches Klanggemälde, das noch lange nachhallt. Am Ende gibt es nicht nur großen Applaus, sondern auch einen riesigen Blumenstrauß von Intendantin Cora Bethke für die Geigerin Violeta Zaharia. Nach fast 40 Jahren im Dienst der Hofer Symphoniker, wurde sie von ihren Kollegen feierlich verabschiedet. Musical, Mozart und Marschmusik / Abend der Superlative: Jubel und Standing Ovations für Thomas Besand und die Stadtkapelle Kulmbach
Kulmbach. Dieses Konzert macht einfach gute Laune, besser kann man nicht auf das neue Jahr einstimmen. Seit vielen Jahren ist das Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach eine echte Konstante im kulturellen Leben der Stadt und eine liebgewonnene Tradition für alle Blasmusikfreunde aus nah und fern. Thomas Besand und die Stadtkapelle, das sind einfach feste Größen. Nach Naila am Mittwoch und Saalfeld am Sonntag nun also die Dr.-Stammberger-Halle am Dienstagabend. Kein Wunder, dass das Konzert heuer schon am Tag nach dem Vorverkaufsstart Anfang Dezember als ausverkauft galt, obwohl kein einziges Plakat in der Stadt hing. Auf die Stadtkapelle mit ihren aktuell rund 45 Musikern ist eben Verlass. Unterhaltsam aufbereitet und trotzdem nie nachlässig wird das gesamte Programm präsentiert. Thomas Besand hat die Zügel fest in der Hand und lässt die Musiker trotzdem locker aufspielen. Ganz so, wie man das seit vielen Jahren gewohnt ist. Das Konzert verging wieder einmal wie im Flug. Alle Beteiligten präsentierten einen Abend der Superlative, der drei Stunden lang konzertante Blasmusik in all ihren Facetten zeigte. Eine entscheidende Neuerung gab es. Die Moderation hatte Simon Moritz übernommen, nachdem der langjährige Moderator Karl Heinrich Backert nur wenige Wochen nach dem letzten Neujahrskonzert und kurz nach seiner Ernennung zum Ehrenmitglied der Stadtkapelle verstorben war. Ein schwerer Verlust war das für alle Beteiligten, doch Simon Moritz, in Kulmbach kein Unbekannter, macht seine Sache exzellent, gewährt den Musikern mit launigen Ansagen die notwendigen Verschnaufpausen und sorgt für den einen oder anderen Lacher im Publikum. Es war das mittlerweile 31. Neujahrskonzert unter der Leitung von Thomas Besand, der seit 33 Jahren an der Spitze des renommierten Klangkörpers steht, der stets auswendig dirigiert und der als „Vater des Kulmbacher Neujahrskonzerts“ gilt. Was die Stadtkapelle ganz besonders auszeichnet, das ist ihre Vielseitigkeit. Wie immer reichte das Programm von klassisch bis populär, von ernst bis heiter, es gab Bekanntes und Unbekanntes, alles stets anspruchsvoll und auf höchstem Niveau. Kein Neujahrskonzert ohne Johann Strauß. Mit seiner bekannten, beliebten und rasch ins Ohr gehenden Komposition „Rosen aus dem Süden“ und seiner Schnellpolka „Auf de Jagd“ zeigten die Musiker der Stadtkapelle, dass sie so manch symphonischem Orchester in nichts nachstehen. Die Stadtkapelle setzt dabei nicht nur auf den Effekt, sondern sucht die Farben, gestaltet die Kompositionen und musiziert wunderschön schwingende Legato-Bögen. Ein ausgeklügeltes Arrangement für Blasorchester gab es auch bei der Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathee“ von Franz von Suppé. Bis ins kleinste Detail ausgefeilt erklingt das alles, auch bei den traditionellen Konzertmärschen wie der Triumphmarsch „Salve Imperator“ von Julius Fucik, den „92er Regimentsmarsch“ („Aller Ehren ist Österreich voll“) von Johann Novotny oder dem Konzertmarsch „Viribus Unitis“ („Mit vereinten Kräften“), alles gewohnt schmissig und zum Mitklatschen. Bei der Stadtkapelle haben immer auch moderne Stücke ihren festen Platz, diesmal in Form eines Bert-Kaempfert-Potpourris. Im Rhythmischen wie im Melodischen stimmt einfach alles, wenn Thomas Besand zum Bandleader und die Stadtkapelle zum großen Showorchester wird. Unter den Solisten ragte einmal mehr Elke Höhn besonders heraus, die nicht nur ihr Instrument, die Querflöte, spielte, sondern als Sopranistin überrascht. Sie hatte diesmal eine besondere Komposition mit dem Song „Gold von den Sternen“ aus dem Musical „Mozart“ von Sylvester Levay ausgewählt. Ebenfalls mit glasklarer Stimme interpretiert sie im zweiten Teil den Titel „Blue Moon“ des Musical-Komponisten Richard Rodgers. Ganz konventionell überzeugte Daniel Richter vom Musikverein Burghaig auf dem Flügelhorn mit der wundervoll musizierten Pop-Ballade „My Dream“. Ein Urgestein der Stadtkapelle und sicher auch einer der meistbeschäftigten Solisten ist Klarinettist Roland Schaller. Absolut exakt und technisch versiert interpretiert er den Dixieland-Standard „Petite Fleur“ von Sidney Bechet. Zwei Zugaben hatte Thomas Besand mit den Musikern diesmal einstudiert: Den Marsch „Alte Kameraden“ von Carl Teike und zum Mitklatschen, wie beim großen Neujahrskonzert in Wien, den Radetzky-Marsch von Johann Strauss Vater. Bilder: „Ballett des Friedens“: Ästhetik der goldenen Tanzkultur / Märchenhaft und museal: International Festival Ballett gastierte mit Tschaikowskys „Nussknacker“ in der Dr.-Stammberger-Halle Kulmbach. Von wegen „Ballett ist out“: Wer das bisher geglaubt hatte, wurde am Dienstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle eines Besseren belehrt, Bei der Aufführung des Märchenballetts „Der Nussknacker“ durch das „International Festival Ballet“ und eines eigens gegründeten Festival Orchestra war nicht nur die Halle mit teils von weiten angereistem Ballettfans gut gefüllt, am Ende gab es auch Jubel und lautstarke Ovationen für Tänzer und Musiker. Also keine Sorge, dass die Sparte Ballett langsam ausstirbt. Dafür gibt es Tourneetheater, die zwar nicht gerade mit bahnbrechenden, sondern eher mit konservativen, um nicht zu sagen musealen Inszenierungen aufwarten, aber dennoch vieles von der großen Faszination Ballett vermitteln. Wer es konventionell mag, wird nirgends besser bedient als hier: Das „International Festival Ballet“ ist so eine Truppe, die Jahr für Jahr um die Weihnachtszeit entweder mit Peter Tschaikowskys „Schwanensee“, mit „Dornröschen“ oder eben mit dem „Nussknacker“ durch die Lande zieht. Beim „International Festival Ballet“ handelt es sich um das seit Sommer 2022 umbenannte „St. Petersburg Festival Ballet“. Betroffen vom Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine habe das renommierte Ensemble seinen Namen geändert, so heißt es. Damit wollen die Künstler ihre klare Haltung ausdrücken. Das „Festival Ballet“ sei ein über alle Nationengrenzen hinweg denkendes internationales Ballett, dass für die weltumspannende Verständigung und das Miteinander in der Poesie von Kunst, Musik und Tanz steht. Ihre Haltung gegen die russische Aggression hätten die Künstler seit Kriegsbeginn mehrfach eindeutig zum Ausdruck gebracht. Deshalb würden sie nun auch aus Russland bedroht. Umso selbstverständlicher verstehe sich das Ensemble, in dem im Übrigen mehrere ukrainische Künstler tanzen, als Ballett des Friedens und des Zusammenhalts aller Menschen. Alle Tänzer sind Absolventen der besten Ballett-Schulen. Zudem arbeitet das Ensemble regelmäßig mit großen Theatern zusammen und gewann zahlreiche Preise und Auszeichnungen bei internationalen Festivals und Wettbewerben. Zusammen mit dem Ballett „Schwanensee“ ist auch der „Nussknacker“ fast schon ein Synonym geworden für die Eleganz des klassischen Balletts auf höchstem Niveau. Das „International Festival Ballet“ steht für strenge klassische Eleganz und für Tanzleistung in Perfektion. Die Macher um den künstlerischen Leiter Alex Bogutsky haben dazu ganz traditionelle opulente Kostüme und kitschig-schöne Bühnenbilder geschaffen. Hier wird die Ästhetik der goldenen Tanzkultur großgeschrieben. Alle Tänzer agieren auf hohem Niveau und überzeugen mit Können und einer blitzsauberen Tanzleistung. In den Hauptrollen vereint Elizaveta Bogutskaya in der Partie der Marie, beziehungsweise der Zuckerfee Eleganz mit Pathos, ganz in alter russischer Schule. Die Prima Ballerina war jahrelang unter anderem jahrelang erste Solistin des Moskauer Staatstheaters. Ihr zur Seite tanzte und spielte sich Nikita Moskalets als Nussknacker, beziehungsweise als Prinz mit graziöser Eleganz und athletischer Sprungfertigkeit in die Herzen des Publikums. Stets präsent, perfekt und im fantasievollen Kostüm ist Evgeny Silakov als Onkel Drosselmayer zu erleben. Taras Titarenko tanzt in ebenfalls überragender Manier den Mäusekönig. Höhepunkte sind zweifellos die Charaktertänze und Solovariationen und vor allem die beiden Pas de deux von Marie und dem Prinzen am Ende des ersten und im zweiten Akt. Bahnbrechende Choreografien wird ernsthaft niemand erwartet haben. Ganz traditionell setzt das Ballett mit der historisch überlieferten Choreografie von Marius Petipa auf geometrische Figuren, da laufen Tänzerreihen ineinander, da werden immer wieder bewegte Ornamente gebildet, ganz mit Revue-Charakter und das alles zu der alles überragenden Musik von Peter Tschaikowskys. Für das Bündel klangvoller Ohrwürmer ist das Festival Orchestra unter der Leitung von Normunds Vaicis, in seiner Heimat Lettland ein echter Star, verantwortlich. Der Klangkörper wurde von Musikern aus Lettland, Moldawien, Ungarn und der Ukraine gegründet und ist auf Ballett spezialisiert. Mit dem Orchester leuchtet Normunds Vaicis jede der noch so galant schimmernden Satzperlen fast schon kammermusikalisch und äußerst farbig aus. Ob der Besuch im Zuckerparadies, der „Arabische Kaffee“ oder der „Chinesische Tee“: Die musikalische Interpretation lässt Detailfreudigkeit zu und zeigt gleichzeitig großes Gespür für Tschaikowskys brillante Instrumentationskunst. Am Ende krönt ein großer Schlussapplaus mit Jubel und Bravo-Rufen für das fast 30-köpfige Tanzensemble und das große Orchester den außergewöhnlichen Ballettabend in der Dr.-Stammberger-Halle. Bilder: Glanz, Glamour und gute Laune: Musikalischer Liebesgruß vom Broadway / Umjubeltes Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker unter Martijn Dendievel im Großen Haus der Freiheitshalle
Kulmbach/Hof. Es muss nicht immer Wiener Walzerseligkeit sein: nach den Konzerten in Ansbach und Selb sowie vor dem Konzert in Tirschenreuth hatten die Hofer Symphoniker am Samstag im Großen Haus der Freiheitshalle ein Heimspiel mit ihrem Neujahrskonzert unter dem Motto „From Broadway with love“. Am Tag zuvor fand das Konzert in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach statt. Unter der Leitung ihres künftigen Chefdirigenten Martijn Dendievel aus Belgien startete das Orchester mit bekannten und unbekannten Melodien unter anderem von Stephen Sondheim, Cole Porter, Richard Rodgers und Frederick Loewe in das Neue Jahr. All diese Namen und viele mehr stehen für den Broadway, dem riesigen Theaterviertel am Times Square in New York, das längst zum Synonym für die Musik geworden ist, die irgendwo zwischen traditioneller Klassik und moderner Unterhaltungsmusik steht. Da ist manches, wie etwa Frederick Loewes „My fair lady“ noch in bester klassischer Tradition verhaftet. Anderes, wie etwa Cole Porters „I´ve got you under my skin“ weist den Weg bereits klar in Richtung populärer Musik. Das ist genau die richtige Mischung, um ein neues Jahr zu begrüßen. Die stilistischen Crossover-Seitensprünge des Orchesters kamen beim Publikum bestens an. Ein hervorragend zusammengestelltes Programm sorgte für Glanz, Glamour und gute Laune. Thematisch stand natürlich die Liebe im Mittelpunkt. Mit witzigen Duetten und schwärmerischen Solonummern konnten die Sopranistin und Musical-Sängerin Kathrin Hanak und der Bariton Marian Müller schnell punkten. Geschickt mischten Martijn Dendievel und die Hofer Symphoniker Evergreens wie „Wunderbar“ aus „Kiss me Kate“ von Cole Porter mit Musical-Raritäten zum Beispiel von Stephen Sondheim oder Filmmusik von Harry Warren und brachten so eine breite Palette an Broadway-Charakteren zum Klingen. Kathrin Hanak sang und spielte Altbekanntes lässig, abgeklärt, erstaunlich wandlungsfähig und stets souverän. Zum Kitsch taugen diese Kompositionen ja dann doch nicht, dafür sind sie einfach zu gut, noch dazu, wenn sie so direkt und präsent dargebracht werden. Marian Müller klingt musicalmäßig manchmal melancholisch leicht, manchmal fast ein wenig jazzig und dann wieder kraftvoll opernhaft. Gerade noch mimt er den knödelnden Tenor, schon gibt er sich wieder lässig wie Frank Sinatra. Unglaublich mitreißend ist das alles und vor allem erstklassig interpretiert, Tanzeinlagen inklusive. Auch das Orchester plusterte nichts auf oder überdrehte. Ganz im Gegenteil: unter Martijn Dendievels Leitung, der bei diesem Programm gelegentlich auch zum Bandleader mutiert, nahm man die leichte Muße zwar ernst, fand aber doch einen unverkrampften, natürlichen Zugang zu den Musical-Melodien. Bemerkenswert waren auch die Zugaben: Mit „New York, New York“ und „Something stupid“ war man dann endgültig bei Frank Sinatra angelangt. Aufgrund der ausgezeichneten Interpretationen der beiden Solisten konnte man glatt die überragenden Arrangements dieser Klassiker der Unterhaltungsmusik überhören. Das bestimmt eigenartigste Arrangement des Radetzky-Marsches in einer Art symphonisch-jazziger Broadway-Version erklang dann als dritte Zugabe. Tags zuvor beim Gastspiel in Kulmbach war das Publikum hartnäckiger und hatte sich sogar eine vierte Zugabe erklatscht. Sechs Länder, drei Kontinente / Ausstellungen in Bayreuth, Kulmbach und Thurnau: Malerin Doris Bocka zeigt ihre Werke in der Region Bayreuth/Kulmbach. Ausstellungen in sechs Ländern auf drei Kontinenten: Für die aus Kasendorf stammende und in Bindlach beheimatete Malerin Doris Bocka war 2023 ein überaus erfolgreiches Jahr. Vor einigen Wochen ist sie aus Indien zurückgekehrt, wo sie rund zehn Tage lang Kindern und Jugendlichen einer Sekundarschule zeitgenössische Kunst vermittelt hat. Ab März stellt sie im Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth aus. Weitere Ausstellungen im laufenden Jahr, unter anderem in Kulmbach, sind bereits in Vorbereitung. Deutschland, Tschechien, Österreich, Serbien, USA und Indien, in all diesen Ländern waren die Werke von Doris Bocka in den zurückliegenden Monaten zu sehen. Indien ragt dabei ganz besonders heraus. Durch die Vermittlung eines Künstlerkollegen unterrichtete Doris Bocka an der internationalen Public School Kishangarh in Rajasthan und hielt einen Vortrag an der Central University of Rajasthan. Mit den Kindern und Jugendlichen der 5. bis 10. Jahrgangsstufe zu arbeiten, sei schon ein besonderes Erlebnis gewesen, sagt sie. Wenn die Künstlerin von ihren Begegnungen in Indien berichtet, klingt es, wie eine Schilderung aus einer anderen Welt, in der man zwar den FC Bayern München kennt, über die europäische Kultur aber wenig bekannt ist. Schritt für Schritt habe sie den Schülern beigebracht, wie man an ein Portrait herangeht, das eigene Gesicht ausmisst, eine Leinwand grundiert und so weiter. Bei dem Projekt handelte es sich um ein internationales Kunsttreffen, bei dem weitere Kunstschaffende unter anderem aus Litauen, Neuseeland und Vietnam beteiligt waren. Der Unterricht fand in englischer Sprache statt. „Ich bringe meine Expertise ein, profitiere aber genauso von den Kollegen und bekomme neue Inspirationen durch die Begegnung mit Land und Leuten“, so die Künstlerin. In Indien habe sie beispielsweise Textildruckkunst kennengelernt und sich dort entsprechende Holzstempel gekauft. „Die habe ich nun schon in meine Acrylmalerei einfließen lassen, sie schaffen eine wunderbare Patina in den Gemälden“, sagt Doris Bocka, die noch immer völlig überwältigt von der Farbenpracht in Indien ist. Ihre danach entstandenen Gemälde sind schon etwas bunter geworden. Besonders spannend fand sie das Ausprobieren von Indisch-Gelb, ein lasierender Gelbton, mit dem sie vorher noch nie gearbeitet hatte. Das Interesse an zeitgenössischer Kunst fiel auf großen Anklang, besonders bei den Schülern und Studenten. Deren Vorkenntnisse oder Erfahrungen damit seien allerdings eher dürftig gewesen. „Trotzdem hatten wir viel Spaß miteinander“, sagt Doris Bocka, die mit vielen hundert Fotos nach Hause gekommen ist. Sie alle zeugen von einem Land der krassen Unterschiede. Indien, das ist eben nicht nur Taj Mahal und Palast der Winde, Indien stehe auch für unbeschreibliche Armut und unvorstellbare Zustände in Sachen Sicherheit. Ein Selfie hätten alle mit ihr gemacht und eine Einladung für das kommende Jahr habe sie auch schon bekommen. Ein von Indien inspiriertes Gemälde mit dem Titel „Tempelelefant“ ist übrigens kurz vor Weihnachten nach Oberbayern verkauft worden. Aufgewachsen ist Doris Bocka im Kulmbacher Land, und zwar in Kasendorf. In Kulmbach besuchte sie das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, in Bamberg und Bayreuth absolvierte sie anschließend ein Lehramtsstudium und unterrichtete an oberfränkischen und mittelfränkischen Schulen. In Bayreuth promovierte sie auch zum Dr. phil. und wurde an der Universität in der Aus- und Weiterbildung von Lehrern tätig. Seit 2015 ist sie als Malerin freischaffend tätig. Unter dem Motto „Da Capo“ stellt Doris Bocka in einer Einzelausstellung im Ökologisch-Botanischen Garten der Universität vom 3. März bis zum 30. Juni hauptsächlich Portraits aus. Die Schau sollte bereits im Winter 2020 stattfinden. Damals sei alles vorbereitet gewesen, als plötzlich der Corona-Lockdown dazwischenkam und alles noch am Tag der Vernissage komplett abgebaut werden musste. Nachdem auch in den Räumen der Regierung von Oberfranken an der Ludwigstraße in Bayreuth wieder Ausstellungen stattfinden, wird Doris Bocka auch dort im Zuge eines Nachholtermins im Spätsommer ihre Werke zeigen. Der Termin steht auch schon fest, Vernissage ist am 12. September, die Ausstellung ist dann bis in den Dezember hinein zu sehen. In Planung ist außerdem eine weitere Ausstellung in Kulmbach sowie die Beteiligung der Künstlerin am Europa-Symposium in Thurnau vom 26. August bis zum 1. September. Erstmals wird sie auch in der Region Workshops für Erwachsene, Kinder und Jugendliche anbieten, unter anderem bei den Kulmbacher Sommerkunstwochen. Bild: Kunstunterricht an der internationalen Public School Kishangarh in Rajasthan. Lehrerin auf Zeit ist die aus Kasendorf stammende und in Bindlach beheimatete Malerin Doris Bocka. Brainstorming und Business-Pläne bei den Berchlern / Kupferberger Theatergruppe sorgt mit der Komödie „Plötzlich war die Ruhe weg“ für Lachsalven Kupferberg. Da wird die Theaterbühne zur Lachbühne und die Stadthalle zum Comedy-Palast: Mit dem Lustspiel „Ruhestand - …und plötzlich war die Ruhe weg“ der unterfränkischen Erfolgsautorin Regina Rösch haben die Berchler voll ins Schwarze getroffen. Die Berchler, das ist die Theatergruppe Kupferberg. Mit der Auswahl des Stückes, der Besetzung sämtlicher Rollen und der engagierten Darbietung aller Mitwirkenden ist der Gruppe ein Coup gelungen. Nach den beiden Aufführungen vom Wochenende steh das Lustspiel bis zum 3. Februar nur noch vier Mal auf dem Programm. In dem Stück geht es darum, dass ein Ehemann nach über 40 Berufsjahren in Rente geht und mit seinen Aktivitäten gehörig für Verwirrung sorgt. Das erinnert ein wenig an Loriots Spielfilm „Pappa ante Portas“, denn plötzlich war die Ruhe weg, als der frisch gebackene Ruheständler Julius seine Berufung darin findet, den Haushalt seiner Familie grundlegend umzukrempeln. Wo bislang alles wie am Schnürchen klappte, halten plötzlich Brainstorming, Jour fixe, To-do-Listen, Teambildungsmaßnahmen und Businesspläne Einzug. Natürlich nervt der Rentner damit seine gesamte Familie. Doch damit nicht genug, er findet auch noch Verbündete: seine Nachbarn Franz-Martin, Erwin und nicht zuletzt seine ehemalige Sekretärin Liselotte. Eine ganze Weile wird das von den Ehefrauen so hingenommen, bis alle schier in Verzweiflung ausbrechen. Ehe das Geschehen im dritten Akt in bester Wild-West-Manier völlig aus dem Ruder läuft, finden die Damen aber ihren alten Kampfgeist wieder. Wieder einmal schaffen es die Berchler, das Lustspiel mit den üblichen Anpassungen an lokale Gegebenheiten perfekt umzusetzen. Auf der Bühne geht es rund zwei Stunden lang überaus turbulent zu. Die Mitwirkenden sind in diesem Jahr: Willi Rucker mit sehr guter Bühnenpräsenz als frisch pensionierter, handwerklich völlig talentfreier Ehemann Julius. Die genervte Gattin Therese gibt Doris Holhut überaus glaubhaft und am Rande des Wahnsinns. Auch bei den anderen beiden Damen Gisela und Karola ist nichts mehr so wie es einmal war, was Martina Rucker und Stefka Kodisch sehr realistisch auf die Bühne bringen. Zur „Rentnergang“ gehören Nachbar Erwin (Stephan Zeis), Franz-Martin (Patrick Rosa) und Sekretärin Liselotte (Barbara Michel). Dagegen können selbst Tochter Renate (Christina Exner) und Verdachtsschwiegersohn Stefan (Manuel Pöhlmann), ein ewiger Student, wenig ausrichten. Bleibt noch Pensionsgast Karl Mai, gespielt von Marco Küffner. Sie alle spielen ihre Rollen glaubhaft überaus plausibel. Für die Technik war Johannes Manz verantwortlich. Heidi Holhut hatte als Souffleuse wenig zu tun, so textsicher war das gesamte Ensemble. Einziger Kritikpunkt für einige Zuschauer im hinteren Bereich der Stadthalle: Die Akustik war nicht immer optimal. „Die Organisation übernehme wir komplett selbst“, so Stephan Zeis, der erst zum zweiten Mal mit dabei ist. Auch einen Regisseur gibt es in Kupferberg nicht. „Unsere Inszenierung entwickelt sich im Laufe der Proben“, erklärte Willi Rucker im Vorfeld. Eine Besonderheit der Berchler Theatergruppe ist es, dass es nicht nur um das Stück geht. Auch das Drumherum ist wichtig. In de Stadthalle stehen Stühle und Tische, es gibt Schnitzel und Baguettes, Für die Bewirtschaftung sind die örtlichen Vereine verantwortlich, bei der Premiere war es diesmal der FC Kupferberg. Das Lustspiel „Ruhestand - …und plötzlich war die Ruhe weg“ von Regina Rösch steht noch am Samstag, 13. Januar um 19.30 Uhr Sonntag, 14. Januar um 15 Uhr, Sonntag, 28. Januar um 15 Uhr und Samstag, 3. Februar um 19.30 Uhr auf dem Programm. Ort der Aufführung ist die Stadthalle Kupferberg. Einzelkarten gibt es noch im Vorverkauf bei Willi Rucker (09227/4977) oder bei Heidi Holhut (09227/309) zum Preis von 9,50 Euro. Zurückgegebene Tickets gibt es in der Regel auch noch an der Abendkasse. Eine weitere Aufführung ist nicht öffentlich und ausschließlich als Benefizveranstaltung für die Bewohner der Himmelkroner Heime, die Beschäftigten der Werkstatt für Behinderte und für Heimbewohner. Bilder: Mit wahren Lachsalven wurde am Samstag in Kupferberg die Premiere des Lustspiels „Ruhestand - ... und plötzlich war die Ruhe weg“ gefeiert. Operette pur und ohne Mätzchen / Umjubelte Premiere von „Wie einst im Mai“ am Theater Hof
Hof. Weihnachtszeit ist Operettenzeit. Was für ein Glück, denn mit „Wie einst im Mai“ von Walter und Willi Kollo hat das Theater Hof ein echtes Juwel der Berliner Revue-Operette ausgegraben. Wer kennt sie nicht, Ohrwürmer wie „Das war in Schöneberg, im Monat Mai“, „Die Männer sind alle Verbrecher“ oder „Untern Linden, untern Linden“ sind längst zum Allgemeingut geworden. Doch die ursprünglich 1913 uraufgeführte Operette steht in ihrer Gesamtheit immer seltener auf den Spielplänen. Am Samstagabend war die umjubelte Premiere am Theater Hof, das sich für die Neufassung von Willi Kollo entschieden hat. Natürlich wirken manche Texte so, als wären sie aus der Zeit gefallen. Auch die Handlung ist über weite Strecken schon weit hergeholt. Doch wer den richtigen Humor mitbringt, der wird auch dieser Geschichte etwas abgewinnen können, zumal die Operette durchaus auch zeitkritische Anspielungen beinhaltet, etwa, wenn es um Standesdünkel und Standesunterschiede geht. Die Hauptrolle in dieser Liebesgeschichte spielt Berlin im goldenen Zeitalter. Wie kaum eine andere, hatte die Kollo-Familie das musikalische Bild dieser Stadt geprägt. Es geht aber auch um eine hinreißende Liebesgeschichte nicht nur zwischen Ottilie und Fritz. Die ganze Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und drei Generationen. Nicht nur um Standesdünkel geht es dabei, sondern auch um einen Auswanderer und Heimkehrer, um ein Ehemartyrium und um einen echten Hallodri. Und es gibt nicht unbedingt ein Happy End. So viel sei verraten, erst die übernächste Generation findet zusammen. Das allerdings wird in der Neufassung von Willi Kollo sehr verkürzt dargestellt. Er hatte den Schluss in die Filmstudios Babelsberg verlegt und damit die Brücke zur Neuzeit geschlagen. Regisseurin Nicole Claudia Weber macht zum Glück nicht den Fehler, der Operette einen zeitgemäßen Anstrich zu verpassen, Zeitgeist darin zu verpacken oder Dialoge zu modernisieren. Ganz im Gegenteil, sie zeigt das Stück, so wie es sich Walter Kollo ausgedacht, und wie es Willi Kollo bearbeitet hat, ohne Mätzchen, Operette pur. Die Sopranistin Inga Lisa Lehr und der Tenor Thielo Anderson sind so etwas, wie die Idealbesetzung für die Partien der Ottilie und des Fritz und im Schlussbild für die Rollen der Tilly und des Fred. Mit schnoddrig-herzlicher Berliner Schnauze singt Thilo Andersson in lupenreiner Textverständlichkeit den Fritz, Inga Lisa Lehr tritt vor allem mit beeindruckender stimmlicher Präsenz auf. Die beiden singen nicht nur, sie spielen auch voller Witz und Engagement, sie tanzen, sie verwandeln sich. In weiteren Hauptrollen waren der Buffo Markus Gruber als Stanislaus und Stefanie Rhaue als Mechthilde und Angostura zu erleben. Markus Gruber geht in seiner komischen Rolle vollends auf, auch er singt und tanz, verkörpert mehrere Altersstufen und spielt sich von Anfang an in die Herzen des Publikums. Aber auch das komplette übrige Ensemble lässt keinerlei Wünsche offen. Yvonne Prentki gleich in drei Rollen, Andrii Chakov als Ernst, Andreas Wobig als Major und als Werkmeister, Michal Rudzinski als Justizrat und als Radansky. In weiteren Rollen singen und spielen Valerie Bast, Jonas Neumann, Marleen Evelyn Schneider, Christiane Seidel, Daniel Milos, und Hans-Peter Pollmer. Die vielen eingängigen Melodien bringen die Hofer Symphoniker unter David Preil hervorragend zum Klingen. Da gab es herrlich ausmusizierte Foxtrotts und Polkas, aber auch eine Gavotte und sogar einen Tango. David Preil gibt die notwendigen schnellen Tempi vor, lässt manchmal auch mit einem Augenzwinkern musizieren und setzt immer wieder beeindruckende Akzente. Den Opernchor des Theaters hatte Lucia Birzer bestens einstudiert. Die Massenszenen ergänzten Mitglieder von "THE ARTS Company". Für die hervorragend gelungene und in den Massenszenen eindrucksvolle Choreografie zeichnete sich Barbara Buser, für das wandlungsfähige Bühnenbild mit seinen vielen witzigen Details Herbert Buckmiller und für die Kostüme Annette Mahlendorf verantwortlich. Die Kostümbildnerin hatte wohl den langwierigsten Part zu bewältigen. Für die fast 50 Beteiligten schuf sie fünf fantasievolle Kleidungssätze und ließ dabei ein Abbild über mehrere Jahrzehnte Modegeschichte entstehen. Weitere Aufführungen am 26.12., 27.12., 30.12., 13.01.,14.01., 21.01, 28.01. und am 23.02. jeweils um 19.30 Uhr im Theater Hof. Eine weitere Aufführung steht am 25.01. um 19.30 Uhr im Rosenthal-Theater Selb auf dem Programm. Karten gibt es an der Theaterkasse, Telefon 09281/7070-290 oder im Internet unter www.theater-hof.de/karten. Große Oper und Konzerte bei Kerzenschein / „Bayreuth Baroque“ geht in seine fünfte Spielzeit – Intendant Max Emanuel Cencic stellte Spielplan für 2024 vor Bayreuth. Das Musikfestival „Bayreuth Baroque“ geht 2024 in seine fünfte Auflage. Vom 5. bis zum 15. September 2024 stehen zwei szenische Opern, einige Vokalkonzerte sowie ein Instrumentalkonzert auf dem Programm. Spielstätten sind neben dem Markgräflichen Opernhaus die Schlosskirche, die Ordenskirche St. Georgen und der Sonnentempel der Orangerie in der Eremitage. Unter den Augen von Markgräfin Wilhelmine stellte der künstlerische Leiter Max Emanuel Cencic zusammen mit Ursula Adamski-Störmer vom Bayerischen Rundfunk das Programm am Freitag im Saal des ehemaligen Jagdschlosses Birken vor. „Das Markgräfliche Opernhaus soll sich zu einem Zentrum für Barockopern entwickeln“, sagte Max Emanuel Cencic, der nicht nur künstlerischer Leiter von „Bayreuth Baroque“ ist, sondern auch als Countertenor eine der tragenden Rollen in der von ihm inszenierten Barockoper “Ifigenia in Aulide“ von Nicola Antonio Porpora übernimmt. Porporas „Ifigenie“ steht in diesem Jahr auch im Mittelpunkt des Festivals. Seit 1735 ist die Oper nicht mehr gezeigt worden. Gleich vier Mal kommt die Neuinszenierung zur Aufführung (05., 07., 13. und 15. September 2024). Porpora sei neben Georg Friedrich Händel und Johann Adolph Hasse einer der wichtigsten Opernkomponisten dieser Zeit gewesen, so Max Emanuel Cencic. Er beschrieb die Oper als politische Tragödie, die auch und gerade in unserer Zeit noch Gültigkeit habe. Inhaltlich gehe es um religiösen Wahn, um Massenwahn, Hysterie, aber auch um aufklärerische Ideale. „Es ist ein hochbrisanter Stoff, gerade in der jetzigen Zeit“, so der Regisseur, der mit der Partie des Agamemnon auch einer der Hauptpartien übernimmt. Zweite große Oper ist in diesem Jahr Antonio Vivaldis Musikdrama „Orlando Furioso“. Das Besondere daran: Das Werk wird in Coproduktion mit dem Teatro Comunale di Ferrara und dem Teatro Comunale Pavarotti-Freni in Modena gezeigt (10. und 11. September). Derartige internationale Coproduktionen sollen in Zukunft bei „Bayreuth Baroque“ wichtiger werden, kündigte Max Emanuel Cencic an. Mit Les Talens Lyriques unter Christopher Rousset („Ifigenie“) und Il Pormo d´Oro unter Francesco Corti („Orlando“) konnten zudem zwei internationale Spitzen Barockensembles gewonnen werden. Neben den beiden szenischen Opern gibt es Soloabende, etwa mit der weltbekannten Sopranistin Anna Prohaska, die das Publikum mit einem eigens für Bayreuth ausgearbeiteten Programm in eine frühe Blütezeit der Hamburger Oper entführen wird (14. September). Neben den Kerzenlicht-Konzerten in der Ordenskirche mit den Sopranistinnen Sandrine Piau (08. September) und Nuria Rial (12. September) gilt das Konzert von Jakub Jozef Orlinski als weiterer Höhepunkt. Unter dem Titel „Beyond“ präsentiert der Countertenor und Breakdancer sein neues Programm. Das Festival „Bayreuth Baroque“ wird im Wesentlichen aus Mitteln des Bundes, des Landes, des Bezirks Oberfranken und der Stadt Bayreuth finanziert. Nach den Worten von Geschäftsführer Clemens Lukas haben das Festival zuletzt rund 5000 Menschen besucht, 80 Prozent davon von außerhalb der Region, viele davon aus dem Ausland. Von den International Opera Awards sei „Bayreuth Baroque“ 2023 in der Kategorie „Bestes Festival“ nominiert worden. Auch die Fachzeitschrift Opernwelt habe „Bayreuth Baroque“ mehrfach in verschiedenen Kategorien nominiert und Leonardo Vincis „Alessandro nell´Indie“ zur Oper mit den besten Kostümen des Jahres gekürt. Der Kartenvorverkauf startet Am 14. Dezember. Weitere Information: www.bayreuthbaroque.de. Bild: Unter den Augen von Markgräfin Wilhelmine stellten Ursula Adamski-Störmer vom Bayerischen Rundfunkt und der Countertenor, Regisseur und künstlerische Leiter Max Emanuel Cencic das Programm für „Bayreuth Baroque“ 2024 vor. „Alles hat seine Zeit“: Wechsel an der Spitze der Städtischen Jugendkapelle / Harald Streit übergibt am Sonntag den Dirigentenstab an seinen Nachfolger Maximilian Väth Kulmbach. Gerüchten tritt Harald Streit entschieden entgegen, denn mit der Leitung der Städtischen Jugendkapelle gibt der 59-Jährige nur einen einzigen Aufgabenbereich ab. Viele neue kommen dazu, in seiner künftigen Funktion als Leiter der Kulturabteilung der Stadt Kulmbach. Damit ist er für die Bücherei, die Volkshochschule, die Plassenburg-Museen und die allgemeine Kultur- und Sportverwaltung zuständig. Harald Streit bleibt auch Leiter der Musikschule, wo der Musikpädagoge, der sich auch als Solist und Kammermusiker einen Namen gemacht hat weiterhin Blechbläser unterrichten wird. „Alles hat seine Zeit“, sagt Harald Streit und macht deutlich, dass es nie sein Bestreben gewesen sei, die Städtische Jugendkapelle bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand zu leiten. Den vielen positiven Erlebnissen und dem großen Engagement aller Beteiligten sei es zu verdanken gewesen, dass es dann doch 28 Jahre wurden. Für die Stabübergabe an seinen Nachfolger Maximilian Väth am kommenden Sonntag hat sich Harald Streit allerdings einen besonderen Tag ausgesucht. Die Städtische Jugendkapelle feiert an diesem Tag mit einem großen Konzert in der Stadthalle ihr 50-jähriges Bestehen. Harald Streit verspricht ein Konzert der Superlative und einen „Abend voller Überraschungen“. Über 100 Musiker werden dabei in drei verschiedenen Orchestern mitwirken. Viele Kulmbacher habe er vom ersten Ton an begleitet und bis hin zum Solisten ausgebildet. Viele seien mittlerweile als Profimusiker oder Musiklehrer im Geschäft, viele hätten studiert, sein Nachfolger Maximilian Väth etwa, der mittlerweile auch an der Musikschule unterrichtet und der in Nürnberg Saxofon studiert hat. Zur Arbeit des Dirigenten der Städtischen Jugendkapelle gehört allerdings viel mehr als nur die schöne Kunst. „Vom Notenständer bis zur Uniform ist der Dirigent für alles zuständig.“ Manchmal sei er auch Reiseleiter oder Seelsorger für die jungen Leute. „Man ist wie ein Dompteur, der alle bei der Stange halten muss“, so Harald Streit. Als solcher hat er natürlich auch schon vieles erlebt. Da komme es schon mal vor, dass ein Musiker völlig ahnungslos zum Wertungsspiel in kurzen Hosen und Flip-Flops erscheint und sich von Musikerkollegen das passende Outfit leihen muss. Viele solche Geschichten könnte Harald Streit erzählen. Zum Beispiel die, dass bei einem Marschmusiktermin ausgerechnet der Trommler seine Sticks vergessen hat und man auf der Suche nach Ersatz vor Baumästen und Kochlöffeln nicht zurückschreckte. Als absolutes Highlight bezeichnet Harald Streit die Auftritte mit der Jugendkapelle in Lugo/Italien und im schottischen Kilmarnock, der Partnerstadt von Kulmbach. Aus Liebe zu Schottland habe er sogar begonnen, das Spiel mit dem Dudelsack zu erlernen. Angefangen hat das alles bei Harald Streit als er zwölf Jahre jung war. In Hegnabrunn aufgewachsen trat er dem Musikverein im nahen Ludwigschorgast bei und lernte Trompete. Die Liebe zur Musik war geweckt. Harald Streit wollte mehr, er suchte sich selbst Profis in den Nachbarstädten Bamberg, Coburg und Hof, um sein Trompetenspiel fortzuentwickeln. In den Jahren 1984 bis 1986 besuchte er die Berufsfachschule für Musik in Kronach, anschließend ging es zum Musikstudium nach Würzburg. Parallel dazu hatte Harald Streit schon seinen ersten Vertrag als Lehrer an der Kulmbacher Musikschule in der Tasche. 1984 war das, als er mit zwei Schülern startete. In den Folgejahren wurden es immer mehr. 1990 trat er dann eine Festanstellung an der Musikschule an, die Wilhelm-Meußdorfer-Straße 1 sollte künftig sein zweites Zuhause werden. Mit dem Ziel, den Nachwuchs auf die Jugendkapelle vorzubereiten, baute er das Vororchester auf und übernahm 1995 die Leitung der Städtischen Jugendkappelle. Als sein Vorgänger Musikschulrektor Walter Schleicher 2011 in Pension ging, fiel die Wahl auf Harald Streit als neuen Chef der Musikschule. Untrennbar verbunden ist der Name Harald Streit mit dem Blechbläserensemble Culma Brass. Darüber hinaus musizierte er unter anderem mit den fränkischen Komödianten Volker Heißmann und Martin Rassau, mit der Pavel-Sandorff-Big-Band, aber auch den Hofer Symphonikern und dem Münchner Rundfunkorchester. Zehn Jahre lang leitete er den Musikverein Ludwigschorgast als Dirigent, aktiv ist er außerdem ehrenamtlich im Nordbayerischen Musikbund. Eine Besonderheit beim Konzert am Sonntag wird das JUKA-Revival Orchester sein. Harald Streit hat es geschafft, 47 Ehemalige zu motivieren, die teilweise noch unter seinem Vorgänger Hans Fiedler in der Städtischen Jugendkapelle aktiv waren. Eine Musikerin kommt sogar eigens aus Nordrhein-Westfalen nach Kulmbach. Das Jubiläumskonzert „50 Jahre Städtische Jugendkapelle Kulmbach“ findet am Sonntag, 10. Dezember um 17 Uhr in der Dr.-Stammberger-Halle statt. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Tickets gibt es in der Tourist Information der Stadt Kulmbach in der Buchbindergasse 5. Sollte es Restkarten geben, werden sie an der Abendkasse erhältlich sein. Bild: Harald Streit gibt am Sonntag beim Konzert zum 50. Geburtstag der Städtischen Jugendkapelle den Dirigentenstab ab. Mit Musik für eine bessere Welt / Großer Jubel zum Zehnjährigen: Benefizaktion „Musik verbindet“
Kulmbach. Mit drei fulminanten Konzerten in Kulmbach, Bad Berneck und Stadtsteinach sind der Projektchor und die Band der Aktion „Musik verbindet“ unter der Leitung von Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast am Wochenende in die Adventszeit gestartet. Auftakt war am Freitagabend in der prachtvoll erleuchteten Petrikirche, die man so gut gefüllt schon lange nicht mehr gesehen hat. Sogar auf den Emporen standen viele Zuhörer während der gesamten 90 Minuten. Das Programm glich eher dem eines Popkonzerts. Da waren einige Weihnachtsklassiker dabei, aber immer in neuem Gewand. Der Song vom „Winter Wonderland“ etwa zur Melodie von „Don ´t worry be happy“ oder ein stimmgewaltiges „Do they know it´s Christmas“). Ansonsten dominierten Songs von ABBA in einem effektvollen Medley, von Toto („Rosanna“), Phil Collins („Dance into the light“) und Michael Jackson („Heal the world“) bis hin zu eindrucksvollen Liedern wie „From now on“ aus „The greatest Showman“. Die Arrangements stammten dabei zum Beispiel von der US-amerikanischen A-cappella-Gruppe Pentatonix. Als Zugaben hatte Lukas Alois Roth mit Band und Chor den Song „Africa“ von Toto und John Farnhams „You´re the voice“ einstudiert. Der Projektchor besteht aktuell aus über 40 jungen Leuten im Alter zwischen 14 und 27 Jahren. Sie kommen nicht nur aus der Region, sondern auch aus Würzburg und Dresden. Lukas Alois Roth, der nach einer Ausbildung zum staatlichen geprüften Chor- und Ensembleleiter an der Berufsfachschule für Musik Oberfranken an der Musikhochschule Dresden studiert, ist der Leiter. Einstudiert wurde das alles auch diesmal an nur drei Tagen. Als Benefizband fungierte eine feste Besetzung aus eingespielten Musikern, die sich in der christlichen Szene und bei Konzertprojekten in ganz Oberfranken kennen gelernt haben. Die Musiker waren diesmal Kilian Pistor (Drums), Tobias Herath (Bass), Lennard Fischer (Piano), Felix Brendel (Keys), Max Heiß (Gitarre) sowie Anton Gomer und Nina Scheibe (Gesang). Gastmusiker waren Paul Wachter (Trompete), Lucas Gröbel (Saxofon), sowie Flo Reuner und Julian Heinz (Posaune). Das Projekt „Musik verbindet kann heuer schon sein zehnjähriges Bestehen feiern. Bereits im Herbst 2013 hatte sich eine Gruppe von Schülern des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums zusammengefunden, um gemeinsam für mehr Chancengleichheit und eine gerechtere Welt zu kämpfen. „Sie wollten ihr Talent einsetzen, um etwas Gutes zu tun“, erläutert der Initiator und musikalische Tausendsassa Lukas Alois Roth. So war „Musik verbindet - Das Benefizprojekt Kulmbach“ geboren. „Wir wollen Musik machen und ein Zeichen setzen“, sagte Jonas Gleich, im normalen Leben Pressesprecher der Stadt Kulmbach, der seit vielen Jahren immer wieder professionell durch das Programm führt. Ein eindrucksvolles Zeichen gelang dem Chor gleich zu Beginn mit dem a-cappella gesungenem Weihnachtslied „Carols oft the bells“ in ukrainischer Sprache. Auch Dekan Friedrich Hohenberger sprach zu Beginn von einem wertvollen Zeichen, die Welt ein Stück liebenswerter zu machen. Über 80000 Euro seien seitdem für wohltätige Zwecke zusammengekommen, wobei jedes Jahr ein neues Spendenziel gesucht wurde. Partner waren bisher unter anderem die KinderNotHilfe, lokale Hilfsorganisationen oder die Welt-Hunger-Hilfe. Das diesjährige Spendenziel war die gemeinnützige Organisation „Naturefund“, die verschiedene Naturschutzprojekte im In- und Ausland unterstützt. Das Besondere bei Musik verbindet: Hundertprozent der Konzerteinnahmen werden gespendet. Das Projekt hat inzwischen auch zahlreiche Auszeichnungen erfahren. So gab es 2015 den Sozial- und Kulturpreis der Kulmbacher Service-Clubs, 2016 den Kulmbacher Ehrenamtspreis und 2019 den Publikumspreis „Helden der Heimat Oberfranken" der Adalbert-Raps-Stiftung. 2020 wurde das Projekt für den Deutschen Engagementpreis nominiert. Bilder: Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast leitete zum zehnjährigen Bestehen der Aktion „Musik verbindet“ Projektchor und Band in der Kulmbacher Petrikirche. Großveranstaltung für einen guten Zweck / 14. Moonlight Serenade: Old Beertown Jazzband sagt endgültig Servus Kulmbach. Eigentlich soll man immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Doch die Old Beertown Jazzband um Konrad „Conny“ Fischer Andreassohn setzt im kommenden Jahr noch eins drauf: Am 15. Juni 2024 wird es im Kulmbacher Mönchshof erneut eine Moonlight Serenade geben. Dann aber definitiv die letzte, wie der Musiker aus Fölschnitz jetzt bekannt gegeben hat. Der Vorverkauf startet in diesen Tagen und Conny Fischer ist sich sicher, dass die rund 500 Tickets auch diesmal wieder schnell vergriffen sein werden. „Wir waren im Sommer nicht sicher, ob da noch was geht“, sagt Conny Fischer Andreassohn. Seine Musiker hätten sich bereits auf die verdiente Rente eingestellt. Schließlich sei auch die Moonlight Serenade 2023 nicht mehr zu toppen gewesen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. „Es ist schon immer ein Mordsstress“, so der 73-Jährige. Wenn das musikalische Niveau der Moonlight Serenade von Kennern als außerordentlich hoch eingestuft wird, dann liegt das nicht nur an den engagierten Mitstreitern, die aus den Landkreisen Bayreuth, Kulmbach und Kronach und sogar aus Weimar kommen, sondern auch an den sächsischen Kollegen von „Micha Winkler´s Hot Jazzband“. Kein Wunder, dass diesmal Musikfreunde nicht nur aus allen Teilen Frankens, aus Thüringen und Sachsen angereist sind, sondern auch aus Hamburg und Iserlohn. „Micha Winkler aus Dresden gilt als musikalischer Tausendsassa und als einer der besten Jazz-Posaunisten in Deutschland. Der entscheidende Punkt „nochmal an die Front zu gehen“ sei die Tatsache gewesen, dass die Old Beertown Jazzband 2024 ihre 40-jähriges Bestehen feiern kann. Auch die Wirtschaft habe in Sachen Sponsoring schnell signalisiert, dass sie wieder mit dabei ist. Schließlich ist die Großveranstaltung wieder als Benefizkonzert konzipiert. „Wir haben in all den Jahren schon weit über 25.000 Euro an soziale und musische Einrichtungen überwiesen“, sagt Conny Fischer. Kindergärten und Schulen sind darunter, aber auch Musikvereine und sonstige Institutionen. Zuletzt wurden die KITA in Fölschnitz mit 1500 Euro gefördert. Mit dem Geld wurden unter anderem Musikinstrumente angeschafft. Bisher habe man mit dem Wetter stets Glück gehabt, egal ob Anfangs in Wernstein oder später in Thurnau. Sollte wider Erwarten der Himmel am 15. Juni seine Schleusen öffnen, findet das Konzert in der ehemaligen Ladehalle der Brauerei auf dem Mönchshof-Gelände statt. Auch diesmal wird wieder der Lions-Club Kulmbach-Plassenburg und die Kulmbacher Brauerei mit im Boot sein. „Wir freuen uns, dass wir die Serenade wieder hier haben dürfen“, so Helga Metzel von den Museen im Kulmbacher Mönchshof. Sie sprach von einer kulturellen Bereicherung nicht nur für den Mönchshof, sondern für die gesamte Region. Es muss 2024 ja nicht das Ende der Moonlight Serenade sein, sagt Conny Fischer. Das Ende der Old Beertown Jazzband in der bisherigen Form werde es aber in jedem Fall sein. Die Geburtsstunde der „Old Beertown Jazzband“ schlug 1984. Zur Erstbesetzung gehörten Bernd Meile, der unvergessene Udo Koch, der frühere Kulturreferent Rupprecht Konrad und der Trompeter Werner Beyerlein. Ein Höhepunkt in der Geschichte der Formation war unter anderem eine Einladung zum Dixieland-Festival in Dresden, eines der größten Festivals dieser Art. Die Old Beertown Jazzband trat damals vor 2000 Leuten in der Prager Straße auf. Tickets für die 14. Moonlight Serenade am 15. Juni 2024 mit der Old Beertown Jazzband und „Micha Winklers Hot Jazzband“ gibt es im Vorverkauf für 22 Euro in der Kulmbacher Brauerei, in den Museen im Mönchshof, in der Buchhandlung Friedrich am Holzmarkt 12, bei der Buchhandlung Häußinger in Thurnau und bei Conny Fischer persönlich per Mail unter fischer.andreassohn@t-online.de.Einlass ist Ab 18 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Bild: Der Vorverkauf für die 14. Moonlight Serenade startet in diesen Tagen. Organisator und Bandleader Konrad „Conny“ Fischer Andreassohn, Helga Metzel von den Kulmbacher Museen und Musiker Wolfgang „Timmi“ Diehm (von links) rührten schon mal die Werbetrommel. Komödie in Kupferberg: „Plötzlich war die Ruhe weg“ / Proben der „Berchler“-Theatergruppe haben begonnen – Premiere am 29. Dezember Kupferberg. „Bei uns müssen die Leute lachen.“ Willi Rucker und Stephan Zeis sind sich einig, wer spannende Krimis oder gar Ernstes oder Tiefgründiges erwartet, der ist bei den „Berchlern“ fehl am Platz. Die Berchler, das ist die Theatergruppe Kupferberg, 2011 aus einer Bierlaune heraus gegründet von vier Kupferbergern und vier Wirsbergern. „Was uns verbindet ist der Berg“, sagt Willi Rucker, besser der „Berch“. Mittlerweile gehen sie in ihre 11. Spielzeit. Die Vorbereitungen laufen bereits seit September, die Bühnenproben seit Anfang November. Bis zur Premiere am 29. Dezember ist noch ein wenig Zeit, doch schon jetzt sind alle Beteiligten mit Feuereifer bei der Sache. Auf dem Programm steht diesmal das Lustspiel „Ruhestand - …und plötzlich war die Ruhe weg“ der Unterfränkischen Erfolgsautorin Regina Rösch. Der Inhalt erinnert ein wenig an Loriots Spielfilm „Pappa ante Portas“, denn auch hier geht es darum, dass ein Ehemann nach 43 Berufsjahren in Rente geht und gehörig für Verwirrung sorgt. Ausgesucht hat das Stück die „Lesekommission“, wie sie Willi Rucker bezeichnet. Das sind drei Damen aus dem Ensemble, die sich alle Jahre auf die Suche nach einer interessanten Komödie machen. Zehn Aktive stehen heuer auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Dazu kommen eine Souffleuse und ein Techniker. „Die Organisation übernehme wir komplett selbst“, so Stephan Zeis, der erst zum zweiten Mal mit dabei ist. Sein Traum sei es schon immer gewesen, aber dass es mal Wirklichkeit wird, in einem Theaterstück mitzuspielen, das hätte er sich nie träumen lassen, so Stephan Zeis. Tatsächlich kennen die „Berchler“ auch keine Nachwuchsprobleme. Der jüngste Mitwirkende, Manuel Pöhlmann, ist 23, die älteste Dagmar Vornhof ist 70 Jahre jung. Einen Regisseur gibt es in Kupferberg nicht. „Unsere Inszenierung entwickelt sich im Laufe der Proben“, sagt Willi Rucker. Mit dem Schauspieler Jürgen Peter schaut in der Regel dann gegen Ende der Probezeitz doch mal ein Profi vorbei und die Amateure nehmen dankbar den einen oder anderen Tipp von ihm an. Das Besondere an der „Berchler“ Theatergruppe ist, dass es nicht nur um das Stück geht. Auch das Drumherum ist wichtig. Da trifft man sich vor der Aufführung in der Kupferberger Stadthalle, in der Stühle und Tische aufgestellt sind, es gibt Schnitzel, Käse- und Lachsbaguettes, beziehungsweise bei den Nachmittagsaufführungen Kaffee und Kuchen. „Bei uns kommt man, um ein en schönen Abend zu haben“, so Stephan Zeis. Für die Bewirtschaftung sind die örtlichen Vereine verantwortlich, deren Mitglieder sich regelmäßig mit Feuereifer engagieren. Konkret sind diesmal der FC Kupferberg, der TSV Wirsberg, die BRK-Bereitschaft Kupferberg und der örtliche Musikverein mit dabei. Viele Karten gibt es nicht mehr für die insgesamt sechs regulären Aufführungen. Eine siebte Aufführung ist nicht öffentlich und ausschließlich als Benefizveranstaltung für die Bewohner der Himmelkroner Heime, die Beschäftigten der Werkstatt für Behinderte und für Heimbewohner. Auch da gibt es Kaffee und Kuchen, die Kosten übernimmt der VdK-Kreisverband Kulmbach, die Organisation der VdK-Ortsverband Kupferberg. Die Mitwirkenden sind in diesem Jahr: Christina Exner, Doris Holhut, Heidi Holhut, Stefka Kodisch, Johannes Manz, Manuel Pöhlmann, Marco Küffner, Patrick Rosa, Martina Rucker, Willi Rucker, Dagmar Vornhof und Stephan Zeis. Das Lustspiel „Ruhestand - …und plötzlich war die Ruhe weg“ von Regina Rösch hat am Freitag, 29. Dezember um 19.30 Uhr in der Stadthalle Kupferberg Premiere. Weitere Aufführungen: Samstag, 30. Dezember um 19.30 Uhr, Samstag, 13. Januar um 19.30 Uhr Sonntag, 14. Januar um 15 Uhr, Sonntag, 28. Januar um 15 Uhr und Samstag, 3. Februar um 19.30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei Willi Rucker (09227/4977) oder bei Heidi Holhut (09227/309) zum Preis von 9,50 Euro. Bild: Auf der Bühne der Stadthalle Kupferberg probt die Theatergruppe „Berchler“ bereits eifrig für die Aufführung des Lustspiels „Ruhestand - ... und plötzlich war die Ruhe weg“. Premiere ist am 29. Dezember. Musikalische Hoffnungsschimmer trotz düsterer Farben / Neue Version des altbekannten Mozart-Requiems unter Martin Popp in St. Bartholomäus
Pegnitz. „Es klang so alt und war doch so neu.“ Nein, hier geht es nicht um den Fliedermonolog von Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“, sondern um das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. Man meint es zu kennen, zumindest in der Fassung des Mozart-Schülers Franz Xaver Süßmayr, der die letzten vier Sätze „Sanctus“, „Benedictus“, „Agnus Dei“ und „Communio“ komponiert und wohl auch weitere Teile instrumentiert hatte. Doch es gibt auch andere Versionen. Eine davon war am Sonntag in St. Bartholomäus zu hören, aufgeführt von der evangelischen Pegnitzer Kantorei zusammen mit dem Chor der katholischen Pfarrkirche Johannes der Täufer in Schlüsselfeld und der Vogtland Philharmonie Greiz Reichenbach unter Martin Popp. Der gebürtige Pegnitzer leitet seit 2007 den Schlüsselfelder Chor und unterrichtet unter anderem an der Karlsruher Musikhochschule. Dekanatskantor Jörg Fuhr hatte die Leitung krankheitsbedingt abgeben müssen. Wenn Mozarts Requiem anders als sonst klang, lag das aber auch an den halsbrecherischen Tempi, die Martin Popp vorgegeben hatte. Manchmal klingt es schon sehr gehetzt, für die Details der Partitur bleibt da wenig Zeit. Selbst zwischen den einzelnen Sätzen lässt der Dirigent Musikern und Sängern kaum Zeit zum Durchatmen. Zu Beginn des Offertoriums beim „Domine Jesu“ wird er dann selbst zum Opfer seiner atemberaubenden Tempovorgaben. Chor und Orchester sind einfach nicht zusammen und so muss er den Satz nach wenigen Takten nochmal von vorne anfangen. Die von Martin Popp ausgewählte und in Pegnitz aufgeführte Fassung stammt von dem britischen Musikwissenschaftler Karl Marguerre, wurde von dessen Enkelin Dorothee Heath 2014 überarbeitet und erschien erst jüngst im Druck. Allzu viele Aufführungen gab es davon noch nicht. Anders als in früheren Fassungen werden hier beispielsweise auch die hohen Holzbläser im Orchester eingesetzt und neben den düsteren Farben werden auch die des ewigen Lichts deutlicher, wie es Martin Popp im Programmheft erläutert. „Kostet Mozart zwar die dunklen Momente in der Beschreibung der Unterwelt dramatisch aus, so gibt er doch auch musikalische Hoffnungsschimmer.“ Spielt der Chor im Requiem insgesamt die größte Rolle, so tritt er in der aufgeführten Fassung im „Recordare“ vollständig zurück und das Solistenensemble verwandelt in thematischer Verwandtschaft den Beginn des Werkes in eine Insel der Hoffnung auf Erlösung. Martin Popps Interpretation erklingt denn auch, von der Tempowahl einmal abgesehen, dynamisch abwechslungsreich, frisch und eindringlich in den markanten Sätzen. Die Vogtland Philharmonie, die beiden Chöre und das Würzburger Solistenquartett mit Manuela Falk, Barbara Buffy, Stefan Schneider und Lorenz Schober können in Klang und Balance vollends überzeugen. Martin Popp lässt größtmögliche Flexibilität zu, vernachlässigt den dramatischen Aufbau des Werkes trotzdem nicht. Im „Dies irae“ oder auch im „Confutatis“ musiziert die Vogtland Philharmonie eindrucksvoll impulsiv und im „Sanctus“ werden sogar fast schon ein wenig modern anmutende Klänge zugelassen. Präzise und verständlich deklamieren die beiden Chöre homogen und gut aufeinander eingestimmt. Sämtliche Stimmen befanden sich in guter Verfassung und boten ein geschlossenes Klangbild und eine dichte Gestaltung. Im Solistenquartett lässt vor allem Manuela Falks betörend geschmeidige Stimme aufhorchen. Völlig natürlich und überhaupt nicht angestrengt erklingt ihr glockenheller Sopran. Intensiv und kraftvoll im Ausdruck agiert Tenor Stefan Schneider. Was die tonsprachliche Gestaltung angeht, lassen auch Altistin Barbara Buffy und Bassist Lorenz Schober keine Wünsche offen. Sowohl als Quartett wie auch in den Solopassagen meistern alle vier sorgfältig ihren Part und lassen keinen Mangel an deutlicher Aussprache zu. Neben dem Requiem führte die Kantorei zuvor auch Franz Schuberts mitreißendes Offertorium „Intende voci“, eine Tenorarie mit Chor und Mozarts kurze und oft zu hörende und überaus populäre Motette „Ave verum corpus“ KV 618 auf. Bild: Große Besetzung zur Aufführung von Mozarts Requiem in St. Bartholomäus: Martin Popp leitete die Pegnitzer Kantorei, den Chor der Schlüsselfelder Pfarrkirche und die Vogtland Philharmonie. Amüsant, authentisch und anspruchsvoll / Weltklasse-Harfenistin Silke Aichhorn gastierte in der Pegnitzer Stadtbibliothek Pegnitz. Hätte sie doch nur Flöte gelernt. Das Instrument würde bequem in jede Handtasche passen. So aber muss die Harfenistin Silke Aichhorn jedes Mal dieses 40 Kilogramm schwere Monstrum mit sich herumschleppen. Allerdings ist Silke Aichhorn nicht irgendeine Harfenspielerin. Die gebürtige Oberbayerin aus dem Chiemgau ist eine Weltklasse-Harfenistin, nennt sich selbst eine der aktivsten Harfensolistinnen, was ein Blick in ihren Terminkalender eindrucksvoll bestätigt. Am Freitagabend war die sympathische Künstlerin wieder einmal in Pegnitz zu Gast. Silke Aichhorn stellt sich unermüdlich in den Dienst der Musik. Sie ist ihre beste Botschafterin und sie tritt auch als Buchautorin in Erscheinung. In ihrem zweiten Werk „Lebenslänglich frohlocken!?“ geht es, wie sollte es anders sein, um ihren Alltag als Musikerin. Nicht so, wie man es sich vorstellt. Eher chaotisch, komisch, vom Instrument der Engel bleibt da wenig übrig. Amüsant sind die gesammelten Anekdoten aber allemal und vor allem authentisch. Sei es die von dem Pfarrer, der mit seinen Fertigkeiten auf der Blockflöte kokettiert oder eine abenteuerliche rechtsrheinische Reise mit dem Instrument in der Bahn. Der Zuhörer erfährt, warum sie lieber bei Beerdigungen spielt, als bei Hochzeiten und wie es hinter den Kulissen für die „Christmas Show“ von Startenor Jonas Kaufmann so zuging. Freilich hat die Harfe unter allen Instrumenten die größte und längste Tradition. 47 Saiten und sieben Pedale sind es, auf denen Silke Aichhorn wahre Wunderklänge hervorzaubert. Silke Aichhorns Spiel ist zu jedem Zeitpunkt überaus elegant, sinnlich und spannungsvoll. Für Pegnitz hat sie nach ihrem Auftritt im Juni des vergangenen Jahres wieder ein abwechslungsreiches Programm mitgebracht, von barocken, klassischen, jazzigen bis hin zu zeitgenössischen Klängen. Gleich zu Beginn wird in der „Ankunft der Königin von Saba“ von Georg Friedrich Händel ihre spürbare Freude an effektvoller Virtuosität deutlich. Tschaikowskys Walzer aus dem Schwanensee-Ballett interpretiert Silke Aichhorn ebenso lyrisch wie rhythmisch pointiert und temperamentvoll. Einer der Höhepunkte des Konzertes ist wieder einmal Friedrich Smetanas „Moldau“ in einem Arrangement für Soloharfe. Kaum zu glauben, wie brillant so ein Instrument klingen kann. In der Interpretation von Silke Aichhorn steckt jede Menge Esprit und Raffinesse. In der Moldau kann sie ihr ganzes Können mit scheinbarer Leichtigkeit abrufen. Zeitgenössisches gibt es auch, etwa die jazzig angerhauchte Komposition „Take a break“ der österreichischen Harfenistin Monika Stadler oder das Stück „Harping on an harp“ des Briten Robert Maxwell, das stellenweise wie ein Ragtime klingt und zeigt, dass auf einer Harfe eben alles möglich ist. Dazwischen gibt es auch noch die Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“ und, sicher das anspruchsvollste Werk des Abends, ein Impromptu für Soloharfe des französischen Komponisten Gabriel Faure. Silke Aichhorn meistert jede der mannigfachen Schwierigkeiten scheinbar spielend und vermag sich dabei in jeder Hinsicht faszinierend zu äußern. Mit ihren Moderationen ist Silke Aichhorn nicht zuletzt auch bemüht, das komplizierte Instrument ihrem Publikum nahe zu bringen. Ihr Ziel sei es, das Image der Harfe zu entstauben, so sagt sie selbst von sich, die sich in keine Schublade stecken lässt. Dabei ist sie vielmehr als „nur“ eine kreative und energiegeladene Musikerin. Silke Aichhorn ist Mutter, Unternehmerin mit eigenem CD-Label, Hospizbotschafterin bei der Caritas und Geschäftsführerin des Regionalwettbewerbes Jugend musiziert. Bild: Mit Silke Aichhorn gastierte eine Weltklasse-Harfenistin in der Pegnitzer Stadtbibliothek. Orchestraler Glamour und akustisches Heimweh / Großer Jubel für die Hofer Symphoniker unter Joseph Bastian bei 3. Abo-Konzert – Syrischer Klarinettist und Komponist wird zum Star des Abends Hof. Musikalisch wie geschichtlich gibt es eine enge Verbindung zwischen Frankreich und Spanien. Während die Spanier um 1900 nach Paris kamen, um Erscheinungen wie den Impressionismus kennen zu lernen, zog es die Franzosen nach Spanien, um die dortigen gesellschaftlichen und künstlerischen Strömungen zu entdecken. Zwei von Ihnen waren Maurice Ravel und Claude Debussy. Für beide muss die iberische Halbinsel tatsächlich als „Sehnsuchtsort“ gegolten haben. Um „Sehnsuchtsorte“ ging es auch am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle beim 3. Abo-Konzert der Hofer Symphoniker unter der Leitung des französischen Dirigenten Joseph Bastian. Er, der als designierter Chef der Münchner Symphoniker gilt, gab damit sein Debüt in Hof. Gleich zu Beginn lassen Joseph Bastian und die Symphoniker die „Rhapsodie Espagnole“ überaus spannungsvoll, fast schon ein wenig furchterregend und auch detailverliebt beginnen. Doch allmählich entsteht ein Bild von einem Spanien, das typisch, vielleicht ein wenig klischeehaft, aber dennoch sehr eindrucksvoll ist und das in einem sprühenden Kaleidoskop von Orchesterfarben schon fast in einer wahren Orgie endet. Nach der Pause knallen In Debussys „Iberia“ die Kastagnetten, klingen die typischen Bolero-Triolen und kommt die gesamte Palette französisch-sinnlicher Klangfarben zum Tragen. Auch hier fällt die große Liebe von Joseph Bastian zu den Details der Partitur auf. Da werden die „Düfte der Nacht“ im Raum verteilt, es entsteht die für Debussy so typische Atmosphäre. Bleibt noch Ravels „Bolero“, ein Mega-Hit der klassischen Musik, eine Komposition, die auch bei Anhängern ganz anderer Musik einen hohen Bekanntheitsgrad genießt. Warum also auch nicht mal einen der „Greatest Hits“, vor allem, wenn er so sitzt, wie bei den Hofer Symphonikern unter Joseph Bastian. So leichtfüßig das auch manchmal klingt, so sehr ist bei diesem Werk Perfektion und Disziplin gefragt. Nur so entsteht die knisternde Spannung, die das Werk so berühmt gemacht hat. Und irgendwie ist es halt doch bombastisch und voller orchestralen Glamours, was da so eindrucksvoll erklingt. Dabei ist es ein immer gleiches Ostinato im Bolero-Rhythmus mit sechzehn Takten Melodie, bei der alle nur denkbaren Klangfarben des Orchesters zum Einsatz kommen und die Lautstärke bis zum explosiven Ende beständig gesteigert wird. Das eigentliche Ereignis des Konzertes ist aber Kinan Azmeh, Komponist und Klarinettist aus der syrischen Hauptstadt Damaskus. Wie er seine eigene Komposition zum Klingen bringt, das hat ganz große Klasse. Seine Klarinette betet und klagt, dann wieder lacht und jubelt sie. Auch in dieser Komposition, die so erfrischend anders klingt, geht es um Heimweh, um „akustisches Heimweh“. In der „Suite for Improvisor and Orchestra“ trifft das Motto des Abends „Sehnsuchtsorte“ punktgenau zu. Es geht um eine, vielleicht sogar unbeschwerte Kindheit in Damaskus, im Finale gibt es Anklänge an eine syrische Hochzeitsfeier und zu beginn geht es nach New York, wo Kinan Azmeh studiert hat. Der prominente Musiker, der schon in allen großen Musikzentren der Welt aufgetreten ist und mit den berühmtesten Orchestern gespielt hat, gilt als Grenzgänger zwischen den Kulturen, und zwischen den musikalischen Genres. Er war Mitglied in Daniel Barenboims West-Eastern-Divan-Orchester und hat ein eigenes Jazz-Quartett. Das Besondere an der „Suite for Improvisor and Orchestra“ ist, dass die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation aufgehoben wurden. Den Rahmen und die Struktur des Werkes hat er selbst vorgegeben, das solistische Ausfüllen erfolgt ganz spontan, was es dem Dirigenten und den Musiker nicht unbedingt leichter macht. Mit einer eigenen Solokomposition als Zugabe, einem Wiegenlied, bedankt er sich bei den Zuhörern, ehe er sich in der Pause unters Publikum mischt und seine CDs signiert. Kraft der Liebe und Menschlichkeit/ „A Tale oft wo cities“: Spektakuläre Musical-Uraufführung am Theater Hof
Hof. Uraufführungen eines neuen Musicals sind im deutschsprachigen Raum eine Seltenheit. Das Theater Hof schreibt in diesen Tagen mit „A Tale oft two Cities“ Musikgeschichte. Zahlreiche Handlungsstränge und eine leidenschaftliche Love Story stecken in diesem Charles-Dickens-Klassiker aus dem Jahr 1859, den der englische Musical-Komponist und -Autor Paul Graham Brown mit den deutschen Texten von Moritz Staemmler als Auftragswerk für Hof geschrieben hat. Die Idee stammt von dem scheidenden Intendanten Reinhardt Friese. Für die grandiose Regie ist ein anderer Großer aus der Musical-Szene verantwortlich: Weltstar Uwe Kröger, der auch in Hof kein Unbekannter ist. Nach der krankheitsbedingten Absage der zweiten Aufführung am vergangenen Samstag wurde das Stück am Mittwochabend wieder aufgenommen. In der „Geschichte aus zwei Städten“ geht es um London und Paris im 18. Jahrhundert. Lucie Manette, gesungen und gespielt von der fabelhaften Birgit Reutter, gerät in die Fänge der Französischen Revolution. Dabei entwickelt sich eine Liebesgeschichte, in der Lucie zahlreiche Gefahren meistern muss. Der französische Aristokraten Darnay und der englische Anwalt Carton spielen dabei entscheidende Rollen. Was folgt sind eine Reihe von Zufällen und unvorhergesehenen Begegnungen. Hinter dem meistgelesenen Roman von Charles Dickens steckt vor allem eine Geschichte von der Kraft der Liebe und Menschlichkeit, Aber auch eine Mahnung vor Gewalt und Machtmissbrauch. Die Geschichte hat also nichts von ihrer Aktualität verloren. Trotz der langen Spieldauer von fast zweieinhalb Stunden kommt zu keiner Sekunde Langeweile auf. Im Gegenteil, manches hätte man sich noch ein wenig mehr auserzählt vorstellen können. Wo andere Musicals Längen haben, gerät hier das eine oder andere fast ein wenig zu kurz. Wenn das Stück vor allem nach der Pause stark an Spannung gewinnt, dann liegt das vor allem an der überaus schlüssigen Regie von Uwe Kröger, der in seinem Metier ein absoluter Profi ist. Hat er doch in Hof bereits „Spamalot“ und „Cabaret“ inszeniert. Uwe Kröger setzt die vielen Bilder in schnellen Wechsel und mit großartigen Effekten um. Die Drehscheibe auf der Bühne hilft ihm dabei in sekundenschnelle von der einen Stadt in die andere zu wechseln. Unterstützt wurde Uwe Kröger in seiner Regiearbeit von dem Choreographen Timo Radünz. Die historisierenden Kostüme von Annette Mahlendorf basieren auf ein Farbkonzept, das jeder Hauptfigur eine spezielle Farbe, in diesem Fall die französischen Nationalfarben rot, weiß und blau zuordnet. Die französische Flagge spielt auch im Bühnenbild von Herbert Buckmiller eine wichtige Rolle. Ansonsten gibt es viele kombinier- und bespielbare Gerüste und am Ende auch eine Guillotine. Die kommt auch zum Einsatz. Wessen Kopf da rollt, soll hier nicht verraten werden. Der Zuschauer muss sich aber auf eine echte Überraschung gefasst machen. Für Birgit Reutter ist Lucie die absolute Traumrolle („Schon allein, weil es eine Uraufführung ist“) und das spürt man in jeder Szene. Absolut glaubhaft verkörpert sie die Entwicklung vom jugendlichen Leichtsinn zu Beginn bis zur großen Dramatik am Schluss. Die vielen Songs meistert sie stimmlich perfekt. Das gilt auch für Stefan Reil in der Partie des Carles Darnay. Auch er agiert absolut glaubhaft, wandlungsfähig und ist stimmlich gut drauf. Weitere „Hauptrollen“ sind die von Lucies Vater Dr. Manett, die Yngve Gasoy-Romdal ausgezeichnet verkörpert, ebenso wie Jannik Harmeit den Sydney Carton gibt In weiteren Rollen sind unter anderem Stefanie Rhaue als Miss Pross, Thielo Anderson und Yvonne Prentki als Monsieur und Madame Defarge, Pariser Weinhändler und Anhänger der Revolution, der kurzfristig eingesprungene Maurice Daniel Ernst als Jarvis Lorry, Tamas Mester als Jerry Cruncher und Ralf Hocke als Marquis D´Evremonde zu erleben. Dirigent Michael Falk leitet die erstaunlich wandlungsfähigen Hofer Symphoniker und baut dabei eindrucksvolle Klangbilder auf. Am stärksten ist die Musik immer in ihren symphonischen Anklängen, dort, wo Paul Graham Brown auf filmische Sequenzen setzt sowie in den großen Szenen mit Chor. Für großes Orchester arrangiert wurde die Komposition von Paul Graham Brown von Lucia Birzer. Weitere Aufführungen: Samstag, 18.11., Sonntag, 19.11., Samstag, 25.11., Sonntag, 26.11. und Freitag, 01.12. jeweils 19.30 Uhr im Großen Haus. Karten gibt es an der Theaterkasse (Telefon 09281/7070-290) oder im Online-Ticketshop des Theaters Hof. https://thof.chiketto.de/de/perf/. Eine weitere Aufführung findet am 16.11., um 19.30 Uhr im Rosenthal-Theater Selb statt. Magische Klanggebäude: Ästhetisch, ätherisch und authentisch / Pink-Floyd-Tribute-Band „Kings of Floyd” begeisterten das Hofer Publikum im Festsaal der Freiheitshalle Hof. Viele Bands sind in den zurückliegenden Jahrzehnten schon angetreten, das legendäre Erbe der britischen Kultband Pink Floyd weiterzutragen. Eine davon ist „Kings of Floyd”, die sich selbst als „führende deutsche Pink-Floyd-Tribute-Band“ bezeichnet. Am Dienstagabend stellten die Musiker im gut besetzten Festsaal der Freiheitshalle eindrucksvoll unter Beweis, dass sie das nicht nur irgendwie, sondern perfekt umsetzen können. Höchst emotional gab es die außergewöhnliche Musik von Pink Floyd aus allen Schaffensphasen vom Opener „Shine on you crazy little diamant“ und „Meddle“ über „Wish you were here“ und bis hin zu „Money“ und natürlich „The Wall“. Pink Floyd um Roger Waters und David Gilmour stand einst für gigantische Liveshows. Das Album „Dark Side of the Moon“ von 1973 oder das Konzeptalbum „The Wall“ von 1979 hatte gefühlt jeder im Plattenschrank stehen. Man musste kein Fan sein, um mit dieser Musik groß zu werden. Kings of Floyd, das waren beim Konzert in Hof der britische Leadsänger Mark Gillespie sowie die aus Deutschland, den Niederlanden und Kanada stammenden Musiker Maurus Fischer (Gitarre), Jürgen Magdziak (Keyboard), Hans Maahn (Bass), Berni Bovens (Drums), Bernd Winterschladen (Saxofon) sowie, ganz neu dabei, Coco Voss als Background- und einmal auch als phänomenale Solosängerin. Alle Bandmitglieder sind wahre Multi-Instrumentalisten, echte Könner, Vollblutmusiker, die jeden einzelnen Klang mit Hingabe zelebrieren und sphärisch dicht umsetzen. Immer wieder glänzt Maurus Fischer an der Gitarre und Bernd Winterschaden legte bei „Money“ ein extravagantes Saxofon-Solo hin. Zusammen zeigen sie als bestens aufeinander eingespieltes Team, dass die Kompositionen von Pink Floyd viel mehr sind als eingängige Pop- und Rock-Songs. Sie sind zeitlose Musik, die ihren ganz besonderen Platz hat, und die heute noch genauso faszinierend und aktuell sind, wie zur Zeit ihrer Entstehung. Magische Klanggebäude mit einzigartiger musikalischer Ästhetik, immer etwas ätherisch und meditativ, viel instrumental mit ungewöhnlichen Soundeffekten, ans klassische erinnernd und vor allem gegen heute weit verbreitete schnelllebige Hörgewohnheiten. Da dauert ein Song schon mal 15 Minuten. Das alles ist Pink Floyd und das ist die Tribute-Band „Kings of Floyd“, die auch eingefleischte Pink-Floyd-Enthusiasten restlos überzeugen konnte. Absolut authentisch ist das, was da rüberkommt, verpackt in einer aufwändigen Sound-, Light- und Lasershow. Der Rang des Festsaals dufte aufgrund der Laser-Inszenierung gar nicht betreten werden. Dazu waren auf einer Leinwand immer wieder kleine filmische Einblendungen zu sehen, akustisch wurden Stimmen und Geräusche eingespielt. Der Tourplan von Kings of Floyd zeigt schließlich auch, dass die Musiker eine wahre Liveband sind. Gleich nach Hof gastierten sie bereits in Bonn, der Tourplan umfasst rund 100 dutzend Konzerte und reicht bereits bis tief in den Januar 2025 (!) hinein.
