Stephan Herbert Fuchs |
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Singend, sphärisch und traumverloren / „Wohnzimmerkonzert“ mit dem Aeres Guitar Quartet aus Dresden
Das Aeres Guitar Quartet, das sind die vier Gitarristinnen Luisa Khandro aus Augsburg, Larissa Ziegler aus dem Allgäu, Margaréta Lakner aus Ungarn und Masha Sova aus St. Petersburg. Die vier jungen Musikerinnen, Schülerinnen von Gitarren-Professor Thomas Fellow, hatten sich 2021 während ihres Studiums an der Dresdner Musikhochschule zusammengetan und das Quartett gegründet. Ziel ist es, Musik abseits ausgetretener Pfade zu machen. Neue Klänge zu suchen sowie eigene Arrangements und eigene Kompositionen zu spielen. Was die vier Gitarristinnen neben der Begeisterung für das gemeinsame Musizieren verbindet, ist es, die Lebensfreude in ihrem Spiel hörbar zu machen. Das funktioniert auch gleich bei der ersten Komposition des Abends mit dem Titel „Nebulae“ von der Komponistin Olga Amelkina-Vera. „Das Werk ist eines unserer ersten Stücke, die wir je gespielt haben und steht bei jedem Konzert am Anfang des Programmes“, so erläutert es Larissa Ziegler. Tatsächlich hat „Nebulae“ atmosphärische, Ruhe ausstrahlende Teile, aber auch sehr schnelle und rhythmische. Beides beherrschen die vier Musikerinnen perfekt. So hat jede Komposition, die das Ensemble spielt, ihren eigenen Charakter, jedes Stück besticht durch eigenartige Klänge, die man glaubt zu kennen, aber so noch nie gehört hat. Das Spiel des Aeres Guitar Quartet erklingt eminent sauber und präzise und doch immer wieder auch singend, sphärisch, schwingend und irgendwie traumverloren. Im Zusammenspiel besitzen die vier Musikerinnen eine dynamisch weite Palette. Da gibt es träumerisch ruhige Klänge, fantastische Klangkaskaden, rhythmisch belebte Passagen, aber auch exotisches, experimentelles, das musikalisch nur schwer einzuordnen ist. Die ganze Palette der Gitarre eben, die von den vier Musikerinnen ausgereizt wird. Eines ist aber allen vier Gitarristinnen gemeinsam: ihre lupenreine Technik, eine emotionale Tiefe des Spiels und ein fantastischer Klang voller Stimmungen und Kontraste. Sämtliche Darbietungen des Aeres Guitar Quartet bestechen durch Musikalität im besten Sinn und durch einen einzigartigen Ensembleklang. Auch solistisch treten die vier Musikerinnen in Erscheinung. Außerdem haben sie mehrere Eigenkompositionen im Gepäck, die sie während ihres Studiums verfasst haben, sowie Stücke ihrer Professoren, etwa „Rivers Dance“ von Stephan Bormann, ein Solo für zwei Gitarren, oder die Komposition „Syrah“ von Thomas Fellow. Am Ende steht ein eindrucksvolles Jazz-Standard-Stück des amerikanischen Saxophonisten Groover Washington Junior mit dem Titel „Take me there“ in einem eigenen Arrangement von Larissa Ziegler. Der große Publikumszuspruch hat gezeigt, dass auch experimentelle Musik, anspruchsvoll dargeboten, durchaus ihr Publikum findet. Das „Wohnzimmerkonzert“ im Dachsaal des Verwaltungsgebäudes ist dafür gut geeignet, zumal es heimelig beleuchtet und sogar mit einem Teppich auf der „Bühne“ ausgestattet durchaus auch Wohnzimmercharakter besitzt. Da sitzt man zur Not auch gerne mal auf improvisierten Sitzgelegenheiten oder notfalls auf dem Boden. Dem musikalischen Erlebnis tat dies keinen Abbruch. Offiziell eröffnet der Verein „Kunstwert e. V:“ das Festival „Klang im Kesselhaus“ dann am 24. Mai um 20 Uhr in der Baumwollhalle der alten Spinnerei in Mainleus mit dem ExSilentio Kammerchor, dem Crossover-Cellisten Johann von Ruthendorf und der „Vivify Dance Crew“. Bild: Mit dem Aeres Guitar Quartet hat der Verein „Kunstwert e.V.“ seine Spielzeit im Dachsaal der ehemaligen Mainleuser Spinnerei eröffnet. Von AC/DC bis Led Zeppelin: Klassik trifft Rock / Ukrainisches Prime Orchestra gastierte mit gigantischer Musikshow in der Freiheitshalle
Hof. So hört es sich also an, wenn Metal und Hard Rock auf Klassik treffen: Zwei Stunden lang spielte das Prime Orchestra aus der Ukraine am Donnerstagabend Hits von AC/DC, Led Zeppelin, Metallica und vielen anderen in ungewohntem Gewand. Als Crossover-Projekt wurden die Original-Titel perfekt nachgespielt und nachgesungen und von einem symphonisch angelegtem Klangbett untermalt. Das Ergebnis konnte sich hören und auch sehen lassen. Nicht nur aufgrund der atemberaubenden Synergie von Klängen und Emotionen, sondern auch vom Drumherum, denn das Ganze war eingebettet in eine Show mit Licht, Pyro-Effekten, einer riesigen Video-Wand und immer wieder mit Überraschungen.
Notwendig war das gar nicht, denn das Repertoire des Prime Orchestra ist breit gefächert, oder wie es in einer Ankündigung hieß: „Das Rock-Universum ist bunt und grenzenlos“. Da gab es Rockiges von Bon Jovi, Led Zeppelin, ein sagenhaftes Queen-Medley, Deep Purple, Hardrock von AC/DC, Guns N´Roses, Kiss, Metal mit Metallica, Anklänge an Alternative Rock und Punk Rock aber auch einigermaßen gesetzte Titel, etwa von Coldplay („Viva la vida“) oder Hans Zimmers „Piraten der Karibik“. Durch die eigenwilligen Arrangements hauchte das Prime Orchestra den bekannten, manchmal auch unbekannteren Titeln neues Leben ein und der unbefangene Zuhörer bekam so die Möglichkeit, bislang nicht gekannte Facetten in der Musik seiner Lieblingsbands zu entdecken.
Nun, ganz so neu, wie es in den Ankündigungen („einzigartiges Phänomen auf der Weltmusikbühne“) steht, ist die musikalische Verbindung von Klassik und Rock allerdings nicht. Schon vor über 40 Jahren spielte das London Symphony Orchestra unter dem Titel „Rock Symphonies“ mehrere Alben mit Rock-Titeln ein. Immer wieder wurde Rock in klassische Musik eingebettet. Erstaunlich ist deshalb viel mehr, dass dieses Konzept noch immer funktioniert, was letztlich eben doch für die Kraft der Musik, gleich welcher Richtung spricht.
Bilder: Atemberaubende Synergie von Klängen und Emotionen: Das Prime Orchestra aus der Ukraine gastierte mit der gigantischen „Rock Sympho Show“ in der Freiheitshalle. Bibelmusical in der Dr.-Stammberger-Halle: 13 Songs und 70 Sänger / Adonia präsentierte die Geschichte von Mose und der Befreiung aus der Sklaverei als mitreißendes Musiktheater
Kulmbach. Seinen Platz auf der Bühne des Lebens zu finden, das ist das Ziel der christlichen Jugendorganisation Adonia. Neben Sportcamps und Ferienlager für Kinder und Jugendliche veranstaltet die unter dem Dach der evangelischen Freikirchen entstandenen Bewegungen seit 2001 auch alljährlich großangelegte Musicalcamps. Das läuft so ab, dass Kinder und Jugendliche von überall her sich einige Tage zu einem Projektchor und einer Projektband zusammenfinden und ein Musical mit christlichem Inhalt einstudieren. Eine prima Idee, vor allem, wenn man das Ergebnis hört und sieht.
Das Besondere an der Adonia-Umsetzung der Mose-Geschichte: man musste nicht unbedingt bibelfest sein, um der Handlung folgen zu können und um sie zu verstehen. Die Geschichte der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten wurde schon oft erzählt, besungen und verfilmt. Für die Menschen aller Zeiten und Generationen stecke unglaublich viel Hoffnung im Leben von Mose, so verkündeten es die Verantwortlichen im Vorfeld der Aufführung. Auf spektakuläre Weise wird Mose von Gott berufen, um die Israeliten in die Freiheit zu führen.
„Mose – gerettet und befreit“ wurde und wird heuer von insgesamt 48 Projektchören an 192 Orten in Deutschland aufgeführt. Die Sängerinnen und Sänger treffen sich jeweils in den Schulferien zu vier Probetagen, in denen die 12- bis 19-Jährigen unter der Betreuung eines ehrenamtlichen Mitarbeiter-Teams das Bibel-Musical einstudieren. Danach stehen vier Auftrittstage an. Vorab haben die jungen Mitwirkenden bereits die Noten und ein vorproduziertes Album zum Üben erhalten.
Adonia e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Karlsruhe. Ein hauptamtliches Team koordiniert die Musicalfreizeiten und schult die rund 1000 Ehrenamtlichen in ganz Deutschland zur Durchführung der Freizeiten. Adonia ist eine unabhängige christliche Jugendorganisation, die eng mit Landes- und Freikirchen zusammenarbeitet. In Kulmbach fungierten die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde und die Landeskirchliche Gemeinschaft als Veranstalter Die Arbeit wird durch Campbeiträge, Spenden und die Kollekten an den Konzerten finanziert.
Bilder: Frühjahrskonzert der „Hofmusikanten“: Alles andere als akademisch / Musiker der Hochschule für den öffentlichen Dienst entführten das Publikum zweieinhalb Stunden lang in die „Klangwelten Osteuropas“
Hof. Theoretisch sind sie alle Amateure, die Musiker der Hochschule für den öffentlichen Dienst, die da am Montagabend zu ihrem Frühjahrskonzert in den Festsaal der Freiheitshalle eingeladen hatten. Praktisch aber können sie es mit den Profis durchaus aufnehmen. Unter dem Motto „Klangwelten Osteuropas“ hatten die „Hofmusikanten“ den Frühling mit populären Werken und mehreren Überraschungen stimmungsvoll eingeläutet. Bereits zum 14. Mal kamen ehemalige und aktive Studenten aus ganz Bayern zusammen und zeigten, dass sie viel mehr draufhaben, als Vorschriften und Paragrafen auswendig lernen, Akten kopieren und Bauanträge genehmigen. Einige von ihnen hätten wohl auch als professionelle Musiker Karriere gemacht. Ausführende waren das „Bayerische Beamtenorchester“ unter der Leitung von Christian Metz, der Hochschulchor, einstudiert und dirigiert von Johannes Kuhn sowie die von Lukas Friedrich geleitete Big Band. Insgesamt stand im Laufe des dreistündigen Konzerts die stattliche Anzahl von 150 Instrumentalisten und Sängern auf der Bühne, allein rund 100 im sinfonischen Blasorchester, das damit durchaus Wagner-Dimensionen einnahm.
Weiter ging es im Programm mit Dimitri Schostakowitsch und seiner eigentümlichen „Suite für Varieté-Orchester“ sowie später, im zweiten Teil der „Festlichen Ouvertüre“. Allgemein gilt Dmitri Schostakowitsch nicht nur als letzter großer Sinfoniker, sondern auch als überaus politischer Komponist, der die Schrecken und das Leid der Stalin-Ära in erschütternder Intensität in seinem Werk verarbeitet hat.
Echte Klassiker, besser Ohrwürmer, gab es auch: Da ist zum einen „Die Moldau“ von Friedrich Smetana. Das Orchester verfolgte den Lauf der Moldau durch „Böhmens Hain und Flur“ voller tschechisch geprägter Melodik und der unverwechselbaren persönlichen Handschrift des Komponisten. Warmherzig in Klang und Ausdruck, detailfreudig und alles andere als akademisch trocken musizierte der Klangkörper.
Die Big Band überzeugte das Publikum mit dem Titel „In the Stone“ der Funk-Bank Earth, Wind & Fire, dem „Nutcracker Swing“, einer Big-Band-Bearbeitung der Nussknacker-Suite von Peter Tschaikowsky und der gefühlvollen Ballade „One Special Moment“ von Larry Neeck. Auch hier schafften es die Musiker mit technischer Präzision, herausragenden solistischen Leistungen, mit überraschenden Details und mit viel Showtalent, das Publikum mitzureißen.
Bleibt noch der Hochschulchor unter der Leitung von Johannes Kuhn. Der runde und warme Klang der Stimmen passte hervorragend zum „Lied der Wolgaschlepper“, aber auch zum Pop-Titel „Budapest“ von George Ezra und sogar zum Schlager „Moskau“, den vor übr 40 Jahren die Gruppe Dschinghis Khan berühmt gemacht hatte. Stimmkultur und Sprachverständlichkeit, Klanggröße und Piano, alles war zur rechten Zeit da. Auch der Chor hatte eine Überraschung als Zugabe parat: den Titel „Rasputin“ von Boney M. Seit über zehn Jahren stehen die „Hofmusikanten“ für anspruchsvolle sinfonische Blasmusik mit einem breitgefächerten Repertoire. Doch wer sind die „Hofmusikanten“ eigentlich? Das Bayerische Beamtenorchester existiert mit Unterbrechungen seit 1983 und setzt sich hauptsächlich aus aktiven und ehemaligen Studenten des Fachbereichs Allgemeine Innere Verwaltung der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern am Standort Hof zusammen. Hauptsächlich heißt, dass auch diesmal 26 externe Musiker dabei waren. Seit 2009 veranstalten die „Hofmusikanten“ alljährlich ein Frühjahrskonzert mit Kompositionen für sinfonisches Blasorchester. Passion aus dem Fundus der Bach-Kantaten / Deutsche Erstaufführung: Lukaspassion als „Pasticcio“ von Rudolf Kelber am Karfreitag in der Bayreuther Stadtkirche Bayreuth. Mit einer echten Rarität kann die Stadtkantorei Bayreuth unter der Leitung von Michael Dorn zu ihrem Karfreitagskonzert aufwarten. In deutscher Erstaufführung steht die Lukaspassion von Johann Sebastian Bach auf dem Programm. Das Besondere daran: Eine Lukaspassion gibt es von Bach mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht. Zur Aufführung gelangt die Neufassung eines „Pasticcios“, also eine Zusammenstellung bereits existierender Kompositionen von Bach angereichert mit neu komponierten Rezitativen, die Rudolf Kelber, früherer Kantor an der Hauptkirche St. Jakobi im Jahr 2011 uraufgeführt hat. Kirchenmusik abseits ausgetretener Pfade, danach ist Stadt- und Dekanatskantor Michael Dorn stets auf der Suche. Die Johannespassion und die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach habe er schon aufgeführt, ebenso die rekonstruierte Markus-Passion. Also wollte Michael Dorn das Quartett abschließen. In älteren Werksverzeichnissen stehe auch noch eine Lukaspassion von Bach, doch ist die Musikwissenschaft mittlerweile relativ sicher, dass es sich dabei nur um Bachs Abschrift der Komposition eines unbekannten Komponisten handelt. So war Michael Dorn auf Rudolf Kelber gestoßen, der von 1982 bis 2015 Kantor und Organist in Hamburg war und aus einer alteingesessenen bayerischen Musikerdynastie stammt. Kelber hatte aus dem ungeheuer großen Fundus der Kantaten Bachs Arien, Chöre und Choräle zusammengestellt und zu einem großen Ganzen verbunden. Nur eingefleischte Bach-Kenner werden die geringfügigen Textänderungen und Kürzungen erkennen. „Das wäre eine interessante Alternative“, dachte sich Michael Dorn nach dem Hören einer vorliegenden CD-Einspielung der Uraufführung. Er bestellte sich die Noten und begann zu Jahresbeginn die Proben mit der Kantorei. Als Rudolf Kelber davon hörte, erklärte er sich bereit, eigens für die Bayreuther Aufführung noch einige Änderungen an seinem „Pasticcio“ vorzunehmen. Beispielsweise beginnt er nun mit dem Eingangschor aus der Markuspassion „Geh Jesu, geh zu deiner Pein …“. Wer genau hinhört, der wird auch feststellen, dass zwei Chöre gar nicht von Bach, sondern von Georg Friedrich Händel stammen. Komplett neu geschrieben wurden „in bach-naher Harmonik“ sämtliche Rezitative. „Das Ganze ist absolut homogen“, sagt Michael Dorn. Zumal sich die Abfolge der einzelnen Nummern am Evangeliumstext orientiert und Bach selbst die musikalische Form der „Parodie“, heute würde man vielleicht Coverversion dazu sagen, immer wieder angewandt hatte, etwa im Weihnachtsoratorium. Auch die Dauer entspreche mit rund zwei Stunden durchaus der Dauer der anderen Oratorien. Als Solisten konnte Michael Dorn Marie-Sophie Pollak (Sopran), Yvonne Berg (Alt), Reiner Geißdörfer (Tenor), Oliver Pürckhauer (Bariton) und Michael Kranebitter (Bass) gewinnen. Die Neue Nürnberger Ratsmusik übernimmt den orchestralen Part auf historischen Instrumenten. Die Gesamtleitung hat Michael Dorn. Die Aufführung der Lukaspassion von Johann Sebastian Bach in der Fassung von Rudolf Kelber findet am Karfreitag, 18. April um 17 Uhr in der Bayreuther Stadtkirche statt. Karten zwischen 12 und 32 Euro gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.okticket.de. Bild: „Auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen“: Kirchenmusikdirektor Michael Dorn von der Stadtkirche wird am Karfreitag die Lukaspassion von Johann Sebastian Bach in der Fassung von Rudolf Kelber aufführen. Geistreich, geschmackvoll und mitreißend musiziert / Hofer Symphoniker mit Werken von Weber, Mendelssohn und Reger
Ganz im Schatten des „Freischütz“ steht Carl Maria von Webers Oper „Oberon“. Zu Unrecht, wenn man die Ouvertüre so hört. Sie macht richtig Lust auf die ganze Oper, die nur noch selten auf den Spielplänen steht. Es genügen ein paar Takte aus der Ouvertüre und man kann sich sicher sein, dass es sich um ein Meisterwerk handeln muss. Dirigent Hermann Bäumer lässt die Symphoniker vom zarten Hornruf von Beginn an so was von brillant und mitreißend musizieren, dass man es sich anmutiger, geistreicher und geschmackvoller kaum vorstellen kann. Das Musizieren auf höchstem Niveau setzt sich fort, ebenfalls mit einem selten aufgeführten Werk. Dafür stehen schon die Solisten in Felix Mendelssohn Bartholdys Konzert für Violine, Klavier und Orchester d-Moll: die hervorragende Münchner Geigerin Lena Neudauer und – zum ersten Mal in Hof - der renommierte Pianist Matthias Kirschnereit. Die eine ist Professorin an der Musikhochschule in München, der andere Klavierprofessor an der Musikhochschule Rostock. Beide haben das geniale Doppelkonzert des jungen Mendelssohn bereits vor einigen Jahren aufgenommen und auf CD veröffentlicht. Ein filigranes, hochvirtuoses Bravourstück ist das, das der erst 14-jährige Komponist 1823 schuf. Und so virtuos musizieren es Lena Neudauer und Matthias Kirschnereit auch. Absolut präzise erklingt der mit fast 20 Minuten ungewöhnlich lange erste Satz, der die Solisten schon aufgrund der rasanten Tempi ganz schön fordert. Übertreibung ist nicht die Sache der beiden, stattdessen zeigen sie in jedem Takt, dass wahre Könner und Kenner am Werk sind, die diese anspruchsvolle Komposition komplett verinnerlicht haben. Er habe es schon einige Male gespielt, aber die Freude, es zu spielen werde immer größer, so Matthias Kirschnereit im Vorfeld. Dirigent Hermann Bäumer nimmt das reine Streichorchester folgerichtig und bewusst zurück, lässt die kammermusikalischen Passagen zu und setzt auf die perfekte Begleitfunktion des Orchesterparts. Da macht das Zuhören große Freude. Auch im reizvollen langsamen Mittelsatz mit seiner großen Vielfalt an den verschiedensten klanglichen Schattierungen, die Lena Neudauer und Matthias Kirschnereit gekonnt aufblitzen lassen. Als Zugabe präsentierten die beiden Solisten das Adagio aus der „Frühlingssonate“ von Ludwig van Beethoven. Lena Neudauer hatte bereits tags zuvor in der Klangmanufaktur eine Masterclass für Schüler der Musikschule veranstaltet und den jungen Leuten wertvolle Tipps für ihr Geigenspiel gegeben. Noch so eine Entdeckung sind die „Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin“ von Max Reger, einem ebenfalls zu Unrecht im Konzertleben völlig vernachlässigten Komponisten. Wenn sich die so unterschiedlichen Tondichtungen nach den Bildern des Schweizer Malers dem Hörer in der Regel auch nicht sofort erschließen, so handelt es sich zum einen um wunderbar empfindsame Musik, etwa im sehr langsamen, choralhaften ersten Satz mit dem Titel „Der geigende Eremit“, zum andern aber auch um absolut spektakuläre Klänge („Bacchanal“). Schaurig-schön musizieren die Symphoniker unter Hermann Bäumer, klanglich strahlend, leuchtend, einfach brillant. Konzert der Superlative / 130 Mitwirkende, 14 Formationen, 35 Titel: Musikalische Freundschaften bei den MGF-Frühjahrskonzerten
Kulmbach. Die Musik spielt am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium traditionell eine große Rolle. Verantwortlich dafür sind das Ehepaar Barbara und Hubertus Baumann und die vielen Kollegen, die den musischen Zweig des Gymnasiums mit immer neuen Ideen zum Leben erwecken. Da gibt es nicht nur die hochkarätigen Adventskonzerte in der Petrikirche, sondern auch zwei eigene Frühjahrskonzerte, die in diesen Tagen in der Dr.-Stammberger-Halle über die Bühne gingen.
Die Mischung macht den Reiz des Konzertes aus. Da spielt die Big Band beispielsweise das Stück „Bohemian Tequila“, eine witzige Adaption des „Böhmischen-Traums“ von Norbert Gälle, die es so bislang wohl noch nie zu hören gab. Gleich darauf „Sir Duke“, einen Titel des US-amerikanischen Superstars Stevie Wonder. Sogar einen eigenen Männer- und einen Frauenchor gibt es, und ein Gitarrenensemble, das unter anderem Henry Mancinis berühmte „Pink-Panther“-Melodie gekonnt zum Besten gab.
Unumstrittene Höhepunkte waren auch die Auftritte des „Männerchors“ und des „Frauenchors“. In bester Comedian-Harmonists-Manie interpretierten die Herren den Filmschlager „Ein Freund, ein guter Freund“ aus dem Kultfilm „Die drei von der Tankstelle“, witzig gemacht und bestens durchchoreografiert. Die Damen hatten sich nicht weniger effektvoll den Coldplay-Hit „Viva la Vida“ ausgesucht,
Fast 130 Schüler hatten sich in der Musikakademie in Hammelburg vorbereitet und am Programm, das diesmal unter dem Motto „Freunde“ stand, gefeilt. „Wir wollen das Motto auch selbst leben, denn beim Musizieren muss jeder sein Ego zum Wohle des größeren Ganzen zurückstellen“, so hatte Hubertus Baumann im Vorfeld das Motto erläutert. Schulfreunde seien es meist, die in den vielen Musikensembles des Gymnasiums musizieren oder durch „cantare et sonare“ („singen und klingen“) zu wahren Freunden werden.
Bilder: Ehrliche und emotionale Verbeugung vor dem „King of Pop“ / Umjubelte Michael Jackson Tribute-Show in der Dr.-Stammberger-Halle
Bilder: Der brasilianische Entertainer Wendel Gama begeisterte das Publikum in der Dr.-Stammberger-Halle mit seiner extravaganten Michael-Jackson-Tribute-Show. Musiktheater aus dem Frankenwald / Musical meets Movie: Tettauer Theater & Musicalensemble gastierte am Samstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle
Eigentlich waren es vier Musicals an einem Abend: „Robin Hood“, „Tina“, Die Päpstin“ und König der Löwen“. Alle vier Meisterwerke wurden im Schnelldurchgang halbszenisch aufgeführt. Da gab es die Hits aus allen vier Bühnenwerken, dazwischen im gesprochenen Text die Handlung und auf einer Videoleinwand im Hintergrund jede Menge Bilder und Animationen. Das überaus interessante Konzept wurde angereichert durch einige bekannte Filmsongs.
Da gab es beispielsweise ein Duett aus dem Pop-Musical „Robin Hood“ von Chris de Burgh, hervorragend gesungen von Michelle Pechtold und Benjamin Baier. Rockige Töne schlug Nancy Baier als Tina Turner aus dem Musical „Tina“ mit den größten Hits des Superstars an, wobei Benjamin Baier als exzellenter Saxofonist im Superhit „Simply the Best“ das Publikum mitriss.
Auch klassisches Erfolgsmusical kann die Theatergruppe aus dem Frankenwald: Hier entführten die Akteure ihr Publikum nach Afrika und haben dazu den „König der Löwen“, das Erfolgsmusical von Elton John ausgesucht. Mit aufwändigen Kostümen und Masken sowie perfekten Stimmen erzählte das Team die Geschichte vom Erwachsen werden und ewigen Kreis des Lebens, dem „Circle of Life“. Videographische Bilder lassen auch dabei die Illusion zu und geben der Fantasie Raum.
Die "Neue Tettauer Theatergruppe“ wurde 2007 gegründet. Drei Jahre später formierte sich die Untergruppierung „Theater & Musicalensemble“. Seitdem werden regemäßig Musicals, teils Eigenproduktionen, aufgeführt. Daraus ergab sich auch die Tanzgruppe, die das Genre Musical und Musiktheater mit Gesangssolisten, Schauspiel und dem Tanz vervollständigt. Bilder: Das Tettauer Theater & Musicalensemble begeisterte am Samstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle das Kulmbacher Publikum mot Szenen aus dem Musical „Robin Hood“, dem Tanzfilm „Flashdance“, dem Musical „König der Löwen“ und dem Musical „König der Löwen“. Spontane Skizzen vor Ort / Urban Sketching-Workshop mit dem Kulmbacher Künstler Andreas Woitzik in Bamberg
Wer die Arbeiten von Andreas Woitzik verfolgt, der weiß, dass das „Urban Sketching“ eine zentrale Rolle in seinem künstlerischen Schaffen spielt. Erst im vergangenen Jahr brachte er einen Urban-Sketching-Kalender mit Motiven aus Bamberg heraus. Für 2026 ist bereits ein neuer Kalender fertiggestellt, den er ebenfalls am 1. August veröffentlichen wird und der im Bamberger Antiquariat Lorang und über Andreas Woitzik selbst bezogen werden kann. Ein ähnliches Projekt könnte er sich auch für Kulmbach vorstellen. Doch damit nicht genug: Am 2. August sollen die Originalzeichnungen öffentlich ausgestellt werden. Die Verhandlungen über eine passende Location laufen derzeit noch. „Urban Sketching“ ist die Kunst, das urbane Umfeld direkt vor Ort zu zeichnen. Es gehe darum, die Atmosphäre einer Stadt oder eines Ortes mit wenigen Strichen einzufangen, so Andreas Woitzik. Skizzen entstünden oft spontan und ohne große Vorbereitung, wodurch sie eine besondere Lebendigkeit ausstrahlen. Teilnehmer sollten im Vorfeld einen Faber-Castell Artist Pitt Pen (0,5 mm) oder ein ähnliches Zeichenwerkzeug besorgen. Zudem werden folgende Dinge empfohlen: Mütze und Sonnencreme, Wasserbehälter und Pinsel, Getränke und kleine Snacks. Da ausreichend Schattenplätze vorhanden sind, können sich die Teilnehmer auf angenehme Bedingungen freuen. Woitzik empfiehlt außerdem, Badekleidung mitzubringen, um nach dem Workshop in die Regnitz zu springen und den kreativen Tag erfrischt ausklingen zu lassen. Geboren und aufgewachsen ist Andreas Woitzik in Kulmbach, danach war er über zehn Jahre in Bamberg zuhause. Dort hat er das Abitur nachgeholt, dort hat er Kunst, Illustration und Kommunikationsdesign studiert. Schon im Alter von 16 Jahren durfte Andreas Woitzik Auftragsarbeiten durchführen. Mit 23 nahm er erstmals an einer Ausstellung teil. Zuletzt war eine 3er Serie zum Thema „Wachstum“ im Kulmbacher Badhaus zu sehen. Nach Kulmbach hat Andreeas Woitzik noch immer rege Verbindungen. Seine Eltern wohnen im Landkreis, einige Freunde besucht er regelmäßig. „Einmal pro Monat bin ich bestimmt in Kulmbach.“ Interessierte können sich noch unter woitzik-workshop@gmx.de anmelden. Bild: So sieht sich der in Kulmbach geborene und mittlerweile in Münster lebende Künstler selbst: Andreas Woitzik, der im August zu einem Workshop nach Bamberg kommt. Wunderbar warmherzig und schmerzlich schön / Englische Eleganz Beim Konzertabend der Hofer Symphoniker unter ihrem Chefdirigenten Martijn Dendievel
Eine echte Überraschung ist das aufregende Konzert für Klavier und Streichorchester von Doreen Mary Carwithen (1922 - 2003). Obwohl schon 1952 bei den berühmten Proms uraufgeführt, handelte es sich um die deutsche Erstaufführung. Man fragt sich, warum nur? Nun konnten die Symphoniker freilich mit Alexandra Dariescu eine exzellente Pianistin gewinnen. Sie hatte das Konzert eigens für Hof einstudiert und Chefdirigent Martijn Dendievel war tatsächlich schon vor Jahren auf YouTube darauf gestoßen. Die Komponistin Doreen Mary Carwithen ist vor allem als Filmkomponistin bekannt geworden und so könnte man das Klavierkonzert auch einordnen, als Basis für einen dramatischen Hollywood-Streifen. Nun ist Alexandra Dariescu eine Pianistin, die dieses hochkomplizierte Werk nicht nur technisch aufs Höchste versiert spielt, entschlossen, zupackend und kraftvoll, sondern ganz offensichtlich auch eine abenteuerlustige Musikerin, dies sich gerne auf derartigen Herausforderungen einlässt. Sie hatte schon einige scheinbar vergessene Werke, bevorzugt von Komponistinnen wiederentdeckt. Auch wenn das Klavierkonzert von Doreen Mary Carwithen eher ein ernstes Werk ist, spielt es Alexandra Dariescu so leidenschaftlich, fantastisch und erfrischend, dass man gerne mehr von ihr hören möchte. Man merkt in jedem Takt, dass die Pianistin voll und ganz an das Stück glaubt, so brillant und leuchtend musizieren auch die Symphoniker in reiner Streicherbesetzung ihren Part, der über eine Begleitung weit hinausgeht. Zwei Zugaben hatte Alexandra Dariescu im Gepäck: neben einer Miniatur des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos spielte sie in rasend schneller Geschwindigkeit „The goblin and the mosquito“ der US-amerikanischen Komponistin Florence Pride. Auch so eine „Ausgrabung“ der umtriebigen Pianistin und Londoner Klavierprofessorin. Zu den Bewunderern von Doreen Carwithen gehörte Ralph Vaughan Williams. Vom ihm hatte Chefdirigent Martijn Dendievel die 1943 uraufgeführte 5. Symphonie in D-Dur ausgewählt. Klanglich lassen die Symphoniker in diesem melancholischen, nordisch ruhig und vermeintlich heiter wirkenden Werk alles aufblitzen. Schmerzlich-schön erklingen die drei langsamen Sätze, nur der zweite Satz hat etwas Lebendiges. Die Symphoniker lassen den wehmütigen Schimmer dieser Komposition ebenso entfalten wie den inneren Frieden, der von ihr ausgeht. Inhaltlich ist die Fünfte von Ralph Vaughan Williams eine Symphonie gegen den Krieg. Schon die ersten Takte mit ihren sanften Hörnerrufen über dissonanten Bässen könnte man so interpretieren, dass Frieden stets in Frage gestellt ist. Insofern könnte die Auswahl dieses Werkes nicht aktueller sein. Zu Beginn des wundervollen Konzertabends erklang Edward Elgars edle und zarte Serenade für Streichorchester e-Moll op. 20, und damit das wohl populärste Stück des Abends. „Ich habe dieses Stück immer geliebt“, sagt Martijn Dendievel. Wunderbar warmherzig, klanglich transparent und schon auch ein wenig nostalgisch und sentimental musizieren die Symphoniker, vor allem im innigen Larghetto des zweiten Satzes. Charmante, ergebene und stilvolle Musik ist das und so lässt sie der Chefdirigent auch musizieren. Das Konzert wurde von BR-Klassik Franken mitgeschnitten und wird in den kommenden Wochen gesendet. Vom Traumschiff zum Alptraum / Spektakuläre Hofer Erstaufführung des Broadway-Musicals „Titanic“ – Regisseur und langjähriger Intendant Reinhardt Friese zum Ehrenmitglied ernannt
Notwendig dazu war freilich ein Großaufgebot an Personal auf und hinter der Bühne: 19 Solisten, teilweise in mehreren Rollen, der gesamte Opernchor des Hauses unter der perfekten Einstudierung von Ruben Hawer und ein großes Sinfonieorchester unter der Leitung von Michael Falk. Anders als im Filmepos von James Cameron gibt es im Musical keine stringente Handlung mit einer oder zwei Hauptpersonen, sondern punktuelle Einzelschicksale, wahre Geschichten mit historischen Figuren. Wenn der Titanic-Stoff noch immer so angesagt ist, dann auch aufgrund seiner zeitlosen Aktualität. Da geht es um Fortschritt und Technikgläubigkeit in einer Zeit, in der mit Künstlicher Intelligenz nahezu alles möglich scheint. Da geht es um Moral, darum, ob alles, was machbar ist, auch sinnvoll ist. Katastrophen der Gegenwart mit vielen Todesopfern, wie das Unglück es Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia 2012 oder der Absturz des Überschallflugzeuges Concorde im Jahr 2000 in Paris zeigen, wie aktuell die Geschichte der Titanic auch noch über 100 Jahre danach ist. Eine eindrucksvolle und zugleich eine Schlüsselszene ist es beispielsweise, wen sich im Angesicht der sicheren Katastrophe der Kapitän, der Konstrukteur und der Schiffseigner gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Das Musical habe eine andere Herangehensweise an den populären Stoff als die berühmte Verfilmung, so Regisseur Reinhard Friese. Er und sein Team zeigten die verschiedensten Menschenschicksale bei ihrem Aufbruch ins Ungewisse. Ausstatterin Annette Mahlendorf blieb mit ihren Kostümen ganz nahe an der Historie. Schon an der Kleidung war es jeden Passagier anzusehen, ob er zur ersten, zweiten oder zur dritten Klasse gehört. Das einheitliche Bühnenbild beschränkte sie auf Andeutungen. Wie ein Damoklesschwert schwebt ein Titanic-Modell die ganze Zeit über den Köpfen der Protagonisten. Auch dieses Modell gerät in Schieflage und bricht schließlich auseinander- Eine ganz eigene Faszination ging von der Musik aus, die Dirigent Michael Falk mit großem symphonischen Klangapparat optimal umsetzte. Ähnlich wie Filmmusik, komplett durchkomponiert, erinnerte die Musik eher an große Oper mit Spannung, Euphorie, Emotion. Bei so vielen Solisten, viele davon in mehreren Rollen, wäre es unfair einzelne hervorzuheben, sie alle sangen und spielten absolut perfekt, waren zu jeder Zeit absolut textverständlich und transportierten die Geschichte völlig glaubhaft. Wenn überhaupt, dann müsste man auf jeden Fall Jonathan Agar als Kapitän Smith erwähnen. Seine Figur hatte vom Vollbart bis zur Teetasse nun doch einige Anleihen an der James-Cameron-Verfilmung genommen. Am meisten Applaus gab es für Jannik Harneit als Heizer, der nicht nur eine wundervolle Tenorarie („Barretts Song“) interpretiert, sondern auch wundervoll glaubhaft spielt. Dritter im Bunde derer, die überdurchschnittlich viele Auftritte in diesem Stück haben ist Thilo Andersson als Steward. Andersson überzeugt immer wieder durch eine enorme Wandlungsfähigkeit, überaus prägnante Darstellungskraft und seinen stimmlichen Fähigkeiten. In weiteren Rollen sind Michal Rudziński, Hans-Peter Pollmer, Tamás Mester und Andrii Chakov als Offiziere, das Bordpersonal Dustin Smailes (Funker), Andreas Bühring (Ausguck), Peter Potzelt (Steuermann und Chefingenieur) sowie Andrea Matthias Pagani (Schiffskonstrukteur) und Markus Gruber (Schiffseigner) zu erleben. Als Passagiere treten auf: Andreas Wobig und Stefanie Rhaue als Ehepaar Strauss, Carolin Waltsgott und Hans-Peter Pollmer als Ehepaar Astor, Daniel Milos als Benjamin Guggenheim, Annett Tsoungui als Léontine Aubert. Die Passagiere der 2. und 3. Klasse stellten Andrii Chakov, Cornelia Löhr, Annett Tsonga, Annina Olivia Battaglia, Carolin Walts Gott, Julia Leinweber und Tamás Mester dar. Am Ende nach dem großen Applaus betraten überraschend Oberbürgermeisterin Eva Döhla, Intendant Lothar Krause, Geschäftsführer Florian Lühnsdorf und der Leiter des Fachbereichs Kultur der Stadt Hof, Peter Nürnberger die Bühne. Sie ernannten Regisseur Reinhardt Friese für sein Gesamtwerk und sein künstlerisches Schaffen zum Ehrenmitglied, Reinhard Friese war von 2012 bis 2024 Intendant des Theaters und damit der Vorgänger von Lothar Krause. „Sie haben uns künstlerisch weit gebracht und getragen“, sagte die Oberbürgermeisterin zu Reinhardt Friese. Bei der Gelegenheit legte Eva Döhla gleichzeitig ein wichtiges Bekenntnis für das Theater ab. Allen Irritationen und Verunsicherungen der zurückliegenden Tage und Wochen zum Trotz werde es weder Spartenschließungen noch Theaterzusammenlegungen geben, versprach sie. Das sei nicht gewollt, sagte sie. Hier werde jeder Euro zwei Mal umgedreht, bevor er ausgegeben werde. Eva Döhla: Wir sehen sehr optimistisch in die Zukunft“. Weitere Aufführungen: 29.03., 19.30 Uhr; 12.04., 19.30 Uhr; 13.04., 18 Uhr; 19.04., 19.30 Uhr; 25.04., 19.30 Uhr; 26.04., 19.30 Uhr; 14.06., 19.30 Uhr; 15.06., 18 Uhr; 02.07., 19.30 Uhr und 03.07., 19.30 Uhr. Bild: Inmitten des Titanic-Ensembles hat Oberbürgermeisterin Eva Döhla am Samstagabend nach der Premiere den Regisseur und langjährigen Intendanten zum Ehrenmitglied des Theaters Hof ernannt. Welthits einer Powerfrau/ Faszinierende Tina-Turner-Tribute-Show in der Dr.-Stammberger-Halle: Feuerwerk mit tollen Stimmen, faszinierenden Tänzen und atemberaubenden Kostümen
Erzählt wurde diesmal die Geschichte von Anna Mae Bullock, die 1939 in Nutbush im amerikanischen Bundesstaat Tennessee geboren wurde und die es nach einem langen und schwierigen Weg zu einem absoluten Superstar mit elf Grammys und weltweit über 180 Millionen verkauften Tonträgern geschafft hatte.
Bilder: Die Show „Tina – The Rock Legend“ in der Dr.-Stammberger-Halle begeisterte das Kulmbacher Publikum. Ein Superhit jagte den nächsten: Julie Mayaya als Tina Turner. Afrikanische Klänge und monumentale Melodien / Emotionen pur beim „König der Löwen“ in der Freiheitshalle
Am Donnerstagabend sorgte „Der König der Löwen“ im großen Haus der Freiheitshalle für Gänsehautmomente. In einer Art Multi-Media-Show gab es ein großes Orchester vor einer Riesenleinwand mit kunstvollen Animationen, mit halbszenisch agierenden Solisten mit angedeuteten Kostümen und großem Chor. Alles in allem: ein Riesenspektakel, das noch lange in Erinnerung bleiben wird. Allerdings blieben viele Reihen im abgetrennten Großen Haus leer.
Aber auch die symphonischen Werke von Hans Zimmer, einem der meistbeschäftigten und erfolgreichsten Komponisten Hollywoods, wurden von den Musikern der „Cinema Festival Symphonics“ unter der Leitung von Stephen Ellery aus London grandios aufgeführt. Besonders die Schlagwerk-intensiven Nummern wie „Die Schlucht“ oder „Der Kampf um den Königsfelsen waren dabei sicherlich echte Höhepunkte. Die gleichen Solisten, der Chor und das Orchester hatten das Publikum in den zurückliegenden Jahren schon mit den Konzert-Aufführungen von „Game of Thrones“, „The Music of Star Wars“ und „The Music of Harry Potter“ begeistert.
Die bekanntesten Songs sind freilich „Cirlce of Life“ (“Der ewige Kreis”), „Can You Feel the Love Tonight?“ (Kann es wirklich Liebe sein?“), die Elton John auch solo und unabhängig vom Musical zu weltweiter Bekanntheit gebracht hat. Dirigent Stephen Ellery erwies sich dabei auch als Multi-Instrumentalist, der auch mal die E-Gitarre in die Hand nimmt, auf der Flöte ein Solo spielt oder mit dem Saxofon eine Runde durch das Publikum dreht. Bilder: Monumental und emotional: Die Aufführung des „Königs der Löwen“ begeisterte das Publikum in der Freiheitshalle. Volkssänger, Rebell und bayerischer Freiheitskämpfer / Hans Söllner nimmt in Kulmbach kein Blatt vor dem Mund
Typen wie Hans Söllner sind selten geworden, in einer Gesellschaft, die sich gerade rasant verändert. Hans Söllner aber bleibt. Nun wird er heuer 70 Jahre jung und er hat noch immer viel zu sagen. Von Altersmilde keine Spur. Ganz im Gegenteil: Er mischt sich noch immer ein, und wie. Am Samstagabend beispielsweise in der gut gefüllten Dr.-Stammberger-Halle. Über zweieinhalb Stunden lang, ohne Pause, analysiert er messerscharf die aktuelle Lage und lässt dabei kaum ein Thema aus, ob Ukraine oder Genitalverstümmelung, Koalitionsverhandlungen und Markus Söder bei McDonalds der Rentner, die Pfandflaschen sammeln müssen. Ihm ist es schon immer darum gegangen, Missstände drastisch anzuprangern. Und das tut er auch in Kulmbach. Im Jahr 2020 war er zum letzten Mal hier. Und auch diesmal wettert er wieder gegen die Obrigkeit, gegen Staats- und Bundesregierung und lässt kein gutes Haar an Politikern aller Couleur. Waren es früher nur die bayerischen Politiker und die CSU, adressiert er seine Kritik nun an alle Verantwortlichen, oder wie es nennt, „Versager“. Noch nie hatte Hans Söllner ein Blatt vor dem Mund genommen, auch wenn es ihm teuer zu stehen kam und er so manche Gage als Bußgeld dafür opfern musste. Wegen des Kiffens habe er aber keine einzige Vorstrafe, so verkündet e stolz. Nicht umsonst bezeichnet er sich selbst als „letzter, dichtender und singende Anarcho der deutschen Musikszene“ und als solcher begeistert er noch immer alljährlich tausende Konzertbesucher aller Altersklassen.
Überhaupt hat er auch diesmal wieder enormen Redebedarf, so dass beim Auftritt fast mehr gesprochen als gesungen wird. Er selbst nennt sein Konzert ein „musikalisches Seminar“. Von den 25 Songs, die er spielen wollte, schafft er gut die Hälfte. Wirklich überraschend ist das nicht, auch nicht, dass er ab und zu den Faden verliert. Die Musik tritt bei den vielen Appellen, Gedanken, Kuriositäten und Absurditäten in den Hintergrund. Kein anderer wettert so wortgewandt und voller Lust, in tiefstem bayerischem Dialekt, gegen Staat, Polizei und Obrigkeit. Dabei hat er scharfsinnige, feinsinnige und intelligente Texte zu bieten und setzt damit die Tradition der großen Volkssänger mit Gitarre und Mundharmonika fort. In „Ganja“ geht es flapsig scherzhaft um den Drogenkonsum, im nachdenklichen Titel „Nordwind“ um den Tod seiner Schwester und in „Lotta“ um sein Enkelkind“. Natürlich sielt er auch seine „Hits“, „I mach mir Sorgen um di“, „SoSoSo“ und „Edeltraut“. Die Fans kennen alle seine Songs und er selbst spielt sie so, als hätte er sie gerade geschrieben. Bild: Hans Söllner bei seinem Auftritt in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle. Spannung, Euphorie und Emotion / Musical-Premiere „Titanic“ löst wahren Run auf das Theater Hof aus – „KOSTprobe“ musste vom überfüllten Foyer in das Große Haus verlegt werden
Hof. Das Wort „Titanic“ genügt und schon scheint die Faszination ungebrochen. Es gibt Romane, mehrere Spielffilme, TV-Serien, Dokumentationen, Songs, Ausstellungen und auch ein mehrfach preisgekröntes Broadway-Musical aus dem Jahr 1997, das den Untergang des Luxusliners am 14. April 1912 zum Inhalt hat. Es habe viel schlimmere Schiffskatastrophen gegeben, sagte Regisseur Reinhardt Friese bei der „KOSTprobe“ zum Musical, dem Einführungsgespräch mit Probenbesuch am Donnerstagabend im Theater. Die Titanic aber galt als unsinkbar, stehe für Fortschritts- und Technikgläubigkeit und sei daher ein absolut zeitloses Thema. Wie gefragt das Musical des US-amerikanischen Komponisten Maury Yeston und des Autors Peter Stone ist, zeigt die Tatsache, dass sowohl die Premiere als auch die zweite und dritte Aufführung schon seit langem ausverkauft sind. Für die übrigen Aufführungen gibt es nur noch Restkarten. Auch die Kostprobe erlebte einen ungeahnten Zuspruch, so dass die Talkrunde mit Dramaturgin Alena Pardatscher, Ausstatterin Annette Mahlendorf, Regisseur Reinhardt Friese und dem musikalischen Leiter Michael Falk kurzerhand vom Foyer in das Große Haus verlegt werden musste. Mit einem solchen Andrang hatte niemand gerechnet. Eines vorab, es gibt keinen Jack und keine Rose, keinen Leonardo di Caprio und keine Kate Winslet. Immerhin war der berühmte Film von James Cameron nahezu zeitgleich zum Musical erschienen. Damit wird es auch nicht die berühmte Szene am Bug des Schiffes geben. Das Musical habe eine andere Herangehensweise an den populären Stoff, erläuterte Regisseur Reinhard Friese. Gezeigt würden die verschiedensten Menschenschicksale bei ihrem Aufbruch ins Ungewisse. Das Theater Hof bietet dazu alles auf, was nur irgendwie geht: 19 Solisten, teilweise in mehreren Rollen, den gesamten Opernchor des Hauses und ein großes Sinfonieorchester unter der Leitung von Michael Falk. Sie alle erzählen wahre Geschichten mit historischen Figuren. So viele Mitwirkende mit Kostümen auszustatten sei vor allem eines: „Viel Arbeit“; sagte die Kostüm- und Bühnenbildnerin Annette Mahlendorf. Auch ihr war es ein großes Anliegen, nahe an der Historie zu bleiben. Lange habe sie dazu recherchiert, wie man damals in der ersten zweiten und in der dritten Klasse ausgesehen habe. Das Bühnenbild beschrieb sie als assoziativen Raum, das die Größe des Schiffes vermitteln soll. Auch eine „richtige“ Titanic stellte sie in Aussicht, allerdings noch ohne Details darüber zu verraten. Von einem großen symphonischen Klangapparat mit Riesenschlagwerk sprach Dirigent Michael Falk. Die Musik sei, ähnlich wie Filmmusik, komplett durchkomponiert, es gebe nur wenige echte Dialoge. „Spannung, Euphorie, Emotion, das alles steckt in der Musik“, sagte der Dirigent. Wasser werde es allerdings auf der Bühne nicht geben, so Regisseur Reinhardt Friese. Er konnte sich bei der „KOSTprobe“ einen Kalauer auf den katastrophalen Wasserschaden im Großen Haus, der im Jahr 2022 im damals frisch sanierten Theater entstanden war, nicht verkneifen: „Wir haben ja Erfahrung mit Wasser hier auf der Bühne“, sagte er. Diesmal finde das Thema Wasser aber tatsächlich nur im Kopf statt. Im Anschluss an den Talk auf der Bühne wurde unter anderem eine Szene aus dem zweiten Teil des Musicals mit Chor und dem Solisten Thilo Andersson als Chefsteward geprobt. Orchester saß dabei noch keines im Graben, gesungen wurde zur Klavierbegleitung. Die Premiere von „Titanic – Das Musical“ findet am Samstag, 22.März um 19.30 Uhr im Großen Haus statt. Weitere Aufführungen: 22.03., 19.30 Uhr; 29.03., 19.30 Uhr; 12.04., 19.30 Uhr; 13.04., 18 Uhr; 19.04., 19.30 Uhr; 25.04., 19.30 Uhr; 26.04., 19.30 Uhr; 14.06., 19.30 Uhr; 15.06., 18 Uhr; 02.07., 19.30 Uhr und 03.07, 19.30 Uhr. Bild: Thilo Andersson und die Mitglieder des Opernchores probten am Donnerstagabend eine Szene aus dem zweiten Teil des Musicals „Titanic“ von Maury Yeston und Peter Stone. Premiere ist am 22. März. Repertoire und Raritäten: Orchester feiert 80-jähriges Bestehen / Weniger Abos, mehr Freiverkauf: Hofer Symphoniker stellten Programm für Saison 2025/2026 vor
Noch ist die laufende Spielzeit nicht zu Ende. Doch schon jetzt kann der kaufmännische Geschäftsführer Oliver Geipel auf eine erfolgreiche Spielzeit mit mehreren ausverkauften Konzerten verweisen. Wenn auch die Zahl der Abonnenten rückläufig war, so hätten die Symphoniker dies durch die steigende Zahl an freiverkauften Tickets ausgleichen können. Die Menschen wollten sich eben nicht mehr langfristig binden und würden sich eher für einen spontanen Konzertbesuch entscheiden, begründeter Oliver Geipel die steigende Zahl an frei verkauften Karten. Dazu kommt, dass man seit geraumer Zeit Tickets direkt auf der Website der Symphoniker und auch über die Internet-Plattform Eventim ordern kann. Die Hofer Symphoniker hatten nach den Worten ihres kaufmännischen Geschäftsführers zuletzt einen Gesamtetat von 6,3 Millionen Euro (ohne Musikschule). Größter Zuschussgeber ist der Freistaat Bayern mit einem Anteil von 50 Prozent. Weitere Zuschussgeber sin der Bezirk Oberfranken und die Stadt Hof mit jeweils fünf Prozent und der Landkreis Hof mit etwa einem Prozent. Die Eigeneinnahmen liegen bei gut einem Drittel. Der verbleibende Rest wird durch Spenden abgedeckt. Ein langjähriger Partner ist dabei die Sparkasse Hochfranken, die im Herbst ein eigenes Auftragskonzert mit den Symphonikern veranstalten wird. Auch die Sparkasse hat heuer Grund zu feiern. Nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Andreas Pöhlmann wird die Sparkasse heuer 200 Jahre alt. Zentrale Werke des Repertoires, selten gespielte Stücke großer Komponisten und einige Publikumslieblinge werden nach den Worten von Intendantin Cora Bethke zwischen September 2025 und Juli 2026 auf dem Programm des Orchesters stehen. Da gibt es beispielsweise Anton Dvoraks 9. Symphonie „Aus der neuen Welt“, Ludwig van Beethovens 3. Symphonie „Eroica“, Wolfgang Amadeus Mozarts „Jupiter“-Symphonie oder die „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz. Echte Raritäten sind dagegen die „Zorbas“-Suite von Mikis Theodorakis, Ermanno Wolf-Ferraris „Idillio-Concertino“ oder Mieczyslaw Weinbergs Cellokonzert. Zum Festkonzert am 5. Dezember hat der in Hof lebende Komponist Wolfram Graf eine Festmusik zum 80. Geburtstag geschrieben. Der Hymnus wird bei diesem Konzert unter der Leitung des Chefdirigenten Martijn Dendievel uraufgeführt. Er wird in der kommenden Spielzeit sechs der insgesamt elf Konzerte leiten. Weitere Dirigenten, die in Hof erwartet werden, sind einmal mehr Christian Zacharias, Johannes Wildner, Tianyi Lu, Shunske Sato und der prominente Oboist Albrecht Mayer als Solist und Dirigent in einer Person. Als Solisten werden unter anderem die Opus-Klassik-Preisträgerin Tianwa Yang, der Bratscher Nils Mönkemeyer und der Solohornist der Bamberger Symphoniker Christoph Eß erwartet. Zu den herausragenden Abo-Konzerten gehören ein Abend mit Musik von Kurt Weil und Erich Wolfgang Korngold, bei dem der Erzähler Ralf Hocke als Kurt Weil auftreten und unterhaltsam und kurzweilig Anekdoten aus dem Leben des Schöpfers der „Dreigroschenoper“ zum Besten geben wird. Schließlich wird es auch einen reinen Abend zu Ehren von Felix Mendelssohn Bartholdy mit der berühmten „Sommernachtstraum“-Ouvertüre, dem 2. Klavierkonzert und der „Reformations-Symphonie“ geben. Auch jede Menge Sonderkonzerte sind wieder geplant: Schon Tradition ist am 23. Dezember das Weihnachtskonzert „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ mit dem dazugehörigen Märchenfilm auf Großbildleinwand, das Neujahrskonzert am Dreikönigstag, das heuer mit dem Chilenischen Dirigenten Luis Toro Araya und der Sopranistin Leonor Bonilla südländisches Flair versprühen wird, sowie ein Kinderkonzert mit Musik zum Kleinen Prinzen von Antoine de Saint Exupery und mehrere Schülerkonzerte mit Sergej Prokofjews „Peter und der Wolf“ Spannend, souverän und spielerisch leicht: Rokoko trifft auf Romantik / Hofer Symphoniker: Dresdner Cellist Friedrich Thiele springt kurzfristig für Raphaela Gromes ein
Die Umbesetzung machte auch eine Änderung im Programm notwendig. Statt des ursprünglich vorgesehenen Poèms für Violoncello und Orchester von Henriëtte Bosmans setzten die Symphoniker mit der Ouvertüre zu Wilhelm Tell von Gioacchino Rossini einen echten Schlager auf das Programm. Spielerisch leicht, fließend transparent und italienisch pulsierend ließen Catherine Larsen-Maguire und die Symphoniker diesen Mega-Hit aller klassischen Hörerwunschkonzerte erklingen. Wie bei Rossini üblich, folgt auch in dieser Komposition auf eine langsame Einleitung ein immer rasanter werdender schneller Teil mit furiosen Steigerungen und voller Überraschungen. Die Dirigentin und die Symphoniker setzen das alles mustergültig um. Nicht ganz so gefällig, wenngleich Standardrepertoire eines jeden Cellisten sind Peter Tschaikowskys Rokoko-Variationen, als virtuoses Vorzeigestück eine feste Größe. „Hier trifft Rokoko auf Romantik“, wie es die acht Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe des Jean-Paul-Gymnasiums, Leistungsfach Musik, in der von ihnen perfekt gestalteten Konzerteinführung im Rahmen des Education-Projekts der Symphoniker vor dem Konzert angekündigt hatten. Unaufgeregt, verträumt, mit Hingabe und voller Spannung lässt der Cellist Friedrich Thiele, Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe, mit tadelloser Spiel- und Interpretationstechnik die sieben Variationen dahinfließen. Klangprächtig wird er in dieser Mozart-Hommage von den Symphonikern unter der souveränen Leitung von Catherine Larsen-Maguire in jeder Hinsicht perfekt begleitet. Friedrich Thiele war als „Einspringer“ wohl auch deshalb erste Wahl, weil er das Werk bereits im November 2022 mit den Hofer Symphonikern, damals in Münchberg und Selb, aufgeführt hatte. Mit Robert Schumanns wundervoller „Frühlingssymphonie“, seiner Symphonie Nr. 1 B-Dur, wird das Programm seiner Überschrift „Frühlingspoesie“ nach der Pause vollends gerecht. Schon bei den ersten Fanfarenklängen spürt man das Erwachen der Natur beim unbefangenen Hören dieser Musik. Die Symphoniker spielen dieses grandiose Meisterwerk unter der Leitung von Catherine Larsen-Maguire perfekt, eindrucksvoll, in allen vier Sätzen bestens ausbalanciert, einfach brillant. Da bleibt das Klangbild zu jeder Zeit durchsichtig, tiefsinnig gestaltet und es gibt wundervolle Energieausbrüche in den Tutti-Akkorden und rasche Tempi. Schließlich kann der Frühling ja nicht schnell genug kommen. Von Afrika bis Transsilvanien: „Nacht des Musicals“ begeisterte das Publikum in der Dr.-Stammberger-Halle
Da gab es klassische amerikanische Musicals wie die „West Side Story“, herausragende Werke der Gegenwart wie „Cats“ oder „Phantom der Oper“ und Musicals, die meist einem Star oder einer Band gewidmet sind. Dazu gehören das Abba-Musical „Mamma Mia“, ein Queen-Musical und schließlich „Ich war noch niemals in New York“ mit den großen Udo-Jürgens-Hits.
Das Team hatte eine farbenprächtige und fantasievolle Show auf die Beine gestellt. Hier trafen große Emotionen auf witzige Geschichten, schöne Stimmen auf prächtige Kostüme, eine raffinierte Lichtregie auf riesige LED-Projektionen. Da tat es der Stimmung auch keinen Abbruch, wenn die Technik im ersten Teil kurzzeitig streikte und die Show kurz unterbrochen werden musste.
Außerdem sind es gerade die großen Szenen, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen, etwa beim „Time Warp“ aus der „Rocky Horror Picture Show“ als Zugabe, oder erst recht am Ende beim Queen-Musical „We will rock you“. Alle Solisten haben eine professionelle Gesangs- und Tanzausbildung und bereits die eine oder andere Rolle an namhaften Bühnen übernommen. Gesungen wurde live, die Musik kam vom Band.
Auch die in solchen Shows schon obligatorische Tuchfühlung mit dem Publikum darf nicht fehlen. So stöckelt Christopher Brose als Transvestit Frank ‘n‘ Furter aus der "Rocky Horror Picture Show" aufreizend durch das Parkett, um mit zweideutigen Sprüchen und Gesten für Lacher zu sorgen.
Powerakkorde und pompöser Rock / Tribute Band „Queen Alive“ sorgte für die perfekte Show in der Dr.-Stammberger-Halle
Auf der Bühne stand eine hervorragende Revival-Band aus Italien rund um den Lead-Sänger Francesco Corigliano, der den charismatischen Freddie Mercury gab. Marco Filippini setzte an der Gitarre die Powerakkorde und Soli meisterhaft um, Fabrizio Palermo sorgte am Bass für den druckvollen und Queen-typischen Sound. Verantwortlich für den pulsierenden Rhythmus war schließlich Simone Fortuna am Schlagzeug.
Das alles ist für eine Coverband schwer nachzumachen. Doch das Konzept von „Queen Alive“ ging auf, mit einer Mischung aus hervorragend interpretierten Queen-Songs und einem eigenen kreativen Stil. Die Vollblutmusiker überzeugten selbst eingeschworene Fans und luden zu einem außergewöhnlichen zweieinhalbstündigen Konzerterlebnis ein.
Dafür überzeugte Francesco Corigliano stimmlich gerade in den anspruchsvollen Passagen, und da gibt es bei Queen einige. „The great pretender“ ist so eine Ballade, bei der Francesco Corigliano seine opernhafte Stimme voll aussingen kann. Wer eine Eins-zu-Eins-Kopie erwartet hatte, der wurde enttäuscht, wer zeitgemäßer Interpretationen nahezu aller großen Queen-Hitz hören wollte, kam dagegen voll auf seine Kosten.
Auch die dritte Queen-Periode fehlte nicht, als sie Band ab den 1980er Jahren wohl auch als Reaktion auf Punk und New Wave, ihren zuckrigen Sound sparsamer einsetzte, und stattdessen Funk und Disco-Einflüsse zuließ. Ihre Singles und LPs belegten damals durchgängig die höchsten Chart-Positionen und live war das Quartett ein unvergleichliches Erlebnis. All das brachte die Coverband hervorragend rüber inklusive eines fulminanten Schlusses mit den Hymnen „We will rock you“ und „We are the champions“. Queen lebt und wird überleben, das hat dieser Abend deutlich gemacht.
Bilder: Nostalgie. Melancholie und Humor: Superhits im Dreiviertel-Takt / Johann-Strauss-Gala in der Dr.-Stammberger-Halle
Dem gerecht zu werden ist schwer. Wenn es trotzdem so einigermaßen gelang, dann deshalb, weil sich das Künstlerensemble trotz einer schier endlos langen Tournee keine Routine anmerken ließ. Die Musiker und Balletttänzer sind bereits seit 20 Jahren in ähnlichen Besetzungen europaweit unterwegs und haben damit nach eigenen Angaben schon über eine Million Menschen erreicht.
Solisten waren die beiden Sopranistinnen Ginger McFerrin und Yannis Vavrille und der Tenor Mila Wilden. Bei Ginger McFerrin schimmert der Glanz in der Höhe, sie agiert stimmlich sicher und routiniert. Yannis Vavrille gestaltet ihre Parts lebendig und glaubwürdig. Mila Wilden ist ein leichtfüßiger Tenor, der stets zwanglos vokal lächelt. Die Textverständlichkeit war dagegen bei allen drei Solisten nicht unbedingt besonders ausgeprägt.
Da gab es nicht nur Werke von Strauss, sondern auch von seinen Zeitgenossen wie die Walzerarie aus Carl Zellers „Vogelhändler“. Etwas aus der Rolle fielen die Werke von Franz Lehar und Emmerich Kalman, den berühmtesten Vertretern der silbernen Operette, also eine Generation nach Johann Strauss. Von Lehar erklangen Ausschnitte aus der „Lustigen Witwe“, dem „Paganini“ oder der Operette „Der Zarewitsch“, von Kalman aus „Gräfin Maritza“ und der „Csardasfürstin“. Eine Johann-Strauss-Gala mit Paul Linckes „Berliner Luft“ zu beginnen, erschien auf den ersten Blick allerdings schon etwas befremdlich.
Wenn das Orchester, bestehend aus Mitgliedern des 1997 gegründeten „Gala-Sinfonie Orchesters Prag“, extrem klein ausfiel, dann nicht (nur) aufgrund von Sparmaßnahmen. Nein, auch Johann Strauss und seine Brüder Josef und Eduard haben zu ihrer Zeit mit Klangkörpern musiziert, die aus heutiger Sicht die Stärke eines Kammerorchesters haben. Insgesamt wurde elegant, akkurat und engagiert musiziert. Revolutionäre neue Facetten aus dem Orchester wird ernsthaft niemand erwartet haben.
Bilder: Operettenseligkeit und Dreiviertel-Takt: Die Johann-Strauss-Gala gastierte am Samstag in der Dr.-Stammberger-Halle. Kunst als sinnliches, sinnvolles und sinnstiftendes Miteinander / Miami und Monastir: Die aus Kasendorf stammende Malerin Doris Bocka war 2024 international erfolgreich
Doris Bocka versteht Kunst als Dialog, als sinnliches, sinnvolles und sinnstiftendes Miteinander. Besonders am Herzen liegt ihr die Auseinandersetzung des Betrachters mit ihrer Kunst. Um dies zu fördern und Hemmschwellen abzubauen bietet sie bei Ihren Soloausstellungen oft Führungen an. Dabei erweitert sie das Begleitprogramm gerne auch um Workshops oder Künstlergespräche. „Dabei staune ich immer wieder darüber, wie sich die Teilnehmer öffnen und ihre eigenen Emotionen und Erfahrungen mitteilen. Das ist ein sehr spannender Prozess für mich und die Interpretationen sind oft vielfältig und weisen in eine völlig neue Richtung, die ich selbst beim Malen ursprünglich gar nicht verfolgt hatte“, so Doris Bocka. Im Dezember waren ihre Werke auf einer Kunstmesse in Miami ausgestellt. Zuvor waren Bilder in Venedig zu sehen. Dort war Doris Bocka als eine von nur sechs Deutschen mit einem internationalen Künstlerkollektiv vertreten. Alle Beteiligten hatten vorher weltweit unabhängig voneinander zum selben Thema gearbeitet, so dass individuelle Werke entstanden sind. Und die haben sich in der Gesamtschau zu einem harmonischen Ganzen gefügt. Es sei geplant gewesen, dass die Gemälde aus dem Projekt von Venedig weiter wandern in die USA. Daraus wurde aber nichts, da ein Mädchen-Portrait von Doris Bocka in Venedig verkauft wurde und sich die neuen Besitzer nicht von dem Bild trennen wollten. Also konnte die Künstlerin zwei neue Arbeiten anfertigen und zur Ausstellung in die USA schicken. „Das war ein schöner Abschluss für mich nach einem wirklich ereignisreichen Jahr“, sagt Doris Bocka. Ihre Gemälde hatten letztes Jahr den Weg zu privaten Sammlern und Kunstliebhabern nach Italien, Österreich und Holland gefunden. Ein abstraktes Gemälde bereichert seit kurzem die Sammlung der Laura und Franz Leupoldt-Stiftung in Weißenstadt. Zuletzt stellte sie auch beim Kulmbacher Kunstverein, beim Berufsverband bildender Künstlerinnen und Künstler Oberfranken in der Villa Dessauer in Bamberg sowie bei der Weihnachtsausstellung vom AK Kunst in Münchberg aus. Zuvor hatte Doris Bocka
im Sommer in der Altstadt von Monastir in Tunesien gemalt. Sie war dazu als
einzige Künstlerin aus Deutschland eingeladen worden. Besonders spannend sei es
gewesen, in Kontakt mit der Bevölkerung zu kommen. „Das hat ganz gut
funktioniert. Kunst fördert Kommunikation, wie man sieht“, so Doris Bocka. Zwei
junge Frauen lieferten sogar ein Bildmotiv, da sie zustimmten sich von ihr
portraitieren zu lassen. Außerdem hatte sie Für das neue Jahr bereitet sie bereits zwei Soloausstellungen in der Region vor. Außerdem möchte sie sich wieder an internationalen Kunstsymposien beteiligen. Ein fester Termin ist dabei das Europa Symposium vom 25. bis zum 30. August in Thurnau. Bild: „Ausgebuffte Rentner-WG“ in Kupferberg. Mehr Komödie als Krimi / Erfolgreiche Premiere des neuen Stückes der Theatergruppe „Berchler“
In dieser „ausgebufften Rentner-WG“ von August, Johann, Lotte und Käddi ist immer was los. Eigentlich hätten die vier ein wunderbares Leben, wenn da nicht immer diese Geldsorgen wären. Statt ins Heim zu gehen hatten sich die vier gemeinsam ein Haus gekauft und dort ihre Wohngemeinschaft eingerichtet. Nun steht wieder eine größere Kreditzahlung an und der Rauswurf bevor. Aber so schnell geben die vier nicht auf. Es gibt immer Lösungen, auch wenn sie nicht ganz legal sind. Immerhin steht die Idee im Raum die Sparkasse, um einige hunderttausend Euro zu erleichtern. Doch da war schon ein anderer schneller. So viel darf man verraten: nach einigen Irrungen und Wirrungen wird am Ende alles gut. Und gelacht werden darf sowieso, und das nicht zu wenig. Entgegen der ursprünglichen Fassung der aus Salmtal in der Eifel stammenden Erfolgsautorin Beate Irmisch spielen die „Berchler“ natürlich in fränkischer Mundart. Ihr Ziel ist es schließlich, die fränkische Mundart nicht aussterben zu lassen und die fränkische Tradition aufrechtzuerhalten. Das Stück aus dem Jahr 2017 ist äußerst temperamentvoll angelegt und so spielen es die „Berchler“, die seit einigen Monaten als eingetragener Verein auftreten. Auch wenn es offiziell eine Kriminalkomödie ist, in Kupferberg ist es mehr Komödie als Krimi, weder Franken-Tatort noch Rosenheim-Cops. Seit Oktober wurde geprobt, seit Dezember auf der Bühne der Stadthalle. Dort wurde nicht mehr, wie bisher mit Richtmikrofonen gespielt, sondern mit Head Sets. Die Verständlichkeit war von allen Plätzen aus bestens.
Dazu kommen die souverän spielende Dana Kolenda als Enkelin und Polizistin Veronika. Einen Sonderapplaus gibt es für Barbara Michel. Sie gibt die Polin Vladina, die bei den älteren Herrschaften putzt und von Anfang bis zum Ende mit einem überaus witzigen Akzent glänzt. Der aalglatte aber dann doch tölpelhafte Sparkassendirektor mit dem Namen „Zocker“ wird souverän und herrlich überzeichnet von Stefan Karnitzschky verkörpert, Heidi Holhut hat als dessen Frau Clothilde zwei kurze, aber witzige Auftritte. Fehlen noch der gutmütige Pastor Albert, den Patrick Rosa ganz betulich, glaubhaft und ebenfalls überaus souverän spielt und der Bankräuber, der im Stück natürlich Ede heißt und von Marco Küffner absolut präsent, plausibel überzeugend dargestellt wird. Was allen Darstellern gemeinsam ist: sie sind absolut textsicher, leisten sich praktisch keine Versprecher und sind alle bestens aufeinander eingestimmt.
Weitere Aufführungen finden an den folgenden Terminen statt: 25.01. (19.30 Uhr), 26.01. (15 Uhr), 01.02. (19.30 Uhr), 02.02. (15 Uhr) und 08.02. (19.30 Uhr). Zumindest für die erstgenannten Aufführungen gibt es bereits Wartelisten. Außerdem findet eine geschlossene Aufführung statt, zu der über den VdK die Bewohner von Seniorenheimen, und Behinderteneinrichtungen eingeladen werden. Der Eintritt kostet 11,50 Euro, Karten gibt es ausschließlich bei Willi Rucker (09227/4977) und bei Heidi Holhut (09227/309). Bilder: Heitere Trauer und lächelnde Melancholie / „Von Eszterháza nach Linz“: 5. Symphoniekonzert: Hofer Symphoniker unter Christian Zacharias mit Haydn und Mozart
Mozarts Klavierkonzert stammt aus seinem Todesjahr. Es ist sein letztes und wohl auch sein opernhaftestes. Die etwa zeitgleich entstandene „Zauberflöte“ schimmert immer wieder durch, aber auch liedhafte Themen und fröhliche Klänge, die manchmal unbeschwerter nicht sein könnten. „Heitere Trauer und lächelnde Melancholie“, mit diesem Gegensatz ist das Konzert schon beschrieben worden. So etwa wie Christian Zacharias könnte man sich Mozart vorstellen, wenn er vom Flügel aus die Musiker um sich herum dirigiert hatte. Uneitel und unprätentiös aber ziemlich spontan und resolut spielte Christian Zacharias seinen virtuosen Solopart. Er hat das Konzert schon seit über drei Jahrzehnten im Repertoire und kennt sicher jede Sechzehntel-Note in- und auswendig. Da brauchte es keinen eigenen Dirigenten, der die Verbindung zwischen dem Solisten und dem Orchester herstellt. Die Symphoniker – in kleiner Besetzung - folgten ihm auch so. Mozart hätte seine Freude gehabt. Mit einem Satz aus einer c-Moll-Sonate des italienischen Barock-Komponisten Domenico Scarlatti als Zugabe bedankte sich Christian Zacharias für den großen Applaus. Das gilt auch für die C-Dur-Sinfonie Nr. 36, KV 425, die später nach ihrem Entstehungsort den Beinamen "Linzer" erhalten sollte. Das Meisterwerk war als Auftragswerk im Jahr 1783 unter Zeitdruck binnen weniger Tage entstanden. Die glanzvolle Aura dieser Komposition brachten Christian Zacharias und die Hofer Symphoniker wunderbar zur Geltung. Es ist das erste Mal, dass Mozart eine Sinfonie mit einer langsamen Einleitung eröffnet. Ziel war es, den festlichen Charakter der Sinfonie zu unterstreichen. So sah das auch der charismatische Dirigent Christian Zacharias, der das Orchester ohne Stab leitete. So ließ er beispielsweise die Bläser markant hervortreten, die Interpretation erfuhr damit nicht nur den feierlichen Charakter, sondern auch Seriosität und Größe. Mozart hatte sich im Entstehungsjahr der „Linzer Sinfonie“ intensiv mit dem Schaffen Joseph Haydns befasst. So lag es nahe, den Konzertabend mit einer Haydn-Symphonie zu eröffnen. Christian Zacharias wählte die seltenere Nr. 43 Es-Dur, die den Beinamen „Merkur“ trägt und die während Haydns Zeit beim Fürsten Esterházy entstanden war. Von den über 100 Symphonien Haydns hat Christian Zacharias Dutzende im Repertoire. Die Nr. 43 hat eher kammermusikalischen Charakter und ist ein überraschend frisches und einfallsreiches Werk, geprägt von Unbeschwertheit und Leichtigkeit. Und so ging Christian Zacharias vor allem die Ecksätze recht flott und mit federndem Schlag an. Er spielt mit den dynamischen Kontrasten und lässt auf die kraftvollen Passagen im Allegro und im Finale immer wieder weiche lyrische Momente folgen. Im zweiten Satz, in dem Wehmut und Tanz aufeinandertreffen, betont er eher den sanften und leichten Charakter. Ein zeitgemäßer, fast schon moderner Haydn ist das, keine Spur von Behäbigkeit und schon gar nicht von Langeweile. Sieg des Guten über das Böse / Kindgerecht aber nicht kindisch: Die „Zauberflöte für Jung und Alt“ begeisterte Kinder und Erwachsene in der Stammberger-Halle
„Vor vielen Jahren lebte einmal ein Prinz mit dem Namen Tamino. Gerade befindet er sich auf einer langen Reise.“ So beginnt die märchenhafte Erzählung, die zusammen mit der genialen Musik von Wolfgang Amadeus Mozart seit Jahrhunderten Menschen auf der ganzen Welt verzaubert. Mit der US-Amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Melinda Thompson als Erzählerin im Wechsel mit Arien und Ensemblestücken aus der Oper wurde nicht nur jungen Hörern die ganze Handlung ebenso spannend wie verständlich nähergebracht.
Stimmlich souverän disponiert agieren sämtliche Solisten. Das Vokalensemble ist gut aufeinander abgestimmt. Allen voran Vojtech Posvar als Tamino mit heller, schlanker Stimme, Ebenso vokal auf voller Höhe verkörpert Anastasiia Babiluk eine lyrisch-intensive Pamina. Lebhaft und mit jeder Menge Komik gibt Tomas Bartunek den Papageno. Da ist Mariana Pilarova als Papagena die absolute Idealbesetzung dazu. Die bestimmt schwerste Partie ist die der Königin der Nacht: Sehr effektvoll intoniert Natalia Tkachuk die Koloraturen.
Bilder: Blasorchester, Big Band und Botschafter der Stadt / Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach unter Thomas Besand
Kulmbach. Von klassisch bis modern, das ist das Erfolgsrezept der Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem langjährigen Dirigenten Thomas Besand. Seit 34 Jahren steht der 59-Jährige an der Spitze des renommierten Klangkörpers, und er hat stets den eigenen Stil des Orchesters bewahrt. Auch diesmal wieder, wobei die Vielseitigkeit an erster Stelle stand. Nach Konzerten in Naila und Saalfeld gab es am Dienstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle ein Heimspiel. Natürlich war die Halle einmal mehr ausverkauft und die rund 40 Musiker zwischen 15 und 75 Jahren ließen während des fast dreistündigen Programms keine Wünsche offen.
Die Stadtkapelle wäre nicht die Stadtkapelle, wenn sie nicht auch immer wieder die eine oder andere Überraschung bereithält. Da gab es diesmal ein „Ave Maria“ von Franz Schubert in einem Arrangement für Blasorchester von Franz Gerstbrein mit Vorstand Roland Jonak als Solist an allen möglichen Glocken. Eine echte Rarität ist das, zumal Roland Jonak die Glocken in der ihm eigenen humorvollen Art spektakulär erklingen lässt.
Bei einem Jahreskonzert eines Blasorchesters dürfen natürlich die traditionellen Stücke nicht fehlen. Konzertmärsche, die zum Jubel und zur Freude Anlass geben, wie etwa der Titel „Europa Unita“ von Günter E. Koch, der „Potsdamer Jubiläumsmarsch“ von Hans Ahrens und der „Graf Zeppelin-Marsch“ von Carl Teike. Das alles „sitzt“ bei der Stadtkapelle und das Publikum geht begeistert mit. Kein Wunder, so effektvoll wie die Musiker diesmal aufspielen. „Europa Unita“ ist im Übrigen eine Stiftung von Adam Besand, dem Vater des Dirigenten. Der „Potsdamer Jubiläumsmarsch“ ist ohnehin eine Rarität der Stadtkapelle, die sich auch als Botschafter Kulmbachs versteht.
Kein Neujahrskonzert ohne Zugaben zum Mitklatschen: Die Stadtkapelle bedankte sich mit dem Marsch „Alte Kameraden“ von Carl Teike und ganz am Ende mit dem „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss senior bei ihrem Publikum für den langanhaltenden Applaus und die Standing Ovations. Bereits zum zweiten Mal moderierte Simon Moritz, Kreisvorsitzender des Nordbayerischen Musikbundes das Programm, bereicherte den Abend mit allerhand Wissenswerten zu den Stücken und sorgte so ganz nebenbei für die notwendigen Verschnaufpausen der Musiker. Wobei Simon Moritz selbst aktives Mitglied der Stadtkapelle ist und gekonnt das Schlagwerk bedient. Bilder: Menschen verbunden und an das Gute glauben / Umjubeltes Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker vor rund 1500 Zuhörern in der Freiheitshalle
Das Programm mit dem Titel „Wien, du Stadt meiner Träume“ war überall das Gleiche. Doch in Hof war das Konzert schon allein wegen des großen Publikumsinteresses etwas Besonderes. Das Orchester war auf der gesamten Breite des (abgetrennten) großen Hauses postiert und lichttechnisch imposant in Szene gesetzt. Dazu gab es links und rechts der Bühne auf Videowänden interessante Nahaufnahmen des Orchesters, der Musiker und des Dirigenten zu sehen. Nicht immer waren die Einstellungen und die Schnitte dabei glücklich, doch nicht minder interessant war das Ganze doch, denn wann hat man schon einmal die Gelegenheit einzelnen Musiker aus der Nähe beim Spiel zuzusehen. Wenn es um Wien geht, dann auch um die Beschwörung der „guten alten Zeit“, um Nostalgie, Eleganz, Raffinesse und Charme. All dies bringen der Dirigent und die Hofer Symphoniker perfekt, sorgfältig und leidenschaftlich rüber. Aber nicht etwa verkitscht, sondern lebendig und zeitgemäß und so, dass die Faszination all dieser Kompositionen von Strauss bis Stolz, von Kalman bis Kreisler spürbar wurde. Los ging es mit Franz von Suppé und der wunderbaren Ouvertüre „Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien“, die auch regelmäßig bei den berühmten Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker erklingt. Enrico Delamboye und die Hofer Symphoniker lassen diese Ouvertüre edel, aber auch unaufgeregt gelassen dahinfließen. Dann folgte die silberne Operette eines Emmerich Kálmán. Von ihm sang der belgische Tenor Thomas Blondelle die Arie des Tassilo aus der „Gräfin Mariza“, eine der größten Operettenhits aller Zeiten: „Wenn es Abend wird - Grüß’ mir mein Wien!“ Thomas Blondelle zählt zu den wenigen Tenören der Gegenwart, deren Spektrum von Kálmán, Lehár und Strauß bis zu den Heldentenorpartien bei Wagner reicht. Voller Dramatik legte er seinen Part an und kann dabei mit Volumen und mit differenzierter Dynamik überzeugen. Von Kálmán gab es später noch das Duett „Tanzen möcht’ ich“ aus der Operette „Die Csárdásfürstin“, hervorragend interpretiert von Thomas Blondelle und der wunderbaren Sopranistin Kristiane Kaiser, die als gebürtige Wienerin und als langjähriges Ensemblemitglied der Wiener Volksoper der Operette ohnehin innig verbunden ist. Kristiane Kaiser ist zweifellos ein Glücksfall für diese Musik, sie agiert absolut natürlich und unverkrampft, nichts wird künstlich aufgehübscht oder überhöht.
Eine echte Rarität hatte Dirigent Enrico Delamboye mit einem Auszug aus: „Sisi – The Movie Trilogy Suite“ aufs Programm gesetzt. Der Komponist Anton Profes hatte die Musik zu den berühmten Sissi-Filmen mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm geschrieben, aber auch viele bekannte Tonfilmschlager. Bei der „Sisi-Suite“ handelt es sich, man mag es kaum glauben, um richtig große Musik. Und so wird sie auch von den Hofer Symphonikern präsentiert. Bleiben noch die Polka „Auf Wiener Art“ von Josef Hellmesberger Sohn sowie Johann Schrammels unverwüstlicher Marschtriumph „Wien bleibt Wien!“. Alles hervorragend und mit dem für ein Neujahrskonzert notwendigen Elan dargeboten. Bei Hellmesberger darf das Publikum entscheiden, ob die Komposition als Polka francaise, also ganz langsam, oder als Polka schnell gespielt werden soll. Nach einem kurzen Anspiel war der Fall klar, das Hofer Publikum wollte eine Schnellpolka hören. Dazwischen hatte Dirigent Enrico Delamboye mit interessanten Gedanken aufhorchen lassen. „Hoffen wir, dass 2025 ein besseres Jahr wird, was den Weltfrieden und die Einheit der Menschen betreffen“, sagte er. Sein Ziel sei es, mit den Konzerten Menschen zu verbinden und auf das Positive zu setzen. Das sei nur möglich, wenn man an das Gute im Menschen glaubt. Dabei brach der Dirigent auch eine Lanze für Märsche, wie „Wien bleibt Wien“ oder den „Radetzky-Marsch“. Eine Zeitlang habe man das nicht mehr gespielt, „weil irgendwelche Trotteln dies für irgendwelche negativen Zwecke missbraucht haben“. Damit müsse Schluss sein, denn diese Märsche hatten eine positive Konnotation, sie seien zum Jubel und zu Freude gedacht gewesen „und so soll es auch heute wieder sein“. Kein Neujahrskonzert ohne Zugaben. Da gab es, ähnlich wie beim großen Neujahrskonzert in Wien, den Radetzky-Marsch zum Mitklatschen und die „Schöne blaue Donau“. Von letzterer allerdings nur den Beginn, der dann in einem eigenen Arrangement des Dirigenten in das Duett „Einmal möcht' ich wieder tanzen“ aus der „Mariza“ von Emmerich Kálmán überging. Standing Ovations, intensives rhythmisches Klatschen, frenetischer Jubel und ungewöhnlich langanhaltender Applaus waren am Ende allen Beteiligten sicher. „Schwanensee in Hof“: Anmutig dunkles Märchen von weißen und schwarzen Schwänen
Hof. „Sehe die Musik, höre den Tanz”, hat der berühmte Choreograf George Balanchine gefordert. Wo wäre das besser möglich als bei dem Ballett-Schlager schlechthin: Peter Tschaikowskys „Schwanensee“. Wenn das abgetrennte große Haus der Freiheitshalle beim Gastspiel des „Imperial Classical Ballet“ diesmal ganz gut gefüllt war, so lag das sicher an dem Termin zu Jahresbeginn. Es könnte aber auch daran gelegen haben, dass ein „echtes Orchester“ live musiziert hat und nicht wie bei vielen Tourneegastspielen der selten gewordenen Sparte Ballett die Musik aus Kostengründen vom Band kommt.
Nun hat jede Tourneeproduktion einen Nachteil: die Inszenierungen sind nicht gerade bahnbrechend. Sie sind so, wie man sich vielleicht einen älteren Disney-Film vorstellt, leicht angestaubt, kitschig und museal. Wenn die Aufführung in Hof trotzdem einer gewissen Faszination nicht entbehren konnte, so hat das gleich mehrere Gründe: da ist zum einen die theatralische Brillanz der Aufführung, die klassische Eleganz der Ausführenden und deren Tanzleistung in Perfektion. Die Macher der Produktion haben ganz traditionelle opulente Kostüme und einfache, aber wunderschöne Bühnenbilder geschaffen. Hier wird die Ästhetik der goldenen Tanzkultur großgeschrieben.
Die ließ Dirigent Nikita Suhik mit einem überraschend üppig besetzten und eigens zusammengestellten Orchester farbenreich, prunkvoll und funkelnd erklingen. Sicher, auch vor Tschaikowsky gab es schöne Ballettmusik. Sein „Schwanensee“ bildete jedoch einen Einschnitt, denn zum ersten Mal durchwehte ein geradezu sinfonischer Atem ein Ballett, die Nummern verbanden sich zu einem grandiosen Ganzen. Genau das wird nur bei einer Livedarbietung der Musik deutlich. Keine Einspielung vom Band kann dieses Gefühl vermitteln und so war die Aufführung in Hof schon etwas Besonderes. Zumal das Orchester mit virtuoser Detailfreudigkeit und unpathetischer Klangschönheit geradezu auftrumpfte. Lediglich die Platzierung rechts von er Bühne auf der Ebene des Parketts war etwas unglücklich, aber wohl nicht anders zu realisieren, da es im großen Haus keinen Orchestergraben gibt.
Insgesamt bestand das Ballett aus über 30 Tänzern, alle sind Absolventen renommierter Ballett-Schulen. Die künstlerische Leitung lag in den Händen der Ballettdirektorin Katsiaryna Fadzeyeva. Sämtliche Tänzer haben bereits an führenden Ballett-Theatern gearbeitet und zahlreiche Preise bei internationalen Ballett-Festivals und -Wettbewerben gewonnen. Zusammen bildeten sie ein ästhetisch und technisch herausragendes Ensemble.
Lyrisch, lebendig und voller Elan / Umjubeltes Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker in der Stammberger-Halle
Wenn es um Wien geht, dann auch um die Beschwörung der „guten alten Zeit“, um Nostalgie, Eleganz, Raffinesse und Charme. All dies bringen der Dirigent, der Niederländer Enrico Delamboye, und die Hofer Symphoniker perfekt, sorgfältig und trotzdem leidenschaftlich rüber. Aber nicht etwa spießig oder verkitscht, sondern lebendig und zeitgemäß und so, dass die Faszination all dieser Kompositionen von Strauss bis Stolz, von Kalman bis Kreisler spürbar wurde. Tatsächlich sollte es dauern, bis endlich eine Komposition von Johann Strauss auf dem Programm stand. Los ging es mit Franz von Suppé und der wunderbaren Ouvertüre „Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien“, die auch regelmäßig bei den berühmten Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker erklingt. Enrico Delamboye und die Hofer Symphoniker lassen diese Ouvertüre edel, aber auch unaufgeregt gelassen dahinfließen.
Von Kálmán gab es später noch das Duett „Tanzen möcht’ ich“ aus der Operette „Die Csárdásfürstin“, hervorragend interpretiert von Thomas Blondelle und der wunderbaren Sopranistin Kristiane Kaiser, die als gebürtige Wienerin und als langjähriges Ensemblemitglied der Wiener Volksoper der Operette ohnehin innig verbunden ist. Kristiane Kaiser ist zweifellos ein Glücksfall für diese Musik, sie agiert absolut natürlich und unverkrampft, nichts wird künstlich aufgehübscht oder überhöht. Auch sie könnte man sich gut als dramatische Sopranistin vorstellen, tatsächlich hat sie auch Richard Strauß und Richard Wagner im Repertoire. Schimmernd glänzend erklingt ihr Sopran in den Operettenpartien. Auch danach noch kein Strauss in Sicht, sondern Stolz, einer der am meisten unterschätzten Komponisten. Mit „Im Prater blüh’ n wieder die Bäume“ ist ihm ein echter Hit gelungen. Später gab es mit der Arie „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ aus der Operette „Der Favorit“, dem Lied „Wien wird bei Nacht erst schön“ sowie dem Operettenklassiker „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ noch mehrere Titel, mit denen Robert Stolz berühmt wurde.
Eine echte Rarität hatte Dirigent Enrico Delamboye mit einem Auszug aus: „Sisi – The Movie Trilogy Suite“ aufs Programm gesetzt. Die Musik stammt von Anton Profes, das Arrangement von Paul Hertel. Anton Profes hatte tatsächlich die Musik zu den berühmten Sissi-Filmen mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm geschrieben, aber auch viele bekannte Tonfilmschlager. Bei der „Sisi-Suite“ handelt es sich, man mag es kaum glauben, um richtig große Musik. Und so wird sie auch von den Hofer Symphonikern präsentiert. Musik aus der Operette „Sissy“ von Fritz Kreisler ist noch so eine Rarität, die sich Enrico Delamboye für das Programm hat einfallen lassen. Der Titel „Dein Kuss hat mir den Frühling gebracht“ auch bekannt als „Liebesleid“ war in früherer Zeit ein Renner bei Radio-Wunschkonzerten.
Kein Neujahrskonzert ohne Zugaben. Da gab es, ähnlich wie beim großen Neujahrskonzert in Wien, den Radetzky-Marsch zum Mitklatschen und die „Schöne blaue Donau“. Von letzterer allerdings nur den Beginn, der dann in einem eigenen Arrangement des Dirigenten in das Duett „Einmal möcht' ich wieder tanzen“ aus der „Mariza“ von Emmerich Kálmán überging. Intensives rhythmisches Klatschen, frenetischer Jubel und ungewöhnlich langanhaltender Applaus war am Ende allen Beteiligten sicher. Bilder: Mein liebstes Weihnachtslied / Musiker aus Kulmbach Stadt und Land stellen ihre Favoriten vor
Kulmbach. An Melodien hängt im Herzen oft direkt ein Gefühl oder eine Erinnerung. Und so ist es alle Jahre wieder auch das vertraute Lied, das uns so richtig in Feststimmung versetzt. Wir haben Musiker aus der Region nach ihren liebsten Weihnachtsliedern gefragt:
O Heiland reiß die Himmel auf - Eine starke Weise: Es ist faszinierend zu beobachten, dass eine über 400 Jahre alte Weise in jeder Altersstufe, auch bei unseren Schülern, sobald sie sie kennenlernen, sehr beliebt ist. Der dorische Kirchenton ist in der Kombination mit der organisch gestalteten wellenförmigen Melodie wohl ein Grund dafür. Kinder wie Erwachsene singen diese starke, ja für uns fast „magisch“ wirkende Weise gerne und erstaunlicherweise, nein logischerweise, immer auch richtig und gut. Es ist für uns neben „Christ ist erstanden“ eines der Schlüssellieder in unserer Familie. Der bildreiche Text der Strophen lädt zu Erklärungen / Interpretationen ein. Die wunderbare Chormotette von Johannes Brahms über dieses Lied deutet die einzelnen Strophen plastisch aus. Trotzdem ist die einstimmige als Strophenlied konzipierte Ursprungsfassung unschlagbar: Die wiederkehrende Melodie steigert sich in der Wirkung von Strophe zu Strophe. Da geht in Musik und Text einem förmlich die Sonne im Herzen auf. Das ist auch unser Weihnachtswunsch, unsere Weihnachtssehnsucht für 2024: „O klare Sonn, du schöner Stern, dich wollten wir anschauen gern; o Sonn, geh auf, ohn´ deinen Schein in Finsternis wir alle sein.“
O komm, o komm, Emmanuel: Ein Lied, das mich besonders fasziniert, ist „O come, o come Emmanuel“, auf deutsch „O komm, o komm Emmanuel“. Das Lied ist schon sehr alt, stammt aus dem Mittelalter und hat ursprünglich einen lateinischen Text. Inzwischen wird es vor allem in englischer und deutscher, aber auch hebräischer Sprache gesungen. Man kennt es heute noch als traditionelles Weihnachtslied, aber es hat Musiker genreübergreifend beispielsweise auch zu Pop- oder Metalversionen inspiriert. Was also macht dieses Lied aus, dass es über die Jahrhunderte interessant geblieben ist? Als Adventslied thematisiert es das Warten auf, ja vielmehr das Rufen nach einem Erlöser, der die Welt aus Leid und Elend befreit. Die in Moll gehaltene Melodie unterstreicht zu Beginn der Verse den Klageruf nach einem Retter, lässt aber jede Strophe in Zuversicht enden: „Freu dich, freu dich, o Israel, bald kommt, bald kommt Emmanuel“. Während dieses Lied also zum einen in die Katastrophen, Kriege und Epidemien aller Zeiten passt, hat es mit seinen direkten Verweisen auf das Leid Israels leider wieder einen sehr aktuellen Bezug auf den Israelkonflikt, in dem eine menschengemachte Lösung kaum zu finden zu sein scheint.
Zu jedem Lied fällt einem eine Erinnerung aus seinem Leben ein, etwas Lustiges, etwas zum Schmunzeln, etwas Besinnliches und vielleicht kommt etwas Wehmut auf … Wir waren früher als Kinder immer unterwegs und haben bei älteren Menschen Advents- und Weihnachtslieder mit der Flöte gespielt. Aufgeregt waren wir und manchmal mussten wir natürlich auch losprusten, wenn etwas für unsre Augen und Ohren lustig war. Das war gelebte Gemeinschaft; gerne erinnere ich mich noch daran - auch, wenn wir dann gemeinsam in der Christvesper an Heiligabend gemeinsam musiziert haben. Noch heute ist unser Gottesdienst an Heiligen Abend in Grafengehaig eine ganz besonderer, mit ganz viel Musik, die das Herz springen lässt: Sängerinnen und Sänger, Flöten, Klarinette, Marimbaphon und natürlich die Orgel. Wundervolle Hirtenlieder gibt es, die uns eine Vorstellung geben, wie sich Menschen in früheren Zeiten die Geburt Christi vorstellten. Das Hirtenvolk, das in Bethlehems Stall sich um die Krippe mit dem Jesuskindlein, Maria und Josef lagerte. Dann schenken uns die vielen Engel, die „vom Himmel hoch kommen“ einen weiteren Einblick in diese andächtige und doch so frohe Idylle. Die beiden Lieder "O du fröhliche, o du selige“ und "Stille Nacht, heilige Nacht" sind so tief verwurzelt, so, dass sie die Weihnachtsstimmung mit aufkommen lassen. "Lobt Gott ihr Christen alle gleich, in seinem höchsten Thron, der heut’ schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn“ schenkt uns die Botschaft von Weihnachten. Und wie gerne erinnere ich mich an „Ich steh an deiner Krippe hier“, wenn wir es mit unserer Flötengruppe gespielt haben. Wenn ich heute die Gemeinde an der Orgel dazu begleite, habe ich immer wieder diese Bilder aus Kindertagen vor mir. Zu unterschiedlichen Zeiten wurden unterschiedliche Lieder komponiert, die mir und uns heute diese Fülle an fröhlichen und besinnlichen Texten und Melodien schenken. Dieses Jahr ist mein liebstes Weihnachtslieblingslied: „Herbei, o ihr Gläubigen“. Ich übe es gemeinsam mit meinem Kirchenchor, den ich seit über 25 Jahren leite. Es ist eine moderne Version und beschwingt und beflügelt uns schon jetzt bei jeder Chorprobe; halt eben ein Ohrwurm!
Ein „Lieblings-Weihnachtslied“ in der Form habe ich nicht. Ich bevorzuge, so komisch es für einen Musiker auch klingen mag, hier eher die „Stille“. Sogar Karl Valentin hat schon gesagt: „Und wenn die staade Zeit vorüber ist, dann wird´s auch wieder ruhiger“. Allerdings gibt es eine kleine Geschichte meinerseits zu „Silent Night“ (Stille Nacht): Im Jahr 1995 besuchte ich ein Weihnachtskonzert von Rekkenze Brass in der Frankenhalle in Naila. Zum Abschluss des Abends stimmte die langjährige Hornistin Debbie Luttrell eine „Country & Western-Version“ von „Silent Night“, sich selbst an der Gitarre begleitend, allein auf der Bühne sitzend, an. In der zweiten Strophe wurde sie gesanglich, also zweistimmig, von Peter Knudsvig unterstützt. Erst bei der dritten Strophe kam der Rest von Rekkenze auf die Bühne und ließ das Stück fulminant ausklingen. Beeindruckt und zutiefst „geflasht“ verließ ich das Konzert und machte mich auf den Nachhauseweg. Ich hätte mir nie vorstellen können, bereits ein Jahr später, mit diesem Ensemble selbst auf der Bühne zu stehen. Bis zum Ausscheiden von Debbie und Peter im Jahr 2017 haben wir seitdem fast alle unsere Weihnachtskonzerte mit diesem Stück beendet und das Publikum in eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit entlassen.
Eigentlich müsste die Frage wohl eher lauten: „Kannst Du überhaupt noch Weihnachtslieder leiden?“ Kaum ist der Martinsumzug gespielt und der Volkstrauertag ausgerichtet, darfst du dich als Bläser im Musikverein oder Posaunenchor, noch im November, auf das Ausgestalten von Advents- und Weihnachtsmärkten, Advents- und Weihnachtsgottesdiensten, sowie allerlei Advents- und Weihnachtskonzerten vorbereiten. Zu Musikers Freude finden diese Events dann – wenn nicht in mäßig temperierten Kirchen – oft im Freien, an zugigen Orten, bei heutzutage meist nasskaltem Wetter statt. Harnwegsinfektion vorprogrammiert! Okay, es gibt kein schlechtes Wetter, nur unzureichende Kleidung, aber die Aussicht auf Blasen- und Nierentee, sowie purem Cranberry Saft ist sehr verlockend. Außerdem werden auch wir Musiker 24/7 in Funk und Fernsehen, beziehungsweise in allen Läden und Kaufhäusern mit Weihnachtsgedudel beschallt. Unglaublich, aber bei all dem Getöns gibt es dann doch ein Weihnachtslied, welches ich gerne höre und performe: „Ding! Dong! Merrily on High” (Ding, dong, fröhlich in der Höh’, Ding! Dong! Fröhlich allezeit, Hosanna in excelsis). Vielleicht, weil es dann doch nicht allzu oft – zumindest hierzulande – gespielt wird. Außerdem gefällt mir dessen (wie es treffend in Wikipedia beschrieben ist) ungestüm-fröhliche Melodie. Wobei es für mich aber unbedingt wichtig ist wie der Song arrangiert und instrumentiert ist. Bewusst ist mir das Lied wohl vor ungefähr 20 Jahren zum ersten Mal begegnet. Ein Elektrogroßhändler der Region hat es als Jingle für seinen Weihnachtsartikelkatalog im Internet verwendet. Die dort gespielte Instrumentalversion hat mir so gefallen, dass ich mir diese – sehr zur Verzweiflung meiner damaligen Freundin – zigmal hintereinander bei Tag und Nacht angehört und mitgebrummt habe. Bei „Ding! Dong! Merrily on High“ handelt es sich – wie schon der Titel vermuten lässt – um ein englisches Weihnachtslied, das zuerst 1924 erschien. Der Text hierzu stammt von George Ratcliffe Woodward aus dem 20. Jahrhundert, welcher von Glockenklang in Himmel und Kirchturm, umrahmt von Engels- und Gemeindegesang handelt, abgerundet vom Gloria (lateinisch: Hosanna in excelsis). Wobei für mich eher die Melodie maßgeblich ist, der ein französischer Tanz aus dem 16. Jahrhundert zu Grunde liegt.
Gerade die „stille Zeit“ hat für Musiker und Unterrichtende dann doch so manches Phon bereit. Ab Ende Oktober „Kommen Kinderlein“ und allzu oft „Gibt’s morgen was“. Alltäglich und allwöchentlich. Wir haben gerade deshalb geheime Liedschätze, die wir nur selten im Unterricht preisgeben. Bei mir wäre es als Tipp im folkloristischen Singen das oberbayerische und tirolerische Stubenlied „Es wird scho glei dumpa“, auf fränkisch: „Glei werds dungl“. Hierzulande kennt es fast niemand. Geradezu schlichtest wird hier die vorweihnachtliche Stimmung in freudiger Erwartung im ländlichen Raum beschrieben. Original als Dreig’sang, mit Hackbrett, Gitarre und Zither, gerne aber auch von kleinen Chören gesungen. Ein Kleinod der echten und tiefreligiös empfundenen Weihnachtsliteratur. Wer es aber etwas festlicher möchte dem empfehle ich den Eingangschor des Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Spätestens nach Pauke und der Barocktrompete gelingt der Festbraten im Rohr gewiss.
Das ewige Lied: „Stille Nacht“. Es ist das Lied aller Lieder. Aus einer Not heraus entstanden. Weil die Orgel im Salzburgischen Oberndorf ausgerechnet am Heiligen Abend des Jahres 1818 ihren Dienst quittierte, dachte sich der Organist Franz Xaver Gruber kurzerhand eine Melodie aus, für die auch eine Gitarre als Begleitung ausreicht. Der Hilfspriester Joseph Mohr textete auf die Schnelle ein paar Verse dazu und Weihnachten in Oberndorf war gerettet. Erst Jahre später fand der Fügener Orgelbauer Karl Mauracher die Noten und übergab sie den Gesangensembles der Rainer-Sänger und der Geschwister Strasser und von da an nahm eine einzigartige Erfolgsgeschichte ihren Lauf. Man sang und singt es auf der ganzen Welt. Es gibt Adaptionen in über 320 Sprachen und Dialekten. Sänger aller Genres haben das Lied aufgeführt, Schlagerstars wie Freddy Quinn oder Roy Black, Opernstars wie Carreras, Domingo, Pavarotti, die Kastelruther Spatzen genauso wie die Regensburger Domspatzen. Alljährlich am frühen Abend des 24. Dezember feiert man das Lied vor dem Wohn- und Sterbehaus von Franz Xaver Gruber im österreichischen Hallein. Wenn dann eine Ehrengarde vor der letzten Ruhestätte des Komponisten aufzieht, die Fackeln brennen, die Schneeflocken beginnen zu tanzen und viele hunderte Menschen die „Stille Nacht anstimmen, bekommt man eine Ahnung davon, wie sich Ewigkeit anfühlt. Eines der größten Kirchenkonzerte im Kulmbacher Kulturkalender / 140 Mitwirkende aus elf Ensembles: Adventskonzert des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums in der überfüllten Petrikirche
Kulmbach. Schulkonzerte haben ihre eigenen Gesetze. Klassenübergreifend haben alle Schüler die Möglichkeit, sich und ihr Können außerhalb der Schule einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Am Mittwochabend beim Adventskonzert des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums in der Petrikirche sorgte vor allem das hohe Niveau vieler Darbietungen in dem völlig überfüllten Gotteshaus für Staunen. Schon eine knappe Stunde vor Beginn gab es nur noch an den Seiten freie Plätze, später wurden sogar die Stehplätze knapp. Hubertus Baumann, der Leiter der Fachschaft Musik, schätzte die Zahl der Besucher auf „mindestens 800, wenn nicht sogar noch mehr“. Damit war die Petrikirche so gut gefüllt, wie lange nicht mehr. Das MGF-Konzert ist eben alle Jahre wieder eines der größten Konzerte, wenn nicht das größte Kirchenkonzert im Kulmbacher Kulturkalender. Das war den rund 140 Mitwirkenden aus elf verschiedenen Ensembles Ansporn genug. Vom Blasorchester bis zum Blechbläserensemble, von der AG Sologesang bis zum Kooperationschor zusammen mit der Oberen Schule sowie vom Instrumental- bis zum Saxophonensemble und vom Orchester bis zum großen Schulchor, sie alle zeigten, welch hohen Stellenwert die Musik am MGF besitzt.
Programmatisch hatten sich die Verantwortlichen das Thema „Peace – Friede“ auf die Fahnen geschrieben. Dafür steht das Weihnachtsfest und nichts mehr würde man sich derzeit für die vielen Krisengebiete dieser Welt wünschen. Weil Friede auf Erden auch die zentrale Botschaft des Weihnachtsgeschehens ist, haben sich viele Komponisten in ihren besinnlichen Werken mit dieser Friedensbotschaft befasst. Nicht unbedingt das Bekannteste, das ohnehin überall zu hören ist, sondern auch gerne mal außergewöhnliches oder bekanntes in unbekannten Arrangements wurde aufgeführt. Zum Auftakt präsentierte das Schulorchester traditionelles, aber nicht alltägliches wie „The Wexford Carol“ oder „Wenceslas takes a sleigh ride“. Orchestral ging es weiter, allerdings mit dem Blasorchester und dem Stück „Advent am See“ des bekannten Blasmusikkomponisten Rudi Fischer. Ein erster Höhepunkt, denn so sauber wie das Blasorchester diese wunderbare Komposition intoniert hatte, wäre niemand darauf gekommen, dass dies tatsächlich Schüler sind, die da spielen. Für blitzendes Blech sorgte auch das Blechbläserensemble das zwei Spirituals, „Go down Moses“ und „When Israel was in Egyptsland“ einstudiert hatte.
So richtig weihnachtlich wurde es dann mit einem kleinen Konzert von Antonio Vivaldi, einem Trinklied aus England mit dem Titel „Christmas Fidler in the Hall“ und mit Hirtenmusik nach Motiven alter Meister, gespielt vom Vororchester, beziehungsweise vom Instrumentalensemble. Die AG Sologesang steuerte mit „Because wie believe“ einen Titel des Poptenors Andrea Bocelli bei und das ungewöhnlich große Saxophonensemble interpretierte den wunderbaren Abendsegen aus Engelbert Humperdincks unverwüstlicher Märchenoper „Hänsel und Gretel“ einmal ganz anders als gewohnt. Weihnachtliches funktioniert auch im Big-Band-Sound, das stellte die MGF-Big-Band eindrucksvoll unter der Leitung von Vera Doerfler mit den Titeln „Have yourself a merry little Christmas” und „This christmas“ unter Beweis. Noch einmal weihnachtliche Klänge gab es vom Vokalensemble unter der Leitung von Barbara Baumann mit „Sing we noel“, dem bekannten Lied „Jul, jul, stralande jul“ sowie dem Titel „Deck the Hall“ inklusive zuprosten mit Glühweintassen und (gespieltem) Schluckauf.
Die gesamte Friedensmesse von Karl Jenkins wird der Chor zusammen mit der Kulmbacher Kantorei dann am 10. Mai in der Petrikirche zum Gedenken an 80 Jahre Kriegsende aufführen. Bilder: Von Anna zur Academy of Dance / Erfahrene Pädagogin und begeisterte Tänzerin: Anna Lena Etterer Burger unterrichtet die Sparte Ballett an der städtischen Musikschule
„Ich wollte eigentlich schon immer tanzen“, sagt sie, die von Kindesbeinen an Ballettunterricht hatte. „Anna“ habe sie inspiriert. „Anna“, das war eine der erfolgreichsten Weihnachtsserien, die in den 1980er Jahre im ZDF lief und in der die unvergessene Silvia Seidel die Hauptrolle einer Ballettschülerin spielte. Anna Lena Etterer-Burger tanzte ihre ersten Schritte dort, wo sie jetzt ihre neue Wirkungsstätte als Tanzpädagogin hat, an der städtischen Musikschule Kulmbach. Allerdings habe sie schon recht früh erkannt, dass Ballett für sie mehr ist als ein Hobby. Und so kam es, dass sie am Ballettförderzentrum in Nürnberg ein Studium zur „Bühnentänzerin und Tanzpädagogin der Royal Academy of Dance“ absolvierte. Danach leitete sie im westfälischen Münster eine klassische Ballettschule, ehe sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagte und in Bayreuth, ihrer Geburtsstadt, ihre eigene Ballettschule eröffnete. Die „Ballettschule Lena Etterer“ sei überaus erfolgreich gewesen. Dreimal musste sie den Standort wechseln, weil sie sich immer wieder vergrößert hatte. In Bayreuth habe es auch, wie jetzt in Kulmbach, stets lange Wartelisten gegeben. Sogar mit dem renommierten Moskauer Ballett hätten ihre Schüler zusammen getanzt. Doch irgendwann nach 17 Jahren war eigentlich alles erreicht, und Anna Lena Etterer-Burger entschloss sich an der Musikschule in Kulmbach noch einmal neu durchzustarten. Hier habe sie ein „Super-Verhältnis zu ihren Schülerinnen. Dazu muss man wissen, dass unter den 160 Schülerinnen gerade mal zwei Jungs sind. Die jüngste Schülerin ist vier Jahre alt, die älteste 64 Jahre jung. Nur etwa 20 sind im Erwachsenenalter. „Mir ist es wichtig, dass sich die Schülerinnen hier wohl fühlen und ein Team bilden“, sagt Anna Lena Etterer-Burger. Das dürfe freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass zum Ballett auch immer wieder Disziplin gehört. „Man muss streng sein, aber nicht zu streng.“ Auch eine gute Haltung möchte Anna Lena Etterer ihren Schützlingen immer wieder vermitteln, und natürlich Ausdruck: „Schließlich ist es ja immer auch eine Show, die wir auf der Bühne bieten. Ihren ersten Auftritt hat eine Ballettklasse von Anna Lena Etterer-Burger in der Adventszeit bei einem Seniorennachmittag in der Stadthalle. Die Mädels werdend dabei eine Choreografie zur Musik des Märchenfilms „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ tanzen. So richtig an die Öffentlichkeit geht es dann am 1. Juni des kommenden Jahres bei einem eigenen Ballettabend, bei der sich alle Klassen in der Stadthalle mit eigenen Choreografien vorstellen werden. „Nussknacker“ und „Schwanensee“ sind längst zum Allgemeingut geworden. Anna Lena Etterer-Burger hat aber noch ganz andere Favoriten: „Coppelia“ von Leo Delibes, „Giselle“ von Adolphe Adam oder „La Bayadere“ von Leon Minkus etwa. Alles klassisches Ballett, denn moderne Tänze, die macht sie eher weniger. Wobei die Basis auch beim modernen Tanz immer das klassische Ballett sei. Auch ein Vorbild hat Anna Lena Etterer-Burger: die russische Meistertänzerin Anna Pawlova, für fast alle Ballettfreunde eine der wohl größten Legenden aller Zeiten. Wenn Anna Lena Etterer Burger mal nicht tanzt, dann werkelt sie in ihrem Garten, zuhause in Trebgast, restauriert alte Möbel, sammelt alte Bilder und verbringt die Zeit mit ihrer Familie. Anna Lena Etterer-Burger ist verheiratet, hat zwei Söhne und, nicht zu vergessen; auch die beiden Hunde, zwei Jack Russell Terrier, halten sie auf Trab. „Unsere städtische Musikschule steht seit Jahrzehnten für eine musische, ganzheitliche Ausbildung auf höchstem Niveau. Und dazu gehört natürlich auch schon traditionell der beliebte Unterricht im Ballett“, sagte Oberbürgermeister Ingo Lehmann bei der offiziellen Begrüßung. Ihn freute es außerordentlich, dass die Musikschule seit September wieder qualitativ hervorragenden Ballettunterricht für rund 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene anbieten kann. Bild: In Bayreuth geboren, in Trebgast zuhause und an der städtischen Musikschule in Kulmbach tätig: die Tanzpädagogin Anna Lena Etterer-Burger. Schnulzen, Schlager und stimmungsvolle Weihnachtslieder / „Advent der Gefühle": Schlagerstars stimmten auf Weihnachten ein
Derartige Schlagergalas haben in der Vorweihnachtszeit landauf landab Hochkonjunktur. Die Show „Advent der Gefühle“ ist seit Anfang Dezember und noch bis zwei Tage vor Heiligabend jeden Tag in einer anderen Stadt zu sehen. Jedes Mal soll es so aussehen, als wären die Stars nur für das jeweilige Publikum vor Ort gekommen. Das funktioniert natürlich nur mit Vollprofis. Claudia Jung und ihre Gäste gehören dazu. Die Musik kam, wie immer bei derartigen Veranstaltungen vom Band, gesungen wurde live, auch Edward Simoni, der für den verhinderten Mundharmonika-Instrumentalisten Michael Hirte eingesprungen war, spielte die Panflöte live
„Je t’aime mon amour“, „Wer die Sehnsucht kennt“, „Stumme Signale“, das alles performed sie beim Schlageradvent in Hof, aber, wie alle anderen Künstler auch, winterliche und weihnachtliche Titel im zweiten Teil der Show. Doch nicht nur das, sie trägt auch zwei witzige Weihnachtsgeschichten vor. Eine beschreibt den Handelskrieg der Ladenketten mit Lebkuchen, Plätzchen und Glühwein, die andere dreht sich um ein Baby, das in einem Stall gefunden wird und übersetzt die Weihnachtsgeschichte in die Gegenwart.
Dann verzaubert Edward Simoni mit seinen Panflötenklängen das Publikum. Schwer ist es für ihn nicht, die Zuhörer für sich zu gewinnen, schließlich ist die Panflöte ja irgendwie auch ein weihnachtliches Instrument. Auch wenn Beethovens „Freude schöner Götterfunke“ zum Mitklatschen nicht so jedermanns Sache ist, den Leuten gefällt es. „When I need you“ von Albert Hammond passt da schon besser zur Panflöte und mit dem Titel „Weißes Gold“ der „Roten Gitarren“ aus Polen hat er sogar eine echte Rarität im Programm.
Mittlerweile üblich ist es, dass sich die Stars derartiger Schlagergalas keine Pause mehr gönnen, sondern sich ihrem Publikum stellen. So auch in Hof: da werden jede Menge Autogramme geschrieben, Fotos signiert und der eine oder andere Smalltalk kommt zustande.
Fulminanter Klang und exaktes Zusammenspiel / Weihnachtskonzert des ExSilentio Kammerchors in der Kulmbacher Hedwigskirche und in Ludwigschorgast
Kulmbach. Musik berührt die Herzen und vermag das auszusprechen, was durch Worte nicht gesagt werden kann. Zu kaum einer anderen Zeit hat dieser Satz mehr Bedeutung als zur Vorweihnachtszeit. Nach dem Maßstäbe setzendem Auftakt in die Adventszeit mit dem Orchester Main-Symphonics vor gut zwei Wochen in Neuenmarkt stimmte der ExSilentio Kammerchor am zweiten Advent mit ruhigen und besinnlichen Klängen auf das Weihnachtsfest ein. Auch bei diesen beiden Konzerten am Samstagabend in der Kirche St. Hedwig in Kulmbach und am Sonntagabend in St. Bartholomäus in Ludwigschorgast konnten sich der Dresdner Chor unter der Leitung von Lukas Alois Roth zusammen mit dem „Kunstwert-Streichquartett“ wieder auf ihr Kulmbacher Publikum verlassen, die Menschen strömten in die Kirchen.
Natürlich wäre ExSilentio nicht komplett, wenn sich Lukas Alois Roth nicht auch immer etwas ganz Besonderes ausdenken würde. „Wohl mir, dass ich Jesu habe“ und „White Winter Hymnal“ waren zwei Kompositionen, mit denen der Chor das Publikum begeisterte. In den leisen Passagen sang der Klangkörper dabei fast schon wie eine Gemeinschaft von Lied-Solisten. Schließlich durfte auch das Lied aller Lieder „Stille Nacht” nicht fehlen. Die Interpretation zeigte deutlich, dass es meist die leisen Töne sind, die den Zuhörer mit voller Wucht ins Mark treffen.
Rein instrumental war beim Weihnachtskonzert auch etwas geboten. Das „Kunstwert-Streichquartett“, bestehend aus vier Musikern der „Main Symphonics“ spielten Pastoralen und Weihnachtslieder wie etwa „The first Noel“. Das Quartett erwies sich dabei als kongenialer Partner des Chors und konnte ebenfalls mit exaktem Zusammenspiel überzeugen.
Auch wenn die letzte Zugabe, das Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ nach dem Gedicht von Matthias Claudius, kein Weihnachtslied ist, so hätte man sich doch kaum einen besseren Abschluss für diesen stimmungsvollen Abend wünschen können.
Bilder: 1 - 3. Der ExSilentio-Kammerchor unter
Lukas Alois Roth hat das Jahr am zweiten Adventswochenende mit einem
stimmungsvollen Weihnachtskonzert in der Hedwigskirche (Bild) und in der
Ludwigschorgaster St-Bartholomäus-Kircher beendet. Zwischen Traum und Wirklichkeit / Familienmusical „Schneekönigin “ begeisterte Kinder und Erwachsene in der Dr.-Stammberger-Halle
Ein spannendes Abenteuer, zauberhafte Wesen und unbegrenzte Möglichkeiten, eigens komponierte Musicalsongs, jede Menge Humor und ganz viel Herz: Das machte die Produktion aus, die sich schon durch ihre aufwändigen Kostüme (Annette Pfläging und Tina Bundkirchen), ein eindrucksvolles Bühnenbild (Beate Kornatowska), eine bemerkenswerte Choreografie (Carolin Pommert) und vielen tollen Stimmen von so manchem Gastspiel abhebt. So viele Kinder waren wohl schon lange nicht mehr auf einmal in der Dr.-Stammberger-Halle, und es war deutlich zu spüren, dass keine Langeweile aufkam und nahezu alle absolut fasziniert von den Darbietungen waren. Die „Schneekönigin“ geht zurück auf ein Märchen von Hans Christian Andersen. Autorin des Musicals ist die Produktionsleiterin Jana Flaccus Künstl. In dem Stück geht es um die Einsamkeit einer Außenseiterin und ihrem Wunsch nach Bewunderung und Akzeptanz, aber auch um Mut und bedingungsloser Freundschaft. Alles Werte, die unsere Gesellschaf so dringend benötigt. Kernbotschaft der Inszenierung war es unter anderem auch, wahre Freundschaft daran zu erkennen, dass man sich nie verstellen muss vor seinem Gegenüber.
Zu den tollen Stimmen gehörte beispielsweise die von Niklas Schinke, der wie fast alle Protagonisten gleich in mehreren Rollen zu erleben war und der bereits in verschiedenen Produktionen unter anderem am Deutschen Theater in München aufgetreten ist. Ebenfalls gleich mehrere Rollen besetzte Oliver Kleppel, der aus dem Bereich des Schauspiels kommt und jede Menge Bühnenerfahrung mitbringt. Ein echtes Theater-Liberi-Urgestein ist Alicia Wagner, die absolut glaubhaft unter anderem die exzentrische „Frida“ verkörperte. Sie und andere abgefahrene Typen sorgten schon allein für beste Unterhaltung, aber auch die Botschaften kamen an, die kindgerecht, aber nie kindisch vermittelt wurden. „Wir gehen auf eine wilde und farbenfrohe Reise voller unerwarteter Begegnungen. Wir fühlen eine Freundschaft, die alle Grenzen überschreitet, verlieben uns in ein lebendig gewordenes Kuscheltier und verstehen eine Schneekönigin, die uns entgegen allen Erwartungen tief in ihr Herz schauen lässt“, so hat die Regisseurin Carolin Pommert, die auch für die Choreografie verantwortlich ist das Stück im Vorfeld beschrieben. Ihr Ziel ist es, die vielleicht etwas angestaubten Figuren aus der Mottenkiste heraus und ins Hier und Jetzt zu holen. „Ich möchte jeden Besucher mit auf eine Reise nehmen, vom kleinsten Knirps, der zum ersten Mal im Theater sitzt, bis hin zur märchenerfahrenen Oma. Für jeden soll etwas dabei sein“, so Carolin Pommert.
Das Theater Liberi aus Bochum wurde 2008 gegründet und hat sich auf unterhaltsame Familien-Musicals spezialisiert. Von Oktober bis April spielen die verschiedenen Ensembles über 450 Shows in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg und der Schweiz. Basis der Familien-Musicals sind stets berühmte Kinderbuchklassiker, die neu und modern inszeniert werden. Im kommenden Jahr wird das Theater Liberi am 19. Oktober 2025 um 15 Uhr mit dem Familien-Musical „Tarzan“ in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach gastieren. Bilder: Sinnlich, subtil und spannungsvoll / „Hofer Harfenzauber“ mit den Symphonikern und der französischen Solistin Marion Ravot
Im viersätzigen Solokonzert für Harfe und Orchester c-Moll von Henriette Renié war Marion Ravot aber auch ganz schön gefordert. „Das ist wirklich ein Marathon für mich“, sagte se im Vorfeld. Die Komponistin hatte in diesem Konzert instrumentaltechnisch Maßstäbe gesetzt und von der Interpretin absolute Virtuosität gefordert. Es ist ein so zart wirkendes Instrument und dennoch wird in diesem Konzert mit jedem Griff die Kraft der Musik spürbar. Marion Ravots Spiel ist zu jedem Zeitpunkt verlockend elegant, überaus sinnlich wie subtil und spannungsvoll. Ihr rhythmischer Zugriff ist beherzt und ihre Intonation ist lupenrein. Eine geschickte Wahl war es, nach der Pause mit Claude Debussy „Danse sacrée et Danse profane“ für Harfe und Orchester fortzufahren. Nicht nur, weil das Instrument gleich an Ort und Stelle stehen bleiben konnte. Mit Marion Ravot hätte man die Solistin für den Solopart nicht besser auswählen können. Überaus farbenreich mit jeder Menge Esprit und Raffinesse lässt sie ihren Solopart erklingen. Marion Ravot vermag sich lyrisch ebenso faszinierend zu äußern wie rhythmisch pointiert. Harfe solo gab es dann bei der Zugabe, einem weiteren Tanz von Claude Debussy. Eingerahmt wurde der „Hofer Harfenzauber“ von zwei Orchesterstücken, den “Valses nobles et sentimentales“ von Maurice Ravel am Ende und der Orchester-Ouvertüre des französischen Filmmusik-Komponisten Georges Auric zu Beginn. Cineasten mag sein Name geläufig sein, aber was er sonst so komponiert hat, hinterließ erstaunlich wenige Spuren. Mit der Aufführung der Orchesterouvertüre konnte da ein wenig Abhilfe geschaffen werden. Fulminant und effektvoll ist diese Musik, eine Art vorgezogenes kleines Silvesterfeuerwerk, und die Hofer Symphoniker unter Hermann Bäumer führen diese Komposition auch so auf. Am Ende dann erneut Musik eines Franzosen: die „Valses nobles et sentimentales“ von Maurice Ravel, eine charmante und kunstvolle Liebeserklärung an die Walzertradition. Nostalgische Schönheit wird in diesen „edlen und gefühlvollen Walzern“ beschworen, aber irgendwie klingen alle sieben Walzer und der Epilog auch wie das ferne Echo einer untergegangenen Zeit. Bäumer hat dazu rasche, schwebende Tempi gewählt, mit deren Hilfe eine interessante Klangkulisse entsteht. So glatt und wohlklingend sind diese Walzer nicht, sie sind eher fragil und brüchig und versprühen in der Interpretation der Hofer Symphoniker doch ihren ganz eigenen Charme. Sommer, Sonne, Strand und gute Laune / Stefan Mross präsentierte „Immer wieder Schlager“ mit Urgestein G.G. Anderson und Newcomerin Pia-Sophie
Deutsche Musik und witzige Moderationen sorgten in der Freiheitshalle für einen kurzweiligen Abend. Schließlich sei der Schlager auch längst ein Kulturgut geworden, wie es Stefan Mross am Rande ausdrückte. Der große Jubel zeigte eindrucksvoll, wie beliebt diese Künstler bei ihren treuen Fans sind. Der Zuspruch zeigt auch, dass ein derartiges Format, wie man es aus „Immer wieder sonntags“ oder dem „ZDF-Fernsehgarten“ kennt, auch live funktioniert, wenn auch in stark abgespeckter Form. Da hätte man doch wenigstens eine kleine Dekoration aufbauen können, dann hätte es auf der Bühne nicht gar so sparsam ausgesehen.
Bilder: Bayern3, Bodyshaming und Papst Benedikt / Thomas Gottschalks umjubelter Auftritt am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium
Nun war es ja klar, dass es keine dieser Dichterlesungen werden würde, bei dem er einzelne Kapitel seines Buches mit sonorer Stimme vorträgt. Keine zehn Sätze liest er daraus. Er gibt stattdessen den Entertainer, den Showmaster, den Moderator, der redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Wie bei Gottschalk nicht anders zu erwarten, waren das eineinhalb Stunden lang beste Unterhaltung. Da gibt es viele Lacher, spontanen Zwischenapplaus, Gottschalk sucht den Kontakt zum Publikum, geht auf Tuchfühlung mit den Zuschauern und plappert einfach so drauflos. Wer nicht dabei war, der hat echt was verpasst.
Auf der anderen Seite lässt er aber auch Verständnis für junge Leute durchscheinen, die mit ihrer Kritik manchmal ein wenig über das Ziel hinausschießen. So, wie er damals halt auch. Gottschalk erzählt die Geschichte, als er in den 1980er Jahren als Radiomoderator bei Bayern 3 einen Beschwerdebrief des späteren Papstes Benedikt und damaligen Kardinal Ratzinger erhalten hatte, weil er die Fronleichnamsprozession auf die Autobahn umleiten wollte und vor dichtem Weihrauchnebel gewarnt hatte. Eine „Unverschämtheit“ sei dies, hatte Ratzinger gewettert und Gottschalk wurde zum Intendanten zitiert.
Spontanen Beifall bekommt Gottschalk, als er auf die Bücher und zeitkritischen Aussagen der bayerischen Kabarettistin Monika Gruber zu sprechen kommt. „In vielem, was sie sagt, hat sie recht“, so Gottschalk und im Auditorium brandet spontaner Applaus auf. Auch das Gendern gehört zu seinen Lieblingsthemen. „Wir haben weder geduzt noch gegendert“, sagt er. Obwohl ihm der damalige Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher das Du angeboten hatte, habe er es in der Öffentlichkeit aus Respekt nie fertiggebracht, ihn auch tatsächlich zu duzen.
In einer Art Publikumsrunde, in der er mit Mikrofon durch die Reihen geht, wird er unter anderem auf das „Old Castle“ angesprochen, in dem er einst als Diskjockey Platten aufgelegt hat. „So etwas gibt es heute nicht mehr“, erinnert sich ein Besucher wehmütig. Gottschalk kann sich auch noch gut erinnern. Er habe immer drei schnelle und drei langsame Titel aufgelegt. Heute gehe es nur noch um die Atmosphäre, es sei alles so laut geworden, dass man gar nicht mehr ins Gespräch kommen kann. Und Anfassen sei auch nicht mehr erlaubt. Gottschalk erinnert sich auch lebhaft daran, dass er im Café Schatz gegenüber bedient hatte. Den legendären Satz „Draußen gibt’s nur Kännchen“ habe auch er dort gesprochen
Vor dem Auftritt hatte Gottschalk der MGF-Schülerzeitung „Ventilator“ ein ausführliches und exklusives Interview gegeben. Schulleiter Horst Pfadenhauer und Christine Friedlein von der Buchhandlung Friedrich hatten das Publikum begrüßt. Nach dem Auftritt signierte Gottschalk rund eineinhalb Stunden lang seine Bücher, hatte für alle Fans ein freundliches Wort parat und ließ sich immer wieder fotografieren. Auf seinen Auftritt bei Florian Silbereisen am Samstagabend angesprochen, sagte Gottschalk augenzwinkernd: „Was macht man nicht alles für sein Buch.“
Besinnliche Klänge zum zweiten Advent / Weihnachtskonzerte des ExSilentio Kammerchors und des Kunstwert Streichquartetts
„Wir haben ein aufregendes und erfolgreiches Jahr hinter uns“, sagt Lukas Alois Roth. „ExSilentio wird nach Abschluss unserer Weihnachtskonzerte insgesamt 18 Konzerte mit 11 verschiedenen Programmen bestritten haben.“ Ihn freut ganz besonders, „dass unser letztes Konzert für dieses Jahr in meinem Heimatort Ludwigschorgast stattfindet“. Das Publikum erwartet eine wunderbar besinnliche Stunde, die zum Träumen einlädt und den Trubel des nahenden Weihnachtsfests vergessen lässt. Neben traditionellen Weihnachtsliedern werden die Musikerinnen und Musiker bekannte Melodien aus Film und Fernsehen sowie einige Solobeiträge zum Besten geben. Unterstützt wird der ExSilentio-Kammerchor vom Kunstwert-Streichquartett aus den Reihen der neu gegründeten Main-Symphonics. Darüber hinaus wird Jonas Gleich als „Special Guest“ die jungen Musiker in ihrem Jahresabschluss begleiten. Jonas Gleich, der neben etlichen Ehrenämtern und politischem Engagement in seiner Heimatstadt Stadtsteinach hauptberuflich als Pressesprecher der Stadt Kulmbach arbeitet, verbindet eine langjährige Freundschaft mit Dirigent Lukas Alois Roth. „Jonas ist Gründungsmitglied von Musik verbindet, dem Vorgängerverein von Kunstwert, und begleitet seitdem treu unsere Arbeit“, sagt Lukas Alois Roth. Insbesondere als Moderator der Benefizkonzerte von „Musik verbindet“ wird er vielen Musikfreunden aus der Region bekannt sein. „Dass wir in diesem Jahr gemeinsam mit ExSilentio und ihm unterwegs sind, ist wirklich toll und verspricht einen einmaligen Konzertgenuss“, ist Lukas Alois Roth überzeugt. Die Weihnachtskonzerte von ExSilentio finden statt am: 7. Dezember um 19 Uhr in der St.-Hedwig-Kirche in Kulmbach und tags darauf am 8. Dezember um 18 Uhr in der St.-Bartholomäus-Kirche in Ludwigschorgast. Tickets gibt es für 12 Euro (8 Euro für Schüler und Studenten) an der Abendkasse sowie unter www.kunstwert.org/tickets. Bild: Ein stimmungsvolles Weihnachtskonzert verspricht der ExSilentio-Kammerchor und das Kunstwert-Streichquartett für ihre beiden Konzerte am zweiten Adventswochenende in Kulmbach und Ludwigschorgast. Sphärenklänge zum Totensonntag / Die freundlichste Totenmesse der Musikgeschichte: Kulmbacher Kantorei führte Gabriel Faures Requiem auf
Kulmbach. Hat ihn die Musikwelt vergessen, den französischen Komponisten Gabriel Faure, der im November vor genau 100 Jahren in Paris verstorben ist? Jedenfalls wurde er in diesem Jahr kaum gespielt. Um so verdienstvoller ist es, dass sich Dekanatskantor Christian Reitenspieß und die Kulmbacher Kantorei seines „Requiems“ angenommen haben und es im Konzert zum Ewigkeitssonntag in der Petrikirche zum Klingen brachten. Es ist die wohl berühmteste Komposition des Franzosen und die wohl freundlichste Totenmesse der Musikgeschichte. Gabriel Faures Komposition ist so ganz anders als alle anderen Requiem-Vertonungen. Keine glutvolle Emphase, kaum dramatische Textausdeutungen, kein lärmendes „Dies Irae“. Stattdessen ein intimer, fast meditativer Ton, engelsgleiche lyrische Klänge und sanfte Chöre. „Viel weniger ist vom jüngsten Gericht und viel mehr vom Trost die Rede. In versöhnlichen Tönen nähert sich Gabriel Faure dem Tod und dem Sterben“, hatte Christian Reitenspieß im Vorfeld erklärt. Und tatsächlich: Was dem Komponisten an melancholischer Grazie, atmosphärischer Zartheit und schwebender Gelöstheit eingefallen ist, sucht seinesgleichen. Der biblischen Furcht vor dem jüngsten Gericht setzte Gabriel Faure Milde und Verständnis entgegen. Den Tod verstand er nicht als schmerzvolles Erlebnis, sondern als Erlösung. Gabriel Faures Requiem-Vertonung wird im Wesentlichen vom Chor getragen. Die Kulmbacher Kantorei zeigte sich dabei denkbar homogen mit geschmeidigem Ton, Kraftvoll und farbig und vor allem bestens einstudiert. Christian Reitenspieß hat dazu bedächtige Tempi gewählt und er entlockt der Kantorei mit ihren knapp 60 Sängerinnen und Sängern fast schon Sphärenklänge. Die breite und doch zarte Klangwand dazu kommt einfühlsam und rhythmisch präzise von Musikern des Orchesters Musica Juventa Halle. Christian Reitenspieß hatte für die Aufführung eine große sinfonische Fassung ausgewählt. Die Solovioline spielte Thomas Fleck aus Leipzig, den Orgelpart Stefanie Hruschka-Kumpf aus Heilsbronn.
Einmal mehr präsentierte sich Christian Reitenspieß an diesem Abend auch als Komponist. „Da pacem – Verleih uns Frieden“ für Chor und Streicher lautete der Titel seines uraufgeführten Werkes, das nicht aktueller hätte sein können. Die Komposition beginnt ganz gediegen mit wunderschönen Streichersätzen. Der später einsetzende Chorpart verblüfft allerdings. Christian Reitenspieß schafft ein eindrucksvolles Klanggemälde, in dem die einzelnen Stimmlagen keinen Linien mehr folgen. Vielmehr hat es den Anschein, als würden alle „durcheinander singen“. Durch die dynamischen Vorgaben des Komponisten und Dirigenten entsteht eine klanglich eindrucksvolle Fläche, die den Zuhörer nicht nur überrascht, sondern nachhaltig beeindruckt. Außerdem gab es eine kurze Requiem-Komposition für Sopran und Harfe von Robert Schumann, wundervoll interpretiert von Marijke Meerwijk und dem Harfenisten Felix Hahn aus München. Und noch eine Überraschung hatte Christian Reitenspieß auf das Programm gesetzt: Anton Bruckners „Christus factus est pro nobis“ spielten die sieben Blechbläser der Musica Juventa Halle von der Orgelempore aus. Bilder: „Stille Nacht“ am Moon River“ / Spektakuläres Weihnachtskonzert: Winterreise mit Ljubka Biagioni zu Guttenberg und den „Main Symphonics“ im DDM
Neuenmarkt. Warme wohlige Klänge, schöne opulente Melodien, eine friedvolle ungetrübte Stimmung so ganz ohne Hektik. All das strahlt die Musik aus, die Ljubka Biagioni zu Guttenberg zusammen mit dem neu gegründeten Orchester „Main Symphonics“ und dem ExSilentio-Chor aus Dresden in der Einstudierung von Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast am Samstagabend im Deutschen Dampflokomotiv-Museum aufgeführt hat.
Das populäre Programm spannte einen weiten Bogen von barocken Sätzen wie Bachs „Air“ oder Händels berühmte Arie „Lascia ch’io pianga“ bis hin zu traditionellen bayerischen, deutschen und internationalen Weihnachtsliedern wie „Es wird scho glei dumpa“, „Still, still, still“ oder einem eleganten und opulenten Chor- und Orchester-Arrangement von „Stille Nacht“. Wirkungsvoll und stimmgewaltig erklangen gleich zu Beginn ein fröhliches „Hosanna in excelsis“ oder fast am Ende das bekannte „Adeste fidelis“, immer perfekt musiziert, blitzsauber intoniert und stimmgewaltig gesungen.
Der Klangkörper besteht im Wesentlichen aus Studenten der Dresdner Musikhochschule. Auch einige Musiker aus der Region sind dabei. Ergänzt wurde das Orchester am Samstag von einer ganzen Reihe bulgarischer Profimusiker, die eigens für den Konzertabend nach Oberfranken angereist sind. Sie gehören zu dem von Ljubka Biagioni 2014 gegründeten Orchester der „Sofia Symphonics“.
Die einzelnen Werke wurden abwechslungsreich ausgewählt und zusammengestellt, ohne dass auch nur die Spur von Langeweile aufkommen konnte. Das alles wurde dargeboten auf hohem Niveau und charmant moderiert von der Dirigentin persönlich. Ljubka Biagioni hat auch wieder ihr Weihnachtsbuch dabei, aus dem sie kleine Gedichte und die fast schon ein wenig philosophische „Traumbescherung“ vorlas. Als Stargast hatte die Dirigentin die Sopranistin Ekaterina Shelehova, eine Künstlerin mit russischen Wurzeln, mitgebracht. Die Sängerin gab mit sanfter, engelsgleicher Stimme einige Solostücke zum Besten, mal begleitet nur vom Klavier („Fly away“ und „Jesu Bambino“), mal vom ganzen Orchester wie bei der Händel-Arie oder einem wunderbaren „Ave Maria“. Ekaterina Shelehova sorgte besonders mit ihren Crossover-Projekten schon weltweit für Aufsehen, sie hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz und mit ihrer samtenen Stimme und ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung wird sie zu Recht von ihren 1,2 Millionen Followern bei Instagram gefeiert. Als Zugabe sang Ekatarina Shelehova in Neuenmarkt Henri Mancinis Song „Moon River“ aus dem Film „Frühstück für Tiffany“. Stundenlang hätte man da noch zuhören können und es schien, als wollte der Applaus von den gut 400 Zuhörern kein Ende nehmen. Bilder: Tristan im vogtländischen Bayreuth / Bemerkenswerte Aufführung von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ am König-Albert-Theater in Bad Elster
Zugegeben: der „Tristan“, der am Buß- und Bettag im König-Albert-Theater gegeben wurde, ist keine reine Eigenproduktion, die Produktion ist vielmehr eine Übernahme des Nordböhmischen Theater Ústí nad Labem (Aussig) in Tschechien und hatte dort bereits 2021 Premiere. Wenngleich die musikalische Leitung in Bad Elster der dortige Generalmusikdirektor Florian Merz übernommen hatte.
Klar und mit schneidigen Tempi leitet Florian Merz das Orchester des Nordböhmischen Theaters Ústí nad Labem. Das Orchester ist im „Tristan“ der eigentliche Handlungsträger. Unter dem souveränem und farbenreichem Dirigat von Florian Merz entsteht immer wieder eine spannungsreiche Atmosphäre, die den Hörer in den Bann zieht. Der Faszination des „Tristan-Akkords“, in dem Wagner die Chromatik bis zur Atonalität ausreizt, kann sich bis heute niemand entziehen. Die schiere Wucht dieser Musik vermögen die Musiker und Florian Merz hervorragend zu vermitteln. Für eine echte klangliche Überraschung sorgte der Einfall, die wenigen kleinen Chorpartien und die Brangäne-Rufe des zweiten Aufzugs aus dem Zuschauerraum heraus singen zu lassen.
Stimmlich agil und flexibel gibt Karla Bytnarová eine jugendlich frische Brangäne. Richard Haan sing wohlklingend, voller Kraft den kräftezehrenden Kurwenal und überzeugt das Publikum auch darstellerisch, genauso wie die ebenfalls anspruchsvolle Basspartie des König Marke, die Serguei Nikitine überzeugend verkörpert. Die kleineren Partien sangen Jaroslav Kovacs (Melot) und Milan Vlček (Hirt und Junger Seemann). Szenenfotos: Keine großen
Regietheater-Experimente: Richard Wagner „Tristan und Isolde“ im
König-Albert-Theater von Bad Elster. Harmonisch und elektrisierend zugleich / Glenn-Miller-Orchestra brachte das amerikanische Lebensgefühl perfekt auf die Bühne
Die Formation tourt seit Jahren durch Europa. Leiter war bislang der bekannte niederländische Jazzmusiker Will Salden. Er hat die Leitung erst vor zwei Jahren an den deutschen Jazzposaunisten Uli Plettendorff abgegeben. Auch unter seiner Leitung konnten die Zuhörer in das amerikanische Lebensgefühl der 1940 und 1950er Jahre eintauchen.
Eine Besonderheit ist Charlotte Illinger, die Solosängerin des Orchesters. Die studierte Jazzsängerin gehört der Formation erst seit kurzem an und meistert ihren Part hervorragend. Immer wieder ist sie als markante Solistin zu erleben, manchmal auch im Duo oder Quartett mit Musikern, die nicht nur auf ihrem Instrument, sondern auch stimmlich auftrumpfen dürfen.
Immer wieder übernehmen einzelne Musiker solistische Aufgabe, improvisieren und stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass alle exzellente Könner auf ihren Instrumenten sind. Nur so ist der wundervolle satte Sound überhaupt möglich. Das besondere am Glenn-Miller-Orchestra ist, dass es sich bei der Big Band wirklich um die legitimen Nachfolger der Musiker von damals handelt. Die Rechte an der Musik werden von einem eigenen Unternehmen, der Glenn Miller Productions, Inc. verwaltet. Nur vier Orchester dürfen demnach weltweit die originalen Arrangements von Glenn Miller spielen, eines in den USA, ein zweites ausschließlich Großbritannien, das dritte im Fernen Osten und eben das Orchester für das übrige Europa.
Bilder: Kleiner Prinz und junger Beethoven / Musikalisch vielseitig aufgestellt: Magdalena Simon leitet den Bayreuther Kinder- und Spatzenchor an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik
Magdalena Simon wurde in Münchberg geboren und ist in Helmbrechts aufgewachsen. Als Pfarrerstochter waren ihr Glaubensinhalte nie wirklich fremd. Nach dem beruflichen Wechsel ihres Vaters Christian Simon nach Mittelfranken besuchte sie dort das Gymnasium. Eine echte Alternative zum Studium an der Hochschule in Bayreuth habe es eigentlich nicht gegeben. Ihr habe ein Beruf vorgeschwebt, der im Wesentlichen drei Schwerpunkte umfasst: Menschen, Musik und Glaube. Diese drei Elemente seien im Studium der Kirchenmusik vereint: Musik, Pädagogik und Theologie. So studierte sie im Bachelor evangelische Kirchenmusik. Gleichzeitig sei die Begeisterung für die Chor- und die Kinderchorleitung entstanden. Im Master folgte dann das Dirigierstudium in den Fachrichtungen Chorleitung sowie Kinder- und Jugendchorleitung. Die hauptberufliche Stelle an der Hochschule hatte sie dann zum Wintersemester 2023/24 übernommen. „Ich bin wirklich sehr gerne hier“, schwärmt sie und verweist auf die verschiedensten musikalischen Projekte, die sie hier schon verwirklichen konnte. Zwei feste Termine gibt es jedes Jahr: das Adventskonzert und ein Kindermusical im Sommer. Mit dem „Schöpfungsfest“, einem kindgerechten Singspiel von Marko Zdralék, das sich am Schöpfungsoratorium von Joseph Haydn orientiert, gastierte der Kinder- und Spatzenchor unter der Leitung von Magdalena Simon sogar beim Evangelischen Kirchentag in der Nürnberger Lorenzkirche. Heuer stand die Musical-Version des „kleinen Prinzen“ nach der Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry auf dem Programm. Zum Adventskonzert am 7. Dezember in der Bayreuther Stadtkirche hat Magdalena Simon diesmal das Thema „Sternstunden“ ausgewählt. „Wir singen Lieder, die sich auf verschiedene Art und Weise mit Advent, Licht und Sternen auseinandersetzen.“ Mitwirken werden knapp 50 Kinder in drei Chören, der Spatzengruppe ab drei Jahren, dem Kinderchor ab sechs Jahren und dem Jugendchor ab neun Jahren. Dabei treten die Chöre einzeln, aber auch zusammen auf. Tags darauf, am 2. Advent (8. Dezember) wird es Ausschnitte aus dem Adventskonzert noch einmal im 10-Uhr-Gottesdienst in der Stadtkirche geben. Magdalena Simon ist es wichtig, den Kindern und Jugendlichen Glaubensinhalte mit auf dem Weg zu geben. „Der Glaube spielt für mich schon eine sehr große Rolle“, sagt die Pfarrerstochter. Mit Johann Sebastian Bachs „Soli deo gloria“ („Gott allein sei Ehre“) hätte sie ihr eigenes Motto nicht besser wählen können. Für sie sei es von großer Bedeutung, dass sie auch hinter den Liedtexten stehen könne. Für Magdalena Simon funktioniert Kirchenmusik ohne Glauben nicht. Trotzdem will sie die Kinder und Jugendlichen und manchmal auch deren Eltern ganzheitlich begeistern. Was gibt es Schöneres, wenn man Interesse bei Kindern wecken und vielleicht auch mal kirchenferne Menschen über die Musik ansprechen kann? Auch für das kommende Jahr hat Magdalena Simon schon Pläne. Mit dem Kinder- und Spatzenchor soll es erneut ein Sommermusical geben, dass dann Ludwig van Beethoven gewidmet sein wird. Unter dem Titel „Freude, Töne, Götterfunken“ werden die Sängerinnen und Sänger in das Leben des jugendlichen Beethoven eintauchen und der Frage nachgehen, was passieren würde, wenn sich Beethoven in unsere Zeit verirrt hätte. Es muss allerdings nicht immer geistliche Musik sein. Magdalena Simon gehört zu den Leiterinnen des Unichors Bayreuth, ein Ensemble mit 90 (!) Sängerinnen und Sängern, das sich im Wintersemester 2021 zusammengefunden hatte. „Wir sind eine große Gemeinschaft aus Studierenden, Externen, und allen, die Spaß am Singen und Musizieren haben“, sagt sie. Da stehen dann auch schon mal Musik aus den aktuellen Charts, Gospels oder Experimentelles auf dem Programm. „Ich mach das alles sehr gerne“, so Magdalena Simon. Mit Kindern auch mal schlichte Volkslieder, die Kenntnisse darüber seien leider nicht mehr besonders ausgeprägt. Ihre Lieblingskomposition freilich ist die „Moldau“ von Friedrich Smetana. Sie sei eben doch eher auf der romantischen Seite angesiedelt. Bild: Magdalena Simon leitet den Bayreuther Kinder- und Spatzenchor an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik. Gelungene Spannungsbögen und elegant geschmeidiges Spiel / Einblicke in die spanische Musikkultur: Konzert der Hofer Symphoniker unter Johannes Wildner
Turina, Rodrigo, Arriaga: Selbst eingefleischte Musikliebhaber werden mit diesen Namen nicht sofort etwas anfangen können. Nun haben die Hofer Symphoniker aber eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es sich lohnt, sich mit diesen Komponisten abseits aller Klischees zu beschäftigen. Am bekanntesten ist sicher noch Joaquín Rodrigos „Concierto de Aranjuez“ für Gitarre und Orchester. Zumindest der zweite Satz ist absolut populär geworden und hat sogar Eingang in die Popmusik gefunden. Nun ist die Gitarre nicht unbedingt das gängigste Soloinstrument für ein klassisches Konzert. Wenn man allerdings einem Virtuosen wie Ricardo Gallén zuhören darf, wird einem die Faszination des Gitarrenspiels schnell klar. Da eröffnet sich ein ganz neues Klangspektrum. Für den Spanier war es das Debüt in Hof. Bereits am Vortag hatte er eine Meisterklasse an der Musikschule gegeben. Ricardo Gallén ist Professor für Gitarre an der Musikhochschule „Franz Liszt“ in Weimar. Joaquin Rodrigos Gitarrenkonzert ist längst zum Evergreen geworden. Keine zweite derartige Komposition dominiert die klassische Gitarrenwelt dermaßen. Für Ricardo Gallén ist es ein Bravourstück, das er komplett verinnerlicht hat. Und doch gelingt es ihm die Faszination dieses Werkes eindrucksvoll zu vermitteln. Der Solist setzt auf absolute Perfektion, seine Virtuosität ist überaus überzeugend. Rhythmisch keck lässt er seinen Solopart im ersten Satz erklingen, faszinierend gelingt ihm das Wechselspiel mit dem Orchester im so eindrucksvollen, wehmütigen Adagio, gelungene Spannungsbögen und elegant geschmeidiges Spiel dominieren den 3. Satz. Aber nicht nur die zarten Töne der Gitarre machen den Reiz der Komposition aus, auch die wunderbaren Soli der Holzbläser gehören dazu, und die gute Balance, die Orchester und Soloinstrument finden. Zum Einstieg gab es die kurze, aber ebenfalls sehr eingängige melancholische Komposition mit dem Titel „La oración del torero“ („Das Gebet eines Toreros“) für Streichorchester von Joaquín Turina. Ein in sich ruhendes Stück, gängig und doch ausdrucksstark, das die Hofer Symphoniker unter Johannes Wildner ganz unaufgeregt und unspektakulär, in sich ruhend, aber in jedem Fall klangtechnisch wohldosiert und transparent musizieren. Hauptwerk war die Symphonie D-Dur des zeitweise komplett vergessenen baskischen Komponisten und Geigers Juan Crisóstomo de Arriaga, der keine 20 Jahre alt wurde und der von 1806 bis 1826 lebte. Stilistisch ist das Werk im 18. Jahrhundert angesiedelt. Wer spanischen Lokalkolorit erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Fast könnte man diesen Komponisten der Wiener Klassik zuordnen, genießt er doch den Ruf des „spanischen Mozarts“. Die D-Dur-Symphonie zeigt eine eingängige Melodik und eine gefällige Harmonik: Zeitweise glaubt man Beethoven zu hören. Für den dritten Satz hatte sich der Dirigent etwas ganz Besonderes ausgedacht. Er lässt den kompletten Satz gleich zwei Mal musizieren. Einmal als klassisches Menuett als Tanzsatz mit edlem Charakter, das zweite Mal als rasches, schnelles Scherzo, lebendig und heiter gespielt. Bei all dem zeichnen die Hofer Symphoniker unter Johannes Wildner ein nuancenreiches, ins Detail gehendes Klangbild. Mit der Aufführung hat das Orchester an diesem Abend Einblicke in eine Musikkultur gewährt, die nicht nur geografisch am Rande liegt. Es ist auf jeden Fall gelungen, Neugier und Interesse auf mehr zu wecken. „Ausgebuffte Rentner-WG“ in Kupferberg / Berchler-Theatergruppe probt neue Kriminalkomödie – Premiere am 18. Januar
Die Berchler, das ist die Theatergruppe aus Kupferberg, die 2011 aus einer Bierlaune heraus von vier Kupferbergern und vier Wirsbergern gegründet wurde. Sie verbindet der Berg, also der „Berch“. Mittlerweile gehen sie in ihre 12. Spielzeit. „Kunst, Kultur und Heimatpflege zu fördern und insbesondere die Tradition des fränkischen Mundarttheaters aufrechtzuhalten, das ist es, was wir möchten“, sagt „Berchler-Urgestein Willi Rucker. Er ist der neue 1. Vorsitzende des Vereins, der als „Berchler Theatergruppe e.V.“ bereits in das Vereinsregister eingetragen ist und dem die Gemeinnützigkeit anerkannt wurde. „Unser Ziel ist es, die fränkische Sprache und das fränkische Kulturgut mit Hilfe des Laientheaters zu pflegen und zu fördern“, so Willi Rucker weiter. Nun hätte es dazu freilich nicht unbedingt einen Verein gebraucht. Die GbR sei am Ende aber immer schwerer zu handhaben gewesen, da alle Aktiven gleichbleibende Gesellschafter waren, obwohl sie ja häufig wechselten. Mit dem „e.V.“ könne man außerdem eine bessere Außenwirkung erzielen. So sei der Verein in den wenigen Monaten seit der Gründung bereits von 13 auf 21 Mitglieder angewachsen. Das Beste daran ist, es sind auch viele junge Leute dabei. Das jüngste Mitglied ist neun Jahre jung. „Der Name Berchler soll ja schließlich nicht mit uns zu Grabe getragen werden“, sagt Willi Rucker. Er würde sich freuen, wenn sich die Mitglieder aber auch aktiv einbringen und die Vereinstätigkeit unterstützen. Nicht umsonst sei der Jahresbeitrag mit zwölf Euro bewusst niedrig gehalten worden. Neben Willi Rucker als Vorsitzenden gehören Christine Exner als 2. Vorsitzende, Stephan Zeis als Kassenwart, Steffka Kodisch aus Kulmbach als Schriftführerin und Nicole Cichos der auf zwei Jahre gewählten Vorstandschaft an. Sie werden auch beim diesjährigen Stück, der Kriminalkomödie „Die ausgebuffte Rentner-WG“ der Erfolgsautorin Beate Irmisch wieder dabei sein. Darin geht es um die befreundeten Senioren Johann, August, Lotti und Käddi, die sich zu einer Rentner-WG zusammengeschlossen und gemeinsam ein altes Haus gekauft haben. Allerdings reicht das Geld nicht, um den Kredit abzubezahlen. Doch die vier Senioren lassen sich nicht unterkriegen. Die Leseproben laufen bereits seit Oktober in der ehemaligen Sparkassenfiliale, ab Dezember geht es dann auf die Bühne in der Stadthalle. Nach anfänglichen Tonstörungen im vergangenen Jahr gehen die „Berchler“ diesmal auch bei der Technik diesmal neue Wege. Gespielt wird nicht mehr mit Richtmikrofonen, sondern mit Head Sets. Wie immer gibt es in der Halle eine Bewirtung, die von den örtlichen Vereinen übernommen wird. Auf der Bühne mitwirken werden dabei: Eric Braunersreuther, Doris Holhut, Heidi Holhut, Stefan Karnitzschky, Steffka Kodisch, Dana Kolenda, Barbara Michel, Marco Küffner, Patrick Rosa, Willi Rucker, Dagmar Vornhof, Simon Weber und Stephan Zeis. Die Aufführungen finden statt am 18.01. (19.30 Uhr), 19.01. (15 Uhr), 25.01. (19.30 Uhr), 26.01. (15 Uhr), 01.02. (19.30 Uhr), 02.02. (15 Uhr) und 08.02. (19.30 Uhr). Außerdem gibt es eine geschlossene Aufführung, zu der über den VdK die Bewohner von Seniorenheimen, und Behinderteneinrichtungen eingeladen werden. Der Eintritt kostet 11,50 Euro, Karten gibt es ausschließlich bei Willi Rucker (09227/4977) und bei Heidi Holhut (09227/309). Bild: Im Freien haben Mitglieder der “Berchler Theatergruppe“ schon einmal für die neue Kriminalkomödie geprobt (von links): Steffka Kodisch, Martina Rucker, Doris Holhut, Stephan Zeis und Willi Rucker. Main-Symphonics unter Dampf / Musikalische Winterreise zwischen Lokomotiven in Neuenmarkt – Außergewöhnliches Weihnachtskonzert mit Ljubka BIagioni zu Guttenberg
Besonders ist das Konzert schon aufgrund des Veranstaltungsortes. Der Abend findet nicht etwa in einer Halle oder in einer Kirche statt, sondern im Deutschen Dampflokomotivmuseum (DDM) in Neuenmarkt. Nach einigen Renovierungsmaßnahmen soll das Museum künftig auch für kulturelle Aktivitäten genutzt werden. „Auch für mich persönlich ist das etwas ganz Neues“, sagt Ljubka Biagioni zu Guttenberg. In einer derartigen Halle habe sie noch nie musiziert. Doch als der Vorschlag vom oberfränkischen Bezirkstagspräsidenten Henry Schramm gekommen war, habe sie sofort zugesagt. Henry Schramm ist Vorsitzender des Museumszweckverbandes. Für die Musiker des Orchesters Main Symphonics ist es nach der gelungenen Premiere Anfang September beim Festival „Klang im Kesselhaus“ in Mainleus erst der zweite Auftritt. Der Klangkörper besteht im Wesentlichen aus Studenten der Dresdner Musikhochschule. Dort wird Lukas Alois Roth im kommenden Jahr sein Studium abschließen. Auch einige Musiker aus der Region werden dabei sein. Ergänzt wird das Orchester von einer ganzen Reihe bulgarischer Profimusiker, die eigens für den Konzertabend nach Oberfranken anreisen. Sie sind Mitglieder des 2014 von Ljubka Biagioni zu Guttenberg gegründeten Orchesters „Sofia Symphonics“. Sie sei sehr glücklich über die Verbindung nach Dresden, sagt Ljubka BIagioni zu Guttenberg. Sie hat mit den Main Symphonics und dem ExSilentio-Chor große Pläne. „Wir wollen Verantwortung für die Region und für die Heimat übernehmen und das kulturelle Leben bereichern“, sagt sie. Denkbar wären beispielsweise auch Opern- und Oratorienaufführungen. Ljubka Biagioni zu Guttenberg lobt vor allem das hohe Niveau der jungen Musiker und Sänger aus Dresden. Ein derartiges Projekt zu realisieren, das sei stets ihr Wunsch gewesen. „Mein Traum wären regelmäßige Konzerte“, so die Dirigentin. Geprobt wird auch diesmal wieder in Dresden. Von dort reisen die etwa 70 Mitwirkenden erst am Konzerttag nach Neuenmarkt an. Mit Sopranistin Ekaterina Shelehova wird auch eine Solistin mitwirken, die sich international bereits einen Namen unter anderem auch mit ihren Cross-over-Projekten gemacht hat. Die Künstlerin hat russische Wurzeln und lebt abwechselnd in Mailand und in Kanada. Auf Instagram hat sie unglaubliche 1,2 Millionen Follower. Bezirkstagspräsident Henry Schramm freut sich schon jetzt auf die besondere Atmosphäre in Neuenmarkt: „Der eindrucksvolle Rahmen der historischen Dampfloks und des Lokschuppens bietet ein außergewöhnliches Ambiente, das die Musik noch intensiver und stimmungsvoller wirken lässt“. Veranstalter des Konzertes am 23. November um 19 Uhr im Deutschen Dampflokomotivmuseum i Neuenmarkt sind der Bezirk Oberfranken und der Verein Kunstwert. Restkarten gibt es noch online unter www.kunstwert.org/winterreise oder vor Ort im DDM Neuenmarkt, Birkenstraße 5, 95339 Neuenmarkt sowie im Friseursalon Gordon Sieverding, Hans-Herold-Straße 2, 95326 Kulmbach. Bild: Ljubka Biagioni zu Guttenberg wird das ungewöhnliche Konzert am 23. November in Neuenmarkt leiten. Foto: privat Vielseitig, virtuos und voller Schwung / Von klassisch bis zeitgenössisch: Umjubeltes Jubiläumskonzert des Hofer Akkordeonorchesters
Keine Frage, das einst so klischeebesetzte Akkordeon ist längst zu einem salonfähigen, seriösen Instrument avanciert, an einigen Musikhochschulen gibt es sogar den Studiengang „Akkordeon“ und es gibt mittlerweile auch klassische Literatur für dieses Instrument, sogar zeitgenössische. Nun ist Hof in der Welt der Akkordeons schon lange ein Begriff. Das Orchester war schließlich auch schon weltweit aufgetreten, sogar auf der Insel La Reunion mitten im Indischen Ozean und in den USA sowie in China. Bei Orchester-Weltmeisterschaften, auch so etwas gibt es, kehrten die Hofer Musiker schon mehrfach mit Medaillen zurück.
Schon mit der blitzsauber musizierten Ouvertüre zur „Diebischen Elster“ von Gioachino Rossini kam so richtig Stimmung auf. Pure Perfektion bot der Klangkörper virtuos und perfekt dargeboten. Ein echtes musikalisches Feuer ließen die Musiker nach der Pause mit dem kurzen, aber effektvollen „Säbeltanz“ des armenischen Komponisten Aram Chatschaturjan lodern. Ein echtes Bravourstück für das Orchester.
Der eigentliche Höhepunkt aber folgte am Schluss. Da spielte das Hofer Orchester zusammen mit vielen Ehemaligen und einigen Mitstreitern aus Hannover die Musikerhymne „Music“ von John Miles. Das hat schon sinfonische Qualitäten, wenn über 50 Musiker gemeinsam Akkordeon spielen. Von der Musik mit ihrem unglaublich glanzvollen Schwung geht ein ganz eigenartiger Zauber aus. Auch bei den beiden Zugaben, der Champagnerpolka und dem Country-Titel „Orange Blossom Special“. Am Ende standen tosender Beifall und viele Jubelrufe für die Musiker. Vom Volkslied bis zu AC/DC: Musik verbindet Generationen / Phänomen Rudelsingen: Kultformat zum Mitsingen - Zehn Teams, 100 Städte, 10000 Sänger
Während Gesangvereine landauf landab nach und nach von der Bildfläche verschwinden, Kirchenchöre es immer schwerer haben, sich gut aufzustellen, und Chorkonzerte teilweise schlecht besucht sind, schafft es David Rauterberg doch tatsächlich, mit dem Rudelsingen die Massen anzusprechen. Doch was steckt eigentlich dahinter: der „Erfinder“ und Geschäftsführer der eigens gegründeten „Rudelsingen GmbH“ spricht vom „Kultformat zum Mitsingen“, das er 2011 in Münster entwickelt hatte. Den Siegeszug macht er an den folgenden Zahlen fest: Zehn Teams mit etwa 20 Berufsmusikern begeistern bundesweit regelmäßig in über 100 Städten monatlich über 10000 Rudelsänger. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Singen ein Grundbedürfnis ist“, sagt David Rauterberg, und zwar „von mindestens 50 Prozent der Weltbevölkerung, wahrscheinlich mehr“. Eigentlich singe doch jeder gerne, ob im Stadion oder im Bierzelt. „Wir decken damit ein Grundbedürfnis ab.“ Dabei dürfe man aber auch nicht vergessen, dass es auch viele Chöre gibt, die gut funktionieren. Die Corona-Zeit habe auch gezeigt, wie wichtig das Miteinandersingen den Menschen ist. Den Leuten habe das einfach gefehlt. Trotzdem sein es gelungen, das Rudelsingen auch mit Online-Formaten aufrechtzuerhalten, was bei weitem nicht selbstverständlich sei. „Die Atmosphäre der Live-Veranstaltungen habe das natürlich nicht ersetzen können.“ Konkret läuft das Rudelsingen so ab: Auf der Bühne spielen „echte“ Musiker, auf einer riesigen Leinwand werden die Texte der Stücke projiziert und alle im Saal singen mit. Dafür sind sie ja auch gekommen und zahlen Eintrittspreise, die zugegeben absolut moderat in der Regel bei knapp unter 20 Euro liegen. Manchmal ist der Eintritt auch frei und es wird um eine Spende gebeten. „Da wird das Mitsingen zum puren Genuss“, schwärmt David Rauterberg. Er war durch ein ähnliches Format, nur in kleinerem Rahmen, in Köln auf das Konzept des Rudelsingens gekommen. In seiner Heimatstadt Münster hatte er sich dann einen Pianisten gesucht und einfach mal losgelegt. „Seitdem laufen wir überall offene Türen ein.“ Das seit Jahren regelmäßig größte Rudelsingen finde immer am 2. Advent auf dem Domplatz von Münster statt. Da kämen alljährlich bis zu 10000 Menschen. Indoor sei dieses Jahr die Veranstaltung im Berliner Tempodrom mit rund 2500 Besuchern die größte. „Rudelsingen, das ist wie Urlaub vom Alltag“, so David Rauterberg.
Eine Top Ten gebe es nicht, lediglich im Ruhrgebiet sei der letzte Titel einer Tradition zufolge immer das „Steigerlied“ und in Bochum Herbert Grönemeyers gleichnamige Hommage an die Stadt. Großen Wert legt David Rauterberg darauf, dass die Hälfte des Programms deutschsprachig ist. Schließlich gehe es auch darum, Generationen miteinander zu verbinden. Ein Blick auf die Altersstruktur zeige, dass dies hervorragend funktioniert. Die meisten Besucher seien so zwischen 30 und 80 Jahren alt, wobei David Rauterberg anfangs immer wieder über den hohen Frauenüberschuss schmunzeln musste. Bei den ersten Veranstaltungen seien 80 Prozent weiblich gewesen. Frauen würden eher mal gehen und etwas ausprobieren. Mit der Zeit hätten sie aber immer mehr auch die Männer mitgebracht. Interessant findet es David Rauterberg, dass gerade in der Weihnachtszeit der Zulauf am größten ist. In der Wuppertaler Stadthalle seien es zuletzt 1500 Menschen gewesen, und das an zwei Abenden hintereinander. Die Leute hätten einfach das Bedürfnis, sich mit Gesang in Vorweihnachtsstimmung zu bringen. Von der „Weihnachtsbäckerei“ bis „White Christmas“ sei auch das alles mit dabei. Erfinder und Geschäftsführer David Rauterberg stammt aus dem Raum Hannover. Er hat Theologie in Oberursel, dann in Münster studiert. Danach war er unternehmerisch tätig und tourte mit verschiedenen Bands, auch in der christlichen Musik, durch die Lande. Er veranstaltete Gospelworkshops, machte Tanzmusik und wirkte in Chören mit. Die kommenden Termine des Rudelsingens in Bayern sind: 2. Dezember 2024, 19.30 Uhr, München, Grand Chapiteau beim Tollwood Winterfestival, Theresienwiese, Eintritt frei, freiwillige Spende und Reservierung erwünscht. 16. und 19. Dezember 2024 sowie 4. Februar 2025, 19.30 Uhr, Augsburg, Parktheater im Kurhaus Göggingen, Klausenberg 6. 30. Dezember 2024, 19.30 Uhr, Nürnberg, Gutmann am Dutzendteich, Bayernstraße 150. 25. März 2025, 19.30 Uhr, Würzburg, Posthalle, Bahnhofsplatz 2. 26. März 2025, Bayreuth, 19.30 Uhr, Zentrum, Äußere Badstraße 7A. Weitere Information, alle Termine und Möglichkeit zur Reservierung: https://rudelsingen.de Karat in Hof: Markant, meditativ und nicht immer Mainstream / Ostrock-Legende gastierte in der Freiheitshalle – Was die Supergruppe aus dem Osten mit dem Papst zu tun hat
Hof. Diese Band hat echt schon viel mitgemacht. 1975 wurde Karat in der DDR gegründet. Was folgte war ein mühsamer, langwieriger, aber auch unglaublich erfolgreicher Aufstieg. Sogar West-Tourneen durfte die Band unternehmen. Mit der Wende ging es zunächst einmal wieder bergab. 2004 starb überraschend der Sänger und Frontman Herbert Dreilich, das Gesicht von Karat. Dann folgten ein kurioser Streit um den Bandnamen, das vorläufige Aus durch Corona und bis zuletzt mehrere Umbesetzungen. Doch Karat ist immer noch da. Und wie! Im kommenden Jahr feiern die ehemaligen DDR-Rocker ihr 50-jähriges Jubiläum. Am Samstagabend gastierte die Kultband in der Freiheitshalle, klar, dass viele Fans auch aus Thüringen und Sachsen angereist waren.
Musikalisch ging dies alles aber scheinbar spurlos an den Ostrock-Legenden vorüber. Der Lust an der Live-Musik hat es der Band wohl nicht geschadet. Daran ließen Claudius Dreilich, der langjährige Gitarrist Bernd Römer und Keyboarder Martin Becker sowie die beiden neuen Band-Kollegen in Hof keinen Zweifel aufkommen.
Das Erfolgsgeheimnis von Karat liegt aber auch in dem eigenen Musikstil, den die Band schon recht früh entwickelt hatte. Meditative Klänge, die nicht unbedingt immer Mainstream sind, markante Passagen, klassische Elemente, poetische Texte. Typische Beispiele dafür sind Titel wie „Albatros“ oder „Schwanenkönig“, Songs, die selbst längst Legende sind und die bei vielen älteren, aber auch jungen Fans des Ostrocks längst Kultstatus haben. In Hof hatte Karat diese Songs und noch viele mehr im Gepäck.
Bilder: Mit Karat gastierte die Supergruppe aus dem Osten um Sänger Claudius Dreilich am Samstagabend im nahezu ausverkauften Festsaal der Freiheitshalle. Phänomen Pavarotti: Gelungene Hommage an einen Tenor in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle
Die erste Überraschung war, dass kein Orchester auf der Bühne saß. Claudia Hirschfeld begleitete die Sänger auf, ja nicht etwa auf einem klassischen Flügel, sondern auf einer Mischung aus elektronischer Orgel und einem riesigen Computer. Die korrekte Bezeichnung des schneeweißen Instruments, das aussieht wie die Kommandobrücke eines Raumschiffs, ist „Wersi Sonic OAX-1000“. Das Teil ist im Handel für schlappe 40.000 Euro zu haben. Die zweite Überraschung: Dieses Instrument kann ein echtes Orchester hervorragend imitieren. Da meint man manchmal doch tatsächlich, Streicherklänge zu hören, Bläser werden hervorragend nachgemacht und auch die tiefen Töne kommen damit prima rüber. Einige Extra-Effekte gibt es auch. Da meint man doch glatt beim „Ave Maria“ die Stimmen eines Chors zu vernehmen und sogar das Schlagwerk beherrscht diese Orgel perfekt, wenn sie eine Musikerin wie Claudia Hirschfeld bedient. Aufgeführt wurden Werke von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini oder Gaetano Donizetti genauso wie bekannte neapolitanische Canzonen und klassische italienische Schlager wie etwa „O sole mio“, „Mamma“ oder „Granada“ oder „Funiculì, Funiculà“ als Zugabe. Eben all das, was der „Popstar der Opernwelt“ in seinen späteren Jahren regelmäßig gesungen hat. Einen besonderen Titel gab es auch. Das Lied „Luciano“ hatte Organistin Claudia Hirschfeld 2017 eigens zum 10. Todestag von Pavarotti komponiert. Das Werk ist mittlerweile mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. Sogar mit einigen Solostücken wie dem Intermezzo aus der „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni oder der Ouvertüre zur Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi können sie und ihr Instrument überzeugen.
Besonders emotional war die Show, als alle drei gemeinsam Arien anstimmten, so wie vor einigen Jahren die weltberühmten drei Tenöre Carreras, Domingo und eben Pavarotti. „La donna é mobile” aus der Oper “Rigoletto” von Giuseppe Verdi beispielsweise gleich zu Beginn oder dem “Nessun dorma” aus Giacomos Puccinis „Turandot“ am Ende sorgten dabei für echte Gänsehautmomente. Aber auch einzeln wissen die Künstler, ihr Publikum für sich zu gewinnen. Oscar Marin etwa mit „E lucevan le stelle” aus Tosca von Giacomo Puccini, Ricardo Martinello mit “Una furtiva lacrima” aus dem “Liebestrank” von Gaetano Donizetti oder Johannes Groß mit „Vesti la giubba” aus dem „Bajazzo“ von Ruggero Leoncavallo. Mit dem Lied „Caruso“ von Lucio Dalla verlässt Ricardo Marinello absolut überzeugend sogar mal das klassische Sujet. Drauf haben sie es auf jeden Fall alle drei, wie sie die exponierten Melodiebögen ausspannen, oder wie sie immer wieder die Schlusssteigerung zu den hohen Tönen nehmen. Das haben sie sich gut abgeschaut und abgehört, denn genau dafür wurde der große „Big P.“ von seinem Publikum geliebt. Pavarottis schwebende Expression, sein silbern timbriertes und elegant schlankes Organ der früheren Jahre, irgendwie lassen es die drei zumindest immer wieder mal aufblitzen
Einen echten Bogen zu Luciano Pavarotti spannte die Sopranistin Eva Lind. Sie stand selbst noch mit ihm auf der Bühne und steuerte einige Anekdoten aus dieser Zeit bei. Da kam man dem Phänomen Pavarotti gleich etwas näher, Und am Ende singt sie sogar selbst mit beim berühmten „Libiamo“ aus Verdis „La Traviata“ oder bei dem Schlager „Funiculi, Funicula“. Fotos: Die drei Tenöre Johannes Groß, Oscar
Marin und Ricardo Marinello huldigten in einer unterhaltsamen Show mit vielen
Arien und Liedern in der Dr.-Stammberger-Halle dem großen Luciano Pavarotti. „Flashdance“, „Footloose“ und „Frozen“: Zeitreise durch Film und Musical / „Musik verbindet“ - Fulminantes Konzert in der Petrikirche
Heuer war es ein fast 30 Stimmen starker Projektchor, hauptsächlich besetzt mit Sängerinnen und Sängern aus Kulmbach und Umgebung im Alter zwischen 14 und 35 Jahren. Sie alle hatten sich auf eine Ausschreibung hin beworben. Auch die eigens zusammengestellte „Musik-verbindet-Band“ war wieder dabei. Geprobt wurde am Wochenende zuvor im Kantorat von Untersteinach. Was beim Konzert in der Petrikirche besonders auffiel, waren der überaus perfekt ausgesteuerte Klang und das stimmungsvolle Lichtdesign im gesamten Gotteshaus.
Bilder: Die „Musik-verbindet“-Konzerte mit dem Projektchor unter der Leitung von Lukas Alois Roth sind längst nicht mehr aus dem Kulmbacher Kulturkalender wegzudenken. Die Show mit Musical- und Filmhits am Samstag in der Petrikirche sorgte einmal mehr für ein volles Gotteshaus. Bamberg in Urban Sketches: Neuer Kalender des Kulmbacher Illustrators Andreas Woitzik
„Mein Kalender wird nicht die klassischen Motive zeigen, die auf Postkarten oder tausenden Smartphones von Touristen zu sehen sind“, sagt Andreas Woitzik. Wer die üblichen touristischen Ansichten erwartet, werde überrascht sein. Woitzik, der zwölf Jahre in Bamberg „gelebt, geliebt und manchmal auch gelitten“ hat, kennt die Stadt in- und auswendig, jede Ecke, jeden verborgenen Winkel. In seine Skizzen hat er viele kleine Insider-Details eingebaut, die nur echte Kenner entdecken werden. Beispielsweise die kürzlich verstorbene Katze Jenja, die ihr Fell in einer Zeichnung der Concordiastraße putzt, in der Woitzik kurz vor deren Umzug nach Münster lebte. Woitzik verwebt auch viele subjektive Wertigkeiten. Beispielsweise das Turmhäuschen am Michelsberg hat für Woitzik tiefere Bedeutung, wobei er dieses nie auf einem Foto oder einer Postkarte gesehen hat, Er selbst erlebte Dinge an diesen Orten, die ihm wichtig waren oder sind.
Obwohl Andreas Woitzik sich als vielseitiger Illustrator einen Namen gemacht hat, ist das Urban Sketching für ihn eine besondere Form des Ausgleichs und der Entspannung. "Für mich ist es befreiend, einfach irgendwo zu sitzen und die Umgebung zu skizzieren", erklärt er. Seine Herangehensweise unterscheidet sich von der vieler anderer Urban Sketcher: Während sich viele Künstler auf Architektur, Gebäude und Stadtlandschaften konzentrieren, steht für Andreas Woitzik der Mensch und das Tier im Zentrum des Geschehens. "Es hat etwas leicht Gruseliges, diese Urban Sketches, in denen keine Autos oder Menschen zu sehen sind.“ Ihn erinnert das an die Lockdowns. In der Pandemie, als die Straßen leer und die Städte still waren, hätten viele Menschen gespürt, wie trostlos und fremd eine Stadt ohne ihre Bewohner wirken kann. „Eine Stadt lebt von den Menschen, die durch sie gehen, arbeiten und ihre Geschichte erzählen. Deshalb setze ich Menschen, oder auch Tiere oft in den Vordergrund.“
Für Kunstliebhaber und Fans von Bamberg bietet der Kalender eine einzigartige Möglichkeit, das Jahr 2025 in 13 lebendigen Momenten zu erleben, festgehalten von einem Illustrator, der die Essenz urbanen Lebens mit einer persönlichen und lebendigen Note einfängt. Erhältlich ist der Kalender beim Künstler unter der Mailadresse woitzik.kalender.2025@gmx.de oder über seine Instagram Seite. Ab 24. Oktober gibt es ihn auch beim Antiquariat Lorang direkt in Bamberg. Foto: Der aus Kulmbach stammende und mittlerweile in Münster lebende Künstler Andreas Woitzik hat einen ganz eigenen Bamberg-Kalender für das kommende Jahr geschaffen. Grob und laut, gläsern und zerbrechlich / Seelenverwandte: 2. Symphoniekonzert der Hofer Symphoniker – Heermann Bäumer dirigierte Gustav Mahler und Josef Bohuslav Förster
Von den Schrecken des Krieges bis hin zum zarten Flirt reicht das thematisch breite Spektrum menschlicher Lebenswirklichkeit in den Orchesterliedern Gustav Mahlers auf Texten „Aus des Knaben Wunderhorn“. Aus der Sammlung hatten die beiden Solisten eine interessante Auswahl von neun Kompositionen getroffen. Die Reihenfolgte legte der Dirigent fest. Das „Urlicht“, „Es sungen drei Engel“, „Das himmlische Leben“ und „Das irdische Leben“ interpretierte die Mezzosopranistin Karina Repova vom Staatstheater Mainz. Der Bariton Konstantin Krimmel von der Bayerischen Staatsoper in München sang die zärtlichen, satirischen und spöttischen Lieder zur Liebe und zur Kunst „Trost im Unglück“, „Rheinlegendchen“, den „Lob des hohen Verstandes“, den „Tamboursgesell“ sowie den Titel „Revelge“, eine ins Groteske reichende Darstellung von Krieg und Tod. Von Gustav Mahlers Humoresken, Balladen und Gesängen geht eine spezielle Faszination auf den Hörer aus. Vieles davon findet sich in seinen Sinfonien wieder. Bei kaum einem anderen Komponisten gibt es derartige Verflechtungen. Dazu gesellt sich nicht nur eine groteske und humorige Klangsprache, sondern auch eine Themenvielfalt, die in der Musikgeschichte ihresgleichen sucht. Das alles hat Gustav Mahler verpackt in musikalische Ausdrucksformen vom Marsch bis zum Ländler, mal grob und laut, mal gläsern und zerbrechlich. Konstantin Krimmel hätte in "Revelge" das erbarmungslose Marschieren in den Krieg nicht treffender interpretieren können. Ganz nah ging die Darstellung des Titels „Das irdische Leben“ durch Karina Repovas, an dessen Ende der Tod eines Kindes steht. Jedes Lied hat seinen ganz eigenen Charakter und die beiden Solisten verstanden es prächtig, diesen speziellen Geist zu vermitteln. Die beiden Spitzensolisten waren exzellent gewählt. Beiden zu eigen ist eine hervorragende Textverständlichkeit. Karina Repova begeisterte in allen Lagen mit klangvoller Stimme, einer reichen Palette an Ausdrucksmitteln, mit der sie die vielen Nuancen der Komposition hervorragend durchdrang. Gleiches gilt für Konstantin Krimmel. Auch er konnte mit vielen verschiedenen Ausdrucksvarianten glänzen und überzeugte durch seinen präzisen Zugriff, durch Stimmgewalt und Einfühlungsvermögen in Gustav Mahlers hochdifferenzierter Musik. Das alles würde nicht funktionieren, wenn Hermann Bäumer und die Hofer Symphoniker nicht die faszinierende Partitur so treffend und zielgenau umsetzen würden. Alle Kompositionen unterscheiden komplett voneinander und doch gelang es Hermann Bäumer und den Musikern, einen großen Bogen über alles zu ziehen und die orchestrale Vielfalt zum Klingen zu bringen. Nach derart dramatischer, spannender und aufregender Musik wirkte die in weiten Teilen eher sanfte und in sich ruhende 2. Symphonie des tschechischen Komponisten Josef Bohuslav Foerster nach der Pause fast schon wie ein Gegenprogramm. Für den Dirigenten Hermann Bäumer scheint der zu Lebzeiten hoch geachtete, aber heute weithin vergessene Komponist eine Herzensangelegenheit zu sein. Hat er doch bereits alle drei Symphonien mit dem Orchester Osnabrück eingespielt. Josef Bohuslav Foerster (1859 – 1951) gilt als Bindeglied zwischen Anton Dvorak und Friedrich Smetana. Viel Charme hat seine Musik, doch manchmal plätschert sie zu sehr einfach so dahin. Nicht unter dem Dirigat des Foerster-Experten Hermann Bäumer. Er machte die Komposition absolut hörenswert. Zupackend ging der Maestro an die Symphonie heran, kehrte ihre vielen Details hervor und baute immer wieder interessante Spannungsbögen auf. Von „Rocky Horror“ bis „Sister Act“ / Musik verbindet: „Best-of-Musical“-Konzerte am kommenden Wochenende in Kulmbach, Mainleus und Stadtsteinach
„Unser kulturelles Angebot ist mittlerweile so breit gestreut, dass es technisch, zeitlich und organisatorisch“, nicht anders zu machen war", sagt Lukas Alois Roth, der seit Anfang an hinter dem Projekt steckt. Lukas Alois Roth, der nach einer Ausbildung zum staatlichen geprüften Chor- und Ensembleleiter an der Berufsfachschule für Musik Oberfranken im kommenden Jahr sein Studium an der Musikhochschule Dresden abschließen wird, hat dem kulturellen Leben in der Region in den zurückliegenden Jahren wichtige Impulse gegeben. Ob das Festival „Klang im Kesselhaus“ in Mainleus, die Poetry-Slam-Veranstaltungen in Kulmbach oder die Auftritte des ExSilentio Kammerchores aus Dresden: Lukas Alois Roth steckt hinter all diesen und vielen weiteren Projekten. Die „Musik-verbindet“-Konzerte stehen heuer unter dem Motto „Best of Musical“. Es singt ein rund 30 Stimmen starker Projektchor, hauptsächlich besetzt mit Sängerinnen und Sängern aus Kulmbach und Umgebung im Alter zwischen 14 und 35 Jahren. Sie alle hatten sich auf eine Ausschreibung hin beworben. Auch eine eigene „Musik-verbindet-Band“ wird es geben. „Insgesamt sind wir rund 50 Aktive“, sagt Lukas Alois Roth, der die Gesamtleitung hat und der auch das Programm zusammengestellt hat. Am zurückliegenden Wochenende wurde im Kantorat von Untersteinach intensiv geprobt.
