Stephan Herbert Fuchs |
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Zeitgeist versus Zauberflöte / Umjubelte Opernpremiere am Theater Hof Hof. Es ist keine Zauberflöte, wie man sie kennt oder vielleicht erwarten würde. Kein Felsengebirge, keine sternengekrönte Königin der Nacht, nichts Romantisches, Idealistisches oder Magisches, alles das sucht man vergebens. Regisseurin Kerstin Steeb erzählt eine andere Geschichte, mit der am Samstagabend am Theater Hof die Spielzeit eröffnet wurde. Andere Bilder, andere Kostüme und sogar andere Dialoge, die von der Autorin Ivana Sokola verfasst wurden. Irrungen und Wirrungen spielen dabei eine große Rolle, Machtkämpfe, alle möglichen Konflikte, Naturzerstörung, Emanzipation: ganz schön viele Themen, die Kerstin Steeb in ihre Inszenierung gepackt hat und die sie letztlich dann doch immer nur anreißen kann. Gut, dass es die neuen, überaus gelungenen, logischen und schlüssigen Dialoge von Ivana Sokola gibt, die einen direkten Bezug zur Gegenwart herstellen und die nicht nur manches Handlungsdetail, sondern auch einige Dinge der Inszenierung klären. Zugegeben, so ganz zeitgemäß waren weder die Dialoge noch das Libretto von Emanuel Schikaneder ja schon längst nicht mehr. Allerding scheint es in der Produktion so, als habe der Zeitgeist über die Zauberflöte gesiegt. Da kommt einem so manches doch ein wenig aufgesetzt vor. Etwa wenn bei der Feuer- und Wasserprobe Videosequenzen von brennenden Urwäldern und überfluteten Dörfern auf die Bühne projiziert werden. Dem Zeitgeist geschuldet ist auch, wenn Monostatos plötzlich kein Mohr mehr ist, wie es im Libretto von Emmanuel Schikaneder steht, sondern mit extra weiß geschminkten Gesicht auftritt. Sogar seinen Text hat man geändert. Da wird aus dem „Schwarzen“ plötzlich ein „Fremder“. Und in dem Duett Pamina / Papageno heißt es plötzlich nicht mehr „Mann und Frau und Frau und Mann“, sondern auch „Mann und Mann, reichen an die Gottheit an“. Das alles sind freilich nur Lappalien. Denn davon abgesehen bieten das Produktionsteam und die Mitwirkenden drei Stunden lang bestes Regietheater. Bei Bühnenbildner Jan Hendrik Neidert beginnt die Handlung in einer zerstörten Welt. Von Natur kaum noch eine Spur, stattdessen überall Zivilisationsschrott, Asche und Brandspuren. Als Gegenpart dazu wird Sarastros Welt komplett durchtechnisiert, bis hin zum E-Roller, gezeigt, hell beleuchtet, steril, desinfiziert und klinisch rein. Erstaunlich ist auch, was die Technik des Hofer Theaters so alles hergibt. Dirigent Ivo Hentschel, der die Zauberflöte schon an vielen Theatern geleitet hatte, lässt sich von all dem nicht beeinflussen. Seine Interpretation ist absolut geradlinig. Die Hofer Symphoniker musizieren wunderbar ausbalanciert, der Chor singt mit Liebe zum Detail. Ivo Hentschel charakterisiert jeden einzelnen Protagonisten punktgenau. Forsch in den Tempi, voller Dramatik, mit schlankem und gebündeltem Klang schon in der Ouvertüre. Stimmlich absolut souverän und hervorragend disponiert agieren sämtliche Solisten. Das Vokalensemble ist bestens aufeinander abgestimmt. Allen voran Minseok Kim. Er gibt den Tamino mit heller, schlanker Stimme, in der sich jede Menge Verzagtheit und Emotion widerspiegeln. Er ist der einzige, dem die Kostümbildnerin Lorena Diaz Stephens Straßenkleidung mit Kapuzenpulli und Turnschuhen verpasst hat, alle anderen Protagonisten haben Fantasiekostüme an. Stimmlich auf voller Höhe verkörpert Sophie Magdalena Reuter eine lyrisch-intensive Pamina. Lebhaft, stimmlich ohne irgendwelche Probleme und mit jeder Menge Komik gibt Andrii Chakov den Papageno. Da ist Henriette Schein als Papagena die absolute Idealbesetzung dazu. Es ist nicht die längste, aber bestimmt die schwerste Partie: Glockenrein intoniert Laura Braun die Koloraturen der Königin der Nacht, in den ruhigen Teilen kann sie durch eine lyrische Stimmführung überzeugen. Michal Rudzinski singt den Sarastro mit kernigem, warm timbriertem Bass und Markus Gruber gibt den Monostatos. In weiteren Rollen sind Thilo Andersson und Kwanghun Mun als die beiden Geharnischten, Stefanie Rhaue, Marta Mika und Inga Lisa Lehrt als die drei Damen der Königin sowie Masako Iwamoto-Ruiter, Dong-Joo Kim und Annett Tsoungui als „Genien“ zu erleben. In konventionellen Inszenierungen werden die „Schutzgeister“ durch Knabensoprane verkörpert. Am Ende gibt es großen Jubel für alle Mitwirkenden, auch für das Regieteam. Sogar das komplette Orchester erscheint auf der Bühne. Die Zauberflöte steht bis Ende Oktober noch sechs Mal auf dem Spielplan (27. und 30. September, sowie 8., 13., 15., und 29. Oktober). Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr, lediglich am 29. Oktober fängt die Aufführung schon um 18 Uhr an. Ein Gastspiel gibt es am 5. Oktober um 19.30 Uhr im Rosenthal-Theater in Selb. Große Gefühle und große Namen / Dreifachmatinee zur Spielzeiteröffnung am Theater Hof
Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ hat am kommenden Samstag, 23. September um 19.30 Uhr, in der Inszenierung von Kerstin Steeb Premiere. Wer eine romantisierende, verkitschte „Zauberflöte“ erwartet, der wird bestimmt enttäuscht werden. Regisseurin Steeb und di beiden Bühnen- und Kostümbildnern Lorena Diaz Stephens und Jan Hendrik Neidert sprachen bei der Matinee von Elementen der Naturzerstörung, des Generationenkonflikts, vom Kampf um die Macht. All das will das Produktionsteam in einem apokalyptisch anmutenden Bild auf die Bühne bringen. Das Besondere daran ist, die junge Autorin und vielfache Literaturpreisträgerin Ivana Sokola hat dazu eine Neufassung der Dialoge geschrieben, die einen direkten Bezug zur Gegenwart herstellen wird. Man darf also gespannt sein. Von Mozart zu Shakespeare ist der Weg weit kürzer, als man denkt. Das wurde jedenfalls im Gespräch mit Reinhard Friese, dem Intendanten des Theaters Hof deutlich, der den „Hamlet“ neu inszeniert hat. Premiere ist am 7. Oktober um 19.30 Uhr ebenfalls im Großen Haus. Auch hier geht es nach den Worten des Intendanten und Regisseurs um Generationenkonflikte, um Liebe und Rache. Parallelen zur „Zauberflöte“ sind nicht zu übersehen. Bemerkenswert ist es, dass Reinhard Friese nicht auf die allgemein gebräuchliche Übersetzung des Shakespeare-Textes von August Wilhelm Schlegel zurückgreift, sondern auf die des zeitgenössischen Literaten Frank Günther. Bemerkenswert, so verspricht es der Intendant, soll auch die Fechtszene am Schluss sein, nicht mir klassischen Schwertern, sondern mit Katananen, also japanischen Samurai-Schwertern. „Die Fechtszenen haben sie so noch nie gesehen“, versprach der Intendant. Bleibt noch die dritte Premiere mit Webbers Ein-Personen-Musical „Tell me on a sunday“. Premiere ist am kommenden Sonntag, 24. September um 19.30 Uhr im Studio des Theaters. Das Musical selbst ist relativ unbekannt, einzelne Titel daraus sind längst um so bekanntere Popsongs geworden. Der „Unexpected Song“ beispielsweise, das Titellied „Tell me on a Sunday“ oder „Take that look of your face”, ein Lied, das es sogar in die Charts geschafft hatte. In dem ursprünglich als TV-Special konzipierten Stück geht es um die Suche nach der großen Liebe quer durch Amerika. Inszenieren wird Florian Lührsdorf, die musikalische Leitung hat Rebecca Lang übernommen, spielen und singen wird Cornelia Löhr. Sie war s auch, die bei der Matinee den Reigen der musikalischen Kostproben mit dem Song „Ein rätselhaftes Lied“ („Unexpected Song“) eröffnet hatte. Aus der „Zauberflöte“ gab es eine Arie und dem Duett mit den Solisten Sophie Magdalena Reuter, Andrii Chakov und Minseok Kim. Eine Szene aus dem „Hamlet“ spielten Carolin Waltsgott und Oliver Hildebrandt. Bild: Mit einer Szene aus der Tragödie „Hamlet“ von William Shakespeare machten Carolin Waltsgott und Oliver Hildebrandt bei der Matinee am Sonntag im Theater Hof Lust auf die Premiere, die am 7. Oktober stattfindet. Verwirklichung des europäischen Gedankens durch Verständigung und Vernetzung / Cornelia Morsch vertrat Kulmbach beim EU-Network-Symposium in der Partnerstadt Rust
„Es ist schon eine Auszeichnung, dort eingeladen zu werden“, freute sich Cornelia Morsch. Immerhin handle es sich bei EU-Art-Network um eines der wichtigsten Symposien im Burgenland und die Kulmbacherin durfte die Farben der Partnerstadt schon zum zweiten Mal vertreten. Oberstes Ziel ist die Verwirklichung des europäischen Gedankens durch Verständigung und Vernetzung. Der Titel geht dabei auf ein Buch des Ökonomen Ernst Friedrich Schumacher zurück, in dem er den Raubbau an den Ressourcen kritisiert. Bei der Veranstaltung steht die internationale zeitgenössische Kunst aus den verschiedensten Sparten im Vordergrund. So nahm auch ein Video-Künstler aus Spanien, ein Land-Art-Künstler aus Kroatien und eine Malerin aus Polen daran teil. Cornelia Morsch spricht von einem echten Ereignis. Sogar das österreichische Fernsehen hatte in einem langen Beitrag, der in der Mediathek des ORF noch immer zu sehen ist, darüber berichtet. Zehn Tag lang sei intensiv gearbeitet worden. „Es war ein Klima der Wertschätzung und des Miteinanders“, so die Malerin. Einheimische und Gäste der Stadt hatten die Möglichkeit, den Künstlern beim Arbeiten über die Schulter zu blicken. Zum Abschluss gab es eine Ausstellung im Seehof von Rust. Die Schau wird demnächst auf Tour durch mehrere europäischen Länder gehen. Aufgrund der Kulturpartnerschaft, die das österreichische Burgenland mit der Stadt Bayreuth unterhält, werden sämtlicher Werke demnächst auch in Bayreuth gezeigt. Cornelia Morsch zeichnete beim Symposium mit feinem Strich auf 30 mal 30 Zentimeter großen Holztafeln. Was auf dem ersten Bild mit dem Titel „Am Ende der Spitze“ wie ein Wurzelfragment aussieht, verändert sich auf dem zweiten Blick zum Wolkenkratzer und gibt weiterer Betrachtung neue Einblicke frei. Das Thema „small ist beautiful“ sei von anderen Teilnehmern aber teilweise auch ganz anders umgesetzt worden. Wolfgang Horvath, der künstlerische Kurator der Ausstellung interpretierte es politisch und sah darin das „Ende der Unendlichkeit“. Michaela Schwarmann aus Eggolsheim skizzierte die Hände sämtlicher Teilnehmer und setzte die Skizzen mit Faden und Nähmaschinen auf einem Fries künstlerisch um. Gudrun Schüler aus Bayreuth widmete sich mit zarten Tuschzeichnungen verschiedenen Kleinoden, die jeder besitzt, die nur für ihn wichtig sind und die einen Gegenpol zum überbordenden Konsumverhalten bilden sollen. Die Ausstellung mit einer Auswahl der Werke aus dem EU-Art-Network-Symposium Rust aus den Jahren 2020 bis 2023 wird am 4. Oktober um 18 Uhr in der Ausstellungshalle des Neuen Rathauses in Bayreuth eröffnet. Sie ist dort bis zum 27. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag jeweils von 9 bis 17 Uhr, Freitag von 9 bis 15 Uhr. Bild: „Small ist beautiful“: die Kulmbacher Malerin Cornelia Morsch beim EU-Art-Symposium in Rust. Foto: Bassam Halaka Völkerverbindung durch Kunst / Europa-Symposium Thurnau: Hochkarätige Werkschau im Töpfermuseum eröffnet
Das Motto „Kunst baut Brücken“ sei nach wie vor hochaktuell, sagte Manfred Gareis bei der Vernissage. Vielleicht sogar aktueller als je zuvor, wenn man auf die derzeitigen Geschehnisse blicke. Sämtliche Künstler seien überaus motiviert nach Thurnau gekommen und hätten hier frei, das heißt, ohne thematische Vorgaben, arbeiten können. Lediglich die Bildhauer seien schon einige Tage vorher angereist und sich im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt eingerichtet. Die Maler arbeiteten fast alle im Schloss, in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte. Martin Auer aus Würzburg beispielsweise. Er war zum ersten Mal dabei, war mit dem Wohnmobil angereist und hatte seinen Hund Moreno mitgebracht. Ebenfalls zum ersten Mal in Thurnau war auch Holger Ritzhaupt aus Röthlein bei Schweinfurt. Genauso wie Auer ist auch er Bildhauer und arbeitet mit fränkischem Sandstein. Ein Dauergast ist dagegen Rudolf Schneidmadel, der nicht nur fränkischen Sandstein, sondern auch spanischen Marmor mitgebracht hatte. Lokalmatador ist Michael Sauer. Ihm gehört der Skulpturengarten, in dem die Bildhauer arbeiteten. Sein Werk in der Ausstellung heißt „Die diebische Elster“ und ist ein absoluter Blickfang. Bleibt noch Florian Tully aus Gerolzhofen, der seit vielen Jahren immer wieder nach Thurnau kommt und schon viele Bildhauerkollegen mitgebracht hat.
Die Liste der Maler führt mit Doris Bocka ebenfalls eine Lokalmatadorin an. Sie stammt aus Kasendorf und arbeitet, wie fast alle beteiligten Maler mit Acryl auf Leinwand. Einzige Teilnehmerin aus Polen war Iwa Kruczkowska, die ganz experimentell arbeitet, sich an Zen-Gärten orientiert und so künstlerische Ruheinseln schaffen möchte. Zum ersten Mal dabei war Denisa Ruzičová aus Franzensbad. Ihr großformatives Werk trägt den Titel „Loslassen“. Nicht an der Vernissage teilnehmen konnte Jan Samec. Er musste früher abreisen, seine abstrakten Naturerlebnisse sind aber ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Weil er nicht persönlich anwesend sein konnte, hatte er eine Botschaft hinterlassen, die Manfred Gareis verlas: „Thurnau ist Gemütlichkeit und Inspiration, wie ich sie kaum woanders finde“, so schrieb Jan Sammer.
Ins Leben gerufen haben das Symposium vor 14 Jahren die beiden Bildhauer Albrecht Volk und Michael Sauer. Einen Großteil der Ausgaben stemmt der Förderverein neben dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und Sponsoren wie der Sparkasse Kulmbach-Kronach, dem Landkreis Kulmbach und mehreren privaten Geldgebern. Bilder: Poetisch, packend und perfekt / Wahnfried-Konzert der Freunde Bayreuths mit Kateryna Titova – Programmänderung wegen Drohungen gegen ukrainische Pianistin
Einzig ein wenig getrübt war die Stimmung durch eine unerwartete Programmänderung. Die ursprünglich vorgesehenen „Bilder eine Ausstellung“ des russischen Komponisten Modest Mussorgsky waren kurzfristig abgesetzt worden, da die ukrainische Pianistin „aus radikal ukrainischen Kreisen“ Drohungen erhalten hatte, so der Direktor des Richard-Wagner-Museums Sven Friedrich. „Wir haben uns entschlossen, das Programm zu ändern, um Kateryna Titova und ihre Familie zu schützen“, sagte Friedrich und äußerte sein großes Bedauern. Die Pianistin spielte stattdessen Ludwig van Beethovens “Sonata quasi una fantasie” Nr. 2 op. 27 („Mondscheinsonate) und Frederic Chopins Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23. Doch zuvor gab es Musik von Domenico Scarlatti. Ein ganzes Universum unterschiedlichster Stimmungen und Gefühlswelten hatte Scarlatti, Zeitgenosse von Bach und Händel, in seinen über 500 (!) Sonaten hinterlassen. Kateryna Titova entschied sich für die beiden d-Moll-Sonaten K 213 und K 9, sowie für die beiden Sonaten h-Moll K 27 und A-Dur K 212. Sie präsentiert sich dabei gleich zu Beginn als ideale Interpretin, voller rhythmischer Raffinesse und mit einem großen Farbenreichtum. Elegant perlt ihr Anschlag auf Wagners Steinway und technisch überaus perfekt macht Kateryna Titova aus den auf den ersten Blick relativ unspektakulären Kompositionen echte Meisterwerke. Ein Synonym für Meisterwerke ist der Name Frédéric Chopin. Von ihm hatte Kateryna Titova neben der Ballade Nr. 1 das Scherzo Nr. 1 op. 20 auf das Programm gesetzt. Punktgenau, virtuos, dramatisch und packend klingt Chopin bei der ukrainischen Pianistin. Sie spielt völlig unangestrengt, aber nie mechanisch, einfach brillant und stets makellos. Für unbändiges Virtuosentum steht auch Franz Liszt. Von ihm gab es die Consolation Nr. 3 und die Ungarische Rhapsodie E-Dur S 244/10. Kateryna Titova steht auch hier für Perfektion, die aber nie langweilig wird, sondern aufgrund der gewählten raschen Tempi stets herausfordernd emotional klingt. Bei Ludwig van Beethovens „Sonata quasi una fantasia” Nr. 2 op. 27 klingt Kateryna Titova kultiviert, unprätentiös und doch aufregend. Fein phrasiert und artikuliert sowie klar formuliert erweist sich die Pianistin als Poetin am Klavier, der scheinbar alles mühelos geling und für die kaum eine Komposition eine echte Herausforderung sein dürfte. Kateryna Titova wurde schon bei rund zwanzig internationalen Klavierwettbewerben mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem in San José, Manchester, Madrid und in Dresden. Sie hatte mit fünf Jahren begonnen, Klavier zu spielen und erhielt ihre Ausbildung in Charkow und am Staatlichen Tschaikowsky-Konservatorium Moskau. Ab 2001 setzte sie ihre Studien in Deutschland fort. Als Solistin und Kammermusikerin trat sie bereits in ganz Europa, Russland, der Ukraine, China und in den USA auf. Bild: Gefragte Pianistin aus der Ukraine. Bei einem Klavierabend der Gesellschaft der Freunde Bayreuths gastierte Kateryna Titova im Saal des Hauses Wahnfried. Produktives kreatives Arbeiten in alten Mauern / Noch bis Sonntag: 16 internationale Bildhauer und Maler beim Europa-Symposium in Thurnau
„Alle, die sich angemeldet haben, sind dabei“, sagt Professor Dr. Dr. Manfred Gareis, der als Vorsitzender an der Spitze des Fördervereines Europa-Symposium Thurnau e.V. steht. Auch er hebt die ganz besondere Atmosphäre hervor, die an den beiden Wirkungsstätten der Künstler, dem Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt und die Räume des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Unteren Schlosshof, herrscht. Gerade sind wieder zwei Spaziergänger auf die Bildhauer aufmerksam geworden, neugierig blicken sie den Bildhauern über die Schulter und kommen schnell ins Gespräch. „Das ist es, was das Besondere an unserem Symposium ausmacht“, so Manfred Gareis. Er arbeite hier aus purer Freude, „aus Lust und Liebe“, sagt Michael Sauer, um den finanziellen Erlös gehe es ihm nicht. Er gehört zu den Gründervätern des Symposiums, kommt eigentlich aus Berlin, hat aber seit mittlerweile 40 Jahren auch einen Wohnsitz in Thurnau. Sein Skulpturengarten am Oberen Markt ist während des gesamten Jahres ein echter Blickfang. Ihm geht es darum, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und mit dem Material Stein gestalterisch zu arbeiten. Der Stein hat es allen angetan. Florian Tully aus Gerolzhofen hat einen 250 Millionen Jahre alten Marmor aus Serbien mitgebracht, aus dem er eine weibliche Form herausarbeitet. „Ich bin Halbprofi“, sagt er bescheiden. Er ist Inhaber eines Steinmetzbetriebes und auch als Sachverständiger für Naturstein tätig. Besonders schätzt er den Austausch mit den Künstlerkollegen: „Da kommst du auf Dinge, die du allein gar nicht entwickeln könntest.“
Seinen Hund Moreno hat Martin Auer aus Würzburg mitgebracht. Der Lärm und der Staub machen ihm nichts aus. Sonst arbeitet er mit fränkischem Muschelkalk, diesmal hat er aber ebenfalls einen Sandstein dabei, aus dem er einen stilisierten Torso herausarbeiten möchte. „Stein muss man mit den Händen greifen, Stein muss man berühren“, sagt er, ansonsten bekomme man kein Gefühl dafür. Ein ganz eigenartiges Material hat sich schließlich Tomas Dolejs aus Karlsbad ausgesucht. Er ist mit seinen Stahlarbeiten schon zum 6. Mal in Thurnau dabei und arbeitet gerade an einer sitzenden Frauenfigur auf einem gläsernen Wehr. Sein ganzes Atelier habe er mit seinem Pick-Up mitgebracht und wenn man ihm so zusieht, wird klar, welche körperliche Schwerstarbeit er da gerade verrichtet. Mit Lokalmatadorin Doris Bocka aus Kasendorf, die mittlerweile im Nachbarlandkreis Bayreuth zu Hause ist, Anna Vančátová aus Karlsbad und Jan Tichy aus Prag haben am Oberen Markt auch drei Maler ihr temporäres Atelier aufgeschlagen. Anna freut sich über das perfekte Licht und die wunderbare Arbeitsatmosphäre. „Das alte Gemäuer hier hat schon einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Arbeit“, sagt Doris Bocka. Sie hat alte Kinderfotos aus ihrem Familienalbum dabei und setzt sie auf ihren Leinwänden fantasievoll um. Auch das Schloss, in dem die restlichen Maler arbeiten, ist ein altes Gemäuer, doch die Räume im Institut für fränkische Landesgeschichte sind top-saniert. Hier arbeitet beispielsweise Volker Wunderlich aus Goldkronach. Er ist als 2. Vorsitzender des Fördervereins Europa-Symposium Thurnau e.V. Mitorganisator und als solcher gerade am Telefonieren. Trotzdem ist auch er kreativ tätig. „Ich mach gerade ´verschiedene abstrakte Sachen, ohne konkretes Ziel“, sagt er. Ein Blick auf den Tisch vor ihm zeigt, dass er aber schon recht kreativ war.
Ins Leben gerufen haben das Symposium vor 14 Jahren die beiden Bildhauer Albrecht Volk und Michael Sauer. Einen Großteil der Ausgaben stemmt der Förderverein neben dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und Sponsoren wie der Sparkasse Kulmbach-Kronach, dem Landkreis Kulmbach und mehrere privaten Geldgebern. Die Ergebnisse des 14. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 27. August vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 27. August um 11 Uhr statt Bilder: Brückenschlag zur bildenden Kunst / 14. Europa-Symposium Thurnau beginnt am 21. August
Die Bildhauer treffen in diesen Tagen ein, denn sie brauchen länger, um ihre Ideen zu verwirklichen. Während die Maler im Schloss in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte und im Unteren Schlosshof ihr temporäres Atelier einrichten, haben die Bildhauer im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt ihre Werkstatt. „Mit dem Symposium wollen wir eine Brücke zu unseren tschechischen Nachbarn schlagen“, sagt Manfred Gareis, der seit vier Jahren als Vorsitzender an der Spitze des Fördervereines Europa-Symposium Thurnau e.V. steht. Ein weiteres Ziel soll es aber auch sein, Kunst transparenter zu machen und in die Öffentlichkeit zu tragen. So haben alle Künstler nichts dagegen, wenn ihnen interessierte Thurnauer oder auch Gäste des Marktes über die Schulter blicken, um die Entstehung der Steinarbeiten und Gemälde in Echtzeit zu verfolgen. Im Gegenteil: Auf diese Art und Weise soll noch eine weitere Brücke geschlagen werden, eine Brücke zwischen Kunst und Gesellschaft. „Das Europa-Symposium ist für uns mittlerweile liebgewordene Tradition“, sagt Manfred Gareis. Das Motto „Kunst baut Brücken“ habe über die Jahre nichts an Bedeutung verloren. „Im Gegenteil, die Beziehungen mit den europäischen Nachbarn zu stärken und gut zu gestalten ist zwischen den Künstlern völlig problemlos umsetzbar, sie haben damit Vorbildfunktion für uns alle.“ Der Förderverein kümmert sich um die komplette administrative Abwicklung der Veranstaltung. Das fängt bei der Bereitstellung von Leinwänden, Sandsteinen und Arbeitsmaterialien an und hört bei der Unterbringung der Künstler in Thurnau noch lange nicht auf. „Wir schaffen die Rahmenbedingungen dafür, dass eine Woche lang künstlerisch kreativ gearbeitet werden kann, sagt Manfred Gareis. Auch einen gemeinsamen Grillabend mit Bier und Bratwürsten wird es geben und sogar ein Besuch der Limmersdorfer Lindenkirchweih ist geplant. Ins Leben gerufen haben das Symposium vor 14 Jahren die beiden Bildhauer Albrecht Volk und Michael Sauer. Mit dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds hatte man schnell einen interessierten Geldgeber mit im Boot, der für rund 50 Prozent der Kosten aufkommt. Alle weiteren Ausgaben tragen die Sparkasse Kulmbach-Kronach, der Landkreis Kulmbach und mehrere private Sponsoren. In ihren Arbeiten sind die beteiligten Künstler völlig frei. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt auf Empfehlung, einzige Bedingung, es muss eine künstlerische Ausbildung vorliegen. Eine Besonderheit wird es auch in diesem Jahr wieder geben: eine Sozialaktion für traumatisierte Kinder, die mit ihren Müttern in der Fachklinik in Hutschdorf untergebracht sind. Zwei der beteiligten Künstler sollen sich einen ganzen Tag lang um die Kinder aus Hutschdorf kümmern, mit ihnen kreativ tätig werden und vor allem viel Spaß haben. Diese Aktion wird von der Adalbert-Raps-Stiftung gefördert. Die folgenden Künstler nehmen n diesem Jahr am Europa-Symposium in Thurnau teil: Thomás Doleyš, Jan Samec und Anna Vančátová (alle aus Karlsbad), Anna Schumacher und Jan Tichy (beide aus Prag), Denisa Ruzičová (Bayreuth/Franzensbad), Iwa Kruczkowska (Krakau), Martin Auer (Würzburg), Doris Bocka (Bindlach), Holger Ritzhaupt (Röthlein), Michael Sauer (Berlin/Thurnau), Rudolf Schneidmadel (Ebelsbach), Florian Tully und Albrecht Volk (beide aus Hallstadt), Volker Wunderlich (Goldkronach) sowie Thomas Winkler (Pegnitz). Die Ergebnisse des 14. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 27. August vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 27. August um 11 Uhr statt Bild: Die Arbeitsmaterialien liegen bereit, das 14. Europa-Symposium in Thurnau kann beginnen. Strahlende Blechbläser mit lupenreinem Sound / Festival Junger Künstler gastierte in der Himmelkroner Stiftskirche
Himmelkron. Musik ist Gottesdienst, weil sie die Kirche zum klingenden Raum macht. Bei der festlichen Bläserserenade am Mittwochabend in der evangelischen Stiftskirche Himmelkron wurde das einmal mehr deutlich. Ziel des Festivals Junger Künstler in Bayreuth ist aber immer auch der Gedanke der Humanität. Musik verbindet, weil sie die Sprache hinter der Sprache ist. Das wiederum machten Dozenten, Solisten und die Teilnehmer der Sommerakademien der World & European Brass Association beim Konzert des 73. Festivals unter der musikalischen Leitung von Otto Sauter (Trompete) und Dariusz Mikulski (Horn) erlebbar. Die atemberaubende Klangpracht der Trompete in verschiedensten Facetten von intimen Soli über höfische Kammermusik zum galanten Stil: der Schwerpunkt bei den Blechbläsern lag in diesem Jahr auf der Wiederaufführung unbekannter barocker Werke. Doch nicht nur. Da gab es das Trompetenkonzert des nahezu in Vergessenheit geratenen frühen Klassikers Luigi Otto, meisterhaft musiziert von Otto Sauter, zwei Gesangsnummern mit der bestens aufgelegten polnischen Mezzosopranistin Aleksandra Gudzio und zwei ukrainische Volksweisen. Wunderbar musiziert wurde das alles von Otto Sauter auf der Piccolo-Trompete, Dariusz Mikulski am Horn und Andriy Ilkiv an der Trompete. Unterstützt wurden sie vom Ensemble der World & European Brass Association mit Teilnehmern aus dem Iran, Italien, Mexiko, Österreich, Polen, der Türkei und aus Deutschland. Sie alle überzeugten mit einem durchwegs kultivierten und einfühlsamen, von rundem und warmen Ton geadelten Spiel in der wunderbaren Akustik der Stiftskirche. Schon der Beginn mit einer Canzone des Hallensischen Hofkapellmeisters Samuel Scheidt überzeugte das Ensemble mit einer Mischung aus galantem Stil, Melodienseligkeit und beschwingtem Flair, raffiniert musiziert abwechselnd aus dem Altarraum und von der Orgelempore. Im Mittelpunkt stand das berühmte zweite Hornkonzert in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, musiziert von Dariusz Mikulski, ein international gefragter Solist und Dirigent, der exzellent virtuos musizierte. Da fiel es kaum auf, dass kein Orchester gegenwärtig war, sondern Nataliia Ilkiv am E-Piano den orchestralen Part übernahm. Beide pflegten einen kultivierten, eleganten Ton, ohne auf die typischen Kontraste der Komposition zu verzichten. Eingerahmt wurde das Hornkonzert von einer der berühmtesten Arien von Georg Friedrich Händel, „Lascia ch´io pianga“ aus seiner Oper „Rinaldo“, sowie dessen Bravourarie „Destero dall empla dite“, gesungen von der international gefragten Aleksandra Gudzio. Jugendlich frisch und trotzdem exzessiv in der Stimmführung trumpft die Mezzosopranistin auf, begleitet von fast einem Dutzend Trompetern und Hornisten. An den Schluss des offiziellen Teils setzte das Ensemble mit der Komposition „Gabriels Oboe“ ein unbekanntes Werk des bekannten Ennio Morricone. Das 73. Festival junger Künstler steht bin diesem Jahr unter dem Generalthema „Rituals“. Es will mit seinen Workshops, Konzerten und Events zwischen Freunden und Gästen aus aller Welt vermitteln. So geht es in diesem Sommer mit den schönsten Künsten „zeitgemäß & zeitlos“ auf eine sinnliche Reise durch die reiche Welt der „Rituale“ und ihrer Klänge. In der Begegnung Künstlern aus vielen Ländern und Kulturen soll in einer immer unübersichtlicheren Welt gemeinsam das „Fremde“ vertrauter gemacht und das „Eigene“ neu erfahren werden. 520 Teilnehmer aus mehr als 30 Nationen arbeiten im Rahmen des Festivals an 35 künstlerischen Projekten und Workshops. Sie bringen über 80 Veranstaltungen auf die Bühne, Barockmusik und Klassik, Neues und Weltmusik. Bild: Die Mezzosopranistin Aleksandra Gudzio und die Teilnehmer der Sommerakademie der World & European Brass Association musizierten in der Himmelkroner Stiftskirche bei einer Serenade des Festivals Junger Künstler. Ein Kulmbacher in Bamberg / Multitalent Andreas Woitzik zeigt ein „Best of“ seiner Zeichnungen und Illustrationen
Andreas Woitzik zeichnet nicht nur zum Spaß. viel mehr muss er sein kreatives Denken auch gestalterisch umsetzen. Ausdrucks dafür findet es auf mehreren Kanälen. Etwa durch seine Rapmusik. Sein Lieblingsmedium allerdings sind Tinte und Aquarellfarben. Ohne Skizzenbuch ist Andreas Woitzik praktisch nie zu sehen. Dies spiegelt sich natürlich auch in seinen Bildern wieder. Es sind Stadtszenen in die der Künstler alles einfließen lässt, was im Moment des Zeichnens passiert. So könne es schon mal passieren, dass beiläufig ein zwei Passanten innerhalb von wenigen Sekunden in ein Bild integriert werden, erklärt er. Andreas Woitzik geht es nicht darum, die Umwelt Wahrheitsgetreu zu erfassen, das findet der Illustrator eher langweilig. Ein blauer Bamberger Dom mit komplementär passenden orangegelben Himmel stimmen da mehr zu seiner Fasson. „Vor allem möchte ich Geschichten erzählen“, sagt er. Deshalb arbeitet Andreas Woitzik auch an zwei Büchern, die er sowohl schreibt, als auch zeichnet. Andreas Woitzik zeichnet Auftragsarbeiten für Unternehmen und Privatpersonen. Seiner Instagram-Seite zu Folge scheint es keine Begrenztheit in der Umsetzung der Aufträge zu geben. Sein Spektrum reicht von Illustrationen für Bücher und Flyer, über Portraits, Tiere bis hin zu Logos für Marken und vieles mehr.
Wer sich gerne ein genaueres Bild von Andreas Woitziks schaffen machen möchte hat ab den 15. August dazu die Gelegenheit. Im Café Marle in der Oberen Sandstraße 6 in Bamberg startet an diesem Tag seine Ausstellung, die bis zum 10. September ein „Best of“ der Zeichnungen der letzten beiden Jahre zeigen wird. Bild: Ein Kulmbacher in Bamberg: Andreas Woitzik zeigt in einer Einzelausstellung Beispiele seines kreativen Schaffens. Star der Singer-Songwriter-Szene / Rebekka Bakken auf der Trebgaster Naturbühne
Da wird schnell klar, diese Frau kann alles, aber eben auf Ihre Art und Weise: auf das Wesentliche reduziert, fast schon minimalistisch und doch irgendwie so, dass man den jeweiligen Titel gleich wieder erkennt. Die 53-Jährige ist eben Musikerin durch und durch.
Rebekka Bakken wurde nahe Oslo geboren, lernte zunächst Violine und Klavier, bevor sie noch im Teenageralter zu singen begann. Über lokale Bands gelang ihr der Einstieg in die Szene. Mehr und mehr sammelte sie erste Erfahrungen in der Singer-Songwriter-Szene. 2003 veröffentlichte sie ihr erstes Solo-Album. Als Vorbilder nennt die mehrfache Preisträgerin des German Jazz Awards Johnny Cash, Miles Davis, Bob Dylan und auch Prince. Ein wenig schade ist es schon, dass sie nach exakt 90 Minuten ohne Pause den Abend beendet. Gut, drei Zugaben gibt es. Zuhören hätte man noch lange können. Bilder: Weltstar auf der Naturbühne: Rebekka Bakken in Trebgast. Poesie und Popmusik: Pippo Pollina in Helmbrechts / Lieder mit Botschaft - für den Frieden und gegen den Krieg
Die Songs von Pippo Pollina, mit denen er es auch immer wieder mal in die Charts geschafft hat, berühren, auch wenn wohl die Italienisch-Kenntnisse der meisten Zuhörer eher rudimentär sein dürften. Nur wenige Finger gehen hoch, als er gleich zu Beginn die Frage stellt, wer des Italienischen mächtig ist. Er trifft trotzdem mit dem einen oder anderen Lied mitten ins Herz, weil die Musik anspricht, seine Stimme emotional und kraftvoll erklingt und die Texte einfach so poetisch klingen, so wie beim Sommerhit „Mare, Mare, Mare“ oder bei „Caminando“.
Wenn Pippo Pollinas Musik berührt, dann liegt das auch an den fabelhaft präsenten Musikern, die er mit nach Helmbrechts gebracht hat: Fabrizio Giambanco (Schlagzeug, Percussion), Edoardo Musumeci (elektrische und akustische Gitarre), Roberto Petroli (Flöte, Saxofon, Klarinette), Gianvito Di Maio (Keyboards, Akkordeon, Gesang) und Mario Rivera (E-Bass, Kontrabass, Gesang). Sie alle sind Vollblutmusiker, die sich blind verstehen und die trotz der Hitze im Bürgersaal alles geben.
Sogar einen Roman („Der Andere“) hat er geschrieben, während der Pandemie. Nach der Pause wird das Konzert kurzzeitig zur Lesung und Pippo Pollina rezitiert aus der deutschen Übersetzung ein Kapitel. Heute lebt er in der Schweiz. Pippo Pollina hat mittlerweile 30 Alben veröffentlicht, die es alle am Fanstand gibt und die er schon während der Pause gutgelaunt signiert. Pippo Pollinas Engagement gegen Machtmissbrauch und Korruption bestimmt noch immer seine künstlerische Existenz.
Bilder: Der sizilianische Songpoet und Popmusiker Pippo Pollina bei seinem Auftritt bei den Kulturwelten im Bürgersaal von Helmbrechts. Kunst an der frischen Luft / Doris Bocka zum Malersymposium in das österreichische Burgenland eingeladen
„Plein Air“, das bedeutet in Künstlerkreisen so viel wie Malen an der frischen Luft. Malen live vor Ort und dabei alle Stimmungen und Eindrücke mitnehmen, die sich anbieten, dafür ist das Burgenland wie kaum ein anderer Ort geeignet. „Wir haben fast eine Woche lang von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gearbeitet“, sagt Doris Bocka. Wir, das sind sieben Maler, sechs aus Österreich und eben Doris Bocka. Mit dabei waren in der österreichischen Kunstszene relativ bekannte Namen wie Jay Finger, Gottfried Laf Wurm, Michaela Mair, Gerti Velich, Annemarie Lukowitsch und Florian Stolle. Die Ergebnisse sind aktuell noch in einem zum Ausstellungsraum umfunktionierten Eisenbahnwaggon in Wallern bis Ende August zu sehen und sollen danach auch an anderen Orten gezeigt werden. „Die Landschaft im Burgenland ist einzigartig und atemberaubend“, wird Doris Bocka in der österreichischen Presse zitiert. Zurück in Oberfranken schwärmt sie noch immer von der sensationellen Weite der Steppenlandschaft rund um den Neusiedler See. Festgehalten hat sie die eigenwilligen Dörfer, die schmucken Barockfassaden und die berühmten weißen Esel aus dem Burgenland in verschiedenen Techniken in insgesamt einem Dutzend Bildern. Auch über die Künstlerkollegen, von denen jeder und jede eigene Erfahrungen und Techniken mit an den Seewinkel brachten, kann sie nur Gutes berichten: „Es war ein toller Austausch mit unglaublich bereichernden Begegnungen.“ Veranstalter des Symposiums war die burgenländische Gemeinde Wallern, der dortige Tourismusverein und die Gastronomenfamilie Gabi und Hans Tauber. Früher habe es dort viele Künstler gegeben, die sich zur Sommerfrische im Burgenland niedergelassen hatten. Diesen Gedanken wollten die Initiatoren wieder aufgreifen und dafür sorgen, dass Kunstschaffende in die Region kommen. Nach der Corona-bedingten Zwangspause sei das jetzige Symposium für alle Beteiligten ein gelungener Neustart gewesen, heißt es von Seiten der Veranstalter. Doris Bocka ist seit 2015 freischaffend tätig. Ihre bevorzugten Techniken sind Acryl auf Leinwand und Pigment auf Papier. Aufgewachsen ist Doris Bocka im Kulmbacher Land, und zwar in Kasendorf. In Kulmbach besuchte sie das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, in Bamberg und Bayreuth absolvierte sie anschließend ein Lehramtsstudium und unterrichtete an oberfränkischen und mittelfränkischen Schulen. In Bayreuth promovierte sie auch zum Dr. phil. und war an der Universität in der Aus- und Weiterbildung von Lehrern tätig. Seit 2020 belegt sie einen der begehrten Studienplätze für Zeichnung und Malerei an der privaten Kunstakademie in Kolbermoor bei dem prominenten Universalkünstler Markus Lüpertz. Für Doris Bocka ging es nach dem Burgenland weiter ins tschechische Karlsbad, wo sie in der dortigen Stadtgalerie ihre erste Einzelausstellung im Ausland präsentierte. Ende August steht unter dem Motto „Kunst baut Brücken“ das Europa-Symposium in Thurnau auf dem Programm, Anfang September nimmt sie an einem weiteren Kunstsymposium in Serbien. Bild: Die aus Kasendorf stammende und in Bindlach beheimatete Malerin Doris Bocka hat am „Plein-Air“-Festival im österreichischen Burgenland teilgenommen Fotos: Veronika Maria Böhmischer Klangduft und American Folk / Ungarische, norwegische und slawische Tänze: Hofer Symphoniker unter Martijn Dendievel zum Abschluss der Open-Airs auf der Plassenburg
Die Betonung lag diesmal auf Tanz: Drei Ungarische Tänze von Johannes Brahms (die Nummern 1,3 und 5), ein Slawischer Tanz von Anton Dvorak (aus op. 72, Nr.8 “Sousedska“), zwei Norwegische Tänze von Edvard Grieg (op. 35 Nr. 2 und 3) sowie rumänischen Volkstänze von Bela Bartok. Wenn die Verleger damals Kompositionsgeschichte geschrieben hätten, dann gäbe es vermutlich nur Tänze, denn beispielsweise die Kompositionen von Johannes Brahms und Anton Dvoráks wurden sofort nach Erscheinen echter Ohrwürmer und machten ihre Schöpfer populär.
Bilder: Die Hofer Symphoniker unter ihrem Dirigenten Martijn Dendievel gastierten zum Abschluss der Open-Airs auf der Plassenburg.
Sturm konnte Superstar nichts anhaben / Trotz langer Unterbrechung: Chris de Burgh bei den Plassenburg-Open-Airs umjubelt
Genau 35 Minuten nach dem Beginn der Show war erst einmal Schluss. Ein aufziehender Sturm mit Gewitter und starken Regenfällen machte alles zunichte. Und wie! Zehn Jahre lang habe man die Notfallpläne nicht gebraucht, jetzt musste alles ganz schnell gehen. Chris de Burgh sang sein Lied noch zu Ende, dann wurde abgebrochen. Windböen ließen den Staub gehörig aufwirbeln, Transparente, Zelte und Stühle drohten durch den Hof zu fliegen. Geschäftsführer Matthias Mayer von der veranstaltenden Agentur Motion aus Bayreuth rief alle Besucher dazu auf, im Inneren der Burg Schutz zu suchen. Feuerwehrleute in voller Montur wiesen den Besuchern den Weg. Aus den angekündigten 20 Minuten Pause wurde eine Unterbrechung von fast einer Stunde, in der blitzte, donnerte und kurzzeitig wie aus Eimern schüttete.
Pur heißt: ein E-Piano mit Gitarre im Wechsel, die unverkennbare Stimme des irischen Barden und einige bunte Lichter, weiter nichts. Band und Orchester wurden vereinzelt zugespielt. Ein Höhepunkt in der Geschichte der Plassenburg-Open-Airs war es zweifellos und das nicht nur wegen des Sturms. Chris de Burgh kann, so erzählte er, auf 27 Studioalben, weltweit über 3000 Konzerte und 330 eigene Songs blicken. Die jetzige Solo-Tour hatte er schon 2022 begonnen. Nach Erfurt am Mittwoch und Zwickau am Donnerstag war nun also Kulmbach als einziger Auftritt in Bayern an der Reihe, mit unglaublich vielen Hits im Gepäck, Songs aus seinem letzten Konzeptalbum „The Legend of Robin Hood“ und, ganz am Schuss als Zugabe, der neuen Single „Legacy“.
Bilder: Chris de Burgh beim Plassenburg-Open-Air am Samstagabend in Kulmbach.
Mitsingen, mittanzen und mitmachen / Party auf der Plassenburg: „Abba Fever“ brachte das Lebensgefühl der 1970er zurück
Zum wiederholten Mal war die Cover-Band „Abba-Fever“ bei den Plassenburg-Open-Airs zu Gast und wie immer, wenn Abba auf dem Programm steht, kennt die Fangemeinde kein Halten mehr. Da glitzern die Outfits, da können die Plateau-Sohlen nicht hoch genug sein, da rotiert die Disco-Kugel. Ja, so ungefähr muss es gewesen sein. Ein Live-Konzert des Pop-Quartetts, das symbolisch für die gesamten 1970er Jahre stand.
Nun ist „Abba-Fever“ nicht irgendeine Coverband. Die sieben Hamburger stehen seit 20 Jahren auf der Bühne und sehen sich, freilich in wechselnden Besetzungen, als so etwas, wie die legitimen Erben des Originals. Längst hat sich ihre Show mit mehr als 100 Konzerten pro Jahr im In- und Ausland vom Geheimtipp zur Nr. 1 der Abba Tribute Shows entwickelt.
Die Musiker hinter ihnen sind die Keyboarderin Merih Aktoprak, Johannes Beetz (er stammt aus Kronach!) und Axel Roesler an den Gitarren, Rainer Brockmann an den Drums und Heiko Behrendt am Bass. Sie alle haben in oder mit namhaften Bands musiziert, standen teilweise schon von klein auf der Bühne, wirkten in großen Musical-Produktionen mit und haben die Musik von Abba praktisch mit der Muttermilch aufgenommen
Bilder: Mit „Abba Fever“ gastierte eine der profiliertesten Abba-Tribute-Bands bei den Plassenburg-Open-Airs.
Stimmgewaltig, stimmungsvoll und ein Star zum Anfassen / Prominente Singer-Songwriterin Claudia Koreck auf der Naturbühne Trebgast
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen gastierte sie in der Region. Nach ihrem Auftritt auf der Seebühne in Bayreuth als Duo zusammen mit ihrem Mann Gunnar Graewert war sie jetzt im Rahmen ihrer „Kalender-Tour“ auf die Naturbühne Trebgast gekommen. Diesmal mit ihrer kompletten Band. Wer dabei war, der erlebte einen ganz stimmungsvollen, wunderbar beeindruckenden Abend mit einer Frontfrau in bester Spiellaune. Und das alles trotz sengender Hitze, die auch noch am Abend über dem Wehelitzer Berg stand. Claudia Koreck hat es geschafft, sich den Regeln des Business konsequent zu verweigern. Sie machte von Anfang an ihr Ding und der Erfolg gab ihr Recht. Nie hätte sie sich in eine Schablone pressen lassen. Auch an diesem Abend wechselt Claudia Koreck mühelos zwischen allen möglichen Stilrichtungen. Da geht es auch mal in Richtung Schlager, da werden Elemente des Country eingebaut, da gibt es lupenreine Popsongs und es darf auch gerne einmal etwas rockiger sein. Bei allem bleibt Claudia Koreck aber immer auch die klassische Liedermacherin.
Natürlich war nach zwölf Songs nicht Schluss, Claudia Koreck hatte aus ihrem nahezu unerschöpflichen Repertoire einige ihrer Highlights in bayerischer, hochdeutscher und auch englischer Sprache im Gepäck. Da darf ihrer erster großer Hit „Fliang“ nicht fehlen. Auch eine Kostprobe ihres Cover-Albums gab es mit dem Nena-Hit „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“, nur auf das Wesentliche reduziert, unverkennbar Claudia Koreck eben. Sie beeindruckt das Publikum mit ihrer unverwechselbaren Stimme, ihrer großen Musikalität und ihrem ansteckenden Lachen. Die Band mit Gunnar Graewert, Andreas Bauer, Oscar Kraus und Kilian Reischl steht dem in keiner Weise nach, man versteht sich blind. Zum Einsatz kommt ein breites Spektrum an Instrumenten, das den speziellen Koreck-Sound ausmacht: von der Ukulele bis hin zu allerhand Gitarren. Allein Claudia Koreck hat für sich ein Arsenal aus sechs Akustik- und E-Gitarren aufgebaut, die alle im permanenten Wechsel zum Einsatz kommen.
Bilder: Böhmisches Feuer und Bachs Klangspektrum / Solist und Dirigent in einem: Albrecht Mayer beim letzten Konzert der Hofer Symphoniker dieser Saison in der Freiheitshalle Hof. Solisten, die zum Taktstock greifen, kennt man. Pianisten vor allem, auch Geiger, ein Oboist kommt schon seltener vor. Albrecht Mayer ist als solcher ein echter Weltstar und ein überaus sympathischer noch dazu. Seit geraumer Zeit greift auch er zum Taktstock. Für das Konzert mit den Hofer Symphonikern am Freitagabend im ausverkauften Festsaal der Freiheitshalle hat er sich zwei echte „Schlager“ des Konzertrepertoires herausgesucht: die Haydn-Variationen von Johannes Brahms und Anton Dvoraks 8. Sinfonie. Dazu für sein Instrument das Oboenkonzert von Johann Sebastian Bach BWV 1055, ein Werk, das es zwar auch als Cembalokonzert gibt, das aber an diesem Abend so klingt, als hätte es Bach Albrecht Mayer auf den Leib geschrieben. Es ist kein Zufall, dass Albrecht Mayer in der Musikszene einen so exzellenten Ruf genießt. Mit seinem ungewöhnlich schlanken, federnden und singenden Ton präsentiert er das Konzert für Oboe d’amore, Streicher und Basso continuo in A-Dur eindringlich melancholisch und taucht tief in das Klangspektrum der Bach-Zeit ein. Der Solist ist ein einfühlsamer Interpret, der die wundervoll verschlungenen Melodielinien vor allem im langsamen Satz des Konzertes deutlich herausstellt. Hier kann er atmen, hat Zeit, seinen warmen, runden Ton zu entfalten. Aber auch die schnellen Ecksätze gestaltet Albrecht Mayer aussagekräftig. Dass sein Spiel technisch an Perfektion kaum zu überbieten ist, muss man wohl nicht mehr erwähnen. Sowohl dort, wo das kleine Orchester begleitende Funktion hat, als auch dort, wo es die Führung übernimmt, glänzt der Streicher- und Continuo-Apparat der Symphoniker durch Prägnanz und einem zupackenden Musizierstil. Gutgelaunt berichtet Albrecht Mayer danach von seinem ersten Auftritt in Hof vor 44 Jahren, 14 Jahre jung dürfte er damals gewesen sein. Er erzählt vom Schwimmen im Untreusee und spielt als Zugaben mit „Lascia ch’io pianga“ eine der berühmtesten Arien von Georg Friedrich Händel. Nicht einfach so, er spaziert musizierend durch die Reihen und geht auf Tuchfühlung mit seinem Publikum. Auch ein Solo-Stück von Bach gibt es noch obendrauf. Wenig falsch, aber vieles richtig machen, können Dirigent und Orchester bei Anton Dvoraks Symphonie Nr. 8 in G-Dur. Wie bei keiner seiner vorherigen Symphonien trumpft der Komponist mit einfallsreichen Themen und Motiven auf, die längst zu Ohrwürmern geworden sind. Der typische böhmische Dvorak-Klang, hier ist er wieder, und er mag einem auch diesmal lange nach dem Konzert nicht mehr aus dem Kopf gehen. Das liegt natürlich am perfekten Spiel des Orchesters und an der behutsamen und deutlich zurückgenommenen Leitung Albrecht Mayers. Die Symphoniker entzünden auch so das böhmische Feuer, spielen im wehmütig-graziösen Walzer-Thema des Allegretto betörend schön und bringen viele Details zum Klingen. Einer, der den melodischen Einfallsreichtum von Anton Dvorak stets bewundert hat, war Johannes Brahms. Mit dessen „Variationen über ein Thema von Haydn op. 56a“ haben Albrecht Mayer und die Hofer Symphoniker den Abend eröffnet. Ob die Variationen auch wirklich von Haydn sind oder nicht, spielt hier keine Rolle, Hauptsache ist, sie klingen so. Sicher ist, dass Brahms ein wahrer Meister darin war, das Choralthema immer wieder, insgesamt acht Mal, kunstvoll und kreativ zu verändern. Aus der ursprünglichen Bläserbesetzung des Chorals wurde ein großes Orchester. In der Aufführung der Symphoniker unter Albrecht Mayers Leitung ließen sich der Farbenreichtum, die verschiedenen Charaktere und die Dur-Moll-Wechsel wunderbar nachvollziehen, ehe die Komposition schließlich im Finale in einer Passacaglia mündet. Üppig, umsichtig und überaus brillant / Eindrucksvolle Aufführung: Felix Mendelssohn Bartholdys „Elias“ mit Hochschulchören aus Bayreuth und Regensburg in der Petrikirche
Kulmbach. Hat uns dieser Prophet Elias heute noch etwas zu sagen? Alttestamentarisch ist Elias der tobende Wüterich, neutestamentarisch eher der Versöhnende, aber er ist auch derjenige, der am Ende auf den kommenden Messias hinweist. Musikalisch hat uns diese Komposition aber auch sehr viel zu sagen. Gilt doch das gleichnamige Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy als eines der populärsten kirchenmusikalischen Werke überhaupt. In hochkarätiger Besetzung brachten die Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth und die Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg das gewaltige Werk mit ihren Konzertchören in der Kulmbacher St.-Petri-Kirche zu einer in jeder Hinsicht mustergültigen Aufführung. Felix Mendelssohn Bartholdy soll ja nicht zufrieden gewesen sein mit seiner Komposition, die ein Jahr vor seinem Tod im britischen Birmingham mit zusammen 400 Mitwirkenden uraufgeführt wurde. So viele Sängerinnen und Sänger konnten die beiden Hochschulen nicht für die Kulmbacher Aufführung gewinnen, auf eine derart monumentale Besetzung muss man heute ohnehin meistens verzichten. Obwohl, allein 120 Sängerinnen und Sänger, je 60 aus Bayreuth und aus Regensburg waren es dann doch. Dazu kommt die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach in relativ großer Besetzung. Da gaben alle Beteiligten ein stattliches (Klang)-Bild ab und betonten mit mitreißenden chorsinfonischen Szenarien voll alttestamentarischer Wucht und Bildergewalt die genial dramatische Konzeption dieses Meisterwerkes. Die Chöre spielen die Hauptrolle in dieser Komposition, die chorischen Effekte, etwa die Baal-Anrufungsszene sind einfach überwältigend und lassen niemanden kalt. Den beiden Konzertchören aus Bayreuth und Regensburg ist es gelungen mit einer brillanten, üppigen und deutlichen Stimmführung das Werk nicht nur ansprechend, sondern überaus ergreifend aufzuführen. In dieser Musik liegt Dramatik pur. Das weiß natürlich auch Dirigent Steven Heelein, Lehrbeauftragter an der evangelischen Hochschule in Bayreuth und gleichzeitig an der katholischen Hochschule in Regensburg. Er kostet die bitteren Schärfen und Dissonanzen der Partitur ohne Romantizismus und Rührseligkeit und auch ohne die bei Mendelssohn oft gepflegten Sentimentalitäten aus. Die Vogtland-Philharmonie folgt ihm penibel genau und technisch brillant mit sattem Blech und donnernden Pauken. Absolut ansprechend gestaltete das Solistenquartett ihre Auftritte: textverständlich, voller Akkuratesse. Sie alle treffen den von Mendelssohn gewünschten Ton des so farbenreichen, szenisch konzipierten Oratoriums und Dirigent Steven Heelein trägt sie alle umsichtig durch ihre Arien und Szenen. Sopranistin Katja Stuber, die auch schon bei den Bayreuther Festspielen als Solistin mitwirkte, erfüllte mit heller Stimme alle Engelskriterien sowohl in ihrer Rolle als „Engel“, wie auch in der Partie als „Witwe“. Benedikt Heggemann, ehemaliger Regensburger Domspatz, ist als Obadjah und Ahab ein heller und angenehmer Tenor. Die Altstimme von Eva Barbara Schuster aus Kronach und der Mezzosopran von Nicole Tschaikin aus München lassen ebenfalls keine Wünsche übrig. Gründlich und gewissenhaft deutet Bass-Bariton Marlo Honselmann imposant, mit mächtiger Stimme und dramatischer Spannweite die Titelpartie. Kleinere solistische Aufgaben, etwa das Engelsterzett von der Empore gesungen, übernehmen Chormitglieder absolut professionell. Am Ende gab es einen langen, donnernden Applaus von dem zahlreich erschienen Publikum, das teilweise aus weiten Teilen Bayerns eigens für diese Aufführung nach Kulmbach gereist war. Regionalbischöfin Dorothea Greiner hatte Anfangs in ihrer Funktion als Vorsitzende der 2001 gegründeten Förderstiftung für die Bayreuther Hochschule geworben. In Bayreuth werde auch der Nachwuchs für den hiesigen Dekanatsbezirk ausgebildet, sagte sie und warb für die Anschaffung neuer Unterrichtsorgeln für die Einrichtung. Bayreuth ist die einzige Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayern. Bild: Die beiden Hochschulchöre aus Bayreuth und Regensburg und die Vogtland-Philharmonie haben bei der Aufführung des Mendelssohn-Oratorium Elias ein imposantes Bild in der Petrikirche ab. Umjubeltes Jubiläumskonzert: 20 Jahre „Barfly“ auf der Naturbühne Trebgast / Virtuos, professionell und routiniert Die Formation mit Kulmbacher Wurzeln feierte Geburtstag
Und wie! Von Easy Listening blieb am Ende nicht mehr viel übrig. Es war ein fulminanter Abend, ein eindrucksvoller Querschnitt durch die Unterhaltungsmusik der zurückliegenden Jahrzehnte. Stimmungsvoll, mitreißend und voller Überraschungen. Dafür sorgten schon die Gastmusiker die Geigerin Monika Romanovska der Bassist Georg Hofmann aus Heinersreuth, die Sängerin Barbara Kirsch aus Hannover, die Nürnberger Saxophonisten Katja Heinrich, der Leipziger Schlagzeuger Markus Christ und der Berliner Drummer Oliver Friedrich. Sie alle stehen und standen irgendwie mit „Barfly“ in Verbindung, haben irgendwann mal mitgespielt und ließen sich nicht zweimal bitten, beim Jubiläumskonzert dabei zu sein. Musikalisch gehören sie alle zur ersten Riege. Monika Romanovska allerdings ist schon ein ganz besonderes musikalisches Talent. Sie spielt unter anderem Beethoven poppig, interpretiert und tanzt einen fetzigen Csardas und präsentiert als Zugabe auch noch einen ungarischen Tanz.
Bandleader Karsten Friedrich und seine Musiker hatten jede Menge musikalische Leckerbissen ausgewählt. Zur Setlist gehörten auch klassische und viele jazzige Klänge. Schon der Opener „Spain“ von Chick Corea war eine lupenreine Jazz-Nummer oder auch das unverwüstliche „Take Five“ von Dave Brubeck. Es sind die besonderen Arrangements, die „Barfly“ auszeichnen. Die meisten Songs kennt man, nur eben nicht so, wie sie die vier Musiker spielen. Stilsicher und geschmackvoll agiert das Quartett, aber eben auch immer mit einer eigenen Handschrift. „Wir arrangieren jeden Song um, so dass er seine Seele behält“, sagt Karsten Friedrich. Das gilt für „Smoke on the water“ von Deep Purple genauso wie für Paolo Contes „It´s wonderful“, das „Mr. Barfly“ Karsten Friedrich wunderbar mit rauchig rauer Stimme singt.
„Barfly“ gibt es seit 2003. Die Musiker bringen es im Schnitt auf bis zu 100 Auftritte pro Jahr, und zwar längst nicht mehr nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in der Schweiz Österreich oder auf Mallorca. Firmenfeiern, Tanzbälle, Ausstellungseröffnungen, Empfänge, Schulbälle, Geburtstage und so weiter. Auch heuer ist Barfly wieder unterwegs, etwa mit Auftritten in Regensburg, Bonn und Berlin. Zur Premiere der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele wird die Band heuer sogar den Staatsempfang im Anschluss an die Aufführung im markgräflichen Neuen Schloss bestreiten. Bilder: Liebevoll, mit Ecken und Kanten / Spektakuläre Aufführung von Verdis „Falstaff“ am Theater Hof – Einspringer rettet Premiere Hof. Es ist schon eine seltsame Oper, Giuseppe Verdis geniale Spätschöpfung „Falstaff“: Halb Komödie, halb Tragödie, keine Ouvertüre, keine Bravourarie, stattdessen eine Ensembleszene nach der anderen, nicht einmal zweieinhalb Stunden Spieldauer und irgendwie so ganz anders als andere Verdi-Opern. Kein Wunder, dass dieses Werk noch nie in Hof aufgeführt wurde. Als letzte Produktion der laufenden Spielzeit machten sich jetzt Dirigent Ivo Hentschel und Regisseurin Nilufar K. Münzing daran, den „Falstaff“ endlich auch hier auf die Bühne zu bringen und sie taten dies mit großem Erfolg. Am Ende gab es großen und langanhaltenden Applaus für alle Beteiligten. Wenngleich eine Indisposition von Michal Rudzinsky, dem eigentlich vorgesehenen Sänger des Pistola zuvor für Aufregung gesorgt hatte. Nun ist es zwar nicht die tragende Rolle der Oper, doch ohne geht es nicht. Glücklicherweise konnte kurzfristig Taras Konoshchenko vom Staatstheater Nürnberg gewonnen werden. Der Bassist sang die Partie von der Seite, während Rudzinsky stumm spielte. Einen Abbruch tat dies der Aufführung in keiner Weise. Über dem Spätwerk schwebt zum einen William Shakespeares humanistischer Geist, zum anderen Giuseppe Verdis Altersweisheit. Das macht Nilufar K. Münzing in ihrer Inszenierung deutlich. So wundert es nicht, dass die Titelfigur irgendwie liebenswert erscheint, ein Original eben, mit Ecken und Kanten. Am Ende steht die große Versöhnung und die stets gültige Erkenntnis: „Alles um uns ist Narrheit, wir sind selber nur Narren“. Dem Bühnenbild von Britta Lammers und den Kostümen von Uta Gruber-Ballehr ist zu entnehmen, dass die Inszenierung nicht zur Entstehungszeit der Vorlage Shakespeares spielt, sondern nach der Entstehung von Verdis Komposition, vielleicht um die Jahrhundertwende, also so um 1900 vielleicht aber auch erst in den 1920er Jahren. Deutlich wird sie vor allem durch die Kleidung der Protagonisten. Während das Kleid von Nanetta immerhin schon Kniefreiheit zulässt, erscheint Mrs. Quickly Zigaretten rauchend und im Hosenanzug im Marlene-Dietrich-Stil. Ausnahme ist Falstaff, der im samtenen tiefroten Morgenmantel und mit Perücke immer noch im Rokoko verankert scheint. Wunderbar geglückt ist die turbulente Schlussszene, in der die Beteiligten alle Register ziehen. Vor allem in Sachen Maskerade: Die Herren und Damen werden zu Hasen, Falstaff zum gehörnten mit dem obligatorischen Geweih auf dem Kopf. Dirigent Ivo Hentschel gelingt es, die Partitur mit den Hofer Symphonikern mustergültig umzusetzen. Kein einfaches Unterfangen, greifen doch so viele Handlungsebenen ineinander, die der Komponist unglaublich geschickt miteinander verwoben hat. „Jede Vorstellung ist ein Ritt auf der Rasierklinge“, hatte Ivo Hentschel bereits im Vorfeld erklärt und damit die enge Verflechtung der Handlung mit dem musikalischen Geschehen gemeint. Weil alles so kompliziert ist, hatten die Verantwortlichen auch gut daran getan, für die Aufführung nicht die italienische Originalsprache zu verwenden, sondern die hervorragende deutsche Übersetzung von Hans Swarowsky. Ivo Hentschel lässt dem Ensemble jeden nur denkbaren interpretatorischen Freiraum und die Sänger wissen dies auch zu nutzen. Für Gregor Dalal, dem früheren Hofer Ensemblemitglied war die Partie des John Falstaff ebenfalls eine Premiere, zumindest in deutscher Sprache. Mehrfach hatte er die Rolle bereits in der Originalsprache gesungen. Er lebt das Stück und man merkt seiner Interpretation an, dass ihm die Auseinandersetzung mit dem Text sehr viel Freude bereitet hat. Da ist nicht nur Gregor Dalals atemberaubende Virtuosität, seine große Textverständlichkeit und sein kraftvoll wohltönender Bariton. Auch mit seinem komödiantischen Spiel reißt er das Publikum förmlich mit. Wahrhaft furios agieren mit grotesker Komik sowohl stimmlich als auch darstellerisch alle anderen Solisten: Ein furioses Quartett bilden Inga Lisa Lehr (Alice Ford), Franziska Rabl (Meg Page), Stefanie Rhaue (Quickly) und Yvonne Prentki (Nannetta) als übermütige, intrigant und geschwätzige, aber auch als überaus reizende Damen. Nils Stäfe überzeugt brillant als Mr. Ford, makellos singt Minseok Kim die Partie des Fenton. Hochkarätig sind auch die übrigen Partien besetzt: Bardolfo (Markus Gruber) und Doktor Cajus (Jason Lee). Vor allem Bardolfo und Pistola als Falstaffs Diener wurden von der Regie hervorragend geführt und steigern sich durch ihre ganz eigene Komik. Weitere Aufführungen: 1., 2.,9., 12., 14. und 16. Juli (jeweils 19.30 Uhr) sowie am 25. Juni (18.00 Uhr). Karten gibt es an der Theaterkasse, Telefon 09281/7070-290 oder online unter www.theater-hof.de/karten. „Ritt auf der Rasierklinge“ / Theater Hof: Premiere der Oper „Falstaff“ von Giuseppe Verdi am Samstag
Unter der Moderation von Musikdramaturg Lothar Krause stellten die Verantwortlichen ihre Produktion des „Falstaff“ vor. Fast das gesamte Ensemble war anwesend und so gab es auch zwei musikalische Kostproben mit den Solisten Inga Lisa Lehr (Alice Ford), Yvonne Prentki (Nanette), Franziska Rabl (Mrs. Page), Stefanie Rhaue (Mrs. Quickly), Gregor Dalal (Falstaff), Minseok Kim (Fenton), Jason Lee (Doktor Cajus), Markus Gruber (Bardolfo) und Michal Rudzinski (Pistola). Begleitet wurden sie von Mengling Chen am Klavier. Musikdramaturg Lothar Krause fand es überaus erstaunlich, dass das Werk nie zuvor in Hof gespielt worden sei. Er sprach von einem wunderbaren Ensemblewerk, das schon zur Uraufführung „einen bombastischen Erfolg“ erlebt habe. Nach Auffassung der Regisseurin Nilufar K. Münzing schwebt über dem Werk William Shakespeares humanistischer Geist. Für sie habe die Oper einen glaublichen Reiz, zumal Giuseppe Verdi in seiner letzten Oper wohl auch die Erfahrungen seines Lebens eingearbeitet habe. Es gebe kaum groß Arien, stattdessen reihten sich Szene an Szene aneinander, erläuterte der Dirigent Ivo Hentschel die Besonderheit der Komposition. „Das umzusetzen ist wahnsinnig schwer“, sagte er. Jede Vorstellung sei ein „Ritt auf der Rasierklinge“. Selbst die klassische Ouvertüre gebe es nicht. Der Komponist habe das Werk extrem komprimiert, so dass es mit zwei Stunden Aufführungsdauer auch relativ kurz sei. Die musikalische Sprache verglich der Dirigent mit einer Art Filmmusik, obwohl es zur Zeit der Komposition noch gar keine Filme gegeben hatte.