Die Sehnsucht nach dem großen Frieden / „Gast auf Erden“: Beeindruckende Musik-Lesung mit Texten des Theologen Dietrich Bonhoeffer
Bayreuth. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Dieses Gedicht des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer gilt als eines der bekanntesten Lieder des Evangelischen Gesangbuchs. Verfasst hatte es Bonhoeffer im Dezember 1944 in der Gestapo-Haft, es gilt als sein letzter erhaltener theologischer Text vor seiner Hinrichtung am 9. April 1945. Viele Komponisten haben es vertont. Beim Stiftungskonzert mit einem Kammer-Jazzensemble der Hochschule für evangelische Kirchenmusik (HfK) im Orgelsaal der Hochschule erklang es erst ganz zum Schluss, und zwar in der populären Fassung von Siegfried Fietz. „Gast auf Erden“ war das außergewöhnliche Stiftungskonzert überschrieben, bei dem ansonsten nahezu ausnahmslos Kompositionen von Rafael Alcántara aufgeführt worden. Der Wilfried-Hiller-Schüler, der seit Jahren wichtige musikalische Impulse zu Jazz-Musik in sakralen Räumen setzt, hatte die Musik zu dem ehrgeizigen Projekt nach einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg komponiert, Dietrich Bonhoeffers letztem Aufenthalts- und Hinrichtungsort. Es sind sehr versöhnliche, melodiöse, eher poppige als jazzige Klänge, die da unter der Leitung von Victor Alcántara erklingen, dem Zwillingsbruder des Komponisten, der an der Hochschule für den Pop-, Rock- und Jazzbereich zuständig ist. Er hatte bereits im Vorfeld von einem „interessanten Format“ gesprochen, „mit dem auch einmal ganz andere Facetten der Kirchenmusik aufgezeigt werden“. Bonhoeffers Zitate und Gedichte, die Rafael Alcántara zusammen mit der hervorragend disponierten Studentin Nadja Rangott sang, und die Stadtkirchenpfarrer Carsten Brall rezitierte, zeigten eindrucksvoll, zu welch philosophischen Gedanken Bonhoeffer fähig war und welch großer Denker in diesem Theologen steckte. Bonhoeffer hatte sich unermüdlich für die Mitmenschlichkeit eingesetzt, seine sozialkritischen Ansichten und Gedichte zu existentiellen Fragen haben nichts an Aktualität eingebüßt. In einem Text etwa bringt er die Hoffnung und die Sehnsucht nach dem großen Frieden zum Ausdruck. Die Band des Projektes „Gast auf Erden“ setzte sich aus Studenten und Dozenten der Popabteilung der Hochschule für evangelische Kirchenmusik sowie aus hochkarätigen Gastmusikern wie dem Schlagzeuger Julian Fau, Träger des Neuen Deutschen Jazzpreises 2016, und der E-Bassistin Anna Emmersberger, Trägerin des Jungen Münchner Jazzpreisen 2022, zusammen. Weitere Mitglieder waren neben den Alcántara-Brüdern Antonius Gümbel am Flügelhorn und Tobias Wirth an der Posaune. Der preisgekrönte Gitarrist Jochen Roth steuerte als instrumentales Zwischenspiel eine Komposition an der Akustik-Gitarre bei. Regionalbischöfin Dorothea Greiner, Vorsitzende der Förderstiftung der Hochschule, sprach von einem hervorragenden Zusammenwirken von Lehrenden und Studierenden. Im mittlerweile dritten Stiftungskonzert des laufenden Jahres habe endlich auch einmal die Popularmusikabteilung der Hochschule die Möglichkeit, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Ein Zweck des Stiftungskonzertes war es auch, Geld für eine neue dringend benötigte Übe- und Unterrichtsorgeln zu sammeln. Einige der derzeitigen Orgeln seien nicht mehr für den Unterricht tauglich, so Dorothea Greiner. Eine Voraufführung der Musik-Lesung „Gast auf Erden“ hatte bereits im Sommer im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentags in der Paul-Gerhardt-Kirche in Nürnberg-Langwasser stattgefunden. Bild: „Gast auf Erden“: Musik zu Texten von Dietrich Bonhoeffer gab es von einem eigens zusammengestellten Kammer-Jazz-Ensemble der Hochschule für evangelische Kirchenmusik mit (von links): Anna Emmersberger, Nadja Rangott, Julian Fau, Rafael Alcántara, Tobias Wirth und Antonius Gümbel. Gesprochen, geflüstert und gerufen / „Ex-Silentio“ Kammerchor überraschte mit ungewohnten Klängen in der St.-Bartholomäuskirche Ludwigschorgast. Dresden Zwickau, Bayreuth und Ludwigschorgast: Es hat schon seinen Grund, wenn der 2020 gegründete Kammerchor „ExSilentio“ mit einem ambitionierten Programm nicht nur in den Städten, sondern am Sonntagabend auch in Ludwigschorgast konzertiert hat. Eigentlich sind es gleich mehrere Gründe. Zum einen kommt Chorleiter und -gründer Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast, zum anderen hat der Träger, der neu gegründete Kulturverein „Kunstwert – Wir machen Kultur“ hier seinen Sitz. Es gibt aber auch noch einen persönlichen Grund: Gustav Roth, Großvater des Chorleiters war viele Jahre lang in Ludwigschorgast für die Kirchenmusik zuständig. Zur Einweihung der neuen Kirche hatte er vor 50 Jahren hier mit seinem Jugendchor ebenfalls musiziert. Nun war es kein alltägliches Programm, mit dem ExSilentio hier aufgetreten ist. Zeitgenössisches, experimentelles, modernes, ungewohntes, für all das und vieles mehr steht „ExSilentio“. Da gab es eine Uraufführung des 1994 geborenen Dresdner Komponisten Maximilian Nikolai von der dortigen Musikhochschule. Das Werk bezog sich inhaltlich auf Psalm 130 und setzte auf „Stille als Zeitmaß“, wie es der Komponist selbst beschrieben hatte. Wie passend für einen Chor, der sich den Namen „ExSilentio“ („Aus der Stille“) gegeben hat. Gesprochene Passagen, geflüsterte, laut gerufene und auch das Schweigen gehörte dazu Auf dem Programm standen weiterhin A-Capella-Chorsätze von den unterschiedlichsten Komponisten. Barockes und Klassisches von Bach und Brahms, ein zeitgenössisches Madrigal des lettischen Komponisten Peteris Vasks und ein Abendgebet von Mikis Theodorakis. All das und vieles mehr ist absolut hörenswert. Natürlich ist der „ExSilentio“ Kammerchor für das Projekt bestens vorbereitet und er liefert eine exquisite Performance ab. Auf vokaler Ebene hat der Chor einen guten Kompromiss gefunden zwischen einer phrasierten und vibratofreien sowie einer sympathisch modernen Singweise. Die sechs Damen und sechs Herren überzeugen mit einer reichen Farbpalette aus überschwänglicher Emphase, hymnischer Zartheit und balladesker Kraft. Stimmkultur und Sprachverständlichkeit, Klanggröße und Piano, alles zur rechten Zeit präsentiert „ExSilentio“. Der Chor glänzte mit seinem homogenen Klang und die einzelnen Stimmen fügten sich perfekt ausbalanciert ineinander. Gäste der „Musikalischen Erkundungen“ waren die Banduristin Nadiia Istiufeieva und Burkhart Matthias Schürmann als Dirigent und Sprecher sowie Volker Sondermann (Live-Electronics). Nadiia Istiufeieva kommt aus der Ukraine und lebt zurzeit im Landkreis Bayreuth. In drei Stücken stellt sie das ukrainische Volksinstrument mit seinen 68 Saiten vor: Trotz der fremdartigen Klänge merkt man schnell, dass sie eine absolute Meisterin ihres Instrumentes ist. Geistige und weltliche Texte über die Stille, auch mal in englischer Sprache rezitierte Burkhart Matthias Schürmann und Volker Sondermann steuerte elektronische Klänge in der Uraufführung seines Stückes „Komm Trost der Welt“ bei, eine Komposition, die aus wenigen Klängen, einigen gesprochenen Passagen, durch die im Raumverteilten Choristen und aus großem Schweigen besteht. Man traut sich kaum zu bewegen, so still ist es im Raum und mit der Zeit wird es richtig unheimlich. Das genau scheint die Absicht der Komposition zu sein. „Ich bin mit meiner Heimat tief verwurzelt, so war es mir ein großes Anliegen, die jungen Musikerinnen und Musiker aus ganz Deutschland anlässlich des Kirchenjubiläums nach Ludwigschorgast zu holen“, erklärte Lukas Alois Roth, für den Dresden mittlerweile auch zu einer Art Wahlheimat geworden ist. An der dortigen „Hochschule für Musik Carl Maria von Weber“ belegt er die Fächer Schulmusik und Chorleitung und steht kurz vor dem Abschluss. In der Region hat ihn das Benefizprojekt „Musik verbindet“ bekannt gemacht. Bilder: Kultureller Werbeträger für die Region/ Sängerfreunde Wasserknoden feierten in Marktschorgast gleich zwei Jubiläen Marktschorgast. Mit einem großen Jubiläumskonzert in der ASV-Turnhalle in Marktschorgast haben die „Sängerfreunde Wasserknoden“ am Wochenende gleich zwei Jubiläen gefeiert: den Kinderchor gibt es seit 40, den Erwachsenenchor seit 25 Jahren. Landkreisübergreifend haben die Sängerfreunde eine enge Verbindung zu Marktschorgast und damit zum Kulmbacher Land. Nicht zuletzt gehören dem Erwachsenenchor zahlreiche Mitglieder des ehemaligen Gesangvereins 1870 Marktschorgast an. Was lag also näher, als dort auch das große Doppeljubiläum zu feiern. Ihre Musik soll die Seele berühren und Gefühle ansprechen, sind sich die beiden Leiterinnen und Schwestern Carolin und Monika Scherm einig. Und so gab es beim Jubiläumskonzert traditionelle Volksweisen, Schlager im besten Sinne und viele Lieder für Kinder. „Wohlauf liebe Freunde, lasst uns singen.“ Mit diesem Chorsatz hatten die Sängerfreunde das rund dreistündige Festkonzert stimmgewaltig eröffnet. Dabei geht es allen Mitwirkenden nicht unbedingt nur um die musikalische Gemeinschaft. Es sei mit den Jahren auch eine starke Verbundenheit untereinander entstanden, sagte Chorleiterin Carolin Scherm mit Blick auf das zurückliegende viertel Jahrhundert. Witzige Songs von bekannten Kinderlied-Komponisten wie Detlev Jöcker oder Rolf Zuckowski hatte der Kinderchor einstudiert. Ein Höhepunkt war der gemeinsame Auftritt mit den Sängerfreunden und dem Lied: „Sind wir nicht alle Sonntagskinder“ von Gerhard Grote. Für eine gelungene Überraschung sorgten die vielen ehemaligen Mitwirkenden des Kinderchors, die sich für ein eigens getextetes Lied wieder zusammengefunden hatten und damit Carolin und Monika Scherm überraschten. Beim Jubiläumskonzert wirkten unter anderem auch der Männergesangverein Nemmersdorf und die Band „Brassd scho“ aus Bad Berneck mit. Mit „La Pastorella“ und „La Montanara“ hatten die Gäste aus Nemmersdorf unter der Leitung von Theresia Birner vor allem das traditionelle Repertoire mit Liedern der Berge mitgebracht. „Brassd scho“ ist ein Ableger des Blasorchesters Bad Berneck. Und wie sollte es anders sein, bei ihrem Auftritt durfte auch der Blasmusik-Mega-Hit, der „Böhmische Traum“ nicht fehlen. Die Moderation hatte Harry Kröhn aus Bad Berneck übernommen. Den Anstoß zur Gründung der Sängerfreunde Wasserknoden hatte 1998 Johannes Scherm gegeben. Als Nachfolger des Männergesangvereins Edelweiss sollte ein Männerchor entstehen. Mit vier Männern und zweistimmigen Gesang, musikalisch begleitet von Günther Hartmann, sei es damals losgegangen, erinnerte sich Scherm. Bald schon seien die Frauen dazugekommen und 1998 bestanden die Sängerfreunde bereits aus elf Männern und fünf Frauen. Chorleiterin ist Carolin Scherm, für die musikalische Begleitung, Liedauswahl und Vorbereitung ist Schwester Monika zuständig. Beide kommen auf über 160 einstudierte Lieder in den 25 Jahren, die sie zusammen mit den bislang etwa 60 Sängerinnen und Sängern aufgeführt haben. Gesungen wird neben den Auftritten in Wasserknoden beim Frühlingssingen, zum Totengedenken und im Advent, öffentlich bei Sängerfesten, auf Einladungen zu Jubiläen, auf Weihnachtsmärkten, im Sommer in den Bad Bernecker Kolonnaden, in Kirchen und bei runden Geburtstagen. Carolin und Monika Scherm kommen in den zurückliegenden 25 Jahren auf 125 öffentliche und 25 private Auftritte. Der Kinderchor kam an Weihnachten 1983 erstmals unter dem Christbaum am Denkmal in Wasserknoden zusammen. Zehn Kinder hatten sich damals eingefunden. Daraus war eine Tradition entstanden, bis 1999 musizierten die Kinder jeweils am Heiligen Abend, ab dem Jahr 2000 bis heute immer am 1. Advent. Mittlerweile kommen die bis zu 40 Mitwirkenden im Alter bis zu zwölf Jahren nicht nur aus Wasserknoden, sondern auch aus den umliegenden Ortschaften. Von einem hervorragenden Werbeträger für Wasserknoden, aber auch für Marktschorgast sprach Bürgermeister Marc Benker. Die Sängerfreunde und der Kinderchor seien aus dem kulturellen Leben in beiden Orten nicht mehr wegzudenken. Auch wenn jeder gerne zuhört, selbstverständlich sei es längst nicht mehr, aktive Sänger zu finden, so Marc Benker. Sein Amtskollege Jürgen Zinnert aus Bad Berneck würdigte das außergewöhnliche Doppeljubiläum, außergewöhnlich vor allem deshalb, weil sich die Verantwortlichkeiten in den 40 Jahren des Kinderchors und den 25 Jahren der Sängerfreunde die Verantwortlichkeiten mit Monika und Carolin Scherm nicht geändert hätten „Das ist Frauenpower pur“, so Jürgen Zinnert.
Bilder: Reinschauen, Zuhören und zusehen / Ladenmusik lockte in die Innenstadt – Riesenzuspruch: MGF-Projekt sollte unbedingt wiederholt werden Kulmbach. Viele wussten gar nichts von der Aktion und waren entsprechend überrascht. Andere sind eigens deshalb nach Kulmbach gekommen: Rund 40 Schüler aus verschiedenen Jahrgangsstufen des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums musizierten am Samstag drei Stunden lang in Solo-, Duo- oder Trio-Besetzung in acht Einzelhandelsgeschäften der Innenstadt. Die Zuhörer waren durchwegs begeistert, die Aktion war auf großen Zuspruch gestoßen und sollte, so die einhellige Meinung vieler Passanten, auf jeden Fall wiederholt werden. „Ladenmusik in der Kulmbacher Innenstadt“, das war eine Aktion des Projekt-Seminars Musik in Zusammenarbeit mit der Händlervereinigung Kulmbach. „Wir wollen ein kreatives Zeichen zur Attraktivierung der Kulmbacher Einzelhandelsszene setzen“, erklärte Lilly Hübner vom P-Seminar und eine der Musikerinnen. Fünf Wochen hab es gedauert von der Idee bis zu deren Umsetzung. Dabei klappte alles wie am Schnürchen. Immer im Halbstundentakt erfolgte der Wechsel und das jeweilige Ensemble zog weiter, so dass sämtliche Formationen in allen Geschäften zu hören waren. Christine Friedlein, Vorsitzende der Händlervereinigung Kulmbach, sprach bei der Eröffnung am Holzmarkt von einem musikalischen Lockangebot nach dem Motto „Reinschauen, Zuhören und Zusehen“. Es sei doch toll, was die jungen Leute auf die Beine gestellt haben, so Friedlein. Die Aktion soll auch deutlich machen, wie großartig die Kulmbacher Innenstadt sei und was sie alles zu bieten habe. Für alle Teilnehmer gab es von ihr eine Dönerbox und für das P-Seminar einen Gutschein. „Weil wir die Herzen erreichen wollen, kommt unsere Musik auch von Herzen“, so der betreuende Projektleiter und Musiklehrer Hubertus Baumann. Er dirigierte das Blechbläserensemble zur Einstimmung am Holzmarkt. Dann ging es in den Geschäften weiter, Da gab es Tubaklänge von George Gershwin im Weltladen und Frank Sinatra für Saxofon im Schmuckladen. Im Hof des Ratskellers spielte ein Bläserduo vom Balkon, zu Pralinen und Cappuccino musizierte eine junge Geigerin und zwischen Brillengestellen ertönten Gitarren- und Flötenklänge. Die Aktion dürfe auf keinen Fall eine Eintagsfliege bleiben, war man sich in den Geschäften einig. „Ich war noch nie im Weltladen“, bekannte eine Frau aus Kulmbach, die sich dank der jungen Musiker gleich nach einem Geschenk für ihre Tochter umsah. Während bei einigen Läden, wie etwa Sissis Schmuckladen die Zuhörer bis vor der Ladentüre standen, gingen die Geschäfte in den Modeshops „Privera“ und „Wäschetraum“ unbeirrt weiter. Dazwischen sah man die Musiker von Geschäft zu Geschäft wechseln. „Es sind auf jeden Fall deutlich mehr Leute als sonst unterwegs“, stellte eine Passantin fest. Durch die Bank waren die Eindrücke positiv, viele Eltern der Schülerinnen und Schüler blieben die kompletten drei Stunden in der Innenstadt und nutzten den Aufenthalt zu einem Kaffee oder zumindest für ein Paar Bratwürste. Zum MGF-P-Seminar Musik „Kulmbach klingt“ gehörten: Jule Hanna, Felicia Hofmann, Lilly Hübner, Sophia Neubrand, Nicola Nußgräber, Josef Pezold, Magdalena Prokisch, Helene Rupp, Marlene Schinner und Jakob Schmitt. Außerdem wirkten mit: Antonia Bächer, Tim Beckmann, Vanessa Burrmann, Lena Daumann, Marlene Dippold, Lenia Eck, Emilia Haderdauer, Maya Häublein, Paul Hüttemann, Emma Jahreis, Leonie Johne, Tommy Johne, Lena Kellner, Lea Lauterbach, Jule Leimenstoll, Lukas Macht, Felix Maiwald, Johanna Matschke, Tim Müller, Lars Nützel, Judith Posel, Johann Rummer, Theo Sommer, Carl Sprinzel, Mia Stamm, Emmi Ulbrich, Amelie Wagner, Maria Weiche, Felix Werner, Emma Wernlein, Finia Wilsch, Christoph Zech, Helene Zenker, Noel Zink. Musiziert wurde in den folgenden Geschäften: Blumen im Ratskeller, Buchhandlung Friedrich, Esther Genusswelt, „Hoffmann Optic“, „Privera“, Sissis Schmuckladen, „Wäschetraum“ und im Weltladen.
Sommer, Sonne, Süden / Drei Stunden Partystimmung in der Dr.-Stammberger-Halle mit Daniela Alfinito und den „Schlagerpiloten“ Kulmbach. Es sind Schlager im besten Sinne, die da am Sonntag fast drei Stunden lang in der Dr.-Stammberger-Halle zu hören waren. Eingängige Melodien, flotte Rhythmen und Texte, die sich fast immer nur darum drehen, um Sonne, Sonne, Süden und um das große rote Herz. Ganz ausverkauft war die Halle bei Daniela Alfinito und den Schlagerpiloten nicht. Eigentlich schade, denn die Schlagerstars boten eine überaus professionelle, perfekte und mitreißende Show. Unter Schlagerfreunden gehören sie zu den ganz Großen: Daniela Alfinito war mit ihrem aktuellen Album „Frei und Grenzenlos“ zum fünften Mal in Folge auf der Spitzenposition in den deutschen Albumcharts. Auch die Schlagerpiloten, das sind Stefan Peters aus dem fränkischen Weissenburg und Kevin Marx aus dem Ruhrpott, sind in den Charts zuhause: nachdem es alle ihre vier bisherigen Alben in die Spitze geschafft hatten, erreichten sie mit „Rio“ ebenfalls Platz 1. Früher waren sie allerdings mal zu dritt. Sommer, Sonne, Süden und die Liebe, verpackt in flotten Party-Sound und dazu zwei smarte Interpreten, das sind die Schlagerpiloten., Zugegeben, ganz neu ist die Masche mit den Uniformen nicht, aber sie funktioniert noch immer. „Die Musik der Schlagerpiloten lockt die Sonne an Regentagen hinter den Wolken hervor“, heißt es in einem Pressetext und wenn man die beiden auf der Bühne so sieht, könnte man es fast glauben. Titel wie „Ole, Ole, Ole“, „Sommertraum von Mykonos“ oder „Te quiero amor“ sorgen durchaus auch mal für Mallorca-Feeling. Zugegeben, Refrains wie „Es war in Wuppertal, wo sie das Herz mir stahl“ mögen nicht jedermanns Sache sein. Aber sie verfehlen ihre Wirkung nicht und alles singt mit. Überhaupt scheinen die Piloten eine treue Anhängerschaft zu haben. Absolut textsicher sind viele Fans. Kein Wunder, behaupten die beiden von sich doch, dass sie auch für den deutschen Schlager stehen, „wie er früher einmal war“. Auch wenn es schon tausendmal geschrieben wurde, das musikalische Talent von Daniela Alfinito, die im Gegensatz zu vielen anderen Stars kein Problem mit ihrem Alter (52) hat, ganz offen damit umgeht und die sich gern als absolut authentisch bezeichnet, kommt nicht von ungefähr. Ihr Vater Bernd Ulrich und ihr Onkel Karl-Heinz Ulrich sind niemand anderes als die legendären Amigos, die seit vielen Jahren Schlager-Erfolge feiern und ebenfalls schon in Kulmbach zu Gast waren. Die gelernte Altenpflegerin, die diesen Beruf tatsächlich noch ausübt und die am nächsten Tag schon wieder um sechs Uhr morgens „bei ihren Omis“, 300 Kilometer entfernt, sein musste, thematisiert in ihren Songs häufig gescheiterte Beziehungen. Dabei kommt sie absolut authentisch und selbstbewusst rüber. Titel wie „Kämpferherz“, „Zu tief ins Herz“ oder „Hollywood“ sorgen für die notwendige Identifikation. Auf der Bühne ist Daniela Alfinito der absolute Profi, hatte sie doch schon im Alter von sieben Jahren einen ersten Auftritt mit ihrem Vater. „Es macht mir sehr große Freude, die Menschen um uns herum glücklich zu machen“, sagt sie. Fast schon zu einem Happening gerät die Pause, de mehrfach verlängert werden muss, so groß ist der Andrang an den Fanständen. Daniela Alfinito und die Schlagerpiloten geben unermüdlich Autogramme, signieren alles, was ihnen unter die Nasen gehalten wird, stellen sich für dutzende von Selfies zur Verfügung und haben für jeden Fan ein freundliches Wort übrig. Davon könnten sich so manche „Stars“ eine Scheibe abschneiden. Bilder: „Dürers Knechtlein“ im Badhaus / Autorin Kerstin Trimble stellte ihren neuen Roman vor Kulmbach. Das Historische Badhaus ist praktisch einer der Originalschauplätze ihres neuen Romans: die Nürnberger Autorin Kerstin Trimble hat dort am Donnerstagabend ihren im Sommer erschienenen Roman „Dürers Knechtlein“ vorgestellt. Zusammen mit der Gruppe „Alleweyl“ entführten Kerstin Trimble und das Trio mit Jenny und Gerhard Escher sowie Anja Wichmann in eine literarische und musikalische Zeitreise. Während die Autorin aus ihrem Roman vorlas, führten die Musiker auf historischen Instrumenten Lieder und Tänze des späten Mittelalters auf. Albrecht Dürer, auf dem Gipfel seines Ruhms, hat eigentlich keine Geduld für Lehrbuben, doch der feinsinnige Adrian berührt ihn mit seiner außergewöhnlichen Gabe und seinem rätselhaften Wesen. Nur ist das Wunderkind kein junger Knabe, sondern Klara, eine vor Zwangsheirat geflohene Malerstochter. Sie und der charmante Trickbetrüger Jakob führen nicht nur den Dürerhaushalt hinters Licht, sondern treiben in der ganzen Reichsstadt Nürnberg wahnwitzige Possen wider Aberglauben, Ablasshandel und anderes Irrsal. Dabei geht es auch in die Badhäuser der Region. Die Zuhörer erfuhren unter anderem auch, warum das spätmittelalterliche Badhaus, ähnlich wie heutige „Wellness-Tempel", für viele Menschen damals ein Highlight in ihrem arbeitsamen Alltag war, und dass manches Badhaus nicht nur der Sauberkeit, sondern auch anderen „zwischenmenschlichen" Aktivitäten diente. Kerstin Trimble ist eine erst ausgewanderte, dann heimgekehrte Nürnbergerin, deren Lokalpatriotismus sich in den langen Jahren fern der Noris nur noch verschlimmert hat. Als studierte Kulturwirtin führte ihr beruflicher und privater Weg sie nach England, Spanien, Frankreich und in die USA, wo sie neben ihrer Tätigkeit als High-School-Lehrerin die deutsch-amerikanische Community mit deutsch-englischen Romanen unterhielt. Heute lebt sie als freiberufliche Übersetzerin, Sprachlehrerin, Lektorin und Copy Writer in Großgründlach und schreibt immer noch zweisprachig, nun allerdings im Sprachpaar Hochdeutsch-Fränkisch. Der Roman „Dürers Knechtlein“ von Kerstin Trimble ist im Wifa Verlag Ansbach erschienen, hat 426 Seiten und kostet 16,80 Euro (ISBN 9783932884665). Bild: Kerstin Trimble stellte im Kulmbacher Badhaus ihren Roman „Dürers Knechtlein“ vor. Der Weg zum Selbst / Roland „Roldan“ Friedrich zeigt im Badhaus Skulpturen, Fotografien und Gedichte Kulmbach. Die Ausstellung des Fotografen und bildenden Künstlers Roland Friedrich, der sich das Pseudonym Roldan“ gegeben hat, soll „Wegspuren auf dem Pfad zum Selbst offenbaren“. So jedenfalls beschreibt es der in Veitlahm beheimatete Künstler. Die Skulpturen, Fotografien und Gedichte, die er seit Donnerstag in einer Ausstellung im Historischen Badhaus zeigt, führten den Betrachter „in das Gespräch zum eigenen Selbst und in die Welt der Moralität des Herzens“. Menschen mit ihrem „KulturLebenRaum“ zu versöhnen, das ist die Vision des Fotografen und bildenden Künstlers Roland Friedrich. Seine Bildsprache nimmt den Menschen unmittelbar wahr, schaut ihn in seinem ursprünglich individuellen Dasein an, will ihn aber nicht interpretieren. „So entsteht der schöpferische Freiraum für die wahre Entfaltung, für die Würde des Menschen“, erklärt Roland Friedrich. Er wird dann konkret, wenn er fordert, dass der Mensch eine Wesenstiefe benötigt um schöpferisch tätig zu werden und um die damit zusammengehörige Ehrfurcht vor dem Geist des Lebens zu entfalten. Der Künstler sieht sich als Weltenbürger, der in der derzeitigen Welt des egoistischen und erschreckend neu-nationalen Denkens schmerzlich fehle. Vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Ereignisse fand Roland Friedrich bei der Vernissage dann auch nachdenklich, fast schon düstere Worte. Ausgehend von seinem Bild „Der Eiserne Vorhang fällt“ sagte „Roldan“, dass der Eiserne Vorhang mittlerweile schon wieder aufgebaut sei. „Da haben wir keine Chance mehr.“ Wenn es auch noch Jahrtausende bis zu einer Apocalypse dauern werde, würden Krieg und Verwüstung schon jetzt überall beginnen. Als möglichen Leitfaden für ein menschliches Miteinander zitierte er die vier platonischen Kardinaltugenden Prudentia (Weisheit), Fortitudo (Tapferkeit), Temperantia (Bescheidenheit, Mäßigkeit) und Iustitia (Gerechtigkeit). „Roldan“ hat in den verschiedenen kleinen und großen, aber stets verwinkelten Räumen des Badhauses verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Da gibt es Fotos und Gemälde auf Leinwand, hinter Acrylglas, beschichtet auf Platten oder ganz klassisch gerahmt und im Passepartout. Auch einige großformatige Skulpturen und Reliefs sind zusehen. Ergänzend hat der Künstler kleine Gedichte und einige seiner Tagebucheinträge veröffentlicht. „Eine wunderbare kulturelle Vielfalt, die im Dreiklang ineinanderpasst“, so beschreibt Roland Friedrich selbst seine umfangreiche Werkschau. „Man muss sich tatsächlich durch die Ausstellung arbeiten“, sagte Kulmbachs 3. Bürgermeister Ralf Hartnack bei der Eröffnung. Passend zum Schauplatz wurde die Vernissage von der Gruppe „Alleweyl“ musikalisch umrahmt. Das Trio mit Jenny und Gerhard Escher sowie Anja Wichmann führte dabei auf historischen Instrumenten Lieder und Tänze des späten Mittelalters auf. Roland Friedrich, 1960 in Frankfurt am Main geboren, hat das Handwerk des Schreiners gelernt, war viele Jahre lang als Kunst- und Werklehrer tätig. Er ist Bildhauer, Fotograf, Kunstpädagoge, hat Bücher veröffentlicht, er besitzt ein Diplom im Kulturmanagement, war jahrzehntelang Gründungsvorstand eines privaten Musikinstituts und hat seine Holz-, Stein- und Bronzeskulpturen im In- und Ausland gezeigt. Zuletzt war er im vergangenen Jahr mit seiner Ausstellung „Das Antlitz des Selbst“ im Himmelkroner Stiftskirchenmuseum an die Öffentlichkeit getreten. Bei den Kulmbacher Sommerkunstwochen bietet er Kurse im Holzschnitzen für Kinder und Jugendliche an. Nicht zuletzt ist er in der Region auch durch seine Publikation „Schau dich um“ bekannt geworden, in der er seit zehn Jahren „Inweltperspektiven und Lebensbilder“ rund um den „KulturLebenRaum“ am Patersberg veröffentlicht. 2020 ist sein Gedichtband „Das Antlitz des Selbst“ mit tiefsinnigen Gedichten und Texten über die Ehrfurcht vor dem Geist des Lebens erschienen. Die Ausstellung „Der Weg zum Selbst“ mit Werken von Roland „Roldan“ Friedrich ist noch bis zum 12. November jeweils freitags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr im Historischen Badhaus in Kulmbach zu sehen. Der Eintritt ist frei. Bild: „Schöpferischer Freiraum für die Würde des Menschen. Roland „Roldan“ Friedrich bei der Vernissage seiner Ausstellung im Historischen Badhaus. Stille als Zeitmaß / Kammerchor ExSilentio unter Lukas Alois Roth gastiert in Bayreuth und Ludwigschorgast Ludwigschorgast/Bayreuth. Dem Klang der Stille auf den Grund gehen, das ist das Ziel eines neuen Projektes des Kammerchors ExSilentio. „Das Programm knüpft inhaltlich an Gedanken unserer zurückliegenden Produktion mit dem Titel ´Stimmen an verstummten Stellen´ an“, sagt Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast, Gründer und Leiter des Kammerchores sowie Vorstand des neugegründeten Vereins „Kunstwert – Wir machen Kultur“. Das Thema ist ähnlich, das Programm besteht diesmal aber aus geistlichen Werken. Neben Konzerten am 20. Oktober in Dresden und am 21. Oktober in Zwickau wird es auch zwei Auftritte in der Region geben: am 15. Oktober um 16 Uhr in der Schlosskirche in Bayreuth und am 22. Oktober zum 50. Kirchenjubiläum in der St.-Bartholomäus-Kirche in Ludwigschorgast. Wie bei „ExSilentio“ üblich ist das Programm weitab des Mainstreams angesiedelt. Sogar eine Uraufführung gibt es mit dem Werk „Insilentio“ des Dresdner Komponisten Maximilian Nikolai. Das Werk bezieht sich inhaltlich auf den Psalm 130 und setzt auf „Stille als Zeitmaß“. Da darf man gespannt sein, was sich der junge Komponist aus dem Umfeld der Dresdner Musikhochschule so ausgedacht hat. Dresden ist für Lukas Alois Roth auch eine Art Wahlheimat. An der dortigen „Hochschule für Musik Carl Maria von Weber“ belegt er die Fächer Schulmusik, Musikpraxis und Dirigieren und steht kurz vor dem Abschluss. Dort leitet er nicht nur den Kammerchor „ExSilentio“, in Pillnitz bei Dresden ist er Chef des dortigen Kirchenchores und an der Musikhochschule ist er Assistent des Hochschulchores. In der Region hat ihn das Benefizprojekt „Musik verbindet“ bekannt gemacht. Dabei hat er einen Chor und eine Band auf die Beine gestellt und Benefizkonzerte veröffentlicht. Rund 60000 Euro wurden seitdem für wohltätige Zwecke eingespielt. Bei den Konzerten in Dresden, Zwickau, Bayreuth und Ludwigschorgast werden die Banduristin Nadiia Istiufeieva und Burkhart Matthias Schürmann als Gastdirigent und als Sprecher zu hören sein. Auf dem Programm stehen weiterhin A-Capella-Chorsätze von Christian Lahnsen, Gabriel Faure, Zeitgenössisches des lettischen Komponisten Peteris Vasks und Sätze aus der Messe von Mikis Theodorakis. Das Konzert in Ludwigschorgast ist eingebettet in das Jubiläumsprogramm 50 Jahre neue St. Bartholomäus-Kirche. Sie wurde damals an die historische Pfarrkirche angebaut und wird für Sonn- und Feiertagsgottesdienste genutzt. Eine Besonderheit dabei ist, dass der mittlerweile verstorbene Großvater von Lukas Alois Roth an der Planung und am Bau des Gotteshauses beteiligt und dort auch als Organist tätig war. Im Festgottesdienst zur Einweihung 1973 hatte der Großvater dort auch den Chor geleitet, eine Tradition, an die der Enkel jetzt anknüpft. Der Chor „ExSilentio“ trägt seinen Namen ganz bewusst. „Aus der Stille heraus“ war die Formation während der Pandemie entstanden. Ziel war es von Anfang an, gemeinsam, nachhaltig und auf hohem Niveau zu musizieren. Die Konzerte mit dem Titel „Silence“ des ExSilentio Kammerchors finden am Sonntag, 15.10. um 16 Uhr in der Schlosskirche Bayreuth und am Sonntag, 22.10. um 18.30 Uhr in der St- Bartholomäus-Kirche in Ludwigschorgast statt. Der Eintritt ist frei. Bild: Lukas Alois Roth ist Gründer und Leiter des Kammerchors ExSilentio. Mit der Formation gastiert er demnächst in Bayreuth und in Ludwigschorgast. Wahnsinn mit „Wolle“ / Wolfgang-Petry-Show rockt die Freiheitshalle Hof. Fast hätte man glauben mögen, „Wolle“ kommt persönlich vorbei, bei der Wolfgang-Petry-Party am Mittwochabend in der Freiheitshalle. So sah es zumindest auf den Plakaten aus und einige Besucher gingen tatsächlich davon aus. Doch in Wirklichkeit hat Wolfgang Petry schon vor rund 15 Jahren Abschied von der Live-Bühne genommen. Richtige Fans wissen das und die waren ganz klar in der Mehrzahl. Also feierten sie ihn mit einer großen Party, die den Namen „Wahnsinn“ wirklich verdient hat. Wolfgang Petry, das ist Stimmung, Spaß und Power zum Mitsingen. Damit das auch funktioniert, wurden sogar die meisten Texte oberhalb der riesigen Bühne während der Songs eingeblendet. 18 Millionen Tonträger soll er angeblich verkauft haben, Wolfgang Petry ist aber auch durch seine karierten Holzfällerhemden und seine Freundschaftsbänder in Erinnerung geblieben. Beides suchte man bei der „Wahnsinn“-Show, zumindest auf der Bühne, vergebens. Dafür um so mehr im Publikum, dazu gab es jede Menge Schlager im rockigen Gewand. Man kennt sie alle, denn zu Wolfgang Petrys Zeiten lief das alles im Radio rauf und runter. Für den richtigen Sound bei der Petry-Party sorgten gleich vier phänomenale Sängerinnen und Sänger: Chantal Jansen, Nastassja Giuila, Pat Lawson und Konrad Wissmath. Natürlich gab es sämtliche Wolfgang -Petry-Hits, wie etwa „Der Himmel brennt“, „Wahnsinn“, „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’ n“, „Bronze, Silber und Gold“, „Augen zu und durch“ und „Weiß der Geier“. Aber auch Titel aus den Anfangsjahren waren dabei wie etwa „Gianna“ oder Jessica“. Manches in neuem Gewand, etwa im Country-and-Western-Stil, anderes auch ganz ungewohnt, etwa wenn Petry-Klassiker von Frauenstimmen interpretiert werden. Gleichzeitig war die Show aber auch eine Zeitreise in die 1990er Jahre. Im Stil eines echten „Wolle“-Konzerts schließt „Wahnsinn!“ an das legendäre Konzert von Wolfgang Petrys umjubelter „Einfach Geil“-Tournee aus dem Jahr 1999 an. Ausschnitte davon sind immer wieder auf der Großbildleinwand hinter der Bühne zu sehen. Da werden noch einmal all die großen Emotionen und die pure Lebensfreude sichtbar, die Wolfgang Petry immer ausgestrahlt hat. Neben der phänomenalen Band mit Alex Klier (Bass), Bernd Junker (Schlagzeug), Sebastian Padotzke (Keyboards und Saxofon) sowie Martin Kursawe (Gitarre) standen bei der Show auch die Tänzerinnen Gabriel Pitoni, Fiona Kiara Fricke, Mary Kalidien, Ivan Dubinin, Victoria Henze und Linda Scherp im Mittelpunkt. Ihre Aufgabe bestand es in erster Linie darin, dem Publikum so richtig einzuheizen und Musik für die Augen zu bieten. Nach Angaben der Veranstalter wurden allein bei der Tour im zurückliegenden Jahr 50.000 Tickets verkauft. Auch in den großen TV-Shows war „Wahnsinn!“ schon zu sehen, beispielsweise bei Florian Silbereisens „Schlagerboom“ oder auch bei der „Die Schlagernacht des Jahres“. Lediglich der Merchandising-Stand war in Hof nicht so gefragt. Kein Wunder, bei Mondpreisen von fünf Euro für ein einfaches Plastikfeuerzeug oder zehn Euro für ein Schlüsselband mit der Aufschrift „Wahnsinn“. Bilder: Partystimmung pur: Die Wolfgang-Petry-Party mit dem Titel „Wahnsinn“ gastierte am Mittwochabend in der Freiheitshalle. Musik als Schicksalsfrage / Hofer Symphoniker starteten Spielzeit mit Saent-Sains, Tschaikowsky und einer zeitgenössischen Komposition Hof. Unter dem Motto „Schicksalsfragen stand das erste Konzert der Hofer Symphoniker in der neuen Spielzeit am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle. Nun ist die Schicksals-Thematik in der Musik der Romantik allgegenwärtig. Peter Tschaikowskys 4. Sinfonie kommt dabei eine Schlüsselstellung zu. Bei Camille Saint-Saens wird es schon schwieriger, wirkliche schicksalhafte Züge zu erkennen. Ganz unmittelbar berührt nahezu jede Musik, ganz gleich welcher Epoche, die Seele und bringt die Menschen in Resonanz. Wo könnte man da besser ansetzen als bei einer zeitgenössischen Komposition? Grummelnde tiefe Streicher, eindrucksvolle Bläsersätze, irgendwo zwischen Minimal Music und Choral, das ist Anna Clynes Orchesterstück „This Midnight Hour”, eine Komposition aus dem Jahr 2015 nach Gedichten von Juan Ramón Jiménez („La musica“) und Charles Baudelaire („Harmonie du soir“). Wenn die Dirigentin, die in China geborene Neuseeländerin Tianyi Lu diese „Mitternachtsstunde“ für großes Orchester in Hof auf das Programm gesetzt hat, dann zeigt das vor allem eines: die unglaubliche Flexibilität dieses Klangkörpers. Obwohl es mit einer Spieldauer von gut zehn Minuten nur ein relativ kurzes Stück ist, so beinhaltet es doch alle nur denkbaren orchestralen Möglichkeiten. „“This midnight hour“ zeigt aber auch, wie abwechslungsreich und fesselnd zeitgenössische Musik sein kann, gerne auch mal zugänglich, auf traditionelle Harmonien aufbauend und unglaublich sentimental. In bester Partnerschaft musizieren die niederländische Cellistin Harriet Krijgh und die Hofer Symphoniker unter Tianyi Lu das erste Cellokonzert a-Moll op. 33 des Franzosen Camille Saint-Saëns. Die Solistin präsentiert ihren Part elegant und gedämpft virtuos, die Symphoniker spielen dazu sanft und behutsam. Empfindsam kostet Harriet Krijgh die vielen wunderbaren Details des Konzertes technisch versiert aus und setzt auf die bestechende Originalität des Werkes wie den überleitenden Pianissimo-Takten vor dem Mittelsatz. Die Solistin weiß um die sinnlich schwelgerische Kantabilität, die den Solopart dieses Konzertes dominieren. Als Zugabe gab es neben einem Klingelton aus dem Publikum eine Sarabande von Johann Sebastian Bach. Ein musikalisches Kleinod an das andere gereiht und trotzdem den großen Bogen nicht aus den Augen verlierend, so präsentieren die Symphoniker Peter Tschaikowskys schicksalhafte 4. Symphonie f-Moll op. 36, eine der am meisten aufgeführten Werke des Komponisten. Hier geht es nun wirklich um Schicksalsfragen, um Sehnsüchte und düstere Vorahnungen, etwa im entsprechenden „Schicksalsmotiv,“ das im ersten Satz gleich mehrfach ertönt, aber im triumphal virtuosen Finale auch um ein versöhnliches Ende. Überaus sorgfältig, ja akribisch klingt das, was die sympathische Dirigentin aus dem Orchester herausholt. Tianyi Lu ist eine Musikerin, die für ihre Interpretation brennt. Mit weit ausholenden Gesten führt sie das Orchester, fast scheint es, als tänzelt sie auf dem Podium, meist auf den Zehenspitzen stehend, zeigt sie exakt, wie sie sich diese und jene Phrasierung vorstellt und die Musiker folgen ihr genauestens. Da werden die Nebenstimmen deutlich hervorgehoben, bis ein runder Gesamtklang entsteht. Behutsam, aber dennoch stringent folgt die Dirigentin der unglaublichen Kontrast- und Steigerungsdynamik des Komponisten. Größte Freude und größter Schmerz liegen eben oft nah beieinander. Verzögerungen, Beschleunigungen, ein Anschwellen bis ins äußerste Fortissimo, das alles kostet Tianyi Lu genüsslich aus. Wunderbar ertönen im zweiten Satz die prägend innigen Melodien, bevor im dritten Satz ein leicht und transparent klingendes Pizzicato-Scherzo den Raum füllt. Das triumphale Ende ist praktisch nicht mehr steigerungsfähig. Mit einem langen anhaltenden Applaus werden die Symphoniker und ihre charismatische Dirigentin am Ende belohnt. Maestro der leisen Töne / König des Klezmer in Kulmbach: Giora Feidmann begeisterte sein Publikum in der Petrikirche Kulmbach. Mit der „Friendship-Tour“ zu seinem 75-jährigem (!) Bühnenjubiläum gastierte der „König des Klezmer“, der Klarinettist Giora Feidman, am Dienstagabend seit langer Zeit endlich wieder einmal in der Region. Der Weltstar war diesmal mit seinem Ensemble „Klezmer virtuos“ in die Petrikirche gekommen, um sowohl traditionelle jüdische Klänge, klassische christliche Kompositionen und auch Populäres geschickt miteinander zu verknüpfen. In der gut besetzten Kirche wirkt Feidmans exzellent virtuoses Spiel tiefempfunden und innig. In dem Gotteshaus vermag Feidman mit der Klarinette selbst die Stille noch zum Klingen zu bringen. Durch den Mittelgang betritt er die Kirche, ganz leise, fast tonlos spielend. Der Klang kommt aus der Stille. Der Maestro der leisen Töne besänftigt manche Kadenz bis zur Tonlosigkeit. Aus einer einzigen Linie zaubert der Musiker Freude und Glück, Trauer und Melancholie. Das Instrument betet und klagt, dann wieder lacht und jubelt es. Giora Feidman, der den Titel „Klezmer-König“ seit vielen Jahren zu Recht trägt, ist genauso ein geschätzter und geachteter Musiker wie Botschafter zwischen Juden und Deutschen, und als solcher fast schon eine Art lebende Legende. So tritt er auch bei seinem Kulmbacher Gastspiel, diesmal notwendiger denn je, wieder als unermüdlicher Prediger für den Frieden und für das Miteinander der Religionen auf. In einem Gemisch aus Englisch und Deutsch erklärt er, was Freundschaft, das Motto der Tour, bedeutet: Respekt, Dank und Glück. Musikalisch setzt er ein Zeichen, indem er beispielsweise auch zwei Kompositionen des iranischen Komponisten Majid Montazer in sein Programm aufgenommen hat. Freilich gibt es auch Populäres, Leonard Cohens „Halleluja“ etwa, zwei Tangos von Astor Piazolla oder „What a wonderful world“ von Louis Armstrong. Ein Phänomen ist Giora Feidman in jedem Fall. Mittlerweile 87 Jahre jung, reist er noch immer unermüdlich durch die Lande, das Konzert bestreitet er größtenteils sitzend. Die jetzige Tour hat irgendwann im Sommer begonnen, sein Konzertkalender geht bis Ende Januar, wobei er nahezu jeden Abend in einer anderen Stadt auftritt. Dennoch gelten die Konzerte Feidmans immer irgendwie als außerordentlich, denn er spult kein einstudiertes Programm ab, sondern lebt in seinem Auftritt. Sein Publikum bringt ihm zum Dank dafür ungeteilten Zuspruch entgegen. So auch in der Petrikirche: mal Klarinette solo, mal im Zusammenspiel mit seinen Musikern Konstantin Ischenko (Akkordeon), Hila Ofek (Harfe) und Andre Tsirlin (Saxofon und Klarinette). Fast ein Familienunternehmen, denn Hila Ofek ist Giora Feidmans Enkelin und Andre Tsirlin deren Ehemann. Giora Feidman und Klezmer Virtuos verzaubern die Gäste mit Klängen zwischen Träumen und Lachen, leidvoller Melancholie und halsbrecherischer Virtuosität. 18 Jahre lang war er erster Klarinettist des Israel Philharmonic Orchestra, ehe er sich in den siebziger Jahren auf den Weg des Klezmers rund um die Welt machte. „Die meisten Besucher haben eine Geschichte mit Giora Feidman“, hatte Dekan Friedrich Hohenberger zu Beginn in seiner Begrüßung gesagt und tatsächlich: In Deutschland hatte sein außergewöhnlicher Erfolg mit Peter Zadeks „Ghetto“-Inszenierung begonnen. Auch die Oskar-preisgekrönte Musik zu Spielbergs „Schindlers Liste“ wurde für Giora Feidman geschrieben. Unvergessen ist sein Auftritt 1995 im deutschen Bundestag, 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Selbst in der Region hat der Musiker schon seine Spuren hinterlassen: Mit Teilnehmern des Festivals Junger Künstler studierte er 1996 die Kammeroper „Lilith“ ein, er gastierte unter anderem 2005 bei den Plassenburg-Open-Airs und 2006 in der Bayreuther Stadtkirche. Dass Klezmer nach Meinung Feidmans kein bestimmtes Repertoire, sondern vielmehr eine Einstellung zur Musik bezeichnet, zeigte das übrige Programm. Da gab es jüdische Folklore, jüdische Tänze, Klezmer-Musik in bester Tradition mit den unterschiedlichsten Einflüssen, die dank Giora Feidman seit Anfang der achtziger Jahre als eigenständige, multikulturelle Kunstform ihren Siegeszug um die Welt angetreten hatte. Noch bevor die Zuhörer wieder traditionell mitsingen durften und er am Ende wieder durch den Mittelgang abgeht, gab es im Kirchenschiff Standing Ovations und minutenlangen Applaus. Sogar zum Signieren von Büchern, CDs und Notenheften nahm er sich im Anschluss noch Zeit. Bilder: Tiefempfundenes Gefühl und exzellente Virtuosität: Klezmer-König Giora Feidman mit seinem Ensemble in der Petrikirche. Zeitgeist versus Zauberflöte / Umjubelte Opernpremiere am Theater Hof Hof. Es ist keine Zauberflöte, wie man sie kennt oder vielleicht erwarten würde. Kein Felsengebirge, keine sternengekrönte Königin der Nacht, nichts Romantisches, Idealistisches oder Magisches, alles das sucht man vergebens. Regisseurin Kerstin Steeb erzählt eine andere Geschichte, mit der am Samstagabend am Theater Hof die Spielzeit eröffnet wurde. Andere Bilder, andere Kostüme und sogar andere Dialoge, die von der Autorin Ivana Sokola verfasst wurden. Irrungen und Wirrungen spielen dabei eine große Rolle, Machtkämpfe, alle möglichen Konflikte, Naturzerstörung, Emanzipation: ganz schön viele Themen, die Kerstin Steeb in ihre Inszenierung gepackt hat und die sie letztlich dann doch immer nur anreißen kann. Gut, dass es die neuen, überaus gelungenen, logischen und schlüssigen Dialoge von Ivana Sokola gibt, die einen direkten Bezug zur Gegenwart herstellen und die nicht nur manches Handlungsdetail, sondern auch einige Dinge der Inszenierung klären. Zugegeben, so ganz zeitgemäß waren weder die Dialoge noch das Libretto von Emanuel Schikaneder ja schon längst nicht mehr. Allerding scheint es in der Produktion so, als habe der Zeitgeist über die Zauberflöte gesiegt. Da kommt einem so manches doch ein wenig aufgesetzt vor. Etwa wenn bei der Feuer- und Wasserprobe Videosequenzen von brennenden Urwäldern und überfluteten Dörfern auf die Bühne projiziert werden. Dem Zeitgeist geschuldet ist auch, wenn Monostatos plötzlich kein Mohr mehr ist, wie es im Libretto von Emmanuel Schikaneder steht, sondern mit extra weiß geschminkten Gesicht auftritt. Sogar seinen Text hat man geändert. Da wird aus dem „Schwarzen“ plötzlich ein „Fremder“. Und in dem Duett Pamina / Papageno heißt es plötzlich nicht mehr „Mann und Frau und Frau und Mann“, sondern auch „Mann und Mann, reichen an die Gottheit an“. Das alles sind freilich nur Lappalien. Denn davon abgesehen bieten das Produktionsteam und die Mitwirkenden drei Stunden lang bestes Regietheater. Bei Bühnenbildner Jan Hendrik Neidert beginnt die Handlung in einer zerstörten Welt. Von Natur kaum noch eine Spur, stattdessen überall Zivilisationsschrott, Asche und Brandspuren. Als Gegenpart dazu wird Sarastros Welt komplett durchtechnisiert, bis hin zum E-Roller, gezeigt, hell beleuchtet, steril, desinfiziert und klinisch rein. Erstaunlich ist auch, was die Technik des Hofer Theaters so alles hergibt. Dirigent Ivo Hentschel, der die Zauberflöte schon an vielen Theatern geleitet hatte, lässt sich von all dem nicht beeinflussen. Seine Interpretation ist absolut geradlinig. Die Hofer Symphoniker musizieren wunderbar ausbalanciert, der Chor singt mit Liebe zum Detail. Ivo Hentschel charakterisiert jeden einzelnen Protagonisten punktgenau. Forsch in den Tempi, voller Dramatik, mit schlankem und gebündeltem Klang schon in der Ouvertüre. Stimmlich absolut souverän und hervorragend disponiert agieren sämtliche Solisten. Das Vokalensemble ist bestens aufeinander abgestimmt. Allen voran Minseok Kim. Er gibt den Tamino mit heller, schlanker Stimme, in der sich jede Menge Verzagtheit und Emotion widerspiegeln. Er ist der einzige, dem die Kostümbildnerin Lorena Diaz Stephens Straßenkleidung mit Kapuzenpulli und Turnschuhen verpasst hat, alle anderen Protagonisten haben Fantasiekostüme an. Stimmlich auf voller Höhe verkörpert Sophie Magdalena Reuter eine lyrisch-intensive Pamina. Lebhaft, stimmlich ohne irgendwelche Probleme und mit jeder Menge Komik gibt Andrii Chakov den Papageno. Da ist Henriette Schein als Papagena die absolute Idealbesetzung dazu. Es ist nicht die längste, aber bestimmt die schwerste Partie: Glockenrein intoniert Laura Braun die Koloraturen der Königin der Nacht, in den ruhigen Teilen kann sie durch eine lyrische Stimmführung überzeugen. Michal Rudzinski singt den Sarastro mit kernigem, warm timbriertem Bass und Markus Gruber gibt den Monostatos. In weiteren Rollen sind Thilo Andersson und Kwanghun Mun als die beiden Geharnischten, Stefanie Rhaue, Marta Mika und Inga Lisa Lehrt als die drei Damen der Königin sowie Masako Iwamoto-Ruiter, Dong-Joo Kim und Annett Tsoungui als „Genien“ zu erleben. In konventionellen Inszenierungen werden die „Schutzgeister“ durch Knabensoprane verkörpert. Am Ende gibt es großen Jubel für alle Mitwirkenden, auch für das Regieteam. Sogar das komplette Orchester erscheint auf der Bühne. Die Zauberflöte steht bis Ende Oktober noch sechs Mal auf dem Spielplan (27. und 30. September, sowie 8., 13., 15., und 29. Oktober). Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr, lediglich am 29. Oktober fängt die Aufführung schon um 18 Uhr an. Ein Gastspiel gibt es am 5. Oktober um 19.30 Uhr im Rosenthal-Theater in Selb. Große Gefühle und große Namen / Dreifachmatinee zur Spielzeiteröffnung am Theater Hof Hof. Liebe, Hass, Rache, Gewalt und große Gefühle: dafür steht das Theater im Allgemeinen und das Theater Hof im Besonderen. Um all dies geht es auch in den ersten drei Premieren der neuen Spielzeit. Wenn dann auch noch so große Namen dazukommen, wie Wolfgang Amadeus Mozart, Andrew Lloyd Webber und William Shakespeare, steht dem perfekten Theatererlebnis nichts mehr im Weg. Die ersten drei Premieren der kommenden Saison stehen mit Mozarts „Zauberflöte“, Shakespeares „Hamlet“ und Webbers „Tell me on a sunday” dafür. Alle drei Stücke stellten die Produktionsteams und einige der Solisten am Sonntag in einer Matinee den Hofer Theaterfreunden vor und waren dabei auf große Resonanz gestoßen, wie ein gut gefülltes Großes Haus zeigen sollte. Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ hat am kommenden Samstag, 23. September um 19.30 Uhr, in der Inszenierung von Kerstin Steeb Premiere. Wer eine romantisierende, verkitschte „Zauberflöte“ erwartet, der wird bestimmt enttäuscht werden. Regisseurin Steeb und di beiden Bühnen- und Kostümbildnern Lorena Diaz Stephens und Jan Hendrik Neidert sprachen bei der Matinee von Elementen der Naturzerstörung, des Generationenkonflikts, vom Kampf um die Macht. All das will das Produktionsteam in einem apokalyptisch anmutenden Bild auf die Bühne bringen. Das Besondere daran ist, die junge Autorin und vielfache Literaturpreisträgerin Ivana Sokola hat dazu eine Neufassung der Dialoge geschrieben, die einen direkten Bezug zur Gegenwart herstellen wird. Man darf also gespannt sein. Von Mozart zu Shakespeare ist der Weg weit kürzer, als man denkt. Das wurde jedenfalls im Gespräch mit Reinhard Friese, dem Intendanten des Theaters Hof deutlich, der den „Hamlet“ neu inszeniert hat. Premiere ist am 7. Oktober um 19.30 Uhr ebenfalls im Großen Haus. Auch hier geht es nach den Worten des Intendanten und Regisseurs um Generationenkonflikte, um Liebe und Rache. Parallelen zur „Zauberflöte“ sind nicht zu übersehen. Bemerkenswert ist es, dass Reinhard Friese nicht auf die allgemein gebräuchliche Übersetzung des Shakespeare-Textes von August Wilhelm Schlegel zurückgreift, sondern auf die des zeitgenössischen Literaten Frank Günther. Bemerkenswert, so verspricht es der Intendant, soll auch die Fechtszene am Schluss sein, nicht mir klassischen Schwertern, sondern mit Katananen, also japanischen Samurai-Schwertern. „Die Fechtszenen haben sie so noch nie gesehen“, versprach der Intendant. Bleibt noch die dritte Premiere mit Webbers Ein-Personen-Musical „Tell me on a sunday“. Premiere ist am kommenden Sonntag, 24. September um 19.30 Uhr im Studio des Theaters. Das Musical selbst ist relativ unbekannt, einzelne Titel daraus sind längst um so bekanntere Popsongs geworden. Der „Unexpected Song“ beispielsweise, das Titellied „Tell me on a Sunday“ oder „Take that look of your face”, ein Lied, das es sogar in die Charts geschafft hatte. In dem ursprünglich als TV-Special konzipierten Stück geht es um die Suche nach der großen Liebe quer durch Amerika. Inszenieren wird Florian Lührsdorf, die musikalische Leitung hat Rebecca Lang übernommen, spielen und singen wird Cornelia Löhr. Sie war s auch, die bei der Matinee den Reigen der musikalischen Kostproben mit dem Song „Ein rätselhaftes Lied“ („Unexpected Song“) eröffnet hatte. Aus der „Zauberflöte“ gab es eine Arie und dem Duett mit den Solisten Sophie Magdalena Reuter, Andrii Chakov und Minseok Kim. Eine Szene aus dem „Hamlet“ spielten Carolin Waltsgott und Oliver Hildebrandt. Bild: Mit einer Szene aus der Tragödie „Hamlet“ von William Shakespeare machten Carolin Waltsgott und Oliver Hildebrandt bei der Matinee am Sonntag im Theater Hof Lust auf die Premiere, die am 7. Oktober stattfindet. Verwirklichung des europäischen Gedankens durch Verständigung und Vernetzung / Cornelia Morsch vertrat Kulmbach beim EU-Network-Symposium in der Partnerstadt Rust Kulmbach/Rust. Unter dem Motto „small is beautiful“ hat in der Freistadt Rust im österreichischen Burgenland das 23. EU-Art-Network-Symposium stattgefunden. Die Veranstaltung vereint alljährlich unter anderem Maler, Bildhauer, Literaten und Musiker. 30 Künstler aus zehn Nationen waren in diesem Jahr vertreten, mit dabei die Kulmbacher Malerin und zweite Vorsitzende des Kunstvereins Cornelia Morsch. Mit Gudrun Schüler und Thomas Brix aus Bayreuth sowie Michaela Schwarzmann aus Eggolsheim vertraten Deutschland gleich vier Künstler, die dem Berufsverband der bildenden Künstler Oberfranken angehören. „Es ist schon eine Auszeichnung, dort eingeladen zu werden“, freute sich Cornelia Morsch. Immerhin handle es sich bei EU-Art-Network um eines der wichtigsten Symposien im Burgenland und die Kulmbacherin durfte die Farben der Partnerstadt schon zum zweiten Mal vertreten. Oberstes Ziel ist die Verwirklichung des europäischen Gedankens durch Verständigung und Vernetzung. Der Titel geht dabei auf ein Buch des Ökonomen Ernst Friedrich Schumacher zurück, in dem er den Raubbau an den Ressourcen kritisiert. Bei der Veranstaltung steht die internationale zeitgenössische Kunst aus den verschiedensten Sparten im Vordergrund. So nahm auch ein Video-Künstler aus Spanien, ein Land-Art-Künstler aus Kroatien und eine Malerin aus Polen daran teil. Cornelia Morsch spricht von einem echten Ereignis. Sogar das österreichische Fernsehen hatte in einem langen Beitrag, der in der Mediathek des ORF noch immer zu sehen ist, darüber berichtet. Zehn Tag lang sei intensiv gearbeitet worden. „Es war ein Klima der Wertschätzung und des Miteinanders“, so die Malerin. Einheimische und Gäste der Stadt hatten die Möglichkeit, den Künstlern beim Arbeiten über die Schulter zu blicken. Zum Abschluss gab es eine Ausstellung im Seehof von Rust. Die Schau wird demnächst auf Tour durch mehrere europäischen Länder gehen. Aufgrund der Kulturpartnerschaft, die das österreichische Burgenland mit der Stadt Bayreuth unterhält, werden sämtlicher Werke demnächst auch in Bayreuth gezeigt. Cornelia Morsch zeichnete beim Symposium mit feinem Strich auf 30 mal 30 Zentimeter großen Holztafeln. Was auf dem ersten Bild mit dem Titel „Am Ende der Spitze“ wie ein Wurzelfragment aussieht, verändert sich auf dem zweiten Blick zum Wolkenkratzer und gibt weiterer Betrachtung neue Einblicke frei. Das Thema „small ist beautiful“ sei von anderen Teilnehmern aber teilweise auch ganz anders umgesetzt worden. Wolfgang Horvath, der künstlerische Kurator der Ausstellung interpretierte es politisch und sah darin das „Ende der Unendlichkeit“. Michaela Schwarmann aus Eggolsheim skizzierte die Hände sämtlicher Teilnehmer und setzte die Skizzen mit Faden und Nähmaschinen auf einem Fries künstlerisch um. Gudrun Schüler aus Bayreuth widmete sich mit zarten Tuschzeichnungen verschiedenen Kleinoden, die jeder besitzt, die nur für ihn wichtig sind und die einen Gegenpol zum überbordenden Konsumverhalten bilden sollen. Die Ausstellung mit einer Auswahl der Werke aus dem EU-Art-Network-Symposium Rust aus den Jahren 2020 bis 2023 wird am 4. Oktober um 18 Uhr in der Ausstellungshalle des Neuen Rathauses in Bayreuth eröffnet. Sie ist dort bis zum 27. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag jeweils von 9 bis 17 Uhr, Freitag von 9 bis 15 Uhr. Bild: „Small ist beautiful“: die Kulmbacher Malerin Cornelia Morsch beim EU-Art-Symposium in Rust. Foto: Bassam Halaka Völkerverbindung durch Kunst / Europa-Symposium Thurnau: Hochkarätige Werkschau im Töpfermuseum eröffnet Thurnau. „Europa lebt, vor allem in Thurnau.“ So hat es Manfred Gareis, Vorsitzender des Fördervereins, bei der Vernissage zum Europa-Symposium Thurnau am Sonntag im Töpfermuseum formuliert. 15 hochkarätige Künstler, Bildhauer und Maler, aus Tschechien, Deutschland und Polen haben gut eine Woche lang in Thurnau gearbeitet, sich von den alten Mauern inspirieren lassen und ihre Kreativität ausleben können. Exakt 79 Werkstücke sind entstanden. Einen Querschnitt davon zeigt das Töpfermuseum in einer Sonderausstellung noch bis zum 1. Oktober. Das Motto „Kunst baut Brücken“ sei nach wie vor hochaktuell, sagte Manfred Gareis bei der Vernissage. Vielleicht sogar aktueller als je zuvor, wenn man auf die derzeitigen Geschehnisse blicke. Sämtliche Künstler seien überaus motiviert nach Thurnau gekommen und hätten hier frei, das heißt, ohne thematische Vorgaben, arbeiten können. Lediglich die Bildhauer seien schon einige Tage vorher angereist und sich im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt eingerichtet. Die Maler arbeiteten fast alle im Schloss, in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte. Martin Auer aus Würzburg beispielsweise. Er war zum ersten Mal dabei, war mit dem Wohnmobil angereist und hatte seinen Hund Moreno mitgebracht. Ebenfalls zum ersten Mal in Thurnau war auch Holger Ritzhaupt aus Röthlein bei Schweinfurt. Genauso wie Auer ist auch er Bildhauer und arbeitet mit fränkischem Sandstein. Ein Dauergast ist dagegen Rudolf Schneidmadel, der nicht nur fränkischen Sandstein, sondern auch spanischen Marmor mitgebracht hatte. Lokalmatador ist Michael Sauer. Ihm gehört der Skulpturengarten, in dem die Bildhauer arbeiteten. Sein Werk in der Ausstellung heißt „Die diebische Elster“ und ist ein absoluter Blickfang. Bleibt noch Florian Tully aus Gerolzhofen, der seit vielen Jahren immer wieder nach Thurnau kommt und schon viele Bildhauerkollegen mitgebracht hat. Eine Sonderstellung nimmt der Stahlkünstler Thomás Doleyš aus Prag ein. Er arbeitet mit Cortenstahl, einem wetterfesten Baustahl, der oberflächlich eine leichte Rostschicht bildet und dadurch eine ganz besondere Ausstrahlung hat. Sein Werk, eine, auf einem Wehr sitzende Frau, ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Die Liste der Maler führt mit Doris Bocka ebenfalls eine Lokalmatadorin an. Sie stammt aus Kasendorf und arbeitet, wie fast alle beteiligten Maler mit Acryl auf Leinwand. Einzige Teilnehmerin aus Polen war Iwa Kruczkowska, die ganz experimentell arbeitet, sich an Zen-Gärten orientiert und so künstlerische Ruheinseln schaffen möchte. Zum ersten Mal dabei war Denisa Ruzičová aus Franzensbad. Ihr großformatives Werk trägt den Titel „Loslassen“. Nicht an der Vernissage teilnehmen konnte Jan Samec. Er musste früher abreisen, seine abstrakten Naturerlebnisse sind aber ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Weil er nicht persönlich anwesend sein konnte, hatte er eine Botschaft hinterlassen, die Manfred Gareis verlas: „Thurnau ist Gemütlichkeit und Inspiration, wie ich sie kaum woanders finde“, so schrieb Jan Sammer. Bleiben noch Anna Schumacher aus Prag, die in ihrem bildnerischen Zyklus den Klimawandel thematisierte und Jan Tichy, ebenfalls aus Prag, der sich auf Landschaften und Architektur spezialisiert hatte. Jan Tichy gilt als einer der bekanntesten zeitgenössischen Künstler Tschechiens. Als Vertreterin der „tschechischen Groteske“ steuerte Anna Vančátová aus Karlsbad einige Kunstwerke bei, während Thomas Winkler aus Pegnitz ganz klassisch in seinen Aquarellzeichnungen Motive aus Thurnau und der Umgebung gewählt hatte. Bleibt noch Volker Wunderlich aus Goldkronach. Er ist nicht nur Maler und Allroundtalent, sondern auch zweiter Vorsitzende des Fördervereins. Zusammen mit Iwa Kruczkowska hatte er einen Tag lang eine Aktion für Kinder veranstaltet, die zusammen mit ihren Müttern in der Fachklinik untergebracht sind. Die Zeichnungen, die im Rahmen dieses, von der Adalbert-Raps-Stiftung geförderten Projekts entstanden sind, werden ebenfalls in der Ausstellung gezeigt. Ins Leben gerufen haben das Symposium vor 14 Jahren die beiden Bildhauer Albrecht Volk und Michael Sauer. Einen Großteil der Ausgaben stemmt der Förderverein neben dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und Sponsoren wie der Sparkasse Kulmbach-Kronach, dem Landkreis Kulmbach und mehreren privaten Geldgebern. Bilder: Poetisch, packend und perfekt / Wahnfried-Konzert der Freunde Bayreuths mit Kateryna Titova – Programmänderung wegen Drohungen gegen ukrainische Pianistin Bayreuth. Mit einem Programm, das ihre nahezu vollkommene Virtuosität dokumentiert, hat die ukrainische Pianistin Kateryna Titova den Reigen der Wahnfried-Konzerte beschlossen. Ihr Klavier-Recital mit Werken von Scarlatti, Chopin, Liszt und Beethoven war ein ganz besonderer Abend, denn die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth war diesmal Mitveranstalter. Für die Mitglieder gab es zuvor zum nahen Festspielausklang einen kleinen Empfang im Museumscafe. Einzig ein wenig getrübt war die Stimmung durch eine unerwartete Programmänderung. Die ursprünglich vorgesehenen „Bilder eine Ausstellung“ des russischen Komponisten Modest Mussorgsky waren kurzfristig abgesetzt worden, da die ukrainische Pianistin „aus radikal ukrainischen Kreisen“ Drohungen erhalten hatte, so der Direktor des Richard-Wagner-Museums Sven Friedrich. „Wir haben uns entschlossen, das Programm zu ändern, um Kateryna Titova und ihre Familie zu schützen“, sagte Friedrich und äußerte sein großes Bedauern. Die Pianistin spielte stattdessen Ludwig van Beethovens “Sonata quasi una fantasie” Nr. 2 op. 27 („Mondscheinsonate) und Frederic Chopins Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23. Doch zuvor gab es Musik von Domenico Scarlatti. Ein ganzes Universum unterschiedlichster Stimmungen und Gefühlswelten hatte Scarlatti, Zeitgenosse von Bach und Händel, in seinen über 500 (!) Sonaten hinterlassen. Kateryna Titova entschied sich für die beiden d-Moll-Sonaten K 213 und K 9, sowie für die beiden Sonaten h-Moll K 27 und A-Dur K 212. Sie präsentiert sich dabei gleich zu Beginn als ideale Interpretin, voller rhythmischer Raffinesse und mit einem großen Farbenreichtum. Elegant perlt ihr Anschlag auf Wagners Steinway und technisch überaus perfekt macht Kateryna Titova aus den auf den ersten Blick relativ unspektakulären Kompositionen echte Meisterwerke. Ein Synonym für Meisterwerke ist der Name Frédéric Chopin. Von ihm hatte Kateryna Titova neben der Ballade Nr. 1 das Scherzo Nr. 1 op. 20 auf das Programm gesetzt. Punktgenau, virtuos, dramatisch und packend klingt Chopin bei der ukrainischen Pianistin. Sie spielt völlig unangestrengt, aber nie mechanisch, einfach brillant und stets makellos. Für unbändiges Virtuosentum steht auch Franz Liszt. Von ihm gab es die Consolation Nr. 3 und die Ungarische Rhapsodie E-Dur S 244/10. Kateryna Titova steht auch hier für Perfektion, die aber nie langweilig wird, sondern aufgrund der gewählten raschen Tempi stets herausfordernd emotional klingt. Bei Ludwig van Beethovens „Sonata quasi una fantasia” Nr. 2 op. 27 klingt Kateryna Titova kultiviert, unprätentiös und doch aufregend. Fein phrasiert und artikuliert sowie klar formuliert erweist sich die Pianistin als Poetin am Klavier, der scheinbar alles mühelos geling und für die kaum eine Komposition eine echte Herausforderung sein dürfte. Kateryna Titova wurde schon bei rund zwanzig internationalen Klavierwettbewerben mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem in San José, Manchester, Madrid und in Dresden. Sie hatte mit fünf Jahren begonnen, Klavier zu spielen und erhielt ihre Ausbildung in Charkow und am Staatlichen Tschaikowsky-Konservatorium Moskau. Ab 2001 setzte sie ihre Studien in Deutschland fort. Als Solistin und Kammermusikerin trat sie bereits in ganz Europa, Russland, der Ukraine, China und in den USA auf. Bild: Gefragte Pianistin aus der Ukraine. Bei einem Klavierabend der Gesellschaft der Freunde Bayreuths gastierte Kateryna Titova im Saal des Hauses Wahnfried. Produktives kreatives Arbeiten in alten Mauern / Noch bis Sonntag: 16 internationale Bildhauer und Maler beim Europa-Symposium in Thurnau Thurnau. Raus aus dem Alltag, sich keine Gedanken um irgendwelche Banalitäten machen zu müssen und sich ganz dem kreativen Schaffensprozess widmen zu können, das ist für alle Beteiligten das wichtigste. Die Zwischenbilanz beim 14. Europa-Symposium in Thurnau fällt durchwegs positiv aus. 16 bildende Künstler, acht aus Tschechien, eine aus Polen und sieben aus Deutschland sind dort noch bis Sonntag zugange, arbeiten mit Steinen, Farben, Leinwänden und Metall, ehe die Ergebnisse ab Sonntag vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen sein werden. „Alle, die sich angemeldet haben, sind dabei“, sagt Professor Dr. Dr. Manfred Gareis, der als Vorsitzender an der Spitze des Fördervereines Europa-Symposium Thurnau e.V. steht. Auch er hebt die ganz besondere Atmosphäre hervor, die an den beiden Wirkungsstätten der Künstler, dem Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt und die Räume des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Unteren Schlosshof, herrscht. Gerade sind wieder zwei Spaziergänger auf die Bildhauer aufmerksam geworden, neugierig blicken sie den Bildhauern über die Schulter und kommen schnell ins Gespräch. „Das ist es, was das Besondere an unserem Symposium ausmacht“, so Manfred Gareis. Er arbeite hier aus purer Freude, „aus Lust und Liebe“, sagt Michael Sauer, um den finanziellen Erlös gehe es ihm nicht. Er gehört zu den Gründervätern des Symposiums, kommt eigentlich aus Berlin, hat aber seit mittlerweile 40 Jahren auch einen Wohnsitz in Thurnau. Sein Skulpturengarten am Oberen Markt ist während des gesamten Jahres ein echter Blickfang. Ihm geht es darum, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und mit dem Material Stein gestalterisch zu arbeiten. Der Stein hat es allen angetan. Florian Tully aus Gerolzhofen hat einen 250 Millionen Jahre alten Marmor aus Serbien mitgebracht, aus dem er eine weibliche Form herausarbeitet. „Ich bin Halbprofi“, sagt er bescheiden. Er ist Inhaber eines Steinmetzbetriebes und auch als Sachverständiger für Naturstein tätig. Besonders schätzt er den Austausch mit den Künstlerkollegen: „Da kommst du auf Dinge, die du allein gar nicht entwickeln könntest.“ Zum ersten Mal dabei ist Holger Ritzhaupt aus Röthlein ganz im Gegensatz zu Rudolf Schneidmadel aus Ebelsbach, der schon seit Jahren alljährlich zum Arbeiten nach Thurnau kommt. Holger Ritzhaupt hat einen ganz besonderen Sandstein aus der Region Gerolzhofen/Volkach mitgebracht und möchte aus dem Rohling ein Kunstwerk machen, in dem er das Zusammenleben der verschiedensten Menschen darstellt. Rudolf Schneimadel ist schon bei seinem zweiten Werk, einem Kepler-Stern, den er in seiner Heimat auf eine Granitstele aufsetzen möchte. Er hat eigentlich das Handwerk des Feinmechanikers gelernt und verbindet in seinen Kunstwerken immer wieder gerne Metall mit Sandstein. Seinen Hund Moreno hat Martin Auer aus Würzburg mitgebracht. Der Lärm und der Staub machen ihm nichts aus. Sonst arbeitet er mit fränkischem Muschelkalk, diesmal hat er aber ebenfalls einen Sandstein dabei, aus dem er einen stilisierten Torso herausarbeiten möchte. „Stein muss man mit den Händen greifen, Stein muss man berühren“, sagt er, ansonsten bekomme man kein Gefühl dafür. Ein ganz eigenartiges Material hat sich schließlich Tomas Dolejs aus Karlsbad ausgesucht. Er ist mit seinen Stahlarbeiten schon zum 6. Mal in Thurnau dabei und arbeitet gerade an einer sitzenden Frauenfigur auf einem gläsernen Wehr. Sein ganzes Atelier habe er mit seinem Pick-Up mitgebracht und wenn man ihm so zusieht, wird klar, welche körperliche Schwerstarbeit er da gerade verrichtet. Mit Lokalmatadorin Doris Bocka aus Kasendorf, die mittlerweile im Nachbarlandkreis Bayreuth zu Hause ist, Anna Vančátová aus Karlsbad und Jan Tichy aus Prag haben am Oberen Markt auch drei Maler ihr temporäres Atelier aufgeschlagen. Anna freut sich über das perfekte Licht und die wunderbare Arbeitsatmosphäre. „Das alte Gemäuer hier hat schon einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Arbeit“, sagt Doris Bocka. Sie hat alte Kinderfotos aus ihrem Familienalbum dabei und setzt sie auf ihren Leinwänden fantasievoll um. Auch das Schloss, in dem die restlichen Maler arbeiten, ist ein altes Gemäuer, doch die Räume im Institut für fränkische Landesgeschichte sind top-saniert. Hier arbeitet beispielsweise Volker Wunderlich aus Goldkronach. Er ist als 2. Vorsitzender des Fördervereins Europa-Symposium Thurnau e.V. Mitorganisator und als solcher gerade am Telefonieren. Trotzdem ist auch er kreativ tätig. „Ich mach gerade ´verschiedene abstrakte Sachen, ohne konkretes Ziel“, sagt er. Ein Blick auf den Tisch vor ihm zeigt, dass er aber schon recht kreativ war. Volker Wunderlich ist es auch, der zusammen mit Iwa Kruczkowska aus Krakau fast einen ganzen Tag lang eine Sozialaktion für traumatisierte Kinder, die mit ihren Müttern in der Fachklinik in Hutschdorf untergebracht sind, veranstaltet. Beide möchten mit den rund zehn angemeldeten Kindern kreativ tätig werden und vor allem viel Spaß haben. Gefördert wird diese Aktion von der Adalbert-Raps-Stiftung. Ins Leben gerufen haben das Symposium vor 14 Jahren die beiden Bildhauer Albrecht Volk und Michael Sauer. Einen Großteil der Ausgaben stemmt der Förderverein neben dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und Sponsoren wie der Sparkasse Kulmbach-Kronach, dem Landkreis Kulmbach und mehrere privaten Geldgebern. Die Ergebnisse des 14. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 27. August vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 27. August um 11 Uhr statt Bilder: Brückenschlag zur bildenden Kunst / 14. Europa-Symposium Thurnau beginnt am 21. August Thurnau. Unter dem Motto „Kunst baut Brücken“ findet vom 21. bis zum 27. August das 14. Europa-Symposium in Thurnau statt. 16 Künstler wurden dazu eingeladen, acht aus Tschechien, eine Teilnehmerin aus Polen, sieben aus Deutschland. Mit den Malern Doris Bocka aus Bindlach, Volker Wunderlich aus Goldkronach und Thomas Winkler aus Pegnitz sind darunter auch drei bildende Künstler aus der Region. Die Bildhauer treffen in diesen Tagen ein, denn sie brauchen länger, um ihre Ideen zu verwirklichen. Während die Maler im Schloss in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte und im Unteren Schlosshof ihr temporäres Atelier einrichten, haben die Bildhauer im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt ihre Werkstatt. „Mit dem Symposium wollen wir eine Brücke zu unseren tschechischen Nachbarn schlagen“, sagt Manfred Gareis, der seit vier Jahren als Vorsitzender an der Spitze des Fördervereines Europa-Symposium Thurnau e.V. steht. Ein weiteres Ziel soll es aber auch sein, Kunst transparenter zu machen und in die Öffentlichkeit zu tragen. So haben alle Künstler nichts dagegen, wenn ihnen interessierte Thurnauer oder auch Gäste des Marktes über die Schulter blicken, um die Entstehung der Steinarbeiten und Gemälde in Echtzeit zu verfolgen. Im Gegenteil: Auf diese Art und Weise soll noch eine weitere Brücke geschlagen werden, eine Brücke zwischen Kunst und Gesellschaft. „Das Europa-Symposium ist für uns mittlerweile liebgewordene Tradition“, sagt Manfred Gareis. Das Motto „Kunst baut Brücken“ habe über die Jahre nichts an Bedeutung verloren. „Im Gegenteil, die Beziehungen mit den europäischen Nachbarn zu stärken und gut zu gestalten ist zwischen den Künstlern völlig problemlos umsetzbar, sie haben damit Vorbildfunktion für uns alle.“ Der Förderverein kümmert sich um die komplette administrative Abwicklung der Veranstaltung. Das fängt bei der Bereitstellung von Leinwänden, Sandsteinen und Arbeitsmaterialien an und hört bei der Unterbringung der Künstler in Thurnau noch lange nicht auf. „Wir schaffen die Rahmenbedingungen dafür, dass eine Woche lang künstlerisch kreativ gearbeitet werden kann, sagt Manfred Gareis. Auch einen gemeinsamen Grillabend mit Bier und Bratwürsten wird es geben und sogar ein Besuch der Limmersdorfer Lindenkirchweih ist geplant. Ins Leben gerufen haben das Symposium vor 14 Jahren die beiden Bildhauer Albrecht Volk und Michael Sauer. Mit dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds hatte man schnell einen interessierten Geldgeber mit im Boot, der für rund 50 Prozent der Kosten aufkommt. Alle weiteren Ausgaben tragen die Sparkasse Kulmbach-Kronach, der Landkreis Kulmbach und mehrere private Sponsoren. In ihren Arbeiten sind die beteiligten Künstler völlig frei. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt auf Empfehlung, einzige Bedingung, es muss eine künstlerische Ausbildung vorliegen. Eine Besonderheit wird es auch in diesem Jahr wieder geben: eine Sozialaktion für traumatisierte Kinder, die mit ihren Müttern in der Fachklinik in Hutschdorf untergebracht sind. Zwei der beteiligten Künstler sollen sich einen ganzen Tag lang um die Kinder aus Hutschdorf kümmern, mit ihnen kreativ tätig werden und vor allem viel Spaß haben. Diese Aktion wird von der Adalbert-Raps-Stiftung gefördert. Die folgenden Künstler nehmen n diesem Jahr am Europa-Symposium in Thurnau teil: Thomás Doleyš, Jan Samec und Anna Vančátová (alle aus Karlsbad), Anna Schumacher und Jan Tichy (beide aus Prag), Denisa Ruzičová (Bayreuth/Franzensbad), Iwa Kruczkowska (Krakau), Martin Auer (Würzburg), Doris Bocka (Bindlach), Holger Ritzhaupt (Röthlein), Michael Sauer (Berlin/Thurnau), Rudolf Schneidmadel (Ebelsbach), Florian Tully und Albrecht Volk (beide aus Hallstadt), Volker Wunderlich (Goldkronach) sowie Thomas Winkler (Pegnitz). Die Ergebnisse des 14. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 27. August vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 27. August um 11 Uhr statt Bild: Die Arbeitsmaterialien liegen bereit, das 14. Europa-Symposium in Thurnau kann beginnen. Strahlende Blechbläser mit lupenreinem Sound / Festival Junger Künstler gastierte in der Himmelkroner Stiftskirche
Himmelkron. Musik ist Gottesdienst, weil sie die Kirche zum klingenden Raum macht. Bei der festlichen Bläserserenade am Mittwochabend in der evangelischen Stiftskirche Himmelkron wurde das einmal mehr deutlich. Ziel des Festivals Junger Künstler in Bayreuth ist aber immer auch der Gedanke der Humanität. Musik verbindet, weil sie die Sprache hinter der Sprache ist. Das wiederum machten Dozenten, Solisten und die Teilnehmer der Sommerakademien der World & European Brass Association beim Konzert des 73. Festivals unter der musikalischen Leitung von Otto Sauter (Trompete) und Dariusz Mikulski (Horn) erlebbar. Die atemberaubende Klangpracht der Trompete in verschiedensten Facetten von intimen Soli über höfische Kammermusik zum galanten Stil: der Schwerpunkt bei den Blechbläsern lag in diesem Jahr auf der Wiederaufführung unbekannter barocker Werke. Doch nicht nur. Da gab es das Trompetenkonzert des nahezu in Vergessenheit geratenen frühen Klassikers Luigi Otto, meisterhaft musiziert von Otto Sauter, zwei Gesangsnummern mit der bestens aufgelegten polnischen Mezzosopranistin Aleksandra Gudzio und zwei ukrainische Volksweisen. Wunderbar musiziert wurde das alles von Otto Sauter auf der Piccolo-Trompete, Dariusz Mikulski am Horn und Andriy Ilkiv an der Trompete. Unterstützt wurden sie vom Ensemble der World & European Brass Association mit Teilnehmern aus dem Iran, Italien, Mexiko, Österreich, Polen, der Türkei und aus Deutschland. Sie alle überzeugten mit einem durchwegs kultivierten und einfühlsamen, von rundem und warmen Ton geadelten Spiel in der wunderbaren Akustik der Stiftskirche. Schon der Beginn mit einer Canzone des Hallensischen Hofkapellmeisters Samuel Scheidt überzeugte das Ensemble mit einer Mischung aus galantem Stil, Melodienseligkeit und beschwingtem Flair, raffiniert musiziert abwechselnd aus dem Altarraum und von der Orgelempore. Im Mittelpunkt stand das berühmte zweite Hornkonzert in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, musiziert von Dariusz Mikulski, ein international gefragter Solist und Dirigent, der exzellent virtuos musizierte. Da fiel es kaum auf, dass kein Orchester gegenwärtig war, sondern Nataliia Ilkiv am E-Piano den orchestralen Part übernahm. Beide pflegten einen kultivierten, eleganten Ton, ohne auf die typischen Kontraste der Komposition zu verzichten. Eingerahmt wurde das Hornkonzert von einer der berühmtesten Arien von Georg Friedrich Händel, „Lascia ch´io pianga“ aus seiner Oper „Rinaldo“, sowie dessen Bravourarie „Destero dall empla dite“, gesungen von der international gefragten Aleksandra Gudzio. Jugendlich frisch und trotzdem exzessiv in der Stimmführung trumpft die Mezzosopranistin auf, begleitet von fast einem Dutzend Trompetern und Hornisten. An den Schluss des offiziellen Teils setzte das Ensemble mit der Komposition „Gabriels Oboe“ ein unbekanntes Werk des bekannten Ennio Morricone. Das 73. Festival junger Künstler steht bin diesem Jahr unter dem Generalthema „Rituals“. Es will mit seinen Workshops, Konzerten und Events zwischen Freunden und Gästen aus aller Welt vermitteln. So geht es in diesem Sommer mit den schönsten Künsten „zeitgemäß & zeitlos“ auf eine sinnliche Reise durch die reiche Welt der „Rituale“ und ihrer Klänge. In der Begegnung Künstlern aus vielen Ländern und Kulturen soll in einer immer unübersichtlicheren Welt gemeinsam das „Fremde“ vertrauter gemacht und das „Eigene“ neu erfahren werden. 520 Teilnehmer aus mehr als 30 Nationen arbeiten im Rahmen des Festivals an 35 künstlerischen Projekten und Workshops. Sie bringen über 80 Veranstaltungen auf die Bühne, Barockmusik und Klassik, Neues und Weltmusik. Bild: Die Mezzosopranistin Aleksandra Gudzio und die Teilnehmer der Sommerakademie der World & European Brass Association musizierten in der Himmelkroner Stiftskirche bei einer Serenade des Festivals Junger Künstler. Ein Kulmbacher in Bamberg / Multitalent Andreas Woitzik zeigt ein „Best of“ seiner Zeichnungen und Illustrationen Kulmbach/Bamberg. In einer eigenen Ausstellung zeigt der in Kulmbach geborene und aufgewachsene Maler und Illustrator Andreas Woitzik ab 15. August in Bamberg ein „Best of“ seines Schaffens der zurückliegenden Jahre. Der 34-Jährige mittlerweile, durch seine Kunstaktionen im öffentlichen Raum und sein allseits umfassendes kreatives Schaffen aus dem Kulturleben der Domstadt nicht mehr wegzudenken. Andreas Woitzik zeichnet nicht nur zum Spaß. viel mehr muss er sein kreatives Denken auch gestalterisch umsetzen. Ausdrucks dafür findet es auf mehreren Kanälen. Etwa durch seine Rapmusik. Sein Lieblingsmedium allerdings sind Tinte und Aquarellfarben. Ohne Skizzenbuch ist Andreas Woitzik praktisch nie zu sehen. Dies spiegelt sich natürlich auch in seinen Bildern wieder. Es sind Stadtszenen in die der Künstler alles einfließen lässt, was im Moment des Zeichnens passiert. So könne es schon mal passieren, dass beiläufig ein zwei Passanten innerhalb von wenigen Sekunden in ein Bild integriert werden, erklärt er. Andreas Woitzik geht es nicht darum, die Umwelt Wahrheitsgetreu zu erfassen, das findet der Illustrator eher langweilig. Ein blauer Bamberger Dom mit komplementär passenden orangegelben Himmel stimmen da mehr zu seiner Fasson. „Vor allem möchte ich Geschichten erzählen“, sagt er. Deshalb arbeitet Andreas Woitzik auch an zwei Büchern, die er sowohl schreibt, als auch zeichnet. Andreas Woitzik zeichnet Auftragsarbeiten für Unternehmen und Privatpersonen. Seiner Instagram-Seite zu Folge scheint es keine Begrenztheit in der Umsetzung der Aufträge zu geben. Sein Spektrum reicht von Illustrationen für Bücher und Flyer, über Portraits, Tiere bis hin zu Logos für Marken und vieles mehr. „Ich habe schon immer gerne gezeichnet“, sagt Andreas Woitzik. Schon als Kind, damals in der Schule in Mainleus. Geboren und aufgewachsen ist er in Kulmbach, seit etwa zehn Jahren ist er in Bamberg zuhause. Dort hat er das Abitur nachgeholt, dort studiert er Kunst, Illustration und Kommunikationsdesign. Schon im Alter von 16 Jahren durfte Andreas Woitzik Auftragsarbeiten durchführen. Mit 23 nahm er erstmals an einer Ausstellung teil. Zuletzt war eine 3er Serie zum Thema „Wachstum“ im Kulmbacher Badhaus zu sehen. Nach Kulmbach hat Andreeas Woitzik noch immer rege Verbindungen. Seine Eltern wohnen im Landkreis, einige Freunde besucht er regelmäßig. „Einmal pro Monat bin ich bestimmt in Kulmbach“, sagt er. Trotzdem: Inzwischen ist Bamberg sein Lebensmittelpunkt geworden. Wer sich gerne ein genaueres Bild von Andreas Woitziks schaffen machen möchte hat ab den 15. August dazu die Gelegenheit. Im Café Marle in der Oberen Sandstraße 6 in Bamberg startet an diesem Tag seine Ausstellung, die bis zum 10. September ein „Best of“ der Zeichnungen der letzten beiden Jahre zeigen wird. Bild: Ein Kulmbacher in Bamberg: Andreas Woitzik zeigt in einer Einzelausstellung Beispiele seines kreativen Schaffens. Star der Singer-Songwriter-Szene / Rebekka Bakken auf der Trebgaster Naturbühne Trebgast. Ohne Frage, sie ist ein Weltstar: Rebekka Bakken. Am Sonntagabend gastierte die norwegische Sängerin mit der großen Stimme auf der Naturbühne. Wenn nicht jeder gleich mit dem Namen etwas anfangen kann, dann liegt das daran, dass sich Rebekka Bakken eben nicht so leicht in eine Schublade hineinpressen lässt. Sie ist als Jazzsängerin gefeiert worden, obwohl sie gar keine Jazzsängerin ist, auch kein Pop- oder Rockstar, vielleicht eine Singer-Songwriterin, wenn der Begriff nicht gar so veraltet wäre. In Wirklichkeit ist Rebekka Bakken von allem etwas. Und wenn es noch einen Beweis braucht, dass sie in keine Schablone passt, dann ist das ihr neues Coveralbum „Always on my mind“, von dem sie in Trebgast einige Titel vorstellt. Da wird schnell klar, diese Frau kann alles, aber eben auf Ihre Art und Weise: auf das Wesentliche reduziert, fast schon minimalistisch und doch irgendwie so, dass man den jeweiligen Titel gleich wieder erkennt. Die 53-Jährige ist eben Musikerin durch und durch. Auf der Naturbühne hatte man zur Sicherheit die Zeltkonstruktion aufgebaut. Was für ein Glück, denn nach etwa einer Stunde setzte tatsächlich ein kurzer Regenschauer ein. Rebekka Bakken ihre Musiker und die wertvollen Instrumente blieben trocken. Schon vorher war klar geworden, sie spricht auch ein wenig deutsch, gibt zu, dass sie noch nie etwas von Trebgast gehört hat und will erfahren haben, dass die Gegend für Wurst, Bier und „feste Stoffe“ bekannt sei. Wo sie Letzteres nur her hat? Prompt bringen die Veranstalter später ein Mönchshof im Bügelverschluss, das die Sängerin „not bad“ findet. In ihren Songs klingen Elemente des Folk, des Pop des Jazz, des Blues und des Country. Stets elegant melancholisch mit fantastisch tiefer, rauer Stimme interpretiert sie Songs wie „Closer“, „Here comes the flood“, „Louisiana“ oder ganz am Schluss als Zugabe „Yesterday“ von den Beatles. „Ich nehme mir die Freiheit, heilige Songs zu interpretieren“, sagt sie. Das ist es, worum es Rebekka Bakken geht, um die Interpretation. Ganz so, wie in der sogenannten klassischen Musik. Kompositionen, die es wert sind, der Vergessenheit zu entrücken und auf eine eigene ganz neue Weise aufzuführen. Wie das geht, zeigt der Weltstar in Trebgast ganz deutlich. Mit enormer Spielfreude, bestens aufgelegt performed sie all ihre Songs, auch ihre eigenen, von denen jeder unverwechselbar und zu hundert Prozent Rebekka Bakken ist. Zu der fantastischen Sängerin gehört auch eine fantastische Band: der Gitarrist Johan Lindstroem, Jörn Øien am Piano, Even Enersen Ormestad am Bass und Karl Oluf Wennerberg am Schlagzeug. Ohne Frage, alles exzellente Musiker, die sich blind verstehen. Erst nach einer Stunde setzt sie sich das erste und leider auch das einzige Mal selbst ans Piano, um sich zu begleiten. Rebekka Bakken wurde nahe Oslo geboren, lernte zunächst Violine und Klavier, bevor sie noch im Teenageralter zu singen begann. Über lokale Bands gelang ihr der Einstieg in die Szene. Mehr und mehr sammelte sie erste Erfahrungen in der Singer-Songwriter-Szene. 2003 veröffentlichte sie ihr erstes Solo-Album. Als Vorbilder nennt die mehrfache Preisträgerin des German Jazz Awards Johnny Cash, Miles Davis, Bob Dylan und auch Prince. Ein wenig schade ist es schon, dass sie nach exakt 90 Minuten ohne Pause den Abend beendet. Gut, drei Zugaben gibt es. Zuhören hätte man noch lange können. Bilder: Weltstar auf der Naturbühne: Rebekka Bakken in Trebgast. Poesie und Popmusik: Pippo Pollina in Helmbrechts / Lieder mit Botschaft - für den Frieden und gegen den Krieg Helmbrechts. Was für ein Auftakt für die 20. Auflage der „Kulturwelten“. Diesmal schon im Sommer, gleich nach dem Wiesenfest und mit einem der ganz großen der Szene: der italienische Popstar und Songpoet Giovanni „Pippo“ Pollina. Es war ein Abend zum Träumen, eine Reise in die Fantasie und ins geliebte Italien. Nicht immer leichtfüßig, auch kritisch und nachdenklich. Mit dabei hatten Pippo Pollina und das Palermo Acoustic Quintett im ausverkauften Bürgersaal das aktuelle Album „Canzoni Segrete“ („Geheime Lieder“) und so manchen Ohrwurm. Die Songs von Pippo Pollina, mit denen er es auch immer wieder mal in die Charts geschafft hat, berühren, auch wenn wohl die Italienisch-Kenntnisse der meisten Zuhörer eher rudimentär sein dürften. Nur wenige Finger gehen hoch, als er gleich zu Beginn die Frage stellt, wer des Italienischen mächtig ist. Er trifft trotzdem mit dem einen oder anderen Lied mitten ins Herz, weil die Musik anspricht, seine Stimme emotional und kraftvoll erklingt und die Texte einfach so poetisch klingen, so wie beim Sommerhit „Mare, Mare, Mare“ oder bei „Caminando“. Manchmal liefert der 60-Jähirge die Erklärung auch mit. Dann wird deutlich, nicht alles aus seinem Schaffen ist so leicht und luftig. Da geht es auch mal schwermütig, kraftvoll und laut zu. In dem Song „Un’ altra vita“ („Ein anderes Leben“) beispielsweise. Die Botschaft des sizilianischen „Songpoeten“ ist manchmal alles andere als verklärte Italien-Romantik. „Wer hat die Utopien, wenn nicht wir Künstler?“, sagt er mit Blick auf die Ukraine. Gegen den Krieg und für den Frieden, das ist sein Motto. Großen Applaus bekommt er, wenn er feststellt: „Zum Frieden gibt es keine Alternative.“ Wenn Pippo Pollinas Musik berührt, dann liegt das auch an den fabelhaft präsenten Musikern, die er mit nach Helmbrechts gebracht hat: Fabrizio Giambanco (Schlagzeug, Percussion), Edoardo Musumeci (elektrische und akustische Gitarre), Roberto Petroli (Flöte, Saxofon, Klarinette), Gianvito Di Maio (Keyboards, Akkordeon, Gesang) und Mario Rivera (E-Bass, Kontrabass, Gesang). Sie alle sind Vollblutmusiker, die sich blind verstehen und die trotz der Hitze im Bürgersaal alles geben. Aufgewachsen ist Pippo Pollina in Palermo, wo er auch das Musikkonservatorium besuchte und Rechtswissenschaften studierte. Lange zog er als Straßenmusiker durch Europa. Bekannt wurde er auch durch seinen jahrzehntelang andauernden Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Das ist immer noch sein Thema, wenn er die erschütternde Geschichte von Margherita Asta erzählt, die in den 1980er Jahren ihre ganze Familie bei einem fehlgeleiteten Maffia-Anschlag verloren hatte. Ihr hatte er den Song „Pizzolungo“ gewidmet. Sogar einen Roman („Der Andere“) hat er geschrieben, während der Pandemie. Nach der Pause wird das Konzert kurzzeitig zur Lesung und Pippo Pollina rezitiert aus der deutschen Übersetzung ein Kapitel. Heute lebt er in der Schweiz. Pippo Pollina hat mittlerweile 30 Alben veröffentlicht, die es alle am Fanstand gibt und die er schon während der Pause gutgelaunt signiert. Pippo Pollinas Engagement gegen Machtmissbrauch und Korruption bestimmt noch immer seine künstlerische Existenz. Allen Musikfreunden in der Region ist Pippo Pollina durch seine Solo-Auftritte in Helmbrechts bekannt geworden. Vor sechs Jahren war er zum letzten Mal hier und die meisten Konzertbesucher waren schon damals mit dabei. Sogar in seinem Roman soll die Stadt Helmbrechts erwähnt sein. Am Ende des Abends noch vor der Hymne „Bella ciao“ sagt er unter großem Beifall: „Ich glaube, ich komme wieder.“ Bilder: Der sizilianische Songpoet und Popmusiker Pippo Pollina bei seinem Auftritt bei den Kulturwelten im Bürgersaal von Helmbrechts. Kunst an der frischen Luft / Doris Bocka zum Malersymposium in das österreichische Burgenland eingeladen Bindlach/Kasendorf. Mit der aus Kasendorf im Landkreis Kulmbach stammenden Doris Bocka hat zum ersten Mal eine Malerin aus der Region bei den renommierten „Plein-Air“-Künstlertagen im österreichischen Burgenland teilgenommen. Nach ihrer vielbeachteten Einzelausstellung im Bayreuther Rathaus im Mai hatte die in Bindlach lebende Künstlerin die Einladung zu dem hochkarätigen Symposium ins Burgenland erhalten, mit dem die Stadt Bayreuth seit über 30 Jahren eine Kulturpartnerschaft unterhält. „Plein Air“, das bedeutet in Künstlerkreisen so viel wie Malen an der frischen Luft. Malen live vor Ort und dabei alle Stimmungen und Eindrücke mitnehmen, die sich anbieten, dafür ist das Burgenland wie kaum ein anderer Ort geeignet. „Wir haben fast eine Woche lang von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gearbeitet“, sagt Doris Bocka. Wir, das sind sieben Maler, sechs aus Österreich und eben Doris Bocka. Mit dabei waren in der österreichischen Kunstszene relativ bekannte Namen wie Jay Finger, Gottfried Laf Wurm, Michaela Mair, Gerti Velich, Annemarie Lukowitsch und Florian Stolle. Die Ergebnisse sind aktuell noch in einem zum Ausstellungsraum umfunktionierten Eisenbahnwaggon in Wallern bis Ende August zu sehen und sollen danach auch an anderen Orten gezeigt werden. „Die Landschaft im Burgenland ist einzigartig und atemberaubend“, wird Doris Bocka in der österreichischen Presse zitiert. Zurück in Oberfranken schwärmt sie noch immer von der sensationellen Weite der Steppenlandschaft rund um den Neusiedler See. Festgehalten hat sie die eigenwilligen Dörfer, die schmucken Barockfassaden und die berühmten weißen Esel aus dem Burgenland in verschiedenen Techniken in insgesamt einem Dutzend Bildern. Auch über die Künstlerkollegen, von denen jeder und jede eigene Erfahrungen und Techniken mit an den Seewinkel brachten, kann sie nur Gutes berichten: „Es war ein toller Austausch mit unglaublich bereichernden Begegnungen.“ Veranstalter des Symposiums war die burgenländische Gemeinde Wallern, der dortige Tourismusverein und die Gastronomenfamilie Gabi und Hans Tauber. Früher habe es dort viele Künstler gegeben, die sich zur Sommerfrische im Burgenland niedergelassen hatten. Diesen Gedanken wollten die Initiatoren wieder aufgreifen und dafür sorgen, dass Kunstschaffende in die Region kommen. Nach der Corona-bedingten Zwangspause sei das jetzige Symposium für alle Beteiligten ein gelungener Neustart gewesen, heißt es von Seiten der Veranstalter. Doris Bocka ist seit 2015 freischaffend tätig. Ihre bevorzugten Techniken sind Acryl auf Leinwand und Pigment auf Papier. Aufgewachsen ist Doris Bocka im Kulmbacher Land, und zwar in Kasendorf. In Kulmbach besuchte sie das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, in Bamberg und Bayreuth absolvierte sie anschließend ein Lehramtsstudium und unterrichtete an oberfränkischen und mittelfränkischen Schulen. In Bayreuth promovierte sie auch zum Dr. phil. und war an der Universität in der Aus- und Weiterbildung von Lehrern tätig. Seit 2020 belegt sie einen der begehrten Studienplätze für Zeichnung und Malerei an der privaten Kunstakademie in Kolbermoor bei dem prominenten Universalkünstler Markus Lüpertz. Für Doris Bocka ging es nach dem Burgenland weiter ins tschechische Karlsbad, wo sie in der dortigen Stadtgalerie ihre erste Einzelausstellung im Ausland präsentierte. Ende August steht unter dem Motto „Kunst baut Brücken“ das Europa-Symposium in Thurnau auf dem Programm, Anfang September nimmt sie an einem weiteren Kunstsymposium in Serbien. Bild: Die aus Kasendorf stammende und in Bindlach beheimatete Malerin Doris Bocka hat am „Plein-Air“-Festival im österreichischen Burgenland teilgenommen Fotos: Veronika Maria Böhmischer Klangduft und American Folk / Ungarische, norwegische und slawische Tänze: Hofer Symphoniker unter Martijn Dendievel zum Abschluss der Open-Airs auf der Plassenburg Kulmbach. Es ist eine schöne Tradition, die Plassenburg-Open-Airs mit einem klassischen Konzert ausklingen zu lassen. Was passt besser zu einem lauen Sommerabend im Schönen Hof der Burg als leichte, beschwingte und tänzerische Melodien, gespielt von einem gut aufgelegten Orchester unter einem versierten Dirigenten? Am Sonntagabend beim Konzert der Hofer Symphoniker unter ihrem designierten Chefdirigenten Martijn Dendievel kam das alles zusammen und es war ein großes Erlebnis für alle Beteiligten. Die Betonung lag diesmal auf Tanz: Drei Ungarische Tänze von Johannes Brahms (die Nummern 1,3 und 5), ein Slawischer Tanz von Anton Dvorak (aus op. 72, Nr.8 “Sousedska“), zwei Norwegische Tänze von Edvard Grieg (op. 35 Nr. 2 und 3) sowie rumänischen Volkstänze von Bela Bartok. Wenn die Verleger damals Kompositionsgeschichte geschrieben hätten, dann gäbe es vermutlich nur Tänze, denn beispielsweise die Kompositionen von Johannes Brahms und Anton Dvoráks wurden sofort nach Erscheinen echter Ohrwürmer und machten ihre Schöpfer populär. Natürlich darf bei diesen populären Werken in der herrlichen Umgebung des Schönen Hofes bei bestem Sommerwetter der mitreißende Schwung nicht fehlen. Vor allem an dem böhmischen Klangduft kann man sich ja normalerweise gar nicht satthören. Wunderbar gestalten Dirigent und Musiker die Accelerandi, also die Beschleunigungstakte, die den Kern der Musik ausmachen, lassen die Geigen auch mal seufzen und die Bläser glitzern. Die Hofer Symphoniker präsentieren eine ungetrübte Darbietung auch beim Slawischen Tanz von Anton Dvorak. Hier übertrifft der emotionale Reichtum der Musik alles und die Hofer Symphoniker spielen stets präsent, transparent und folgen dem Dirigenten auch in den vielen Details der Komposition, die zwar recht leichtfüßig daherkommt, aber in Wirklichkeit große, gedankenreiche Kunstmusik ist. Von ganz anderem Ton sind die beiden Norwegischen Tänze von Edvard Grieg, doch auch hier gelingt es den Symphonikern, den landestypischen Klang einzufangen und herrlich stimmungsvoll zu transportieren. Bleiben noch die Rumänischen Tänze von Bela Bartok, ein wenig beachtetes Nebenwerk des Komponisten, das im 20. Jahrhundert seinen Weg jenseits der atonalen Schulen der Avantgarde gefunden hatte. Klangliche Wucht, innere Spannung und die großen Kontraste machen diese Werke aus. Martijn Dendievel und die Hofer Symphoniker erweisen sich als ideale Interpreten. Eine andere Klangwelt tut sich bei Manuel de Falla auf. Hier hat der Dirigent de Fallas Tanzepisode aus der Ballettsuite „El amor brujo“ auf das Programm gesetzt. Manuel de Falla war lange Jahre Wahl-Einwohner Granadas. Und so klingen die Tänze denn auch feurig, fast ein wenig grob, auf jeden Fall kontrastreich und ob der komplexen Rhythmuswechsel alles andere als Easy-Listening. Martijn Dendievel treibt das Orchester bei diesen spanischen Tänzen voran und lässt die Musik in knallbunten Farben schimmern. Mit der kurzen, aber effektiven Ballettmusik aus Giuseppe Verdi Oper „Aida“ gab es schließlich auch noch ein wenig italienisches Flair. Einen echten musikalischen Leckerbissen präsentierte der künftige Chefdirigent nach der Pause mit George Gershwins „Porgy and Bess“-Fantasy in einem eigenen Arrangement. „Porgy and Bess“ hat alles, was kunstvolle amerikanische Musik ausmacht. Auch echte Schlager wie „Summertime“ oder „I got plenty o´ nottin´“ gehören dazu. George Gershwin war damals so etwas wie der König des Broadways, ein Meister glitzernder Revuen und eleganter Musicals. Und dann landete er einen Welterfolg mit einer ernste American Folk Opera. Die Hofer Symphoniker präsentieren Musik, die manchmal wie Spirituals, wie Gospel klingt. Dirigent Martijn Dendievel hatte daraus nicht nur ein buntes Potpourri gemacht, sondern die Highlights der abendfüllenden Oper geschickt miteinander verknüpft und zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Als Zugabe gab es unter anderem die schwungvoller Louis-Prima-Komposition „Sing, sing, sing“, die Benny Goodman einst so bekannt gemacht hatte. Zum Abschluss der Plassenburg-Open-Airs hätte man keine bessere Musik auswählen können. Bilder: Die Hofer Symphoniker unter ihrem Dirigenten Martijn Dendievel gastierten zum Abschluss der Open-Airs auf der Plassenburg.