Das Projekt „Musik verbindet“ konnte im zurückliegenden Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiern. Bereits im Herbst 2013 hatte sich eine Gruppe von Schülern des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums zusammengefunden. Während die zurückliegenden Konzerte alle Benefizkonzerte waren, sollen diesmal sämtliche Erlöse in das Projekt selbst fließen. „Dafür ist der Eintritt bei allen drei Konzerten frei“, sagt Lukas Alois Roth. Hintergrund für die Entscheidung seien nicht zuletzt auch die immens gestiegenen Kosten für die Technik und das gesamte Equipement. Das Projekt „Musik verbindet“ hatte in der Vergangenheit immer wieder auch Auszeichnungen erfahren. So gab es 2015 den Sozial- und Kulturpreis der Kulmbacher Service-Clubs, 2016 den Kulmbacher Ehrenamtspreis und 2019 den Publikumspreis „Helden der Heimat Oberfranken" der Adalbert-Raps-Stiftung.
Die Termine der Musik-Verbindet-Konzerte: Freitag, 18. Oktober 2024 um 19 Uhr in der St. Michael Kirche in Stadtsteinach. Samstag, 19. Oktober 2024 um 19 Uhr in der Petrikirche in Kulmbach, Sonntag, 20. Oktober 2024 um 18 Uhr in der Alten Spinnerei in Mainleus. Bild: Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast leitete zum zehnjährigen Bestehen der Aktion „Musik verbindet“ im zurückliegenden Jahre Projektchor und Band in der Kulmbacher Petrikirche. Energiegeladen und echt / Riesenjubel für NDW-Superstar Nena in der Freiheitshalle
Fast 3000 Fans feierten den Popstar frenetisch, sangen kräftig mit und ließen ihre Handys leuchten. Nena, das heißt ein Ohrwurm nach dem anderen. Alte Songs, neue Songs und alles andere irgendwo dazwischen. Bekanntes und unbekanntes, aber immer unverwechselbar Nena. In Hof wirbelt sie wie eh und je in schwarzer Lederkluft und Anfangs mit knallroter Jacke über die Bühne, hat noch immer diesen mädchenhaften Charme wie zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle. Sie ist authentisch, energiegeladen und manchmal auch laut und überdreht, aber immer echt. „Liebe will nicht, Liebe kämpft nicht, Liebe wird nicht, Liebe ist.“ Das ist der Opener, mit dem Nena in der Freiheitshalle den Abend eröffnet und die Zuhörer sofort auf ihre Seite zieht. Ab sofort herrscht grandiose Stimmung. Im Laufe des Abends folgen Klassiker der Neuen Deutschen Welle, mit denen sie international berühmt wurde: „Nur geträumt“ gleich als zweites, „Fragezeichen“, „Zaubertrick“ oder „Rette mich“. Es ist schon erstaunlich, wie diese Songs nach 40 Jahren immer noch funktionieren.
„Wir gehören zusammen“ ist nicht nur der Titel der aktuellen Tour, es ist auch die Botschaft von Nena. Wenn die Zeiten auch noch so turbulent sind, sie lässt sich das Singen, Tanzen, Lachen zusammen mit ihren Fans nicht nehmen. „Lasst uns das Leben feiern“, sagt sie. Nonstop zündet sie ein Feuerwerk aus Klassikern und neuen Titeln von Punkrock bis zu melancholischen Balladen. Die Stimmung jedenfalls ist phänomenal. Eine (halbe) Schweigeminute für den „Frieden in der Welt“ gibt es und auch die Tuchfühlung mit den Fans bei einer Runde durch die Freiheitshalle inklusive Hände abklatschen und Selfies machen gehört jetzt offenbar auch zu jedem Konzert. Ungewöhnlich ist, dass Nena eine zehnköpfige Band mitbringt, die in nicht unerheblichen Teilen von der Familie zusammengehalten wird. Da steht Tochter Larissa bereits als Vorband und später als Backgroundsängerin mit auf der Bühne. Sohn Sakias performt einen eigenen Song („Wir bringen euch Frieden“) und Sohn Simeon ist schließlich bei den Keyboardern mit dabei.
Etwas unnötig war freilich der Auftritt von Tochter Larissa, die zusammen mit ihrem Freund und Breakdancer Janick das Duo „Issa Bloch“ bildet, und die zu Beginn eine gute halbe Stunde satte Techno-Beats als Support-Act zum Besten gab. Wenn sie auch die Stimme und das Lachen von Mama hat, waren Techno-Titel wie „Brause für alle“ oder „Wenn ich dich seh´, geht der Mond auf“ eher nervig. Zumal danach noch einmal eine größere Umbaupause folgt und Nena erst kurz nach 21 Uhr die Bühne betreten hatte. Jazz für einen guten Zweck / Kulmbacher Jazznacht am Samstag in der Dr.-Stammberger-Halle
Auf der Bühne: die Bigband „T-Jazz“, die Bigband der Städtischen Musikschule und damit eine Gruppe von Musikern aus dem Raum Kulmbach. Neben zahlreichen Special Guests wird mit Verina Reuß und Charles Johnson auch eine Sängerin und ein Sänger mit dabei sein. Die Erlöse des Abends kommen in vollem Umfang der musikalischen Jugend- und Kinderförderung zugute. Hinter der „T-Jazz-Big Band“ stecken ambitionierte, jazzbegeisterte Musiker aller Altersklassen. Gut die Hälfte der aktuellen Musiker haben Big-Band-Luft zum ersten Mal in ihrer Schülerzeit in der Band des MGF-Gymnasiums geatmet, andere waren in der CVG-Big Band oder haben in der Musikschule Jazzerfahrung gesammelt, sagt Thomas Schimmel, seit 2018 Leiter der Band und Musiklehrer an der Kulmbacher Musikschule. Die Band sei inzwischen auf gut zwanzig Vollblutmusiker angewachsen. Zu den Special Guests gehören der Sänger Charles Johnson, bekannt als langjähriger Leadsänger der Band „C.J. and the Sunshine Gang“ und Teilnehmer des TV-Wettbewerbs „Voice of Germany“. Seine heimliche Liebe zum Swing habe ihn zur T-Jazz Big Band geführt, so heißt es. Sängerin Verina Reuß ist in Kulmbach ebenfalls keine Unbekannte. Von 2013 bis 2017 gehörte sie dem Ensemble „Tonart“, damals unter der Leitung des früheren Dekanatskantor Ingo Hahn an. Sie war außerdem Mitglied im Vokalensemble „Sonneberger Vokalisten“ und ist Sängerin der Gruppe „Timeless“. Dazu wird sich am Samstag der Pianist und Vibraphonist Johannes M. Klehr gesellen. Der gebürtige Kronacher ist in Willmersreuth aufgewachsen und war unter anderem Mitglied des Kulmbacher Spielmannszuges. Nach seinem Studium ist er heute am musischen E.T.A. Hoffmann-Gymnasium in Bamberg und als Referent für das Kultusministerium und die Akademie für Lehrerbildung und Personalführung in Dillingen tätig Johannes M. Klehr ist musikalischer Kopf der Gruppen „Breeeze““ und „Ensemble.92“ Außerdem wird am Samstag auch der Saxophonist Matthias Butzlaff auftreten. Der gebürtige Kulmbacher spielte die Klarinette in der Knabenkapelle unter dem unvergessenen Poldi Schott und beim Musikverein Kulmbach-Weiher. Er gewann mit der Klarinette zwei Preise bei „Jugend musiziert“. In seiner Zeit am MGF-Gymnasium spielte er unter anderem Saxofon in der MGF-Big Band und in einem Jazztrio. Auch während seines Berufslebens als Jurist blieb er der Musik immer verbunden. So spielte er unter anderem in München im Akademischen Blasorchester, in der Jazzband Hot Lips und in Frankfurt in den Bands „HörBar“, „MainSwing Quartett“ und „TrioLogie“. Sie alle werden am Samstagabend einen bunten Mix aus ihrem aktuellen Programm präsentieren und mit vielen Solisten den Besuchern einheizen. Ohrwürmer wie „Gonna Fly Now“ oder „Sway“ werden ebenso zu hören sein, wie Kompositionen des Kulmbacher Saxophonisten Georg Köstner. Die Kulmbacher Jazznacht findet am Samstag, 19. Oktober um 20 Uhr in der Dr.-Stammberger-Halle statt. Einlass ist ab 19 Uhr. Tickets gibt es online unter www.reservix.de und Restkarten ab 19 Uhr an der Abendkasse. Bild: Die T-Jazz-Bigband gastiert am
Samstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle. Leuchtturm der Literaturgeschichte / Jean Pauls Dichterstübchen in der Rollwenzelei soll dauerhaft erhalten bleiben
Immerhin besuchen viele hundert Literaturbegeisterte alljährlich die Dichterstube und das kleine angegliederte Museum. Auch Veranstaltungen wie Lesungen oder Sonderöffnungen zur Museumsnacht habe es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Von einem absoluten Besucherrekord sprach Christine Sommer-Fiederer mit Blick auf das Jahr 2013, dem 250. Geburtstag des Dichters und Schriftstellers. Nun steht im kommenden Jahr der 200. Todestag Jean Pauls an.
Hintergrund ist, dass die gesamte Eigentümerfamilie ihren Lebensmittelpunkt nicht in Bayreuth hat und das museale Angebot schon deshalb nicht auf Dauer halten kann. Ziel sollte es nach den Worten von Christine Sommer-Fiederer sein, das Haus mit der Jean-Paul-Stube als wichtigen kulturellen Ort für die Allgemeinheit zu erhalten.
Freilich war der Zahn der Zeit nicht spurlos an dem Anwesen vorübergegangen. Deshalb wurde im Jahr 2005 der gemeinnützige „Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei e. V.“ gegründet. Privat sei es nicht möglich gewesen, das Stübchen zu erhalten, so Christine Sommer Fiederer. Unter federführender Mitwirkung des Bezirks Oberfranken und zahlreicher weiterer Partner habe die Familie seitdem weitere Räumlichkeiten des Anwesens zur Verfügung gestellt, um die Stube um ein kleines Museum zu erweitern. Bilder: „Bergbauernbuam-Tour“: Alles funkelt, alles glitzert / Die Konzertsensation: Lederhosenrock mit Melissa Naschenweng in der Freiheitshalle
Melissa Naschenweng, das heißt ein Ohrwurm nach dem anderen und alle zum Mitsingen. Und immer dabei: die großen Emotionen. Thematisch hat Melissa Naschenweng eine echte Lücke entdeckt. Fast könnte man glauben, sie hätte am Vormittag noch auf der Alm in ihrer Kärntner Heimat mitgeholfen, Heu zu machen und die Kühe zu melken. So verkauft sie sich jedenfalls in den sozialen Medien. Und tatsächlich, die Mädels kommen im Dirndl mit Turnschuhen, die Jungs im Fanpulli, jedenfalls ganz viele. Und wenn gestandene Mannsbilder pinkfarbene blinkende Glitzerhüte aufsetzen, dann kann Melissa Naschenweng nicht weit sein.
Melissa Naschenweng heißt aber auch sexy Bühnen-Looks und heiße Glitzer-Outfits, meist in pink. Sie ist eben eine echte Styling-Queen. Mal elegant, wie ein Opernstar, dann wieder verführerisch frech in ultrakurzer pinkfarbener Lederhose, auf jeden Fall immer absolut cool. Die „Bergbauernbuam-Tour“ ist ihre erste große Deutschland-Tournee mit insgesamt zehn Konzerten. Hof war die Station zwischen Würzburg am Vortag und Frankfurt in den kommenden Tagen.
„Die Bergbauernbuamtour übertrifft all‘ meine Erwartungen“, hat sie kurz vor dem Hofer Auftritt auf ihrer Facebook-Seite gepostet, die fast eine viertel Million Follower hat. Weiter heißt es dort: „Es erfüllt mich mit so viel Freude und Dankbarkeit, dass ich mittlerweile auf so großen Bühnen spielen darf.“ „Mitten im Dazwischen“ / Herausforderungen des Wandels: ExSilentio-Kammerchor unter Lukas Alois Roth präsentierte acht Uraufführungen
Mainleus. Schwellenzustände markieren Übergänge und Wendepunkte im Leben, Momente, in denen Veränderung unvermeidlich und der Ausgang ungewiss ist. Solche Momente haben mehrere Studenten der Kompositionsklasse von Professor Stefan Behrisch an der Hochschule für Musik in Dresden in klingende Töne verwandelt. Nach einem Konzert in der Elbmetropole am Mittwochabend hat der Kammerchor ExSilentio unter seinem künstlerischen Leiter, dem Ludwigschorgaster Lukas Alois Roth, die Ergebnisse am Freitag in den alten Mainleuser Fabrikhallen vorgestellt. Gleich acht neue Chorkompositionen von fünf vielversprechenden Tonsetzern wurden dabei uraufgeführt: „Am Meer“ von Jonathan Mummert, „Ghosts“ und „Nicht heute, morgen“ von Jakob Minkenberg, „Als er die Frau verließ“ und „Raumzeuge“ von Arthur Clees, „Jahrestag“ und „Schwellenzustände“ von Justus Wolf sowie „“Struggles of Leaving“ von Elias Störr. Alles keine leichte Kost, zugegeben. Neue, experimentelle Klänge sind das, die sich die Studenten ausgedacht haben. Zehn kurze Nächte und lange Probentage hat man hinter sich, verriet Lukas Alois Roth am Rande des Abends. Der besondere Reiz der Aufführung lag aber auch darin, dass alles a-capella gesungen und sämtliche dynamischen Extreme ausgelotet wurden. Der Kammerchor mit seinen zwölf Sängerinnen und Sängern vermochte das alles aufzunehmen und in Klangästhetik umzusetzen. Stimmkultur und Sprachverständlichkeit, Klanggröße und Piano, alles war da zur rechten Zeit. ExSilentio präsentierte sich dabei einmal mehr als äußerst feinsinniges, aber auch stimmgewaltig, homogenes und intonationsreines Ensemble. Tatsächlich wird nicht nur gesungen, sondern auch gezischt, gesummt, gebrummt, gesprochen oder einfach nur laut geatmet. Der Chor verteilt sich einmal im Raum und schafft so ein ganz besonderes Surround-Erlebnis. Inhaltlich standen dabei stets Momente der Transformation und des Neubeginns im Mittelpunkt. Während ein Werk verschiedene Phasen des Wartens behandelte, thematisierten andere sehr persönliche, psychologische Phänomene und Erfahrungen. Sämtliche Kompositionen waren geprägt von emotionaler Tiefe und klanglicher Vielfalt und luden dazu ein, die Schönheit und Herausforderung des Wandels zu reflektieren. Schon in vorherigen Projekten habe das Ensemble seine große Experimentierfreude unter Beweis gestellt, was Interpretationen und neue Konzertformate angeht, so Lukas Alois Roth. „Daher haben wir uns sehr über die Anfrage der Kompositionsklasse für Rock-Pop-Jazz der Hochschule für Musik Dresden gefreut“, erklärte er. Professor Stefan Behrisch, der Leiter der Kompositionsklasse, habe bereits mit vielen bekannten Künstlern aus dem Pop-Rock-Bereich zusammengearbeitet, darunter beispielsweise Sarah Connor, Max Mutzke oder Jacob Collier. „Stilistisch bewegen wir uns irgendwo zwischen Pop, Jazz und sehr vielen innovativen Ideen und Ansätzen – ganz im Sinne des Programms Schwellenzustände – Mitten im Dazwischen“, so die Sängerin Clara Sieglinde Bergert. Schon die alte Fabrikhalle mit ihrem ganz besonderen Klang trug zum Erlebnis bei. Ganz offensichtlich hat sich Lukas Alois Roth schon einen eigenen Fankreis geschaffen. Anders ist es nicht zu erklären, dass bei einstelligen Außentemperaturen so viele Interessenten in die unbeheizte Fabrikhalle kommen, den experimentellen Klängen lauschen und am Ende sogar noch erfolgreich eine Zugabe einfordern. Bei den Darbietungen selbst hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören können. Immerhin gab es vor und nach dem Konzert heißen Glühwein und Punsch. Bild: Eindrucksvolles Klang- und Lichterlebnis in den alten Mainleuser Fabrikhallen: Der ExSilentio-Kammerchor unter seinem Leiter Lukas Alois Roth. Von der Spinnerei zum Zeichenbrett / Ausstellung in Kulmbach: „Illustrialisierung“ von Andreas Woitzik
Der Weg des Künstlers zum Illustrator war alles andere als gradlinig. Woitzik begann seine berufliche Laufbahn in der Kulmbacher Spinnerei, einem klassischen Berufszweig der Industrialisierung. Bereits in jungen Jahren musste er sich mit den Herausforderungen einer schweren körperlichen Arbeit auseinandersetzen. Diese Erfahrung, so erzählt er, war wie eine persönliche Revolution. Denn obwohl er in der Spinnerei seine Pflicht erfüllt habe, wusste er tief in seinem Inneren, dass er für eine andere Berufung geschaffen sei, so berichtet er. In seinen Illustrationen verarbeitet er die Gefühle und den inneren Konflikt, die mit dieser Entscheidung einhergingen: den Mut, sich von der traditionellen Arbeit zu lösen und seiner kreativen Leidenschaft zu folgen. Doch Woitziks Werke sind nicht nur ein Spiegel seiner eigenen Entwicklung. Mit der Ausstellung „Illustrialisierung“ greift er auch allgemeine Themen auf, wie die Qual der Berufswahl und den Druck, sich für einen bestimmten Weg entscheiden zu müssen. Diese Themen sind heute aktueller denn je, in einer Welt, in der die Möglichkeiten scheinbar grenzenlos, aber die Orientierung schwer ist. Woitziks Illustrationen sollen den Betrachter einladen, über seine eigenen Entscheidungen und Wünsche nachzudenken. Ein zentrales Anliegen des Künstlers ist es, die Bedeutung der Illustration ins Bewusstsein zu rücken. „Ohne Illustration und Design geht nichts“, so Woitzik. Ob auf dem Etikett des berühmten Kulmbacher Mönchshof-Mönchs, auf Skateboard-Motiven oder in Graphic Novels: „Illustration ist allgegenwärtig und prägt unsere visuelle Wahrnehmung“. Woitzik zeigt in seiner Ausstellung nicht nur freie künstlerische Arbeiten, sondern auch gewerbliche Projekte, die verdeutlichen, wie tief Illustration in unserem Alltag verankert ist. Mit seinen Werken möchte er die Vielfalt und Relevanz dieser Kunstform unterstreichen und ihr zu der Anerkennung verhelfen, die sie verdient. Woitzik geht dabei noch einen Schritt weiter: Für ihn steht „Illustrialisierung“ auch für eine neue Epoche. Ähnlich wie die Dampfmaschine im 19. Jahrhundert die Welt revolutionierte, sieht er heute die Künstliche Intelligenz als treibende Kraft eines gesellschaftlichen und technologischen Umbruchs. In seinen Arbeiten verknüpft er zeitgeschichtliche Themen und verweist auf Parallelen zwischen der heutigen Zeit und der Kunst des Expressionismus. Wie damals Künstler die Umbrüche der Industrialisierung künstlerisch verarbeiteten, so greift Woitzik die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen auf. Er veranschaulicht, wie Kunst und Illustration als Ausdrucksmittel gesellschaftlicher Stimmungen fungieren können. Mit seiner Ausstellung zeigt Andreas Woitzik, dass er sich als Illustrator in den letzten Jahren ein starkes Selbstbewusstsein erarbeitet hat. „Illustrialisierung“ ist das Bekenntnis eines Künstlers, der zu hundert Prozent zu seiner Berufung steht und diese mit Leidenschaft lebt. Die Besucher dürfen sich auf eine vielfältige und tiefgründige Ausstellung freuen, die Woitziks Entwicklung als Künstler widerspiegelt und zugleich wichtige gesellschaftliche Themen aufgreift. Die Ausstellung ist vom 5. Oktober bis zum 10. November 2024 in der Pop-Up-Galerie Spitalgasse 1 in Kulmbach zu sehen. Die Vernissage mit der Marchingband Brass Palast verspricht einen fulminanten Auftakt für eine Schau, die Illustrationskunst auf höchstem Niveau präsentiert. Bild: Zeichner, Maler, Illustrator, Cartoonist: der gebürtige Kulmbacher und in Bamberg beheimatete Andreas Woitzik zeigt bis zum 10. November in Kulmbach einen Einblick in sein vielfältiges Schaffen. Leidenschaftlich, bravourös und voller Effekte / Hofer Symphoniker eröffneten die neue Spielzeit – Fulminanter Einstand von Martijn Dendievel als neuer Chefdirigent
Keine leichte Kost, zugegeben. Wenn es am Ende großen Jubel für den neuen Chef und „sein“ Orchester gab, dann deshalb, weil es Martijn Dendievel ausgezeichnet verstanden hat, die drei so unterschiedlichen Werke perfekt zu vermitteln. Franz Liszts „Les Préludes“ aus dem Jahr 1854 hat alles, was ein populäres Werk braucht. Es könnte ein absoluter Schlager der Klassik sein, wenn es nicht mit den schwarz-weißen Wochenschauberichten während der Zeit des Nationalsozialismus in Zusammenhang gebracht werden würde. Da wird schnell übersehen, welch grandiosen musikalischen Einfall Franz Liszt hatte. Diesen Einfall setzen Martijn Dendievel und die Hofer Symphoniker zum Auftakt der Saison gekonnt in Szene. Der Dirigent und das Orchester betrachten das Werk losgelöst von dem belasteten historischen Hintergrund und besinnen sich stattdessen auf die ursprüngliche Intention, auf die Ode des französischen Dichters Alphonse de Lamartine aus dessen „Méditations poétique“. Ganz transparent wird die Entwicklung der Motive ausgehend von den Streichern über die Blechbläser deutlich. In Martijn Dendievels detailverliebter Interpretation kann man Sequenzen entdecken, die man in diesem Werk nie zuvor gehört hat. So eingängig ist Richard Blackfords Komposition „Niobe“ für Violine und Orchester nicht. Mit dem Geiger Tobias Feldmann, Preisträger des Marteau-Violinwettbewerbs 2011 und damit in Hof kein Unbekannter, hatte das Orchester aber nicht nur einen ausgezeichneten Solisten engagiert, sondern auch einen wahrhaften Vermittler dieser Komposition, ein viersätziges, rund 25 Minuten dauerndes Auftragswerk der Tschechischen Philharmonie, das erst 2017 uraufgeführt wurde. Er sei sofort „schockverliebt“ gewesen in das Werk, verrät der Solist beim Talk vor dem Konzert. Die Komposition sei für ihn schon eine Herausforderung gewesen, aber eine, der er sich gerne gestellt habe. „Niobe“ ist die blutrünstige Geschichte einer starken Frau aus der Antike, die von der Göttin Leto zu Fall gebracht wird. Der beim Konzert in Hof anwesende Komponist möchte damit einen Bogen in die Gegenwart spannen und auf die Situation unterdrückter Frauen in vielen Kulturen hinweisen. Richard Blackford wurde 1954 in London geboren, war Assistent von Hans Werner Henze und hat einen Lehrauftrag an der Universität Bristol. Drei Opern hat er schon geschrieben, zwei Ballette und zahlreiche Werke für Orchester, Chor und Kammermusikbesetzungen, die weltweit aufgeführt wurden. Richtig bekannt geworden ist er allerdings - man mag es kaum glauben - durch seine eingängigen Filmmusiken, unter anderem für die Rosamunde-Pilcher- und Inga-Lindström-Filme im ZDF. Damit hat „Niobe“ freilich so rein gar nichts zu tun. Musikalisch betrachtet ist die Komposition eine Art Wettstreit zwischen dem Solo-Instrument und dem Klangkörper. Zeitweise führt der Solist das Orchester an, peitscht es auf, dann wieder wird die Geige vom Orchester zurückgedrängt. Ungewöhnlich ist der langsame Satz am Schluss, der den Hörer pessimistisch zurücklässt. Ein Ziel des Komponisten war es auch, die Leidenschaft, das Drama und den Konflikt der Geschichte als eigenständige, eng gewobene musikalische Struktur zu vermitteln. Um Leidenschaft geht es auch in der Manfred-Symphonie b-Moll op. 58 von Peter Tschaikowsky. Hier haben die Musiker und ihr Dirigent endlich die Gelegenheit, bravourös und effektvoll in die Vollen zu gehen. Die 1885 komponierte Sinfonie nach Lord Byron kommt ohne markante Themen aus und setzt stattdessen auf Dramatik und Emotion. Tschaikowskys gewaltiges sinfonisches Werk erklingt präzise, rhythmisch brillant und klanglich homogen. Martijn Dendievel und die Hofer Symphoniker gehen dabei in die klangliche Breite, präsentieren einen satten Breitwandsound und malen damit ein eindrucksvolles Stimmungsbild. Klingendes Mahnmal für den Frieden / Sieben Chöre, vier Länder, zwei Orchester: Bamberger Hoffnungskonzert will Kulturen und Menschen verbinden
Bamberg. Wenn ein Konzert mit dem vierten Satz aus Ludwig van Beethovens 9. Symphonie beginnt, dann muss es schon eine ganz besondere Aufführung sein. Das war es auch, das Friedenskonzert in Bamberg. Im Hinblick auf den Krieg und die Eskalation im Nahen Osten setzte der federführende Zamirchor unter der Leitung der Bayreuther Sopranistin Barbara Baier ein eindrucksvolles Zeichen für die Völkerverständigung. Das Konzert fand dabei nicht nur in Bamberg statt, sondern einen Tag später auch in der Berliner Gethsemane-Kirche am Prenzlauer Berg, die im Herbst 1989 bei der friedlichen Revolution in der DDR eine wichtige Rolle gespielt hat. „Alle Menschen werden Brüder.“ Seltsam fern ist dieser Appell in diesen Tagen, in denen eine Schreckensnachricht der anderen folgt. Sei es aus der Ukraine oder aus dem Nahen Osten. Und doch trägt Beethovens Schlusssatz mit dem Text von Friedrich von Schiller etwas versöhnlich Optimistisches in sich und so gelangte das eindrucksvolle Werk auch zur Aufführung. Die Leitung hatte der Dirigent Youngkwang Jeon aus Südkorea übernommen. Der 38-Jährige ist in der Region kein Unbekannter. Er leitet unter anderem den Bayreuther Orchesterverein, den Philharmonischen Chor Bayreuth und den Chor der St. Konradkirche in Hof. Innerhalb von nur drei Probetagen in Bayreuth war es ihm gelungen, Musiker der Klassischen Philharmonie Bonn, des Transkarpatischen Philharmonischen Sinfonieorchesters Ushgorod (Ukraine) und der sieben Chöre zu einem beeindruckenden Klangkörper zusammenzuschweißen. Der Reichtum verschiedener Kulturen aller Mitwirkenden hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Musik Brücken bauen und Menschen über alle Grenzen hinweg zusammenbringen kann. Und so sangen Seite an Seite Mitglieder des Zamirchors und der „Zamirsternchen“, des Ashirachor und des Misgavchors aus Israel, der Capella Anima aus Plovdiv in Bulgarien, des Coro San Carlo aus dem italienischen Pesaro und des Ensembles ExSilentio aus Dresden. Gesangssolisten waren Zamirchor-Gründerin Barbara Baier (Sopran), die Italienerin Katja Natalini (Alt), James Clark (Tenor) und der Bassbariton Alejandro Marco-Buhrmester, der auch schon bei den Bayreuther Festspielen als Solist unter anderem als Amfortas im „Parsifal“ oder als Gunter in der „Götterdämmerung“ zu erleben war. Beethovens „Ode an die Freude“ ist längst zum Symbol für ein geeintes Europa geworden. In der Bamberger Aufführung wurde schnell deutlich, dass dieses Werk auch nach zwei Jahrhunderten nichts an Aktualität und Aussagekraft eingebüßt hat. Danach gab es in kleinerer Besetzung Arnold Schönbergs schockierend gezeichnetes Melodram „Ein Überlebender aus Warschau“ für Erzähler (Alejandro Marco-Buhrmester), Männerchor und Orchester. Kein wirklich schönes Werk, zugegeben, aber eine einzige Mahnung vor den verheerenden Folgen von Krieg, Folter und Rassenwahn mit dem Arnold Schönberg seinen jüdischen Leidensgenossen im Ghetto ein eindringliches Denkmal setzte. Eine echte Entdeckung war schließlich die Uraufführung der Komposition „Dreamzones“ für Chor und Orchester von Lukas Geppert, einem jungen Komponisten, der in den USA lebt und der aus Bayreuth stammt. Die Grundlage seines Werkes bildeten Volkslieder aus der Heimat der mitwirkenden Sänger und Musikern sowie das liturgische „Dona nobis pacem“. Lukas Geppert (23) hatte dies alles zu einer kraftvollen und eingängigen Hymne für Frieden, Zusammenhalt und Hoffnung fusioniert. „Dreamzoned“ soll dazu einladen, der Melodie auf ihrer Reise durch eine „Traumzone“ ethnischer, romantischer und moderner Einflüsse zu folgen. Geppert möchte ein Gefühl der Einheit und Hoffnung schaffen, das Kulturen und Menschen verbindet. Ein Friedens- und Hoffnungskonzert“ gerade in diesen Zeiten bezeichnete der Schirmherr Markus Blume, der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, in einer Grußbotschaft als ein wichtiges Zeichen für Solidarität und Anteilnahme. Die Welterbestadt Bamberg sei dafür als vielfältiges und pulsierendes kulturelles Zentrum der ideale Ort. Die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben über Grenzen, Religionen und Kulturen hinweg nicht aufzugeben, dazu sollen die Musiker und Sänger mit der Kraft ihrer Stimmen und Instrumente beitragen, so der oberfränkische Regierungspräsident Florian Luderschmid, der selbst im Chor mitwirkte. Von einem starken Zeichen sprach Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger zu Beginn des Konzertes. Das Konzert stelle eindrucksvoll unter Beweis: „Schaut her, es geht, gemeinsam können wir in Frieden leben“. Bild: Mit einem gewaltigen Konzert setzten sieben Chöre aus vier Ländern und Musiker aus zwei Orchestern in der Bamberg Konzerthalle ein beeindruckendes Zeichen für Frieden und Völkerverständigung. Farbenfroh, filigran und fulminant: Eine Frau auf dem Weg zur Macht / Spielzeiteröffnung am Theater Hof mit Claudio Monteverdis Barockoper „Die Krönung der Poppea“
Normalerweise sind Barockopern immer etwas undurchsichtig. Nicht so Claudio Monteverdis 1642/1643 uraufgeführte und trotzdem weit in die Zukunft weisende „Krönung“. Wenngleich das einstige Skandalwerk schon ein intrigengesättigtes altrömisches Treiben um Liebe und Macht ist. Edelhure Poppea will an die Macht und wählt dazu erfolgreich den Weg durch das Bett des Kaisers, nachdem sie diejenigen, die sich ihr in den Weg stellen, beseitigt hat. Ein Liebes-Happy End zwischen einer skrupellos intrigant agierenden Poppea und dem neurotischen Römerdespoten Nero gibt es in der Hofer Fassung aber nicht. Am Ende bleibt Poppea apathisch zurück und tötet auch noch den angeblich geliebten Kaiser.
Intendant Lothar Krause hat mit dieser sinnlichen und mitreißenden Aufführung eine schlüssige und leicht nachvollziehbare Regiearbeit geliefert. Unterstützt wurde er dabei von Aylin Kaio, die für Bühnenbild und Kostüme zuständig war. Der Regisseur zeichnet das Psychogramm einer Gesellschaft, die jeglichen moralischen Kompass verloren hat. Um die Handlung ein wenig realitätsnäher zu gestalten, hat er Götter und Allegorien (bis auf die Rolle der Palls Athene) gestrichen. Das wird auch im Bühnenbild von der idealisierten Idylle hin zur Abstraktion deutlich. Vom Anfang bis zum Ende dominiert als Symbol der macht ein riesiger Lorbeerkranz, der am Ende in blutrot schimmert. Witzig ist, dass der Regisseur auch den Zuschauerraum in das Spiel einbezieht.
Ein echter Glücksfall für das Theater Hof sind die herausragenden, meist bewährten Sängerdarsteller. Das perfekt zusammengestellte Ensemble treibt das Geschehen stringent voran. Allen voran Inga Lisa Lehr in der Titelpartei der nach Macht strebenden Poppea. Sie ist deshalb so glaubwürdig, da sie trotz aller Hysterie eine Mensch gebliebene Frau verkörpert. Vokale Schönheit trifft bei ihr auf Gefühlstiefe und Lebendigkeit. Inga Lisa Lehr besticht durch einen klaren, brillant perlenden Sopran und tritt schauspielerisch absolut wandlungsfähig auf. Hinreißend verkörpert Minseok Kim den herrlich hysterischen, wenngleich getriebenen Kaiser Nero. Eindrucksvoll bleibt der Nero-Poppea-Schlussgesang in Erinnerung, eines der schönsten Liebesduette der Operngeschichte. Die Vernunft in Gestalt des stoischen Philosophen Seneca singt und spielt Michal Rudziński mit sängerischer und darstellerischer Tiefe als ideale Verkörperung des Seriösen. Andrii Chakov gibt den unglücklichen wie glücklosen Ottone ausdrucksstark und weich timbrierend. Auch alle anderen Solisten überzeugen durch hinreißende sängerische Leistungen: Sylwia Pietrzak mit lodernder warmer Stimme als Neros Gattin Ottavia, Annina Olivia Battaglia in der Doppelrolle als quirlige Drusilla und als Pallas Athene, Stefanie Rhaue als Arnalta sowie Markus Gruber uns Thilo Andersson als Soldaten. Wie bei den meisten Barockopern üblich spielt der Chor nicht unbedingt die große Rolle. Der Opernchor des Theaters in der Einstudierung von Lucia Birzer und Ruben Hawer meistert seien Part aber trotzdem gekonnt und souverän. Weitere Aufführungen: am Donnerstag, 26. September um 19.30 Uhr im Rosenthal-Theater Selb. In Hof steht Monteverdis Oper an den folgenden Terminen auf dem Spielplan: Samstag, 28. September, 19.30 Uhr; Mittwoch, 9. Oktober, 19.30 Uhr; Sonntag, 20. Oktober, 18 Uhr; Sonntag, 27. Oktober, 18.00 Uhr; Freitag, 1. November, 19.30 Uhr und Sonntag, 10. November, 18 Uhr. Wagner, Weber, Spider Murphy und Semino Rossi / Bad Elster startet am 6. September in die neue Spielzeit – Festspieleröffnung zu Ehren Anton Bruckners
Das Programmbuch, das in diesen Tagen zum Start der Theatersaison 2024/2025 erscheint, umfasst bestimmt wieder 250 Seiten, so viele Veranstaltungen hat Bad Elster im Angebot. Da gibt es ganz große Symphoniekonzerte, kleinere Serenadenkonzerte, kleine Kammerkonzerte und die beliebten Kurkonzerte. Da gibt es aber auch richtig großes Musiktheater mit Oper, Operette, Musical und Ballett, Sprechtheater, Comedy und Kabarett, Lesungen und jede Menge Gastspiele, auch aus dem Pop-, Rock- und Schlagerbereich. „Wir haben sieben hochkarätige Kulturveranstaltungsstätten, das ist weltweit einmalig“, sagt Florian Merz, zumindest für einen Ort dieser Größe. Eine spezielle Zielgruppe gibt es nicht. Da ist es kein Problem, wenn Semino Rossi und die Amigos in der gleichen Programmvorschau angekündigt werden wie das Symphoniekonzert mit Werken von Anton Bruckner oder Wagners „Tristan und Isolde“. „Wir haben jeden Tag was im Angebot“, so Marketingdirektor Stephan Seitz. Kernstück sind die zehn Symphoniekonzerte der Chursächsischen Philharmonie unter der Leitung von Florian Merz. Der Klangkörper setzt sich dabei aus eigenen Musikern zusammen und wird regelmäßig mit Musikern aus anderen Spitzenorchestern ergänzt. Im Vordergrund steht die historische Aufführungspraxis. Ziel des Dirigenten ist es, die Musik aller Epochen möglichst stilsicher im Originalklangerlebnis zur Aufführung zu bringen. „Schließlich ist das Vogtland eine Instrumentenbauregion“, sagt Florian Merz. Klar, dass die Symphoniekonzerte seine Handschrift tragen. Gleich zum Auftakt am 6. September hat er zwei seltener gespielte Symphonien des österreichischen KomponistenAnton Bruckner auf den Spielplan gesetzt, die „Studiensymphonie f-Moll“ und die „Nullte in d-Moll“. Das passt, denn zwei Tage vorher feiert die Musikwelt den 200. Geburtstag Anton Bruckners. Musikfreunde kommen in Bad Elster in jedem Fall auf Ihre Kosten, da gibt es Haydns Nelson-Messe mit dem Chor der Dresdner Frauenkirche, die Alpensymphonie von Richard Strauss, Filmmusik aus dem „Herr der Ringe“ Carl Orffs „Carmina Burana“, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, Mozarts „Kleine Nachtmusik“ und noch vieles mehr. Ein weiteres Herzstück sind die Musiktheaterproduktionen. Dafür ist das König-Albert-Theater mit seinen 500 Plätzen ideal,“ sind sich Florian Merz und Stephan Seitz einig. Da gibt es große Oper mit Wagners „Tristan und Isolde“ (20. November) oder Webers Freischütz (20. Juni 2025), schmissige Operette mit Benatzkys „Weißem Rössl“ (8. September) oder eine große Johann-Strauss-Gala (25. September), Musical, Ballett. Sprechtheater, Kindertheater, Lesungen, und, und, und. Auch Schlager-, Pop- und Rockmusikfans kommen in Bad Elster auf ihre Kosten, denn Differenzen zwischen E- und U-Musik gibt es hier kaum. Die Spider Murphy Gang und Suzie Quatro, Ella Endlich, Daniela Alfinito und Nicole oder Lokalmatadorin Stephanie Hertel, die im April des kommenden Jahres mit ihrer neuen Musicalkomödie „Avanti, Avanti“ gastieren wird. Mit den Chursächsischen Festspielen wird in Bad Elster traditionell die neue Spielzeit feierlich eröffnet. Die 24. Ausgabe vom 6. September bis 6. Oktober feiert im Jubiläumsjahr zu 700 Jahren Ersterwähnung (Bad) Elsters die Ortsgeschichte als „Elsters Glanz“ und wichtigen Teil der erfolgreichen Gesundheits- und Kulturtradition. Im Zuge der Bewahrung der kulturtouristisch überregionalen Bedeutung der einzigartigen Königlichen Anlagen aus mondäner Bäder- und Parkarchitektur und den sieben historischen Veranstaltungsstätten auf der hier weltweit einmaligen „Festspielmeile der kurzen Wege“ sind die Chursächsischen Festspiele damit der festliche Höhepunkt im Jubiläumsjahr. Im Mittelpunkt der kommenden Wochen steht außerdem am 21. und 22. September der „Tag der Vogtländer“, das große Fest zum Jubiläum 700 Jahre Bad Elster. Höhepunkt ist der riesige Umzug am Sonntag, 22. September mit rund 50 Schaubildern. Erwartet werden nach den Worten von Stephan Seitz bis zu 10.000 Besucher. „Bei uns ist es immer ein bißchen wir Urlaub“, sagt Generalmusikdirektor Florian Merz. Der Dirigent kommt eigentlich aus Düsseldorf und ist seit 1992 in Bad Elster tätig. Damals war er jüngster Chefdirigent Deutschlands, mittlerweile hat er überall seine Spuren hinterlassen und prägt das kulturelle Leben des Bades wie kein anderer je zuvor. Spannung und Entspannung, das gehört für ihn hier zusammen, denn Bad Elster ist für den mit allen nur denkbaren Auszeichnungen geehrten Musiker kein gewöhnlicher Arbeitsort. „Hier kann man Körper, Geist und Seele entspannen lassen.“ Die gesamte Chursächsische Veranstaltungs GmbH für die Florian Merz künstlerisch wie kaufmännisch die Verantwortung trägt, haben auch für die neue Spielzeit wieder Mut zu Qualität und Risiko bewiesen. Was für die Verantwortlichen aber noch wichtiger ist, das ist die Verlässlichkeit der Qualität. Der Erfolg gibt ihnen recht. Das Gesamtprogramm gibt es im Internet unter www.koenig-albert-theater.de, unter www.naturtheater-badelster.de sowie unter www.chursaechsische-philharmonie.de. Die Hotline für Infos und Tickets: 037437/ 53 900. Bild: Florian Merz leitet die Chursächsische Philharmonie Bad Elster. Künstlerort und Teil der Genussregion / Sonderausstellung im Töpfermuseum Ergebnisse des Thurnauer Europa-Symposiums
Thurnau. „Die Woche in Thurnau ist die schönste im ganzen Jahr.“ Dieses überschwängliche Fazit hat der tschechische Maler Jan Samec auch heuer wieder über das Europa-Symposium in dem Töpferstädtchen gezogen. Mit einer Vernissage im Töpfermuseum ist das Treffen hochkarätiger Maler und Bildhauer aus Deutschland, Polen und Tschechien am Sonntag zu Ende gegangen. Die Ergebnisse sind in den kommenden vier Wochen in einer Sonderausstellung zu sehen.
Von einer fantastischen Woche bei allerbestem Wetter“ sprach der Initiator und Gründer Professor Dr. Dr. Manfred Gareis. Mit dem Motto „Kunst baut Brücken“ habe das mittlerweile 15. Symposium auch heuer wieder ein hochaktuelles Thema aufgegriffen. „Wir setzen auf den europäischen Gedanken, auf Zusammenarbeit statt auf Separation“, so Manfred Gareis. „Welcher Ort könnte dafür besser geeignet sein als Thurnau?“
Der Markt Thurnau sei wie geschaffen für das Europa-Symposium, sagte Bürgermeister Martin Bernreuther. Schließlich sei Thurnau seit jeher ein Künstlerort, die Kunst sei es auch immer wieder, die Touristen teilweise von weit her nach Thurnau lockt.
Finanziert wird das außergewöhnliche Festival durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken-Mitte, dem Landkreis Kulmbach und einer Reihe privater Sponsoren. Tatkräftige Unterstützung kommt wie immer auch vom Markt Thurnau. Der eigens gegründete kleine Förderverein „Europa-Symposium Thurnau e. V.“ kümmert sich um die komplette administrative Abwicklung der Veranstaltung. Dazu gehören die Bereitstellung von Leinwänden, Sandsteinen und Arbeitsmaterialien sowie die Unterbringung der Künstler.
Von den folgenden Künstlern sind in der Sonderausstellung Werke zu sehen, die während des Europas-Symposiums in Thurnau entstanden sind: Martin Auer (Würzburg), Doris Bocka (Bindlach), Holger Ritzhaupt (Röthlein), Michael Sauer (Berlin/Thurnau), Petra Schmitt (Bad Kissingen) Rudolf Schneidmadel (Ebelsbach), Florian Tully (Gerolzhofen), Volker Wunderlich (Goldkronach), Thomas Winkler (Pegnitz), Varvara Divisova (Karlsbad), Jiri Genzer (Prag), Jan Samec (Karlsbad), Anna Vančátová (Dobris), Anna Schumacher (Prag), Denisa Ruzičková (Franzensbad), Jan Tichy (Prag) und Iwa Kruczkowska-Kröl (Krakau). Bilder: Weltmusik aus Franken / Landwirt Frank Hick und seine Söhne haben es als „Hix-Tradimix“ längst zu überregionaler Bekanntheit gebracht
Dabei ist es ein reines Hobby, sagt Frank Hick. Er bewirtschaftet im Haupterwerb zusammen mit seiner Frau Beate den teilweise ausgesiedelten Hof mit 40 Milchkühen, einer 220-kw-Biogasanlage und 250 Hektar Fläche, ein Drittel Mais, ein Teil Grünland, auf dem Rest werden alle möglichen Getreidearten, darunter Braugerste, Dinkel, Hafer sowie ein Hektar Sojabohnen angebaut. Unterhartmannsreuth liegt genau im „Dreiländereck“, wo die drei Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen aufeinandertreffen. Zur früheren Zonengrenze und damit zum Eisernen Vorhang, der Europa in Ost und West trennte, waren es knapp 1000 Meter. Frank Hick ist Landwirt mit Leib und Seele, doch sein Herz schlägt eben auch für die Musik. „“Mein Ansporn ist es, Volksmusik auf einem gewissen Niveau zu machen“, sagt er und untertreibt damit schon ein wenig. Denn eigentlich ist es Weltmusik, ganz unverwechselbar. Wer einmal hineingehört hat, denn gehen die Hix-Tradimix-Klänge nicht mehr aus dem Kopf. Der Vergleich zum niederbayerischen Musiker Hans-Jürgen Buchner, besser bekannt als Haindling ist gar nicht mal so weit hergeholt. Auch bei ihm genügt ein Takt und man weiß, das ist unverkennbar die Musik von Haindling. Grund für den unverwechselbaren Sound von Hix-Tradimix ist, dass sämtliche Stücke eigene Kompositionen - Frank Hick spricht lieber von eigenen Kreationen - sind. Dazu kommen eigene Arrangements und eigene Texte, das alles zusammen macht die Musik von Hix-Tradimix so interessant. Das fand auch Traudl Sifferlinger, Volksmusikexpertin beim Bayerischen Rundfunk und lud Hix-Tradimix vor rund zwei Jahren kurzerhand in ihre Sendung „Wirtshaussingen“ ein. „Das war der Adelsschlag für uns“, sagt Frank Hick, denn dort werde schon eingewisses Können vorausgesetzt. Doch das ist noch lange nicht alles, auch in „Stofferl Wells Bayern“ hatten die Musiker schon einen Auftritt, der im Kulmbacher Land aufgezeichnet wurde. In der Reihe „Zwischen Spessart und Karwendel“ waren sie zu sehen und im Radio laufen die Hix-Tradimix-Aufnahmen aus dem Studio Nürnberg ohnehin schon rauf und runter. Vor Corona absolvierten Frank, Martin, Ferndinand und Moritz bis zu 40 Auftritte im Jahr, Mittlerweile seien es weniger geworden. „Es muss halt auch passen“, sagt Frank Hick. „Stimmungsmusik und Party machen wir nicht.“ Dazu kommt, dass der Älteste Martin (Akkordeon), mittlerweile eine Projektstelle in Triesdorf ,hat, bei der es im weitesten Sinne um die Digitalisierung in der Landwirtschaft geht. Moritz (Tuba) absolviert ein duales Studium Betriebswirtschaft/Handel/Agrarwirtschaft und Ferdinand (Klarinette) besucht die Technikerschule in Triesdorf. Lorenz ist erst zwölf und spielt nur manchmal mit, er ist am musischen Zweig am Jean-Paul-Gymnasium in Hof und spielt Geige. Außerdem helfen alle auf dem Hof mit. Da bleibt eigentlich wenig Zeit und deshalb setzt Fank Hick bei der Auswahl der Auftritte mehr auf Qualität als auf Quantität. Die „Echinger Brass Wiesn“ ist so ein Auftritt, der ganz nach dem Geschmack von Hix-Tradimix ist. „So etwas interessiert uns, das gefällt uns“, sagt Frank Hick. Bei all den Erfolgen ist das Quartett/Quintett aber stets bodenständig geblieben. Beim Musikantenstammtisch im Nachbarort Trogen hat man auch schon mal ohne Gage, nur fürs Essen und ein Bier gespielt. „Das soll aber nicht der Standard sein“, schiebt Frank Hick gleich hinterher. Auf dem heimischen Hof hat er im vergangenen Jahr ein Open-Air-Konzert unter dem Motto „Kultur im Kuhstall“ veranstaltet, zu dem fast 400 Menschen aus nah und fern kamen. So etwas geht natürlich nicht umsonst, schließlich sei eine Bühne mit professioneller Technik aufgebaut worden. Bereits von Kindesbeinen an hat Frank Hick musiziert. Mit acht Jahren lernte er von einem Profi das Spiel mit der Klarinette und schnell war er mit der Volksmusik in Berührung gekommen. „Die jungen Regnitztaler“ waren die erste Formation, mit der er öffentlich auftrat. Dann folgte Musikkabarett mit der Gruppe „Dreyschlag“ und das „Freie Fränkische Bierorchester“. Pläne für die Zukunft gibt es viele, doch läßt Frank Hick bewusst das meiste offen. Das Weihnachtskonzert am 15. Dezember 2024 in der St-Johannis-Kirche in Gefrees (Landkreis Bayreuth) zusammen mit dem Mundartsprecher Jürgen Gahn steht bereits fest. 2025 wird es auch wieder einen Fernsehauftritt bei Traudl Sifferlinger geben. Das Open-Air-Konzert auf dem heimischen Hof soll wierderholt werden und dazu stehen noch jede Mege private, also nicht öffentliche Auftritte, etwa zu Geburtstagen oder Familienfeiern an. Bild: Hix-Tradimix, das sind (von links): Moritz, Frank, Lorenz, Ferdinand und Martin Hick. Kreativität im Schatten des Schlosses / „Kunst baut Brücken“: Europa-Symposium in Thurnau zieht positive Zwischenbilanz
Eine Woche lang wurde das Töpferstädtchen zum Zentrum der Kreativität. Obwohl, ganz stimmt das nicht, denn die Bildhauer sind schon länger vor Ort. „Wir brauchen halt einfach länger für unseren Schaffungsprozess“, sagt Florian Tully aus Gerolzhofen. Er ist schon zum 5. Mal mit dabei. Florian Tully ist gelernter Steinmetz und als Sachverständiger für Steinmetzarbeiten aktiv. Meistens aber greift er selbst zum Werkzeug. Gerade kommt er von einem Symposium in Tschechien. Von dort hat er auch Kollegen mitgebracht, denn das Thurnauer Symposium setzt sich immer etwa zur Hälfte aus tschechischen und aus deutschen Künstlern zusammen. Deshalb wird es auch vom deutdsch-tschechischen Zukunftsfonds mitfinanziert. „Es läuft alles wunderbar“, sagt Professor Dr. Dr. Manfred Gareis, Vorsitzender des Fördervereins Europa-Symposium Thurnau e.V. und damit so etwas wie der Hauptorganisator der ganzen Veranstaltung. Gerade hat er zwei Kästen Mineralewasser als Getränkenachschub ins Schloss gebracht. Manfred Gareis und sein Team kümmern sich um das Drumherum, es ist dafür gesorgt, dass alle Teilnehmer gut versorgt sind und dass sie ohne Ablenkungen ihrer Kunst nachgehen können. Sie alle empfinden das Umfeld als überaus sympathisch. „Sie lachen viel und arbeiten gut“, sagt Manfred Gareis. Das ist wohl auch das Geheimnis des Europa-Symposiums, Alle sind mit Feuereifer bei der Sache und deshalb unglaublich produktiv. Einziger Wermutstropfen: Der italienische Maler Domenico Marrone musste krankheitsbedingt absagen. Er war viele Jahre lang Bürgermeister von Thurnaus Partnergemeinde Positano und wollte unbedingt beim Symposium dabei sein. Doch vor wenigen Tagen erreichte die Veranstalter seine Absage. Ebenso mussten Andrea Baumgärtner aus Baden-Baden und der Maler Ivo Sokol aus Tschechien ihre Teilnahme kurzfristig zurückziehen. Dafür konnten nun Jiri Genzer, Bildhauer aus Prag und die Malerin Petra Schmitt aus Bad Kissingen nachrücken. „Es wäre kein Problem die doppelte Anzahl an Künstlern für das Symposium zu gewinnen“, sagt Manfred Gareis. Die Plätze seien allerdings begrenzt. Das liegt schon daran, dass alle im Hotel Krone übernachten, sich alle zum gemeinsam Frühstück treffen und auch das Mittagessen wird im Naturfreundehaus am Oberen Markt zusamen eingenommen. So entsteht Gemeinschaft und ein wunderbares Miteinander, für das Thurnau und sein Symposium so bekannt sind. „Und das, obwohl es Künstler ja allgemein als Persönlichkeiten gewohnt sind, ganz individuell zu arbeiten“, so Manfred Gareis. Er legt übrigens auch großen Wert darauf, dass die Teilnehmer die fränkische Küche und das fränkische Brauchtum kennenlernen. Sogar die Limmersdorfer Lindenkerwa habe man zusammen besucht. Ein weiteres Ziel des Symposiums soll es sein, dass jeder Interessierte den Künstlern über die Schulter blicken kann. Sowohl in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Schloss als auch im Skulpturengarten seien immer wieder Neugierige aufgetaucht, berichtet Manfred Gareis. Vor allem der Skulpturengarten sei eines der am meisten fotografierten Motive der zurückliegenden Tage gewesen. Viele Touristen und Festspielgäste seien derzeit noch in Thurnau, auch sie würden regen Anteil am Symposium nehmen. Damit werde die Veranstaltung auch dem Motto Kunst baut Brücken“ gerecht. Eigentlicher Gründer ist der Bildhauer Albert Volk, der in Hallstadt bei Bamberg lebt und der das Projekt 2009 zusammen mit dem Berliner Bildhauer Michael Sauer ins Leben gerufen hatte. Finanziert wird das Festival durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken-Mitte, dem Landkreis Kulmbach und einer Reihe privater Sponsoren. Tatkräftige Unterstützung kommt wie immer auch vom Markt Thurnau. Ein eigener Förderverein kümmert sich um die komplette administrative Abwicklung der Veranstaltung von der Bereitstellung von Leinwänden, Sandsteinen und Arbeitsmaterialien bis zur Unterbringung der Künstler und dem traditionelle Grillfest. Die Ergebnisse des 15. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 1. September vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 1. September um 11 Uhr statt.
Fördervereinsvorsitzender Manfred Gareis und die Malerin Petra Schmitt aus Bad Kissingen.
Der tschechische Maler Jan Samec.
Die tschechische Malerin Varvara Divisova mit Wolfgang Schuler vom Förderverein.
Einer der Gründerväter ist der Bildhauer Michael Sauer, der noch immer kräftig mitarbeitet.
Der Bildhauer Florian Tully arbeitet im Skulpturengarten am Oberen Markt.
Stammgast beim Symposium: die Bayreuther Malerin Doris Bocka. Bruckner und Bayreuth: Zum 200. Geburtstag des österreichischen Komponisten
1994 gab es nicht nur die ersten Anton-Bruckner-Tage in der Geschichte der Wagner-Stadt, sondern auch eine großangelegte Ausstellung und als bleibende Erinnerung wurde an der Schlosskirche eine Gedenktafel aus Bronze angebracht. Sie nimmt Bezug auf den 4. August 1886. Wenige Tage zuvor war Franz Liszt, der Schwiegervater Richard Wagners, in Bayreuth verstorben. Tochter Cosima bat den zufällig zu den Festspielen in Bayreuth weilenden Anton Bruckner an der Schlosskirchenorgel die Totenmesse musikalisch auszugestalten. Tief berührt soll sich Anton Bruckner auf der Empore eingefunden haben. Er hatte Klänge aus Richard Wagners „Parsifal“ ausgewählt und improvisierte über den Verheißungsspruch und das Glaubensthema. Die Zeitungen berichteten damals über eine „gewaltige Trauerfuge“ und über ein „Präludium seiner eigenen Composition“, das ergreifend gewirkt und höchste Bewunderung erregt habe. Natürlich kennt man als Kirchenmusiker Anton Bruckner, sagt Christoph Krückl. Vor allem von seiner Chorliteratur her, von seinen Passionsmotetten. Von den damaligen Bemühungen, Anton Bruckner tiefer ins Bayreuther Bewusstsein einzubinden sei unter anderem ein Stadtspaziergang geblieben, der in Form eines informativen Faltblattes heuer zum Jubiläumsjahr eine Wiederauflage erfahren hatte. Insgesamt zehn Mal habe sich Anton Bruckner zwischen 1872 und 1893 in der Stadt aufgehalten. Neun Mal sei er zu den Festspielen gekommen, ein einziges Mal auch außerhalb der Festspielzeit. Drei Mal war er noch zu Lebzeiten Richard Wagners hier. Wirkliche Spuren hat er hier allerdings kaum hinterlassen. Natürlich besuchte er den „Meister aller Meister“ in dessen Künstlervilla „Wahnfried“. Im Hofgarten soll er regelmäßig spazieren gegangen sein, in späteren Jahren habe er immer wieder an der Grabstätte Richard Wagners niedergekniet. Das Café Sammet im Alten Schloss gibt es schon lange nicht mehr und die Bierwirtschaft Angermann in der Kanzleistraße wurde bereits 1892 abgebrochen. Einen ganz besonderen Grund hatte Anton Bruckners erster Bayreuth-Besuch. Er wohnte im heute noch als Hotel existierenden „Goldenen Anker“ in der Opernstraße. Damals konnte er Richard Wagner als Widmungsträger seiner 3. Symphonie gewinnen, was gar nicht so einfach gewesen sein soll, wie der zufällig in "Wahnfried" anwesende Bildhauer Gustav Adolph Kietz berichtete. Wagner hatte für Bruckner ein Fässchen Bayreuther Bier geöffnet und prompt konnte sich Bruckner am nächsten Tag nicht mehr genau erinnern, welche der vorgelegten Symphonien sich Wagner ausgesucht hatte. Freilich konnte schnell geklärt werden, dass es die „Symfonie in Dmoll, wo die Trompete das Thema beginnt“ und damit die 3. Symphonie war. Eine wichtige Erinnerungsstätte gibt es aber doch noch: die evangelische Stadtkirche. Sogar die Türme hatte Anton Bruckner bestiegen, an der Orgel hat er musiziert und vor dem Gemälde „Christus am Ölberg“ von August Riedel, das sich damals wohl an einem nicht mehr existierenden Seitenaltar befand und das heute den Hauptaltar ziert, soll er immer wieder kniend im Gebet versunken sein. Sein Schüler Friedrich Klose schilderte später, wie ihn der Meister in die Stadtkirche mitnahm. Zuerst erstiegen beide die Türme, um die Stadt von oben zu sehen, dann begab sich Bruckner, nach einem stillen Gebet, an die Orgel. „... und nun begann er mit krachenden, Donnerschlägen vergleichbaren Akkorden, die Stille des Raumes zu erschüttern, um unmittelbar liebliche Arabesken folgen zu lassen, …, die einem wundervollen Praeludium als thematische Grundlage dienten“. Vom „Lärm“ gerufen eilte der Mesner herbei, um nach dem Rechten zu sehen, als er aber den honorigen Gast erkannte, übernahm er bereitwillig den Kalkantendienst, soll heißen, er bediente den Blasebalg der damaligen Orgel. So kauzig und skurril sein Auftreten auch gewesen sein mag, so hatte Anton Bruckner doch für Aufsehen in der Stadt gesorgt. In späteren Jahren seien die Mitglieder des Wiener Musikvereins mit einem Sonderzug zu den Festspielen gefahren. An der Spitze: Anton Bruckner. Die gesamte Reisegesellschaft sei mit einer Blaskapelle vorweg vom Bahnhof in die Stadt geleitet worden. Dem gesamten Tross habe er alles gezeigt, die Eremitage, die Rollwenzelei, Schloss Fantaisie, eben das, was auch heute noch als Sehenswürdigkeit gilt. Dekanatskantor Michael Dorn von der Stadtkirche hatte auch heuer zum 200. Geburtstag Anton Bruckners einige Konzerte als Bruckner-Tage zusammengefasst. Da gab es eine Hommage mit dem Bielefelder Organisten Rudolf Innig, Christoph Krückl gab ein Orgelkonzert mit Bearbeitungen zum Werk des romantischen Dreigestirns Bruckner, Liszt und Wagner und die Nürnberger Symphoniker spielten unter Hansjöreg Albrecht Bruckners 5. Symphonie B-Dur. An der Schlosskirche führte das Franz-Liszt-Symphonieorchester Sopron unter anderem Bruckners 1. Symphonie auf. Bild: Seit 1994 erinnert diese Gedenktafel an der Schlosskirche in Bayreuth an die denkwürdige Trauerfeier für Franz Liszt, die Anton Bruckner auf der Orgel musikalisch ausgestaltete. Eine Orgel feiert Geburtstag / Rieger-Orgel wird 25 – Dekanatskantor Christian Reitenspieß plant reichhaltiges kirchenmusikalisches Programm
Kulmbach. Kirchenmusikalisch steht das kommende Jahr in Kulmbach ganz im Zeichen der Rieger-Orgel in der St.-Petri-Kirche. Das Instrument wurde vor 25 Jahren eingeweiht. „Dieses Jubiläum wollen wir natürlich gebührend feiern“, sagt Dekanatskantor Christian Reitenspieß. Bei vielen Konzerten in der Petrikirche soll deshalb die Orgel im Mittelpunkt stehen. Mehrere Orgelkonzerte seien bereits fest in der Planung: Traditionell ein großes Pfingstkonzert, ein Gastspiel des Titularorganisten von Notre Dame Olivier Latry (19. September 2025) sowie ein ganzes Kulturfestival, das ebenfalls im Herbst rund um die Petrikirche stattfinden wird. Dabei soll es auch ein Cross-Over-Projekt, ein Kinderkonzert und den Auftritt einer Big Band geben. Zum eigentlichen Orgelgeburtstag im Dezember plant Christian Reitenspieß dann selbst in die Tasten zu greifen und er wird dafür sicher ein attraktives Programm auswählen. Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs wird es außerdem am 8. Mai eine Aufführung der Friedensmesse „The Armed Man“ des walisischen Komponisten Karl Jenkins geben. Das 2000 uraufgeführte Werk sei aktueller denn je, begründet Christian Reitenspieß seine Auswahl. Dabei warten die Verantwortlichen auch mit einer absoluten Premiere auf: die Kulmbacher Kantorei wird sich für die Aufführung mit dem Chor des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums zusammenschließen. Bis es so weit ist, hat Christian Reitenspieß aber auch für den kommenden Herbst eine ganze Reihe interessanter kirchenmusikalischer Veranstaltungen vorbereitet. Allen voran eine Aufführung des Requiems des französischen Komponisten Gabriel Faure am Totensonntag, 24. November um 17 Uhr in der Petrikirche. Die Proben mit der Kulmbacher Kantorei beginnen bereits Mitte September. „Tenöre und Altstimmen können wir immer noch brauchen“, sagt Christian Reitenspieß. Ansonsten sei die Kantorei aktuell aber ganz gut besetzt, wenngleich sich der Zusammenschluss mehr und mehr weg vom festen Ensemble und hin zum Projektchor entwickle. Das sei wohl auch eher die Zukunft. Alles in allem habe der Chor aber den Corona-Dämpfer sehr gut weggesteckt. Die Musikwelt gedenkt in diesem Jahr des 100. Todestages von Gabriel Faure, deshalb habe man dieses Werk ausgewählt. Faures Requiem erklinge deutlich positiver als andere Requiem-Vertonungen dieser Zeit, sagt Christian Reitenspieß. Es enthalte mehr Trost als Weltuntergangsstimmung. Den Instrumentalpart wird wieder das Kammerorchester Musica Juventa aus Halle übernehmen. Noch zuvor gibt es bereits am Sonntag, 22. September, bei freiem Eintritt in der Petrikirche eine „Hommage a Bach“ mit der Heilbronner Sopranistin Stefanie Hruschka-Kumpf und Christian Reitenspieß an der Orgel. Zur Aufführung sollen Werke kommen, „die zu Bach hinführen und die von Bach wegführen“, wie Christian Reitenspieß es formuliert. Konkret reicht die Spanne von Hildegard von Bingen bis in die Gegenwart. Das Herbstkonzert wird am Sonntag, 6. Oktober, ebenfalls bei freiem Eintritt das Vokalensemble „TonARTen“ mit einem bunten Strauß an Vokalkompositionen bestreiten. Den Instrumentalpart übernehmen Dagmar Besand und Elke Höhn (Flöte) sowie Christian Fraaz (Klavier). Außerdem wird es heuer in der Adventszeit auch wieder die Reihe „Advent im Spital“ mit Auftritten verschiedener Ensembles in der Spitalkirche sowie eine Silvestergala mit Jürgen Först an der Trompete und Christian Reitenspieß an der Orgel geben. Bild: 25 Jahre alt wird die Rieger-Orgel in der Petrikirche im kommenden Jahr. Mit dem Europa-Symposium schreibt Thurnau Kunstgeschichte / Der Bildhauer Albrecht Volk aus Hallstadt hat die Veranstaltung vor 15 Jahren ins Leben gerufen
Auch Albrecht Volk wird wieder mitmischen. Der heute 79-Jährige war bis zum Jahr 2002 als Pharmakaufmann im Außendienst tätig. Danach hat er sich ganz der Kunst gewidmet, wobei er bereits seit 1980 eigene Ausstellungen veranstaltet hat. Doch Albrecht Volk ist nicht nur Künstler, sondern auch Organisator, Manager, ein Macher eben. Er hatte als Vorsitzender zwischen 1995 und 2001 den noch immer existierenden Kunstverein „Form und Farbe“ von Arzberg nach Bamberg geholt. Er war wesentlich an der Gründung des Künstlerzusammenschlusses „focus europa“ beteiligt, für den er von 2004 bis 2008 im Vorstand saß. Albrecht Volk gestaltete die Europatage Neudrossenfeld künstlerisch aus und startete 2009 das erste Projekt mit den Workshops für bildende Künstler in Thurnau. Mitinitiator war der Berliner Michael Sauer, ebenfalls Bildhauer. Er stellte damals wie heute den Teilnehmern seinen Skulpturengarten am Oberen Markt zum Arbeiten zur Verfügung. Das Europa-Symposium Thurnau habe sich nicht nur sehr gut entwickelt, es sei vielmehr „gigantisch erfolgreich“, sagt Albrecht Volk. Die ersten Symposien hätten noch im ehemaligen Pferdestall des Schlosses stattgefunden. Heute werden die Arbeiten nach dem Symposium regelmäßig für vier Wochen im Töpfermuseum ausgestellt. Albrecht Volk stammt aus Würzburg, wo er 1944 als Sohn eines Kunsthändlers geboren wurde. IN den Nachkriegsjahren sei allerdingfs mit Kunst kein Brot zu verdienen gewesen, deshalb habe er nach einer Drogistenlehre im pharmazeutischen Außendienst gearbeitet und sei dabei bundesweit unterwegs gewesen. Losgelassen hatte ihn die Kunst freilich nie. Ab 1944 war er bei Reinhart Klesse und Edgar Stengele in die „Lehre“ gegangen. „Ich habe von Anfang an figürlich gearbeitet, das war mein Kindheitstraum“, sagt Albrecht Volk. So kam es parallel zur einer Lehrtätigkeit an der Bamberger Volkshochschule auch oberfranken weit zu ersten Ausstellungen. Zahlreiche Begegnungen mit Künstlern hätten ihn ermuntert, sich in den verschiedenen Organisationen und Zusammenschlüssen zu engagieren.
„Kunst ist eine Leidenschaft, die einen nicht loslässt“, begründet Albrecht Volk sein Engagement. So hat er bereits mehrere Skulpturenwege ins Leben gerufen, darunter den vielbeachteten von Litzendorf nach Memmelsdorf im Landkreis Bamberg oder den Weg mit dem Namen „Flußgesichter am Obermain“ mit einer Vielzahl von Skulpturen zwischen Litzendorf und Lichtenfels. Nicht zuletzt engagiert sich Albrecht Volk auch beim Verein „Naturpark Steigerwald“. Seine eigenen Arbeiten sind unter anderem in Bischberg (Fischerbrunnen), in Neudrossenfeld (Europaplatz), Ingolstadt (Wertesäule) aber auch im französischen Lempdes (Jumelage-Denkmal) und an vielen anderen Orten im In- und Ausland zu sehen. Nach dem Thurnauer Mediziner Dr. Martin Spielmann steht seit fünf Jahren Professor Dr. Dr. Manfred Gareis an der Spitze des Trägervereins des Europa-Symposiums Thurnau „Wir wollen etwas für die Region machen“, sagt Manfred Gareis. Und zwar für die Genussregion, denn Kunst und Kultur gehörten genauso zum Genuss wie Essen und Trinken. Das Besondere an dem Festival ist es, dass jeder Interessierte den Künstlern über die Schulter blicken kann. Gearbeitet wird diesmal wieder in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Schloss und im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt. Einer der Teilnehmer ist in diesem Jahr der Maler Domenico Marrone. Er ist in Thurnau kein Unbekannter, denn er war lange Jahre Bürgermeister der Partnergemeinde Positano. Mit den beiden Malern Doris Bocka aus Bindlach und Volker Wunderlich aus Goldkronach sind auch zwei Künstler aus der Region dabei. Finanziert wird das außergewöhnliche Künstlertreffen durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken-Mitte, dem Landkreis Kulmbach und einer Reihe privater Sponsoren. Tatkräftige Unterstützung kommt wie immer auch vom Markt Thurnau. Die Ergebnisse des 15. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 1. September vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 1. September um 11 Uhr statt. Bild: Abba, AC/DC und Dirndlrock / „Nachmittag der Generationen“ mit zwei Hochkarätern des deutschen Schlagers
Unter dem Motto „Herzschlag im Bierwochen-Stadl“ waren die beiden TV-bekannten Schlagerstars zu erleben. Und da hatten die beiden natürlich alle ihre Hits mitgebracht. Das vogtländische Multitalent Stefanie Hertel und der charmante Entertainer Patrick Lindner.
„Über jedes Bacherl geht a Brückerl“: noch recht volkstümlich hatte sie im Alter von zwölf Jahren ihren Durchbruch mit diesem Titel, der natürlich auch in Kulmbach nicht fehlen darf. In einer rockigen Version allerdings, so wie Stefanie Hertel überhaupt einen Wandel in ihrer Musik vollzogen hat, vom volkstümlichen Schlager hin zum „Dirndlrock“. Und noch weiter: In Kulmbach performt sie nicht nur ein Schlagermedley „Ich will Spaß, ich geb Gas“, „Im Wagen vor mir“ oder „Über den Wolken“ und ein Medley mit allen großen Hits von Abba, sondern auch das „Fliegerlied“ und „Highway to hell“ von AC/DC. Stefanie Hertel kann das und ihre vierköpfige Dirndlrockband gibt dazu alles.
Wenn dabei einer nicht fehlen durfte, dann ist das Kultmoderator Rainer Ludwig. Er ist zwar längst in die Politik gewechselt, doch den Schlagernachmittag ließ er sich nicht nehmen. Mit den Stars auf du und du heizt er die Stimmung an, ist für jeden lockeren Plausch zu haben, schnell wird klar: sein Herz schlägt Schlager. „Wir haben uns ganz bewusst dazu entschieden, den traditionellen Tag der Generationen ganz im Zeichen des Schlagers zu gestalten und unter das Motto Herzschlag im Stadl zu stellen“, erläutert Bierwochen-Organisator Michael Schmid. Der Schlager sei zu einem Phänomen geworden, das Menschen aller Altersgruppen verbinde.
Möglich gemacht haben den „Tag der Generationen“ die VR Bank Oberfranken Mitte, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, Stadt und Landkreis und natürlich die Kulmbacher Brauerei. Sie alle unterstützten die Veranstaltung auf ihre Art und Weise, so dass der Eintrittspreis relativ niedrig gehalten werden konnte. Bilder: „Herzschlag im Bierwochen-Stadl“: Stefanie Hertel und Patrick Lindner beim „Nachmittag der Generationen“.
Umsonst und draußen: Blasmusik bei Bier und Bratwürsten / Kulmbacher Stadtkapelle stimmte mit großer Serenade auf die Bierwoche ein
Kulmbach. Gute Stimmung bei bester Laune: Nach der Regenpause des vergangenen Jahres hat die Stadtkapelle Kulmbach die Tradition der Bierfestserenade kurz vor der Eröffnung der Bierwoche wieder aufleben lassen. Das Publikum belohnte die Aktivitäten der rund 40 Musiker mit Applaus, Bravo-Rufen und Jubel, wie es das Orchester sonst nur bei seinen alljährlichen Neujahrskonzerten kennt.
„Dieses Jahr dürfen wir wieder, letztes Jahr hat es geregnet“, erinnerte sich Dirigent Thomas Besand. Tatsächlich war das Plätschern des Brunnens diesmal das Einzige, was ein wenig an den Regen erinnern sollte. Thomas Besand hatte die beliebtesten Kompositionen der zurückliegenden Neujahrskonzerte ausgewählt und mit der Zusammenstellung der Stücke auch gleich einen Ausblick auf die anstehenden Konzerte gegeben. Nur der „Böhmische Traum“, der Megahit der Blasmusik, war nicht dabei. Der soll dafür aber bei der Bierwoche erklingen.
Plassenburg-Open-Airs: Alle ziehen an einem Strang / Veranstalter zieht positive Bilanz – Stars nahmen sogar an einer Burgführung teil
„Wir hatten rund 7500 Besucher“, sagt Matthias Mayer. Es habe einen starken Endspurt gegeben und auch an der Abendkasse seien, so vorhanden, immer noch Tickets verkauft worden. Damit sei das Ziel erreicht worden, das letztjährige Ergebnis mit rund 7000 Besuchern zu übertreffen. Drei Konzerte hätten in diesem Jahr das Prädikat „praktisch ausverkauft“ getragen: La Brass Banda, Haindling und die Bamberger Symphoniker. Aber auch Matthias Reim, Uriah Heep und Suzanne Vega seien stark gelaufen. Einziges Konzert mit unter 1000 Besuche sei der Auftritt der US-amerikanischen Singer-Songwriterin Suzanne Vega gewesen. „Wir hätten uns natürlich gefreut, wenn der Zuspruch auch hier noch stärkter gewesen wäre, aber das geht auch so in Ordnung.“ Als besonderes Vorkommnis in diesem Jahr bezeichnete Matthias Mayer die Transport- und Verkehrssituation aufgrund der Baustelle am Kirchwehr. „Da war teilweise schon sehr anspruchsvoll“, so der Motion-Geschäftsführer. Er hat in diesem Zusammenhang ein dickes Lob übrig, für die Stadt, deren Tourismus- und Veranstaltungsservice (TUV) und auch für die Fahrer der Pendelbusse. Die Stadt habe Wort gehalten und am Tag des ersten Konzertes die Baustelle so hergerichtet, dass die Busse sie befahren konnten. Matthias Mayer: „Ein Riesendankeschön an die Stadt, Kulmbach lebt die Plassenburg-Open-Airs“. Alle Beteiligten würden in dieser ganz besonderen Woche für Kulmbach an einem Strang ziehen. Dieser Spirit sei längst nicht selbstverständlich, aber in Kulmbach ist er wirklich vorhanden. Besonders sei auch im positiven Sinne heuer die Wettersituation gewesen. Matthias Mayer spricht von perfektem Sommerwetter, und zwar sechs Tage lang. Starkregen und Gewitter am Sonntagnachmittag hätten zwar kurzzeitig für Aufregung gesorgt, doch dann habe alles wunderbar geklappt und der Abend mit den Bamberger Symphonikern sei auch wettertechnisch einfach wunderbar gewesen. Man habe sogar noch genügend Zeit gehabt, die Stühle abzutrocknen. Selbstverständlich sei auch das nicht, Matthias Rein habe drei Tage nach seinem Kulmbacher Auftrit ein Konzert im vaden-württembergischen Esslingen wegen eines schweren Gewittersturms nach nur drei Songs abbrechen müssen. Natürlich werde es auch im kommenden Jahr wieder Plassenburg-Open-Airs geben, und zwar vom 15. bis zum 20. Juli 2025. Die sechs Tage am Stück hätten sich bewährt, vielleicht könne man irgendwann auch mal über einen siebten Tag nachdenken. Fest stehe bislang allerdings nur das Konzert der Nürnberger Symphoniker am Sonntag 20. Juli. Alle anderen Konzerte seien noch nicht ganz spruchreif. Matthias Mayer geht davon aus bis Mitte September die Namen bekanntgeben zu können. Auch von internationalen Künstlern könne man im kommenden Jahr wieder ausgehen. Mit dem Auftritt der Nürnberger Symphoniker ist auch eine Premiere verbunden, denn zum ersten Mal bei einem Plasenburg-Open-Air wird es einen ganzen Abend mit Filmmusik geben. Auf dem Progrsamm steht Musik von Hans Zimmer oder auch von John Williams. „All diese tollen Werke von Star Trek bis Game of Throns“ werden an diesem Abend auf der Plassenburg zu hören sein.“ Damit werde auch die Klassik auf der Burg um eine neue Note bereichert. Der Vorverkauf läuft bereits, noch am Sonntag seien die ersten 60 Tickets verkauft worden. Alles in allem spricht Matthias Mayer von ganz tollen Produktion an den zückliegenden Tagen, vor Ort alles sei glatt gelaufen, sämtliche Künstler seien ganz entspannt gewesen. Die internationalen Künstler, also die Bandmitlgieder von Uria Heep und auch Suzanne Vega hätten sich sogar für die Burg interessiert. Eigens für sie sei vor dem Auftrit eine englischsprachige Privatführung veranstaltet worden. Vor allem die Waffensammlung habe es Uriah Heep angetan. Info: Das Konzert am 20. Juli 2025 beginnt um 19.30 Uhr, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Karten für „Klassik auf der Burg goes Hollywood – Die große Nacht der Filmmusik mit den Nürnberger Symphonikern“ sind ab sofort unter www.plassenburgopenair.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Bild: „Kulmbach lebt die Plassenburg-Open-Airs“: der Veranstalrtungsagentur Motion aus Bayreuth zufolge haben heuer 7500 Menschen die sechs Konzerte auf der Burg besucht. Gelassen, gelöst, geschmeidig: „Bamberger“ auf der Burg / Sommerkonzert mit den Symphonikern aus der Domstadt zum Abschluss der Plassenburg-Open-Airs
Bilder: Unter ihrem Dirigenten Krzyztof Urbanski gastierten die Bamberger Symphoniker am Sonntagabend zum Abschluss der Open Airs auf der Plassenburg.
Musikalischer Botschafter des modernen Bayerns / Riesenjubel für Haindling bei den Plassenburg-Open-Airs
Hans-Jürgen Buchner ist eigenwillig und erfolgreich zugleich. Seine Musik einzuordnen ist praktisch unmöglich, denn es ist nicht unbedingt Popmusik, was Buchner macht, sondern eher eine Mischung aus bayerisch angehauchter Weltmusik, Ethno-Pop, Avantgarde, Walzer, Landler. Jedes Stück ist anders und doch völlig unverwechselbar. Der typische Haindling-Sound, der alle Generationen anspricht. Progressiv, idealistisch und ohne Rücksicht auf musikalische Trends. Hans-Jürgen Buchner ist aber vor allem eines: ein sympathischer Mensch, der nicht nur authentisch rüberkommt, sondern der authentisch ist. Ein exzellenter Musiker, dazu ein herrlicher Geschichtenerzähler, den man gebannt an den Lippen hängt.
Kaum zu glauben, dass der Ur-Bayer Hans-Jürgen Buchner ein gebürtiger Preuße ist, dass er als Keramiker den Meisterbrief besitzt, und dass er tatsächlich schon 1944 geboren wurde. Über zweieinhalb Stunden spielt er, gibt sich witzig, selbstironisch, nachdenklich, spornt das Publikum zum Mitschnippen und Mitklatschen an. Bleibt nur zu hoffen, dass Hans-Jürgen Buchner noch oft nach Kulmbach kommt, Universalkünstler wie er sind selten geworden. Bilder: Avantgarde, Ethno-Pop und Landler: Hans-Jürgen Buchners Haindling auf der Plassenburg.
Mega-Show mit „Matze“: Matthias Reim hat die Plassenburg-Open-Airs eröffnet
Und da gibt es wirklich viele davon. Alle mit Wiedererkennungsgarantie und Mitsing-Effekt. Matthias Reim ist so etwas wie der Rebell der Branche. Er war schon ganz unten und hat es immer wieder geschafft, ganz nach oben zu kommen. Unkonventionell ist er sowieso, frech und laut und einfach einer, mit dem man sich schnell identifizieren mag. Wie gern hätte man mit ihm nach der Show noch ein Bier getrunken. „Das ist einer von uns“, heißt es, wenn man Fans, die teilweise von weither gereist sind, fragt. Und tatsächlich: Hatte nicht jeder schon mal Riesenpech im Leben?
Dem Kulmbacher Auftritt hat er regelrecht entgegengefiebert. „Ich freue mich unglaublich darauf, auf der wunderschönen Plassenburg für euch zu spielen“, hat er im Vorfeld verlauten lassen. Die großartige Location biete eine einmalige Atmosphäre und wir werden dort gemeinsam einen fantastischen Abend verbringen, so Matthias Reim vor der Show. Und so kam es dann auch.
Alle frühen Hits wie „Hey, ich hab‘ mich so auf Dich gefreut“, „Ganz egal“, „Träumer“, „Wer nie durch Scherben ging“, „Einsamer Stern“ oder „Küssen oder so“, sie alle tragen stets Matthias Reims charakteristische Handschrift: hoher Wiedererkennungswert, rockiger Sound, Texte, die aufgehen und niemals gekünstelt oder erfunden wirken. Ihm nimmt man einfach alles ab. Dem typischem Reim-Sound sei dank. Einen „Special Guest“ hat er auch dabei, seinen Sohn Julian. Mit ihm zusammen singt Matthias Rein den Song „Zwei wie Pech und Schwefel“, zwei Titel singt Julian solo, außerdem gehört er zu den drei Backgroundsängern.
Leuchtende Farben, melodischer Charme und brillanter Klang/ Eindrucksvolle Aufführung: Joseph Haydns „Jahreszeiten“ unter Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspiess in der Petrikirche
Kulmbach. Es wird gerne als volkstümlich, bieder und naiv abgetan, Joseph Haydns weltliches Oratorium „Die Jahreszeiten“. Dabei ist das ländliche Stimmungsdrama bestimmt eines der am schwierigsten zu interpretierenden Werke der Oratorienliteratur. Zusammen mit der Kantorei der Stadtkirche Bayreuth stellte sich die Kulmbacher Kantorei unter Christian Reitenspiess diesem Unterfangen und präsentierte am Samstagabend in der Petrikirche eine mustergültige und eindrucksvolle Aufführung dieses großartigen Werkes. Aufgeteilt auf vier kantatenhafte Teile, die Jahreszeiten eben, beschreibt Joseph Haydn in seinem Spätwerk aus dem Jahr 1798 mit seiner charakteristischen, klangmalerischen und humorvollen Musiksprache die ländliche Idylle und das bäuerliche Leben im Jahreskreis des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Ein wenig naiv scheint es schon, was „Papa Haydn“ da geschrieben hat: die Darstellung des biederen Landvolks, das Lob des holden Fleißes, flötende Ackersleute und ein fröhlich geträllertes "heissa hopsa". Trotzdem bewegen Text und Musik noch heute, denn über den Naturalismus hinaus verweisen sie auf psychologisch tiefe Seelenzustände. Dafür und für den schlankem Klang trotz donnernder Gewitter und einer eindringlichen Jagdszene sorgt die Musica Juventa Halle, geleitet von Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspiess. Detailreich und farbig spielt der Klangkörper auf, mal derb, mal schmeichelnd melodiös. Die Musiker lassen Vögel flattern, Bienen schwirren und Fische springen. Die Tongemälde leuchten in bunten Farben, nachvollziehbar, durchsichtig und immer voller Spannung. Das Orchester zeigt dabei viel Gespür für Haydns melodischen Charme und dem scheinbar naiven Kolorit. Der Stadt- und Dekanatskantor macht dabei nicht den Fehler, auf schnelle Tempi zu setzen. Ganz im Gegenteil: Wenn es auch manchmal etwas beschwerlich klingen mag und die Längen des Werkes deutlich werden, am Ende des Herbstes zum Beispiel, so kommen doch viele Details zum Tragen, die in anderen Aufführungen schlichtweg untergehen.
Frisch und klar in der Höhe strahlt der angenehm timbrierte Sopran von Anna Nesyba aus Bamberg. Mit beeindruckendem Tonfall und darstellerischem Impetus gibt sie die Rolle der Hanne. Ein liedsängerhaft leichter Tenor ist Christian Rathgeber aus Mainz als Lukas. Er besticht vor allem durch seine deutliche Artikulation und durch klare Stimmschönheit. Plastisch und textsinnlich tritt auch Felix Rathgeber als Simon (Bass) aus Köln in Erscheinung. Tenor und Bass als Brüderpaar, das hat man auch nicht in jedem Oratorium, zumal beide ein Musterbeispiel an Textverständlichkeit abgeben. In scheinbar sattsam bekannten Nummern wie der Arie „Schon eilet froh der Ackersmann“ überzeugt Felix Rathgeber auf ganzer Linie und schafft so ein eindrucksvolles Hörerlebnis. Am Sonntag wurde Joseph Haydns Dauerbrenner noch einmal in gleicher Besetzung in der Bayreuther Stadtkirche aufgeführt. Dort hatte der Bayreuther Dekanatskantor Michael Dorn die Leitung, der in Kulmbach die Rezitative vom Klavier aus begleitet hat. Bild: So klingt Unendlichkeit: melancholisch, mystisch und meditativ / Hofer Symphoniker unter Martijn Dendievel: Drei britische Komponisten zum Abschluss der Spielzeit
Doch vor den „Planeten“ hatte Martijn Dendievel zunächst eine nahezu komplett vergessene Komposition als deutsche Erstaufführung ausgewählt, die es sich lohnt, sie näher kennenzulernen. Die 1919 in London uraufgeführte Symphonische Dichtung „Lamia“ der britischen Komponistin, Pianistin und Musiklehrerin Dorothy Howell hat ihren Ursprung in der griechischen Mythologie. „Lamia“ ist das erste große Orchesterwerk der hierzulande unbekannt gebliebenen Virtuosenkomponistin, die erst 1982 verstorben ist. Trotzdem ist das Werk noch der Romantik zuzuordnen. Was erstaunt ist der farbenreiche Orchesterapparat für das zumindest zeitlich doch recht kurze Stück. Schlängelnde Flötentöne in chromatischen Läufen, getragene Streicherklänge in einer Art Klagelied, auffallende Einwürfe der Holzbläser, schwelgerische Harfen- und Oboenklänge: das alles kennzeichnet die Komposition und das alles bringen die Hofer Symphoniker absolut spannend und überzeugend rüber. Einen großen Orchesterapparat benötigt auch die Romanze „The Lark Ascending” (“Das Aufsteigen der Lerche“) von Ralph Vaughan Williams, mit der unglaublich souverän aufspielenden jungen bulgarischen Violinistin Liya Petrova als Solistin. Eigentlich ist es ein einsätziges Violinkonzert und eines seiner bekanntesten Werke. Doch aufgeführt wird es trotzdem kaum. Dabei ist Ralph Vaughan Williams sicher ein weit unterschätzter Vertreter der klassischen Moderne und, man glaubt es kaum, ein Zeitgenosse Arnold Schönbergs. Liya Petrova interpretiert das Werk mit einer kaum zu beschreibenden Perfektion. Ihr Spiel atmet technisch und musikalisch überaus engagiert melancholischen Zauber und blitzt auf wie ein Sonnenstrahl im Londoner Novembernebel. Das Orchester übernimmt in weiten Teilen in sinnlicher Klangschönheit die Begleitfunktion. Das sah auch Martijn Dendievel so. Vielleicht hatte er deshalb zusammen mit der Geigerin gleich noch eine Zugabe von Edvard Elgar einstudiert. Die eigentliche Sensation aber war die Solozugabe von Liya Petrova. Mit wahnwitziger Technik und einem geradezu unbeschreiblichen Ausdruck interpretierte sie eine Caprice für Solovioline von Pietro Rovelli, und das auf einem Instrument, das Rovelli selbst vor weit über 200 Jahren gespielt hatte. Die Solo-Caprice sei praktisch auf dieser Geige komponiert worden, sagte Liya Petrova. Nun ist die Orchestersuite „Die Planeten“ von Gustav Holst das, was man in der Pop-Musik vielleicht als One-Hit-Wonder bezeichnen könnte. Ein Stück, das seit über 100 Jahren weltweit für Furore sorgt. Teile davon sind auch in populären Songs immer wieder zu finden („Jupiter“) und sind nicht zuletzt gibt es gleich in mehreren Sätzen auch Anklänge an Filmmusik, der „Mars“ gleich zu Beginn hat schon so einiges von Star-Wars. Die Hofer Symphoniker trumpfen mit prächtiger Spiellaune auf. Man spürt deutlich, dass es sich bei dieser Komposition um den Geniestreich eines Tausendsassas handelt. Holst hat in seinem siebenteiligen Werk die Charaktere der Sternzeichen in ihrer jeweils stärksten Ausprägung beschrieben: Das fängt schon beim „Mars“, dem „Kriegsbringer“, an. Nicht nur hier reizt Martijn Dendievel die Extreme vor allem dynamisch aus. Schnelle Tempi beim „Merkur“, dem „geflügelten Boten", überschwängliche Fröhlichkeit bei „Jupiter". Im „Neptun“, dem „Mystiker", bewegt sich die Aufführung schwebend und geheimnisvoll im Grenzbereich zwischen Klang und Sphäre, woran vor allem die rund 30 Frauenstimmen des Hofer Kammerchors und des Kammerchors der Hochschule für Musik aus Weimar unter der Einstudierung von Wolfgang Weser ihren Anteil haben. So klingt Unendlichkeit. Der Chor agiert, wie von Gustav Holst beabsichtigt, unsichtbar aus dem hinteren Bereich der Bühne. Erst zum Applaus bekommt man die Sängerinnen zu Gesicht. Martijn Dendievel und den Hofer Symphonikern gelang mit diesem Saisonabschluss eine überaus ansprechende, packende, transparente und analytische Aufführung, die vielen noch lange in Erinnerung bleiben wird und die mit ungewöhnlich langem und lautstarkem Applaus und vielen Bravo-Rufen belohnt wurde. Brückenschlag zwischen Kunst und Gesellschaft / 15. Europa-Symposium Thurnau beginnt am 26. August
„Wir wollen die Einsamkeit der Künstler durchbrechen und damit eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, in der hoffentlich viele neue kreative Ideen entstehen“, beschreibt Professor Dr. Dr. Manfred Gareis das etwas andere Format der großangelegten Veranstaltung, die traditionell eine weit überregionale Ausstrahlung besitzt. Manfred Gareis steht seit fünf Jahren als Vorsitzender an der Spitze des Fördervereines Europa-Symposium Thurnau e.V. und ist damit so etwas wie der Hauptorganisator der Veranstaltung. „Wir wollen etwas für die Region machen“, so Manfred Gareis. Und zwar für die Genussregion, denn Kunst und Kultur gehörten genauso zum Genuss wie Essen und Trinken. Das Besondere an dem Festival ist es, dass jeder Interessierte den Künstler über die Schulter blicken kann. Gearbeitet wird in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Schloss und im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt. Auch das sei neben dem Brückenschlag zu den tschechischen Nachbarn eines der erklärten Ziele: Kunst transparent zu machen und in die Öffentlichkeit zu tragen, so Manfred Gareis. Das Motto „Kunst baut Brücken“ habe über die Jahre nichts an Bedeutung verloren. „Im Gegenteil, die Beziehungen mit den europäischen Nachbarn zu stärken und gut zu gestalten ist zwischen den Künstlern völlig problemlos umsetzbar, sie haben damit Vorbildfunktion für uns alle.“ Eigentlicher Gründer ist der Bildhauer Albert Volk, der in Hallstadt bei Bamberg lebt und der das Projekt 2009 zusammen mit dem Berliner Bildhauer Michael Sauer ins Leben gerufen hatte. Albert Volk hatte die Rahmenbedingungen geschaffen und seine Kontakte genutzt, um das renommierte Symposium nach Thurnau zu bringen. Teilnehmer aus Italien ist der Maler Domenico Marrone. Er ist in Thurnau kein Unbekannter, denn er war lange Jahre Bürgermeister der Partnergemeinde Positano. Finanziert wird das außergewöhnliche Festival durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken-Mitte, dem Landkreis Kulmbach und einer Reihe privater Sponsoren. Tatkräftige Unterstützung kommt wie immer auch vom Markt Thurnau. Der Förderverein kümmert sich um die komplette administrative Abwicklung der Veranstaltung. Das fängt bei der Bereitstellung von Leinwänden, Sandsteinen und Arbeitsmaterialien an und hört bei der Unterbringung der Künstler in Thurnau noch lange nicht auf. „Wir schaffen die Rahmenbedingungen dafür, dass eine Woche lang künstlerisch kreativ gearbeitet werden kann, sagt Manfred Gareis.
Die folgenden Künstler nehmen n diesem Jahr am Europa-Symposium in Thurnau teil: Martin Auer (Würzburg), Andrea Baumgärtner (Baden-Baden), Doris Bocka (Bindlach), Holger Ritzhaupt(Röthlein), Michael Sauer (Berlin/Thurnau), Rudolf Schneidmadel (Ebelsbach), Florian Tully (Gerolzhofen), Albrecht Volk (Hallstadt), Volker Wunderlich (Goldkronach), Thomas Winkler (Pegnitz), Varvara Divisova (Karlsbad), Jan Samec (Karlsbad), Anna Vančátová (Dobris), Anna Schumacher (Prag), Denisa Ruzičková (Franzensbad), Jan Tichy (Prag), Ivo Sokol (Maler), Iwa Kruczkowska-Kröl (Krakau) und Domenico Marrone (Positano). Bilder: In Tirol ein Star, zuhause Mechatroniker im dritten Lehrjahr / Marcel Benker aus Himmelkron will mit „Auf die Plätze, fertig, feiern“ die volkstümlichen Hitparaden stürmen
Aufgenommen wurde der neue Titel in den „Seventeen Studios“ in Osttiroler Lienz. „Dort, wo auch schon die Kastelruther Spatzen, das Nockalm Quintett oder Marc Pircher ihre Hits eingespielt haben“, erklärt Marcel Benker. Die Musik hatte Uwe Altenried komponiert, den Text hatte Ernst J. Schmidtlechner geschrieben. Der eine war der Keyboarder der Klostertaler, der andere gilt in Österreich als prominenter Songtexter und Theaterautor. Das zeigt schon, Marcel Benker ist tief in der Szene verwurzelt. Trotzdem hat er sich für den professionellen Videodreh zu „Auf die Plätze, fertig, feiern“ seine Heimat Himmelkron als Drehort ausgesucht. „Wir haben alles in Ewalds Feststadel mitten in Himmelkron aufgenommen“, sagt er. Mit dabei: die Dorfjugend Fichtelberg und die Dorfgemeinschaft Prüllsbirkig“. „Nach drei Stunden war das Ding im Kasten“. Zu sehen ist das Video auf allen gängigen Social-Media-Kanälen also auf You Tube, Facebook, Instagram und was es sonst noch alles gibt. Und natürlich auf Stimmungsgarten TV, dem Fernsehsender seiner österreichischen Plattenfirma Tyrolis. Ob der Song auch auf CD erscheinen wird, ist noch nicht sicher. Über alle gängigen Kanäle wie Spotify, Apple Music, You Tube Music gibt es den Song und noch im Sommer einen zweiten, über den aber noch nichts verraten wrden soll. Wie ein typisches Wochenende bei Marcel Benker aussieht, erläutert er am Beispiel des zurückliegenden: Noch bis 22 Uhr hatte er abend einen Liveauftritt in Lichtenfels, dann wurde abgebaut, ein kurzer Zwischenstopp zuhause in Himmelkron eingelegt und schon um 24 Uhr ging es weiter nach Tirol. Mit der Gondel ging es dann auf den Obergurgl, von wo aus Radio U1 Tirol zwei Stunden live sendete. Einer der Hauptacts beim U1-Frühschoppen war Marcel Benker mit seiner Steirischen. Wenn er auch immer wieder im Ruhrgebiet auftritt, demnächst beim TC Wander Camp am Walchsee mit dabei ist oder beim Benefiz-Open-Air für krebskranke Kinder bei Augsburg: Marcel Benker ist sich für die vielen Dorffeste und Kerwas auch in der Region nicht zu schade. Demnächst spielt er beispielsweise in Tüchersfeld (06. Juli ab 19 Uhr), beim Dorffest in Prüllsbirkig (13. Juli ab 18 Uhr), bei der Kerwa in Glotzdorf (19. Juli ab 18 Uhr), beim Dorffest in Benk (27. Juli ab 18 Uhr) oder bei der Wasserwacht in Trebgast (15. September). Auch in der Werkstatt für Behinderte in Himmelkron hatte er kürzlich einen vielumjubelten Gig. Marcel Benker hat längst ein abendfüllendes Programm und könnte mehrere Stunden durchspielen ohne einen einzigen Titel wiederholen zu müssen. Obwohl alles voll professionell abläuft, hat er noch immer einen Hauptberuf. Er ist im dritten Lehrjahr zum Mechatroniker bei Mann und Hummel in Himmelkron. Das mit dem Hauptberuf soll auch erst einmal so bleiben. Auch nach der Lehrzeit, die Marcel Benker im Frühjahr 2025 abschließen wird. Geboren wurde er in Weiden. Nach dem Umzug der Eltern nach Himmelkron hatte er die Realschule in Gefrees besucht. Bereits mich sechs Jahren lernte Marcel Benker Akkordeon, später kam die Steirische Harmonika, ein diatonisch, wechseltöniges Instrument mit Knopf-Tastatur dazu. Nach ersten kleineren Auftritten ging es zum einen oder anderem Musikantentreffen ins Zillertal, dem Mekka der volkstümlichen Musik. Dort knüpfte Marcel Benker Kontakte zu den in der Szene bekannten „Zellberg Buam“, zur Gruppe „Die Fetzig´ n aus dem Zillertal“ und zu deren Produzenten Daniel Gruber. Der wiederum hatte Kontakte zum Label Tyrolis und so kam eines zum anderen. Bild: Trotz junger Jahre schon eine feste Größe in der volkstümlichen Szene: Marcel Benker aus Himmelkron. Schwebende Klänge und wortgewaltige Gedanken / ExSilentio-Kammerchor beim „Kesselhaus-Festival“
Krieg und die Folgen, Angst und Wut, sowie die Hoffnung und die Sehnsucht nach Frieden: das sind Themen, die zu allen Zeiten die Menschheit bewegt haben. Besonders die jungen Sängerinnen und Sänger beschäftigen diese Themen. Mit dem Ukraine-Krieg habe sich für sie schon etwas verändert, denn den Kalten Krieg kannten sie nur aus den Erzählungen ihrer Eltern und den Zweiten Weltkrieg nur aus Geschichtsbüchern. Die Autorin Eva Matz hat dies alles in ihren sehr persönlich gehaltenen Texten verarbeitet. Unter anderem trug sie aus ihrem Zyklus mit dem Titel „Rauchschwaden“ Wortgewaltiges vor. Darin ging es um die Bücherverbrennung während des Nationalsozialismus, um ihren Urgroßvater, der wohl Täter gewesen sei, und um den Umgang mit der eigenen Familiengeschichte.
Der Chor glänzte dabei immer wieder mit seinem homogenen Klang, perfekt ausbalanciert sollten sich die einzelnen Stimmen ineinanderfügen. Meist waren es die leisen Töne, die einen mit voller Wucht ins Mark treffen. Mit den flexiblen Sängern erzeugte Lukas Alois Roth einen wandelbaren und erstaunlichen Kollektivklang in der sensationellen Akustik der alten Fabrikhalle. Nur das Gurren der Tauben und ihr Flügelschlag übertönte die Pianissimo-Passagen. Trotzdem war es kein düsterer Abend voller Tristesse“, wie es Lukas Alois Roth schon im Vorfeld versprochen hatte. Es sollte vielmehr auch darum gehen, eine „hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft“ auszusenden. Und die ist aktuell ja nun mal nötiger denn je.
Lukas Alois Roth ist Gründer und Leiter des ExSilentio-Kammerchores. Der aus Ludwigschorgast stammende Musiker ist aber auch Gründer und Intendant des „Kesselhaus-Festivals“ und Vorstand des Vereins „Kunstwert e.V.“, der als Träger des Ensembles fungiert. Bilder: Intim, emotional und eindrucksvoll: Pop, Rock und ein Hauch von Jazz / Stimmungsvolles Sommerkonzert im Mainleuser „Kesselhaus“
Sie gilt als Meisterin des perkussiven Fingerstyle und vereint Jazz, Rock und Pop in lebendigen Melodien: Die Gitarristin Annika Teuber, die aus Marktredwitz stammt, hat gerade eine Osteuropa-Tournee hinter sich. Die 23-Jährige ist bereits international gefragt. Ihr Spiel hat Charakter, sie klingt eigenartig und besonders.
Die Auswahl der aufgeführten Werke hat auch etwas Exotisches. Wenn sich der Zuhörer darauf einlässt, kann r wunderbar in ferne Klangwelten eintauchen. Annika Teubners Spiel klingt rhythmisch belebt und optimistisch, manchmal vielleicht irisch angehaucht. Etwa bei dem Titel „Storm“ reizt sie die gesamte Palette ihres Instrumentes aus und entlockt der Gitarre folkloristische wie klassische Klänge. Und sie arbeitet dabei auch immer wieder mit Stimmungen, Kontrasten und Effekten, etwa wenn sie rhythmisch auf den Korpus ihrer Gitarre klopft oder mit beiden Händen am Steg zupft.
Ausgerechnet ein deutscher Schlager aus den 1960er Jahren ist so etwas wie der Höhepunkt des Auftritts. „Schuld war nur der Bossa Nova“ der unvergessenen Manuela im modernen Gewand und mit Mitsingeffekt. Am Ende durfte Titel sogar noch einmal als Zugabe herhalten. Stefan Endörfer erweist sich bei all dem als versierter, intimer und absolut stimmiger Begleiter. Durch diese Konzentration entsteht ein Gefühl von Nähe und Direktheit, ein rundum ehrlicher, überlegter und gekonnter Auftritt. Bilder: „Hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft“ / ExSilentio-Kammerchor beim „Kesselhaus-Festival in Mainleus
„Es soll aber keinesfalls ein düsterer Abend voller Tristesse werden“, sagt Lukas Alois Roth. Der Leiter des ExSilentio-Kammerchores steckt hinter dem Festival. Der aus Ludwigschorgast stammende Künstler und Musiker ist Gründer des Ex-Silentio-Chores, Intendant des „Kesselhaus-Festivals“ und Vorstand des Vereins „Kunstwert e.V.“, der als Träger des Ensembles fungiert. Seinen Worten zufolge gehe es vielehr darum, eine „hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft“ auszusenden. Neben klassischen Chorwerken unter anderem von Maurice Durufle gibt es die Urauffürung einer Auftragskomposition des Dresdner Komponisten Maximilian F. Nicolai. Eva Matz wird aus ihrem Zyklus „Rauchschwaden“ lesen, in der es unter anderem um die Bücherverbrennung während des Nationalsozialismus geht.
Neben dem ExSilentio Kammerchor wird auch die Geigerin Louise Garnier auftreten, eine Jungstudentin, die Lukas Alois Roth aus Dresden mitgebracht hat. Das Konzert „Freiheit. Flucht. Vertreibung“ mit dem ExSilentio-Kammerchor aus Dresden und der Autorin und Poetry-Slammerin Eva Matz findet am Freitag, 21. Juni in den Baumwollhallen auf dem ehemaligen Spinnereigelände an der Industriestarße in Mainleus statt. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt acht Euro. Begin ist um 19 Uhr, Einlaß ab 18 Uhr. Bilder: Seltene Werke und vier prächtige Stimmen / Akustisches Kleinod und höchstgelegenes Gotteshaus der Stadt: Vokalquartett Vocalisto gastierte in der Schlosskapelle der Plassenburg
Eine absolute Rarität hatte Hubertus Baumann, er ist so eine Art „primus unter pares“ des Quartetts, für die Themenführung unter dem Motto „Musica coelestis“ („himmlische Musik“) mit der Komposition „Christ ist erstanden“ aufgetan. Wer sie geschrieben hat, weiß niemand mehr, sicher ist dagegen, dass es sich um eines der ältesten deutschen Kirchenlieder handelt. Es war zugleich das einzige instrumentale Stück des kurzweiligen Nachmittags, das Hubertus Baumann selbst auf der von der Orgelbaufirma Steinmeyer komplett renovierten Wolf-Orgel der Schlosskapelle intonierte. Zuvor gab es zeitgenössisches mit dem Titel „Chi ci separerà” von Marco Frisina, mit dem das Gesangsensemble aus Bayreuth, Weismain und Kulmbach schon viele seiner Konzerte begonnen hat und das zu einer Art Markenzeichen von Vocalisto wurde. Aber auch ein spät mittelalterlicher Titel stand mit „Rejoice in the Lord” auf dem Programm. Das launige Quartett stellte mit der Programmauswahl seine große stilistische Bandbreite eindrucksvoll unter Beweis. Selten zu hörende Werke und die vier prächtigen Stimmen ergänzten sich bestens. An die Schlosskapelle als Ort von Verkündigung und Bitte erinnerte Vocalisto in seiner neuen Quartettformation mit Christiane Schütz (Sopran), Ulrike Hahn (Alt), Hubertus Baumann (Tenor) und Ulrich Förster (Bass) unter anderem mit einem Ausschnitt aus Claudio Monteverdis frühbarockem „Magnificat“. In die Renaissance, in die Romantik und in die Gegenwart entführten die Sängerinnen und Sänger mit „If ye love me“ des englischen Renaissancekomponisten Thomas Tallis , dem Lied „Wirf Dein Anliegen auf den Herrn“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und dem Titel „Esto les digo“ des zeitgenössischen Komponisten Kinley Lange. Immer wieder erstaunt das breite vokale Ausdrucksspektrum und die ungezwungene Nähe zur Sprache, die von dem Quartett an den Tag gelegt werden. Von zurückhaltender Verinnerlichung bis zu prachtvoller Klangentfaltung schaffen es die Sängerinnen und Sänger mühelos und stellen dabei ihre hohe stimmliche Kompetenz unter Beweis. Zur Schlosskapelle als Ort der himmlischen Glaubensgemeinschaft steuerte Vocalisto den Titel „Ubi caritas“ des 1978 geborenen Komponisten Ola Gjeilo bei. Vertrauter waren dann die romantischen Klänge von Joseph Rheinberger und dessen Komposition „Preis und Anbetung“, ehe das Vokalquartett R. F. Prochaskas „Über dir wach ein Engel“ zur Aufführung brachte. Schließlich finden in der Schlosskapelle immer wieder auch Trauungen statt. An diese Tradition des Gotteshauses als Ort der Liebe erinnerte Vocalisto mit „Come again“ des englischen Renaissancekomponisten John Dowland, der Komposition „Chum, chum geselle min“, die im 11. Jahrhundert in einer Handschrift des Klosters Benediktbeuren gefunden wurde, und dem Schlager „Can’t help falling in love”. Kaum zu glauben, letzteres ist ein Filmsong der doch tatsächlich für Elvis Presley geschrieben wurde. Zwei Abendlieder sollten den kurzweiligen Auftritt beenden: Albert Thates „Herr bleibe bei uns“ und das Abendlied von Johann Abraham Peter Schulz. In all den Darbietungen wurde vor allem eines deutlich: die Schlosskapelle ist ein akustisches Kleinod. Nicht umsonst hatte Vocalisto die Kirche bereits vor Jahren als Aufnahmeort für eine Weihnachts-CD ausgewählt. In seinem Vortrag beleuchtete Kastellan Harald Stark die Geschichte der Schlosskapelle, dem höchstgelegenen Gotteshaus und Konzertraum der Stadt. Dabei ging es um die Baugeschichte, die Architektur, die Innenausstattung und die vielfältige Nutzung des Gotteshauses vom 16. Jahrhundert bis heute. Interessantes Detail: die Kapelle ist einer der ältesten Markgrafenkirchen überhaupt, allerdings nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen, da sie mehrfach umgebaut wurde. Auch als Simultankirche musste sie schon herhalten, und zwar in der langen Zeit, in der die Plassenburg Gefängnis war. In dieser Zeit fanden sowohl katholische als auch evangelische Gottesdienste hier statt. Bild: Breites Ausdrucksspektrum und prachtvolle Klangentfaltung: das Vokalquartett Vocalisto mit Hubertus Baumann, Christiane Schütz, Ulrike Hahn und Ulrich Förster (von links) in der Schlosskapelle der Plassenburg. Farbenfrohe Spätromantik und ernste Strenge / Hofer Symphoniker unter Joseph Bastian ließen Klänge des Frühlings ertönen
Mit den beiden Kompositionen „D’un soir triste“ („Ein trauriger Abend“) und „D’un matin de printemps“ (Ein Morgen im Frühling“) der so jung verstorbenen französischen Komponistin Lili Boulanger und der „L’Horloge de Flore“ („Die Blumenuhr“) für Oboe und Orchester des beinahe noch zeitgenössischen Jean Françaix hatte der französische Dirigent Joseph Bastian zunächst drei echte Kleinode auf das Programm gesetzt. Danach gab es mit der 1. Symphonie c-Moll von Johannes Brahms dagegen eine der populärsten Kompositionen des symphonischen Repertoires. Die Komponistin Lili Boulanger gehört genauso wie ihre Schwester Nadia zu den legendären Persönlichkeiten des Pariser Musiklebens im 20. Jahrhundert. Bei unterhielten einen musikalischen Salon in ihrer Heimat, in dem sich illustre Gäste der Zeit begegneten. Während Nadia eine lange Wirkungszeit fast bis in die Gegenwart beschieden war, wurde Lili keine 25 Jahre alt: Eventuell ist es die Kenntnis um ihr kurzes Leben, die ihre Musik so faszinierend macht und ihr den Schleier des Melancholischen überstülpt. Das ausdrucksstarke Orchester-Diptychon "D’un soir triste – D’un matin de printemps » mit seinen komplett gegensätzlichen Charakteren gehört zweifellos dazu. Die Hofer Symphoniker unter Joseph Bastian lassen die beiden zunächst schwermütige und dann plötzlich leichtfüßige Kompositionen wunderbar erstrahlen, betonen ihre strukturelle Vielfalt und stellen die Eigenständigkeit dieser Musiksprache und ihre hohe Qualität eindrucksvoll heraus. Schade nur, dass sich diese musikalischen Kleinode international noch immer nicht so richtig durchsetzen konnten und immer noch ihrer Entdeckung harren. Vielleicht konnten die Hofer Symphoniker mit der Aufführung der Werke ein Stück dazu beitragen. Bemerkenswert ist der unglaubliche Reichtum an Klangfarben, an überraschenden Wendungen und an Debussy-Anklängen allemal. Den Geist der wunderschönen Komposition „L’Horloge de Flore“ des unterschätzten Komponisten Jean Francaix fangen die Symphoniker unter Joseph Bastian trefflich ein. In seiner Komposition setzt der erst 1997 verstorbene Franzose die Vielfalt von üppiger Blumenpracht musikalisch in Szene. Die Blumen öffnen im Tagesverlauf nacheinander ihre Blüten. Was für eine nette Idee für eine Komposition! Die Suite interpretierte Céline Moinet, Solo-Oboistin der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Professorin an der dortigen Hochschule für Musik, lebendig und einfühlsam. Auch wenn Jean Francaix eher ein Zeitgenosse ist, atmet seine Musik noch den Hauch der Salons an der Seine. Originell ist die klare, leichte und durchsichtige Tonsprache allemal, wie es die Interpretation der Hofer Symphoniker zeigt. Sie musizieren atmosphärisch dicht, die Solistin überzeugt mit ihrem lyrisch versonnenen Ton, technisch absolut versiert und virtuos. Anklänge an die Moderne sucht man hier vergebens. Dem Komponisten ging es um „schönes Musizieren“ und um geistvolle Unterhaltung, und die war auf jeden Fall gegeben. Celine Moinet setzt mit ihrer Zugabe, der Solominiatur „Pan“ des britischen Komponisten Benjamin Britten einen interessanten Schlusspunkt des ersten Teils. Nach der Pause dann mit der ersten Symphonie von Johannes Brahms ein echter Gigant. Joseph Bastian kostet die allseits bekannte Partitur trotz rascher Tempi intensiv aus, greift ihre vielen liebevollen Details auf und musiziert absolut souverän. Die Hofer Symphoniker legen einen satten und warmen Klang an den Tag, folgen dem Dirigenten flexibel und treffsicher in sämtlichen Tempo- und Dynamikbewegungen. Dieser Brahms besitzt Frische und Energie, die dennoch Einfühlungsvermögen und dunkle Stimmungen nicht ausschließt, vom heroischen Kopfthema zu Beginn bis zum gewaltigen Finale. „Von Franken in die Welt“ / Angela Metzger unterrichtet Orgelliteratur an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik - Konzert am 18. Juni in der Bayreuther Stadtkirche
Angela Metzger ist so etwas wie eine Überfliegerin. Sie studierte Kirchenmusik und Orgel bei Edgar Krapp und Bernhard Haas an der Hochschule für Musik und Theater in München und schloss jeweils mit Auszeichnungen ab. Doch das war ihr nicht genug. Parallel dazu gab es ein weiteres Studium der Oboe am Innsbrucker Landeskonservatorium bei Konrad Zeller. Wenn sie sich doch letztlich für die Orgel entschied, dann war dies ihrem Drang nach Freiheit geschuldet. „Als Konzertorganistin habe ich kaum Vorgaben“, sagt sie. Angela Metzger ist ihre eigene Chefin, ihre eigene Agentin und Herrin über ihr Programm. Was ihr besonders wichtig ist: keine Woche gleicht der anderen. Vor etwa zwölf Jahren habe sie entdeckt, wie viel Spaß die Lehrtätigkeit machen kann. Zunächst hatte sei einige Privatschüler, dann vertrat sie im Wintersemester 2017/2018 ihren Lehrer an der Hochschule in München und schließlich reagierte sie auf die Ausschreibung aus Bayreuth. Es sei schön zu sehen, wie es vorangeht, sagt sie mit Blick auf ihre Studenten, wobei bei ihr das Motto fördern und fordern an erster Stelle steht. Mittlerweile gibt Angela Metzger auch Meisterklassen in England, Frankreich und Spanien.
Für Angela Metzger ist die Orgel schon ein ganz besonderes Instrument, eine „Lebensaufgabe“, wie sie sagt. Die meisten Orgelwerke seien im kirchlichen Kontext, sowohl inhaltlich, als auch räumlich entstanden. Wenn man im kirchlichen Umfeld aufgewachsen ist, dann sei die Grundlage für das Verständnis einfach irgendwie vorhanden. Ein untergeordnete Rolle spielt es für die Organistin dabei, dass sie katholisch ist und auch katholische Kirchenmusik studiert hat. Unter den vielen Preisen, die sie erhalten hat, ragt einer ganz besonders heraus: 2019 wurde ihr der Bayerische Kunstförderpreis des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst verliehen. Ihr Album „Raumgestalten“ an den Orgeln für Neue Musik der Kunst-Station Sankt Peter Köln wurde von der Fachpresse als Referenzaufnahme gelobt und war für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert.
Bei ihrem Konzert in der Bayreuther Stadtkirche präsentiert Angela Metzger am Dienstag, 18. Juni um 20 Uhr ein Programm mit dem Titel „Zwischen Himmel und Erde“. Damit möchte sie verschiedene Aspekte dieses Spannungsfelds auf physischer, metaphysischer und religiöser Ebene ausloten: Tag und Nacht, Bangen und Sehnen, Hoffnung und Erlösung. Sie selbst bezeichnet das Konzert als absolutes Unikat, denn in dieser Zusammensetzung hat sie es noch nie aufgeführt. Es erklingen Werke von Max Reger (Choralfantasie „Halleluja! Gott zu loben“) , Herbert Howells („Psalm Preludes“), Betsy Jolas („Musique de jour“), Louis Vierne („Hymne au soleil“ und „Feux follets“) sowie Johann Sebastian Bach („Vater unser im Himmelreich“). Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 5 Euro, Karten gibt es an der Abendkasse. Bilder: Die international renommierte Konzertorganistin Angela Metzger unterrichtet seit dem Wintersemester an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth. Foto: schneiderphotographyKürzungen bei kreativen Fächern? / Mehr Mathe und Deutsch statt Musik und Werken – Umstrittene Pläne des Kulturministeriums Kulmbach. Um Grundschüler künftig in den Fächern Schreiben, Lesen und Rechnen fit zu machen, soll es nach dem Plan des Kultusministeriums ab dem kommenden Schuljahr weniger Unterricht in Musik, Kunst und Werken geben. Der Plan ist umstritten. Hintergrund ist das schlechte Abschneiden der Grundschüler bei der zurückliegenden Pisa-Studie in den Fächern Mathematik und Deutsch. Die „kreativen Fächer“ Musik, Kunst und Werken soll es zwar auch im kommenden Schuljahr noch als Einzelfächer geben, doch sie sollen zusammengelegt und damit flexibler eingesetzt werden. Was auch immer das heißen mag. Wir sprachen mit Petra Rauh, der Leiterin des Staatlichen Schulamtes Kulmbach und mit Hubertus Baumann, Musiklehrer am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium in Kulmbach. Interview mit Hubertus Baumann vom MGF: Herr Baumann, in den Grundschulen sollen kreative Fächer zu Gunsten des Mathematik- und Deutschunterrichtes nach dem Plan der Staatsregierung gekürzt werden. Warum interessieren Sie sich als Musiklehrer am Gymnasium für diese aktuelle Diskussion? Das Thema betrifft alle Grundschüler, über eine halbe Million, in ganz Bayern, besonders Klasse 3 und 4. Die Stundenumschichtungen werden auch Auswirkungen auf den musischen Unterricht an den weiterführenden Schulen, also auch an Mittelschule, Realschule und am Gymnasium haben. Die „Pisa Offensive Bayern“ soll auch in anderen Schularten fortgesetzt werden. Was steckt Ihrer Meinung nach hinter diesem Vorhaben? Die Stundenumschichtungen begründet das Kultusministerium mit dem schlechten Abschneiden bei der OECD PISA Studie aus dem Jahre 2022. Man muss wissen, dass hier eine Stichprobe nicht bei Grundschulkindern, sondern bei 15-jährigen Schülerinnen und Schülern, angeblich in allen Kompetenzbereichen erhoben wurde. Dadurch dass in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, nicht nur Muttersprachler, sondern auch Migrantenkinder in die Pisa-Studie mit aufgenommen wurden, ist es meines Erachtens nicht verwunderlich, sondern zwingend, dass die Leistungen in Lesekompetenz, Naturwissenschaften und Mathematik schlechter als vier Jahre zuvor 2018 ausgefallen sind. Der aktuelle Leistungsabfall bei der PISA-Studie ist also bei einer Personengruppe gemessen worden, die 2018 elf Jahre alt war, da waren diese Kinder auch gar nicht mehr in der Grundschule. Was hat es mit der PISA-Offensive Bayern auf sich? Die in dem Rahmenkonzept der PISA Offensive Bayern Lesen Schreiben Rechnen im Fokus dargestellte Analyse ist interessant: Die Bildungsforschung begründet den Leistungsabfall erstens mit der zunehmenden Heterogenität der Lerngruppen. 39 Prozent unserer Schulkinder in Deutschland hätten einen Zuwanderungshintergrund. Manche von diesen haben natürlich größere Sprachbarrieren und wenn ein Kind Fragen gar nicht richtig versteht, kann es diese auch nicht oder nur schlecht beantworten. Als zweites sei eine sinkende Leistungsmotivation zu beobachten, als drittes verweist das Kulturministerium in seinem Papier auf die Auswirkungen der Pandemie bedingten Schulschließungen. Aus dieser Ursachenanalyse leitet das Ministerium den Auftrag ab, die Basiskompetenzen Lesen Schreiben Rechnen verstärkt zu fördern. Dies würde auch allen anderen Fächern zugutekommen. Lesen, Schreiben und Rechnen benötigen wir täglich. Warum ist es aber auch von Bedeutung, dass Fächer, wie Kunst, Musik oder Werken im Stundenplan stehen? Es geht gerade in Bayern um eine ganzheitliche Bildung und da gehören die musischen Fächer elementar dazu. Bayerische Verfassung, Schulordnung, Lehrpläne, Studien, zuletzt die Vereinbarung zur Arbeit in der Grundschule vom März 2024 der Kultusministerkonferenz, Politiker betonen das immer wieder. Welche Kompetenzen erlernen Schüler durch kreative Fächer? Konkret durch Musik? In allen Schularten wollen wir Persönlichkeitsbildung betreiben. In dem Wort Person steckt das lateinische Verb personare, also durch und durch ertönen. Der Begriff kommt aus der Theaterkunst. Nun ist es das Fach Musik per se, das Tönen und Durchklingen praktiziert und bei anderen beschreibt und untersucht. Die Förderung einer gesunden Sprechstimme, das klare Artikulieren der Buchstaben, das ausdrucksstarke Lesen ist doch auch gleichzeitig ein großes Anliegen des Faches Deutsch. Wenn wir im Musikunterricht über Instrumente und Komponisten uns Gedanken machen, darüber sprechen, darüber etwas aufschreiben, machen wir auch Deutschunterricht. Gemeinsames Musizieren ist Förderung von Teambildung, kleine und große Auftritte vorbereiten und gestalten ist eine Form von Präsentationslernen. Dass man mit Musik auch unser Innerstes, unsere Gefühle, unsere Seele berühren kann, ist allseits bekannt. Und gerade in Zeiten nach Corona wissen wir doch, wie wichtig soziale Kontakte, gemeinsame Arbeit, Verantwortung für das gemeinsame Projekt und Resilienzfähigkeit sind. Warum wollen wir dann unseren Grundschülern nicht mehr im vollen Umfang diese musische Förderung und damit diese wichtigen sekundären Transfereffekte auf sprachliche Bildung und soziales Lernen zukommen lassen? Können Sie die Entscheidung der Staatsregierung nachvollziehen, es geht ja auch um den Mathematik- und Deutschunterricht? Leider hat man, nicht wie im Vorwort des Rahmenkonzeptes der Pisa Offensive angesprochen, mit allen in der Schulfamilie, zum Beispiel dem Verband der bayerischen Schulmusik, über die Auswirkungen der Umschichtungsmaßnahmen in der Stundentafel gesprochen und offenbar nun unter politischen Druck in meinen Augen voreilig Dinge beschlossen, deren negative Auswirkungen nicht nur von Musikverbänden und internationalen Künstlern beschrieben wurden. Die passende Antwort auf die stimmige Diagnose Leistungsabfall wäre eine Erhöhung der Stundenzahl gewesen. Das kostet aber Personal und Geld. Leider gibt es seit Jahren viel zu wenige ausgebildete Musiklehrer an den Grundschulen. Welche Auswirkungen wird das Kürzen von Musik, Kunst und Werken auf die Schüler haben? Was bedeutet diese Entscheidung für Ihre Schule? Die Kinder werden weniger musisch und handwerklich gebildet zu uns kommen. Das Singen wird noch weniger Bedeutung haben. Den Ausfall der positiven Transfereffekte auf das Lernen allgemein werden letzten Endes alle Kollegen auch an den weiterführenden Schulen indirekt spüren. Und anders betrachtet: Wird das Kind, was sich in Deutsch und Mathematik schwertut durch den Zusatzunterricht wirklich besser werden? Verwehrt man ihm bei Einschränkung des musischen Unterrichtes nicht auch die Möglichkeit wenigstens da Erfolgserlebnisse einzufahren und vielleicht daraus Motivation für die weniger erfolgreichen Fächer zu schöpfen? Ist das letzte Wort schon gesprochen, es läuft ja auch eine Petition von Kritikern gegen das Vorhaben? Das Kultusministerium hat den Beschluss der Politik bereits in die Wege geleitet. Haben Sie Ideen, wie man aus der Situation für die Grundschulkinder noch etwas retten könnte? Ja. Aktuelle Maßnahmen: Kooperationen: Unsere Schule, das MGF Gymnasium Kulmbach, unterstützt die benachbarte Grundschule auf zweierlei Weise. Wir haben seit zwei Jahren einen Kooperationschor zwischen den Kindern der 4. Klasse und unseren Kindern der 5. und 6. Klasse. Das wird gut angenommen, bereits jetzt haben sich aus der 3. Klasse sieben Interessenten gemeldet. Ferner haben wir mit den Kollegen der Grundschule eine Doppelstunde Instrumentenkunde gestaltet. Engagierte Instrumentallehrer könnten bereits jetzt an den Grundschulen ihre Fachkompetenz zusammen mit der didaktischen Kompetenz der Grundschullehrer einbringen. Die Obere Schule hat zum Beispiel mit Sebastian Hümmer einen großartigen Kollegen an der Angel. Und mittel- und langfristig? Mittelfristig: Interne Fortbildungen unter den Grundschullehrern werden angeregt und sind natürlich hilfreich. Langfristig: In der Lehrerausbildung müssten alle Grundschullehrer noch stärker auch in der musikalischen Grundbildung und im Singen geschult, mehr Lehrer mit Schwerpunktfach Musik angeworben werden. Und politisch? Entscheidungen jetzt überdenken und nachjustieren! Überstürzte Maßnahmen sind selten gewinnbringend, wie die Einführung des G8 gezeigt hat. Für unsere Jüngsten, die unsere Zukunft gestalten werden, muss das allerbeste Bildungsangebot selbstverständlich sein. Wir sind es ihnen schuldig. Info: Als weiterführende Schule ist das MGF von den Plänen zwar nicht direkt betroffen aber dennoch von der Grundlagenarbeit in den Grundschulen abhängig. Hubertus Baumann ist am MGF nicht nur Fachschaftsleiter Musik, sondern auch Mitglied des Vorstandes des Arbeitskreises und Sprecher der Musiklehrkräfte der musischen Gymnasien in Bayern. Interview mit Petra Rauh, Leiterin des Staatlichen Schulamtes Kulmbach: Frau Rauh, kreative Fächer sollen zu Gunsten des Mathematik- und Deutschunterrichtes nach dem Plan der Staatsregierung gekürzt werden, was steckt dahinter? Musik, Kunst sowie Werken und Gestalten werden nicht in einem gemeinsamen Schulfach zusammengelegt. Sie bleiben eigenständige Fächer – auch im Stundenplan. Jedes dieser Fächer kann mit der gleichen Stundenzahl wie bisher unterrichtet werden. Die Schulen kennen die Talente und Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler am besten. In Absprache mit dem Schulamt legen die Schulen aktuell die Stundenplanung für das kommende Schuljahr fest. Mehr Flexibilität ermöglicht deshalb eine noch passgenauere Förderung. Lesen, Schreiben und Rechnen benötigen wir täglich. Ist es nicht auch von Bedeutung, dass Fächer, wie Kunst, Musik oder auch Werken im Stundenplan stehen? Die ganzheitliche Bildung stellt nach wie vor eine wesentliche, zentrale und wichtige Säule dar. Zu betonen ist, dass keine Fächer gestrichen und auch keine Fächer gegeneinander „ausgespielt“ werden. Welche Kompetenzen erlernen Schüler durch kreative Fächer? In der Schule ermöglicht die kulturelle Bildung den Schülerinnen und Schülern Zugänge zu Kunst und Kultur sowie zum eigenen künstlerischen Potenzial. Ein ästhetisches Wahrnehmen, Erleben und Gestalten erfahren sie als Bereicherung des Lebens und der eigenen Persönlichkeit. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Bewusstsein für künstlerisches Schaffen und schätzen die Bedeutung kultureller Leistungen für die Gesellschaft. Welche Auswirkungen wird das Kürzen von Musik und Kunst auf die Schüler haben? Die Bedeutung des Faches Kunst für die kulturelle Bildung wird im LehrplanPLUS der Grundschule festgelegt: Bilder verstehen, durch Bilder kommunizieren, bildliche Darstellungsformen finden und erproben, Fantasie und Kreativität entfalten sind Voraussetzungen sowohl für die Orientierung in einer zunehmend von Bildern geprägten Welt als auch für eine gelingende Teilhabe am kulturellen Leben. Die dafür notwendigen Grundlagen erwerben die Kinder in der Grundschule vor allem auch im Fach Kunst. Und die Musik? Das Fach Musik trägt zur allgemeinen und zur kulturellen Bildung sowie zur Persönlichkeitsentfaltung bei. Durch unterschiedliche musikalische Aktivitäten entdecken die Schülerinnen und Schüler auch individuelle Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks. Sie erleben, dass Musik machen und Musik wahrnehmen ihr Leben bereichern kann. Auch das Fach Werken war im Gespräch? Durch das lebenspraktische Fach Werken und Gestalten entwickeln die Kinder Freude an der eigenen Tätigkeit und an den selbst geschaffenen Werkstücken. Dabei entfalten die Schülerinnen und Schüler ein ästhetisches Bewusstsein. Wird es mit den Plänen gelingen, Schüler für die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen fit zu machen? Das Ziel der PISA-Offensive für die Grundschulen ist die Stärkung der Basiskompetenzen. Die Grundschule legt die Basis für den Bildungserfolg: Lesen, Schreiben und Rechnen sind maßgebliche Kompetenzen und grundlegend für den Kompetenzerwerb in allen Fächern. Ab dem Schuljahr 2024/25 wird die Lernzeit in den Fächern Deutsch und Mathematik erhöht, dies eröffnet damit noch mehr Zeit zum Erlernen, Üben, Sichern und Vertiefen. Professor an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis / Bundesweit einmaliger Schwerpunkt: Timm Siering ist Professor an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik
Was Timm Siering in jungen Jahren geleistet hat, würde bei anderen nicht in ein ganzes Berufsleben passen. Er hat sowohl in der evangelischen Theologie als auch in der Musikwissenschaft promoviert, war Kirchenmusiker an verschiedenen Gemeinden, hat einen Lehrauftrag an der Universität Greifswald und ist Vikar im Ehrenamt an der Stadtkirche Bayreuth. Und das ist noch lange nicht alles. Timm Siering stammt aus der Nähe von Kassel. Im Alter von acht Jahren begann er das Spiel auf der Posaune, die noch immer sein Hauptinstrument darstellt. Schnell kam er mit den Posaunenchören seiner Heimat in Berührung, später kam eine Jugendband dazu, in der er die Trompete spielte. Vom Musizieren in den Posaunenchören schwärmt er noch immer. „Musik schafft Gemeinschaft, Musik hat etwas Verbindendes“, sagt er und dieser geist des Miteinanders komme in den Posaunenchören besonders stark zum tragen. Kein Wunder, dass er auch an seinem heutigen Wohnort Wirsberg dem dortigen Posaunenchor angehört. Mit der Jugendband machte er später Straßenmusik, so richtig mit dem Hut vor den Musikern. Von dem Geld habe man sich Noten und Instrumente angeschafft. Spätestens zu dem Zeitpunkt sei für Timm Siering klar gewesen, dass Musik einmal sein Beruf werden sollte. „Ich wollte Tag und Nacht Musik machen“, sagt er. Sein Instrument wurde dann aber doch erst einmal der Computer. Er studierte Lehramt für Musik und Religion in Hannover, evangelische Theologie in Wuppertal und Göttingen, Kirchenmusik mit dem Schwerpunkt Bläserchorleitung in Herford, Musik- und Religionspädagogik in Kassel sowie kulturelle Musikwissenschaft mit Religionswissenschaft und Skandinavistik in Göttingen. In der Kirchenmusik besitzt Timm Siering den D-Schein, und das B-Bläserzertifikat. Die Musikwissenschaft hat er mit dem Master abgeschlossen. Wie er das zwischen 2013 und 2019 alles geschafft hat, bleibt sein Geheimnis. Finanziert hat er es durch das Spiel auf der Orgel. Jedenfalls wirkte er danach als Vikar der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland in Züssow/Vorpommern und legte danach noch ein Aufbaustudium zu politischer Theologie in Göteborg drauf. Dann wollte er mit Familie dauerhaft nach Schweden ziehen und kaufte gleich mal ein Häuschen. Und zwar in Lönneberga. Den kleinen Ort mit seinen 170 Einwohnern gibt es wirklich und nicht nur in den Büchern von Astrid Lindgren, die ganz aus der Nähe stammt. Noch heute gehört seine Familie zur dortigen Kirchengemeinde. Mit seiner Frau, einer gelernten Erzieherin hat Timm Siering drei Kinder im Alter zwischen einem und vier Jahren. Doch Bayreuth kam dazwischen. „Ohne Bayreuth wären wir ausgewandert“, sagt er. Die Ausschreibung der Hochschule für evangelische Kirchenmusik sei wie gemacht gewesen für ihn. Am 1. Oktober 2022 hatte er hier seinen Dienst angetreten. Er sieht sich hier an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. Seine Studenten will er „sprachfähig“ machen, wie er es nennt und ihnen eine andere Dimension des Wissens aufschließen.Schließlich besitze Musik in der Kirche die allergrößte Bandbreite, von klassisch bis populär. Populär ist auch die musikalische Vorliebe von Timm Siering. Er liebt die Musik von Louis Armstrong. Wo andere Kirchenmusiker durch die Bank Johann Sebastian Bach nennen schwärmt Timm Siering für „Satchmo“. Er bewundert den hohen künstlerischen Anspruch seines Lieblingsmusikers und die große Authentizität im Leben und in der Musik des Trompoeters und Sängers, der mit seinem Hot „What a wonderful world“ unsterblich wurde. Bild: In Bayreuth angekommen: Tomm Siering ist an der Hochschule für evagelische Kirchenmusik in Bayreuth Professor im Kirchendienst für Musikpädagogik und Musikwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Musik in der Kirche“. Der Krake hat gewonnen / Kunstaktion von Andreas Woitzik zum Gössi Open Air 2024
Andreas Woitzik wurde als Illustrator beauftrag, das Plakat und die Flyer zu gestalten. Dazu gibt es eine Art Suchspiel. Wie der Künstler erklärt, gibt es ein besonderes Plakat, das sich von den andere abhebt. Es wird an einem Ort angebracht, der nicht bekannt gegeben werden soll. Wer es findet und ein Foto an Andreas Woitzik schickt, bekommt nicht nur freien Eintritt zum Open Air, sondern auch ein Freigetränk einen Fine Art Print vom Künstler persönlich und ein Album der Headliner Band Bambägga. Das gesuchte Plakat hebt sich dadurch von den anderen ab, dass auf dem Schild der abgebildete Krake das Wort „Gewonnen“ steht. Laut Andreas Woitzik wird es dieses Plakat in diesen Tagen an einem besonderen Ort aufhängen. Aufgabe des Finders wird es sein, das Plakat zu fotografieren und in seine Instagram/Facebook Story zu stellen und mit „woitzik.art.illustration“ verlinken.
Beim Gössi Open Air 2024 sind auch Familien herzlich willkommen. Diesmal übernimmt die „Wald und Wiesenbande“ aus Mainroth das Kinderschminken und die „Cantine Kids“ sind wieder am Kuchenstand am Start. Es ist ausreichend Platz zum Parken und gegebenenfalls, um zu übernachten. Die Veranstalter bitten allerdings darum, den Platz sauber zu halten. Bilder: Luft in der Kultur wird dünner / Steigende Kosten, steigende Ticketpreise: Regionale Kulturanbieter spüren Gegenwind Kulmbach. Die britische Popsängerin Adele kommt im Sommer für zehn Konzerte nach München. Dafür wird eigens ein Pop-Up-Stadion errichtet. Einfache Stehplatztickets kosten derzeit bei Eventim ab 230 Euro. VIP-Tickets mit früherem Einlass, einem „Premium-Sitzplatz“ und allerhand Schnickschnack kosten schon mal vierstellig. So wie der Vorverkauf derzeit läuft, sind offenbar viele Fans bereit, so viel Geld für zwei Stunden Live-Musik zu zahlen. Doch wo soll das hinführen, fragen sich viele. Kleine Konzertveranstalter glauben, dass es zu Ihren Lasten geht, und, dass die Kultur auf dem flachen Land langsam, aber sicher ausbluten wird. Wir haben vor Ort einmal nachgefragt. „Die Eintrittspreise sind eigentlich ziemlich gleichgeblieben“, sagt Matthias Mayer von der Agentur Motion in Bayreuth. Sie veranstaltet neben den Plassenburg-Open-Airs auch das Seebühnenfestival auf dem Landesgartenschaugelände in Bayreuth, den dortigen Comedy-Herbst oder das Leselust-Festival. Einfach sei es allerdings nicht, die Ticket-Preise gleich zu halten, weil tatsächlich die Kosten enorm gestiegen sind. Wir haben aber den Eindruck, dass man in der jetzigen Situation mit Inflation und hohen Energiepreisen die gestiegenen Kosten nicht umlegen kann. Als größte Kostentreiber bezeichnet Matthias Mayer die Löhne. So seien die Kosten der Security oder die der Techniker um 50 Prozent gestiegen. Auch die Busse seien teurer geworden, eigentlich sei alles seit der Pandemie massiv teurer geworden, nicht zuletzt deshalb, weil auch viele Menschen die Branche verlassen haben und dadurch ein eklatanter Mangel an Arbeitskräften besteht. „Wenn Fachpersonal fehlt, dann treibt es die Preise in die Höhe. Bei den ganz großen Produktionen sei es den Leuten fast egal, was sie bezahlen müssen. Aber bei den kleineren und mittelgroßen Produktionen sei es schon so, dass die Kunden auch auf den Preis schauen. Mit Blick in die Zukunft hofft Matthias Mayer, dass sich das Geschäft auf dem derzeitigen Niveau stabilisiert. Es müsse sich auch zeigen, wie viele Menschen wieder in die Branche zurückkommen. Aus der lokalen Perspektive heraus sei das alles schwer abzusehen. Für Kulmbach müsse man ganz klar sagen, dass die enge Zusammenarbeit mit der Stadt von größter Bedeutung sei. „Ohne die Stadt würde es das Plassenburg-Open-Air nicht geben können.“ „Es ist schön, dass nach dem tiefen Einschnitt durch die Pandemie die Kulturszene langsam wieder etwas Zuversicht erfährt und die Zuschauer wieder Vertrauen fassen“, sagt Anja Dechant-Sundby, künstlerische Leiterin der Naturbühne Trebgast. „Wir spüren, dass sich unsere Gäste im Vergleich zu den letzten beiden Jahren auch wieder leichter zutrauen, Tickets im Voraus zu sichern.“ Leider hätten sich aufgrund der Preissteigerung vor allem bei Energiekosten, Material und Personal auch bei der Naturbühne große Unkosten ergeben. „Diese haben wir bei Weitem nicht an unsere Zuschauer weitergegeben“, so Anja Dechant-Sundby. Die Preisanpassungen der letzten Jahre lägen knapp über dem Inflationsausgleich. „Wir sind stets bemüht, unsere Preise familienfreundlich zu halten und so Kultur für jeden zugänglich zu machen, dies wird immer mehr eine Herausforderung.“ Durch Kooperationen und Austausch mit anderen Kulturschaffenden in der Region gelinge es der Naturbühne, Synergien zu schaffen. Neue Formate wie unsere „Naturbühne unterwegs“ seien eine Möglichkeit, die Menschen vor Ort zu erreichen und mehr Zuschauer abzuholen. Die künstlerische Leiterin: „Wir haben das Gefühl, damit die Bedürfnisse unserer Zuschauer zu treffen und freuen uns, das dies gut angenommen wird.“ Allerdings seien wir als gemeinnütziger Betrieb unheimlich dankbar, viele ehrenamtlich Aktive und starke Unterstützer zu haben, ohne die diese Bestrebungen und die niederschwelligen Preise nicht haltbar wären. Nur durch ein Miteinander, gegenseitige Unterstützung und die Akzeptanz unseres treuen Publikums sei es möglich, in diesen Zeiten, in denen die Luft in der Kultur beständig dünner wird, vielfältige Theatererlebnisse anzubieten und die Lust und Freude an wertvoller Kulturarbeit weiterzugeben. Vielfältige Theatererlebnisse bieten auch die Buschklopfer in Kulmbach. Die letzten Stücke seien ausgezeichnet gelaufen, sagt Carolin Wagner, die 1. Vorsitzende. Sowohl das Kinderstück im Advent 2023 „Piraten in der Rumpelkammer“ als auch das Abendstück im Februar und März dieses Jahres „Karlis Tante“. „Über Zuschauermangel können wir uns wirklich nicht beklagen“, so die Vorsitzende. Der Vorverkauf für das Sommerstück, „Unkraut“, könnte dagegen gerne noch etwas anziehen. Im Sommer fänden aber eben auch sehr viele andere Veranstaltungen statt und vor allem mit der Naturbühne Trebgast sei die Konkurrenz groß. Carolin Wagner sagt aber auch: „Natürlich sind mit gestiegenen Kosten, bei uns vor allem Miete, Strom und Gas, Erhöhungen der Ticketpreise nicht zu vermeiden.“ Für den kommenden Winter kündigt sie eine moderate Erhöhung von derzeit 16 auf 17 oder 18 Euro an. Trotzdem: „Wir können sagen, der Verein ist gut aufgestellt und bei uns geht es absolut nicht um die Existenz.“ Ein großes Dankeschön richtet Carolin Wagner an das treue Publikum: „Das uns neben den Tickets auch gerne mal mit ein paar Euros in der Spendenschachtel unterstützt.“ Nicht nur bei den Buschklopfern, sondern in mehreren Theatern aktiv ist Georg Mädl. So kann er auch etwas über den Tellerrand des eigenen Vereins blicken und sagen: „Im Theater ´Das Baumann´ läuft’s, beim Schauhaufen läuft’s, bei der Dorfbühne Marktschorgast läuft’s! Auch bei den Faust-Festspielen in Pottenstein.“ Theater werde sehr gut angenommen und bereite den Machern und den Zuschauern nach wie vor gleichermaßen Freude. So ganz und gar nicht in das große Klagelied einstimmen, möchte Rüdiger Baumann vom Theater „Das Baumann in Ziegelhütten. „Es geht mir gut“, sagt er. „Unsere Eintrittspreise haben wir stabil gehalten, weil wir nicht mit am Kreiskarussell drehen wollten. Wenn alle alles teurer machen, wird alles teurer.“ Die Energiekosten seien natürlich gestiegen, aber er versuche, mit dem Einsatz von Gas und Strom umsichtig umzugehen. Dennoch müsse keiner frieren oder im Dunklen sitzen. „Unserem Publikum sind wir sehr dankbar dafür, dass es uns die Treue hält“, so Rüdiger Baumann. In den letzten beiden Jahren seien alle Aufführungen sämtlicher abendfüllenden Stücke ausverkauft gewesen. „Es sieht so aus, als sei die Existenz nicht bedroht, so lange die Qualität passt, die Gesundheit und die eigene Leistungsfähigkeit mitmachen und die äußeren Umstände nicht dramatisch abstürzen.“ Die Zusammenarbeit mit anderen Theatern geschehe auf freundschaftlicher und neidloser Basis. Im letzten Jahr habe es mit „Der Gott des Gemetzels“ eine Coproduktion mit der Naturbühne Trebgast gegeben. „Wir leben in einer Zeit des Beschwerens. Wahrscheinlich hat sich für etliche Menschen die Lage wirklich deutlich verschlechtert. Ich glaube aber, dass manchmal gejammert wird, weil es gerade in ist. Es gibt für mich keinen Grund, da mitzumachen“, stellt Rüdiger Baumann klar. Vielleicht seien manche Vorzüge etwas kleiner geworden. Nachteile seien deswegen längst nicht entstanden. „Ich habe den besten Beruf, den es gibt, kann mich in meinem Theater und in der Gesellschaft als freier Mensch einbringen und tue das sehr gerne.“ Kabarett im Kleinkunstbrettla / Seltsames Paar meldet elf Mal ausverkauft – „Kultur unterm Dach“ des Mönchshofes
Mit den Ticketpreisen von 400 Euro aufwärts spielt er auf die geplanten Konzerte des britischen Popstars Adele im Sommer in München an, für die eigens ein Pop-Up-Stadion errichtet wird. Klar, Adele habe einen riesigen Apparat dabei und es werde ein immenser Aufwand betrieben, aber irgendwie sei das alles schon ein wenig irre. Die Auftritte des seltsamen Paars im Kulmbacher Mönchshof kosten 16 Euro Eintritt. Nach 35 Jahren hatten sich er und Roland Jonak entschieden aufzuhören. Die ersten fünf Abschiedsauftritte fanden bereits im Frühjahr statt, die zweiten fünf Auftritte gibt es dann im November und Dezember. Einen Open-Air-Gastspiel geben die beiden ebenfalls im Mönchshof am 16. Juni. Das Besondere daran: Alle elf Auftritte sind und waren restlos ausverkauft. Manfred Spindler erklärt sich das mit dem großen Bekanntheitsgrad, den das Paar genießt. Und er spricht von körperlicher Höchstanstrengung drei Stunden lang. Auch als Veranstalter ist das Kleinkunstbrettla, das erst vor rund eineinhalb Jahren von Untersteinach wieder nach Kulmbach gezogen ist, gefragt. Gerade war die heimische Band „Elixier“ mit deutschem Pop und Rock zu Gast. In der kommenden Spielzeit stehen unter anderem Auftritte von Lothar Groß, von Stefan „Das Eich“ Eichner und von der Band „Ö3“ an. Der Gewinner des ersten Kulmbacher Kabarettpreises Harald Pomper aus Wien ist bereits für den 15. Februar 2025 gebucht. Zuvor wird es bereits im Januar 2025 den zweiten Kulmbacher Kabarettpreis geben. Nachdem die Spielstätte in Untersteinach nicht mehr zu halten gewesen sei, könne man der Kulmbacher Brauerei und den Museen im Mönchshof dankbar sein, denn die Zusammenarbeit sei die einzige Möglichkeit gewesen, überhaupt weitermachen zu können. Jeder bringe ein, was er kann. Der Mönchshof die Location, das Kleinkunstbrettla die Manpower. Die Unkosten würden geteilt. Und die sind nicht ohne. Da müssten Agenturen bezahlt werden, die Werbung und der Ticketverkauf kosteten Geld, der Künstler müsse in den meisten Fällen anreisen und übernachten, meistens werde auch ein Catering verlangt und die Verwertungsgesellschaft GEMA fordere auch ihren teil. „Unfassbar, was da selbst für eine kleine Bühne so alleszusammenkommt“, sagte Manfred Spindler. Selbst die Wartung des Feuerlöschers müsse bezahlt werden. Das Publikum zeige sich für das große Engagement aller Verantwortlichen aber auch dankbar. Der Zuspruch sei sehr gut gewesen, teilweise sogar besser als in Untersteinach. Schließlich gebe es kostenlose Parkplätze vor der Tür, obwohl die „Kultur unterm Dach“ im 4. Stock angesiedelt sei, könne man dank Aufzug absolute Barrierefreiheit bieten und für den Ausschank stelle die Brauerei regelmäßig Kräfte zur Verfügung. Manfred Spindler erinnert auch gerne daran, dass das Kleinkunstbrettla für viele bekannte Künstler bereits ein wichtiges Sprungbrett gewesen sei. Für den Kabarettisten Max Uthoff („Die Anstalt“) beispielsweise, für Hannes Ringlstetter oder für Daphne de Luxe. „Ich freue mich immer wieder, wenn sie es geschafft haben“, sagt Manfred Spindler. Gleichzeitig bedauere er sehr, dass sie, wenn sie einmal bekannt sind, nicht mehr für einen Auftritt in kleinerem Rahmen zu gewinnen seien. Bild: Künstler und Veranstalter zugleich: Manfred Spindler, der eine Teil des Seltsamen Paares, das in Kulmbach längst Kultstatus genießt. Skurrile Einfälle und kuriose Einwürfe / Topleistung des gesamten Ensembles: Spielzeit auf der Naturbühne mit fulminanter Schlagerrevue eröffnet
Trebgast. Mit der Schlagerrevue „Die verkaufte Braut“ ist der Naturbühne Trebgast zum Auftakt der Spielzeit 2024 ein echte Coup gelungen. Nicht nur, dass der Münchner Autor und Regisseur Bernd Berleb exklusiv für die Naturbühne dieses Stück entworfen hat, auch die Live-Musik der stattlichen „Naturbühnen-Band“ unter der Leitung des musikalischen Tausendsassas Dominik Biedermann aus Neuenmarkt ist ein echtes Novum.
Mit einem riesigen Ensemble von 17 Darstellern und einer Vielzahl von Sängern, Musikern ist „Die verkaufte Braut“ eine echte Herausforderung, die alle Beteiligten ohne Ausnahme bestens meistern. Da gibt es jede Menge 60er-Jahre-Flair von den Getränken bis zu Kleidern und Frisuren, mehrere Liebesgeschichten mit noch mehr Irrungen und Wirrungen, jede Menge Hits zum Mitsingen und sogar Lokalkolorit, denn das Ganze soll tatsächlich in Bayreuth spielen. Natürlich ist die Story schon ein wenig abenteuerlich, da geht es um Spielschulden, eine geplante und schließlich scheiternde Heirat, um die Schulden loszuwerden, eine echte Lovestory, und so weiter. Autor Bernd Berleb hat fast ein bisschen zu viel hineingepackt, doch am Schluss löst sich alles in Wohlgefallen auf und jedes Problem löst sich irgendwie von selbst. Warum unbedingt ein als eine Art Conférencier agierender Erzähler (Stefan Kossmann) in das Stück integriert werden musste, hat sich nicht jedem erschlossen.
Einzelne Protagonisten hervorzuheben wäre unfair, denn sämtliche Mitwirkende liefern eine Topleistung ab. Das gesamte Ensemble agiert absolut professionell, ist stets überaus präsent und lässt zu keinem Zeitpunkt auch nur einen Hauch von Langweile aufkommen. Sogar stimmlich sind alle bi den Gesangsnummern absolut auf der Höhe. Da ist etwa Ramona Schmittgall als kesse Marie, Moritz „Mr. Bean“ Weinmann als Josef, Jakob Wenz als Charly, Jochen Böhm als Cafébesitzer Kruschina, Rebecca Brinkmann als Victoria, Christine Kammerer als Ludmilla, Fenja Grieshammer als Olivia, Paul Knapp als Benjamin, Gerd Kammerer als Richard. Und das waren nur die tragenden Rollen. Dazu gesellen sich als Sänger und „Nebendarsteller“ Susann Vogel, Annette Blosn, Christina Heisinger, Bärbel Schaller-Böhm, Birgit Thies, Klaus Meisel, Karl-Heinz Scharf und Wolfgang Knapp.
„Die verkaufte Braut“ als Schlagerrevue wird bis zum 15. August 15-mal auf der Naturbühne Trebgast zu sehen sein. Kaum zu glauben, aber drei der weiteren Aufführungen sind bereits komplett ausverkauft. Tickets für die restlichen Vorstellungen gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen der Naturbühne in der Region sowie unter www.dienaturbuehne.de. Bilder: Das gab es noch nie auf der Naturbühne Trebgast: Eine knallbunte Schlagerrevue, mit einem riesigen Ensemble, das zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen ließ. Brücken zwischen Liedern und Menschen / Von wegen „Stiller Star“: Monika Martin sorgt zweieinhalb Stunden lang für Stimmung in der Dr.-Stammberger-Halle
Über zweieinhalb Stunden wanderte Monika Martin gemeinsam mit ihrem Publikum durch ihre mittlerweile mehrere Jahrzehnte andauernde Karriere, die 1996 in Kulmbach mit ihrem ersten Solokonzert so richtig begonnen hatte. Ihr erster großer Hit „La Luna blue“ war am Sonntag ebenso zu hören wie „Das kleine Haus am Meer'“, „Diese Liebe schickt der Himmel“ als Opener oder als Zugabe der Disco-Hit „Die neue Wirklichkeit“. Im Publikum viele eingeschworene Monika-Martin-Fans, anders ist die Textsicherheit beim Mitsingen nicht zu erklären. Schnelle und rhythmische Lieder wechselten mit Balladen ab, dazu auch Songs aus dem neuesten von mittlerweile 28 Alben.
Aber auch Gänsehautmomente gab es, etwa bei „Amapola“, dem Lied, das vor vielen Jahren Nana Mouskouri so populär gemacht hatte. Tiefgehende Ergriffenheit herrschte im nahezu ausverkauften Saal auch bei „Ach ich hab in meinem Herzen“, eigentlich eine Opernarie von Norbert Schultze, die einst Rudolf Schock so populär gemacht hatte. Wenn Monika Martin ihre glockenklare Stimme erhebt, wird es ganz still. Bei ihr ist die Leidenschaft zur Musik in jedem Song zu spüren, mit der sie unbeschreibliche, musikalische Momente schafft und allen Fans des modernen Schlagers wunderbare Erinnerungen schenkt.
Ein besonderes Erlebnis war der Auftritt auch für die Bewohner der Senioren-Wohngemeinschaft „Am Magnusturm“ in Kasendorf. Für die Monika Martin die Patenschaft übernommen und die sie tags darauf auch besucht hatte. Möglich machte dies einmal mehr Markus Weigel, er ist nicht nur Inhaber und Betreiber der Einrichtung, sondern auch Tourmanager bei Thomann Musikmanagement in Burgebrach. zum Interview mit Monika Martin Bilder:
Weltmusik aus Bayern auf der Burg / Plassenburg-Open-Airs heuer so gefragt wie selten zuvor
Überraschend auch für den Veranstalter ist die Tatsache, dass in diesem Jahr ganz besonders das Klassikkonzert mit den Bamberger Symphonikern stark nachgefragt wird. Nach den Nürnberger Symphonikern und den Hofer Symphonikern gibt der Klangkörper aus der Nachbarstadt Bamberg heuer sein Debüt im Schönen Hof. Am Pult steht der polnische Dirigent Krzysztof Urbanski, Solist ist der österreichische Cellist Kian Soltani. Auf dem Programm stehen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy. Veranstalter Matthias Mayer findet es großartig, dass die Bamberger Symphoniker ihrem Kulturauftrag nachkommen und die Region bespielen. Immerhin ist das Orchester gerade auf Amerika-Tournee und tritt beispielsweise in der Carnegie-Hall in New York auf. Auch bei den Salzburger Festspielen warten die Bamberger Symphoniker schon zu Gast. Während das Klassikkonzert seit vielen Jahren den traditionellen Abschluss der Plassenburg-Open-Airs bildet, ist bei den Auftritten zuvor eine bunte Mischung angesagt. Da gibt es rockigen Schlager mit Matthias Reim (16. Juli), mit Uriah Heep (17. Juli) geht es dann im Schönen Hof so richtig zur Sache, während mit LaBrass Banda (18. Juli) bayerische Volksmusik auf Pop, Ska, Techno und Reggae trifft. Ein alter Bekannter ist Hans Jürgen Buchner, der am 19. Juli mit seiner Band Haindling auftritt. Selbstverständlich sei dieser Auftritt nicht gewesen, denn Hans Jürgen Buchner hatte im zurückliegenden Jahr viele Termine wegen einer Erkrankung absagen müssen. Doch jetzt ist der 79-Jährige wieder topfit und wird nach 2015 und 2019 erneut Weltmusik aus Bayern auf der Burg präsentieren. Für Veranstalter Matthias Mayer heuer das absolute Highlight ist der Auftritt der US-Amerikanischen Singer-Songwriterin Suzanne Vega („My name is Luka“). „Ich bin aufgewachsen mit ihrer Musik“, sagt Matthias Mayer und freut sich, dass der Star zusammen mit dem renommierten irischen Gitarristen Gerry Leonhard zu erleben sein wird. Gemeinsam bringen sie bei ihrem einzigen Konzert in Bayern die schönsten Songs aus Suzanne Vegas jahrzehntelanger Musikkarriere auf die Bühne. Von LaBrass Banda und Haindling abgesehen seien die übrigen Künstler, einschließlich der Bamberger Symphoniker, noch nie auf der Plassenburg aufgetreten, sagt Matthias Mayer. Alles andere als einfach sei die Programmzusammenstellung, schließlich sei der Ablauf auf eine Woche konzentriert, länger könne die Bühne samt Hightech nicht im Schönen Hof stehen bleiben. Dem Veranstalter zufolge hätten im zurückliegenden Jahr gut 7000 Menschen die Open-Air-Konzerte besucht. Aufgrund des hervorragenden Vorverkaufs würden es heuer bestimmt mehr werden. Die Höchstgrenze liege aufgrund der Fluchtwegssituation bei 1470 pro Konzert, egal ob bestuhlt oder unbestuhlt. Was alles passieren kann, sei im zurückliegenden Jahr deutlich geworden, als während des Auftritts von Weltstar Chris de Burgh völlig unvermittelt ein Sturm über die Burg hereinbrach und nicht nur wolkenbruchartigen Regen, sondern auch extreme Windböen brachte. Das Konzert konnte damals nach einer längeren Unterbrechung fortgesetzt werden und wurde zum großen Erfolg. Wie Matthias Mayer erläuterte, sei es bei weitem nicht selbstverständlich, dass große Stars auf die Burg kommen. Hintergrund sind die technischen Voraussetzungen. So sei es in Kulmbach aufgrund der baulichen Gegebenheiten nicht möglich, dass Lkw direkt an die Bühne fahren. Die Trucks parken in der Regel am Schwedensteg, laden das gesamte Equipment auf Kleintransporter und fahren damit zur Burg. Dennoch hätten die Ticketpreise in diesem Jahr stabil gehalten werden können. „Und das, obwohl sämtliche Kosten von der Security bis zur Technik geradezu explodiert, sind“, sagt Matthias Mayer. Karten für die Plassenburg Open-Airs gibt es online www.motion-kommunikation.de/plassenburgopenair/) und an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter anderem bei der Tourist-Info Kulmbach, beim Ticketshop in Hof sowie an der Theaterkasse Bayreuth. Das Programm in der Übersicht: Dienstag, 16. Juli 24 – Matthias Reim Mittwoch, 17. Juli 24 – Uriah Heep Donnerstag, 18. Juli 24 – LaBrassBanda Freitag, 19. Juli 24 – Haindling Samstag, 20. Juli 24 – Suzanne Vega Sonntag, 21. Juli 24 – Klassik auf der Burg mit den Bamberger Symphonikern Alle Konzerte beginnen um 20.30 Uhr. Ausnahme: die Bamberger Symphoniker starten bereits um 19.30 Uhr. Matthias Reim und LaBrassBanda sind unbestuhlt mit Stehplätzen, alle anderen Veranstaltungen sind bestuhlt mit Platznummern. Bild: Für knapp 1500 Besucher ist der schöne Hof der Plassenburg zugelassen. Dort finden in diesem Jahr zwischen16. und 21. Juli sechs hochkarätige Open-Air-Konzerte statt. Meditative Klänge voller Intensität / Hofer Symphoniker unter ihrem designierten Chefdirigenten Martijn Dendievel
Er interpretierte das spirituelle, einsätzige 1. Violinkonzert des 1946 geborenen lettischen Komponisten Peteris Vasks mit dem Titel „Distant Light“ („Fernes Licht“). Die Komposition ist ursprünglich ein Auftragswerk der Salzburger Festspiele, die 1997 von Gidon Kremer uraufgeführt wurde. Mit stets souveränem Strich lässt Vadim Gluzman ruhig und gelassen die Töne schweben, sehnsuchtsvoll, eindrucksvoll und voller Intensität. Der Solist überzeugt dabei mit seinem spannungsgeladenen, zupackenden und auch körperreichen Spiel auf ganzer Linie. Zugegeben, Peteris Vasks, der in seiner Heimat Kultstatus genießt, verlangt mit seiner Komposition ein Höchstmaß an intensivem, konzentriertem Hören. Wenn man sich darauf einlässt und die Ausführenden so überzeugend agieren, die die Hofer Symphoniker mit Vadim Gluzman und Martijn Dendievel, dann wird das Werk zu einem großen Hörerlebnis. Das Violinkonzert des Gegenwartskomponisten ist nicht zuletzt deshalb so ungewöhnlich, weil dem Solisten kaum Zeit zum Atmen bleibt. Über eine halbe Stunde lang dauert das technisch höchst anspruchsvolle Werk mit seinen drei langen Solokadenzen und Vadim Gluzman muss praktisch in jedem Takt Höchstleistung bringen. Für eine Zugabe, eine Sarabande für Solo-Violine von Johann Sebastian Bach ist er nach dem geradezu überwältigenden Applaus schließlich doch noch zu gewinnen. Exklusiv für einige Musikschüler der Hofer Symphoniker hatte der Ausnahmegeiger Vadim Gluzman am Nachmittag zuvor eine Meisterklasse veranstaltet, den jungen Musikern wertvolle Tipps für ihr Spiel gegeben und viele interessierte Fragen beantwortet. Welcher Komponist könnte zu einem nordischen Konzertthema besser passen als Jean Sibelius? Die Hofer Symphoniker haben sich für seine 1. Symphonie e-Moll op. 39 entschieden. Packend und mitreißend lässt Martijn Dendievel musizieren. Große Melodiebögen setzt der Dirigent an, sein Sibelius ist irgendwo zwischen Bruckner und Tschaikowsky angesiedelt und besitzt trotzdem die notwendige typische nordische Klarheit und Transparenz, voller Spannung und sogar ein wenig meditativ. Vor allem erzielen Martijn Dendievel und die Symphoniker eine große dynamische Differenzierung, die der Interpretation so viel Spannung verleiht. Dem Charisma, das vom langsamen Satz ausgeht, kann man sich jedenfalls nur schwer entziehen. Zum Auftakt gab es Wilhelm Stenhammars (1871 – 1927) kurzes Zwischenspiel aus der Kantate „Sången“ („Lied“) op. 44. Inhalt der äußerst selten aufgeführten Kantate des schwedischen Komponisten und Zeitgenossen von Jean Sibelius sind vor allem nordische Mythen und die Schönheit der Natur. Auf die Komposition, die beide Teile der Kantate verbindet, trifft man dagegen häufiger. Wunderbare große Bögen sind es, die von den Streichern exzellent interpretiert werden. Holz- und Blechbläser spielen eine eher untergeordnete Rolle, sind aber für die Effekte und den skandinavisch kolorierten Ton des Stückes von großer Bedeutung. Der Komponist Wilhelm Stenhammar hat sogar einen Bezug zur Region. Er hatte sich zeitweise als Klavierbegleiter des Geigers Henri Marteau, der in Lichtenberg zu Hause war, einen Namen gemacht. Noch eine Premiere: Mit dem Konzert vom Freitag wurde erstmals ein kompletter Abend der Hofer Symphoniker live auf Deutschlandradio Kultur gesendet. Weltpremiere: Brass meets Rap / Mai-Musica-Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Kasendorf
Seine Handschrift ist unverkennbar. Da gibt es auch diesmal wieder weder Böhmisches noch traditionelle Marschmusik und auch keine Konzertwalzer. Dafür aber Klassiker aus Film und TV, wie etwa die Titelmelodie der Kultserie A-Team sowie das Beste aus „Fluch der Karibik“, „Forrest Gump“, „Harry Potter“, Jurassic Park“ und sogar „Tom und Jerry“. Dabei gibt es Musik nicht nur zum Hören, sondern auch zum Sehen. Film- und Fernsehausschnitte werden auf eine große Videowand hinter dem Orchester projiziert. Auch eine Art Weltpremiere wird es geben: Dirigent Dominik Biedermann, Musiker durch und durch, wird erstmals in Begleitung eines Sinfonischen Blasorchesters rappen. Er hat sich dafür mit „Loose yourself“ einen Titel des US-amerikanischen Rappers Eminem aus dem Streifen „8 Miles“ ausgesucht. Klassische Moderation wird es keine geben. Stattdessen werden die beiden Schauspieler Stefka Kodisch und Stephan Zeis in einer Art Spielszenen durch das Programm führen. Mehr möchte Dominik Biedermann aber noch nicht verraten. „Es wird absurd, aber nicht zu absurd“, sagt er. Alles andere als absurd ist das Gewinnspiel, das auch heuer wieder zusammen mit der Kulmbacher Brauerei durchgeführt wird. Es gibt jede Menge „bierige Preise“ zu gewinnen. Hauptpreis sind zwei Tickets für das Konzert der Bamberger Symphoniker für das Konzert „Klassik auf der Burg“ am 21. Juli bei den Plassenburg-Open-Airs. Ansonsten haben die 50 Musiker im Alter zwischen 15 und 65 Jahren schon seit Monaten fleißig geprobt. Das Mai-Musica-Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Kasendorf findet am Samstag, 11. Mai, um 19 Uhr in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach statt. Karten gibt es im Vorverkauf im Internet bei ok-ticket.de sowie in der Tourist-Info in Kulmbach. Bild: Das Sinfonische Blasorchester des Musikvereins Kasendorf unter seinem Dirigenten Dominik Biedermann lädt am 11. Mai zum traditionellen Mai-Musica-Konzert in die Dr.-Stammberger-Halle. Seite an Seite mit der deutschen Elf / Fußball-EM-Song kommt aus dem Kulmbacher Land – Kasendorfer Dirigent Dominik Biedermann hat den Ohrwurm komponiert
Dominik Biedermann (34) ist ein musikalischer Tausendsassa. Seit Oktober 2022 leitet er das Sinfonische Blasorchester Kasendorf. Er spielt Posaune, Tenorhorn, Trompete, Tuba, Waldhorn, eben alles, was Blech ist, und ein Mundstück hat. Er leitete schon mehrere Musikvereine in verschiedenen Bundesländern, unterrichtete zahlreiche Schüler, spielt in verschiedenen Formationen und hat sogar schon zwei Theaterstücke geschrieben. Seit dem aktuellen Schuljahr ist er Musiklehrer in zwei Hofer Mittelschulen. Die Brassband „Brassinga“ war erst im Sommer des vergangenen Jahres gegründet worden. „Beim ersten Konzert Mitte September in der Kommunbräu haben und sie Leute förmlich überrannt“, erinnert sich Dominik Biedermann. Dabei ist Brassinga alles andere als eine klassische Brassband. Zum einen ist die Band keinesfalls nur instrumental ausgerichtet. Zum anderen kommen ausschließlich eigene Arrangements zur Aufführung, die alle aus der Feder von Dominik Biedermann stammen. „Wir machen das, was sonst keiner macht“, sagt er. Bei den Rocknummern erklinge halt dann Saxofon und Posaune statt der E-Gitarre. Mittlerweile ist der Ohrwurm „Seite an Seite“ nicht nur auf „YouTube“ zu sehen und zu hören, es gibt ihn auch auf anderen Plattformen wie Spotify oder Apple Music. Die Idee, überhaupt einen EM-Song zu machen, sei von Schlagzeuger Stefan Friedrich aus Kasendorf gekommen. „Das Grundgerüst stand in zwei Stunden“, für den Notensatz habe er einen halben Tag gebraucht, sagt Dominik Biedermann, der trotz junger Jahre bereits als erfahrener Arrangeur gilt. Konkret setzen sich „Brassinga“ aus vier Saxofonen, zwei Tenorhörnern, zwei Trompeten, einer Tuba, einem Schlagzeug und einer Gesangstimme zusammen. Wie in einer Fußballmannschaft also genau elf Musiker. Dominik Biedermann spricht von einer „zusammengewürfelten Truppe aus erfahrenen Musikern“. Tatsächlich waren oder sind sämtliche Mitwirkenden auch in anderen prominenten Formationen aktiv. Nun gilt es, den Song bekannt zu machen und zu vermarkten. Dazu hat Dominik Biedermann mehrere Notensätze erarbeitet, die auf Anforderung kostenlos erhältlich sind. Eine E-Mail an noten@biedermann-music.de genügt. Die Notensätze sind für Blasorchester, Brassband, Bigband, Chor und Band erhältlich. Bild: Unter der Leitung des Komponisten Dominik Biedermann fanden die Dreharbeiten zu dem Video im Musikerheim in Kasendorf statt. Der Clip wurde auf „YouTube“ mittlerweile rund eineinhalbtausendmal abgerufen. Orgel ohne Pfeifen: Satte Farben der Spätromantik / Konzert der Hofer Symphoniker: Ein Abend für die schwedische Komponistin Elfrida Andrée
Elfrida Andrée (1841 - 1929) ist in ihrer Heimat nicht nur als Komponistin bekannt geworden, sondern auch als Organistin und als Frauenrechtlerin. Sie war eine der ersten Organistinnen im skandinavischen Raum und legte als erste Frau in Schweden ihr Orgelexamen ab. Frauen auf der Orgelbank, das war lange nicht selbstverständlich. Für das Portrait der Komponistin hat Dirigent Hermann Bäumer eine kluge Auswahl getroffen: einmal Streichorchester, dann Bläser und Orgel und schließlich großes Orchester. Das waren drei verschiedene Klangvariationen ein und derselben Tonsetzerin. Schon in der kleinen Komposition des „Andante quasi recitativo für Streichorchester“ wird deutlich, welch kunstfertigen Umgang die Komponistin mit dem Klangkörper beherrschte. Solo-Instrumente werden rezitativ-artig von den Antworten des Streichorchesters begleitet und Hermann Bäumer hebt mit den Musikern besonders die vielen Details hervor. Eine weitere Premiere war der Auftritt des Orgelvirtuosen Christian Schmitt mit Elfrida Andrées dreisätziger „Orgelsymphonie Nr. 2 Es-Dur für Orgel und Blechbläser“. Christian Schmitt ist Orgelprofessor in Rotterdam und betreut als Principal Organist die Orgelreihe der Bamberger Symphoniker. Da es im Festsaal keine Orgel gibt, brachte der Solist kurzerhand eine Art Eigenentwicklung mit nach Hof. Dabei handelt es sich um Hightech pur mit einer digitalen Version der Orgel der Philharmonie Essen, die in Zusammenarbeit mit einer niederländischen Firma entstanden war, die transportabel und an viele Räume anpassbar ist. Konkret handelt es sich um einen normalen Spieltisch mit drei Manualen und Pedalen, lediglich die Orgelpfeifen fehlen. Stattdessen stehen zwei große Lautsprecher an der Rückwand des Saales. Von dort kommen die Klänge so lupenrein, dass man sich mit geschlossenen Augen tatsächlich im sakralen Raum glauben könnte. Die Töne wurden allerdings in der Essener Philharmonie aufgenommen, gespeichert und in digitale Dateien „verpackt“. „Die Philharmonie Essen erklingt gesampelt in Hof“, so hatte es der Organist zuvor erklärt. Elfrida Andrée verkörpert mit ihrer Komposition beispielhaft den Übergang von der Romantik zur Spätromantik. Klare Konturen und ein durchsichtiges Klangbild, wie man es von Felix Mendelssohn Bartholdy oder Niels Wilhelm Gade, dessen Schülerin Elfrida Andrée war, kennt, taucht sie voller Effekte in die satten Farben der Spätromantik. So führt es auch Christian Schmitt an der digitalen Orgel auf: gekonnt virtuos, meisterhaft, kunstfertig und eindrucksvoll musiziert. Auch für ihn war die Begegnung mit der schwedischen Komponisten Neuland. Mit der Meditation aus Charles-Marie Widors erster Symphonie als Zugabe bedankte sich der Solist für den großen Applaus. Neben ihrem Schaffen für die Orgel wagte Elfrida Andrée wohl auch als erste Schwedin den Schritt in den Bereich der Sinfonik. Ihre viersätzige „Symphonie Nr. 1 C-Dur“ ist eine kunstvolle, eingängige und bemerkenswerte Komposition. Trotzdem endete die Uraufführung im Winter 1869 in Stockholm in einem Debakel, weil die Komposition einer Frau boykottiert wurde. Die Zeit war eben noch nicht reif. Lyrisch musizieren die Symphoniker das komplexe und trotzdem auch traditionelle Werk unter der behutsamen Leitung des Dirigenten. Hermann Bäumer betont auch hier die vielen zarten Details der an Farben so reichen Partitur. Zur Einstimmung gab es zuvor die „Manfred“-Ouvertüre von Robert Schumann. Der Komponist hatte aus Lord Byrons Text ein tragisches Gedicht in drei Teilen für Soli, Chor und Orchester gestaltet, das allerdings kaum aufgeführt wird. Lediglich die expressive Ouvertüre wird hin und wieder gespielt und sie passte hervorragend als Einstimmung auf den Abend mit den Werken von Elfrida Andrée. Scharf konturiert, dramatisch und voller Atmosphäre präsentieren sie die Hofer Symphoniker unter Hermann Bäumer. Das macht Lust auf mehr, da würde man gerne auch einmal den ganzen „Manfred“ im Konzertsaal hören. Weil dieser Konzertabend doch ein besonderer war, wurde er vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen. Man darf auf die Sendung am 24. April um 20.05 Uhr auf BR-Klassik gespannt sein. Eintauchen in die Welt des Barock / Staatskanzleichef Florian Herrmann besuchte Opernhaus und Welterbemuseum – Programm „Bayreuth Baroque“ vorgestellt
Heuer geht das Musikfestival „Bayreuth Baroque“ bereits in seine fünfte Auflage. Vom 5. bis zum 15. September 2024 stehen zwei szenische Opern, einige Vokalkonzerte sowie ein Instrumentalkonzert auf dem Programm. Spielstätten sind neben dem Markgräflichen Opernhaus die Schlosskirche, die Ordenskirche St. Georgen und der Sonnentempel der Orangerie in der Eremitage. Ein Höhepunkt soll heuer eine Neuinszenierung der Barockoper “Ifigenia in Aulide“ von Nicola Antonio Porpora werden. Seit 1735 ist die Oper nicht mehr gezeigt worden. Gleich vier Mal kommt die Neuinszenierung zur Aufführung (05., 07., 13. und 15. September 2024). Zweite große Oper ist in diesem Jahr Antonio Vivaldis Musikdrama „Orlando Furioso“. Das Besondere daran: Das Werk wird in Coproduktion mit dem Teatro Comunale di Ferrara und dem Teatro Comunale in Modena gezeigt (10. und 11. September). Franc Dierl dankte Geschäftsführer Clemens Lukas für das bewundernswerte Engagement, mit dem er das Festival seit der Gründung vorangetrieben und international bekannt gemacht habe. „Wir ziehen an einem Strang“, sagte der Abgeordnete und sicherte dem Festival auch weiterhin seine Unterstützung zu. Neben den beiden szenischen Opern gibt es Soloabende, etwa mit der weltbekannten Sopranistin Anna Prohaska (14. September). Neben den Kerzenlicht-Konzerten in der Ordenskirche mit den Sopranistinnen Sandrine Piau (08. September) und Nuria Rial (12. September) gilt das Konzert von Jakub Jozef Orlinski als weiterer Höhepunkt. Unter dem Titel „Beyond“ präsentiert der Countertenor und Breakdancer sein neues Programm. Das Festival „Bayreuth Baroque“ wird im Wesentlichen aus Mitteln des Bundes, des Landes, des Bezirks Oberfranken und der Stadt Bayreuth finanziert. Nach den Worten von Geschäftsführer Clemens Lukas haben das Festival zuletzt rund 5000 Menschen besucht, 80 Prozent davon von außerhalb der Region, viele davon aus dem Ausland. Von den International Opera Awards sei „Bayreuth Baroque“ 2023 in der Kategorie „Bestes Festival“ nominiert worden. Auch die Fachzeitschrift Opernwelt habe „Bayreuth Baroque“ mehrfach in verschiedenen Kategorien nominiert und Leonardo Vincis „Alessandro nell´Indie“ zur Oper mit den besten Kostümen des Jahres gekürt. Zuvor hatte Staatskanzleichef Florian Herrmann das Welterbemuseum besucht. Cordula Maus von der Schlösserverwaltung führte ihn durch die modern gestalteten Räume und führte die Delegation in die prunkvolle Welt des Barock. Zusammen mit dem Präsidenten der Schlösserverwaltung Bernd Schreiber und dem stellvertretenden Verwaltungsvorstand der Schlösserverwaltung in Bayreuth Ingo Berens probierten Staatskanzleichef Herrmann, Staatssekretär Martin Schöffel und Abgeordneter Franc Dierl die nachgebaute Bühnentechnik aus und tauchten in die Illusionistische Welt des Barocktheaters ein. Bild: Staatssekretär Martin Schöffel, Staatskanzleichef Florian Herrmann und der Landtagsabgeordnete Franc Dierl (von links) auf der nachgebauten Barockbühne im Welterbemuseum des Markgräflichen Opernhauses. Pariser Flair und nostalgischer Charme / Stefanie Hertel im Boulevardstück „Ganz Paris träumt von der Liebe“
Kulmbach. Es ist Boulevardtheater im besten Sinne: „Ganz Paris träumt von der Liebe“ heißt die musikalisch-romantisch-nostalgische Komödie von David-Jonas Frei, die am Donnerstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle zu sehen war. In der Hauptrolle: Schlagersängerin und TV-Star Stefanie Hertel.
Inhaltlich geht es auf eine romantische Reise in ein turbulentes und farbenfroh gezeichnetes Paris der 60er Jahre mit Eiffelturm und Moulin Rouge im Hintergrund. In der Stadt der Liebe treffen sich Gaby und Andrew, ein Amerikaner. Gaby ist auf der Flucht vor Verantwortung, sie soll den Präsidenten heiraten. Andrew wird von seiner Frau in der unbekannten Stadt zurückgelassen, während sie sich lieber mit der französischen High Society vergnügt. Aus einer Zweckgemeinschaft wird eine Romanze, die immer wieder durch die Ankunft von Andrews Frau Nathalie, einem lästigen Polizeibeamten und einem sehr anhänglichen Kellner, gestört wird. Auch Gabys Verlobter, der Präsident persönlich, taucht auf.
Man muss nicht besonders erwähnen, dass Stefanie Hertel sämtliche bekannten Titel perfekt zeitgemäß und überaus gekonnt interpretiert. Erwähnenswert ist schon eher, dass sie auch schauspielerisch stets 100 Prozent gibt. Ist die Handlung auch noch so verdreht, ihr nimmt man alles ab. Bereits mit ihrem Engagement im Musical „Mamma Mia“ hatte sie eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass ihr die Kombination Singen und Spielen bestens liegt. Auch sie ist in einer ganz besonderen Einlage zu erleben, als sächselnde Uschi.
Eine ganz besondere Freude war die Aufführung für die Bewohner der Seniorengemeinschaft „Magnusturm“ in Kasendorf. Vor drei Wochen hatte Stefanie Hertel die Einrichtung der GmbH „Zuhause sein – Ambulante Pflege“ von Markus Weigel besucht und die Senioren persönlich eingeladen. In der Dr.-Stammberger-Halle ließ es sich der Star nicht nehmen, die älteren Menschen mit Handschlag und ein paar persönlichen Worten zu begrüßen.