Bei der Matinee verriet Regisseurin Nilufar K. Münzing auch, dass ihre Inszenierung zeitlich nicht bei Shakespeare, sondern in der Entstehungszeit des Werkes an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert angesiedelt ist. So spiegle das Bühnenbild laut seiner Schöpferin Britta Lammers auch Elemente des Jugendstils wider. Dem sollen auch die Kostüme von Uta Gruber-Ballehr entsprechen, lediglich Falstaff selbst sei noch im Rokoko verankert. Freuen dürfen sich alle Opernfreunde auf die turbulente Schlussszene in bunter Maskerade. Und natürlich wird der Titelfigur dabei auch das berühmte Geweih als Symbol des gehörnten Mannes aufgesetzt. Bilder: Komödie mit Kirschgeist und Kartenspiel / Premiere „Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben“ auf der Naturbühne Trebgast
Der eigentliche Kern des Volksstückes aber bleibt. Da geht es um zwei Fragen, wie könnte man den Tod überlisten und ist das wirklich erstrebenswert? Das versöhnliche Ende gibt die Antwort, egal ob auf traditionellem bayerisch oder im fränkischen Dialekt. Auch in Franken kommt der Tod in Gestalt des Boandlkramers, auch hier gibt es Kirschgeist und es wird beim Kartenspiel betrogen, geht es doch immerhin um zusätzliche Lebensjahre. Doch ist es das alles wert? Das Stück kommt zu der eindeutigen Antwort: nein. Ein Blick ins Paradies überzeugt den Brandner Kaspar am Schluss.
Wirklich witzig sind dagegen die vielen lokalen Anspielungen, wenn etwa der Brandner nicht im Sommer sterben kann, denn da ist ja Kulmbacher Bierfest und Peestener Lindenkerwa, auch nicht im Herbst, denn da ist Schederndorfer Bockbierfest. Ob der Boandlkramer vielleicht einen anderen Kaspar meint, vielleicht den auf der Luisenburg? Tatsächlich gibt es dort heuer auch eine Fassung des Stückes zu sehen. Urkomisch ist es schließlich auch, wie man sich den Himmel so vorstellt. Da gibt es beispielsweise Bratwürste mit Sauerkraut, es spukt die Weiße Frau und es erklingt der Walkürenritt. Das Bühnenbild der „Brandner“-Produktion stammt von André Putzmann, wobei das beste Bühnenbild natürlich wie immer in Trebgast die Natur geschaffen hat. So macht er auch nicht den Fehler, die Bühne zuzustellen, vielmehr lässt er die Natur zu, bespielt die Bühne in ganzer Breite und macht auch vor den Gängen im Zuschauerraum nicht halt.
Von den übrigen Rollen ragt unter anderem Thomas Ziegelhöfer als stets präsenter und überraschend bayerisch sprechender Petrus hervor. Ramona Schmidtgall spielt ihre Rolle als Marei ebenso perfekt. Aber auch die anderen, durchaus anspruchsvollen Rollen werden professionell und vollends überzeugend verkörpert: Bärbel Schaller-Böhm als Theres und Afra, Gerd Kammerer als naiv verliebter Simmerl, Stefan Kossmann als Michael, Michael Vogler als Bürgermeister Senftl sowie als witziger Aloisius, Moritz Weismann als Florian, Gordian Beck als Berthold. Info: Weitere Aufführungen des Volksstückes „Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben“ auf der Naturbühne Trebgast gibt es zu den folgenden Terminen: 10.06. (20.30 Uhr), 14.06. (20 Uhr), 18.06. (15 Uhr), 30.06. (20.30 Uhr), 01.07. (15 Uhr), 05.07. (20 Uhr), 13.07. (20 Uhr), 21.07. (20.30 Uhr), 22.07. (15 Uhr), 29.07. (20.30 Uhr), 03.08.2023 (20 Uhr). 05.08. (20.30 Uhr), 09.08. (20 Uhr) und am 17.08.2023 (20 Uhr). Bilder: Zeitlos und aus der Zeit gefallen / Max Raabe in Hof: Goldene Zwanziger und MTV-unplugged
Sind er und seine Musik nun reichlich retro oder postmodern? Ganz sicher beides, denn Max Raabe, das heißt einmal die Interpretation von gehobener Unterhaltungsmusik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aus den Goldenen 20er Jahren, als die Comedian Harmonists Megastars waren. Musik, von so genialen Komponisten wie Fred Raymond („Ich steh mit Ruth gut“), Peter Kreuder („Ich werde jede Nacht von ihnen träumen“), Leo Leux (Unter den Pinien von Argentinien“) oder Will Meisel („Dort tanzt Lulu“). Max Raabe, das heißt gerade in der zurückliegenden Zeit immer mehr auch eigene Schlager mit witzigen Texten, irrwitzigen Themen und kuriosen Reimen. Mit „Raabe-Pop“ ist dafür sogar eine eigene Bezeichnung erfunden worden. Wobei, seinen Anfang hat der „moderne“ Max Raabe bereits 1992 mit dem selbst komponierten Hit „Kein Schwein ruft mich an“ genommen, der an diesem Abend nicht auf dem Programm stand. Doch Max Raabe hat noch viel mehr zu bieten, denn zwischenzeitlich gab es eine überaus erfolgreiche Zusammenarbeit mit der prominenten Popmusikerin Annette Humpe, ein umjubeltes MTV-Unplugged-Konzert und jüngst das Album „Wer hat hier schlechte Laune“, das gleichsam das Motto der aktuellen Tour ist. Beim Konzert im Großen Haus der Freiheitshalle gab es von all dem etwas. Max Raabe hat eine phänomenale Bühnenpräsenz, näselt sich als ausgebildeter Bariton mit Charme, Eleganz, Humor, Ironie und Stil durch die gut zwei Stunden Programm. Dabei wirkt er zum einen wie aus der Zeit gefallen, zum anderen aber auch absolut zeitlos. Kaum zu glauben, dass er schon 60 ist, mit bürgerlichem Namen Matthias Otto heißt und nicht aus Berlin, sondern aus Westfalen stammt. Im Mittelpunkt standen aber dann doch die Songs aus dem neuen Album. Neben dem Titellied „Wer hat hier schlechte Laune“ gibt es den, für Max Raabe ungewohnt ernsten Song „Es wird wieder gut“, hoffnungsvoll optimistische Lieder wie „Das mit uns könnte was werden“ oder „Ein Tag wie Gold“, der Titelsong von „Babylon Berlin“. Einige Lieder ragen besonders heraus: Das Volkslied „Guter Mond, du gehst zur Stille“, das Max Raabe zusammen mit drei seiner Musiker interpretiert, eine herausragende Fassung von Charles Trenets „La mer“ in französischer Originalsprache, den US-Klassiker aus den 1930er Jahren „Dream a little dream of me“, bei dem ein kleiner Zeppelin durch die Halle schwebt und, als Zugabe, der „Kleine grüne Kaktus“. Max Raabe, das ist freilich nur ein Teil der Show, dazu kommt das zwölfköpfige Palast Orchester, von ihm selbst während seines Gesangstudiums 1986 gegründet. Über 500 Stücke haben sie bereits im Repertoire, umjubelte Auftritte in der New Yorker Carnegie Hall gemeinsam absolviert genauso wie eine Israel-Tournee. Da gibt es kuriose Instrumente wie eine Bassklarinette, ein Banjo oder ein Sousaphon. Herausragende Instrumentalisten sind sie alle, etwa der Pianist Ian Wekwerth oder die Violinistin Cecilia Crisafulli und natürlich auch all die anderen Musiker, die alle etwas Schrulliges an sich haben, scheinbar für jedem Spaß bereit sind und von denen fast jeder auch solistische Aufgaben zu übernehmen hat. Max Raabe lehnt dann lässig im Rund des großen Konzertflügels und verzieht wie immer keine Miene Brücke zwischen Bayern und Tschechien / Freundschaftswochen mit imposanter Licht- und Videoinstallation eröffnet
Die Aktion fand zunächst rund um den Grafenmühlweiher in Selb statt, ehe tags darauf eine ähnliche Installation im Geschichtspark Kaplan im tschechischen Asch gezeigt wurde. In Selb lockte das Projekt rund 3000 Besucher an. Thematisch ging es um einen Spaziergang durch die Geschichte beider Orte, bei dem zahlreiche Elemente und Strukturen gezeigt wurden, die mit dem Plätzen eng in Verbindung stehen. Da gab es auf zwei großen Leinwänden historische Bilder aus beiden Städten zu sehen, für Selbs stand natürlich das Thema Porzellan, für das seit Jahrhunderten evangelisch geprägte Asch unter anderem das dortige Martin-Luther-Denkmal, das einzige in Böhmen.
Bestimmendes Element des Konzepts war das „Tor der Freundschaft“, das Brückentor aus dem Kaplan-Park in Asch. Das Tor ist der Verbindungsknoten für beide Standorte. Es erschien in der ersten Szene in der Animation in Selb und war damit auch eine „Vorausschau“ auf den nächsten Abend in Asch.
Selbs Bürgermeister Ulrich Pötzsch nannte die Freundschaftswochen einen „riesigen Glücksfall für die Region“. Die große Bedeutung der Veranstaltung werde unter anderem darin deutlich, dass zur offiziellen Eröffnung wenige Tage zuvor sogar der tschechisch Staatspräsident Petr Pavel nach Selb gekommen war. Der Bürgermeister von Asch Vitezslav Kokor wünschte sich, dass die Freundschaftswochen aus Nachbarschaft Partnerschaft machen. Die Großartige Installation sei dafür ein wichtiges Symbol. Die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen laden die Menschen noch bis Ende Juli ein, bei den verschiedensten Veranstaltungen mehr über Ihre Nachbarn zu erfahren, frühere Verbindungen wieder aufleben zu lassen und neue Kontakte zu knüpfen. Neben sportlichen Aktionen, musikalischen Angeboten gab und gibt es auch Tagesausflüge und Besichtigungstouren. Bilder: Bis Mitternacht war die Licht- und Videoinstallation in den Grünanlagen rund um den Grafenmühlweiher in Selb zu sehen. „Lost Places“ zum Klingen bringen / Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast gastiert mit dem Kammerchor ExSilentio in Mainleus und Kronach
„Das Projekt ´Stimmen an verstummten Stellen´ bringt Musik an Orten zum Erklingen, die schon seit langem verstummt sind“, erklärt Lukas Alois Roth. „Durch die Konzertreihe wollen wir diesen Lost places wieder Aufmerksamkeit und Wertschätzung schenken, indem wir auf die industrielle Geschichte unserer Region und deren Folgen, wie Leerstand und Industrieruinen, Bezug nehmen.“ Zum anderen soll die besondere Historie der Konzertstätten zum Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung sowie zum Konzertinhalt erhoben werden. Musikalisch gibt es neben zwei Uraufführungen, die speziell für diese Orte komponiert wurden, auch Werke von Johannes Brahms, Mikis Theodorakis und James MacMillan sowie selten zu hörende Raritäten der Komponisten Peteris Vasks, Viktor Ullman und Veljo Tormis. Die zwölf Sängerinnen und Sänger von ExSilentio stammen aus den Reihen der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Bereits 2021 führte das Schaffen des Ensembles zu einer Einladung nach Rom in die päpstliche Basilika St. Johann im Lateran im Rahmen des Festivals Musica e arte sacra Roma. Seitdem folgten zwei weitere Italienreisen, mit „toMaintain“ die erste interdisziplinäre Eigenproduktion, sowie weitere Konzertprogramme. Träger des Ensembles ist der Kulmbacher Verein „Kunstwert – Wir machen Kultur e.V.“ mit Lukas Alois Roth als künstlerischen Leiter. Lukas Alois Roth ist gerade in der Endphase seines Studiums an der Dresdner Musikhochschule. In der Region bekannt wurde er unter anderem durch das Benefizprojekt „Musik verbindet“ das er als Vorstand und künstlerischer Leiter organisiert hatte. Von der Corona-Zeit abgesehen hat er es Jahr für Jahr geschafft, einen Projektchor und eine Projektband auf die Beine zu stellen und mit Benefizkonzerten an die Öffentlichkeit zu treten. Über 60000 Euro wurden seitdem eingespielt, fünf CDs aufgenommen. Die Einnahmen flossen dabei eins zu eins in wohltätige Zwecke, wie zum Beispiel an die Welthungerhilfe. Die Unkosten wurden durch Sponsoren abgedeckt. Bild: Der Chor ExSilentio unter Leitung von Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast tritt am 12. Juni in Mainleus auf. Foto: Philipp Roth Werbung für die Musik und das Musizieren / Viele hundert Teilnehmer und Besucher beim „Tag der Blasmusik“ in Kulmbach – Gigantisches Abschlusskonzert auf dem Marktplatz
Der Hintergrund für das ungewöhnliche Open-Air-Konzert waren unter anderem die Einschnitte, die während der zurückliegenden drei Jahre die eine oder andere Formation hinnehmen musste. Viele ältere Musiker haben aufgehört, jüngere kamen kaum nach, weil die Musikvereine ja lange keine Präsenz zeigen konnten. Viele ehemalige Mitstreiter haben sich auch ein anderes Hobby gesucht und kehrten der Blaskapelle den Rücken. „Auch Musikvereine sind von Nachwuchsproblemen nicht verschont. Durch die Corona-Pandemie wurden sie noch verstärkt“, waren sich alle Beteiligten einig.
„Blasmusik lebt“, so Thomas Kalb, Vizepräsident des Nordbayerischen Musikbundes. Von einem einzigartigen Musikevent sprach Oberbürgermeister Ingo Lehmann. „Musik macht Freude, sie verbindet Menschen“, sagte er, der zusammen mit Landrat Klaus Peter Söllner die Schirmherrschaft für den „Tag der Blasmusik“ übernommen hatte. Die Blaskapellen seien unverzichtbarer Träger von Kunst und Kultur. Gerade in unseren Breiten habe die Blasmusik eine lange Tradition nun sei fest mit dem fränkischen Brauchtum verbunden. „Allen Beteiligte ist es gelungen, ein eindrucksvolles musikalisches Zeichen zu setzen“, sagte der Oberbürgermeister.
Schenkelklopfer und tiefsinnige Ironie / Sympathisch und authentisch: Günter Grünwald in der Freiheitshalle
Karl Valentin nennt Günter Grünwald auch, wenn man ihm nach seinen Vorbildern befragt. Tatsächlich sind auch seine Geschichten meistens irgendwie abgefahren, skurril, verdreht. Er kommt vom Hundertsten ins Tausende und findet oft ein aberwitziges Ende. Zugegeben, manches kommt schon recht derb daher, manchmal auch makaber, grenzwertig und gerne auch mal unter der Gürtellinie. Aber es spricht für Günter Grünwald, wenn er sich nicht vom Zeitgeist lenken lässt und seinem Humor gesellschaftlichen Strömungen anpasst. Die Sensibilität des Publikums ist ihm „wurscht“, auch das hat er im Interview mit der Frankenpost verraten. Gut, dass sich ein Günter Grünwald nicht verbiegen lässt und sich selbst treu bleibt, auch wenn man als Zuhörer manchmal schon schlucken muss. Die Lacher überwiegen, wobei die Lacher gerne auch mal Brüller und Schenkelklopfer sein können. Günter Grünwalds schauspielerisches Talent, seine Grimassen und seine Fähigkeit, Stimmen und Dialekte nachzuahmen tun das übrige. Im aktuellen Programm bekommen viele ihr Fett ab. Sei es der nordkoreanische Herrscher Kim Jong-un, die Taliban und der Koran sowieso, Pfarrer im Allgemeinen aber auch Erdogan und natürlich Putin. Tief einsteigen ins politische Kabarett, das macht Günter Grünwald freilich nicht. Er reißt zwar ungeniert Witze über die genannten, spricht von „mohammedanischen Volltrotteln“ und nennt den Koran „nicht richtig durchdacht“, aber auch Pfarrer sind für ihn „Selbstdarsteller ohne Ende“ und wegen Putin habe er sogar in Erwägung gezogen, den Kampfbomberführerschein zu machen. Letzteres sei dann an der theoretischen Prüfung für den Mofa-Führerschein gescheitert. Das ist ein typisches Beispiel für die unerwarteten Wendungen in den Pointen seiner witzigen Erzählungen. Günther Grünwald live, das ist mittlerweile auch Minimalismus. Requisiten braucht es nicht, keine Verkleidung, einfach nichts. Wahrscheinlich ist er am Nachmittag genauso in Ingolstadt losgefahren. Ein winziger Stehtisch mit einem Glas Wasser reicht. Der Künstler steht auf der Bühne, sympathisch wie immer und authentisch wirkend, und er quatscht so einfach drauflos. Man könnte meinen, das ist ihm gerade in dem Moment eingefallen, dabei läuft das Programm „Definitiv vielleicht“ mit Corona-bedingten Unterbrechungen schon seit 2019. Keine Ahnung, wie sich ein Künstler so viel Text merken kann, ohne auch nur ein einziges Mal zu stocken. Dazu muss man allerdings auch wissen, dass der 66-Jährige schon seit fast 40 Jahren auf der Bühne steht. Auch in andere Rollen, so wie früher etwa in den Hausmeister Bamberger oder den Leibwächter Bonzo, braucht er nicht mehr zu schlüpfen. Günther Grünwald steht einfach für sich selbst, irgendwie nett, bodenständig, einfach er selbst, nur eben voller tiefsinniger Ironie. Etwa, wenn er in unglaublich witziger Art die Sprachverhunzung in aktuellen TV-Werbespots („Mehr gut geht nicht“ oder „So muss Technik“) kritisiert. Zugegeben, Längen hat sein Programm schon auch. Die deftige Geschichte von Tante Lisbeth und Onkel Hans mit der Gallenblasenoperation hätte man mindestens um die Hälfte kürzen können. Lustig wäre sie immer noch gewesen. Auch die aberwitzige Geschichte vom Urlaub in Afghanistan lebte mehr von verstellten Stimmen als von echter Komik. Auch wenn er polarisiert: Günther Grünwald ist längst selbst zu einem Urgestein der bayerischen Unterhaltung geworden, ähnlich, wie seine Vorbilder Karl Valentin oder auch Gerhard Polt. In der Kabarettszene hat er sich fest etabliert und ist nicht erst seit seiner TV-Show „Grünwalds Freitagscomedy“ nicht mehr davon wegzudenken. Und hier geht es zum Interview mit Günter Grünwald Besondere Interpretationen, außergewöhnlicher Stil / Die Kulmbacher Band Barfly feiert auf der Naturbühne in Trebgast 20-jähriges Jubiläum
„Das wird schon was Besonderes“, freut sich „Mister Barfly“ Karsten Friedrich. Er ist nicht nur Bandleader, sondern auch Pianist, Sänger und Schlagzeuger. Karsten Friedrich denkt gerne zurück an den ersten Auftritt an Silvester 2003 in der Hornschuchvilla in Mainleus. Schnell hatte es sich herumgesprochen, dass Barfly mit seiner Lounge Music, seinen ganz besonderen Interpretationen und seinem außergewöhnlichen Easy-Listening-Stil eine ganz besondere Formation sind. So wurden die Auftritte immer mehr, die Band immer professioneller und Barfly wurde der Renner bei Tanzveranstaltungen, Vernissagen, Firmenfeiern, Schulbälle, Geburtstagen und, und, und. Heute, nach Corona, sind es wieder 80 bis 100 Auftritte pro Jahr, wobei das Trebgaster Gastspiel schon aus der Reihe fällt. Aber auch hier setzt die Kulmbacher Band auf ihr bewährtes Rezept. Bekannt ist Barfly für seinen hohen musikalischen Anspruch. „Wir bemühen uns, alles, was wir spielen, stilsicher und geschmackvoll zu interpretieren“, sagt Karsten Friedrich. Jeder Song hat seinen eigenen Charakter und jeder Song hat eine Aussage, egal, ob „Highway to hell“ von ACV/DC oder Stings „English Man in New York“. Barfly, das sind neben Karsten Friedrich (Piano und Gesang), Peter Groß (Klarinette, Saxofon, Querflöte und Gesang), Paul Braun (Bass und Gesang) sowie Mike Müller (Schlagzeug). Als Gastmusiker erwarten sie neben der Geigerin Monika Romanovska den Bassisten Georg Hofmann aus Heinersreuth, die Sängerin Barbara Kirsch aus Hannover, die Nürnberger Saxophonisten Katja Heinrich, den Leipziger Schlagzeuger Markus Christ und den Berliner Drummer Oliver Friedrich. „Alles absolute Profis“, versichert Karsten Friedrich. Er verspricht jede Menge musikalische Leckerbissen, auch klassische und jazzige Klänge und den einen oder anderen neuen Song. Dazwischen wird er selbst auch mal aus dem Nähkästchen plaudern und die eine oder andere Anekdote aus der Bandgeschichte zum Besten geben. Auch heuer ist Barfly wieder bundesweit unterwegs. Nach dem Start in die Sommersaison bei „Kronach leuchtet“ folgen Auftritte in Regensburg, Bonn und Berlin. Zur Premiere der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele wird die Band heuer sogar den Staatsempfang im Anschluss an die Aufführung im markgräflichen Neuen Schloss bestreiten. Das Konzert mit Barfly und Gästen findet am Sonntag, 11. Juni um 20 Uhr auf der Naturbühne Trebgast statt. Einlass ist um 19.30 Uhr. Tickets kosten im Vorverkauf 19,50 Euro, an der Abendkasse 22 Euro. Weitere Infos gibt es im Internet unter dienaturbuehne.de. Bild: Die Kulmbacher Band Barfly gibt am 11. Juni auf der Naturbühne Trebgast einen ihrer seltenen konzertanten Gastspiele. Die Stammbesetzung der Formation besteht aus Paul Braun, Karsten Friedrich, Peter Groß und Mike Müller (von links). Benefizkonzert: „Jazz ganz locker vom Hocker“ / Mit der Moonlight-Serenade an 17. Juni geht für die „Old Beertown Jazzband eine Ära zu Ende
Es ist die 13. Moonlight-Serenade seit 2008 und dabei sein wird einmal mehr die Dresdner Formation „Micha Winkler´s Hot Jazzband“. Wir spielen im ersten Teil Jazz ganz locker vom Hocker“, verspricht Conny Fischer. „Gute Laune ist Trumpf“, sagt er. Nicht nur die Musiker auf der Bühne sollen ihren Spaß haben, sondern auch alle Konzertbesucher. Kartenbestellungen seien bislang nicht nur aus dem gesamten fränkischen Raum eingetroffen, von Aschaffenburg über Nürnberg bis Hof“, sondern auch aus dem Dresdner Raum. Nach der Pause ist dann „Micha Winkler´s Hot Jazzband“ aus Dresden an der Reihe, ehe als krönender Höhepunkt eine gemeinsame Session auf dem Programm steht. Conny Fischer beschreibt Micha Winkler als absoluten musikalischen Tausendsasse und nennt ihn „einen der besten Jazz-Posaunisten Deutschlands“. Dazu kämen Micha Winklers launigen wie legendäre Moderationen. Das Ganze ist, wie bei allen früheren „Moonlight Serenaden“ auch als Benefizkonzert konzipiert. „Wir haben in all den Jahren schon über 25.000 Euro an soziale und musische Einrichtungen überwiesen“, sagt Conny Fischer. Kindergärten und Schulen sind darunter, aber auch Musikvereine und sonstige Institutionen. Bisher habe man mit dem Wetter stets Glück gehabt, egal ob Anfangs in Wernstein oder später in Thurnau. Sollte wider Erwarten der Himmel am 17. Juni seine Schleusen öffnen, findet das Konzert in der ehemaligen Ladehalle der Brauerei auf dem Mönchshof-Gelände statt. Auch diesmal wird wieder der Lions-Club Kulmbach-Plassenburg und die Kulmbacher Brauerei mit im Boot sein. Die Geburtsstunde der „Old Beertown Jazzband“ schlug bereits 1984. Zur Erstbesetzung gehörten Bernd Meile, der unvergessene Udo Koch, der frühere Kulturreferent Rupprecht Konrad und der Trompeter Werner Beyerlein. Noch vor der Wende spielten beide Formationen zusammen und besuchten sich gegenseitig.. Einmal am 9. Juli 1987, ein weiteres Mal am 6. November 1988. Zunächst gab es ein gemeinsames Konzert mit der Dresdner Semperhouse Jazzband mit Opernstar Gunter Emmerlich im damaligen Vereinshaus. Gut ein Jahr später startete ein aus heutiger Sicht historischer Sonderzug von Kulmbach in Richtung Dresden. Was heute selbstverständlich klingt, war vor dem Fall des Eisernen Vorhangs eine echte Sensation. Die Freundschaft, die damals begonnen hatte, gipfelte 2015 in einer Einladung zum Dixieland-Festival nach Dresden, eines der größten Festivals dieser Art. Die Old Beertown Jazzband trat damals vor 2000 Leuten in der Prager Straße auf. Die „Old Beertown Jazzband“ wird diesmal voraussichtlich in der folgenden Besetzung spielen: Pit Brendel (Schlagzeug), Wolfgang „Timmi“ Diehm (Gitarre), Daniel Hoffmann (Trompete), Wolfgang Schrepfer (Klarinette und Saxofon), Conny Fischer (Bass) sowie Silke Krause am Klavier. Die Dresdnerin wird auch in „Micha Winkler´s Hot Jazzband“ den Pianopart bestreiten. Dazu kommt Micha Winkler an der Posaune. Auf dem Programm steht ein „Best of“ der „Moonlight Serenaden“, klassisch schöne alte Jazz- und Swing-Nummern. Tickets für die „Moonlight Serenade“ mit der Old Beertown Jazzband und „Micha Winklers Hot Jazzband“ gibt es im Vorverkauf für 20 Euro in der Kulmbacher Brauerei, der Zentralplatzapotheke, Klostergasse 10, in den Museen im Mönchshof, bei der Buchhandlung Häußinger in Thurnau und bei Conny Fischer persönlich per Mail unter fischer-andreassohn@t-online.de. Sollten noch Restkarten übrig sein, wird auch eine Abendkasse eingerichtet. Dort werden die Tickets 24 Euro kosten. Einlass ist Ab 18 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Bild: Konrad „Conny“ Fischer Andreassohn aus Fölschnitz ist nicht nur der Bassist, sondern auch der Kopf der „Old Beertown Jazzband“. Am 17. Juni gibt die Formation ihr Abschiedskonzert im Mönchshof. Hauch von Hollywood / Mai Musica. Sinfonisches Blasorchester Kasendorf begeisterte mit Kompositionen aus Film und TV
Die Filmwelt wäre ohne Musik undenkbar. Ob „Moon River“ (hervorragend interpretiert von der Sopranistin Katharina Hübner) oder „James Bond“, „Star Wars“ oder „Herr der Ringe“. Musik verstärkt Emotionen und macht Gefühle hörbar. Das Sinfonische Blasorchester aus Kasendorf brachte dies alles überaus effektvoll und überzeugend auf die Bühne. Von den Klassikern der Filmgeschichte war bei diesem Konzert so ziemlich alles vertreten, was ins Ohr geht und immer wieder für Überraschungen sorgte.
Die Musik war das eine, die Show das andere. Dominik Biedermann hatte den zweieinhalbstündigen Abend zusätzlich eingebettet in ein Oscar-reifes Umfeld. Da gab es keinen Ansager, vielmehr gaben die beiden Schauspieler Stefka Kodisch als Edeltraud und Stephan Zeis als Horst ein skurriles Paar ab, das um die Fernbedienung stritt. Sie wollte Rosamunde Pilcher sehen, er Champion-League. Und so einigte man sich stets auf den Film, dessen Musik das Blasorchester als nächstes auf dem Programm hatte. Das war nicht nur exzellent in hiesiger Mundart gespielt, sondern auch überaus einfallsreich, durchdacht und vor allem witzig. Zumal auf der Großbildleinwand hinter dem Orchester tatsächlich jedes Mal ein „Best of“ der Szenen aus dem jeweiligen Film zu sehen war. Ganz großes Kino hatten sich Dominik Biedermann und die Verantwortlichen des Musikvereins Kasendorf da einfallen lassen, wobei Perfektion auch hier großgeschrieben wurde.
Daneben hatten die Musiker jede Menge anderer Hits und Raritäten im Programm, die Filmmusik zu „Spiderman“ etwa, natürlich John Williams „Star Wars“, aber auch „Moments für Morricone“, ein Medley, das sich langsam, aber sicher zum wahren Blasmusik-Schlager entwickelt. Mit der gesungenen Titelmusik zur bayerischen Daily-Soap „Dahoam is Dahoam“ verabschiedete sich das Blasorchester, und bedankte sich mit der Musik aus der Muppet-Show beim Publikum. Bilder:
Stefka Kodisch als Edeltraud und Stephan Zeis als Horst führten als skurriles Paar durch den Filmmusikabend. „Mit den Augen fühlen“ / Umfangreiche Werkschau der Malerin Doris Bocka im Neuen Rathaus eröffnet
Der Maler, Graphiker und Bildhauer gilt als einer der bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart. Seit 2020 studiert Doris Bocka bei Markus Lüpertz Zeichnung und Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Kolbermoor. Die Künstlerin hatte im Februar 2023 ihr Aufbaustudium erfolgreich abgeschlossen und besucht nun die Meisterklasse. Die Malerin setzte sich viele Jahre lang immer wieder mit zentralen menschlichen Motiven auseinander, spürte Sehnsüchten nach und versucht, das Unverkennbare zu finden. Nun präsentiert sie in der Ausstellung rund 50 Gemälde, die nicht nur sinnbildlich für ein Thema, sondern auch für diesen Prozess stehen. Dabei changieren ihre Bilder zwischen Figurativem und Abstrahiertem. Für die Bilder von Doris Bocka muss man sich Zeit nehmen. Sie erschließen sich nicht unbedingt auf den ersten Blick, obwohl sie direkt Emotionen ansprechen und sich „in das Gedächtnis brennen“. Die Gemälde deuten nur an, zeigen in außergewöhnlichen, teilweise angeschnittenen Perspektiven das Wesentliche und laden dazu ein, sich im Anblick zu versenken. Doris Bocka ermöglicht so dem Betrachter einen persönlichen Zugang zu ihrer Malerei und viel Freiraum für eine individuelle Interpretation.
Aufgewachsen ist Doris Bocka im Kulmbacher Land, und zwar in Kasendorf. In Kulmbach besuchte sie das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, in Bamberg und Bayreuth absolvierte sie anschließend ein Lehramtsstudium und unterrichtete an oberfränkischen und mittelfränkischen Schulen. In Bayreuth promovierte sie auch zum Dr. phil. und wurde an der Universität in der Aus- und Weiterbildung von Lehrern tätig. Nach ihrem Ausscheiden aus der Universität wagte sie 2015 den Sprung zur freischaffenden Künstlerin. Von einer facettenreichen Ausstellung sprach bei der Vernissage Anie Bonnet, Künstlerkollegin aus Bonn und ebenfalls aus der Klasse von Markus Lüpertz. Sie nannte besonders die Klarheit und die konzentrierte Herangehensweise im Schaffen von Doris Bocka. „Da ist kein Strich zu viel und keiner zu wenig“, so Anie Bonnet. Deutlich zu sehen sei der Einfluss des spanischen Malers Antoni Tapies, Ähnlichkeiten fand sie aber auch in den Werken des amerikanischen Realisten Edward Hopper, bei dem sich ebenfalls Wirklichkeit und Unwirklichkeit auf der Leinwand treffen. Einen Tipp hatte Anie Bonnet für alle Ausstellungsbesucher: Man müsse nah an die Bilder herangehen, um mit den Augen zu fühlen“. Die Ausstellung „peinture“ von Doris Bocka ist bis zum 30. Mai im Neuen Rathaus zu sehen. Bilder: Raum für Kunst und Kultur / Cordelia Maria Mertel aus Pechgraben zeigt in Bayreuth einen Querschnitt ihrer Arbeiten
Tatsächlich seien das kulturelle Leben durch die Auswirkungen der Pandemie weitgehen zum Erliegen und viele Kulturschaffende in eine verzweifelte Lage geraten, so Ulrich Pfeifer, berufsmäßiger Stadtrat, der bei der Vernissage in die Ausstellung einführte. Umso wichtiger sei es, dass im „Jean Paul Art Space“ ein „Raum für Kunst“ zur Verfügung gestellt werde. Der Malerin Cordelia Maria Mertel bescheinigte Ulrich Pfeifer, dass Kunst für sie ein Mittel sei, um anderen eine Freude zu bereiten. Die Künstlerin erzähle in ihren filigranen Werken gemalte Geschichten und illustriere sie meisterhaft in ihrer ganz eigenen philosophischen Betrachtung und Herangehensweise. Cornelia Maria Mertel ist nicht nur in ihrer Motivwahl ungewöhnlich breit aufgestellt, sondern auch was ihre Techniken angeht. Die Künstlerin wurde in Würzburg geboren und wuchs in Bayreuth auf. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Völkerkunde, dann Kommunikationsdesign und schloss mit dem Diplom ab. Ausgezeichnet mit dem Preis des Deutschen Kommunikationsverbandes BDW ist die Mutter zweier erwachsener Kinder seitdem freischaffend tätig.
Die aktuelle Ausstellung sei so zustande gekommen, dass Cordelia Maria Mertel zu der Veranstaltung „LebensArt Wasser“ Anfang März im „Jean Paul Art Space“ zwei Bilder eingereicht hatte. Daraufhin sei ihr eine Einzelausstellung angeboten worden. Trotz der knappen Vorbereitungszeit habe sie sofort zugesagt, so die Künstlerin, die sich ganz besonders für die tatkräftige Unterstützung durch den Jean Paul Kulturverein bedankt. Die Ausstellung „Raum für Kunst“ mit Arbeiten von Cordelia Maria Mertel findet bis zum 28. Mai im „Jean Paul Art Space“ in der Friedrichstraße 5 in Bayreuth statt. Öffnungszeiten sind jeweils Freitag von 15 bis 19 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 14 Uhr. Bilder: Mit Blasmusik in den Frühling / Musikalische Ostergrüße übermittelte die Stadtkapelle Kulmbach mit einem Auftritt auf dem Marktplatz
Hier konnte man Blasmusik in vollen Zügen genießen: Unter ihrem langjährigen Dirigenten Thomas Besand erfüllte das Blasorchester in großer Besetzung die Innenstadt mit einer abwechslungsreichen Mischung bekannter Melodien, wie gewohnt stets perfekt einstudiert und eindrucksvoll musiziert. Dementsprechend heiter war die Stimmung unter den Zuhörern. Die Musiker waren merklich gut vorbereitet und spielen kraftvoll in kompetenter Besetzung.
Eine der Besonderheiten des Konzertes war sicher die Aufführung des Medleys „Moments for Morricone“ mit den bekannten Filmklassikern aus der Feder des italienischen Komponisten Ennio Morricone. Traditionelle Blaskapellenklänge gab es bereits vorher mit der Polka „Morgengedanken“ von Norbert Gälle oder der eher selten gespielten Festmusik von, man mag es kaum glauben, Richard Wagner. Am Ende schafften es die Musiker der Stadtkapelle sogar, das Publikum beim Regimentsmarsch „Schneidig voran“ zum Mitklatschen zu bewegen. Das Zwölf-Uhr-Läuten ringsum hatte da bereits den Schlusspunkt des österlichen Kurzauftritts vorgegeben.
Am 27. Juli um 19 Uhr veranstaltet die Stadtkapelle Kulmbach auf dem Marktplatz ihre traditionelle Bierfestserenade, ehe der Klangkörper zwei Tage später am 29. Juli um 10 Uhr den Anstich zur Bierwoche musikalisch begleiten wird. Bilder: Frühlingshafte Klänge gab es mit der Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand am Ostermontag auf dem Marktplatz.
Stimmungsvoll, beeindruckend und spektakuläres / Frühlingskonzert mit dem Orchester der Hochschule für den öffentlichen Dienst
Hof. Viele Berufsgruppen, wie etwa Mediziner oder Juristen, haben ihre eigenen Orchester. Die meisten Universitäten besitzen einen eigenen Klangkörper und so hat auch die Hofer Hochschule für den öffentlichen Dienst ihre Hofmusikanten. Unter dem Motto „Very British“ veranstalteten die engagierten Amateure nach drei Jahren Corona-Pause in der Freiheitshalle endlich wieder einmal ein Frühjahrskonzert. Nicht nur für alle Beteiligten war es ein Abend der Superlative, auch für das Publikum: Gleich drei Klangkörper schickten von der Bühne des in britischen Farben geschmückten Festsaals aus einen musikalischen Gruß über den Ärmelkanal: das Bayerische Beamtenorchester, ein gewaltiges sinfonisches Blasorchester, unter der Leitung von Christian Metz, der Chor unter der jungen Studentin und ausgebildeten Kirchenmusikerin Karin Luczak sowie die Big Band mit Bandleader Andreas Böhm. Für letzteren war es übrigens eine Art musikalische Abschiedsvorstellung. Der Gründer der Formation trat als Trompeter wieder zurück in die Big Band und übergab den Taktstock an den künftigen Dirigenten Lukas Friedrich. Eines der Hauptwerke des fast 100 Musiker starken Blasorchesters stand dabei gleich am Anfang: Ludwig van Beethovens Tongemälde „Wellingtons Sieg“. Forsch, jugendlich und rasant klingt das bei den ehemaligen und aktuellen Studenten. Man möchte gar nicht glauben, dass da wirklich Laien am Werk sind. Nicht, dass der Klangkörper mit seiner Beethoven-Lesart etwas wirklich Neues präsentiert, doch die Interpretation und der Stil des Musizierens haben große Klasse. Es ist der Gestus, der zählt, und Christian Metz gelingt es, zu fesseln und zu überzeugen. Natürlich ist es nicht das letzte Wort in Sachen Beethoven, doch was die Differenzierung und den Farbreichtum betrifft hat das Orchester echt Klasse.
Neben den „Klassikern“ gab es auch moderne Klänge, unter anderem die Bohemian Rhapsody der Gruppe Queen und als eine Art Höhepunkt des zweien Teils das irische Tanzstück „Lord of the Dance“. Die pulsierenden Rhythmen und einprägsamen Klänge haben bis heute nichts an ihrer Faszination verloren. Das Besondere ist, dass die mitreißende Folk-Music von hohem Tempo, pochenden Rhythmen und ständigen dynamischen Steigerungen geprägt ist. Da gibt es anschauliche musikalischen Linien, rhythmischen Riffs, mitreißenden Melodien und viele blitzenden Glanzpunkte. Doch das war noch lange nicht alles: Unter anderem mit „Viva la vida“ von der Band Coldplay, Gene Kellys unverwüstlichem „Singing in the rain“ und Adeles „Skyfall“ gab der vierstimmige Hochschulchor unter Karin Luczak eine beeindruckende Visitenkarte ab. In allen Lagen ausgewogen besetzt, fügten sich die einzelnen Stimmen perfekt ausbalanciert ineinander.
Ein wenig überflüssig empfanden einige die gnadenlos gendernde Moderation von Korbinian Lechner. Witzig, wenn er beispielsweise von den „Komponist:innen“ des Abends sprach, obwohl ausnahmslos Kompositionen von Männern auf dem Programm standen. Das Bayerische Beamtenorchester steht seit mittlerweile zehn Jahren für anspruchsvolles Musizieren mit einem breit gefächerten musikalischen Repertoire. Dabei rekrutiert sich das Orchester überwiegend aus aktiven und ehemaligen Studenten der Hochschule für den öffentlichen Dienst, die auch nach Abschluss ihres Studiums aus ganz Bayern immer wieder gerne nach Hof kommen, um dort gemeinsam Musik zu machen. „Mit dem Frühjahrskonzert setzen wir die kulturelle Tradition der Hochschule für den öffentlichen Dienst fort. Es ist uns ein Herzensanliegen, mit unserem musikalischen Frühlingsgruß den Hofer Bürgern etwas zurückzugeben, indem wir sie einen Abend lang mit unserer Musik begeistern“, so ließen die Verantwortlichen im Umfeld des Konzerts verlautbaren. Sie haben Wort gehalten und fast drei Stunden lang für hochkarätige Unterhaltung gesorgt. Bilder: Große Musik in kleiner Kirche / Bachs Johannespassion auf fränkisch: Ungewöhnliches Chorprojekt in Kasendorf aufgeführt
Kasendorf. Die Weihnachtsgeschichte wird ja auch gern ins Alpenländische verlegt, warum nicht auch die Passion ins Fränkische? Das dachte sich wohl Jürgen Gahn, Mundartautor aus Stein bei Gefrees im Landkreis Bayreuth. So startete er zusammen mit Dekanatskantorin Ulrike Heubeck (Thurnau/Bad Berneck), einigen Musikern und gleich vier Chören ein ungewöhnliches Projekt. Alle zusammen führten die früheste der Passionen von Johann Sebastian Bach, die Johannespassion, in einer stark gekürzten Version auf. Das Besondere daran: die Rezitative wurden nicht wie vorgesehen gesungen, sondern gesprochen, und zwar von Jürgen Gahn auf Fränkisch. Nach einer Aufführung in Bad Berneck war das ehrgeizige Projekt am Palmsonntag in der Kasendorfer Kilianskirche zu erleben. Da heißt es dann „Mei Reich is ned vo dera Welt“, oder „Und auf amol herd ma an Hohnagoggel greha““. Ob das immer so sinnvoll ist, sei dahingestellt, es ist in jedem Fall eine ganz andere, ungewöhnliche Auseinandersetzung mit der Leidensgeschichte Jesu. Nicht minder ergreifend, nicht ganz so erdrückend, vielleicht sogar etwas verständlicher und tröstender und deshalb eine durchaus spannende Herangehensweise. Die Texte der Arien und Choräle hatte Johann Sebastian Bach selbst aus dem Bericht des Evangelisten Johannes und freien Versen aus der oft vertonten Passionsdichtung von Barthold Heinrich Brockes zusammengestellt. Jürgen Gahn artikulierte seine fränkische Übersetzung der Rezitative vortrefflich, er legte den Evangelien-Text flexibel aus und nahm sich wohltuend zurück. Gewaltig war die Beteiligung von vier Chören aus zwei Dekanaten mit insgesamt fast 50 Mitwirkenden, die Ulrike Heubeck für die Aufführung gewinnen konnte: den Laurentius-Chor Thurnau, den Kirchenchor Kasendorf, den katholischen Kirchenchor Thurnau und die Kantorei Bad Berneck. Selten dürften in der Kilianskirche so eindrucksvolle Klänge ertönt sein, wie etwa der apotheotische Schlusschoral „Ach Herr lass dein lieb Engelein“. Überhaupt bietet das Johannes-Evangelium wenig Ruhepunkte, dafür ist es unmittelbarer und dramatisch belebter durch die vielen Chöre. Allerdings hatte Dekanatskantorin Ulrike Heubeck schon empfindlich gekürzt. Von den ursprünglich 30 Nummern (ohne die reinen Rezitative) blieben nur noch 15 übrig. Als reine Leidensmeditation interpretierte die Instrumentalgruppe in Kleinstbesetzung die Passion, wenngleich manche schärfere Akzentsetzung nicht geschadet hätte. Die Musik erklang zügig und schnörkellos. Zu den Instrumentalisten gehörte das Streichquintett Hubert, Ulrike Hünefeld (Flöte), Pei-Shan Ruf (Oboe und Englischhorn) sowie Johannes Freund (Orgel). Sie alle zusammen haben einmal mehr bewiesen, dass eine minimale Besetzung auch ein großes Werk adäquat gestalten kann. Solisten waren die hervorragende Sopranistin Yuka Koroyasu. Sie sang ihre Arien spielerisch leicht, überaus frisch und unmittelbar und war stets präsent. Haruka Koroyasu konnte da nicht ganz mithalten. Ihm fehlte es schon ein wenig an Durchschlagskraft und Höhe. Alles in allem bleibt aber trotzdem der Eindruck einer authentisch wirkenden Glaubwürdigkeit. Hoch emotional wurden die Glaubensinhalte auf ungewöhnliche Weise vermittelt, wobei die theologisch-musikalische Aussage stets im Vordergrund stand. Bild: Große Besetzung in kleiner Kirche: Vier Chöre mit knapp 50 Mitwirkenden aus zwei Dekanaten führten in der Kasendorfer Kilianskirche Teile aus der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach auf Passionsmusik macht Petrikirche zum klingenden Raum / Kulmbacher Kantorei führte Bachs fragmentarische Markus-Passion in der Petri-Kirche auf
Kulmbach. Die Partitur ist leider verschollen, nur das Libretto liegt vor. Quellen existieren, die Auskunft über das Werk geben, und so haben sich viele Musiker bereits um eine Rekonstruktion der Markus-Passion von Johann Sebastian Bach bemüht. Am bekanntesten ist die Fassung des prominenten deutschen Kirchenmusikers Diethard Hellmann. Sie war in einer eindrucksvollen Aufführung der Kulmbacher Kantorei unter der Leitung von Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß am Sonntag in der Petrikirche zu hören. Als gesichert gilt, dass Bach die beiden eindrucksvollen rahmenden Chorsätze und die fünf Arien bereits in seiner Kantate BWV 198 verwendet hatte. Auch die Sätze zu den Choralstrophen haben sich in einer Sammlung von Bachs Choralsätzen bereits nachweisen lassen. Keine Kompositionen gibt es allerdings für die Evangelisten-Rezitative. Sie wurden deshalb in der Kulmbacher Aufführung von Dekan Friedrich Hohenberger als Sprecher von der Kanzel aus vorgetragen, und zwar in der Fassung der Luther-Bibel von 2017. Einmal mehr agierte die mit 60 Sängerinnen und Sängern üppig besetzte Kantorei bei den zwei großen Chören und den kommentierenden Chorälen wohlklingend homogen. Der Chor bewältigte die beiden Sätze eindrucksvoll. In den Chorälen glänzte der Klangkörper durch ausgewogene Dynamik und guter Textverständlichkeit. Perfekt ausbalanciert fügten sich da die einzelnen Stimmen ineinander. Dazu musizierte das Göttinger Barockorchester auf historischen Instrumenten zupackend und sensibel zugleich, aber immer stets präsent. Das Orchester setzt sich zusammen mit Musikern aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Der Klangkörper wurde erst 1995 gegründet und hat sich längst einen festen Platz im Musikleben erspielt. Da auf historischen Instrumenten musiziert wurde, war genau bei der Hälfte eine längere Stimmpause notwendig. Die Continuo-Orgel spielte der Lichtenfelser Dekanatskantor Klaus Bormann.
Bachs fragmentarischer Markus-Passion zur Seite gestellt wurden zu Beginn sein großes Präludium und Fuge e-Moll (BWV 548) auf der Orgel gespielt von Christian Reitenspieß. Ein wenig unter ging das Klagelied für Sopran, Violine, Gamben und Basso continuo „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ von Dieterich Buxtehude. Das lag zum einen an der geradezu minimalistischen Besetzung, zum anderen an der geringen Textverständlichkeit der Sopranistin lag, obwohl sie die Verse im Wechsel mit dem Tenor sang. Wie schon bei der Aufführung des Rutter-Requiems im November stellte Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß auch diesmal wieder mit einem kleinen, aber feinen Werk seine kompositorischen Fähigkeiten vor. Diesmal gab es mit dem Gesang „Fließt, ihr Augen, fließt von Tränen“ für Alt und zwei Gamben aus seiner Feder zeitgenössische Klänge und dazu eine Kulmbacher Erstaufführung. Bild: Die Markus-Passion von Johann Sebastian Bach haben die Kulmbacher Kantorei und das Göttinger Barockorchester in der Petri-Kirche aufgeführt. Romantik, Emotion und schräger Humor / „Phantom der Oper“ mit Deborah Sasson und Uwe Kröger in der Dr.-Stammberger-Halle
Viel Neues wurde seit 2014 in die Aufführung eingefügt, einiges wurde verändert. Da sind vor allem die technisch raffinierten 3-D-Projektionen, die traumhafte Bühnenbilder schaffen und der beleuchtungs-, wie tontechnische Aufwand, der für allerlei erstaunliche Effekte sorgt.
Das Besondere diesmal: Mit Uwe Kröger als Phantom hat Deborah Sasson Deutschlands Musicalstar Nummer 1 an ihrer Seite. Kaum ein Musical, in dem der vielseitige Sängerdarsteller noch nicht mitgewirkt hat. Klar, dass Uwe Kröger auch als Phantom mit Bühnenpräsenz, Stimme und Darstellung überzeugt und eine erstklassige Interpretation abgibt. Die Geschichte des Phantoms ist die des Titelhelden Eric, der mit verunstaltetem Gesicht in den Gewölben der Pariser Oper lebt und das Haus in einen Ort des Schreckens verwandelt. Anders als im Musical von Andrew Lloyd Webber orientiert sich die vorliegende Version inhaltlich geschlossener an der Bestseller-Vorlage und stellt die Rivalität zwischen dem Phantom und dem Grafen Raoul um die Sängerin Christine in den Mittelpunkt.
Wenn die Aufführung auf jeden Fall einen Besuch wert war, dann sicherlich vor allem wegen der ausgezeichneten Mitwirkenden, allesamt langjährige Musical-Profis von den bedeutendsten europäischen Bühnen. Allen voran Deborah Sasson in der Hauptrolle der Christine. Sie hatte im Laufe ihrer fast 40-jährigen Deutschland-Karriere bereits den Grünen Hügel in Bayreuth erklommen und eine beispiellose Bühnen-, Platten- und TV-Karriere folgen lassen. Stimmlich wie darstellerisch überzeugt Deborah Sasson auch in der „Phantom“-Aufführung, zumal das Musical ohnehin immer ihr Schwerpunkt war.
Zu den Höhepunkten gehörten immer die Szenen, bei denen das Arrangement Zitate aus der großen Oper einfügt, die dann geschickt mit den modernen Songs verwoben werden. Da gab es ein von Deborah Sasson wundervoll gesungenes „O mio babbino caro“ von Giacomo Puccini, eine etwas verfremdete „Faust“-Arie von Charles Gounod, Giovanni Pergolesis „Se tu m' ami“ und am Ende sogar Giuseppe Verdis berühmtes Trinklied „Libiamo“. Die Zuschauer in der Dr.-Stammberger-Halle dankten am Ende nicht nur mit einem langen und herzlichen Applaus, sondern auch mit Jubel und Standing Ovations. Bilder: Zauberhafte Klänge von der Grünen Insel / „Celtic Rhythm“ begeisterte Kulmbach und vermittelte authentisches irisches Lebensgefühl
Kulmbach. Mit „Lord of the dance“ und „Riverdance“ haben irische Tanzshows den Gipfel der Popularität erreicht. Die Faszination von pulsierenden Rhythmen, einprägsamen Klängen und perfektem Tanz hat bis heute nichts an seiner Faszination verloren. Mit „Celtic Rhythm“ gibt es das Ganze auch eine Nummer kleiner. Die gleichnamige Show gastierte am Sonntagabend im Rahmen eines Nachholtermins aus dem Vorjahr in der Dr.-Stammberger-Halle und hätte durchaus ein wenig mehr Zuspruch verdient gehabt. Nicht nur Irish Dance war geboten, sondern auch zwei Stunden lang exzellente Live-Musik von der Grünen Insel. Zuallererst ist „Celtic Rhythm“ eine Show fürs Auge. Da geht es nicht darum, dass eine Geschichte erzählt wird, vielmehr soll das Lebensgefühl, die Tradition und die Stimmung Irlands vermittelt werden. Dafür sorgen ausgefeilte Choreographien, synchrone Tanzperfektion, wie man sie sonst nur von klassischen Ballettprofis kennt, und mitreißende Körperbeherrschung. Schweißtreibend ist das alles, es hat aber auch seinen ganz besonderen Zauber. Noch lange hätte man zusehen können.
Das besondere an „Celtic Rhythm“ ist, dass die mitreißende Folk-Music nicht etwa vom Band kommt, sondern live auf der Bühne gespielt wird. Hohes Tempo, ein pulsierender Rhythmus und ständige dynamische Steigerungen machen die typisch irische Musik aus. Doch es gibt auch die ruhigen, zugegeben, manchmal nicht enden wollenden Balladen. Äußerst stimmungsvoll ist das alles, zumal auch die Musiker alle Meister ihres Instruments sind. Studiert haben sie an der Hochschule von Limerick, der einzige Universität weltweit, an der man dieses spezielle Musikgenre überhaut studieren kann.
Alles in allem schafft es das erstklassige Ensemble durchaus, auch in Kulmbach für zwei Stunden irische Lebensfreude aufkommen zu lassen, denn auch hier hat der irische Tanz seine Fans. Man ahnt schon etwas von den alten irischen-keltischen Traditionen und erfreut sich an der Musik von der Grünen Insel, die über weite Strecken absoluten Ohrwurmcharakter hat. Wer in die Atmosphäre Irlands abtauchen wollte, der war in dieser Show genau richtig. Bilder: „Dance-Captain“ Andrew Vickers und sein Ensemble brachten das Lebensgefühl von der Grünen Insel auf die Bühne der Dr.-Stammberger-Halle. Die wilden Adler fliegen wieder / Eagles Tribute Band „Take it to the Limit“ begeisterte die Rockfans in der Freiheitshalle
Hof. Das Interesse an ihrer Musik ist ungebrochen: Die Eagles gelten als erfolgreichste Country-Rock-Band der Musikgeschichte. Mit der Band „Take it to the Limit“, so heißt auch einer der größten Eagles-Hits, hat sich eine zehnköpfige Formation aus Irland aufgemacht, das sonnige Lebensgefühl der 1970er Jahre wieder aufleben zu lassen und den Eagles Tribut zu zollen. Im gut gefüllten Festsaal der Freiheitshalle begeisterten sie am Dienstagabend beim vorletzten Konzert ihrer Deutschland-Tour auch die Hofer Rockfans.
Vom Barock bis in die Gegenwart / Konzert mit dem Kulmbacher Kammerorchester am 12 März in der Auferstehungskirche
Lange Zeit hätten die musikbegeisterten Orchestermitglieder auf das gemeinsame Musizieren verzichten müssen. Sie konnten wie viele andere Ensembles auch, weder proben noch Konzerte geben. Ein erster Start war den Worten von Thomas Grünke zufolge die Mitwirkung am 1. Advent bei einem Weihnachtskonzert in der Trebgaster Kirche. Nun freue sich das Orchester, das sich aus engagierten Laienmusikern sowie Schülerinnen und Schülern der Kulmbacher Musikschule zusammensetzt, auf das erste reine Orchesterkonzert und lädt alle Musikinteressierten in die Auferstehungskirche ein. Auf dem Programm stehen hauptsächlich Werke barocker Komponisten, wie etwa Antonio Vivaldis „Frühling“ aus den „Vier Jahreszeiten“ oder Arcangelo Corellis berühmter Variationsreihe „La Follia“. Damit setzt das Orchester einerseits einen Schwerpunkt bei Kompositionen aus dem 18. Jahrhundert, es wird aber auch musikalische Kontrapunkte aus der Gegenwart zu Gehör bringen, so etwa mit der reizvollen und mitreißenden Sinfonie von Nikolai Rakow, einem russischen Komponisten, dessen Werke sich durch spätromantische Harmonik und fließende Melodien auszeichnen. Das Konzert des Kulmbacher Kammerorchesters findet am Sonntag, 12.03.2023 um 17 Uhr in der Kulmbacher Auferstehungskirche statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. Bild: Thomas Grünke wird das Konzert des Kulmbacher Kammerorchesters am 12. März in der Auferstehungskirche leiten. Yesterday, Yellow Submarine und Yeah-Yeah-Yeah / Fab Four in Hof: Tribute-Show erweckte Aura der Pilzköpfe zum Leben
Hof. Nur wenigen ganz Großen der U-Musik des 20. Jahrhunderts wiederfährt das, was auch die klassische Musik ausmacht: sie werden interpretiert, nachgespielt, immer wieder aufgeführt. Bei Elvis Presley ist das so, bei Abba und natürlich bei den Beatles. Zahlreiche Ensembles touren um die Welt, um die Musik des britischen Quartetts am Leben zu halten und immer wieder neu aufzuführen. So auch „The London West End Beatles“, eine fabelhafte Revival-Band, die mit Ihrer Tribute Show „Yesterday“ am Freitag im Festsaal der Freiheitshalle gastierte. Die Gruppe mit Musikern aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland gilt als eine der besten und beliebtesten Beatles-Coverbands. Das kommt natürlich nicht von ungefähr: Cyril Montreau aus Paris als John, Christophe Roussel aus Bordeaux als Ringo, Nick Bird aus London als Paul und Nils Stockmann aus Bielefeld als George kommen tatsächlich ganz nah an das Original heran, zumindest so, wie man sich einen Auftritt der Beatles heute vorstellt, denn die wenigsten dürften einen echten Beatles-Auftritt erlebt haben. Kreischende Mädels und zertrümmertes Mobiliar gibt es freilich nicht mehr, aber auch in Hof tanzt, klatscht und singt das begeisterte und überaus textsichere Publikum lautstark mit.
Das Konzert war zweigeteilt, entsprechend der beiden bekannten Best-Of-Alben. Das Besondere an dem Auftritt war es dabei, dass nicht nur die Songs der ersten Beatles-LPs zu hören waren, sondern im zweiten Teil auch Stücke wie „Lucy in the sky with diamonds“ oder „Let it be“. Die späteren Lieder hatten die echten Beatles nie live auf der Bühne gespielt, denn ab Sommer 1966 gab es keine Tournee mehr. Für wahre Beatles-Fans kommt es deshalb einer Offenbarung gleich, wenn ausgerechnet diese Songs so echt, so gekonnt und so tief berührend live erklingen.
Nach der Pause dann die bunten Fantasiekostüme aus „Yellow Submarine“, und schließlich die „Peace- & Revolution“-Zeit mit einem weiß gekleidetem John Lennon mit Nickelbrille. „All you need is love“, „St. Peppers Lonely Hearts Club Band“, „Penny Lane“, „Obladi, Oblada“ bis Yellow Submarine“, lauten die Titel.
Bilder: Absolut echt und authentisch: „The London West End Beatles“ im Festsaal der Freiheitshalle. Kulmbacher Kulturallianz gegründet / Museen im Mönchshof und Kulmbacher Kleinkunst-Brettla gehen künftig gemeinsame Wege
„Wir wollen alle gemeinsam hoch hinaus“, sagte Manfred Spindler, Vorsitzender des Kleinkunst-Brettlas. Augenzwinkerns meinte er damit nicht nur den 4. Stock des Mönchshofs, in dem die Kleinkunst-Veranstaltungen künftig stattfinden werden. Er sprach von einem „Glückstag für Kunst und Kultur“. Nach 25 Jahren gehe damit eine Reise zu Ende. „Wir sind da, wo wir immer hinwollten. Spindler sprach dabei nicht nur vom Mönchshof, sondern auch von der Stadt Kulmbach. Seit 1997 war die Spielstätte zunächst in Schwarzach, dann in Untersteinach, weil es in der Stadt keinen geeigneten Saal gegeben habe. Das Kleinkunst-Brettla, früher Gaudi-Brettla, hatte sich während dieser Zeit zur größten Kleinkunstveranstaltung in Oberfranken entwickelt. Gäste waren beispielsweise die Altneihauser Feierwehrkapell´n, der Schauspieler Hannes Ringlstetter oder der Kabarettist Max Uthoff. Mit Corona sei dann „ein unendlicher Strudel nach unten“ gekommen, sagte Spindler. Der Verein habe auf der Kippe gestanden, der Saal in Untersteinach sei nicht mehr zu halten gewesen. „Wir sind brutal ausgebremst worden“, so der Vorsitzende. Umso größer sei die Freude, mit der Kulmbacher Brauerei und den Museen im Mönchshof starke Partner gefunden zu haben. „Es gibt einen besseren Platz als den Mönchshof“, zeigte sich Markus Stodden, Sprecher des Vorstands der Kulmbacher Brauerei und der Museen im Mönchshof, überzeugt. „Ich freue mich auf eine erfolgreiche Zukunft unter dem Dach des Museums“, so der Brauereichef. Für ihn und die Brauerei sei es eine Herzensangelegenheit, sich im kulturellen Bereich zu engagieren, denn Kunst und Kultur seien identitätsstiftend und gemeinschaftsbildend. Stodden kündigte außerdem an, den 2014 gemeinsam ins Leben gerufenen Kleinkunst-Preis nach der Corona-Pause neu aufleben zu lassen: „Passend zur neuen Heimat des Kleinkunst-Brettlas werden nun die Mönchshof Brauspezialitäten an neuer Partner auftreten.“ Auch für Helga Metzel, Geschäftsführerin der Museen im Mönchshof, gehören Bierkultur und Kabarett unabdingbar zusammen. „Was lange währt wird endlich gut“, sagte sie. Gerade heute sei es wichtiger denn je zuvor, Begegnungsstätten für Menschen zu erhalten und Programme auszubauen: „Genau das schaffen wir bei Kultur unterm Dach auf unserer Museumsbühne.“ „Museen sind ein Ort der Kultur und der Kulinarik“, sagte Landrat Klaus Peter Söllner ebenfalls Vorstandsmitglied der Museen im Mönchshof. Deshalb sei es nur logisch, dass das Kleinkunst-Brettla seine neue Heimat im Mönchshof gefunden hat. Kunst und Kultur bezeichnete der Landrat aber auch als wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in der Genussregion. „Das Kleinkunst-Brettla ist eine Bereicherung für den Mönchshof als kulturelles Zentrum Kulmbachs.“ Das Programm für 2023 sieht folgende Veranstaltungen vor: 20.01.: „Das Eich“; 09.03: Holger Paetz mit seiner Fastenpredigt; 22.04.: eine Lesung mit Ernst Olbrich; im Juni (das genaue Datum steht noch nicht fest) wieder eine Lesung „Asterix auf Oberfränkisch“ Band 2, mit dem „Eich“; im September ein Auftritt des Plassenburg-Singkreises; 7. 10.: Lothar Groß; im Oktober die Austropop-Band Ö3; 11.11. Wolfgang Buck und im Dezember das „Grippenspiel“ mit Rüdiger Baumann. Für den 27. Januar 2024 ist dann das Finale des Mönchshof Kabarettpreises geplant. Bild: Sie feierten den Neustart des Kulmbacher Kabarett-Brettlas (von links): Mönchshof-Produktmanagerin Claudia Kollerer, Uwe Bär und Lothar Groß vom Kleinkunst-Brettla, Landrat Klaus Peter Söllner, Brauereichef Markus Stodden, Manfred Spindler und Werner Fiedler vom Kleinkunst-Brettla, Geschäftsführerin Helga Metzel von den Museen im Mönchshof und Roland Jonak vom Kleinunst-Brettla. Marschmusik, Mitternachtsblues und Melodien für Morricone / Jubel und Standing Ovations beim ersten Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach seit drei Jahren
Kulmbach. Drei Jahre lang mussten alle Musikfreunde bis zu diesem Konzert warten. Thomas Besand und die Stadtkapelle Kulmbach hatten zum traditionellen Neujahrskonzert geladen und die Stadthalle war seit langem wieder einmal ausverkauft. Es war aber auch kein gewöhnliches Konzert. Es war vielmehr das 30. Neujahrskonzert unter der Leitung von Thomas Besand, der seit 32 Jahren an der Spitze des renommierten Klangkörpers steht. Glücklicherweise hatte Corona keine Spuren hinterlassen und so präsentierten alle Beteiligten einen Abend der Superlative, der beinahe drei Stunden lang endlich wieder einmal konzertante Blasmusik in all ihren Facetten zeigte. Die vielen Fans aus nah und fern wissen es längst, beim Neujahrskonzert der Stadtkapelle reicht das Programm von klassisch bis populär, von ernst bis heiter, es gibt Bekanntes und Unbekanntes, aber alles stets anspruchsvoll und auf höchstem Niveau, auswendig dirigiert von Thomas Besand. Dieses Konzert macht einfach Freude und gute Laune, besser kann man nicht auf das Neue Jahr einstimmen.
Was wäre ein Blasmusikkonzert ohne die für diesen Klangkörper so typischen Marschkompositionen. Und so durften auch diesmal traditionelle Konzertmärsche, wie der berühmten Schönfeld-Marsch von Carl Michael Ziehrer gleich zu Beginn, die „Admiralsflagge“ von Julius Fucik oder der wiederentdeckte „Textilaku-Marsch“, der „Marsch der Textilarbeiter“ von Karol Padivy nicht fehlen.
Unter den Solisten ragte Elke Höhn besonders heraus, die nicht etwa „ihr“ Instrument, die Querflöte spielte, sondern als Sängerin versiert mit dem Titelsong „As time goes by“ aus dem Film „Casablanca“ auftrat. Während sie ihre Sopranstimme erhebt, wandelt sich Thomas Besand derweil vom Dirigenten zum Bandleader und die Musiker stellen einmal mehr ihr breites Können unter Beweis. Dann greift Besand selbst zum Mikrofon und singt die Sinatra-Songs „New York, New York“ und „Something stupid“ mit Elke Höhn im Duett.
Kurzweilig und kenntnisreich führte einmal mehr Karl Heinrich Backert durch den Abend. Er sorgt damit humorvoll und sympathisch für die notwendigen Verschnaufpausen für alle Musiker zwischen den Stücken. Am Ende wird er zum Ehrenmitglied ernannt. Fast 50 Jahre ist er schon Mitglied der Stadtkapelle, 40 Jahre spielte er das Schlagzeug, 25 Jahre lang gehört er der Vorstandschaft an und seit über 20 Jahren tritt er als Moderator auf. Zwei Zugaben hatte Thomas Besand seinen Musikern auf die Pulte gelegt: den Götterfunken-Marsch von Wilhelm Ruhmohr und den Radetzky-Marsch von Johann Strauss Vater. Bilder: Klassik-Hits und musikalische Pretiosen / Umjubeltes Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker
Es war ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Neujahrskonzert: Eine Sängerin aus Kalifornien, die andere aus Polen, der Dirigent ein Niederländer und das Orchester aus Nordbayern. Dazu erst das vierte Stück ein Walzer, und der nicht einmal von Johann Strauss. Der Walzerkönig kam erst im zweiten Teil vor, allerdings mit einer Quadrille. All das war aber ganz nach dem Geschmack des Publikums, das am Ende die Musiker erst nach der dritten Zugabe (nicht der Radetzky-Marsch, sondern Offenbachs „Cancan“) von der Bühne lassen wollte.
Natürlich darf bei keinem Neujahrskonzert die Musik von Johann Strauss fehlen. Sie steht wie kaum eine andere für populäre musikalische Pretiosen. Die Hofer Symphoniker präsentierten Strauss mit der eigenwilligen „Maskenball-Quadrille“. Wo Johann Strauss drin steckt, da ist Jacques Offenbach nicht weit. Die Barcarole aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ ist so ein unverwüstliche Offenbach-Schlager, der schon aufgrund der beiden herausragenden Sopranistinnen Juliana Zara und Justyna Olow nicht fehlen darf. Da springt der Theaterfunke schnell über.