Sturm konnte Superstar nichts anhaben / Trotz langer Unterbrechung: Chris de Burgh bei den Plassenburg-Open-Airs umjubelt Kulmbach. Das hatten sich viele seit Jahren gewünscht: Superstar Chris de Burgh im Schönen Hof der Plassenburg. Am Samstagabend wurde der Traum aller Fans wahr. Doch erst einmal ganz anders als gedacht. Genau 35 Minuten nach dem Beginn der Show war erst einmal Schluss. Ein aufziehender Sturm mit Gewitter und starken Regenfällen machte alles zunichte. Und wie! Zehn Jahre lang habe man die Notfallpläne nicht gebraucht, jetzt musste alles ganz schnell gehen. Chris de Burgh sang sein Lied noch zu Ende, dann wurde abgebrochen. Windböen ließen den Staub gehörig aufwirbeln, Transparente, Zelte und Stühle drohten durch den Hof zu fliegen. Geschäftsführer Matthias Mayer von der veranstaltenden Agentur Motion aus Bayreuth rief alle Besucher dazu auf, im Inneren der Burg Schutz zu suchen. Feuerwehrleute in voller Montur wiesen den Besuchern den Weg. Aus den angekündigten 20 Minuten Pause wurde eine Unterbrechung von fast einer Stunde, in der blitzte, donnerte und kurzzeitig wie aus Eimern schüttete. Keiner hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass das nochmal ein richtig tolles Konzert wird, doch Chris de Burgh ging absolut souverän mit der Situation um. Er machte sogar noch seine Witzchen, als er kurz vor 21 Uhr zum zweiten Mal die Bühne betrat und das wertvolle E-Piano wiederausgepackt wurde. Was folgte war eine Reise in die Fantasie in die Zeit der Träume, mal rockig, mal poppig, meist ein wenig melancholisch aber immer Chris de Burgh pur. Vorzeitig gegangen war offensichtlich niemand. Pur heißt: ein E-Piano mit Gitarre im Wechsel, die unverkennbare Stimme des irischen Barden und einige bunte Lichter, weiter nichts. Band und Orchester wurden vereinzelt zugespielt. Ein Höhepunkt in der Geschichte der Plassenburg-Open-Airs war es zweifellos und das nicht nur wegen des Sturms. Chris de Burgh kann, so erzählte er, auf 27 Studioalben, weltweit über 3000 Konzerte und 330 eigene Songs blicken. Die jetzige Solo-Tour hatte er schon 2022 begonnen. Nach Erfurt am Mittwoch und Zwickau am Donnerstag war nun also Kulmbach als einziger Auftritt in Bayern an der Reihe, mit unglaublich vielen Hits im Gepäck, Songs aus seinem letzten Konzeptalbum „The Legend of Robin Hood“ und, ganz am Schuss als Zugabe, der neuen Single „Legacy“. Kaum ein Künstler schafft es, so wie Chris de Burgh, sein Publikum mit angenehm entspannten Melodien und einer einzigartigen und unverwechselbaren Stimme zu berühren. Auch wenn er das Leben oft von der melancholischen Seite betrachtet, sieht er in der Welt hauptsächlich das Schöne und Liebenswerte. Bei den neueren Liedern dominieren klassische, bei älteren Liedern rockige Elemente. Auch die romantischen Schmuseballaden gehören dazu, mit Titeln wie „Lady in red“ wurde er schließlich weltberühmt. Bei den älteren Stücken beweist der Meister des gefühlvollen Folkrocks, dass der Wandel der Zeit an ihm scheinbar spurlos vorübergeht. Inzwischen zu Klassikern avancierte gefühlvolle Titel wie „Missing you“, „Sailing away” und „Where peaceful waters flow“, die ihn in den achtziger Jahren weltweit an die Spitze der Charts gebracht haben, bestätigen seinen Ruf als ungekrönter König des modernen Schmuse-Pop. Dazwischen erzählt er vom Frankenwein, auch das Kulmbacher Bier kennt er und seine Kenntnisse der deutschen Sprache sind gar nicht so schlecht. Beim Publikum kommt der Superstar an, wie kaum ein zweiter. Christine Schuster ist extra aus der Nähe von Erfurt angereist, wo sie schon am Mittwoch beim Konzert war. „Ich kann gar nicht genug von Chris und seiner Musik bekommen“, sagt sie. Ihr Lieblingslied? Ganz klar: „Lady in Red“. Wie souverän „Chris“ mit dem Sturm umgegangen ist, dafür hat sie nur die Bewunderung übrig. Thorsten Körner aus dem Nürnberger Land ist schon seit seiner Jugend ein echter Fan. Er liebt die Balladen des Meisters, Texte und Musik, wie sie „kein zweiter Musiker“ präsentiert, sagt er, der sich in weiser Voraussicht gleich zu Beginn für zwei Euro ein Regencape gekauft hatte. Auch Susanne aus Bamberg ist begeistert. Sie kommt jedes Jahr mindestens einmal zu den Plassenburg-Open-Airs. Allein schon die Atmosphäre sei es wert. Blitz und Donner und die lange Unterbrechung des Konzertes konnten ihr jedenfalls nichts anhaben. Bilder: Chris de Burgh beim Plassenburg-Open-Air am Samstagabend in Kulmbach.
Mitsingen, mittanzen und mitmachen / Party auf der Plassenburg: „Abba Fever“ brachte das Lebensgefühl der 1970er zurück Kulmbach. Auf kaum eine Popgruppe trifft die Bezeichnung „Kultband“ so zu, wie auf Abba. Seit ihrem sensationellen Sieg mit „Waterloo“ beim Eurovision Song Contest 1974 begeisterte die Musik von Anni-Frid, Benny, Björn und Agnetha weltweit ganze Generationen. „Mamma Mia”, „Dancing Queen” oder „Super Trouper” sind nur einige der zahlreichen Welthits deren unverwechselbarer Sound das Quartett unsterblich werden ließ und die am Donnerstagabend im Schönen Hof der Plassenburg erklangen. Zum wiederholten Mal war die Cover-Band „Abba-Fever“ bei den Plassenburg-Open-Airs zu Gast und wie immer, wenn Abba auf dem Programm steht, kennt die Fangemeinde kein Halten mehr. Da glitzern die Outfits, da können die Plateau-Sohlen nicht hoch genug sein, da rotiert die Disco-Kugel. Ja, so ungefähr muss es gewesen sein. Ein Live-Konzert des Pop-Quartetts, das symbolisch für die gesamten 1970er Jahre stand. „Abba Fever“ interpretierte dabei zweieinhalb Stunden lang alle großen Hits der vier Schweden gekonnt, perfekt und vor allem so mitreißend, dass es schon nach wenigen Minuten keinem mehr auf seinem Sitz hielt. Mitmachen, mitsingen und mittanzen waren angesagt, und schon ist die Lebensfreude aus den 70ern wieder zurück. Stundenlang hätte es noch so weitergehen können, das Abba-Repertoire hätte das hergegeben und wirklich langweilig ist keine einzige der Nummern. Nun ist „Abba-Fever“ nicht irgendeine Coverband. Die sieben Hamburger stehen seit 20 Jahren auf der Bühne und sehen sich, freilich in wechselnden Besetzungen, als so etwas, wie die legitimen Erben des Originals. Längst hat sich ihre Show mit mehr als 100 Konzerten pro Jahr im In- und Ausland vom Geheimtipp zur Nr. 1 der Abba Tribute Shows entwickelt. Hinter „Abba Fever“ stehen die beiden Sängerinnen Anja Bublitz und Caroline Leuzinger. Stimmlich nah am Vorbild können die beiden gut mit Agnetha und Anni-Frid mithalten. Die beiden interpretieren Abba-Songs wie „One of us“, „Dancing Queen“ oder „Chiquitita“ auf ihre ganz eigene Art: nah am Original, aber doch mit dem ganz eigenen gewissen etwas. Die Musiker hinter ihnen sind die Keyboarderin Merih Aktoprak, Johannes Beetz (er stammt aus Kronach!) und Axel Roesler an den Gitarren, Rainer Brockmann an den Drums und Heiko Behrendt am Bass. Sie alle haben in oder mit namhaften Bands musiziert, standen teilweise schon von klein auf der Bühne, wirkten in großen Musical-Produktionen mit und haben die Musik von Abba praktisch mit der Muttermilch aufgenommen Bereits bei den ersten Songs rissen die Stars auf der Bühne auch den letzten noch sitzenden Zuschauer vom Hocker. Als Opener spielte die Band „Waterloo“, gefolgt von „Take a Chance on me“: Große Nummern wie „Gimme, Gimme, Gimme“ oder „Lay all your love on me“ gaben „Abba Fever“ zum Besten und führten die Zuhörer auf eine kleine Zeitreise. Emotional, rockig und poppig. Nette Einfälle hatten die Musiker auch: bei „I have a dream“ gab es leuchtend bunte Disko-Stäbchen für alle, beim „Money, Money, Money“ warfen die beiden Sängerinnen „Blüten“ ins Publikum, immer wieder durften die überaus textsicheren rund 1200 Zuhörer mitsingen und auf sämtlichen freien Flächen wurde getanzt, was das Zeug hergab. Klar, dass das Publikum „Abba Fever“ nicht ohne Zugaben von der Bühne ließ. Bilder: Mit „Abba Fever“ gastierte eine der profiliertesten Abba-Tribute-Bands bei den Plassenburg-Open-Airs.
Stimmgewaltig, stimmungsvoll und ein Star zum Anfassen / Prominente Singer-Songwriterin Claudia Koreck auf der Naturbühne Trebgast Trebgast. Sie ist noch relativ jung und trotzdem schon eine gefühlte Ewigkeit im Musikbusiness unterwegs. Sie kann bereits auf eine mehr als beeindruckende Liste eigener Songs verweisen, sie hat bereits viele Jahre Bühnenerfahrung hinter sich, zahlreiche Alben veröffentlicht und auch ungewöhnliche Projekte, wie eine eigene CD für Kinder herausgebracht: Die oberbayerische Singer-Songwriterin Claudia Koreck. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen gastierte sie in der Region. Nach ihrem Auftritt auf der Seebühne in Bayreuth als Duo zusammen mit ihrem Mann Gunnar Graewert war sie jetzt im Rahmen ihrer „Kalender-Tour“ auf die Naturbühne Trebgast gekommen. Diesmal mit ihrer kompletten Band. Wer dabei war, der erlebte einen ganz stimmungsvollen, wunderbar beeindruckenden Abend mit einer Frontfrau in bester Spiellaune. Und das alles trotz sengender Hitze, die auch noch am Abend über dem Wehelitzer Berg stand. Claudia Koreck hat es geschafft, sich den Regeln des Business konsequent zu verweigern. Sie machte von Anfang an ihr Ding und der Erfolg gab ihr Recht. Nie hätte sie sich in eine Schablone pressen lassen. Auch an diesem Abend wechselt Claudia Koreck mühelos zwischen allen möglichen Stilrichtungen. Da geht es auch mal in Richtung Schlager, da werden Elemente des Country eingebaut, da gibt es lupenreine Popsongs und es darf auch gerne einmal etwas rockiger sein. Bei allem bleibt Claudia Koreck aber immer auch die klassische Liedermacherin. „Kalender-Tour“, das heißt: Jeder Song des Konzeptalbums „Kalender“, das im Oktober erscheinen wird, beschreibt den Monat des Jahres, in dem er auch entstanden ist, mit all seinen Besonderheiten, Eindrücken und Stimmungen. Die Songs sind alle sehr persönlich, sanft und nachdenklich, aber auch mal fröhlich und witzig. Claudia Koreck bringt die gesamte Bandbreite an Stimmungen auf die Bühne. Im „Februar“-Titel etwa geht es etwa ganz chansonhaft um Paris, im „April“ um den kommenden Frühling („Ois werd wieder guad“), im „Oktober“ um eine New-York-Reise, die das Schicksal verhindert hat Natürlich war nach zwölf Songs nicht Schluss, Claudia Koreck hatte aus ihrem nahezu unerschöpflichen Repertoire einige ihrer Highlights in bayerischer, hochdeutscher und auch englischer Sprache im Gepäck. Da darf ihrer erster großer Hit „Fliang“ nicht fehlen. Auch eine Kostprobe ihres Cover-Albums gab es mit dem Nena-Hit „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“, nur auf das Wesentliche reduziert, unverkennbar Claudia Koreck eben. Sie beeindruckt das Publikum mit ihrer unverwechselbaren Stimme, ihrer großen Musikalität und ihrem ansteckenden Lachen. Die Band mit Gunnar Graewert, Andreas Bauer, Oscar Kraus und Kilian Reischl steht dem in keiner Weise nach, man versteht sich blind. Zum Einsatz kommt ein breites Spektrum an Instrumenten, das den speziellen Koreck-Sound ausmacht: von der Ukulele bis hin zu allerhand Gitarren. Allein Claudia Koreck hat für sich ein Arsenal aus sechs Akustik- und E-Gitarren aufgebaut, die alle im permanenten Wechsel zum Einsatz kommen. Verbindender Teil des Konzertes sind ihre lustigen Ansagen mit Geschichten aus dem Hause Koreck. Voller Humor aber auch nachdenklich bezieht Claudia Koreck ihr Publikum in ihr privates Leben ein, das von ihrem Mann und den beiden Kindern bestimmt ist. Da ist sie einfach nur Ehefrau und Mama und nicht etwa der Star, der in Trebgast auf der Bühne steht. Obwohl: Claudia Koreck ist ein Star zum Anfassen. Nach dem Konzert sitzt sie noch am Merchandising-Stand, schreibt Autogramme und plaudert mit ihren Fans. Bilder: Böhmisches Feuer und Bachs Klangspektrum / Solist und Dirigent in einem: Albrecht Mayer beim letzten Konzert der Hofer Symphoniker dieser Saison in der Freiheitshalle Hof. Solisten, die zum Taktstock greifen, kennt man. Pianisten vor allem, auch Geiger, ein Oboist kommt schon seltener vor. Albrecht Mayer ist als solcher ein echter Weltstar und ein überaus sympathischer noch dazu. Seit geraumer Zeit greift auch er zum Taktstock. Für das Konzert mit den Hofer Symphonikern am Freitagabend im ausverkauften Festsaal der Freiheitshalle hat er sich zwei echte „Schlager“ des Konzertrepertoires herausgesucht: die Haydn-Variationen von Johannes Brahms und Anton Dvoraks 8. Sinfonie. Dazu für sein Instrument das Oboenkonzert von Johann Sebastian Bach BWV 1055, ein Werk, das es zwar auch als Cembalokonzert gibt, das aber an diesem Abend so klingt, als hätte es Bach Albrecht Mayer auf den Leib geschrieben. Es ist kein Zufall, dass Albrecht Mayer in der Musikszene einen so exzellenten Ruf genießt. Mit seinem ungewöhnlich schlanken, federnden und singenden Ton präsentiert er das Konzert für Oboe d’amore, Streicher und Basso continuo in A-Dur eindringlich melancholisch und taucht tief in das Klangspektrum der Bach-Zeit ein. Der Solist ist ein einfühlsamer Interpret, der die wundervoll verschlungenen Melodielinien vor allem im langsamen Satz des Konzertes deutlich herausstellt. Hier kann er atmen, hat Zeit, seinen warmen, runden Ton zu entfalten. Aber auch die schnellen Ecksätze gestaltet Albrecht Mayer aussagekräftig. Dass sein Spiel technisch an Perfektion kaum zu überbieten ist, muss man wohl nicht mehr erwähnen. Sowohl dort, wo das kleine Orchester begleitende Funktion hat, als auch dort, wo es die Führung übernimmt, glänzt der Streicher- und Continuo-Apparat der Symphoniker durch Prägnanz und einem zupackenden Musizierstil. Gutgelaunt berichtet Albrecht Mayer danach von seinem ersten Auftritt in Hof vor 44 Jahren, 14 Jahre jung dürfte er damals gewesen sein. Er erzählt vom Schwimmen im Untreusee und spielt als Zugaben mit „Lascia ch’io pianga“ eine der berühmtesten Arien von Georg Friedrich Händel. Nicht einfach so, er spaziert musizierend durch die Reihen und geht auf Tuchfühlung mit seinem Publikum. Auch ein Solo-Stück von Bach gibt es noch obendrauf. Wenig falsch, aber vieles richtig machen, können Dirigent und Orchester bei Anton Dvoraks Symphonie Nr. 8 in G-Dur. Wie bei keiner seiner vorherigen Symphonien trumpft der Komponist mit einfallsreichen Themen und Motiven auf, die längst zu Ohrwürmern geworden sind. Der typische böhmische Dvorak-Klang, hier ist er wieder, und er mag einem auch diesmal lange nach dem Konzert nicht mehr aus dem Kopf gehen. Das liegt natürlich am perfekten Spiel des Orchesters und an der behutsamen und deutlich zurückgenommenen Leitung Albrecht Mayers. Die Symphoniker entzünden auch so das böhmische Feuer, spielen im wehmütig-graziösen Walzer-Thema des Allegretto betörend schön und bringen viele Details zum Klingen. Einer, der den melodischen Einfallsreichtum von Anton Dvorak stets bewundert hat, war Johannes Brahms. Mit dessen „Variationen über ein Thema von Haydn op. 56a“ haben Albrecht Mayer und die Hofer Symphoniker den Abend eröffnet. Ob die Variationen auch wirklich von Haydn sind oder nicht, spielt hier keine Rolle, Hauptsache ist, sie klingen so. Sicher ist, dass Brahms ein wahrer Meister darin war, das Choralthema immer wieder, insgesamt acht Mal, kunstvoll und kreativ zu verändern. Aus der ursprünglichen Bläserbesetzung des Chorals wurde ein großes Orchester. In der Aufführung der Symphoniker unter Albrecht Mayers Leitung ließen sich der Farbenreichtum, die verschiedenen Charaktere und die Dur-Moll-Wechsel wunderbar nachvollziehen, ehe die Komposition schließlich im Finale in einer Passacaglia mündet. Üppig, umsichtig und überaus brillant / Eindrucksvolle Aufführung: Felix Mendelssohn Bartholdys „Elias“ mit Hochschulchören aus Bayreuth und Regensburg in der Petrikirche
Kulmbach. Hat uns dieser Prophet Elias heute noch etwas zu sagen? Alttestamentarisch ist Elias der tobende Wüterich, neutestamentarisch eher der Versöhnende, aber er ist auch derjenige, der am Ende auf den kommenden Messias hinweist. Musikalisch hat uns diese Komposition aber auch sehr viel zu sagen. Gilt doch das gleichnamige Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy als eines der populärsten kirchenmusikalischen Werke überhaupt. In hochkarätiger Besetzung brachten die Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth und die Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg das gewaltige Werk mit ihren Konzertchören in der Kulmbacher St.-Petri-Kirche zu einer in jeder Hinsicht mustergültigen Aufführung. Felix Mendelssohn Bartholdy soll ja nicht zufrieden gewesen sein mit seiner Komposition, die ein Jahr vor seinem Tod im britischen Birmingham mit zusammen 400 Mitwirkenden uraufgeführt wurde. So viele Sängerinnen und Sänger konnten die beiden Hochschulen nicht für die Kulmbacher Aufführung gewinnen, auf eine derart monumentale Besetzung muss man heute ohnehin meistens verzichten. Obwohl, allein 120 Sängerinnen und Sänger, je 60 aus Bayreuth und aus Regensburg waren es dann doch. Dazu kommt die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach in relativ großer Besetzung. Da gaben alle Beteiligten ein stattliches (Klang)-Bild ab und betonten mit mitreißenden chorsinfonischen Szenarien voll alttestamentarischer Wucht und Bildergewalt die genial dramatische Konzeption dieses Meisterwerkes. Die Chöre spielen die Hauptrolle in dieser Komposition, die chorischen Effekte, etwa die Baal-Anrufungsszene sind einfach überwältigend und lassen niemanden kalt. Den beiden Konzertchören aus Bayreuth und Regensburg ist es gelungen mit einer brillanten, üppigen und deutlichen Stimmführung das Werk nicht nur ansprechend, sondern überaus ergreifend aufzuführen. In dieser Musik liegt Dramatik pur. Das weiß natürlich auch Dirigent Steven Heelein, Lehrbeauftragter an der evangelischen Hochschule in Bayreuth und gleichzeitig an der katholischen Hochschule in Regensburg. Er kostet die bitteren Schärfen und Dissonanzen der Partitur ohne Romantizismus und Rührseligkeit und auch ohne die bei Mendelssohn oft gepflegten Sentimentalitäten aus. Die Vogtland-Philharmonie folgt ihm penibel genau und technisch brillant mit sattem Blech und donnernden Pauken. Absolut ansprechend gestaltete das Solistenquartett ihre Auftritte: textverständlich, voller Akkuratesse. Sie alle treffen den von Mendelssohn gewünschten Ton des so farbenreichen, szenisch konzipierten Oratoriums und Dirigent Steven Heelein trägt sie alle umsichtig durch ihre Arien und Szenen. Sopranistin Katja Stuber, die auch schon bei den Bayreuther Festspielen als Solistin mitwirkte, erfüllte mit heller Stimme alle Engelskriterien sowohl in ihrer Rolle als „Engel“, wie auch in der Partie als „Witwe“. Benedikt Heggemann, ehemaliger Regensburger Domspatz, ist als Obadjah und Ahab ein heller und angenehmer Tenor. Die Altstimme von Eva Barbara Schuster aus Kronach und der Mezzosopran von Nicole Tschaikin aus München lassen ebenfalls keine Wünsche übrig. Gründlich und gewissenhaft deutet Bass-Bariton Marlo Honselmann imposant, mit mächtiger Stimme und dramatischer Spannweite die Titelpartie. Kleinere solistische Aufgaben, etwa das Engelsterzett von der Empore gesungen, übernehmen Chormitglieder absolut professionell. Am Ende gab es einen langen, donnernden Applaus von dem zahlreich erschienen Publikum, das teilweise aus weiten Teilen Bayerns eigens für diese Aufführung nach Kulmbach gereist war. Regionalbischöfin Dorothea Greiner hatte Anfangs in ihrer Funktion als Vorsitzende der 2001 gegründeten Förderstiftung für die Bayreuther Hochschule geworben. In Bayreuth werde auch der Nachwuchs für den hiesigen Dekanatsbezirk ausgebildet, sagte sie und warb für die Anschaffung neuer Unterrichtsorgeln für die Einrichtung. Bayreuth ist die einzige Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayern. Bild: Die beiden Hochschulchöre aus Bayreuth und Regensburg und die Vogtland-Philharmonie haben bei der Aufführung des Mendelssohn-Oratorium Elias ein imposantes Bild in der Petrikirche ab. Umjubeltes Jubiläumskonzert: 20 Jahre „Barfly“ auf der Naturbühne Trebgast / Virtuos, professionell und routiniert Die Formation mit Kulmbacher Wurzeln feierte Geburtstag Trebgast. „Barfly“, das ist Easy Listening auf hohem Niveau. Doch funktioniert diese Art von „Lounge Music“ auch konzertant? Beim Jubiläumskonzert zum 20. Geburtstag der Kulmbacher Band haben Karsten Friedrich (Piano und Gesang), Peter Groß (Klarinette, Saxofon, Querflöte und Gesang), Paul Braun (Bass und Gesang) sowie Mike Müller (Schlagzeug) eine klare Antwort gegeben: es funktioniert. Und wie! Von Easy Listening blieb am Ende nicht mehr viel übrig. Es war ein fulminanter Abend, ein eindrucksvoller Querschnitt durch die Unterhaltungsmusik der zurückliegenden Jahrzehnte. Stimmungsvoll, mitreißend und voller Überraschungen. Dafür sorgten schon die Gastmusiker die Geigerin Monika Romanovska der Bassist Georg Hofmann aus Heinersreuth, die Sängerin Barbara Kirsch aus Hannover, die Nürnberger Saxophonisten Katja Heinrich, der Leipziger Schlagzeuger Markus Christ und der Berliner Drummer Oliver Friedrich. Sie alle stehen und standen irgendwie mit „Barfly“ in Verbindung, haben irgendwann mal mitgespielt und ließen sich nicht zweimal bitten, beim Jubiläumskonzert dabei zu sein. Musikalisch gehören sie alle zur ersten Riege. Monika Romanovska allerdings ist schon ein ganz besonderes musikalisches Talent. Sie spielt unter anderem Beethoven poppig, interpretiert und tanzt einen fetzigen Csardas und präsentiert als Zugabe auch noch einen ungarischen Tanz. Es lag nicht nur an den Gästen, wenn das Motto der Band „dezent, aber präsent“ für einen Abend außer Kraft gesetzt wurde. Denn von dezent kann da keine Rede mehr sein. Vor allem aber ist es die hohe Professionalität, mit der die Musiker angetreten sind. Könnern, Musikalität und Routine im besten Sinne, das ist es, was die Band ausmacht. Bandleader Karsten Friedrich und seine Musiker hatten jede Menge musikalische Leckerbissen ausgewählt. Zur Setlist gehörten auch klassische und viele jazzige Klänge. Schon der Opener „Spain“ von Chick Corea war eine lupenreine Jazz-Nummer oder auch das unverwüstliche „Take Five“ von Dave Brubeck. Es sind die besonderen Arrangements, die „Barfly“ auszeichnen. Die meisten Songs kennt man, nur eben nicht so, wie sie die vier Musiker spielen. Stilsicher und geschmackvoll agiert das Quartett, aber eben auch immer mit einer eigenen Handschrift. „Wir arrangieren jeden Song um, so dass er seine Seele behält“, sagt Karsten Friedrich. Das gilt für „Smoke on the water“ von Deep Purple genauso wie für Paolo Contes „It´s wonderful“, das „Mr. Barfly“ Karsten Friedrich wunderbar mit rauchig rauer Stimme singt. Dazwischen plauderte Karsten Friedrich, der auch an der Kulmbacher Musikschule unterrichtet, ein wenig aus dem Nähkästchen und gibt die eine oder andere Anekdote aus der Bandgeschichte zum Besten. Er erwies sich dabei als wahrer Entertainer, witzig, spontan und am Ende sogar mit weißem Bademantel am weißen E-Flügel. Auch das Geheimnis um den Namen „Barfly“ wurde dabei endlich einmal gelüftet. So heißt ein US-amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 1987 mit Mickey Rourke in der Hauptrolle. Am Schluss gibt es eine Art Session, bei der alle Musiker zusammen auf der Bühne spielen, unter anderem den Titel „Hot Stuff“ von Donna Summer. „Barfly“ gibt es seit 2003. Die Musiker bringen es im Schnitt auf bis zu 100 Auftritte pro Jahr, und zwar längst nicht mehr nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in der Schweiz Österreich oder auf Mallorca. Firmenfeiern, Tanzbälle, Ausstellungseröffnungen, Empfänge, Schulbälle, Geburtstage und so weiter. Auch heuer ist Barfly wieder unterwegs, etwa mit Auftritten in Regensburg, Bonn und Berlin. Zur Premiere der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele wird die Band heuer sogar den Staatsempfang im Anschluss an die Aufführung im markgräflichen Neuen Schloss bestreiten. Bilder: Liebevoll, mit Ecken und Kanten / Spektakuläre Aufführung von Verdis „Falstaff“ am Theater Hof – Einspringer rettet Premiere Hof. Es ist schon eine seltsame Oper, Giuseppe Verdis geniale Spätschöpfung „Falstaff“: Halb Komödie, halb Tragödie, keine Ouvertüre, keine Bravourarie, stattdessen eine Ensembleszene nach der anderen, nicht einmal zweieinhalb Stunden Spieldauer und irgendwie so ganz anders als andere Verdi-Opern. Kein Wunder, dass dieses Werk noch nie in Hof aufgeführt wurde. Als letzte Produktion der laufenden Spielzeit machten sich jetzt Dirigent Ivo Hentschel und Regisseurin Nilufar K. Münzing daran, den „Falstaff“ endlich auch hier auf die Bühne zu bringen und sie taten dies mit großem Erfolg. Am Ende gab es großen und langanhaltenden Applaus für alle Beteiligten. Wenngleich eine Indisposition von Michal Rudzinsky, dem eigentlich vorgesehenen Sänger des Pistola zuvor für Aufregung gesorgt hatte. Nun ist es zwar nicht die tragende Rolle der Oper, doch ohne geht es nicht. Glücklicherweise konnte kurzfristig Taras Konoshchenko vom Staatstheater Nürnberg gewonnen werden. Der Bassist sang die Partie von der Seite, während Rudzinsky stumm spielte. Einen Abbruch tat dies der Aufführung in keiner Weise. Über dem Spätwerk schwebt zum einen William Shakespeares humanistischer Geist, zum anderen Giuseppe Verdis Altersweisheit. Das macht Nilufar K. Münzing in ihrer Inszenierung deutlich. So wundert es nicht, dass die Titelfigur irgendwie liebenswert erscheint, ein Original eben, mit Ecken und Kanten. Am Ende steht die große Versöhnung und die stets gültige Erkenntnis: „Alles um uns ist Narrheit, wir sind selber nur Narren“. Dem Bühnenbild von Britta Lammers und den Kostümen von Uta Gruber-Ballehr ist zu entnehmen, dass die Inszenierung nicht zur Entstehungszeit der Vorlage Shakespeares spielt, sondern nach der Entstehung von Verdis Komposition, vielleicht um die Jahrhundertwende, also so um 1900 vielleicht aber auch erst in den 1920er Jahren. Deutlich wird sie vor allem durch die Kleidung der Protagonisten. Während das Kleid von Nanetta immerhin schon Kniefreiheit zulässt, erscheint Mrs. Quickly Zigaretten rauchend und im Hosenanzug im Marlene-Dietrich-Stil. Ausnahme ist Falstaff, der im samtenen tiefroten Morgenmantel und mit Perücke immer noch im Rokoko verankert scheint. Wunderbar geglückt ist die turbulente Schlussszene, in der die Beteiligten alle Register ziehen. Vor allem in Sachen Maskerade: Die Herren und Damen werden zu Hasen, Falstaff zum gehörnten mit dem obligatorischen Geweih auf dem Kopf. Dirigent Ivo Hentschel gelingt es, die Partitur mit den Hofer Symphonikern mustergültig umzusetzen. Kein einfaches Unterfangen, greifen doch so viele Handlungsebenen ineinander, die der Komponist unglaublich geschickt miteinander verwoben hat. „Jede Vorstellung ist ein Ritt auf der Rasierklinge“, hatte Ivo Hentschel bereits im Vorfeld erklärt und damit die enge Verflechtung der Handlung mit dem musikalischen Geschehen gemeint. Weil alles so kompliziert ist, hatten die Verantwortlichen auch gut daran getan, für die Aufführung nicht die italienische Originalsprache zu verwenden, sondern die hervorragende deutsche Übersetzung von Hans Swarowsky. Ivo Hentschel lässt dem Ensemble jeden nur denkbaren interpretatorischen Freiraum und die Sänger wissen dies auch zu nutzen. Für Gregor Dalal, dem früheren Hofer Ensemblemitglied war die Partie des John Falstaff ebenfalls eine Premiere, zumindest in deutscher Sprache. Mehrfach hatte er die Rolle bereits in der Originalsprache gesungen. Er lebt das Stück und man merkt seiner Interpretation an, dass ihm die Auseinandersetzung mit dem Text sehr viel Freude bereitet hat. Da ist nicht nur Gregor Dalals atemberaubende Virtuosität, seine große Textverständlichkeit und sein kraftvoll wohltönender Bariton. Auch mit seinem komödiantischen Spiel reißt er das Publikum förmlich mit. Wahrhaft furios agieren mit grotesker Komik sowohl stimmlich als auch darstellerisch alle anderen Solisten: Ein furioses Quartett bilden Inga Lisa Lehr (Alice Ford), Franziska Rabl (Meg Page), Stefanie Rhaue (Quickly) und Yvonne Prentki (Nannetta) als übermütige, intrigant und geschwätzige, aber auch als überaus reizende Damen. Nils Stäfe überzeugt brillant als Mr. Ford, makellos singt Minseok Kim die Partie des Fenton. Hochkarätig sind auch die übrigen Partien besetzt: Bardolfo (Markus Gruber) und Doktor Cajus (Jason Lee). Vor allem Bardolfo und Pistola als Falstaffs Diener wurden von der Regie hervorragend geführt und steigern sich durch ihre ganz eigene Komik. Weitere Aufführungen: 1., 2.,9., 12., 14. und 16. Juli (jeweils 19.30 Uhr) sowie am 25. Juni (18.00 Uhr). Karten gibt es an der Theaterkasse, Telefon 09281/7070-290 oder online unter www.theater-hof.de/karten. „Ritt auf der Rasierklinge“ / Theater Hof: Premiere der Oper „Falstaff“ von Giuseppe Verdi am Samstag Hof. Am kommenden Samstag findet im Theater Hof die letzte Musiktheater-Premiere der laufenden Saison statt. Es ist eine echte Premiere, denn Verdis Spätwerk nach William Shakespeares „Die Lustigen Weiber von Windsor“ wird zum ersten Mal in Hof aufgeführt. Mit einer Matinee haben die Verantwortlichen am Sonntag noch einmal die Werbetrommel für die Aufführung gerührt und alle Interessierten in das Werk und die Inszenierung von Nilufar K. Münzing eingeführt. Unter der Moderation von Musikdramaturg Lothar Krause stellten die Verantwortlichen ihre Produktion des „Falstaff“ vor. Fast das gesamte Ensemble war anwesend und so gab es auch zwei musikalische Kostproben mit den Solisten Inga Lisa Lehr (Alice Ford), Yvonne Prentki (Nanette), Franziska Rabl (Mrs. Page), Stefanie Rhaue (Mrs. Quickly), Gregor Dalal (Falstaff), Minseok Kim (Fenton), Jason Lee (Doktor Cajus), Markus Gruber (Bardolfo) und Michal Rudzinski (Pistola). Begleitet wurden sie von Mengling Chen am Klavier. Musikdramaturg Lothar Krause fand es überaus erstaunlich, dass das Werk nie zuvor in Hof gespielt worden sei. Er sprach von einem wunderbaren Ensemblewerk, das schon zur Uraufführung „einen bombastischen Erfolg“ erlebt habe. Nach Auffassung der Regisseurin Nilufar K. Münzing schwebt über dem Werk William Shakespeares humanistischer Geist. Für sie habe die Oper einen glaublichen Reiz, zumal Giuseppe Verdi in seiner letzten Oper wohl auch die Erfahrungen seines Lebens eingearbeitet habe. Es gebe kaum groß Arien, stattdessen reihten sich Szene an Szene aneinander, erläuterte der Dirigent Ivo Hentschel die Besonderheit der Komposition. „Das umzusetzen ist wahnsinnig schwer“, sagte er. Jede Vorstellung sei ein „Ritt auf der Rasierklinge“. Selbst die klassische Ouvertüre gebe es nicht. Der Komponist habe das Werk extrem komprimiert, so dass es mit zwei Stunden Aufführungsdauer auch relativ kurz sei. Die musikalische Sprache verglich der Dirigent mit einer Art Filmmusik, obwohl es zur Zeit der Komposition noch gar keine Filme gegeben hatte. Gregor Dalal, früheres Ensemblemitglied und insgesamt schon seit 1996 am Theater Hof tätig, singt nicht zum ersten Mal den Falstaff, aber zum ersten Mal singt er die Titelpartie auf Deutsch. Dafür habe sich das Produktionsensemble ganz bewusst entschieden. Auch Dalal fand die Übersetzung von Hans Swarowsky sehr gut getroffen. „Ich bin überzeugt davon, dass es der beste Falstaff ist, den ich je gemacht habe.“ Bei der Matinee verriet Regisseurin Nilufar K. Münzing auch, dass ihre Inszenierung zeitlich nicht bei Shakespeare, sondern in der Entstehungszeit des Werkes an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert angesiedelt ist. So spiegle das Bühnenbild laut seiner Schöpferin Britta Lammers auch Elemente des Jugendstils wider. Dem sollen auch die Kostüme von Uta Gruber-Ballehr entsprechen, lediglich Falstaff selbst sei noch im Rokoko verankert. Freuen dürfen sich alle Opernfreunde auf die turbulente Schlussszene in bunter Maskerade. Und natürlich wird der Titelfigur dabei auch das berühmte Geweih als Symbol des gehörnten Mannes aufgesetzt. Bilder: Komödie mit Kirschgeist und Kartenspiel / Premiere „Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben“ auf der Naturbühne Trebgast Trebgast. Es ist eines der bekanntesten Volksstücke überhaupt: „Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben von Kurt Wilhelm nach Franz von Kobell. Nun spielt das Ensemble der Naturbühne freilich nicht irgendeine beliebige Version der volkstümlichen Komödie, sondern eine in fränkischer Mundart, die sich der Schauspieler und Regisseur Bernd Berleb ausgedacht hat. Der Charakter des Stückes ist dadurch ein anderer geworden. Die Heiterkeit überwiegt, die komischen Elemente kommen stärker zum Tragen als die tiefsinnigen. Und ein wenig Lokalkolorit gehört natürlich auch dazu. Der eigentliche Kern des Volksstückes aber bleibt. Da geht es um zwei Fragen, wie könnte man den Tod überlisten und ist das wirklich erstrebenswert? Das versöhnliche Ende gibt die Antwort, egal ob auf traditionellem bayerisch oder im fränkischen Dialekt. Auch in Franken kommt der Tod in Gestalt des Boandlkramers, auch hier gibt es Kirschgeist und es wird beim Kartenspiel betrogen, geht es doch immerhin um zusätzliche Lebensjahre. Doch ist es das alles wert? Das Stück kommt zu der eindeutigen Antwort: nein. Ein Blick ins Paradies überzeugt den Brandner Kaspar am Schluss. Für die Trebgaster Produktion gespickt mit vielen wunderbaren Einfällen, einer schlüssigen Personenführung und einem flotten Spielfluss, der die zweieinhalb Stunden Spielzeit wie im Flug vergehen lässt, hat Bernd Berleb die Regie übernommen. Er hat schon an vielen Theatern gespielt und inszeniert und lässt seine Erfahrungen natürlich in die Trebgaster Produktion einfließen. Warum er das 1871 veröffentlichte Stück in die Nazizeit verlegt hat, erschließt sich allerdings nicht. Da gibt es einen Gruppenführer, da gibt es Volksgenossen und es wird in Reichsmark bezahlt. Auch vom Führer ist schon mal die Rede. Das war es dann aber auch schon. Wirklich witzig sind dagegen die vielen lokalen Anspielungen, wenn etwa der Brandner nicht im Sommer sterben kann, denn da ist ja Kulmbacher Bierfest und Peestener Lindenkerwa, auch nicht im Herbst, denn da ist Schederndorfer Bockbierfest. Ob der Boandlkramer vielleicht einen anderen Kaspar meint, vielleicht den auf der Luisenburg? Tatsächlich gibt es dort heuer auch eine Fassung des Stückes zu sehen. Urkomisch ist es schließlich auch, wie man sich den Himmel so vorstellt. Da gibt es beispielsweise Bratwürste mit Sauerkraut, es spukt die Weiße Frau und es erklingt der Walkürenritt. Das Bühnenbild der „Brandner“-Produktion stammt von André Putzmann, wobei das beste Bühnenbild natürlich wie immer in Trebgast die Natur geschaffen hat. So macht er auch nicht den Fehler, die Bühne zuzustellen, vielmehr lässt er die Natur zu, bespielt die Bühne in ganzer Breite und macht auch vor den Gängen im Zuschauerraum nicht halt. Zwei Figuren stehen im Zentrum, die beide exzellent verkörpert werden; Jochen Böhm als Brandner Kaspar und Jakob Wenz als Boandlkramer. Jochen Böhm überzeugt durch sein überaus glaubhaftes Auftreten, himmelhoch jauchzend, als er den Boandlkramer überlistet hat, und zu Tode betrübt, als die Enkelin Marei ums Leben kommt. „Boandlkramer“ Jakob Wenz spielt gespenstisch perfekt und komisch, witzig, sowie schrullig zugleich. Wie man es von den verschiedenen Verfilmungen gewohnt ist, überzeugt auch Jakob Wenz mit aufgesetztem Gehabe und wird am Ende fast zur bemitleidenswerten Gestalt. Von den übrigen Rollen ragt unter anderem Thomas Ziegelhöfer als stets präsenter und überraschend bayerisch sprechender Petrus hervor. Ramona Schmidtgall spielt ihre Rolle als Marei ebenso perfekt. Aber auch die anderen, durchaus anspruchsvollen Rollen werden professionell und vollends überzeugend verkörpert: Bärbel Schaller-Böhm als Theres und Afra, Gerd Kammerer als naiv verliebter Simmerl, Stefan Kossmann als Michael, Michael Vogler als Bürgermeister Senftl sowie als witziger Aloisius, Moritz Weismann als Florian, Gordian Beck als Berthold. Info: Weitere Aufführungen des Volksstückes „Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben“ auf der Naturbühne Trebgast gibt es zu den folgenden Terminen: 10.06. (20.30 Uhr), 14.06. (20 Uhr), 18.06. (15 Uhr), 30.06. (20.30 Uhr), 01.07. (15 Uhr), 05.07. (20 Uhr), 13.07. (20 Uhr), 21.07. (20.30 Uhr), 22.07. (15 Uhr), 29.07. (20.30 Uhr), 03.08.2023 (20 Uhr). 05.08. (20.30 Uhr), 09.08. (20 Uhr) und am 17.08.2023 (20 Uhr). Bilder: Zeitlos und aus der Zeit gefallen / Max Raabe in Hof: Goldene Zwanziger und MTV-unplugged Hof. Keiner singt derart poetische Texte wie Max Raabe. In welchen Schlagern kommen Wörter vor wie „Dauerlauf“ oder „Schiebetür“ oder gar der „schlechtgelaunte Lurch“? Das alles kann nur Max Raabe sein. Er ist so, wie er sich gibt. Ein wenig altmodisch vielleicht. Bestimmt schmiert er sich auch zuhause Pomade ins Haar, trägt er auch zuhause eine Buntfaltenhose und jeden Tag ein frischgebügeltes weißes Hemd. Aber eines steht fest: er ist ein genialer Sänger und Musiker. Sind er und seine Musik nun reichlich retro oder postmodern? Ganz sicher beides, denn Max Raabe, das heißt einmal die Interpretation von gehobener Unterhaltungsmusik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aus den Goldenen 20er Jahren, als die Comedian Harmonists Megastars waren. Musik, von so genialen Komponisten wie Fred Raymond („Ich steh mit Ruth gut“), Peter Kreuder („Ich werde jede Nacht von ihnen träumen“), Leo Leux (Unter den Pinien von Argentinien“) oder Will Meisel („Dort tanzt Lulu“). Max Raabe, das heißt gerade in der zurückliegenden Zeit immer mehr auch eigene Schlager mit witzigen Texten, irrwitzigen Themen und kuriosen Reimen. Mit „Raabe-Pop“ ist dafür sogar eine eigene Bezeichnung erfunden worden. Wobei, seinen Anfang hat der „moderne“ Max Raabe bereits 1992 mit dem selbst komponierten Hit „Kein Schwein ruft mich an“ genommen, der an diesem Abend nicht auf dem Programm stand. Doch Max Raabe hat noch viel mehr zu bieten, denn zwischenzeitlich gab es eine überaus erfolgreiche Zusammenarbeit mit der prominenten Popmusikerin Annette Humpe, ein umjubeltes MTV-Unplugged-Konzert und jüngst das Album „Wer hat hier schlechte Laune“, das gleichsam das Motto der aktuellen Tour ist. Beim Konzert im Großen Haus der Freiheitshalle gab es von all dem etwas. Max Raabe hat eine phänomenale Bühnenpräsenz, näselt sich als ausgebildeter Bariton mit Charme, Eleganz, Humor, Ironie und Stil durch die gut zwei Stunden Programm. Dabei wirkt er zum einen wie aus der Zeit gefallen, zum anderen aber auch absolut zeitlos. Kaum zu glauben, dass er schon 60 ist, mit bürgerlichem Namen Matthias Otto heißt und nicht aus Berlin, sondern aus Westfalen stammt. Im Mittelpunkt standen aber dann doch die Songs aus dem neuen Album. Neben dem Titellied „Wer hat hier schlechte Laune“ gibt es den, für Max Raabe ungewohnt ernsten Song „Es wird wieder gut“, hoffnungsvoll optimistische Lieder wie „Das mit uns könnte was werden“ oder „Ein Tag wie Gold“, der Titelsong von „Babylon Berlin“. Einige Lieder ragen besonders heraus: Das Volkslied „Guter Mond, du gehst zur Stille“, das Max Raabe zusammen mit drei seiner Musiker interpretiert, eine herausragende Fassung von Charles Trenets „La mer“ in französischer Originalsprache, den US-Klassiker aus den 1930er Jahren „Dream a little dream of me“, bei dem ein kleiner Zeppelin durch die Halle schwebt und, als Zugabe, der „Kleine grüne Kaktus“. Max Raabe, das ist freilich nur ein Teil der Show, dazu kommt das zwölfköpfige Palast Orchester, von ihm selbst während seines Gesangstudiums 1986 gegründet. Über 500 Stücke haben sie bereits im Repertoire, umjubelte Auftritte in der New Yorker Carnegie Hall gemeinsam absolviert genauso wie eine Israel-Tournee. Da gibt es kuriose Instrumente wie eine Bassklarinette, ein Banjo oder ein Sousaphon. Herausragende Instrumentalisten sind sie alle, etwa der Pianist Ian Wekwerth oder die Violinistin Cecilia Crisafulli und natürlich auch all die anderen Musiker, die alle etwas Schrulliges an sich haben, scheinbar für jedem Spaß bereit sind und von denen fast jeder auch solistische Aufgaben zu übernehmen hat. Max Raabe lehnt dann lässig im Rund des großen Konzertflügels und verzieht wie immer keine Miene Brücke zwischen Bayern und Tschechien / Freundschaftswochen mit imposanter Licht- und Videoinstallation eröffnet Selb. Mit einer Installation der Künstlerin Brigitt Hadlich aus Weidenberg sind in Selb die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen eröffnet worden. Um die tiefe Verbundenheit beider Orte deutlich zu machen hat die Künstlerin eine grenzüberschreitende und aufeinander abgestimmte Licht- und Videoinstallation geschaffen und so eine sichtbare Brücke zwischen Bayern und Tschechien geschlagen. Die Aktion fand zunächst rund um den Grafenmühlweiher in Selb statt, ehe tags darauf eine ähnliche Installation im Geschichtspark Kaplan im tschechischen Asch gezeigt wurde. In Selb lockte das Projekt rund 3000 Besucher an. Thematisch ging es um einen Spaziergang durch die Geschichte beider Orte, bei dem zahlreiche Elemente und Strukturen gezeigt wurden, die mit dem Plätzen eng in Verbindung stehen. Da gab es auf zwei großen Leinwänden historische Bilder aus beiden Städten zu sehen, für Selbs stand natürlich das Thema Porzellan, für das seit Jahrhunderten evangelisch geprägte Asch unter anderem das dortige Martin-Luther-Denkmal, das einzige in Böhmen. Künstlerin Brigitt Hadlich selbst sprach von einem Farb-Kunst-Raum, der durch ihre emotionale und farbenfrohe Lichtinszenierung entstand. „Ich spiele mit den Elementen Erde, Luft, Feuer, Wasser und verbinde sie mit Bildern und Strukturen aus Selb und Asch“, so beschreibt die Künstlerin Brigitt Hadlich die Idee, die hinter der Illumination steht. Der kleine Park konnte von den Besuchern einmal in einem ganz anderen Licht gesehen werden. Eine dokumentarische Animation beleuchtete an anderer Stelle die Geschichte beider Städte. Ihre alte und ihre neue Freundschaft wurden in Szene gesetzt. Geschichtliche Ereignisse visualisierten die eigenständige Entwicklung und die Gemeinsamkeiten beider Städte. Bestimmendes Element des Konzepts war das „Tor der Freundschaft“, das Brückentor aus dem Kaplan-Park in Asch. Das Tor ist der Verbindungsknoten für beide Standorte. Es erschien in der ersten Szene in der Animation in Selb und war damit auch eine „Vorausschau“ auf den nächsten Abend in Asch. Dort lag der Hauptaspekt auf dem geschichtlichen Hintergrund und der Ost-West-Achse, auf der das „Tor der Freundschaft“ liegt. Dort gab es bewegende emotionale Animationen mit mystischen Strukturen auf den Wänden der Brücke zu sehen. Die Grundmauern der abgebrannten Kirche sind in magisches Leuchten versetzt. Im ehemaligen Altarraum wird die Geschichte einer Trennung und einer Freundschaft in verschiedenen Kontexten erzählt. An beiden Standorten lud die Beleuchtung der Bäume zu einem Rundgang ein, um die weiteren Illuminationen auf sich wirken zu lassen. Selbs Bürgermeister Ulrich Pötzsch nannte die Freundschaftswochen einen „riesigen Glücksfall für die Region“. Die große Bedeutung der Veranstaltung werde unter anderem darin deutlich, dass zur offiziellen Eröffnung wenige Tage zuvor sogar der tschechisch Staatspräsident Petr Pavel nach Selb gekommen war. Der Bürgermeister von Asch Vitezslav Kokor wünschte sich, dass die Freundschaftswochen aus Nachbarschaft Partnerschaft machen. Die Großartige Installation sei dafür ein wichtiges Symbol. Die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen laden die Menschen noch bis Ende Juli ein, bei den verschiedensten Veranstaltungen mehr über Ihre Nachbarn zu erfahren, frühere Verbindungen wieder aufleben zu lassen und neue Kontakte zu knüpfen. Neben sportlichen Aktionen, musikalischen Angeboten gab und gibt es auch Tagesausflüge und Besichtigungstouren. Bilder: Bis Mitternacht war die Licht- und Videoinstallation in den Grünanlagen rund um den Grafenmühlweiher in Selb zu sehen. „Lost Places“ zum Klingen bringen / Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast gastiert mit dem Kammerchor ExSilentio in Mainleus und Kronach Kulmbach/Mainleus. „Lost places“, diesen Begriff kennt man von spektakulären Fotos an außergewöhnlichen Orten. Doch diese „Lost places“ haben auch ihren eigenen Klang. Das will der Kammerchor ExSilentio mit zwei Konzerten in der Region beweisen. Hinter der Formation steckt das musikalische Multitalent Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast. Zusammen mit seinen Mitstreitern von ExSilentio, einem 2020 gegründeten studentischen Ensemble der Hochschule für Musik Dresden, wird er am 11. Juni um 18 Uhr in der Kühnlenzpassage in Kronach und tags darauf am 12. Juni um 17.30 Uhr in der alten Spinnerei in Mainleus auftreten. „Das Projekt ´Stimmen an verstummten Stellen´ bringt Musik an Orten zum Erklingen, die schon seit langem verstummt sind“, erklärt Lukas Alois Roth. „Durch die Konzertreihe wollen wir diesen Lost places wieder Aufmerksamkeit und Wertschätzung schenken, indem wir auf die industrielle Geschichte unserer Region und deren Folgen, wie Leerstand und Industrieruinen, Bezug nehmen.“ Zum anderen soll die besondere Historie der Konzertstätten zum Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung sowie zum Konzertinhalt erhoben werden. Musikalisch gibt es neben zwei Uraufführungen, die speziell für diese Orte komponiert wurden, auch Werke von Johannes Brahms, Mikis Theodorakis und James MacMillan sowie selten zu hörende Raritäten der Komponisten Peteris Vasks, Viktor Ullman und Veljo Tormis. Die zwölf Sängerinnen und Sänger von ExSilentio stammen aus den Reihen der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Bereits 2021 führte das Schaffen des Ensembles zu einer Einladung nach Rom in die päpstliche Basilika St. Johann im Lateran im Rahmen des Festivals Musica e arte sacra Roma. Seitdem folgten zwei weitere Italienreisen, mit „toMaintain“ die erste interdisziplinäre Eigenproduktion, sowie weitere Konzertprogramme. Träger des Ensembles ist der Kulmbacher Verein „Kunstwert – Wir machen Kultur e.V.“ mit Lukas Alois Roth als künstlerischen Leiter. Lukas Alois Roth ist gerade in der Endphase seines Studiums an der Dresdner Musikhochschule. In der Region bekannt wurde er unter anderem durch das Benefizprojekt „Musik verbindet“ das er als Vorstand und künstlerischer Leiter organisiert hatte. Von der Corona-Zeit abgesehen hat er es Jahr für Jahr geschafft, einen Projektchor und eine Projektband auf die Beine zu stellen und mit Benefizkonzerten an die Öffentlichkeit zu treten. Über 60000 Euro wurden seitdem eingespielt, fünf CDs aufgenommen. Die Einnahmen flossen dabei eins zu eins in wohltätige Zwecke, wie zum Beispiel an die Welthungerhilfe. Die Unkosten wurden durch Sponsoren abgedeckt. Bild: Der Chor ExSilentio unter Leitung von Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast tritt am 12. Juni in Mainleus auf. Foto: Philipp Roth Werbung für die Musik und das Musizieren / Viele hundert Teilnehmer und Besucher beim „Tag der Blasmusik“ in Kulmbach – Gigantisches Abschlusskonzert auf dem Marktplatz Kulmbach. „Wir sind wieder da!“ Das war gleichsam das Motto einer bislang einmaligen Veranstaltung, die am Sonntag in Kulmbach über die Bühne ging. Sieben Blaskapellen und Musikvereine der Stadt und des Landkreises mit zusammen rund 200 Musikwern spielten zu einem „Tag der Blasmusik“ auf. Viele hundert Besucher ließen sich diese Gelegenheit, die musikalische Vielfalt in Kulmbach Stadt und Land zu erleben, nicht entgehen. Der Hintergrund für das ungewöhnliche Open-Air-Konzert waren unter anderem die Einschnitte, die während der zurückliegenden drei Jahre die eine oder andere Formation hinnehmen musste. Viele ältere Musiker haben aufgehört, jüngere kamen kaum nach, weil die Musikvereine ja lange keine Präsenz zeigen konnten. Viele ehemalige Mitstreiter haben sich auch ein anderes Hobby gesucht und kehrten der Blaskapelle den Rücken. „Auch Musikvereine sind von Nachwuchsproblemen nicht verschont. Durch die Corona-Pandemie wurden sie noch verstärkt“, waren sich alle Beteiligten einig. Der „Tag der Blasmusik“ war deshalb auch so etwas, wie der Start zur neuen Imagekampagne des Nordbayerischen Musikbundes und der Nordbayerischen Bläserjugend. Zusammen haben sie rund 900 Mitgliedsvereine und sie alle wollen in den kommenden Wochen und Monaten unter anderem mit Plakaten, Transparenten und im Internet für das Musizieren in einem Musikverein werben. Auch an der Musikschule Kulmbach hängen solche Transparente schon, die Lust aufs Musizieren machen sollen. Allein in Stadt und Landkreis Kulmbach kann der Nordbayerische Musikbund auf 16 Blaskapellen und zwei Spielmannszüge verweisen. Der Kreisverband Kulmbach des Nordbayerischen Musikbundes verwandelte zusammen mit seinen Mitgliedskapellen das ehemalige Kaufplatzgelände und den Marktplatz den ganzen Nachmittag bis in die Abendstunden in eine große Musikbühne. Den Auftakt machte die Stadtkapelle Kulmbach unter der Leitung ihres stellvertretenden Dirigenten Hans-Georg Busch, gefolgt vom Musikverein Burghaig. Weitere Formationen, die jeweils eine knappe rtunde spielten waren der Musikverein Kulmbach-Weiher, die Stadtkapelle Kupferberg, der Musikverein Marktleugast und die Dorfmusik Rugendorf. Den Schlusspunkt setzte Musikverein Ludwigschorgast, ehe es durch die Langgasse zum Marktplatz ging. Höhepunkt war dort am Abend der Gemeinschaftschor vor dem Rathaus. Dazu waren die Musiker aller beteiligten Kapellen zusammengekommen, um unter der Leitung von Musikschulleiter Harald Streit von der Rathaustreppe dirigierend, ein Platzkonzert anzustimmen. Mit dem Jubiläumsmarsch des Nordbayerischen Musikbundes begann der gigantische Klangapparat, mit Bayern- und Deutschland-Hymne verabschiedeten sich die Musiker. Dazwischen gab es unter anderem den Frankenlied-Marsch, den Titel „Durchs schöne Frankenland“ und - zur Überraschung aller Zuhörer auf dem Marktplatz - den Toten-Hosen-Titel „An Tagen wie diesen“. Die Auswahl des letzten Titels zeigt einmal mehr, wie vielseitig Blasmusik sein kann. „Blasmusik lebt“, so Thomas Kalb, Vizepräsident des Nordbayerischen Musikbundes. Von einem einzigartigen Musikevent sprach Oberbürgermeister Ingo Lehmann. „Musik macht Freude, sie verbindet Menschen“, sagte er, der zusammen mit Landrat Klaus Peter Söllner die Schirmherrschaft für den „Tag der Blasmusik“ übernommen hatte. Die Blaskapellen seien unverzichtbarer Träger von Kunst und Kultur. Gerade in unseren Breiten habe die Blasmusik eine lange Tradition nun sei fest mit dem fränkischen Brauchtum verbunden. „Allen Beteiligte ist es gelungen, ein eindrucksvolles musikalisches Zeichen zu setzen“, sagte der Oberbürgermeister.