Bilder: „Ganz Paris träumt von der Liebe“ heißt die Boulevardkomödie, mit der TV-Star Stefanie Hertel in der Dr.-Stammberger-Halle das Publikum als Sängerin und Schauspielerin gleichermaßen begeistert hat. Digital, interaktiv und multimedial: Konzert des Dresdner Kammerchors ExSilentio in der Mainleuser Spinnerei
Mainleus. Fast hätte der Brand am Mittwochabend auf dem Industriegelände dem Auftakt des Kulturfestivals „Klang im Kesselhaus“ einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch das Feuer wütete in einem anderen Bereich, so dass dem Auftritt des ExSilentio-Kammerchores der Musikhochschule Dresden unter Lukas Alois Roth in der „Neuen Baumwollhalle“ nichts im Wege stand und das außergewöhnliche Konzert ohne Einschränkungen stattfinden konnte. „Identities“ heißt die neue Produktion, die sich die kreativen Köpfe um den Tausendsassa Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast ausgedacht haben. Dabei gastierte das Ensemble nicht zum ersten Mal an diesem Ort. Bereits im vergangenen Jahr brachte der Chor mit seiner Aufführung „Stimmen an verstummten Stellen“ die Location zum Erklingen. Diesmal aber war es kein Chorkonzert, wie man es vielleicht erwartet hätte. Vielmehr kamen unterschiedliche Medien zum Einsatz, um die zahlreichen geistlichen und weltlichen Chorsätze aus mehreren Jahrhunderten und in verschiedenen Sprachen zu unterstreichen und die Kompositionen in einen Kontext zu bringen. Dafür war der Stuttgarter Tom Schellmann zuständig, der aktuell auch für die Münchner Kammerspiele arbeitet und der eigens für Mainleus eine Art Bühnenbild erschaffen hatte. Zunächst sitzen die zwölf Sängerinnen und Sänger wie bei einer Konferenz auf einem Podium und singen sogar im Sitzen, dann agieren sie, stehen auf, steigen auf den Tisch und erst später stellen sie sich zum Chor auf. Der Mediengestalter Maks Pallas begleitete das Projekt videographisch. In Einblendungen reflektieren sie in fiktiven nachgestellten Interviews über den Zustand der Gesellschaft, über Herausforderungen der Gegenwart und über Werte als den Kompass des Lebens. Das Ergebnis war eine interaktive multimediale Vokalperformance, die es so wohl noch nie gegeben hat. Inhaltlich sollte es um die „großen Fragen des Lebens“ gehen, hatte Lukas Alois Roth bereits im Vorfeld erklärt. Zugegeben, in dieses Motto lässt sich praktisch alles packen, was die Verantwortlichen auch getan haben, von Klimawandel bis Kriegsangst.
Bürgermeister Robert Bosch hatte zuvor seiner Freude Ausdruck verliehen, dass in dem alten Hallen mit dem neuen Festival das ganze Jahr Kultur inszeniert werden soll. Begeistert von der Festivalidee, begeistert von der Kreativität des Ludwigschorgasters Lukas Alois Roth und voller Freude auf die anstehenden kulturellen Aktivitäten hatte sich zuvor die Dirigentin Ljubka Biagioni geäußert. Sie hatte die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen. Eine, die Lukas Alois Roth und dessen Wirken seit Jahren begleitet, ist Christina Flauder. Im Rahmen seines Schaffens sei jeder Abend unglaublich berührend, sagte die stellvertretende Landrätin. Der gebürtige Kulmbacher Lukas Alois Roth (27) steht aktuell kurz vor dem Ende seines Studiums der Schulmusik und der Chorleitung an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Den ExSilentio-Kammerchor rief er 2020 ins Leben, um der Stille der Pandemie etwas entgegenzusetzen, Alle Sängerinnen und Sänger des Ensembles sind Studenten und Ehemalige der Dresdner Musikhochschule. Weitere Aufführungen des ehrgeizigen Projekts fanden am Samstag in der Kühnlenzpassage in Kronach und am Sonntag im Konzertsaal der Hochschule für Musik in Dresden statt. Bilder: Außergewöhnlich und extravagant: der Auftritt von ExSilentio, dem Kammerchor der Musikhochschule Dresden unter Lukas Alois Roth in der Mainleuser Spinnerei sprengte am Freitagabend viele Grenzen musikalisch-künstlerischer Ausdrucksformen.
Eindrucksvoll, emotional und bestens einstudiert / Bachs Johannespassion in der Schlosskirche
Bayreuth. Fast auf den Tag genau, am 7. April vor 300 Jahren wurde die Johannespassion von Johann Sebastian Bach in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt. Regionalkantor Sebastian Ruf hat den Jahrestag zum Anlass genommen, zusammen mit dem Kammerchor der Bayreuther Schlosskirche, dem Barockorchester „La Banda“ und einer Reihe namhafter Solisten, das Werk am Samstagabend in der Schlosskirche und am Sonntagnachmittag im Bamberger Dom aufzuführen. Der erst vor einem knappen Jahr gegründete Kammerchor hatte bereits in seinen ersten Konzerten durch Homogenität, saubere Intonation und gut ausgebildete Stimmen für Furore gesorgt. So stellte das Ensemble auch bei der Johannespassion seine Qualitäten diszipliniert und trotzdem voller Leidenschaft wieder eindrucksvoll unter Beweis. Präzise, sprachlich gut ausgearbeitet und bestens einstudiert ist das alles. Eindrucksvolle Klänge ohne jegliche falsche Sentimentalitäten sind es, die da ertönen, wie etwa der herrische Gestus des großen Eingangschores „Herr unser Herrscher“ oder der apotheotische Schlusschoral „Ach Herr, lass dein lieb Engelein“. Überhaupt bietet das Johannes-Evangelium wenig Ruhepunkte, dafür ist es unmittelbarer und dramatisch belebter durch die vielen zügig vorgetragenen Choräle. Der Chorklang ist wunderbar geschmeidig und feingliedrig. Das Fürther Barockorchester „La Banda“ interpretierte die Passion unter der Stabführung von Sebastian Ruf auf historischen Instrumenten weniger als Leidensmeditation und mehr als Handlungsdrama mit vielen scharfen Akzentsetzungen, aber stets zügig und schnörkellos. Sebastian Ruf liebt die schnellen Tempi und lässt auch zwischen den Nummern wenig Zeit zum Durchatmen. Auch mit kleinerer Besetzung lässt sich ein großes Werk adäquat gestalten. Alles in allem bleibt der Eindruck einer authentisch wirkenden Glaubwürdigkeit. Hoch emotional wurden die Glaubensinhalte vermittelt, wobei die theologisch-musikalische Aussage stets im Vordergrund stand. Unter den Solisten ragt besonders der italienisch-amerikanische Tenor Eric Price hervor. Ihm fehlt es weder an Durchschlagskraft noch an Höhe, er singt klar in der Artikulation und flexibel in der Intonation. Der Tenor ist in dieser Aufführung, ganz wie von Bach beabsichtigt, für den dramatisch vorwärtsdrängenden Impuls verantwortlich, eine Rolle, die Eric Price hervorragend ausfüllt. Schlank und unprätentiös, emotional und trotzdem kontrolliert führt der aus Hof stammende Michael Wolfrum die Basspartien ruhig und mit großem Volumen in der Tiefe. Mit der richtigen Dosis an Pathos, nicht zu viel und nicht zu wenig, setzt Oliver Pürckhauer die Partie des Jesus exzellent und packend um. Weniger beschäftigt sind in der Johannespassion die Damen. Spielerisch leicht, frisch, unmittelbar und stets präsent interpretierte die Berliner Sopranistin Frieda Jolande Barck ihren Part. Intensiv im Ausdruck und emotionsgeladen ist die Bayreutherin Nathalie Flessa in der Alt-Partie zu erleben. Makellos erklingt etwa ihre so eindrucksvolle Arie „Es ist vollbracht“. Alles in Allem bilden die Solisten einen Glücksfall an barocker Gesangskultur. Die Texte der Arien und Choräle hatte Johann Sebastian Bach selbst aus dem Bericht des Evangelisten Johannes und freien Versen aus der oft vertonten Passionsdichtung von Barthold Heinrich Brockes zusammengestellt. Die Bayreuther Aufführung war ein prima Beispiel dafür, wie man zu Bachs Zeiten Glaubensinhalte spannend und ernsthaft zu vermitteln wusste und wie sie nichts an Aktualität verloren haben. Im Gegenteil: Auch 300 Jahre nach seiner Uraufführung schafft es das Werk noch immer, die Zuhörer vom ersten Ton an zu fesseln. Bild: Zusammen mit dem Kammerchor der Schlosskirche, dem Barockorchester „La Banda“ und einer Reihe namhafter Solisten hat Regionalkantor Sebastian Ruf am Samstagabend in der Schlosskirche Johann Sebastian Bachs Johannespassion aufgeführt. Mittelalter trifft Moderne / Gregorianik meets Pop: Konzert der „Gregorian Voices” in der Kirche „Unsere Liebe Frau“
Kulmbach. Der gregorianische Gesang reicht bis tief ins Mittelalter zurück. Ursprünglich war es einstimmiger, unbegleiteter Liedgesang in lateinischer Sprache. Die ukrainische Formation „Gregorian Voices“ hat diese Tradition aufgenommen und in die Gegenwart fortgeführt. Mit klassischen, sakralen und orthodoxen Gesängen waren die acht Sänger am Donnerstagabend in der gut besuchten katholischen Kirchen „Unsere liebe Frau“ in Kulmbach zu Gast. Im zweiten Teil des ungewöhnlichen Konzerts stellten die „Gregorian Voices“ eindrucksvoll unter Beweis, dass Gregorianik nicht im Mittelalter stehen geblieben ist, denn da gab es eingängige Pop-Songs im gregorianischen Stil. Noch heute sind gregorianische Choräle Bestandteil der katholischen Liturgie. Die überlieferten Gesänge stammen aus der Feder anonymer Autoren der verschiedensten Epochen und Stilrichtungen. Ihnen allen gemeinsam ist der spezielle und unverwechselbare Charakter, der den besonderen Reiz und die Faszination dieser Musik ausmacht.
Doch nicht nur die Stimmen sind es, die den besonderen Reiz dieser Musik ausmachen. Die Gesänge erfordern sehr viel Einfühlungsvermögen, Disziplin und Präzision, und mit all dem können die acht ukrainischen Sänger aufwarten. Sie führen eindrucksvoll vor, wie lebendig gregorianischer Gesang heute klingen kann, blitzsauber intoniert und dynamisch ausgefeilt. Da wechseln sich ergreifenden Solopassagen mit den atemberaubenden Chorgesängen ab und der Zuhörer wird von den acht Stimmen mitgenommen in ein gewaltiges Klangerlebnis und auf eine musikalische Zeitreise vom Mittelalter bis heute.
Am Ende bedanken sich „The Gregorian Voices“ unter anderem mit dem Song „Thank you for the Music“ von Abba als Zugabe für den langen und intensiven Applaus, was wiederum mit Standing Ovations quittiert wurde. Tatsächlich leben alle acht Sänger in der Ukraine. Sie nutzten deshalb auch ihren Auftritt in Kulmbach, um Spenden für ihre Heimat zu sammeln. Bilder: Mystische Klänge und meditative Gesänge: „The Gregorian Voices“ bei ihrem Konzert in der Kirche „Unsere liebe Frau“ in Kulmbach. Abstrakt und meditativ: Sieben Worte und 529 Stimmen / Chormusical und Pop-Oratorium: „7 Worte am Kreuz“ in Bamberg
Wie schon vor zwei Jahren beim Martin-Luther-King-Musical hat auch diesmal die Stiftung Creative Kirche den Boden für das denkwürdige Spektakel bereitet. Während mit dem US-amerikanischen Baptistenpastor und Friedensnobelpreisträger allerdings eine reale Biografie theatermäßig perfekt umgesetzt wurde, war das „7-Worte“-Thema diesmal eher abstrakt angelegt. Dementsprechend hatte die Aufführung weniger dokumentarischen als eher meditativen und philosophischen Charakter.
Bei den sieben letzten Worten handelt es sich der Passionsgeschichte zufolge um die letzten Worte Jesu Christi nach der Kreuzigung. Zahlreiche Komponisten, von Heinrich Schütz, über Carl Heinrich Graun, Georg Philipp Telemann bis Joseph Haydn, haben entsprechende Vertonungen geschaffen. Nun also auch der 1964 geborene Musiker Albert Frey, der in der christlichen Popmusikszene längst kein Unbekannter mehr ist. Er hat daraus eine moderne und bewegende Neu-Interpretation der Passionsgeschichte gemacht. In Bamberg spielte er nicht nur die E-Gitarre, er ergriff am Ende auch kurz das Mikrofon, um einige Dankesworte auszusprechen.
Inhaltlich geht es um die beiden Protagonisten Marie und Ben, dargestellt von den in der Szene hochgelobten Musical-Darstellern Kathleen Bauer und Dominik Doll. Marie und Ben erfahren durch eine Zufallsbegegnung, dass Jesus Ängste und Sorgen auch unseren Alltag bestimmen. Zwei Menschen, wie Du und ich, die sich ganz offen ihrer Skepsis und ihren Zweifeln am Leben und Glauben stellen. Die Gesangssolisten der Bamberger Aufführung waren Anja Lehmann, Yasmina Hunzinger, Benjamin Gail und Michael Janz. Alle vier langjährige Profis mit internationaler Erfahrung, die in Bamberg nicht nur mit beeindruckender Bühnenpräsenz glänzen, sondern auch mit ihren gewaltigen Stimmen.
Bilder: Eindrucksvolle Aufführung in der Brose-Arena: Albert Freys Pop-Oratorium „7 Worte am Kreuz“ in Bamberg.
Liebe, Leidenschaft, Erlösung/ Großer Beifall für europäische Erstaufführung von David Carlsons Oper „Anna Karenina“ am Theater Hof
Hof. Erstaufführungen sind immer etwas Besonderes. Erst recht, wenn es sich um eine europäische Erstaufführung handelt. Dem Theater Hof ist es nach jahrelangen Bemühungen gelungen, sich die Rechte der erst 2007 in Miami uraufgeführten Oper „Anna Karenina“ des amerikanischen Komponisten David Carlson zu sichern. Am Samstagabend war die umjubelte Premiere und schon wieder hat das Theater Hof damit ein Stück Musikgeschichte geschrieben. David Carlsons „Anna Karenina“ ist zeitgenössisches Musiktheater von höchster Qualität, dieser Oper wird man auf den internationalen Spielplänen bestimmt noch oft begegnen. „Anna Karenina“, das ist der Roman des russischen Schriftstellers Lew Tolstoi, der schon so viele Adaptionen erfahren hat. Es gibt mehrere Verfilmungen, die älteste ist ein Stummfilm aus dem Jahr 1911, und auch mehrere Ballettversionen unter Anderem von John Neumeier. Warum also nicht auch eine Oper? Zumal der Stoff wie gemacht für eine Oper ist: Eine leidenschaftliche Affäre, die im größten Unglück endet, weil die Konventionen der adeligen Gesellschaft den Liebenden entgegenstehen. „Anna Karenina“ hat alles, was große Oper ausmacht: Liebe und Leidenschaft, Hass und Gewalt, Verzweiflung und Erlösung. Tolstois 1877 veröffentlichter Roman ist ein Stück Weltliteratur und man wundert sich, warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, diesen Roman auf die Opernbühne zu bringen. Komponist David Carlson ist auf diese Idee gekommen und hat ein in sich schlüssiges Werk geschaffen. Das Libretto hatte der inzwischen vestorbene britische Regisseur Colin Graham verfasst. Letzteres schon vor Jahrzehnten, und zwar für den englischen Komponisten Benjamin Britten. Die ursprünglich geplante Aufführung am Bolschoi-Theater war damals aus politischen Gründen nicht zustande gekommen.
Nun mag das Adjektiv zeitgenössisch im Zusammenhang mit Oper so manchen abschrecken. David Carlsons Komposition ist aber streng genommen gar nicht so zeitgenössisch, sondern am ehesten zwischen Impressionismus und Spätromantik angesiedelt. Bei flüchtigem Hören könnte man auf Debussy und dessen Oper „Pelléas et Mélisande“ tippen, auch Elemente von Richard Strauss und Erich Wolfgang Korngold tauchen auf. Ivo Hentschel am Pult der Hofer Symphoniker fasst das Stück genauso auf. Eindrucksvolle Lautmalereien sind es, mit denen die unterschiedlichsten Stimmungen transportiert werden. Besonders in den wenigen rein orchestralen Stellen blitzt das Orchester auf. Die Chorszenen hatte Lucia Birzer mit dem Hofer Opernchor einstudiert. In der Titelpartie der Anna Karenina überzeugte Inga Lisa Lehr auf ganzer Linie. Von ihr wird in dieser Oper so einiges verlangt. Ihre Interpretation ist ungemein atmosphärisch. Sie verkörpert die Rolle in überzeugender Weise als geheimnisvolles und hinsichtlich ihrer Emotionen und Begierden schwer durchschaubares Geschöpf. Ihr Spiel hat große Klasse. Absolut präsent, mit lyrisch weicher Stimme steht ihr Andrii Chakov als Graf Wronskij in nichts nach. Auch er agiert absolut glaubhaft, sowohl stimmlich als auch darstellerisch. Aufgeregt und zornig, aber auch unsicher und verzweifelnd interpretiert Michal Rudzinski mit rauem Unterton Annas Mann Alexej.
Weitere Aufführungen: Sonntag, 24. März um 18 Uhr, Mittwoch, 3. April um 19.30 Uhr, Samstag, 6. April um 19.30 Uhr, Sonntag, 14. April um 19.30 Uhr und Freitag, 26. April um 19.30 Uhr. Lummerland und lustige Posaunen / Am 31. März findet das Osterkonzert der Schorgasttaler Blasmusik statt – Vorverkauf startet am 1. März
„Das meiste habe ich selbst ausgesucht“, sagt Rainer Streit, der seit 2010 an der Spitze der Schorgasttaler Blasmusik steht. Viele Ideen seien aber auch aus den Reihen der Aktiven gekommen. Die Blasmusik besteht aktuell aus 33 Musikerinnen und Musikern im Alter zwischen 14 und 67 Jahren. Dazu kommen noch drei Nachwuchsmusiker zwischen neun und zwölf Jahren, die bei drei ausgewählten Stücken ihr Können an der Trompete, am Euphonium und an der Posaune unter Beweis stellen werden. Das Programm wird traditionell mit dem Boccaccio-Marsch von Franz von Suppé starten. Eine schöne klassische Komposition zur Eröffnung, wie Rainer Streit sagt. Er wird sich das Pult beim Osterkonzert mit Claudia Goller teilen, die einen teil des Programms leiten wird. Claudia Goller macht bei den Schorgasttalern hauptsächlich die Jugendarbeit und spielt normalerweise die Es-Klarinette und auch mal das Saxofon. Weitere Höhepunkte im ersten Teil des Abends werden das Solostück „Die lustigen Posaunen“ aus den frühen Jahren von Blasmusik-Legende Ernst Mosch sowie die „Spatzenhochzeit“, ein Solo für drei Querflöten, sein. Dann geht es in die Welt des Films mit Melodien aus dem Dschungelbuch und aus Lummerland, der Heimat der Augsburger Puppenkiste. “Wir möchten gerne auch mal was ausprobieren“, sagt Rainer Streit und freut sich schon auf Ohrwürmer wie „Probier´s mal mit Gemütlichkeit“ oder „“Eine Insel mit zwei Bergen“. Höhepunkt des zweiten Konzertteils wird der Auftritt des Tuba-Quartetts mit Andreas Braunersreuther, Moritz Pöhlmann, Roman Rupf und Rainer Streit sein. Die Tuba ist das Instrument des Jahres und so haben die vier Musiker drei außergewöhnliche Kompositionen, beziehungsweise Arrangements von Peter Tschaikowsky, Henri Mancini und Lennie Nierhaus einstudiert. Daneben stehen Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Strauss in Happy-Sound-Arrangements von James Last sowie Musik aus dem Film „Forrest Gump“ und aus John Kanders Musical „Chicago“ auf dem Programm. Das Osterkonzert der Schorgasttaler Blasmusik findet am Ostersonntag, 31. März, in der Steinachtalhalle in Stadtsteinach statt. Beginn ist um 19.30 Uhr, Einlass bereits um 18 Uhr. Der Vorverkauf startet am 1. März. Tickets zum Preis von zehn Euro können unter 09227/6848 vorbestellt werden. Restkarten gibt es an der Abendkasse Bild: Das Tubaquartett der Schorgasttaler Blasmusik mit Andreas Braunersreuther, Moritz Pöhlmann, Roman Rupf und Rainer Streit probt bereits intensiv die drei Kompositionen, die beim Osterkonzert am 31. März in Stadtsteinach zur Aufführung kommen werden. Aktuelle Hits und altbekannte Klassiker / Ausverkauft: „Nacht des Musicals“ begeisterte das Kulmbacher Publikum
Musical, das heißt musikalische Komödie mit Elementen des Jazz und der Pop- und Rockmusik, aber auch eine moderne Form der Operette mit und ohne Kitsch. Musical ist alles das auf einmal und längst nicht mehr nur „Amerikas Antwort auf zweieinhalb Jahrtausende europäische Theaterkultur“. Da gibt es herausragende Werke der Gegenwart wie Andrew Lloyd Webbers „Cats“ oder das „Phantom der Oper“ und es gibt Musicals, die meist einem Star oder einer Band gewidmet sind. Dazu gehören das Abba-Musical „Mamma Mia“ oder „Ich war noch niemals in New York“, ein Musical mit den großen Udo-Jürgens-Hits, und eines mit den zeitlosen Rocksongs von Queen.
Die sechs Solisten waren: Aleksandra Szurgot mit kraftvoller Powerstimme und rockiger Musical-Röhre etwa als Sandy in „Grease“, Katrin Mayer aus Freiburg mit strahlendem Sopran und eleganter Ausstrahlung, sie sang mit beeindruckend präsenter Stimme die Arie der Elisabeth („Ich gehör nur mir“) aus dem gleichnamigen Musical. Der Niederländer Micha van de Weg ist der Mister Showman schlechthin mit smarter Wandlungsfähigkeit, Istvan Sziscar aus Ungarn ist in vornehmlich düster-dramatischen Parts wie der Titelpartie im „Phantom der Oper“ zu erleben. Olivia Patrizia Kunze gibt eindrucksvoll die Elphaba in „Wicked“, den „Hexen von Oz“, und der Italiener Francesco Alimonti präsentiert sich als poppiger, allseits präsenter und flexibler Sängerdarsteller unter anderem als Danny in „Grease“ oder als Tod in „Elisabeth“.
Bei derartigen Tourneeproduktionen gilt es freilich auch immer wieder Abstriche zu machen. So gab es kein richtiges Bühnenbild, dafür aber alle nur denkbaren Projektionen im Hintergrund und vor allem viel Licht. Die Technik war bestens eingestellt und auf die Solisten abgestimmt. Zur Musik vom Band wurde live gesungen.
Countrysongs mit den Cashbags / “A Tribute to Johnny Cash” mit der Coverband um US-Sänger Robert Tyson
Johnny Cash ist sich selbst stets treu geblieben, so wie er es in einem seiner größten Hits „I walk the line“ sang, nicht immer geradlinig, eher als Außenseiter. „The Cashbags“ sind im Klang und im Erscheinungsbild sehr nah an den berühmten Vorbildern. Mit markanter Bassbariton-Stimme, Westerngitarre, Telecaster, Kontrabass und Schlagzeug spielen Robert Tyson, Stephan Ckoehler (der tatsächlich so geschrieben wird), David Seezen und Tobias Fuchs detailgenau Klassiker wie „Ring of Fire“, „Orange blossom special“, „Sunday Morning coming down“ bis hin zu „Folsom Prison Blues“ und „Ghostriders in the sky“. Vieles ist angelehnt an die Originalkonzerte der späten 1960er Jahre, mal solo, mal im Duett mit der aus Coburg stammenden Sängerin Valeska Kunath als June Carter, dann als „Tennessee Two“, später als „Tennessee Three“.
Mittelpunkt der Show ist US-Sänger Robert Tyson, der seit Jahren in Deutschland zuhause ist. Mit großer Bühnenpräsenz, unglaublicher Lässigkeit und dem unverwechselbaren Timbre seiner markanten Bassbaritonstimme gibt er den „Man in Black“, absolut authentisch. Auch Songs von Kris Kristofferson, Hank Williams, Jim Reeves, Tom Petty und sogar von John Denver „Take me home country roads” gehören diesmal zur Show.
Johnny Cash soll ein höflicher, sympathischer Mensch gewesen sein, aber auch ein Exzentriker. Wie der Farmersohn aus Arkansas wirklich war, das weiß keiner. In der Auswahl der Songs, mit denen die „Cashbags“ nach Hof gekommen waren, wird aber deutlich, wie bedeutend Johnny Cash für die Musikgeschichte ist. Er war der erste Country-Sänger, der größer wurde als die Grand Old Opry. Er war Patriot, später aber auch gegen den Vietnam-Krieg, er ist in St. Quentin und in Folsom, den härtesten Gefängnissen der USA, aufgetreten und zusammen mit Bob Dylan auf dem legendären Folk-Festival in Newport. Kaum eine dieser Perioden lassen die „Cashbags“ aus.
Bilder: Mit einem Tribute to Johnny Cash gastierte die Band „The Cashbags“ um US-Sänger Robert Tyson am Sonntag in der Freiheitshalle
Spontan und spannungsvoll, transparent und traditionell / Hofer Symphoniker auf dem Klassik-Olymp: Christian Zacharias beendet seinen Beethoven-Zyklus mit der 9. Symphonie
Begonnen hatte der Pianist und Dirigent damals mit den ersten beiden Symphonien Beethovens und mit einem Klavierkonzert, in dem er selbst als Solist zu hören war. So war es nur konsequent, dass am Ende der Reihe als Höhepunkt die letzte Symphonie des Komponisten steht und ebenfalls wieder ein Klavierkonzert. Monumental klingt diese gigantische Neunte unter Christian Zacharias, eine Komposition, die wie keine andere für wahre Größe steht und den Humanitätsgedanken verkörpert. Auch wenn Friedrich von Schillers Textzeile „Alle Menschen werden Brüder“ in diesen Zeiten eher einer Utopie gleicht.
Pathos kommt im Schlusssatz schon auf, wenn die Chöre der KlangVerwaltung und des Theaters Hof sowie die bestens aufeinander abgestimmten Solisten Sophia Brommer (Sopran), Stefanie Irányi (Alt), Sung min Song (Tenor) und Christian Valle (Bass) ihren Auftritt haben. Die Gesangsleistungen der Chöre überzeugen mit machtvollen Stimmen. Weil der Chor des Theaters nur 20 Sängerinnen und Sänger umfasst, hatten die Verantwortlichen, den einst von Enoch zu Guttenberg gegründeten Chor der „KlangVerwaltung“ engagiert, der seit dem Tod des Maestros als Projektchor mit unterschiedlicher Besetzung auftritt. Christian Zacharias erweist sich auch als sängerfreundlicher Maestro: Mit zügigem Tempo meistern die durchweg überzeugenden Solisten Beethovens nicht immer sängerfreundliche Klippen. Christian Zacharias ist der große Bogen in diesem aufklärerischen Menschheitshymnus gelungen. Damit wurden alle Erwartungen erfüllt. Mit der Neunten haben Christian Zacharias und die Hofer Symphoniker ihren Beethoven-Zyklus würdig gekrönt.
Besonders eindrucksvoll musizieren Christian Zacharias und die Hofer Symphoniker den langsamen Satz als eine Insel voller Poesie, innig und empfindsam. In den Ecksätzen ist es ein schnörkelfreies, flottes und ganz wie später in der Symphonie auch, ein vorwärtsdrängendes Musizieren voller Elan und Vitalität. Am Ende steht in der ausverkauften großen Freiheitshalle ein nicht enden wollender Applaus. Immer wieder treten Dirigent und Solisten hervor und lassen sich bei Standing Ovations zurecht lange feiern. Intendantin Cora Bethke hatte am Rande des Konzerts verraten, dass Christian Zacharias auch in der nächsten Saison wieder am Pult der Hofer Symphoniker stehen wird. Genaueres soll Ende März bei der offiziellen Programmvorstellung für die kommende Saison bekannt gegeben werden. Ikone des deutschen Schlagers feierte in Kulmbach triumphales Comeback / Ausverkaufte Halle beim Schlagerspaß mit Bata Illic und Andy Borg
„Es freut mich, mich nach einer intensiven Zeit der Genesung wieder bei Ihnen melden zu dürfen“, sagte Bata Illic, der bereits seit über 55 Jahren im Showgeschäft ist. „Die Unterstützung und das Verständnis, das ich von meinen Fans in dieser herausfordernden Zeit erfahren durfte, haben mir viel Kraft gegeben“, so der Sänger, der noch immer mit seiner samtweichen Stimme punkten kann. Nach Krankenhausaufenthalt und Reha-Phase ist er wieder voller Energie zurück. „Es ist mir ein Herzensanliegen, mich bei allen meinen Fans persönlich zu bedanken“, sagte er und man merkte ihm an, dass er es ernst meint.
Nun ist Andy Borg allerdings nicht nur Sänger und Moderator, sondern auch ein stückweit Comedian. Ihn könnte man sich gut vorstellen, als denjenigen, der im Reisebus stundenlang vorne am Mikro steht und einen Witz nach dem anderen erzählt. Das macht er auch in Kulmbach so. Schlagfertig, wortgewitzt und in den seltensten Fällen um eine Antwort verlegen, feierte er kürzlich sein vierzigjähriges Bühnenjubiläum. Was ihn so überaus sympathisch macht, er nimmt sich immer wieder selbst auf die Schippe, lacht über sich und nimmt das alles nicht so ernst. Da könnten sich viele aktuelle Stars eine Scheibe abschneiden
Forsche Tempi statt höfischer Eleganz / „Reiselust“: Großer Applaus für die Hofer Symphoniker unter Martin Rajna mit Werken von Mendelssohn, Mozart und Haydn Hof. Beide gelten als vielversprechende Musiker der jüngeren Generation, beide haben andernorts schon für Furore gesorgt und beide gaben ihr Debüt in Hof: der Geiger Jonian Ilias Kadesha und der Dirigent Martin Rajna. Mit einem Programm, das populärer nicht hätte sein können, gastierten die beiden charismatischen Musiker beim 5. Symphoniekonzert der Hofer Symphoniker unter dem Motto „Reiselust“ am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle. Ein Komponist, der wie kaum ein anderer für das Reisen steht, ist der junge Wolfgang Amadeus Mozart. Solist in seinem Violinkonzert Nr. 5 A-Dur KV 219 war der griechisch-albanische Geiger Jonian Ilias Kadesha. Seine Interpretation zeichnete sich durch hohe technische Raffinesse, hohe Sensibilität und gleichzeitig kräftiges Zupacken aus. Jonian Ilias Kadesha liebt die Extreme, sowohl in der Dynamik als auch bei der Wahl seiner Tempi. Mit dem Notentext geht er zuweilen eher frei um, er sucht Farben, Klänge und liebt die Effekte. So hat man diesen Mozart noch nie gehört. Aufgeregt erklingt etwa der langsame Mittelsatz, manchmal etwas übertrieben sentimental doch nicht minder spannend, aber auf jeden Fall spektakulär. So ganz stimmt die Balance zwischen der Melodieführung des Soloinstruments und der nuancenreichen Artikulation des Orchesters da nicht mehr. Trotzdem klingt dieser Mozart ungewöhnlich modern, dafür sorgte schon der ungarische Dirigent Martin Rajna, seit 2021 Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters im westungarischen Györ. Mit gutem Gespür ließ er ein frisches und spontanes Musizieren zu. Die Wahl der Kadenz hatte Jonian Ilias Kadesha dabei dem Zufall überlassen. So jedenfalls hatte er das vor dem Konzert erklärt. Meistens schreibe er die Kadenzen selbst. Und wenn er noch keine geschrieben hat, wie im vorliegenden Fall, dann lade er sich aus dem Internet irgendeine herunter und improvisiere dazu. Klingt abenteuerlich, hat aber geklappt. Dazu passt die Zugabe: Ein Ausschnitt aus einer Suite mit dem Titel „The Fiddler“ des rumänischen Komponisten George Enescu. Voller Dramatik und Spannung vom ersten bis zum letzten Ton erklingt dann die große Symphonie nach der Pause: Joseph Haydns Symphonie Nr. 104 D-Dur, die letzte der zwölf Londoner-Sinfonien, zugleich der letzte Beitrag Haydns zu dieser Gattung überhaupt. Nach Jahrzehnten in den Diensten des Fürsten Nikolaus Esterhazy konnte sich Haydn als knapp 60-Jähriger ab dem Jahr 1791 endlich als freischaffender Komponist und Musiker beweisen. Das macht die Londoner Symphonien so besonders. Martin Rajna und die Hofer Symphoniker leuchteten die Details der Partitur wunderbar aus, gewichteten die Motive und sorgten so vom ersten bis zum letzten Takt für Spannung. Vom „easy listening“ eines „Papa Haydn“ bleibt da wenig. Forsche Tempi statt höfischer Eleganz, packender Zugriff statt gediegenen Musizierens waren angesagt. Zu Beginn hatten Martin Rajna und die Hofer Symphoniker Felix Mendelssohn Bartholdys spektakuläre „Hebriden“-Ouvertüre auf das Programm gesetzt. Angeregt von einer Schottland-Reise 1829 hatte Mendelssohn diese Konzertouvertüre geschrieben. Tiefgründig, atmosphärisch dicht und mit gutem Gespür für Gesanglichkeit geht der Klangkörper vor und zeichnet damit ein eindringliches Klanggemälde, das noch lange nachhallt. Am Ende gibt es nicht nur großen Applaus, sondern auch einen riesigen Blumenstrauß von Intendantin Cora Bethke für die Geigerin Violeta Zaharia. Nach fast 40 Jahren im Dienst der Hofer Symphoniker, wurde sie von ihren Kollegen feierlich verabschiedet. Musical, Mozart und Marschmusik / Abend der Superlative: Jubel und Standing Ovations für Thomas Besand und die Stadtkapelle Kulmbach
Kulmbach. Dieses Konzert macht einfach gute Laune, besser kann man nicht auf das neue Jahr einstimmen. Seit vielen Jahren ist das Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach eine echte Konstante im kulturellen Leben der Stadt und eine liebgewonnene Tradition für alle Blasmusikfreunde aus nah und fern. Thomas Besand und die Stadtkapelle, das sind einfach feste Größen. Nach Naila am Mittwoch und Saalfeld am Sonntag nun also die Dr.-Stammberger-Halle am Dienstagabend. Kein Wunder, dass das Konzert heuer schon am Tag nach dem Vorverkaufsstart Anfang Dezember als ausverkauft galt, obwohl kein einziges Plakat in der Stadt hing. Auf die Stadtkapelle mit ihren aktuell rund 45 Musikern ist eben Verlass. Unterhaltsam aufbereitet und trotzdem nie nachlässig wird das gesamte Programm präsentiert. Thomas Besand hat die Zügel fest in der Hand und lässt die Musiker trotzdem locker aufspielen. Ganz so, wie man das seit vielen Jahren gewohnt ist. Das Konzert verging wieder einmal wie im Flug. Alle Beteiligten präsentierten einen Abend der Superlative, der drei Stunden lang konzertante Blasmusik in all ihren Facetten zeigte. Eine entscheidende Neuerung gab es. Die Moderation hatte Simon Moritz übernommen, nachdem der langjährige Moderator Karl Heinrich Backert nur wenige Wochen nach dem letzten Neujahrskonzert und kurz nach seiner Ernennung zum Ehrenmitglied der Stadtkapelle verstorben war. Ein schwerer Verlust war das für alle Beteiligten, doch Simon Moritz, in Kulmbach kein Unbekannter, macht seine Sache exzellent, gewährt den Musikern mit launigen Ansagen die notwendigen Verschnaufpausen und sorgt für den einen oder anderen Lacher im Publikum.
Kein Neujahrskonzert ohne Johann Strauß. Mit seiner bekannten, beliebten und rasch ins Ohr gehenden Komposition „Rosen aus dem Süden“ und seiner Schnellpolka „Auf de Jagd“ zeigten die Musiker der Stadtkapelle, dass sie so manch symphonischem Orchester in nichts nachstehen. Die Stadtkapelle setzt dabei nicht nur auf den Effekt, sondern sucht die Farben, gestaltet die Kompositionen und musiziert wunderschön schwingende Legato-Bögen. Ein ausgeklügeltes Arrangement für Blasorchester gab es auch bei der Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathee“ von Franz von Suppé. Bis ins kleinste Detail ausgefeilt erklingt das alles, auch bei den traditionellen Konzertmärschen wie der Triumphmarsch „Salve Imperator“ von Julius Fucik, den „92er Regimentsmarsch“ („Aller Ehren ist Österreich voll“) von Johann Novotny oder dem Konzertmarsch „Viribus Unitis“ („Mit vereinten Kräften“), alles gewohnt schmissig und zum Mitklatschen. Bei der Stadtkapelle haben immer auch moderne Stücke ihren festen Platz, diesmal in Form eines Bert-Kaempfert-Potpourris. Im Rhythmischen wie im Melodischen stimmt einfach alles, wenn Thomas Besand zum Bandleader und die Stadtkapelle zum großen Showorchester wird. Unter den Solisten ragte einmal mehr Elke Höhn besonders heraus, die nicht nur ihr Instrument, die Querflöte, spielte, sondern als Sopranistin überrascht. Sie hatte diesmal eine besondere Komposition mit dem Song „Gold von den Sternen“ aus dem Musical „Mozart“ von Sylvester Levay ausgewählt. Ebenfalls mit glasklarer Stimme interpretiert sie im zweiten Teil den Titel „Blue Moon“ des Musical-Komponisten Richard Rodgers.
Zwei Zugaben hatte Thomas Besand mit den Musikern diesmal einstudiert: Den Marsch „Alte Kameraden“ von Carl Teike und zum Mitklatschen, wie beim großen Neujahrskonzert in Wien, den Radetzky-Marsch von Johann Strauss Vater. Bilder: „Ballett des Friedens“: Ästhetik der goldenen Tanzkultur / Märchenhaft und museal: International Festival Ballett gastierte mit Tschaikowskys „Nussknacker“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Also keine Sorge, dass die Sparte Ballett langsam ausstirbt. Dafür gibt es Tourneetheater, die zwar nicht gerade mit bahnbrechenden, sondern eher mit konservativen, um nicht zu sagen musealen Inszenierungen aufwarten, aber dennoch vieles von der großen Faszination Ballett vermitteln. Wer es konventionell mag, wird nirgends besser bedient als hier: Das „International Festival Ballet“ ist so eine Truppe, die Jahr für Jahr um die Weihnachtszeit entweder mit Peter Tschaikowskys „Schwanensee“, mit „Dornröschen“ oder eben mit dem „Nussknacker“ durch die Lande zieht.
Ihre Haltung gegen die russische Aggression hätten die Künstler seit Kriegsbeginn mehrfach eindeutig zum Ausdruck gebracht. Deshalb würden sie nun auch aus Russland bedroht. Umso selbstverständlicher verstehe sich das Ensemble, in dem im Übrigen mehrere ukrainische Künstler tanzen, als Ballett des Friedens und des Zusammenhalts aller Menschen. Alle Tänzer sind Absolventen der besten Ballett-Schulen. Zudem arbeitet das Ensemble regelmäßig mit großen Theatern zusammen und gewann zahlreiche Preise und Auszeichnungen bei internationalen Festivals und Wettbewerben.
In den Hauptrollen vereint Elizaveta Bogutskaya in der Partie der Marie, beziehungsweise der Zuckerfee Eleganz mit Pathos, ganz in alter russischer Schule. Die Prima Ballerina war jahrelang unter anderem jahrelang erste Solistin des Moskauer Staatstheaters. Ihr zur Seite tanzte und spielte sich Nikita Moskalets als Nussknacker, beziehungsweise als Prinz mit graziöser Eleganz und athletischer Sprungfertigkeit in die Herzen des Publikums. Stets präsent, perfekt und im fantasievollen Kostüm ist Evgeny Silakov als Onkel Drosselmayer zu erleben. Taras Titarenko tanzt in ebenfalls überragender Manier den Mäusekönig. Höhepunkte sind zweifellos die Charaktertänze und Solovariationen und vor allem die beiden Pas de deux von Marie und dem Prinzen am Ende des ersten und im zweiten Akt. Bahnbrechende Choreografien wird ernsthaft niemand erwartet haben. Ganz traditionell setzt das Ballett mit der historisch überlieferten Choreografie von Marius Petipa auf geometrische Figuren, da laufen Tänzerreihen ineinander, da werden immer wieder bewegte Ornamente gebildet, ganz mit Revue-Charakter und das alles zu der alles überragenden Musik von Peter Tschaikowskys.
Am Ende krönt ein großer Schlussapplaus mit Jubel und Bravo-Rufen für das fast 30-köpfige Tanzensemble und das große Orchester den außergewöhnlichen Ballettabend in der Dr.-Stammberger-Halle. Bilder: Glanz, Glamour und gute Laune: Musikalischer Liebesgruß vom Broadway / Umjubeltes Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker unter Martijn Dendievel im Großen Haus der Freiheitshalle
All diese Namen und viele mehr stehen für den Broadway, dem riesigen Theaterviertel am Times Square in New York, das längst zum Synonym für die Musik geworden ist, die irgendwo zwischen traditioneller Klassik und moderner Unterhaltungsmusik steht. Da ist manches, wie etwa Frederick Loewes „My fair lady“ noch in bester klassischer Tradition verhaftet. Anderes, wie etwa Cole Porters „I´ve got you under my skin“ weist den Weg bereits klar in Richtung populärer Musik. Das ist genau die richtige Mischung, um ein neues Jahr zu begrüßen.
Kathrin Hanak sang und spielte Altbekanntes lässig, abgeklärt, erstaunlich wandlungsfähig und stets souverän. Zum Kitsch taugen diese Kompositionen ja dann doch nicht, dafür sind sie einfach zu gut, noch dazu, wenn sie so direkt und präsent dargebracht werden. Marian Müller klingt musicalmäßig manchmal melancholisch leicht, manchmal fast ein wenig jazzig und dann wieder kraftvoll opernhaft. Gerade noch mimt er den knödelnden Tenor, schon gibt er sich wieder lässig wie Frank Sinatra. Unglaublich mitreißend ist das alles und vor allem erstklassig interpretiert, Tanzeinlagen inklusive.
Das bestimmt eigenartigste Arrangement des Radetzky-Marsches in einer Art symphonisch-jazziger Broadway-Version erklang dann als dritte Zugabe. Tags zuvor beim Gastspiel in Kulmbach war das Publikum hartnäckiger und hatte sich sogar eine vierte Zugabe erklatscht. Sechs Länder, drei Kontinente / Ausstellungen in Bayreuth, Kulmbach und Thurnau: Malerin Doris Bocka zeigt ihre Werke in der Region
Deutschland, Tschechien, Österreich, Serbien, USA und Indien, in all diesen Ländern waren die Werke von Doris Bocka in den zurückliegenden Monaten zu sehen. Indien ragt dabei ganz besonders heraus. Durch die Vermittlung eines Künstlerkollegen unterrichtete Doris Bocka an der internationalen Public School Kishangarh in Rajasthan und hielt einen Vortrag an der Central University of Rajasthan. Mit den Kindern und Jugendlichen der 5. bis 10. Jahrgangsstufe zu arbeiten, sei schon ein besonderes Erlebnis gewesen, sagt sie. Wenn die Künstlerin von ihren Begegnungen in Indien berichtet, klingt es, wie eine Schilderung aus einer anderen Welt, in der man zwar den FC Bayern München kennt, über die europäische Kultur aber wenig bekannt ist. Schritt für Schritt habe sie den Schülern beigebracht, wie man an ein Portrait herangeht, das eigene Gesicht ausmisst, eine Leinwand grundiert und so weiter. Bei dem Projekt handelte es sich um ein internationales Kunsttreffen, bei dem weitere Kunstschaffende unter anderem aus Litauen, Neuseeland und Vietnam beteiligt waren. Der Unterricht fand in englischer Sprache statt. „Ich bringe meine Expertise ein, profitiere aber genauso von den Kollegen und bekomme neue Inspirationen durch die Begegnung mit Land und Leuten“, so die Künstlerin. In Indien habe sie beispielsweise Textildruckkunst kennengelernt und sich dort entsprechende Holzstempel gekauft. „Die habe ich nun schon in meine Acrylmalerei einfließen lassen, sie schaffen eine wunderbare Patina in den Gemälden“, sagt Doris Bocka, die noch immer völlig überwältigt von der Farbenpracht in Indien ist. Ihre danach entstandenen Gemälde sind schon etwas bunter geworden. Besonders spannend fand sie das Ausprobieren von Indisch-Gelb, ein lasierender Gelbton, mit dem sie vorher noch nie gearbeitet hatte. Das Interesse an zeitgenössischer Kunst fiel auf großen Anklang, besonders bei den Schülern und Studenten. Deren Vorkenntnisse oder Erfahrungen damit seien allerdings eher dürftig gewesen. „Trotzdem hatten wir viel Spaß miteinander“, sagt Doris Bocka, die mit vielen hundert Fotos nach Hause gekommen ist. Sie alle zeugen von einem Land der krassen Unterschiede. Indien, das ist eben nicht nur Taj Mahal und Palast der Winde, Indien stehe auch für unbeschreibliche Armut und unvorstellbare Zustände in Sachen Sicherheit. Ein Selfie hätten alle mit ihr gemacht und eine Einladung für das kommende Jahr habe sie auch schon bekommen. Ein von Indien inspiriertes Gemälde mit dem Titel „Tempelelefant“ ist übrigens kurz vor Weihnachten nach Oberbayern verkauft worden. Aufgewachsen ist Doris Bocka im Kulmbacher Land, und zwar in Kasendorf. In Kulmbach besuchte sie das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, in Bamberg und Bayreuth absolvierte sie anschließend ein Lehramtsstudium und unterrichtete an oberfränkischen und mittelfränkischen Schulen. In Bayreuth promovierte sie auch zum Dr. phil. und wurde an der Universität in der Aus- und Weiterbildung von Lehrern tätig. Seit 2015 ist sie als Malerin freischaffend tätig. Unter dem Motto „Da Capo“ stellt Doris Bocka in einer Einzelausstellung im Ökologisch-Botanischen Garten der Universität vom 3. März bis zum 30. Juni hauptsächlich Portraits aus. Die Schau sollte bereits im Winter 2020 stattfinden. Damals sei alles vorbereitet gewesen, als plötzlich der Corona-Lockdown dazwischenkam und alles noch am Tag der Vernissage komplett abgebaut werden musste. Nachdem auch in den Räumen der Regierung von Oberfranken an der Ludwigstraße in Bayreuth wieder Ausstellungen stattfinden, wird Doris Bocka auch dort im Zuge eines Nachholtermins im Spätsommer ihre Werke zeigen. Der Termin steht auch schon fest, Vernissage ist am 12. September, die Ausstellung ist dann bis in den Dezember hinein zu sehen. In Planung ist außerdem eine weitere Ausstellung in Kulmbach sowie die Beteiligung der Künstlerin am Europa-Symposium in Thurnau vom 26. August bis zum 1. September. Erstmals wird sie auch in der Region Workshops für Erwachsene, Kinder und Jugendliche anbieten, unter anderem bei den Kulmbacher Sommerkunstwochen. Bild: Kunstunterricht an der internationalen Public School Kishangarh in Rajasthan. Lehrerin auf Zeit ist die aus Kasendorf stammende und in Bindlach beheimatete Malerin Doris Bocka. Brainstorming und Business-Pläne bei den Berchlern / Kupferberger Theatergruppe sorgt mit der Komödie „Plötzlich war die Ruhe weg“ für Lachsalven
In dem Stück geht es darum, dass ein Ehemann nach über 40 Berufsjahren in Rente geht und mit seinen Aktivitäten gehörig für Verwirrung sorgt. Das erinnert ein wenig an Loriots Spielfilm „Pappa ante Portas“, denn plötzlich war die Ruhe weg, als der frisch gebackene Ruheständler Julius seine Berufung darin findet, den Haushalt seiner Familie grundlegend umzukrempeln. Wo bislang alles wie am Schnürchen klappte, halten plötzlich Brainstorming, Jour fixe, To-do-Listen, Teambildungsmaßnahmen und Businesspläne Einzug. Natürlich nervt der Rentner damit seine gesamte Familie. Doch damit nicht genug, er findet auch noch Verbündete: seine Nachbarn Franz-Martin, Erwin und nicht zuletzt seine ehemalige Sekretärin Liselotte. Eine ganze Weile wird das von den Ehefrauen so hingenommen, bis alle schier in Verzweiflung ausbrechen. Ehe das Geschehen im dritten Akt in bester Wild-West-Manier völlig aus dem Ruder läuft, finden die Damen aber ihren alten Kampfgeist wieder.
„Die Organisation übernehme wir komplett selbst“, so Stephan Zeis, der erst zum zweiten Mal mit dabei ist. Auch einen Regisseur gibt es in Kupferberg nicht. „Unsere Inszenierung entwickelt sich im Laufe der Proben“, erklärte Willi Rucker im Vorfeld. Eine Besonderheit der Berchler Theatergruppe ist es, dass es nicht nur um das Stück geht. Auch das Drumherum ist wichtig. In de Stadthalle stehen Stühle und Tische, es gibt Schnitzel und Baguettes, Für die Bewirtschaftung sind die örtlichen Vereine verantwortlich, bei der Premiere war es diesmal der FC Kupferberg.
Bilder: Mit wahren Lachsalven wurde am Samstag in Kupferberg die Premiere des Lustspiels „Ruhestand - ... und plötzlich war die Ruhe weg“ gefeiert. Operette pur und ohne Mätzchen / Umjubelte Premiere von „Wie einst im Mai“ am Theater Hof
Hof. Weihnachtszeit ist Operettenzeit. Was für ein Glück, denn mit „Wie einst im Mai“ von Walter und Willi Kollo hat das Theater Hof ein echtes Juwel der Berliner Revue-Operette ausgegraben. Wer kennt sie nicht, Ohrwürmer wie „Das war in Schöneberg, im Monat Mai“, „Die Männer sind alle Verbrecher“ oder „Untern Linden, untern Linden“ sind längst zum Allgemeingut geworden. Doch die ursprünglich 1913 uraufgeführte Operette steht in ihrer Gesamtheit immer seltener auf den Spielplänen. Am Samstagabend war die umjubelte Premiere am Theater Hof, das sich für die Neufassung von Willi Kollo entschieden hat. Natürlich wirken manche Texte so, als wären sie aus der Zeit gefallen. Auch die Handlung ist über weite Strecken schon weit hergeholt. Doch wer den richtigen Humor mitbringt, der wird auch dieser Geschichte etwas abgewinnen können, zumal die Operette durchaus auch zeitkritische Anspielungen beinhaltet, etwa, wenn es um Standesdünkel und Standesunterschiede geht. Die Hauptrolle in dieser Liebesgeschichte spielt Berlin im goldenen Zeitalter. Wie kaum eine andere, hatte die Kollo-Familie das musikalische Bild dieser Stadt geprägt. Es geht aber auch um eine hinreißende Liebesgeschichte nicht nur zwischen Ottilie und Fritz. Die ganze Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und drei Generationen. Nicht nur um Standesdünkel geht es dabei, sondern auch um einen Auswanderer und Heimkehrer, um ein Ehemartyrium und um einen echten Hallodri. Und es gibt nicht unbedingt ein Happy End. So viel sei verraten, erst die übernächste Generation findet zusammen. Das allerdings wird in der Neufassung von Willi Kollo sehr verkürzt dargestellt. Er hatte den Schluss in die Filmstudios Babelsberg verlegt und damit die Brücke zur Neuzeit geschlagen.
Die Sopranistin Inga Lisa Lehr und der Tenor Thielo Anderson sind so etwas, wie die Idealbesetzung für die Partien der Ottilie und des Fritz und im Schlussbild für die Rollen der Tilly und des Fred. Mit schnoddrig-herzlicher Berliner Schnauze singt Thilo Andersson in lupenreiner Textverständlichkeit den Fritz, Inga Lisa Lehr tritt vor allem mit beeindruckender stimmlicher Präsenz auf. Die beiden singen nicht nur, sie spielen auch voller Witz und Engagement, sie tanzen, sie verwandeln sich. In weiteren Hauptrollen waren der Buffo Markus Gruber als Stanislaus und Stefanie Rhaue als Mechthilde und Angostura zu erleben. Markus Gruber geht in seiner komischen Rolle vollends auf, auch er singt und tanz, verkörpert mehrere Altersstufen und spielt sich von Anfang an in die Herzen des Publikums. Aber auch das komplette übrige Ensemble lässt keinerlei Wünsche offen. Yvonne Prentki gleich in drei Rollen, Andrii Chakov als Ernst, Andreas Wobig als Major und als Werkmeister, Michal Rudzinski als Justizrat und als Radansky. In weiteren Rollen singen und spielen Valerie Bast, Jonas Neumann, Marleen Evelyn Schneider, Christiane Seidel, Daniel Milos, und Hans-Peter Pollmer.
Für die hervorragend gelungene und in den Massenszenen eindrucksvolle Choreografie zeichnete sich Barbara Buser, für das wandlungsfähige Bühnenbild mit seinen vielen witzigen Details Herbert Buckmiller und für die Kostüme Annette Mahlendorf verantwortlich. Die Kostümbildnerin hatte wohl den langwierigsten Part zu bewältigen. Für die fast 50 Beteiligten schuf sie fünf fantasievolle Kleidungssätze und ließ dabei ein Abbild über mehrere Jahrzehnte Modegeschichte entstehen. Weitere Aufführungen am 26.12., 27.12., 30.12., 13.01.,14.01., 21.01, 28.01. und am 23.02. jeweils um 19.30 Uhr im Theater Hof. Eine weitere Aufführung steht am 25.01. um 19.30 Uhr im Rosenthal-Theater Selb auf dem Programm. Karten gibt es an der Theaterkasse, Telefon 09281/7070-290 oder im Internet unter www.theater-hof.de/karten. Große Oper und Konzerte bei Kerzenschein / „Bayreuth Baroque“ geht in seine fünfte Spielzeit – Intendant Max Emanuel Cencic stellte Spielplan für 2024 vor
„Das Markgräfliche Opernhaus soll sich zu einem Zentrum für Barockopern entwickeln“, sagte Max Emanuel Cencic, der nicht nur künstlerischer Leiter von „Bayreuth Baroque“ ist, sondern auch als Countertenor eine der tragenden Rollen in der von ihm inszenierten Barockoper “Ifigenia in Aulide“ von Nicola Antonio Porpora übernimmt. Porporas „Ifigenie“ steht in diesem Jahr auch im Mittelpunkt des Festivals. Seit 1735 ist die Oper nicht mehr gezeigt worden. Gleich vier Mal kommt die Neuinszenierung zur Aufführung (05., 07., 13. und 15. September 2024). Porpora sei neben Georg Friedrich Händel und Johann Adolph Hasse einer der wichtigsten Opernkomponisten dieser Zeit gewesen, so Max Emanuel Cencic. Er beschrieb die Oper als politische Tragödie, die auch und gerade in unserer Zeit noch Gültigkeit habe. Inhaltlich gehe es um religiösen Wahn, um Massenwahn, Hysterie, aber auch um aufklärerische Ideale. „Es ist ein hochbrisanter Stoff, gerade in der jetzigen Zeit“, so der Regisseur, der mit der Partie des Agamemnon auch einer der Hauptpartien übernimmt. Zweite große Oper ist in diesem Jahr Antonio Vivaldis Musikdrama „Orlando Furioso“. Das Besondere daran: Das Werk wird in Coproduktion mit dem Teatro Comunale di Ferrara und dem Teatro Comunale Pavarotti-Freni in Modena gezeigt (10. und 11. September). Derartige internationale Coproduktionen sollen in Zukunft bei „Bayreuth Baroque“ wichtiger werden, kündigte Max Emanuel Cencic an. Mit Les Talens Lyriques unter Christopher Rousset („Ifigenie“) und Il Pormo d´Oro unter Francesco Corti („Orlando“) konnten zudem zwei internationale Spitzen Barockensembles gewonnen werden. Neben den beiden szenischen Opern gibt es Soloabende, etwa mit der weltbekannten Sopranistin Anna Prohaska, die das Publikum mit einem eigens für Bayreuth ausgearbeiteten Programm in eine frühe Blütezeit der Hamburger Oper entführen wird (14. September). Neben den Kerzenlicht-Konzerten in der Ordenskirche mit den Sopranistinnen Sandrine Piau (08. September) und Nuria Rial (12. September) gilt das Konzert von Jakub Jozef Orlinski als weiterer Höhepunkt. Unter dem Titel „Beyond“ präsentiert der Countertenor und Breakdancer sein neues Programm. Das Festival „Bayreuth Baroque“ wird im Wesentlichen aus Mitteln des Bundes, des Landes, des Bezirks Oberfranken und der Stadt Bayreuth finanziert. Nach den Worten von Geschäftsführer Clemens Lukas haben das Festival zuletzt rund 5000 Menschen besucht, 80 Prozent davon von außerhalb der Region, viele davon aus dem Ausland. Von den International Opera Awards sei „Bayreuth Baroque“ 2023 in der Kategorie „Bestes Festival“ nominiert worden. Auch die Fachzeitschrift Opernwelt habe „Bayreuth Baroque“ mehrfach in verschiedenen Kategorien nominiert und Leonardo Vincis „Alessandro nell´Indie“ zur Oper mit den besten Kostümen des Jahres gekürt. Der Kartenvorverkauf startet Am 14. Dezember. Weitere Information: www.bayreuthbaroque.de. Bild: Unter den Augen von Markgräfin Wilhelmine stellten Ursula Adamski-Störmer vom Bayerischen Rundfunkt und der Countertenor, Regisseur und künstlerische Leiter Max Emanuel Cencic das Programm für „Bayreuth Baroque“ 2024 vor. „Alles hat seine Zeit“: Wechsel an der Spitze der Städtischen Jugendkapelle / Harald Streit übergibt am Sonntag den Dirigentenstab an seinen Nachfolger Maximilian Väth
„Alles hat seine Zeit“, sagt Harald Streit und macht deutlich, dass es nie sein Bestreben gewesen sei, die Städtische Jugendkapelle bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand zu leiten. Den vielen positiven Erlebnissen und dem großen Engagement aller Beteiligten sei es zu verdanken gewesen, dass es dann doch 28 Jahre wurden. Für die Stabübergabe an seinen Nachfolger Maximilian Väth am kommenden Sonntag hat sich Harald Streit allerdings einen besonderen Tag ausgesucht. Die Städtische Jugendkapelle feiert an diesem Tag mit einem großen Konzert in der Stadthalle ihr 50-jähriges Bestehen. Harald Streit verspricht ein Konzert der Superlative und einen „Abend voller Überraschungen“. Über 100 Musiker werden dabei in drei verschiedenen Orchestern mitwirken. Viele Kulmbacher habe er vom ersten Ton an begleitet und bis hin zum Solisten ausgebildet. Viele seien mittlerweile als Profimusiker oder Musiklehrer im Geschäft, viele hätten studiert, sein Nachfolger Maximilian Väth etwa, der mittlerweile auch an der Musikschule unterrichtet und der in Nürnberg Saxofon studiert hat. Zur Arbeit des Dirigenten der Städtischen Jugendkapelle gehört allerdings viel mehr als nur die schöne Kunst. „Vom Notenständer bis zur Uniform ist der Dirigent für alles zuständig.“ Manchmal sei er auch Reiseleiter oder Seelsorger für die jungen Leute. „Man ist wie ein Dompteur, der alle bei der Stange halten muss“, so Harald Streit. Als solcher hat er natürlich auch schon vieles erlebt. Da komme es schon mal vor, dass ein Musiker völlig ahnungslos zum Wertungsspiel in kurzen Hosen und Flip-Flops erscheint und sich von Musikerkollegen das passende Outfit leihen muss. Viele solche Geschichten könnte Harald Streit erzählen. Zum Beispiel die, dass bei einem Marschmusiktermin ausgerechnet der Trommler seine Sticks vergessen hat und man auf der Suche nach Ersatz vor Baumästen und Kochlöffeln nicht zurückschreckte. Als absolutes Highlight bezeichnet Harald Streit die Auftritte mit der Jugendkapelle in Lugo/Italien und im schottischen Kilmarnock, der Partnerstadt von Kulmbach. Aus Liebe zu Schottland habe er sogar begonnen, das Spiel mit dem Dudelsack zu erlernen. Angefangen hat das alles bei Harald Streit als er zwölf Jahre jung war. In Hegnabrunn aufgewachsen trat er dem Musikverein im nahen Ludwigschorgast bei und lernte Trompete. Die Liebe zur Musik war geweckt. Harald Streit wollte mehr, er suchte sich selbst Profis in den Nachbarstädten Bamberg, Coburg und Hof, um sein Trompetenspiel fortzuentwickeln. In den Jahren 1984 bis 1986 besuchte er die Berufsfachschule für Musik in Kronach, anschließend ging es zum Musikstudium nach Würzburg. Parallel dazu hatte Harald Streit schon seinen ersten Vertrag als Lehrer an der Kulmbacher Musikschule in der Tasche. 1984 war das, als er mit zwei Schülern startete. In den Folgejahren wurden es immer mehr. 1990 trat er dann eine Festanstellung an der Musikschule an, die Wilhelm-Meußdorfer-Straße 1 sollte künftig sein zweites Zuhause werden. Mit dem Ziel, den Nachwuchs auf die Jugendkapelle vorzubereiten, baute er das Vororchester auf und übernahm 1995 die Leitung der Städtischen Jugendkappelle. Als sein Vorgänger Musikschulrektor Walter Schleicher 2011 in Pension ging, fiel die Wahl auf Harald Streit als neuen Chef der Musikschule. Untrennbar verbunden ist der Name Harald Streit mit dem Blechbläserensemble Culma Brass. Darüber hinaus musizierte er unter anderem mit den fränkischen Komödianten Volker Heißmann und Martin Rassau, mit der Pavel-Sandorff-Big-Band, aber auch den Hofer Symphonikern und dem Münchner Rundfunkorchester. Zehn Jahre lang leitete er den Musikverein Ludwigschorgast als Dirigent, aktiv ist er außerdem ehrenamtlich im Nordbayerischen Musikbund. Eine Besonderheit beim Konzert am Sonntag wird das JUKA-Revival Orchester sein. Harald Streit hat es geschafft, 47 Ehemalige zu motivieren, die teilweise noch unter seinem Vorgänger Hans Fiedler in der Städtischen Jugendkapelle aktiv waren. Eine Musikerin kommt sogar eigens aus Nordrhein-Westfalen nach Kulmbach. Das Jubiläumskonzert „50 Jahre Städtische Jugendkapelle Kulmbach“ findet am Sonntag, 10. Dezember um 17 Uhr in der Dr.-Stammberger-Halle statt. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Tickets gibt es in der Tourist Information der Stadt Kulmbach in der Buchbindergasse 5. Sollte es Restkarten geben, werden sie an der Abendkasse erhältlich sein. Bild: Harald Streit gibt am Sonntag beim Konzert zum 50. Geburtstag der Städtischen Jugendkapelle den Dirigentenstab ab. Mit Musik für eine bessere Welt / Großer Jubel zum Zehnjährigen: Benefizaktion „Musik verbindet“
Kulmbach. Mit drei fulminanten Konzerten in Kulmbach, Bad Berneck und Stadtsteinach sind der Projektchor und die Band der Aktion „Musik verbindet“ unter der Leitung von Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast am Wochenende in die Adventszeit gestartet. Auftakt war am Freitagabend in der prachtvoll erleuchteten Petrikirche, die man so gut gefüllt schon lange nicht mehr gesehen hat. Sogar auf den Emporen standen viele Zuhörer während der gesamten 90 Minuten. Das Programm glich eher dem eines Popkonzerts. Da waren einige Weihnachtsklassiker dabei, aber immer in neuem Gewand. Der Song vom „Winter Wonderland“ etwa zur Melodie von „Don ´t worry be happy“ oder ein stimmgewaltiges „Do they know it´s Christmas“). Ansonsten dominierten Songs von ABBA in einem effektvollen Medley, von Toto („Rosanna“), Phil Collins („Dance into the light“) und Michael Jackson („Heal the world“) bis hin zu eindrucksvollen Liedern wie „From now on“ aus „The greatest Showman“. Die Arrangements stammten dabei zum Beispiel von der US-amerikanischen A-cappella-Gruppe Pentatonix. Als Zugaben hatte Lukas Alois Roth mit Band und Chor den Song „Africa“ von Toto und John Farnhams „You´re the voice“ einstudiert. Der Projektchor besteht aktuell aus über 40 jungen Leuten im Alter zwischen 14 und 27 Jahren. Sie kommen nicht nur aus der Region, sondern auch aus Würzburg und Dresden. Lukas Alois Roth, der nach einer Ausbildung zum staatlichen geprüften Chor- und Ensembleleiter an der Berufsfachschule für Musik Oberfranken an der Musikhochschule Dresden studiert, ist der Leiter.
Das Projekt „Musik verbindet kann heuer schon sein zehnjähriges Bestehen feiern. Bereits im Herbst 2013 hatte sich eine Gruppe von Schülern des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums zusammengefunden, um gemeinsam für mehr Chancengleichheit und eine gerechtere Welt zu kämpfen. „Sie wollten ihr Talent einsetzen, um etwas Gutes zu tun“, erläutert der Initiator und musikalische Tausendsassa Lukas Alois Roth. So war „Musik verbindet - Das Benefizprojekt Kulmbach“ geboren. „Wir wollen Musik machen und ein Zeichen setzen“, sagte Jonas Gleich, im normalen Leben Pressesprecher der Stadt Kulmbach, der seit vielen Jahren immer wieder professionell durch das Programm führt. Ein eindrucksvolles Zeichen gelang dem Chor gleich zu Beginn mit dem a-cappella gesungenem Weihnachtslied „Carols oft the bells“ in ukrainischer Sprache. Auch Dekan Friedrich Hohenberger sprach zu Beginn von einem wertvollen Zeichen, die Welt ein Stück liebenswerter zu machen.
Das Projekt hat inzwischen auch zahlreiche Auszeichnungen erfahren. So gab es 2015 den Sozial- und Kulturpreis der Kulmbacher Service-Clubs, 2016 den Kulmbacher Ehrenamtspreis und 2019 den Publikumspreis „Helden der Heimat Oberfranken" der Adalbert-Raps-Stiftung. 2020 wurde das Projekt für den Deutschen Engagementpreis nominiert. Bilder: Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast leitete zum zehnjährigen Bestehen der Aktion „Musik verbindet“ Projektchor und Band in der Kulmbacher Petrikirche. Großveranstaltung für einen guten Zweck / 14. Moonlight Serenade: Old Beertown Jazzband sagt endgültig Servus
„Wir waren im Sommer nicht sicher, ob da noch was geht“, sagt Conny Fischer Andreassohn. Seine Musiker hätten sich bereits auf die verdiente Rente eingestellt. Schließlich sei auch die Moonlight Serenade 2023 nicht mehr zu toppen gewesen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. „Es ist schon immer ein Mordsstress“, so der 73-Jährige. Wenn das musikalische Niveau der Moonlight Serenade von Kennern als außerordentlich hoch eingestuft wird, dann liegt das nicht nur an den engagierten Mitstreitern, die aus den Landkreisen Bayreuth, Kulmbach und Kronach und sogar aus Weimar kommen, sondern auch an den sächsischen Kollegen von „Micha Winkler´s Hot Jazzband“. Kein Wunder, dass diesmal Musikfreunde nicht nur aus allen Teilen Frankens, aus Thüringen und Sachsen angereist sind, sondern auch aus Hamburg und Iserlohn. „Micha Winkler aus Dresden gilt als musikalischer Tausendsassa und als einer der besten Jazz-Posaunisten in Deutschland. Der entscheidende Punkt „nochmal an die Front zu gehen“ sei die Tatsache gewesen, dass die Old Beertown Jazzband 2024 ihre 40-jähriges Bestehen feiern kann. Auch die Wirtschaft habe in Sachen Sponsoring schnell signalisiert, dass sie wieder mit dabei ist. Schließlich ist die Großveranstaltung wieder als Benefizkonzert konzipiert. „Wir haben in all den Jahren schon weit über 25.000 Euro an soziale und musische Einrichtungen überwiesen“, sagt Conny Fischer. Kindergärten und Schulen sind darunter, aber auch Musikvereine und sonstige Institutionen. Zuletzt wurden die KITA in Fölschnitz mit 1500 Euro gefördert. Mit dem Geld wurden unter anderem Musikinstrumente angeschafft. Bisher habe man mit dem Wetter stets Glück gehabt, egal ob Anfangs in Wernstein oder später in Thurnau. Sollte wider Erwarten der Himmel am 15. Juni seine Schleusen öffnen, findet das Konzert in der ehemaligen Ladehalle der Brauerei auf dem Mönchshof-Gelände statt. Auch diesmal wird wieder der Lions-Club Kulmbach-Plassenburg und die Kulmbacher Brauerei mit im Boot sein. „Wir freuen uns, dass wir die Serenade wieder hier haben dürfen“, so Helga Metzel von den Museen im Kulmbacher Mönchshof. Sie sprach von einer kulturellen Bereicherung nicht nur für den Mönchshof, sondern für die gesamte Region. Es muss 2024 ja nicht das Ende der Moonlight Serenade sein, sagt Conny Fischer. Das Ende der Old Beertown Jazzband in der bisherigen Form werde es aber in jedem Fall sein. Die Geburtsstunde der „Old Beertown Jazzband“ schlug 1984. Zur Erstbesetzung gehörten Bernd Meile, der unvergessene Udo Koch, der frühere Kulturreferent Rupprecht Konrad und der Trompeter Werner Beyerlein. Ein Höhepunkt in der Geschichte der Formation war unter anderem eine Einladung zum Dixieland-Festival in Dresden, eines der größten Festivals dieser Art. Die Old Beertown Jazzband trat damals vor 2000 Leuten in der Prager Straße auf. Tickets für die 14. Moonlight Serenade am 15. Juni 2024 mit der Old Beertown Jazzband und „Micha Winklers Hot Jazzband“ gibt es im Vorverkauf für 22 Euro in der Kulmbacher Brauerei, in den Museen im Mönchshof, in der Buchhandlung Friedrich am Holzmarkt 12, bei der Buchhandlung Häußinger in Thurnau und bei Conny Fischer persönlich per Mail unter fischer.andreassohn@t-online.de.Einlass ist Ab 18 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Bild: Der Vorverkauf für die 14. Moonlight Serenade startet in diesen Tagen. Organisator und Bandleader Konrad „Conny“ Fischer Andreassohn, Helga Metzel von den Kulmbacher Museen und Musiker Wolfgang „Timmi“ Diehm (von links) rührten schon mal die Werbetrommel. Komödie in Kupferberg: „Plötzlich war die Ruhe weg“ / Proben der „Berchler“-Theatergruppe haben begonnen – Premiere am 29. Dezember
Die Vorbereitungen laufen bereits seit September, die Bühnenproben seit Anfang November. Bis zur Premiere am 29. Dezember ist noch ein wenig Zeit, doch schon jetzt sind alle Beteiligten mit Feuereifer bei der Sache. Auf dem Programm steht diesmal das Lustspiel „Ruhestand - …und plötzlich war die Ruhe weg“ der Unterfränkischen Erfolgsautorin Regina Rösch. Der Inhalt erinnert ein wenig an Loriots Spielfilm „Pappa ante Portas“, denn auch hier geht es darum, dass ein Ehemann nach 43 Berufsjahren in Rente geht und gehörig für Verwirrung sorgt. Ausgesucht hat das Stück die „Lesekommission“, wie sie Willi Rucker bezeichnet. Das sind drei Damen aus dem Ensemble, die sich alle Jahre auf die Suche nach einer interessanten Komödie machen. Zehn Aktive stehen heuer auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Dazu kommen eine Souffleuse und ein Techniker. „Die Organisation übernehme wir komplett selbst“, so Stephan Zeis, der erst zum zweiten Mal mit dabei ist. Sein Traum sei es schon immer gewesen, aber dass es mal Wirklichkeit wird, in einem Theaterstück mitzuspielen, das hätte er sich nie träumen lassen, so Stephan Zeis. Tatsächlich kennen die „Berchler“ auch keine Nachwuchsprobleme. Der jüngste Mitwirkende, Manuel Pöhlmann, ist 23, die älteste Dagmar Vornhof ist 70 Jahre jung. Einen Regisseur gibt es in Kupferberg nicht. „Unsere Inszenierung entwickelt sich im Laufe der Proben“, sagt Willi Rucker. Mit dem Schauspieler Jürgen Peter schaut in der Regel dann gegen Ende der Probezeitz doch mal ein Profi vorbei und die Amateure nehmen dankbar den einen oder anderen Tipp von ihm an. Das Besondere an der „Berchler“ Theatergruppe ist, dass es nicht nur um das Stück geht. Auch das Drumherum ist wichtig. Da trifft man sich vor der Aufführung in der Kupferberger Stadthalle, in der Stühle und Tische aufgestellt sind, es gibt Schnitzel, Käse- und Lachsbaguettes, beziehungsweise bei den Nachmittagsaufführungen Kaffee und Kuchen. „Bei uns kommt man, um ein en schönen Abend zu haben“, so Stephan Zeis. Für die Bewirtschaftung sind die örtlichen Vereine verantwortlich, deren Mitglieder sich regelmäßig mit Feuereifer engagieren. Konkret sind diesmal der FC Kupferberg, der TSV Wirsberg, die BRK-Bereitschaft Kupferberg und der örtliche Musikverein mit dabei. Viele Karten gibt es nicht mehr für die insgesamt sechs regulären Aufführungen. Eine siebte Aufführung ist nicht öffentlich und ausschließlich als Benefizveranstaltung für die Bewohner der Himmelkroner Heime, die Beschäftigten der Werkstatt für Behinderte und für Heimbewohner. Auch da gibt es Kaffee und Kuchen, die Kosten übernimmt der VdK-Kreisverband Kulmbach, die Organisation der VdK-Ortsverband Kupferberg. Die Mitwirkenden sind in diesem Jahr: Christina Exner, Doris Holhut, Heidi Holhut, Stefka Kodisch, Johannes Manz, Manuel Pöhlmann, Marco Küffner, Patrick Rosa, Martina Rucker, Willi Rucker, Dagmar Vornhof und Stephan Zeis. Das Lustspiel „Ruhestand - …und plötzlich war die Ruhe weg“ von Regina Rösch hat am Freitag, 29. Dezember um 19.30 Uhr in der Stadthalle Kupferberg Premiere. Weitere Aufführungen: Samstag, 30. Dezember um 19.30 Uhr, Samstag, 13. Januar um 19.30 Uhr Sonntag, 14. Januar um 15 Uhr, Sonntag, 28. Januar um 15 Uhr und Samstag, 3. Februar um 19.30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei Willi Rucker (09227/4977) oder bei Heidi Holhut (09227/309) zum Preis von 9,50 Euro. Bild: Auf der Bühne der Stadthalle Kupferberg probt die Theatergruppe „Berchler“ bereits eifrig für die Aufführung des Lustspiels „Ruhestand - ... und plötzlich war die Ruhe weg“. Premiere ist am 29. Dezember. Musikalische Hoffnungsschimmer trotz düsterer Farben / Neue Version des altbekannten Mozart-Requiems unter Martin Popp in St. Bartholomäus
Pegnitz. „Es klang so alt und war doch so neu.“ Nein, hier geht es nicht um den Fliedermonolog von Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“, sondern um das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. Man meint es zu kennen, zumindest in der Fassung des Mozart-Schülers Franz Xaver Süßmayr, der die letzten vier Sätze „Sanctus“, „Benedictus“, „Agnus Dei“ und „Communio“ komponiert und wohl auch weitere Teile instrumentiert hatte. Doch es gibt auch andere Versionen. Eine davon war am Sonntag in St. Bartholomäus zu hören, aufgeführt von der evangelischen Pegnitzer Kantorei zusammen mit dem Chor der katholischen Pfarrkirche Johannes der Täufer in Schlüsselfeld und der Vogtland Philharmonie Greiz Reichenbach unter Martin Popp. Der gebürtige Pegnitzer leitet seit 2007 den Schlüsselfelder Chor und unterrichtet unter anderem an der Karlsruher Musikhochschule. Dekanatskantor Jörg Fuhr hatte die Leitung krankheitsbedingt abgeben müssen. Wenn Mozarts Requiem anders als sonst klang, lag das aber auch an den halsbrecherischen Tempi, die Martin Popp vorgegeben hatte. Manchmal klingt es schon sehr gehetzt, für die Details der Partitur bleibt da wenig Zeit. Selbst zwischen den einzelnen Sätzen lässt der Dirigent Musikern und Sängern kaum Zeit zum Durchatmen. Zu Beginn des Offertoriums beim „Domine Jesu“ wird er dann selbst zum Opfer seiner atemberaubenden Tempovorgaben. Chor und Orchester sind einfach nicht zusammen und so muss er den Satz nach wenigen Takten nochmal von vorne anfangen. Die von Martin Popp ausgewählte und in Pegnitz aufgeführte Fassung stammt von dem britischen Musikwissenschaftler Karl Marguerre, wurde von dessen Enkelin Dorothee Heath 2014 überarbeitet und erschien erst jüngst im Druck. Allzu viele Aufführungen gab es davon noch nicht. Anders als in früheren Fassungen werden hier beispielsweise auch die hohen Holzbläser im Orchester eingesetzt und neben den düsteren Farben werden auch die des ewigen Lichts deutlicher, wie es Martin Popp im Programmheft erläutert. „Kostet Mozart zwar die dunklen Momente in der Beschreibung der Unterwelt dramatisch aus, so gibt er doch auch musikalische Hoffnungsschimmer.“ Spielt der Chor im Requiem insgesamt die größte Rolle, so tritt er in der aufgeführten Fassung im „Recordare“ vollständig zurück und das Solistenensemble verwandelt in thematischer Verwandtschaft den Beginn des Werkes in eine Insel der Hoffnung auf Erlösung. Martin Popps Interpretation erklingt denn auch, von der Tempowahl einmal abgesehen, dynamisch abwechslungsreich, frisch und eindringlich in den markanten Sätzen. Die Vogtland Philharmonie, die beiden Chöre und das Würzburger Solistenquartett mit Manuela Falk, Barbara Buffy, Stefan Schneider und Lorenz Schober können in Klang und Balance vollends überzeugen. Martin Popp lässt größtmögliche Flexibilität zu, vernachlässigt den dramatischen Aufbau des Werkes trotzdem nicht. Im „Dies irae“ oder auch im „Confutatis“ musiziert die Vogtland Philharmonie eindrucksvoll impulsiv und im „Sanctus“ werden sogar fast schon ein wenig modern anmutende Klänge zugelassen. Präzise und verständlich deklamieren die beiden Chöre homogen und gut aufeinander eingestimmt. Sämtliche Stimmen befanden sich in guter Verfassung und boten ein geschlossenes Klangbild und eine dichte Gestaltung. Im Solistenquartett lässt vor allem Manuela Falks betörend geschmeidige Stimme aufhorchen. Völlig natürlich und überhaupt nicht angestrengt erklingt ihr glockenheller Sopran. Intensiv und kraftvoll im Ausdruck agiert Tenor Stefan Schneider. Was die tonsprachliche Gestaltung angeht, lassen auch Altistin Barbara Buffy und Bassist Lorenz Schober keine Wünsche offen. Sowohl als Quartett wie auch in den Solopassagen meistern alle vier sorgfältig ihren Part und lassen keinen Mangel an deutlicher Aussprache zu. Neben dem Requiem führte die Kantorei zuvor auch Franz Schuberts mitreißendes Offertorium „Intende voci“, eine Tenorarie mit Chor und Mozarts kurze und oft zu hörende und überaus populäre Motette „Ave verum corpus“ KV 618 auf. Bild: Große Besetzung zur Aufführung von Mozarts Requiem in St. Bartholomäus: Martin Popp leitete die Pegnitzer Kantorei, den Chor der Schlüsselfelder Pfarrkirche und die Vogtland Philharmonie. Amüsant, authentisch und anspruchsvoll / Weltklasse-Harfenistin Silke Aichhorn gastierte in der Pegnitzer Stadtbibliothek
Silke Aichhorn stellt sich unermüdlich in den Dienst der Musik. Sie ist ihre beste Botschafterin und sie tritt auch als Buchautorin in Erscheinung. In ihrem zweiten Werk „Lebenslänglich frohlocken!?“ geht es, wie sollte es anders sein, um ihren Alltag als Musikerin. Nicht so, wie man es sich vorstellt. Eher chaotisch, komisch, vom Instrument der Engel bleibt da wenig übrig. Amüsant sind die gesammelten Anekdoten aber allemal und vor allem authentisch. Sei es die von dem Pfarrer, der mit seinen Fertigkeiten auf der Blockflöte kokettiert oder eine abenteuerliche rechtsrheinische Reise mit dem Instrument in der Bahn. Der Zuhörer erfährt, warum sie lieber bei Beerdigungen spielt, als bei Hochzeiten und wie es hinter den Kulissen für die „Christmas Show“ von Startenor Jonas Kaufmann so zuging.
Gleich zu Beginn wird in der „Ankunft der Königin von Saba“ von Georg Friedrich Händel ihre spürbare Freude an effektvoller Virtuosität deutlich. Tschaikowskys Walzer aus dem Schwanensee-Ballett interpretiert Silke Aichhorn ebenso lyrisch wie rhythmisch pointiert und temperamentvoll. Einer der Höhepunkte des Konzertes ist wieder einmal Friedrich Smetanas „Moldau“ in einem Arrangement für Soloharfe. Kaum zu glauben, wie brillant so ein Instrument klingen kann. In der Interpretation von Silke Aichhorn steckt jede Menge Esprit und Raffinesse. In der Moldau kann sie ihr ganzes Können mit scheinbarer Leichtigkeit abrufen.
Mit ihren Moderationen ist Silke Aichhorn nicht zuletzt auch bemüht, das komplizierte Instrument ihrem Publikum nahe zu bringen. Ihr Ziel sei es, das Image der Harfe zu entstauben, so sagt sie selbst von sich, die sich in keine Schublade stecken lässt. Dabei ist sie vielmehr als „nur“ eine kreative und energiegeladene Musikerin. Silke Aichhorn ist Mutter, Unternehmerin mit eigenem CD-Label, Hospizbotschafterin bei der Caritas und Geschäftsführerin des Regionalwettbewerbes Jugend musiziert. Bild: Mit Silke Aichhorn gastierte eine Weltklasse-Harfenistin in der Pegnitzer Stadtbibliothek. Orchestraler Glamour und akustisches Heimweh / Großer Jubel für die Hofer Symphoniker unter Joseph Bastian bei 3. Abo-Konzert – Syrischer Klarinettist und Komponist wird zum Star des Abends Hof. Musikalisch wie geschichtlich gibt es eine enge Verbindung zwischen Frankreich und Spanien. Während die Spanier um 1900 nach Paris kamen, um Erscheinungen wie den Impressionismus kennen zu lernen, zog es die Franzosen nach Spanien, um die dortigen gesellschaftlichen und künstlerischen Strömungen zu entdecken. Zwei von Ihnen waren Maurice Ravel und Claude Debussy. Für beide muss die iberische Halbinsel tatsächlich als „Sehnsuchtsort“ gegolten haben. Um „Sehnsuchtsorte“ ging es auch am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle beim 3. Abo-Konzert der Hofer Symphoniker unter der Leitung des französischen Dirigenten Joseph Bastian. Er, der als designierter Chef der Münchner Symphoniker gilt, gab damit sein Debüt in Hof. Gleich zu Beginn lassen Joseph Bastian und die Symphoniker die „Rhapsodie Espagnole“ überaus spannungsvoll, fast schon ein wenig furchterregend und auch detailverliebt beginnen. Doch allmählich entsteht ein Bild von einem Spanien, das typisch, vielleicht ein wenig klischeehaft, aber dennoch sehr eindrucksvoll ist und das in einem sprühenden Kaleidoskop von Orchesterfarben schon fast in einer wahren Orgie endet. Nach der Pause knallen In Debussys „Iberia“ die Kastagnetten, klingen die typischen Bolero-Triolen und kommt die gesamte Palette französisch-sinnlicher Klangfarben zum Tragen. Auch hier fällt die große Liebe von Joseph Bastian zu den Details der Partitur auf. Da werden die „Düfte der Nacht“ im Raum verteilt, es entsteht die für Debussy so typische Atmosphäre. Bleibt noch Ravels „Bolero“, ein Mega-Hit der klassischen Musik, eine Komposition, die auch bei Anhängern ganz anderer Musik einen hohen Bekanntheitsgrad genießt. Warum also auch nicht mal einen der „Greatest Hits“, vor allem, wenn er so sitzt, wie bei den Hofer Symphonikern unter Joseph Bastian. So leichtfüßig das auch manchmal klingt, so sehr ist bei diesem Werk Perfektion und Disziplin gefragt. Nur so entsteht die knisternde Spannung, die das Werk so berühmt gemacht hat. Und irgendwie ist es halt doch bombastisch und voller orchestralen Glamours, was da so eindrucksvoll erklingt. Dabei ist es ein immer gleiches Ostinato im Bolero-Rhythmus mit sechzehn Takten Melodie, bei der alle nur denkbaren Klangfarben des Orchesters zum Einsatz kommen und die Lautstärke bis zum explosiven Ende beständig gesteigert wird. Das eigentliche Ereignis des Konzertes ist aber Kinan Azmeh, Komponist und Klarinettist aus der syrischen Hauptstadt Damaskus. Wie er seine eigene Komposition zum Klingen bringt, das hat ganz große Klasse. Seine Klarinette betet und klagt, dann wieder lacht und jubelt sie. Auch in dieser Komposition, die so erfrischend anders klingt, geht es um Heimweh, um „akustisches Heimweh“. In der „Suite for Improvisor and Orchestra“ trifft das Motto des Abends „Sehnsuchtsorte“ punktgenau zu. Es geht um eine, vielleicht sogar unbeschwerte Kindheit in Damaskus, im Finale gibt es Anklänge an eine syrische Hochzeitsfeier und zu beginn geht es nach New York, wo Kinan Azmeh studiert hat. Der prominente Musiker, der schon in allen großen Musikzentren der Welt aufgetreten ist und mit den berühmtesten Orchestern gespielt hat, gilt als Grenzgänger zwischen den Kulturen, und zwischen den musikalischen Genres. Er war Mitglied in Daniel Barenboims West-Eastern-Divan-Orchester und hat ein eigenes Jazz-Quartett. Das Besondere an der „Suite for Improvisor and Orchestra“ ist, dass die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation aufgehoben wurden. Den Rahmen und die Struktur des Werkes hat er selbst vorgegeben, das solistische Ausfüllen erfolgt ganz spontan, was es dem Dirigenten und den Musiker nicht unbedingt leichter macht. Mit einer eigenen Solokomposition als Zugabe, einem Wiegenlied, bedankt er sich bei den Zuhörern, ehe er sich in der Pause unters Publikum mischt und seine CDs signiert. Kraft der Liebe und Menschlichkeit/ „A Tale oft wo cities“: Spektakuläre Musical-Uraufführung am Theater Hof
Hof. Uraufführungen eines neuen Musicals sind im deutschsprachigen Raum eine Seltenheit. Das Theater Hof schreibt in diesen Tagen mit „A Tale oft two Cities“ Musikgeschichte. Zahlreiche Handlungsstränge und eine leidenschaftliche Love Story stecken in diesem Charles-Dickens-Klassiker aus dem Jahr 1859, den der englische Musical-Komponist und -Autor Paul Graham Brown mit den deutschen Texten von Moritz Staemmler als Auftragswerk für Hof geschrieben hat. Die Idee stammt von dem scheidenden Intendanten Reinhardt Friese. Für die grandiose Regie ist ein anderer Großer aus der Musical-Szene verantwortlich: Weltstar Uwe Kröger, der auch in Hof kein Unbekannter ist. Nach der krankheitsbedingten Absage der zweiten Aufführung am vergangenen Samstag wurde das Stück am Mittwochabend wieder aufgenommen. In der „Geschichte aus zwei Städten“ geht es um London und Paris im 18. Jahrhundert. Lucie Manette, gesungen und gespielt von der fabelhaften Birgit Reutter, gerät in die Fänge der Französischen Revolution. Dabei entwickelt sich eine Liebesgeschichte, in der Lucie zahlreiche Gefahren meistern muss. Der französische Aristokraten Darnay und der englische Anwalt Carton spielen dabei entscheidende Rollen. Was folgt sind eine Reihe von Zufällen und unvorhergesehenen Begegnungen. Hinter dem meistgelesenen Roman von Charles Dickens steckt vor allem eine Geschichte von der Kraft der Liebe und Menschlichkeit, Aber auch eine Mahnung vor Gewalt und Machtmissbrauch. Die Geschichte hat also nichts von ihrer Aktualität verloren. Trotz der langen Spieldauer von fast zweieinhalb Stunden kommt zu keiner Sekunde Langeweile auf. Im Gegenteil, manches hätte man sich noch ein wenig mehr auserzählt vorstellen können. Wo andere Musicals Längen haben, gerät hier das eine oder andere fast ein wenig zu kurz. Wenn das Stück vor allem nach der Pause stark an Spannung gewinnt, dann liegt das vor allem an der überaus schlüssigen Regie von Uwe Kröger, der in seinem Metier ein absoluter Profi ist. Hat er doch in Hof bereits „Spamalot“ und „Cabaret“ inszeniert. Uwe Kröger setzt die vielen Bilder in schnellen Wechsel und mit großartigen Effekten um. Die Drehscheibe auf der Bühne hilft ihm dabei in sekundenschnelle von der einen Stadt in die andere zu wechseln. Unterstützt wurde Uwe Kröger in seiner Regiearbeit von dem Choreographen Timo Radünz.
Für Birgit Reutter ist Lucie die absolute Traumrolle („Schon allein, weil es eine Uraufführung ist“) und das spürt man in jeder Szene. Absolut glaubhaft verkörpert sie die Entwicklung vom jugendlichen Leichtsinn zu Beginn bis zur großen Dramatik am Schluss. Die vielen Songs meistert sie stimmlich perfekt. Das gilt auch für Stefan Reil in der Partie des Carles Darnay. Auch er agiert absolut glaubhaft, wandlungsfähig und ist stimmlich gut drauf. Weitere „Hauptrollen“ sind die von Lucies Vater Dr. Manett, die Yngve Gasoy-Romdal ausgezeichnet verkörpert, ebenso wie Jannik Harmeit den Sydney Carton gibt In weiteren Rollen sind unter anderem Stefanie Rhaue als Miss Pross, Thielo Anderson und Yvonne Prentki als Monsieur und Madame Defarge, Pariser Weinhändler und Anhänger der Revolution, der kurzfristig eingesprungene Maurice Daniel Ernst als Jarvis Lorry, Tamas Mester als Jerry Cruncher und Ralf Hocke als Marquis D´Evremonde zu erleben.
Weitere Aufführungen: Samstag, 18.11., Sonntag, 19.11., Samstag, 25.11., Sonntag, 26.11. und Freitag, 01.12. jeweils 19.30 Uhr im Großen Haus. Karten gibt es an der Theaterkasse (Telefon 09281/7070-290) oder im Online-Ticketshop des Theaters Hof. https://thof.chiketto.de/de/perf/. Eine weitere Aufführung findet am 16.11., um 19.30 Uhr im Rosenthal-Theater Selb statt. Magische Klanggebäude: Ästhetisch, ätherisch und authentisch / Pink-Floyd-Tribute-Band „Kings of Floyd” begeisterten das Hofer Publikum im Festsaal der Freiheitshalle
Pink Floyd um Roger Waters und David Gilmour stand einst für gigantische Liveshows. Das Album „Dark Side of the Moon“ von 1973 oder das Konzeptalbum „The Wall“ von 1979 hatte gefühlt jeder im Plattenschrank stehen. Man musste kein Fan sein, um mit dieser Musik groß zu werden.
Immer wieder glänzt Maurus Fischer an der Gitarre und Bernd Winterschaden legte bei „Money“ ein extravagantes Saxofon-Solo hin. Zusammen zeigen sie als bestens aufeinander eingespieltes Team, dass die Kompositionen von Pink Floyd viel mehr sind als eingängige Pop- und Rock-Songs. Sie sind zeitlose Musik, die ihren ganz besonderen Platz hat, und die heute noch genauso faszinierend und aktuell sind, wie zur Zeit ihrer Entstehung.
Absolut authentisch ist das, was da rüberkommt, verpackt in einer aufwändigen Sound-, Light- und Lasershow. Der Rang des Festsaals dufte aufgrund der Laser-Inszenierung gar nicht betreten werden. Dazu waren auf einer Leinwand immer wieder kleine filmische Einblendungen zu sehen, akustisch wurden Stimmen und Geräusche eingespielt. Der Tourplan von Kings of Floyd zeigt schließlich auch, dass die Musiker eine wahre Liveband sind. Gleich nach Hof gastierten sie bereits in Bonn, der Tourplan umfasst rund 100 dutzend Konzerte und reicht bereits bis tief in den Januar 2025 (!) hinein. Die Sehnsucht nach dem großen Frieden / „Gast auf Erden“: Beeindruckende Musik-Lesung mit Texten des Theologen Dietrich Bonhoeffer
Bayreuth. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Dieses Gedicht des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer gilt als eines der bekanntesten Lieder des Evangelischen Gesangbuchs. Verfasst hatte es Bonhoeffer im Dezember 1944 in der Gestapo-Haft, es gilt als sein letzter erhaltener theologischer Text vor seiner Hinrichtung am 9. April 1945. Viele Komponisten haben es vertont. Beim Stiftungskonzert mit einem Kammer-Jazzensemble der Hochschule für evangelische Kirchenmusik (HfK) im Orgelsaal der Hochschule erklang es erst ganz zum Schluss, und zwar in der populären Fassung von Siegfried Fietz. „Gast auf Erden“ war das außergewöhnliche Stiftungskonzert überschrieben, bei dem ansonsten nahezu ausnahmslos Kompositionen von Rafael Alcántara aufgeführt worden. Der Wilfried-Hiller-Schüler, der seit Jahren wichtige musikalische Impulse zu Jazz-Musik in sakralen Räumen setzt, hatte die Musik zu dem ehrgeizigen Projekt nach einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg komponiert, Dietrich Bonhoeffers letztem Aufenthalts- und Hinrichtungsort. Es sind sehr versöhnliche, melodiöse, eher poppige als jazzige Klänge, die da unter der Leitung von Victor Alcántara erklingen, dem Zwillingsbruder des Komponisten, der an der Hochschule für den Pop-, Rock- und Jazzbereich zuständig ist. Er hatte bereits im Vorfeld von einem „interessanten Format“ gesprochen, „mit dem auch einmal ganz andere Facetten der Kirchenmusik aufgezeigt werden“. Bonhoeffers Zitate und Gedichte, die Rafael Alcántara zusammen mit der hervorragend disponierten Studentin Nadja Rangott sang, und die Stadtkirchenpfarrer Carsten Brall rezitierte, zeigten eindrucksvoll, zu welch philosophischen Gedanken Bonhoeffer fähig war und welch großer Denker in diesem Theologen steckte. Bonhoeffer hatte sich unermüdlich für die Mitmenschlichkeit eingesetzt, seine sozialkritischen Ansichten und Gedichte zu existentiellen Fragen haben nichts an Aktualität eingebüßt. In einem Text etwa bringt er die Hoffnung und die Sehnsucht nach dem großen Frieden zum Ausdruck. Die Band des Projektes „Gast auf Erden“ setzte sich aus Studenten und Dozenten der Popabteilung der Hochschule für evangelische Kirchenmusik sowie aus hochkarätigen Gastmusikern wie dem Schlagzeuger Julian Fau, Träger des Neuen Deutschen Jazzpreises 2016, und der E-Bassistin Anna Emmersberger, Trägerin des Jungen Münchner Jazzpreisen 2022, zusammen. Weitere Mitglieder waren neben den Alcántara-Brüdern Antonius Gümbel am Flügelhorn und Tobias Wirth an der Posaune. Der preisgekrönte Gitarrist Jochen Roth steuerte als instrumentales Zwischenspiel eine Komposition an der Akustik-Gitarre bei. Regionalbischöfin Dorothea Greiner, Vorsitzende der Förderstiftung der Hochschule, sprach von einem hervorragenden Zusammenwirken von Lehrenden und Studierenden. Im mittlerweile dritten Stiftungskonzert des laufenden Jahres habe endlich auch einmal die Popularmusikabteilung der Hochschule die Möglichkeit, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Ein Zweck des Stiftungskonzertes war es auch, Geld für eine neue dringend benötigte Übe- und Unterrichtsorgeln zu sammeln. Einige der derzeitigen Orgeln seien nicht mehr für den Unterricht tauglich, so Dorothea Greiner. Eine Voraufführung der Musik-Lesung „Gast auf Erden“ hatte bereits im Sommer im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentags in der Paul-Gerhardt-Kirche in Nürnberg-Langwasser stattgefunden. Bild: „Gast auf Erden“: Musik zu Texten von Dietrich Bonhoeffer gab es von einem eigens zusammengestellten Kammer-Jazz-Ensemble der Hochschule für evangelische Kirchenmusik mit (von links): Anna Emmersberger, Nadja Rangott, Julian Fau, Rafael Alcántara, Tobias Wirth und Antonius Gümbel. Gesprochen, geflüstert und gerufen / „Ex-Silentio“ Kammerchor überraschte mit ungewohnten Klängen in der St.-Bartholomäuskirche
Zum einen kommt Chorleiter und -gründer Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast, zum anderen hat der Träger, der neu gegründete Kulturverein „Kunstwert – Wir machen Kultur“ hier seinen Sitz. Es gibt aber auch noch einen persönlichen Grund: Gustav Roth, Großvater des Chorleiters war viele Jahre lang in Ludwigschorgast für die Kirchenmusik zuständig. Zur Einweihung der neuen Kirche hatte er vor 50 Jahren hier mit seinem Jugendchor ebenfalls musiziert. Nun war es kein alltägliches Programm, mit dem ExSilentio hier aufgetreten ist. Zeitgenössisches, experimentelles, modernes, ungewohntes, für all das und vieles mehr steht „ExSilentio“. Da gab es eine Uraufführung des 1994 geborenen Dresdner Komponisten Maximilian Nikolai von der dortigen Musikhochschule. Das Werk bezog sich inhaltlich auf Psalm 130 und setzte auf „Stille als Zeitmaß“, wie es der Komponist selbst beschrieben hatte. Wie passend für einen Chor, der sich den Namen „ExSilentio“ („Aus der Stille“) gegeben hat. Gesprochene Passagen, geflüsterte, laut gerufene und auch das Schweigen gehörte dazu Auf dem Programm standen weiterhin A-Capella-Chorsätze von den unterschiedlichsten Komponisten. Barockes und Klassisches von Bach und Brahms, ein zeitgenössisches Madrigal des lettischen Komponisten Peteris Vasks und ein Abendgebet von Mikis Theodorakis. All das und vieles mehr ist absolut hörenswert. Natürlich ist der „ExSilentio“ Kammerchor für das Projekt bestens vorbereitet und er liefert eine exquisite Performance ab. Auf vokaler Ebene hat der Chor einen guten Kompromiss gefunden zwischen einer phrasierten und vibratofreien sowie einer sympathisch modernen Singweise. Die sechs Damen und sechs Herren überzeugen mit einer reichen Farbpalette aus überschwänglicher Emphase, hymnischer Zartheit und balladesker Kraft. Stimmkultur und Sprachverständlichkeit, Klanggröße und Piano, alles zur rechten Zeit präsentiert „ExSilentio“. Der Chor glänzte mit seinem homogenen Klang und die einzelnen Stimmen fügten sich perfekt ausbalanciert ineinander.
Geistige und weltliche Texte über die Stille, auch mal in englischer Sprache rezitierte Burkhart Matthias Schürmann und Volker Sondermann steuerte elektronische Klänge in der Uraufführung seines Stückes „Komm Trost der Welt“ bei, eine Komposition, die aus wenigen Klängen, einigen gesprochenen Passagen, durch die im Raumverteilten Choristen und aus großem Schweigen besteht. Man traut sich kaum zu bewegen, so still ist es im Raum und mit der Zeit wird es richtig unheimlich. Das genau scheint die Absicht der Komposition zu sein. „Ich bin mit meiner Heimat tief verwurzelt, so war es mir ein großes Anliegen, die jungen Musikerinnen und Musiker aus ganz Deutschland anlässlich des Kirchenjubiläums nach Ludwigschorgast zu holen“, erklärte Lukas Alois Roth, für den Dresden mittlerweile auch zu einer Art Wahlheimat geworden ist. An der dortigen „Hochschule für Musik Carl Maria von Weber“ belegt er die Fächer Schulmusik und Chorleitung und steht kurz vor dem Abschluss. In der Region hat ihn das Benefizprojekt „Musik verbindet“ bekannt gemacht. Bilder: Kultureller Werbeträger für die Region/ Sängerfreunde Wasserknoden feierten in Marktschorgast gleich zwei Jubiläen
„Wohlauf liebe Freunde, lasst uns singen.“ Mit diesem Chorsatz hatten die Sängerfreunde das rund dreistündige Festkonzert stimmgewaltig eröffnet. Dabei geht es allen Mitwirkenden nicht unbedingt nur um die musikalische Gemeinschaft. Es sei mit den Jahren auch eine starke Verbundenheit untereinander entstanden, sagte Chorleiterin Carolin Scherm mit Blick auf das zurückliegende viertel Jahrhundert. Witzige Songs von bekannten Kinderlied-Komponisten wie Detlev Jöcker oder Rolf Zuckowski hatte der Kinderchor einstudiert. Ein Höhepunkt war der gemeinsame Auftritt mit den Sängerfreunden und dem Lied: „Sind wir nicht alle Sonntagskinder“ von Gerhard Grote. Für eine gelungene Überraschung sorgten die vielen ehemaligen Mitwirkenden des Kinderchors, die sich für ein eigens getextetes Lied wieder zusammengefunden hatten und damit Carolin und Monika Scherm überraschten.
Den Anstoß zur Gründung der Sängerfreunde Wasserknoden hatte 1998 Johannes Scherm gegeben. Als Nachfolger des Männergesangvereins Edelweiss sollte ein Männerchor entstehen. Mit vier Männern und zweistimmigen Gesang, musikalisch begleitet von Günther Hartmann, sei es damals losgegangen, erinnerte sich Scherm. Bald schon seien die Frauen dazugekommen und 1998 bestanden die Sängerfreunde bereits aus elf Männern und fünf Frauen. Chorleiterin ist Carolin Scherm, für die musikalische Begleitung, Liedauswahl und Vorbereitung ist Schwester Monika zuständig. Beide kommen auf über 160 einstudierte Lieder in den 25 Jahren, die sie zusammen mit den bislang etwa 60 Sängerinnen und Sängern aufgeführt haben. Gesungen wird neben den Auftritten in Wasserknoden beim Frühlingssingen, zum Totengedenken und im Advent, öffentlich bei Sängerfesten, auf Einladungen zu Jubiläen, auf Weihnachtsmärkten, im Sommer in den Bad Bernecker Kolonnaden, in Kirchen und bei runden Geburtstagen. Carolin und Monika Scherm kommen in den zurückliegenden 25 Jahren auf 125 öffentliche und 25 private Auftritte.
Von einem hervorragenden Werbeträger für Wasserknoden, aber auch für Marktschorgast sprach Bürgermeister Marc Benker. Die Sängerfreunde und der Kinderchor seien aus dem kulturellen Leben in beiden Orten nicht mehr wegzudenken. Auch wenn jeder gerne zuhört, selbstverständlich sei es längst nicht mehr, aktive Sänger zu finden, so Marc Benker. Sein Amtskollege Jürgen Zinnert aus Bad Berneck würdigte das außergewöhnliche Doppeljubiläum, außergewöhnlich vor allem deshalb, weil sich die Verantwortlichkeiten in den 40 Jahren des Kinderchors und den 25 Jahren der Sängerfreunde die Verantwortlichkeiten mit Monika und Carolin Scherm nicht geändert hätten „Das ist Frauenpower pur“, so Jürgen Zinnert.
Bilder: Reinschauen, Zuhören und zusehen / Ladenmusik lockte in die Innenstadt – Riesenzuspruch: MGF-Projekt sollte unbedingt wiederholt werden
„Ladenmusik in der Kulmbacher Innenstadt“, das war eine Aktion des Projekt-Seminars Musik in Zusammenarbeit mit der Händlervereinigung Kulmbach. „Wir wollen ein kreatives Zeichen zur Attraktivierung der Kulmbacher Einzelhandelsszene setzen“, erklärte Lilly Hübner vom P-Seminar und eine der Musikerinnen. Fünf Wochen hab es gedauert von der Idee bis zu deren Umsetzung. Dabei klappte alles wie am Schnürchen. Immer im Halbstundentakt erfolgte der Wechsel und das jeweilige Ensemble zog weiter, so dass sämtliche Formationen in allen Geschäften zu hören waren.
„Weil wir die Herzen erreichen wollen, kommt unsere Musik auch von Herzen“, so der betreuende Projektleiter und Musiklehrer Hubertus Baumann. Er dirigierte das Blechbläserensemble zur Einstimmung am Holzmarkt. Dann ging es in den Geschäften weiter, Da gab es Tubaklänge von George Gershwin im Weltladen und Frank Sinatra für Saxofon im Schmuckladen. Im Hof des Ratskellers spielte ein Bläserduo vom Balkon, zu Pralinen und Cappuccino musizierte eine junge Geigerin und zwischen Brillengestellen ertönten Gitarren- und Flötenklänge.
Außerdem wirkten mit: Antonia Bächer, Tim Beckmann, Vanessa Burrmann, Lena Daumann, Marlene Dippold, Lenia Eck, Emilia Haderdauer, Maya Häublein, Paul Hüttemann, Emma Jahreis, Leonie Johne, Tommy Johne, Lena Kellner, Lea Lauterbach, Jule Leimenstoll, Lukas Macht, Felix Maiwald, Johanna Matschke, Tim Müller, Lars Nützel, Judith Posel, Johann Rummer, Theo Sommer, Carl Sprinzel, Mia Stamm, Emmi Ulbrich, Amelie Wagner, Maria Weiche, Felix Werner, Emma Wernlein, Finia Wilsch, Christoph Zech, Helene Zenker, Noel Zink. Musiziert wurde in den folgenden Geschäften: Blumen im Ratskeller, Buchhandlung Friedrich, Esther Genusswelt, „Hoffmann Optic“, „Privera“, Sissis Schmuckladen, „Wäschetraum“ und im Weltladen.
Sommer, Sonne, Süden / Drei Stunden Partystimmung in der Dr.-Stammberger-Halle mit Daniela Alfinito und den „Schlagerpiloten“
Unter Schlagerfreunden gehören sie zu den ganz Großen: Daniela Alfinito war mit ihrem aktuellen Album „Frei und Grenzenlos“ zum fünften Mal in Folge auf der Spitzenposition in den deutschen Albumcharts. Auch die Schlagerpiloten, das sind Stefan Peters aus dem fränkischen Weissenburg und Kevin Marx aus dem Ruhrpott, sind in den Charts zuhause: nachdem es alle ihre vier bisherigen Alben in die Spitze geschafft hatten, erreichten sie mit „Rio“ ebenfalls Platz 1. Früher waren sie allerdings mal zu dritt.
Fast schon zu einem Happening gerät die Pause, de mehrfach verlängert werden muss, so groß ist der Andrang an den Fanständen. Daniela Alfinito und die Schlagerpiloten geben unermüdlich Autogramme, signieren alles, was ihnen unter die Nasen gehalten wird, stellen sich für dutzende von Selfies zur Verfügung und haben für jeden Fan ein freundliches Wort übrig. Davon könnten sich so manche „Stars“ eine Scheibe abschneiden. Bilder: „Dürers Knechtlein“ im Badhaus / Autorin Kerstin Trimble stellte ihren neuen Roman vor
Albrecht Dürer, auf dem Gipfel seines Ruhms, hat eigentlich keine Geduld für Lehrbuben, doch der feinsinnige Adrian berührt ihn mit seiner außergewöhnlichen Gabe und seinem rätselhaften Wesen. Nur ist das Wunderkind kein junger Knabe, sondern Klara, eine vor Zwangsheirat geflohene Malerstochter. Sie und der charmante Trickbetrüger Jakob führen nicht nur den Dürerhaushalt hinters Licht, sondern treiben in der ganzen Reichsstadt Nürnberg wahnwitzige Possen wider Aberglauben, Ablasshandel und anderes Irrsal. Dabei geht es auch in die Badhäuser der Region. Die Zuhörer erfuhren unter anderem auch, warum das spätmittelalterliche Badhaus, ähnlich wie heutige „Wellness-Tempel", für viele Menschen damals ein Highlight in ihrem arbeitsamen Alltag war, und dass manches Badhaus nicht nur der Sauberkeit, sondern auch anderen „zwischenmenschlichen" Aktivitäten diente. Kerstin Trimble ist eine erst ausgewanderte, dann heimgekehrte Nürnbergerin, deren Lokalpatriotismus sich in den langen Jahren fern der Noris nur noch verschlimmert hat. Als studierte Kulturwirtin führte ihr beruflicher und privater Weg sie nach England, Spanien, Frankreich und in die USA, wo sie neben ihrer Tätigkeit als High-School-Lehrerin die deutsch-amerikanische Community mit deutsch-englischen Romanen unterhielt. Heute lebt sie als freiberufliche Übersetzerin, Sprachlehrerin, Lektorin und Copy Writer in Großgründlach und schreibt immer noch zweisprachig, nun allerdings im Sprachpaar Hochdeutsch-Fränkisch. Der Roman „Dürers Knechtlein“ von Kerstin Trimble ist im Wifa Verlag Ansbach erschienen, hat 426 Seiten und kostet 16,80 Euro (ISBN 9783932884665). Bild: Kerstin Trimble stellte im Kulmbacher Badhaus ihren Roman „Dürers Knechtlein“ vor. Der Weg zum Selbst / Roland „Roldan“ Friedrich zeigt im Badhaus Skulpturen, Fotografien und Gedichte
Menschen mit ihrem „KulturLebenRaum“ zu versöhnen, das ist die Vision des Fotografen und bildenden Künstlers Roland Friedrich. Seine Bildsprache nimmt den Menschen unmittelbar wahr, schaut ihn in seinem ursprünglich individuellen Dasein an, will ihn aber nicht interpretieren. „So entsteht der schöpferische Freiraum für die wahre Entfaltung, für die Würde des Menschen“, erklärt Roland Friedrich. Er wird dann konkret, wenn er fordert, dass der Mensch eine Wesenstiefe benötigt um schöpferisch tätig zu werden und um die damit zusammengehörige Ehrfurcht vor dem Geist des Lebens zu entfalten. Der Künstler sieht sich als Weltenbürger, der in der derzeitigen Welt des egoistischen und erschreckend neu-nationalen Denkens schmerzlich fehle. Vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Ereignisse fand Roland Friedrich bei der Vernissage dann auch nachdenklich, fast schon düstere Worte. Ausgehend von seinem Bild „Der Eiserne Vorhang fällt“ sagte „Roldan“, dass der Eiserne Vorhang mittlerweile schon wieder aufgebaut sei. „Da haben wir keine Chance mehr.“ Wenn es auch noch Jahrtausende bis zu einer Apocalypse dauern werde, würden Krieg und Verwüstung schon jetzt überall beginnen. Als möglichen Leitfaden für ein menschliches Miteinander zitierte er die vier platonischen Kardinaltugenden Prudentia (Weisheit), Fortitudo (Tapferkeit), Temperantia (Bescheidenheit, Mäßigkeit) und Iustitia (Gerechtigkeit). „Roldan“ hat in den verschiedenen kleinen und großen, aber stets verwinkelten Räumen des Badhauses verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Da gibt es Fotos und Gemälde auf Leinwand, hinter Acrylglas, beschichtet auf Platten oder ganz klassisch gerahmt und im Passepartout. Auch einige großformatige Skulpturen und Reliefs sind zusehen. Ergänzend hat der Künstler kleine Gedichte und einige seiner Tagebucheinträge veröffentlicht. „Eine wunderbare kulturelle Vielfalt, die im Dreiklang ineinanderpasst“, so beschreibt Roland Friedrich selbst seine umfangreiche Werkschau. „Man muss sich tatsächlich durch die Ausstellung arbeiten“, sagte Kulmbachs 3. Bürgermeister Ralf Hartnack bei der Eröffnung. Passend zum Schauplatz wurde die Vernissage von der Gruppe „Alleweyl“ musikalisch umrahmt. Das Trio mit Jenny und Gerhard Escher sowie Anja Wichmann führte dabei auf historischen Instrumenten Lieder und Tänze des späten Mittelalters auf. Roland Friedrich, 1960 in Frankfurt am Main geboren, hat das Handwerk des Schreiners gelernt, war viele Jahre lang als Kunst- und Werklehrer tätig. Er ist Bildhauer, Fotograf, Kunstpädagoge, hat Bücher veröffentlicht, er besitzt ein Diplom im Kulturmanagement, war jahrzehntelang Gründungsvorstand eines privaten Musikinstituts und hat seine Holz-, Stein- und Bronzeskulpturen im In- und Ausland gezeigt. Zuletzt war er im vergangenen Jahr mit seiner Ausstellung „Das Antlitz des Selbst“ im Himmelkroner Stiftskirchenmuseum an die Öffentlichkeit getreten. Bei den Kulmbacher Sommerkunstwochen bietet er Kurse im Holzschnitzen für Kinder und Jugendliche an. Nicht zuletzt ist er in der Region auch durch seine Publikation „Schau dich um“ bekannt geworden, in der er seit zehn Jahren „Inweltperspektiven und Lebensbilder“ rund um den „KulturLebenRaum“ am Patersberg veröffentlicht. 2020 ist sein Gedichtband „Das Antlitz des Selbst“ mit tiefsinnigen Gedichten und Texten über die Ehrfurcht vor dem Geist des Lebens erschienen. Die Ausstellung „Der Weg zum Selbst“ mit Werken von Roland „Roldan“ Friedrich ist noch bis zum 12. November jeweils freitags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr im Historischen Badhaus in Kulmbach zu sehen. Der Eintritt ist frei. Bild: „Schöpferischer Freiraum für die Würde des Menschen. Roland „Roldan“ Friedrich bei der Vernissage seiner Ausstellung im Historischen Badhaus. Stille als Zeitmaß / Kammerchor ExSilentio unter Lukas Alois Roth gastiert in Bayreuth und Ludwigschorgast
Wie bei „ExSilentio“ üblich ist das Programm weitab des Mainstreams angesiedelt. Sogar eine Uraufführung gibt es mit dem Werk „Insilentio“ des Dresdner Komponisten Maximilian Nikolai. Das Werk bezieht sich inhaltlich auf den Psalm 130 und setzt auf „Stille als Zeitmaß“. Da darf man gespannt sein, was sich der junge Komponist aus dem Umfeld der Dresdner Musikhochschule so ausgedacht hat. Dresden ist für Lukas Alois Roth auch eine Art Wahlheimat. An der dortigen „Hochschule für Musik Carl Maria von Weber“ belegt er die Fächer Schulmusik, Musikpraxis und Dirigieren und steht kurz vor dem Abschluss. Dort leitet er nicht nur den Kammerchor „ExSilentio“, in Pillnitz bei Dresden ist er Chef des dortigen Kirchenchores und an der Musikhochschule ist er Assistent des Hochschulchores. In der Region hat ihn das Benefizprojekt „Musik verbindet“ bekannt gemacht. Dabei hat er einen Chor und eine Band auf die Beine gestellt und Benefizkonzerte veröffentlicht. Rund 60000 Euro wurden seitdem für wohltätige Zwecke eingespielt. Bei den Konzerten in Dresden, Zwickau, Bayreuth und Ludwigschorgast werden die Banduristin Nadiia Istiufeieva und Burkhart Matthias Schürmann als Gastdirigent und als Sprecher zu hören sein. Auf dem Programm stehen weiterhin A-Capella-Chorsätze von Christian Lahnsen, Gabriel Faure, Zeitgenössisches des lettischen Komponisten Peteris Vasks und Sätze aus der Messe von Mikis Theodorakis. Das Konzert in Ludwigschorgast ist eingebettet in das Jubiläumsprogramm 50 Jahre neue St. Bartholomäus-Kirche. Sie wurde damals an die historische Pfarrkirche angebaut und wird für Sonn- und Feiertagsgottesdienste genutzt. Eine Besonderheit dabei ist, dass der mittlerweile verstorbene Großvater von Lukas Alois Roth an der Planung und am Bau des Gotteshauses beteiligt und dort auch als Organist tätig war. Im Festgottesdienst zur Einweihung 1973 hatte der Großvater dort auch den Chor geleitet, eine Tradition, an die der Enkel jetzt anknüpft. Der Chor „ExSilentio“ trägt seinen Namen ganz bewusst. „Aus der Stille heraus“ war die Formation während der Pandemie entstanden. Ziel war es von Anfang an, gemeinsam, nachhaltig und auf hohem Niveau zu musizieren. Die Konzerte mit dem Titel „Silence“ des ExSilentio Kammerchors finden am Sonntag, 15.10. um 16 Uhr in der Schlosskirche Bayreuth und am Sonntag, 22.10. um 18.30 Uhr in der St- Bartholomäus-Kirche in Ludwigschorgast statt. Der Eintritt ist frei. Bild: Lukas Alois Roth ist Gründer und Leiter des Kammerchors ExSilentio. Mit der Formation gastiert er demnächst in Bayreuth und in Ludwigschorgast. Wahnsinn mit „Wolle“ / Wolfgang-Petry-Show rockt die Freiheitshalle
Wolfgang Petry, das ist Stimmung, Spaß und Power zum Mitsingen. Damit das auch funktioniert, wurden sogar die meisten Texte oberhalb der riesigen Bühne während der Songs eingeblendet. 18 Millionen Tonträger soll er angeblich verkauft haben, Wolfgang Petry ist aber auch durch seine karierten Holzfällerhemden und seine Freundschaftsbänder in Erinnerung geblieben. Beides suchte man bei der „Wahnsinn“-Show, zumindest auf der Bühne, vergebens. Dafür um so mehr im Publikum, dazu gab es jede Menge Schlager im rockigen Gewand. Man kennt sie alle, denn zu Wolfgang Petrys Zeiten lief das alles im Radio rauf und runter.
Gleichzeitig war die Show aber auch eine Zeitreise in die 1990er Jahre. Im Stil eines echten „Wolle“-Konzerts schließt „Wahnsinn!“ an das legendäre Konzert von Wolfgang Petrys umjubelter „Einfach Geil“-Tournee aus dem Jahr 1999 an. Ausschnitte davon sind immer wieder auf der Großbildleinwand hinter der Bühne zu sehen. Da werden noch einmal all die großen Emotionen und die pure Lebensfreude sichtbar, die Wolfgang Petry immer ausgestrahlt hat.
Nach Angaben der Veranstalter wurden allein bei der Tour im zurückliegenden Jahr 50.000 Tickets verkauft. Auch in den großen TV-Shows war „Wahnsinn!“ schon zu sehen, beispielsweise bei Florian Silbereisens „Schlagerboom“ oder auch bei der „Die Schlagernacht des Jahres“. Lediglich der Merchandising-Stand war in Hof nicht so gefragt. Kein Wunder, bei Mondpreisen von fünf Euro für ein einfaches Plastikfeuerzeug oder zehn Euro für ein Schlüsselband mit der Aufschrift „Wahnsinn“. Bilder: Partystimmung pur: Die Wolfgang-Petry-Party mit dem Titel „Wahnsinn“ gastierte am Mittwochabend in der Freiheitshalle. Musik als Schicksalsfrage / Hofer Symphoniker starteten Spielzeit mit Saent-Sains, Tschaikowsky und einer zeitgenössischen Komposition Hof. Unter dem Motto „Schicksalsfragen stand das erste Konzert der Hofer Symphoniker in der neuen Spielzeit am Freitagabend im Festsaal der Freiheitshalle. Nun ist die Schicksals-Thematik in der Musik der Romantik allgegenwärtig. Peter Tschaikowskys 4. Sinfonie kommt dabei eine Schlüsselstellung zu. Bei Camille Saint-Saens wird es schon schwieriger, wirkliche schicksalhafte Züge zu erkennen. Ganz unmittelbar berührt nahezu jede Musik, ganz gleich welcher Epoche, die Seele und bringt die Menschen in Resonanz. Wo könnte man da besser ansetzen als bei einer zeitgenössischen Komposition? Grummelnde tiefe Streicher, eindrucksvolle Bläsersätze, irgendwo zwischen Minimal Music und Choral, das ist Anna Clynes Orchesterstück „This Midnight Hour”, eine Komposition aus dem Jahr 2015 nach Gedichten von Juan Ramón Jiménez („La musica“) und Charles Baudelaire („Harmonie du soir“). Wenn die Dirigentin, die in China geborene Neuseeländerin Tianyi Lu diese „Mitternachtsstunde“ für großes Orchester in Hof auf das Programm gesetzt hat, dann zeigt das vor allem eines: die unglaubliche Flexibilität dieses Klangkörpers. Obwohl es mit einer Spieldauer von gut zehn Minuten nur ein relativ kurzes Stück ist, so beinhaltet es doch alle nur denkbaren orchestralen Möglichkeiten. „“This midnight hour“ zeigt aber auch, wie abwechslungsreich und fesselnd zeitgenössische Musik sein kann, gerne auch mal zugänglich, auf traditionelle Harmonien aufbauend und unglaublich sentimental. In bester Partnerschaft musizieren die niederländische Cellistin Harriet Krijgh und die Hofer Symphoniker unter Tianyi Lu das erste Cellokonzert a-Moll op. 33 des Franzosen Camille Saint-Saëns. Die Solistin präsentiert ihren Part elegant und gedämpft virtuos, die Symphoniker spielen dazu sanft und behutsam. Empfindsam kostet Harriet Krijgh die vielen wunderbaren Details des Konzertes technisch versiert aus und setzt auf die bestechende Originalität des Werkes wie den überleitenden Pianissimo-Takten vor dem Mittelsatz. Die Solistin weiß um die sinnlich schwelgerische Kantabilität, die den Solopart dieses Konzertes dominieren. Als Zugabe gab es neben einem Klingelton aus dem Publikum eine Sarabande von Johann Sebastian Bach. Ein musikalisches Kleinod an das andere gereiht und trotzdem den großen Bogen nicht aus den Augen verlierend, so präsentieren die Symphoniker Peter Tschaikowskys schicksalhafte 4. Symphonie f-Moll op. 36, eine der am meisten aufgeführten Werke des Komponisten. Hier geht es nun wirklich um Schicksalsfragen, um Sehnsüchte und düstere Vorahnungen, etwa im entsprechenden „Schicksalsmotiv,“ das im ersten Satz gleich mehrfach ertönt, aber im triumphal virtuosen Finale auch um ein versöhnliches Ende. Überaus sorgfältig, ja akribisch klingt das, was die sympathische Dirigentin aus dem Orchester herausholt. Tianyi Lu ist eine Musikerin, die für ihre Interpretation brennt. Mit weit ausholenden Gesten führt sie das Orchester, fast scheint es, als tänzelt sie auf dem Podium, meist auf den Zehenspitzen stehend, zeigt sie exakt, wie sie sich diese und jene Phrasierung vorstellt und die Musiker folgen ihr genauestens. Da werden die Nebenstimmen deutlich hervorgehoben, bis ein runder Gesamtklang entsteht. Behutsam, aber dennoch stringent folgt die Dirigentin der unglaublichen Kontrast- und Steigerungsdynamik des Komponisten. Größte Freude und größter Schmerz liegen eben oft nah beieinander. Verzögerungen, Beschleunigungen, ein Anschwellen bis ins äußerste Fortissimo, das alles kostet Tianyi Lu genüsslich aus. Wunderbar ertönen im zweiten Satz die prägend innigen Melodien, bevor im dritten Satz ein leicht und transparent klingendes Pizzicato-Scherzo den Raum füllt. Das triumphale Ende ist praktisch nicht mehr steigerungsfähig. Mit einem langen anhaltenden Applaus werden die Symphoniker und ihre charismatische Dirigentin am Ende belohnt. Maestro der leisen Töne / König des Klezmer in Kulmbach: Giora Feidmann begeisterte sein Publikum in der Petrikirche
In der gut besetzten Kirche wirkt Feidmans exzellent virtuoses Spiel tiefempfunden und innig. In dem Gotteshaus vermag Feidman mit der Klarinette selbst die Stille noch zum Klingen zu bringen. Durch den Mittelgang betritt er die Kirche, ganz leise, fast tonlos spielend. Der Klang kommt aus der Stille. Der Maestro der leisen Töne besänftigt manche Kadenz bis zur Tonlosigkeit. Aus einer einzigen Linie zaubert der Musiker Freude und Glück, Trauer und Melancholie. Das Instrument betet und klagt, dann wieder lacht und jubelt es. Giora Feidman, der den Titel „Klezmer-König“ seit vielen Jahren zu Recht trägt, ist genauso ein geschätzter und geachteter Musiker wie Botschafter zwischen Juden und Deutschen, und als solcher fast schon eine Art lebende Legende. So tritt er auch bei seinem Kulmbacher Gastspiel, diesmal notwendiger denn je, wieder als unermüdlicher Prediger für den Frieden und für das Miteinander der Religionen auf. In einem Gemisch aus Englisch und Deutsch erklärt er, was Freundschaft, das Motto der Tour, bedeutet: Respekt, Dank und Glück. Musikalisch setzt er ein Zeichen, indem er beispielsweise auch zwei Kompositionen des iranischen Komponisten Majid Montazer in sein Programm aufgenommen hat. Freilich gibt es auch Populäres, Leonard Cohens „Halleluja“ etwa, zwei Tangos von Astor Piazolla oder „What a wonderful world“ von Louis Armstrong.
Giora Feidman und Klezmer Virtuos verzaubern die Gäste mit Klängen zwischen Träumen und Lachen, leidvoller Melancholie und halsbrecherischer Virtuosität. 18 Jahre lang war er erster Klarinettist des Israel Philharmonic Orchestra, ehe er sich in den siebziger Jahren auf den Weg des Klezmers rund um die Welt machte. „Die meisten Besucher haben eine Geschichte mit Giora Feidman“, hatte Dekan Friedrich Hohenberger zu Beginn in seiner Begrüßung gesagt und tatsächlich: In Deutschland hatte sein außergewöhnlicher Erfolg mit Peter Zadeks „Ghetto“-Inszenierung begonnen. Auch die Oskar-preisgekrönte Musik zu Spielbergs „Schindlers Liste“ wurde für Giora Feidman geschrieben. Unvergessen ist sein Auftritt 1995 im deutschen Bundestag, 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Selbst in der Region hat der Musiker schon seine Spuren hinterlassen: Mit Teilnehmern des Festivals Junger Künstler studierte er 1996 die Kammeroper „Lilith“ ein, er gastierte unter anderem 2005 bei den Plassenburg-Open-Airs und 2006 in der Bayreuther Stadtkirche.
Bilder: Tiefempfundenes Gefühl und exzellente Virtuosität: Klezmer-König Giora Feidman mit seinem Ensemble in der Petrikirche. Zeitgeist versus Zauberflöte / Umjubelte Opernpremiere am Theater Hof Hof. Es ist keine Zauberflöte, wie man sie kennt oder vielleicht erwarten würde. Kein Felsengebirge, keine sternengekrönte Königin der Nacht, nichts Romantisches, Idealistisches oder Magisches, alles das sucht man vergebens. Regisseurin Kerstin Steeb erzählt eine andere Geschichte, mit der am Samstagabend am Theater Hof die Spielzeit eröffnet wurde. Andere Bilder, andere Kostüme und sogar andere Dialoge, die von der Autorin Ivana Sokola verfasst wurden. Irrungen und Wirrungen spielen dabei eine große Rolle, Machtkämpfe, alle möglichen Konflikte, Naturzerstörung, Emanzipation: ganz schön viele Themen, die Kerstin Steeb in ihre Inszenierung gepackt hat und die sie letztlich dann doch immer nur anreißen kann. Gut, dass es die neuen, überaus gelungenen, logischen und schlüssigen Dialoge von Ivana Sokola gibt, die einen direkten Bezug zur Gegenwart herstellen und die nicht nur manches Handlungsdetail, sondern auch einige Dinge der Inszenierung klären. Zugegeben, so ganz zeitgemäß waren weder die Dialoge noch das Libretto von Emanuel Schikaneder ja schon längst nicht mehr. Allerding scheint es in der Produktion so, als habe der Zeitgeist über die Zauberflöte gesiegt. Da kommt einem so manches doch ein wenig aufgesetzt vor. Etwa wenn bei der Feuer- und Wasserprobe Videosequenzen von brennenden Urwäldern und überfluteten Dörfern auf die Bühne projiziert werden. Dem Zeitgeist geschuldet ist auch, wenn Monostatos plötzlich kein Mohr mehr ist, wie es im Libretto von Emmanuel Schikaneder steht, sondern mit extra weiß geschminkten Gesicht auftritt. Sogar seinen Text hat man geändert. Da wird aus dem „Schwarzen“ plötzlich ein „Fremder“. Und in dem Duett Pamina / Papageno heißt es plötzlich nicht mehr „Mann und Frau und Frau und Mann“, sondern auch „Mann und Mann, reichen an die Gottheit an“. Das alles sind freilich nur Lappalien. Denn davon abgesehen bieten das Produktionsteam und die Mitwirkenden drei Stunden lang bestes Regietheater. Bei Bühnenbildner Jan Hendrik Neidert beginnt die Handlung in einer zerstörten Welt. Von Natur kaum noch eine Spur, stattdessen überall Zivilisationsschrott, Asche und Brandspuren. Als Gegenpart dazu wird Sarastros Welt komplett durchtechnisiert, bis hin zum E-Roller, gezeigt, hell beleuchtet, steril, desinfiziert und klinisch rein. Erstaunlich ist auch, was die Technik des Hofer Theaters so alles hergibt. Dirigent Ivo Hentschel, der die Zauberflöte schon an vielen Theatern geleitet hatte, lässt sich von all dem nicht beeinflussen. Seine Interpretation ist absolut geradlinig. Die Hofer Symphoniker musizieren wunderbar ausbalanciert, der Chor singt mit Liebe zum Detail. Ivo Hentschel charakterisiert jeden einzelnen Protagonisten punktgenau. Forsch in den Tempi, voller Dramatik, mit schlankem und gebündeltem Klang schon in der Ouvertüre. Stimmlich absolut souverän und hervorragend disponiert agieren sämtliche Solisten. Das Vokalensemble ist bestens aufeinander abgestimmt. Allen voran Minseok Kim. Er gibt den Tamino mit heller, schlanker Stimme, in der sich jede Menge Verzagtheit und Emotion widerspiegeln. Er ist der einzige, dem die Kostümbildnerin Lorena Diaz Stephens Straßenkleidung mit Kapuzenpulli und Turnschuhen verpasst hat, alle anderen Protagonisten haben Fantasiekostüme an. Stimmlich auf voller Höhe verkörpert Sophie Magdalena Reuter eine lyrisch-intensive Pamina. Lebhaft, stimmlich ohne irgendwelche Probleme und mit jeder Menge Komik gibt Andrii Chakov den Papageno. Da ist Henriette Schein als Papagena die absolute Idealbesetzung dazu. Es ist nicht die längste, aber bestimmt die schwerste Partie: Glockenrein intoniert Laura Braun die Koloraturen der Königin der Nacht, in den ruhigen Teilen kann sie durch eine lyrische Stimmführung überzeugen. Michal Rudzinski singt den Sarastro mit kernigem, warm timbriertem Bass und Markus Gruber gibt den Monostatos. In weiteren Rollen sind Thilo Andersson und Kwanghun Mun als die beiden Geharnischten, Stefanie Rhaue, Marta Mika und Inga Lisa Lehrt als die drei Damen der Königin sowie Masako Iwamoto-Ruiter, Dong-Joo Kim und Annett Tsoungui als „Genien“ zu erleben. In konventionellen Inszenierungen werden die „Schutzgeister“ durch Knabensoprane verkörpert. Am Ende gibt es großen Jubel für alle Mitwirkenden, auch für das Regieteam. Sogar das komplette Orchester erscheint auf der Bühne. Die Zauberflöte steht bis Ende Oktober noch sechs Mal auf dem Spielplan (27. und 30. September, sowie 8., 13., 15., und 29. Oktober). Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr, lediglich am 29. Oktober fängt die Aufführung schon um 18 Uhr an. Ein Gastspiel gibt es am 5. Oktober um 19.30 Uhr im Rosenthal-Theater in Selb. Große Gefühle und große Namen / Dreifachmatinee zur Spielzeiteröffnung am Theater Hof
Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ hat am kommenden Samstag, 23. September um 19.30 Uhr, in der Inszenierung von Kerstin Steeb Premiere. Wer eine romantisierende, verkitschte „Zauberflöte“ erwartet, der wird bestimmt enttäuscht werden. Regisseurin Steeb und di beiden Bühnen- und Kostümbildnern Lorena Diaz Stephens und Jan Hendrik Neidert sprachen bei der Matinee von Elementen der Naturzerstörung, des Generationenkonflikts, vom Kampf um die Macht. All das will das Produktionsteam in einem apokalyptisch anmutenden Bild auf die Bühne bringen. Das Besondere daran ist, die junge Autorin und vielfache Literaturpreisträgerin Ivana Sokola hat dazu eine Neufassung der Dialoge geschrieben, die einen direkten Bezug zur Gegenwart herstellen wird. Man darf also gespannt sein. Von Mozart zu Shakespeare ist der Weg weit kürzer, als man denkt. Das wurde jedenfalls im Gespräch mit Reinhard Friese, dem Intendanten des Theaters Hof deutlich, der den „Hamlet“ neu inszeniert hat. Premiere ist am 7. Oktober um 19.30 Uhr ebenfalls im Großen Haus. Auch hier geht es nach den Worten des Intendanten und Regisseurs um Generationenkonflikte, um Liebe und Rache. Parallelen zur „Zauberflöte“ sind nicht zu übersehen. Bemerkenswert ist es, dass Reinhard Friese nicht auf die allgemein gebräuchliche Übersetzung des Shakespeare-Textes von August Wilhelm Schlegel zurückgreift, sondern auf die des zeitgenössischen Literaten Frank Günther. Bemerkenswert, so verspricht es der Intendant, soll auch die Fechtszene am Schluss sein, nicht mir klassischen Schwertern, sondern mit Katananen, also japanischen Samurai-Schwertern. „Die Fechtszenen haben sie so noch nie gesehen“, versprach der Intendant. Bleibt noch die dritte Premiere mit Webbers Ein-Personen-Musical „Tell me on a sunday“. Premiere ist am kommenden Sonntag, 24. September um 19.30 Uhr im Studio des Theaters. Das Musical selbst ist relativ unbekannt, einzelne Titel daraus sind längst um so bekanntere Popsongs geworden. Der „Unexpected Song“ beispielsweise, das Titellied „Tell me on a Sunday“ oder „Take that look of your face”, ein Lied, das es sogar in die Charts geschafft hatte. In dem ursprünglich als TV-Special konzipierten Stück geht es um die Suche nach der großen Liebe quer durch Amerika. Inszenieren wird Florian Lührsdorf, die musikalische Leitung hat Rebecca Lang übernommen, spielen und singen wird Cornelia Löhr. Sie war s auch, die bei der Matinee den Reigen der musikalischen Kostproben mit dem Song „Ein rätselhaftes Lied“ („Unexpected Song“) eröffnet hatte. Aus der „Zauberflöte“ gab es eine Arie und dem Duett mit den Solisten Sophie Magdalena Reuter, Andrii Chakov und Minseok Kim. Eine Szene aus dem „Hamlet“ spielten Carolin Waltsgott und Oliver Hildebrandt. Bild: Mit einer Szene aus der Tragödie „Hamlet“ von William Shakespeare machten Carolin Waltsgott und Oliver Hildebrandt bei der Matinee am Sonntag im Theater Hof Lust auf die Premiere, die am 7. Oktober stattfindet. Verwirklichung des europäischen Gedankens durch Verständigung und Vernetzung / Cornelia Morsch vertrat Kulmbach beim EU-Network-Symposium in der Partnerstadt Rust
„Es ist schon eine Auszeichnung, dort eingeladen zu werden“, freute sich Cornelia Morsch. Immerhin handle es sich bei EU-Art-Network um eines der wichtigsten Symposien im Burgenland und die Kulmbacherin durfte die Farben der Partnerstadt schon zum zweiten Mal vertreten. Oberstes Ziel ist die Verwirklichung des europäischen Gedankens durch Verständigung und Vernetzung. Der Titel geht dabei auf ein Buch des Ökonomen Ernst Friedrich Schumacher zurück, in dem er den Raubbau an den Ressourcen kritisiert. Bei der Veranstaltung steht die internationale zeitgenössische Kunst aus den verschiedensten Sparten im Vordergrund. So nahm auch ein Video-Künstler aus Spanien, ein Land-Art-Künstler aus Kroatien und eine Malerin aus Polen daran teil. Cornelia Morsch spricht von einem echten Ereignis. Sogar das österreichische Fernsehen hatte in einem langen Beitrag, der in der Mediathek des ORF noch immer zu sehen ist, darüber berichtet. Zehn Tag lang sei intensiv gearbeitet worden. „Es war ein Klima der Wertschätzung und des Miteinanders“, so die Malerin. Einheimische und Gäste der Stadt hatten die Möglichkeit, den Künstlern beim Arbeiten über die Schulter zu blicken. Zum Abschluss gab es eine Ausstellung im Seehof von Rust. Die Schau wird demnächst auf Tour durch mehrere europäischen Länder gehen. Aufgrund der Kulturpartnerschaft, die das österreichische Burgenland mit der Stadt Bayreuth unterhält, werden sämtlicher Werke demnächst auch in Bayreuth gezeigt. Cornelia Morsch zeichnete beim Symposium mit feinem Strich auf 30 mal 30 Zentimeter großen Holztafeln. Was auf dem ersten Bild mit dem Titel „Am Ende der Spitze“ wie ein Wurzelfragment aussieht, verändert sich auf dem zweiten Blick zum Wolkenkratzer und gibt weiterer Betrachtung neue Einblicke frei. Das Thema „small ist beautiful“ sei von anderen Teilnehmern aber teilweise auch ganz anders umgesetzt worden. Wolfgang Horvath, der künstlerische Kurator der Ausstellung interpretierte es politisch und sah darin das „Ende der Unendlichkeit“. Michaela Schwarmann aus Eggolsheim skizzierte die Hände sämtlicher Teilnehmer und setzte die Skizzen mit Faden und Nähmaschinen auf einem Fries künstlerisch um. Gudrun Schüler aus Bayreuth widmete sich mit zarten Tuschzeichnungen verschiedenen Kleinoden, die jeder besitzt, die nur für ihn wichtig sind und die einen Gegenpol zum überbordenden Konsumverhalten bilden sollen. Die Ausstellung mit einer Auswahl der Werke aus dem EU-Art-Network-Symposium Rust aus den Jahren 2020 bis 2023 wird am 4. Oktober um 18 Uhr in der Ausstellungshalle des Neuen Rathauses in Bayreuth eröffnet. Sie ist dort bis zum 27. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag jeweils von 9 bis 17 Uhr, Freitag von 9 bis 15 Uhr. Bild: „Small ist beautiful“: die Kulmbacher Malerin Cornelia Morsch beim EU-Art-Symposium in Rust. Foto: Bassam Halaka Völkerverbindung durch Kunst / Europa-Symposium Thurnau: Hochkarätige Werkschau im Töpfermuseum eröffnet
Das Motto „Kunst baut Brücken“ sei nach wie vor hochaktuell, sagte Manfred Gareis bei der Vernissage. Vielleicht sogar aktueller als je zuvor, wenn man auf die derzeitigen Geschehnisse blicke. Sämtliche Künstler seien überaus motiviert nach Thurnau gekommen und hätten hier frei, das heißt, ohne thematische Vorgaben, arbeiten können. Lediglich die Bildhauer seien schon einige Tage vorher angereist und sich im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt eingerichtet. Die Maler arbeiteten fast alle im Schloss, in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte. Martin Auer aus Würzburg beispielsweise. Er war zum ersten Mal dabei, war mit dem Wohnmobil angereist und hatte seinen Hund Moreno mitgebracht. Ebenfalls zum ersten Mal in Thurnau war auch Holger Ritzhaupt aus Röthlein bei Schweinfurt. Genauso wie Auer ist auch er Bildhauer und arbeitet mit fränkischem Sandstein. Ein Dauergast ist dagegen Rudolf Schneidmadel, der nicht nur fränkischen Sandstein, sondern auch spanischen Marmor mitgebracht hatte. Lokalmatador ist Michael Sauer. Ihm gehört der Skulpturengarten, in dem die Bildhauer arbeiteten. Sein Werk in der Ausstellung heißt „Die diebische Elster“ und ist ein absoluter Blickfang. Bleibt noch Florian Tully aus Gerolzhofen, der seit vielen Jahren immer wieder nach Thurnau kommt und schon viele Bildhauerkollegen mitgebracht hat.
Die Liste der Maler führt mit Doris Bocka ebenfalls eine Lokalmatadorin an. Sie stammt aus Kasendorf und arbeitet, wie fast alle beteiligten Maler mit Acryl auf Leinwand. Einzige Teilnehmerin aus Polen war Iwa Kruczkowska, die ganz experimentell arbeitet, sich an Zen-Gärten orientiert und so künstlerische Ruheinseln schaffen möchte. Zum ersten Mal dabei war Denisa Ruzičová aus Franzensbad. Ihr großformatives Werk trägt den Titel „Loslassen“. Nicht an der Vernissage teilnehmen konnte Jan Samec. Er musste früher abreisen, seine abstrakten Naturerlebnisse sind aber ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Weil er nicht persönlich anwesend sein konnte, hatte er eine Botschaft hinterlassen, die Manfred Gareis verlas: „Thurnau ist Gemütlichkeit und Inspiration, wie ich sie kaum woanders finde“, so schrieb Jan Sammer.
Ins Leben gerufen haben das Symposium vor 14 Jahren die beiden Bildhauer Albrecht Volk und Michael Sauer. Einen Großteil der Ausgaben stemmt der Förderverein neben dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und Sponsoren wie der Sparkasse Kulmbach-Kronach, dem Landkreis Kulmbach und mehreren privaten Geldgebern. Bilder: Poetisch, packend und perfekt / Wahnfried-Konzert der Freunde Bayreuths mit Kateryna Titova – Programmänderung wegen Drohungen gegen ukrainische Pianistin
Einzig ein wenig getrübt war die Stimmung durch eine unerwartete Programmänderung. Die ursprünglich vorgesehenen „Bilder eine Ausstellung“ des russischen Komponisten Modest Mussorgsky waren kurzfristig abgesetzt worden, da die ukrainische Pianistin „aus radikal ukrainischen Kreisen“ Drohungen erhalten hatte, so der Direktor des Richard-Wagner-Museums Sven Friedrich. „Wir haben uns entschlossen, das Programm zu ändern, um Kateryna Titova und ihre Familie zu schützen“, sagte Friedrich und äußerte sein großes Bedauern. Die Pianistin spielte stattdessen Ludwig van Beethovens “Sonata quasi una fantasie” Nr. 2 op. 27 („Mondscheinsonate) und Frederic Chopins Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23. Doch zuvor gab es Musik von Domenico Scarlatti. Ein ganzes Universum unterschiedlichster Stimmungen und Gefühlswelten hatte Scarlatti, Zeitgenosse von Bach und Händel, in seinen über 500 (!) Sonaten hinterlassen. Kateryna Titova entschied sich für die beiden d-Moll-Sonaten K 213 und K 9, sowie für die beiden Sonaten h-Moll K 27 und A-Dur K 212. Sie präsentiert sich dabei gleich zu Beginn als ideale Interpretin, voller rhythmischer Raffinesse und mit einem großen Farbenreichtum. Elegant perlt ihr Anschlag auf Wagners Steinway und technisch überaus perfekt macht Kateryna Titova aus den auf den ersten Blick relativ unspektakulären Kompositionen echte Meisterwerke. Ein Synonym für Meisterwerke ist der Name Frédéric Chopin. Von ihm hatte Kateryna Titova neben der Ballade Nr. 1 das Scherzo Nr. 1 op. 20 auf das Programm gesetzt. Punktgenau, virtuos, dramatisch und packend klingt Chopin bei der ukrainischen Pianistin. Sie spielt völlig unangestrengt, aber nie mechanisch, einfach brillant und stets makellos. Für unbändiges Virtuosentum steht auch Franz Liszt. Von ihm gab es die Consolation Nr. 3 und die Ungarische Rhapsodie E-Dur S 244/10. Kateryna Titova steht auch hier für Perfektion, die aber nie langweilig wird, sondern aufgrund der gewählten raschen Tempi stets herausfordernd emotional klingt. Bei Ludwig van Beethovens „Sonata quasi una fantasia” Nr. 2 op. 27 klingt Kateryna Titova kultiviert, unprätentiös und doch aufregend. Fein phrasiert und artikuliert sowie klar formuliert erweist sich die Pianistin als Poetin am Klavier, der scheinbar alles mühelos geling und für die kaum eine Komposition eine echte Herausforderung sein dürfte. Kateryna Titova wurde schon bei rund zwanzig internationalen Klavierwettbewerben mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem in San José, Manchester, Madrid und in Dresden. Sie hatte mit fünf Jahren begonnen, Klavier zu spielen und erhielt ihre Ausbildung in Charkow und am Staatlichen Tschaikowsky-Konservatorium Moskau. Ab 2001 setzte sie ihre Studien in Deutschland fort. Als Solistin und Kammermusikerin trat sie bereits in ganz Europa, Russland, der Ukraine, China und in den USA auf. Bild: Gefragte Pianistin aus der Ukraine. Bei einem Klavierabend der Gesellschaft der Freunde Bayreuths gastierte Kateryna Titova im Saal des Hauses Wahnfried. Produktives kreatives Arbeiten in alten Mauern / Noch bis Sonntag: 16 internationale Bildhauer und Maler beim Europa-Symposium in Thurnau
„Alle, die sich angemeldet haben, sind dabei“, sagt Professor Dr. Dr. Manfred Gareis, der als Vorsitzender an der Spitze des Fördervereines Europa-Symposium Thurnau e.V. steht. Auch er hebt die ganz besondere Atmosphäre hervor, die an den beiden Wirkungsstätten der Künstler, dem Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt und die Räume des Instituts für Fränkische Landesgeschichte im Unteren Schlosshof, herrscht. Gerade sind wieder zwei Spaziergänger auf die Bildhauer aufmerksam geworden, neugierig blicken sie den Bildhauern über die Schulter und kommen schnell ins Gespräch. „Das ist es, was das Besondere an unserem Symposium ausmacht“, so Manfred Gareis. Er arbeite hier aus purer Freude, „aus Lust und Liebe“, sagt Michael Sauer, um den finanziellen Erlös gehe es ihm nicht. Er gehört zu den Gründervätern des Symposiums, kommt eigentlich aus Berlin, hat aber seit mittlerweile 40 Jahren auch einen Wohnsitz in Thurnau. Sein Skulpturengarten am Oberen Markt ist während des gesamten Jahres ein echter Blickfang. Ihm geht es darum, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und mit dem Material Stein gestalterisch zu arbeiten. Der Stein hat es allen angetan. Florian Tully aus Gerolzhofen hat einen 250 Millionen Jahre alten Marmor aus Serbien mitgebracht, aus dem er eine weibliche Form herausarbeitet. „Ich bin Halbprofi“, sagt er bescheiden. Er ist Inhaber eines Steinmetzbetriebes und auch als Sachverständiger für Naturstein tätig. Besonders schätzt er den Austausch mit den Künstlerkollegen: „Da kommst du auf Dinge, die du allein gar nicht entwickeln könntest.“
Seinen Hund Moreno hat Martin Auer aus Würzburg mitgebracht. Der Lärm und der Staub machen ihm nichts aus. Sonst arbeitet er mit fränkischem Muschelkalk, diesmal hat er aber ebenfalls einen Sandstein dabei, aus dem er einen stilisierten Torso herausarbeiten möchte. „Stein muss man mit den Händen greifen, Stein muss man berühren“, sagt er, ansonsten bekomme man kein Gefühl dafür. Ein ganz eigenartiges Material hat sich schließlich Tomas Dolejs aus Karlsbad ausgesucht. Er ist mit seinen Stahlarbeiten schon zum 6. Mal in Thurnau dabei und arbeitet gerade an einer sitzenden Frauenfigur auf einem gläsernen Wehr. Sein ganzes Atelier habe er mit seinem Pick-Up mitgebracht und wenn man ihm so zusieht, wird klar, welche körperliche Schwerstarbeit er da gerade verrichtet. Mit Lokalmatadorin Doris Bocka aus Kasendorf, die mittlerweile im Nachbarlandkreis Bayreuth zu Hause ist, Anna Vančátová aus Karlsbad und Jan Tichy aus Prag haben am Oberen Markt auch drei Maler ihr temporäres Atelier aufgeschlagen. Anna freut sich über das perfekte Licht und die wunderbare Arbeitsatmosphäre. „Das alte Gemäuer hier hat schon einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Arbeit“, sagt Doris Bocka. Sie hat alte Kinderfotos aus ihrem Familienalbum dabei und setzt sie auf ihren Leinwänden fantasievoll um. Auch das Schloss, in dem die restlichen Maler arbeiten, ist ein altes Gemäuer, doch die Räume im Institut für fränkische Landesgeschichte sind top-saniert. Hier arbeitet beispielsweise Volker Wunderlich aus Goldkronach. Er ist als 2. Vorsitzender des Fördervereins Europa-Symposium Thurnau e.V. Mitorganisator und als solcher gerade am Telefonieren. Trotzdem ist auch er kreativ tätig. „Ich mach gerade ´verschiedene abstrakte Sachen, ohne konkretes Ziel“, sagt er. Ein Blick auf den Tisch vor ihm zeigt, dass er aber schon recht kreativ war.
Ins Leben gerufen haben das Symposium vor 14 Jahren die beiden Bildhauer Albrecht Volk und Michael Sauer. Einen Großteil der Ausgaben stemmt der Förderverein neben dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und Sponsoren wie der Sparkasse Kulmbach-Kronach, dem Landkreis Kulmbach und mehrere privaten Geldgebern. Die Ergebnisse des 14. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 27. August vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 27. August um 11 Uhr statt Bilder: Brückenschlag zur bildenden Kunst / 14. Europa-Symposium Thurnau beginnt am 21. August
Die Bildhauer treffen in diesen Tagen ein, denn sie brauchen länger, um ihre Ideen zu verwirklichen. Während die Maler im Schloss in den Räumen des Instituts für Fränkische Landesgeschichte und im Unteren Schlosshof ihr temporäres Atelier einrichten, haben die Bildhauer im Skulpturengarten von Michael Sauer am Oberen Markt ihre Werkstatt. „Mit dem Symposium wollen wir eine Brücke zu unseren tschechischen Nachbarn schlagen“, sagt Manfred Gareis, der seit vier Jahren als Vorsitzender an der Spitze des Fördervereines Europa-Symposium Thurnau e.V. steht. Ein weiteres Ziel soll es aber auch sein, Kunst transparenter zu machen und in die Öffentlichkeit zu tragen. So haben alle Künstler nichts dagegen, wenn ihnen interessierte Thurnauer oder auch Gäste des Marktes über die Schulter blicken, um die Entstehung der Steinarbeiten und Gemälde in Echtzeit zu verfolgen. Im Gegenteil: Auf diese Art und Weise soll noch eine weitere Brücke geschlagen werden, eine Brücke zwischen Kunst und Gesellschaft. „Das Europa-Symposium ist für uns mittlerweile liebgewordene Tradition“, sagt Manfred Gareis. Das Motto „Kunst baut Brücken“ habe über die Jahre nichts an Bedeutung verloren. „Im Gegenteil, die Beziehungen mit den europäischen Nachbarn zu stärken und gut zu gestalten ist zwischen den Künstlern völlig problemlos umsetzbar, sie haben damit Vorbildfunktion für uns alle.“ Der Förderverein kümmert sich um die komplette administrative Abwicklung der Veranstaltung. Das fängt bei der Bereitstellung von Leinwänden, Sandsteinen und Arbeitsmaterialien an und hört bei der Unterbringung der Künstler in Thurnau noch lange nicht auf. „Wir schaffen die Rahmenbedingungen dafür, dass eine Woche lang künstlerisch kreativ gearbeitet werden kann, sagt Manfred Gareis. Auch einen gemeinsamen Grillabend mit Bier und Bratwürsten wird es geben und sogar ein Besuch der Limmersdorfer Lindenkirchweih ist geplant. Ins Leben gerufen haben das Symposium vor 14 Jahren die beiden Bildhauer Albrecht Volk und Michael Sauer. Mit dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds hatte man schnell einen interessierten Geldgeber mit im Boot, der für rund 50 Prozent der Kosten aufkommt. Alle weiteren Ausgaben tragen die Sparkasse Kulmbach-Kronach, der Landkreis Kulmbach und mehrere private Sponsoren. In ihren Arbeiten sind die beteiligten Künstler völlig frei. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt auf Empfehlung, einzige Bedingung, es muss eine künstlerische Ausbildung vorliegen. Eine Besonderheit wird es auch in diesem Jahr wieder geben: eine Sozialaktion für traumatisierte Kinder, die mit ihren Müttern in der Fachklinik in Hutschdorf untergebracht sind. Zwei der beteiligten Künstler sollen sich einen ganzen Tag lang um die Kinder aus Hutschdorf kümmern, mit ihnen kreativ tätig werden und vor allem viel Spaß haben. Diese Aktion wird von der Adalbert-Raps-Stiftung gefördert. Die folgenden Künstler nehmen n diesem Jahr am Europa-Symposium in Thurnau teil: Thomás Doleyš, Jan Samec und Anna Vančátová (alle aus Karlsbad), Anna Schumacher und Jan Tichy (beide aus Prag), Denisa Ruzičová (Bayreuth/Franzensbad), Iwa Kruczkowska (Krakau), Martin Auer (Würzburg), Doris Bocka (Bindlach), Holger Ritzhaupt (Röthlein), Michael Sauer (Berlin/Thurnau), Rudolf Schneidmadel (Ebelsbach), Florian Tully und Albrecht Volk (beide aus Hallstadt), Volker Wunderlich (Goldkronach) sowie Thomas Winkler (Pegnitz). Die Ergebnisse des 14. Europa-Symposiums Thurnau sind ab 27. August vier Wochen lang in einer Sonderausstellung im Töpfermuseum zu sehen. Die Vernissage findet am 27. August um 11 Uhr statt Bild: Die Arbeitsmaterialien liegen bereit, das 14. Europa-Symposium in Thurnau kann beginnen. Strahlende Blechbläser mit lupenreinem Sound / Festival Junger Künstler gastierte in der Himmelkroner Stiftskirche
Himmelkron. Musik ist Gottesdienst, weil sie die Kirche zum klingenden Raum macht. Bei der festlichen Bläserserenade am Mittwochabend in der evangelischen Stiftskirche Himmelkron wurde das einmal mehr deutlich. Ziel des Festivals Junger Künstler in Bayreuth ist aber immer auch der Gedanke der Humanität. Musik verbindet, weil sie die Sprache hinter der Sprache ist. Das wiederum machten Dozenten, Solisten und die Teilnehmer der Sommerakademien der World & European Brass Association beim Konzert des 73. Festivals unter der musikalischen Leitung von Otto Sauter (Trompete) und Dariusz Mikulski (Horn) erlebbar. Die atemberaubende Klangpracht der Trompete in verschiedensten Facetten von intimen Soli über höfische Kammermusik zum galanten Stil: der Schwerpunkt bei den Blechbläsern lag in diesem Jahr auf der Wiederaufführung unbekannter barocker Werke. Doch nicht nur. Da gab es das Trompetenkonzert des nahezu in Vergessenheit geratenen frühen Klassikers Luigi Otto, meisterhaft musiziert von Otto Sauter, zwei Gesangsnummern mit der bestens aufgelegten polnischen Mezzosopranistin Aleksandra Gudzio und zwei ukrainische Volksweisen. Wunderbar musiziert wurde das alles von Otto Sauter auf der Piccolo-Trompete, Dariusz Mikulski am Horn und Andriy Ilkiv an der Trompete. Unterstützt wurden sie vom Ensemble der World & European Brass Association mit Teilnehmern aus dem Iran, Italien, Mexiko, Österreich, Polen, der Türkei und aus Deutschland. Sie alle überzeugten mit einem durchwegs kultivierten und einfühlsamen, von rundem und warmen Ton geadelten Spiel in der wunderbaren Akustik der Stiftskirche. Schon der Beginn mit einer Canzone des Hallensischen Hofkapellmeisters Samuel Scheidt überzeugte das Ensemble mit einer Mischung aus galantem Stil, Melodienseligkeit und beschwingtem Flair, raffiniert musiziert abwechselnd aus dem Altarraum und von der Orgelempore. Im Mittelpunkt stand das berühmte zweite Hornkonzert in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, musiziert von Dariusz Mikulski, ein international gefragter Solist und Dirigent, der exzellent virtuos musizierte. Da fiel es kaum auf, dass kein Orchester gegenwärtig war, sondern Nataliia Ilkiv am E-Piano den orchestralen Part übernahm. Beide pflegten einen kultivierten, eleganten Ton, ohne auf die typischen Kontraste der Komposition zu verzichten. Eingerahmt wurde das Hornkonzert von einer der berühmtesten Arien von Georg Friedrich Händel, „Lascia ch´io pianga“ aus seiner Oper „Rinaldo“, sowie dessen Bravourarie „Destero dall empla dite“, gesungen von der international gefragten Aleksandra Gudzio. Jugendlich frisch und trotzdem exzessiv in der Stimmführung trumpft die Mezzosopranistin auf, begleitet von fast einem Dutzend Trompetern und Hornisten. An den Schluss des offiziellen Teils setzte das Ensemble mit der Komposition „Gabriels Oboe“ ein unbekanntes Werk des bekannten Ennio Morricone. Das 73. Festival junger Künstler steht bin diesem Jahr unter dem Generalthema „Rituals“. Es will mit seinen Workshops, Konzerten und Events zwischen Freunden und Gästen aus aller Welt vermitteln. So geht es in diesem Sommer mit den schönsten Künsten „zeitgemäß & zeitlos“ auf eine sinnliche Reise durch die reiche Welt der „Rituale“ und ihrer Klänge. In der Begegnung Künstlern aus vielen Ländern und Kulturen soll in einer immer unübersichtlicheren Welt gemeinsam das „Fremde“ vertrauter gemacht und das „Eigene“ neu erfahren werden. 520 Teilnehmer aus mehr als 30 Nationen arbeiten im Rahmen des Festivals an 35 künstlerischen Projekten und Workshops. Sie bringen über 80 Veranstaltungen auf die Bühne, Barockmusik und Klassik, Neues und Weltmusik. Bild: Die Mezzosopranistin Aleksandra Gudzio und die Teilnehmer der Sommerakademie der World & European Brass Association musizierten in der Himmelkroner Stiftskirche bei einer Serenade des Festivals Junger Künstler. Ein Kulmbacher in Bamberg / Multitalent Andreas Woitzik zeigt ein „Best of“ seiner Zeichnungen und Illustrationen
Andreas Woitzik zeichnet nicht nur zum Spaß. viel mehr muss er sein kreatives Denken auch gestalterisch umsetzen. Ausdrucks dafür findet es auf mehreren Kanälen. Etwa durch seine Rapmusik. Sein Lieblingsmedium allerdings sind Tinte und Aquarellfarben. Ohne Skizzenbuch ist Andreas Woitzik praktisch nie zu sehen. Dies spiegelt sich natürlich auch in seinen Bildern wieder. Es sind Stadtszenen in die der Künstler alles einfließen lässt, was im Moment des Zeichnens passiert. So könne es schon mal passieren, dass beiläufig ein zwei Passanten innerhalb von wenigen Sekunden in ein Bild integriert werden, erklärt er. Andreas Woitzik geht es nicht darum, die Umwelt Wahrheitsgetreu zu erfassen, das findet der Illustrator eher langweilig. Ein blauer Bamberger Dom mit komplementär passenden orangegelben Himmel stimmen da mehr zu seiner Fasson. „Vor allem möchte ich Geschichten erzählen“, sagt er. Deshalb arbeitet Andreas Woitzik auch an zwei Büchern, die er sowohl schreibt, als auch zeichnet. Andreas Woitzik zeichnet Auftragsarbeiten für Unternehmen und Privatpersonen. Seiner Instagram-Seite zu Folge scheint es keine Begrenztheit in der Umsetzung der Aufträge zu geben. Sein Spektrum reicht von Illustrationen für Bücher und Flyer, über Portraits, Tiere bis hin zu Logos für Marken und vieles mehr.
Wer sich gerne ein genaueres Bild von Andreas Woitziks schaffen machen möchte hat ab den 15. August dazu die Gelegenheit. Im Café Marle in der Oberen Sandstraße 6 in Bamberg startet an diesem Tag seine Ausstellung, die bis zum 10. September ein „Best of“ der Zeichnungen der letzten beiden Jahre zeigen wird. Bild: Ein Kulmbacher in Bamberg: Andreas Woitzik zeigt in einer Einzelausstellung Beispiele seines kreativen Schaffens. Star der Singer-Songwriter-Szene / Rebekka Bakken auf der Trebgaster Naturbühne
Da wird schnell klar, diese Frau kann alles, aber eben auf Ihre Art und Weise: auf das Wesentliche reduziert, fast schon minimalistisch und doch irgendwie so, dass man den jeweiligen Titel gleich wieder erkennt. Die 53-Jährige ist eben Musikerin durch und durch.
Rebekka Bakken wurde nahe Oslo geboren, lernte zunächst Violine und Klavier, bevor sie noch im Teenageralter zu singen begann. Über lokale Bands gelang ihr der Einstieg in die Szene. Mehr und mehr sammelte sie erste Erfahrungen in der Singer-Songwriter-Szene. 2003 veröffentlichte sie ihr erstes Solo-Album. Als Vorbilder nennt die mehrfache Preisträgerin des German Jazz Awards Johnny Cash, Miles Davis, Bob Dylan und auch Prince. Ein wenig schade ist es schon, dass sie nach exakt 90 Minuten ohne Pause den Abend beendet. Gut, drei Zugaben gibt es. Zuhören hätte man noch lange können. Bilder: Weltstar auf der Naturbühne: Rebekka Bakken in Trebgast. Poesie und Popmusik: Pippo Pollina in Helmbrechts / Lieder mit Botschaft - für den Frieden und gegen den Krieg
Die Songs von Pippo Pollina, mit denen er es auch immer wieder mal in die Charts geschafft hat, berühren, auch wenn wohl die Italienisch-Kenntnisse der meisten Zuhörer eher rudimentär sein dürften. Nur wenige Finger gehen hoch, als er gleich zu Beginn die Frage stellt, wer des Italienischen mächtig ist. Er trifft trotzdem mit dem einen oder anderen Lied mitten ins Herz, weil die Musik anspricht, seine Stimme emotional und kraftvoll erklingt und die Texte einfach so poetisch klingen, so wie beim Sommerhit „Mare, Mare, Mare“ oder bei „Caminando“.
Wenn Pippo Pollinas Musik berührt, dann liegt das auch an den fabelhaft präsenten Musikern, die er mit nach Helmbrechts gebracht hat: Fabrizio Giambanco (Schlagzeug, Percussion), Edoardo Musumeci (elektrische und akustische Gitarre), Roberto Petroli (Flöte, Saxofon, Klarinette), Gianvito Di Maio (Keyboards, Akkordeon, Gesang) und Mario Rivera (E-Bass, Kontrabass, Gesang). Sie alle sind Vollblutmusiker, die sich blind verstehen und die trotz der Hitze im Bürgersaal alles geben.
Sogar einen Roman („Der Andere“) hat er geschrieben, während der Pandemie. Nach der Pause wird das Konzert kurzzeitig zur Lesung und Pippo Pollina rezitiert aus der deutschen Übersetzung ein Kapitel. Heute lebt er in der Schweiz. Pippo Pollina hat mittlerweile 30 Alben veröffentlicht, die es alle am Fanstand gibt und die er schon während der Pause gutgelaunt signiert. Pippo Pollinas Engagement gegen Machtmissbrauch und Korruption bestimmt noch immer seine künstlerische Existenz.
Bilder: Der sizilianische Songpoet und Popmusiker Pippo Pollina bei seinem Auftritt bei den Kulturwelten im Bürgersaal von Helmbrechts. Kunst an der frischen Luft / Doris Bocka zum Malersymposium in das österreichische Burgenland eingeladen
„Plein Air“, das bedeutet in Künstlerkreisen so viel wie Malen an der frischen Luft. Malen live vor Ort und dabei alle Stimmungen und Eindrücke mitnehmen, die sich anbieten, dafür ist das Burgenland wie kaum ein anderer Ort geeignet. „Wir haben fast eine Woche lang von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gearbeitet“, sagt Doris Bocka. Wir, das sind sieben Maler, sechs aus Österreich und eben Doris Bocka. Mit dabei waren in der österreichischen Kunstszene relativ bekannte Namen wie Jay Finger, Gottfried Laf Wurm, Michaela Mair, Gerti Velich, Annemarie Lukowitsch und Florian Stolle. Die Ergebnisse sind aktuell noch in einem zum Ausstellungsraum umfunktionierten Eisenbahnwaggon in Wallern bis Ende August zu sehen und sollen danach auch an anderen Orten gezeigt werden. „Die Landschaft im Burgenland ist einzigartig und atemberaubend“, wird Doris Bocka in der österreichischen Presse zitiert. Zurück in Oberfranken schwärmt sie noch immer von der sensationellen Weite der Steppenlandschaft rund um den Neusiedler See. Festgehalten hat sie die eigenwilligen Dörfer, die schmucken Barockfassaden und die berühmten weißen Esel aus dem Burgenland in verschiedenen Techniken in insgesamt einem Dutzend Bildern. Auch über die Künstlerkollegen, von denen jeder und jede eigene Erfahrungen und Techniken mit an den Seewinkel brachten, kann sie nur Gutes berichten: „Es war ein toller Austausch mit unglaublich bereichernden Begegnungen.“ Veranstalter des Symposiums war die burgenländische Gemeinde Wallern, der dortige Tourismusverein und die Gastronomenfamilie Gabi und Hans Tauber. Früher habe es dort viele Künstler gegeben, die sich zur Sommerfrische im Burgenland niedergelassen hatten. Diesen Gedanken wollten die Initiatoren wieder aufgreifen und dafür sorgen, dass Kunstschaffende in die Region kommen. Nach der Corona-bedingten Zwangspause sei das jetzige Symposium für alle Beteiligten ein gelungener Neustart gewesen, heißt es von Seiten der Veranstalter. Doris Bocka ist seit 2015 freischaffend tätig. Ihre bevorzugten Techniken sind Acryl auf Leinwand und Pigment auf Papier. Aufgewachsen ist Doris Bocka im Kulmbacher Land, und zwar in Kasendorf. In Kulmbach besuchte sie das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, in Bamberg und Bayreuth absolvierte sie anschließend ein Lehramtsstudium und unterrichtete an oberfränkischen und mittelfränkischen Schulen. In Bayreuth promovierte sie auch zum Dr. phil. und war an der Universität in der Aus- und Weiterbildung von Lehrern tätig. Seit 2020 belegt sie einen der begehrten Studienplätze für Zeichnung und Malerei an der privaten Kunstakademie in Kolbermoor bei dem prominenten Universalkünstler Markus Lüpertz. Für Doris Bocka ging es nach dem Burgenland weiter ins tschechische Karlsbad, wo sie in der dortigen Stadtgalerie ihre erste Einzelausstellung im Ausland präsentierte. Ende August steht unter dem Motto „Kunst baut Brücken“ das Europa-Symposium in Thurnau auf dem Programm, Anfang September nimmt sie an einem weiteren Kunstsymposium in Serbien. Bild: Die aus Kasendorf stammende und in Bindlach beheimatete Malerin Doris Bocka hat am „Plein-Air“-Festival im österreichischen Burgenland teilgenommen Fotos: Veronika Maria Böhmischer Klangduft und American Folk / Ungarische, norwegische und slawische Tänze: Hofer Symphoniker unter Martijn Dendievel zum Abschluss der Open-Airs auf der Plassenburg
Die Betonung lag diesmal auf Tanz: Drei Ungarische Tänze von Johannes Brahms (die Nummern 1,3 und 5), ein Slawischer Tanz von Anton Dvorak (aus op. 72, Nr.8 “Sousedska“), zwei Norwegische Tänze von Edvard Grieg (op. 35 Nr. 2 und 3) sowie rumänischen Volkstänze von Bela Bartok. Wenn die Verleger damals Kompositionsgeschichte geschrieben hätten, dann gäbe es vermutlich nur Tänze, denn beispielsweise die Kompositionen von Johannes Brahms und Anton Dvoráks wurden sofort nach Erscheinen echter Ohrwürmer und machten ihre Schöpfer populär.
Bilder: Die Hofer Symphoniker unter ihrem Dirigenten Martijn Dendievel gastierten zum Abschluss der Open-Airs auf der Plassenburg.
Sturm konnte Superstar nichts anhaben / Trotz langer Unterbrechung: Chris de Burgh bei den Plassenburg-Open-Airs umjubelt
Genau 35 Minuten nach dem Beginn der Show war erst einmal Schluss. Ein aufziehender Sturm mit Gewitter und starken Regenfällen machte alles zunichte. Und wie! Zehn Jahre lang habe man die Notfallpläne nicht gebraucht, jetzt musste alles ganz schnell gehen. Chris de Burgh sang sein Lied noch zu Ende, dann wurde abgebrochen. Windböen ließen den Staub gehörig aufwirbeln, Transparente, Zelte und Stühle drohten durch den Hof zu fliegen. Geschäftsführer Matthias Mayer von der veranstaltenden Agentur Motion aus Bayreuth rief alle Besucher dazu auf, im Inneren der Burg Schutz zu suchen. Feuerwehrleute in voller Montur wiesen den Besuchern den Weg. Aus den angekündigten 20 Minuten Pause wurde eine Unterbrechung von fast einer Stunde, in der blitzte, donnerte und kurzzeitig wie aus Eimern schüttete.
Pur heißt: ein E-Piano mit Gitarre im Wechsel, die unverkennbare Stimme des irischen Barden und einige bunte Lichter, weiter nichts. Band und Orchester wurden vereinzelt zugespielt. Ein Höhepunkt in der Geschichte der Plassenburg-Open-Airs war es zweifellos und das nicht nur wegen des Sturms. Chris de Burgh kann, so erzählte er, auf 27 Studioalben, weltweit über 3000 Konzerte und 330 eigene Songs blicken. Die jetzige Solo-Tour hatte er schon 2022 begonnen. Nach Erfurt am Mittwoch und Zwickau am Donnerstag war nun also Kulmbach als einziger Auftritt in Bayern an der Reihe, mit unglaublich vielen Hits im Gepäck, Songs aus seinem letzten Konzeptalbum „The Legend of Robin Hood“ und, ganz am Schuss als Zugabe, der neuen Single „Legacy“.
Bilder: Chris de Burgh beim Plassenburg-Open-Air am Samstagabend in Kulmbach.
Mitsingen, mittanzen und mitmachen / Party auf der Plassenburg: „Abba Fever“ brachte das Lebensgefühl der 1970er zurück
Zum wiederholten Mal war die Cover-Band „Abba-Fever“ bei den Plassenburg-Open-Airs zu Gast und wie immer, wenn Abba auf dem Programm steht, kennt die Fangemeinde kein Halten mehr. Da glitzern die Outfits, da können die Plateau-Sohlen nicht hoch genug sein, da rotiert die Disco-Kugel. Ja, so ungefähr muss es gewesen sein. Ein Live-Konzert des Pop-Quartetts, das symbolisch für die gesamten 1970er Jahre stand.
Nun ist „Abba-Fever“ nicht irgendeine Coverband. Die sieben Hamburger stehen seit 20 Jahren auf der Bühne und sehen sich, freilich in wechselnden Besetzungen, als so etwas, wie die legitimen Erben des Originals. Längst hat sich ihre Show mit mehr als 100 Konzerten pro Jahr im In- und Ausland vom Geheimtipp zur Nr. 1 der Abba Tribute Shows entwickelt.
Die Musiker hinter ihnen sind die Keyboarderin Merih Aktoprak, Johannes Beetz (er stammt aus Kronach!) und Axel Roesler an den Gitarren, Rainer Brockmann an den Drums und Heiko Behrendt am Bass. Sie alle haben in oder mit namhaften Bands musiziert, standen teilweise schon von klein auf der Bühne, wirkten in großen Musical-Produktionen mit und haben die Musik von Abba praktisch mit der Muttermilch aufgenommen
Bilder: Mit „Abba Fever“ gastierte eine der profiliertesten Abba-Tribute-Bands bei den Plassenburg-Open-Airs.
Stimmgewaltig, stimmungsvoll und ein Star zum Anfassen / Prominente Singer-Songwriterin Claudia Koreck auf der Naturbühne Trebgast
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen gastierte sie in der Region. Nach ihrem Auftritt auf der Seebühne in Bayreuth als Duo zusammen mit ihrem Mann Gunnar Graewert war sie jetzt im Rahmen ihrer „Kalender-Tour“ auf die Naturbühne Trebgast gekommen. Diesmal mit ihrer kompletten Band. Wer dabei war, der erlebte einen ganz stimmungsvollen, wunderbar beeindruckenden Abend mit einer Frontfrau in bester Spiellaune. Und das alles trotz sengender Hitze, die auch noch am Abend über dem Wehelitzer Berg stand. Claudia Koreck hat es geschafft, sich den Regeln des Business konsequent zu verweigern. Sie machte von Anfang an ihr Ding und der Erfolg gab ihr Recht. Nie hätte sie sich in eine Schablone pressen lassen. Auch an diesem Abend wechselt Claudia Koreck mühelos zwischen allen möglichen Stilrichtungen. Da geht es auch mal in Richtung Schlager, da werden Elemente des Country eingebaut, da gibt es lupenreine Popsongs und es darf auch gerne einmal etwas rockiger sein. Bei allem bleibt Claudia Koreck aber immer auch die klassische Liedermacherin.
Natürlich war nach zwölf Songs nicht Schluss, Claudia Koreck hatte aus ihrem nahezu unerschöpflichen Repertoire einige ihrer Highlights in bayerischer, hochdeutscher und auch englischer Sprache im Gepäck. Da darf ihrer erster großer Hit „Fliang“ nicht fehlen. Auch eine Kostprobe ihres Cover-Albums gab es mit dem Nena-Hit „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“, nur auf das Wesentliche reduziert, unverkennbar Claudia Koreck eben. Sie beeindruckt das Publikum mit ihrer unverwechselbaren Stimme, ihrer großen Musikalität und ihrem ansteckenden Lachen. Die Band mit Gunnar Graewert, Andreas Bauer, Oscar Kraus und Kilian Reischl steht dem in keiner Weise nach, man versteht sich blind. Zum Einsatz kommt ein breites Spektrum an Instrumenten, das den speziellen Koreck-Sound ausmacht: von der Ukulele bis hin zu allerhand Gitarren. Allein Claudia Koreck hat für sich ein Arsenal aus sechs Akustik- und E-Gitarren aufgebaut, die alle im permanenten Wechsel zum Einsatz kommen.
