20.09.2023
Ausflugstipps zum Nulltarif (14):
Der Kunst- und Seeweg am Trebgaster Badesee
Vom Moorland zum
Naherholungszentrum / Klein aber fein: Der „Kunst- und Seeweg“ führt
vom ehemaligen Bahnhof zum Trebgaster Badesee
Trebgast
Im Sommer kommen Badegäste und Wasserratten, während des übrigen
Jahres ist er ein beliebtes Ziel von Wanderern, Spaziergängern und
Radfahrern: der Trebgaster Badesee hat zu allen Jahreszeiten seinen
besonderen Reiz. Die Wiesen und Felder drumherum und die bewaldete
Hügellandschaft erinnern ein wenig an die Toskana und sorgen dafür,
dass sich die Landschaft zu jeder Jahreszeit anders präsentiert.
Künstlerisch bereichert wird das Naturerlebnis im Kulmbacher Land
seit einigen Jahren durch den „Kunst- und Seeweg Trebgast“.
Zugegeben, er hat (bislang) gerade einmal fünf Stationen, doch
wertet er damit das Areal des ganzen Tales auf. Zu verdanken ist der
Weg der Kulturinitiative Trebgast und den drei beteiligten
Künstlern, der Töpferin Natascha Knapp, dem Kupferkünstler Heiko
Müller und dem Glaskünstler Bernd Pingel.
Der
Rad- und Fußweg verbindet den ehemaligen Bahnhof und jetzigen
Haltepunkt mit dem vor fast einem halben Jahrhundert von
Menschenhand geschaffenen See. Start ist am Bahnhof. Gleich auf zwei
der fünf markanten Findlinge aus dem für die Gegend so typischen
Sandstein sitzt „die Badende“, liebevoll getöpfert von Natascha
Knapp. Seit 1991 führt sie die Töpferei zusammen mit ihrem Mann
Wolfgang in der Lindauer Straße. Wenn auch die Herstellung von
Steinzeug-Geschirr Schwerpunkt ihres Schaffens ist, so arbeitete
Natascha Knapp gerade in den zurückliegenden Jahren immer wieder
auch figürlich. Die fast 50 Zentimeter hohen Figuren sind komplett
in Handarbeit gefertigte Unikate. Infotafeln dokumentiert zudem die
Geschichte des Sees.
Die
zweite Station ist überschrieben mit dem Titel „Gegen den Strom“.
Geschaffen hat das reliefartige Gebilde mit Fischen, die gegen den
Strom schwimmen, Heiko Müller aus Kupfer, das bei Handwerkern zu den
am häufigsten verwendeten Buntmetallen gehört. „Das verhältnismäßig
weiche Material lässt sich gut mit einfachen Werkzeugen bearbeiten“,
begründet Heiko Müller die Wahl seines Werkstoffes.
Noch
einmal begegnet man an der nächsten Station einer „Badenden“ aus den
Händen von Töpferin Natascha Knapp, ehe an der vierten Station nahe
eines Bahnübergangs Bernd Pingel mit einem filigranen Glaskunstwerk
überrascht. Dieses Objekt ist aus verschiedenen Glasstücken in
Tiffany-Technik zusammengefügt. „Glasbilder leben von der Sonne und
von Licht in der Atmosphäre“, erklärt der Künstler sein Werk. Je
nach Tages- und Jahreszeit ändere sich die Intensität und Farbe der
Darstellung. Die fünfte und letzte Station findet der Spaziergänger
dann am Ufer des Badesees. Der fantasievolle Fisch auf dem Findling
erinnert daran, dass es hier schon zur Zeit der Markgrafen
Fischteiche gab.
Tagesfüllend
ist dieser kleine Spazierweg sicher nicht, doch lässt es sich gut
mit einer Seeumrundung kombinieren. Der Trebgaster Badesee ist
immerhin 680 Meter lang und 220 Meter breit, einmal um den See sind
es ziemlich genau eineinhalb Kilometer. Gespeist wird er von vier
unterirdischen Quellen, die innerhalb des Sees liegen. Immerhin gibt
es sogar eine Insel, die über 7000 Quadratmeter groß ist.
Die
Verwandlung des moorigen Gebiets mit großem Schilfgürten in ein
Naherholungszentrum dauerte damals drei Jahre, ehe das Areal 1975
eingeweiht werden konnte. Heute gibt es einen
Nordic-Walking-Parcours und einen Gesundheitspark mit
Fußballfeldern, Tennisplätzen, einen Bewegungsgarten für alle
Generationen und einen Kindererlebnisspielplatz.
Wer
noch immer nicht genug hat, der kann die zauberhafte Gemeinde mit
ihrer schmucken Markgrafenkirche über den genau in die
entgegengesetzte Richtung verlaufenden Theaterweg kennen lernen. Die
Skulpturen dieses Weges stammen ebenfalls von der Töpferin Natascha
Knapp. Start ist wieder der Bahnhaltepunkt. Der Weg ist allerdings
ebenfalls nicht als Rundweg konzipiert worden, sondern führt in fünf
Stationen bis nach oben auf den Wehelitzer Berg zur Naturbühne und
wieder zurück.
Bilder:
1. Am
Bahnhaltepunkt empfängt „die Badende“, eine Keramikskulptur von
Natascha Knapp die Ankommenden und lädt zum Spaziergang in Richtung
Badesee ein.
2. „Gegen
den Strom“ schwimmen die Fische auf dem reliefartigen Konstrukt des
Kupferkünstlers Heiko Müller.
3. +
4. Noch eine Badende: diese Keramikskulptur steht in der Nähe des
Fußballplatzes.
4. Nahe
dem Bahnübergang hat dieses filigrane Glaskunstwerk in
Tiffany-Technik von Bernd Pingel seinen Platz gefunden.
6. Idyllisch
eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft wurde der See Anfang der
1970er Jahre angelegt.
7. Zu
allen Jahreszeiten einen Spaziergang wert: der Trebgaster Badesee.
.JPG)
nach oben
08.09.2023
Ausflugstipps zum Nulltarif
(13):
Der Hans-von-Kulmbach-Rundweg
in Kulmbach
Mit
Hans von Kulmbach durch die Altstadt / Als Azubi bei Albrecht Dürer:
der gebürtige Kulmbacher Hans Suess ist auch 500 Jahre nach seinem
Tod weltberühmt – Denkmal und Rundweg erinnern an den großen Sohn
der Stadt
Kulmbach.
Seine Werke sind in New York, St. Petersburg oder Rio de Janeiro zu
sehen, er war Mitarbeiter von Albrecht Dürer und gilt als einer der
bedeutendsten Künstler der Renaissance: Hans Suess, besser bekannt
als „Hans von Kulmbach“. Wenn er auch den größten Teil seines Lebens
in Nürnberg verbracht hat, Hans Suess ist ein geborener Kulmbacher.
So
weit so gut. Doch damit fangen die offenen Fragen schon an. Heißt er
wirklich Suess oder doch Hans Wagner? Nicht einmal sein Geburtsjahr
steht einwandfrei fest. Es muss wohl zwischen 1476 und 1485 gewesen
sein, als der Sohn eines Wagners das Licht der Welt erblickte. Seine
Heimatstadt hat ihn nicht vergessen. Neben dem repräsentativen
Denkmal gleich neben dem Rathaus gibt es auch einen Altstadtrundweg
mit Hans-von-Kulmbach. Interessant ist er nicht nur für Besucher.
Auch Einheimische können die Schönheiten ihrer Stadt mit Hilfe der
neun Stationen neu entdecken und Kulmbach einmal aus einem anderen
Blickwinkel erleben.
Eigentlich
ist es ein Rundweg durch die historische Altstadt, bei dem Hans von
Kulmbach den Spaziergänger an die Hand nimmt und mit ihm durch die
Altstadt bummelt. So gibt es an jeder der neun Stationen nicht nur
Wissenswertes über Kulmbach uns seine Geschichte, sondern auch die
wichtigsten Stationen aus dem Leben des Malers.
Hans von
Kulmbach war nicht nur so eine Art Azubi des großen Albrecht Dürer,
er wurde auch zu seinem Assistenten und Vertrauten. Betende Hände,
Rasenstücke oder sitzende Hasen hat Hans von Kulmbach nie gemalt.
Trotzdem hatte er eine eigene Werkstatt mit mehreren Mitarbeitern in
Nürnberg, als freie Reichsstadt damals eine Art „Welthauptstadt“:
Dort arbeitete er vor allem an Altarbildern, die noch heute
existieren. Der Nikolaus- und der Annenaltar der Nürnberger
Lorenzkirche beispielsweise oder der Dreikönigsaltar in der
evangelische Kirche St. Georg in Wendelstein (Landkreis Roth).
Um
1514 schlug Hans von Kulmbach dann zeitweise in Krakau auf, blieb
aber Nürnberger Bürger. Hierzulande hatte er längst die Rolle eines
„Marktführers für Tafelbilder“ übernommen. Und auch in Krakau war er
mit der bildnerischen Ausgestaltung von Altären beschäftigt. 1522
starb Hans von Kulmbach in Nürnberg.
Die
leuchtenden Farben seiner Werke und seine technische Perfektion
sollen ihn so berühmt gemacht haben. 1511 hat er den Markgrafen
Casimir von Brandenburg-Kulmbach portraitiert. Sogar von Kaiser
Maximilian I. bekam er Aufträge. Sein Werk „Anbetung der Könige“ ist
heute im Museu Nacional de Belas Artes in Rio de Janeiro zu sehen.
In Krakau befinden sich noch acht Tafeln des Katharinenaltars, die
vom Leben und Sterben der Heiligen Katharina erzählen.
Auch
in der Region hat er seine Spuren hinterlassen: in Limbach bei
Pommersfelden sind auf zwei Altarflügeln Ritterfiguren von Georg und
Florian dargestellt. Im Landschaftsmuseum Obermain auf der
Plassenburg ist die Predella, also ein Teil seines Katharinenaltars
aus den Jahren 1514/1515 zu sehen. Als sein Hauptwerk gilt der
Tucheraltar in der Nürnberger Kirche St. Sebald. Dabei handelt es
sich um eine Votivtafel für den Propst Lorenz Tucher, die auf einen
Entwurf von Albrecht Dürer zurückgeht.
Der
Altstadtrundweg mit Hans von Kulmbach beginnt an der
Dr.-Stammberger-Halle. Dort steht auch eine große Übersichtstafel
auf der sämtliche Stationen des Weges verzeichnet sind. Weiter geht
es zum Weißen Turm in der Spitalgasse, ein Teil der frühen
Stadtbefestigung aus dem, man glaubt es kaum, 14. Jahrhundert. Über
das beliebte Fotomotiv des Roten Turms und des Langheimer Amtshofes
geht es weiter zum Prinzessinnenhaus mit seinem spektakulären Blick
auf die St.-Petri-Kirche und die Plassenburg. Nicht weit davon ist
das Badhaus als nächste Station, ehe es am Michel-Weiß-Haus vorbei
zur Fronveste und zum Zinsfelder Brunnen und wieder zurück zur
Dr.-Stammberger-Halle geht.
Das
Michel-Weiß-Haus erinnert übrigens an einen anderen berühmten
Kulmbacher Maler. Michel Weiß wurde hier 1867 geboren, er lebte und
arbeitete in seinem Geburtshaus bis zu seinem Tod im Jahr 1951.
Seine Heimatstadt hat Michel Weiß auf nahezu unzähligen Bildern
verewigt. Typisch für ihn ist sein lyrisch-verklärter
biedermeierlicher Stil.
Bilder:
1. Der
Zinsfelder Brunnen ist eine der Stationen des Altstadtrundweges.
2. Dieses
stilisierte Bild Hans von Kulmbachs ist auf allen Tafeln des
Rundweges zu sehen und soll den Gast durch die Altstadt führen.
3. Eine
Übersicht über die neun Stationen gibt es beim Start und Ziel des
Weges an de Dr.-Stammberger-Halle.
4. Aus
dem frühen 14. Jahrhundert stammen Teile der Stadtbefestigung rund
um den Weißen Turm.
5. So
könnte er ausgesehen haben: Hans von Kulmbach, wie ihn das
eindrucksvolle Denkmal vor dem Rathaus zeigt.
6. Hier
lebte und arbeitete ein weiterer berühmter Kulmbacher Maler: Michel
Weiß (1867 – 1951).
7. Bilder
von zeitgenössischen Kulmbacher Malern sind während des Jahres
regelmäßig im Badhaus zu sehen, das ebenfalls eine Station des
Altstadtrundweges ist.
nach oben
01.09.2023
Freizeittipps zum Nulltarif (12):
Park der Geschichte und Grüne
Oase inmitten der Stadt / Sinnbild für Vergänglichkeit und
Gegenwart: der Alte Kulmbacher Friedhof
Kulmbach.
Ein Friedhof als Ausflugstipp? Das ist schon ungewöhnlich. Noch dazu
im Sommer. Zu Allerheiligen vielleicht, oder an einem trüben Tag im
November. Beim Alten Friedhof in Kulmbach handelt es sich allerdings
auch nicht um einen gewöhnlichen Friedhof, sondern um eine ganz
besondere Parkanlage, die gerade wegen ihres üppigen Grüns, dem
prächtigen Baumbestand mit hochgewachsenen Eschen und Eichen sowie
herrlichen Rhododendren und großblättrigen Farnen auch im Sommer
einen Spaziergang wert ist.
Viele
historische Gräber sind noch zu sehen auf dem Areal zwischen
Pestalozzi- und Friedhofstraße, doch die letzte Beisetzung fand 1951
statt und liegt damit viele Jahrzehnte zurück. Heute ist der „Park
der Geschichte“ ein beliebtes Ziel von Spaziergängern, eine grüne
Oase inmitten der Stadt, die zur Erholung aber auch zum Nachdenken
einlädt, denn die Vergangenheit ist überall zu spüren. Seit einigen
Jahren sind viele historischen Grabstellen mit kleine Hinweistafeln
besonders gekennzeichnet, so dass die Monumente und die Bauwerke,
die herausragende Persönlichkeiten repräsentieren, dem Blättern in
der Stadtgeschichte gleichkommen.
Ein
Rundgang beginnt am besten an der Nikolaikirche. Leider ist sie in
der Regel verschlossen und nur zu Gottesdiensten geöffnet. Noch vor
Jahren gab es dort auch kleine, aber feine Konzerte. Doch auch von
außen zeigt sich, dass das 1573 bis 1576 erbaute Kirchlein schon
etwas ganz Besonderes ist. Erst um 1800 herum wurde der Friedhof
angelegt, damals weit draußen vor den Toren der Stadt. Bis zu diesem
Zeitpunkt wurden die verstorbenen Kulmbacher um die Petrikirche
herum bestattet. Im 16. Jahrhundert sollen allerdings auch hier
schon Beisetzungen stattgefunden haben. Die Opfer des Konradi-Tages
von 1553 etwa oder die Pesttoten des Mittelalters könnten hier ihre
letzte Ruhe gefunden haben.
Wer
heute durch den Alten Friedhof schlendert, der findet die Namen von
Brauern, Büttnern Fabrikanten, Handwerkern, Kaufleuten und
Mühlenbesitzern. Sie alle haben zum Aufstieg der Stadt beigetragen.