Schenkelklopfer und tiefsinnige Ironie / Sympathisch und authentisch: Günter Grünwald in der Freiheitshalle Hof. „Definitiv vielleicht“: Diese Wortpaarung könnte glatt von Karl Valentin stammen. Der preisgekrönte Kabarettist Günter Grünwald aus Ingolstadt hat sein neues Programm ebenfalls mit „definitiv vielleicht“ überschrieben. Am Freitag gastierte er damit im Festsaal der Freiheitshalle und bot über zwei Stunden lang beste Unterhaltung. Karl Valentin nennt Günter Grünwald auch, wenn man ihm nach seinen Vorbildern befragt. Tatsächlich sind auch seine Geschichten meistens irgendwie abgefahren, skurril, verdreht. Er kommt vom Hundertsten ins Tausende und findet oft ein aberwitziges Ende. Zugegeben, manches kommt schon recht derb daher, manchmal auch makaber, grenzwertig und gerne auch mal unter der Gürtellinie. Aber es spricht für Günter Grünwald, wenn er sich nicht vom Zeitgeist lenken lässt und seinem Humor gesellschaftlichen Strömungen anpasst. Die Sensibilität des Publikums ist ihm „wurscht“, auch das hat er im Interview mit der Frankenpost verraten. Gut, dass sich ein Günter Grünwald nicht verbiegen lässt und sich selbst treu bleibt, auch wenn man als Zuhörer manchmal schon schlucken muss. Die Lacher überwiegen, wobei die Lacher gerne auch mal Brüller und Schenkelklopfer sein können. Günter Grünwalds schauspielerisches Talent, seine Grimassen und seine Fähigkeit, Stimmen und Dialekte nachzuahmen tun das übrige. Im aktuellen Programm bekommen viele ihr Fett ab. Sei es der nordkoreanische Herrscher Kim Jong-un, die Taliban und der Koran sowieso, Pfarrer im Allgemeinen aber auch Erdogan und natürlich Putin. Tief einsteigen ins politische Kabarett, das macht Günter Grünwald freilich nicht. Er reißt zwar ungeniert Witze über die genannten, spricht von „mohammedanischen Volltrotteln“ und nennt den Koran „nicht richtig durchdacht“, aber auch Pfarrer sind für ihn „Selbstdarsteller ohne Ende“ und wegen Putin habe er sogar in Erwägung gezogen, den Kampfbomberführerschein zu machen. Letzteres sei dann an der theoretischen Prüfung für den Mofa-Führerschein gescheitert. Das ist ein typisches Beispiel für die unerwarteten Wendungen in den Pointen seiner witzigen Erzählungen. Günther Grünwald live, das ist mittlerweile auch Minimalismus. Requisiten braucht es nicht, keine Verkleidung, einfach nichts. Wahrscheinlich ist er am Nachmittag genauso in Ingolstadt losgefahren. Ein winziger Stehtisch mit einem Glas Wasser reicht. Der Künstler steht auf der Bühne, sympathisch wie immer und authentisch wirkend, und er quatscht so einfach drauflos. Man könnte meinen, das ist ihm gerade in dem Moment eingefallen, dabei läuft das Programm „Definitiv vielleicht“ mit Corona-bedingten Unterbrechungen schon seit 2019. Keine Ahnung, wie sich ein Künstler so viel Text merken kann, ohne auch nur ein einziges Mal zu stocken. Dazu muss man allerdings auch wissen, dass der 66-Jährige schon seit fast 40 Jahren auf der Bühne steht. Auch in andere Rollen, so wie früher etwa in den Hausmeister Bamberger oder den Leibwächter Bonzo, braucht er nicht mehr zu schlüpfen. Günther Grünwald steht einfach für sich selbst, irgendwie nett, bodenständig, einfach er selbst, nur eben voller tiefsinniger Ironie. Etwa, wenn er in unglaublich witziger Art die Sprachverhunzung in aktuellen TV-Werbespots („Mehr gut geht nicht“ oder „So muss Technik“) kritisiert. Zugegeben, Längen hat sein Programm schon auch. Die deftige Geschichte von Tante Lisbeth und Onkel Hans mit der Gallenblasenoperation hätte man mindestens um die Hälfte kürzen können. Lustig wäre sie immer noch gewesen. Auch die aberwitzige Geschichte vom Urlaub in Afghanistan lebte mehr von verstellten Stimmen als von echter Komik. Auch wenn er polarisiert: Günther Grünwald ist längst selbst zu einem Urgestein der bayerischen Unterhaltung geworden, ähnlich, wie seine Vorbilder Karl Valentin oder auch Gerhard Polt. In der Kabarettszene hat er sich fest etabliert und ist nicht erst seit seiner TV-Show „Grünwalds Freitagscomedy“ nicht mehr davon wegzudenken. Und hier geht es zum Interview mit Günter Grünwald Besondere Interpretationen, außergewöhnlicher Stil / Die Kulmbacher Band Barfly feiert auf der Naturbühne in Trebgast 20-jähriges Jubiläum Trebgast. Zuhören und wohlfühlen: das soll sich das Publikum bei der Band Barfly. Am 11. Juni absolviert die außergewöhnliche Formation, die ihren Ursprung in Kulmbach hat, einen ihrer seltenen konzertanten Auftritte, und zwar auf der Naturbühne Trebgast. Anlass ist das 20-jährige Bestehen des Quartetts, das wie kein anderes für Unterhaltungsmusik auf höchstem Niveau steht. Mit dabei sein werden zahlreiche Gastmusiker, Weggefährten und die Prager Geigerin Monika Romanovska. „Das wird schon was Besonderes“, freut sich „Mister Barfly“ Karsten Friedrich. Er ist nicht nur Bandleader, sondern auch Pianist, Sänger und Schlagzeuger. Karsten Friedrich denkt gerne zurück an den ersten Auftritt an Silvester 2003 in der Hornschuchvilla in Mainleus. Schnell hatte es sich herumgesprochen, dass Barfly mit seiner Lounge Music, seinen ganz besonderen Interpretationen und seinem außergewöhnlichen Easy-Listening-Stil eine ganz besondere Formation sind. So wurden die Auftritte immer mehr, die Band immer professioneller und Barfly wurde der Renner bei Tanzveranstaltungen, Vernissagen, Firmenfeiern, Schulbälle, Geburtstagen und, und, und. Heute, nach Corona, sind es wieder 80 bis 100 Auftritte pro Jahr, wobei das Trebgaster Gastspiel schon aus der Reihe fällt. Aber auch hier setzt die Kulmbacher Band auf ihr bewährtes Rezept. Bekannt ist Barfly für seinen hohen musikalischen Anspruch. „Wir bemühen uns, alles, was wir spielen, stilsicher und geschmackvoll zu interpretieren“, sagt Karsten Friedrich. Jeder Song hat seinen eigenen Charakter und jeder Song hat eine Aussage, egal, ob „Highway to hell“ von ACV/DC oder Stings „English Man in New York“. Barfly, das sind neben Karsten Friedrich (Piano und Gesang), Peter Groß (Klarinette, Saxofon, Querflöte und Gesang), Paul Braun (Bass und Gesang) sowie Mike Müller (Schlagzeug). Als Gastmusiker erwarten sie neben der Geigerin Monika Romanovska den Bassisten Georg Hofmann aus Heinersreuth, die Sängerin Barbara Kirsch aus Hannover, die Nürnberger Saxophonisten Katja Heinrich, den Leipziger Schlagzeuger Markus Christ und den Berliner Drummer Oliver Friedrich. „Alles absolute Profis“, versichert Karsten Friedrich. Er verspricht jede Menge musikalische Leckerbissen, auch klassische und jazzige Klänge und den einen oder anderen neuen Song. Dazwischen wird er selbst auch mal aus dem Nähkästchen plaudern und die eine oder andere Anekdote aus der Bandgeschichte zum Besten geben. Auch heuer ist Barfly wieder bundesweit unterwegs. Nach dem Start in die Sommersaison bei „Kronach leuchtet“ folgen Auftritte in Regensburg, Bonn und Berlin. Zur Premiere der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele wird die Band heuer sogar den Staatsempfang im Anschluss an die Aufführung im markgräflichen Neuen Schloss bestreiten. Das Konzert mit Barfly und Gästen findet am Sonntag, 11. Juni um 20 Uhr auf der Naturbühne Trebgast statt. Einlass ist um 19.30 Uhr. Tickets kosten im Vorverkauf 19,50 Euro, an der Abendkasse 22 Euro. Weitere Infos gibt es im Internet unter dienaturbuehne.de. Bild: Die Kulmbacher Band Barfly gibt am 11. Juni auf der Naturbühne Trebgast einen ihrer seltenen konzertanten Gastspiele. Die Stammbesetzung der Formation besteht aus Paul Braun, Karsten Friedrich, Peter Groß und Mike Müller (von links). Benefizkonzert: „Jazz ganz locker vom Hocker“ / Mit der Moonlight-Serenade an 17. Juni geht für die „Old Beertown Jazzband eine Ära zu Ende Kulmbach. „Wir werden unser Bestes geben.“ Das verspricht Konrad „Conny“ Fischer Andreassohn (72) aus Fölschnitz. Er ist nicht nur der Bassist, sondern auch so etwas wie der Kopf der „Old Beertown Jazzband“. Mit dem Abschiedskonzert der Formation am 17. Juni im Mönchshof geht eine Ära zu Ende. Die „Moonlight Serenade“ soll definitiv der letzte Auftritt sein. Es ist die 13. Moonlight-Serenade seit 2008 und dabei sein wird einmal mehr die Dresdner Formation „Micha Winkler´s Hot Jazzband“. Wir spielen im ersten Teil Jazz ganz locker vom Hocker“, verspricht Conny Fischer. „Gute Laune ist Trumpf“, sagt er. Nicht nur die Musiker auf der Bühne sollen ihren Spaß haben, sondern auch alle Konzertbesucher. Kartenbestellungen seien bislang nicht nur aus dem gesamten fränkischen Raum eingetroffen, von Aschaffenburg über Nürnberg bis Hof“, sondern auch aus dem Dresdner Raum. Nach der Pause ist dann „Micha Winkler´s Hot Jazzband“ aus Dresden an der Reihe, ehe als krönender Höhepunkt eine gemeinsame Session auf dem Programm steht. Conny Fischer beschreibt Micha Winkler als absoluten musikalischen Tausendsasse und nennt ihn „einen der besten Jazz-Posaunisten Deutschlands“. Dazu kämen Micha Winklers launigen wie legendäre Moderationen. Das Ganze ist, wie bei allen früheren „Moonlight Serenaden“ auch als Benefizkonzert konzipiert. „Wir haben in all den Jahren schon über 25.000 Euro an soziale und musische Einrichtungen überwiesen“, sagt Conny Fischer. Kindergärten und Schulen sind darunter, aber auch Musikvereine und sonstige Institutionen. Bisher habe man mit dem Wetter stets Glück gehabt, egal ob Anfangs in Wernstein oder später in Thurnau. Sollte wider Erwarten der Himmel am 17. Juni seine Schleusen öffnen, findet das Konzert in der ehemaligen Ladehalle der Brauerei auf dem Mönchshof-Gelände statt. Auch diesmal wird wieder der Lions-Club Kulmbach-Plassenburg und die Kulmbacher Brauerei mit im Boot sein. Die Geburtsstunde der „Old Beertown Jazzband“ schlug bereits 1984. Zur Erstbesetzung gehörten Bernd Meile, der unvergessene Udo Koch, der frühere Kulturreferent Rupprecht Konrad und der Trompeter Werner Beyerlein. Noch vor der Wende spielten beide Formationen zusammen und besuchten sich gegenseitig.. Einmal am 9. Juli 1987, ein weiteres Mal am 6. November 1988. Zunächst gab es ein gemeinsames Konzert mit der Dresdner Semperhouse Jazzband mit Opernstar Gunter Emmerlich im damaligen Vereinshaus. Gut ein Jahr später startete ein aus heutiger Sicht historischer Sonderzug von Kulmbach in Richtung Dresden. Was heute selbstverständlich klingt, war vor dem Fall des Eisernen Vorhangs eine echte Sensation. Die Freundschaft, die damals begonnen hatte, gipfelte 2015 in einer Einladung zum Dixieland-Festival nach Dresden, eines der größten Festivals dieser Art. Die Old Beertown Jazzband trat damals vor 2000 Leuten in der Prager Straße auf. Die „Old Beertown Jazzband“ wird diesmal voraussichtlich in der folgenden Besetzung spielen: Pit Brendel (Schlagzeug), Wolfgang „Timmi“ Diehm (Gitarre), Daniel Hoffmann (Trompete), Wolfgang Schrepfer (Klarinette und Saxofon), Conny Fischer (Bass) sowie Silke Krause am Klavier. Die Dresdnerin wird auch in „Micha Winkler´s Hot Jazzband“ den Pianopart bestreiten. Dazu kommt Micha Winkler an der Posaune. Auf dem Programm steht ein „Best of“ der „Moonlight Serenaden“, klassisch schöne alte Jazz- und Swing-Nummern. Tickets für die „Moonlight Serenade“ mit der Old Beertown Jazzband und „Micha Winklers Hot Jazzband“ gibt es im Vorverkauf für 20 Euro in der Kulmbacher Brauerei, der Zentralplatzapotheke, Klostergasse 10, in den Museen im Mönchshof, bei der Buchhandlung Häußinger in Thurnau und bei Conny Fischer persönlich per Mail unter fischer-andreassohn@t-online.de. Sollten noch Restkarten übrig sein, wird auch eine Abendkasse eingerichtet. Dort werden die Tickets 24 Euro kosten. Einlass ist Ab 18 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Bild: Konrad „Conny“ Fischer Andreassohn aus Fölschnitz ist nicht nur der Bassist, sondern auch der Kopf der „Old Beertown Jazzband“. Am 17. Juni gibt die Formation ihr Abschiedskonzert im Mönchshof. Hauch von Hollywood / Mai Musica. Sinfonisches Blasorchester Kasendorf begeisterte mit Kompositionen aus Film und TV Kulmbach. Blasmusik einmal ganz anders: die Mai-Musica-Reihe des Sinfonischen Blasorchesters Kasendorf macht es möglich. Unter der Stabführung des neuen Dirigenten Dominik Biedermann gab es diesmal weder Böhmisches, noch traditionelle Marschmusik und auch keine Konzertwalzer. Der neue Leiter hatte den Musikern stattdessen einen Hauch von Hollywood auf die Pulte gelegt. Auf dem Programm standen ausnahmslos Klassiker aus Film und TV sowie jede Menge fulminante Soundtracks. Ein ganz neues Format hatte der Musikverein Kasendorf versprochen und sein Versprechen gehalten. So modern und zeitgemäß kann Blasmusik auch sein. Die Filmwelt wäre ohne Musik undenkbar. Ob „Moon River“ (hervorragend interpretiert von der Sopranistin Katharina Hübner) oder „James Bond“, „Star Wars“ oder „Herr der Ringe“. Musik verstärkt Emotionen und macht Gefühle hörbar. Das Sinfonische Blasorchester aus Kasendorf brachte dies alles überaus effektvoll und überzeugend auf die Bühne. Von den Klassikern der Filmgeschichte war bei diesem Konzert so ziemlich alles vertreten, was ins Ohr geht und immer wieder für Überraschungen sorgte. Jede Komposition für sich ist ein wahres Meisterwerk. Manches steckt voller Dramatik, anderes strotzt nur so vor Witz. Die Musiker aus Kasendorf musizieren dabei mitreißend und voller Spielfreude und vor allem mit einem Perfektionismus, der seines gleichen sucht. Da wurde größter Wert auf das noch so kleinste Detail gelegt, da ging nichts, aber auch gar nichts daneben, da könnte man glauben, das sind alles langjährige Profis auf der Bühne. Besonders das üppig besetzte Schlagwerk war an diesem Abend sehr gefragt und sorgte für mitreißende Rhythmen. Bei zwei Kompositionen gab Dominik Biedermann seinen Taktstock aus der Hand und reichte ihn weiter an Nachwuchsdirigentin Iris Melzer. Die Musik war das eine, die Show das andere. Dominik Biedermann hatte den zweieinhalbstündigen Abend zusätzlich eingebettet in ein Oscar-reifes Umfeld. Da gab es keinen Ansager, vielmehr gaben die beiden Schauspieler Stefka Kodisch als Edeltraud und Stephan Zeis als Horst ein skurriles Paar ab, das um die Fernbedienung stritt. Sie wollte Rosamunde Pilcher sehen, er Champion-League. Und so einigte man sich stets auf den Film, dessen Musik das Blasorchester als nächstes auf dem Programm hatte. Das war nicht nur exzellent in hiesiger Mundart gespielt, sondern auch überaus einfallsreich, durchdacht und vor allem witzig. Zumal auf der Großbildleinwand hinter dem Orchester tatsächlich jedes Mal ein „Best of“ der Szenen aus dem jeweiligen Film zu sehen war. Ganz großes Kino hatten sich Dominik Biedermann und die Verantwortlichen des Musikvereins Kasendorf da einfallen lassen, wobei Perfektion auch hier großgeschrieben wurde. Mit der Tagesschau-Erkennungsmelodie und einer „Live“-Schaltung zum Korrespondenten vor der Halle, der von den Vorbereitungen zum Konzert, berichtete, ging es schon mal ganz außergewöhnlich los. Nach „James Bond“, „Police Academy“, „Breakfest at Tiffanys“ folgten – kein Witz - erst einmal der „Erdinger Weißbierwalzer“, gesungen von Katharina Hübner, Markus Schwarzott und Andreas Casper, ehe sozusagen als Welturaufführung der für den Hauptsponsor, die Kulmbacher Brauerei, komponierte „Kulmbacher Jingle“ gespielt wurde. Daneben hatten die Musiker jede Menge anderer Hits und Raritäten im Programm, die Filmmusik zu „Spiderman“ etwa, natürlich John Williams „Star Wars“, aber auch „Moments für Morricone“, ein Medley, das sich langsam, aber sicher zum wahren Blasmusik-Schlager entwickelt. Mit der gesungenen Titelmusik zur bayerischen Daily-Soap „Dahoam is Dahoam“ verabschiedete sich das Blasorchester, und bedankte sich mit der Musik aus der Muppet-Show beim Publikum. Bilder:
Stefka Kodisch als Edeltraud und Stephan Zeis als Horst führten als skurriles Paar durch den Filmmusikabend. „Mit den Augen fühlen“ / Umfangreiche Werkschau der Malerin Doris Bocka im Neuen Rathaus eröffnet Bayreuth. Unter dem Motto „peinture“ zeigt die aus Kulmbach stammende und in Bindlach beheimatete Malerin Doris Bocka in der Ausstellungshalle des Rathauses derzeit ihre bislang umfangreichste Werkschau. „Gemälde“, „Bild“, „Malerei“, das alles heißt „peinture“. Derjenige, der diesen Begriff gerne benutzt ist Markus Lüpertz. Der Maler, Graphiker und Bildhauer gilt als einer der bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart. Seit 2020 studiert Doris Bocka bei Markus Lüpertz Zeichnung und Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Kolbermoor. Die Künstlerin hatte im Februar 2023 ihr Aufbaustudium erfolgreich abgeschlossen und besucht nun die Meisterklasse. Die Malerin setzte sich viele Jahre lang immer wieder mit zentralen menschlichen Motiven auseinander, spürte Sehnsüchten nach und versucht, das Unverkennbare zu finden. Nun präsentiert sie in der Ausstellung rund 50 Gemälde, die nicht nur sinnbildlich für ein Thema, sondern auch für diesen Prozess stehen. Dabei changieren ihre Bilder zwischen Figurativem und Abstrahiertem. Für die Bilder von Doris Bocka muss man sich Zeit nehmen. Sie erschließen sich nicht unbedingt auf den ersten Blick, obwohl sie direkt Emotionen ansprechen und sich „in das Gedächtnis brennen“. Die Gemälde deuten nur an, zeigen in außergewöhnlichen, teilweise angeschnittenen Perspektiven das Wesentliche und laden dazu ein, sich im Anblick zu versenken. Doris Bocka ermöglicht so dem Betrachter einen persönlichen Zugang zu ihrer Malerei und viel Freiraum für eine individuelle Interpretation. Ihre Themenkreise macht sie oft abseits des zentralen Geschehens fest, die Bilder deuten nur Ausschnitte an: Bei „Joshua träumt von Jericho“ stehen die Mauern noch fest im Bild. „Anfang am Ararat“ symbolisiert das Ende der Sintflut und „Babels Beginn“ deutet den Hochmut des Menschen durch eine aufgestellte Leiter an. Die Gemälde „Parsifal“ und Lohengrin“ gehen noch weiter. Sie werden von der Malerin nur noch in einer Geste dargestellt, das Figürliche kaum noch erahnend. Aufgewachsen ist Doris Bocka im Kulmbacher Land, und zwar in Kasendorf. In Kulmbach besuchte sie das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, in Bamberg und Bayreuth absolvierte sie anschließend ein Lehramtsstudium und unterrichtete an oberfränkischen und mittelfränkischen Schulen. In Bayreuth promovierte sie auch zum Dr. phil. und wurde an der Universität in der Aus- und Weiterbildung von Lehrern tätig. Nach ihrem Ausscheiden aus der Universität wagte sie 2015 den Sprung zur freischaffenden Künstlerin. Von einer facettenreichen Ausstellung sprach bei der Vernissage Anie Bonnet, Künstlerkollegin aus Bonn und ebenfalls aus der Klasse von Markus Lüpertz. Sie nannte besonders die Klarheit und die konzentrierte Herangehensweise im Schaffen von Doris Bocka. „Da ist kein Strich zu viel und keiner zu wenig“, so Anie Bonnet. Deutlich zu sehen sei der Einfluss des spanischen Malers Antoni Tapies, Ähnlichkeiten fand sie aber auch in den Werken des amerikanischen Realisten Edward Hopper, bei dem sich ebenfalls Wirklichkeit und Unwirklichkeit auf der Leinwand treffen. Einen Tipp hatte Anie Bonnet für alle Ausstellungsbesucher: Man müsse nah an die Bilder herangehen, um mit den Augen zu fühlen“. Die Ausstellung „peinture“ von Doris Bocka ist bis zum 30. Mai im Neuen Rathaus zu sehen. Bilder: Raum für Kunst und Kultur / Cordelia Maria Mertel aus Pechgraben zeigt in Bayreuth einen Querschnitt ihrer Arbeiten Bayreuth/Neudrossenfeld. Unter dem Motto „Raum für Kunst“ zeigt die seit vielen Jahren in Pechgraben bei Neudrossenfeld lebende Künstlerin derzeit im „Jean Paul Art Space“, der ehemaligen Jean-Paul-Apotheke in Sterbehaus des Dichters, einen Querschnitt ihrer Arbeiten. Das Motto stehe auf einer Bodenfliese in ihrem Atelier und passe in vielerlei Hinsicht. Zum einen sei ihr der Raum in Bayreuth vom Jean-Paul-Kulturverein für ihre Kunst zur Verfügung gestellt worden, zum anderen gebe es nach einer Durststrecke endlich auch in den Köpfen wieder Raum für Kunst und Kultur. „Ich bin froh, wieder einen derartigen Raum zur Verfügung zu haben“, so die Malerin. Tatsächlich seien das kulturelle Leben durch die Auswirkungen der Pandemie weitgehen zum Erliegen und viele Kulturschaffende in eine verzweifelte Lage geraten, so Ulrich Pfeifer, berufsmäßiger Stadtrat, der bei der Vernissage in die Ausstellung einführte. Umso wichtiger sei es, dass im „Jean Paul Art Space“ ein „Raum für Kunst“ zur Verfügung gestellt werde. Der Malerin Cordelia Maria Mertel bescheinigte Ulrich Pfeifer, dass Kunst für sie ein Mittel sei, um anderen eine Freude zu bereiten. Die Künstlerin erzähle in ihren filigranen Werken gemalte Geschichten und illustriere sie meisterhaft in ihrer ganz eigenen philosophischen Betrachtung und Herangehensweise. Cornelia Maria Mertel ist nicht nur in ihrer Motivwahl ungewöhnlich breit aufgestellt, sondern auch was ihre Techniken angeht. Die Künstlerin wurde in Würzburg geboren und wuchs in Bayreuth auf. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Völkerkunde, dann Kommunikationsdesign und schloss mit dem Diplom ab. Ausgezeichnet mit dem Preis des Deutschen Kommunikationsverbandes BDW ist die Mutter zweier erwachsener Kinder seitdem freischaffend tätig. Lange Zeit gab sie Malkurse an verschiedenen Volkshochschulen, heute konzentriert sie sich auf Auftragsarbeiten. Nachdem Cordelia Maria Mertel 2012 Richard Wagner und seine Werke in ihrer kräftigen Bildsprache umgesetzt und im Wagner-Jahr 2013 in einer Leipziger Galerie ausgestellt hat, widmete sie sich seitdem in großen Zyklen immer wieder Themen, die im weitesten Sinne mit der Natur in Verbindung stehen. „Mein größtes Vorbild ist die Natur“, sagt die vielfältig aufgestellte Künstlerin. Die aktuelle Ausstellung sei so zustande gekommen, dass Cordelia Maria Mertel zu der Veranstaltung „LebensArt Wasser“ Anfang März im „Jean Paul Art Space“ zwei Bilder eingereicht hatte. Daraufhin sei ihr eine Einzelausstellung angeboten worden. Trotz der knappen Vorbereitungszeit habe sie sofort zugesagt, so die Künstlerin, die sich ganz besonders für die tatkräftige Unterstützung durch den Jean Paul Kulturverein bedankt. Die Ausstellung „Raum für Kunst“ mit Arbeiten von Cordelia Maria Mertel findet bis zum 28. Mai im „Jean Paul Art Space“ in der Friedrichstraße 5 in Bayreuth statt. Öffnungszeiten sind jeweils Freitag von 15 bis 19 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 14 Uhr. Bilder: Mit Blasmusik in den Frühling / Musikalische Ostergrüße übermittelte die Stadtkapelle Kulmbach mit einem Auftritt auf dem Marktplatz Kulmbach. Mit ihrem Auftritt auf dem Marktplatz hat die Stadtkapelle Kulmbach am Ostermontag eine alte Tradition wiederaufleben lassen. Klassiker der Blasmusik, liebgewonnene Märsche und beliebte Filmmelodien sorgten dafür, dass sich während des einstündigen Konzerts mehrere hundert Zuhörer bei frühlingshaften Temperaturen, strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel auf dem Platz und ringsum in der Gastronomie einfanden und den Klängen der Kapelle lauschten. Hier konnte man Blasmusik in vollen Zügen genießen: Unter ihrem langjährigen Dirigenten Thomas Besand erfüllte das Blasorchester in großer Besetzung die Innenstadt mit einer abwechslungsreichen Mischung bekannter Melodien, wie gewohnt stets perfekt einstudiert und eindrucksvoll musiziert. Dementsprechend heiter war die Stimmung unter den Zuhörern. Die Musiker waren merklich gut vorbereitet und spielen kraftvoll in kompetenter Besetzung. Den Auftakt machte nach einem festlichen Choral der „Olympiade-Marsch“ von Jaroslac Labsky. Eisdiele und Cafés rundum füllten sich derweil, denn obwohl die Stadtkapelle gar nicht groß geworben hatte, sprach sich der Osterauftritt schnell herum. Zu den traditionellen Klängen gehörten der Marsch „Prinz Wilhelm“ von Heinrich Saro, zu den Klassikern der Konzertwalzer „Über den Wellen“ von Juventino Rosas. Mittlerweile hatte auch einer der Bratwurststände geöffnet und es dauerte nicht lange, bis sich auch dort eine Schlange gebildet hatte. Eine der Besonderheiten des Konzertes war sicher die Aufführung des Medleys „Moments for Morricone“ mit den bekannten Filmklassikern aus der Feder des italienischen Komponisten Ennio Morricone. Traditionelle Blaskapellenklänge gab es bereits vorher mit der Polka „Morgengedanken“ von Norbert Gälle oder der eher selten gespielten Festmusik von, man mag es kaum glauben, Richard Wagner. Am Ende schafften es die Musiker der Stadtkapelle sogar, das Publikum beim Regimentsmarsch „Schneidig voran“ zum Mitklatschen zu bewegen. Das Zwölf-Uhr-Läuten ringsum hatte da bereits den Schlusspunkt des österlichen Kurzauftritts vorgegeben. Nach der Bierfestserenade im zurückliegenden Sommer gab auch der österliche Auftritt der Blasmusikszene nach der langen Corona-Zwangspause wieder Klang und Gesicht. So war der Auftritt einmal mehr beste Werbung für die Stadtkapelle als auch für Kulmbach. Am 27. Juli um 19 Uhr veranstaltet die Stadtkapelle Kulmbach auf dem Marktplatz ihre traditionelle Bierfestserenade, ehe der Klangkörper zwei Tage später am 29. Juli um 10 Uhr den Anstich zur Bierwoche musikalisch begleiten wird. Bilder: Frühlingshafte Klänge gab es mit der Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand am Ostermontag auf dem Marktplatz.
Stimmungsvoll, beeindruckend und spektakuläres / Frühlingskonzert mit dem Orchester der Hochschule für den öffentlichen Dienst
Hof. Viele Berufsgruppen, wie etwa Mediziner oder Juristen, haben ihre eigenen Orchester. Die meisten Universitäten besitzen einen eigenen Klangkörper und so hat auch die Hofer Hochschule für den öffentlichen Dienst ihre Hofmusikanten. Unter dem Motto „Very British“ veranstalteten die engagierten Amateure nach drei Jahren Corona-Pause in der Freiheitshalle endlich wieder einmal ein Frühjahrskonzert. Nicht nur für alle Beteiligten war es ein Abend der Superlative, auch für das Publikum: Gleich drei Klangkörper schickten von der Bühne des in britischen Farben geschmückten Festsaals aus einen musikalischen Gruß über den Ärmelkanal: das Bayerische Beamtenorchester, ein gewaltiges sinfonisches Blasorchester, unter der Leitung von Christian Metz, der Chor unter der jungen Studentin und ausgebildeten Kirchenmusikerin Karin Luczak sowie die Big Band mit Bandleader Andreas Böhm. Für letzteren war es übrigens eine Art musikalische Abschiedsvorstellung. Der Gründer der Formation trat als Trompeter wieder zurück in die Big Band und übergab den Taktstock an den künftigen Dirigenten Lukas Friedrich. Eines der Hauptwerke des fast 100 Musiker starken Blasorchesters stand dabei gleich am Anfang: Ludwig van Beethovens Tongemälde „Wellingtons Sieg“. Forsch, jugendlich und rasant klingt das bei den ehemaligen und aktuellen Studenten. Man möchte gar nicht glauben, dass da wirklich Laien am Werk sind. Nicht, dass der Klangkörper mit seiner Beethoven-Lesart etwas wirklich Neues präsentiert, doch die Interpretation und der Stil des Musizierens haben große Klasse. Es ist der Gestus, der zählt, und Christian Metz gelingt es, zu fesseln und zu überzeugen. Natürlich ist es nicht das letzte Wort in Sachen Beethoven, doch was die Differenzierung und den Farbreichtum betrifft hat das Orchester echt Klasse. Einen weiteren Klassiker hat das Orchester mit der „Second Suite for Military Band“ von Gustav Holst ausgewählt. In dieser Komposition ist Holst weit weg von seiner späteren impressionistischen Tonsprache. Unter der Stabführung von Christian Metz erfährt das Werk in jedem Fall eine ebenbürtige Interpretation, vielleicht nicht so spektakulär, doch außerordentlich stimmungsvoll und klangschön. Neben den „Klassikern“ gab es auch moderne Klänge, unter anderem die Bohemian Rhapsody der Gruppe Queen und als eine Art Höhepunkt des zweien Teils das irische Tanzstück „Lord of the Dance“. Die pulsierenden Rhythmen und einprägsamen Klänge haben bis heute nichts an ihrer Faszination verloren. Das Besondere ist, dass die mitreißende Folk-Music von hohem Tempo, pochenden Rhythmen und ständigen dynamischen Steigerungen geprägt ist. Da gibt es anschauliche musikalischen Linien, rhythmischen Riffs, mitreißenden Melodien und viele blitzenden Glanzpunkte. Doch das war noch lange nicht alles: Unter anderem mit „Viva la vida“ von der Band Coldplay, Gene Kellys unverwüstlichem „Singing in the rain“ und Adeles „Skyfall“ gab der vierstimmige Hochschulchor unter Karin Luczak eine beeindruckende Visitenkarte ab. In allen Lagen ausgewogen besetzt, fügten sich die einzelnen Stimmen perfekt ausbalanciert ineinander. Perfekt musizierte schließlich auch die Big Band, geleitet vom scheidenden Dirigenten Andi Böhm und später vom neuen Dirigenten Lukas Friedrich. Passend der „Final countdown“ von der Band Europe, aber auch Big-Band-Klassiker wie „Old-Time-Rock´n-Roll“ mit Tanzpaar live auf der Bühne oder Glen Millers „In the Mood“. Andi Böhm darf sich künftig als Ehrendirigent bezeichnen. Er hatte die Formation nicht nur gegründet, sondern auch ihre Erfolgsgeschichte wesentlich gestaltet, und die Big Band war die Attraktion sämtlicher Hochschulbälle. Ein wenig überflüssig empfanden einige die gnadenlos gendernde Moderation von Korbinian Lechner. Witzig, wenn er beispielsweise von den „Komponist:innen“ des Abends sprach, obwohl ausnahmslos Kompositionen von Männern auf dem Programm standen. Das Bayerische Beamtenorchester steht seit mittlerweile zehn Jahren für anspruchsvolles Musizieren mit einem breit gefächerten musikalischen Repertoire. Dabei rekrutiert sich das Orchester überwiegend aus aktiven und ehemaligen Studenten der Hochschule für den öffentlichen Dienst, die auch nach Abschluss ihres Studiums aus ganz Bayern immer wieder gerne nach Hof kommen, um dort gemeinsam Musik zu machen. „Mit dem Frühjahrskonzert setzen wir die kulturelle Tradition der Hochschule für den öffentlichen Dienst fort. Es ist uns ein Herzensanliegen, mit unserem musikalischen Frühlingsgruß den Hofer Bürgern etwas zurückzugeben, indem wir sie einen Abend lang mit unserer Musik begeistern“, so ließen die Verantwortlichen im Umfeld des Konzerts verlautbaren. Sie haben Wort gehalten und fast drei Stunden lang für hochkarätige Unterhaltung gesorgt. Bilder: Große Musik in kleiner Kirche / Bachs Johannespassion auf fränkisch: Ungewöhnliches Chorprojekt in Kasendorf aufgeführt
Kasendorf. Die Weihnachtsgeschichte wird ja auch gern ins Alpenländische verlegt, warum nicht auch die Passion ins Fränkische? Das dachte sich wohl Jürgen Gahn, Mundartautor aus Stein bei Gefrees im Landkreis Bayreuth. So startete er zusammen mit Dekanatskantorin Ulrike Heubeck (Thurnau/Bad Berneck), einigen Musikern und gleich vier Chören ein ungewöhnliches Projekt. Alle zusammen führten die früheste der Passionen von Johann Sebastian Bach, die Johannespassion, in einer stark gekürzten Version auf. Das Besondere daran: die Rezitative wurden nicht wie vorgesehen gesungen, sondern gesprochen, und zwar von Jürgen Gahn auf Fränkisch. Nach einer Aufführung in Bad Berneck war das ehrgeizige Projekt am Palmsonntag in der Kasendorfer Kilianskirche zu erleben. Da heißt es dann „Mei Reich is ned vo dera Welt“, oder „Und auf amol herd ma an Hohnagoggel greha““. Ob das immer so sinnvoll ist, sei dahingestellt, es ist in jedem Fall eine ganz andere, ungewöhnliche Auseinandersetzung mit der Leidensgeschichte Jesu. Nicht minder ergreifend, nicht ganz so erdrückend, vielleicht sogar etwas verständlicher und tröstender und deshalb eine durchaus spannende Herangehensweise. Die Texte der Arien und Choräle hatte Johann Sebastian Bach selbst aus dem Bericht des Evangelisten Johannes und freien Versen aus der oft vertonten Passionsdichtung von Barthold Heinrich Brockes zusammengestellt. Jürgen Gahn artikulierte seine fränkische Übersetzung der Rezitative vortrefflich, er legte den Evangelien-Text flexibel aus und nahm sich wohltuend zurück. Gewaltig war die Beteiligung von vier Chören aus zwei Dekanaten mit insgesamt fast 50 Mitwirkenden, die Ulrike Heubeck für die Aufführung gewinnen konnte: den Laurentius-Chor Thurnau, den Kirchenchor Kasendorf, den katholischen Kirchenchor Thurnau und die Kantorei Bad Berneck. Selten dürften in der Kilianskirche so eindrucksvolle Klänge ertönt sein, wie etwa der apotheotische Schlusschoral „Ach Herr lass dein lieb Engelein“. Überhaupt bietet das Johannes-Evangelium wenig Ruhepunkte, dafür ist es unmittelbarer und dramatisch belebter durch die vielen Chöre. Allerdings hatte Dekanatskantorin Ulrike Heubeck schon empfindlich gekürzt. Von den ursprünglich 30 Nummern (ohne die reinen Rezitative) blieben nur noch 15 übrig. Als reine Leidensmeditation interpretierte die Instrumentalgruppe in Kleinstbesetzung die Passion, wenngleich manche schärfere Akzentsetzung nicht geschadet hätte. Die Musik erklang zügig und schnörkellos. Zu den Instrumentalisten gehörte das Streichquintett Hubert, Ulrike Hünefeld (Flöte), Pei-Shan Ruf (Oboe und Englischhorn) sowie Johannes Freund (Orgel). Sie alle zusammen haben einmal mehr bewiesen, dass eine minimale Besetzung auch ein großes Werk adäquat gestalten kann. Solisten waren die hervorragende Sopranistin Yuka Koroyasu. Sie sang ihre Arien spielerisch leicht, überaus frisch und unmittelbar und war stets präsent. Haruka Koroyasu konnte da nicht ganz mithalten. Ihm fehlte es schon ein wenig an Durchschlagskraft und Höhe. Alles in allem bleibt aber trotzdem der Eindruck einer authentisch wirkenden Glaubwürdigkeit. Hoch emotional wurden die Glaubensinhalte auf ungewöhnliche Weise vermittelt, wobei die theologisch-musikalische Aussage stets im Vordergrund stand. Bild: Große Besetzung in kleiner Kirche: Vier Chöre mit knapp 50 Mitwirkenden aus zwei Dekanaten führten in der Kasendorfer Kilianskirche Teile aus der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach auf Passionsmusik macht Petrikirche zum klingenden Raum / Kulmbacher Kantorei führte Bachs fragmentarische Markus-Passion in der Petri-Kirche auf
Kulmbach. Die Partitur ist leider verschollen, nur das Libretto liegt vor. Quellen existieren, die Auskunft über das Werk geben, und so haben sich viele Musiker bereits um eine Rekonstruktion der Markus-Passion von Johann Sebastian Bach bemüht. Am bekanntesten ist die Fassung des prominenten deutschen Kirchenmusikers Diethard Hellmann. Sie war in einer eindrucksvollen Aufführung der Kulmbacher Kantorei unter der Leitung von Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß am Sonntag in der Petrikirche zu hören. Als gesichert gilt, dass Bach die beiden eindrucksvollen rahmenden Chorsätze und die fünf Arien bereits in seiner Kantate BWV 198 verwendet hatte. Auch die Sätze zu den Choralstrophen haben sich in einer Sammlung von Bachs Choralsätzen bereits nachweisen lassen. Keine Kompositionen gibt es allerdings für die Evangelisten-Rezitative. Sie wurden deshalb in der Kulmbacher Aufführung von Dekan Friedrich Hohenberger als Sprecher von der Kanzel aus vorgetragen, und zwar in der Fassung der Luther-Bibel von 2017. Einmal mehr agierte die mit 60 Sängerinnen und Sängern üppig besetzte Kantorei bei den zwei großen Chören und den kommentierenden Chorälen wohlklingend homogen. Der Chor bewältigte die beiden Sätze eindrucksvoll. In den Chorälen glänzte der Klangkörper durch ausgewogene Dynamik und guter Textverständlichkeit. Perfekt ausbalanciert fügten sich da die einzelnen Stimmen ineinander. Dazu musizierte das Göttinger Barockorchester auf historischen Instrumenten zupackend und sensibel zugleich, aber immer stets präsent. Das Orchester setzt sich zusammen mit Musikern aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Der Klangkörper wurde erst 1995 gegründet und hat sich längst einen festen Platz im Musikleben erspielt. Da auf historischen Instrumenten musiziert wurde, war genau bei der Hälfte eine längere Stimmpause notwendig. Die Continuo-Orgel spielte der Lichtenfelser Dekanatskantor Klaus Bormann. Bei den Solisten sind besonders die beiden Damen, die Meininger Sopranistin Anna Gann und die Altistin Mechthild Seitz aus Kassel gefragt. Beide haben jeweils zwei Arien. Dazu gesellt sich der Tenor Florian Brauer, ebenfalls aus Kassel, mit seiner einzigen Arie „Mein Tröster ist nicht mehr bei mir“. Während die Damen zurückhaltend agieren und es manchmal ein wenig an der Textverständlichkeit hapert, verstärkt der Tenor sogar zusätzlich die Kantorei und reiht sich nach seiner Arie gleich wieder in den Chor ein. Bachs fragmentarischer Markus-Passion zur Seite gestellt wurden zu Beginn sein großes Präludium und Fuge e-Moll (BWV 548) auf der Orgel gespielt von Christian Reitenspieß. Ein wenig unter ging das Klagelied für Sopran, Violine, Gamben und Basso continuo „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ von Dieterich Buxtehude. Das lag zum einen an der geradezu minimalistischen Besetzung, zum anderen an der geringen Textverständlichkeit der Sopranistin lag, obwohl sie die Verse im Wechsel mit dem Tenor sang. Wie schon bei der Aufführung des Rutter-Requiems im November stellte Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß auch diesmal wieder mit einem kleinen, aber feinen Werk seine kompositorischen Fähigkeiten vor. Diesmal gab es mit dem Gesang „Fließt, ihr Augen, fließt von Tränen“ für Alt und zwei Gamben aus seiner Feder zeitgenössische Klänge und dazu eine Kulmbacher Erstaufführung. Bild: Die Markus-Passion von Johann Sebastian Bach haben die Kulmbacher Kantorei und das Göttinger Barockorchester in der Petri-Kirche aufgeführt. Romantik, Emotion und schräger Humor / „Phantom der Oper“ mit Deborah Sasson und Uwe Kröger in der Dr.-Stammberger-Halle Kulmbach. Es ist ein Phänomen: Seit Jahren tourt das Musical „Das Phantom der Oper“ überaus erfolgreich durch die Lande. Es ist nicht die berühmte Version des britischen Komponisten Andrew Lloyd Webber, sondern die Version der US-amerikanischen Sopranistin Deborah Sasson mit den Texten des Münchner Sängers und Choreographen Jochen Sautter. Es liegt sicher an der Faszination des Stoffes, dass sich eine Produktion so lange halten kann und zum echten Dauerbrenner wird. 2014 war das Ganze schon einmal in Kulmbach zu sehen, am Wochenende kehrte das Team um Deborah Sasson zurück und sorgte einmal mehr für zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung. Viel Neues wurde seit 2014 in die Aufführung eingefügt, einiges wurde verändert. Da sind vor allem die technisch raffinierten 3-D-Projektionen, die traumhafte Bühnenbilder schaffen und der beleuchtungs-, wie tontechnische Aufwand, der für allerlei erstaunliche Effekte sorgt. Deborah Sasson ist der Dreh- und Angelpunkt der Produktion. Sie singt und spielt nicht nur die Hauptrolle der Christine, von ihr stammt auch die Musik, sie hat das Buch geschrieben und die künstlerische Gesamtleitung inne. Ihre Version ist nahe an der Romanvorlage von Gaston Leroux, enthält einige Opernzitate und lebt hauptsächlich von Romantik, Emotion und einer Prise schrägen Humors. Das Besondere diesmal: Mit Uwe Kröger als Phantom hat Deborah Sasson Deutschlands Musicalstar Nummer 1 an ihrer Seite. Kaum ein Musical, in dem der vielseitige Sängerdarsteller noch nicht mitgewirkt hat. Klar, dass Uwe Kröger auch als Phantom mit Bühnenpräsenz, Stimme und Darstellung überzeugt und eine erstklassige Interpretation abgibt. Die Geschichte des Phantoms ist die des Titelhelden Eric, der mit verunstaltetem Gesicht in den Gewölben der Pariser Oper lebt und das Haus in einen Ort des Schreckens verwandelt. Anders als im Musical von Andrew Lloyd Webber orientiert sich die vorliegende Version inhaltlich geschlossener an der Bestseller-Vorlage und stellt die Rivalität zwischen dem Phantom und dem Grafen Raoul um die Sängerin Christine in den Mittelpunkt. Auch wenn die Textverständlichkeit aufgrund der technischen Verstärkung manchmal etwas leidet, so kam die Handlung dennoch absolut schlüssig und nachvollziehbar rüber. Für die vielen aufwändigen Projektionen, Licht- und Toneffekten zeigten sich der international gefeierte Multimedia-Künstler Daniel Stryjecki und der New Yorker Designer Michael Scott verantwortlich Wenn die Aufführung auf jeden Fall einen Besuch wert war, dann sicherlich vor allem wegen der ausgezeichneten Mitwirkenden, allesamt langjährige Musical-Profis von den bedeutendsten europäischen Bühnen. Allen voran Deborah Sasson in der Hauptrolle der Christine. Sie hatte im Laufe ihrer fast 40-jährigen Deutschland-Karriere bereits den Grünen Hügel in Bayreuth erklommen und eine beispiellose Bühnen-, Platten- und TV-Karriere folgen lassen. Stimmlich wie darstellerisch überzeugt Deborah Sasson auch in der „Phantom“-Aufführung, zumal das Musical ohnehin immer ihr Schwerpunkt war. In weiteren tragenden Rollen des großen Ensembles waren neben Uwe Kröger und Textdichter Jochen Sautter als leidenschaftlicher Graf Raoul, Ann Jennings als völlig überdrehte Carlotta mit echtem Hündchen im Arm, sowie Michael Fernbach und Sebastian Ciminski-Knille als rivalisierende Operndirektoren zu erleben. Die Rolle des geheimnisvollen Persers spielte und sang Guido Weber. Ihnen allen und den vielen anderen Darstellern merkte man in Spiel, Tanz und Gesang an, dass sie auf viele Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken können. Zu den Höhepunkten gehörten immer die Szenen, bei denen das Arrangement Zitate aus der großen Oper einfügt, die dann geschickt mit den modernen Songs verwoben werden. Da gab es ein von Deborah Sasson wundervoll gesungenes „O mio babbino caro“ von Giacomo Puccini, eine etwas verfremdete „Faust“-Arie von Charles Gounod, Giovanni Pergolesis „Se tu m' ami“ und am Ende sogar Giuseppe Verdis berühmtes Trinklied „Libiamo“. Die Zuschauer in der Dr.-Stammberger-Halle dankten am Ende nicht nur mit einem langen und herzlichen Applaus, sondern auch mit Jubel und Standing Ovations. Bilder: Zauberhafte Klänge von der Grünen Insel / „Celtic Rhythm“ begeisterte Kulmbach und vermittelte authentisches irisches Lebensgefühl
Kulmbach. Mit „Lord of the dance“ und „Riverdance“ haben irische Tanzshows den Gipfel der Popularität erreicht. Die Faszination von pulsierenden Rhythmen, einprägsamen Klängen und perfektem Tanz hat bis heute nichts an seiner Faszination verloren. Mit „Celtic Rhythm“ gibt es das Ganze auch eine Nummer kleiner. Die gleichnamige Show gastierte am Sonntagabend im Rahmen eines Nachholtermins aus dem Vorjahr in der Dr.-Stammberger-Halle und hätte durchaus ein wenig mehr Zuspruch verdient gehabt. Nicht nur Irish Dance war geboten, sondern auch zwei Stunden lang exzellente Live-Musik von der Grünen Insel. Zuallererst ist „Celtic Rhythm“ eine Show fürs Auge. Da geht es nicht darum, dass eine Geschichte erzählt wird, vielmehr soll das Lebensgefühl, die Tradition und die Stimmung Irlands vermittelt werden. Dafür sorgen ausgefeilte Choreographien, synchrone Tanzperfektion, wie man sie sonst nur von klassischen Ballettprofis kennt, und mitreißende Körperbeherrschung. Schweißtreibend ist das alles, es hat aber auch seinen ganz besonderen Zauber. Noch lange hätte man zusehen können. Der Künstler, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, heißt Andrew Vickers. Der Solotänzer und Choreograph ist der „Dance-Captain“ der fünfköpfigen Truppe. Die drei Tänzerinnen und zwei Tänzer haben teilweise schon im Alter von vier Jahren angefangen, zu tanzen. Auch eine Ausbildung im traditionellen irischen Tanz haben sie durchlaufen und gehören heute zur tänzerischen Elite Irlands. Andrew Vickers, der auch schon als Tänzer bei „Riverdance“ dabei war, hatte die Show zusammen mit dem deutschen Produzenten Wolfgang Bäumler von der Konzertagentur München geschaffen. Das besondere an „Celtic Rhythm“ ist, dass die mitreißende Folk-Music nicht etwa vom Band kommt, sondern live auf der Bühne gespielt wird. Hohes Tempo, ein pulsierender Rhythmus und ständige dynamische Steigerungen machen die typisch irische Musik aus. Doch es gibt auch die ruhigen, zugegeben, manchmal nicht enden wollenden Balladen. Äußerst stimmungsvoll ist das alles, zumal auch die Musiker alle Meister ihres Instruments sind. Studiert haben sie an der Hochschule von Limerick, der einzige Universität weltweit, an der man dieses spezielle Musikgenre überhaut studieren kann. Die Harmonika sorgt für die musikalischen Linien, die akustische Gitarre für die rhythmischen Riffs, die Geige für die mitreißenden Melodien und das E-Piano für die blitzenden Glanzpunkte. Damit bringen die vier Musiker das Lebensgefühl Irlands authentisch auf die Bühne, präsentieren sich immer wieder auch solo oder im Wettstreit gegeneinander. „Celtic Rhythm“ geht dabei ganz bewusst nicht in die großen Arenen, sondern viel lieber in kleiner Locations, damit die Zuschauer hautnah dabei sein können. Alles in allem schafft es das erstklassige Ensemble durchaus, auch in Kulmbach für zwei Stunden irische Lebensfreude aufkommen zu lassen, denn auch hier hat der irische Tanz seine Fans. Man ahnt schon etwas von den alten irischen-keltischen Traditionen und erfreut sich an der Musik von der Grünen Insel, die über weite Strecken absoluten Ohrwurmcharakter hat. Wer in die Atmosphäre Irlands abtauchen wollte, der war in dieser Show genau richtig. Bilder: „Dance-Captain“ Andrew Vickers und sein Ensemble brachten das Lebensgefühl von der Grünen Insel auf die Bühne der Dr.-Stammberger-Halle. Die wilden Adler fliegen wieder / Eagles Tribute Band „Take it to the Limit“ begeisterte die Rockfans in der Freiheitshalle
Hof. Das Interesse an ihrer Musik ist ungebrochen: Die Eagles gelten als erfolgreichste Country-Rock-Band der Musikgeschichte. Mit der Band „Take it to the Limit“, so heißt auch einer der größten Eagles-Hits, hat sich eine zehnköpfige Formation aus Irland aufgemacht, das sonnige Lebensgefühl der 1970er Jahre wieder aufleben zu lassen und den Eagles Tribut zu zollen. Im gut gefüllten Festsaal der Freiheitshalle begeisterten sie am Dienstagabend beim vorletzten Konzert ihrer Deutschland-Tour auch die Hofer Rockfans. „Take it tot he Limit“, das sind die irischen Brüder Paul, Des, Danny, Kieran, Tom, Ciaran und Simon Sheerin, die als The Sheerin Family in Irland längst eine Größe sind. Verstärkt werden sie durch die drei Gastmusiker und Sänger Johnny Brady, Simon Casey und Nigel Connell. Auch sie sind als Solokünstler regelmäßig in den irischen Charts vertreten. Sie alle zusammen schaffen es, den Eagles Sounds nahezu perfekt auf die Bühne zu bringen, vielleicht sogar ein wenig moderner, zeitgemäßer. Echter Eagles-Sound, das heißt: harmonisch präziser, mehrstimmiger Gesang auf der musikalischen Grundlage von Country-Musik, Folk, Bluegrass und Rockmusik. Zehn Musiker auf der Bühne, das hat schon was, zumal überall Gitarren, Schlaginstrumente und ein außergewöhnliches Keyboard herumstehen und abwechselnd gespielt werden. Sogar ein Pedal Steel Guitar kommt zum Einsatz. Genauso üppig, wie das Equipment ist auch der Sound: laut, rockig, voll und stets perfekt. Kein Wunder, dass das Publikum von Anfang an begeistert mitgeht. Da wird im Takt geklatscht lautstark mitgesungen und bei „Lyin´ eyes“, dem Superhit aus dem Jahr 1975, vor der Bühne sogar richtig getanzt. „Take It Easy", „New Kid In Town", „One Of These Nights “, noch immer erklingen sie überall, die Welthits, die fast jeder mitsingen kann und die auch „Take it to the Limit“ alle drauf haben. Die Eagles gelten als das Aushängeschild der amerikanischen Westcoast Musik. Sie zählen bis heute mit über 200 Millionen verkauften Tonträger, fünf Nummer-1-Hits in den amerikanischen Charts und sechs Nummer-1-Alben zu einer der erfolgreichsten Band des Landes. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Tribut-Band all diese Songs wieder aufleben lässt, zumal die Eagles wirklich außergewöhnliche Erfolge hinsichtlich ihrer Plattenverkäufe, ihres Bekanntheitsgrades und der Zuschauerzahlen ihrer Konzerte erzielt hatten. Don Henley und der 2016 verstorbene Glen Frey machten die echten Eagles aus. Beide waren die vollendeten Repräsentanten des Amerikas der siebziger Jahre. Ihr Vermächtnis lebt in der Interpretation von „Take it to the Limit“ weiter. Vor allem die lockere Kombination von Country und Rock bringt die Band glaubhaft rüber. Der Gesang könnte besser nicht sein und das Gitarrenprofil tritt klar in den Vordergrund. Auch die späteren Eagles mit ihrer klaren Melodieführung und den sanfteren Klängen kommen klar zum Tragen. Überraschend und völlig unangekündigt gab es auch eine „Vorgruppe“, besser gesagt mit der Sängerin Cliona Hagan eine wunderbare Country-Sängerin aus Irland, die zusammen mit einem Gitarristen, ihrem Ehemann, Hits unter anderem von Linda Ronstadt und Dolly Parton („Jolene“) perfekt performte. Absolut stimmig war das, denn die echten Eagles waren vor ihrem großen Erfolg zumindest teilweise als Begleitband von Linda Ronstadt unterwegs.Vom Barock bis in die Gegenwart / Konzert mit dem Kulmbacher Kammerorchester am 12 März in der Auferstehungskirche Kulmbach. Nach langer Corona-bedingter Konzertpause lädt das Kulmbacher Kammerorchester endlich wieder zu einem Orchesterkonzert ein. „Wird auch Zeit, dass es mit der Konzerttätigkeit unseres Kulmbacher Kammerorchesters wieder so langsam los geht“, sagt Dirigent Thomas Grünke. Das Konzert findet am Sonntag, 12. März in der Kulmbacher Auferstehungskirche statt. Lange Zeit hätten die musikbegeisterten Orchestermitglieder auf das gemeinsame Musizieren verzichten müssen. Sie konnten wie viele andere Ensembles auch, weder proben noch Konzerte geben. Ein erster Start war den Worten von Thomas Grünke zufolge die Mitwirkung am 1. Advent bei einem Weihnachtskonzert in der Trebgaster Kirche. Nun freue sich das Orchester, das sich aus engagierten Laienmusikern sowie Schülerinnen und Schülern der Kulmbacher Musikschule zusammensetzt, auf das erste reine Orchesterkonzert und lädt alle Musikinteressierten in die Auferstehungskirche ein. Auf dem Programm stehen hauptsächlich Werke barocker Komponisten, wie etwa Antonio Vivaldis „Frühling“ aus den „Vier Jahreszeiten“ oder Arcangelo Corellis berühmter Variationsreihe „La Follia“. Damit setzt das Orchester einerseits einen Schwerpunkt bei Kompositionen aus dem 18. Jahrhundert, es wird aber auch musikalische Kontrapunkte aus der Gegenwart zu Gehör bringen, so etwa mit der reizvollen und mitreißenden Sinfonie von Nikolai Rakow, einem russischen Komponisten, dessen Werke sich durch spätromantische Harmonik und fließende Melodien auszeichnen. Das Konzert des Kulmbacher Kammerorchesters findet am Sonntag, 12.03.2023 um 17 Uhr in der Kulmbacher Auferstehungskirche statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. Bild: Thomas Grünke wird das Konzert des Kulmbacher Kammerorchesters am 12. März in der Auferstehungskirche leiten. Yesterday, Yellow Submarine und Yeah-Yeah-Yeah / Fab Four in Hof: Tribute-Show erweckte Aura der Pilzköpfe zum Leben
