Stephan Herbert Fuchs |
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Feuer und Flamme für die Feuerwehr / Viel mehr als nur Löschen: Torsten Vetter steht seit zwölf Jahren an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr Leuchau Leuchau. „Für mich ist die Feuerwehr eine Herzensangelegenheit.“ Das sagt Torsten Vetter (53) aus Leuchau. Seit zwölf Jahren steht er als Kommandant an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr Leuchau, seit seinem 18. Lebensjahr ist er dort aktiv. Schon sein Vater Klaus Vetter war Vorstand. So gibt auch er die Tradition weiter und hat eine Kinderfeuerwehr gegründet. Neun Jungs und acht Mädels kommen einmal im Monat zusammen. „Die sind alle Feuer und Flamme“, sagt Torsten Vetter. Kinder könne man echt noch dafür begeistern. Sogar aus Forstlahm und aus der Herlas kommen die Kinder immer am zweiten Samstag im Monat einen Nachmittag lang nach Leuchau. Freilich gibt es nicht nur Feuerwehrthemen, da wird auch mal gebastelt, gemalt und da werden Spiele gemacht. Aber auch spritzen dürfen die Jüngsten schon mal, oder man besucht gemeinsam die Leitstelle in Bayreuth. Gerade ist Torsten Vetter dabei, einen Schwimmkurs zu organisieren. Besonders spannend gestaltete sich kürzlich die Suche nach Hydranten im Ort. „Alleine würde ich das alles nicht schaffen“, sagt er. Aber mit seinen Feuerwehrkameraden und auch Kameradinnen lässt sich das schon bewerkstelligen. Die Suche nach Nachwuchs ist für alle Wehren und damit für die gesamte Gesellschaft eine existentielle Aufgabe. Überall herrscht Nachwuchsmangel. Erst recht nach Corona. „Das war schon eine schwierige Zeit, die hat schon Spuren hinterlassen“, so Torsten Vetter. Viele Ältere hätten aufgehört, Jüngere seien nicht nachgekommen. Von den 56 Aktiven, bei seiner Übernahme seien bis zum heutigen Tag noch 36 übriggeblieben. Ein Problem, das auch die Politik längst erkannt hat. So soll das derzeit gültige Höchstalter von 63 für den aktiven Dienst auf 67 angehoben werden, oder vielleicht sogar ganz fallen. Ein Schritt, den Torsten Vetter sehr begrüßen würde. Gerade die Älteren hätten das notwendige Wissen und Können. „Solange die Fitness mitmacht, warum nicht?“ Außerdem sei bei den älteren Mitgliedern auch das Traditionsbewusstsein noch ausgeprägter. In Leuchau gibt es sogar einen eigenen „Sirenenstammtisch“. Ein weiteres Highlight ist jedes Jahr Ende September die Kerwa, denn auch das können Feuerwehrleute: feiern. Doch vor dem Vergnügen steht die Pflicht. Die Freiwillige Feuerwehr Leuchau hat schon deshalb so viel zu tun, weil die Bundesstraße B85 zu ihrem Kerngebiet gehört. Viele schlimme Unfälle hat Torsten Vetter schon erlebt, mit Todesopfern und mit Schwerverletzten. Dazu kommt, dass die Freiwillige Feuerwehr Leuchau auch für Mangersreuth, die Herlas, Forstlahm, Gössmannsreuth und Donnersreuth zuständig ist. Und wenn es sein muss, dann auch darüber hinaus. Bei der Brandkatastrophe in der Rebensstraße beispielsweise haben die Leuchauer die Wasserförderung von der Flutmulde zur Brandstelle aufgebaut. Doch nicht immer gestalten sich die Einsätze so schlimm, manchmal würden die Aktiven das Einsatzgeschehen auch mit Humor tragen, etwa bei der Suche nach einem vermissten Mädchen aus dem Rehbergheim vor wenigen Wochen. „Wir saßen schon auf den Fahrzeugen und wollten gerade losfahren als die erlösende Nachricht kam, dass man das Kind völlig unversehrt im Stadtgebiet gefunden hatte.“ Das sei natürlich der Idealfall, wenn man gar nicht mehr gebraucht wird. Überhaupt hätte das, was man technische Hilfeleistung nennt, enorm zugenommen. Egal ob Türöffnungen, Tragehilfen oder Absicherungen. Was nicht heißen soll, dass es kein Brandgeschehen mehr gebe. Gerade bei Feldbränden, Waldbränden oder immer dann, wenn landwirtschaftlicher Maschinen in Flammen aufgehen, sei seine Wehr im Einsatz. Großen Dank richtet Torsten Vetter an die Stadt Kulmbach und an das Ordnungsamt. Die Unterstützung sei großartig. Nun steht allerdings auch in den kommenden Jahren der Neubau eines Feuerwehrhauses an. Ein entsprechender Antrag ist gestellt. Das alte Feuerwehrhaus entspreche nicht mehr den Normen und außerdem habe die Wehr viel zu wenig Platz. Derzeit erarbeite die Stadt ein neues Feuerwehrkonzept für alle ihre 13 Wehren. Die Ergebnisse müsse man derzeit noch abwarten. Nun spielt die Feuerwehr bei Torsten Vetter neben seiner Familie zwar die erste Geige, doch andere Hobbys hat er schon auch noch. Er beschreibt sich selbst als leidenschaftlicher Angler, geht auch gern „in die Pfiffer“, er war begeisterter Läufer, Wanderer und vor allem Fußballer. Beim ATS Kulmbach, in Trebgast, Neudrossenfeld und zuletzt in Windischenhaig. Mit Neudrossenfeld spielte er sogar in der Bezirksliga. Seine Position war das defensive Mittelfeld. „Aber Tore habe ich schon auch geschossen.“ Als Jugendlicher war er auch noch aktiver Ringer beim RSV Marktschorgast, aber das ist schon etwa her. Kaum zu glauben, dass Torsten Vetter bei all dem Engagement auch noch einen richtigen Beruf hat. Er ist gelernter Metzger, war unter anderem bei der Metzgerei Lauterbach und zuletzt bei der Edeka in Thurnau tätig. Dann hat er umgeschult. zum Forstarbeiter. Bild: Brandschutz, technische Hilfeleistungen und Nachwuchswerbung: Thorsten Vetter ist seit seinem 18. Lebensjahr aktiver Feuerwehrmann. Alles, was das Blaulichtmilieu zu bieten hat / Die Familie Blätterlein steht an der Spitze der DLRG in Wirsberg Wirsberg. Natürlich ist der DLRG-Ortsverband Wirsberg nicht identisch mit der Familie Blätterlein. Trotzdem, mit Iris Blätterlein steht die Mutter als 1. Vorsitzende an der Spitze gefolgt von Sohn Alexander als 2. Vorsitzender. Technischer Leiter ist dessen Zwillingsbruder Thomas Blätterlein. Gut 200 Mitglieder hat die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft in Wirsberg, neben Kulmbach der einzige DLRG-Ortsverband in Stadt und Landkreis. Damit ist er nicht nur einer der mitgliederstärksten Vereine im Ort mit seinen gut 2000 Einwohnern, sondern auch einer der aktivsten. Denn DLRG heißt nicht nur Badeaufsicht, Erste-Hilfe-Kurse und Wasserrettung, sondern auch Gemeinschaft, Feste feiern, Kinoabende, Ostereiersuchen oder Zeltlager. Die Geschichte der DLRG in Wirsberg beginnt 1956 mit der Gründung eines Stützpunktes. 1968 wurde der Stützpunkt vom Ortsverband Kulmbach übernommen und wurde eigenständig. Wieder zwei Jahre später wurde dann ein eigener Ortsverband gegründet. Erst 1991 wurde die DLRG in Wirsberg als gemeinnützig anerkannt und darf sich seitdem „eingetragener Verein“ nennen. Da war Iris Blätterlein schon längst Mitglied. Die 57-jährige ist bereits im Kindesalter beigetreten und gehört der DLRG jetzt seit fast 50 Jahren an. Mit 16 wurde sie Jugendleiterin, mit 18 erstmals in die Vorstandschaft gewählt, der sie seitdem zunächst als Beirätin, dann als stellvertretende Vorsitzende und seit 2012 als 1. Vorsitzende angehört. „Hier in Wirsberg haben wir freie Bahn“, sagt sie. Der Markt unterstütze den Ortsverband nach Kräften. „Wir können uns wirklich nicht beschweren. Viele Jahre habe man nur im Freibad und damit nur in den Sommermonaten trainieren können, zeitweise sei man in das damalige Schwimmbad nach Bad Berneck gefahren. Mittlerweile könne man im Winter auch auf das Kulmbacher Hallenbad ausweichen. Im Wirsberger Freibad trainiert die DLRG nicht nur, sie beteiligt sich auch an der Badeaufsicht und hält auch immer wieder Schwimmkurse ab. So, wie der Vater von Iris Blätterlein schon Vorsitzender der DLRG Wirsberg war, so treten nun auch ihre beiden Zwillingssöhne Alexander und Thomas nach und nach in ihre Fußstapfen. 2012 sind die beiden heute 26-jährigen eingetreten, in den Folgejahren wurden sie dann „so richtig aktiv“. Auch Thomas wurde, ähnlich wie die Mutter Schon mit 18 in die Vorstandschaft gewählt, mittlerweile ist er technischer Leiter für den Bereich Ausbildung. Bruder Alexander ist seit 2021 zweiter Vorsitzender. Alexander und Thomas Blätterlein haben sich so richtig reingehängt. Sie haben Sanitätsausbildungen durchlaufen, sind Wasserretter aber auch bei anderen Hilfsorganisationen aktiv. Beide gehören der Feuerwehr an, arbeiten Nebenbei als Rettungssanitäter und sind als „Helfer vor Ort“ für das Bayerische Rote Kreuz tätig. „Bei fast allem, was das Blaulichtmilieu zu bieten hat, sind wir dabei“, sind sie sich einig. Dabei gehen beide auch einem geregelten Job nach. Alexander ist gelernter Industriekaufmann, hat sich zum Verwaltungsfachangestellten weitergebildet und arbeitet im Rathaus beim Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung. Thomas ist Installations- und Heizungsbaumeister bei der Fischer GmbH im benachbarten Neuenmarkt. Auch Mutter Iris ist berufstätig, als Zahnarzthelferin in Wirsberg, wo sie auch für die SPD im Gemeinderat sitzt. Auch wenn die DLRG im Kulmbacher Land nicht so stark vertreten ist: Oberfranken ist er mitgliederstärkste DLRG-Bezirk in Bayern. 9000 Menschen gehören hier der Hilfsorganisation an, wobei innerhalb Oberfrankens wiederum Kronach die meisten Mitglieder hat. Finanziert wird die Arbeit der DLRG hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Kursgebühren. Finanzielle Mittel vom Freistaat gibt es nicht, jedoch werden Beschaffungen, wie etwa Fahrzeuge gefördert. Ein solches Fahrzeug, ein Einsatzwagen Wasserrettung, steht bei der Familie Blätterlein gleich um die Ecke in einer eigens angemieteten Garage. Zum Glück seien alle bisherigen Einsätze aber eher glimpflich verlaufen. Die DLRG Wirsberg war bei den drei „Notfällen“ dieses Jahr zwar immer mit vor Ort, musste bei der Wasserrettung aber nicht ernsthaft eingreifen. Einmal konnte sich die verunglückte Person selbst retten, noch ehe die Helfer am Unfallort waren. Ein anderes Mal hatte die Feuerwehr die Person bereits aus dem Wasser geholt und beim dritten „Notfall“ musste die DLRG die Unfallstelle lediglich absichern. Bild: Thomas (links), Mutter Iris und Zwillingsbruder Alexander Blätterlein stehen an der Spitze des DLRG-Ortsverbandes in Wirsberg. Geschenke aus dem Bücherschrank / Annette Partenfelder und Roland Limmer kümmern sich um ihren Heimatort Kirchleus. Wenn sich im Ortsteil Kirchleus immer etwas tut, dann liegt das zum einen an der außergewöhnlich starken Gemeinschaft in dem Pfarrdorf, das 1976 nach Kulmbach eingemeindet wurde. Zum anderen liegt das aber auch an Annette Partenfelder und Roland Limmer. Beide haben schon viel bewegt und sie sorgen übers ganze Jahr hinweg mit viel Herzblut dafür, dass es in Kirchleus immer schön grünt und blüht. Beide lassen sich aber auch immer etwas Neues einfallen. Jüngstes Projekt: der Bücher und Geschenkeschrank, der etwas versteckt in der Ortsmitte an der Bushaltestelle zu finden ist. Dort kann man nicht nur, wie bei klassischen Bücherschränken üblich, Bücher einstellen und entnehmen. Man kann im Schrank auch kleine Kunstwerke aus Holz und Gips erwerben. Das Besondere daran ist, dass die Bezahlung auf Vertrauensbasis funktioniert. Bisher habe es tatsächlich noch keinerlei Probleme, weder Diebstahl noch Vandalismus, gegeben, sagt Roland Limmer. „Da sind die Leute schon noch ehrlich.“ Der gelernte Feinwerkmechaniker ist hauptberuflich beim Formenbau- und Kunststofftechnikunternehmen Krumpholz in Kronach tätig. In seiner Freizeit beschäftigt er sich aber nicht mit Metall, sondern eher mit Holz und jüngst auch mit Gips. „Damit kann man zuhause einfach besser arbeiten“, sagt der 55-Jährige. Was Roland Limmer alles schon mit Holz gemacht hat, geht eigentlich weit über ein Hobby hinaus. Das Insektenhotel etwa stammt von ihm oder die witzige Beschilderung, auf der Himmelsrichtungen und Entfernungen nach Lummerland, Entenhausen oder Lönneberga angegeben sind. Nachdem Bücherschränke an vielen Orten wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, hat er den jetzigen Schrank einfach um eine alte Terrassentür herum gebaut und mit Hilfe der tatkräftigen Dorfgemeinschaft an der Bushaltestelle platziert. Neben seinen kleinen Kunstwerken zum Verschenken, gibt es dort auch Glückwunschkarten, die von der Frau seines Cousins mit viel Liebe gebastelt werden. Genauso wie Roland Limmer ist auch Annette Partenfelder im örtlichen Obst- und Gartenbauverein Kirchleus-Lösau engagiert. Roland Limmer ist der Kassier, Annette Partenfelder, die hauptberuflich als Kundenberaterin bei der VR-Bank Oberfranken-Mitte in Kulmbach tätig ist, steht seit mittlerweile über 20 Jahren als Vorsitzende an der Spitze des rund 80 Mitglieder starken Vereins. Was den Obst- und Gartenbauverein Kirchleus-Lösau auszeichnet, ist sein besonders ausgeprägtes Vereinsleben. Zum Jahresstart geht es mit einer ausgiebigen Winterwanderung in der Umgebung mit anschließender zünftiger Einkehr los. Zu Ostern wird das Ortsschild geschmückt, zu Weihnachten ein Baum aufgestellt. Zu Pfingsten grillt die Gemeinschaft auf dem Platz rund um das Insektenhotel, zu Erntedank gibt es Kaffee und Kuchen in der Dorfhalle. Gerade bereitet Annette Partenfelder wieder eine Weinprobe vor, die alljährliche Beteiligung am Dorffest ist Ehrensache. „Eigentlich sind wir ganz gut aufgestellt“, sagt Annette Partenfelder. Wegen Corona habe es keinen einzigen Austritt gegeben. Einmal dabei heißt immer dabei, auch wenn man im Verein schon mehr junge Leute vertragen könnte. Das gilt auch für die Singgemeinschaft Kirchleus-Danndorf, bei der Annette Partenfelder ebenfalls aktiv ist und mit der sie schon viele Auftritte absolviert hat. Gesungen wird bei besonderen Gottesdiensten in der Pfarrkirche Maria-Magdalena, bei Dorffesten, an Sonnwend, aber auch bei der Serenade in Wernstein oder beim Weihnachtskonzert, das heuer wieder am 2. Advent in der evangelischen Kirche in Mainleus stattfindet. Vor allem Männerstimmen könnte man schon noch brauchen, sagt Annette Partenfelder. Geprobt wird immer Dienstag um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. Mit ihrem Engagement für den Obst- und Gartenbauverein belässt es Annette Partenfelder freilich nicht auf Ortsebene, auch auf Kreisebene ist sie aktiv, als, wie sollte es bei ihrem Bankberuf auch anders sein als Kassenprüferin. Bild: Annette Partenfelder und Roland Limmer haben zusammen mit der Dorfgemeinschaft den Bücher und Geschenkeschrank an der Bushaltestelle in Kirchleus realisiert. „Helfen war schon immer meins“ / Ob Bierfest oder Blutspendetermin: Kai Ramming steht seit über 18 Jahren an der Spitze der BRK-Bereitschaften im Landkreis Kulmbach. Großbrände, schwere Verkehrsunfälle, Hochwasser: Kai Ramming kann nichts mehr erschrecken. „Ich habe schon alles mitgemacht“, sagt der 45-Jährige Mainleuser. Kai Ramming ist seit über 18 Jahren Kreisbereitschaftsleiter beim Bayerischen Roten Kreuz) BRK). Fragt man ihn nach seinem Antrieb, sich derart in seiner Freizeit ehrenamtlich zu engagieren, dann antwortet er: „Helfen, das war schon immer meins“. Kai Ramming packt an. Beim Hochwasser im Schwäbischen in diesem Jahr, hatte er gerade mal eine Stunde Vorlaufzeit, dann ging es los. Die Notfallbox hat er immer im Kofferraum seines Wagens. Das geht natürlich nur, wenn das Umfeld stimmt. „Meine Lebensgefährtin steht voll hinter mir“, sagt er. Und die Tochter (15) ist selbst schon beim BRK in der Wasserwacht aktiv. Auch der Arbeitgeber muss dahinterstehen. Selbstverständlich ist das nicht. Bei Kai Ramming kein Problem. Der gelernte Zimmerer und Bauzeichner ist Teamleiter Instandhaltung bei Alpha Innotec in Kasendorf. Zum Roten Kreuz kam er über seine Familie. „Auch Oma und Opa waren schon beim BRK“, sagt er. Der Großvater sogar ebenfalls als Bereitschaftsleiter in Mainleus. Da war es keine Frage vor mittlerweile 36 Jahren, dass auch Kai Ramming der Jugend beitritt. Schnell hatte er das eine oder andere Amt übertragen bekommen. Mit 19 war er stellvertretender Bereitschaftsleiter in Mainleus, mit 22 Bereitschaftsleiter in Kulmbach, seit über 18 Jahren ist er nun Kreisbereitschaftsleiter und damit für zehn Bereitschaften mit zusammen rund 750 Aktiven verantwortlich. In diesem Amt ist Kai Ramming Ansprechpartner für praktisch alles. Für die Ausstattung sowieso, aber auch für Termine wie Dienst in der Stadthalle, Blutspenden, er war im Corona-Krisenstab, kümmert sich um den Katastrophenschutz, hat den Hausnotruf mit aufgebaut und ebenso das Projekt Helfer vor Ort (HvO). Er war bei praktisch allen Großbränden im Landkreis mit dabei, bei der Massenkarambolage auf der A70 oder beim tödlichen Badeunglück in Trebgast. Besonders stressig wird es immer dann, wenn alle Bereitschaften zusammenarbeiten, bei der Bierwoche etwa, beim Altstadtfest oder beim Spartan Race. Allein bei diesen drei Großveranstaltungen leiste das BRK über 4800 Dienststunden, alles ehrenamtlich, versteht sich. Durchaus auch ein wenig stolz ist Kai Ramming auf die Jugendarbeit des BRK: Im Gegensatz zu so vielen anderen Vereinen, Verbänden und Institutionen verzeichne das Rote Kreuz einen regen Zulauf. Über 60 Kinder und Jugendliche habe man in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren neu gewinnen können, in Thurnau sei sogar ein neuer Jugendverband gegründet worden. „Corona hat uns in gewisser Weise auch einen Zulauf gebracht“, ist sich Kai Ramming sicher. Viele Menschen hätten erkannt, wie wichtig die Arbeit des BRK ist. Er selbst sei da einfach so reingewachsen, sagt Kai Ramming. Eine Art Initialzündung habe es nicht gegeben. Das Rote Kreuz habe halt immer dazugehört. Das Rote Kreuz in Kulmbach Stadt und Land sieht Kai Ramming gut aufgestellt, sowohl technisch als auch personell. „Es herrscht ein sehr guter Zusammenhalt, wir haben sehr gute Leute und ein junges Team“, sagt er, über dessen Tisch alle Beschaffungen gehen. Selbst die Online-Meetings- und -Schulungen während der Corona-Zeit hätten extrem gut funktioniert, auch wenn es nicht unbedingt seine Sache ist und mittlerweile alles wieder in Präsenz stattfindet. Und schließlich klappt auch die Zusammenarbeit sowohl mit den anderen Hilfsorganisationen wie zum Beispiel Technisches Hilfswerk, Malteser Hilfsdienst oder mit der Feuerwehr, als auch mit den benachbarten BRK-Kreisverbänden. Bild: Helfen ist seine Leidenschaft: Kai Ramming ist seit mehr als 18 Jahren an der Spitze der BRK-Bereitschaften im Landkreis Kulmbach. Verantwortung weitergeben, eigene Talente einbringen / Unruhestand statt Rente: Klaus Emmerich aus Himmelkron engagiert sich auf vielen Ebenen ehrenamtlich Himmelkron. „Ich fühle mich vom Leben beschenkt, das ist min aller Bescheidenheit eine Motivation, ehrenamtlich tätig zu sein.“ Klaus Emmerich (67) ist Rentner. Eigentlich könnte er es sich gut gehen lassen und seiner Leidenschaft folgen, zusammen mit seiner Frau ausgedehnte Wanderungen durch das Fichtelgebirge, den Frankenwald oder die Fränkische Schweiz zu unternehmen. Das macht er auch. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Klaus Emmerich ist auf den verschiedensten Gebieten ehrenamtlich aktiv. Und wie! Wenn er sagt, dass er pro Woche rund 30 Stunden in seine ehrenamtlichen Aktivitäten steckt, dann ist das sicher untertrieben. Dabei hatte er einen überaus anspruchsvollen Beruf: Klaus Emmerich war zuletzt Klinikvorstand des Kommunalunternehmens „Krankenhäuser des Landkreises Amberg-Sulzbach“. Faktisch hat er damit die beiden Krankenhäuser in Auerbach und in Sulzbach-Rosenberg (beides Oberpfalz) geleitet. Große Verantwortung lag dabei auf den Schultern des gelernten Diplom-Kaufmanns. Nun möchte er die Verantwortung weitergeben. „Ich möchte das weitergeben, was ich an Schönem erlebt habe“, beschreibt er seine Kernmotivation. Angefangen hat alles mit dem Umzug von ihm und seiner Frau Ingeborg in den Kulmbacher Landkreis. 2020 mit seiner Pensionierung war das Ehepaar nach Himmelkron gezogen, um nahe bei einer der drei Töchter zu sein. Und was ist der beste Einstieg, um in einer Region anzukommen? Ehrenamtliches Engagement natürlich. Ingeborg und Klaus Emmerich wurden Lesepaten, das heißt, sie betreuen leseschwache Schulkinder der Grundschule Himmelkron/Lanzendorf. „Wir sind einfach einem Aufruf im Gemeindeblatt gefolgt“, erinnert sich Klaus Emmerich. Ins Leben gerufen wurde das Projekt vom Landkreis. Allein in Himmelkron gibt es aktuell sieben solcher Lesepaten, die vor allem das Ziel haben, Sprachbarrieren zu überwinden. Klaus Emmerichs Schützlinge sind acht und zehn Jahre alt und besuchen die 2., beziehungsweise 4. Klasse der Grundschule Himmelkron/Lanzendorf. „Es ist schon eine Herausforderung“, sagt er. Was für ein Erfolg, als einer seiner ehemaligen Schützlinge kürzlich sogar den Übertritt ans Gymnasium geschafft hat. Doch das war es noch lange nicht mit dem Engagement von Klaus Emmerich in der Gemeinde. Als ein weiteres Gewerbegebiet ausgewiesen werden sollte, formierte sich Widerstand. Daraus war die Bürgerliste Zukunft Himmelkron entstanden, Klaus Emmerich gehörte zu den Gründern und ist heute stellvertretender Vorsitzender. Drei von 16 Gemeinderäten stellt die Bürgerliste aktuell. Das Tätigkeitsfeld geht mittlerweile weit über den Widerstand gegen das Gewerbegebiet hinaus. „Wir wollen klimafreundlich tätig sein und Nachhaltigkeitsprojekte fördern“, so Klaus Emmerich. Konkret reicht das Themenspektrum von der LED-Beleuchtung über Fahrradwege bis hin zu Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden. Auch m musischen Bereich ist Klaus Emmerich vertreten. Er singt im Himmelkroner Kirchenchor der St.-Christophorus-Gemeinde und im Bad Bernecker Kirchenchor von St. Otto. Viele anspruchsvolle Programme hat er schon mit seiner Bassstimme mitbestritten, die alljährlichen großangelegten Adventskonzerte, das großangelegte Pop-Oratorium „Martin Luther-King“ vor zwei Jahren in der Bayreuther Oberfrankenhalle oder aktuell das musikalische Märchen „Träumende Bäume“ des Bayreuther Kantors und Komponisten Michael Lippert. Und dann gibt es noch ein Betätigungsfeld, das zu den ureigensten Anliegen des Wahl-Himmelkroners gehört: der Erhalt der Krankenhauslandschaft. Klaus Emmerich ist Mitgründer des Bündnis Klinikrettung im Kampf gegen bundesweites Kliniksterben mit Sitz in Berlin und Mitgründer und Sprecher der Aktionsgruppe „Schluss mit Kliniksterben in Bayern“. „Wir verfassen Petitionen, beraten regionale Gegner gegen Klinikschließungen und verfassen Fachstudien zum Thema Kliniksterben“, erläutert Klaus Emmerich sein Engagement. Fünf Krankenhäuser seien heuer in Bayern schon „vom Netz gegangen“, so viele, wie nie zuvor, sagt er. Doch was ist etwa bei einem Verkehrsunfall oder einem Herzinfarkt, wenn kein Krankenhaus mit Notaufnahme mehr in der Nähe ist. „Das kann tödlich enden“, ist sich Klaus Emmerich sicher und deshalb macht er sich so stark für den Erhalt der Klinikstruktur. „Krankenhäuser gehören zur Daseinsvorsorge“, sagt er. Mit der aktuellen Krankenhausreform werde der aktuelle Status Quo aber noch weiter verschärft und dagegen möchte er etwas tun. Vieles könnte man noch über Klaus Emmerich berichten. Etwa, dass er schon 18 Fachbücher geschrieben hat, dass er sich in der Äthiopien-Hilfe stark gemacht hat und vieles mehr. Er appelliere an alle, die auf der Sinnsuche sind, ihr Talent für andere einzubringen, sagt Klaus Emmerich. Und weiter: „Ehrenamt ist immer eine Bereicherung.“ Bild: Lesepate, Chorsänger, und aktiv gegen das Kliniksterben: der ehemalige Klinikvorstand Klaus Emmerich aus Hmmelkron. Tanzen als Teil des Lebens / Miriam Stübinger und Franziska Gurlitt leiten und trainieren die Mainleuser AWO-Tanzgarden Mainleus. Zusammen haben sie 55 Jahre Tanzerfahrung. Dabei sind sie gerade mal 35, beziehungsweise 30 Jahre jung: Miriam Stübinger und Franziska Gurlitt. Die eine aus Mainleus die andere aus Melkendorf. Beide sind in den Tanzgruppen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Mainleus aktiv, als Trainerinnen und Leiterinnen der Purzel-, Mini- und Juniorengarde, sowie als aktive Tänzerinnen der „Flashlights“, so heißt die Gruppe der Erwachsenen. „Tanzen war immer Teil unseres Lebens“, sind sich Miriam Stübinger und Franziska Gurlitt einig. Tanzen, das heißt für sie Struktur, Festigkeit, Kontakte, Freunde und vor allem Sport. „Das alles wollen wir auch weitergeben“, sagen die beiden. Dass eine Tanzabteilung zum Wohlfahrtsverband der AWO gehört, ist eher eine Rarität und dem Zufall geschuldet. Zumindest im Kulmbacher Land gibt es keinen weiteren Ortsverein mit eigener Tanzgruppe. Nun ist es so, dass beide praktisch ihre komplette Freizeit dem Tanzsport gewidmet haben. „Manchmal wäre es schon schön, wenn der Tag 48 Stunden hätte“, so Franziska Gurlitt. Noch bevor beide schreiben und lesen konnten, haben sie getanzt. Franziska seit dem fünften, Miriam seit dem sechsten Lebensjahr. Franziska zunächst beim Kulmbacher Faschingskomitee und nach dessen Auflösung im Jahr 2015 bei der AWO in Mainleus. Miriam hatte zunächst mit klassischem Ballett begonnen, tanzte zwischenzeitlich ebenfalls beim Kulmbacher Faschingskomitee und war dann bei der Faschingsgarde der AWO in Mainleus gelandet. Wenn sich die Auftritte auch hauptsächlich auf den Fasching konzentrieren, so ist der Tanz in Mainleus doch eher eine Ganzjahresveranstaltung. „Nach dem Fasching ist vor dem Fasching“, sagt Miriam Stübinger. Dabei geht es ihr weniger um den Turnierbereich. „Die Mädels sollen vor allem Spaß haben“, sagt sie. Was nicht heißt, dass die Auftritte straff organisiert sind. Da geht es zu Kinderfaschingsveranstaltungen, in Altenheim, zum alljährlichen Fasching ins Landratsamt oder zum Mainleuser Rathaussturm, heuer am 16. November um 11.11.Uhr. Selbst aktiv sind Miriam und Franziska bei Gaudi-Turnieren, wie der Ladys Night, die dann auch schon mal in Bad Berneck, Wunsiedel oder Marktredwitz stattfindet. Eine „absolut coole Geschichte“, findet Franziska, zumal man dort auf einer großen Bühne unter professionellen Bedingungen auftritt. Ihr ehrenamtliches Engagement beschränkt sich freilich nicht nur auf das wöchentliche Training. Gleich nach der Faschingssaison geht es los, Themen für die nächsten Tänze zu suchen, Choreografien zu entwickeln, die Musikauszuwählen und zu schneiden, Kostüme zusammen zu stellen und zu nähen. „Wir können leider alles“, sagt Miriam Stübinger augenzwinkernd. Bei der Themenfindung geben sich die beiden richtig Mühe: bei der Purzelgarde ging es beispielsweise zuletzt um Märchen, bei den Minis hieß es „Es lebe der Sport“ und bei den Junioren wurde die Geschichte von Herkules tänzerisch erzählt. Im Gegensatz zu so vielen anderen Vereinen und Verbänden können die AWO-Tanzgruppen nicht über Nachwuchsmangel klagen. „Wir bieten alljährlich ein Schnuppertraining an“, sagt Miriam. Dabei sei man nicht nur erstaunt darüber, wie viele kommen, sondern auch darüber, wie viele letztlich bleiben. 