Die in München beheimatete und aus den USA stammende Koloratur-Sopranistin Juliana Zara konnte vor allem durch Spitzentöne überzeugen. Mit Präzision, einer elektrisierenden Laszivität und sehr guter Textverständlichkeit kann sie mit einer Leichtigkeit auch in der nuancenreichen Textausdeutung ihre gesangstechnische Überlegenheit bis in die brillanten Koloraturhöhen ausspielen. Ein weiterer Glücksfall war die polnische Mezzosopranistin Justyna Ołow, die dem Jungen Ensemble der Dresdner Semperoper angehört. Sie verlieh mit ihrem facettenreich-dunklen Timbre etwa in dem Lied aus der Csardasfürstin die notwendige Tiefe. Bilder: Unter dem Dirigenten Enrico Delamboye musizierten die Hofer Symphoniker zusammen mit den beiden Sopranistinnen Juliana Zara und Justyna Olow in der Stadthalle. Emotionalität, Religiosität und pure Lebensfreude / „Original USA Gospel Singers & Band“ gastierten am Tag vor Silvester im nahezu ausverkauften Festsaal der Freiheitshalle
Das siebenköpfige Ensemble setzte sich zusammen aus fünf hervorragenden Solisten und aus zwei fantastischen Musikern. Da Gospel auch immer Show bedeutet, hatten die Veranstalter eine große Licht- und Bühnenshow mitgebracht. Angedeutete Bühnenbilder werden auf die Rückwand projiziert, von denen eine stimmungsvolle Atmosphäre ausgeht. Kopf der Gruppe ist der Musiker Julius Rechner, der als hervorragender Keyboarder die Gruppe zusammenhält. Er wird unterstützt von Bernard Flegar am Schlagzeug.
Emotionalität, Religiosität und pure Lebensfreude dringen auch bei allen anderen Titeln, wie „Amazing grace“, begleitet von zwei Friedenstauben im Hintergrund, „Go down Moses“ oder „Rock my soul““ durch. Immer wieder übernehmen einzelne Akteure der afro-amerikanischen Gruppe stimmlich grandios solistische Aufgaben, manchmal werden die Übergänge von einem zum anderen Titel in kleine Geschichten über die Hintergründe der Gospelmusik verpackt. Georg Friedrich Händels „Halleluja“ hat man jedenfalls nie zuvor so schwungvoll und poppig gehört, wie von den USA Gospel Singers. Verbunden mit den besten Neujahrswünschen des Ensembles erklingt auch der Weihnachtsklassiker „Stille Nacht“, a-cappella und teilweise sogar auf Deutsch gesungen.
Bilder: Mit den „Original USA Gospel Singers“ gastierte am Tag vor Sivester eine der weltweit populärsten Gospelgruppen im Festsaal der Freiheitshalle.
Bach, böhmische Volkslieder und Big-Band-Sound / Spektakuläres Weihnachtskonzert des Johann-Christian-Reinhart-Gymnasiums in der St.-Michaelis-Kirche
Am JCRG war es nach drei Jahren Corona-Pause endlich wieder Zeit für ein echtes Weihnachtskonzert. Ein Abend, bei dem die St.-Michaelis-Kirche so richtig gut gefüllt ist, sogar auf den Emporen. Das war Ansporn genug, und so zeigten sämtliche Ensembles vom Unterstufen- bis zum Oberstufenchor, vom Gitarrenkreis bis zum Kammermusikensemble und von der Red-Big-Band bis zum Chor des tschechischen Partnergymnasiums Ostrov ihr Können und stimmten auf das Fest ein. Schnell wurde klar, welche herausragende Rolle am JCRG die Musik spielt. Zu verdanken ist dies sicherlich den beiden überaus engagierten Musiklehrern Martin Hauke und Johannes Müller. Sie haben es ganz offensichtlich geschafft, die Schüler der unterschiedlichsten Klassen zu motivieren und ihnen die Freude an der Musik zu vermitteln. Martin Hauke und Johannes Müller leiteten die Ensembles abwechselnd mit großem Engagement und spürbarer Hingabe zur Musik.
Klar, dass auch bekanntes, wie das unvermeidliche „Halleluja“ von Leonard Cohen, ohne das mittlerweile kein Weihnachtskonzert mehr auszukommen scheint, nicht fehlen darf. Einen echten Glanzpunkt setzte die Red Big Band mit jazzig swingenden Weisen im besten Big-Band-Sound unter anderem mit einem Jazzy-Merry-Christmas-Medley inklusive „Jingle Bells“ zum Mitklatschen. Den größten Applaus bekamen Chor und Instrumentalkreis des tschechischen Partnergymnasiums Ostrov/Schlackenwerth unter der Leitung von Libor Velicka. Der relativ kleine Chor hatte die Besonderheit, dass immer einzelne Mitglieder solistische Aufgaben übernahmen. Zur Aufführung kamen böhmische Volkslieder in modernem Gewand. Perfekt dargeboten wurde der mehrstimmige Weihnachtskanon „Gloria“ und beim mährischen Volkslied „Hej hej koleda“ wurde zwischen den Versen gerappt. Mit „Mamma Mia“ hatte sich in das Programm des tschechischen Chores sogar ein Abba-Song geschmuggelt. Die tschechische Partnerschule veranstaltete tags zuvor ihr Weihnachtskonzert, aufgrund des Eisregens hatte das JCRG seinen Besuch allerdings kurzerhand absagen müssen.
Schulleiter Michael Wagner hatte gleich zu Beginn seiner Freude Ausdruck verliehen, dass nach drei Jahren Pause endlich wieder ein echtes Weihnachtskonzert in der St.-Michaelis-Kirche stattfinden kann. Er sprach vom „Höhepunkt des Schuljahres“, nicht nur für die Ausführenden, sondern für die gesamte Schulfamilie. Bilder:
Mitreißendes musikalisches Glaubensbekenntnis / Weihnachtskonzert mit Joy in Belief in der Lutherkirche
Joy in Belief unter der Leitung von Gründerin und Frontfrau Marina Seidel aus Gefrees ist weit über die Region hinaus bekannt für seine bunte Mischung aus modernen und traditionellen Gospels, Jubilees und Spirituals sowie mitreißenden Pop-Songs und jazzigen Arrangements. Mit den gewählten Sätzen und den verschiedenen Solisten aus dem Chor heraus wird schnell der Zugang zum Publikum gefunden. Kein Wunder, dass der Funke auch diesmal sofort wieder überspringt. Die Zuhörer klatschten, sangen und tanzen nicht nur einmal mit. Bei Joy in Belief ist der Name Programm. 22 Jahre Chorgeschichte, weit über 400 Konzerte und fünf CDs sprechen für sich. Die exakt 18 Sängerinnen und vier Sänger wollen dem Publikum ihre Freude am Glauben vermitteln. Das ist das Motto des Klangkörpers. Vielleicht ist es auch das Erfolgsgeheimnis der Sparte überhaupt, denn es ist schon eine eigene und dennoch wohl die populärsten Facette des geistlichen Musikschaffens. Verkündung auf sympathische Art und Weise, ohne Druck, aber mit viel Spaß. Musikalisch kamen die Zuhörer in der Lutherkirche jedenfalls voll auf ihre Kosten. Die professionell agierenden Sängerinnen und Sänger zauberten eine beeindruckend fröhliche Atmosphäre in das Gotteshaus. Über drei Stunden lang boten sie eine bunte und erfrischende musikalische Mischung aus altbekannten Gospelstandards, zeitgenössischen, modernen Klänge, swingende Liedern und beliebten Spirituals. Natürlich gab es die weltbekannten und zeitlosen Traditionals wie „Amazing grace“, a-cappella gesungen, oder „Oh happy day“ verpackt in einem mitreißendem Medley, bei dem es niemand mehr auf seinem Sitz hielt. Das sind geistliche Lieder, die längst zu Evergreens der Popmusik wurden. Joy in Belief können aber noch viel mehr. Deutsche Weihnachtslieder etwa, wie „Leise rieselt der Schnee“, oder „Maria durch ein Dornwald ging“, Schlager im besten Sinne, wie den Udo-Jürgens-Weihnachtssong „Es werde Licht“ oder „Rivers of Babylon“ und „Marys Boy Child“, bekannt geworden durch Boney M. Was auch immer der Chor singt, er zelebriert sein musikalisches Glaubensbekenntnis mit großer Überzeugung und viel Hingabe. Auch einige ungewöhnliche Lieder sind dabei: Bob Geldofs „Do they know it's Chrismas time“ oder „I will follow him“ aus „Sister Act“. Ganz spontan kam die 14-Jährige Anna auf die Bühne und sang spontan zusammen mit dem Chor eine phänomenale Version von Leonard Cohens „Halleluja“. Joy in Belief agiert wunderbar homogen, mit ständig wechselnden solistischen Einlagen, mal A-cappella mit geklatschtem Rhythmus und stets dynamisch sorgsam ausbalanciert. Mal mit muskalischer Begleitung durch eine vierköpfige Band mit Günter Schmuck an den Keyboards, Gerd Roßberg an der Gitarre, Norbert Rösch am Bass und Stefan Luschner an den Drums Was der Chor aber dringend braucht, sind neue Sängerinnen und Sänger. „Auch wir mussten uns dieses Jahr erst wieder neu finden“, sagt Marina Seidel, die unermüdlich für ihren Chor wirbt. Corona hat, wie bei fast allen Ensembles seine Spuren hinterlassen. Die Sänger stammen derzeit alle aus dem Raum Bayreuth, Hof und Nürnberg. Geprobt wird in Gefrees im Landkreis Bayreuth, dort ist die Chorleiterin auch zuhause. Beim nächsten Weihnachtskonzert soll der Chor auf jeden Fall wieder größer sein. Bild: Joy in Belief beim Weihnachtskonzert in der Hofer Lutherkirche. Witzige Weihnachten: Viva Voce und die Hofer Symphoniker stimmten ihr Publikum auf eine heiteres Fest ein
Hof. Eigentlich ist es ein Widerspruch: eine A-cappella-Band und ein Symphonieorchester. Der wahrscheinlich beste Beweis, dass beides doch zusammen passt, lieferten das A-cappella-Quartett Viva Voce und die Hofer Symphoniker unter Dirigentin Carolin Nordmeyer mit ihrer Weihnachtsshow „Stimmphonie“ am Donnerstagabend im Festsaal der Freiheitshalle.
Wer die Gruppe kennt, der weiß, dass David Lugert, Heiko Benjes, Basti Hupfer und Andi Kuch weder für betuliche und betroffenheitsschwere Weihnachtslieder, noch für geheuchelten Happy-X-Mas-Kitsch steht. Wenn schon Klamauk dann richtig, wenn schon Kitsch, dann zu 100 Prozent und wenn schon Weihnachtslieder, dann swingend, poppig und soulig.
Zum exklusiv zusammengestellten Programm gehörten Songs aus dem Showprogramm mit dem Titel „Glücksbringer“. Glück kann man immer brauchen, erst recht zu Weihnachten. Dazu gehörten aber auch die Viva-Voce-Weihnachtsklassiker wie „Frosty, der Schneemann“, „Maria durch ein Dornwald ging“ oder „Wir schenken uns nix“. Meist mit einem Augenzwinkern, meist mit eigenwilligem Arrangement, aber immer faszinierend. Als eine Art Running Gag mussten Doris und Gerhard aus Bayreuth in der ersten Reihe herhalten, sie wurden dafür aber auch mit der neuen CD belohnt.
Bilder: Das „A-cappella-Quartett Viva Voce gastierte zusammen mit den Hofer Symphonikern unter Carolin Nordmeyer zum Wehnachtskonzert im Festsaal der Freiheitshalle.
Lyrisch, besinnlich und romantisch / Eindrucksvolles Weihnachtskonzert der Pegnitzer Kantorei in der St.-Bartholomäuskirche
Pegnitz. Den „Karneval der Tiere“ kennt man, vielleicht noch die Orgelsinfonie, das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens dagegen ist bis heute weitgehend unbekannt geblieben. Zu Unrecht, wie die Aufführung am Sonntag durch die Pegnitzer Kantorei unter Jörg Fuhr in der Bartholomäuskirche zeigte. Zwar ist das Oratorium mit einer Dauer von rund 35 Minuten nur so lang, wie gerade mal ein einziger Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. Doch es beinhaltet viele wunderbar innige und lyrische Passagen, mit denen der erst 23-Jährige französische Komponist Musikgeschichte geschrieben hat. Natürlich hat auch der katholische Camille Saint-Saens Anleihen beim Lutheraner Johann Sebastian Bach genommen, wie etwa in der wiegenden Pastorale zu Beginn, doch im Grundton ist das Oratorium durch und durch ein Werk der Romantik. Der Einsatz der Harfe sowohl solistisch als auch mit Orchester oder in Kombination mit der Orgel verleiht dem Werk seinen besonderen klanglichen Reiz. Die Französin Claire Augier aus München bewältigte ihren Part mit Bravour, war sie doch die am meisten beschäftigte Musikerin in diesem Konzert und setzte mit ihrem glitzernden Passagenspiel echte Höhepunkte. Im Mittelpunkt standen natürlich die Sängerinnen und Sänger der Pegnitzer Kantorei. Sowohl bei der textlichen Verständlichkeit als auch in der einheitlichen Tongestaltung vollbrachten sie, von Dekanatskantor Jörg Fuhr einstudiert, eine herausragende Leistung und traten nach der langen Corona-Pause wieder als homogener Klangkörper auf. Verstärkt wurde die Kantorei diesmal vom Kirchenchor Schlüsselfeld (Landkreis Bamberg). Die Texte selbst stammten aus der lateinischen Weihnachtsliturgie der katholischen Kirche Für den Rahmen des Werkes sorgte eine relativ kleine kammermusikalische Besetzung mit Musikern der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach. Ihnen gelang es hervorragend, mit den meist ruhigen Tempi und einer insgesamt eher zurückhaltende Dynamik eine besinnliche Grundstimmung zu schaffen. Mit den beiden pastoralen Sätzen zu Beginn und zum Ende des Werkes spannten die Musiker einen Bogen um das ganze Werk, der noch lange nachhallt. Bläser hat man dabei gar nicht vermisst, trompetenglänzende Festlichkeit auch nicht. Trotz der kurzen Spieldauer setzt der Komponist auf fünf Gesangssolisten. Manuela Falk und Konstanze Miehlich-Fuhr brachten beide ihre wundervollen Sopranstimmen in großartiger Klarheit in Intonation und Deklamation zur Geltung. Die Altstimme von Bernadette Michaldo-Fuhr erklang warm timbriert, Tenor Stefan Schneider bildete besonders in den mittleren Tonlagen einen angenehm passenden Stimmklang und Martin Popp gab seiner Bassstimme verstärkt eine sonore Farbe. Gemeinsam bildeten sie ein einheitliches und überaus homogen klingendes Quintett. Zuvor gab es die beiden Weihnachtslieder „Angels Carol“ und „Nativity Carol“ des zeitgenössischen Briten John Rutter. Beide Lieder intonierte die Kantorei nicht nur sauber, sondern verlieh ihnen auch den notwendigen Glanz. Wer die Klangwelt John Rutters instrumental erleben wollte, der hatte bei der sechssätzigen „Suite Lyrique“ Gelegenheit. Nur von Jens Fuhr an der kleinen Orgel begleitet, führte die Kantorei außerdem vier weihnachtliche Motteten von Francis Poulenc auf und präsentierte sich damit als fülliger Klangkörper, samtweich in den Mittellagen, solide in der Tiefe, wenn auch mit Anstrengung in den Höhen. Sinn und Zweck des Konzertes sei es, die Gedanken und Gefühle auf das Weihnachtsfest einzustimmen, hatte Dekan Markus Rausch zu Beginn des Abends gesagt. Vor dem Hintergrund der vielen Sorgen, die das Weihnachtsfest auch diesmal wieder überlagerten, falle dies nicht leicht. Mit Musik könne man die Einstimmung aber sicher etwas leichter gestalten. Bilder: Das Weihnachtsoratorium von Camille Saint Saens führte die Pegnitzer Kantorei unter der Leitung von Jörg Fuhr in der St. Bartholomäuskirche auf. Mitternachtsblues und Münchner Kindl / Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach am 10. Januar – Vorverkauf gestartet
Vor dem Hintergrund des kleinen Jubiläums möchten Thomas Besand und seine rund 40 Musiker im Alter zwischen 15 und 75 Jahren sowohl eine Rückschau halten und Höhepunkt aus den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten präsentieren, als auch mehreren herausragenden Solisten die Chance zum großen Auftritt geben. „Nicht nur neue Stücke stehen auf dem Programm, es wird auch ein Wiederhören geben mit Werken, die unter meiner Leitung immer wieder das Publikum unterhalten haben“, so Besand. Zu den klassischen Stücken, die Thomas Besand seit September mit seinen Musikern einstudiert hat gehören unter anderem die Ouvertüre zu Franz von Suppes Operette „Banditenstreiche“ oder Karl Komzaks „Münchner-Kindl“-Walzer. Eine der modernen Stücke, das die Stadtkapelle aufführen wird, ist ein modernes Arrangement von Filmmelodien aus der Feder des italienischen Komponisten Ennio Morricone („Spiel mir das Lied vom Tod“). Und was wäre ein Neujahrskonzert ohne die traditionellen Konzertmärsche. Thomas Besand hat diesmal den berühmten Schönfeld-Marsch von Carl Michael Ziehrer Eine der Solistinnen ist Elke Höhn, nicht an ihrem Instrument, der Querflöte, sondern als Sängerin in dem Titelsong „As time goes by“ aus dem Film „Casablanca“. Trompeter Wolfgang Diem wird einmal mehr den Mitternachtsblues von Franz Grothe intonieren, Stadtkapellen-Urgestein Roland Schaller den „Klarinetten-Express“ von Harald Kolasch und Werner Kurzhals die Romanze für Tenorhorn von Pavel Stanek. Die Moderation liegt einmal mehr in den bewährten Händen von Karl Heinrich Backert. Das Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach findet am Dienstag, 10. Januar 2023 um 19.30 Uhr in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle statt. Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf bei Toyota Autotechnik Hahn, Am Goldenen Feld 17 in Kulmbach, Telefon 09221/9750 zum Preis von 15 Euro. „Jetzt, wo alles teurer wird, haben wir den Eintrittspreis bewusst stabil gehalten, um möglichst vielen Musikfreunden die Möglichkeit des Konzertbesuchs zu ermöglichen“, sagt Thomas Besand. Restkarten wird es, so vorhanden noch an der Abendkasse geben. Weitere Neujahrskonzerte der Stadtkapelle gibt es am Mittwoch, 4. Januar 2023 in der Frankenhalle in Naila und am Sonntag, 10. Januar um 15 Uhr im Meininger Hof in Saalfeld. Bild: Nach der Corona-Zwangspause gibt es Anfang Januar endlich wieder das traditionelle Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand. Das letzte Neujahrskonzert der Stadtkapelle fand im Januar 2020 statt. „Oh du schöne kitschige Weihnachtszeit“ / Die Show „A Musical Christmas“ gastierte in der Dr.-Stammberger-Halle
Kulmbach. Eine Musical-Show und stimmungsvolle Weihnachtslieder aus aller Welt: auf den ersten Blick scheint das nicht so recht zueinander zu passen. Das von der Agentur Reset Production aus Gera zusammengestellte internationale Ensemble schaffte diesen Spagat zwischen Show und Tradition allerdings nicht nur spielend, sondern begeisterte das Kulmbacher Publikum am Mittwochabend in der Stadthalle hellauf. Schade nur, dass diesmal so viele Plätze leer blieben.
Bilder: Ausschnitte aus den bekanntesten Musicals und viele Weihnachtslieder waren am Mittwochabend in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach zu sehen und zu hören. Energiesparen bei Kunst und Kultur: Kürzere Öffnungszeiten, weniger Licht, kältere Räume Kulmbach. Nachdem die Corona-Krise den Kulturbetrieb weitgehend zum Erliegen und viele Kreative in existenzielle Notlagen gebracht hat, drohen mit steigenden Energiepreisen neue Herausforderungen für Kultureinrichtungen. Denn auch sie sind von der Gas- und Energiekrise und den steigenden Energiepreisen betroffen. Viele arbeiten schon länger daran, ihre Klimabilanzen zu verbessern. Mit Blick auf den Winter soll es jetzt darum gehen, kurzfristig weitere Einsparpotenziale zu ermitteln. Wie sieht es im Kulmbacher Land aus? Plassenburg: De Energiekrise mache sich natürlich auch bezüglich der Plassenburg bislang insbesondere im Hinblick auf die gestiegenen Kosten für Gas und Strom bemerkbar, sagt Ines Holzmüller Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung. Unabhängig von den derzeitigen Entwicklungen würden die Museumsräume nur mit dem konservatorisch notwendigen Minimum temperiert. „Wir verwenden für die Innenbeleuchtung grundsätzlich nur noch energiesparende LED-Lichter“, so Ines Holzmüller. Dies gelte zumindest für die von der Bayerischen Schlösserverwaltung bewirtschafteten Räume. Insgesamt gehe die Bayerische Schlösserverwaltung mit ihrem größten Energieverbraucherposten, den Heizkosten, bereits außerordentlich sparsam um, denn die meisten Schlösser, Burgen und Residenzen würden im Winterhalbjahr aus konservatorischen Gründen nur sehr wenig und viele Räume gar nicht geheizt. Zudem würden in allen Sehenswürdigkeiten im Zuständigkeitsbereich der Schlösserverwaltung im Winterhabjahr generell kürzeren Öffnungszeiten gelten. Stadthalle: Auch bei der Stadt Kulmbach wird gespart. Wie Pressesprecher Jonas Gleich mitteilt, sei die Temperatur In allen städtischen Gebäuden auf 19 Grad verringert worden, so auch in der Bücherei oder der Dr.-Stammberger-Halle. In der Halle habe man durch den Einbau der neuen Heizungsanlage in diesem Jahr rund 20 Prozent Gas einsparen können. Auch die Installation der neuen Photovoltaikanalage auf dem Dach der Halle habe es ermöglicht, dass zusammen mit dem Wasserkraftwerk Eichenmühle rund 90 Prozent der benötigten Energie regenerativ erzeugt werde. Eine Weitergabe der erhöhten Energiekosten an die Veranstalter habe der Betriebsausschuss des Tourismus und Veranstaltungsservice abgelehnt, folglich gebe es auch keine Preissteigerungen für die Mieter der Halle. Verkürzungen der Öffnungszeiten im kulturellen Bereich sind nach den Worten von Jonas Gleich nicht geplant. Obwohl die Stadt Kulmbach aufgrund der derzeitigen Umstände ebenfalls knapp bei Kasse ist, sei es Oberbürgermeister Ingo Lehmann wichtig gewesen, dass auch in diesem Jahr die Kultur- und Sportvereine mit einer finanziellen Aufwendung am Ende des Jahres unterstützt werden. Die Vereine würden in Kürze von der Stadt kontaktiert. Dampflokmuseum: „Wir versuchen selbstverständlich den Anforderungen der Energieeinsparung entsprechend nachzukommen, schon aus reinem Eigennutz“, sagt Rüdiger Köhler, Geschäftsführer des Zweckverbandes Deutsches Dampflokomotivmuseum Neuenmarkt. Gewisse Einschränkungen werde es geben. Dazu gehört, dass das Museum ab 5. Dezember zunächst befristet bis Ende Februar jeweils dienstags und mittwochs für Einzelbesucher geschlossen hat. Montag sei ja ohnehin geschlossen. Die Wintermonate seien sowieso die besucherarmen Monate, sagt der Geschäftsführer. Lediglich in den bayerischen Weihnachtsferien soll es normale Öffnungszeiten geben und für Gruppen stehe das DDM nach Voranmeldung ebenfalls offen. Weitere Einschränkungen sind derzeit nicht geplant. Heizkosten seien im Museum nicht unbedingt der größte Faktor, da die Hallen ohnehin nicht beheizt würden, lediglich der normale Servicebereich. Die Beleuchtung sei ohnehin schon komplett auf LED umgestellt worden. „Nachdem wir ein öffentliches Museum sind verzichten wir nachts auch auf die entsprechende Außenbeleuchtung“, so Rüdiger Köhler. Diese Maßnahme sei vorerst bis Ende März befristet. Töpfermuseum: Energiekosten sind auch für ein gemeindlich finanziertes Museum wie dem Töpfermuseum nicht erst seit diesem Jahr ein Thema, so Sandra Peters, die Leiterin des Thurnauer Töpfermuseums. „Wir haben daher schon mit dem Umbau des Museums 2014 die Beleuchtung und Heizung energiesparend umgerüstet“. Die Öffnungszeiten seien seit Gründung des Museums, auch aus Energiespargründen, im Winter auf die Wochenenden beschränkt. Im Januar und Februar sei das Museum komplett geschlossen. „Ich denke daher, dass wir ganz gut aufgestellt sind“, sagt die Museumschefin. Weitere Einschränkungen seien derzeit nicht geplant. Kunstgalerien: Auch Kunstgalerien sind von den hohen Energiekosten betroffen. „Das Thema Energie belastet uns ja alle sehr“, sagt Marion Kotyba, die im Oberhacken eine eigene Galerie betreibt. Um Energie einzusparen wird die Raumtemperatur dort drastisch reduziert. „Da im Winter die Besucher sowieso mit Jacken den Ausstellungsraum betreten, dürfte dies nicht groß auffallen“, sagt Marion Kotyba. Einschränkungen bei den Öffnungszeiten werde es aber nicht geben, jedoch werde die Beleuchtung der Schaufenster um eine Stunde verkürzt. Nachdem sich in der Kunstgalerie sehr alte und ineffiziente Gasöfen befinden, sollen sie im Winter nur auf Minimum laufen. „Der Bereich, in dem sich mein Atelier befindet werde ich in diesem Jahr mit einem Keramikheizlüfter beheizen. So kann ich gezielt den Bereich heizen und die Gaspreiserhöhung wird sich nicht so enorm auf die Nebenkostenrechnung auswirken.“ Den Stromverbrauch sei nicht so hoch, weil in der Galerie nur energiesparende LEDs angebracht worden seien. Den Keramikheizlüfter zu betreiben, sollte daher günstiger sein, als die veralteten Gasöfen zu nutzen. Ob die Kosten dadurch komplett abgefangen werden, werde sich im nächsten Jahr zeigen. Marion Kotyba rechnet nicht mit irgendeiner Unterstützung für den Bereich Kunst und Kultur? Wie es sich bereits in der Corona-Zeit mit Lockdown gezeigt hat, werde der Bereich Kunst und Kultur sträflich vernachlässigt. „Als Betreiberin einer Galerie habe ich keinerlei Unterstützung erhalten, obwohl die Kosten für Miete, Gas und Strom im Lockdown ja weitergelaufen sind. Ich rechne mit keiner Entlastung“, so Marion Kotyba.Theatralische Brillanz und klassische Eleganz / Märchenhaft und museal: Internationales Ballett-Ensemble gastierte mit Tschaikowskys „Schwanensee“ in der Freiheitshalle
Hof. Für das Ballett ist es schwer geworden. Fast könnte man glauben, dass die Gattung langsam ausstirbt, zumindest abseits der großen Metropolen. Die Produktionen werden landauf landab weniger. Am Theater Hof gibt es die Ballett-Sparte noch. Ein junges Publikum zu generieren wird trotzdem immer schwerer. Doch da gibt es glücklicherweise gleich mehrere Ensembles, die hierzulande alljährlich um die Weihnachtszeit herum mit zwei Ballett-Schlagern auf Tour gehen: „Nussknacker“ und Schwanensee“.
Die romantische märchenhafte Geschichte um Macht und Liebe, in der sich der junge Prinz Siegfried in die verzauberte Schwanenprinzessin Odette verliebt und sie – in der gezeigten Fassung - vom bösen Zauber des Magiers Rothbart befreit, das ist der Stoff, aus dem Ballettträume sind. „Schwanensee“, das ist fast schon ein Synonym geworden für die Eleganz des klassischen Balletts auf höchstem Niveau.
Das lag an der theatralischen Brillanz, an der klassischen Eleganz und einer Tanzleistung in Perfektion: Die Macher der Produktion haben ganz traditionelle opulente Kostüme und kitschig-schöne Bühnenbilder geschaffen. Hier wird die Ästhetik der goldenen Tanzkultur großgeschrieben. Alle Tänzerinnen und Tänzer agierten auf hohem Niveau und überzeugen mit Können und einer blitzsauberen Leistung.
Ekaterina Floria, vereint in der Doppelrolle als weißer Schwan Odette und als schwarzer Schwan Odile Eleganz mit Pathos, ganz in alter russischer Schule. Ekaterina Floria kommt aus der Ukraine, war Primaballerina beim Donetsk Ballet Theatre und zuletzt Solistin beim Mariinski Theatre in St. Petersburg. Aufgrund der Umstände fand die Karriere dort wohl ein jähes Ende.
Insgesamt besteht das Ballett aus über 20 Tänzern, alle sind Absolventen renommierter Ballett-Schulen. Sämtliche Tänzer haben bereits an führenden Ballett-Theatern gearbeitet und zahlreiche Preise bei internationalen Ballett-Festivals und -Wettbewerben gewonnen. Zusammen bilden sie ein ästhetisch und technisch herausragendes Ensembles. Die künstlerische Leitung lag in den Händen der beiden Choreographen Marius Petipa und Lev Iwanov, beide große Namen der renommierten Tanzszene. Bilder (oben): Ekaterina Floria und Yassaui Mergalieve tanzten die beiden Hauptpartien des Prinzen Siegfried und der Odette.
Virtuos und verspielt / Russische Raritäten beim Konzertabend mit den Hofer Symphoniker in Münchberg
Beim Blick in das Programm schlägt bei vielen als erstes die Frage auf, ob man derzeit russische Komponisten spielen sollte. Mit Peter Tschaikowsky, Alexander Glasunow und Sergej Prokofjew standen gleich drei russische Tonschöpfer auf dem Programm. Der Abend hat die Frage allerdings mit einem klaren ja beantwortet. Man muss sie sogar aufführen, so vielfältig, so wegweisend und so wertvoll ist die Musik, kurioserweise von einem Amerikaner dirigiert. Nationalitätsgrenzen gibt es in der Musikwelt nicht. Am ehesten sind noch die Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester von Peter Tschaikowsky geläufig. Solist war der junge und bereits international gefragte Cellist Friedrich Thiele von der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Mit seiner, an den Stil des späten 18. Jahrhunderts angelehnten Mozart-Hommage hatte Daniel Spaw ein gefälliges Werk Peter Tschaikowskys ausgewählt, das eine farbliche Abwechslung zu den anderen Kompositionen des Abends bot. Mit Hingabe und tadelloser Technik präsentierte Friedrich Thiele die Variationen, die eigentlich eher ein Cello-Konzert sind. Von den engagiert aufspielenden Symphonikern wurden sie zuverlässig begleitet.
Hauptwerk des Abends ist keine Sinfonie, sondern eine Sinfonietta, das kleine fünfsätzige Werk mit der Opuszahl 48 von Sergej Prokofieff. Der Terminus „Sinfonietta“ steht für eine Sinfonie im Kleinformat und war erst im späten 19. Jahrhundert entstanden. So geläufig der Name Sergei Prokofjew auch ist, sein Werk ist es abseits einiger weniger Dauerbrenner nicht. Mit Einsatz und Hingabe widmet sich Daniel Spaw der Komposition und unterstreicht damit eindrucksvoll deren kompositorische Qualität. Mit den Hofer Symphonikern erhält die Sinfonietta von Sergej Prokofjew ein virtuos verspieltes Klangbild, das es verdient hätte, öfter aufgeführt zu werden. Begonnen hatte der Konzertabend mit dem Werk eines Finnen, des Nationalkomponisten Jean Sibelius. Die Musik zu Adolf Pauls längst vergessenem Theaterstück „König Kristian II.“ hatte Sibelius 1898 schon kurz vor seiner ersten Sinfonie geschaffen. Wie so oft und wie bei so vielen Komponisten ist das Werk in Vergessenheit geraten, nicht aber die Suite mit der Opuszahl 27, wenigstens nicht ganz. Stimmungsvoll gestalteten die Hofer Symphoniker unter Daniel Spaw die Komposition, in dem die für Sibelius so typischen Klangwelten entstehen. Spaw verzichtete auf Kontraste, wählte ruhige Tempi und bewies ein feines Gespür für die Stimmungen dieser Komposition. Die engagiert aufspielenden Symphoniker formten ein wunderbares Charakterbild in den vielfältigen Klangflächen und Nuancierungen, die sich Jean Sibelius ausgedacht hatte. Bilder: Hoffnung und Zuversicht statt Trauer und Schmerz / Eindrucksvolle Aufführung von John Rutters Requiem mit der Kulmbacher Kantorei in der Petrikirche
Kulmbach. Auf diese Klangwelten muss man sich erst einmal einlassen. Beim außergewöhnlichen Requiem von John Rutter handelt es sich um eine Totenmesse, die sich zwischen klassisch-romantischer, vielleicht postmoderner Kirchenmusik und eingängigeren Melodienfolgen, wie man sie aus der „leichteren Klassik“ kennt, bewegt. Mit dem 1985 uraufgeführten Requiem des britischen Komponisten hat die Kulmbacher Kantorei unter Christoph Reitenspiess nach der Corona-Pause die Tradition wiederaufgenommen, am Totensonntag ein großes kirchenmusikalisches Werk aufzuführen. Nicht nur die allseits bekannten, großen Werke der Kirchenmusik möchte Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß dabei mit dem Chor allen Freunden der Kirchenmusik näher bringen, sondern auch Besonderes, wie dieses Werk des 1945 geborenen Engländers. Im Vergleich zum typisch schwermütigen Totengedenken ist das Werk des Gegenwartskomponisten tröstlich, leicht beschwingt und besitzt einen durch und durch positiven Charakter. Nicht, dass der Schrecken des Todes nicht mehr spürbar wäre, doch er bekommt ein versöhnliches Antlitz. Hoffnung und Zuversicht, statt Trauer und Schmerz. Unverkennbar ist John Rutters großer melodischer Erfindungsreichtum, seine vielschichtige Harmonien und Rhythmen. Sie geben seinen Kompositionen eine suggestive Kraft, die Ausführende wie Zuhörer gleichermaßen berührt. John Rutter hat sich nicht an den üblichen Ablauf einer Totenmesse, wie sie in der katholischen Liturgie festgelegt ist, gehalten, sondern sie modifiziert, indem er wesentliche Teile um Psalm-Texte aus dem „Book of Common Prayer“, dem liturgischen und katechetischen Buch der anglikanischen Kirche von 1662, ergänzte. Neben dem Psalm 130 „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ hat er auch bekannten Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ vertont. Dafür fallen bei ihm andere Teile der Totenmesse weg.
Das Solo beim „Pie Jesu“, dem wahrscheinlich schönsten, leider auch kürzesten Satz der gesamten Komposition, gestaltete die japanische Sängerin Mio Nakamune mit ihrem lyrischen und schlanken Sopran. Mit ihrer glockenhellen Stimme konnte sie ihrem Part durchaus Profil verleihen. Nachdem das Rutter-Requiem mit einer Spielzeit von etwa 40 Minuten nicht „abendfüllend“ war, gab es zuvor noch ein Werk aus der Feder des Dekanatskantors. „Media vita in morte sumus“ („Mitten im Leben sind wir im Tod“) hatte Christian Reitenspieß den überaus ansprechenden und eindrucksvollen Satz für Chor, Flöte, Oboe, Klavier und Cello bezeichnet, der es verdient hätte, öfter aufgeführt zu werden. Mit der ganz sparsamen instrumentalen Begleitung und den anspruchsvollen Sätzen hatte Christian Reitenspieß ein durchaus melodiöses, zeitgenössisches Werk geschaffen, das so recht zum Requiem und in die Klangwelt von John Rutter passt. Zwischen den vokalen Werken gab es die Komposition „Danse sacrée et profane“ für Harfe und Klavier von Claude Debussy. Ganz bei sich, dem Instrument und der Kunst ist dabei Felix Hahn als Solist und Christian Reitenspieß am Klavier. Felix Hahn kann dabei unter anderem mit zupackenden Glissandi auch die verborgene rauschhaft-virtuose Seite der Harfe nach Außen kehren. Bilder: Zirkus goes Rock: Artisten, Action und AC/DC / Große Show vor kleinem Publikum: „Rock the Circus“ in der Freiheitshalle setzte Artistik ganz neu in Szene
Da war zunächst einmal die Musik, Rockklassiker live gespielt und gesungen. Da erklangen AC/DC, Alice Cooper, Queen, Pink Floyd, Bon Jovi, Guns ´n Roses, Tina Turner, Cher, Joan Jett und immer wieder Queen. und vielen weiteren Supergruppen. Die Musiker der vierköpfigen RTC-Band mit der italienischen Sängerin Elena Necchi und dem deutschen Patrick Sühl standen bereits mit großen Stars der Pop- und Rockmusik auf den Bühnen dieser Welt und brachten die entsprechende Routine mit.
Verantwortlich für die Show ist die Regisseurin und Choreographin Debora Klauke-DIdszuweit, die unter anderem auch schon für den Circus Roncalli und dem Circus Flic-Flac gearbeitet hatte. Mit „Rock The Circus“ ist es ihr gelungen, eine Show zu inszenieren, in der sich die Energie der großen Rockklassiker mit den artistischen Darbietungen zu einer Kunstform vereinte, die das Publikum über zwei Stunden lang fesselte und begeisterte und die nicht zuletzt so richtig großes Format hatte. Da rockt der Zirkus: in einer Zeit, in der es Zirkusunternehmen schwer haben, ein junges Publikum zu generieren und Darbietungen mit Tieren aufgrund eines gesellschaftlichen Wandels ohnehin kaum eine Zukunft haben werden, könnten Show-Produktionen wie „Rock the Circus“ durchaus die Zukunft sein. Hier wurde traditionelle Artistik neu in Szene gesetzt und modern und zeitgemäß dargeboten.
Bilder: Glitzer-Outfits, Plateau-Stiefel und jede Menge Hits/ Gelungener Auftritt einer perfekten Coverband - Tribute-Concert mit „ABBAMUSIC“ in der Freiheitshalle
Bereits bei den ersten Songs „Voulez-vous“ rissen die Stars auf der Bühne auch den letzten noch sitzenden Zuschauer vom Hocker. Große Nummern wie „Summer Night City“ oder „Super Trouper“ gaben „ABBAMUSC“ teilweise wie bei einem Medley ineinander übergehend zum Besten und führte die Zuhörer auf eine kleine, perfekt durchchoreographierte Zeitreise. Emotional, rockig und poppig, auch das Bühnenbild und die mit liebevollen Details ausgestatteten originalgetreuen Outfits der Akteure sollte so richtig zum Flair passen und ließen die Herzen der Abba-Fans höher schlagen.
Ihnen habe es ganz toll gefallen, sind sich die Damen des Modehauses Pöpperl aus Naila einig. Chefin Silke und ihr Mann Ralph haben die gesamte Belegschaft zum 75-jährigen Jubiläum der Firma zum Konzert eingeladen. Besonders die tollen Stimmen loben die Damen, die schon in der Pause bester Laune sind. „Die reißen einen echt mit“, sagt Silke. Ja, so sei es bestimmt gewesen bei den echten Abbas, meint Petra, die eigens aus Plauen angereist ist und die Abba nur von CDs und aus dem Fernsehen kennt. Carsten (56) aus Rehau ist begeistert, er hat Abba-Tribute-Shows auch schon bei den Plassenburg-Open-Airs in Kulmbach und auf der Seebühne in Bayreuth gesehen und will auch bei künftigen Shows wieder dabei sein.
Ergänzt werden die beiden Frontfrauen von einer vierköpfigen Band mit Keyboarder Eduardo Mezzogori als Benny, den Gitarristen Ludovico Banali als Björn, dem Drummer Stefano Zanon sowie dem Bassgitarristen Simone Gigante. Miriam Romano und Claudia Bertoni heißen die beiden Backgroundsängerinnen, den Sound erst so richtig perfekt machen. Natürlich sind das alles wahre Könner. Sie alle waren bereits in den verschiedensten Formationen aktiv und haben sich komplett mit dieser Musik identifiziert. Bilder: Am Samstagabend lebte in der Freiheitshalle der Geist der 70er Jahre wieder auf. Die Coverband „ABBAMUSIC“ spielte die größten Hits von Abba und ließ damit den Festsaal pulsieren.
Skurril, komisch und kurzweilig / Witzige Aufführung der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ in der Aula des Gymnasiums
Der Siegburger Komponist Engelbert Humperdinck ist mit nur einem einzigen Werk in die Musikgeschichte eingegangen: „Hänsel und Gretel“. Es wurde in elf Sprachen übersetzt und gilt als Inbegriff deutscher Märchenmusik im Operntheater. Der Text stammt von Adelheit Wette. Sie war die Schwester des Komponisten. Ihr gelang es, mit feinem Instinkt ein Libretto zu schaffen, das nicht nur eine bühnenwirksame Vertonung erlaubt hat, sondern auch die Grausamkeit im Grimm´schen Märchen aus der Handlung ein wenig beseitigte. In der Oper werden die Kindern von ihren Eltern nicht vorsätzlich in den Wald geschickt, um dort umzukommen. Allerdings geraten auch sie dort in den Bannkreis der berüchtigten Hexe mit dem lustigen Namen Rosine Leckermaul. Da ist guter Rat teuer, doch die Geschwister beweisen außerordentlichen Mut und besiegen die Hexe am Ende. Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute, heißt es bekanntlich im Märchen. Wie fein und gut gearbeitet Humperdincks Partitur neben ihren zahlreichen im Volkston gehaltenen Kinderlied-Bearbeitungen ist, wird in der Klavierfassung der Oper deutlich. Statt der üblichen orchestralen Begleitung zaubert Michael Starke sämtliche Instrumente auf die Tasten des Flügels. Da werden Details hörbar, die im riesigen Orchesterapparat oft untergehen. Dem Opernerlebnis macht dies keinen Abbruch. Im Gegenteil: Schon nach wenigen Arien könnte man fast glauben, die Komposition nie anders gehört zu haben. Sogar im berühmten „Abendsegen“, die vielleicht schönste Musik, die jemals komponiert wurde. Das Bühnenbild wurde mit Hilfe einiger weniger Requisiten lediglich angedeutet. Dennoch ist es Rebekka Brinkmann mit ihrer Personenregie gelungen, das Stück schlüssig und logisch auf die Bühne zu bringen. Die Spielfreude war allen Akteuren anzumerken. Dabei hatte die Regisseurin auch allerhand liebevolle und fantasiereiche Details aufgeboten. Etwa der Reifrock der Hexe, der mit wenigen Handgriffen zu Hänsels Käfig wird oder die Traumsequenz, die von den beiden Hauptdarstellern mit vielen bunten Luftballons in der Hand in Zeitlupe gespielt wird. Dabei wirken die Mezzosopranistin Jessica Gaggl als Hänsel und die Sopranistin Birgit Starke als Gretel, obwohl sie der Komponist ja mit viel kindlichem Liedgut betraut hat („Brüderchen, komm tanz´ mit mir“, „Suse, liebe Suse“", „Ein Männlein steht im Walde“), nirgends betulich. Die beiden gehen ihre Rollen ernst an und machen durch gestalterische Feinheit und stimmliche Frische wett, was sie den Bühnenfiguren an Lebensjahren voraushaben. Höhepunkt ist die Darstellung der bösen Hexe Rosina Leckermaul skurril, komisch und ausdrucksstark („Hokus, Pokus, Hexenschuss“) durch Ulrike Cieslik. Stimmlich und darstellerisch absolut präsent beeindruckt die Mezzosopranistin, der die Rolle wie auf den Leib geschrieben scheint. Munter geschauspielert, stimmgewaltig und souverän gesungen werden die Partien der Eltern mit der Sopranistin Iris Meier als Mutter und dem Bariton Wolfgang Wirsching als Vater. Die kleinen Rollen es des Sandmännchens und des Taumännchens verkörperte beide die Sopranistin Astrid Haas. Bild: Nun sind sie im Bannkreis der bösen Knusperhexe Rosina Leckermaul (Ulrike Cieslik): Hänsel und Gretel. Dargestellt von Jessica Gaggl (links) und Birgit Starke bei der Aufführung in der Aula des Pegnitzer Gymnasiums. Liebe, Heimat, Bodenständigkeit / Südtirol grüßt Kulmbach: Schlagerstars begeistern Kulmbacher Publikum
Was Millionen Zuschauer vor dem Fernseher regelmäßig begeistert und in den Sommermonaten aus dem Europa-Park in Rust gesendet wird, funktioniert auch live. Deutsche Musik, witzige Moderationen und das Einbeziehen des Saalpublikums sorgten in Kulmbach für einen kurzweiligen Abend. Der fast schon frenetische Jubel zeigte eindrucksvoll, wie beliebt diese Künstler bei ihrem treuen Fans sind. Freilich gehört auch das dazu: Die Musik kam vom Band, es wurde aber live gesungen. Dafür gab es sogar ein Schlagerquiz, bei dem Lisa und Rebekka ihr Schlagerwissen unter Beweis stellen mussten. Da galt es beispielsweise einen Schlager mit dem Anfangsbuchstaben „A“ („Atemlos“) zu erraten. Dumm nur, dass das Publikum immer schneller war, als die beiden Kandidaten. Der Focus der Musik- und Unterhaltungsshow lag diesmal auf Südtirol. Mit Oswald Sattler, Vincent & Fernando und Alexander Rier kamen gleich vier Künstler des volkstümlichen Schlagers aus dem italienischen Landstrich, der für Bodenständigkeit, südländischen Lebensgefühl, Heimat und Berge steht. Sie alle trafen mit ihrer Musik die Herzen der jungen und jung gebliebenen Volksmusik- und Schlagerfans.
Für den Südtirol-Part stand Oswald Sattler, ehemalige Sänger und Gitarrist der Kastelruther Spatzen, der seit mittlerweile drei Jahrzehnten als Solokünstler unterwegs ist. Melodien über Liebe, Hoffnung und Glaube sowie der Sehnsucht nach Heimat („Mein Tirol, ich vermisse dich“) machen thematisch seine Musik aus. Seit ihrem Gewinn beim Grand Prix der Volksmusik gehören auch Vincent & Fernando zu den Großen der Sparte. Die Brüder Otto und Ulrich Messner, wie sie mit bürgerlichem Namen heißen, präsentierten ihr aktuelles Album mit dem Titel „Leben und fühlen“ vor, mit dem sie ihr großes und abwechslungsreiche Repertoire einmal mehr unter Beweis stellen. Mit dem Song „Du kannst gerne tanzen“ machten beide dem Kulmbacher Publikum ein verlockendes Angebot, ehe zu „Ich schenk’ dir Liebe“ die erste Schunkelrunde folgte.
Gutgelaunt stellten sich alle Stars vor und nach der Show sowie in der Pause den Fans. Sie schrieben fleißig Autogramme, machten Selfies und standen für den einen oder andern Plausch zur Verfügung. Sogar ihre CDs verkauften sie selbst. Eine Besonderheit in Kulmbach: Das Thomann Künstler-Management aus Burgebrach mit seinem Chef Stephan Thomann feierte hier sein 50-jähriges Bestehen. Für über 30000 Veranstaltungen und Konzerte zeichne er sich in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten verantwortlich, so Stephan Thomann. Am Ende der Show gratulierten dem Jubilar alle beteiligten Stars des Abends. Bilder:
Mega-Chor und Top-Solisten: Zeichen setzen im Sinne von Martin Luther King / Gelungener Neustart einer außergewöhnlichen Musical-Produktion
Insgesamt sind es viele tausend Sängerinnen und Sänger, die den Geist von „I have a dream“ in den kommenden Wochen und Monaten in zwölf Städte in Deuschland, Österreich und der Schweiz hinaustragen. Den Auftakt machten zwei Abendaufführungen und eine aufgrund der hohen Nachfrage öffentliche Generalprobe in Bayreuth, der einzigen bayerischen Spielstätte. Die Aufführungen waren ein Gemeinschaftsprojekt des Kirchenkreises Bayreuth und der Stiftung „Creative Kirche“. Zweieinhalb Jahre hatten alle Beteiligten auf diesen Abend gewartet, denn die letzten Proben fanden kurz vor dem ersten Lockdown im März 2020 statt.
Der Mega-Chor wurde in der Oberfrankenhalle von den beiden Kantoren Michael Lippert aus Bayreuth-St. Georgen und Reinhold Schelter aus Wunsiedel dirigiert. Die zehnköpfige Big Band leitete der Komponist Christoph Terbuyken persönlich, die Regie hatte der frühere Salzburger Operndirektor Andreas Gergen übernommen. Ganz nebenbei hatte auch das Publikum Gutes getan und gut 9000 Euro für ein Projekt zur Trnkwasseraufbereitung im Norden Kenias gesammelt. Bilder: Der Neustart ist gelungen: Das Chormusical „Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt“ feierte nach zweieinhalb Jahren Corona-Pause in der Bayreuther Oberfrankenhalle eine gelungene Wiederaufnahme. Bayreuth war dabei die einzige Station in Bayern. Festlich, farbenprächtig, fantasievoll: Wundervolle Stimmen und witzige Geschichten / „Best of Musicals“ riss das Publikum im Festsaal der Freiheitshalle von den Sitzen
Für einen Abend lang lag der Broadway an der Saale, denn das Team hatte sich große Mühe gegeben, eine farbenprächtige und fantasievolle Show auf die Beine zu stellen und es wurde diesem ambitioniertem Vorhaben größtenteils auch gerecht. Hier trafen große Emotionen auf witzige Geschichten, schöne Stimmen auf prächtige Kostüme, eine raffinierte Lichtregie auf riesige LED-Projektionen. Das war Unterhaltung mit Niveau und Hof wurde für über zweieinhalb Stunden zur Musical-Metropole.
Klangreise von der Grünen Insel in die Welt / Fesselnd und faszinierend: The Henry Girls bei den Helmbrechtser Kulturwelten
Karen, Lorna und Joleen McLaughlin entfachen mit Geige, Akkordeon und Harfe - manchmal werden diese Instrumente auch gegen ein E-Piano, eine Ukulele oder eine Blockflöte getauscht - ganz eigene Klangwelten, wie schon bei „December Moon“, dem ersten Stück, das die drei in Helmbrechts performen. Immer sind es die eingängigen Melodien und die zauberhaften Harmonien, etwa beim Wiegenlied „Sweet dreams“, denen man sich als Zuhörer einfach nicht entziehen kann. Der dreistimmige Gesang in den gekonnt abgestimmten Vokalharmonien fesselt und fasziniert gleichermaßen. Längst gelten sie als einer der gefragtesten Folk-Acts der Szene. Angesiedelt irgendwo zwischen der US-amerikanischen Girl Group „The Andrews Sisters“ und den auch hierzulande bekannten Country Band „Dixie Chicks“.
Dazu kommt die charmante Moderation von Karen und Lorna, die absolut spontan wirkt, Man nimmt es dem Trio einfach ab, dass es Spaß am Musizieren, Spaß an der Bühne hat und nicht einfach nur ein Programm abspult. Ganz locker lassen die drei auch die Pause angehen. Sie verkaufen im Foyer ihre CDs, geben Autogramme und stehen für Selfies zur Verfügung. Alles absolut sympathisch, ganz natürlich, nichts ist gekünstelt, keine Spur von Routine.
Bilder: Blasmusik bei Bier und Bratwürsten / Serenade zur Einstimmung auf die Bierwoche mit der Stadtkapelle
Klassisch, traditionell, aber auch ein wenig modern, so lautete das Motto. Es war eigentlich viel mehr als eine Serenade, es war ein zweistündiges Konzert, kein Standkonzert, sondern ein hochklassiges Open Air, umsonst und draußen, das zeitweise mehrere hundert Zuhörer auf dem Marktplatz und rundum in der Gastronomie verfolgten. Die einen mit einem Eisbecher, die anderen mit einem Cappuccino , wieder andere mit einem Weißbier, oder auch zwei, und natürlich mit Bratwürsten in der Hand.
So sorgte die Stadtkapelle beispielsweise mit dem Florentiner Marsch von Julius Fucik für italienisches Flair auf dem Marktplatz. Südländische Klänge gab es mit dem „Spanischen Zigeunertanz“ von Pascual Marquina Narro und für die Neue Welt stand ein großer George-Gershwin-Querschnitt. Auch solistische Einlagen gab es, etwa beim Dauerohrwurm, dem Mitternachtsblues von Franz Grothe, den Wolfgang Diem in gewohnter erstklassiger Wese intonierte. Bei der letzten Zugabe, dem Deutschmeister-Regimentsmarsch von Wilhelm Jurek war es schon so dunkel, dass die Musiker gerade noch ihre Noten lesen konnten, dafür war der Marktplatz traumhaft beleuchtet.
Bilder: Die Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand bei der traditionellen Bierfestserenade am Donnerstagabend auf dem Marktplatz. Zeichen von Hoffnung und Zuversicht / Eindrucksvolle Aufführung von Mendelssohns „Lobgesang“ mit der Kulmbacher Kantorei
Allerdings hatten Christian Reitenspieß und die Kantorei den Lobgesang mit zwei Werke eingerahmt, um die Komposition besser einordnen zu können: den 2. Satz aus Ludwig van Beethovens 7. Symphonie und Mendelssohns kleiner Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“, schlicht wie ergreifend vertont. Besser hätte man das kaum zusammenstellen können. Als Beethoven mit der Komposition seiner Siebten begann, plante Napoleon gerade seinen Feldzug gegen Russland. Somit gilt die 7. Symphonie als Auseinandersetzung mit Napoleon und dessen Politik im Kontext der europäischen Befreiungskriege. Christian Reitenspieß und die Musica Juventa setzen vor allem auf den feierlichen Charakter dieses Satzes, als eine Art Ouvertüre für den „Lobgesang“
Allerdings ist die Musik Mendelssohns eben nicht nur lauter Jubel, sondern auch Ausdruck menschlicher Angst und das wird in seiner Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ deutlich. Der Komponist hatte mit seinen Chorwerken auf harmonischer und melodischer Ebene vielfach Neues geschaffen. Unerschöpflich ist eben die Fülle seiner der geistlichen Chormusik und so führt die Kantorei dieses Werk mit struktureller Klarheit und Transparenz auf und verschmilzt so zu einem wunderbar homogenen Klangkörper. Bild (oben): Die Kulmbacher Kantorei, das Orchester Musica Juventa aus Halle unter der Leitung von Christian Reitenspieß führten in der Petri-Kirche unter anderem den „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy auf. Klassik auf der Burg: Frauenpower im Schönen Hof / Morgenstimmung am Abend - Jubel für die Nürnberger Symphoniker unter Lucie Leguay bei den Plassenburg-Open-Airs
Dirigentin Lucie Leguay hatte dazu ein außergewöhnliches, doch nicht minder populäres Programm ausgewählt. Im Mittelpunt stand dabei das Trompetenkonzert des erst 2012 verstorbenen armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan. Mit Selina Ott als präsentieren die Nürnberger Symphoniker eine überaus erfolgreiche junge Musikerin. 2021 wurde sie für ihr Debüt-Album „Trumpet Concertos“ mit dem begehrten Klassik-Preis Opus ausgezeichnet. Darüber hinaus gewann sie im Jahr 2018 als erste Frau überhaupt in der Geschichte des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD den 1. Preis in der Kategorie Trompete. Die junge Selina Ott bezaubert mit schön klar fokussiertem Blechklangstrahl mal ruhig, sanft und geschmeidig, mal im knackigen Staccato, trillernd und virtuos die Zuhörer. Nur die Schwalben und Mauersegler im Burghof scheinen ihr Revier lautstark verteidigen zu wollen.
Ganz und gar nicht in Vergessen geraten, sondern noch immer zu den in Konzerten am meisten gespielten Werken zählen die beiden Peer-Gynt-Suiten des Norwegers Edvard Grieg. Warum die Nürnberger Symphoniker lediglich zwei Sätze aus der ersten und zwei Sätze aus der zweiten Suite spielen, erschließt sich nicht. Und warum ausgerechnet „Peer Gynts Heimkehr“ und „Solveigs Lied“ aus der zweiten und die berühmte „Morgenstimmung“ und die „Halle des Bergkönigs“ aus der ersten Suite, und dann auch noch in dieser Reihenfolge, bleibt das Geheimnis von Lucie Leguay. Absolute Klasse hatte die Aufführung trotzdem.
Mit dem Tango „Jalousie“ des dänischen Komponisten Nils Wilhelm Gade hatten Lucie Leguay und die Nürnberger Symphoniker noch so einen Edelstein ausgegraben. Gade wäre heute weitgehend vergessen, hätte sein Freund Robert Schumann nicht den musikalischen Nachnamen seines Freundes in seinem „Album für die Jugend“ verewigt. Zu hören sind eher edle romantische Klänge, hinsichtlich ihres Aufbaus schlichtweg meisterhaft. Unter ihrer Dirigentin spielen die Symphoniker höchst charaktervoll, im besten Sinne im eloquent.
Noch so ein Ohrwurm sind auch die Napoli-Variationen für Trompete des deutsch-amerikanischen Trompeters Hermann Bellstedt, die einmal mehr die Solistin Selina Ott blitzsauber und absolut virtuos zur Aufführung bringt. Zwei Ohrwürmer haben die Nürnberger Symphoniker und Lucie Leguay als Zugaben vorbereitet: den Blumenwalzer aus der Nussknacker-Suite von Peter Tschaikowky und das originelle Bravourstück „Bugler´s Holiday“ des US-Amerikaners Leroy Anderson. Bilder: Die Nürnberger Symphoniker unter der jungen Dirigentin Lucie Legua beendeten die Plassenburg-Open-Airs am Sonntag mit einem furiosen Konzertabend.
Rock im Breitwandformat / Barclay James Harvest bei den Plassenburg Open Airs
Barclay James Harvest, das ist britischer Progressive-Rock mit langen Stücken, sich scheinbar endlos aufbauenden Einleitungen und einem orchestral geprägten Stil. Nicht selten dauert ein Titel zehn bis zwölf Minuten. 1967 wurde die Band gegründet, 1998 kamen die jetzige Formation und Les Holroyd zusammen. Die Titel sind die gleichen geblieben: Allen voran der Welthit „Life is for living“, der fröhliche 80er Pop-Schlager, der natürlich auch im Schönen Hof der Plassenburg nicht fehlen darf und als letzte Zugabe in ganz eigenwilligem Arrangement erklingt. Dazu kommen echte BJH-Klassiker wie „Hymn“, „Mockingbird“, „Rock´n roll star“, „Love on the line“ oder „Victim of circumstance“. Aber auch neue Songs gibt es „Fly away“ beispielsweise, oder „Tonight is gonna be the night“ werden gespielt und zeigen, dass sich die Band durchaus auch musikalisch weiterentwickelt hat.
Die Fans, teilweise von weither angereist, feiern ihre Helden. Les Holroyd und seine Musiker sind, wie ein Blick auf den Tourplan zeigt, noch immer pausenlos unterwegs. Ansage und Zwischentexte sind allerdings nicht so sein Ding. Er sagt nur das Allernötigste und lässt die Musik für sich sprechen. Wenn Les Holroyd zu Beginn die Frage stellt, ob jemand aus Tauberbischofsheim anwesend ist, dann deshalb, weil er selbst – man glaubt es kaum - seit Jahren in Tauberbischofsheim lebt. Die CD mit dem legendären Berlin-Konzert, das damals eine viertel Million Zuschauer allein diesseits der Mauer anlockte, wurde noch immer am Merchandising-Stand verkauft und fand als ein Stück Musikgeschichte zum mit nach Hause nehmen auch diesmal wieder reißenden Absatz. Bilder: Barclay James Harvest mit dem legendären Gründer, Bassisten und Frontman Les Holroyd mit Schönen Hof der Plassenburg.
Irischer Sommer im Burghof / Zurück zu den Wurzeln: Angelo Kelly und seine Familie bei den Plassenburg Open Airs
Angelo Kelly und seine Familie haben im Rahmen ihrer „Irish Summer Tour“ den irischen Sommer auf die Plassenburg gebracht. Fast sah es so aus, als würde ein kräftiger und unangekündigter Regenschauer plötzlich alles zunichtemachen, doch pünktlich zu Konzertbeginn lockerten die Wolken auf und dem Auftritt stand nichts mehr im Wege.
Mit der Kelly Family von einst hat das alles nichts mehr zu tun. Die Musik erklingt deutlich gereift und gewachsen. Zumal fast alle Kompositionen von Angelo, Kira und den Kindern stammen. Das zeigt einmal mehr, welches enorme Talent in dieser Familie steckt. Angelo Kelly konnte ja schon früh echte Welterfolge feiern. Mittlerweile ist es ihm mühelos gelungen, mit seiner eigenen Familie an die alten Zeiten anzuknüpfen. Angelo hatte bereits mit sieben Jahren seinen ersten eigenen Song geschrieben und seitdem eine beachtliche Karriere als Musiker, zunächst als Gitarrist, dann als Schlagzeuger gemacht.
Nur die erste halbe Stunde lang auf der Bühne zu sehen war der jüngste Sohn Wiliam. Weil er in der Vor-Corona-Zeit am Abend mit auf der Bühne stand, erhielt Angelo Kelly ein saftiges Bußgeld. Offensichtlich hatte die Polizei damals nichts Besseres zu tun. Diesmal also war für den Jüngsten punkt acht Schluss, allerdings sang er vorher gleich zwei Titel, „Take me home“ und „Danny Boy“. Am Ende gibt es nahezu unbeschreiblichen Jubel, als Angelo Kelly und seine Familie das irische Traditional „The Rover“ anstimmen. Die rund 1200 Besucher schunkeln begeistert mit. Kein Wunder, ist der Titel doch hierzulande als Stimmungskracher mit dem Text „An der Nordsüdküste“ bekannt. Fotos: Angelo Kelly und seine Familie Open-Airs am Donnerstagabend bei den Plassenburg-Open-Airs.
Rock´n Roll im Burghof / Spider Murphy Gang bei den Plassenburg Open Airs
Da steppten die „Rock´n Roll Schuah“, bei tropischen Temperaturen schwärmte man vom „Sommer in der Stadt“ und von der Maß unterm „Kastanienbaum“, mit „Peep Peep“ gab es eine Reminiszenz an die Neue Deutsche Welle. Günther Sigl sang „Pfüati Gott, Elisabeth“ und schwärmte von „Renate“ und von der „Schickeria“. Man kennt sie einfach alle, die Lieder der Spider Murphy Gang, und so springt der Funke schnell über, über 900 Zuschauer wippen im Takt, klatschen, jubeln, tanzen und feiern die Spiders.
So ganz unplugged war das dann freilich doch nicht. Zumindest hatten Günther Sigl und seine sechs Musiker hauptsächlich akustische Instrumente mitgebracht, also keine E-Gitarren. Das war es dann aber auch schon, der Auftritt war aber trotzdem genauso mitreißend wie immer. Das liegt auch an der charmanten Art Günther Sigls, die Bandgeschichte Revue passieren zu lassen.
Gegründet hatte die Band Günther Sigl bereits 1977 zusammen mit dem Gitarristen Barny Murphy, der diesmal wegen seiner Quarantäne nicht dabei war. Vertreten wurde er vom jungen Gitarristen Luis Thomas. Der Rest der Band, das sind in der aktuellen Besetzung: Willie Duncan (Gitarre), Otto Staniloi (Saxophon), Andreas Keller (Schlagzeug) und Ludwig Seuss (Piano). Letzterer ist nicht nur ein ausgezeichneter Pianist, sondern auch ein vielseitiger Musiker, was er solo und ganz alleine auf der Bühne nach der Pause eindrucksvoll mit einem rasanten Boogie-Woogie unter Beweis stellt. Bilder: Die Spider Murphy Gang mit Frontman Günther Sigl am Mittwochabend beim Open-Air-Konzert im Schönen Hof der Plassenburg.
Harmonisch und heiter / Robert Schumann mit Lisa Wellisch und Tatjana Uhde im Altenstädter Schloss
Schumanns viersätziger Zyklus „Märchenbilder“ und seine „Fantasiestücke“, das sind traumhaft schöne Melodien. In ihrem Programm vereinen die beiden hochkarätigen Künstlerinnen Fantasie und märchenhafte Geschichten. Dazu haben sie unter anderem mit einer Komposition des weitgehend unbekannten russisch-schweizer Komponisten Paul Juon ein weiteres Werk ins Programm genommen, das den Titel „Märchen“ schon in der Bezeichnung trägt. Lisa Wellisch und Tatjana Uhde musizieren die technisch anspruchsvollen Werke volkstümlich-tänzerisch entspannt, heiter und idyllisch gelassen. Am eindrucksvollstes bleibt das singende Cello von Tatjana Uhde, Solocellistin des Orchesters der Nationaloper Paris und seit 2013 Mitglied im Bayreuther Festspielorchester, im Ohr. Ihr Spiel ist so virtuos, weil sie sämtliche klangfarblichen Möglichkeiten ihres Instruments wirkungsvoll ausreizt. Schumanns „Fantasiestücke“ op. 73 und seine „Märchenbilder“ op. 133 sind für die beiden Künstlerinnen ganz offensichtlich eine Herzensangelegenheit. Da werden weite Melodiebögen ausgespannt, die vielen zarten Wendungen werden hörbar und führen zu eindrucksvollen, zeitlos klingenden Ergebnissen. Keine der beiden Musikerinnen spielt sich dabei in den Vordergrund, das wäre bei Schumann auch gar nicht möglich, denn die Melodie ist stets im größeren Zusammenhang gedacht und stellt nicht unbedingt auf ein Soloinstrument ab. Auf seine Wiederentdeckung wartet dagegen noch der Komponist Paul Juon. Seine Werke sind, wie auch das dargebotene „Märchen“ op. 8 im spätromantischen Stil gehalten und besitzen eine ganz eigene Klangsprache. Die beiden Musikerinnen seien eigentlich zufällig darauf gestoßen, berichtet Lisa Wellisch. Man habe etwas gesucht, das zum Thema „Märchenbilder“ passt. Da sei man auf Paul Juon gekommen, der von seinen Lebensdaten (1842 – 1940) eigentlich nicht mehr in die Romantik passt, aber dennoch in einer Art Volkston komponiert hatte, die in der Romantik so belIebt war. Die Künstlerinnen erweisen sich als lang schon eingespieltes und harmonisch aufeinander abgestimmtes Team. Kein Wunder, sind sie mit diesem Programm doch schon oft zusammen aufgetreten und haben es auch schon auf eine viel beachtete CD eingespielt. Schade nur, dass das Programm so kurz war. Das zahlenmäßig nicht gerade üppig erschienene Publikum hätte gerne noch die eine oder andere romantische Komposition gehört. Bild: Die Pianistin Lisa Wellisch und die Cellistin Tatjana Uhde gastieren mit ihrem Programm „Märchenbilder“ im Altenstädter Schloss. Makelloses Spiel und musikalische Fantasie / Terzo Brass und Roland Weiss eröffneten 51. Pegnitzer Sommerkonzerte
„Terzo Brass“, das sind René Bauer und Michael Lindner, (beide Trompete), Eckhard Bosch (Waldhorn), Karl Hufnagel (Bassposaune) und der Leiter Klaus Hammer (Posaune), der auch kurzweilig und mit seinem ganz eigenen Humor durch das Programm führte. Die fünf exzellenten, technisch virtuosen und stilsicheren Bläser musizieren seit fünf Jahren regelmäßig zusammen. Gegründet hat sich das Quintett anlässlich der Eröffnung der Landesgartenschau 2016 in Bayreuth. Einmal mehr präsentierten sich die Instrumentalisten auf phänomenalem Niveau. Schlank im Klang und perfekt in Intonation und Artikulation. Die Skala reichte von tiefer Ergriffenheit über das impulsiv Dramatische bis hin zur wiegenden Luftigkeit und ansteckenden Ausgelassenheit.