Viele Symbole sind auf den Grabdenkmälern zu erkennen, der
Lorbeerkranz etwa, die auf Ruhm und Unsterblichkeit hinweisen soll,
die angebrochene Säule, die einen viel zu frühen Tod kenntlich macht
oder der Schmetterling, seit der Antike Sinnbild der unsterblichen
Seele.
Fleischmann,
Gummi, Meußdoerfer, Reichel, Ruckdeschel, Sauermann: das sind einige
Namen bekannter Kulmbacher Familien, die auch heute noch vielen
geläufig sind. Aber wer weiß etwas über den Naturforscher Johann
Peter Appollonius Weltrich? Er war der Initiator des
Patersberg-Turms und wurde 1843 zum ersten Kulmbacher Ehrenbürger
ernannt. Oder Kommerzienrat Hermann Limmer: Ohne ihn kein
Vereinshaus und kein Luitpoldbrunnen. Und dann ist da noch ein ganz
prominenter Künstler, der Maler Michael Weiss, der erst 1951
verstorben war und dessen Grab später Opfer einer makabren Schändung
geworden sein soll. Fast kommt es einer Wiedergutmachung gleich,
wenn der Lions-Club Kulmbach-Plassenburg hier 2007 wichtige
Erhaltungsmaßnahmen an der Grabstelle des Ehrenbürgers finanziert
hatl
Wie
auf jedem anderen Friedhof, kann der Besucher aber auch hier
traurigen Geschichten nachspüren. Das Grab des bei der Rettung eines
Kindes aus dem Main ertrunkenen Knechtes Johann Völker, die sieben
viel zu früh verstorbenen Kinder der Familie Jahn oder die Soldaten
des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871, die ihren Verwundungen
erlegen waren.
Etwa die
Hälfte der einst 350 Grabsteine sind im Laufe der Jahre entfernt
worden, auch das historische Leichenhaus von 1885 gibt es nicht
mehr. Und der Zahn der Zeit nagt weiter an den vielen historischen
Monumenten, aber gerade das macht das Einzigartige dieses Ortes aus.
Eine
Besonderheit ist das stattliche Kriegerdenkmal an der
Pestalozzistraße. Schon 1930 wurde es für die Gefallenen des Ersten
Weltkriegs errichtet. Fast zehn Meter hoch ist der Sockel aus
unterfränkischen Muschelkalksandstein, den ein entwaffneter Reiter
zu Pferd, zuversichtlich in den Himmel blickend, krönt.
Stephan
Herbert Fuchs
Info: Der
Alte Friedhof an der Pestalozzistraße ist durchgehend frei
zugänglich und trotz einiger Steigungen auch für Kinderwagen,
Rollatoren oder Rollstühle geeignet.
Bilder:
1. Waffenlos
und den Blick gen Himmel gerichtet: so thront der Reiter seit bald
100 Jahren auf dem Kriegerdenkmal an der Petsalozzistraße.
2. Einst
Friedhof, jetzt Park: das innerstädtische Areal lädt zu allen
Jahreszeiten zu einem Rundgang ein.
3. Steinerne
Zeugen der Vergänglichkeit.
4. Steine
der Geschichte inmitten einer grünen Oase trifft der Spaziergänger
auf dem Alten Friedhof immer wieder an.
5. 17
Menschen fanden in der Jahn´schen Gruft im Zentrum des Alten
Friedhof ihre letzte Ruhestätte.
6. Kein
Name, keine Inschrift, der Grabstein ist längst mit Moos
überwachsen. Nur das Kreuz als Sinnbild des Glaubens und der
Auferstehung ist noch ganz deutlich zu erkennen.
7. Viele Symbole
und Engelsfiguren zieren die Grabsteine.
8. Tragischer
Tod: Die Kaufmannstochter Sophie Fleischmann war erst 22 Jahre jung,
als sie bei einer Kahnpartie auf dem Weißen Main nahe des heutigen
Freibads ertrank.
9. Der
namhafte Kunstmaler Michel Weiß war die letzte Persönlichkeit, die
1951 hier beigesetzt wurde.
10. Bauliches
Juwel mitten in der Stadt: die kleine Nikolaikirche aus dem Jahr
1573 bis 1575.
.JPG)
nach oben
18.08.2023
Freizeittipps zum Nulltarif (11):
Vom Bahnhof zur Bühne: Luther
und Pippi Langstrumpf auf Trebgaster Sandstein / Ein kleiner Weg
erinnert an die große Theatertradition – Durchaus noch ausbaufähig
Trebgast.
Zugegeben, Tagesfüllend ist er nicht. Der Trebgaster Theaterweg ist
dennoch eine Besonderheit und hebt sich von den vielen Themenwegen
ab. Mit dem Theaterweg soll die enge Verbindung des Ortes mit seinem
Freilufttheater hervorgehoben werden. Die Auswahl der Skulpturen
wurde an fünf Stücke angelehnt, die bereits auf der Naturbühne
gespielt wurden. Auch in diesen Tagen geht wieder eine überaus
erfolgreiche Saison mit mehreren Eigenproduktionen und überregional
beachteten Gastspielen zu Ende, und so trägt der Weg dazu bei, die
Bühne während des ganzen Jahres im Ort präsent zu machen.
Der 2017
eröffnete Weg verbindet den Zughaltepunkt am ehemaligen Bahnhof über
die Ortsmitte und die markgräfliche St.-Johannes-Kirche mit der
Naturbühne, die Trebgast zum Festspielort gemacht hat. Leider ist
der Theaterweg kein Rundweg, so dass Wanderer und Spaziergänger im
Eingangsbereich der Bühne angekommen wieder umkehren müssen. Bergab
geht es aber ohnehin schneller als bergauf und die reizvolle
Landschaft im Tal des Weißen Maines ist die kleine Wanderung
wirklich wert. Sehenswert sind die kleinen Keramikskulpturen, die
aus dem Atelier der ortsansässigen Töpferei Knapp stammen. Sie
wurden von Natascha Knapp in der Töpferei in der Lindauer Straße
umgesetzt und auf Stelen aus Trebgaster Sandstein montiert.
Der
Weg beginnt in der Bahnhofstraße mit der lachenden und der weinenden
Maske. Beide werden seit jeher als Piktogramm für Komödie und
Tragödie und damit als Symbol für das Theater schlechthin verwendet.
Vom Haltepunkt des Zuges am ehemaligen Bahnhofsgebäude führt der Weg
in das Ortsinnere. Etwas versteckt blickt eine farbenfrohe Pippi
Langstrumpf von der zweiten Stele den Betrachter an. Die
gleichnamige Kinderbuchreihe der schwedischen Schriftstellerin
Astrid Lindgren bildete die Vorlage für ein Theaterstück, das im
Jahr 2012 auf der Naturbühne Premiere hatte.
Weiter
geht es in Richtung Kulmbacher Straße. Vor dem ehemaligen
Sparkassengebäude wartet „Genoveva“ auf den Theaterfreund. Das
gleichnamige Schauspiel von Friedrich Hebbel hatte bereits 1953 (!)
erstmals Premiere auf der Naturbühne. Nun folgt ein steiler Anstieg
über viele Treppenstufen zur weithin sichtbaren St.-Johannes-Kirche.
Ein interessantes Ensemble von Kirche, Pfarrhaus, Beinhaus,
Pfarrscheune und Gemeindehaus thront da hoch über dem Ort. Etwas
versteckt ziert eine Büste des Reformators Martin Luther die
Theaterweg-Stele. Sie soll an die Aufführung des historischen Dramas
„Luther – Rebell seiner Zeit“ im Jahr 2017 erinnern.
Nun
geht es in einem langen Aufstieg über einen naturbelassenen Weg zur
Bühne, wo am Rande des Vorplatzes die letzte Stele zu finden ist.
Sie zeigt Don Camillo und Peppone, eingerahmt vom Trebgaster Rathaus
und der Johannes-Kirche. Leider ist die dortige Gastronomie nicht
dauerhaft bewirtschaftet.
Wenn die
Naturbühne in diesen Tagen die Saison abschließt, kehrt auf dem
Theaterplatz am Wehelitzer Berg wieder Ruhe ein und der Wanderer
kann die Stille genießen, ehe er zum Abstieg ansetzt. Ausklingen
lassen könnte man den Tag beispielsweise am Naherholungszentrum
Badesee. Auch dort gibt es einen kleinen Rundweg mit fünf Stationen,
zu dem die Töpferin Natascha Knapp einige Skulpturen beigesteuert
hat. Der Theaterweg selbst ist durchaus noch ausbaufähig.
Die bislang gespielten Stücke würden genügend Motive dafür hergeben.
Bilder:
1. "Deutschland
schönste Amateurnaturbühne“: Mit diesem Slogan wirbt die
Freilichtbühne in Trebgast, die gerade eine überaus erfolgreiche
Saison abgeschlossen hat.
2. Am
ehemaligen Bahnhof startet der Trebgaster Theaterweg. Eine lachende
und eine weinende Maske stehen als Symbol für die vielen Stücke, die
seit Jahrzehnten auf der Naturbühne gespielt werden.
3. „Pippi
im Takatukaland“ lautete die Geschichte, die zuletzt 2019 im Kinder-
und Jugendprogramm aufgeführt wurde. Die Stele am Marktplatz zeigt
die Titelheldin aus dem Buch der schwedischen Schriftstellerin
Astrid Lindgren.
4. Friedrich
Hebbels Genoveva gehört seit jeher zu den Klassikern auf dem
Wehelitzer Berg. Vor dem ehemaligen Sparkassengebäude wurde der
Titelfigur aus der Tragödie ein würdiges Denkmal gesetzt.
5. Neben
der markgräflichen St.-Johannes-Kirche blickt Martin Luther auf die
Gläubigen. Die Aufführung des Stückes „Luther – Rebell seiner Zeit“
hatte 2017 für Aufsehen gesorgt.
nach oben
11.08.2023
„Freizeittipps zum Nulltarif“ (10):
Sakrale Kunst von europäischem
Rang / Eine Rundfahrt zu den Markgrafenkirchen im Kulmbacher Land
Kulmbach.
Irgendwie seltsam, dass man jetzt erst darauf gekommen ist, sie
touristisch zu erschließen: die Markgrafenkirchen in Oberfranken.
Unbestritten stellen die knapp 60 offiziell als Markgrafenkirchen
ausgewiesenen Gotteshäuser ein kirchen-, wie kunst- und
kulturgeschichtliches Juwel europäischen Ranges dar. In der Regel
sind sie alle im seit jeher evangelisch geprägten östlichen Teil des
Regierungsbezirks zu finden. Mit 13 Markgrafenkirchen hat das
Kulmbacher Land einen besonders hohen Anteil daran.
In der
Regel gehen sie alle auf das 18. Jahrhundert zurück. Die besten
Künstler, meist die des markgräflichen Hofes, waren gerade gut
genug, um die Gotteshäuser auszustatten. Viele Merkmale finden sich
in den einzelnen Kirchen immer wieder: der Kanzelaltar, ein
Taufengel, das „Auge Gottes“ an der Kirchendecker, Strahlenkränze
mit Wolken und Engel, viele Ornamente, Bilder und reich geschmückte
Emporen.

Eine
Rundfahrt zu den Markgrafenkirchen im Kulmbacher Land könnte
beispielsweise in Mangersreuth starten. „Fröhlich glauben unter
einem blauen Kirchenhimmel“, unter diesem Slogan lädt die Gemeinde
zum Besuch der Pfarrkirche am Magister-Goldner-Platz ein. Erst vor
zwei Jahren wurde hier das 300. Jubiläum der Wiedereinweihung
gefeiert. Zumindest in den Sommermonaten ist die Kirche an den
Wochenenden offen. Wenn nicht, hilft das benachbarte Pfarramt
(09221/7181) gerne aus.
Von
Mangersreuth ist es nicht weit nach Melkendorf. Hier wird es schon
schwieriger mit einem Besuch von St. Aegidius direkt an der
Hauptstraße. Wenn man Glück hat, ist die gegenüberliegende Bäckerei
geöffnet, wo man den Schlüssel bekommt. Ansonsten müsste sich der
Interessierte Besucher im Pfarramt (09221/74861) melden. Ein wenig
weht hier auch der Hauch der Weltgeschichte mit. Eine Gedenkplatte
mit der Jahreszahl 1632 an der nördlichen Außenwand erinnert an ein
Massaker im 30-jährigen Krieg, bei dem 300 Bauern von kaiserlichen
Soldaten getötet wurden. Erst danach wurde das Gotteshaus im
Barockstil zur Markgrafenkirche umgestaltet.

Keine zehn
Minuten sind es mit dem Auto von Melkendorf nach Thurnau. Auch St.
Laurentius am Kirchplatz gleich neben dem Schloss gilt als
Markgrafenkirche, wenngleich sie einige Besonderheiten bietet. Schon
von der Straße fällt der überdachte Zugang vom Schloss her auf. Die
Reichsgrafen von Giech und die Freiherrn von Künßberg sollten so
trockenen Fußes in die prächtigen Adelslogen der Kirche gelangen. In
ihrem Inneren bietet St. Laurentius so ziemlich alles, was eine
Markgrafenkirche ausmacht: Einen Altar des berühmten Hofbildhauers
Elias Räntz, eine musikhistorisch bedeutsame Wiegleb-Orgel, deren
Prospekt ebenfalls aus dem Hause Räntz, vom Sohn Johann Gabriel,
stammt, sowie jede Menge Stuck. Die Kirche ist täglich geöffnet.

Von
Thurnau ist es ein Katzensprung nach Berndorf. Die dortige
Friedenskirche, gleich neben dem Geburtshaus des Ingenieurs und
„Kühlschrank-Erfinders“ Carl von Linde ist ein Paradebeispiel dafür,
dass eine unscheinbare Dorfkirche wahre Schätze bieten kann. Das
Meisterwerk im Stil des Rokokos geht auf ein Gelübde des
Reichsgrafen in Kriegsgefahr zurück. Deshalb auch der Name
Friedenskirche, der eher an eine moderne Kirche, als an eine
historische Markgrafenkirche denken lässt. Zumindest in den
Sommermonaten April bis Oktober ist die Kirche tagsüber immer offen.

Weiter
geht es nach Wonsees unweit der Burg Zwernitz und des markgräflichen
Felsengartens Sanspareil. Auch St. Laurentius über dem Dorf thronend
ist eine Markgrafenkirche, obwohl die ursprüngliche Wehrkirche noch
deutlich zu erkennen ist. Im 30-Jährigen-Krieg wurde der Ort
mehrfach verwüstet, die Kirche blieb wie ein Wunder erhalten und
präsentiert sich heute als ganz besonders prächtige
Markgrafenkirche. St. Laurentius ist ganzjährig geöffnet, in den
Sommermonaten von 10 bis 19, im Winter von 10 bis 16 Uhr.

Zurück
geht es über Thurnau nach Neudrossenfeld zur nächsten prächtigen
Markgrafenkirche, der Dreifaltigkeitskirche am Schlossplatz. Der
Kirchenraum präsentiert sich eher als Festsaal. Auch hier gibt es
wieder eine Adelsloge, diesmal eine Loge der Reichsgrafen von
Ellrodt, die damals das benachbarte Schloss bewohnten.