80 bis 90 Prozent bleiben hängen, so Franziska. Und zwar auch noch in einem Alter, in dem andere Dinge oft wichtiger werden. Für die beiden ist der Tanz in erster Linie Sport. „Wenn man es richtig betreibt, ist es sogar ein harter Sport“, sagt Miriam. Sämtliche Muskeln im Körper würden beansprucht, sogar die, von denen man bislang gar nichts wusste. Tanzen sei aber auch eine „extrem kognitive Leistung“, oder anders ausgedrückt eine unglaubliche Gedankenleistung, und zwar stets in Teamwork, denn Tanzen funktioniert nur im Miteinander. Einziges Manko: Jungs tanzen in Mainleus (bislang) nicht mit. „Wir sind zu 100 Prozent weiblich!“ Ohne Männer geht es aber trotzdem nicht, die Ehemänner von Miriam und Franziska stehen voll dahinter und sind bei nahezu jedem Auftritt mit dabei. Ehrenamt heißt Mitmachen und Mitgestalten, sind sich die beiden einig. Dabei sind sie in überaus anspruchsvollen Berufen tätig, die sie eigentlich schon genug fordern. Miriam ist Pharmazeutisch-Technische Assistentin und in der Mainleuser Apotheke beschäftigt, Franziska ist Sozialpädagogin und seit fünf Jahren im Kulmbacher Jugendzentrum aktiv. Bild: Mitmachen und Mitgestalten: Miriam Stübinger (links) und Franziska Gurlitt sind Leiterinnen und Trainerinnen der AWO-Tanzgruppen in Mainleus. Sport, Spaß und Show / Kegler, Tänzer und BLSV-Kreisvorsitzender: Matthias Förster hat sich ganz dem Sport verschrieben Kulmbach. Zwölf Mitglieder waren es 1988 bei der Gründung. Heute gehören der 1. Kulmbacher Showtanzgarde 216 Mitglieder an, davon 162 Aktive. „Wir stehen als Jugendsportverein gut da“, sagt Matthias Förster, 2. Vorsitzender der Showtanzgarde. Er tanzt selbst im Männerballett mit, war aktiver Kegler, ist Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) und war auch schon mit einem Hilfstransport in der Ukraine. Im März 2023 machte er sich mit einem Bekannten auf in das fast 1800 Kilometer entfernte Kiew, um unter dem Dach einer ukrainischen Hilfsorganisation unter anderem Notstromaggregate in das kriegsgebeutelte Land zu bringen. Die Eindrücke von damals wirken bis heute nach. Er habe viel Leid gesehen, Kinder mit leeren Augen, ältere Menschen, die nur noch so vor sich hindämmerten. „Ich habe monatelang gebraucht, um das zu verarbeiten“, sagte Matthias Förster, der normalerweise eine echte Frohnatur ist. Und dann auf einmal Straßensperren mit bewaffneten Kämpfern, Luftalarm: „Das alles hat mich wirklich geerdet“, sagt er. Beim Gedanken an die 22-stündige Rückfahrt, unterbrochen nur von Tankstopps und Pinkelpausen, muss er noch immer mit dem Kopf schütteln. Irgendwie passt das so gar nicht zu dem 57-Jährigen, der als Einkaufsleiter beim Kulmbacher Unternehmen Spie-Wiegel, einem Fachbetrieb für Gebäude- und Energietechnik sowie Anlagenbau, tätig ist. Denn bei der Showtanzgarde steht nun mal der Spaß an erster Stelle. „Wir machen Showtanz, keinen Gardetanz“, sagt er. Soll heißen, bei den Choreografien stehen meist die verschiedensten Themen im Vordergrund. Tanz war schließlich schon immer nicht nur Sport, sondern auch Show. Showtanz heißt auch, dass die Garde nicht nur zur Faschingszeit im Einsatz ist, sondern auch mal einen Flashmob veranstaltet oder in Mönchskostümen auftritt. Freilich, im Fasching finden die meisten Auftritte statt. Heuer wieder beim Rathaussturm am 16. November und dann, wie alle Jahre bei der eigenen Showtanz-Gala, bei der Matthias Förster als Sitzungspräsident fungiert, und die regelmäßig für eine ausverkaufte Dr.-Stammberger-Halle sorgt. Zur Showtanzgarde war Matthias Förster eigentlich über seine Tochter gekommen. Vor Jahren kam irgendjemand auf die Idee, ein Männerballett zu gründen. Natürlich hätten sich alle gewehrt und erst einmal abgesagt. „Doch irgendwie kam ich nicht mehr aus der Nummer raus“, erinnert sich Matthias Förster. Heute tanzt er immer noch mit, mittlerweile als Zweitältester. Damit sei die Garde aber auch ein echter Familienverein geworden, denn neben Kindern und Jugendlichen und längst auch den Müttern im Damenballett gibt es eben auch das Männerballett. Für jeden ist somit etwas geboten. Heuer sogar zu Weihnachten, wenn die Garde beim Weihnachtsmarkt zwei Auftritte haben wird. Auch bei den „Sportstars“ in der Turbine vor wenigen Wochen waren die Tänzer dabei. Und natürlich immer wieder in Altenheimen und Behinderteneinrichtungen. Sogar ein eigenes PR-Team gibt es im Verein, das Facebook und Instagram immer wieder mit aktuellen Fotos von den Auftritten bedient. Schon vor der 1. Kulmbacher Showtanzgarde war Matthias Förster aktiver Sportler, als Kegler beim SKC Blau Weiß Kulmbach. Jahrelang war er Vorsitzender und auf Bezirksebene für den Jugendsport zuständig. Seit Corona ist er dort „nur“ noch Funktionär. Da war der Weg zur Dachorganisation aller Sportvereine, zum Bayerischen Landessportverband (BLSV) nicht mehr weit. Vor zwei Jahren hatte er als Nachfolger von Lothar Seyffert den Kreisvorsitz übernommen. Damit steht Matthias Förster an der Spitze von 110 Sportvereinen in Kulmbach Stadt und Land. Seine Hauptaufgabe als BLSV-Kreisvorsitzender ist es, die Sorgen und Nöte der Vereine entgegenzunehmen. Und da gibt es einige. Vom Sportstättenbau über die Förderproblematik und dem Bürokratiedschungel bis hin zur Umstellung auf LED-Beleuchtung in den Sportstätten. Matthias Förster ist aber nicht nur Berater, sondern auch Repräsentant des Sports in Kulmbach Stadt und Land. „Es macht irrsinnig viel Spaß“, sagt er, auch wenn jedes Wochenende praktisch draufgeht. Auf Landesebene hatte er sogar schon persönlichen Kontakt mit Ministerpräsident Markus Söder und Innen- und Sportminister Joachim Herrmann. Als wichtige Aufgabe für die Zukunft sieht es Matthias Förster, sich zum einen um den Nachwuchs, aber auch um die Ü50-Altersgruppe zu kümmern. „Gerade für ältere Sportler brauchen wir Angebote.“ Auch neue Konzepte für den Schulsport müssten im Zuge der Ganztagsbetreuung an den Schulen her. Schließlich werde es auch für die Trainer immer schwieriger allen Anforderungen genüge zu tun. Kaum ein Thema für die Showtanzgarde sei die Corona-Zeit gewesen. Was anfangs keiner geglaubt hatte, das Online-Training habe hervorragend funktioniert. Viele Eltern hätten fleißig mitgeholfen aus so manchem Wohnzimmer einen Trainingsraum für ihre Kinder zu machen. Austritte aus dem Verein habe es nicht gegeben. Bild: Echte Frohnatur: Matthias Förster ist Kulmbacher Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) und 2. Vorsitzender der Kulmbacher Showtanzgarde. Habe die Ehre: Karin Minet, Kulmbacher Literaturverein Grenzenlose Schreibwerkstatt und 50 Minuten on tour / Karin Minet steht seit 25 Jahren an der Spitze des umtriebigen Kulmbacher Literaturvereins Kulmbach. „Briefe in die Einsamkeit“, „Fünf Minuten Kultur am Telefon“ oder der „Virtuelle Bücherschrank“: Karin Minet (69) aus Kulmbach sprudelt nur so vor Ideen, wenn es um das geschriebene Wort geht. Seit 25 Jahren ist sie Vorsitzende des Kulmbacher Literaturvereins, seit frühester Kindheit ist sie leidenschaftliche Leserin. Für viele Projekte hat sie die Initiative ergriffen und auch für die Zukunft gehen ihr und ihren Mitstreitern vom Literaturverein die Ideen nicht aus. Viele Kulmbacher kennen Karin Minet als Apothekerin. Bis 2016 führte die die Apotheke am Marktplatz, die für ihren Schwerpunkt Homöopathie und alternative Heilmethoden bekannt war. Danach war sie noch Teilzeit in der Sonnen-Apotheke tätig, ehe sie 2021 den Ruhestand antrat. Jetzt konnte sich die studierte Pharmazeutin, die ihren Mann Günter beim Studium in Erlangen kennengelernt hatte, ganz ihren Büchern widmen. Schon vor ihrer Einschulung habe sie das Lesen gelernt, erinnert sich die gebürtige Weißenstädterin, de sich gerne als „bekennende Fränkin“ outet. Als sie in den 1990er Jahren nach Kulmbach kam, hate sie sich dem Literaturverein angeschlossen. „Ich war als Zuhörerin dort und fand die Leute ganz nett“, sagt sie heute. 1997 wurde eine Schriftführerin gesucht und die Wahl fiel auf Karin Minet. Zwei Jahre später erkrankte der damalige Vorsitzende und seitdem steht sie an der Spitze des Vereins, der damals 13, heute rund 80 Mitglieder hat. „Wir sind für alle da, die Lesen und Schreiben“, sagt Karin Minet. Bei den Treffen im zweiwöchentlichen Rhythmus, mal im Badhaus, mal im Burggut „Café Clatsch“, wird aber vor allem diskutiert. „Bei uns ist es möglich, die ersten Gehversuche in Sachen Schreiben zu machen“, sagt Karin Minet. Das funktioniert dann so, dass die Mitglieder eigene Texte mitbringen, in kleiner Runde vorlesen und anschließend darüber sprechen. Die Ergebnisse können alle Interessierte nicht selten in den Publikationen des Vereins nachlesen. Ungefähr 20 Bücher sind schon erschienen, immer zu einem bestimmten Thema, wie zum Beispiel „Alltag“, „Außenseiter“ oder, ganz aktuell, „Schweigen“. Immer wieder gibt es auch außergewöhnliche Projekte, eine Schreibwerkstatt mit Behinderten etwa, oder mit Häftlingen, oder, ebenfalls ganz aktuell, mit Geflüchteten. Das Projekt heißt „Schreibwerkstatt grenzenlos“ und wird von der Journalistin Uschi Prawitz geleitet. „Wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, sich in der deutschen Sprache auszudrücken.“ Auch hier gibt es schon Veröffentlichungen, ein Kochbuch etwa mit Rezepten aus aller Welt, für das kommende Jahr ist ein interkultureller Kalender mit Texten und Gedichten geplant. Oberste Ziele sind eine gelingende Integration und der Abbau von Vorurteilen. Die Corona-Zeit hat Karin Minet und ihre Mitstreiter auf eine ganz besondere Idee gebracht. Sie schrieben Menschen in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen „Briefe in die Einsamkeit“. Das Projekt wurde über die sozialen Medien bundesweit bekannt und so trafen Briefe und Karten aus ganz Deutschland ein. Fortentwickelt wurde das Ganze als „Fünf Minuten Kultur am Telefon“. Statt der Briefe gab es auf Wunsch einen Anruf und der Angerufene konnte sich einen Text, ein Gedicht oder auch mal ein Musikstück wünschen. „Aus den fünf Minuten wurde meistens eine Stunde“, erinnert sich Karin Minet. Im wesentlichen Mitorganisiert von Heike Söllner, der Gleichstellungsbeauftragten und Leiterin des Koordinierungszentrums Bürgerschaftliches Engagement am Kulmbacher Landratsamt geht Karin Minet zusammen mit Bärbl Zellner und Jürgen Treppner jetzt „50 Minuten Live on Tour“. Konkret geht das Trio in Altenheime und Betreuungseinrichtungen in Kulmbach Stadt und Land und gestaltet einen geselligen Nachmittag mit Geschichten, Gedichten und Musik. Ihr nächstes Projekt soll ein „Virtueller Bücherschrank“ sein, in dem Karin Minet mit Vereinsmitgliedern und Interessenten Bücher austauschen möchte. Sich selbst beschreibt Karin Minet als „Querbeet-Leserin“. Ob Erich Kästner oder Eugen Roth, Thomas Mann, Hans Fallada oder Elke Heidenreich: meist liest sie mehrere Bücher parallel. Gerne auch neuere Belletristik oder Bücher zu aktuellen Themen wie der Flüchtlingsproblematik. Mit Büchern könne man prima auf Reisen gehen, zu unbekannten Orten, aber auch in die Vergangenheit oder in die Zukunft. Pläne für die kommenden Monate haben Karin Minet und der Kulmbacher Literaturverein jede Menge. Am 21. Oktober wird es ab 19.30 Uhr im Burggut „Café Clatsch“ einen öffentlichen Krimiabend geben, bei dem jeder aus seinem eigenen Krimi vorlesen darf (Anmeldung unter karin-minet@web.de). Im kommenden Jahr, wenn die Literaturwelt des 200. Todestages des Dichters Jean Paul gedenkt, will der Literaturverein in Kooperation mit dem Kulturbeirat der Stadt eine Art „Jean-Paul-Revue“ erarbeiten, bei der die populäre Seite des Dichters bekannt gemacht werden soll. Bild: Bekennende Fränkin und leidenschaftliche Literaturliebhaberin: Karin Minet aus Kulmbach. „Habe die Ehre“: Jannik Ramming, Kulmbach Blaulicht und Co attraktiv machen / Mit der Geburt in die Wasserwacht eingetreten: Jannik Ramming ist Kreisvorsitzender in Kulmbach Kulmbach. „Ich stehe liebend gern am Beckenrand“, sagt Jannik Ramming. Er meint damit beispielsweise den Beckenrand im Mainleuser Freibad oder im Kulmbacher Hallenbad. In Mainleus ist er das, was man früher einen Bademeister genannt hat. In Kulmbach gibt er selbst Schwimmkurse. Dabei freue er sich immer wieder ganz besonders über die Fortschritte der Anfänger. Doch das sind nur zwei Facetten im umfangreichen ehrenamtlichen Engagement Jannik Rammings für die Wasserwacht. Eigentlich ist er gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann und als Projektmanager für Prozessdigitalisierung für ein Münchner Unternehmen im Bereich Gebäude- und Umwelttechnik tätig. Nach dem Fachabitur hat er an der Hochschule in Hof Betriebswirtschaft studiert, derzeit macht er an der Hochschule in Coburg seinen Master im „Change Management and Transformation“. Doch das ist nur die eine Seite von Jannik Ramming. Die andere ist die Wasserwacht. Er ist Kreisvorsitzender, Rettungsschwimmer, ausgebildeter Rettungssanitäter, und, und, und. „Ich bin quasi mit der Geburt in die Wasserwacht eingetreten“ sagt er, denn auch seine Eltern waren da schon aktiv. Dann habe er im Laufe der Jahre das absolviert, was er einen ganz normalen Werdegang nennt. Soll heißen, Schwimmkurse, Rettungsschwimmabzeichen, Sanitätsausbildung und jede Menge Fortbildungen. Derzeit strebt er eine ganz besondere Weiterbildung an, die zum „Air Rescue Specialist“. Das sind die „Luftretter der Wasserwacht“, wie man sie bei Hochwasserereignissen oft in den Nachrichten sieht. Sie seilen sich vom Hubschrauber ab, um vom Wasser eingeschlossene Personen aus der Luft zu retten. Nur 35 gibt es davon in Bayern. In einem Alter, in dem bei vielen Jugendlichen andere Interessen die Oberhand bekommen, ist Jannik Ramming bei der Wasserwacht geblieben. Er schwärmt von einer „super dynamischen Truppe“, Zusammenhalt und miteinander etwas zu bewirken, das war ihm immer wichtig. So stieg er mit der Zeit immer tiefer ein. Sein erstes Amt war das des stellvertretenden Jugendleiters der Ortsgruppe Mainleus. Schon bald wurde er auch mit richtig großen Aufgaben betraut. So durfte er 2019 in Kulmbach den großen Rettungsschwimmwettbewerb mit bis zu 350 Teilnehmern federführend organisieren, ein Ereignis, von dem viele Teilnehmer noch heute schwärmen. 2021 wurde er dann zum Vorstand der Kreiswasserwacht gewählt. Dazu muss man wissen, dass es im Kulmbacher Land sieben Ortsgruppen mit über 1500 Mitgliedern gibt (Himmelkron, Kulmbach, Mainleus, Marktschorgast, Stadtsteinach Thurnau und Trebgast). Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen und Verbänden klagt die Wasserwacht auch nicht unbedingt über eine hohe Altersstruktur, Das liegt daran, dass viele spätere Aktive mit dem Schwimmkurs erstmals mit der Wasserwacht in Berührung kommen und zumindest einige dann auch in späteren Jahren bleiben. Dabei heißt Wasserwacht nicht nur schwimmen. Wir kümmern uns im Rahmen der Badeaufsicht auch um Wespenstiche, Hautabschürfungen und im Ernstfall sind wir auch Ersthelfer“, gibt Jannik Ramming zu bedenken. Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz, wie etwa beim Jugendzeltlager kürzlich in Mainleus. „Wir müssen Anreize schaffen, um die Leute zu halten“, sagt Jannik Ramming. Oder anders ausgedrückt: „Anreize, um Blaulicht und Co attraktiv zu machen“. Schließlich sei bei der Wasserwacht vieles möglich. Der Bootsführerschein zum Beispiel, oder wer hätte gedacht, dass es in Kulmbach eine eigene Tauchstaffel gibt. Als vor einigen Jahren unter dubiosen Umständen ein Pkw in der „Kieswäsch“ versenkt wurde, war die Staffel im Einsatz. Ebenso bei dem tragischen Geschehen am Trebgaster Badesee. Jannik Ramming war erst vor wenigen Monaten beim Hochwasser in Schwaben im Einsatz. Er gehörte zu einem Bootstrupp, ein Fahrzeug mit Motorboot im Schlepptau und fünf Mann Besatzung, den die Kulmbacher Wasserwacht für den Wasserrettungszug Franken stellt. Die Situation vor Ort sei durchaus brenzlig gewesen, da ein Damm drohte zu brechen. Das konnte zum Glück verhindert werden., Trotzdem, Kollegen mussten Menschen mit einer Radlagerschaufel aus ihren Häusern holen. Da ist der Einsatz im Mainleuser Freibad schon ruhiger, wenngleich auch hier schon mal eine leblos scheinende Person im Wasser treibt. Jannik Ramming und seine Kollegen wissen in jedem Fall, was zu tun ist. Ein Riesenproblem brennt Jannik Ramming und mit ihm der gesamten Wasserwacht auf den Nägeln. Die Hallenbadkapazität reicht hier bei weitem nicht aus, um genügend Schwimmkurse anbieten zu können. „Wir bräuchten dringend ein Lehrschwimmbecken“, sagt er. Er meint damit ein etwa 16 mal 16 Meter großes Becken, in dem entkoppelt vom Badebetrieb Schwimmkurse angeboten werden können. Inzwischen sei es als gesellschaftliches Problem anerkannt, dass immer weniger junge Leute schwimmen können. Als Pilotprojekt wurde heuer sogar mit großem Erfolg ein Erwachsenenschwimmkurs angeboten. „Wir könnten sofort den nächsten Kurs starten, wenn wir nur die Kapazitäten hätten. Jannik Ramming berichtet von Wartelisten für Kinder, auf denen 180 potenzielle Interessenten stehen. Im Hallenbad sei das alles nicht zu bewältigen, deshalb müsse unbedingt ein Lehrschwimmbecken her. Bild: Jannik Ramming, Kreisvorsitzender der Kulmbacher Wasserwacht. Habe die Ehre: Jürgen Arlt, Kulmbach Ostgebiete und Besatzungszonen: Kleine Marken, große Geschichte / Jürgen Arlt steht seit über 25 Jahren an der Spitze des Kulmbacher Philatelisten-Clubs Kulmbach. Die Liebe zu den Briefmarken ist ihm in die Wiege gelegt worden, denn schon sein Vater war ein eifriger Sammler: Jürgen Arlt steht seit 1988 als Vorsitzender an der Spitze des Philatelisten-Clubs Kulmbach. OB er bei den nächsten Vorstandswahlen noch einmal für vier Jahre antritt, darauf möchte sich der 82-Jährige noch nicht festlegen. „Wie es weitergeht, das weiß kein Mensch“, sagt er. Auch mit dem Briefmarkensammeln ist das so eine Sache. So recht kann man junge Leute damit nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Dazu kommt, dass die von der Deutschen Post herausgegebenen Marken, im Unterschied zu vielen anderen Ländern, vieles an Attraktivität eingebüßt haben. Längst erscheint nicht mehr zu jedem relevanten Gedenktag ein eigenes Postwertzeichen. „Der Markt ist übersättigt“, sagt Jürgen Arlt. Das liegt daran, dass viele komplette Sammlungen zum Verkauf stehen. Ein Blick auf Ebay zeige, dass die Preise immer mehr in den Keller rutschen. „Marken ab 1960 sind praktisch nichts wert“, sagt der Fachmann. Im Gegensatz übrigens zu manchen Spezialgebieten. Nachdem Jürgen Arlt bereits einen Teil seiner Sammlung veräußert hatte, beschränkt er sich mittlerweile auf einige wenige Spezialgebiete wie etwa Saarland, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Baden-Baden, und das alles in den Jahren der Besatzungszone, also von 1945 bis 1949 in die Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt wurde. Trotzdem, es gibt sie noch, die Sammler. In Kulmbach treffen sie sich zum Clubabend jeden dritten Montag im Monat im Hotel Christl. Rund 50 Mitglieder hat der Philatelisten-Club noch. Dann wird gefachsimpelt, oder es gibt interessante Vorträge zu allen möglichen Themen, die irgendetwas mit Briefmarken zu tun haben. Da geht es um Qualitätsmerkmale von Briefmarken, um Karten und Briefe aus den ehemaligen Ostgebieten oder um die Grönland-Paketpost. „Wir haben einige sehr aktive Mitglieder, die sich regelmäßig einbringen, sagt Jürgen Arlt. Er verschweigt aber auch nicht, dass die Altersstruktur der Mitglieder nicht unbedingt optimal ist. Die Jüngsten seien so um die 60, sagt er. Dabei hatte es sogar mal eine eigene Jugendgruppe gegeben. Doch das ist lange Geschichte. An die Ausstellung in der Stadthalle zum 50-jährigen Jubiläum erinnert er sich noch gerne, auch wenn aus versicherungstechnischen Gründen die ganze Nacht durch immer mehrere Personen bei den Exponaten bleiben mussten. Auch auf der Zinnfigurenbörse war der Philatelisten-Club immer wieder mal mit einem eigenen Stand vertreten. Wenn er auch die Briefmarkengeschichten etwas zurückgefahren hat, die Sammelleidenschaft ist geblieben. So hat sich Jürgen Arlt mittlerweile auch auf historische Kulmbacher Ansichtskarten spezialisiert. Die ältesten stammen aus der zeit der Jahrhundertwende, also um 1900. Die meisten sind postalisch gelaufen. Wirklich entziffern kann man die Schriften kaum noch, die Marken und die Stempel sind schon interessant, ebenso wie seltene Einblicke in längst verschwundene Winkel der Stadt. Noch ein weiteres Betätigungsfeld von Jürgen Arlt gibt es, das ebenso wie das Briefmarkensammeln unter dem Zeitgeist leidet: der Gesangverein Eintracht Blaich. Seit 1970 ist er Mitglied, seit 1979 erster Vorstand. 2023 wurden die Singstunden eingestellt, 2025 steht schon als Datum der Vereinsauflösung fest. Nach Corona seien immer weniger gekommen, eine 120-jährige Tradition geht zu Ende. Ein wenig wehmütig blicken Jürgen Arlt und seine Frau Grete, die ebenfalls mitgesungen hat, schon auf ihre aktive Zeit zurück. „Wir haben sehr viele kulturelle Dinge organisiert. Liederabende, Auftritte in der Stadthalle, in der Kirche, am Volkstrauertag. Nun ist es freilich nicht so, dass Jürgen Arlt nichts mehr zu tun hätte. Er ist Gründer des Ireks-Rentner-Stammtisches, der sich alle drei Wochen im Café Roberts trifft. 