Ein echter Klassiker für Bläserformationen ist das Quintett Nummer 1 des russischen Komponisten Victor Ewald. Dekanatskantor Jens Fuhr hätte zwar lieber ein Stück von einem ukrainische Komponisten ins Programm genommen, doch die Musiker konnten einfach keines finden. Doch Klaus Hammer verteidigte den russischen Tonsetzer. „Was kann ein Komponist aus dem vorvorigen Jahrhundert dafür, was heute passiert?“, sagte er. Von Viktor Ewald, einem passionierten Tuba-Spieler sind heute besonders seine Blechbläserquintette bekannt. Victor Ewald war es auch, der die Gattung des Blechbläserquintetts in der Besetzung mit zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba, wie sie bis heute verbindlich geblieben ist. Seine drei Werke in dieser Besetzung sind bis heute unverzichtbar, Originalmusik für Brass Quintett sozusagen, in die Zukunft weisend, aber trotzdem noch der Tradition verhaftet. Die Musiker von Terzo Brass lassen besonders die reiche Harmonik der Komposition mit perfektem Blechklang aufblitzen und setzen dabei gekonnt inszenierte Klangwirkungen ein.
Aufgelockert wurde der Auftritt des Ensembles Terzo Brass Roland Weiss an der Walcker-Orgel der Bartholomäuskirche. Er spielte das „Andante Cantabile“ aus der 4. Orgelsinfonie des französischen Romantikers Charles-Marie Widor mit enormer Virtuosität und Griffsicherheit. Unter den Fingern von Roland Weiss kann die Orgel mit Hochglanz auftrumpfen. Sein Wechselspiel zwischen energisch-motorischer Virtuosität und feinfühliger Akribie such seinesgleichen. Ebenso in der Komposition "Monastery Hymn at Sunrise", also dem "Klostergesang bei Sonnenaufgang". Auch hier über wiegt ein beeindruckend, sehr effektvolles farbiges Linien- und Flächenspiel, das sich langsam bis ins Fortisssimo steigert und an dessen Ende sogar das Glockenspiel zum Einsatz kommt. Bild: Das Blechbläserquintett „Terzo Brass“ hat die 51. Pegnitzer Sommerkonzerte eröffnet. Ein Stern am Himmel der Kultur / Empfang um 50. Geburtstag der Pegnitzer Sommerkonzerte
Gründervater war der langjährige Dekanatskantor Roland Weiss. Erste Überlegungen für die neue Konzertreihe reichten bis in das Jahr 1971 zurück, erinnerte er sich. Damals sei nicht nur die neue Orgel in der Bartholomäus-Kirche eingeweiht worden, damals fand auch die Gebietsreform statt, die das Ende des Pegnitzer Landkreises bedeutete. Sein Ziel sei es gewesen, kein kulturelles Vakuum zwischen Bayreuth und dem Nürnberger Land entstehen zu lassen. Für die ersten Konzerte habe man Musiker aus dem Bayreuther Festspielorchester zu günstigen Bedingungen engagieren können. Auch die Besucher seien damals, an spielfreien Tagen, hauptsächlich Festspielgästen gewesen. „Die Ausführenden sollten Profis sein, aber die Eintrittsgelder sollten möglichst niedrig sein“, erklärte Roland Weiss ein weiteres Ziel, das auch erreicht wurde. Ganz wichtig für ihn damals: Die Durchführung der Konzertreihe war eine Privatinitiative gewesen. Erst seit 2003 gehörte sie zu den Dienstaufgaben des Dekanatskantors, der ab 2003 Jens Fuhr hieß. „Mit den Pegnitzer Sommerkonzerten leisteten alle Verantwortlichen einen wichtigen Beitrag für das kulturelle Leben im Landkreis“, sagte Landrat Florian Wiedemann. Er hob besonders die breite Vielfalt des musikalischen Angebots hervor, das von der Renaissance bis zur Musik der Gegenwart reiche. Ein weiterer Gratulant war Bürgermeister Wolfgang Nierhoff. Die Sommerkonzerte bauten viele Brücken zwischen den Mensch, sie brächten Jung und Alt, aber auch Stadt und Land zusammen und seien ein wichtiger Standortfaktor für Pegnitz. Dank und Anerkennung für die Bayerische Landeskirche überbrachte Christoph Emanuel Seitz, stellvertretender Landeskirchenmusikdirektor und Dekanatskantor von Aschaffenburg. Er verglich die Durchführung einer derartigen Musikreihe mit einem Marathonlauf. So weit sei jedenfalls der Weg von der Idee zur Umsetzung. Der frühere Regionalbischof und einstige Dekan Christian Schmidt überbrachte seine Glückwünsche in Versform und nannte die Sommerkonzerte „einen Stern am Himmel der Kultur“. An unvergessliche Sommerabende erinnerte sich Ulrike Schönauer, die für ihren erkrankten Mann Gerhard Schönauer gratulierte. Die Sommerkonzerte seien ein echter Segen, für die Gemeinde, für die Stadt und das gesamte Dekanat. Im Grunde könne man Corona schon fast dankbar sein, so Kirchenmusikdirektor Jörg Fuhr. Zuletzt hätten so viele Menschen regelrecht gedrängt, die Konzerte wieder besuchen zu dürfen. „Die Sommerkonzerte sind eben zu einer festen Institution geworden“, brachte es Dekan Markus Rausch auf den Punkt. Der Empfang im Gemeindehaus wurde vom Posaunenchor und von Mitgliedern der Kantorei festlich umrahmt. Gründervater Roland Weiss ließ es sich dabei nicht nehmen, im Posaunenchor mitzuspielen. Bild: „Geh aus, mein Herz“: Unter der Leitung von Jörg Fuhr sorgten Mitglieder der Kantorei für die musikalische Umrahmung der Geburtstagsfeier zum 50. Jubiläum der Sommerkonzerte. Sinnlich, subtil und spannungsvoll / Weltklasse-Harfenistin Silke Aichhorn gastierte im Altenstädter Schloss
47 Saiten und sieben Pedale sind es, auf denen Silke Aichhorn einen unerschöpflichen Klangkosmos hervorzaubert. Es ist ein so zart wirkendes Instrument und dennoch wird mit jedem Griff die Kraft der Musik spürbar. Nicht nur der Musik: „Harfe spielen ist wie Bogenschießen“, sagt die sympathische Künstlerin. Mit einem bisschen Zupfen sei es da nicht getan. Silke Aichhorns Spiel ist zu jedem Zeitpunkt verlockend elegant, überaus sinnlich wie subtil und spannungsvoll. Ihr rhythmischer Zugriff ist beherzt und ihre Intonation nicht nur sauber, sondern lupenrein. Auch in der Programmauswahl sprüht Silke Aichhorn nur so vor abwechslungsreicher Entdeckungslust. Sie führt alle musikalischen Möglichkeiten vor, die ihr Instrument bietet, von Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn, bis hin zu Jazz und Zeitgenössischem.
Überaus farbenreich lässt Silke Aichhorn beispielsweise Johann Sebastian Bachs Sarabande und Bouree aus der Violinpartita Nr. 1 in einer Bearbeitung für Harfe erklingen. Da ist jede Menge Esprit und Raffinesse in ihrem Spiel. Exakt und trotzdem fantasievoll erklingt ein Thema aus dem zweiten Satz der Sinfonie Nr. 53 von Joseph Haydn. Sicher einer der Höhepunkte des Konzerts ist die „Moldau“ von Friedrich Smetana in der häufig aufgeführten Bearbeitung von Hanus Tmecek. Silke Aichhorn vermag sich dabei lyrisch ebenso faszinierend zu äußern wie rhythmisch pointiert. Die Solistin meistert jede der mannigfachen Schwierigkeiten scheinbar spielend. Ein weiterer Höhepunkt dann im zweiten Teil mit der Komposition „Life is flashing“ des Norwegers Uno Alexander Vesje, zu dem Silke Aichhorn Vogelstimmen einspielen lässt. Harfe mal anders: Das meditative moderne Stück erweist sich in den Händen der Solistin als melancholisch hin- und her wiegende Klangzauberblüte mit vielen feinen und dynamischen Schattierungen.
Mit ihren Moderationen ist Silke Aichhorn nicht zuletzt auch bemüht, das komplizierte Instrument ihrem Publikum nahe zu bringen. In der Pause steht sie bereit willig Rede und Antwort und lässt Interessierte auch mal in die Saiten greifen. Da erfährt der Zuhörer etwa, dass die Notation die Gleiche ist, wie beim Klavier, dass die Pedalen dazu da sind, um Halbtöne zu erzeugen, oder wie schwierig es sein kann, das 40 Kilogramm schwere Instrument mit der Bahn zu transportieren. Hit auf Hit, Schlag auf Schlag / Mit den Bellamy Brothers waren Weltstars der Country-Musik zu Gast
Es gibt wohl kaum eine zweite amerikanische Country-Band, deren Musik so oft in Europa gespielt wurde, wie die Bellamy Brothers. Seit 1976 gehören sie zu den beliebtesten Country-Acts im deutschsprachigen Raum. Spätestens dann, wenn „Let your love flow“ erklingt, schlagen Country-Herzen höher, so natürlich auch in der Freiheitshalle, auch wenn die Cowboy-Hüte offensichtlich aufgrund der Hitze zuhause bleiben. Howard und David Bellamy gelten als Inbegriff des populären Country-Pop. Knapp zwei Stunden dauert der Hofer Auftritt des Duos mit Songs aus den vergangenen Jahrzehnten, aber auch das ein oder andere neue Stück war dabei.
Der Sound der aus Florida stammenden Musiker war auch diesmal wieder überwältigend. Hier bekommt Perfektion eine völlig neue Bedeutung, haben die Stars doch eine ausgezeichnete sechsköpfige Band mit Backgroundsängerin im Hintergrund. Das Eis war von Beginn an gebrochen: das Publikum singt nahezu jeden Song mit, klatscht, tanzt im Takt und feiert ausgiebig. Insgesamt klingen die meisten Titel heute moderner, leicht rockiger, als auf den Platten von damals.
Vor dem Auftritt gibt es die Band „Big S“ aus München als Vorgruppe. Die Musiker spielten „Highway Rock im Nashville Style“, wie sie ihren Sound selbst beschreiben, legen sich dabei mächtig ins Zeug und sind damit weit mehr als eine bloße Vorgruppe. „Big S“ hat durchaus großes Format in der modernen Country-Szene. Kopf der Band ist der Musiker und Songwriter Steve Maier, der bereits mit namhaften Künstlern wie Cassandra Stehen oder Gil Ofarim zusammengearbeitet hat und der in der Country-Metropole Nashville längst kein unbekannter mehr ist. Bilder: Country-Musik im Weltklasseformat: die Bellamy-Brothers bei ihrem Auftritt im Festsaal der Hofer Freiheitshalle. Farbig, frisch und facettenreich / Kölner Kammerensemble „The Chambers“ musizierte in der Schlosskapelle der Plassenburg
Wahrscheinlich aus marketingtechnischen Gründen hat sich das Ensemble den zugkräftigen Namen „The Chambers“ gegeben. Nötig wäre das gar nicht, denn die Virtuosen sind wirklich Spitzenmusiker. Seit 2013 hat sich dieses Meisterensemble, das aus der Jungen Philharmonie Köln hervorgegangen ist, durch seine rege Konzerttätigkeit einen Namen gemacht, was in den zurückliegenden Monaten ja aus bekannten Gründen gar nicht so einfach war. Alle Musiker sind Absolventen und Studenten renommierter Musikhochschulen, insbesondere der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Sie konzertierten unter der musikalischen Leitung des russischen Geigers, Arrangeurs und Komponisten Artiom Kononov. Im Mittelpunkt des Konzertes standen zwei Violinkonzerte: das Violinkonzert a-Moll von Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldis Konzert Nr. 11 D-Dur. Das a-Moll-Konzert von Bach ist eines von nur zwei Bach-Concerti, das original überliefert ist. „The Chambers“ spielen in minimaler Besetzung mit vier Violinen einer einzigen Bratsche, einem Cello, einem Bass und Cembalo. So ist ein flexibles, homogenes, leichtfüßiges und transparentes Spiel wie aus einem Guss möglich, kammermusikalisch top, allerdings naturgemäß ohne orchestralen Charakter. Im Vordergrund steht das kommunikative Miteinander zwischen Solo und Tutti, alles fließt und pulsiert im raschen Tempo, aber dennoch nicht gehetzt. Das Spiel des Solisten, des Leiters Artiom Kononov erklingt gesanglich und geschmeidig mit warmen Ton, besonders in den Ecksätzen mitreißend frisch und farbig. Mit Antonio Vivaldis Konzert Nr. 11 D-Dur RV 208 gab es gleich zu Beginn ein weiteres interessantes Violinkonzert, das jede Menge an Fantasie und an Überraschungen bereithält. Auch hier musizieren „The Chambers“ aufregend, virtuos und detailverliebt. Venezianischer Grandezza trifft auf interpretatorische Genauigkeit, ohne das Melancholische, das bei Vivaldi stets mitschwingt, außen vor zu lassen. Solist Artiom Kononov steht für eine barocke Violintechnik, dessen gekonnte Bogenführung und konzentriert schlanke Tongebung das Konzert zum echten Erlebnis werden lassen. An spieltechnischem Schwung, gestalterischer Finesse und facettenreicher Subtilität, macht die Interpretation einfach Freude und Lust auf mehr. Dazu muss man wissen, dass Antonio Vivaldi an die 250 Violinkonzerte komponiert hat. Was die übrige Programmauswahl angeht so standen dabei vor allem eigene und eigenwillige Arrangements ausgefallener Werke auf dem Programm. Wo sonst hat man schon einmal die Gelegenheit Franz Schuberts „Erlkönig“ instrumental zu hören, oder Gabriel Faures berühmte „Pavane“ Nr. 50, bei der Ion Malcoci mit der Panflöte den Chorpart spielt. Er ist ein echter Meister der leisen Töne, der mit vollem, rundem Klang den Raum erfüllt. Auch echte Ohrwürmer waren dabei, wie Giuseppe Verdis La-Traviata–Fantasie oder zwei Sätze aus Edvard Griegs Peer-Gynt-Suite. Alles hervorragend musiziert, interessant und spannungsvoll dargebracht, sowie perfekt aufeinander abgestimmt. Besonders virtuose Stücke wie etwa der „Tanz der Kobolde“ des Paganini-Schülers Antonio Bazzinis sorgten dabei durchaus für Aufsehen. Ein ganz besonderes Arrangement hatten sich die „Chambers“ für einer der Zugaben aufgehoben. Da musizierten sie den Titel „The Show must go on“ der Rockband Queen, wobei Cellist Dima Berezin aus Litauen die Gesangslinie meisterhaft auf seinem Instrument darbrachte. Statt eines Programmzettels gab es zwischen den Stücken kurzweilige Ansagen von Lutz Dollfuß, dem Mentor des Ensembles. Am Ende gab es sogar Standing Ovations für die außergewöhnlichen Musiker. Bild: Das Kammermusikensemble „The Chambers“ aus Köln gastierte am Samstagabend in der Schlosskapelle der Plassenburg. Kempff-Festival: Künstlerisch kreative Schaffenspause / Kulmbacher Pianist Ingo Dannhorn künftig Professor für Klavier in Trossingen
„Wir legen Corona-bedingt eine künstlerisch, kreative Schaffenspause ein“, sagt Ingo Dannhorn. Im laufenden Jahr sei es einfach noch zu riskant, das Festival zu planen und dann vielleicht doch noch kurzfristig absagen zu müssen. Schon im zurückliegenden Jahr hatte er als Veranstalter, der das volle Risiko trägt, seinen Kollegen kurzfristig absagen müssen. „Das Risiko wollte wir einfach nicht noch einmal eingehen“, so Dannhorn: Er hatte im vergangenen Oktober kurzfristig selbst zwei Abende mit identischem, aber überaus hochkarätigem Programm bestreitet, wobei nur jeweils 70 statt der üblichen gut 200 Zuhörer im Kutschenhaus des Schlosses Thurnau zugelassen waren. Im kommenden Jahr soll das Festival unter dem Motto „Kempff und Freunde“ dagegen sogar noch erweitert werden. „Wir hoffen 2022 wieder auf ein ganz normales Festival. Das Kempff-Festival hatte Ingo Dannhorn 2016 ins Leben gerufen. Er möchte damit unter anderem an die legendären Hauskonzerte des weltberühmten Pianisten Wilhelm Kempff (1895 – 1991) erinnern, der in den Nachkriegsjahren zusammen mit rund 100 weiteren Flüchtlingen im Schloss von Thurnau untergekommen war und dort für die Menschen musiziert hatte. Gleichwohl gibt es für Ingo Dannhorn in diesem Tagen Grund zum Feiern. Am 1. September wird er eine volle ordentliche Professur für das Hauptfach Klavier an der Staatlichen Musikhochschule Trossingen antreten. Das bedeute aber nicht, dass er Kulmbach den Rücken kehren wird. Im Gegenteil: „Selbstverständlich bleibe ich Kulmbach auch weiterhin treu“, sagt er, auch wenn er künftig immer ein halbes Jahr im rund 400 Kilometer entfernten Trossingen unterrichten wird. Bereits im Mai war Ingo Dannhorn dem Ruf an die baden-württembergische Musikhochschule mit ihren 500 Studenten gefolgt. In der Nachfolge des Pianisten Wolfgang Wagenhäuser wird Ingo Dannhorn dort eine Klavierklasse aufbauen. Inhaltliche Schwerpunkte sieht Ingo Dannhorn darin, seinen Studenten die Breite und Kenntnis der musikalischen Stilistik zu übermitteln und sie auf die Berufswirklichkeit als Lehrer, Korrepetitor, Liedbegleiter oder Konzertpianist vorzubereiten. „Ich habe schon immer gern unterrichtet“, sagt Ingo Dannhorn, der zweitweise auch eine Gastprofessur im südkoreanischen Seoul hatte. Die Arbeit mit Studenten aus aller Herren Länder empfinde er als „unglaublich bereichernd“. Ziel seiner Arbeit müsse es sein, den Studenten das Rüstzeug mitzugeben, damit sie künftige Herausforderungen selbst bewältigen können. „Am Ende müsse sich der Lehrer selbst überflüssig machen“, so der Pianist. Dabei will er die jungen Leute vor allem motivieren und für die Musik begeistern. Ingo Dannhorn wurde 1974 in München geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von fünf Jahren. Nach seinem Studium unter anderem in Salzburg, München und Wien schloss er 2001 mit dem Meisterklassendiplom ab. Der Pianist konzertiert in den bekanntesten Musikzentren und Konzertsälen der Welt und arbeitete mit prominenten Dirigenten und Solisten zusammen. Ingo Dannhorn ist außerdem Preisträger unter anderem des renommierten Beethoven-Wettbewerbs in Wien, des Sydney International Piano Competition sowie der internationalen Klavierwettbewerbe in Salzburg und Wien. Bild: Der in Kulmbach lebende Pianist Ingo Dannhorn ist künftig als Professor für Klavier an der Staatlichen Musikhochschule Trossingen tätig. Beim Wilhelm-Kempff-Klavierfestival in Thurnau wird er erst 2022 wieder zu erleben sein. Magische Klanggebäude unter Regenschirmen / Pink-Floyd-Tribute-Band Echoes beim Plassenburg-Open-Air
Leider spielte das Wetter nicht mit. Bereits während des dritten Songs fielen die ersten Tropfen und zumindest im ersten Teil wurde es dann überhaupt nicht mehr trocken. Natürlich tat es der Stimmung Abbruch. Regencapes wurden ausgepackt und angezogen, Schirme aufgespannt, nicht wenige Zuschauer suchten Schutz unter den Arcaden. Die Band zog ihr ohnehin stark gestrafftes Programm durch, die Stimmung blieb über weite Teile auf der Strecke. Dabei stand die gigantische Rockband Pink Floyd um Roger Waters und David Gilmour einst für gigantische Liveshows, Irgendjemand hatte damals immer das Album „Dark Side of the Moon“ von 1973 und/oder das Konzeptalbum „The Wall“ von 1979 im Plattenschrank stehen. Man musste kein Fan sein, um mit dieser Musik groß zu werden.
Ein wenig auf der Strecke blieb in Kulmbach der visuelle Aspekt. Nachdem die erste von zwei Shows am gleichen Abend bereits und 18 Uhr startete und damit komplett bei Tageslicht stattfand, konnten Lichtdesign und Videoprojektionen nicht so ihre Wirkung erzielen, wie es eigentlich geplant war. Letztlich aber ging es vor allem um die Musik, und der konnte weder Regen, noch die ungünstigen Rahmenbedingungen etwas anhaben. Bilder: Die Pink-Floyd-Tribute-Band Echoes beim Plassenburg-Open-Air. Pathetische und pompöse Performance / „God save the Queen“ bei den Plassenburg-Open-Airs
„God save the Queen“ hat sich ganz und gar der Musik der 1970 gegründeten britischen Rockband Queen verschrieben. Die Musik ist spätestens seit dem großen Erfolg des Films „Bohemian Rhapsody“ wieder in jedermanns Ohr. Doch eigentlich geht es nicht um den Gitarristen Brian May, den Schlagzeuger Roger Taylor oder den Bassisten John Deacon, sondern um den Sänger und Frontman Freddie Mercury, der in der Show von Harry Rose verkörpert wird. Eines gleich vorweg, optisch trifft er das Original nicht mehr so ganz, stimmlich dafür umso mehr.
Die Musiker von „God save the Queen“ überzeugten dabei selbst eingeschworene Fans und luden zu einem außergewöhnlichen, rund zweieinhalbstündigen Konzerterlebnis ein. Harry Rose präsentiert sich dabei nicht nur optisch im typischen Mercury-Outfit, sondern auch stimmlich mit opernhaften Unterton gerade in den anspruchsvollen Passagen. Auch die typischen Angewohnheiten von Freddie Mercury hat sich Harry Rose längst zu Eigen gemacht. Der Mikrofonständer ist für ihn Spielzeug, Tanzstange und Luftgitarre zugleich, die (englischen) Ansagen hat er sich von „Queen live at Wembley 1986“ abgehört und das Freddy-Mercury-Posing, linke Faust pathetisch gen Himmel, stimmt auch.
Bilder: Elegant, einfühlsam und expressiv / 700 Aufrufe binnen 24 Stunden beim ersten Live-Stream aus der Bartholomäuskirche
Er sei froh darüber, dass dieses Konzert stattfindet, „in einer Zeit, in der wir auf so vieles verzichten müssen“, sagte Dekan Markus Rausch in seinen einführenden Worten. Denn gerade in der Passionszeit könne Musik Freude bereit, aber auch Trost und Hoffnung schenken. Das Motto „In stiller Nacht“ erinnerte dabei erst einmal an die Weihnachtszeit. Doch beim Blick auf das Programm wurde schnell klar, dass es um die Nacht im Garten Gethsemane ging, ein Ort des Gebets, der Ort des Abschieds Jesu von seinen Jüngern und schließlich auch der Schauplatz seiner Festnahme. Die Auswahl der Kompositionen könnte unterschiedlicher kaum sein, hat aber stets die Nacht als verbindende Klammer. So sind es ausschließlich melancholische, nachdenkliche, leise Werke, die in diesem Konzert erklingen, meist introvertiert, weltabgewandt, ja manchmal sogar ganz dieser Welt abhandengekommen. Den zentralen Part nimmt dabei der Pianist Jens Fuhr am Flügel ein. Er spielt mehrere Nocturnes, also langsame und ruhige Nachtstücke, die eine Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten enthalten. Jens Fuhr beweist dabei durchgehend einen feien Klang- und Tastsinn mit viel Zartgefühl und großer Geschmeidigkeit. Im Nocturne Es-Dur op.9, 2 von Frederic Chopin etwa setzt er auf die Struktur und den melodischen Kern des Werkes und baut weit gezogene stimmige Linien. Einfühlsam spielt Jens Fuhr auch das Nocturne Des-Dur von Claude Debussy. Auch hier lässt er einen einsamen intimen Monolog erklingen und sucht die Stimmungen nächtlicher Natur zu fassen. Etwas aus der Reihe erklingt ein „Coral“ des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos. Doch auch diese Auswahl ist stimmig und gut durchdacht. Villa-Lobos lebte in den 1920er Jahren eine zeitlang in Paris und lernte dort die Musik Debussys kennen und lieben. Ebenfalls französischen Geist atmet das Nocturne Nr. 13 h-Moll, ein Spätwerk von Gabriel Faure. Auch hier überzeugt Jens Fuhr mit kultiviertem Klang, samtig und klanggesättigt, elegant und gemessen im Ausdruck. Auf die eigenwillige Wirkung des Klangs setzt Jens Fuhr auch im Nachtstück Des-Dr, op. 23, 3 von Robert Schumann und im bekannten, romantisch virtuos gespielten „Clair de lune“ von Claude Debussy sowie in Franz Schuberts Lied „Leise flehen meine Lieder“ in der Bearbeitung von Franz Liszt. Das alles würde für einen erfüllten Klavierabend fast schon genügen, doch Dekanatskantor Jörg Fuhr hatte auch noch sechs hochkarätige Gesangssolisten zu bieten, die zusammen einige wunderschöne und klug ausgewählte A-cappella-Sätze aufführten. Manuela Falk und Konstanze Mielich-Fuhr (beide Sopran), Bernadette Michaldo-Fuhr (Mezzosopran), Stefan Schneider (Tenor), Lorenz Mielich (Bassbariton) und Marzin Popp (Bass) präsentierten A-Cappella-Kunst auf höchstem Niveau. Max Regers „Morgengesang“ etwa oder dessen „Nachtlied“ erklingt schlank ausbalanciert, dennoch kräftig und absolut homogen. Eines der Höhepunkte war das tief bewegende Werk „In stiller Nacht“ von Johannes Brahms, das den Abend seinen Namen gab. Romantische Klänge, gleichzeitig aber auf vokaler wie instrumentaler Ebene geradlinig und klanglich gebündelt. Ein Werk, das mit seiner hochkonzentrierten Einfachheit überzeugt und gleichzeitig denkbar innig und wehmütige tiefe Gefühle anspricht Dem Solistenensemble gelingt es stilsicher, den schwierigen Grat zwischen schlichtem, ungekünsteltem Timbre und einfühlsamer Textgestaltung zu meistern. Ein weitere Höhepunkte des vokalen Teils war Joseph Rheinberger „Morgenlied“ op. 69, 1. Mit seiner expressiven Melodik, seiner ausdrucksstarker Harmonik sowie der präzisen Umsetzung des Textes. Mit einem ganz besonderen Stück setzte das Solistenensemble einen prägnanten Schlusspunkt. Es erklang das wunderschöne Werk „Bleib bei mir, Herr“ des jungen Leipziger Komponisten Paul Heller. Den Chorsatz widmeten die Ausführenden den im letzten Jahr verstorbenen langjährigen Leiter des Betzensteiner Posaunenchors Reinhardt Potzner, der damit traditionell jede Posaunenchorprobe beendet hatte. Bild: Zum ersten Mal wurde ein Konzert aus der Pegnitzer Bartholomäuskirche live gestreamt und ins Internet gestellt. Keine 24 Stunden nach dem Konzert wurde das Video auf Youtube bereits über 700 Mal angeklickt. Kultur als Urbedürfnis des Menschen / Digitale Konzerte für Alten- und Pflegeheime: Auszeichnung für den Pianisten Ingo Dannhorn
Was Corona betrifft sei er frühzeitig vom Ernst der Lage überzeugt gewesen. Da erinnerte sich Ingo Dannhorn an seine Jugend, als er schon mit zwölf Jahren kleine Klavierkonzerte in Alten- und Pflegeheimen sowie in ähnlichen Einrichtungen gab. „Mir ging es darum, Menschen, die nicht so ohne weiteres in ein Konzert gehen können, ein wenig Abwechslung zu bereiten und ihnen Freude zu schenken“, sagt der Pianist, der in der Region auch als künstlerischer Leiter des Wilhelm-Kempff-Festivals in Thurnau bekannt ist. „Musik beginnt da, wo Worte aufhören, Musik geht direkt ins Herz“, so Dannhorn, der sich an viele beglückende Begegnungen in beschützenden Stationen, etwa für Demenzkranke erinnert. Daran hat der 46-Jährige auch jetzt wieder gedacht, als er davon erfuhr, dass Heime geschlossen werden. Kurzerhand schaffte er sich auf eigene Kosten eine professionelle Studioausstattung mit Mikrofonen, Mischpulten, Schnittsystem und vieles andere an und dachte sich interessante Programme aus, die er nach und nach realisierte. Mittlerweile gibt es bereits sieben Folgen, die mit Unterstützung der Kulmbacher Raps-Stiftung Menschen in vielen Einrichtungen des BRK, der AWO und anderen Trägern erfreut haben. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, zitiert Ingo Dannhorn den Schriftsteller Erich Kästner und freut sich, mit seiner Kunst einen Beitrag für benachteiligte Menschen leisten zu können. Bislang habe er viele positive Reaktionen erfahren, die ihn anspornen, weiterzumachen. Ansporn bereitet ihn nun auch die Auszeichnung der Bundesregierung, mit der neue Formen für den gesamten Kulturbereich unterstützt werden sollen. Die Corona-Pandemie stelle Musikschaffende auf eine harte Probe, sind sie doch in vielen der bisher gängigen Möglichkeiten, ihren Beruf auszuüben, sehr stark eingeschränkt oder gänzlich gehindert, heißt es von Seiten des in Bonn ansässigen Deutschen Musikrates. Gleichzeitig würden die Umstände aber auch eine Chance bieten, die Bedeutung der eigenen künstlerischen Arbeit zu reflektieren und neue Formen der Produktion, Aufführung und Vermittlung zu entwickeln. Genau das hatte Ingo Dannhorn getan, der sich nun über eine Förderung durch das Stipendium in Höhe von 6000 Euro freuen kann. Viel mehr freut ihn aber, dass seine Tätigkeit mit der Auszeichnung gewürdigt und unterstützt wird. Ingo Dannhorn wurde 1974 in München geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von fünf Jahren. Nach seinem Studium unter anderem am Salzburger Mozarteum, an der Hochschule für Musik und Theater München sowie an der Hochschulen für Musik in Wien schloss er 2001 mit dem Meisterklassendiplom ab. Der Pianist konzertiert in den bekanntesten Musikzentren und Konzertsälen der Welt, wie etwa dem Münchner Herkulessaal, dem großen Musikvereinssaal in Wien oder dem Seoul Arts Center. Er arbeitete mit prominenten Dirigenten wie Kurt Eichhorn, Dennis Russel Davies und Kurt Masur zusammen, gab Liederabende und Kammermusikkonzerte mit Künstlern Francisco Araiza, Kieth Engen, Jose Cura, Christian Altenburger oder Maxim Vengerov. Ingo Dannhorn ist außerdem Preisträger unter anderem des renommierten Beethoven-Wettbewerbs in Wien, des Sydney International Piano Competition sowie der internationalen Klavierwettbewerbe in Salzburg und Wien. Neben seiner Konzerttätigkeit gibt Ingo Dannhorn weltweit Meisterklassen, außerdem ist er Gastprofessor an der renommierten Yonsei Universität in Seoul/Korea. Bild: Ingo Dannhorn ist mit einem Stipendium der Initiative „Neustart Kultur“ ausgezeichnet worden. Das Bild zeigt den Pianisten bei einem Auftritt im Rahmen des Wilhelm-Kempff-Festivals in Thurnau. Wagner in Weidenberg: / Orgel mit sinfonischem Klang – Die Meier-Orgel der Rosenhammerkirche
Die Orgel der kleinen St. Michaelskirche im Weidenberger Ortsteil Rosenhammer ist so ein Kunstwerk. Äußerlich völlig unscheinbar, aber das Innenleben hat es in sich. Auch wenn ein Portrait von Johann Sebastian Bach direkt auf der Orgel steht, so gilt die katholische Rosenhammerkirche als ein kleines Zentrum der Wagnerpflege.
Auch wenn Bach auf den Spieltisch herabblickt: für Freunde der Barockmusik hat die Weidenberger Orgel aufgrund der eingeschränkten Zahl an Klangfarben nicht so viel zu bieten. Die sphärischen Klänge des Grals aus Wagners „Parsifal“ oder aus dem „Lohengrin“ erklingen dagegen umso eindrucksvoller. So besitzt die Orgel nicht nur ein besonders starkes Bassfundament, die fünf eingebauten Koppeln ermöglichen eine Vielzahl von Effekten und das Mischen der Register sorgt für ein fülliges Anwachsen des Gesamtklangs, wie es etwa in der „Tannhäuser“-Ouvertüre zum Tragen kommt. „Es ist fast wie beim Kochen: gewisse Gewürze harmonieren nicht, doch hier passt alles zusammen“, so Thomas Zapf. ![]() Kulturlandschaft
Fichtelgebirge – Kulturschaffende aus der Region:
Andrea Wunderlich aus Goldkronach hat sich dieser Kunst verschrieben, auch wenn sie mehr das Handwerk dahinter sieht. Doch die Kalligrafie geht weit über ein bloßes Mittel zur Kommunikation hinaus. In den Tusche- und Pinselspuren hinterlässt jeder Schriftkünstler etwas von seiner Individualität und seinem Charakter. Schriftzüge, ihre Ausdruckskraft und ihr Temperament vermitteln ein Bild des Schreibers. Die Goldkronacher Kalligrafiekünstlerin stammt aus Neuenmarkt. Nach dem Abitur in Kulmbach hatte sie eine Ausbildung zur Textilmustergestalterin absolviert. Dann arbeitete sie als Textildesignerin und bildete sich zur Mediendesignerin weiter. Parallel dazu belegte sie mehrere Kalligrafiekurse. Seit 2003 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig, auch wenn sich das so mancher nicht so recht vorstellen kann. Ihr Atelier hat sie im ehemaligen Feuerwehrhaus den Humboldt-Städtchens Goldkronach.
Sie hat bereits an vielen internationalen Kalligrafie-Konferenzen, unter anderem in Chicago, Minnesota und Boston teilgenommen. Andrea Wunderlich hielt Vorträge bei der Internationalen Kalligrafieausstellung in St. Petersburg, das Museum für zeitgenössische Kalligrafie in Moskau beherbergt mehrere ihrer Arbeiten, Ausstellungen gab es nicht nur in Bayreuth oder Kulmbach, sondern auch in den Vereinigten Staaten, Russland oder in der Türkei. In Corona-Zeiten gibt sie auch schon mal Live-Seminare auf Instagram oder internationale Zoom-Workshops.
Immer wieder wird sie auch von den verschiedensten Unternehmen gebucht, um etwa Schriftzüge oder Wandgestaltungen anzufertigen, so etwa in der Bier-Erlebnis-Welt der Brauerei Gebrüder Maisel in Bayreuth oder als Markenbotschafterin des Neumarkter Schreibgerätefabrikanten Online, für den sie sogar verschiedene Handlettering-Stifte mitentwickelt hat. Die nächste Ausstellung von Andrea Wunderlich ist für September 2021 in der Kunstgalerie am Alten Rathaus in Schwarzenbach an der Saale geplant. In ihrer eigenen Art hat sie sich dabei mit neuen Wortschöpfungen wie „Fake News“, Shit Storm“ beschäftigt. Bilder: „Mitmachen ist die letzte Option“ / Volkssänger im besten Sinn: Hans Söllner nimmt in Kulmbach kein Blatt vor dem Mund
Corona war dann auch das alles beherrschende Thema bei Söllner, der noch dazu aus dem angeblichen Corona-Hot-Spot Berchtesgadener Land kommt und dem es schon immer darum gegangen ist, Missstände drastisch anzuprangern. Und das tut er auch in Kulmbach. Er kritisierte die Corona-Politik auf Schärfste, wettert gegen die Obrigkeit, gegen die Staatsregierung und lässt kein gutes Haar an Söder und der CSU. Noch nie hatte Hans Söllner ein Blatt vor dem Mund genommen, auch wenn es ihm teuer zu stehen kam und er so manche Gage als Bußgeld dafür opfern musste. War es in früheren Jahren hauptsächlich der freie Marihuana-Konsum, für den er sich stark machte, so widmet sich der bayerische Freiheitskämpfer jetzt voll und ganz der Aktualität. Scherze gehören genauso dazu, wie ernste und nachdenkliche Töne. Freilich sollte man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, denn auch das Provozieren gehört für Söllner immer dazu. Und das funktioniert. Seine deftigen Bemerkungen zum Thema Corona haben gerade in den zurückliegenden Wochen immer wieder gehörig Staub aufgewirbelt. Allen Ernstes stellte die Süddeutsche die Frage, ob Söllner bei den Verschwörungstheoretikern gelandet ist, dabei findet man auch auf seiner Homepage („Heim-Seite“) eindeutige Statements gegen Rassismus Er hoffe ja inständig, dass dies alles nur eine Verschwörungstheorie ist und nicht die Wahrheit, sagt Hans Söllner. Die Politiker jedenfalls erfänden jeden Tag etwas anderes. Doch Mitmachen, so ruft er, das wäre die letzte Option. „Söllner: „Das ist nicht der Normalzustand und er darf es niemals werden.“ Freiwillig testen das kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage. Das sei genauso, als würde man einfach so einen Becher Urin bei der Polizei angeben. Überhaupt mit der Polizei hat er sich noch nie verstanden. Unter anderem wundert er sich, wie es sein kann, dass die Beamten trotz der ganze Krise noch immer Zeit für Radarkontrollen hätten. Dazwischen wird es aber auch immer wieder ganz ernst, wenn er bedauert, dass es offenbar keine Opposition mehr gebe. Auf keine Demonstration könne man mehr gehen, weil immer irgendeiner die Deutschlandfahne schwenkt. 70000 Alkoholtote pro Jahr in Deutschland, weitere 70000 Nikontinopfer pro Jahr, das alles sei ihnen völlig egal. „Aber dann wollen sie uns erklären, dass sie uns schützen möchten.“ Der Politik komme es seiner Ansicht nach nur darauf an, „uns gegeneinander aufzuhetzen“. Auf der einen Seiten seien die Guten, also die Denunzianten, auf der anderen Seite diejenigen, die vorsichtig sind. Söllner plädierte dafür, einen andere Weg zu finden: „Mit der Maske fängt es an, mit der Impfpflicht geht es weiter.“ Alles, was unser Leben ausgemacht habe, sei mittlerweile verboten worden. Und auch, wenn er erklärt, dass man doch einfach die Augen schließen solle, dann könne man ja nicht sehen, ob der Nachbar Maske trägt, oder nicht, traut es sich während der gut eineinhalb Stunden keiner, die Maske abzunehmen, denn die Security läuft auch während des Konzerts durch die Reihen und kontrolliert auf das Schärfste. Auch andere Themen schneidet er in Kulmbach an. Hans Söllner wettert gegen Glyphosat-Einsatz und ruft dazu auf, ein Jahr lang auf halbe Hendln zu verzichten. Überhaupt hat er diesmal enormen Redebedarf, so dass beim Auftritt fast mehr gesprochen als gesungen wird. Ob man es überhaupt Konzert nennen könne, das sei ihm selbst nicht ganz klar. Die Musik tritt bei den vielen Appellen, Gedanken, Kuriositäten und Absurditäten freilich ein wenig in den Hintergrund. Dabei hat er viele scharfsinnige, feinsinnige und intelligente Texte zu bieten und setzt damit die Tradition der großen Volkssänger mit Gitarre und Mundharmonika fort. In „Ganja“ geht es flapsig scherzhaft um den Drogenkonsum. „Lotta“ hat er mit poetischen Worten seiner Enkelin gewidmet. Ob „Nordwind“ oder „SoSoSo“, und natürlich seinen Hit, der zum Schlachtruf wurde: „Hey Staat“, die Fans kennen alle seine Songs und er selbst spielt sie so, als hätte er sie gerade geschrieben. Bild: Hans Söllner bei seinem Auftritt am Sonntag in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle. Intensiv, impulsiv und intellektuell: Klänge für die Ewigkeit / Kempff-Festival in Thurnau: Ingo Dannhorn präsentierte phänomenales Beethoven-Programm
Beethovens Klaviersonaten sind ein Kosmos für sich, Klänge für die Ewigkeit. Kaum einer der großen Pianisten, der sie nicht eingespielt hat. Zwei der bekanntesten und gleichzeitig herausforderndsten Sonaten hat Ingo Dannhorn ausgesucht. Nicht kleckern, sondern klotzen, das ist seine Devise, und die Rechnung geht auf. Wenn einer die „Pathetique“ und die „Hammerklaviersonate“ an einem Abend bewältigt, dann gehört er zu den ganz Großen. Ingo Dannhorn meistert die beiden Werke konditionell wie intellektuell und ist dabei auch noch für die eine oder andere Überraschung gut.
Ausgesprochen farbenreich präsentiert er die vielen kleine Details. Dabei zieht sich Ingo Dannhorn nicht auf die technische Bewältigung oder auf didaktisches Spiel zurück, er begeistert vielmehr mit seiner impulsiven Spontaneität und mit Temperament vom mächtigen ersten Satz an. Der ungeheuren Ausdrucksweite zwischen Eruption im Kopfsatz und Andacht im Adagio des dritten Satzes zeigt eine intensive Beethoven-Analyse. Dabei kostet er die Bandbreite bei den Tempi und in der Dynamik vollends aus. Gleiches gilt für die „Pathetique“. Auch hier sitzt bei Ingo Dannhorn jeder Akzent. Sein Ton ist singend und voluminös. So lauscht er den Themen nach, kommt dabei ohne verhuschte Klangflächen und ohne übertriebenes Pathos aus. Ingo Dannhorn lässt die Töne gerne auch einfach einmal dahin strömen, Beethoven hätte bestimmt seine Freude daran gehabt, auch beim Allegro aus der Sonate F-Dur op.10/2, das er überraschend zwischen dem ersten und zweiten Satz der „Pathetique“ spielt.
Alles in allem ist Ingo Dannhorn ein fantastischer Pianist, mit Intellekt und technischem Vermögen gleichermaßen gesegnet. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er das kleine aber feine Festival im Andenken an Wilhelm Kempff überhaupt ins Leben gerufen und auch im Corona-Jahr ein derart anspruchsvolles Programm geboten hat. Das Wichtigste spricht Ingo Dannhorn gleich zu Beginn des Abends aus: „In diesen Zeiten merken wir erst, wie sehr Kunst und Kultur zum Menschsein gehört. Kunst und Kultur sind nicht systemrelevant, sondern lebensrelevant.“ Bild: Ein Abend für Beethoven: Der Pianist Ingo Dannhorn im Kutschensaal von Schloss Thurnau. Von Käthe Kruse bis Barbie: Zeitreise in die Kindheit / Das Coburger Puppenmuseum bietet gesellschaftlichen, historischen und kulturellen Einblick in zwei Jahrhunderte
Dabei ist schon das Museumsgebäude mitten in der Coburger Innenstadt etwas ganz besonderes. Hier, gleich gegenüber der Ehrenburg, wohnte der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert von 1820 bis 1826. Rückert habe im Dachstübchen gewohnt, berichtet Christine Spiller, die zusammen mit Birgit Lang das Museum leitet. Er sei vor allem wegen der Nähe zur reichlich ausgestatteten Schlossbibliothek des Herzogs Ernst hierhergezogen. Was aber noch viel wichtiger ist: Rückert lernte hier seine spätere Frau Luise kennen, die Tochter eines Hofarchivrates, der mit seiner Familie gleich unter dem Rückert-Stübchen wohnte. Ein geschichtsträchtiges Gebäude also, das Carin und Hans Lossnitzer viele Jahre später erworben und renoviert haben. Beide eröffneten hier 1987 ein Privatmuseum, um ihre reichhaltige Sammlung mir rund 900 Puppen und 50 kompletten Puppenstuben der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Puppenkünstlerin Carin Lossnitzer stammte aus Berlin, Hans Lossnitzer hatte seine Wurzeln in Oberfranken. Nachdem zwei Drittel der Sammlung aus Puppenfabriken in Oberfranken und Südthüringen stammen, sei es beider Anliegen gewesen, die Puppen wieder „nach Hause“ zu bringen, begründet Museumsleiterin Spiller die Wahl Coburgs als Ort des Puppenmuseums. 2007 hatte dann die Stadt Gebäude und Sammlung angekauft und die Trägerschaft über das Museum übernommen. Nachdem im Mai 2012 ein verheerender Brand in der Nachbarschaft auch die Räume des Puppenmuseum in Mitleidenschaft gezogen hatte, musste es über ein halbes Jahr schließen. Die Zeit wurde für eine umfangreiche Umgestaltung der insgesamt 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche genutzt. Mittlerweile ist die Einrichtung museumspädagogisch auf dem neuesten Stand. Die älteste und wohl auch wertvollste Puppe des Bestandes stammt aus dem Jahr 1823, die jüngsten Puppen sind Massenware aus Fernost, wie sie zuletzt in Katalogen oder Discountern angeboten wurden. Dazwischen gibt es Raritäten, Kuriositäten aber auch viel Bekanntes zu entdecken, stets liebevoll arrangiert und immer in den Kontext zu Entstehungszeit gesetzt.
Auch über die Puppenhersteller, von denen die meisten in der Region zwischen Coburg und Gotha angesiedelt waren und einige auch noch sind, kann der Besucher einiges erfahren. Doch nicht nur Puppen und Puppenstuben gibt es hier zu sehen, sondern auch einen Einblick in die Kindererziehung früherer Jahre, in das Großbürgertum den 19. Jahrhunderts und in Wohnstuben früherer Zeiten. Traditionelle Rollenbilder von Jungs und Mädchen werden hinterfragt, Tischsitten beleuchtet und allerlei anderes Spielzeug, wie Brettspiele, Eisenbahnen oder Dampfmaschinen sind ausgestellt. Im Kuriositätenkabinett ganz am Ende des Rundgangs finden sich Teepuppen („Half Dolls“), also halbe Porzellanpuppen ohne Beine aber mit ausladenden Reifröcken, die nicht als Spielzeug, sondern als Deko-Accessoire dienten, Puppenautomaten, eine Art Spieldosen mit bewegten Figuren, und jede Menge Miniaturgeschirr für Puppenstuben. Information: Das Coburger Puppenmuseum ist in der Rückertstraße 2 - 3 in 96450 Coburg, Telefon 09561/ 89-1480. Geöffnet hat es von April bis Oktober täglich von 11 bis 16 Uhr, zwischen November und März ist das Museum immer an den Montagen geschlossen. Internet: www.coburger-puppenmuseum.de. Bilder: Klatschen erlaubt, Mitsingen verboten / Perfektion und Professionalität: Huebnotix & The Velvet Voices trotzten Corona am Samstagabend in der in der Dr.-Stammberger-Halle
Die vier Musiker und die vier Sängerinnen der „Velvet Voices“ ließen sich die widrigen Umstände auch nicht anmerken. Sie spielten in der gewohnten Perfektion auf und gaben einmal mehr alles, zwei Stunden lang und ohne Pause. Auf dem Programm wie immer bei Huebnotix: Rock-Klassiker und Kultsongs der Rock- und Popgeschichte. Viele Songs waren diesmal dabei, die man von Huebnotix noch nicht kannte. Gut zwei Stunden lang begeisterte die Band ihr Publikum bei ihrem Streifzug durch 50 Jahre Rockgeschichte mit Songs wie „Eleanor Rigby“ von den Beatles gleich zum Auftakt, „Ain´t nobody but me“ von Supertramp, „Man on the moon“ von R.E.M. oder, was bei keinem Huebnotix-Konzert fehlen darf: „Shine on you crazy diamont“ von Pink Floyd.
Neben der Perfektion, die Andy Sack (Gesang und Percussions), Andi Hübner (Gesang, Gitarre und Mundharmonika), Joe Greiner (Gesang, Keyboards), Markus Burucker (Gesang, Gitarre und Bass) auszeichnen sind es auch die ausgefeilten Arrangements, die mittlerweile zum Markenzeichen der Band geworden sind. Das unterscheidet Huebnotix von einer reinen Coverband. Perfekt nachgespielt, das reicht ihnen nicht. Sie wollen eigene Akzente setzen, lieben die Details und klanglichen Raffinessen.
Bilder: „Mount Everest der Musikgeschichte“ / Corona zum Trotz: Der Pianist Ingo Dannhorn spielt Beethovens „Hammerklaviersonate“ zu Ehren von Wilhelm Kempff
„Es ist kein Notprogramm“, stellt Ingo Dannhorn unmissverständlich klar. Der Anspruch an Qualität bleibe erhalten und deshalb werde er mit der B-Dur-Sonate op.106, der „Hammerklaviersonate“, auch den „Mount Everest der Klavierliteratur“ aufführen. Der Künstler spricht von einem „unglaublichen absoluten Meisterwerk“, in das man jedes Mal wieder mit großem Respekt hineingehe. Das Werk dauert mit seinen rund 50 Minuten länger als so manche Sinfonie und fordert auch den Zuhörer. Deshalb soll im ersten Teil ein früher, eventuell unterhaltsamer Beethoven zu Gehör gebracht werden. Weitere Mitwirkende wie Sänger oder Rezitatoren werde es dagegen nicht geben. Zu unsicher sei die Lage, so Ehefrau Eva-Maria Dannhorn, die für die gesamte Organisation zuständig ist. Schon allein die Probensituation wäre schwer zu bewältigen, dazu kommt, dass immer noch eine kurzfriste Absage im Raum steht. Soweit wollen Eva-Maria und Ingo Dannhorn aber nicht gehen. Sie blicken positiv auf den 7. und 8. Oktober und freuen sich auf die jeweils 60 Zuhörer, die für den Kutschensaal pro Abend zugelassen sind. So doppeldeutig das Motto ist, so eindeutig ist die Zielrichtung. „Auseinander-Setzung mit Beethoven“ lautet die Überschrift, unter der Ingo Dannhorn Geschichten erzählen möchte. Geschichten, in dessen Mittelpunkt der Komponist Ludwig van Beethoven steht, dessen 250. Geburtstag die Musikwelt in diesem Jahr, aufgrund der Umstände recht verhalten, feiert. „Wir wollen ein Zeichen setzen, gerade jetzt und jetzt erst recht“, sagt Ingo Dannhorn, der sich über den großen Zuspruch und die viele Unterstützung einer ganzen Reihe von Sponsoren freut. Nicht zuletzt sind es die noch in der Region lebenden Familienmitglieder von Wilhelm Kempff, auf deren ideelle Unterstützung Ingo Dannhorn zählen kann. Mittlerweile seien richtige Freundschaften entstanden, sagt er, der sich selbst als Enkel-Schüler von Wilhelm Kempff sieht. Seine beiden prägenden Lehrer, Gitti Pirner und Gerhard Oppitz seien noch selbst von Wilhelm Kempff unterrichtet worden. Schon in frühester Jugend habe er dessen Interpretationen auf Schallplatte kennenlernen dürfen, sein Lehrer am Mozarteum in Salzburg sei großer Wilhelm-Kempff-Fan gewesen. Ingo Dannhorn bewundert besonders dessen sehr direkten Stil, ohne Schnörkel und ohne große Show, das habe ihn stets beeindruckt. Mit der „Hammerklaviersonate“ beschäftigt sich Ingo Dannhorn derzeit täglich. Auch wenn er schon vor Jahren eine vielbeachtete Einspielung vorgelegt und das Werk oft aufgeführt hat, sei wie bei einem Marathonlauf tägliches Training notwendig. Dazwischen wird er in Italien noch einen Meisterkurs geben. „Die Hände in den Schoß legen und klagen das machen wir nicht“, sagt er und ist sich ganz sicher, dass es auch mit dem Festival wieder weitergehen wird. Das Wilhelm-Kempff-Festival mit den beiden Beethoven-Konzerten findet am 7. und 8. Oktober, jeweils 19 Uhr, im Kutschenhaus von Schloss Thurnau statt. Weitere Informationen und Tickets gibt es im Internet unter www.wilhelm-kempff-festival.com sowie in der Buchhandlung Friedrich in Kulmbach. Bild: „Es wird weitergehen, wie auch immer“: Der Pianist Ingo Dannhorn spielt am 7. und 8. Oktober die „Hammerklaviersonate“ von Ludwig van Beethoven. „Vertreter der neuen Sachlichkeit“: Vom Handwerker zum Künstler / Thurnauer Töpfermuseum zeigt Retrospektive zu Ehren von Günther Stüdemann
„Günther Stüdemann hat eine Riesenbedeutung für den Ort und war ein echter Glücksfall für Thurnau“, sagt Museumsleiterin Sandra Peters. Die Sonderausstellung stelle diese bedeutende Persönlichkeit erstmals in seiner Gesamtheit als Künstler vor. Möglich mache dies ein Nachlass von Erben Stüdemanns, den das Museum 2015 bekommen hatte. Zu sehen sind dabei nicht nur keramische Arbeiten, die ohnehin einen wesentlichen Bestandteil des Museums ausmachen und die zur Dauerausstellung gehören. Die Sonderschau zeigt erstmals auch Zeichnungen, Gemälde, Holzschnitte, Illustrationen und dabei auch sehr frühe Werke, die zurück bis in die die Jahre 2013/2014 gehen. Günther Stüdemann wurde in Berlin geboren und wuchs in Hamburg auf. Er besuchte die Landeskunstschule in Hamburg und die Lewin-Funcke Akademie in Berlin als Schüler von Martin Brandenburg. Schon im Alter von 21 Jahren nahm er an den Ausstellungen der Freien Sezession München und Berlin teil, wo er unter anderem zusammen mit Max Liebermann ausstellte. Als Maler sah sich Stüdemann selbst als „Vertreter der neuen Sachlichkeit“. Er sei bei weitem kein unbedeutender Maler seiner Zeit gewesen, so Sandra Peters. Von 1924 bis 1928 lebte Stüdemann in Italien. Hier kam er erstmals mit Keramik in Berührung. In Vietri sul Mare (Provinz Salerno) gründete er eine Töpferwerkstatt und erlernte autodidaktisch die Kunst des Töpferns und der Fayencemalerei. Beeinflusst von Künstlerpersönlichkeiten wie Richard Dölker, Irena Kowaliska, Margarete Thewalt Hannasch oder Marianne Amos entwickelte er einen eigenen Stil, mit dem er als „Deutscher Mittelmeerkünstler“ international bekannt wurde.
„Zeit seines Lebens habe Günther Stüdemann viel experimentiert“, so Sandra Peters. So habe er beispielsweise eine Fayencetechnik entwickelt, die es möglich machte, Keramik direkt zu bemalen. Er sei eben nie stehen geblieben, sondern habe sich immer weiterentwickelt. Auch die Ausbildung von jungen Leuten war ihm stets ein großes Anliegen. 30 Gesellen- und 4 Meisterprüfungen wurden bei ihm abgelegt, obwohl er selbst nie eine Meisterprüfung gemacht hatte. Neben der Grundlagenvermittlung motivierte er seine Schüler dazu „allmählich immer selbständiger zu schaffen und mit den Jahren zu hoher Meisterschaft zu gelangen“. Das hinderte ihn freilich nicht daran, immer wieder auch Gebrauchsgeschirr zu töpfern, das auf der Rückseite sein Werkstattzeichen, einen Fisch, trägt. Der Einfluss Stüdemanns auf das Werk seiner Schüler, unter ihnen Lore Cyris, Heinz und Eveline Schnauder und seine „Patentochter“ Susanne Schunter-Kleemann, deren Arbeiten auszugsweise in der Ausstellung zu sehen sind, bleibt dabei unverkennbar. Die Sonderausstellung „Günther Stüdemann - Maler. Keramiker. Mentor“ ist bis zum 6. Januar 2021 im Töpfermuseum, Kirchplatz 12 in 95349 Thurnau zu sehen. Öffnungszeiten sind jeweils Dienstag bis Freitag zwischen 14 und 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr. Aufgrund der Corona-Pandemie dürfen derzeit immer nur 20 Personen gleichzeitig in das Museum, eine Mund-Nasen-Bedeckung ist Pflicht. Bilder: Musik für den Frieden / 15 Jahre Zamirchor Bayreuth – Auftritte in Halle, Rom und Prag geplant
Krieg und Holocaust auf der einen Seite, Zusammengehörigkeit und Völkerverständigung auf der anderen Seite: darum geht es in dem Projekt „One white light“ und darum geht es auch Barbara Baier. „Gerade heute ist es doch wichtiger als jemals zuvor, darauf hinzuweisen, dass der Friede an oberster Stelle steht“, sagt die Sopranistin, die schon an vielen Bühnen in Deutschland als Solistin engagiert war und die als Dozentin unter anderem an der Universität Bayreut6h und an der Musikschule Kulmbach wirkte. „Bei uns geht es um Musik und um Völkerverständigung“, so die Sängerin. Der Film soll nicht nur die Arbeit des Zamirchors dokumentieren, sondern auch dessen Zusammenarbeit mit israelischen Chören und dem aus Haifa stammenden Komponisten und Dirigenten Itzhak Tavior. Von ihm werden beim geplanten Konzert in der Laterankirche, eine der fünf Papstbasiliken Roms, am 17. November gleich zwei Kompositionen aufgeführt: „End of days“ aus dem Jahr 2007 und „Vision oft he valley of dry bones“ aus 2004. Am Zustandekommen dieses Auftritts im Rahmen des „19. Festivals of Sacred Music and Art“ hatte der Filmemacher Nedy John Cross durch seine Bekanntschaft mit dem bulgarischen Botschafter im Vatikan ebenfalls großen Anteil. Der Zamirchor wird dort zusammen mit dem Staatsorchester aus dem bulgarischen Plovdiv, dem israelischen Ashirachor und der bulgarischen Capella Anima auftreten. Zu den Solisten gehört neben Barbara Baier der deutsch-amerikanische Tenor James Clark, der in Hof lebt. Auf dem Programm stehen neben den Werken Taviors Anton Dvoraks Psalm 149, op. 79, Giuseppe Verdis „Ave Maria“ und Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie Nr. 29. Letztere wurde deshalb ersatzweise ins Programm genommen, weil sich die Verantwortlichen ausgerechnet im Beethoven-Jahr gegen Ludwig van Beethovens Egmondt-Ouvertüre ausgesprochen hatten. Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Zamirchors ist bereits für 2021 fest eingeplant. Dann wird die Formation nach derzeitigem Stand am 18. Mai bei dem international renommierten Kultur- und Musikfestival „Prager Frühling“ im 1200 Zuhörer fassenden Saal der technischen Bibliothek gastieren. Hintergrund ist eine Partnerschaft der Stadt Bayreuth mit dem Stadtteil Prag VI. Noch zuvor wird der Chor am 30. Januar zum Holocaust-Gedenktag in der Ulrichskirche in Halle auftreten. Damit soll an den rechtsextremistischen Anschlag vom 9. Oktober 2019 auf die dortige Synagoge erinnert werden, bei dem zwei Menschen ermordet wurden. Der Zamirchor engagiert sich seit 15 Jahren für die israelisch-deutschen Beziehungen. Er hat bereits drei Mal die offizielle Gedenkstunde der Vereinten Nationen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag in Genf musikalisch gestaltet. Der gemischte Laienchor mit seinen rund 25 Mitgliedern im Alter zwischen 15 und 80 Jahren gastierte darüber hinaus bereits mehrfach in Israel, 2010 sogar vor der UN-Vollversammlung in der Assembly-Hall in New York. Der Chor ist als Verein organisiert, seine Mitglieder sind Hausfrauen, Schüler und Studenten genauso wie Krankenschwestern, Lehrer oder Schauspieler. Finanziert wird die Arbeit nahezu ausschließlich über Sponsoring, Spenden und das eigene Engagement aller Beteiligten. Lediglich bei einzelnen Projekten gab es Fördergelder, beispielsweise von Stiftungen. Mit den „Zamirsternchen“ existiert bereits auch ein eigener Zusammenschluss für den Nachwuchs, ein Kinder- und Jugendchor mit derzeit acht aktiven Sängerinnen im Alter zwischen zehn und 15 Jahren. Bild: Der Bayreuther Zamirchor unter der Leitung von Barbara Baier bei einem Konzert 2019. Für einen Abend: Kulmbach
wurde zur Musical-Metropole /
„Die Nacht des Musicals“, die am Dienstagabend in der gut besuchten Kulmbacher Stadthalle zu erleben war, vereinigt das alles in einer einzigen Show. Geboten wurden die größten Hits, die bekanntesten Songs, gefühlvolle Balladen in einer zweieinhalbstündigen abwechslungsreichen, mitreißenden und intelligent zusammengestellten Gala. Die wachsenden Zuschauerzahlen bei dieser seit Jahren mit immer wieder wechselnden Solisten tourenden Produktion bringen „Die Nacht der Musicals“ dazu, immer neue Werke ins Programm aufzunehmen. „Grease“ gehört dazu, ebenso wie die besten Szenen aus dem Broadway-Verkaufsrenner „The Greatest Showman“, unter anderem mit dem Hit „This is me“. Natürlich dürfen auch die beliebtesten Hits aus des Disney-Musicals nicht fehlen. Dabei verschmelzen die modernen Lieder zu einer untrennbaren Einheit mit den zeitlosen Klassikern.
Die fünf Solisten waren: Mareike Heyen aus Ostfriesland mit kraftvoller Powerstimme und rockiger Musical-Röhre, Katrin Mayer aus Freiburg mit strahlendem Sopran und eleganter Ausstrahlung, Jan Grossfeld als Mister Showman schlechthin mit smarter Wandlungsfähigkeit, Istvan Sziscar in vornehmlich düster-dramatischen Parts sowie Florian Albers als poppiger und allseits präsenter und flexibler Sängerdarsteller.
Bei derartigen Tourneeproduktionen gilt es freilich auch immer wieder Abstriche zu machen. So gab es kein richtiges Bühnenbild, dafür aber alle nur denkbaren Projektionen im Hintergrund und vor allem viel Licht. Die Technik war bestens eingestellt und auf die Solisten abgestimmt. Zur Musik vom Band wurde tatsächlich live gesungen. Die Verantwortlichen waren von Kulmbach überaus begeistert, so dass bereits darüber nachgedacht wird, im nächsten Jahr mit der „Nacht des Musicals“ wieder in die Dr.-Stammberger-Halle wieder zu kommen. Bilder: Atemberaubend und absolut
authentisch /
Dabei hätte das die Echte gar nicht nötig. Kann einem Künstler etwas Besseres passieren, als wenn er in den verschiedensten Produktionen gefeiert wird, wenn seine Musik interpretiert wird, seine Auftritte und Shows den Fans immer wieder in Erinnerung gerufen werden? Das passiert nur bei den ganz Großen. Und Tina Turner ist eine ganz Große. Genau das machte die Show „Tina – The Rock Legend“ (Reset-Production) auch deutlich.
Natürlich gibt es alle großen Hits wie „Nutbush City Limits“, „Let’s Stay Together“, „What’s Love Got To Do With It“, „Break Every Rule“, „Golden Eye“, „The Best“, ein Superhit jagt den nächsten. Kaum einen im Publikum hielt es da noch auf seinem Platz. Alle standen zum Ende der Show, tanzend, klatschend und singend und jubelten der facettenreichen Tina-Turner-Darstellerin Katanya Jones aus London zu. Die hatte dabei keine Mühe, mit ihrer kraftvollen und markanten Stimme die vielen Welthits authentisch zu performen. Katanya Jones ist genauso wie die echte Tina Turner eine absolute Powerfrau, die das Kulmbacher Publikum nicht nur mit „Servus allerseits“ begrüßte, sondern später bei „Honky tonk woman“ auch auf Tuchführung geht, eine Runde durch den Saal dreht und zusammen mit dem Publikum rockt.
Musikalisch gestaltet wurde das Ganze von einer fünfköpfigen Live-Band mit Backgoundsängerin Elisabeth Markstein und Sänger Daniel Splitt. Er gibt auch zweimal ganz eindrucksvoll den Duettpartner von Tina, einmal als Eros Ramazotti mit „Cose della vita“, das andere Mal als Bryan Adams mit „It´s only love“. Die überragende Band besteht aus Keyboarder Arne Donadell, Schlagzeuger Markus Christ, Gitarrist Georg Spiess, Bassist Volkmar Grosse und dem charismatischen Saxophonisten Paul Griesbach. Die Bühne wirkt vor allem durch die große Leinwand und die ausgeklügelte Choreographie von Jonathan Mawson, die aus der Show viel mehr machen als ein Tribute-Concert.
Glamour-Pop auf Plateau-Sohlen / „Super Abba“ ließ Kultsongs der 70er wieder lebendig werden
Um die 400 Millionen verkaufte Platten weltweit und 21 Top-Ten-Hits allein in Deutschland: in den rund zehn Jahren ihres Bestehens hat Abba alle Rekorde gebrochen. Ihre Musik kennt keine Grenzen, Abba kennt man auf der ganzen Welt und Abba verbindet mehrere Generationen. Abba ist einfach allgegenwärtig, sei es durch Musicals, Filme oder immer wieder neue TV-Dokumentationen. Obwohl sie seit 1982 nie mehr zusammen aufgetreten sind, waren sie eigentlich nie richtig weg. Mit Songs wie „Mamma Mia“, Dancing Queen“ oder „Super Trouper“ haben Agnetha, Anni-Frid, Benny und Björn weltweit die Charts erobert und sind längst selbst zum Mythos geworden“
Mitmachen, mitsingen und mittanzen sind angesagt, und schon ist die Lebensfreude aus den 70ern wieder zurück. Stundenlang hätte es noch so weitergehen können, das Abba-Repertoire hätte das hergegeben und langweilig ist keine einzige der Nummern. Egal ob frühe Nummern wie „Ring, Ring“, den Grand-Prix-Siegertitel „Waterloo“ von 1974 gleich zu Beginn, „Money, Money, Money“, „Thank you for the music“, „SOS“, „Chiquitita” oder „The way old friends do“ ganz zum Schluss, so wie bei dem legendären Wembley-Konzert 1979. In schrillen Disko-Outfits der 70er, ganz nah am Original entstand eine einmalige Atmosphäre.
Was bei Abba kaum möglich ist, sind eigene Interpretationen der Songs. Und so konzentrieren sich auch „Super Abba“ darauf, die Titel möglichst Originalgetreu zu spielen, die Show möglichst echt zu gestalten und das Lebensgefühl der 70er ungetrübt zu vermitteln. Mit zwei Ausnahmen: Die nicht ganz so bekannten Songs „Hasta Manana“ und Sorry Cassandra“ spielen sie in akustischen Arrangements nur mit Akustikgitarre und Piano. Abba unplugged sozusagen, was einem ganz neuen und faszinierenden Hörerlebnis gleichkommt.