Besonderheiten dieser Kirche sind unumstritten der reichhaltige
Deckenstuck des später überaus bekannt gewordenen markgräflichen
Hofstuckateurs Giovanni Battista Pedrozzi und der Deckengemälde des
fürstlichen Hofmalers Wilhelm Ernst Wunder.

Von
Neudrossenfeld aus gelangt man schnell nach Trebgast. Dort lockt
nicht nur die allseits bekannte Naturbühne mit ihren interessanten
Theaterstücken viele Besucher alljährlich an, auch die
Markgrafenkirche St. Johannes am Hang über dem Ort ist einen Besuch
wert. In den Sommermonaten ist das Gotteshaus täglich zugänglich und
der Besuch wird belohnt mit dem Anblick eines außergewöhnlich
schönen Kanzelaltars, der den Auferstandenen im Strahlenkranz über
einen Bogen aus Wolken und Engeln zeigt.

Eine
weitere Besonderheit bietet sich dem Besucher im nahem Himmelkron.
Die dortige Stiftskirche ist eine ehemalige Klosterkirche, die
Markgraf Christian Ernst um 1700 herum umgestalten ließ. Hier lohnt
sich nicht nur ein Besuch des historischen Kreuzgangs,
beziehungsweise, was davon noch übriggeblieben ist, sondern auch des
Stiftskirchenmuseums im ehemaligen Nonnenchor. In der Fürstengruft
der Ritterkapelle haben gleich vier Markgrafen ihre letzte
Ruhestätte gefunden. Weitere bedeutende Grabdenkmäler gibt es in der
Stiftskirche.
Zum
Gemeindegebiet von Himmelkron gehört auch Lanzendorf. Die dortige
St.-Gallus-Kirche gilt als Geheimtipp hoch über dem Weißen Main. Die
Ursprünge der Kirche sollen bis in das erste Jahrtausend
zurückgehen. Erst um 1700 wurde die kleine gotische Saalkirche zur
Markgrafenkirche umgebaut. Das heutige barocke Aussehen stammt aus
dem Jahr 1750.

Über die
Bundesstraße B303 geht es von Himmelkron nach Wirsberg. Bei der
Einweihung der St.-Johannis-Kirche war am 24. Juni 1746 ein
herausragender Gast anwesend: die kunstsinnige Markgräfin Wilhelmine
höchstpersönlich. Wenn über dem Eingang die Jahreszahl 1743 prangt,
dann deshalb, weil in diesem Jahr der Grundstein für die neue Kirche
gelegt wurde. St. Johannis am Marktplatz hat täglich geöffnet, im
Sommer von 9 bis 18, im Winter von 9 bis 17 Uhr.

Die B303
weiter gelangt man nach Untersteinach. Das Besondere an St. Oswald
ist der Innenraum, der wie eine reich dekorierte Bilderbibel wirkt.
Ähnlich wie in Wonsees ging St. Oswald ebenfalls aus einer
Wehrkirche hervor, wovon die uralten Mauern im Äußeren noch Zeugnis
ablegen. Die Markgrafenkirche am Kirchplatz 1 hat im Sommer von 9
bis 18, im Winter von 9 bis 16 Uhr geöffnet.
Nun folgt
noch ein Abstecher ins Oberland, nach Presseck. Die Markgrafenkirche
„Zur heiligen Dreifaltigkeit“ am Kirchbergweg. Auch hier gibt es
einen Bezug zum 30-jährigen Krieg: Eine Inschrift an der Nordwand
erinnert an den Westfälischen Frieden von 1648 und die damalige
Rückgabe der Kirche an die gemeinde. Um diese Zeit war auch die
Bilderfülle am gotischen Gewölbe entstanden, die das Gotteshaus
heute so besonders macht. Geöffnet hat die Kirche täglich von 9 bis
17, im Winter bis 16 Uhr.
Letzte
Station der Rundfahrt zu den Markgrafenkirchen des Kulmbacher Landes
ist St. Jakob und St. Erhard in Rugendorf, das einst an der Grenze
zwischen dem evangelischen Markgrafentum und dem katholischen
Hochstift Bamberg lag. Mit dem Hofbildhauer Johann Georg Brenck war
in Rugendorf ein weiterer prominenter Künstler am Werk, der den
Altar, den Taufstein und die Kanzel verwirklicht hatte. Die Kirche
St. Jakob und St. Erhard ist in den Sommermonaten täglich von 9 bis
17 Uhr geöffnet.
nach oben
28.07.2023
Freizeittipps zum Nulltarif
(9):
Germanen, Götter und ein
Goldschatz / Der Natur-Kunst-Raum Neubürg hat eine sagenhafte
Vergangenheit
Mistelgau.
Der Legende nach soll der sagenhafte Goldschatz des germanischen
Göttervaters Wotan hier versteckt sein, im Innern der Neubürg.
Gefunden hat man bis heute natürlich nichts, es ist halt doch bloß
eine Sage. Der 587 Meter hohe Tafelberg bei Mistelgau, etwa zehn
Kilometer östlich von Bayreuth ist trotzdem einen Ausflug wert. Und
zwar nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen landschaftlichen
Besonderheiten, sondern auch wegen der 15 völlig unterschiedlichen
Kunstwerke, die zu einem Rundweg auf dem Plateau einladen.
Die
Geschichte der Neubürg beginnt vor unvorstellbaren 14.000 Jahren.
Zumindest hätten archäologische Funde bewiesen, dass in der späten
Altsteinzeit hier Menschen gesiedelt haben. Weit über 10.000 Jahre
später ist tatsächlich eine Höhensiedlung auf dem Berg nachgewiesen.
Die Neubürg hieß damals noch Leimburg, obwohl es dort nie eine Burg
gab. Wegen des dichten Eichenbestandes, der übrigens aus Geldnot im
19. Jahrhundert abgeholzt wurde, nannten die Einheimischen die
Erhebung damals auch „Sauhügel“, eine früher Hinweis auf
schweinehaltende landwirtschaftliche Betriebe.
Keine
Hinweise gibt es dagegen auf die Legende von Göttervater Wotan. Die
Neubürg soll sein Sitz gewesen sein. Jedes Jahr nach der
Wintersonnwende sei hier der Rat der Götter abgehalten worden. Nun
hat man in der Vergangenheit derartige eindrucksvolle und markante
Höhenzüge immer wieder als Heiligtümer gesehen und als Sitz der
Götter betrachtet. Schaut man genauer hin, dann gibt es doch einen
kleinen Hinweis auf die germanische Vergangenheit. Eine Ortschaft am
Fuße des Berges trägt den seltsamen Namen „Wohnsgehaig“, was
übersetzt so viel bedeutet wie „Wotans Garten“. Um die 500 Einwohner
hatte Wohnsgehaig noch vor Jahrzehnten, heute sind es keine 180
mehr.
Was
die Neubürg noch interessant macht ist ihre Bedeutung als
vielfältiger Lebensraum, den Wanderer und Spaziergänger auf dem
knapp zwei Kilometer langen Rundweg erschließen können. Der
ökologisch bedeutsame Biotobkomplex besteht aus beweideten
Magerrasen, Mähwiesen, Hecken und Gehölzbeständen, blanken Felsen
und offenen Schuttfluren. Somit ist die Neubürg auch ein wertvolles
Relikt einer historischen Kulturlandschaft, die veranschaulicht, wie
der Mensch in vergangenen Zeiten die Natur geprägt hat.
Da
braucht es eine behutsame touristische Erschließung, wenn man das
alles den Besuchern nahebringen möchte. Dem Verein „Rund um die
Neubürg“ ist es gelungen, mit dem „Natur-Kunst-Raum“ einen
Anziehungspunkt zu schaffen, der nicht nur Naturliebhaber, sondern
auch Kunstfreunde auf den Berg lockt. 15 Kunstwerke, aus Stein, Holz
oder Metall wurden zu einem eindrucksvollen Rundweg zusammengefasst.
Viel Abstraktes ist dabei, aber auch einige Werke, die Bezug auf die
Geschichte des Berges nehmen. Markus Schuster aus Waischenfeld hat
beispielsweise das „Zwerglein des Wohnsgehaiger Hügels geschaffen“,
das hoch oben über die Neubürg wacht. Von Wolfgang Pietschmann aus
Holllfeld stammt der „Kopf des Riesen“ gleich unten am Parkplatz. So
könnte er ausgesehen haben, der germanische Göttervater Wotan.
Bilder.
1. „Wandel
ist das Wesen der Wirklichkeit“. Diesen Satz hat der Bayreuther
Bildhauer Axel Luther zu seiner Bronzestele dazugeschrieben.
2. Christian
Degen aus Hollfeld hat auf der Neubürg seinen „Himmelstrichter“
errichtet.
3. Die
steinerne Skulptur von Wolfgang Pietschmann aus Hollfeld hat den
Namen „Der Richtungsgugger“.
4. Für
grenzenlose Verbindungen steht die Stahlskulptur „Galaxie“ von Ralf
Vizethum aus Mistelgau.
5. Das
Lebensrad aus Stein von Wolfgang Pietschmann ist längst zum Symbol
des Natur-Kunst-Raums Neubürg geworden.
6. So
stellt sich der Bildhauer Markus Schuster die Zwerglein vor, die den
Wohnsgehaiger Hügel bewachen.
7. Kunst
und Landschaft: die Neubürg ist ein ökologisch bedeutsamer
Biotopkomplex.
8. Die
Natur ist der größte Künstler, wie diese spektakuläre Felsformation
im Süden des Tafelberges zeigt.
.JPG)
nach oben
28.07.2023
Freizeittipps zum Nulltarif
(8):
Wasserspielplatz, Wackelbrücke
und komplexe Wegeführung / Attraktive Freizeitlandschaft: Der
ERBA-Park auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände in Bamberg
.JPG)
Bamberg.
Weit über eine Million Besucher und Kosten von knapp 15 Millionen
Euro: Das war die Landesgartenschau 2012 in der oberfränkischen
Domstadt Bamberg. Mehr als zehn Jahre danach ist das Gelände im
Norden der Stadt noch immer einen Besuch wert.
Vieles
ist geblieben von der Landesgartenschau, die in Bamberg noch immer
als Großereignis des Jahrzehntes betrachtet wird. Auf der
Inselspitze zwischen Main-Donau-Kanal und linkem Regnitz-Arm ist
seitdem ein attraktiver Park entstanden, der für alle Altersgruppen
einen Besuch wert ist. Kaum zu glauben, dass auf dem weitläufigen
Areal vor dem Jahr 2012 die Industriebrache der ehemaligen
Textilfabrik ERBA zu finden war. Das Unternehmen, eine „mechanische
Baumwollspinnerei und -weberei“, wie es in Oberfranken vieler gab,
hatte bereits im Jahr 1992 seine Tore für immer geschlossen. Seitdem
war die Stadt um eine Nachnutzung bemüht.
Da
kam die Landesgartenschau gerade recht, konnte die Stadt doch
endlich ein Gegenstück zum attraktiven Hain-Park im Süden Bambergs
errichten. Noch heute lässt sich erahnen, wie viel Gelände damals
bewegt werden musste. Die durchaus komplexe Wegeführung sollte an
Gewebestrukturen und damit an die frühere Nutzung erinnern. Deshalb
kam der Landesgartenschau auch eine besondere Bedeutung für die
Stadtentwicklung weit über das eigentliche Veranstaltungsjahr 2012
hinaus zu.
Das
Gelände ist geprägt von weitläufige Spazierwegern, ausgedehnten
Wiesen, die im Sommer gern als Liegewiesen benutzt werden, und vor
allem durch viel Wasser. Der Wasserspielplatz gleich beim ehemaligen
Haupteingang ist bei Kindern der Renner. Dort gibt es aber auch
einen Fischpass, der die an dieser Stelle durch ein kleines
Kraftwerk gesperrte Regnitz wieder für Fische und andere
Flusslebewesen durchquerbar gemacht hat. Der benachbarte Spielplatz
lohnt ebenfalls die Anfahrt, denn er mit einem krummen Kletterturm
aus Holzbrettern, mit verschlungenen Röhrenrutschen, einem großer
Sandspielbereich, sowie mit Wackelbrücke und Kletterspinne überaus
kreativ angelegt worden. Auch die Pyramidenwiese ist geblieben, die
Sportanlagen mit Basketball- und Volleyballfeld werden rege in
Anspruch genommen und die zeitweise als Freilichtbühne genutzte
Nordspitze erfahren großen Zuspruch.
Fast
könnte man vergessen, dass man sich hier im städtischen Umfeld
bewegt. Wäre da nicht die Wohnbebauung, die entlang des
Regnitz-Armes komplett neu entstanden ist. Auch die
denkmalgeschützten Fabrikhallen von einst stehen noch und konnten
längst einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden.
Nicht weit
vom ehemaligen Landesgartenschaugelände ist auch das Kloster
Michelsberg, zu dessen Füßen sogar ein Weinberg angelegt wurde. Er
soll an die frühere bis vor 200 Jahren in dieser Gegend gepflegte
Weinbautradition anknüpfen. Miteinbezogen in die Gartenschau war
damals auch das Gärtnerland und das Gärtner- und Häckermuseum in
Bamberg-Mitte. Und wenn man schon einmal in Bamberg ist, sollte man
sich die Innenstadt nicht entgehen lassen. Sie ist seit 1993
UNESCO-Weltkulturerbe und nur zwei Kilometer vom ehemaligen
Gartenschaugelände entfernt.
Immer
wieder lädt der Bürgerparkverein Bamberger Hain zu Führungen durch
den ERBA-Park ein. ERBA steht übrigens für „Erlangen-Bamberg“. Die
Textilunternehmen beider Städte hatten bereits 1927 fusioniert.
Bilder:
1. Auf
dem großzügig angelegten Wasserspielplatz laden die verschiedenen
Steinformationen zum beherzten Herummatschen ein.
2. Ein
kleiner „Skywalk“ bietet eine spektakuläre Aussicht auf den
Main-Donau-Kanal.
3. Wenn
man Glück hat, kann man en Kreuzfahrtschiff beim Passieren des
Main-Donau-Kanals beobachten. Oft ziehen aber auch Stand-Up-Paddler
ihre Bahnen.
4. Eine
ausgedehnte Parklandschaft ist von der ehemaligen Landesgartenschau
geblieben.
5. Ein
ganz besonderer Ort auf dem ERBA-Gelände: die Gebetsstele, die auch
heute noch, eingerahmt von Hecken und somit den Blicken von außen
entzogen, zum Gebet und zur Meditation einlädt.
6. Kaum
zu glauben: In der Stadt findet der Besucher derartige verschlungene
Wege.
7. Spaziergänger
und Radfahrer nutzen den Hauptweg entlang des Kanals.
8. Mit
dem „Café Zuckerl“ ist auch ein kleiner Teil des gastronomischen
Angebots der Landesgartenschau erhalten geblieben.
.JPG)
nach oben
28.07.2023
Ausflugstipps zum Nulltarif
(7):
Mediterranes Flair am Roten
Main / Mittelalterlicher Klostergarten im Kleinformat: Der
Kräutergarten von Langenstadt
Langenstadt.