30 Ehemalige kämen regelmäßig. Man spricht über die Vergangenheit, freut sich, wenn die Kontakte aufrechterhalten werden, und Jürgen Arlt ist es, der die Fäden zusammenhält. Bei der Ireks hatte Jürgen Arlt 1956 eine Lehre als Industriekaufmann begonnen. ER war Dienststellenleiter der Abteilung Verkaufsförderung und damit für die Organisation von Seminaren, Messen oder Werksbesichtigungen zuständig. Seit 1967 gehörte er dem Betriebsrat an, von 1987 bis 2006 war er dessen Vorsitzender und gehörte damit als Arbeitnehmervertreter auch dem Aufsichtsrat an. 2007 konnte er in den wohlverdienten Ruhestand treten und sich ganz seinen Hobbys widmen. Neben der Sammelleidenschaft ist es auch das Reisen. Das Ehepaar ist schon ganz schön herumgekommen, war in Ney York, Las Vegas, im Fernen Osten und auf Kreuzfahrt. Aber ein bisschen kürzer treten Grete und Jürgen Arlt mittlerweile schon, trotzdem sind sie gerade von einem Städtetrip aus Wien zurückgekehrt. Jürgen Arlt wurde für seine Verdienste im Jahr 2014 vom damaligen Oberbürgermeister Henry Schramm mit der Stadtmedaille ausgezeichnet. Bild: Von der Sammelleidenschaft gepackt: Jürgen Arlt mit zwei Alben auf der Terrasse seines Hauses in Kulmbach. „Habe die Ehre“: Volker Kirschenlohr aus Grafengehaig-Eppenreuth Gemeinderat, Gartenbauverein, Gesangsverein: Für Volker Kirschenlohr aus Grafengehaig zählt die Gemeinschaft Grafengehaig/Eppenreuth. Wenn in Grafengehaig und Umgebung irgendwo etwas los ist, dann ist Volker Kirschenlohr nicht weit. Ob Feuerwehr, Kirche oder Theatergruppe, Gemeinderat, Gartenbauverein oder Gesangverein: Volker Kirschnlohr ist meist an federführender Stelle dabei. „Mir gefällt es für andere Menschen da zu sein, anzupacken und wenn möglich zu helfen“, gibt sich der 68-Jährige ganz bescheiden. Dabei hat er schon so vieles erdacht, angestoßen und umgesetzt. Volker Kirschenlohr ist aber auch mit einem außergewöhnliche Talent ausgestattet. ER ist nicht nur selbst von all dem, was er macht, begeistert, sondern schafft es auch, seine Begeisterung auf andere zu übertragen. Dabei ist Volker Kirschenlohr gar kein Grafengehaiger. Nach seinem Studium in Landau in der Pfalz kam der aus der Nähe von Heidelberg stammende Biotechniker 1979 nach Bayreuth zur Wasserwirtschaft an die Regierung von Oberfranken. Seine Frau Heidi, eine gelernte Erzieherin folgte rasch nach und fand beim Kindergarten in Eppenreuth eine Stelle. So landete kurz danach auch Volker Kirschlohr in Eppenreuth. Er war gekommen, um zu bleiben, trotz des langen Weges zur Dienstsstelle nach Bayreuth, den er bis zu seiner Pensionierung 2021 täglich zurücklegen musste. Eppenreuth wurde seine Heimat, hier ist er mittlerweile tief verwurzelt. Im Vordergrund stehen möchte er aber nicht. Ihm ist immer die Gemeinschaft wichtig. Etwa in seiner Kirchengemeinde. Als der damalige Pfarrr Hartwig Rudolph 1998 in den Ruhestand ging, bildete sich Volker Kirschenlohr zum Lektor weiter. Seitdem verkündet er immer wieder gerne Gottes Wort, sei es in der Wehrkirche „Zum Heiligen Geist“, in der Christuskapelle in Gösmes, aber auch schon mal als Aushilfe im benachbarten Presseck oder in Stammbach. Fast schon selbstverständlich war es in der Folge, dass Volker Kirschenlohr auch dem Kirchenvorstand angehört. Im Jahr 2000 wurde er zum ersten Mal gewählt, seitdem ist er ununterbrochen Mitglied dieses Gremiums, ab der zweiten Periode auch als Vertrauensmann. „Ich war schon immer eng mit der Kirche verbunden“, sagt er. Aber erst in Grafengehaig sei er richtig hineingewachsen. Klar, dass er bei den anstehenden Kirchenvorstandswahlen im Herbst wieder antritt. Besonders wichtig ist für Volker Kirschenloh aber auch die Freiwillige Feuerwehr Eppenreuth. Sie ist der einzige eigene Verein, den der Grafengehaiger Ortsteil Eppenreuth mit seinen noch rund 100 Bewohnern hat. Als er 1979 hierher kam, schloss er sich gleich der Feuerwehr an, wurde aus dem Stand zum Schriftführer gewählt und bekleidet dieses Amt ohne Unterbrechung bis heute. Dabei geht es bei der Feuerwehr längst nicht mehr nur ums Löschen. Dank Volker Kirschenlohrs Initiative wird in Eppenreuth lebendiges Brauchtum gepflegt. Da wird zusammen mit dem Kameraden und der Dorfgemeinschaft alljährlich ein Osterbrunnen geschmückt und ein Maibaum aufgestellt. Im Zwei-Jahres-Rhythmus gibt es eine Waldweihnacht, die mittlerweile zur Stadlweihnacht umfunktioniert wurde, und bei der Kerwa gestaltet die Feuerwehr regelmäßig den Ausklang. „Wir sind schon eine gute Truppe“, sagt er. Das gilt auch für den Männergesangverein Concordia , der nach dem Tod seines Leiters Harald Dietzel und drei weiterer Aktiver im vergangenem Jahr zwar Federn lassen musste, der aber aktuell mit noch 14 Aktiven weiter existiert und Auftritte plant, sowohl in der Kirche, beim Volkstrauertag, an Weihnachten oder einfach so mal ein Ständchen. „Die Singstunden sind gut besucht, wir sind stimmlich gut verteilt“, sagt Volker Kirschenlohr, der seit 26 Jahren als Vorsitzender an der Spitze des Gesangvereins steht. Und nicht nur das, er steht auch an der Spitze der Sängergruppe Steinach, einer Untergruppierung des Fränkischen Sängerbundes, in der Chöre und Gesangvereine aus Untersteinach, Wartenfels, Schwand, Hohenberg und Grafengehaig zusammengefasst sind. Ehrensache, dass Volker Kirschenloh auch im Kirchenchor seiner Heimatgemeinde sängerisch aktiv ist. Vom Gesang ist es nicht weit zum Theater. Die Theatergruppe ist eine Abteilung des Sportvereins SV Grafengehaig. Sie tritt zwar nur alle drei Jahre in Erscheinung, konnte aber zuletzt im vergangenen Herbst rund 1200 Zuschauer zu ihren Aufführungen in der Frankenwaldhalle locken. Volker Kirschenlohr gehörte 1995 zu den Wiedergründern der Bühne. Der unvergessene Hubert Proba hatte in den 1950er Jahren das Theaterspielen in Grafengehaig schon einmal populär gemacht. Zusammen mit anderen ließ Volker Kirschenlohr 1995 das Theaterspiel wieder aufleben und seitdem steht er auch regelmäßig selbst auf der Bühne. Sogar „auf Tournee“ ist die Theatergruppe schon gegangen, bis nach Untersteinach und Kupferberg. „Das Theater macht wirklich Spaß“, sagt er. Schon die Leseproben seien regelmäßig eine Riesengaudi und zum echten Schenkelklopfer wird das Ganze, wenn Volker Kirschenlohr und seine Mitstreiter immer etwas Lokalkolorit in die Stücke einbringen. Noch vieles könnte man über Volker Kirschenlohr berichten. Etwa, dass er Mitglied des Gartenbauvereins Garfengehaig ist. Dort unterstützt er tatkräftig seine Frau Heidi, die im Rahmen der Initiative Naturkids Kinder spielerisch an die Natur heranführt. Oder, dass Voker Kirschenloh federführend im Jahr 2018 die Organisation zu den Jubiläumsfeierlichkeiten 700 Jahre Grafengehaig übernommen hatte. Und da ist dann natürlich noch sein politisches Engagement. Für die Dorfgemeinschaft Eppenreuth-Schlockenau wurde er 1996 erstmals in den Gemeinderat gewählt, dem er, wie sollte es auch anders sein, seitdem ebenfalls ununterbrochen angehört, seit 2002 sogar als zweiter Bürgermeister. Bild: Kirche und Kultur, Brauchtum, Theater und Gesang: ohne Volker Kirschenlohr wäre Grafengehaig um vieles ärmer. „Urgestein der Landjugend“ / Theater, Stammtisch, Bauernball: Das Organisationstalent von Ramona Löffler ist überall gefragt Rugendorf/Kulmbach. „Ganz oder gar nicht“, das ist das Motto von Ramona Löffler. „Entweder ich engagiere mich voller Herzblut oder ich lass es gleich ganz“, sagt die 40-Jährige. Und das gilt für alles, was sie anpackt, bei der Landjugend Rugendorf genauso, wie bei der dortigen Theatergruppe oder beim alljährlichen Bauernball in Kulmbach. Der Bauernball ist oberfrankenweit eine echte Hausnummer geworden. Seit über 20 Jahren engagiert sich Ramona Löffler dafür, seit zehn Jahren steht sie an der Spitze des Organisationsteams, das unter dem Dach des Bauernverbandes, des Verbandes Landwirtschaftlicher Fachbildung (VLF) und der Landjugend agiert. Damals vor 20 Jahren wäre der Ball fast eingeschlafen, heute ist er zum Selbstläufer geworden, dem auch die Corona-Zeit nichts anhaben konnte. „Hier kommen alljährlich immer am Samstag nach dem Öbersten Jung und Alt zusammen“, sagt Ramona Löffler, Getanzt wurde zuletzt zu den Klängen der Partyband Surprise oder des DJs. Ramona Löffler kommt da alljährlich zeitlich ganz schön ins Schleudern, denn in Rugendorf ist gleichzeitig Kirchweih. Tatsächlich ist im Kulmbacher Land die erste „Kerwa“ des Jahres immer in Rugendorf. Dort ist sie praktisch in allen Vereinen. Nicht nur bei der Landjugend und bei der Theatergruppe, auch beim TTC Rugendorf, bei der SG Rugendorf und bei der Freiwilligen Feuerwehr. Ramona Löffler, die eher auf den Spitznamen „Zensi“ hört, ist eigentlich eine waschechte Kulmbacherin. Hier wurde sie geboren, hat die Schule besucht, zunächst Zahntechnikerin gelernt, dann Kauffrau für Versicherungen und Finanzen. Hauptberuflich ist sie bei der Auctoritas, einer Gesellschaft für Wirtschaft und Finanzen tätig. Sie ist außerdem Mitgesellschafterin einer Immobilienvermittlung und packt beim Brauereiservice des Vaters tatkräftig mit an. Man möchte es nicht glauben, dass da tatsächlich noch Zeit für weiteres Engagement bleibt. Ramona Löffler bringt es tatsächlich alles unter einem Hut. Kein Wunder, ist sie doch ein „Urgestein der Landjugend“. Mütterlicherseits kommt ihre Familie aus Rugendorf, schon als Kind hatte sie jede Freie Minute dort verbracht und so ist es kein Wunder, dass sie sich auch in späteren Jahren mit Rugendorf eng verbunden gefühlt hat und noch immer fühlt. 1999 kam sie mit der dortigen Landjugend in Berührung und packte bei der damaligen „72-Stunden-Aktion“ gleich kräftig mit an, als es darum ging, das Kantoratshaus zu renovieren. Von da an, war Ramona Löffler immer dabei, wenn es beispielsweise darum ging, den Maibaum aufzustellen, die Erntekrone zu binden oder die „Kerwas“ zu organisieren. Auf solche Leute hatte man im Bezirksverband nur gewartet. Schon mit 17 wurde sie auf oberfränkischer Ebene zur Schriftführerin gewählt, später wurde sie stellvertretende Bezirksvorsitzende sowie Sprecherin der Mädchen- und Frauengruppe. 2003 übernahm sie für vier Jahre den Kreisvorsitz in Kulmbach. Das waren besondere Jahre, denn in Ihren Vorsitz fiel der Deutsche Landjugendtag, die Megaveranstaltung aller deutschen Landjugenden. Zwei Jahre hätten die Vorbereitungen gedauert, erinnert sich Ramona Löffler. Der Aufwand hatte sich gelohnt. So wie schon die Landjugendtage auf bayerischer Ebene sei auch der Landjugendtag auf Bundesebene ein voller Erfolg gewesen. Überhaupt, wenn Ramona Löffler von der Landjugend spricht, kommt sie aus dem Schwärmen kaum noch heraus. Landjugend bringe jung und alt zusammen. Es seien enorm viele Kontakte und Freundschaften entstanden, die bis heute halten. Sie bedauert aber auch, dass sich viele Landjugendgruppen mangels Aktiver in den zurückliegenden Jahren aufgelöst hätten. Im Kulmbacher Land gebe es nur noch drei Gruppen. Da bleibe einiges auf der Strecke. Zweites Rugendorfer Standbein von Ramona Löffler ist die dortige Theatergruppe, die regelmäßig auch landkreisweit für Aufsehen sorgt. Bis vor einigen Jahren stand sie selbst auch regelmäßig auf der Bühne. Mittlerweile kümmert sie sich um Organisation, Finanzen und Einkauf. „Wir haben eine super Truppe“, sagt Ramona Löffler. Mit dem Erfolgsstück, das den eigenwilligen Namen „Die Bestie von Rugendorf“ trug, habe man heuer vier Mal ausverkauft vermelden dürfen. Und dann ist da noch der „Edelherbstubn-Stammtisch“ der Rugendorfer Frauen. Immer am ersten Donnerstag im Monat trifft man sich in der kleinen Kneipe am Kaulbach und natürlich ist Ramona Löffler Motor dieser Unternehmung. „Immer, wenn es um Organisation geht, dann mach ich es“, sagt sie und tatsächlich gelingt es ihr Monat für Monat 15 bis 20 Frauen, mehrheitlich aus Rugendorf, zum geselligen Beisammensein zusammenzubringen. „Habe die Ehre Nr. 29: Yvonne Zehe, Kulmbach „Kein Tag ohne BRK“ / Yvonne Zehe aus Kulmbach hatte bereits mit 18 Jahren Leitungsfunktionen beim Roten Kreuz übernommen Kulmbach. Eigentlich ist es viel mehr als ein Hobby, ein sehr intensives Hobby mit viel Herzblut: „Ich könnte nicht mehr ohne.“ Was fast schon klingt wie eine Liebeserklärung, ist das Bekenntnis von Yvonne Zehe zum Bayerischen Roten Kreuz. Die 28-Jährige ist Bereitschaftsleiterin, Jugendwartin, Erste-Hilfe-Ausbilderin und Rettungssanitäterin. „Kein Tag ohne BRK“, sagt die gebürtige Kulmbacherin, die in Burghaig aufgewachsen ist, die hauptberuflich als Industriefachwirtin bei ait in Kasendorf arbeitet und die in Altenkunstadt wohnt. Jeden Tag sei irgendetwas zu erledigen, das mit dem Roten Kreuz zu tun hat. Die medizinischen Hintergründe sind es, die Yvonne Zehe interessieren, die Erfahrungen mit den Menschen, vor allem mit den Kindern. Hier war sie besonders erfolgreich, denn Yvonne Zehe hat wesentlichen Anteil daran, dass es in Kulmbach mittlerweile drei Kinder- und Jugendgruppen mit 50 Mitgliedern im Alter von sechs bis 16 Jahren gibt. Mit 16 war auch sie eingetreten. Ein Nachbar und Bekannter hatte sie mal mitgenommen. „Da bin ich halt so reingerutscht“, sagt sie. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Weil damals eine Art Generationswechsel bevorstand, übernahm Yvonne Zehe bereits mit 18 Jahren Leitungsfunktionen. Sie veranstaltete einen Jugendaktionstag zusammen mit dem Kreisjugendring und durfte schon bald feststellen, dass sie regelrecht überrannt wurde. Yvonne Zehe hatte sich aber auch vieles einfallen lassen, um die Kinder und Jugendlichen für das BRK zu interessieren, verschiedene Spielstationen, die unterschiedlichsten Aktionen und es waren tatsächlich viele gekommen, um zu bleiben. „Nachwuchsprobleme kennen wir nicht“, wie glücklich wäre so mancher Verein, wenn er das von sich auch behaupten könnte. Aber auch die Zahl der Mitglieder nimmt zu. In den Bereitschaften sind es allein in Kulmbach bereits 60 Aktive. Alles Menschen, die helfen wollen, vor allem beim Sanitätsdienst in der Stadthalle, zum Altstadtfest, zur Bierwoche, zu Weihnachtsfeiern, und, und, und. Bei den Großveranstaltungen wie etwa dem Spartan Race würden manchmal schon ganz ordentliche Helferzahlen benötigt. Da müsse sie schon manchmal etwas länger herumtelefonieren. Doch eigentlich könnte man fast schon von einem Selbstläufer sprechen, denn am zurückliegenden Altstadtfestwochenende hätten sie schon wieder drei neue Aufnahmeanträge erreicht. Doch die Leitung der Bereitschaften ist nicht das einzige Betätigungsfeld von Yvonne Zehe beim BRK: Ob im Kreisverband, bei Firmen oder in Kinderbetreuungseinrichtungen ist sie auch für die Erste-Hilfe-Kurse zuständig. So ein Kurs dauert fast den ganzen Tag und um ihn abhalten zu können, hatte sie so einige Voraussetzungen erfüllen müssen. Dazu gehören Sanitätskurse, Hospitationen, fachdidaktische Lehrgänge genauso wie die erwachsenengerechte Unterrichtsgestaltung, bis man den Lehrauftrag vom Kreisverband erhält. Bereits vor Corona hatte Yvonne Zehe außerdem mit dem Rettungssanitäter begonnen. Ein bis zwei Schichten fährt sie jeden Monat. „Da heißt es dranzubleiben, denn sonst verliert man das Wissen ja wieder“, sagte sie, die gerne Motorrad fährt und bei den AWO-Garden in Mainleus tanzt. Schließlich mischt Yvonne Zehe auch beim Katastrophenschutz mit, immer dann, wenn Personal für Einsätze zusammengetrommelt und koordiniert werden muss. Zuletzt war dies beim Brand in Hutschdorf und bei der Massenkarambolage auf der A70 der Fall. Beim Brand war sie selbst mit vor Ort. Bei der Massenkarambolage organisierte sie alles von Fürth aus, wo gerade ein Jugendtreffen stattfand, bei dem auch die Kulmbacher dabei waren. Bild: Bei ihr laufen viele Fäden zusammen: Yvonne Zehe engagiert sich seit vielen Jahren tagtäglich ehrenamtlich für das Rote Kreuz in Kulmbach. „Habe die Ehre“ Nr. 28: Thomas Michel Lehenthal Brennende Scheunen, umgestürzte Bäume, technische Hilfeleistungen / Thomas Michel aus Lehenthal: Feuerwehrmann mit Leib und Seele Lehenthal. „Wenn es keiner macht, dann macht es halt auch keiner.“ Was nach einer Binsenweisheit klingt, kann im schlimmsten Fall über Leben und Tod entscheiden. Derjenige, der das sagt ist Thomas Michel, 1. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Lehenthal und der Löschgruppe Dobrachthal. Seit 30 Jahren ist er bei der Feuerwehr, seit fast 15 Jahren Kommandant. Klar, dass er schon einiges erlebt hat. Für mich gehört die Feuerwehrt einfach dazu. „Eigentlich ist dieses Engagement eine Selbstverständlichkeit“, sagt der 45-Jährige. Selbstverständlich war es für Thomas Michel, dass er Mitglied der Feuerwehr wird. Zum einen, weil es auf dem Land eben dazugehört, zum anderen war auch der Vater schon als 2. Kommandant aktiv. „Ich bin da so reingewachsen“, sagt er. Schon als kleiner Bub sei er immer dabeigewesen. Keinesfalls selbstverständlich war es allerdings, dass Thomas Michel Führungsverantwortung übernimmt. Als sein Vorgänger überraschend verstorben war, fiel die Wahl irgendwie auf ihn, obwohl er noch keinen einzigen Lehrgang hatte. Doch Thomas Michel klemmte sich dahinter. Truppführer, Gruppenführer, Leiter einer Feuerwehr. „Ich habe innerhalb eines Jahres 200 Stunden nur Lehrgänge besucht“, erinnert er sich. Teilweise sogar an den Feuerwehrschulen in Würzburg und Regensburg. Die damals kurzzeitig brach liegende Feuerwehr Lehenthal brachte er schnell wieder auf Vordermann. 2010 rief er die erste Übung ein und schnell stand die aktive Mannschaft. Und sie stand auch hinter ihm als den neuen Kommandanten. Das war auch bitter nötig, denn bereits 2011 gab es viele Einsätze zu bewältigen. Thomas Michel erinnert sich an den Brand einer Scheune im Dorf, an enen verunglückten Traktor auf der B85 und an zahlreiche Bäume, die der Sturm geknickt hatte. Ein Meilenstein in der Geschichte der Lehenthaler Feuerwehr war die Anschaffung des neuen Fahrzeuges, das im Juni 2013 eingeweiht werden konnte und das noch immer seinen Dienst tut. Vorher gab es lediglich einen Tragkraftspritzenanhänger, der von einem Traktor gezogen werden musste. Das Fahrzeug war noch nicht mal offiziell in Betrieb, da mussten die Lehenthaler nach einer gewaltigen Sturmnacht schon in Kulmbach aushelfen. Auf eine Besonderheit legt Thomas Michel großen Wert, das Fahrzeug hält nicht nur die üblichen 120 Meter Schlauch vor, sondern satte 500 Meter. „Ist die Wasserführung über eine längere Strecke nötig, werden automatisch wir informiert“, erklärt der Kommandant. Beim Waldbrand in Presseck sei das beispielsweise der Fall gewesen. Ein weiterer Meilenstein war und ist die Zusammenarbeit mit der Nachbarwehr aus Grafendobrach. Dort war der Fall eingetreten, dass kein Nachfolger für den Kommandanten zur Verfügung stand. Deshalb habe sich die Feuerwehr Grafendobrach als Löschgruppe der Feuerwehr Lehenthal angeschlossen. Während die Vereine noch eigenständig nebeneinander existieren, bilde man so mit der Nachbarwehr eine „Ausrückegemeinschaft“, wie es Thomas Michel bezeichnet. Die Zusammenarbeit gestalte sich sehr gut, ebenso mit den Führungskräften im gesamten Landkreis und auch mit der Stadt Kulmbach. Überhaupt sei der Nachwuchsmangel bei vielen Feuerwehren schon ein Problem. Wenn die Eltern aktiv sind, dann sind es die Kinder auch. Ansonsten seien aber schon gewaltige Anstrengungen zur Nachwuchsgewinnung nötig. Thomas Michel hatte beispielsweise eine „Kinderfeuerwehr“ gegründet, die mittlerweile zur Jgenfeuerwehr mutiert ist. Von alleine komme kaum noch jemand, bedauert er und sagt: „Das Ehrenamt leidet“. Dabei würden die Aufgaben nicht leichter. Die Technik werde immer komplexer, so der Kommandant, wenn er beispielsweise an die E-Autos denkt. Und längst sei es auch keine Selbstverständlichkeit mehr, dass der Arbeitgeber mitspielt, auch wenn er das eigentlich muss. Thomas Michel hat da keine Probleme. Er ist Logistikleiter bei Glen Dimplex in Kulmbach. Außerdem müsse er ja längst nicht bei allen Ereignissen dabei sein. Nicht bei jedem Baum etwa, der von der Straße geräumt werden muss, steht der Kommandant an erster Stelle. Von den zurückliegenden 40 Einsätzen seien etwa 15 Brände gewesen, der Rest technische Hilfeleistungen, etwa, wenn der Sturm mal wieder ein Baum geknickt hat. Das Heftigste, was er je erlebt hatte, war der Großbrand des landwirtschaftlichen Anwesens im Pressecker Ortsteil Altenreuth im Juni der zurückleigenden Jahres. „Wir dachten bei der Anfahrt, der gesamte Ort brennt, im Fahrzeug war es mucksmäuschenstill“, erinnert er sich. Sogar Feuerwehren aus den Nachbarlandkreisen Hof und Kronach seien damals im Einsatz gewesen. Auch der Waldbrand 2019 bei Presseck ist ihm noch lebhaft in Erinnerung. Damals seien sogar Hubschrauber im Einsatz gewesen. „Da hilft es schon, wenn man sich danach noch einmal zusammensetzt und darüber spricht“, weiß Thomas Michel aus Erfahrung. Bild: Seit 2013 hat die Freiwillige Feuerwehr Lehenthal ihr eigenes Fahrzeug. Bereits seit 2010 ist Thomas Michel ihr Kommandant. „Habe die Ehre“ Nr. 27 / Tatjana Reif Von Kulmbach nach Dresden, vom Ehrenamt ins Hauptamt / Tatjana Reif aus Lehenthal Kulmbach/Dresden. Es ist der optimale Fall, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann. Ganz ähnlich ist es bei Tatjana Reif (31) aus Lehenthal bei Kulmbach. Sie hat aus ihrem ehrenamtlichen Engagement ein hauptamtliches gemacht. Lange Jahre als ehrenamtliche Jugendleiterin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Kulmbach tätig, ist sie mittlerweile hauptamtliche Bildungsreferentin der DLRG, und zwar in Sachsen. Ihr Lebensmittelpunkt ist seit drei Jahren die sächsische Landeshauptstadt. IN Kulmbach ist Tatjana Reif aber trotzdem regelmäßig anzutreffen und wenn sie hier ist, dann hat das meist auch mit der DLRG zu tun. Noch immer ist sie hier im Ausbildungsbereich tätig und will es auch bleiben. Sie leitet Anfängerkurse, führt Trainingsmaßnahmen durch und ist in der theoretischen Ausbildung zum Beispiel für den Rettungsdienst engagiert. Auch das 24-Stunden-Schwimmen im Hallenbad hatte sie heuer wieder mitorganisiert und als Aufsicht im Hallenbad, im Freibad und früher an der Kieswäsch war sie regelmäßig anzutreffen. Im Februar 1999 ist Tatjana Reif DLRG-Mitglied geworden. Ihre Eltern waren es zu diesem Zeitpunkt längst. Zuvor hatte sie „ganz normal“ bei einem Kurs das Schwimmen gelernt. Tatjana Reif blieb bei der DLRG. „Das war meine zweite Familie“, sagt sie. Schon mit 15 wurde sie Jugendleiterin. Vom ehrenamtlichen Engagement zur hauptberuflichen Tätigkeit war der Weg dann gar nicht so weit. Tatjana Reif studierte „Soziale Arbeit“ in Coburg und schloss mit dem Bachelor ab. In Dresden setzte sie den Master in „Sozialer Arbeit und Sozialmanagement“ obendrauf. Nach kurzen übergangsweisen Tätigkeiten beim BRK in Kulmbach, unter anderem als Leiterin des Schülerwohnheims, als pädagogische Leiterin der Obdachlosenunterkunft und als Mitarbeiterin im Corona-Krisenstab, zog Tatjana Reif 2021 zu ihrem jetzigen Ehemann, der schon damals in Dresden studiert hat und begann im Juli ihre Tätigkeit bei der DLRG Sachsen. Dort ist sie für die gesamte Jugendarbeit zuständig, nicht nur für das Schwimmen. Sie organisiert Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen, auch zu jugendpolitischen Themen, bildet künftige Jugendleiter aus und vermittelt Führungskräften das nötige Grundwissen. Während der DDR-Zeit habe es die DLRG nicht gegeben, doch eigentlich sei Sachsen das Ursprungsland, denn die DLRG wurde n1913 in Leipzig gegründet. Trotzdem seien die Mitgliederzahlen dort deutlich kleiner, als in Bayern und die Strukturen seien längst nicht so gefestigt. Noch schwieriger sei es Ehrenamtliche zu gewinnen. Als schwierig bezeichnet Tatjana Reif auch die Nachwuchssituation. Die Anfragen nach Schwimmkursen überhäuften sich, „wir können gar nicht alle aufnehmen“. Doch nur wenige würden auch nach den Kursen der DLRG die Treue halten. „Was fehlt, sind diejenigen, die bleiben und sich weiter engagieren.“ Natürlich sei das sehr zeitaufwändig, gibt sie unumwunden zu. Viele junge Leute brächten aufgrund schulischer Verpflichtungen oder anderer Hobbys nicht mehr die Zeit auf. Uns so fehlten halt oft auch dringend benötigte Einsatzkräfte. „DLRG ist mehr als nur einmal pro Woche Training“. Zumindest hier vor Ort sei die Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsorganisationen bestens, weiß Tatjana Reif. Doch auch in ihrer neuen sächsischen Heimat engagiert sie sich nicht nur für die DLRG, sondern auch für das Rote Kreuz, etwa als Mitglied einer Bereitschaft bei Sanitätsdiensten. Da geht es dann schon mal zu den Spielen von Dynamo Dresden oder zum City-Lauf. Auch bei Evakuierungen der Bevölkerung aufgrund von Bombenfunden aus dem Zweiten Weltkrieg - in Dresden keine Seltenheit – ist Tatjana Reif mit vor Ort, um die Menschen in den Notunterkünften zu versorgen. „Mich treibt die Freude an, anderen Menschen etwas beizubringen, etwas weiterzugeben, andere zu motivieren“, begründet Tatjana Reif ihren Antrieb. Auch die Gemeinschaft ist es, die bei den Hilfsorganisationen im Gegensatz zu vielen anderen Zusammenschlüssen an erster Stelle steht. Gemeinschaft durfte Tatjana Reif auch bei einem Katastropheneinsatz der DLRG Kulmbach vor einigen Jahren im oberbayerischen Traunstein erfahren. Bei der damaligen Schneekatastrophen packte sie mit an, schaufelte Hausdächer frei, half bei der Bergung von Eingeschlossenen und versorgte Menschen in Notunterkünften. Bild: „DLRG ist mehr als einmal pro Woche Training“: Tatjana Reif aus Lehenthal hat ihren Lebensmitelpukt mittlerweile in Dresden, ist aber trotzdem noch regelmäßig in Kulmbach anzutreffen. „Habe die Ehre“ Nr. 26: Christa Häußinger Kulmbach „Junge Leute fehlen generell“ / Sport und Tradition: Christa Häußinger aus Kulmbach hat sich dem Schützenwesen verschrieben Kulmbach. Rund 500.000 Mitglieder in Bayern, 30.000 in Oberfranken und 5.000 im „Gau“: Das Sportschützenwesen ist hierzulande weit verbreitet. Eine, die ihr ganzes Leben seit frühester Jugend dem Schießsport verschrieben hat, ist Christa Häussinger aus Kulmbach. Sie war Damenleiterin, Jugendleiterin und zuletzt Sportleiterin im Schützengau Oberfranken-Süd. Dabei handelt es sich um die unterste Verbandsebene des Deutschen Schützenbundes, der jeweils teilweise die Städte und Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel mit zusammen circa 50 Vereinen umfasst. Mittlerweile ist sie designierte stellvertretende Sportleiterin auf oberfränkischer Bezirksebene und war zuletzt auch als Delegierte beim Landesschützentag in Weiden vor Ort. Christa Häussinger war und ist aber auch selbst aktiv. Vor einigen Jahren war sie unter anderem bayerische Meisterin im Auflageschießen mit dem Kleinkaliber, bereits in den 1970er Jahren hatte sie auf Landesebene den dritten Platz mit dem Luftgewehr geholt. Viele Jahre lang hatte sie an bayerischen Meisterschaften teilgenommen. Erst in den 70er Jahren seien die Schützen so richtig als Sportler anerkannt worden, erinnert sie sich. Den Anstoß dazu hätten die Olympischen Spiele von München 1972 gegeben. Als Traditionsvereine seien die Schützen schon Jahrhunderte zuvor bekannt gewesen. Doch das war Christa Häussinger nicht genug. Sie wollte von Anfang an auf die sportliche Dimension setzen. Das tat sie als Mitbegründerin der Leistungsgemeinschaft Bayreuth/Kulmbach. In diesem Zusammenschluss fanden sich viele Talente der einzelnen Vereine wieder. „Da waren junge Leute dabei, die es sogar bis zur Europameisterschaft gebracht haben“, erinnert sich Christa Häußinger. Auch in den Landeskader hätten es einige geschafft, wodurch die Leistungsgemeinschaft Bayreuth/Kulmbach bayernweite Bekanntheit erlangt hatte. Ihre Aufgabe sei die eines „Scouts“ gewesen, sagt sie. Kleinere Wettbewerbe habe sie immer wieder durchgeführt und sogar die Suche nach Sponsoren sei erfolgreich gewesen. Leider gibt es die Leistungsgemeinschaft derzeit nur mehr auf dem Papier, bedauert Christa Häußinger, die mittlerweile zum Schützenverein Tell Neubau gehört. Schon 1968 hatte Christa Häußinger mit dem Schießsport begonnen. Zunächst in Neudrossenfeld, dann in Thurnau.1997 startete sie mit ihrem Engagement auf Gauebene, zunächst als Damenleiterin, dann als Jugendleiterin mit der Leistungsgemeinschaft, zuletzt als Sportleiterin. Erst im Februar dieses Jahres hatte die 70-Jährige ihre Ämter abgegeben. Sie sei praktisch mit allen Tätigkeiten befasst gewesen, Wettbewerbe und Meisterschaften mitorganisiert, habe Berichtshefte geführt, Berichte über die Wettkämpfe geschrieben, die Arbeit am Computer übernommen und so weiter. „Meine Aufgabe war es, den Sport vorwärtszubringen.