Hof. Nur wenigen ganz Großen der U-Musik des 20. Jahrhunderts wiederfährt das, was auch die klassische Musik ausmacht: sie werden interpretiert, nachgespielt, immer wieder aufgeführt. Bei Elvis Presley ist das so, bei Abba und natürlich bei den Beatles. Zahlreiche Ensembles touren um die Welt, um die Musik des britischen Quartetts am Leben zu halten und immer wieder neu aufzuführen. So auch „The London West End Beatles“, eine fabelhafte Revival-Band, die mit Ihrer Tribute Show „Yesterday“ am Freitag im Festsaal der Freiheitshalle gastierte. Die Gruppe mit Musikern aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland gilt als eine der besten und beliebtesten Beatles-Coverbands. Das kommt natürlich nicht von ungefähr: Cyril Montreau aus Paris als John, Christophe Roussel aus Bordeaux als Ringo, Nick Bird aus London als Paul und Nils Stockmann aus Bielefeld als George kommen tatsächlich ganz nah an das Original heran, zumindest so, wie man sich einen Auftritt der Beatles heute vorstellt, denn die wenigsten dürften einen echten Beatles-Auftritt erlebt haben. Kreischende Mädels und zertrümmertes Mobiliar gibt es freilich nicht mehr, aber auch in Hof tanzt, klatscht und singt das begeisterte und überaus textsichere Publikum lautstark mit. Akustisch kommen die vier absolut authentisch rüber, optisch zeigen sie eine verblüffende Ähnlichkeit zu ihren Vorbildern. Die vier Jungs von „The London West End Beatles“ haben John, Paul, George und Ringo genau studiert. Mimik und Gestik, Gesang und Bewegungen, alles stimmt bis ins kleinste Detail. Doch nicht nur das, die Band schafft es, das wahre Wesen der Künstler, die Stimmung der Zeit zu erfassen, und dies dem Publikum zu vermitteln. Sogar einen fünften Beatle gibt es mit Uwe Müller aus dem nordrhein-westfälischen Espelkamp. Er hält sich im Hintergrund, bedient die Keyboards und sorgt für die speziellen Sound-Effekte Das Konzert war zweigeteilt, entsprechend der beiden bekannten Best-Of-Alben. Das Besondere an dem Auftritt war es dabei, dass nicht nur die Songs der ersten Beatles-LPs zu hören waren, sondern im zweiten Teil auch Stücke wie „Lucy in the sky with diamonds“ oder „Let it be“. Die späteren Lieder hatten die echten Beatles nie live auf der Bühne gespielt, denn ab Sommer 1966 gab es keine Tournee mehr. Für wahre Beatles-Fans kommt es deshalb einer Offenbarung gleich, wenn ausgerechnet diese Songs so echt, so gekonnt und so tief berührend live erklingen. Doch auch ohne das „Spätwerk“: das Repertoire der Band war eine einzige Hitparade, live zu hören in der ersten Hälfte. Fast alle Nummer-Eins-Singles hatten die “London-West-End-Beatles” im Gepäck: „She loves you“ als Opener, „A hard days night“, „Twist and shout”, „Can´t buy me love”, „You can drive my car” „Please, please me”, bis “ I want to hold your hand”. Die gesamten geradlinigen Yeah-Yeah-Yeah-Rock‘n‘Roll-Nummern eben, die das Publikum noch immer von den Sitzen reißen. Wie eine Schülerband stehen sie zunächst da, in eng sitzenden Anzügen der Zeit und rocken mächtig los. Sogar die unsterbliche Ballade „Yesterday“ bringt nick Bird solo auf die Bühne. Nach der Pause dann die bunten Fantasiekostüme aus „Yellow Submarine“, und schließlich die „Peace- & Revolution“-Zeit mit einem weiß gekleidetem John Lennon mit Nickelbrille. „All you need is love“, „St. Peppers Lonely Hearts Club Band“, „Penny Lane“, „Obladi, Oblada“ bis Yellow Submarine“, lauten die Titel. Allerdings wirkte der Sound zeitweise auch ein wenig übersteuert, die Stimmen dominierten manchmal zu sehr, doch dem Publikum gefielt der schroffe und raue Sound, der irgendwie zu den Pilzköpfen passt. Stehend wurde am Ende des über zweistündigen Power-Konzerts mit authentischer Technik, Instrumenten und Kostümen und ohne jeglichem „Schnick-Schnack“ mehrere Zugaben eingefordert. Bilder: Absolut echt und authentisch: „The London West End Beatles“ im Festsaal der Freiheitshalle. Kulmbacher Kulturallianz gegründet / Museen im Mönchshof und Kulmbacher Kleinkunst-Brettla gehen künftig gemeinsame Wege Kulmbach. Neustart für das Kulmbacher Kleinkunst-Brettla: Nach dem Aus vor gut einem halben Jahr in den Räumlichkeiten in Untersteinach hat der Verein unter dem Dach der Museen im Kulmbacher Mönchshof eine neue Heimat gefunden. Brauereichef Markus Stodden, Helga Metzel, Geschäftsführerin der Museen, Manfred Spindler, Vorsitzender des Kleinkunst-Brettlas, Landrat Klaus Peter Söllner und viele weitere Beteiligte haben die neue Kulturallianz aus der Taufe gehoben. Nicht nur das, sie stellten bereits ein umfangreiches Programm mit Kleinkunst, Kabarett, Comedy und Musik für die kommenden Monate sowie die Planungen für den künftigen Mönchshof Kabarettpreis vor. „Wir wollen alle gemeinsam hoch hinaus“, sagte Manfred Spindler, Vorsitzender des Kleinkunst-Brettlas. Augenzwinkerns meinte er damit nicht nur den 4. Stock des Mönchshofs, in dem die Kleinkunst-Veranstaltungen künftig stattfinden werden. Er sprach von einem „Glückstag für Kunst und Kultur“. Nach 25 Jahren gehe damit eine Reise zu Ende. „Wir sind da, wo wir immer hinwollten. Spindler sprach dabei nicht nur vom Mönchshof, sondern auch von der Stadt Kulmbach. Seit 1997 war die Spielstätte zunächst in Schwarzach, dann in Untersteinach, weil es in der Stadt keinen geeigneten Saal gegeben habe. Das Kleinkunst-Brettla, früher Gaudi-Brettla, hatte sich während dieser Zeit zur größten Kleinkunstveranstaltung in Oberfranken entwickelt. Gäste waren beispielsweise die Altneihauser Feierwehrkapell´n, der Schauspieler Hannes Ringlstetter oder der Kabarettist Max Uthoff. Mit Corona sei dann „ein unendlicher Strudel nach unten“ gekommen, sagte Spindler. Der Verein habe auf der Kippe gestanden, der Saal in Untersteinach sei nicht mehr zu halten gewesen. „Wir sind brutal ausgebremst worden“, so der Vorsitzende. Umso größer sei die Freude, mit der Kulmbacher Brauerei und den Museen im Mönchshof starke Partner gefunden zu haben. „Es gibt einen besseren Platz als den Mönchshof“, zeigte sich Markus Stodden, Sprecher des Vorstands der Kulmbacher Brauerei und der Museen im Mönchshof, überzeugt. „Ich freue mich auf eine erfolgreiche Zukunft unter dem Dach des Museums“, so der Brauereichef. Für ihn und die Brauerei sei es eine Herzensangelegenheit, sich im kulturellen Bereich zu engagieren, denn Kunst und Kultur seien identitätsstiftend und gemeinschaftsbildend. Stodden kündigte außerdem an, den 2014 gemeinsam ins Leben gerufenen Kleinkunst-Preis nach der Corona-Pause neu aufleben zu lassen: „Passend zur neuen Heimat des Kleinkunst-Brettlas werden nun die Mönchshof Brauspezialitäten an neuer Partner auftreten.“ Auch für Helga Metzel, Geschäftsführerin der Museen im Mönchshof, gehören Bierkultur und Kabarett unabdingbar zusammen. „Was lange währt wird endlich gut“, sagte sie. Gerade heute sei es wichtiger denn je zuvor, Begegnungsstätten für Menschen zu erhalten und Programme auszubauen: „Genau das schaffen wir bei Kultur unterm Dach auf unserer Museumsbühne.“ „Museen sind ein Ort der Kultur und der Kulinarik“, sagte Landrat Klaus Peter Söllner ebenfalls Vorstandsmitglied der Museen im Mönchshof. Deshalb sei es nur logisch, dass das Kleinkunst-Brettla seine neue Heimat im Mönchshof gefunden hat. Kunst und Kultur bezeichnete der Landrat aber auch als wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in der Genussregion. „Das Kleinkunst-Brettla ist eine Bereicherung für den Mönchshof als kulturelles Zentrum Kulmbachs.“ Das Programm für 2023 sieht folgende Veranstaltungen vor: 20.01.: „Das Eich“; 09.03: Holger Paetz mit seiner Fastenpredigt; 22.04.: eine Lesung mit Ernst Olbrich; im Juni (das genaue Datum steht noch nicht fest) wieder eine Lesung „Asterix auf Oberfränkisch“ Band 2, mit dem „Eich“; im September ein Auftritt des Plassenburg-Singkreises; 7. 10.: Lothar Groß; im Oktober die Austropop-Band Ö3; 11.11. Wolfgang Buck und im Dezember das „Grippenspiel“ mit Rüdiger Baumann. Für den 27. Januar 2024 ist dann das Finale des Mönchshof Kabarettpreises geplant. Bild: Sie feierten den Neustart des Kulmbacher Kabarett-Brettlas (von links): Mönchshof-Produktmanagerin Claudia Kollerer, Uwe Bär und Lothar Groß vom Kleinkunst-Brettla, Landrat Klaus Peter Söllner, Brauereichef Markus Stodden, Manfred Spindler und Werner Fiedler vom Kleinkunst-Brettla, Geschäftsführerin Helga Metzel von den Museen im Mönchshof und Roland Jonak vom Kleinunst-Brettla. Marschmusik, Mitternachtsblues und Melodien für Morricone / Jubel und Standing Ovations beim ersten Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach seit drei Jahren
Kulmbach. Drei Jahre lang mussten alle Musikfreunde bis zu diesem Konzert warten. Thomas Besand und die Stadtkapelle Kulmbach hatten zum traditionellen Neujahrskonzert geladen und die Stadthalle war seit langem wieder einmal ausverkauft. Es war aber auch kein gewöhnliches Konzert. Es war vielmehr das 30. Neujahrskonzert unter der Leitung von Thomas Besand, der seit 32 Jahren an der Spitze des renommierten Klangkörpers steht. Glücklicherweise hatte Corona keine Spuren hinterlassen und so präsentierten alle Beteiligten einen Abend der Superlative, der beinahe drei Stunden lang endlich wieder einmal konzertante Blasmusik in all ihren Facetten zeigte. Die vielen Fans aus nah und fern wissen es längst, beim Neujahrskonzert der Stadtkapelle reicht das Programm von klassisch bis populär, von ernst bis heiter, es gibt Bekanntes und Unbekanntes, aber alles stets anspruchsvoll und auf höchstem Niveau, auswendig dirigiert von Thomas Besand. Dieses Konzert macht einfach Freude und gute Laune, besser kann man nicht auf das Neue Jahr einstimmen. Zu den Klassikern für sinfonisches Blasorchester zählten beispielsweise die Ouvertüre zu Franz von Suppes Operette „Banditenstreiche“ oder Karl Komzaks Konzertwalzer „Münchner-Kindl“. Unter den Händen von Thomas Besand wird daraus ganz große Musik. Die Arrangement für Blasorchester stehen der Partitur für großes Orchester in nichts nach und so sind es vor allem die Übergänge, die gekonnt bewältigt werden müssen, für die Stadtkapelle kein Problem. Im Rhythmischen wie im Melodischen stimmt einfach alles. Auch beim großen Potpourri mit Melodien aus Opern Giuseppe Verdis von Aida bis La Traviata. Thomas Besand und seine Musiker setzen dabei nicht nur auf Knalleffekt und Gimmicks, sondern suchen Farben, gestalten schön schwingende Legato-Bögen und spielen einfach blitzsauber. Was wäre ein Blasmusikkonzert ohne die für diesen Klangkörper so typischen Marschkompositionen. Und so durften auch diesmal traditionelle Konzertmärsche, wie der berühmten Schönfeld-Marsch von Carl Michael Ziehrer gleich zu Beginn, die „Admiralsflagge“ von Julius Fucik oder der wiederentdeckte „Textilaku-Marsch“, der „Marsch der Textilarbeiter“ von Karol Padivy nicht fehlen. Bei der Stadtkapelle haben immer auch modernen Stücke ihren festen Platz. So gab es diesmal wieder ein Arrangement von Filmmelodien aus der Feder des italienischen Komponisten Ennio Morricone. Mit den schütteren, ganz auf ihre melodisch feine Essenz reduzierten Akkorden werden die Bilder aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ vor dem inneren Auge sichtbar, so eindrucksvoll und bis ins kleinste Detail ausgefeilt erklingt das alles, zumal Elke Höhn ihren wunderbaren Sopran dazu erklingen lässt. Heiter und humorvoll geht es dagegen beim witzig musizierten Medley mit den Hits der Comedian Harmonists zu. Unter den Solisten ragte Elke Höhn besonders heraus, die nicht etwa „ihr“ Instrument, die Querflöte spielte, sondern als Sängerin versiert mit dem Titelsong „As time goes by“ aus dem Film „Casablanca“ auftrat. Während sie ihre Sopranstimme erhebt, wandelt sich Thomas Besand derweil vom Dirigenten zum Bandleader und die Musiker stellen einmal mehr ihr breites Können unter Beweis. Dann greift Besand selbst zum Mikrofon und singt die Sinatra-Songs „New York, New York“ und „Something stupid“ mit Elke Höhn im Duett. Zu den altbewährten Solisten gehört der Trompeter Wolfgang Diehm. „Sein“ Mitternachtsblues von Franz Grothe ist immer ein Hinhörer. Stadtkapellen-Urgestein Roland Schaller gab den „Klarinetten-Express“ von Harald Kolasch zum Besten und Werner Kurzhals die stimmungsvolle Romanze für Tenorhorn von Pavel Stanek. Absolut exakt spielen die beiden, routiniert und überaus professionell die technisch alles andere als einfachen, aber seht wirkungsvollen Kompositionen. Kurzweilig und kenntnisreich führte einmal mehr Karl Heinrich Backert durch den Abend. Er sorgt damit humorvoll und sympathisch für die notwendigen Verschnaufpausen für alle Musiker zwischen den Stücken. Am Ende wird er zum Ehrenmitglied ernannt. Fast 50 Jahre ist er schon Mitglied der Stadtkapelle, 40 Jahre spielte er das Schlagzeug, 25 Jahre lang gehört er der Vorstandschaft an und seit über 20 Jahren tritt er als Moderator auf. Zwei Zugaben hatte Thomas Besand seinen Musikern auf die Pulte gelegt: den Götterfunken-Marsch von Wilhelm Ruhmohr und den Radetzky-Marsch von Johann Strauss Vater. Bilder: Klassik-Hits und musikalische Pretiosen / Umjubeltes Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker Kulmbach. Auch in der Musik werden gerne Klischees gepflegt. Derart rauschende Ballnächte mit Verwechslungen, beschwipsten Protagonisten und erwachenden dunklen Leidenschaften, wie sie in der Ankündigung beschrieben werden, gibt es wohl nur noch in einschlägigen Operetten. Zum Glück, wie es die Hofer Symphoniker bei ihren Neujahrskonzert am Mittwochabend in der Stadthalle eindrucksvoll unter Beweis stellten, denn dieses Konzert machte so richtig Laune. Unter der Leitung des Dirigenten Enrico Delamboye zündeten die Symphoniker zum Auftakt ihrer Neujahrskonzerte in der Region ein musikalisches Feuerwerk mit den allseits bekannten Hits der Klassik, von Kalmans Csardasfürstin über Ziehrers „Faschingskinder“-Walzer bis Frederick Loewes „My fair Lady“. Da durfte die Barcarole aus Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ genauso wenig fehlen, wie die „Maskenball-Quadrille“ von Johann Strauss. Allen Beteiligten auf der Bühne hat es ganz offensichtlich genauso viel Spaß gemacht, wie dem Publikum, das endlich wieder einmal in größerer Zahl gekommen war. Es war ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Neujahrskonzert: Eine Sängerin aus Kalifornien, die andere aus Polen, der Dirigent ein Niederländer und das Orchester aus Nordbayern. Dazu erst das vierte Stück ein Walzer, und der nicht einmal von Johann Strauss. Der Walzerkönig kam erst im zweiten Teil vor, allerdings mit einer Quadrille. All das war aber ganz nach dem Geschmack des Publikums, das am Ende die Musiker erst nach der dritten Zugabe (nicht der Radetzky-Marsch, sondern Offenbachs „Cancan“) von der Bühne lassen wollte. Man wundert sich sowieso, warum der Niederländer Dirigent Enrico Delamboye (45) nicht längst in der ersten Reihe der Dirigenten zu finden ist. So, wie er das Orchester mitreißt, wie er noch so winzige Details gekonnt ausfeilt und wie er sämtliche dynamischen Differenzierungen auf das Sorgsamste ausbalanciert. Enrico Delamboye, der sich für die witzig-satirische Gershwin-Komposition mit dem Titel „Blag, Blah, Blah“ sogar das Arrangement ausgedacht hatte, begeisterte bereits bei dem ungewöhnlichen Konzert „Klassik am Eisteich“ im Juli des vergangenen Jahres im Hofer Eisstadion das Publikum. Natürlich darf bei keinem Neujahrskonzert die Musik von Johann Strauss fehlen. Sie steht wie kaum eine andere für populäre musikalische Pretiosen. Die Hofer Symphoniker präsentierten Strauss mit der eigenwilligen „Maskenball-Quadrille“. Wo Johann Strauss drin steckt, da ist Jacques Offenbach nicht weit. Die Barcarole aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ ist so ein unverwüstliche Offenbach-Schlager, der schon aufgrund der beiden herausragenden Sopranistinnen Juliana Zara und Justyna Olow nicht fehlen darf. Da springt der Theaterfunke schnell über. Ein Komponist, der zu Unrecht komplett unterschätzt wird, ist Paul Abraham. Aus seinen Operetten „Die Blume von Hawaii“ und „Ball im Savoy“ gaben die beiden Sängerinnen zwei Revue-Nummern zum Besten. Am Ende dann der Sprung über den großen Teich hin zu George Gershwin, zuvor Musical-Hits aus „My fair Lady“. Präsentes Schlagwerk und schneidendes Blech versetzen den Hörer mühelos in die swingende Atmosphäre der „Golden Twenties“. Mit feurigem Temperament rauschen die spielfreudigen Musiker durch die Partitur, während der Zuhörer entspannt zurücklehnen kann. Die in München beheimatete und aus den USA stammende Koloratur-Sopranistin Juliana Zara konnte vor allem durch Spitzentöne überzeugen. Mit Präzision, einer elektrisierenden Laszivität und sehr guter Textverständlichkeit kann sie mit einer Leichtigkeit auch in der nuancenreichen Textausdeutung ihre gesangstechnische Überlegenheit bis in die brillanten Koloraturhöhen ausspielen. Ein weiterer Glücksfall war die polnische Mezzosopranistin Justyna Ołow, die dem Jungen Ensemble der Dresdner Semperoper angehört. Sie verlieh mit ihrem facettenreich-dunklen Timbre etwa in dem Lied aus der Csardasfürstin die notwendige Tiefe. Bilder: Unter dem Dirigenten Enrico Delamboye musizierten die Hofer Symphoniker zusammen mit den beiden Sopranistinnen Juliana Zara und Justyna Olow in der Stadthalle. Emotionalität, Religiosität und pure Lebensfreude / „Original USA Gospel Singers & Band“ gastierten am Tag vor Silvester im nahezu ausverkauften Festsaal der Freiheitshalle
Hof. Kirchenmusik hat viele Facetten. Eine der weltweit populärsten ist die Gospelmusik. Ihr Ziel ist es, die gute Nachricht zu verkünden, die gute Nachricht des Evangeliums. Mahalia Jackson ist damit weltbekannt geworden, sogar Elvis Presley hat Gospelplatten aufgenommen. Selbst Popstars wie Whitney Houston haben immer wieder Anleihen aus der Gospelmusik genommen. Mit den „Original USA Gospel Singers“ gastierte am Freitag eine Formation in der Freiheitshalle, die auf über 25 Jahre Tourneeerfahrung, und auf weltweit über eine Million Besucher verweisen kann. Das siebenköpfige Ensemble setzte sich zusammen aus fünf hervorragenden Solisten und aus zwei fantastischen Musikern. Da Gospel auch immer Show bedeutet, hatten die Veranstalter eine große Licht- und Bühnenshow mitgebracht. Angedeutete Bühnenbilder werden auf die Rückwand projiziert, von denen eine stimmungsvolle Atmosphäre ausgeht. Kopf der Gruppe ist der Musiker Julius Rechner, der als hervorragender Keyboarder die Gruppe zusammenhält. Er wird unterstützt von Bernard Flegar am Schlagzeug. Die „Original USA Gospel Singers“ mit den drei Sängerinnen Eboni Muse, Jeane Cummins und Millie Gibson sowie den beiden Sängern Andre Caston und dem Bariton Angelo Whitehead schafften es spielend, das ursprüngliche Gefühl der schwarzen Gospelkultur authentisch nahe zu bringen: schwungvoll, atemberaubend und mitreißend. Vor allem die Gospelstandards und –traditionals, wie „Oh happy day“, „Nobody knows“ oder „Motherless child“, erklangen manchmal auch etwa ungewohnt, weil jazzig angehaucht, aber stets perfekt. Emotionalität, Religiosität und pure Lebensfreude dringen auch bei allen anderen Titeln, wie „Amazing grace“, begleitet von zwei Friedenstauben im Hintergrund, „Go down Moses“ oder „Rock my soul““ durch. Immer wieder übernehmen einzelne Akteure der afro-amerikanischen Gruppe stimmlich grandios solistische Aufgaben, manchmal werden die Übergänge von einem zum anderen Titel in kleine Geschichten über die Hintergründe der Gospelmusik verpackt. Georg Friedrich Händels „Halleluja“ hat man jedenfalls nie zuvor so schwungvoll und poppig gehört, wie von den USA Gospel Singers. Verbunden mit den besten Neujahrswünschen des Ensembles erklingt auch der Weihnachtsklassiker „Stille Nacht“, a-cappella und teilweise sogar auf Deutsch gesungen. Ziel jeder Vorstellung der „Original USA Gospel Singers“ soll es trotz aller Kommerzialisierung sein, Menschen durch die immense spirituelle Kraft der Musik einander näher zu bringen. Dazu gehört natürlich auch die aktive Teilnahme des Publikums, das nicht lange zum Mitmachen animiert werden muss und das von Anfang an begeistert mitklatscht, mitsingt und mittanzt. Eine Zugabe gibt es nach der rund zweistündigen Show und dem stürmisch applaudierenden Publikum fällt es bei aller Begeisterung schwer, die Akteure von der Bühne zu lassen, Bilder: Mit den „Original USA Gospel Singers“ gastierte am Tag vor Sivester eine der weltweit populärsten Gospelgruppen im Festsaal der Freiheitshalle.
Bach, böhmische Volkslieder und Big-Band-Sound / Spektakuläres Weihnachtskonzert des Johann-Christian-Reinhart-Gymnasiums in der St.-Michaelis-Kirche Hof. Schulkonzerte haben ihre eigenen Gesetze. Da haben endlich einmal alle Schüler Gelegenheit, sich und ihr Können außerhalb der Schule einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, auch wenn die Umbaupausen manchmal länger dauern, als die darauffolgende Darbietung. Wenn das Konzert allerdings auf einem derart hohen Niveau stattfindet, wie am Dienstagabend das Weihnachtskonzert des Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium, dann wartet man gerne ein wenig länger. Am JCRG war es nach drei Jahren Corona-Pause endlich wieder Zeit für ein echtes Weihnachtskonzert. Ein Abend, bei dem die St.-Michaelis-Kirche so richtig gut gefüllt ist, sogar auf den Emporen. Das war Ansporn genug, und so zeigten sämtliche Ensembles vom Unterstufen- bis zum Oberstufenchor, vom Gitarrenkreis bis zum Kammermusikensemble und von der Red-Big-Band bis zum Chor des tschechischen Partnergymnasiums Ostrov ihr Können und stimmten auf das Fest ein. Schnell wurde klar, welche herausragende Rolle am JCRG die Musik spielt. Zu verdanken ist dies sicherlich den beiden überaus engagierten Musiklehrern Martin Hauke und Johannes Müller. Sie haben es ganz offensichtlich geschafft, die Schüler der unterschiedlichsten Klassen zu motivieren und ihnen die Freude an der Musik zu vermitteln. Martin Hauke und Johannes Müller leiteten die Ensembles abwechselnd mit großem Engagement und spürbarer Hingabe zur Musik. Programmatisch hatten die Verantwortlichen naturgemäß vor allem Weihnachtliches in allen denkbaren Facetten ausgesucht. Nicht unbedingt das Bekannteste, das ohnehin überall zu hören ist, sondern auch gerne mal außergewöhnliches oder bekanntes in unbekannten Arrangements. Da gab es beispielsweise „Marys Boy Child“ auf Deutsch. „Denn es ist Weihnachtszeit“ sang die Klasse 5d, begleitet von verschiedenen Instrumentalisten. Der Unterstufenchor glänzte mit „Salvator Mundi“, einer Komposition des zeitgenössischen französischen Komponisten Jacques Berthier oder der Oberstufenchor mit einem überaus gelungenen „Jesus bleibt meine Freude“ von Johann Sebastian Bach. Klar, dass auch bekanntes, wie das unvermeidliche „Halleluja“ von Leonard Cohen, ohne das mittlerweile kein Weihnachtskonzert mehr auszukommen scheint, nicht fehlen darf. Einen echten Glanzpunkt setzte die Red Big Band mit jazzig swingenden Weisen im besten Big-Band-Sound unter anderem mit einem Jazzy-Merry-Christmas-Medley inklusive „Jingle Bells“ zum Mitklatschen. Den größten Applaus bekamen Chor und Instrumentalkreis des tschechischen Partnergymnasiums Ostrov/Schlackenwerth unter der Leitung von Libor Velicka. Der relativ kleine Chor hatte die Besonderheit, dass immer einzelne Mitglieder solistische Aufgaben übernahmen. Zur Aufführung kamen böhmische Volkslieder in modernem Gewand. Perfekt dargeboten wurde der mehrstimmige Weihnachtskanon „Gloria“ und beim mährischen Volkslied „Hej hej koleda“ wurde zwischen den Versen gerappt. Mit „Mamma Mia“ hatte sich in das Programm des tschechischen Chores sogar ein Abba-Song geschmuggelt. Die tschechische Partnerschule veranstaltete tags zuvor ihr Weihnachtskonzert, aufgrund des Eisregens hatte das JCRG seinen Besuch allerdings kurzerhand absagen müssen. Fast ein wenig zu kurz kam das kunstvolle Musizieren des Gitarrenkreises unter anderem mit der weihnachtlichen Volksweise „Es hat sich halt eröffnet“ und einem echten Landler, dem „Bauerbacher Landler“. Ein Menuett von Wolfgang Amadeus Mozart gab das Kammermusikensemble zum Besten und am Schluss sangen alle zusammen mit dem Publikum das bekannt Weihnachtslied „Hört, der Engel helle Lieder“. Schulleiter Michael Wagner hatte gleich zu Beginn seiner Freude Ausdruck verliehen, dass nach drei Jahren Pause endlich wieder ein echtes Weihnachtskonzert in der St.-Michaelis-Kirche stattfinden kann. Er sprach vom „Höhepunkt des Schuljahres“, nicht nur für die Ausführenden, sondern für die gesamte Schulfamilie. Bilder:
Mitreißendes musikalisches Glaubensbekenntnis / Weihnachtskonzert mit Joy in Belief in der Lutherkirche Hof. Emotionale Kirchenmusik zum Lob Gottes, das ist Gospel. Es ist aber auch immer ein bisschen Entertainment dabei. Genau darin liegt das Geheimnis des Erfolges dieser musikalischen Gattung. Für Joy in Belief, dem Gospel-Chor, der seinen Ursprung in Hof hat, sind die Weihnachtskonzerte in der Lutherkirche schon seit vielen Jahren eine schöne Tradition. Nach Kulmbach und Eckersdorf standen die beiden Konzerte am Wochenende auf dem Programm und bescherten dem Chor zwei Mal ein vollbesetztes Gotteshaus, was in diesen Zeiten nicht selbstverständlich ist Joy in Belief unter der Leitung von Gründerin und Frontfrau Marina Seidel aus Gefrees ist weit über die Region hinaus bekannt für seine bunte Mischung aus modernen und traditionellen Gospels, Jubilees und Spirituals sowie mitreißenden Pop-Songs und jazzigen Arrangements. Mit den gewählten Sätzen und den verschiedenen Solisten aus dem Chor heraus wird schnell der Zugang zum Publikum gefunden. Kein Wunder, dass der Funke auch diesmal sofort wieder überspringt. Die Zuhörer klatschten, sangen und tanzen nicht nur einmal mit. Bei Joy in Belief ist der Name Programm. 22 Jahre Chorgeschichte, weit über 400 Konzerte und fünf CDs sprechen für sich. Die exakt 18 Sängerinnen und vier Sänger wollen dem Publikum ihre Freude am Glauben vermitteln. Das ist das Motto des Klangkörpers. Vielleicht ist es auch das Erfolgsgeheimnis der Sparte überhaupt, denn es ist schon eine eigene und dennoch wohl die populärsten Facette des geistlichen Musikschaffens. Verkündung auf sympathische Art und Weise, ohne Druck, aber mit viel Spaß. Musikalisch kamen die Zuhörer in der Lutherkirche jedenfalls voll auf ihre Kosten. Die professionell agierenden Sängerinnen und Sänger zauberten eine beeindruckend fröhliche Atmosphäre in das Gotteshaus. Über drei Stunden lang boten sie eine bunte und erfrischende musikalische Mischung aus altbekannten Gospelstandards, zeitgenössischen, modernen Klänge, swingende Liedern und beliebten Spirituals. Natürlich gab es die weltbekannten und zeitlosen Traditionals wie „Amazing grace“, a-cappella gesungen, oder „Oh happy day“ verpackt in einem mitreißendem Medley, bei dem es niemand mehr auf seinem Sitz hielt. Das sind geistliche Lieder, die längst zu Evergreens der Popmusik wurden. Joy in Belief können aber noch viel mehr. Deutsche Weihnachtslieder etwa, wie „Leise rieselt der Schnee“, oder „Maria durch ein Dornwald ging“, Schlager im besten Sinne, wie den Udo-Jürgens-Weihnachtssong „Es werde Licht“ oder „Rivers of Babylon“ und „Marys Boy Child“, bekannt geworden durch Boney M. Was auch immer der Chor singt, er zelebriert sein musikalisches Glaubensbekenntnis mit großer Überzeugung und viel Hingabe. Auch einige ungewöhnliche Lieder sind dabei: Bob Geldofs „Do they know it's Chrismas time“ oder „I will follow him“ aus „Sister Act“. Ganz spontan kam die 14-Jährige Anna auf die Bühne und sang spontan zusammen mit dem Chor eine phänomenale Version von Leonard Cohens „Halleluja“. Joy in Belief agiert wunderbar homogen, mit ständig wechselnden solistischen Einlagen, mal A-cappella mit geklatschtem Rhythmus und stets dynamisch sorgsam ausbalanciert. Mal mit muskalischer Begleitung durch eine vierköpfige Band mit Günter Schmuck an den Keyboards, Gerd Roßberg an der Gitarre, Norbert Rösch am Bass und Stefan Luschner an den Drums Was der Chor aber dringend braucht, sind neue Sängerinnen und Sänger. „Auch wir mussten uns dieses Jahr erst wieder neu finden“, sagt Marina Seidel, die unermüdlich für ihren Chor wirbt. Corona hat, wie bei fast allen Ensembles seine Spuren hinterlassen. Die Sänger stammen derzeit alle aus dem Raum Bayreuth, Hof und Nürnberg. Geprobt wird in Gefrees im Landkreis Bayreuth, dort ist die Chorleiterin auch zuhause. Beim nächsten Weihnachtskonzert soll der Chor auf jeden Fall wieder größer sein. Bild: Joy in Belief beim Weihnachtskonzert in der Hofer Lutherkirche. Witzige Weihnachten: Viva Voce und die Hofer Symphoniker stimmten ihr Publikum auf eine heiteres Fest ein
Hof. Eigentlich ist es ein Widerspruch: eine A-cappella-Band und ein Symphonieorchester. Der wahrscheinlich beste Beweis, dass beides doch zusammen passt, lieferten das A-cappella-Quartett Viva Voce und die Hofer Symphoniker unter Dirigentin Carolin Nordmeyer mit ihrer Weihnachtsshow „Stimmphonie“ am Donnerstagabend im Festsaal der Freiheitshalle. Es war ein exklusives Konzert, denn mit genau diesem Programm und dieser Besetzung gastierte die schräge Boyband nur in Hof und nirgends anders. Der Festsaal war ausverkauft, es sollen sogar Wartelisten existiert haben. So hatte man das lange nicht mehr erlebt. Zu oft sind die Reihen während der zurückliegenden Kulturveranstaltungen leer geblieben. Nicht bei Viva Voce und den Hofer Symphonikern. Wer die Gruppe kennt, der weiß, dass David Lugert, Heiko Benjes, Basti Hupfer und Andi Kuch weder für betuliche und betroffenheitsschwere Weihnachtslieder, noch für geheuchelten Happy-X-Mas-Kitsch steht. Wenn schon Klamauk dann richtig, wenn schon Kitsch, dann zu 100 Prozent und wenn schon Weihnachtslieder, dann swingend, poppig und soulig. Für viel mehr als nur für den richtigen Rahmen sorgen dabei die Hofer Symphoniker, die gekonnt mitswingen, die den witzigen Songs die manchmal dann doch nötige Schwere geben und die den richtigen Wohlfühlsound schaffen. Dirigentin Carolin Nordmeyer sorgt schon dafür, dass beide zusammenfinden, die vier Solisten von Viva Voce und die Symphoniker in Großbesetzung. Unter der Stabführung der aus Freiburg stammenden Dirigentin werden sie eins, so als hätte Viva Voce nie anders, als mit dem Orchester zusammen musiziert. Zum exklusiv zusammengestellten Programm gehörten Songs aus dem Showprogramm mit dem Titel „Glücksbringer“. Glück kann man immer brauchen, erst recht zu Weihnachten. Dazu gehörten aber auch die Viva-Voce-Weihnachtsklassiker wie „Frosty, der Schneemann“, „Maria durch ein Dornwald ging“ oder „Wir schenken uns nix“. Meist mit einem Augenzwinkern, meist mit eigenwilligem Arrangement, aber immer faszinierend. Als eine Art Running Gag mussten Doris und Gerhard aus Bayreuth in der ersten Reihe herhalten, sie wurden dafür aber auch mit der neuen CD belohnt. Da gibt es tiefschürfendes wie „Die Gedanken sind frei“, den Corona-Song „Halt mer zam“, eine witzige Lesung „Weihnachtsmann versus Christkind“, ein Liebeslieder-Medley mit allerhand Showeinlagen, oder Leonard Cohens berühmtes „Halleluja“. Alles abwechselnd mal mit Orchester, mal a-cappella. Bei den Zugaben drehen dann alle beteiligten noch einmal so richtig auf. Erst spielen die Hofer Symphoniker alleine Leroy Andersons Schlittenfahrt, dann folgt „Jingle Bells“ a-cappella, ehe der Abend ganz und gar unbesinnlich mit einem Beatles-Medley endet. Das Publikum steht mittlerweile und will nicht aufhören, rhythmisch zu klatschen. Wie lange gab es das nicht mehr. Bei allem Klamauk: was Viva Voce und die Musiker der Hofer Symphoniker da auf die weihnachtliche Bühne zauberten, ist Unterhaltungskunst auf höchstem Niveau. Beste Beherrschung der Stimmen, perfektes Zusammenspiel: Witz, Können, Entertainment in Bestform. Nicht umsonst hat es das einst in Ansbach entstandene Quartett mit über 2000 Live-Konzerten, 15 verschiedenen Programmen und 20 Alben längst zu bundesweiter Berühmtheit gebracht und ist regelmäßiger Gast bei einschlägigen TV-Shows vom „Adventsfest der 1000 Lichter“ bis zu „Fastnacht in Franken“, oder erst jetzt wieder zur BR-Sternstunden-Gala. Bilder: Das „A-cappella-Quartett Viva Voce gastierte zusammen mit den Hofer Symphonikern unter Carolin Nordmeyer zum Wehnachtskonzert im Festsaal der Freiheitshalle.
Lyrisch, besinnlich und romantisch / Eindrucksvolles Weihnachtskonzert der Pegnitzer Kantorei in der St.-Bartholomäuskirche
Pegnitz. Den „Karneval der Tiere“ kennt man, vielleicht noch die Orgelsinfonie, das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens dagegen ist bis heute weitgehend unbekannt geblieben. Zu Unrecht, wie die Aufführung am Sonntag durch die Pegnitzer Kantorei unter Jörg Fuhr in der Bartholomäuskirche zeigte. Zwar ist das Oratorium mit einer Dauer von rund 35 Minuten nur so lang, wie gerade mal ein einziger Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. Doch es beinhaltet viele wunderbar innige und lyrische Passagen, mit denen der erst 23-Jährige französische Komponist Musikgeschichte geschrieben hat. Natürlich hat auch der katholische Camille Saint-Saens Anleihen beim Lutheraner Johann Sebastian Bach genommen, wie etwa in der wiegenden Pastorale zu Beginn, doch im Grundton ist das Oratorium durch und durch ein Werk der Romantik. Der Einsatz der Harfe sowohl solistisch als auch mit Orchester oder in Kombination mit der Orgel verleiht dem Werk seinen besonderen klanglichen Reiz. Die Französin Claire Augier aus München bewältigte ihren Part mit Bravour, war sie doch die am meisten beschäftigte Musikerin in diesem Konzert und setzte mit ihrem glitzernden Passagenspiel echte Höhepunkte. Im Mittelpunkt standen natürlich die Sängerinnen und Sänger der Pegnitzer Kantorei. Sowohl bei der textlichen Verständlichkeit als auch in der einheitlichen Tongestaltung vollbrachten sie, von Dekanatskantor Jörg Fuhr einstudiert, eine herausragende Leistung und traten nach der langen Corona-Pause wieder als homogener Klangkörper auf. Verstärkt wurde die Kantorei diesmal vom Kirchenchor Schlüsselfeld (Landkreis Bamberg). Die Texte selbst stammten aus der lateinischen Weihnachtsliturgie der katholischen Kirche Für den Rahmen des Werkes sorgte eine relativ kleine kammermusikalische Besetzung mit Musikern der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach. Ihnen gelang es hervorragend, mit den meist ruhigen Tempi und einer insgesamt eher zurückhaltende Dynamik eine besinnliche Grundstimmung zu schaffen. Mit den beiden pastoralen Sätzen zu Beginn und zum Ende des Werkes spannten die Musiker einen Bogen um das ganze Werk, der noch lange nachhallt. Bläser hat man dabei gar nicht vermisst, trompetenglänzende Festlichkeit auch nicht. Trotz der kurzen Spieldauer setzt der Komponist auf fünf Gesangssolisten. Manuela Falk und Konstanze Miehlich-Fuhr brachten beide ihre wundervollen Sopranstimmen in großartiger Klarheit in Intonation und Deklamation zur Geltung. Die Altstimme von Bernadette Michaldo-Fuhr erklang warm timbriert, Tenor Stefan Schneider bildete besonders in den mittleren Tonlagen einen angenehm passenden Stimmklang und Martin Popp gab seiner Bassstimme verstärkt eine sonore Farbe. Gemeinsam bildeten sie ein einheitliches und überaus homogen klingendes Quintett. Zuvor gab es die beiden Weihnachtslieder „Angels Carol“ und „Nativity Carol“ des zeitgenössischen Briten John Rutter. Beide Lieder intonierte die Kantorei nicht nur sauber, sondern verlieh ihnen auch den notwendigen Glanz. Wer die Klangwelt John Rutters instrumental erleben wollte, der hatte bei der sechssätzigen „Suite Lyrique“ Gelegenheit. Nur von Jens Fuhr an der kleinen Orgel begleitet, führte die Kantorei außerdem vier weihnachtliche Motteten von Francis Poulenc auf und präsentierte sich damit als fülliger Klangkörper, samtweich in den Mittellagen, solide in der Tiefe, wenn auch mit Anstrengung in den Höhen. Sinn und Zweck des Konzertes sei es, die Gedanken und Gefühle auf das Weihnachtsfest einzustimmen, hatte Dekan Markus Rausch zu Beginn des Abends gesagt. Vor dem Hintergrund der vielen Sorgen, die das Weihnachtsfest auch diesmal wieder überlagerten, falle dies nicht leicht. Mit Musik könne man die Einstimmung aber sicher etwas leichter gestalten. Bilder: Das Weihnachtsoratorium von Camille Saint Saens führte die Pegnitzer Kantorei unter der Leitung von Jörg Fuhr in der St. Bartholomäuskirche auf. Mitternachtsblues und Münchner Kindl / Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach am 10. Januar – Vorverkauf gestartet Kulmbach. Nach fast drei Jahren Corona-Zwangspause nimmt die Stadtkapelle Kulmbach Anfang 2023 endlich wieder ihre liebgewonnen Tradition der Neujahrskonzerte auf. Es ist nicht irgendein Konzert, das da am Dienstag, 10. Januar in der Dr.-Stammberger-Halle stattfindet, es ist das 30. Neujahrskonzert unter der Leitung des Dirigenten Thomas Besand. „Ich bin der Dinosaurier unter den Dirigenten“, sagt der 57-Jährige, der seit 32 Jahren der an der Spitze der Stadtkapelle steht. Vor dem Hintergrund des kleinen Jubiläums möchten Thomas Besand und seine rund 40 Musiker im Alter zwischen 15 und 75 Jahren sowohl eine Rückschau halten und Höhepunkt aus den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten präsentieren, als auch mehreren herausragenden Solisten die Chance zum großen Auftritt geben. „Nicht nur neue Stücke stehen auf dem Programm, es wird auch ein Wiederhören geben mit Werken, die unter meiner Leitung immer wieder das Publikum unterhalten haben“, so Besand. Zu den klassischen Stücken, die Thomas Besand seit September mit seinen Musikern einstudiert hat gehören unter anderem die Ouvertüre zu Franz von Suppes Operette „Banditenstreiche“ oder Karl Komzaks „Münchner-Kindl“-Walzer. Eine der modernen Stücke, das die Stadtkapelle aufführen wird, ist ein modernes Arrangement von Filmmelodien aus der Feder des italienischen Komponisten Ennio Morricone („Spiel mir das Lied vom Tod“). Und was wäre ein Neujahrskonzert ohne die traditionellen Konzertmärsche. Thomas Besand hat diesmal den berühmten Schönfeld-Marsch von Carl Michael Ziehrer Eine der Solistinnen ist Elke Höhn, nicht an ihrem Instrument, der Querflöte, sondern als Sängerin in dem Titelsong „As time goes by“ aus dem Film „Casablanca“. Trompeter Wolfgang Diem wird einmal mehr den Mitternachtsblues von Franz Grothe intonieren, Stadtkapellen-Urgestein Roland Schaller den „Klarinetten-Express“ von Harald Kolasch und Werner Kurzhals die Romanze für Tenorhorn von Pavel Stanek. Die Moderation liegt einmal mehr in den bewährten Händen von Karl Heinrich Backert. Das Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach findet am Dienstag, 10. Januar 2023 um 19.30 Uhr in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle statt. Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf bei Toyota Autotechnik Hahn, Am Goldenen Feld 17 in Kulmbach, Telefon 09221/9750 zum Preis von 15 Euro. „Jetzt, wo alles teurer wird, haben wir den Eintrittspreis bewusst stabil gehalten, um möglichst vielen Musikfreunden die Möglichkeit des Konzertbesuchs zu ermöglichen“, sagt Thomas Besand. Restkarten wird es, so vorhanden noch an der Abendkasse geben. Weitere Neujahrskonzerte der Stadtkapelle gibt es am Mittwoch, 4. Januar 2023 in der Frankenhalle in Naila und am Sonntag, 10. Januar um 15 Uhr im Meininger Hof in Saalfeld. Bild: Nach der Corona-Zwangspause gibt es Anfang Januar endlich wieder das traditionelle Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand. Das letzte Neujahrskonzert der Stadtkapelle fand im Januar 2020 statt. „Oh du schöne kitschige Weihnachtszeit“ / Die Show „A Musical Christmas“ gastierte in der Dr.-Stammberger-Halle
Kulmbach. Eine Musical-Show und stimmungsvolle Weihnachtslieder aus aller Welt: auf den ersten Blick scheint das nicht so recht zueinander zu passen. Das von der Agentur Reset Production aus Gera zusammengestellte internationale Ensemble schaffte diesen Spagat zwischen Show und Tradition allerdings nicht nur spielend, sondern begeisterte das Kulmbacher Publikum am Mittwochabend in der Stadthalle hellauf. Schade nur, dass diesmal so viele Plätze leer blieben. Im ersten Teil also eine Art „Best of“. Das Publikum wurde dabei mit auf eine Reise von Argentinien („Evita“) über Paris (Les Miserables“) bis nach Wien („Elisabeth“) genommen. Die Choreographie, die von dem Briten Adam Morley stammt, hatte sich viel Mühe gegeben, eine abwechslungsreiche, farbenprächtige und fantasievolle Show auf die Beine zu stellen und sie wurden diesem Vorhaben größtenteils auch gerecht. Schöne Stimmen, bunte Kostüme und eine raffinierte Lichtregie mit modernen 3D-Projektionen lieferten beste Unterhaltung auf hohem Niveau. Auch das Publikum wurde mit einbezogen und durfte seine Gesangskünste unter Beweis stellen. Klar, die Musik kam vom Band, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Ein bisschen mehr Tempo hätte die Show zumindest im ersten Teil schon vertragen. Die Sängerinnen und Sänger waren jedenfalls durch die Bank gut, man merkte ihnen an, dass sie absolute Profis sind und noch jede Menge Spaß an der Sache haben. Einzelne hervorzuheben wäre unfair, sangen sie doch alle mal abwechselnd im gesamten Ensemble, mal übernahmen sie solistische Aufgaben. Außerdem sind es gerade die großen „Massenszenen“, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen, etwas bei „One day more“ aus „Les Miserables“, beim Medley aus dem Udo-Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“, dem Abba-Schlager „Mamma Mia“ oder bei den Musicals von Andrew Lloyd Weber, dem ein ganzer Block gewidmet war. Trotzdem, Annika Henz aus Berlin, Farah Liss aus Berlin oder Rebecca Demmer aus Luxemburg, sowie Niklas Heinrichs aus Hamburg, Rian Wunderlin aus London und Robin Zehbrunner aus der Schweiz, sie alle haben eine professionelle Gesangs- und Tanzausbildung hinter sich und bereits die eine oder andere Rolle an namhaften Bühnen übernommen. Dazu kamen je drei Tänzerinnen und Tänzer, die fast schon unermüdlich im Einsatz waren. Die gleichen Akteure standen dann im zweiten Teil auf der Bühne und präsentierten „die schönsten Weihnachtslieder der Welt“. So weit entfernt von den Musical-Hits vor der Pause war das alles gar nicht. So konzentrierte sich die Show nicht unbedingt auf Traditionelles, sondern eher auf weihnachtliche Popsongs oder Lieder im modernen Sound. Von „Oh du Fröhliche“ und „Leise rieselt der Schnee“, über „White Christmas“ bis hin zu Whams „Last Christmas“ Mariah Careys „All I want for Christmas“ oder dem berühmten Coca-Cola-Weihnachtssong „Wonderful Dream“ reichte der weit gespannte Bogen weihnachtlicher Melodien in entsprechender Kulisse mit Kaminfeuer, Weihnachtsbaum, Schlitten, Teddybär und Geschenkpäckchen. Herrlich kitschig ist das alles, vielleicht ein wenig zu albern, aber auch einfallsreich, höchst professionell sowieso und vom Gesang her nahezu perfekt. Zum Ende der Show sangen alle gemeinsam zusammen mit dem Publikum das Lied der Lieder: „Stille Nacht“. Bilder: Ausschnitte aus den bekanntesten Musicals und viele Weihnachtslieder waren am Mittwochabend in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach zu sehen und zu hören. Energiesparen bei Kunst und Kultur: Kürzere Öffnungszeiten, weniger Licht, kältere Räume Kulmbach. Nachdem die Corona-Krise den Kulturbetrieb weitgehend zum Erliegen und viele Kreative in existenzielle Notlagen gebracht hat, drohen mit steigenden Energiepreisen neue Herausforderungen für Kultureinrichtungen. Denn auch sie sind von der Gas- und Energiekrise und den steigenden Energiepreisen betroffen. Viele arbeiten schon länger daran, ihre Klimabilanzen zu verbessern. Mit Blick auf den Winter soll es jetzt darum gehen, kurzfristig weitere Einsparpotenziale zu ermitteln. Wie sieht es im Kulmbacher Land aus? Plassenburg: De Energiekrise mache sich natürlich auch bezüglich der Plassenburg bislang insbesondere im Hinblick auf die gestiegenen Kosten für Gas und Strom bemerkbar, sagt Ines Holzmüller Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung. Unabhängig von den derzeitigen Entwicklungen würden die Museumsräume nur mit dem konservatorisch notwendigen Minimum temperiert. „Wir verwenden für die Innenbeleuchtung grundsätzlich nur noch energiesparende LED-Lichter“, so Ines Holzmüller. Dies gelte zumindest für die von der Bayerischen Schlösserverwaltung bewirtschafteten Räume. Insgesamt gehe die Bayerische Schlösserverwaltung mit ihrem größten Energieverbraucherposten, den Heizkosten, bereits außerordentlich sparsam um, denn die meisten Schlösser, Burgen und Residenzen würden im Winterhalbjahr aus konservatorischen Gründen nur sehr wenig und viele Räume gar nicht geheizt. Zudem würden in allen Sehenswürdigkeiten im Zuständigkeitsbereich der Schlösserverwaltung im Winterhabjahr generell kürzeren Öffnungszeiten gelten. Stadthalle: Auch bei der Stadt Kulmbach wird gespart. Wie Pressesprecher Jonas Gleich mitteilt, sei die Temperatur In allen städtischen Gebäuden auf 19 Grad verringert worden, so auch in der Bücherei oder der Dr.-Stammberger-Halle. In der Halle habe man durch den Einbau der neuen Heizungsanlage in diesem Jahr rund 20 Prozent Gas einsparen können. Auch die Installation der neuen Photovoltaikanalage auf dem Dach der Halle habe es ermöglicht, dass zusammen mit dem Wasserkraftwerk Eichenmühle rund 90 Prozent der benötigten Energie regenerativ erzeugt werde. Eine Weitergabe der erhöhten Energiekosten an die Veranstalter habe der Betriebsausschuss des Tourismus und Veranstaltungsservice abgelehnt, folglich gebe es auch keine Preissteigerungen für die Mieter der Halle. Verkürzungen der Öffnungszeiten im kulturellen Bereich sind nach den Worten von Jonas Gleich nicht geplant. Obwohl die Stadt Kulmbach aufgrund der derzeitigen Umstände ebenfalls knapp bei Kasse ist, sei es Oberbürgermeister Ingo Lehmann wichtig gewesen, dass auch in diesem Jahr die Kultur- und Sportvereine mit einer finanziellen Aufwendung am Ende des Jahres unterstützt werden. Die Vereine würden in Kürze von der Stadt kontaktiert. Dampflokmuseum: „Wir versuchen selbstverständlich den Anforderungen der Energieeinsparung entsprechend nachzukommen, schon aus reinem Eigennutz“, sagt Rüdiger Köhler, Geschäftsführer des Zweckverbandes Deutsches Dampflokomotivmuseum Neuenmarkt. Gewisse Einschränkungen werde es geben. Dazu gehört, dass das Museum ab 5. Dezember zunächst befristet bis Ende Februar jeweils dienstags und mittwochs für Einzelbesucher geschlossen hat. Montag sei ja ohnehin geschlossen. Die Wintermonate seien sowieso die besucherarmen Monate, sagt der Geschäftsführer. Lediglich in den bayerischen Weihnachtsferien soll es normale Öffnungszeiten geben und für Gruppen stehe das DDM nach Voranmeldung ebenfalls offen. Weitere Einschränkungen sind derzeit nicht geplant. Heizkosten seien im Museum nicht unbedingt der größte Faktor, da die Hallen ohnehin nicht beheizt würden, lediglich der normale Servicebereich. Die Beleuchtung sei ohnehin schon komplett auf LED umgestellt worden. „Nachdem wir ein öffentliches Museum sind verzichten wir nachts auch auf die entsprechende Außenbeleuchtung“, so Rüdiger Köhler. Diese Maßnahme sei vorerst bis Ende März befristet. Töpfermuseum: Energiekosten sind auch für ein gemeindlich finanziertes Museum wie dem Töpfermuseum nicht erst seit diesem Jahr ein Thema, so Sandra Peters, die Leiterin des Thurnauer Töpfermuseums. „Wir haben daher schon mit dem Umbau des Museums 2014 die Beleuchtung und Heizung energiesparend umgerüstet“. Die Öffnungszeiten seien seit Gründung des Museums, auch aus Energiespargründen, im Winter auf die Wochenenden beschränkt. Im Januar und Februar sei das Museum komplett geschlossen. „Ich denke daher, dass wir ganz gut aufgestellt sind“, sagt die Museumschefin. Weitere Einschränkungen seien derzeit nicht geplant. Kunstgalerien: Auch Kunstgalerien sind von den hohen Energiekosten betroffen. „Das Thema Energie belastet uns ja alle sehr“, sagt Marion Kotyba, die im Oberhacken eine eigene Galerie betreibt. Um Energie einzusparen wird die Raumtemperatur dort drastisch reduziert. „Da im Winter die Besucher sowieso mit Jacken den Ausstellungsraum betreten, dürfte dies nicht groß auffallen“, sagt Marion Kotyba. Einschränkungen bei den Öffnungszeiten werde es aber nicht geben, jedoch werde die Beleuchtung der Schaufenster um eine Stunde verkürzt. Nachdem sich in der Kunstgalerie sehr alte und ineffiziente Gasöfen befinden, sollen sie im Winter nur auf Minimum laufen. „Der Bereich, in dem sich mein Atelier befindet werde ich in diesem Jahr mit einem Keramikheizlüfter beheizen. So kann ich gezielt den Bereich heizen und die Gaspreiserhöhung wird sich nicht so enorm auf die Nebenkostenrechnung auswirken.“ Den Stromverbrauch sei nicht so hoch, weil in der Galerie nur energiesparende LEDs angebracht worden seien. Den Keramikheizlüfter zu betreiben, sollte daher günstiger sein, als die veralteten Gasöfen zu nutzen. Ob die Kosten dadurch komplett abgefangen werden, werde sich im nächsten Jahr zeigen. Marion Kotyba rechnet nicht mit irgendeiner Unterstützung für den Bereich Kunst und Kultur? Wie es sich bereits in der Corona-Zeit mit Lockdown gezeigt hat, werde der Bereich Kunst und Kultur sträflich vernachlässigt. „Als Betreiberin einer Galerie habe ich keinerlei Unterstützung erhalten, obwohl die Kosten für Miete, Gas und Strom im Lockdown ja weitergelaufen sind. Ich rechne mit keiner Entlastung“, so Marion Kotyba.Theatralische Brillanz und klassische Eleganz / Märchenhaft und museal: Internationales Ballett-Ensemble gastierte mit Tschaikowskys „Schwanensee“ in der Freiheitshalle
Hof. Für das Ballett ist es schwer geworden. Fast könnte man glauben, dass die Gattung langsam ausstirbt, zumindest abseits der großen Metropolen. Die Produktionen werden landauf landab weniger. Am Theater Hof gibt es die Ballett-Sparte noch. Ein junges Publikum zu generieren wird trotzdem immer schwerer. Doch da gibt es glücklicherweise gleich mehrere Ensembles, die hierzulande alljährlich um die Weihnachtszeit herum mit zwei Ballett-Schlagern auf Tour gehen: „Nussknacker“ und Schwanensee“. Heuer also „Schwanensee“, der ewige Bestseller des Balletts, mit dem ein von der Agentur „Klassik Konzert Dresden“ zusammengestelltes Ensemble in der Freiheitshalle gastierte: Um es gleich vorweg zu nehmen. Wieder blieben viele Plätze leer, wie so oft in letzter Zeit. Für alle, die gekommen waren, war es trotzdem ein Erlebnis. Die romantische märchenhafte Geschichte um Macht und Liebe, in der sich der junge Prinz Siegfried in die verzauberte Schwanenprinzessin Odette verliebt und sie – in der gezeigten Fassung - vom bösen Zauber des Magiers Rothbart befreit, das ist der Stoff, aus dem Ballettträume sind. „Schwanensee“, das ist fast schon ein Synonym geworden für die Eleganz des klassischen Balletts auf höchstem Niveau. Nun haben diese Tourneeproduktionen zwei Nachteile: Erstens, die Musik kommt vom Band und zweitens, die Inszenierungen sind nicht gerade bahnbrechend, um nicht zu sagen leicht angestaubt oder besser, in höchstem Maße museal. Trotzdem: Die Faszination, die das Ballett ausmacht, kam durchaus rüber. Das lag an der theatralischen Brillanz, an der klassischen Eleganz und einer Tanzleistung in Perfektion: Die Macher der Produktion haben ganz traditionelle opulente Kostüme und kitschig-schöne Bühnenbilder geschaffen. Hier wird die Ästhetik der goldenen Tanzkultur großgeschrieben. Alle Tänzerinnen und Tänzer agierten auf hohem Niveau und überzeugen mit Können und einer blitzsauberen Leistung. Bahnbrechende Choreographien wird ernsthaft niemand erwartet haben. Ganz traditionell setzen die Macher auf geometrische Figuren, da laufen Tänzerreihen wunderbar ineinander, da werden immer wieder bewegte Ornamente, Kreise, Dreiecke und Winkel gebildet, ganz mit Revue-Charakter und das alles zu der gewaltigen Musik Peter Tschaikowskys, wenn auch vom Band, manchmal etwas zu laut und nicht immer nach High End klingend. Der Zauber der perfekten Show stellt sich trotzdem ein. Ekaterina Floria, vereint in der Doppelrolle als weißer Schwan Odette und als schwarzer Schwan Odile Eleganz mit Pathos, ganz in alter russischer Schule. Ekaterina Floria kommt aus der Ukraine, war Primaballerina beim Donetsk Ballet Theatre und zuletzt Solistin beim Mariinski Theatre in St. Petersburg. Aufgrund der Umstände fand die Karriere dort wohl ein jähes Ende. Mit graziöser Eleganz und athletischer Sprungfertigkeit tanzt Yassaui Mergalieve den Siegfried. Den Zauberer Rothbart gibt ein stets präsenter Ali Talanbekov aus Kirgisistan perfekt und im fantasievollen Kostüm, den Hofnarr tanzt in ebenfalls überragender Manier Komronbek Imomov. Höhepunkte sind zweifellos die Charaktertänze und Solovariationen, die Pas de deux Siegfrieds mit dem weißen Schwan im zweiten Akt und mit dem schwarzen Schwan im 3. Akt. Insgesamt besteht das Ballett aus über 20 Tänzern, alle sind Absolventen renommierter Ballett-Schulen. Sämtliche Tänzer haben bereits an führenden Ballett-Theatern gearbeitet und zahlreiche Preise bei internationalen Ballett-Festivals und -Wettbewerben gewonnen. Zusammen bilden sie ein ästhetisch und technisch herausragendes Ensembles. Die künstlerische Leitung lag in den Händen der beiden Choreographen Marius Petipa und Lev Iwanov, beide große Namen der renommierten Tanzszene. Bilder (oben): Ekaterina Floria und Yassaui Mergalieve tanzten die beiden Hauptpartien des Prinzen Siegfried und der Odette.