Riechen, pflücken, schmecken, all das ist ausdrücklich erlaubt im
Kräutergarten von Langenstadt. „Hier ist nichts giftig“, sagt
Bernhard Seubert, Vorstandsmitglied des örtlichen Gartenbauvereins,
der für das Areal zuständig ist. Selbst kleine Kinder können sich
frei bewegen, ohne dass sich die Eltern Sorgen machen müssen.
Fast 20
Jahre gibt es den Kräutergarten schon. Der „mittelalterliche
Klostergarten im Kleinformat“ wurde damals im Rahmen der Aktion
„Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“ angelegt.
„Eigentlich erklärt sich der Garten von selbst“, so Bernhard Seubert,
der auf die ausführlichen Erläuterungen auf den kleinen Tafeln
verweist, die bei den Pflanzen im Boden stecken. Dort geht es vor
allem auch um die Anwendungsgebiete der Heilkräuter, die meist seit
Jahrhunderten unverändert geblieben sind. Für die Mönche sei dies im
Mittelalter ein großes Betätigungsfeld gewesen.
Der
parkähnlich angelegte Kräutergarten bietet aber nicht nur
Heilkräuter. Auch allerhand Gemüsesorten, Gewürzpflanzen, Obstbäume,
all das wächst und gedeiht hier prächtig. Die Quitten hängen
normalerweise rappelvoll, auch Trauben darf der Besucher naschen,
Johannisbeeren, Stachelbeeren oder Himbeeren sowieso.
Für
Bernhard Seubert hat der Garten durchaus mediterranes Flair. Beste
Zeit für einen Besuch sei Ende Juni, Anfang Juli, dann stehe alles
in höchster Blüte und im satten Grün. Aufgrund der extremen
Trockenheit der zurückliegenden Jahre könne das aber auch mal anders
sein, obwohl die Gartenfreunde regelmäßig wässern. Sogar einen
eigenen Brunnen gibt es.
Früher war
das knapp 500 Quadratmeter große Areal der Pfarrgarten von
Langenstadt. „Zuletzt war alles stark verwildert“, weiß Edith
Preußinger, die der Vorstandschaft des örtlichen Gartenbauvereins
ebenfalls als Beisitzerin angehört. „Das hat halt so vor sich
hingeschlummert, bis der Gartenbauverein sich der Sache angenommen
hat.“
Bernhard
Seubert bedauert, dass es generell nicht mehr so viele Insekten
gibt. Um einen kleine Beitrag gegen das Insektensterben zu leisten,
haben er und seine Mitstreiter deshalb gerade das Insektenhotel vor
dem Garten erneuert. Schmetterlinge ziehen allerdings schon ihre
Bahnen zwischen den Blüten und die alte Kirchenmauer ist ein idealer
Lebensraum für Zauneidechsen.
Heute
treffen sich die Gartenfreunde in der Regel einmal pro Woche zum
Pflegen, zum Gießen und zum Plaudern. Oft kommen Busse, zum Beispiel
von anderen Gartenbauvereinen, dann macht Bernhard Seubert auch
gerne mal eine Führung. Besonders zur Landesgartenschau 2016 in
Bayreuth sei hier viel los gewesen. Auch der Oberfränkische
Kräutertag wurde bereits zwei Mal vom Gartenbauverein
Langenstadtausgerichtet. Der Gartenbauverein Langenstadt ist eine
feste Größe in dem Dorf mit seinen rund 200 Einwohnern, das direkt
am Roten Main liegt. In etwa jeder Dritte ist Mitglied, was die
starke Verbundenheit der Langenstädter mit der Natur zeigt.
„Man
kann hier schon zwei Stunden verbringen“, sagt Bernhard Seubert. Am
Ende des Gartens lädt eine schattige Sitzgruppe zur Rast. Ein Besuch
der benachbarten Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau“ bietet sich an.
Sollte die Kirche geschlossen sein, kann sich der Besucher den
Schlüssel im nahen Gasthaus ausleihen.
Bilder:
1. Direkt
hinter der Pfarrkirche wurde vor rund 20 Jahren der Kräutergarten
von Langenstadt angelegt.
2. Ausführlich
wurde jede der fast 100 verschiedenen Kräuter- und Gewürzpflanzen
auf den Schildern beschrieben.
3. Verschlungene
Wege führen durch das fast 500 Quadratmeter große Areal.
4. Sogar
einen eigenen Brunnen gibt es in dem ehemaligen Pfarrgarten.
5. Auch
wenn es in den zurückliegenden Jahren oft recht trocken war, ist der
liebevoll gestaltete Kräutergarten die reinste Augenweide.
6. Heilkräuter
bilden den Schwerpunkt des Gartens.
7. Sie
kennen sich hier bestens aus: Edith Preußinger und Bernhard Seubert
vom Gartenbauverein Langenstadt.
.JPG)
.JPG)
nach oben
28.07.2023
Ausflugstipps zum Nulltarif
(6):
Wo die Markgrafen zu Golfern
wurden / Einst war sie die längste Lindenallee Europas – die
Baille-Maille-Allee in Himmelkron
.JPG)
Himmelkron.
Die Markgrafen hatten schon ganz besondere Vorlieben, um es einmal
vorsichtig zu formulieren. Die einen führten von Zeit zu Zeit ein
Eremitenleben in prunkvollen Parks, die anderen bauten aufwändige
Szenen aus überlieferten Sagen nach und wieder andere übten sich in
einem Spiel mit hölzernen Hämmern und Kugeln, das ein Vorläufer des
heutigen Golfspiels sein könnte. Letzteres fand unter anderem in der
Baille-Maille-Allee von Himmelkron statt. Ab 1986 wurde diese Allee
nach historischem Vorbild wieder aufgebaut, heute ist sie ein
beliebtes Ausflugsziel für Familien mit Kindern, Spaziergängern und
alle, die auf den Spuren der Markgrafen wandeln möchten.
600
Linden auf 800 Meter, allein das ist schon sehenswert, und zwar zu
jeder Jahreszeit. Einst soll das sogar der europäische Rekord
gewesen sein. 1984 hatte sich ein Förderkreis privater Bürger
zusammengefunden, mit dem Ziel, die historische Allee
wiederaufzubauen. Das ging natürlich nicht von heute auf morgen.
1986 wurden die ersten 160 Bäume angepflanzt. 1992, genau 200 Jahre,
nachdem die Preußen die ursprüngliche Allee abgeholzt hatten, wurde
die letzte der 600 Linden gesetzt. Heute gibt es jährlich ein
Alleefest, bei dem das Maille-Spiel wieder lebendig wird.
Das
einfache Volk spielte damals auf der Straße. Dabei ging es darum,
eine aus Buchsbaum gedrechselte Kugel (Baille) mit Hilfe eines
hölzernen Hammers über eine bestimmte Distanz zu schlagen.
Ähnlichkeiten mit dem Croquet- oder dem Golfspiel sind durchaus
beabsichtigt. Der Adel spielte natürlich nicht auf der Straße,
sondern in einer eigens angelegten Allee, der Baille-Maille-Allee.
Nachdem
das Maille-Spiel heute kaum jemanden mehr hinter dem Ofen
hervorlocken wird, hatte sich der Förderkreis für die Allee eine
andere Attraktion ausgedacht. Zug um Zug war ab 2004 eine Kunstmeile
entstanden. Eine Freiluftgalerie, umsonst und draußen sozusagen, mit
interessanten Skulpturen unter anderem von Gerhard Böhm aus
Himmelkron, Peter Luban aus Rößnitz, Udo Rödel aus Münchberg, Willi
Seiler aus Wunsiedel und dem berühmt gewordenen, weil am meisten
fotografierten Hochsitz, ein 2,60 hoher Stuhl von Ernst Hingerl aus
Pettenreuth.
Auch das
„Spiel“, ein „Lebensrad“ aus Granit und Metall, von Wolfgang
Pietschmann wird gerne fotografiert und natürlich Ottmar Hörls „Folichon“-Hündchen.
Dabei handelt es sich um farbige Nachbildungen des Zwerspaniels der
Markgräfin Wilhelmine. Sie liebte nicht nur die Musik, die Oper, und
die Kunst, sondern auch ihr Hündchen, das auf einigen Portraits
verewigt wurde. Ganz neu ist die Installation „Touch and Turn“ von
Ursula Opitz-Böhm. 24 zweiseitige Farbtafeln können je nach Lust,
Laune und Kreativität so gedreht werden, dass die
unterschiedlichsten Kombinationen möglich sind. Mathematiker haben
errechnet, dass theoretisch insgesamt über 16 Millionen
Kombinationen möglich sind.
Ganz
am Schluss der Baille-Maille-Alle gibt es noch eine historische
Besonderheit: die originale Rotmainbrücke, eine Bogenbrücke aus dem
17. Jahrhundert. Wer mag da alles schon darüber gegangen sein?
Vielleicht der Markgraf Christian Ernst, der die erste Lindenallee
ab dem Jahr 1662 anpflanzte. Oder war es Markgraf Georg Wilhelm, der
in Anwesenheit seiner Schwester Christiane Eberhardine, der späteren
Königin von Sachsen und Polen, das Theaterstück „Die beglückte
Schäferin Bellinde“ aufführen ließ. Oder schließlich doch wieder die
berühmte kunstsinnige Markgräfin Wilhelmine, Schwester Friedrichs
des Großen, die über Himmelkron in ihren Memoiren schrieb: „Himmelkron
ist ein reizender Fleck“.
Bilder.
1. Eine
traumhafte Aussicht über den Weißen Main zur Stiftskirche bietet
sich dem Spaziergänger vom Startpunkt der Baille-Maille-Allee aus.
2. Verschiedene
Sitzgelegenheit und Pavillons laden entlang der Allee zur Rast ein.
3. 600
Linden auf 800 Metern Länge: allein diese Zahlen sind schon
rekordverdächtig.
4. Dieses
„Lebensrad“ aus Granit und Metall des Künstlers Wolfgang Pietschmann
war eine der ersten Kunstwerke, das entlang der Baille-Maille-Allee
installiert wurde.
5. An
Wilhelmine und ihren oft portraitierten Hund „Folichon“ erinnern
diese Kunststoff-Plastiken des Künstlers Ottmar Hörl.
nach oben
01.09.2022
Ausflugstipps zum Nulltarif (5):
Bollwerk im südlichen Landkreis
/ Heute lohnender Aussichtsturm, einst wichtiger Signalturm: Der
Magnusturm bei Kasendorf
Kasendorf.
Wie gut, dass es heute Handys gibt. In früheren Jahrhunderten
gestaltete sich die Kommunikation ungleich schwieriger. Um von der
Burg Zwernitz bei Wonsees Signale an die Plassenburg zu senden,
musste eigens ein mächtiger Signalturm auf einer Anhöhe am
südöstlichen Ortsrand von Kasendorf errichtet werden. An die 20
Meter hoch, mit einem Umfang von stattlichen 40 Metern und Mauern,
die satte 3,80 Meter dick sind.
Seit über
500 Jahren steht der Turm nun schon dort. Im hohen Mittelalter war
auf dem über 14 Hektar großen, unbewaldeten Gipfelplateau des knapp
500 Meter hohen Turmbergs eine Burg, über die nicht einmal mehr in
historischen Urkunden berichtet wird. Flache Mulden sind hier und da
noch im Boden zu sehen, die offensichtlich die Stellen anzeigen, an
denen die Bauten einst standen. Die Steine wurden längst anderswo
verbaut. Auch einige Wall- und Grabenreste aus vor- und
frühgeschichtlicher Zeit lassen sich noch erahnen. Offensichtlich
war die Gegend bereits im 5. Jahrhundert vor Christi bereits
besiedelt.
Als
sicher gilt dagegen, dass auf den Fundamenten des einstigen
Bergfrieds 1498 der Magnusturm errichtet wurde. So steht es
jedenfalls auf einer der zahlreichen Infotafeln, die rund um den
Turm und entlang der Wege errichtet wurden. Seinen Namen erhielt der
Magnusturm von einer Kapelle, die vor langer Zeit am Fuße des Bergs
stand.
Der
Jetzige Eingang wurde erst im 19. Jahrhundert durch die Mauern
gebrochen, der frühere Zugang wurde längst zugemauert und ist heute
nicht mehr auszumachen. Im Jahr 1939 waren Teile des Turmes
eingestürzt, erst 1950 wurden die Schäden behoben und der Turm
wieder begehbar gemacht. Der Aufstieg über die 68 Stufen der engen
Wendeltreffe wird mit einem weiten Ausblick auf das Kulmbacher Land
und teilweise weit darüber hinaus bis in den Frankenwald, das
Fichtelgebirge und den Thüringer Wald belohnt. In südlicher Richtung
kann der Besucher die Hochflächen der Fränkischen Schweiz erkennen.
Zu
Fuß ist der Magnusturm über den Friesenmühlweg, der am Ende von
Kasendorf links abzweigt zu erreichen. Dort bietet es sich an, das
Auto stehen zu lassen und die rund 100 Höhenmeter durch den Wald zu
laufen. Wer näher ran möchte, fährt durch Kasendorf durch und biegt
nach dem Aufstieg in Richtung Neudorf links ab. Bei der
Beschilderung Kompostplatz kann man entweder das Auto stehen lassen
oder die Flurwege noch ein Stück weiter fahren, an der ersten
Kreuzung links bis zum Hinweisschild. Von dort aus geht es dann
allerdings wirklich nur noch zu Fuß weiter.
Der
Magnusturm liegt an den Wanderwegen mit einem weiß-blauen Balken
markiertem Fritz-Hornschuch-Weg“, an dem mit der Zahl „64“
markiertem „Magnusweg“ und an dem mit einem roten Balken auf weißem
Grund markierten Fernwanderweg „Östlicher Albrandweg“.
Bilder:
1. 40
Meter Umfang, 20 Meter Höhe, fast vier Meter dicke Mauern und 68
Stufen nach oben: Der Magnusturm bei Kasendorf ist ein lohnendes
Ausflugsziel.
2. Schattige Waldwege führen von mehreren Seiten auf den Magnusturm
bei Kasendorf.
3. Hier
kreuzen sich viele Wanderwege, der Magnusturm ist eben noch immer
von zentraler Bedeutung.
4. Über
Kasendorf schweift der Blick vom Turm weit über das Kulmbacher Land.
5. Über
eine Wendeltreppe erreicht man die Aussichtsplattform. Mit einer
Verglasung wird das Turminnere vor eindringendem Wasser geschützt.
6. Viele Schilder des „Fritz-Hornschuch-Lehrpfads“ informieren über
geschichtliche Zusammenhänge.
8. Erst
in späteren Jahren wurde dieser Zugang zum Magnusturm geschaffen.
Der ursprüngliche Eingang ist längst zugemauert worden.
.jpg)
nach oben
25.08.2022
Ausflugstipps zum Nulltarif
(4):
Weitsprung mit Waldtieren und
barfuß unter Baumkronen/ Wissen um Flora und Fauna: Der
Naturlehrpfad am Rehberg ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien
mit Kindern
In
einer Zeit, in der Schlagworte wie Natur- und Artenschutz,
Klimawandel oder Nachhaltigkeit die öffentliche Diskussion
beherrschen, wird fundiertes Wissen um Zusammenhänge in der Natur
immer wichtiger. Woher könnte man dieses Wissen besser beziehen, als
direkt vor Ort, im Wald beispielsweise.