“ Worunter die Schützenvereine besonders leiden, ist neben dem schlechten Image auch der eklatante Nachwuchsmangel. Ihr Ding sei es stets gewesen, die Werbetrommel für das Schützenwesen zu rühren. „Junge Leute fehlen generell“, sagt sie. Und das nicht erst seit Corona, was natürlich ein riesiger Einschnitt gewesen sei. Der schulische Alltag nehme Kinder und Jugendliche heute mehr denn je zuvor in Anspruch und für das Vereinswesen gebe es immer weniger Zuspruch. Dazu kommt, dass der Sport mit einer Waffe, dem Biathlon-Boom zum Trotz, nicht sonderlich anerkannt sei. „Wenn irgendwo etwas passiert, dann wird immer gleich nach dem Waffengesetz gerufen, obwohl Sportschützen in den allerwenigsten Fällen zu den Verursachern gehören. Christa Häußinger stammt aus Neudrossenfeld. Sie war über vier Jahrzehnte lang als Laborantin in der Kulmbacher Spinnerei tätig. Neben ihrem Engagement für den Schießsport ist sie auch Vorsitzende des Gesangvereins Neudrossenfeld, der mittlerweile mangels aktiver Sänger eine Chorgemeinschaft zusammen mit Langenstadt bildet. „Habe die Ehre“ Nr. 25: Ulrike Peschel, Kulmbach Laufen, Joggen, schwimmen / Vom Anfängerschwimmkurs bis zum Hochwassereinsatz: Ulrike Peschel lebt für die Wasserwacht Kulmbach/Himmelkron. „Schwimmen ist so ziemlich die einzige Sportart, die Leben retten kann. Das ist es, was Ulrike Peschel den Kindern und Jugendlichen mitgeben möchte, denen sie regelmäßig das Schwimmen beibringt. Ulrike Peschl ist bei der Wasserwacht aktiv. Im Ortsverband Himmelkron ist sie die zweite Vorsitzende, im Kreisverband Kulmbach Jugendleiterin. Sie ist aber nicht nur die Ausbildungsleiterin für Schwimmkurse, sondern auch für Rettungsschwimmer, sie bildet Wasserretter aus, leitet Erste-Hilfe-Kurse und ist Bootsführerin. Und, als wäre das alles noch nicht genug, ist sie regelmäßig im Rettungsdienst des BRK-Kulmbach aktiv und sie rückt mit dem Hochwasserrettungszug auch zu Hochwassereinsätzen aus. Erst vor wenigen Wochen war Ulrike Peschel beim Hochwasser in Schwaben hautnah dabei. Mit der Bereitschaft war sie in Monheim bei Donauwörth drei Tage lang für die Betreuung und Verpflegung der anderen Helfer im Einsatz. Sie war damit eine von fast zwei Dutzend Helferinnen und Helfern aus dem Kulmbacher Land allein von der Wasserwacht, die bei der aktuellen Katastrophe mitgeholfen haben, die Not zu lindern. „Das geht nur, wenn die Familie hinter dir steht, mitmacht und dich trägt“, sagt die 51-Jährige. Bei ihr ist das der Fall. So war sie bereits vor elf Jahren beim Hochwasser in Niederbayern in Deggendorf im Einsatz und auch im Ahrtal war sie 2021 aktiv. „Das war mit Abstand das Heftigste“, erinnert sie sich, obwohl sie ja schon einiges miterlebt hat. Damals war sie teilweise bei den ersten Trupps dabei, die in den überschwemmten und völlig zerstörten Ortschaften ankamen. Natürlich sitze man da abends schon zusammen, spreche über das Erlebte und könne das Ganze so leichter verarbeiten. Und im Falle eines Falles gebe es auch noch die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), die sich um die Helfer kümmert. Wenn das alles auch noch so schlimm ist, die vielen kleinen positiven Erlebnisse überwiegen. Etwa, wenn sie bei ihrem Einsatz beim Roth-Triatlon auf die Weltklassesportlerin Anne Haug trifft, oder wenn sich eine Mutter meldet und bei der Wasserwacht mithelfen möchte, allein aus Dankbarkeit dafür, dass ihr Sohn dank des Kurses bei Ulrike Peschel so ein eifriger Schwimmer geworden sei. Da ist Ulrike Peschel wieder beim Thema, warum Schwimmen so wichtig ist. Viele der Dritt- bis Sechstklässler könnten gar nicht mehr schwimmen. „Es ist einfach nicht mehr selbstverständlich, Schwimmen zu lernen“, sagt sie. Kurse habe es währen der Corona-Zeit nicht gegeben, für viele Eltern sei das Schwimmen weit weg. Dazu komme ein Überangebot an Freizeitaktivitäten und die Tatsache, dass Schwimmen auf den ersten Blick nicht unbedingt attraktiv ist. Ulrike Peschel wurde in Stadtsteinach geboren, wuchs in Guttenberg auf und besuchte die Schule in Kulmbach. Anschließend erlernte sie in der Fachschule in Ahornberg den Beruf der Kinderpflegerin und schließlich in Bamberg den Beruf der Erzieherin. Fünf Jahre war sie bei den Englischen Fräulein tätig, ehe sie wieder zurück in die Heimat kam und zunächst bei der Arbeiterwohlfahrt und mittlerweile als Förderlehrerin an der Max-Hundt-Schule tätig ist. Auch in ihrer Freizeit ist Ulrike Peschel keine, die es sich im Liegestuhl bequem macht. Vom Tegernsee bis Sterzing hat sie binnen sieben Tagen schon die Alpen überquert, hat den Alpe-Adria-Trail, einen der bekanntesten Fernwanderwege überhaupt, absolviert und ist auch schon mal von Reschen nach Meran gewandert. „Das ist für mich Urlaub pur“, schwärmt sie, die auch im Kulmbacher Land gerne wandert, joggt und natürlich immer wieder schwimmt. Irgendwie muss es in der Familie liegen, denn eine ihrer beiden mittlerweile erwachsenen Töchter ist nicht nur Notfallsanitäterin, sondern auch Ausbilderin für Schwimm- und Wasserretter. Bild: „Schwimmen kann Leben retten“: Ulrike Peschel ist seit mittlerweile über 20 Jahren Jugendleiterin bei der Wasserwacht. „Habe die Ehre“ Nr. 24: Nadine Reif Kulmbach Hochwasser in Schwaben und Wachdienste an der Kieswäsch / 100 Prozent ehrenamtlich: Nadine Reif engagiert sich seit 25 Jahren für die DLRG Kulmbach. Die Bilder vom Hochwassereinsatz in Schwaben sind noch ganz frisch. Nadine Reif aus Kulmbach hat das alles live erlebt. 36 Stunden am Stück war die technische Leiterin und stellvertretende Jugendleiterin der DLRG Kulmbach im Einsatz und zusammen mit Wasserwacht, Bundeswehrt, privaten Rettungsorganisationen und vielen anderen Helfern koordinierend tätig. Die Bilanz: Rund 400 evakuierte Personen in einem Zweitraum von eineinhalb Tagen. Und das alles in Offingen bei Günzburg, ein Markt, der vom Hochwasser besonders betroffen war. In der Nacht von Samstag auf Sonntag, genau um 0.15 Uhr sei der „Marschbefehl“ gekommen. Um zwei Uhr war Abfahrt des Wasserrettungszuges in Bayreuth. Die Anfrage des Landesverbandes sei schon zwei Tage vorher gekommen. In der Nacht musste dann alles ganz schnell gehen. „Die Taschen haben wir nach dem Anruf unseres Zugtruppführers schon mal gepackt“, sagt Nadine Reif. Kaum zu glauben, dass dies alles absolut freiwillig geschieht: „Wir sind 100 Prozent ehrenamtlich“, sagt sie. Für die 33-Jährige war es der erste Katastropheneinsatz, nicht aber der erste Rettungseinsatz. Da kann Nadine Reif schon auf breite Erfahrung zurückgreifen. Unter anderem gehörte sie schon öfter den Suchtrupps bei spektakulären Unglücksfällen am Trebgaster Badesee an. Einer ihrer frühen Rettungseinsätze hatte damals sogar bundesweit Schlagzeilen gemacht. Nadine Reif war im Oktober 2010 bei den Suchtrupps dabei, die den Sänger und Bandleader Thomas Fuchsberger im Stadtgebiet von Kulmbach ertrunken aufgefunden hatten. Freilich, nicht alle Einsätze sind so dramatisch. Da gibt es auch Lustiges zu berichten, etwa wenn jemand irgendwo ein Handtuch liegengelassen hat und damit eine Suchaktion auslöst, die sich dann rasch wieder in Wohlgefallen auflöst. Ihre Begeisterung für das Thema Wasser im Allgemeinen und fürs Schwimmen im Speziellen hatte bereits mit sieben oder acht Jahren begonnen. Nadine war von Anfang an mit Feuereifer dabei, machte schon mit zwölf den Junior-Retter und später die Rettungsschwimmerausbildung. Die Wachdienste an der Kieswäsch gehörten zu ihren positivsten Erfahrungen. Schnell hatte sie gemerkt, hier geht es nicht um das Prestige oder das Image, hier geht es nur ums Helfen, so wie jetzt auch wieder beim Hochwasser-Einsatz im Schwäbischen. Der Zusammenhalt, das Miteinander, der Umgang mit den verschiedenen Gerätschaften, das Funkern, das alles habe sie nicht nur begeistert, sondern auch geprägt. Wie viel zeit sie für die Deutschen Lebensrettungsgesellschaft aufbringt, hat Nadine Reif nie gemessen. „Im Winter weniger, im Sommer mehr“, sagt sie. Als technische Leiterin ist sie seit fünf Jahren unter anderem für die Koordinierung der Ausbildungseinsätze und für den Zustand des Materials verantwortlich. Ihre Schwester Tatjana wart bis Ende des zurückliegenden Jahres Jugendleiterin, mittlerweile ist Nadine auch stellvertretende Jugendleiterin. Wie bei vielen anderen Vereinen, so ist auch bei der DLRG der Nachwuchsmangel ein Thema. „Es gibt so viele Freizeitangebote für Jugendliche, da ist es schwer geworden, sie zu halten“, sagt Nadine Reif. Als echten Mitgliedsmagneten bezeichnet sie die Schwimmkurse. Aber auch die würden ehrenamtlich abgehalten, und auch hier fehle halt oft das Personal. Deshalb ihr klarer Apell: „Wer Interesse hat, etwas für die Allgemeinheit zu tun, wer eine vielseitige und auch sportliche Tätigkeit sucht, der ist bei der DLRG genau richtig.“ Was die wenigsten wissen, die DLRG ist nicht nur für das Wasser zuständig. Auch bei der Schneekatastrophe vor Jahren in Oberbayern war die Organisation im Einsatz, um Dächer freizuräumen. Nadine Reit ist gebürtige Kulmbacherin. Sie besuchte das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium und studierte anschließend Jura in Würzburg und Bayreuth. Nach dem ersten Examen absolvierte sein ein Referendariat am Landgericht, später bei der Regierung von Oberfranken. Seit einigen Jahren ist Nadine Reif als Juristin bei der HUK-Coburg tätig. Wer nun glaubt, Nadine Reif hat nur die DLRG im Sinn, der täusch sich gewaltig. Anfang des Jahres hat sie den Jagdschein absolviert. Da bin ich aber noch am Reinschnuppern, sagt sie. Bild: Nadine Reif gehört seit 25 Jahren der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft in Kulmbach an. „Habe die Ehre“ (23): Alexander Thern Chorleiter aus Leidenschaft / Ehemaliger Domspatz: Alexander Thern aus Elbersreuth leitet „viereinhalb Chöre“ Elbersreuth / Bayreuth. Beruf, Ehrenamt, Hobby, Leidenschaft: Alexander Thern schafft das Kunststück, das alles und noch viel mehr unter einem Hut zu bringen. Er kommt aus Elbersreuth bei Presseck, leitet „viereinhalb Chöre“ und engagiert sich beim Fränkischen Sängerbund. Die Chorarbeit macht er mehr oder weniger ehrenamtlich, eine Übungsleiterpauschale bekommt er natürlich schon, doch dafür ist er auch Abend für Abend auf Achse und am Wochenende finden oft Auftritte statt. Kein Wunder, dass er Chorleiter auch als seinen Beruf angibt, obwohl er zusammen mit seinem Bruder ein kleines Computer-Start-Up betreibt. Dazu kommt dann auch noch die ehrenamtliche Tätigkeit als Kreischorleiter des Fränkischen Sängerbundes für die Region Oberfranken-Ost. Hier kümmert er sich seit mittlerweile acht Jahren um das Organisatorische. „Mein Leben beginnt in Deutschland“, sagt er. Dazu muss man wissen, dass Alexander Thern in Worcester im US-Bundesstaat Massachusetts das Licht der Welt erblickt hat. Sein Vater Robert ist Amerikaner und war bei der US-Army tätig. Ausgerechnet im Jahr der Grenzöffnung wurde er nach Deutschland versetzt. So wurde zunächst Hof, dann Elbersreuth für Alexander Thern zur neuen Heimat. Mittlerweile wohnt er in der Bayreuther Gartenstadt. Weil er schon immer gut singen konnte, wurde aus Alexander Thern ein Regensburger Domspatz. Er habe noch Georg Ratzinger persönlich vorsingen dürfen, erinnert er sich. Georg Ratzinger ist der Bruder von Papst Benedikt XVI., er hatte damals die Leitung des weltberühmten Chores mit seiner Jahrtausend-Tradition gerade an Roland Büchner übergeben. Für Alexander Thern war die zeit in Regensburg so prägend, dass er auch nach dem Stimmbruch den Spatzen treu blieb und an deren Musikgymnasium das Abitur ablegte. Nach dem Zivildienst im Stadtsteinacher Altenheim, jeweils einigen Semestern Studium der Theaterwissenschaft in Bayreuth und der Katholischen Theologie auf das Lehramt in Bamberg startete er eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Über Vater Robert war er während dieser Zeit erstmals mit einem Chor aus der Region in Berührung gekommen, dem Kirchenchor Presseck. „Ich sollte mich einfach mal vorne hinstellen“, erinnert er sich noch an die zeit, als er ins kalte Wasser geworfen wurde. Der damalige Chorleiter Otmar Föhr war erkrankt und irgendjemand musste den Chor ja schließlich leiten. Allerdings war Alexander Thern schon auch aufgrund seiner langjährigen Erfahrung bei den Domspatzen überzeugt davon, dass er das kann. „Als Sänger wusste ich, was man von einem Dirigenten erwartet“, sagt er. Bei den Domspatzen wurde schließlich Tag für Tag zwischen drei und fünf Stunden geprobt. Ein Instrument war dort auch Pflicht, Alexander Thern hatte sich damals für die Geige entschieden. So nach und nach sei dann ein Chor nach dem anderen dazugekommen: der Chor Wartenfels/Schwand, der Gesangverein 1896 Fölschnitz, der Gesangverein Liederhort Ludwigschorgast, der Chor Rothwind-Fassoldshof und der Bayreuther Zamir-Chor. Letzteren leitet zwar die Sopranistin Barbara Bayer, allerdings ist Alexander Thern dort als Sänger aktiv und leitet die Proben der Männer. Noch so eine Besonderheit: in drei dieser Chöre singt sein Bruder mit, in drei Chören seine Frau, in zwei Chören sein Vater und in einem Chor auch seine Mutter. Damit ist klar: Wenn eine Familie musikalisch ist, dann die Familie Thern. Bei so vielen Chören könnte man fast glauben, dass das Singen absolut im Trend liegt, doch weit gefehlt. Alexander Thern ist auch einer, der sich nicht zuletzt durch sein Engagement im Fränkischen Sängerbund für den Chorgesang stark macht. „Natürlich kommen nicht so viele Jüngere dazu, wie ältere wegbrechen“, sagt er. Die Zahlen sind alarmierend: Von den rund 4000 Mitgliedern im Fränkischen Sängerbund vor Corona, seien bis heute nur etwa 3000 übriggeblieben. Das sei schon ein Aderlass, ganze Gesangvereine hätten sich aufgelöst. Doch Alexander Thern will von den negativen Schlagzeilen nichts wissen. Er geht mit Optimismus und Elan an die Sache heran, schließlich gehe es bei der Chorarbeit auch immer um soziale Kontakte, um das gesellschaftliche Miteinander, manchmal sogar mehr als um die Musik. „Wenn das eine nicht funktioniert, wird das andere auch nicht funktionieren“, sagt er und weiß dabei haargenau um seine Aufgabe als Chorleiter: „Manchmal ist mehr Menschenführung dabei als Musik.“ Wenn es einmal nicht nur um die Musik geht, dann engagiert sich Alexander Thern gerne auch anderweitig: Er hält Vorträge zu künstlerischen Themen, beispielsweise bei der von den Eltern organisierten Kulturnacht im Kulmbacher Oberland, auch als Lektor seiner Kirchengemeinde war er jahrelang zu erleben. Doch meistens gehe es schon um die Musik. Die Neunte Symphonie von Ludwig van Beethoven habe ihn schon öfter geholfen, Anton Dvorak mag er sehr, aber auch die Beatles oder Amy Winehouse. Bild: Manchmal mehr Menschenführung als Musik: Alexander Thern ist Chorleiter aus Leidenschaft. Habe die Ehre Nr. 23: Heiner Mertel Kulmbach Fußballer, Filmer und Handy-Freak / Heiner Mertel aus Kulmbach erklärt den richtigen Umgang mit dem Smartphone Kulmbach. „Wenn man helfen kann, dann ist das das schönste Erlebnis, das man sich überhaupt vorstellen kann.“ Das sagt Heiner Mertel, 73 Jahre jung und mittlerweile Rentner. Die einen kennen ihn vom Woolworth, wo er lange Jahre stellvertretender Geschäftsführer war, die anderen vom Obi-Baumarkt oder als Veranstalter von Gartenausstellungen in ganz Süddeutschland. In Kulmbach hat sich Heiner Mertel aber auch als Mittelfeldspieler des VFB einen Namen gemacht. Von frühester Jugend an gehört er zu den Blau-Weißen, wo er jüngst zum zweiten Vorstand gewählt wurde. Einmal pro Monat ist er aber auch im Mehrgenerationenhaus der Geschwister-Gummi-Stiftung anzutreffen. Dort leitet er seit vier Jahren ehrenamtlich die Handy-Sprechstunde. Heiner Mertel bezeichnet sich selbst als EDV-Freak. Er ist Hobby-Filmer, Drohnenflieger und kennt sich extrem gut mit Smartphones und Handys aus. Vor allem ältere Menschen hätten da ja so ihre Probleme damit, sagt er. Da war es für Heiner Mertel Ehrensache, dass er sich auf einen Aufruf in der Zeitung im Mehrgenerationenhaus meldete. So einen wie ihn suchte die Leiterin Antonia Beyerlein gerade und schon war die Zusammenarbeit perfekt. Zunächst einmal wöchentlich, mittlerweile einmal monatlich, immer am letzten Mittwoch des Monats um 15 Uhr ist Heiner Mertel vor Ort und hilft wo er nur kann. Meist hätten die Ratsuchenden das Smartphone von ihren Kindern geschenkt bekommen, könnten aber nicht so recht etwas damit anfangen. Das beginnemanchmal schon beim Einschalten. Heiner Mertel erklärt geduldig, wie man mit dem Smartphone fotografiert, wie man WhatsApp-Nachrichten verschickt, wie man ins Internet kommt, E-Mails schreibt und wo man überall vorsicvhtig sein sollte. Beim Herunterladen von so mancher App etwa, oder beim Nutzen von öffentlichen W-Lan-Hotspots. Bis zu zehn Leute kämen regelmäßig in die Handy-Sprechstunde. Die jüngsten seien so Mitte 50, die ältesten auch schon mal hochbetagt. Manchmal kann Heiner Mertel nicht helfen, etwa, wenn jemand mit einem „Uralt-Handy“ kommt, wie er es nennt. Dann ist nichts mehr zu machen. Ein geladener Akku sollte auch vorhanden sein, erinnert sich Heiner Mertel an ein lustiges Erlebnis, bei dem eine Dame das Gerät partout nicht ans Laufen bringen wollte. Doch Heiner Mertel fand den Fehler schnell. Viele kämen auch immer wieder, beispielsweise um etwas dazu zu lernen. Manchmal könne man sich auch untereinander helfen, das sollte ja eigentlich auch der Sinn der Handy-Sprechstunde sein. Heiner Mertel bezeichnet sich als „Ur-Kulmbacher“, hier ist er geboren, hier hat er die Realschule besucht und beim legendären Bekleidungshaus Krebs am Marktplatz den Beruf des Kaufmanns gelernt. Zwei Kinder hat er und mittlerweile auch vier Enkelkinder. Als Fußballer war sein Idol Franz Beckenbauer. Er selbst hat als einziger Spieler des VFB rund 1000 Spiele für den Verein absolviert. Noch mit 65 war er bei den „Alten Herren“ aktiv. Die damalige Bezirksliga war die höchste Spielklasse, in der Heiner Mertel aktiv war. „Wir standen damals kurz vor dem Aufstiegin die Landesliga“, erinnert er sich. Schon sein Vater sei beim VFB Linksaußen gewesen, er selbst habe ebenfalls auf dieser Position begonnen, dann aber ins Mittelfeld gewechselt. Viele Spiele habe er entscheeden, meist zu Gunsten des VFB. Info: Die „Handysprechstunde für Senioren“ findet immer am letzten Mittwoch im Monat zwischen 15 und 16.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus in der Negeleinstraße 5 in Kulmbach statt. Informationen gibt es bei Antonia Beyerlein unter 09221/8011811. Bild: Fußballer und Handy-Experte: Heiner Mertel ist Sportler und EDV-Freak zugleich. Habe die Ehre (22): Waldtraud Caroline Keyn Kulmbach Portland, Peking. Plassenburg / Dozentin bei den Kulmbacher Sommerkunstwochen: Waltraud Caroline Keyn gibt ihr Wissen gerne an Interessierte weiter Kulmbach. „Meine Bilder sind meine Kinder.“ Das sagt Waltraud Caroline Keyn. Die Malerin hat mit ihren Ausstellungen schon international für Aufsehen gesorgt, war fast drei Jahrzehnte als Kunsterzieherin tätig und ist nach langen Jahren in Italien vor gut zehn Jahren wieder in ihre Kulmbacher Heimat zurückgekehrt. Hier hat sie sich unter anderem dafür engagiert, ihr Wissen in Form von Kursen und Workshops weiterzugeben. Waltraud Caroline Keyn ist Mitglied beim Bund fränkischer Künstler. Auch heuer wieder werden in den Sommermonaten Werke von ihr in der Gemeinschaftsausstellung auf der Plassenburg zu sehen sein. 2019 hatte sie dort den Publikumspreis der Jubiläumsausstellung 90 Jahre Bund fränkischer Künstler erhalten. Der Stadt Kulmbach hat sie zwei großformatige Bilder vermacht, die im Rathaus zu sehen sind. Unter dem Dach des Vereins „Focus Europa“ veranstaltete Waltraud Caroline Keyn Malkurse, beim Kunstverein war sie engagiert, ihr Wissen weiterzugeben, zuletzt wirkte sie als Dozentin für Malerei bei den von Jutta Lange veranstalteten Sommerkunstwochen mit. Da seien oft junge Teilnehmer dabei, genauso oft aber auch ältere Menschen. Die älteste Kursteilnehmerin sei bereits 89 Jahre jung gewesen, erinnert sie sich. „Gerade für ältere Menschen ist es doch wichtig, das sie kreativ arbeiten“, davon ist die Künstlerin überzeugt. Deshalb denkt sie aktuell auch darüber nach, Malkurse in Heimen anzubieten. Theorie und Praxcis zu verbinden, das ist ihr dabei wichtig. Da gibt es nicht nur Anleitungen zum bloßen Malen, da steht auch schon mal die Beschäftigung mit der Farbenlehre auf dem Plan. In ihrem meist abstrakten Bildern ist es das erklärte Ziel von Waltraud Caroline Keyn, nicht nur das Abbild der realen Welt darzustellen, sondern ein eigenständiges Werk zu schaffen, „das auf Intuition, Emotion und Inspiration durch die innere und äußere Natur geschieht“. Vor dem Computer schreckt sie dabei nicht zurück, sondern setzt moderne Medien und moderne Technik bewusst ein : „Unter Einbeziehung moderner Computertechnik möchte ich Fotografie, Malerei und Zeichnung vereinen.“ Waltraud Caroline Keyn wurde in Sanspareil geboren, ist in Wirsberg aufgewachsen und ging in Kulmbach auf das damalige Mädchenrealgymnasium, ehe sie mit 14 aufgrund beruflicher Veränderung der Elterrn ins schwäbische Aichach zog. Kunstlehrer seien damals sehr gefragt gewesen, so studierte sie unter anderem an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg und am dortigen Don-Bosco-Institut Pädagogik und Psychologie. Weitere Studien am Werklehrerseminar München-Bogenhausen (Plastisches Gestalten) und an der Fachhochschule für Gestaltung Augsburg (Bildende Kunst) sollten folgen. Danach unterrichtete sie fast drei Jahrzehnte lang Kunst, , Technisches Zeichnen, Werken undTheaterspiel an verschiedenen Hauptschulen und Gymnasien in Augsburg und Umgebung. Auch Malkurse für die Insassen des Frauengefängnisses in Aichach gab Waltraud Caroline Keyn, wobei sie sich an eine Gefangene noch ganz genau erinnern kann: es war die wegen Doppelmordes unter dubiosen Umständen zu lebenslanger Haft verurteilte und später begnadigte Vera Brühne, die zeitlebens ein Fall für die Boulevardpresse blieb. „Ihr habe ich das Malen beigebracht“, sagt Waltraud Caroline Keyn. Tatsächlich hatte Vera Brühne in späteren Jahren eigene Kunstausstellungen veranstaltet. Aus persönlichen Gründen zog es Waltraud Caroline Keyn dann für 17 Jahre nach Italien. In Ligurien besaß sie ein Häuschen, mietete sich ein Atelier, stellte ihre Werke nicht nur aus, sondern verkaufte sie auch. In diese Zeit fallen Einzel- und Gruppenausstelungen in Portland/USA, in Malaysia und bei einer internationalen Kunstausstellung anläßlich der Olympischen Spiele 2008 in Peking. In Italien gab sie außerdem bereits Malkurse und führte auch die eine oder andere Auftragsarbeit durch, bis sie 2012 wieder in die Heimat zurückkehrte. Hier hat ihre Schaffenskraft bis heute nicht nachgelassen. Im Gegenteil: Es folgten wieder Einzel- und Gruppenausstellungen auf der Plassenburg, im Historischen Badhaus, in den Räumen des Kunstvereins in der Oberen Stadt, in der Kunstgalerie von Marion Kotyba und in der Galerie in Thierach/Rödenthal bei Coburg. Für das kürzlich erschienene Buch „Die Memoiren eines Wurmanglers“ von Manfred Ströhlein entwarf sie das Cover. Das großformatige Bild, das sie heuer auf der Plassenburg ausstellen wird, trägt den Titel „Dream of Harmony“. Ein Bild, das wie kaum ein zweites in die vom weltweiten Kriegsgeschehen dominierte Gegenwart passt. "Habe die Ehre (21): Alexandra Schwitz Kulmbach Patenprojekt der Geschwister-Gummi-Stiftung: Kindern Zeit und Raum schenken / Alexandra Schwitz ist Patin für Kinder psychisch kranker Eltern tätig Kulmbach. „Ich mach das, weil ich ein ganz großes Herz habe.