Bilder: Am Freitagabend lebte in der Dr.-Stammberger-Halle der Geist der 70er Jahre wieder auf. Die Coverband "Super Abba" spielte die größten Hits von Abba und ließ damit die Stadthalle pulsieren. Heiter, humorvoll und auf höchstem Niveau / Showtime mit Sinatra: Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach
Diesmal präsentierten die gut 40 Musiker zwischen 17 und 70 Jahren einen Parforceritt durch sämtliche musikalische Stilrichtungen, von klassisch bis populär, von ernst bis heiter, es gibt bekanntes und unbekanntes, aber alles stets anspruchsvoll und auf höchstem Niveau. Ein Konzert, in dem ein Höhepunkt dem nächsten jagt, und das bereits zum 29. Mal unter der Leitung des wie immer auswendig dirigierenden Thomas Besand (53). Untrennbar zu den Neujahrskonzerten dazu gehört die sachkundige, humorvolle und überaus sympathische Moderation von Karl Heinrich Backert. Er sorgt damit zudem für die notwendigen Verschnaufpausen für alle Musiker zwischen den Stücken. Was das Publikum bei Neujahrskonzerten geradezu erwartet, sind außergewöhnliche Einlagen, besondere Einfälle und herausragende musikalische Darbietungen. Beispielsweise wenn Elke Höhn und Thomas Besand zusammen den Sinatra-Hit „They can´t take that away from me“ aus der Feder von George Gershwin absolut gekonnt interpretieren. Oder wenn der Dirigent nicht nur zum Bandleader, sondern gleich zum fabelhaften Solisten wird und Sinatras „New York, New York“ singt. Elke Höhn überzeugte schon im ersten Teil als Sopranistin in dem bekannten Filmtitel „Gabriellas Song“ und zwar nicht nur auf Deutsch gesungen, sondern sogar auf Schwedisch.
Natürlich gehören zum Neujahrskonzert die Klassiker. Diesmal hatte Dirigent Besand wieder einmal die Ouvertüre zur Operette „Banditenstreiche“ von Franz von Suppe ins Programm genommen. Komplett neu einstudiert, mit neuen Übergängen und mit großem Engagement musiziert. Kein Neujahrskonzert ohne Johann Strauß. Mit seiner bekannten, beliebten und rasch ins Ohr gehenden Schnellpolka „Leichtes Blut“ gab es ein populäres Werk des Komponisten, das die Stadtkapelle zum ersten Mal aufgelegt hatte. Auch der Tango „Ole Guapa“ von Arie Malando, ebenfalls eine Premiere beim Neujahrskonzert, gehört in die Kategorie und die technisch nicht ganz einfache Polka „Von Freund zu Freund“ vom Tiroler Viera-Blech-Bandleader Martin Scharnagl mit Wolfgang Diem am Flügelhorn und Werner Kurzhals am Tenorhorn. In der Hitliste ganz oben stehen die Brahms-Klassiker schlechthin: seine ungarischen Tänze Nummer 5 und 6, komplett neu einstudiert mit allen Raffinessen, Verzögerungen und Beschleunigungen und einfach perfekt gespielt. Was wäre ein Blasmusikkonzert ohne die für diesen Klangkörper so typischen Marschkompositionen. Natürlich sitzen sie bei der Stadtkapelle: Julius Fuciks furioser Triumphmarsch „Salve Imperator“, Lukas Bruckmeyers Konzertmarsch „In Vita Optimum“ sowie die beiden Märsche „Heil Europa“ von Franz von Plon und der unverwüstliche Blasmusikhit „Hoch Heidecksburg“ von Rudolf Herzer.
Zwei Zugaben legte Besand seinen Musikern auf die Pulte: die „Alten Kameraden“ und, wie beim großen Neujahrskonzert in Wien, den Radetzky-Marsch. Bilder: Kein Weihnachten ohne Bach / Konzerte des Kulmbacher Kammerorchesters: Altbekanntes zum Entspannen und echte Wiederentdeckungen
Stimmungsvolle Zusammenstellungen läuteten wieder die Feiertage ein. Auf dem Programm standen Weihnachtsklassiker, Konzerte zum Fest und die schönsten Lieder zur Weihnachtszeit aus den Federn unter anderem von Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Giuseppe Paganelli, letzterer eine echte Entdeckung. Nicht umsonst gilt die Weihnachtszeit als besinnlichste Zeit des Jahres. Sowie sich das Kalenderjahr dem Ende zuneigt, bieten die Feiertage Zeit für Entspannung und gemütliche Stunden. Neben Geschenketrubel und Weihnachtsgans lässt es sich mit Georg Friedrich Händels „Einzug der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Salomo“ zur Ruhe kommen. Überaus festlich musiziert das Kammerorchester und läutete so die stimmungsvolle Zusammenschau ein. Der Klangkörper musiziert von Beginn an prägnant, klar und differenziert, vielleicht manchmal etwas zu zaghaft, aber das stört nicht wirklich.
Ein Höhepunkt des Konzertes war die Einbeziehung der Orgel mit Georg Friedrich Händels Orgelkonzert g-Moll op. 4 Nr. 3. Virtuos, ohne aufdringliche Klangkronen lässt Thomas Grünke an der wunderschön klingenden Orgel in Burghaig sanften Charme walten. So klingt die Orgel im Tutti wunderschön mit dem Kammerorchester zusammen, ohne ihre Kontraststellung in den Soloparts aufzugeben. Ebenfalls von Händel hatten die Cellisten des Orchesters das Orgelkonzert mit einer virtuos gespielten Passacaglia eingeleitet. Hauptwerk des Konzerts war die dreisätzige Sinfonie in F-Dur für Streichorchester, die „Weihnachtssinfonie“, des italienischen spätbarocken Komponisten Giuseppe Paganelli. Obwohl wenig von ihm überliefert ist, wissen wir heute, dass er immerhin zwei Jahre lang in der Region wirkte und einen umfangreichen Schaffenskatalog überliefert hatte. Paganelli war 1737 und 1738 Kammermusikmeister der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, seine Frau Johanna wirkte am Hof als Sängerin. Schade eigentlich, dass es nicht mehr von ihm gibt, denn die „Weihnachtssinfonie“ macht durchaus Lust darauf. Stilistisch ist Paganellis Musik der Tradition der italienischen Opera Seria sehr nahe, sie verbindet italienische, französische und deutsche Stilelemente. Es ist ein echter Verdienst von Thomas Grünke, der diese Wiederentdeckung gemacht hat, und natürlich der Musiker des Kammerorchester, die sich mit Witz und großer Spielfreude auf dieses Werk eingelassen haben.
Bilder: Weihnachten mit einer Extraportion Zucker / Gelungenes Weihnachtskonzert: Ljubka Biagioni leitete das Bohemia Symphonieorchester Prag und das Vokalwerk Nürnberg in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle
Lediglich die Orchester wechseln, diesmal hatte sie zusammen mit den Bohemia Sinfonieorchester Prag und dem Chor mit dem Namen Vokalwerk Nürnberg (er war im vergangenen Jahr schon dabei) einstudiert. Das Programm ist eine bunte Mischung weihnachtlicher Lieder, bestehend aus Originalkompositionen, vielen A-Cappella-Darbietungen sowie diversen Arrangements.
So spannt das populäre Programm einen weiten Bogen von barocken Sätzen wie Ausschnitten aus dem Trompetenkonzert von Giuseppe Torelli über Klassiker wie Peter Tschaikowskys „Nussknacker“ und Romantiker wie dem Zwischenspiel aus Pietro Mascagnis Verismo-Oper „Cavalleria Rusticana“ bis hin zu traditionellen deutschen und internationalen Weihnachtsliedern. Die einzelnen Werke sind abwechslungsreich ausgewählt und zusammengestellt worden, ohne dass auch nur die Spur von Langatmigkeit aufkommen könnte.
Ein wenig Rührseligkeit kommt bei den ausgewählten Arrangements in seidenweichem Sound natürlich schon auf, gerade dann, wenn der Chor bemüht wird, aber es soll ja auch so sein. Da werden opulente Arrangements dargeboten („In dulci jubilo“), Wirkungsvolles und Stimmgewaltiges („The first noel“) und sogar jazzig Angehauchtes („We wish you a merry christmas“). Immer perfekt musiziert, blitzsauber intoniert und stimmgewaltig gesungen. Insgesamt bleibt das Programm wohltuend geschmackvoll und eine extra Portion Zucker darf es schon sein, schließlich ist ja bald Weihnachten. Bilder: Cash, Clapton und Cat Stevens / BäckOnStage: Robert Hönninger und musikalische Weggefährten feierten viereinhalb Stunden lang
Eigentlich schade, denn die Akustikgitarre ist sein Element. Robert Hönninger präsentierte an diesem Abend in gemütlicher Runde das gesamte Spektrum seines musikalischen Schaffens als Sänger, Gitarrist, Entertainer und Moderator. Ob Neil Young („Comes a time“) oder Cat Stevens („Father and son“), Johnny Cash („Ring of fire“) oder Eric Clapton („Lay down Sally“), STS („Gö, du bleibst heut nacht bei mir“) oder Udo Jürgens („Ich war noch niemals in New York“): Die Spannweite seines Repertoires scheint schier unendlich. Doch egal ob deutsch oder englisch, Country oder Rock, Oldie oder aktuelle Charts, Robert Hönninger und seine Mitstreiter agieren immer höchst professionell sei es als Coverversion oder in eigenen Arrangements. Und weil akustische Live-Musik so gut funktioniert herrschte im Sportheim auch von Anfang an beste Stimmung, Mitklatschen und Mitsingen war durchaus gewünscht und das Publikum ging begeistert mit. Musik, handgemacht ohne technischen Schnick-Schnack, so hat Robert Hönninger längst seine Anhänger gefunden. Dazwischen gibt es die eine oder andere Geschichte sowie Infos zu den Songs, Drinks vom Team des TV Unterwallenstadt und eigens gebackene Plätzchen in Gitarrenform für alle Zuhörer. Bleibt zu hoffen, dass die künstlerische Pause von Robert Hönninger nicht allzu lange dauert und der Musiker bald wieder auf den Bühnen der Region mit Gitarre und Bluesharp zu erleben ist.
Klangvoll, kernig und klar formuliert/ Wilhelm-Kempff-Festival: Bemerkenswertes Beethoven-Programm zum Auftakt
Seit Jahrhunderten rätseln Musikwissenschaftler über einen mysteriösen Liebesbrief des Komponisten an eben diese „Unsterbliche Geliebte“. „Mein Engel, mein alles, mein Ich", so schwärmt Beethoven an die Frau, die er so sehr begehrt. Beethoven verschweigt dabei nicht nur den Namen der Frau, auch Ort und Jahreszahl. Hundertprozentig fest steht nicht einmal, ob er den Brief überhaupt abgeschickt hat. Beim Konzertabend in Thurnau steht dieser Brief erst am Beginn des zweiten Teils. Die scheinbare Antwort gibt es schon zuvor im ersten Teil. Der ist nämlich Beethovens Beziehung zu der zehn Jahre jüngeren Josephine Gräfin von Brunsvik gewidmet, eine Beziehung, die mit längeren Unterbrechungen von 1799 bis 1812 währte, letztlich aber doch wohl an Standesunterschieden scheiterte. Der Liederkreis „An die ferne Geliebte“ markiert das Ende aller Hoffnungen und Erwartungen, und er steht trotzdem gleich am Beginn des Abends. Gesungen wurde er von dem phänomenalen Bariton Roman Trekel. Spätestens seit seinem Heerrufer im Lohengrin 1999 bis 2005 bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen zählt Trekel zu den ganz großen Sängern der Gegenwart. Auch als Liedinterpret hat er sich längst einen klangvollen Namen gemacht. Sein warmes, kerniges und konturenvolles Mittelregister nimmt sofort für sich ein. Trekel gelingt es stets, die Balance zwischen Text und Musik zu wahren. Er schöpft die sprachliche Finesse seiner Darbietung aus dem, was Beethoven trotz dessen problematischer Beziehung zur Gattung Lied und der Tatsache, dass seine Lieder noch einer gewissen Übergangszeit entspringen, so anspruchsvoll musikalisch angelegt hat. Trekel beherrscht mit ausgefeilter Artikulation und größtmöglichem Verständnis den differenzierten Umgang mit dem Text und dem musikalischen Kunstwerk traumwandlerisch perfekt. Das gilt auch für die beiden Versionen des Liedes „An die Hoffnung“. Trekel agiert auch hier mit flexibler, wohltimbrierter Baritonstimme. Sein Vortrag besticht vor allem durch das sehr ausgewogene Verhältnis zwischen detaillierter Ausgestaltung des Textes und effektvoller Wahrnehmung der rein melodischen Optionen dieses zugegeben etwas sperrigen Liedes. Absolut ebenbürtig bei diesem anspruchsvollen Programm ist ihm Pianist Ingo Dannhorn. Er ist ein vollkommener Partner am Klavier, der in seinem gesamten Ausdrucksspektrum zusammen mit Trekel im absoluten künstlerischen Einvernehmen agiert. Dannhorn folgt Trekel in jeder Nuance und sorgt mit hingebungsvoller Präsenz geschickt für zusätzliche Spannung. Das gilt auch für die solistischen Stücke, die in zeitlicher Nachbarschaft zum Liederzyklus „An die ferne Geliebte“ entstandene Klaviersonate A-Dur op.101 und dem 1. Satz der „Waldstein“-Sonate C-Dur op.53. Wunderbar fein phrasiert und artikuliert, poetisch geführt und klar formuliert interpretiert Ingo Dannhorn diese emotionale Komposition. Der Klang ist stets transparent, wohl ausbalanciert, wo nötig auch resolut aber niemals schroff. Sensibel und detailverliebt agiert schließlich auch August Zirner als Rezitator. Der in den USA geborene und in Wien aufgewachsene Schauspieler liest Beethovens Briefe und Tagebucheinträge nicht nur, er spielt sie mit sonorer Stimme und eindringlichen Stimmungen. Dazu kommen sozusagen „aus dem off“, also vom Band, auch Briefe von Josephine von Brunsvik, die von der Schauspielerin und Synchronsprecherin Daniele Hoffmann, der deutschen Stimme von Julia Roberts, eingelesen wurden Bild: Rezitator August Zirner, Pianist Ingo Dannhorn und Bariton Roman Trekel (von links) beim Beethoven-Abend im Kutschenhaus von Schloss Thurnau. Klassik auf der Burg: Frisch, flott und farbig / Ljubka Biagioni leitete die Nürnberger Symphoniker
Mozarts letztes Instrumentalwerk kommt in ihrer Interpretation mal verträumt, mal abgeklärt und heiter daher. Sein Charakter ist eher lyrisch als virtuos auftrumpfend. Bei Annelien Van Wauwe und den glänzend aufgelegten Nürnberger Symphonikern zeigt sich Mozarts „Spätwerk“ allerdings eher als jugendlich frisches, flottes wie farbiges Stück. In den Ecksätzen ist ein geschmeidiges Gesamtklangbild zu hören mit einem makellos runden und obertonreichen Klarinettentimbre. Nahezu schwerelos und sphärisch zieht der langsame Satz vorbei. Sie Solistin versteht es, die großen Bögen organisch auszuspannen. Ihr Spiel ist nuancenreich und kommt faszinierend schön zur Geltung.
Überhaupt sind es die Ohrwürmer, die bei einem solchen Open-Air-Konzert nicht fehlen dürfen. Peter Tschaikowsky Schwanensee-Walzer ist ein solcher Ohrwurm, ein Ballett-Schlager, den jeder irgendwann einmal zumindest zur Kenntnis genommen hat. Ein imposanter Walzer, virtuos musiziert, mit Freude am Detail und von geradezu überragender Klangschönheit.
Untrennbar mit den „Proms“-Konzerten verbunden ist schließlich Edward Elgars „Pomp and Circumstance“. Der erste Marsch, den sich Edward VII. für seine Krönungsfeierlichkeiten wünschte, ist mit den Worten „Land of Hope and Glory“ unterlegt und wurde fast beliebter als die offizielle britische Nationalhymne „God save the Queen“. Natürlich entließ das Publikum die Musiker nicht ohne Zugaben. Als „Rausschmeißer“ gab es zum Mitklatschen den bekannten „River-Kwai-Marsch“, der in der Fassung für Symphonieorchester selten zu erleben ist und dementsprechend zum Abschluss der Plassenburg-Open-Airs für Furore und Standing Ovations sorgte. Bilder: Weltmusik aus Südtirol / Plassenburg-Open-Air mit dem Ausnahmekünstler Herbert Pixner
Seine Musik ist angesiedelt irgendwo zwischen Haindling und Hubert von Goisern, nur eben rein instrumental, was das Ganze nicht unbedingt leichter macht. Doch der 43-Jährige überzeugt durch sein Können, nicht nur auf den diatonischen Harmonikas, sondern vielmehr als echter Multiinstrumentalist. Unter anderem ist er ein Ass auch auf der Klarinette, dem Flügelhorn, der Trompete oder dem Saxophon. Über ein Dutzend Instrumente bevölkern die Bühne, sonst nichts. Keine Kulisse, keine Show, das alles haben Herbert Pixner und seine Musiker gar nicht nötig.
Ein Sommernachtswalzer untermalt mit südlichen Klängen zum Beispiel oder der Ohrwurmverdächtige „Tango to go“, bei dem alle vier Musiker in ausgefeilten Soli ihr Können eindrucksvoll unter Beweis stellen. Auch „Morgenrot“, der erste große Erfolg der Formation darf nicht fehlen, stimmungsvoller geht es kaum. Ebenso wie die rockig schrägen Kompositionen „Electrifying Overture“ und „Serpent“ vom jüngsten Album „Lost Elysion“: alles klingt anders, aber alles ist unverkennbar Herbert Pixner.
Einem breiten Publikum wurde er hierzulande durch die Titelmelodie der TV-Reihe „Gernstl unterwegs“ im Bayerischen Fernsehen bekannt. Ein Titel, der natürlich auch auf der Plassenburg nicht fehlen darf. Herbert Pixner arbeitete bereits als Musiklehrer, Rundfunk- und Fernsehmoderator oder als Barmusiker im US-amerikanischen Bundesstaat Colorado. Für seine Verdienste um die Weiterentwicklung der traditionellen alpenländischen Volksmusik wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet. Bilder: Das Herbert-Pixner-Projekt am Donnerstagabend auf der Plassenburg. Grotesk, grandios und glänzend aufgelegt / Oster-Tour des JSO: Borodin, Strauss und Schostakowitsch in Naila, Neustadt und Stegaurach
Till Fabian Weser, im Hauptberuf Trompeter bei den Bamberger Symphonikern und seit 2012 Chef des Jugendsymphonieorchesters, war es einmal mehr gelungen, zusammen mit namhaften Dozenten in nur einer Woche Probenzeit aus 85 jungen Musikern zwischen 12 und 24 Jahren mit den unterschiedlichsten Vorkenntnissen einen Klangkörper zusammenzuschweißen. Und das mit einem überaus anspruchsvolles Programm zum 35. Geburtstag des JSO: Neben der Sinfonie Nr. 12 von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) als Hauptwerk gab es Alexander Borodins (1833-1887) sinfonische Dichtung „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ und das Hornkonzert Nr. 8 von Franz Strauss (1822-1905) mit der jungen Solistin Sophia Reuter aus Gundelsheim bei Bamberg.
Begonnen hatten die Konzertabende mit Alexander Borodins Komposition „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“. Das Orchesterwerk entstand im Jahr 1880 zum 25. Jahrestag der Regierung von Zar Alexander II., ist Franz Liszt gewidmet und gilt als typisches Beispiel für die so genannte Programmmusik. Musikalisch ist es für die jungen Musiker des JSO eine prima Gelegenheit, ihr Können aufblitzen zu lassen, wobei insbesondere die Violinen, die Klarinette und auch das Horn ihre Virtuosität unter Beweis stellen. Wirkungsvoll inszenierte orchestrale Effekte runden die Aufführung des Werkes ab.
Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken sind jedes Jahr aufs Neue ein echtes Highlight, sagt auch die Solistin Sophia Reuter. Sie bezeichnete es als besonders spannend, dass jedes Mal einige neue Musiker dabei sind, das Orchester also nie mehrere Jahre lang in der gleichen Besetzung spielt. Außerdem sammelten einige hier ihre ersten Erfahrungen in einem Symphonieorchester. Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Musikpädagogen und Dirigenten Professor Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm. Bilder: Auftakt in der Frankenhalle Naila: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. "Mein Credo ist die Vielfalt" / Ruhestand Stadt- und Dekanatskantor Ingo Hahn hat sein ganzes Berufsleben in Kulmbach verbracht
Schon als Kind hatte er intensiven Kontakt mit der Musik und ganz speziell mit der Orgel gehabt. Der Vater war Organist an der Rothenburger St.-Jakobskirche, die Mutter Soloviolinistin. Ein halbes Jahr vor seinem Amtsantritt in Kulmbach im Februar 1983 war er mit dem Studium der Kirchenmusik und der Musikpädagogik in Bayreuth, Herford und Köln fertig geworden. Dann wurde er Nachfolger des damaligen Kirchenmusikdirektors Gottfried Sanke in Kulmbach. »Es ist schon sehr selten, dass jemand sein gesamtes Berufsleben an einem einzigen Ort verbringt«, sagt er. Mehrere Meilensteine sind es, die Ingo Hahn neben dem »Alltagsgeschäft«, also der liturgischen Ausgestaltung von Gottesdiensten, mit seinem mittlerweile über 36 Jahre langen Wirken in Kulmbach verbindet. Da sind zunächst die Planung und der Bau der großen Rieger-Orgel in der Stadtkirche St. Petri. Vom ersten Tag an sei klar gewesen: Mit der alte Orgel muss etwas geschehen. Bis zur Weihe der neuen Orgel am 17. Dezember 2000 war es dann ein weiter Weg. Ingo Hahn gründete einen Orgelbauverein, gewann das damalige Stadtoberhaupt Erich Stammberger als größten Unterstützer und entwarf das Instrument schließlich zusammen mit dem Frankfurter Orgelsachverständigen Gerd Wachowski. Zweiter Meilenstein war für Ingo Hahn die Gründung der Kulmbacher Kirchenmusiktage im Jahr 1985. Auch damals startete er mit Georg Friedrich Händel und führte neben einem Orgelkonzert dessen »Dettinger Te Deum« auf. Zahlreiche Kulmbacher Erstaufführungen und mit Carl Loewes »Sühneopfer« sogar eine Bayerische (Nachkriegs-)Erstaufführung standen auf dem Programm. Die Zahl der namhafte Künstler die seitdem zu den Kirchenmusiktagen, immer zwischen dem Ewigkeitssonntag und dem 1. Advent in den Kulmbacher Kirchen, neben St. Petri auch in der Spital- und in der Nikolaikirche aufgetreten sind, hat niemand gezählt. Natürlich gab es immer wieder Bachs Weihnachtsoratorium, mehrfach das »Deutsche Requiem« von Johanes Brahms, Rheinbergers »Stern von Bethlehem« und natürlich den »Messias«, aber auch Seltenes, Unbekanntes, wie das Requiem von John Rutter. Ein weiterer Meilenstein ist das Ensemble »Tonart«, das sich mittlerweile weit über Grenzen von Kulmbach hinaus einen Namen gemacht hat. Ingo Hahn selbst spricht von einem „ganz eigenen Gebilde", das das 1988 ins Leben gerufen wurde. Ursprünglich sollte es eine Art Kammerchor werden, nun ist es ein eigener Klangkörper, den seine große Konstanz und sein homogener Klang auszeichnen. Natürlich gehört Händel zu seinen persönlichen Favoriten, »mehr als Bach«, wie er sagt. Aber auch Felix Mendelsohn Bartholdy oder Cesar Franck zählt er zu seinen Lieblingskomponisten. Dazu englische Chormusik und auch gerne mal Jazz. „Mein Credo ist die Vielfalt", sagt Ingo Hahn. Es sei ihm stets sein Anliegen gewesen, sowohl dem Chor als auch dem Kulmbacher Publikum die gesamte Bandbreite zu präsentieren. Neben den großen Meilensteinen und dem »Alltagsgeschäft« gehörte sein musikalisches Herz den Jüngsten und den Ältesten. Es gibt einen Kinderchor und eine Seniorenkantorei, die sich 14-tägig trifft. Die älteste Mitwirkende ist immerhin schon 94 Jahre alt. Als Dekanatskantor hatte Ingo Hahn viele Orgelschüler ausgebildet, als Kirchenkreisbeauftragter von 2007 bis 2012 unzählige D-Prüfungen abgenommen. Der Musik wird Ingo Hahn ganz sicher auch im Ruhestand treu bleiben. Dann wird man ihn wahrscheinlich in dem einen oder anderen Chor als aktiven Sänger erleben. Das Oratorium »Der Messias« von Georg Friedrich Händel wird am 19. Mai um 17 Uhr unter Leitung von Ingo Hahn in der Evangelischen Stadtkirche St. Petri in Kulmbach aufgeführt. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf ab 4. Mai bei Renner & Rehm in der Georg-Hagen-Straße in Kulmbach, Telefon 09221/97666. Jugendsymphonieorchester feiert 35. Geburtstag / Osterkonzert in Naila, Neustadt bei Coburg und Stegaurach – Probenauftakt in Weißenstadt
Mit einer Durchspielprobe der 12. Sinfonie von Dimitri Schostakowitsch hat am Samstag Kursaal des Weißenstädter Gesundheitshotels am Quellenpark das Jugendsymphonieorchester Oberfranken seine Arbeit aufgenommen. Dirigent Till Fabian Weser konnte dazu rund 70 junge Leute im Alter von 12 bis 24 Jahren begrüßen. Weil der ungewöhnliche Klangkörper auf Zeit heuer sein 35-jähriges Bestehen feiert hatte der Dirigent mit der 12. Sinfonie von Schostakowitsch (1906 – 1975) ein besonderes und etwas schwereres Orchesterwerk ins Programm genommen und dazu auch einige ehemalige Orchestermitglieder eingeladen, das JSO bei diesem Werk zu unterstützen. Neben der Sinfonie, die den Beinamen „Das Jahr 1917 trägt, stehen die Komposition „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ von Alexander Borodin (1833-1887) und das Hornkonzert op. 8 von Franz Strauss (1822-1905) mit der jungen Sophia Reuter auf dem Programm.
Das funktioniert natürlich nur, wenn jeder Musik seine Stimme gut vorbereitet hat, erklärt der aus Amerika stammende Dirigent, der auch Mitglied der Bamberger Symphoniker ist. „Es fällt auf, wenn jemand nicht geübt hat“, so Till Fabian Weser. Bei der Arbeitsphase kommt aber auch der Spaß nicht zu kurz. Durch das gemeinsame Orchesterspiel entsteht eine Gemeinschaft, Freundschaften bilden sich, die über die Arbeitsphase hinaus andauern. „Mit unserem ehrgeizigen Projekt eines eigenen Jugendsymphonieorchesters möchten wir jungen Nachwuchsmusikern aus der Region alljährlich zu Ostern die Möglichkeit geben, ihr Können unter professioneller Anleitung öffentlich zu präsentieren“, sagt Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Als „Orchester auf Zeit“ setzte sich das Jugendsymphonieorchester Jahr für Jahr neu zusammen. Der Präsident bezeichnet die intensive Zusammenarbeit mit dem professionellen Dirigenten als eine einzigartige Erfahrung für die jungen Leute. Schramm: „Das oberfränkische Jugendsymphonieorchester ist das Herzstück der Jugendarbeit unserer Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau.“
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Musikpädagogen und Dirigenten Professor Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm. „Die ersten Proben fanden damals noch im Haus Marteau, der einstigen Wohnstätte des berühmten Geigers Henri Marteau und heutigen Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken, statt“, erinnert sich Verwaltungsleiter Dr. Ulrich Wirz. Mittlerweile wird in Weißenstadt geprobt, ehe die kleine Oberfranken-Tournee von Naila über Neustadt bei Coburg nach Stegaurach bei Bamberg startet. Weitere Information: www.jugendsymphonieorchester.de Bilder: Probenauftakt am Wochenende in Weißenstadt: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken unter Till Fabian Weser 2019:
20. April (Karsamstag), Frankenhalle
Naila, 18 Uhr,
21. April (Ostersonntag), Frankenhalle
Neustadt bei Coburg, 17.30 Uhr,
22 April 2014, (Ostermontag),
Aurachtalhalle Stegaurach, 17.30 Uhr, Die Karten kosten im Vorverkauf 7 Euro, ermäßigt 4 Euro, Tickets gibt es für alle drei Konzerte voraussichtlich auch an der Abendkasse zum Preis von 9 Euro, ermäßigt 5 Euro. Kinder bis 14 Jahren haben freien Eintritt. Musikalischer Botschafter und Aushängeschild der Stadt / Kulturpreise des Landkreises für Thomas Besand und Stadtkapelle Kulmbach
Dabei war es eher ungewöhnlich, dass ein Dirigent unabhängig von seinem Klangkörper einen eigenständigen Kulturpreis erhielt. Bei Thomas Besand sei dies allerdings schon gerechtfertigt, erläuterte Landrat Söllner. Besand leiste seit Jahrzehnten erfolgreich und mit beispielgebendem Einsatz als Dirigent der Stadtkapelle einen unverzichtbaren Beitrag zur Pflege und zum Erhalt von Musik und Brauchtum.
Landrat Söllner beschrieb Besand als ausgesprochen vielseitigen Dirigenten, der das musikalische Motto „Von klassisch bis modern“ von Anfang an konsequent umgesetzt habe. Als Besonderheit seines Dirigats nannte Söllner Besands Leidenschaft, seine auch für das Publikum spürbare Freude und seinen unermüdlichen körperlichen Einsatz. „Thomas Besand ist ein herausragender Repräsentant der Blasmusik in unserem Landkreis. Er hat als Dirigent seine Stadtkapelle maßgeblich geprägt und zu Höchstleistungen animiert“, so Söllner.
Seit 1962 tragen die Musiker das Stadtwappen an ihrer Uniform, 1973 wurde der damalige Musikverein in Stadtkapelle umbenannt. Als Höhepunkte bezeichnete Landrat Söllner unter anderem die regelmäßigen Auftritte in der Partnerstadt Lüneburg, die Mitwirkung in der ZDF-Show „Lustige Musikanten“ 1996, ein großes Gemeinschaftskonzert mit dem Polizeiorchester Brandenburg 1999 und die Verleihung der Pro-Musica-Plakette 2006 durch den Nordbayerischen Musikbund. Kulmbachs Oberbürgermeister und Bezirkstagspräsident Henry Schramm bezeichnete Thomas Besand als Ausnahmeerscheinung. Ohne ihn sei die Stadtkapelle unvorstellbar, sagte er. Den Klangkörper selbst nannte Schramm den musikalischen Botschafter und ein hervorragende Aushängeschild der Stadt.
In seinen Dankesworten nannte Thomas Besand den Preis einen Ansporn, gemeinsam weiterzumachen. „Solange ich die Kraft habe, solange meine Gesundheit mitspielt und solange es Spaß macht, werde ich gerne an eurer Seite sein“, sagte Besand zu seinen Musikern. Zuvor hatte sich auch Vorstand Jonak bedankt und dabei das dienstälteste Orchestermitglied Max Stenglein verabschiedet. Er gehörte der Stadtkapelle 56 Jahre lang an und hatte sich die Kulturpreisverleihung für seinen letzten Auftritt als aktiver Musiker ausgesucht. Bilder: Faszinierende Formationen, Akrobatik und Ästhetik / „Magic oft he dance“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Zu sehen war Stepptanz, Irish Dance, wie es seit den großen Shows von „Lord oft he dance“ oder „Riverdance“ heißt, mit jeder Menge Lebensgefühl von der Grünen Insel. Tatsächlich konnten die Mitwirkenden mit explosiven Stepps und Tapps auftrumpfen, dazu gab es eine Inszenierung, die faszinierenden Formationen Platz gab. Zur Show gehören neben der mitreißenden, tempo- und energiegeladenen Musik (vom Band) auch viele überraschende Bühnen- und Pyroeffekte. Offenes Feuer auf der Bühne der Stadthalle, das gibt es nicht alle Tage.
Und weil das Ganze auch einen Roten Faden braucht, wird zwei Stunden lang eine Liebesgeschichte erzählt, die zur Zeit der großen Hungersnot in Irland spielt. Natürlich wird dabei viel mit Klischees gespielt. Doch darum geht es nicht, es soll die ewig wahre Story von Gut und Böse, Unschuld und Intrige, Liebe, Sehnsucht und Hass sei. Erzählt wurde diese getanzte Story von der Stimme der unvergessenen Hollywoodlegende Christopher Lee.
Eindrucksvoll ist das alles schon, wenngleich der zweite Teil der Show auch seine Längen hat. Besonders die Einlage, bei der sich drei Zuschauer aus den ersten Reihen auf der Bühne einen Crash-Kurs im Stepptanz unterziehen müssen, ist überflüssig und auch ein wenig albern, wenngleich die beiden Herren und eine Dame diese Herausforderung mit Bravour meistern. Bilder: Marschmusik, Mitternachtsblues und ein Medley von Joe Cocker / Umjubeltes Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach unter Thomas Besand
Was die Stadtkapelle ganz besonders auszeichnet, das ist ihre Vielseitigkeit. Ob Klassik oder Pop, ob traditionell oder unkonventionell, ob ernst oder heiter: die rund 50 Musiker zwischen 15 und 85 Jahren bewältigen jede Herausforderung. Moderator Karl-Heinz Backert sorgte wie immer nicht nur für kenntnisreiche Hintergrundinformationen, sondern auch für die notwendigen Pausen, die bei Bläsern wichtig und notwendig sind. Da ist zum einen die ernste Musik, wenn auch in Form der leichten Muse. Zum ersten Mal spielte die Stadtkapelle den Einzugsmarsch aus dem „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß. Schon vor rund 20 Jahren stand dagegen die gleich anschließend aufgeführte, anspruchsvolle Ouvertüre zu der relativ unbekannt gebliebenen Operette „Indigo und die 40 Räuber“, ebenfalls von Johann Strauß auf dem Programm. Und später sollte es auch noch die Polka „Feuerfest“, diesmal von Johanns Bruder Joseph Strauß sein. Schnell wird unter dem Dirigat von Thomas Besand klar, dass die Ohrwürmer der Strauß-Dynastie weit mehr sind als zuckersüße Schmankerl für sonntägliche Kaffeekränzchen. Unter Besand werden die Strauß-Kompositionen vielmehr als deftig zupackende Werke, aber auch als hintersinniges Zeugnis einer eigenständigen und sorgfältig einstudierten Kunstmusik gespielt.
Ebenfalls nicht ganz so ernst ist das französische Musical „Irma la Douce“ von Marguerite Monnot, aus dem der Klangkörper ein großes Potpourri ins Programm genommen hat. Ein wunderschönes Stimmungsbild gelang der Stadtkapelle mit dem vor Jahren schon mal aufgeführten Konzertwalzer „Südseewellen“ von Peter Gerlin. Um die Stimmungen auch dramatisch auszudrücken, hatte der Komponist nicht an technischen Schwierigkeiten in den verschiedenen Registern gespart, die von den Musikern problemlos bewältigt werden. Ebenfalls um das Thema Meer ging es beim „Seeteufel-Graf-Luckner-Marsch“ von Walter Heyer, der gleich mehrere bekannte Seemannslieder in sich vereinte. Von vielen Blasorchestern gerne ins Programm genommen, so auch von der Stadtkapelle, wird der moderne feierliche Konzertmarsch „Euphoria“ von Martin Scharnagl, den die Stadtkapelle ganz besonders effektvoll erklingen lässt. Viele Jahre nicht mehr gemacht hatte der Klangkörper den nicht unbekannten Marsch „Viribus Unitis“ („Mit vereinten Kräften“) von Josef Bach.
Am Ende gab es mit dem Auftritt der fabelhaften Elke Höhn als Gesangssolistin noch einen weiteren Höhepunkt dieses überaus gelungenen Konzertes: Mit „Stardust“ interpretierte sie absolut gekonnt einen echten Evergreen. Als Dreingabe folgte dann mit „L.O.V.E.“ von Bert Kaempfert auch noch ein Duett mit Dirigent Thomas Besand, der ohne weiteres auch den Dirigentenstab mit dem Mikrofon vertauschen könnte. Zeitgemäßes für Blasorchester gab es schließlich auf ausdrücklichen Wunsch eines Orchestermitglieds und dank einer Notenspende des früheren Vorsitzenden Reinhold Franz. Das „Joe-Cocker-Medley“ mit Titeln wie „Unchain my heart“, „Up where we belong“ und natürlich „You can leave your head on“ hatte natürlich ebenfalls echte Klasse. Als Zugaben bedankte sich die Stadtkapelle mit dem „Telefunken-Marsch“ von Johannes Evert und dem traditionellen „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauß Vater bei ihrem Publikum für den lang anhaltenden Applaus und die Standing Ovations. Bilder: Von Johann Strauß bis Joe Cocker / Neujahrskonzert der Stadtkapelle am 15. Januar in Kulmbach
Seit 28 Jahren findet das Neujahrskonzert ohne Unterbrechung jeweils Anfang Januar statt. Seitdem steht der Kulmbacher Dirigent Thomas Besand (53/Bild links) am Pult. Solisten sind diesmal Elke Höhn (Flöte und Gesang), Saskia Scheffold (Flöte), ihr Bruder Julian Scheffold (Posaune) und Wolfgang Diehm (Trompete). Letzterer wird auf vielfachen Wunsch einmal mehr den bekannten Mitternachtsblues von Franz Grothe interpretieren. Aber auch viele Kompositionen stehen auf dem Programm, die Thomas Besand mit der Stadtkapelle zum ersten Mal einstudiert hat: den Einzugsmarsch aus der Operette „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß beispielsweise oder den Konzertmarsch „Euphoria“ von Martin Scharnagl. Es gibt darüber hinaus viele zeitgemäße Arrangements für großes Blasorchester. Ein Medley mit den Hits von Joe Cocker etwa, das Posaunen-Solo „Matrimony“ von Gilbert O´Sullivan oder Pop-Song „Stardurst“, ein Jazz-Standard und Evergreen, den unter anderem Billie Holiday, Nat King Cole und Ella Fitzgerald bekannt gemacht haben. Schließlich bleibt die gute alte Blasmusiktradition bei der Stadtkapelle nicht auf der Strecke. Dafür werden unter anderem der Traditionsmarsch „Viribus Unitis“ („Mit vereinten Kräften“) oder der Konzertwalzer „Südseewellen“ sorgen. Nachwuchssorgen gibt es bei der Stadtkapelle nicht, sagt Dirigent Thomas Besand ein gutes Beispiel dafür seien die jungen Solisten, die wie immer aus den eigenen Reihen kommen. Und so werden auch diesmal weder die jüngsten Mitwirkenden im Orchester erst 15 Jahre jung sein. Der älteste Musiker ist 85 Jahre alt. Die Stadtkapelle gastiert mit ihrem Neujahrskonzert bereits am Donnerstag, 10. Januar, um 19.30 Uhr in der Frankenhalle Naila und am Sonntag, 13. Januar, um 15 Uhr in der Partnerstadt Saalfeld (Thüringen) im Meininger Hof.Britischer Humor statt Dreivierteltakt / Fulminantes Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker in der Dr.-Stammberger-Halle
Aber eben auch ein ganz anderes Programm als sonst. Kaum Dreivierteltakt, dafür typisch britischer Humor, kaum Operettenseligkeit, dafür auch mal ruhige, fast meditative Momente. Aufs mitsingen, mitsummen, mitklatschen musste dennoch niemand verzichten, sogar Fähnchen durften geschwungen werden. Die Symphoniker hatten ihr Programm diesmal an der „Last Night of the Proms“ orientiert, dem traditionellen Abschlusskonzert der BBC-Promenadenkonzerte in der Londoner Royal Albert Hall. Alljährlich zieht dieses musikalische Großereignis ein großes und enthusiastisches Publikum an. Ein ganz persönliches „Promenadenkonzert“ hatte dazu der britische Dirigent für die Hofer Neujahrskonzerte zusammengestellt. Nach Selb und noch vor Hof und Erlangen war das Orchester diesmal in Kulmbach
Schwungvoll und kurzweilig gestaltete sich aber auch das übrige Programm mit Werken berühmter Komponisten. Die spezifische Mischung aus Präzision und Gefühl scheint den Hofer Symphonikern unter Russell Harris ganz besonders zu liegen. Das wird etwa in den Arien deutlich, für die diesmal, ungewöhnlich für ein solches Konzert, ein Tenor und ein Bariton zuständig waren, keine Sopranistin also, wie sonst üblich. Randall Bills zeigt sich als versierter und virtuoser Belcanto-Tenor etwa in einer Arie von Gioachino Rossinis aus der Oper „La Cenerentola“. Ganz beabsichtigt setzt der flexible Tenor dabei voll und ganz auf den Effekt. Ebenso in einer weiteren Arie aus der Donizetti-Oper „Die Regimentstochter“. Mit mindestens zehn hohen C gehört das Stück eigentlich eher in den Zirkus als in auf die Opernbühne, doch Randall Bills bewältigt auch diese Herausforderung mit Bravour. „Der fliegende Schotte“ wird der Bariton Richard Morrison genannt, der seinen Einstand mit der Escamillo-Arie aus Georges Bizets „Carmen“ gab. Morrison singt nicht nur perfekt, sondern verkörpert die Partie auch absolut glaubwürdig. Bestens aufeinander angestimmt präsentieren sich die beiden herausragenden Solisten in einem Duett aus Bizets „Perlenfischern“.
„Es wird Spaß“, hatte Russell Harris zu Beginn des Konzertes versprochen. Damit meinte er ganz unweigerlich die „Fantasy on British Sea Songs“, besser bekannt als „Rule Britannia“ von Henry Wood und Thomas Arne. Der Dirigent ließ das Publikum aufstehen, Fahnen schwingen und lautstark den bekannten Songtext schmettern. Der Schotte Richard Morrison hatte dazu eigens seinen Kilt, also einen knielangen Schottenrock, angelegt. Was für ein Spaß, wenn Russell Harris das moderiert. „Kulmbach ist ziemlich rhythmisch“, freut sich der Maestro und setzt mit dem berühmten Marsch „Pomp and Circumstance“ von Edvard Elgar gleich noch eins drauf. Natürlich darf ganz am Ende der Radetzky-Marsch, dirigiert mit einem Glas Sekt in der Hand, nicht fehlen. Dirigent Russell Harris war unter anderen schon Kapellmeister in Weimar, Generalmusikdirektor des Theaters Altenburg/Gera und Gastdirigent des BBC-Symphonie Orchesters. Er gilt als Experte für sinfonischen Jazz, leitete zahlreiche Aufführungen klassischer Musicals, Filmkonzerte sowie Crossover-Konzerte. Bilder: Farbig, furios und faszinierend / Weihnachtskonzert mit Rossinis „Missa da Rimini“ in der St. Bartholomäus-Kirche in Pegnitz
Pegnitz. Als Opernkomponist war er ein zuverlässiger Lieferant von Ohrwürmern. Ob „Barbier von Sevilla“, „Wilhelm Tell“ oder die „Diebische Elster“, zumindest die Ouvertüren gehören zu den Standards eines jeden Orchesters. Gioacchino Rossinis Leben als Musiker und Komponist begann und endete aber mit kirchenmusikalischen Werken. Die seltene „Missa da Rimini“ ist eines davon. Der Pegnitzer Kantorei um Jörg Fuhr ist es zu verdanken, dass dieses Juwel wieder ans Licht gekommen ist. In einer glanzvollen Aufführung beim Weihnachtskonzert am Sonntag mit Musikern der Vogtland-Philharmonie Greiz-Reichenbach in der Bartholomäuskirche konnte der Dekanatskantor mit der Komposition eine echte Entdeckung präsentieren, die es noch nicht einmal auf Tonträger gibt. Rossinin hatte sich die Messe in jungen Jahren ausgedacht. 1809 war das, als Auftragswerk für die Kathedrale in Rimini. Auch in dem Frühwerk wird der spätere Rossini durchaus hörbar. Die in die Romantik deutende Melodik und eine farbige Harmonie sind es, die an Rossinis Kompositionen so faszinieren. Überraschungseffekte mit furiosen Steigerung, rasant schneller werdende Parts, volkstümlich klingende Themen und reich verzierte, gesanglich idyllische Melodien, all das ist, für eine Messe nicht gerade typisch, bereits herauszuhören. Sowohl die Sängerinnen und Sänger der Kantorei, als auch die vier Solisten vollbringen beim Weihnachtskonzert eine hervorragende Leistung. Dekanatskantor Fuhr und das kleine Orchester der Vogtland-Philharmonie glänzen durch Perfektion, durch selbstbewusste Dramatik und einen zupackenden Griff auf die Partitur. Die Kantorei klingt sehr homogen, elegant und unaufdringlich. Die Balance der Stimmen sorgt nicht nur bei Rossini, sondern schon zuvor bei den Werken von Mozart und Homilius für einen runden und klaren Gesamtklang. Der Nürnberger Bassist Thomas Freund, Richard-Wagner-Stipendiat von 2011, gab seinen Part charaktervoll und mit reinen Tönen. Herausragend agierte die Pegnitzer Altistin Bernadetta Michaldo-Fuhr, die über ein warmes tiefes Register und eine Fülle von Farben in der Stimme verfügt. Eine ausdrucksstarke Stimme zeichnet die Stuttgarter Sopranistin Saskia Kreuser aus. Sie hat keinerlei Probleme mit den Koloraturen und bringt die Dramatik ihre Parts voll und ganz zur Geltung. Saskia Kreuser ist bei den Musikfreunden in der Region keine Unbekannte: Seit 2003 ist sie Mitglied des Bayreuther Festspielchores und des Chores der Bamberger Symphoniker. Bleibt noch Ewald Bayerschmidt, ehemaliger Windsbacher Knabe, der seinen Tenor-Part ebenfalls sicher und makellos bewältigt. Zweites Werk des Abends war zuvor die bekannte und immer wieder überirdisch klingende Solomotette „Exsultate, Jubilate“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Dekanatskantor Jörg Fuhr hatte sich dabei für die erst vor vier Jahrzehnten wieder aufgetauchte zweite Textfassung aus dem Jahr 1779 entschieden, die Mozart für die Advents- und Weihnachtszeit gedacht hatte. Mit einer auf der gesamten Skala bruchlosen Stimme und einer charakteristisch intensiven Lebendigkeit führt Saskia Kreuser dieses Werk eindrucksvoll auf. In den Ecksätzen begeistert sie mit makellosen Koloraturen, sauber aufgereiht wie eine Perlenkette und dabei äußerst flexibel. Zu Beginn des Konzerts erklang die Kantate zum Neujahrsfest „Wünschet Jerusalem Glück“ des Bach-Schülers und späteren Dresdner Frauenkirchen-Organisten Gottfried August Homilius. Vor allem aber ist Homilius der wohl bedeutendste Motettenkomponist zwischen Bach und Mendelssohn Bartholdy. Das Werk wurde am Neujahrstag 1757 erstmals aufgeführt. Ihm liegen der Luther-Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“ und ein Text auf Grundlage der Melodie von „Brunn alles Heils, dich ehren wir“ zugrunde. Mit der Aufführung dieser Kantate öffnete die Kantorei den Blick auf die geistig frische und zugleich empfindsam-fromme Welt des späten 18. Jahrhunderts. Die Kantorei sang dabei in innerlich bewegtem, aber nie zu schnellem Tempo, stets ausgeglichen und einheitlich. Bild: Zum Weihnachtskonzert mit der Kantorei und der Vogtland-Philharmonie unter der Gesamtleitung von Dekanatskantor Jörg Fuhr war die Bartholomäus-Kirche auch in diesem Jahr wieder gut besucht. Countrysongs mit den Cashbags / “A Tribute to Johnny Cash”: Coverband um US-Sänger Robert Tyson gastierte in der Dr.-Stammberger-Halle
„The Cashbags“ sind im Klang und im Erscheinungsbild sehr nah an den berühmten Vorbildern. Mit markanter Bassbariton-Stimme, Westerngitarre, Telecaster, Kontrabass und Schlagzeug spielen Stephan Ckoehler (der tatsächlich so geschrieben wird), Benny Brenner und Tobias Fuchs detailgenau Klassiker wie „Ring of Fire“, „Orange blossom special“ bis hin zu „Folsom Prison Blues“. Dazu gesellt sich immer wieder Josh Angus als Carl Perkins („Blue suede shoes“). Vieles ist angelehnt an die Originalkonzerte der späten 1960er Jahre, mal solo, mal im Duett mit Valeska Kunath als June Carter, dann als „Tennessee Two“, später als „Tennessee Three“.
Mittelpunkt der Show ist US-Sänger Robert Tyson, der seit Jahren in Deutschland zuhause ist. Mit großer Bühnenpräsenz, unglaublicher Lässigkeit und dem unverwechselbaren Timbre seiner markanten Bassbaritonstimme gibt er den „Man in Black“, absolut authentisch. Zwischen den Songs erzählt er Anekdoten aus dem bewegten Leben von Johnny Cash. Über die großen Hits hinaus wird bei dem Tribute-Konzert aber auch das musikalische Spektrum deutlich, das Johnny Cash so legendär machte. Es reicht von den 1950er Jahren mit Country, Rockabilly, Blues, Folk und Pop bis hin zum Alternative Country Anfang des 21. Jahrhunderts. Über 500 Songs hat er geschrieben, mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft und dafür 13 Grammy Awards bekommen.
Auch einige Überraschungen haben sie im Gepäck. Valeska Kunath stilecht in Kleidung, Frisur und Bewegung als June Carter, für Johnny Cash die Liebe seines Lebens. Zusammen mit Robert Tyson interpretiert sie unter anderem das Duett „Jackson“ oder den berühmten Song „If I were a carpenter“. Außerdem spielt sie perfekt wie einst June Carter die Autoharp, ein Instrument, das einer Steel-Guitar ähnelt, aber wie eine Gitarre gespielt wird. In „Wildwood flower“ singt Valeska Kunath solo und begleitet sich dabei selbst. Wie sie das macht, hat echte Klasse. Auch hier wird klar, warum die „Cashbags als erfolgreichste Johnny-Cash-Revival-Band gelten. Der Man in Black wäre stolz auf sie gewesen. Bilder: Mit einem Tribut to Johnny Cash gastierte die Band „The Cashbags“ um US-Sänger Robert Tyson am Donnerstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle. Echte Volksmusik als zentrales Anliegen / 31. Oberfränkisches Volksmusikfest in Pottenstein
Volksmusik ist nach wie vor beliebt und darf bei keiner Kirchweih fehlen, sagte Organisator Bertram Popp von der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik. Volksmusik mache allen Beteiligten Riesenspaß und habe mit Volkstümelei nichts zu tun“, so der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer. Bezirkstagspräsident Günther Denzler nannte die Pflege der Volksmusik ein zentrales Anliegen der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks. Volksmusik sei aber auch nichts Starres, sondern sie entwickle sich stetig weiter. Das haben die die Teilnehmer des 31. Volksmusikfestes eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Bilder: Klassik bei Brezen, Bier und Bratwürsten / 68. Festival Junger Künstler Bayreuth: Kleine Festspiele am Fuße des Hügels
Wie in jedem Jahr gab es einen bunten Reigen von Darbietungen, Kammermusik in verschiedensten Besetzungen, Tanzmusik aus aller Welt und viele musikalische Überraschungen. Frei nach dem Motto „Mit leerem Magen studiert sich´s schlecht“ wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt: mit fränkischen Bratwürsten, Brezeln und Bayreuther Bier.
Die Stadt Bayreuth sei stolz ein Festival zu beherbergen, das längst zu einer festen Institution im Kulturleben der Stadt geworden ist, so Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. „Das Festival junger Künstler ist aus dem sommerlichen Leben Bayreuths nicht mehr wegzudenken“, sagte sie, schon deshalb, weil das Festival als Bühne die gesamte Innenstadt nutze und damit den Bayreuther Kultursommer ungemein bereichere. Merk-Erbe erinnerte auch an die Gründung als internationales Musikstudententreffen im Jahr 1950 durch Herbert Barth und unter der Patronage des berühmten Komponisten Jean Sibelius. Von einem „wie jedes Jahr beeindruckenden Abend“ sprach die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Das Festival stehe in herausragender Art und Weise für Begegnung und Völkerverständigung und habe damit eine weit über das rein künstlerische hinausgehende Bedeutung.
Bürger und Besucher der Stadt haben in den kommenden Wochen außerdem Gelegenheit, den Ensembles des Festivals auf den Straßen und Plätzen der Stadt zu begegnen. Daneben treten die Mitwirkenden mit klassischer Musik und Folklore aus ihren Heimatländern auf den Bühnen ganz Oberfrankens und teilweise sogar weit darüber hinaus auf. Bilder: Fetzige Klangsprache und explosive Gestik / Ljubka Biagioni leitete zum Abschluss der Open Airs auf der Plassenburg die Sofia Symphonics
Ein Ohrwurm stand mit Friedrich Smetanas „Moldau“ gleich am Anfang. Auch Menschen, die so gar nichts mit klassischer Musik im Sinn haben, können mitsummen, wenn der Komponist die Zuhörer in seine böhmische Heimat entführt und den Lauf des Flusses von der Quelle über Wälder und Flure entlang stolzer Burgen bis zu seinem Einmünden in die Elbe beschreibt. Bei Ljubka Biagioni stimmt die Dramaturgie. Das Hauptthema wird in großen Bögen immer wieder neu entwickelt, die Einschübe kommen stimmig, der Schluss pompös. Die Sofia Symphonics legen großen Wert auf einen warmen Klang, lassen die vielen Details der Partitur aufblitzen und musizieren absolut inspiriert.
Zweites Werk aus dem 19. Jahrhundert war Peter Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“. Die Komposition beruht auf dem gleichnamigen Werk von William Shakespeare und gilt als erstes großes Meisterwerk Tschaikowskys. „Romeo und Julia“, das bedeutet viele musikalische Kleinode, die von den Musikern gekonnt ausgespielt werden. Transparent musiziert, auch mal auf den einen oder anderen Effekt setzend, lässt die Dirigentin dieses wunderbare Werk erklingen, das schon allein aufgrund seiner Thematik wie kaum ein zweites in den schönen Hof der Plassenburg passt. Durchaus jazzig führte die Reise nach der Pause in die Neue Welt nach Amerika: Von George Gershwin stammt die berühmte Komposition „Rhapsody in Blue“, die mit dem versierten Solisten Stefan Vrachev am zugegeben etwas minimalistisch klingenden e-Piano im Mittelpunkt des zweiten Teils des Abends stand. Bei dem Solisten klang das Stück eher nach Jazz als nach Klassik, was der Absicht Gershwins vielleicht sogar ein stückweit näher kam. Schließlich war Gershwin ein manischer Tempotreiber mit irrwitzigen virtuosen Fähigkeiten. Seine Akkorde stampfen, seine rhythmische Intensität erinnert mitunter an eine Dampfmaschine. Das Orchester peitschte mit wohldosierten, aber eindringlichen Effekten das Ganze massiv voran. Danach gab es gleich nochmal Gershwin, sein wundervolles „Summertime“ aus der 1935 uraufgeführter Oper „Porgy and Bess“, dramatisch und auf höchstem Niveau dargebracht vom Klarinettisten des Orchesters. Zum Schluss der musikalischen Sommerreise gab es zum einen eine Erinnerung an den großen Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein, dessen 100. Todestag die Musikwelt heuer gedenkt. Aufgeführt wurden die Sinfonischen Tänze aus der „West Side Story“, einer der erfolgreichsten und bekanntesten Kompositionen des 20. Jahrhunderts überhaupt. Hingebungsvoll und leidenschaftlich lässt Ljubka Biagioni dieses Werk erklingen, ganz im Sinne Bernsteins in fetziger Klangsprache kombiniert mit explosiver Gestik. Auch hier gibt es wieder Anklange an echte Ohrwürmer wie „Somewhere“, „Maria“ oder „Tonight“. Am Ende gab es großen Applaus für die Musiker und ihre Dirigentin, die auch im kommenden Jahr bei den Plassenburg-Open-Airs wieder dabei sein wird. Bilder: Avantgarde, Ethno-Pop und Ländler / Haindling beim Plassenburg-Open-Air
Der Jüngste ist Haindling nicht mehr, aber ein jung gebliebener. Richtig politisch wird er nicht, aber er erhebt immer wieder den Zeigefinger. Er ist keiner, der in den Charts zu Hause ist und hatte doch mit „Lang scho nimmer g´sehn“ vor über 30 Jahren einen echten Riesenhit, der als Zugabe natürlich auf der Plassenburg nicht fehlen darf. Haindling ist aber vor allem eines: ein sympathischer Mensch, der nicht nur authentisch rüberkommt, sondern der authentisch ist. Ein exzellenter Musiker, der alle möglichen Instrumente spielt ist er auch und dazu ein herrlicher Geschichtenerzähler, den man gebannt an den Lippen hängt.
Es ist auch nicht unbedingt Popmusik, was Haindling macht, sondern eher eine Mischung aus bayerischem Ethno-Pop, Avantgarde, Walzer, Ländler, sogar einen Zwiefachen gibt es. Eigentlich könnte man jedes Stück anders einordnen, und es bleibt doch immer wieder eine geniale Haindling-Komposition, egal ob „Spinn i“, „Karussell“, „Du Depp“ oder „Das ewige Lied“.
Auch diesmal hat er wieder ein Rieseninstrumentarium dabei, vom Klangholz bis zur Maultrommel, vom Alphorn bis zum E-Piano. Mit Hilfe seiner befreundeten Musikerkollegen bringt er alle die Tasten- Blas- und Schlaginstrumente zum Klingen, bis schließlich der Haindling-Sound den Schönen Hof füllt. Richtig zur Geltung kommen hier die Filmmusiken, mit denen Haindling sich auch als ernsthafter Komponist einen großen Namen gemacht hat. Fast schon eine kleine Sinfonie ist seine Musik zum Vilsmaier-Film „Bavaria – Traumreise durch Bayern“. Kaum zu glauben, dass der Ur-Bayer Hans-Jürgen Buchner ein gebürtiger Preuße ist, dass er als Keramiker den Meisterbrief besitzt, und dass er tatsächlich schon 1945 geboren wurde. Hoffentlich kommt Haindling noch oft hierher, Künstler wie er sind selten geworden. Bilder: Akzentuiert, artikuliert und mit absoluter Leichtigkeit / „Oberfranken-Tournee“ an Ostern: JSO unter Till Fabian Weser mit Tschaikowsky, Mozart und Dvorak
Er studiert aktuell am Royal College of Music in London und ist trotz junger Jahre bereits ein überaus versierter Solist. Schina lässt die Oboe in alle denkbaren Klangwelten vordringen, er musiziert selbstsicher, vital und mit offensiver Kantabilität, mit Liebe zum Detail und feinem Klangsinn. „Das Mozart-Konzert ist eines meiner Favoriten“ bekannte Schina im Vorfeld und das hört man auch. Das Konzert dürfe man keineswegs unterschätzen, so der Solist. Bei Mozart sei allgemein eine absolute Leichtigkeit im Spielen das oberste Ziel. Dazu müsse man nicht nur technisch absolut sicher sein, sondern auch das komplette Werk analysieren, um alle Zusammenhänge und musikalischen Höhepunkte herauszuarbeiten. Dem Solisten ist dies gelungen. Er betrachtet das Konzert aus galanter Perspektive, musiziert hinsichtlich Phrasierung und Artikulation gut durchstrukturiert und nimmt immer wieder gerne das Tempo heraus, womit er einen ganz eigenen Spannungsbogen aufbaut. Das Jugendsymphonieorchester präsentiert sich dazu als gut eingespielter Begleiter, warm und intensiv im Klang. Ein wirkungsvoller Einfall des Dirigenten war es dabei, die Streicher im Stehen, wie zu Mozarts Zeiten üblich, im Stehen musizieren zu lassen. Zuvor also die Nussknacker-Suite: Tschaikowsky hatte als erster Komponist Ballettmusik sinfonisch aufgebaut. Trotzdem spielt man immer wieder gerne die Suite als eine Art „Best of“. Die einzelnen Nummern sind aber auch einfach zauberhaft, ganz egal ob der charakteristische Marsch, der „Tanz der Zuckerfee“ oder der „Blumenwalzer“, der am Ende nochmal als Zugabe erklingt, das JSO musiziert farbig und leuchtend, akzentuiert und raffiniert.
Dirigent Till Fabian Weser leitet das Jugendsymphonieorchester Oberfranken seit 2013, im „Hauptberuf“ spielt er die Trompete bei den Bamberger Symphonikern. Der 52-Jährige bezeichnet das JSO gerne auch als Talentschmiede für junge Musiker aus allen Teilen Oberfrankens und würdigt das herausragende Engagement des Bezirks, das in dieser Form bayernweit einmalig sei. Die Arbeitsphase ging auch in diesem Jahr wieder im Schullandheim von Weißenstadt über die Bühne, die Tutti-Proben samt Generalprobe fanden im Kurhotel von Weißenstadt statt. Zum Auftakt in Naila hatte Bürgermeister Frank Stumpf das abwechslungsreiche Repertoire des Konzerts und den hohen Qualitätsstandard des Orchesters gewürdigt. Organisatorin Maria Lindl vom Bezirk Oberfranken stellte das Jugendsymphonieorchester als wichtiges Projekt der Jugendarbeit der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau vor. Ein wichtiges Anliegen des einst weltberühmten Geigers Henri Marteau sei es gewesen, Musik an junge Leute weiterzugeben. Damit werde der Geist Marteaus im Jugendsymphonieorchester spürbar. Bild: Orchester auf Zeit startet Oberfrankentournee / Jugendsymphonieorchester: Probenauftakt in Weißenstadt
Nicht nur das Hauptwerk ist mit der Dvorak-Symphonie spektakulär, auch Tschaikowskys „Nussknacker-Suite“ hat außerhalb der Weihnachtszeit ihren ganz besonderen Reiz. Daneben steht das Oboenkonzert C-Dur KV 314 von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm. Solist ist der 19-jährige Robert Schina aus Bayreuth. Er war schon in den zurückliegenden Jahren beim JSO dabei studiert derzeit am Royal College of Music in London.
„Mit unserem ehrgeizigen Projekt eines eigenen Jugendsymphonieorchesters möchten wir jungen Nachwuchsmusikern aus der Region alljährlich zu Ostern die Möglichkeit geben, ihr Können unter professioneller Anleitung öffentlich zu präsentieren“, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler zum Probenauftakt. Als „Orchester auf Zeit“ setze sich das Jugendsymphonieorchester Jahr für Jahr neu zusammen. Der Präsident nannte die intensive Zusammenarbeit mit dem professionellen Dirigenten eine einzigartige Erfahrung für die jungen Leute. Denzler: „Das oberfränkische Jugendsymphonieorchester ist das Herzstück der Jugendarbeit unserer internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau.“
Ein Sprungbrett war das Jugendsymphonieorchester unter anderem für die heute prominente Geigerin Sornitza Baharova und den Dirigenten Axel Kober. Beide musizierten jeweils mehrere Jahre lang mit dem Jugendsymphonieorchester, heute ist Sornitza Baharova Mitglied der Staatsphilharmonie Nürnberg, Axel Kober ist Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein und debütierte im Sommer 2013 mit Richard Wagners Tannhäuser bei den Bayreuther Festspielen.
Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken finden statt: am Karsamstag, 31. März um 18 Uhr in Naila (Frankenhalle), am Ostersonntag, 1. April um 17.30 Uhr in Coburg (Kongresshaus Rosengarten) und am Ostermontag, 2. April um 17.30 Uhr in Stegaurach (Aurachtalhalle). Bilder: Probenauftakt am Wochenende in Weißenstadt: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken 2018:
Karsamstag, 31. März, 18 Uhr,
Frankenhalle Naila „Das Glück wohnt überall“: Sängerisches Können gepaart mit schauspielerischen Leistungen / Emmerich Kalmans „Csardasfürstin“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Glanz, Glitter und K.u.K.-Prunk: "Die Csardasfürstin" wird in der Regie von Andrea Schwarz als Varieté-Glitzerwelt in einem entsprechenden Bühnenbild des aus Graz stammenden und im österreichischen Burgenland beheimateten Künstlers Norbert Art-Uro gezeigt. Spektakuläre Neudeutungen, wie vor einigen Monaten am Mainfrankentheater in Würzburg darf man da nicht erwarten, immerhin tourt die Produktion bereits seit Weihnachten allabendlich durch Deutschland, was schon allein eine große Leistung ist. Wildes Varieté auf der engen Kleinkunstbühne - das ist die Welt der Sylva Varescu. Große Kostüme werden im Palast von Edwins Vater Fürst Lippert-Weylersheim aufgetragen und es schimmert noch der Glanz der alten K.u.K.-Zeit durch. Der Standeskonflikt zwischen Edwin und Silva, der ihrer Liebe im Weg steht, bildet das Zentrum dieser Liebesgeschichte. Die Akteure beweisen alle sängerisches Können, gepaart mit schauspielerischen Leistungen. Allen voran die Wiener Sopranistin Sevana Salmasi als Csardasfürstin Sylva Varescu. Sie darf als perfekte Besetzung gelten, wenn sie auch gerne mal zum forcieren neigt. Sevana Salmasi spielt authentisch, vielschichtig, farbig und glaubwürdig. Der kanadische Tenor Dan Chamandy, der auch schon als Wagner-Interpret in Erscheinung getreten war, überzeugt das Publikum als Edwin mit famoser Stimme und einer authentisch gespielten Liebe zu Sylva. Dan Chamandy hat Charme, Schmäh und die Schneidigkeit des jungen Fürstensohnes. Der Wiener Bariton Dieter Kschendt-Michel hat als Graf Boni sowieso die meiste Komik im Textbuch und avanciert schnell zum Publikumsliebling. Ihm ist in jeder Szene eine große Spielfreude gepaart mit ausdrucksvollem Gesang und einer glaubwürdigen Darstellung anzumerken. Ihm ebenbürtig als Partnerin ist Angela Wandraschek als Anastasia, kurz „Stasi“, mit hervorragender Stimme, Textverständlicheit und ebenso überzeugendem Spiel.
In weiteren Rollen überzeugten Martin Ganthaler als Eugen Rhonsdorff und Giorgio Valenta als Feri. Beide absolut präsent und nicht nur sängerisch, sondern auch darstellerisch hervorragend. Die Balletteinlagen mit den vier Tänzerinnen und einem Tänzer in der Choreographie von Nera Nicol hätte man sich gerne ein bisschen flotter und weniger altbacken gewünscht, dafür konnte das kleine Orchester unter der Stabführung des griechischen Dirigenten Vasilis Tsiatsianis vollends überzeugen. Zügige Tempi kennzeichneten das Dirigat, effektvoll, energiegeladen und energisch waren die Musiker stets präsent. Am Ende gab es riesigen Applaus, wenn auch die Dr.-Stammberger-Halle nur gut zur Hälfte gefüllt war.
Bilder: Wundervolle Stimmen und witzige Geschichten / Kulmbach liegt am Broadway: „Musical Moments“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Die zweieinhalbstündige Show mit 20 der aktuell erfolgreichsten Musicals in der tempogeladenen Choreographie von Dominik Halamek war abwechslungsreich, farbenprächtig und fantasievoll. Hier treffen große Emotionen auf witzige Geschichten, wundervolle Stimmen auf prächtige Kostüme. Dazu gibt es eine raffinierte Lichtregie mit eindrucksvollen Fotoprojektionen. Alles in allem beste Unterhaltung auf hohem Niveau, wenn auch die Musik vom Band kam und die Stimmen zumindest anfangs übersteuert waren.
Ihre Namen sollen an dieser Stelle trotzdem nicht ungenannt bleiben: Lina Hampel aus Hamburg, Judith Seibert aus München, Nadine Hammer aus Thüringen, die Österreicherin Stefanie Kock, Anna Carave aus der Ukraine, Zoltan Tombor aus Ungarn sowie Choreograph Dominik Halamek und der Kopf der Truppe Espen Nowacki. Studiert man das Programmheft, stellt man fest, dass alle eine professionelle Gesangs- und Tanzausbildung hinter sich und die eine oder andere Rolle an namhaften Bühnen übernommen haben. Das spricht auch für die Wandlungsfähigkeit der Sänger und Darsteller und für ihr großes schauspielerisches und tänzerisches Talent. Dazu kommen bunte, glitzernde Roben und tolle, meist an das Original angelehnte Kostüme.