In
Kulmbach ist das schon lange möglich. Der Naturlehrpfad am Rehberg,
der vor wenigen Jahren ganz neu und modern gestaltet wurde,
informiert über Baumarten, Waldbewirtschaftung Waldumbau und
Waldverjüngung, über die Tiere des Waldes, ihren Schutz und über
vieles mehr. Dazu gibt es auf einem gut ausgeschilderten, rund vier
Kilometer langen Rundweg 21 Stationen. Dabei handelt es sich nicht
nur um trockene Infotafeln, sondern auch um Stationen, die dazu
anregen, selbst aktiv zu werden. Höhepunkt des Weges ist im wahrsten
Sinne des Wortes freilich der 30 Meter hohe Rehturm, von dem aus der
Betrachter spektakuläre Ausblicke auf Kulmbach und die Plassenburg
genießen kann.
Man
glaubt gar nicht, wie viele Familien mit Kindern man selbst unter
der Woche bei gutem Wetter hier antrifft. Dabei war das Gebiet um
den Rehturm herum schon immer Ziel zahlreicher Schulausflüge,
Wandertage und Sonntagsspaziergänge. „So gut wie jeder Kulmbacher
ist während seiner Schulzeit schon hierher gewandert“, heißt es
deshalb auch auf einer Tafel am Turm, die über die wechselvolle
Geschichte des kuriosen Bauwerks informiert. 1498 wurde der Turm von
Markgraf Friedrich dem Älteren erstmals errichtet, als Wart- und
Signalturm. Im Laufe der Geschichte wurde der Rehturm mehrfach
zerstört, immer wieder aufgebaut, renoviert und verändert, bis er
1972 wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste. Dem Einsatz
engagierter Bürger ist es zu verdanken, dass er 1976 wieder eröffnet
werden konnte. Heute präsentiert er sich erstaunlich sauber und vom
sonst üblichen Vandalismus verschont. Eine Turmbesteigung ist auf
jeden Fall ein Muss, Kamera nicht vergessen.
Geht
man den Naturlehrpfad anders herum, kommt der Rehbergturm ziemlich
am Schluss des Weges. Vorher kann man sich beispielsweise im
Weitsprung mit Waldtieren messen, sein Wissen über Flora und Fauna
bei Naturrätseln unter Beweis stellen oder barfuß den Waldboden und
seine Besonderheiten erspüren.
Angelegt
wurde der Pfad unter pädagogischen Gesichtspunkten, die kleinen und
großen Entdeckern die Augen für die Besonderheiten der Natur öffnen
sollen. „Da man mit Schautafeln allein nur einen geringen Lerneffekt
erreicht, verwirklichen wir ein handlungsorientiertes Konzept“, sagt
Stadtförsterin Carmen Hombach. Was mit mehreren Sinnen erfahren
wird, präge sich auch leichter ein.
So
soll an den 21 Stationen vor allem der Forscherdrang geweckt werden.
Da gibt es Klapptafeln, auf denen vorne die Frage, hinten die
Antwort steht, einen eigenen Baumartenpfad und hölzerne Liegestühle.
Dort kann man die Seele einmal baumeln lassen, wie es so schön
heißt, seine Blicke in die Baumkronen schweifen lassen und den Wald
aus einer ganz anderen Perspektive entdecken. Aber auch informative
und graphisch ansprechende Tafeln gibt es, die beispielsweise über
das Leben im Reisighaufen vom Igel bis zur Blindschleiche, von der
Eidechse bis zum Regenwurm informieren.
Ausgangspunkt für den Naturlehrpfad ist der Parkplatz Am Rehberg,
mit dem Auto über die Weiherer-, Dr.-Martin-Luther- und
Gustav-Adolf-Straße zu erreichen. Vom Start- und Zielpunkt aus führt
der Weg über gut befestigte Waldwege bis zur Kreuzung Tennach/Hölle/Kessel.
Zurück geht es auf einen parallel dazu verlaufenden Hohlweg. Zu
beachten ist, dass der gesamte Verlauf ausschließlich durch
bewaldetes Gebiet geht und auch einige Steigungen bewältigt werden
müssen. Festeres Schuhwerk ist deshalb nicht unbedingt fehl am
Platz. Zwei Stunden Gehzeit sollte man für den Naturlehrpfad plus
Turmbesteigung durchaus einplanen.
Bilder:
1. Am
Start und Ziel nahe des Parkplatzes Am Rehberg gibt eine Tafel einen
Überblick über den Naturlehrpfad.
2. Fragen
und Antworten zum Thema Wald gibt es an dieser Station.
3. Auf
diesen hölzernen Liegen kann der Wanderer Baumkronen aus einer
ungewohnten Perspektive betrachten.
4. Gut
begehbare Waldwege laden ein, um sich einer Auszeit vom Alltag zu
nehmen.
5. Pilzkunde
für Anfänger und Fortgeschrittene ist das Thema dieser Station nahe
des Rehturmes.
6. Wie
von einem Baumwipfelpfad aus kann der Spaziergänger nach einer
Turmbesteigung den Wald betrachten.
7. Spektakuläre
Ausblicke auf Kulmbach und die Plassenburg bietet der 30 Meter hohe
Rehturm.
8.
Mehrfach zerstört und immer wieder aufgebaut ist der Rehturm ein
lohnendes Ausflugsziel. Generationen von Schulklassen waren schon
da.
.jpg)
.jpg)
nach oben
20.08.2022
Ausflugstipps zum Nulltarif (3)
Herausragendes Beispiel
barocker Gartenkunst / Das vergessene Paradies von Sanspareil: Wo
die Bayreuther Markgrafen einst rauschende Feste feierten - Der
Felsengarten von Sanspareil nahe Wonsees
Wonsees.
„C´est sans pareil!“ („Das ist ohnegleichen!“) soll ein namentlich
leider unbekannt gebliebener Gast des Bayreuther Markgrafen
Friedrich ausgerufen haben, als er auf der Jagd gerade die bizarre
Felsenwelt in dem Buchenhain nahe der Burg Zwernitz durchstreifte.
Damit hatte der Ort auch schon seinen Namen: Sanspareil. Die
Anekdote beweist auch, dass zumindest die Herrschenden damals ganz
offensichtlich französisch sprachen, um sich damit vom „einfachen
Volk“ abzuheben.
Diese
Zeiten sind längst vorbei, Sanspareil aber gibt es immer noch. Heute
gilt der Felsengarten mit dem markanten Morgenländischem Bau und dem
kleinen Felsentheater als einer der ältesten Landschaftsgärten
Europas. 2022 wurde Sanspareil sogar zu „Deutschlands schönstem
Park“ gekürt. Zusammen mit der benachbarten Burg Zwernitz ist er ein
beliebtes Ausflugsziel, das Bayreuther Festspielgäste genauso gerne
aufsuchen, wie Tagestouristen aus der Region sowie Spaziergänger und
Jogger aus der Umgebung. Obwohl im Landkreis Kulmbach gelegen, reiht
sich Sanspareil nahtlos ein in die markgräflichen Attraktionen des
Bayreuther Landes, wie Neues Schloss mit Hofgarten und Eremitage in
Bayreuth oder Schlosspark Fantaisie in Donndorf.
Natürlich
geht die Idee der gesamten Anlage auf die kunstsinnige Markgräfin
Wilhelmine von Bayreuth zurück. Auf wen sonst, möchte man fast
sagen. Anders als ihr berühmter Bruder hatte die Lieblingsschwester
Friedrich des Großen nie die politische Bühne betreten. Markgräfin
Wilhelmine widmete sich lieber den schönen Künsten und erdachte sich
neben literarischen und musikalischen Werten landschaftliche und
bauliche Anlagen, mit denen sie unsterblich werden sollte.
In
Sanspareil wollte die Markgräfin nach dem Vorbild des Romans „Die
Abenteuer des Telemach“ des französischen Philosophen Francois
Fenelon die Szenerie der homerischen Zauberinsel Ogygia schaffen und
dabei die bizarren Felsformationen in das poetische Programm
einbeziehen. Ob ihr das gelungen ist, lässt sich heute, weit über
250 Jahre später nicht mehr so genau sagen. Zu sehr hat sich das
Areal verändert und die Natur hat wieder Besitz von dem Landstrich
ergriffen. Doch geblieben ist Sanspareil, zumindest in seinen
wesentlichen Elementen.
Der
Morgenländische Bau, das Zentrum des reizvollen Ensembles, entstand
in den Jahren 1744 bis 1747 nach den Plänen des prominenten
Hofbaumeisters Joseph Saint-Pierre und des Stuckateurs Baptiste
Pedrozzi, die auch an vielen anderen Stellen in der Region ihre
Spuren hinterlassen haben. Zweck des eigenwilligen Baus war es,
einen repräsentativen Raum für Festlichkeiten des Hofes zu schaffen.
Deshalb wurde in direkter Nachbarschaft auch ein eigener Küchenbau
errichtet. Rings herum wurde ein reizvoller Garten angelegt, der
erst 1984 nach einem alten Stich wieder richtig rekonstruiert wurde.
Im
angrenzenden Landschaftsparkt, das als herausragendes Beispiel
barocker Gartenkunst gilt, gab es einst zahlreiche kleinere Bauten,
Aussichtspavillons zum Beispiel, die sich meist an asiatischen
Vorbildern orientierten. Erhalten ist davon praktisch nichts mehr,
außer dem Ruinentheater, das noch immer regelmäßig, etwa von der
Bayreuther Studiobühne bespielt wird.
In der
Burg Zwernitz in der Nachbarschaft, einst Stammsitz des
oberfränkischen Geschlechtes der Walpoden, gibt es seit 2011 eine
reizvolle Dauerausstellung zum Thema „Markgräfliche Jagd“ zu sehen.
Wenn in der Ausstellung ausgerechnet das Thema Jagd dominiert, dann
deshalb, weil die Jagd wie in allen Höfen des Barockzeitalters eine
herausragende Stellung einnahm. Fast alle Markgrafen sollen
passionierte Jäger gewesen sein.
Info:
„Sanspareil“
gehört zur Gemeinde Wonsees. Der Landschaftsgarten ist zu allen
Tages- und Jahreszeiten kostenfrei zugänglich. Die Besichtigung des
Morgenländischen Baus ist immer von April bis Mitte Oktober im
Rahmen von Führungen möglich, die Eintritt kosten.
.jpg)
.jpg)
nach oben
16.08.2022
Ausflugstipps zum Nulltarif (2):
Infopoint für Äschen, Barben
und Forellen / Flora, Fauna, Fischerei: der Natur- und
Tourismuspunkt „Mainzusammenfluss“
Frankenberg. Nase, Döbel, Rutte, Gründling: Nur Fachleute kennen
diese und viele andere Fischarten noch. Dabei sind sie alle
heimisch. Der Rote und der Weiße Main, das sind ihre Tummelplätze.
Aber auch neben dem fischereilichen Aspekt ist der
„Mainzusammenfluss“ bei Frankenberg nahe dem barocken Schloss
Steinenhausen (heute Außenstelle des Landesamtes für Umwelt) ein
interessantes Ziel, ein markanter und symbolträchtiger Ort der Ruhe,
der Ausflügler, Spaziergänger, Radfahrer und Wanderer zur Rast
einlädt.
Um die
Bedeutung des Mains für den Naturschutz einer breiten Bevölkerung
wieder ins Bewusstsein zu rufen, hat der Bezirksfischereiverein
Kulmbach zusammen mit einigen Mitstreitern Informationstafeln an der
„Mainwiege“ errichtet. Entstanden ist das, was man neudeutsch einen
Infopoint nennen könnte. Die drei großformatigen Tafeln weisen mit
vielen Bildern auf die fischereilich interessanten Aspektes des
Mains hin.
Früher sei
der Artenreichtum sogar noch größer gewesen, so erfährt man es beim
Studium der Tafeln. Lachs, Stör, Meerforelle, Flussneunauge,
Maifisch und sogar den Aal habe es im Main hier tatsächlich gegeben.
Im Zuge der Industrialisierung habe sich der Main allerdings einem
starken Gewässerausbau beugen müssen. Wasserkraftnutzung habe ihr
übriges getan und die aquatischen Lebensräume und Fischbestände
beeinträchtigt. Die meisten dieser Langdistanzwanderer gelten heute
als verschollen.
In den
zurückliegenden Jahrzehnten seien allerdings viele Anstrengungen
unternommen worden, um für eine bessere Wasserqualität zu sorgen und
Wasserhindernisse für Fische durchgängig zu bekommen. So sind sie
laut Fischereiverband wieder prägend für den Fischbestand im Main:
die Barbe und die Nase. Gerade der Barbenbestand habe sich durch
viele Gewässerrenaturierungen wieder gut erholt. Die Nase gilt
dagegen noch immer als gefährdet, obwohl sie einst als Massenfisch
vorkam.
Alle
Interessierten erfahren auf den Tafeln direkt vor Ort, dass gerade
der Oberlauf des Mains aufgrund seiner starken Strömung und dem
hohen Sauerstoffgehalt des Wassers als Forellenregion gilt. Aber
auch Äschen fühlen sich in dem breiten Bachbett mit viel Kies und
Geröll am Gewässerboden wohl. Wenn der Main dann breiter wird kommen
die Barben aufgrund des abnehmenden Sauerstoffgehalts und der
ansteigenden Wassertemperatur ins Spiel.
Dazu hat
der Fischereiverband eigens eine nagelneue Sitzbank aufgestellt und
das gesamte Gelände ansprechend und barrierefrei zu einem
idyllischen Rastplatz umgestaltet. Dank der architektonisch überaus
gelungenen Mainbrücke ist es möglich, vom Rotmain-Radweg direkt auf
den Mainradweg, zwei überörtliche bedeutende Fernradwege, zu
gelangen. Auch der 540 km lange „Mainwanderweg“ vom Fichtelgebirge
bis zur Mündung in den Rhein, sowie der Wanderweg „Frankenweg und
weitere gut ausgeschilderte Wanderwege führen unmittelbar am
„Mainzusammenfluss“ vorbei. Die Mainwiesen drumherum laden zu
ausgedehnten Spaziergängen ein.
Der
Infopoint am „Mainzusammenfluss“ soll auch daran erinnern, dass der
Main der wichtigste rechte Nebenfluss des Rheins mit einer
Fließstrecke von 524 Kilometern ist, ehe er bei Mainz in den Rhein
mündet. Die Quelle des Weißen Mains liegt im Fichtelgebirge, die des
Roten Mains nahe des Städtchens Creußen im Landkreis Bayreuth.
Der
„Mainzusammenfluss“ ist am besten über Katschenreuth – Frankenberg
zu erreichen. Vom dortigen kleinen Parkplatz aus sind es etwa 300
Meter Fußweg. Weitere Spazier- und Wanderwege gibt es von Melkendorf
oder vom Naherholungsgebiet Oberauhof („Kieswäsch“) aus.
.JPG)
.JPG)
nach oben
13.08.2022
Ausflugstipps zum Nulltarif (1):
Touristischer Anziehungspunkt
und teichwirtschaftliches Juwel / Karpfen, Zander und Hechte:
Thurnauer Schlossweiher trägt das Prädikat „Kulturgut Teich“
Thurnau.