“ Alexandra Schwitz aus Kulmbach ist bei der Geschwister-Gummi-Stiftung ehrenamtlich als Patin für Kinder psychisch kranker Eltern tätig. Alle zwei Wochen kümmert sie sich um ein Kind im Teenager-Alter und schenkt ihm Raum, Zeit und vor allem Geborgenheit. Viele Kinder psychisch kranker oder auch psychisch belasteter Eltern lebten oft isoliert und hätten kein „Netzwerk“ um sich herum. Ein verlässlicher Ansprechpartner ist oft Fehlanzeige, wenn beide Eltern oder ein Elternteil etwa unter einer Suchtkrankheit, unter Persönlichkeitsstörungen oder unter Depressionen leiden. Da setzt das außergewöhnliche Patenprojekt der Geschwister-Gummi-Stiftung an. Dabei geht es um Kinder, die entweder bei ihren Eltern leben oder, die von der Gummi-Stiftung stationär betreut werden, erklärt die Sozialpädagogin Sandra Klötzer, die zusammen mit der Heilpädagogin und Familientherapeutin Carmen Günther für die Paten zuständig ist. Ziel sei es, dass sich die Kinder stabil und gesund entwickeln können. Seit 2010 gibt es das „Domino“-Projekt, seit 2019 ist Alexandra Schwitz mit an Bord. Durch Zufall hatte die 52-Jährige, die hauptberuflich in einer niedergelassenen Praxis als Physiotherapeutin tätig ist und die schon immer sozial engagiert war, von einem Bekannten davon erfahren. Mittlerweile betreut sie bereits das zweite Patenkind und sie kommt ins Schwärmen, wenn sie von dieser Tätigkeit berichtet. Derzeit stünden bei dem Teenager ihre beiden Hunde hoch im Kurs. Ansonsten unternehmen sie und ihr Partner mit dem Patenkind alles das, was man mit einem anderen Patenkind auch machen würde: ins Schwimmbad gehen, Eis essen, Mensch-ärgere-dich-nicht oder Mühle spielen, mal einen Hund vom Tierheim ausführen. Ein normales Familienleben eben, wie es zuhause aufgrund der Erkrankung der Eltern oder auch in einer Wohngruppe der Gummi-Stiftung nicht so einfach möglich wäre. Selbst hat Alexandra Schwitz keine Kinder. Da sei es schon ein großer Schritt gewesen, selbst Verantwortung übernehmen zu müssen, oder besser, zu dürfen. „Man braucht schon ein gewisses Maß an Nerven“, sagt sie. Sie weiß aber auch, dass sie vieles wieder zurückbekommt. Da seien die vielen positiven Erlebnisse, etwa beim gemeinsamen Kochen, beim Besuch eines Reitstalles oder bei vielen anderen Dingen, die bei den meisten Kindern und Jugendlichen ganz normal sind. Natürlich gehört es bei einer derart engen Beziehung auch mal dazu, dass Türen knallen. „Doch am schönsten ist es, wenn wir es schaffen, Kinderaugen zum Strahlen zu bringen.“ Nun ist es freilich nicht so, dass jeder so einfach Pate werden kann. „Wir suchen uns die Leute schon genau aus“, sagt Sandra Klötzer von der Gummi-Stiftung. Die Paten würden genau überprüft, sogar ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis sei notwendig. Dazu gebe es regelmäßige Besprechungen und Treffen der Paten untereinander. Zwischen Tür und Angel gehe das alles natürlich nicht, wendet sich Alexandra Schwitz an potenzielle Interessenten. Das sei kein Job, „so mal aus der Laune heraus“. Hie gehe es um echte Stabilität“ Nicht zuletzt haben die Paten sogar eine vertragliche Schweigepflicht, einfach um die Kinder zu schützen. „Habe die Ehre“ (20): Christine Diersch, Trebgast Konfis, Chor und Café-Treff - Engagement in der Gemeinschaft / Bindeglied zwischen Pfarrer, Kirchenvorstand und Gemeinde: Christine Diersch aus Trebgast Trebgast. Im Herbst dieses Jahres können die knapp zwei Millionen wahlberechtigten Mitglieder der rund 1500 Kirchengemeinden der evangelischen Landeskirche in Bayern ihre Leitungsgremien, genauer gesagt, den Kirchenvorstand wählen. Einfach ist es nicht, immer eine ausrechende Zahl an Persönlichkeiten zu finden, die bereit sind, sich für dieses Ehrenamt zur Verfügung zu stellen. Eine, die ihr Engagement seit 30 Jahren in den Dienst ihrer Heimatgemeinde stellt ist Christine Diersch (65) aus Trebgast. Christine Diersch ist Vertrauensfrau, stellvertretende Diakoniebeauftragte, unterstützt das Mesner-Team und das Konfirmanden-Team, ist Mitglied des Friedhofsausschusses und vertritt die Trebgaster Gemeinde in der Dekanatssynode, und das ist noch längst nicht alles. Ehrenamt und Kirche, das ist für Christine Diersch etwas ganz Selbstverständliches. Schon der Großvater gehörte dem Kirchenvorstand an, der Vater war im Gemeinderat. Der sonntägliche Kirchgang ist für sie etwas ganz Selbstverständliches. „Gottes Wort zu hören ist doch ganz wichtig“, sagt Christine Diersch. Daraus schöpfe sie die Kraft. Christine Diersch sagt aber auch, dass ihre ehrenamtliche Arbeit nur in der Gemeinschaft funktioniere. „Ohne die Mithilfe der anderen wäre das alles doch gar nicht möglich.“ In Trebgast klappt die Zusammenarbeit im Kirchenvorstand hervorragend. Beispielsweise mit ihrer Stellvertreterin Ingeborg Eichhorn: auch sie ist seit Jahrzehnten dabei. „Wir machen alles gemeinsam“, so Christine Diersch. Als Vertrauensfrau ist Christine Diersch seit 18 Jahren Bindeglied zwischen dem Pfarrer, dem Kirchenvorstand und der Gemeinde. Dem Vorstand gehört sie allerdings schon seit dem Jahr 2000, dem erweiterten Kirchenvorstand sogar schon seit 1994 an. Viele herausragende Ereignisse fallen in diese Zeit, der Bau des unter kirchlicher Trägerschaft stehende Kindergartens etwa, oder die Zukunft des seit vergangenem Sommer leerstehenden Pfarrhauses, das ursprünglich verkauft werden sollte. Doch damit war die Gemeinde so gar nicht einverstanden. Christine Diersch war es gelungen, dazu beizutragen, dass eine Zusammenarbeit mit der Naturbühne zustande kam, die das Pfarrhaus mittlerweile als eine Art Studio nutzt. Zu ihrer Tätigkeit gehören auch die Geburtstagsbesuche, über die sich nicht nur die Geburtstagskinder freuen, sondern auch Christine Diersch selbst, denn die Gespräche, die dabei entstehen seien meist überaus bereichernd. Christine Diersch ist aber auch Mitglied des Konfirmanden-Teams. Da hält sie schon mal den Unterricht, führt Elterngespräche, organisiert und begleitet Konfirmandentage und Freizeiten. Weil das alles noch nicht genug ist, übernimmt sie zusätzlich auch noich klassische Mesner-Tätigkeiten wie den Blumenschmuck herzurichten oder die Liedertafel anzustecken. Eine weitere Tätigkeit ist die Organisation des Café-Treffs. 2004 hat sie diese beliebte Veranstaltung ins Leben gerufen, zu der in den Wintermonaten bis zu 40 Gemeindeglieder ins Kantorat kommen, um interessanten Vorträgen zu lauschen, miteinander ins Gespräch zu kommen und die Geselligkeit zu pflegen. Bei so viel Engagement für die Kirche kann die Kirchenmusik nicht außen vor bleiben. Ebenfalls seit 30 Jahren gehört Christine Diersch dem Trebgaster Kirchenchor, dem St.-Johannis-Chor, an. Sogar einen Förderkreis gibt es, in dem sie als Vorstandsmitglied tatkräftig mithilft. Nur so war es möglich, hochkarätige Kirchenkonzerte anzubieten, wie man sie in einer kleineren Gemeinde niemals erwarten würde. Joseph Haydns „Schöpfung“ wurde da schon mit den Hofer Symphonikern unter der Leitung von Thomas Grünke aufgeführt, oder Georg Friedrich Händels „Messias“. „Ohne den Förderkreis hätten wir so etwas nie machen können“, ist sich Christine Diersch sicher. Kaum zu glauben, dass sie bis zum letzten Jahr auch noch berufstätig war und auch das Vereinsleben vor Ort bereichert. Die Frau des langjährigen Trebgaster Bürgermeisters Werner Diersch ist Beisitzerin im SPD-Ortsverband, Mitglied in den Ortsverbänden der Arbeiterwohlfahrt und des Diakonievereins Auch die nächste große Aufgabe steht schon fest. Es wird die Sanierung der Glocken sein, die wohl in die Jahre gekommen sind und dringend repariert werden müssen. Ob Christine Diersch dann noch dem Kirchenvorstand angehört, ist fraglich, denn sie will sich im Herbst nicht mehr zur Wahl stellen. 30 Jahre seien genug. „Ich werde mich aber schon noch weiter einbringen“, sagt sie, und dem Chor wird sie auch treu bleiben. Bild: Ehrenamt und Kirche: für Christine Diersch aus Trebgast etwas ganz Selbstverständliches. „Habe die Ehre“ (19): Sandra Zeitler, Zettlitz Aufräumen im Dorf und Wandern auf dem Heidschnuckenweg / Impulsgeberin und Initiatorin: Sandra Zeitler aus Zettlitz engagiert sich auf den verschiedensten Gebieten ehrenamtlich Zettlitz. „Ohne das Ehrenamt wäre die Gesellschaft ärmer und ohne Ehrenamt wäre vieles gar nicht möglich.“ Sandra Zeitler weiß, wovon sie spricht. Sie engagiert sich seit frühester Jugend auf allen nur denkbaren Ebenen. Ob Sportverein, Feuerwehr, Kirchenvorstand oder Gemeinderat: das „Zettlitzer Urgewächs“ ist nicht nur dabei, sondern auch an federführender Stelle aktiv. Auch ihr Tag hat nur 24 Stunden. Wie sie das alles schafft: „Ich bin sehr lösungs- und zielorientiert“, sagt sie. Und weiter: „Man muss auch mal Prioritäten setzen und vor allem lernen, nein zu sagen.“ Angefangen hatte alles in der Landjugend. „Wer in der Landjugend tätig ist, der nimmt für sein Leben ganz viel mit“, sagt Sandra Zeitler. Noch heute pflegt sie oberfrankenweit viele Kontakte. Manche lernen in der Landjugend sogar ihren Partner kennen, so auch Sandra Zeitler, die auf Orts-, Kreis- und Bezirksebene führende Positionen innehatte. Von der Landjugend ist es nicht weit zur Feuerwehr. „Gefühlt bin ich seit 100 Jahren im Vorstand“, sagt sie. Mit 16, dem frühesten möglichen Alter war sie eingetreten. Sandra Zeitler ist aber nicht bloß die Vorsitzende, sie rückt auch zu den Einsätzen mit aus und legt Hand an, wo immer sie auch gebraucht wird. Zum Beispiel, als es darum ging, den Tag des offenen Dorfes mitzuorganisieren. Zwei Mal hat sie das schon gemacht, 1996 in Rugendorf und später dann auch in ihrem Heimatort Zettlitz. Als Mutter zweier Kinder, heute 16 und 19 Jahre alt, konnte sie sich nicht lange bitten lassen, als es um den Kindergarten und um die Schule ging. Sandra Zeitler war Elternbeiratsvorsitzende und blieb dem Kindergarten auch dann treu, als ihre eigenen Kinder längst groß waren. Sogar heute noch gehört sie dem Kindergartenausschuss der Evangelischen Kirche Rugendorf und dem Förderverein an und ist bei allem dabei, was den Kindergarten betrifft, ob Anschaffungen oder Personalfragen. Ob Erstellung eines Putzplans oder die Organisation der Blumen für den Spatenstich: ein Anruf bei Sandra Zeitler genügt und die Sache geht klar. „Ich mach eigentlich alles“, sagt sie und ergänzt: „Es macht mir halt auch echt Spaß.“. Als Kirchenvorstandsmitglied ist sich Sandra Zeitler auch nicht zu schade, mal die Kompostgruben auf dem örtlichen Friedhof mit auszuheben. Liebend gerne organisiert sie Feste. OB Kindergartenfest, Pfarreifest oder die Italienische Nacht beim TTC Rugendorf. Tischtennis spielt sie nämlich auch, und zwar seit ihrem 6. Lebensjahr. Natürlich gehörte sie auch beim TTC lange Jahre der Vorstandschaft an. Ganz besonders am Herzen liegt ihr die Seelsorge, zum Beispiel im Rahmen von Feuerwehreinsätzen oder bei ihrer kirchlichen Arbeit. Gerade hat sie eine umfangreiche Weiterbildungsmaßnahme bei der Diakonie Hochfranken absolviert und erfolgreich abgeschlossen. Wie notwendig das ist, zeigt beispielsweise jüngst ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem eine junge Frau eingeklemmt wurde und deren Eltern zur Unfallstelle geeilt waren. Bei derartigen Notfällen benötigten sowohl Betroffene als auch Helfer seelsorglichen Beistand und Sandra Zeitler weiß mit solchen Situationen umzugehen. Es gibt aber auch andere Ebenen, auf denen sie etwas bewegen möchte. Im Gemeinderat beispielsweise, dem sie seit dieser Wahlperiode für die Gruppierung „Pro Rugendorf“ angehört. Hier geht es Sandra Zeitler vor allem darum, sich für den Erhalt des Schulstandortes einzusetzen. Was ihr aber ganz besonders am Herzen liegt ist ihre unmittelbare Umgebung. Hier in Zettlitz macht sie ganz viel für das kleine Dorf mit seinem rund 80 Einwohnern. Sie war Mitinitiatorin des Dorffestes und der Dorfweihnacht. Da gibt es dann Kaffee und Kuchen, Brotzeiten, auch mal Flammkuchen. „Zu 100 Prozent auf meinem Mist gewachsen ist die Aktion Zettlitz räumt auf“, sagt Sandra Zeitler. Ausgehend vom Personalmangel im Gemeindebauhof nahm sie die Sache selbst in die Hand. Einen ganzen Samstag lang wurde aufgeräumt, Müll gesammelt, ausgegrast. Das Bushäuschen bekam einen neuen Anstrich, neue Plakattafeln wurden aufgestellt und der Bach ausgebaggert. „Das alles liegt mir schon sehr am Herzen, weil ich ja schließlich hier lebe.“, begründet sie ihr Engagement. Und wenn sie dann doch einmal Zeit für sich hat, dann wandert Sandra Zeitler, die halbtags als Bürokraft in der benachbarten Autowerkstatt tätig ist. Gewandert wird aber nicht nur einfach so. Da läuft sie mit ihrer Freundin Christine Fischer die ganz großen Touren, wie etwa den 223 Kilometer langen Heidschnuckenweg von Hamburg nach Celle, oder den Goldsteig von Marktredwitz bis Passau, natürlich in Etappen, heuer geht es über den Arber. Aber auch die heimischen Touren sind überaus anspruchsvoll: der Steigerwald-Panoramaweg beispielsweise oder die Zwölf-Gipfel-Tour durch das Fichtelgebirge, bei der auf 67 Kilometern über 2500 Höhenmeter bewältigt werden müssen. Bild: Wandern ist ihre Leidenschaft: Sandra Zeitler aus Zettlitz liebt die ganz großen Touren. „Habe die Ehre“ Nr. 18: Werner Wagner, Witzmannsberg Lektor, Sänger, Wanderer: Werner Wagner ist ehrenamtlich wie hauptberuflich für die Petri-Kirchengemeinde aktiv Kulmbach. „Ich habe mich nie danach gedrängt. Ich bin stets gefragt worden und das hat mich natürlich gefreut.“ Werner Wagner aus Witzmannsberg ist seit unglaublichen 40 Jahren als Lektor tätig. Er gehört der Vorstandschaft des Gesangvereins Rothwind-Fassoldshof an und singt natürlich auch mit. Er hat schon oft in der Kulmbacher Kantorei mitgewirkt und vor Jahren hat er sich einen Traum erfüllt: den Gang nach Canossa. Werner Wagner hat die rund 1000 Kilometer von seinem Wohnort nach Oberitalien tatsächlich zu Fuß zurückgelegt. In sieben Etappen zwar, aber ganz allein. Es war allerdings kein Bitt- und Bußgang, wie beim römisch-deutschen Kaiser Heinrich IV. vor knapp 1000 Jahren. Für Werner Wagner war es vielmehr eine Art Meditation. „Man bekommt ein neues Verständnis für die Umwelt und für die Schöpfung“, sagt er, der auch schon mal in Jugendherbergen übernachtet hat und der noch immer regelmäßig einmal pro Jahr eine ganze Woche lang unterwegs ist. Beruflich war der Schlossermeister viele Jahrzehnte in seinem gelernten Beruf tätig, teilweise angestellt, teilweise selbstständig. Kurz vor seinem 60. Geburtstag hat er nun noch einmal etwas ganz Neues begonnen. Er ist seit Jahresbeginn offiziell Hausmeister der Petri-Kirchengemeinde. Ihm ist dieses Umfeld alles andere als fremd. Über einen damaligen Pfarrer war der aus der Nähe von Buchau stammende Werner Wagner zur kirchlichen Jugendarbeit gekommen. Zunächst war er in der Gruppenarbeit aktiv, mit 18 Jahren wurde er gefragt, ob er sich nicht als Lektor vorstellen könne. Lektoren sind in der evangelischen Kirche Laien mit einer theologischen Grundbefähigung, die an der öffentlichen Wortverkündigung beteiligt sind. Werner Wagner machte die Ausbildung am Hesselberg und kam so nach und nach in immer mehr Kirchen der Dekanate Kulmbach, Thurnau und Michelau zum Einsatz. So ist es bis heute. Werner Wagner kann auf viel nette und interessante Begebenheiten zurückblicken. Immer wieder kämen sogar Menschen nach dem Gottesdienst mit seelsorgerischen Anliegen zu ihm. Er selbst spricht von einer großen Ehre, sieht sich dabei dann aber doch ein wenig überfordert. Die vielen guten Gespräche mit den Menschen möchte er jedoch nicht missen. Zum Beispiel bei den Gottesdiensten zum Abschluss der Demenzwoche, die er schon zwei Mal leiten durfte. Drei Dekane und bestimmt ein Dutzend Pfarrer habe er während seiner Tätigkeit an der Petrikirche schon erlebt. Auch die Erntedankgottesdienste in Buchau und Gärtenroth, die er allein gestalten durfte sind ihm gut in Erinnerung, denn an Erntedank, da seien die Kirchen auf dem Dorf noch voll. Ähnlich ist es zum 1. Advent in der Petrikirche. Da ist einer noch jungen Tradition zufolge immer der Lektorensonntag. Im gesamten Dekanat Kulmbach gestalten an diesem Tag die Lektoren und Prädikanten die Gottesdienste. Auch Ehefrau Barbara ist in der Petri-Gemeinde aktiv, und zwar als geistliche Begleiterin für die Petrikirche und den gesamten Kulmbacher Dekanatsbezirk. Das Paar ist seit 38 Jahren verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und sogar schon ein Enkelkind. Zu Werner Wagners ehrenamtlichen Tätigkeiten gehörtauch, dass er eine Periode lang dem Kirchenvorstand von St. Petri angehörte und, dass er schon mehrfach bei den Aufführungen der Kantorei mitgewirkt hat. Beim Gesangverein Rothwind-Fassoldshof ist er zweiter Vorstand und als solcher treibt ihn das um, was alle Gesangvereine derzeit betrifft: der Nachwuchsmangel. 20 Aktive gibt es derzeit in Rothwind. „Wir waren aber auch schon mal 30.“ Er selbst sieht das Singen als Bereicherung, nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen der sozialen Kontakte, die bei den wöchentlichen Singstunden entstehen. „Wenn man irgendwo Anschluss sucht, dann ist ein Verein immer der beste Weg“, weiß Werner Wagner. „Außerdem ist Singen schön und tut gut, gerade in Stressigen Situationen.“ Bild: „Grüß Gott“ heißt es bei Werner Wagner nicht nur akustisch, sondern auch optisch, wenn er die Tür zum Pfarrbüro der Petri-Kirchengemeinde öffnet. Habe die Ehre (17): Dr. Dieter Weiss, Kulmbach Fürsorge für Menschen mit Behinderungen / Dr. Dieter Weiss ist seit über 20 Jahren ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter des Landkreises Kulmbach Kulmbach. „Wir Ehrenamtler überholen Elon Musk locker und mit links“ sagt Dr. Dieter Weiss. Was er damit meint: Das dankbare Lächeln eines Menschen, der von einem ehrenamtlich tätigen Helfer gerettet wurde, ist viel mehr wert als das Geld des Tesla-Milliardärs. Damit ist die Einstellung des Kulmbacher Amtsarztes zum Ehrenamt gut beschrieben. Für Schwache wollte er sich schon von klein auf einsetzen. Als Behindertenbeauftragter des Kulmbacher Landkreises konnte er im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiern. Seit geraumer Zeit tourt er zusammen mit dem Schauspieler Sigurd Sundby durch die Kulmbacher Schulen um aufzuklären, über Tabuthemen wie Depression, Mobbing, Angststörungen und Suchtgefahren. Als Amtsarzt hat Dr. Dieter Weiss schon ein ganzes medizinisches Berufsleben hinter sich. Nach Medizinstudium, Facharztausbildung, Tätigkeiten im Städtischen Marienkrankenhaus in Amberg und in der Psychiatrie wurde er im Alter von 32 Jahren in Kulmbach jüngster Chef eines bayerischen Gesundheitsamtes. 31 Jahre lang war der gebürtige Amberger Leiter der Behörde, bis er im März 2018 offiziell verabschiedet wurde. Ans Aufhören denkt er freilich nicht. Noch immer ist er auf Honorarbasis für die Arbeitsagentur tätig, wenn es beispielsweise um Gutachten für Menschen mit Behinderungen geht. Wenn er noch immer ein Büro im Landratsamt hat, dann vor allem deshalb, weil er 2003 vom Kulmbacher Kreistag zum Behindertenbeauftragten bestellt wurde. Schwerbehindertenrecht, Sozialrecht oder Rentenfragen sind in diesem Amt sein tägliches Brot. Dr. Dieter Weiss mischt sich aber auch in ganz praktischen Dingen ein. Etwa, wenn es darum geht, selbstöffnende Türen im Einkaufszentrum Fritz durchzusetzen. „Es hat lange gedauert, aber jetzt haben wir sie und sie sind eine enorme Erleichterung nicht nur für Rollstuhlfahrer, auch für ältere Menschen mit Rollatoren oder für Mütter mit Kinderwägen.“ Auch die Einrichtung von akustischen Signalen an Fußgängerampeln für Blinde und Sehbehinderte sind so ein Thema, für das sich der Mediziner mit Erfolg stark gemacht hat. Der barrierefreie Bahnhof lässt dagegen noch auf sich warten. „Ich habe schon alle möglichen Leute angeschrieben“, sagt er. Als seinen größten Erfolg bezeichnet er die Einrichtung des Brückenwerks, einer Werkstatt für Menschen mit psychischen Behinderungen in der Blaich. Bescheiden bezeichnet sich Dr. Dieter Weiss als Mitinitiator. Dabei hat er die gesamte Bedarfsermittlung gemacht und sich zehn Jahre darum bemüht, bis die Einrichtung mit ihren 30 Arbeitsplätzen Realität wurde. Träger ist die gemeinnützige Kulmbacher Verbund GmbH , ein Zusammenschluss der Arbeiterwohlfahrt, des Roten Kreuzes, der Caritas und der Diakonischen Werker Kulmbach, Bayreuth und Neuendettelsau. Dr. Dieter Weiss geht es dabei vor allem um das Tabuthema Depression. Depressiven Menschen sehe man die Erkrankung nicht an, denn: „Die Seele sieht man nicht“, erklärt der Arzt. Folglich hätten Menschen, die an Depressionen erkrankt sind, auch keine Lobby. Immer wieder hat Dr. Dieter Weiss deshalb Vorträge zum Thema veranstaltet in Schulen oder vor Erwachsenen. So kam es, dass er mit Sigurd Sundby zusammentraf, Schauspieler und Geschäftsführer der Naturbühne Trebgast. „All das Schöne“ heißt das Ein-Mann-Theaterstück von Duncan McMillan, in dem es um Depressionen, das Leben damit, und mit Menschen, die unter Depressionen und Suizidgedanken leiden, geht. Acht Mal wurde das Stück seit Jahresbeginn bereits an Schulen in Kulmbach Stadt und Land gezeigt, im Publikumsaßen jeweils 100 Schülerinnen und Schüler. Der Part von Dr. Dieter Weiss besteht darin, dass er im Nachgang eine Stunde lang über das Thema spricht. Weniger als Mediziner, sondern eher aus seinem eigenen Erleben, als Flüchtlingskind, das selbst unter Mobbing gelitten hatte. „Es ist wichtig, ein solches Theaterstück fachlich zu begleiten“, erklärt er. Dr. Dieter Weiss ist fest davon überzeugt, dass er mit seinem Engagement viele Menschen erreicht. „Solange es mir weiterhin gelingt, Menschen mit Depressionen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, solange werde ich nicht aufhören, zu arbeiten.“ Habe die Ehre (16): Willi Rucker, Kupferberg „Berchler“, BRK-Bereitschaft und Beratungsdienste für den VdK / Willi Rucker aus Kupfeberg liegt die ältere Generation besonders am Herzen Kupferberg. Er hat sich schon immer gerne um gesellschaftliche Anliegen gekümmert und sich gefreut, wenn er helfen konnte: Willi Rucker (63) aus Kupferberg. Die einen kennen ihn als den „Kopf“ der „Berchler“, de Theatergruppe Kupferberg, die anderen als langjährigen BRK-Bereitschaftsleiter, wieder andere als örtlichen VdK-Vorsitzenden. Und das ist noch lange nicht alles. Willi Rucker wurde in Kupferberg geboren, eine Hausgeburt, wie er sagt und wie sie heute selten geworden ist. Er ist hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Richtig weg war er eigentlich nie, sieht man einmal von den vier Jahren Bundeswehr in Rottenburg an der Laaber und der Meistewrschule in Würzburg ab. Willi Rucker ist Kfz-Elektriker und von daher vielen auch von seiner Tätigkeit in Kulmbach ein Begriff. 2011 hat er erstmals die Bretter erklommen, die „die Welt bedeuten“. Mit den „Berchlern“, der Theatergruppe Kupferberg, die damals aus einer Bierlaune heraus gegründet von Kupferbergern und Wirsbergern gegründet wurde. „Was uns verbindet ist der Berg“, sagt Willi Rucker, besser der „Berch“. In diesem Jahr gehen sie in ihre 12. Spielzeit. Wer spannende Krimis oder gar Ernstes oder Tiefgründiges erwartet, der ist bei den „Berchlern“ fehl am Platz. Das Lustspiel „Ruhestand - …und plötzlich war die Ruhe weg“ der Unterfränkischen Erfolgsautorin Regina Rösch stand diesmal auf dem Spielplan, alle Aufführungen waren ausverkauft und ein voller Erfolg. In der Hauptrolle war Willi Rucker zu erleben, wie schon so oft in den zurückliegenden Jahren. Lange vor dem Theaterspiel hat Willi Rucker seine Leidenschaft für das Rote Kreuz entdecktz. 1976 war das, als er begann, sich im Kupferberger Ortsverband zu engagieren. Am Aufbau der Rettungswache für den Altlandkreis Stadtsteinach war er maßgeblich beteiligt, ab 1980 fuhr er selbst im Rettungsdienst mit, ehrenamtlich versteht sich. 1989 wurde er in der Nachfolge von Hans Nikol zum Bereitschaftsleiter gewählt, ein Amt, das er 20 Jahre lang inne hatte. Aus dieser Zeit geblieben ist der Aufbau der Feldküche für den Landkreis Kulmbach. „Die habe ich nach Kupferberg geholt“, sagt er. Die Feldküche ist immer dann im Einsatz, wenn es zu Großschadensereignissen kommt. Das war etwa beim Brand in Menchau der Fall, aber auch beim Hochwasser im Ahrtal. Einmal Rotkreuzler, immer Rotkreuzler: Willi Rucker ist noch immer für das BRK aktiv und sich auch für einfache Dinge nicht zu schade, etwa, wenn es um die Altkleidersammlung geht. Nach seiner Zeit als Sanitätskolonnenführer sollte schon die nächste große Aufgabe auf ihn warten. Willi Rucker übernahm 2012 den Ortsvorsitz des Sozialverbandes VdK. „Die Belange älterer Menschen waren mir schon immer besonders am Herzen gelegen“, sagt er. Aufgabe des Ortsverbandes sei es, die Menschen in allen sozialen Fragen zu betreuen. Da geht es um die Rente, um Betreuung und Pflege und vor allem immer um Papierkram. Darum kümmern sich zwar im wesentlichen die hauptamtlich tätigen Mitarbeiter in der Kulmbacher Kreisgeschäftsstelle, doch Willi Rucker ist nicht selten der erste Ansprechpartner, wenn es etwa darum geht Anträge auszufüllen, oder zu vermitteln. Beim VdK spielt aber auch das Gesellige eine große Rolle. Da gibt es Muttertagsfeiern und Weihnachtsfeiern, eine Theaterfahrt, die heuer im Sommer zur Naturbühne nach Heldritt führt und natürlich die Besuche bei den „Geburtstagskindern“. Mit 160 Mitgliedern ist der Kupferberger Ortsverband einer der großen im Landkreis. Immerhin sind 16 Prozent aller Einwohner Mitglied des VdK. Das müsse ein Verein erst einmal nachmachen. Willi Ruckers Engagement in der Feuerwehr liegt lange zurück, doch auch dort hat r es bis zum Gold-Roten Abzeichen gebracht. Nochb relativ neu dagegen ist seine Tätigkeit als ehrenamtlicher Richter beim Sozialgericht in Bayreuth. Für das Amt wurde er vorgeschlagen, seit 2022 hat er schon einige Entscheidungen mit treffen dürfen. Auch viele Leserwanderungen hat er immer wieder organisiert und gemanagt. Meist rund um Kupferberg, bei denen es am Ende Kaffee und Kuchen oder Brotzeiten gab. Die Erlöse wurden regelmäßig für wohltätige Zwecke gespendet, etwa für den örtlichen Kindergarten oder die Jugendarbeit der Stadtkapelle Kupferberg. „Habe die Ehre“ (14): Heike Schleicher, Schlötzmühle / Wonsees Frauenpower für die Landwirtschaft / Heike Schleicher engagiert sich auf vielfältige Art und Weise für den Berufsstand Schlötzmühle. „Im Ehrenamt bilden sich Freundschaften, das Ehrenamt erweitert den Horizont und es macht einfach Spaß“: Heike Schleicher (54) aus Schlötzmühle, einem Gemeindeteil des Marktes Wonsees, möchte alle ihre bisherigen ehrenamtlichen Tätigkeiten auf keinen Fall missen. Gerade hat sie von Reinhard Kortschack den Vorsitz des Verbandes für Landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) übernommen. Dabei ist sie nicht nur im landwirtschaftlichen Bereich vielfältig unterwegs. Arbeit gäbe es genug auf dem malerisch gelegenen Milchviehbetrieb nahe an der Grenze zum Bayreuther Landkreis, den sie im Vollerwerb zusammen mit ihrem Mann Wolfgang und Sohn Andreas bewirtschaftet. 