Bilder: Böhmisches Feuer und Bachs Klangspektrum / Solist und Dirigent in einem: Albrecht Mayer beim letzten Konzert der Hofer Symphoniker dieser Saison in der Freiheitshalle Hof. Solisten, die zum Taktstock greifen, kennt man. Pianisten vor allem, auch Geiger, ein Oboist kommt schon seltener vor. Albrecht Mayer ist als solcher ein echter Weltstar und ein überaus sympathischer noch dazu. Seit geraumer Zeit greift auch er zum Taktstock. Für das Konzert mit den Hofer Symphonikern am Freitagabend im ausverkauften Festsaal der Freiheitshalle hat er sich zwei echte „Schlager“ des Konzertrepertoires herausgesucht: die Haydn-Variationen von Johannes Brahms und Anton Dvoraks 8. Sinfonie. Dazu für sein Instrument das Oboenkonzert von Johann Sebastian Bach BWV 1055, ein Werk, das es zwar auch als Cembalokonzert gibt, das aber an diesem Abend so klingt, als hätte es Bach Albrecht Mayer auf den Leib geschrieben. Es ist kein Zufall, dass Albrecht Mayer in der Musikszene einen so exzellenten Ruf genießt. Mit seinem ungewöhnlich schlanken, federnden und singenden Ton präsentiert er das Konzert für Oboe d’amore, Streicher und Basso continuo in A-Dur eindringlich melancholisch und taucht tief in das Klangspektrum der Bach-Zeit ein. Der Solist ist ein einfühlsamer Interpret, der die wundervoll verschlungenen Melodielinien vor allem im langsamen Satz des Konzertes deutlich herausstellt. Hier kann er atmen, hat Zeit, seinen warmen, runden Ton zu entfalten. Aber auch die schnellen Ecksätze gestaltet Albrecht Mayer aussagekräftig. Dass sein Spiel technisch an Perfektion kaum zu überbieten ist, muss man wohl nicht mehr erwähnen. Sowohl dort, wo das kleine Orchester begleitende Funktion hat, als auch dort, wo es die Führung übernimmt, glänzt der Streicher- und Continuo-Apparat der Symphoniker durch Prägnanz und einem zupackenden Musizierstil. Gutgelaunt berichtet Albrecht Mayer danach von seinem ersten Auftritt in Hof vor 44 Jahren, 14 Jahre jung dürfte er damals gewesen sein. Er erzählt vom Schwimmen im Untreusee und spielt als Zugaben mit „Lascia ch’io pianga“ eine der berühmtesten Arien von Georg Friedrich Händel. Nicht einfach so, er spaziert musizierend durch die Reihen und geht auf Tuchfühlung mit seinem Publikum. Auch ein Solo-Stück von Bach gibt es noch obendrauf. Wenig falsch, aber vieles richtig machen, können Dirigent und Orchester bei Anton Dvoraks Symphonie Nr. 8 in G-Dur. Wie bei keiner seiner vorherigen Symphonien trumpft der Komponist mit einfallsreichen Themen und Motiven auf, die längst zu Ohrwürmern geworden sind. Der typische böhmische Dvorak-Klang, hier ist er wieder, und er mag einem auch diesmal lange nach dem Konzert nicht mehr aus dem Kopf gehen. Das liegt natürlich am perfekten Spiel des Orchesters und an der behutsamen und deutlich zurückgenommenen Leitung Albrecht Mayers. Die Symphoniker entzünden auch so das böhmische Feuer, spielen im wehmütig-graziösen Walzer-Thema des Allegretto betörend schön und bringen viele Details zum Klingen. Einer, der den melodischen Einfallsreichtum von Anton Dvorak stets bewundert hat, war Johannes Brahms. Mit dessen „Variationen über ein Thema von Haydn op. 56a“ haben Albrecht Mayer und die Hofer Symphoniker den Abend eröffnet. Ob die Variationen auch wirklich von Haydn sind oder nicht, spielt hier keine Rolle, Hauptsache ist, sie klingen so. Sicher ist, dass Brahms ein wahrer Meister darin war, das Choralthema immer wieder, insgesamt acht Mal, kunstvoll und kreativ zu verändern. Aus der ursprünglichen Bläserbesetzung des Chorals wurde ein großes Orchester. In der Aufführung der Symphoniker unter Albrecht Mayers Leitung ließen sich der Farbenreichtum, die verschiedenen Charaktere und die Dur-Moll-Wechsel wunderbar nachvollziehen, ehe die Komposition schließlich im Finale in einer Passacaglia mündet. Üppig, umsichtig und überaus brillant / Eindrucksvolle Aufführung: Felix Mendelssohn Bartholdys „Elias“ mit Hochschulchören aus Bayreuth und Regensburg in der Petrikirche
Kulmbach. Hat uns dieser Prophet Elias heute noch etwas zu sagen? Alttestamentarisch ist Elias der tobende Wüterich, neutestamentarisch eher der Versöhnende, aber er ist auch derjenige, der am Ende auf den kommenden Messias hinweist. Musikalisch hat uns diese Komposition aber auch sehr viel zu sagen. Gilt doch das gleichnamige Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy als eines der populärsten kirchenmusikalischen Werke überhaupt. In hochkarätiger Besetzung brachten die Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth und die Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg das gewaltige Werk mit ihren Konzertchören in der Kulmbacher St.-Petri-Kirche zu einer in jeder Hinsicht mustergültigen Aufführung. Felix Mendelssohn Bartholdy soll ja nicht zufrieden gewesen sein mit seiner Komposition, die ein Jahr vor seinem Tod im britischen Birmingham mit zusammen 400 Mitwirkenden uraufgeführt wurde. So viele Sängerinnen und Sänger konnten die beiden Hochschulen nicht für die Kulmbacher Aufführung gewinnen, auf eine derart monumentale Besetzung muss man heute ohnehin meistens verzichten. Obwohl, allein 120 Sängerinnen und Sänger, je 60 aus Bayreuth und aus Regensburg waren es dann doch. Dazu kommt die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach in relativ großer Besetzung. Da gaben alle Beteiligten ein stattliches (Klang)-Bild ab und betonten mit mitreißenden chorsinfonischen Szenarien voll alttestamentarischer Wucht und Bildergewalt die genial dramatische Konzeption dieses Meisterwerkes. Die Chöre spielen die Hauptrolle in dieser Komposition, die chorischen Effekte, etwa die Baal-Anrufungsszene sind einfach überwältigend und lassen niemanden kalt. Den beiden Konzertchören aus Bayreuth und Regensburg ist es gelungen mit einer brillanten, üppigen und deutlichen Stimmführung das Werk nicht nur ansprechend, sondern überaus ergreifend aufzuführen. In dieser Musik liegt Dramatik pur. Das weiß natürlich auch Dirigent Steven Heelein, Lehrbeauftragter an der evangelischen Hochschule in Bayreuth und gleichzeitig an der katholischen Hochschule in Regensburg. Er kostet die bitteren Schärfen und Dissonanzen der Partitur ohne Romantizismus und Rührseligkeit und auch ohne die bei Mendelssohn oft gepflegten Sentimentalitäten aus. Die Vogtland-Philharmonie folgt ihm penibel genau und technisch brillant mit sattem Blech und donnernden Pauken. Absolut ansprechend gestaltete das Solistenquartett ihre Auftritte: textverständlich, voller Akkuratesse. Sie alle treffen den von Mendelssohn gewünschten Ton des so farbenreichen, szenisch konzipierten Oratoriums und Dirigent Steven Heelein trägt sie alle umsichtig durch ihre Arien und Szenen. Sopranistin Katja Stuber, die auch schon bei den Bayreuther Festspielen als Solistin mitwirkte, erfüllte mit heller Stimme alle Engelskriterien sowohl in ihrer Rolle als „Engel“, wie auch in der Partie als „Witwe“. Benedikt Heggemann, ehemaliger Regensburger Domspatz, ist als Obadjah und Ahab ein heller und angenehmer Tenor. Die Altstimme von Eva Barbara Schuster aus Kronach und der Mezzosopran von Nicole Tschaikin aus München lassen ebenfalls keine Wünsche übrig. Gründlich und gewissenhaft deutet Bass-Bariton Marlo Honselmann imposant, mit mächtiger Stimme und dramatischer Spannweite die Titelpartie. Kleinere solistische Aufgaben, etwa das Engelsterzett von der Empore gesungen, übernehmen Chormitglieder absolut professionell. Am Ende gab es einen langen, donnernden Applaus von dem zahlreich erschienen Publikum, das teilweise aus weiten Teilen Bayerns eigens für diese Aufführung nach Kulmbach gereist war. Regionalbischöfin Dorothea Greiner hatte Anfangs in ihrer Funktion als Vorsitzende der 2001 gegründeten Förderstiftung für die Bayreuther Hochschule geworben. In Bayreuth werde auch der Nachwuchs für den hiesigen Dekanatsbezirk ausgebildet, sagte sie und warb für die Anschaffung neuer Unterrichtsorgeln für die Einrichtung. Bayreuth ist die einzige Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayern. Bild: Die beiden Hochschulchöre aus Bayreuth und Regensburg und die Vogtland-Philharmonie haben bei der Aufführung des Mendelssohn-Oratorium Elias ein imposantes Bild in der Petrikirche ab. Umjubeltes Jubiläumskonzert: 20 Jahre „Barfly“ auf der Naturbühne Trebgast / Virtuos, professionell und routiniert Die Formation mit Kulmbacher Wurzeln feierte Geburtstag
Und wie! Von Easy Listening blieb am Ende nicht mehr viel übrig. Es war ein fulminanter Abend, ein eindrucksvoller Querschnitt durch die Unterhaltungsmusik der zurückliegenden Jahrzehnte. Stimmungsvoll, mitreißend und voller Überraschungen. Dafür sorgten schon die Gastmusiker die Geigerin Monika Romanovska der Bassist Georg Hofmann aus Heinersreuth, die Sängerin Barbara Kirsch aus Hannover, die Nürnberger Saxophonisten Katja Heinrich, der Leipziger Schlagzeuger Markus Christ und der Berliner Drummer Oliver Friedrich. Sie alle stehen und standen irgendwie mit „Barfly“ in Verbindung, haben irgendwann mal mitgespielt und ließen sich nicht zweimal bitten, beim Jubiläumskonzert dabei zu sein. Musikalisch gehören sie alle zur ersten Riege. Monika Romanovska allerdings ist schon ein ganz besonderes musikalisches Talent. Sie spielt unter anderem Beethoven poppig, interpretiert und tanzt einen fetzigen Csardas und präsentiert als Zugabe auch noch einen ungarischen Tanz.
Bandleader Karsten Friedrich und seine Musiker hatten jede Menge musikalische Leckerbissen ausgewählt. Zur Setlist gehörten auch klassische und viele jazzige Klänge. Schon der Opener „Spain“ von Chick Corea war eine lupenreine Jazz-Nummer oder auch das unverwüstliche „Take Five“ von Dave Brubeck. Es sind die besonderen Arrangements, die „Barfly“ auszeichnen. Die meisten Songs kennt man, nur eben nicht so, wie sie die vier Musiker spielen. Stilsicher und geschmackvoll agiert das Quartett, aber eben auch immer mit einer eigenen Handschrift. „Wir arrangieren jeden Song um, so dass er seine Seele behält“, sagt Karsten Friedrich. Das gilt für „Smoke on the water“ von Deep Purple genauso wie für Paolo Contes „It´s wonderful“, das „Mr. Barfly“ Karsten Friedrich wunderbar mit rauchig rauer Stimme singt.
„Barfly“ gibt es seit 2003. Die Musiker bringen es im Schnitt auf bis zu 100 Auftritte pro Jahr, und zwar längst nicht mehr nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in der Schweiz Österreich oder auf Mallorca. Firmenfeiern, Tanzbälle, Ausstellungseröffnungen, Empfänge, Schulbälle, Geburtstage und so weiter. Auch heuer ist Barfly wieder unterwegs, etwa mit Auftritten in Regensburg, Bonn und Berlin. Zur Premiere der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele wird die Band heuer sogar den Staatsempfang im Anschluss an die Aufführung im markgräflichen Neuen Schloss bestreiten. Bilder: Liebevoll, mit Ecken und Kanten / Spektakuläre Aufführung von Verdis „Falstaff“ am Theater Hof – Einspringer rettet Premiere Hof. Es ist schon eine seltsame Oper, Giuseppe Verdis geniale Spätschöpfung „Falstaff“: Halb Komödie, halb Tragödie, keine Ouvertüre, keine Bravourarie, stattdessen eine Ensembleszene nach der anderen, nicht einmal zweieinhalb Stunden Spieldauer und irgendwie so ganz anders als andere Verdi-Opern. Kein Wunder, dass dieses Werk noch nie in Hof aufgeführt wurde. Als letzte Produktion der laufenden Spielzeit machten sich jetzt Dirigent Ivo Hentschel und Regisseurin Nilufar K. Münzing daran, den „Falstaff“ endlich auch hier auf die Bühne zu bringen und sie taten dies mit großem Erfolg. Am Ende gab es großen und langanhaltenden Applaus für alle Beteiligten. Wenngleich eine Indisposition von Michal Rudzinsky, dem eigentlich vorgesehenen Sänger des Pistola zuvor für Aufregung gesorgt hatte. Nun ist es zwar nicht die tragende Rolle der Oper, doch ohne geht es nicht. Glücklicherweise konnte kurzfristig Taras Konoshchenko vom Staatstheater Nürnberg gewonnen werden. Der Bassist sang die Partie von der Seite, während Rudzinsky stumm spielte. Einen Abbruch tat dies der Aufführung in keiner Weise. Über dem Spätwerk schwebt zum einen William Shakespeares humanistischer Geist, zum anderen Giuseppe Verdis Altersweisheit. Das macht Nilufar K. Münzing in ihrer Inszenierung deutlich. So wundert es nicht, dass die Titelfigur irgendwie liebenswert erscheint, ein Original eben, mit Ecken und Kanten. Am Ende steht die große Versöhnung und die stets gültige Erkenntnis: „Alles um uns ist Narrheit, wir sind selber nur Narren“. Dem Bühnenbild von Britta Lammers und den Kostümen von Uta Gruber-Ballehr ist zu entnehmen, dass die Inszenierung nicht zur Entstehungszeit der Vorlage Shakespeares spielt, sondern nach der Entstehung von Verdis Komposition, vielleicht um die Jahrhundertwende, also so um 1900 vielleicht aber auch erst in den 1920er Jahren. Deutlich wird sie vor allem durch die Kleidung der Protagonisten. Während das Kleid von Nanetta immerhin schon Kniefreiheit zulässt, erscheint Mrs. Quickly Zigaretten rauchend und im Hosenanzug im Marlene-Dietrich-Stil. Ausnahme ist Falstaff, der im samtenen tiefroten Morgenmantel und mit Perücke immer noch im Rokoko verankert scheint. Wunderbar geglückt ist die turbulente Schlussszene, in der die Beteiligten alle Register ziehen. Vor allem in Sachen Maskerade: Die Herren und Damen werden zu Hasen, Falstaff zum gehörnten mit dem obligatorischen Geweih auf dem Kopf. Dirigent Ivo Hentschel gelingt es, die Partitur mit den Hofer Symphonikern mustergültig umzusetzen. Kein einfaches Unterfangen, greifen doch so viele Handlungsebenen ineinander, die der Komponist unglaublich geschickt miteinander verwoben hat. „Jede Vorstellung ist ein Ritt auf der Rasierklinge“, hatte Ivo Hentschel bereits im Vorfeld erklärt und damit die enge Verflechtung der Handlung mit dem musikalischen Geschehen gemeint. Weil alles so kompliziert ist, hatten die Verantwortlichen auch gut daran getan, für die Aufführung nicht die italienische Originalsprache zu verwenden, sondern die hervorragende deutsche Übersetzung von Hans Swarowsky. Ivo Hentschel lässt dem Ensemble jeden nur denkbaren interpretatorischen Freiraum und die Sänger wissen dies auch zu nutzen. Für Gregor Dalal, dem früheren Hofer Ensemblemitglied war die Partie des John Falstaff ebenfalls eine Premiere, zumindest in deutscher Sprache. Mehrfach hatte er die Rolle bereits in der Originalsprache gesungen. Er lebt das Stück und man merkt seiner Interpretation an, dass ihm die Auseinandersetzung mit dem Text sehr viel Freude bereitet hat. Da ist nicht nur Gregor Dalals atemberaubende Virtuosität, seine große Textverständlichkeit und sein kraftvoll wohltönender Bariton. Auch mit seinem komödiantischen Spiel reißt er das Publikum förmlich mit. Wahrhaft furios agieren mit grotesker Komik sowohl stimmlich als auch darstellerisch alle anderen Solisten: Ein furioses Quartett bilden Inga Lisa Lehr (Alice Ford), Franziska Rabl (Meg Page), Stefanie Rhaue (Quickly) und Yvonne Prentki (Nannetta) als übermütige, intrigant und geschwätzige, aber auch als überaus reizende Damen. Nils Stäfe überzeugt brillant als Mr. Ford, makellos singt Minseok Kim die Partie des Fenton. Hochkarätig sind auch die übrigen Partien besetzt: Bardolfo (Markus Gruber) und Doktor Cajus (Jason Lee). Vor allem Bardolfo und Pistola als Falstaffs Diener wurden von der Regie hervorragend geführt und steigern sich durch ihre ganz eigene Komik. Weitere Aufführungen: 1., 2.,9., 12., 14. und 16. Juli (jeweils 19.30 Uhr) sowie am 25. Juni (18.00 Uhr). Karten gibt es an der Theaterkasse, Telefon 09281/7070-290 oder online unter www.theater-hof.de/karten. „Ritt auf der Rasierklinge“ / Theater Hof: Premiere der Oper „Falstaff“ von Giuseppe Verdi am Samstag
Unter der Moderation von Musikdramaturg Lothar Krause stellten die Verantwortlichen ihre Produktion des „Falstaff“ vor. Fast das gesamte Ensemble war anwesend und so gab es auch zwei musikalische Kostproben mit den Solisten Inga Lisa Lehr (Alice Ford), Yvonne Prentki (Nanette), Franziska Rabl (Mrs. Page), Stefanie Rhaue (Mrs. Quickly), Gregor Dalal (Falstaff), Minseok Kim (Fenton), Jason Lee (Doktor Cajus), Markus Gruber (Bardolfo) und Michal Rudzinski (Pistola). Begleitet wurden sie von Mengling Chen am Klavier. Musikdramaturg Lothar Krause fand es überaus erstaunlich, dass das Werk nie zuvor in Hof gespielt worden sei. Er sprach von einem wunderbaren Ensemblewerk, das schon zur Uraufführung „einen bombastischen Erfolg“ erlebt habe. Nach Auffassung der Regisseurin Nilufar K. Münzing schwebt über dem Werk William Shakespeares humanistischer Geist. Für sie habe die Oper einen glaublichen Reiz, zumal Giuseppe Verdi in seiner letzten Oper wohl auch die Erfahrungen seines Lebens eingearbeitet habe. Es gebe kaum groß Arien, stattdessen reihten sich Szene an Szene aneinander, erläuterte der Dirigent Ivo Hentschel die Besonderheit der Komposition. „Das umzusetzen ist wahnsinnig schwer“, sagte er. Jede Vorstellung sei ein „Ritt auf der Rasierklinge“. Selbst die klassische Ouvertüre gebe es nicht. Der Komponist habe das Werk extrem komprimiert, so dass es mit zwei Stunden Aufführungsdauer auch relativ kurz sei. Die musikalische Sprache verglich der Dirigent mit einer Art Filmmusik, obwohl es zur Zeit der Komposition noch gar keine Filme gegeben hatte.
Bei der Matinee verriet Regisseurin Nilufar K. Münzing auch, dass ihre Inszenierung zeitlich nicht bei Shakespeare, sondern in der Entstehungszeit des Werkes an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert angesiedelt ist. So spiegle das Bühnenbild laut seiner Schöpferin Britta Lammers auch Elemente des Jugendstils wider. Dem sollen auch die Kostüme von Uta Gruber-Ballehr entsprechen, lediglich Falstaff selbst sei noch im Rokoko verankert. Freuen dürfen sich alle Opernfreunde auf die turbulente Schlussszene in bunter Maskerade. Und natürlich wird der Titelfigur dabei auch das berühmte Geweih als Symbol des gehörnten Mannes aufgesetzt. Bilder: Komödie mit Kirschgeist und Kartenspiel / Premiere „Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben“ auf der Naturbühne Trebgast
Der eigentliche Kern des Volksstückes aber bleibt. Da geht es um zwei Fragen, wie könnte man den Tod überlisten und ist das wirklich erstrebenswert? Das versöhnliche Ende gibt die Antwort, egal ob auf traditionellem bayerisch oder im fränkischen Dialekt. Auch in Franken kommt der Tod in Gestalt des Boandlkramers, auch hier gibt es Kirschgeist und es wird beim Kartenspiel betrogen, geht es doch immerhin um zusätzliche Lebensjahre. Doch ist es das alles wert? Das Stück kommt zu der eindeutigen Antwort: nein. Ein Blick ins Paradies überzeugt den Brandner Kaspar am Schluss.
Wirklich witzig sind dagegen die vielen lokalen Anspielungen, wenn etwa der Brandner nicht im Sommer sterben kann, denn da ist ja Kulmbacher Bierfest und Peestener Lindenkerwa, auch nicht im Herbst, denn da ist Schederndorfer Bockbierfest. Ob der Boandlkramer vielleicht einen anderen Kaspar meint, vielleicht den auf der Luisenburg? Tatsächlich gibt es dort heuer auch eine Fassung des Stückes zu sehen. Urkomisch ist es schließlich auch, wie man sich den Himmel so vorstellt. Da gibt es beispielsweise Bratwürste mit Sauerkraut, es spukt die Weiße Frau und es erklingt der Walkürenritt. Das Bühnenbild der „Brandner“-Produktion stammt von André Putzmann, wobei das beste Bühnenbild natürlich wie immer in Trebgast die Natur geschaffen hat. So macht er auch nicht den Fehler, die Bühne zuzustellen, vielmehr lässt er die Natur zu, bespielt die Bühne in ganzer Breite und macht auch vor den Gängen im Zuschauerraum nicht halt.
Von den übrigen Rollen ragt unter anderem Thomas Ziegelhöfer als stets präsenter und überraschend bayerisch sprechender Petrus hervor. Ramona Schmidtgall spielt ihre Rolle als Marei ebenso perfekt. Aber auch die anderen, durchaus anspruchsvollen Rollen werden professionell und vollends überzeugend verkörpert: Bärbel Schaller-Böhm als Theres und Afra, Gerd Kammerer als naiv verliebter Simmerl, Stefan Kossmann als Michael, Michael Vogler als Bürgermeister Senftl sowie als witziger Aloisius, Moritz Weismann als Florian, Gordian Beck als Berthold. Info: Weitere Aufführungen des Volksstückes „Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben“ auf der Naturbühne Trebgast gibt es zu den folgenden Terminen: 10.06. (20.30 Uhr), 14.06. (20 Uhr), 18.06. (15 Uhr), 30.06. (20.30 Uhr), 01.07. (15 Uhr), 05.07. (20 Uhr), 13.07. (20 Uhr), 21.07. (20.30 Uhr), 22.07. (15 Uhr), 29.07. (20.30 Uhr), 03.08.2023 (20 Uhr). 05.08. (20.30 Uhr), 09.08. (20 Uhr) und am 17.08.2023 (20 Uhr). Bilder: Zeitlos und aus der Zeit gefallen / Max Raabe in Hof: Goldene Zwanziger und MTV-unplugged
Sind er und seine Musik nun reichlich retro oder postmodern? Ganz sicher beides, denn Max Raabe, das heißt einmal die Interpretation von gehobener Unterhaltungsmusik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aus den Goldenen 20er Jahren, als die Comedian Harmonists Megastars waren. Musik, von so genialen Komponisten wie Fred Raymond („Ich steh mit Ruth gut“), Peter Kreuder („Ich werde jede Nacht von ihnen träumen“), Leo Leux (Unter den Pinien von Argentinien“) oder Will Meisel („Dort tanzt Lulu“). Max Raabe, das heißt gerade in der zurückliegenden Zeit immer mehr auch eigene Schlager mit witzigen Texten, irrwitzigen Themen und kuriosen Reimen. Mit „Raabe-Pop“ ist dafür sogar eine eigene Bezeichnung erfunden worden. Wobei, seinen Anfang hat der „moderne“ Max Raabe bereits 1992 mit dem selbst komponierten Hit „Kein Schwein ruft mich an“ genommen, der an diesem Abend nicht auf dem Programm stand. Doch Max Raabe hat noch viel mehr zu bieten, denn zwischenzeitlich gab es eine überaus erfolgreiche Zusammenarbeit mit der prominenten Popmusikerin Annette Humpe, ein umjubeltes MTV-Unplugged-Konzert und jüngst das Album „Wer hat hier schlechte Laune“, das gleichsam das Motto der aktuellen Tour ist. Beim Konzert im Großen Haus der Freiheitshalle gab es von all dem etwas. Max Raabe hat eine phänomenale Bühnenpräsenz, näselt sich als ausgebildeter Bariton mit Charme, Eleganz, Humor, Ironie und Stil durch die gut zwei Stunden Programm. Dabei wirkt er zum einen wie aus der Zeit gefallen, zum anderen aber auch absolut zeitlos. Kaum zu glauben, dass er schon 60 ist, mit bürgerlichem Namen Matthias Otto heißt und nicht aus Berlin, sondern aus Westfalen stammt. Im Mittelpunkt standen aber dann doch die Songs aus dem neuen Album. Neben dem Titellied „Wer hat hier schlechte Laune“ gibt es den, für Max Raabe ungewohnt ernsten Song „Es wird wieder gut“, hoffnungsvoll optimistische Lieder wie „Das mit uns könnte was werden“ oder „Ein Tag wie Gold“, der Titelsong von „Babylon Berlin“. Einige Lieder ragen besonders heraus: Das Volkslied „Guter Mond, du gehst zur Stille“, das Max Raabe zusammen mit drei seiner Musiker interpretiert, eine herausragende Fassung von Charles Trenets „La mer“ in französischer Originalsprache, den US-Klassiker aus den 1930er Jahren „Dream a little dream of me“, bei dem ein kleiner Zeppelin durch die Halle schwebt und, als Zugabe, der „Kleine grüne Kaktus“. Max Raabe, das ist freilich nur ein Teil der Show, dazu kommt das zwölfköpfige Palast Orchester, von ihm selbst während seines Gesangstudiums 1986 gegründet. Über 500 Stücke haben sie bereits im Repertoire, umjubelte Auftritte in der New Yorker Carnegie Hall gemeinsam absolviert genauso wie eine Israel-Tournee. Da gibt es kuriose Instrumente wie eine Bassklarinette, ein Banjo oder ein Sousaphon. Herausragende Instrumentalisten sind sie alle, etwa der Pianist Ian Wekwerth oder die Violinistin Cecilia Crisafulli und natürlich auch all die anderen Musiker, die alle etwas Schrulliges an sich haben, scheinbar für jedem Spaß bereit sind und von denen fast jeder auch solistische Aufgaben zu übernehmen hat. Max Raabe lehnt dann lässig im Rund des großen Konzertflügels und verzieht wie immer keine Miene Brücke zwischen Bayern und Tschechien / Freundschaftswochen mit imposanter Licht- und Videoinstallation eröffnet
Die Aktion fand zunächst rund um den Grafenmühlweiher in Selb statt, ehe tags darauf eine ähnliche Installation im Geschichtspark Kaplan im tschechischen Asch gezeigt wurde. In Selb lockte das Projekt rund 3000 Besucher an. Thematisch ging es um einen Spaziergang durch die Geschichte beider Orte, bei dem zahlreiche Elemente und Strukturen gezeigt wurden, die mit dem Plätzen eng in Verbindung stehen. Da gab es auf zwei großen Leinwänden historische Bilder aus beiden Städten zu sehen, für Selbs stand natürlich das Thema Porzellan, für das seit Jahrhunderten evangelisch geprägte Asch unter anderem das dortige Martin-Luther-Denkmal, das einzige in Böhmen.
Bestimmendes Element des Konzepts war das „Tor der Freundschaft“, das Brückentor aus dem Kaplan-Park in Asch. Das Tor ist der Verbindungsknoten für beide Standorte. Es erschien in der ersten Szene in der Animation in Selb und war damit auch eine „Vorausschau“ auf den nächsten Abend in Asch.
Selbs Bürgermeister Ulrich Pötzsch nannte die Freundschaftswochen einen „riesigen Glücksfall für die Region“. Die große Bedeutung der Veranstaltung werde unter anderem darin deutlich, dass zur offiziellen Eröffnung wenige Tage zuvor sogar der tschechisch Staatspräsident Petr Pavel nach Selb gekommen war. Der Bürgermeister von Asch Vitezslav Kokor wünschte sich, dass die Freundschaftswochen aus Nachbarschaft Partnerschaft machen. Die Großartige Installation sei dafür ein wichtiges Symbol. Die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen laden die Menschen noch bis Ende Juli ein, bei den verschiedensten Veranstaltungen mehr über Ihre Nachbarn zu erfahren, frühere Verbindungen wieder aufleben zu lassen und neue Kontakte zu knüpfen. Neben sportlichen Aktionen, musikalischen Angeboten gab und gibt es auch Tagesausflüge und Besichtigungstouren. Bilder: Bis Mitternacht war die Licht- und Videoinstallation in den Grünanlagen rund um den Grafenmühlweiher in Selb zu sehen. „Lost Places“ zum Klingen bringen / Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast gastiert mit dem Kammerchor ExSilentio in Mainleus und Kronach
„Das Projekt ´Stimmen an verstummten Stellen´ bringt Musik an Orten zum Erklingen, die schon seit langem verstummt sind“, erklärt Lukas Alois Roth. „Durch die Konzertreihe wollen wir diesen Lost places wieder Aufmerksamkeit und Wertschätzung schenken, indem wir auf die industrielle Geschichte unserer Region und deren Folgen, wie Leerstand und Industrieruinen, Bezug nehmen.“ Zum anderen soll die besondere Historie der Konzertstätten zum Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung sowie zum Konzertinhalt erhoben werden. Musikalisch gibt es neben zwei Uraufführungen, die speziell für diese Orte komponiert wurden, auch Werke von Johannes Brahms, Mikis Theodorakis und James MacMillan sowie selten zu hörende Raritäten der Komponisten Peteris Vasks, Viktor Ullman und Veljo Tormis. Die zwölf Sängerinnen und Sänger von ExSilentio stammen aus den Reihen der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Bereits 2021 führte das Schaffen des Ensembles zu einer Einladung nach Rom in die päpstliche Basilika St. Johann im Lateran im Rahmen des Festivals Musica e arte sacra Roma. Seitdem folgten zwei weitere Italienreisen, mit „toMaintain“ die erste interdisziplinäre Eigenproduktion, sowie weitere Konzertprogramme. Träger des Ensembles ist der Kulmbacher Verein „Kunstwert – Wir machen Kultur e.V.“ mit Lukas Alois Roth als künstlerischen Leiter. Lukas Alois Roth ist gerade in der Endphase seines Studiums an der Dresdner Musikhochschule. In der Region bekannt wurde er unter anderem durch das Benefizprojekt „Musik verbindet“ das er als Vorstand und künstlerischer Leiter organisiert hatte. Von der Corona-Zeit abgesehen hat er es Jahr für Jahr geschafft, einen Projektchor und eine Projektband auf die Beine zu stellen und mit Benefizkonzerten an die Öffentlichkeit zu treten. Über 60000 Euro wurden seitdem eingespielt, fünf CDs aufgenommen. Die Einnahmen flossen dabei eins zu eins in wohltätige Zwecke, wie zum Beispiel an die Welthungerhilfe. Die Unkosten wurden durch Sponsoren abgedeckt. Bild: Der Chor ExSilentio unter Leitung von Lukas Alois Roth aus Ludwigschorgast tritt am 12. Juni in Mainleus auf. Foto: Philipp Roth Werbung für die Musik und das Musizieren / Viele hundert Teilnehmer und Besucher beim „Tag der Blasmusik“ in Kulmbach – Gigantisches Abschlusskonzert auf dem Marktplatz
Der Hintergrund für das ungewöhnliche Open-Air-Konzert waren unter anderem die Einschnitte, die während der zurückliegenden drei Jahre die eine oder andere Formation hinnehmen musste. Viele ältere Musiker haben aufgehört, jüngere kamen kaum nach, weil die Musikvereine ja lange keine Präsenz zeigen konnten. Viele ehemalige Mitstreiter haben sich auch ein anderes Hobby gesucht und kehrten der Blaskapelle den Rücken. „Auch Musikvereine sind von Nachwuchsproblemen nicht verschont. Durch die Corona-Pandemie wurden sie noch verstärkt“, waren sich alle Beteiligten einig.
„Blasmusik lebt“, so Thomas Kalb, Vizepräsident des Nordbayerischen Musikbundes. Von einem einzigartigen Musikevent sprach Oberbürgermeister Ingo Lehmann. „Musik macht Freude, sie verbindet Menschen“, sagte er, der zusammen mit Landrat Klaus Peter Söllner die Schirmherrschaft für den „Tag der Blasmusik“ übernommen hatte. Die Blaskapellen seien unverzichtbarer Träger von Kunst und Kultur. Gerade in unseren Breiten habe die Blasmusik eine lange Tradition nun sei fest mit dem fränkischen Brauchtum verbunden. „Allen Beteiligte ist es gelungen, ein eindrucksvolles musikalisches Zeichen zu setzen“, sagte der Oberbürgermeister.
Schenkelklopfer und tiefsinnige Ironie / Sympathisch und authentisch: Günter Grünwald in der Freiheitshalle
Karl Valentin nennt Günter Grünwald auch, wenn man ihm nach seinen Vorbildern befragt. Tatsächlich sind auch seine Geschichten meistens irgendwie abgefahren, skurril, verdreht. Er kommt vom Hundertsten ins Tausende und findet oft ein aberwitziges Ende. Zugegeben, manches kommt schon recht derb daher, manchmal auch makaber, grenzwertig und gerne auch mal unter der Gürtellinie. Aber es spricht für Günter Grünwald, wenn er sich nicht vom Zeitgeist lenken lässt und seinem Humor gesellschaftlichen Strömungen anpasst. Die Sensibilität des Publikums ist ihm „wurscht“, auch das hat er im Interview mit der Frankenpost verraten. Gut, dass sich ein Günter Grünwald nicht verbiegen lässt und sich selbst treu bleibt, auch wenn man als Zuhörer manchmal schon schlucken muss. Die Lacher überwiegen, wobei die Lacher gerne auch mal Brüller und Schenkelklopfer sein können. Günter Grünwalds schauspielerisches Talent, seine Grimassen und seine Fähigkeit, Stimmen und Dialekte nachzuahmen tun das übrige. Im aktuellen Programm bekommen viele ihr Fett ab. Sei es der nordkoreanische Herrscher Kim Jong-un, die Taliban und der Koran sowieso, Pfarrer im Allgemeinen aber auch Erdogan und natürlich Putin. Tief einsteigen ins politische Kabarett, das macht Günter Grünwald freilich nicht. Er reißt zwar ungeniert Witze über die genannten, spricht von „mohammedanischen Volltrotteln“ und nennt den Koran „nicht richtig durchdacht“, aber auch Pfarrer sind für ihn „Selbstdarsteller ohne Ende“ und wegen Putin habe er sogar in Erwägung gezogen, den Kampfbomberführerschein zu machen. Letzteres sei dann an der theoretischen Prüfung für den Mofa-Führerschein gescheitert. Das ist ein typisches Beispiel für die unerwarteten Wendungen in den Pointen seiner witzigen Erzählungen. Günther Grünwald live, das ist mittlerweile auch Minimalismus. Requisiten braucht es nicht, keine Verkleidung, einfach nichts. Wahrscheinlich ist er am Nachmittag genauso in Ingolstadt losgefahren. Ein winziger Stehtisch mit einem Glas Wasser reicht. Der Künstler steht auf der Bühne, sympathisch wie immer und authentisch wirkend, und er quatscht so einfach drauflos. Man könnte meinen, das ist ihm gerade in dem Moment eingefallen, dabei läuft das Programm „Definitiv vielleicht“ mit Corona-bedingten Unterbrechungen schon seit 2019. Keine Ahnung, wie sich ein Künstler so viel Text merken kann, ohne auch nur ein einziges Mal zu stocken. Dazu muss man allerdings auch wissen, dass der 66-Jährige schon seit fast 40 Jahren auf der Bühne steht. Auch in andere Rollen, so wie früher etwa in den Hausmeister Bamberger oder den Leibwächter Bonzo, braucht er nicht mehr zu schlüpfen. Günther Grünwald steht einfach für sich selbst, irgendwie nett, bodenständig, einfach er selbst, nur eben voller tiefsinniger Ironie. Etwa, wenn er in unglaublich witziger Art die Sprachverhunzung in aktuellen TV-Werbespots („Mehr gut geht nicht“ oder „So muss Technik“) kritisiert. Zugegeben, Längen hat sein Programm schon auch. Die deftige Geschichte von Tante Lisbeth und Onkel Hans mit der Gallenblasenoperation hätte man mindestens um die Hälfte kürzen können. Lustig wäre sie immer noch gewesen. Auch die aberwitzige Geschichte vom Urlaub in Afghanistan lebte mehr von verstellten Stimmen als von echter Komik. Auch wenn er polarisiert: Günther Grünwald ist längst selbst zu einem Urgestein der bayerischen Unterhaltung geworden, ähnlich, wie seine Vorbilder Karl Valentin oder auch Gerhard Polt. In der Kabarettszene hat er sich fest etabliert und ist nicht erst seit seiner TV-Show „Grünwalds Freitagscomedy“ nicht mehr davon wegzudenken. Und hier geht es zum Interview mit Günter Grünwald Besondere Interpretationen, außergewöhnlicher Stil / Die Kulmbacher Band Barfly feiert auf der Naturbühne in Trebgast 20-jähriges Jubiläum
„Das wird schon was Besonderes“, freut sich „Mister Barfly“ Karsten Friedrich. Er ist nicht nur Bandleader, sondern auch Pianist, Sänger und Schlagzeuger. Karsten Friedrich denkt gerne zurück an den ersten Auftritt an Silvester 2003 in der Hornschuchvilla in Mainleus. Schnell hatte es sich herumgesprochen, dass Barfly mit seiner Lounge Music, seinen ganz besonderen Interpretationen und seinem außergewöhnlichen Easy-Listening-Stil eine ganz besondere Formation sind. So wurden die Auftritte immer mehr, die Band immer professioneller und Barfly wurde der Renner bei Tanzveranstaltungen, Vernissagen, Firmenfeiern, Schulbälle, Geburtstagen und, und, und. Heute, nach Corona, sind es wieder 80 bis 100 Auftritte pro Jahr, wobei das Trebgaster Gastspiel schon aus der Reihe fällt. Aber auch hier setzt die Kulmbacher Band auf ihr bewährtes Rezept. Bekannt ist Barfly für seinen hohen musikalischen Anspruch. „Wir bemühen uns, alles, was wir spielen, stilsicher und geschmackvoll zu interpretieren“, sagt Karsten Friedrich. Jeder Song hat seinen eigenen Charakter und jeder Song hat eine Aussage, egal, ob „Highway to hell“ von ACV/DC oder Stings „English Man in New York“. Barfly, das sind neben Karsten Friedrich (Piano und Gesang), Peter Groß (Klarinette, Saxofon, Querflöte und Gesang), Paul Braun (Bass und Gesang) sowie Mike Müller (Schlagzeug). Als Gastmusiker erwarten sie neben der Geigerin Monika Romanovska den Bassisten Georg Hofmann aus Heinersreuth, die Sängerin Barbara Kirsch aus Hannover, die Nürnberger Saxophonisten Katja Heinrich, den Leipziger Schlagzeuger Markus Christ und den Berliner Drummer Oliver Friedrich. „Alles absolute Profis“, versichert Karsten Friedrich. Er verspricht jede Menge musikalische Leckerbissen, auch klassische und jazzige Klänge und den einen oder anderen neuen Song. Dazwischen wird er selbst auch mal aus dem Nähkästchen plaudern und die eine oder andere Anekdote aus der Bandgeschichte zum Besten geben. Auch heuer ist Barfly wieder bundesweit unterwegs. Nach dem Start in die Sommersaison bei „Kronach leuchtet“ folgen Auftritte in Regensburg, Bonn und Berlin. Zur Premiere der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele wird die Band heuer sogar den Staatsempfang im Anschluss an die Aufführung im markgräflichen Neuen Schloss bestreiten. Das Konzert mit Barfly und Gästen findet am Sonntag, 11. Juni um 20 Uhr auf der Naturbühne Trebgast statt. Einlass ist um 19.30 Uhr. Tickets kosten im Vorverkauf 19,50 Euro, an der Abendkasse 22 Euro. Weitere Infos gibt es im Internet unter dienaturbuehne.de. Bild: Die Kulmbacher Band Barfly gibt am 11. Juni auf der Naturbühne Trebgast einen ihrer seltenen konzertanten Gastspiele. Die Stammbesetzung der Formation besteht aus Paul Braun, Karsten Friedrich, Peter Groß und Mike Müller (von links). Benefizkonzert: „Jazz ganz locker vom Hocker“ / Mit der Moonlight-Serenade an 17. Juni geht für die „Old Beertown Jazzband eine Ära zu Ende
Es ist die 13. Moonlight-Serenade seit 2008 und dabei sein wird einmal mehr die Dresdner Formation „Micha Winkler´s Hot Jazzband“. Wir spielen im ersten Teil Jazz ganz locker vom Hocker“, verspricht Conny Fischer. „Gute Laune ist Trumpf“, sagt er. Nicht nur die Musiker auf der Bühne sollen ihren Spaß haben, sondern auch alle Konzertbesucher. Kartenbestellungen seien bislang nicht nur aus dem gesamten fränkischen Raum eingetroffen, von Aschaffenburg über Nürnberg bis Hof“, sondern auch aus dem Dresdner Raum. Nach der Pause ist dann „Micha Winkler´s Hot Jazzband“ aus Dresden an der Reihe, ehe als krönender Höhepunkt eine gemeinsame Session auf dem Programm steht. Conny Fischer beschreibt Micha Winkler als absoluten musikalischen Tausendsasse und nennt ihn „einen der besten Jazz-Posaunisten Deutschlands“. Dazu kämen Micha Winklers launigen wie legendäre Moderationen. Das Ganze ist, wie bei allen früheren „Moonlight Serenaden“ auch als Benefizkonzert konzipiert. „Wir haben in all den Jahren schon über 25.000 Euro an soziale und musische Einrichtungen überwiesen“, sagt Conny Fischer. Kindergärten und Schulen sind darunter, aber auch Musikvereine und sonstige Institutionen. Bisher habe man mit dem Wetter stets Glück gehabt, egal ob Anfangs in Wernstein oder später in Thurnau. Sollte wider Erwarten der Himmel am 17. Juni seine Schleusen öffnen, findet das Konzert in der ehemaligen Ladehalle der Brauerei auf dem Mönchshof-Gelände statt. Auch diesmal wird wieder der Lions-Club Kulmbach-Plassenburg und die Kulmbacher Brauerei mit im Boot sein. Die Geburtsstunde der „Old Beertown Jazzband“ schlug bereits 1984. Zur Erstbesetzung gehörten Bernd Meile, der unvergessene Udo Koch, der frühere Kulturreferent Rupprecht Konrad und der Trompeter Werner Beyerlein. Noch vor der Wende spielten beide Formationen zusammen und besuchten sich gegenseitig.. Einmal am 9. Juli 1987, ein weiteres Mal am 6. November 1988. Zunächst gab es ein gemeinsames Konzert mit der Dresdner Semperhouse Jazzband mit Opernstar Gunter Emmerlich im damaligen Vereinshaus. Gut ein Jahr später startete ein aus heutiger Sicht historischer Sonderzug von Kulmbach in Richtung Dresden. Was heute selbstverständlich klingt, war vor dem Fall des Eisernen Vorhangs eine echte Sensation. Die Freundschaft, die damals begonnen hatte, gipfelte 2015 in einer Einladung zum Dixieland-Festival nach Dresden, eines der größten Festivals dieser Art. Die Old Beertown Jazzband trat damals vor 2000 Leuten in der Prager Straße auf. Die „Old Beertown Jazzband“ wird diesmal voraussichtlich in der folgenden Besetzung spielen: Pit Brendel (Schlagzeug), Wolfgang „Timmi“ Diehm (Gitarre), Daniel Hoffmann (Trompete), Wolfgang Schrepfer (Klarinette und Saxofon), Conny Fischer (Bass) sowie Silke Krause am Klavier. Die Dresdnerin wird auch in „Micha Winkler´s Hot Jazzband“ den Pianopart bestreiten. Dazu kommt Micha Winkler an der Posaune. Auf dem Programm steht ein „Best of“ der „Moonlight Serenaden“, klassisch schöne alte Jazz- und Swing-Nummern. Tickets für die „Moonlight Serenade“ mit der Old Beertown Jazzband und „Micha Winklers Hot Jazzband“ gibt es im Vorverkauf für 20 Euro in der Kulmbacher Brauerei, der Zentralplatzapotheke, Klostergasse 10, in den Museen im Mönchshof, bei der Buchhandlung Häußinger in Thurnau und bei Conny Fischer persönlich per Mail unter fischer-andreassohn@t-online.de. Sollten noch Restkarten übrig sein, wird auch eine Abendkasse eingerichtet. Dort werden die Tickets 24 Euro kosten. Einlass ist Ab 18 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Bild: Konrad „Conny“ Fischer Andreassohn aus Fölschnitz ist nicht nur der Bassist, sondern auch der Kopf der „Old Beertown Jazzband“. Am 17. Juni gibt die Formation ihr Abschiedskonzert im Mönchshof. Hauch von Hollywood / Mai Musica. Sinfonisches Blasorchester Kasendorf begeisterte mit Kompositionen aus Film und TV
Die Filmwelt wäre ohne Musik undenkbar. Ob „Moon River“ (hervorragend interpretiert von der Sopranistin Katharina Hübner) oder „James Bond“, „Star Wars“ oder „Herr der Ringe“. Musik verstärkt Emotionen und macht Gefühle hörbar. Das Sinfonische Blasorchester aus Kasendorf brachte dies alles überaus effektvoll und überzeugend auf die Bühne. Von den Klassikern der Filmgeschichte war bei diesem Konzert so ziemlich alles vertreten, was ins Ohr geht und immer wieder für Überraschungen sorgte.
Die Musik war das eine, die Show das andere. Dominik Biedermann hatte den zweieinhalbstündigen Abend zusätzlich eingebettet in ein Oscar-reifes Umfeld. Da gab es keinen Ansager, vielmehr gaben die beiden Schauspieler Stefka Kodisch als Edeltraud und Stephan Zeis als Horst ein skurriles Paar ab, das um die Fernbedienung stritt. Sie wollte Rosamunde Pilcher sehen, er Champion-League. Und so einigte man sich stets auf den Film, dessen Musik das Blasorchester als nächstes auf dem Programm hatte. Das war nicht nur exzellent in hiesiger Mundart gespielt, sondern auch überaus einfallsreich, durchdacht und vor allem witzig. Zumal auf der Großbildleinwand hinter dem Orchester tatsächlich jedes Mal ein „Best of“ der Szenen aus dem jeweiligen Film zu sehen war. Ganz großes Kino hatten sich Dominik Biedermann und die Verantwortlichen des Musikvereins Kasendorf da einfallen lassen, wobei Perfektion auch hier großgeschrieben wurde.
Daneben hatten die Musiker jede Menge anderer Hits und Raritäten im Programm, die Filmmusik zu „Spiderman“ etwa, natürlich John Williams „Star Wars“, aber auch „Moments für Morricone“, ein Medley, das sich langsam, aber sicher zum wahren Blasmusik-Schlager entwickelt. Mit der gesungenen Titelmusik zur bayerischen Daily-Soap „Dahoam is Dahoam“ verabschiedete sich das Blasorchester, und bedankte sich mit der Musik aus der Muppet-Show beim Publikum. Bilder:
Stefka Kodisch als Edeltraud und Stephan Zeis als Horst führten als skurriles Paar durch den Filmmusikabend. „Mit den Augen fühlen“ / Umfangreiche Werkschau der Malerin Doris Bocka im Neuen Rathaus eröffnet
Der Maler, Graphiker und Bildhauer gilt als einer der bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart. Seit 2020 studiert Doris Bocka bei Markus Lüpertz Zeichnung und Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Kolbermoor. Die Künstlerin hatte im Februar 2023 ihr Aufbaustudium erfolgreich abgeschlossen und besucht nun die Meisterklasse. Die Malerin setzte sich viele Jahre lang immer wieder mit zentralen menschlichen Motiven auseinander, spürte Sehnsüchten nach und versucht, das Unverkennbare zu finden. Nun präsentiert sie in der Ausstellung rund 50 Gemälde, die nicht nur sinnbildlich für ein Thema, sondern auch für diesen Prozess stehen. Dabei changieren ihre Bilder zwischen Figurativem und Abstrahiertem. Für die Bilder von Doris Bocka muss man sich Zeit nehmen. Sie erschließen sich nicht unbedingt auf den ersten Blick, obwohl sie direkt Emotionen ansprechen und sich „in das Gedächtnis brennen“. Die Gemälde deuten nur an, zeigen in außergewöhnlichen, teilweise angeschnittenen Perspektiven das Wesentliche und laden dazu ein, sich im Anblick zu versenken. Doris Bocka ermöglicht so dem Betrachter einen persönlichen Zugang zu ihrer Malerei und viel Freiraum für eine individuelle Interpretation.
Aufgewachsen ist Doris Bocka im Kulmbacher Land, und zwar in Kasendorf. In Kulmbach besuchte sie das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium, in Bamberg und Bayreuth absolvierte sie anschließend ein Lehramtsstudium und unterrichtete an oberfränkischen und mittelfränkischen Schulen. In Bayreuth promovierte sie auch zum Dr. phil. und wurde an der Universität in der Aus- und Weiterbildung von Lehrern tätig. Nach ihrem Ausscheiden aus der Universität wagte sie 2015 den Sprung zur freischaffenden Künstlerin. Von einer facettenreichen Ausstellung sprach bei der Vernissage Anie Bonnet, Künstlerkollegin aus Bonn und ebenfalls aus der Klasse von Markus Lüpertz. Sie nannte besonders die Klarheit und die konzentrierte Herangehensweise im Schaffen von Doris Bocka. „Da ist kein Strich zu viel und keiner zu wenig“, so Anie Bonnet. Deutlich zu sehen sei der Einfluss des spanischen Malers Antoni Tapies, Ähnlichkeiten fand sie aber auch in den Werken des amerikanischen Realisten Edward Hopper, bei dem sich ebenfalls Wirklichkeit und Unwirklichkeit auf der Leinwand treffen. Einen Tipp hatte Anie Bonnet für alle Ausstellungsbesucher: Man müsse nah an die Bilder herangehen, um mit den Augen zu fühlen“. Die Ausstellung „peinture“ von Doris Bocka ist bis zum 30. Mai im Neuen Rathaus zu sehen. Bilder: Raum für Kunst und Kultur / Cordelia Maria Mertel aus Pechgraben zeigt in Bayreuth einen Querschnitt ihrer Arbeiten
Tatsächlich seien das kulturelle Leben durch die Auswirkungen der Pandemie weitgehen zum Erliegen und viele Kulturschaffende in eine verzweifelte Lage geraten, so Ulrich Pfeifer, berufsmäßiger Stadtrat, der bei der Vernissage in die Ausstellung einführte. Umso wichtiger sei es, dass im „Jean Paul Art Space“ ein „Raum für Kunst“ zur Verfügung gestellt werde. Der Malerin Cordelia Maria Mertel bescheinigte Ulrich Pfeifer, dass Kunst für sie ein Mittel sei, um anderen eine Freude zu bereiten. Die Künstlerin erzähle in ihren filigranen Werken gemalte Geschichten und illustriere sie meisterhaft in ihrer ganz eigenen philosophischen Betrachtung und Herangehensweise. Cornelia Maria Mertel ist nicht nur in ihrer Motivwahl ungewöhnlich breit aufgestellt, sondern auch was ihre Techniken angeht. Die Künstlerin wurde in Würzburg geboren und wuchs in Bayreuth auf. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Völkerkunde, dann Kommunikationsdesign und schloss mit dem Diplom ab. Ausgezeichnet mit dem Preis des Deutschen Kommunikationsverbandes BDW ist die Mutter zweier erwachsener Kinder seitdem freischaffend tätig.
Die aktuelle Ausstellung sei so zustande gekommen, dass Cordelia Maria Mertel zu der Veranstaltung „LebensArt Wasser“ Anfang März im „Jean Paul Art Space“ zwei Bilder eingereicht hatte. Daraufhin sei ihr eine Einzelausstellung angeboten worden. Trotz der knappen Vorbereitungszeit habe sie sofort zugesagt, so die Künstlerin, die sich ganz besonders für die tatkräftige Unterstützung durch den Jean Paul Kulturverein bedankt. Die Ausstellung „Raum für Kunst“ mit Arbeiten von Cordelia Maria Mertel findet bis zum 28. Mai im „Jean Paul Art Space“ in der Friedrichstraße 5 in Bayreuth statt. Öffnungszeiten sind jeweils Freitag von 15 bis 19 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 14 Uhr. Bilder: Mit Blasmusik in den Frühling / Musikalische Ostergrüße übermittelte die Stadtkapelle Kulmbach mit einem Auftritt auf dem Marktplatz
Hier konnte man Blasmusik in vollen Zügen genießen: Unter ihrem langjährigen Dirigenten Thomas Besand erfüllte das Blasorchester in großer Besetzung die Innenstadt mit einer abwechslungsreichen Mischung bekannter Melodien, wie gewohnt stets perfekt einstudiert und eindrucksvoll musiziert. Dementsprechend heiter war die Stimmung unter den Zuhörern. Die Musiker waren merklich gut vorbereitet und spielen kraftvoll in kompetenter Besetzung.
Eine der Besonderheiten des Konzertes war sicher die Aufführung des Medleys „Moments for Morricone“ mit den bekannten Filmklassikern aus der Feder des italienischen Komponisten Ennio Morricone. Traditionelle Blaskapellenklänge gab es bereits vorher mit der Polka „Morgengedanken“ von Norbert Gälle oder der eher selten gespielten Festmusik von, man mag es kaum glauben, Richard Wagner. Am Ende schafften es die Musiker der Stadtkapelle sogar, das Publikum beim Regimentsmarsch „Schneidig voran“ zum Mitklatschen zu bewegen. Das Zwölf-Uhr-Läuten ringsum hatte da bereits den Schlusspunkt des österlichen Kurzauftritts vorgegeben.
Am 27. Juli um 19 Uhr veranstaltet die Stadtkapelle Kulmbach auf dem Marktplatz ihre traditionelle Bierfestserenade, ehe der Klangkörper zwei Tage später am 29. Juli um 10 Uhr den Anstich zur Bierwoche musikalisch begleiten wird. Bilder: Frühlingshafte Klänge gab es mit der Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand am Ostermontag auf dem Marktplatz.
Stimmungsvoll, beeindruckend und spektakuläres / Frühlingskonzert mit dem Orchester der Hochschule für den öffentlichen Dienst
Hof. Viele Berufsgruppen, wie etwa Mediziner oder Juristen, haben ihre eigenen Orchester. Die meisten Universitäten besitzen einen eigenen Klangkörper und so hat auch die Hofer Hochschule für den öffentlichen Dienst ihre Hofmusikanten. Unter dem Motto „Very British“ veranstalteten die engagierten Amateure nach drei Jahren Corona-Pause in der Freiheitshalle endlich wieder einmal ein Frühjahrskonzert. Nicht nur für alle Beteiligten war es ein Abend der Superlative, auch für das Publikum: Gleich drei Klangkörper schickten von der Bühne des in britischen Farben geschmückten Festsaals aus einen musikalischen Gruß über den Ärmelkanal: das Bayerische Beamtenorchester, ein gewaltiges sinfonisches Blasorchester, unter der Leitung von Christian Metz, der Chor unter der jungen Studentin und ausgebildeten Kirchenmusikerin Karin Luczak sowie die Big Band mit Bandleader Andreas Böhm. Für letzteren war es übrigens eine Art musikalische Abschiedsvorstellung. Der Gründer der Formation trat als Trompeter wieder zurück in die Big Band und übergab den Taktstock an den künftigen Dirigenten Lukas Friedrich. Eines der Hauptwerke des fast 100 Musiker starken Blasorchesters stand dabei gleich am Anfang: Ludwig van Beethovens Tongemälde „Wellingtons Sieg“. Forsch, jugendlich und rasant klingt das bei den ehemaligen und aktuellen Studenten. Man möchte gar nicht glauben, dass da wirklich Laien am Werk sind. Nicht, dass der Klangkörper mit seiner Beethoven-Lesart etwas wirklich Neues präsentiert, doch die Interpretation und der Stil des Musizierens haben große Klasse. Es ist der Gestus, der zählt, und Christian Metz gelingt es, zu fesseln und zu überzeugen. Natürlich ist es nicht das letzte Wort in Sachen Beethoven, doch was die Differenzierung und den Farbreichtum betrifft hat das Orchester echt Klasse.
Neben den „Klassikern“ gab es auch moderne Klänge, unter anderem die Bohemian Rhapsody der Gruppe Queen und als eine Art Höhepunkt des zweien Teils das irische Tanzstück „Lord of the Dance“. Die pulsierenden Rhythmen und einprägsamen Klänge haben bis heute nichts an ihrer Faszination verloren. Das Besondere ist, dass die mitreißende Folk-Music von hohem Tempo, pochenden Rhythmen und ständigen dynamischen Steigerungen geprägt ist. Da gibt es anschauliche musikalischen Linien, rhythmischen Riffs, mitreißenden Melodien und viele blitzenden Glanzpunkte. Doch das war noch lange nicht alles: Unter anderem mit „Viva la vida“ von der Band Coldplay, Gene Kellys unverwüstlichem „Singing in the rain“ und Adeles „Skyfall“ gab der vierstimmige Hochschulchor unter Karin Luczak eine beeindruckende Visitenkarte ab. In allen Lagen ausgewogen besetzt, fügten sich die einzelnen Stimmen perfekt ausbalanciert ineinander.
Ein wenig überflüssig empfanden einige die gnadenlos gendernde Moderation von Korbinian Lechner. Witzig, wenn er beispielsweise von den „Komponist:innen“ des Abends sprach, obwohl ausnahmslos Kompositionen von Männern auf dem Programm standen. Das Bayerische Beamtenorchester steht seit mittlerweile zehn Jahren für anspruchsvolles Musizieren mit einem breit gefächerten musikalischen Repertoire. Dabei rekrutiert sich das Orchester überwiegend aus aktiven und ehemaligen Studenten der Hochschule für den öffentlichen Dienst, die auch nach Abschluss ihres Studiums aus ganz Bayern immer wieder gerne nach Hof kommen, um dort gemeinsam Musik zu machen. „Mit dem Frühjahrskonzert setzen wir die kulturelle Tradition der Hochschule für den öffentlichen Dienst fort. Es ist uns ein Herzensanliegen, mit unserem musikalischen Frühlingsgruß den Hofer Bürgern etwas zurückzugeben, indem wir sie einen Abend lang mit unserer Musik begeistern“, so ließen die Verantwortlichen im Umfeld des Konzerts verlautbaren. Sie haben Wort gehalten und fast drei Stunden lang für hochkarätige Unterhaltung gesorgt. Bilder: Große Musik in kleiner Kirche / Bachs Johannespassion auf fränkisch: Ungewöhnliches Chorprojekt in Kasendorf aufgeführt
Kasendorf. Die Weihnachtsgeschichte wird ja auch gern ins Alpenländische verlegt, warum nicht auch die Passion ins Fränkische? Das dachte sich wohl Jürgen Gahn, Mundartautor aus Stein bei Gefrees im Landkreis Bayreuth. So startete er zusammen mit Dekanatskantorin Ulrike Heubeck (Thurnau/Bad Berneck), einigen Musikern und gleich vier Chören ein ungewöhnliches Projekt. Alle zusammen führten die früheste der Passionen von Johann Sebastian Bach, die Johannespassion, in einer stark gekürzten Version auf. Das Besondere daran: die Rezitative wurden nicht wie vorgesehen gesungen, sondern gesprochen, und zwar von Jürgen Gahn auf Fränkisch. Nach einer Aufführung in Bad Berneck war das ehrgeizige Projekt am Palmsonntag in der Kasendorfer Kilianskirche zu erleben. Da heißt es dann „Mei Reich is ned vo dera Welt“, oder „Und auf amol herd ma an Hohnagoggel greha““. Ob das immer so sinnvoll ist, sei dahingestellt, es ist in jedem Fall eine ganz andere, ungewöhnliche Auseinandersetzung mit der Leidensgeschichte Jesu. Nicht minder ergreifend, nicht ganz so erdrückend, vielleicht sogar etwas verständlicher und tröstender und deshalb eine durchaus spannende Herangehensweise. Die Texte der Arien und Choräle hatte Johann Sebastian Bach selbst aus dem Bericht des Evangelisten Johannes und freien Versen aus der oft vertonten Passionsdichtung von Barthold Heinrich Brockes zusammengestellt. Jürgen Gahn artikulierte seine fränkische Übersetzung der Rezitative vortrefflich, er legte den Evangelien-Text flexibel aus und nahm sich wohltuend zurück. Gewaltig war die Beteiligung von vier Chören aus zwei Dekanaten mit insgesamt fast 50 Mitwirkenden, die Ulrike Heubeck für die Aufführung gewinnen konnte: den Laurentius-Chor Thurnau, den Kirchenchor Kasendorf, den katholischen Kirchenchor Thurnau und die Kantorei Bad Berneck. Selten dürften in der Kilianskirche so eindrucksvolle Klänge ertönt sein, wie etwa der apotheotische Schlusschoral „Ach Herr lass dein lieb Engelein“. Überhaupt bietet das Johannes-Evangelium wenig Ruhepunkte, dafür ist es unmittelbarer und dramatisch belebter durch die vielen Chöre. Allerdings hatte Dekanatskantorin Ulrike Heubeck schon empfindlich gekürzt. Von den ursprünglich 30 Nummern (ohne die reinen Rezitative) blieben nur noch 15 übrig. Als reine Leidensmeditation interpretierte die Instrumentalgruppe in Kleinstbesetzung die Passion, wenngleich manche schärfere Akzentsetzung nicht geschadet hätte. Die Musik erklang zügig und schnörkellos. Zu den Instrumentalisten gehörte das Streichquintett Hubert, Ulrike Hünefeld (Flöte), Pei-Shan Ruf (Oboe und Englischhorn) sowie Johannes Freund (Orgel). Sie alle zusammen haben einmal mehr bewiesen, dass eine minimale Besetzung auch ein großes Werk adäquat gestalten kann. Solisten waren die hervorragende Sopranistin Yuka Koroyasu. Sie sang ihre Arien spielerisch leicht, überaus frisch und unmittelbar und war stets präsent. Haruka Koroyasu konnte da nicht ganz mithalten. Ihm fehlte es schon ein wenig an Durchschlagskraft und Höhe. Alles in allem bleibt aber trotzdem der Eindruck einer authentisch wirkenden Glaubwürdigkeit. Hoch emotional wurden die Glaubensinhalte auf ungewöhnliche Weise vermittelt, wobei die theologisch-musikalische Aussage stets im Vordergrund stand. Bild: Große Besetzung in kleiner Kirche: Vier Chöre mit knapp 50 Mitwirkenden aus zwei Dekanaten führten in der Kasendorfer Kilianskirche Teile aus der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach auf Passionsmusik macht Petrikirche zum klingenden Raum / Kulmbacher Kantorei führte Bachs fragmentarische Markus-Passion in der Petri-Kirche auf
Kulmbach. Die Partitur ist leider verschollen, nur das Libretto liegt vor. Quellen existieren, die Auskunft über das Werk geben, und so haben sich viele Musiker bereits um eine Rekonstruktion der Markus-Passion von Johann Sebastian Bach bemüht. Am bekanntesten ist die Fassung des prominenten deutschen Kirchenmusikers Diethard Hellmann. Sie war in einer eindrucksvollen Aufführung der Kulmbacher Kantorei unter der Leitung von Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß am Sonntag in der Petrikirche zu hören. Als gesichert gilt, dass Bach die beiden eindrucksvollen rahmenden Chorsätze und die fünf Arien bereits in seiner Kantate BWV 198 verwendet hatte. Auch die Sätze zu den Choralstrophen haben sich in einer Sammlung von Bachs Choralsätzen bereits nachweisen lassen. Keine Kompositionen gibt es allerdings für die Evangelisten-Rezitative. Sie wurden deshalb in der Kulmbacher Aufführung von Dekan Friedrich Hohenberger als Sprecher von der Kanzel aus vorgetragen, und zwar in der Fassung der Luther-Bibel von 2017. Einmal mehr agierte die mit 60 Sängerinnen und Sängern üppig besetzte Kantorei bei den zwei großen Chören und den kommentierenden Chorälen wohlklingend homogen. Der Chor bewältigte die beiden Sätze eindrucksvoll. In den Chorälen glänzte der Klangkörper durch ausgewogene Dynamik und guter Textverständlichkeit. Perfekt ausbalanciert fügten sich da die einzelnen Stimmen ineinander. Dazu musizierte das Göttinger Barockorchester auf historischen Instrumenten zupackend und sensibel zugleich, aber immer stets präsent. Das Orchester setzt sich zusammen mit Musikern aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Der Klangkörper wurde erst 1995 gegründet und hat sich längst einen festen Platz im Musikleben erspielt. Da auf historischen Instrumenten musiziert wurde, war genau bei der Hälfte eine längere Stimmpause notwendig. Die Continuo-Orgel spielte der Lichtenfelser Dekanatskantor Klaus Bormann.
Bachs fragmentarischer Markus-Passion zur Seite gestellt wurden zu Beginn sein großes Präludium und Fuge e-Moll (BWV 548) auf der Orgel gespielt von Christian Reitenspieß. Ein wenig unter ging das Klagelied für Sopran, Violine, Gamben und Basso continuo „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ von Dieterich Buxtehude. Das lag zum einen an der geradezu minimalistischen Besetzung, zum anderen an der geringen Textverständlichkeit der Sopranistin lag, obwohl sie die Verse im Wechsel mit dem Tenor sang. Wie schon bei der Aufführung des Rutter-Requiems im November stellte Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß auch diesmal wieder mit einem kleinen, aber feinen Werk seine kompositorischen Fähigkeiten vor. Diesmal gab es mit dem Gesang „Fließt, ihr Augen, fließt von Tränen“ für Alt und zwei Gamben aus seiner Feder zeitgenössische Klänge und dazu eine Kulmbacher Erstaufführung. Bild: Die Markus-Passion von Johann Sebastian Bach haben die Kulmbacher Kantorei und das Göttinger Barockorchester in der Petri-Kirche aufgeführt. Romantik, Emotion und schräger Humor / „Phantom der Oper“ mit Deborah Sasson und Uwe Kröger in der Dr.-Stammberger-Halle
Viel Neues wurde seit 2014 in die Aufführung eingefügt, einiges wurde verändert. Da sind vor allem die technisch raffinierten 3-D-Projektionen, die traumhafte Bühnenbilder schaffen und der beleuchtungs-, wie tontechnische Aufwand, der für allerlei erstaunliche Effekte sorgt.
Das Besondere diesmal: Mit Uwe Kröger als Phantom hat Deborah Sasson Deutschlands Musicalstar Nummer 1 an ihrer Seite. Kaum ein Musical, in dem der vielseitige Sängerdarsteller noch nicht mitgewirkt hat. Klar, dass Uwe Kröger auch als Phantom mit Bühnenpräsenz, Stimme und Darstellung überzeugt und eine erstklassige Interpretation abgibt. Die Geschichte des Phantoms ist die des Titelhelden Eric, der mit verunstaltetem Gesicht in den Gewölben der Pariser Oper lebt und das Haus in einen Ort des Schreckens verwandelt. Anders als im Musical von Andrew Lloyd Webber orientiert sich die vorliegende Version inhaltlich geschlossener an der Bestseller-Vorlage und stellt die Rivalität zwischen dem Phantom und dem Grafen Raoul um die Sängerin Christine in den Mittelpunkt.
Wenn die Aufführung auf jeden Fall einen Besuch wert war, dann sicherlich vor allem wegen der ausgezeichneten Mitwirkenden, allesamt langjährige Musical-Profis von den bedeutendsten europäischen Bühnen. Allen voran Deborah Sasson in der Hauptrolle der Christine. Sie hatte im Laufe ihrer fast 40-jährigen Deutschland-Karriere bereits den Grünen Hügel in Bayreuth erklommen und eine beispiellose Bühnen-, Platten- und TV-Karriere folgen lassen. Stimmlich wie darstellerisch überzeugt Deborah Sasson auch in der „Phantom“-Aufführung, zumal das Musical ohnehin immer ihr Schwerpunkt war.
Zu den Höhepunkten gehörten immer die Szenen, bei denen das Arrangement Zitate aus der großen Oper einfügt, die dann geschickt mit den modernen Songs verwoben werden. Da gab es ein von Deborah Sasson wundervoll gesungenes „O mio babbino caro“ von Giacomo Puccini, eine etwas verfremdete „Faust“-Arie von Charles Gounod, Giovanni Pergolesis „Se tu m' ami“ und am Ende sogar Giuseppe Verdis berühmtes Trinklied „Libiamo“. Die Zuschauer in der Dr.-Stammberger-Halle dankten am Ende nicht nur mit einem langen und herzlichen Applaus, sondern auch mit Jubel und Standing Ovations. Bilder: Zauberhafte Klänge von der Grünen Insel / „Celtic Rhythm“ begeisterte Kulmbach und vermittelte authentisches irisches Lebensgefühl
Kulmbach. Mit „Lord of the dance“ und „Riverdance“ haben irische Tanzshows den Gipfel der Popularität erreicht. Die Faszination von pulsierenden Rhythmen, einprägsamen Klängen und perfektem Tanz hat bis heute nichts an seiner Faszination verloren. Mit „Celtic Rhythm“ gibt es das Ganze auch eine Nummer kleiner. Die gleichnamige Show gastierte am Sonntagabend im Rahmen eines Nachholtermins aus dem Vorjahr in der Dr.-Stammberger-Halle und hätte durchaus ein wenig mehr Zuspruch verdient gehabt. Nicht nur Irish Dance war geboten, sondern auch zwei Stunden lang exzellente Live-Musik von der Grünen Insel. Zuallererst ist „Celtic Rhythm“ eine Show fürs Auge. Da geht es nicht darum, dass eine Geschichte erzählt wird, vielmehr soll das Lebensgefühl, die Tradition und die Stimmung Irlands vermittelt werden. Dafür sorgen ausgefeilte Choreographien, synchrone Tanzperfektion, wie man sie sonst nur von klassischen Ballettprofis kennt, und mitreißende Körperbeherrschung. Schweißtreibend ist das alles, es hat aber auch seinen ganz besonderen Zauber. Noch lange hätte man zusehen können.
Das besondere an „Celtic Rhythm“ ist, dass die mitreißende Folk-Music nicht etwa vom Band kommt, sondern live auf der Bühne gespielt wird. Hohes Tempo, ein pulsierender Rhythmus und ständige dynamische Steigerungen machen die typisch irische Musik aus. Doch es gibt auch die ruhigen, zugegeben, manchmal nicht enden wollenden Balladen. Äußerst stimmungsvoll ist das alles, zumal auch die Musiker alle Meister ihres Instruments sind. Studiert haben sie an der Hochschule von Limerick, der einzige Universität weltweit, an der man dieses spezielle Musikgenre überhaut studieren kann.
Alles in allem schafft es das erstklassige Ensemble durchaus, auch in Kulmbach für zwei Stunden irische Lebensfreude aufkommen zu lassen, denn auch hier hat der irische Tanz seine Fans. Man ahnt schon etwas von den alten irischen-keltischen Traditionen und erfreut sich an der Musik von der Grünen Insel, die über weite Strecken absoluten Ohrwurmcharakter hat. Wer in die Atmosphäre Irlands abtauchen wollte, der war in dieser Show genau richtig. Bilder: „Dance-Captain“ Andrew Vickers und sein Ensemble brachten das Lebensgefühl von der Grünen Insel auf die Bühne der Dr.-Stammberger-Halle. Die wilden Adler fliegen wieder / Eagles Tribute Band „Take it to the Limit“ begeisterte die Rockfans in der Freiheitshalle
Hof. Das Interesse an ihrer Musik ist ungebrochen: Die Eagles gelten als erfolgreichste Country-Rock-Band der Musikgeschichte. Mit der Band „Take it to the Limit“, so heißt auch einer der größten Eagles-Hits, hat sich eine zehnköpfige Formation aus Irland aufgemacht, das sonnige Lebensgefühl der 1970er Jahre wieder aufleben zu lassen und den Eagles Tribut zu zollen. Im gut gefüllten Festsaal der Freiheitshalle begeisterten sie am Dienstagabend beim vorletzten Konzert ihrer Deutschland-Tour auch die Hofer Rockfans.
Vom Barock bis in die Gegenwart / Konzert mit dem Kulmbacher Kammerorchester am 12 März in der Auferstehungskirche
Lange Zeit hätten die musikbegeisterten Orchestermitglieder auf das gemeinsame Musizieren verzichten müssen. Sie konnten wie viele andere Ensembles auch, weder proben noch Konzerte geben. Ein erster Start war den Worten von Thomas Grünke zufolge die Mitwirkung am 1. Advent bei einem Weihnachtskonzert in der Trebgaster Kirche. Nun freue sich das Orchester, das sich aus engagierten Laienmusikern sowie Schülerinnen und Schülern der Kulmbacher Musikschule zusammensetzt, auf das erste reine Orchesterkonzert und lädt alle Musikinteressierten in die Auferstehungskirche ein. Auf dem Programm stehen hauptsächlich Werke barocker Komponisten, wie etwa Antonio Vivaldis „Frühling“ aus den „Vier Jahreszeiten“ oder Arcangelo Corellis berühmter Variationsreihe „La Follia“. Damit setzt das Orchester einerseits einen Schwerpunkt bei Kompositionen aus dem 18. Jahrhundert, es wird aber auch musikalische Kontrapunkte aus der Gegenwart zu Gehör bringen, so etwa mit der reizvollen und mitreißenden Sinfonie von Nikolai Rakow, einem russischen Komponisten, dessen Werke sich durch spätromantische Harmonik und fließende Melodien auszeichnen. Das Konzert des Kulmbacher Kammerorchesters findet am Sonntag, 12.03.2023 um 17 Uhr in der Kulmbacher Auferstehungskirche statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. Bild: Thomas Grünke wird das Konzert des Kulmbacher Kammerorchesters am 12. März in der Auferstehungskirche leiten. Yesterday, Yellow Submarine und Yeah-Yeah-Yeah / Fab Four in Hof: Tribute-Show erweckte Aura der Pilzköpfe zum Leben
Hof. Nur wenigen ganz Großen der U-Musik des 20. Jahrhunderts wiederfährt das, was auch die klassische Musik ausmacht: sie werden interpretiert, nachgespielt, immer wieder aufgeführt. Bei Elvis Presley ist das so, bei Abba und natürlich bei den Beatles. Zahlreiche Ensembles touren um die Welt, um die Musik des britischen Quartetts am Leben zu halten und immer wieder neu aufzuführen. So auch „The London West End Beatles“, eine fabelhafte Revival-Band, die mit Ihrer Tribute Show „Yesterday“ am Freitag im Festsaal der Freiheitshalle gastierte. Die Gruppe mit Musikern aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland gilt als eine der besten und beliebtesten Beatles-Coverbands. Das kommt natürlich nicht von ungefähr: Cyril Montreau aus Paris als John, Christophe Roussel aus Bordeaux als Ringo, Nick Bird aus London als Paul und Nils Stockmann aus Bielefeld als George kommen tatsächlich ganz nah an das Original heran, zumindest so, wie man sich einen Auftritt der Beatles heute vorstellt, denn die wenigsten dürften einen echten Beatles-Auftritt erlebt haben. Kreischende Mädels und zertrümmertes Mobiliar gibt es freilich nicht mehr, aber auch in Hof tanzt, klatscht und singt das begeisterte und überaus textsichere Publikum lautstark mit.
Das Konzert war zweigeteilt, entsprechend der beiden bekannten Best-Of-Alben. Das Besondere an dem Auftritt war es dabei, dass nicht nur die Songs der ersten Beatles-LPs zu hören waren, sondern im zweiten Teil auch Stücke wie „Lucy in the sky with diamonds“ oder „Let it be“. Die späteren Lieder hatten die echten Beatles nie live auf der Bühne gespielt, denn ab Sommer 1966 gab es keine Tournee mehr. Für wahre Beatles-Fans kommt es deshalb einer Offenbarung gleich, wenn ausgerechnet diese Songs so echt, so gekonnt und so tief berührend live erklingen.
Nach der Pause dann die bunten Fantasiekostüme aus „Yellow Submarine“, und schließlich die „Peace- & Revolution“-Zeit mit einem weiß gekleidetem John Lennon mit Nickelbrille. „All you need is love“, „St. Peppers Lonely Hearts Club Band“, „Penny Lane“, „Obladi, Oblada“ bis Yellow Submarine“, lauten die Titel.
Bilder: Absolut echt und authentisch: „The London West End Beatles“ im Festsaal der Freiheitshalle. Kulmbacher Kulturallianz gegründet / Museen im Mönchshof und Kulmbacher Kleinkunst-Brettla gehen künftig gemeinsame Wege
„Wir wollen alle gemeinsam hoch hinaus“, sagte Manfred Spindler, Vorsitzender des Kleinkunst-Brettlas. Augenzwinkerns meinte er damit nicht nur den 4. Stock des Mönchshofs, in dem die Kleinkunst-Veranstaltungen künftig stattfinden werden. Er sprach von einem „Glückstag für Kunst und Kultur“. Nach 25 Jahren gehe damit eine Reise zu Ende. „Wir sind da, wo wir immer hinwollten. Spindler sprach dabei nicht nur vom Mönchshof, sondern auch von der Stadt Kulmbach. Seit 1997 war die Spielstätte zunächst in Schwarzach, dann in Untersteinach, weil es in der Stadt keinen geeigneten Saal gegeben habe. Das Kleinkunst-Brettla, früher Gaudi-Brettla, hatte sich während dieser Zeit zur größten Kleinkunstveranstaltung in Oberfranken entwickelt. Gäste waren beispielsweise die Altneihauser Feierwehrkapell´n, der Schauspieler Hannes Ringlstetter oder der Kabarettist Max Uthoff. Mit Corona sei dann „ein unendlicher Strudel nach unten“ gekommen, sagte Spindler. Der Verein habe auf der Kippe gestanden, der Saal in Untersteinach sei nicht mehr zu halten gewesen. „Wir sind brutal ausgebremst worden“, so der Vorsitzende. Umso größer sei die Freude, mit der Kulmbacher Brauerei und den Museen im Mönchshof starke Partner gefunden zu haben. „Es gibt einen besseren Platz als den Mönchshof“, zeigte sich Markus Stodden, Sprecher des Vorstands der Kulmbacher Brauerei und der Museen im Mönchshof, überzeugt. „Ich freue mich auf eine erfolgreiche Zukunft unter dem Dach des Museums“, so der Brauereichef. Für ihn und die Brauerei sei es eine Herzensangelegenheit, sich im kulturellen Bereich zu engagieren, denn Kunst und Kultur seien identitätsstiftend und gemeinschaftsbildend. Stodden kündigte außerdem an, den 2014 gemeinsam ins Leben gerufenen Kleinkunst-Preis nach der Corona-Pause neu aufleben zu lassen: „Passend zur neuen Heimat des Kleinkunst-Brettlas werden nun die Mönchshof Brauspezialitäten an neuer Partner auftreten.“ Auch für Helga Metzel, Geschäftsführerin der Museen im Mönchshof, gehören Bierkultur und Kabarett unabdingbar zusammen. „Was lange währt wird endlich gut“, sagte sie. Gerade heute sei es wichtiger denn je zuvor, Begegnungsstätten für Menschen zu erhalten und Programme auszubauen: „Genau das schaffen wir bei Kultur unterm Dach auf unserer Museumsbühne.“ „Museen sind ein Ort der Kultur und der Kulinarik“, sagte Landrat Klaus Peter Söllner ebenfalls Vorstandsmitglied der Museen im Mönchshof. Deshalb sei es nur logisch, dass das Kleinkunst-Brettla seine neue Heimat im Mönchshof gefunden hat. Kunst und Kultur bezeichnete der Landrat aber auch als wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in der Genussregion. „Das Kleinkunst-Brettla ist eine Bereicherung für den Mönchshof als kulturelles Zentrum Kulmbachs.“ Das Programm für 2023 sieht folgende Veranstaltungen vor: 20.01.: „Das Eich“; 09.03: Holger Paetz mit seiner Fastenpredigt; 22.04.: eine Lesung mit Ernst Olbrich; im Juni (das genaue Datum steht noch nicht fest) wieder eine Lesung „Asterix auf Oberfränkisch“ Band 2, mit dem „Eich“; im September ein Auftritt des Plassenburg-Singkreises; 7. 10.: Lothar Groß; im Oktober die Austropop-Band Ö3; 11.11. Wolfgang Buck und im Dezember das „Grippenspiel“ mit Rüdiger Baumann. Für den 27. Januar 2024 ist dann das Finale des Mönchshof Kabarettpreises geplant. Bild: Sie feierten den Neustart des Kulmbacher Kabarett-Brettlas (von links): Mönchshof-Produktmanagerin Claudia Kollerer, Uwe Bär und Lothar Groß vom Kleinkunst-Brettla, Landrat Klaus Peter Söllner, Brauereichef Markus Stodden, Manfred Spindler und Werner Fiedler vom Kleinkunst-Brettla, Geschäftsführerin Helga Metzel von den Museen im Mönchshof und Roland Jonak vom Kleinunst-Brettla. Marschmusik, Mitternachtsblues und Melodien für Morricone / Jubel und Standing Ovations beim ersten Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach seit drei Jahren
Kulmbach. Drei Jahre lang mussten alle Musikfreunde bis zu diesem Konzert warten. Thomas Besand und die Stadtkapelle Kulmbach hatten zum traditionellen Neujahrskonzert geladen und die Stadthalle war seit langem wieder einmal ausverkauft. Es war aber auch kein gewöhnliches Konzert. Es war vielmehr das 30. Neujahrskonzert unter der Leitung von Thomas Besand, der seit 32 Jahren an der Spitze des renommierten Klangkörpers steht. Glücklicherweise hatte Corona keine Spuren hinterlassen und so präsentierten alle Beteiligten einen Abend der Superlative, der beinahe drei Stunden lang endlich wieder einmal konzertante Blasmusik in all ihren Facetten zeigte. Die vielen Fans aus nah und fern wissen es längst, beim Neujahrskonzert der Stadtkapelle reicht das Programm von klassisch bis populär, von ernst bis heiter, es gibt Bekanntes und Unbekanntes, aber alles stets anspruchsvoll und auf höchstem Niveau, auswendig dirigiert von Thomas Besand. Dieses Konzert macht einfach Freude und gute Laune, besser kann man nicht auf das Neue Jahr einstimmen.
Was wäre ein Blasmusikkonzert ohne die für diesen Klangkörper so typischen Marschkompositionen. Und so durften auch diesmal traditionelle Konzertmärsche, wie der berühmten Schönfeld-Marsch von Carl Michael Ziehrer gleich zu Beginn, die „Admiralsflagge“ von Julius Fucik oder der wiederentdeckte „Textilaku-Marsch“, der „Marsch der Textilarbeiter“ von Karol Padivy nicht fehlen.
Unter den Solisten ragte Elke Höhn besonders heraus, die nicht etwa „ihr“ Instrument, die Querflöte spielte, sondern als Sängerin versiert mit dem Titelsong „As time goes by“ aus dem Film „Casablanca“ auftrat. Während sie ihre Sopranstimme erhebt, wandelt sich Thomas Besand derweil vom Dirigenten zum Bandleader und die Musiker stellen einmal mehr ihr breites Können unter Beweis. Dann greift Besand selbst zum Mikrofon und singt die Sinatra-Songs „New York, New York“ und „Something stupid“ mit Elke Höhn im Duett.
Kurzweilig und kenntnisreich führte einmal mehr Karl Heinrich Backert durch den Abend. Er sorgt damit humorvoll und sympathisch für die notwendigen Verschnaufpausen für alle Musiker zwischen den Stücken. Am Ende wird er zum Ehrenmitglied ernannt. Fast 50 Jahre ist er schon Mitglied der Stadtkapelle, 40 Jahre spielte er das Schlagzeug, 25 Jahre lang gehört er der Vorstandschaft an und seit über 20 Jahren tritt er als Moderator auf. Zwei Zugaben hatte Thomas Besand seinen Musikern auf die Pulte gelegt: den Götterfunken-Marsch von Wilhelm Ruhmohr und den Radetzky-Marsch von Johann Strauss Vater. Bilder: Klassik-Hits und musikalische Pretiosen / Umjubeltes Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker
Es war ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Neujahrskonzert: Eine Sängerin aus Kalifornien, die andere aus Polen, der Dirigent ein Niederländer und das Orchester aus Nordbayern. Dazu erst das vierte Stück ein Walzer, und der nicht einmal von Johann Strauss. Der Walzerkönig kam erst im zweiten Teil vor, allerdings mit einer Quadrille. All das war aber ganz nach dem Geschmack des Publikums, das am Ende die Musiker erst nach der dritten Zugabe (nicht der Radetzky-Marsch, sondern Offenbachs „Cancan“) von der Bühne lassen wollte.
Natürlich darf bei keinem Neujahrskonzert die Musik von Johann Strauss fehlen. Sie steht wie kaum eine andere für populäre musikalische Pretiosen. Die Hofer Symphoniker präsentierten Strauss mit der eigenwilligen „Maskenball-Quadrille“. Wo Johann Strauss drin steckt, da ist Jacques Offenbach nicht weit. Die Barcarole aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ ist so ein unverwüstliche Offenbach-Schlager, der schon aufgrund der beiden herausragenden Sopranistinnen Juliana Zara und Justyna Olow nicht fehlen darf. Da springt der Theaterfunke schnell über.
Die in München beheimatete und aus den USA stammende Koloratur-Sopranistin Juliana Zara konnte vor allem durch Spitzentöne überzeugen. Mit Präzision, einer elektrisierenden Laszivität und sehr guter Textverständlichkeit kann sie mit einer Leichtigkeit auch in der nuancenreichen Textausdeutung ihre gesangstechnische Überlegenheit bis in die brillanten Koloraturhöhen ausspielen. Ein weiterer Glücksfall war die polnische Mezzosopranistin Justyna Ołow, die dem Jungen Ensemble der Dresdner Semperoper angehört. Sie verlieh mit ihrem facettenreich-dunklen Timbre etwa in dem Lied aus der Csardasfürstin die notwendige Tiefe. Bilder: Unter dem Dirigenten Enrico Delamboye musizierten die Hofer Symphoniker zusammen mit den beiden Sopranistinnen Juliana Zara und Justyna Olow in der Stadthalle. Emotionalität, Religiosität und pure Lebensfreude / „Original USA Gospel Singers & Band“ gastierten am Tag vor Silvester im nahezu ausverkauften Festsaal der Freiheitshalle
Das siebenköpfige Ensemble setzte sich zusammen aus fünf hervorragenden Solisten und aus zwei fantastischen Musikern. Da Gospel auch immer Show bedeutet, hatten die Veranstalter eine große Licht- und Bühnenshow mitgebracht. Angedeutete Bühnenbilder werden auf die Rückwand projiziert, von denen eine stimmungsvolle Atmosphäre ausgeht. Kopf der Gruppe ist der Musiker Julius Rechner, der als hervorragender Keyboarder die Gruppe zusammenhält. Er wird unterstützt von Bernard Flegar am Schlagzeug.
Emotionalität, Religiosität und pure Lebensfreude dringen auch bei allen anderen Titeln, wie „Amazing grace“, begleitet von zwei Friedenstauben im Hintergrund, „Go down Moses“ oder „Rock my soul““ durch. Immer wieder übernehmen einzelne Akteure der afro-amerikanischen Gruppe stimmlich grandios solistische Aufgaben, manchmal werden die Übergänge von einem zum anderen Titel in kleine Geschichten über die Hintergründe der Gospelmusik verpackt. Georg Friedrich Händels „Halleluja“ hat man jedenfalls nie zuvor so schwungvoll und poppig gehört, wie von den USA Gospel Singers. Verbunden mit den besten Neujahrswünschen des Ensembles erklingt auch der Weihnachtsklassiker „Stille Nacht“, a-cappella und teilweise sogar auf Deutsch gesungen.
Bilder: Mit den „Original USA Gospel Singers“ gastierte am Tag vor Sivester eine der weltweit populärsten Gospelgruppen im Festsaal der Freiheitshalle.
Bach, böhmische Volkslieder und Big-Band-Sound / Spektakuläres Weihnachtskonzert des Johann-Christian-Reinhart-Gymnasiums in der St.-Michaelis-Kirche
Am JCRG war es nach drei Jahren Corona-Pause endlich wieder Zeit für ein echtes Weihnachtskonzert. Ein Abend, bei dem die St.-Michaelis-Kirche so richtig gut gefüllt ist, sogar auf den Emporen. Das war Ansporn genug, und so zeigten sämtliche Ensembles vom Unterstufen- bis zum Oberstufenchor, vom Gitarrenkreis bis zum Kammermusikensemble und von der Red-Big-Band bis zum Chor des tschechischen Partnergymnasiums Ostrov ihr Können und stimmten auf das Fest ein. Schnell wurde klar, welche herausragende Rolle am JCRG die Musik spielt. Zu verdanken ist dies sicherlich den beiden überaus engagierten Musiklehrern Martin Hauke und Johannes Müller. Sie haben es ganz offensichtlich geschafft, die Schüler der unterschiedlichsten Klassen zu motivieren und ihnen die Freude an der Musik zu vermitteln. Martin Hauke und Johannes Müller leiteten die Ensembles abwechselnd mit großem Engagement und spürbarer Hingabe zur Musik.
Klar, dass auch bekanntes, wie das unvermeidliche „Halleluja“ von Leonard Cohen, ohne das mittlerweile kein Weihnachtskonzert mehr auszukommen scheint, nicht fehlen darf. Einen echten Glanzpunkt setzte die Red Big Band mit jazzig swingenden Weisen im besten Big-Band-Sound unter anderem mit einem Jazzy-Merry-Christmas-Medley inklusive „Jingle Bells“ zum Mitklatschen. Den größten Applaus bekamen Chor und Instrumentalkreis des tschechischen Partnergymnasiums Ostrov/Schlackenwerth unter der Leitung von Libor Velicka. Der relativ kleine Chor hatte die Besonderheit, dass immer einzelne Mitglieder solistische Aufgaben übernahmen. Zur Aufführung kamen böhmische Volkslieder in modernem Gewand. Perfekt dargeboten wurde der mehrstimmige Weihnachtskanon „Gloria“ und beim mährischen Volkslied „Hej hej koleda“ wurde zwischen den Versen gerappt. Mit „Mamma Mia“ hatte sich in das Programm des tschechischen Chores sogar ein Abba-Song geschmuggelt. Die tschechische Partnerschule veranstaltete tags zuvor ihr Weihnachtskonzert, aufgrund des Eisregens hatte das JCRG seinen Besuch allerdings kurzerhand absagen müssen.
Schulleiter Michael Wagner hatte gleich zu Beginn seiner Freude Ausdruck verliehen, dass nach drei Jahren Pause endlich wieder ein echtes Weihnachtskonzert in der St.-Michaelis-Kirche stattfinden kann. Er sprach vom „Höhepunkt des Schuljahres“, nicht nur für die Ausführenden, sondern für die gesamte Schulfamilie. Bilder:
Mitreißendes musikalisches Glaubensbekenntnis / Weihnachtskonzert mit Joy in Belief in der Lutherkirche
Joy in Belief unter der Leitung von Gründerin und Frontfrau Marina Seidel aus Gefrees ist weit über die Region hinaus bekannt für seine bunte Mischung aus modernen und traditionellen Gospels, Jubilees und Spirituals sowie mitreißenden Pop-Songs und jazzigen Arrangements. Mit den gewählten Sätzen und den verschiedenen Solisten aus dem Chor heraus wird schnell der Zugang zum Publikum gefunden. Kein Wunder, dass der Funke auch diesmal sofort wieder überspringt. Die Zuhörer klatschten, sangen und tanzen nicht nur einmal mit. Bei Joy in Belief ist der Name Programm. 22 Jahre Chorgeschichte, weit über 400 Konzerte und fünf CDs sprechen für sich. Die exakt 18 Sängerinnen und vier Sänger wollen dem Publikum ihre Freude am Glauben vermitteln. Das ist das Motto des Klangkörpers. Vielleicht ist es auch das Erfolgsgeheimnis der Sparte überhaupt, denn es ist schon eine eigene und dennoch wohl die populärsten Facette des geistlichen Musikschaffens. Verkündung auf sympathische Art und Weise, ohne Druck, aber mit viel Spaß. Musikalisch kamen die Zuhörer in der Lutherkirche jedenfalls voll auf ihre Kosten. Die professionell agierenden Sängerinnen und Sänger zauberten eine beeindruckend fröhliche Atmosphäre in das Gotteshaus. Über drei Stunden lang boten sie eine bunte und erfrischende musikalische Mischung aus altbekannten Gospelstandards, zeitgenössischen, modernen Klänge, swingende Liedern und beliebten Spirituals. Natürlich gab es die weltbekannten und zeitlosen Traditionals wie „Amazing grace“, a-cappella gesungen, oder „Oh happy day“ verpackt in einem mitreißendem Medley, bei dem es niemand mehr auf seinem Sitz hielt. Das sind geistliche Lieder, die längst zu Evergreens der Popmusik wurden. Joy in Belief können aber noch viel mehr. Deutsche Weihnachtslieder etwa, wie „Leise rieselt der Schnee“, oder „Maria durch ein Dornwald ging“, Schlager im besten Sinne, wie den Udo-Jürgens-Weihnachtssong „Es werde Licht“ oder „Rivers of Babylon“ und „Marys Boy Child“, bekannt geworden durch Boney M. Was auch immer der Chor singt, er zelebriert sein musikalisches Glaubensbekenntnis mit großer Überzeugung und viel Hingabe. Auch einige ungewöhnliche Lieder sind dabei: Bob Geldofs „Do they know it's Chrismas time“ oder „I will follow him“ aus „Sister Act“. Ganz spontan kam die 14-Jährige Anna auf die Bühne und sang spontan zusammen mit dem Chor eine phänomenale Version von Leonard Cohens „Halleluja“. Joy in Belief agiert wunderbar homogen, mit ständig wechselnden solistischen Einlagen, mal A-cappella mit geklatschtem Rhythmus und stets dynamisch sorgsam ausbalanciert. Mal mit muskalischer Begleitung durch eine vierköpfige Band mit Günter Schmuck an den Keyboards, Gerd Roßberg an der Gitarre, Norbert Rösch am Bass und Stefan Luschner an den Drums Was der Chor aber dringend braucht, sind neue Sängerinnen und Sänger. „Auch wir mussten uns dieses Jahr erst wieder neu finden“, sagt Marina Seidel, die unermüdlich für ihren Chor wirbt. Corona hat, wie bei fast allen Ensembles seine Spuren hinterlassen. Die Sänger stammen derzeit alle aus dem Raum Bayreuth, Hof und Nürnberg. Geprobt wird in Gefrees im Landkreis Bayreuth, dort ist die Chorleiterin auch zuhause. Beim nächsten Weihnachtskonzert soll der Chor auf jeden Fall wieder größer sein. Bild: Joy in Belief beim Weihnachtskonzert in der Hofer Lutherkirche. Witzige Weihnachten: Viva Voce und die Hofer Symphoniker stimmten ihr Publikum auf eine heiteres Fest ein
Hof. Eigentlich ist es ein Widerspruch: eine A-cappella-Band und ein Symphonieorchester. Der wahrscheinlich beste Beweis, dass beides doch zusammen passt, lieferten das A-cappella-Quartett Viva Voce und die Hofer Symphoniker unter Dirigentin Carolin Nordmeyer mit ihrer Weihnachtsshow „Stimmphonie“ am Donnerstagabend im Festsaal der Freiheitshalle.
Wer die Gruppe kennt, der weiß, dass David Lugert, Heiko Benjes, Basti Hupfer und Andi Kuch weder für betuliche und betroffenheitsschwere Weihnachtslieder, noch für geheuchelten Happy-X-Mas-Kitsch steht. Wenn schon Klamauk dann richtig, wenn schon Kitsch, dann zu 100 Prozent und wenn schon Weihnachtslieder, dann swingend, poppig und soulig.
Zum exklusiv zusammengestellten Programm gehörten Songs aus dem Showprogramm mit dem Titel „Glücksbringer“. Glück kann man immer brauchen, erst recht zu Weihnachten. Dazu gehörten aber auch die Viva-Voce-Weihnachtsklassiker wie „Frosty, der Schneemann“, „Maria durch ein Dornwald ging“ oder „Wir schenken uns nix“. Meist mit einem Augenzwinkern, meist mit eigenwilligem Arrangement, aber immer faszinierend. Als eine Art Running Gag mussten Doris und Gerhard aus Bayreuth in der ersten Reihe herhalten, sie wurden dafür aber auch mit der neuen CD belohnt.
Bilder: Das „A-cappella-Quartett Viva Voce gastierte zusammen mit den Hofer Symphonikern unter Carolin Nordmeyer zum Wehnachtskonzert im Festsaal der Freiheitshalle.
Lyrisch, besinnlich und romantisch / Eindrucksvolles Weihnachtskonzert der Pegnitzer Kantorei in der St.-Bartholomäuskirche
Pegnitz. Den „Karneval der Tiere“ kennt man, vielleicht noch die Orgelsinfonie, das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens dagegen ist bis heute weitgehend unbekannt geblieben. Zu Unrecht, wie die Aufführung am Sonntag durch die Pegnitzer Kantorei unter Jörg Fuhr in der Bartholomäuskirche zeigte. Zwar ist das Oratorium mit einer Dauer von rund 35 Minuten nur so lang, wie gerade mal ein einziger Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. Doch es beinhaltet viele wunderbar innige und lyrische Passagen, mit denen der erst 23-Jährige französische Komponist Musikgeschichte geschrieben hat. Natürlich hat auch der katholische Camille Saint-Saens Anleihen beim Lutheraner Johann Sebastian Bach genommen, wie etwa in der wiegenden Pastorale zu Beginn, doch im Grundton ist das Oratorium durch und durch ein Werk der Romantik. Der Einsatz der Harfe sowohl solistisch als auch mit Orchester oder in Kombination mit der Orgel verleiht dem Werk seinen besonderen klanglichen Reiz. Die Französin Claire Augier aus München bewältigte ihren Part mit Bravour, war sie doch die am meisten beschäftigte Musikerin in diesem Konzert und setzte mit ihrem glitzernden Passagenspiel echte Höhepunkte. Im Mittelpunkt standen natürlich die Sängerinnen und Sänger der Pegnitzer Kantorei. Sowohl bei der textlichen Verständlichkeit als auch in der einheitlichen Tongestaltung vollbrachten sie, von Dekanatskantor Jörg Fuhr einstudiert, eine herausragende Leistung und traten nach der langen Corona-Pause wieder als homogener Klangkörper auf. Verstärkt wurde die Kantorei diesmal vom Kirchenchor Schlüsselfeld (Landkreis Bamberg). Die Texte selbst stammten aus der lateinischen Weihnachtsliturgie der katholischen Kirche Für den Rahmen des Werkes sorgte eine relativ kleine kammermusikalische Besetzung mit Musikern der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach. Ihnen gelang es hervorragend, mit den meist ruhigen Tempi und einer insgesamt eher zurückhaltende Dynamik eine besinnliche Grundstimmung zu schaffen. Mit den beiden pastoralen Sätzen zu Beginn und zum Ende des Werkes spannten die Musiker einen Bogen um das ganze Werk, der noch lange nachhallt. Bläser hat man dabei gar nicht vermisst, trompetenglänzende Festlichkeit auch nicht. Trotz der kurzen Spieldauer setzt der Komponist auf fünf Gesangssolisten. Manuela Falk und Konstanze Miehlich-Fuhr brachten beide ihre wundervollen Sopranstimmen in großartiger Klarheit in Intonation und Deklamation zur Geltung. Die Altstimme von Bernadette Michaldo-Fuhr erklang warm timbriert, Tenor Stefan Schneider bildete besonders in den mittleren Tonlagen einen angenehm passenden Stimmklang und Martin Popp gab seiner Bassstimme verstärkt eine sonore Farbe. Gemeinsam bildeten sie ein einheitliches und überaus homogen klingendes Quintett. Zuvor gab es die beiden Weihnachtslieder „Angels Carol“ und „Nativity Carol“ des zeitgenössischen Briten John Rutter. Beide Lieder intonierte die Kantorei nicht nur sauber, sondern verlieh ihnen auch den notwendigen Glanz. Wer die Klangwelt John Rutters instrumental erleben wollte, der hatte bei der sechssätzigen „Suite Lyrique“ Gelegenheit. Nur von Jens Fuhr an der kleinen Orgel begleitet, führte die Kantorei außerdem vier weihnachtliche Motteten von Francis Poulenc auf und präsentierte sich damit als fülliger Klangkörper, samtweich in den Mittellagen, solide in der Tiefe, wenn auch mit Anstrengung in den Höhen. Sinn und Zweck des Konzertes sei es, die Gedanken und Gefühle auf das Weihnachtsfest einzustimmen, hatte Dekan Markus Rausch zu Beginn des Abends gesagt. Vor dem Hintergrund der vielen Sorgen, die das Weihnachtsfest auch diesmal wieder überlagerten, falle dies nicht leicht. Mit Musik könne man die Einstimmung aber sicher etwas leichter gestalten. Bilder: Das Weihnachtsoratorium von Camille Saint Saens führte die Pegnitzer Kantorei unter der Leitung von Jörg Fuhr in der St. Bartholomäuskirche auf. Mitternachtsblues und Münchner Kindl / Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach am 10. Januar – Vorverkauf gestartet
Vor dem Hintergrund des kleinen Jubiläums möchten Thomas Besand und seine rund 40 Musiker im Alter zwischen 15 und 75 Jahren sowohl eine Rückschau halten und Höhepunkt aus den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten präsentieren, als auch mehreren herausragenden Solisten die Chance zum großen Auftritt geben. „Nicht nur neue Stücke stehen auf dem Programm, es wird auch ein Wiederhören geben mit Werken, die unter meiner Leitung immer wieder das Publikum unterhalten haben“, so Besand. Zu den klassischen Stücken, die Thomas Besand seit September mit seinen Musikern einstudiert hat gehören unter anderem die Ouvertüre zu Franz von Suppes Operette „Banditenstreiche“ oder Karl Komzaks „Münchner-Kindl“-Walzer. Eine der modernen Stücke, das die Stadtkapelle aufführen wird, ist ein modernes Arrangement von Filmmelodien aus der Feder des italienischen Komponisten Ennio Morricone („Spiel mir das Lied vom Tod“). Und was wäre ein Neujahrskonzert ohne die traditionellen Konzertmärsche. Thomas Besand hat diesmal den berühmten Schönfeld-Marsch von Carl Michael Ziehrer Eine der Solistinnen ist Elke Höhn, nicht an ihrem Instrument, der Querflöte, sondern als Sängerin in dem Titelsong „As time goes by“ aus dem Film „Casablanca“. Trompeter Wolfgang Diem wird einmal mehr den Mitternachtsblues von Franz Grothe intonieren, Stadtkapellen-Urgestein Roland Schaller den „Klarinetten-Express“ von Harald Kolasch und Werner Kurzhals die Romanze für Tenorhorn von Pavel Stanek. Die Moderation liegt einmal mehr in den bewährten Händen von Karl Heinrich Backert. Das Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach findet am Dienstag, 10. Januar 2023 um 19.30 Uhr in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle statt. Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf bei Toyota Autotechnik Hahn, Am Goldenen Feld 17 in Kulmbach, Telefon 09221/9750 zum Preis von 15 Euro. „Jetzt, wo alles teurer wird, haben wir den Eintrittspreis bewusst stabil gehalten, um möglichst vielen Musikfreunden die Möglichkeit des Konzertbesuchs zu ermöglichen“, sagt Thomas Besand. Restkarten wird es, so vorhanden noch an der Abendkasse geben. Weitere Neujahrskonzerte der Stadtkapelle gibt es am Mittwoch, 4. Januar 2023 in der Frankenhalle in Naila und am Sonntag, 10. Januar um 15 Uhr im Meininger Hof in Saalfeld. Bild: Nach der Corona-Zwangspause gibt es Anfang Januar endlich wieder das traditionelle Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand. Das letzte Neujahrskonzert der Stadtkapelle fand im Januar 2020 statt. „Oh du schöne kitschige Weihnachtszeit“ / Die Show „A Musical Christmas“ gastierte in der Dr.-Stammberger-Halle
Kulmbach. Eine Musical-Show und stimmungsvolle Weihnachtslieder aus aller Welt: auf den ersten Blick scheint das nicht so recht zueinander zu passen. Das von der Agentur Reset Production aus Gera zusammengestellte internationale Ensemble schaffte diesen Spagat zwischen Show und Tradition allerdings nicht nur spielend, sondern begeisterte das Kulmbacher Publikum am Mittwochabend in der Stadthalle hellauf. Schade nur, dass diesmal so viele Plätze leer blieben.
Bilder: Ausschnitte aus den bekanntesten Musicals und viele Weihnachtslieder waren am Mittwochabend in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach zu sehen und zu hören. Energiesparen bei Kunst und Kultur: Kürzere Öffnungszeiten, weniger Licht, kältere Räume Kulmbach. Nachdem die Corona-Krise den Kulturbetrieb weitgehend zum Erliegen und viele Kreative in existenzielle Notlagen gebracht hat, drohen mit steigenden Energiepreisen neue Herausforderungen für Kultureinrichtungen. Denn auch sie sind von der Gas- und Energiekrise und den steigenden Energiepreisen betroffen. Viele arbeiten schon länger daran, ihre Klimabilanzen zu verbessern. Mit Blick auf den Winter soll es jetzt darum gehen, kurzfristig weitere Einsparpotenziale zu ermitteln. Wie sieht es im Kulmbacher Land aus? Plassenburg: De Energiekrise mache sich natürlich auch bezüglich der Plassenburg bislang insbesondere im Hinblick auf die gestiegenen Kosten für Gas und Strom bemerkbar, sagt Ines Holzmüller Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung. Unabhängig von den derzeitigen Entwicklungen würden die Museumsräume nur mit dem konservatorisch notwendigen Minimum temperiert. „Wir verwenden für die Innenbeleuchtung grundsätzlich nur noch energiesparende LED-Lichter“, so Ines Holzmüller. Dies gelte zumindest für die von der Bayerischen Schlösserverwaltung bewirtschafteten Räume. Insgesamt gehe die Bayerische Schlösserverwaltung mit ihrem größten Energieverbraucherposten, den Heizkosten, bereits außerordentlich sparsam um, denn die meisten Schlösser, Burgen und Residenzen würden im Winterhalbjahr aus konservatorischen Gründen nur sehr wenig und viele Räume gar nicht geheizt. Zudem würden in allen Sehenswürdigkeiten im Zuständigkeitsbereich der Schlösserverwaltung im Winterhabjahr generell kürzeren Öffnungszeiten gelten. Stadthalle: Auch bei der Stadt Kulmbach wird gespart. Wie Pressesprecher Jonas Gleich mitteilt, sei die Temperatur In allen städtischen Gebäuden auf 19 Grad verringert worden, so auch in der Bücherei oder der Dr.-Stammberger-Halle. In der Halle habe man durch den Einbau der neuen Heizungsanlage in diesem Jahr rund 20 Prozent Gas einsparen können. Auch die Installation der neuen Photovoltaikanalage auf dem Dach der Halle habe es ermöglicht, dass zusammen mit dem Wasserkraftwerk Eichenmühle rund 90 Prozent der benötigten Energie regenerativ erzeugt werde. Eine Weitergabe der erhöhten Energiekosten an die Veranstalter habe der Betriebsausschuss des Tourismus und Veranstaltungsservice abgelehnt, folglich gebe es auch keine Preissteigerungen für die Mieter der Halle. Verkürzungen der Öffnungszeiten im kulturellen Bereich sind nach den Worten von Jonas Gleich nicht geplant. Obwohl die Stadt Kulmbach aufgrund der derzeitigen Umstände ebenfalls knapp bei Kasse ist, sei es Oberbürgermeister Ingo Lehmann wichtig gewesen, dass auch in diesem Jahr die Kultur- und Sportvereine mit einer finanziellen Aufwendung am Ende des Jahres unterstützt werden. Die Vereine würden in Kürze von der Stadt kontaktiert. Dampflokmuseum: „Wir versuchen selbstverständlich den Anforderungen der Energieeinsparung entsprechend nachzukommen, schon aus reinem Eigennutz“, sagt Rüdiger Köhler, Geschäftsführer des Zweckverbandes Deutsches Dampflokomotivmuseum Neuenmarkt. Gewisse Einschränkungen werde es geben. Dazu gehört, dass das Museum ab 5. Dezember zunächst befristet bis Ende Februar jeweils dienstags und mittwochs für Einzelbesucher geschlossen hat. Montag sei ja ohnehin geschlossen. Die Wintermonate seien sowieso die besucherarmen Monate, sagt der Geschäftsführer. Lediglich in den bayerischen Weihnachtsferien soll es normale Öffnungszeiten geben und für Gruppen stehe das DDM nach Voranmeldung ebenfalls offen. Weitere Einschränkungen sind derzeit nicht geplant. Heizkosten seien im Museum nicht unbedingt der größte Faktor, da die Hallen ohnehin nicht beheizt würden, lediglich der normale Servicebereich. Die Beleuchtung sei ohnehin schon komplett auf LED umgestellt worden. „Nachdem wir ein öffentliches Museum sind verzichten wir nachts auch auf die entsprechende Außenbeleuchtung“, so Rüdiger Köhler. Diese Maßnahme sei vorerst bis Ende März befristet. Töpfermuseum: Energiekosten sind auch für ein gemeindlich finanziertes Museum wie dem Töpfermuseum nicht erst seit diesem Jahr ein Thema, so Sandra Peters, die Leiterin des Thurnauer Töpfermuseums. „Wir haben daher schon mit dem Umbau des Museums 2014 die Beleuchtung und Heizung energiesparend umgerüstet“. Die Öffnungszeiten seien seit Gründung des Museums, auch aus Energiespargründen, im Winter auf die Wochenenden beschränkt. Im Januar und Februar sei das Museum komplett geschlossen. „Ich denke daher, dass wir ganz gut aufgestellt sind“, sagt die Museumschefin. Weitere Einschränkungen seien derzeit nicht geplant. Kunstgalerien: Auch Kunstgalerien sind von den hohen Energiekosten betroffen. „Das Thema Energie belastet uns ja alle sehr“, sagt Marion Kotyba, die im Oberhacken eine eigene Galerie betreibt. Um Energie einzusparen wird die Raumtemperatur dort drastisch reduziert. „Da im Winter die Besucher sowieso mit Jacken den Ausstellungsraum betreten, dürfte dies nicht groß auffallen“, sagt Marion Kotyba. Einschränkungen bei den Öffnungszeiten werde es aber nicht geben, jedoch werde die Beleuchtung der Schaufenster um eine Stunde verkürzt. Nachdem sich in der Kunstgalerie sehr alte und ineffiziente Gasöfen befinden, sollen sie im Winter nur auf Minimum laufen. „Der Bereich, in dem sich mein Atelier befindet werde ich in diesem Jahr mit einem Keramikheizlüfter beheizen. So kann ich gezielt den Bereich heizen und die Gaspreiserhöhung wird sich nicht so enorm auf die Nebenkostenrechnung auswirken.“ Den Stromverbrauch sei nicht so hoch, weil in der Galerie nur energiesparende LEDs angebracht worden seien. Den Keramikheizlüfter zu betreiben, sollte daher günstiger sein, als die veralteten Gasöfen zu nutzen. Ob die Kosten dadurch komplett abgefangen werden, werde sich im nächsten Jahr zeigen. Marion Kotyba rechnet nicht mit irgendeiner Unterstützung für den Bereich Kunst und Kultur? Wie es sich bereits in der Corona-Zeit mit Lockdown gezeigt hat, werde der Bereich Kunst und Kultur sträflich vernachlässigt. „Als Betreiberin einer Galerie habe ich keinerlei Unterstützung erhalten, obwohl die Kosten für Miete, Gas und Strom im Lockdown ja weitergelaufen sind. Ich rechne mit keiner Entlastung“, so Marion Kotyba.Theatralische Brillanz und klassische Eleganz / Märchenhaft und museal: Internationales Ballett-Ensemble gastierte mit Tschaikowskys „Schwanensee“ in der Freiheitshalle
Hof. Für das Ballett ist es schwer geworden. Fast könnte man glauben, dass die Gattung langsam ausstirbt, zumindest abseits der großen Metropolen. Die Produktionen werden landauf landab weniger. Am Theater Hof gibt es die Ballett-Sparte noch. Ein junges Publikum zu generieren wird trotzdem immer schwerer. Doch da gibt es glücklicherweise gleich mehrere Ensembles, die hierzulande alljährlich um die Weihnachtszeit herum mit zwei Ballett-Schlagern auf Tour gehen: „Nussknacker“ und Schwanensee“.
Die romantische märchenhafte Geschichte um Macht und Liebe, in der sich der junge Prinz Siegfried in die verzauberte Schwanenprinzessin Odette verliebt und sie – in der gezeigten Fassung - vom bösen Zauber des Magiers Rothbart befreit, das ist der Stoff, aus dem Ballettträume sind. „Schwanensee“, das ist fast schon ein Synonym geworden für die Eleganz des klassischen Balletts auf höchstem Niveau.
Das lag an der theatralischen Brillanz, an der klassischen Eleganz und einer Tanzleistung in Perfektion: Die Macher der Produktion haben ganz traditionelle opulente Kostüme und kitschig-schöne Bühnenbilder geschaffen. Hier wird die Ästhetik der goldenen Tanzkultur großgeschrieben. Alle Tänzerinnen und Tänzer agierten auf hohem Niveau und überzeugen mit Können und einer blitzsauberen Leistung.
Ekaterina Floria, vereint in der Doppelrolle als weißer Schwan Odette und als schwarzer Schwan Odile Eleganz mit Pathos, ganz in alter russischer Schule. Ekaterina Floria kommt aus der Ukraine, war Primaballerina beim Donetsk Ballet Theatre und zuletzt Solistin beim Mariinski Theatre in St. Petersburg. Aufgrund der Umstände fand die Karriere dort wohl ein jähes Ende.
Insgesamt besteht das Ballett aus über 20 Tänzern, alle sind Absolventen renommierter Ballett-Schulen. Sämtliche Tänzer haben bereits an führenden Ballett-Theatern gearbeitet und zahlreiche Preise bei internationalen Ballett-Festivals und -Wettbewerben gewonnen. Zusammen bilden sie ein ästhetisch und technisch herausragendes Ensembles. Die künstlerische Leitung lag in den Händen der beiden Choreographen Marius Petipa und Lev Iwanov, beide große Namen der renommierten Tanzszene. Bilder (oben): Ekaterina Floria und Yassaui Mergalieve tanzten die beiden Hauptpartien des Prinzen Siegfried und der Odette.
Virtuos und verspielt / Russische Raritäten beim Konzertabend mit den Hofer Symphoniker in Münchberg
Beim Blick in das Programm schlägt bei vielen als erstes die Frage auf, ob man derzeit russische Komponisten spielen sollte. Mit Peter Tschaikowsky, Alexander Glasunow und Sergej Prokofjew standen gleich drei russische Tonschöpfer auf dem Programm. Der Abend hat die Frage allerdings mit einem klaren ja beantwortet. Man muss sie sogar aufführen, so vielfältig, so wegweisend und so wertvoll ist die Musik, kurioserweise von einem Amerikaner dirigiert. Nationalitätsgrenzen gibt es in der Musikwelt nicht. Am ehesten sind noch die Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester von Peter Tschaikowsky geläufig. Solist war der junge und bereits international gefragte Cellist Friedrich Thiele von der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Mit seiner, an den Stil des späten 18. Jahrhunderts angelehnten Mozart-Hommage hatte Daniel Spaw ein gefälliges Werk Peter Tschaikowskys ausgewählt, das eine farbliche Abwechslung zu den anderen Kompositionen des Abends bot. Mit Hingabe und tadelloser Technik präsentierte Friedrich Thiele die Variationen, die eigentlich eher ein Cello-Konzert sind. Von den engagiert aufspielenden Symphonikern wurden sie zuverlässig begleitet.
Hauptwerk des Abends ist keine Sinfonie, sondern eine Sinfonietta, das kleine fünfsätzige Werk mit der Opuszahl 48 von Sergej Prokofieff. Der Terminus „Sinfonietta“ steht für eine Sinfonie im Kleinformat und war erst im späten 19. Jahrhundert entstanden. So geläufig der Name Sergei Prokofjew auch ist, sein Werk ist es abseits einiger weniger Dauerbrenner nicht. Mit Einsatz und Hingabe widmet sich Daniel Spaw der Komposition und unterstreicht damit eindrucksvoll deren kompositorische Qualität. Mit den Hofer Symphonikern erhält die Sinfonietta von Sergej Prokofjew ein virtuos verspieltes Klangbild, das es verdient hätte, öfter aufgeführt zu werden. Begonnen hatte der Konzertabend mit dem Werk eines Finnen, des Nationalkomponisten Jean Sibelius. Die Musik zu Adolf Pauls längst vergessenem Theaterstück „König Kristian II.“ hatte Sibelius 1898 schon kurz vor seiner ersten Sinfonie geschaffen. Wie so oft und wie bei so vielen Komponisten ist das Werk in Vergessenheit geraten, nicht aber die Suite mit der Opuszahl 27, wenigstens nicht ganz. Stimmungsvoll gestalteten die Hofer Symphoniker unter Daniel Spaw die Komposition, in dem die für Sibelius so typischen Klangwelten entstehen. Spaw verzichtete auf Kontraste, wählte ruhige Tempi und bewies ein feines Gespür für die Stimmungen dieser Komposition. Die engagiert aufspielenden Symphoniker formten ein wunderbares Charakterbild in den vielfältigen Klangflächen und Nuancierungen, die sich Jean Sibelius ausgedacht hatte. Bilder: Hoffnung und Zuversicht statt Trauer und Schmerz / Eindrucksvolle Aufführung von John Rutters Requiem mit der Kulmbacher Kantorei in der Petrikirche
Kulmbach. Auf diese Klangwelten muss man sich erst einmal einlassen. Beim außergewöhnlichen Requiem von John Rutter handelt es sich um eine Totenmesse, die sich zwischen klassisch-romantischer, vielleicht postmoderner Kirchenmusik und eingängigeren Melodienfolgen, wie man sie aus der „leichteren Klassik“ kennt, bewegt. Mit dem 1985 uraufgeführten Requiem des britischen Komponisten hat die Kulmbacher Kantorei unter Christoph Reitenspiess nach der Corona-Pause die Tradition wiederaufgenommen, am Totensonntag ein großes kirchenmusikalisches Werk aufzuführen. Nicht nur die allseits bekannten, großen Werke der Kirchenmusik möchte Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß dabei mit dem Chor allen Freunden der Kirchenmusik näher bringen, sondern auch Besonderes, wie dieses Werk des 1945 geborenen Engländers. Im Vergleich zum typisch schwermütigen Totengedenken ist das Werk des Gegenwartskomponisten tröstlich, leicht beschwingt und besitzt einen durch und durch positiven Charakter. Nicht, dass der Schrecken des Todes nicht mehr spürbar wäre, doch er bekommt ein versöhnliches Antlitz. Hoffnung und Zuversicht, statt Trauer und Schmerz. Unverkennbar ist John Rutters großer melodischer Erfindungsreichtum, seine vielschichtige Harmonien und Rhythmen. Sie geben seinen Kompositionen eine suggestive Kraft, die Ausführende wie Zuhörer gleichermaßen berührt. John Rutter hat sich nicht an den üblichen Ablauf einer Totenmesse, wie sie in der katholischen Liturgie festgelegt ist, gehalten, sondern sie modifiziert, indem er wesentliche Teile um Psalm-Texte aus dem „Book of Common Prayer“, dem liturgischen und katechetischen Buch der anglikanischen Kirche von 1662, ergänzte. Neben dem Psalm 130 „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ hat er auch bekannten Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ vertont. Dafür fallen bei ihm andere Teile der Totenmesse weg.
Das Solo beim „Pie Jesu“, dem wahrscheinlich schönsten, leider auch kürzesten Satz der gesamten Komposition, gestaltete die japanische Sängerin Mio Nakamune mit ihrem lyrischen und schlanken Sopran. Mit ihrer glockenhellen Stimme konnte sie ihrem Part durchaus Profil verleihen. Nachdem das Rutter-Requiem mit einer Spielzeit von etwa 40 Minuten nicht „abendfüllend“ war, gab es zuvor noch ein Werk aus der Feder des Dekanatskantors. „Media vita in morte sumus“ („Mitten im Leben sind wir im Tod“) hatte Christian Reitenspieß den überaus ansprechenden und eindrucksvollen Satz für Chor, Flöte, Oboe, Klavier und Cello bezeichnet, der es verdient hätte, öfter aufgeführt zu werden. Mit der ganz sparsamen instrumentalen Begleitung und den anspruchsvollen Sätzen hatte Christian Reitenspieß ein durchaus melodiöses, zeitgenössisches Werk geschaffen, das so recht zum Requiem und in die Klangwelt von John Rutter passt. Zwischen den vokalen Werken gab es die Komposition „Danse sacrée et profane“ für Harfe und Klavier von Claude Debussy. Ganz bei sich, dem Instrument und der Kunst ist dabei Felix Hahn als Solist und Christian Reitenspieß am Klavier. Felix Hahn kann dabei unter anderem mit zupackenden Glissandi auch die verborgene rauschhaft-virtuose Seite der Harfe nach Außen kehren. Bilder: Zirkus goes Rock: Artisten, Action und AC/DC / Große Show vor kleinem Publikum: „Rock the Circus“ in der Freiheitshalle setzte Artistik ganz neu in Szene
Da war zunächst einmal die Musik, Rockklassiker live gespielt und gesungen. Da erklangen AC/DC, Alice Cooper, Queen, Pink Floyd, Bon Jovi, Guns ´n Roses, Tina Turner, Cher, Joan Jett und immer wieder Queen. und vielen weiteren Supergruppen. Die Musiker der vierköpfigen RTC-Band mit der italienischen Sängerin Elena Necchi und dem deutschen Patrick Sühl standen bereits mit großen Stars der Pop- und Rockmusik auf den Bühnen dieser Welt und brachten die entsprechende Routine mit.
Verantwortlich für die Show ist die Regisseurin und Choreographin Debora Klauke-DIdszuweit, die unter anderem auch schon für den Circus Roncalli und dem Circus Flic-Flac gearbeitet hatte. Mit „Rock The Circus“ ist es ihr gelungen, eine Show zu inszenieren, in der sich die Energie der großen Rockklassiker mit den artistischen Darbietungen zu einer Kunstform vereinte, die das Publikum über zwei Stunden lang fesselte und begeisterte und die nicht zuletzt so richtig großes Format hatte. Da rockt der Zirkus: in einer Zeit, in der es Zirkusunternehmen schwer haben, ein junges Publikum zu generieren und Darbietungen mit Tieren aufgrund eines gesellschaftlichen Wandels ohnehin kaum eine Zukunft haben werden, könnten Show-Produktionen wie „Rock the Circus“ durchaus die Zukunft sein. Hier wurde traditionelle Artistik neu in Szene gesetzt und modern und zeitgemäß dargeboten.
Bilder: Glitzer-Outfits, Plateau-Stiefel und jede Menge Hits/ Gelungener Auftritt einer perfekten Coverband - Tribute-Concert mit „ABBAMUSIC“ in der Freiheitshalle
Bereits bei den ersten Songs „Voulez-vous“ rissen die Stars auf der Bühne auch den letzten noch sitzenden Zuschauer vom Hocker. Große Nummern wie „Summer Night City“ oder „Super Trouper“ gaben „ABBAMUSC“ teilweise wie bei einem Medley ineinander übergehend zum Besten und führte die Zuhörer auf eine kleine, perfekt durchchoreographierte Zeitreise. Emotional, rockig und poppig, auch das Bühnenbild und die mit liebevollen Details ausgestatteten originalgetreuen Outfits der Akteure sollte so richtig zum Flair passen und ließen die Herzen der Abba-Fans höher schlagen.
Ihnen habe es ganz toll gefallen, sind sich die Damen des Modehauses Pöpperl aus Naila einig. Chefin Silke und ihr Mann Ralph haben die gesamte Belegschaft zum 75-jährigen Jubiläum der Firma zum Konzert eingeladen. Besonders die tollen Stimmen loben die Damen, die schon in der Pause bester Laune sind. „Die reißen einen echt mit“, sagt Silke. Ja, so sei es bestimmt gewesen bei den echten Abbas, meint Petra, die eigens aus Plauen angereist ist und die Abba nur von CDs und aus dem Fernsehen kennt. Carsten (56) aus Rehau ist begeistert, er hat Abba-Tribute-Shows auch schon bei den Plassenburg-Open-Airs in Kulmbach und auf der Seebühne in Bayreuth gesehen und will auch bei künftigen Shows wieder dabei sein.
Ergänzt werden die beiden Frontfrauen von einer vierköpfigen Band mit Keyboarder Eduardo Mezzogori als Benny, den Gitarristen Ludovico Banali als Björn, dem Drummer Stefano Zanon sowie dem Bassgitarristen Simone Gigante. Miriam Romano und Claudia Bertoni heißen die beiden Backgroundsängerinnen, den Sound erst so richtig perfekt machen. Natürlich sind das alles wahre Könner. Sie alle waren bereits in den verschiedensten Formationen aktiv und haben sich komplett mit dieser Musik identifiziert. Bilder: Am Samstagabend lebte in der Freiheitshalle der Geist der 70er Jahre wieder auf. Die Coverband „ABBAMUSIC“ spielte die größten Hits von Abba und ließ damit den Festsaal pulsieren.
Skurril, komisch und kurzweilig / Witzige Aufführung der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ in der Aula des Gymnasiums
Der Siegburger Komponist Engelbert Humperdinck ist mit nur einem einzigen Werk in die Musikgeschichte eingegangen: „Hänsel und Gretel“. Es wurde in elf Sprachen übersetzt und gilt als Inbegriff deutscher Märchenmusik im Operntheater. Der Text stammt von Adelheit Wette. Sie war die Schwester des Komponisten. Ihr gelang es, mit feinem Instinkt ein Libretto zu schaffen, das nicht nur eine bühnenwirksame Vertonung erlaubt hat, sondern auch die Grausamkeit im Grimm´schen Märchen aus der Handlung ein wenig beseitigte. In der Oper werden die Kindern von ihren Eltern nicht vorsätzlich in den Wald geschickt, um dort umzukommen. Allerdings geraten auch sie dort in den Bannkreis der berüchtigten Hexe mit dem lustigen Namen Rosine Leckermaul. Da ist guter Rat teuer, doch die Geschwister beweisen außerordentlichen Mut und besiegen die Hexe am Ende. Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute, heißt es bekanntlich im Märchen. Wie fein und gut gearbeitet Humperdincks Partitur neben ihren zahlreichen im Volkston gehaltenen Kinderlied-Bearbeitungen ist, wird in der Klavierfassung der Oper deutlich. Statt der üblichen orchestralen Begleitung zaubert Michael Starke sämtliche Instrumente auf die Tasten des Flügels. Da werden Details hörbar, die im riesigen Orchesterapparat oft untergehen. Dem Opernerlebnis macht dies keinen Abbruch. Im Gegenteil: Schon nach wenigen Arien könnte man fast glauben, die Komposition nie anders gehört zu haben. Sogar im berühmten „Abendsegen“, die vielleicht schönste Musik, die jemals komponiert wurde. Das Bühnenbild wurde mit Hilfe einiger weniger Requisiten lediglich angedeutet. Dennoch ist es Rebekka Brinkmann mit ihrer Personenregie gelungen, das Stück schlüssig und logisch auf die Bühne zu bringen. Die Spielfreude war allen Akteuren anzumerken. Dabei hatte die Regisseurin auch allerhand liebevolle und fantasiereiche Details aufgeboten. Etwa der Reifrock der Hexe, der mit wenigen Handgriffen zu Hänsels Käfig wird oder die Traumsequenz, die von den beiden Hauptdarstellern mit vielen bunten Luftballons in der Hand in Zeitlupe gespielt wird. Dabei wirken die Mezzosopranistin Jessica Gaggl als Hänsel und die Sopranistin Birgit Starke als Gretel, obwohl sie der Komponist ja mit viel kindlichem Liedgut betraut hat („Brüderchen, komm tanz´ mit mir“, „Suse, liebe Suse“", „Ein Männlein steht im Walde“), nirgends betulich. Die beiden gehen ihre Rollen ernst an und machen durch gestalterische Feinheit und stimmliche Frische wett, was sie den Bühnenfiguren an Lebensjahren voraushaben. Höhepunkt ist die Darstellung der bösen Hexe Rosina Leckermaul skurril, komisch und ausdrucksstark („Hokus, Pokus, Hexenschuss“) durch Ulrike Cieslik. Stimmlich und darstellerisch absolut präsent beeindruckt die Mezzosopranistin, der die Rolle wie auf den Leib geschrieben scheint. Munter geschauspielert, stimmgewaltig und souverän gesungen werden die Partien der Eltern mit der Sopranistin Iris Meier als Mutter und dem Bariton Wolfgang Wirsching als Vater. Die kleinen Rollen es des Sandmännchens und des Taumännchens verkörperte beide die Sopranistin Astrid Haas. Bild: Nun sind sie im Bannkreis der bösen Knusperhexe Rosina Leckermaul (Ulrike Cieslik): Hänsel und Gretel. Dargestellt von Jessica Gaggl (links) und Birgit Starke bei der Aufführung in der Aula des Pegnitzer Gymnasiums. Liebe, Heimat, Bodenständigkeit / Südtirol grüßt Kulmbach: Schlagerstars begeistern Kulmbacher Publikum
Was Millionen Zuschauer vor dem Fernseher regelmäßig begeistert und in den Sommermonaten aus dem Europa-Park in Rust gesendet wird, funktioniert auch live. Deutsche Musik, witzige Moderationen und das Einbeziehen des Saalpublikums sorgten in Kulmbach für einen kurzweiligen Abend. Der fast schon frenetische Jubel zeigte eindrucksvoll, wie beliebt diese Künstler bei ihrem treuen Fans sind. Freilich gehört auch das dazu: Die Musik kam vom Band, es wurde aber live gesungen. Dafür gab es sogar ein Schlagerquiz, bei dem Lisa und Rebekka ihr Schlagerwissen unter Beweis stellen mussten. Da galt es beispielsweise einen Schlager mit dem Anfangsbuchstaben „A“ („Atemlos“) zu erraten. Dumm nur, dass das Publikum immer schneller war, als die beiden Kandidaten. Der Focus der Musik- und Unterhaltungsshow lag diesmal auf Südtirol. Mit Oswald Sattler, Vincent & Fernando und Alexander Rier kamen gleich vier Künstler des volkstümlichen Schlagers aus dem italienischen Landstrich, der für Bodenständigkeit, südländischen Lebensgefühl, Heimat und Berge steht. Sie alle trafen mit ihrer Musik die Herzen der jungen und jung gebliebenen Volksmusik- und Schlagerfans.
Für den Südtirol-Part stand Oswald Sattler, ehemalige Sänger und Gitarrist der Kastelruther Spatzen, der seit mittlerweile drei Jahrzehnten als Solokünstler unterwegs ist. Melodien über Liebe, Hoffnung und Glaube sowie der Sehnsucht nach Heimat („Mein Tirol, ich vermisse dich“) machen thematisch seine Musik aus. Seit ihrem Gewinn beim Grand Prix der Volksmusik gehören auch Vincent & Fernando zu den Großen der Sparte. Die Brüder Otto und Ulrich Messner, wie sie mit bürgerlichem Namen heißen, präsentierten ihr aktuelles Album mit dem Titel „Leben und fühlen“ vor, mit dem sie ihr großes und abwechslungsreiche Repertoire einmal mehr unter Beweis stellen. Mit dem Song „Du kannst gerne tanzen“ machten beide dem Kulmbacher Publikum ein verlockendes Angebot, ehe zu „Ich schenk’ dir Liebe“ die erste Schunkelrunde folgte.
Gutgelaunt stellten sich alle Stars vor und nach der Show sowie in der Pause den Fans. Sie schrieben fleißig Autogramme, machten Selfies und standen für den einen oder andern Plausch zur Verfügung. Sogar ihre CDs verkauften sie selbst. Eine Besonderheit in Kulmbach: Das Thomann Künstler-Management aus Burgebrach mit seinem Chef Stephan Thomann feierte hier sein 50-jähriges Bestehen. Für über 30000 Veranstaltungen und Konzerte zeichne er sich in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten verantwortlich, so Stephan Thomann. Am Ende der Show gratulierten dem Jubilar alle beteiligten Stars des Abends. Bilder:
Mega-Chor und Top-Solisten: Zeichen setzen im Sinne von Martin Luther King / Gelungener Neustart einer außergewöhnlichen Musical-Produktion
Insgesamt sind es viele tausend Sängerinnen und Sänger, die den Geist von „I have a dream“ in den kommenden Wochen und Monaten in zwölf Städte in Deuschland, Österreich und der Schweiz hinaustragen. Den Auftakt machten zwei Abendaufführungen und eine aufgrund der hohen Nachfrage öffentliche Generalprobe in Bayreuth, der einzigen bayerischen Spielstätte. Die Aufführungen waren ein Gemeinschaftsprojekt des Kirchenkreises Bayreuth und der Stiftung „Creative Kirche“. Zweieinhalb Jahre hatten alle Beteiligten auf diesen Abend gewartet, denn die letzten Proben fanden kurz vor dem ersten Lockdown im März 2020 statt.
Der Mega-Chor wurde in der Oberfrankenhalle von den beiden Kantoren Michael Lippert aus Bayreuth-St. Georgen und Reinhold Schelter aus Wunsiedel dirigiert. Die zehnköpfige Big Band leitete der Komponist Christoph Terbuyken persönlich, die Regie hatte der frühere Salzburger Operndirektor Andreas Gergen übernommen. Ganz nebenbei hatte auch das Publikum Gutes getan und gut 9000 Euro für ein Projekt zur Trnkwasseraufbereitung im Norden Kenias gesammelt. Bilder: Der Neustart ist gelungen: Das Chormusical „Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt“ feierte nach zweieinhalb Jahren Corona-Pause in der Bayreuther Oberfrankenhalle eine gelungene Wiederaufnahme. Bayreuth war dabei die einzige Station in Bayern. Festlich, farbenprächtig, fantasievoll: Wundervolle Stimmen und witzige Geschichten / „Best of Musicals“ riss das Publikum im Festsaal der Freiheitshalle von den Sitzen
Für einen Abend lang lag der Broadway an der Saale, denn das Team hatte sich große Mühe gegeben, eine farbenprächtige und fantasievolle Show auf die Beine zu stellen und es wurde diesem ambitioniertem Vorhaben größtenteils auch gerecht. Hier trafen große Emotionen auf witzige Geschichten, schöne Stimmen auf prächtige Kostüme, eine raffinierte Lichtregie auf riesige LED-Projektionen. Das war Unterhaltung mit Niveau und Hof wurde für über zweieinhalb Stunden zur Musical-Metropole.
Klangreise von der Grünen Insel in die Welt / Fesselnd und faszinierend: The Henry Girls bei den Helmbrechtser Kulturwelten
Karen, Lorna und Joleen McLaughlin entfachen mit Geige, Akkordeon und Harfe - manchmal werden diese Instrumente auch gegen ein E-Piano, eine Ukulele oder eine Blockflöte getauscht - ganz eigene Klangwelten, wie schon bei „December Moon“, dem ersten Stück, das die drei in Helmbrechts performen. Immer sind es die eingängigen Melodien und die zauberhaften Harmonien, etwa beim Wiegenlied „Sweet dreams“, denen man sich als Zuhörer einfach nicht entziehen kann. Der dreistimmige Gesang in den gekonnt abgestimmten Vokalharmonien fesselt und fasziniert gleichermaßen. Längst gelten sie als einer der gefragtesten Folk-Acts der Szene. Angesiedelt irgendwo zwischen der US-amerikanischen Girl Group „The Andrews Sisters“ und den auch hierzulande bekannten Country Band „Dixie Chicks“.
Dazu kommt die charmante Moderation von Karen und Lorna, die absolut spontan wirkt, Man nimmt es dem Trio einfach ab, dass es Spaß am Musizieren, Spaß an der Bühne hat und nicht einfach nur ein Programm abspult. Ganz locker lassen die drei auch die Pause angehen. Sie verkaufen im Foyer ihre CDs, geben Autogramme und stehen für Selfies zur Verfügung. Alles absolut sympathisch, ganz natürlich, nichts ist gekünstelt, keine Spur von Routine.
Bilder: Blasmusik bei Bier und Bratwürsten / Serenade zur Einstimmung auf die Bierwoche mit der Stadtkapelle
Klassisch, traditionell, aber auch ein wenig modern, so lautete das Motto. Es war eigentlich viel mehr als eine Serenade, es war ein zweistündiges Konzert, kein Standkonzert, sondern ein hochklassiges Open Air, umsonst und draußen, das zeitweise mehrere hundert Zuhörer auf dem Marktplatz und rundum in der Gastronomie verfolgten. Die einen mit einem Eisbecher, die anderen mit einem Cappuccino , wieder andere mit einem Weißbier, oder auch zwei, und natürlich mit Bratwürsten in der Hand.
So sorgte die Stadtkapelle beispielsweise mit dem Florentiner Marsch von Julius Fucik für italienisches Flair auf dem Marktplatz. Südländische Klänge gab es mit dem „Spanischen Zigeunertanz“ von Pascual Marquina Narro und für die Neue Welt stand ein großer George-Gershwin-Querschnitt. Auch solistische Einlagen gab es, etwa beim Dauerohrwurm, dem Mitternachtsblues von Franz Grothe, den Wolfgang Diem in gewohnter erstklassiger Wese intonierte. Bei der letzten Zugabe, dem Deutschmeister-Regimentsmarsch von Wilhelm Jurek war es schon so dunkel, dass die Musiker gerade noch ihre Noten lesen konnten, dafür war der Marktplatz traumhaft beleuchtet.
Bilder: Die Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand bei der traditionellen Bierfestserenade am Donnerstagabend auf dem Marktplatz. Zeichen von Hoffnung und Zuversicht / Eindrucksvolle Aufführung von Mendelssohns „Lobgesang“ mit der Kulmbacher Kantorei
Allerdings hatten Christian Reitenspieß und die Kantorei den Lobgesang mit zwei Werke eingerahmt, um die Komposition besser einordnen zu können: den 2. Satz aus Ludwig van Beethovens 7. Symphonie und Mendelssohns kleiner Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“, schlicht wie ergreifend vertont. Besser hätte man das kaum zusammenstellen können. Als Beethoven mit der Komposition seiner Siebten begann, plante Napoleon gerade seinen Feldzug gegen Russland. Somit gilt die 7. Symphonie als Auseinandersetzung mit Napoleon und dessen Politik im Kontext der europäischen Befreiungskriege. Christian Reitenspieß und die Musica Juventa setzen vor allem auf den feierlichen Charakter dieses Satzes, als eine Art Ouvertüre für den „Lobgesang“
Allerdings ist die Musik Mendelssohns eben nicht nur lauter Jubel, sondern auch Ausdruck menschlicher Angst und das wird in seiner Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ deutlich. Der Komponist hatte mit seinen Chorwerken auf harmonischer und melodischer Ebene vielfach Neues geschaffen. Unerschöpflich ist eben die Fülle seiner der geistlichen Chormusik und so führt die Kantorei dieses Werk mit struktureller Klarheit und Transparenz auf und verschmilzt so zu einem wunderbar homogenen Klangkörper. Bild (oben): Die Kulmbacher Kantorei, das Orchester Musica Juventa aus Halle unter der Leitung von Christian Reitenspieß führten in der Petri-Kirche unter anderem den „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy auf. Klassik auf der Burg: Frauenpower im Schönen Hof / Morgenstimmung am Abend - Jubel für die Nürnberger Symphoniker unter Lucie Leguay bei den Plassenburg-Open-Airs
Dirigentin Lucie Leguay hatte dazu ein außergewöhnliches, doch nicht minder populäres Programm ausgewählt. Im Mittelpunt stand dabei das Trompetenkonzert des erst 2012 verstorbenen armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan. Mit Selina Ott als präsentieren die Nürnberger Symphoniker eine überaus erfolgreiche junge Musikerin. 2021 wurde sie für ihr Debüt-Album „Trumpet Concertos“ mit dem begehrten Klassik-Preis Opus ausgezeichnet. Darüber hinaus gewann sie im Jahr 2018 als erste Frau überhaupt in der Geschichte des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD den 1. Preis in der Kategorie Trompete. Die junge Selina Ott bezaubert mit schön klar fokussiertem Blechklangstrahl mal ruhig, sanft und geschmeidig, mal im knackigen Staccato, trillernd und virtuos die Zuhörer. Nur die Schwalben und Mauersegler im Burghof scheinen ihr Revier lautstark verteidigen zu wollen.
Ganz und gar nicht in Vergessen geraten, sondern noch immer zu den in Konzerten am meisten gespielten Werken zählen die beiden Peer-Gynt-Suiten des Norwegers Edvard Grieg. Warum die Nürnberger Symphoniker lediglich zwei Sätze aus der ersten und zwei Sätze aus der zweiten Suite spielen, erschließt sich nicht. Und warum ausgerechnet „Peer Gynts Heimkehr“ und „Solveigs Lied“ aus der zweiten und die berühmte „Morgenstimmung“ und die „Halle des Bergkönigs“ aus der ersten Suite, und dann auch noch in dieser Reihenfolge, bleibt das Geheimnis von Lucie Leguay. Absolute Klasse hatte die Aufführung trotzdem.
Mit dem Tango „Jalousie“ des dänischen Komponisten Nils Wilhelm Gade hatten Lucie Leguay und die Nürnberger Symphoniker noch so einen Edelstein ausgegraben. Gade wäre heute weitgehend vergessen, hätte sein Freund Robert Schumann nicht den musikalischen Nachnamen seines Freundes in seinem „Album für die Jugend“ verewigt. Zu hören sind eher edle romantische Klänge, hinsichtlich ihres Aufbaus schlichtweg meisterhaft. Unter ihrer Dirigentin spielen die Symphoniker höchst charaktervoll, im besten Sinne im eloquent.
Noch so ein Ohrwurm sind auch die Napoli-Variationen für Trompete des deutsch-amerikanischen Trompeters Hermann Bellstedt, die einmal mehr die Solistin Selina Ott blitzsauber und absolut virtuos zur Aufführung bringt. Zwei Ohrwürmer haben die Nürnberger Symphoniker und Lucie Leguay als Zugaben vorbereitet: den Blumenwalzer aus der Nussknacker-Suite von Peter Tschaikowky und das originelle Bravourstück „Bugler´s Holiday“ des US-Amerikaners Leroy Anderson. Bilder: Die Nürnberger Symphoniker unter der jungen Dirigentin Lucie Legua beendeten die Plassenburg-Open-Airs am Sonntag mit einem furiosen Konzertabend.
Rock im Breitwandformat / Barclay James Harvest bei den Plassenburg Open Airs
Barclay James Harvest, das ist britischer Progressive-Rock mit langen Stücken, sich scheinbar endlos aufbauenden Einleitungen und einem orchestral geprägten Stil. Nicht selten dauert ein Titel zehn bis zwölf Minuten. 1967 wurde die Band gegründet, 1998 kamen die jetzige Formation und Les Holroyd zusammen. Die Titel sind die gleichen geblieben: Allen voran der Welthit „Life is for living“, der fröhliche 80er Pop-Schlager, der natürlich auch im Schönen Hof der Plassenburg nicht fehlen darf und als letzte Zugabe in ganz eigenwilligem Arrangement erklingt. Dazu kommen echte BJH-Klassiker wie „Hymn“, „Mockingbird“, „Rock´n roll star“, „Love on the line“ oder „Victim of circumstance“. Aber auch neue Songs gibt es „Fly away“ beispielsweise, oder „Tonight is gonna be the night“ werden gespielt und zeigen, dass sich die Band durchaus auch musikalisch weiterentwickelt hat.
Die Fans, teilweise von weither angereist, feiern ihre Helden. Les Holroyd und seine Musiker sind, wie ein Blick auf den Tourplan zeigt, noch immer pausenlos unterwegs. Ansage und Zwischentexte sind allerdings nicht so sein Ding. Er sagt nur das Allernötigste und lässt die Musik für sich sprechen. Wenn Les Holroyd zu Beginn die Frage stellt, ob jemand aus Tauberbischofsheim anwesend ist, dann deshalb, weil er selbst – man glaubt es kaum - seit Jahren in Tauberbischofsheim lebt. Die CD mit dem legendären Berlin-Konzert, das damals eine viertel Million Zuschauer allein diesseits der Mauer anlockte, wurde noch immer am Merchandising-Stand verkauft und fand als ein Stück Musikgeschichte zum mit nach Hause nehmen auch diesmal wieder reißenden Absatz. Bilder: Barclay James Harvest mit dem legendären Gründer, Bassisten und Frontman Les Holroyd mit Schönen Hof der Plassenburg.
Irischer Sommer im Burghof / Zurück zu den Wurzeln: Angelo Kelly und seine Familie bei den Plassenburg Open Airs
Angelo Kelly und seine Familie haben im Rahmen ihrer „Irish Summer Tour“ den irischen Sommer auf die Plassenburg gebracht. Fast sah es so aus, als würde ein kräftiger und unangekündigter Regenschauer plötzlich alles zunichtemachen, doch pünktlich zu Konzertbeginn lockerten die Wolken auf und dem Auftritt stand nichts mehr im Wege.
Mit der Kelly Family von einst hat das alles nichts mehr zu tun. Die Musik erklingt deutlich gereift und gewachsen. Zumal fast alle Kompositionen von Angelo, Kira und den Kindern stammen. Das zeigt einmal mehr, welches enorme Talent in dieser Familie steckt. Angelo Kelly konnte ja schon früh echte Welterfolge feiern. Mittlerweile ist es ihm mühelos gelungen, mit seiner eigenen Familie an die alten Zeiten anzuknüpfen. Angelo hatte bereits mit sieben Jahren seinen ersten eigenen Song geschrieben und seitdem eine beachtliche Karriere als Musiker, zunächst als Gitarrist, dann als Schlagzeuger gemacht.
Nur die erste halbe Stunde lang auf der Bühne zu sehen war der jüngste Sohn Wiliam. Weil er in der Vor-Corona-Zeit am Abend mit auf der Bühne stand, erhielt Angelo Kelly ein saftiges Bußgeld. Offensichtlich hatte die Polizei damals nichts Besseres zu tun. Diesmal also war für den Jüngsten punkt acht Schluss, allerdings sang er vorher gleich zwei Titel, „Take me home“ und „Danny Boy“. Am Ende gibt es nahezu unbeschreiblichen Jubel, als Angelo Kelly und seine Familie das irische Traditional „The Rover“ anstimmen. Die rund 1200 Besucher schunkeln begeistert mit. Kein Wunder, ist der Titel doch hierzulande als Stimmungskracher mit dem Text „An der Nordsüdküste“ bekannt. Fotos: Angelo Kelly und seine Familie Open-Airs am Donnerstagabend bei den Plassenburg-Open-Airs.
Rock´n Roll im Burghof / Spider Murphy Gang bei den Plassenburg Open Airs
Da steppten die „Rock´n Roll Schuah“, bei tropischen Temperaturen schwärmte man vom „Sommer in der Stadt“ und von der Maß unterm „Kastanienbaum“, mit „Peep Peep“ gab es eine Reminiszenz an die Neue Deutsche Welle. Günther Sigl sang „Pfüati Gott, Elisabeth“ und schwärmte von „Renate“ und von der „Schickeria“. Man kennt sie einfach alle, die Lieder der Spider Murphy Gang, und so springt der Funke schnell über, über 900 Zuschauer wippen im Takt, klatschen, jubeln, tanzen und feiern die Spiders.
So ganz unplugged war das dann freilich doch nicht. Zumindest hatten Günther Sigl und seine sechs Musiker hauptsächlich akustische Instrumente mitgebracht, also keine E-Gitarren. Das war es dann aber auch schon, der Auftritt war aber trotzdem genauso mitreißend wie immer. Das liegt auch an der charmanten Art Günther Sigls, die Bandgeschichte Revue passieren zu lassen.
Gegründet hatte die Band Günther Sigl bereits 1977 zusammen mit dem Gitarristen Barny Murphy, der diesmal wegen seiner Quarantäne nicht dabei war. Vertreten wurde er vom jungen Gitarristen Luis Thomas. Der Rest der Band, das sind in der aktuellen Besetzung: Willie Duncan (Gitarre), Otto Staniloi (Saxophon), Andreas Keller (Schlagzeug) und Ludwig Seuss (Piano). Letzterer ist nicht nur ein ausgezeichneter Pianist, sondern auch ein vielseitiger Musiker, was er solo und ganz alleine auf der Bühne nach der Pause eindrucksvoll mit einem rasanten Boogie-Woogie unter Beweis stellt. Bilder: Die Spider Murphy Gang mit Frontman Günther Sigl am Mittwochabend beim Open-Air-Konzert im Schönen Hof der Plassenburg.
Harmonisch und heiter / Robert Schumann mit Lisa Wellisch und Tatjana Uhde im Altenstädter Schloss
Schumanns viersätziger Zyklus „Märchenbilder“ und seine „Fantasiestücke“, das sind traumhaft schöne Melodien. In ihrem Programm vereinen die beiden hochkarätigen Künstlerinnen Fantasie und märchenhafte Geschichten. Dazu haben sie unter anderem mit einer Komposition des weitgehend unbekannten russisch-schweizer Komponisten Paul Juon ein weiteres Werk ins Programm genommen, das den Titel „Märchen“ schon in der Bezeichnung trägt. Lisa Wellisch und Tatjana Uhde musizieren die technisch anspruchsvollen Werke volkstümlich-tänzerisch entspannt, heiter und idyllisch gelassen. Am eindrucksvollstes bleibt das singende Cello von Tatjana Uhde, Solocellistin des Orchesters der Nationaloper Paris und seit 2013 Mitglied im Bayreuther Festspielorchester, im Ohr. Ihr Spiel ist so virtuos, weil sie sämtliche klangfarblichen Möglichkeiten ihres Instruments wirkungsvoll ausreizt. Schumanns „Fantasiestücke“ op. 73 und seine „Märchenbilder“ op. 133 sind für die beiden Künstlerinnen ganz offensichtlich eine Herzensangelegenheit. Da werden weite Melodiebögen ausgespannt, die vielen zarten Wendungen werden hörbar und führen zu eindrucksvollen, zeitlos klingenden Ergebnissen. Keine der beiden Musikerinnen spielt sich dabei in den Vordergrund, das wäre bei Schumann auch gar nicht möglich, denn die Melodie ist stets im größeren Zusammenhang gedacht und stellt nicht unbedingt auf ein Soloinstrument ab. Auf seine Wiederentdeckung wartet dagegen noch der Komponist Paul Juon. Seine Werke sind, wie auch das dargebotene „Märchen“ op. 8 im spätromantischen Stil gehalten und besitzen eine ganz eigene Klangsprache. Die beiden Musikerinnen seien eigentlich zufällig darauf gestoßen, berichtet Lisa Wellisch. Man habe etwas gesucht, das zum Thema „Märchenbilder“ passt. Da sei man auf Paul Juon gekommen, der von seinen Lebensdaten (1842 – 1940) eigentlich nicht mehr in die Romantik passt, aber dennoch in einer Art Volkston komponiert hatte, die in der Romantik so belIebt war. Die Künstlerinnen erweisen sich als lang schon eingespieltes und harmonisch aufeinander abgestimmtes Team. Kein Wunder, sind sie mit diesem Programm doch schon oft zusammen aufgetreten und haben es auch schon auf eine viel beachtete CD eingespielt. Schade nur, dass das Programm so kurz war. Das zahlenmäßig nicht gerade üppig erschienene Publikum hätte gerne noch die eine oder andere romantische Komposition gehört. Bild: Die Pianistin Lisa Wellisch und die Cellistin Tatjana Uhde gastieren mit ihrem Programm „Märchenbilder“ im Altenstädter Schloss. Makelloses Spiel und musikalische Fantasie / Terzo Brass und Roland Weiss eröffneten 51. Pegnitzer Sommerkonzerte
„Terzo Brass“, das sind René Bauer und Michael Lindner, (beide Trompete), Eckhard Bosch (Waldhorn), Karl Hufnagel (Bassposaune) und der Leiter Klaus Hammer (Posaune), der auch kurzweilig und mit seinem ganz eigenen Humor durch das Programm führte. Die fünf exzellenten, technisch virtuosen und stilsicheren Bläser musizieren seit fünf Jahren regelmäßig zusammen. Gegründet hat sich das Quintett anlässlich der Eröffnung der Landesgartenschau 2016 in Bayreuth. Einmal mehr präsentierten sich die Instrumentalisten auf phänomenalem Niveau. Schlank im Klang und perfekt in Intonation und Artikulation. Die Skala reichte von tiefer Ergriffenheit über das impulsiv Dramatische bis hin zur wiegenden Luftigkeit und ansteckenden Ausgelassenheit.
Ein echter Klassiker für Bläserformationen ist das Quintett Nummer 1 des russischen Komponisten Victor Ewald. Dekanatskantor Jens Fuhr hätte zwar lieber ein Stück von einem ukrainische Komponisten ins Programm genommen, doch die Musiker konnten einfach keines finden. Doch Klaus Hammer verteidigte den russischen Tonsetzer. „Was kann ein Komponist aus dem vorvorigen Jahrhundert dafür, was heute passiert?“, sagte er. Von Viktor Ewald, einem passionierten Tuba-Spieler sind heute besonders seine Blechbläserquintette bekannt. Victor Ewald war es auch, der die Gattung des Blechbläserquintetts in der Besetzung mit zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba, wie sie bis heute verbindlich geblieben ist. Seine drei Werke in dieser Besetzung sind bis heute unverzichtbar, Originalmusik für Brass Quintett sozusagen, in die Zukunft weisend, aber trotzdem noch der Tradition verhaftet. Die Musiker von Terzo Brass lassen besonders die reiche Harmonik der Komposition mit perfektem Blechklang aufblitzen und setzen dabei gekonnt inszenierte Klangwirkungen ein.
Aufgelockert wurde der Auftritt des Ensembles Terzo Brass Roland Weiss an der Walcker-Orgel der Bartholomäuskirche. Er spielte das „Andante Cantabile“ aus der 4. Orgelsinfonie des französischen Romantikers Charles-Marie Widor mit enormer Virtuosität und Griffsicherheit. Unter den Fingern von Roland Weiss kann die Orgel mit Hochglanz auftrumpfen. Sein Wechselspiel zwischen energisch-motorischer Virtuosität und feinfühliger Akribie such seinesgleichen. Ebenso in der Komposition "Monastery Hymn at Sunrise", also dem "Klostergesang bei Sonnenaufgang". Auch hier über wiegt ein beeindruckend, sehr effektvolles farbiges Linien- und Flächenspiel, das sich langsam bis ins Fortisssimo steigert und an dessen Ende sogar das Glockenspiel zum Einsatz kommt. Bild: Das Blechbläserquintett „Terzo Brass“ hat die 51. Pegnitzer Sommerkonzerte eröffnet. Ein Stern am Himmel der Kultur / Empfang um 50. Geburtstag der Pegnitzer Sommerkonzerte
Gründervater war der langjährige Dekanatskantor Roland Weiss. Erste Überlegungen für die neue Konzertreihe reichten bis in das Jahr 1971 zurück, erinnerte er sich. Damals sei nicht nur die neue Orgel in der Bartholomäus-Kirche eingeweiht worden, damals fand auch die Gebietsreform statt, die das Ende des Pegnitzer Landkreises bedeutete. Sein Ziel sei es gewesen, kein kulturelles Vakuum zwischen Bayreuth und dem Nürnberger Land entstehen zu lassen. Für die ersten Konzerte habe man Musiker aus dem Bayreuther Festspielorchester zu günstigen Bedingungen engagieren können. Auch die Besucher seien damals, an spielfreien Tagen, hauptsächlich Festspielgästen gewesen. „Die Ausführenden sollten Profis sein, aber die Eintrittsgelder sollten möglichst niedrig sein“, erklärte Roland Weiss ein weiteres Ziel, das auch erreicht wurde. Ganz wichtig für ihn damals: Die Durchführung der Konzertreihe war eine Privatinitiative gewesen. Erst seit 2003 gehörte sie zu den Dienstaufgaben des Dekanatskantors, der ab 2003 Jens Fuhr hieß. „Mit den Pegnitzer Sommerkonzerten leisteten alle Verantwortlichen einen wichtigen Beitrag für das kulturelle Leben im Landkreis“, sagte Landrat Florian Wiedemann. Er hob besonders die breite Vielfalt des musikalischen Angebots hervor, das von der Renaissance bis zur Musik der Gegenwart reiche. Ein weiterer Gratulant war Bürgermeister Wolfgang Nierhoff. Die Sommerkonzerte bauten viele Brücken zwischen den Mensch, sie brächten Jung und Alt, aber auch Stadt und Land zusammen und seien ein wichtiger Standortfaktor für Pegnitz. Dank und Anerkennung für die Bayerische Landeskirche überbrachte Christoph Emanuel Seitz, stellvertretender Landeskirchenmusikdirektor und Dekanatskantor von Aschaffenburg. Er verglich die Durchführung einer derartigen Musikreihe mit einem Marathonlauf. So weit sei jedenfalls der Weg von der Idee zur Umsetzung. Der frühere Regionalbischof und einstige Dekan Christian Schmidt überbrachte seine Glückwünsche in Versform und nannte die Sommerkonzerte „einen Stern am Himmel der Kultur“. An unvergessliche Sommerabende erinnerte sich Ulrike Schönauer, die für ihren erkrankten Mann Gerhard Schönauer gratulierte. Die Sommerkonzerte seien ein echter Segen, für die Gemeinde, für die Stadt und das gesamte Dekanat. Im Grunde könne man Corona schon fast dankbar sein, so Kirchenmusikdirektor Jörg Fuhr. Zuletzt hätten so viele Menschen regelrecht gedrängt, die Konzerte wieder besuchen zu dürfen. „Die Sommerkonzerte sind eben zu einer festen Institution geworden“, brachte es Dekan Markus Rausch auf den Punkt. Der Empfang im Gemeindehaus wurde vom Posaunenchor und von Mitgliedern der Kantorei festlich umrahmt. Gründervater Roland Weiss ließ es sich dabei nicht nehmen, im Posaunenchor mitzuspielen. Bild: „Geh aus, mein Herz“: Unter der Leitung von Jörg Fuhr sorgten Mitglieder der Kantorei für die musikalische Umrahmung der Geburtstagsfeier zum 50. Jubiläum der Sommerkonzerte. Sinnlich, subtil und spannungsvoll / Weltklasse-Harfenistin Silke Aichhorn gastierte im Altenstädter Schloss
47 Saiten und sieben Pedale sind es, auf denen Silke Aichhorn einen unerschöpflichen Klangkosmos hervorzaubert. Es ist ein so zart wirkendes Instrument und dennoch wird mit jedem Griff die Kraft der Musik spürbar. Nicht nur der Musik: „Harfe spielen ist wie Bogenschießen“, sagt die sympathische Künstlerin. Mit einem bisschen Zupfen sei es da nicht getan. Silke Aichhorns Spiel ist zu jedem Zeitpunkt verlockend elegant, überaus sinnlich wie subtil und spannungsvoll. Ihr rhythmischer Zugriff ist beherzt und ihre Intonation nicht nur sauber, sondern lupenrein. Auch in der Programmauswahl sprüht Silke Aichhorn nur so vor abwechslungsreicher Entdeckungslust. Sie führt alle musikalischen Möglichkeiten vor, die ihr Instrument bietet, von Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn, bis hin zu Jazz und Zeitgenössischem.
Überaus farbenreich lässt Silke Aichhorn beispielsweise Johann Sebastian Bachs Sarabande und Bouree aus der Violinpartita Nr. 1 in einer Bearbeitung für Harfe erklingen. Da ist jede Menge Esprit und Raffinesse in ihrem Spiel. Exakt und trotzdem fantasievoll erklingt ein Thema aus dem zweiten Satz der Sinfonie Nr. 53 von Joseph Haydn. Sicher einer der Höhepunkte des Konzerts ist die „Moldau“ von Friedrich Smetana in der häufig aufgeführten Bearbeitung von Hanus Tmecek. Silke Aichhorn vermag sich dabei lyrisch ebenso faszinierend zu äußern wie rhythmisch pointiert. Die Solistin meistert jede der mannigfachen Schwierigkeiten scheinbar spielend. Ein weiterer Höhepunkt dann im zweiten Teil mit der Komposition „Life is flashing“ des Norwegers Uno Alexander Vesje, zu dem Silke Aichhorn Vogelstimmen einspielen lässt. Harfe mal anders: Das meditative moderne Stück erweist sich in den Händen der Solistin als melancholisch hin- und her wiegende Klangzauberblüte mit vielen feinen und dynamischen Schattierungen.
Mit ihren Moderationen ist Silke Aichhorn nicht zuletzt auch bemüht, das komplizierte Instrument ihrem Publikum nahe zu bringen. In der Pause steht sie bereit willig Rede und Antwort und lässt Interessierte auch mal in die Saiten greifen. Da erfährt der Zuhörer etwa, dass die Notation die Gleiche ist, wie beim Klavier, dass die Pedalen dazu da sind, um Halbtöne zu erzeugen, oder wie schwierig es sein kann, das 40 Kilogramm schwere Instrument mit der Bahn zu transportieren. Hit auf Hit, Schlag auf Schlag / Mit den Bellamy Brothers waren Weltstars der Country-Musik zu Gast
Es gibt wohl kaum eine zweite amerikanische Country-Band, deren Musik so oft in Europa gespielt wurde, wie die Bellamy Brothers. Seit 1976 gehören sie zu den beliebtesten Country-Acts im deutschsprachigen Raum. Spätestens dann, wenn „Let your love flow“ erklingt, schlagen Country-Herzen höher, so natürlich auch in der Freiheitshalle, auch wenn die Cowboy-Hüte offensichtlich aufgrund der Hitze zuhause bleiben. Howard und David Bellamy gelten als Inbegriff des populären Country-Pop. Knapp zwei Stunden dauert der Hofer Auftritt des Duos mit Songs aus den vergangenen Jahrzehnten, aber auch das ein oder andere neue Stück war dabei.
Der Sound der aus Florida stammenden Musiker war auch diesmal wieder überwältigend. Hier bekommt Perfektion eine völlig neue Bedeutung, haben die Stars doch eine ausgezeichnete sechsköpfige Band mit Backgroundsängerin im Hintergrund. Das Eis war von Beginn an gebrochen: das Publikum singt nahezu jeden Song mit, klatscht, tanzt im Takt und feiert ausgiebig. Insgesamt klingen die meisten Titel heute moderner, leicht rockiger, als auf den Platten von damals.
Vor dem Auftritt gibt es die Band „Big S“ aus München als Vorgruppe. Die Musiker spielten „Highway Rock im Nashville Style“, wie sie ihren Sound selbst beschreiben, legen sich dabei mächtig ins Zeug und sind damit weit mehr als eine bloße Vorgruppe. „Big S“ hat durchaus großes Format in der modernen Country-Szene. Kopf der Band ist der Musiker und Songwriter Steve Maier, der bereits mit namhaften Künstlern wie Cassandra Stehen oder Gil Ofarim zusammengearbeitet hat und der in der Country-Metropole Nashville längst kein unbekannter mehr ist. Bilder: Country-Musik im Weltklasseformat: die Bellamy-Brothers bei ihrem Auftritt im Festsaal der Hofer Freiheitshalle. Farbig, frisch und facettenreich / Kölner Kammerensemble „The Chambers“ musizierte in der Schlosskapelle der Plassenburg
Wahrscheinlich aus marketingtechnischen Gründen hat sich das Ensemble den zugkräftigen Namen „The Chambers“ gegeben. Nötig wäre das gar nicht, denn die Virtuosen sind wirklich Spitzenmusiker. Seit 2013 hat sich dieses Meisterensemble, das aus der Jungen Philharmonie Köln hervorgegangen ist, durch seine rege Konzerttätigkeit einen Namen gemacht, was in den zurückliegenden Monaten ja aus bekannten Gründen gar nicht so einfach war. Alle Musiker sind Absolventen und Studenten renommierter Musikhochschulen, insbesondere der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Sie konzertierten unter der musikalischen Leitung des russischen Geigers, Arrangeurs und Komponisten Artiom Kononov. Im Mittelpunkt des Konzertes standen zwei Violinkonzerte: das Violinkonzert a-Moll von Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldis Konzert Nr. 11 D-Dur. Das a-Moll-Konzert von Bach ist eines von nur zwei Bach-Concerti, das original überliefert ist. „The Chambers“ spielen in minimaler Besetzung mit vier Violinen einer einzigen Bratsche, einem Cello, einem Bass und Cembalo. So ist ein flexibles, homogenes, leichtfüßiges und transparentes Spiel wie aus einem Guss möglich, kammermusikalisch top, allerdings naturgemäß ohne orchestralen Charakter. Im Vordergrund steht das kommunikative Miteinander zwischen Solo und Tutti, alles fließt und pulsiert im raschen Tempo, aber dennoch nicht gehetzt. Das Spiel des Solisten, des Leiters Artiom Kononov erklingt gesanglich und geschmeidig mit warmen Ton, besonders in den Ecksätzen mitreißend frisch und farbig. Mit Antonio Vivaldis Konzert Nr. 11 D-Dur RV 208 gab es gleich zu Beginn ein weiteres interessantes Violinkonzert, das jede Menge an Fantasie und an Überraschungen bereithält. Auch hier musizieren „The Chambers“ aufregend, virtuos und detailverliebt. Venezianischer Grandezza trifft auf interpretatorische Genauigkeit, ohne das Melancholische, das bei Vivaldi stets mitschwingt, außen vor zu lassen. Solist Artiom Kononov steht für eine barocke Violintechnik, dessen gekonnte Bogenführung und konzentriert schlanke Tongebung das Konzert zum echten Erlebnis werden lassen. An spieltechnischem Schwung, gestalterischer Finesse und facettenreicher Subtilität, macht die Interpretation einfach Freude und Lust auf mehr. Dazu muss man wissen, dass Antonio Vivaldi an die 250 Violinkonzerte komponiert hat. Was die übrige Programmauswahl angeht so standen dabei vor allem eigene und eigenwillige Arrangements ausgefallener Werke auf dem Programm. Wo sonst hat man schon einmal die Gelegenheit Franz Schuberts „Erlkönig“ instrumental zu hören, oder Gabriel Faures berühmte „Pavane“ Nr. 50, bei der Ion Malcoci mit der Panflöte den Chorpart spielt. Er ist ein echter Meister der leisen Töne, der mit vollem, rundem Klang den Raum erfüllt. Auch echte Ohrwürmer waren dabei, wie Giuseppe Verdis La-Traviata–Fantasie oder zwei Sätze aus Edvard Griegs Peer-Gynt-Suite. Alles hervorragend musiziert, interessant und spannungsvoll dargebracht, sowie perfekt aufeinander abgestimmt. Besonders virtuose Stücke wie etwa der „Tanz der Kobolde“ des Paganini-Schülers Antonio Bazzinis sorgten dabei durchaus für Aufsehen. Ein ganz besonderes Arrangement hatten sich die „Chambers“ für einer der Zugaben aufgehoben. Da musizierten sie den Titel „The Show must go on“ der Rockband Queen, wobei Cellist Dima Berezin aus Litauen die Gesangslinie meisterhaft auf seinem Instrument darbrachte. Statt eines Programmzettels gab es zwischen den Stücken kurzweilige Ansagen von Lutz Dollfuß, dem Mentor des Ensembles. Am Ende gab es sogar Standing Ovations für die außergewöhnlichen Musiker. Bild: Das Kammermusikensemble „The Chambers“ aus Köln gastierte am Samstagabend in der Schlosskapelle der Plassenburg. Kempff-Festival: Künstlerisch kreative Schaffenspause / Kulmbacher Pianist Ingo Dannhorn künftig Professor für Klavier in Trossingen
„Wir legen Corona-bedingt eine künstlerisch, kreative Schaffenspause ein“, sagt Ingo Dannhorn. Im laufenden Jahr sei es einfach noch zu riskant, das Festival zu planen und dann vielleicht doch noch kurzfristig absagen zu müssen. Schon im zurückliegenden Jahr hatte er als Veranstalter, der das volle Risiko trägt, seinen Kollegen kurzfristig absagen müssen. „Das Risiko wollte wir einfach nicht noch einmal eingehen“, so Dannhorn: Er hatte im vergangenen Oktober kurzfristig selbst zwei Abende mit identischem, aber überaus hochkarätigem Programm bestreitet, wobei nur jeweils 70 statt der üblichen gut 200 Zuhörer im Kutschenhaus des Schlosses Thurnau zugelassen waren. Im kommenden Jahr soll das Festival unter dem Motto „Kempff und Freunde“ dagegen sogar noch erweitert werden. „Wir hoffen 2022 wieder auf ein ganz normales Festival. Das Kempff-Festival hatte Ingo Dannhorn 2016 ins Leben gerufen. Er möchte damit unter anderem an die legendären Hauskonzerte des weltberühmten Pianisten Wilhelm Kempff (1895 – 1991) erinnern, der in den Nachkriegsjahren zusammen mit rund 100 weiteren Flüchtlingen im Schloss von Thurnau untergekommen war und dort für die Menschen musiziert hatte. Gleichwohl gibt es für Ingo Dannhorn in diesem Tagen Grund zum Feiern. Am 1. September wird er eine volle ordentliche Professur für das Hauptfach Klavier an der Staatlichen Musikhochschule Trossingen antreten. Das bedeute aber nicht, dass er Kulmbach den Rücken kehren wird. Im Gegenteil: „Selbstverständlich bleibe ich Kulmbach auch weiterhin treu“, sagt er, auch wenn er künftig immer ein halbes Jahr im rund 400 Kilometer entfernten Trossingen unterrichten wird. Bereits im Mai war Ingo Dannhorn dem Ruf an die baden-württembergische Musikhochschule mit ihren 500 Studenten gefolgt. In der Nachfolge des Pianisten Wolfgang Wagenhäuser wird Ingo Dannhorn dort eine Klavierklasse aufbauen. Inhaltliche Schwerpunkte sieht Ingo Dannhorn darin, seinen Studenten die Breite und Kenntnis der musikalischen Stilistik zu übermitteln und sie auf die Berufswirklichkeit als Lehrer, Korrepetitor, Liedbegleiter oder Konzertpianist vorzubereiten. „Ich habe schon immer gern unterrichtet“, sagt Ingo Dannhorn, der zweitweise auch eine Gastprofessur im südkoreanischen Seoul hatte. Die Arbeit mit Studenten aus aller Herren Länder empfinde er als „unglaublich bereichernd“. Ziel seiner Arbeit müsse es sein, den Studenten das Rüstzeug mitzugeben, damit sie künftige Herausforderungen selbst bewältigen können. „Am Ende müsse sich der Lehrer selbst überflüssig machen“, so der Pianist. Dabei will er die jungen Leute vor allem motivieren und für die Musik begeistern. Ingo Dannhorn wurde 1974 in München geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von fünf Jahren. Nach seinem Studium unter anderem in Salzburg, München und Wien schloss er 2001 mit dem Meisterklassendiplom ab. Der Pianist konzertiert in den bekanntesten Musikzentren und Konzertsälen der Welt und arbeitete mit prominenten Dirigenten und Solisten zusammen. Ingo Dannhorn ist außerdem Preisträger unter anderem des renommierten Beethoven-Wettbewerbs in Wien, des Sydney International Piano Competition sowie der internationalen Klavierwettbewerbe in Salzburg und Wien. Bild: Der in Kulmbach lebende Pianist Ingo Dannhorn ist künftig als Professor für Klavier an der Staatlichen Musikhochschule Trossingen tätig. Beim Wilhelm-Kempff-Klavierfestival in Thurnau wird er erst 2022 wieder zu erleben sein. Magische Klanggebäude unter Regenschirmen / Pink-Floyd-Tribute-Band Echoes beim Plassenburg-Open-Air
Leider spielte das Wetter nicht mit. Bereits während des dritten Songs fielen die ersten Tropfen und zumindest im ersten Teil wurde es dann überhaupt nicht mehr trocken. Natürlich tat es der Stimmung Abbruch. Regencapes wurden ausgepackt und angezogen, Schirme aufgespannt, nicht wenige Zuschauer suchten Schutz unter den Arcaden. Die Band zog ihr ohnehin stark gestrafftes Programm durch, die Stimmung blieb über weite Teile auf der Strecke. Dabei stand die gigantische Rockband Pink Floyd um Roger Waters und David Gilmour einst für gigantische Liveshows, Irgendjemand hatte damals immer das Album „Dark Side of the Moon“ von 1973 und/oder das Konzeptalbum „The Wall“ von 1979 im Plattenschrank stehen. Man musste kein Fan sein, um mit dieser Musik groß zu werden.
Ein wenig auf der Strecke blieb in Kulmbach der visuelle Aspekt. Nachdem die erste von zwei Shows am gleichen Abend bereits und 18 Uhr startete und damit komplett bei Tageslicht stattfand, konnten Lichtdesign und Videoprojektionen nicht so ihre Wirkung erzielen, wie es eigentlich geplant war. Letztlich aber ging es vor allem um die Musik, und der konnte weder Regen, noch die ungünstigen Rahmenbedingungen etwas anhaben. Bilder: Die Pink-Floyd-Tribute-Band Echoes beim Plassenburg-Open-Air. Pathetische und pompöse Performance / „God save the Queen“ bei den Plassenburg-Open-Airs
„God save the Queen“ hat sich ganz und gar der Musik der 1970 gegründeten britischen Rockband Queen verschrieben. Die Musik ist spätestens seit dem großen Erfolg des Films „Bohemian Rhapsody“ wieder in jedermanns Ohr. Doch eigentlich geht es nicht um den Gitarristen Brian May, den Schlagzeuger Roger Taylor oder den Bassisten John Deacon, sondern um den Sänger und Frontman Freddie Mercury, der in der Show von Harry Rose verkörpert wird. Eines gleich vorweg, optisch trifft er das Original nicht mehr so ganz, stimmlich dafür umso mehr.
Die Musiker von „God save the Queen“ überzeugten dabei selbst eingeschworene Fans und luden zu einem außergewöhnlichen, rund zweieinhalbstündigen Konzerterlebnis ein. Harry Rose präsentiert sich dabei nicht nur optisch im typischen Mercury-Outfit, sondern auch stimmlich mit opernhaften Unterton gerade in den anspruchsvollen Passagen. Auch die typischen Angewohnheiten von Freddie Mercury hat sich Harry Rose längst zu Eigen gemacht. Der Mikrofonständer ist für ihn Spielzeug, Tanzstange und Luftgitarre zugleich, die (englischen) Ansagen hat er sich von „Queen live at Wembley 1986“ abgehört und das Freddy-Mercury-Posing, linke Faust pathetisch gen Himmel, stimmt auch.
Bilder: Elegant, einfühlsam und expressiv / 700 Aufrufe binnen 24 Stunden beim ersten Live-Stream aus der Bartholomäuskirche
Er sei froh darüber, dass dieses Konzert stattfindet, „in einer Zeit, in der wir auf so vieles verzichten müssen“, sagte Dekan Markus Rausch in seinen einführenden Worten. Denn gerade in der Passionszeit könne Musik Freude bereit, aber auch Trost und Hoffnung schenken. Das Motto „In stiller Nacht“ erinnerte dabei erst einmal an die Weihnachtszeit. Doch beim Blick auf das Programm wurde schnell klar, dass es um die Nacht im Garten Gethsemane ging, ein Ort des Gebets, der Ort des Abschieds Jesu von seinen Jüngern und schließlich auch der Schauplatz seiner Festnahme. Die Auswahl der Kompositionen könnte unterschiedlicher kaum sein, hat aber stets die Nacht als verbindende Klammer. So sind es ausschließlich melancholische, nachdenkliche, leise Werke, die in diesem Konzert erklingen, meist introvertiert, weltabgewandt, ja manchmal sogar ganz dieser Welt abhandengekommen. Den zentralen Part nimmt dabei der Pianist Jens Fuhr am Flügel ein. Er spielt mehrere Nocturnes, also langsame und ruhige Nachtstücke, die eine Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten enthalten. Jens Fuhr beweist dabei durchgehend einen feien Klang- und Tastsinn mit viel Zartgefühl und großer Geschmeidigkeit. Im Nocturne Es-Dur op.9, 2 von Frederic Chopin etwa setzt er auf die Struktur und den melodischen Kern des Werkes und baut weit gezogene stimmige Linien. Einfühlsam spielt Jens Fuhr auch das Nocturne Des-Dur von Claude Debussy. Auch hier lässt er einen einsamen intimen Monolog erklingen und sucht die Stimmungen nächtlicher Natur zu fassen. Etwas aus der Reihe erklingt ein „Coral“ des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos. Doch auch diese Auswahl ist stimmig und gut durchdacht. Villa-Lobos lebte in den 1920er Jahren eine zeitlang in Paris und lernte dort die Musik Debussys kennen und lieben. Ebenfalls französischen Geist atmet das Nocturne Nr. 13 h-Moll, ein Spätwerk von Gabriel Faure. Auch hier überzeugt Jens Fuhr mit kultiviertem Klang, samtig und klanggesättigt, elegant und gemessen im Ausdruck. Auf die eigenwillige Wirkung des Klangs setzt Jens Fuhr auch im Nachtstück Des-Dr, op. 23, 3 von Robert Schumann und im bekannten, romantisch virtuos gespielten „Clair de lune“ von Claude Debussy sowie in Franz Schuberts Lied „Leise flehen meine Lieder“ in der Bearbeitung von Franz Liszt. Das alles würde für einen erfüllten Klavierabend fast schon genügen, doch Dekanatskantor Jörg Fuhr hatte auch noch sechs hochkarätige Gesangssolisten zu bieten, die zusammen einige wunderschöne und klug ausgewählte A-cappella-Sätze aufführten. Manuela Falk und Konstanze Mielich-Fuhr (beide Sopran), Bernadette Michaldo-Fuhr (Mezzosopran), Stefan Schneider (Tenor), Lorenz Mielich (Bassbariton) und Marzin Popp (Bass) präsentierten A-Cappella-Kunst auf höchstem Niveau. Max Regers „Morgengesang“ etwa oder dessen „Nachtlied“ erklingt schlank ausbalanciert, dennoch kräftig und absolut homogen. Eines der Höhepunkte war das tief bewegende Werk „In stiller Nacht“ von Johannes Brahms, das den Abend seinen Namen gab. Romantische Klänge, gleichzeitig aber auf vokaler wie instrumentaler Ebene geradlinig und klanglich gebündelt. Ein Werk, das mit seiner hochkonzentrierten Einfachheit überzeugt und gleichzeitig denkbar innig und wehmütige tiefe Gefühle anspricht Dem Solistenensemble gelingt es stilsicher, den schwierigen Grat zwischen schlichtem, ungekünsteltem Timbre und einfühlsamer Textgestaltung zu meistern. Ein weitere Höhepunkte des vokalen Teils war Joseph Rheinberger „Morgenlied“ op. 69, 1. Mit seiner expressiven Melodik, seiner ausdrucksstarker Harmonik sowie der präzisen Umsetzung des Textes. Mit einem ganz besonderen Stück setzte das Solistenensemble einen prägnanten Schlusspunkt. Es erklang das wunderschöne Werk „Bleib bei mir, Herr“ des jungen Leipziger Komponisten Paul Heller. Den Chorsatz widmeten die Ausführenden den im letzten Jahr verstorbenen langjährigen Leiter des Betzensteiner Posaunenchors Reinhardt Potzner, der damit traditionell jede Posaunenchorprobe beendet hatte. Bild: Zum ersten Mal wurde ein Konzert aus der Pegnitzer Bartholomäuskirche live gestreamt und ins Internet gestellt. Keine 24 Stunden nach dem Konzert wurde das Video auf Youtube bereits über 700 Mal angeklickt. Kultur als Urbedürfnis des Menschen / Digitale Konzerte für Alten- und Pflegeheime: Auszeichnung für den Pianisten Ingo Dannhorn
Was Corona betrifft sei er frühzeitig vom Ernst der Lage überzeugt gewesen. Da erinnerte sich Ingo Dannhorn an seine Jugend, als er schon mit zwölf Jahren kleine Klavierkonzerte in Alten- und Pflegeheimen sowie in ähnlichen Einrichtungen gab. „Mir ging es darum, Menschen, die nicht so ohne weiteres in ein Konzert gehen können, ein wenig Abwechslung zu bereiten und ihnen Freude zu schenken“, sagt der Pianist, der in der Region auch als künstlerischer Leiter des Wilhelm-Kempff-Festivals in Thurnau bekannt ist. „Musik beginnt da, wo Worte aufhören, Musik geht direkt ins Herz“, so Dannhorn, der sich an viele beglückende Begegnungen in beschützenden Stationen, etwa für Demenzkranke erinnert. Daran hat der 46-Jährige auch jetzt wieder gedacht, als er davon erfuhr, dass Heime geschlossen werden. Kurzerhand schaffte er sich auf eigene Kosten eine professionelle Studioausstattung mit Mikrofonen, Mischpulten, Schnittsystem und vieles andere an und dachte sich interessante Programme aus, die er nach und nach realisierte. Mittlerweile gibt es bereits sieben Folgen, die mit Unterstützung der Kulmbacher Raps-Stiftung Menschen in vielen Einrichtungen des BRK, der AWO und anderen Trägern erfreut haben. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, zitiert Ingo Dannhorn den Schriftsteller Erich Kästner und freut sich, mit seiner Kunst einen Beitrag für benachteiligte Menschen leisten zu können. Bislang habe er viele positive Reaktionen erfahren, die ihn anspornen, weiterzumachen. Ansporn bereitet ihn nun auch die Auszeichnung der Bundesregierung, mit der neue Formen für den gesamten Kulturbereich unterstützt werden sollen. Die Corona-Pandemie stelle Musikschaffende auf eine harte Probe, sind sie doch in vielen der bisher gängigen Möglichkeiten, ihren Beruf auszuüben, sehr stark eingeschränkt oder gänzlich gehindert, heißt es von Seiten des in Bonn ansässigen Deutschen Musikrates. Gleichzeitig würden die Umstände aber auch eine Chance bieten, die Bedeutung der eigenen künstlerischen Arbeit zu reflektieren und neue Formen der Produktion, Aufführung und Vermittlung zu entwickeln. Genau das hatte Ingo Dannhorn getan, der sich nun über eine Förderung durch das Stipendium in Höhe von 6000 Euro freuen kann. Viel mehr freut ihn aber, dass seine Tätigkeit mit der Auszeichnung gewürdigt und unterstützt wird. Ingo Dannhorn wurde 1974 in München geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von fünf Jahren. Nach seinem Studium unter anderem am Salzburger Mozarteum, an der Hochschule für Musik und Theater München sowie an der Hochschulen für Musik in Wien schloss er 2001 mit dem Meisterklassendiplom ab. Der Pianist konzertiert in den bekanntesten Musikzentren und Konzertsälen der Welt, wie etwa dem Münchner Herkulessaal, dem großen Musikvereinssaal in Wien oder dem Seoul Arts Center. Er arbeitete mit prominenten Dirigenten wie Kurt Eichhorn, Dennis Russel Davies und Kurt Masur zusammen, gab Liederabende und Kammermusikkonzerte mit Künstlern Francisco Araiza, Kieth Engen, Jose Cura, Christian Altenburger oder Maxim Vengerov. Ingo Dannhorn ist außerdem Preisträger unter anderem des renommierten Beethoven-Wettbewerbs in Wien, des Sydney International Piano Competition sowie der internationalen Klavierwettbewerbe in Salzburg und Wien. Neben seiner Konzerttätigkeit gibt Ingo Dannhorn weltweit Meisterklassen, außerdem ist er Gastprofessor an der renommierten Yonsei Universität in Seoul/Korea. Bild: Ingo Dannhorn ist mit einem Stipendium der Initiative „Neustart Kultur“ ausgezeichnet worden. Das Bild zeigt den Pianisten bei einem Auftritt im Rahmen des Wilhelm-Kempff-Festivals in Thurnau. Wagner in Weidenberg: / Orgel mit sinfonischem Klang – Die Meier-Orgel der Rosenhammerkirche
Die Orgel der kleinen St. Michaelskirche im Weidenberger Ortsteil Rosenhammer ist so ein Kunstwerk. Äußerlich völlig unscheinbar, aber das Innenleben hat es in sich. Auch wenn ein Portrait von Johann Sebastian Bach direkt auf der Orgel steht, so gilt die katholische Rosenhammerkirche als ein kleines Zentrum der Wagnerpflege.