Als man noch Ansichtskarten verschickt hat, galt der Schlossweiher
von Thurnau mit der mächtigen Schlossanlage im Hintergrund als eines
der beliebtesten Motive in ganz Oberfranken. An der prächtigen
Ansicht hat sich nichts verändert, nur dass dieses herausragende
Ensemble heute eher mit dem Smartphone festgehalten wird und per
Facebook, WhatsApp oder Instagram seine Adressaten erreicht. Die
Naherholungsanlage am Schlossweiher und der mittelalterliche
Stadtkern mit Schloss, Markgrafenkirche und Töpfermuseum gelten als
eines der beliebtesten Ausflugsziele im Kulmbacher Land.
Der
Schlossweiher von Thurnau ist längst als überregional bedeutsames
Kulturgut ausgezeichnet worden. Das Gewässer präge seit über 300
Jahren das gesamte Ensemble, werde bis heute teichwirtschaftlich
genutzt und trage maßgeblich zum Erhalt der Artenvielfalt bei, heißt
es auf einer Urkunde der Teichgenossenschaft Oberfranken aus dem
Jahr 2011. Dokumentiert wird die Auszeichnung durch eine
Informationstafel, die damals direkt am Ufer in unmittelbarer Nähe
zum Schloss aufgestellt wurde.
Die
älteste bildliche Wiedergabe des Thurnauer Schlossweihers geht auf
einen Stich aus dem Jahr 1710 zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts
sollte der Weiher trockengelegt und in landwirtschaftliches Areal
umgewandelt werden. Der Chronik zufolge sei diesem Vorhaben aber
kein durchschlagender Erfolg beschieden gewesen. Über 100 Jahre lang
habe sich das Gelände als sumpfige Weiherwiese präsentiert. Erst
1975 beschloss der Markt die Umarbeitung des damals als „Brennesselloch“
bezeichneten Geländes in die Naherholungsanlage Schlossweiher
umzuwandeln, die drei Jahre später in der heutigen Gestalt eröffnet
wurde. Der Schlossweiher ist rund 1,4 Hektar groß und bis zu 1,80
Meter tief. Der Fischbesatz besteht unter anderem aus Karpfen,
Rotfedern Moderlieschen, Zandern und Hechten. Eigentümer des Weihers
ist die Familie des Freiherrn Hiller von Gaertringen, Pächter der
Markt Thurnau.
Neben
einer traditionsreichen Geschichte kann der Schlossweiher vor allem
durch seine landschaftsprägende und ökologische Bedeutung punkten.
Das Gewässer ist auch ein Paradebeispiel dafür, wie Ökologie und
Ökonomie in Einklang gebracht werden können. Die kulturhistorische
Bedeutung des Gewässers gilt als unbestritten und hat als
Fischgewässer mit reichlichem Besatz eine herausragende Bedeutung.
Teiche, wie der in Thurnau, prägen und bereichern das
Landschaftsbild, sie verbessern das Kleinklima in ihrem Umfeld und
sind wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Teiche speichern
aber auch das Wasser in der Fläche, eine Funktion, die vor dem
Hintergrund des Klimawandels in Zukunft immer wichtiger wird.
Für eine
Wanderung ist der Rundweg freilich zu kurz. Für einen gemütlichen
Spaziergang gerade richtig, zumal es viele Sitzgelegenheiten an
lauschigen Plätzen gibt. Danach kann der Ausflügler nicht nur durch
den malerischen Ort streifen und die astronomischen Angebote nutzen,
sondern auch das gewaltige Schloss umrunden, dessen Ursprünge bis in
das 13. Jahrhundert zurückreichen und das seitdem immer wieder durch
Anbauten verändert wurde. Heute beherbergt es eine Außenstelle der
Universität, eine gastronomische Nutzung und wird auch als Ort des
Theaterspiels („Schlossfestspele Thurnau“) und als Konzertstätte
genutzt.
Gleich
nebenan auf dem historischen Marktplatz und durch einen Brückengang
mit dem Schloss verbunden findet der Spaziergänger die
evangelisch-lutherische Hauptkirche des Dekanatsbezirks Thurnau, St.
Laurentius. Reiche Stuckarbeiten, prachtvolles Schnitzwerk und
schöne Deckenmalereien zeugen vom einstigen Reichtum und der großen
Bedeutung des Marktes. Wer mehr über die Geschichte der hier
ansässigen Töpfereien erfahren möchte, ist in der ehemaligen
Lateinschule neben der Kirche am richtigen Ort. Im dortigen
Töpfernmuseum (Eintritt!) wird die Geschichte Thurnaus als Zentrum
des Kunsthandwerks kurzweilig und unterhaltsam anhand zahlreicher
Ausstellungsstücke dokumentiert.
Bilder:
1. Galt
einst als eines der beliebtesten Postkartenmotive Oberfrankens. Der
Schlossweiher vor dem mächtigen Schloss von Thurnau.
2. Eine
Informationstafel am Ufer des Thurnauer Schlossweiher weist auf die
herausragende kulturhistorische und ökologische Bedeutung des
Gewässers hin.
3. Idylle
pur: der Obere Markt von Thurnau mit Blick auf St. Laurentius, eine
der bedeutendsten Markgrafenkirchen im Kulmbacher Land.
4. Neptun
bewacht das sehenswerte Ensemble des Unteren Marktes in Thurnau mit
Schloss und Kirche.
nach oben
29.07.2022
Eine Reise zum tiefsten Loch
der Erde / Denkmal für eine der größten technischen
Meisterleistungen
Windischeschenbach.
„Eine Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ist der Titel von einem der
bekanntesten Romane des französischen Schriftstellers Jules Verne.
Ein Unterfangen, das dem mehrfach verfilmten Werk ziemlich nahe
kommt ist die Kontinentale Tiefbohrung (KTB) bei Windischeschenbach,
wenige Kilometer nördlich von Weiden in der Oberpfalz.
Das dort
gebohrte Loch gilt als das tiefste, das jemals in die Erde gebohrt
wurde. 9101 Meter waren es genau, die man zwischen 1990 und 1994 in
die Erdkruste getrieben hatte. Heute ist die Anlage ein imposantes
Forschungsdenkmal und das dazugehörige Bildungs- und Infozentrum ist
zugleich ein beliebtes Ausflugsziel. Der 83 Meter hohe Bohrturm war
im Jahr 2000 sogar ein Expo-Projekt.
Das
GEO-Zentrum an der Kontinentalen Tiefbohrung (KTB) gilt als eine
bundesweit einzigartige Umweltstation und zugleich als das erste
deutsche Großprojekt geowissenschaftlicher Grundlagenforschung.
Mehrere hundert Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse beispielsweise
zur Erdbebenforschung inzwischen in mehreren tausend
Veröffentlichungen publiziert. Sie konnten auch viele Fragen zu
chemischen und physikalischen Zustandsbedingungen und zu den
Vorgängen in der tieferen kristallinen Erdkruste klären.
Betreiber
der Einrichtung ist ein Träger- und Förderverein. Hinter dem
Tiefbohrprogramm steckt die Idee, die kontinentale Erdkruste durch
eine übertiefe Bohrung zu erkunden. „Wir wollten die
Zustandsbedingungen und die Prozesse in der Erdkruste unmittelbar
erforschen“, sagt der wissenschaftliche Leiter Dr. Franz
Holzförster. Im Schnitt seien 160 Arbeiter und 70 Wissenschaftler
dauerhaft auf dem Gelände gewesen. Gebohrt wurde im
Vier-Schicht-Betrieb, also rund um die Uhr, sogar an Weihnachten,
denn der Bohrer konnte nicht einfach so ausgeschaltet werden.
Mit
der größten Landbohranlage der Welt wurde bei Windischeschenbach die
Kontaktzone zweier großer Kontinentalschollen erforscht. Die
Untersuchungen sowie der Aufbau der Anlage begannen bereits im Jahr
1987. „Erste Planungen gehen sogar bis in die 1950er Jahre zurück“,
so der wissenschaftliche Leiter. Die Bohrung selbst habe die Technik
vor noch nie dagewesene Aufgaben gestellt: Bei Temperaturen bis zu
unvorstellbaren 300 Grad Celsius habe man schließlich in steil
gefalteten harten Gesteinsschichten, von zahlreichen brüchigen
Störungen durchzogen, senkrecht bohren müssen.
Mehrfach
kam die Bohrung aufgrund von Problemen zum Stillstand. „Zweifelsohne
stellt diese Tiefbohrung eine der größten technischen
Meisterleistungen überhaupt dar“, sagt Dr. Frank Holzförster. Daran
beteiligt waren nicht nur die Universitäten von Karlsruhe, Kiel und
Potsdam, sondern auch von Wyoming in den USA oder Wuhan in China.
Das Bohrloch mit einem Durchmesser zwischen 22 und 77 Zentimeter ist
noch immer offen, es wird weiterhin für wissenschaftliche
Untersuchungen genutzt, direkt besichtigen kann man es aber nicht.
Doch
warum gerade Windischeschenbach? Hier verläuft die Nahtstelle zweier
Kontinentalplatten mit den seltsamen Namen Moldanubikum und
Saxothuringikum, anders ausgedrückt, zwischen Ur-Afrika und
Ur-Europa. Die Kollision dieser beiden Platten ist allerdings schon
eine Weile her, 320 Millionen Jahren schätzt man.
Absolut
imposant ist der 83 Meter hohe Bohrturm. Im Rahmen von Führungen
kann man bis zur ersten Plattform in 17 Metern Höhe gelangen und von
dort aus die Aussicht in den Oberpfälzer Wald genießen. In der
Ausstellung ist die komplette Geschichte der Bohrung und der
dazugehörigen Technik dokumentiert, der Besucher erfährt alles rund
um das Thema Geologie, es geht um Rohstoffe und Edelsteine. Man
erfährt, wie ein Vulkan funktioniert und wie ein Erdbeben abläuft.
Dazu gibt es eigens einen Erdbebensimulator. „Man findet auf dem
Gelände etwas für die ganze Familie“, sagt Frank Holzförster, sogar
einen Sandkasten mit „Edelsteinen“ für die Kleinsten.
Seit
einigen Jahren befindet sich im Geozentrum ein Labor zur
Lehrerfortbildung und als außerschulischer Lehrort. Unter
pädagogischer Anleitung können Schüler dort unter anderem
Bodenproben analysieren oder Geländeuntersuchungen mit
Hammerschlag-Seismik durchführen. An die 8000 Schüler kämen so im
Schnitt pro Jahr nach Windischeschenbach. Alljährlich findet am
Geozentrum eine Mineralienbörse statt, bei der die heimischen
Schätze nicht nur gezeigt werden, sondern auch erworben werden
können.
Kultur
Info:
- Für
jedes Alter
- Halbtagesausflug, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei
rund zwei Stunden.
- Lage: Windischeschenbach liegt an der Bundesstraße B22, knapp 20
Kilometer nördlich von Weiden. Vor Ort ist die Tiefbohrung nicht nur
gut ausgeschildert sondern auch weithin sichtbar.
- Öffnungszeiten: Sommerzeit täglich 10 bis 18 Uhr, Winterzeit
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 16 Uhr. Für Führungen ist eine
Voranmeldung erforderlich. Weihnachten, Silvester und Neujahr
geschlossen.
- Einkehr: Vor Ort gibt es einen Kaffeeautomaten und
Sitzmöglichkeiten. Gasthäuser und Cafes gibt es in
Windischeschenbach und im nahen Erbendorf.
- Weitere Auskünfte: Geo-Zentrum an der Kontinentalen Tiefbohrung,
Am Bohrturm 2, 92670 Windischeschenbach, Telefon 09681/400430,
E-Mail:
info@geozentrum-ktb.de.
Bilder:
1. Der
weltweit höchste Landbohrturm ist weithin sichtbar.
2. Etwas
außerhalb von Windischeschenbach ist die Kontinentale Tiefbohrung
gut ausgeschildert zu finden.
3. Herkömmliche
Bohrer taugen nichts für das tiefste Loch der Erde, da braucht es
schon derartige Rollenbohrmeißel, wie diesen, der auch tatsächlich
vor Ort zum Einsatz kam.
4. Der wissenschaftliche
Leiter Dr. Frank Holzförster erläuterte die Dauerausstellung mit dem
Titel“ System Erde“.
5. An
der „Potsdamer Kartoffel“ erläutert Dr. Frank Holzförster die
Verteilung der Erdmassen und damit das räumlich ungleichförmige
Schwerefeld der Erde.
6. Verschiedene Gesteinsarten sind im Außenbereich der Kontinentalen
Tiefbohrung ausgestellt
nach oben
29.07.2022
Flur und Kunst in der
Fränkischen Toskana / Skulpturenwege nahe Bamberg verbinden
Kunstgenuss und Wanderfreuden
Skulpturen
international anerkannter Bildhauer stehen normalerweise im Museum.
Den Weg können sich Kunstinteressierte durchaus aber auch einmal
sparen. Im Ellertal, wenige Kilometer östlich der Domstadt Bamberg,
gibt es jede Menge gegenständlicher und abstrakter Kunstwerke unter
freiem Himmel, eine Outdoor-Kunstgalerie mitten in der Fränkischen
Toskana, wie die sanft hügelige Landschaft mit ihren vielen
Streuobstwiesen gerne genannt wird. Rund um die idyllisch gelegenen
Orte Litzendorf, Lohndorf und Memmelsdorf im Bamberger Land gibt es
gleich mehrere Skulpturenwege, auf denen der Besucher Kunstgenuss
und Wanderfreude ideal verbinden kann. Die Wege wurden mit den
Jahren immer wieder verändert und erweitert.
Skulpturenweg 1: „Die Fränkische Straße der Skulpturen“
Der
akademische Bildhauer Ad Freundorfer aus Lohndorf war es, der 1994
die „Fränkische Straße der Skulpturen“ gründete. Sämtliche Werke
wurden speziell für die Region geschaffen und haben einen engen
Bezug zum jeweiligen Standort. Die Arbeiten sind das Ergebnis eines
Bildhauersymposiums. Der Skulpturenweg startet in Litzendorf an der
Tourist Info (Am Wehr 3) und führt um den Nachbarort Lohndorf herum.
Der beschauliche Rundwanderweg ist gut zehn Kilometer lang,
Allerdings kann man praktisch bei jeder Skulptur starten und auch
nur Teilstücke beispielsweise rund um Lohndorf bequem erwandern. Zur
„Fränkischen Straße der Skulpturen“ gehört auch „Der „Sieger“, eine
Landart-Skulptur des Bildhauers Harald Müller aus dem
brandenburgischen Mittenwalde, die längst zum künstlerischen
Wahrzeichen der fränkischen Toskana geworden ist. Er steht in einer
Wiese von Litzendorf kommend unmittelbar hinter Lohndorf und ist
mittlerweile zu einem beliebten Fotomotiv geworden.