Virtuos und verspielt / Russische Raritäten beim Konzertabend mit den Hofer Symphoniker in Münchberg Münchberg. Einst gehörten sie zum Standard-Repertoire auf den Konzertbühnen, mit der Zeit aber gerieten sie in Vergessenheit: die kurzweiligen Werke, die der US-Amerikanische Dirigent Daniel Spaw, Chefdirigent der Bad Reichenhaller Philharmoniker und früher als erster Kapellmeister und stellvertretender Musikdirektor am Theater Hof tätig, für den Konzertabend in Münchberg ausgewählt hatte. Beim Blick in das Programm schlägt bei vielen als erstes die Frage auf, ob man derzeit russische Komponisten spielen sollte. Mit Peter Tschaikowsky, Alexander Glasunow und Sergej Prokofjew standen gleich drei russische Tonschöpfer auf dem Programm. Der Abend hat die Frage allerdings mit einem klaren ja beantwortet. Man muss sie sogar aufführen, so vielfältig, so wegweisend und so wertvoll ist die Musik, kurioserweise von einem Amerikaner dirigiert. Nationalitätsgrenzen gibt es in der Musikwelt nicht. Am ehesten sind noch die Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester von Peter Tschaikowsky geläufig. Solist war der junge und bereits international gefragte Cellist Friedrich Thiele von der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Mit seiner, an den Stil des späten 18. Jahrhunderts angelehnten Mozart-Hommage hatte Daniel Spaw ein gefälliges Werk Peter Tschaikowskys ausgewählt, das eine farbliche Abwechslung zu den anderen Kompositionen des Abends bot. Mit Hingabe und tadelloser Technik präsentierte Friedrich Thiele die Variationen, die eigentlich eher ein Cello-Konzert sind. Von den engagiert aufspielenden Symphonikern wurden sie zuverlässig begleitet. Eher selten im Konzertsaal zu hören ist die ganz kurze, schwelgerische Serenade Nr. 2 op. 11 des russischen Komponisten Alexander Glasunow, mit ihrem charakteristischen Hornsolo. Der zu Unrecht in Vergessenheit geratene und so selten gespielte Glasunow gilt als brillanter Instrumentationskünstler, der im Stande ist, mit seiner Musik im Kopf des Zuhörers gewaltige Bilder entstehen zu lassen. Dafür ist die Serenade zu kurz. Doch die Symphoniker unter Daniel Spaw lassen mit ihrer Interpretation die wahre Größe des Komponisten erahnen. Rhythmisch differenziert, inspiriert, klar und transparent erklingt das Werk. Hauptwerk des Abends ist keine Sinfonie, sondern eine Sinfonietta, das kleine fünfsätzige Werk mit der Opuszahl 48 von Sergej Prokofieff. Der Terminus „Sinfonietta“ steht für eine Sinfonie im Kleinformat und war erst im späten 19. Jahrhundert entstanden. So geläufig der Name Sergei Prokofjew auch ist, sein Werk ist es abseits einiger weniger Dauerbrenner nicht. Mit Einsatz und Hingabe widmet sich Daniel Spaw der Komposition und unterstreicht damit eindrucksvoll deren kompositorische Qualität. Mit den Hofer Symphonikern erhält die Sinfonietta von Sergej Prokofjew ein virtuos verspieltes Klangbild, das es verdient hätte, öfter aufgeführt zu werden. Begonnen hatte der Konzertabend mit dem Werk eines Finnen, des Nationalkomponisten Jean Sibelius. Die Musik zu Adolf Pauls längst vergessenem Theaterstück „König Kristian II.“ hatte Sibelius 1898 schon kurz vor seiner ersten Sinfonie geschaffen. Wie so oft und wie bei so vielen Komponisten ist das Werk in Vergessenheit geraten, nicht aber die Suite mit der Opuszahl 27, wenigstens nicht ganz. Stimmungsvoll gestalteten die Hofer Symphoniker unter Daniel Spaw die Komposition, in dem die für Sibelius so typischen Klangwelten entstehen. Spaw verzichtete auf Kontraste, wählte ruhige Tempi und bewies ein feines Gespür für die Stimmungen dieser Komposition. Die engagiert aufspielenden Symphoniker formten ein wunderbares Charakterbild in den vielfältigen Klangflächen und Nuancierungen, die sich Jean Sibelius ausgedacht hatte. Bilder: Hoffnung und Zuversicht statt Trauer und Schmerz / Eindrucksvolle Aufführung von John Rutters Requiem mit der Kulmbacher Kantorei in der Petrikirche
Kulmbach. Auf diese Klangwelten muss man sich erst einmal einlassen. Beim außergewöhnlichen Requiem von John Rutter handelt es sich um eine Totenmesse, die sich zwischen klassisch-romantischer, vielleicht postmoderner Kirchenmusik und eingängigeren Melodienfolgen, wie man sie aus der „leichteren Klassik“ kennt, bewegt. Mit dem 1985 uraufgeführten Requiem des britischen Komponisten hat die Kulmbacher Kantorei unter Christoph Reitenspiess nach der Corona-Pause die Tradition wiederaufgenommen, am Totensonntag ein großes kirchenmusikalisches Werk aufzuführen. Nicht nur die allseits bekannten, großen Werke der Kirchenmusik möchte Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß dabei mit dem Chor allen Freunden der Kirchenmusik näher bringen, sondern auch Besonderes, wie dieses Werk des 1945 geborenen Engländers. Im Vergleich zum typisch schwermütigen Totengedenken ist das Werk des Gegenwartskomponisten tröstlich, leicht beschwingt und besitzt einen durch und durch positiven Charakter. Nicht, dass der Schrecken des Todes nicht mehr spürbar wäre, doch er bekommt ein versöhnliches Antlitz. Hoffnung und Zuversicht, statt Trauer und Schmerz. Unverkennbar ist John Rutters großer melodischer Erfindungsreichtum, seine vielschichtige Harmonien und Rhythmen. Sie geben seinen Kompositionen eine suggestive Kraft, die Ausführende wie Zuhörer gleichermaßen berührt. John Rutter hat sich nicht an den üblichen Ablauf einer Totenmesse, wie sie in der katholischen Liturgie festgelegt ist, gehalten, sondern sie modifiziert, indem er wesentliche Teile um Psalm-Texte aus dem „Book of Common Prayer“, dem liturgischen und katechetischen Buch der anglikanischen Kirche von 1662, ergänzte. Neben dem Psalm 130 „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ hat er auch bekannten Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ vertont. Dafür fallen bei ihm andere Teile der Totenmesse weg. Rutters Musik zeichnet sich zum einen durch einen großen melodischen Erfindungsreichtum, als auch durch eine vielschichtige Harmonik und Rhythmik aus. Dies alles bringen Kantorei und Instrumental-Ensemble, bestehend aus Flöte (Martina Dallmann), Oboe (Antje Thierbach), Cello (Anja Schmidt), Harfe (Felix Hahn), Pauken und Glockenspiel (Günther Peppel und Ralf Probst) unter der Leitung von Stadt- und Dekanatskantor Christoph Reitenspiess auf das Beste zum Ausdruck. Dynamische Differenzierungen und teilweise komplizierten Abläufe kommen prima zur Geltung, was an der hohen Transparenz liegt, die sowohl den üppig besetzten Chor, als auch die Instrumentalisten auszeichnete. Die stärksten Stellen hat der Chor immer dann, wenn er in die Extreme geht, also entweder ins Piano taucht, oder sich in ein Forte steigert. Den überaus behutsamen Orgelpart spielte der Bayreuther Dekanatskantor Michael Dorn an der Rieger-Orgel der Petrikirche. Das Solo beim „Pie Jesu“, dem wahrscheinlich schönsten, leider auch kürzesten Satz der gesamten Komposition, gestaltete die japanische Sängerin Mio Nakamune mit ihrem lyrischen und schlanken Sopran. Mit ihrer glockenhellen Stimme konnte sie ihrem Part durchaus Profil verleihen. Nachdem das Rutter-Requiem mit einer Spielzeit von etwa 40 Minuten nicht „abendfüllend“ war, gab es zuvor noch ein Werk aus der Feder des Dekanatskantors. „Media vita in morte sumus“ („Mitten im Leben sind wir im Tod“) hatte Christian Reitenspieß den überaus ansprechenden und eindrucksvollen Satz für Chor, Flöte, Oboe, Klavier und Cello bezeichnet, der es verdient hätte, öfter aufgeführt zu werden. Mit der ganz sparsamen instrumentalen Begleitung und den anspruchsvollen Sätzen hatte Christian Reitenspieß ein durchaus melodiöses, zeitgenössisches Werk geschaffen, das so recht zum Requiem und in die Klangwelt von John Rutter passt. Zwischen den vokalen Werken gab es die Komposition „Danse sacrée et profane“ für Harfe und Klavier von Claude Debussy. Ganz bei sich, dem Instrument und der Kunst ist dabei Felix Hahn als Solist und Christian Reitenspieß am Klavier. Felix Hahn kann dabei unter anderem mit zupackenden Glissandi auch die verborgene rauschhaft-virtuose Seite der Harfe nach Außen kehren. Bilder: Zirkus goes Rock: Artisten, Action und AC/DC / Große Show vor kleinem Publikum: „Rock the Circus“ in der Freiheitshalle setzte Artistik ganz neu in Szene Hof. Diese Show hätte eigentlich nach Las Vegas gehört. Genial war die Idee, traditionelle Zirkusdarbietungen in einem ganz neuen Kontext zu präsentieren. Doch so spektakulär es auch war, so enttäuschend war für Veranstalter und alle Mitwirkende der ausgebliebene Publikumszuspruch. Nur rund 150 Zuschauer hatten sich am Donnerstagabend im ohnehin abgetrennten Großen Haus verirrt. Wenn die Reihen auch leer blieben, Artisten, Tänzer, Musiker und Sänger waren absolute Profis. Sie ließen sich ihre Enttäuschung nicht anmerken und legten sich mächtig ins Zeug. Fetzige Rockmusik und Darbietungen, wie man sie aus dem Zirkus kennt: Das gehört auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammen. Die Macher der Show „Rock the Circus“ haben es trotzdem geschafft, zwei doch eher gegensätzliche Elemente zusammen auf die Bühne zu bringen. Atemberaubende Artistik und die mitreißenden Klängen einer überaus professionell agierenden internationalen Cover-Band passten glänzend zusammen. Da war zunächst einmal die Musik, Rockklassiker live gespielt und gesungen. Da erklangen AC/DC, Alice Cooper, Queen, Pink Floyd, Bon Jovi, Guns ´n Roses, Tina Turner, Cher, Joan Jett und immer wieder Queen. und vielen weiteren Supergruppen. Die Musiker der vierköpfigen RTC-Band mit der italienischen Sängerin Elena Necchi und dem deutschen Patrick Sühl standen bereits mit großen Stars der Pop- und Rockmusik auf den Bühnen dieser Welt und brachten die entsprechende Routine mit. Für das Element des Zirkus stand eine Hand voll echt guter Artisten, die jede Menge Kunststücke auf die Bühne der Freiheitshalle brachten, wie man sie aus dem Zirkus kennt. Temporeich, durchinszeniert war das alles, überaus gekonnt und gewagt, nichts dem Zufall überlassen. Star-Artisten aus aller Herren Ländern verzauberten mit Darbietungen von den Bühnenplanken bis unter die Decke. Da gab es Luftakrobatik, virtuose Figuren an der Vertikalstange und auf dem Boden, rasante Action mit einem BMX-Rad und phantasievolle Momente mit Tanz und Magie. Vladimir Kostenki und Anton Savchenko aus der Ukraine etwa zeigten ohne irgendwelche Hilfsmittel kraftvolle Akrobatik, bei der die Zuschauer tatsächlich die Luft anhielten. Die Feuershow des Duos „Entourage Berlin“ kam überaus spektakulär rüber und machte auch deutlich, dass der gute alte Feuerschlucker noch lange nicht ausgedient hat. Bogenschießen mit den Füßen, das konnte die Italienerin Sheyen Caroli, einen Vorgeschmack auf die Weltmeisterschaft gab es mit dem Fußball-Freestyler Dawid Ziomek und gefährlich aussehende Kunststücke mit dem BMX-Rad zeigten der Fahrrad-Artist Yan Sokolovsky und seine mutige Partnerin Maria. Verantwortlich für die Show ist die Regisseurin und Choreographin Debora Klauke-DIdszuweit, die unter anderem auch schon für den Circus Roncalli und dem Circus Flic-Flac gearbeitet hatte. Mit „Rock The Circus“ ist es ihr gelungen, eine Show zu inszenieren, in der sich die Energie der großen Rockklassiker mit den artistischen Darbietungen zu einer Kunstform vereinte, die das Publikum über zwei Stunden lang fesselte und begeisterte und die nicht zuletzt so richtig großes Format hatte. Da rockt der Zirkus: in einer Zeit, in der es Zirkusunternehmen schwer haben, ein junges Publikum zu generieren und Darbietungen mit Tieren aufgrund eines gesellschaftlichen Wandels ohnehin kaum eine Zukunft haben werden, könnten Show-Produktionen wie „Rock the Circus“ durchaus die Zukunft sein. Hier wurde traditionelle Artistik neu in Szene gesetzt und modern und zeitgemäß dargeboten.
Bilder: Glitzer-Outfits, Plateau-Stiefel und jede Menge Hits/ Gelungener Auftritt einer perfekten Coverband - Tribute-Concert mit „ABBAMUSIC“ in der Freiheitshalle Hof. So in etwa könnte es gewesen sein: ein echtes Live-Konzert des legendären Pop-Quartetts Abba. Am Samstagabend gastierte die italienische Coverband mit dem Namen „ABBAMUSIC“ im Festsaal der Freiheitshalle und interpretierte dabei zweieinhalb Stunden lang alle großen Hits der vier Schweden gekonnt, perfekt und vor allem so mitreißend, dass es schon nach wenigen Minuten viele nicht mehr auf ihren Sitzen hielt. Alle, die nicht gekommen waren, haben echt was verpasst: eine perfekte Band, zwei herausragende Sängerinnen und eine mitreißende Show. Kaum ein Hit der vier Schweden, den sie nicht drauf hatten. Mit „Don´t shut me down“ und „I still have faith in you“ sogar zwei Titel aus dem 2022er Comeback-Album „Voyage“. Zahlreiche Ausnahmekünstler hat die populäre Musik des 20. Jahrhunderts hervorgebracht. Unter den Band gehört Abba zweifellos dazu. Weil deren Musik unsterblich geworden ist, touren zahlreiche Tribute-Shows durch die Lande. Mit Erfolg: die beiden Sängerinnen und die Musiker von „ABBAMUSIC“ gehören ganz sicher zu den Spitzen-Ensembles, die das Erbe einer einzigartigen Formation angetreten haben Bereits bei den ersten Songs „Voulez-vous“ rissen die Stars auf der Bühne auch den letzten noch sitzenden Zuschauer vom Hocker. Große Nummern wie „Summer Night City“ oder „Super Trouper“ gaben „ABBAMUSC“ teilweise wie bei einem Medley ineinander übergehend zum Besten und führte die Zuhörer auf eine kleine, perfekt durchchoreographierte Zeitreise. Emotional, rockig und poppig, auch das Bühnenbild und die mit liebevollen Details ausgestatteten originalgetreuen Outfits der Akteure sollte so richtig zum Flair passen und ließen die Herzen der Abba-Fans höher schlagen. Mitmachen, mitsingen und mittanzen sind angesagt, und schon ist die Lebensfreude aus den 70ern wieder zurück. Stundenlang hätte es noch so weitergehen können, das Abba-Repertoire hätte das hergegeben und langweilig ist keine einzige der Nummern. Egal ob frühe Nummern wie „Ring, Ring“, den Grand-Prix-Siegertitel „Waterloo“ von 1974, „Money, Money, Money“, „Thank you for the music“, „SOS“ oder „Chiquitita”. Ihnen habe es ganz toll gefallen, sind sich die Damen des Modehauses Pöpperl aus Naila einig. Chefin Silke und ihr Mann Ralph haben die gesamte Belegschaft zum 75-jährigen Jubiläum der Firma zum Konzert eingeladen. Besonders die tollen Stimmen loben die Damen, die schon in der Pause bester Laune sind. „Die reißen einen echt mit“, sagt Silke. Ja, so sei es bestimmt gewesen bei den echten Abbas, meint Petra, die eigens aus Plauen angereist ist und die Abba nur von CDs und aus dem Fernsehen kennt. Carsten (56) aus Rehau ist begeistert, er hat Abba-Tribute-Shows auch schon bei den Plassenburg-Open-Airs in Kulmbach und auf der Seebühne in Bayreuth gesehen und will auch bei künftigen Shows wieder dabei sein. Hinter „ABBAMUSIC“ stecken die beiden Sängerinnen Angela Castellani und Irene Pertile. Stimmlich ganz nah am Vorbild und optisch können die beiden gut mit Agnetha und Anafrid mithalten. Doch darauf kommt es eigentlich gar nicht so an, denn die beiden interpretieren Abba-Songs wie „One of us“ oder „Dancing Queen“ auf ihre ganz eigene Art und immer mit dem gewissen etwas. Bei „I do, I do, I do“ nehmen die beiden sogar Tuchfühlung zum Publikum auf und spazieren singend durch die Reihen. Ergänzt werden die beiden Frontfrauen von einer vierköpfigen Band mit Keyboarder Eduardo Mezzogori als Benny, den Gitarristen Ludovico Banali als Björn, dem Drummer Stefano Zanon sowie dem Bassgitarristen Simone Gigante. Miriam Romano und Claudia Bertoni heißen die beiden Backgroundsängerinnen, den Sound erst so richtig perfekt machen. Natürlich sind das alles wahre Könner. Sie alle waren bereits in den verschiedensten Formationen aktiv und haben sich komplett mit dieser Musik identifiziert. Bilder: Am Samstagabend lebte in der Freiheitshalle der Geist der 70er Jahre wieder auf. Die Coverband „ABBAMUSIC“ spielte die größten Hits von Abba und ließ damit den Festsaal pulsieren.
Skurril, komisch und kurzweilig / Witzige Aufführung der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ in der Aula des Gymnasiums Pegnitz. Sie ist der Klassiker unter den Märchenopern, einst belächelt, mittlerweile längst Kult. Die Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck. Der Pegnitzer Komponist und Musiklehrer Michael Starke und die hiesige Sängerin und Schauspielerin Rebekka Brinkmann brachten den Weihnachtsklassiker, der eigentlich im Sommer spielt, in der Aula des Gymnasiums Pegnitz mit einem bunten Sängerensemble rundum kurzweilig und witzig auf die Bühne. Der Siegburger Komponist Engelbert Humperdinck ist mit nur einem einzigen Werk in die Musikgeschichte eingegangen: „Hänsel und Gretel“. Es wurde in elf Sprachen übersetzt und gilt als Inbegriff deutscher Märchenmusik im Operntheater. Der Text stammt von Adelheit Wette. Sie war die Schwester des Komponisten. Ihr gelang es, mit feinem Instinkt ein Libretto zu schaffen, das nicht nur eine bühnenwirksame Vertonung erlaubt hat, sondern auch die Grausamkeit im Grimm´schen Märchen aus der Handlung ein wenig beseitigte. In der Oper werden die Kindern von ihren Eltern nicht vorsätzlich in den Wald geschickt, um dort umzukommen. Allerdings geraten auch sie dort in den Bannkreis der berüchtigten Hexe mit dem lustigen Namen Rosine Leckermaul. Da ist guter Rat teuer, doch die Geschwister beweisen außerordentlichen Mut und besiegen die Hexe am Ende. Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute, heißt es bekanntlich im Märchen. Wie fein und gut gearbeitet Humperdincks Partitur neben ihren zahlreichen im Volkston gehaltenen Kinderlied-Bearbeitungen ist, wird in der Klavierfassung der Oper deutlich. Statt der üblichen orchestralen Begleitung zaubert Michael Starke sämtliche Instrumente auf die Tasten des Flügels. Da werden Details hörbar, die im riesigen Orchesterapparat oft untergehen. Dem Opernerlebnis macht dies keinen Abbruch. Im Gegenteil: Schon nach wenigen Arien könnte man fast glauben, die Komposition nie anders gehört zu haben. Sogar im berühmten „Abendsegen“, die vielleicht schönste Musik, die jemals komponiert wurde. Das Bühnenbild wurde mit Hilfe einiger weniger Requisiten lediglich angedeutet. Dennoch ist es Rebekka Brinkmann mit ihrer Personenregie gelungen, das Stück schlüssig und logisch auf die Bühne zu bringen. Die Spielfreude war allen Akteuren anzumerken. Dabei hatte die Regisseurin auch allerhand liebevolle und fantasiereiche Details aufgeboten. Etwa der Reifrock der Hexe, der mit wenigen Handgriffen zu Hänsels Käfig wird oder die Traumsequenz, die von den beiden Hauptdarstellern mit vielen bunten Luftballons in der Hand in Zeitlupe gespielt wird. Dabei wirken die Mezzosopranistin Jessica Gaggl als Hänsel und die Sopranistin Birgit Starke als Gretel, obwohl sie der Komponist ja mit viel kindlichem Liedgut betraut hat („Brüderchen, komm tanz´ mit mir“, „Suse, liebe Suse“", „Ein Männlein steht im Walde“), nirgends betulich. Die beiden gehen ihre Rollen ernst an und machen durch gestalterische Feinheit und stimmliche Frische wett, was sie den Bühnenfiguren an Lebensjahren voraushaben. Höhepunkt ist die Darstellung der bösen Hexe Rosina Leckermaul skurril, komisch und ausdrucksstark („Hokus, Pokus, Hexenschuss“) durch Ulrike Cieslik. Stimmlich und darstellerisch absolut präsent beeindruckt die Mezzosopranistin, der die Rolle wie auf den Leib geschrieben scheint. Munter geschauspielert, stimmgewaltig und souverän gesungen werden die Partien der Eltern mit der Sopranistin Iris Meier als Mutter und dem Bariton Wolfgang Wirsching als Vater. Die kleinen Rollen es des Sandmännchens und des Taumännchens verkörperte beide die Sopranistin Astrid Haas. Bild: Nun sind sie im Bannkreis der bösen Knusperhexe Rosina Leckermaul (Ulrike Cieslik): Hänsel und Gretel. Dargestellt von Jessica Gaggl (links) und Birgit Starke bei der Aufführung in der Aula des Pegnitzer Gymnasiums. Liebe, Heimat, Bodenständigkeit / Südtirol grüßt Kulmbach: Schlagerstars begeistern Kulmbacher Publikum Kulmbach. Eigentlich hätte die Show ziemlich genau vor zwei Jahren stattfinden sollen. Corona-bedingt wurde sie immer wieder verschoben. Am Samstagabend war es dann doch endlich soweit. „Immer wieder sonntags“, das bekannte TV-Unterhaltungsformat machte im Rahmen der aktuellen Deutschland-Tournee in der Kulmbacher Stadthalle Station. Ausverkauft war die Halle nicht, aber gut gefüllt. Was Millionen Zuschauer vor dem Fernseher regelmäßig begeistert und in den Sommermonaten aus dem Europa-Park in Rust gesendet wird, funktioniert auch live. Deutsche Musik, witzige Moderationen und das Einbeziehen des Saalpublikums sorgten in Kulmbach für einen kurzweiligen Abend. Der fast schon frenetische Jubel zeigte eindrucksvoll, wie beliebt diese Künstler bei ihrem treuen Fans sind. Freilich gehört auch das dazu: Die Musik kam vom Band, es wurde aber live gesungen. Dafür gab es sogar ein Schlagerquiz, bei dem Lisa und Rebekka ihr Schlagerwissen unter Beweis stellen mussten. Da galt es beispielsweise einen Schlager mit dem Anfangsbuchstaben „A“ („Atemlos“) zu erraten. Dumm nur, dass das Publikum immer schneller war, als die beiden Kandidaten. Der Focus der Musik- und Unterhaltungsshow lag diesmal auf Südtirol. Mit Oswald Sattler, Vincent & Fernando und Alexander Rier kamen gleich vier Künstler des volkstümlichen Schlagers aus dem italienischen Landstrich, der für Bodenständigkeit, südländischen Lebensgefühl, Heimat und Berge steht. Sie alle trafen mit ihrer Musik die Herzen der jungen und jung gebliebenen Volksmusik- und Schlagerfans. Moderator Stefan Mross hatte Anna-Carina Woitschack mitgebracht, mit der er seit fast zweieinhalb Jahren verheiratet ist. Bekannt wurde die Schlagersängerin durch die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“, bei der sie 2011 den achten Platz belegte. Diesmal begeisterte Stefan Mross das Publikum in der Stadthalle nicht nur mit seiner sympathischen Art, sondern auch als Duettpartner von Anna-Carina. Sie steht eher für Popsongs im modernen Gewand und für den neuen deutschen Schlager, der in den zurückliegenden Jahren so viele Fans gewonnen hat. Die Sängerin, die in wenigen Tagen ihren 30. Geburtstag feiert, präsentierte in Kulmbach mehrere Songs aus ihrem neuen Album „Lichtblicke“, unter anderem die aktuelle Single-Auskopplung „Davon will ich mehr“. Für den Südtirol-Part stand Oswald Sattler, ehemalige Sänger und Gitarrist der Kastelruther Spatzen, der seit mittlerweile drei Jahrzehnten als Solokünstler unterwegs ist. Melodien über Liebe, Hoffnung und Glaube sowie der Sehnsucht nach Heimat („Mein Tirol, ich vermisse dich“) machen thematisch seine Musik aus. Seit ihrem Gewinn beim Grand Prix der Volksmusik gehören auch Vincent & Fernando zu den Großen der Sparte. Die Brüder Otto und Ulrich Messner, wie sie mit bürgerlichem Namen heißen, präsentierten ihr aktuelles Album mit dem Titel „Leben und fühlen“ vor, mit dem sie ihr großes und abwechslungsreiche Repertoire einmal mehr unter Beweis stellen. Mit dem Song „Du kannst gerne tanzen“ machten beide dem Kulmbacher Publikum ein verlockendes Angebot, ehe zu „Ich schenk’ dir Liebe“ die erste Schunkelrunde folgte. Dritte im Bunde der Südtiroler Unterhaltungskünstler in Kulmbach war schließlich Alexander Rier, Sohn von Norbert Rier, dem Sänger der Kastelruther Spatzen. Auch bei ihm geht es um Liebe, um Emotionen und eingängige Melodien. So heißt auch sein Best-Of-Album „Liebe wird immer das Größte sein“ mit dem er vor knapp zwei Jahren sogar erstmals die deutschen Charts erreichte. Ein Medley der Spatzen durfte freilich nicht fehlen. Gutgelaunt stellten sich alle Stars vor und nach der Show sowie in der Pause den Fans. Sie schrieben fleißig Autogramme, machten Selfies und standen für den einen oder andern Plausch zur Verfügung. Sogar ihre CDs verkauften sie selbst. Eine Besonderheit in Kulmbach: Das Thomann Künstler-Management aus Burgebrach mit seinem Chef Stephan Thomann feierte hier sein 50-jähriges Bestehen. Für über 30000 Veranstaltungen und Konzerte zeichne er sich in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten verantwortlich, so Stephan Thomann. Am Ende der Show gratulierten dem Jubilar alle beteiligten Stars des Abends. Bilder:
Mega-Chor und Top-Solisten: Zeichen setzen im Sinne von Martin Luther King / Gelungener Neustart einer außergewöhnlichen Musical-Produktion Bayreuth. Felicia aus Bindlach und Hanna aus Thalmässing sind 13 Jahre jung, Elisabeth aus Bayreuth-St. Georgen ist 86 Jahre alt. Was sie an diesem Abend in der Bayreuther Oberfrankenhalle verbindet: Beide wirken im Chormusical „Martin Luther King - Ein Traum verändert die Welt“ mit. Unumstrittener Star des Musicals ist der Mega-Chor mit exakt 1019 Sängerinnen und Sängern, verteilt auf zwei Abende. Alle ihre Namen sind im Programmheft penibel aufgeführt. Insgesamt sind es viele tausend Sängerinnen und Sänger, die den Geist von „I have a dream“ in den kommenden Wochen und Monaten in zwölf Städte in Deuschland, Österreich und der Schweiz hinaustragen. Den Auftakt machten zwei Abendaufführungen und eine aufgrund der hohen Nachfrage öffentliche Generalprobe in Bayreuth, der einzigen bayerischen Spielstätte. Die Aufführungen waren ein Gemeinschaftsprojekt des Kirchenkreises Bayreuth und der Stiftung „Creative Kirche“. Zweieinhalb Jahre hatten alle Beteiligten auf diesen Abend gewartet, denn die letzten Proben fanden kurz vor dem ersten Lockdown im März 2020 statt. Das Musical nach Bayreuth gebracht hatte Regionalbischöfin Dorothea Greiner, die bei der Aufführung am Samstag selbst im Chor mitwirkte. Martin Luther King habe Menschen motiviert, sich auf den Weg zueinander zu machen, sich für eine bessere Gesellschaft zu engagieren – gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten, ohne Gewalt, überzeugt von der guten Sache. „Projektpatin“ Dorothea Greiner sieht Martin Luther King deshalb auch als Vorbild für die unbeugsame Hoffnung, Veränderung zum Guten mit friedlichen Mitteln zu erzielen. „Durch den Ukrainekrieg berührt das Musical noch mehr. Denn es singt davon, dass nicht das Recht des Stärkeren gilt, sondern ein von Gott geschenktes Lebensrecht für jeden Menschen“, so die Regionalbischöfin. In den 22 Szenen, die sich der Songtexter Andreas Malessa zusammen mit dem beiden Komponisten Christoph Terbuyken und Hanjo Gäbler ausgedacht hatten wird in Rückblenden und auf mehrere Erzählebenen der Aufstieg Martin Luther Kings vom Theologiestudenten bis zum Träger des Friedensnobelpreises geschildert. Martin Luther King wird gezeigt als Hoffnungsträger für Millionen, als unerschrockener Aktivist gegen Rassismus und als begnadeter Prediger: Mit seiner legendären „I have a dream“-Rede im August 1963 führte der Baptistenpastor Martin Luther King seine Zuhörer eine Welt vor Augen, in der Schwarze und Weiße wie Brüder und Schwestern gleichberechtigt miteinander leben. Dieser Appell zum gesellschaftlichen Zusammenhalt ist heute aktueller denn je. Die Botschaft von Martin Luther King von der Gleichberechtigung aller Menschen ist eine konkrete politische Utopie. Sie hat Ernst und Tiefe und wird im Chormusical doch spannend, unterhaltsam und gefühlvoll in einer imposanten und einzigartigen Bühnenshow präsentiert. Die Crossover-Produktion beinhaltet musikalisch Elemente aus Gospel, Pop, Rock’n’Roll und Motown. Der Chor, Solisten, Band, Bläser und Orchester setzen das alles überaus professionell in Szene. Allen voran der US-Amerikaner Darrin Byrd, der als internationaler Musicalstar unter anderem mit Disneys „König der Löwen“ bekannt wurde und der die Titelfigur stimmlich wie darstellerisch in höchster Perfektion verkörpert. Alle anderen Solisten, die immer wieder in abwechselnde Rollen schlüpfen, haben sich alle in den verschiedensten Produktionen international bereits einen Namen gemacht und können an diesem Abend das Publikum ebenfalls vollends überzeugen, so dass es am Ende Standing Ovations gibt. Der Mega-Chor wurde in der Oberfrankenhalle von den beiden Kantoren Michael Lippert aus Bayreuth-St. Georgen und Reinhold Schelter aus Wunsiedel dirigiert. Die zehnköpfige Big Band leitete der Komponist Christoph Terbuyken persönlich, die Regie hatte der frühere Salzburger Operndirektor Andreas Gergen übernommen. Ganz nebenbei hatte auch das Publikum Gutes getan und gut 9000 Euro für ein Projekt zur Trnkwasseraufbereitung im Norden Kenias gesammelt. Bilder: Der Neustart ist gelungen: Das Chormusical „Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt“ feierte nach zweieinhalb Jahren Corona-Pause in der Bayreuther Oberfrankenhalle eine gelungene Wiederaufnahme. Bayreuth war dabei die einzige Station in Bayern. Festlich, farbenprächtig, fantasievoll: Wundervolle Stimmen und witzige Geschichten / „Best of Musicals“ riss das Publikum im Festsaal der Freiheitshalle von den Sitzen Hof. Sie gelten als Amerikas Antwort auf das europäische Musiktheater: Musicals. Ein „Best of“ davon hat ein international besetztes Showensemble am Mittwochabend im eher dürftig besetzten Festsaal der Freiheitshalle zur Aufführung gebracht. Der norwegische Musical-Darsteller Espen Nowacki, der die Show zusammengestellt und inszeniert hat, nahm das Publikum dabei mit auf eine Reise von Wien („Elisabeth“) über Afrika („König der Löwen“) bis nach Transsylvanien („Tanz der Vampire“). Für einen Abend lang lag der Broadway an der Saale, denn das Team hatte sich große Mühe gegeben, eine farbenprächtige und fantasievolle Show auf die Beine zu stellen und es wurde diesem ambitioniertem Vorhaben größtenteils auch gerecht. Hier trafen große Emotionen auf witzige Geschichten, schöne Stimmen auf prächtige Kostüme, eine raffinierte Lichtregie auf riesige LED-Projektionen. Das war Unterhaltung mit Niveau und Hof wurde für über zweieinhalb Stunden zur Musical-Metropole. Andrea ist extra aus Bayreuth angereist und hatte viel Spaß an dem Abend. „Ich bin Musical-Fan und habe solche Galas auch schon in Bayreuth, Bamberg und Kulmbach miterlebt“, sagt sie. Rainer aus der Nähe von Münchberg war sogar schon in Hamburg beim Abba Musical Mamma Mia. Man könne das hier zwar nicht vergleichen, gefallen habe es ihm bislang aber trotzdem, verriet der 55-Jährige schon in der Pause. Christian aus Hof outet sich ebenfalls als Musical-Fan. „Es hätte noch stundenlang so weitergehen können“, sagt er nach der Show. Trotz aller Begeisterung: Es sei wahnsinnig schwierig, Tickets zu verkaufen, so der Macher der Show, Espen Nowacki, der mit dem König-Ludwig-Musical in Deutschland bekannt wurde und sich als Entertainer international einen Namen gemacht hat. Er appellierte an die Hofer, die Veranstaltungen, jetzt wo Künstler endlich wieder auftreten dürfen, zu besuchen. Ursprünglich sei die Show sogar für die große Halle geplant gewesen, ein bisschen Enttäuschung schwang dabei schon mit, dass jetzt nicht einmal der Festsaal ausverkauft war. Die Sängerinnen und Sänger sind jedenfalls durch die Bank klasse, man merkt ihnen an, dass sie absolute Profis sind und jede Menge Spaß an der Sache haben. Einzelne hervorzuheben wäre unfair, denn Könner sind sie alle. Neben Espen Nowacki sangen und tanzten Sonja Golubkowa, Simon Gunarsson, Nadine Hammer, Jessica Kessler, Lina Ritters, Judith Seibert und Hannes Staffer. Sie sangen mal abwechselnd im gesamten Ensemble, mal übernahmen sie solistische Aufgaben. Außerdem sind es gerade die großen Szenen, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen, etwas bei „Grease“, beim „Time Warp“ aus der „Rocky Horror Picture Show“, oder erst Recht am Ende beim Queen-Musical „We will rock you“. Alle Solisten haben eine professionelle Gesangs- und Tanzausbildung und bereits die eine oder andere Rolle an namhaften Bühnen übernommen. In Hof wurde live gesungen, die Musik kam vom Band. Tolle Kostüme hatte man sich für die Sängerinnen und Sänger sowie für das Tanzensemble einfallen lassen, meist angelehnt an das Original, wie bei „Elisabeth“ in großer Robe“ oder besonders fantasievoll beim „König der Löwen“. Sparen können hätte man sich dagegen die überflüssigen Ansagen zwischen den Nummern, die wenig Sinn ergab und wohl nur dazu da waren, um den Akteuren die notwenigen Umzieh- und Verschnaufpausen zu geben. Pech hatte das Publikum in der ersten Reihe und an den Außenplätzen, denn es wurde immer wieder mit in die Show einbezogen. Die Darsteller suchten den Kontakt zu den Zuschauern, sei es, dass sie immer wieder von der Bühne stiegen oder gleich aus dem Publikum heraus auftraten. Mal hieß es mitsingen, dann wieder mittanzen, mal wurden einzelne erschreckt. Für den Betroffenen eher peinlich, für alle anderen ein Riesenspaß. Den Nerv des Publikums hatte Espen Nowackis „Best of Musicals“ auf jeden Fall getroffen.Klangreise von der Grünen Insel in die Welt / Fesselnd und faszinierend: The Henry Girls bei den Helmbrechtser Kulturwelten Helmbrechts. Die Nachfrage war so groß, dass das Konzert schon weit im Vorfeld in den Bürgersaal verlegt werden musste. Selbst dort standen die Stuhlreihen ungewöhnlich eng, kurz vor Beginn mussten sogar noch zusätzliche Sitzgelegenheiten herbeigeschafft werden. Das hat natürlich seinen Grund: „The Henry Girls“, als eine der wegweisenden aktuellen Folk-Gruppen Irlands, hatten schon 2018 das Publikum der Helmbrechtser Kulturwelten begeistert. Zwischen zwei Konzerten am Freitag in Geislingen und am Sonntag in Wuppertal machten die drei Schwestern aus Irland erneut in Helmbrechts Station und einmal mehr sorgten sie mit ihrer eigenwilligen Mischung aus Irish Folk, Country und Pop für wahre Begeisterungsstürme. Karen, Lorna und Joleen McLaughlin entfachen mit Geige, Akkordeon und Harfe - manchmal werden diese Instrumente auch gegen ein E-Piano, eine Ukulele oder eine Blockflöte getauscht - ganz eigene Klangwelten, wie schon bei „December Moon“, dem ersten Stück, das die drei in Helmbrechts performen. Immer sind es die eingängigen Melodien und die zauberhaften Harmonien, etwa beim Wiegenlied „Sweet dreams“, denen man sich als Zuhörer einfach nicht entziehen kann. Der dreistimmige Gesang in den gekonnt abgestimmten Vokalharmonien fesselt und fasziniert gleichermaßen. Längst gelten sie als einer der gefragtesten Folk-Acts der Szene. Angesiedelt irgendwo zwischen der US-amerikanischen Girl Group „The Andrews Sisters“ und den auch hierzulande bekannten Country Band „Dixie Chicks“. Stimmungsvoll ist das alles, aber auch überaus gekonnt. Perfekter dreistimmiger Gesang gepaart mit größter Musikalität, zeitlose Kompositionen und Texte, eine stete Bühnenpräsenz und der Spaß am Überschreiten von Genregrenzen machen die frei jungen Damen aus. Vergleiche zu ziehen fällt schwer, die „Henry Girls“ haben mit ihrer Musik eine Nische aufgetan, die bislang einfach noch nicht besetzt war. Im Grunde geht es immer um den folkigen Americana-Sound, allerdings kommen bei den „Henry Girls“ die traditionellen Klänge ihrer Heimat dazu, die keltischen Wurzeln, die sie in keinen ihrer Songs verstecken. Trotzdem hat das ganze echtes Hitpotential, zumal bei den ganz neuen Songs wie etwa „Rebel Girl“. Dazu kommt die charmante Moderation von Karen und Lorna, die absolut spontan wirkt, Man nimmt es dem Trio einfach ab, dass es Spaß am Musizieren, Spaß an der Bühne hat und nicht einfach nur ein Programm abspult. Ganz locker lassen die drei auch die Pause angehen. Sie verkaufen im Foyer ihre CDs, geben Autogramme und stehen für Selfies zur Verfügung. Alles absolut sympathisch, ganz natürlich, nichts ist gekünstelt, keine Spur von Routine. Ihr Debüt hatten die „Henry Girls“, die sich nach ihrem eigenen Großvater benannt haben, 2003 mit dem Album „Between Us“. Seit ihrer Kindheit in dem kleinen Städtchen Malin, dem nördlichsten Dorf Irlands, musizieren sie zusammen, aber erst im Jahr 2010 hatten sie sich entschieden, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Mit Riesenerfolg, denn seitdem sind sie auf den Bühnen der Welt zuhause und tourten sogar schon durch die USA. Ihr Album „December Moon“ aus dem Jahr 2011 ist ein Renner auf Spotify. 2014 folgte „Louder than words“. Zuletzt das Live-Album „Shout Sister Shout“ aus dem Jahr 2020. Live ist die irische Frauenpower halt doch am besten. Bilder: Blasmusik bei Bier und Bratwürsten / Serenade zur Einstimmung auf die Bierwoche mit der Stadtkapelle Kulmbach. Mit der Bierfestserenade auf dem Marktplatz hat die Stadtkapelle nach zwei Jahren Pause am Donnerstagabend eine liebgewonnene Tradition wieder aufgenommen. Altbekannte Märsche und Polkas, wie der Kaiserjäger-Marsch oder der Tölzer Schützenmarsch, standen dabei genauso auf dem Programm, wie breite Symphonik mit der Lustspielouvertüre von Bela Keler oder große Oper mit bekannten Arien und Chören von Giuseppe Verdi. Mit dem „Böhmischen Traum“ von Norbert Gälle hatte die Stadtkapelle unter ihrem langjährigen Dirigenten Thomas Besand auch den absoluten Mega-Hit der Blasmusik im Programm. Gedacht ist das Ganze als willkommene musikalische Einstimmung auf die Bierwoche als das größte Fest, das es in Kulmbach gibt. Klassisch, traditionell, aber auch ein wenig modern, so lautete das Motto. Es war eigentlich viel mehr als eine Serenade, es war ein zweistündiges Konzert, kein Standkonzert, sondern ein hochklassiges Open Air, umsonst und draußen, das zeitweise mehrere hundert Zuhörer auf dem Marktplatz und rundum in der Gastronomie verfolgten. Die einen mit einem Eisbecher, die anderen mit einem Cappuccino , wieder andere mit einem Weißbier, oder auch zwei, und natürlich mit Bratwürsten in der Hand. Langjährige Serenaden-Fans hatten ihren aufklappbaren Campingstuhl dabei. Bis in die Dunkelheit hinein erfüllte das große Blasorchester die Innenstadt mit einer abwechslungsreichen Mischung bekannter Melodien, wie gewohnt stets perfekt einstudiert von Thomas Besand. Er leitet den Klangkörper bereits seit 1991 und wurde erst kürzlich beim Konzert zum 170-jährigen Bestehen zum Ehrendirigenten ernannt. So sorgte die Stadtkapelle beispielsweise mit dem Florentiner Marsch von Julius Fucik für italienisches Flair auf dem Marktplatz. Südländische Klänge gab es mit dem „Spanischen Zigeunertanz“ von Pascual Marquina Narro und für die Neue Welt stand ein großer George-Gershwin-Querschnitt. Auch solistische Einlagen gab es, etwa beim Dauerohrwurm, dem Mitternachtsblues von Franz Grothe, den Wolfgang Diem in gewohnter erstklassiger Wese intonierte. Bei der letzten Zugabe, dem Deutschmeister-Regimentsmarsch von Wilhelm Jurek war es schon so dunkel, dass die Musiker gerade noch ihre Noten lesen konnten, dafür war der Marktplatz traumhaft beleuchtet. Die Serenade gab der Blasmusikszene nach den zwei ruhigen Corona-Jahren wieder Klang und Gesicht. Dafür stand auch der Besuch von Thomas Kolb, dem Vizepräsidenten des Nordbayerischen Musikbundes. Hatte doch so manche Formation, ähnlich wie Sportvereine oder andere Zusammenschlüsse, in den zurückliegenden Monaten sehr gelitten. Diejenigen, die ohnehin aus Altersgründen aufhören wollten, haben das auch getan. Nachwuchs gab es mangels Veranstaltungen kaum. Insofern war der Abend auch allerbeste Werbung für die Stadtkapelle als das Aushängeschild für Kulmbach. Bilder: Die Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand bei der traditionellen Bierfestserenade am Donnerstagabend auf dem Marktplatz. Zeichen von Hoffnung und Zuversicht / Eindrucksvolle Aufführung von Mendelssohns „Lobgesang“ mit der Kulmbacher Kantorei Kulmbach. Krieg, Krankheiten, Krisen: passt da ein Lobgesang in diese Zeit? Die Kulmbacher Kantorei hat diese Frage ganz zurecht mit einem klaren ja beantwortet. Musik drückt schließlich meistens auch ein Stückweit Hoffnung, Zuversicht und Optimismus aus, erst recht Felix Mendelssohn Bartholdys 2. Sinfonie op. 52, eigentlich eine Sinfonie-Kantate, besser bekannt als „Lobgesang“. Die Aufführung der Kulmbacher Kantorei mit dem Orchester Musica Juventa Halle unter Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß am Sonntag in der Petri-Kirche war deshalb nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern setzte ein Zeichen. Auch in dunklen Zeiten lebten die Menschen immer von Hoffnung, wie sie in dieser Musik zum Ausdruck kommt. Allerdings hatten Christian Reitenspieß und die Kantorei den Lobgesang mit zwei Werke eingerahmt, um die Komposition besser einordnen zu können: den 2. Satz aus Ludwig van Beethovens 7. Symphonie und Mendelssohns kleiner Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“, schlicht wie ergreifend vertont. Besser hätte man das kaum zusammenstellen können. Als Beethoven mit der Komposition seiner Siebten begann, plante Napoleon gerade seinen Feldzug gegen Russland. Somit gilt die 7. Symphonie als Auseinandersetzung mit Napoleon und dessen Politik im Kontext der europäischen Befreiungskriege. Christian Reitenspieß und die Musica Juventa setzen vor allem auf den feierlichen Charakter dieses Satzes, als eine Art Ouvertüre für den „Lobgesang“ Mendelssohn scherte sich in seiner 2. Sinfonie aus dem Jahr 1840 wenig um die Gattungstradition, was die Diskrepanz zwischen den drei Instrumentalsätzen und dem langen kantatenähnlichen Finalsatz deutlich aufzeigt. Dem Komponisten ging es vielmehr um die Idee eines religiösen „Lobgesangs“, der sich vom Orchester in den Chor und schließlich in die Solo-Stimmen fortbewegt. „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“, heißt es zu Beginn. Dazu tönen die Posaunen, ungewöhnlich lange bevor der Chor das Psalmzitat mit diesem Posaunenmotiv anstimmt. Christian Reitenspieß und die Musica Juventa nehmen nicht nur diesen Part sondern das gesamte Werk auffallend zügig und vorwärtsdrängend. Dem vor allem in den Männerstimmen schon etwas unterbesetzten Chor wird dabei aller Freiraum gelassen, so dass sich der Vokalklang entfalten kann. Das gilt auch für die Solisten Anna Gann aus Meiningen und Natalia Mattas-Weiche aus Kulmbach (beide Sopran), sowie Florian Brauer aus Kassel (Tenor). Etwa in dem Duett „Ich harrete des Herrn“ , das die beiden Damen jugendlich frisch und mit Vibrato intonieren. Auch der Tenor Florian Brauer hinterlässt mit präsenter Stimmgebung, Brillanz, Eindringlichkeit und prima Textverständlichkeit einen hervorragenden Eindruck. Was die Durchhörbarkeit, aber auch Mendelssohns typische Leichtigkeit angeht, lassen Reitenspieß, seine Kantorei und die Musica Juventa kaum Wünsche offen. Allerdings ist die Musik Mendelssohns eben nicht nur lauter Jubel, sondern auch Ausdruck menschlicher Angst und das wird in seiner Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ deutlich. Der Komponist hatte mit seinen Chorwerken auf harmonischer und melodischer Ebene vielfach Neues geschaffen. Unerschöpflich ist eben die Fülle seiner der geistlichen Chormusik und so führt die Kantorei dieses Werk mit struktureller Klarheit und Transparenz auf und verschmilzt so zu einem wunderbar homogenen Klangkörper. Bild (oben): Die Kulmbacher Kantorei, das Orchester Musica Juventa aus Halle unter der Leitung von Christian Reitenspieß führten in der Petri-Kirche unter anderem den „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy auf. Klassik auf der Burg: Frauenpower im Schönen Hof / Morgenstimmung am Abend - Jubel für die Nürnberger Symphoniker unter Lucie Leguay bei den Plassenburg-Open-Airs Kulmbach. Diesmal setzten die Nürnberger Symphoniker den Schlusspunkt der Open-Air-Woche im Schönen Hof der Plassenburg. Nach ihrer vielbeachteten Premiere im Jahr 2019 wurde mit der fabelhaften französischen Dirigentin Lucie Leguay und der herausragenden österreichischen Trompetensolistin Selina Ott Frauenpower ganz groß geschrieben. Dirigentin Lucie Leguay hatte dazu ein außergewöhnliches, doch nicht minder populäres Programm ausgewählt. Im Mittelpunt stand dabei das Trompetenkonzert des erst 2012 verstorbenen armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan. Mit Selina Ott als präsentieren die Nürnberger Symphoniker eine überaus erfolgreiche junge Musikerin. 2021 wurde sie für ihr Debüt-Album „Trumpet Concertos“ mit dem begehrten Klassik-Preis Opus ausgezeichnet. Darüber hinaus gewann sie im Jahr 2018 als erste Frau überhaupt in der Geschichte des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD den 1. Preis in der Kategorie Trompete. Die junge Selina Ott bezaubert mit schön klar fokussiertem Blechklangstrahl mal ruhig, sanft und geschmeidig, mal im knackigen Staccato, trillernd und virtuos die Zuhörer. Nur die Schwalben und Mauersegler im Burghof scheinen ihr Revier lautstark verteidigen zu wollen. Lucie Leguay, die schon jetzt als eine der erfolgreichsten jungen europäischen Dirigentinnen gilt und von der man bestimmt noch viel hören wird, hatte zu Beginn die Suite aus dem Ballett „Sylvia“ von Léo Delibes aufs Programm gesetzt. Sie stellt dabei ein geschärftes Ohr für die klangfarbliche Palette der an reizvollen Exotismen so reichen Partitur unter Beweis. Mit eindrucksvoller Könnerschaft gestaltet sie den dramatischen Verlauf ebenso spannungsreich wie stringent. So entsteht eine duftig zarte, beschwingt temperamentvolle Aufführung des leider und zu Unrecht etwas in Vergessenheit geratenen Balletts. Ganz und gar nicht in Vergessen geraten, sondern noch immer zu den in Konzerten am meisten gespielten Werken zählen die beiden Peer-Gynt-Suiten des Norwegers Edvard Grieg. Warum die Nürnberger Symphoniker lediglich zwei Sätze aus der ersten und zwei Sätze aus der zweiten Suite spielen, erschließt sich nicht. Und warum ausgerechnet „Peer Gynts Heimkehr“ und „Solveigs Lied“ aus der zweiten und die berühmte „Morgenstimmung“ und die „Halle des Bergkönigs“ aus der ersten Suite, und dann auch noch in dieser Reihenfolge, bleibt das Geheimnis von Lucie Leguay. Absolute Klasse hatte die Aufführung trotzdem. Die Dirigentin versenkt sich regelrecht in die Partitur, hat viel Gespür für die Mittelstimmen und Legato-Bögen. Monumentale Stimmungsbilder tun sich auf, wenn die Symphoniker die „Morgenstimmung“ oder „Solvejgs Lied“ erklingen lassen. Ungemein farbige ist das alles, lebendige und spannende Musik, poetisch, elegisch und fantasievoll dargebracht. Mit dem Tango „Jalousie“ des dänischen Komponisten Nils Wilhelm Gade hatten Lucie Leguay und die Nürnberger Symphoniker noch so einen Edelstein ausgegraben. Gade wäre heute weitgehend vergessen, hätte sein Freund Robert Schumann nicht den musikalischen Nachnamen seines Freundes in seinem „Album für die Jugend“ verewigt. Zu hören sind eher edle romantische Klänge, hinsichtlich ihres Aufbaus schlichtweg meisterhaft. Unter ihrer Dirigentin spielen die Symphoniker höchst charaktervoll, im besten Sinne im eloquent. Bereits im ersten Teil gab es den „Sommer“ aus Alexander Glasunows „Jahreszeiten“, wohldosiert und bemerkenswert klangschön dargebracht. Am Ende holt das Orchester bei Peter Tschaikowksy „Capriccio Italien“, einem echten Ohrwurm der Musikgeschichte, mit blitzeblanken Bläserfanfaren zu einem sensationell klangkulinarischen Schlusspunkt aus. Noch so ein Ohrwurm sind auch die Napoli-Variationen für Trompete des deutsch-amerikanischen Trompeters Hermann Bellstedt, die einmal mehr die Solistin Selina Ott blitzsauber und absolut virtuos zur Aufführung bringt. Zwei Ohrwürmer haben die Nürnberger Symphoniker und Lucie Leguay als Zugaben vorbereitet: den Blumenwalzer aus der Nussknacker-Suite von Peter Tschaikowky und das originelle Bravourstück „Bugler´s Holiday“ des US-Amerikaners Leroy Anderson. Bilder: Die Nürnberger Symphoniker unter der jungen Dirigentin Lucie Legua beendeten die Plassenburg-Open-Airs am Sonntag mit einem furiosen Konzertabend.
Rock im Breitwandformat / Barclay James Harvest bei den Plassenburg Open Airs Kulmbach. Ihr Berlin-Konzert 1980 machte sie unsterblich, die britische Rock-Band Barclay James Harvest. In keinem Teenager-Plattenschrank durfte das „Concert for the people“ fehlen, die Gruppe ist längst Kult. Damals war Barclay James Harvest am Zenit seines Erfolges. Heute, über 40 Jahre später, gibt es die Band noch immer. Auch wenn sie mittlerweile in zwei Teile zerfallen ist. Der Teil, in dem der Bassist, Songschreiber, Gründer und Sänger Les Holroyd als Frontman aktiv ist, war so etwas wie der Haupt-Act in diesem Jahr bei den Plassenburg Open Airs. Und die rund 1300 Fans, was so viel wie ausverkauft bedeutet, wurden nicht enttäuscht. Barclay James Harvest, das ist britischer Progressive-Rock mit langen Stücken, sich scheinbar endlos aufbauenden Einleitungen und einem orchestral geprägten Stil. Nicht selten dauert ein Titel zehn bis zwölf Minuten. 1967 wurde die Band gegründet, 1998 kamen die jetzige Formation und Les Holroyd zusammen. Die Titel sind die gleichen geblieben: Allen voran der Welthit „Life is for living“, der fröhliche 80er Pop-Schlager, der natürlich auch im Schönen Hof der Plassenburg nicht fehlen darf und als letzte Zugabe in ganz eigenwilligem Arrangement erklingt. Dazu kommen echte BJH-Klassiker wie „Hymn“, „Mockingbird“, „Rock´n roll star“, „Love on the line“ oder „Victim of circumstance“. Aber auch neue Songs gibt es „Fly away“ beispielsweise, oder „Tonight is gonna be the night“ werden gespielt und zeigen, dass sich die Band durchaus auch musikalisch weiterentwickelt hat. „BJH“, das sind aber vor allem die subtilsten Vertreter des Klassik-Rock-Genres, deren Klänge immer auch etwas Esoterisches haben. Doch sie können auch richtig rocken, wie die Performance auf der Plassenburg zeigte. Auch wenn neben Les Holroyd (74) keiner der Gründer mehr dabei ist, so sind es doch fabelhafte Musiker, die das Original-BJH-Feeling auf die Bühne zaubern: Mike Byron Hehir und Steve Butler an den Gitarren, Colin Browne an den Keyboards, und Louie Palmer am Schlagzeug. Breitwandformat hat das alles, großflächiger Keyboard-Sound mit fetten Synthie-Bässen und ausgeklügelten elektronischen Effekten. Die Fans, teilweise von weither angereist, feiern ihre Helden. Les Holroyd und seine Musiker sind, wie ein Blick auf den Tourplan zeigt, noch immer pausenlos unterwegs. Ansage und Zwischentexte sind allerdings nicht so sein Ding. Er sagt nur das Allernötigste und lässt die Musik für sich sprechen. Wenn Les Holroyd zu Beginn die Frage stellt, ob jemand aus Tauberbischofsheim anwesend ist, dann deshalb, weil er selbst – man glaubt es kaum - seit Jahren in Tauberbischofsheim lebt. Die CD mit dem legendären Berlin-Konzert, das damals eine viertel Million Zuschauer allein diesseits der Mauer anlockte, wurde noch immer am Merchandising-Stand verkauft und fand als ein Stück Musikgeschichte zum mit nach Hause nehmen auch diesmal wieder reißenden Absatz. Bilder: Barclay James Harvest mit dem legendären Gründer, Bassisten und Frontman Les Holroyd mit Schönen Hof der Plassenburg.
Irischer Sommer im Burghof / Zurück zu den Wurzeln: Angelo Kelly und seine Familie bei den Plassenburg Open Airs Kulmbach. Einst tourten sie mit dem Bus durch ganz Europa, später füllten sie die größten Hallen, lösten eine unbeschreibliche Euphorie aus und verkauften um die 20 Millionen Tonträger. Dann feierte die Kelly Family nach vielen Jahren ein großes und überaus erfolgreiches Comeback mit reihenweise ausverkauften Konzerten. Nun aber konzentriert sich das damals jüngste Mitglied Angelo Kelly (40), der einst nicht nur Lead-Sänger, sondern auch Teenie-Star und Mädchenschwarm war, wieder ganz auf seine Wurzeln. Der irisch-amerikanische Musiker lud seine Fans am Donnerstagabend in Kulmbach zu einer stimmungsvollen Reise in seine Heimat ein. Angelo Kelly und seine Familie haben im Rahmen ihrer „Irish Summer Tour“ den irischen Sommer auf die Plassenburg gebracht. Fast sah es so aus, als würde ein kräftiger und unangekündigter Regenschauer plötzlich alles zunichtemachen, doch pünktlich zu Konzertbeginn lockerten die Wolken auf und dem Auftritt stand nichts mehr im Wege. Ein von den irischen Wurzeln der Familie inspirierter Konzertabend mit Angelo Kelly, seiner Frau Kira und den Kindern Gabriel, Helen, Emma, Joseph und William, der jüngste sechs, die älteste 21 Jahre alt, setzte nahezu komplett auf Popmusik mit irischem Einschlag. Die Titel stammten vor allem aus den Erfolgsalben „Irish Heart“ (2018) und dem „Coming home“ (2020). Unterstützt wurde die Familie auf der Bühne von einer Handvoll irischen Musikern. Mit der Kelly Family von einst hat das alles nichts mehr zu tun. Die Musik erklingt deutlich gereift und gewachsen. Zumal fast alle Kompositionen von Angelo, Kira und den Kindern stammen. Das zeigt einmal mehr, welches enorme Talent in dieser Familie steckt. Angelo Kelly konnte ja schon früh echte Welterfolge feiern. Mittlerweile ist es ihm mühelos gelungen, mit seiner eigenen Familie an die alten Zeiten anzuknüpfen. Angelo hatte bereits mit sieben Jahren seinen ersten eigenen Song geschrieben und seitdem eine beachtliche Karriere als Musiker, zunächst als Gitarrist, dann als Schlagzeuger gemacht. „Das neue Album strahlt tatsächlich etwas sehr Heimisches aus“, erklärte Angelo Kelly. „Wir waren schon immer eine Familienband. Hier wird einfach nur Musik gemacht, im Mittelpunkt stehen hier ganz klar unsere Lieder und deren Geschichten. Songs wie „Irish heart“, „Let go“ oder „Love side effects“ wechseln sich ab mit Erfolgstitels wie „Always be there“, „Fly away“ oder „On the road“. Bei den schnellen Titeln herrscht Ausnahmestimmung im schönen Hof. Kaum einer, den es noch auf seinem Platz hält, viele tanzen mit, klatschen rhythmisch in die Hände oder jubeln den Kelly einfach nur zu. Nur die erste halbe Stunde lang auf der Bühne zu sehen war der jüngste Sohn Wiliam. Weil er in der Vor-Corona-Zeit am Abend mit auf der Bühne stand, erhielt Angelo Kelly ein saftiges Bußgeld. Offensichtlich hatte die Polizei damals nichts Besseres zu tun. Diesmal also war für den Jüngsten punkt acht Schluss, allerdings sang er vorher gleich zwei Titel, „Take me home“ und „Danny Boy“. Am Ende gibt es nahezu unbeschreiblichen Jubel, als Angelo Kelly und seine Familie das irische Traditional „The Rover“ anstimmen. Die rund 1200 Besucher schunkeln begeistert mit. Kein Wunder, ist der Titel doch hierzulande als Stimmungskracher mit dem Text „An der Nordsüdküste“ bekannt. Fotos: Angelo Kelly und seine Familie Open-Airs am Donnerstagabend bei den Plassenburg-Open-Airs.
Rock´n Roll im Burghof / Spider Murphy Gang bei den Plassenburg Open Airs Kulmbach. Am Ende wollen sie gar nicht mehr aufhören, den Schönen Hof zu rocken. Sie haben alle Hits im Gepäck und in den über 40 Jahren Bandgeschichte der Spider Murphy Gang sind da aber auch einige zusammen gekommen. Eine komplette Playlist nur bayerischer Rock´n Roll, würde man heute sagen. Nach acht Jahren Pause machte die Spider Murphy Gang wieder einmal Station bei den Plassenburg-Open-Airs und begeisterte ihr Publikum wie eh und je. Echte Rock´n Roller werden eben kaum älter. Da steppten die „Rock´n Roll Schuah“, bei tropischen Temperaturen schwärmte man vom „Sommer in der Stadt“ und von der Maß unterm „Kastanienbaum“, mit „Peep Peep“ gab es eine Reminiszenz an die Neue Deutsche Welle. Günther Sigl sang „Pfüati Gott, Elisabeth“ und schwärmte von „Renate“ und von der „Schickeria“. Man kennt sie einfach alle, die Lieder der Spider Murphy Gang, und so springt der Funke schnell über, über 900 Zuschauer wippen im Takt, klatschen, jubeln, tanzen und feiern die Spiders. Daneben gab es aber auch echte Klassiker des Rock´n Roll, von Chuck Berry bis hin zu Elvis Presley, aus dessen Song Jailhouse Rock der Bandname stammt. Songs wie „That´s alright Mama“ durften deshalb nicht fehlen. Unplugged passte da sehr gut, denn der Rock´n Roll war ganz am Anfang ja auch nicht elektrisch. Damals wurden lediglich die Gitarren verstärkt. Deshalb sah Günther Sigl den Abend denn auch als ein Stückweit „back to the roots“. So ganz unplugged war das dann freilich doch nicht. Zumindest hatten Günther Sigl und seine sechs Musiker hauptsächlich akustische Instrumente mitgebracht, also keine E-Gitarren. Das war es dann aber auch schon, der Auftritt war aber trotzdem genauso mitreißend wie immer. Das liegt auch an der charmanten Art Günther Sigls, die Bandgeschichte Revue passieren zu lassen. Als eine der Zugaben gab es unter anderem den Riesenhit „Skandal im Sperrbezirk“ von 1981. Weil das Wort „Nutten“ drin vorkam, wurde es auf Betreiben der Kirche vom Bayerischen Rundfunk damals nicht gespielt. Für Günther Sigl die beste Werbung für den Song und für die Band, wie er viel später in seiner Biographie schrieb. Was für eine Parallele zur aktuellen Diskussion um den Layla-Song. Auch Musikgeschichte wiederholt sich eben. Gegründet hatte die Band Günther Sigl bereits 1977 zusammen mit dem Gitarristen Barny Murphy, der diesmal wegen seiner Quarantäne nicht dabei war. Vertreten wurde er vom jungen Gitarristen Luis Thomas. Der Rest der Band, das sind in der aktuellen Besetzung: Willie Duncan (Gitarre), Otto Staniloi (Saxophon), Andreas Keller (Schlagzeug) und Ludwig Seuss (Piano). Letzterer ist nicht nur ein ausgezeichneter Pianist, sondern auch ein vielseitiger Musiker, was er solo und ganz alleine auf der Bühne nach der Pause eindrucksvoll mit einem rasanten Boogie-Woogie unter Beweis stellt. Bilder: Die Spider Murphy Gang mit Frontman Günther Sigl am Mittwochabend beim Open-Air-Konzert im Schönen Hof der Plassenburg.