70 Kühe tummeln sich in dem großzügigen Stall, die Nachzucht wurde wegen der eingeengten Hofstelle und der fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten auf andere Betriebe ausgelagert. 120 Hektar bewirtschaften die Schleichers, der mit Abstand größte Teil sind Ackerflächen, der Rest Grünland und Wald. Wenn Heike Schleicher trotzdem immer wieder Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten findet, dann auch deshalb, weil sie es von Jugend auf so kennt. Aus einem landwirtschaftlichen Betrieb in Petschen bei Stadtsteinach stammend hat sie zunächst einen ganz anderen Beruf gelernt, den der Bekleidungsfertigerin. Dem elterlichen Betrieb übernahm ihr großer Bruder Uwe Witzgall, der sich dort mittlerweile auf den Anbau von Weihnachtsbäumen spezialisiert hat. Nachdem sie in den landwirtschaftlichen Betrieb in der Schlötzmühle eingeheiratet hatte, setzte sie eine Lehre zur Ländlichen Hauswirtschafterin drauf und legte 2004 die Meisterprüfung ab. Ihr Engagement in der Landjugend hatte allerdings schon weit vorher begonnen. Vater Andreas gehörte praktisch zu den Gründern der Landjugend Zaubach und so war es für die Tochter selbstverständlich sich dort schon frühzeitig zu engagieren. Mit 16 rückte sie in die Vorstandschaft auf, zwischen 1989 und 1991 war sie Vorsitzende. Eine Wahlperiode lang war sie sogar in der oberfränkischen Bezirksvorstandschaft aktiv und auf Kreisebene übernahm sie den Vorsitz im Ring Junger Landfrauen, den sie bis 2007 innehatte. „Diese Zeit möchte ich auf keinen Fall vermissen“, sagt Heike Schleicher. Noch immer trifft sie sich mit den Mitstreiterinnen von damals, noch immer fährt man gemeinsam nach Berlin, etwa zur Grünen Woche. Bei so viel Engagement im landwirtschaftlichen Bereich bleibt ein Amt im Bauernverband nicht aus. Zwei Perioden gehörte sie dort der Kreisvorstandschaft an. Beim Maschinenring leitet sie den Arbeitskreis Bäuerin und organisiert jedes Jahr im November den beliebten Bäuerinnenabend. Etwa zur gleichen Zeit begann auch ihr Engagement im Verband für Landwirtschaftliche Fachbildung. Zusammen mit Martina Wehrfritz aus Eggenreuth stand sie bis jetzt 20 Jahre lang an der Spitze der Frauengruppe. VLF, das bedeutet in etwa zu gleichen Teilen die Weitergabe von fachlicher Information und die Pflege von Gemeinschaft und Geselligkeit. Infoabende zu Themen wie Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung oder zu Burn-Out-Erkrankungen gehören genauso dazu wie die Lehrfahrten, die Besichtigung herausragender Betriebe oder Einrichtungen wie dem Botanischen Garten in Erlangen, aber auch einmal eine Familienwanderung rund um die Plassenburg oder heuer im Sommer eine 5-Tages-Fahrt nach Mecklenburg-Vorpommern. Das alles zu organisieren, kostet Zeit und Mühe, immerhin hat der VLF Kulmbach rund 630 Mitglieder. Kein Wunder, dass Vorgänger Reinhard Kortschack so schnell keine Nachfolge fand. „Eine Periode mach ich das schon“, sagt Heike Schleicher, dann müssten Jüngere ran. Mal sehen, ob es wirklich dabeibleibt. Die Geschäftsführung des VLF Kulmbach liegt in den Händen von Birgit Distler vom Amt für Landwirtschaft. Wer nun glaubt, Heike Schleichers ehrenamtliches Engagement erstreckt sich ausnahmslos auf den landwirtschaftlichen Bereich, der täuscht sich. Sie gestaltet auch hin und wieder den Kindergottesdienst mit Basteln und Bibelgeschichten in der evangelischen Kirchengemeinde Wonsees mit, schmückt den Christbaumschmücken in der St.-Laurentiuskirche und ist Beisitzerin beim Obst- und Gartenbauverein. Und heuer hat sie auch wieder tatkräftig mitgeholfen, den Osterbrunnen zu schmücken. Bild: Heike Schleicher auf dem Milchviehbetrieb ihrer Familie in der Schlötzmühle. „Habe die Ehre“ (13): Daniel Gardill Rettungsdienst und Rock
im Park / Katschenreuth. Seine Ehrenämter sind seine Hobbys, fordernd und fördernd zugleich und der perfekte Ausgleich zum stressigen Beruf: Daniel Gardill ist Oberarzt für Anästhesie am Klinikum Kulmbach. In seiner Freizeit lebt er für das Rote Kreuz und Theater spielt er auch gerne. Der 35-Jährige sieht sich als Teamplayer. Sowohl das Theater als auch das Rote Kreuz funktionieren nur zusammen, im Team. Einzelkämpfer sind da nicht gefragt. Beim BRK gibt es praktisch nichts, was er noch nicht gemacht hat. Selbst während seines Medizinstudiums in Leipzig war der Kontakt nie abgerissen. Angefangen hat alles in Hutschdorf, wo Daniel Gardill aufgewachsen ist. Dort war er in die kirchliche Jugendarbeit eingestiegen, hatte Kindergruppen geleitet und später Konfirmandenfreizeiten durchgeführt. Über den Schulsanitätsdienst am Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium kam er dann erstmals mit dem Roten Kreuz in Berührung. Losgelassen hat es ihn bis heute nicht. Schnell war er in die Jugendarbeit eingestiegen, gehörte zur BRK-Bereitschaft Windischenhaig und schon war er mittendrin in der großen Rot-Kreuz-Familie. Verschiedene Ausbildertätigkeiten, mittlerweile als Bereitschaftsleiter für die Aus- und Fortbildung zuständig, Erste-Hilfe-Kurse für Führerscheinanfänger und Betriebsersthelfer, Sanitätsdienst bis hin zur Ausbildung von Rettungssanitätern und der Prüfungsabnahme dafür auf Landesebene, es gibt kaum etwas, was Daniel Gardill nicht macht, mittlerweile meist in Leitungsfunktionen. Daniel Gardill ist stellvertretender Vorstand im Kreisverband. „Seine“ Bereitschaft ist die BRK-Bereitschaft Windischenhaig. Hutschdorf, Ober- und Unterzettlitz, Katschenreuth, Melkendorf und natürlich Windischenhaig gehören dazu. 60 Aktive gibt es da. Unter der Leitung von Daniel Gardill wurde aus einer alten Doppelgarage mitten in Katschenreuth ein ansprechendes BRK-Heim mit modernem Schulungsraum und einer großen Garage für das Einsatzfahrzeug. Nach zwei Jahren ehrenamtlicher Bauzeit konnte am 3. Oktober 2014 die Einweihung gefeiert werden. Wirkliche Nachwuchsprobleme gibt es hier nicht. „Uns fehlt eher das mittlere Alter so zwischen 30 und 50 Jahren“, sagt er. Rund 20 Aktive gibt es, die teilweise schon deutlich über 60 Jahre alt sind. „Das zeigt wieder einmal, das BRK ist ein Verein, der jung und alt zusammenführt.“ Notfallmedizin ist sein Steckenpferd. Dank seiner Zusatzausbildung und seiner langjährigen praktischen Tätigkeit wurde Daniel Gardill mittlerweile zu einem von sechs leitenden Notärzten im Rettungszweckverband Bayreuth/Kulmbach bestellt. Als leitender Notarzt ist er auch bei Großschadensereignissen wie etwa dem Großbrand in Römersreuth im zurückliegenden Jahr dabei. „Es ist mein Naturell, wenn, dann bin ich zu hundert Prozent präsent“, sagt er. Natürlich hat Daniel Gardill schon viel erlebt. Das Jahrhundert-Hochwasser in Niederbayern 2013 ist ihm noch deutlich in Erinnerung. Einmal im Jahr geht es zu „Rock im Park“ nach Nürnberg, aber nicht als Fan, sondern als Notfallsanitäter. Was dort so alles passiert, die Palette ist riesig. Vom notdürftig zusammengeflickten Schuhwerk bis zur Wiederbelebung sei alles schon dabei gewesen. Auch vom Triathlon in Roth erzählt Daniel Gardill. Man müsse schon auch manchmal über den Tellerrand blicken, sagt er, wobei er die Heimat nie vernachlässigt hat, etwa bei den IVV-Wandertagen in Katschenreuth, beim Bierfest, beim Altstadtfest, bei der Motorradsternfahrt oder beim Spartan Race. Und dann ist da noch die Theatergruppe Hutschdorf. Schon seine Mutter sei dort aktiv gewesen, so lernte er die Bühne schon als Kind kennen. Zunächst nur Backstage in Form von technischen Handlangertätigkeiten, mittlerweile hat er aber auch längst seine schauspielerischen Qualitäten entdeckt. Zunächst waren es kleine Rollen, dann immer größere. Doch nun hat die Theatergruppe mit ihren rund 20 Mitgliedern ein Problem: Der Saal der Fachklinik, in dem immer gespielt wurde, steht nicht mehr zur Verfügung. „Aktuell haben wir keine Spielstätte“, bedauert Daniel Gardill. So gebe es derzeit nur kleinere Auftritte, etwa mit einigen Sketchen beim Kulmbacher Landfrauentag vor kurzem in Stadtsteinach. „Dabei hätten wir ein komplettes Boulevardstück in der Hinterhand.“ 2020 musste das Stück Corona-bedingt abgesagt werden, seitdem wurde es nicht gespielt. Für seine großen Verdienste im Ehrenamt wurde Daniel Gardill 2015 mit der Ehrennadel des Landkreises Kulmbach ausgezeichnet. Bild: Daniel Gardill zeigt das Einsatzfahrzeug der BRK-Bereitschaft am Standort Katschenreuth. „Habe die Ehre“ (12): Lukas Theuer, Kulmbach Zuhause in der „blauen Familie“ / „Mister THW“: Lukas Theuer ist in der Katastrophenschutzorganisation für das schwere Gerät zuständig Kulmbach. Lukas Theuer war bei der Flutkatastrophe im Ahrtal hautnah dabei. Beim Schneechaos vor einigen Jahren im Berchtesgadener Land half er kräftig mit, die Schneemassen zu beseitigen. Lukas Theuer war aber auch beim Brand vor wenigen Wochen in der Oberen Stadt mit vor Ort und half den Einsatzkräften der Feuerwehr. Auch auf den Autobahnen ist er immer wieder mal anzutreffen, wenn es darum geht, ein Stauende abzusichern. Obwohl Lukas Theuer erst 32 Jahre jung ist, ist er schon so etwas wie der Mister THW. Das Technische Hilfswerk, oder wie er es nennt, die „blaue Familie“ ist sein Zuhause. Nun ist es nicht so, dass Lukas Theuer kein zuhause hätte. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, kommt aus Losau bei Rugendorf und lebt in Kulmbach. Auch einen überaus anspruchsvollen Beruf hat Lukas Theuer: er ist Fachinformatiker für Systemintegration. Für die meisten anderen wäre die Beschäftigung mit Planung, Installation und Administrierung von Systemen und Netzwerken für Firmen und Unternehmen schon genug. Nicht für Lukas Theuer. Wenn es sich nicht mit Bits und Bytes beschäftigt, dann mit schwerem Gerät. Er hat nicht nur den Lkw-Schein, sondern auch den Kranschein und fährt mit dem Radlader. Kein Wunder, dass er so gefragt ist. Von seinen Kameraden wird er als ein sehr umsichtiger, zuverlässiger und bodenständiger THWler beschrieben, der sich stets seiner Verantwortung bewusst sei. „Lukas Theuer ist eine wahre Stütze des THW-Ortsverbandes Kulmbach“, hieß es in einer Laudatio, bei einer der zahlreichen Ehrungen, die er schon erfahren durfte. Angefangen hatte sein Engagement für das THW schon im kindlichen Alter von elf Jahren. Das war 2003. Über den damaligen Ortsbeauftragten aus dem Nachbarlandkreis Kronach war Lukas damals zum THW gekommen. Und er ist hängen geblieben, was auch an der herausragenden Jugendarbeit dee Organisation liegt. Er sei immer schon „eher der Macher“ gewesen, sagt er und so kam er von der Kinder- in die Jugendgruppe, durchlief die Grundausbildung, war zunächst Helfer in der Bergungsgruppe des technischen Zuges, dann verantwortlicher Jugendbetreuer, später in der Räumgruppe und ist dort jetzt als Gruppenführer tätig. Zahlreiche Qualifikationen hat er sich schon erworben. So absolvierte er unter anderem die Lehrgänge und Ausbildungen Atemschutzgeräteträger, Sprechfunker, Sanitätshelfer, Motorsägenführer. Nachwuchsprobleme gibt es beim THW in Kulmbach so gut wie nicht. Etwa 30 Kinder in der Minigruppe, 30 bis 40 Aktive in der Jugendgruppe, und 60 bis 70 aktive Erwachsene sind regelmäßig für die Katastrophenschutzorganisation tätig. Früher zu Zeiten der Wehrpflicht habe es noch die Möglichkeit gegeben, statt zum Bund, zum THW zu gehen und sich dort für mehrere Jahre zu verpflichten. „Da sind natürlich viele hängen geblieben“, sagt Lukas Theuer. Doch auch so kämen aus der überaus aktiven Jugendarbeit immer wieder interessierte THWler nach. Gerade für junge Leute hat die Organisation auch viel zu bieten. Da gibt es Wettkämpfe und Jugendlager, teilweise auf Landes- und Bundesebene. Auch die Freizeitgestaltung gehört bei jungen Leuten dazu. Man geht schon mal gemeinsam ins Schwimmbad oder feiert zusammen. Überhaupt ist die Kameradschaft beim THW ganz wichtig. Auch später noch., Die Organisation betreibt sogar eigene Hütten. Dort wird dann auch gerne mal gemeinsam gekocht und man lässt den Abend zusammen ausklingen. Das sind Teambildungsmaßnahmen, das schweißt zusammen“, sagt Lukas Theuer. Und das ist auch notwendig, wenn es in Katastrophengebiete wie in das Ahrtal geht. Da müsse sich einer auf den anderen verlassen können. Ausgezeichnet wurde er beim THW unter anderem mit dem Helferzeichen in Gold und zuletzt mit der Fluthelfermedaille. Auch die Ehrennadel des Landkreises für besondere Verdienste um das Ehrenamt hat er schon. Das THW ist allerdings nicht die einzige Organisation, in der sich Lukas Theuer ehrenamtlich engagiert. Er war und ist auch in der katholischen Kinder- und Jugendarbeit tätig, unter anderem war er Ministrant in Wartenfels, sowie beim Kreisjugendring als Betreuer mit Leitungsfunktion, etwa beim Spielmobil, und im Jugendzentrum "Alte Spinnerei". Bild: Er ist beim THW in Kulmbach für schweres Gerät zuständig: Lukas Theuer. Habe die Ehre (11): Bernd Lengenfelder Kulmbach Streetwork mit dem Skateboard / Bernd Lengenfelder möchte die Kulmbacher Skaterszene auf neue Füße stellen Kulmbach. Skaten, das ist viel mehr als ein Haufen Jugendlicher, die sich ihre Zeit vertreiben möchten. „Skateboarding ist ein Lebensgefühl“, erklärt Bernd Lengenfelder. Dem 50-Jährigem liegt nicht nur die Skaterszene Kulmbachs am Herzen. Zusammen mit einigen Mitstreitern kümmert sich der Schulleiter der Einrichtungen in Fassoldshof bereits seit einigen Jahren um einen neuen Skaterplatz in der Stadt. Doch da tritt er momentan ein wenig auf der Stelle. Beim Skateboard gehe es auch um Klamotten, um Musik, um Straßenkunst, um Körpergefühl und vor allem um Miteinander. Bernd Lengenfelder spricht denn auch von einer „Sportart, die zusammenführt“. In vielen Ländern gehören Streetwork und Skateboarding untrennbar zusammen. Freilich gehe es auch um den Spaß am Fahren und um „geile Tricks“, wie es Bernd Lengenfelder ausdrückt. Die ursprünglichen Gründer des Skatervereins hätten zwischenzeitlich alle ihr Abitur in der Tasche und seien in alle Windrichtungen verstreut. Da sprangen Bernd Lengenfelder, der Erzieher Andi Wittmann vom Ökumenischen Kinderhort und Frank Daumann vom Skaterladen „unbroken“ im Jahr 2019 ein, und stellten den Verein mit seinen aktuell 25 Mitgliedern auf neue Füße. Oberstes Ziel sei es aktuell, eine Neuanlage voranzutreiben, bei der Stadt durchzusetzen und damit auch etwas für die Jugendarbeit vor Ort zu tun, so Bernd Lengenfelder, der die Skaterszene auf 40 bis 50 Aktive schätzt. Die alte Anlage sei längst marode und abgenutzt und eigentlich auch nicht mehr zeitgemäß. Viele Skater, aber auch Nutzer mit BMX-Rädern oder Stunt-Rollern würden längst auf Nachbaranlagen, etwa in Burgkunstadt oder Lichtenfels ausweichen. In der Korbstadt gibt es gleich zwei Anlagen, die sogar mit eigenem Flutlicht ausgestattet seien. Mehr Rampen, mehr Sprungmöglichkeiten, das müsse doch auch in Kulmbach möglich sein, so Bernd Lengenfelder. Ganz billig sei so eine professionelle Anlage allerdings nicht. Er spricht von 1,8 Millionen Euro, schließlich gehe es um den Abriss und de Entsorgung der alten Anlage und eine aufwändige Betonkonstruktion, bei der viele sicherheitsrelevanten Aspekte berücksichtigt werden müssten. Bernd Lengenfelder stuft die Jugendarbeit in Kulmbach generell als problematisch ein. Die Jugendarbeit werde komplett auf die Vereine reduziert, die zwar alle eine super Arbeit leisteten und ein breites Angebot hätten, doch die Zeiten hätten sich geändert. Viele Jugendliche seien nicht mehr bereit, sich langfristig an einen Sportverein zu binden. Der Skaterverein ist nicht das einzige ehrenamtliche Betätigungsfeld von Bernd Lengenfelder, der aus dem Raum Heidelberg stammt, in Würzburg Sonderpädagogik studiert hat und der seit 2009 Schulleiter in Fassoldshof ist. Zwölf Jahre lang stand er an der Spitze der Kindertagesstätte „Heinzelmännchen e. V. “ am Kressenstein. Als Vorsitzender der ehrenamtlichen Elterninitiative verwaltete er dort ein jährliches Budget von bis zu 150000 Euro. Danach stieg Bernd Lengenfelder an der Pestalozzischule in die Elternbeiratsarbeit ein. Mittlerweile ist er dort Vorstand des Fördervereins. Zwei solche Fördervereine gibt es auch am Fassoldshof. Er teilt sich den Vorsitz dabei jeweils mit der stellvertretenden Landrätin Christina Flauder. Ziel sei es jeweils, die Einrichtungen voranzutreiben und die Jugendlichen zu unterstützen. „Ich nehme das Ehrenamt beim Wort und lass mich dafür nicht bezahlen“, lautete sein Verständnis ehrenamtlicher Tätigkeit. Angetrieben wird Bernd Lengenfelder von der Idee, etwas zu verändern und den Menschen zu zeigen, dass es immer noch etwas Neues, Besonderes und auch etwas Anderes gibt. Ganz wichtig ist ihm auch das Thema Teilhabe. Alle sollen teilhaben können, auch der Senior mit dem Rollator, die Mutter mit dem Kinderwagen und natürlich der Rollstuhlfahrer. „Ein hauptamtlicher Behindertenbeauftragter, das wäre schon lange für Kulmbach fällig.“ Bild: Ehrenamtlich und hauptamtlich im Einsatz für die Jugend: Bernd Lengenfelder in seinem Büro in Fassoldshof. Habe die Ehre (10): Oswald Purucker, Marktleugast Faszination Schach: „Man muss auch verlieren können“ / Oswald Purucker hat Marktleugast zur Schachhochburg im Kulmbacher Land gemacht Marktleugast. Schach, das ist für Oswald Purucker aus Marktleugast Leidenschaft, Hobby und Sport zugleich. Und zwar Wintersport, denn die Saison geht von Oktober bis April. Seit 1983 ist er Kassier und Jugendleiter des Schachclubs Marktleugast, mittlerweile auch Vorsitzender. Wenn es eine Schachhochburg im Kulmbacher Land gibt, dann ist es Marktleugast und einer der großen Anteil daran hat ist der 63-Jährige. Dabei ist das Schachspiel im Verein nicht das Einzige, was den früheren Sparkassenbetriebswirt antreibt. Er gehörte dem Pfarrgemeinderat Marienweiher fast 50 Jahre lang an, steht seit 28 Jahren als Kreisvorsitzender an der Spitze der Caritas, seit 1990 vertritt er die CSU im Gemeinderat und 24 Jahre lang war er auch Kreisrat. Und zaubern kann Oswald Purucker auch. Doch der Reihe nach: In der vierten Klasse der Marktleugaster Volksschule war er zum ersten Mal mit dem Schachspiel konfrontiert worden. „Eigentlich habe ich es mir selbst beigebracht“, erinnert sich Oswald Purucker, der auch Schriftführer des Kreisverbandes Bayreuth-Hof-Kulmbach ist. Schon bald entpuppte er sich als Naturtalent. Nach einer Woche habe er schon seinen Lehrer in acht Zügen matt gesetzt. Oswald Purucker erinnert sich noch an den „Schäferzug“, ein klassisches Mattmotiv in der Eröffnungsphase, und zwar mit dem Turm, nicht mit der Dame. Da war der Weg zum Schachclub Marktleugast nicht mehr weit. Seit 1983 trainiert er hier die Schachjugend und wirbt unermüdlich für die Faszination des Schachspiels. Vereinsmeisterschaften habe es schon damals gegeben. Später seien dann die Spiele gegen die Rivalen aus Hof im prunkvollen Königssaal des dortigen Bahnhofs dazugekommen, an die er sich besonders gerne erinnert. Im Laufe seiner Karriere ist der Schachclub als relativ kleiner Verein bereits sechs Mal in die Bezirksliga Oberfanken II. aufgestiegen. Man muss allerdings auch verlieren können. Wer nach einer Niederlage mit den Figuren um sich wirft, der sei beim Schachsport fehl am Platz. Und noch so eine Schachweisheit hat Oswald Purucker parat: „Schach ist wie das ganz normale Leben, es gibt gute Tage und es gibt schlechte Tage.“ Auch so manche kuriose Begebenheit hatte es immer wieder Mal gegeben. 1972 veranstalktete der Club beispielsweise ein Schachspiel mit lebenden, fantasievoll verkleideten „Figuren“. Seine längste Partie hatte sechs Stunden gedauert, es gebe aber auch Schachpartien, die drei Tage andauern können. 40 Mitglieder hat der Schachclub Marktleugast heute, etwa die Hälfte spielt aktiv. In der Volksschule wirbt er ebenfalls für die Faszination des Spiels und stößt dabei immer wieder auf verborgene Talente. Noch so eine Leidenschaft von Oswald Purucker ist es, Schachspiele zu sammeln. Um die 100 in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen stehen spielbereit in den Vitrinen bei ihm zuhause in Marktleugast. Oswald Purucker ist in Marktleugast geboren und hat zeit seines Lebens dort gewohnt. Durch seinem Beruf als Sparkassenfachwirt hat er allerdings den gesamten Landkreis und auch den Nachbarlandkreis Kronach kennengelernt. Er ist mit seiner Frau Susanne verheiratet, die beiden haben zwei Kinder und fünf Enkelkinder. In Marienweiher ist er Ausschussleiter für das Pilgerbüro und veranstaltet regelmäßig Kirchenführungen. Fast 50 Jahre lang gehörte er dem Pfarrgemeinderat an. Sein Engagement für den Glauben hat sich sogar schon bis Rom herumgesprochen und so wurde er im vergangenen Jahr von Papst Franziskus für seine Verdienste um die römisch-katholische Kirche und den katholischen Glauben mit dem Silvesterorden ausgezeichnet. Die Verleihung erfolgte durch den neuen Bamberger Erzbischof Herwig Gössl. Auch auf kommunaler Ebene konnte Oswald Purucker bereits Auszeichnungen sammeln. Für sein langjahriges Engagement im Gemeinderat und im Kreistag erhielt er sowohl vom Markt als auch vom Landkreis die Goldene Bürgermedaille. Schließlich hat Oswald Purucker seit etwa zehn Jahren noch eine ganz andere Leidenschaft entdeckt, die fürs Zaubern. Gerade kommt er von einem Auftritt vor begeisterten Kindern im Musikheim Kasendorf zurück. Beim Pfarrfasching habe alles angefangen und bei der Caritas in Stadtsteinach. Mittlerweile hat er seine Auftritte zu einer echten Show gestaltet, die er mit Gedichten von Heinz Erhardt untermalt und auf ebay sucht er regelmäßig nach neuen Zauberutensilien. Man müsse dem Publikum ja immer etwas neues bieten. Bild: Fast 100 Schachspiele hat Oswald Purucker gesammelt. Die wertvollsten bewahrt er in dieser Vitrine auf. Habe die Ehre (9): Jonas Gleich Kulmbach Kinderdisko, Kochkurse und Cocktail-Taxi / Fasching, Landjugend und Theater: Jonas Gleich ist in den verschiedensten Bereichen ehrenamtlich aktiv Kulmbach/Zaubach. Wenn einer bekannt ist, wie der sprichwörtliche bunte Hund, dann Jonas Gleich. Was er alles schon organisiert, gemanagt, geplant, unternommen und in die Tat umgesetzt hat, würde bei anderen für ein ganzes Leben reichen. Dabei ist Jonas Gleich gerade mal 25 Jahre jung. Trotzdem wurde er erst vor kurzem mit der Ehrennadel für besondere Verdienste im ehrenamtlichen Bereich ausgezeichnet. Die Ehrung hat mich total überrumpelt, ich war völlig perplex, als ich davon erfahren habe“, sagt Jonas Gleich und seine Freude darüber ist ihm noch immer anzumerken. Aktuell steckt er in den Proben für das neue Stück der Theatergruppe Rugendorf., eine lockere Gruppierung von ungefähr 20 Leuten. Premiere ist am 20. April und Jonas Gleich hat die Kriminalkomödie mit dem zugegeben gewöhnungsbedürftigen Titel „Die Bestie von Rugendorf“ selbst geschrieben, übrigens am Strand von Zypern. Er wird sie auch Inszenieren und spielt selbst mit. Weitere Aufführung finden am 21., 26. und 27. April jeweils im Haus der Jugend in Rugendorf statt. Überhaupt ist die Bühne sein zuhause. Das kommt vom Fasching. Beim Schlappenfasching in Zaubach war er schon als Vierjähriger als Mickey Mouse dabei, heute ist er Moderator, Büttenredner, Trainer des Männerballetts und Texter für das Schlappenorchester. Von Zaubach nach Stadtsteinach ist es nur ein Katzensprung und so war es nur eine Frage der zeit, bis er auch dort mit seiner Kreativität den Fasching aktiv bereichert hat. Zunächst als Kinderprinz, mittlerweile auch als Büttenredner, als Mitglied der Hugo-Crew und als Moderato des Weiberfaschings und des großen Umzugs. Zum Fasching ist Jonas Gleich über seine Eltern gekommen. Auch die seien schon aktiv gewesen, da bleibe einem doch gar nichts anderes übrig, sagt er augenzwinkernd. Schon mit acht Jahren habe er jeden Faschingsschlager auswendig mitgesungen. Theater und Fasching, das ist für Jonas Gleich noch längst nicht alles. Seit 2009 ist er in der Katholischen Jugend Stadtsteinach aktiv und organisiert Kindernachmittage, Kochkurse und vieles mehr bis hin zu den jährlichen Sternsingeraktionen. Im Prinzip sei diese Arbeit dem Fasching nicht ganz unähnlich sagt er und erinnert daran, dass er schon mit zehn Jahren seine erste Kinderdisko veranstaltet hat. Bei der Landjugend Zaubach hatte er seit 2012 alle Funktionen bekleidet, aktuell ist er Kassier und mittlerweile auch Kreisvorsitzender der Kulmbacher Landjugenden. Zur Landwirtschaft hat er zwar keinen direkten Bezug, doch auf dem Land gehört die Landjugend einfach dazu. Immer wieder ist er von den großen Jubiläen beeindruckt. Wenn die ganze Dorfgemeinschaft mitmacht, dann entstehe eine Form des Zusammenhalts, die so einmalig