Skulpturenweg 2: „Figur im Focus“
Auf
dem Parkplatz des weithin sichtbaren Schlosses Seehof in Memmelsdorf
beginnt ein weiterer Skulpturenweg, der den Titel „Figur im Focus“
trägt und der auf ein internationales und hochkarätig besetztes
Bildhauersymposium des Jahres 2009 zurückgeht. Unter anderem aus
Bulgarien, Ecuador, Italien und sogar aus Syrien haben Bildhauer
daran teilgenommen. Initiator war ebenfalls der ortsansässige
Künstler Ad Freundorfer. Auch dieser Weg ist knapp zehn Kilometer
lang, führt durch den großzügigen Park von Schloss Seehof fast bis
zum Nachbarort Pödeldorf und über Meedensdorf wieder zurück nach
Memmelsdorf. Entlang der Gemeindeverbindungsstraße von Memmelsdorf
nach Litzendorf kann man aber auch bequem mit dem Fahrrad auf einem
gut ausgebauten und asphaltiertem Weg fahren oder einen Fotostopp
mit dem Auto einlegen.
Skulpturenweg 3: „Kunst und Besinnung“
Einen
kleinen symbolischen aber gerade in diesen Zeiten umso wichtigeren
Beitrag für eine friedvolle Zukunft will der 1949 in Bamberg
geborene bildende Künstler Robert Hoffmann aus dem nahen Litzendorf
mit seinem drei Kilometer langen „Kunst- und Besinnungsweg“ leisten,
An 16 Stationen möchte er Denkanstöße geben und „im Betrachter ein
Bewusstsein wecken, das Verantwortung für die Schöpfung
hervorbringt“. Bemerkenswert ist, dass der frühere Pädagoge mit
verschiedensten Materialien gearbeitet hat: mit Granit, Eichenholz,
Edelstahl, Metall, Kalk- und Sandstein. Der Weg wurde 2005
eingeweiht und nach der Schaffung mehrerer neuer Skulpturen im Juni
2016 wiedereröffnet. Start und Ziel des Weges ist am
Wanderparkplatz, an der Staatstraße 2281 von Litzendorf nach
Lohndorf, kurz vor dem Ortseingang Lohndorf auf der rechten Seite.
Die Kunstwerke stehen entlang des Weges, der Wegverlauf ist mit
einem Schild "Gelber Diagonalstrich" markiert.
Skulpturenweg
4: „Flur & Kunst“
Schließlich sind auch die künstlerisch wertvoll gestalteten
Flurdenkmäler „Flur & Kunst“, die von der Gemeinde Litzendorf
zusammen mit dem Amt für Ländliche Entwicklung in Bamberg konzipiert
wurden, sehenswert. Da gibt es „Die vier Elemente“ des Bildhauers
Christian Plank, den „Bienenstein“ von Hubert Maier, „Die geöffnete
Form“ von Michaela Biet, den Ammoniten von Thomas Gröhling oder die
Juraschnecke von Hubert Müller. Die fünf gestalteten Denkmale wurden
zum Abschuss der Dorferneuerung und Flurneuordnung errichtet und
befinden sich rund um Litzendorf.
Kultur
Info:
- -
Für jedes Alter
- Halbtages-/Tagesausflug
- Lage: Litzendorf, Lohndorf und Memmelsdorf knapp zehn Kilometer
von der östlichen Bamberger Stadtgrenze entfernt. An der Autobahn
A73 hat Memmelsdorf eine eigene Ausfahrt. Litzendorf und Lohndorf
sind von dort aus gut ausgeschildert.
- Öffnungszeiten:
Sämtliche Skulpturenwege befinden sich im öffentlichen Raum und
können zu jeder Tageszeit erwandert werden.
- Parken:
Kostenlose Parkplätze gibt es an sämtlichen Start- und Zielpunkten.
- Einkehr:
keine Möglichkeiten entlang der Strecken. In Memmelsdorf und
Litzendorf gibt es sowohl in den Ortschaften als auch bei Schloss
Seehof mehrere Gaststätten und ein Café.
- Weitere
Auskünfte: Tourist-Info Fränkische Toskana, Tel. 09505-80 64 106,
E-Mail: info@fraenkische-toskana.com.
Bilder:
1. Durch
diese Sandsteinskulptur ist die barocke Pfarrkirche St. Wenzeslaus
von Litzendorf zu sehen.
2. Kunst
und Natur bringen die Skulpturenwege im Bamberger Land in idealer
Art und Weise Einklang.
3. „Durch
unser Denken und Handeln in der Gegenwart säen wir die Zukunft“:
Robert Hoffmann hat seiner Skulptur aus dem Jahr 2005 deshalb den
Namen „Saatgut“ gegeben.
4. „Lebensschiff“
heißt dieses Werk des Bildhauers Robert Hoffmann.
5. Armut,
Terror, Sklaverei: Zum Nachdenken anregen soll diese Skulptur auf
dem Kunst- und Besinnungsweg.
6. Elias
Naumann aus Syrien schuf diese monumentale Sandsteinskulptur und gab
ihr den Namen „Unvollendeter Traum“.
7. Er
ist so etwas wie das Maskottchen der Skulpturenwege im Ellertal und
zugleich das künstlerische Wahrzeichen der Fränkischen Toskana: die
Skulptur „Der Sieger“ von Harald Müller.
8. Sieht fast aus wie eine Barockfigur aus dem benachbarten Schloss
Seehof, ist in Wirklichkeit aber eine zeitgenössische Arbeit des
Bildhauers Mario Tapia aus Ecuador.
.jpg)
nach oben
29.07.2022
Poesie am See / Der
Weißenstädter See im Fichtelgebirge bietet zahlreiche
Freizeitmöglichkeiten
Angeln,
baden, Kahn und Tretboot fahren, segeln, surfen oder einfach nur
spazieren gehen. Das ist fast an jeden größeren See im Freistaat
möglich. Am Weißenstädter See im Fichtelgebirge gesellt sich dazu
aber auch Poesie, Kultur und ein bemerkenswertes Stück (Wirtschafts)-Geschichte.
Für die
Poesie sorgt der im Fichtelgebirge beheimatete, zeitgenössische
Schriftsteller Eugen Gomringer. Er will auf den 14 Steinstelen auf
dem fast vier Kilometer langen Rundweg mit eingemeißelten
meditativen Worten aus seinem „Stundenbuch“ um den See die
verschiedensten Denkanstöße geben. Entsprechend den 24 Stunden eines
Tages setzen sich die Texte aus nur 24 verschiedenen Wörtern
zusammen. Die Stelen selbst bestehen aus den verschiedenen
Gesteinsarten, die es im Fichtelgebirge gibt.
Als
wäre das nicht schon Kultur genug, hat auch Jean Paul (1763 – 1825)
in Weißenstadt am See seine Spuren hinterlassen. Großformatige
Infotafeln entlang des Uferrundwegs erinnern an den Dichter zwischen
Klassik und Romantik, der wie kaum eine andere bedeutende
Persönlichkeit mit dem Fichtelgebirge verbunden ist. Jean Paul soll
ja ein leidenschaftlicher Wanderer gewesen sein. Schließlich hätten
die Spaziergänge den Ideenfluss des Dichters in Schwung gebracht.
„Ich kann mich nicht erinnern, dass ein einziger Gedanke in der
Stube gefasst wurde, sondern immer im Freien“, wird Jean Paul
zitiert. Es gilt als wahrscheinlich, dass er mehrfach Weißenstadt
besucht hat, sein Großvater wohnte im nahen Ruppertsgrün
Ebenfalls
untrennbar mit dem Fichtelgebirge verbunden ist der Granitstein. An
ein Stück bedeutender Wirtschaftsgeschichte erinnern die Ruinen der
ehemaligen Steinfabrik Ackermann, später Grasyma, nahe des
südöstlichen Ufers. Von hier aus wurde einst über einen eigenen
Gleisanschluss geschliffener Granit aus Weißenstadt in die ganze
Welt transportiert. Gegründet wurde die Fabrik von einem berühmten
Sohn der Stadt: Erhard Ackermann (1813 - 1880). Er gilt als Erfinder
des maschinellen Schleifens und Polierens von Hartgestein. Was heute
selbstverständlich ist, galt damals als Sensation.
Ende
des 19. Jahrhunderts waren an die 200 Mitarbeiter in der Fabrik
tätig, die steinerne Produkte in Serien herstellte. Wie bedeutsam
das Unternehmen war, zeigt, dass es beispielsweise die Säulen für
die Kolonnaden in Karlsbad, für das damalige Deutsche Kunstmuseum
und Reichspostamt in Berlin oder für die Walhalla bei Regensburg
herstellte. Die polierten Werksteine aus Weißenstadt wurden auch
beim Bau der Votivkirche in Wien und bei der Errichtung des
Königlichen Palais in Belgrad verwendet. Heute werden auf zwölf
großformatigen Infotafeln in den Fabrikruinen sämtliche Aspekte des
Granits, von der Entstehung bis zur Veredelung dargestellt. Im nahe
Park erinnert eine Büste an Erhard Ackermann.
Der fast
50 Hektar große Weißenstädter See zwischen Schneeberg und Waldstein
im Tal der vielbesungenen Eger liegt am Rand des kleinen
Fichtelgebirgsstädtchens und ist von allen Seiten zugänglich. Er hat
Trink- und Badewasserqualität. Kaum zu glauben, aber der See wurde
1976 als Stausee künstlich angelegt, und zwar genau an der Stelle,
an der sich einst der Stadtweiher befand. Heute dienst der
Weißenstädter See neben seinen vielen Freizeitangeboten auch als
Hochwasserrückhaltebecken, Vogelschutzgebiet und
Trinkwassergewinnungsanlage. Der Weg um den See herum ist
asphaltiert und deshalb auch mit Fahrrädern und Inline-Skatern
befahrbar oder für Rollstuhlfahrer geeignet.
Naturschutz
wird rund um den See übrigens groß geschrieben. Auf der Nordseite
wurden die früher direkt in den See fließenden Bäche so umgestaltet,
dass längere Wasserarme, Uferbuchten und Tümpel mit kleinen Inseln
entstanden sind. In diesem künstlichen Bachdelta konnte sich so ein
strukturreicher Lebensraum für an das Wasser gebundene Tier- und
Pflanzenarten entwickeln.
Das
4000-Einwohner-Städtchen im Landkreis Wunsiedel hat aber auch über
den See hinaus noch vieles zu bieten. Da gibt es eine Infostelle des
Geoparks Bayern-Böhmen mit interessanten Ausstellungen, den Brot-
und Lebkuchenfabrikanten Pema mit Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten
und einem eigenen Kunstmuseum, oder das Kurzentrum
Sieben-Quell-Gesundheitsresort mit Thermalbad, Vier-Sterne-Hotel und
gastronomischen Möglichkeiten. Die Funktion als Kurstädtchen geht im
Übrigen auf das Radonvorkommen zurück. In den Kureinrichtungen gibt
es ein breites Angebot zur Schmerzlinderung, zur Behandlung des
Bewegungsapparates und zur Beschleunigung von Heilprozessen.
Kultur
Info:
- Für
jedes Alter
- Tagesausflug
- Lage:
Weißenstadt liegt abseits der großen Verkehrsachsen. Die nächsten
Autobahnanschlüsse an die Bundesautobahn A9 Nürnberg-Hof-Berlin
befinden sich in rund 15 Kilometer Entfernung bei Gefrees,
beziehungsweise Münchberg. Der nächste Anschluss an der A93
Regensburg-Weiden-Hof ist ebenfalls in rund 15 Kilometer Entfernung
bei Thiersheim.
- Öffnungszeiten:
Der See befindet sich genauso wie die Ruinen der ehemaligen
Steinfabrik im öffentlichen Raum und kann jederzeit erwandert
werden.
- Parken:
In Weißenstadt ist das Parken auf den öffentlich ausgewiesenen
Parkplätzen kostenfrei. Von dort aus ist man in wenigen Gehminuten
am See. Die Parkplätze direkt am See sind an bestimmten Tagen
kostenpflichtig.
- Einkehr:
Am See entlang gibt es mehrere gastronomische Angebote. In
Weißenstadt selbst sind Gaststätten, das sehenswerte Café des Brot-
und Lebkuchenherstellers Pema, sowie verschiedene Angebote in den
Kureinrichtungen.
- Weitere
Auskünfte: Kur- und Touristinformation Wunsiedler Straße 4, 95163
Weißenstadt; Telefon 09253/95030; E-Mail:
tourist@weissenstadt.de.
Bilder:
1. Radfahren oder
Inline-Skaten ist auf dem durchgehend asphaltierten Rundweg um den
See möglich.
2. Malerisch
eingebettet in das Tal der Eger liegt der fast 50 Hektar große und
bis zu vier Meter tiefe Weißenstädter See.
3. Über
die Konkrete Poesie des zeitgenössischen Dichters Eugen Gomringer
kann der Spaziergänger an den 14 Stelen rund um den See nachdenken.
4. Kaum
zu glauben, dass der Weißenstädter See am Rande des idyllischen
Fichtelgebirgsstädtchens erst vor rund 50 Jahren künstlich angelegt
wurde.
5. Seine
idyllische Lage zeichnet den See zu jeder Jahreszeit aus.
6. Vom
Segeln bis zum Stand-Up-Paddling bietet der See jede Mange
Wassersport- und Freizeitmöglichkeiten.
7. Weit
über die Grenzen des Fichtelgebirges hinaus bekannt ist das
Weißenstädter Kurhotel.
8. Einst
eine Weltfirma, heute nur noch wenige Ruinen: die einstige
Steinfabrik Ackermann.
9. Mit
dem Segelboot vor dem Gipfel des Schneebergs.
10.
Granitsäulen zieren die Worte des Dichters Eugen Gomringer.
.jpg)
.jpg)
nach oben
23.07.2021
Europäische
Eisenbahngeschichte auf knapp sieben Kilometern / Ein Themenweg
führt entlang der „Schiefen Ebene“
Neuenmarkt.
Eingeschworene Eisenbahnfans bekommen bei den beiden Worten „Schiefe
Ebene“ leuchtende Augen. Allen anderen wird der Name der Bahnstrecke
zwischen Bayreuth, beziehungsweise Bamberg und Hof wenig sagen. Es
lohnt sich aber, sich damit zu beschäftigen, zumindest seit es einen
aufwändigen Themenweg entlang der Strecke gibt, die europäische
Eisenbahngeschichte geschrieben hat.
Bei der
„Schiefen Ebene“ handelt es sich um eine zweigleisige Steilstrecke,
die zwischen den Bahnhöfen Neuenmarkt-Wirsberg und Marktschorgast im
oberfränkischen Landkreis Kulmbach auf knapp sieben Kilometern fast
158 Meter Höhenunterschied überwindet. Sie führt vom Maintal aus zur
Rhein-Elbe-Wasserscheide auf die Münchberger Hochfläche und ist
sogar von der Bundesautobahn A9 zwischen den Anschlussstellen
Himmelkron/Bad Berneck und Marktschorgast kurz zu sehen.
Nun muss
man wissen, dass die gesamte Strecke bereits in den Jahren 1844 bis
1848 von der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn, so hieß der
Vorläufer der Deutschen Bahn damals, errichtet wurde. Der
Streckenverlauf mit seinen zahlreihen Stützmauern, Einschnitten und
Steindämmen gilt als absolute technische Meisterleistung seiner
Zeit. 25 Prozent Steigung, das war das Maximum, das die
Dampflokomotiven bewältigen konnten, wenn dazu auch meist eine
zweite Lok vorgespannt werden musste oder eine weitere Lok zum
Anschieben des Zuges benötigt wurde.