Das achtköpfige Ensemble hat das Publikum den ganzen Abend lang gut und originell mit einer mitreißenden und witzigen Show unterhalten und dabei den Nerv der Kulmbacher Musical-Fans getroffen. Am Schluss beim Udo-Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“ und beim anschließenden Abba-Musical „Mamma mia“ war die ganze Halle aus dem Häuschen, alle tanzten und sangen mit. Die Zeit verging wie im Flug und man hätte noch ewig so zuhören und zusehen können. Bilder: Hauch von Hollywood mit den Hofer Symphonikern / „Magic movie moments“: Zum Neujahrskonzert mit Stargast Carry Sass gibt es fulminante Soundtracks
„Was wäre ein Film ohne Musik?“, diese Frage stellte die Sängerin und Moderatorin gleich zu Beginn, um selbst die Antwort zu geben: „Nichts!“. Und so bringt Carry Sass am Anfang mit dem Soundtrack zur Oskar-Verleihung einen Hauch von Hollywood nach Kulmbach. Von den Klassikern der Filmgeschichte wie der Star-Wars-Melodie von John Williams bis hin zu Fantasie- und Action-Filmen wie „Game of thrones“ war diesmal alles vertreten, was ins Ohr geht. Carry Sass, charmanter Bühnenstar aus Berlin, ist die perfekte Interpretin für das, was man auch als heitere Muse oder leichte Klassik bezeichnen könnte. Dabei lag manches im Programm Welten auseinander, Norbert Schultzes „Lilli Marleen“ etwa und Adeles „Skyfall“. Doch die Entertainerin, der Dirigent aus Weimar und die Musiker aus Hof schaffen den großen Bogen in einem Programm, das voller Überraschungen steckte. Jede Komposition für sich ist ein wahres Meisterwerk, das viel mehr Beachtung verdient hätte. Manches steckt voller Dramatik, anderes strotzt nur so vor Witz. Die Symphoniker musizieren dabei mitreißend und voller Spielfreude. Auch in den rein orchestralen Kompositionen, Elmer Bernsteins fulminante Filmmusik zu den „Glorreichen Sieben“ ragt dabei besonders heraus, die fantastische Filmmusik zu „Das Boot“ von Klaus Doldinger und natürlich die in manchen Passagen fast schon kammermusikalisch anmutende Suite zu Nino Rotas „Der Pate“. Der Sängerin Carry Sass scheint irgendwie alles zu liegen, mal ist sie Marlene Dietrich im Blauen Engel, dann wieder Edith Piaf in „La vie en rose“. Sie nimmt die Zuhörer auf die Filmreise mit, erinnert in ihrem Auftreten an Liza Minelli, manchmal auch an Ute Lemper, besitzt eine fantastische Ausstrahlung, kann auf eine ausgebildete Musicalstimme verweisen und beweist vor allem eines: Vielseitigkeit. Cary Sass hatte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler im damaligen Ost-Berlin studiert und war in der Folge unter anderem im Berliner Theater des Westens, im Deutschen Theater in München und am Opernhaus Graz engagiert. Ihre Paraderolle ist, wie könnte es auch anders sein, die der Sally Bowles im Musical „Cabaret“. Das stand diesmal allerdings nicht auf dem Programm, dafür gab es bei den Zugaben Irvin Berlins „There is no business like showbusiness“ aus dem Musical „Annie get your gun“. Interessant waren beim Neujahrskonzert auch die ständig wechselnden Outfits der Solistin. Ihr Markenzeichen sind die Pailletten und der lange Schlitz im Kleid. Aber auch in alle anderen Outfits macht die Sängerin eine gute Figur. Bild: Stargast des Neujahrskonzerts mit den Hofer Symphonikern unter dem Dirigenten Hannes Ferrand in der Dr.-Stammberger-Halle war die Berliner Entertainerin Carry Sass. Junge Musiktalente gesucht / JSO Oberfranken startet an Ostern seine Oberfranken-Tournee
Till Fabian Weser spricht von einem traditionellem Programm, das wunderbar zusammenpasst. Warum sollte der „Nussknacker“ immer nur an Weihnachten gespielt werden, so der Dirigent, der das Stück seiner 15-jährigen Tochter widmet. Sie mag die Komposition ganz besonders mag und spielt selbst zum wiederholten Mal als Geigerin im Orchester mit. Tschaikowsky und Dvorak harmonieren besonders gut, sagt Till Fabian Weser, nach der 9. Symphonie zu seinem Einstand beim JSO im Jahr 2013 hatte er deshalb für heuer die 8. Symphonie aufs Programm gesetzt. Bleibt noch das Oboenkonzert von Mozart. Dafür konnte der Dirigent den jungen Solisten Robert Schina aus Bayreuth gewinnen. Der 19-Jährige studiert am Royal College of Music in London. Er war in den zurückliegenden Jahren nicht nur im Bayerischen Landesjugendorchester aktiv, sondern wirkte auch schon im Jugendsymphonieorchester Oberfranken mit. „Das Stück ist technisch gut zu realisieren, aber musikalisch sehr anspruchsvoll“, sagt Till Fabian Weser. Nicht nur für den Solisten, auch für die Streicher sei es ein großartiges Werk, um viele Aspekte des Zusammenspiels zu erlernen. Till Fabian Weser leitet das Jugendsymphonieorchester Oberfranken seit 2013, im „Hauptberuf“ spielt er die Trompete bei den Bamberger Symphonikern. Der 52-Jährige bezeichnet das JSO gerne auch als Talentschmiede für junge Musiker aus allen Teilen Oberfrankens und würdigt das herausragende Engagement des Bezirks, das in dieser Form bayernweit einmalig sei. „Das JSO steht im Zentrum der Arbeit unserer Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau“, sagt der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. „Ich bin sehr froh, dass wir mit Till Fabian Weser einen so außergewöhnlichen Dirigenten haben", so Denzler. Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Dirigenten und Musikpädagogen Professor Dr. Günther Weiß gegründet. Weitere Dirigenten waren Howard Golden und Raoul Grüneis. Die Arbeitsphase beginnt diesmal am Samstag, 24. März im Schullandheim von Weißenstadt (Landkreis Wunsiedel). Dort werden nicht nur die ersten Proben stattfinden, auch die Nachwuchsmusiker sind dort bis zum Karfreitag untergebracht. Der Großteil der Tutti-Proben findet dann im Kurhotel von Weißenstadt statt. Dort wird am Karfreitag auch die öffentliche Generalprobe über die Bühne gehen, ehe die kleine Orchestertournee durch Oberfranken startet. Weitere Information und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es im Internet unter www.jso-oberfranken.de. Die Teilnahmegebühr beträgt 190 Euro, Geschwister zahlen jeweils 130 Euro. Unterkunft und Verpflegung im Schullandheim Weißenstadt sind inklusive. Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken 2018: Karsamstag, 31. März, 18 Uhr, Frankenhalle Naila Ostersonntag, 1. April, 17:30 Uhr, Kongresshaus Rosengarten Coburg Ostermontag, 2. April, 17:30 Uhr Aurachtalhalle Stegaurach Wohlfühlklänge zum Weihnachtsfest / Gelungene Einstimmung auf das Fest: Ljubka Biagioni leitete Chor und Orchester der Sofia Symphonics in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle
Kulmbach. Nichts von seinem Zauber verloren hat das Weihnachtskonzert mit Chor und Orchester der Sofia Symphonics unter der Leitung von Ljubka Biagioni, das mittlerweile schon im dritten Jahr in Folge stattfand und wieder für eine ausverkaufte Halle sorgte. Weihnachten ohne Musik, das ist undenkbar. Nicht nur die ernste auch die feierliche und besinnliche Musik soll es sein. Sie vereint die ganze Familie, wie sonst während des Jahres nicht und sorgt für die perfekte Weihnachtsstimmung. Mit einer geschickten Mischung von bekannten und selten gespielten Werken sorgten Musiker, Sänger und Dirigentin am Freitagabend für die perfekte Einstimmung auf das Fest. Wieder tauchen viele vertraute Klänge auf, wie etwa die Weihnachtslieder „The first noel“, „In dulci jubilo“ oder „Adeste Fideles“, dargeboten auf höchstem Niveau und moderiert von der Dirigentin persönlich. Bei diesem hochkarätigen wie stimmungsvollen Konzert glaubt man beinahe, den Duft von Äpfeln und Nüssen zu vernehmen. So spannt das populäre Programm einen weiten Bogen von barocken Sätzen aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium, dem berühmten „Air“ aus der drittten Orchestersuite, oder Georg Friedrich Händels Messias“, über Klassiker und Romantiker wie Tschaikowskys „Nussknacker“ bis hin zu traditionellen deutschen und internationalen Weihnachtslieder, alles in wunderbaren Arrangements, bei denen sich Chor und Orchester abwechseln. Mit seinem hell timbriertem Tenor glänzt dabei der Michail Michailov in der Arie „Ich will nur dir zu ehren leben“ aus Bachs Weihnachtsoratorium. Die halsbrecherischen Koloraturen bewältigt er mühelos, genauso wie später die Arie „Tröste dich, mein Volk“ aus Händels Messias. Diesmal hatte die Dirigentin mit einem geistlichen Teil begonnen, dem Gloria von Antonio Vivaldi. Eine kleine Messe für kleines Orchester, Chor und Solisten. Das musikalisch-technische Niveau des Orchesters ist dabei durchgängig hoch. Der souveräne Chor singt in wunderbar dezentem Piano transparent und schlank. Das ist Musik, die eigentlich in die Kirche gehört, aber gerade in der Adventszeit auch in den Konzertsaal passt. Nach der Pause dann eher die optimistisch fröhlich stimmende Tempi mit großer emotionaler Wirkung, aber stets in makelloser Interpretation, auch wenn die mal etwas jazzig klingt, wie bei „Stille Nacht“ oder improvisiert, wie beim Solo des Pianisten. Während im ersten Teil nur etwa 25 Musiker auf der Bühne waren, wächst das Orchester im zweiten Teil auf rund 40 Musiker an. Bild: Ljubka Biagioni leitete die Sofia Symphonics beim eindrucksvollen Weihnachtskonzert in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle. „Jauchzet, frohlocket!“: Hörbares Licht in der Winterzeit / Gelungene Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in der Petrikirche
„Wer singt, betet doppelt“, das war die Überzeugung von Kirchenvater Augustinus. Ganz unmittelbar berührt die Musik die Seele und bringt die Menschen in Resonanz. Musik wird damit zum Gottesdienst, weil sie die Kirche zum klingenden Raum macht. Noch dazu, wenn die Musik vom „Spielmann Gottes“ kommt, oder vom fünften Evangelisten, wie Bach auch oft bezeichnet wird. „Bachs Weihnachtsoratorium ist ein Synonym für Hoffnung, Freude, Glanz und gewissermaßen ein hörbares Licht in der Winterzeit“, sagt Ingo Hahn. Johann Sebastian Bachs populäre Komposition erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukas- und im Matthäus-Evangelium nachzulesen ist. Jede der insgesamt sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums hat seinen von den anderen Abschnitten unabhängigen Platz im Kirchengeschehen zwischen Weihnachten und Epiphanias, verstreut über die Festtage zweier Wochen. Die Bestimmung der Kantate, wie sie sich aus der Leipziger Praxis zu Bachs Zeit ergab, bestand darin, im Gottesdienst aufgeführt zu werden. Damit war die komponierte Musik Bestandteil des religiösen Ablaufs und mit diesem unlöslich verbunden. Im jetzt und heute hat sich Bachs Musik freilich von ihrem liturgischen Kontext gelöst. Eine Konzertaufführung fügt das, was zu Bachs Zeiten in der Liturgie verankert und auf mehrere Feiertage verteilt war, zu einem neuen Ganzen zusammen. Das Weihnachtsoratorium hat längst unabhängig von seiner gottesdienstlichen Funktion ein Eigenleben als eigenständiges Oratorium entwickelt. In der bestens ausgewogenen Aufführung fügten sich unter dem Dirigat von Ingo Hahn sämtliche Nummern der vier aufgeführten Kantaten nahtlos und in natürlichem Fluss ineinander. Einmal mehr musizierte das Orchester „Musica Juventa“ aus Halle überaus engagiert, absolut perfekt und nahe am barocken Originalklang. Sehr schön war dies beispielsweise in der stimmungsvollen Passage der langsamen, konzertanten Hirtenmusik zu Beginn der zweiten Kantate zu erleben. Dem Ensemble gelang es durchaus auch, den barocken Klang mit lebendiger, zeitgemäßer Gestaltung zu verknüpfen und vor allem mit der einzigartigen Bläservielfalt den verborgenen Geist des Werkes aufzuspüren. Dynamische Differenzierung und polyphone Abläufe kamen bestens zur Geltung, was an der hohen Transparenz liegt, die sowohl Chor, als auch Instrumentalisten auszeichneten. Mit festlichem Schwung triumphierte die Kantorei nicht nur in den relativ zügig genommenen prächtigen Eingangschören etwa der ersten und sechsten Kantate auf. Vielmehr gelang es den Sängerinnen und Sängern, das vorgegebene Niveau während der gesamten vier Kantaten durchzuhalten. Neben den mit natürlicher Frische gesungenen Chorälen waren auch die großen Chorsätze in ihrer Präzision durchwegs bestens gelungen. Insgesamt wirkt die Interpretation nie unangemessen forciert, sondern folgt einfach dem musikalischen Impetus Bachs. Trefflich besetzt waren die Partien der Solisten mit Nina Dörfler (Sopran), Carolina Bruck-Santos (Alt), Christoph Rösel (Tenor) und Markus Simon (Bass), die alle vier ein hohes Niveau erreichen. Eine zentrale Stellung nahm dabei Tenor Christoph Rösel ein, der die Rezitative des Evangelisten mit lockerer Tongebung und vorzüglich deklamierend sang. Halsbrecherische Koloraturen und einen wunderbaren Dialog mit der Flöte präsentiert er in seiner Bravourarie „Frohe Hirten“. Auch der Alt-Partie hat Bach einige eindrucksvolle Höhepunkte wie etwa die Arie „Schlafe, mein Liebster“ in die Noten geschrieben, die Carolina Bruck-Santos ausdrucksvoll und überzeugend interpretierte. Besonders gelungen war der Dialog mit der Ersten Geige in ihrer Arie „Schließe mein Herz“ aus der dritten Kantate. Vom Umfang her fällt die Sopranpartie am bescheidensten aus, doch konnte Nina Romy Dörfler mit ihrer schlanken Stimme ihren Arien ebenfalls Profil verleihen. Mit strahlender und tragfähiger Stimme interpretierte schließlich Markus Simon seine Basspartien. Für einen Höhepunkt der Aufführung sorgte er mit der eindrucksvoll interpretierten Arie „Großer Herr, o starker König“. Die Aufführung am Sonntag entließ die Zuhörer nicht nur froh gestimmt in die Weihnachtszeit, sondern hinterließ auch großen Eindruck, was am lange andauernden Beifall deutlich wurde. Zum Dank dafür wiederholten die Beteiligten noch einmal den Choral aus der sechsten Kantate. Bild: Immer wieder ein eindrucksvolles Bild: Die Kulmbacher Kantorei und das Orchester „Musica Juventa“ bei der Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium am Sonntag in der Petrikirche. Klug ausgewählte Kompositionen und passende Texte / Klavierabend mit Ingo Dannhorn und dem Rezitator Max Müller zu Ehren von Wilhelm Kempff
Ingo Dannhorn setzt in seinen Interpretationen vor allem auf sensibles Gestalten mit einem warmen und runden Ton. Wichtig sind ihm Details und Nuancen, mit denen er dem Zuhörer einen Blick unter die Oberfläche ermöglichen möchte. Wilhelm Kempff hätte schon an der Programmauswahl seine wahre Freude gehabt. Das Publikum – es mussten alle verfügbaren Stühle herbeigeschafft werden, so groß war der Andrang - sitzt derweil im Halbdunkel, während die Protagonisten angestrahlt werden und so eine ganz eigenartige Stimmung entsteht. Hauptwerk des Abends war zweifellos die Chaconne d-Moll (BWV 1004) von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni. Ursprünglich für Solovioline komponiert hatte Busoni das vielleicht berühmteste Arrangement geschrieben, ohne sich von Bachs Vorlage zu weit zu entfernen. Er hatte die Virtuosität des Streichersatzes auf die Gegebenheiten des Tasteninstrumentes übertragen und Ingo Dannhorn schafft es in seiner Interpretation die Möglichkeiten des modernen Steingraeber-Flügels kongenial auszureizen und in atemberaubender Virtuosität zu Gehör zu bringen. Virtuosität ist natürlich erst recht bei der Rigoletto-Paraphrase von Franz Liszt gefragt. Auch das kann Ingo Dannhorn, wenngleich auch hier Details eine wichtige Rolle spielen. Doch welch ein Gegensatz zu Ludwig van Beethovens d-Moll-Sonate op.31//2 mit dem Beinamen „Der Sturm“. Fast ein wenig unspektakulär geht Ingo Dannhorn hier zu Werke und lässt die Sätze ineinander übergehen. Wohltuend unaufgeregt ist das auf jeden Fall, ähnlich wie beim ersten Satz aus Mozarts G-Dur-Sonate, KV 283, gleich zu Beginn.
Der österreichische Schauspieler und Sänger Max Müller, hierzulande bekannt unter anderem aus der TV-Serie „Die Rosenheim-Cops“ steuerte dazu mit baritonaler Sprechstimme einige Originalschriften von Wilhelm-Kempff bei. Klug ausgewählte Texte aus seiner Autobiographie „Unter dem Zimbelstern“, aus seinem Reisetagebuch „Was ich hörte, was ich sah“, einen kaum bekannten „Brief aus Thurnau“ aus dem Jahr 1945 und einen Bericht über ein Treffen mit Albert Schweizer. Überaus passend ist das alles, zumal sich die folgende Komposition immer exakt auf den Text bezieht und Max Müller mit sympathischer Sprechstimme nicht nur liest, sondern intelligent gestaltet. Bemerkenswert und nachdenklich lassen die beiden Künstler den Abend auch zu Ende gehen. Max Müller liest Wilhelm Kempffs berühmte Ansprach aus dem Jahr 1954 in der Friedenkirche zu Hiroshima und Ingo Dannhorn spielt darauf Kempffs stille und nachdenkliche Bach-Bearbeitung der der berühmten „Siciliana“. Ingo Dannhorn hatte bereits mit fünf Jahren begonnen, Klavier zu spielen. Noch als Kind wurde er am Salzburger Mozarteum in eine Hochbegabtenklasse aufgenommen. Nach Studien in München, Wien und Winterthur arbeitete er später als Solist und Kammermusiker arbeitete unter anderem mit den Sängern Francisco Araiza und Jose Cura sowie den Instrumentalisten Christian Altenburger und Maxim Vengerov zusammen. Selbst lehrte Dannhorn als Musikdozent für Klavier in Bremen, München, Augsburg und Wiesbaden sowie seit 2016 in Seoul. Bilder: Ingo Dannhorn und Max Müller beim Auftaktkonzert zum Wilhelm-Kempff-Festival am Mittwochabend auf Schloss Thurnau. Ausrufezeichen in der Kulturlandschaft Oberfrankens / Klangwunder für Lichtenberg: Haus Marteau bekommt für 3,2 Millionen Euro einen eigenen Konzertsaal
Es wird nicht irgendein Konzertsaal, das wurde einmal mehr bei der Präsentation der Pläne deutlich. Der Saal entsteht praktisch unterirdisch, ohne das Haus anzutasten. 80 bis 100 Zuhörer werden darin Platz finden. Und wenn schon einmal eine Baustelle eingerichtet und der Kurs- und Konzertbetrieb ausgelagert ist, dann werden auch gleich vier neue Übungsräume in bisherigen Lager- und Heizräumen im Untergeschoss der ehemaligen Künstlervilla sowie ein Aufzug eingebaut, um das Haus barrierefrei zu gestalten Oberstes Ziel für den Architekten war es, das denkmalgeschützte Gebäude und auch den Park unangetastet zu lassen. „Das Haus Marteau wird in seiner Ursprünglichkeit erhalten“, sagte Haimerl. Der Saal werde sich der wunderbaren Landschaftsarchitektur unterordnen und aufgrund einer geschickten Oberflächenkonstruktion dennoch mit natürlichem Licht durchflutet werden. Bisher fanden die Abschlusskonzerte der Kurse im Speisezimmer und in der Bibliothek des Hauses statt. Oft reichte der Platz nicht aus, manche Besucher hatten keine Sicht auf die Musiker und Zuhörer in angrenzenden Räumen klagten über die schlechte Akustik klagen.
Von einem Kleinod, das weithin ausstrahlt, sprach der Hofer Landrat Oliver Bär. Es sei bei weitem nicht selbstverständlich, dass der Bezirk das Haus in den 1980er Jahren erworben hat, als seine einzige Kultureinrichtung weiterbetreibt und sogar weiterentwickelt. „Durch das Haus Marteau kommt Leben in die Stadt“, sagte der Lichtenberger Bürgermeister Holger Knüppel und nannte das Haus eine in seiner Art und Weise bayernweit einzigartige Einrichtung. Die internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau gibt es seit 1982. Damals hatte der Bezirk Oberfranken die ehemalige Künstlervilla des weltberühmten Geigers und Komponisten Henri Marteau in Lichtenberg von Marteaus Tochter Mona Linsmayer-Marteau erworben. Nach umfassender Sanierung wurde in dem kurz vor dem Ersten Weltkrieg erbauten Landhaus eine Förderstätte für den hochqualifizierten internationalen Musiknachwuchs geschaffen. Seit mittlerweile 30 Jahren finden in dem stattlichen Anwesen, das bis zur „Wende“ einen Steinwurf vom damaligen Eisernen Vorhang lag, Meisterkurse für nahezu alle klassischen Musiksparten mit namhaften Dozenten statt. Bilder: Reformator statt Revolutionär / Frank Piontek beim Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing über „Luther und die Musik“
35 Lieder hat Luther gedichtet oder selbst komponiert. Für 14 hat er die Originalmelodien geschrieben, bei den restlichen 21 hat er eigene Texte auf fremde Melodien verfasst. Soweit die trockenen Fakten, die Piontek exakt recherchiert hat. Musik sei für Luther eine lebenslange Beschäftigung gewesen, er habe eine musikalische Ausbildung genossen, Lieder. Tänze, aber auch Kirchenmusik seiner Zeit kennengelernt und selbst Laute gespielt, wie das Erfurter Luther-Denkmal eindrucksvoll zeigt. „Wer die Musica verachtet, …, mit dem bin ich nicht zufrieden.“ So ist ein Zitat Luthers überliefert, für den „die lieben Engelein“ Musikanten waren. Theologie sei für Luther nicht ohne die Musik denkbar gewesen, beides gehörte eng zusammen, so Piontek, der schon mehrfach beim Tutzinger Freundeskreis referiert hatte und für den der Luther-Vortrag eine echte Premiere war. Eines habe Luther auf keinen Fall gehabt: Verständnis für mangelnde Musikalität bei Pfarrern, sagte Piontek. Luther habe Musik als Therapeutikum empfunden, auch wenn er manchen Text einfach nur auf einen gregorianischen Choral gesetzt hatte und damit nicht gerade zu den revolutionären Komponisten und Textdichtern gehörte. Doch Luther sei eben Reformator gewesen, sagte Piontek, kein Revolutionär. Deshalb sei es ihm auch nicht darum gegangen, die lateinische Messe abzuschaffen. Wie aktuell die Komposition „Eine feste Burg ist unser Gott“ tatsächlich ist, machte Piontek daran fest, dass sie zahlreiche prominente Komponisten aufgegriffen und weiterverarbeitet haben. Johann Sebastian Bach etwa in seiner Reformationskantate, Bachwerkeverzeichnis 79, Felix Mendelssohn Bartholdy im Finale der Reformationssymphonie, Giacomo Meyerbeer zu Beginn des 5. Aktes seiner Oper „Die Hugenotten“, Max Reger in einer Vaterländischen Ouvertüre und Richard Wagner gleich zweimal: zu Beginn seiner Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ und im 1871 komponiertem Kaisermarsch zur Gründung des Kaiserreiches. Wagner sei Lutheraner gewesen, sagte Piontek. Luther sei für Wagner eine der herausragendsten Persönlichkeit überhaupt gewesen. Deshalb habe er nicht nur bei den Meistersingern den Choral versteckt, sondern ihn auch in seinem Kaisermarsch zum Angriffstext umfunktioniert. Frank Pionteks Vortrag zum Ende der Luther-Dekade zeige, dass der Reformator viele Eigenschaften gehabt habe, sagte Bernd Matthes, Sprecher des Kulmbacher Arbeitskreises der Evangelischen Akademie Tutzing. Die nächste Veranstaltung des Zusammenschlusses findet am 12. Oktober um 19.30 Uhr, ebenfalls im Martin-Luther-Haus in der Waaggasse statt. Der frühere Dekan Jürgen Zinck wird unter dem Motto „Die vermessene Welt“ die Entwicklung von Weltkarten vorstellen. Bild: Luthers Lieder stellte der Bayreuther Kulturpublizist Frank Piontek (rechts) beim Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing zusammen mit dem Sprecher Bernd Matthes vor. Country-Herzen schlugen höher / Konzert der Extraklasse: Mit den Bellamy Brothers gastierten echte Weltstars in der Dr.-Stammberger-Halle
Keine amerikanische Country-Gruppe hat so oft und so erfolgreich Countrymusik in Europa gespielt wie die Bellamy Brothers. Seit 1976 gehören sie zu den beliebtesten Country-Acts im deutschsprachigen Raum. Spätestens dann, wenn aus den Boxen „Let your love flow“ dröhnt, schlagen Country-Herzen höher. Die Bellamys gelten als Inbegriff des populären Country-Pop. Rund zwei Stunden dauerte der Kulmbacher Auftritt des US-amerikanischen Country-Duos mit Songs aus den vergangenen Jahrzehnten, aber auch das ein oder andere neue Stück war dabei.
Der Sound war bestens, vor allem die Perfektion der aus Florida stammenden Musiker war überwältigend. Nicht nur für Country-Fans ein Konzert der Extraklasse. Den Hitreigen hatten die Bellamys mit dem Welthit „Feeling the feeling“ eröffnet und schon war das Eis in Kulmbach gebrochen: das Publikum sang nahezu jeden Song mit, klatschte, tanzte im Takt und feierte ausgiebig. Insgesamt klingen die meisten Titel heute moderner, leicht rockiger, als auf den Platten von damals. Kein Fan muss aber auf den typischen „Bellamy-Brothers-Sound“ verzichten, dafür sorgt schon die ausgezeichnete Band im Hintergrund. Über 40 Jahre stehen die Bellamy Brothers auf den Bühnen dieser Welt, aktuell gibt es ein Doppelalbum, das 20 der guten alten Hits mit 20 neuen Songs kombiniert. Seit das Duo in den 1970er Jahren mit dem Megahit „Let Your Love Flow“ (wer denkt in Deutschland nicht an die deutsche Coverversion „Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews?) in ganz Europa für Furore sorgte und auf Platz 1 der Billboard 100 landete, haben sie sich kontinuierlich eine feste Fangemeinde aufgebaut. Fast jedes Jahr sind sie irgendwo auf einem Country- oder Trucker-Festival in Deutschland unterwegs und spielen bei unzähligen Konzerten ihre großen Hits. Heute können sie unter anderem auf etwa 30 Studioalben und insgesamt rund50 Songs in der Country-Hitparade blicken, von denen acht die Nummer 1 erreichten.
Zuvor gab es die Band „Texas Heat“ aus Oldenburg als Vorgruppe. Die vier Musiker plus Frontfrau spielten aktuelle Texas Music und Country Rock aber auch schon mal ein Johnny-Cash-Tribute und einige eigene Songs. Bandleader Bernd Wolf und Sängerin Elisabeth „Elli“ Erlemann legten sich dabei mächtig ins Zeug und bewiesen, dass sie durchaus großes Format in der modernen Country-Szene haben. Bilder: Country-Musik im Weltklasseformat: die Bellamy-Brothers bei ihrem Auftritt in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle.
Außergewöhnliche Klangerlebnis auf
landestypischen Instrumenten /
So ungewöhnlich wie Musik, Gesang und Tanz waren auch die Instrumente. Sie heißen Kaen (asiatische Mundorgel), Pong Lang (eine Art Xylophon), Pin (Laute) und Glong (Trommel). Zusammen sorgen sie für ein fremdartiges, aber überaus mitreißendes Klangbild, das einen lebendigen Eindruck vom kulturellen Leben in Thailand abseits der touristischen Zentren vermittelt. Das E-Sean-Quartett wurde von Dozenten und Studenten des College of Music der Madihol Universität und der Konkaen Universität gegründet. Alle vier Mitglieder sind zusätzlich solistisch tätig und haben schon zahlreiche Preise für ihre Interpretation der thailändischen Volksmusik in Asien erhalten. Die Musiker heißen Sanong Klangprasri, Tiontrakul Kaewyong und Niramit Seehanoo, Molamsänger, also Interpret der traditionellen Volkslieder, ist Chirayu Sutrachai. Organisatorischer Leiter des Ensembles ist Pawar Ouppatjumchua.
Zuvor hatte Goldkronachs 2. Bürgermeister Klaus-Dieter Löwel das Festival Junger Künstler als ganz herausragende Veranstaltung bezeichnet, weil es hier möglich sei, dass junge Leute aus der ganzen Welt miteinander friedlich Musik machen. Am 67. Festival Junger Künstler nehmen in diesem Jahr nach den Worten von Intendantin Sissy Thammer 450 junge Musiker aus 30 Nationen teil. Zusammengerechnet werden sie rund 80 Konzerte in der Region veranstalten. Gast in Goldkronach war auch der thailändische Botschafter Dhiravat Bhumichitr zusammen mit der Kulturbeauftragten der thailändischen Botschaft Manusavee Monsakul. Der Botschafter hatte alle Besucher des außergewöhnlichen Konzerts im Anschluss zu einem Empfang in das Meister-Bär-Hotel eingeladen. Dazu gab es thailändische Spezialitäten, die ein Berliner Koch vor Ort zubereitete. Botschafter Bhumichitr machte den Gästen dabei sein Land im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft. Er pries allerdings nicht nur die kulinarischen Köstlichkeiten oder die schönen Strände und Inseln im Süden des Landes an, sondern auch die außergewöhnliche kulturelle Vielfalt mit Gesang und Tanz, die sich mit Geschichte und Volkskultur zu einer ganz besonderen Form der Musik vereint.Plateauschuhe, Schlaghosen und die Hits der 70er / Abbafever bringen die schwedische Kultband auf die Plassenburg
180 Millionen verkaufte Platten und 21 Top-Ten-Hits allein in Deutschland: in den rund zehn Jahren ihres Bestehens hat Abba alle Rekorde gebrochen, vergleichbar allenfalls noch mit den Beatles oder mit Elvis Presley. Genauso wie bei den Beatles und bei Elvis der Fankult ungebrochen ist, war auch Abba eigentlich nie richtig weg. Seit mittlerweile über 15 Jahren hat Abbafever in wechselnden Besetzungen das Erbe dieser einzigartigen Formation angetreten. Mit mehr als 100 Konzerten pro Jahr im In- und Ausland entwickelte sich die Show der sieben Hamburger vom Geheimtipp zur absoluten Nr. 1 der Abba Tribute Shows.
Große Titel wie „Gimme, Gimme, Gimme“ oder „Money, Money, Money“ gaben Abbafever zum Besten und führte die Zuhörer auf eine kleine Zeitreise. Emotional, rockig und poppig, auch das grelle Bühnenbild und die an Abba angelehnten Disko-Outfits der Akteure sollte so richtig zum Flair passen. Nette Einfälle hatten die Musiker auch: da erklangen seltene Titel wie „Nina Pretty Ballerina“, späte Nummern wie „One of us“, da gab es leuchtend bunte Disko-Stäbchen für alle und kaum war der letzte Ton von „Thank you for the music“ verklungen, schrieb die Band sogar noch Autogramme.
Ergänzt werden die beiden Frontfrauen von einer fünfköpfigen Band mit Keyboarderin Merih Aktoprak, den Gitarristen Johannes Beetz, der tatsächlich aus Kronach stammt, und Axel Roesler, dem Drummer Rainer Brockmann sowie den Bassisten Heiko Behrendt. Natürlich sind alle wahre Könner auf ihren Instrumenten. Sie alle waren bereits in den verschiedensten Formationen aktiv und haben sich mittlerweile komplett mit dieser Musik identifiziert. Freilich, eigene Interpretationen der Abba-Songs gibt es kaum, Abba Fever ist eine reine Cover-Band, deren Ziel es ist, möglichst nah am Original zu sein, und das sind sie allemal. Bilder: Abbafever rockte zum Auftakt der Open-Airs die Plassenburg. Russlanddeutsche feiern 500 Jahre Reformation / Historische Zeitreise mit Dichtern und Musikern in der Bayreuther Stadtkirche
In einer Zeit der großen Verunsicherung ist die frohe Botschaft des Luther-Liedes wichtig und zeitlos, sagte Stadtkirchenpfarrer Martin Kleineidam. „Vom Himmel hoch“ stehe aber auch für deutsches Kulturgut mit völkerverbindendem Charakter. Genau das bestätigte auch Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. „Der Glaube hat uns geholfen, unsere Identität als Deutsche zu erhalten“, sagte sie. Damit sei der Glaube auch ein wichtiger Teil der russlanddeutschen Identität und deshalb werde das Jubiläum 500 Jahre Reformation auch von Russlanddeutschen so herausgehoben gefeiert. Das Reformationsgedenken sei eine wichtige Brücke zwischen Deutschland und Russland sagte Hartmut Koschyk, Bayreuther Bundestagsabgeordneter und Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. „Der christliche Glaube ist, war und bleibt eine ganz wichtige Stütze für die Identität der Russlanddeutschen“. Besonders hob Koschyk hervor, dass das Reformationsgedenken auch in Russland im ökumenischen Geist gefeiert werde, sowohl mit der katholischen, als auch mit der russisch-orthodoxen Kirche.
Beim Literatur- und Musikabend anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reformation gab es zeitgenössische und klassische Kompositionen sowie Lyrik russlanddeutscher und deutscher Poeten. Ausführende waren bekannte und ausgezeichnete russlanddeutsche Künstler wie der Akkordeonspieler Friedrich Lips, die Pianistin Julia Kuzmina, das Trio des Komponisten und Pianisten Kirill Richter, das Quartett „Rudemus“ aus Augsburg sowie die Opernsängerin Natalie Ritter auf. Sie alle waren bereits Preisträger internationaler Musikwettbewerbe, Für den poetischen Rahmen sorgten die russlanddeutschen Schauspielerinnen Irina Lindt und Anastasija Alexandrowa, die Moderation übernahmen die russlanddeutschen Schauspieler Anna Bagmet und Jurij Diz. Um die Reformation geht es auch in dem Buch „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, das eindrucksvoll Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der lutherischen Kirchen in Russland dokumentiert. In dem stattlichen Bildband sind in Form von künstlerisch bedeutsamen zeitgenössischen Gemälden russlanddeutscher Künstler und wertvollen Dokumentarfotos lutherische Kirchen oder das, was davon übrig blieb, aus Moskau, St. Petersburg und anderen Regionen Russland jeweils mit kurzen Erklärungen auf Russisch und auf Deutsch zu sehen. Sämtliche Gemälde waren im Rahmen eines großangelegten Projektes entstanden, das durch den Internationalen Verband der deutschen Kultur realisiert wurde. Das „Art-Laboratorium russlanddeutscher Künstler“ hatte im zurückliegenden Jahr eine Expedition ins Wolgagebiet unternommen und Anfang des laufenden Jahres die Großstädte besucht. Das „Art-Laboratorium“ gehört zur Künstlervereinigung der Russlanddeutschen, die mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur gegründet wurde. Sämtliche Gemälde sind derzeit auch in einer kleinen Ausstellung in der Stadtkirche zu sehen. Die Schau wurde bereits in Moskau gezeigt. Olga Martens (Hrg.), Olga Litzenberger: „Vom Himmel hoch, da komm ich her …“, 120 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen, ISBN 978-5-9907537-5-4 Bilder oben:
Luthers Katechismus in Wort und Ton / Bezirksposaunenchor, Dekan Thomas Kretschmar und Ingo Hahn an der Orgel gestalteten feierliches Programm zum Kleinen Katechismus
Das feierliche Bläserkonzert zeigte aber auch, dass die Reformation immer etwas mit Musik zu tun hat. Ihr Gelingen hing entscheidend davon ab, wie Luthers Ideen einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden. So zum Beispiel durch erste Liedsammlungen und Gesangbücher in deutscher Sprache. Einzelne Lehrstücke wurden dabei in gedichteter Form dargestellt. Der Katechismus etwa, den Luther für die Einübung des Glaubens als Großen Katechismus für Geistliche und als Kleinen Katechismus für „Hausväter und Hausmütter“ herauszugab. „Mit dem Kleinen Katechismus sollten alle den neuen Glauben lernen“, sagte Dekan Kretschmar. Er erinnerte auch daran, dass die Reformation in Kulmbach 1528 eingeführt wurde, ein Jahr später hatte Luther den Katechismus verfasst. Nach den Worten des Dekans wollte Luther, dass alle Gläubigen den Katechismus auswendig beherrschen. Doch heute, so bedauerte Kretschmar, lernten junge Leute kaum noch etwas auswendig, sie könnten ja auch googeln. Erste Drucklegungen des Kleinen Katechismus waren als Plakate zum Aushang in Kirchen und Schulen gestaltet. Sie umfassten die Kernstücke des Glaubens, also die zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, die Taufe, das Abendmahl und als Anhang die Beichte. Luther formulierte diese Hauptstücke des Glaubens in knappen Darlegungen anhand wichtiger Bibelzitate als Fragen und Antworten.
Das alles und noch viel mehr musizierten die 25 Bläser des Bezirksposaunenchors, der eigentlich ein gemischtes Bläserensemble ist, absolut souverän, homogen und transparent. Auch höchst anspruchsvolle Kompositionen wie etwa die eindrucksvollen Klangwelten eines Hans Leo Haßlers aus der späten Renaissance bewältigen die Musiker überaus professionell. Leiter Andreas Dietz lässt dabei keinen Leerlauf aufkommen und gestaltet die Übergänge vom Orgel-Solo auf den Posaunenchor nahezu lückenlos. Der Bezirksposaunenchor ist ein projektorientierter Zusammenschluss verschiedener Posaunenchöre des Dekanats Kulmbach. Andreas Dietz ist seit 2004 aktiver Bläser im Posaunenchor Wirsberg, den er seit 2005 leitet. Die ausgesuchten Orgelkompositionen musiziert Dekanatskantor Ingo Hahn eindrucksvoll. Unter den Kompositionen ragt besonders ein spirituell unterlegtes Werk des estnischen Komponisten Arvo Pärt mit dem Titel „Pari intervallo“ hervor. Aber auch in den Klassikern, wie den Choralsätzen von Johann Sebastian Bach oder Johann Pachelbels Choralvorspiel zu Luthers Text von „Ein feste Burg ist unser Gott“, lässt Ingo Hahn virtuos und subtil artikuliert die Klangpracht der Rieger-Orgel von St. Petri erklingen. Bilder: Europäischer Bogen von Assisi nach Bayreuth / Eindrucksvolle Aufführung des Musicals Chiara di Dio“ im Zentrum
Die Bayreuther Aufführung bestach vor allem durch ihre aufwändige Choreographie, die tänzerischen Einlagen, die raffinierte Lichttechnik und die zahlreichen Projektionen. Wenn die Musik auch vom Band kam, so sangen sämtliche Darsteller des fast 25-köpfigen Ensembles live mit hervorragenden Musical-Stimmen, allen voran die 23-Jährige Albatea Internulla als Chiara und der 27-jährige Francesco Troilo als Franziskus. Immer wieder gab es vor allem nach den großangelegten Ensembleszenen begeisterten Zwischenapplaus, am Ende sogar Standing Ovations.
Das Musical soll einen europäischen Bogen von Assisi nach Bayreuth spannen, sagte der Mitinitiator, Bundestagsabgeordneter Hartmut Koschyk. Neben zwei Schulpartnerschaften des Gymnasiums Pegnitz, sowie der Gesamtschule Hollfeld, jeweils mit Schulen in Assisi habe sich der Verein vor allem auch den kulturellen Austausch auf die Fahnen geschrieben. Für die Realisierung der Aufführung in Bayreuth waren vor allem Michael Benz, Thomas Konhäuser und Patrick Lindthaler, alle vom Verein „Gesellschaft für Kultur und Begegnung der Freunde der Region Assisi“, verantwortlich.
Der Verein „Gesellschaft für Kultur und Begegnung der Freunde der Region Assisi“ wurde 2012 auf Initiative des Bayreuther Landrats Hermann Hübner und des Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk gegründet. Ziel ist die Förderung der Beziehungen zwischen der Stadt und dem Landkreis Bayreuth mit der Stadt und der Region Assisi auf allen Gebieten, insbesondere im politischen, wirtschaftlichen, religiösen, kulturellen und wissenschaftlichen Bereich. Ebenso sollen die Beziehungen zwischen Oberfranken und der Region Umbrien gefördert werden. Auch ist es Vereinszweck, regelmäßige Begegnungen zwischen Vertretern beider Städte und Regionen vorzubereiten und durchzuführen. Bilder: Eine aufwändige Choreographie, viele tänzerische Einlagen und die raffinierte Lichttechnik zeichneten die Aufführung des Musicals „Chiara di Dio“ in Bayreuth aus.
Champions-League der jungen Stargeiger / Lorenz Chen aus Freiburg gewinnt 6. Henri-Marteau-Violinwettbewerb
Auf den 2. Platz spielte sich Yukino Nakamura aus Japan. Die 21-jährige kann sich über 7500 Euro Preisgeld freuen, das von der Oberfrankenstiftung zur Verfügung gestellt wurde. Den 3. Platz belegt der 24-jährige Stepan Starikov aus Russland, der 5000 Euro, gestiftet vom Freundeskreis Haus Marteau, für seine hervorragende Leistung erhielt. Bei dem Wettbewerb wurden außerdem mehrere Sonderpreise vergeben, die mit jeweils 1000 Euro dotiert waren: Den Magister-Wilfried-Schönweiß-Preis für die beste Interpretation einer Komposition von Max-Reger gewann Tatjana Roos aus Großbritannien, die sich auch den Sonderpreis für die beste Mozart-Interpretation sichern konnte. Den ebenfalls mit 1000 Euro dotierten Publikumspreis erspielte sich der Erstplatzierte Lorenz Chen. Der Dr.-Günter-Bendorf-Gedenkpreis für die beste Henri-Marteau-Interpretation ging an Marie-Astrid Hulot aus Frankreich und der Wolfgang-Winkler-Gedenkpreis für die beste Bach-Interpretation an Moritz König aus Deutschland.
Der Gewinner Lorenz Chen, Schüler von Julia Fischer und Ana Chumachenco an der Hochschule für Musik und Theater in München, zeigte beim Abschlusskonzert mit den Hofer Symphonikern unter der Leitung von Elias Grandy, dass er völlig zu Recht den Gesamtsieg davon trug. Er hatte sich dazu das Violinkonzert D-Dur op. 35 von Peter Tschaikowsky ausgewählt, das er hochkonzentriert und absolut virtuos musizierte und dabei viele Feinheiten und Details kenntnisreich herausarbeitete. Mit großem künstlerischen Ernst, echter Zuneigung und großer Sorgfalt musiziert Lorenz Chen kraftvoll zupackend und erhält dafür schon nach dem ersten Satz Bravo-Rufe. Zwei lange und anstrengende Vorrunden lagen hinter den Teilnehmern, ehe der Juryvorsitzende Gilbert Varga die Finalisten am Freitagabend bekannt gegeben hatte. Die Vorrunden fanden im Haus Marteau, der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken und früheren Wohnstätte des berühmten Geigers und Komponisten Henri Marteau, in Lichtenberg statt. Marteau hatte sich dort auch immer wieder der Lehre verschrieben und gab Unterricht und Meisterkurse.
Bezirkstagspräsident Günther Denzler nannte den Wettbewerb einen kulturellen Glanzpunkt, der weit in die Welt hinausstrahle. „Es ist uns wichtig, dass der Wettbewerb in der Region verankert ist“, sagte Denzler. So sei es eine der Besonderheiten, dass sämtliche Teilnehmer in Gastfamilien untergebracht sind. Das sei für einen derartigen Wettbewerb einmalig. Auf eine andere Besonderheit wies Juryvorsitzender Gilbert Varga hin. So sei es üblich, dass alle ausgeschiedenen Teilnehmer nicht einfach davongeschickt werden, sondern ein umfangreiches Feedback aus den Reihen der Jury bekommen. Allein schon die Besetzung der zehnköpfigen Jury zeigte das große Format des Wettbewerbs: Die bulgarische Geigerin Albena Danailova oder der österreichische Geiger Michael Frischenschlager gehörten genauso dazu, wie die renommierten Lehrmeister Igor Ozim oder Ilya Kaler. Auch die Klavierbegleiter Lauma Skride und Tomoka Nishikawa sind vielen Musikfreunden aus aller Welt ein Begriff. Bilder: Oberfranken ist zwei Wochen lang das Zentrum der Geigenwelt / Teilnehmerrekord beim 6. Internationalen Henri-Marteau-Violinwettbewerb
„Dieser Erfolg war bei der letzten Auflage vor drei Jahren noch in keiner Weise absehbar“, sagte die Intendantin der Hofer Symphoniker Ingrid Schrader. Damals hatten knapp 70 Geiger teilgenommen. Nach den Worten der Intendantin wird der Wettbewerb nicht nur weltweit beobachtet, er gehört seit 2012 auch zum Weltverband der Musikwettbewerbe. Das sei zur Gründung 2002 durch den Freundeskreis der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau längst nicht absehbar gewesen.
Der Bezirk verfolge mit dem Wettbewerb die Ziele, hochbegabte Musiker zu fördern, die Bedeutung der musischen Bildung zu unterstreichen und Oberfranken als einen Ort kulturellen Wirkens auf allerhöchstem Niveau herauszustellen, sagte Denzler. Ulrike Brett-Einsiedel vom Freundeskreis Haus Marteau nannte das Kennenlernen der Teilnehmer untereinander als wichtiges Ziel, aber auch die Stärkung von Selbstvertrauen und Charakter gehörten dazu, wenn junge Menschen bereit sind, sich einem solchen Wettbewerb zu stellen. Der Wettbewerb startet in der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau des Bezirks Oberfranken in Lichtenberg, die Finalrunden finden in der Freiheitshalle in Hof statt. Die jüngste Teilnehmerin ist den Anmeldungen zufolge erst 14 Jahre alt und kommt aus Japan. Die Altersgrenze des Wettbewerbs liegt bei 25 Jahren. Die Bandbreite der Teilnehmer reicht von jungen Musikern aus Taiwan, Ecuador und Chile, Studenten der Juilliard School New York bis zu Geigern aus ganz Europa.
Transparent, tragisch und tiefempfindsam / „Oberfranken-Tournee“ an den Osterfeiertagen: Jugendsymphonieorchester unter Till Fabian Weser mit Mendelssohn, Weber und Tschaikowsky
Mendelssohns zauberhafter „Sommernachtstraum“ lassen Till Fabian-Weser und die jungen Musiker im filigranen Zauberton der Elfen, Feen, Kobolde und verliebt streitenden Paaren erklingen. Vier Sätze wurden dazu ausgewählt: der Elfenmarsch, die beiden Intermezzi nach dem zweiten und nach dem dritten Aufzug sowie der berühmte Hochzeitsmarsch. Da die Komposition eigentlich ein Melodram ist, in dem Musik und Text zu einer Einheit verschmelzen sollen, hatte die Regisseurin Doris Sophia Heinrichsen von der Musikhochschule München mit einigen der jungen Musiker kurze Rezitationen als Zwischentexte einstudiert. Der Mendelssohnschen Zauberkomposition tat dies ganz gut, zumal auch die Art und Weise des Musizierens die Magie des frühromantischen Märchenspuks deutlich machte.
Leidenschaftlich und voller Pathos schließlich Tschaikowskys 5. Symphonie e-Moll: Till Fabian Weser macht nicht den Fehler Dynamik und Tempi bis zum letzten martialisch auszureizen, er lässt das Werk fließen, die Musik kommt bei ihm nicht zum Stillstand. Die Gefühle des zerrissenen Komponisten bleiben deshalb aber nicht auf der Strecke. Das liegt an der Detailgenauigkeit und an der disziplinierten Klangkultur, mit der Till Fabian Weser musizieren lässt, etwa in den Andante-Einleitungen der ersten beiden Sätze oder in der sehnsuchtsvollen Hornmelodie des zweiten Satzes. Da werden den Bläsern wunderbare Legati entlockt, der gesamte Klangkörper musiziert präzise und transparent vom ersten bis zum letzten Ton.
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Dirigenten und Musikpädagogen Professor Dr. Günther Weiß gegründet. Weitere Dirigenten waren Howard Golden und Raoul Grüneis. Die Dozenten kommen unter anderem von den Hofer Symphonikern und von der Berufsfachschule für Musik in Kronach. Till Fabian Weser leitet das Jugendsymphonieorchester seit 2013, im „Hauptberuf“ spielt er die Trompete bei den Bamberger Symphonikern. Am Ende zeigte sich Till Fabian Weser selbst ganz überwältigt davon, welch emotionale Momente das Orchester erzeugen konnte. Als Zugabe gab es zum Dank für den nicht enden wollenden Applaus noch einmal den Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn Bartholdy. Bilder: Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken unter seinem Dirigenten Till Fabian Weser und mit dem Solisten Jonathan Weimer beim Auftakt der kleinen Oberfranken-Tournee am Samstagabend in Naila. Auftakt mit Tschaikowsky / Jugendsymphonieorchester Oberfranken ist in Weißenstadt in seine heiße Phase gestartet – Konzerte in Naila, Frohnlach und Stegaurach
Am Pult steht wieder Till Fabian Weser von den Bamberger Symphonikern. Seine Aufgabe ist es, die jungen Talente aus allen Teilen des Regierungsbezirks in nur einer Woche zu einem einzigen Klangkörper zusammenzuführen. Unter der Stabführung des Dirigenten werden die gut 60 jungen Musiker zwischen 11 und 21 Jahren über Ostern zu einer kleinen Oberfranken-Tournee aufbrechen. Auf dem Programm stehen vier Sätze aus dem „Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, das Klarinettenkonzert Nr. 1 f-Moll von Carl Maria von Weber und als Hauptwerk die 5. Symphonie von Peter Tschaikowsky. Solist im Klarinettenkonzert ist Jonathan Weimer aus Bamberg, Schüler von Christoph Müller, dem Soloklarinettisten der Bamberger Symphoniker.
Dirigent Till Fabian Weser versteht das Orchester in erster Linie als eine Art Talentschmiede, in dem sich junge Musiker aus allen Teilen Oberfrankens im Bekenntnis zu ihrer Heimat zusammenfinden. „Ich sehe es aber auch als Sprungbrett“, so Weser. In dem Klangkörper hätten die jungen Talente eine hervorragende Möglichkeit, sich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Musikpädagogen und Dirigenten Professor Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm.
Die Konzerte des
Jugendsymphonieorchesters Oberfranken 2017:
Haus Marteau: „Kulturklangwunder“ in der einstigen Künstlervilla / Internationale Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken soll für 3,2 Millionen Euro ausgebaut werden
„Damit setzen wir ein ganz großes Ausrufezeichen in der lebendigen und vielseitigen Kulturlandschaft Oberfrankens“, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler bei der Vorstellung der Baupläne. Der neue künstlerische Leiter Christoph Adt zeigte sich begeistert über die Maßnahmen, mit denen die hohe Qualität der Einrichtung weiterentwickelt werden kann. Von einem Glücksfall für die Region und einem Leuchtturm mit internationaler Ausstrahlung sprach der Hofer Landrat Oliver Bär und der Lichtenberger Bürgermeister Holger Knüppel freute sich schon jetzt, dass Kultur und Tourismus in der Stadt künftig noch mehr von der Einrichtung profitieren werden. Für den Münchner Architekten Peter Haimerl war es von besonderer Bedeutung, sowohl das unter Denkmalschutz stehende Haus als auch den Park unangetastet zu lassen. „Das Haus Marteau wird in seiner Ursprünglichkeit erhalten“, sagte Haimerl, der unter anderem für die Realisierung des Konzertsaals in Blaibach im Bayerischen Wald verantwortlich war und dafür mehrfach ausgezeichnet wurde. Der Saal werde sich der wunderbaren Landschaftsarchitektur unterordnen und aufgrund einer geschickten Oberflächenkonstruktion dennoch mit natürlichem Licht durchflutet werden. Die vier neuen Übungsräume sollen in bisherigen Lager- und Heizräumen eingebaut werden.
Die internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau gibt es seit 1982. Damals hatte der Bezirk Oberfranken die ehemalige Künstlervilla des weltberühmten Geigers und Komponisten Henri Marteau in Lichtenberg von Marteaus Tochter Mona Linsmayer-Marteau erworben. Nach umfassender Sanierung wurde in dem kurz vor dem Ersten Weltkrieg erbauten Landhaus eine Förderstätte für den hochqualifizierten internationalen Musiknachwuchs geschaffen. Seit mittlerweile 30 Jahren finden in dem stattlichen Anwesen, das bis zur „Wende“ einen Steinwurf vom damaligen Eisernen Vorhang lag, Meisterkurse für nahezu alle klassischen Musiksparten mit namhaften Dozenten statt. Namensgeber ist der Geiger und Komponist Henri Marteau. Er wurde 1874 im französischen Reims geboren und hatte bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Violinspiel begonnen. Bereits 1893 unternahm er Konzerttourneen in den USA. 1908 wurde Marteau Nachfolger des berühmten Geigers Joseph Joachims als Professor für Violine an der Hochschule für Musik in Berlin. Künstlerfreundschaften verbanden ihm unter anderem mit Charles Gounod, Jules Massenet, Peter Tschaikowsky, Anton Dvorak, Edward Grieg, Béla Bartok, Camille Saint-Saens und besonders mit Max Reger. Ihm widmete er nicht nur sein Streichertrio Opus 12 aus dem Jahr 1907, sondern brachte im Jahr darauf auch sein Violinkonzert zur Uraufführung. Neben seiner Tätigkeit als Violinvirtuose ist Marteau auch als Komponist hervorgetreten. Sein Schaffen umfasst 45 mit Opus-Zahlen versehene Werke, darunter Vokal- und Kammermusik sowie Orchesterwerke, außerdem mehrere Kompositionen für Orgel. Henri Marteau starb am 4. Oktober 1934 in Lichtenberg und fand im Park seiner Künstlervilla seine letzte Ruhestätte. Bilder:
Cashbags
begeistern nicht nur Countryfans /
„The Cashbags“ sind im Klang und im Erscheinungsbild sehr nah an den berühmten Vorbildern. Mit markanter Bassbariton-Stimme, Westerngitarre, Telecaster, Kontrabass und Schlagzeug spielen Stephan Ckoehler, Benny Brenner und Tobias Fuchs detailgenau Klassiker wie „Ring of Fire“, „I walk the Line“, Orange blossom special“ bis hin zu „Folsom Prison Blues“, „St. Quentin“ und als Zugaben „Ghostriders in the sky“ und „Bonanza“. Vieles ist angelehnt an die Originalkonzerte der späten 1960er Jahre mit der Band „Tennessee Three“.
Über die großen Hits hinaus wird bei dem Tribute-Konzert aber auch das musikalische Spektrum deutlich, das Johnny Cash so legendär machte. Es reicht von den 1950er Jahren mit Country, Rockabilly, Blues, Folk und Pop bis hin zum Alternative Country Anfang des 21. Jahrhunderts. Über 500 Songs hat er geschrieben, mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft und 13 Grammy Awards hat er bekommen. Auch einige Überraschungen haben die Cashbags im Gepäck. Musikalische Gäste beispielsweise: Valeska Kunath stilecht in Kleidung, Frisur und Bewegung als June Carter. Zusammen mit Robert Tyson interpretiert sie unter anderem das Duett „Jackson“ oder den berühmten Song „If I were a carpenter“. Außerdem spielt sie perfekt wie einst June Carter die Autoharp, ein Instrument, das einer Steel-Guitar ähnelt, aber wie eine Gitarre gespielt wird. In „Wildwood flower“ singt Valeska Kunath solo und begleitet sich dabei selbst. Wie sie das macht, hat echte Klasse.
Dazu gibt es auch einige spätere Songs aus den berühmten „American Recordings“ von Johnny Cash, die Frontman Robert Tyson solo nur mit Gitarre in einem speziellen Akustikteil zelebriert. Für einen Moment dachte man, da sitzt wirklich Johnny Cash. Bilder: Gediegen klassisch bis museal / Gelungene Aufführung von Carl Millöckers Operette „Der Bettelstudent“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Natürlich bietet ein Tourneetheater wie die „Johann-Strauß-Operette-Wien“ keine bahnbrechende Neudeutung des Stückes. Die Inszenierung von Regisseur Peter Widholz und die Choreographie von Nera Nicol sind gediegen klassisch bis museal, die Kostüme aus dem Wiener Bundestheaterfundus ebenfalls und das Bühnenbild von Norbert Art-Uro ist so, dass es vor allem möglichst schnell auf- und wieder abgebaut und zum nächsten Spielort transportiert werden kann. Auch musikalisch gilt es zunächst einmal einige Abstriche zu machen. Das Orchester ist auf kammerorchestrale Größe dezimiert. Unter der musikalischen Leitung der italienischen Dirigentin Petra Giacalone gelingt es den verbliebenen Musikern aber doch den Zauber der Kompositionen von Carl Millöcker und vor allem dessen hervorragender Instrumentierung ganz gut rüberzubringen. Dirigentin und Musiker haben die Partitur konsequent im Griff, dazu kommt ein winziger Chor, der präzise synchronisiert und dynamisch ganz gut ausbalanciert. Nahezu Volksgut sind sie über Generationen geworden, Ollendorfs Strophenlied „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“, Paradestücke der klassischen Operettenära wie „Ich knüpfte manche zarte Bande“ oder „Ich hab´ kein Geld, bin vogelfrei“ und schließlich die großen Duette wie „Ich setz´ den Fall“ und „Nur das eine bitt´ ich dich“ und das Ensemble schafft es erstaunlich gut, diese mitreißende Melodien auf die Bühne zu bringen. Allen voran findet Angela Wandraschek als kapriziöse Laura eine glänzende Vertreterin ihres Charakters. Mühelos kam sie stimmlich über die Rampe und verstand sich über die Situationskomik hinaus als Liebende darzustellen. Auch Christine Holzwarth als ihre Schwester Bronislawa wirbelt stets verliebt in Jan über die Bühne und kam nicht nur in dem Duett „Nur das eine bitt´ ich dich“ sängerisch bestens zur Geltung. Silberhell timbriert und mit ausladender müheloser Höhe wetteifern die beiden Sopranistinnen im Belcanto. Stimmlich als auch darstellerisch absolut auf der Höhe agiert Camillo dell´Antonio in der Titelrolle des Bettelstudenten Symon. Dell´Antonio ist ein kultivierter jugendlicher Tenor mit baritonalen Anklängen, aber auch mit großem Volumen und Potenzial. Mit seinem etwas dunkel gefärbten Tenor versteht es der Bulgare Hristofor Yonov sowohl seine Stimme als auch sein Spiel in den Dienst seiner Rolle als Student Jan zu stellen. Mit dunklem Timbre kennzeichnet Maida Karisik als Gräfin Palmatica ihr Standesbewusstsein. Ein Oberst Ollendorf nach Maß wird von Giorgio Valenta köstlich auf die Bühne gestellt. Ob bestrafter Schulterkuss oder sein Couplet „Schwamm drüber“, Karisik beherrscht die Szene. Josef Pechhacker schwankte schließlich herzerfrischend als Gefängnisaufseher Enterich, offenbar ein sächselnder Verwandter des Frosch aus der „Fledermaus“, über die Bühne. Bestens besetzt waren auch die kleineren Rolle, nicht zu vergessen die vier Tänzer, die im ersten Akt Carl Millöckers Steckbrief-Polka und im zweiten Akt seinen Traum-Walzer gekonnt in Bewegung umsetzten. Bild: Jetzt haben sie es schwarz auf weiß (von links): Laura (Angela Wandraschek) und Symon (Camillo dell´Antonio) sind ein Paar. Darüber freuen sich Jan (Hristofor Yonov) und die Gräfin Nowalska (Maida Karisik). Oberfranken wird zum Zentrum der Geigenwelt / Teilnehmerrekord beim 6. Internationalen Henri-Marteau-Violinwettbewerb
Der Wettbewerb startet in der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken Haus Marteau in Lichtenberg, die Finalrunden finden in der Freiheitshalle in Hof statt. „Lichtenberg und Hof werden damit zum Zentrum der internationalen Geigenwelt“, sagte der künstlerische Berater und Juryvorsitzende, der Dirigent Gilbert Varga, der von 1980 bis 1985 als Chefdirigent an der Spitze der Hofer Symphoniker stand.
Der Wettbewerb wird in drei Runden durchgeführt. Alle Teilnehmer wetteifern mit der Interpretation von Werken Bachs, Mozart und Paganinis um ein Weiterkommen. Übrig bleiben 16 Halbfinalisten, die ihr Können in einem 45-minütigen Recital unter Beweis stellen müssen. Dazu gehört ein Pflichtstück aus der Feder von Henri Marteau, der erste Satz einer Beethoven-Sonate, ein Präludium von Max Reger und die Auftragskomposition von Sören Nils Eichberg. Die sechs Finalisten stellen sich dann der Jury mit der Interpretation eines großen Violinkonzerts, bei dem sie von den Hofer Symphonikern begleitet werden.
Nach den Worten von Intendantin Ingrid Schrader werde der Wettbewerb nicht nur weltweit beobachtet, er gehört seit 2012 auch zum Weltverband der Musikwettbewerbe. Das sei zur Gründung 2002 durch den Freundeskreis der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau längst nicht absehbar gewesen, so die Intendantin. Damit sei ein weiterer Schritt zur globalen Ausrichtung des Wettbewerbs gelungen.
Eines wissen die Verantwortlichen allerdings noch nicht: wie sie es schaffen wollen, 134 junge Musiker bei Gastfamilien in der Region unterzubringen. Deshalb suchen die Hofer Symphoniker noch aktuell Gastfamilien, die bereit sind, junge Menschen bei sich aufzunehmen. Interessierte Familien können sich im Wettbewerbsbüro unter 09281/7200-13 melden. Der 6. Internationale Henri-Marteau-Violinwettbewerb beginnt am Montag, 24. April um 19 Uhr mit einem Eröffnungskonzert in Haus Marteau in Lichtenberg. An gleicher Stelle findet tags darauf um 11 Uhr die Eröffnungsfeier mit der Vorstellung der Jury und der Auslosung der Teilnehmerreihenfolge statt. Bilder: Töne schweben schwerelos durch den Raum / Strukturell durchsichtig und satztechnisch vollkommen: Eindrucksvolles Benefizkonzert des Windsbacher Knabenchors in der Sankt-Petri-Kirche
Völlig zu Recht wird der Windsbacher Knabenchor immer wieder wegen seiner nahezu unglaublichen Homogenität, seiner fein nuancierten Dynamik und seines perfekten Auftretens gewürdigt. Selbst in kompliziertesten Sätzen bietet dieser Chor absolute Transparenz. Dazu kommt die enorme Textverständlichkeit und die Homogenität des etwa 60-köpfigen Ensembles, die den Auftritt zu einem Höhepunkt im Kulmbacher Konzertkalender werden ließ. Die Präzision, mit der hier gesungen wird, kommt schon in Leonhard Lechners Mottete „Beati omnes“ zum Tragen. Der Chor stellt das Werk dieses Tonsetzers aus dem 16. Jahrhundert nahezu schwerelos in den Raum. Akribisch folgen die Jungs ihrem Dirigenten, der sichtlich um jede Note und um jede klangliche Nuance ringt und so ein geradezu sensationelles Klangbild schafft. Gleiches gilt für Johann Staden. Lupenrein intoniert offenbart auch sein „Deutsches Magnifikat“ durchwegs hohe Stimmkultur. Überhaupt setzten die Windsbacher aus Komponisten aus dem fränkischen Raum, im Fall von Johann Staden gibt es sogar eine Kulmbacher Verbindung, denn der gebürtige Nürnberger war hier Anfang des 17. Jahrhunderts zeitweise als Organist tätig.
Das hohe technische Niveau des Chores wird schließlich bei den beiden Motteten „Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für“ und „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ sowie bei dem Choral „O lux beata, trinitas“ von Felix Mendelssohn Bartholdy deutlich. Anders als bei den barocken Kompositionen ist hier der eher gefühlsbetonte Ansatz mit zarten und sensiblen Ansätzen zu spüren. Der Windsbacher Knabenchor glänzt auch hier mit hoher Klangqualität, souveräner Sprachbehandlung und struktureller Durchsichtigkeit auf allen Ebenen. Ganz kraftvoll erklingt schließlich auch noch zeitgenössisches: die Mottete „Miserere mei deus“ des litauischen Komponisten Vytautas Miskinis und das „Pater noster“ des Spaniers Javier Busto. Emotional, textverständlich und präzise differenziert in der Dynamik und einfühlsam gesungen, erschließt der Chor mit diesen Raritäten noch einmal ganz neue Klangwelten.