sei. In diesem Sinne freut sich Jonas Gleich auch schon auf das große Jubiläum 2025, das er maßgeblich mitgestalten wird, denn schon jetzt steht fest: Jonas Gleich ist der Festvorstand. Und dann ist da noch sein Engagement für „Musik verbindet“, der großangelegten Benefizkonzerte des Ludwigschorgasters Lukas Alois Roth. Zum neunten Mal hat er heuer die Jahreskonzerte moderiert. Nun ist es freilich nicht so, dass Jonas Gleich beruflich nicht ausgelastet wäre. Ganz im Gegenteil: Als Pressesprecher und Referent für die Öffentlichkeitsarbeit ist er vielen in der Stadt ein Begriff. Dazu kommt, dass er in Stadtsteinach 2020 für die CSU in den Stadtrat gewählt wurde und auf Anhieb den Sprung zum 2. Bürgermeister geschafft hat. Jonas Gleich hatte in Kulmbach das Licht der Welt erblickt, wuchs in Untersteinach auf und besuchte den musischen Zweig des Margraf-Georg-Friedrich Gymnasiums. Mit dem Schlagzeug als sein Instrument ist es allerdings dann doch nichts geworden. Er entschied sich stattdessen für ein Studium der Politikwissenschaft und der Sozialgeschichte zwischen 2016 und 2019 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Parallel dazu schnupperte er schon mal in das Politikgeschäft als Werkstudent in der CSU-Landesleitung. „Dann wollte ich wieder heim“, sagt Jonas Gleich, der das Leben auf dem Lande der Großstadt klar vorzieht. „Daheim war das Leben“, sagt er. Nicht unwesentlich dazu beigetragen hatte ein Anruf aus dem Rathaus, dort ist seitdem sein Arbeitsplatz. Wer jetzt glaubt, dass Jonas Gleich in seinem unermüdlichen Engagement durch Corona ausgebremst wurde, der irrt sich gewaltig. Vor allem die Landjugend sei sehr kreativ gewesen und habe beispielsweise Frühstücksboxen ausgefahren und sogar ein Cocktail-Taxi organisiert. Er sei gerne bereit, in die ganze ehrenamtliche Arbeit zu investieren, sagt Jonas Gleich. Schließlich sei es doch gerade in dieser Zeit wichtig, dass die vereine vor Ort sichtbar werden. Auch wenn er seit Oktober praktisch keinen einzigen freien Abend mehr hatte. Abschalten kann er allerdings im Urlaub, bevorzug ist Griechenland sein Ziel, gerne aber auch schon mal Rügen. Das Handy bleibt dann auf jeden Fall zuhause. „Das ist für mich purer Luxus“, sagt er. Habe die Ehre (8): Maximilian Türk Kulmbach Im Blaulicht-Milieu zuhause / Bei Maximilian Türk hat das Rote Kreuz einen hohen Stellenwert Kulmbach. G7-Gipfel in Elmau, Hochwasserkatastrophe im Ahrtal oder Auch der verheerende Großbrand des Paul-Gerhardt-Kindergartens in Kulmbach: Einer der immer ganz vorne mit dabei ist, wenn es darum geht, zu helfen, ist Maximilian Türk. Er ist Katastrophenschutzbeauftragter des Landkreises und hat beim Bayerischen Roten Kreuz in Kulmbach schon alle nur denkbaren Positionen tatkräftig ausgefüllt. Erst vor wenigen Wochen wurde er für seine besonderen Verdienste im ehrenamtlichen Bereich mit der Ehrennadel des Landkreises ausgezeichnet. „Ursprünglich war ich Wasserwachtler“, sagt Maximilian Türk. Auch sein Vater sei schon in der Wasserwacht aktiv gewesen. Als Schüler am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium war er erstmals mit dem Roten Kreuz in Berührung gekommen, bis heute ist er dem BRK treu geblieben. Zuerst hatte er in der Losbude des BRK ausgeholfen, dann sei er mit dem Sanitätsdienst in Berührung gekommen. Noch gut erinnert er sich an seine ersten Einsätze als Streife bei der Bierwoche. Doch das war für den heute 39-Jährigen nicht genug. Seine erste Fachkräfteausbildung absolvierte Maximilian Türk, da war er gerade mal 18. Bis heute hat er praktisch alles durchlaufen, was man als Führungskraft so machen kann. Während seines Studiums in Nürnberg machte Maximilian Türk den Rettungssanitäter, die zehn Monate Zivildienst leistete er im Klinikum ab. Ein Medizinstudium stand im Raum, doch er entschied sich für die Betriebswirtschaft. Mittlerweile ist Maximilian Türk im 13. Jahr Einsatzleiter im Rettungsdienst und im 12. Jahr auch dessen organisatorischer Leiter. Bei vielen spektakulären Bränden stand er an vorderster Front, zum Beispiel beim Brand des EKU-Hochturms in Kulmbach im Mai 2009, beim Waldbrand in Römersreuth 2019 oder beim Großbrand des Bauernhofes in Menchau, ebenfalls 2019. „Das waren schon echte Herausforderungen“, sagt er und weiter: „Ich mach es freiwillig und ich mach es gerne.“ Das gilt auch für den Umgang mit Corona. Im Dezember 2020 wurde er offiziell zum „Pflegeleiter Führungsgruppe Katastrophenschutz“ bestellt, eine Funktion, in der er beratend im Landratsamt tätig ist. „Wie wappnen wir uns, um Katastrophen zu bewältigen“, um diese Frage gehe es dabei. Bei Katastrophen oder Schadensereignissen müsse einer die Einsätze operativ führen. So kam es auch, dass Maximilian Türk gleich zwei Mal für jeweils vier Tage von der Bezirksregierung ins Ahrtal bestellt wurde und dort bis zu 190 Helfer leitete. „Das war schon ein sehr eindringlicher Einsatz“, wird er nachdenklich und berichtet vom Wasser, das bis in das erste Stockwerk der Häuser stand oder von Wohnmobilen, die in Bäumen hingen. Es sind aber nicht nur die Katastrophen, die das Blaulicht-Milieu beschäftigen. Maximilian Türk betreut zusammen mit seiner Stellvertreterin Ines Sack regelmäßig die drei Kulmbacher Großereignisse: die Motorrad-Sternfahrt, das Altstadtfest und die Bierwoche. Dabei geht es beispielsweise darum, wie der Sanitätsdienst möglichst effektiv ausgestaltet wird- „Man muss lernen abschalten zu können“, sagt Maximilian Türk. Viele könnten das nicht. Dies zuzugeben, das sei echte menschliche Stärke. Auch er schütte schon noch immer Adrenalin aus, habe aber inzwischen gelernt, professionell damit umzugehen. „Wir machen ja alles im Team“, sagt er. Und weiter: „Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft, auch das hilft.“ Außerdem habe er eine absolut tolerante Ehefrau, die ihm regelmäßig den Rücken stärkt. Als Ärztin am Klinikum ist die Ehefrau mit seinen Aufgabenstellungen ohnehin bestens vertraut. Wo andere Institutionen über große Nachwuchsprobleme klagen, ist das BRK in Sachen Ehrenamt gut bestellt. Das liege an der guten Jugendarbeit, sagt Maximilian Türk. Man beginne damit praktisch schon im Kindergarten. Es gebe aktive Jugendgruppen, neue kämen, etwa in Thurnau oder Neuenmarkt immer wieder hinzu. Wenn das Rote Kreuz so beliebt sei, dann auch deshalb, weil hier ja eigentlich jeder eine aktive Betätigung finden könne, von der Altkleidersammlung bis zur Wasserwacht. „Bei uns findet jeder was und kann alle nur denkbaren Grundfertigkeiten erlernen“, so Maximilian Türk, der übrigens auch mal für dreieinhalb Jahre als kaufmännischer Leiter hauptamtlich für das BRK tätig war. Schwieriger sei es allerdings geworden, Menschen zu finden, die auch bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Corona habe das deutlich verstärkt. Schließlich brauche man halt immer auch jemanden, der die Fäden zusammenhält. Bilder: Bei ihm hat das BRK einen immens hohen Stellenwert: Maximilian Türk vor der Kreisgeschäftsstelle am Rot-Kreuz-Platz in Kulmbach. Habe die Ehre (7): Geprägt von der Menschlichkeit / Kirchlich, sozial und musikalisch: Das Ehepaar Karin und Henri Schulz ist vielfältig ehrenamtlich unterwegs Trebgast. „Sinnvoll verbrachte Lebenszeit“: so definieren Karin und Henri Schulz aus Trebgast das Ehrenamt. „Es geht nicht um mich, es geht um die Sache“, stellt Karin Schulz immer wieder klar. Und Henri Schulz ergänzt: „Wir haben auch immer wieder massiv profitiert davon.“ So leicht ist es gar nicht auf einen Nenner zu bringen, was das Ehepaar in den zurückliegenden Jahrzehnten so alles gemacht hat. Ehrenamtlich versteht sich, neben einem anspruchsvollen Berufsleben. Henri Schulz (70) ist vielen Kulmbachern bestimmt noch bekannt als Geschäftsstellenleiter der hiesigen Arbeitsagentur. Karin Schulz (69), gelernte Rechtsanwaltsgehilfin, war nach zahlreichen Fort- und Weiterbildungen viele Jahre lang in der psychologischen Beratungsstelle für Ehe-, Lebens- und Familienfragen sowie in der psychosozialen Beratungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft jeweils in Bayreuth tätig. Zusammengebracht hat die beiden der CVJM. Vor Jahrzehnten stand die Abkürzung noch für Christlicher Verein Junger Männer. Aus den „Männern“ sind inzwischen „Menschen“ geworden. Karin Schulz hat daran einen nicht unerheblichen Anteil, denn zu Zeiten ihrer Konfirmation waren Mädchen in dem Zusammenschluss höchstens zum Putzen oder Kochen gerne gesehen. Das sollte sich ändern und Karin Schulz hatte dabei tatkräftigen Einfluss. „Ich komme aus einer Familie, in der das Ehrenamt schon immer eine Rolle gespielt hat“, sagt Karin Schulz, die in Speichersdorf im Landkreis Bayreuth aufgewachsen ist. Dort hat sie auch früh im Posaunenchor mitgewirkt und das Spiel auf der Bassposaune gelernt. „Das war damals noch eine reine Männerdomäne“, erinnert sie sich. Als junges „Madla“ sei de Einstieg gar nicht so einfach gewesen. Mittlerweile wirkt sie seit 60 Jahren in Posaunenchören mit, seit 1985 im Trebgaster Posaunenchor, den sie seit sieben Jahren sogar leitet. Der Zusammenschluss besteht aus 24 Bläsern im Alter zwischen 22 und 87 Jahren. Unter dem Namen „Weibsblech“ hat sie sogar ein eigenes Damenensemble für flottere Klänge ins Leben gerufen. Parallel zum Einstieg in die Posauenenchorszene noch in Speichersdorf seien erste Berührungen zum CVJM erfolgt. Da gab es verschiedene Freizeiten, die Pfingsttage in Bobengrün und schon bald gründete sie eine eigene Ortsgruppe in Speichersdorf, zu der auf Anhieb 40 Kinder und Jugendliche gekommen waren. Obwohl damals erst 16 Jahre jung, sei sie schon an die Spitze gewählt worden, Über den CVJM hatte das Ehepaar auch zueinander gefunden, denn auch Henri Schulz, der aus Unternschreez bei Bayreuth stammt, gründete dort eine CVJM-Gruppe. Das war 1967. Auch er war schon früh kirchlich engagiert, hielt mit 16 seine erste eigene Andacht, führte entsprechende Veranstaltungen und später auch Mitarbeiterschulungen durch. Bei einem CVJM-Oberfrankentreffen hatte es dann gefunkt zwischen Karin und Henri. Für Karin Schulz waren ihre späteren beruflichen Tätigkeiten in den Beratungsstellen für Ehe-, Lebens- und Familienfragen sowie bei der Bayerischen Krebsgesellschaft viel mehr als nur ein Job. Sie engagierte sich weit darüber hinaus, baute Netzwerke auf und trat immer wieder für Menschen in schwierigen Situationen ein. Beispielsweise als es darum ging, Gespräche mit dem Bayerischen Sozialministerium zu führen, psychoonkologische Dienste aufzubauen, bei der Fernsehsendung „Jetzt red i“ die Stimme für benachteiligte Frauen zu erheben oder einfach nur zu helfen. Henri Schulz war nach seiner Bundeswehrzeit und der Fachhochschule in die Dienste der Arbeitsagentur, damals noch Arbeitsamt, als Beamter in den höheren Dienst eingestiegen. Später war er unter anderem Geschäftsstellenleiter in Pegnitz, zwischen 1985 und 2005 Geschäftsstellenleiter in Kulmbach, danach Bereichsleiter in Bayreuth und vor der Pensionierung Geschäftsführer der inzwischen neustrukturierten Agentur Bayreuth-Hof. Auch bei Henri Schulz lassen sich Beruf und Ehrenamt nicht so ohne weiteres trennen. An der Gründung der Jugendwerkstatt in Kulmbach habe er großen Anteil gehabt, ebenso an der Gründung des Vereins „Die Brücke“, dessen Ziel es war, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in das Berufsleben einzugliedern Das Engagement im CVJM hatte auch ihn entscheidend geprägt. Hier wirkte er unter anderem im Hauptausschuss und im Landesvorstand des bayerischen CVJM mit und gehörte dem Arbeitskreis Jugendpolitik auf Bundesebene an. Da blieb das kirchliche Engagement nicht aus. In Trebgast wirkte und wirkt er unter anderem 18 Jahre lang als Mitglied des Kirchenvorstandes und als dessen Vertrauensmann, als Lektor und als gefragter Prädikant, der mittlerweile weit über Trebgast hinaus Gottesdienste feiert und schon auch mal am Heiligen Abend in Steinwiesen im Frankenwald einspringen muss. Um den Kreis zu schließen hatte sich Henri Schulz entschlossen, im Alter von 62 Jahren in den Trebgaster Posaunenchor einzusteigen. Nach einem Jahr Unterricht spielt er dort mittlerweile unter der Leitung seiner Frau das Euphonium. „Wir werden uns engagieren, solange uns Gott die Kraft dazu gibt“, sagen beide. Dabei gehe es immer nur um die Sache, nie um die eigene Person. Das ist Karin und Henri Schulz besonders wichtig. „Wir sind dankbar, dass wir das machen durften und dürfen, denn uns hat es persönlich sehr viel gegeben. Das Ehrenamt ist für uns sinnvoll verbrachte Lebenszeit.“ Bild: Beide haben schon als junge Leute Verantwortung übernommen: Karin und Henri Schulz aus Trebgast „Habe die Ehre“ (6): Der schnellste Sport der Welt / Jürgen Schramm aus Mainleus hat sich nicht nur dem Tischtennis verschrieben Mainleus. Der Markt Mainleus gilt als Tischtennis-Hochburg. Einer, der daran großen, wenn nicht den entscheidenden Anteil hat ist Jürgen Schramm. Der heute 65-Jährige war im Jahr nach der Gründung, 1970 in den Verein eingetreten. Bis vor drei Jahren hat er in der ersten Mannschaft gespielt, heute ist er Jugendleiter und noch immer in der dritten Mannschaft aktiv. Daneben war er aber auch Fußballer beim TSC Mainleus, wirkte im Main Line Gospelchor mit und gehört seit 50 Jahren dem Stammtisch „Die lustigen Gesellen“ an. „Ich bin eigentlich zuständig für alles“, sagt Jürgen Schramm und meint damit sein Engagement im TTC. Ob Werbung an den Schulen, um Nachwuchs zu generieren, die Organisation der jährlichen Maiwanderung, das Abklappern der Firmen für Tombola-Spenden zur Weihnachtsfeier oder die Verwaltung des Turnhallenschlüssels: Bei Jürgen Schramm laufen die Fäden zusammen. Ganz besonders liegt ihm die Jugend am Herzen. 27 Jugendliche zwischen acht und 16 Jahren hat der 120 Mitglieder zählende Verein aktuell. Leider sei keine Mädchenmannschaft mehr dabei, bedauert Jürgen Schramm. Vor einigen Jahren gab es die noch und sie spielte sogar in der Bayernliga. Ob die Mädels tatsächlich nicht mit den Jungs zusammentrainieren wollen, der Jugendleiter kann nur Vermutungen anstellen. Um Nachwuchs zu generieren, geht Jürgen Schramm in die 2. bis 7. Klassen der hiesigen Schulen um für den „schnellsten Ballsport der Welt“ zu werben. „Wenn man etwas erreichen will, muss man präsent sein“, sagt er. Außerdem beteiligt sich der TTC an den Minimeisterschaften, einem offenem und unverbindlichen Breitensportangebot des Tischtennisverbandes, das die Begeisterung wecken soll. Als aktiver Spieler war er mit der ersten Mannschaft in der Bezirksliga II. aktiv. Das Besondere am Tischtennissport: Es gibt keine Altersklassen. Er habe schon Spieler erlebt, die 85 Jahre jung waren. Der älteste Aktive beim TTC ist derzeit 79. Sein Hauptanliegen ist deshalb auch nicht immer vorrangig der sportliche Erfolg. Die Gemeinschaft ist ihm genauso wichtig: egal ob Trainingslager in der Sportschule Oberhaching, die Radtour mit den Jugendlichen zur Jugendherberge Wirsberg oder das Trainingslager in der Mainleuser Halle, heuer wieder drei Tage lang zu Jahresbeginn für Anfänger und Fortgeschrittene. Ein wenig bedauert er es schon, dass der Tischtennis-Sport nicht so im Licht der Öffentlichkeit steht. Etwa bei der Berichterstattung über Großereignisse. Trotzdem, Namen wie die der World-Cup-Gewinner und Olympia-Teilnehmer Timo Boll, Steffen Fetzner oder Jörg Roßkopf seien aber dann doch einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Jürgen Schramm wurde in Grafengehaig geboren, kam aber schon mit zwei Jahren nach Mainleus, wo der Vater in der Spinnerei tätig war. Er erlernte den Beruf des Industriekaufmanns und war anschließend über 40 Jahre lang bis zum Eintritt in die Rente 2022 bei der WeGra – Werner-Grampp GmbH, einem der führenden nordbayerischen Unternehmen im Bereich Innenausbau, unter anderem in der Bauleitung und im Büro tätig. Die erste Tischtennisplatte, an der Jürgen Schramm spielte, stand im Keller des Jugendheims der katholischen Kircher in Hornschuchshausen. Im Saal darüber trainierte damals der TTC. Unten traf sich die Jugend. Noch bevor Jürgen Schramm 1970 mit dem Tischtennis im Verein begonnen hatte, war er in der ersten Herrenmannschaft des TSC Mainleus aktiv, zuletzt sogar als Spielleiter. Wegen eines doppelten Kreuzbandrisses musste er seine aktive Karriere damals beenden. Immerhin brachte er bis in die A-Klasse. Es ist aber nicht nur der Sport, der Jürgen Schramm fasziniert. Bis zu seiner Auflösung im vergangenen Jahr gehörte er über 20 Jahre lang dem Main Line Gospelchor an. Viele Konzerte habe man bestritten. Gerne erinnert sich Jürgen Schramm an die Weihnachtskonzerte in der Kulmbacher Stadthalle, an die Auftritte bei Hochzeiten oder an die Standing Ovations im Anschluss an viele Auftritte. Und schließlich findet er tatsächlich auch noch Zeit für den Stammtisch „Die lustigen Gesellen“. Die zehn Mitglieder treffen sich in der Regel einmal pro Woche, jetzt wieder in der Spinnstube. Seit 50 Jahren geht das schon und auch da ist es Jürgen Schramm, der die Ausflüge organisiert. Wobei Ausflüge stark untertrieben ist, denn die Stammtischbrüder waren auch schon in Spanien, auf Kreta, in Prag oder einfach nur Wandern im Bayerischen Wald, Für sein Engagement ist Jürgen Schramm, der drei Töchter hat und inzwischen auch schon Großvater ist, bereits vielfach ausgezeichnet worden. 2022 erhielt er die Ehrenamtsnadel des Landkreises Kulmbach, er ist Träger der Gemeindemedaille von Mainleus und Ehrenmitglied des TTC. Habe die Ehre: Michael Kraus, Ludwigschorgast Vereinsvorsitzender seit mehr als 36 Jahren / Laufend durchs Leben: Michael Kraus aus Ludwigschorgast Ludwigschorgast. Rund 80000 Kilometer ist er in seinem Leben schon gelaufen, in 30 Ländern der Erde, von Algerien bis Zypern. 70 Marathon-Läufe hat er absolviert, dazu weitere 75 Ultra-Läufe, also alles, was länger ist als 42,195 Kilometer. Der längste Lauf ging über unglaubliche 246 Kilometer von Athen nach Sparta, 32 Stunden und 40 Minuten hat er gebraucht. Doch Michael Kraus aus Ludwigschorgast ist nicht nur Extremsportler. Aus seiner Laufleidenschaft heraus hat er im November 1987 die Laufgemeinschaft Ludwigschorgast gegründet. Seitdem steht er ununterbrochen an der Spitze des Vereins. „Wir waren bis dorthin ein loser Haufen“, sagt Michael Kraus. Mittlerweile habe der Verein an die 160 Mitglieder aus dem gesamten Landkreis Kulmbach und auch aus dem Nachbarlandkreis Bayreuth. „Ohne Vereinsgründung hätten wir uns nicht an Meisterschaften beteiligen können“, so der Extremsportler, der im Hauptberuf als Krankenpfleger in der Notaufnahme des Kulmbacher Klinikums tätig ist. Zunächst war die Laufgemeinschaft dem FC Ludwigschorgast als Unterabteilung angegliedert, 1997 hatte sie sich dann auf eigene Füße gestellt. Die Erfolge, die Michael Kraus und seine Mitstreiter seitdem erzielt haben, sind beachtlich. So sei die Laufgemeinschaft der erste Verein gewesen, der im 100-Kilometer-Straßenlauf in der Mannschaftswertung die bayerische Meisterschaft gewonnen hat. „Da haben wir es als kleiner Dorfverein doch tatsächlich geschafft, bayerischer Meister zu werden“, freut sich Michael Kraus in seiner ihm eigenen Bescheidenheit. Doch Michael Kraus ist nicht nur Vorsitzender. Er ist Trainer, er erstellt die Laufpläne, leitet das Hallentraining im Winter, das Lauftraining im Sommer, organisiert jährlich – heuer zum 37. Mal - den Frankenwaldlauf, hält Vorträger und kümmert sich um das komplette Vereinsleben vom Fackellauf bis zum Ausflug ins Elbsandsteingebirge. Legendär sind beispielsweise die Fackelwanderungen von Ludwigschorgast nach Trebgast oder die Jahresausflüge in die Berge. Eigentlich hat Michael Kraus seine Laufkarriere fast schon beendet. Vor rund einem Jahr, am 27. Februar 2022 hat er seinen letzten Marathon absolviert, in Tansania. Vorstellen kann man es sich aber nicht, dass der 63-Jährige tatsächlich aufhört zu Laufen. Dafür hat ihn der Laufvirus zu sehr im Griff. Sport sei schon immer sein Ding gewesen. Angefangen hat er bim FC Ludwigschorgast als Fußballer. Da wäre er auch gerne dabeigeblieben, doch schon damals musste er feststellen, dass dies mit seinem Job als Krankenpfleger nur schwer zu vereinbaren ist. Mit seiner Frau begann er dann irgendwann Bergwanderungen und Bergtouren zu machen und über den Alpenverein und die Bergwacht landete er beim Laufsport. Erst einmal die Woche, dann zweimal, schließlich jeden Tag und schon bald war der Marathonlauf sein Ziel. 1985 wurde der Marathonlauf in Berlin Wirklichkeit. Michael Kraus ärgert sich noch heute, dass er dafür über drei Stunden gebraucht hat, exakt waren es drei Stunden und drei Minuten brutto. Die Marathonläufe in Berlin, München oder Nürnberg sollten ihm schon bald nicht mehr genügen und so schickte er sich an, das internationale Parkett zu erobern. Marathonläufe und Ultraläufe in Cuba, Neuseeland, in den USA, den Anden oder im Himalaya hat er heute auf seiner Liste. Allein 1500 Kilometer ist er durch acht verschiedene Wüsten gelaufen. Was ihm heute ganz besonders am Herzen liegt, ist es, jungen Leuten den Laufvirus weiterzugeben. „Die richtige Anleitung ist wichtig, sonst verliert man schnell die Lust“, weiß er aus Erfahrung. Informationsveranstaltungen, „Laufschulen“ und immer wieder in Vorträgen gibt Michael Kraus sein Wissen weiter. Und wenn er einmal nicht läuft, dann fährt er mit dem Rad, beispielsweise zuletzt zwischen Mauritius und Madagaskar. „Ja, das ist Abenteuer pur“, sagt er, Schließlich komme man in Winkel dieser Welt, in die kein Pauschaltourist je hinkommt. Bild: Laufen ist sein Leben: Michael Kraus aus Ludwigschorgast. Habe die Ehre: Beate Maria-Mau, Kulmbach Deutschlehrerin, Flüchtlingsbegleiterin und Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen / Beate-Maria Mau bringt seit zehn Jahren Flüchtlingen die deutsche Sprache bei Kulmbach. „Sprache hat mir immer Spaß gemacht“, sagt Beate-Maria Mau. Wo andere ihren Ruhestand genießen, macht sie das, was ihr Leben lang gemacht hat; unterrichten. Freilich sind es jetzt nicht mehr die Kinder und Jugendlichen an der Volksschule in der Blaich. Beate-Maria Mau unterrichtet unter anderem Afghanen, Iraker, Russen, Syrer oder Ukrainer. Und das in der Regel an vier Vormittagen jede Woche. In den Räumen der Caritas gibt sie Kurse für Anfänger, Fortgeschrittene und für Analphabeten. Angefangen hat das alles genau vor zehn Jahren. Durch eine Anzeige in der Zeitung war sie auf die Caritas aufmerksam geworden. Gesucht wurden Menschen zur Flüchtlingsbetreuung. Also machte Beate-Maria Mau genau das, was sie in ihrem Berufsleben auch gemacht hat, denn Sprache war ja schon immer ihr Ding. „Es war wie eine Fügung“, erinnert sie sich noch heute. Die Caritas stellt dabei lediglich die Räumlichkeiten und die Materialien und hilft bei der Organisation mit. Die Durchführung des Unterrichts liegt allein in den Händen von Beate-Maria Mau „Ich mach das sehr gerne, mir macht das wirklich großen Spaß“, sagt sie immer wieder und berichtet von den vielen positiven Erlebnissen, von befruchtenden Kontakten, von Erfolgsgeschichten und von großer Menschlichkeit, die sie immer wieder erfahren darf. Für die einen ist sie die „Oma“, bei anderen wird sie auch mal privat eingeladen, viele durfte sie auf ihrem Weg begleiten. In der Regel unterrichtet Beate-Maria Mau Migranten, die nicht anerkannt sind. Sobald die Anerkennung erfolgt, müssen sie einen staatlichen Kurs belegen. Ihr Angebot ist stets freiwillig. Vielleicht liegt darin auch der Erfolg. Da werden die „Hausaufgaben“ dann auch zuverlässig gemacht, auch wenn sie nicht mit Konsequenzen drohen kann. Sie muss es auch nicht, denn in der Regel verstehen es die meisten schnell, ohne Sprachkenntnisse kein Weiterkommen. Beate-Maria Mau berichtet von einer Gruppe von Somaliern, die alle den Hauptschulabschluss erfolgreich nachgeholt haben. Einer sei mittlerweile als Mechatroniker bei Siemens tätig, ein anderer arbeite bei BMW, andere wiederum hatten die Krankenpflegerhelferausbildung gemeistert, zwei davon seien mittlerweile am Klinikum Kulmbach tätig. Zu einigen sei der Kontakt nie abgerissen. „Zwei Somalier sind mir fast schon wie Söhne geworden“, sagt sie. Gerne erinnert sich Beate-Maria Mau auch an den Afghanen, der als hochbegabt galt, der eine pharmazeutisch-technische Hochschule besucht hat und mittlerweile in Dortmund tätig ist. Enttäuschungen, nein, die habe sie eigentlich nie erlebt. „Ich habe immer nette Schüler gehabt“, so berichtet sie. Dazu muss man aber auch wissen, dass ihre Schüler keine Kinder mehr sind. Sie sind im Fortgeschrittenenkurs in der Regel zwischen 30 uns 40 Jahren alt, im Anfängerkurs manchmal auch deutlich älter. Auch sie selbst habe im Zuge ihrer Tätigkeit viel gelernt. Bei Bewerbungsgesprächen, bei Terminen im Jobcenter, oder auch bei nicht immer ganz einfachen Vorsprachen im Ausländeramt oder bei Gericht. „Wenn diese Menschen keine Begleitung haben, weder praktisch noch schulisch, dann wird es nicht funktionieren“, so Beate-Maria Mau. Wenn es sie nicht gäbe, da macht sich keiner was vor, dann gäbe es auch das Angebot der Sprachkurse nicht und alle Migranten müssten auf ihre Anerkennung warten, um deutsch lernen zu können. Beate-Maria Mau stammt eigentlich aus der Dreiflüssestadt Passau. Studiert hatte sie in Nürnberg. Nürnberg, Fürth und Erlangen waren auch ihre beruflichen Stationen, bevor sie aus familiären Gründen ins Kulmbacher Land kam. Ein Jahr lang unterrichtete sie in Marktleugast, ehe sie an die Volksschule in der Blaich kam. Für ihre besonderen Verdienste im ehrenamtlichen Bereich ist Beate-Maria Mau erst Anfang Dezember mit der Ehrennadel des Landkreises Kulmbach ausgezeichnet worden. Bild: Beate-Maria Mau bringt Migranten in den Räumen der Caritas seit zehn Jahren die deutsche Sprache bei. Habe die Ehre: Michael Schramm, Marktleugast Brettspiele, Bullriding und Bowle auf dem Weihnachtsmarkt / Michael Schramm engagiert sich in der Kinder- und Jugendarbeit Marktleugast. „Ich habe mich immer fangen lassen, wenn irgendwo Leute gebraucht wurden.