Auch wenn Bach auf den Spieltisch herabblickt: für Freunde der Barockmusik hat die Weidenberger Orgel aufgrund der eingeschränkten Zahl an Klangfarben nicht so viel zu bieten. Die sphärischen Klänge des Grals aus Wagners „Parsifal“ oder aus dem „Lohengrin“ erklingen dagegen umso eindrucksvoller. So besitzt die Orgel nicht nur ein besonders starkes Bassfundament, die fünf eingebauten Koppeln ermöglichen eine Vielzahl von Effekten und das Mischen der Register sorgt für ein fülliges Anwachsen des Gesamtklangs, wie es etwa in der „Tannhäuser“-Ouvertüre zum Tragen kommt. „Es ist fast wie beim Kochen: gewisse Gewürze harmonieren nicht, doch hier passt alles zusammen“, so Thomas Zapf. ![]() Kulturlandschaft
Fichtelgebirge – Kulturschaffende aus der Region:
Andrea Wunderlich aus Goldkronach hat sich dieser Kunst verschrieben, auch wenn sie mehr das Handwerk dahinter sieht. Doch die Kalligrafie geht weit über ein bloßes Mittel zur Kommunikation hinaus. In den Tusche- und Pinselspuren hinterlässt jeder Schriftkünstler etwas von seiner Individualität und seinem Charakter. Schriftzüge, ihre Ausdruckskraft und ihr Temperament vermitteln ein Bild des Schreibers. Die Goldkronacher Kalligrafiekünstlerin stammt aus Neuenmarkt. Nach dem Abitur in Kulmbach hatte sie eine Ausbildung zur Textilmustergestalterin absolviert. Dann arbeitete sie als Textildesignerin und bildete sich zur Mediendesignerin weiter. Parallel dazu belegte sie mehrere Kalligrafiekurse. Seit 2003 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig, auch wenn sich das so mancher nicht so recht vorstellen kann. Ihr Atelier hat sie im ehemaligen Feuerwehrhaus den Humboldt-Städtchens Goldkronach.
Sie hat bereits an vielen internationalen Kalligrafie-Konferenzen, unter anderem in Chicago, Minnesota und Boston teilgenommen. Andrea Wunderlich hielt Vorträge bei der Internationalen Kalligrafieausstellung in St. Petersburg, das Museum für zeitgenössische Kalligrafie in Moskau beherbergt mehrere ihrer Arbeiten, Ausstellungen gab es nicht nur in Bayreuth oder Kulmbach, sondern auch in den Vereinigten Staaten, Russland oder in der Türkei. In Corona-Zeiten gibt sie auch schon mal Live-Seminare auf Instagram oder internationale Zoom-Workshops.
Immer wieder wird sie auch von den verschiedensten Unternehmen gebucht, um etwa Schriftzüge oder Wandgestaltungen anzufertigen, so etwa in der Bier-Erlebnis-Welt der Brauerei Gebrüder Maisel in Bayreuth oder als Markenbotschafterin des Neumarkter Schreibgerätefabrikanten Online, für den sie sogar verschiedene Handlettering-Stifte mitentwickelt hat. Die nächste Ausstellung von Andrea Wunderlich ist für September 2021 in der Kunstgalerie am Alten Rathaus in Schwarzenbach an der Saale geplant. In ihrer eigenen Art hat sie sich dabei mit neuen Wortschöpfungen wie „Fake News“, Shit Storm“ beschäftigt. Bilder: „Mitmachen ist die letzte Option“ / Volkssänger im besten Sinn: Hans Söllner nimmt in Kulmbach kein Blatt vor dem Mund
Corona war dann auch das alles beherrschende Thema bei Söllner, der noch dazu aus dem angeblichen Corona-Hot-Spot Berchtesgadener Land kommt und dem es schon immer darum gegangen ist, Missstände drastisch anzuprangern. Und das tut er auch in Kulmbach. Er kritisierte die Corona-Politik auf Schärfste, wettert gegen die Obrigkeit, gegen die Staatsregierung und lässt kein gutes Haar an Söder und der CSU. Noch nie hatte Hans Söllner ein Blatt vor dem Mund genommen, auch wenn es ihm teuer zu stehen kam und er so manche Gage als Bußgeld dafür opfern musste. War es in früheren Jahren hauptsächlich der freie Marihuana-Konsum, für den er sich stark machte, so widmet sich der bayerische Freiheitskämpfer jetzt voll und ganz der Aktualität. Scherze gehören genauso dazu, wie ernste und nachdenkliche Töne. Freilich sollte man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, denn auch das Provozieren gehört für Söllner immer dazu. Und das funktioniert. Seine deftigen Bemerkungen zum Thema Corona haben gerade in den zurückliegenden Wochen immer wieder gehörig Staub aufgewirbelt. Allen Ernstes stellte die Süddeutsche die Frage, ob Söllner bei den Verschwörungstheoretikern gelandet ist, dabei findet man auch auf seiner Homepage („Heim-Seite“) eindeutige Statements gegen Rassismus Er hoffe ja inständig, dass dies alles nur eine Verschwörungstheorie ist und nicht die Wahrheit, sagt Hans Söllner. Die Politiker jedenfalls erfänden jeden Tag etwas anderes. Doch Mitmachen, so ruft er, das wäre die letzte Option. „Söllner: „Das ist nicht der Normalzustand und er darf es niemals werden.“ Freiwillig testen das kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage. Das sei genauso, als würde man einfach so einen Becher Urin bei der Polizei angeben. Überhaupt mit der Polizei hat er sich noch nie verstanden. Unter anderem wundert er sich, wie es sein kann, dass die Beamten trotz der ganze Krise noch immer Zeit für Radarkontrollen hätten. Dazwischen wird es aber auch immer wieder ganz ernst, wenn er bedauert, dass es offenbar keine Opposition mehr gebe. Auf keine Demonstration könne man mehr gehen, weil immer irgendeiner die Deutschlandfahne schwenkt. 70000 Alkoholtote pro Jahr in Deutschland, weitere 70000 Nikontinopfer pro Jahr, das alles sei ihnen völlig egal. „Aber dann wollen sie uns erklären, dass sie uns schützen möchten.“ Der Politik komme es seiner Ansicht nach nur darauf an, „uns gegeneinander aufzuhetzen“. Auf der einen Seiten seien die Guten, also die Denunzianten, auf der anderen Seite diejenigen, die vorsichtig sind. Söllner plädierte dafür, einen andere Weg zu finden: „Mit der Maske fängt es an, mit der Impfpflicht geht es weiter.“ Alles, was unser Leben ausgemacht habe, sei mittlerweile verboten worden. Und auch, wenn er erklärt, dass man doch einfach die Augen schließen solle, dann könne man ja nicht sehen, ob der Nachbar Maske trägt, oder nicht, traut es sich während der gut eineinhalb Stunden keiner, die Maske abzunehmen, denn die Security läuft auch während des Konzerts durch die Reihen und kontrolliert auf das Schärfste. Auch andere Themen schneidet er in Kulmbach an. Hans Söllner wettert gegen Glyphosat-Einsatz und ruft dazu auf, ein Jahr lang auf halbe Hendln zu verzichten. Überhaupt hat er diesmal enormen Redebedarf, so dass beim Auftritt fast mehr gesprochen als gesungen wird. Ob man es überhaupt Konzert nennen könne, das sei ihm selbst nicht ganz klar. Die Musik tritt bei den vielen Appellen, Gedanken, Kuriositäten und Absurditäten freilich ein wenig in den Hintergrund. Dabei hat er viele scharfsinnige, feinsinnige und intelligente Texte zu bieten und setzt damit die Tradition der großen Volkssänger mit Gitarre und Mundharmonika fort. In „Ganja“ geht es flapsig scherzhaft um den Drogenkonsum. „Lotta“ hat er mit poetischen Worten seiner Enkelin gewidmet. Ob „Nordwind“ oder „SoSoSo“, und natürlich seinen Hit, der zum Schlachtruf wurde: „Hey Staat“, die Fans kennen alle seine Songs und er selbst spielt sie so, als hätte er sie gerade geschrieben. Bild: Hans Söllner bei seinem Auftritt am Sonntag in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle. Intensiv, impulsiv und intellektuell: Klänge für die Ewigkeit / Kempff-Festival in Thurnau: Ingo Dannhorn präsentierte phänomenales Beethoven-Programm
Beethovens Klaviersonaten sind ein Kosmos für sich, Klänge für die Ewigkeit. Kaum einer der großen Pianisten, der sie nicht eingespielt hat. Zwei der bekanntesten und gleichzeitig herausforderndsten Sonaten hat Ingo Dannhorn ausgesucht. Nicht kleckern, sondern klotzen, das ist seine Devise, und die Rechnung geht auf. Wenn einer die „Pathetique“ und die „Hammerklaviersonate“ an einem Abend bewältigt, dann gehört er zu den ganz Großen. Ingo Dannhorn meistert die beiden Werke konditionell wie intellektuell und ist dabei auch noch für die eine oder andere Überraschung gut.
Ausgesprochen farbenreich präsentiert er die vielen kleine Details. Dabei zieht sich Ingo Dannhorn nicht auf die technische Bewältigung oder auf didaktisches Spiel zurück, er begeistert vielmehr mit seiner impulsiven Spontaneität und mit Temperament vom mächtigen ersten Satz an. Der ungeheuren Ausdrucksweite zwischen Eruption im Kopfsatz und Andacht im Adagio des dritten Satzes zeigt eine intensive Beethoven-Analyse. Dabei kostet er die Bandbreite bei den Tempi und in der Dynamik vollends aus. Gleiches gilt für die „Pathetique“. Auch hier sitzt bei Ingo Dannhorn jeder Akzent. Sein Ton ist singend und voluminös. So lauscht er den Themen nach, kommt dabei ohne verhuschte Klangflächen und ohne übertriebenes Pathos aus. Ingo Dannhorn lässt die Töne gerne auch einfach einmal dahin strömen, Beethoven hätte bestimmt seine Freude daran gehabt, auch beim Allegro aus der Sonate F-Dur op.10/2, das er überraschend zwischen dem ersten und zweiten Satz der „Pathetique“ spielt.
Alles in allem ist Ingo Dannhorn ein fantastischer Pianist, mit Intellekt und technischem Vermögen gleichermaßen gesegnet. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er das kleine aber feine Festival im Andenken an Wilhelm Kempff überhaupt ins Leben gerufen und auch im Corona-Jahr ein derart anspruchsvolles Programm geboten hat. Das Wichtigste spricht Ingo Dannhorn gleich zu Beginn des Abends aus: „In diesen Zeiten merken wir erst, wie sehr Kunst und Kultur zum Menschsein gehört. Kunst und Kultur sind nicht systemrelevant, sondern lebensrelevant.“ Bild: Ein Abend für Beethoven: Der Pianist Ingo Dannhorn im Kutschensaal von Schloss Thurnau. Von Käthe Kruse bis Barbie: Zeitreise in die Kindheit / Das Coburger Puppenmuseum bietet gesellschaftlichen, historischen und kulturellen Einblick in zwei Jahrhunderte
Dabei ist schon das Museumsgebäude mitten in der Coburger Innenstadt etwas ganz besonderes. Hier, gleich gegenüber der Ehrenburg, wohnte der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert von 1820 bis 1826. Rückert habe im Dachstübchen gewohnt, berichtet Christine Spiller, die zusammen mit Birgit Lang das Museum leitet. Er sei vor allem wegen der Nähe zur reichlich ausgestatteten Schlossbibliothek des Herzogs Ernst hierhergezogen. Was aber noch viel wichtiger ist: Rückert lernte hier seine spätere Frau Luise kennen, die Tochter eines Hofarchivrates, der mit seiner Familie gleich unter dem Rückert-Stübchen wohnte. Ein geschichtsträchtiges Gebäude also, das Carin und Hans Lossnitzer viele Jahre später erworben und renoviert haben. Beide eröffneten hier 1987 ein Privatmuseum, um ihre reichhaltige Sammlung mir rund 900 Puppen und 50 kompletten Puppenstuben der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Puppenkünstlerin Carin Lossnitzer stammte aus Berlin, Hans Lossnitzer hatte seine Wurzeln in Oberfranken. Nachdem zwei Drittel der Sammlung aus Puppenfabriken in Oberfranken und Südthüringen stammen, sei es beider Anliegen gewesen, die Puppen wieder „nach Hause“ zu bringen, begründet Museumsleiterin Spiller die Wahl Coburgs als Ort des Puppenmuseums. 2007 hatte dann die Stadt Gebäude und Sammlung angekauft und die Trägerschaft über das Museum übernommen. Nachdem im Mai 2012 ein verheerender Brand in der Nachbarschaft auch die Räume des Puppenmuseum in Mitleidenschaft gezogen hatte, musste es über ein halbes Jahr schließen. Die Zeit wurde für eine umfangreiche Umgestaltung der insgesamt 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche genutzt. Mittlerweile ist die Einrichtung museumspädagogisch auf dem neuesten Stand. Die älteste und wohl auch wertvollste Puppe des Bestandes stammt aus dem Jahr 1823, die jüngsten Puppen sind Massenware aus Fernost, wie sie zuletzt in Katalogen oder Discountern angeboten wurden. Dazwischen gibt es Raritäten, Kuriositäten aber auch viel Bekanntes zu entdecken, stets liebevoll arrangiert und immer in den Kontext zu Entstehungszeit gesetzt.
Auch über die Puppenhersteller, von denen die meisten in der Region zwischen Coburg und Gotha angesiedelt waren und einige auch noch sind, kann der Besucher einiges erfahren. Doch nicht nur Puppen und Puppenstuben gibt es hier zu sehen, sondern auch einen Einblick in die Kindererziehung früherer Jahre, in das Großbürgertum den 19. Jahrhunderts und in Wohnstuben früherer Zeiten. Traditionelle Rollenbilder von Jungs und Mädchen werden hinterfragt, Tischsitten beleuchtet und allerlei anderes Spielzeug, wie Brettspiele, Eisenbahnen oder Dampfmaschinen sind ausgestellt. Im Kuriositätenkabinett ganz am Ende des Rundgangs finden sich Teepuppen („Half Dolls“), also halbe Porzellanpuppen ohne Beine aber mit ausladenden Reifröcken, die nicht als Spielzeug, sondern als Deko-Accessoire dienten, Puppenautomaten, eine Art Spieldosen mit bewegten Figuren, und jede Menge Miniaturgeschirr für Puppenstuben. Information: Das Coburger Puppenmuseum ist in der Rückertstraße 2 - 3 in 96450 Coburg, Telefon 09561/ 89-1480. Geöffnet hat es von April bis Oktober täglich von 11 bis 16 Uhr, zwischen November und März ist das Museum immer an den Montagen geschlossen. Internet: www.coburger-puppenmuseum.de. Bilder: Klatschen erlaubt, Mitsingen verboten / Perfektion und Professionalität: Huebnotix & The Velvet Voices trotzten Corona am Samstagabend in der in der Dr.-Stammberger-Halle
Die vier Musiker und die vier Sängerinnen der „Velvet Voices“ ließen sich die widrigen Umstände auch nicht anmerken. Sie spielten in der gewohnten Perfektion auf und gaben einmal mehr alles, zwei Stunden lang und ohne Pause. Auf dem Programm wie immer bei Huebnotix: Rock-Klassiker und Kultsongs der Rock- und Popgeschichte. Viele Songs waren diesmal dabei, die man von Huebnotix noch nicht kannte. Gut zwei Stunden lang begeisterte die Band ihr Publikum bei ihrem Streifzug durch 50 Jahre Rockgeschichte mit Songs wie „Eleanor Rigby“ von den Beatles gleich zum Auftakt, „Ain´t nobody but me“ von Supertramp, „Man on the moon“ von R.E.M. oder, was bei keinem Huebnotix-Konzert fehlen darf: „Shine on you crazy diamont“ von Pink Floyd.
Neben der Perfektion, die Andy Sack (Gesang und Percussions), Andi Hübner (Gesang, Gitarre und Mundharmonika), Joe Greiner (Gesang, Keyboards), Markus Burucker (Gesang, Gitarre und Bass) auszeichnen sind es auch die ausgefeilten Arrangements, die mittlerweile zum Markenzeichen der Band geworden sind. Das unterscheidet Huebnotix von einer reinen Coverband. Perfekt nachgespielt, das reicht ihnen nicht. Sie wollen eigene Akzente setzen, lieben die Details und klanglichen Raffinessen.
Bilder: „Mount Everest der Musikgeschichte“ / Corona zum Trotz: Der Pianist Ingo Dannhorn spielt Beethovens „Hammerklaviersonate“ zu Ehren von Wilhelm Kempff
„Es ist kein Notprogramm“, stellt Ingo Dannhorn unmissverständlich klar. Der Anspruch an Qualität bleibe erhalten und deshalb werde er mit der B-Dur-Sonate op.106, der „Hammerklaviersonate“, auch den „Mount Everest der Klavierliteratur“ aufführen. Der Künstler spricht von einem „unglaublichen absoluten Meisterwerk“, in das man jedes Mal wieder mit großem Respekt hineingehe. Das Werk dauert mit seinen rund 50 Minuten länger als so manche Sinfonie und fordert auch den Zuhörer. Deshalb soll im ersten Teil ein früher, eventuell unterhaltsamer Beethoven zu Gehör gebracht werden. Weitere Mitwirkende wie Sänger oder Rezitatoren werde es dagegen nicht geben. Zu unsicher sei die Lage, so Ehefrau Eva-Maria Dannhorn, die für die gesamte Organisation zuständig ist. Schon allein die Probensituation wäre schwer zu bewältigen, dazu kommt, dass immer noch eine kurzfriste Absage im Raum steht. Soweit wollen Eva-Maria und Ingo Dannhorn aber nicht gehen. Sie blicken positiv auf den 7. und 8. Oktober und freuen sich auf die jeweils 60 Zuhörer, die für den Kutschensaal pro Abend zugelassen sind. So doppeldeutig das Motto ist, so eindeutig ist die Zielrichtung. „Auseinander-Setzung mit Beethoven“ lautet die Überschrift, unter der Ingo Dannhorn Geschichten erzählen möchte. Geschichten, in dessen Mittelpunkt der Komponist Ludwig van Beethoven steht, dessen 250. Geburtstag die Musikwelt in diesem Jahr, aufgrund der Umstände recht verhalten, feiert. „Wir wollen ein Zeichen setzen, gerade jetzt und jetzt erst recht“, sagt Ingo Dannhorn, der sich über den großen Zuspruch und die viele Unterstützung einer ganzen Reihe von Sponsoren freut. Nicht zuletzt sind es die noch in der Region lebenden Familienmitglieder von Wilhelm Kempff, auf deren ideelle Unterstützung Ingo Dannhorn zählen kann. Mittlerweile seien richtige Freundschaften entstanden, sagt er, der sich selbst als Enkel-Schüler von Wilhelm Kempff sieht. Seine beiden prägenden Lehrer, Gitti Pirner und Gerhard Oppitz seien noch selbst von Wilhelm Kempff unterrichtet worden. Schon in frühester Jugend habe er dessen Interpretationen auf Schallplatte kennenlernen dürfen, sein Lehrer am Mozarteum in Salzburg sei großer Wilhelm-Kempff-Fan gewesen. Ingo Dannhorn bewundert besonders dessen sehr direkten Stil, ohne Schnörkel und ohne große Show, das habe ihn stets beeindruckt. Mit der „Hammerklaviersonate“ beschäftigt sich Ingo Dannhorn derzeit täglich. Auch wenn er schon vor Jahren eine vielbeachtete Einspielung vorgelegt und das Werk oft aufgeführt hat, sei wie bei einem Marathonlauf tägliches Training notwendig. Dazwischen wird er in Italien noch einen Meisterkurs geben. „Die Hände in den Schoß legen und klagen das machen wir nicht“, sagt er und ist sich ganz sicher, dass es auch mit dem Festival wieder weitergehen wird. Das Wilhelm-Kempff-Festival mit den beiden Beethoven-Konzerten findet am 7. und 8. Oktober, jeweils 19 Uhr, im Kutschenhaus von Schloss Thurnau statt. Weitere Informationen und Tickets gibt es im Internet unter www.wilhelm-kempff-festival.com sowie in der Buchhandlung Friedrich in Kulmbach. Bild: „Es wird weitergehen, wie auch immer“: Der Pianist Ingo Dannhorn spielt am 7. und 8. Oktober die „Hammerklaviersonate“ von Ludwig van Beethoven. „Vertreter der neuen Sachlichkeit“: Vom Handwerker zum Künstler / Thurnauer Töpfermuseum zeigt Retrospektive zu Ehren von Günther Stüdemann
„Günther Stüdemann hat eine Riesenbedeutung für den Ort und war ein echter Glücksfall für Thurnau“, sagt Museumsleiterin Sandra Peters. Die Sonderausstellung stelle diese bedeutende Persönlichkeit erstmals in seiner Gesamtheit als Künstler vor. Möglich mache dies ein Nachlass von Erben Stüdemanns, den das Museum 2015 bekommen hatte. Zu sehen sind dabei nicht nur keramische Arbeiten, die ohnehin einen wesentlichen Bestandteil des Museums ausmachen und die zur Dauerausstellung gehören. Die Sonderschau zeigt erstmals auch Zeichnungen, Gemälde, Holzschnitte, Illustrationen und dabei auch sehr frühe Werke, die zurück bis in die die Jahre 2013/2014 gehen. Günther Stüdemann wurde in Berlin geboren und wuchs in Hamburg auf. Er besuchte die Landeskunstschule in Hamburg und die Lewin-Funcke Akademie in Berlin als Schüler von Martin Brandenburg. Schon im Alter von 21 Jahren nahm er an den Ausstellungen der Freien Sezession München und Berlin teil, wo er unter anderem zusammen mit Max Liebermann ausstellte. Als Maler sah sich Stüdemann selbst als „Vertreter der neuen Sachlichkeit“. Er sei bei weitem kein unbedeutender Maler seiner Zeit gewesen, so Sandra Peters. Von 1924 bis 1928 lebte Stüdemann in Italien. Hier kam er erstmals mit Keramik in Berührung. In Vietri sul Mare (Provinz Salerno) gründete er eine Töpferwerkstatt und erlernte autodidaktisch die Kunst des Töpferns und der Fayencemalerei. Beeinflusst von Künstlerpersönlichkeiten wie Richard Dölker, Irena Kowaliska, Margarete Thewalt Hannasch oder Marianne Amos entwickelte er einen eigenen Stil, mit dem er als „Deutscher Mittelmeerkünstler“ international bekannt wurde.
„Zeit seines Lebens habe Günther Stüdemann viel experimentiert“, so Sandra Peters. So habe er beispielsweise eine Fayencetechnik entwickelt, die es möglich machte, Keramik direkt zu bemalen. Er sei eben nie stehen geblieben, sondern habe sich immer weiterentwickelt. Auch die Ausbildung von jungen Leuten war ihm stets ein großes Anliegen. 30 Gesellen- und 4 Meisterprüfungen wurden bei ihm abgelegt, obwohl er selbst nie eine Meisterprüfung gemacht hatte. Neben der Grundlagenvermittlung motivierte er seine Schüler dazu „allmählich immer selbständiger zu schaffen und mit den Jahren zu hoher Meisterschaft zu gelangen“. Das hinderte ihn freilich nicht daran, immer wieder auch Gebrauchsgeschirr zu töpfern, das auf der Rückseite sein Werkstattzeichen, einen Fisch, trägt. Der Einfluss Stüdemanns auf das Werk seiner Schüler, unter ihnen Lore Cyris, Heinz und Eveline Schnauder und seine „Patentochter“ Susanne Schunter-Kleemann, deren Arbeiten auszugsweise in der Ausstellung zu sehen sind, bleibt dabei unverkennbar. Die Sonderausstellung „Günther Stüdemann - Maler. Keramiker. Mentor“ ist bis zum 6. Januar 2021 im Töpfermuseum, Kirchplatz 12 in 95349 Thurnau zu sehen. Öffnungszeiten sind jeweils Dienstag bis Freitag zwischen 14 und 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr. Aufgrund der Corona-Pandemie dürfen derzeit immer nur 20 Personen gleichzeitig in das Museum, eine Mund-Nasen-Bedeckung ist Pflicht. Bilder: Musik für den Frieden / 15 Jahre Zamirchor Bayreuth – Auftritte in Halle, Rom und Prag geplant
Krieg und Holocaust auf der einen Seite, Zusammengehörigkeit und Völkerverständigung auf der anderen Seite: darum geht es in dem Projekt „One white light“ und darum geht es auch Barbara Baier. „Gerade heute ist es doch wichtiger als jemals zuvor, darauf hinzuweisen, dass der Friede an oberster Stelle steht“, sagt die Sopranistin, die schon an vielen Bühnen in Deutschland als Solistin engagiert war und die als Dozentin unter anderem an der Universität Bayreut6h und an der Musikschule Kulmbach wirkte. „Bei uns geht es um Musik und um Völkerverständigung“, so die Sängerin. Der Film soll nicht nur die Arbeit des Zamirchors dokumentieren, sondern auch dessen Zusammenarbeit mit israelischen Chören und dem aus Haifa stammenden Komponisten und Dirigenten Itzhak Tavior. Von ihm werden beim geplanten Konzert in der Laterankirche, eine der fünf Papstbasiliken Roms, am 17. November gleich zwei Kompositionen aufgeführt: „End of days“ aus dem Jahr 2007 und „Vision oft he valley of dry bones“ aus 2004. Am Zustandekommen dieses Auftritts im Rahmen des „19. Festivals of Sacred Music and Art“ hatte der Filmemacher Nedy John Cross durch seine Bekanntschaft mit dem bulgarischen Botschafter im Vatikan ebenfalls großen Anteil. Der Zamirchor wird dort zusammen mit dem Staatsorchester aus dem bulgarischen Plovdiv, dem israelischen Ashirachor und der bulgarischen Capella Anima auftreten. Zu den Solisten gehört neben Barbara Baier der deutsch-amerikanische Tenor James Clark, der in Hof lebt. Auf dem Programm stehen neben den Werken Taviors Anton Dvoraks Psalm 149, op. 79, Giuseppe Verdis „Ave Maria“ und Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie Nr. 29. Letztere wurde deshalb ersatzweise ins Programm genommen, weil sich die Verantwortlichen ausgerechnet im Beethoven-Jahr gegen Ludwig van Beethovens Egmondt-Ouvertüre ausgesprochen hatten. Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Zamirchors ist bereits für 2021 fest eingeplant. Dann wird die Formation nach derzeitigem Stand am 18. Mai bei dem international renommierten Kultur- und Musikfestival „Prager Frühling“ im 1200 Zuhörer fassenden Saal der technischen Bibliothek gastieren. Hintergrund ist eine Partnerschaft der Stadt Bayreuth mit dem Stadtteil Prag VI. Noch zuvor wird der Chor am 30. Januar zum Holocaust-Gedenktag in der Ulrichskirche in Halle auftreten. Damit soll an den rechtsextremistischen Anschlag vom 9. Oktober 2019 auf die dortige Synagoge erinnert werden, bei dem zwei Menschen ermordet wurden. Der Zamirchor engagiert sich seit 15 Jahren für die israelisch-deutschen Beziehungen. Er hat bereits drei Mal die offizielle Gedenkstunde der Vereinten Nationen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag in Genf musikalisch gestaltet. Der gemischte Laienchor mit seinen rund 25 Mitgliedern im Alter zwischen 15 und 80 Jahren gastierte darüber hinaus bereits mehrfach in Israel, 2010 sogar vor der UN-Vollversammlung in der Assembly-Hall in New York. Der Chor ist als Verein organisiert, seine Mitglieder sind Hausfrauen, Schüler und Studenten genauso wie Krankenschwestern, Lehrer oder Schauspieler. Finanziert wird die Arbeit nahezu ausschließlich über Sponsoring, Spenden und das eigene Engagement aller Beteiligten. Lediglich bei einzelnen Projekten gab es Fördergelder, beispielsweise von Stiftungen. Mit den „Zamirsternchen“ existiert bereits auch ein eigener Zusammenschluss für den Nachwuchs, ein Kinder- und Jugendchor mit derzeit acht aktiven Sängerinnen im Alter zwischen zehn und 15 Jahren. Bild: Der Bayreuther Zamirchor unter der Leitung von Barbara Baier bei einem Konzert 2019. Für einen Abend: Kulmbach
wurde zur Musical-Metropole /
„Die Nacht des Musicals“, die am Dienstagabend in der gut besuchten Kulmbacher Stadthalle zu erleben war, vereinigt das alles in einer einzigen Show. Geboten wurden die größten Hits, die bekanntesten Songs, gefühlvolle Balladen in einer zweieinhalbstündigen abwechslungsreichen, mitreißenden und intelligent zusammengestellten Gala. Die wachsenden Zuschauerzahlen bei dieser seit Jahren mit immer wieder wechselnden Solisten tourenden Produktion bringen „Die Nacht der Musicals“ dazu, immer neue Werke ins Programm aufzunehmen. „Grease“ gehört dazu, ebenso wie die besten Szenen aus dem Broadway-Verkaufsrenner „The Greatest Showman“, unter anderem mit dem Hit „This is me“. Natürlich dürfen auch die beliebtesten Hits aus des Disney-Musicals nicht fehlen. Dabei verschmelzen die modernen Lieder zu einer untrennbaren Einheit mit den zeitlosen Klassikern.
Die fünf Solisten waren: Mareike Heyen aus Ostfriesland mit kraftvoller Powerstimme und rockiger Musical-Röhre, Katrin Mayer aus Freiburg mit strahlendem Sopran und eleganter Ausstrahlung, Jan Grossfeld als Mister Showman schlechthin mit smarter Wandlungsfähigkeit, Istvan Sziscar in vornehmlich düster-dramatischen Parts sowie Florian Albers als poppiger und allseits präsenter und flexibler Sängerdarsteller.
Bei derartigen Tourneeproduktionen gilt es freilich auch immer wieder Abstriche zu machen. So gab es kein richtiges Bühnenbild, dafür aber alle nur denkbaren Projektionen im Hintergrund und vor allem viel Licht. Die Technik war bestens eingestellt und auf die Solisten abgestimmt. Zur Musik vom Band wurde tatsächlich live gesungen. Die Verantwortlichen waren von Kulmbach überaus begeistert, so dass bereits darüber nachgedacht wird, im nächsten Jahr mit der „Nacht des Musicals“ wieder in die Dr.-Stammberger-Halle wieder zu kommen. Bilder: Atemberaubend und absolut
authentisch /
Dabei hätte das die Echte gar nicht nötig. Kann einem Künstler etwas Besseres passieren, als wenn er in den verschiedensten Produktionen gefeiert wird, wenn seine Musik interpretiert wird, seine Auftritte und Shows den Fans immer wieder in Erinnerung gerufen werden? Das passiert nur bei den ganz Großen. Und Tina Turner ist eine ganz Große. Genau das machte die Show „Tina – The Rock Legend“ (Reset-Production) auch deutlich.
Natürlich gibt es alle großen Hits wie „Nutbush City Limits“, „Let’s Stay Together“, „What’s Love Got To Do With It“, „Break Every Rule“, „Golden Eye“, „The Best“, ein Superhit jagt den nächsten. Kaum einen im Publikum hielt es da noch auf seinem Platz. Alle standen zum Ende der Show, tanzend, klatschend und singend und jubelten der facettenreichen Tina-Turner-Darstellerin Katanya Jones aus London zu. Die hatte dabei keine Mühe, mit ihrer kraftvollen und markanten Stimme die vielen Welthits authentisch zu performen. Katanya Jones ist genauso wie die echte Tina Turner eine absolute Powerfrau, die das Kulmbacher Publikum nicht nur mit „Servus allerseits“ begrüßte, sondern später bei „Honky tonk woman“ auch auf Tuchführung geht, eine Runde durch den Saal dreht und zusammen mit dem Publikum rockt.
Musikalisch gestaltet wurde das Ganze von einer fünfköpfigen Live-Band mit Backgoundsängerin Elisabeth Markstein und Sänger Daniel Splitt. Er gibt auch zweimal ganz eindrucksvoll den Duettpartner von Tina, einmal als Eros Ramazotti mit „Cose della vita“, das andere Mal als Bryan Adams mit „It´s only love“. Die überragende Band besteht aus Keyboarder Arne Donadell, Schlagzeuger Markus Christ, Gitarrist Georg Spiess, Bassist Volkmar Grosse und dem charismatischen Saxophonisten Paul Griesbach. Die Bühne wirkt vor allem durch die große Leinwand und die ausgeklügelte Choreographie von Jonathan Mawson, die aus der Show viel mehr machen als ein Tribute-Concert.
Glamour-Pop auf Plateau-Sohlen / „Super Abba“ ließ Kultsongs der 70er wieder lebendig werden
Um die 400 Millionen verkaufte Platten weltweit und 21 Top-Ten-Hits allein in Deutschland: in den rund zehn Jahren ihres Bestehens hat Abba alle Rekorde gebrochen. Ihre Musik kennt keine Grenzen, Abba kennt man auf der ganzen Welt und Abba verbindet mehrere Generationen. Abba ist einfach allgegenwärtig, sei es durch Musicals, Filme oder immer wieder neue TV-Dokumentationen. Obwohl sie seit 1982 nie mehr zusammen aufgetreten sind, waren sie eigentlich nie richtig weg. Mit Songs wie „Mamma Mia“, Dancing Queen“ oder „Super Trouper“ haben Agnetha, Anni-Frid, Benny und Björn weltweit die Charts erobert und sind längst selbst zum Mythos geworden“
Mitmachen, mitsingen und mittanzen sind angesagt, und schon ist die Lebensfreude aus den 70ern wieder zurück. Stundenlang hätte es noch so weitergehen können, das Abba-Repertoire hätte das hergegeben und langweilig ist keine einzige der Nummern. Egal ob frühe Nummern wie „Ring, Ring“, den Grand-Prix-Siegertitel „Waterloo“ von 1974 gleich zu Beginn, „Money, Money, Money“, „Thank you for the music“, „SOS“, „Chiquitita” oder „The way old friends do“ ganz zum Schluss, so wie bei dem legendären Wembley-Konzert 1979. In schrillen Disko-Outfits der 70er, ganz nah am Original entstand eine einmalige Atmosphäre.
Was bei Abba kaum möglich ist, sind eigene Interpretationen der Songs. Und so konzentrieren sich auch „Super Abba“ darauf, die Titel möglichst Originalgetreu zu spielen, die Show möglichst echt zu gestalten und das Lebensgefühl der 70er ungetrübt zu vermitteln. Mit zwei Ausnahmen: Die nicht ganz so bekannten Songs „Hasta Manana“ und Sorry Cassandra“ spielen sie in akustischen Arrangements nur mit Akustikgitarre und Piano. Abba unplugged sozusagen, was einem ganz neuen und faszinierenden Hörerlebnis gleichkommt.
Bilder: Am Freitagabend lebte in der Dr.-Stammberger-Halle der Geist der 70er Jahre wieder auf. Die Coverband "Super Abba" spielte die größten Hits von Abba und ließ damit die Stadthalle pulsieren. Heiter, humorvoll und auf höchstem Niveau / Showtime mit Sinatra: Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach
Diesmal präsentierten die gut 40 Musiker zwischen 17 und 70 Jahren einen Parforceritt durch sämtliche musikalische Stilrichtungen, von klassisch bis populär, von ernst bis heiter, es gibt bekanntes und unbekanntes, aber alles stets anspruchsvoll und auf höchstem Niveau. Ein Konzert, in dem ein Höhepunkt dem nächsten jagt, und das bereits zum 29. Mal unter der Leitung des wie immer auswendig dirigierenden Thomas Besand (53). Untrennbar zu den Neujahrskonzerten dazu gehört die sachkundige, humorvolle und überaus sympathische Moderation von Karl Heinrich Backert. Er sorgt damit zudem für die notwendigen Verschnaufpausen für alle Musiker zwischen den Stücken. Was das Publikum bei Neujahrskonzerten geradezu erwartet, sind außergewöhnliche Einlagen, besondere Einfälle und herausragende musikalische Darbietungen. Beispielsweise wenn Elke Höhn und Thomas Besand zusammen den Sinatra-Hit „They can´t take that away from me“ aus der Feder von George Gershwin absolut gekonnt interpretieren. Oder wenn der Dirigent nicht nur zum Bandleader, sondern gleich zum fabelhaften Solisten wird und Sinatras „New York, New York“ singt. Elke Höhn überzeugte schon im ersten Teil als Sopranistin in dem bekannten Filmtitel „Gabriellas Song“ und zwar nicht nur auf Deutsch gesungen, sondern sogar auf Schwedisch.
Natürlich gehören zum Neujahrskonzert die Klassiker. Diesmal hatte Dirigent Besand wieder einmal die Ouvertüre zur Operette „Banditenstreiche“ von Franz von Suppe ins Programm genommen. Komplett neu einstudiert, mit neuen Übergängen und mit großem Engagement musiziert. Kein Neujahrskonzert ohne Johann Strauß. Mit seiner bekannten, beliebten und rasch ins Ohr gehenden Schnellpolka „Leichtes Blut“ gab es ein populäres Werk des Komponisten, das die Stadtkapelle zum ersten Mal aufgelegt hatte. Auch der Tango „Ole Guapa“ von Arie Malando, ebenfalls eine Premiere beim Neujahrskonzert, gehört in die Kategorie und die technisch nicht ganz einfache Polka „Von Freund zu Freund“ vom Tiroler Viera-Blech-Bandleader Martin Scharnagl mit Wolfgang Diem am Flügelhorn und Werner Kurzhals am Tenorhorn. In der Hitliste ganz oben stehen die Brahms-Klassiker schlechthin: seine ungarischen Tänze Nummer 5 und 6, komplett neu einstudiert mit allen Raffinessen, Verzögerungen und Beschleunigungen und einfach perfekt gespielt. Was wäre ein Blasmusikkonzert ohne die für diesen Klangkörper so typischen Marschkompositionen. Natürlich sitzen sie bei der Stadtkapelle: Julius Fuciks furioser Triumphmarsch „Salve Imperator“, Lukas Bruckmeyers Konzertmarsch „In Vita Optimum“ sowie die beiden Märsche „Heil Europa“ von Franz von Plon und der unverwüstliche Blasmusikhit „Hoch Heidecksburg“ von Rudolf Herzer.
Zwei Zugaben legte Besand seinen Musikern auf die Pulte: die „Alten Kameraden“ und, wie beim großen Neujahrskonzert in Wien, den Radetzky-Marsch. Bilder: Kein Weihnachten ohne Bach / Konzerte des Kulmbacher Kammerorchesters: Altbekanntes zum Entspannen und echte Wiederentdeckungen
Stimmungsvolle Zusammenstellungen läuteten wieder die Feiertage ein. Auf dem Programm standen Weihnachtsklassiker, Konzerte zum Fest und die schönsten Lieder zur Weihnachtszeit aus den Federn unter anderem von Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Giuseppe Paganelli, letzterer eine echte Entdeckung. Nicht umsonst gilt die Weihnachtszeit als besinnlichste Zeit des Jahres. Sowie sich das Kalenderjahr dem Ende zuneigt, bieten die Feiertage Zeit für Entspannung und gemütliche Stunden. Neben Geschenketrubel und Weihnachtsgans lässt es sich mit Georg Friedrich Händels „Einzug der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Salomo“ zur Ruhe kommen. Überaus festlich musiziert das Kammerorchester und läutete so die stimmungsvolle Zusammenschau ein. Der Klangkörper musiziert von Beginn an prägnant, klar und differenziert, vielleicht manchmal etwas zu zaghaft, aber das stört nicht wirklich.
Ein Höhepunkt des Konzertes war die Einbeziehung der Orgel mit Georg Friedrich Händels Orgelkonzert g-Moll op. 4 Nr. 3. Virtuos, ohne aufdringliche Klangkronen lässt Thomas Grünke an der wunderschön klingenden Orgel in Burghaig sanften Charme walten. So klingt die Orgel im Tutti wunderschön mit dem Kammerorchester zusammen, ohne ihre Kontraststellung in den Soloparts aufzugeben. Ebenfalls von Händel hatten die Cellisten des Orchesters das Orgelkonzert mit einer virtuos gespielten Passacaglia eingeleitet. Hauptwerk des Konzerts war die dreisätzige Sinfonie in F-Dur für Streichorchester, die „Weihnachtssinfonie“, des italienischen spätbarocken Komponisten Giuseppe Paganelli. Obwohl wenig von ihm überliefert ist, wissen wir heute, dass er immerhin zwei Jahre lang in der Region wirkte und einen umfangreichen Schaffenskatalog überliefert hatte. Paganelli war 1737 und 1738 Kammermusikmeister der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, seine Frau Johanna wirkte am Hof als Sängerin. Schade eigentlich, dass es nicht mehr von ihm gibt, denn die „Weihnachtssinfonie“ macht durchaus Lust darauf. Stilistisch ist Paganellis Musik der Tradition der italienischen Opera Seria sehr nahe, sie verbindet italienische, französische und deutsche Stilelemente. Es ist ein echter Verdienst von Thomas Grünke, der diese Wiederentdeckung gemacht hat, und natürlich der Musiker des Kammerorchester, die sich mit Witz und großer Spielfreude auf dieses Werk eingelassen haben.
Bilder: Weihnachten mit einer Extraportion Zucker / Gelungenes Weihnachtskonzert: Ljubka Biagioni leitete das Bohemia Symphonieorchester Prag und das Vokalwerk Nürnberg in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle
Lediglich die Orchester wechseln, diesmal hatte sie zusammen mit den Bohemia Sinfonieorchester Prag und dem Chor mit dem Namen Vokalwerk Nürnberg (er war im vergangenen Jahr schon dabei) einstudiert. Das Programm ist eine bunte Mischung weihnachtlicher Lieder, bestehend aus Originalkompositionen, vielen A-Cappella-Darbietungen sowie diversen Arrangements.
So spannt das populäre Programm einen weiten Bogen von barocken Sätzen wie Ausschnitten aus dem Trompetenkonzert von Giuseppe Torelli über Klassiker wie Peter Tschaikowskys „Nussknacker“ und Romantiker wie dem Zwischenspiel aus Pietro Mascagnis Verismo-Oper „Cavalleria Rusticana“ bis hin zu traditionellen deutschen und internationalen Weihnachtsliedern. Die einzelnen Werke sind abwechslungsreich ausgewählt und zusammengestellt worden, ohne dass auch nur die Spur von Langatmigkeit aufkommen könnte.
Ein wenig Rührseligkeit kommt bei den ausgewählten Arrangements in seidenweichem Sound natürlich schon auf, gerade dann, wenn der Chor bemüht wird, aber es soll ja auch so sein. Da werden opulente Arrangements dargeboten („In dulci jubilo“), Wirkungsvolles und Stimmgewaltiges („The first noel“) und sogar jazzig Angehauchtes („We wish you a merry christmas“). Immer perfekt musiziert, blitzsauber intoniert und stimmgewaltig gesungen. Insgesamt bleibt das Programm wohltuend geschmackvoll und eine extra Portion Zucker darf es schon sein, schließlich ist ja bald Weihnachten. Bilder: Cash, Clapton und Cat Stevens / BäckOnStage: Robert Hönninger und musikalische Weggefährten feierten viereinhalb Stunden lang
Eigentlich schade, denn die Akustikgitarre ist sein Element. Robert Hönninger präsentierte an diesem Abend in gemütlicher Runde das gesamte Spektrum seines musikalischen Schaffens als Sänger, Gitarrist, Entertainer und Moderator. Ob Neil Young („Comes a time“) oder Cat Stevens („Father and son“), Johnny Cash („Ring of fire“) oder Eric Clapton („Lay down Sally“), STS („Gö, du bleibst heut nacht bei mir“) oder Udo Jürgens („Ich war noch niemals in New York“): Die Spannweite seines Repertoires scheint schier unendlich. Doch egal ob deutsch oder englisch, Country oder Rock, Oldie oder aktuelle Charts, Robert Hönninger und seine Mitstreiter agieren immer höchst professionell sei es als Coverversion oder in eigenen Arrangements. Und weil akustische Live-Musik so gut funktioniert herrschte im Sportheim auch von Anfang an beste Stimmung, Mitklatschen und Mitsingen war durchaus gewünscht und das Publikum ging begeistert mit. Musik, handgemacht ohne technischen Schnick-Schnack, so hat Robert Hönninger längst seine Anhänger gefunden. Dazwischen gibt es die eine oder andere Geschichte sowie Infos zu den Songs, Drinks vom Team des TV Unterwallenstadt und eigens gebackene Plätzchen in Gitarrenform für alle Zuhörer. Bleibt zu hoffen, dass die künstlerische Pause von Robert Hönninger nicht allzu lange dauert und der Musiker bald wieder auf den Bühnen der Region mit Gitarre und Bluesharp zu erleben ist.
Klangvoll, kernig und klar formuliert/ Wilhelm-Kempff-Festival: Bemerkenswertes Beethoven-Programm zum Auftakt
Seit Jahrhunderten rätseln Musikwissenschaftler über einen mysteriösen Liebesbrief des Komponisten an eben diese „Unsterbliche Geliebte“. „Mein Engel, mein alles, mein Ich", so schwärmt Beethoven an die Frau, die er so sehr begehrt. Beethoven verschweigt dabei nicht nur den Namen der Frau, auch Ort und Jahreszahl. Hundertprozentig fest steht nicht einmal, ob er den Brief überhaupt abgeschickt hat. Beim Konzertabend in Thurnau steht dieser Brief erst am Beginn des zweiten Teils. Die scheinbare Antwort gibt es schon zuvor im ersten Teil. Der ist nämlich Beethovens Beziehung zu der zehn Jahre jüngeren Josephine Gräfin von Brunsvik gewidmet, eine Beziehung, die mit längeren Unterbrechungen von 1799 bis 1812 währte, letztlich aber doch wohl an Standesunterschieden scheiterte. Der Liederkreis „An die ferne Geliebte“ markiert das Ende aller Hoffnungen und Erwartungen, und er steht trotzdem gleich am Beginn des Abends. Gesungen wurde er von dem phänomenalen Bariton Roman Trekel. Spätestens seit seinem Heerrufer im Lohengrin 1999 bis 2005 bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen zählt Trekel zu den ganz großen Sängern der Gegenwart. Auch als Liedinterpret hat er sich längst einen klangvollen Namen gemacht. Sein warmes, kerniges und konturenvolles Mittelregister nimmt sofort für sich ein. Trekel gelingt es stets, die Balance zwischen Text und Musik zu wahren. Er schöpft die sprachliche Finesse seiner Darbietung aus dem, was Beethoven trotz dessen problematischer Beziehung zur Gattung Lied und der Tatsache, dass seine Lieder noch einer gewissen Übergangszeit entspringen, so anspruchsvoll musikalisch angelegt hat. Trekel beherrscht mit ausgefeilter Artikulation und größtmöglichem Verständnis den differenzierten Umgang mit dem Text und dem musikalischen Kunstwerk traumwandlerisch perfekt. Das gilt auch für die beiden Versionen des Liedes „An die Hoffnung“. Trekel agiert auch hier mit flexibler, wohltimbrierter Baritonstimme. Sein Vortrag besticht vor allem durch das sehr ausgewogene Verhältnis zwischen detaillierter Ausgestaltung des Textes und effektvoller Wahrnehmung der rein melodischen Optionen dieses zugegeben etwas sperrigen Liedes. Absolut ebenbürtig bei diesem anspruchsvollen Programm ist ihm Pianist Ingo Dannhorn. Er ist ein vollkommener Partner am Klavier, der in seinem gesamten Ausdrucksspektrum zusammen mit Trekel im absoluten künstlerischen Einvernehmen agiert. Dannhorn folgt Trekel in jeder Nuance und sorgt mit hingebungsvoller Präsenz geschickt für zusätzliche Spannung. Das gilt auch für die solistischen Stücke, die in zeitlicher Nachbarschaft zum Liederzyklus „An die ferne Geliebte“ entstandene Klaviersonate A-Dur op.101 und dem 1. Satz der „Waldstein“-Sonate C-Dur op.53. Wunderbar fein phrasiert und artikuliert, poetisch geführt und klar formuliert interpretiert Ingo Dannhorn diese emotionale Komposition. Der Klang ist stets transparent, wohl ausbalanciert, wo nötig auch resolut aber niemals schroff. Sensibel und detailverliebt agiert schließlich auch August Zirner als Rezitator. Der in den USA geborene und in Wien aufgewachsene Schauspieler liest Beethovens Briefe und Tagebucheinträge nicht nur, er spielt sie mit sonorer Stimme und eindringlichen Stimmungen. Dazu kommen sozusagen „aus dem off“, also vom Band, auch Briefe von Josephine von Brunsvik, die von der Schauspielerin und Synchronsprecherin Daniele Hoffmann, der deutschen Stimme von Julia Roberts, eingelesen wurden Bild: Rezitator August Zirner, Pianist Ingo Dannhorn und Bariton Roman Trekel (von links) beim Beethoven-Abend im Kutschenhaus von Schloss Thurnau. Klassik auf der Burg: Frisch, flott und farbig / Ljubka Biagioni leitete die Nürnberger Symphoniker
Mozarts letztes Instrumentalwerk kommt in ihrer Interpretation mal verträumt, mal abgeklärt und heiter daher. Sein Charakter ist eher lyrisch als virtuos auftrumpfend. Bei Annelien Van Wauwe und den glänzend aufgelegten Nürnberger Symphonikern zeigt sich Mozarts „Spätwerk“ allerdings eher als jugendlich frisches, flottes wie farbiges Stück. In den Ecksätzen ist ein geschmeidiges Gesamtklangbild zu hören mit einem makellos runden und obertonreichen Klarinettentimbre. Nahezu schwerelos und sphärisch zieht der langsame Satz vorbei. Sie Solistin versteht es, die großen Bögen organisch auszuspannen. Ihr Spiel ist nuancenreich und kommt faszinierend schön zur Geltung.
Überhaupt sind es die Ohrwürmer, die bei einem solchen Open-Air-Konzert nicht fehlen dürfen. Peter Tschaikowsky Schwanensee-Walzer ist ein solcher Ohrwurm, ein Ballett-Schlager, den jeder irgendwann einmal zumindest zur Kenntnis genommen hat. Ein imposanter Walzer, virtuos musiziert, mit Freude am Detail und von geradezu überragender Klangschönheit.
Untrennbar mit den „Proms“-Konzerten verbunden ist schließlich Edward Elgars „Pomp and Circumstance“. Der erste Marsch, den sich Edward VII. für seine Krönungsfeierlichkeiten wünschte, ist mit den Worten „Land of Hope and Glory“ unterlegt und wurde fast beliebter als die offizielle britische Nationalhymne „God save the Queen“. Natürlich entließ das Publikum die Musiker nicht ohne Zugaben. Als „Rausschmeißer“ gab es zum Mitklatschen den bekannten „River-Kwai-Marsch“, der in der Fassung für Symphonieorchester selten zu erleben ist und dementsprechend zum Abschluss der Plassenburg-Open-Airs für Furore und Standing Ovations sorgte. Bilder: Weltmusik aus Südtirol / Plassenburg-Open-Air mit dem Ausnahmekünstler Herbert Pixner
Seine Musik ist angesiedelt irgendwo zwischen Haindling und Hubert von Goisern, nur eben rein instrumental, was das Ganze nicht unbedingt leichter macht. Doch der 43-Jährige überzeugt durch sein Können, nicht nur auf den diatonischen Harmonikas, sondern vielmehr als echter Multiinstrumentalist. Unter anderem ist er ein Ass auch auf der Klarinette, dem Flügelhorn, der Trompete oder dem Saxophon. Über ein Dutzend Instrumente bevölkern die Bühne, sonst nichts. Keine Kulisse, keine Show, das alles haben Herbert Pixner und seine Musiker gar nicht nötig.
Ein Sommernachtswalzer untermalt mit südlichen Klängen zum Beispiel oder der Ohrwurmverdächtige „Tango to go“, bei dem alle vier Musiker in ausgefeilten Soli ihr Können eindrucksvoll unter Beweis stellen. Auch „Morgenrot“, der erste große Erfolg der Formation darf nicht fehlen, stimmungsvoller geht es kaum. Ebenso wie die rockig schrägen Kompositionen „Electrifying Overture“ und „Serpent“ vom jüngsten Album „Lost Elysion“: alles klingt anders, aber alles ist unverkennbar Herbert Pixner.
Einem breiten Publikum wurde er hierzulande durch die Titelmelodie der TV-Reihe „Gernstl unterwegs“ im Bayerischen Fernsehen bekannt. Ein Titel, der natürlich auch auf der Plassenburg nicht fehlen darf. Herbert Pixner arbeitete bereits als Musiklehrer, Rundfunk- und Fernsehmoderator oder als Barmusiker im US-amerikanischen Bundesstaat Colorado. Für seine Verdienste um die Weiterentwicklung der traditionellen alpenländischen Volksmusik wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet. Bilder: Das Herbert-Pixner-Projekt am Donnerstagabend auf der Plassenburg. Grotesk, grandios und glänzend aufgelegt / Oster-Tour des JSO: Borodin, Strauss und Schostakowitsch in Naila, Neustadt und Stegaurach
Till Fabian Weser, im Hauptberuf Trompeter bei den Bamberger Symphonikern und seit 2012 Chef des Jugendsymphonieorchesters, war es einmal mehr gelungen, zusammen mit namhaften Dozenten in nur einer Woche Probenzeit aus 85 jungen Musikern zwischen 12 und 24 Jahren mit den unterschiedlichsten Vorkenntnissen einen Klangkörper zusammenzuschweißen. Und das mit einem überaus anspruchsvolles Programm zum 35. Geburtstag des JSO: Neben der Sinfonie Nr. 12 von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) als Hauptwerk gab es Alexander Borodins (1833-1887) sinfonische Dichtung „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ und das Hornkonzert Nr. 8 von Franz Strauss (1822-1905) mit der jungen Solistin Sophia Reuter aus Gundelsheim bei Bamberg.
Begonnen hatten die Konzertabende mit Alexander Borodins Komposition „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“. Das Orchesterwerk entstand im Jahr 1880 zum 25. Jahrestag der Regierung von Zar Alexander II., ist Franz Liszt gewidmet und gilt als typisches Beispiel für die so genannte Programmmusik. Musikalisch ist es für die jungen Musiker des JSO eine prima Gelegenheit, ihr Können aufblitzen zu lassen, wobei insbesondere die Violinen, die Klarinette und auch das Horn ihre Virtuosität unter Beweis stellen. Wirkungsvoll inszenierte orchestrale Effekte runden die Aufführung des Werkes ab.
Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken sind jedes Jahr aufs Neue ein echtes Highlight, sagt auch die Solistin Sophia Reuter. Sie bezeichnete es als besonders spannend, dass jedes Mal einige neue Musiker dabei sind, das Orchester also nie mehrere Jahre lang in der gleichen Besetzung spielt. Außerdem sammelten einige hier ihre ersten Erfahrungen in einem Symphonieorchester. Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Musikpädagogen und Dirigenten Professor Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm. Bilder: Auftakt in der Frankenhalle Naila: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. "Mein Credo ist die Vielfalt" / Ruhestand Stadt- und Dekanatskantor Ingo Hahn hat sein ganzes Berufsleben in Kulmbach verbracht
Schon als Kind hatte er intensiven Kontakt mit der Musik und ganz speziell mit der Orgel gehabt. Der Vater war Organist an der Rothenburger St.-Jakobskirche, die Mutter Soloviolinistin. Ein halbes Jahr vor seinem Amtsantritt in Kulmbach im Februar 1983 war er mit dem Studium der Kirchenmusik und der Musikpädagogik in Bayreuth, Herford und Köln fertig geworden. Dann wurde er Nachfolger des damaligen Kirchenmusikdirektors Gottfried Sanke in Kulmbach. »Es ist schon sehr selten, dass jemand sein gesamtes Berufsleben an einem einzigen Ort verbringt«, sagt er. Mehrere Meilensteine sind es, die Ingo Hahn neben dem »Alltagsgeschäft«, also der liturgischen Ausgestaltung von Gottesdiensten, mit seinem mittlerweile über 36 Jahre langen Wirken in Kulmbach verbindet. Da sind zunächst die Planung und der Bau der großen Rieger-Orgel in der Stadtkirche St. Petri. Vom ersten Tag an sei klar gewesen: Mit der alte Orgel muss etwas geschehen. Bis zur Weihe der neuen Orgel am 17. Dezember 2000 war es dann ein weiter Weg. Ingo Hahn gründete einen Orgelbauverein, gewann das damalige Stadtoberhaupt Erich Stammberger als größten Unterstützer und entwarf das Instrument schließlich zusammen mit dem Frankfurter Orgelsachverständigen Gerd Wachowski. Zweiter Meilenstein war für Ingo Hahn die Gründung der Kulmbacher Kirchenmusiktage im Jahr 1985. Auch damals startete er mit Georg Friedrich Händel und führte neben einem Orgelkonzert dessen »Dettinger Te Deum« auf. Zahlreiche Kulmbacher Erstaufführungen und mit Carl Loewes »Sühneopfer« sogar eine Bayerische (Nachkriegs-)Erstaufführung standen auf dem Programm. Die Zahl der namhafte Künstler die seitdem zu den Kirchenmusiktagen, immer zwischen dem Ewigkeitssonntag und dem 1. Advent in den Kulmbacher Kirchen, neben St. Petri auch in der Spital- und in der Nikolaikirche aufgetreten sind, hat niemand gezählt. Natürlich gab es immer wieder Bachs Weihnachtsoratorium, mehrfach das »Deutsche Requiem« von Johanes Brahms, Rheinbergers »Stern von Bethlehem« und natürlich den »Messias«, aber auch Seltenes, Unbekanntes, wie das Requiem von John Rutter. Ein weiterer Meilenstein ist das Ensemble »Tonart«, das sich mittlerweile weit über Grenzen von Kulmbach hinaus einen Namen gemacht hat. Ingo Hahn selbst spricht von einem „ganz eigenen Gebilde", das das 1988 ins Leben gerufen wurde. Ursprünglich sollte es eine Art Kammerchor werden, nun ist es ein eigener Klangkörper, den seine große Konstanz und sein homogener Klang auszeichnen. Natürlich gehört Händel zu seinen persönlichen Favoriten, »mehr als Bach«, wie er sagt. Aber auch Felix Mendelsohn Bartholdy oder Cesar Franck zählt er zu seinen Lieblingskomponisten. Dazu englische Chormusik und auch gerne mal Jazz. „Mein Credo ist die Vielfalt", sagt Ingo Hahn. Es sei ihm stets sein Anliegen gewesen, sowohl dem Chor als auch dem Kulmbacher Publikum die gesamte Bandbreite zu präsentieren. Neben den großen Meilensteinen und dem »Alltagsgeschäft« gehörte sein musikalisches Herz den Jüngsten und den Ältesten. Es gibt einen Kinderchor und eine Seniorenkantorei, die sich 14-tägig trifft. Die älteste Mitwirkende ist immerhin schon 94 Jahre alt. Als Dekanatskantor hatte Ingo Hahn viele Orgelschüler ausgebildet, als Kirchenkreisbeauftragter von 2007 bis 2012 unzählige D-Prüfungen abgenommen. Der Musik wird Ingo Hahn ganz sicher auch im Ruhestand treu bleiben. Dann wird man ihn wahrscheinlich in dem einen oder anderen Chor als aktiven Sänger erleben. Das Oratorium »Der Messias« von Georg Friedrich Händel wird am 19. Mai um 17 Uhr unter Leitung von Ingo Hahn in der Evangelischen Stadtkirche St. Petri in Kulmbach aufgeführt. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf ab 4. Mai bei Renner & Rehm in der Georg-Hagen-Straße in Kulmbach, Telefon 09221/97666. Jugendsymphonieorchester feiert 35. Geburtstag / Osterkonzert in Naila, Neustadt bei Coburg und Stegaurach – Probenauftakt in Weißenstadt
Mit einer Durchspielprobe der 12. Sinfonie von Dimitri Schostakowitsch hat am Samstag Kursaal des Weißenstädter Gesundheitshotels am Quellenpark das Jugendsymphonieorchester Oberfranken seine Arbeit aufgenommen. Dirigent Till Fabian Weser konnte dazu rund 70 junge Leute im Alter von 12 bis 24 Jahren begrüßen. Weil der ungewöhnliche Klangkörper auf Zeit heuer sein 35-jähriges Bestehen feiert hatte der Dirigent mit der 12. Sinfonie von Schostakowitsch (1906 – 1975) ein besonderes und etwas schwereres Orchesterwerk ins Programm genommen und dazu auch einige ehemalige Orchestermitglieder eingeladen, das JSO bei diesem Werk zu unterstützen. Neben der Sinfonie, die den Beinamen „Das Jahr 1917 trägt, stehen die Komposition „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ von Alexander Borodin (1833-1887) und das Hornkonzert op. 8 von Franz Strauss (1822-1905) mit der jungen Sophia Reuter auf dem Programm.
Das funktioniert natürlich nur, wenn jeder Musik seine Stimme gut vorbereitet hat, erklärt der aus Amerika stammende Dirigent, der auch Mitglied der Bamberger Symphoniker ist. „Es fällt auf, wenn jemand nicht geübt hat“, so Till Fabian Weser. Bei der Arbeitsphase kommt aber auch der Spaß nicht zu kurz. Durch das gemeinsame Orchesterspiel entsteht eine Gemeinschaft, Freundschaften bilden sich, die über die Arbeitsphase hinaus andauern. „Mit unserem ehrgeizigen Projekt eines eigenen Jugendsymphonieorchesters möchten wir jungen Nachwuchsmusikern aus der Region alljährlich zu Ostern die Möglichkeit geben, ihr Können unter professioneller Anleitung öffentlich zu präsentieren“, sagt Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Als „Orchester auf Zeit“ setzte sich das Jugendsymphonieorchester Jahr für Jahr neu zusammen. Der Präsident bezeichnet die intensive Zusammenarbeit mit dem professionellen Dirigenten als eine einzigartige Erfahrung für die jungen Leute. Schramm: „Das oberfränkische Jugendsymphonieorchester ist das Herzstück der Jugendarbeit unserer Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau.“
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Musikpädagogen und Dirigenten Professor Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm. „Die ersten Proben fanden damals noch im Haus Marteau, der einstigen Wohnstätte des berühmten Geigers Henri Marteau und heutigen Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken, statt“, erinnert sich Verwaltungsleiter Dr. Ulrich Wirz. Mittlerweile wird in Weißenstadt geprobt, ehe die kleine Oberfranken-Tournee von Naila über Neustadt bei Coburg nach Stegaurach bei Bamberg startet. Weitere Information: www.jugendsymphonieorchester.de Bilder: Probenauftakt am Wochenende in Weißenstadt: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken unter Till Fabian Weser 2019:
20. April (Karsamstag), Frankenhalle
Naila, 18 Uhr,
21. April (Ostersonntag), Frankenhalle
Neustadt bei Coburg, 17.30 Uhr,
22 April 2014, (Ostermontag),
Aurachtalhalle Stegaurach, 17.30 Uhr, Die Karten kosten im Vorverkauf 7 Euro, ermäßigt 4 Euro, Tickets gibt es für alle drei Konzerte voraussichtlich auch an der Abendkasse zum Preis von 9 Euro, ermäßigt 5 Euro. Kinder bis 14 Jahren haben freien Eintritt. Musikalischer Botschafter und Aushängeschild der Stadt / Kulturpreise des Landkreises für Thomas Besand und Stadtkapelle Kulmbach
Dabei war es eher ungewöhnlich, dass ein Dirigent unabhängig von seinem Klangkörper einen eigenständigen Kulturpreis erhielt. Bei Thomas Besand sei dies allerdings schon gerechtfertigt, erläuterte Landrat Söllner. Besand leiste seit Jahrzehnten erfolgreich und mit beispielgebendem Einsatz als Dirigent der Stadtkapelle einen unverzichtbaren Beitrag zur Pflege und zum Erhalt von Musik und Brauchtum.
Landrat Söllner beschrieb Besand als ausgesprochen vielseitigen Dirigenten, der das musikalische Motto „Von klassisch bis modern“ von Anfang an konsequent umgesetzt habe. Als Besonderheit seines Dirigats nannte Söllner Besands Leidenschaft, seine auch für das Publikum spürbare Freude und seinen unermüdlichen körperlichen Einsatz. „Thomas Besand ist ein herausragender Repräsentant der Blasmusik in unserem Landkreis. Er hat als Dirigent seine Stadtkapelle maßgeblich geprägt und zu Höchstleistungen animiert“, so Söllner.
Seit 1962 tragen die Musiker das Stadtwappen an ihrer Uniform, 1973 wurde der damalige Musikverein in Stadtkapelle umbenannt. Als Höhepunkte bezeichnete Landrat Söllner unter anderem die regelmäßigen Auftritte in der Partnerstadt Lüneburg, die Mitwirkung in der ZDF-Show „Lustige Musikanten“ 1996, ein großes Gemeinschaftskonzert mit dem Polizeiorchester Brandenburg 1999 und die Verleihung der Pro-Musica-Plakette 2006 durch den Nordbayerischen Musikbund. Kulmbachs Oberbürgermeister und Bezirkstagspräsident Henry Schramm bezeichnete Thomas Besand als Ausnahmeerscheinung. Ohne ihn sei die Stadtkapelle unvorstellbar, sagte er. Den Klangkörper selbst nannte Schramm den musikalischen Botschafter und ein hervorragende Aushängeschild der Stadt.
In seinen Dankesworten nannte Thomas Besand den Preis einen Ansporn, gemeinsam weiterzumachen. „Solange ich die Kraft habe, solange meine Gesundheit mitspielt und solange es Spaß macht, werde ich gerne an eurer Seite sein“, sagte Besand zu seinen Musikern. Zuvor hatte sich auch Vorstand Jonak bedankt und dabei das dienstälteste Orchestermitglied Max Stenglein verabschiedet. Er gehörte der Stadtkapelle 56 Jahre lang an und hatte sich die Kulturpreisverleihung für seinen letzten Auftritt als aktiver Musiker ausgesucht. Bilder: Faszinierende Formationen, Akrobatik und Ästhetik / „Magic oft he dance“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Zu sehen war Stepptanz, Irish Dance, wie es seit den großen Shows von „Lord oft he dance“ oder „Riverdance“ heißt, mit jeder Menge Lebensgefühl von der Grünen Insel. Tatsächlich konnten die Mitwirkenden mit explosiven Stepps und Tapps auftrumpfen, dazu gab es eine Inszenierung, die faszinierenden Formationen Platz gab. Zur Show gehören neben der mitreißenden, tempo- und energiegeladenen Musik (vom Band) auch viele überraschende Bühnen- und Pyroeffekte. Offenes Feuer auf der Bühne der Stadthalle, das gibt es nicht alle Tage.
Und weil das Ganze auch einen Roten Faden braucht, wird zwei Stunden lang eine Liebesgeschichte erzählt, die zur Zeit der großen Hungersnot in Irland spielt. Natürlich wird dabei viel mit Klischees gespielt. Doch darum geht es nicht, es soll die ewig wahre Story von Gut und Böse, Unschuld und Intrige, Liebe, Sehnsucht und Hass sei. Erzählt wurde diese getanzte Story von der Stimme der unvergessenen Hollywoodlegende Christopher Lee.
Eindrucksvoll ist das alles schon, wenngleich der zweite Teil der Show auch seine Längen hat. Besonders die Einlage, bei der sich drei Zuschauer aus den ersten Reihen auf der Bühne einen Crash-Kurs im Stepptanz unterziehen müssen, ist überflüssig und auch ein wenig albern, wenngleich die beiden Herren und eine Dame diese Herausforderung mit Bravour meistern. Bilder: Marschmusik, Mitternachtsblues und ein Medley von Joe Cocker / Umjubeltes Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach unter Thomas Besand
Was die Stadtkapelle ganz besonders auszeichnet, das ist ihre Vielseitigkeit. Ob Klassik oder Pop, ob traditionell oder unkonventionell, ob ernst oder heiter: die rund 50 Musiker zwischen 15 und 85 Jahren bewältigen jede Herausforderung. Moderator Karl-Heinz Backert sorgte wie immer nicht nur für kenntnisreiche Hintergrundinformationen, sondern auch für die notwendigen Pausen, die bei Bläsern wichtig und notwendig sind. Da ist zum einen die ernste Musik, wenn auch in Form der leichten Muse. Zum ersten Mal spielte die Stadtkapelle den Einzugsmarsch aus dem „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß. Schon vor rund 20 Jahren stand dagegen die gleich anschließend aufgeführte, anspruchsvolle Ouvertüre zu der relativ unbekannt gebliebenen Operette „Indigo und die 40 Räuber“, ebenfalls von Johann Strauß auf dem Programm. Und später sollte es auch noch die Polka „Feuerfest“, diesmal von Johanns Bruder Joseph Strauß sein. Schnell wird unter dem Dirigat von Thomas Besand klar, dass die Ohrwürmer der Strauß-Dynastie weit mehr sind als zuckersüße Schmankerl für sonntägliche Kaffeekränzchen. Unter Besand werden die Strauß-Kompositionen vielmehr als deftig zupackende Werke, aber auch als hintersinniges Zeugnis einer eigenständigen und sorgfältig einstudierten Kunstmusik gespielt.
Ebenfalls nicht ganz so ernst ist das französische Musical „Irma la Douce“ von Marguerite Monnot, aus dem der Klangkörper ein großes Potpourri ins Programm genommen hat. Ein wunderschönes Stimmungsbild gelang der Stadtkapelle mit dem vor Jahren schon mal aufgeführten Konzertwalzer „Südseewellen“ von Peter Gerlin. Um die Stimmungen auch dramatisch auszudrücken, hatte der Komponist nicht an technischen Schwierigkeiten in den verschiedenen Registern gespart, die von den Musikern problemlos bewältigt werden. Ebenfalls um das Thema Meer ging es beim „Seeteufel-Graf-Luckner-Marsch“ von Walter Heyer, der gleich mehrere bekannte Seemannslieder in sich vereinte. Von vielen Blasorchestern gerne ins Programm genommen, so auch von der Stadtkapelle, wird der moderne feierliche Konzertmarsch „Euphoria“ von Martin Scharnagl, den die Stadtkapelle ganz besonders effektvoll erklingen lässt. Viele Jahre nicht mehr gemacht hatte der Klangkörper den nicht unbekannten Marsch „Viribus Unitis“ („Mit vereinten Kräften“) von Josef Bach.
Am Ende gab es mit dem Auftritt der fabelhaften Elke Höhn als Gesangssolistin noch einen weiteren Höhepunkt dieses überaus gelungenen Konzertes: Mit „Stardust“ interpretierte sie absolut gekonnt einen echten Evergreen. Als Dreingabe folgte dann mit „L.O.V.E.“ von Bert Kaempfert auch noch ein Duett mit Dirigent Thomas Besand, der ohne weiteres auch den Dirigentenstab mit dem Mikrofon vertauschen könnte. Zeitgemäßes für Blasorchester gab es schließlich auf ausdrücklichen Wunsch eines Orchestermitglieds und dank einer Notenspende des früheren Vorsitzenden Reinhold Franz. Das „Joe-Cocker-Medley“ mit Titeln wie „Unchain my heart“, „Up where we belong“ und natürlich „You can leave your head on“ hatte natürlich ebenfalls echte Klasse. Als Zugaben bedankte sich die Stadtkapelle mit dem „Telefunken-Marsch“ von Johannes Evert und dem traditionellen „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauß Vater bei ihrem Publikum für den lang anhaltenden Applaus und die Standing Ovations. Bilder: Von Johann Strauß bis Joe Cocker / Neujahrskonzert der Stadtkapelle am 15. Januar in Kulmbach
Seit 28 Jahren findet das Neujahrskonzert ohne Unterbrechung jeweils Anfang Januar statt. Seitdem steht der Kulmbacher Dirigent Thomas Besand (53/Bild links) am Pult. Solisten sind diesmal Elke Höhn (Flöte und Gesang), Saskia Scheffold (Flöte), ihr Bruder Julian Scheffold (Posaune) und Wolfgang Diehm (Trompete). Letzterer wird auf vielfachen Wunsch einmal mehr den bekannten Mitternachtsblues von Franz Grothe interpretieren. Aber auch viele Kompositionen stehen auf dem Programm, die Thomas Besand mit der Stadtkapelle zum ersten Mal einstudiert hat: den Einzugsmarsch aus der Operette „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß beispielsweise oder den Konzertmarsch „Euphoria“ von Martin Scharnagl. Es gibt darüber hinaus viele zeitgemäße Arrangements für großes Blasorchester. Ein Medley mit den Hits von Joe Cocker etwa, das Posaunen-Solo „Matrimony“ von Gilbert O´Sullivan oder Pop-Song „Stardurst“, ein Jazz-Standard und Evergreen, den unter anderem Billie Holiday, Nat King Cole und Ella Fitzgerald bekannt gemacht haben. Schließlich bleibt die gute alte Blasmusiktradition bei der Stadtkapelle nicht auf der Strecke. Dafür werden unter anderem der Traditionsmarsch „Viribus Unitis“ („Mit vereinten Kräften“) oder der Konzertwalzer „Südseewellen“ sorgen. Nachwuchssorgen gibt es bei der Stadtkapelle nicht, sagt Dirigent Thomas Besand ein gutes Beispiel dafür seien die jungen Solisten, die wie immer aus den eigenen Reihen kommen. Und so werden auch diesmal weder die jüngsten Mitwirkenden im Orchester erst 15 Jahre jung sein. Der älteste Musiker ist 85 Jahre alt. Die Stadtkapelle gastiert mit ihrem Neujahrskonzert bereits am Donnerstag, 10. Januar, um 19.30 Uhr in der Frankenhalle Naila und am Sonntag, 13. Januar, um 15 Uhr in der Partnerstadt Saalfeld (Thüringen) im Meininger Hof.Britischer Humor statt Dreivierteltakt / Fulminantes Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker in der Dr.-Stammberger-Halle
Aber eben auch ein ganz anderes Programm als sonst. Kaum Dreivierteltakt, dafür typisch britischer Humor, kaum Operettenseligkeit, dafür auch mal ruhige, fast meditative Momente. Aufs mitsingen, mitsummen, mitklatschen musste dennoch niemand verzichten, sogar Fähnchen durften geschwungen werden. Die Symphoniker hatten ihr Programm diesmal an der „Last Night of the Proms“ orientiert, dem traditionellen Abschlusskonzert der BBC-Promenadenkonzerte in der Londoner Royal Albert Hall. Alljährlich zieht dieses musikalische Großereignis ein großes und enthusiastisches Publikum an. Ein ganz persönliches „Promenadenkonzert“ hatte dazu der britische Dirigent für die Hofer Neujahrskonzerte zusammengestellt. Nach Selb und noch vor Hof und Erlangen war das Orchester diesmal in Kulmbach
Schwungvoll und kurzweilig gestaltete sich aber auch das übrige Programm mit Werken berühmter Komponisten. Die spezifische Mischung aus Präzision und Gefühl scheint den Hofer Symphonikern unter Russell Harris ganz besonders zu liegen. Das wird etwa in den Arien deutlich, für die diesmal, ungewöhnlich für ein solches Konzert, ein Tenor und ein Bariton zuständig waren, keine Sopranistin also, wie sonst üblich. Randall Bills zeigt sich als versierter und virtuoser Belcanto-Tenor etwa in einer Arie von Gioachino Rossinis aus der Oper „La Cenerentola“. Ganz beabsichtigt setzt der flexible Tenor dabei voll und ganz auf den Effekt. Ebenso in einer weiteren Arie aus der Donizetti-Oper „Die Regimentstochter“. Mit mindestens zehn hohen C gehört das Stück eigentlich eher in den Zirkus als in auf die Opernbühne, doch Randall Bills bewältigt auch diese Herausforderung mit Bravour. „Der fliegende Schotte“ wird der Bariton Richard Morrison genannt, der seinen Einstand mit der Escamillo-Arie aus Georges Bizets „Carmen“ gab. Morrison singt nicht nur perfekt, sondern verkörpert die Partie auch absolut glaubwürdig. Bestens aufeinander angestimmt präsentieren sich die beiden herausragenden Solisten in einem Duett aus Bizets „Perlenfischern“.
„Es wird Spaß“, hatte Russell Harris zu Beginn des Konzertes versprochen. Damit meinte er ganz unweigerlich die „Fantasy on British Sea Songs“, besser bekannt als „Rule Britannia“ von Henry Wood und Thomas Arne. Der Dirigent ließ das Publikum aufstehen, Fahnen schwingen und lautstark den bekannten Songtext schmettern. Der Schotte Richard Morrison hatte dazu eigens seinen Kilt, also einen knielangen Schottenrock, angelegt. Was für ein Spaß, wenn Russell Harris das moderiert. „Kulmbach ist ziemlich rhythmisch“, freut sich der Maestro und setzt mit dem berühmten Marsch „Pomp and Circumstance“ von Edvard Elgar gleich noch eins drauf. Natürlich darf ganz am Ende der Radetzky-Marsch, dirigiert mit einem Glas Sekt in der Hand, nicht fehlen. Dirigent Russell Harris war unter anderen schon Kapellmeister in Weimar, Generalmusikdirektor des Theaters Altenburg/Gera und Gastdirigent des BBC-Symphonie Orchesters. Er gilt als Experte für sinfonischen Jazz, leitete zahlreiche Aufführungen klassischer Musicals, Filmkonzerte sowie Crossover-Konzerte. Bilder: Farbig, furios und faszinierend / Weihnachtskonzert mit Rossinis „Missa da Rimini“ in der St. Bartholomäus-Kirche in Pegnitz
Pegnitz. Als Opernkomponist war er ein zuverlässiger Lieferant von Ohrwürmern. Ob „Barbier von Sevilla“, „Wilhelm Tell“ oder die „Diebische Elster“, zumindest die Ouvertüren gehören zu den Standards eines jeden Orchesters. Gioacchino Rossinis Leben als Musiker und Komponist begann und endete aber mit kirchenmusikalischen Werken. Die seltene „Missa da Rimini“ ist eines davon. Der Pegnitzer Kantorei um Jörg Fuhr ist es zu verdanken, dass dieses Juwel wieder ans Licht gekommen ist. In einer glanzvollen Aufführung beim Weihnachtskonzert am Sonntag mit Musikern der Vogtland-Philharmonie Greiz-Reichenbach in der Bartholomäuskirche konnte der Dekanatskantor mit der Komposition eine echte Entdeckung präsentieren, die es noch nicht einmal auf Tonträger gibt. Rossinin hatte sich die Messe in jungen Jahren ausgedacht. 1809 war das, als Auftragswerk für die Kathedrale in Rimini. Auch in dem Frühwerk wird der spätere Rossini durchaus hörbar. Die in die Romantik deutende Melodik und eine farbige Harmonie sind es, die an Rossinis Kompositionen so faszinieren. Überraschungseffekte mit furiosen Steigerung, rasant schneller werdende Parts, volkstümlich klingende Themen und reich verzierte, gesanglich idyllische Melodien, all das ist, für eine Messe nicht gerade typisch, bereits herauszuhören. Sowohl die Sängerinnen und Sänger der Kantorei, als auch die vier Solisten vollbringen beim Weihnachtskonzert eine hervorragende Leistung. Dekanatskantor Fuhr und das kleine Orchester der Vogtland-Philharmonie glänzen durch Perfektion, durch selbstbewusste Dramatik und einen zupackenden Griff auf die Partitur. Die Kantorei klingt sehr homogen, elegant und unaufdringlich. Die Balance der Stimmen sorgt nicht nur bei Rossini, sondern schon zuvor bei den Werken von Mozart und Homilius für einen runden und klaren Gesamtklang. Der Nürnberger Bassist Thomas Freund, Richard-Wagner-Stipendiat von 2011, gab seinen Part charaktervoll und mit reinen Tönen. Herausragend agierte die Pegnitzer Altistin Bernadetta Michaldo-Fuhr, die über ein warmes tiefes Register und eine Fülle von Farben in der Stimme verfügt. Eine ausdrucksstarke Stimme zeichnet die Stuttgarter Sopranistin Saskia Kreuser aus. Sie hat keinerlei Probleme mit den Koloraturen und bringt die Dramatik ihre Parts voll und ganz zur Geltung. Saskia Kreuser ist bei den Musikfreunden in der Region keine Unbekannte: Seit 2003 ist sie Mitglied des Bayreuther Festspielchores und des Chores der Bamberger Symphoniker. Bleibt noch Ewald Bayerschmidt, ehemaliger Windsbacher Knabe, der seinen Tenor-Part ebenfalls sicher und makellos bewältigt. Zweites Werk des Abends war zuvor die bekannte und immer wieder überirdisch klingende Solomotette „Exsultate, Jubilate“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Dekanatskantor Jörg Fuhr hatte sich dabei für die erst vor vier Jahrzehnten wieder aufgetauchte zweite Textfassung aus dem Jahr 1779 entschieden, die Mozart für die Advents- und Weihnachtszeit gedacht hatte. Mit einer auf der gesamten Skala bruchlosen Stimme und einer charakteristisch intensiven Lebendigkeit führt Saskia Kreuser dieses Werk eindrucksvoll auf. In den Ecksätzen begeistert sie mit makellosen Koloraturen, sauber aufgereiht wie eine Perlenkette und dabei äußerst flexibel. Zu Beginn des Konzerts erklang die Kantate zum Neujahrsfest „Wünschet Jerusalem Glück“ des Bach-Schülers und späteren Dresdner Frauenkirchen-Organisten Gottfried August Homilius. Vor allem aber ist Homilius der wohl bedeutendste Motettenkomponist zwischen Bach und Mendelssohn Bartholdy. Das Werk wurde am Neujahrstag 1757 erstmals aufgeführt. Ihm liegen der Luther-Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“ und ein Text auf Grundlage der Melodie von „Brunn alles Heils, dich ehren wir“ zugrunde. Mit der Aufführung dieser Kantate öffnete die Kantorei den Blick auf die geistig frische und zugleich empfindsam-fromme Welt des späten 18. Jahrhunderts. Die Kantorei sang dabei in innerlich bewegtem, aber nie zu schnellem Tempo, stets ausgeglichen und einheitlich. Bild: Zum Weihnachtskonzert mit der Kantorei und der Vogtland-Philharmonie unter der Gesamtleitung von Dekanatskantor Jörg Fuhr war die Bartholomäus-Kirche auch in diesem Jahr wieder gut besucht. Countrysongs mit den Cashbags / “A Tribute to Johnny Cash”: Coverband um US-Sänger Robert Tyson gastierte in der Dr.-Stammberger-Halle
„The Cashbags“ sind im Klang und im Erscheinungsbild sehr nah an den berühmten Vorbildern. Mit markanter Bassbariton-Stimme, Westerngitarre, Telecaster, Kontrabass und Schlagzeug spielen Stephan Ckoehler (der tatsächlich so geschrieben wird), Benny Brenner und Tobias Fuchs detailgenau Klassiker wie „Ring of Fire“, „Orange blossom special“ bis hin zu „Folsom Prison Blues“. Dazu gesellt sich immer wieder Josh Angus als Carl Perkins („Blue suede shoes“). Vieles ist angelehnt an die Originalkonzerte der späten 1960er Jahre, mal solo, mal im Duett mit Valeska Kunath als June Carter, dann als „Tennessee Two“, später als „Tennessee Three“.
Mittelpunkt der Show ist US-Sänger Robert Tyson, der seit Jahren in Deutschland zuhause ist. Mit großer Bühnenpräsenz, unglaublicher Lässigkeit und dem unverwechselbaren Timbre seiner markanten Bassbaritonstimme gibt er den „Man in Black“, absolut authentisch. Zwischen den Songs erzählt er Anekdoten aus dem bewegten Leben von Johnny Cash. Über die großen Hits hinaus wird bei dem Tribute-Konzert aber auch das musikalische Spektrum deutlich, das Johnny Cash so legendär machte. Es reicht von den 1950er Jahren mit Country, Rockabilly, Blues, Folk und Pop bis hin zum Alternative Country Anfang des 21. Jahrhunderts. Über 500 Songs hat er geschrieben, mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft und dafür 13 Grammy Awards bekommen.
Auch einige Überraschungen haben sie im Gepäck. Valeska Kunath stilecht in Kleidung, Frisur und Bewegung als June Carter, für Johnny Cash die Liebe seines Lebens. Zusammen mit Robert Tyson interpretiert sie unter anderem das Duett „Jackson“ oder den berühmten Song „If I were a carpenter“. Außerdem spielt sie perfekt wie einst June Carter die Autoharp, ein Instrument, das einer Steel-Guitar ähnelt, aber wie eine Gitarre gespielt wird. In „Wildwood flower“ singt Valeska Kunath solo und begleitet sich dabei selbst. Wie sie das macht, hat echte Klasse. Auch hier wird klar, warum die „Cashbags als erfolgreichste Johnny-Cash-Revival-Band gelten. Der Man in Black wäre stolz auf sie gewesen. Bilder: Mit einem Tribut to Johnny Cash gastierte die Band „The Cashbags“ um US-Sänger Robert Tyson am Donnerstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle. Echte Volksmusik als zentrales Anliegen / 31. Oberfränkisches Volksmusikfest in Pottenstein
Volksmusik ist nach wie vor beliebt und darf bei keiner Kirchweih fehlen, sagte Organisator Bertram Popp von der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik. Volksmusik mache allen Beteiligten Riesenspaß und habe mit Volkstümelei nichts zu tun“, so der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer. Bezirkstagspräsident Günther Denzler nannte die Pflege der Volksmusik ein zentrales Anliegen der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks. Volksmusik sei aber auch nichts Starres, sondern sie entwickle sich stetig weiter. Das haben die die Teilnehmer des 31. Volksmusikfestes eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Bilder: Klassik bei Brezen, Bier und Bratwürsten / 68. Festival Junger Künstler Bayreuth: Kleine Festspiele am Fuße des Hügels
Wie in jedem Jahr gab es einen bunten Reigen von Darbietungen, Kammermusik in verschiedensten Besetzungen, Tanzmusik aus aller Welt und viele musikalische Überraschungen. Frei nach dem Motto „Mit leerem Magen studiert sich´s schlecht“ wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt: mit fränkischen Bratwürsten, Brezeln und Bayreuther Bier.
Die Stadt Bayreuth sei stolz ein Festival zu beherbergen, das längst zu einer festen Institution im Kulturleben der Stadt geworden ist, so Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. „Das Festival junger Künstler ist aus dem sommerlichen Leben Bayreuths nicht mehr wegzudenken“, sagte sie, schon deshalb, weil das Festival als Bühne die gesamte Innenstadt nutze und damit den Bayreuther Kultursommer ungemein bereichere. Merk-Erbe erinnerte auch an die Gründung als internationales Musikstudententreffen im Jahr 1950 durch Herbert Barth und unter der Patronage des berühmten Komponisten Jean Sibelius. Von einem „wie jedes Jahr beeindruckenden Abend“ sprach die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Das Festival stehe in herausragender Art und Weise für Begegnung und Völkerverständigung und habe damit eine weit über das rein künstlerische hinausgehende Bedeutung.
Bürger und Besucher der Stadt haben in den kommenden Wochen außerdem Gelegenheit, den Ensembles des Festivals auf den Straßen und Plätzen der Stadt zu begegnen. Daneben treten die Mitwirkenden mit klassischer Musik und Folklore aus ihren Heimatländern auf den Bühnen ganz Oberfrankens und teilweise sogar weit darüber hinaus auf. Bilder: Fetzige Klangsprache und explosive Gestik / Ljubka Biagioni leitete zum Abschluss der Open Airs auf der Plassenburg die Sofia Symphonics
Ein Ohrwurm stand mit Friedrich Smetanas „Moldau“ gleich am Anfang. Auch Menschen, die so gar nichts mit klassischer Musik im Sinn haben, können mitsummen, wenn der Komponist die Zuhörer in seine böhmische Heimat entführt und den Lauf des Flusses von der Quelle über Wälder und Flure entlang stolzer Burgen bis zu seinem Einmünden in die Elbe beschreibt. Bei Ljubka Biagioni stimmt die Dramaturgie. Das Hauptthema wird in großen Bögen immer wieder neu entwickelt, die Einschübe kommen stimmig, der Schluss pompös. Die Sofia Symphonics legen großen Wert auf einen warmen Klang, lassen die vielen Details der Partitur aufblitzen und musizieren absolut inspiriert.
Zweites Werk aus dem 19. Jahrhundert war Peter Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“. Die Komposition beruht auf dem gleichnamigen Werk von William Shakespeare und gilt als erstes großes Meisterwerk Tschaikowskys. „Romeo und Julia“, das bedeutet viele musikalische Kleinode, die von den Musikern gekonnt ausgespielt werden. Transparent musiziert, auch mal auf den einen oder anderen Effekt setzend, lässt die Dirigentin dieses wunderbare Werk erklingen, das schon allein aufgrund seiner Thematik wie kaum ein zweites in den schönen Hof der Plassenburg passt. Durchaus jazzig führte die Reise nach der Pause in die Neue Welt nach Amerika: Von George Gershwin stammt die berühmte Komposition „Rhapsody in Blue“, die mit dem versierten Solisten Stefan Vrachev am zugegeben etwas minimalistisch klingenden e-Piano im Mittelpunkt des zweiten Teils des Abends stand. Bei dem Solisten klang das Stück eher nach Jazz als nach Klassik, was der Absicht Gershwins vielleicht sogar ein stückweit näher kam. Schließlich war Gershwin ein manischer Tempotreiber mit irrwitzigen virtuosen Fähigkeiten. Seine Akkorde stampfen, seine rhythmische Intensität erinnert mitunter an eine Dampfmaschine. Das Orchester peitschte mit wohldosierten, aber eindringlichen Effekten das Ganze massiv voran. Danach gab es gleich nochmal Gershwin, sein wundervolles „Summertime“ aus der 1935 uraufgeführter Oper „Porgy and Bess“, dramatisch und auf höchstem Niveau dargebracht vom Klarinettisten des Orchesters. Zum Schluss der musikalischen Sommerreise gab es zum einen eine Erinnerung an den großen Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein, dessen 100. Todestag die Musikwelt heuer gedenkt. Aufgeführt wurden die Sinfonischen Tänze aus der „West Side Story“, einer der erfolgreichsten und bekanntesten Kompositionen des 20. Jahrhunderts überhaupt. Hingebungsvoll und leidenschaftlich lässt Ljubka Biagioni dieses Werk erklingen, ganz im Sinne Bernsteins in fetziger Klangsprache kombiniert mit explosiver Gestik. Auch hier gibt es wieder Anklange an echte Ohrwürmer wie „Somewhere“, „Maria“ oder „Tonight“. Am Ende gab es großen Applaus für die Musiker und ihre Dirigentin, die auch im kommenden Jahr bei den Plassenburg-Open-Airs wieder dabei sein wird. Bilder: Avantgarde, Ethno-Pop und Ländler / Haindling beim Plassenburg-Open-Air
Der Jüngste ist Haindling nicht mehr, aber ein jung gebliebener. Richtig politisch wird er nicht, aber er erhebt immer wieder den Zeigefinger. Er ist keiner, der in den Charts zu Hause ist und hatte doch mit „Lang scho nimmer g´sehn“ vor über 30 Jahren einen echten Riesenhit, der als Zugabe natürlich auf der Plassenburg nicht fehlen darf. Haindling ist aber vor allem eines: ein sympathischer Mensch, der nicht nur authentisch rüberkommt, sondern der authentisch ist. Ein exzellenter Musiker, der alle möglichen Instrumente spielt ist er auch und dazu ein herrlicher Geschichtenerzähler, den man gebannt an den Lippen hängt.
Es ist auch nicht unbedingt Popmusik, was Haindling macht, sondern eher eine Mischung aus bayerischem Ethno-Pop, Avantgarde, Walzer, Ländler, sogar einen Zwiefachen gibt es. Eigentlich könnte man jedes Stück anders einordnen, und es bleibt doch immer wieder eine geniale Haindling-Komposition, egal ob „Spinn i“, „Karussell“, „Du Depp“ oder „Das ewige Lied“.
Auch diesmal hat er wieder ein Rieseninstrumentarium dabei, vom Klangholz bis zur Maultrommel, vom Alphorn bis zum E-Piano. Mit Hilfe seiner befreundeten Musikerkollegen bringt er alle die Tasten- Blas- und Schlaginstrumente zum Klingen, bis schließlich der Haindling-Sound den Schönen Hof füllt. Richtig zur Geltung kommen hier die Filmmusiken, mit denen Haindling sich auch als ernsthafter Komponist einen großen Namen gemacht hat. Fast schon eine kleine Sinfonie ist seine Musik zum Vilsmaier-Film „Bavaria – Traumreise durch Bayern“. Kaum zu glauben, dass der Ur-Bayer Hans-Jürgen Buchner ein gebürtiger Preuße ist, dass er als Keramiker den Meisterbrief besitzt, und dass er tatsächlich schon 1945 geboren wurde. Hoffentlich kommt Haindling noch oft hierher, Künstler wie er sind selten geworden. Bilder: Akzentuiert, artikuliert und mit absoluter Leichtigkeit / „Oberfranken-Tournee“ an Ostern: JSO unter Till Fabian Weser mit Tschaikowsky, Mozart und Dvorak
Er studiert aktuell am Royal College of Music in London und ist trotz junger Jahre bereits ein überaus versierter Solist. Schina lässt die Oboe in alle denkbaren Klangwelten vordringen, er musiziert selbstsicher, vital und mit offensiver Kantabilität, mit Liebe zum Detail und feinem Klangsinn. „Das Mozart-Konzert ist eines meiner Favoriten“ bekannte Schina im Vorfeld und das hört man auch. Das Konzert dürfe man keineswegs unterschätzen, so der Solist. Bei Mozart sei allgemein eine absolute Leichtigkeit im Spielen das oberste Ziel. Dazu müsse man nicht nur technisch absolut sicher sein, sondern auch das komplette Werk analysieren, um alle Zusammenhänge und musikalischen Höhepunkte herauszuarbeiten. Dem Solisten ist dies gelungen. Er betrachtet das Konzert aus galanter Perspektive, musiziert hinsichtlich Phrasierung und Artikulation gut durchstrukturiert und nimmt immer wieder gerne das Tempo heraus, womit er einen ganz eigenen Spannungsbogen aufbaut. Das Jugendsymphonieorchester präsentiert sich dazu als gut eingespielter Begleiter, warm und intensiv im Klang. Ein wirkungsvoller Einfall des Dirigenten war es dabei, die Streicher im Stehen, wie zu Mozarts Zeiten üblich, im Stehen musizieren zu lassen. Zuvor also die Nussknacker-Suite: Tschaikowsky hatte als erster Komponist Ballettmusik sinfonisch aufgebaut. Trotzdem spielt man immer wieder gerne die Suite als eine Art „Best of“. Die einzelnen Nummern sind aber auch einfach zauberhaft, ganz egal ob der charakteristische Marsch, der „Tanz der Zuckerfee“ oder der „Blumenwalzer“, der am Ende nochmal als Zugabe erklingt, das JSO musiziert farbig und leuchtend, akzentuiert und raffiniert.
Dirigent Till Fabian Weser leitet das Jugendsymphonieorchester Oberfranken seit 2013, im „Hauptberuf“ spielt er die Trompete bei den Bamberger Symphonikern. Der 52-Jährige bezeichnet das JSO gerne auch als Talentschmiede für junge Musiker aus allen Teilen Oberfrankens und würdigt das herausragende Engagement des Bezirks, das in dieser Form bayernweit einmalig sei. Die Arbeitsphase ging auch in diesem Jahr wieder im Schullandheim von Weißenstadt über die Bühne, die Tutti-Proben samt Generalprobe fanden im Kurhotel von Weißenstadt statt. Zum Auftakt in Naila hatte Bürgermeister Frank Stumpf das abwechslungsreiche Repertoire des Konzerts und den hohen Qualitätsstandard des Orchesters gewürdigt. Organisatorin Maria Lindl vom Bezirk Oberfranken stellte das Jugendsymphonieorchester als wichtiges Projekt der Jugendarbeit der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau vor. Ein wichtiges Anliegen des einst weltberühmten Geigers Henri Marteau sei es gewesen, Musik an junge Leute weiterzugeben. Damit werde der Geist Marteaus im Jugendsymphonieorchester spürbar. Bild: Orchester auf Zeit startet Oberfrankentournee / Jugendsymphonieorchester: Probenauftakt in Weißenstadt
Nicht nur das Hauptwerk ist mit der Dvorak-Symphonie spektakulär, auch Tschaikowskys „Nussknacker-Suite“ hat außerhalb der Weihnachtszeit ihren ganz besonderen Reiz. Daneben steht das Oboenkonzert C-Dur KV 314 von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm. Solist ist der 19-jährige Robert Schina aus Bayreuth. Er war schon in den zurückliegenden Jahren beim JSO dabei studiert derzeit am Royal College of Music in London.
„Mit unserem ehrgeizigen Projekt eines eigenen Jugendsymphonieorchesters möchten wir jungen Nachwuchsmusikern aus der Region alljährlich zu Ostern die Möglichkeit geben, ihr Können unter professioneller Anleitung öffentlich zu präsentieren“, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler zum Probenauftakt. Als „Orchester auf Zeit“ setze sich das Jugendsymphonieorchester Jahr für Jahr neu zusammen. Der Präsident nannte die intensive Zusammenarbeit mit dem professionellen Dirigenten eine einzigartige Erfahrung für die jungen Leute. Denzler: „Das oberfränkische Jugendsymphonieorchester ist das Herzstück der Jugendarbeit unserer internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau.“
Ein Sprungbrett war das Jugendsymphonieorchester unter anderem für die heute prominente Geigerin Sornitza Baharova und den Dirigenten Axel Kober. Beide musizierten jeweils mehrere Jahre lang mit dem Jugendsymphonieorchester, heute ist Sornitza Baharova Mitglied der Staatsphilharmonie Nürnberg, Axel Kober ist Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein und debütierte im Sommer 2013 mit Richard Wagners Tannhäuser bei den Bayreuther Festspielen.
Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken finden statt: am Karsamstag, 31. März um 18 Uhr in Naila (Frankenhalle), am Ostersonntag, 1. April um 17.30 Uhr in Coburg (Kongresshaus Rosengarten) und am Ostermontag, 2. April um 17.30 Uhr in Stegaurach (Aurachtalhalle). Bilder: Probenauftakt am Wochenende in Weißenstadt: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken 2018:
Karsamstag, 31. März, 18 Uhr,
Frankenhalle Naila „Das Glück wohnt überall“: Sängerisches Können gepaart mit schauspielerischen Leistungen / Emmerich Kalmans „Csardasfürstin“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Glanz, Glitter und K.u.K.-Prunk: "Die Csardasfürstin" wird in der Regie von Andrea Schwarz als Varieté-Glitzerwelt in einem entsprechenden Bühnenbild des aus Graz stammenden und im österreichischen Burgenland beheimateten Künstlers Norbert Art-Uro gezeigt. Spektakuläre Neudeutungen, wie vor einigen Monaten am Mainfrankentheater in Würzburg darf man da nicht erwarten, immerhin tourt die Produktion bereits seit Weihnachten allabendlich durch Deutschland, was schon allein eine große Leistung ist. Wildes Varieté auf der engen Kleinkunstbühne - das ist die Welt der Sylva Varescu. Große Kostüme werden im Palast von Edwins Vater Fürst Lippert-Weylersheim aufgetragen und es schimmert noch der Glanz der alten K.u.K.-Zeit durch. Der Standeskonflikt zwischen Edwin und Silva, der ihrer Liebe im Weg steht, bildet das Zentrum dieser Liebesgeschichte. Die Akteure beweisen alle sängerisches Können, gepaart mit schauspielerischen Leistungen. Allen voran die Wiener Sopranistin Sevana Salmasi als Csardasfürstin Sylva Varescu. Sie darf als perfekte Besetzung gelten, wenn sie auch gerne mal zum forcieren neigt. Sevana Salmasi spielt authentisch, vielschichtig, farbig und glaubwürdig. Der kanadische Tenor Dan Chamandy, der auch schon als Wagner-Interpret in Erscheinung getreten war, überzeugt das Publikum als Edwin mit famoser Stimme und einer authentisch gespielten Liebe zu Sylva. Dan Chamandy hat Charme, Schmäh und die Schneidigkeit des jungen Fürstensohnes. Der Wiener Bariton Dieter Kschendt-Michel hat als Graf Boni sowieso die meiste Komik im Textbuch und avanciert schnell zum Publikumsliebling. Ihm ist in jeder Szene eine große Spielfreude gepaart mit ausdrucksvollem Gesang und einer glaubwürdigen Darstellung anzumerken. Ihm ebenbürtig als Partnerin ist Angela Wandraschek als Anastasia, kurz „Stasi“, mit hervorragender Stimme, Textverständlicheit und ebenso überzeugendem Spiel.
In weiteren Rollen überzeugten Martin Ganthaler als Eugen Rhonsdorff und Giorgio Valenta als Feri. Beide absolut präsent und nicht nur sängerisch, sondern auch darstellerisch hervorragend. Die Balletteinlagen mit den vier Tänzerinnen und einem Tänzer in der Choreographie von Nera Nicol hätte man sich gerne ein bisschen flotter und weniger altbacken gewünscht, dafür konnte das kleine Orchester unter der Stabführung des griechischen Dirigenten Vasilis Tsiatsianis vollends überzeugen. Zügige Tempi kennzeichneten das Dirigat, effektvoll, energiegeladen und energisch waren die Musiker stets präsent. Am Ende gab es riesigen Applaus, wenn auch die Dr.-Stammberger-Halle nur gut zur Hälfte gefüllt war.
Bilder: Wundervolle Stimmen und witzige Geschichten / Kulmbach liegt am Broadway: „Musical Moments“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Die zweieinhalbstündige Show mit 20 der aktuell erfolgreichsten Musicals in der tempogeladenen Choreographie von Dominik Halamek war abwechslungsreich, farbenprächtig und fantasievoll. Hier treffen große Emotionen auf witzige Geschichten, wundervolle Stimmen auf prächtige Kostüme. Dazu gibt es eine raffinierte Lichtregie mit eindrucksvollen Fotoprojektionen. Alles in allem beste Unterhaltung auf hohem Niveau, wenn auch die Musik vom Band kam und die Stimmen zumindest anfangs übersteuert waren.
Ihre Namen sollen an dieser Stelle trotzdem nicht ungenannt bleiben: Lina Hampel aus Hamburg, Judith Seibert aus München, Nadine Hammer aus Thüringen, die Österreicherin Stefanie Kock, Anna Carave aus der Ukraine, Zoltan Tombor aus Ungarn sowie Choreograph Dominik Halamek und der Kopf der Truppe Espen Nowacki. Studiert man das Programmheft, stellt man fest, dass alle eine professionelle Gesangs- und Tanzausbildung hinter sich und die eine oder andere Rolle an namhaften Bühnen übernommen haben. Das spricht auch für die Wandlungsfähigkeit der Sänger und Darsteller und für ihr großes schauspielerisches und tänzerisches Talent. Dazu kommen bunte, glitzernde Roben und tolle, meist an das Original angelehnte Kostüme.
Das achtköpfige Ensemble hat das Publikum den ganzen Abend lang gut und originell mit einer mitreißenden und witzigen Show unterhalten und dabei den Nerv der Kulmbacher Musical-Fans getroffen. Am Schluss beim Udo-Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“ und beim anschließenden Abba-Musical „Mamma mia“ war die ganze Halle aus dem Häuschen, alle tanzten und sangen mit. Die Zeit verging wie im Flug und man hätte noch ewig so zuhören und zusehen können. Bilder: Hauch von Hollywood mit den Hofer Symphonikern / „Magic movie moments“: Zum Neujahrskonzert mit Stargast Carry Sass gibt es fulminante Soundtracks
„Was wäre ein Film ohne Musik?“, diese Frage stellte die Sängerin und Moderatorin gleich zu Beginn, um selbst die Antwort zu geben: „Nichts!“. Und so bringt Carry Sass am Anfang mit dem Soundtrack zur Oskar-Verleihung einen Hauch von Hollywood nach Kulmbach. Von den Klassikern der Filmgeschichte wie der Star-Wars-Melodie von John Williams bis hin zu Fantasie- und Action-Filmen wie „Game of thrones“ war diesmal alles vertreten, was ins Ohr geht. Carry Sass, charmanter Bühnenstar aus Berlin, ist die perfekte Interpretin für das, was man auch als heitere Muse oder leichte Klassik bezeichnen könnte. Dabei lag manches im Programm Welten auseinander, Norbert Schultzes „Lilli Marleen“ etwa und Adeles „Skyfall“. Doch die Entertainerin, der Dirigent aus Weimar und die Musiker aus Hof schaffen den großen Bogen in einem Programm, das voller Überraschungen steckte. Jede Komposition für sich ist ein wahres Meisterwerk, das viel mehr Beachtung verdient hätte. Manches steckt voller Dramatik, anderes strotzt nur so vor Witz. Die Symphoniker musizieren dabei mitreißend und voller Spielfreude. Auch in den rein orchestralen Kompositionen, Elmer Bernsteins fulminante Filmmusik zu den „Glorreichen Sieben“ ragt dabei besonders heraus, die fantastische Filmmusik zu „Das Boot“ von Klaus Doldinger und natürlich die in manchen Passagen fast schon kammermusikalisch anmutende Suite zu Nino Rotas „Der Pate“. Der Sängerin Carry Sass scheint irgendwie alles zu liegen, mal ist sie Marlene Dietrich im Blauen Engel, dann wieder Edith Piaf in „La vie en rose“. Sie nimmt die Zuhörer auf die Filmreise mit, erinnert in ihrem Auftreten an Liza Minelli, manchmal auch an Ute Lemper, besitzt eine fantastische Ausstrahlung, kann auf eine ausgebildete Musicalstimme verweisen und beweist vor allem eines: Vielseitigkeit. Cary Sass hatte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler im damaligen Ost-Berlin studiert und war in der Folge unter anderem im Berliner Theater des Westens, im Deutschen Theater in München und am Opernhaus Graz engagiert. Ihre Paraderolle ist, wie könnte es auch anders sein, die der Sally Bowles im Musical „Cabaret“. Das stand diesmal allerdings nicht auf dem Programm, dafür gab es bei den Zugaben Irvin Berlins „There is no business like showbusiness“ aus dem Musical „Annie get your gun“. Interessant waren beim Neujahrskonzert auch die ständig wechselnden Outfits der Solistin. Ihr Markenzeichen sind die Pailletten und der lange Schlitz im Kleid. Aber auch in alle anderen Outfits macht die Sängerin eine gute Figur. Bild: Stargast des Neujahrskonzerts mit den Hofer Symphonikern unter dem Dirigenten Hannes Ferrand in der Dr.-Stammberger-Halle war die Berliner Entertainerin Carry Sass. Junge Musiktalente gesucht / JSO Oberfranken startet an Ostern seine Oberfranken-Tournee
Till Fabian Weser spricht von einem traditionellem Programm, das wunderbar zusammenpasst. Warum sollte der „Nussknacker“ immer nur an Weihnachten gespielt werden, so der Dirigent, der das Stück seiner 15-jährigen Tochter widmet. Sie mag die Komposition ganz besonders mag und spielt selbst zum wiederholten Mal als Geigerin im Orchester mit. Tschaikowsky und Dvorak harmonieren besonders gut, sagt Till Fabian Weser, nach der 9. Symphonie zu seinem Einstand beim JSO im Jahr 2013 hatte er deshalb für heuer die 8. Symphonie aufs Programm gesetzt. Bleibt noch das Oboenkonzert von Mozart. Dafür konnte der Dirigent den jungen Solisten Robert Schina aus Bayreuth gewinnen. Der 19-Jährige studiert am Royal College of Music in London. Er war in den zurückliegenden Jahren nicht nur im Bayerischen Landesjugendorchester aktiv, sondern wirkte auch schon im Jugendsymphonieorchester Oberfranken mit. „Das Stück ist technisch gut zu realisieren, aber musikalisch sehr anspruchsvoll“, sagt Till Fabian Weser. Nicht nur für den Solisten, auch für die Streicher sei es ein großartiges Werk, um viele Aspekte des Zusammenspiels zu erlernen. Till Fabian Weser leitet das Jugendsymphonieorchester Oberfranken seit 2013, im „Hauptberuf“ spielt er die Trompete bei den Bamberger Symphonikern. Der 52-Jährige bezeichnet das JSO gerne auch als Talentschmiede für junge Musiker aus allen Teilen Oberfrankens und würdigt das herausragende Engagement des Bezirks, das in dieser Form bayernweit einmalig sei. „Das JSO steht im Zentrum der Arbeit unserer Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau“, sagt der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. „Ich bin sehr froh, dass wir mit Till Fabian Weser einen so außergewöhnlichen Dirigenten haben", so Denzler. Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Dirigenten und Musikpädagogen Professor Dr. Günther Weiß gegründet. Weitere Dirigenten waren Howard Golden und Raoul Grüneis. Die Arbeitsphase beginnt diesmal am Samstag, 24. März im Schullandheim von Weißenstadt (Landkreis Wunsiedel). Dort werden nicht nur die ersten Proben stattfinden, auch die Nachwuchsmusiker sind dort bis zum Karfreitag untergebracht. Der Großteil der Tutti-Proben findet dann im Kurhotel von Weißenstadt statt. Dort wird am Karfreitag auch die öffentliche Generalprobe über die Bühne gehen, ehe die kleine Orchestertournee durch Oberfranken startet. Weitere Information und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es im Internet unter www.jso-oberfranken.de. Die Teilnahmegebühr beträgt 190 Euro, Geschwister zahlen jeweils 130 Euro. Unterkunft und Verpflegung im Schullandheim Weißenstadt sind inklusive. Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken 2018: Karsamstag, 31. März, 18 Uhr, Frankenhalle Naila Ostersonntag, 1. April, 17:30 Uhr, Kongresshaus Rosengarten Coburg Ostermontag, 2. April, 17:30 Uhr Aurachtalhalle Stegaurach Wohlfühlklänge zum Weihnachtsfest / Gelungene Einstimmung auf das Fest: Ljubka Biagioni leitete Chor und Orchester der Sofia Symphonics in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle
Kulmbach. Nichts von seinem Zauber verloren hat das Weihnachtskonzert mit Chor und Orchester der Sofia Symphonics unter der Leitung von Ljubka Biagioni, das mittlerweile schon im dritten Jahr in Folge stattfand und wieder für eine ausverkaufte Halle sorgte. Weihnachten ohne Musik, das ist undenkbar. Nicht nur die ernste auch die feierliche und besinnliche Musik soll es sein. Sie vereint die ganze Familie, wie sonst während des Jahres nicht und sorgt für die perfekte Weihnachtsstimmung. Mit einer geschickten Mischung von bekannten und selten gespielten Werken sorgten Musiker, Sänger und Dirigentin am Freitagabend für die perfekte Einstimmung auf das Fest. Wieder tauchen viele vertraute Klänge auf, wie etwa die Weihnachtslieder „The first noel“, „In dulci jubilo“ oder „Adeste Fideles“, dargeboten auf höchstem Niveau und moderiert von der Dirigentin persönlich. Bei diesem hochkarätigen wie stimmungsvollen Konzert glaubt man beinahe, den Duft von Äpfeln und Nüssen zu vernehmen. So spannt das populäre Programm einen weiten Bogen von barocken Sätzen aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium, dem berühmten „Air“ aus der drittten Orchestersuite, oder Georg Friedrich Händels Messias“, über Klassiker und Romantiker wie Tschaikowskys „Nussknacker“ bis hin zu traditionellen deutschen und internationalen Weihnachtslieder, alles in wunderbaren Arrangements, bei denen sich Chor und Orchester abwechseln. Mit seinem hell timbriertem Tenor glänzt dabei der Michail Michailov in der Arie „Ich will nur dir zu ehren leben“ aus Bachs Weihnachtsoratorium. Die halsbrecherischen Koloraturen bewältigt er mühelos, genauso wie später die Arie „Tröste dich, mein Volk“ aus Händels Messias. Diesmal hatte die Dirigentin mit einem geistlichen Teil begonnen, dem Gloria von Antonio Vivaldi. Eine kleine Messe für kleines Orchester, Chor und Solisten. Das musikalisch-technische Niveau des Orchesters ist dabei durchgängig hoch. Der souveräne Chor singt in wunderbar dezentem Piano transparent und schlank. Das ist Musik, die eigentlich in die Kirche gehört, aber gerade in der Adventszeit auch in den Konzertsaal passt. Nach der Pause dann eher die optimistisch fröhlich stimmende Tempi mit großer emotionaler Wirkung, aber stets in makelloser Interpretation, auch wenn die mal etwas jazzig klingt, wie bei „Stille Nacht“ oder improvisiert, wie beim Solo des Pianisten. Während im ersten Teil nur etwa 25 Musiker auf der Bühne waren, wächst das Orchester im zweiten Teil auf rund 40 Musiker an. Bild: Ljubka Biagioni leitete die Sofia Symphonics beim eindrucksvollen Weihnachtskonzert in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle. „Jauchzet, frohlocket!“: Hörbares Licht in der Winterzeit / Gelungene Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in der Petrikirche
„Wer singt, betet doppelt“, das war die Überzeugung von Kirchenvater Augustinus. Ganz unmittelbar berührt die Musik die Seele und bringt die Menschen in Resonanz. Musik wird damit zum Gottesdienst, weil sie die Kirche zum klingenden Raum macht. Noch dazu, wenn die Musik vom „Spielmann Gottes“ kommt, oder vom fünften Evangelisten, wie Bach auch oft bezeichnet wird. „Bachs Weihnachtsoratorium ist ein Synonym für Hoffnung, Freude, Glanz und gewissermaßen ein hörbares Licht in der Winterzeit“, sagt Ingo Hahn. Johann Sebastian Bachs populäre Komposition erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukas- und im Matthäus-Evangelium nachzulesen ist. Jede der insgesamt sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums hat seinen von den anderen Abschnitten unabhängigen Platz im Kirchengeschehen zwischen Weihnachten und Epiphanias, verstreut über die Festtage zweier Wochen. Die Bestimmung der Kantate, wie sie sich aus der Leipziger Praxis zu Bachs Zeit ergab, bestand darin, im Gottesdienst aufgeführt zu werden. Damit war die komponierte Musik Bestandteil des religiösen Ablaufs und mit diesem unlöslich verbunden. Im jetzt und heute hat sich Bachs Musik freilich von ihrem liturgischen Kontext gelöst. Eine Konzertaufführung fügt das, was zu Bachs Zeiten in der Liturgie verankert und auf mehrere Feiertage verteilt war, zu einem neuen Ganzen zusammen. Das Weihnachtsoratorium hat längst unabhängig von seiner gottesdienstlichen Funktion ein Eigenleben als eigenständiges Oratorium entwickelt. In der bestens ausgewogenen Aufführung fügten sich unter dem Dirigat von Ingo Hahn sämtliche Nummern der vier aufgeführten Kantaten nahtlos und in natürlichem Fluss ineinander. Einmal mehr musizierte das Orchester „Musica Juventa“ aus Halle überaus engagiert, absolut perfekt und nahe am barocken Originalklang. Sehr schön war dies beispielsweise in der stimmungsvollen Passage der langsamen, konzertanten Hirtenmusik zu Beginn der zweiten Kantate zu erleben. Dem Ensemble gelang es durchaus auch, den barocken Klang mit lebendiger, zeitgemäßer Gestaltung zu verknüpfen und vor allem mit der einzigartigen Bläservielfalt den verborgenen Geist des Werkes aufzuspüren. Dynamische Differenzierung und polyphone Abläufe kamen bestens zur Geltung, was an der hohen Transparenz liegt, die sowohl Chor, als auch Instrumentalisten auszeichneten. Mit festlichem Schwung triumphierte die Kantorei nicht nur in den relativ zügig genommenen prächtigen Eingangschören etwa der ersten und sechsten Kantate auf. Vielmehr gelang es den Sängerinnen und Sängern, das vorgegebene Niveau während der gesamten vier Kantaten durchzuhalten. Neben den mit natürlicher Frische gesungenen Chorälen waren auch die großen Chorsätze in ihrer Präzision durchwegs bestens gelungen. Insgesamt wirkt die Interpretation nie unangemessen forciert, sondern folgt einfach dem musikalischen Impetus Bachs. Trefflich besetzt waren die Partien der Solisten mit Nina Dörfler (Sopran), Carolina Bruck-Santos (Alt), Christoph Rösel (Tenor) und Markus Simon (Bass), die alle vier ein hohes Niveau erreichen. Eine zentrale Stellung nahm dabei Tenor Christoph Rösel ein, der die Rezitative des Evangelisten mit lockerer Tongebung und vorzüglich deklamierend sang. Halsbrecherische Koloraturen und einen wunderbaren Dialog mit der Flöte präsentiert er in seiner Bravourarie „Frohe Hirten“. Auch der Alt-Partie hat Bach einige eindrucksvolle Höhepunkte wie etwa die Arie „Schlafe, mein Liebster“ in die Noten geschrieben, die Carolina Bruck-Santos ausdrucksvoll und überzeugend interpretierte. Besonders gelungen war der Dialog mit der Ersten Geige in ihrer Arie „Schließe mein Herz“ aus der dritten Kantate. Vom Umfang her fällt die Sopranpartie am bescheidensten aus, doch konnte Nina Romy Dörfler mit ihrer schlanken Stimme ihren Arien ebenfalls Profil verleihen. Mit strahlender und tragfähiger Stimme interpretierte schließlich Markus Simon seine Basspartien. Für einen Höhepunkt der Aufführung sorgte er mit der eindrucksvoll interpretierten Arie „Großer Herr, o starker König“. Die Aufführung am Sonntag entließ die Zuhörer nicht nur froh gestimmt in die Weihnachtszeit, sondern hinterließ auch großen Eindruck, was am lange andauernden Beifall deutlich wurde. Zum Dank dafür wiederholten die Beteiligten noch einmal den Choral aus der sechsten Kantate. Bild: Immer wieder ein eindrucksvolles Bild: Die Kulmbacher Kantorei und das Orchester „Musica Juventa“ bei der Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium am Sonntag in der Petrikirche. Klug ausgewählte Kompositionen und passende Texte / Klavierabend mit Ingo Dannhorn und dem Rezitator Max Müller zu Ehren von Wilhelm Kempff
Ingo Dannhorn setzt in seinen Interpretationen vor allem auf sensibles Gestalten mit einem warmen und runden Ton. Wichtig sind ihm Details und Nuancen, mit denen er dem Zuhörer einen Blick unter die Oberfläche ermöglichen möchte. Wilhelm Kempff hätte schon an der Programmauswahl seine wahre Freude gehabt. Das Publikum – es mussten alle verfügbaren Stühle herbeigeschafft werden, so groß war der Andrang - sitzt derweil im Halbdunkel, während die Protagonisten angestrahlt werden und so eine ganz eigenartige Stimmung entsteht. Hauptwerk des Abends war zweifellos die Chaconne d-Moll (BWV 1004) von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni. Ursprünglich für Solovioline komponiert hatte Busoni das vielleicht berühmteste Arrangement geschrieben, ohne sich von Bachs Vorlage zu weit zu entfernen. Er hatte die Virtuosität des Streichersatzes auf die Gegebenheiten des Tasteninstrumentes übertragen und Ingo Dannhorn schafft es in seiner Interpretation die Möglichkeiten des modernen Steingraeber-Flügels kongenial auszureizen und in atemberaubender Virtuosität zu Gehör zu bringen. Virtuosität ist natürlich erst recht bei der Rigoletto-Paraphrase von Franz Liszt gefragt. Auch das kann Ingo Dannhorn, wenngleich auch hier Details eine wichtige Rolle spielen. Doch welch ein Gegensatz zu Ludwig van Beethovens d-Moll-Sonate op.31//2 mit dem Beinamen „Der Sturm“. Fast ein wenig unspektakulär geht Ingo Dannhorn hier zu Werke und lässt die Sätze ineinander übergehen. Wohltuend unaufgeregt ist das auf jeden Fall, ähnlich wie beim ersten Satz aus Mozarts G-Dur-Sonate, KV 283, gleich zu Beginn.
Der österreichische Schauspieler und Sänger Max Müller, hierzulande bekannt unter anderem aus der TV-Serie „Die Rosenheim-Cops“ steuerte dazu mit baritonaler Sprechstimme einige Originalschriften von Wilhelm-Kempff bei. Klug ausgewählte Texte aus seiner Autobiographie „Unter dem Zimbelstern“, aus seinem Reisetagebuch „Was ich hörte, was ich sah“, einen kaum bekannten „Brief aus Thurnau“ aus dem Jahr 1945 und einen Bericht über ein Treffen mit Albert Schweizer. Überaus passend ist das alles, zumal sich die folgende Komposition immer exakt auf den Text bezieht und Max Müller mit sympathischer Sprechstimme nicht nur liest, sondern intelligent gestaltet. Bemerkenswert und nachdenklich lassen die beiden Künstler den Abend auch zu Ende gehen. Max Müller liest Wilhelm Kempffs berühmte Ansprach aus dem Jahr 1954 in der Friedenkirche zu Hiroshima und Ingo Dannhorn spielt darauf Kempffs stille und nachdenkliche Bach-Bearbeitung der der berühmten „Siciliana“. Ingo Dannhorn hatte bereits mit fünf Jahren begonnen, Klavier zu spielen. Noch als Kind wurde er am Salzburger Mozarteum in eine Hochbegabtenklasse aufgenommen. Nach Studien in München, Wien und Winterthur arbeitete er später als Solist und Kammermusiker arbeitete unter anderem mit den Sängern Francisco Araiza und Jose Cura sowie den Instrumentalisten Christian Altenburger und Maxim Vengerov zusammen. Selbst lehrte Dannhorn als Musikdozent für Klavier in Bremen, München, Augsburg und Wiesbaden sowie seit 2016 in Seoul. Bilder: Ingo Dannhorn und Max Müller beim Auftaktkonzert zum Wilhelm-Kempff-Festival am Mittwochabend auf Schloss Thurnau. Ausrufezeichen in der Kulturlandschaft Oberfrankens / Klangwunder für Lichtenberg: Haus Marteau bekommt für 3,2 Millionen Euro einen eigenen Konzertsaal
Es wird nicht irgendein Konzertsaal, das wurde einmal mehr bei der Präsentation der Pläne deutlich. Der Saal entsteht praktisch unterirdisch, ohne das Haus anzutasten. 80 bis 100 Zuhörer werden darin Platz finden. Und wenn schon einmal eine Baustelle eingerichtet und der Kurs- und Konzertbetrieb ausgelagert ist, dann werden auch gleich vier neue Übungsräume in bisherigen Lager- und Heizräumen im Untergeschoss der ehemaligen Künstlervilla sowie ein Aufzug eingebaut, um das Haus barrierefrei zu gestalten Oberstes Ziel für den Architekten war es, das denkmalgeschützte Gebäude und auch den Park unangetastet zu lassen. „Das Haus Marteau wird in seiner Ursprünglichkeit erhalten“, sagte Haimerl. Der Saal werde sich der wunderbaren Landschaftsarchitektur unterordnen und aufgrund einer geschickten Oberflächenkonstruktion dennoch mit natürlichem Licht durchflutet werden. Bisher fanden die Abschlusskonzerte der Kurse im Speisezimmer und in der Bibliothek des Hauses statt. Oft reichte der Platz nicht aus, manche Besucher hatten keine Sicht auf die Musiker und Zuhörer in angrenzenden Räumen klagten über die schlechte Akustik klagen.
Von einem Kleinod, das weithin ausstrahlt, sprach der Hofer Landrat Oliver Bär. Es sei bei weitem nicht selbstverständlich, dass der Bezirk das Haus in den 1980er Jahren erworben hat, als seine einzige Kultureinrichtung weiterbetreibt und sogar weiterentwickelt. „Durch das Haus Marteau kommt Leben in die Stadt“, sagte der Lichtenberger Bürgermeister Holger Knüppel und nannte das Haus eine in seiner Art und Weise bayernweit einzigartige Einrichtung. Die internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau gibt es seit 1982. Damals hatte der Bezirk Oberfranken die ehemalige Künstlervilla des weltberühmten Geigers und Komponisten Henri Marteau in Lichtenberg von Marteaus Tochter Mona Linsmayer-Marteau erworben. Nach umfassender Sanierung wurde in dem kurz vor dem Ersten Weltkrieg erbauten Landhaus eine Förderstätte für den hochqualifizierten internationalen Musiknachwuchs geschaffen. Seit mittlerweile 30 Jahren finden in dem stattlichen Anwesen, das bis zur „Wende“ einen Steinwurf vom damaligen Eisernen Vorhang lag, Meisterkurse für nahezu alle klassischen Musiksparten mit namhaften Dozenten statt. Bilder: Reformator statt Revolutionär / Frank Piontek beim Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing über „Luther und die Musik“
35 Lieder hat Luther gedichtet oder selbst komponiert. Für 14 hat er die Originalmelodien geschrieben, bei den restlichen 21 hat er eigene Texte auf fremde Melodien verfasst. Soweit die trockenen Fakten, die Piontek exakt recherchiert hat. Musik sei für Luther eine lebenslange Beschäftigung gewesen, er habe eine musikalische Ausbildung genossen, Lieder. Tänze, aber auch Kirchenmusik seiner Zeit kennengelernt und selbst Laute gespielt, wie das Erfurter Luther-Denkmal eindrucksvoll zeigt. „Wer die Musica verachtet, …, mit dem bin ich nicht zufrieden.“ So ist ein Zitat Luthers überliefert, für den „die lieben Engelein“ Musikanten waren. Theologie sei für Luther nicht ohne die Musik denkbar gewesen, beides gehörte eng zusammen, so Piontek, der schon mehrfach beim Tutzinger Freundeskreis referiert hatte und für den der Luther-Vortrag eine echte Premiere war. Eines habe Luther auf keinen Fall gehabt: Verständnis für mangelnde Musikalität bei Pfarrern, sagte Piontek. Luther habe Musik als Therapeutikum empfunden, auch wenn er manchen Text einfach nur auf einen gregorianischen Choral gesetzt hatte und damit nicht gerade zu den revolutionären Komponisten und Textdichtern gehörte. Doch Luther sei eben Reformator gewesen, sagte Piontek, kein Revolutionär. Deshalb sei es ihm auch nicht darum gegangen, die lateinische Messe abzuschaffen. Wie aktuell die Komposition „Eine feste Burg ist unser Gott“ tatsächlich ist, machte Piontek daran fest, dass sie zahlreiche prominente Komponisten aufgegriffen und weiterverarbeitet haben. Johann Sebastian Bach etwa in seiner Reformationskantate, Bachwerkeverzeichnis 79, Felix Mendelssohn Bartholdy im Finale der Reformationssymphonie, Giacomo Meyerbeer zu Beginn des 5. Aktes seiner Oper „Die Hugenotten“, Max Reger in einer Vaterländischen Ouvertüre und Richard Wagner gleich zweimal: zu Beginn seiner Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ und im 1871 komponiertem Kaisermarsch zur Gründung des Kaiserreiches. Wagner sei Lutheraner gewesen, sagte Piontek. Luther sei für Wagner eine der herausragendsten Persönlichkeit überhaupt gewesen. Deshalb habe er nicht nur bei den Meistersingern den Choral versteckt, sondern ihn auch in seinem Kaisermarsch zum Angriffstext umfunktioniert. Frank Pionteks Vortrag zum Ende der Luther-Dekade zeige, dass der Reformator viele Eigenschaften gehabt habe, sagte Bernd Matthes, Sprecher des Kulmbacher Arbeitskreises der Evangelischen Akademie Tutzing. Die nächste Veranstaltung des Zusammenschlusses findet am 12. Oktober um 19.30 Uhr, ebenfalls im Martin-Luther-Haus in der Waaggasse statt. Der frühere Dekan Jürgen Zinck wird unter dem Motto „Die vermessene Welt“ die Entwicklung von Weltkarten vorstellen. Bild: Luthers Lieder stellte der Bayreuther Kulturpublizist Frank Piontek (rechts) beim Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing zusammen mit dem Sprecher Bernd Matthes vor. Country-Herzen schlugen höher / Konzert der Extraklasse: Mit den Bellamy Brothers gastierten echte Weltstars in der Dr.-Stammberger-Halle
Keine amerikanische Country-Gruppe hat so oft und so erfolgreich Countrymusik in Europa gespielt wie die Bellamy Brothers. Seit 1976 gehören sie zu den beliebtesten Country-Acts im deutschsprachigen Raum. Spätestens dann, wenn aus den Boxen „Let your love flow“ dröhnt, schlagen Country-Herzen höher. Die Bellamys gelten als Inbegriff des populären Country-Pop. Rund zwei Stunden dauerte der Kulmbacher Auftritt des US-amerikanischen Country-Duos mit Songs aus den vergangenen Jahrzehnten, aber auch das ein oder andere neue Stück war dabei.
Der Sound war bestens, vor allem die Perfektion der aus Florida stammenden Musiker war überwältigend. Nicht nur für Country-Fans ein Konzert der Extraklasse. Den Hitreigen hatten die Bellamys mit dem Welthit „Feeling the feeling“ eröffnet und schon war das Eis in Kulmbach gebrochen: das Publikum sang nahezu jeden Song mit, klatschte, tanzte im Takt und feierte ausgiebig. Insgesamt klingen die meisten Titel heute moderner, leicht rockiger, als auf den Platten von damals. Kein Fan muss aber auf den typischen „Bellamy-Brothers-Sound“ verzichten, dafür sorgt schon die ausgezeichnete Band im Hintergrund. Über 40 Jahre stehen die Bellamy Brothers auf den Bühnen dieser Welt, aktuell gibt es ein Doppelalbum, das 20 der guten alten Hits mit 20 neuen Songs kombiniert. Seit das Duo in den 1970er Jahren mit dem Megahit „Let Your Love Flow“ (wer denkt in Deutschland nicht an die deutsche Coverversion „Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews?) in ganz Europa für Furore sorgte und auf Platz 1 der Billboard 100 landete, haben sie sich kontinuierlich eine feste Fangemeinde aufgebaut. Fast jedes Jahr sind sie irgendwo auf einem Country- oder Trucker-Festival in Deutschland unterwegs und spielen bei unzähligen Konzerten ihre großen Hits. Heute können sie unter anderem auf etwa 30 Studioalben und insgesamt rund50 Songs in der Country-Hitparade blicken, von denen acht die Nummer 1 erreichten.
Zuvor gab es die Band „Texas Heat“ aus Oldenburg als Vorgruppe. Die vier Musiker plus Frontfrau spielten aktuelle Texas Music und Country Rock aber auch schon mal ein Johnny-Cash-Tribute und einige eigene Songs. Bandleader Bernd Wolf und Sängerin Elisabeth „Elli“ Erlemann legten sich dabei mächtig ins Zeug und bewiesen, dass sie durchaus großes Format in der modernen Country-Szene haben. Bilder: Country-Musik im Weltklasseformat: die Bellamy-Brothers bei ihrem Auftritt in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle.
Außergewöhnliche Klangerlebnis auf
landestypischen Instrumenten /
So ungewöhnlich wie Musik, Gesang und Tanz waren auch die Instrumente. Sie heißen Kaen (asiatische Mundorgel), Pong Lang (eine Art Xylophon), Pin (Laute) und Glong (Trommel). Zusammen sorgen sie für ein fremdartiges, aber überaus mitreißendes Klangbild, das einen lebendigen Eindruck vom kulturellen Leben in Thailand abseits der touristischen Zentren vermittelt. Das E-Sean-Quartett wurde von Dozenten und Studenten des College of Music der Madihol Universität und der Konkaen Universität gegründet. Alle vier Mitglieder sind zusätzlich solistisch tätig und haben schon zahlreiche Preise für ihre Interpretation der thailändischen Volksmusik in Asien erhalten. Die Musiker heißen Sanong Klangprasri, Tiontrakul Kaewyong und Niramit Seehanoo, Molamsänger, also Interpret der traditionellen Volkslieder, ist Chirayu Sutrachai. Organisatorischer Leiter des Ensembles ist Pawar Ouppatjumchua.
Zuvor hatte Goldkronachs 2. Bürgermeister Klaus-Dieter Löwel das Festival Junger Künstler als ganz herausragende Veranstaltung bezeichnet, weil es hier möglich sei, dass junge Leute aus der ganzen Welt miteinander friedlich Musik machen. Am 67. Festival Junger Künstler nehmen in diesem Jahr nach den Worten von Intendantin Sissy Thammer 450 junge Musiker aus 30 Nationen teil. Zusammengerechnet werden sie rund 80 Konzerte in der Region veranstalten. Gast in Goldkronach war auch der thailändische Botschafter Dhiravat Bhumichitr zusammen mit der Kulturbeauftragten der thailändischen Botschaft Manusavee Monsakul. Der Botschafter hatte alle Besucher des außergewöhnlichen Konzerts im Anschluss zu einem Empfang in das Meister-Bär-Hotel eingeladen. Dazu gab es thailändische Spezialitäten, die ein Berliner Koch vor Ort zubereitete. Botschafter Bhumichitr machte den Gästen dabei sein Land im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft. Er pries allerdings nicht nur die kulinarischen Köstlichkeiten oder die schönen Strände und Inseln im Süden des Landes an, sondern auch die außergewöhnliche kulturelle Vielfalt mit Gesang und Tanz, die sich mit Geschichte und Volkskultur zu einer ganz besonderen Form der Musik vereint.Plateauschuhe, Schlaghosen und die Hits der 70er / Abbafever bringen die schwedische Kultband auf die Plassenburg
180 Millionen verkaufte Platten und 21 Top-Ten-Hits allein in Deutschland: in den rund zehn Jahren ihres Bestehens hat Abba alle Rekorde gebrochen, vergleichbar allenfalls noch mit den Beatles oder mit Elvis Presley. Genauso wie bei den Beatles und bei Elvis der Fankult ungebrochen ist, war auch Abba eigentlich nie richtig weg. Seit mittlerweile über 15 Jahren hat Abbafever in wechselnden Besetzungen das Erbe dieser einzigartigen Formation angetreten. Mit mehr als 100 Konzerten pro Jahr im In- und Ausland entwickelte sich die Show der sieben Hamburger vom Geheimtipp zur absoluten Nr. 1 der Abba Tribute Shows.
Große Titel wie „Gimme, Gimme, Gimme“ oder „Money, Money, Money“ gaben Abbafever zum Besten und führte die Zuhörer auf eine kleine Zeitreise. Emotional, rockig und poppig, auch das grelle Bühnenbild und die an Abba angelehnten Disko-Outfits der Akteure sollte so richtig zum Flair passen. Nette Einfälle hatten die Musiker auch: da erklangen seltene Titel wie „Nina Pretty Ballerina“, späte Nummern wie „One of us“, da gab es leuchtend bunte Disko-Stäbchen für alle und kaum war der letzte Ton von „Thank you for the music“ verklungen, schrieb die Band sogar noch Autogramme.
Ergänzt werden die beiden Frontfrauen von einer fünfköpfigen Band mit Keyboarderin Merih Aktoprak, den Gitarristen Johannes Beetz, der tatsächlich aus Kronach stammt, und Axel Roesler, dem Drummer Rainer Brockmann sowie den Bassisten Heiko Behrendt. Natürlich sind alle wahre Könner auf ihren Instrumenten. Sie alle waren bereits in den verschiedensten Formationen aktiv und haben sich mittlerweile komplett mit dieser Musik identifiziert. Freilich, eigene Interpretationen der Abba-Songs gibt es kaum, Abba Fever ist eine reine Cover-Band, deren Ziel es ist, möglichst nah am Original zu sein, und das sind sie allemal. Bilder: Abbafever rockte zum Auftakt der Open-Airs die Plassenburg. Russlanddeutsche feiern 500 Jahre Reformation / Historische Zeitreise mit Dichtern und Musikern in der Bayreuther Stadtkirche
In einer Zeit der großen Verunsicherung ist die frohe Botschaft des Luther-Liedes wichtig und zeitlos, sagte Stadtkirchenpfarrer Martin Kleineidam. „Vom Himmel hoch“ stehe aber auch für deutsches Kulturgut mit völkerverbindendem Charakter. Genau das bestätigte auch Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. „Der Glaube hat uns geholfen, unsere Identität als Deutsche zu erhalten“, sagte sie. Damit sei der Glaube auch ein wichtiger Teil der russlanddeutschen Identität und deshalb werde das Jubiläum 500 Jahre Reformation auch von Russlanddeutschen so herausgehoben gefeiert. Das Reformationsgedenken sei eine wichtige Brücke zwischen Deutschland und Russland sagte Hartmut Koschyk, Bayreuther Bundestagsabgeordneter und Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. „Der christliche Glaube ist, war und bleibt eine ganz wichtige Stütze für die Identität der Russlanddeutschen“. Besonders hob Koschyk hervor, dass das Reformationsgedenken auch in Russland im ökumenischen Geist gefeiert werde, sowohl mit der katholischen, als auch mit der russisch-orthodoxen Kirche.
Beim Literatur- und Musikabend anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reformation gab es zeitgenössische und klassische Kompositionen sowie Lyrik russlanddeutscher und deutscher Poeten. Ausführende waren bekannte und ausgezeichnete russlanddeutsche Künstler wie der Akkordeonspieler Friedrich Lips, die Pianistin Julia Kuzmina, das Trio des Komponisten und Pianisten Kirill Richter, das Quartett „Rudemus“ aus Augsburg sowie die Opernsängerin Natalie Ritter auf. Sie alle waren bereits Preisträger internationaler Musikwettbewerbe, Für den poetischen Rahmen sorgten die russlanddeutschen Schauspielerinnen Irina Lindt und Anastasija Alexandrowa, die Moderation übernahmen die russlanddeutschen Schauspieler Anna Bagmet und Jurij Diz. Um die Reformation geht es auch in dem Buch „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, das eindrucksvoll Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der lutherischen Kirchen in Russland dokumentiert. In dem stattlichen Bildband sind in Form von künstlerisch bedeutsamen zeitgenössischen Gemälden russlanddeutscher Künstler und wertvollen Dokumentarfotos lutherische Kirchen oder das, was davon übrig blieb, aus Moskau, St. Petersburg und anderen Regionen Russland jeweils mit kurzen Erklärungen auf Russisch und auf Deutsch zu sehen. Sämtliche Gemälde waren im Rahmen eines großangelegten Projektes entstanden, das durch den Internationalen Verband der deutschen Kultur realisiert wurde. Das „Art-Laboratorium russlanddeutscher Künstler“ hatte im zurückliegenden Jahr eine Expedition ins Wolgagebiet unternommen und Anfang des laufenden Jahres die Großstädte besucht. Das „Art-Laboratorium“ gehört zur Künstlervereinigung der Russlanddeutschen, die mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur gegründet wurde. Sämtliche Gemälde sind derzeit auch in einer kleinen Ausstellung in der Stadtkirche zu sehen. Die Schau wurde bereits in Moskau gezeigt. Olga Martens (Hrg.), Olga Litzenberger: „Vom Himmel hoch, da komm ich her …“, 120 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen, ISBN 978-5-9907537-5-4 Bilder oben:
Luthers Katechismus in Wort und Ton / Bezirksposaunenchor, Dekan Thomas Kretschmar und Ingo Hahn an der Orgel gestalteten feierliches Programm zum Kleinen Katechismus
Das feierliche Bläserkonzert zeigte aber auch, dass die Reformation immer etwas mit Musik zu tun hat. Ihr Gelingen hing entscheidend davon ab, wie Luthers Ideen einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden. So zum Beispiel durch erste Liedsammlungen und Gesangbücher in deutscher Sprache. Einzelne Lehrstücke wurden dabei in gedichteter Form dargestellt. Der Katechismus etwa, den Luther für die Einübung des Glaubens als Großen Katechismus für Geistliche und als Kleinen Katechismus für „Hausväter und Hausmütter“ herauszugab. „Mit dem Kleinen Katechismus sollten alle den neuen Glauben lernen“, sagte Dekan Kretschmar. Er erinnerte auch daran, dass die Reformation in Kulmbach 1528 eingeführt wurde, ein Jahr später hatte Luther den Katechismus verfasst. Nach den Worten des Dekans wollte Luther, dass alle Gläubigen den Katechismus auswendig beherrschen. Doch heute, so bedauerte Kretschmar, lernten junge Leute kaum noch etwas auswendig, sie könnten ja auch googeln. Erste Drucklegungen des Kleinen Katechismus waren als Plakate zum Aushang in Kirchen und Schulen gestaltet. Sie umfassten die Kernstücke des Glaubens, also die zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, die Taufe, das Abendmahl und als Anhang die Beichte. Luther formulierte diese Hauptstücke des Glaubens in knappen Darlegungen anhand wichtiger Bibelzitate als Fragen und Antworten.
Das alles und noch viel mehr musizierten die 25 Bläser des Bezirksposaunenchors, der eigentlich ein gemischtes Bläserensemble ist, absolut souverän, homogen und transparent. Auch höchst anspruchsvolle Kompositionen wie etwa die eindrucksvollen Klangwelten eines Hans Leo Haßlers aus der späten Renaissance bewältigen die Musiker überaus professionell. Leiter Andreas Dietz lässt dabei keinen Leerlauf aufkommen und gestaltet die Übergänge vom Orgel-Solo auf den Posaunenchor nahezu lückenlos. Der Bezirksposaunenchor ist ein projektorientierter Zusammenschluss verschiedener Posaunenchöre des Dekanats Kulmbach. Andreas Dietz ist seit 2004 aktiver Bläser im Posaunenchor Wirsberg, den er seit 2005 leitet. Die ausgesuchten Orgelkompositionen musiziert Dekanatskantor Ingo Hahn eindrucksvoll. Unter den Kompositionen ragt besonders ein spirituell unterlegtes Werk des estnischen Komponisten Arvo Pärt mit dem Titel „Pari intervallo“ hervor. Aber auch in den Klassikern, wie den Choralsätzen von Johann Sebastian Bach oder Johann Pachelbels Choralvorspiel zu Luthers Text von „Ein feste Burg ist unser Gott“, lässt Ingo Hahn virtuos und subtil artikuliert die Klangpracht der Rieger-Orgel von St. Petri erklingen. Bilder: Europäischer Bogen von Assisi nach Bayreuth / Eindrucksvolle Aufführung des Musicals Chiara di Dio“ im Zentrum
Die Bayreuther Aufführung bestach vor allem durch ihre aufwändige Choreographie, die tänzerischen Einlagen, die raffinierte Lichttechnik und die zahlreichen Projektionen. Wenn die Musik auch vom Band kam, so sangen sämtliche Darsteller des fast 25-köpfigen Ensembles live mit hervorragenden Musical-Stimmen, allen voran die 23-Jährige Albatea Internulla als Chiara und der 27-jährige Francesco Troilo als Franziskus. Immer wieder gab es vor allem nach den großangelegten Ensembleszenen begeisterten Zwischenapplaus, am Ende sogar Standing Ovations.
Das Musical soll einen europäischen Bogen von Assisi nach Bayreuth spannen, sagte der Mitinitiator, Bundestagsabgeordneter Hartmut Koschyk. Neben zwei Schulpartnerschaften des Gymnasiums Pegnitz, sowie der Gesamtschule Hollfeld, jeweils mit Schulen in Assisi habe sich der Verein vor allem auch den kulturellen Austausch auf die Fahnen geschrieben. Für die Realisierung der Aufführung in Bayreuth waren vor allem Michael Benz, Thomas Konhäuser und Patrick Lindthaler, alle vom Verein „Gesellschaft für Kultur und Begegnung der Freunde der Region Assisi“, verantwortlich.
Der Verein „Gesellschaft für Kultur und Begegnung der Freunde der Region Assisi“ wurde 2012 auf Initiative des Bayreuther Landrats Hermann Hübner und des Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk gegründet. Ziel ist die Förderung der Beziehungen zwischen der Stadt und dem Landkreis Bayreuth mit der Stadt und der Region Assisi auf allen Gebieten, insbesondere im politischen, wirtschaftlichen, religiösen, kulturellen und wissenschaftlichen Bereich. Ebenso sollen die Beziehungen zwischen Oberfranken und der Region Umbrien gefördert werden. Auch ist es Vereinszweck, regelmäßige Begegnungen zwischen Vertretern beider Städte und Regionen vorzubereiten und durchzuführen. Bilder: Eine aufwändige Choreographie, viele tänzerische Einlagen und die raffinierte Lichttechnik zeichneten die Aufführung des Musicals „Chiara di Dio“ in Bayreuth aus.
Champions-League der jungen Stargeiger / Lorenz Chen aus Freiburg gewinnt 6. Henri-Marteau-Violinwettbewerb
Auf den 2. Platz spielte sich Yukino Nakamura aus Japan. Die 21-jährige kann sich über 7500 Euro Preisgeld freuen, das von der Oberfrankenstiftung zur Verfügung gestellt wurde. Den 3. Platz belegt der 24-jährige Stepan Starikov aus Russland, der 5000 Euro, gestiftet vom Freundeskreis Haus Marteau, für seine hervorragende Leistung erhielt. Bei dem Wettbewerb wurden außerdem mehrere Sonderpreise vergeben, die mit jeweils 1000 Euro dotiert waren: Den Magister-Wilfried-Schönweiß-Preis für die beste Interpretation einer Komposition von Max-Reger gewann Tatjana Roos aus Großbritannien, die sich auch den Sonderpreis für die beste Mozart-Interpretation sichern konnte. Den ebenfalls mit 1000 Euro dotierten Publikumspreis erspielte sich der Erstplatzierte Lorenz Chen. Der Dr.-Günter-Bendorf-Gedenkpreis für die beste Henri-Marteau-Interpretation ging an Marie-Astrid Hulot aus Frankreich und der Wolfgang-Winkler-Gedenkpreis für die beste Bach-Interpretation an Moritz König aus Deutschland.
Der Gewinner Lorenz Chen, Schüler von Julia Fischer und Ana Chumachenco an der Hochschule für Musik und Theater in München, zeigte beim Abschlusskonzert mit den Hofer Symphonikern unter der Leitung von Elias Grandy, dass er völlig zu Recht den Gesamtsieg davon trug. Er hatte sich dazu das Violinkonzert D-Dur op. 35 von Peter Tschaikowsky ausgewählt, das er hochkonzentriert und absolut virtuos musizierte und dabei viele Feinheiten und Details kenntnisreich herausarbeitete. Mit großem künstlerischen Ernst, echter Zuneigung und großer Sorgfalt musiziert Lorenz Chen kraftvoll zupackend und erhält dafür schon nach dem ersten Satz Bravo-Rufe. Zwei lange und anstrengende Vorrunden lagen hinter den Teilnehmern, ehe der Juryvorsitzende Gilbert Varga die Finalisten am Freitagabend bekannt gegeben hatte. Die Vorrunden fanden im Haus Marteau, der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken und früheren Wohnstätte des berühmten Geigers und Komponisten Henri Marteau, in Lichtenberg statt. Marteau hatte sich dort auch immer wieder der Lehre verschrieben und gab Unterricht und Meisterkurse.
Bezirkstagspräsident Günther Denzler nannte den Wettbewerb einen kulturellen Glanzpunkt, der weit in die Welt hinausstrahle. „Es ist uns wichtig, dass der Wettbewerb in der Region verankert ist“, sagte Denzler. So sei es eine der Besonderheiten, dass sämtliche Teilnehmer in Gastfamilien untergebracht sind. Das sei für einen derartigen Wettbewerb einmalig. Auf eine andere Besonderheit wies Juryvorsitzender Gilbert Varga hin. So sei es üblich, dass alle ausgeschiedenen Teilnehmer nicht einfach davongeschickt werden, sondern ein umfangreiches Feedback aus den Reihen der Jury bekommen. Allein schon die Besetzung der zehnköpfigen Jury zeigte das große Format des Wettbewerbs: Die bulgarische Geigerin Albena Danailova oder der österreichische Geiger Michael Frischenschlager gehörten genauso dazu, wie die renommierten Lehrmeister Igor Ozim oder Ilya Kaler. Auch die Klavierbegleiter Lauma Skride und Tomoka Nishikawa sind vielen Musikfreunden aus aller Welt ein Begriff. Bilder: Oberfranken ist zwei Wochen lang das Zentrum der Geigenwelt / Teilnehmerrekord beim 6. Internationalen Henri-Marteau-Violinwettbewerb
„Dieser Erfolg war bei der letzten Auflage vor drei Jahren noch in keiner Weise absehbar“, sagte die Intendantin der Hofer Symphoniker Ingrid Schrader. Damals hatten knapp 70 Geiger teilgenommen. Nach den Worten der Intendantin wird der Wettbewerb nicht nur weltweit beobachtet, er gehört seit 2012 auch zum Weltverband der Musikwettbewerbe. Das sei zur Gründung 2002 durch den Freundeskreis der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau längst nicht absehbar gewesen.
Der Bezirk verfolge mit dem Wettbewerb die Ziele, hochbegabte Musiker zu fördern, die Bedeutung der musischen Bildung zu unterstreichen und Oberfranken als einen Ort kulturellen Wirkens auf allerhöchstem Niveau herauszustellen, sagte Denzler. Ulrike Brett-Einsiedel vom Freundeskreis Haus Marteau nannte das Kennenlernen der Teilnehmer untereinander als wichtiges Ziel, aber auch die Stärkung von Selbstvertrauen und Charakter gehörten dazu, wenn junge Menschen bereit sind, sich einem solchen Wettbewerb zu stellen. Der Wettbewerb startet in der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau des Bezirks Oberfranken in Lichtenberg, die Finalrunden finden in der Freiheitshalle in Hof statt. Die jüngste Teilnehmerin ist den Anmeldungen zufolge erst 14 Jahre alt und kommt aus Japan. Die Altersgrenze des Wettbewerbs liegt bei 25 Jahren. Die Bandbreite der Teilnehmer reicht von jungen Musikern aus Taiwan, Ecuador und Chile, Studenten der Juilliard School New York bis zu Geigern aus ganz Europa.
Transparent, tragisch und tiefempfindsam / „Oberfranken-Tournee“ an den Osterfeiertagen: Jugendsymphonieorchester unter Till Fabian Weser mit Mendelssohn, Weber und Tschaikowsky
Mendelssohns zauberhafter „Sommernachtstraum“ lassen Till Fabian-Weser und die jungen Musiker im filigranen Zauberton der Elfen, Feen, Kobolde und verliebt streitenden Paaren erklingen. Vier Sätze wurden dazu ausgewählt: der Elfenmarsch, die beiden Intermezzi nach dem zweiten und nach dem dritten Aufzug sowie der berühmte Hochzeitsmarsch. Da die Komposition eigentlich ein Melodram ist, in dem Musik und Text zu einer Einheit verschmelzen sollen, hatte die Regisseurin Doris Sophia Heinrichsen von der Musikhochschule München mit einigen der jungen Musiker kurze Rezitationen als Zwischentexte einstudiert. Der Mendelssohnschen Zauberkomposition tat dies ganz gut, zumal auch die Art und Weise des Musizierens die Magie des frühromantischen Märchenspuks deutlich machte.
Leidenschaftlich und voller Pathos schließlich Tschaikowskys 5. Symphonie e-Moll: Till Fabian Weser macht nicht den Fehler Dynamik und Tempi bis zum letzten martialisch auszureizen, er lässt das Werk fließen, die Musik kommt bei ihm nicht zum Stillstand. Die Gefühle des zerrissenen Komponisten bleiben deshalb aber nicht auf der Strecke. Das liegt an der Detailgenauigkeit und an der disziplinierten Klangkultur, mit der Till Fabian Weser musizieren lässt, etwa in den Andante-Einleitungen der ersten beiden Sätze oder in der sehnsuchtsvollen Hornmelodie des zweiten Satzes. Da werden den Bläsern wunderbare Legati entlockt, der gesamte Klangkörper musiziert präzise und transparent vom ersten bis zum letzten Ton.
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Dirigenten und Musikpädagogen Professor Dr. Günther Weiß gegründet. Weitere Dirigenten waren Howard Golden und Raoul Grüneis. Die Dozenten kommen unter anderem von den Hofer Symphonikern und von der Berufsfachschule für Musik in Kronach. Till Fabian Weser leitet das Jugendsymphonieorchester seit 2013, im „Hauptberuf“ spielt er die Trompete bei den Bamberger Symphonikern. Am Ende zeigte sich Till Fabian Weser selbst ganz überwältigt davon, welch emotionale Momente das Orchester erzeugen konnte. Als Zugabe gab es zum Dank für den nicht enden wollenden Applaus noch einmal den Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn Bartholdy. Bilder: Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken unter seinem Dirigenten Till Fabian Weser und mit dem Solisten Jonathan Weimer beim Auftakt der kleinen Oberfranken-Tournee am Samstagabend in Naila. Auftakt mit Tschaikowsky / Jugendsymphonieorchester Oberfranken ist in Weißenstadt in seine heiße Phase gestartet – Konzerte in Naila, Frohnlach und Stegaurach
Am Pult steht wieder Till Fabian Weser von den Bamberger Symphonikern. Seine Aufgabe ist es, die jungen Talente aus allen Teilen des Regierungsbezirks in nur einer Woche zu einem einzigen Klangkörper zusammenzuführen. Unter der Stabführung des Dirigenten werden die gut 60 jungen Musiker zwischen 11 und 21 Jahren über Ostern zu einer kleinen Oberfranken-Tournee aufbrechen. Auf dem Programm stehen vier Sätze aus dem „Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, das Klarinettenkonzert Nr. 1 f-Moll von Carl Maria von Weber und als Hauptwerk die 5. Symphonie von Peter Tschaikowsky. Solist im Klarinettenkonzert ist Jonathan Weimer aus Bamberg, Schüler von Christoph Müller, dem Soloklarinettisten der Bamberger Symphoniker.
Dirigent Till Fabian Weser versteht das Orchester in erster Linie als eine Art Talentschmiede, in dem sich junge Musiker aus allen Teilen Oberfrankens im Bekenntnis zu ihrer Heimat zusammenfinden. „Ich sehe es aber auch als Sprungbrett“, so Weser. In dem Klangkörper hätten die jungen Talente eine hervorragende Möglichkeit, sich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Musikpädagogen und Dirigenten Professor Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm.
Die Konzerte des
Jugendsymphonieorchesters Oberfranken 2017:
Haus Marteau: „Kulturklangwunder“ in der einstigen Künstlervilla / Internationale Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken soll für 3,2 Millionen Euro ausgebaut werden
„Damit setzen wir ein ganz großes Ausrufezeichen in der lebendigen und vielseitigen Kulturlandschaft Oberfrankens“, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler bei der Vorstellung der Baupläne. Der neue künstlerische Leiter Christoph Adt zeigte sich begeistert über die Maßnahmen, mit denen die hohe Qualität der Einrichtung weiterentwickelt werden kann. Von einem Glücksfall für die Region und einem Leuchtturm mit internationaler Ausstrahlung sprach der Hofer Landrat Oliver Bär und der Lichtenberger Bürgermeister Holger Knüppel freute sich schon jetzt, dass Kultur und Tourismus in der Stadt künftig noch mehr von der Einrichtung profitieren werden. Für den Münchner Architekten Peter Haimerl war es von besonderer Bedeutung, sowohl das unter Denkmalschutz stehende Haus als auch den Park unangetastet zu lassen. „Das Haus Marteau wird in seiner Ursprünglichkeit erhalten“, sagte Haimerl, der unter anderem für die Realisierung des Konzertsaals in Blaibach im Bayerischen Wald verantwortlich war und dafür mehrfach ausgezeichnet wurde. Der Saal werde sich der wunderbaren Landschaftsarchitektur unterordnen und aufgrund einer geschickten Oberflächenkonstruktion dennoch mit natürlichem Licht durchflutet werden. Die vier neuen Übungsräume sollen in bisherigen Lager- und Heizräumen eingebaut werden.
Die internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau gibt es seit 1982. Damals hatte der Bezirk Oberfranken die ehemalige Künstlervilla des weltberühmten Geigers und Komponisten Henri Marteau in Lichtenberg von Marteaus Tochter Mona Linsmayer-Marteau erworben. Nach umfassender Sanierung wurde in dem kurz vor dem Ersten Weltkrieg erbauten Landhaus eine Förderstätte für den hochqualifizierten internationalen Musiknachwuchs geschaffen. Seit mittlerweile 30 Jahren finden in dem stattlichen Anwesen, das bis zur „Wende“ einen Steinwurf vom damaligen Eisernen Vorhang lag, Meisterkurse für nahezu alle klassischen Musiksparten mit namhaften Dozenten statt. Namensgeber ist der Geiger und Komponist Henri Marteau. Er wurde 1874 im französischen Reims geboren und hatte bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Violinspiel begonnen. Bereits 1893 unternahm er Konzerttourneen in den USA. 1908 wurde Marteau Nachfolger des berühmten Geigers Joseph Joachims als Professor für Violine an der Hochschule für Musik in Berlin. Künstlerfreundschaften verbanden ihm unter anderem mit Charles Gounod, Jules Massenet, Peter Tschaikowsky, Anton Dvorak, Edward Grieg, Béla Bartok, Camille Saint-Saens und besonders mit Max Reger. Ihm widmete er nicht nur sein Streichertrio Opus 12 aus dem Jahr 1907, sondern brachte im Jahr darauf auch sein Violinkonzert zur Uraufführung. Neben seiner Tätigkeit als Violinvirtuose ist Marteau auch als Komponist hervorgetreten. Sein Schaffen umfasst 45 mit Opus-Zahlen versehene Werke, darunter Vokal- und Kammermusik sowie Orchesterwerke, außerdem mehrere Kompositionen für Orgel. Henri Marteau starb am 4. Oktober 1934 in Lichtenberg und fand im Park seiner Künstlervilla seine letzte Ruhestätte. Bilder:
Cashbags
begeistern nicht nur Countryfans /
„The Cashbags“ sind im Klang und im Erscheinungsbild sehr nah an den berühmten Vorbildern. Mit markanter Bassbariton-Stimme, Westerngitarre, Telecaster, Kontrabass und Schlagzeug spielen Stephan Ckoehler, Benny Brenner und Tobias Fuchs detailgenau Klassiker wie „Ring of Fire“, „I walk the Line“, Orange blossom special“ bis hin zu „Folsom Prison Blues“, „St. Quentin“ und als Zugaben „Ghostriders in the sky“ und „Bonanza“. Vieles ist angelehnt an die Originalkonzerte der späten 1960er Jahre mit der Band „Tennessee Three“.
Über die großen Hits hinaus wird bei dem Tribute-Konzert aber auch das musikalische Spektrum deutlich, das Johnny Cash so legendär machte. Es reicht von den 1950er Jahren mit Country, Rockabilly, Blues, Folk und Pop bis hin zum Alternative Country Anfang des 21. Jahrhunderts. Über 500 Songs hat er geschrieben, mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft und 13 Grammy Awards hat er bekommen. Auch einige Überraschungen haben die Cashbags im Gepäck. Musikalische Gäste beispielsweise: Valeska Kunath stilecht in Kleidung, Frisur und Bewegung als June Carter. Zusammen mit Robert Tyson interpretiert sie unter anderem das Duett „Jackson“ oder den berühmten Song „If I were a carpenter“. Außerdem spielt sie perfekt wie einst June Carter die Autoharp, ein Instrument, das einer Steel-Guitar ähnelt, aber wie eine Gitarre gespielt wird. In „Wildwood flower“ singt Valeska Kunath solo und begleitet sich dabei selbst. Wie sie das macht, hat echte Klasse.
Dazu gibt es auch einige spätere Songs aus den berühmten „American Recordings“ von Johnny Cash, die Frontman Robert Tyson solo nur mit Gitarre in einem speziellen Akustikteil zelebriert. Für einen Moment dachte man, da sitzt wirklich Johnny Cash. Bilder: Gediegen klassisch bis museal / Gelungene Aufführung von Carl Millöckers Operette „Der Bettelstudent“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Natürlich bietet ein Tourneetheater wie die „Johann-Strauß-Operette-Wien“ keine bahnbrechende Neudeutung des Stückes. Die Inszenierung von Regisseur Peter Widholz und die Choreographie von Nera Nicol sind gediegen klassisch bis museal, die Kostüme aus dem Wiener Bundestheaterfundus ebenfalls und das Bühnenbild von Norbert Art-Uro ist so, dass es vor allem möglichst schnell auf- und wieder abgebaut und zum nächsten Spielort transportiert werden kann. Auch musikalisch gilt es zunächst einmal einige Abstriche zu machen. Das Orchester ist auf kammerorchestrale Größe dezimiert. Unter der musikalischen Leitung der italienischen Dirigentin Petra Giacalone gelingt es den verbliebenen Musikern aber doch den Zauber der Kompositionen von Carl Millöcker und vor allem dessen hervorragender Instrumentierung ganz gut rüberzubringen. Dirigentin und Musiker haben die Partitur konsequent im Griff, dazu kommt ein winziger Chor, der präzise synchronisiert und dynamisch ganz gut ausbalanciert. Nahezu Volksgut sind sie über Generationen geworden, Ollendorfs Strophenlied „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“, Paradestücke der klassischen Operettenära wie „Ich knüpfte manche zarte Bande“ oder „Ich hab´ kein Geld, bin vogelfrei“ und schließlich die großen Duette wie „Ich setz´ den Fall“ und „Nur das eine bitt´ ich dich“ und das Ensemble schafft es erstaunlich gut, diese mitreißende Melodien auf die Bühne zu bringen. Allen voran findet Angela Wandraschek als kapriziöse Laura eine glänzende Vertreterin ihres Charakters. Mühelos kam sie stimmlich über die Rampe und verstand sich über die Situationskomik hinaus als Liebende darzustellen. Auch Christine Holzwarth als ihre Schwester Bronislawa wirbelt stets verliebt in Jan über die Bühne und kam nicht nur in dem Duett „Nur das eine bitt´ ich dich“ sängerisch bestens zur Geltung. Silberhell timbriert und mit ausladender müheloser Höhe wetteifern die beiden Sopranistinnen im Belcanto. Stimmlich als auch darstellerisch absolut auf der Höhe agiert Camillo dell´Antonio in der Titelrolle des Bettelstudenten Symon. Dell´Antonio ist ein kultivierter jugendlicher Tenor mit baritonalen Anklängen, aber auch mit großem Volumen und Potenzial. Mit seinem etwas dunkel gefärbten Tenor versteht es der Bulgare Hristofor Yonov sowohl seine Stimme als auch sein Spiel in den Dienst seiner Rolle als Student Jan zu stellen. Mit dunklem Timbre kennzeichnet Maida Karisik als Gräfin Palmatica ihr Standesbewusstsein. Ein Oberst Ollendorf nach Maß wird von Giorgio Valenta köstlich auf die Bühne gestellt. Ob bestrafter Schulterkuss oder sein Couplet „Schwamm drüber“, Karisik beherrscht die Szene. Josef Pechhacker schwankte schließlich herzerfrischend als Gefängnisaufseher Enterich, offenbar ein sächselnder Verwandter des Frosch aus der „Fledermaus“, über die Bühne. Bestens besetzt waren auch die kleineren Rolle, nicht zu vergessen die vier Tänzer, die im ersten Akt Carl Millöckers Steckbrief-Polka und im zweiten Akt seinen Traum-Walzer gekonnt in Bewegung umsetzten. Bild: Jetzt haben sie es schwarz auf weiß (von links): Laura (Angela Wandraschek) und Symon (Camillo dell´Antonio) sind ein Paar. Darüber freuen sich Jan (Hristofor Yonov) und die Gräfin Nowalska (Maida Karisik). Oberfranken wird zum Zentrum der Geigenwelt / Teilnehmerrekord beim 6. Internationalen Henri-Marteau-Violinwettbewerb
Der Wettbewerb startet in der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken Haus Marteau in Lichtenberg, die Finalrunden finden in der Freiheitshalle in Hof statt. „Lichtenberg und Hof werden damit zum Zentrum der internationalen Geigenwelt“, sagte der künstlerische Berater und Juryvorsitzende, der Dirigent Gilbert Varga, der von 1980 bis 1985 als Chefdirigent an der Spitze der Hofer Symphoniker stand.
Der Wettbewerb wird in drei Runden durchgeführt. Alle Teilnehmer wetteifern mit der Interpretation von Werken Bachs, Mozart und Paganinis um ein Weiterkommen. Übrig bleiben 16 Halbfinalisten, die ihr Können in einem 45-minütigen Recital unter Beweis stellen müssen. Dazu gehört ein Pflichtstück aus der Feder von Henri Marteau, der erste Satz einer Beethoven-Sonate, ein Präludium von Max Reger und die Auftragskomposition von Sören Nils Eichberg. Die sechs Finalisten stellen sich dann der Jury mit der Interpretation eines großen Violinkonzerts, bei dem sie von den Hofer Symphonikern begleitet werden.
Nach den Worten von Intendantin Ingrid Schrader werde der Wettbewerb nicht nur weltweit beobachtet, er gehört seit 2012 auch zum Weltverband der Musikwettbewerbe. Das sei zur Gründung 2002 durch den Freundeskreis der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau längst nicht absehbar gewesen, so die Intendantin. Damit sei ein weiterer Schritt zur globalen Ausrichtung des Wettbewerbs gelungen.
Eines wissen die Verantwortlichen allerdings noch nicht: wie sie es schaffen wollen, 134 junge Musiker bei Gastfamilien in der Region unterzubringen. Deshalb suchen die Hofer Symphoniker noch aktuell Gastfamilien, die bereit sind, junge Menschen bei sich aufzunehmen. Interessierte Familien können sich im Wettbewerbsbüro unter 09281/7200-13 melden. Der 6. Internationale Henri-Marteau-Violinwettbewerb beginnt am Montag, 24. April um 19 Uhr mit einem Eröffnungskonzert in Haus Marteau in Lichtenberg. An gleicher Stelle findet tags darauf um 11 Uhr die Eröffnungsfeier mit der Vorstellung der Jury und der Auslosung der Teilnehmerreihenfolge statt. Bilder: Töne schweben schwerelos durch den Raum / Strukturell durchsichtig und satztechnisch vollkommen: Eindrucksvolles Benefizkonzert des Windsbacher Knabenchors in der Sankt-Petri-Kirche
Völlig zu Recht wird der Windsbacher Knabenchor immer wieder wegen seiner nahezu unglaublichen Homogenität, seiner fein nuancierten Dynamik und seines perfekten Auftretens gewürdigt. Selbst in kompliziertesten Sätzen bietet dieser Chor absolute Transparenz. Dazu kommt die enorme Textverständlichkeit und die Homogenität des etwa 60-köpfigen Ensembles, die den Auftritt zu einem Höhepunkt im Kulmbacher Konzertkalender werden ließ. Die Präzision, mit der hier gesungen wird, kommt schon in Leonhard Lechners Mottete „Beati omnes“ zum Tragen. Der Chor stellt das Werk dieses Tonsetzers aus dem 16. Jahrhundert nahezu schwerelos in den Raum. Akribisch folgen die Jungs ihrem Dirigenten, der sichtlich um jede Note und um jede klangliche Nuance ringt und so ein geradezu sensationelles Klangbild schafft. Gleiches gilt für Johann Staden. Lupenrein intoniert offenbart auch sein „Deutsches Magnifikat“ durchwegs hohe Stimmkultur. Überhaupt setzten die Windsbacher aus Komponisten aus dem fränkischen Raum, im Fall von Johann Staden gibt es sogar eine Kulmbacher Verbindung, denn der gebürtige Nürnberger war hier Anfang des 17. Jahrhunderts zeitweise als Organist tätig.
Das hohe technische Niveau des Chores wird schließlich bei den beiden Motteten „Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für“ und „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ sowie bei dem Choral „O lux beata, trinitas“ von Felix Mendelssohn Bartholdy deutlich. Anders als bei den barocken Kompositionen ist hier der eher gefühlsbetonte Ansatz mit zarten und sensiblen Ansätzen zu spüren. Der Windsbacher Knabenchor glänzt auch hier mit hoher Klangqualität, souveräner Sprachbehandlung und struktureller Durchsichtigkeit auf allen Ebenen. Ganz kraftvoll erklingt schließlich auch noch zeitgenössisches: die Mottete „Miserere mei deus“ des litauischen Komponisten Vytautas Miskinis und das „Pater noster“ des Spaniers Javier Busto. Emotional, textverständlich und präzise differenziert in der Dynamik und einfühlsam gesungen, erschließt der Chor mit diesen Raritäten noch einmal ganz neue Klangwelten.
Es sei gar nicht so einfach gewesen, einen Termin mit dem Windsbacher Knabenchor zu finden, sagte zuvor Dekan Thomas Kretschmar. Er bedankte sich ganz besonders bei Gerhard Endsberger, einem ehemaligem Mitglied des Chors, der das Konzert eingefädelt hatte. Nach den Worten von Lions-Clubpräsident Dieter Bordihn werden mit dem Erlös des Konzertes internationale und regionale Projekte, unter anderem auch das SOS-Kinderdorf in Immenreuth, unterstützt. Die Gesänge wurden gerahmt mit Kompositionen von Josef Gabriel Rheinberger, Johannes de Lublin, Max Reger und Louis Vierne, eindrucksvoll musiziert und absolut perfekt gespielt von der Stadt- und Dekanatskantorin aus Selb, Constanze Schweizer-Elser auf der Rieger-Orgel der Sankt-Petri-Kirche. Schweizer-Elser war kurzfristig für den erkrankten Ingo Hahn eingesprungen. Bild: Der Windsbacher Knabenchor unter der Leitung von Martin Lehmann bei seinem Konzert am Samstag in der Sankt-Petri-Kirche. Henri Marteau soll zurück ins internationale Musikleben / Eigene Wege, eigener Stil: CD mit kammermusikalischen Kompositionen von Henri Marteau erschienen
„Henri Marteau hat als Komponist eigene Wege beschritten und einen eigenen Stil gefunden“, sagt der Verwaltungsleiter der Internationalen Musikbegegnungsstätte und Marteau-Kenner Dr. Ulrich Wirz. Ziel der CD-Reihe, die weltweit vertrieben wird, ist es auch, die Musik Marteaus nicht nur am Leben zu erhalten, sondern ins internationale Musikleben zurückzuführen. Marteaus Schaffen als Komponist umfasst 45 mit Opus-Zahlen versehene Werke, darunter Vokal- und Kammermusik sowie Orchesterwerke, außerdem mehrere Kompositionen für Orgel. Bei der CD-Präsentation erinnerte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler auch an den langjährigen künstlerischen Berater von Haus Marteau, den im zurückliegenden Jahr überraschend verstorbenen Schlagwerker und Percussionisten Peter Sadlo, auf dessen Initiative die Aufnahmen im Wesentlichen zurückgehen. Sadlo hatte unter anderem den Kontakt zu den Musikern und zum Label Solo Musica hergestellt. Mit Hilfe der geplanten CD-Reihe soll auch die Musikbegegnungsstätte in Lichtenberg in der internationalen Musikwelt noch präsenter werden, als sie es ohnehin schon ist. Eingespielt haben die neue CD die Flötistin Andrea Lieberknecht, die Sopranistin Julie Kaufmann, der Cellist Reiner Ginzel, die Pianistinnen Gitti Pirner und Yumi Sekiya, die Bratscher Hariolf Schlichtig und Jürgen Weber sowie die Geigerin Yi Li und der Geiger Hans Kalafusz. Fast alle sind sie langjährige Dozenten von Haus Marteau. In unterschiedlichen Besetzungen haben sie Henri Marteaus Stücke für Violine und Klavier, für Viola und Klavier, die fünfsitzige Partita für Querflöte und Viola Opus 42 Nr. 1 sowie die 1906 erschienenen acht Lieder für Singstimme und Streichquartett aufgenommen. Ergänzt wird die CD durch drei Kompositionen für Violoncello und Klavier des Marteau-Freundes Max Reger. Für die zweite CD kündigte Wirz neue Einspielungen von Marteaus Klarinettenquintetts und seines dritten Streichquartetts an. Ausführende werden Musiker des Bayerischen Staatsorchesters sein. Ein ganz besonderer Leckerbissen verspricht die dritte CD zu werden. Dafür konnten die Verantwortlichen die prominente Mezzosopranistin Vesselina Kararova gewinnen. Fast schon als musikalische Sensation gelten historische Aufnahmen des Norddeutschen Rundfunks, auf denen der Bariton Dietrich Fischer Dieskau Lieder von Henri Marteau eingesungen hat. Auch diese Aufnahmen sollen wieder veröffentlicht werden. So wie die erste vorliegende CD werden auch die folgenden Veröffentlichungen bei dem Münchner Independent Label Solo Musica erscheinen. „Solche Sachen bekannt zu machen, das ist genau unsere Aufgabe“, sagt Hubert Haas von Solo Musica. Auch wenn es ein kleines Label ist, so sei der Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz über Sony Music und für den Rest der Welt über Naxos gesichert. Über die Naxos Music Library hätte außerdem sämtliche Musikhochschulen Zugriff auf die Aufnahmen, die auch über Streaming-Dienste und in Studioqualität zum Download angeboten werden. Für Spezialisten denkt Hubert Haas sogar über eine Veröffentlichung auf Vinyl nach. Erhältlich ist die neue CD aber auch ganz traditionell im Handel, über Amazon oder über die Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberfranken (Telefon 0921/604-1608 oder info@haus-marteau.de). Bild: Unter dem berühmten Bildnis von Henri Marteau in dessen ehemaliger Villa in Lichtenberg stellten Verwaltungsleiter Ulrich Wirz, Bezirkstagspräsident Günther Denzler und Hubert Haas von Solo Musica die neue Marteau-CD vor. Musik für den Frieden / Bayreuther Sänger gestalten Holocaust-Gedenkstunde der Vereinten Nationen in Genf
Auf dem Programm standen die drei zeitgenössischen Kompositionen „Mount Sinai“, „Vaetchanan“ und „Nachamu Ami“ des israelischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten Isaak Tavior. Der Musiker wird den Chor auch auf seiner Reise nach Genf begleiten. Taviors Musiksprache ist schwer einzuordnen, sie bewegt sich zwischen traditionellen und zeitgenössischen Klängen, ist voll von überraschenden Dynamik- und Tempo wechseln, langen rhythmischen Chorpassagen sowie lyrisch-melodiösen Zwischenspielen. Weitere Programmpunkte waren unter anderem einige Chöre des österreichischen Komponisten Viktor Ullmann, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde, und die Arie „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ von Robert Stolz, gesungen von der erst 15-jährigen Sopranistin Scarlet Rani Adler. Das Gedenken an den Holocaust müsse seinen festen Platz haben, denn nur aus der Erinnerung heraus könne auch Versöhnung entstehen, sagte der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk . Eine Kollektivschuld gebe es nicht, aber auch die junge Generation stehe in der Verantwortung, dass sie so etwas wie der Massenmord an den Juden und anderen Bevölkerungsgruppen niemals wiederholt. Koschyk appellierte an die gesamte Gesellschaft nicht zuzulassen, dass auf leisen Sohlen Intoleranz, Hass und Fanatismus wieder Raum gewinnen.
Der Zamirchor ist nach 2011 und 2014 bereits zum dritten Mal eingeladen worden, die offizielle Gedenkstunde der Vereinten Nationen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag in Genf musikalisch zu gestalten. Für den kleinen Laienchor aus Bayreuth ist es einer seiner bisher größten Auftritte, wenngleich der Zamirchor bereits mehrfach in Israel, 2010 sogar vor der UN-Vollversammlung in New York, aber auch immer wieder in der Region aufgetreten ist. In Genf werden diesmal der Misgav Hagalil Choir aus Israel, die knapp 70 Musiker des Deutschen Radio Orchesters, die beiden Solisten Joanna Sachryn (Cello) und Walter Schreiber (Geige) dabei sein. Der Zamirchor engagiert sich seit 2006 für die israelisch-deutsche Beziehung. Die rund 30 Chormitglieder im Alter zwischen 15 und 80 Jahren sehen ihr Engagement auch als Beitrag zum Frieden. Bei dem Chor handelt es sich um einen 2006 gegründeten gemischten Laienchor mit rund 30 Mitgliedern. „Bei uns geht es um Musik und um Völkerverständigung“, sagt Barbara Baier, die bereits an vielen Bühnen in Deutschland feste Engagements hatte. Mittlerweile ist der Zamirchor als Verein organisiert, seine Mitglieder sind Hausfrauen, Schüler und Studenten genauso wie Krankenschwestern, Lehrer oder Schauspieler.Standing Ovations für die Stadtkapelle / Umjubeltes Konzert des Kulmbacher Klangkörpers zum Jahresauftakt
Die musikalische Begrüßung des neuen Jahres ist nicht nur ein schöner Brauch, sondern auch ein Ritual, das niemand mehr missen möchte. Gerade in Kulmbach, wie sonst wäre es zu erklären, dass das Neujahrskonzert der Stadtkapelle bereits seit Wochen ausverkauft ist und gar keiner Werbung mehr bedarf. Auch diesmal hatte es der Klangkörper unter seinem Dirigenten Thomas Besand wieder geschafft, die über 50 Musiker hervorragend zu motivieren und viele hundert Zuhörer schwungvoll und anspruchsvoll zweieinhalb Stunden lang zu unterhalten. Es sind vor allem die populäre Werke, die ein Neujahrskonzert ausmachen. Franz Lehars Konzertwalzer „Gold und Silber“ zum Beispiel, der erst vor wenigen Tagen am gleichen Ort von den Hofer Symphonikern aufgeführt wurde. Ein bekannter und bewährter Walzer, bei dem der Dirigent sämtliche Verzögerungen und Beschleunigungen aufs Beste auskostet. Kein Wunder, dass Teile der Stadtkapelle fröhlich im Takt mitwippen.
Komplett neu im Programm war die Ouvertüre zu der Märchenoper „Wenn ich König wär“ von Adolphe Adam. Tiefromantisch komponiert und trotzdem spritzig aufgeführt, lassen Thomas Besand und seine Musiker das wahre Meisterwerk der französischen Romantik erklingen. Schon dieser Auftakt war nicht nur ein strahlendes Beispiel für den Glanz des französischen Musiktheaters, sondern auch für die hohe Professionalität der Stadtkapelle. Die Vielseitigkeit moderner konzertanter Blasmusik zeigen Kompositionen wie das auf Tempo und im Big-Band-Stil gespielte Chanson „La Mer“ des Interpreten Charles Trenet oder ein Medley der bekanntesten Melodien des legendären amerikanischen Filmkomponisten Henry Mancini auf. Von „Moon River“ bis zum „rosaroten Panther“ war alles dabei. Von den Musikern wurde dies alles großartig zum Klingen gebracht, zumal die Stadtkapelle auch hier absolut transparent, homogen und exakt spielt.