Es sei gar nicht so einfach gewesen, einen Termin mit dem Windsbacher Knabenchor zu finden, sagte zuvor Dekan Thomas Kretschmar. Er bedankte sich ganz besonders bei Gerhard Endsberger, einem ehemaligem Mitglied des Chors, der das Konzert eingefädelt hatte. Nach den Worten von Lions-Clubpräsident Dieter Bordihn werden mit dem Erlös des Konzertes internationale und regionale Projekte, unter anderem auch das SOS-Kinderdorf in Immenreuth, unterstützt. Die Gesänge wurden gerahmt mit Kompositionen von Josef Gabriel Rheinberger, Johannes de Lublin, Max Reger und Louis Vierne, eindrucksvoll musiziert und absolut perfekt gespielt von der Stadt- und Dekanatskantorin aus Selb, Constanze Schweizer-Elser auf der Rieger-Orgel der Sankt-Petri-Kirche. Schweizer-Elser war kurzfristig für den erkrankten Ingo Hahn eingesprungen. Bild: Der Windsbacher Knabenchor unter der Leitung von Martin Lehmann bei seinem Konzert am Samstag in der Sankt-Petri-Kirche. Henri Marteau soll zurück ins internationale Musikleben / Eigene Wege, eigener Stil: CD mit kammermusikalischen Kompositionen von Henri Marteau erschienen
„Henri Marteau hat als Komponist eigene Wege beschritten und einen eigenen Stil gefunden“, sagt der Verwaltungsleiter der Internationalen Musikbegegnungsstätte und Marteau-Kenner Dr. Ulrich Wirz. Ziel der CD-Reihe, die weltweit vertrieben wird, ist es auch, die Musik Marteaus nicht nur am Leben zu erhalten, sondern ins internationale Musikleben zurückzuführen. Marteaus Schaffen als Komponist umfasst 45 mit Opus-Zahlen versehene Werke, darunter Vokal- und Kammermusik sowie Orchesterwerke, außerdem mehrere Kompositionen für Orgel. Bei der CD-Präsentation erinnerte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler auch an den langjährigen künstlerischen Berater von Haus Marteau, den im zurückliegenden Jahr überraschend verstorbenen Schlagwerker und Percussionisten Peter Sadlo, auf dessen Initiative die Aufnahmen im Wesentlichen zurückgehen. Sadlo hatte unter anderem den Kontakt zu den Musikern und zum Label Solo Musica hergestellt. Mit Hilfe der geplanten CD-Reihe soll auch die Musikbegegnungsstätte in Lichtenberg in der internationalen Musikwelt noch präsenter werden, als sie es ohnehin schon ist. Eingespielt haben die neue CD die Flötistin Andrea Lieberknecht, die Sopranistin Julie Kaufmann, der Cellist Reiner Ginzel, die Pianistinnen Gitti Pirner und Yumi Sekiya, die Bratscher Hariolf Schlichtig und Jürgen Weber sowie die Geigerin Yi Li und der Geiger Hans Kalafusz. Fast alle sind sie langjährige Dozenten von Haus Marteau. In unterschiedlichen Besetzungen haben sie Henri Marteaus Stücke für Violine und Klavier, für Viola und Klavier, die fünfsitzige Partita für Querflöte und Viola Opus 42 Nr. 1 sowie die 1906 erschienenen acht Lieder für Singstimme und Streichquartett aufgenommen. Ergänzt wird die CD durch drei Kompositionen für Violoncello und Klavier des Marteau-Freundes Max Reger. Für die zweite CD kündigte Wirz neue Einspielungen von Marteaus Klarinettenquintetts und seines dritten Streichquartetts an. Ausführende werden Musiker des Bayerischen Staatsorchesters sein. Ein ganz besonderer Leckerbissen verspricht die dritte CD zu werden. Dafür konnten die Verantwortlichen die prominente Mezzosopranistin Vesselina Kararova gewinnen. Fast schon als musikalische Sensation gelten historische Aufnahmen des Norddeutschen Rundfunks, auf denen der Bariton Dietrich Fischer Dieskau Lieder von Henri Marteau eingesungen hat. Auch diese Aufnahmen sollen wieder veröffentlicht werden. So wie die erste vorliegende CD werden auch die folgenden Veröffentlichungen bei dem Münchner Independent Label Solo Musica erscheinen. „Solche Sachen bekannt zu machen, das ist genau unsere Aufgabe“, sagt Hubert Haas von Solo Musica. Auch wenn es ein kleines Label ist, so sei der Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz über Sony Music und für den Rest der Welt über Naxos gesichert. Über die Naxos Music Library hätte außerdem sämtliche Musikhochschulen Zugriff auf die Aufnahmen, die auch über Streaming-Dienste und in Studioqualität zum Download angeboten werden. Für Spezialisten denkt Hubert Haas sogar über eine Veröffentlichung auf Vinyl nach. Erhältlich ist die neue CD aber auch ganz traditionell im Handel, über Amazon oder über die Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberfranken (Telefon 0921/604-1608 oder info@haus-marteau.de). Bild: Unter dem berühmten Bildnis von Henri Marteau in dessen ehemaliger Villa in Lichtenberg stellten Verwaltungsleiter Ulrich Wirz, Bezirkstagspräsident Günther Denzler und Hubert Haas von Solo Musica die neue Marteau-CD vor. Musik für den Frieden / Bayreuther Sänger gestalten Holocaust-Gedenkstunde der Vereinten Nationen in Genf
Auf dem Programm standen die drei zeitgenössischen Kompositionen „Mount Sinai“, „Vaetchanan“ und „Nachamu Ami“ des israelischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten Isaak Tavior. Der Musiker wird den Chor auch auf seiner Reise nach Genf begleiten. Taviors Musiksprache ist schwer einzuordnen, sie bewegt sich zwischen traditionellen und zeitgenössischen Klängen, ist voll von überraschenden Dynamik- und Tempo wechseln, langen rhythmischen Chorpassagen sowie lyrisch-melodiösen Zwischenspielen. Weitere Programmpunkte waren unter anderem einige Chöre des österreichischen Komponisten Viktor Ullmann, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde, und die Arie „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ von Robert Stolz, gesungen von der erst 15-jährigen Sopranistin Scarlet Rani Adler. Das Gedenken an den Holocaust müsse seinen festen Platz haben, denn nur aus der Erinnerung heraus könne auch Versöhnung entstehen, sagte der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk . Eine Kollektivschuld gebe es nicht, aber auch die junge Generation stehe in der Verantwortung, dass sie so etwas wie der Massenmord an den Juden und anderen Bevölkerungsgruppen niemals wiederholt. Koschyk appellierte an die gesamte Gesellschaft nicht zuzulassen, dass auf leisen Sohlen Intoleranz, Hass und Fanatismus wieder Raum gewinnen.
Der Zamirchor ist nach 2011 und 2014 bereits zum dritten Mal eingeladen worden, die offizielle Gedenkstunde der Vereinten Nationen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag in Genf musikalisch zu gestalten. Für den kleinen Laienchor aus Bayreuth ist es einer seiner bisher größten Auftritte, wenngleich der Zamirchor bereits mehrfach in Israel, 2010 sogar vor der UN-Vollversammlung in New York, aber auch immer wieder in der Region aufgetreten ist. In Genf werden diesmal der Misgav Hagalil Choir aus Israel, die knapp 70 Musiker des Deutschen Radio Orchesters, die beiden Solisten Joanna Sachryn (Cello) und Walter Schreiber (Geige) dabei sein. Der Zamirchor engagiert sich seit 2006 für die israelisch-deutsche Beziehung. Die rund 30 Chormitglieder im Alter zwischen 15 und 80 Jahren sehen ihr Engagement auch als Beitrag zum Frieden. Bei dem Chor handelt es sich um einen 2006 gegründeten gemischten Laienchor mit rund 30 Mitgliedern. „Bei uns geht es um Musik und um Völkerverständigung“, sagt Barbara Baier, die bereits an vielen Bühnen in Deutschland feste Engagements hatte. Mittlerweile ist der Zamirchor als Verein organisiert, seine Mitglieder sind Hausfrauen, Schüler und Studenten genauso wie Krankenschwestern, Lehrer oder Schauspieler.Standing Ovations für die Stadtkapelle / Umjubeltes Konzert des Kulmbacher Klangkörpers zum Jahresauftakt
Die musikalische Begrüßung des neuen Jahres ist nicht nur ein schöner Brauch, sondern auch ein Ritual, das niemand mehr missen möchte. Gerade in Kulmbach, wie sonst wäre es zu erklären, dass das Neujahrskonzert der Stadtkapelle bereits seit Wochen ausverkauft ist und gar keiner Werbung mehr bedarf. Auch diesmal hatte es der Klangkörper unter seinem Dirigenten Thomas Besand wieder geschafft, die über 50 Musiker hervorragend zu motivieren und viele hundert Zuhörer schwungvoll und anspruchsvoll zweieinhalb Stunden lang zu unterhalten. Es sind vor allem die populäre Werke, die ein Neujahrskonzert ausmachen. Franz Lehars Konzertwalzer „Gold und Silber“ zum Beispiel, der erst vor wenigen Tagen am gleichen Ort von den Hofer Symphonikern aufgeführt wurde. Ein bekannter und bewährter Walzer, bei dem der Dirigent sämtliche Verzögerungen und Beschleunigungen aufs Beste auskostet. Kein Wunder, dass Teile der Stadtkapelle fröhlich im Takt mitwippen.
Komplett neu im Programm war die Ouvertüre zu der Märchenoper „Wenn ich König wär“ von Adolphe Adam. Tiefromantisch komponiert und trotzdem spritzig aufgeführt, lassen Thomas Besand und seine Musiker das wahre Meisterwerk der französischen Romantik erklingen. Schon dieser Auftakt war nicht nur ein strahlendes Beispiel für den Glanz des französischen Musiktheaters, sondern auch für die hohe Professionalität der Stadtkapelle. Die Vielseitigkeit moderner konzertanter Blasmusik zeigen Kompositionen wie das auf Tempo und im Big-Band-Stil gespielte Chanson „La Mer“ des Interpreten Charles Trenet oder ein Medley der bekanntesten Melodien des legendären amerikanischen Filmkomponisten Henry Mancini auf. Von „Moon River“ bis zum „rosaroten Panther“ war alles dabei. Von den Musikern wurde dies alles großartig zum Klingen gebracht, zumal die Stadtkapelle auch hier absolut transparent, homogen und exakt spielt.
Trotz aller Ausflüge ins Zeitgenössische haben freilich auch traditionelle Marschkompositionen ihren festen Platz. Diesmal setzte Thomas Besand den Konzertmarsch „Abel Tasman“ von Alexander Pfluger, den in atemberaubendem Tempo musizierten „UNO-Marsch“ von Robert Stolz und „Die Regimentskinder“ von Julius Fuczik aufs Programm. Klangvoll und schmissig wird dies alles gespielt. In den Interpretationen der Stadtkapelle schimmern dabei aber auch wahre Kleinode der Musikliteratur durch. Die Marschmusik lebt eben vor allem von der Homogenität ihrer Aufführung, das wird wieder einmal deutlich. Höhepunkte eines jeden Neujahrskonzertes sind traditionell die Auftritte von Solisten. Diesmal gab es den Erfolgstitel „You raise me up“, fabelhaft gesungen von Elke Höhn. Ebenso den Song „On the sunny side oft he street“, den Elke Höhn als Duett zusammen mit Thomas Besand interpretierte. Jens Schieder und Mutter Monika waren die beiden Flügelhornsolisten in der Polka „Max und Moritz“ von Guido Henn und beide musizieren dabei blitzsauber. Stadtkapellenvorstand Roland Jonak schließlich greift wieder einmal zum Xylophon im „Csárdás“ von Vittorio Monti und trumpfte dabei in altbewährter Art und Weise auf, so dass er wahre Jubelstürme entfacht und sofort eine Zugabe geben muss.
Bilder: Beliebig aber voller Fantasie / Schwungvoll und sentimental zugleich: Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker unter Johannes Klumpp
Das war aber auch schon die einzige Klammer, die das Konzert irgendwie zusammenhielt. Die einen werden sagen, das Programm ist gut gemixt aus bekannten und wohlklingenden Werken. Andere werden die Beliebigkeit bemängeln, mit der Johannes Klupp Walzerseligkeit von Johann Strauss und Franz Lehar an impressionistische Klänge von Claude Debussy und Romantisches von Peter Tschaikowsky reiht, dazwischen immer wieder mal einen barocken Satz aus den vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi und am Schluss, nach der „schönen blauen Donau“ nicht etwa gleich der Radetzky-Marsch - der kommt erst ganz am Ende - sondern erst einmal Engelbert Humperdincks Abendsegen. Kurzweilig ist das alles schon, aber eben auch ein wenig beliebig, um nicht zu sagen belanglos, aber zumindest unverbindlich. Schwungvoll und einschmeichelnd lässt Johannes Klumpp, seit 2013 Chefdirigent des Folkwang Kammerorchesters Essen, und gleichzeitig künstlerischer Leiter des Festivals der Sommermusikakademie Schloss Hundisburg in Sachsen-Anhalt, den Frühlingsstimmen-Walter von Johann Strauss und später dessen Walzer „Wein, Weib und Gesang ertönen. Lehars Gold-und-Silber-Walzer hat er beinahe verinnerlicht und führt ihn raffiniert „schwankend“ im Dreiertakt, sentimental und sogar mit ein wenig Schmiss auf. Effektvoll auch die anderen Kompositionen, dazu waren die Hofer Symphoniker eigens mit ganz großen Apparat nach Kulmbach gekommen, Cembalo, Harfe und jede Menge Schlagwerk eben. So erklingen Emil Waldteufels Schlittschuhläufer, der erste Satz aus Tschaikowsky Wintersymphonie, Felix Mendelssohn Bartholdys Scherzo aus dem „Sommernachtstraum“, Debussys wundervolles „Claire de lune“ oder eben Humperdincks Abendsegen in romantisch bunten Bühnenfarben. Alles kurze aber sehr effektvolle Stück, die auch so klingen, liebevoll und voller Fantasie. Hauptwerk des Neujahrskonzert waren freilich „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi, oder besser jeweils ein eingestreuter Satz aus allen vier Einzelkonzerten. Das passt zu den Häppchen des übrigen Konzertes, mit großer Lust am Auskosten der zahlreichen Details, die Johannes Klumpp nicht nur gestaltet, sondern zuvor auch ausführlich erklärt. Die Hofer Symphoniker stellen dabei unter Beweis, zu welch klangfarblichen Möglichkeiten ihre Streicher fähig sind. Vor allem im jeweils dritten Satz aus dem Frühling und dem Sommer blitzen die außerordentliche Musikalität und das Können von Konzertmeister Lorenzo Lucca als Sologeiger auf. Bild: Die Hofer Symphoniker unter Johannes Klumpp bei ihrem Neujahrskonzert in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle. Weihnachtliche Akzente und volkstümliche Schlager / Geraldine Olivier, Judith und Mel sowie Captain Freddy begeisterten bei der PS-Gala ihr Publikum
Weihnachtliche Akzente und volkstümliche Schlager standen im Mittelpunkt der traditionellen PS-Gala. Nach dem offiziellen Teil gab es drei Stunden lang Unterhaltung pur. In wechselnder Reihenfolge traten die Künstler auf, zunächst in einem reinen Showteil, dann in einem besinnlichen Teil mit ruhigen und nachdenklichen Liedern. Die Schweizer Sängerin Geraldine Oliver (oben) wurde vom Publikum mit einem besonders vielseitigen Repertoire gefeiert. Mit dem Titel „Nimm dir wieder einmal Zeit“ hatte sie bereits 1995 den Grand Prix der Volksmusik gewonnen. Klar, dass ihr Hit auch in Kulmbach nicht fehlen durfte. Mit ihrer wunderbaren Stimme aber auch mit ihrer schwungvollen und herzlichen Ausstrahlung erobert sie das Publikum im Sturm. Mit Liedern wie „Seemann lass das Träumen“ oder „Der weiße Mond von Maratonga“ erinnerte Geraldine Olivier an die Schlagerlegende Lolita. Aus der französischsprachigen Schweiz stammend hatte sie kürzlich auch ein Album auf Französisch veröffentlicht, daraus gab es den Titel „Qui saura“. Weil die Luft so trocken ist, trinkt Geraldine Olivier auf der Bühne Wasser, hätte aber gerne Champagner, bis Sparkassenchef Weiss endlich ein Kulmbacher Bier bringt, an dem sie freilich nur etwas nippt. Ihren Erfolgstitel „Champagner fürs ganze Lokal“ singt sie trotzdem.
Captain Freddy startet mit „Junge komm bald wieder“, gibt aber gleich zu, dass er eigentlich aus dem bayerischen Günzburg stammt. Genauso wie mit den „Singenden Saxophonen“ spielt er auch alleine Evergreens wie „Rote Korallen“ oder „Unter fremden Sternen“. Bei „Aber dich gibt´s nur einmal für mich“ singt Captain Freddy auch mit sonorer Stimme. Höhepunkt ist ein Duett, bei der er Geraldine Oliver auf dem Saxophon begleitet. Zu hören gibt es dabei eine wunderschöne Version des Heidi-Brühl-Klassikers „Wir wollen niemals auseinandergeh´n“.
Judit und Mel sind seit bald 50 Jahren auch privat ein Paar und da nimmt man es ihnen ab, wenn sie Titel interpretieren wie „Bis ans Ende der Zeit“, „Du hast mich, du hast meine Liebe“ oder „Ticket für zwei“ aus der Jubiläums-CD „30 Jahre gemeinsam auf der Bühne“. Höhepunkt ihres Weihnachtsprogramms ist zweifellos die deutsche Version des Cliff-Richard-Klassikers „Christmas time, mistletoe and wine“, der bei Judith und Mel „Weihnachtszeit, schönste Zeit“ heißt. Sowohl Geraldine Olivier, als auch Judith und Mel sowie Captain Freddy zeigten sich bei der Gala als Stars zum Anfassen, die schon in der Pause ins Foyer gekommen waren, unermüdlich Autogramme schrieben und sich gutgelaunt mit ihren Fans fotografieren ließen. Perfekt, packend und fein phrasiert / Stimmungsvolle Weihnachtskonzerte mit dem Kulmbacher Kammerorchester
Wäre da nicht Thomas Grünke mit seinem Kulmbacher Kammerorchester und dem St.-Johannes-Chor aus Trebgast. Dirigent, Musiker und Sänger haben die Weihnachtsgeschichte von Arnold Melchior Brunckhorst aus den Archiven geholt, bestens einstudiert und zu ihren Weihnachtskonzerten am Sonntagnachmittag in Burghaig und am Abend in der Katholischen Kirche „Unsere Liebe Frau“ in Kulmbach aufgeführt. In Burghaig ist die Kirche dabei so überfüllt, dass Pfarrer Holger Fischer im Vorfeld schon mal vorsorglich auf die Notausgänge hinweist. Mit ihrem lebensvollen musikantischen Impuls und den chortechnisch wie besetzungsmäßigen Anforderungen bietet die Weihnachtsgeschichte nach Brunckhorst eine ideale Weihnachtsmusik. Sie ist das Ergebnis eines handwerklich brillanten und in der Wirkung sehr effektiven Stils, eine Art „Weihnachtsoratorium light“, was schon an der Länge, beziehungsweise Kürze von einer knappen halben Stunde deutlich wird. Nichts desto trotz, die Komposition ist nicht nur absolut wirkungsvoll, sie ist es auch wert, aufgeführt zu werden. Hier zeigt sich die Qualität des Kulmbacher Kammerorchesters und des Trebgaster St.-Johannes-Chores. Imposant und kompakt erstrahlen die Chorsätze, wobei sich Männer- wie Frauenstimmen durch einen angenehm zupackenden, klanglich sehr charaktervollen Duktus auszeichnen. Sorgfältig und stimmig spielt das Orchester unter dem Dirigat Grünkes. Auch mit dem Solistenquartett hat der Dirigent eine gute Wahl getroffen. Mit silbrigem anschmiegsamen Klang, glasklar und glockenhell kann die Sopranistin Marion Schmid, bekannt vom Gesangsquartett Vocalisto, überzeugen. Flexibel in der Stimmgebung und hervorragend disponiert ist Altistin Melina Meschkat. Der amerikanische Tenor James Clark, in der Region längst kein Unbekannter, meistert seinen Part perfekt, routiniert und mit großer stimmlicher wie atemtechnischer Kapazität, während Bassist Tobias Freund aus Nürnberg eine hervorragende stimmliche Grundlage, angenehm timbriert und durchaus voluminös bildet. Sein Bass(bariton) kommt in der warmen Akustik der Burghaiger Kirche besonders gut zum Tragen. Alle vier Solisten haben eine herausragende Textverständlichkeit gemeinsam.
In der Orchestersuite blitzt so manch feine Phrasierung auf und das Kammerorchester spielt einmal mehr virtuos. Höhepunkt ist natürlich der mit „Air“ (Arie) überschriebene Satz, sicher eine der bekanntesten Bach-Kompositionen. Hier schweigen Trompeten, Oboen und Pauken, allein Streicher und Cembalo spielen den liedhaften Satz im Vier-Viertel-Takt mit seiner ausladenden Oberstimmenmelodie und dem in regelmäßigen Achteln schreitenden Bass. Bleiben noch ein wundervolles Weihnachtslied des zeitgenössischen englischen Komponisten John Rutter mit dem Titel „Christmas Lullaby“ und die Arie „O du, die Wonne verkündet in Zion“ aus dem „Messias“ von Georg Friedrich Händel, die von der Altistin Melina Meschkat mit überaus tragfähiger Stimme und großer Textverständlichkeit hervorragend interpretiert wird. Natürlich gab es am Ende einen Riesenapplaus, das Weihnachtslied „Engel bringen frohe Kunde“ sowie ein gemeinsam gesungenes „Tochter Zion“ als Zugabe. Bilder: Ästhetik der goldenen Tanzkultur / Märchenhaft und museal: St. Petersburg Festival Ballett gastierte mit Tschaikowskys „Schwanensee“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Die romantische märchenhafte Geschichte um Macht und Liebe, in der sich der junge Prinz Siegfried in die verzauberte Schwanenprinzessin Odette verliebt und sie vom bösen Zauber des Magiers Rothbart befreit, das ist der Stoff, aus dem Ballettträume sind. „Schwanensee“, das ist fast schon ein Synonym geworden für die Eleganz des klassischen Balletts auf höchstem Niveau. Das St. Petersburg Festival Ballett gilt als eines der besten Ballett-Ensembles der Petersburger Schule und es steht für strenge klassische Eleganz und für Tanzleistung in Perfektion. Die Macher haben dazu ganz traditionelle opulente Kostüme und kitschig-schöne Bühnenbilder geschaffen. Hier wird die Ästhetik der goldenen Tanzkultur großgeschrieben. Alle Tänzerinnen und Tänzer agieren in Kulmbach auf sehr hohem Niveau und überzeugen mit Können und einer blitzsauberen Tanzleistung. Wie gesagt, bahnbrechende Choreographien wird ernsthaft niemand erwartet haben. Ganz traditionell setzen die Macher auf geometrische Figuren, da laufen Tänzerreihen wunderbar ineinander, da werden immer wieder bewegte Ornamente, Kreise, Dreiecke, Quadrate und Winkel gebildet, ganz mit Revue-Charakter und das alles bei der wunderbaren Musik Tschaikowskys, die freilich vom Band kommt. Der Zauber der perfekten Show stellt sich trotzdem ein.
Insgesamt besteht das St. Petersburg Festival Ballett aus über 40 Tänzern, 32 sind pro Abend auf der Bühne, alle sind Absolventen renommierter russischer Ballett-Schulen. Sämtliche Tänzer haben bereits an führenden Ballett-Theatern Russlands gearbeitet und zahlreiche Preise bei internationalen Ballett-Festivals und -Wettbewerben gewonnen. Zusammen bilden sie im St. Petersburg Festival Ballett eine der ästhetisch und technisch besten Ballett-Kompanien nicht nur Russlands. Die künstlerische Leitung lag in den Händen der beiden Choreographen von Margarita Kamysh und Nikolai Boyarchikov, beide große Namen der renommierten Tanzszene. Natürlich krönte am Ende ein großer Schlussapplaus mit Jubel, Bravo-Rufen und sogar einem Blumenstrauß für die Hauptdarstellerin den russischen Ballettabend in der Dr.-Stammberger-Halle. Stephan Herbert Fuchs Bilder: Effektvoll, zupackend und geschmackvoll: Ljubka Biagioni und ihre Sofia Symphonics stimmten in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle auf Weihnachten ein
Auch diesmal spannt das Programm wieder einen weiten Bogen von klassischen Weihnachtslieder wie „In dulci jubilo“ über festliche Klassik, mit Ausschnitten aus Tschaikowskys Nußknacker-Suite, bis hin zu amerikanischen Christmas Songs wie „White Christmas“ oder Rudolph the red nosed reindeer“. Höhepunkte des Abends sind klassische Acapella-Sätze, zum Beispiel Max Regers „Schlaf wohl du Himmelsknabe du“, aber auch die raffinierte Orchester- und Chor-Arrangements, etwa von „The first noel“ oder von „Stille Nacht, heilige Nacht“. Wie bei festlicher Weihnachtsmusik dieser Art üblich darf es gerne mal auch ein wenig kitschig sein, da tragen die Arrangements schon mal dick auf, klingen manchmal mehr amerikanisch als europäisch und der Klangkörper musiziert mit großer Spielfreude glamourös im Breitwandformat. Als nicht angekündigten Überraschungsgast hatte die Dirigentin den bulgarischen Jazz- und Popsänger Vassil Petrov mitgebracht, der in bester Frank-Sinatra-Manier und mit prägnanter sonorer Gesangsstimme einige Weihnachtslieder zum Besten gibt. Vassil Petrov ist in seiner Heimat ein echter Star und sorgte auch schon weit darüber hinaus mit seinen Sinatra-Shows für Aufsehen. Petrov, der mit Mikrofon singt und aus dem Publikum heraus auftritt, klingt wie Frank Sinatra und hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Mit seiner samtenen Stimme und seiner außergewöhnlichen Ausstrahlung wird er zu Recht gefeiert. Natürlich ist das Niveau des Orchesters durchgehend hoch, technisch gibt es keinerlei Mängel und Ljubka Biagioni hat das alles frisch und zupackend im Griff. Gerne zielt sie auch mal auf den einen oder anderen Effekt ab, aber genau das ist es ja auch, was man bei einem solchen Konzert mit einem derart populären Programm erwartet. Das Orchester musiziert trotzdem von Anfang bis Ende mit größter Sorgfalt und Differenziertheit und stets wohltuend geschmackvoll.
Moderiert wird der Abend von der Dirigentin mit Wahlheimat Kulmbacher Land, die mit ihrem Charme und ihrer Herzlichkeit die Zuhörer verzaubert. „Kulmbach ist meine musikalische Heimat“, sagt sie. Zwei Mal wird sie auch zur Rezitatorin, einmal mit Hermann Hesses „Weihnachtsabend“, später mit „Fern im Osten wird es helle“ des frühromantischen Schriftstellers Novalis. Ein Novum sorgte schon vor dem Konzert für Aufmerksamkeit: eine Bläsergruppe aus dem Orchester spielte im Foyer einige festliche Bläsersätze und stimmte die Besucher hervorragend auf den Abend ein. Am Ende gibt es einen nicht enden wollenden Beifall, Standing Ovations und Worte des Dankes von Oberbürgermeister Henry Schramm, die lediglich durch einen Zwischenruf („Sie verderben die Weihnachtsstimmung“) unterbrochen werden. Das Stadtoberhaupt spricht von einem wunderbaren Abend und von einer großen Fangemeinde, die Ljubka Biagioni zu Guttenberg mittlerweile in Kulmbach gewonnen hat. Die Musik habe an diesem Abend die Herzen der Menschen nicht nur erreicht, sondern auch verzaubert. Bilder: Ernste Musik muss gar nicht ernst sein / Außergewöhnliche Musikstunden mit Rekkenze Brass an der Pestalozzi- und an der Meußdoerffer-Grundschule
Nach Hof, Baunach und Bamberg waren die fünf Profimusiker von Rekkenze Brass am Mittwoch nach Kulmbach zur Pestalozzi-Grundschule und in die Meußdoerffer Grundschule gekommen, um eine Musikstunde der besonderen Art zu geben. Kaum hatten sie die Aula der Musikschule betreten, zogen sie die meist rock-, pop- und hip-hop verwöhnten Kids auch schon in ihren Bann. Ein mittelalterlicher Tanz von Michael Preatorius begeisterte das junge Publikum ebenso wie George Gershwins „Bindin my time“. Das besondere an den Musikhörstunden mit Rekkenze Brass ist, dass die fünf Musiker die Kompositionen nicht nur mit viel Witz erklären, sondern das junge Publikum auch aktiv einbeziehen.
Das hätten sie sich die Kinder der Pestalozzi-Grundschule, nicht träumen lassen, dass klassische Musik so spannend und so witzig zugleich sein kann. In einer Zeit, in der es längst nicht mehr selbstverständlich ist, dass Kinder mit dieser Art von Musik konfrontiert werden, hat es sich das renommierte Hofer Blechbläserquintett Rekkenze Brass seit Jahren zur Aufgabe gemacht, Musik in die Schulen zu bringen und jungen Leuten klar zu machen, dass die sogenannte ernste Musik nicht unbedingt auch immer ernst sein muss.
„Uns geht es mit den Musikhörstunden aber nicht nur darum, den Kindern die klassische Musik nahe zu bringen, sondern auch darum, ihr Interesse und Verständnis für Musik zu wecken“, sagt Rainer Streit, der aus Kulmbach stammt und der bei Rekkenze Brass die Tuba spielt. Viele von den Schülern seien noch nie in einem klassischen Konzert gewesen. „Sie kennen das Erlebnis gar nicht, der Musik einmal leise zuzuhören und sie einfach so auf sich wirken zu lassen“, sagt Rainer Streit. „Wenn wir dann bei dem einen oder anderen Kind etwas bewirken können, hat sich unser Engagement schon gelohnt.“ Noch besser wäre es natürlich, wenn die eine oder der andere in den nächsten Tagen bei Streits Bruder Harald in der Musikschule vorbeischauen und sich für ein paar Schnupperstunden auf einem Instrument anmelden würden. „Dann hätte sich unser Einsatz absolut gelohnt“, sind sich die Musiker von Rekkenze sicher.
Auch Oberbürgermeister Henry Schramm hat es sich an diesem Morgen nicht nehmen lassen, die Musikhörstunde mitzuerleben. Für Schramm, der selbst dem Bezirkstag von Oberfranken angehört, ist es wichtig, dass der Bezirk Geld in die Hand nimmt, um Kinder an die Kultur heranzuführen und sie mit Musik zu konfrontieren. Weitere Musikhörstunden stehen in diesen Tagen in Gräfenberg und Pottenstein auf dem Programm.
Bilder: Die Arche Noah als Geschichte der Gegenwart / Bayreuther Chöre der Hochschule für evangelische Kirchenmusik führen Kinderoratorium „Archenspiel“ auf
Gesamtleiterin Gerti Richter, Dozentin an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik, verspricht Spektakuläres. 40 bis 50 Scheinwerfer sollen die Stadtkirche in das rechte Licht rücken, ein riesiges Segel wird die Arche aus der biblischen Arche-Noah-Geschichte symbolisieren und neben verschiedenen Musikstilen wird es auch Elemente des Schauspiels, des Tanzes und des Musicals geben, alles kindgerecht und altersgerecht, so dass schon Kinder im Vorschulalter eingeladen sind. Im Gegensatz zur biblischen Arche-Noah-Geschichte ist beim „Archenspiel“ jeder eingeladen, mit in die Arche zu kommen. Die Vielfalt der Tiere wird zu einer Vielfalt aller menschlichen Lebewesen. „Gegen die Fluten der Belanglosigkeit und Kurzlebigkeit zimmern sie sich eine Arche mit einem festen Grund aus Mitmenschlichkeit und der aktiven Auseinandersetzung mit den Wahrheiten jenseits unserer Verstandeswelt“, heißt es im offiziellen Einführungstext. Damit wird auch klar, dass dieses „Archenspiel“ mitten im jetzt und hier stattfindet und eigentlich eine Geschichte aus der Gegenwart ist. Eine Geschichte, in der es beispielsweise um Konsum oder Entfremdung geht und bei der am Ende Werte wie Wahrheit und Aufrichtigkeit zählen. Bunt ist das Produktionsteam, das bis zuletzt unter Hochdruck gearbeitet hat. Als Autor fungiert der in Bayreuth aufgewachsene Regisseur und Schauspieler Maximilian Ponader. Komponisten sind der Nürnberger Kirchenmusiker Karsten Leykam, der an der Bayreuther Hochschule studiert hatte und der Marko Zdralek, der als Professor für Theorie und Komposition an der Hochschule lehrt. Dazu kommt noch Jens Hübner, der sich für die Ausstattung, das Lichtkonzept und nicht zuletzt auch für Gestaltung des bunten und vieldeutigen Plakats auszeichnet. Nach den Worten von Pfarrer Wolfgang Böhm, er ist der Fundraiser, also Mittelbeschaffer für die Förderstiftung der Hochschule, reicht der erste Impuls für den Kompositionsauftrag bereits zwei Jahre zurück. Ein religiöses Stück, verbunden mit einem großen Auftrag sollte es werden. Dank zahlreicher Sponsoren konnten die Kosten im fünfstelligen Bereich abgedeckt werden. Unter der Gesamtleitung von Gerti Richter werden der Bayreuther Kinder- und Spatzenchor, der Jugendchor, dazu Gesangssolisten aus den Chören sowie sieben Jugendliche, die an der Hochschule unterrichtet werden auftreten. Begleitet werden die Sängerinnen und Sänger von einem 16-köpfigen Kammerorchester unter der Leitung von Nikolaus Richter. Karten für die beiden Aufführungen am 12. und 13. November, jeweils 17 Uhr, in der Stadtkirche Bayreuth gibt es im Vorverkauf an der Theaterkasse, Opernstraße 22 in Bayreuth, Telefon 0921/69001. Eintrittskarten kosten acht Euro in der ersten Kategorie und drei Euro in der zweiten Kategorie, Kinder sechs, beziehungsweise zwei Euro. Bild: Gerti Richter und Pfarrer Wolfgang Böhm werben mit diesem Plakat für die Uraufführung des Kinder-Oratoriums „Archenspiel“ am 12. und 13. November in der Bayreuther Stadtkirche. Innig und introvertiert, flexibel und furios / Beethoven pur: Hofer Symphoniker mit Tobias Feldmann und unter Ljubka Biagioni zu Guttenberg in Kulmbach
Das anspruchsvollste aller Violinkonzerte hatte sich Tobias Feldmann herausgesucht, der trotz junger Jahre völlig zurecht auch international zu den vielversprechendsten Talenten unter den Geigern zählt. In seiner Interpretation wechseln sich furioses Passagenspiel, introvertiertes Innehalten und innig ausgekostete Kantilenen ab. Natürlich musiziert er fabelhaft präzise, flexibel in der Bogenführung und mit atmender Phrasierung. Tobias Feldmann besitzt ein außergewöhnliches Gestaltungsvermögen. Die Töne fließen bei ihm, als wäre es das Natürlichste der Welt. Mit perfekter Technik verleiht er jeder Note ein Eigenleben, verliert aber nicht das große Ganze aus dem Blick und macht melodische Zusammenhänge hörbar. Bemerkenswert sind auch seine Kadenzen, die trotz manch zeitgenössischen Anklangs und der ungewöhnlichen Paukenbegleitung tatsächlich so von Beethoven komponiert wurden. Überaus gelungen ist auch seine Solo-Zugabe, das Stück „Recuerdos de la Alhambra“ des spanischen Komponisten Francisco Tarrega. Nüchtern und gelassen wird er beim Violinkonzert von den Hofer Symphonikern unter Ljubka Biagioni begleitet. Die Musik fließt ganz selbstverständlich mit großen Bögen. Die Dirigentin führt den Klangkörper mit breiten Strichen, kostet die orchestralen Passagen aus, besonders im Larghetto, dem eigentlichen Zentrum der Komposition. Immer wieder räumt sie Tobias Feldmann seinen Platz als Solisten großzügig frei, sie setzt auf weiche Übergänge und dynamische Ausgewogenheit, am Ende des zweiten Satzes auch auf einen wunderbaren Dialog zwischen Solisten und Orchester. Überaus eindrucksvoll erklingt auch Beethovens dritte Symphonie, das Es-Dur-Werk mit der Opuszahl 55. Ljubka Biagioni, die Dirigentin aus dem Kulmbacher Land, die vor wenigen Tagen mit der Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken ausgezeichnet wurde, fügt die Symphonie souverän absolut logisch zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Die überschwängliche Begeisterung, mit der Beethoven die Komposition anging, als sie noch als Hommage an Napoleon gedacht war, ist in dieser Interpretation zu spüren. Bekanntlich revidierte Beethoven seine Meinung über Napoleon später und kratzte die Widmung aus der Partitur. Schroffe und filigrane Klänge wechseln sich im ersten Satz ab, ein liebevoll gestalteter, fast schon kammermusikalisch durchleuchteter Trauermarsch „Marcia funebre“ im zweiten und viel tänzerischen Schwung im Finale, das alles macht Ljubka Biagionis Interpretation aus. Es ist eine Deutung in erstaunlich transparentem Klangbild. Viele Details der Partitur hat man so akkurat selten gehört. Sämtliche Motive werden ganz logisch in Stimmungen umgesetzt, mit großer Detailtreue und einem glänzend aufgestelltem Orchester. Begonnen hatte der Klangkörper den Abend mit der „Egmont“-Ouvertüre, die Beethoven 1809/1810 nach Motiven zu Johann Wolfgang von Goethes gleichnamigem Trauerspiel komponiert hatte. Auch hier gelingt es den Hofer Symphonikern die Zuhörer von Anfang an durch stilistische Gradlinigkeit und Konsequenz zu fesseln. Perfekt austariert musizieren die Hofer diese Komposition zwischen bühnenhafter Dramatik und musikalischem Einfallsreichtum. Bild: Tobias Feldmann war der Solist in Beethovens Violinkonzert, das die Hofer Symphoniker unter Ljubka Biagioni zu Guttenberg am Samstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle aufführten. „Mikrokosmos europäischer Geschichte“ / Intendant Marcus Rudolf Axt ließ beim Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing die Geschichte der Bamberger Symphoniker Revue passieren
Viele Kulmbacher besuchten regelmäßig die Konzerte der Bamberger Symphoniker in der Domstadt und so lag es nahe, einmal den Mann einzuladen, der künstlerisch und wirtschaftliche für das Orchester verantwortlich ist. Axt sprach von einem Schlüsselpunkt, an dem der Klangkörper aktuell angelangt sei. So habe das Orchester im März seinen 70. Geburtstag gefeiert und erst vor wenigen Tagen konnten sich Musiker und Publikum über den gelungenen Einstand des neuen Chefdirigenten Jakob Hrusa freuen. Der aus Brünn stammende 35-Jährige habe zunächst einen Vertrag für fünf Jahre, frühere Chefdirigenten seien aber in der Regel mindestens 15 Jahre in Bamberg geblieben, sagte Axt. Schon der berühmte Dirigent Hans Knappertsbusch habe die Bamberger bereits 1948 eines der bedeutendsten Orchester Europas genannt. Da lag die Gründung des „Bamberger Tonkünstlerorchesters“ gerade einmal zwei Jahre zurück. Ab 1950 wurden die Bamberger unter ihrem Chefdirigenten Joseph Keilberth in aller Welt zum Kulturbotschafter der neuen Bundesrepublik. Keilberth war nicht nur Chefdirigent bis zu seinem Tod 1968, er war auch Chefdirigent des Deutschen Philharmonischen Orchesters Prag, aus dem die Bamberger Symphoniker hervorgegangen waren. Warum ausgerechnet von Prag nach Bamberg? Viele Musiker aus Prag hätten Anfang Mai 1945 in den Wirren der letzten Kriegstage flüchten müssen und hätten dies in Richtung Westen getan, denn hier habe sich die amerikanische Besatzungszone befunden. Viele davon seien deshalb in Bamberg geblieben, weil die Domstadt etwa im Gegensatz zu Nürnberg oder zu Städten ähnlicher Größenordnung weniger zerstört war und Bamberg mit dem Domberg und der Altstadt irgendwie an Prag erinnert habe. Vielleicht hatten sich die Musiker hier heimisch gefühlt“, sagte Axt, zudem Bamberg damals wohl auch genügend Platz und Unterkunftsmöglichkeiten für Flüchtlinge gehabt habe. Auch den Spuren des vielgepriesenen böhmischen Klangs mit seinen warmen Holzbläsern, homogenen Streichern, dem romantischen Blech und einem so ausgewogenen orchestralem Klangbild ging Intendant Axt nach. Der Klangcharakter sei trotz ständiger Fluktuation im Orchester und mehrfachen Wechsels des Chefdirigenten die Frucht langjährigerer Zusammenarbeit, sagte er. Exakt 350 Musiker stünden für die ersten 50 Jahre, 50 davon spielten mehr als 30 Jahre in Bamberg Der Intendant sah in der Geschichte der Symphoniker einen „Mikrokosmos der europäischen Geschichte“, der geprägt sei von Krieg, Flucht und Vertreibung. „Heute sind die Bamberger Symphoniker eine feste Größe in der deutschen Orchesterlandschaft“, sagte Intendant Axt. International präsent, aber dennoch verwurzelt in einer Region, „die süchtig nach Musik ist“. Nach den Worten des Intendanten hätten die Symphoniker bis heute weit über 7000 Konzerte in 512 Städten und 62 Ländern gespielt. Axt: „Auf diese Bilanz kann unser Orchester zu Recht stolz sein.“ Bild: Der Vorsitzende des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing Bernd Matthes (rechts) bedankte sich beim Intendanten der Bamberger Symphoniker Marcus Rudolf Axt für seinen Vortrag im Martin-Luther-Haus. Musik für den Frieden / Bayreuther Zamirchor gestaltet Holocaust-Gedenkstunde der Vereinten Nationen in Genf
Für den kleinen Laienchor aus Bayreuth ist es einer seiner bisher größten Auftritte, wenngleich der Zamirchor bereits mehrfach in Israel, 2010 sogar vor der UN-Vollversammlung in New York, aber auch immer wieder in der Region aufgetreten ist. Zuletzt gastierte der Klangkörper im Sommer 2015 zum 50. Jahrestag des Freundschaftsabkommens zwischen Israel und Deutschland in der Hofer Freiheitshalle. In Genf werden diesmal der Misgav Hagalil Choir aus Israel, die knapp 70 Musiker des Deutschen Radio Orchesters, die beiden Solisten Joanna Sachryn (Cello) und Walter Schreiber (Geige) und der bekannte israelische Komponist, Dirigent und Pianist Isaak Tavior dabei sein. Auf dem Programm stehen neben einigen höchst anspruchsvollen zeitgenössischen Kompositionen Taviors auch Werke von Giuseppe Verdi und das berühmte Thema aus dem Film Schindlers Liste von John Williams. „Ich kann nicht anders“, antwortet Barbara Baier auf die Frage, was sie antreibt. In ihrer Bayreuther Wohnung laufen alle Fäden zusammen. Hier entstand das Programm, hier werden die Bustransfers organisiert, Probenpläne terminiert und hier wird die Finanzierung geklärt. Die Sopranistin, Gesangslehrerin und Gründerin des Zamirchors hat dabei nicht locker gelassen und rund 100000 Euro zusammengetrommelt. „Das Ganze ist ja kein Selbstläufer“, sagt die Leiterin und ist froh, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier als Schirmherr gewonnen zu haben. Eingefädelt habe das der Präsident des Fränkischen Sängerbundes Peter Jacoby. Einer der größten Mitfinanziers ist demnach auch das Auswärtige Amt mit rund 10000 Euro. Sponsoren werden freilich noch immer gesucht, allein der Eigenanteil des Zamirchors liegt derzeit bei knapp 8000 Euro. Das bedeutet auch, dass jedes Chormitglied 350 Euro aus der eigenen Tasche für Fahrt und Unterkunft berappen muss. Trotzdem seien alle mit Feuereifer dabei, sagte Barbara Baier. Die rund 30 Chormitglieder im Alter zwischen 15 und 80 Jahren sehen ihr Engagement auch als Beitrag zum Frieden. Der Holocaust werde mittlerweile von anderen Themen überlagert. „Man hat es einfach nicht mehr so auf dem Schirm“, sagt Barbara Baier. Doch Antisemitismus gebe es immer noch und den könne man genauso auf den Umgang mit Flüchtlingen hierzulande übertragen. Neben UN-Generalsekretär Ban Ki-moon werden bei der Gedenkstunde ein Holocaust-Überlebender sowie der israelische und der deutsche Botschafter sprechen. Der Zamirchor engagiert sich seit 2006 für die israelisch-deutsche Beziehung. „In der jahrelangen Zusammenarbeit mit unseren Freundschaftschören aus Israel haben wir realisiert, dass der ständige Kontakt außerordentlich wichtig ist und dass es ein ganz großes Bedürfnis nach Austausch gibt, so Barbara Baier.“ Bei dem Chor handelt es sich um einen 2006 gegründeten gemischten Laienchor mit rund 30 Mitgliedern. „Bei uns geht es um Musik und um Völkerverständigung“, sagte Barbara Baier, die bereits an vielen Bühnen in Deutschland feste Engagements hatte. Sie sucht auch immer wieder neue Mitstreiter für den Chor, der wie alle derartigen Zusammenschlüsse einer ständigen Fluktuation unterworfen ist. Mittlerweile ist der Zamirchor als Verein organisiert, seine Mitglieder sind Hausfrauen, Schüler und Studenten genauso wie Krankenschwestern, Lehrer oder Schauspieler. Geprobt wird mindestens einmal pro Woche in der eigenen Zamirhalle, einer kleinen ehemaligen Fabrikhalle in Bayreuth, die von den Mitgliedern in liebevoller Kleinarbeit zum Veranstaltungsort umfunktioniert und ausgestattet wurde. Vor dem Auftritt in Genf wird der Zamirchor ein A-Cappella-Konzert in Bayreuth (21. Januar), nach dem Genfer Auftritt ein zweites Konzert im neuen Kulturzentrum in schweizerischen Lugano sowie ein weiteres A-Cappella-Konzert im französischen Faverges veranstalten. Ein weiteres Chorkonzert am 9. November 2016 in der Bayreuther Zamirhalle ist dem Gedenken an die Reichskristallnacht gewidmet. Bild: Große Ehre für kleinen Chor: der Bayreuther Zamirchor wird im Januar die offizielle Gedenkstunde der Vereinten Nationen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag in Genf musikalisch ausgestalten.
Blasmusik umsonst und draußen /
Zu einer richtigen Geburtstagfeier gehören natürlich auch prominente Gratulanten. Die wichtigsten waren sicher das Lüneburger Stadtorchester unter seinem Dirigenten Volker Masemann und die Kupferberger Stadtkapelle unter Valerij Efremov. Während des rund 90-minütigen Konzerts der Stadtkapelle, die zunächst alleine, dann zusammen mit dem befreundeten Orchester aus der Partnerstadt Lüneburg aufspielte, gab es freilich auch die eine oder andere Überraschung.
„Per Aspera ad Astra“ („Auf rauen Pfaden zu den Sternen“) lautete der Konzertmarsch von Ernst Urbach, mit dem die Stadtkapelle das Programm eröffnete und der symptomatisch für die Geschichte des Klangkörpers steht. Die Geschichte lässt sich übrigens auch in der neuen, absolut lesenswerten und 80 Seiten starken Jubiläumschronik nachblättern, die Helmut Rogler eigens für das Jubiläum verfasst hatte. Auch konzertante Stücke funktionieren unter freiem Himmel, das zeigte eindrucksvoll die Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“ mit dem berühmten Can-Can von Jacques Offenbach. Weitere Titel, die typisch für die Stadtkapelle sind und die Thomas Besand für das Jubiläum ausgesucht hatte waren unter anderem die Titelmelodie der früheren TV-Show „Musik ist Trumpf“, ein Frank-Sinatra-Medley und der amerikanische National-Emblem-March.
Das breit gefächerte Repertoire reiche von Traditionsmärschen über bayerische und böhmische Blasmusik bis hin zu Oper, Operette, Filmmusik, Musical, Dixie und Swing.“ Mit diesem abwechslungsreichen und vielseitigen Repertoire bereitet uns die Stadtkapelle bei den verschiedensten Veranstaltungen und Festen in unserer Stadt sehr viel Freude“, sagte Schramm. Die Konzerte der Stadtkapelle seien aus dem Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Schramm: „Was wäre ein Auftakt zum Bierfest und der Einmarsch ins Bierzelt ohne die musikalische Begleitung der Stadtkapelle?“ 15 Jahre Bandgeschichte und 50 Jahre Rockgeschichte / Alles andere als eine reine Coverband: Bayreuther Band Huebnotix gastierte in der Dr.-Stammberger-Halle
Es war ein Streifzug durch 15 Jahre Bandgeschichte und durch 50 Jahre Rockgeschichte mit reichlich Bühnennebel und einer raffinierten Lightshow. 15 Jahre sind es schon, dass Andy Sack (Gesang und Percussions), Andi Hübner (Gesang, Gitarre und Mundharmonika), Joe Greiner (Keyboards) sowie Markus Burucker (Gesang, Gitarre und Bass) bundesweit für Furore sorgen. Dazu kommt der langjährige Weggefährte Mike Müller an den Percussions und Jonas Roßner, der das neunköpfige Streicherensemble, sieben elektrisch verstärkte Geigen und zwei Celli, leitet. Die Streicher kommen aus Nürnberg, München und anderen Städten und spielen gemeinsam nur mit Huebnotix. Ganz besonders tritt mehrfach Sologeigerin Rebekka Wagner hervor, eine exzellente Musikerin aus dem klassischen Fach, der diese Art von Crossover ganz besonders liegt. Huebnotix ist dabei alles andere als eine Coverband, der es auf ein möglichst genaues Nachspielen der Originale ankommt. Die Musiker interpretieren die Stücke vielmehr in einem unverwechselbaren Akustik-Stil und mit viel Liebe zum Detail, so wie es sonst nur in der klassischen Musik üblich ist. Huebnotix bevorzugen dabei besonders Peter Gabriel (Solsbury Hill”), Paul Simon („You can call me Al“), die Beatles (“Here comes the sun”), Supertramp (“Ain´t nobody but me”) oder auch Jamie Cullum (“I´m all over it”).
Den zweiten Teil des Abends startet Huebnotix zunächst ohne das Streicherensemble mit einigen neuen Songs, doch schon bald wird die Musik wieder durch die Strings veredelt.2013 waren die Musiker von Huebnotix erstmals zusammen mit klassischen Streichern aufgetreten, um die Brücke von Rock-Klassikern zu Klassik-Rock zu schlagen. Vorbilder gibt es genug. Die Arrangements dazu stammten aus den eigenen Reihen. Alle Facetten kamen dabei zum Tragen: die stillen, langsamen Lieder genauso wie mitreißenden rockigen Songs. Dabei spielen Huebnotix Popmusik eher für den Kopf, weniger für die Beine. Mitklatschen, Mitsingen und Mitwippen gehören trotzdem dazu. Am Ende des tollen Jubiläumskonzertes applaudierten die Zuhörer so lange und intensiv, bis Huebnotix noch mehrere Zugaben, darunter Bob Dylans „Like a rolling stone“ präsentierte. Bilder: Huebnotix and Strings gastierten am Samstagabend in der Der.-Stammberger-Halle. 165. Geburtstag: Vom Musikverein zur Stadtkapelle / Jubiläumsfeier mit musikalischen Gästen aus Kupferberg und Lüneburg am 2. Oktober im Grünzug
Seit 165 Jahren ist die Stadtkapelle der musikalische Botschafter der Stadt, zunächst als Musikverein, ab 1973 als Stadtkapelle. Eigentlicher Geburtstag ist der 3. Dezember 1851, als drei Herren mit den Namen Grampp, Spindler und Meußdoerffer den „Musikverein zu Kulmbach“ ins Leben riefen. Sogar einen hauptamtlichen Dirigenten gab es ab 1869, der als „Stadtmusikus“ fest angestellt war. Mit dem ersten Weltkrieg begann für den Verein, der nicht nur für die Blasmusik, sondern für alle musikalischen Anlässe in Kulmbach die erste Adresse war, eine Zeit der Krisen. Während des Zweiten Weltkriegs verlieren sich sämtliche Spuren einer musikalischen Betätigung. 1945 waren es zunächst einige Mundharmonikaspieler, die sich der Tradition erinnerten. Später kamen ein Kammerquartett, ein Streichorchester, ein Salonorchester und sogar eine Schrammelmusik dazu. Unter Dirigenten wie Willi Kühn, Alfons Pohl und Walter Hörning fuhren die Bläser Erfolge bei Wertungsspielen ein und seit 1961 trägt der Musikverein das Stadtwappen in an der Uniform. Heute hat die Stadtkapelle 251 Mitglieder, davon 55 aktive Musiker.
In lockerer Atmosphäre werden beim Jubiläumsfest am Sonntag, 2. Oktober ab 13 Uhr zunächst die Stadtkapelle, dann das Lüneburger Stadtorchester unter seinem Dirigenten Volker Masemann und schließlich die Kupferberger Stadtkapelle unter Valerij Efremov aufspielen. Thomas Besand verspricht, die gesamte Bandbreite des Klangkörpers vorzustellen, Märsche. Polkas, Ausschnitte aus Operetten und Opern gehören genauso dazu, wie die klassische konzertante Blas- und Unterhaltungsmusik.
Bilder: Die Magie von Weihnachten / Festliche Konzerte mit den Sofia Symphonics unter Ljubka Biagioni zu Guttenberg am 10. und 11. Dezember
„Die Magie von Weihnachten“, so lautet das Motto der beiden Konzerte. Das genaue Programm wollte Ljubka Biagioni am Donnerstag vor der Presse in Kulmbach noch nicht verraten. Nur so viel: die Matinee soll einen intimeren Charakter haben, zur Aufführung soll dabei auch barocke Musik kommen, während der Abend, so wie im vergangenen Jahr auch, eher glamourös sein wird. „Kulmbach ist meine Heimat, mein geistiges Zuhause, meine Musikstadt“, geriet die Dirigentin bei der Ankündigung der Konzerte ins Schwärmen. Tatsächlich hat sie heuer Ende Juli nicht zum ersten Mal das Plassenburg-Klassik-Open-Air geleitet, bereits am 15. Oktober veranstaltet sie mit den Hofer Symphonikern einen reinen Beethoven-Abend, ebenfalls in der Dr.-Stammberger-Halle und im Dezember dann folgt an gleicher Stelle das weihnachtliche Doppelkonzert. Das Konzert werde von vielen Menschen bereits sehnlichst erwartet, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm. Selten habe er so viele positive Rückmeldungen erfahren, wie auf das Weihnachtskonzert des vergangenen Jahres. „Es waren der Charme und die Herzlichkeit, der die Menschen verzaubert hat“, sagte Schramm. „Die Sofia Symphonics unter der Leitung von Ljubka Biagioni zu Guttenberg könnten überall auf der Welt spielen, sie tun es in der Vorweihnachtszeit aber in Kulmbach“, so das Stadtoberhaupt. Schramm stellte den immensen persönlichen Einsatz der Dirigentin heraus, der das Konzert erst möglich mache. Immerhin gelte es Flüge und Unterkünfte für 90 Sänger und Musiker sowie mehrere Begleitpersonen zu organisieren und zu bezahlen. Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg wird deshalb auch noch im Oktober für ihre Verdienste um die Region mit der Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken ausgezeichnet. Die Baronin gelte längst als Dirigentin von internationalem Ruf und als Ausnahmeerscheinung in einem überwiegend von Männern besetzten Berufsbild, heißt es im einstimmigen Beschluss des Bezirkstages. Seit Anfang 2016 ist sie First Guest Conductor beim Sofia Philharmonic Orchestra und beim National Philharmonic Choir „Svetoslav Obretenov“. Seit 2013 ist sie außerdem Chefdirigentin der Sofia Symphonics. Geboren wurde sie als Tochter eines italienischen Politikers in Rom. 1977 heiratete sie den Dirigenten Enoch zu Guttenberg. Beide Konzerte, aber ganz besonders die Matinee, seien auch für Kinder geeignet, sagte Ljubka Biagioni. Schließlich sei es ihr auch ein ganz besonderes Anliegen, junge Leute an die Musik heranzuführen. Deshalb möchte die Dirigentin auch die Generalprobe am Freitag, 9. Dezember für Schüler aller Kulmbacher Schulen öffnen. Tickets gibt es bei der Tourist-Information Kulmbach (09221/9588-0). Das Samstagskonzert kostet zwischen 27 und 39 Euro (ermäßigt 22 bis 34 Euro). Tickets für die Sonntagsmatinee gibt es für 19 bis 29 Euro (ermäßigt 14 bis 24 Euro). Karten für beide Konzerte können auch als Paket erworben werden. Der Preis liegt bei 42 bis 64 Euro (ermäßigt 32 bis 53 Euro). Aufgrund der Großbaustelle am Zentralparkplatz bestehen ausreichend Parkmöglichkeiten im Kaufplatz-Parkhaus. Bild: Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg und Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm rührten bereits die Werbetrommel für die Weihnachtskonzerte mit den Sofia Symphonics am 10. und 11. Dezember in der Dr. Stammberger-Halle. Brückenschlag nach Korea / Höchstmaß an Dramatik: Koreanische Sopranistin Hyue-Sun Kim gastierte im Altenstädter Schloss
Im Zentrum des Abends standen freilich die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner, fünf berühmte Lieder, die Wagner nach Gedichten seiner Muse und Gönnerin Mathilde Wesendonck 1862 veröffentlichte. Zumindest zwei der Lieder gelten ganz offiziell als Studien zur Oper „Tristan und Isolde“. Das dritte Lied „Im Treibhaus“ enthält Passagen aus dem Vorspiel zum dritten Aufzug des „Tristan“, das fünfte Lied mit dem Titel „Träume“ verweist auf das Liebesduett im zweiten Aufzug. Für die koreanische Sopranistin Hyue-Sun Kim, die in Deutschland unter anderem bei Erika Köth studiert hatte, ist es schon erstaunliche, wie sehr sie sich in Wagners Klangwelten eingefunden hat. Leidenschaftlich und ausdrucksorientiert präsentiert die Künstlerin mit ihrer wunderschön timbrierten Stimme die fünf kurzen Lieder voller leuchtender und strahlender Farben. Die Sopranistin agiert absolut intonationssicher und textverständlich.
Ebenso perfekt erklingen auch die Kompositionen Mozarts. Die drei überzeugenden Lieder „Das Veilchen“, „An Chloe“ und „Abendempfindung“ interpretiert sie mit opernhafter Riesenstimme, mit enormer Strahlkraft, voluminös und bis in die tieferen Register absolut sicher. In der Musik von Richard Strauss findet sie zu einem innigen, dunkel-samtigen Timbre; so kann sie beweisen, dass ihr auch die lyrischen Nuancen liegen. Hier standen die Lieder „Die Georgine“, „Allerseelen“ und „Morgen“ auf dem Programm. In allen drei Kompositionen präsentiert Hyue-Sun Kim eine große dynamische Bandbreite mit durchgehend dramatischen Gestus. Eine ganz andere musikalische Welt sind dagegen die Kompositionen aus ihrer Heimat. Das beliebteste Volkslied der Koreaner, das es in unzähligen Variationen gibt, heißt dabei ganz lautmalerisch „Arirang“. Die Sopranistin brachte drei grundverschiedene Variationen davon, aber auch zeitgenössische Kompositionen mit Titeln wie „Die Bergblumen“ oder „An die Sterne und Vögel.
Zuvor hatte der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe Hartmut Koschyk auf die Partnerschaften zwischen der Regierung von Oberfranken und der koreanischen Gangwon-Provinz sowie zwischen dem Landkreis Bayreuth und dem koreanischen Landkreis Goseong hingewiesen. Zwischen der koreanischen Tourismusschule und der Pegnitzer Hotelfachschule gebe es bereits seit vielen Jahren einen regen Austausch. Außerdem existiere es in Goseong einen Bayreuth-Platz und in Pegnitz einen Goseong-Platz, was das Verhältnis zwischen den beiden Regionen eindrucksvoll widerspiegelt. Eine große Ehre für Pegnitz nannte Bürgermeister Uwe Raab den Auftritt der koreanischen Sopranistin im Altenstädter Schloss. Pegnitz unterhalte in vielfacher Hinsicht internationale Beziehungen, für rund 50 verschiedene Nationalitäten sei die Stadt mittlerweile zum Lebensmittelpunkt geworden. Da passe es gut dazu, dass auch das kulturelle Leben von internationalen Angeboten profitiert. Ausbalanciert und aufeinander abgestimmt / Festival junger Künstler: Turkmenisches Kammerorchester gastierte in der Goldkronacher Stadtkirche
Musik von Tomaso Albinoni, Edvard Grieg, Giuseppe Tartini, Carl Maria von Weber, Gustav Holst und Astor Piazolla stand diesmal auf dem Programm, aber auch traditionelle turkmenische Kompositionen. Das Kammerorchester erwies sich einmal mehr als hoch talentierter Klangkörper mit ausgezeichneten Musikern und einem breiten Repertoire. Das Orchester unter der Leitung des jungen Dirigenten Rasul Klychev, setzt sich aus Studenten und vor allem Studentinnen des Konservatoriums zusammen. Zwei Drittel der Musiker sind weiblich. Sehr exakt traf das Ensemble gleich zu Beginn mit Tomaso Albinonis dreisätzigem d-Moll-Concerto den barocken Ton. Stimmungsvoll, dynamisch sorgsam ausbalanciert und aufeinander abgestimmt erklangen zwei elegische Melodien op. 34 von Edvard Grieg, wobei die Musiker durch ihr zupackendes Spiel einen wundervollen Klangteppich schufen.
Noch einen herausragenden Solisten hat das Ensemble mitgebracht, den Klarinettisten Ovezov Yusup. Er spielt den Solo-Part im 1. Satz des Klarinettenquintetts von Carl Maria von Weber. Die Musiker hatten dabei eine Version für Kammerorchester im Gepäck. Auch der Klarinettist ist ein wahrer Meister seines Faches und spielt die selten aufgeführte Komposition routiniert und absolut professionell. Zwei Stücke aus ihrer Heimat haben die Musiker mitgebracht, die Komposition „Schmetterling“ von Aleksandr Ilyinskiy und ein „Lied ohne Worte“ von Aman Agadjikov. Für unsere Ohren klingt beides wie Musik an der Schwelle zur Moderne, gerade noch melodiös, aber doch schon in die Zukunft weisend. Die Kompositionen überraschen in ihrer wechselvollen Dynamik und im raschen Tempo.
Das 66. Festival Junger Künstler in Bayreuth steht heuer unter dem Generalthema „Kultur ist Verständigung“ und dauert noch bis 31. August. Das Festival zeichnet sich auch in diesem Jahr nicht nur durch Quantität, 460 Teilnehmer aus 30 Nationen, Musiker und Sänger, Tänzer und Nachwuchsmanager, sondern auch durch seine hohe Professionalität und Qualität aus. In über 80 Veranstaltungen und Konzerten sind junge Künstler aus aller Welt zu erleben. Augenblicke eines Avantgardisten / Das Klavierduo Edit Klukon und Dezsö Ränki interpretierte Liszts Dante-Symphonie und seine Kreuzweg-Vertonung
Franz Liszt als Avantgardist? Gerade in der Komposition „Via crucis“ deutet einiges daraufhin: die collageartige Zusammenstellung verschiedener Stile beispielsweise. So erklingt mitten im Werk Hans Leo Haßlers Kirchenlied "Mein G’ müt ist mir verwirret …", das später in Bachs Matthäuspassion unter dem Titel „O Haupt voll Blut und Wunden“ " wiederauftaucht. Ganz einfach macht es Liszt dem Hörer mit der Vertonung der übrigen Kreuzwegstationen aber nicht, erst recht in der Fassung für Klavier zu vier Händen. Seine Musik steht für Ausweglosigkeit und Schmerz, die karge Melodie befindet sich oft kurz vor dem Verstummen. Die traditionelle Geschichte der Kreuzigung wurde nie zuvor in derart neu klingenden Tönen dargestellt. Kaum ein Komponist ist vor Liszt so an die Grenzen musikalischer Möglichkeiten gegangen.
Wie fantasievoll das symphonische Werk von Franz Liszt auf zwei Klavieren klingen kann, zeigt die Aufführung seiner Dante-Symphonie durch Edit Klukon und Dezsö Ränki. Farbenreich und transparent ersetzt das Pianistenehepaar ein komplettes Orchester. Schon beim spektakulären Beginn mit der Höllenfahrt wird klar, dass die beiden jeden Augenblick des Stückes mit Leben erfüllen und der kompletten Symphonie eine selten gehörte Dichte geben. Liszts Dante-Symphonie erschien bereits 1859 in Druckform und ist Richard Wagner gewidmet. Veranstaltet wurde der außergewöhnliche Klavierabend zusammen mit dem ungarischen Ministerium für Kultur. Franz Liszt verbinde jedes Volk und jede Nation, sagte Minister Zoltan Balog. Liszt verbinde auch verschiedene Zeiten und Kulturen. Vor allem aber stehe Liszt für die Aussage, dass nationale und europäische Identität kein Widerspruch sein muss.
Auf die Initiative der Pianistin Edit Klukon ist auch die rund 50 Zentimeter hohe Bronzestatue der Heiligen Jungfrau Maria zurückzuführen, die 2011 zum 200. Geburtstags von Franz Liszt im Inneren seiner Grabkapelle feierlich enthüllt wurde. Edit Klukon und Dezsö Ränki hatten auch diesmal im Vorfeld des Konzertes der letzten Ruhestätte des Komponisten einen Besuch abgestattet und Kränze niedergelegt. Einen weiteren Kranz legten Minister Balog und der Abgeordnete Koschyk im Vorfeld des Konzertes nieder. Einigkeit in kultureller Vielfalt / Gedenken an den 130. Todestag von Franz Liszt – Ungarischer Superminister in Bayreuth
Höhepunkt des Gedenkens war ein Konzert in der Schlosskirche mit den beiden ungarischen Pianisten Dezső Ránki und seiner musikalischen Partnerin Edit Klukon. Mit der Dante-Symphonie und dem Zyklus „Via Crucis“ hatten die beiden Konzertbearbeitungen für zwei Klaviere von Franz Liszt im Gepäck. Bereits am Vormittag gestaltete das Renner-Ensemble, ein Chor mit 16 kraftvollen Stimmen, alle ehemalige Mitglieder der Regensburger Domspatzen, den sonntäglichen Gedenkgottesdienst mit der 1848 in Weimar komponierten Messe für Männerchor von Franz Liszt, der Komposition „In veni David“ von Anton Bruckner, „Preghiera“ von Gioacchino Rossini sowie dem „Te Deum“ von Max Reger. Dieser Gottesdienst geht zurück auf eine Stiftung, in der Liszts Tochter Cosima Wagner bestimmt hatte, dass alljährlich am Todestag des Vaters eine Messe in der Bayreuther Schlosskirche gelesen werden soll. Liszts letztem Willen entsprechend fand er in der Stadt seine letzte Ruhestätte, in der ihm der Tod ereilte.
Bereits am Abend zuvor hatte das Renner-Ensemble aus Regensburg seine neue CD mit einer Einspielung von Liszts „Messe für Männerchor“ vorgestellt. Die Aufnahmen für die CD, die in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk bei dem renommierten Label Ars-Production erschienen ist, fanden in der Schlosskirche statt. Ein weiterer Höhepunkt des Wochenendes war eine Gedenkstunde an der Grabstätte von Franz Liszt auf dem Bayreuther Stadtfriedhof. Dort legte der ungarische Minister zusammen mit dem Bayreuther Bundestagsabgeordneten und Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk einen Kranz nieder. Auch die beiden Pianisten Edit Klukon und Dezső Ránki erwiesen Liszt dabei ihre Referenz. Edit Klukon hatte bereits vor fünf Jahren zum 200. Geburtstag von Franz Liszt eine hochwertige Bronzeskulptur für die Grabkapelle auf dem Stadtfriedhof gestiftet.
Bilder: Zum Bierfestauftakt: Blasmusik goes Heavy Metal / Von Adele bis Metallica: Sinfonisches Blasorchester Kasendorf „rockte“ den Markt
Kurz vor halb neun ist der Marktplatz gut gefüllt. An der Eisdiele gibt es schon lange keinen freien Platz mehr, nur die Bratwurstbuden bleiben geschlossen. Viele bringen sich ihre Camping-Stühle selbst mit, eine ganze Reihe an Sitzmöglichkeiten hat auch der Musikverein aus Kasendorf herbeigeschafft. „Let me entertain you“ heißt das Robbie-Williams-Medley mit dem das Sinfonische Blasorchester unter der Leitung seines Dirigenten Thomas Eschenbacher den Abend beginnt. Klassiker aus Swing und Rock sind es, die auch diesmal wieder auf den Pulten liegen und das Konzept geht auf. Unter den Besuchern sind Touristen und Passanten, die zufällig vorbeigekommen waren, genauso wie Musikfreunde, die gezielt auch von weiter angereist sind, Decken und sogar einen Imbiss dabei hatten. „Altes bewahren, Neues erfahren“, das ist einer der Leitsätze in der Blasmusik und kaum eine Formation setzt ihn so konsequent um, wie das Sinfonische Blasorchester, das seit Jahren in der Höchststufe spielende Große Blasorchester des Musikvereins Kasendorf. Musik, die swingt, die man kennt und bei der man automatisch im Takt mitwippt, gibt es. Beispielsweise Stevie Wonders „Sir Duke“ oder Adeles „Skyfall“, wunderbar interpretiert, blitzsauber intoniert und sorgsam ausbalanciert und von der Sopranistin Marion Schmid, die sich später auch noch eine Ballade der britischen Sängerin Leona Lewis vornimmt. Das Blasorchester zeigt dabei eindrucksvoll, was Klangkultur bedeutet.