Harmonisch und heiter / Robert Schumann mit Lisa Wellisch und Tatjana Uhde im Altenstädter Schloss Pegnitz. Mythen und Märchen als Inspiration für eine bessere Welt. Das ist es, was viele Schriftsteller und Komponisten der Romantik mit ihrem Schaffen beabsichtigt haben. Die Wirklichkeit verschleiern mit träumerischen Bildern und fantastischen Erzählungen, das ist die romantische Schaffensweise unter anderem von Robert Schumann. Die Pianistin Lisa Wellisch und die Cellistin Tatjana Uhde haben sich der „Märchenbilder“ interpretatorisch angenommen und ihnen am Freitag ein kleines Konzert mit spätromantischer Kammermusik im Altenstädter Schloss gewidmet. Schumanns viersätziger Zyklus „Märchenbilder“ und seine „Fantasiestücke“, das sind traumhaft schöne Melodien. In ihrem Programm vereinen die beiden hochkarätigen Künstlerinnen Fantasie und märchenhafte Geschichten. Dazu haben sie unter anderem mit einer Komposition des weitgehend unbekannten russisch-schweizer Komponisten Paul Juon ein weiteres Werk ins Programm genommen, das den Titel „Märchen“ schon in der Bezeichnung trägt. Lisa Wellisch und Tatjana Uhde musizieren die technisch anspruchsvollen Werke volkstümlich-tänzerisch entspannt, heiter und idyllisch gelassen. Am eindrucksvollstes bleibt das singende Cello von Tatjana Uhde, Solocellistin des Orchesters der Nationaloper Paris und seit 2013 Mitglied im Bayreuther Festspielorchester, im Ohr. Ihr Spiel ist so virtuos, weil sie sämtliche klangfarblichen Möglichkeiten ihres Instruments wirkungsvoll ausreizt. Schumanns „Fantasiestücke“ op. 73 und seine „Märchenbilder“ op. 133 sind für die beiden Künstlerinnen ganz offensichtlich eine Herzensangelegenheit. Da werden weite Melodiebögen ausgespannt, die vielen zarten Wendungen werden hörbar und führen zu eindrucksvollen, zeitlos klingenden Ergebnissen. Keine der beiden Musikerinnen spielt sich dabei in den Vordergrund, das wäre bei Schumann auch gar nicht möglich, denn die Melodie ist stets im größeren Zusammenhang gedacht und stellt nicht unbedingt auf ein Soloinstrument ab. Auf seine Wiederentdeckung wartet dagegen noch der Komponist Paul Juon. Seine Werke sind, wie auch das dargebotene „Märchen“ op. 8 im spätromantischen Stil gehalten und besitzen eine ganz eigene Klangsprache. Die beiden Musikerinnen seien eigentlich zufällig darauf gestoßen, berichtet Lisa Wellisch. Man habe etwas gesucht, das zum Thema „Märchenbilder“ passt. Da sei man auf Paul Juon gekommen, der von seinen Lebensdaten (1842 – 1940) eigentlich nicht mehr in die Romantik passt, aber dennoch in einer Art Volkston komponiert hatte, die in der Romantik so belIebt war. Die Künstlerinnen erweisen sich als lang schon eingespieltes und harmonisch aufeinander abgestimmtes Team. Kein Wunder, sind sie mit diesem Programm doch schon oft zusammen aufgetreten und haben es auch schon auf eine viel beachtete CD eingespielt. Schade nur, dass das Programm so kurz war. Das zahlenmäßig nicht gerade üppig erschienene Publikum hätte gerne noch die eine oder andere romantische Komposition gehört. Bild: Die Pianistin Lisa Wellisch und die Cellistin Tatjana Uhde gastieren mit ihrem Programm „Märchenbilder“ im Altenstädter Schloss. Makelloses Spiel und musikalische Fantasie / Terzo Brass und Roland Weiss eröffneten 51. Pegnitzer Sommerkonzerte Pegnitz. Der Abendchoral „Mein schönste Zier und Kleinod bist auf Erden du, Herr Jesu Christ“ von Johann Eccard aus dem Jahr 1598 gab dem Konzert seinen Namen. Mit festlichen Orgel- und Bläserklänge sind am Sonntagabend die 51. Pegnitzer Sommerkonzerte in der St.-Bartholomäuskirche eröffnet worden. Ausführende waren das Bayreuther Blechbläserquintett sowie der Gründer der Sommerkonzerte, der langjährige Dekanatskantor Roland Weiss. „Terzo Brass“, das sind René Bauer und Michael Lindner, (beide Trompete), Eckhard Bosch (Waldhorn), Karl Hufnagel (Bassposaune) und der Leiter Klaus Hammer (Posaune), der auch kurzweilig und mit seinem ganz eigenen Humor durch das Programm führte. Die fünf exzellenten, technisch virtuosen und stilsicheren Bläser musizieren seit fünf Jahren regelmäßig zusammen. Gegründet hat sich das Quintett anlässlich der Eröffnung der Landesgartenschau 2016 in Bayreuth. Einmal mehr präsentierten sich die Instrumentalisten auf phänomenalem Niveau. Schlank im Klang und perfekt in Intonation und Artikulation. Die Skala reichte von tiefer Ergriffenheit über das impulsiv Dramatische bis hin zur wiegenden Luftigkeit und ansteckenden Ausgelassenheit. Neben dem Abendchoral stand beispielsweise das Trumpet Voluntary des englischen Barock-Komponisten Jeremiah Clarke auf dem Programm. Die Musiker begeistern ihr Publikum dabei gleich zu Beginn mit makellosem Spiel und musikalische Phantasie im Zusammenspiel mit der Orgel von der Empore aus. Kein Konzert dieser Art ohne Johann Sebastian Bach. Von ihm wählten die Musiker den Choral „Mein Geist sei fröhlich“ aus seiner Kantate 146 aus, das sie strahlend klar, stilsicher und in besten Bläsersound aufführten. Ein echter Klassiker für Bläserformationen ist das Quintett Nummer 1 des russischen Komponisten Victor Ewald. Dekanatskantor Jens Fuhr hätte zwar lieber ein Stück von einem ukrainische Komponisten ins Programm genommen, doch die Musiker konnten einfach keines finden. Doch Klaus Hammer verteidigte den russischen Tonsetzer. „Was kann ein Komponist aus dem vorvorigen Jahrhundert dafür, was heute passiert?“, sagte er. Von Viktor Ewald, einem passionierten Tuba-Spieler sind heute besonders seine Blechbläserquintette bekannt. Victor Ewald war es auch, der die Gattung des Blechbläserquintetts in der Besetzung mit zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba, wie sie bis heute verbindlich geblieben ist. Seine drei Werke in dieser Besetzung sind bis heute unverzichtbar, Originalmusik für Brass Quintett sozusagen, in die Zukunft weisend, aber trotzdem noch der Tradition verhaftet. Die Musiker von Terzo Brass lassen besonders die reiche Harmonik der Komposition mit perfektem Blechklang aufblitzen und setzen dabei gekonnt inszenierte Klangwirkungen ein. Nicht fehlten durften swingende Klänge, etwa bei „Kraken“ des britischen Komponisten Chris Hazell oder die stilbildende Komposition „Blue“ im ungewöhnlichen Zwölf-Achtel-Takt von Thomas Gansch. Zwei ganz besondere Zugaben hatte Terzo Brass auf Lager: den Pegnitzer Glück-auf-Marsch, in einem verfremdeten Arrangement des anwesenden Robert Bernd aus Leups. Er hatte in den Traditionsmarsch unter anderem auch Anklänge aus Edward Elgard Pomp an Circumstance eingebaut. Die zweite Zugabe war das Mottolied zum Landesposaunentag am kommenden Wochenede in Nürnberg mit dem Titel „Um Himmels Willen“. Aufgelockert wurde der Auftritt des Ensembles Terzo Brass Roland Weiss an der Walcker-Orgel der Bartholomäuskirche. Er spielte das „Andante Cantabile“ aus der 4. Orgelsinfonie des französischen Romantikers Charles-Marie Widor mit enormer Virtuosität und Griffsicherheit. Unter den Fingern von Roland Weiss kann die Orgel mit Hochglanz auftrumpfen. Sein Wechselspiel zwischen energisch-motorischer Virtuosität und feinfühliger Akribie such seinesgleichen. Ebenso in der Komposition "Monastery Hymn at Sunrise", also dem "Klostergesang bei Sonnenaufgang". Auch hier über wiegt ein beeindruckend, sehr effektvolles farbiges Linien- und Flächenspiel, das sich langsam bis ins Fortisssimo steigert und an dessen Ende sogar das Glockenspiel zum Einsatz kommt. Bild: Das Blechbläserquintett „Terzo Brass“ hat die 51. Pegnitzer Sommerkonzerte eröffnet. Ein Stern am Himmel der Kultur / Empfang um 50. Geburtstag der Pegnitzer Sommerkonzerte Pegnitz. Aus kleinsten bescheidenen Anfängen heraus haben sich die Pegnitzer Sommerkonzerte zu einer etablierten und weit über die Landkreisgrenzen bekannten Konzertreihe entwickelt. Alljährlich gibt es im Juli und August Musik der verschiedensten Stilrichtungen in unterschiedlichster Besetzung, vom Solokonzert bis zum Orchesterwerk in den Kirchen und an anderen Spielstätten in der Region. 1972 hatte alles begonnen. Grund genug, nicht nur mit einem Festgottesdienst und einem Festkonzert den 50. Geburtstag zu feiern, sondern auch zusammen mit den Verantwortlichen, Mitstreitern und Förderern bei einem kleinen Empfang im Gemeindehaus die vergangenen fünf Jahrzehnte Revue passieren zu lassen. Gründervater war der langjährige Dekanatskantor Roland Weiss. Erste Überlegungen für die neue Konzertreihe reichten bis in das Jahr 1971 zurück, erinnerte er sich. Damals sei nicht nur die neue Orgel in der Bartholomäus-Kirche eingeweiht worden, damals fand auch die Gebietsreform statt, die das Ende des Pegnitzer Landkreises bedeutete. Sein Ziel sei es gewesen, kein kulturelles Vakuum zwischen Bayreuth und dem Nürnberger Land entstehen zu lassen. Für die ersten Konzerte habe man Musiker aus dem Bayreuther Festspielorchester zu günstigen Bedingungen engagieren können. Auch die Besucher seien damals, an spielfreien Tagen, hauptsächlich Festspielgästen gewesen. „Die Ausführenden sollten Profis sein, aber die Eintrittsgelder sollten möglichst niedrig sein“, erklärte Roland Weiss ein weiteres Ziel, das auch erreicht wurde. Ganz wichtig für ihn damals: Die Durchführung der Konzertreihe war eine Privatinitiative gewesen. Erst seit 2003 gehörte sie zu den Dienstaufgaben des Dekanatskantors, der ab 2003 Jens Fuhr hieß. „Mit den Pegnitzer Sommerkonzerten leisteten alle Verantwortlichen einen wichtigen Beitrag für das kulturelle Leben im Landkreis“, sagte Landrat Florian Wiedemann. Er hob besonders die breite Vielfalt des musikalischen Angebots hervor, das von der Renaissance bis zur Musik der Gegenwart reiche. Ein weiterer Gratulant war Bürgermeister Wolfgang Nierhoff. Die Sommerkonzerte bauten viele Brücken zwischen den Mensch, sie brächten Jung und Alt, aber auch Stadt und Land zusammen und seien ein wichtiger Standortfaktor für Pegnitz. Dank und Anerkennung für die Bayerische Landeskirche überbrachte Christoph Emanuel Seitz, stellvertretender Landeskirchenmusikdirektor und Dekanatskantor von Aschaffenburg. Er verglich die Durchführung einer derartigen Musikreihe mit einem Marathonlauf. So weit sei jedenfalls der Weg von der Idee zur Umsetzung. Der frühere Regionalbischof und einstige Dekan Christian Schmidt überbrachte seine Glückwünsche in Versform und nannte die Sommerkonzerte „einen Stern am Himmel der Kultur“. An unvergessliche Sommerabende erinnerte sich Ulrike Schönauer, die für ihren erkrankten Mann Gerhard Schönauer gratulierte. Die Sommerkonzerte seien ein echter Segen, für die Gemeinde, für die Stadt und das gesamte Dekanat. Im Grunde könne man Corona schon fast dankbar sein, so Kirchenmusikdirektor Jörg Fuhr. Zuletzt hätten so viele Menschen regelrecht gedrängt, die Konzerte wieder besuchen zu dürfen. „Die Sommerkonzerte sind eben zu einer festen Institution geworden“, brachte es Dekan Markus Rausch auf den Punkt. Der Empfang im Gemeindehaus wurde vom Posaunenchor und von Mitgliedern der Kantorei festlich umrahmt. Gründervater Roland Weiss ließ es sich dabei nicht nehmen, im Posaunenchor mitzuspielen. Bild: „Geh aus, mein Herz“: Unter der Leitung von Jörg Fuhr sorgten Mitglieder der Kantorei für die musikalische Umrahmung der Geburtstagsfeier zum 50. Jubiläum der Sommerkonzerte. Sinnlich, subtil und spannungsvoll / Weltklasse-Harfenistin Silke Aichhorn gastierte im Altenstädter Schloss Pegnitz. Die Harfe ist schon ein seltsames Instrument. Sie ist groß, schwer, teuer, höchst kompliziert zu spielen und hat im Orchester meist einen recht undankbaren Part. Trotzdem, die Harfe hat unter den Instrumenten mit die größte und längste Tradition. Eine Künstlerin, die es auf der Harfe zur absoluten Meisterschaft gebracht hat, ist Silke Aichhorn. Am Samstagabend gastierte die Musikerin aus Traunstein im Altenstädter Schloss und beeindruckte mit einer ungeheuren Vielseitigkeit ihres Könnens. 47 Saiten und sieben Pedale sind es, auf denen Silke Aichhorn einen unerschöpflichen Klangkosmos hervorzaubert. Es ist ein so zart wirkendes Instrument und dennoch wird mit jedem Griff die Kraft der Musik spürbar. Nicht nur der Musik: „Harfe spielen ist wie Bogenschießen“, sagt die sympathische Künstlerin. Mit einem bisschen Zupfen sei es da nicht getan. Silke Aichhorns Spiel ist zu jedem Zeitpunkt verlockend elegant, überaus sinnlich wie subtil und spannungsvoll. Ihr rhythmischer Zugriff ist beherzt und ihre Intonation nicht nur sauber, sondern lupenrein. Auch in der Programmauswahl sprüht Silke Aichhorn nur so vor abwechslungsreicher Entdeckungslust. Sie führt alle musikalischen Möglichkeiten vor, die ihr Instrument bietet, von Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn, bis hin zu Jazz und Zeitgenössischem. Ihr Ziel sei es, das Image der Harfe zu entstauben, so sagt sie selbst von sich, die sich in keine Schublade stecken lässt. Dabei ist sie vielmehr als „nur“ eine kreative und energiegeladene Musikerin und eine der bekanntesten Harfenistinnen Europas. Silke Aichhorn ist Mutter, Buchautorin, Unternehmerin mit eigenem CD-Label, Hospizbotschafterin bei der Caritas und Geschäftsführerin des Regionalwettbewerbes Jugend musiziert. Überaus farbenreich lässt Silke Aichhorn beispielsweise Johann Sebastian Bachs Sarabande und Bouree aus der Violinpartita Nr. 1 in einer Bearbeitung für Harfe erklingen. Da ist jede Menge Esprit und Raffinesse in ihrem Spiel. Exakt und trotzdem fantasievoll erklingt ein Thema aus dem zweiten Satz der Sinfonie Nr. 53 von Joseph Haydn. Sicher einer der Höhepunkte des Konzerts ist die „Moldau“ von Friedrich Smetana in der häufig aufgeführten Bearbeitung von Hanus Tmecek. Silke Aichhorn vermag sich dabei lyrisch ebenso faszinierend zu äußern wie rhythmisch pointiert. Die Solistin meistert jede der mannigfachen Schwierigkeiten scheinbar spielend. Ein weiterer Höhepunkt dann im zweiten Teil mit der Komposition „Life is flashing“ des Norwegers Uno Alexander Vesje, zu dem Silke Aichhorn Vogelstimmen einspielen lässt. Harfe mal anders: Das meditative moderne Stück erweist sich in den Händen der Solistin als melancholisch hin- und her wiegende Klangzauberblüte mit vielen feinen und dynamischen Schattierungen. Die fortwährend spürbare Freude an effektvoller Virtuosität wird schließlich auch im Türkischen Marsch von Wolfgang Amadeus Mozart spür- und hörbar. Der Pianist Fazil Say hat der Komposition einen jazzigen Anstrich verpasst. Kaum zu glauben, wie brillant eine Harfe klingen kann, zumal es Silke Aichhorn an Esprit nicht fehlen lässt. Natürlich gibt es eine Zugabe: ganz traditionell Robert Schumanns Lied „Der Nussbaum“, instrumental meisterhaft dargeboten. Mit ihren Moderationen ist Silke Aichhorn nicht zuletzt auch bemüht, das komplizierte Instrument ihrem Publikum nahe zu bringen. In der Pause steht sie bereit willig Rede und Antwort und lässt Interessierte auch mal in die Saiten greifen. Da erfährt der Zuhörer etwa, dass die Notation die Gleiche ist, wie beim Klavier, dass die Pedalen dazu da sind, um Halbtöne zu erzeugen, oder wie schwierig es sein kann, das 40 Kilogramm schwere Instrument mit der Bahn zu transportieren. Hit auf Hit, Schlag auf Schlag / Mit den Bellamy Brothers waren Weltstars der Country-Musik zu Gast Hof. Der Begriff Superstars wird längst inflationär benutzt. Zwei Musiker, die schon Superstars waren, als es das Wort noch gar nicht gab, sind die Bellamy Brothers. Dem Konzertveranstalter „Kulttreff zum Hans“ aus Warmensteinach ist es zu verdanken, dass das weltberühmte US-amerikanische Country-Duo nun schon zwei Mal in der Region zu Gast war. So auch Freitag wieder, diesmal im Festsaal der Freiheitshalle zum einzigen Deutschland-Auftritt, wie Kurt Keller vom Kulttreff verrät. Es gibt wohl kaum eine zweite amerikanische Country-Band, deren Musik so oft in Europa gespielt wurde, wie die Bellamy Brothers. Seit 1976 gehören sie zu den beliebtesten Country-Acts im deutschsprachigen Raum. Spätestens dann, wenn „Let your love flow“ erklingt, schlagen Country-Herzen höher, so natürlich auch in der Freiheitshalle, auch wenn die Cowboy-Hüte offensichtlich aufgrund der Hitze zuhause bleiben. Howard und David Bellamy gelten als Inbegriff des populären Country-Pop. Knapp zwei Stunden dauert der Hofer Auftritt des Duos mit Songs aus den vergangenen Jahrzehnten, aber auch das ein oder andere neue Stück war dabei. Ihre Songs sind längst Allgemeingut geworden. Was immer sie auch spielen, man kennt es einfach, ob man will oder nicht. In der Freiheitshalle ging es von Anfang Schlag auf Schlag mit Hits wie „Feel the feeling“ als Opener, gefolgt von „Dancing Cowboys“ „Beautiful body“ und „Some broken hearts never mend“. Teilweise lassen die Bellamys Songs wie „Let your love flow“, „Redneck girl“ oder „Crossfire“.ineinander übergehen, Ansage haben die beiden kaum nötig, sie lassen die Musik sprechen. Howard singt und spielt meist mit geschlossenen Augen, und David hat seinen Cowboyhut so tief ins Gesicht gezogen, dass man ihm gar nicht in die Augen blicken kann. Der Sound der aus Florida stammenden Musiker war auch diesmal wieder überwältigend. Hier bekommt Perfektion eine völlig neue Bedeutung, haben die Stars doch eine ausgezeichnete sechsköpfige Band mit Backgroundsängerin im Hintergrund. Das Eis war von Beginn an gebrochen: das Publikum singt nahezu jeden Song mit, klatscht, tanzt im Takt und feiert ausgiebig. Insgesamt klingen die meisten Titel heute moderner, leicht rockiger, als auf den Platten von damals. Über 40 Jahre stehen die Bellamy Brothers auf den Bühnen dieser Welt. Seit das Duo in den 1970er Jahren mit dem Megahit „Let Your Love Flow“ (wer denkt da nicht an die deutsche Coverversion „Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews?) in ganz Europa für Furore sorgte und auf Platz 1 der Billboard 100 landete, haben sie sich kontinuierlich eine feste Fangemeinde aufgebaut. In Hof kommen die Fans auch diesmal wieder bis aus den Niederlanden oder sogar aus Schweden eigens zum Konzert. Die Oberfranken sind klar in der Minderheit, so viele Country-Fans gibt es hier wohl doch nicht. Mit 76 Jahren (Howard) und 71 (David) gehören die Bellamys übrigens noch lange nicht zum alten Eisen. Ganz im Gegenteil, sie scheinen völlig alterslos zu sein Das beweist eindrucksvoll die Show und das zeigen die Songs der letzten Jahre. Vor dem Auftritt gibt es die Band „Big S“ aus München als Vorgruppe. Die Musiker spielten „Highway Rock im Nashville Style“, wie sie ihren Sound selbst beschreiben, legen sich dabei mächtig ins Zeug und sind damit weit mehr als eine bloße Vorgruppe. „Big S“ hat durchaus großes Format in der modernen Country-Szene. Kopf der Band ist der Musiker und Songwriter Steve Maier, der bereits mit namhaften Künstlern wie Cassandra Stehen oder Gil Ofarim zusammengearbeitet hat und der in der Country-Metropole Nashville längst kein unbekannter mehr ist. Bilder: Country-Musik im Weltklasseformat: die Bellamy-Brothers bei ihrem Auftritt im Festsaal der Hofer Freiheitshalle. Farbig, frisch und facettenreich / Kölner Kammerensemble „The Chambers“ musizierte in der Schlosskapelle der Plassenburg Kulmbach. Endlich wieder Live-Konzerte, noch dazu in einem echten Juwel der Stadt als Veranstaltungsort: der für Konzerte selten genutzten Schlosskapelle der Plassenburg. Dort gastierte am Samstagabend das neunköpfige Kammermusikensemble „The Chambers“, das sich in Köln zusammen gefunden hatte und aus Musikern verschiedenster Nationen besteht. Eine Geigerin kommt sogar aus der Ukraine, zwei Geiger aus Russland. Wahrscheinlich aus marketingtechnischen Gründen hat sich das Ensemble den zugkräftigen Namen „The Chambers“ gegeben. Nötig wäre das gar nicht, denn die Virtuosen sind wirklich Spitzenmusiker. Seit 2013 hat sich dieses Meisterensemble, das aus der Jungen Philharmonie Köln hervorgegangen ist, durch seine rege Konzerttätigkeit einen Namen gemacht, was in den zurückliegenden Monaten ja aus bekannten Gründen gar nicht so einfach war. Alle Musiker sind Absolventen und Studenten renommierter Musikhochschulen, insbesondere der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Sie konzertierten unter der musikalischen Leitung des russischen Geigers, Arrangeurs und Komponisten Artiom Kononov. Im Mittelpunkt des Konzertes standen zwei Violinkonzerte: das Violinkonzert a-Moll von Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldis Konzert Nr. 11 D-Dur. Das a-Moll-Konzert von Bach ist eines von nur zwei Bach-Concerti, das original überliefert ist. „The Chambers“ spielen in minimaler Besetzung mit vier Violinen einer einzigen Bratsche, einem Cello, einem Bass und Cembalo. So ist ein flexibles, homogenes, leichtfüßiges und transparentes Spiel wie aus einem Guss möglich, kammermusikalisch top, allerdings naturgemäß ohne orchestralen Charakter. Im Vordergrund steht das kommunikative Miteinander zwischen Solo und Tutti, alles fließt und pulsiert im raschen Tempo, aber dennoch nicht gehetzt. Das Spiel des Solisten, des Leiters Artiom Kononov erklingt gesanglich und geschmeidig mit warmen Ton, besonders in den Ecksätzen mitreißend frisch und farbig. Mit Antonio Vivaldis Konzert Nr. 11 D-Dur RV 208 gab es gleich zu Beginn ein weiteres interessantes Violinkonzert, das jede Menge an Fantasie und an Überraschungen bereithält. Auch hier musizieren „The Chambers“ aufregend, virtuos und detailverliebt. Venezianischer Grandezza trifft auf interpretatorische Genauigkeit, ohne das Melancholische, das bei Vivaldi stets mitschwingt, außen vor zu lassen. Solist Artiom Kononov steht für eine barocke Violintechnik, dessen gekonnte Bogenführung und konzentriert schlanke Tongebung das Konzert zum echten Erlebnis werden lassen. An spieltechnischem Schwung, gestalterischer Finesse und facettenreicher Subtilität, macht die Interpretation einfach Freude und Lust auf mehr. Dazu muss man wissen, dass Antonio Vivaldi an die 250 Violinkonzerte komponiert hat. Was die übrige Programmauswahl angeht so standen dabei vor allem eigene und eigenwillige Arrangements ausgefallener Werke auf dem Programm. Wo sonst hat man schon einmal die Gelegenheit Franz Schuberts „Erlkönig“ instrumental zu hören, oder Gabriel Faures berühmte „Pavane“ Nr. 50, bei der Ion Malcoci mit der Panflöte den Chorpart spielt. Er ist ein echter Meister der leisen Töne, der mit vollem, rundem Klang den Raum erfüllt. Auch echte Ohrwürmer waren dabei, wie Giuseppe Verdis La-Traviata–Fantasie oder zwei Sätze aus Edvard Griegs Peer-Gynt-Suite. Alles hervorragend musiziert, interessant und spannungsvoll dargebracht, sowie perfekt aufeinander abgestimmt. Besonders virtuose Stücke wie etwa der „Tanz der Kobolde“ des Paganini-Schülers Antonio Bazzinis sorgten dabei durchaus für Aufsehen. Ein ganz besonderes Arrangement hatten sich die „Chambers“ für einer der Zugaben aufgehoben. Da musizierten sie den Titel „The Show must go on“ der Rockband Queen, wobei Cellist Dima Berezin aus Litauen die Gesangslinie meisterhaft auf seinem Instrument darbrachte. Statt eines Programmzettels gab es zwischen den Stücken kurzweilige Ansagen von Lutz Dollfuß, dem Mentor des Ensembles. Am Ende gab es sogar Standing Ovations für die außergewöhnlichen Musiker. Bild: Das Kammermusikensemble „The Chambers“ aus Köln gastierte am Samstagabend in der Schlosskapelle der Plassenburg. Kempff-Festival: Künstlerisch kreative Schaffenspause / Kulmbacher Pianist Ingo Dannhorn künftig Professor für Klavier in Trossingen Thurnau/Kulmbach. In diesem Jahr wird es kein Wilhelm-Kempff-Klavier-Festival in Thurnau geben. Der Initiator, der international renommiert und in Kulmbach lebende Pianist Ingo Dannhorn bedauert das sehr, legt aber großen Wert auf die Feststellung, dass die Planungen für das Festival 2022 bereits laufen. „Wir legen Corona-bedingt eine künstlerisch, kreative Schaffenspause ein“, sagt Ingo Dannhorn. Im laufenden Jahr sei es einfach noch zu riskant, das Festival zu planen und dann vielleicht doch noch kurzfristig absagen zu müssen. Schon im zurückliegenden Jahr hatte er als Veranstalter, der das volle Risiko trägt, seinen Kollegen kurzfristig absagen müssen. „Das Risiko wollte wir einfach nicht noch einmal eingehen“, so Dannhorn: Er hatte im vergangenen Oktober kurzfristig selbst zwei Abende mit identischem, aber überaus hochkarätigem Programm bestreitet, wobei nur jeweils 70 statt der üblichen gut 200 Zuhörer im Kutschenhaus des Schlosses Thurnau zugelassen waren. Im kommenden Jahr soll das Festival unter dem Motto „Kempff und Freunde“ dagegen sogar noch erweitert werden. „Wir hoffen 2022 wieder auf ein ganz normales Festival. Das Kempff-Festival hatte Ingo Dannhorn 2016 ins Leben gerufen. Er möchte damit unter anderem an die legendären Hauskonzerte des weltberühmten Pianisten Wilhelm Kempff (1895 – 1991) erinnern, der in den Nachkriegsjahren zusammen mit rund 100 weiteren Flüchtlingen im Schloss von Thurnau untergekommen war und dort für die Menschen musiziert hatte. Gleichwohl gibt es für Ingo Dannhorn in diesem Tagen Grund zum Feiern. Am 1. September wird er eine volle ordentliche Professur für das Hauptfach Klavier an der Staatlichen Musikhochschule Trossingen antreten. Das bedeute aber nicht, dass er Kulmbach den Rücken kehren wird. Im Gegenteil: „Selbstverständlich bleibe ich Kulmbach auch weiterhin treu“, sagt er, auch wenn er künftig immer ein halbes Jahr im rund 400 Kilometer entfernten Trossingen unterrichten wird. Bereits im Mai war Ingo Dannhorn dem Ruf an die baden-württembergische Musikhochschule mit ihren 500 Studenten gefolgt. In der Nachfolge des Pianisten Wolfgang Wagenhäuser wird Ingo Dannhorn dort eine Klavierklasse aufbauen. Inhaltliche Schwerpunkte sieht Ingo Dannhorn darin, seinen Studenten die Breite und Kenntnis der musikalischen Stilistik zu übermitteln und sie auf die Berufswirklichkeit als Lehrer, Korrepetitor, Liedbegleiter oder Konzertpianist vorzubereiten. „Ich habe schon immer gern unterrichtet“, sagt Ingo Dannhorn, der zweitweise auch eine Gastprofessur im südkoreanischen Seoul hatte. Die Arbeit mit Studenten aus aller Herren Länder empfinde er als „unglaublich bereichernd“. Ziel seiner Arbeit müsse es sein, den Studenten das Rüstzeug mitzugeben, damit sie künftige Herausforderungen selbst bewältigen können. „Am Ende müsse sich der Lehrer selbst überflüssig machen“, so der Pianist. Dabei will er die jungen Leute vor allem motivieren und für die Musik begeistern. Ingo Dannhorn wurde 1974 in München geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von fünf Jahren. Nach seinem Studium unter anderem in Salzburg, München und Wien schloss er 2001 mit dem Meisterklassendiplom ab. Der Pianist konzertiert in den bekanntesten Musikzentren und Konzertsälen der Welt und arbeitete mit prominenten Dirigenten und Solisten zusammen. Ingo Dannhorn ist außerdem Preisträger unter anderem des renommierten Beethoven-Wettbewerbs in Wien, des Sydney International Piano Competition sowie der internationalen Klavierwettbewerbe in Salzburg und Wien. Bild: Der in Kulmbach lebende Pianist Ingo Dannhorn ist künftig als Professor für Klavier an der Staatlichen Musikhochschule Trossingen tätig. Beim Wilhelm-Kempff-Klavierfestival in Thurnau wird er erst 2022 wieder zu erleben sein. Magische Klanggebäude unter Regenschirmen / Pink-Floyd-Tribute-Band Echoes beim Plassenburg-Open-Air Kulmbach. Sie waren schon lange vor dem Tribute-Boom in zahlreichen Ländern aktiv, angeblich waren die beiden Kulmbacher Konzert am Dienstagabend bei den Plassenburg-Open-Airs der 500. Auftritt in der Bandgeschichte: Die deutsche Band Echoes, eine der ersten Pink-Floyd-Tribute-Bands überhaupt und gleichzeitig eine der meistgebuchten Pink Floyd-Tribute-Bands weltweit. Leider spielte das Wetter nicht mit. Bereits während des dritten Songs fielen die ersten Tropfen und zumindest im ersten Teil wurde es dann überhaupt nicht mehr trocken. Natürlich tat es der Stimmung Abbruch. Regencapes wurden ausgepackt und angezogen, Schirme aufgespannt, nicht wenige Zuschauer suchten Schutz unter den Arcaden. Die Band zog ihr ohnehin stark gestrafftes Programm durch, die Stimmung blieb über weite Teile auf der Strecke. Dabei stand die gigantische Rockband Pink Floyd um Roger Waters und David Gilmour einst für gigantische Liveshows, Irgendjemand hatte damals immer das Album „Dark Side of the Moon“ von 1973 und/oder das Konzeptalbum „The Wall“ von 1979 im Plattenschrank stehen. Man musste kein Fan sein, um mit dieser Musik groß zu werden. Die Band Echoes ist seit mittlerweile über 25 Jahren angetreten, das legendäre Erbe dieser britischen Kultband weiterzutragen. Und das nicht nur irgendwie, sondern perfekt umgesetzt und höchst emotional gespielt von „Shine on you crazy little diamant“ über „Wish you were here“ und „The Wall“ bis hin zu „Money“, als Zugabe. Immer wieder werden dabei auch Stücke aus der zweiten Reihe präsentiert. „Set the controls fort he heart oft he sun“ ist so ein Song aus dem zweiten Pink-Floyd-Album von 1968, den die Band wieder ausgegraben hat und den sie zum ersten Mal vor Publikum präsentierte. Echoes zeigt, dass die Kompositionen von Pink Floyd viel mehr sind, als eingängige Pop- und Rock-Songs. Sie sind zeitlose Musik, die ihren ganz besonderen Platz hat, und die heute noch genauso faszinierend und aktuell sind, wie zur Zeit ihrer Entstehung. Wohin würde die Musik von Pink Floyd, der 1965 gegründeten Band, besser passen als in den Schönen Hof der Plassenburg. Magische Klanggebäude mit einzigartiger musikalischer Ästhetik, immer etwas ätherisch, viel instrumental mit ungewöhnlichen Soundeffekten, ans klassische erinnernd und vor allem gegen heute weit verbreitete schnelllebige Hörgewohnheiten. Da dauert ein Song schon mal zehn bis 15 Minuten. Das alles ist Pink Floyd und das ist auch die Band Echoes mit Oliver Hartmann, Martin Hofmann, Steffen Maier, Paul Ahrens, Michael Unger und Carolin Riehemann als stimmgewaltige Background-Sängerin. Alle Bandmitglieder sind wahre Multi-Instrumentalisten, echte Könner, Vollblutmusiker, die jeden einzelnen Klang mit Hingabe zelebrieren und sphärisch dicht umsetzen. Ein wenig auf der Strecke blieb in Kulmbach der visuelle Aspekt. Nachdem die erste von zwei Shows am gleichen Abend bereits und 18 Uhr startete und damit komplett bei Tageslicht stattfand, konnten Lichtdesign und Videoprojektionen nicht so ihre Wirkung erzielen, wie es eigentlich geplant war. Letztlich aber ging es vor allem um die Musik, und der konnte weder Regen, noch die ungünstigen Rahmenbedingungen etwas anhaben. Bilder: Die Pink-Floyd-Tribute-Band Echoes beim Plassenburg-Open-Air. Pathetische und pompöse Performance / „God save the Queen“ bei den Plassenburg-Open-Airs Kulmbach. Von Abba über AC/DC, Johnny Cash und Michael Jackson bis zu Tina Turner: Tribute-Shows für Pop-Ikonen und Rock-Legenden liegen voll im Trend. Stars, die es so nicht mehr gibt, weil sie entweder nicht mehr auftreten oder nicht mehr unter uns sind, werden von höchst professionellen Musikern abendfüllend nachgeahmt. Eine solche Tribute-Band, die den ulkigen Namen „God save the Queen“ trägt, gastierte am Montagabend bei den Plassenburg-Open-Airs, übrigens schon zum zweiten Mal nach 2016. „God save the Queen“ hat sich ganz und gar der Musik der 1970 gegründeten britischen Rockband Queen verschrieben. Die Musik ist spätestens seit dem großen Erfolg des Films „Bohemian Rhapsody“ wieder in jedermanns Ohr. Doch eigentlich geht es nicht um den Gitarristen Brian May, den Schlagzeuger Roger Taylor oder den Bassisten John Deacon, sondern um den Sänger und Frontman Freddie Mercury, der in der Show von Harry Rose verkörpert wird. Eines gleich vorweg, optisch trifft er das Original nicht mehr so ganz, stimmlich dafür umso mehr. 1970 gegründet, hatte es Queen mit großem technischen Aufwand und der Attitüde des Glamrocks schnell zu Weltruhm gebracht. Unumstrittener Mittelpunkt der Queen-Shows war stets Freddy Mercury, der die Songs mit operettenhafter, oftmals pathetischer Geste unverwechselbar performte. Wenn auf einen das Adjektiv charismatisch zutrifft, dann auf Freddy Mercury. Die perfekte Show stand bei ihm stets im Vordergrund. Queen nutzten für die Liveaufführung ihres pompös arrangierten Kunstrocks die jeweils neuesten Techniken für Akustik und Licht. Die Musiker von „God save the Queen“ überzeugten dabei selbst eingeschworene Fans und luden zu einem außergewöhnlichen, rund zweieinhalbstündigen Konzerterlebnis ein. Harry Rose präsentiert sich dabei nicht nur optisch im typischen Mercury-Outfit, sondern auch stimmlich mit opernhaften Unterton gerade in den anspruchsvollen Passagen. Auch die typischen Angewohnheiten von Freddie Mercury hat sich Harry Rose längst zu Eigen gemacht. Der Mikrofonständer ist für ihn Spielzeug, Tanzstange und Luftgitarre zugleich, die (englischen) Ansagen hat er sich von „Queen live at Wembley 1986“ abgehört und das Freddy-Mercury-Posing, linke Faust pathetisch gen Himmel, stimmt auch. „God save the Queen“ gab das her, was Queen ausmachte: die ersten Songs, die noch deutlich vom Hardrock der frühen 1970er Jahre beeinflusst waren, aber auch die Queen-Ära ab 1975 als die Band das Album „A night at the opera“ veröffentlichte. Darauf war unter anderem der Song „Bohemian Rhapsody“ zu finden, der nun die neue Richtung vorgab und der in Kulmbach nicht fehlen durfte. Auch die dritte Queen-Periode fehlte nicht, als sie Band ab den 1980er Jahren ihren zuckrigen Sound sparsamer einsetzte, und stattdessen Funk und Disco-Einflüsse zuließ. Magisch wird es bei „It´s a kind of magic“, bei der Dance-floor-Nummer „Crazy little thing called love“ kommen plötzlich Tänzerinnen auf die Bühne und so schnell sie da waren, sind sie wieder weg. Auch Songs, die man nicht mehr so auf dem Schirm hatte, erklingen plötzlich wieder, „Bicycle“ zum Beispiel, „Radio Gaga“ oder die wunderbare Ballade „Who wants to live forever“, stilvoll am schwarzen Konzertflügel interpretiert. All das brachte die Coverband hervorragend rüber inklusive eines fulminanten Schlusses mit den Hymnen „I want it all“, „We will rock you“ und „We are the champions“. Insgesamt war die Show eine gelungene Kombination von brillantem Sound, einer aufwändigen Lichtshow und schrillen Kostümen. Auch und besonders bei „I want to break free“: Wie im Originalvideo kommt Frontman als Frau verkleidet auf die Bühne und tänzelt mit einem Vorwerk-Staubsauger. Bilder: Elegant, einfühlsam und expressiv / 700 Aufrufe binnen 24 Stunden beim ersten Live-Stream aus der Bartholomäuskirche Pegnitz. Der Aufwand hat sich gelohnt: Keine 24 Stunden nach dem Live-Stream des Passionskonzertes aus der Bartholomäuskirche gab es schon über 700 Aufrufe über die Videoplattform Youtube. Mit steigender Tendenz, mehr Publikum hätte Dekanatskantor Jörg Fuhr live wohl auch kaum erreicht. Nun kann ein Live-Stream zwar niemals ein Konzerterlebnis vor Ort ersetzen und ob alle Aufrufer das Konzert auch wirklich komplett angesehen habe, ist eher zu bezweifeln, doch war der Live-Stream allemal besser als eine komplette Absage. Zu viele Konzerte sind in den zurückliegenden Monaten schon ausgefallen. Er sei froh darüber, dass dieses Konzert stattfindet, „in einer Zeit, in der wir auf so vieles verzichten müssen“, sagte Dekan Markus Rausch in seinen einführenden Worten. Denn gerade in der Passionszeit könne Musik Freude bereit, aber auch Trost und Hoffnung schenken. Das Motto „In stiller Nacht“ erinnerte dabei erst einmal an die Weihnachtszeit. Doch beim Blick auf das Programm wurde schnell klar, dass es um die Nacht im Garten Gethsemane ging, ein Ort des Gebets, der Ort des Abschieds Jesu von seinen Jüngern und schließlich auch der Schauplatz seiner Festnahme. Die Auswahl der Kompositionen könnte unterschiedlicher kaum sein, hat aber stets die Nacht als verbindende Klammer. So sind es ausschließlich melancholische, nachdenkliche, leise Werke, die in diesem Konzert erklingen, meist introvertiert, weltabgewandt, ja manchmal sogar ganz dieser Welt abhandengekommen. Den zentralen Part nimmt dabei der Pianist Jens Fuhr am Flügel ein. Er spielt mehrere Nocturnes, also langsame und ruhige Nachtstücke, die eine Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten enthalten. Jens Fuhr beweist dabei durchgehend einen feien Klang- und Tastsinn mit viel Zartgefühl und großer Geschmeidigkeit. Im Nocturne Es-Dur op.9, 2 von Frederic Chopin etwa setzt er auf die Struktur und den melodischen Kern des Werkes und baut weit gezogene stimmige Linien. Einfühlsam spielt Jens Fuhr auch das Nocturne Des-Dur von Claude Debussy. Auch hier lässt er einen einsamen intimen Monolog erklingen und sucht die Stimmungen nächtlicher Natur zu fassen. Etwas aus der Reihe erklingt ein „Coral“ des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos. Doch auch diese Auswahl ist stimmig und gut durchdacht. Villa-Lobos lebte in den 1920er Jahren eine zeitlang in Paris und lernte dort die Musik Debussys kennen und lieben. Ebenfalls französischen Geist atmet das Nocturne Nr. 13 h-Moll, ein Spätwerk von Gabriel Faure. Auch hier überzeugt Jens Fuhr mit kultiviertem Klang, samtig und klanggesättigt, elegant und gemessen im Ausdruck. Auf die eigenwillige Wirkung des Klangs setzt Jens Fuhr auch im Nachtstück Des-Dr, op. 23, 3 von Robert Schumann und im bekannten, romantisch virtuos gespielten „Clair de lune“ von Claude Debussy sowie in Franz Schuberts Lied „Leise flehen meine Lieder“ in der Bearbeitung von Franz Liszt. Das alles würde für einen erfüllten Klavierabend fast schon genügen, doch Dekanatskantor Jörg Fuhr hatte auch noch sechs hochkarätige Gesangssolisten zu bieten, die zusammen einige wunderschöne und klug ausgewählte A-cappella-Sätze aufführten. Manuela Falk und Konstanze Mielich-Fuhr (beide Sopran), Bernadette Michaldo-Fuhr (Mezzosopran), Stefan Schneider (Tenor), Lorenz Mielich (Bassbariton) und Marzin Popp (Bass) präsentierten A-Cappella-Kunst auf höchstem Niveau. Max Regers „Morgengesang“ etwa oder dessen „Nachtlied“ erklingt schlank ausbalanciert, dennoch kräftig und absolut homogen. Eines der Höhepunkte war das tief bewegende Werk „In stiller Nacht“ von Johannes Brahms, das den Abend seinen Namen gab. Romantische Klänge, gleichzeitig aber auf vokaler wie instrumentaler Ebene geradlinig und klanglich gebündelt. Ein Werk, das mit seiner hochkonzentrierten Einfachheit überzeugt und gleichzeitig denkbar innig und wehmütige tiefe Gefühle anspricht Dem Solistenensemble gelingt es stilsicher, den schwierigen Grat zwischen schlichtem, ungekünsteltem Timbre und einfühlsamer Textgestaltung zu meistern. Ein weitere Höhepunkte des vokalen Teils war Joseph Rheinberger „Morgenlied“ op. 69, 1. Mit seiner expressiven Melodik, seiner ausdrucksstarker Harmonik sowie der präzisen Umsetzung des Textes. Mit einem ganz besonderen Stück setzte das Solistenensemble einen prägnanten Schlusspunkt. Es erklang das wunderschöne Werk „Bleib bei mir, Herr“ des jungen Leipziger Komponisten Paul Heller. Den Chorsatz widmeten die Ausführenden den im letzten Jahr verstorbenen langjährigen Leiter des Betzensteiner Posaunenchors Reinhardt Potzner, der damit traditionell jede Posaunenchorprobe beendet hatte. Bild: Zum ersten Mal wurde ein Konzert aus der Pegnitzer Bartholomäuskirche live gestreamt und ins Internet gestellt. Keine 24 Stunden nach dem Konzert wurde das Video auf Youtube bereits über 700 Mal angeklickt. Kultur als Urbedürfnis des Menschen / Digitale Konzerte für Alten- und Pflegeheime: Auszeichnung für den Pianisten Ingo Dannhorn Kulmbach. „Kultur ist nicht systemrelevant, Kultur ist lebensrelevant.“ Davon ist der in München geborene und in Kulmbach lebende Pianist Ingo Dannhorn fest überzeugt. Gerade in Corona-Zeiten möchte er dieses „Urbedürfnis des Menschen“ auch zu den Menschen bringen. Er hat deshalb ein Format entwickelt, in dem er für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen leichtere Klassik einspielt, das Ganze unterhaltsam moderiert und auf DVD oder ähnlichen Medien in die Einrichtungen bringt. Weil das Ganze rein ehrenamtlich geschieht, ist Ingo Dannhorn jetzt ist mit einem Stipendium der Initiative „Neustart Kultur“ ausgezeichnet worden. Initiator war die Bundesregierung, Organisation und Durchführung lagen in den Händen des Deutschen Musikrates. Was Corona betrifft sei er frühzeitig vom Ernst der Lage überzeugt gewesen. Da erinnerte sich Ingo Dannhorn an seine Jugend, als er schon mit zwölf Jahren kleine Klavierkonzerte in Alten- und Pflegeheimen sowie in ähnlichen Einrichtungen gab. „Mir ging es darum, Menschen, die nicht so ohne weiteres in ein Konzert gehen können, ein wenig Abwechslung zu bereiten und ihnen Freude zu schenken“, sagt der Pianist, der in der Region auch als künstlerischer Leiter des Wilhelm-Kempff-Festivals in Thurnau bekannt ist. „Musik beginnt da, wo Worte aufhören, Musik geht direkt ins Herz“, so Dannhorn, der sich an viele beglückende Begegnungen in beschützenden Stationen, etwa für Demenzkranke erinnert. Daran hat der 46-Jährige auch jetzt wieder gedacht, als er davon erfuhr, dass Heime geschlossen werden. Kurzerhand schaffte er sich auf eigene Kosten eine professionelle Studioausstattung mit Mikrofonen, Mischpulten, Schnittsystem und vieles andere an und dachte sich interessante Programme aus, die er nach und nach realisierte. Mittlerweile gibt es bereits sieben Folgen, die mit Unterstützung der Kulmbacher Raps-Stiftung Menschen in vielen Einrichtungen des BRK, der AWO und anderen Trägern erfreut haben. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, zitiert Ingo Dannhorn den Schriftsteller Erich Kästner und freut sich, mit seiner Kunst einen Beitrag für benachteiligte Menschen leisten zu können. Bislang habe er viele positive Reaktionen erfahren, die ihn anspornen, weiterzumachen. Ansporn bereitet ihn nun auch die Auszeichnung der Bundesregierung, mit der neue Formen für den gesamten Kulturbereich unterstützt werden sollen. Die Corona-Pandemie stelle Musikschaffende auf eine harte Probe, sind sie doch in vielen der bisher gängigen Möglichkeiten, ihren Beruf auszuüben, sehr stark eingeschränkt oder gänzlich gehindert, heißt es von Seiten des in Bonn ansässigen Deutschen Musikrates. Gleichzeitig würden die Umstände aber auch eine Chance bieten, die Bedeutung der eigenen künstlerischen Arbeit zu reflektieren und neue Formen der Produktion, Aufführung und Vermittlung zu entwickeln. Genau das hatte Ingo Dannhorn getan, der sich nun über eine Förderung durch das Stipendium in Höhe von 6000 Euro freuen kann. Viel mehr freut ihn aber, dass seine Tätigkeit mit der Auszeichnung gewürdigt und unterstützt wird. Ingo Dannhorn wurde 1974 in München geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von fünf Jahren. Nach seinem Studium unter anderem am Salzburger Mozarteum, an der Hochschule für Musik und Theater München sowie an der Hochschulen für Musik in Wien schloss er 2001 mit dem Meisterklassendiplom ab. Der Pianist konzertiert in den bekanntesten Musikzentren und Konzertsälen der Welt, wie etwa dem Münchner Herkulessaal, dem großen Musikvereinssaal in Wien oder dem Seoul Arts Center. Er arbeitete mit prominenten Dirigenten wie Kurt Eichhorn, Dennis Russel Davies und Kurt Masur zusammen, gab Liederabende und Kammermusikkonzerte mit Künstlern Francisco Araiza, Kieth Engen, Jose Cura, Christian Altenburger oder Maxim Vengerov. Ingo Dannhorn ist außerdem Preisträger unter anderem des renommierten Beethoven-Wettbewerbs in Wien, des Sydney International Piano Competition sowie der internationalen Klavierwettbewerbe in Salzburg und Wien. Neben seiner Konzerttätigkeit gibt Ingo Dannhorn weltweit Meisterklassen, außerdem ist er Gastprofessor an der renommierten Yonsei Universität in Seoul/Korea. Bild: Ingo Dannhorn ist mit einem Stipendium der Initiative „Neustart Kultur“ ausgezeichnet worden. Das Bild zeigt den Pianisten bei einem Auftritt im Rahmen des Wilhelm-Kempff-Festivals in Thurnau. Wagner in Weidenberg: / Orgel mit sinfonischem Klang – Die Meier-Orgel der Rosenhammerkirche Weidenberg. Die Orgel ist schon etwas ganz besonderes. Sie ist das größte und wahrscheinlich auch das komplizierteste Instrument, das es gibt. Jede Orgel ist ein Unikat, exakt auf ihren jeweiligen Standort abgestimmt. Orgeln sind in der Regel nicht transportabel und sie gehören zu den wertvollsten und teuersten Musikinstrumenten. Die Orgel stellt nicht nur ein Kunstwerk dar, sie ist auch das „Instrument des Jahre 2021“, Orgelbau und Orgelmusik wurden von der UNESCO längst als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Die Orgel der kleinen St. Michaelskirche im Weidenberger Ortsteil Rosenhammer ist so ein Kunstwerk. Äußerlich völlig unscheinbar, aber das Innenleben hat es in sich. Auch wenn ein Portrait von Johann Sebastian Bach direkt auf der Orgel steht, so gilt die katholische Rosenhammerkirche als ein kleines Zentrum der Wagnerpflege. Zu verdanken ist dies zum einen dem genialen Plattliner Orgelbauer Friedrich Meier (1913 – 1978), zum anderen dem überaus engagierten Organisten Thomas Zapf. „Hier harmoniert einfach alles“, schwärmt Zapf von dem Instrument und spricht von einem besonders mischfähigen romantisch angehauchten, beinahe schon sinfonischen Klang, der ein Instrument gewaltigen Ausmaßes vermuten lässt. Dabei hat die Weidenberger Meier-Orgel „nur“ elf Register und 751 Pfeifen. Doch der Klang ist gewaltig. „Die Nachhallzeit ist mit über fünf Sekunden länger als im Bamberger Dom“, sagt Zapf. Zumindest seit der Generalsanierung der Kirche im Jahr 2017, bei der an der Orgel zum Glück keine Eingriffe vorgenommen wurden. Auch wenn Bach auf den Spieltisch herabblickt: für Freunde der Barockmusik hat die Weidenberger Orgel aufgrund der eingeschränkten Zahl an Klangfarben nicht so viel zu bieten. Die sphärischen Klänge des Grals aus Wagners „Parsifal“ oder aus dem „Lohengrin“ erklingen dagegen umso eindrucksvoller. So besitzt die Orgel nicht nur ein besonders starkes Bassfundament, die fünf eingebauten Koppeln ermöglichen eine Vielzahl von Effekten und das Mischen der Register sorgt für ein fülliges Anwachsen des Gesamtklangs, wie es etwa in der „Tannhäuser“-Ouvertüre zum Tragen kommt. „Es ist fast wie beim Kochen: gewisse Gewürze harmonieren nicht, doch hier passt alles zusammen“, so Thomas Zapf. Über seinen ersten Orgellehrer Christoph Krückl, der viele Jahre an der Schlosskirche in Bayreuth tätig war, ist Thomas Zapf darauf gekommen, Werke von Richard Wagner auf der Orgel zu interpretieren. Seit 2014 gibt es in Weidenberg die kleine aber feine Konzertreihe, bei der Thomas Zapf unter anderem Wagner-Transkriptionen von Erwin Horn und Sigfrid Karg-Elert zur Aufführung bringt und damit sogar schon Stardirigent Christian Thielemann begeistern konnte. „Er ist auch Orgelliebhaber, wollte die Transkriptionen hören und so haben wir hier schon vierhändig gespielt“, erinnert sich Thomas Zapf. Der studierte Kirchenmusiker hat an der Heilig-Kreuz-Kirche in Bayreuth eine feste Stelle und ist seit zehn Jahren in Weidenberg tätig. Im Hauptberuf ist Thomas Zapf Metzgermeister, der den Betrieb seiner Familie in Bayreuth bereits in der vierten Generation führt.Kulturlandschaft
Fichtelgebirge – Kulturschaffende aus der Region: Die Geschichte der Kalligrafie, also des „Schönschreibens“ mit Federkiel, Pinsel oder Tinte, ist fast so alt wie die Menschheitsgeschichte. Bis zur Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert konnten schriftliche Informationen schließlich nur per Hand vervielfältigt werden. Am höchsten entwickelt war die Kalligrafie in Asien. In China und Japan hat sie heute noch einen sehr hohen Stellenwert. Andrea Wunderlich aus Goldkronach hat sich dieser Kunst verschrieben, auch wenn sie mehr das Handwerk dahinter sieht. Doch die Kalligrafie geht weit über ein bloßes Mittel zur Kommunikation hinaus. In den Tusche- und Pinselspuren hinterlässt jeder Schriftkünstler etwas von seiner Individualität und seinem Charakter. Schriftzüge, ihre Ausdruckskraft und ihr Temperament vermitteln ein Bild des Schreibers. Die Goldkronacher Kalligrafiekünstlerin stammt aus Neuenmarkt. Nach dem Abitur in Kulmbach hatte sie eine Ausbildung zur Textilmustergestalterin absolviert. Dann arbeitete sie als Textildesignerin und bildete sich zur Mediendesignerin weiter. Parallel dazu belegte sie mehrere Kalligrafiekurse. Seit 2003 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig, auch wenn sich das so mancher nicht so recht vorstellen kann. Ihr Atelier hat sie im ehemaligen Feuerwehrhaus den Humboldt-Städtchens Goldkronach. Andrea Wunderlich hat etwas zu erzählen von der unendlichen Ästhetik und Vielfalt der Form, des Reizes von Tusche auf Papier unterschiedlichster Art. Die Kulturpreisträgerin des Landkreises Bayreuth schafft Arbeiten, die einen ansprechenden Vers gestalten, ein stimmungsvolles Gedicht, ein Zitat, einen Bibelvers oder einen eigenen Text. Ob Haussegen über der Eingangstür, dekorative Urkunde, der Entwurf von Plakaten etwa für das Festival junger Künstler oder Pinselschrift auf der Wand, die freischaffende Künstlerin hat sich in eine Vielzahl historischer Alphabete eingearbeitet und möchte die Kalligraphie auch anderen weitergeben. Sie hat bereits an vielen internationalen Kalligrafie-Konferenzen, unter anderem in Chicago, Minnesota und Boston teilgenommen. Andrea Wunderlich hielt Vorträge bei der Internationalen Kalligrafieausstellung in St. Petersburg, das Museum für zeitgenössische Kalligrafie in Moskau beherbergt mehrere ihrer Arbeiten, Ausstellungen gab es nicht nur in Bayreuth oder Kulmbach, sondern auch in den Vereinigten Staaten, Russland oder in der Türkei. In Corona-Zeiten gibt sie auch schon mal Live-Seminare auf Instagram oder internationale Zoom-Workshops. In der Region ist die Künstlerin aus Goldkronach trotzdem regelmäßig anzutreffen. Andrea Wunderlich veranstaltet Kurse und Seminare für Anfänger und Fortgeschrittene, unterrichtet an der Fachoberschule in Bayreuth und war Dozentin der „Sommerakademie“ auf Schloss Frankenhaag. Unter dem Titel „Schreiben wie Wilhelmine“ gab sie Kurse an der Volkshochschule in Bayreuth und an der Weidenberger Schule hatte sie ihre Kunst als Wahlfach angeboten. Immer wieder wird sie auch von den verschiedensten Unternehmen gebucht, um etwa Schriftzüge oder Wandgestaltungen anzufertigen, so etwa in der Bier-Erlebnis-Welt der Brauerei Gebrüder Maisel in Bayreuth oder als Markenbotschafterin des Neumarkter Schreibgerätefabrikanten Online, für den sie sogar verschiedene Handlettering-Stifte mitentwickelt hat. Die nächste Ausstellung von Andrea Wunderlich ist für September 2021 in der Kunstgalerie am Alten Rathaus in Schwarzenbach an der Saale geplant. In ihrer eigenen Art hat sie sich dabei mit neuen Wortschöpfungen wie „Fake News“, Shit Storm“ beschäftigt. Bilder: „Mitmachen ist die letzte Option“ / Volkssänger im besten Sinn: Hans Söllner nimmt in Kulmbach kein Blatt vor dem Mund Kulmbach. Die Maskenpflicht, auch während seines Auftritts, hat er nicht verhindern können, einen Maulkorb aber konnte man ihm nicht verpassen. Nachdem sein Konzert Corona-bedingt schon zwei Mal verschoben wurde, gab es am Sonntag gleich zwei Auftritte von Hans Söllner in der Dr.-Stammberger-Halle. Nacheinander, zwei Mal vor jeweils rund 150 eingeschworenen Anhängern. Corona war dann auch das alles beherrschende Thema bei Söllner, der noch dazu aus dem angeblichen Corona-Hot-Spot Berchtesgadener Land kommt und dem es schon immer darum gegangen ist, Missstände drastisch anzuprangern. Und das tut er auch in Kulmbach. Er kritisierte die Corona-Politik auf Schärfste, wettert gegen die Obrigkeit, gegen die Staatsregierung und lässt kein gutes Haar an Söder und der CSU. Noch nie hatte Hans Söllner ein Blatt vor dem Mund genommen, auch wenn es ihm teuer zu stehen kam und er so manche Gage als Bußgeld dafür opfern musste. War es in früheren Jahren hauptsächlich der freie Marihuana-Konsum, für den er sich stark machte, so widmet sich der bayerische Freiheitskämpfer jetzt voll und ganz der Aktualität. Scherze gehören genauso dazu, wie ernste und nachdenkliche Töne. Freilich sollte man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, denn auch das Provozieren gehört für Söllner immer dazu. Und das funktioniert. Seine deftigen Bemerkungen zum Thema Corona haben gerade in den zurückliegenden Wochen immer wieder gehörig Staub aufgewirbelt. Allen Ernstes stellte die Süddeutsche die Frage, ob Söllner bei den Verschwörungstheoretikern gelandet ist, dabei findet man auch auf seiner Homepage („Heim-Seite“) eindeutige Statements gegen Rassismus Er hoffe ja inständig, dass dies alles nur eine Verschwörungstheorie ist und nicht die Wahrheit, sagt Hans Söllner. Die Politiker jedenfalls erfänden jeden Tag etwas anderes. Doch Mitmachen, so ruft er, das wäre die letzte Option. „Söllner: „Das ist nicht der Normalzustand und er darf es niemals werden.“ Freiwillig testen das kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage. Das sei genauso, als würde man einfach so einen Becher Urin bei der Polizei angeben. Überhaupt mit der Polizei hat er sich noch nie verstanden. Unter anderem wundert er sich, wie es sein kann, dass die Beamten trotz der ganze Krise noch immer Zeit für Radarkontrollen hätten. Dazwischen wird es aber auch immer wieder ganz ernst, wenn er bedauert, dass es offenbar keine Opposition mehr gebe. Auf keine Demonstration könne man mehr gehen, weil immer irgendeiner die Deutschlandfahne schwenkt. 70000 Alkoholtote pro Jahr in Deutschland, weitere 70000 Nikontinopfer pro Jahr, das alles sei ihnen völlig egal. „Aber dann wollen sie uns erklären, dass sie uns schützen möchten.“ Der Politik komme es seiner Ansicht nach nur darauf an, „uns gegeneinander aufzuhetzen“. Auf der einen Seiten seien die Guten, also die Denunzianten, auf der anderen Seite diejenigen, die vorsichtig sind. Söllner plädierte dafür, einen andere Weg zu finden: „Mit der Maske fängt es an, mit der Impfpflicht geht es weiter.“ Alles, was unser Leben ausgemacht habe, sei mittlerweile verboten worden. Und auch, wenn er erklärt, dass man doch einfach die Augen schließen soll |