Trotz aller Ausflüge ins Zeitgenössische haben freilich auch traditionelle Marschkompositionen ihren festen Platz. Diesmal setzte Thomas Besand den Konzertmarsch „Abel Tasman“ von Alexander Pfluger, den in atemberaubendem Tempo musizierten „UNO-Marsch“ von Robert Stolz und „Die Regimentskinder“ von Julius Fuczik aufs Programm. Klangvoll und schmissig wird dies alles gespielt. In den Interpretationen der Stadtkapelle schimmern dabei aber auch wahre Kleinode der Musikliteratur durch. Die Marschmusik lebt eben vor allem von der Homogenität ihrer Aufführung, das wird wieder einmal deutlich. Höhepunkte eines jeden Neujahrskonzertes sind traditionell die Auftritte von Solisten. Diesmal gab es den Erfolgstitel „You raise me up“, fabelhaft gesungen von Elke Höhn. Ebenso den Song „On the sunny side oft he street“, den Elke Höhn als Duett zusammen mit Thomas Besand interpretierte. Jens Schieder und Mutter Monika waren die beiden Flügelhornsolisten in der Polka „Max und Moritz“ von Guido Henn und beide musizieren dabei blitzsauber. Stadtkapellenvorstand Roland Jonak schließlich greift wieder einmal zum Xylophon im „Csárdás“ von Vittorio Monti und trumpfte dabei in altbewährter Art und Weise auf, so dass er wahre Jubelstürme entfacht und sofort eine Zugabe geben muss.
Bilder: Beliebig aber voller Fantasie / Schwungvoll und sentimental zugleich: Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker unter Johannes Klumpp
Das war aber auch schon die einzige Klammer, die das Konzert irgendwie zusammenhielt. Die einen werden sagen, das Programm ist gut gemixt aus bekannten und wohlklingenden Werken. Andere werden die Beliebigkeit bemängeln, mit der Johannes Klupp Walzerseligkeit von Johann Strauss und Franz Lehar an impressionistische Klänge von Claude Debussy und Romantisches von Peter Tschaikowsky reiht, dazwischen immer wieder mal einen barocken Satz aus den vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi und am Schluss, nach der „schönen blauen Donau“ nicht etwa gleich der Radetzky-Marsch - der kommt erst ganz am Ende - sondern erst einmal Engelbert Humperdincks Abendsegen. Kurzweilig ist das alles schon, aber eben auch ein wenig beliebig, um nicht zu sagen belanglos, aber zumindest unverbindlich. Schwungvoll und einschmeichelnd lässt Johannes Klumpp, seit 2013 Chefdirigent des Folkwang Kammerorchesters Essen, und gleichzeitig künstlerischer Leiter des Festivals der Sommermusikakademie Schloss Hundisburg in Sachsen-Anhalt, den Frühlingsstimmen-Walter von Johann Strauss und später dessen Walzer „Wein, Weib und Gesang ertönen. Lehars Gold-und-Silber-Walzer hat er beinahe verinnerlicht und führt ihn raffiniert „schwankend“ im Dreiertakt, sentimental und sogar mit ein wenig Schmiss auf. Effektvoll auch die anderen Kompositionen, dazu waren die Hofer Symphoniker eigens mit ganz großen Apparat nach Kulmbach gekommen, Cembalo, Harfe und jede Menge Schlagwerk eben. So erklingen Emil Waldteufels Schlittschuhläufer, der erste Satz aus Tschaikowsky Wintersymphonie, Felix Mendelssohn Bartholdys Scherzo aus dem „Sommernachtstraum“, Debussys wundervolles „Claire de lune“ oder eben Humperdincks Abendsegen in romantisch bunten Bühnenfarben. Alles kurze aber sehr effektvolle Stück, die auch so klingen, liebevoll und voller Fantasie. Hauptwerk des Neujahrskonzert waren freilich „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi, oder besser jeweils ein eingestreuter Satz aus allen vier Einzelkonzerten. Das passt zu den Häppchen des übrigen Konzertes, mit großer Lust am Auskosten der zahlreichen Details, die Johannes Klumpp nicht nur gestaltet, sondern zuvor auch ausführlich erklärt. Die Hofer Symphoniker stellen dabei unter Beweis, zu welch klangfarblichen Möglichkeiten ihre Streicher fähig sind. Vor allem im jeweils dritten Satz aus dem Frühling und dem Sommer blitzen die außerordentliche Musikalität und das Können von Konzertmeister Lorenzo Lucca als Sologeiger auf. Bild: Die Hofer Symphoniker unter Johannes Klumpp bei ihrem Neujahrskonzert in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle. Weihnachtliche Akzente und volkstümliche Schlager / Geraldine Olivier, Judith und Mel sowie Captain Freddy begeisterten bei der PS-Gala ihr Publikum
Weihnachtliche Akzente und volkstümliche Schlager standen im Mittelpunkt der traditionellen PS-Gala. Nach dem offiziellen Teil gab es drei Stunden lang Unterhaltung pur. In wechselnder Reihenfolge traten die Künstler auf, zunächst in einem reinen Showteil, dann in einem besinnlichen Teil mit ruhigen und nachdenklichen Liedern. Die Schweizer Sängerin Geraldine Oliver (oben) wurde vom Publikum mit einem besonders vielseitigen Repertoire gefeiert. Mit dem Titel „Nimm dir wieder einmal Zeit“ hatte sie bereits 1995 den Grand Prix der Volksmusik gewonnen. Klar, dass ihr Hit auch in Kulmbach nicht fehlen durfte. Mit ihrer wunderbaren Stimme aber auch mit ihrer schwungvollen und herzlichen Ausstrahlung erobert sie das Publikum im Sturm. Mit Liedern wie „Seemann lass das Träumen“ oder „Der weiße Mond von Maratonga“ erinnerte Geraldine Olivier an die Schlagerlegende Lolita. Aus der französischsprachigen Schweiz stammend hatte sie kürzlich auch ein Album auf Französisch veröffentlicht, daraus gab es den Titel „Qui saura“. Weil die Luft so trocken ist, trinkt Geraldine Olivier auf der Bühne Wasser, hätte aber gerne Champagner, bis Sparkassenchef Weiss endlich ein Kulmbacher Bier bringt, an dem sie freilich nur etwas nippt. Ihren Erfolgstitel „Champagner fürs ganze Lokal“ singt sie trotzdem.
Captain Freddy startet mit „Junge komm bald wieder“, gibt aber gleich zu, dass er eigentlich aus dem bayerischen Günzburg stammt. Genauso wie mit den „Singenden Saxophonen“ spielt er auch alleine Evergreens wie „Rote Korallen“ oder „Unter fremden Sternen“. Bei „Aber dich gibt´s nur einmal für mich“ singt Captain Freddy auch mit sonorer Stimme. Höhepunkt ist ein Duett, bei der er Geraldine Oliver auf dem Saxophon begleitet. Zu hören gibt es dabei eine wunderschöne Version des Heidi-Brühl-Klassikers „Wir wollen niemals auseinandergeh´n“.
Judit und Mel sind seit bald 50 Jahren auch privat ein Paar und da nimmt man es ihnen ab, wenn sie Titel interpretieren wie „Bis ans Ende der Zeit“, „Du hast mich, du hast meine Liebe“ oder „Ticket für zwei“ aus der Jubiläums-CD „30 Jahre gemeinsam auf der Bühne“. Höhepunkt ihres Weihnachtsprogramms ist zweifellos die deutsche Version des Cliff-Richard-Klassikers „Christmas time, mistletoe and wine“, der bei Judith und Mel „Weihnachtszeit, schönste Zeit“ heißt. Sowohl Geraldine Olivier, als auch Judith und Mel sowie Captain Freddy zeigten sich bei der Gala als Stars zum Anfassen, die schon in der Pause ins Foyer gekommen waren, unermüdlich Autogramme schrieben und sich gutgelaunt mit ihren Fans fotografieren ließen. Perfekt, packend und fein phrasiert / Stimmungsvolle Weihnachtskonzerte mit dem Kulmbacher Kammerorchester
Wäre da nicht Thomas Grünke mit seinem Kulmbacher Kammerorchester und dem St.-Johannes-Chor aus Trebgast. Dirigent, Musiker und Sänger haben die Weihnachtsgeschichte von Arnold Melchior Brunckhorst aus den Archiven geholt, bestens einstudiert und zu ihren Weihnachtskonzerten am Sonntagnachmittag in Burghaig und am Abend in der Katholischen Kirche „Unsere Liebe Frau“ in Kulmbach aufgeführt. In Burghaig ist die Kirche dabei so überfüllt, dass Pfarrer Holger Fischer im Vorfeld schon mal vorsorglich auf die Notausgänge hinweist. Mit ihrem lebensvollen musikantischen Impuls und den chortechnisch wie besetzungsmäßigen Anforderungen bietet die Weihnachtsgeschichte nach Brunckhorst eine ideale Weihnachtsmusik. Sie ist das Ergebnis eines handwerklich brillanten und in der Wirkung sehr effektiven Stils, eine Art „Weihnachtsoratorium light“, was schon an der Länge, beziehungsweise Kürze von einer knappen halben Stunde deutlich wird. Nichts desto trotz, die Komposition ist nicht nur absolut wirkungsvoll, sie ist es auch wert, aufgeführt zu werden. Hier zeigt sich die Qualität des Kulmbacher Kammerorchesters und des Trebgaster St.-Johannes-Chores. Imposant und kompakt erstrahlen die Chorsätze, wobei sich Männer- wie Frauenstimmen durch einen angenehm zupackenden, klanglich sehr charaktervollen Duktus auszeichnen. Sorgfältig und stimmig spielt das Orchester unter dem Dirigat Grünkes. Auch mit dem Solistenquartett hat der Dirigent eine gute Wahl getroffen. Mit silbrigem anschmiegsamen Klang, glasklar und glockenhell kann die Sopranistin Marion Schmid, bekannt vom Gesangsquartett Vocalisto, überzeugen. Flexibel in der Stimmgebung und hervorragend disponiert ist Altistin Melina Meschkat. Der amerikanische Tenor James Clark, in der Region längst kein Unbekannter, meistert seinen Part perfekt, routiniert und mit großer stimmlicher wie atemtechnischer Kapazität, während Bassist Tobias Freund aus Nürnberg eine hervorragende stimmliche Grundlage, angenehm timbriert und durchaus voluminös bildet. Sein Bass(bariton) kommt in der warmen Akustik der Burghaiger Kirche besonders gut zum Tragen. Alle vier Solisten haben eine herausragende Textverständlichkeit gemeinsam.
In der Orchestersuite blitzt so manch feine Phrasierung auf und das Kammerorchester spielt einmal mehr virtuos. Höhepunkt ist natürlich der mit „Air“ (Arie) überschriebene Satz, sicher eine der bekanntesten Bach-Kompositionen. Hier schweigen Trompeten, Oboen und Pauken, allein Streicher und Cembalo spielen den liedhaften Satz im Vier-Viertel-Takt mit seiner ausladenden Oberstimmenmelodie und dem in regelmäßigen Achteln schreitenden Bass. Bleiben noch ein wundervolles Weihnachtslied des zeitgenössischen englischen Komponisten John Rutter mit dem Titel „Christmas Lullaby“ und die Arie „O du, die Wonne verkündet in Zion“ aus dem „Messias“ von Georg Friedrich Händel, die von der Altistin Melina Meschkat mit überaus tragfähiger Stimme und großer Textverständlichkeit hervorragend interpretiert wird. Natürlich gab es am Ende einen Riesenapplaus, das Weihnachtslied „Engel bringen frohe Kunde“ sowie ein gemeinsam gesungenes „Tochter Zion“ als Zugabe. Bilder: Ästhetik der goldenen Tanzkultur / Märchenhaft und museal: St. Petersburg Festival Ballett gastierte mit Tschaikowskys „Schwanensee“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Die romantische märchenhafte Geschichte um Macht und Liebe, in der sich der junge Prinz Siegfried in die verzauberte Schwanenprinzessin Odette verliebt und sie vom bösen Zauber des Magiers Rothbart befreit, das ist der Stoff, aus dem Ballettträume sind. „Schwanensee“, das ist fast schon ein Synonym geworden für die Eleganz des klassischen Balletts auf höchstem Niveau. Das St. Petersburg Festival Ballett gilt als eines der besten Ballett-Ensembles der Petersburger Schule und es steht für strenge klassische Eleganz und für Tanzleistung in Perfektion. Die Macher haben dazu ganz traditionelle opulente Kostüme und kitschig-schöne Bühnenbilder geschaffen. Hier wird die Ästhetik der goldenen Tanzkultur großgeschrieben. Alle Tänzerinnen und Tänzer agieren in Kulmbach auf sehr hohem Niveau und überzeugen mit Können und einer blitzsauberen Tanzleistung. Wie gesagt, bahnbrechende Choreographien wird ernsthaft niemand erwartet haben. Ganz traditionell setzen die Macher auf geometrische Figuren, da laufen Tänzerreihen wunderbar ineinander, da werden immer wieder bewegte Ornamente, Kreise, Dreiecke, Quadrate und Winkel gebildet, ganz mit Revue-Charakter und das alles bei der wunderbaren Musik Tschaikowskys, die freilich vom Band kommt. Der Zauber der perfekten Show stellt sich trotzdem ein.
Insgesamt besteht das St. Petersburg Festival Ballett aus über 40 Tänzern, 32 sind pro Abend auf der Bühne, alle sind Absolventen renommierter russischer Ballett-Schulen. Sämtliche Tänzer haben bereits an führenden Ballett-Theatern Russlands gearbeitet und zahlreiche Preise bei internationalen Ballett-Festivals und -Wettbewerben gewonnen. Zusammen bilden sie im St. Petersburg Festival Ballett eine der ästhetisch und technisch besten Ballett-Kompanien nicht nur Russlands. Die künstlerische Leitung lag in den Händen der beiden Choreographen von Margarita Kamysh und Nikolai Boyarchikov, beide große Namen der renommierten Tanzszene. Natürlich krönte am Ende ein großer Schlussapplaus mit Jubel, Bravo-Rufen und sogar einem Blumenstrauß für die Hauptdarstellerin den russischen Ballettabend in der Dr.-Stammberger-Halle. Stephan Herbert Fuchs Bilder: Effektvoll, zupackend und geschmackvoll: Ljubka Biagioni und ihre Sofia Symphonics stimmten in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle auf Weihnachten ein
Auch diesmal spannt das Programm wieder einen weiten Bogen von klassischen Weihnachtslieder wie „In dulci jubilo“ über festliche Klassik, mit Ausschnitten aus Tschaikowskys Nußknacker-Suite, bis hin zu amerikanischen Christmas Songs wie „White Christmas“ oder Rudolph the red nosed reindeer“. Höhepunkte des Abends sind klassische Acapella-Sätze, zum Beispiel Max Regers „Schlaf wohl du Himmelsknabe du“, aber auch die raffinierte Orchester- und Chor-Arrangements, etwa von „The first noel“ oder von „Stille Nacht, heilige Nacht“. Wie bei festlicher Weihnachtsmusik dieser Art üblich darf es gerne mal auch ein wenig kitschig sein, da tragen die Arrangements schon mal dick auf, klingen manchmal mehr amerikanisch als europäisch und der Klangkörper musiziert mit großer Spielfreude glamourös im Breitwandformat. Als nicht angekündigten Überraschungsgast hatte die Dirigentin den bulgarischen Jazz- und Popsänger Vassil Petrov mitgebracht, der in bester Frank-Sinatra-Manier und mit prägnanter sonorer Gesangsstimme einige Weihnachtslieder zum Besten gibt. Vassil Petrov ist in seiner Heimat ein echter Star und sorgte auch schon weit darüber hinaus mit seinen Sinatra-Shows für Aufsehen. Petrov, der mit Mikrofon singt und aus dem Publikum heraus auftritt, klingt wie Frank Sinatra und hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Mit seiner samtenen Stimme und seiner außergewöhnlichen Ausstrahlung wird er zu Recht gefeiert. Natürlich ist das Niveau des Orchesters durchgehend hoch, technisch gibt es keinerlei Mängel und Ljubka Biagioni hat das alles frisch und zupackend im Griff. Gerne zielt sie auch mal auf den einen oder anderen Effekt ab, aber genau das ist es ja auch, was man bei einem solchen Konzert mit einem derart populären Programm erwartet. Das Orchester musiziert trotzdem von Anfang bis Ende mit größter Sorgfalt und Differenziertheit und stets wohltuend geschmackvoll.
Moderiert wird der Abend von der Dirigentin mit Wahlheimat Kulmbacher Land, die mit ihrem Charme und ihrer Herzlichkeit die Zuhörer verzaubert. „Kulmbach ist meine musikalische Heimat“, sagt sie. Zwei Mal wird sie auch zur Rezitatorin, einmal mit Hermann Hesses „Weihnachtsabend“, später mit „Fern im Osten wird es helle“ des frühromantischen Schriftstellers Novalis. Ein Novum sorgte schon vor dem Konzert für Aufmerksamkeit: eine Bläsergruppe aus dem Orchester spielte im Foyer einige festliche Bläsersätze und stimmte die Besucher hervorragend auf den Abend ein. Am Ende gibt es einen nicht enden wollenden Beifall, Standing Ovations und Worte des Dankes von Oberbürgermeister Henry Schramm, die lediglich durch einen Zwischenruf („Sie verderben die Weihnachtsstimmung“) unterbrochen werden. Das Stadtoberhaupt spricht von einem wunderbaren Abend und von einer großen Fangemeinde, die Ljubka Biagioni zu Guttenberg mittlerweile in Kulmbach gewonnen hat. Die Musik habe an diesem Abend die Herzen der Menschen nicht nur erreicht, sondern auch verzaubert. Bilder: Ernste Musik muss gar nicht ernst sein / Außergewöhnliche Musikstunden mit Rekkenze Brass an der Pestalozzi- und an der Meußdoerffer-Grundschule
Nach Hof, Baunach und Bamberg waren die fünf Profimusiker von Rekkenze Brass am Mittwoch nach Kulmbach zur Pestalozzi-Grundschule und in die Meußdoerffer Grundschule gekommen, um eine Musikstunde der besonderen Art zu geben. Kaum hatten sie die Aula der Musikschule betreten, zogen sie die meist rock-, pop- und hip-hop verwöhnten Kids auch schon in ihren Bann. Ein mittelalterlicher Tanz von Michael Preatorius begeisterte das junge Publikum ebenso wie George Gershwins „Bindin my time“. Das besondere an den Musikhörstunden mit Rekkenze Brass ist, dass die fünf Musiker die Kompositionen nicht nur mit viel Witz erklären, sondern das junge Publikum auch aktiv einbeziehen.
Das hätten sie sich die Kinder der Pestalozzi-Grundschule, nicht träumen lassen, dass klassische Musik so spannend und so witzig zugleich sein kann. In einer Zeit, in der es längst nicht mehr selbstverständlich ist, dass Kinder mit dieser Art von Musik konfrontiert werden, hat es sich das renommierte Hofer Blechbläserquintett Rekkenze Brass seit Jahren zur Aufgabe gemacht, Musik in die Schulen zu bringen und jungen Leuten klar zu machen, dass die sogenannte ernste Musik nicht unbedingt auch immer ernst sein muss.
„Uns geht es mit den Musikhörstunden aber nicht nur darum, den Kindern die klassische Musik nahe zu bringen, sondern auch darum, ihr Interesse und Verständnis für Musik zu wecken“, sagt Rainer Streit, der aus Kulmbach stammt und der bei Rekkenze Brass die Tuba spielt. Viele von den Schülern seien noch nie in einem klassischen Konzert gewesen. „Sie kennen das Erlebnis gar nicht, der Musik einmal leise zuzuhören und sie einfach so auf sich wirken zu lassen“, sagt Rainer Streit. „Wenn wir dann bei dem einen oder anderen Kind etwas bewirken können, hat sich unser Engagement schon gelohnt.“ Noch besser wäre es natürlich, wenn die eine oder der andere in den nächsten Tagen bei Streits Bruder Harald in der Musikschule vorbeischauen und sich für ein paar Schnupperstunden auf einem Instrument anmelden würden. „Dann hätte sich unser Einsatz absolut gelohnt“, sind sich die Musiker von Rekkenze sicher.
Auch Oberbürgermeister Henry Schramm hat es sich an diesem Morgen nicht nehmen lassen, die Musikhörstunde mitzuerleben. Für Schramm, der selbst dem Bezirkstag von Oberfranken angehört, ist es wichtig, dass der Bezirk Geld in die Hand nimmt, um Kinder an die Kultur heranzuführen und sie mit Musik zu konfrontieren. Weitere Musikhörstunden stehen in diesen Tagen in Gräfenberg und Pottenstein auf dem Programm.
Bilder: Die Arche Noah als Geschichte der Gegenwart / Bayreuther Chöre der Hochschule für evangelische Kirchenmusik führen Kinderoratorium „Archenspiel“ auf
Gesamtleiterin Gerti Richter, Dozentin an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik, verspricht Spektakuläres. 40 bis 50 Scheinwerfer sollen die Stadtkirche in das rechte Licht rücken, ein riesiges Segel wird die Arche aus der biblischen Arche-Noah-Geschichte symbolisieren und neben verschiedenen Musikstilen wird es auch Elemente des Schauspiels, des Tanzes und des Musicals geben, alles kindgerecht und altersgerecht, so dass schon Kinder im Vorschulalter eingeladen sind. Im Gegensatz zur biblischen Arche-Noah-Geschichte ist beim „Archenspiel“ jeder eingeladen, mit in die Arche zu kommen. Die Vielfalt der Tiere wird zu einer Vielfalt aller menschlichen Lebewesen. „Gegen die Fluten der Belanglosigkeit und Kurzlebigkeit zimmern sie sich eine Arche mit einem festen Grund aus Mitmenschlichkeit und der aktiven Auseinandersetzung mit den Wahrheiten jenseits unserer Verstandeswelt“, heißt es im offiziellen Einführungstext. Damit wird auch klar, dass dieses „Archenspiel“ mitten im jetzt und hier stattfindet und eigentlich eine Geschichte aus der Gegenwart ist. Eine Geschichte, in der es beispielsweise um Konsum oder Entfremdung geht und bei der am Ende Werte wie Wahrheit und Aufrichtigkeit zählen. Bunt ist das Produktionsteam, das bis zuletzt unter Hochdruck gearbeitet hat. Als Autor fungiert der in Bayreuth aufgewachsene Regisseur und Schauspieler Maximilian Ponader. Komponisten sind der Nürnberger Kirchenmusiker Karsten Leykam, der an der Bayreuther Hochschule studiert hatte und der Marko Zdralek, der als Professor für Theorie und Komposition an der Hochschule lehrt. Dazu kommt noch Jens Hübner, der sich für die Ausstattung, das Lichtkonzept und nicht zuletzt auch für Gestaltung des bunten und vieldeutigen Plakats auszeichnet. Nach den Worten von Pfarrer Wolfgang Böhm, er ist der Fundraiser, also Mittelbeschaffer für die Förderstiftung der Hochschule, reicht der erste Impuls für den Kompositionsauftrag bereits zwei Jahre zurück. Ein religiöses Stück, verbunden mit einem großen Auftrag sollte es werden. Dank zahlreicher Sponsoren konnten die Kosten im fünfstelligen Bereich abgedeckt werden. Unter der Gesamtleitung von Gerti Richter werden der Bayreuther Kinder- und Spatzenchor, der Jugendchor, dazu Gesangssolisten aus den Chören sowie sieben Jugendliche, die an der Hochschule unterrichtet werden auftreten. Begleitet werden die Sängerinnen und Sänger von einem 16-köpfigen Kammerorchester unter der Leitung von Nikolaus Richter. Karten für die beiden Aufführungen am 12. und 13. November, jeweils 17 Uhr, in der Stadtkirche Bayreuth gibt es im Vorverkauf an der Theaterkasse, Opernstraße 22 in Bayreuth, Telefon 0921/69001. Eintrittskarten kosten acht Euro in der ersten Kategorie und drei Euro in der zweiten Kategorie, Kinder sechs, beziehungsweise zwei Euro. Bild: Gerti Richter und Pfarrer Wolfgang Böhm werben mit diesem Plakat für die Uraufführung des Kinder-Oratoriums „Archenspiel“ am 12. und 13. November in der Bayreuther Stadtkirche. Innig und introvertiert, flexibel und furios / Beethoven pur: Hofer Symphoniker mit Tobias Feldmann und unter Ljubka Biagioni zu Guttenberg in Kulmbach
Das anspruchsvollste aller Violinkonzerte hatte sich Tobias Feldmann herausgesucht, der trotz junger Jahre völlig zurecht auch international zu den vielversprechendsten Talenten unter den Geigern zählt. In seiner Interpretation wechseln sich furioses Passagenspiel, introvertiertes Innehalten und innig ausgekostete Kantilenen ab. Natürlich musiziert er fabelhaft präzise, flexibel in der Bogenführung und mit atmender Phrasierung. Tobias Feldmann besitzt ein außergewöhnliches Gestaltungsvermögen. Die Töne fließen bei ihm, als wäre es das Natürlichste der Welt. Mit perfekter Technik verleiht er jeder Note ein Eigenleben, verliert aber nicht das große Ganze aus dem Blick und macht melodische Zusammenhänge hörbar. Bemerkenswert sind auch seine Kadenzen, die trotz manch zeitgenössischen Anklangs und der ungewöhnlichen Paukenbegleitung tatsächlich so von Beethoven komponiert wurden. Überaus gelungen ist auch seine Solo-Zugabe, das Stück „Recuerdos de la Alhambra“ des spanischen Komponisten Francisco Tarrega. Nüchtern und gelassen wird er beim Violinkonzert von den Hofer Symphonikern unter Ljubka Biagioni begleitet. Die Musik fließt ganz selbstverständlich mit großen Bögen. Die Dirigentin führt den Klangkörper mit breiten Strichen, kostet die orchestralen Passagen aus, besonders im Larghetto, dem eigentlichen Zentrum der Komposition. Immer wieder räumt sie Tobias Feldmann seinen Platz als Solisten großzügig frei, sie setzt auf weiche Übergänge und dynamische Ausgewogenheit, am Ende des zweiten Satzes auch auf einen wunderbaren Dialog zwischen Solisten und Orchester. Überaus eindrucksvoll erklingt auch Beethovens dritte Symphonie, das Es-Dur-Werk mit der Opuszahl 55. Ljubka Biagioni, die Dirigentin aus dem Kulmbacher Land, die vor wenigen Tagen mit der Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken ausgezeichnet wurde, fügt die Symphonie souverän absolut logisch zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Die überschwängliche Begeisterung, mit der Beethoven die Komposition anging, als sie noch als Hommage an Napoleon gedacht war, ist in dieser Interpretation zu spüren. Bekanntlich revidierte Beethoven seine Meinung über Napoleon später und kratzte die Widmung aus der Partitur. Schroffe und filigrane Klänge wechseln sich im ersten Satz ab, ein liebevoll gestalteter, fast schon kammermusikalisch durchleuchteter Trauermarsch „Marcia funebre“ im zweiten und viel tänzerischen Schwung im Finale, das alles macht Ljubka Biagionis Interpretation aus. Es ist eine Deutung in erstaunlich transparentem Klangbild. Viele Details der Partitur hat man so akkurat selten gehört. Sämtliche Motive werden ganz logisch in Stimmungen umgesetzt, mit großer Detailtreue und einem glänzend aufgestelltem Orchester. Begonnen hatte der Klangkörper den Abend mit der „Egmont“-Ouvertüre, die Beethoven 1809/1810 nach Motiven zu Johann Wolfgang von Goethes gleichnamigem Trauerspiel komponiert hatte. Auch hier gelingt es den Hofer Symphonikern die Zuhörer von Anfang an durch stilistische Gradlinigkeit und Konsequenz zu fesseln. Perfekt austariert musizieren die Hofer diese Komposition zwischen bühnenhafter Dramatik und musikalischem Einfallsreichtum. Bild: Tobias Feldmann war der Solist in Beethovens Violinkonzert, das die Hofer Symphoniker unter Ljubka Biagioni zu Guttenberg am Samstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle aufführten. „Mikrokosmos europäischer Geschichte“ / Intendant Marcus Rudolf Axt ließ beim Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing die Geschichte der Bamberger Symphoniker Revue passieren
Viele Kulmbacher besuchten regelmäßig die Konzerte der Bamberger Symphoniker in der Domstadt und so lag es nahe, einmal den Mann einzuladen, der künstlerisch und wirtschaftliche für das Orchester verantwortlich ist. Axt sprach von einem Schlüsselpunkt, an dem der Klangkörper aktuell angelangt sei. So habe das Orchester im März seinen 70. Geburtstag gefeiert und erst vor wenigen Tagen konnten sich Musiker und Publikum über den gelungenen Einstand des neuen Chefdirigenten Jakob Hrusa freuen. Der aus Brünn stammende 35-Jährige habe zunächst einen Vertrag für fünf Jahre, frühere Chefdirigenten seien aber in der Regel mindestens 15 Jahre in Bamberg geblieben, sagte Axt. Schon der berühmte Dirigent Hans Knappertsbusch habe die Bamberger bereits 1948 eines der bedeutendsten Orchester Europas genannt. Da lag die Gründung des „Bamberger Tonkünstlerorchesters“ gerade einmal zwei Jahre zurück. Ab 1950 wurden die Bamberger unter ihrem Chefdirigenten Joseph Keilberth in aller Welt zum Kulturbotschafter der neuen Bundesrepublik. Keilberth war nicht nur Chefdirigent bis zu seinem Tod 1968, er war auch Chefdirigent des Deutschen Philharmonischen Orchesters Prag, aus dem die Bamberger Symphoniker hervorgegangen waren. Warum ausgerechnet von Prag nach Bamberg? Viele Musiker aus Prag hätten Anfang Mai 1945 in den Wirren der letzten Kriegstage flüchten müssen und hätten dies in Richtung Westen getan, denn hier habe sich die amerikanische Besatzungszone befunden. Viele davon seien deshalb in Bamberg geblieben, weil die Domstadt etwa im Gegensatz zu Nürnberg oder zu Städten ähnlicher Größenordnung weniger zerstört war und Bamberg mit dem Domberg und der Altstadt irgendwie an Prag erinnert habe. Vielleicht hatten sich die Musiker hier heimisch gefühlt“, sagte Axt, zudem Bamberg damals wohl auch genügend Platz und Unterkunftsmöglichkeiten für Flüchtlinge gehabt habe. Auch den Spuren des vielgepriesenen böhmischen Klangs mit seinen warmen Holzbläsern, homogenen Streichern, dem romantischen Blech und einem so ausgewogenen orchestralem Klangbild ging Intendant Axt nach. Der Klangcharakter sei trotz ständiger Fluktuation im Orchester und mehrfachen Wechsels des Chefdirigenten die Frucht langjährigerer Zusammenarbeit, sagte er. Exakt 350 Musiker stünden für die ersten 50 Jahre, 50 davon spielten mehr als 30 Jahre in Bamberg Der Intendant sah in der Geschichte der Symphoniker einen „Mikrokosmos der europäischen Geschichte“, der geprägt sei von Krieg, Flucht und Vertreibung. „Heute sind die Bamberger Symphoniker eine feste Größe in der deutschen Orchesterlandschaft“, sagte Intendant Axt. International präsent, aber dennoch verwurzelt in einer Region, „die süchtig nach Musik ist“. Nach den Worten des Intendanten hätten die Symphoniker bis heute weit über 7000 Konzerte in 512 Städten und 62 Ländern gespielt. Axt: „Auf diese Bilanz kann unser Orchester zu Recht stolz sein.“ Bild: Der Vorsitzende des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing Bernd Matthes (rechts) bedankte sich beim Intendanten der Bamberger Symphoniker Marcus Rudolf Axt für seinen Vortrag im Martin-Luther-Haus. Musik für den Frieden / Bayreuther Zamirchor gestaltet Holocaust-Gedenkstunde der Vereinten Nationen in Genf
Für den kleinen Laienchor aus Bayreuth ist es einer seiner bisher größten Auftritte, wenngleich der Zamirchor bereits mehrfach in Israel, 2010 sogar vor der UN-Vollversammlung in New York, aber auch immer wieder in der Region aufgetreten ist. Zuletzt gastierte der Klangkörper im Sommer 2015 zum 50. Jahrestag des Freundschaftsabkommens zwischen Israel und Deutschland in der Hofer Freiheitshalle. In Genf werden diesmal der Misgav Hagalil Choir aus Israel, die knapp 70 Musiker des Deutschen Radio Orchesters, die beiden Solisten Joanna Sachryn (Cello) und Walter Schreiber (Geige) und der bekannte israelische Komponist, Dirigent und Pianist Isaak Tavior dabei sein. Auf dem Programm stehen neben einigen höchst anspruchsvollen zeitgenössischen Kompositionen Taviors auch Werke von Giuseppe Verdi und das berühmte Thema aus dem Film Schindlers Liste von John Williams. „Ich kann nicht anders“, antwortet Barbara Baier auf die Frage, was sie antreibt. In ihrer Bayreuther Wohnung laufen alle Fäden zusammen. Hier entstand das Programm, hier werden die Bustransfers organisiert, Probenpläne terminiert und hier wird die Finanzierung geklärt. Die Sopranistin, Gesangslehrerin und Gründerin des Zamirchors hat dabei nicht locker gelassen und rund 100000 Euro zusammengetrommelt. „Das Ganze ist ja kein Selbstläufer“, sagt die Leiterin und ist froh, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier als Schirmherr gewonnen zu haben. Eingefädelt habe das der Präsident des Fränkischen Sängerbundes Peter Jacoby. Einer der größten Mitfinanziers ist demnach auch das Auswärtige Amt mit rund 10000 Euro. Sponsoren werden freilich noch immer gesucht, allein der Eigenanteil des Zamirchors liegt derzeit bei knapp 8000 Euro. Das bedeutet auch, dass jedes Chormitglied 350 Euro aus der eigenen Tasche für Fahrt und Unterkunft berappen muss. Trotzdem seien alle mit Feuereifer dabei, sagte Barbara Baier. Die rund 30 Chormitglieder im Alter zwischen 15 und 80 Jahren sehen ihr Engagement auch als Beitrag zum Frieden. Der Holocaust werde mittlerweile von anderen Themen überlagert. „Man hat es einfach nicht mehr so auf dem Schirm“, sagt Barbara Baier. Doch Antisemitismus gebe es immer noch und den könne man genauso auf den Umgang mit Flüchtlingen hierzulande übertragen. Neben UN-Generalsekretär Ban Ki-moon werden bei der Gedenkstunde ein Holocaust-Überlebender sowie der israelische und der deutsche Botschafter sprechen. Der Zamirchor engagiert sich seit 2006 für die israelisch-deutsche Beziehung. „In der jahrelangen Zusammenarbeit mit unseren Freundschaftschören aus Israel haben wir realisiert, dass der ständige Kontakt außerordentlich wichtig ist und dass es ein ganz großes Bedürfnis nach Austausch gibt, so Barbara Baier.“ Bei dem Chor handelt es sich um einen 2006 gegründeten gemischten Laienchor mit rund 30 Mitgliedern. „Bei uns geht es um Musik und um Völkerverständigung“, sagte Barbara Baier, die bereits an vielen Bühnen in Deutschland feste Engagements hatte. Sie sucht auch immer wieder neue Mitstreiter für den Chor, der wie alle derartigen Zusammenschlüsse einer ständigen Fluktuation unterworfen ist. Mittlerweile ist der Zamirchor als Verein organisiert, seine Mitglieder sind Hausfrauen, Schüler und Studenten genauso wie Krankenschwestern, Lehrer oder Schauspieler. Geprobt wird mindestens einmal pro Woche in der eigenen Zamirhalle, einer kleinen ehemaligen Fabrikhalle in Bayreuth, die von den Mitgliedern in liebevoller Kleinarbeit zum Veranstaltungsort umfunktioniert und ausgestattet wurde. Vor dem Auftritt in Genf wird der Zamirchor ein A-Cappella-Konzert in Bayreuth (21. Januar), nach dem Genfer Auftritt ein zweites Konzert im neuen Kulturzentrum in schweizerischen Lugano sowie ein weiteres A-Cappella-Konzert im französischen Faverges veranstalten. Ein weiteres Chorkonzert am 9. November 2016 in der Bayreuther Zamirhalle ist dem Gedenken an die Reichskristallnacht gewidmet. Bild: Große Ehre für kleinen Chor: der Bayreuther Zamirchor wird im Januar die offizielle Gedenkstunde der Vereinten Nationen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag in Genf musikalisch ausgestalten.
Blasmusik umsonst und draußen /
Zu einer richtigen Geburtstagfeier gehören natürlich auch prominente Gratulanten. Die wichtigsten waren sicher das Lüneburger Stadtorchester unter seinem Dirigenten Volker Masemann und die Kupferberger Stadtkapelle unter Valerij Efremov. Während des rund 90-minütigen Konzerts der Stadtkapelle, die zunächst alleine, dann zusammen mit dem befreundeten Orchester aus der Partnerstadt Lüneburg aufspielte, gab es freilich auch die eine oder andere Überraschung.
„Per Aspera ad Astra“ („Auf rauen Pfaden zu den Sternen“) lautete der Konzertmarsch von Ernst Urbach, mit dem die Stadtkapelle das Programm eröffnete und der symptomatisch für die Geschichte des Klangkörpers steht. Die Geschichte lässt sich übrigens auch in der neuen, absolut lesenswerten und 80 Seiten starken Jubiläumschronik nachblättern, die Helmut Rogler eigens für das Jubiläum verfasst hatte. Auch konzertante Stücke funktionieren unter freiem Himmel, das zeigte eindrucksvoll die Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“ mit dem berühmten Can-Can von Jacques Offenbach. Weitere Titel, die typisch für die Stadtkapelle sind und die Thomas Besand für das Jubiläum ausgesucht hatte waren unter anderem die Titelmelodie der früheren TV-Show „Musik ist Trumpf“, ein Frank-Sinatra-Medley und der amerikanische National-Emblem-March.
Das breit gefächerte Repertoire reiche von Traditionsmärschen über bayerische und böhmische Blasmusik bis hin zu Oper, Operette, Filmmusik, Musical, Dixie und Swing.“ Mit diesem abwechslungsreichen und vielseitigen Repertoire bereitet uns die Stadtkapelle bei den verschiedensten Veranstaltungen und Festen in unserer Stadt sehr viel Freude“, sagte Schramm. Die Konzerte der Stadtkapelle seien aus dem Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Schramm: „Was wäre ein Auftakt zum Bierfest und der Einmarsch ins Bierzelt ohne die musikalische Begleitung der Stadtkapelle?“ 15 Jahre Bandgeschichte und 50 Jahre Rockgeschichte / Alles andere als eine reine Coverband: Bayreuther Band Huebnotix gastierte in der Dr.-Stammberger-Halle
Es war ein Streifzug durch 15 Jahre Bandgeschichte und durch 50 Jahre Rockgeschichte mit reichlich Bühnennebel und einer raffinierten Lightshow. 15 Jahre sind es schon, dass Andy Sack (Gesang und Percussions), Andi Hübner (Gesang, Gitarre und Mundharmonika), Joe Greiner (Keyboards) sowie Markus Burucker (Gesang, Gitarre und Bass) bundesweit für Furore sorgen. Dazu kommt der langjährige Weggefährte Mike Müller an den Percussions und Jonas Roßner, der das neunköpfige Streicherensemble, sieben elektrisch verstärkte Geigen und zwei Celli, leitet. Die Streicher kommen aus Nürnberg, München und anderen Städten und spielen gemeinsam nur mit Huebnotix. Ganz besonders tritt mehrfach Sologeigerin Rebekka Wagner hervor, eine exzellente Musikerin aus dem klassischen Fach, der diese Art von Crossover ganz besonders liegt. Huebnotix ist dabei alles andere als eine Coverband, der es auf ein möglichst genaues Nachspielen der Originale ankommt. Die Musiker interpretieren die Stücke vielmehr in einem unverwechselbaren Akustik-Stil und mit viel Liebe zum Detail, so wie es sonst nur in der klassischen Musik üblich ist. Huebnotix bevorzugen dabei besonders Peter Gabriel (Solsbury Hill”), Paul Simon („You can call me Al“), die Beatles (“Here comes the sun”), Supertramp (“Ain´t nobody but me”) oder auch Jamie Cullum (“I´m all over it”).
Den zweiten Teil des Abends startet Huebnotix zunächst ohne das Streicherensemble mit einigen neuen Songs, doch schon bald wird die Musik wieder durch die Strings veredelt.2013 waren die Musiker von Huebnotix erstmals zusammen mit klassischen Streichern aufgetreten, um die Brücke von Rock-Klassikern zu Klassik-Rock zu schlagen. Vorbilder gibt es genug. Die Arrangements dazu stammten aus den eigenen Reihen. Alle Facetten kamen dabei zum Tragen: die stillen, langsamen Lieder genauso wie mitreißenden rockigen Songs. Dabei spielen Huebnotix Popmusik eher für den Kopf, weniger für die Beine. Mitklatschen, Mitsingen und Mitwippen gehören trotzdem dazu. Am Ende des tollen Jubiläumskonzertes applaudierten die Zuhörer so lange und intensiv, bis Huebnotix noch mehrere Zugaben, darunter Bob Dylans „Like a rolling stone“ präsentierte. Bilder: Huebnotix and Strings gastierten am Samstagabend in der Der.-Stammberger-Halle. 165. Geburtstag: Vom Musikverein zur Stadtkapelle / Jubiläumsfeier mit musikalischen Gästen aus Kupferberg und Lüneburg am 2. Oktober im Grünzug
Seit 165 Jahren ist die Stadtkapelle der musikalische Botschafter der Stadt, zunächst als Musikverein, ab 1973 als Stadtkapelle. Eigentlicher Geburtstag ist der 3. Dezember 1851, als drei Herren mit den Namen Grampp, Spindler und Meußdoerffer den „Musikverein zu Kulmbach“ ins Leben riefen. Sogar einen hauptamtlichen Dirigenten gab es ab 1869, der als „Stadtmusikus“ fest angestellt war. Mit dem ersten Weltkrieg begann für den Verein, der nicht nur für die Blasmusik, sondern für alle musikalischen Anlässe in Kulmbach die erste Adresse war, eine Zeit der Krisen. Während des Zweiten Weltkriegs verlieren sich sämtliche Spuren einer musikalischen Betätigung. 1945 waren es zunächst einige Mundharmonikaspieler, die sich der Tradition erinnerten. Später kamen ein Kammerquartett, ein Streichorchester, ein Salonorchester und sogar eine Schrammelmusik dazu. Unter Dirigenten wie Willi Kühn, Alfons Pohl und Walter Hörning fuhren die Bläser Erfolge bei Wertungsspielen ein und seit 1961 trägt der Musikverein das Stadtwappen in an der Uniform. Heute hat die Stadtkapelle 251 Mitglieder, davon 55 aktive Musiker.
In lockerer Atmosphäre werden beim Jubiläumsfest am Sonntag, 2. Oktober ab 13 Uhr zunächst die Stadtkapelle, dann das Lüneburger Stadtorchester unter seinem Dirigenten Volker Masemann und schließlich die Kupferberger Stadtkapelle unter Valerij Efremov aufspielen. Thomas Besand verspricht, die gesamte Bandbreite des Klangkörpers vorzustellen, Märsche. Polkas, Ausschnitte aus Operetten und Opern gehören genauso dazu, wie die klassische konzertante Blas- und Unterhaltungsmusik.
Bilder: Die Magie von Weihnachten / Festliche Konzerte mit den Sofia Symphonics unter Ljubka Biagioni zu Guttenberg am 10. und 11. Dezember
„Die Magie von Weihnachten“, so lautet das Motto der beiden Konzerte. Das genaue Programm wollte Ljubka Biagioni am Donnerstag vor der Presse in Kulmbach noch nicht verraten. Nur so viel: die Matinee soll einen intimeren Charakter haben, zur Aufführung soll dabei auch barocke Musik kommen, während der Abend, so wie im vergangenen Jahr auch, eher glamourös sein wird. „Kulmbach ist meine Heimat, mein geistiges Zuhause, meine Musikstadt“, geriet die Dirigentin bei der Ankündigung der Konzerte ins Schwärmen. Tatsächlich hat sie heuer Ende Juli nicht zum ersten Mal das Plassenburg-Klassik-Open-Air geleitet, bereits am 15. Oktober veranstaltet sie mit den Hofer Symphonikern einen reinen Beethoven-Abend, ebenfalls in der Dr.-Stammberger-Halle und im Dezember dann folgt an gleicher Stelle das weihnachtliche Doppelkonzert. Das Konzert werde von vielen Menschen bereits sehnlichst erwartet, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm. Selten habe er so viele positive Rückmeldungen erfahren, wie auf das Weihnachtskonzert des vergangenen Jahres. „Es waren der Charme und die Herzlichkeit, der die Menschen verzaubert hat“, sagte Schramm. „Die Sofia Symphonics unter der Leitung von Ljubka Biagioni zu Guttenberg könnten überall auf der Welt spielen, sie tun es in der Vorweihnachtszeit aber in Kulmbach“, so das Stadtoberhaupt. Schramm stellte den immensen persönlichen Einsatz der Dirigentin heraus, der das Konzert erst möglich mache. Immerhin gelte es Flüge und Unterkünfte für 90 Sänger und Musiker sowie mehrere Begleitpersonen zu organisieren und zu bezahlen. Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg wird deshalb auch noch im Oktober für ihre Verdienste um die Region mit der Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken ausgezeichnet. Die Baronin gelte längst als Dirigentin von internationalem Ruf und als Ausnahmeerscheinung in einem überwiegend von Männern besetzten Berufsbild, heißt es im einstimmigen Beschluss des Bezirkstages. Seit Anfang 2016 ist sie First Guest Conductor beim Sofia Philharmonic Orchestra und beim National Philharmonic Choir „Svetoslav Obretenov“. Seit 2013 ist sie außerdem Chefdirigentin der Sofia Symphonics. Geboren wurde sie als Tochter eines italienischen Politikers in Rom. 1977 heiratete sie den Dirigenten Enoch zu Guttenberg. Beide Konzerte, aber ganz besonders die Matinee, seien auch für Kinder geeignet, sagte Ljubka Biagioni. Schließlich sei es ihr auch ein ganz besonderes Anliegen, junge Leute an die Musik heranzuführen. Deshalb möchte die Dirigentin auch die Generalprobe am Freitag, 9. Dezember für Schüler aller Kulmbacher Schulen öffnen. Tickets gibt es bei der Tourist-Information Kulmbach (09221/9588-0). Das Samstagskonzert kostet zwischen 27 und 39 Euro (ermäßigt 22 bis 34 Euro). Tickets für die Sonntagsmatinee gibt es für 19 bis 29 Euro (ermäßigt 14 bis 24 Euro). Karten für beide Konzerte können auch als Paket erworben werden. Der Preis liegt bei 42 bis 64 Euro (ermäßigt 32 bis 53 Euro). Aufgrund der Großbaustelle am Zentralparkplatz bestehen ausreichend Parkmöglichkeiten im Kaufplatz-Parkhaus. Bild: Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg und Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm rührten bereits die Werbetrommel für die Weihnachtskonzerte mit den Sofia Symphonics am 10. und 11. Dezember in der Dr. Stammberger-Halle. Brückenschlag nach Korea / Höchstmaß an Dramatik: Koreanische Sopranistin Hyue-Sun Kim gastierte im Altenstädter Schloss
Im Zentrum des Abends standen freilich die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner, fünf berühmte Lieder, die Wagner nach Gedichten seiner Muse und Gönnerin Mathilde Wesendonck 1862 veröffentlichte. Zumindest zwei der Lieder gelten ganz offiziell als Studien zur Oper „Tristan und Isolde“. Das dritte Lied „Im Treibhaus“ enthält Passagen aus dem Vorspiel zum dritten Aufzug des „Tristan“, das fünfte Lied mit dem Titel „Träume“ verweist auf das Liebesduett im zweiten Aufzug. Für die koreanische Sopranistin Hyue-Sun Kim, die in Deutschland unter anderem bei Erika Köth studiert hatte, ist es schon erstaunliche, wie sehr sie sich in Wagners Klangwelten eingefunden hat. Leidenschaftlich und ausdrucksorientiert präsentiert die Künstlerin mit ihrer wunderschön timbrierten Stimme die fünf kurzen Lieder voller leuchtender und strahlender Farben. Die Sopranistin agiert absolut intonationssicher und textverständlich.
Ebenso perfekt erklingen auch die Kompositionen Mozarts. Die drei überzeugenden Lieder „Das Veilchen“, „An Chloe“ und „Abendempfindung“ interpretiert sie mit opernhafter Riesenstimme, mit enormer Strahlkraft, voluminös und bis in die tieferen Register absolut sicher. In der Musik von Richard Strauss findet sie zu einem innigen, dunkel-samtigen Timbre; so kann sie beweisen, dass ihr auch die lyrischen Nuancen liegen. Hier standen die Lieder „Die Georgine“, „Allerseelen“ und „Morgen“ auf dem Programm. In allen drei Kompositionen präsentiert Hyue-Sun Kim eine große dynamische Bandbreite mit durchgehend dramatischen Gestus. Eine ganz andere musikalische Welt sind dagegen die Kompositionen aus ihrer Heimat. Das beliebteste Volkslied der Koreaner, das es in unzähligen Variationen gibt, heißt dabei ganz lautmalerisch „Arirang“. Die Sopranistin brachte drei grundverschiedene Variationen davon, aber auch zeitgenössische Kompositionen mit Titeln wie „Die Bergblumen“ oder „An die Sterne und Vögel.
Zuvor hatte der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe Hartmut Koschyk auf die Partnerschaften zwischen der Regierung von Oberfranken und der koreanischen Gangwon-Provinz sowie zwischen dem Landkreis Bayreuth und dem koreanischen Landkreis Goseong hingewiesen. Zwischen der koreanischen Tourismusschule und der Pegnitzer Hotelfachschule gebe es bereits seit vielen Jahren einen regen Austausch. Außerdem existiere es in Goseong einen Bayreuth-Platz und in Pegnitz einen Goseong-Platz, was das Verhältnis zwischen den beiden Regionen eindrucksvoll widerspiegelt. Eine große Ehre für Pegnitz nannte Bürgermeister Uwe Raab den Auftritt der koreanischen Sopranistin im Altenstädter Schloss. Pegnitz unterhalte in vielfacher Hinsicht internationale Beziehungen, für rund 50 verschiedene Nationalitäten sei die Stadt mittlerweile zum Lebensmittelpunkt geworden. Da passe es gut dazu, dass auch das kulturelle Leben von internationalen Angeboten profitiert. Ausbalanciert und aufeinander abgestimmt / Festival junger Künstler: Turkmenisches Kammerorchester gastierte in der Goldkronacher Stadtkirche
Musik von Tomaso Albinoni, Edvard Grieg, Giuseppe Tartini, Carl Maria von Weber, Gustav Holst und Astor Piazolla stand diesmal auf dem Programm, aber auch traditionelle turkmenische Kompositionen. Das Kammerorchester erwies sich einmal mehr als hoch talentierter Klangkörper mit ausgezeichneten Musikern und einem breiten Repertoire. Das Orchester unter der Leitung des jungen Dirigenten Rasul Klychev, setzt sich aus Studenten und vor allem Studentinnen des Konservatoriums zusammen. Zwei Drittel der Musiker sind weiblich. Sehr exakt traf das Ensemble gleich zu Beginn mit Tomaso Albinonis dreisätzigem d-Moll-Concerto den barocken Ton. Stimmungsvoll, dynamisch sorgsam ausbalanciert und aufeinander abgestimmt erklangen zwei elegische Melodien op. 34 von Edvard Grieg, wobei die Musiker durch ihr zupackendes Spiel einen wundervollen Klangteppich schufen.
Noch einen herausragenden Solisten hat das Ensemble mitgebracht, den Klarinettisten Ovezov Yusup. Er spielt den Solo-Part im 1. Satz des Klarinettenquintetts von Carl Maria von Weber. Die Musiker hatten dabei eine Version für Kammerorchester im Gepäck. Auch der Klarinettist ist ein wahrer Meister seines Faches und spielt die selten aufgeführte Komposition routiniert und absolut professionell. Zwei Stücke aus ihrer Heimat haben die Musiker mitgebracht, die Komposition „Schmetterling“ von Aleksandr Ilyinskiy und ein „Lied ohne Worte“ von Aman Agadjikov. Für unsere Ohren klingt beides wie Musik an der Schwelle zur Moderne, gerade noch melodiös, aber doch schon in die Zukunft weisend. Die Kompositionen überraschen in ihrer wechselvollen Dynamik und im raschen Tempo.
Das 66. Festival Junger Künstler in Bayreuth steht heuer unter dem Generalthema „Kultur ist Verständigung“ und dauert noch bis 31. August. Das Festival zeichnet sich auch in diesem Jahr nicht nur durch Quantität, 460 Teilnehmer aus 30 Nationen, Musiker und Sänger, Tänzer und Nachwuchsmanager, sondern auch durch seine hohe Professionalität und Qualität aus. In über 80 Veranstaltungen und Konzerten sind junge Künstler aus aller Welt zu erleben. Augenblicke eines Avantgardisten / Das Klavierduo Edit Klukon und Dezsö Ränki interpretierte Liszts Dante-Symphonie und seine Kreuzweg-Vertonung
Franz Liszt als Avantgardist? Gerade in der Komposition „Via crucis“ deutet einiges daraufhin: die collageartige Zusammenstellung verschiedener Stile beispielsweise. So erklingt mitten im Werk Hans Leo Haßlers Kirchenlied "Mein G’ müt ist mir verwirret …", das später in Bachs Matthäuspassion unter dem Titel „O Haupt voll Blut und Wunden“ " wiederauftaucht. Ganz einfach macht es Liszt dem Hörer mit der Vertonung der übrigen Kreuzwegstationen aber nicht, erst recht in der Fassung für Klavier zu vier Händen. Seine Musik steht für Ausweglosigkeit und Schmerz, die karge Melodie befindet sich oft kurz vor dem Verstummen. Die traditionelle Geschichte der Kreuzigung wurde nie zuvor in derart neu klingenden Tönen dargestellt. Kaum ein Komponist ist vor Liszt so an die Grenzen musikalischer Möglichkeiten gegangen.
Wie fantasievoll das symphonische Werk von Franz Liszt auf zwei Klavieren klingen kann, zeigt die Aufführung seiner Dante-Symphonie durch Edit Klukon und Dezsö Ränki. Farbenreich und transparent ersetzt das Pianistenehepaar ein komplettes Orchester. Schon beim spektakulären Beginn mit der Höllenfahrt wird klar, dass die beiden jeden Augenblick des Stückes mit Leben erfüllen und der kompletten Symphonie eine selten gehörte Dichte geben. Liszts Dante-Symphonie erschien bereits 1859 in Druckform und ist Richard Wagner gewidmet. Veranstaltet wurde der außergewöhnliche Klavierabend zusammen mit dem ungarischen Ministerium für Kultur. Franz Liszt verbinde jedes Volk und jede Nation, sagte Minister Zoltan Balog. Liszt verbinde auch verschiedene Zeiten und Kulturen. Vor allem aber stehe Liszt für die Aussage, dass nationale und europäische Identität kein Widerspruch sein muss.
Auf die Initiative der Pianistin Edit Klukon ist auch die rund 50 Zentimeter hohe Bronzestatue der Heiligen Jungfrau Maria zurückzuführen, die 2011 zum 200. Geburtstags von Franz Liszt im Inneren seiner Grabkapelle feierlich enthüllt wurde. Edit Klukon und Dezsö Ränki hatten auch diesmal im Vorfeld des Konzertes der letzten Ruhestätte des Komponisten einen Besuch abgestattet und Kränze niedergelegt. Einen weiteren Kranz legten Minister Balog und der Abgeordnete Koschyk im Vorfeld des Konzertes nieder. Einigkeit in kultureller Vielfalt / Gedenken an den 130. Todestag von Franz Liszt – Ungarischer Superminister in Bayreuth
Höhepunkt des Gedenkens war ein Konzert in der Schlosskirche mit den beiden ungarischen Pianisten Dezső Ránki und seiner musikalischen Partnerin Edit Klukon. Mit der Dante-Symphonie und dem Zyklus „Via Crucis“ hatten die beiden Konzertbearbeitungen für zwei Klaviere von Franz Liszt im Gepäck. Bereits am Vormittag gestaltete das Renner-Ensemble, ein Chor mit 16 kraftvollen Stimmen, alle ehemalige Mitglieder der Regensburger Domspatzen, den sonntäglichen Gedenkgottesdienst mit der 1848 in Weimar komponierten Messe für Männerchor von Franz Liszt, der Komposition „In veni David“ von Anton Bruckner, „Preghiera“ von Gioacchino Rossini sowie dem „Te Deum“ von Max Reger. Dieser Gottesdienst geht zurück auf eine Stiftung, in der Liszts Tochter Cosima Wagner bestimmt hatte, dass alljährlich am Todestag des Vaters eine Messe in der Bayreuther Schlosskirche gelesen werden soll. Liszts letztem Willen entsprechend fand er in der Stadt seine letzte Ruhestätte, in der ihm der Tod ereilte.
Bereits am Abend zuvor hatte das Renner-Ensemble aus Regensburg seine neue CD mit einer Einspielung von Liszts „Messe für Männerchor“ vorgestellt. Die Aufnahmen für die CD, die in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk bei dem renommierten Label Ars-Production erschienen ist, fanden in der Schlosskirche statt. Ein weiterer Höhepunkt des Wochenendes war eine Gedenkstunde an der Grabstätte von Franz Liszt auf dem Bayreuther Stadtfriedhof. Dort legte der ungarische Minister zusammen mit dem Bayreuther Bundestagsabgeordneten und Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk einen Kranz nieder. Auch die beiden Pianisten Edit Klukon und Dezső Ránki erwiesen Liszt dabei ihre Referenz. Edit Klukon hatte bereits vor fünf Jahren zum 200. Geburtstag von Franz Liszt eine hochwertige Bronzeskulptur für die Grabkapelle auf dem Stadtfriedhof gestiftet.
Bilder: Zum Bierfestauftakt: Blasmusik goes Heavy Metal / Von Adele bis Metallica: Sinfonisches Blasorchester Kasendorf „rockte“ den Markt
Kurz vor halb neun ist der Marktplatz gut gefüllt. An der Eisdiele gibt es schon lange keinen freien Platz mehr, nur die Bratwurstbuden bleiben geschlossen. Viele bringen sich ihre Camping-Stühle selbst mit, eine ganze Reihe an Sitzmöglichkeiten hat auch der Musikverein aus Kasendorf herbeigeschafft. „Let me entertain you“ heißt das Robbie-Williams-Medley mit dem das Sinfonische Blasorchester unter der Leitung seines Dirigenten Thomas Eschenbacher den Abend beginnt. Klassiker aus Swing und Rock sind es, die auch diesmal wieder auf den Pulten liegen und das Konzept geht auf. Unter den Besuchern sind Touristen und Passanten, die zufällig vorbeigekommen waren, genauso wie Musikfreunde, die gezielt auch von weiter angereist sind, Decken und sogar einen Imbiss dabei hatten. „Altes bewahren, Neues erfahren“, das ist einer der Leitsätze in der Blasmusik und kaum eine Formation setzt ihn so konsequent um, wie das Sinfonische Blasorchester, das seit Jahren in der Höchststufe spielende Große Blasorchester des Musikvereins Kasendorf. Musik, die swingt, die man kennt und bei der man automatisch im Takt mitwippt, gibt es. Beispielsweise Stevie Wonders „Sir Duke“ oder Adeles „Skyfall“, wunderbar interpretiert, blitzsauber intoniert und sorgsam ausbalanciert und von der Sopranistin Marion Schmid, die sich später auch noch eine Ballade der britischen Sängerin Leona Lewis vornimmt. Das Blasorchester zeigt dabei eindrucksvoll, was Klangkultur bedeutet.
Fast schon ein Klassiker ist Glen Millers flott und mitreißend sowie mit bester Bigband-Qualität musizierte Komposition „Pennsylvania 6-5000“. Ein Urgestein an der Gitarre ist auch Wolfgang Diem. Er hat nicht nur beim eindrucksvollen und mit hohem Wiedererkennungswert aufgeführten Carlos-Santana-Medley seinen großen Einsatz. Zweiter Gesangssolist ist Andreas Kasper, unter anderem mit „Another brick in the wall“ von Pink Floyd. Unglaublich gut klingt an diesem Abend auch der Heavy-Metal-Schmachtfetzen „Nothing else matters“ von Metallica im blitzenden Blech und vollendeten Klang. Natürlich gab es auch Zugaben, etwa „Knockin´ on heavens door“ von Bob Dylan.
Bilder: Das Sinfonische Blasorchester Kasendorf unter der Leitung von Thomas Eschenbacher „rockte“ am Vorabend des Bierfestauftakts den Kulmbacher Marktplatz. Kirchenmusik und koreanische Lieder: Südkoreas Sängerknaben in Oberfranken / Domchor aus Seoul gastierte in der Basilika Gößweinstein
Der Knabenchor gestaltet an jedem Sonntag einen Gottesdienst in der katholischen Myeongdong-Kathedrale von Seoul und hat sich durch zahlreiche Auftritte und Konzerte in seiner Heimat und vielen anderen Ländern einen Namen gemacht. Neben Stationen im Benediktinerkloster St. Ottilien, in Dresden, Berlin und im Münsterland kam der Chor also gleich dreimal in die Region. Zu verdanken war das dem Bayreuther/Forchheimer Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk und der Vertretung der Hanns-Seidel-Stiftung in der Republik Korea, dessen Leiter Bernhard Seliger mit der Region Bayreuth schon zahlreiche Projekte der Zusammenarbeit gestaltet hat.
Exzellente Stimmen sind es, die der Chorleiter Jun-Young Jesung mit nach Deutschland gebracht hat. Das wird gleich zu Beginn in den beiden „Ave verum“-Vertonungen von Wolfgang Amadeus Mozart und Edward Elgar deutlich. Der Dirigent verstand es, die jungen Sänger mit viel Einfühlungsvermögen anzuleiten. Aus dem Chor heraus bildete Jun-Young Jesung sogar einen kleinen Kammerchor mit nur zwölf Sängern, die beispielsweise das „Pie Jesu“ aus dem Requiem des britischen Musicalkomponisten Andrew Lloyd Webber strahlend klar intonierten.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen freilich eine überaus romantische Version von Franz Schuberts „Lindenbaum“ und das berühmte Katzenduett von Giacomo Rossini, das die Opernsängerin Montserrat Caballe jahrzehntelang als Zugabe gesungen hatte, und das die jungen Koreaner auch mit dem notwendigen Humor präsentieren. Pater Flavian Michali bezeichnete den Auftritt des Chores aus Seoul als eine große Auszeichnung für die Basilika. Hartmut Koschyk nannte es „schön zu spüren, wie wir uns diesen jungen Sängern verbunden fühlen“. Zumal der Chor nicht nur die hohe Kunst der Kirchenmusik, sondern auch die koreanischen Lieder und das deutsche Liedgut beherrsche. Fotos: Der Domknabenchor „Musica Sacra“ aus Seoul unter der Leitung von Jun-Young Jesung trat mit einem anspruchsvollen Programm in der Basilika von Gößweinstein auf. Schwelgerisch und mit viel Schmiss / Ljubka Biagioni gastierte mit den Sofia Symphonics zum Abschluss der Open-Airs auf der Plassenburg
Zumindest die ersten Minuten standen allerdings unter keinem guten Stern. Auf die Sekunde genau um halb Neun öffnete der Himmel seine Schleusen, wer konnte, stellte sich an den Arkaden unter, Schirme sprangen auf, Regenumhänge wurden ausgepackt. Das war es dann, konnte man im ersten Moment glauben. Doch der Spuk war zehn Minuten später vorbei und es blieb den ganzen Abend über trocken und mild. Unter dem Motto „Canti d´ amore“ – „Lieder an die Liebe“ stand die Klassik auf der Burg diesmal und die prominente Dirigentin aus dem Kulmbacher Land hatte neben italienischen Opernarien und –duetten von Giacomo Puccini, Gaetano Donizetti, Giuseppe Verdi, einem Querschnitt aus Franz Lehars berühmtester Operette „Die lustige Witwe“ auch Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Strauss im Gepäck. Zum dritten Mal stand Ljubka Biagioni nach einem Jahr Pause wieder bei einem Open-Air am Pult. Mit den Sopranistinnen Nely Kravchenko, Emilia Kircheva, Maria Pavlova und Angelina Marcheva den beiden Tenören Michail Michailov und Alexander Baranov sowie dem Bariton Nikola Ivanov, hatte sie auch namhafte bulgarische Solisten, alles herausragende Stimmen, mitgebracht. Die Musik bot genügend Italianita und Theatralik. Was Ljubka Biagioni und ihre fabelhaft einstudierten Symphoniker aus Sofia hier an Musik von Puccini, Donizetti und Verdi aufführten, zeugte von elegischem Schmelz und großem Bühnen-Pathos. Und genau dafür ist die Dirigentin zu haben. Sie setzt auch gerne mal einen Effekt, nur um des Effektes willen, was in einem sommerlichen Konzert unter freiem Himmel in lockerer Atmosphäre auch absolut erlaubt ist.
Musikalisch von höchster Qualität ist auch der Ausflug in die Operette „Die lustige Witwe“. Dazu hatte die Dirigentin einen aussagekräftigen Querschnitt zusammengestellt und fast wie bei einer halbszenischen Aufführung auf die Bühne gebracht. Mit Sorgfalt und Leidenschaft sind Ljubka Biagioni und ihre Sofia Symphonics bei der Sache. Schwungvoll und einschmeichelnd klingt das alles, auch wenn die Stimmen mikrofonverstärkt wurden und manchmal eine Spur zu aufdringlich rüberkamen. „Da geh ich ins Maxim“, „Lippen schweigen“, das „Vilja-Lied“, das alles und viel mehr sind die Hits dieses Glanzstücks der Silbernen Operettenära. Die Dirigentin versteht die Operette als deftig zupackende, weniger als psychologisch hintersinnige Kunst. Man hört, wie die Musiker die Komposition Lehars verinnerlicht haben, mit viel Schmiss, ansonsten aber auch schon mal straff und unsentimental. „Sogar den Vögeln hat es gefallen“, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm am Ende, als er der Dirigentin einen Blumenstrauß überreicht und sich für den wundervollen Abend bedankte. Ljubka Biagioni schaffe es immer wieder, eine familiäre Atmosphäre herzustellen, in der sich alle Zuhörer wohl fühlen können. Mittlerweile habe sich schon eine kleine Fangemeinde gebildet. „Sie sind eine von uns, das schmeichelt und Kulmbacher schon ein bisschen“, sagte das Stadtoberhaupt zur Dirigentin. Sie und das Orchester bedankten sich am Ende mit dem wunderschönen Lied „Non Ti Scordar Di Me“ des neapolitanischen Komponisten Ernesto de Curtis und mit dem Trinklied „Libiamo“ aus „La Traviata“, bei dem noch einmal alle sieben Solistenstimmen aufblitzen durften. Am Rande des letzten Plassenburg-Open-Airs dieses Sommers zog Matthias Mayer von der Motions Kommunikations-GmbH ein erstes positives Fazit über die sechs Abende. Zusammen rund 7000 Zuschauer seien ein Rekord, sagte Mayer. Vor allem für das Klassikkonzert habe man heuer eine deutliche Nachfragesteigerung feststellen können, was zeige, dass sich die Marke „Klassik auf der Burg“ mittlerweile etabliert habe. Obwohl die Plassenburg-Open-Airs ein regionales Festival sind, habe man speziell zum Konzert der Ersten Allgemeinen Verunsicherung auch Zuschauer aus Frankfurt oder aus Freiburg begrüßen können. Damit und mit der Rekordbesucherzahl würden die Open-Air-Konzerte auch verstärkt zu einer Auslastung der Hotellerie und Gastronomie in der Stadt beitragen. Auch im kommenden Jahr seien wieder sechs Konzerte geplant.
Bilder: Kabarett, kunstvoller Wortwitz und eingängige Popmusik / Umjubeltes Konzert vor 1500 Besuchern: die Erste Allgemeine Verunsicherung bei den Plassenburg-Open-Airs
Dabei hätte es ewig so weitergehen können, denn wer kennt sie nicht: „Ba-Ba-Banküberfall“, „Der Märchenprinz“, „Fata Morgana“, „Geld oder Leben“, und, und, und. Die Hits der Kultband aus Österreich sind längst Allgemeingut, die Band um Frontman und Multitalent Klaus Eberhartinger gilt als eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Formationen. Die Mischung aus Kabarett, kunstvollen Wortwitz und eingängiger Popmusik konnte bislang keine andere Gruppe nachahmen. Lediglich die Bühnenshow, wie man sie von früheren Konzerten mit den vielen Kostümen kannte, ist mittlerweile etwas auf der Strecke geblieben. Was bei der EAV bei oberflächlicher Betrachtung als Kalauer daherkommt, erweist sich bei näherer Betrachtung als bitterböse Satire, mit der Themen wie Alkoholsucht , Atomkraft oder Sextourismus geschickt verpackt werden.
„Was ist los“, heißt es auf dem neuen Album. Es ist das Erfolgsgeheimnis der Band, dass Gesellschaftskritik bitterböse und so, dass einen meist das Lachen im Halse stecken bleibt, in mitsingbare Popmusik verpackt wird. „Neandertal“ ist überall und es ist auch der Hit, mit dem die Band das Konzert startet. Die Fans sind auch in Kulmbach wieder schwer begeistert, wobei natürlich jeder die alten Hits hören möchte. „300 PS“ oder die Geschichte vom „Sandlerkönig Eberhard“. Jedes EAV-Konzert ist auch so etwas wie ein „Best of“, kein Wunder, bei einer Band, die fast 40 Jahre auf dem Buckel hat und deren Frontman mit seinen 65 Jahren alles gibt.
Kein Thema wird ausgelassen. Eberhartinger nimmt Oktoberfeste im Frühjahr aufs Korn, geißelt den Trachtenlook („Lederhosen-Zombie“) und spielt den „Alpen-Rap“ mit einem riesigen Geweih auf dem Kopf. Überhaupt die Kopfbedeckungen wechselt er ständig, mal trägt er eine weißen, mal einen schwarzen Frack. Traditionell endet jedes EAV-Konzert mit dem witzigen Song „Morgen fang ich ein neues Leben an“, das Eberhartinger auf einem Barhocker sitzend zum Besten gibt, die Band und alle Mitwirkenden gruppieren sich drum herum und jeder genießt ein Kulmbacher Bier. Pathetische Gesten und pompöser Rock / Gefeierter Auftakt der Plassenburg-Open-Airs mit Queen-Coverband „God save the Queen“
1970 gegründet, hatte das englische Quartett Queen um den Gitarristen Brian May, dem Schlagzeuger Roger Taylor, dem Bassisten John Deacon und Sänger Freddie Mercury mit großem technischen Aufwand eine Mischung aus Led Zeppelin, Black Sabbath und Yes-Versatzstücken präsentiert , die mit der Attitüde des Glamrocks vermischt wurde. Unumstrittener Mittelpunkt der Queen-Shows war freilich Freddy Mercury, der die Songs mit operettenhafter, oftmals pathetischer Geste unverwechselbar performte. Die perfekte Show stand dabei stets im Vordergrund. Queen nutzten für die Liveaufführung ihres pompös arrangierten Kunstrocks die jeweils neuesten Techniken für Akustik und Licht. Die Musiker übertrafen dabei mit Gespür für den richtigen dramatischen Zeitpunkt stets alle anderen Bands in der Größe der Ton– und Lichtanlagen und Spezialeffekte.
Auch die dritte Queen-Periode fehlte nicht, als sie Band ab den 1980er Jahren wohl auch als Reaktion auf Punk und New Wave, ihren zuckrigen Sound sparsamer einsetzte, und stattdessen Funk und Disco-Einflüsse zuließ. Ihre Singles und LPs belegten damals durchgängig die höchsten Chart-Positionen und live war das Quartett ein unvergleichliches Erlebnis. All das brachte die Coverband hervorragend rüber inklusive eines fulminanten Schlusses mit den Hymnen „I want it all“, „We will rock you“ und „We are the champions“. Queen lebt und wird überleben, das hat dieser Abend deutlich gemacht. Wünsche an die Welt / Kulturpreise für Axel Luther und die Weidenberger Grund- und Mittelschule
Beim Landkreisempfang wurden die ersten Tafeln in der Weltkugel installiert, gleichzeitig erhielten Axel Luther und die Grund- und Mittelschule Weidenberg die Kulturpreise des Landkreises. Axel Luther wurde für seine besonderen Verdienste auf dem Gebiet der bildenden Kunst ausgezeichnet, der Förderpreis ging an die Grund- und Mittelschule Weidenberg mit Sagy Cohen für herausragende Verdienste auf dem Gebiet der interkulturellen Verständigung. Als etablierter und weithin anerkannter Künstler habe sich Axel Luther auf dem Gebiet der bildenden Kunst große Verdienste im kulturellen Bereich weit über die Grenzen unserer Region hinaus erworben, sagte Landrat Hermann Hübner bei der Übergabe des mit 3000 Euro dotierten Hauptpreises. Axel Luther wurde 1951 in Bayreuth geboren. Nach dem Zivildienst und einer längeren Asienreise ist er seit 1986 al freischaffender Künstler tätig. Seit 1994 mit eigenem Atelier im Blauen Turm von Hollfeld. Im Zentrum seines Schaffens stehen Tierfiguren und Portraits aus Stein, Beton, Keramik, Terrakotta, Stahl, Bronze, Treibholz und mit Alufolie. Er malt auf Fassaden, Wänden und auf Holz. Seine ersten künstlerischen Versuche bestanden im Formen von Tieren mit Stanniolpapier und Alufolie, eine Besonderheit, der er bis heute treu geblieben ist, in der er es zur absoluten Meisterschaft gebracht hat und dessen Videoclips darüber auf Youtube Abonnenten auf der ganzen Welt haben. Er gehört auch zu den zehn Künstlern aus dem In- und Ausland, die sich seinerzeit an dem vom Landratsamt ausgelobten Projekt „Naturkunstraum Neubürg“ mit einer Bronze-Stele beteiligt haben. Zu seinen Werken zählen unter anderem die Wandbemalung eines Turms der früheren Brauerei Weiße Taube in Hollfeld oder das Denkmal für die Fischart Äsche in Waischenfeld. Förderpreisträger ist die Grund- und Mittelschule Weidenberg für ihre außergewöhnlichen Integrations- und Kulturangebote. „In Sachen Migration wird bei der Kinder- und Jugendarbeit Herausragendes geleistet“, sagte Landrat Hübner. Dieses vorbildliche und für den Landkreis beispielhafte Engagement wirke weit über Weidenberg in die gesamte Region hinaus, so Hübner. Neben Schwimmkursen, Fahrradunterricht, der Aufführung eines Theaterstücks und gemeinsamen Besuchen auf der Landesgartenschau wurde auch ein Film über die tief bewegenden Lebensgeschichten von Flüchtlingskindern und .jugendlichen gedreht und als Unterrichtsmaterial anderen Schulen zur Verfügung gestellt. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der aus Israel stammende Pädagoge Sagy Cohen der an der Mittelschule eine Übergangsklasse betreut und Integrationshilfe für Kinder und Jugendliche aus Weidenberg, Warmensteinach und Fichtelberg leistet.
Bild: Opulente Klangbilder und berauschende Klangfarben / Jugendsymphonieorchester Oberfranken startete in Naila seine Ostertournee
Am deutlichsten wurde dies bei den wohl berühmtesten Bildern der Musikgeschichte, den „Bildern einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski in der Orchestrierung von Maurice Ravel. Es ist eine einzigartige Bilderschau, die der russische Bürgerschreck Mussorgski seinem verstorbenen Malerfreund Viktor Hartmann gewidmet hatte und die seit ihrer Uraufführung aufgrund des programmatischen Ansatzes gerade auch junge Musiker immer wieder fasziniert. Die Komposition bildete zugleich das Hauptwerk des Konzerts. Till Fabian Weser lässt die Bilder herb und scharfkantig erklingen und die jungen Musiker, alle keine Profis, arbeiten die raffinierte Klangfarbenkunst dieser Orchesterfassung prima heraus. Details dieses Ohrwurms der klassischen Musik treten auf einmal hervor, wie man sie so noch nie vorher gehört hat. So gespielt, sind diese Bilder nicht nur zu hören, sie tauchen vielmehr vor dem geistigen Auge des Zuhörers auf: der schauderhafte „Gnomus“ etwa, die skurrile Charakterisierung des Samuel Goldenberg und des Schmuyle oder der pompöse Triumphzug durch „Das große Tor von Kiew“, die auch als Zugabe erklingt. Über sechs Stunden habe man jeden Tag geprobt, erklärte der Dirigent im Vorfeld, und das merkt man auch, denn schließlich kam jeder der 70 Musiker mit einem anderen Kenntnisstand nach Weißenstadt, wo diesmal wieder die Probenphase stattfand.
Gerade so, als ob das alles nicht schon schwer genug wäre, hatte Dirigent Till Fabian Weser den Mitgliedern des Jugendsymphonieorchesters auch noch eine Wagner-Ouvertüre auf die Pulte gelegt. Mit dem Vorspiel zur Oper „Der fliegende Holländer“ gab es ein weiteres opulentes Bild, ein prächtiges orchestrales Klangbild, das die Musiker gut bewältigten. Die jungen Musiker lassen den Zuhörer in Klangbildern schwelgen, wobei auch hier besonders wieder die Bläser gefordert waren.
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Dirigenten und Musikpädagogen Professor Dr. Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken, Haus Marteau, tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm. Das Jugendsymphonieorchester ist ein Projekt des Hauses Marteau, der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken. Bild: In der Frankenhalle in Naile starteten Till Fabian Weser und das Jugendsymphonieorchester Oberfranken ihre kleine Ostertournee. Absolute Konzentration für die „Bilder einer Ausstellung“ / Jugendsymphonieorchester Oberfranken gastiert an den Osterfeiertagen in Naila, Coburg und Stegaurach
Noch muss Dirigent Till Fabian Weser von den Bamberger Symphonikern häufig unterbrechen. Meist sind es aber nur Kleinigkeiten, die er moniert. Ansonsten klappt das Hauptwerk, die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky in der Orchestration von Maurice Ravel, schon bestens. „Wir brauchen absolute Konzentration“, ruft der Dirigent und lässt immer wieder einzelne Stellen wiederholen, bis die Takte sitzen. Lange dauert das nicht, denn die jungen Musiker im Alter zwischen 13 und 20 Jahren proben bereits seit Samstag täglich bis zu sechs Stunden, alles freiwillig und das auch noch in den Schulferien. „Wo sonst haben die jungen Leute Gelegenheit, die Bilder einer Ausstellung oder Richard Wagners Holländer-Ouvertüre zu spielen“, sagt Till Fabian Weser. Das gebe es in keinem Musikschulorchester.
Die junge Musikerin sieht es vorrangig als einmalige Chance und Möglichkeit, Erfahrungen als Solistin zu sammeln und ihr musikalisches Können unter Beweis zu stellen. Wegen ihres Abiturs sei sie zunächst schon etwas skeptisch gewesen, ob sie das alles schaffen würde. Nun sei sie aber doch sehr froh, das Angebot angenommen zu haben. „Denn es ist natürlich auch eine große Ehre, schon in meinem Alter diese Position einzunehmen“, so die Solistin.
Weitere Information: www.jso-oberfranken.de oder auf Facebook unter www.facebook.com/Jugendsymphonieorchester.
Bilder: "Orchester auf Zeit und Talentschmiede für junge Musiker“ / Probenauftakt: Jugendsymphonieorchester Oberfranken startet mit anspruchsvollem Programm in die heiße Phase
Am Pult steht wieder Till Fabian Weser von den Bamberger Symphonikern. Seine Aufgabe ist es, die jungen Talente aus allen Teilen des Regierungsbezirks in nur einer Woche zu einem einzigen Klangkörper zusammenzuführen. Unter der Stabführung des aus Amerika stammenden Dirigenten werden die gut 60 jungen Musiker zwischen 11 und 21 Jahren über Ostern zu einer kleinen Oberfranken-Tournee aufbrechen.
Das Programm steht in diesem Jahr unter dem Motto „Bilder“: Hauptwerk sind deshalb die überaus populären „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky in der Orchestrierung von Maurice Ravel. Schon die erste Durchspielprobe am Samstag zeigte, dass dabei die Bläser und die Schlagwerker ganz besonders gefordert sein werden. Ein musikalisches Bühnenbild ist für Till Fabian Weser auch Richard Wagners Ouvertüre zu der Oper „Der fliegende Holländer“.
„Mit unserem ehrgeizigen Projekt eines eigenen Jugendsymphonieorchesters möchten wir jungen Nachwuchsmusikern aus der Region alljährlich die Möglichkeit geben, ihr Können unter professioneller Anleitung öffentlich zu präsentieren“, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler zum Probenauftakt. Als „Orchester auf Zeit“ setzte sich das Jugendsymphonieorchester Jahr für Jahr neu zusammen. Denzler: „Das oberfränkische Jugendsymphonieorchester ist das Herzstück der Jugendarbeit unserer Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau.“
Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Musikpädagogen und Dirigenten Professor Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm. Weitere Information: www.jugendsymphonieorchester.de Bilder: Probenauftakt am Wochenende in Weißenstadt: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. Fränkischer Theatersommer zeigt Giganten der Weltliteratur / Landesbühne Oberfranken präsentierte Programm für die Spielzeit 2016
Der spanische Klassiker „Don Quichotte“ (der Theatersommer hat sich bewusst für die französisch-deutsche Schreibweise entschieden) von Cervantes habe seinen Autor weltberühmt gemacht. „Wir wollen das Publikum nach allen Regeln der Kunst verzücken und gleichzeitig in Erstaunen versetzten“, so Intendant Burdinski, der gleichzeitig die Textversion mit erstellt hat. Die komisch-grotesken Abenteuer des Ritters „von der traurigen Gestalt“ und seines gutmütigen Knappen Sancho Pansa sollen dabei nicht im Kampf gegen Windmühlen und den Geheimnissen um die sagenhafte Schönheit der Dulcinea von Toboso enden, sondern weit über die bekannten Episoden hinaus führen. Zu sehen ist Don Quichotte“ in der Inszenierung von Amelie Auer unter anderem im Historischen Museum in Bayreuth( 5. Juni), im Rosenthal-Theater Selb (24. Juni), im Förderzentrum St. Katharina in Lichtenfels (23. Juni), am Marktplatz in Betzenstein (20. August) und im Evangelischen Gemeindehaus in Pegnitz (21. August). Zweite Neuinszenierung ist Shakespeares eher selten gespielter Liebesreigen „Verlorene Liebesmüh“. Heidi Lehnert will in ihrer Inszenierung dieses wohl sprachwitzigsten Stückes des berühmten britischen Poeten zeigen, wie lebendig Shakespeare auch nach 400 Jahren noch immer ist. Intendant Burdinski spricht vom „Phänomen Shakespeare“ und von einem unglaublichen und auch unerreichten Menschenkenner mit einem frappierenden Blick auf die menschliche Psyche. Aufführungen gibt es unter anderem im Burggut in der Waaggasse in Kulmbach (8. Mai), im Historischen Museum in Bayreuth (22. Mai), in der Kulturscheune Eggolsheim (19. Juni), im neuen Heckentheater auf der Landesgartenschau in Bayreuth (3. Juli), im Burghof von Egloffstein (9. Juli, im Hofer Landratsamt (21. Juli) und auf Schloss Kühlenfels (6. August). Auch in Sachen Musiktheater hat der Theatersommer diesmal wieder viel Neues zu bieten. Zum einen gibt es Frederick Loewes „My fair Lady“ als „Kammermusical“, was bedeutet ohne großes Orchester, aber mit viel Witz und Selbstironie, das Musiktheater „Orangenmädchen“ nach Jostein Gaardner und das Tanztheater „Wenn wir über Schatten tanzen“ von und mit Michaela Duhme und Alexander von Hugo. Dieses Stück basiert auf Interviews mit älteren Menschen und soll deren Erinnerungen an Krieg und Nachkriegszeit mit Hilfe von Jazz- und Swingelementen lebendig werden lassen. Daneben stehen in dieser Spielzeit auch wieder zahlreiche Wiederaufnahmen auf dem Programm, darunter die Komödie „Zwei wie Bonnie und Clyde“ von Sabine Misiorny und Tom Müller, die Komödie „Mondscheintarif“ von Ildiko von Kürthy und das Musikstück „Der Blues der Lady“ nach der Autobiographie von Billie Holiday. Es gibt mehrere buchbare Angebote, unter anderem ein Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach sowie Stücke, die sich um Themen wie Sucht und Depression drehen. Nicht vergessen haben die Theatermacher das junge Publikum: in dem Kinderstück Lilli und der Raabe von Wilfried Grote soll es darum gehen, was Freundschaft wirklich bedeutet. Insgesamt besteht das Ensemble heuer aus fast 40 Aktiven, die an über 70 Spielorten in Ober-, Mittel- und Unterfranken sowie vereinzelt auch darüber hinaus auftreten werden. Insgesamt hat der Fränkische Theatersommer im zurückliegenden Jahr knapp über 16000 Zuschauer verzeichnen können. „Damit haben wir ein Rekordjahr hinter uns“, so Burdinski. Vom Gesamtetat in Höhe von rund 450000 Euro erwirtschaftet der Theatersommer rund zwei Drittel selbst durch Einnahmen und Sponsorengeldern. Das übrige Drittel setzt sich aus öffentlichen Zuwendungen durch den Bezirk Oberfranken, das Bayerische Kultusministerium und dem Landkreis Bayreuth zusammen. Den Theatersommer gibt es seit 1994, im Jahr 2007 erhielt er den Status „Landesbühne Oberfranken“ und die Bezeichnung „Fränkischer Theatersommer“. Sämtliche Termine dieses Jahres sind im neuen Programmheft zu finden, das druckfrisch an vielen Auslagestellen in der Region erhältlich ist. Weitere Information gibt es auch im Internet: www.theatersommer.de. Bild: Peter Ackermann und Heike Fick vom Betriebsbüro des Theatersommers sowie Intendant Jan Burdinski (von links) freuen sich auch eine erfolgreiche Spielzeit 2016. Musikalisches Glaubensbekenntnis mit Überzeugung und Hingabe / Gospel-Konzert der Extraklasse: Schwarzacher Main Line Gospelchor konzertierte mit Deborah Woodson in Burghaig
Der Schwarzacher Gospelchor unter der Leitung von Heinz Bittermann ist weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt für seine bunte Mischung aus modernen und traditionellen Gospels sowie mitreißenden Pop-Songs. Mit der Sängerin Sängerin Deborah Woodson aus dem US-amerikanischen Georgia und deren „Gospel Mates“, eine Background-Sängerin und ein Background-Sänger sowie zwei Keyboarder, hatten die Schwarzacher Sänger diesmal echte Profis an ihrer Seite.
Musikalisch kamen die Zuhörer in der Johanniskirche jedenfalls voll auf ihre Kosten. Die professionell agierenden Sängerinnen und Sänger zauberten eine beeindruckend fröhliche Atmosphäre in das nahezu ausverkaufte Gotteshaus. Fast zweieinhalb Stunden lang gab es eine bunte und erfrischende musikalische Mischung aus altbekannten Gospelstandards, zeitgenössischen, modernen Klänge, swingende Liedern und beliebten Spirituals.
Zu Beginn hatte der Main-Line-Gospelchor einen eigenen Block, bei dem eher unbekannte Gospels zelebriert wurden, wunderbar homogen, mit ständig wechselnden solistischen Einlagen, mal A-Capella mit geklatschtem Rhythmus und stets dynamisch sorgsam ausbalanciert. Am Ende gab es einen zweiten Block, bei dem Deborah Woodson zusammen mit den Schwarzachern sang, nein sie zelebrierte die Stücke, darunter Michael Jacksons „We are the world“ fast schon in Form eines mitreißenden Happenings. „Dabei haben wir gar nicht zusammen geübt“, sagt die Sängerin.
Wer Deborah Woodson zusammen mit den Gospelmates und jeweils einem regionalen Gospelchor noch einmal erleben möchte, hat dazu die Gelegenheit am 19. März um 19.30 Uhr in der Kirche St. Konrad in Hof und einen Tag später, am 20. März um 17 Uhr in der Kirche St. Peter in Tirschenreuth.
Bilder: Kulmbach wurde für zweieinhalb Stunden zur Musical-Metropole / Produktion „Best of Musical Star Nights“ in der Dr.-Stammberger-Halle
Das Kreativteam um die beiden Choreographen Murray Grant und Greg J. Davidson hatte sich viel Mühe gegeben, eine abwechslungsreiche, farbenprächtige und fantasievolle Show auf die Beine zu stellen und sie wurden diesem Vorhaben größtenteils auch gerecht. Schöne Stimmen, prächtige Kostüme und eine raffinierte Lichtregie mit modernen 3D-Foto- und Videoprojektionen lieferten beste Unterhaltung auf hohem Niveau und machten Kulmbach für zweieinhalb Stunden zur Musical-Metropole. Freilich müssen derartige Tourneeproduktionen, die heute in Kulmbach, morgen in Zürich und nächste Woche schon wieder in Nürnberg zu sehen sind, die gerade aus Bozen kommt und erst vor wenigen Wochen auch in Bayreuth gastierte, immer auch irgendwo Abstriche machen. So gab es kein richtiges Bühnenbild, lediglich eine Showtreppe, einige wenige Requisiten, dafür aber die großen Bilder, mal im Hintergrund, mal auf einen halb durchsichtigen Vorhang vor der Bühne projiziert.
Tolle Kostüme hatte sich Carol Attenburgh für die Sängerinnen und Sänger sowie für das sechsköpfige Tanzensemble einfallen lassen, meist angelehnt an das Original, wie bei „Starlight Express“ auf Rollschuhen, bei „Elisabeth“ in großer Robe“ oder besonders fantasievoll beim beim „König der Löwen“. Sparen können hätte man sich dagegen die Moderation, die, wenn man sie überhaupt verstand, wenig Sinn ergab und vermutlich nur dazu da war, um den Akteuren die notwenigen Umzieh- und Verschnaufpausen zu geben.
Wer noch mehr Lust auf Musical hat, die Show „Best of Musical Star Nights“ gastiert am 10. Februar in der Nürnberger Meistersingerhalle, am 19. Februar im König-Albert-Theater in Bad Elster, am 20. Februar in der Freiheitshalle Hof und am 23. Februar im Kongresshaus Rosengarten in Coburg. Kulmbachs erstaunlichster Klangkörper / Zum 25. Mal: Fulminantes Neujahrskonzert der Stadtkapelle
Wer es nicht glauben wollte, konnte sich am Dienstagabend in der, wie stets, ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle selbst ein Bild davon machen. Zweieinhalb Stunden lang gab es symphonische Blasmusik von höchster Qualität. Nach Naila am vergangenen Donnerstag und Saalfeld am Sonntag gaben die rund 55 Musikerinnen und Musiker im Alter von 15 bis 85 Jahren zuhause in Kulmbach noch einmal alles. Das Programm sollte dabei auch eine Art Rückschau sein, auf die Erfolgstitel der zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnte.
Mehrere Komponisten zogen sich diesmal wie ein roter Faden durch das Programm: Johann Strauss der Jüngere, der „Walzerkönig“ zu Beispiel, von dem die Stadtkapelle genauso wie beim allerersten Konzert vor 25 Jahren den Kaiserwalzer musizierte. Als weiteres Stück von Johann Strauss gab es die Schnellpolka „Vergnügungszug“. Thomas Besand ließ es sich dabei nicht nehmen, ganz bewusst in raschen Tempi zu musizieren, der Dirigent hatte auch ein echtes Messinghorn eines Eisenbahner-Streckenpostens aufgetan, mit dem er die Signale ausgab. Besand und seine Musiker haben das alles bestens im Griff, locker und leicht, aber zugleich auch prächtig und glanzvoll.
Dritter großer Musiker, dem die Stadtkapelle diesmal ihre Referenz erwies ist der Entertainer Frank Sinatra. Aus seinem Song „The Lady is a tramp” von Richard Rodgers machte die Stadtkapelle kurzerhand ein humorvoll swingendes Duett mit Elke Höhn und Thomas Besand, nicht nur am Dirigentenstab, sondern auch Mikrofon. Gleich darauf folgte der Love-Song „I´ ve got you under my skin” von Cole Porter, mit sonorer Stimme, text- und tonsicher vorgetragen ebenfalls vom Dirigenten. Zu den Klassikern gehörte die Ouvertüre zur Operette „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach mit brillanten Soli und einem flotten Cancan zum Mitklatschen. Freilich auch etwas wehmütig, denn der Marsch erklang im Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Paris, der Stadt der Lebensfreude. Größte musikalische Herausforderung des gesamten Konzertes war sicherlich der Teufelstanz von Josef Hellmesberger mit seinen Takt- und Tempowechseln, die von allen Beteiligten bestens bewältigt wurden. Immer wieder hörenswert sind die kurzen und originellen Konzertstücke des US-Amerikaners Leroy Anderson. Diesmal gab es „Bugler´s Holiday“ aus dem Jahr 1954, ein Solo für drei Trompeten von Leroy Anderson, wundervoll und witzig gespielt von Daniel Richter, Maximilian Schaller und Hans-Christian Leuschner
Weil es ein Jubiläumskonzert war, blieben natürlich auch Ehrungen nicht aus: so erhielt Thomas Besand von der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände beziehungsweise vom Nordbayerischen Musikbund die Dirigentennadel in Gold mit Diamand, von OB Schramm gab es neben einem üppigen Präsentkorb auch einige Utensilien, die der frischgebackene Hundebesitzer sicher gut gebrauchen kann, von Landrat Klaus Peter Söllner einen Scheck und von den Musikern ein, von keinem geringeren als von dem bekannten niederbayerischen Musiker und Komponisten Franz Gerstbrein arrangiertes Medley der Lieblingsmärsche Besands. Nicht zuletzt dank der liebevollen, kenntnisreichen und kurzweiligen Moderation von Karl-Heinrich Backert waren die zweieinhalb Stunden wieder einmal wie im Flug vergangen. Als Zugabe hatten die Musiker und ihr Dirigent den weltberühmten „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss Vater, so wie beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zum Mitklatschen ausgesucht.
Bilder: Mitreißende Melodien, Musicalhits und Medleys / Fantastisches Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker mit Sängerin Carry Sass
Das schwungvolle Konzerterlebnis verband musikalisch das Beste aus zwei Welten: Wiener Operettenmusik mit Walzerschmäh und die mitreißenden Broadwaymelodien im zweiten Teil des Programms mit Musicalhits, temperamentvolle Medleys und einer gelungenen Moderation. Einen Zwischenstopp legten Sängerin, Dirigent und Musiker in Berlin ein, der Stadt, die in den Goldenen Zwanzigern für musikalischen Einfallsreichtum, für Witz, Temperament und Lebensfreude stand. Natürlich sind das alles Klischees, aber wenn nicht bei einem Neujahrskonzert, wann dann sollte man diese Klischees einmal ausleben.
Für den Zwischenstopp Berlin hatten sich alle Beteiligten zwei echte Gassenhauer von Theo Mackeben („Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“) und die Ballade von Mackie Messer aus der berühmten „Dreigroschenoper“, die ja bekanntlich alles andere als eine Oper ist, ausgesucht. Mackie Messer zum Mitmachen sozusagen, denn hier bekommt das Publikum die Gelegenheit kräftig mitzusingen. Überraschend ins Programm genommen hatte Carry Sass den Schlager „Für mich soll´s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef, der so wundervoll zum Beginn des neuen Jahres passt. Im zweiten Teil dann New York, die Stadt, in der die berühmten Musicals ihren Ursprung haben. Dirigent Ferrand hatte dazu Ohrwürmer aus Musicals wie der „West Side Story“, „Cabaret“ oder „Annie get your gun“ ausgewählt. Mit den mitreißend musizierten Selections aus der West Side Story von Leonard Bernstein schufen die Hofer unter Hannes Ferrand ganz großes Broadway-Feeling mit allen Hits des berühmtesten Musicals aller Zeiten von „America“ bis „Tonight“, und von „Cool“ bis „I feel pretty“. Das Arrangement aus „Cabaret“ war Carry Sass ohnehin auf dem Leib geschrieben und bei der Schlussnummer „There´s no business like show business“ gab die Entertainerin noch einmal alles. Gerade die beiden letztgenannten Titel sang Carry Sass nicht nur, sie lebte sie förmlich aus und ging total in ihnen auf.
Beim Neujahrskonzert präsentierte sie sich in ständig wechselnden Outfits, deren Markenzeichen die Pailletten und der lange Schlitz im Kleid waren. Immerhin zwei Zugaben konnten das Publikum den Künstlern entlocken: Carry Sass interpretierte Frank Sinatras „New York, New York“ und Hannes Ferrand und die Hofer Symphoniker schlossen mit dem berühmten Radetzky-Marsch zum Mitklatschen. Bilder: Stargast des Neujahrskonzerts mit den Hofer Symphonikern unter dem Dirigenten Hannes Ferrand in der Dr.-Stammberger-Halle war die Berliner Entertainerin Carry Sass. Faszination Musik: Außergewöhnliche Musikstunde in der Grundschule Herzoghöhe / Hofer Blechbläserquintett Rekkenze Brass hat sich der Nachwuchsförderung verschrieben
„Uns geht es nicht nur darum, den Kindern die klassische Musik nahe zu bringen, sondern auch allgemein ihr Interesse und Verständnis für Musik zu wecken“, sagt Rainer Streit, der aus Kulmbach stammt und bei Rekkenze Brass die Tuba spielt. Viele von den Schülern seien noch nie in einem klassischen Konzert gewesen. „Sie kennen das Erlebnis gar nicht, der Musik einmal leise zuzuhören und sie einfach so auf sich wirken zu lassen“, sagt Rainer Streit. „Wenn wir dann bei dem einen oder anderen Kind etwas bewirken können, hat sich unser Engagement schon gelohnt.“
Soweit sind die Grundschüler der Herzoghöhe in Bayreuth freilich noch nicht, wenngleich auf die Frage, wer denn ein Instrument spielt, ungewöhnlich viele Finger in die Höhe schnellen. „Der Musikunterricht hat an unserer Schule einen hohen Stellenwert“, sagt Schulleiterin Sybille Hutzler und verweist auf den Chor, eine eigene Arbeitsgemeinschaft Percussion, den Instrumentalunterricht und eine Flötengruppe.
Bilder: Rekkenze Brass bei einer Musikhörstunde in der Grundschule Herzoghöhe in Bayreuth. Traditionelle Weihnachtsgeschichte zeitgenössisches musiziert / 50 Jahre Chorleiter: Koschyk zeichnete Rüdiger Bauriedel aus Gesees aus
Der 14-teilige Konzertzyklus wurde zumindest in dieser Fassung wohl zum ersten Mal aufgeführt, denn die beiden Chorleiter Rüdiger Bauriedel und Werner Beyer aus Untersteinach hatten mit Hilfe von Barbara Sabarth von der deutsch-polnischen Gesellschaft eine eigene deutsche Textfassung erstellt. Nur an einigen wenigen Stellen wird klar, dass es sich um eine zeitgenössische Komposition handelt. Ansonsten basiert das Werk durchaus tonal auf die traditionelle Weihnachtsgeschichte.
Die beiden Chöre aus der Region brachten das Werk in wunderbarer Art und Weise zum klingen, kraftvoll in allen Stimmlagen, immer wieder unterbrochen von hervorragend gemeisterten solistischen Einwürfen und vor allem wunderbare dezent in den vielen Piano-Stellen. Das kleine Streichorchester ist dabei ein durchaus gleichwertiger Partner und nimmt sich nicht nur in den mit rein instrumentalen Zwischenspielen der Musik Maciej Maleckis gekonnt und einfühlsam an. Eingerahmt wurde der polnische Konzertzyklus von einer „Missa breve“ von Philipp Steiger, und von dem Chorsatz „Heil´ge Nacht im Frankenland“ von Franz Biebl, den Maciej Malecki als eine Art Dankeschön an Rüdiger Bauriedel und seine Musiker eigens für Chor und Streicher eingerichtet hatte.
Rüdiger Bauriedel hatte sich vor allem durch sein Wirken in der Chorszene großes Ansehen erworben. Unter anderem leitet er den Singkreis des Hummelgauer Heimatbundes und den Männergesangsverein. Er ist außerdem Gründer der Gesangsgruppe „G´seesa Bäsla“ und der „Klann Hummln“. Nach dem Abitur hatte Bauriedel an der Pädagogischen Hochschule in Bayreuth studiert. Danach war er als Lehrer in Bayreuth, Creußen und Gesees tätig. Später wirkte er als Ausbildungslehrer und Seminarleiter. 1997 wurde er zum Schulamtsdirektor ernannt. Bauriedel war außerdem als Kreisheimatpfleger tätig, gehörte dem Geseeser Gemeinderat an und war Kirchenvorstandsmitglied und Vertrauensmann in der evangelischen Kirchengemeinde Gesees. Bauriedel wurde unter anderem bereits mit dem Ehrentitel „Chordirektor“ durch den Deutschen Sängerbund, mit dem Förderpreis des Landkreises Bayreuth und mit dem Titel „Staatlich anerkannter Chorleiter im Laienmusizieren“ durch das Bayerische Kunstministerium ausgezeichnet. 1995 erhielt er das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten.
Fotos: Stille Nacht im Breitwandformat / Standing Ovations: Ljubka Biagioni stimmte in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle auf das Weihnachtsfest ein
Freilich nicht nur irgendwie moderiert, Ljubka Biagioni macht immer auch ihren Bezug zur jeweiligen Komposition deutlich, sie spricht von Weihnachten in Bulgarien und in Italien und bekennt gleich zu Beginn: „Kulmbach ist meine musikalische Heimat geworden.“ Manchmal etwas außer Puste erzählt sie von den Hirten und den Engeln an der Krippe, trägt die tiefsinnige Weihnachtsgeschichte von den vier Kerzen Frieden, Glaube, Liebe und Hoffnung oder das witzige Gedicht „Wo man Geschenke verstecken kann“ vor und zwinkert auch schon mal den Zuhörern in der ersten Reihe zu.
Frisch zupackend und trotzdem feierlich gibt es zu Beginn zwei Sätze aus der Nußknacker-Suite von Peter Tschaikowsky. Ihr Wille zur perfekten Proportion wird im zweiten Satz „Air“ aus der dritten Orchestersuite von Johann Sebastian Bach deutlich, den die Musiker in rhythmischer Schärfe präsentieren. Manche Lieder sind hierzulande zu wenig bekannt, wie etwa das wunderbare „Loves comes down at christmas“, das Chor und Orchester einmal mehr frisch und geradlinig präsentieren. Durchwegs dramatisch erklingen dagegen die bekannten „In dulci jubilo“ oder „The first noel“. Fast schon meditativ wird es mit dem zweiten Satz aus dem Klarinettenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart, ehe die Klangkörper zu den Weihnachtsliedern ansetzen.
Bild: Ljubka Biagioni leitete die Sofia Symphonics am Samstagabend beim eindrucksvollen Weihnachtskonzert in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle.
Festliche Musik in farbiger Folge:
Der Trompetenvirtuose und seine Musiker begaben sich dabei auf eine Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte, führten Instrumentalsätze verschiedenster Herkunft und Entstehungszeit auf und ließen festliche Musik in farbiger Folge erklingen. Abseits vom Weihnachtskitsch und Hektik lud der barocke Glanz von verschiedenen Posaunen, Trompeten, Hörnern, einer Tuba und von Pauken zur Besinnung, zur Einstimmung und Vorfreude auf das Weihnachtsfest ein.
Ludwig Güttler spielte dabei meist nicht nur selbst überaus geschmeidig und technisch erstklassig die führende Stimme auf der Trompete oder dem, aus dem Jagdhorn hervorgegangenen Corno da caccia, das Güttler selbst wiederentdeckt und perfektioniert hatte. Vielmehr leitete er auch mit sparsamen Bewegungen sporadisch das Ensemble. Höchst akkurat und mit größtmöglicher Perfektion musizieren die elf erstklassigen Bläser mit Ludwig Güttler als „Primus inter pares“. Wohl wissend, dass er der Weltstar ist, spielt er weder die dominante Solo-Hauptrolle noch gibt es den Hochglanzvirtuosen. Stattdessen erklingt ein perfekt ausgewogenes Wechselspiel zwischen Soli- und Tuttiblöckenmit einem noblen Klangreichtum und einer Ausdrucksskala, die von brillantem Spiel bis ins Lyrische hinein reicht.
Durch seinen vielseitig angelegten Wirkungskreis hat sich Ludwig Güttler einen weltweiten Ruf nicht nur als Trompeter, sondern auch als Dirigent, Veranstalter und Förderer erworben. Er ist heute auf mehr als 50 Tonträgern zu hören, wobei sein besonderes Interesse der Wiederbelebung der sächsischen Hofmusik des 18. Jahrhunderts gilt. Als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche erhielt er 1997 den ersten Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung.
Den Kontakt zu dem Superstar der klassischen Musik hat der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk hergestellt. Er hat auch die Schirmherrschaft für das Konzert übernommen. Sein Abgeordnetenkollege Klaus Brähmig aus Pirna bei Dresden ist Vorsitzender des Trägervereins beim dortigen Musikfestival „Sandstein und Musik“, dessen künstlerischer Leiter wiederum Ludwig Güttler ist. Koschyk sprach von einer wunderbaren Einstimmung in den Advent und von einem einmaligen Konzerterlebnis. Dekan Gerhard Schönauer hatte in seiner Begrüßung bekannt, dass er sich eine so gut gefüllt Kirche öfter wünschen würde. „Musik möge uns anrühren in dieser Adventszeit und vorbereiten auf das große Fest“, sagte Schönauer. Souveräne Balance zwischen Chor, Orchester und Solisten / Mit dem zweiten Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach sind die 31. Kirchenmusiktage zu Ende gegangen
Bachs populäre Komposition erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukas- und teilweise auch im Matthäus-Evangelium nachzulesen ist. Jede der insgesamt sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums hat seinen, von den anderen Abschnitten unabhängigen Platz im Kirchengeschehen zwischen Weihnachten und Epiphanias (Dreikönig), verstreut über die Festtage zweier Wochen. Die Bestimmung der Kantate, wie sie sich aus der Leipziger Praxis zu Bachs Zeit ergab, bestand darin, im Gottesdienst aufgeführt zu werden. Damit war die komponierte Musik Bestandteil des religiösen Ablaufs. In Zeiten der modernen Aufführungspraxis und einer nahezu unbegrenzten Reproduzierbarkeit von Musik hat sich das Werk von seinem liturgischen Kontext gelöst. Eine Konzertaufführung, wie die in Kulmbach, fügt das, was zu Bachs Zeiten in der Liturgie verankert und auf mehrere Feiertage verteilt war, zu einem neuen Ganzen zusammen. Das Weihnachtsoratorium hat längst unabhängig von seiner gottesdienstlichen Funktion ein Eigenleben als eigenständiges Oratorium entwickelt. Die Kulmbacher Kantorei, das Orchester „Musica juventa“ aus Halle, Organist Thomas Rothert und die vier Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Ingo Hahn interpretieren das beliebte Werk auch diesmal frisch und geradlinig, mit schlankem transparentem Klang. Das musikalisch-technische Niveau von Solisten und Ensemble ist durchgängig hoch. “Musica juventa” musizieren überaus gelöst, spieltechnisch und artikulatorisch brillant. Ingo Hahn lässt der Musik den Raum, den sie braucht. Alles klingt natürlich, die Musik fließt und atmet. Dabei setzt er auch auf eine souveräner Balance zwischen Chor, Orchester und Solisten. Seine Tempi sind oft eine Kleinigkeit rascher als bei vielen Aufführungen und Einspielungen üblich, was einerseits gut zu dem transparenten Klangbild und den Chorstimmen der Kulmbacher Kantorei passt. Ganz besonders fällt diesmal auf, dass Ingo Hahn nicht nur die Tempi rasch nimmt, auch zwischen den einzelnen Nummern und sogar zwischen den Kantanten bleibt wenig Zeit. Diese Art des komprimierten Musizierens lässt konzentriertes Hören zu jedem Zeitpunkt zu. Sämtliche Ecksätze werden beim Wort genommen und sind zumindest in der sechsten Kantate mit stampfenden Pauken und hellen schmetternden Trompeten fast eine Aufforderung zum Tanz. Chor und Orchester folgen dem musikantischen Impuls der Stücke, niemals gibt es ein bedeutungsschwangeres Dahinschleppen, ohne dass dies zu Kosten der Empfindsamkeit geht. Keine Frage, dass dieses hohe Niveau unter Ingo Hahns Leitung über alle drei Kantaten bestehen bleibt. Vollends überzeugen kann auch die Besetzung der Solopartien. Schlanke, aber dennoch farbige Stimmen, die die Weihnachtsgeschichte mit Gefühl und Lebendigkeit, aber ohne rhetorische Mätzchen oder übertriebene Theatralik erzählen. Tenor Christopher Rösel verbindet stimmliche Schönheit mit erzählerischer Aussagekraft. Er gestaltete nicht nur die halsbrecherischen Tenorarien eindrucksvoll, sondern deklamierte auch die Rezitative des Evangelisten mit lockerer Tongebung und stets textverständlich. Das gilt auch für die Münchner Sopranistin Stephanie Krug, die mit ihrer schlanken aber trotzdem markanten und den Raum ausfüllenden Stimme ihren Arien bestens Profil verleihen konnte. Bassist Markus Simon bringt seine Parts sehr textverständlich und mit hoher Empfindsamkeit dar. Weniger solistische Aufmerksamkeit hatte Bach der Altistin geschenkt. Katharina Heiligtag gestaltet ihre Parts trotzdem ausdrucksvoll und überzeugend. Ein ganz kurzer solistischer Auftritt kommt auch Tanja Schaller aus den Reihen der Kantorei zu, die in der Echo-Arie mit ja und nein auf die Sopranistin antworten darf. Bild: Eine eindrucksvolle Aufführung vom zweiten Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach erlebten die Besucher zum Abschluss der Kirchenmusiktage in der gut besetzten Petri-Kirche unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn. Kraftvoll, kompetent und klanglich brillant / Händel-Hommage bei den Kirchenmusiktagen
Die „Händel-Gala“ stellte weder den Komponisten des „Messias“ noch den genialen Opernschöpfer in den Vordergrund, sondern den Erfinder herausragender Kammermusik mit sechs der „Neun Deutschen Arien“ im Zentrum und jeweils zwei Solo- und zwei Trio-Sonaten. Eine erfreuliche, eine wirklich wohltuende Hörerfahrung, denn dabei kommt eine große musikalische Bandbreite zu Tage, wie man sie von Georg Friedrich Händel normalerweise kaum kennt. Dazu kommen aber auch die herausragenden Musiker, die Ingo Hahn zusammengetrommelt hatte. Allen voran die aus München stammende Sopranistin Stephanie Krug. Voller Enthusiasmus und Begeisterung meistert sie ihren Part in den Arien mit den eigenwillig anmutenden Texten von Heinrich Brocke. Stephanie Krug packt den Zuhörer nicht nur mit ihrer Virtuosität und ihrem kraftvollen Zugriff sondern auch mit schönem Legato, einem breiten Ausdrucksspektrum sowie einem schlanken und durchsichtigen Klang in den Kantilenen. Die Flötistin Hannah Liebler aus Bad Neustadt glänzt mit ihrem vollen, warmen und dunklen Ton sowie mit der beständigen Ruhe ihres souveränen Spiels in drei Sonaten sowie in drei der Arien. Verzierungen bringt sie gezielt, aber keineswegs im Übermaß. Stattdessen überrascht sie immer wieder mit ihrem durch und durch professionellen Klang voller Leichtigkeit. Auch der Oboist Ernst-Martin Eras, ehemaliger Dozent am Würzburger Konservatorium, kann mit gesanglichem Ton und elegantem Legato überzeugen und den Händel-Kompositionen Leben einhauchen, so gleich zu Beginn in dem exponierten und solistischen Instrumentalspiel der obligaten Oboe in „Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen”. Klanglich brillant musiziert die Cellistin Johanna Eras, die das Geschehen von der Bassseite her feinsinnig stützt und vorantreibt. Die viersätzige Solo-C-Dur-Sonate, bei der sie nur von der Orgel begleitet wird, ist schließlich einer der Höhepunkt des Konzertes mit den für Händel so typisch festlichen, aber auch beschwingten und tänzerischen Sätzen, die Johanna Eras auf dem stimmführenden Cello mit großem Engagement faszinierend und mitreißend aufführt. Mit Ingo Hahn an der kleinen Truhenorgel haben die Musiker einen kompetenten und einfühlsamen Begleiter gewonnen, der das ganze breite Spektrum dieser Kunst zum Erlebnis zu machen versteht. Am Ende gab es großen Applaus von dem zahlreich erschienen Publikum in der für Kammerkonzerte idealen Spitalkirche. Bild: Hommage an Händel (von links): Hannah Liebler (Querflöte), Stephanie Krug (Sopran), Johanna Eras (Cello) und Dekanatskantor Ingo Hahn (Orgel) beim zweiten Abend der Kulmbacher Kirchenmusiktage in der Spitalkirche. Farbig, flexibel und feierlich gediegen: „Simple Music for five“ und der Pianist Egmont Gabler haben die 31. Kulmbacher Kirchenmusiktage eröffnet
Seine Stärken zeigt der Zusammenschluss gleich zu Beginn im B-Dur-Quintett op. 56 Nr. 1 von Franz Danzi (1763 - 1826), ein etwas in Vergessenheit geratener und wenn, dann ausschließlich auf seine Bläserquintette reduzierter Komponist zwischen Klassik und Romantik. Virtuos und mit Belcanto-Anklängen, dann wieder sehnsüchtig romantisch oder klassisch idealistisch, all dies fügen die Interpreten mit klarem Formbewusstsein bei detailreicher Artikulation und einem feinen Gespür für harmonische Schattierungen zu einem Ganzen. An dem aufgeführten Quartett lässt sich die Brückenposition des Komponisten zwischen und Klassik und Romantik in nahezu jedem Satz vernehmen. In das romantische Jahrhundert weist vor allem der langsame Satz, während die Ecksätze und das Menuetto noch höfischen Barock erahnen lassen Mit einer zeitgenössischen Eigenkomposition des Münchner Komponisten, Fagottisten, Autor, und Verlegers Klaus Obermayer (1943 – 2009) lässt „Simply music for five“ im zweiten Programmpunkt aufhorchen: „Reminiszenzen für Klavier und Holzbläserquintett“ heißt seine eigenwillige Komposition. Witzige Wendungen, Takt- und Dynamikwechsel bestimmen das Bild der eher ernsten Komposition mit ihrer ganz eigenen Tonsprache. „Ein typischer Obermayer eben“, so kündigte Klarinettistin Jeanette Höfer die „Reminiszenzen“ an , die das Quintett zusammen mit Egmont Gabler wunderbar realisieren. Aufhorchen lässt dabei ein Klaviersolo im zweiten Satz, ein Hornsolo im jazzig angehauchten dritten Satz und einer „Vorstellungsrunde“ im vierten Satz, bei der sämtliche Musiker mit ihren Instrumenten das Thema aufgreifen. Im zweiten Teil gibt es dann mit August Friedrich Martin Klughardt (1847-1902) zunächst wieder einen ziemlich vergessenen Komponisten. Auch sein Quintett op. 79 ist in der Interpretation der Formation „Simply music for five“ überaus hörenswert und berührt vor allem durch seine ausdrucksvollen Sätze. Die fünf Musiker pflegen einen flexiblen und gesanglichen Ansatz. Der Ton ist gerade, die Übergänge werden grandios gestaltet. Überhaupt ist das Quintett des Liszt- und Wagner-Verehrers Klughardt das farbigste und das abwechslungsreichste von allen vier Werken dieses Abends. Am Ende dann noch einen echten Klassiker, das Quintett Es-Dur op. 16 von Ludwig van Beethoven. In der feierlich gediegenen und aufs äußerste akkurat musizierten Komposition zeigen die fünf Musiker noch einmal, dass sie bestens aufeinander eingespielt sind. Das Aufblitzen der Oboe, die Ausdrucksstärke der Klarinette und der dunkle Ton des Fagotts verbanden sich mit der Klangpracht des Horns und der Noblesse des Klaviers zu einem homogenen Klangbild. Am Ende bedankten sich die Musiker bei dem zahlreich erschienen Publikum in der Spitalkirche mit einem Satz aus einem Quintett von Klaus Obermayer. Bild: Das Holzbläserquintett „Simple Music for five“ und der Pianist Egmont Gabler haben am Sonntag in der Spitalkirche die 31. Kulmbacher Kirchenmusiktage eröffnet. Im Bild von links: Egmont Gabler, Heike Kindermann, Inga Däubner, Peter Blania, Markus Fromm und Jeanette Höfer. Klangschön und virtuos: Beeindruckendes „Jugend-musiziert“-Preisträgerkonzert / Musikalischer Nachwuchs aus Oberfranken präsentierte in Kulmbach sein Können
Jüngste Teilnehmer waren Sonja Lindner, elf Jahre, aus Litzendorf und Jonas Beckmann, zwölf Jahre, ebenfalls aus Litzendorf. Sie präsentierten Sätze aus Fagottkonzerten von Antonio Vivaldi: quirlig, und sprunghaft, aber auch aufmerksam und präzise. Auffallend ist das dunkle und warme Fagotttimbre, ganz zu Recht haben die beiden jungen Musiker ihre Preise erhalten, das macht der Kulmbacher Auftritt mehr als deutlich. Den ersten Satz aus dem Klavierkonzert Nr. 1 F-Dur KV 37 des elfjährigen Wolfgang Amadeus Mozart interpretierte die 15-jährige Annika Landgraf aus Bayreuth. Geschmeidig und elegant gibt sie dieses Virtuosenstück, ein selten aufgeführtes Frühwerk, wieder. Zwei Nummern aus dem „Karneval der Tiere“, dem populärstem Werk von Camille Saint-Saens, spielten die Zwillinge Hanna und Jonah Petrahn aus Hof höchst lebendig, mit lockerem und frischen Ton vierhändig und sorgten damit für den sicher ungewöhnlichsten Auftritt des Abends.
Nochmal ein Fagott brachte Anna Ernst aus Naila mit, klangschön und mit lyrischen Qualitäten musiziert die 17-Jährige den ersten Satz samt kunstvoller Kadenz aus dem Fagottkonzert B-Dur KV 191 von Wolfgang Amadeus Mozart, ein Werk, das die technischen Möglichkeiten des Instruments auf vorbildliche Weise bündelt und zur Geltung bringt. Anna Ernst ist fast schon Profi, denn sie ist bereits seit 2013 Mitglied des Bundesjugendorchesters. Wie vielfältig der Wettbewerb „Jugend musiziert“ ist, zeigt am Ende der Bariton Lorenz Kauffer (20) aus Pettstadt mit der Arie „Ein Mädchen oder Weibachen“ aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ eindrucksvoll auf. Überzeugend gesungen, mit Sinn für Details, das ist der junge Bariton, der mit der bekannten Arie einen eindrucksvollen Schlusspunkt setzt und zeigt, welch unterschiedliche Klangfarben der Wettbewerb „Jugend musiziert“ zu bieten hat.
Von einer ganz hervorragenden Leistung aller Solisten sprach Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm. Schirmherr war der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Er nannte das Konzert ein großartiges Ereignis und war stolz auf die „Stars von morgen“. Geld für junge Menschen, die musizieren auszugeben, sei gut angelegtes und in die Zukunft investiertes Geld, sagte er und überreichte zusammen mit der Intendantin der Hofer Symphoniker Ingrid Schrader Gutscheine an sämtliche Solisten.
Bilder: „Ich hätt´ auf Tönen davon schweben mögen …“ / Schauspieler Hans-Jürgen Schatz sprach beim Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing über „Jean Paul und die Musik“
Hans-Jürgen Schatz ist nicht nur durch zahlreiche Fernsehfilme und TV-Serien bekannt geworden. Er machte in den vergangenen Jahren immer wieder auch als Rezitator auf sich aufmerksam. Schatz war es auch, der vor etwa 20 Jahren eine Art Jean-Paul-Renaissance einleitete. „Jean Paul ist mein Thema“, sagt er. Nicht nur hier in der Region, wo der Schriftsteller gelebt und gewirkt hat, sondern bundesweit. Zum zweiten Mal veranstaltet er gerade eigene Jean-Paul-Tage in Bad Berneck. Was lag da näher, als auch bei seinem Kulmbacher Auftritt den Zuhörer des Tutzinger Freundeskreises Jean Paul ein wenig näher zu bringen. „Jean Paul ist ja so schwierig“, dieses Vorurteil geistert durch die meisten Köpfe und Hans-Jürgen Schatz ist angetreten, dieses Vorurteil zu kippen. „Schwierig? Stimmt ja gar nicht“, sagt er. Es sei eben eine andere Zeit gewesen, die Menschen hätten ein ganz anderes Wissen gehabt. Sein Tipp, um Jean Paul kennen zu lernen lautet: sich Zeit zu nehmen. Man müsse sich Zeit und Ruhe nehmen, sagt er, und: „Der Puls schlug damals langsamer.“ Jean Pauls musikalische Welt hatte sich der Schauspieler ursprünglich für einen Abend bei den Jean-Paul-Tagen 2014 erarbeitet und schon damals war er zu dem Schluss gekommen, dass der Schriftsteller eine große Affinität zur Musik gehabt haben muss. In Kulmbach gibt Hans-Jürgen Schatz zu bedenken, dass Musik zu Jean Pauls Zeit nur in höfischen Theatern und in den Theatern der großen Städte zu hören war. Nicht jeder sei befugt gewesen, dort Musik zu hören. Jean Paul schon, denn er war bereits zu Lebzeiten regelrecht prominent. In Zeiten von You Tube, wo jeder Art von Musik rund um die Uhr verfügbar ist, sei dies alles kaum noch vorstellbar. Jean Paul sah und hörte dagegen die ganz großen seiner Zeit, Mozarts Opern „Cosi fan Tutte“ und „Don Giovanni“ am Weimarer Theater unter dem damaligen Intendanten Johann Wolfgang von Goethe. „In jedem seiner Romane spielt Musik eine große Rolle“, sagte Hans Jürgen Schatz. Im „Hesperus“ nimmt er auf Georg Anton Bendas „Romeo und Julie“ Bezug, in den „Flegeljahren“ auf Joseph Haydn. In Briefen rühmt er Joseph Haydns „Schöpfung“ oder Gaspare Spontinis „Vestalin“, und das mit so pathetischen Worten wie „Ich hätt´ auf Tönen dahinschweben mögen, aus dem Leben.“ Nicht zuletzt war Jean Paul die Musik regelrecht in die Wiege gelegt, schließlich war sein Vater Johann Christian Christoph Richter Organist in Wunsiedel. Pianist Hendrik Heilmann, der als Liedbegleiter eher die großen Steinways gewohnt ist, holte an diesem Abend so ziemlich alles aus dem kleinen Klavier im Martin-Luther-Haus heraus, was nur irgendwie geht. Triumphierend führte er Mozarts Cosi-fan-Tutte-Ouvertüre auf, gewitzt das eigentlich für Mandoline gedachte Ständchen aus dem „Don Giovanni“ und ein beeindruckendes Arrangement hatte er auch für die Bildnisarie aus der „Zauberflöte“ ausgewählt. Überhaupt war Wolfgang Amadeus Mozart der Komponist, der bei Jean Paul am meisten Erwähnung fand, genauso wie die Flöte damals das beliebteste Instrument war, zum einen wegen der „Zauberflöte“, zum anderen wegen des Flöte spielenden Preußenkönig Friedrich II. Höhepunkt im Spiel des Pianisten war sicherlich Franz Schuberts „Erlkönig“ am Ende in einer reinen Pianofassung mit großer Empfindungstiefe, plastisch ausgedeutet und durchaus auch Schuberts Ausdruckextreme hervorhebend. Auch wenn Hans-Jürgen Schatz noch am Anfang betont hatte, dass er keine Vorträge halten könne, so erwies er sich am Ende doch als wahrer Vortragskünstler. Mal ist er der charmante, humorvolle und sympathische Plauderer, mal legt er in ein einziges Wort so viel Emotion und Empfindung, so dass er viel mehr als einen bloßen Text vermitteln kann. Dazu untermalt er seine oder andere Aussage aktiv mit vielen Handbewegungen, und klopft auch schon mal auf das Pult, so dass schon eine Freude ist, ihm nur zuzusehen. Bei all dem schafft er es doch immer wieder, das das Publikum unterhaltsam mitzunehmen. Bild: Pianist Hendrik Heilmann, Bernd Matthes vom Kulmbacher Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing, Dekan Jürgen Zinck und der Schauspieler Hans-Jürgen-Schatz (von links). Mühelose Eleganz und südliches Feuer/ Abschlusskonzert des 65. Festivals Junger Künstler in Bayreuth
Hoffnung, Fernweh und Sehnsucht, das ist die große Klammer, die alle drei Kompositionen miteinander verbindet. Südliches Feuer in Mendelssohns „Italienischer“, erstklassige Landschaftsmalerei, die sogar Richard Wagner in der Hebriden-Ouvertüre entdeckt hatte, und virtuose Romantik im 2. Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber. Felix Mendelssohn-Bartholdys Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90, die berühmte „Italienische“ und zugleich die populärste Mendelssohn-Symphonie, präsentieren die jungen Musiker pointiert, in einem weichen und abgerundetem Klang, schlank und geschmeidig. Erstaunlich ist es schon, wie treffend die jungen Musiker, die zum Teil aus ganz anderen Kulturkreisen kommen, diese Musik bewältigen. Es ist sicher die technische Versiertheit, etwa in der elegischen Melodik des dritten Satzes, die zu der mühelosen Eleganz führt, in der das Werk erklingt.
Überaus virtuos interpretieren dazwischen das Orchester unter Peter Stark und der junge französische Solist Benjamin Christ das 2. Klarinettenkonzert Es-Dur op. 74 von Carl Maria von Weber. Für Benjamin Christ war es gleichzeitig sein Deutschland-Debüt als Soloklarinettist. Er meistert die technischen Herausforderungen hervorragend, ohne aber die Poesie zu vernachlässigen, die bei Webers Solokonzerten immer dazugehört. Es ist eine anspruchsvolle und häufig unterschätzte Musik, die sich Carl Maria von Weber ausgedacht hatte und die adäquate Musiker braucht, um so richtig zur Geltung zu kommen. Weber setzte mehr auf einen Reichtum an Motiven und auf harmonische Effekte als auf eingängige Melodien, und Klarinettist Benjamin Christ und das Orchester unter Peter Stark setzen das mit dem richtigen Sinn für die Details der Partitur, etwa in den lyrischen Bögen des langsamen Mittelsatzes, hervorragend um. Wie Benjamin Christ das Ende dieses Satzes gestaltet und dabei rhythmisch und dynamisch die Grenzen auslotet ist nahezu atemberaubend. Als Zugabe hatte Maestro Peter Stark übrigens noch einmal den 4. Satz der „Italienischen“ aufs Pult gelegt und dabei tatsächlich tempomäßig noch einen Gang zugelegt.
Bilder: Südchina trifft Franken / Kunstaustausch zwischen China und Deutschland – Ausstellung „Zwei Zustände der Kunst“ in der Bayreuther Eremitage eröffnet
Unter dem Motto „Zwei Zustände der Kunst“ zeigen 20 Künstler aus Kunming derzeit ihre Werke in Bayreuth. Klassische und traditionelle Gemälde sind darunter, aber auch zeitgenössische Graphiken und Skulpturen. Insgesamt ist ein Ausschnitt aus Chinas kultureller Vielfalt zu sehen, der manchmal aufgrund einer eigenwilligen Formen und Zeichensprache ungewöhnlich erscheint, der sich in anderen Bereichen aber kaum von der europäischen Bildersprache unterscheidet. Die Voraussetzungen könnten unterschiedlicher nicht sein, so Hans-Hubertus Esser, Vorsitzender des Kunstvereins Bayreuth und Kurator der Ausstellung. In der Sieben-Millionen-Stadt Kunming ein staatliches Kunst-Institut mit 70000 Studenten, hier ein ehrenamtlich geführter Kunstverein mit 270 Mitgliedern. Und doch seien die Exponate für den Betrachter nicht unverständlich, sie seien durchaus zu entziffern und stellten eine Kommunikationsebene dar, die das Trennende überwindet. Besonders gut passt die Schau in den Westflügel der markgräflichen Eremitage. Schon zu Zeiten der berühmten wie kunstsinnigen Markgräfin Wilhelmine hatte man in Bayreuth ein besonderes Faible für chinesische Kunst. Wilhelmine ließ sich im nahegelegenen Alten Schloss sogar ein chinesisches Spiegelkabinett einrichten, in dem sie später auch ihre Memoiren verfasst hatte. Die Ausstellung symbolisiere das Zusammenwachsen der Welt auf vielen Ebenen, wobei die Kunst das ideale Medium dazu sei, so der oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning, der die Schirmherrschaft für den Kunstaustausch übernommen hatte. Kunst sei das ideale Medium für dieses Zusammenwachsen, zumal Bilder und Graphiken keine Übersetzung benötigen, sondern stets für sich sprechen.
Von chinesischer Seite hofft man bereits auf eine Fortsetzung des Austausches. „Wir möchten die Verbundenheit der verschiedenen Kulturen und den Austausch der verschiedenen Nationen fördern“, so Professor Guo Hao, stellvertretender Präsident der Yunnan Universität in Kunming. Er hoffe, zum Aufbau eines weiteren Austauschprogramms beitragen zu können, um die die chinesische Kultur weiter bekannt zu machen. Die Ausstellung „Zwei Zustände der Kunst“ ist noch bis zum 13. September täglich zwischen 10 und 18 Uhr im Südflügel des Neuen Schlosses in der Bayreuther Eremitage zu sehen. vom 20. September bis zum 18. Oktober wird die Schau dann im Kunstmuseum in Erlangen gezeigt.
Bilder: Musik trifft Handwerk: Qualität und Meisterschaft / Chinesisches Kammerorchester gastierte in der Bauhalle der Handwerkskammer
Der Klangkörper unter der Leitung von Fang Thao ist in diesem Jahr als „Artist-in-Residence-Orchestra“ nach Bayreuth eingeladen worden, um Einblicke in die reiche Kultur Chinas zu bieten. Die Musiker touren derzeit durch die Region und gliedern sich am Ende des Festivals in das große Symphonieorchester ein, das unter der Leitung des britischen Dirigenten Peter Stark Werke von Carl Maria von Weber und Felix Mendelssohn Bartholdy einstudieren wird.
Auch einen Bariton haben die chinesischen Musiker dabei: Er heißt Yi Yang und führte zusammen mit dem Pianisten Fang Zhang die ganz selten zu hörenden Michelangelo-Lieder aus der letzten Schaffensphase von Hugo Wolf auf. Die Tonsprache des Komponisten bedient sich einer großen Palette von Ausdrucksnuancen, harmonischen Raffinessen und melodischen Feinheiten, die der kraftvolle Bariton überaus textverständlich und der Pianist sehr einfühlsam darstellen.
Neue Orte und eine neue Akustik sollten Inspiration für alle Zuhörer sein, sagte Intendantin Sissy Thammer. Dazu gehöre es auch, dass Musik aus anderen Kulturkreisen aufgeführt wird. Sowohl in der Kunst, als auch im Handwerk sind nach den Worten von Sissy Thammer zwei Dinge entscheidend: Qualität und Meisterschaft“. Qualität war auch Kammerpräsident Thomas Zimmer wichtig: Wenn Musik auf Handwerk trifft, dann sei das kein Gegensatz, sondern ein neuer Weg auf der Suche nach Kreativität und nach Qualität, so Zimmer. HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller hob den großen Stellenwert des Festivals Junger Künstler hervor, das zum einen wichtige grenzüberschreitende Kulturarbeit leiste und zum anderen der Jugendarbeit wertvolle Impulse gebe. Bilder: Das Kammerorchester der chinesischen Renmin-Universität aus Peking gastierte in der Bauhalle des Berufsbildungs- und Technologiezentrums der Handwerkskammer für Oberfranken in Bayreuth. Seltene Instrumentalmusik und prächtige Chöre / Kultursommer: Konzert des Festivals Junger Künstler in Goldkronach
Der Freude an der Musik tat der Ortswechsel keinen Abbruch. Vielleicht war die Kirche sogar der bessere Platz für die besinnlich-meditativen Sätze des Kammerchors und die kammermusikalischen Beiträge des Consort. Amabile. Sommerlich leicht und trotzdem überaus anspruchsvoll waren die Auftritte der beiden Ensembles, zumal alles geboten war, vom Sologesang bis hin zum großen Chor mit instrumentaler Begleitung.
In höchster Perfektion, klang- und stimmgewaltig präsentierte sich der Kammerchor der ionischen Universität Korfu unter seinem Dirigenten Miranda Caldi. Die Damen und Herren aus Griechenland verstanden es prächtig, Stimmungen zu transportieren, etwa bei den beiden byzantinischen Hymnen, die fast ein wenig an europäische Weihnachtslieder erinnerten. Beim zweiten Chorauftritt präsentierten sich in Goldkronach ausschließlich die Frauenstimmen unter anderem mit einem Wiegenlied, das durchwegs meditativen Charakter hatte. Vor allem bei den Volksliedern „Kleiner Zitronenbaum“ oder den griechischen Schäferliedern waren die einzelnen Stimmen und Stimmungen gut durchhörbar und transparent. Welche Vielseitigkeit in beiden Ensembles steckte, zeigten die Künstler bei der Zugabe. Hier musizierten sie zusammen und erfüllten die Stadtkirche mit wahrer Klangpracht.
Insgesamt erarbeiten in diesem Jahr rund 300 junge Künstler aus 30 Nationen bis zum 31. August ein anspruchsvolles Programm, das in über 100 Konzerten, Events, Open Airs, Workshops, Symposien und Werkstattgesprächen der Öffentlichkeit präsentiert wird. Höhepunkte des Festivalsommers 2015 sind das große Chorwerk „Requiem for Peace“, das Symphonieorchester mit Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Carl Maria von Weber, das Projekt „Orient meets Occident“ und Konzerte mit der „Siam Sinfonietta“. Das nächste Konzert mit dem Festival Junger Künstler in Goldkronach findet bereits am Sonntag, 16. August um 19.30 Uhr statt. Von Bach bis Bond: Brass im Frankenwald / Blasmusik-Profis und –Amateure begeisterten die Besucher im Kulmbacher Mönchshof
Es hat fast schon Tradition, das kleine Festival „Brass im Frankenwald“, das der Bezirk Oberfranken mit seiner Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau“ seit dem Jahr 2001 veranstaltet. Die Kurse selbst finden in der Villa des einstigen Stargeigers Henri Marteau in Lichtenberg statt. Neben dem Abschlusskonzert im Garnlager der dortigen Firma Liros jeweils am Vorabend gehört der Kulmbacher Mönchshof seit sechs Jahren zur festen Spielstätte. Aus dem Kulmbacher Kulturkalender ist die Blasmusikmatinee jedenfalls schon jetzt nicht mehr wegzudenken.
„Unser Ziel ist es, die Grenzen zwischen Amateuren und Profis aufzuheben“, sagte Verwaltungsleiter Ulrich Wirz von der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau. „Brass im Frankenwald“, möchte drei musikalische Leistungsebenen zusammenführen: die der Laien und Amateure, die der Musikstudenten und die der Profis mit einem Solisten der absoluten Weltspitze wie Deanna Swoboda.
Wunderbar hat Peter Knudsvig Roy Orbisons Schlager „Crying“ oder das „James-Bond-Theme“ arrangiert und das Ensemble, das sich erst vor einer knappen Woche kennen gelernt hat, spielt mit einer Exaktheit, die kaum zu übertreffen ist. Natürlich darf John Philipp Sousa, der amerikanische Marschmusikkönig, nicht fehlen, ebenso Fritz Kreisler „Liebesleid“, das Deanne Swoboda kurzerhand zu einer Komposition für Blasorchester und Solotuba umfunktioniert. Welche herausragenden Entertainer-Qualitäten die US-Amerikanische Musikerin hat, zeigt sie auch bei einer Solo-Zugabe, bei der sie auf Tuchfühlung zum Publikum geht und die Zuhörer zum begeisterten Mitmachen animiert.
Bilder: „Klassik auf der Burg“: Vivaldi meets Piazzolla / Senta Berger und die Münchner Kammerphilharmonie gastierten zum Abschluss der Open-Airs auf der Plassenburg
Immer wieder fielen einige Tropfen, immer wieder kamen starke Winde auf und am Ende wurde es tatsächlich kühler. Schon bei dem ersten kleinen Schauer noch vor der Pause kam Unruhe auf, Schirme wurden aufgespannt, einige suchten Unterschlupf in den Arkaden oder zogen den Regenschutz über. Senta Berger nahm das Wetter gelassen und ging souverän damit um: „Ich sehe, sie sind tapfer“, sagte sie einmal, „Regnet es? Mein Gott, was mach ma denn jetzt?“, ein anderes Mal.“ Dabei hatten die Musiker der Kammerphilharmonie da capo München unter ihrem Dirigenten Franz Schottky interessante Kompositionen im Gepäck. Nicht nur geographisch, auch historisch unterscheiden sich beide Werke fundamental. Hier Venedig, dort Buenos Aires, hier frühes 18. Jahrhundert, dort späteres 20. Jahrhundert. Um es gleich vorwegzunehmen: die Musiker der Kammerphilharmonie bewältigten diesen Spagat hervorragend, auch wenn nicht jeder Tempowechsel, in sich logisch war, und man sich die eine oder andere stärkere dynamische Differenzierung gewünscht hätte.
Ganz anders, und doch irgendwie ähnlich ist die Musik von Astor Piazzolla. Der argentinische Komponist gilt, indem er Elemente der Klassik, der argentinischen Folklore, der Neuen Musik und auch des Jazz in den Tango einfließen ließ, als großer Erneuerer des Tango. Ein beeindruckendes Beispiel für dieses Verfahren sind die zwischen 1967 und 1970 entstandenen „Cuatro Estaciones“, in denen sich Piazzolla auf vielfältige Weise auf Vivaldi bezieht.
Und dann ist da noch Senta Berger, die weltberühmte Schauspielerin, die den Abend mit einer ganzen Reihe stimmiger Texte bereichert. Man lernt die Lebensläufe von Antonio Vivaldi und Astor Piazzolla kennen, Vivaldis Sonette liest Senta Berger zunächst auf Italienisch, dann auf deutsch. Vivaldi hatte diese Sonette seinem Werk als eine Art Inhaltsangabe beigestellt. Aber auch Tango-Texte interpretiert Senta Berger, ebenfalls zunächst in der Originalsprache dann in der Übersetzung.
Bilder: Weltmusik aus Niederbayern: Haindling macht den Moonwalk / Hans-Jürgen Buchners „Haindling“ gastierte im Schönen Hof der Plassenburg
Am Samstagabend gastierte Hans-Jürgen Buchner bei den Plassenburg-Open-Airs, zehn Jahre nach seinem letzten Auftritt in Kulmbach, und es ist schon bezeichnend, dass dieses Open Air schon seit Wochen restlos ausverkauft war, so beliebt und bekannt ist Haindling auch im Fränkischen. Vom Kleinkind bis zum Senior, solche Künstler sind selten, die alle Generationen ansprechen. Freiheit ist für ihn, den kreativen Kopf, wichtig. Progressiv, idealistisch und ohne Rücksicht auf Trends oder Zeitgeist, eher ganz bewusst dagegen. Vielleicht kommt deswegen auch im Schönen Hof der Plassenburg eine ganz eigenwillige gute Stimmung auf.
Noch eine Spur politischer scheint er geworden zu sein, zumindest aber direkter. Hans-Jürgen Buchner wettert gegen Plastik-Müll und setzt das Haindling-Müllsack-Plastik-Orchester dagegen. Die chemischen Inhaltsstoffe eines einfachen Kuchens aus dem Flugzeug liest er vor, unterlegt das Ganze mit einer Haindling-Komposition und schlägt Perfekt die Brücke zum geplanten Freihandelsabkommen TTIP. Und natürlich die letzten 70 Kilometer freifließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen, sein Lieblingsthema. Seit Jahren kämpft er zusammen mit dem Bund Naturschutz dagegen und es scheint tatsächlich so als habe die Donau dank Haindling gewonnen.
Kaum zu glauben, dass der Ur-Bayer Hans-Jürgen Buchner ein gebürtiger Preuße ist, dass er als Keramiker den Meisterbrief besitzt, und dass er tatsächlich schon 1945 geboren wurde. Über zweieinhalb Stunden spielt er, gibt sich witzig, selbstironisch, nachdenklich, spornt das Publikum zum Mitschnippen, Mitklatschen und sogar zum Mitschunkeln an. Der musikalische Botschafter des modernen Bayern lädt zu einer musikalischen Traumreise durch den Freistaat, sorgt für Gänsehautstimmung mit dem Titel „Das ewige Lied“ und rockt ab beim Haindling-Medley, zu dem er sogar den Moonwalk macht.
Prinzen rockten Plassenburg / Witzig und kreativ - Songs ohne erhobenen Zeigefinger
Drei Dinge machen die Prinzen live aus: Perfektion, Perfektion und Perfektion. Da ist nichts dem Zufall überlassen, jedes Arrangement ist bestimmt hundertfach einstudiert. Für Improvisation ist da kein Platz, selbst die Bewegungen, alles stimmt, alles ist auf den Punkt gebracht. So perfekt, dass man es schon bewundern muss, wie es die Prinzen da auch noch schaffen die über 1000 Besucher des Open Airs vom ersten Ton an mitzureißen. Da wird mitgeklatscht, mitgesungen und spätestens bei „Ich wär so gerne Millionär“ hält es keinen mehr auf den Sitzen, dicht gedrängt säumen die Fans die Bühne bis zur letzten Zugabe in dem knapp zweistündigen Programm ohne Pause.
Plädoyer für den Frieden und gegen den Krieg / „Frauen, verweigert euch!“: Naturbühne Trebgast zeigt die antike Komödie „Lysistrata“
Im Gegenteil: ein solches Plädoyer gegen den Krieg ist aktueller denn je. In der Komödie, die ursprünglich zur Zeit des Peloponnesischen Kriegs zwischen Athen und Sparta über 400 Jahre vor dem Beginn unserer Zeitrechnung spielt, sind es die Frauen, die einen ausgeklügelten Plan entwickeln und damit einen jahrzehntelangen Krieg beenden. Der letztlich auch erfolgreiche Plan ist einfach und wirkungsvoll zugleich: Die Frauen streiken und verweigern sich ihren Männern so lange, bis sie Frieden schaffen. Wenn das alles nur so einfach wäre. Aristophanes gilt als der griechische Komödienschreiber par excellence. Dabei sind seine Werke niemals oberflächlich, es ging ihm viel mehr immer um Politik und Gesellschaftskritik. Unter dem Motto „Frauen, verweigert euch!“ war „Lysistrata“ von Anfang an als Protest gegen den Krieg gedacht. Die Titelfigur Lysistrata wird von Christine Kammerer mit absoluter Bühnenpräsenz und darstellerischer Überzeugungskraft verkörpert. Sie ruft Frauen von überall her zusammen, um durch die einzig effektive Maßnahme, die ihr zur Verfügung steht, dem Krieg ein Ende zu bereiten und den Frieden zu erzwingen. Darstellerinnen sind mit viel Witz und Spielfreude Henrike Reineke (Lampito), Sabrina Schmitt (Myrrhine), Julia Krolak (Kalonike), Annika Ködel (Daita), Melanie Eheim (Philippa), Silke Ködel (Skythe), Andrea Vießmann (Prytane), Georgia Lauterbach (Ekklesia) und Hilde Volkmann (Xanthia). Sämtliche Darstellerinnen setzen das alles mit viel Klamauk um, sorgen gleichzeitig aber auch dafür, dass ihr Spiel nie zur reinen Klamotte verkommt. Auch dann, wenn sie die Kriegskasse standhaft verteidigen, mit Nudelhölzern, Teppichklopfern und Pfannen. Die männlichen Partien spielen Gerd Kammerer (Chremes), Daniel Ganzlleben (Kinesias), Jochen Böhm (Georgias), Florian Heise (Kleon) und Paul Konrad (Demos) ebenfalls voller Komik, mit viel Witz sowie darstellerischer Sicherheit. Natürlich gibt es einige Verwicklungen und Rückschritte, doch am Ende zeichnet sich ab, dass Lysistrata und ihr inszenierter Liebesentzug auf der ganzen Linie siegen wird. Überhaupt das Ende: der Regisseur fügt dem Stück den eindrucksvollen Epilog des Dichters Erich Fried an, in dem alle zehn Frauen, jede einzeln im Spotlicht, ein Plädoyer gegen den Krieg und für den Frieden halten, das hat schon fast Gänsehautcharakter, was sich Regisseur Rainer Streng da hat einfallen lassen, auch wenn er ganz am Ende ein augenzwinkerndes Ausrufezeichen setzt und alle Darstellerinnen ihre Hände zur berühmte Merkel-Raute formen. Trotzdem stellt der Regisseur in seiner Inszenierung zumindest gleichwertig zum Verlangen nach Frieden den Kampf der Geschlechter heraus. Die Erwartungshaltung des Publikums an die klassische Komödie durchkreuzt er dabei völlig, indem er eine eigene, ganz moderne Textfassung präsentiert. Die Sprache kommt so zeitgemäß rüber, die Handlung wird schlüssig vorangetrieben, und auch wenn der Original-Text recht derb ist, ein bisschen weniger Schlüpfriges und Zweideutiges wäre vielleicht mehr gewesen. Zumal sich Rainer Streng ja komplett auf den Wortwitz verlässt. Eine zeitliche Einordnung gibt es bei ihm nicht. Trotz Peace-Fahne und den Flower-Power-Kostümen in Regenbogenfarben (von Wolfram Müller-Bröder) auch nicht ins Zeitgenössische, was so manche Inszenierungen immer wieder gerne machen. Rainer Streng verzichtet dabei auch weitestgehend auf Ausstattung und Bühnenbild, er lässt die Naturbühne abgesehen von der angedeuteten Burg für sich alleine stehen. Die antike Komödie „Lysistrata“ des griechischen Dichters Aristophanes steht bis zum 14. August insgesamt noch neun Mal auf dem Spielplan. Die nächsten Aufführungen sind am 20. und 25. Juni, sowie am 1, 2, 18. Juli, jeweils um 20.30 Uhr. Bild: „Make love, not war“: Lysistrata, gespielt von Christine Kammerer (sitzend) und ihren Mitstreiterinnen bei der Premiere der antiken Komödie auf der Naturbühne Trebgast. Zeit für Begegnung / Kunststadt Kulmbach: Bund Fränkischer Künstler verwandelt Hofstube der Plassenburg in riesiges Atelier
„Viele Künstler kennen sich gegenseitig gar nicht“, beschreibt Angelika Kandler-Seegy die Situation. Die Nürnbergerin ist seit 2009 Ehrenpräsidentin des Bundes Fränkischer Künstler, Kuratorin des Künstlersymposiums auf der Plassenburg und wird bei der Ausstellung auch selbst mit ihren Werken vertreten sein. Das Klischee vom Maler, der in seinem stillen Kämmerlein mit Pinsel und Staffelei sitzt, sei so falsch nicht. Deshalb seien alle Beteiligten froh, sich im Rahmen des Symposiums einmal austauschen zu können, über Ideen, Motive, Techniken, aber auch über Persönliches. Über Schicksale zum Beispiel, oder über Ängste und Erfolge. „Wenn sich Motive beispielsweise durch eine Krankheit verändern, dann könne das durchaus ein Thema sein, über das ein Teilnehmer mit den anderen sprechen möchte, denn die Gesamtverfassung eines Menschen spiegle sich immer auch in seinen Werken wider. Soweit der interne Part des Symposiums. Angelika Kandler-Seegy spricht von einem Urbedürfnis eines jeden Künstlers, seine Werke auch öffentlich zu zeigen. Deshalb die Ausstellung, die am Samstag, 6. Juni mit einer Vernissage eröffnet wird, und die eine Woche lang im Rahmen des üblichen Museumsrundgangs und zu den üblichen Eintrittspreisen zugänglich ist.
Außer Öl sind diesmal wieder alle Techniken, von Acryl über Collagen bis hin zur Mischtechnik vertreten. Manch einer malt eine Woche lang an einem einzigen Bild, andere, wie etwa die bekannte Bayreuther Malerin Christel Gollner, hat schon zehn Werke fertig. Eines bunter als das andere, einige Stillleben sind dabei, aber auch ein kleiner Zyklus zum Thema „Begegnungen“. „Durch die Bündelung entsteht ein unheimliches Energiefeld“, sagt Angelika Kandler-Seegy und freut sich besonders darüber, dass es unter den Künstlern keinen Neid gibt. „Jeder freut sich über die Erfolge des anderen, Ellenbogendenken gibt es hier nicht“, so die Ehrenpräsidentin.
Die teilnehmenden Künstler sind: „Ursula Bock (Eckental), Margot Brünig (Nürnberg), Christel Gollner (Bayreuth), Elke Handtke (Pleinfeld), Helga Hopfe (Mainleus), Hans-Dieter Jandt (Eckental, Angelika Kandler-Seegy (Nürnberg), Martina Karsch (Altenplos), Klaus Klein (Bingen), Heike Knoll (Nürnberg), Marion Kotyba (Kulmbach), Marianne Kriegel (Erlangen), Rose Meerwein (Berlin), Jutta Perrey (Nürnberg), Anneliese Raab (Nürnberg), Ute Röse (Elmshorn), Detlev Röse (Kulmbach), Eva Schreppel (Karlsruhe), Monika Stock (Weidenberg).
Bilder: Musik in Alten- und Pflegeheimen: Blechbläserquintett Rekkenze Brass startet ungewöhnlich Konzerttournee durch Oberfranken
Der gebürtige Pegnitzer bezieht die teilweise hochbetagten Herrschaften immer in seine Moderationen mit ein, animiert sie zum mitklatschen und mitsingen. Eine Dame darf sogar die Triangel schlagen und bekommt als Lohn eine CD dafür. Freilich ist es kein schweres und ernstes Programm, mit dem Christy Belicki und Rene Jamben (beide Posaune), Benjamin Sebald und Peter Knudsvig (beide Trompete) sowie Rainer Streit (Tuba) ihr Publikum begeistern. Zur Aufführung kommen vor allem Volkslieder wie „Am Brunnen vor dem Tore“, „Horch, was kommt von draußen rein“ oder „Weißt du wieviel Sternlein stehen“. Fränkische Kerwa-Musik („Wo ist denn des Gergla“) hat das Blechbläserquintett der Hofer Symphoniker genauso im Gepäck wie Ohrwürmer aus der Oper, die Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach, oder einen barocken Choral. Im Rahmen kulturellen Arbeit des Hauses Marteau, der Internationale Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken, gestaltet Rekkenze Brass alljährlich unter der Schirmherrschaft des Bezirkstagspräsidenten Dr. Günther Denzler derartige Sozialkonzerte in Alten- und Pflegeeinrichtungen, aber auch Musikhörstunden in den oberfränkischen Schulen. Durch dieses besondere Angebot wollen der Bezirk als Veranstalter und Rekkenze Brass für Konzerte der besonderen Art sorgen und auf die musikalische Arbeit des Hauses Marteau in Lichtenberg aufmerksam machen. „Uns geht es darum, bei den Menschen unterschiedlichsten Alters Interesse und Verständnis für Musik zu wecken“, sagt Rainer Streit, der aus Kulmbach stammt und bei Rekkenze Brass die Tuba spielt. Auch bei älteren Menschen seien viele ihr Leben lang in keinem klassischen Konzert gewesen. „Sie kennen das Erlebnis gar nicht, Live-Musik einfach so auf sich wirken zu lassen“, sagt Rainer Streit. Nach knapp einer Stunde müssen sich die fünf Musiker schon wieder verabschieden, denn in der nächsten Einrichtung warten die Bewohner schon mit freudiger Spannung auf das nächste Konzert Bild: Rekkenze Brass bei seinem Sozialkonzert im Hof den Franz-Ludwig-Seniorenwohnzentrum in Bamberg. Katrina rockt Bayreuth: Nordbayerns größte Partymeile / Zehntausende besuchten 27. Weißbierfest der Brauerei Gebrüder Maisel
Diesmal ist alles anders, sagt Michael Angerer von der Veranstaltungsagentur Nord-Süd-Programm. "Earth, Wind and Fire Experience featuring Al McKay Allstars“, so der offizielle Name waren mit 13 Musikern angereist, das bedeutet, dass hinter der Bühne in der großen Brauereihalle eine kleine Zeltstadt mit allem Drum und Dran errichtet werden musste. Im Mittelpunkt steht dabei der Gitarrist Al McKay. Über zehn Jahre lang war er festes Mitglied von Earth, Wind and Fire in der Originalbesetzung. Zusammen mit Maurice White hatte er auch einige der großen Hits geschrieben, ohne deren funky und sexy Sound Musik in den 1970er-Jahren kaum eine Disco auskam. Mit einer Mischung aus Soul, Funk, Motown, afrikanischen Elementen und modernen Pop-Rhythmen reißen Earth, Wind and Fire in der Besetzung von 2015 auch in Bayreuth die Fans mit Songs wie „Shining Star“, „Fantasy“, „Let’s groove tonight“ oder „September“ zu Begeisterungsstürmen hin. Typisch für das Weißbierfest ist, dass es immer zwei Top-Acts gibt. Vor Earth, Wind and Fire war das diesmal Katrina and the Waves, die berühmte englisch-amerikanische Band, die im Frühjahr 1985 mit dem Song „Walking on Sunshine“ ihren großen Durchbruch hatte. Kaum ein Tag, an dieses Lied nicht auf irgendeinem Sender zu hören ist. Genauso wie „Love shine a light“, mit dem Katrina and the Waves 1997 für das Vereinte Königreich den Eurovision Song Contest gewannen. Beide Sommerhits werden natürlich auch in Bayreuth von Frontfrau Katrina Lekanich gespielt und die Fans kommen beim Tempo der US-Amerikanerin ganz schön ins Schwitzen.
Das Weißbierfest lief bereits seit Donnerstag und wurde mit „“Bayreuths größer Uni-Fete“ eröffnet. Bereits zur Opening Night tanzen sich über 2000 Besucher in der großen Brauereihalle zu den Rhythmen von DJ Steve K. schon mal warm, ehe „Die Atzen“ das Brauereigelände erzittern ließen und mit ihren Tophits „Das geht ab“ und „Disco Pogo“ für ein erstes großes Highlight des Weißbierfestes sorgten. „Cover Night“ hieß es dann am Freitag mit Remedy, vier Bayreuther Jungs, die einen Mix aus Alternative und Grunge im Gepäck hatten. Außerdem traten auf: Foreigner, performed by Juke Box Hero, sowie die tschechische Cover-Band von ZZ Top mit dem Namen ZZ Top Revival. Höhepunkt im Rahmenprogramm war mit dem 13. Maisels Fun-Run am Sonntagvormittag Bayreuths größte Laufveranstaltung, bei der auch diesmal wieder mit über 2500 Läufern ein neuer Rekord aufgestellt wurde. Sämtliche Läufer hatten sich auf einen Viertel- und einen Halbmarathon-Rundkurs durch die Innenstadt gemacht. Die Strecke führte dabei vorbei an den Sehenswürdigkeiten der Stadt, mitten durchs Gelände der Universität und wieder zurück zum Weißbierfest. „Der Spaß steht bei diesem FunRun im Vordergrund“, sagte Brauereichef Jeff Maisel. Es komme nicht nur auf Bestzeiten an, dabei sein ist alles und gerade deshalb sei der Fun-Run bei Neueinsteigern in den Laufsport so beliebt. Läufer in Kostümen, Firmen-Teams oder andere Kuriositäten sind beim FunRun seit Jahren üblich. Maisels Worten zufolge waren dazu über 200 Helfer entlang der gesamten Strecke im Einsatz, dazu kamen weitere knapp 200 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, BRK und THW. An der Strecke sorgen nicht nur die Sportbegeisterten für Motivation, es gab auch Musik mit Samba-Gruppen, ehe das Fest am Sonntag wieder mit der „Heavy Volxmusic“ von den „Troglauer Buam“, der Hausband der Brauerei Maisel, ausklang. Bilder: Eurovision-Song-Contest-Siegerin Katrina and the Waves heizte ihren Fans beim Weißbierfest am Samstagabend in Bayreuth mächtig ein. Energisch, emotional und effektvoll: Jugendsymphonieorchester Oberfranken absolvierte erfolgreiche Ostertournee
Hauptwerk war dabei Nikolay Rimsky-Korsakoff viersätzige sinfonische Dichtung „Sheherazade“, die Geschichte vom tyrannischen Sultan, der sich von Sheherazade und ihren Geschichten aus Tausendundeiner Nacht besänftigen lässt. Für Sheherazade steht dabei eine tiefbewegende Melodie, die von der Solovioline interpretiert wird und diese Solovioline spielte die junge Geigerin Sornitza Baharova, einst selbst Mitglied des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken, mittlerweile Konzertmeisterin der Nürnberger Symphoniker. Beschwörend umrankt die Solistin das zornige Blech des Sultans. Wer würde da nicht weiterhören wollen, so zupackend musiziert Sornitza Baharova. Vier Episoden hat diese prächtige Tondichtung, das Meer und Sindbads Schiff, die Geschichte vom Prinzen Kalender, die Geschichte vom jungen Prinzen und der jungen Prinzessin, sowie das Zerschellen des Schiffes an einer Klippe. Das alles ist unglaublich lyrisch-poetische Musik, aber gleichzeitig auch Schwerstarbeit, vor allem für die Blechbläser. Überhaupt ist Sheherazade eine orchestertechnische Prüfung. Nicht zufällig stammen die meisten Beispiele in Rimsky-Korsakows berühmter Instrumentationslehre aus dieser Suite. Ihr Prinzip ist das Auffächern einzelner Stimmgruppen und kontrastierend dazu ein immer wieder eindrucksvolles Tutti. Till Fabian Weser hat es dabei nicht nur geschafft, das gesamte Orchester entsprechend perfekt einzustudieren, sondern auch, die Geschichte in großen Bögen zu erzählen und dabei die vielen Takt- und Tempowechsel höchst imponierend und geradezu phänomenal zu bewältigen. Gleiches gilt für das 1. Violinkonzert von Sergej Prokofieff, bei dem, wie sollte es anders sein, Sornitza Baharova den Solopart gibt. Natürlich spielt sie technisch absolut souverän, mit energischem Vorwärtsdrängen, aber auch emotional und mitreißend. Das Jugendsymphonieorchester geht dabei sogar ein wenig über die Begleitfunktion hinaus und bietet durchaus auch mal Reibungsflächen, die dem Konzert die notwendige Spannung verleihen. Das Violinkonzert gilt als Schwellenwerk in der Biografie Prokofjews, indem es eher trotzig als lyrisch zugeht, und genau das demonstrieren alle Beteiligten mit nahezu unglaublicher Energie.
Neu war in diesem Jahr Bad Rodach als Spielort. Während das Orchester im vergangenen Jahr noch in der Stadt Coburg gastiert hatte, ging es also diesmal in den Landkreis. Dafür kehrt der Klangkörper nach einem Jahr Pause wieder von Hof nach Naila zurück. Die Arbeitsphase ging wie immer im Schullandheim und im Kurhotel von Weißenstadt (Landkreis Wunsiedel) über die Bühne. Im Kurhotel gab es bereits am Freitag eine öffentliche Generalprobe. Froh über die Rückkehr nach Naila zeigte sich am Karsamstag Bürgermeister Frank Stumpf. Er dankte dem Bezirk für die Verbundenheit und nannte das Konzert eines der großartigsten Ereignisse im kulturellen Jahreslauf der Stadt. Die Trägerschaft des Jugendsymphonieorchesters liegt beim Bezirk Oberfranken und seiner Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau. Dessen Verwaltungsleiter Dr. Ulrich Wirz bestätigte, dass der Bezirk fest zu Naila stehe, schließlich sei die Frankenhalle eine „Urzelle“ des Klangkörpers und der vor wenigen Monaten verstorbene langjährige Nailaer Bürgermeister Robert Strobel Mitinitiator des Orchesters gewesen. Bilder: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken mit Solistin Sornitza Baharova in der Frankenhalle Naila. Super Stimmung im Orchester / „Klangkörper auf Zeit“ - Jugendsymphonieorchester Oberfranken geht auf Oster-Tour
Dirigent Till Fabian Weser von den Bamberger Symphoniker hat für die Osterkonzerte diesmal ein rein russisches Programm mit Musik von Dimitri Schostakowitsch (Festliche Ouvertüre), Sergej Prokofieff (Violinkonzert Nr. 1 D-Dur) und Nicolai Rimsky-Korsakoff („Scheherazade“) ausgewählt. Er selbst spricht von einem schweren Programm, ist aber gleichzeitig auch optimistisch, denn die jungen Musikerinnen und Musiker im Alter zwischen 13 und 21 Jahren seien exzellent vorbereitet.
Die jungen Musiker selbst sprechen von einer großartigen Sache. David Hamann (15), Hornist aus Bischberg beispielsweise wollte unbedingt mitspielen, als er über Freunde auf das Jugendsymphonieorchester gestoßen war. Für ihn ist es eine riesige Chance unter solch professionellen Bedingungen mitspielen zu dürfen. Auch die junge Flötistin Maggy Geigerhilk (17) aus Kronach ist begeistert und schwärmt von der „super Stimmung im Orchester“. Beide Nachwuchsmusiker sind auch Mitglieder des Bayerischen Landesjugendorchesters und mit diesem Klangkörper nicht nur in der Bamberger Konzerthalle, sondern auch schon in Italien oder in Japan aufgetreten.
Nach den Worten von Dr. UIrich Wirz, dem Verwaltungsleiter der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau, wurde das Jugendsymphonieorchester Oberfranken 1984 von dem Dirigenten und Musikpädagogen Professor Dr. Günther Weiß gegründet. Weitere Dirigenten waren Howard Golden und Raoul Grüneis. Oberstes Ziel sei es, dass die jungen Leute Freude an der Musik haben, so Dr. Wirtz. Mit über 70 Musikern habe der Klangkörper diesmal eine rekordverdächtige Größe erreicht. Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken unter Till Fabian Weser 2015: 04. April 2015 (Karsamstag), Naila, Frankenhalle, 18 Uhr 05. April 2015, (Ostersonntag), Bad Rodach, Bayernhalle, 17.30 Uhr 06. April 2015, (Ostermontag), Stegaurach, Aurachtalhalle, 17.30 Uhr Meditation und mittelalterliche Dichtung / Kulmbacher Erstaufführung: Buxtehudes Passionszyklus „Membra Jesu Nostri“ in der St.-Petri-Kirche
Kulmbach. „Membra Jesu nostri“ von Dietrich Buxtehude gilt als Musterbeispiel der hochbarocken Concerto-Aria-Kantate: formal geschlossen, stark expressiv. Als Kulmbacher Erstaufführung war der Kantatenzyklus am frühen Samstagabend in der St.Petri-Kirche zu hören. In einer Co-Produktion mit dem evangelischen Kirchenchor Bad Steben führte die Kulmbacher Kantorei unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn das für Vokalsolisten, gemischten Chor und Kammerorchester konzipierte Werk erstmals vor Ort auf. Der dänisch-deutsche Barockkomponist Dietrich Buxtehude schuf seine Passionsmusik in sieben Teilen um das Jahr 1680. Zu dieser Zeit war er bereits zwölf Jahre Organist an der Lübecker St.-Marien-Kirche. Buxtehude galt als einer der führenden Orgelvirtuosen seiner Zeit. Seine Komposition, die im vollen Titel „Membra Jesu Nostri Patientis Sanctissima“ heißt, was so viel bedeutet wie „Die allerheiligsten Gliedmaßen unseres leidenden Jesus“ ist ein Zyklus von sieben Passionskantaten. Inhaltlich werden jeweils die Füße, Knie, Hände, die Seite, die Brust, das Herz und das Gesicht des gekreuzigten Christus betrachtet. Wenn ein solches Werk einen Zeitraum von über 330 Jahren überdauert, dann muss es inhaltlich schon einiges zu bieten haben. Der durchwegs poetische Text kombiniert Bibelverse mit Versen einer mittelalterlichen Andachtsdichtung und basiert auf das Werk „Salve mundi salutare“ („Gegrüßest seist du, Heil der Welt“) von Arnulf von Löwen (um 1200 - 1250). Die Schöpfung dieses dichtenden Mönches aus Belgien war im 17. Jahrhundert nicht nur bei Katholiken, sondern auch bei Protestanten weit verbreitet. Bei der Kulmbacher Erstaufführung gaben drei Vokalsolisten ihr Kulmbach-Debüt: die Leipziger Sopranistin Susen Schneider, die Dresdner Altistin Alexandra Jakob und der aktuell in Gießen engagierte Tenor Andreas Kalmbach. Die Bass-Partie übernahm Markus Simon, der den Kulmbachern von verschiedenen Oratorienkonzerten her bereits bestens bekannt ist. Alle vier sind ganz schön beschäftigt, denn in allen sieben Kantaten gibt es mindestens zwei Solonummern und jeweils eine Nummer, bei der sich drei Solisten zum Trio vereinen. Das sind auch die stärksten Stellen der Komposition und der Aufführung. Sopranistin Susen Schneider singt klar und wunderschön, hat aber mit dem starken Nachhall im Kirchenschiff zu kämpfen. Das gilt auch für die Altistin Alexandra Jakob, die ihren Part hervorragend gestaltet. Besonders trumpfen Tenor Andreas Kalmbach und Bassist Markus Simon auf. Kalmbach singt die Höhen makellos aus und kommt dabei überaus textverständlich rüber, was ebenso für den Bassisten gilt, der auch mal so richtig kraftvoll auftritt und seinen Arien eine damit einen ganz eigenen Glanz verleiht. Durchwegs barocken Wohlklang präsentierten die Sängerinnen und Sänger des evangelischen Kirchenchors Bad Steben und der Kulmbacher Kantorei, die so viel zu singen haben, dass sie sich während der knapp 75-minütigen Aufführungsdauer kaum setzen können. Natürlich sind die Damen wieder einmal in der Überzahl, während sich die Tenöre und Bässe über weite Strecken zurückhalten. Insgesamt aber haben Stefan Romanciewicz und Ingo Hahn die beiden Chöre hervorragend einstudiert. Auch hier ist die Textverständlichkeit gegeben, wobei glücklicherweise der lateinische Text auch als ausgedrucktes Programm mit Übersetzung auf allen Plätzen zum Mitlesen lag. Dirigent Ingo Hahn wählt bei allen Nummern ein gesetztes, gut zum meditativen Charakter passendes Tempo. Zwischen den Nummern allerdings drückt er aufs Tempo und lässt fast eine Arie in die andere nahtlos übergehen. Selbst zwischen den Kantaten geht es zügig weiter. Nur das Läuten der Kirchenglocken genau zwischen der sechsten und der siebten Kantate sorgt für eine ebenso meditative Ruhepause. Die neun Streicher des Orchesters Musica Juventa aus Halle mit Stefan Romankiewicz an der Orgel als Basso Continuo hatten eine reine Begleitfunktion, die sie zuverlässig erfüllten, Platz für rein solistische Aktivitäten boten jeweils die kurzen Sonaten am Beginn einer jeden Kantate. Schade nur, dass in etwa so viele Aufführende, also Mitglieder der beiden Chöre, Musiker und Solisten, in der Kirche waren wie Zuhörer auf den Bänken. War es der ungewöhnliche Termin am frühen Samstagabend oder das außergewöhnliche Werk, das die Kirchenmusikfreunde vom Besuch abhielt. Am Sonntagabend war „Membra Jesu Nostri“ in der gleichen Besetzung, nur mit Stefan Romankiewicz als Leiter und Ingo Hahn als Organisten noch einmal in der Lutherkirche in Bad Steben zu erleben. In Kulmbach war der Applaus kurz, aber herzlich. Bild: „Membra Jesu Nostri“: In der St.-Petri-Kirche in Kulmbach führten der evangelische Kirchenchor Bad Steben und die Kulmbacher Kantorei den Passionszyklus von Dietrich Buxtehude auf. Melancholie und mitleidende Empfindungstiefe / Hofer Symphoniker gastierten mit reinem Schubert-Programm in der Dr.-Stammberger-Halle
Das romantische Schauspiel „Rosamunde“ war von Anfang an ein Misserfolg, zumindest für die Dichterin Helmina von Chezy. Schuberts Musik dagegen, die ursprünglich nur zur Überleitung gedacht war, hat überlebt und wird bis heute immer wieder mal aufgeführt. Ein wenig belanglos ist das Werk schon, auch wenn die Hofer Symphoniker anmutig und gefühlvoll und vor allem überaus exakt musizieren. Genauso ist das mit der Ouvertüre zu dem Melodram „Die Zauberharfe“ nach dem verschollenen Text von Georg von Hofmann. Die „Zauberharfe“ wurde lange Zeit fälschlicherweise als Ouvertüre zu dem Schauspiel „Rosamunde“ bezeichnet. Insofern könnte die Programmauswahl kaum treffender sein. Mit hohem Maß mitleidender Empfindungstiefe, geschmeidig und dunkel timbriert interpretiert der Berliner Bariton Peter Schöne überaus sensibel die vier Goethe-Lieder „Geheimes“, „An Schwager Kronos“ und die bekannte und nicht ganz unumstrittene Ballade vom „Erlkönig“ sowie das Lied „Greisengesang“ nach Friedrich Rückert. Schubert-Spezialist Peter Schöne agiert dabei als singender Erzähler im besten Sinne artikulationsgenau und deutet die Texte plastisch aus. Zumindest teilweise setzt Peter Schöne auch auf Schuberts Ausdrucksextreme, Pathos und Melancholie bleiben deshalb nicht immer außen vor. An Dramatik und Aufregung fehlt es in der Interpretation also nicht, so differenziert deutet Peter Schöne die selten aufgeführten Orchesterfassungen von Johannes Brahms und Hector Berlioz („Erlkönig“) aus. Stimmlich wirkt der Bariton am besten in den Mittellagen. Das alles ist nicht nur „Schubert pur“, sondern auch „Tragik pur“. Da muss praktisch die frühe 4. Symphonie folgen, die den Beinamen die „Tragische“ trägt, die aber abgesehen von der düsteren Adagio-Einleitung eher pathetisch klingt. Akzentuiert und in ausgereizter Dynamik musizieren die Hofer Symphoniker, wobei Dirigent Arn Goerke den Focus auf die aufwühlenden Momente der Komposition legt. Die Vierte ist neben der „Unvollendeten“ Schuberts einzige Symphonie in c-Moll. Kontrastierend zum Beinamen der Sinfonie gibt es aber auch strahlende Momente, die der Dirigent gekonnt heraushebt. Die Interpretation zeichnet sich besonders im ersten Satz durch ein vom Dirigenten vorgegebenes atemberaubendes Tempo aus. Aber auch in den anderen Sätzen musizieren die Symphoniker fein sauber aufeinander abgestimmt und höchst motiviert. Bild: Die Hofer Symphoniker mit dem Bariton Peter Schöne unter Arn Goerke in der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach. Tanztheater, Blues und das Moliere-Projekt 2015 / Fränkischer Theatersommer startet in die neue Spielzeit
Damit die Theatermacher ihr Ziel erreichen, haben sie sich für dieses Jahr einiges vorgenommen. Was, das ist in einem druckfrischen 60-seitigen Programmheft nachzulesen, das Burdinski zusammen mit dem Vorsitzenden des Trägervereins Bernd Matthes und dem neuen Büroleiter Bernd Ackermann in Neudrossenfeld der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Im Mittelpunkt steht einmal mehr der große französische Dramatiker Jean-Baptiste Moliere. Insgesamt kommt der Spielplan bis Anfang Dezember auf 221 Aufführungen an 80 Spielorten in Unter-, Mittel- und Oberfranken. Die Hälfte der Aufführungen ist als Open-Air-Theater geplant. Offizieller Saisonauftakt ist diesmal am 2. Mai in Memmelsdorf mit der Komödie Don Juan von Moliere. Bis zum 22 August soll das Hauptstück an insgesamt 15 Spielstätten zu sehen sein, unter anderem auch in Wernstein (13. Juni), Aufseß (25. Juni), Auerbach (18. Juli), Forchheim (14. August), Betzenstein (15. August) und Kühlenfels (21. August). Zweite große Neuproduktion ist Molieres Komödie „Der eingebildete Kranke“, die am 20. Mai in Hollfeld startet und unter anderem in Kupferberg (23. Mai), Pegnitz (20. Juni), Waischenfeld (3. Juli, Hof (7. Juli), Aufseß (26. Juli) und in Kulmbach (30. Juli) zu sehen sein wird. Mit der Komödie „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist gibt es außerdem eine attraktive Wiederaufnahme, die am 12. Juli in Weismain startet und auch in Selb (19. Juni) und Ebermannstadt (2. August) gastiert. Daneben gibt es wie in jedem Jahr eine ganze Reihe von Sonderproduktionen, Musicals, Literatur- Musik- und Kleinkunstabende und besondere Theaterprojekte, beispielsweise gezielt für Schulen. Insgesamt stehen heuer 14 Neuproduktionen und etliche Wiederaufnahmen auf dem Spielplan. Darunter auch das Depressionsstück „Drum ist mir alle Freud entrissen“ zusammen mit dem Bündnis gegen Depression und dem evangelischen Bildungswerk, oder das Jugendstück „Voll in Ordnung“, das zusammen mit dem Bayreuther Kreisjugendring und der Polizei die Alkohol- und Drogenproblematik behandelt. Mit dem Stück „Frau Lot und ihr Kampf gegen die Engel“ von Senouvo Agbota Zinsou gibt es auch erstmals ein Stück eines afrikanischen Autors. Zinsou lebt mittlerweile im Landkreis Bayreuth. Premiere des als Tanztheater angelegten Abends ist bereits am 23. April in Bayreuth. Weitere Aufführungen gibt es am 29. April in Hollfeld, am 12. Juni in Presseck, am 14. Juni in Veitlahm, am 3. Juli in Forchheim und am 24. Juli in Neudrossenfeld. Als absolutes Schmankerl kündigte Intendant Burdinski die Auftritte von Georg Schroeter und Marc Breitfelder an. Dabei handelt es sich um zwei Musiker aus Kiel, die 2011 als erste Deutsche Preisträger des renommierten Bluesfestivals von Memphis/Tennessee geworden sind. Beide treten unter anderem am 1. August in Auerbach und am 5. August in Hollfeld auf. „Wir haben bereits in den vergangenen Jahren feststellen dürfen, dass es gar nicht so schwer ist, mit den Möglichkeiten des Schauspiels junge Leute zu erreichen“, so Matthes. Nicht zuletzt soll sich damit auch das Theater den Problemen unserer Zeit öffnen. Primärer Anspruch soll es aber dennoch trotz aller Problemstücke bleiben, dass der Zuschauer zwei Stunden freudiges Theater erlebt und, wenn möglich, mit einem Lachen nach Hause geht. „Wir haben eine gute Saison hinter uns“, bilanzierte Trägervereinsvorsitzender Matthes. Er verschwieg aber nicht, dass der Theatersommer die Saison mit einer „leichten roten Null“ abschließen musste. Trotzdem besteht auch wieder das gesamte Ensemble, Schauspieler wie Regisseure, aus echten Profis. Bildtext: Intendant Ja Burdinski, Büroleiter Bernd Ackermann und der Vorsitzende des Trägervereins Bernd Matthes (von links) stellten das Programm des Fränkischen Theatersommers vor. Heiter-besinnliche Texte treffen auf jazzige Arrangements/ Klez´amore und die Sopranistin Ann-Kathrin Schneider gastierten in der Spitalkirche
Bekanntes neu entdecken und sich von neuen Klängen aus der ganzen Welt überraschen lassen, das möchte das Ensemble Klez´amore erreichen und tatsächlich sind es vor allem die Arrangements, die an diesem frühen Abend aufhorchen lassen. Klez´amore, das sind Konrad Zellmer, Ernst-Martin Eras, Armin Höfig und Stefan Kraneburg. Ziel der Musiker ist es, einen neuen Zugang zur „stillen Zeit“ zu schaffen. Hauptinstrumente sind dabei die Klarinette, die Oboe, die Gitarre und der Kontrabass und natürlich beherrscht das Quartett nicht nur die Hauptinstrumente, sondern auch mal eine Melodica, ein Akkordeon, ein Krummhorn, oder ein Hackbrett, und das alles meisterhaft. Mit einem ganz anderen, als dem bekanntem Rhythmus und in einem jazzig-angehauchten Arrangement erklingt das bekannte Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“, das eigentlich aus dem 16. Jahrhundert stammt. Im Folk-Pop-Stil und teilweise auf englisch gesungen geben die Protagonisten das ebenfalls nicht unbekannte österreichische Weihnachtslied „Still, still, still“ zum Besten, das sich in der Version von Klez´amore schon bald als flotter Schlager entpuppt. Die englische Weihnachtsweise „Winter day in the morning“ erhält neue, instrumentale Improvisationsteile. Daneben gibt es auch katalanische Weihnachtslieder und ein Instrumentalstück aus Galizien. Wenn manche Kompositionen bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen, so klingt das Ensemble dennoch modern und erzeugt einen höchst professionellen Wohlklang. Manch bekanntes Stück erkennt man anfangs gar nicht, manch andere Komposition kommt einen vor, als hätte man sie schon tausend Mal gehört, das jiddische „Sheyn vi di levone“ etwa, ein Klezmer-Tanz, bei dem die Klarinette und die Oboe im Mittelpunkt stehen. Die Zuhörer applaudieren spontan, so mitreißend musizieren Klez´amore. Wie breit das Repertoire tatsächlich ist, zeigt das Stück „Es ist ein Schnee gefallen“, von Franz Josef Degenhardt, das Gitarrist Armin Höfig in bester Degenhardt-Manier intoniert. Unterstützt werden die Musiker von Klez´amore von Anne-Kathrin Schneider, die nicht nur mit einer reinen und makellosen Sopranstimme aufhorchen lässt, sondern auch mit ihrer ganz eigenen, mitreißenden Art, Texte mit weicher-sanfter Stimme zu interpretieren. Heiter-besinnliche Texte treffen somit auf alte und neue Winter- und Weihnachtslieder aus aller Welt. Zu den herausragenden Texten, die Ann-Kathrin Schneider mit ihrer bezaubernden Lesestimme ausgesucht hat, gehörten unter anderem Joseph von Eichendorffs „Mondnacht“ oder Erich Kästners „Parade am Weihnachtstisch“. Ganz besonders eindrucksvoll war dabei das gegen Ende des Auftritts zitierte Neujahrsgebet des Münsteraner Pfarrers Hermann Kappen aus dem Jahr 1883. Sätze wie „Herr, setze dem Überfluss Grenzen und lass die Grenzen überflüssig werden“ oder „Bessere solche, die im öffentlichen Leben wohl tätig, aber nicht wohltätig sind“ und schließlich augenzwinkernd „Herr sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen, aber bitte nicht sofort“ sind auch heute so treffend wie vor rund 130 Jahren. Die Frage, warum ein Konzert mit weihnachtlichen Weisen Anfang Februar stattfindet, ist schnell beantwortet. Ursprünglich hätte Ann-Kathrin Schneider und Klez´amore bereits Ende November zu den Kirchenmusiktagen auftreten sollen. Ein Teil des Ensembles war damals mit allen Instrumenten stundenlang im Stau stecken geblieben und so musste das Konzert ganz kurzfristig abgesagt werden. Die Musiker machten nun ihr Versprechen wahr, zum nächstmöglichsten Termin erneut nach Kulmbach anzureisen. Das Programm hatten sie dabei nur unmerklich modifiziert. Schließlich gab es sogar zwei Zugaben in der gut besetzten Spitalkirche: ein katalanisches Weihnachtslied und ein Neujahrslied zum Mitsingen. Bild: Das Ensemble Klez´amore mit (von links) Konrad Zellmer und Ernst-Martin Eras sowie (von rechts) Stefan Kraneburg, Armin Höfig und Ann-Kathrin Schneider gastierte in der Spitalkirche. Beste Unterhaltung auf höchstem Niveau / Fulminantes Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach
Das Neujahrskonzert ist für die Stadtkapelle der Höhepunkt im musikalischen Jahreslauf. Dirigent Thomas Besand leitete das Konzert zum 24. Mal in Folge und auch diesmal wurde er wieder dem Motto „Von klassisch bis modern“ vollends gerecht. Die Dr.-Stammberger-Halle war schon lange vorher ausverkauft und Besand hatte den Klangkörper wie immer perfekt einstudiert. Einmal mehr war es auch Karl Heinrich Backert, der zwischen den Stücken allerhand Wissenswertes beisteuerte und so gleichzeitig den Musikern die notwendigen Verschnaufpausen ermöglichte. Ein Markenzeichen der Stadtkapelle ist es, dass sämtliche Titel entweder in der Originalausgabe oder in absolut authentischen Bearbeitungen gespielt werden. Das gilt natürlich auch für die sogenannte leichte, aber dafür umso anspruchsvollere Klassik wie etwa bei der Ouvertüre zur komischen Oper „Der Barbier von Sevilla“, dem bekanntesten Werk von Gioacchino Rossini. Die Spritzigkeit, die eingängigen und doch so raffinierten melodischen Einfälle, sie machen diesen Geniestreich zur Buffa-Krönung schlechthin und der Stadtkapelle gelingt es hervorragend, Witz und Heiterkeit dieses Stückes zu transportieren. Ja mehr noch, indem der Dirigent das Tempo drosselt, wird das Spiel derart exakt, wie man es bei symphonischen Blasorchestern selten findet.