“ Michael Schramm (44) aus Marktleugast meint das nicht negativ. Im Gegenteil: er ist im Kulmbacher Land vor allem als Vorsitzender des Kreisjugendrings bekannt. Obwohl er als selbstständiger Bauingenieur mit seinem eigenen Büro für Baumanagement voll ausgelastet ist, engagiert er sich auf vielen Ebenen ehrenamtlich. Beginnen hatte sein Engagement schon als Kind. „Ich war schon mit neun Jahren als Ministrant aktiv“, erinnert er sich. Zunächst blieb die Kirche sein zuhause. Bei der Kolpingsfamilie in Münchberg besuchte er die Kinder-, später die Jugendgruppe und noch etwas später den Kolping-Stammtisch. Mit der Zeltlagerbetreuung stieg er in die Jugendarbeit ein, die ihm bis heute nicht mehr losgelassen hat. 1996 gründete er in Marktleugast den „Verein für offene Jugendarbeit“, den er rund 20 Jahre lang als Vorsitzender führte. Der Bedarf sei dagewesen, erinnert er sich heute. Vor allem sei es um Kinder und Jugendliche gegangen, die nicht anderweitig in Vereinen aktiv waren. „Damit waren wir unserer Zeit weit voraus.“ Das Ziel eines offenen Jugendtreffs in Marktleugast gab es aufgrund organisatorischer Fragen allerdings nur einige wenige Jahre. Als Förderverein für die Kinder- und Jugendarbeit habe man dann mit großem Erfolg andere Schwerpunkte gesetzt. Da gab es Kinder- und Jugendfeste, eine Spaßolympiade inklusive Gummistiefel-Weitwurf, der Musikverein und die Ringer präsentierten sich, eine Kletterwand wurde aufgebaut: „Wir hatten zeitweise 45 freiwillige Helfer“, erinnert sich Michael Schramm. Später wurde aus den einzelnen Projekten ein ganzes Sommerferienprogramm zusammengestellt. Spektakuläre Aktionen bis hin zum Bullriding oder der Disko auf einem Doppeldeckerbus sollten folgen. Einer der Highlights sei beispielsweise die Casino-Nacht im Bürgersaal mit rotem Teppich und eleganter Kleidung gewesen. Statt Poker und Roulette gab es Brettspiele aller Art von Monopoly bis Mensch-ärgere-dich-nicht. Die Besonderheit dabei war, dass sich der Verein von selbst über Spenden und Einnahmen finanzierte. Absoluter Renner war der Stand auf dem Weihnachtsmarkt, 15 Jahre lang verkauften die Jugendlichen dort Feuerzangenbowle. Mit Corona sei dann erst einmal alles vorbei gewesen. Der Verein existiere noch, aber die Arbeit ruht, sagt Michael Schramm, der inzwischen auch Jugendbeauftragter von Marktleugast ist. Auf seine Initiative hin sei beispielsweise die Stelle einer kommunalen Jugendarbeiterin geschaffen worden. „Ich sehe mich da als Anschieber“, sagt er und beschreibt seine Tätigkeit als Kontaktperson zwischen Bürgermeister, Gemeinderat und den Jugendlichen. Was den Gemeinderat angeht, so hat Michael Schramm auch dort schon Verantwortung übernommen. Eine Periode lang vertrat er dort die Freien Wähler. Aufgrund seiner Selbständigkeit war er bei den zurückliegenden Wahlen nicht mehr angetreten. In Marktschorgast, wo er zuvor eine Zeitlang gewohnt hatte, gründete er sogar den Ortsverband der Freien Wähler, zwischen 2007 und 2012 war er stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Freien Wähler, der Jugendorganisation des politischen Zusammenschlusses. Auf Vorschlag von Hubert Aiwanger durfte er im Jahr 2009 sogar an der Bundesversammlung in Berlin teilnehmen und den Bundespräsidenten mitwählen. An die Begegnungen mit den vielen Prominenten von Ottfried Fischer bis Wolfgang Thierse erinnert er sich noch lebhaft. Aufgrund seines Engagements im „Verein für offene Jugendarbeit“ in Marktleugast wurde Michael Schramm irgendwann auch eingeladen, im Kreisjugendring mitzuwirken. Als Nachfolger von Sabine Knobloch übernahm er dort im Mai 2022 den Vorsitz. Bei den anstehenden Neuwahlen im Frühjahr möchte er erneut für das Amt kandidieren. Sein Ziel ist eine bessere Vernetzung der kommunalen Jugendtreffs, die es mittlerweile überall im Landkreis gibt. Die Jugendtreffs seien von großer Bedeutung, nicht nur wegen der Kochkurse, der Spieleangebote oder der Ausbildungsmesse, bei der in Marktleugast sogar mehrere Jugendliche in ein festes Ausbildungsverhältnis vermittelt werden konnten. „Wir haben es auch geschafft, den einen oder anderen von der schiefen Bahn wegzubringen“, ist sich Michael Schramm sicher. Und weiter stellt er fest: „Da hat sich mein ehrenamtlicher Einsatz doch wirklich gelohnt.“ Geboren wurde Michael Schramm in Münchberg, aufgewachsen ist er in Marktleugast, in Kulmbach besuchte er das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium. Nach Abitur und zehn Monaten Bundeswehr studierte er in Coburg Bauingenieurswesen. Nach Jahren als Bauleiter und in Planungsbüros verschiedener Firmen wagte er vor fünf Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit. Von seinem Büro aus begleitet er seine Auftraggeber bei Tiefbaumaßnahmen on der Ausschreibung bis zur Umsetzung. Michael Schramm ist verheiratet und hat zwei Söhne, 4 und 13 Jahre jung. Wenn er sich ausnahmsweise einmal nicht ehrenamtlich engagiert, dann hat er eine ungewöhnliche Leidenschaft: er braut zuhause Bier. Ein Helles soll es diesmal werden, mit einer fruchtigen Note. Bild: Michael Schramm in seinem Ingenieurbüro für Baumanagement in Marktleugast. „Habe die Ehre“: Susanne Schramm, Grafengehaig Seelsorge von der Wiege bis zur Bahre / Vom Glauben getragen: Susanne Schramm engagiert sich in ihrer Kirchengemeinde Grafengehaig. Seelsorgerin, Schöffin, Lektorin, Prädikantin und Kantorin: Für Susanne Schramm (56) aus Grafengehaig ist es der Glaube, der sie trägt. „Und zwar von Kindesbeinen an“, wie sie sagt. Kein Wunder, als Tochter des früheren Bürgermeisters und Kreisbrandrates Fritz Schramm ist sie direkt neben der Wehrkirche „Zum heiligen Geist“ aufgewachsen. Da war der Gottesdienstbesuch schon immer selbstverständlich. Als Kind hatte alles mit dem Flötenunterricht bei der damaligen Gemeindeschwester begonnen. Heute ist Susanne Schramm für die gesamte Kirchenmusik in Grafengehaig und in der zum Dekanat gehörenden Christuskapelle im nahen Gösmes zuständig. Doch damit nicht genug. Susanne Schramm steht hier auch immer wieder mal auf der Kanzel, und zwar als Prädikantin, also als ehrenamtlich tätige Predigerin. Schon der Vater sei Lektor gewesen. Da lag es nahe, dass auch sie in die Fußstapfen des Vaters tritt. Pfarrerin und Kirchenvorstand seien einverstanden gewesen und so habe sie die dazugehörige zentrale Fortbildung der Landeskirche in Bad Alexandersbad besucht und die entsprechende Prüfung abgelegt. 2017 war sie als Lektorin gestartet, doch Susanne Schramm wollte noch etwas daraufsetzen. Auf den Vorschlag von Regionalbischöfin Dorothea Greiner hin habe sie die Prädikantenausbildung in Selbitz gestartet, eine Ausbildung, die man nicht eben mal so aus dem Ärmel schütteln kann. Schließlich soll ja eine bestimmte Qualität vorhanden sein, sagt sie. Doch Susanne Schramm hat alle Hürden gemeistert und darf sich seit gut einem Jahr Prädikantin nennen. Im Dezember 2022 wurde sie von Dekan Friedrich Hohenberger feierlich in ihr Amt eingeführt. Ihre Hauptstelle hat sie allerdings nicht in Grafengehaig, sondern in Kulmbach, und zwar im Klinikum. Dort ist sie auch als Seelsorgerin tätig. „Von der Wiege bis zur Bahre“, so beschreibt sie ihren Dienst dort. Man könnte auch sagen, dass Susanne Schramm Menschen vom tiefsten Leid bis zur höchsten Lebensfreude begleitet. Das liegt im Klinikum oft nah beieinander. Neugeborenen-Segnungen auf der Geburtsstation gehören dazu genauso wie der Dienst auf der Palliativstation und Aussegnungen. „Man sieht die Dankbarkeit in den Augen“, sagt sie und meint damit nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Familienangehörigen. Einfach nur da zu sein, da sei manchmal schon viel wert. Doch auch Susanne Schramm profitiert von ihrer Tätigkeit. „Ich bin froh, dass es mir gut geht, diese Dankbarkeit möchte ich weitergeben“, sagt sie. Und immer wieder ist es der Glaube, der die große Rolle in ihrem Leben spielt. „Man fühlt sich getragen, auch wenn es manchmal schwer ist.“ Kirche und Glaube, das heißt für Susanne Schramm aber auch immer Musik. Seit 40 Jahren ist sie aktives Mitglied im Kirchenchor, seit 25 Jahren steht sie als dessen Leiterin an der Spitze. „Wir haben schon eine tolle Truppe, sagt sie und meint die 30 Sängerinnen und Sänger im Alter zwischen 25 und 82 Jahren. Einmal pro Woche ist Chorprobe, und nicht nur sie selbst, auch alle Mitwirkenden seien danach regelmäßig gut drauf. Nicht nur die Gottesdienste gestaltet der Chor aus, auch Weihnachtsfeiern von Vereinen und heuer am 28. Juli gibt es sogar ein eigenes Konzert in der Kirche von Grafengehaig. Fast schon selbstverständlich mutet es da an, dass Susanne Schramm in Grafengehaig auch die Orgel spielt. Zunächst hatte sie Klavier gelernt, dann Orgelunterricht in Münchberg und Kulmbach. Seit 1982 ist sie in Grafengehaig als Organistin tätig, seit 1989 sogar als alleinige Organistin. „Das gehört zu meinem Leben dazu“, stellt sie unmissverständlich fest. Sagt aber auch gleich: „Es geht da nicht um mich, sondern um die Gemeinde.“ Susanne Schramm ist aber nicht nur kirchlich unterwegs, sondern auch weltlich. Zwei Perioden lang war sie Jugendschöffin am Kulmbacher Amtsgericht. Als Mutter von drei (mittlerweile längst erwachsenen) Kindern eine, auf jeden Fall interessante Aufgabe. „Für mich war das sehr beeindruckend“, sagt sie und erinnert sich gern an diese spannende Zeit und an die vielen Verhandlungen. Früher war sie auch in der inzwischen aufgelösten Landjugend Grafengehaig aktiv, viele Jahre lang als Schriftführerin sogar in der Vorstandschaft. Susanne Schramm hatte in Kulmbach das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium besucht und absolvierte danach die Berufsfachschule und die Fachakademie für Hauswirtschaft in Ahornberg. Abgeschlossen hatte sie als „staatlich geprüfte hauswirtschaftliche Betriebsleiterin“, was im allgemeinen Sprachgebrauch einer Hauswirtschaftsmeisterin entspricht. „Gearbeitet habe ich in dem Beruf praktisch nie“, so Susanne Schramm. Stattdessen war sie unter anderem als Verwaltungsangestellte an der Universität Bayreuth tätig. Bild: In Grafengehaig ist Susanne Schramm Kantorin der Kirchengemeinde. Das Bild zeigt sie am Spieltisch der Eule-Orgel in der Heilig-Geist-Kirche. "Habe die Ehre": Dr. Christine Hofmann-Niebler Soziales Ehrenamt zum Lobe Gottes / Dr. Christine Hofmann-Niebler engagiert sich in vielen Bereichen ehrenamtlich Neuenmarkt. Zahnärztin, Musikerin, Sängerin und Sportbetreuerin: Fast könnte man meinen Dr. Christine Hofmann-Niebler aus Neuenmarkt hat der Tag mehr als 24 Stunden.“ Ich könnte das alles nicht machen, wenn mein Mann mir den Rücken nicht freihalten würde, sagt sie und Ehemann Günther Niebler nickt zustimmend. Dabei könnte man meinen, Christine Hofmann-Niebler hätte jetzt mehr Zeit, ein Jahr nachdem sie ihre Zahnarztpraxis in Neuenmarkt aufgegeben und sich zur Ruhe gesetzt hatte. Doch von Ruhe keine Spur. Demnächst nimmt sie sich das Akkordeon und spielt im Café Klatsch auf. Auf dem Programm stehen Lieder zum Mitsingen, so wie sie das auch in der Tagespflege in Neuenmarkt ein- bis zweimal im Monat macht. Seit sie sich dem Spiel auf der Kirchenorgel gewidmet hat, begleitet sie die Gottesdienste nicht nur in Neuenmarkt, auch in Wirsberg, auf der kleinen Truhenorgel in Cottenau oder auch in der Bayreuther Christuskirche. Als Schülerin hatte sie Klavierunterricht, da sei ihr das Spiel auf der Orgel gar nicht so schwergefallen. Nun beschränkt sich das ehrenamtliche Wirken von Christine Niebler-Hofmann längst nicht nur auf die Musik. Besonders segensreich war ihre Betreuertätigkeit bei den Special Olympics, der Weltspiele für geistig behinderte und mehrfach behinderte Menschen im Juni dieses Jahres in Berlin. „Ein Riesenevent, mit Menschen aus der ganzen Welt“, schwärmt sie. Für sie ist das allerdings gar nichts Neues, denn auch bei den Special Winter-Olympics vor einigen Jahren in Oberhof war sie in gleicher Funktion schon mit von der Partie. Christine Hofmann-Niebler wurde in Bayreuth geboren, machte am dortigen Gymnasium Christian Ernestinum das Abitur und absolvierte anschließend ihr Medizinstudium in Mainz. Auch der Vater und der Bruder seien Zahnärzte, begründet sie die Tatsache, dass es eben doch kein Musikstudium wurde. 1984 ließ sie sich mit eigener Praxis in Neuenmarkt nieder, vor einem Jahr gab sie die Praxis auf. Einen Namen in Kulmbach und Umgebung hat sie sich mit dem von ihr im Jahr 2009 gegründeten Salonorchester „Cappuccino“ gemacht. Hauptsächlich mit Schlagern und Evergreens der 20er und 30er Jahre hätten sie und ihre Damen eine wahre Erfolgsgeschichte geschrieben. Egal, ob das Kirchenkonzert vor wenigen Wochen in Mangersreuth, die alljährlichen Auftritte zu Gunsten des Hospizvereins auf dem Marktplatz das Gastspiel in der Bayreuther Erlöserkirche zu Gunsten der Tafel oder der Auftritt in Weißenstadt für von Amnesty International: mit den Damen zwischen 50 und 80 Jahren ist immer zu rechnen. Christine Hofmann-Niebler ist übrigens nicht nur die „Cappuccino“-Gründerin, sie „managt“ und leitet das Salonorchester auch und spielt die Posaune. Überhaupt spielt die Posaune eine große Rolle in ihrem musikalischen Leben. Nachdem sie die große Prüfung als nebenberufliche Kirchenmusikerin in der Sparte Posaunenchorleitung abgelegt hatte, wirkt sie immer wieder punktuell in verschiedenen Posaunenchören mit. „Ein soziales Ehrenamt zum Lobe Gottes“, so beschreibt sie diese Tätigkeit. Vieles gäbe es noch zu berichten, etwa ihre zehnjährige Mitwirkung im Kulmbacher Kammerorchester, in der Kulmbacher Kantorei, die damalige christliche Popband „HolyPop“, ihr Beitrag als Bariton-Hornistin im Musikverein Burghaig, oder ihre Mitgliedschaft im Süddeutschen Ärzteorchester, mit dem sie sogar schon im Markusdom in Venedig und in der Dresdner Frauenkirche aufgetreten ist. Dann aber nicht mit „Wochenend und Sonnenschein“ oder der „Kleinen Kneipe“, sondern mit Bachs h-Moll-Messe oder der Mottete „Locus iste“ von Anton Bruckner. Im Rahmen des Projektes „One world for peace“ sang sie sogar bei einer Uraufführung eines Werkes des walisischen Komponisten Karl Jenkins in der Linzer Brucknerhalle mit. „Ich mag alles, mir gefällt alles“, sagt sie und meint damit ihren breiten Musikgeschmack. Gerade die Vielfalt sei doch das Schöne und der Blick über den Tellerrand habe noch niemanden geschadet. Das gilt auch für ihr jüngstes Projekt. Zusammen mit drei Mitstreitern möchte sie eine Formation gründen, mit der sie künftig vor allem Beerdigungen eine niveauvolle Ausgestaltung verleihen möchte. Bild: Musik zum Lobe Gottes und zu Gunsten wohltätiger Organisationen: dafür steht die frühere Neuenmarkter Zahnärztin Dr. Christine Hofmann-Niebler. "Habe die Ehre": Jeder zweite engagiert sich ehrenamtlich / Interview mit Heike Söllner, Leiterin der Koordinierungsstelle Ehrenamtliches Engagement am Landratsamt Kulmbach Kulmbach, Unter dem Titel „Habe die Ehre“ startet unsere Zeitung in den kommenden Wochen eine neue Serie, in der ehrenamtlich tätige Persönlichkeiten aus Stadt und Landkreis Kulmbach vorgestellt werden. Wir sprachen im Vorfeld mit Heike Söllner, der Leiterin der Koordinierungsstelle „Ehrenamtliches Engagement“ am Landratsamt Kulmbach: Frau Söllner, wie viele Menschen sind im Landkreis Kulmbach ehrenamtlich engagiert? Statistische Zahlen allein auf unseren Landkreis bezogen gibt es dazu leider sehr wenig, aber aus den empirischen Erhebungen zum freiwilligen Engagement auf Bundes – beziehungsweise Landesebene lassen sich gut Rückschlüsse auf das Engagement-Potential, insbesondere auch in ländlichen Räumen ziehen. Die jüngste Quelle ist der sogenannte Freiwilligensurvey der Bundesregierung aus dem Jahr 2019, nächstes Jahr steht er zur Fortschreibung an. Ist das über oder unter dem Durchschnitt, bundes- und bayernweit? In Bayern hat das Ehrenamt eine lange Tradition und so liegt der Freistaat mit einer Engagement-Quote von 41 Prozent im Ländervergleich über dem bundesweiten Durchschnitt. In den erwähnten Erhebungen kommt immer wieder zum Ausdruck, dass die Engagement-Quote in ländlichen Räumen höher ist als in Ballungsräumen, eigentlich wenig verwunderlich. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte: Im Landkreis Kulmbach liegen wir sowohl über dem Bundesdurchschnitt als auch über dem bayerischen Durchschnitt, weil fast jeder Zweite über 14 Jahren in irgendeiner Art und Weise ehrenamtlich engagiert ist. Wo engagieren sich die Menschen, was sind die Schwerpunkte? Der Freiwilligensurvey nennt als größten Engagement-Bereich Sport und Bewegung, auf Platz zwei folgt der Bereich Kultur und Musik, dicht gefolgt vom Sozialen Bereich. Ich würde sagen, dass lässt sich so durchaus auf den Landkreis Kulmbach übertragen, wobei vor Ort noch die Rettungsorganisationen eine große Rolle spielen. Wie hoch ist eigentlich der Frauenanteil innerhalb der Ehrenamtlichen? Insgesamt gesehen gibt es laut dem Freiwilligensurvey 2019 keinen statistisch signifikanten Unterschied mehr. Frauen mit 39,2 Prozent und Männer mit 40,2 Prozent liegen fast gleichauf. Bei den vorangegangenen Erhebungen sah das noch ein wenig anders aus. Der Frauenanteil ist aber seit 1999 kontinuierlich gestiegen. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen einzelnen Engagement-Bereichen. So sind Frauen wesentlich häufiger im sozialen Bereich engagiert. Seltener anzutreffen sind sie in Leitungs- und Vorstandspositionen. Gibt es einen Überblick, wie viele Vereine es im Landkreis gibt? In unserem Vereinsfinder unter www.engagiert-in-kulmbach.de sind fast 1100 Vereine und gemeinwohlorientierte Organisationen aufgeführt. Wie schaffen es die Vereine im Moment, ihre Mitglieder zu halten? Gibt es einen Mitgliederschwund im Ehrenamt? In Bezug auf unsere Vereine im Landkreis beobachte ich da ein zweigeteiltes Bild. Es gibt genügend gute Beispiele, wo das Vereinsleben nach den coronabedingten Einschränkungen wieder richtig gut Fahrt aufgenommen hat und wo sogar ein kleiner Boom bei der Nachfrage nach den Vereinsangeboten zu verzeichnen ist. Dann gibt es aber auch etliche Vereine, denen es schwerfällt, das Vereinsleben wieder in Gang zu bringen und die darunter leiden, dass aktive Mitglieder sich nach der Coronapandemie nicht mehr in der Form engagieren können oder möchten, wie dies zuvor der Fall war. Die gesellschaftlichen Veränderungen, die ja leider in vielen Bereichen zu beobachten sind, schlagen also schon sehr deutlich auch auf die Vereinsarbeit durch. Was hat Corona mit dem Ehrenamt gemacht? Erfreulicherweise wird mir in der Mehrzahl berichtet, dass der pandemiebedingte Mitgliederschwund sehr gering war. Ich glaube, diejenigen, die gerade in den letzten schwierigen Jahren, den Kontakt zu ihren Mitgliedern gehalten haben, vielleicht sogar mit kreativen Ideen neue Akzente gesetzt haben, stehen im Moment ganz gut da, konnten aus der Krise sogar ein Stück weit Erneuerung mitnehmen. Wo es aber möglicherweise schon vor der Pandemie im Verein kriselte und sich in den letzten Jahren Lethargie breitgemacht hat, sind die Herausforderungen weitaus größere, um wieder Schwung in die Vereinsarbeit zu bekommen. Die ganze Tragweite der coronabedingten Auswirkungen wird sich wohl erst so nach und nach zeigen. Ich rechne damit, dass die Probleme in den Vereinen, insbesondere Führungspositionen zu besetzen, sich in nächster Zeit weiter verstärken werden. Also die Gewinnung aktiver Mitglieder und die Nachwuchsarbeit bleiben das Topthema in allen Bereichen der Vereinsarbeit. Stimmt es, dass sie viele Menschen nicht mehr langfristig binden wollen? Ja, das ist tatsächlich so. Das Ehrenamt hat sich verändert und das nicht erst seit der Coronapandemie. Weitaus weniger Menschen sind bereit, sich langfristig für eine bestimmte Sache zu engagieren. Warum ist das so? Eine dauerhafte Verpflichtung passt vielleicht nicht mehr zu einem Lebensentwurf voller Freiheit und Selbstbestimmung, oder zu den beruflichen Belastungen, die eine veränderte Arbeitswelt mit sich gebracht haben. Zeit ist natürlich ein wesentlicher Faktor für ein Engagement. Bei Jugendlichen spielen sicher auch die Veränderungen im Schullalltag eine Rolle, Stichwort Ganztagsbetreuung, und möglicherweise fehlt das Vorbild der Eltern und sie haben überhaupt keine Berührungspunkte zum Ehrenamt. Dann ist es auch unwahrscheinlich, dass sie sich als Erwachsene engagieren. Die Langfristigkeit und Verantwortlichkeit, die in den klassischen Vereinsstrukturen über Jahrzehnte hinweg Gang und Gäbe war, wirkt auf Jüngere eher abschreckend. Hingegen ist ein Zulauf bei kurzfristigen Engagements erkennbar, weil sich Menschen eben durchaus für ein inhaltlich und zeitlich begrenztes Projekt einsetzen und bereit sind, dafür eine Weile auch durchaus mehr Zeit zu investieren. Worin könnte die Lösung für die Zukunft liegen? Die Lösung könnte darin liegen, die klassischen Vereinsstrukturen anzupassen, indem die Belastungen für Einzelne auf mehr Schultern verteilt und Kräfte gebündelt werden. Dazu kommt noch das Dauerthema bürokratische Hemmnisse im Ehrenamt abzubauen und die schon erwähnten kurzfristigen Engagement-Möglichkeiten auszubauen. Wie kann der Einzelne vom Ehrenamt profitieren? Wer sich ehrenamtlich engagiert, macht das in erster Linie, weil er oder sie Spaß am Engagement haben. Junge Leute erwerben durch ehrenamtliches Engagement jede Menge Kompetenzen fürs Leben. Es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass freiwilliges Engagement glücklich macht und sich positive Effekte für die Gesundheit ergeben. Das zeigt sich auch in den weiteren Motiven für ehrenamtliches Engagement: Anderen Menschen helfen oder etwas für das Gemeinwohl tun wird neben dem Spaß am Tun ganz oft genannt. Wer sich ehrenamtlich engagiert, kommt mit anderen Menschen zusammen, schließt schneller Freundschaften und ist in einem guten Netzwerk eingebunden und hat einfach eine höhere Lebensqualität. Wer neu zuzieht, kann durch ehrenamtliches Engagement weitaus schneller Kontakte knüpfen, als ohne Einbindung in Ehrenamtsstrukturen. Und wenn es einem mal nicht so gut geht, kann sicher auch mehr auf Unterstützung gezählt werden als ohne dieses Netzwerk aus dem Ehrenamt. Und noch ein wichtiger Aspekt: Ehrenamtliches Engagement schützt vor Einsamkeit. Was genau ist Ihre Tätigkeit im Bereich des Ehrenamtsmanagements? Das Ehrenamtsmanagement ist sozusagen eine ständige Vertretung des freiwilligen Engagements innerhalb des Landratsamtes und in beratender Funktion auch in den Kreisgremien. Allen kommunalpolitisch Verantwortlichen ist es ein großes Anliegen, dass bürgerschaftliches Engagement bei uns vor Ort möglichst gute Rahmenbedingungen vorfindet, daran arbeiten wir kontinuierlich und setzen uns ein, für ein gutes Miteinander und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Was hat es mit dem Koordinierungszentrum bürgerschaftliches Engagement am Landratsamt auf sich? Damit möchten wir ein zuverlässiger Partner für alle Vereine und gemeinwohlorientierten Organisationen vor Ort sein, die auf die Mitwirkung von Engagierten bauen. Insofern sind wir also Bindeglied zwischen ganz verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren, bringen Menschen zusammen und möchten für Engagement begeistern. Wir setzen uns ein für eine lebendige, vielfältige und offene Bürgergesellschaft und wollen mit unserer Arbeit einen echten Mehrwert für alle Engagierten im Landkreis bieten. Was gehört alles zur Aufgabenpalette? Die Aufgabenpalette reicht von der Beratung zu Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements über Fortbildungsangebote für Vereinsverantwortliche, wie zum Beispiel die Schulungsreihe Fit fürs Ehrenamt, und eigene Ehrenamtsprojekte bis hin zur Stärkung der Anerkennungskultur wie etwa die Bayerische Ehrenamtskarte. Was ist dabei für sie persönlich wichtig? Für mich spielt es in dieser Aufgabe eine große Rolle, gut vernetzt zu sein, das Zeitgeschehen und die Gegebenheiten vor Ort im Blick zu haben, um daraus wiederum konkrete Bedarfe abzuleiten und wenn möglich als Vervielfacherin zu wirken. Im Laufe der Zeit konnten wir auf diese Weise schon zahlreiche Ehrenamtsprojekte mit begleiten oder selbst auf den Weg bringen. Für die Mentor-Leselernhelfer oder das Kulturpatenprojekt läuft beispielsweise das gesamte Freiwilligenmanagement bei uns. Auch die Integrationslotsenstelle am Landratsamt ist Teil des Teams und steht allen Engagierten in der Geflüchtetenhilfe unterstützend zur Seite. Bild: Bei ihr laufen die Fäden zusammen: Heike Söllner leitet die Koordinierungsstelle „Ehrenamtliches Engagement“ am Landratsamt Kulmbach. |