Fast schon ein Klassiker ist Glen Millers flott und mitreißend sowie mit bester Bigband-Qualität musizierte Komposition „Pennsylvania 6-5000“. Ein Urgestein an der Gitarre ist auch Wolfgang Diem. Er hat nicht nur beim eindrucksvollen und mit hohem Wiedererkennungswert aufgeführten Carlos-Santana-Medley seinen großen Einsatz. Zweiter Gesangssolist ist Andreas Kasper, unter anderem mit „Another brick in the wall“ von Pink Floyd. Unglaublich gut klingt an diesem Abend auch der Heavy-Metal-Schmachtfetzen „Nothing else matters“ von Metallica im blitzenden Blech und vollendeten Klang. Natürlich gab es auch Zugaben, etwa „Knockin´ on heavens door“ von Bob Dylan.
Bilder: Das Sinfonische Blasorchester Kasendorf unter der Leitung von Thomas Eschenbacher „rockte“ am Vorabend des Bierfestauftakts den Kulmbacher Marktplatz. Kirchenmusik und koreanische Lieder: Südkoreas Sängerknaben in Oberfranken / Domchor aus Seoul gastierte in der Basilika Gößweinstein
Der Knabenchor gestaltet an jedem Sonntag einen Gottesdienst in der katholischen Myeongdong-Kathedrale von Seoul und hat sich durch zahlreiche Auftritte und Konzerte in seiner Heimat und vielen anderen Ländern einen Namen gemacht. Neben Stationen im Benediktinerkloster St. Ottilien, in Dresden, Berlin und im Münsterland kam der Chor also gleich dreimal in die Region. Zu verdanken war das dem Bayreuther/Forchheimer Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk und der Vertretung der Hanns-Seidel-Stiftung in der Republik Korea, dessen Leiter Bernhard Seliger mit der Region Bayreuth schon zahlreiche Projekte der Zusammenarbeit gestaltet hat.
Exzellente Stimmen sind es, die der Chorleiter Jun-Young Jesung mit nach Deutschland gebracht hat. Das wird gleich zu Beginn in den beiden „Ave verum“-Vertonungen von Wolfgang Amadeus Mozart und Edward Elgar deutlich. Der Dirigent verstand es, die jungen Sänger mit viel Einfühlungsvermögen anzuleiten. Aus dem Chor heraus bildete Jun-Young Jesung sogar einen kleinen Kammerchor mit nur zwölf Sängern, die beispielsweise das „Pie Jesu“ aus dem Requiem des britischen Musicalkomponisten Andrew Lloyd Webber strahlend klar intonierten.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen freilich eine überaus romantische Version von Franz Schuberts „Lindenbaum“ und das berühmte Katzenduett von Giacomo Rossini, das die Opernsängerin Montserrat Caballe jahrzehntelang als Zugabe gesungen hatte, und das die jungen Koreaner auch mit dem notwendigen Humor präsentieren. Pater Flavian Michali bezeichnete den Auftritt des Chores aus Seoul als eine große Auszeichnung für die Basilika. Hartmut Koschyk nannte es „schön zu spüren, wie wir uns diesen jungen Sängern verbunden fühlen“. Zumal der Chor nicht nur die hohe Kunst der Kirchenmusik, sondern auch die koreanischen Lieder und das deutsche Liedgut beherrsche. Fotos: Der Domknabenchor „Musica Sacra“ aus Seoul unter der Leitung von Jun-Young Jesung trat mit einem anspruchsvollen Programm in der Basilika von Gößweinstein auf. Schwelgerisch und mit viel Schmiss / Ljubka Biagioni gastierte mit den Sofia Symphonics zum Abschluss der Open-Airs auf der Plassenburg
Zumindest die ersten Minuten standen allerdings unter keinem guten Stern. Auf die Sekunde genau um halb Neun öffnete der Himmel seine Schleusen, wer konnte, stellte sich an den Arkaden unter, Schirme sprangen auf, Regenumhänge wurden ausgepackt. Das war es dann, konnte man im ersten Moment glauben. Doch der Spuk war zehn Minuten später vorbei und es blieb den ganzen Abend über trocken und mild. Unter dem Motto „Canti d´ amore“ – „Lieder an die Liebe“ stand die Klassik auf der Burg diesmal und die prominente Dirigentin aus dem Kulmbacher Land hatte neben italienischen Opernarien und –duetten von Giacomo Puccini, Gaetano Donizetti, Giuseppe Verdi, einem Querschnitt aus Franz Lehars berühmtester Operette „Die lustige Witwe“ auch Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Strauss im Gepäck. Zum dritten Mal stand Ljubka Biagioni nach einem Jahr Pause wieder bei einem Open-Air am Pult. Mit den Sopranistinnen Nely Kravchenko, Emilia Kircheva, Maria Pavlova und Angelina Marcheva den beiden Tenören Michail Michailov und Alexander Baranov sowie dem Bariton Nikola Ivanov, hatte sie auch namhafte bulgarische Solisten, alles herausragende Stimmen, mitgebracht. Die Musik bot genügend Italianita und Theatralik. Was Ljubka Biagioni und ihre fabelhaft einstudierten Symphoniker aus Sofia hier an Musik von Puccini, Donizetti und Verdi aufführten, zeugte von elegischem Schmelz und großem Bühnen-Pathos. Und genau dafür ist die Dirigentin zu haben. Sie setzt auch gerne mal einen Effekt, nur um des Effektes willen, was in einem sommerlichen Konzert unter freiem Himmel in lockerer Atmosphäre auch absolut erlaubt ist.
Musikalisch von höchster Qualität ist auch der Ausflug in die Operette „Die lustige Witwe“. Dazu hatte die Dirigentin einen aussagekräftigen Querschnitt zusammengestellt und fast wie bei einer halbszenischen Aufführung auf die Bühne gebracht. Mit Sorgfalt und Leidenschaft sind Ljubka Biagioni und ihre Sofia Symphonics bei der Sache. Schwungvoll und einschmeichelnd klingt das alles, auch wenn die Stimmen mikrofonverstärkt wurden und manchmal eine Spur zu aufdringlich rüberkamen. „Da geh ich ins Maxim“, „Lippen schweigen“, das „Vilja-Lied“, das alles und viel mehr sind die Hits dieses Glanzstücks der Silbernen Operettenära. Die Dirigentin versteht die Operette als deftig zupackende, weniger als psychologisch hintersinnige Kunst. Man hört, wie die Musiker die Komposition Lehars verinnerlicht haben, mit viel Schmiss, ansonsten aber auch schon mal straff und unsentimental. „Sogar den Vögeln hat es gefallen“, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm am Ende, als er der Dirigentin einen Blumenstrauß überreicht und sich für den wundervollen Abend bedankte. Ljubka Biagioni schaffe es immer wieder, eine familiäre Atmosphäre herzustellen, in der sich alle Zuhörer wohl fühlen können. Mittlerweile habe sich schon eine kleine Fangemeinde gebildet. „Sie sind eine von uns, das schmeichelt und Kulmbacher schon ein bisschen“, sagte das Stadtoberhaupt zur Dirigentin. Sie und das Orchester bedankten sich am Ende mit dem wunderschönen Lied „Non Ti Scordar Di Me“ des neapolitanischen Komponisten Ernesto de Curtis und mit dem Trinklied „Libiamo“ aus „La Traviata“, bei dem noch einmal alle sieben Solistenstimmen aufblitzen durften. Am Rande des letzten Plassenburg-Open-Airs dieses Sommers zog Matthias Mayer von der Motions Kommunikations-GmbH ein erstes positives Fazit über die sechs Abende. Zusammen rund 7000 Zuschauer seien ein Rekord, sagte Mayer. Vor allem für das Klassikkonzert habe man heuer eine deutliche Nachfragesteigerung feststellen können, was zeige, dass sich die Marke „Klassik auf der Burg“ mittlerweile etabliert habe. Obwohl die Plassenburg-Open-Airs ein regionales Festival sind, habe man speziell zum Konzert der Ersten Allgemeinen Verunsicherung auch Zuschauer aus Frankfurt oder aus Freiburg begrüßen können. Damit und mit der Rekordbesucherzahl würden die Open-Air-Konzerte auch verstärkt zu einer Auslastung der Hotellerie und Gastronomie in der Stadt beitragen. Auch im kommenden Jahr seien wieder sechs Konzerte geplant.
Bilder: Kabarett, kunstvoller Wortwitz und eingängige Popmusik / Umjubeltes Konzert vor 1500 Besuchern: die Erste Allgemeine Verunsicherung bei den Plassenburg-Open-Airs
Dabei hätte es ewig so weitergehen können, denn wer kennt sie nicht: „Ba-Ba-Banküberfall“, „Der Märchenprinz“, „Fata Morgana“, „Geld oder Leben“, und, und, und. Die Hits der Kultband aus Österreich sind längst Allgemeingut, die Band um Frontman und Multitalent Klaus Eberhartinger gilt als eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Formationen. Die Mischung aus Kabarett, kunstvollen Wortwitz und eingängiger Popmusik konnte bislang keine andere Gruppe nachahmen. Lediglich die Bühnenshow, wie man sie von früheren Konzerten mit den vielen Kostümen kannte, ist mittlerweile etwas auf der Strecke geblieben. Was bei der EAV bei oberflächlicher Betrachtung als Kalauer daherkommt, erweist sich bei näherer Betrachtung als bitterböse Satire, mit der Themen wie Alkoholsucht , Atomkraft oder Sextourismus geschickt verpackt werden.
„Was ist los“, heißt es auf dem neuen Album. Es ist das Erfolgsgeheimnis der Band, dass Gesellschaftskritik bitterböse und so, dass einen meist das Lachen im Halse stecken bleibt, in mitsingbare Popmusik verpackt wird. „Neandertal“ ist überall und es ist auch der Hit, mit dem die Band das Konzert startet. Die Fans sind auch in Kulmbach wieder schwer begeistert, wobei natürlich jeder die alten Hits hören möchte. „300 PS“ oder die Geschichte vom „Sandlerkönig Eberhard“. Jedes EAV-Konzert ist auch so etwas wie ein „Best of“, kein Wunder, bei einer Band, die fast 40 Jahre auf dem Buckel hat und deren Frontman mit seinen 65 Jahren alles gibt.
Kein Thema wird ausgelassen. Eberhartinger nimmt Oktoberfeste im Frühjahr aufs Korn, geißelt den Trachtenlook („Lederhosen-Zombie“) und spielt den „Alpen-Rap“ mit einem riesigen Geweih auf dem Kopf. Überhaupt die Kopfbedeckungen wechselt er ständig, mal trägt er eine weißen, mal einen schwarzen Frack. Traditionell endet jedes EAV-Konzert mit dem witzigen Song „Morgen fang ich ein neues Leben an“, das Eberhartinger auf einem Barhocker sitzend zum Besten gibt, die Band und alle Mitwirkenden gruppieren sich drum herum und jeder genießt ein Kulmbacher Bier. Pathetische Gesten und pompöser Rock / Gefeierter Auftakt der Plassenburg-Open-Airs mit Queen-Coverband „God save the Queen“
1970 gegründet, hatte das englische Quartett Queen um den Gitarristen Brian May, dem Schlagzeuger Roger Taylor, dem Bassisten John Deacon und Sänger Freddie Mercury mit großem technischen Aufwand eine Mischung aus Led Zeppelin, Black Sabbath und Yes-Versatzstücken präsentiert , die mit der Attitüde des Glamrocks vermischt wurde. Unumstrittener Mittelpunkt der Queen-Shows war freilich Freddy Mercury, der die Songs mit operettenhafter, oftmals pathetischer Geste unverwechselbar performte. Die perfekte Show stand dabei stets im Vordergrund. Queen nutzten für die Liveaufführung ihres pompös arrangierten Kunstrocks die jeweils neuesten Techniken für Akustik und Licht. Die Musiker übertrafen dabei mit Gespür für den richtigen dramatischen Zeitpunkt stets alle anderen Bands in der Größe der Ton– und Lichtanlagen und Spezialeffekte.
Auch die dritte Queen-Periode fehlte nicht, als sie Band ab den 1980er Jahren wohl auch als Reaktion auf Punk und New Wave, ihren zuckrigen Sound sparsamer einsetzte, und stattdessen Funk und Disco-Einflüsse zuließ. Ihre Singles und LPs belegten damals durchgängig die höchsten Chart-Positionen und live war das Quartett ein unvergleichliches Erlebnis. All das brachte die Coverband hervorragend rüber inklusive eines fulminanten Schlusses mit den Hymnen „I want it all“, „We will rock you“ und „We are the champions“. Queen lebt und wird überleben, das hat dieser Abend deutlich gemacht. Wünsche an die Welt / Kulturpreise für Axel Luther und die Weidenberger Grund- und Mittelschule
Beim Landkreisempfang wurden die ersten Tafeln in der Weltkugel installiert, gleichzeitig erhielten Axel Luther und die Grund- und Mittelschule Weidenberg die Kulturpreise des Landkreises. Axel Luther wurde für seine besonderen Verdienste auf dem Gebiet der bildenden Kunst ausgezeichnet, der Förderpreis ging an die Grund- und Mittelschule Weidenberg mit Sagy Cohen für herausragende Verdienste auf dem Gebiet der interkulturellen Verständigung. Als etablierter und weithin anerkannter Künstler habe sich Axel Luther auf dem Gebiet der bildenden Kunst große Verdienste im kulturellen Bereich weit über die Grenzen unserer Region hinaus erworben, sagte Landrat Hermann Hübner bei der Übergabe des mit 3000 Euro dotierten Hauptpreises. Axel Luther wurde 1951 in Bayreuth geboren. Nach dem Zivildienst und einer längeren Asienreise ist er seit 1986 al freischaffender Künstler tätig. Seit 1994 mit eigenem Atelier im Blauen Turm von Hollfeld. Im Zentrum seines Schaffens stehen Tierfiguren und Portraits aus Stein, Beton, Keramik, Terrakotta, Stahl, Bronze, Treibholz und mit Alufolie. Er malt auf Fassaden, Wänden und auf Holz. Seine ersten künstlerischen Versuche bestanden im Formen von Tieren mit Stanniolpapier und Alufolie, eine Besonderheit, der er bis heute treu geblieben ist, in der er es zur absoluten Meisterschaft gebracht hat und dessen Videoclips darüber auf Youtube Abonnenten auf der ganzen Welt haben. Er gehört auch zu den zehn Künstlern aus dem In- und Ausland, die sich seinerzeit an dem vom Landratsamt ausgelobten Projekt „Naturkunstraum Neubürg“ mit einer Bronze-Stele beteiligt haben. Zu seinen Werken zählen unter anderem die Wandbemalung eines Turms der früheren Brauerei Weiße Taube in Hollfeld oder das Denkmal für die Fischart Äsche in Waischenfeld. Förderpreisträger ist die Grund- und Mittelschule Weidenberg für ihre außergewöhnlichen Integrations- und Kulturangebote. „In Sachen Migration wird bei der Kinder- und Jugendarbeit Herausragendes geleistet“, sagte Landrat Hübner. Dieses vorbildliche und für den Landkreis beispielhafte Engagement wirke weit über Weidenberg in die gesamte Region hinaus, so Hübner. Neben Schwimmkursen, Fahrradunterricht, der Aufführung eines Theaterstücks und gemeinsamen Besuchen auf der Landesgartenschau wurde auch ein Film über die tief bewegenden Lebensgeschichten von Flüchtlingskindern und .jugendlichen gedreht und als Unterrichtsmaterial anderen Schulen zur Verfügung gestellt. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der aus Israel stammende Pädagoge Sagy Cohen der an der Mittelschule eine Übergangsklasse betreut und Integrationshilfe für Kinder und Jugendliche aus Weidenberg, Warmensteinach und Fichtelberg leistet.
Bild: Opulente Klangbilder und berauschende Klangfarben / Jugendsymphonieorchester Oberfranken startete in Naila seine Ostertournee
Am deutlichsten wurde dies bei den wohl berühmtesten Bildern der Musikgeschichte, den „Bildern einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski in der Orchestrierung von Maurice Ravel. Es ist eine einzigartige Bilderschau, die der russische Bürgerschreck Mussorgski seinem verstorbenen Malerfreund Viktor Hartmann gewidmet hatte und die seit ihrer Uraufführung aufgrund des programmatischen Ansatzes gerade auch junge Musiker immer wieder fasziniert. Die Komposition bildete zugleich das Hauptwerk des Konzerts. Till Fabian Weser lässt die Bilder herb und scharfkantig erklingen und die jungen Musiker, alle keine Profis, arbeiten die raffinierte Klangfarbenkunst dieser Orchesterfassung prima heraus. Details dieses Ohrwurms der klassischen Musik treten auf einmal hervor, wie man sie so noch nie vorher gehört hat. So gespielt, sind diese Bilder nicht nur zu hören, sie tauchen vielmehr vor dem geistigen Auge des Zuhörers auf: der schauderhafte „Gnomus“ etwa, die skurrile Charakterisierung des Samuel Goldenberg und des Schmuyle oder der pompöse Triumphzug durch „Das große Tor von Kiew“, die auch als Zugabe erklingt. Über sechs Stunden habe man jeden Tag geprobt, erklärte der Dirigent im Vorfeld, und das merkt man auch, denn schließlich kam jeder der 70 Musiker mit einem anderen Kenntnisstand nach Weißenstadt, wo diesmal wieder die Probenphase stattfand.
Gerade so, als ob das alles nicht schon schwer genug wäre, hatte Dirigent Till Fabian Weser den Mitgliedern des Jugendsymphonieorchesters auch noch eine Wagner-Ouvertüre auf die Pulte gelegt. Mit dem Vorspiel zur Oper „Der fliegende Holländer“ gab es ein weiteres opulentes Bild, ein prächtiges orchestrales Klangbild, das die Musiker gut bewältigten. Die jungen Musiker lassen den Zuhörer in Klangbildern schwelgen, wobei auch hier besonders wieder die Bläser gefordert waren.
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Dirigenten und Musikpädagogen Professor Dr. Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken, Haus Marteau, tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm. Das Jugendsymphonieorchester ist ein Projekt des Hauses Marteau, der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken. Bild: In der Frankenhalle in Naile starteten Till Fabian Weser und das Jugendsymphonieorchester Oberfranken ihre kleine Ostertournee. Absolute Konzentration für die „Bilder einer Ausstellung“ / Jugendsymphonieorchester Oberfranken gastiert an den Osterfeiertagen in Naila, Coburg und Stegaurach
Noch muss Dirigent Till Fabian Weser von den Bamberger Symphonikern häufig unterbrechen. Meist sind es aber nur Kleinigkeiten, die er moniert. Ansonsten klappt das Hauptwerk, die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky in der Orchestration von Maurice Ravel, schon bestens. „Wir brauchen absolute Konzentration“, ruft der Dirigent und lässt immer wieder einzelne Stellen wiederholen, bis die Takte sitzen. Lange dauert das nicht, denn die jungen Musiker im Alter zwischen 13 und 20 Jahren proben bereits seit Samstag täglich bis zu sechs Stunden, alles freiwillig und das auch noch in den Schulferien. „Wo sonst haben die jungen Leute Gelegenheit, die Bilder einer Ausstellung oder Richard Wagners Holländer-Ouvertüre zu spielen“, sagt Till Fabian Weser. Das gebe es in keinem Musikschulorchester.
Die junge Musikerin sieht es vorrangig als einmalige Chance und Möglichkeit, Erfahrungen als Solistin zu sammeln und ihr musikalisches Können unter Beweis zu stellen. Wegen ihres Abiturs sei sie zunächst schon etwas skeptisch gewesen, ob sie das alles schaffen würde. Nun sei sie aber doch sehr froh, das Angebot angenommen zu haben. „Denn es ist natürlich auch eine große Ehre, schon in meinem Alter diese Position einzunehmen“, so die Solistin.
Weitere Information: www.jso-oberfranken.de oder auf Facebook unter www.facebook.com/Jugendsymphonieorchester.
Bilder: "Orchester auf Zeit und Talentschmiede für junge Musiker“ / Probenauftakt: Jugendsymphonieorchester Oberfranken startet mit anspruchsvollem Programm in die heiße Phase
Am Pult steht wieder Till Fabian Weser von den Bamberger Symphonikern. Seine Aufgabe ist es, die jungen Talente aus allen Teilen des Regierungsbezirks in nur einer Woche zu einem einzigen Klangkörper zusammenzuführen. Unter der Stabführung des aus Amerika stammenden Dirigenten werden die gut 60 jungen Musiker zwischen 11 und 21 Jahren über Ostern zu einer kleinen Oberfranken-Tournee aufbrechen.
Das Programm steht in diesem Jahr unter dem Motto „Bilder“: Hauptwerk sind deshalb die überaus populären „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky in der Orchestrierung von Maurice Ravel. Schon die erste Durchspielprobe am Samstag zeigte, dass dabei die Bläser und die Schlagwerker ganz besonders gefordert sein werden. Ein musikalisches Bühnenbild ist für Till Fabian Weser auch Richard Wagners Ouvertüre zu der Oper „Der fliegende Holländer“.
„Mit unserem ehrgeizigen Projekt eines eigenen Jugendsymphonieorchesters möchten wir jungen Nachwuchsmusikern aus der Region alljährlich die Möglichkeit geben, ihr Können unter professioneller Anleitung öffentlich zu präsentieren“, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler zum Probenauftakt. Als „Orchester auf Zeit“ setzte sich das Jugendsymphonieorchester Jahr für Jahr neu zusammen. Denzler: „Das oberfränkische Jugendsymphonieorchester ist das Herzstück der Jugendarbeit unserer Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau.“
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Musikpädagogen und Dirigenten Professor Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm. Weitere Information: www.jugendsymphonieorchester.de Bilder: Probenauftakt am Wochenende in Weißenstadt: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. Fränkischer Theatersommer zeigt Giganten der Weltliteratur / Landesbühne Oberfranken präsentierte Programm für die Spielzeit 2016
Der spanische Klassiker „Don Quichotte“ (der Theatersommer hat sich bewusst für die französisch-deutsche Schreibweise entschieden) von Cervantes habe seinen Autor weltberühmt gemacht. „Wir wollen das Publikum nach allen Regeln der Kunst verzücken und gleichzeitig in Erstaunen versetzten“, so Intendant Burdinski, der gleichzeitig die Textversion mit erstellt hat. Die komisch-grotesken Abenteuer des Ritters „von der traurigen Gestalt“ und seines gutmütigen Knappen Sancho Pansa sollen dabei nicht im Kampf gegen Windmühlen und den Geheimnissen um die sagenhafte Schönheit der Dulcinea von Toboso enden, sondern weit über die bekannten Episoden hinaus führen. Zu sehen ist Don Quichotte“ in der Inszenierung von Amelie Auer unter anderem im Historischen Museum in Bayreuth( 5. Juni), im Rosenthal-Theater Selb (24. Juni), im Förderzentrum St. Katharina in Lichtenfels (23. Juni), am Marktplatz in Betzenstein (20. August) und im Evangelischen Gemeindehaus in Pegnitz (21. August). Zweite Neuinszenierung ist Shakespeares eher selten gespielter Liebesreigen „Verlorene Liebesmüh“. Heidi Lehnert will in ihrer Inszenierung dieses wohl sprachwitzigsten Stückes des berühmten britischen Poeten zeigen, wie lebendig Shakespeare auch nach 400 Jahren noch immer ist. Intendant Burdinski spricht vom „Phänomen Shakespeare“ und von einem unglaublichen und auch unerreichten Menschenkenner mit einem frappierenden Blick auf die menschliche Psyche. Aufführungen gibt es unter anderem im Burggut in der Waaggasse in Kulmbach (8. Mai), im Historischen Museum in Bayreuth (22. Mai), in der Kulturscheune Eggolsheim (19. Juni), im neuen Heckentheater auf der Landesgartenschau in Bayreuth (3. Juli), im Burghof von Egloffstein (9. Juli, im Hofer Landratsamt (21. Juli) und auf Schloss Kühlenfels (6. August). Auch in Sachen Musiktheater hat der Theatersommer diesmal wieder viel Neues zu bieten. Zum einen gibt es Frederick Loewes „My fair Lady“ als „Kammermusical“, was bedeutet ohne großes Orchester, aber mit viel Witz und Selbstironie, das Musiktheater „Orangenmädchen“ nach Jostein Gaardner und das Tanztheater „Wenn wir über Schatten tanzen“ von und mit Michaela Duhme und Alexander von Hugo. Dieses Stück basiert auf Interviews mit älteren Menschen und soll deren Erinnerungen an Krieg und Nachkriegszeit mit Hilfe von Jazz- und Swingelementen lebendig werden lassen. Daneben stehen in dieser Spielzeit auch wieder zahlreiche Wiederaufnahmen auf dem Programm, darunter die Komödie „Zwei wie Bonnie und Clyde“ von Sabine Misiorny und Tom Müller, die Komödie „Mondscheintarif“ von Ildiko von Kürthy und das Musikstück „Der Blues der Lady“ nach der Autobiographie von Billie Holiday. Es gibt mehrere buchbare Angebote, unter anderem ein Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach sowie Stücke, die sich um Themen wie Sucht und Depression drehen. Nicht vergessen haben die Theatermacher das junge Publikum: in dem Kinderstück Lilli und der Raabe von Wilfried Grote soll es darum gehen, was Freundschaft wirklich bedeutet. Insgesamt besteht das Ensemble heuer aus fast 40 Aktiven, die an über 70 Spielorten in Ober-, Mittel- und Unterfranken sowie vereinzelt auch darüber hinaus auftreten werden. Insgesamt hat der Fränkische Theatersommer im zurückliegenden Jahr knapp über 16000 Zuschauer verzeichnen können. „Damit haben wir ein Rekordjahr hinter uns“, so Burdinski. Vom Gesamtetat in Höhe von rund 450000 Euro erwirtschaftet der Theatersommer rund zwei Drittel selbst durch Einnahmen und Sponsorengeldern. Das übrige Drittel setzt sich aus öffentlichen Zuwendungen durch den Bezirk Oberfranken, das Bayerische Kultusministerium und dem Landkreis Bayreuth zusammen. Den Theatersommer gibt es seit 1994, im Jahr 2007 erhielt er den Status „Landesbühne Oberfranken“ und die Bezeichnung „Fränkischer Theatersommer“. Sämtliche Termine dieses Jahres sind im neuen Programmheft zu finden, das druckfrisch an vielen Auslagestellen in der Region erhältlich ist. Weitere Information gibt es auch im Internet: www.theatersommer.de. Bild: Peter Ackermann und Heike Fick vom Betriebsbüro des Theatersommers sowie Intendant Jan Burdinski (von links) freuen sich auch eine erfolgreiche Spielzeit 2016. Musikalisches Glaubensbekenntnis mit Überzeugung und Hingabe / Gospel-Konzert der Extraklasse: Schwarzacher Main Line Gospelchor konzertierte mit Deborah Woodson in Burghaig
Der Schwarzacher Gospelchor unter der Leitung von Heinz Bittermann ist weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt für seine bunte Mischung aus modernen und traditionellen Gospels sowie mitreißenden Pop-Songs. Mit der Sängerin Sängerin Deborah Woodson aus dem US-amerikanischen Georgia und deren „Gospel Mates“, eine Background-Sängerin und ein Background-Sänger sowie zwei Keyboarder, hatten die Schwarzacher Sänger diesmal echte Profis an ihrer Seite.
Musikalisch kamen die Zuhörer in der Johanniskirche jedenfalls voll auf ihre Kosten. Die professionell agierenden Sängerinnen und Sänger zauberten eine beeindruckend fröhliche Atmosphäre in das nahezu ausverkaufte Gotteshaus. Fast zweieinhalb Stunden lang gab es eine bunte und erfrischende musikalische Mischung aus altbekannten Gospelstandards, zeitgenössischen, modernen Klänge, swingende Liedern und beliebten Spirituals.
Zu Beginn hatte der Main-Line-Gospelchor einen eigenen Block, bei dem eher unbekannte Gospels zelebriert wurden, wunderbar homogen, mit ständig wechselnden solistischen Einlagen, mal A-Capella mit geklatschtem Rhythmus und stets dynamisch sorgsam ausbalanciert. Am Ende gab es einen zweiten Block, bei dem Deborah Woodson zusammen mit den Schwarzachern sang, nein sie zelebrierte die Stücke, darunter Michael Jacksons „We are the world“ fast schon in Form eines mitreißenden Happenings. „Dabei haben wir gar nicht zusammen geübt“, sagt die Sängerin.
Wer Deborah Woodson zusammen mit den Gospelmates und jeweils einem regionalen Gospelchor noch einmal erleben möchte, hat dazu die Gelegenheit am 19. März um 19.30 Uhr in der Kirche St. Konrad in Hof und einen Tag später, am 20. März um 17 Uhr in der Kirche St. Peter in Tirschenreuth.
Bilder: Kulmbach wurde für zweieinhalb Stunden zur Musical-Metropole / Produktion „Best of Musical Star Nights“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Das Kreativteam um die beiden Choreographen Murray Grant und Greg J. Davidson hatte sich viel Mühe gegeben, eine abwechslungsreiche, farbenprächtige und fantasievolle Show auf die Beine zu stellen und sie wurden diesem Vorhaben größtenteils auch gerecht. Schöne Stimmen, prächtige Kostüme und eine raffinierte Lichtregie mit modernen 3D-Foto- und Videoprojektionen lieferten beste Unterhaltung auf hohem Niveau und machten Kulmbach für zweieinhalb Stunden zur Musical-Metropole. Freilich müssen derartige Tourneeproduktionen, die heute in Kulmbach, morgen in Zürich und nächste Woche schon wieder in Nürnberg zu sehen sind, die gerade aus Bozen kommt und erst vor wenigen Wochen auch in Bayreuth gastierte, immer auch irgendwo Abstriche machen. So gab es kein richtiges Bühnenbild, lediglich eine Showtreppe, einige wenige Requisiten, dafür aber die großen Bilder, mal im Hintergrund, mal auf einen halb durchsichtigen Vorhang vor der Bühne projiziert.
Tolle Kostüme hatte sich Carol Attenburgh für die Sängerinnen und Sänger sowie für das sechsköpfige Tanzensemble einfallen lassen, meist angelehnt an das Original, wie bei „Starlight Express“ auf Rollschuhen, bei „Elisabeth“ in großer Robe“ oder besonders fantasievoll beim beim „König der Löwen“. Sparen können hätte man sich dagegen die Moderation, die, wenn man sie überhaupt verstand, wenig Sinn ergab und vermutlich nur dazu da war, um den Akteuren die notwenigen Umzieh- und Verschnaufpausen zu geben.
Wer noch mehr Lust auf Musical hat, die Show „Best of Musical Star Nights“ gastiert am 10. Februar in der Nürnberger Meistersingerhalle, am 19. Februar im König-Albert-Theater in Bad Elster, am 20. Februar in der Freiheitshalle Hof und am 23. Februar im Kongresshaus Rosengarten in Coburg. Kulmbachs erstaunlichster Klangkörper / Zum 25. Mal: Fulminantes Neujahrskonzert der Stadtkapelle
Wer es nicht glauben wollte, konnte sich am Dienstagabend in der, wie stets, ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle selbst ein Bild davon machen. Zweieinhalb Stunden lang gab es symphonische Blasmusik von höchster Qualität. Nach Naila am vergangenen Donnerstag und Saalfeld am Sonntag gaben die rund 55 Musikerinnen und Musiker im Alter von 15 bis 85 Jahren zuhause in Kulmbach noch einmal alles. Das Programm sollte dabei auch eine Art Rückschau sein, auf die Erfolgstitel der zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnte.
Mehrere Komponisten zogen sich diesmal wie ein roter Faden durch das Programm: Johann Strauss der Jüngere, der „Walzerkönig“ zu Beispiel, von dem die Stadtkapelle genauso wie beim allerersten Konzert vor 25 Jahren den Kaiserwalzer musizierte. Als weiteres Stück von Johann Strauss gab es die Schnellpolka „Vergnügungszug“. Thomas Besand ließ es sich dabei nicht nehmen, ganz bewusst in raschen Tempi zu musizieren, der Dirigent hatte auch ein echtes Messinghorn eines Eisenbahner-Streckenpostens aufgetan, mit dem er die Signale ausgab. Besand und seine Musiker haben das alles bestens im Griff, locker und leicht, aber zugleich auch prächtig und glanzvoll.
Dritter großer Musiker, dem die Stadtkapelle diesmal ihre Referenz erwies ist der Entertainer Frank Sinatra. Aus seinem Song „The Lady is a tramp” von Richard Rodgers machte die Stadtkapelle kurzerhand ein humorvoll swingendes Duett mit Elke Höhn und Thomas Besand, nicht nur am Dirigentenstab, sondern auch Mikrofon. Gleich darauf folgte der Love-Song „I´ ve got you under my skin” von Cole Porter, mit sonorer Stimme, text- und tonsicher vorgetragen ebenfalls vom Dirigenten. Zu den Klassikern gehörte die Ouvertüre zur Operette „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach mit brillanten Soli und einem flotten Cancan zum Mitklatschen. Freilich auch etwas wehmütig, denn der Marsch erklang im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Paris, der Stadt der Lebensfreude. Größte musikalische Herausforderung des gesamten Konzertes war sicherlich der Teufelstanz von Josef Hellmesberger mit seinen Takt- und Tempowechseln, die von allen Beteiligten bestens bewältigt wurden. Immer wieder hörenswert sind die kurzen und originellen Konzertstücke des US-Amerikaners Leroy Anderson. Diesmal gab es „Bugler´s Holiday“ aus dem Jahr 1954, ein Solo für drei Trompeten von Leroy Anderson, wundervoll und witzig gespielt von Daniel Richter, Maximilian Schaller und Hans-Christian Leuschner
Weil es ein Jubiläumskonzert war, blieben natürlich auch Ehrungen nicht aus: so erhielt Thomas Besand von der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände beziehungsweise vom Nordbayerischen Musikbund die Dirigentennadel in Gold mit Diamand, von OB Schramm gab es neben einem üppigen Präsentkorb auch einige Utensilien, die der frischgebackene Hundebesitzer sicher gut gebrauchen kann, von Landrat Klaus Peter Söllner einen Scheck und von den Musikern ein, von keinem geringeren als von dem bekannten niederbayerischen Musiker und Komponisten Franz Gerstbrein arrangiertes Medley der Lieblingsmärsche Besands. Nicht zuletzt dank der liebevollen, kenntnisreichen und kurzweiligen Moderation von Karl-Heinrich Backert waren die zweieinhalb Stunden wieder einmal wie im Flug vergangen. Als Zugabe hatten die Musiker und ihr Dirigent den weltberühmten „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss Vater, so wie beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zum Mitklatschen ausgesucht.
Bilder: Mitreißende Melodien, Musicalhits und Medleys / Fantastisches Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker mit Sängerin Carry Sass
Das schwungvolle Konzerterlebnis verband musikalisch das Beste aus zwei Welten: Wiener Operettenmusik mit Walzerschmäh und die mitreißenden Broadwaymelodien im zweiten Teil des Programms mit Musicalhits, temperamentvolle Medleys und einer gelungenen Moderation. Einen Zwischenstopp legten Sängerin, Dirigent und Musiker in Berlin ein, der Stadt, die in den Goldenen Zwanzigern für musikalischen Einfallsreichtum, für Witz, Temperament und Lebensfreude stand. Natürlich sind das alles Klischees, aber wenn nicht bei einem Neujahrskonzert, wann dann sollte man diese Klischees einmal ausleben.
Für den Zwischenstopp Berlin hatten sich alle Beteiligten zwei echte Gassenhauer von Theo Mackeben („Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“) und die Ballade von Mackie Messer aus der berühmten „Dreigroschenoper“, die ja bekanntlich alles andere als eine Oper ist, ausgesucht. Mackie Messer zum Mitmachen sozusagen, denn hier bekommt das Publikum die Gelegenheit kräftig mitzusingen. Überraschend ins Programm genommen hatte Carry Sass den Schlager „Für mich soll´s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef, der so wundervoll zum Beginn des neuen Jahres passt. Im zweiten Teil dann New York, die Stadt, in der die berühmten Musicals ihren Ursprung haben. Dirigent Ferrand hatte dazu Ohrwürmer aus Musicals wie der „West Side Story“, „Cabaret“ oder „Annie get your gun“ ausgewählt. Mit den mitreißend musizierten Selections aus der West Side Story von Leonard Bernstein schufen die Hofer unter Hannes Ferrand ganz großes Broadway-Feeling mit allen Hits des berühmtesten Musicals aller Zeiten von „America“ bis „Tonight“, und von „Cool“ bis „I feel pretty“. Das Arrangement aus „Cabaret“ war Carry Sass ohnehin auf dem Leib geschrieben und bei der Schlussnummer „There´s no business like show business“ gab die Entertainerin noch einmal alles. Gerade die beiden letztgenannten Titel sang Carry Sass nicht nur, sie lebte sie förmlich aus und ging total in ihnen auf.
Beim Neujahrskonzert präsentierte sie sich in ständig wechselnden Outfits, deren Markenzeichen die Pailletten und der lange Schlitz im Kleid waren. Immerhin zwei Zugaben konnten das Publikum den Künstlern entlocken: Carry Sass interpretierte Frank Sinatras „New York, New York“ und Hannes Ferrand und die Hofer Symphoniker schlossen mit dem berühmten Radetzky-Marsch zum Mitklatschen. Bilder: Stargast des Neujahrskonzerts mit den Hofer Symphonikern unter dem Dirigenten Hannes Ferrand in der Dr.-Stammberger-Halle war die Berliner Entertainerin Carry Sass. Faszination Musik: Außergewöhnliche Musikstunde in der Grundschule Herzoghöhe / Hofer Blechbläserquintett Rekkenze Brass hat sich der Nachwuchsförderung verschrieben
„Uns geht es nicht nur darum, den Kindern die klassische Musik nahe zu bringen, sondern auch allgemein ihr Interesse und Verständnis für Musik zu wecken“, sagt Rainer Streit, der aus Kulmbach stammt und bei Rekkenze Brass die Tuba spielt. Viele von den Schülern seien noch nie in einem klassischen Konzert gewesen. „Sie kennen das Erlebnis gar nicht, der Musik einmal leise zuzuhören und sie einfach so auf sich wirken zu lassen“, sagt Rainer Streit. „Wenn wir dann bei dem einen oder anderen Kind etwas bewirken können, hat sich unser Engagement schon gelohnt.“
Soweit sind die Grundschüler der Herzoghöhe in Bayreuth freilich noch nicht, wenngleich auf die Frage, wer denn ein Instrument spielt, ungewöhnlich viele Finger in die Höhe schnellen. „Der Musikunterricht hat an unserer Schule einen hohen Stellenwert“, sagt Schulleiterin Sybille Hutzler und verweist auf den Chor, eine eigene Arbeitsgemeinschaft Percussion, den Instrumentalunterricht und eine Flötengruppe.
Bilder: Rekkenze Brass bei einer Musikhörstunde in der Grundschule Herzoghöhe in Bayreuth. Traditionelle Weihnachtsgeschichte zeitgenössisches musiziert / 50 Jahre Chorleiter: Koschyk zeichnete Rüdiger Bauriedel aus Gesees aus
Der 14-teilige Konzertzyklus wurde zumindest in dieser Fassung wohl zum ersten Mal aufgeführt, denn die beiden Chorleiter Rüdiger Bauriedel und Werner Beyer aus Untersteinach hatten mit Hilfe von Barbara Sabarth von der deutsch-polnischen Gesellschaft eine eigene deutsche Textfassung erstellt. Nur an einigen wenigen Stellen wird klar, dass es sich um eine zeitgenössische Komposition handelt. Ansonsten basiert das Werk durchaus tonal auf die traditionelle Weihnachtsgeschichte.
Die beiden Chöre aus der Region brachten das Werk in wunderbarer Art und Weise zum klingen, kraftvoll in allen Stimmlagen, immer wieder unterbrochen von hervorragend gemeisterten solistischen Einwürfen und vor allem wunderbare dezent in den vielen Piano-Stellen. Das kleine Streichorchester ist dabei ein durchaus gleichwertiger Partner und nimmt sich nicht nur in den mit rein instrumentalen Zwischenspielen der Musik Maciej Maleckis gekonnt und einfühlsam an. Eingerahmt wurde der polnische Konzertzyklus von einer „Missa breve“ von Philipp Steiger, und von dem Chorsatz „Heil´ge Nacht im Frankenland“ von Franz Biebl, den Maciej Malecki als eine Art Dankeschön an Rüdiger Bauriedel und seine Musiker eigens für Chor und Streicher eingerichtet hatte.
Rüdiger Bauriedel hatte sich vor allem durch sein Wirken in der Chorszene großes Ansehen erworben. Unter anderem leitet er den Singkreis des Hummelgauer Heimatbundes und den Männergesangsverein. Er ist außerdem Gründer der Gesangsgruppe „G´seesa Bäsla“ und der „Klann Hummln“. Nach dem Abitur hatte Bauriedel an der Pädagogischen Hochschule in Bayreuth studiert. Danach war er als Lehrer in Bayreuth, Creußen und Gesees tätig. Später wirkte er als Ausbildungslehrer und Seminarleiter. 1997 wurde er zum Schulamtsdirektor ernannt. Bauriedel war außerdem als Kreisheimatpfleger tätig, gehörte dem Geseeser Gemeinderat an und war Kirchenvorstandsmitglied und Vertrauensmann in der evangelischen Kirchengemeinde Gesees. Bauriedel wurde unter anderem bereits mit dem Ehrentitel „Chordirektor“ durch den Deutschen Sängerbund, mit dem Förderpreis des Landkreises Bayreuth und mit dem Titel „Staatlich anerkannter Chorleiter im Laienmusizieren“ durch das Bayerische Kunstministerium ausgezeichnet. 1995 erhielt er das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten.
Fotos: Stille Nacht im Breitwandformat / Standing Ovations: Ljubka Biagioni stimmte in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle auf das Weihnachtsfest ein
Freilich nicht nur irgendwie moderiert, Ljubka Biagioni macht immer auch ihren Bezug zur jeweiligen Komposition deutlich, sie spricht von Weihnachten in Bulgarien und in Italien und bekennt gleich zu Beginn: „Kulmbach ist meine musikalische Heimat geworden.“ Manchmal etwas außer Puste erzählt sie von den Hirten und den Engeln an der Krippe, trägt die tiefsinnige Weihnachtsgeschichte von den vier Kerzen Frieden, Glaube, Liebe und Hoffnung oder das witzige Gedicht „Wo man Geschenke verstecken kann“ vor und zwinkert auch schon mal den Zuhörern in der ersten Reihe zu.
Frisch zupackend und trotzdem feierlich gibt es zu Beginn zwei Sätze aus der Nußknacker-Suite von Peter Tschaikowsky. Ihr Wille zur perfekten Proportion wird im zweiten Satz „Air“ aus der dritten Orchestersuite von Johann Sebastian Bach deutlich, den die Musiker in rhythmischer Schärfe präsentieren. Manche Lieder sind hierzulande zu wenig bekannt, wie etwa das wunderbare „Loves comes down at christmas“, das Chor und Orchester einmal mehr frisch und geradlinig präsentieren. Durchwegs dramatisch erklingen dagegen die bekannten „In dulci jubilo“ oder „The first noel“. Fast schon meditativ wird es mit dem zweiten Satz aus dem Klarinettenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart, ehe die Klangkörper zu den Weihnachtsliedern ansetzen.
Bild: Ljubka Biagioni leitete die Sofia Symphonics am Samstagabend beim eindrucksvollen Weihnachtskonzert in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle.
Festliche Musik in farbiger Folge:
Der Trompetenvirtuose und seine Musiker begaben sich dabei auf eine Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte, führten Instrumentalsätze verschiedenster Herkunft und Entstehungszeit auf und ließen festliche Musik in farbiger Folge erklingen. Abseits vom Weihnachtskitsch und Hektik lud der barocke Glanz von verschiedenen Posaunen, Trompeten, Hörnern, einer Tuba und von Pauken zur Besinnung, zur Einstimmung und Vorfreude auf das Weihnachtsfest ein.
Ludwig Güttler spielte dabei meist nicht nur selbst überaus geschmeidig und technisch erstklassig die führende Stimme auf der Trompete oder dem, aus dem Jagdhorn hervorgegangenen Corno da caccia, das Güttler selbst wiederentdeckt und perfektioniert hatte. Vielmehr leitete er auch mit sparsamen Bewegungen sporadisch das Ensemble. Höchst akkurat und mit größtmöglicher Perfektion musizieren die elf erstklassigen Bläser mit Ludwig Güttler als „Primus inter pares“. Wohl wissend, dass er der Weltstar ist, spielt er weder die dominante Solo-Hauptrolle noch gibt es den Hochglanzvirtuosen. Stattdessen erklingt ein perfekt ausgewogenes Wechselspiel zwischen Soli- und Tuttiblöckenmit einem noblen Klangreichtum und einer Ausdrucksskala, die von brillantem Spiel bis ins Lyrische hinein reicht.
Durch seinen vielseitig angelegten Wirkungskreis hat sich Ludwig Güttler einen weltweiten Ruf nicht nur als Trompeter, sondern auch als Dirigent, Veranstalter und Förderer erworben. Er ist heute auf mehr als 50 Tonträgern zu hören, wobei sein besonderes Interesse der Wiederbelebung der sächsischen Hofmusik des 18. Jahrhunderts gilt. Als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche erhielt er 1997 den ersten Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung.
Den Kontakt zu dem Superstar der klassischen Musik hat der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk hergestellt. Er hat auch die Schirmherrschaft für das Konzert übernommen. Sein Abgeordnetenkollege Klaus Brähmig aus Pirna bei Dresden ist Vorsitzender des Trägervereins beim dortigen Musikfestival „Sandstein und Musik“, dessen künstlerischer Leiter wiederum Ludwig Güttler ist. Koschyk sprach von einer wunderbaren Einstimmung in den Advent und von einem einmaligen Konzerterlebnis. Dekan Gerhard Schönauer hatte in seiner Begrüßung bekannt, dass er sich eine so gut gefüllt Kirche öfter wünschen würde. „Musik möge uns anrühren in dieser Adventszeit und vorbereiten auf das große Fest“, sagte Schönauer. Souveräne Balance zwischen Chor, Orchester und Solisten / Mit dem zweiten Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach sind die 31. Kirchenmusiktage zu Ende gegangen
Bachs populäre Komposition erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukas- und teilweise auch im Matthäus-Evangelium nachzulesen ist. Jede der insgesamt sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums hat seinen, von den anderen Abschnitten unabhängigen Platz im Kirchengeschehen zwischen Weihnachten und Epiphanias (Dreikönig), verstreut über die Festtage zweier Wochen. Die Bestimmung der Kantate, wie sie sich aus der Leipziger Praxis zu Bachs Zeit ergab, bestand darin, im Gottesdienst aufgeführt zu werden. Damit war die komponierte Musik Bestandteil des religiösen Ablaufs. In Zeiten der modernen Aufführungspraxis und einer nahezu unbegrenzten Reproduzierbarkeit von Musik hat sich das Werk von seinem liturgischen Kontext gelöst. Eine Konzertaufführung, wie die in Kulmbach, fügt das, was zu Bachs Zeiten in der Liturgie verankert und auf mehrere Feiertage verteilt war, zu einem neuen Ganzen zusammen. Das Weihnachtsoratorium hat längst unabhängig von seiner gottesdienstlichen Funktion ein Eigenleben als eigenständiges Oratorium entwickelt. Die Kulmbacher Kantorei, das Orchester „Musica juventa“ aus Halle, Organist Thomas Rothert und die vier Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Ingo Hahn interpretieren das beliebte Werk auch diesmal frisch und geradlinig, mit schlankem transparentem Klang. Das musikalisch-technische Niveau von Solisten und Ensemble ist durchgängig hoch. “Musica juventa” musizieren überaus gelöst, spieltechnisch und artikulatorisch brillant. Ingo Hahn lässt der Musik den Raum, den sie braucht. Alles klingt natürlich, die Musik fließt und atmet. Dabei setzt er auch auf eine souveräner Balance zwischen Chor, Orchester und Solisten. Seine Tempi sind oft eine Kleinigkeit rascher als bei vielen Aufführungen und Einspielungen üblich, was einerseits gut zu dem transparenten Klangbild und den Chorstimmen der Kulmbacher Kantorei passt. Ganz besonders fällt diesmal auf, dass Ingo Hahn nicht nur die Tempi rasch nimmt, auch zwischen den einzelnen Nummern und sogar zwischen den Kantanten bleibt wenig Zeit. Diese Art des komprimierten Musizierens lässt konzentriertes Hören zu jedem Zeitpunkt zu. Sämtliche Ecksätze werden beim Wort genommen und sind zumindest in der sechsten Kantate mit stampfenden Pauken und hellen schmetternden Trompeten fast eine Aufforderung zum Tanz. Chor und Orchester folgen dem musikantischen Impuls der Stücke, niemals gibt es ein bedeutungsschwangeres Dahinschleppen, ohne dass dies zu Kosten der Empfindsamkeit geht. Keine Frage, dass dieses hohe Niveau unter Ingo Hahns Leitung über alle drei Kantaten bestehen bleibt. Vollends überzeugen kann auch die Besetzung der Solopartien. Schlanke, aber dennoch farbige Stimmen, die die Weihnachtsgeschichte mit Gefühl und Lebendigkeit, aber ohne rhetorische Mätzchen oder übertriebene Theatralik erzählen. Tenor Christopher Rösel verbindet stimmliche Schönheit mit erzählerischer Aussagekraft. Er gestaltete nicht nur die halsbrecherischen Tenorarien eindrucksvoll, sondern deklamierte auch die Rezitative des Evangelisten mit lockerer Tongebung und stets textverständlich. Das gilt auch für die Münchner Sopranistin Stephanie Krug, die mit ihrer schlanken aber trotzdem markanten und den Raum ausfüllenden Stimme ihren Arien bestens Profil verleihen konnte. Bassist Markus Simon bringt seine Parts sehr textverständlich und mit hoher Empfindsamkeit dar. Weniger solistische Aufmerksamkeit hatte Bach der Altistin geschenkt. Katharina Heiligtag gestaltet ihre Parts trotzdem ausdrucksvoll und überzeugend. Ein ganz kurzer solistischer Auftritt kommt auch Tanja Schaller aus den Reihen der Kantorei zu, die in der Echo-Arie mit ja und nein auf die Sopranistin antworten darf. Bild: Eine eindrucksvolle Aufführung vom zweiten Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach erlebten die Besucher zum Abschluss der Kirchenmusiktage in der gut besetzten Petri-Kirche unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn. Kraftvoll, kompetent und klanglich brillant / Händel-Hommage bei den Kirchenmusiktagen
Die „Händel-Gala“ stellte weder den Komponisten des „Messias“ noch den genialen Opernschöpfer in den Vordergrund, sondern den Erfinder herausragender Kammermusik mit sechs der „Neun Deutschen Arien“ im Zentrum und jeweils zwei Solo- und zwei Trio-Sonaten. Eine erfreuliche, eine wirklich wohltuende Hörerfahrung, denn dabei kommt eine große musikalische Bandbreite zu Tage, wie man sie von Georg Friedrich Händel normalerweise kaum kennt. Dazu kommen aber auch die herausragenden Musiker, die Ingo Hahn zusammengetrommelt hatte. Allen voran die aus München stammende Sopranistin Stephanie Krug. Voller Enthusiasmus und Begeisterung meistert sie ihren Part in den Arien mit den eigenwillig anmutenden Texten von Heinrich Brocke. Stephanie Krug packt den Zuhörer nicht nur mit ihrer Virtuosität und ihrem kraftvollen Zugriff sondern auch mit schönem Legato, einem breiten Ausdrucksspektrum sowie einem schlanken und durchsichtigen Klang in den Kantilenen. Die Flötistin Hannah Liebler aus Bad Neustadt glänzt mit ihrem vollen, warmen und dunklen Ton sowie mit der beständigen Ruhe ihres souveränen Spiels in drei Sonaten sowie in drei der Arien. Verzierungen bringt sie gezielt, aber keineswegs im Übermaß. Stattdessen überrascht sie immer wieder mit ihrem durch und durch professionellen Klang voller Leichtigkeit. Auch der Oboist Ernst-Martin Eras, ehemaliger Dozent am Würzburger Konservatorium, kann mit gesanglichem Ton und elegantem Legato überzeugen und den Händel-Kompositionen Leben einhauchen, so gleich zu Beginn in dem exponierten und solistischen Instrumentalspiel der obligaten Oboe in „Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen”. Klanglich brillant musiziert die Cellistin Johanna Eras, die das Geschehen von der Bassseite her feinsinnig stützt und vorantreibt. Die viersätzige Solo-C-Dur-Sonate, bei der sie nur von der Orgel begleitet wird, ist schließlich einer der Höhepunkt des Konzertes mit den für Händel so typisch festlichen, aber auch beschwingten und tänzerischen Sätzen, die Johanna Eras auf dem stimmführenden Cello mit großem Engagement faszinierend und mitreißend aufführt. Mit Ingo Hahn an der kleinen Truhenorgel haben die Musiker einen kompetenten und einfühlsamen Begleiter gewonnen, der das ganze breite Spektrum dieser Kunst zum Erlebnis zu machen versteht. Am Ende gab es großen Applaus von dem zahlreich erschienen Publikum in der für Kammerkonzerte idealen Spitalkirche. Bild: Hommage an Händel (von links): Hannah Liebler (Querflöte), Stephanie Krug (Sopran), Johanna Eras (Cello) und Dekanatskantor Ingo Hahn (Orgel) beim zweiten Abend der Kulmbacher Kirchenmusiktage in der Spitalkirche. Farbig, flexibel und feierlich gediegen: „Simple Music for five“ und der Pianist Egmont Gabler haben die 31. Kulmbacher Kirchenmusiktage eröffnet
Seine Stärken zeigt der Zusammenschluss gleich zu Beginn im B-Dur-Quintett op. 56 Nr. 1 von Franz Danzi (1763 - 1826), ein etwas in Vergessenheit geratener und wenn, dann ausschließlich auf seine Bläserquintette reduzierter Komponist zwischen Klassik und Romantik. Virtuos und mit Belcanto-Anklängen, dann wieder sehnsüchtig romantisch oder klassisch idealistisch, all dies fügen die Interpreten mit klarem Formbewusstsein bei detailreicher Artikulation und einem feinen Gespür für harmonische Schattierungen zu einem Ganzen. An dem aufgeführten Quartett lässt sich die Brückenposition des Komponisten zwischen und Klassik und Romantik in nahezu jedem Satz vernehmen. In das romantische Jahrhundert weist vor allem der langsame Satz, während die Ecksätze und das Menuetto noch höfischen Barock erahnen lassen Mit einer zeitgenössischen Eigenkomposition des Münchner Komponisten, Fagottisten, Autor, und Verlegers Klaus Obermayer (1943 – 2009) lässt „Simply music for five“ im zweiten Programmpunkt aufhorchen: „Reminiszenzen für Klavier und Holzbläserquintett“ heißt seine eigenwillige Komposition. Witzige Wendungen, Takt- und Dynamikwechsel bestimmen das Bild der eher ernsten Komposition mit ihrer ganz eigenen Tonsprache. „Ein typischer Obermayer eben“, so kündigte Klarinettistin Jeanette Höfer die „Reminiszenzen“ an , die das Quintett zusammen mit Egmont Gabler wunderbar realisieren. Aufhorchen lässt dabei ein Klaviersolo im zweiten Satz, ein Hornsolo im jazzig angehauchten dritten Satz und einer „Vorstellungsrunde“ im vierten Satz, bei der sämtliche Musiker mit ihren Instrumenten das Thema aufgreifen. Im zweiten Teil gibt es dann mit August Friedrich Martin Klughardt (1847-1902) zunächst wieder einen ziemlich vergessenen Komponisten. Auch sein Quintett op. 79 ist in der Interpretation der Formation „Simply music for five“ überaus hörenswert und berührt vor allem durch seine ausdrucksvollen Sätze. Die fünf Musiker pflegen einen flexiblen und gesanglichen Ansatz. Der Ton ist gerade, die Übergänge werden grandios gestaltet. Überhaupt ist das Quintett des Liszt- und Wagner-Verehrers Klughardt das farbigste und das abwechslungsreichste von allen vier Werken dieses Abends. Am Ende dann noch einen echten Klassiker, das Quintett Es-Dur op. 16 von Ludwig van Beethoven. In der feierlich gediegenen und aufs äußerste akkurat musizierten Komposition zeigen die fünf Musiker noch einmal, dass sie bestens aufeinander eingespielt sind. Das Aufblitzen der Oboe, die Ausdrucksstärke der Klarinette und der dunkle Ton des Fagotts verbanden sich mit der Klangpracht des Horns und der Noblesse des Klaviers zu einem homogenen Klangbild. Am Ende bedankten sich die Musiker bei dem zahlreich erschienen Publikum in der Spitalkirche mit einem Satz aus einem Quintett von Klaus Obermayer. Bild: Das Holzbläserquintett „Simple Music for five“ und der Pianist Egmont Gabler haben am Sonntag in der Spitalkirche die 31. Kulmbacher Kirchenmusiktage eröffnet. Im Bild von links: Egmont Gabler, Heike Kindermann, Inga Däubner, Peter Blania, Markus Fromm und Jeanette Höfer. Klangschön und virtuos: Beeindruckendes „Jugend-musiziert“-Preisträgerkonzert / Musikalischer Nachwuchs aus Oberfranken präsentierte in Kulmbach sein Können
Jüngste Teilnehmer waren Sonja Lindner, elf Jahre, aus Litzendorf und Jonas Beckmann, zwölf Jahre, ebenfalls aus Litzendorf. Sie präsentierten Sätze aus Fagottkonzerten von Antonio Vivaldi: quirlig, und sprunghaft, aber auch aufmerksam und präzise. Auffallend ist das dunkle und warme Fagotttimbre, ganz zu Recht haben die beiden jungen Musiker ihre Preise erhalten, das macht der Kulmbacher Auftritt mehr als deutlich. Den ersten Satz aus dem Klavierkonzert Nr. 1 F-Dur KV 37 des elfjährigen Wolfgang Amadeus Mozart interpretierte die 15-jährige Annika Landgraf aus Bayreuth. Geschmeidig und elegant gibt sie dieses Virtuosenstück, ein selten aufgeführtes Frühwerk, wieder. Zwei Nummern aus dem „Karneval der Tiere“, dem populärstem Werk von Camille Saint-Saens, spielten die Zwillinge Hanna und Jonah Petrahn aus Hof höchst lebendig, mit lockerem und frischen Ton vierhändig und sorgten damit für den sicher ungewöhnlichsten Auftritt des Abends.
Nochmal ein Fagott brachte Anna Ernst aus Naila mit, klangschön und mit lyrischen Qualitäten musiziert die 17-Jährige den ersten Satz samt kunstvoller Kadenz aus dem Fagottkonzert B-Dur KV 191 von Wolfgang Amadeus Mozart, ein Werk, das die technischen Möglichkeiten des Instruments auf vorbildliche Weise bündelt und zur Geltung bringt. Anna Ernst ist fast schon Profi, denn sie ist bereits seit 2013 Mitglied des Bundesjugendorchesters. Wie vielfältig der Wettbewerb „Jugend musiziert“ ist, zeigt am Ende der Bariton Lorenz Kauffer (20) aus Pettstadt mit der Arie „Ein Mädchen oder Weibachen“ aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ eindrucksvoll auf. Überzeugend gesungen, mit Sinn für Details, das ist der junge Bariton, der mit der bekannten Arie einen eindrucksvollen Schlusspunkt setzt und zeigt, welch unterschiedliche Klangfarben der Wettbewerb „Jugend musiziert“ zu bieten hat.
Von einer ganz hervorragenden Leistung aller Solisten sprach Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm. Schirmherr war der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Er nannte das Konzert ein großartiges Ereignis und war stolz auf die „Stars von morgen“. Geld für junge Menschen, die musizieren auszugeben, sei gut angelegtes und in die Zukunft investiertes Geld, sagte er und überreichte zusammen mit der Intendantin der Hofer Symphoniker Ingrid Schrader Gutscheine an sämtliche Solisten.
Bilder: „Ich hätt´ auf Tönen davon schweben mögen …“ / Schauspieler Hans-Jürgen Schatz sprach beim Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing über „Jean Paul und die Musik“
Hans-Jürgen Schatz ist nicht nur durch zahlreiche Fernsehfilme und TV-Serien bekannt geworden. Er machte in den vergangenen Jahren immer wieder auch als Rezitator auf sich aufmerksam. Schatz war es auch, der vor etwa 20 Jahren eine Art Jean-Paul-Renaissance einleitete. „Jean Paul ist mein Thema“, sagt er. Nicht nur hier in der Region, wo der Schriftsteller gelebt und gewirkt hat, sondern bundesweit. Zum zweiten Mal veranstaltet er gerade eigene Jean-Paul-Tage in Bad Berneck. Was lag da näher, als auch bei seinem Kulmbacher Auftritt den Zuhörer des Tutzinger Freundeskreises Jean Paul ein wenig näher zu bringen. „Jean Paul ist ja so schwierig“, dieses Vorurteil geistert durch die meisten Köpfe und Hans-Jürgen Schatz ist angetreten, dieses Vorurteil zu kippen. „Schwierig? Stimmt ja gar nicht“, sagt er. Es sei eben eine andere Zeit gewesen, die Menschen hätten ein ganz anderes Wissen gehabt. Sein Tipp, um Jean Paul kennen zu lernen lautet: sich Zeit zu nehmen. Man müsse sich Zeit und Ruhe nehmen, sagt er, und: „Der Puls schlug damals langsamer.“ Jean Pauls musikalische Welt hatte sich der Schauspieler ursprünglich für einen Abend bei den Jean-Paul-Tagen 2014 erarbeitet und schon damals war er zu dem Schluss gekommen, dass der Schriftsteller eine große Affinität zur Musik gehabt haben muss. In Kulmbach gibt Hans-Jürgen Schatz zu bedenken, dass Musik zu Jean Pauls Zeit nur in höfischen Theatern und in den Theatern der großen Städte zu hören war. Nicht jeder sei befugt gewesen, dort Musik zu hören. Jean Paul schon, denn er war bereits zu Lebzeiten regelrecht prominent. In Zeiten von You Tube, wo jeder Art von Musik rund um die Uhr verfügbar ist, sei dies alles kaum noch vorstellbar. Jean Paul sah und hörte dagegen die ganz großen seiner Zeit, Mozarts Opern „Cosi fan Tutte“ und „Don Giovanni“ am Weimarer Theater unter dem damaligen Intendanten Johann Wolfgang von Goethe. „In jedem seiner Romane spielt Musik eine große Rolle“, sagte Hans Jürgen Schatz. Im „Hesperus“ nimmt er auf Georg Anton Bendas „Romeo und Julie“ Bezug, in den „Flegeljahren“ auf Joseph Haydn. In Briefen rühmt er Joseph Haydns „Schöpfung“ oder Gaspare Spontinis „Vestalin“, und das mit so pathetischen Worten wie „Ich hätt´ auf Tönen dahinschweben mögen, aus dem Leben.“ Nicht zuletzt war Jean Paul die Musik regelrecht in die Wiege gelegt, schließlich war sein Vater Johann Christian Christoph Richter Organist in Wunsiedel. Pianist Hendrik Heilmann, der als Liedbegleiter eher die großen Steinways gewohnt ist, holte an diesem Abend so ziemlich alles aus dem kleinen Klavier im Martin-Luther-Haus heraus, was nur irgendwie geht. Triumphierend führte er Mozarts Cosi-fan-Tutte-Ouvertüre auf, gewitzt das eigentlich für Mandoline gedachte Ständchen aus dem „Don Giovanni“ und ein beeindruckendes Arrangement hatte er auch für die Bildnisarie aus der „Zauberflöte“ ausgewählt. Überhaupt war Wolfgang Amadeus Mozart der Komponist, der bei Jean Paul am meisten Erwähnung fand, genauso wie die Flöte damals das beliebteste Instrument war, zum einen wegen der „Zauberflöte“, zum anderen wegen des Flöte spielenden Preußenkönig Friedrich II. Höhepunkt im Spiel des Pianisten war sicherlich Franz Schuberts „Erlkönig“ am Ende in einer reinen Pianofassung mit großer Empfindungstiefe, plastisch ausgedeutet und durchaus auch Schuberts Ausdruckextreme hervorhebend. Auch wenn Hans-Jürgen Schatz noch am Anfang betont hatte, dass er keine Vorträge halten könne, so erwies er sich am Ende doch als wahrer Vortragskünstler. Mal ist er der charmante, humorvolle und sympathische Plauderer, mal legt er in ein einziges Wort so viel Emotion und Empfindung, so dass er viel mehr als einen bloßen Text vermitteln kann. Dazu untermalt er seine oder andere Aussage aktiv mit vielen Handbewegungen, und klopft auch schon mal auf das Pult, so dass schon eine Freude ist, ihm nur zuzusehen. Bei all dem schafft er es doch immer wieder, das das Publikum unterhaltsam mitzunehmen. Bild: Pianist Hendrik Heilmann, Bernd Matthes vom Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing, Dekan Jürgen Zinck und der Schauspieler Hans-Jürgen-Schatz (von links). Mühelose Eleganz und südliches Feuer/ Abschlusskonzert des 65. Festivals Junger Künstler in Bayreuth
Hoffnung, Fernweh und Sehnsucht, das ist die große Klammer, die alle drei Kompositionen miteinander verbindet. Südliches Feuer in Mendelssohns „Italienischer“, erstklassige Landschaftsmalerei, die sogar Richard Wagner in der Hebriden-Ouvertüre entdeckt hatte, und virtuose Romantik im 2. Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber. Felix Mendelssohn-Bartholdys Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90, die berühmte „Italienische“ und zugleich die populärste Mendelssohn-Symphonie, präsentieren die jungen Musiker pointiert, in einem weichen und abgerundetem Klang, schlank und geschmeidig. Erstaunlich ist es schon, wie treffend die jungen Musiker, die zum Teil aus ganz anderen Kulturkreisen kommen, diese Musik bewältigen. Es ist sicher die technische Versiertheit, etwa in der elegischen Melodik des dritten Satzes, die zu der mühelosen Eleganz führt, in der das Werk erklingt.
Überaus virtuos interpretieren dazwischen das Orchester unter Peter Stark und der junge französische Solist Benjamin Christ das 2. Klarinettenkonzert Es-Dur op. 74 von Carl Maria von Weber. Für Benjamin Christ war es gleichzeitig sein Deutschland-Debüt als Soloklarinettist. Er meistert die technischen Herausforderungen hervorragend, ohne aber die Poesie zu vernachlässigen, die bei Webers Solok |