Unverwechselbar amerikanisch erklingt das Medley mit den schönsten Melodien von George Gershwin. Bärbeißiges Blech versetzt den Hörer mühelos in die swingende Atmosphäre der Goldenen golden zwanziger Jahre, während zuvor im Potpourri aus der Operette „Im weißen Rössl“ von Ralph Benatzky Operettenseligkeit und Wiener Schmäh das mitreißende Spiel der Stadtkapelle dominieren. Neben der leichten Klassik kamen freilich auch diesmal Freunde traditioneller Blasmusik nicht zu kurz. Die dem Blasorchester ureigenste Musikgattung bewältigte die Stadtkapelle spielend, manchmal euphorisch donnernd, manchmal mit viel Sinn für die feinen Zwischentöne, aber immer schmissig und mit den so typischen Schlussritardandi. Etwa beim 92er Regimentsmarsch „Aller Ehren ist Österreich voll“ samt Kaiserhymne von Johann Nowotny, beim Potsdamer Jubiläumsmarsch von Hans Ahrens, den die Stadtkapelle aus den handschriftliches Stimmen des Komponisten spielt, beim Konzertmarsch „Schneidig voran“ von Willi Löffler oder beim „Graf-Luckner-Marsch“ von Walter Heyer.
Bleibt noch der Slow-Rock „Summerflight“ von Hans Kaufmes, indem der fünfköpfige Saxophonsatz zeigen durfte, dass er dem Ensemble von Captain Cook in nichts nachsteht, und das hervorragend vom Vizedirigenten Werner Scheider einstudierte und dirigierte Tongemälde „Highland Cathedral“ der Komponisten Michael Korb und Uli Roever, eines von vielen Höhepunkten in einem Neujahrskonzert, das der Tradition entsprechend mit dem Radetzky-Marsch von Johann Strauss Vater als Zugabe zum Mitklatschen zu Ende ging. Bilder: Die Kulmbacher Stadtkapelle unter Thomas Besand beim Neujahrskonzert am Dienstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle.
Entspannt, aber nicht ohne
Spannung /
Dirigent Thomas Grünke hatte erst im vergangenen Jahr mit dem Kulmbacher Kammerorchester sein Debüt gegeben. Grünke kommt aus Kasendorf und ist als Organist und Chorleiter in Trebgast tätig. Wie immer bei derartigen populären Weihnachtskonzerten waren auch diesmal gleich beide Kirchen überfüllt, zusätzliche Stühle mussten herbeigeschafft werden, um alle Zuhörer unterzubringen. „Bitte rücken sie noch etwas zusammen“, appellierte Grünke schon am Nachmittag in der Kirche „Unsere liebe Frau“. Trotzdem mussten viele Zuhörer stehen. Einmal mehr war das barocke weihnachtliche Programm bestens dazu geeignet, die Herzen der Zuhörer zu berühren und die Menschen auf das Fest einzustimmen. Den Chor von der St. Johannes-Kirche in Trebgast, hatte Thomas Grünke auch heuer wieder mitgebracht und diesmal das Gloria D-Dur RV 598 von Antonio Vivaldi als Hauptwerk einstudiert. Das ist eine echte Entdeckung, denn Vivaldi hat tatsächlich nicht nur hunderte von Konzerten und viele Opern, sondern tatsächlich auch packende Kirchenmusik geschrieben. Die Aufführung durch Kirchenchor und Kammerorchester unter der Leitung von Thomas Grünke lässt den opernhaften barocken Überschwang deutlich werden, der in allen Kompositionen des venezianischen Meisters zu Tage tritt. Die unaufdringlich versierten Sängerinnen, die Sopranistin Marion Schmid und die Mezzosopranistin Birgit Muzzolini, gestalten dabei ihre kleinen aber anspruchsvollen Arien brillant und zupackend, der Chor singt fein abgestuft und das Kammerorchester spielt gekonnt und virtuos.
Mal nicht das bekannte Weihnachtskonzert von Francesco Manfredini (1684-1762), das sonst immer gespielt wird, sondern sein „Concerto in D-Dur für zwei Trompeten und Streicher“ hatte Thomas Grünke ausgewählt. Die beiden Solisten sind mit Harald Streit und Norbert Lodes keine Unbekannten in der Region. Natürlich muszieren beide überaus zupackend und zeigen welche Virtuosität in den spätbarocken Kompositionen des italienischen Meisters stecken. Bei Harald Streit und Norbert Lodes klingt das alles nicht nach Technik, sondern nach purer Spielfreude. Die perlenden Figurenketten musizieren die beiden Trompeter makellos und die dynamischen Steigerungen gelingen bis ins Fortissimo mühelos. Das Kammerorchester begleitet dabei ganz subtil, setzt aber durchaus auch eigene Akzente. Natürlich gehören die Lieder zur Advents- und Weihnachtszeit zu den Konzerten, Thomas Grünke hatte diesmal „Nun jauchzet all, ihr Frommen“ von Bartholomäus Gesius, „Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich“ von Johann Herman, „Freuet euch, ihr Menschenkinder“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und das wunderbar stimmungsvolle „Weihnacht in den Bergen“ von Michael Schmoll ausgesucht. Schon Tradition ist es, dass am Ende Georg Friedrich Händels “Halleluja” aus dem Oratorium „Der Messias” erklingt, genauso wie der gemeinsamer Schlussgesang: „O, du fröhliche“. Bilder: Das Kulmbacher Kammerorchester unter seinem Dirigenten Thomas Grünke bei seinem Weihnachtskonzert in der Kirche „Unsere liebe Frau“. Von der Ankunft bis zur Apotheose: Kirchenmusiktage sind mit großartiger Aufführung von Händels Oratorium „Der Messias“ zu Ende gegangen
Die Weissagungen von der Ankunft des Messias, sein Leidensweg und seine siegreichen Apotheose wie sie Händel interpretiert hat, bewegen seit Jahrhunderten die Zuhörer. Doch jenseits aller romantisierender Frömmigkeit und opernhafter Opulenz ist der „Messias“ auch eine Komposition, die zu den ganz großen Werken der Musikgeschichte gehört. Kaum zu glauben, dass Händel sein Werk in nur dreieinhalb Wochen geschaffen hatte. „Ich glaubte“, so schrieb Händel damals im Sommer 1741, „ich sähe alle Himmel offen vor mir und Gott selbst. “ Diese Begeisterung hörbar zu machen, dass ist das Ziel einer jeden Aufführung des „Messias“. Dekanatskantor Ingo Hahn, der Kulmbacher Kantorei, dem Orchester „Musica Juventa“ und den vier Gesangssolisten ist es gelungen, den melodisch-packenden Schwung aufzugreifen und Händels berühmteste Komposition lebendig zu machen. Der „Messias“ ist im Gegensatz zu anderen großen Oratorien, etwa Johann Sebastian Bachs Passionen, an keinen festen kirchlichen Termin gebunden, weil es von Jesu Geburt bis zu seiner Auferstehung reicht. Gleichwohl wird das Werk in den zurückliegenden Jahren immer öfter in der Adventszeit aufgeführt. Zuletzt in der Petri-Kirche übrigens genau vor zehn Jahren bei den 20. Kirchenmusiktagen, ebenfalls mit der Kantorei und dem Orchester „Musica Juventa“ unter Ingo Hahn. Damals wie heute hatte Ingo Hahn mehrere Rezitative, Arien und Chöre und auch einige Wiederholungen in den Arien gestrichen. Bei der Vielfalt kursierender Fassungen von Händels Messias soll das aber nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Kulmbacher Kantorei unter Ingo Hahn wird den Anforderungen des „Messias“ mit seiner musikalischen Rhetorik und seinen Koloraturpassagen mehr als gerecht. Jugendlich schlank und ohne großes Pathos erklingt der Chor beispielsweise in Nummern wie „Denn es ist uns ein Kind geboren“ oder im berühmten „Halleluja“, dem Klassik-Hit schlechthin, der am Schluss als Zugabe wiederholt wird. Ingo Hahn hat es wieder einmal geschafft, aus den vielen Stimmen innerhalb eines viertel Jahres Probenzeit ein homogenes Ensemble zu machen. Kernige Bässe, helle Tenöre und glänzende Frauenstimmen machen die Aufführung aus. Voll und opulent, dabei aber auch höchst agil spielt das etwa 20-köpfige Kammerorchester „Musica Juventa“ aus der Händelstadt Halle auf, mit dem Ingo Hahn eine 25 Jahre andauernde musikalische Zusammenarbeit verbindet. Die Musiker werden in sämtlichen Arien zu gleichwertigen Partnern der Solisten und des Chores. Akzente setzt der Klangkörper erst recht in seinen Solonummern, der Einleitung oder in der „Pifa“, der Hirtenmusik. Verstärkt werden die Instrumentalisten vom früheren Wunsiedler Dekanatskantor Hermann Bohrer an der Orgel. Das Solistenensemble hätte mit Ausnahme der Altistin Dorothea Zimmermann durchaus etwas kraftvoller auftreten können. Vor allem im ersten Teil wirken die Meininger Sopranistin Anna Gann, der aus Gera stammende Tenor Christoph Rösel (er war schon bei der Aufführung vor zehn Jahren dabei) und der Bassbariton Tobias Freund aus Wendelstein bei Nürnberg etwas farblos, was nicht heißen soll, dass sie nicht schön, intensiv und ausdrucksvoll gesungen hätten. Nur kam in der ansonsten recht guten Akustik der St.-Petri-Kirche manchmal recht wenig an, etwa auf der ersten Empore. Zumindest steigern sich alle drei während der Aufführung noch merklich Eine brillante Leistung ist dagegen der Altistin Dorothea Zimmermann aus Dresden zu bescheinigen, die ihre Passagen virtuos und überaus textverständlich vorträgt. Plastisch, kontrastreich gestaltet sie ihre Arien, absoluter Höhepunkt, vielleicht der gesamten Aufführung, ist die Nummer 21 „Er ward verschmähet und verachtet“. Wie sie zum Beispiel das Wort „verachtet“ mit einer kleinen Pause in den Raum haucht, das berührt tief und führt dem Zuhörer die Leiden des Erlösers plastisch vor Augen. Die Passage zeigt auch, dass Dorothea Zimmermann den sicheren Zugriff auf alle Details ihres Textes hat. Bild: Mit dem „Messias“ führte die Kulmbacher Kantorei und das Orchester „Musica Juventa“ aus Halle Georg Friedrich Händels berühmteste Komposition zum Abschluss der 30. Kulmbacher Kirchenmusiktage in der Petri-Kirche auf. Spitalkirche wird zum magischen Raum / Jubiläumskirchenmusiktage: „Lobgesang und Harfenspiel“ mit Alena-Maria Stolle und Julia Pritz
Beide sind Wahl-Thüringerinnen und haben sich beim Musikstudium in Weimar kennengelernt. Sopranistin Alena-Maria Stolle, Bayreuther Wagnerstipendiatin des Jahres 1997, kann bereits auf feste Engagements und Gastverträge am Deutschen Nationaltheater Weimar, an der Oper Leipzig und der Semperoper Dresden verweisen. Die Lieder und Arien des Kulmbacher Programms, die vom Barock über Klassik und Romantik bis ins 20. Jahrhundert reichen, gestaltet sie durchwegs expressiv, manchmal melancholisch, aber immer stimm- und stimmungsintensiv. Wunderbar schmachtend erklingt Georg Friedrich Händels Arie „Ombra mai fu“ aus der Oper „Xerxes“ mit einem himmlisch arrangierten Vorspiel, ungemein spannend baut sie die Arie „Podrugije milüje“ aus „Pique Dame“ von Peter Tschaikowsky auf. Aber auch die vielen, nicht so bekannten Lieder wie Christoph Willibald Glucks „Sommernacht“ nach dem Gedicht von Friedrich Gottlieb Klopstock oder Franz Schuberts „Nähe des Geliebten“ nach Johann Wolfgang von Goethe gestaltet Alena-Maria Stolle fabelhaft mit ihrem kernigen und fülligem Sopran. Fünf Mal wechselt sie innerhalb des Programms die Sprache und singt auf italienisch, englisch, französisch , russisch und deutsch. Harfenistin Julia Pritz musiziert bereits mit den verschiedensten Ensembles und Orchestern unter anderem in der Thüringenphilharmonie Gotha-Suhl, in der Mannheimer Bläserphilharmonie oder bei den Thüringer Symphonikern Saalfeld-Rudolstadt. Wenn sie Georg Friedrich Händels anspruchsvolles dreisätziges Konzert für Harfe B-Dur (HWV 294) bravourös aufführt und dabei die Melodieführung dynamisch sorgsam hervorhebt, wird die kleine Spitalkirche zum magischen Raum. Bei den Liedern und Arien ist die Instrumentalistin viel mehr als eine Begleiterin. Etwa in den mysteriösen und selten aufgeführten Songs „Lemady“, „The False night upon the road“ und “David of the white rock” von Benjamin Britten oder in Gabriel Faures impressionistischen Kompositionen „Apres un reve”, „Clair de lune” und „En priere” setzt sie durchwegs eigene Akzente an ihrem Instrument. Besonders bei den Kompositionen Benjamin Brittens geht der Harfenpart weit über die reine Begleitfunktion hinaus, während Alena Maria Stolle zwischen den verschiedensten Schattierungen wechselt und dabei die unterschiedlichsten Stimmungen wie Trauer, Hoffnung oder Glück glaubhaft verkörpert. Mit Wolfgang Amadeus Mozarts sehr textverständlich gesungenem Lied „Abendempfindung” nach dem Dichters Johann Heinrich Campe, Edvard Griegs ergreifendem wie bekanntem „Solveigs Lied“ aus der Schauspielmusik zu „Peer Gynt“ und Vincenco Bellinis Weihnachtslied „Angiol die pace“ geht das etwa 75 Minuten dauernde Programm in der Spitalkirche zu Ende. Dekanatskantor Ingo Hahn und seine Kirchenmusiktage haben damit wieder einmal einen ganz besonderen Akzent in der Zeit zwischen Totensonntag und 1. Advent gesetzt. Das nächste Konzert im Rahmen der 30. Kulmbacher Kirchenmusiktage findet heute, 28. November, um 20 Uhr in der Spitalkirche statt. Auf dem Programm stehen vorweihnachtliche Lieder und Texte mit der Sängerin Ann-Kathrin Schneider und dem Ensemble Klez´amore aus Würzburg. Schlusspunkt und zugleich Höhepunkt der Kirchenmusiktage wird die Aufführung von Georg Friedrich Händels „Messias“ am Sonntag, 30. November, um 17 Uhr in der St.-Petri-Kirche sein. Bild: Die Sopranistin Alena-Maria Stolle (rechts) und die Harfenistin Julia Pritz gestalteten das zweite Konzert der Kirchenmusiktage in der Spitalkirche. Melodiös und meditativ musiziert / „Die 12 Saxofonisten“ haben die 30. Kirchenmusiktage eröffnet
„Die 12 Saxofonisten“, beziehungsweise Saxofonistinnen, das sind Sandra Engel, Uschi Dittus, Anja Meiler, Jürgen Faas, Heymo Hirschmann, Dirk Eidner, Markus Riesbeck, Gerhard Buchloh, Stefan Frank, Elke Beer, Johannes Neuner und Bernd Aschmoneit. Sie alle sind Profimusiker meist aus Orchestern des fränkischen Raums, die sich 2001 mit großem Erfolg zu dem ehrgeizigen Projekt zusammengefunden hatten. Ihr Chef Franz Killer ist gleichzeitig Leiter der Pocket Opera Company in Nürnberg. Ein Markenzeichen des Ensembles ist das Musizieren an ungewöhnlichen Orten. Immerhin haben die Instrumentalisten auch schon in Tretbooten auf dem Wöhrder See, auf dem Nürnberger Volksfest oder in der Pottensteiner Teufelshöhle gespielt. Gar so ungewöhnlich war es in der Petri-Kirche dann doch nicht. Das Programm erstreckt sich von der Renaissance bis in die Moderne. Höfische Musik, wie etwa die Kompositionen von Giovanni Gabrieli können beispielsweise, aufgeteilt in drei Quartette, ganz fetzig klingen, auch wenn das Saxofon im 16. Jahrhundert noch lange nicht erfunden war. Einen runden harmonischen Klang präsentieren die Musiker auch beim 2. Brandenburgischen Konzert, aus dem die Formation das wunderbare Allegro erklingen lässt. Wäre das Saxofon damals schon erfunden gewesen, Bach hätte bestimmt dafür komponiert. Ganz andere Töne gibt es dann mit dem Moderato und Allegro des spätromantischen schwedischen Komponisten Erland von Koch. Man könnte meinen, diese Musik wäre für die zwölf komponiert worden, in einer solchen Perfektion spielt das Ensemble auf. Das gleiche gilt für die französischen Komponisten, von Maurice Ravel erklingen drei Fantasiestücke, von Darius Milhaud „Le Boeuf sur le toit“, was soviel heißt wie „Der Ochse auf dem Dach“. Das war eine berühmte Pariser Künstlerkneipe, in der Milhaud Stammgast war. Die Musiker breiten trotz der vielen Taktwechsel einen wunderbaren Klangteppich aus, der die gesamte Petri-Kirche durchströmt, mal heiter melodiös, mal schräg und fetzig, mal meditativ und ernst. Nach den drei Novetten im orchestralen Klang von Louis Hardin hatten die Saxofonisten dann ein ganz besonderes Stück im Gepäck: In “Mozart goes to town” hatte der Arrangeur Jürgen Fraas Motive aus Mozart-Kompositionen zu einem beschwingtem Potpourri zusammengefügt. Jazz-Elemente, Swing und ein wenig Dixieland klingen hier durch. Auch hier ist es wieder absolute Perfektion und das exakte aufeinander eingehen, mit denen die Musiker ihr Publikum überraschen. Ureigenste Musik für das Saxofon gab es dann zum Schluss mit Welthits von George Gershwin (“The Man I love“, „Liza“, „I got plenty of nothing“, „I got rhythm“) oder bei einem Ragtime von Jean Matitia. Hier kamen die Saxofone vollends zur orchestralen Geltung und verbreiteten ihren strahlenden Glanz. Wie gut, dass Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn angesichts „der fortgeschrittenen Temperaturen“ gleich am Anfang verkündet hatte, dass man auf die eigentlich eingeplante Pause gerne verzichten würde. Die Zustimmung aus dem Auditorium war ihm trotz der Sitzheizungen in der Kirche bei Außentemperaturen um die null Grad an diesem Abend gewiss. Das nächste Konzert im Rahmen der 30. Kulmbacher Kirchenmusiktage findet am Mittwoch, 26. November, um 20 Uhr in der Spitalkirche statt. Unter dem Motto „Lobgesang und Harfenspiel“ werden dabei die Sopranistin Alena-Maria Stolle und die Harfenistin Julia Priz auftreten. Am Freitag, 28. November, ebenfalls um 20 Uhr in der Spitalkirche gibt es dann vorweihnachtliche Lieder und Texte mit Ann-Kathrin Schneider und dem Ensemble Klez´amore aus Würzburg. Schlusspunkt und zugleich Höhepunkt der Kirchenmusiktage wird die Aufführung von Georg Friedrich Händels „Messias“ am Sonntag, 30. November, um 17 Uhr in der St.-Petri-Kirche sein. Bild: „Die 12 Saxofonisten“ aus Nürnberg haben am Sonntag in der St.-Petri-Kirche die 30. Kulmbacher Kirchenmusiktage eröffnet. Schräg und schrill – Herb und derb: / Die Altneihauser Feierwehrkapell ´n gastierte in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle
Dreh- und Angelpunkt dieser unglaublichen Bühnenpräsenz ist „Frontman und Feuerwehrkommandant“ Norbert Neugirg. Wenn er den verknüllten Zettel aus seiner Hosentasche fischt, dann toben die Zuhörer. Zu treffsicher sitzen die Pointen des Cheftexters, kein Thema, das er nicht zum Aberwitz treiben könnte, kein Sachverhalt und keine Persönlichkeit, die vor ihm sicher wäre. Ob Musikantenstadl, CSU, Frankenwein oder Inge Aures: nichts und niemand lässt er aus.
„Kulmbach, das ist Frankens Segen, Bayreuth ist da nichts dagegen“, sagt Norbert Neugirg, allerdings erst, als er darauf aufmerksam gemacht wurde, dass man an diesem Abend in Kulmbach und nicht in Bayreuth zu Gast sei. Zuvor lautete der Reim noch anders herum. Gleich mehrere Lokalgrößten bekommen an diesem Abend ihr Fett wett, Henry Schramm, Klaus Peter Söllner, immer wieder Inge Aures und auch Hagleitenwirt Günther Limmer. Das Kulmbacher Oberland besteht für Neugirg aus unendlichen Weiten, „da ist der erste erst am zweiten“. E-Mails, so meint er, würden dort noch mit der Hand abgeschrieben, in einem Umschlag gesteckt und dem Milchfahrer mitgegeben. Natürlich alles in gereimter Form und irgendwie urkomisch dargebracht. Geradezu phänomenal ist natürlich die Kenntnis vieler Dinge vor Ort, der Streit um die Umgehung von Kauerndorf und Untersteinach etwa, zu dem Neugirg folgende Sätze eingefallen sind: „Weil jeglicher Verkehrsfluss durch das Kaff durch muss“ und „Die Planung begann konkret im letzten Jahr – als Augustus Kaiser war“. Weiter heißt es: „Man wird sich mit den Umgehungsplänen am Berliner Flughafen anlehnen.“
Doch auch Besucher aus anderen Gegenden Deutschlands müssen die Bosheiten der desaströsen Blaskapelle über sich ergehen lassen. „Die Bayern lieben die Hessen, solange sie das Heimfahren nicht vergessen“, meint Neugirg. Einer seiner beliebten Running Gags ist die übertrieben nasale Aussprache des Wortes „Ensemble“. Ein anderer ist, dass die große Trommel mehrfach zu Boden fällt und Trommler Reinhard Stummreiter sie jedes Mal umständlich wieder aufbauen muss, bis schließlich ein kaputter Stuhl und ein Bierkasten als Halterung dienen.
„Sieht man der Mannschaft den Elan und die Lust zum Spielen an“, reimt Norbert Neugirg, um gleich daraufzusetzen: „Wir sind beliebt in Franken und so gern geseh´n, wie die Merkel in Athen.“ Auch von der Leyen bewundere die Kapelle angeblich sehr, denn so Neugirg: „Wir sind besser als die Bundeswehr“.
Markante Rhythmen und
eindrucksvolle Kompositionen /
Sinfonische Blasmusik setzt hohe künstlerische Anforderungen voraus und die rund 50 aktiven Musiker des Hauptorchesters können diese Anforderungen auch prima erfüllen. Das Besondere am Musikverein ist die große Bedeutung der Jugendarbeit. So liegt nicht nur das Durchschnittsalter des Hauptorchesters bei unter 20 Jahren, es gibt auch ein eigenes kleineres Jugendorchester, das sich mit fünf überaus gelungenen Stücken und einer Zugabe dem Publikum vorstellen durfte. „Das Herbstkonzert ist für uns der absolute musikalische Höhepunkt im Jahreslauf“, sagte Vorsitzender Martin Koslowsky zu Beginn des Abends und die Musikerinnen und Musiker sollten das Publikum nicht enttäuschen: Filmmusik, moderne sinfonische Kompositionen, Bekanntes, Unbekanntes und auch einige Raritäten hatten sie ausgesucht. Für beschwingt gute Laune sorgte etwa ein lyrisch, voller Poesie und trotzdem mit schärfenden Kontrasten musiziertes Concerto d´amore, angekündigt als Mischung aus Barock, Jazz und Pop des niederländischen Komponisten Jacob de Haan. Er tauchte im Programm gleich drei Mal auf. So auch mit seinem Hauptwerk „Utopia“, für das sich Dirigent Heimo Bierwirth eine interessante Einführung ausgedacht hatte. Er stellte die wichtigsten Rhythmen vor und ließ den Musikern die markantesten Themen des über zehn Minuten andauernden Werkes kurz anspielen, um sie anschließend zu erläutern. Auch die „Easy Pop Suite“, die das Jugendorchester gekonnt aufführte, stammte aus der Feder von Jacob de Haan, er hatte sie allerdings unter dem Pseudonym Dizzy Straford veröffentlicht.
Dynamisch sorgsam und raffiniert gespielt erklang die eigenwillige Komposition „Children of Sanchez“ des US-amerikanische Komponisten Chuck Mangione, die der japanische Musiker Naohiro Iwai eigens für sinfonisches Blasorchester arrangiert hatte. Umsichtig begleitet der Klangkörper Nele Arlt am Flügelhorn, die damit ihr Debüt als Solistin gegeben hatte. Mit dem Herp-Alpert-Medley „Golden Hits“ mit Ohrwürmern wie „Spanish Flea“, „Tijuana Taxi“ oder „So What’s New“ stellte der Klangkörper einmal mehr seine hohen musikalischen Qualitäten unter Beweis. Von Leichtigkeit und Beweglichkeit geprägt war schließlich auch der Auftritt des 20-köpfigen Jugendorchesters unter anderem mit Alan Menkens „Under the sea“ aus dem Disney-Film „Arielle die Meerjungfrau“ oder dem Hauptthema aus „Pomp and Circumstance“ von Edvard Elgar. Während des Konzerts wurden Jasmin Lauterbach (Querflöte) und Fabian Einwag (Trompete) mit dem Leistungsabzeichen in Gold des Bordbayerischen Musikbundes ausgezeichnet. Beide hatten die D3-Prüfung mit Erfolg abgelegt. Dabei handelt es sich nicht um irgendeine Prüfung, das Musikerleistungsabzeichen D3 stellt die höchste instrumentale Qualifikation in der Fortbildungsstruktur der Blasmusikverbände dar. Eine mehrjährige intensive Instrumentalausbildung ist die Voraussetzung für das Bestehen dieser Prüfung.
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Vom Olymp der Violinliteratur /
Gemeinsam ist den sechs jungen Damen und zwei Herren, dass sie alle bereits im Vorschulalter begonnen haben, Geige zu lernen, manche schon mit drei Jahren. Gleich mehrere stammen aus Musikerfamilien, sie alle traten souverän und professionell auf und haben das Zeug zum herausragenden Solisten. Er glaube, er könne den jungen Geigerinnen und Geigern helfen, und gegebenenfalls neue Wege aufzeigen, sagte Markus Wolf im Vorfeld. Der Echo-Klassik-Preisträger wusste auch, dass die Studenten immer auf der Suche sind, sei es in technischer oder in musikalischer Hinsicht. Zumindest eine Zwischenetappe haben die jungen Musiker in ihrer Karriere erklommen, das stellten sie alle mit dem Abschlusskonzert in der Reihe „Haus Marteau auf Reisen“ unter Beweis. Iris Günther beispielsweise, 20 Jahre jung, stammt aus der Nähe von Landshut und hatte sich den 1. Satz aus dem bekannten Violinkonzert in A-Dur KV 219 von Wolfgang Amadeus Mozart ausgesucht. Zupackend musizierte sie mit vollem Ton und nahm dabei wunderbar die opernhafte Stimmung des Werkes auf. Die Österreicherin Sara Mayer aus Ried im Innkreis war die jüngste Teilnehmerin und hatte sich mit dem Andantino-Satz aus dem D-Dur-Violinkonzert von Sergej Prokofieff eine ganz außergewöhnliche Komposition vorgenommen. Mit ihrem abgeklärten Spiel reizt sie die Dynamik des Stückes voll aus und musiziert so energisch, dass sogar eine Saite reißt. Nach einer kurzen Pause, setzt Sara Mayer ihr Spiel dennoch unbeirrt fort. Die Königsdisziplin des Violinspiels sind die Solostücke von Johann Sebastian Bach, alles Bravourstücke wie die Chaconne aus der Partita Nr. 2 in d-Moll. Christian Zahlten aus München bewältigt diese Herausforderung absolut sauber und sicher und zeigt dabei nicht die kleinste Spur von Nervosität. Im Gegenteil, er meistert die vielen schwierigen Figuren mit Bravour und legt dabei ein atemberaubendes Tempo vor. Auch Severin Schmid aus Regensburg, der bei der Stargeigerin Julia Fischer in München studiert, geht in seiner Aufführung von Bachs Partita Nr. 3 in E-Dur keine Kompromisse ein. Dynamisch auf das Feinste abgestimmt, impulsiv zupackend und spontan spielt er die beliebten Zugabestücke sogar auswendig. Katharina Haffner aus der Nähe von Dresden ist eigentlich schon ein Profi. Die 26jährige kann auf Orchesterpraktika bei den Nürnberger Symphonikern und bei der Bayerischen Orchesterakademie verweisen. Für Thurnau hat sie sich den 1. Satz aus dem einzigen Violinkonzert von Jean Sibelius ausgesucht. Sie musiziert dabei nicht nur überlegen und routiniert, sondern auch ziemlich detailversessen, ohne den großen Bogen aus den Augen zu verlieren. Keine Angst vor großen Kompositionen hat auch Jördis Bergmann aus Murnau. Die 20-Jährige musiziert den langen 1. Satz aus dem Beethoven-Violinkonzert ganz im Sinne des Komponisten, energisch drängend und im flotten Tempo. Lilian Heere schließlich hatte sich den nicht minder gewaltigen 1. Satz aus dem Violinkonzert von Max Bruch ausgesucht, bei dem die 19-Jährige scheinbar selbstvergessen den Ton angibt, schwebend leicht, etwa bei den vielen Trillern und Verzierungen, dann aber doch wieder mit der nötigen Schwere bei den tragenden Teilen der Komposition. Bleibt noch die junge Geigerin Dorit Essaadi aus Berlin mit dem ersten Satz aus dem selten zu hörenden Violinkonzert von Camille Saint-Saens, den sie hervorragend gestaltet und besonders mit gekonnt muszierten Crescendi und Decrescendi auffällt. Natürlich hatten die Geiger in Thurnau kein Orchester zur Verfügung, dafür aber Julian Riem, den Ausnahmepianisten, der auf dem Steingraeber-Flügel im Ahnensaal viel mehr als ein Klavierbegleiter war. Riem ging auf alle Solisten feinfühlig ein, nahm sich gekonnt zurück, hatte aber auch seine großen Auftritte, immer dort, wo das Klavier führende Solopassagen übernimmt, die der Pianist meisterhaft beherrscht und so durchaus auch eigene Akzente setzt. Bild: Der Geiger Markus Wolf (links) und der Pianist Julian Riem (rechts hinten) zusammen mit den Meisterkursteilnehmern beim „Haus-Marteau-auf-Reisen-Konzert“ in Thurnau. Wilhelmine im Rausch der Farben / Privaträume der Bayreuther Markgräfin sind wieder für die Öffentlichkeit zugänglich
Gearbeitet hat sie hier tatsächlich, die Markgräfin, die zunächst so unglücklich war über die Zwangsehe mit dem Bayreuther Erbprinzen Markgraf Friedrich. Von der Arbeit zeugt ein kleiner Tisch mit einem Reibestein. „Hier hat sie ihre Farben selbst zusammengestellt und die Farbpigmente entsprechend verkleinert“, sagt Peter Krückmann von der Schlösserverwaltung. Er ist nicht nur der Initiator der Wiedereinrichtung der Räumlichkeiten, er gilt auch als ausgewiesener Experte, wenn es um die Bayreuther Markgräfin geht.
Sabine Heym nennt es ungewöhnlich, dass die eigentlichen Arbeitsräume, schlicht und ohne jeden Schmuck gleich neben den Repräsentationsräumen wie dem prunkvollen Marmorsaal, dem reich ausgestatteten Musikzimmer oder dem japanischen Kabinett mit seinen vielen Lacktafeln zu finden sind. Doch auch hier gibt es eine Verbindung, denn viele der kunstvollen Lacktafeln hat Wilhelmine zumindest entworfen, vielleicht sogar selbst angefertigt. Eine entsprechende eigenhändige Signatur der Markgräfin hat Peter Krückmann auf einer der bunten Tafeln, die heute von unschätzbarem Wert sind, schon entdeckt. Auch wenn die Signatur mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist, für Krückmann stellt die Tafel eine absolute Sensation dar.
Das Alte Schloss der Eremitage ist nur noch bis zum 15. Oktober geöffnet, bis Ende September täglich von 9 bis 18, vom 1. bis zum 15. Oktober von 10 bis 16 Uhr. Über die Wintermonate ist das Alte Schloss nicht zugänglich, erst im März öffnen die Räume wieder. Die Präsentation der neuen Räume bildete zugleich den Auftakt der 10. Bayreuther Residenztage an den beiden Wochenenden 13. und 14. sowie 20. und 21. September, bei denen alle Besucher in Vorträgen, Workshops, Konzerten und Themenführungen mehr über die Welt der Markgräfin Wilhelmine erfahren können.
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Kultursommer Goldkronach: Swing,
Schlager und Sau am Spieß /
Die Zollkapelle gilt als ein ganz besonderer Sympathieträger der Bundesfinanzdirektion Südost. Die musikalische Einheit des Zolls hat sich seit ihrer Gründung 1956 durch beinahe unzählige Auftritte einen Namen gemacht. Bei Messen, an Tagen der offenen Tür, Kurkonzerten, internen Veranstaltungen des Zolls und immer wieder auch mit Benefizkonzerten unterhalten die Musikerinnen und Musiker ihr Publikum auf hohem musikalischem Niveau. In Goldkronach konzertierte die Big-Band der Zollkapelle nach 2012 bereits zum zweiten Mal.
„Die Zollkapelle vereint Musiker aus Leidenschaft, die tagtäglich den anspruchsvollen Dienst als Zollbeschäftigte nachgehen“, sagte der Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk stellvertretend für das Alexander-von-Humboldt-Kulturforum. Mit dem Präsidenten der Bundesfinanzdirektion Südost Jürgen Hartlich konnte er unter anderem einen der obersten Repräsentanten des Zolls beim Goldkronacher Kultursommer begrüßen.
Sehen lassen konnte sich am Samstag aber auch das Rahmenprogramm des Kulturforums. Vor allem das gigantische Barockfeuerwerk, das Niklas Stoeber zusammen mit Tobias und Patrick Stoeber sowie Thomas Hagen aus Pegnitz arrangieren hatte, war ein ganz besonderer Glanzpunkt. Nicht nur das Schloss, die ganze Stadt tauchten die farbenprächtigen Raketen in ein ganz besonderes Licht.
Bilder: Klangschön und stimmgewaltig: Liebe, Lust und Lebensfreude / Alexander-von-Humboldt-Kulturforum und Festival Junger Künstler präsentierten Chöre aus China und Portugal
Veranstalter des außergewöhnlichen Konzertes war das Alexander-von-Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach. Im dortigen Garten fand das Konzert aufgrund der unsicheren Wetterlage und der vorliegenden Gewitterwarnung allerdings nicht statt, die Veranstalter waren kurzerhand in die Stadtkirche ausgewichen. Nachdem das Wetter aber dann doch aushielt, hatte sich der portugiesische Chor dann aber doch kurzerhand auf den Stufen vor der Kirche aufgebaut und zumindest sein Auftritt wurde doch noch zum Open-Air-Konzert.
Die traditionellen Lieder trugen dabei Namen wie „Die wunderschöne Weite“, gemeint ist die Weite der Tundra, oder einer Romanze, die zwar die typischen fernöstlichen Tonfolgen enthielt, aber auch etwas an die Violinsonaten Ludwig van Beethovens erinnerte. Für Aufsehen sorgten allerdings mehr die bekannten Songs, etwa in einem traditionellen Medley amerikanischer Spirituals oder das mexikanische „La Cucaracha“. Dann forderten die Sängerinnen und Sänger das Publikum auf, mit ihnen gemeinsam durch den Seiteneingang der Stadtkirche zum Hauptportal auszuziehen und zum Hauptportal zu gehen, wo sich bereits der portugiesische Chor postiert hatte.
„Wenn wir nach Goldkronach kommen, dann kommen wir nach Hause“, hatte die Intendantin des Festivals Sisi Thammer zur Begrüßung verkündet und viele Besucher aus der Stadt freuten sich, dass Goldkronach einmal mehr Teil des Festivals Junger Künstler war. Initiator des Konzertes war das Alexander-von-Humboldt-Kulturforum mit seinem Gründungsmitglied, dem Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk. Der Abgeordnete hatte den Chor vor Jahren bei einem Besuch in Lissabon entdeckt und den jungen Sängern das Festival Junger Künstler in Bayreuth empfohlen. Tatsächlich hatte sich der außergewöhnliche Chor beworben und ist bereits im vergangenen Jahr zum ersten Mal auch eingeladen worden. Das 64. Festival Junger Künstler in Bayreuth dauert noch bis zum 31. August. Heuer nehmen exakt 288 junge Leute aus 34 Nationen daran teil. Insgesamt stehen über 80 Konzerte, Symposien, Workshops und Events auf dem Programm.
Kirchenmusik und Kameras / Landkreis zeichnete Pegnitzer Kantorei unter Jörg Fuhr und Trockauer St.-Thomas-Chor unter Ottmar Schmitt aus – Förderpreis für Deutsches Kameramuseum Plech
Die Pflege der Kirchenmusik genießt seit jeher in Pegnitz als Mittelpunkt zwischen den Musikstädten Bayreuth und Nürnberg einen hohen Stellenwert. So ist es kein Zufall, dass mit der Kantorei unter Jörg Fuhr und dem St.-Thomas-Chor unter Ottmar Schmitt zwei Formationen geehrte wurden, die den Namen von Pegnitz, beziehungsweise von Trockau, weit in die Welt hinaus tragen.
Noch relativ jung ist dagegen der St.-Thomas-Chor aus Trockau. Diese Formation wurde von ihrem Leiter Ottmar Schmitt 1989 gegründet. Schmitt habe sich mit Ablegung der D- und schließlich der C-Prüfung ein fundiertes musikalisches Wissen erworben, das er seitdem mit einer ansteckenden Begeisterung an die Chormitglieder weitergibt. „Ottmar Schmitts Können, aber vor allem seine Leidenschaft für die Musik tragen entscheidend zum hohen musikalischen Niveau des St.-Thomas-Chores bei“, sagte Landrat Hübner. Immer wieder bearbeite Schmitt Noten, die er aus alten Archiven ausgegraben hat und die darauf warten neu geweckt zu werden. Als Beispiel dafür nannte der Landrat die Aufführung der seltenen Humboldt-Kantate von Felix Mendelssohn Bartholdy im September des vergangenen Jahres, die der Bundestagsabgeordnete und Kreisrat Hartmut Koschyk angeregt hatte.
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„Wunderbare Botschafter Kulmbachs“
Die einen mit einem Eisbecher, die anderen mit einem Cappuccino , wieder andere mit einem Weißbier. Wenn sich viele einen Campingstuhl mitnahmen, dann zeigt das, dass sie schon öfter die Serenaden der Stadtkapelle erlebt haben. Diesmal zwei Stunden lang, fast bis in die Dunkelheit hinein erfüllte der Klangkörper die Innenstadt mit seinen perfekt einstudierten Klängen. „Das einzige, was plätschert ist der Brunnen“, sagte Dirigent Thomas Besand in Anspielung auf das vergangene Jahr, bei dem es bereits während des zweiten Stücks zu regnen begonnen hatte. Diesmal war keine Regenwolke in Sicht und so gab es das ganz große Programm. Traditionelle Märsche und Polkas, wie der Laridah-Marsch von Max Hempel oder die Antonia-Polka von Franz Watz, gehören genauso dazu, wie breite Symphonik mit Bela Kelers Lustspielouvertüre oder große Oper mit bekannten Arien und Chören von Giuseppe Verdi. Auch der Mega-Hit der Blasmusik, Norbert Gälles Böhmischer Traum, der bekannte Münchner-Kindl-Walzer von Karl Komzak oder ganz Traditionelles wie der Große Kurfürsten-Reitermarsch mit Daniel Richter als Solisten an der Trompete hatte die Stadtkapelle im Gepäck.
Die Stadtkapelle sei aus dem kulturellen Leben Kulmbachs nicht mehr wegzudenken, so Michael Pfitzner, und weiter: „Ohne Stadtkapelle kein richtiges Bierfest.“ Auch Oberbürgermeister Henry Schramm hatte Komplimente im Gepäck: „Ihr gehört untrennbar zu unserer Stadt“, so Schramm zu den Musikern, die er als wunderbare Botschafter Kulmbachs bezeichnete. Dirigent Thomas Besand nannte das kulturelle Engagement des Lions Club eine großzügige Geste. „Wir freuen uns, dass unser Engagement so angenommen wird“, sagte er.
Bilder: Tosca im Donnergrollen / Ljubka Biagioni zu Guttenberg dirigierte zum Abschluss der Plassenburg Open Airs das Sofia Philharmonic Orchestra
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach ihrem Debüt auf der Plassenburg setzte die prominente Dirigentin am Sonntag zum zweiten Heimspiel an. „Jetzt bin ich auch musikalisch in Oberfranken angekommen“, sagte sie mit Blick auf das Plassenburg-Open-Air im Interview. Zusammen mit dem Sofia Philharmonic Orchester, dem Chor „Svetoslav Obretenov“ und den Solisten Marta Torbidoni (Sopran), Sarah Ferede (Mezzosopran), Michail Michailov (Tenor) und Vladimir Sazdovski (Bariton) trat die Musikerin zum Abschluss der Freilichtkonzerte auf und überraschte ihr Publikum erneut mit einer ganz ungewöhnliche Programmkonstellation. „Die Plassenburg hat ein ganz besonderes Ambiente“, sagte die Dirigentin mit italienisch-bulgarischen Wurzeln. Der schöne Hof sei groß und repräsentativ, aber auch gemütlich. Und damit genau das Richtige für eine „Best-of-Classic“-Programm, was bei einem sommerlich leichten Open-Air-Konzert auch völlig in Ordnung ist.
Später wird sie in ihrer charmanten Art verkünden: „Wir müssen auf die Pause verzichten, es sei denn, sie wollen nass werden.“ Und so bleiben die Steaks und Bratwürste auf dem Grill liegen und das Orchester zieht unter der Stabführung der Dirigentin das Programm im Eiltempo durch. Die Arie „E lucevan le stelle“ aus Puccinis Tosca, meisterhaft interpretiert von dem Tenor Michail Michailov, ein Chor aus Puccinis Madame Butterfly, eine Arie aus Verdis Macbeth, eindrucksvoll gesungen von Sarah Marta Torbidoni und die Habanera aus Bizets Carmen, lupenrein intoniert von der Mezzosopranistin Sarah Ferede.
Am Ende bleibt es allen Vorhersagen zum Trotz trocken und außer einigen wenigen Windstößen konnte nichts dem Open-Air etwas anhaben. Da stand auch zwei Zugaben nichts im Wege, zumal die über 1000 Besucher die Musiker gar nicht mehr von der Bühne lassen. Ljubka Biagioni liebt die große Geste und da muss es schon Beethovens Schlusschor aus der 9. Sinfonie mit allen vier Solisten und dem großen Chor sein, dem sie auch noch das Trinklied aus La Traviata draufsetzt.
Bilder: Spider Murphy back to the roots / Umjubeltes Konzert mit den bayerischen Rock´n Rollern auf der Plassenburg
Das Open-Air auf der Plassenburg war freilich mehr als ein Konzert. Günther Sigl scherzte zwischen den Songs voller Ironie, nahm sich und die Gang kräftig aufs Korn, schwelgte in den Anfangsjahren der Band und spannte einen großen Bogen von Elvis Presley und Chuck Berry bis hin zu Peter Kraus und Rocco Granata. Das alles brachte er so sympathisch rüber, dass schon allein dieser Part das Eintrittsgeld wert war. Musikalisch sind freilich alle Hits dabei, und da gibt es viele in über 35 Jahren Bandgeschichte.
Und so steppten auch am Samstagabend die „Rock´n Roll Schuah“, bei tropischen Temperaturen schwärmte man vom „Sommer in der Stadt“ und vom „Kastanienbaum“, mit „Peep Peep“ gab es eine Reminiszenz an die Neue Deutsche Welle. Günther Sigl sang „Pfüati Gott, Elisabeth“ und widmete den Song „Die schöne Münchnerin“ dem Schauspieler Helmut Fischer. Man kennt sie einfach alle, die Lieder der Spider Murphy Gang, und so springt, wenn auch etwas verzögert, der Funke über, 1400 Zuschauer wippen im Takt, klatschen, jubeln, tanzen Rock´, Roll und feiern die Spiders.
Gegründet hatte die Band Günther Sigl bereits 1977 zusammen mit dem Gitarristen Barny Murphy, der eigentlich Gerhard Gmell heißt. Er reißt noch immer seine Witze, kommentiert trocken die Moderation von Günther Sigl und raucht auch gerne mal eine Zigarette auf offener Bühne. Das ist wirklich selten geworden. Die Gründungsmitglieder Michael Busse (Keyboard) und Franz Trojan (Schlagzeug) sind dagegen schon lange nicht mehr dabei. Letzterer, viele wissen es noch, war nicht nur der erste Schlagzeuger der Spider Murphy Gang, sondern auch gebürtiger Kulmbacher. Komplettiert wurde die Band mittlerweile mit dem Gitarristen Willie Duncan, Otto Staniloi am Saxophon, Paul Dax am Schlagzeug und Ludwig Seuss am Piano. Letzterer ist nicht nur ein ausgezeichneter Pianist, sondern auch ein vielseitiger Musiker, was er solo und ganz alleine auf der Bühne nach der Pause eindrucksvoll mit einem rasanten Boogie-Woogie unter Beweis stellt. Opernreformator aus der Oberpfalz / Sonderpostwertzeichen zum 300. Geburtstag von Christoph Willibald Gluck vorgestellt
Im Ortsteil Erasbach wurde Christoph Willibald Gluck 1714 geboren und im benachbarten Weidenwang getauft. So jedenfalls ist es Stand der Dinge, noch vor wenigen Jahrzehnten ging die Musikwelt von Weidenwang als Geburtsort aus. Ein „Berchinger“ ist Christoph Willibald Gluck erst seit 1972 mit der Gemeindereform geworden. Doch nach den Worten des Musikwissenschaftlers und renommierten Gluck-Experten Gerhard Croll aus Salzburg, ist es gar nicht entscheidend, wo er geborgen wurde. Wichtig sei es vielmehr, dass Gluck Teil unserer Heimat und Teil der Metropolregion Nürnberg ist.
Christoph Willibald Gluck gehöre zu den Persönlichkeiten, die durch ihr Schaffen oder ihre Wirkung auf die Menschen die geschichtliche und gesellschaftliche Entwicklung weit über die Grenzen unseres Landes hinaus nachhaltig beeinflusst haben, sagte Koschyk. Er würdigte den Komponisten als einen der bedeutendsten Söhne der Oberpfalz und Bayerns. Gluck zähle zu den herausragende Persönlichkeiten in der europäischen Musikgeschichte und sei als „der große Opernreformator des 18. Jahrhunderts” weltweit anerkannt. Gluck habe Bühnenwerke geschaffen, die von traditionellen Operntypen bis hin zur Erneuerung des französischen Musikdramas reichen und durch seinen individuellen Kompositionsstil geprägt sind.
Hans Peter Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender der Nürnberger Versicherungsgruppe, nannte Gluck das musikalische Gesicht der Metropolregion Nürnberg. Nordbayern sei eine Kulturregion ersten Ranges, die noch viel stärker als bisher mit ihren Pfunden wuchern sollte. Neben Persönlichkeiten wie Albrecht Dürer Jean Paul oder Alexander von Humboldt sei Gluck gehöre Christoph Willibald Gluck unbedingt zu den kulturellen Aushängeschildern. Herausgeber der Sondermarke ist wie bei allen deutschen Briefmarken das Bundesfinanzministerium. Verkauft werden die Marken in Lizenz von der Deutschen Post. Die Sondermarke zeigt das Wort Oper in den Gläsern einer zeitgenössischen Opernbrille, Darunter ist ein Scherenschnittprofil von Christoph Willibald Gluck angebracht. Der Entwurf stammt von dem Grafiker Matthias Beyrow aus Berlin. Die neue Briefmarke mit dem Wert von 90 Cent, was dem Porto eines Kompaktbriefs bis 50 Gramm entspricht ist ab sofort in den Verkaufsstellen der Deutschen Post erhältlich. Die Auflage beträgt 4,8 Millionen. Eine Vergrößerung der Marke überreichte Koschyk an Bürgermeister Ludwig Eisenreich, wertvolle Ersttagsalben erhielten unter anderem der örtliche Bundestagsabgeordnete Alois Karl, Bürgermeister Eisenreich, Landrat Willibald Gailler, der bedeutende Gluck-Forscher Gerhard Croll aus Salzburg, der Aufsichtsratsvorsitzende der Nürnberger Versicherung Hans-Peter Schmidt sowie die Vorsitzende des Freundeskreises Ursula Lindl.
Kraftvoll, klangschön und gekonnt
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Tempokonstanz kennt Perez dagegen nicht unbedingt, er variiert gerne, aber immer im Zusammenhang, schlüssig und nachvollziehbar und für den Zuhörer vor allem ungemein spannend. Auch nach den expressivsten Ausbrüchen setzt er sein Spiel geradezu unberührt fort. Was für Gershwins Rhapsody gilt, das betrifft bei Perez ganz besonders auch die impressionistische Musik eines Claude Debussy oder die donnernden Kompositionen eines Sergej Rachmaninoff. Bei Rachmaninoffs „Glocken von Moskau“, dem Prelude Nr. 3, Nr. 2, arbeitet er die Themen plastisch heraus und beim verträumten Clair de Lune von Debussy zeigt Samuel Perez, dass er seinen Ruf als Supervirtuose nicht umsonst hat. Kraftvoll, aber nicht unangemessen donnernd, spielt der 61-Jährige am Yamaha-Flügel der Begegnungsstätte an der Autobahnkirche auf. Die Stärke von Samuel Perez ist weniger die akribisch durchdachte Interpretation. Aufgesetzte Effekte in Klang und Diktion hat der Pianist nicht nötig, was etwa seine Interpretation von so populären Kompositionen wie dem Liebestraum von Franz Liszt oder zwei der „Lieder ohne Worte“ von Felix Mendelssohn Bartholdy zeigen. Rein technisch ist das Spiel des Puerto-Ricaners zweifellos von hoher Qualität. Doch der Pianist möchte mehr. Er moderiert den Abend auf deutsch und vermittelt so immer auch etwas an musikalischem Wissen an seine Zuhörer. Aber auch damit nicht genug. Zunächst stellt er Franz Liszts „Bagatelle ohne Tonart“ vor, eine vergessene und späte Komposition Liszts. Das Stück ist freilich nicht atonal, wie die Musik Arnold Schönbergs, verläuft aber extrem chromatisch, so dass selbst Experten beim ersten Hören kaum auf Liszt tippen würden. In der Interpretation von Samuel Perez zielt der Pianist auf einen freien deklamierenden Stil ab, und dort, wo Effekte in den Noten stehen, spielt sie Perez auch gerne aus. Immer wieder fasziniert der virtuoser Zugriff von Samuel Perez bei gleichzeitiger scheinbar außergewöhnlich pianistischer Leichtigkeit, so auch in der Komposition mit dem Titel: „Partita Jibara“ des zeitgenössischen puerto-ricanischen Komponisten Luis Manuel Alvares. Der ist ein Freund von Samuel Perez und genauso wie er an der dortigen Musikhochschule tätig. Nach den Worten des Pianisten erklingt das tonale, fast schon melodiöse Drei-Minuten-Stück zum ersten Mal in Deutschland. Ob Himmelkron damit in die Musikgeschichte eingeht, werden spätere Generationen zu beurteilen haben. Lebendig, flüssig, drängend, um sein Spiel zu charakterisieren gäbe es viele geeignete Adjektive. Der Pianist besitzt aber in jedem Fall die perfekte Technik, eine glasklare Artikulation und eine beeindruckende Musikalität, so auch bei den beiden Zugaben, Gershwins „That certain feeling“ und des Folksongs „El Coqui“ seines Landsmannes Jose Quinton. Samuel Peréz studierte und promovierte unter anderem im US-amerikanischen Michigan. Drei Jahre war er Rektor des Konservatoriums von Puerto Rico. Er konzertierte bislang unter anderem in den Vereinigten Staaten, Europa, in der Karibik und in seiner Heimat Puerto Rico. Neben seinem internationalen Repertoire widmet sich Pérez auch immer wieder der Klaviermusik seines Landes. Pérez ist Professor an der Universität von Puerto Rico. Bürgermeister Gerhard Schneider, der den Kultursommer zuvor offiziell eröffnet hatte, erinnerte am Ende noch einmal daran, dass der Yamaha-Flügel im Begegnungszentrum ausdrücklich dem Pianisten Samuel Perez zu verdanken sei. Perez, der seit vielen Jahren in der Region regelmäßige Kontakte zu Musikfreunden pflegt, hatte zur 725-Jahr-Feier der Gemeinde eine Spendensammlung für ein derartiges Instrument angeregt, nachdem das alte überhaupt nicht mehr zu gebrauchen war, was Perez zugleich amüsant vorführte. Bild: Liebestraum und Lieder ohne Worte: der puerto-ricanische Pianist Samuel Peréz bei seinem Klavierabend am Samstagabend in Himmelkron. Eifersucht, Intrigen und Liebesleid / Dritte Premiere auf der Naturbühne mit William Shakespeare Komödie „Viel Lärm um nichts“
Bei Shakespeare, dessen 450. Geburtstag die Theaterwelt in diesem Jahr feiert, geht es um Liebe und Intrigen, um Eifersucht und Liebesleid und um das Spiel mit dem Schein und Sein. Regisseur Michal Sykora setzt dies gekonnt mit allerhand witzigen Einfällen um. Besonders sticht die ironische Darstellung der höfischen Selbstinszenierung hervor. Auch so etwas gibt es heute noch, will uns der Regisseur sagen und Recht hat er. Eine herausragende Idee Michal Sykoras und seines Kostümbildners Wolfram Müller-Broeder war es, die adelige Gesellschaft ausschließlich in schwarz-weiß Kostüme zu stecken, die Damen gepunktet, die Herren gestreift, und alles selbst genäht, wie Müller-Broeder im Vorfeld verraten hatte.
Was Shakespeares Werk noch immer so interessant macht, ist unter anderem das amüsante Paar Beatrice und Benedikt mit seinen vielen spitzzüngigen Kommentaren und boshaften Dialogen. In der Regie von Michal Sykora wird die Komödie zu großen Teilen mit Synthie-Pop-Klängen unterlegt, was das ganze etwas zeitgemäßer macht, aber nicht immer passt. Opulent sind die maskierten Szenen, gekonnt die tänzerischen Einlagen bis hin zu einer kleinen Moonwalk-Einlage. Sehr gut genutzt hat der Regisseur die Naturbühne mit all ihren Spielebenen. Sogar der Felsen im Hintergrund wird als Projektionsfläche für die Schattenspiele eingesetzt. Regisseur Michel Sykora hat Shakespeares Klassiker bereits vor zehn Jahren im Römischen Theater der Eremitage, und damit ebenfalls auf einer Freilichtbühne inszeniert. Diesmal beherrschen Bäume und Hecken das Bühnenbild von Andre Putzmann. Sie werden ständig bewegt, schaffen immer neue Räume und werden so zum Teil der Inszenierung.
Martin Besold als Claudio und Frank Ziegler als Benedikt sind dabei in jeder Hinsicht so etwas wie Idealbesetzungen. Sie bringen die verschiedenen Gefühlsebenen teils witzig, teils ernsthaft rüber und sind zu jeder Sekunde absolut präsent. Nicht minder glanzvoll agieren Mona-Isabell Peter als Hero und Patricia Wagner als Beatrice. Die beiden Damen sind in den Dialogen besonders gefordert und können sprachlich wie darstellerisch geradezu glänzen. In weiteren Rollen sind Philipp Gehringer als heldenhafter Don Pedro, Rainer Dohlus als ein über den Dingen stehender Leonato und Tobias Kolloch als boshafter Don Juan zu erleben. Außerdem spielen Benedikt Lehmann den Borachio, Julia Krolak den Konrad, Melanie Ehaim und Lea Fischer die „Kammerfrauen“ Margarethe und Ursula sowie Kilian Roskopfs den Pater Franziskus. Als tölpelhafte und einfältige Gerichtsdiener Holzapfel und Schlehwein sind David Ganzleben und Linda Wagner zu erleben, die ihre Sache bestens machen, doch hier wäre offen gestanden weniger mehr gewesen. William Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“ steht bis zum 15. August noch insgesamt zwölf Mal auf dem Spielplan.
Bilder: Slade und Smokie rockten Bayreuth / Mehrere zehntausend Besucher beim Weißbierfest der Brauerei Gebrüder Maisel
Das Weißbierfest findet traditionell an den Tagen vor Himmelfahrt statt und gab auch diesmal wieder mit Nordbayerns größter Partymeile den inoffiziellen Startschuss zur Open-Air-Saison in Oberfranken. Höhepunkt ist seit eh und je die Rock-Classics-Nacht am Samstagabend, diesmal mit zwei Bands, die ihre größte Zeit in den späten 1970er, und frühen 1980er Jahren hatten: Slade und Smokie und beide bei freiem Eintritt.
Das Weißbierfest lief bereits seit dem vergangenen Donnerstag als zur Opening-Party mit Roy Le Freak, Udo H. Steve K. und Oliver Veron gleich vier angesagte DJs die Brauereihalle zum Dancefloor werden ließen. Zur Cover-Night am Freitag sorgten dann „Psycho Sexy – a tribute to Red Hot Chili Peppers” dafür, dass die Grenzen zwischen Original und Fälschung fast verwischten, ehe AC/DX eine AC/DC-Tributeshow der Extraklasse präsentierten.
Champions-League der jungen Stargeiger / Fédor Roudine aus Frankreich gewinnt 5. Henri-Marteau-Violinwettbewerb
Auf den 2. Platz spielte sich die Japanerin Misako Akama. Die 21-jährige kann sich über 7500 Euro Preisgeld freuen, das von der Oberfrankenstiftung zur Verfügung gestellt wurde. Den 3. Platz belegt der 18-jährige Minkyum Kim aus Südkorea, der 5000 Euro, gestiftet vom Freundeskreis Haus Marteau für seine hervorragende Leistung erhielt. Bei dem Wettbewerb wurden außerdem mehrere Sonderpreise vergeben: Den mit 1000 Euro dotierten Magister-Wilfried-Schönweiß-Preis für die beste Interpretation eines Max-Reger-Präludiums sowie den ebenfalls mit 1000 Euro dotierten Publikumspreis gewann der Spanier Francisco Garcia Fullana (23). Der Preis für die beste Henri-Marteau-Interpretation ging an Celina Kotz (19) aus Polen und der Preis für die beste Mozart-Interpretation an die Zweitplatzierte Misako Akama. Auch elf Violinschüler der Musikschule der Hofer Symphoniker durften während der Endrunden einmal richtige Jury sein und wählten unter den sechs Finalisten ihren Favoriten. Den Jugendjurypreis, der mit 500 Euro versehen ist, erspielte sich dabei der Gesamtsieger Fédor Roudine. Fédor Roudine, der Franzose ist, russische Wurzeln hat und in Köln lebt, zeigte beim Abschlusskonzert mit den Hofer Symphonikern unter der Leitung von Christoph Poppen, dass er völlig zurecht den Gesamtsieg davon trug. Er hatte sich dazu das Violinkonzert in d-Moll op. 40 ausgewählt, das er hochkonzentriert, aber auch absolut routiniert musizierte und dabei viele Feinheiten und Details kenntnisreich herausarbeitete. Es sieht ganz danach aus, als würde man noch viel von diesem Talent hören.
Der Intension nachgehend hatte der Freundeskreis der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau 1999 beschlossen, dem Meister zu Ehren einen Violinwettbewerb im dreijährigen Turnus auszutragen. Und so fand der Wettbewerb zunächst ehrenamtlich organisiert, seit 2005 unter der Leitung der Hofer Symphoniker und unter der Trägerschaft des Bezirks Oberfranken mittlerweile zum 5. Mal in Lichtenberg, beziehungsweise in Hof statt. Bezirkstagspräsident Günther Denzler nannte den Wettbewerb einen kulturellen Glanzpunkt, der weit in die Welt hinausstrahle. „Es ist uns wichtig, dass der Wettbewerb in der Region verankert ist“, sagte Denzler. So sei es eine der Besonderheiten, dass sämtliche Teilnehmer in Gastfamilien untergebracht sind. Auf eine andere Besonderheit wies Juryvorsitzender Gilbert Varga hin. So sei es üblich, dass alle ausgeschiedenen Teilnehmer nicht einfach davongeschickt werden, sondern ein umfangreiches Feedback aus den Reihen der Jury bekommen. Allein schon die Besetzung der zehnköpfigen Jury zeigte das große Format des Wettbewerbs: Die jungen Geigerinnen Fanny Clamagirand oder Lena Neudauer gehörten genauso dazu, wie die renommierten Lehrmeister Walter Forchert, Igor Ozim oder Ilya Kaler. Auch die Klavierbegleiter sind vielen Musikfreunden aus aller Welt ein Begriff: Lauma Skride, Tomoka Nishikawa und Nigel Clayton. Lichtenberg und Hof spielten mit dem Henri-Marteau-Violinwettbewerb in der ersten Liga der Musikwettbewerbe, so Gilbert Varga. Dies unterstreiche nicht zuletzt die Aufnahme des Wettbewerbs in die „World Federation of International Music Competitions“.
Bild: Bier und Bratwürste in Bayreuth / Eine Genießerregion auf 256 Seiten und 450 Bildern: Buchneuerscheinung: „Lebensart genießen – in und um Bayreuth“
Für Touristen, die nur einige Stunden in Bayreuth halt machen ist das Buch nichts, sagt Herausgeber Oliver van Essenberg aus Bamberg. Ähnliche Bücher hat er bereits mit großem Erfolg über Bamberg, Würzburg und Nürnberg herausgegeben, die verkaufte Auflage lag jeweils bei bis zu 10000. Nun also ist Bayreuth am Zug und die Planungen für einen weiteren Band über das Fichtelgebirge haben bereits begonnen. Dann wäre eine Oberfranken-Trilogie komplett, so Regierungspräsident Wilhelm Wenning bei der Buchvorstellung in Bayreuth. Herausgeber Essenberg stellt nicht nur viele empfehlenswerte Adressen vor, sondern lässt auch etliche Kenner der Region zu Wort kommen. Die Kabarettistin und gebürtige Bayreutherin Mia Pittroff etwa, sie beschreibt in ihrem Leitartikel die Wonnen der oberfränkischen Gemütlichkeit, speziell in Bayreuth. Der Spezialitätenkenner Georg Lang nimmt sich auf humorvolle Weise der Heiligtümer Bier und Bratwürste an, während Uta Hengelhaupt Anliegen und Angebote der „Genussregion Oberfranken“ darstellt. Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer liefert einen erhellenden Beitrag zur Geschichte des oberfränkischen Handwerks. Peter Krückmann, Museumsdirektor bei der Bayerischen Schlösserverwaltung, wandelt auf Wilhelmines Spuren, die frühere Kulturreferentin Karla Fohrbeck auf den Wegen von Jean Paul. Nicht minder prominent vertreten ist Richard Wagner und die Geschichte der Festspiele, mit denen sich die Autoren Frank Piontek, Stephan Müller und Monika Beer auseinandersetzen. Der Musikstadt Bayreuth mit ihren vielfältigen Festivals hat der Journalist Stephan Herbert Fuchs einen eigenen Beitrag gewidmet. Interviews mit Regierungspräsident Wilhelm Wenning und mit dem Leiter des Fränkischen Theatersommers, Jan Burdinski, erweitern das Spektrum. Abgerundet wird das Kompendium mit einem ebenso informativen wie anregenden Streifzug durch die Fränkische Schweiz und hinein in den Nachbarlandkreis Kulmbach. Da geht es dann unter anderem um die Naturbühne Trebgast, das Theater „Das Baumann“, um Thurnau als Ausflugsziel, um das Schloss Neudrossenfeld oder um die Kulmbacher Kommunbräu. Bei der Auswahl der Adressempfehlungen wurden besonders handwerklich arbeitende Betriebe und Hersteller berücksichtigt, wobei auch Händler mit entsprechendem Know-how vorgestellt werden. Als weiteres Kriterium spielte das Angebot beziehungsweise das Programm eine Rolle, in diesem Zusammenhang vor allem Aspekte wie Regionalität, Naturnähe und Vielfalt. Zu guter Letzt waren auch Faktoren wie die Atmosphäre und der Service entscheidend. Info: Herausgeber: Oliver van Essenberg. Mit Beiträgen von: Monika Beer, Inge Eggers, Oliver van Essenberg, Karla Fohrbeck, Stephan Herbert Fuchs, Uta Hengelhaupt, Peter Krückmann, Cornelia Masel-Huth, Stephan Müller, Frank Piontek, Mia Pittroff, Eric Waha, Thomas Zimmer u.a. Preis: 19,80 Euro. 256 Seiten, ca. 450 Abbildungen. Verlag: selekt, Bamberg. ISBN: 978-3981379952 Bild: Nicht nur um Richard Wagner geht es in dem neuen Buch „Lebensart genießen – in und um Bayreuth“, das im Bamberger selekt-Verlag erscheinen ist und das Oliver van Essenberg herausgegeben hat. Geigerelite der Welt zu Gast in Oberfranken / 5. Henri-Marteau-Violinwettbewerb gestartet
Die Besetzung der zehnköpfigen Jury zeigt bereits das große Format des Wettbewerbs: Die jungen Geigerinnen Fanny Clamagirand oder Lena Neudauer gehören genauso dazu, wie die renommierten Lehrmeister Walter Forchert, Igor Ozim oder Ilya Kaler. Auch die Klavierbegleiter sind vielen Musikfreunden aus aller Welt ein Begriff: Lauma Skride, Tomoka Nishikawa und Nigel Clayton. Im Mittelpunkt aber stehen die 64 Teilnehmer, die sich am Mittwoch im Haus Marteau versammelten. Sie kommen aus Japan, China, Korea, aus Mexiko und Ecuador sowie von der Juillard School in New York. Die jüngste Teilnehmerin ist 14 Jahre alt die Altersgrenze nach oben liegt bei 25 Jahren. Der Wettbewerb habe sich seit seiner ersten Auflage 2002 zu einem richtig großen, anerkannten und internationalen Wettbewerb gemausert, sagte der stellvertretende Bezirkstagspräsident Edgar Siller. Lichtenberg und Hof spielten mit dem Henri-Marteau-Violinwettbewerb in der ersten Liga der Musikwettbewerbe, so Dirigent Gilbert Varga. Dies unterstreiche nicht zuletzt die Aufnahme des Wettbewerbs in die „World Federation of International Music Competitions“.
Der Violinwettbewerb Henri Marteau wurde vom Freundeskreis Haus Marteau 1999 ins Leben gerufen und 2002 erstmals durchgeführt. Seitdem findet er im dreijährigen Turnus statt, bis 2005 ehrenamtlich organisiert, ab 2005 unter der Trägerschaft des Bezirks und unter der künstlerischen und organisatorischen Gesamtleitung der Hofer Symphonikern. Benannt wurde der Violinwettbewerb nach dem Geiger und Komponisten Henri Marteau. Er ist auch der Namensgeber der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken in Lichtenberg. Henri Marteau starb am 4. Oktober 1934 in seiner Wahlheimat in Lichtenberg. Seine dortige Künstlervilla hatte der Bezirk Oberfranken 1982 erworben. Neben dem Violinwettbewerb finden dort seit mittlerweile 30 Jahren Meisterkurse für nahezu alle klassischen Musiksparten mit namhaften Dozenten statt. Der Violinwettbewerb 2014 endet am 10. Mai um 19.30 Uhr mit einem Galakonzert unter der Leitung des prominenten Dirigenten Christoph Poppen in der Hofer Freiheitshalle. Sämtliche Wertungsrunden dazwischen sind öffentlich und können bei freiem Eintritt besucht werden.
Bilder: Musikalischer Botschafter Oberfrankens / Perfekt, populär und pointiert: Jugendsymphonieorchester feierte 30. Geburtstag
Aaron Coplands imposante und blitzsauber intonierte „Fanfare for the Common Man“ machte den Anfang in einer äußerst populären, aber nicht minder anspruchsvollen Programmauswahl. Coplands lyrisch nostalgische Komposition „Letter from home” musizierte das Orchester überaus transparent, ruhig und völlig unaufgeregt, so dass die vielen kleinen Einzelheiten, die Coplands Werk zu bieten hat wunderbar zum Tragen kamen. Auch George Gershwins klangmalerischer Spaziergang durch Paris mit dem Titel „Ein Amerikaner in Paris“ gelingt den jungen Leuten hervorragend. Orchestral wolkiger Big-Band-Sound, ganz so wie von Gershwin beabsichtigt, trifft auf schmiegsame Leichtigkeit und Eleganz. Gershwins Welterfolg zwischen Klassik und Jazz erklingt verblüffend perfekt und ungemein engagiert musiziert.
Das „Feuerwerk der Klassik“ zum 30. Geburtstag des Orchesters endete mit dem berühmten spanischen Bolero, dem Tanz aller Tänze mit hypnotischer Wirkung von Maurice Ravel. In rituell spanischer Ruhe beginnend und sich, nur nicht zu rasch, zur flammenden Ekstase steigernd, dafür stand Till Fabian Weser mit seinem eindrucksvollen Dirigat. Weser setzte die Akzente scharf und die jungen Musiker folgten ihm. Von Takt zu Takt wurde das Orchester immer ein klein wenig lauter und die jungen Musiker schafften es, ganz wie ein Profiorchester dem leisesten Pianissimo zu Beginn das lauteste Fortissimo am Ende folgen zu lassen.
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler bezeichnete das Jugendsymphonieorchester Oberfranken beim Festakt in Hof als musikalisches Aushängeschild der musikalischen Nachwuchsförderung in Oberfranken. Denzler sprach von einer tollen Plattform für die jungen Musikerinnen und Musiker, Orchestererfahrung zu sammeln und sich gegenseitig auszutauschen. Er erinnerte auch an den allerersten Auftritt am 21. April 1984, damals noch unter dem Namen „Marteau-Orchester“ in der Frankenhalle in Naila.
Weiß stand zehn Jahre lang an der Spitze des Klangkörpers. Nachfolger waren Howard Golden von den Hofer Symphonikern und der aus Kulmbach stammende Dirigent Raoul Grüneis. Seit 2013 steht Till Fabian Weser am Pult des Jugendsymphonieorchesters. Der aus Amerika stammende Dirigent ist außerdem Trompeter bei den Bamberger Symphonikern und künstlerischer Leiter der Sommeroper Bamberg.
Bilder: Orchester auf Zeit feiert Geburtstag / Jugendsymphonieorchester Oberfranken: Probenauftakt in Weißenstadt
Im Weißenstädter Schullandheim finden nicht nur die ersten Proben statt, auch die Nachwuchsmusiker werden dort untergebracht sein. Die Generalprobe soll dann am Karfreitag im Kurhotel von Weißenstadt über die Bühne gehen. Auftakt der Konzertreihe ist am 19. April (Ostersamstag) in der Hofer Freiheitshalle, am 20. April (Ostersonntag) im Coburger Kongresshaus Rosengarten sowie am 21. April (Ostermontag) in der Aurachtalhalle von Stegaurach bei Bamberg. Prominente Gratulanten werden zum Auftakt in Hof der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler und der Präsident des Bayerischen Musikrates und frühere Staatsminister Dr. Thomas Goppel sein.
„Mit unserem ehrgeizigen Projekt eines eigenen Jugendsymphonieorchesters möchten wir jungen Nachwuchsmusikern aus der Region alljährlich zu Ostern die Möglichkeit geben, ihr Können unter professioneller Anleitung öffentlich zu präsentieren“, sagt Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Als „Orchester auf Zeit“ setzte sich das Jugendsymphonieorchester Jahr für Jahr neu zusammen. Der Präsident bezeichnet die intensive Zusammenarbeit mit dem professionellen Dirigenten als eine einzigartige Erfahrung für die jungen Leute. Denzler: „Das oberfränkische Jugendsymphonieorchester ist das Herzstück der Jugendarbeit unserer Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau.“
Ein Sprungbrett war das Jugendsymphonieorchester unter anderem für die heute prominente Geigerin Sornitza Baharova, die zum Probenauftakt die Geigen verstärkte. Sornitza Baharova musizierten mehrere Jahre lang mit dem Jugendsymphonieorchester, heute ist sie Konzertmeisterin der Staatsphilharmonie in Nürnberg. Eigens zum 30. Geburtstag des Orchesters ist Sornitza Baharova zurückgekehrt und wird während der Probephase als Orchesterdozentin mitwirken. Ein weiterer prominenter Ehemaliger ist der Dirigent Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein und aktueller Tannhäuser-Dirigent bei den Bayreuther Festspielen.
Bilder: Probenauftakt am Wochenende in Weißenstadt: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken Alltägliches aus jüdischen Landgemeinden / Fränkische-Schweiz-Museum zeigt Genisa-Funde aus fränkischen Synagogen
Zunächst war es ganz normaler Dachbodenschutt, der bei Sanierungsarbeiten nun mal anfällt. Bis irgendjemand 1986 in Veitshöchheim mal genauer hinschaute und eine Genisa entdeckte. Dabei handelt es sich um Schriftstücke, die aus religiösen Gründen nicht einfach weggeworfen werden dürfen. Das Wort Genisa steht dabei für Depot oder Speicher und meint einen Aufbewahrungsort nicht mehr benötigter jüdischer liturgischer Schriften, also nicht mehr lesbare Torarollen oder andere Texte. So haben wichtige Schriftstücke der jüdischen Liturgie, der jüdischen Geschichte aber auch profane Schriftstücke die Zeit überdauert. Weil solche Schriften nicht nur in Veitshöchheim sondern auch in vielen anderen Synagogen Frankens verwahrt wurden, startete das Jüdische Kulturmuseum ein Genisa-Projekt, das alles Erhaltenswerte archiviert, katalogisiert, auswertet und der Öffentlichkeit in Form von Ausstellungen wie der jetzigen im Fränkische-Schweiz-Museum zugänglich macht. „Natürlich können wir nicht jeden einzelnen Papierfetzen archivieren“, sagt Martina Edelmann. Trotzdem seien zu den meisten Funden Inventarblätter angelegt worden, auf denen alles festgehalten wurde, was zu dem jeweiligen Objekt bekannt ist. Die Historikerin sprach von einer ganz neuen Quellengattung, die über das innerjüdische Leben informiert. Nicht über besondere Vorgänge, sondern über ganz alltägliche Dinge.
Die Ausstellung ist in Tüchersfeld am richtigen Ort, sagte der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer bei der Eröffnung. Als Grund dafür nannte er die Tatsache, dass in den Räumlichkeiten während des 18. Jahrhunderts die örtliche jüdische Gemeinde ansässig war und deren einstige Landsynagoge bei einem Rundgang noch heute besichtigt werden kann. „Die Synagoge ist das Kernstück der Präsentation“, so Museumsleiter Rainer Hofmann. Er versprach tiefe Einblicke in den jüdischen Alltag, in das religiöse, aber auch in das kulturelle und geschäftliche Leben. Die Ausstellung „Genutzt – Abgelegt – Gefunden, Verborgenen Schätze aus fränkischen Synagogen“ ist noch bis einschließlich 11. Mai täglich, außer Montag, zwischen 10 und 17 Uhr im Fränkische-Schweiz-Museum Tüchersfeld in 91278 Pottenstein zu sehen.
Bilder: Professionalität, Ernsthaftigkeit und Ehrgeiz / 5. Henri-Marteau-Violinwettbewerb vom 29. April bis 10. Mai in Lichtenberg und Hof
In seiner mittlerweile fünften Auflage ist der Henri-Marteau-Violinwettbewerb gefragt wie nie zuvor. Über 100 Anmeldungen aus 25 Ländern konnten der Bezirk Oberfranken und die Hofer Symphoniker mittlerweile verzeichnen. „Damit haben wir echte Rekordzahlen erreicht“, sagt Ingrid Schrader, Intendantin der Hofer Symphoniker. Der Wettbewerb bringe Menschen aus der ganzen Welt nach Oberfranken und trage den Namen des Regierungsbezirks weit in die Welt hinaus, so Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Der Wettbewerb füge sich auch wunderbar in das Gesamtkonzept der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau des Bezirks Oberfranken ein, bekräftigt Denzler. Dabei sollen nicht nur junge Musiker aus der ganzen Welt von dem Wettbewerb profitieren, sondern auch junge Talente aus der Region, entweder durch ihre Teilnahme oder durch den Besuch der zahlreichen Wertungsspiele und Konzerte. Durch die Unterbringung der Teilnehmer bei Gastfamilien entstünden immer wieder wertvolle Kontakte, die teilweise über viele Jahre hinweg halten. Lichtenberg und Hof spielten mit dem Henri-Marteau-Violinwettbewerb in der ersten Liga der Musikwettbewerbe, sagt der britische Dirigent Gilbert Varga, künstlerischer Leiter des Wettbewerbs und Juryvorsitzender. Anmeldungen liegen den Verantwortlichen unter anderem bereits aus Japan, China, Korea, aus Mexiko und Ecuador sowie von Absolventen der Juillard School New York vor. Die jüngste Teilnehmerin ist 14 Jahre alt und kommt aus Deutschland. Die Altersgrenze nach oben liegt bei 25 Jahren. Mit der Aufnahme des Violinwettbewerbs in die „World Federation of International Music Competitions“ gehöre die Veranstaltungsreihe mittlerweile zur ersten Liga der Musikwettbewerbe auf der ganzen Welt, so Gilbert Varga, der von 1980 bis 1985 als Chefdirigent an der Spitze der Hofer Symphoniker stand. International wie die Teilnehmer seien auch die zehn Juroren, die aus acht verschiedenen Nationen kommen. Varga sprach von einem ganz besonderen Wettbewerb, der wie kaum ein anderer auf Professionalität, Ernsthaftigkeit und Ehrgeiz setze. Der Violinwettbewerb Henri Marteau wurde vom Freundeskreis Haus Marteau 1999 ins Leben gerufen und 2002 erstmals durchgeführt. Seitdem findet der Wettbewerb im dreijährigen Turnus statt, bis 2005 ehrenamtlich organisiert, ab 2005 unter der Trägerschaft des Bezirks und unter der künstlerischen und organisatorischen Gesamtleitung der Hofer Symphonikern. Benannt wurde der Violinwettbewerb nach dem Geiger und Komponisten Henri Marteau. Er ist auch der Namensgeber der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken in Lichtenberg. Henri Marteau starb am 4. Oktober 1934 in seiner Wahlheimat in Lichtenberg. Seine dortige Künstlervilla hatte der Bezirk Oberfranken 1982 erworben. Neben dem Violinwettbewerb finden dort seit mittlerweile 30 Jahren Meisterkurse für nahezu alle klassischen Musiksparten mit namhaften Dozenten statt. Der Violinwettbewerb 2014 beginnt mit einem Eröffnungskonzert am 29. April um 19 Uhr im Haus Marteau in Lichtenberg und endet am 10. Mai um 19.30 Uhr mit einem Galakonzert unter der Leitung des prominenten Dirigenten Christoph Poppen in der Hofer Freiheitshalle. Sämtliche Wertungsrunden dazwischen sind öffentlich und können bei freiem Eintritt besucht werden. Bild: „Professionalität, Ernsthaftigkeit und Ehrgeiz“: der britische Geiger und Dirigent Gilbert Varga ist künstlerischer Leiter des Henri-Marteau-Violinwettbewerbs und Vorsitzender der Jury.
Drei Komponisten und ein
Universalgelehrter: Humboldt und die Musik
Ordnung in dieses Beziehungsgeflecht brachte der Musikwissenschaftler Sieghart Döhring: Humboldt und Meyerbeer hätten sich nachweislich 1825 in Paris kennen gelernt. Humboldt sei auch mit der Bankiersfamilie Mendelssohn eng befreundet gewesen und hatte ab 1842 in einem Haus in der Berliner Oranienburgerstraße gewohnt, das den Mendelssohns gehörte. Später sei Alexander von Humboldt die treibende Kraft für die königliche Berufung sowohl Meyerbeers als auch Mendelssohns zum preußischen Generalmusikdirektor in Berlin gewesen.
Überzeugt ist Döhring davon, dass Alexander von Humboldt musikalisch war. So habe Humboldt beispielsweise die Uraufführung von Meyerbeers Oper „Die Hugenotten“ 1836 in Paris besucht und sich noch vor Erscheinen der Kritiken in Briefen fundiert dazu geäußert. Darüber hinaus sei Humboldt die Nachwuchsförderung ein Herzensanliegen gewesen, auch von jungen Musikern.
Bilder: Internationale junge Geigerelite kommt nach Oberfranken / Bezirk und Hofer Symphoniker starten heiße Phase des 5. Henri-Marteau-Violinwettbewerbs
Anmeldungen liegen den Verantwortlichen unter anderem bereits aus Japan, China, Korea, aus Mexiko und Ecuador sowie von Absolventen der Juillard School New York vor. Die jüngste Teilnehmerin ist 14 Jahre alt und kommt aus Deutschland. Die Altersgrenze nach oben liegt bei 25 Jahren. Der Violinwettbewerb beginnt mit einem Eröffnungskonzert am 29. April um 19 Uhr im Haus Marteau in Lichtenberg und endet am 10. Mai um 19.30 Uhr mit einem Galakonzert unter der Leitung des prominenten Dirigenten Christoph Poppen in der Hofer Freiheitshalle. Sämtliche Wertungsrunden dazwischen sind öffentlich und können bei freiem Eintritt besucht werden. Der Wettbewerb füge sich wunderbar in das Gesamtkonzept der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau des Bezirks Oberfranken ein, sagte Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Dabei sollen nicht nur junge Musiker aus der ganzen Welt von dem Wettbewerb profitieren, sondern auch junge Talente aus der Region, entweder durch ihre Teilnahme oder durch den Besuch der zahlreichen Wertungsspiele und Konzerte. Durch die Unterbringung der Teilnehmer bei Gastfamilien entstünden immer wieder wertvolle Kontakte, die teilweise über viele Jahre hinweg halten. Denzler bezeichnete es als einmalig, dass ein Violinwettbewerb in der ehemaligen Künstlervilla eines ehemals weltberühmten Geigers stattfindet.
Durchgeführt wird der Wettbewerb in drei Runden. Sämtliche Teilnehmer wetteifern mit Interpretationen von Werken Bachs, Mozarts und Paganinis um den Einzug ins Halbfinale. Dort müssen die übrig gebliebenen zwölf Teilnehmer ihr Können in einem einstündigen Recital unter Beweis stellen. Gespielt werden muss als Pflichtstück unter anderem eine Komposition von Henri Marteau sowie ein Auftragswerk des US- Amerikaners Steven Mackey. Die übrigen sechs Finalisten werden sich schließlich mit einem großen Violinkonzert zusammen mit den Hofer Symphonikern der Jura stellen. Am Ende geht es um Preisgelder von zusammen rund 30000 Euro, eine Rundfunkaufnahme, eine CD-Produktion sowie mehrere Sonderpreise. Der Violinwettbewerb Henri Marteau wurde vom Freundeskreis Haus Marteau 1999 ins Leben gerufen und 2002 erstmals durchgeführt. Seitdem findet der Wettbewerb im dreijährigen Turnus statt, bis 2005 ehrenamtlich organisiert, ab 2005 unter der Trägerschaft des Bezirks und unter der künstlerischen und organisatorischen Gesamtleitung der Hofer Symphonikern. Bild: Sie haben den 5. Violinwettbewerb Henri Marteau auf die Beine gestellt (von links): Dr. Ulrich Wirz, Verwaltungsleiter des Hauses Marteau, der künstlerische Berater Gilbert Varga, Ulf-Martin Keller und Susan Löschner-Döhler von den Hofer Symphonikern, Intendantin Ingrid Schrader, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, Ulrike Brett-Einsiedel vom Freundeskreis und Peter Nürmberger, Fachbereichsleiter Kultur bei der Stadt Hof.
Romantik, Emotion und schräger
Humor /
Die Version tourt schon seit einiger Zeit kreuz und quer durch Europa. „Morgen sind wir in Basel, so der Manager, später geht es weiter nach Italien, sagt Deborah Sasson. Die US-amerikanische Sopranistin ist so etwas wie der Dreh- und Angelpunkt der Produktion. Deborah Sasson singt und spielt nicht nur die Hauptrolle der Christine, von ihr stammt auch der größte Teil der Musik, sie hat das Buch geschrieben und die künstlerische Gesamtleitung inne. Dazu kommt der Münchner Sänger, Tänzer und Choreograph Jochen Sauter als Textdichter und das legendäre Produzententeam Roland Heck und Gerd Köthe, das als „musikalischer Ideengeber“ genannt wird. Sie alle schufen aus dem Roman von Gaston Leroux eine Version des Phantoms, die nahe an der Romanvorlage ist, viele Opernzitate enthält und die hauptsächlich von Romantik, Emotion und einer Prise schrägen Humors lebt. Die Geschichte des Phantoms ist die des Titelhelden Eric, der mit verunstaltetem Gesicht in den Gewölben der Pariser Oper lebt und das Haus in einen Ort des Schreckens verwandelt. Anders als im Musical von Andrew Lloyd Webber orientiert sich die vorliegende Version inhaltlich geschlossener an der Bestseller-Vorlage und stellt die Rivalität zwischen dem Phantom und dem Grafen Raoul um die Chorsängerin Christine in den Mittelpunkt. Auch wenn die Textverständlichkeit aufgrund der technischen Verstärkung manchmal etwas litt, so kam die Handlung dennoch absolut schlüssig und nachvollziehbar rüber, was vor allem auch an den vielen aufwändigen Projektionen, Videozuspielungen sowie Licht- und Toneffekten lag.
Ganz Profi erläuterte Deborah Sasson entspannt in der Pause, dass sie bewusst eine ganz andere Fassung, als die von Andrew Lloyd-Webber schreiben wollte. „Manche Menschen glauben ja, Lloyd-Webber habe den Roman geschrieben“, sagt die Sängerin. In Wirklichkeit war es natürlich der französische Schriftsteller Gaston Leroux. Ein Grund für die eigene Fassung sei es auch gewesen, dass die Version von Lloyd-Webber nicht verändert werden dürfe. Aber Theater lebe nur einmal non Veränderung und Neuinterpretation, gerade eine derartige Tourneeproduktion. Also schuf man sich ganz einfach eine eigene Version, die auf jeden Fall das Zeug zum Klassiker hat.
Kammermusikalisch mit nur rund 15 Musikern besetzt, aber kräftig mit Keyboard, Bassgitarre, Schlagzeug und Percussion aufgepeppt, erklang das Orchester unter der Leitung des polnischen Dirigenten Piotr Oleksiak ziemlich rockig und perfekt aufeinander abgestimmt. Zu den Höhepunkten gehörten immer die Szenen, bei denen sich das Arrangement einzelne Nummern großer Komponisten wie Giacomo Puccini, Charles Gounod Giuseppe Verdi oder Johann Strauss ausleiht, die dann geschickt mit den modernen Songs verwoben werden Die Zuschauer in der fast ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle dankten am Ende mit einem langen und herzlichen Applaus, so dass sich das Team mit einer kleinen Szene aus der Fledermaus von Johann Strauss und Deborah Sasson mit der Habanera aus Georges Bizets Oper Carmen verabschiedeten.
Blitzendes Blech und vollendeter
Klang /
Dabei war das Neujahrskonzert auch ohne die Gesangseinlagen schon einsame Spitze. Von klassisch bis modern, so lautet seit jeher das Motto der Stadtkapelle. Natürlich war die Dr.-Stammberger-Halle auch diesmal wieder ausverkauft und natürlich gab es auch heuer traditionelle Marschmusik, leichte Klassik, anspruchsvolle Solostücke aber auch Jazziges, Dixieland, Filmmusik und moderne Popsongs. Alles in trefflichen Arrangements, in der perfekten Einstudierung von Thomas Besand und exzellent dargebracht von den rund 50 Musikerinnen und Musikern. Thomas Besand (49) leitete das Konzert seit 1991 ohne Unterbrechung zum 23. Mal und wie immer, so dirigierte er auch diesmal das gesamte Programm auswendig. Die Palette der Ideen scheint bei der Stadtkapelle schier unerschöpflich. Auch wenn einige der Stücke schon in den zurückliegenden Jahren immer mal wieder auf dem Programm standen. Gilbert O Sullivans „Matrimony“ etwa, eigentlich ein Popsong, im Arrangement von Erwin Jahreis zum Posaunensolo umfunktioniert und im Konzert hervorragend intoniert von Marco Hofmann. Die klassischen Märsche, wie etwa Carl Teikes „Observier-Marsch“, der „Admiral-Stosch-Marsch“ des Thüringer Militärtmusikmeisters Carl Latann oder Johannes Everts berühmter „Telefunken-Marsch“, beherrschen die Musiker natürlich exzellent. Einer alten Tradition folgend wurde auch diesmal wieder ein Stück von Vizedirigenten Werner Schneider geleitet: „Adventure“, die Musik zu einem nicht existierenden Film von Markus Götz. Auch der Vizedirigent hat den Klangkörper bestens vorbereitet, so dass ihm glatt der Taktstock aus den Händen schießt. Manche Formation würde sich glücklich schätzen, zwei derartige Musiker wie Besand und Schneider an der Spitze zu haben, bei der Stadtkapelle Kulmbach ist dieser Umstand seit Jahren an der Tagesordnung.
Ein Markenzeichen der Stadtkapelle Kulmbach ist es, dass sämtliche Titel entweder in der Originalausgabe oder in absolut authentischen Bearbeitungen gespielt werden. Das gilt natürlich auch für die sogenannte leichte, aber dafür umso anspruchsvollere Klassik wie etwa bei Franz von Suppes dramatischer Ouvertüre zur komischen 0per „Leichte Kavallerie“ oder bei der Annenpolka von Johann Strauss. Gerade bei derart „klassischen Evergreens“, auch Franz Lehars Ouvertüre zu seinem sehr anspruchsvollen „Früh-)Werk „Wiener Frauen“ gehört dazu, schafft es die Stadtkapelle immer wieder, symphonisches Gewicht und kammermusikalische Tugenden miteinander zu verbinden, so dass etwa die Ouvertüre im vollendeten Mischklang von blitzendem Blech und klarem Holz ertönt. Mitreißend und flott musiziert die Stadtkapelle schließlich auch die wunderschöne Melodienfolge mit Werken von Cole Porter oder John Warringtons „Original Dixieland Concerto“, mit einigen gelungenen Kalauern, für die in der Regel Vorstand Roland Jonak zuständig ist. Bleiben noch die Titelmelodie zu „Police Academy” von Robert Folk und der „Colonel Bogey March“ (Die Brücke am Kwai“) von Kenneth J. Alford, ebenfalls zwei echte Juwelen der Blasmusikliteratur. Einmal mehr war es Karl Heinrich Backert, der zwischen den Stücken allerhand Wissenswertes beisteuerte und gleichzeitig den Musikern die notwendigen Verschnaufpausen ermöglichte.
Bilder:
Musik im Dienst der Freundschaft /
„Für mich ist das Ganze absolute Friedensarbeit“, sagt die Sopranistin Barbara Baier aus Bayreuth, Gründerin, Leiterin und Organisatorin des Zamirchors. Ihr geht es darum, Musik in den Dienst der Freundschaft zu stellen. Zur anstehenden Konzertreihe ist es der Künstlerin gelungen, den Jerusalem Chamber Oratorio Choir und den Tivon Chamber Choir zu gewinnen. Von den zusammen über 60 aktiven Sängerinnen und Sängern wird ein Teil zum ersten Mal in Deutschland sein. Die meisten Chormitglieder werden nicht im Hotel übernachten, sondern wollten bewusst den Alltag in deutschen Gastfamilien kennenlernen. Während die Konzerte in Bad Steben und Bayreuth reine Acapella-Konzerte sind, bei denen die jeweiligen Chöre zunächst einzeln, später gemeinsam die verschiedensten Werke aufführen werden, gastieren sie in Hof zusammen mit den Hofer Symphonikern, in Nürnberg mit den Nürnberger Symphonikern und in Genf mit dem Deutschen Radioorchester. „Die gesamten Planungen haben über ein Jahr gedauert, sagt Barbara Baier, die für die Gäste aus Israel auch ein touristisches Programm unter anderem mit Stadtführung in Bayreuth und Thermenbesuch in Bad Steben ausgearbeitet hat. Gespielt und gesungen werden Werke unter anderem von Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Joseph Haydn. Daneben gibt es eine Uraufführung des zeitgenössischen israelischen Komponisten Isaak Tavior mit dem Titel „In your blood life“ für Chor und großes Orchester. Isaak Tavior ist dem Zamirchor seit Jahren eng verbunden und hat den Klangkörper bereits mehrfach dirigiert. So auch seine Komposition „“The vision oft the dry bones“, die auch diesmal wieder zur Aufführung gelangt und für die Isaak Tavior 2012 aufgrund einer CD-Einspielung mit dem Zamirchor den Kulturpreis der israelischen Regierung erhalten hat. Bei den Acapella-Konzertenhaben die israelischen Sängerinnen und Sänger vor allem deutsche Chorliteratur ausgewählt, während der Zamirchor unter anderem Lieder des in Auschwitz ermordeten österreichischen Komponisten Viktor Ullmann singen wird. In Bayreuth gibt es außerdem eine Begleitveranstaltung zusammen mit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung, bei der die Holocaustüberlebende Ayala Gabay und Jackie Metzger von der Gedenkstätte Yad Vashem zusammen mit Bayreuther und Pegnitzer Schülern in der Zamirhalle diskutieren werden. Termin ist der 24. Januar um 10.30 Uhr. Schirmherren des Konzertprojektes sind der neue Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich aus Hof und der Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk aus Bayreuth. Finanziert wird das Großprojekt unter anderem über den Bayerischen Kulturfond, die Oberfrankenstiftung, dem Bayerischen Landtag, der Bertl-Müllerstiftung Hof, den Verein Pro Hof, dem Hofer Lionsclub, den Städten Bayreuth und Hof, der Sparkasse Bayreuth und den Botschaften der Schweiz, Israels, der USA, Großbritanniens, Polens und Kanadas sowie von mehreren Firmen und Einzelpersonen aus der Region. Bild: Der Zamirchor aus Bayreuth bei einem Auftritt in der Goldkronacher Stadtkirche. Mit Bach, Brahms und Bruckner in den Jahreswechsel / Kammermusikalisch besinnliches Konzert zum Stiftungstag in Himmelkron
Unter dem Motto „Laudate Dominum – Lobet den Herren“ hatten die Sopranistin Stephanie Simon, die Cellistin Ulrike Gossel und der Organist Julian Horn ein ganz besonderes und vor allem hochkarätiges Programm zusammengestellt, das bereits am Vortag in Küps erklungen war. Das Programm passte aufgrund seiner populären und doch anspruchsvollen Zusammenstellung nicht nur exakt in die Zeit „zwischen den Jahren“ sondern auch zum Himmelkroner Stiftungstag, einer Art Geburtstag des ehemaligen Klosters. So geht die alljährliche Erinnerung an den Stiftungstag auf die Gründung des einstigen Himmelkroner Klosters durch Graf Otto III. von Weimar-Orlamünde im Jahr 1279 zurück. Die Stiftungsurkunde trägt das Datum 28. Dezember 1279, in dem Stiftungsbrief wird der Name Himmelkron erstmals für das neue Kloster genannt. Das will natürlich gefeiert werden, gerade jetzt in den Tagen kurz vor dem Jahreswechsel. Zusammen mit der Volkshochschule Himmelkron und der evangelischen Kirchengemeinde taten das die Künstler freilich nicht laut und krachend, sondern kammermusikalisch besinnlich, doch nicht minder eindrucksvoll. Stephanie Simon, die in Würzburg bei Cheryl Studer Gesang studiert hat, verbindet mit Ulrike Gossel, die ihre musikalische Ausbildung unter anderem am Salzburger Mozarteum erfuhr, seit vielen Jahren eine musikalische und private Freundschaft, die durch regelmäßige Konzerttätigkeit unterstützt wird. Mit Julian Horn haben die beiden einen jungen Organisten an ihrer Seite, der in Freiburg seine Ausbildung zum C-Musiker absolviert und in mehreren Gemeinden als Organist tätig ist. Musiziert wurde von der Orgelempore herab, womit die ohnehin exzellente Akustik, praktisch ohne Nachhall bestens zur Geltung kam. Den Künstlern gelang es etwa mit einer Nummer aus dem Oratorium „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn, den barocken Klang mit lebendiger, zeitgemäßer Gestaltung zu verknüpfen und vor allem mit einer einzigartigen Vielfalt den verborgenen Geist der Werke aufzuspüren. Mal in der Kombination Orgel, Cello und Sopran, mal Orgel und Sopran, Cello und Orgel oder die Orgel solo, die drei jungen Musiker waren in jeder Zusammenstellung überzeugend. Höhepunkt für viele Zuhörer war das meditative Weihnachtslied „In the bleak midwinter“ des englischen Spätromantikers Gustav Holst, bei dem der Organist Julian Horn zum Bariton wurde und zusammen mit der Sopranistin absolut gekonnt zweistimmig sang. Insgesamt wirkte die Interpretation der Sopranistin Stephanie Simon nie unangemessen forciert, vielmehr folgte sie stets dem musikalischen Impetus des jeweiligen Komponisten. Mit absolut wandelbarer Stimme, jederzeit textverständlich sehr kraftvoll im Forte und glasklar im Piano bewältigt die Sängerin beispielsweise die wunderbaren aber nicht unbedingt gängigen Weihnachtslieder von Peter Cornelius oder das beeindruckende Schubert-Lied „Du bis die Ruh“. In Anton Bruckners Ave Maria-Bearbeitung gelang den Ausführenden, diesmal wieder Orgel, Cello und Sopran, eine lebendige, spannende und anspruchsvolle Wiedergabe. Ganz geheimnisvoll erklang die Bearbeitung des Largo aus dem „Winter“ der Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi, eigentlich der langsame Satz eines Violinkonzert, das auch in der Cello-Version nichts an Attraktivität eingebüßt hatte. Zumal mit Ulrike Gossel eine Künstlerin am Werk war, die absolut akzentuiert spielt, jeden Ton wunderbar kontrolliert und so Momente innigster Spannung schafft. So auch Julian Horn, der sich als zuverlässiger und vielseitiger Begleiter und Solist an der Orgel erweist. Zurückgenommene Tempi, hohe Virtuosität und technische Versiertheit, das sind die Markenzeichen des gekonnt aufspielenden Organisten, etwa beim Choralvorspiel von Johannes Brahms zu dem bekannten Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“. Das Weihnachtskonzert in der nur knapp zur Hälfte besetzten Himmelkroner Stiftskirche entließ die Zuhörer nicht nur froh gestimmt in den Jahreswechsel, sondern hat es auch vermocht, die Herzen zu berühren, was am großen und lange andauernden Beifall deutlich wurde. Sogar eine Zugabe gab es mit Cesar Francks bekanntem Weihnachtslied „Panis Angelicus“. Bild: Stephanie Simon (rechts), Ulrike Gossel und Julian Horn gestalteten das Weihnachtskonzert zum Stiftungstag in der Himmelkroner Stiftskirche St. Maria
Pfefferkuchen an der Ölschnitz /
Wie gut, dass Hans-Jürgen Schatz nicht nur für Jean Paul schwärmt, sondern auch für Bad Berneck. Seit 25 Jahren kommt er bereits regelmäßig hierher. „Bad Berneck ist für mich zur zweiten Heimat geworden“, sagt er. Der Schauspieler hatte bereits 1992 in der Bayreuther Markgrafenbuchhandlung seine allererste Jean-Paul-Lesung gegeben, seitdem zahlreiche CDs mit dem Werk Jean Pauls aufgenommen und sich in herausragender Art und Weise für den Ausbau des Dichterstübchens in der Bayreuther Rollwenzelei stark gemacht. „Wer sich mit Jean Paul beschäftigt, der weiß, der Weg ist das Ziel“, sagt Schatz.
Jean Paul soll in Bad Berneck hoch oben über dem Ölschnitztal mehrfach Station gemacht haben. Die Stadt selbst beschreibt er als einladend und freundlich. Bemerkenswert ist, dass neben Jean Paul, auch schon die Dichter der Romantik, Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder, die Bayreuther Markgräfin Wilhelmine, das Universalgenie Alexander von Humboldt, der Biedermeier-Schriftsteller Nikolaus Lenau und der Lyriker Joseph von Eichendorff von der idyllischen Lage und dem romantischen Gepräge der Stadt angetan waren und sie als verstecktes Paradies beschrieben haben.
Die historischen Verbindungen sind also tatsächlich belegt, so dass den Jean-Paul-Festtagen eigentlich nicht mehr im Weg stehen sollte. Ehrensache ist, dass sich Hans-Jürgen Schatz auch selbst einbringen wird, ein entsprechender Vertrag zwischen der Stadtspitze und dem Schauspieler wurde bereits unterzeichnet, die Flyer sind gedruckt und ein Antrag auf Fördergelder beim Kulturfonds Bayern ist positiv beschieden.
Höhepunkt der 1. Bad Bernecker Jean-Paul-Festtage ist eine Konzertlesung mit Hans-Jürgen Schatz und dem Ensemble Berlin, dem mehrere Mitglieder der weltberühmten Berliner Philharmoniker angehören, am Samstag, 11. Oktober in der der evangelischen Dreifaltigkeitskirche. An gleicher Stelle wird Hans-Jürgen-Schatz im Festgottesdienst am Sonntag, 12. Oktober die „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“ lesen. Dekan Hans-Martin Lechner wird seine Predigt diesem Text widmen. Unter dem Motto „Hoppelpoppel und Schnepfendreck“ werden die Kulturjournalistin Cosima Lutz und die Köchin Beate Roth bereits am Freitag, 10. Oktober im Gemeindehaus einen Einblick in die Esskultur zur Zeit Jean Pauls geben. Außerdem stehen ein Vortrag über den Maler und Zeichner Ludwig Richter und eine Märchenlesung auf dem Programm.
Bilder: Klanggewaltige Einstimmung auf das Fest / Thomas Grünke gab gelungenes Debüt bei den Weihnachtskonzerten des Kulmbacher Kammerorchesters
„Unsere Kirche platzt aus allen Nähten“, sagte Pfarrer Martin Wolff, und tatsächlich mussten schon lange vor Beginn zusätzliche Stühle in den Kirchenraum gebracht werden, um alle Zuhörer unterzubringen. Orchester und Chor war aber auch mit einem populären, barocken weihnachtlichen Programm angetreten, das bestens geeignet war, die Herzen der Zuhörer zu berühren und die Menschen auf das Fest einzustimmen. So gleich zu Beginn mit dem Eingangschor und dem Sopransolo aus Georg Philipp Telemanns Kantate „Machet die Tore weit“, bei dem zunächst der hervorragend disponierte Trebgaster Kirchenchor und dann die junge Kulmbacher Sopranistin Lisa Stenglein stimmgewaltig die frohe Botschaft verkündeten. Musikalischer Höhepunkt war sicherlich Georg Friedrich Händels D-Dur-Suite für Trompete und Orchester mit dem jungen und bereits international gefeierten Solisten Moritz Görg, der schon öfter in der Region zu erleben war. Klar durchgestuft und differenziert phrasierend spielte er das fünfsätzige Werk, das auch vom begleitenden Orchester fein gegliedert und in der Struktur gut durchhörbar aufgeführt wird. Der Ton des aus Ulm stammenden Trompeters ist in allen Bereichen fein ausbalanciert und seine Linienführung elastisch und präzis, so dass Händel an diesem Abend in einem ganz wunderbaren und kräftigen Glanz erstrahlte. Fünf Weihnachtslieder, acapella von dem über 60 Frauen und Männern starken Chor aufgeführt, standen im Zentrum des Konzertes, darunter auch das so bekannte „Es ist ein Ros entsprungen“, dessen vierstimmiger Chorsatz von dem protestantischen Kirchenkomponisten Michael Praetorius stammt. Kraftvoll in den Frauenstimmen, vielleicht etwas dünn bei den Tenören und Bässen erklang der Chor, der von zahlreichen Gastsängern des Plassenburg Singkreises und des Untersteinacher Chores Verstärkung erfuhr.
Zwei Chorsätze und ein Instrumentalsatz aus Händels „Messias“ rundeten das Programm ab, wobei Chor und Orchester die Kontraste hervorragend herausarbeiteten, dabei rhythmisch präzise und dynamisch lebendig musizierten. Bei Händels Weihnachtslied „Tochter Zion“ durften schließlich alle mitsingen, ein Angebot, das auch gerne angenommen wurde. Am Ende dann gab es nicht nur eine Zugabe aus Händels „Messias“, sondern auch viele Worte des Dankes an den neuen Dirigenten und vor allem an seinen Vorgänger Horst Degelmann, der 35 Jahre lang an der Spitze des Orchesters stand. Oberbürgermeister Henry Schramm berichtete von genau 269 Auftritten Degelmanns, davon fast 100 Orchesterkonzerte unter Degelmanns Leitung. „Für sie war es mehr als ein Job, für sie war es eine Herzensangelegenheit“, sagte der zu Degelmann und überreichte ihm ein Ehrenwappen der Stadt.
Bilder: Brass statt Pauken und Musik statt Mathe / Rekkenze Brass auf Tour durch oberfränkische Schulen
„Uns geht es nicht nur darum, den Kindern die klassische Musik nahe zu bringen, sondern auch allgemein ihr Interesse und Verständnis für Musik zu wecken“, sagt Rainer Streit, der aus Kulmbach stammt und bei Rekkenze Brass die Tuba spielt. Viele von den Schülern seien noch nie in einem klassischen Konzert gewesen. „Sie kennen das Erlebnis gar nicht, der Musik einmal leise zuzuhören und sie einfach so auf sich wirken zu lassen, sagt Rainer Streit. „Wenn wir dann bei dem einen oder anderen Kind etwas bewirken können, hat sich unser Engagement schon gelohnt.“
Soweit sind die Grundschüler in Konradsreuth freilich noch nicht, wenngleich auf die Frage, wer denn ein Instrument spielt, schon einige Finger in die Höhe schnellen. Noch etwas schüchtern wippen die Jüngsten zunächst im Takt mit, wenn Rekkenze einen Jahrhunderte alten Bläsersatz des Komponisten Michael Prätorius erklingen lässt. „Die Musik war auch schon vor ein paar hundert Jahren ganz schön rockig“, sagt der Trompeter Benjamin Sebald. Immer wieder bezieht er die Schüler aktiv mit ein, etwa wenn es gilt, das höchste und das tiefste Instrument zu erkennen, an den richtigen Stellen zu Klatschen oder den verschiedensten Trompeten selbst einmal einen Ton zu entlocken.
Nach gut einer Stunde müssen sich die fünf Musiker schon wieder verabschieden, denn im Nachbarort steht bereits die nächste Musikhörstunde auf dem Programm. Die Schüler sind begeistert, die Konzentration auf Mathe und Deutsch fällt in den verbleibenden Unterrichtsstunden sicher schwer. Und die fünf Blasmusikstars sind froh, dass sie wieder ein bisschen dazu beitragen konnten, Schwellenängste zur klassischen Musik abzubauen. Bei entsprechender Motivation und am Besten in einer Gruppe könne man die Schüler für fast alles begeistern, glaubt Rainer Streit. „Wenn sie dann aber einmal andere Kinder oder uns spielen hören, kann das mitunter ein riesiger Ansporn sein das selber einmal auszuprobieren.“ Bilder: Rekkenze Brass bei einer Musikhörstunde in der Grundschule am Schlosspark in Konradsreuth.
Beatles Cover mit den Cavern Beatles /
Steve White (Gitarre und Gesang), Paul Tudhope und Craig Gamble (beide Bass und Gesang) sowie Simon Ramsden (Schlagzeug) kommen tatsächlich ganz nah an das Original heran, zumindest so, wie man sich einen Auftritt der Beatles heute vorstellt, denn die wenigsten dürften einen echten Beatles-Auftritt erlebt haben. Kreischende Mädels und zertrümmertes Mobiliar gibt es freilich nicht mehr, aber auch in Kulmbach tanzt und klatscht das begeisterte Publikum mehr, als es auf den Stühlen sitzt. Schade nur, dass einige Plätze ganz leer blieben. Akustisch kommen die vier absolut authentisch rüber, optisch zeigen sie eine verblüffende Ähnlichkeit zu ihren Vorbildern. Die vier Jungs von „The Cavern Beatles“ haben ihre Vorbilder genau studiert. Mimik und Gestik, Gesang und Bewegungen - alles stimmt bis ins kleinste Detail. Doch nicht nur das, „The Cavern Beatles“ schaffen es, das wahre Wesen der Künstler und die Stimmung der Zeit zu erfassen, und dies dem Publikum zu vermitteln. Das Konzert war zweigeteilt, entsprechend der beiden bekannten Best-Of-Alben. Das Besondere an dem Auftritt war es dabei, dass nicht nur die Songs der ersten Beatles-LPs zu hören waren, sondern im zweiten Teil auch Stücke wie „Strawberry Fields Forever“, „Lucy in the sky with diamonds“ oder „Let it be“. Die späteren Lieder hatten die echten Beatles nie live auf der Bühne gespielt, denn ab Sommer 1966 gab es keine Tournee mehr. Für wahre Beatles-Fans kommt es deshalb einer Offenbarung gleich, wenn ausgerechnet diese Songs so echt, so gekonnt und so tief berührend plötzlich live erklingen. Doch auch ohne das Spätwerk: das Repertoire der Band war eine einzige Hitparade, live zu hören in der ersten Hälfte. Fast alle Nummer-Eins-Singles hatten die Cavern Beatles im Gepäck: „I wanna hold your hand“, „She loves you“, „A hard days night“, „I feel fine“, „Eight days a week“, „Help“, „We can work it out“ bis „Paperback Writer“. Die gesamten geradlinigen Yeah-Yeah-Yeah-Rock‘n‘Roll-Nummern eben, die das Publikum noch immer von den Sitzen reißen. Wie eine Schülerband stehen sie zunächst da, in eng sitzenden Anzügen der Zeit und rocken mächtig los. Nach der Pause dann die bunten Fantasiekostüme aus Yellow Submarine, und schließlich die „Peace- & Revolution“-Zeit mit einem weiß gekleidetem John Lennon mit Nickelbrille. Stehend forderte das Publikum am Ende des rund zweieinhalbstündigen Power-Konzerts mit authentischer Technik, Instrumenten und Kostümen und ohne jeglichem „Schnick-Schnack“ mehrere Zugaben ein. Für alle Beatles-Fans, die den Abend in Kulmbach verpasst haben, ist der Auftritt der Cavern-Beatles am 21. Januar im Zentrum in Bayreuth ein absolutes Muss. Bild: Absolut echt und authentisch: „The Cavern Beatles“ auf der Bühne der Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach. Von der Hoffnung und der Sehnsucht auf Freiheit / In Bayreuth erklang am Wochenende mit der Polonia-Ouvertüre eine absolute Wagner-Rarität
Die Polonia-Ouvertüre in C-Dur hatte Richard Wagner 1836 in Berlin geschrieben. Ob die Uraufführung noch unter Wagners Leitung im selben Jahr in Königsberg stattfand ist nicht gesichert, sicher ist dagegen, dass die Ouvertüre am 2. Januar 1905 und damit lange nach dem Tod Wagners in der Queens Hall von London gespielt wurde. Die Anregung zu der Komposition soll Wagner von seinem polenbegeisterten Freund, dem Schriftsteller, Kritiker und Theaterleiter Heinrich Laube erhalten haben. Die Aufführung markierte gleichzeitig den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Bayreuth und die Finissage der Wanderausstellung „Frühling im Herbst - Vom polnischen November zum deutschen Mai. Das Europa der Nationen 1830-1832“. Gegenstand der Ausstellung war der polnischen Aufstand im russisch besetzten Teil Polens im November 1830 bis zum Hambacher Fest im Mai 1832, das als Geburtsstunde der deutschen Demokratie gilt. Hier setzt auch Richard Wagner Polonia-Ouvertüre an. „Ohne Polens Freiheit keine deutsche Freiheit!“ lautet eine der Forderungen des Hambacher Fests, bei dem deutsche Patrioten um mehr Demokratie und Pressefreiheit in deutschen Ländern warben. Sie haben sich dem polnischen Volk verbunden gefühlt, welches gerade im Novemberaufstand 1830/1831 seine politische Freiheit zu gewinnen versuchte – und den Kampf verloren hatte. Nach dem gescheiterten Aufstand mussten viele Polen ins Exil flüchten. Begeistert wurden sie auf ihrem Weg durch einige deutsche Staaten von der Bevölkerung empfangen, worauf eine große Welle der Polenbegeisterung, deren Zeuge auch Richard Wagner in Leipzig wurde, folgte. Seine Polonia-Ouvertüre ist stark von jenen Ereignissen und Eindrücken geprägt. „Es geht um die Hoffnung, und die Sehnsucht auf Freiheit“, hatte die Vorsitzende des Deutsch-Polnischen Gesellschaft Barbara Sabarth im Vorfeld erläutert. Das knapp 15-minütige Werk beginnt düster, endet aber im Triumph, in der Komposition finden sich auch Motive polnischer Volkslieder jener Zeit wieder. Die Deutsch-Polnische Gesellschaft (DPG) von Bayreuth wurde im Herbst 2003 gegründet. Zweck und Aufgabe des Vereins ist die Förderung der Verständigung zwischen den Menschen in Polen und Deutschland durch die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen in kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bereichen. Sämtliche Aktivitäten kommen durch das ehrenamtliche Engagement und durch Spenden von Mitglieder und Sponsoren zustande, so auch das Konzert in der Musikschule, bei dem außerdem Wagner Festouvertüre zum Neujahrsa sowie die Meistersinger-Ouvertüre in einer Bearbeitung für Jugendorchester und die Ballettmusik „Don Juan von Christoph Willibald Gluck erklangen.
Schlicht und erhaben: Hörner und
Orgel in der Spitalkirche /
Das Alphorn ist schon ein seltsames Instrument: ein fast vier Meter langes archaisches Blasinstrument. Archaisch klingt es auch und füllt den Raum der Spitalkirche eindrucksvoll aus. Weil Ventile, Klappen oder Grifflöcher fehlen, können auch nur Natur- oder Obertöne gespielt werden. Melodik und Harmonik beschränken sich auf einige wenige Dur-Dreiklänge und die daraus abgeleiteten einfachen Harmonien. Das allerdings erhebt das Instrument nicht nur im kirchlichen Raum zu großer Schlichtheit und Erhabenheit. Trotzdem ist es gerade hier der denkbar größtmögliche Gegenpart zur „Königin der Instrumente“, der Orgel. Solohornist Reiner Cwienczek musizierte unter anderem das „Rezitatif pour cor des Alpes solo“ des Komponisten Etienne Ysoz (1905 – 1986) und zusammen mit Ingo Hahn an der Orgel mehrere traditionelle volksmusikartige Alphornmelodien, die natürlich aus dem Land des Alphorns stammen, aus der Schweiz. Eine ganz besondere Komposition ist das „Giocoso“ des Schweizer Alphornvirtuosen Hans-Jürg Sommer. Dann leuchtete Ingo Hahn auf der Ott-Orgel Johann Sebastian Bachs berühmtes Choralvorspiel „Nun komm der Heiden Heiland“ virtuos aus, ehe die beiden wieder zusammen musizierten. Allerdings nicht mit dem Alphorn, sondern von der Orgelempore herab mit einem klassischen Waldhorn. Auf dem Programm standen von Andre Babinec, einem langjährigen Hornisten aus dem Bayreuther Festspielorchester, ein „Gebet für Waldhorn und Orgel“ sowie von Camille Saint-Saens, bekannt für ungewöhnliche Konstellationen, die sehr introvertierte Romanze für Waldhorn und Orgel in F-Dur op.3. Reiner Cwienczek und Ingo Hahn gelang es bestens sowohl die unterschiedlichen Stimmungen und Charaktere der Musik lebhaft wiederzugeben als auch die ganz eigenen Klangfarbenspiele, zu denen diese Besetzung fähig ist, schattierungsreich auszuspielen. Abschließend standen zwei Stücke des von Franz Liszt geschätzten Dirigenten und Organisten Theodor Kirchner auf dem Programm Reiner Cwienczek überzeugte mit meist kernigem Ton, auch in den höheren Lagen, so wie der Solist überhaupt ein Meister der Flexibilität ist. Mit einfühlsamen Spiel auf der Orgel gelingt es Ingo Hahn, die beiden so gegensätzlichen Instrumente fast schon zu verschmelzen, wobei Solist und Dekanatskantor abwechselnd den Part des Impulsgebers einnehmen. Bild: Auf zwei Instrumenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, musizierten der Oberhausener Solohornist Reiner Cwienczek und Dekanatskantor Ingo Hahn an der Ott-Orgel der Spitalkirche. Totenmesse am Totensonntag: Kulmbacher Erstaufführung: 29. Kirchenmusiktage mit Aufführung des Salieri-Requiems eröffnet
Ein Grund dafür, dass dieses Requiem so selten gespielt wird, ist sicher seine relativ kurze Aufführungsdauer von nur rund 40 Minuten. Der unsicher einsetzende Beifall und die Tatsache, dass viele Zuhörer noch lange im Kircheninneren verweilten, machten deutlich, dass viele auf ein abendfüllendes Werk eingestellt waren. Dabei hatte das Orchester Musica Juventa aus der Händel-Stadt Halle eigens noch ein kleines Oboenkonzert ihres Genius loci mitgebracht, das Ulrich Hellem als Solist hervorragend musizierte. Daneben ist das Saliere-Requiem aber auch für die Gesangssolisten äußerst undankbar. Es erfordert vier herausragende Solisten, doch keiner davon darf ein wirkliches Solo singen. Trotzdem hat es das c-Moll-Requiem durchaus verdient, aufgeführt zu werden. Salieris Lebenswerk galt dem Theater, erst spät hat er sich der Kirchenmusik zugewandt und das großartige Requiem, und zwar für seine eigene Trauerfeier, so makaber das auch klingen mag. Salieri überlebte sein Werk allerdings über 20 Jahre lang. In seiner sakralen Musik führte er den typisch biedermeierlichen Tonfall des frühen 19. Jahrhunderts ein, der später einen besonders starken Einfluss auf die geistlichen Werke seines Schülers Franz Schubert ausüben sollte. Konzeptionell, wie auch interpretatorisch klar und schlüssig führten die rund 25 Musiker des Orchesters Musica Juventa und die 60-köpfige Kulmbacher Kantorei unter der Gesamtleitung von Ingo Hahn die Komposition auf. Starke dynamische Kontrastsetzungen in den Chorsätzen ließ Ingo Hahn aufgrund der doch relativ kleinen Orchesterbesetzung kaum zu. Ruhig und fließend erklang das Requiem, alle Hektik in den Tempi wurde unter der Stabführung des Dekanatskantors konsequenterweise vermieden. Der stets präsente, in gewohnter Klangkultur agierende und ständig geforderte Chor sowie das perfekt aufspielende Orchester erschienen in der ohnehin prächtigen Akustik der St.-Petri-Kirche ausgewogen. Die Kantorei befand sich in sehr guter Verfassung und bot ein in sich geschlossenes Klangbild sowie eine dichte Gestaltung. Dezent zwar, doch als aufmerksame und sichere Begleiter erwiesen sich die Mitglieder der Musica Juventa. Ingo Hahn dirigiert in lockerer Führung, lässt die Musik atmen und sich flexibel entfalten. Homogen erklang das Solistenquartett mit Maria van Eldik (Sopran), Katharina Heiligtag (Alt), Stefan Romankiewicz (Tenor) und Rudolf Hillebrand (Bass ). Aufgrund der Struktur des Werkes und der fehlenden Soloarien blieben die vier Solisten naturgemäß allerdings im Hintergrund. Bild: Zum Auftakt der Kirchenmusiktage führte Ingo Hahn in der St.-Petri-Kirche mit der Kulmbacher Kantorei und dem Orchester Musica Juventa aus Halle das Requiem von Antonio Salieri auf. Konzert zum 250. Geburtstag von Jean Paul: Barock und Zeitgenössisches – Banalität und Philosophie
Hinter all dem steckt der Dichter Jean Paul, an dessen 250. Geburtstag die literarische Welt heuer erinnert. In einer gemeinsamen Veranstaltung der Stadt und des Vereins „Jean Paul 2013 e.V“ mit dem Titel „Ton-Dichtungen“ am Freitagabend in der Kulmbacher Musikschule war es das Ziel, Verbindungslinien zwischen Jean Paul und der Musik aufzuzeigen. „Daily songs“ etwa war im Rahmen des Kompositionswettbewerbs „Wär‘ ich ein Ton“ entstanden und wurde im März 2013 in Bayreuth uraufgeführt. „Musik durch bratende Äpfel“ entstand ebenfalls im Rahmen dieses Kompositionswettbewerbs. Alltagstauglich sind die Kompositionen sicher nicht und sie werden wahrscheinlich auch schnell wieder in Vergessenheit geraten. Das liegt schon daran, dass die Aufführung dieser Stücke eher einer Performance als einem Konzert gleicht. Außerdem sind die Bezüge zu Jean Paul weit hergeholt. Trotzdem, die Komponisten haben sich viele Gedanken gemacht, die sich beim bloßen Hören nicht so ohne weiteres erschließen. „Daily songs“ beispielsweise soll sich auf zwei Textstellen aus Jean Pauls berühmten Roman „Siebenkäs“ beziehen. Präsent ist der Text nur durch eine verzerrte und bruchstückhafte Zuspielung, die eher an eine defekte Tonanlage, als an eine Textkomposition erinnert. Überhaupt geht es in der Komposition Maierhofs mehr um verschiedene Geräusche, denn um Musik. Alles was Musik ausmacht, also Rhythmus, Dynamik oder eine tonale oder auch atonale Linie bleiben außen vor. Stattdessen setzt der Komponist auf allerhand Schnickschnack wie Sonic-Motoren, nichts anderes als das, was man von modernen elektrischen Zahnreinigungsgeräten kennt. Dazu brauchte es gut 25 Minuten, bis die Technik für das zwölf-Minuten-Stück bereit war. Alle Achtung den Ausführenden, dem Bariton Christos Pelekanos, der seine Stimme mit Hilfe eines Plastikbechers verfremdet und dem Pianisten Jacob Bussmann, der allerhand Objekte in die Saiten des kleinen Flügels einarbeitet, die da gar nicht hingehören, aber den Klang verfremdet erscheinen lassen. Die zweite moderne Komposition „Musik durch bratende Äpfel“ vereint, wie bei Jean Paul so oft, Banalität und Philosophie und bezieht sich auf Trinksprüchen oder die Beschreibung von Traumgeschehen, wie sie in einigen Aphorismen des Dichters vorkommen. Die beiden Gesangsstimmen, zu Bariton Christos Pelekanos gesellt sich nun noch die Sopranistin Marie Link, tragen die Aphorismen wie in einem Melodram vor, das heißt, sie singen nicht in klassischer Art und Weise, sondern deklamieren den Text, so wie man es aus Arnold Schönbergs Komposition „Pierrot lunaire“ kennt. Was die beiden Gesangssolisten wirklich können, das konnten sie in den Lieder der der größtenteils in Vergessenheit geratenen Komponisten Gottlob Wiedebein (1779-1854), Johann Friedrich Kittl (1806-1868), Carl Reinecke (1824-1910), Heinrich Werner (1800-1833), Theodor Bradsky (1833-1881) und Ernst Friedrich Kauffmann (1803-1856) unter Beweis stellen. All diese Tonsetzer haben eines gemeinsam: sie haben einen Text von Jean Paul vertont, wobei man im Gesamtwerk Jean Paul das Lyrische suchen muss wie die Stecknadel im Heuhaufen. Jean Paul war schließlich Romancier und hat nur in ganz wenigen Stellen, wie etwa in den Flegeljahren Lyrik in sein Prosa-Schaffen einfließen lassen. Christos Pelekanos und Marie Link singen beide kraftvoll und empfindsam zugleich und bestechen durch eine klare Textverständlichkeit. Bleibt noch die Flötistin Betty Nieswandt, die zwei Solo-Sätzen des Bach-Sohnes Carl Philipp Emmanuel und einigen kleinen Kompositionen von Johann Joachim Quantz virtuos spielte. Sie sollten auf Jean Pauls Affinität zur Flöte hinweisen, die gleich in mehreren seiner Romane in den verschiedensten Ausprägungen vorkommt. Bild: Jean Pauls musikalische Reminiszenzen führten der Pianist Jacob Bussmann, die Sopranistin Marie Link, die Flötistin Betty Nieswandt und der Bariton Christos Pelekanos (von links) im Saal der Musikschule auf. Sams-Erfinder Paul Maar ausgezeichnet / Kulturpreis der Oberfrankenstiftung für den renommierten Kinderbuchautor aus Bamberg
Dippold bezeichnete Maar als „meistgespielten lebenden Dramatiker deutscher Zunge“. Maar werde nicht nur gelesen und aufgeführt, er wird auch übersetzt und verfilmt. „Paul Maar ist Gemeingut im deutschen Sprachraum“, sagte Dippold. Dank der Filme würden Sams und Bello auch diejenigen kennen, die den Namen ihres Schöpfers noch nie gehört haben. Dippold bezeichnete Maars Sprache als einfach, aber nie banal und als zeitlos schlicht, aber nicht zeitgebunden modern. Dippold: „Paul Maar erzählt ruhig, aber ohne Längen, er fabuliert vor sich hin, dass einem die Bilder nur so in den Kopf schießen.“ Paul Maar wurde 1937 in Schweinfurt geboren. Er studierte Malerei und Kunstgeschichte und unterrichtete später als Kunsterzieher in Baden-Württemberg. Als erster größerer Erfolg gilt seine 1966 ausgestrahlte Funkerzählung „Der Turm im See“. Sein erstes Kinderbuch „Der tätowierte Hund“ erschien zwei Jahre später, 1970 folgte Maars erstes Kindertheaterstück mit dem Titel „Der König in der Kiste“. Bereits 1973 erschien erstmals das Sams, Fortsetzungen folgten, zuletzt 2011. Seit 1976 ist Paul Maar als freier Autor tätig. Die Oberfrankenstiftung verleiht traditionell in jedem Jahr jeweils mit 15000 Euro dotierte Preise in den Kategorien Soziales, Kultur und Denkmalpflege. Statt eines Sozialpreises wurde heuer erstmals ein Förderpreis vergeben, den das Projekt „Kul(tur)-Kids“ der Universität Bamberg erhielt. Bei dem Projekt betreuen Studenten Kinder mit Migrationshintergrund. Die Denkmalpflegepreise gingen an Heidemarie und Hans Gerdes in Bamberg, Stephan Schütz in Bad Staffelstein und Petra Dierl in Hirschaid. Nach den Worten des oberfränkischen Regierungspräsidenten und Vorsitzenden des Stiftungsrates Wilhelm Wenning hat die Oberfrankenstiftung im zurückliegenden Jahr trotz rückläufiger Erträge aufgrund der niedrigen Zinsen rund 22,5 Millionen Euro an Zuschüssen für Projektförderungen ausgegeben. Der Löwenanteil davon ging mit rund acht Millionen Euro in die Denkmalpflege, mit etwa acht Millionen Euro seien kulturelle Veranstaltungen und Ereignisse gefördert worden. Weitere sechs Millionen Euro flossen in soziale Einrichtungen, mit gut zwei Millionen Euro seien die vier oberfränkischen Hochschulen bedacht worden. Die Oberfrankenstiftung wurde 1927 als unabhängige und eigenständige Stiftung gegründet. Das Stiftungsvermögen beläuft sich laut Stiftungsratsvorsitzenden Wenning auf rund 500 Millionen Euro. Bild: Der prominente Kinderbuchautor Paul Maar (Mitte) ist vom oberfränkischen Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning (links) mit dem Kulturpreis der Oberfrankenstiftung ausgezeichnet worden. Rechts im Bild: Laudator und Bezirksheimatpfleger Günter Dippold. Streit und Harmonie der Elemente / Trockauer St. Thomas Chor führte kompositorische Rarität von Felix Mendelssohn Bartholdy auf
Streit und Harmonie der Elemente, mit diesem Thema hatte sich Alexander von Humboldt zeitlebens auseinandergesetzt und Felix Mendelssohn Bartholdy sollte es sein, der dieses Thema in Töne verwandelt. Die Humboldt-Kantate (MWV D 2) komponierte Mendelssohn Bartholdy als 19jähriger 1828 für eine internationale Tagung von Naturforschern und Ärzten in Berlin. Festredner war damals Alexander von Humboldt, der die Komposition auch in Auftrag gegeben hatte. Humboldt hatte damals an den Gemeinschaftsgeist der wissenschaftlichen Forschung appelliert, was auch im Kantatentext des Berliner Dichters und Musikkritikers Ludwig Rellstab thematisiert wird.
Bei der Humboldt-Kantate, die den ursprünglichen Titel „Begrüßung“ trägt handelt es sich um ein weltliches Chorwerk, das ursprünglich für Männerchor, vier Gesangssolisten und Orchester komponiert wurde. Für die Goldkronacher Aufführung hatte Ottmar Schmitt eine Bearbeitung für gemischten Chor erstellt, die original Instrumentierung aber beibehalten. Dabei setzt Mendelssohn Bartholdy mit lediglich jeweils Klarinetten, Trompeten, Hörnern, tiefen Streichern und Pauken eine ungewöhnliche Orchesterbesetzung voraus und verzichtete auf hohe Registerstimmen wie Flöten, Oboen oder Violinen.
Zuvor hatte Professor Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, seine Visionen für das geplante Humboldt-Forum im Berliner Schloss vorgestellt. Das Forum soll künftig der Vielfalt und den Werten der Weltkulturen gerecht werden, sagte er. „Damit wird das neue Forum ein Universalmuseum ganz im Sinne Alexander von Humboldts.“ Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz werde die einzigartigen außereuropäischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen künftig an einem zentralen Ort zusammenführen. Die Grundgedanken Alexander von Humboldts würden damit in eine moderne Konzeption überführt. In Verbindung mit der Welterbestätte Museumsinsel entstehe so in der Mitte Berlins ein wahrer Ort der Weltkulturen. Deutschland widme damit die Mitte seiner Hauptstadt dem wesentlichen Beitrag, den die Kultur zur Bewältigung der globalisierten Wirklichkeit leisten kann.
Hofer Filmtage: Internationaler
Glanz für Oberfranken /
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler nannte die Filmtage bei der Übergabe der Auszeichnung eine „unbezahlbare Imagewerbung für Oberfranken“. Durch das Schaffen von Heinz Badewitz bekomme auch immer der Regierungsbezirk ein wenig vom Internationalen Glanz ab. Obwohl die Filmtage ohne Glamour und roten Teppich auskämen, seien sie eines der renommiertesten und traditionsreichsten Festivals in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa. Hof zähle in der Filmwelt neben so großen Namen wie Cannes, Venedig und Berlin zu den bedeutendsten Präsentationen nationalen und internationalen Filmschaffens in Europa. Mit Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit sei es Heinz Badewitz dabei gelungen, ein Filmfestival abseits der Metropolen zu inszenieren und zu institutionalisieren. „Heinz Badewitz ist der Garant für die Beibehaltung der hohen künstlerischen Qualität ebenso wie für die Bewahrung des speziellen Flairs des Festivals“, so der Bezirkstagspräsident. Die Geburtsstunde der Hofer Filmtage schlug 1967. Mehr aus der Not geboren und zufällig war Badewitz zusammen mit anderen jungen Filmemachern auf der Suche nach einem Kino und wurde in Hof fündig. In seiner Heimatstadt organisierte er das 1. Hofer Kurzfilm-Festival, das später in Internationale Hofer Filmtage umbenannt wurde. Heinz Badewitz gilt damit als dienstältester Festivalleiter in Europa. „Von Amtsmüdigkeit kann keine Rede sein“, sagte Bezirkstagspräsident Denzler und zitierte den Geehrten mit den Worten: „Solange ich eine Filmrolle tragen kann, denke ich nicht ans Aufhören.“ Die Hofer Filmtage verstehen sich heute als Plattform für junge Talente, die in Hof eine Chance bekommen, sich bei Vertretern der Filmbranche und dem Publikum bekannt zu machen. Eine ganze Reihe namhafter Regisseure habe Heinz Badewitz in Hof ein Sprungbrett zur internationalen Karriere geboten, darunter klangvolle Namen wie Rainer Werner Fassbinder, Werner Herzog, Doris Dörrie, Wim Wenders, Sönke Wortmann oder Oscar-Preisträgerin Caroline Link. Heinz Badewitz wurde 1941 in Hof geboren. 1963 war er nach München gegangen. Um Kameramann zu werden studierte er am Deutschen Institut für Film und Fernsehen. Ab 1965 arbeitete er als Kamera-Assistenz, später als Kameramann und verwirklichte eigene Regiearbeiten für Kurzfilme. Später arbeitete er als Regieassistenz, als Aufnahme und Produktionsleiter bei zahlreichen deutschen Spielfilmproduktionen. Erfolgreich habe er sich auch für die Wahrnehmung des deutschen Films in Cannes eingesetzt, Seit 1977 ist er zudem verantwortlich für das Programm „German Cinema“ bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin. Der Bezirk Oberfranken gehört unter anderem zu den Unterstützern der Hofer Filmtage. Vorgeschlagen wurde Heinz Badewitz von der SPD-Fraktion. Bild: Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler (links) zeichnete Heinz Badewitz mit der Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken aus.
Festival Junger Künstler: Fado in
Franken
Sie sind schon jetzt die Stars des 63. Festivals Junger Künstler, die Sänger der Technischen Universität Lissabon, die aus allen Teilen Portugals kommen und die traditionelle Musik auf traditionellen Instrumenten spielen. Ihr Fado-Gesang handelt von Sehnsüchten, Heimweh und Lebensfreude aber auch von unglücklicher Liebe, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten. In eigenwilliger Besetzung mit vielen Gitarren und Mandolinen, einem Kontrabass, einen Akkordeon, einiger Schlag- und Rhythmusinstrumenten sowie den prägnanten Stimmen gelang es dem Zusammenschluss hervorragend, jenes Gefühlsleben auszudrücken, dass die Portugiesen miteinander verbindet und mit dem sie als herausragende Kulturbotschafter ihres Landes den Fado in die Welt, in diesem Fall nach Franken, tragen.
„Wir freuen uns, dass wir in Goldkronach Teil des Festivals Junger Künstler Bayreuth sind und dass dieses Festival nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Region stattfindet“, sagte Bürgermeister Günther Exner. „Wie man neben einem technischen Studium auch noch so künstlerische Darbietungen liefern kann, das ist schon etwas ganz Besonderes“, so Professor Jochen Sigloch vom Vorstand des Festival in seiner Einführung. Den würdigen Rahmen für das Konzert bot Hausherrr Hartmut Koschyk. Der Parlamentarische Finanzstaatssekretär hatte den Chor bei einem Besuch in Lissabon entdeckt und den jungen Sängern das Festival Junger Künstler in Bayreuth empfohlen. Tatsächlich hatte sich der außergewöhnliche Chor beworben und ist schließlich auch eingeladen worden. Das 63. Festival Junger Künstler in Bayreuth dauert noch bis zum 31. August. Heuer nehmen über 400 junge Leute aus 30 Nationen daran teil. Insgesamt stehen über 100 Konzerte, Symposien, Workshops und Events auf dem Programm.
Humboldt war musikalisch / Konzert und Symposium über Mendelssohn, Meyerbeer, Wagner und Alexander-von-Humboldt
Ordnung in das Beziehungsgeflecht brachte Professor Dr. Sieghart Döhring vom Meyerbeer-Institut in Thurnau. Alexander von Humboldt und Giacomo Meyerbeer hätten sich nachweislich 1825 in Paris kennen gelernt, sagte Döhring. Humboldt sei später auch die treibende Kraft für die königliche Berufung sowohl Meyerbeers als auch Mendelssohns zum preußischen Generalmusikdirektor in Berlin gewesen. Sicher nicht persönlich gekannt habe Humboldt Richard Wagner, der in der frühen ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Gegensatz Mendelssohn und Meyerbeer ein „absoluter Nobody“ gewesen sei. Nicht auszuschließen sei allerdings, dass Humboldt eine der frühen Aufführungen des Fliegenden Holländers in Berlin gesehen hat. Allerdings war es auch Richard Wagner, der in seiner 1850 erstmals erschienen und 1869 stark erweiterten und als Buch erschienen Hetzschrift „Das Judentum in der Musik“ gerade Mendelssohn als auch Meyerbeer angriff, sie schwer diffamierte und beiden jegliche Fähigkeit zu künstlerischen Aktivitäten absprach.
Fest überzeugt ist Döhring davon, dass Alexander von Humboldt musikalisch war. So habe Humboldt beispielsweise die Uraufführung von Meyerbeers Oper „Die Hugenotten“ 1836 in Paris besucht und sich noch vor Erscheinen der Kritiken in Briefen fundiert dazu geäußert. Darüber hinaus sei Humboldt die Nachwuchsförderung ein Herzensanliegen gewesen, auch von jungen Musikern. Von einer weiteren Beziehung Alexander von Humboldts zur Familie Mendelssohn wusste Dr. Ingo Schwarz, der Leiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle an der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg zu berichten. So habe Humboldt ab 1806 in Berlin geomagnetische Messungen unter anderem im Garten des Hauses von Abraham Mendelssohn Bartholdy, dem Vater von Felix und Fanny, durchgeführt. Humboldt sei mit der Bankiersfamilie Mendelssohn Bartholdy nicht nur eng befreundet gewesen, sondern habe ab 1842 in der Berliner Oranienburgerstraße in einem Haus gewohnt, das den Mendelssohns gehörte.
Nach den Worten von Dr. Thomas Lackmann, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Mendelssohn-Gesellschaft, steht die Humboldt-Familie, Alexander, sein Bruder Wilhelm und dessen Ehefrau Caroline, mit ihrer Haltung zum Judentum exemplarisch für einen Teil deutscher Geschichte. Während Alexander von Humboldt als „Judenfreund“ eine absolut liberale Haltung an den Tag legte, habe Bruder Wilhelm diese Haltung nur in der Theorie gelebt. In der Praxis habe Wilhelm eher Abstand genommen. Ganz anders dessen Ehefrau Caroline von Humboldt, geborene von Dacheröden. Von ihr seien „richtig schlimme Vorstellungen“ überliefert, während sie konkret auf unterschiedlicher Ebene mit Juden in Kontakt gewesen sei. Über Humboldts vielfältigen Blick auf die Kulturen der Welt sprach schließlich der renommiert e Historiker und Humboldt-Kenner Frank Holl, der erst im vergangenen Jahr das Buch „Alexander von Humboldt in Franken“ veröffentlicht und damit erstmals eine Publikation zum Wirken des Universalgelehrten in der Region vorgestellt hatte. Das Historische Symposium mündete in der Goldkronacher Stadtkirche in einen musikalisch-literarischen Abend bei der das im vergangenen Jahr gegründete Münchner Bläserensemble Athalia unter der Leitung des früheren Kirchenmusikdirektors Roland Weiss sowie das Berliner Jazz-Duo Nouveau mit Matti Klein am Klavier und Philipp Sindy an der Trompete ihre Sicht auf Mendelssohn, Meyerbeer und auch auf Richard Wagner vorstellten. Wolfram Ster rezitierte dazu aus Briefen und Tagebucheinträgen, Professor Döhring sorgte für die Einordnung in den historischen Kontext.
Bilder: Investition in die Zukunft Oberfrankens: Bezirk fördert junge Talente / 5. Henri-Marteau-Violinwettbewerb findet vom 28. April bis 10. Mai 2014 statt
Der Bezirk werde mit dem Wettbewerb einmal mehr dem Erbe des weltberühmten Geigers und Wahl-Oberfranken Henri Marteau gerecht. „Der Wettbewerb hat international hohe Anerkennung erfahren und Oberfranken bei Musikfreunden auf der ganzen Welt bekannt gemacht“, sagte Dr. Denzler, der auch künftig an dem dreijährigen Turnus festhalten möchte. Bei dem Wettbewerb stehen traditionell technische Perfektion und musikalische Ausdrucksstärke im Vordergrund. Für den Bezirk geht es vor allem darum, junge Talente nachhaltig zu fördern. „Wir möchten jungen Musikern Lust machen, sich den Herausforderungen eines solchen Wettbewerbs zu stellen“, so der Bezirkstagspräsident. Gleichzeitig sollten aber auch alle Musikfreunde und Nachwuchsmusiker aus der Region davon profitieren, indem sie als Zuhörer die öffentlichen Wertungsspiele besuchen können. „Kunst und Kultur sind eine Investition in die Zukunft Oberfrankens“, sagte Dr. Denzler, dem der Wettbewerb ein echtes Herzensanliegen ist. Sieger des Henri-Marteau-Violinwettbewerbs 2011 war Tobias Feldmann aus Würzburg, der mittlerweile zahlreiche nationale und internationale Preise erspielt hat und weltweit mit großen Orchestern und namhaften Dirigenten auftritt. Beim Henri-Marteau-Violinwettbewerb wurde sein erster Preis damals unter anderem mit einer CD-Produktion und einem Preisgeld in Höhe von 10000 Euro honoriert. Zweiter wurde im vergangenen Jahr Edouard Mätzener aus der Schweiz, dritte die junge koreanische Geigerin Ji Young Lim. Die ersten beiden Internationalen Henri-Marteau-Violinwettbewerbe wurden 2002 und 2005 noch vom Freundeskreis der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau durchgeführt. 2008 und 2011 wurde der Wettbewerb dann bereits in Trägerschaft des Bezirks Oberfranken und in enger Kooperation mit der Hofer Symphoniker realisiert. Juryvorsitzender und künstlerischer Leiter wird diesmal der britische Dirigent Gilbert Varga sein. Bei den Abschlusskonzerten wird der langjährige Chef des Münchner Kammerorchesters Christoph Poppen am Pult der Hofer Symphoniker stehen. Benannt wurde der Violinwettbewerb nach dem Geiger und Komponisten Henri Marteau. Er ist auch der Namensgeber der internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken in Lichtenberg. Henri Marteau starb am 4. Oktober 1934 in seiner Wahlheimat in Lichtenberg (Landkreis Hof). Seine dortige Künstlervilla hatte der Bezirk Oberfranken 1982 erworben. Neben dem Violinwettbewerb finden dort seit mittlerweile 30 Jahren Meisterkurse für nahezu alle klassischen Musiksparten mit namhaften Dozenten statt. Bild: Die Intendantin des Hofer Symphoniker Ingrid Schrader und der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler haben mit der Vertragsunterzeichnung die Weichen für den 5. Internationalen Henri-Marteau-Violinwettbewerb gestellt. Pocket-Ring in Bayreuth: Wagners Gesamtkunstwerk im Zeitraffer Bayreuth. In diesem Ring ist alles drin, obwohl er von 16 Stunden auf vier und von vier Abenden auf einen reduziert wurde: Am Tag vor Eröffnung der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele hatte am Fuße des Hügels, im gerade generalsanierten Jugendkulturzentrum Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ in einer „Pocket“-Fassung des britischen Dirigenten David Seaman aus dem Jahr 1990 Premiere. Keine Persiflage oder Parodie sollte es sein, die Musiker spielten Original-Wagner, nur eben, dass David Seaman die Partituren für ein Kammerorchester mit neun Streichern, sieben Bläsern sowie Harfe und Schlagwerk reduziert hatte. Die Fassung war bereits 1990 von der Pocket Opera in Nürnberg gezeigt und im Jahr 2006 in Bayreuth aufgeführt worden. Übrigens damals wie heute unter dem Dirigat des städtischen Kulturbeauftragten und Bayreuther Musikschulchefs Nikolaus Richter sowie in einer Inszenierung des international renommierte Opernregisseur Philippe Arlaud. Alter Wein in neuen Schläuchen könnte man meinen, doch Arlaud hatte sich zumindest eine neue Inszenierung ausgedacht. Damals wie heute ist in dieser Ring-Fassung fast alles drin: Vom Raub des Rings bis zum sektkorkenknallenden Einzug der Götter in Walhall, über den Feuerzauber aus Walküre, Brünnhildes Erwachen aus Siegfried sowie Siegfrieds Tod und der Trauermusik aus der Götterdämmerung. Der Kenner wird etwas abstrahieren müssen, denn die „Winterstürme“ oder den Walkürenritt sucht er vergebens. Der Ring-Neuling dagegen wird Appetit auf Mehr bekommen, trägt das Arrangement doch das Prädikat „für Wagner-Einsteiger bestens geeignet“. Arlauds Inszenierung ist dabei vor allem zeitlos und sparsam. Ein richtiges Bühnenbild gibt es gar nicht, vielmehr zeichnet sich Arlaud auch für „Raum und Konzeption“ verantwortlich. Stellwände und sparsame Requisiten deuten lediglich an. Gezeigt wird eine tragische Familiengeschichte, weniger mit Göttern, Riesen und Nibelungen, mehr mit Menschen, Typen und sonderbaren Gestalten. Einige gute Regieeinfälle gibt es zwar, dafür aber auch einige unfreiwillig komische Momente, etwa wenn Fafner Fasolt erschlägt oder Wotan umständlich Brünnhilde im angedeuteten Feuer einschließt. Von den Sängerinnen und Sängern übernehmen einzelne bis zu fünf Partien. Tillmann Unger vom Gärtnerplatztheater als Siegfried, Siegmund und Froh ragt dabei ganz besonders heraus. Der kraftvolle Tenor gestaltet seine Rollen mitreißend und mit großer Leidenschaft. Er hält nicht nur gut durch, sondern kann mit großer Textverständlichkeit auftrumpfen. Stimmlich ebenso bestens präsent ist die schwedische Sopranistin Magdalena Bränland als Brünnhilde und Wellgunde. Sie hat besonders in den lyrischen und liedhaften Szenen ihre stärksten Momente. Der amerikanische Bariton Gary Martin glänzt als kraftvoller dreifacher Wotan sowie als Gunther und der französische Bariton Jean-Marc Salzmann besticht stimmlich wie darstellerisch als Alberich und Fasolt. Daneben sind Melinda Heiter, Albrecht Kludszuweit, Stefanie Rocco-Jonas und Matthias Wippich in den verschiedensten Rollen zu erleben, alle sind am Premierenabend gut disponiert und empfehlen sich mit ihrer Leistung als kommende Wagner-Stimmen. Obwohl der eigens zusammengestellte und als „Bayreuther Wagner Kammerorchester“ benannte Klangkörper mit 18 Musikern alles andere als Wagner-mäßig besetzt ist, bietet die gespielte Fassung puren Musikgenuss: Dirigent Nicolaus Richter stellt Höhepunkte und Akzente klar heraus und bringt Ordnung in Töne, Leit- und Personenmotive. Abstriche am Wagner-typischen Klang gibt es überraschend wenig, auch die Pocket-Version erklingt voll und bringt Wagners Klangbild identisch rüber. Was in den ersten Takten noch gewöhnungsbedürftig erscheint, lässt einem schnell nichts mehr vermissen. Weitere Aufführungen: 26., 28., und 30. Juli sowie 01. und 03. August jeweils 18 Uhr im Internationalen Jugendkulturzentrum („Zentrum“) in Bayreuth. Von Beethoven bis Sinatra: Überschwang der Klänge / Ljubka Biagioni zu Guttenberg dirigierte zum Abschluss der Plassenburg Open Airs das Sofia Philharmonic Orchestra
Dabei ist eigentlich Beethovens Dritte schon eine ganz populäre Komposition. Zumindest so, wie sie Ljubka Biagioni aufbaut, sinnfällig und zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt. Die überschwängliche Begeisterung, mit der Beethoven die Komposition anging, als sie noch als Hommage an Napoleon gedacht war, ist in dieser Interpretation durchaus zu spüren. Filigrane Klänge im ersten Satz, ein liebevoll gestalteter Trauermarsch im zweiten und viel tänzerischen Schwung im Finale, das alles macht Ljubka Biagionis Interpretation aus. Es ist eine souveräne Deutung in erstaunlich transparentem Klangbild. Sämtliche Motive werden ganz logisch in Stimmungen umgesetzt, mit großer Detailtreue und rhythmischer Akkuratesse. Da macht es auch nichts, dass zwischen den Sätzen applaudiert wird, Ljubka Biagioni ist zu sehr Profi, als dass sie das Klatschen ernsthaft stören könnte.
Temperament und Musizierlust lassen die Musiker unter Ljubka Biagiotti auch bei der Ouvertüre zur „Fledermaus“ von Johann Strauss zur Geltung kommen. Strauss strotzt nur so vor Energie und Witz und Ljubka Biagiotti weiß genau, wie man diese Lebenslust im Drei-Viertel-Takt fühlbar und den Überschwang der Klänge hörbar macht. Zugegeben ein wenig fremd sind da die weihnachtlichen Klänge von Peter Tschaikowskys „Nussknacker-Suite“. Doch stets perfekt und eindrucksvoll musiziert die Dirigentin, so dass Tschaikowsky auch zum lauen Sommerabend im Schönen Hof taugt.
„Diese musikalische Vielfalt ist nicht nur für die Besucher spannend, sondern erlaubt es auch dem Orchester, seine Stärken und seinen Facettenreichtum unter Beweis zu stellen“, hatte Ljubka Biagioni im Vorfeld gesagt. Und genau diese Vielfalt war es auch, die von diesem außergewöhnlichen musikalischen Abend noch lange in Erinnerung bleiben wird. Wie bei den legendären Neujahrskonzerten in Wien musizierte das Orchester als letzte Zugabe den Radetzky-Marsch zum Mitklatschen, ein weiteres Beweis für die ungeheure musikalische Bandbreite der Dirigentin Glitzer-Outfits und Plateau-Stiefel / Abba-Fever auf der Plassenburg
180 Millionen verkaufte Platten und allein 21 Top-Ten-Hits in Deutschland: in den rund zehn Jahren ihres Bestehens hat Abba alle Rekorde gebrochen, vergleichbar allenfalls noch mit den Beatles oder mit Elvis Presley. Genauso wie bei den Beatles und bei Elvis der Fankult ungebrochen ist, war auch Abba eigentlich nie richtig weg. Seit mittlerweile zehn Jahren hat Abba Fever das Erbe dieser einzigartigen Formation angetreten. Mit mehr als 100 Konzerten pro Jahr im In- und Ausland entwickelte sich die Show der sieben Hamburger vom Geheimtipp zur absoluten Nr. 1 der Abba Tribute Shows.
Bereits bei den ersten Songs rissen die Stars auf der Bühne auch den letzten noch sitzenden Zuschauer vom Hocker. Große Nummern wie „Gimme, Gimme, Gimme“ oder „Super Trouper“ gaben Abba Fever zum Besten und führte die Zuhörer auf eine kleine Zeitreise. Emotional, rockig und poppig, auch das grelle Bühnenbild und die an Abba angelehnten Disko-Outfits der Akteure sollte so richtig zum Flair passen. Nette Einfälle hatten die Musiker auch: einige langsamere Lieder wurden „unplugged“ an der vorderen Bühnenkante zelebriert, später gab es leuchtend bunte Disko-Stäbchen für alle und kaum war der letzte Ton verklungen schrieb die Band unermüdlich Autogramme.
Ergänzt werden die beiden Frontfrauen von einer fünfköpfigen Band mit Keyboarder Tom Aeschbacher, den Gitarristen Sebastian Treu, Axel Roesler, dem Drummer Rainer Brockmann sowie den Bassisten Henning von der Lippe und Heiko Behrendt. Natürlich sind alle wahre Könner auf ihren Instrumenten. Sie alle waren bereits in den verschiedensten Formationen aktiv und haben sich in den rund zehn Jahren Abba Fever komplett mit dieser Musik identifiziert. Freilich, eigene Interpretationen der Abba-Songs gibt es kaum, Abba Fever ist eine reine Cover-Band, deren Ziel es ist, möglichst nah am Original zu sein, und das sind sie allemal. „Mir fiel ziemlich früh auf, dass bei der Musik von ABBA Menschen ganz unterschiedlichen Alters immer ganz besonders reagierten! Ende der 70ziger Anfang der 80ziger Jahre wollte ich natürlich nicht zugeben, dass auch ich Abba gut finde“!, sagt Gitarrist Axel Roesler und spricht das aus, was viele so oder ähnlich erlebt haben dürften. Schließlich musste es doch eher AC/DC, Kiss oder Police sein, aber bestimmt niemals Abba. Viel später erst habe er verstanden wie intelligent die Musik von Abba ist und warum die Menschen so besonders reagierten. Humoristisch und historisch: „Der Anfang einer langen Reise“ / Premiere des Theaterstück über Alexander von Humboldt auf Teneriffa in Bayreuth und Goldkronach
In dem Zwei-Personen-Stück lässt die spanische Theatergruppe Jasteatro unter der Leitung von Antonia Jaster den einwöchigen Aufenthalt Alexander von Humboldts auf Teneriffa im Jahr 1799 aufleben. Kurz darauf hatte Humboldt damals zusammen mit dem französischen Naturforscher Aimé Bonpland seine Südamerika-Reise angetreten. Die Dialoge des bekannten Forschers und seines kanarischen Begleiters Domingo basieren zum Teil auf Originaltexten von Alexander von Humboldt. Sie sind gleichermaßen historisch interessant wie humoristisch unterhaltsam. Verkörpert werden Alexander von Humboldt und seine Zeitgenossen auf Teneriffa von Antonia Jaster und Ulises Hernández, die auch gleichzeitig Autoren und Regisseure des Theaterstücks sind, dessen wichtigstes Ziel es ist, Kulturen zu verbinden.
Es lebt vor allem von den historischen Fakten und der zweisprachigen Präsentation. Es ist ein Schauspiel an sich, wie die Dialoge auf der Bühne in Deutsch und Spanisch das Publikum für sich gewinnen: Dabei muss man nicht einmal beide Sprache sprechen. Wer beide kann, hat das volle Vergnügen, aber auch wer nur eine der beiden Sprachen beherrscht, konnte dem Geschehen auf der Bühne folgen und es genießen. Für die 150 Kollegiaten des GCE stellte die Aufführung am Freitag nicht nur eine willkommene Abwechslung im Schulalltag dar, die Schüler konnten außerdem ihre Spanischkenntnisse aufbessern. Sowohl im schulischen Umfeld, als auch im Goldkronacher Barockgarten konnte das Stück durch Wortwitz, Szenenkomik, tiefgründigen Humor und vor allem durch die schauspielerische Leistung von Antonia Jaster und Ulises Hernandez begeistern. Ulises Hernandez kam in zahlreichen wechselnden Rollen mächtig ins Schwitzen und fand auf seiner Forschungsreise sogar fremdartige Moose (in den Haaren der Zuschauer), Steine und vor allem seinen geliebten Drachenbaum, den er einer ausführlichen Vermessung unterzog.
Mit den Superstars der 80er in die Open- Air-Saison / Nordbayerns größte Partymeile: E.L.O und Mike Rutherford zogen bei Maisels Weißbierfest alle Register
Sowohl „E.L.O – The Orchestra“, so die offizielle Bezeichnung, als auch Mike & the Mechanics hatten ihre großen Erfolge in den 80er Jahren. Klassischer Rock, ehrlich und engagiert, war das Motto für die Rock-Classics-Nacht am Samstag. Den Auftakt machte E.L.O mit der für die Formation typischen Mischung aus orchestralen, elektronischen Klängen und typischen Streicherarrangements sowie Hits wie „Can’t geht you out of my head“, „Xanadu“ oder dem legendären „Don’t bring me down“, das erst als Zugabe erklang. Bereits 1970 wurde die Band gegründet und 1987 offiziell aufgelöst. Erst 2000 kam es zu einer Neugründung, allerdings ohne den bekannten Frontman Jeff Lynne.
Auch in diesem Jahr waren beim Brauereifest, das traditionell als inoffizieller Auftakt der Open-Air-Saison gilt, wieder an allen vier Abenden prominente Live-Acts zu erleben. Zum Opening gab es bereits am Donnerstag Guildo Horn und seine Band „Die orthopädischen Strümpfe“ bei Bayreuths größter Uni-Fete. Am Freitag ließen Cover-Hits mit Bonnie & Clyde, der Band Paranotes und Quarterpack, einer neuen, regionale Formation von den Gründern der Sound Xpression die Festhalle beben.
Superstar der Geige: Bezirk Oberfranken führt in Lichtenberg das Erbe von Henri Marteau fort / Freundeskreis Haus Marteau feierte 30-jähriges Bestehen mit Konzert und Tag der offenen Tür
Der Freundeskreis wurde auf den Tag genau vor 30 Jahren gegründet: am 21. April 1983. Nur ein Jahr zuvor war die Villa des einst weltberühmten Geigers Henri Marteau als Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken wiedereröffnet worden. „Andere Städte und Länder beneiden uns um diese Einrichtung“, sagte Brett-Einsiedel. In Lichtenberg seien die Chancen durch den Gedanken Henri Marteaus Wirklichkeit geworden. „Gastfreundschaft und Mitmenschlichkeit werden hier großgeschrieben.“ Der Vorsitzenden zufolge habe der Freundeskreis in den vergangenen 3o Jahren das Haus Marteau mit rund 200 000 Euro gefördert und weitere 65.000 Euro zu den Wettbewerben beigesteuert. Ulrike Brett-Einsiedel erinnerte auch an den Gründungsvorsitzenden des Freundeskreises Dr. Günter Bendorf, der zehn Jahre lang bis zu seinem Tod an der Spitze des Zusammenschlusses stand. Nachfolger wurde der Pfarrer Wilfried Schönweiß, Initiator des Internationalen Violinwettbewerbs Henri Marteau und heutiger Ehrenvorsitzender. Mit dem Engagement des 240 Mitglieder zählenden Zusammenschlusses würden nicht nur junge Talente unterstützt, es gehe vielmehr auch um ein herausragendes kulturelles Angebot für die Region und nicht zuletzt auch um das Vermächtnis des weltberühmten Musikers Henri Marteau, einem „Superstar der Geige“, wie ihn Verwaltungsleiter Dr. Ulrich Wirz bezeichnete.
Ziel des vom Dirigenten, Musikpädagogen und langjährigen künstlerischen Leiter Professor Dr. Günther Weiß (1933 - 2007) entworfenen Konzeptes sei es von Anfang an gewesen, das Haus im Sinne von Henri Marteau weiterzuführen. Wirz erinnerte daran, dass Henri Marteau selbst Meisterschüler in seinem Lichtenberger Zuhause unterrichtet hatte und die Bevölkerung genauso wie heute auch zu Konzerten eingeladen war. „Das ist die Idee, die wir heute fortführen“, so der Verwaltungsleiter. Beim Festkonzert in der Lichtenberger Kirche konnte die Vorsitzende des Freundeskreises Ulrike Brett-Einsiedel die folgenden Gründungsmitglieder mit einer Miniatur-Porzellangeige der Künstlerin Barbara Flügel auszeichnen: Johanna Bendorf, Günter Findeiß, Adolf Markus, Erika Munzert, Reinhard Strößner und Roswitha Hagemann. Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Einzelpersonen sowie Vertreter von Kommunen, Institutionen und Unternehmen für ihr, seit 25 Jahren andauerndes Engagement im Förderkreis Haus Marteau ausgezeichnet.
Bilder: Musik als Chance für den Glauben / Mareile Schmidt und Matthias Neumann sind die jüngsten Orgelprofessoren Deutschlands
Professoren in dem Alter, das habe es doch schon immer gegeben, beschwichtigt Matthias Neumann bescheiden. Er stammt aus Hamburg und wird demnächst sein Antrittskonzert geben. Mareile Schmidt kommt aus Westfalen und lebte zuletzt in Köln. Zumindest das kirchliche Umfeld wurde beiden in die Wiege gelegt: Neumann ist der Sohn eines Pastors, Schmidt die Tochter eines Religionslehrer-Ehepaars. Mareile Schmidt war bereits 1999 als Jungstudentin an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf eingeschrieben. Von 2001 bis 2008 studierte sie an der Hochschule für Musik in Köln die Fächer Kirchenmusik, Orgel, Cembalo und Klavierpädagogik. Ihren ersten Lehrauftrag nahm sie von 2008 bis 2012 im Fach Orgelimprovisation an der Hochschule für Musik in Köln wahr, ein zweiter Lehrauftrag kam zwischen 2009 und 2010 im Fach Orgelimprovisation an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart dazu. Seit 2010 ist sie Professorin in Bayreuth. Matthias Neumann studierte Kirchenmusik und Dirigieren in Hamburg und Wien. Seit Oktober 2009 war er Kantor an St. Marien in Fuhlsbüttel/Ohlsdorf in Hamburg, 2012 bekam er den Bach-Preisträger der Stadt Leipzig und seit dem Wintersemester 2012 ist er Professor in Bayreuth. An ihren ersten Gottesdienst erinnern sich beide noch sehr genau. Matthias Neumann denkt an die schöne Orgel in der winzigen Dorfkirche im Weserbergland und für Mareile Schmidt war es sogar ein katholischer Gottesdienst in einer kleinen Kirche nahe der holländischen Grenze, bei dem sie aushelfen durfte. Nervös seien sie damals beide gewesen, längst klar war es zu diesem Zeitpunkt für beide aber auch, dass die Musik später ihr Leben bestimmen werde. „Ich will die erste Frau bei den Wiener Philharmonikern werde“, habe sich Mareile Schmidt gedacht, als noch die Geige ihr Hauptinstrument war. Das Klavier fand sie dann doch spannender und schließlich landete sie bei der Orgel. Bei Matthias Neumann war das Klavier das erste Instrument, über den Umweg der Trompete kam auch er zur Orgel. Neumann hätte sich schon vorstellen können, Dirigent zu werden. Ein Erlebnis, an das er gerne denkt, war ein Konzert mit dem 2002 verstorbenen Dirigenten Günther Wand in Lübeck. Auf dem Programm damals: Bruckners Neunte. Man müsse nicht gläubig sein, um Kirchenmusik zu hören, sagt Matthias Neumann. Kirchenmusik habe schließlich auch etwas Spirituelles, außerdem sei Glaube ja auch nicht messbar. Für ein Studium sei der Bezug zum Glauben und zur Kirche allerdings schon wichtig, schon allein deshalb, weil die Kirche ja in den meisten Fällen der spätere Arbeitsplatz sein wird. Mareile Schmidt beobachtet während ihrer regen Konzerttätigkeit aber auch, dass immer wieder Leute in die Kirche kommen, die normalerweise nicht in einen Gottesdienst gehen würden. Mareile Schmidt: „Damit liegt in der Musik auch die große Chance, die Leute anzusprechen und neugierig zu machen.“ Keine Berührungsängste haben die beiden Kirchenmusiker mit der Popularmusik im Gottesdienst. Im Gegenteil: Beide sind froh darüber, dass die Hochschule mittlerweile auch in diesem Bereich eine professionelle Ausbildung anbietet. Die Professionalität ist Matthias Neumann wichtig, denn gerade die Popularmusik benötige ein hohes Niveau, wenn sie Eingang in die Gottesdienste finden will. Während Mareile Schmidt zum Abschalten auch gerne mal gar keine Musik hört, hat Matthias Neumann während seiner Studienzeit in Wien die Oper für sich entdeckt. Puccini, Richard Strauß, Wagner und Verdi, das alles hat er in höchster Vollendung von den berühmten Stehplätzen der Wiener Staatsoper erlebt. An der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth sind derzeit rund 50 Vollzeit- und Gaststudenten eingeschrieben. „Gerade diese Größe macht die Schule für viele Studenten attraktiv“, sagt Mareile Schmidt. Die Arbeit sei angenehm, man kennt sich eben. Aktuell kommen die Studenten nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Ungarn, Rumänien, Korea und Taiwan. Wie es sich gehört, rühren beide auch kräftig die Werbetrommel für die kleine, aber feine Bayreuther Hochschule. Die Aussichten für Kirchenmusiker seien derzeit bestens. Noch nie sei es einfacher gewesen, eine Stelle zu bekommen. Grund dafür ist die riesige Pensionswelle, die auf die Verantwortlichen derzeit zukommt. Beide beziffern die Zahl der Stellen bundesweit auf rund 1000. „Es muss also nicht immer die Schulmusik sein“, sagt Mareile Schmidt. Die Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth ist die einzige Hochschule in Bayern, die in kirchlicher Trägerschaft und staatlicher Anerkennung evangelische Kirchenmusiker ausbildet. Matthias Neumann wird am 15. Mai 2013 um 20 Uhr sein offizielles Antrittskonzert in Bayreuth geben. Unter dem Motto des Pfingsthymnus „Veni creator spiritus“ hat er dazu ein Programm mit Werken von Matthias Weckmann, Johann Sebastian Bach, Olivier Messiaen und Maurice Duruflé zusammengestellt. Karten gibt es zum Preis von 10 Euro (ermäßigt fünf Euro) an der Abendkasse. Bild: Mareile Schmidt und Matthias Neumann von der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth sind die jüngsten Orgelprofessoren Deutschlands. Tiefgründig und technisch perfekt – Musikalischer Botschafter des Regierungsbezirks / Jugendsymphonieorchester Oberfranken absolvierte erfolgreiche Ostertournee
Ihm war es gelungen, die exakt 65 jungen Musiker zwischen 13 und 24 Jahren in nur einer Woche Probenzeit im Schullandheim von Weißenstadt zu einem fulminanten Klangkörper zusammenzuführen. „Eine Woche gemeinsames Musizieren, das schweißt zusammen“, sagte Weser. Gestärkt werde aber auch das Selbstbewusstsein der jungen Teilnehmer. Till Fabian Weser, im Hauptberuf Trompeter bei der Bayerischen Staatsphilharmonie der Bamberger Symphoniker, weiß wovon er spricht. Er habe selbst auch prägende Erfahrungen „menschlicher und musikalischer Art“ in Jugendorchestern gemacht, so der Dirigent. Die Probewoche sei schon anstrengend gewesen, aufgrund der ausgezeichneten Qualität aber auch sehr beglückend. Der professionelle Anspruch, den Till Fabian Weser an die jungen Musiker stellte, wurde bereits in der Programmauswahl deutlich. Nach einer blitzsauber intonierten einleitenden Fanfare „La Péri“ für großes Blechbläserensemble des französischen Impressionisten Paul Dukas hatte zunächst die junge Cellistin Verena Obermayer, wie Till Fabian Weser ebenfalls Mitglied der Bamberger Symphoniker, als Solistin in Camille Saint-Saens 1. Cellokonzert a-Moll ihren großen Auftritt. Bei Saint-Saens geht es weniger um eine tiefgründige Interpretation als um Eleganz, die wiederum technisch Perfektion voraussetzt. Verena Obermayer meisterte die spieltechnischen Hürden absolut gekonnt und Till Fabian Weser ließ das Orchester diskret begleiten. Sogar eine Zugabe hatte die gebürtige Münchnerin im Gepäck: zusammen mit der Cellogruppe des Jugendsymphonieorchesters musizierte Verena Obermayer den Schwan aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saens.
„Mit diesem Konzert ist das Jugendsymphonieorchester Oberfranken seiner Rolle als musikalischer Botschafter des Regierungsbezirks mehr als gerecht geworden“, freute sich Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler über die erfolgreichen Konzerte. Die Aufführungen hätten gezeigt, dass in Oberfranken viele junge Talente zu Hause sind, die unter der Stabführung des phänomenalen Till Fabian Weser zu einem grandiosen Klangkörper zusammengeführt werden konnten. Das Orchester steht im Zentrum der Jugendarbeit des Hauses Marteau in Lichtenberg (Landkreis Hof), das als Internationale Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken im In- und Ausland nicht nur in Fachkreisen einen ausgezeichneten Ruf als Aus- und Weiterbildungsstätte genießt. Gegründet wurde das Jugendsymphonieorchester Oberfranken 1984 von dem Musikpädagogen Professor Günther Weiß gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm. Bilder: Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken unter Till Fabian Weser bei seiner Konzertpremiere an Ostern in der Frankenhalle in Naila. „Der Weg ist das Ziel“: Jean-Paul-Jubiläumsjahr mit Festakt eröffnet / Markgrafenbuchhandlung bietet ein Jahr lang täglich eine Jean-Paul-Lesung
Prominentester Gast war der Berliner Schauspieler und bundesweit bekannte Jean-Paul-Rezitator Hans Jürgen Schatz. Der Schauspieler hatte im März 1992 in der Bayreuther Markgrafenbuchhandlung seine allererste Jean-Paul-Lesung gegeben, seitdem zahlreiche CDs mit dem Werk Jean Pauls aufgenommen und sich in herausragender Art und Weise für den Ausbau des Dichterstübchens in der Rollwenzelei stark gemacht. „Wer sich mit Jean Paul beschäftigt, der weiß, der Weg ist das Ziel“, sagte Schatz. Einen ähnlichen Vergleich wählte auch Buchhändler Geilenkirchen. Bei Jean Paul sei der Gipfel nur über Etappen zu erreichen, sagte er. Umso erhabener sei allerdings dann das Gefühl, wenn man das Dach der Jean-Paulschen-Gedankenwelt erklommen hat. Bis es soweit ist, wird es jeweils von Montag bis Freitag immer um 17 Uhr, Samstag um 11 Uhr zehn Minuten Jean Paul geben. Geilenkirchen hofft damit, den einen oder anderen Zuhörer zum Anhänger Jean Pauls werden zu lassen. Die ganze Aktion sei als Würdigung gedacht, die vielleicht auch notwendig ist.“ Denn nicht nur das Verhältnis der Bayreuther zu Jean Paul sei gespalten, auch andersherum sei das Verhältnis durchaus ambivalent gewesen. Unter dem Titel „Das Schreibwunder aus der Friedrichstraße“ hatte Geilenkirchen eine Würdigung für Jean Paul verfasst, in der er den Dichter neben Johann Wolfgang von Goethe als umfassendstes Talent seiner Zeit bezeichnete. Jean Paul sei weder der Klassik noch der Romantik zuzuordnen, sei schnell zu einem der meist gelesenen Autoren seiner Zeit aufgestiegen und zeitweise in Vergessenheit geraten. „Vielleicht ist es unserer heutigen Spaßgesellschaft zuwider, schwierige Literatur zu lesen“, sagte Geilenkirchen. Doch das Eintauchen in die Welt Jean Pauls kann eines der beglückendsten und erfüllendsten Erlebnisse sein. Zwei, die bereits einen beachtlichen Beitrag zum Jean-Paul-Jubiläumsjahr geleistet haben sind die Kulturwissenschaftlerin Karla Fohrbeck und der Kulturpublizist Frank Piontek. Unter den Titeln Jean Paul in Oberfranken“ und „Jean Paul in und um Bayreuth“ haben sie zwei stattliche Bildbände herausgegeben, die den von ihnen entscheidend mit ins Leben gerufenen Jean Paul-Weg von Joditz bis Sanspareil sowie innerhalb Bayreuths von der Eremitage bis Schloss Fantaisie nachzeichnen. Für ihre Idee des Jean-Paul-Wegs haben Fohrbeck und Piontek 22 Gemeinden, vier Landkreise und unzählige Freunde und Förderer gewinnen können. Ihr Ziel sei es von Anfang an gewesen, „Jean Paul in die Köpfe der Menschen zu bekommen.“ Bild: Schauspieler und Rezitator Hans-Jürgen Schatz, Buchhändler Rolf J. Geilenkirchen und der Parlamentarische Staatssekretär Hartmut Koschyk (von links), der Ende April eine großangelegte Veranstaltung für Jean Paul in Berlin organisiert, haben das Jean-Paul-Jubiläumsjahr in der Bayreuther Markgrafenbuchhandlung eröffnet.
Altes Werk neu rekonstruiert
Lichtenberg. Fast 100 Jahre nach seiner Entstehung und Jahrzehnte nach seinem ominösen Verschwinden liegt das Violinkonzert des einst weltberühmten Geigenvirtuosen Henri Marteau (1874 – 1934) in neuer Orchestrierung wieder vor. Vertreter der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau, des Bezirks Oberfranken und des Steingräber-Musikverlages aus Offenbach haben eine Partitur des Werkes in Lichtenberg bei Hof an den berühmten Münchner Geiger Ingolf Turban überreicht. Turban sagte zu, sich in den kommenden Jahren dem Werk zu widmen und sowohl eine Aufführung als auch eine CD-Einspielung realisieren zu wollen. Henri Marteau hatte sein Violinkonzert, das die Opus-Zahl 18 trägt, 1916 inmitten der Wirren des Ersten Weltkriegs und während einer persönlichen Lebenskrise geschrieben. Als Halbfranzose und zudem französischer Leutnant der Reserve hatte Marteau wegen des Krieges neben seiner Professur in Berlin alle Möglichkeiten des Konzertierens verloren und wurde in der Folge mehrmals inhaftiert. Das Autograph der Partitur gilt heute als verschollen, ebenso die damals erschienenen Originalpartituren sowie sämtliche Einzelstimmen. Zuletzt gab es lediglich einen Klavierauszug und eine Tonaufnahme aus den 1970er Jahren. Die jetzt endlich wieder vorliegende Partitur hatte der in Würzburg geborene Dirigent Raoul Grüneis rekonstruiert. Grüneis ist in der Region kein Unbekannter, er leitete zwischen 2005 und 2012 das Jugendsymphonie-Orchester Oberfranken. Seit 2010 steht er an der Spitze der Türkischen Staatsoper in Istanbul. Das nicht vorhandene Aufführungsmaterial sieht Raoul Grüneis auch als den Hauptgrund dafür, dass „die spätromantisch-üppige Schöpfung“ bislang noch nicht den Weg ins Repertoire der großen Geiger gefunden hatte. Das Violinkonzert hat eine Aufführungsdauer von gut 50 Minuten und wird von Musikwissenschaftlern in eine Reihe mit den Violinkonzerten des Marteau-Freundes Max Reger aus dem Jahr 1908 und des Violinkonzertes des Briten Edvard Elgar aus dem Jahr 1910 gestellt. Es ist in drei Sätze (Allegro risoluto/Allegro energico – Adagio - Rondo) aufgegliedert und für ein Solokonzert in den Bläsern (Englischhorn, Bassklarinette, Kontrafagott) ungewöhnlich groß besetzt. Die Komposition hebt zu Beginn bereits nach wenigen Orchestertakten mit zwei kurzen Kadenzen des Solisten an. Sprüht der erste Satz nur so vor Vitalität, verrät erst der zweite, in welch depressiver und aussichtsloser Lage Marteau sich in dieser Zeit befunden habe, so Raoul Grüneis. „In memoriam“ überschrieben, entfalte sich ein Adagio von großem Ernst. Die Fähigkeit Marteaus, rhythmisch prägnante, charakteristische Themen zu entwerfen, zeige auch der Beginn des Finales (Rondo): über ungestümen Orchestertriolen spannt sich ein sechstaktiger Gedanke, der sofort den Charakter des ganzen Satzes bestimmt. Erschienen ist das Notenmaterial in dem heute in Offenbach angesiedeltem Steingräber Musikverlag, dem Henri Marteau persönlich bereits zu Lebzeiten eng verbunden war. Neben zahlreichen Kompositionen Marteaus hatte der Verlag viele Werke der Violinliteratur herausgegeben, darunter auch die Ausgabe der Sonaten und Partiten für Solovioline von Johann Sebastian Bach, in der noch heute erhältlichen und gespielten Bearbeitung von Henri Marteau. Firmengründer des Verlages ist der 1830 geborene Theodor Leberecht Steingräber, ein Cousin von Eduard Steingraeber, dem Gründer der heute in Bayreuth ansässigen gleichnamigen Pianofabrik. Von einem ganz besonderen Werk sprach Verwaltungsleiter Dr. Ulrich Wirz. Henri Marteau sei nicht nur ein sehr guter Interpret, sondern auch ein hervorragender Techniker gewesen. Dies sei auch im bislang verschollen geglaubten Opus 18 zu spüren. „Hier werde dem Solisten einiges abverlangt“, sagte Wirz und drückte seine Hoffnung aus, dass mit dem vorliegenden Violinkonzert Henri Marteau auch als Komponist wieder bekannter werde. Geiger Ingolf Turban, der im Haus Marteau einen Meisterkurs gegeben hatte, bezeichnete es als große Ehre, dass er als Interpret für das wiederentdeckte Werk auserkoren worden sei. Die Komposition endlich wieder in Händen halten zu können, sei auch für ihn ein großer Moment. Turban gilt nicht nur als Kenner Henri Marteaus, sondern auch als Spezialist für verloren geglaubte Werke der Musikliteratur. Von seinen bislang rund 40 CD-Einspielungen sind etwa die Hälfte Ersteinspielungen. Bild: Im einstigen Musikzimmer von Henri Marteau ließ der Münchner Geiger Ingolf Turban nach Jahren des Dornröschenschlafs das wiederentdeckte Violinkonzert erklingen. Erste Zuhörer waren der Verwaltungsleiter der Internationalen Musikbegegnungsstätte Dr. Ulrich Wirz, der Sprecher des Steingräber-Musikverlages Joachim Schröder und der künstlerische Leiter des Hauses Marteau Professor Dr. Dr. h.c. Peter Sadlo (von links).
Ausnahmemusiker und Weltstar:
In seiner Laudatio bezeichnete Bezirksheimatpfleger Günter Dippold Sadlo als Ausnahmemusiker und Weltstar. Wenn Sadlo dennoch mit einem regionalen Kulturpreis geehrt werde, dann vor allem deshalb, weil er sich auch um das oberfränkische Kulturleben verdient gemacht habe. Neben seiner Arbeit mit den Hofer Symphonikern, deren Musikschule und der Berufsfachschule für Musik in Kronach sei Sadlo in ganz besonderer Art und Weise mit dem Haus Marteau in Lichtenberg verbunden. In der Musikbegegnungsstätte habe er nicht nur seit Januar 1989 bislang 15 Meisterkurse abgehalten, als Nachfolger des verstorbenen Günther Weiß übernahm er 2007 die künstlerische Beratung und habe seitdem eine ganze Reihe neuer Impulse gesetzt. Nach den Worten Dippolds hatte Sadlo unter anderem die Dozentenschaft mit Augenmaß und Kennerblick erneuert und verjüngt sowie den Anteil aktiver Musiker erhöht. Nicht zuletzt sei es dem hohen Ansehen Peter Sadlos in Kollegenkreisen geschuldet, dass die Dozenten für ein vergleichsweise maßvolles Honorar immer wieder gerne in den Frankenwald kommen. Nach dem Motto: „Musik muss unter die Menschen“ habe Sadlo außerdem die Reihe „Haus Marteau auf Reisen“ eingeführt, bei der die Abschlusskonzerte der Workshops nicht mehr nur in Lichtenberg, sondern an vielen Orten Oberfrankens stattfinden.
1997 hatte Sadlo seine Stelle bei den Münchner Philharmonikern aufgegeben, um als freier Solist zu tätig zu werden. Er musizierte bereits mit vielen großen Orchestern der Welt, trat bei vielen nationalen und internationalen Musikfestivals auf und wurde unter anderem mit dem begehrten Echo-Klassikpreis als Instrumentalist des Jahres 1998 und 2006 mit dem renommierten E.ON-Kulturpreis Bayern ausgezeichnet. Daneben setzt er sich immer für zeitgenössische Musik ein, er komponiert selbst und entwarf eine eigene Schlägelserie für einen Hersteller von Schlagzeuginstrumentarien. In der Region ist Sadlo wieder Anfang November in Naila und Stegaurach zu erleben. Sadlo wird vom 5. bis zum 9. November einen Meisterkurs im „Haus Marteau“ geben und die Ergebnisse zusammen mit den Teilnehmern bei öffentlichen Konzerten am 8. November in der Frankenhalle in Naila (Landkreis Hof) und am 9. November im Bürgersaal von Stegaurach (Landkreis Bamberg) aufführen. Beginn ist jeweils um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
Bilder: TV-Stars und vielversprechende Newcomer bringen den Berg zum Beben / Am 22. Juni beginnen die Luisenburg-Festspiele Wunsiedel mit Shakespeares „Romeo und Julia“
Die Bühne, das ist ein Ausläufer des benachbarten Felsenlabyrinths, das seit Millionen Jahren existiert. Die Schauspieler, das sind zum einen prominente Stars, wie der US-Entertainer Ron Williams oder die TV-Serienhelden Arthus Brauss und Gerd Lohmeyer. Zum anderen soll aber auch immer wieder bewusst ganz jungen Schauspielern eine Chance gegeben werden, so Lerchenberg mit Blick auf Hanna Plaß und Bastian Semm. Beide stehen in diesem Jahr als Romeo und als Juli auf der Luisenburg-Bühne. „Julia“ Hanna Plaß (23) ist im benachbarten Thiersheim aufgewachsen, hat in der Statisterie der Luisenburg-Festspiele ihre erste Bühnenerfahrung gesammelt und mittlerweile die renommierte Otto-Falckenberg-Schauspielschule in München absolviert. „Romeo“ Bastian Semm (33) kommt aus Bochum, hat im zurückliegenden Jahr bereits in Bad Hersfeld den Hamlet gespielt und sich vor allem als Sänger und Gitarrist mit seinem Johnny-Cash-Programm einen Namen gemacht. Eine Kostprobe davon gibt Semm am 26. Juli im Museumshof von Wunsiedel. Beim zweiten Stück, handelt es sich mit dem Musical „Blues Brothers“ um eine Wiederaufnahmepremiere (ab 28. Juni). "Damit haben wir „den Berg zum Beben gebracht“, sagt Intendant Lerchenberg. Noch nie sei es auf der Luisenburg vorgekommen, dass das gesamte Publikum am Ende tanzt und singt. „Kein Wunder, bei der wahnsinnig geilen Musik und dem spielfreudigem Ensemble“, so der Intendant. Mit dem dritten Hauptstück „Wast – Wohin“ von dem österreichischen Gegenwartsdramatiker Felix Mitterer will Lerchenberg auf der Luisenburg eine 2004 begonnene Reihe fortsetzen, die sich dem „anspruchsvollen, ernsten und sozialkritischem Volkstheater“ widmet (Premiere 13. Juli). Der Umgang mit behinderten Menschen sei noch immer ein topaktuelles Thema, so Lerchenberg. In dem Stück geht es um einen zurückgebliebenen jungen Erwachsenen auf einem Bergbauernhof, der von seiner Familie weggesperrt wird. Ein Knecht, der ihn fördern will, scheitert letztlich an der Dorfgemeinschaft. Das Theaterstück hatte bei der Uraufführung 1977 für Furore gesorgt, für Wunsiedel hat Mitterer eine eigene Fassung angefertigt. Auf dem Programm der Luisenburg-Festspiele stehen als Eigenproduktionen außerdem das Kinderstück „Ritter Kamenbert“ und der Monolog „Cherubim“ des im benachbarten Waldsassen geborenen Autors Werner Fritsch (Premiere 19. Juli). Gastspiele gibt die Operettenbühne Wien mit Carl Zellers „Vogelhändler“ (ab 9. August), die Kultband Haindling (16. Juli) und das Münchner Blechbläserensemble „Blechschaden“ unter der Leitung von Bab Ross (23. Juli). Über mangelndes Zuschauerinteresse können sich die Luisenburg-Festspiele seit Übernahme der Intendanz durch Michael Lerchenberg nicht beklagen. Zwei Zusatzaufführungen der „Blues Brothers“ wurden bereits eingeschoben, selbst für den traditionellen Opernabend zum Schluss der Spielzeit gibt es bereits eine zusätzliche Aufführung am 20. August. Mit Carl Maria von Webers „Freischütz“ stehe diesmal „die Open-Air-Luisenburg-Oper schlechthin“ (Lerchenberg) in einem Gastspiel der Landesbühne Sachsen auf dem Spielplan. Einzelkarten seien für alle Aufführungen aber immer wieder an der Abendkasse erhältlich. Nicht rechtzeitig zu den Festspielen fertig geworden ist indes der rund 15 Millionen Euro teure Umbau des Betriebsgebäudes der Festspiele. Alles, was für den Zuschauer wichtig ist, sei aber fertig, beruhigt Bürgermeister Karl Willi Beck. Der neue, auch bei Regen, rutschfeste Bühnenbelag gehöre genauso dazu, wie die Generalüberholung der exakt 1898 Sitze. Die Qualität eines Stuhles sei schließlich für den Wert einer Theateraufführung nicht zu unterschätzen, so Lerchenberg. Paul Young und Roger Chapman zogen alle Register / Eisheilige und Pokalendspiel: Weniger Besucher als in den Vorjahren bei Maisels Weißbierfest
Doch auch diesmal dürften es einige tausend Besucher gewesen sein, die das Brauereigelände zur größten Partylocation Nordbayern machten. Hauptsächlich wegen der jeweils fast zweistündigen Auftritte der britischen Pop- und Rockstars Paul Young und Roger Chapman waren viele teilweise auch von weither angereist. Sowohl Paul Young (56) als auch Roger Chapman (70) hatten ihre großen Erfolge in den frühen 80er Jahren. Klassischer Rock, ehrlich, englisch, engagiert, war das Motto für die Rock-Classics-Nacht am Samstag. Den Auftakt machte Roger Chapman, der nicht nur seinen großen Hit „Shadow on the Wall“ aus dem Jahr 1981 (als Zugabe) erklingen ließ sondern auch noch viele anderen Hits zum Mitsingen und Mitgrölen.
Als Vorgruppe heizen am Samstag die Weißbierfest-erfahrenen „Bursting Pipes“ den Besuchern ein. Zwischen den beiden Top-Acts präsentiert sich mit der Suzan Baker (Bild unten) eine bezaubernde Sängerin und Songwriterin aus der Region nur mit einem Gitarristen als Begleitung. Unplugged coverten beide bekannte Songs und waren dabei weit mehr als nur eine Pausenüberbrückung. Davor hatte ein halbes Dutzend Fans die Gelegenheit, sowohl Paul Young als auch Roger Chapman bei einem so genannten „Meet and Greet“ persönlich kennen zu lernen. Beide schrieben fleißig Autogramme, gaben Interviews und ließen sich bestens gelaunt mit ihren Fans fotografieren.
Höhepunkt im Rahmenprogramm war mit dem 10. Maisels Fun-Run am Sonntagvormittag Bayreuths größte Laufveranstaltung, bei der diesmal mit über 2500 Läufern ein neuer Rekord aufgestellt wurde. Sämtliche Läufer hatten sich auf einen Halbmarathon-Rundkurs oder die Zehn-Kilometer-Strecke durch die Innenstadt gemacht. Die Strecke führte dabei vorbei an den Sehenswürdigkeiten der Stadt, mitten durchs Gelände der Universität und wieder zurück zum Weißbierfest. An der Strecke sorgen nicht nur die Sportbegeisterten für Motivation, es gab auch Musik mit der Band „Afro Samba“, dem „Beat Percussion Ensemble“ und „Laurel und Hardy`s Marching Band“, ehe das Fest am Sonntag wieder mit der „Heavy Volxmusic“ von den „Troglauer Buam“, der Hausband der Brauerei Maisel, ausklang. „Suchet der Stadt Bestes“ / Wagner, Wilhelmine, Jean Paul: Die „Bayreuther Geister“ der Kulturwissenschaftlerin und Kulturpolitikerin Dr. Karla Fohrbeck
Wenn Karla Fohrbeck von Bayreuth spricht, dann ist das ihre Heimatstadt. „Ich bin eine engagierte Bayreutherin – schon in der 3. Generation“, sagt sie, die während der letzten Kriegsjahre in Aachen geboren wurde. Beim Spiegel-Verlag in Hamburg begann nach den Universitätsjahren ihr Berufsleben, siebzehn Jahre leitete sie das noch immer existierende Zentrum für Kulturforschung, erst in Hamburg, später in Bonn, das unter anderem die empirischen und strukturellen Grundlagen für den Aufbau der Künstlersozialversicherung, einer Bundeskulturpolitik oder den Deutschen Kulturrat erarbeitete, aber auch auf europäischer und internationaler Ebene tätig war. Von 1990 bis 1996 sorgte sie als parteilose und relativ unkonventionelle Nürnberger Schul- und Kulturreferentin auch überregional für Schlagzeilen. Heute lebt sie in einem alten Bauernhaus in Neudrossenfeld, hat aber seit 2007 ihr Büro in Bayreuth bei der Agentur KulturPartner, wo ein Projekt nach dem anderen erfindet. Karla Fohrbeck war unter anderem am Wilhelmine-Doppeljubiläum beteiligt, ist verantwortlich für den 200 Kilometer langen Jean-Paul-Weg quer durch Oberfranken und kümmert sich um ein würdiges Gedenken an den Aufenthalt Richard Wagners im Hotel Fantaisie in Donndorf. Ihr bislang wichtigstes Projekt hat indirekt auch mit den „Bayreuther Geistern“ zu tun: der Wiederaufbau der jüdischen Infrastruktur in Bayreuth. Von Ende 2007 bis Herbst 2010 habe sie dafür viel Zeit investiert und eine Gesamtvision realisieren helfen, die überfällig war. Entstanden ist während dieser Zeit unter anderem ein Stadtplan mit sämtlichen jüdischen Stationen, ein umfangreiches Buch („Jüdisches Bayreuth“), eine Sonderausstellung sowie eine Bestandsaufnahme der rund 1000 Gräber des jüdischen Friedhofs. Auch für die jetzt laufenden Bauprojekte, wie die Errichtung einer „Mikwe“ (rituelles Tauchbad), die Restaurierung der barocken Synagoge an der Münzgasse und die Errichtung eines jüdischen Kultur- und Gemeindezentrums im Iwalewa-Haus hat sie die Grundlagen schaffen helfen und die vielen Projektpartner vom Schreibtisch ihres Büros aus koordiniert. Nebeneffekt einer dadurch notwendigen und erfolgreichen Gebäuderochade in der „Kulturmeile Münzgasse“ sei die Wölfelstraße 2 als künftiges neues Afrika- und Iwalewa-Zentrum der Universität. All dies geschieht ehrenamtlich, sagt Karla Fohrbeck wie selbstverständlich. Nach dem Motto „Suchet der Stadt Bestes“ möchte sie etwas an die Gesellschaft zurückgeben, „aus Liebe zu ihrer Heimatstadt und der Region“, wie sie sagt. Die drei „Bayreuther Geister“ spielten dabei schon in ihrer Kindheit eine Rolle. Beim Blick aus dem Fenster der ersten elterlichen Wohnung in der Ludwigstraße auf das Neue Schloss etwa, oder beim späteren Schulweg vom Luitpoldplatz durch die barocke Kanzlei- und die Friedrichstraße zur Oberrealschule (heute Richard-Wagner-Gymnasium), wo sie 1962 das Abitur ablegte. „Wilhelmine war die erste, mit der ich zu tun hatte“, so Karla Fohrbeck. Ihre Parks und das Neue Schloss seien ihr Spielplatz gewesen. „Früh“ habe aber auch schon das Interesse für Jean Paul begonnen, „vor allem für seine Doppelgänger“. Völlig selbstverständlich habe sie seine Werke aus der großen Bibliothek ihres Elternhauses verschlungen. Schwieriger sei da schon der Zugang zu Richard Wagner gewesen. Für den im Widerstand aktiven Vater sei Wagner tabu gewesen. Dafür gab es zuhause Anton Bruckner, Hugo Wolf oder Max Reger. Mit den Kindern Wolfgang und Wieland Wagners sei sie befreundet gewesen, aber die Verbindung zum Werk Richard Wagners, die sie in den prägenden Jahren Neu-Bayreuths in nahezu alle Proben und Generalproben führte, geschah eigenständig. Wagner sei auch ausschlaggebend für ihr Mythologie-Studium gewesen, sagt Karla Fohrbeck, die in Freiburg, Frankfurt, London und Paris außerdem Soziologie, Philosophie, Anthropologie, Religionswissenschaften und Volkswirtschaft studiert hatte. „Die umfassende Weltsicht der Bayreuther Geister – wozu auch Vater (Arzt) und Großvater (Ingenieur) gehörten - war die Vorstufe für alle diese Fächer“, so die promovierte Wissenschaftlerin, die auch in den zurückliegenden Jahrzehnten kontinuierlich die Festspiele besuchte und die ihre Karten für den Chereau-Ring von Spiegel-Gründer Rudolf Augstein persönlich bekam. Die Ideen gehen Karla Fohrbeck nicht aus. Noch in diesem Jahr sollen zwei groß angelegte, reich illustrierte Bände über Jean Paul in Bayreuth und Jean Paul in Oberfranken erscheinen. Sie unterstützt Pläne für einen Umzug des Jean-Paul-Museums in das Dichterhaus in der Friedrichstraße. Ein Stadtplan zum Thema „Richard Wagner in Bayreuth“ ist in Vorbereitung. Für das sogenannte Chamberlain-Haus in der Wahnfriedstraße hat sie gerade Stichworte für ein Dokumentationszentrum in der Achse München-Nürnberg-Bayreuth ausgearbeitet, das sich nicht nur historisch, sondern auch aktuell mit Antisemitismus und Rassismus auseinandersetzen könnte. Es gäbe auch schon einen vierten „Bayreuther Geist“, dem sie gerne später einmal ihre Aufmerksamkeit schenken würde: der in Bayreuth geborene und mittlerweile mehr oder weniger in Vergessenheit geratene Philosoph Max Stirner. Musik als Brücke zwischen Christen und Juden / Völkerverständigung im Vordergrund: Bayreuther Zamirchor gastierte zum wiederholten Mal in Israel
Die Erfolgsgeschichte des Zamirchores ist eng mit vielen Zufällen verbunden. Beim Skifahren in der Schweiz lernte die in ihrer Freizeit auch als Skilehrerin tätige Künstlerin den israelischen Dirigenten und zeitgenössischen Komponisten Issak Tavior kennen. „Wir wollten zusammen Musik machen“, erinnert sich Barbara Baier, aber Isaak Tavior wollte nicht unbedingt nach Deutschland. Wieder in Bayreuth angekommen, gründete Barbara Baier einen Projektchor aus Schülern und Freunden und studierte zwei Kantaten aus der Feder von Isaak Tavior ein. Noch im gleichen Jahr wurde die Komposition „Chazon Ha Azamot“ („Auferweckung des Volkes“) uraufgeführt, und zwar in Bayreuth unter der Leitung des Komponisten zum Internationalen Holocaust-Gedenktag. „Es war zum ersten Mal in der Geschichte, dass Israelis und Deutsche, Juden und Christen ein gemeinsames Gedenkkonzert veranstalteten“, sagt Barbara Baier. Es war aber auch die Geburtsstunde des Zamirchors, der bis heute ohne öffentliche Fördergelder auskommt und sich komplett über Spenden und Sponsoren finanziert. „Uns geht es um das völkerverbindende Element“, so Barbara Baier, die sich schon immer für andere Kulturen und deren Geschichte interessiert hat. Nächstes großes Projekt war ein Konzert zum 60. Gründungsjubiläum des Staates Israel zusammen mit den Hofer Symphonikern und dem Israel Oratorio Chamberchoir. Auch in Israel war man inzwischen auf den Chor aus Bayreuth aufmerksam geworden und so übernahm der israelische Botschafter die Schirmherrschaft. In Bayreuth sei das Engagement mit offenen Armen aufgenommen worden, erinnert sich Barbara Baier, auch wenn der Aufwand damals gigantisch gewesen sei. Der israelische Chor habe während seines Aufenthaltes in Deutschland rund um die Uhr unter Polizeischutz gestanden, sogar Spürhunde mussten die Stadthalle vor dem Konzert durchkämmen. Absoluter Höhepunkt in der Geschichte des Zamirchors war freilich der Auftritt vor der Vollversammlung der UN anlässlich des Holocaust-Gedenktages 2010 in der Assembly-Hall in New York und 2011 in Genf unter anderem mit Werken von Isaak Tavior aber auch mit Ausschnitten aus dem Requiem von Johannes Brahms. „Es war ein Riesenakt mit vielen schlaflosen Nächten“, bringt es Barbara Baier auf den Punkt. Die Organisatoren hatte damals eine DVD des Chores überzeugt. Es war das erste Mal, dass sich Deutschland und Israel gemeinsam daran beteiligten, und damit ein historisches Konzert.
Heute ist der Zamirchor längst als Verein organisiert, seine Mitglieder sind Hausfrauen, Schüler und Studenten genauso wie Krankenschwestern, Lehrer, Schauspieler und Erfinder. Die Altersspanne reicht von 15 bis 75 Jahren. Geprobt wird mindestens einmal pro Woche in der eigenen Zamirhalle, einer kleinen ehemaligen Fabrikhalle in Bayreuth, die von den Mitgliedern in liebevoller Kleinarbeit zum Veranstaltungsort umfunktioniert und ausgestattet wurde. Und Barbara Baier selbst ist unermüdlich am Planen, Organisieren und Managen: „Ich sitze jeden Tag sechs bis sieben Stunden an unserem Chorprojekt“ sagt sie, die noch immer jede Menge Gesangschüler unterrichtet und auch eigene Liederabende gibt und an neuen Programmen arbeitet. Aber auch mit dem Zamirchor stehen ehrgeizige Vorhaben an. Im Oktober gastiert der Zamirchor erneut in Haifa und wird Isaak Taviors neues Oratorium „König David“ zur Aufführung bringen. Im kommenden Jahr sind Auftritte unter anderem in Warschau, Breslau und Auschwitz geplant. “Es geht immer weiter mit den Ideen“, sagt Barbara Baier. Der Name des Chores kommt übrigens aus dem Hebräischen: Zamir heißt Nachtigall. Flott, lebendig und zeitgemäß: Adventliches Konzertereignis von hoher Qualität / Glanzvolle Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in der Petri-Kirche
Bachs überaus populäre Komposition erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukas- und teilweise auch im Matthäus-Evangelium nachzulesen ist. Jede der insgesamt sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums hat seinen von den anderen Abschnitten unabhängigen Platz im Kirchengeschehen zwischen Weihnachten und Epiphanias, verstreut über die Festtage zweier Wochen. Die Bestimmung der Kantate, wie sie sich aus der Leipziger Praxis zu Bachs Zeit ergab, bestand darin, im Gottesdienst aufgeführt zu werden. Damit war die komponierte Musik Bestandteil des religiösen Ablaufs. In Zeiten der modernen Aufführungspraxis und einer unbegrenzten Reproduzierbarkeit von Musik hat sich das Werk von seinem liturgischen Kontext gelöst. Eine Konzertaufführung, wie die in Kulmbach, fügt das, was zu Bachs Zeiten in der Liturgie verankert und auf mehrere Feiertage verteilt war, zu einem neuen Ganzen zusammen. Das Weihnachtsoratorium hat längst unabhängig von seiner gottesdienstlichen Funktion ein Eigenleben als eigenständiges Oratorium entwickelt. Ingo Hahn lässt die „musica juventa“ in der Kulmbacher Aufführung in authentischer instrumentaler Besetzung musizieren und schlägt dabei durchwegs überraschend schnelle Tempi an. Der Zusammenschluss musizierte perfekt, ohne falsches Pathos und zu viel feierlicher Erhabenheit. Dem Ensemble gelang es unter der Leitung des Kirchenmusikdirektors dadurch, das Bach´sche Klangbild mit einer lebendigen und zeitgemäßen Gestaltung zu verknüpfen und so dem verborgenen Geist des Werkes aufzuspüren. Dynamische Differenzierung und polyphone Abläufe kamen bestens zur Geltung, was an der hohen Transparenz liegt, die sowohl die Kantorei, als auch Instrumentalisten auszeichneten. Der Kantorei gelang es, abgesehen von dem offensichtlich krankheitsbedingt stark dezimierten Tenören, ihr hohes Niveau präzise und mit natürlicher Frische während der gesamten drei Kantaten durchzuhalten. Insgesamt wirkte die Interpretation nie unangemessen forciert, sondern folgte einfach dem musikalischen Impetus Bachs. Dies wird vor allem im fließenden Gesangstempo deutlich, das Empfindsamkeit zulässt aber auf bedeutungsschwangere Theatralik verzichtet. Trefflich besetzt waren die Partien der Solisten mit Gabriele Rösel (Sopran), Katharina Heiligtag (Alt), Christoph Rösel (Tenor) und Rudolf Hillebrand (Bass), die alle vier ein hohes Niveau erreichen. Eine zentrale Stellung nahm dabei Christoph Rösel ein, der nicht nur die zum Teil halsbrecherischen Tenorarien, sondern auch die Rezitative des Evangelisten mit lockerer Tongebung und vorzüglich deklamierend sang. Vom Umfang her fällt auch die Sopranpartie in den Kantaten IV bis VI reichhaltig aus, Gabriele Rösel konnte mit ihrer schlanken Stimme ihren Arien ebenfalls bestens Profil verleihen und überzeigte zudem durch beste Textverständlichkeit. Genauso wie Rudolf Hillebrand, für den die Partitur zwar nur eine Solo-Arie, dafür aber zahlreiche Rezitative vorsah, die er bestens gestaltete. Auch für die Altstimme hat Bach in den Kantaten IV bis VI relativ wenige Arien und Rezitative komponiert, die Katharina Heiligtag aber ausdrucksvoll und überzeugend interpretierte. Die Aufführung am Sonntag in der voll besetzten Petri-Kirche entließ die Zuhörer nicht nur froh gestimmt in die Vorweihnachtszeit, sondern hinterließ auch einen überwältigenden Eindruck, was am großen Beifall deutlich wurde.
Von „Sister Act“ bis „Happy Day“
Gospel, das heißt nicht nur pure Kirchenmusik zum Lob Gottes, sondern immer auch ein Stück Entertainment und genau darin liegt wohl das Erfolgsgeheimnis dieser Sparte. „Wir singen, weil es uns Spaß macht und wir singen das, was uns Spaß macht.“ Das ist das Motto von „Voices of Joy“, dem Chor aus dem Kulmbacher Land, den es bereits seit fünf Jahren gibt. Freilich sind die Sängerinnen und Sänger keine Profis. „jeder kann mitmachen, auch wenn er behauptet, er könne nicht singen, denn bei uns lernt man es“, sagte Chorleiterin Iris Meier. Tatsächlich hat sich der diesmal krankheitsbedingt stark dezimierte und nur mit gut 30 Mitwirkenden angetretene Chor seit seinen ersten Auftritten immens weiterentwickelt und wird mit jedem Konzert besser. Wesentlicher Bestandteil des Erfolges ist schließlich auch Florian Mehling, der den kompletten Auftritt souverän am E-Piano begleitet hat. „Voices of Joy“ bot gut 90 Minuten lang eine bunte und erfrischende musikalische Mischung aus altbekannten Gospelstandards, zeitgenössischen, modernen Klänge, swingende Liedern und beliebten Spirituals. Und wie bei Gospelkonzerten üblich, klatschte das Publikum am Ende begeistert mit. Höhepunkt des Auftritts war sicher das bekannte „I will follow him“ aus dem Film „Sister Act“, das Traditional „Down by the riverside“ oder das Lied „Halleluja“, eigentlich ein Schlager, mit dem die Gruppe „Milk and Honey“ 1979 den Grand Prix gewonnen hatte. Bemerkenswert waren dabei auch die vielen hervorragenden Stimmen aus dem Chor, die immer wieder solistisch in Erscheinung traten. Hervorzuheben ist auch, dass Chor fast das komplette Programm auswendig konnte. Für viele Besucher ging der Abend viel zu schnell vorbei und so gab der Chor gerne noch zwei Songs als Zugabe, den Ohrwurm „Glory Land“ und den bekannten Weihnachtspopsong „Rudolph The Red Nosed Reindeer“, ehe das Publikum die Sängerinnen und Sänger mit großem Applaus verabschiedete. Karfreitag im Advent / Michael Lipperts Oratoriums „Der 4. König“ wird in der Bayreuther Ordenskirche uraufgeführt
„Wer Harmonie und Beschaulichkeit erwartet, wird allerdings enttäuscht sein“, sagt Lippert, der seit fünf Jahren hauptberuflich als Kirchenmusiker an der Ordenskirche tätig ist. Zwar gebe es viele Choräle mit alten Texten, aber eben mit neuer Musik. Inhaltlich sollte der Zuhörer trotz der Adventszeit bereit sein, sich auch auf die Karfreitagsthematik einzulassen. Lippert verknüpft in seinem Werk das Märchen „Die Sterntaler“ von den Gebrüdern Grimm mit der alten russischen Legende vom vierten König. „Nur wer bereit ist, sein letztes Hemd zu geben, kann die Sterne vom Himmel holen“, heißt es im Märchen. Der König aus der Legende ist sogar bereit sein Leben zu geben, kommt dafür aber nach schier endlosen Irrfahrten über 30 Jahre zu spät ins Heilige Land. Nun wird er nicht mehr Zeuge der Geburt Jesu Christi sondern der Kreuzigung, des Todes und der Auferstehung. „Es wird das aufwändigste Stück, das wir je hatten“, ist sich Lippert sicher. Neben den Hofer Symphonikern wirken ein zehnköpfiges Djemben-Ensemble, die Kantorei Bayreuth St. Georgen, die Sopranistin Jasmin von Brünken, die Pianistin Anne Schneider und Silvia Guhr als Erzählerin mit. Zumindest andeutungsweise in Szene gesetzt wird das Werk unter anderem durch Lipperts Bruder Matthias, der die Handlung mit aufwändig gedrehten Videosequenzen und überraschende Lichtstimmungen visualisiert. Die Vorbereitungen haben nach den Worten des Komponisten, der auch die Gesamtleitung übernimmt, rund ein Jahr gedauert, die Chorproben laufen bereits seit der Sommerpause. Lippert verspricht beim Blick in seine Partitur eine sehr einfache elementare Musik mit vielen archaischen Elementen für die vor allem das Djemben –Ensemble mit seinen Trommeln steht. „Sie symbolisieren das Erdverbundene, das heidnische, vielleicht auch Dämonische“, erklärt der Komponist. So soll beispielsweise die Kreuzigung als eine Art heidnisches, dämonisches Ritual dargestellt werden. Für die beiden Aufführungen und die Generalprobe wird die Ordenskirche aufwändig umgestaltet. So gibt es in der Mitte der Kirche einen angedeuteten Golgatha-Hügel mit drei Kreuzen, der Alter wird verhüllt und am Ende soll es sogar Sterne von der Decke regnen. Für den regulären Sonntagsgottesdienst muss die Gemeinde in die Stiftskirche ausweichen, zu groß wäre der Aufwand die Aufbauten samt Orchesteraufbau und Beleuchtung zu beseitigen. Lipperts bisherige Werke waren stets irgendwo zwischen Oratorium, Kirchenoper und Musical angesiedelt und umfassten Elemente der klassischen E-Musik genauso, wie Elemente der Avantgarde, der Pop- und der Weltmusik. Spartenübergreifendes Arbeiten und Denken habe ihn schon immer interessiert. Festlegen lassen wollte sich der aus Kirchenlamitz stammende langjährige Stadt- und Bezirkskantor von Naila noch nie. Nach seinem Studium an der heutigen Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth war er Stipendiat des Bayerischen Musikrats und wirkte drei Jahre lang im Sonderchor der Festspiele mit. Neben seinen großen Werken, die Namen tragen wie „Der Mönch am Meer“, oder „Träumende Bäume“ und die existenzielle religiöse und philosophische Fragen durchaus unterhaltsam aufgreifen, gestaltet der Vater von drei Kindern auch den ganz normalen kirchenmusikalischen Alltag, Gottesdienste, Hochzeiten oder Beerdigungen. „Seine“ Kantorei beschreibt Lippert als bunte, Generationen übergreifende Mischung mit rund 80 Sängerinnen und Sängern, auch ein eigener Kinderchor für das Grundschulalter steht unter seiner Leitung. Gegen die traditionelle Kirchenmusik hat er nichts, im Gegenteil, Gabriel Faures „Requiem“, Mozarts „Krönungsmesse“ und natürlich immer wieder Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“, all das hat er auch schon einstudiert und aufgeführt. Doch irgendwann habe er auch mal etwas neues, etwas anderes machen wollen und in St. Georgen sei er dabei auf offene Arme und offene Ohren gestoßen. Der Erfolg gibt Michael Lippert recht. Alle seine Werke sind inzwischen auf CD erschienen, er wird im In- und Ausland aufgeführt und in der Ordenskirche konnte er bisher stets „ausverkauft“ vermelden, manchmal sogar mehrere Male am Stück. Das Weihnachtsoratorium „Der 4. König“ wird am Samstag, 3. und Sonntag 4. Dezember in der Ordenskirche in Bayreuth St. Georgen aufgeführt. Beginn ist jeweils um 17 Uhr. Bereits am Mittwoch, 30. September um 19.30 Uhr gestaltet er einen Einführungsvortrag im Gemeindehaus „Hinter der Kirche“.
Schönklang und Temperament
Das Programm, das wirklich mehr Besucher verdient hätte, ist gut gemixt aus bekannten, eingängigen und doch immer wieder meisterlichen Häppchen, die Dirigent Boggasch mit launigen Worten in seiner Moderation wohl dosiert serviert. Doch am Eindrucksvollsten gelingen die Zugaben: neben der Schnellpolka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauss, Leroy Andersons herrlich ironischer „Blue Tango“ und der Slow Waltz „Moon River“ aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“ von Henri Mancini. Echte Raritäten sind diese Kompositionen, zumindest in symphonischen Konzerten, und dazu noch meisterhaft auf den Punkt gebracht von Maestro Boggasch, der von 2001 bis 2006 Musikdirektor am Theater Hof war, im kommenden Jahr Operndirektor in Innsbruck wird und hoffentlich auch weiterhin immer wieder als Gastdirigent der Symphoniker auftritt. Zuvor hatte sich das Orchester vom Barock mit einem Werk von Jean Philippe Rameau über die Klassik mit Christoph Willibald Gluck und Carl Maria von Webers „Aufforderung zum Tanz“ bis hin zur Romantik kontinuierlich vorgearbeitet. Von Anton Dvorak wählte Boggasch einen Slawischen, von Johannes Brahms den berühmten 5. Ungarischen Tanz aus. Mehr noch als Dvorak hat Brahms stilisierte volkstümliche Elemente in seine Kompositionen eingebaut, deshalb funktioniert auch in Kulmbach der Wiedererkennungseffekt sofort. Nicht wenige dieser Art von Kompositionen sind mit dem „Schleier einer dichterischen Versonnenheit“ versehen. Der Dirigent und seine Musiker verwechseln dies glücklicherweise nicht mit Betulichkeit. Boggasch setzt auf Schönklang und Temperament zugleich. Die Symphoniker beginnen gehörig flott und lassen die vielen Mittel- und Nebenstimmen gekonnt aufblitzen. Einen leidenschaftlichen Dirigenten braucht es auch für die Kompositionen der Strauss-Familie, diese herzerfrischende, ganz auf Bewegung ausgerichtete Musik. Der „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann und die „Jockey-Polka“ mit dem Peitschenknall von Bruder Josef leben von ihrem lieblichen Zauber, aber auch vom dynamischen Schwung. Die Akzente hätten dabei gerne noch etwas scharfkantiger gesetzt werden können, einschmeichelnd klingt das alles sowieso. Wie Boggasch, der auch selbst als Komponist und Arrangeur für Musicals und Crossover-Projekte steht, diese Art von Musik verinnerlicht hat, wird dann im zweiten Teil des Konzertes unter anderem mit der Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach, mit dem Stundentanz aus Amilcare Ponchiellis „La Gioconda“ und dem Zigeunertanz aus Georges Bizets „Carmens-Suite“ klar. Endlich blitzt die orchestrale Brillanz und Transparenz in allen Stimmen auf, die Hofer Symphoniker musizieren auf den Punkt genau und können vor allem durch emotionale Disziplin und einer beeindruckenden Beherrschung jeder einzelnen Stimme aufblitzen. Zu den drei Zugaben brauchte sich das Orchester da nicht lange bitten zu lassen. Darstellende Kunst mit interkulturellen Aspekten / Seit 2009 leitet Hannah Kabel die Projekte des deutsch-französischen forums junger kunst
Einer der jährlichen Höhepunkte ist das Musikprojekt. Ob Giacomo Puccinis Einakter „Il Tabarro“ und „Gianni Schicchi“, Sergej Prokofiews Oper „Die Verlobung im Kloster“ oder die sensationelle Aufführung von Richard Wagner „Ring an einem Abend“, sämtliche Produktionen wurden nicht nur in Bayreuth einstudiert, geprobt und aufgeführt, sondern auch für Radio und CD aufgezeichnet und auf Tournee geschickt. Am Pult der jungen deutsch-französischen philharmonie, einem Auswahlorchester mit jungen Instrumentalisten und Musikstudenten beider Nationen, steht seit vielen Jahren der Dirigent Nicolaus Richter, auf dessen Initiative beispielsweise der berühmte französische Regisseur Philippe Arlaud schon mehrfach für das forum tätig wurde. Neben dem Musikprojekt sind es aber vor allem die zahlreichen internationalen und interdisziplinären Workshops, die das forum ausmachen. Hannah Kabel erinnert sich gerne an das eindrucksvolle Straßentheater-Projekt im Juli in Görlitz (eine Fotodokumentation darüber ist ab Mitte November im ZENTRUM zu sehen), an einen Comic-Workshop mit je sechs Zeichnern aus Deutschland und Frankreich, dessen Ergebnis als künstlerisch wertvolles und ansprechendes Comic-Heft vorliegt, oder an das Projekt „Urban Culture“ Anfang September in Bayreuth, das mit Streetdance und Streetart auch in der Region auf großen Anklang gestoßen war. „Wir bringen Sparten zusammen, die nicht unbedingt zusammen gehören“, sagt Hannah Kabel. Neben der darstellenden Kunst spiele dabei immer auch der interkulturelle Aspekt eine große Rolle. Das spielerische Erlernen der jeweils anderen Sprache gehört genauso dazu, wie das Herausarbeiten kultureller Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Seitdem wurden mehr als 250 multidisziplinäre Kurse in sämtlichen Bereichen der darstellenden Kunst (Theater, Gesang, Tanz, Clownerie, Commedia dell' arte, Pantomime) organisiert. Die Teilnehmer werden von angesehenen Fachkräften aus Frankreich und Deutschland oder anderen mitwirkenden Ländern betreut. Die Workshops finden dabei allerdings nicht nur in Bayreuth, sondern auch in anderen Städten hauptsächlich in Frankreich und Deutschland statt. Hannah Kabel stammt aus Norddeutschland, aus Ahrensbök in Schleswig Holstein. An der Universität Leipzig studierte sie Kulturwissenschaften, Soziologie und Frankreich-Studien. Ihre Auslandssemester verbrachte sie in Paris und in Montréal. 2007 kam sie erstmals nach Bayreuth und als Praktikantin für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit dem deutsch-französischen forum junger kunst in Berührung. Nach ihrer Tätigkeit als Koordinatorin des Frankreich-Zentrums der Universität Leipzig sowie als Tourmanagerin der Straßentheaterkompanie „Theater Titanic“ ist sie seit 2009 als Projektleiterin beim deutsch-französischen forum junger kunst in Bayreuth tätig. Verliebt in Bayreuth / Dr. Marina von Assel leitet das Kunstmuseum seit 1999
Ende 1998 war Dr. Marina von Assel zum ersten Mal in Bayreuth, ab März 1999 nahm sie dann die Arbeit im Kunstmuseum auf, das am 3. Dezember 1999 feierlich eröffnet wurde. Die Wurzeln gehen viel weiter zurück, auf die beginnenden 1990er Jahre. Mit dem Ziel ein Kunstmuseum zu errichten wurde damals die Dr.-Helmut- und-Constanze-Meyer-Kunststiftung gegründet, die heute einer der Grundpfeiler des Museums ist. 1993 kam die Caspar-Walter-Rauh-Sammlung dazu und im gleichen Jahr die Georg-Tappert-Schenkung. Weitere Sammlungen folgten, wie etwa die Sammlung Hertha Drescher und Günther Ruckdäschel, die Prof. Dr. Klaus Dettmann Kunststiftung, die Voithenberg-Stiftung und zahlreiche Schenkungen von Künstlern und Sammlern. Der Schwerpunkt der Sammlungen im Kunstmuseum lag von Anfang an in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, erklärt Dr. Marina von Assel. Es seien vor allem Arbeiten auf Papier verschiedener Kunstrichtungen vertreten: vom Expressionismus und Konstruktivismus bis zum Surrealismus, von der Neuen Sachlichkeit bis zum Neo-Realismus der Zeit nach 1945, vom europäischen Abstrakten Expressionismus bis zu Abstraktion und Konkretion. Größter Unterschied zu anderen Kunstmuseen: In Bayreuth gibt es keine ständige Schausammlung sondern immer wechselnde Ausstellungen zu sehen. Der Grund dafür ist ein ganz praktischer, denn die meisten der Arbeiten sind auf Papier, ein dauerhafter Lichteinfluss wäre hier schädlich und würde so manchem Werk langfristig schaden. Doch eigentlich ist das Kunstmuseum viel mehr als ein reiner Ausstellungsraum. Dr. Marina von Assel spricht von einem Kulturzentrum mit einer Ausstrahlung weit über die Region hinaus. „Wir führen rund 250 Veranstaltungen pro Jahr durch, sagt sie. Die Palette reicht von Kammerkonzerten im ehemaligen Sitzungssaal mit seinem wundervollen Seiler-Flügel über Tagungen und Volkshochschulvorträge bis hin zur umfangreichen Museumspädagogik. Daneben wird in den ehemaligen Räumen der Oberbürgermeister mit ihren aufwendig gestalteten Renaissancedecken die Tabakhistorische Sammlung der British American Tobacco gezeigt. Auch der Kunstverein hat hier seinen Sitz und der Verein Kunstmeile Bayreuth. Alles in allem kommt die Leiterin im Schnitt auf 13000 bis 15000 Besucher bei vier bis sieben Ausstellungen pro Jahr.
„Das Haus hat vor allem einen Bildungsauftrag, deshalb ist uns die Museumspädagogik so wichtig“, erklärt Dr. Marina von Assel. Unter dem Motto „MiniMax“ können bereits Kinder ab drei Jahren Kunst erleben, begreifen und sich unter fachkundiger Leitung ausprobieren. Für Kinder zwischen 5 und 8 Jahren bietet Willi Dietz seine offene „WilliWerkstatt“ an, die jeden Mittwochnachmittag stattfindet und bei der nicht nur gemalt, sondern auch mit allen denkbaren Werkstoffen gebastelt wird. Daneben gibt es eigene Angebote für Jugendliche, für Familien und sogar für kunstinteressierte ältere Bürger. Letztere haben vor allem ein Ziel, das eigene kreative Potential (wieder) zu entdecken. Zuwachs bekommt das Kunstmuseum aller Voraussicht nach im Jahr 2012 mit der Integration des Plakatmuseums. „Wir rechnen mit rund 5000 Plakaten“, sagt Dr. Marina von Assel. Alle Plakate müssen natürlich erst einmal gesichtet, archiviert, katalogisiert und gegebenenfalls restauriert werden. Dann beherbergt das Kunstmuseum mitten in der Innenstadt einen weiteren Schatz, der Bayreuth wieder ein Stück weit attraktiver machen wird. Internationale Jugend- und Friedensarbeit im Focus / Festival Junger Künstler sollte auch künftig uneingeschränkt vom Bund gefördert werden
Bereits zur Eröffnung hatte Intendantin Sissy Thammer in einer sogenannten „ungehaltenen Rede“ scharfe Kritik an der plötzlichen Kürzung geübt. Das Festival sei stets seinem Auftrag der internationalen Jugend- und Friedensarbeit nachgekommen und zwar unter ganz unterschiedlichen weltpolitischen Geschehnissen und Anforderungen, beginnend von der Unterstützung des Aufbaus neuer Demokratien in Osteuropa nach 1989 bis hin zur Begegnung von Palästinensern, Deutschen und Israelis unter dem ganz besonderen internationalen Schutzschirm Bayreuths. Darüber hinaus habe das Festival Junger Künstler in den zurückliegenden 20 Jahren keine Erhöhung der Fördermittel erhalten. Bei gleicher Aufgabenstellung hätten Kostensteigerungen stets durch neue Finanzierungswege aufgefangen werden können. Thammer bezifferte den Jahresetat des Festivals auf 450.000 Euro. Dieser „preiswerte Etat“ sei nur durch ein außerordentliches bürgerschaftliches Engagement von privaten Personen, Unternehmen und Wirtschaftsbetrieben möglich. „Es ist eines der Alleinstellungsmerkmale dieses Festivals, dass junge Kulturmanager an der Schwelle zum Berufsleben für junge internationale Künstler dieses Festival veranstalten, und dies wird nur möglich dank der Seniorpartner und Mentoren, die mit hoher Qualifikation und Einsatz die Arbeit ehrenamtlich verrichten.“ Staatssekretär Koschyk nannte das Festival ein erstklassiges internationales Aushängeschild und eines der traditionsreichsten Festivals in ganz Europa. Viele Einrichtungen müssten derzeit Sparmaßnahmen akzeptieren. Die gewünschte Förderung des Ehrenamts könne allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn ein gerechter Ausgleich zwischen staatlicher Leistung und Eigenleistung erfolge. Koschyk zeigte sich zuversichtlich, dass der Einsatz der stellvertretenden Generalsekretärin Bär für Bayreuth von Erfolg gekrönt sei, da Dorothee Bär auch als Vorsitzende der für Jugendpolitik zuständigen Facharbeitsgruppe der CDU/CSUFraktion wesentlichen Einfluss an der Ressortpolitik des Familienministeriums hat. Zuvor konnten die Gäste aus der Politik einen Einblick in die Probenarbeit des Festivals nehmen. Unter anderem besuchten Bär und Koschyk eine Probe des Symphonieorchesters, bei der der prominente Dirigent Karl Anton Rickenbacher zusammen mit rund 120 Musikern Ausschnitte aus Richard Wagners Ring des Nibelungen einstudierte. Als herausragendes Beispiel für die internationale Friedensarbeit des Festivals konnten die beiden Politiker auch an den Vorbereitungen des Projekts „Orient meets Okzident“ teilnehmen. Dabei wird nicht nur traditioneller Jazz mit orientalischer Musik verquickt, sondern auch auf die politischen Umwälzungen im Nahen Osten eingegangen. Bild: Internationale Jugend- und Friedensarbeit als Auftrag: Staatssekretär Hartmut Koschyk, die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär und Intendantin Sissy Thammer (von rechts) mit einigen Teilnehmern des Festivals Junger Künstler in Bayreuth. Klassik bei Brezen, Bier und Bratwürsten / 61. Festival Junger Künstler in Bayreuth: Kleine Festspiele am Fuße des Grünen Hügels
Eigentlich ist Alexander Tischendorf „nur“ ein Einspringer. Weil ein anderer Teilnehmer ausgefallen war, bekam er von seinem Lehrer die Chance, nach Bayreuth zu fahren. Erst drei Wochen vor dem Festival hat er davon erfahren, nun darf er unter dem berühmten Schweizer Dirigenten Karl Anton Rickenbacher in Richard Wagners „Bruchstücken“ aus „Der Ring des Nibelungen“ musizieren und freut sich bereits auf die Abschlusskonzerte, die heuer in Bayreuth, Bamberg und Glashütten stattfinden. Die notwendige Erfahrung bringt er auf jeden Fall mit, hat er doch schon unter so renommierten Pultstars wie Marek Janowski oder Marc Piollet musiziert. Die Voraussetzung von zu Hause aus liegen ebenfalls vor, beschreibt er doch seinen Vater als echten „Wagnerianer“. Erstes Ziel für Alexander Tischendorf ist es nun, noch eines der begehrten Tickets für das Festspielhaus zu bekommen. „Für den Parsifal würde ich mir ein Bein brechen“, sagt er halb im Scherz, halb ernst.
Alexander Tischendorf und Andreas Hofmann sind nur zwei von insgesamt rund 450 Teilnehmern beim Festival Junger Künstler aus insgesamt 34 Nationen, die derzeit die Stadt Bayreuth bereichern. Beim sogenannten Bayreuther Abend stellten sich die jungen Musiker in den verschiedensten Formationen erstmals öffentlich dem Publikum vor. Wie in jedem Jahr gab es einen bunten Reigen von Darbietungen, Kammermusik in verschiedensten Besetzungen, Tanzmusik aus aller Welt und viele musikalische Überraschungen. Frei nach dem Motto „Mit leerem Magen studiert sich´s schlecht“ wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt: mit fränkischen Bratwürsten, Brezeln und Bayreuther Bier.
Die
Stadt Bayreuth sei stolz ein Festival zu beherbergen, das längst zu einer festen
Institution im Kulturleben der Stadt geworden ist, so Bayreuths
Oberbürgermeister Michael Hohl. „Das Festival junger Künstler ist aus dem
sommerlichen Leben Bayreuths nicht mehr wegzudenken“, sagte Hohl, schon deshalb,
weil das Festival als Bühne die gesamte Innenstadt nutze und damit den
Bayreuther Kultursommer ungemein bereichere. Das Stadtoberhaupt erinnerte auch
an die Gründung als internationales
Das Festival Junger Künstler dauert heuer bis zum 30. August. Höhepunkt ist das große Konzert des Sinfonieorchesters am Donnerstag, 25. August um 20 Uhr in der Bayreuther Stadthalle. Alle Besucher der Stadt haben in den kommenden Wochen außerdem Gelegenheit, den Ensembles des Festivals auf den Straßen und Plätzen der Stadt zu begegnen. Daneben treten die Mitwirkenden mit klassischer Musik und Folklore aus ihren Heimatländern auf den Bühnen ganz Oberfrankens und teilweise sogar weit darüber hinaus auf.
Bilder: 01.07.2011
30 Jahre „Matineen zur Festspielzeit“ – 20 Jahre Schuke-Orgel
Seit genau 30 Jahren gibt es bereits die „Matineen in der Festspielzeit“. Krückl hatte diese Konzertreihe neben vielen anderen ins Leben gerufen. Aus kleinsten Anfängen heraus haben sich die Matineen mittlerweile zu einer Art Geheimtipp bei Einheimischen wie Festspielgästen entwickelt. Nach einem Sonntagsgottesdienst im August blieb der damals noch ganz neue Kantor einfach am Spieltisch sitzen und improvisierte noch ein wenig. Die Gottesdienstbesucher taten es ihm gleich und zeigten sich dankbar für die musikalische Darbietung. „So waren die Matineen entstanden“, sagt Krückl, der sie später auf Samstags verlegt hatte und mit der Zeit nicht mehr nur Orgelkonzerte spielte, sondern auch kleine Ensembles einlud. Ob Musiker aus dem Festspielorchester, Teilnehmer des Festivals Junger Künstler (Jugendfestspieltreffen) oder auch Mitglieder der Bamberger Symphoniker, sie alle kamen immer wieder gerne in die Schlosskirche, um das Publikum mit ihrer Kunst zu erfreuen und ihren Darbietungen zu konfrontieren. Rund ein Drittel der mittlerweile rund 230 Matineen hat Christoph Krückl selbst bestritten, beispielsweise mit Wagner-Transkriptionen für Orgel, die der Kantor vor einigen Jahren auch auf CD eingespielt hat. Als großen Glücksfall für die Schlosskirche bezeichnet Krückl dabei die neue Schuke-Orgel, die genau vor 20 Jahren geweiht wurde. Bis zu 600 Besucher hätten sich bei den Matineen schon im Gotteshaus gedrängt, um die Transkriptionen und Paraphrasen zu hören. „Das ist um so erstaunlicher, als dass für die Matineen kaum geworben und Wagner für den Kirchenmusiker kaum etwas hergibt“, sagt Krückl. Ganz im Gegensatz zu Franz Liszt, dessen 200. Geburtstag die Musikwelt heuer feiert. Kein Wunder dass auch die Kirchenmusik an der Schlosskirche das Jubiläumsjahr mit hochkarätigen Beiträgen bereichert. So veranstaltet Krückl vom 23. Juli bis zum 6. August eigene Franz-Liszt-Tage, bei der unter anderem Liszts „Missa choralis“ für Chor und Orgel oder seine Symphonische Dichtung „Festklänge“ aufgeführt werden soll. Franz Liszt habe weit über 60 kirchenmusikalische Werke geschaffen, weiß Krückl, der die Interessantesten im Spätwerk wieder findet. Hier sei es Liszt gelungen, seine musikalischen Gedanken fragmentarisch zu reduzieren, was die Kompositionen äußerst spannend mache. Eröffnet werden die Liszt-Tage mit der 232. „Matinee in der Festspielzeit“ am Samstag, 23. Juli um 12 Uhr. Der Fürther Organist Andreas König wird dabei Liszts „Elisabeth-Legende“ sowie die Franz Liszt gewidmete Sonate III a-Moll von August Gottfried Ritter aufführen. Nicht zuletzt aufgrund des großen Erfolgs der Matineen hat die Konzertreihe mittlerweile sogar einen eigenen Ableger zur Adventszeit bekommen: „Viele Menschen sind dankbar dafür, wenn wir an den hektischen Adventssamstagen eine halbe Stunde meditativen Ausgleich abseits des Trubels auf dem Markt anbieten“. Viele weitere musikalische Ideen gehen auf die Initiative von Christoph Krückl zurück. Das Neujahrskonzert in der Schlosskirche etwa oder zusammen mit Richard Lah die „Bayreuther Orgelnacht“, die früher regelmäßig in einer der längsten Nächte des Jahres im Spätherbst veranstaltet wurde und mittlerweile in einer der kürzesten Nächte Ende Juni stattfindet. Daneben wirkt Krückl beim Festival „Zeit für neue Musik“ des von ihm geschätzten Bayreuther Komponisten Helmut Bieler mit und tourt mit Jan Burdinski und dem Fränkischen Theatersommer mit Improvisationen zum Buch „Hiob“ durch Oberfranken. Bei vielen Musikfreunden noch bestens in Erinnerung ist Krückls Beitrag zum Festival „Bayreuther Barock“, das er unter anderem mit einem Händel-Zyklus und der Aufführung der Oratorien „Messiah“, „Belshazzar“ und „Saul“ bereichert hatte.
Krückls unverkrampfte Haltung zu anderer Musik wird auch in einer kleinen Anekdote deutlich: Vor genau zehn Jahren wurde ausgerechnet in der Bayreuther Oberfrankenhalle ein Portrait des populären Bandleader James Last für das US-amerikanische Fernsehen aufgezeichnet. Bei der Suche nach einem Chor, der das berühmte „O fortuna“ aus Carl Orffs „Carmina Burana“ schmettern sollte, wurden die Produzenten schnell beim Kammerchor Bayreuth fündig. „Wir haben aus Neugierde und Offenheit gerne mitgemacht“, sagt Krückl. Augenzwinkernd räumt er ein, dass das Ganze nicht ganz uneigennützig war. Mit der verhandelten Gage konnte die Aufführung der Johannes-Passion von Bach entscheidend mitfinanziert werden. Christoph Krückl wurde in Hinterschmiding (Landkreis Freiung-Grafenau) im Bayerischen Wald geboren. Sein Vater war in der Heimatgemeinde bereits als Organist und Chorleiter tätig und so fand auch er schnell seinen Platz am Spieltisch der Orgel. Nach dem Studium an der damaligen Fachakademie für Kirchenmusik in Regensburg und später an der Musikhochschule in Würzburg, unter anderem bei dem bekannten Organisten Günther Kaunzinger, bewarb er sich für die damals neu geschaffene Stelle des Regionalkantors in Bayreuth und gehört seitdem untrennbar zum Kulturleben der Stadt. Als Mitarbeiter des Amtes für Kirchenmusik in Bamberg betreut er die Diaspora-Dekanate Bayreuth, Kulmbach und Hof. Nach dem Kirchenmusikstudium erwarb Krückl Diplome in den Fächern Orgel und Konzertgesang, daneben spielte er Trompete, während seiner Studienzeit auch aushilfsweise im Orchester des Regensburger Stadttheaters. In Bayreuth folgten Lehraufträge an der Universität und der Hochschule für evangelische Kirchenmusik. Zugleich ist er Gründungmitglied und in den Vorständen des Diözesanverbandes und des Bundesverbandes katholischer Kirchenmusiker. „Die Kunst war mir immer das Größte!“ / Kreativ und engagiert: Die Malerin und Bildhauerin Ursula Wolf lebt seit über 50 Jahren in Kulmbach
Ursula Wolf ist in vielen Stilrichtungen zuhause, sie malt wahlweise realistisch oder abstrakt, vor allem Köpfe und Gesichter, aber auch Stilleben und Landschaften. Gerade in den zurückliegenden Jahren setzt sie dabei immer mehr auf starke Farben, selten ein Werk von ihr, das nicht ein knalliges Rot in sich trägt. Noch immer ist sie sehr experimentierfreudig und legt sich keinesfalls auf einen Malstil fest. Gerade hat sie entdeckt, welch außergewöhnliche Effekte sich auf gewelltem Papier erzeugen lassen. Viele ihre Werke sind aber auch ganz klassisch auf Papier, Pappe oder Leinwand entstanden. Bei ihren Kleinplastiken, die sie meist in Ton modelliert und davon Bronze-Abgüsse anfertigen lässt, dominiert dagegen eindeutig die runde Form.
Ihr Alter sieht man der Künstlerin nicht an, spontan würde man sie wesentlich jünger einschätzen. Wenn nur der Sturz vor einigen Wochen nicht gewesen wäre, der ihr das Gehen derzeit recht schwer macht. Aber von solchen Widrigkeiten lässt sich Ursula Wolf nicht unterkriegen. Sie hat schon ganz anderes erlebt. 1939 etwa, als die Kunstakademie Weimar, wo sie bei dem berühmten deutschen Bildhauer Emil Hipp (1893 – 1965) studierte, wegen des ausbrechenden Krieges geschlossen wurde. Ursula Wolf wurde danach als Krankenschwester vier Jahre lang in einem Lazarett in Krakau eingesetzt. Als die russischen Truppen näher rückten, war es ihr gelungen, mit einem der letzten Züge nach Hannover zurückzukommen. Dort musste sie dann die schrecklichen Bombenangriffe auf die Stadt miterleben, meist im Luftschutzkeller. Von der Wohnung der Eltern blieb danach nichts mehr übrig, die eigene Wohnung wurde gleich zwei Mal vollständig demoliert.
Den immer wieder zitierten Begriff der „Grande Dame der bildenden Kunst in Kulmbach“ hört sie eigentlich nicht so gerne, gleichwohl sie bereits 1959 eine erste eigene Ausstellung in der Sparkasse hatte. Viele weitere sollten folgen, ebenso wie die verschiedensten Auszeichnungen: 2003 wurde sie etwa mit dem Kulturpreis des Kulmbacher Landkreises ausgezeichnet. „Die Kunst war mir immer das Größte!“, schreibt sie in einem Bildband, der ihr im vergangenen Jahr gewidmet wurde. Und weiter heißt es: „Wenn ich eine große Karriere als gefeierte Künstlerin hätte machen wollen, dann hätte ich in eine Metropole gehen müssen. Ich wollte aber viel lieber in Kulmbach bleiben …“ Tasche, Taktstock, Tintenfass: Thüringische Landesausstellung in Weimar dokumentiert Leben und Werk von Franz Liszt
Schon im Schnelldurchgang durch die Ausstellung wird deutlich: Mit der Klassik Stiftung Weimar und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar waren echte Kenner der Materie am Werk, die auf einen schier unendlichen Schatz an „Lisztiana“ zurückgreifen konnten. So stammen die über 350 Exponate unter anderem aus dem weltweit größten Liszt-Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs, aus den Sammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und aus den Museen der Klassik-Stiftung Weimar. Neben den vielen kostbaren Autographen sind viele persönliche Gebrauchsgegenstände Liszts, zeitgenössische Graphiken und Gemälde, Kunstgegenstände, Konzertprogramme, Briefe und Erstausgaben seiner Werke zu sehen. Der Besucher sollte dabei unbedingt im Schiller-Haus beginnen, in dem mit einer aufwändigen Ausstellungsarchitektur das Leben von Franz Liszt von der Geburt in Raiding bis zum Tod in Bayreuth chronologisch aufgearbeitet wird.
Interessant ist auch Liszts Brieftasche, die zwar ein wenig abgewetzt erscheint, aber dennoch jederzeit wieder benutzbar wäre. Viele, bislang wenig publizierte Fotografien Liszts sind in der großangelegten Schau zu sehen, oft hatte sich Liszt im Kreise von Freunden, Schülern und Bewunderern ablichten lassen. Gemeinsam ist allen Fotografien, dass Liszt, obwohl oft nur so groß wie ein Stecknadelkopf, aufgrund seiner imposanten Erscheinung immer gleich auf den ersten Blick heraussticht. Mag der Vergleich des „Superstars Liszt“ mit dem „King of Pop“ Michael Jackson, den der Audio-Guide gleich zu Beginn der Ausstellung aufgreift, auch allzu abgedroschen sein, die Ausstellung beweist, dass die Erwartungen echter Fans kein Phänomen der Gegenwart ist. So hatte sich Liszt eigens eine Druckplatte mit seiner Unterschrift anfertigen lassen, und den vielen Anfragen nach signierten Fotografien nachkommen zu können. Auch ein Haarbüschel Liszt ist zu sehen, wie der damalige Besitzer, oder wahrscheinlich die Besitzerin, ihn ergattern konnte, ist nicht bekannt.
Die thüringische Landesausstellung „Franz Liszt – Ein Europäer in Weimar“ ist noch bis zum 31. Oktober täglich, außer Montag von 10 bis 18 Uhr im Schiller-Museum und im Schlossmuseum von Weimar zu sehen. Begleitend dazu ist ein fast 300 starker Katalog erschienen, der mit seinen zahlreichen Beiträgen führender Liszt-Kenner und seinen vielen farbigen Fotos und Reproduktionen schon jetzt das Zeug zum Standardwerk hat . Die Klassik Stiftung Weimar hat daneben auch ein Buch mit dem Titel „Kosmos Klavier“ herausgegeben, das die historischen Tasteninstrumente aus dem Besitz der Stiftung ausführlich vorstellt und in den historischen Kontext einordnet. Weitere Informationen zum Begleitprogramm der Ausstellung gibt es im Internet unter www.klassik-stiftung.de/liszt.
Bilder: Einstiger Bestsellerautor soll wieder in Bewusstsein gerückt werden / 20 Stationen zeigen künftig die Spuren Jean Pauls in Bayreuth auf
Von 1804 bis zu seinem Tod am 14. November 1825 lebte der Dichter in verschiedenen Wohnungen in Bayreuth, auf dem Stadtfriedhof an der Erlanger Straße fand er seine letzte Ruhestätte. Die 20 großformatigen Informationstafeln werden den von ihm selbst vielfach frequentierten Weg zwischen dem ehemaligen Dichterstübchen der Rollwenzelei an der östlichen Stadtgrenze bis hin zu seinem „ersten Himmel“, Schloss und Park Fantaisie im südlichen Vorort Eckersdorf/Donndorf, illustrieren. Jede Tafel soll dabei ein Thema besetzen, das zu Jean Pauls Gedankenwelt, zu Leben und Werk, aber auch zu der Lokalität, an der sie zu finden ist, einen direkten Bezug hat, so Projektkoordinatorin Dr. Karla Fohrbeck.
Der Bayreuther Teil des Jean Paul Wegs führt den in Joditz beginnenden Weg fort, der über Hof, Schwarzenbach an der Saale, den Waldstein, Weißenstadt nach Wunsiedel und von dort über Bad Berneck zur Eremitage nach Bayreuth führt. Zahlreiche Sponsoren hätten dazu beigetragen, dass Jean Paul in der gesamten Region wieder verankert ist, sagt Karla Fohrbeck. Gefördert wurde der Weg ihren Worten zufolge vom Kulturfonds Bayern und der Nürnberger Versicherungsgruppe sowie von der Oberfrankenstiftung und den Gemeinden, Städten und Landkreisen, die der Weg verknüpft.
Neben der feierlichen Eröffnung durch den ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten und Schirmherrn des Projekt, Günther Beckstein, wird es am Sonntag auch zahlreiche Gratisführungen zwischen einzelnen Bayreuther Tafelstandorten geben, die das Bayreuther Leben des Dichters erschließen. Von 12 bis 17 Uhr können die neuen Tafeln mit Bus, Kutsche und zu Fuß erkundet werden. Unter dem Motto „Himmel, welch ein Bier“ geht es beispielsweise von der Harmonie am Schlossberglein zur Einkehr in die Becher Bräu. Wer sich seinen Kuchen im Café Fantaisie verdienen möchte, startet mit der Führung am Schlößchen in Meyernberg. „Jean Pauls täglicher Weg zur Rollwenzelei“ kann nicht nur zu Fuß vom Jean-Paul-Museum aus erkundet werden, hier nimmt auch eine Pferdekutsche Passagiere mit. Vom Jean-Paul-Platz aus kann man sich zum Jean-Paul-Museum führen lassen, oder man taucht in Jean-Pauls Friedrichstraße ein und entdeckt versteckte Hinterhöfe und Gärtchen. Die barocke Friedrichstraße mit ihren Gasthöfen wird sich an diesem Sonntag in eine Jean-Paul-gemäße Schlemmermeile (angeboten werden unter anderem Ofenkartoffeln mit „Siebenkäs“) verwandeln.
Bilder:
Geistige Heimat in mehreren
Kulturen
Durch die Heirat seiner Tochter Cosima mit Richard Wagner pflegte Liszt auch enge Beziehungen zu Bayreuth. Während seines letzten Besuches 1886 verstarb der Künstler in Bayreuth, wo er auf dem Stadtfriedhof seine letzte Ruhestätte fand. Aufgrund der engen Beziehungen zu Bayreuth stellte das Ministerium die Sondermarke und die Gedenkmünze nicht nur in Thüringen vor, das Liszt für viele Jahre zur zentralen Wohn- und Wirkungsstätte wurde, sondern am gleichen Tag auch in Bayreuth im Vorfeld eines Klavierabends mit Preisträgern des Franz-Liszt-Wettbewerbs.
Ministerpräsidentin Lieberknecht, die mit der Präsentation von Marke und Münze gleichzeitig das Europäische Liszt-Jahr in Thüringen eröffnen konnte, kündigte für die kommenden Monate mehr als 200 Konzerte, Wettbewerbe, Ausstellungen und Installationen zum Thema Franz Liszt an. Dies zeige, dass sich der Freistaat seinem reichen kulturellen Erbe verpflichtet sehe. Liszt selbst, so Lieberknecht, habe sich zwar nichts aus Ehrungen gemacht, wäre aber dennoch glücklich gewesen, über diese Form der Erinnerung weit über seinen Tod hinaus.
Die 55-Cent-Briefmarke zeigt ein Portrait von Franz Liszt aus einer der frühesten bisher bekannten Fotografien um das Jahr 1843. Liszt war zu diesem Zeitpunkt Anfang 30 und Stand bereits im Zenit seiner Pianistenkarriere. Neben dem Bildnis ist ein Ausschnitt aus einer Notenzeile zur Komposition seiner Konzertetüde „Waldesrauschen“ zu sehen. Gestaltet wurde die Sondermarke von den Graphikern Jens Müller und Karen Weiland aus Düsseldorf. Die Zehn-Euro-Gedenkmünzen sollen den von einem willensstarken Charakter geprägten Liszt in der Mitte seines Lebens zeigen, die Umschrift enthält das Zitat Liszts: „Genie oblige / Genie verpflichtet“. Der Entwurf stammt von Michael Otto aus Rodenbach, geprägt wurden die Münzen in Karlsruhe. Franz Liszt wird mit der Marke freilich nicht zum ersten Mal philatelistisch geehrt. Bereits 1961 zum 150. Geburtstag waren in der damaligen DDR und 1986 zum 100. Todestag in der Bundesrepublik Sondermarken erschienen.
Bilder:
Mozart in Bamberg: „Kein Komponist
ist vielschichtiger“
Künstlerischer Leiter der Sommer Oper Bamberg ist der junge, aus Amerika stammende Dirigent Till Fabian Weser. Er hatte das Projekt, an dem heuer rund 70 Nachwuchskünstler aus knapp 20 Nationen teilnehmen werden im Jahr 2005 ins Leben gerufen. Seitdem gibt es im zweijährigen Turnus wieder Oper in Bamberg. Begründet hatte die Bamberger Operntradition im frühen 19. Jahrhundert der Schriftsteller und Komponist Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, ebenfalls ein begeisterter Mozart-Anhänger, der seinen dritten Vornamen aus Verehrung für den Salzburger Meister in Amadeus änderte und fortan als E. T. A. Hoffmann auftrat. Er wirkte als Kapellmeister in dem Bamberger Stadttheater, das heute seinen Namen trägt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts war die Operntradition in Bamberg zum Erliegen kommen. Den Orchestergraben gibt es noch, auch wenn das Haus mittlerweile als Ein-Sparten-Theater mit Ausrichtung auf das Schauspiel geführt wird, so Dirigent Till Fabian Weser, der mit seinem Engagement für die Sommeroper auch ein Stück Musiktradition in der Weltkulturerbestadt wieder beleben möchte.
Weitere Workshops für die Musiker gibt es unter anderem mit der Barockgeigerin Michi Gaigg vom L´Orfeo Barockorchester und der Traversflötistin Claire Genewein von der Anton-Bruckner Universität in Linz, wobei die Schwerpunkte vor allem auf den Bereichen Alte Musik und historische Aufführungspraxis liegen. Daneben gibt es ein Kammermusiktraining mit Musikern der Bamberger Symphoniker und einen Kurs in Opernitalienisch mit der Sängerin Valentina di Taranto. „Mit diesem hochkarätigen Angebot qualifiziert sich Bamberg künftig als die musikalischen Nachwuchsförderstadt“, sagte der frühere bayerische Kunstminister Thomas Goppel, der an der Spitze des Fördervereins der Sommer Oper Bamberg steht. Mit dem Bindeglied der Symphoniker biete Bamberg ein ungeheueres Potenzial, das die Sommer Oper zu neuer Blüte bringen soll. Die Workshops und Meisterkurse der Sommer Oper Bamberg beginnen am 11. September, die Aufführungen von Mozarts „Le Nozze die Figaro“ finden am 4., 6., 7., 9., 10. und 12. Oktober im Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater statt. Weitere Information: www.sommer-oper-bamberg.de. Bilder: Der Dirigent und künstlerische Leiter der Sommer Oper Bamberg Till Fabian Weser hat die österreichische Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager zu einem Meisterkurs verpflichtet. „Träumende Bäume“ und der „Mönch am Meer“ / Innovative Konzertprojekte sind das Markenzeichen des Kirchenmusikers Michael Lippert
Sieben große Werke hat Michael Lippert bereits geschrieben, die irgendwo zwischen Oratorium, Kirchenoper und Musical angesiedelt sind und die Elemente der klassischen E-Musik genauso beinhalten, wie Elemente der Avantgarde, der Pop- und der Weltmusik. Spartenübergreifendes Arbeiten und Denken habe ihn schon immer interessiert. Festlegen lassen, das wollte sich der aus Kirchenlamitz stammende langjährige Stadt- und Bezirkskantor von Naila noch nie. Nach seinem Studium an der heutigen Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth war er Stipendiat des Bayerischen Musikrats und wirkte drei Jahre lang im Sonderchor der Festspiele mit. An den damaligen Chorleiter Norbert Balatsch hat er die besten Erinnerungen, ebenso an seine Erlebnisse im Orchestergraben. „Es ist, als ob man in der Partitur sitzt“, sagt Lippert. Da erst habe er eine Ahnung davon bekommen, was Instrumentation wirklich bedeutet. Neben seinen großen Werken, die Namen tragen wie „Der Mönch am Meer“, oder „Träumende Bäume“ und die existenzielle religiöse und philosophische Fragen durchaus unterhaltsam aufgreifen, gestaltet der Vater von drei Kindern auch den ganz normalen kirchenmusikalischen Alltag, Gottesdienste, Hochzeiten oder Beerdigungen. „Seine“ Kantorei beschreibt Lippert als bunte, Generationen übergreifende Mischung mit rund 80 Sängerinnen und Sängern, auch ein eigener Kinderchor für das Grundschulalter steht unter seiner Leitung.
Ins Schwärmen kommt Michael Lippert, wenn er von der Ordenskirche als Aufführungsort spricht. Mit rund 800 Plätzen sei die Ordenskirche nicht nur die Kirche mit den meisten Sitzplätzen in Bayreuth, sie biete auch eine regelrechte Konzertsaalakustik. Es gebe keinen großen Hall, und durch den quadratischen Grundriss sei ein unmittelbares Erleben des Dargebotenen möglich. Für die Zukunft steckt Lippert voller Pläne und Ideen. Genaueres dazu möchte er allerdings noch nicht verraten. Im März steht erst einmal das Projekt „Karneval in Venedig“ an, in dem er, durchaus ungewöhnlich in der Kirche, barocke venezianische Musik mit Texten, Masken und Verkleidung verbindet. Im Dezember folgt die Uraufführung von „Der vierte König“. Innovative Konzertprojekte, das wird auch in Zukunft das Markenzeichen des Bayreuther Kirchenmusikers Michael Lippert sein. 28.10.2010
E.ON-Kulturpreis Bayern für
Heinz Badewitz
In seiner Laudatio für Heinz Badewitz bezeichnete E.ON-Bayern- Vorstandsvorsitzender Thomas Barth die Hofer Filmtage als tragenden Pfeiler der bayerischen Kulturlandschaft und ihren Leiter als dienstältesten Festivalchef Europas. Badewitz hatte 1967 gemeinsam mit befreundeten Filmemachern die Filmtage gegründet, alljährlich bieten sie eine Bühne für hoffnungsvolle Talente, die dort ihre Debütfilme zeigen. Die Geschichte des Festivals sei eng verknüpft mit der Geschichte des neuen deutschen Films, sagte E.ON-Chef Barth. Die Filmtage prägten nicht nur das kulturelle Selbstverständnis einer ganzen Region, sondern seien auch ein wichtiger Motor für die bayerische und deutsche Filmlandschaft. Der Preis für Badewitz reiht sich ein in eine lange Reihe von Auszeichnungen, die der gebürtige Hofer bislang erhalten hatte. So wurde er unter anderem bereits 1991 beim Bayerischen Filmpreis mit einem Sonderpreis geehrt, 1998 erhielt er beim Deutschen Filmpreis einen Ehrenpreis.
Die mit insgesamt 170000 Euro dotierten Ehrungen wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Wissenschafts und Kunstministerium heuer zum sechsten Mal verliehen. Mit dieser Auszeichnung leiste der Energieversorger E.ON Bayern einen Impuls zum Erhalt der kulturellen Vielfalt und biete zugleich eine Bühne für Kunst und Wissenschaft in der Region, sagte der Minister Wolfgang Heubisch bei der Preisvergabe. Er nannte den Kulturpreis einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt der bayerischen Kunst- und Wissenschaftslandschaft. Kultur sei letztlich ein gesellschaftliches Gemeinschaftsprodukt, an dem mitzuwirken alle aufgefordert sind: der Staat, die Bürger und die Wirtschaft. Nach den Worten von E.ON-Vorstandschef Barth soll die Auszeichnung bewusst den Focus auf das kulturelle und künstlerische Schaffen in den bayerischen Regionen lenken. Der Kulturpreis Bayern zeichne deshalb einerseits Persönlichkeiten aus, die sich in besonderer Weise um Kunst und Kultur verdient gemacht hätten. Andererseits will das Unternehmen laut Barth bewusst die besonderen Leistungen junger Menschen im Bereich von Wissenschaft und Kunst ins Rampenlicht rücken.
Bilder: 23.09.2010
Renommierter Liedermacher
und einflussreicher Songpoet /
In dem Album, mit dem Wolfrum gleichzeitig sein 30. Bühnenjubiläum feiert, steckt jede Menge Folk und Rock und wie immer auch ein wenig Sarkasmus. Kritisch und humorvoll zugleich skizziert Wolfrum, der in der Fachpresse als einer der renommiertesten Liedermacher Deutschlands und einflussreicher Songpoet bezeichnet wird, ein ironisches Bild aktueller Gegebenheiten. Musikalisch reiht er sich dabei zwischen Ray Davies, Reinhard Mey und Colin Wilkie ein. Seine akustische Gitarre trägt die Melodien und bietet außerdem das Fundament für seine warme Stimme. Unterstützt wird Wolfrum dabei nicht nur von zahlreichen Gastmusikern aus der fränkischen Szene, sondern erstmals auch von Sohn Constantin an der E-Gitarre. Daneben gehört Alexander „Sandy“ Wolfrum aber auch zu den Musikern, die den fränkischen Dialekt in der Musikszene etabliert haben. Der Bayreuther hatte seine Erfahrung in fast drei Jahrzehnten „Feelsaitig“ gesammelt, eine Zeit, die auf der zweiten CD-Neuerscheinung mit dem Titel „Die Brille in den Stiefeln“ wieder auflebt. Zusammen mit der Band, teilweise auch im Alleingang stellt Wolfrum darauf 22 Studio- und Liveaufnahmen vor, die exemplarisch für die zurückliegenden drei Jahrzehnte stehen. Aufnahmen vom Bayreuther Bürgerfest 1988 (!) sind genauso dabei, wie Auftritte beim legendären Folkfestival in Rudolstadt. Zuletzt machte Wolfrum mit seiner Benefizaktion für das Bayreuther Kinderhaus von sich reden. Unter dem Titel „Wir bauen ein Haus“ hatte er nicht nur mit einer bundesweit erhältlichen Benefiz-CD das Projekt tatkräftig unterstützt, sondern war auch bei der Eröffnung aufgetreten. Grund war der Neubau der ehemaligen Kindertagesstätte Munckerstraße und die Errichtung eines schmucken Kinderhauses im Stil des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Wenn es auch nach dem Tod des Bassisten Hanzie Scharrer vor einigen Jahren etwas ruhiger um die Bayreuther Band „Feelsaitig“ geworden ist, so sind die beiden Gründungsmitglieder Robert Wachsmann aus München und Alexander „Sandy“ Wolfrum noch immer unermüdlich „on tour“. „Feelsaitig“ wurde 1982 gegründet und hatte bis heute weitab von Trends und Modeerscheinungen ihren Platz im Musikleben verteidigt. Die Gruppe stand in den zurückliegenden Jahren immer wieder auch mit prominenten Kollegen wie Donovan, Haindling, Ringsgwandl oder Konstantin Wecker auf der Bühne und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen, unter anderem durch die Akademie für Politik und Zeitgeschichte oder durch den Bund Naturschutz geehrt. Bei dem weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannten Festival „Songs an einem Sommerabend“ des Bayerischen Rundfunks hatten Wolfrum und Feelsaitig einen umjubelten TV-Auftritt, außerdem gastierte die Gruppe bereits lange vor der Wende in der damaligen Sowjetunion. Sämtliche CDs sind bundesweit im Handel erhältlich, können über Amazon bestellt werden und stehen teilweise bei verschiedenen Anbietern zum Download im Netz. Erschienen sind die Alben beim Musikverlag Intraton in Bayreuth. Das Festival der Liedermacher 2010 findet am Samstag, 09. Oktober 2010 im Lindenhof des Landesbundes für Vogelschutz in der Karolinenreuther Straße in Bayreuth statt. Beginn ist um 20 Uhr, Karten gibt es beim Landesbund für Vogelschutz oder unter 0921/759420. Weitere Tourtermine und Infos zu Alexander Wolfrum und Feelsaitig gibt es auch im Internet unter www.sandywolfrum.de. 06.08.2010 Kleine Festspiele am Fuße des Hügels / 60 Jahre Festival Junger Künstler in Bayreuth – 25 Jahre Intendanz Sissy Thammer
„Der internationalen Jugendarbeit kommt in dieser Zeit eine herausragende Bedeutung zu“, sagt Thammer mit Blick auf die Globalisierung, die für das Festival Junger Künstler gegenwärtig nach dem Fall des eisernen Vorhangs vor 20 Jahren erneut eine Zäsur bedeutet. Wie in der Vergangenheit auch begegnet man in Bayreuth dieser Herausforderung auf kreativer Art und Weise. So steht in diesem Jahr unter anderem ein musikalischer Dialog zwischen Musikern aus Europa und arabischen Staaten auf dem Programm. „Wege zu Parsifal“ heißt das Projekt, in dem ein Stoff, der beiden Kulturen verbunden ist, neu gedeutet werden soll. „So ergeben sich vielleicht gemeinsame Sichtweisen auf etwas, von dem man glaubt schon sicheres Wissen zu besitzen“, erläutert Thammer diesen Programmpunkt, der symptomatisch für die Arbeit des Festivals steht. Gegründet wurde das Festival Junger Künstler 1950 in Zusammenarbeit mit der deutschen Föderation der „Jeunesse Musicale“, der musikalischen Jugend Deutschlands, als internationales Musikstudententreffen von Herbert Barth, dem damaligen Pressechef der erst im Folgejahr 1951 wiedereröffneten Richard-Wagner-Festspiele („Neu-Bayreuth“). Damit wurde der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt, die sich ab 1957 Internationales Jugendfestspieltreffen nannte. Der finnische Komponist Jean Sibelius, der damals sogar persönlich in Bayreuth weilte, war der erste Schirmherr, die Wagner-Enkel Wieland und Wolfgang gehörten zu den prominenten Unterstützern der ersten Stunde. Im Mittelpunkt stand und steht damals wie heute, die Möglichkeit, Aufführungen der Richard-Wagner-Festspiele zu besuchen und sich mit dem Werk Wagners und seiner Interpretationen in Form von Werkstattgesprächen, Seminaren und Vorlesungen auseinanderzusetzen. Aufgrund der großen Resonanz wurde das „Treffen“ schnell zu einer festen Institution des nationalen und internationalen Musiklebens. Herbert Barth und seiner Frau Grete, einer aus Rumänien stammenden Pianistin, war es in den Folgejahren immer wieder gelungen, führende Personen der internationalen Musikwelt für das Festival zu gewinnen. Pierre Boulez gehört genauso dazu, wie Götz Friedrich oder Martin Gregor Dellin. Prominente Teilnehmer der frühen Jahre waren Herbert Achternbusch, Peter Handke und Vaclav Havel, später tschechischer Staatspräsident. Nach dem Tod von Grete Barth 1984 und dem Ausscheiden Herbert Barths sollte erst 1986 ein Generationenwechsel auf der Leitungsebene des Festivals stattfinden. Die Wahl fiel damals auf Sissy Thammer, die vorher bei einer Unternehmensberatung in München tätig war, Jura und Betriebswirtschaft studiert hatte, gleichzeitig aber auch eine fundierte musikalische Ausbildung (Klavier, Cello Flöte) vorweisen konnte. Für das Festival ein Glücksgriff, denn durch das Zusammenspiel von kaufmännischem und künstlerischem Wissen wurde erstmals das möglich, was man heute als Kulturmanagement bezeichnet. Sissy Thammer, aus der oberpfälzischen Gemeinde Winklarn stammend, hatte schon früh bewiesen, dass sie anpacken kann. Zunächst durch ihre Mitarbeit auf dem elterlichen Gutsbetrieb mit Brauerei, als Gruppenführerin der dortigen Feuerwehr oder später als Mitarbeiterin bei den Ansbacher Bachwochen. „Es galt, das Festival Junger Künstler in die Nachgründerära zu führen und gleichzeitig professionelle Strukturen zu schaffen“, erinnert sich Thammer heute. Erst Herausforderung war die Wende 1989. Kamen bis dahin viele der Teilnehmer aus osteuropäischen Staaten, schien die Veranstaltung zunächst ihre Sinnhaftigkeit zu verlieren. Die Globalisierung nahm Thammer zusammen mit Vorstand und Förderverein insofern vorweg, als dass fortan auch Teilnehmer aus afrikanischen und südamerikanischen Staaten sowie aus dem nahen Osten immer mehr den Weg nach Bayreuth fanden. Die Unterstützung beim Aufbau neuer Demokratien in Osteuropa wurde dabei nicht vernachlässigt, was unter anderem die Auszeichnung für Sissy Thammer als „Frau Europas“ 1997 für ihr Engagement auf dem Feld des internationalen Kulturaustausches zeigt. Leider geht auch die Ebbe in den öffentlichen Kassen nicht spurlos am Festival Junger Künstler vorüber. Sissy Thammer hat deshalb schon vor Jahren „strengste Sparsamkeit“ zur obersten Prämisse erklärt. Der Erfolg gibt ihr Recht. „Unsere Finanzen sind absolut konsolidiert“, sagte sie und verweist auf die für Kultureinrichtungen ungewöhnliche Tatsache, dass zwei Drittel des Gesamtetats (heuer knapp eine halbe Million Euro inklusive Sach- und Serviceleistungen) selbst erwirtschaftet werden, beziehungsweise über private Sponsoren gedeckt sind. Nur ein Drittel kommt von der öffentlichen Hand (Bund, Freistaat Bayern, Stadt Bayreuth sowie Bezirk Oberfranken und Landkreis Bayreuth). Zu den künstlerischen Höhepunkten der zurückliegenden Jahre zählen unter anderem viel umjubelte und in der Fachpresse gewürdigte Aufführungen von Carl Orffs „Bernauerin“ oder von Richard Wagners „Liebesverbot“. International renommierte Dirigenten wie Donald Runnicles, Jac van Stehen oder Gabriel Feltz gehörten in den zurückliegenden Jahren zu den Leitern des Symphonieorchesters, als Gastdirigenten studierten etwa Adam Fischer oder Christian Thielemann immer wieder einzelne Stücke mit dem Klangkörper ein. Mit Patrick Lange, einem ehemaligen Regensburger Domspatzen und späteren Assistenten von Claudio Abbado, steht heuer ein Newcomer am Pult, der bereits Anfang der 90er Jahre als „Festspielkind“ am Festival Junger Künstler in Bayreuth teilgenommen hatte. 23.07.2010 Wertvolles Geschenk zum 30. Geburtstag: Ur-Urenkelin übergab Bayreuther Jean-Paul-Museum umfangreiche Schenkung aus ihrem Privatbesitz
Gleichzeitig mit der Übergabe der Schenkung konnte das Jean-Paul-Museum sein 30-jähriges Bestehen feiern. Die Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe zu Richard-Wagners-Künstlervilla Wahnfried in der Bayreuther Innenstadt wurden am 24. Juli 1980 eröffnet. Das Haus in der Wahnfriedstraße 1 wurde einst von Richard-Wagners Tochter Eva und deren Mann, dem antisemitischen Schriftsteller und üblen Rassentheoretiker Houston Stewart Chamberlain, bewohnt. Grundstock für das Museum war damals die reichhaltige Sammlung des Arztes Philipp Hauser, einem Nachfahren des Bankiers Joseph Schwabacher, dem Eigentümer des zuletzt von Jean Paul bewohnten Hauses in der Bayreuther Friedrichstraße. Hauser hatte jahrzehntelang Dokumente zu Leben und Werk zusammengetragen und damit die weltweit bedeutendste Privatsammlung über Jean Paul geschaffen. Bei der Übergabe der Schenkung kündigte Bayreuths Oberbürgermeister Michael Hohl an, das Jean-Paul-Museum in den kommenden beiden Jahren grundlegend neu zu gestalten. 2013 jährt sich der Geburtstag Jean Pauls zum 250. Mal. Die Stadt werde alles daran setzen, neben Richard Wagner auch ihren großen Dichter Jean Paul angemessen zu feiern, sagte Hohl. Bekanntlich gilt 2013 als das große Wagner-Jahr, in dem Musikfreunde aus aller Welt dem 200. Geburtstag und gleichzeitig dem 130. Todestag des Komponisten gedenken. Noch vorher soll der oberfränkische Jean-Paul-Weg auch in der Stadt Bayreuth sichtbar werden, gleichzeitig haben auch die Renovierungsarbeiten des Dichterstübchens in der Rollwenzelei renoviert. Museumschef Sven Friedrich kündigte an, die neue Schenkung in ihrer Gesamtheit künftig in einer zentral positionierten Vitrine im Museum auszustellen. Er zeigte sich erfreut darüber, dass Jean Paul aus der Beinahe-Vergessenheit heraus heute wieder stärker nachgefragt werde und sich sogar Schulklassen immer mehr für den Dichter interessierten. „Das Museum soll künftig auch der Einstieg für all diejenigen sein, die noch nicht so viel über Jean Paul wissen“, sagte Friedrich.
Bild: 07.07.2010 Berg, Bartok, Brecht: 60. Festival Junger Künstler in Bayreuth steht unter dem Motto „Zeitenwende – Wendezeiten“ Bayreuth – Unter dem Motto „Zeitenwende – Wendezeiten“ wird das 60. Festival Junger Künstler am 5. August in Bayreuth eröffnet. An die 500 angehenden jungen Künstler aus 38 Nationen werden in diesem Jahr daran teilnehmen. „Wir wollen den Versuch unternehmen, das kulturelle Erscheinungsbild von Wendezeiten in der Geschichte Deutschlands und Europas seit der Mitte des 19. Jahrhunderts anhand ausgewählter zeittypischer Texte und musikalischer Beispiele zu beschreiben“, so der Vorstandsvorsitzende des Festivals Andreas Loesch. Neben einer Erstaufführung von Richard Wagners frühem Lustspiel „Eine Kapitulation“ mit neu komponierter Musik von Paul Leonard Schäffer sollen unter anderem eine konzertante Aufführungen von Victor Ullmanns Oper „Der Kaiser von Atlantis“ und Ausschnitte aus „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Kurt Weil und Berthold Brecht einstudiert werden. Ullmanns Oper ist in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager entstanden und zeichnet die realen Verhältnisse in symbolischer Schärfe nach. Nur zwei Jahre nach ihrer Entstehung war das Grauen der Nazidiktatur zu Ende, der Komponist hatte diese „Zeitenwende“ nicht mehr erlebt, er wurde 1944 im KZ Auschwitz ermordet. Unter der Leitung des jungen deutschen Dirigenten Patrick Lange werden die Musiker des Symphonieorchesters ebenfalls Wendezeiten nachspüren. Mit Gustav Mahlers unvollendeter 10. Symphonie, Alban Bergs „Konzert für Violine und Orchester“ und Bela Bartoks „Konzert für Orchester studieren sie drei charakteristische Werke ein, die für die Zeit des Ersten Weltkriegs und seine Folgen stehen, die Europa in seinen Grundfesten erschüttert haben. Solist im Violinkonzert Bergs ist der junge Slowake Juraj Cizmarovic. Aufgeführt wird das Programm des Symphonieorchesters in der Bayreuther Stadthalle (26. August), in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Mehlmeisel im Fichtelgebirge (27. August), in der Glashüttener Mehrzweckhalle (28. August) sowie im Rahmen eines Open Airs auf dem Marktplatz von Nördlingen (29. August). Ein weiteres Projekt des Festivals beschäftigt sich mit der Gegenwart und einer neuen Wendezeit, in der es um die Herausforderungen der Globalisierung und den Dialog der Kulturen geht. Unter dem Motto „Wege zu Parsifal“ will der Percussionist Vladimir Ivanoff zusammen mit den Studenten einen musikalischen Dialog zwischen Musikern aus Europa und aus arabischen Staaten initiieren. Daneben stehen 31 Workshops unter der Leitung namhafter Dozenten aus dem In- und Ausland für Kammermusik, Lied, Klavier und zahlreichen weiteren Sparten auf dem Programm. Das Festival habe das Thema „Zeitenwende – Wendezeiten“ auch deshalb zu seinem 60. Geburtstag ausgewählt, weil es sich von Anbeginn neuen Entwicklungen in der Kunst, vor allem in der Musik, verpflichtet gefühlt hat, sagt Intendantin Sissy Thammer, die in diesem Jahr zum 25. Mal an der Spitze steht. Neue Entwicklungen sollen ihren Worten zufolge auch künftig Auftrag und Anspruch des Festivals bleiben. Kinderzimmer und Küchen, Särge und Schwimmbäder / Das Künstlerehepaar Andrea und Volker Wunderlich aus Goldkronach bringt Kunst und Dienstleistung bestens unter einen Hut
Das besondere an der gelernten Textil- und Mediendesignerin sowie dem Kirchenmalermeister ist es, dass sie sich eben nicht nur als Künstler, sondern auch als Dienstleister verstehen. Während Andrea Wunderlich im Auftrag eines Bestattungsunternehmens im großen Atelier gerade einen Sarg gestaltet, plant Ehemann Volker im ersten Stock am PC die großflächige Ausgestaltung einer Kantinenwand. Beide haben mit ihrer Arbeit eine Nische entdeckt und erfolgreich ausgefüllt, doch: „Wir haben die Nische nicht gesucht, sie ist zu uns gekommen“, sind sich Andrea und Volker Wunderlich einig. Kunst und Kommerz müssen sich nicht immer ausschließen, das zeigt die Arbeit der Wunderlichs auf eindrucksvolle Art und Weise. Während Andrea das weite Feld der Kalligraphie bedient, konzentriert sich Volker auf Dekorationsmalerei im weitesten Sinn. Seine Kunden sind hauptsächlich Privatleute, die sich ein schönes Umfeld schaffen möchten. Ob Kinderzimmer oder Küche, Schwimmbad oder Garagentor, Volker Wunderlich gestaltet alles in den verschiedensten Techniken und Stilen, von der Renaissance bis zur Pop-Art, doch stets in größter Perfektion. „Wir bedienen damit auch ein Stück weit den Trend des Cocoonings, des Sich-Einigelns und Zurückziehens ins Privatleben“, sagt Wunderlich, der von der Wirtschaftskrise bislang noch nichts gemerkt hat.
Kaum mehr tätig ist der Kirchenmaler dagegen in Gotteshäusern. Dagegen war er in den zurückliegenden Jahren immer häufiger bei Restaurierungsarbeiten in den markgräflichen Schlössern von Bayreuth tätig. Die Vergoldungsarbeiten im Alten Schloss der Eremitage oder im wiedereröffneten Seitentrakt des Neuen Schlosses am Hofgarten stammen von Volker Wunderlich. Die Technik, mit der dort 200 Meter Wandbespannungsleiten in mehreren Schichten bearbeitet wurden beschreibt er als äußerst aufwändig. Ein weiterer Schwerpunkt sind Arbeiten für Gaststätten und Hotels. Die Kunstwerke von Volker Wunderlich sind beispielsweise am Gasthof Bräuwirt in Weiden, im Cafe Rossi in Bayreuth oder im Hotel Stein in Seulbitz zu finden, wo er ganze Hotelzimmer nach verschiedenen Themenkomplexen kreieren konnte. Für „Kunst mit Schrift“ ist dagegen Gattin Andrea zuständig. Ob Haussegen über der Eingangstür, dekorative Urkunde, der Entwurf von Plakaten etwa für das Festival junger Künstler oder Pinselschrift auf der Wand, die freischaffende Künstlerin hat sich in eine Vielzahl historischer Alphabete eingearbeitet und möchte die Kalligraphie, die oft noch immer nicht als eigenständige Kunst anerkannt wird, auch anderen weitergeben. Die Durchführung von Kursen und Workshop ist dem Ehepaar nicht nur ein wichtiges Anliegen, sondern auch zu einem wichtigen Standbein geworden. Volker Wunderlich ist unter anderem bei der Handwerkskammer für Oberfranken als Dozent für feine Techniken, Vergolden, Marmorieren und Airbrush tätig, in Goldkronach bietet er Kurse unter anderem für die Bereiche Illusionsmalerei und Akt an.
Ein Höhepunkt im Schaffen beider war im September 2008 die Teilnahme an der Internationalen Kalligrafie Ausstellung in St. Petersburg. Dort zeigte Andrea Wunderlich eine Auswahl ihrer freien Arbeiten, während sie zusammen mit ihrem Mann eine Wand auf dem Ausstellungsgelände gestalten durfte, die danach auch in Moskau ausgestellt wurde.
Bilder:
12.01.2010
Auch diesmal hatte es der Klangkörper unter seinem langjährigen Dirigenten Thomas Besand (44) wieder geschafft, rund 50 Musiker zwischen zwölf und 80 Jahren hervorragend zu motivieren und viele hundert Zuhörer schwungvoll und anspruchsvoll über drei Stunden lang zu unterhalten. Trotz intensiver Übungsphase in der Kulmbacher Musikschule hatte der Klangkörper diesmal deutlich früher als sonst mit den Proben begonnen und das eine oder andere Stück auch schon während des Jahres in die Auftritte einfließen lassen. Besand leitete das Neujahrskonzert, das einer alten Tradition entsprechend bereits am Freitag in Naila und am Sonntag in Saalfeld stattfand, schon zum 19. Mal. Mit seinen überaus gelungen vorgetragenen Heinz-Erhardt-Gedichten bewies er diesmal auch ausgesprochene Entertainer-Qualitäten. Wilhelm Jureks bekanntem und bewährtem „Deutschmeister Regimentsmarsch“ zum Auftakt folgte gleich der erste großer „Brocken“ des Neujahrskonzertes, die Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell“ von Gioaccino Rossini. Der beinahe romantische Auftakt mit seinem schönen Klarinetten- und Flötenpassagen gelingt ruhig und gefühlvoll, ehe der temperamentvolle, schmissige Teil fast schon an die akustischen Grenzen der Halle stößt. Vom Tango über den forsch vorübergehenden Studenten im Intermezzo „Ein Student geht vorbei“ führt das Neujahrskonzert schnurstracks weiter zu Paul Burkhard Trompetensolo um die berühmte Melodie „O mein Papa“ aus der musikalischen Komödie „Das Feuerwerk“. Hier ist höchste Virtuosität gefordert und Solist Wolfgang Diehm bewältigt das Stück in gewohnt sicherer Art und Weise, während sich Besand und seine Stadtkapelle in dem extravaganten Arrangement von Walter Schacht zurücknehmen.
Die zweite große Ouvertüre des Abends stammte aus der Feder von Jacques Offenbach. Der berühmte „Can-Can“ aus seiner Operette „Pariser Leben“ sollte nicht der einzige Ohrwurm bleiben, mit dem die Stadtkapelle an diesem Abend noch auftrumpfen kann. Kühne Temposteigerungen und ein absolut exaktes Spiel machen die Aufführung der Offenbach-Komposition aus. Auch der „Potsdamer Jubiläumsmarsch“, in dem Hans Ahrens so bekannte Themen wie „Üb´immer treu und Redlichkeit“ geschickt eingearbeitet hatte folgte nach der Pause mit dem „Hohenstaufen-Marsch“ ein typisches Werk von Carl Teike, das zwar nicht so berühmt ist wie die „Alten Kameraden“, die später auf vielfachen Publikumswunsch in den Zugaben erklingen, aber nicht minder interessant.
Als Riesenerfolg kann die Stadtkapelle die überaus gelungene Aufführung der beiden Ungarische Tänze Nr. 5 und 6 von Johannes Brahms verbuchen. Echte Ohrwürmer sind diese beiden Werke auch in der Blasorchesterbearbeitung. Dirigent Besand kostet dabei sämtliche Verzögerungen und Beschleunigungen aufs Beste aus. Als besondere Zugabe hatte Besand den schlichten Marsch „Schneidig voran“ von Willi Löffler ausgesucht. Informativ und unterhaltsam zugleich führte auch diesmal Karl Heinrich Backert durch das Programm. Er tauschte für seine Ansagen regelmäßig seinen Platz am Schlagwerk mit dem am Rednerpult. Am Ende eines langen Blasmusikabends gab es tosenden Applaus und Standing Ovations für die Stadtkapelle und ihren Dirigenten, die im kommenden Jahr ihren 160. Geburtstag und gleichzeitig das Jubiläum 20 Jahre Neujahrskonzerte feiern kann. Bilder: Mit viel Schwung ins neue Jahr: Thomas Besand und die Stadtkapelle Kulmbach am Dienstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle. 07.10.2010
Expressionistischer Ausdruck und melancholische
Grundstimmung
Sie soll aber keine Retrospektive sein, so der namhafte Stuttgarter Galerist Rudolf Bayer. Eine Gesamtschau benötige Zeit, deshalb sei in der aktuellen Ausstellung eher der spontane Griff in das Atelier Froemels zu erleben. Zu verdanken ist die Werkschau Froemels Malerfreunden Barbara Gröne-Trux und Peter Coler. Sie hatten in mühevoller Kleinarbeit dafür gesorgt, dass im ansprechenden Ambiente im Ausstellungsfoyer des zur Regierung von Oberfranken gehörenden Alten Schlosses nun fast 70 Werke einen Überblick über das Schaffen Froemels geben. Seine Kunst ist ehrlich und unverstellt, deshalb auch wenig heiter. Sie balanciert jedoch immer noch auf sicherem Gelände vor dem Abgrund der Depression oder Dunkelheit. Aus seinen stillen und in sich verkapselten Bildern leuchtet jedoch die positive Beharrung auf, das Wesentliche des Menschseins festzuhalten. Gemeinsam haben alle seine Werke die melancholische Grundstimmung und die beinahe expressionistische Ausdrucksform. In ihrer Eröffnungsansprache bezeichnete die oberfränkische Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin den Künstler als kreativen Kopf, der die verschiedensten Techniken perfekt beherrscht habe. Bayreuths zweiter Bürgermeister Thomas Ebersberger sprach von einer bedeutenden Persönlichkeit und erinnerte an die Kulturpreisverleihung vor ziemlich genau einem Jahr am 10. Oktober 2008. Galerist Bayer nannte Froemel schließlich einen vielfach begabten Künstler. Es sei rätselhaft, warum Froemel in der Kunstöffentlichkeit nicht entschiedener wahrgenommen werde. Werner Froemel wurde 1927 in Schlesien geboren. Nach dem Krieg legte er in Kulmbach das Abitur ab und schrieb sich zunächst für die Nürnberger Kunstakademie ein. Letztlich entschied er sich allerdings für ein Botanikstudium. Als Verkehrs- und Landschaftsarchitekt war Froemel später unter anderem für die Verkehrs- und Außenanlagen des Bayreuther Klinikums zuständig. Erst 1978 präsentierte er seine erste Einzelausstellung, die damals in Nürnberg stattfand. Noch in den 70er Jahren war er regelmäßiger Teilnehmer der Salzburger Sommerakademie. Später betätigte sich Froemel nicht nur als Maler und Gartenarchitekt, sondern auch als Schriftsteller und Sammler. Bild: „Dona nobis pacem“ („Gib uns Frieden“) lautet der Titel dieses Bildes von Werner Froemel, das als zentrales Werk gleich am Anfang der Werkschau des im Juli verstorbenen Malers zu sehen ist. 06.10.2009
Kammermusikalische Perlen für Bläser und Klavier Musik für Holzbläser hat eine lange Tradition und ist, oft zu Gunsten des Streichquartetts, ein wenig ins Hintertreffen geraten. Zu Unrecht, wie das 2005 gegründete Ensemble Chabot meint und mit interessanten Programmen widerlegt. So auch beim Auftakt der Konzertsaison der Kulturfreunde in Bayreuth am Dienstagabend in der Stadthalle. Ziel der ungewöhnlichen Formation ist es, die eher unbekannte Literatur für Bläser, sei es als Bläserquintett oder in Kombination mit dem Klavier, dem Publikum wieder nahe zu bringen. Die Mitglieder des Ensemble Chabot sind alle seit vielen Jahren in führenden deutschen Orchestern tätig, können auf umfangreiche kammermusikalische Tätigkeiten und die Zusammenarbeit mit namhaften Dirigenten verweisen. Eine besondere Beziehung zu Bayreuth hat übrigens die Flötistin Andrea Liebknecht. Sie war zwischen 1993 und 1995 als Soloflötistin im Bayreuther Festspielorchester tätig. Als inoffizielle Reminiszenz an den von Ludwig van Beethoven hoch verehrten Wolfgang Amadeus Mozart gilt Beethovens Quintett Es-Dur, op. 16 für Oboe (Marie Luise Moderson), Klarinette (Wolfgang Meyer), Horn (Bruno Schneider), Fagott (Dag Jensen) und Klavier (Kalle Randalu). In der überaus gelungenen Interpretation des Ensembles Chabot wird schnell deutlich, dass es sich bei der Komposition um eine kammermusikalische Perle mit höchster Eleganz und souveränem Witz handelt. Dominiert wird das Stück vom Pianopart, dem das bestens aufgelegte Bläserensemble partnerschaftlich gegenüber steht und in solistischen Stellen gut absetzt. Absolut ausgewogen und technisch perfekt führen die Musiker Nikolai Rimsky-Korsakows Quintett B-Dur für Flöte (Andrea Liebknecht), Klarinette, Horn, Fagott und Klavier auf. Die vier Bläser beherrschen die Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Instrumente perfekt und entlocken dem dreisätzigen Werk alle nur erdenklichen Nuancen. Ebenso in Wolfgang Amadeus Mozarts Adagio und Allegro für eine Orgelwalze f-Moll. Das Stück hatte Mozart für eine automatisch spielende Orgel beziehungsweise eine Flötenuhr komponiert, für Bläserquintett bearbeitet hat es der Fagottist Rainer Schottstädt. Hauptwerk des Abends ist Josef Rheinberger Sextett F-Dur op. 191b, das vom Ensemble Chabot in hervorragend geschlossener Einheit, schlüssig und stets transparent präsentiert wird. Auch diese Komposition lebt vom Wechselspiel zwischen den Bläsern und dem Klavier, das die Musiker ausdrucksstark unterstreichen. Der Klangkörper musiziert an allen Stellen absolut homogen und bestens aufeinander abgestimmt, was allerdings nicht über gewisse Längen vor allem im langsamen Satz hinwegtäuschen kann. Als Zugabe hatte das Ensemble einen kurzen und abwechslungsreichen Satz aus einen Sextett von Francis Poulenc ausgesucht, ein weiterer Beweis dafür, wie umfangreich die Literatur für kammermusikalische Bläserensembles tatsächlich ist. Auch wenn sich der Publikumszustrom diesmal in Grenzen hielt, zeigten sich die Bayreuther Kammermusikfreunde begeistert von den ungewöhnlichen Klängen. 19.09.2010 Jet-Set zwischen Scherz und Schmerz / Festival „Bayreuther Barock“ mit eindrucksvoller Aufführung der Händel-Oper „Serse“ eröffnet Bayreuth – Am Ende siegt die Liebe. Zumindest in diesem Punkt sind sich die Komödien der vergangenen 300 Jahre alle gleich. In der Barockoper „Serse“ („Xerxes“) von Georg Friedrich Händel ist der Weg dorthin allerdings ein weiter. Wie im Barock üblich braucht es ein verworrenes und nicht immer ganz einfach nachvollziehbares Netz aus Ereignissen Personen und Charakteren, um das Happy End herbeizuführen. Dennoch gilt Händels Serse als eines der populärsten barocken Meisterwerke, was wohl in erster Linie an dem Ohrwurm „Ombra mai fu“, auch bekannt als „Händels Largo“, liegt. Am Freitag und am Samstag eröffneten zwei restlos ausverkaufte Aufführungen des „Serse“ das kleine, aber feine Festival „Bayreuther Barock“, das mittlerweile in seiner zehnten Auflage stattfand, dessen Zukunft aber ungewiss ist. Das Markgräfliche Opernhaus als Hauptspielort wird in wenigen Wochen wegen einer Generalsanierung auf Jahre hinaus geschlossen. Die 1738 uraufgeführte Geschichte um den Perserkönig Xerxes ist eine Art Familiendrama auf höchster Ebene, das durch die Einsicht des Titelhelden doch irgendwie zu einem guten Ende kommt. Xerxes liebt Romilda, sie ist die heimliche Geliebte seines Bruders Arsamene, der aber liebt ihre Schwester Atalante, und so weiter. Drei Stunden Konflikte und Liebeswirrungen, die, typisch für das Opernsujet jener Zeit, auch immer wieder irgendwie aufgelöst werden. Nicht immer ganz nachvollziehbar, aber dennoch theatralisch sehr wirkungsvoll. In der gezeigten Koproduktion der Händel-Festspiele Halle, des Goethe-Theaters Bad Lauchstädt, der Festwochen Hannover-Herrenhausen und des Bayreuther Barock setzen Regisseur Andre Buecker und Ausstatter Imme Kachel auf eine überaus moderne Wiedergabe des altertümlichen Stoffes. Man glaubt eher im Hollywood der Gegenwart gelandet zu sein als im Persien des fünften Jahrhunderts vor Christus. Die Personenführung gerät in sich dennoch schlüssig und bringt die Psychologie der Protagonisten gut zur Geltung, was in der Barockoper, und besonders bei Händels feiner Rollenpsychologie gar nicht so einfach ist. Serse als Macho mit Pomade im Haar, die Damen leicht gekleidet und das übrige Personal als Jet-Set-Clique zurecht gemacht, das alles ergibt durchaus Sinn und peppt das Geschehen auf. Weil zurzeit auch das Musiktheater des 18. Jahrhunderts nicht mehr ohne Videoprojektionen auszukommen scheint, zeigt Frank Vetter mehr oder wenig überflüssige Erläuterungen und Kommentierungen des äußeren Geschehens als Projektion auf einer an der Bühnenrückwand hängenden Scheibe. Nicht alles was zu sehen ist, macht Sinn, der Videokünstler spannt eher ein weites Kaleidoskop, in dem vom umstrittenen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad bis zu Zeichentrickausschnittten aus „Wicki und die starken Männer“ so ziemlich alles irgendwann mal vorkommt. Eine überaus reine Intonation, einen stets geschmeidigen Klang und rhythmische Präzision zeichnet das internationale renommierte Barockorchester „Lautten Compagney Berlin“ unter der Leitung des Dirigenten Wolfgang Katschner aus. Auf Originalinstrumenten musiziert der Klangkörper temporeich und transparent. Die kleingliedrige und für die damalige Zeit moderne Partitur wird überaus frisch und ansprechend realisiert. Die starken Charaktere und beachtenswerte Stimmen des hervorragenden Sängerensembles kosten die italienischen Kantilenen mit Verve aus und skandieren gekonnt die Rezitative. Treibende Kraft des Bühnengeschehens ist dabei die Dresdner Sopranistin Heidi Maria Taubert als Romildas Tochter Atalanta. Sie besticht durch ihre bewegliche Stimme, einem bemerkenswert timbrierten Sopran und den vielen glänzenden Koloraturen. Daneben gibt die Mezzosopranistin Susanne Kreusch mit ihrem gut geführten Mezzosopran einen überaus präsenten, liebeshungrigen und dabei erfolglosen Perserkönigs Serse. Der französische Countertenor Jean Michel Fumas singt und spielt den zwischen Scherz und Schmerz pendelnden und durchaus berührendem Arsamene, Luciana Mancini mit markantem Mezzo Serses Braut Amastris. Klangschön und mit sonorem Bariton ist Matthias Vieweg als Fürst Ariodate zu erleben. In weiteren Rollen sind die Sopranistin Paula Turcas als umworbene Romilda und der wandlungsfähige Bariton Florian Götz mit überschäumender Spiellaune in der komischen Rolle des Dieners Elviro zu erleben. 18.04.2009
Der markgräfliche Hof als fiktive Zauberinsel
Händels Oper „Alcina“ erzählt die Geschichte der tapferen Verlobten Bradamante, die ihren Mann Ruggiero aus den Armen der schönen Zauberin Alcina zurückerobern will. Mit Erfolg, allerdings stellt sie dabei ein ziemlich undurchschaubares Durcheinander an erotischen Verwicklungen auf Alcinas Zauberinsel an. Der Liebste verlässt mit ihr das Reich, Zauberin Alcina verliert durch den Schmerz des Verlusts und des Verrats all ihre Zauberkraft. Nicht nur die Uraufführung, auch die Komposition der Oper datiert auf das Jahr 1735. In der Folgezeit verschwand das Werk wie alle Händel-Opern für fast zwei Jahrhunderte von der Bildfläche. Nur wenige Bühnenwerke Händels wurden allerdings zu seinen Lebzeiten häufiger aufgeführt und bewundert als die Oper „Alcina“. Allzu spektakuläre Neudeutungen des Barockkomponisten, wie etwa in Berlin, wo die „Alcina“ aufgrund einer freizügigen Regie erst vor wenigen Tagen für einen kleinen Skandal sorgte, waren in Bayreuth freilich nicht zu erwarten. Der erst 26-jährige Regisseur Dirk Schmeding, der hauptberuflich als Regieassistent am Nationaltheater in Weimar tätig ist, hatte für das Osterfestival dennoch etwas Neues zu bieten: er spürte Parallelen auf zum Leben und Wirken der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine, in deren Opernhaus die Aufführungen stattfanden. Sowohl Alcina, als auch Wilhelmine waren Frauen, die sich ihr eigenes Reich schufen, die eine auf der fiktiven Zauberinsel, die andere am Hof von Bayreuth, so lautet das schlüssige und auch aufgehende Konzept des jungen Regisseurs. Verdeutlicht wird es in der Bezugnahme auf die Biographie und das Umfeld Wilhelmines. Die diesjährige Opernaufführung beim Bayreuther Osterfestival war im Vorfeld von zahlreichen Problemen und Schwierigkeiten gekennzeichnet. Der ursprünglich vorgesehene Regisseur hatte abgesagt, die ursprüngliche Hauptdarstellerin fiel wegen einer akuten Blinddarmentzündung aus. In Rekordzeit musste Ersatz gefunden und ein völlig neues Konzept realisiert werden, was hervorragend gelang, dem barocken Zauber des exotischen Werkes war nichts von den vorhergehenden Schwierigkeiten anzumerken. Geleitet wurde das dreiaktige musikalische Drama vom ehemaligen Bayreuther „Tannhäuser“-Dirigenten Christoph Ulrich Meier, der bereits in den zurückliegenden beiden Jahren die Verantwortung des Opernprojektes beim Osterfestival innehatte. Die Musiker setzten sich aus der Kammerphilharmonie Leipzig, einem Ensemble mit Mitgliedern der großen Leipziger Orchester zusammen. Sie sorgten für einen runden und warmen Klang und setzten die farbenreiche Partitur präzise und überaus durchsichtig hervorragend um. Besondere Herausforderung war es dabei sicherlich, den Spannungsbogen über drei Stunden zu halten, was Christoph Ulrich Meier mit seinem sorgsam ausdifferenzierten, dynamisch abwechslungsreichen Dirigat bestens gelang. Die Musiker der Kammerphilharmonie spielten dabei nicht etwa auf historischen Instrumenten, selbst auch die typische, etwas tiefere Barockstimmung verzichtete die Kammerphilharmonie, was der Aufführung deutlich mehr an Aktualität verlieh, als so manches Originalklangexperiment. Das Opernensemble der Internationalen Jungen Orchesterakademie 2009 vereinte diesmal zwölf internationale junge Sänger und angehende Solisten verschiedener Hochschulen und Opernensemble, die sowohl Arien als auch Rezitative in italienischer Originalsprache aufführten. Die perfekte Verkörperung der Alcina war die ehemalige Richard-Wagner-Stipendiatin Johanna Winkel, die bereits in den beiden Vorjahren beim Osterfestival immer wieder Hauptrollen übernommen hatte. Sie meisterte ihre wunderschönen Kantilenen mit absoluter Bravour. Als Ruggiero überzeugte Yvonne Berg stimmlich wie darstellerisch, auch wenn es aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbar erscheint, wenn eine männliche Partie von einer Sopranistin verkörpert wird. Zu Händels Zeit wurden die männlichen Partien von Kastraten wie dem berühmten Farinelli gesungen. In weitere Rollen waren als Bradamante Anna Bineta Diouf, als Morgana Maike Leluschko, als Oronte Markus Gruber, als Melisso Jea Seoung Yu sowie als Oberto Esther Mertel zu erleben. Bild: Regisseur Dirk Schmeding (links) und Dirigent Christoph Ulrich Meier 01.04.2009 Klavierduo bei den Kulturfreunden:
Brüderliche Harmonie an den Flügeln International berühmte Klavierduos bleiben gerne in der Familie. Man denke nur an die Kontarsky-Brüder, die Labeque- oder die Pekinel-Schwestern. Seit Jahren zur internationalen Spitze der Klavierduos gehören auch die Brüder Hans-Peter und Volker Stenzl, die zuletzt im Jahr 2001 bei den Kulturfreunden in Bayreuth gastierten. Am Mittwochabend waren sie wieder in der Stadthalle und überzeugten ihr Publikum einmal mehr mit großartigen Interpretationen im Doppelpack. Es ist der brüderliche Atem, der das stets auswendig musizierende Duo Stenzl auszeichnet. Die einzigen Klavierduo-Professoren in Deutschland ergänzen sich ideal, harmonieren perfekt und stellten zudem ihren Ruf als formidable Techniker mit variabler Anschlagskultur eindrucksvoll unter Beweis. Ein Spiel wie aus einem Guss eben. Die Stenzl-Brüder beginnen und beenden ihr Programm mit Maurice Ravel. Am Beginn steht die Märchenerzählung der Mutter Gans „Ma mere l´Oye” für Klavier zu vier Händen, am Ende die überwältigende Walzerapotheose „La Valse“. Nicht knauserig gehen die beiden Pianisten mit der Vielfalt der Farbwerte dieser Musik um. Im „Mutter-Gans-Ballett“, das Ravel später selbst für Orchester umgeschrieben hat, setzen die Stenzls auf breite Tempi und können mit technischen Nuancen und weiten Ausdrucksfacetten überzeugen. Ihr Spiel ist sehr subtil, dennoch leuchtend und aussagekräftig und auch die kleinen Zwischenmoderationen waren durchaus hilfreich. Eine perfekte Bravourleistung stellen die Haydn-Variationen von Johannes Brahms op. 56b dar. Das Klavierduo Stenzl betont dabei scharfe Charakterisierungen und eine virtuose Kontrastsetzung. Überaus zügig gehen die beiden die Variationen 3 und 5 an, während der Rest warm und expressiv ausgespielt wird. Nach der Pause dann Mozart, und zwar die von sämtlichen Klavierduos gern gespielte Sonate für zwei Klaviere D-Dur KV 448 aus dem Jahr 1782. Dieses bewegte und bewegende Werk, die einzige Sonate Mozarts für zwei Klaviere, atmet bereits das feurige Temperament eines „Figaro“, wobei die Stenzls ein anregendes Zwiegespräch führen, dem man gerne lauscht. Die beiden Weltklasse-Pianisten musizieren absolut geschlossen, nie geht die Artikulation auf Kosten des melodischen Flusses oder lässt den Klang spitz werden. Den volltönenden Gipfel erklimmt das Duo schließlich mit Ravel „La Valse“. Hans-Peter und Volker Stenzl legen bei größter Deutlichkeit des Strukturellen ganz klar den zwiespältigen, katastrophischen Charakter dieser Musik offen und machen trotz des Fehlens der substanziell wichtigen Orchesterfarben die bestürzende Unmittelbarkeit des Überkippens vom zerfetzten Tanz ins grelle Inferno mehr als deutlich. Belohnt werden die beiden Künstler mit donnerndem Applaus, das Publikum mit zwei Zugaben aus dem Raritätenkabinett. 20.03.2009 Mediterran, melancholisch und meditativ: Hochkarätiger Auftritt der Bamberger Symphoniker unter Andris Nelsons in der Stadthalle Bayreuth – Mit einem rein nordischen Programm machten die Bamberger Symphoniker am Donnerstagabend zum ersten Mal in diesem Jahr Station in der Bayreuther Stadthalle. Geographisch umfasst Skandinavien die nordeuropäische Halbinsel, auf der Norwegen und Schweden liegen, kulturell gehören auch Dänemark und Finnland dazu. Neben Werken des zeitgenössischen Komponisten Rolf Martinsson aus Schweden hatten die Symphoniker deshalb auch die „Helios“-Ouvertüre von Carl Nielsen aus Dänemark und die erste Sinfonie von Jean Sibelius aus Finnland im Gepäck. Dazu mit Hakan Hardenberger den schwedischen Startrompeter überhaupt und mit dem viel versprechenden jungen lettischen Dirigenten Andris Nelsons (Jahrgang 1978) eine der profiliertesten Musikerpersönlichkeiten der Gegenwart. Carl Nielsens „Helios“-Ouvertüre op. 17 beschreibt allerdings nicht die finnischen, sondern die griechischen Naturschönheiten, so wie sie Nielsen Anfang des 20. Jahrhunderts kennen gelernt hatte. Atmosphärisch dicht gibt das Orchester unter Andris Nelsons, früherer Chefdirigent der lettischen Nationaloper Riga und seit 2008 Direktor des berühmten City of Birmingham Symphonie Orchestras, diese kompositorische Perle des völlig zu Unrecht etwas in der zweite Reihe stehenden Sinfonikers Nielsen wider. Schön ausgewogen, ruhig fließend lassen die Bamberger immer wieder das mediterrane griechische Licht aufflackern, wobei Nielsens nordisches melancholisches Naturell nicht zu kurz kommt. Mit Hakan Hardenberger stellte sich einer der größten Trompeter seiner Generation mit dem für ihn komponiertem und ihm gewidmeten Trompetenkonzert Nr. 1 Op. 47 mit dem Beinamen „Bridge“ von Rolf Martinsson vor. Der wiederum gilt als einer der meist gespielten schwedischen Komponisten der Gegenwart, auch wenn er hierzulande gänzlich unbekannt ist. Martinssons Komposition ist zeitgenössische Musik im besten Sinne und durch die Kombination mit der Trompete als Soloinstrument reichlich ungewohnt. Wie zwei Brücken („Bridges“) verbinden zwei Solokadenzen die drei Sätze des impulsiven, zerklüfteten Werkes, das eher an breitwandige Filmmusik, als an ein klassisches Konzert erinnert. Der Trompeter Hakan Hardenberger allerdings wird seinem Ruf mehr als gerecht: höchst virtuos, mit exzellenter Technik ausgestattet musiziert er das vor genau zehn Jahren uraufgeführte Konzert. Für den dennoch relativ schwachen Applaus bedankt er sich mit einer eigenen Variationen über ein Volkslied aus seiner Heimat als Zugabe. Ganz tief in die nordische Gedanken- und Gefühlswelt taucht der Klangkörper mit der 1. Sinfonie in e-Moll op. 39 von Jean Sibelius. Fast schon meditativ und transzendent wirkt die Aufführung, in der Dirigent Nelsons nie nur auf die musikalischen Höhepunkte hin musiziert, sondern, beinahe wie bei einer Bruckner-Symphonie, die großen formalen Bögen hörbar macht und dem durch und durch organisch gearbeiteten Werk trotz vieler vollends ausgekosteter Generalpausen die nötige Spannung verleiht. Überhaupt gelingt dem jungen Dirigenten die Sinfonie sehr überzeugend. Wunderbar innig, lyrisch und auch etwas Detail verliebt machen sich die Musiker ans Werk, nicht ohne die großen dynamischen Differenzierung außen vor zu lassen. 04.03.2009 Melancholisch und mitreißend musiziert / Gesellschaft der Kulturfreunde startete mit Konzert der Ungarischen Symphoniker in die Frühjahrssaison Bayreuth – Mit einem Konzert der Ungarischen Symphoniker ist die Gesellschaft der Kulturfreunde in Bayreuth am Dienstagabend in der Stadthalle in die Frühjahrssaison gestartet. Mit dem Orchester stellte sich dabei einer der führenden Klangkörper Ungarns unter seinem neuen Generalmusikdirektor Andras Keller vor, mit dem erst 21-jährigen Joseph Moog ein Pianist der ganz zurecht als kommender Star gefeiert wird. Das Programm mit Werken von Franz Liszt, Claude Debussy und einer Brahmsbearbeitung von Arnold Schönberg reichte von der Hoch- über die Spätromantik bis hinein in den Impressionismus. Man mag es kaum glauben, die Ungarischen Symphoniker sind tatsächlich als Postorchester gegründet worden. Das ist zwar schon lange her, doch war es eine Telekommunikationsstiftung, die zur Wendezeit 1990 glücklicherweise den Fortbestand des Klangkörpers gesichert hat. Mittlerweile ist das Orchester weltweit aufgetreten und hat mit dem Ungarn Andras Keller auch einen namhaften Dirigenten, der die Musiker sicher zu weiteren Höhenflügen anspornen wird. Keller war selbst lange Jahre Konzertmeister des Staatlichen Ungarischen Symphonieorchesters und trat auch als Gründer des nach ihm benannten Keller-Quartetts hervor. Ganz der Jahreszeit entsprechend startete das Orchester, das derzeit auf Deutschland-Tournee ist, den Abend mit Claude Debussy wenig gespielter zweisätziger sinfonischer Suite „Printemps“. Die Musiker zaubern dabei eine ganz starke poetische Atmosphäre auf das Parkett. Die zelebrierte Hymne auf die Schönheit des Frühlings erklingt mit einer Fülle orchestraler Details und in einer elektrisierenden Darstellung. Besonders bemerkenswert in dem kurzen Stück ist, dass die Streicher bei den weiten Bögen nie durchhängen, sondern sich vielmehr eindrucksvoll steigern, was dem Klangbild Debussys sehr zu Gute kommt. Joseph Moog ist der Solist in Franz Liszts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur. Der junge Mann, der bereits vielfach ausgezeichnet und auf sämtlichen Festivals gefeiert wurde, bewies, dass er nicht nur die virtuosen Oktav- und Akkordkaskaden donnernd und mitreißend interpretieren kann. Vielmehr musiziert er wohlüberlegt manchmal empfindsam, melancholisch und poetisch, um dann wieder verwegen und dämonisch zu klingen. Vor allem die Entschlossenheit und die Flexibilität sind es, die Moog auszeichnen, die Ungarischen Symphoniker unter Andras Keller, die in diesem Liszt-Konzert weit mehr als eine Begleitfunktion einnehmen, erweisen sich als adäquater Partner, der den Dialog mit dem Klavier glänzend bestreitet. Als Zugabe überraschte Moog das Publikum mit einem Stück von Domenico Scarlatti und den reizenden „Papillons“ von Moritz Rosenthal. Als Hauptwerk nach der Pause hatten die Ungarischen Symphoniker das Klavierquartett g-Moll op. 25 von Johannes Brahms in der Orchesterbearbeitung von Arnold Schönberg auf die Pulte gelegt. Mit Orchesterbearbeitungen von Klavierquartetten ist es ja immer so eine Sache. Anders als im intimen Musikzieren kommt bei den Orchesterbearbeitungen weniger das drängende impulsive Moment sondern eher die klassische Ausgewogenheit der Satzstruktur zum Tragen. Beherzte virtuose spontane Zugriffe sind im Orchester nicht so möglich, wie beim Musizieren von vier Individuen, Spannungsbögen fallen da gerne ab. Wenn die Interpretation des Brahmsschen Klavierquintetts dennoch von Erfolg gekrönt war, so liegt dies daran, dass es sich bei dem Werk ohnehin um eine „verkappte“ Sinfonie handelt. Klangliche Ausgewogenheit ist diesmal allerdings nicht so die Sache des Dirigenten. Die Mittelsätze hätte man sich ein wenig mehr sanft fließend und gesanglich elegant vorstellen können, während die Ecksätze durch ihre artikulatorische Prägnanz wieder sehr positiv ins Gewicht fielen. Das Orchester bedankte sich bei seinem Publikum gleich mit zwei Zugaben, darunter ein Satz aus dem Sommernachtstraum von Felix Mendelssohn Bartholdy. 14.01.2009
Von Marschmusik bis Maffay: Blitzendes Blech und klares
Holz
Der Mann, der seit 18 Jahren für die hohe Qualität des Blasorchesters steht, ist der Dirigent Thomas Besand. Einmal mehr schaffte er es, die rund 50 Musiker zwischen 11 und 78 Jahren so zu motivieren, dass der Kulmbacher Jahresauftakt gleich zu einem der Höhepunkte im musikalischen Jahreslauf wurde. Zweiter im Bunde ist Werner Schneider, seines Zeichens Vizedirigent. Auch er hatte wieder zwei Stücke mit der Stadtkapelle vorbereitet, die er ebenfalls bereits einer kleinen Tradition folgend im ersten Teil des Abends dirigierte. Als dritter im Bunde trug einmal mehr Moderator Karl-Heinrich Backert mit seinen kurzweiligen und informativen Ansagen zum Gelingen des Neujahrskonzertes bei und sorgte damit nicht zuletzt auch für die notwendigen Pausen, die für die Bläser der Stadtkapelle zum durchschnaufen von großer Bedeutung sind.
Bewährtes für alle Freunde der klassischen Blasmusik stand gleich am Anfang des
Abends mit dem „König-Karl-Marsch“ von Carl Ludwig Unrath, den die Musiker der
Stadtkapelle klangvoll und schmissig musizierten. Auch der zweite Teil des
Abends wurde mit einem Marsch, dem „Borussia-Marsch“ von Carl Teike tänzerisch
eröffnet. Dazwischen erklang der bei vielen Musikkorps beliebte
„Exerzier-Marsch“ von Johann Valentin Hamm, der offizielle Teil wurde mit Julius
Fuciks Konzertmarsch „Unter der Admiralsflagge“ beendet. Völlig zu Unrecht wird
diese Form der konventionellen Marschmusik oft verpönt. In den glänzenden
Interpretationen der Stadtkapelle schimmern dabei wahre Kleinode der
Musikliteratur durch. Die Marschmusik lebt vor allem von der Homogenität ihrer
Aufführung. Wenn dazu noch die Balance und Freiheit kommt, die man sonst nur von
Streichorchestern gewohnt ist, lässt sich erahnen, welchen Schatz die
Marschmusikkompositionen in sich bergen. Evergreens aus dem klassischen Bereich hatten die Musiker etwa mit Franz von Suppes Ouvertüre zur komischen Oper „Pique Dame“ im Gepäck. Bei der Stadtkapelle werden symphonisches Gewicht und kammermusikalische Tugenden miteinander verbunden, so dass die Ouvertüre im vollendeten Mischklang von blitzendem Blech und klarem Holz sowie mit einem wunderschön gespielten Flötensatz ertönt. Auch Albert Wiliam Ketelbeys mitreißend wiedergegebenes Intermezzo „Auf einem persischen Markt“ gehört in die Kategorie der bei vielen Blasorchestern beliebten Evergreens und zum ersten Mal stellte die Stadtkapelle auch Emil Waldteufels Konzertwalzer von den „Schlittschuhläufern“ vor, ein Ohrwurm, bei dem die Stadtkapelle durch Klangkultur und sensibles Musizieren besticht, so dass sich der komplett auswendig dirigierende Besand auch einmal entspannt zurücklehnen kann. Flott und mitreißend musizierte das Blasorchester im zweiten Teil Albert Keler-Belas „Lustspielouvertüre“ sowie das große Popourrie aus der Operette „Im weißen Rössl“ von Ralf Benatzky. Auch hier sind Fingerspitzengefühl auf der einen Seite und sorgsames ausbalancieren auf der anderen gefragt. Immer wieder gerne werden schließlich auch die mediterran angehauchten Kompositionen von Heinz Winkler aufgeführt. Mit seinem „Neapolitanisches Ständchen“ hatte sich die Stadtkapelle diesmal eines seiner bekanntesten Intermezzi ausgesucht, das sie spritzig und elegant musizierte. Was wäre ein Neujahrskonzert ohne Solisten. Mit Mutter Ilka und Tochter Janina Bleyl stellten sich in Zdenek Gursky böhmischer Polka „Zauberhafte Klarinetten“ zwei hervorragende Klarinettistinnen mit ausgeprägt akzentuiertem Spiel vor, während Dirigent Besand das Kabinettstück „Buglers Holiday“ von Leroy Anderson gleich mit vier statt der komponierten drei Trompeten besetzte. Benjamin Schuberth, Hans-Christian Leuschner, Michael Schubert und Benjamin Kremer, letzterer ein Schüler des Dirigenten, machten ihre Sache ausgezeichnet und mussten prompt das ganze Stück als Zugabe noch einmal zum Besten geben.
Nach den Dankesworten von Vorstand Ralf Müller standen als Zugabe Jaroslav Labsys „Olympia-Marsch“, der „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss Vater und die Alten Kameraden von Carl Teike auf dem Programm. Alles Stücke, die bestens zum Mitklatschen geeignet sind, wovon das überaus begeisterte Publikum in der Stadthalle auch rege Gebrauch machte. Bilder: Symphonisches Blasorchester mit Big-Band-Qualitäten: Die Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand beim Neujahrskonzert am Dienstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle. 21.12.2008 Impulsivität verbindet sich mit Leichtigkeit / Georgisches Kammerorchester Ingolstadt gastierte bei den Kulturfreunden in Bayreuth Bayreuth – Zugegeben, ein weihnachtliches Konzert war es tatsächlich nicht, mit dem die Gesellschaft der Kulturfreunde am Samstagabend in der Bayreuther Stadthalle ihr Publikum in die Winterpause entließ. Mit dem 1964 in Tiflis gegründeten, seit 1990 in Ingolstadt ansässigen und als kultureller Botschafter der Audi-Stadt wirkenden Georgischen Kammerorchester Ingolstadt hatten die Kulturfreunde jedoch einen renommierten Klangkörper eingeladen, der vornehmlich auf Spielfreude und Entdeckerlust setzt. Das Ensemble, das schon 1993 und 2001 in Bayreuth zu Gast war, überzeugte diesmal unter der Leitung seines neuen Chefdirigenten Ariel Zuckermann nicht nur mit hoher Qualität, sondern auch mit einem außergewöhnlichen Programm. Das Georgische Kammerorchester setzte sein Programm unter das Motto Jugend- und Frühwerke großer Komponisten. Mit dem Divertimento in F-Dur erklang ein Werk des 16-jährigen Mozart, mit der dritten Streichersonate in C-Dur eine Komposition des erst zwölfjährigen Gioacchino Rossini und mit Arnold Schönbergs „Verklärter Nacht“ ein frühes spätromantisches Werk des 25-Jährigen. Auch einige der Miniaturen des georgischen Komponisten Sulchan Zindadse könnten noch als Frühwerke gelten, da der Cellist und spätere Professor am Moskauer Konservatorium bereits als 20-jähriger mit der Komposition dieser Kabinettstücke begonnen hatte. Dirigent Zuckermann startete mit gehobener Unterhaltungsmusik des jungen Mozart. Das auch als dritte Salzburger Sinfonie bekannte Divertimento KV 138 musizierte das Kammerorchester stilistisch perfekt, energiegeladen, keck und frisch. Insbesondere in den Ecksätzen klingt dieser intime Mozart bestechend klar, Impulsivität verbindet sich in dem eleganten Dirigat Zuckermann mit Leichtigkeit. Die Bögen spannen sich dabei meist wie aus einem Atem, der Klang ist solistisch und durchhörbar bis zum zartesten Pianissimo. Ein weiteres, wenn auch viel seltener aufgeführtes Jugendwerk hatten sich die Gäste aus Ingolstadt mit Gioacchino Rossinis Streichersonate Nr. 3 in C-Dur ausgesucht. In vibratoarmen, aber doch farbenreichem Klang lässt die kleine Besetzung die Obertöne dabei nur so knistern. Die Streichinstrumente werden dadurch in die Lage versetzt, eine ganze Palette an Orchesterinstrumenten nachzuahmen. Virtuose Brillanz und ohrenfällige Eingängigkeit sind die Merkmale dieses Werkes, das Rossini zwar fantasievoll komponiert, formal aber doch eher schlicht gehalten hatte. Gleichwohl macht das Georgische Kammerorchester auch deutlich, dass Rossini mit dieser Komposition manchen seiner späteren Opernohrwürmer vorweg nimmt. Eine absolute Neuentdeckung sind die Miniaturen des erst 1991 verstorbenen Georgiers Sulchan Zinzadse, die das Kammerorchester aus seiner ursprünglichen Heimat mitgebracht hat. Dezent, ernsthaft, aber auch ein wenig ironisch und doch einfühlsam musiziert das Orchester unter der Leitung seines Chefs diese rechte Mischung, die auf georgische Volkslieder und Folklore zurückgeht. Zinzadse ist in seiner Heimat längst nicht so unbekannt wie hierzulande, er gilt als Schöpfer vier großer Sinfonien, mehrerer Klavier und Violinkonzerten, sowie einiger Opern und Ballette. Seine Melodien sind eingängig, der kammerorchestrale Apparat wird fantasievoll und kurios in Szene gesetzt, etwa durch rhythmisches Klopfen auf den Instrumenten oder durch gesprochene Wortfetzen als Einleitung und Ausklang. Die Werke von Arnold Schönberg, dem Erfinder der Zwölftonmusik, waren von Beginn an mit Skandalen verbunden. Dies gilt erstaunlicherweise auch für seine frühen spätromantischen Kompositionen, nicht zuletzt auch für sein Opus 4, die sinfonische Dichtung „Verklärte Nacht“. Basierend auf ein Gedicht von Richard Dehmel, in dem das schicksalhafte Gespräch eines Liebespaars in heller Mondnacht geschildert wird, hatte Schönberg die „Verklärte Nacht“ schon 1899 für jeweils zwei Violinen, Bratschen und Celli übertragen. Erst 18 Jahre später schrieb er die gespielte, knapp halbstündige Fassung für Streichorchester. Heute gilt die „Verklärte Nacht“ als eines seiner populärsten Werke und die in jeder Note perfekte Interpretation des Georgischen Kammerorchesters machte dies auch deutlich. Ganz dicht und ineinander verwoben präsentierte der Klangkörper die sinfonische Dichtung und erhielt dafür großen Applaus in der ausverkauften Stadthalle. Nachdem die regulären Abonnementkonzerte der Kulturfreunde wegen der Winterpause erst Anfang März fortgesetzt werden, präsentiert die Gesellschaft bereits am 25. Januar zusammen mit dem Forum Junger Musiker ein Sonderkonzert im Markgräflichen Opernhaus. Dort gastiert die österreichische Sinfonietta Baden unter Florian Krumpöck mit Werken von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart. 13.10.2008 Musikantentum im besten Sinne / Brünner Philharmoniker eröffneten Konzertsaison der Kulturfreunde Bayreuth. Beste tschechische Tradition in zeitgemäßen Gewand: Mit einem Konzert der Brünner Philharmoniker unter ihrem Chefdirigent Petr Altrichter hat die Gesellschaft der Kulturfreunde in Bayreuth am Montagabend im Großen Haus der Stadthalle die neue Saison eröffnet. Das Orchester, das 2006 sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte, gilt zu Recht als einer der bedeutendsten europäischen Klangkörper und als einer der größten dazu. Eigentlich geht die Historie der Brünner Philharmoniker auf den Komponisten Leos Janacek zurück, der schon in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts das Fundament für das heutige Orchester gelegt hatte. Mit seinen selten aufgeführten vier Lachischen Tänzen zollten ihm die Musiker zu Beginn ihres mährisch-böhmischen Programms Tribut. Unbefangen und gemütvoll spielt der Klangkörper dabei auf. Petr Altrichter, seit 2002 an der Spitze des Orchesters entlockt den Musikern volle warme Klänge ohne allzu großes Sentiment. Klassisch ausgewogen fächert er die Partitur auf und bringt so die prägnanten Motive der vier kurzen folkloristischen Sätze aus der Lachei, der Gegend um Janaceks mährischen Geburtsort, zum Sprechen Ebenfalls äußerst selten taucht der Name Franz Krommer auf Konzertprogrammen auf, obwohl der 1759 ebenfalls in Mähren geborene Komponist doch fast 100 Streichquartette geschrieben hat. Eine besonders glückliche Hand bewies Krommer allerdings bei seinen Arbeiten für Blasinstrumente, wie das aufgeführte Oboenkonzert F-Dur op. 52 zeigt. Mit Jan Adamus haben die Brünner Philharmoniker einen ausgezeichneten Solisten verpflichtet, der bereits im Mai 2001 im Rahmen der „Musica“ in Bayreuth gastierte. Adamus versteht es glänzend, die verschiedenen Nuancierungen plastisch herauszuarbeiten und demonstriert dabei brillantes Virtuosentum. Dass der Solist offensichtlich Probleme mit der Feuchtigkeit im Mundstück seines Instruments hatte und während des ruhigen zweiten Satzes mehrfach zur Reinigung ansetzen musste, störte dabei nur am Rande. Makellos stuft Adamus in den schwierigen Läufen des dritten Satzes die Dynamik ab, während er in den ruhigen Passagen mit einem seelenvoll romantischen Ton auftrumpft. Kantable Phrasierungen wechseln sich mit markigen Crescendi ab und die Brünner Philharmoniker begleiten dabei mit tschechischem Musikantentum im besten Sinne. Leichtfüßig, ohne dick aufzutragen erklingt schließlich auch die Interpretation von Anton Dvoraks 7. Sinfonie d-Moll op. 70. Chefdirigent Altrichter zeigt dabei eine kammermusikalisch transparente Sicht auf Dvoraks 7., die zu unrecht etwas im Schatten der achten und natürlich der berühmten neunten Sinfonie des Komponisten steht. Dvorak hieß auch der Komponist der bestens ausgewählten Zugabe. Einfühlsam und sensibel musizierten die Brünner Philharmoniker den langsamen Satz aus der amerikanischen Suite A-Dur. 02.05.2008
Untrennbar mit Richard Wagner und
Bayreuth verbunden / Vielleicht war es der Höhepunkt im Wirken des Dirigenten Horst Stein, als er am 10. September 1993 zusammen mit „seinen“ Bamberger Symphonikern die neue Konzert- und Kongresshalle „Sinfonie an der Regnitz“ einweihen durfte. Auf dem Programm stand Gustav Mahlers Symphonie Nr. 8 Es-Dur, die „Symphonie der Tausend“. Der damals 65-Jährige stand auf dem Zenit seiner Laufbahn, Ohrenzeugen sprechen noch heute von einer denkwürdigen Aufführung und die Musiker von einem historischen Ereignis. Drei Jahre später, zum 50. Geburtstag des Orchesters am 9. März 1996, bekam Horst Stein den Titel „Ehrendirigent auf Lebenszeit“ verliehen. Schon bald danach nahm er Abschied vom Dirigentenpult in Bamberg und zog sich allmählich aus dem Konzertleben zurück. Exakt 450 Mal hatte Stein während der drei Jahrzehnte zuvor die Bamberger Symphoniker geleitet, zunächst als Gast, ab 1985 als Chefdirigent. Den Richard-Wagner-Festspielen hatte der als Pragmatiker geltende und ohne irgendwelche PR-Aktivitäten auskommende Maestro zu diesem Zeitpunkt schon den Rücken gekehrt. Mit 138 Aufführungen zwischen 1969 und 1984 gehört Horst Stein dennoch zu den mit am meisten beschäftigten Dirigenten auf dem Grünen Hügel. Außer „Lohengrin“ und dem „Holländer“ brachte er alle für Bayreuth bestimmten Werke Richard Wagners zur Aufführung. Schon 1952 war Horst Stein zum ersten Mal in Bayreuth. Er assistierte zunächst Herbert von Karajan, dann Hans Knapperstbusch und Joseph Keilberth. Somit ist die Persönlichkeit Horst Stein für immer untrennbar mit Richard Wagner und den Bayreuther Festspielen verbunden. Doch auch abseits von Wagner war Stein mehrfach in Bayreuth zu Gast und leitete in den 1980er Jahren „seine Bamberger“ bei den Abonnementkonzerten der Gesellschaft der Kulturfreunde im Großen Haus der Stadthalle. Geboren wurde Horst Stein am 2. Mai 1928 im heutigen Wuppertaler Stadtteil Elberfeld, dem gleichen Ort, in dem 40 Jahre zuvor auch Hans Knappertsbusch das Licht der Welt erblickt hatte. Nach dem Studium in Köln bei dem unvergessenen Günther Wand trat Horst Stein 1947 seine ersten Stellen als Korrepetitor an den Städtischen Bühnen Wuppertal und 1951 als Kapellmeister an der Staatsoper Hamburg an. Vier Jahre später wechselte er an die Staatsoper „Unter den Linden“ nach Berlin, die er 1961 nach dem Bau der Berliner Mauer aus Protest verließ. Mit dem Hinweis auf die „Abschnürung“ Ost-Berlins war Horst Stein nach einer Gastspielreise nicht mehr dorthin zurückgekehrt und hatte in einer ohnehin angespannten Situation auch politisch für großes Aufsehen gesorgt. Nächste herausragende Station war 1963 die des Operndirektors am Nationaltheater Mannheim, 1969 wechselte er als erster Dirigent an die Wiener Staatsoper. 1972 wurde er wieder nach Hamburg gerufen, diesmal als Generalmusikdirektor. Gleichzeitig gastierte Horst Stein an beinahe allen Großen Opernhäusern und in allen bedeutenden Konzerthallen dieser Welt. Gastspiele führten ihn in die USA, nach Südamerika und nach Japan, wo er später auch zum Ehrendirigent des NHK-Symphony-Orchestras Tokyo ernannt werden sollte. 1980 wurde Horst Stein schließlich als Nachfolger von Wolfgang Sawallisch zum Chefdirigenten des Orchestre de la Suisse Romande in Genf berufen, bis ihn schließlich 1985 der Ruf aus Bamberg ereilte. Horst Stein gehört einer heute eher seltenen Musikertradition an, die ihr Handwerk „von der Pike auf“ gelernt hatte, auf ein unglaubliches breites Repertoire verweisen konnte und die stets in guter alter Kapellmeistermanier aufgetreten war. Eitelkeiten und Starallüren waren seine Sache nicht, für ihn zählte allein die Partitur. Dennoch verzeichnet der Plattenmarkt eine ganze Reihe herausragender Einspielungen, wie etwa eine Gesamtaufnahme der Symphonien Franz Schuberts und Johannes Brahms oder eine nahezu komplette Edition der Werke Max Regers. Seinen 80. Geburtstag am 2. Mai feierte Horst Stein an seinem Alterswohnsitz in der Nähe von Genf, leider nicht bei bester Gesundheit, wie aus dem Umfeld zu erfahren war. Im Foyer der Bamberger Konzert- und Kongresshalle erinnert seit 1993 ein großformatiges Portrait des Bamberger Malers Michael Cleff an den großen Dirigenten. 04.06.2008 Stars und Hits vor ernstem Hintergrund / Über ein dutzend namhafter Showstars engagierte sich mit fulminantem vierstündigem Programm für den schwerkranken Tenor Peter Hofmann
Kaum zu glauben, dass der einst weltweit gefeierte Heldentenor, Rockstar, Fallschirmspringer und aktive Zehnkämpfer aufgrund seiner heimtückischen Krankheit vom Schicksal so gebeutelt wurde, dass ganz offensichtlich kein Kontakt mehr zur Außenwelt möglich ist. Filmeinspielungen aus den achtziger Jahren zeigen den blonden Hünen auf der Höhe seiner Zeit und mit den ganz großen dieser Welt: Leonard Bernstein, Richard Burton und Mick Jagger. Unfassbar, dass der einstige Opernstar kein Geld mehr hat, doch unermesslich hohe Behandlungskosten haben offensichtlich alles aufgezehrt.
Das Schicksal des Startenors, dem es dem Vernehmen nach nicht nur wegen seiner Parkinson-Krankheit wirklich schlecht gehen soll, war auf jeden Fall ein typischer Fall für den Promi-Golfclub „Eagles“: Der lockere Zusammenschluss von Stars aus Gesellschaft, Sport und Showbusiness versammelte mehr als ein Dutzend Stars der nationalen und internationalen Schlager- und Popszene für die Wohltätigkeitsveranstaltung. „Es ist seit Jahren eine gute Tradition, dass sich Stars bei uns für eine gute Sache engagieren“, sagte Manfred R. Müller, Präsident des Golfclubs Fahrenbach und Fördermitglied der „Eagles“. Die Stadt Wunsiedel hatte dazu die Luisenburg mietfrei zur Verfügung gestellt und sämtliche Stars traten ohne Gage auf. Trotz des ernsten Hintergrundes ist die Gala allerdings auch auf musikalischem Gebiet ein einmaliges Ereignis. Vermutlich werden die Künstler nie mehr in dieser Zusammensetzung auftreten. Die ungewöhnliche Bandbreite reicht dabei von der klassischen Musik bis hin zu Pop und Schlager. Für die so genannte E-Musik stehen neben Deborah Sasson, die über die vier Stunden verteilt eine unglaubliche Bühnenpräsenz an den Tag legt, auch der Dredener Bassbariton Gunther Emmerlich und der stimmgewaltige Tenor Bernhard Hirtreiter. Für internationalen Glanz sorgt der dreifache Grand-Prix-Gewinner Johnny Logan aus Irland. Er reißt das Auditorium nicht nur mit seinen Hits wie „Hold me now“ oder „What´s another year“ von den Stühlen, sondern auch mit einem umwerfenden Elvis-Medley und einer schier unübertrefflichen Komik. Harold Faltermeyer („Axel F.“) hatte seine Neuentdeckung Regine Sauter mitgebracht, die im Sarah-Connor-Stil drei neue Titel vorstellt. Deutsche Schlagertradition verkörpern Ireen Sheer und Tony Marshall. Er ist der einzige, bei dem zumindest drei Titel lang die Musik vom Band kommt, alle anderen wurden vom fabelhaft aufspielenden Dirk-Jecht-Orchester, vom versierten russischen Pianisten Iwan Urwalow und den Streicher der „Konzertanten“ unter der Leitung des namhaften Dirigenten und Arrangeurs Peter Moss begleitet. Fast hätte man ihn vergessen: Auch DSDS-Teilnehmer Daniel Küblböck steuert in gewohnter Manier drei Titel aus seinem „Jazz- und Country-Programm“ bei. Schillernd besetzt ist schließlich auch das Auditorium. Unter den knapp 1500 sind unter anderem Peter Hofmanns Ehefrau Sabine, TV-Mann Peter Bond, Schauspieler Arthur Brauss, die Diskuslegende Lars Riedel, Sibylle Beckenbauer und natürlich Luisenburg-Chef Michael Lerchenberg.
Bilder: 20.04.2008 Ausblick auf ein himmlisches Wiedersehen: Kantorei St. Bartholomäus führte Bachs Oster- und Himmelfahrtsoratorium auf Pegnitz. Mit dem Oster-Oratorium (BWV 249) und dem Himmelfahrtsoratorium (BWV 11) hat die Pegnitzer Kantorei St. Bartholomäus am Sonntag „Kantate“ die bisherigen Aufführungen der Evangeliumsvertonungen von Johann Sebastian Bach abgerundet, die vom Weihnachtsoratorium über die Johannespassion bis hin zu Ostern und Himmelfahrt reichen. Unter der Gesamtleitung von Jörg Fuhr harmonierten die Pegnitzer Kantorei, das Breslauer Instrumentalensemble und die vier Gesangssolisten in hervorragender Art und Weise und sorgten für einen eindrucksvollen musikalischen Frühlingsauftakt in der St. Bartholomäuskirche. Sowohl das Oster-Oratorium „Kommt, eilet und laufet“ als auch das Himmelfahrtsoratorium „Lobet Gott in seinen Reichen“ ist wesentlich kürzer als die großen Passionsoratorien Bachs, da sie relativ wenig biblischen Text zur Grundlage haben. Das ökonomisch angelegte Oster-Oratorium ist etwa dem biblischen Bericht Lukas 24 angelehnt und mit einer knappen Stunde Spieldauer nicht wesentlich länger als eine durchschnittliche Kantate. Die Aufführung der Pegnitzer Kantorei am frühen Sonntagabend in der gut besuchten St. Bartholomäuskirche machte dennoch deutlich, dass es sich um zwei besonders repräsentative und klangvolle Werke Bachs handelt, die der Komponist selbst deutlich von seinen Kantaten abgegrenzte. Großartig fällt gleich zu Beginn die Darstellung des Eilens und Laufens im ersten Vokalsatz des 1725 entstandenen Osteroratoriums aus. Sie gibt in hervorragender Art und Weise die frohe und heitere Stimmung wider, mit der Petrus und Johannes zum Grab eilen, weil sie gehört haben, dass der Leichnam Jesu verschwunden sei. Dort finden sie nur noch das Grabtuch vor und schöpfen daraus die Hoffnung, selbst zum ewigen Leben erweckt zu werden. Nach zwei einleitenden Instrumentalstücken und einem Eingangschor wechseln sich die vier Vokalsolisten in den sieben Nummern ab, ehe ein mächtiger Abschlusschor stimmgewaltig Lob, Preis und Dank verkündet. Ein noch ein Stück weit festlicherer Charakter herrscht im Himmelfahrtsoratorium vor, das als zentrales Thema die frohe Botschaft von der Wiederkehr Jesu hat. Der Tod hat ausgespielt, die Macht des Bösen ist ein für alle Mal gebrochen. Diese Botschaft soll von dem Werk ausgehen, bei dem das Lukas- und das Markusevangelium sowie ein Stück weit die Apostelgeschichte Pate standen. In dieser Komposition sind auch Anleihen aus dem Weihnachtsoratorium und Anklänge an die h-Moll-Messe zu finden. Im Mittelpunkt des Werkes steht im Gegensatz zum Oster-Oratorium wieder ein Choral, das Himmelfahrtsoratorium schließt mit dem Ausblick auf ein himmlisches Wiedersehen. Einmal mehr konnte Kantor Jörg Fuhr für die Solopartien gewohnte vorzügliche Stimmen finden. In ihren Arien tadellos, durchwegs textverständlich und angenehm timbriert agieren die junge souveräne polnische Sopranistin Marzena Lubaszka, die stimmgewaltige Altistin Margot Diefenthal, der routinierte Tenor Hannes Böhm und der wohlklingende Bass Florian Herrmann. Denkbar schlank und durchsichtig sowohl in der polyphonen Stimmführung als auch in den Chorälen überzeugt auch wieder die von Jörg Fuhr glänzend einstudierte Kantorei St. Bartholomäus mit einem stets homogenen, kompakten und runden Klang. Im Oster-Oratorium hat der Chor allerdings naturgemäß wenig zu singen, denn entgegen sonstiger kompositorischer Gepflogenheiten Bachs gibt es dort ausnahmsweise keinen einzigen Choral. Umso eindrucksvoller erklingt dafür der große, zentrale Choral des Himmelfahrtsoratoriums „Nun lieget alles unter dir“. Außerdem hatte Fuhr zwischen die beiden Oratorien die vierstimmige Mottete „Lobet den Herrn, alle Heiden“ (BWV 230) gesetzt, in der der Klangkörper noch einmal gesondert sein Können unter Beweis stellen durfte. Das Ensemble Harmonologia Breslau, das schon mehrmals in Pegnitz zu Gast war und die Kantorei begleitet hatte, musizierte unter der Leitung von Kantor Fuhr im historisch angelehntem Originalklang. Auch diesmal findet der Klangkörper wieder die richtige Balance zwischen der bedeutungsschweren Handlung und ihrer freundlichen positiven Grundstimmung. Deutlich wird dies durch das leichte und beschwingte Aufdecken polyphoner Strukturen, einer stets transparenten und flotten Musizierart und der souveränen Leitung von Kantor Jörg Fuhr. 08.04.2008 Voller Extreme aber ohne falsches Pathos Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott gastierten mit Mahlers 9. Sinfonie bei den Kulturfreunden Bayreuth. In gewisser Art und Weise ist Gustav Mahlers 1908 und 1909 entstandene 9. Sinfonie ein Schritt zurück: Kein Chor, keine Solostimmen, allenfalls das Riesenorchester ist geblieben. Dennoch ist das Werk wie kein anderes des Komponisten voller emotionaler Exzesse, bitterer, zweifelnder und ironischer Anklänge, und es dauert: fast eineinhalb Stunden. Das ist auch der Grund dafür, dass der Sinfonie beim vorletzten Abonnementkonzert der Kulturfreunde in der laufenden Saison am Dienstagabend in der Stadthalle mit den Bamberger Symphonikern unter Chefdirigent Jonathan Nott keine zweite Komposition zur Seite gestellt wurde. Langsam, aber nicht schwerfällig geht Nott das riesige Werk ganz vom Geist der Kantabilität getragen an und er lässt es im finalen Adagio auch so ausklingen. Fast bleibt die Musik stehen, aber eben nur fast. Für den Zuhörer wird es in der stets überaus detailgetreuen Interpretation der Bamberger nachvollziehbar, wie einzelne Melodien entstehen und organisch heranwachsen. Kammermusikalische Strukturen werden hörbar, Farben und Schattierungen erlebbar. Der Klangkörper stellt auf wunderbare Art und Weise die lyrische Linie und den Sinneszusammenhang von Mahlers aufwühlendem Abschiedsepos heraus. Die substantielle Schönheit und innere Abgeklärtheit der Ecksätze lassen die Symphoniker vollends entfalten, ohne jemals aufgesetzt zu wirken oder falsches Pathos zu platzieren. Auswendig dirigierend trifft Jonathan Nott, der in der Vergangenheit immer wieder als Mahler-Dirigent für Furore sorgte, den Gestus der Musik, die mit ihrer Mischung aus Abschied, Charme und Ironie fasziniert. Der Maestro lässt den ersten Satz in seiner ganzen Kantabilität natürlich fließen, wobei das Wechseln der Klangfarben wunderbar transparent erfolgt und die emotionale Tiefe des Werkes vom ersten Takt an deutlich wird. Grob und bizarr erklingt der Ländler des zweiten Satzes, aufs äußerste differenziert das Rondo des dritten Satzes. Lyrisch fließend und unprätentiös erklingt schließlich der Adagio-Schlusssatz mit seinem Atem beraubenden stillen Ende. Trotz aller extremen Gefühlswelten bleiben Ruhe und Gelassenheit zurück, so dass die Zuhörer zunächst mit ergreifender Stille, dann mit zögerlichem aber schließlich umso heftigerem Applaus und Bravorufen auf den außergewöhnlichen Abend in der fast ausverkauften Stadthalle reagieren. 16.03.2008 Sensibel, empfindsam und emotional / Gelungene musikalische Einstimmung auf die Karwoche: Pergolesis Stabat Mater in der St. Bartholomäuskirche Pegnitz. Das Leid der Mutter angesichts der Kreuzigung ihres Sohnes: Kaum ein Motiv hat die Schöpfer geistlicher Musik so angeregt wie dieses Bild. Ein, auch nach Jahrhunderten noch herausragender Geniestreich ist dem Neapolitaner Giovanni Battista Pergolesi mit seinem weit voraus weisendem Stabat Mater gelungen. Nur ganz wenige Komponisten haben darüber hinaus mit zwei so unterschiedlichen Werken, wie der heiteren Oper „“La serva padrona“ („Die Magd als Herrin“) und der Vertonung des spätmittelalterlichen Stabat-Mater-Textes so viel Bedeutung erlangt, wie der allzu früh verstorbene Pergolesi. Beim Passionskonzert der Kantorei St. Bartholomäus am Sonntag in Pegnitz war der visionäre Ausblick auf den frühklassischen Stil und eine der sinnlichsten Kompositionen im Umfeld des Osterfestes wieder einmal in der Region zu hören. Überaus sensibel, aber auch glänzend disponiert führte das Amabile-Quintett aus Nürnberg mit Kantor Jörg Fuhr am Orgelportativ das Werk auf. Pointiert in der Artikulation und mit gestalterischer Kraft setzten die Musiker auf ruhige Tempi und unaufgeregte Dynamik. Das Streichquintett warf zusammen mit Fuhr einen empfindsamen Blick auf die empfindsame Komposition und traf die spezifisch italienische Aura Pergolesis als auch dessen Verweis auf die frühklassische Stilistik. Sie ist es gerade, die das 1736 entstandene Werk so überaus besonders macht. Dies gelingt unter anderem durch die Aufwertung des instrumentalen Geschehens weg von der reinen Begleitung hin zum eigenständigen Part mit seiner häufigen Wiederholung kurzer melodischer Bausteine und einer durchhörbaren Gliederung der Motivik. Perfekt miteinander harmonierten die beiden gut disponierten Solistinnen, die Sopranistin Carolin Axmann und die Altistin Bernadetta Michaldo-Fuhr. Sowohl in den Duetten, als auch in den jeweiligen Solopartien verfügten beide über ein weites musikalisches Ausdrucksspektrum. Mit leichtem Vibrato in Momenten großer Intensität und einem zart gehauchten Piano in den emotionalen Stellen des rund einstündigen Werkes wusste Carolin Axmann ihre Partie strahlend, durchschlagskräftig und effektvoll auszugestalten. Souverän zwischen Nüchternheit und Eleganz in der Tongebung und akzentreich in der Dynamik agierte Bernadette Michaldo-Fuhr. Zwecks der Textverständlichkeit waren im Programmblatt sowohl der lateinische Originaltext, als auch eine deutsche Übersetzung ausgedruckt. Vor Pergolesis Stabat Mater hatte Kantor Fuhr Claudio Monteverdis „Marienklage“ gesetzt, ein etwa zehn Minuten dauernder geistlicher Klagegesang für Altstimme und Orgel, der eine Wiedergabe in beinahe meditativer, kammermusikalischer Intensität erfuhr. Zu Gunsten einer eher gedämpften Ausdruckssensibilität nahm die Solistin dabei jedes Pathos zurück. Musiziert wurde an der großen Orgel, die Altistin sang von der Empore. Kantor Fuhr hatte bei der Komposition auf eine Bearbeitung des zeitgenössischen Komponisten Helmut Bornefeld zurückgegriffen, der Monteverdis Marienklage mit kurzen Orgelzwischenspielen sinnvoll und ganz und gar nicht aufdringlich ergänzt hatte. Statt Applaus stand zum Auftakt der Karwoche diesmal ein nicht minder beeindruckendes Schweigen am Ende des Konzertes, mit dem sich das Publikum stehend für die intensive musikalische Darbietung in der stellenweise von der Abendsonne eindrucksvoll durchfluteten Bartholomäuskirche bedankte. 11.02.2008 Strahlend, schlüssig und schön / Vom Impressionismus zurück in die Romantik: Bamberger Symphoniker unter chinesischer Stardirigentin Xian Zhang Bayreuth. Der Fasching ist vorbei und die Kulturfreunde halten wieder Einzug in die Bayreuther Stadthalle. Zum ersten Abonnement-Konzert des laufenden Jahr hatte die Staatsphilharmonie der Bamberger Symphoniker mit Xian Zhang gleich eine Überraschung am Dirigentenpult parat. Wer sich mit chinesischen Vornamen nicht auskannte, weiß spätestens seit Montagabend, dass Xian eine Dame ist. In ihrer Heimat gilt die 32-Jährige als Stardirigentin, nachdem sie mit ihrem breiten Repertoire bereits alle großen Orchester in den USA und viele in Europa geleitet hatte. Mit dem jungen russischen Trompeter Sergej Nakariakov stand ihr ein Senkrechtstarter zur Seite, der bereits als einer der ganz Großen der Trompetenzunft gehandelt wird und sich auf vielen renommierten Festivals einen Namen machen konnte. Doch vor dem virtuosen Trompetenkonzert haben die Symphoniker mit Claude Debussys „Prelude a l´ apres-midi d´un faune“, dem „Nachmittag eines Fauns“ bestechend schöne Orchesterartistik in der Sprache des Impressionismus gesetzt. Die junge Dirigentin ist eine recht genaue Zeichnerin, Debussys herausragende Komposition bekommt ganz klare, gut durchhörbare und schlüssige Umrisse. Der Orchesterklang ist brillant und kräftig und trotz der ganz offensichtlich überaus peniblen Einstudierung kommt durchaus auch ein Gefühl der Spontaneität auf. Im Trompetenkonzert As-Dur des 1920 geborenen armenischen Komponisten Alexander Arutjunjans zeigt der junge Virtuose Sergej Nakariakov ganz deutlich auf, dass er herausragende technische und musikalische Fähigkeiten besitzt und zu Recht als Weltklasse-Solist gilt. Er entwickelt seinen plastischen und enorm strahlenden Ton ohne erkennbare Anstrengung und meistert die vielen lyrischen Kantilenen atemberaubend schön. Beflügelnd wird Nakariakov dabei von den Bamberger Symphonikern in der gemäßigt spätromantischen Tonsprache begleitet, wobei die Dirigentin vor allem auf den ausgeprägten melodischen Erfindungsgeist und die Verschmelzung von Folklore und Tradition in der viel zu selten gespielten Komposition setzt. Als Inbegriff musikalischer Romantik erklang im zweiten Teil Robert Schumann 4. Sinfonie d-Moll op. 120 in einer früheren Fassung, zwar nicht attaca ineinander übergehend, aber doch ohne Satzpausen. Klassisch heiter und strahlend hell, mit diesen Adjektiven ist sowohl die Symphonie, als auch die Interpretation der Bamberger Symphoniker am treffendsten charakterisiert. Großes Format erreichen Xian Zhang und das Orchester im atemberaubenden Allegro vivace des ersten Satzes sowie im Brillant-Feuerwerk des Schlusses. Emotional ausgekostet wird dabei auch der langsame Satz mit seinen breit ausladenden Themen, wobei die Dirigentin auf eine in sich geschlossene Interpretation setzt. Die Bamberger musizieren diesen Schumann trotz des durchwegs flotten Tempos überhaupt äußerst konzentriert und virtuos, aber niemals allzu routiniert. Niemand merkt es den Musikern an, dass der Bayreuther Auftritt nach einer kleinen Tournee über Schweinfurt, Fürth und schließlich Bamberg schon der vierte Abend in Folge mit dem gleichen Programm ist, bei dem sich das Publikum in der nicht ganz ausverkauften Stadthalle am Ende mit großem und lang anhaltendem Applaus bedankt. 09.01.2008 Familientreffen mit Feuer und Fingerspitzengefühl / Beste Werbung für die Blasmusik: Stadtkapelle Kulmbach unter Thomas Besand beim traditionellen Neujahrskonzert
Besand leitete das Konzert zum 17. Mal seit 1992 in Folge und einmal mehr dirigierte er das über zweieinhalbstündige Programm komplett auswendig Sämtliche Stücke hatten die Musiker im Alter zwischen 12 und 77 Jahren übers Jahr hinweg vorbereitet, nach der Sommerpause intensiv einstudiert und bei einem Probenwochenende Ende November in Wunsiedel noch einmal vertieft. Diesmal hatte Besand viele Stücke ausgewählt, die selten zu hören sind, die nicht jedes Blasorchester in seinem Repertoire hat und die gleichzeitig „das gewisse Etwas“ besitzen. Neben dem Neuen kam aber auch das Bewährte nicht zu kurz. So zum Beispiel der „Schönfeld-Marsch“ von Carl Michael Ziehrer, der erste Marsch, den Besand 1983 selbst als Mitglied der Stadtkapelle mit einstudiert und aufgeführt hatte. Gemächlich im Tempo und routiniert im Dirigat erklang Franz von Suppes Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ mit einem besonders gelungenen Trompetensatz.
Bei der Hymne und dem Triumphmarsch aus der Oper „Aida“ von Giuseppe Verdi waren wieder die Trompeter besonders gefragt, aber auch das fünfköpfige Schlagwerk. Unter der Leitung des Vizedirigenten Werner Schneider erklang diesmal die spanische Ouvertüre „Alcazar“ des niederländischen Komponisten Kees Vlak und Norbert Gälles „Böhmischer Traum“, eine Komposition die in der Tradition eines Ernst Mosch steht und der die Stadtkapelle ihren eigenen Stempel aufdrückte. Beide musizierte die Stadtkapelle absolut transparent, homogen und exakt.
Mit dem Marsch „Götterfunken“, eine erklärte Lieblingskomposition Besands ging nur der offizielle Teil des von Karl Heinrich Backert unterhaltsam und lehrreich moderierten Konzertes zu Ende. Als Zugabe hatte die Stadtkapelle diesmal den Marsch „Hoch Heidecksburg“ und einer guten Tradition folgend den „Radetzky-Marsch“ ausgewählt. Zuvor wurde Hermann Stübinger aus Melkendorf geehrt. Wenn er auch diesmal nicht mitmusizieren konnte, so gehört er dennoch seit 60 Jahren zur Stadtkapelle und gilt als Meister seines Faches, als gute Seele des Vereins sowie als unkopierbares Original. Bilder: Die Stadtkapelle Kulmbach unter ihrem Dirigenten Thomas Besand sorgte beim traditionellen Neujahrskonzert am Dienstagabend in der Dr.-Stammberger-Halle für wahre Begeisterungsstürme. 05.01.2008 Von Bach bis Buena Vista: Latinformation „Banda do Patio“ und die Hofer Symphoniker entfachen Beifallsstürme
Schon der Bühnenaufbau verrät es: das wird kein „normales“ Neujahrskonzert. Mischpulte inmitten des Publikums, ein riesiges Drumset auf der Bühne, jede Menge technisches Gerät drumherum und ein Orchester, das ganz nach hinten versetzt wurde. Solopauker Claudio Estay und Solotrompeter Peter Lawrence, beide Mitglieder der Hofer Symphoniker, hatten zusammen mit dem Dirigenten Roger Boggasch ein ungewöhnliches Konzept mit Musik von Bach und Händel bis Louis Armstrong und Glenn Miller entworfen, das in erster Linie auf das Zusammenspiel von klassischem Orchester und einer Jazz-, Swing- und Latin-Formation beruht. Die Rechnung ging vollends auf, in jedem Stil absolut sicher und engagiert agierten die vielseitigen Musiker der Hofer Symphoniker und der Formation „Banda do Patio“, die sich im Wesentlichen aus Orchestermitgliedern zusammensetzen. Claudio Estay (Schlagzeug), Peter Lawrence (Trompete), Kim Barth (Saxophon), Christy Belicki (Posaune) sowie Pit Uhden (Klavier), Stefan Engels (Bass) und Lennart Seydewitz (Gitarre und Gesang), sie alle sind absolute Könner und wahre Meister ihres Faches und hätten den Abend auch alleine bestreiten können. Doch gerade das Zusammenspiel mit dem Orchesterapparat machte den besonderen Reiz dieses ungewöhnlichen Neujahrskonzertes aus. So leiten an diesem Abend die berühmten Paukenschläge Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium ein, doch statt eines Chores jauchzen und frohlocken die swingenden Blechbläser. Wie vor fast 300 Jahren Tanzmusik klang, erläutert Dirigent Roger Boggasch an Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik, um gleich danach einen Zeitsprung in die späte Romantik zu Anton Dvoraks bekannter Slawischer Tanz in g-Moll zu starten. Das Largo aus Anton Dvoraks 9. Symphonie hat Peter Lawrence zu seinen „New World Variations“ umgearbeitet, indem die wunderschöne Melodie zunächst auf dem Englischhorn, dann auf Saxophon, Trompete und Posaune und schließlich in bester Dixieland-Manier von allen zusammen spielen lässt. Aus dem Neujahrskonzert ist längst eine unterhaltsame Musikstunde geworden, Dirigent Roger Boggasch wird zum Conferencier und die Musiker der „Banda do Patio“ bei Glenn Millers „In the mood“ zur perfekten Big Band.
Bilder: 16.12.2007 „Jauchzet, frohlocket!“: Barocker Klang in zeitgemäßer Gestaltung / Glanzvolle Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium Pegnitz. Ein musikalischer Höhepunkt der Vorweihnachtszeit für die gesamte Region war am Sonntag die Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach in der St. Bartholomäuskirche. Alle 46 Nummern der vier aufgeführten Kantaten fügten sich nahtlos und in natürlichem Fluss ineinander. Die komplette Aufführung der Kantaten I, II, III und VI durch Kantorei und Jugendkantorei St. Bartholomäus sowie das Ensemble Harmonologia aus Breslau war aufs Beste ausgewogen und unter der Leitung von Dekanatskantor Jörg Fuhr markierten die Ausführenden immer wieder neue Höhepunkte. Bachs überaus populäre Komposition erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukas-Evangelium und teilweise auch im Matthäus-Evangelium nachzulesen ist. Jede der insgesamt sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums hat seinen von den anderen Abschnitten unabhängigen Platz im Kirchengeschehen zwischen Weihnachten und Epiphanias, verstreut über die Festtage zweier Wochen. Die Bestimmung der Kantate, wie sie sich aus der Leipziger Praxis zu Bachs Zeit ergab, bestand darin, im Gottesdienst aufgeführt zu werden. Damit war die komponierte Musik Bestandteil des religiösen Ablaufs und mit diesem unlöslich verbunden. In Zeiten der modernen Aufführungspraxis und einer unbegrenzten Reproduzierbarkeit von Musik hat sich Bachs Musik freilich von ihrem liturgischen Kontext gelöst. Eine Konzertaufführung, wie die in Pegnitz, fügt das, was zu Bachs Zeiten in der Liturgie verankert und auf mehrere Feiertage verteilt war, zu einem neuen Ganzen zusammen. Das Weihnachtsoratorium hat längst unabhängig von seiner gottesdienstlichen Funktion ein Eigenleben als eigenständiges Oratorium entwickelt. Dekanatskantor Jörg Fuhr hat gut daran getan, die Kantaten vier und fünf wegzulassen, die Aufführung hätte dann statt gut zwei Stunden wohl über drei Stunden gedauert. Eine gute Idee war es trotzdem, nicht wie oft üblich, nur die ersten drei Kantaten aufzuführen, denn durch die sechste Kantate bekommt das Weihnachtsoratorium einen sinnfälligen Abschluss. Was sich einigermaßen als historisch echt bezeichnen ließe, stellte in der Pegnitzer Aufführung das authentische Klangbild des Ensembles Harmonologia dar. Der Zusammenschluss musizierte perfekt auf teilweise historischen Instrumenten und fing so etwas vom barocken Originalklang Bachs ein. Sehr schön war dies beispielsweise in der stimmungsvollen Passage der langsamen, konzertanten Hirtenmusik zu Beginn der zweiten Kantate zu erleben. Dem Ensemble gelang es unter der Leitung von Jörg Fuhr durchaus auch, den barocken Klang mit lebendiger, zeitgemäßer Gestaltung zu verknüpfen und vor allem mit der einzigartigen Bläservielfalt den verborgenen Geist des Werkes aufzuspüren. Dynamische Differenzierung und polyphone Abläufe kamen bestens zur Geltung, was an der hohen Transparenz liegt, die sowohl Chöre, als auch Instrumentalisten auszeichneten. An festlichem Schwung und mitreißender Pracht kaum zu überbieten triumphierten Kantorei und Jugendkantorei der Bartholomäuskirche nicht nur in den relativ zügig genommenen prächtigen Eingangschören etwa der ersten und dritten Kantate auf. Vielmehr gelang es den Laiensängern, ihr hohes Niveau während der gesamten vier Kantaten durchzuhalten. Neben den mit natürlicher Frische gesungenen Chorälen waren auch die großen Chorsätze in ihrer Präzision durchwegs bestens gelungen. Im gemischten Choral-Rezitativ „Er ist auf Erden kommen arm“ der ersten Kantate lässt Fuhr anstatt des Soprans sieben Mitglieder der Jugendkantorei singen, eine gelungene Idee, da so der Kontrast zum Bass-Rezitativ noch stärker herauskommt. Insgesamt wirkt die Interpretation nie unangemessen forciert, sondern folgt einfach dem musikalischen Impetus Bachs. Dies wird vor allem im fließenden Gesangstempo deutlich, das alle Empfindsamkeit zulässt aber auf bedeutungsschwangere Theatralik verzichtet. Trefflich besetzt waren die Partien der Solisten Silke Mändl (Sopran), Margit Diefenthal (Alt), Rüdiger Husemeyer (Tenor) und Michael Lion (Bass), die alle vier ein hohes Niveau erreichen. Eine zentrale Stellung nahm dabei Rüdiger Husemeyer ein, der nicht nur die zum Teil halsbrecherischen Tenorarien, sondern auch die Rezitative des Evangelisten mit lockerer Tongebung und vorzüglich deklamierend sang. Lediglich in den Höhen hatte der Tenor mit zunehmender Dauer der Aufführung seine Probleme Auch dem Alt hat Bach einige eindrucksvolle Höhepunkte wie etwa die Arie „Schlafe, mein Liebster“ in die Partie geschrieben, die Margit Diefenthal ausdrucksvoll und überzeugend interpretierte. Mit seiner Bass-Arie „Großer Herr, o starker König“ sorgte Michael Lion für einen Höhepunkt der Aufführung. Vom Umfang her fällt die Sopranpartie am bescheidensten aus, doch konnte Silke Mändl mit ihrer schlanken Stimme ihren Arien ebenfalls Profil verleihen. Die Aufführung am Sonntag in der voll besetzten Bartholomäuskirche entließ die Zuhörer nicht nur froh gestimmt in die Weihnachtszeit, sondern hinterließ auch einen überwältigenden Eindruck, was am großen und lange andauernden Beifall deutlich wurde. 11.08.2005 Molieres „Gaunereien des Scapin“: Irrungen und Wirrungen mit Happy-End / Theatersommer Fränkische Schweiz begeisterte rund 120 Zuschauer im Plassenburg-Festsaal
Weil dieser Sommer kein echter Sommer ist, musste die ursprünglich geplante Freilichtaufführung von der unvergleichlichen Kulisse des Schönen Hofes in den Festsaal der Plassenburg verlegt werden, was sich im Nachhinein freilich als überaus gelungen darstellte. Ohne Bühnenbild und ohne Podest gingen die Schauspieler geradezu auf Tuchfühlung mit dem Publikum und der Zuschauer konnte dank des engagierten Spiels aller Beteiligten das Gefühl bekommen, mitten in der Welt Molieres gelandet zu sein. Die Akteure des Theatersommers sind es freilich längst gewohnt, spontan auf jeden Spielort einzugehen. In ihren bisherigen elf Spielzeiten wurden sie bereits mit ganz anderen Widrigkeiten fertig und kamen deshalb auch in Kulmbach mit dem ungewöhnlichen Aufführungsort bestens zurecht. Regisseur Jan Burdinski, der gleichzeitig künstlerischer Leiter des Theatersommers ist, erzählt die Geschichte zweier junger Männer aus bestem Haus, die jeweils heimlich zwei angeblich arme Mädchen heiraten. Ihre Väter sind wütend, arbeiten mit allen Tricks, werden am Ende aber dann selbst getäuscht, denn auch die Commedia dell´arte kannte schon ein Happy-End. Ein typischer Moliere also mit ständigen Irrungen und Wirrungen, die sich, wenn auch immer recht umständlich, alle in Wohlgefallen auflösen. Eine gute Idee hatte Regisseur Burdinski, den Fortgang der Handlung durch die Couplets und Moritaten des Komponisten Jürgen Heimüller aus Ebermannstadt und der beiden Textdichter Rolf Böhm und Jan Burdinski voranzutreiben. Stimmlich bewältigen das die Darsteller bestens und die Handlung gewinnt vor allem an Abwechslung. Überhaupt hatte der Regisseur die Komödie stark bearbeitet, modernisiert und entstaubt, was bei Moliere ja nie schaden kann. Burdinski hat mit seiner Bearbeitung freilich einen absoluten Treffer gelandet. Zu danken ist dies in erster Linie dem Darsteller Nico Jilka als ausgebuffter Diener Scapin, der die bürgerliche Welt im wahrsten Sinne des Wortes turbulent durcheinander wirbelt. In Auftreten, Mimik, Sprache und all seinen akrobatischen Verrenkungen gibt Jilka seine Paraderolle und führt die Handlung schließlich schlitzohrig einem guten Ende zu. Jilka bezieht auch schon mal den einen oder anderen Zuschauer mit ein und stellt sein Können als hervorragender Stimmakrobat sowie Nachahmer aller nur denkbaren Dialekte unter Beweis. Die anderen Spieler werden deshalb nicht nur wegen des Textbuches mehr oder weniger zu Nebendarstellern degradiert, obwohl sie nicht minder starke Bühnenpräsenz zeigen. Peter Baumann als Argante und Heijko Bauer als Gerante etwa verkörpern die spießigen Väter polternd, naiv und bauernschlau. Glaubhaft spielen beide das Hin- und Hergerissensein zwischen der Macht des Geldes und der Liebe zu ihren Söhnen und bringen ganz nebenbei auch noch ein gekonntes Fechtduell mit ihren Spazierstöcken auf die Bühne. Christian Johannsen als Oktave und Andre Fischer als Leandre sind die idealen Gegenparts, junge Lebemänner, die die Sache selbst in die Hand nehmen. Claudia Kurrle und Lenia Burdinski als Cerlinette und Hyacinthe mimen ihre zurückhaltenden, aber auch berechnenden Angebeteten, die der eigentliche Anlass für all die turbulenten Verwicklungen sind. Dazu kommen noch Volker Traumann als hervorragend aufgelegt spielender und nicht minder wirbelnder Sylvestre, sowie Christina Koch in der kleinen Rolle der Norine. Das Publikum honorierte am Ende mit lange anhaltenden Beifall und Bravo-Rufen die hohe schauspielerische Leistung aller Beteiligten. Molieres „Gaunereien des Scapin“ zeigt der Theatersommer Fränkische Schweiz in dieser Spielzeit nur noch zwei Mal: An diesem Samstag, 13. August, um 17 Uhr im Rathaushof (Ausweichort ist die Aula der Jean-Paul-Schule) in Schwarzenbach an der Saale, sowie am Sonntag, 14. August, um 19 Uhr auf der Burg in Egloffstein. Bild: Irrungen und Wirrungen: Zwei turbulente Stunden bescherte das Ensemble des Theatersommers Fränkische Schweiz mit Nico Jilka in der Titelpartie seinem Publikum im Festsaal der Plassenburg. |