Das
alles und noch viel mehr erfährt der Interessierte seit 2014 auf
einem eigens errichteten Themenweg, der am Fuß der Rampe im
ehemaligen Bahnbetriebswerk Neuenmarkt-Wirsberg beginnt. Dort
befindet sich heute das Deutsche Dampflokomotiv-Museum, das mit
seinen vielen historischen Loks schon allein einen Ausflug wert ist.
Endpunkt
ist die Bergstation im ehemaligen Wartesaal des Bahnhofs
Marktschorgast, in dem ein kleines Informationszentrum zur
Geschichte der „Schiefen Ebene“ eingerichtet wurde. Dazwischen wird
auf einer Wanderstrecke von acht Kilometern auf vielen Schautafeln
die Geschichte der Strecke beschrieben und viele betriebliche und
baugeschichtliche Besonderheiten des Denkmals von europäischem Rang
erzählt. Zugegeben, manchmal geht es schon sehr ins Detail, dafür
entschädigen die vielen historischen Fotos, die auf den Tafeln
abgebildet sind und die vielen Geschichten, die sich um die „Schiefe
Ebene“ ranken.
Zum
Beispiel die Geschichte der noch vorhandenen Fallkörpersperren auf
halber Strecke. Es klingt wie aus einem James-Bond-Film, ist aber
wahr. In Zeiten des Kalten Krieges wurden die riesigen Betonsäulen
links und rechts der Gleise errichtet. Sie hätten damals jederzeit
zur Explosion gebracht werden können, wären dann auf die Gleise
gestürzt und hätten so ein Anrücken der Truppen des Warschauer Pakts
aufhalten sollen.
An die
drei Stunden sollte man sich schon Zeit nehmen für die teils steilen
Auf- und Abstiege des Themenwegs, auch das Gelände ist stellenweise
eher unwegsam. Dafür wird der Wanderer gleich mehrfach mit einer
herrlichen Aussicht auf die Gegend belohnt. Gutes Schuhwerk kann
jedenfalls nicht schaden, mit Kinderwägen oder Rollstühlen ist die
Strecke nicht zu befahren.
Bahntechnisch hat die Strecke heute kaum mehr eine Bedeutung,
spätestens seitdem 2001 östlich davon die „Schlömener Kurve“
errichtet wurde. Damit wird von Bayreuth kommend in Richtung Hof der
Bahnhof Neuenmarkt-Wirsberg umfahren, was eine große Zeitersparnis
mit sich bringt. Die Regionalbahn fährt noch, ansonsten gibt es hin
und wieder Sonderfahrten mit historischen Loks vom Deutschen
Dampflokomotiv-Museum aus.
.jpg)
Info:
- Für
jedes Alter
- Halb-,
eher Ganztagesausflug
- Lage:
Neuenmarkt als Ausgangspunkt liegt an der Bundesstraße B303, unweit
der
Autobahnausfahrt
Himmelkron/Bad Berneck. Das Deutsche Dampflokomotivmuseum in der
Birkenstraße 5 in Neuenmarkt ist ausgeschildert
- Öffnungszeiten:
Der Themenweg befindet sich im öffentlichen Raum und kann zu jeder
Tageszeit erwandert werden. Über Rückfahrtmöglichkeiten von
Marktschorgast nach Neuenmarkt mit der Bahn sollte man sich vorher
genau erkundigen, da die Strecke nicht so oft bedient wird.
Das Deutsche Dampflokomotiv-Museum hat immer dienstags bis sonntags
von 10 bis 17 Uhr geöffnet. In den Wintermonaten (November bis Mitte
März) schließt das Museum bereits um 15 Uhr.
Der kleine Infopunkt im ehemaligen Bahnhof Marktschorgast hat von 1.
Mai bis 31. Oktober jeweils von 9 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt
geöffnet.
- Parken:
kostenlose Parkplätze rund um das Deutsche Dampflokomotiv-Museum.
- Einkehr:
keine Möglichkeit entlang der Strecke. In Neuenmarkt gibt es
Gasthäuser und Cafes.
Weitere
Auskünfte: Rathaus Neuenmarkt, Hauptstraße 18, 95339 Neuenmarkt,
Telefon: 09227/930-0,
Poststelle@neuenmarkt.de,
www.neuenmarkt.de, oder Deutsches
Dampflokomotiv-Museum, Birkenstraße 5, 95339 Neuenmarkt, Telefon
09227 / 5700,
info@dampflokmjuseum.de,
www.dampflokmuseum.de.
.jpg)
Bilder:
1. Mit
einem ordentlichen Höhenunterschied steigen die Gleise der „Schiefen
Ebene“ zwischen Neuenmarkt und Marktschorgast an.
2. Mitten
im Eisenbahnerdorf Neuenmarkt hat das Deutsche Dampflokomotiv-Museum
seinen Sitz.
3. Direkt
am Deutschen Dampflokomotiv-Museum startet der Themenweg zur
„Schiefen Ebene“.
4. Das
Freigelände des Dampflokomotiv-Museums bietet zahlreiche
Attraktionen für Entdecker.
5. Zur
„Schiefen Ebene“ gehören zahlreiche historische Brückenbauwerke.
6. Im
ehemaligen Wartesaal des Bahnhofs von Marktschorgast wurde ein
kleines Informationszentrum eingerichtet.
7. Der ehemalige Bahnhof und heutige Haltepunkt Marktschorgast
bildet den Endpunkt des Themenweges zur „Schiefen Ebene“
nach oben
23.07.2021
Ein Labyrinth in
Bayerns steinreichster Ecke / Die Geschichte der Granitgewinnung:
der Steinbruch-Rundwanderweg bei Kirchenlamitz
Kirchenlamitz.
Die Siegessäule in Berlin, zahlreiche Bauwerke an der berühmten
Wiener Ringstraße oder das einstige Home Insurance Building in
Chicago, das erste moderne Hochhaus der Welt: kaum zu glauben, aber
sie und nahezu unzählige andere Bauwerke auf der ganzen Welt sind
aus Granitstein aus dem Fichtelgebirge. Als eines der Zentren des
einstigen Granitabbaus gilt die Gegend zwischen Weißenstadt und
Kirchenlamitz im Landkreis Wunsiedel. Gerne sprechen die
Einheimischen von „Bayerns steinreichster Ecke“.
Am
Epprechtstein, einer der mit 800 Meter über dem Meeresspiegel
liegenden größeren Erhebungen zwischen Waldstein und Kornberg gab es
vor gut hundert Jahren 20 Steinbrüche. An dieses vergessene Stück
bedeutender Industriegeschichte erinnert heute ein etwa 3,5
Kilometer langer Steinbruch-Rundwanderweg, der aufgrund der
wunderschönen Landschaft mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten
nicht nur für Geologen interessant ist. Am Ende wartet außerdem mit
dem Granit-Labyrinth Epprechtstein eine echte touristische
Attraktion.
Granit
ist eine Gesteinsart, die vor unvorstellbaren 300 Millionen Jahren
entstanden ist. Sie besteht aus Quarz, Feldspat und Glimmer, ihr
Name kommt aus dem Lateinischen „granum“, was so viel wie das Korn
bedeutet. Das alles und vieles mehr können Interessierte auf den
zahlreichen Tafeln nachlesen, die entlang des Weges errichtet
wurden.
Viel
interessanter ist aber, dass man schon im Mittelalter Granit am
Epprechtstein abgebaut hat. Die Steinbrüche wurden dann im 19.
Jahrhundert errichtet. Ein echter Aufschwung kam mit dem Bau der
heute schon lange wieder eingestellten Eisenbahnlinien ins
Fichtelgebirge. Sogar einen eigenen Haltepunkt „Epprechtstein“ soll
es gegeben haben. Jeder zweite Kirchenlamitzer arbeitete um 1900
herum in einem Steinbruch oder in einem Steinmetzbetrieb. Erst nach
den Zweiten Weltkrieg verlor die Granitindustrie des Fichtelgebirges
rasant an Bedeutung. Andere Baustoffe waren billiger und so wurde
der Granit von Stahl und Beton abgelöst.
Dies
alles ist unterhaltsam aufbereitet und mit zahlreichen Bildern
versehen auf den Infotafeln entlang des Weges mit seinen 120 Metern
Höhenunterschied zu erfahren. Aber auch der artenreiche Bergwald mit
seinen imposanten Mischwaldbeständen und der vielfältigen Vogelwelt
ist diese kleine Wanderung wert. Ob Grauspecht, Baumpieper oder
Gartenrotschwanz. Sie alle haben hier in der noch relativ
unberührten Natur ein Zuhause gefunden. Sogar Auerhühner wurden rund
um den Epprechtstein schon gesichtet. Auch die einstigen
Abraumhalden der aufgelassenen Steinbrüche hat sich die Natur längst
wieder zurückerobert. Moose, Flechten und Farne wachsen auf den
Steinen. Blindschleichen, Eidechsen und auch Kreuzottern sind
heimisch geworden. Wenn der Weg auch relativ kurz ist, gutes
Schuhwerk kann deshalb nicht schaden.
Die
eigentliche Attraktion und zugleich der krönende Abschluss des
Steinbruch-Rundwanderweges ist das Granitlabyrinth. Auf Initiative
des Künstlers Willi Seiler aus Wunsiedel und mit Hilfe des
Marktedwitzer Architekten Peter Kuchenreuther wurde es 2009 auf dem
Werkplatz eines ehemaligen Steinmetzbetriebes angelegt. Auf 34 mal
34 Metern Grundfläche wurden 180 große Steinquader errichtet, in
deren Zentrum ein fünf Meter hoher Obelisk steht. Um dorthin zu
gelangen, muss man immerhin 400 Meter zurücklegen, wenn man nicht
die Abkürzung nimmt und auf die Quader klettert, was einem aber auch
keiner übel nimmt.
Epprechtstein ist übrigens auch der Name der nahen Burgruine, deren
Fragmente die Zeiten überdauert haben. Im Jahr 1248 wurde die
Raubritterburg errichtet. Viel ist davon allerdings nicht mehr zu
sehen. Bereits 1553 wurde sie im zweiten Markgräflerkrieg wieder
zerstört.
Bilder:
1. Am
Wanderparkplatz Hinteres Buchhaus startet der
Steinbruch-Rundwanderweg.
2. Markante
Felsen weisen dem Wanderer den Weg.
3. Der
Rundweg am Epprechtstein ist einer der beliebtesten Wanderwege des
Fichtelgebirges.
4. Granit
ist nicht gleich Granit: hier lernt der Interessierte die
verschiedenen Granitvorkommen kennen.
.jpg)
Der Eingang des 2009 eröffneten
Granitlabyrinths.
Info:
- Für
jedes Alter, das Granitlabyrinth ist natürlich bei Kindern überaus
beliebt.
- Halb-/Ganztagesausflug.
- Lage:
Sowohl der Ausgangspunkt des Rundwanderweges, der Wanderparkplatz
Hinteres Buchhaus, als auch das Granit-Labyrinth liegen nahe der
Stadt Kirchenlamitz auf der Kreisstraße nach Weißenstadt. Auch der
Sechsämter-Radwanderweg führt direkt daran vorbei.
- Öffnungszeiten:
Rundwanderweg und Labyrinth sind jederzeit frei zugänglich.
- Eintritt
frei.
- Parken:
Kostenlose Parkplätze sowohl am Wanderparkplatz Hinteres Buchhaus
als auch direkt am Granit-Labyrinth.
- Einkehr:
Direkt am Granitlabyrinth befindet sich das Gasthaus „Zur
Waldschmiede“ mit einem schönen Biergarten. Im Nachbarort
Großschloppen gibt es das Bauernhofcafe der Familie Petzold, das
immer an Samstagen, Sonn- und Feiertagen jeweils nachmittags
geöffnet hat.
- Auskünfte:
Stadt Kirchenlamitz, Marktplatz 3, 95158 Kirchenlamitz,
stadt@kirchenlamitz.de,
www.kirchenlamitz.de.
.jpg)
180 große Granitquader wurden rund um den fünf
Meter hohen Obelisken errichtet.
.jpg)
Informationen
und kleine Ausstellungen gibt es im neu errichteten
Informationszentrum unweit des Labyrinths.
nach oben
23.07.2021
Im Land der tausend
Teiche / Der Phantastische Karpfenweg in Kemnath verbindet
Geschichte und Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart
Kemnath.
Fischskulpturen gibt es viele. Man kann sie sogar als „Rohling“
kaufen und selbst bemalen. Im kleinen oberpfälzischen Städtchen
Kemnath mit seinen rund 5500 Einwohnern hat man sich 2004
entschlossen, nicht nur einen dieser Fischskulpturen aufzustellen,
sondern gleich einen ganzen Themenweg rund um die historische
Altstadt zu errichten. Die Skulpturen wurden von heimischen
Künstlern und Künstlergruppen gestaltet und sollen dazu einladen,
sich auf unterhaltsame Art und Weise mit der Geschichte dieser Stadt
zu beschäftigen.
Los geht
es am westlichen Eingang zum mittelalterlichen Stadtplatz. „Karl“
heißt der feuerrote Karpfen, den Susanne Vonhoff, gleichzeitig
Ideengeberin des Rundwegs, dort aufgestellt hat. Der Stadtweiher am
Rande der Altstadt ist von hier aus bereits zu sehen. Dort gibt es
nicht nur Karpfen und Schleien, sondern auch Forellen und Hechte.
Das einst doppelt so große Gewässer ist deshalb auch noch heute
interessant für Angler.
Der
Stadtweiher steht stellvertretend für die vielen Fischgewässer im
„Land der tausend Teiche“, die der Landkreis Tirschenreuth in der
nördlichen Oberpfalz auch genannt wird. Über 1000 Jahre lässt sich
die Karpfenzucht in der Region belegen und so ist nur logisch, dass
der knapp drei Kilometer lange Rundweg hier an den Ausläufern von
Fichtelgebirge und Steinwald realisiert wurde.
Vorbei
am „Eisernen Gustav“ von Christian Baumann und an der Statue des
Brückenheiligen Nepomuk geht es zum Regenbogenfisch von Simone
König-Wessels. Am Fuße der Kalvarienbergkirche lädt diese besonders
schöne Karpfenskulptur nicht nur zur Meditation ein, sondern
erinnert auch daran, dass der Fisch seit jeher auch ein christliches
Symbol ist.
„Karpfenwetter“ hat Waltraud Müller ihre Skulptur benannt in
Sichtweite zur Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt mit ihrem
hochaufragenden gotischen Turm benannt und bereits hier ist es
beeindruckend, wie vielfältig die künstlerische Darstellung ein- und
desselben Motivs gelingen kann.
Kemnath
ist eine Stadt mit vielen Bachläufen und dabei wird immer wieder
deutlich, dass die Wirtschaft schon vor Jahrhunderten auf das Wasser
angewiesen war. Ohne das nasse Element wären die Müller, die Färber
oder die Schmieder buchstäblich auf dem Trockenen gesessen.
Augenzwinkernd hat Renate Grosser ihre in Tarnfarben gestreifte
Karpfenskulptur „Serengeti“ benannt. Sie steht an den
hochaufragenden Stadeln, die mit ihren wuchtigen Sandsteinquadern
den Stadtkern umgeben.
Viele
Phantastische Karpfen gibt es in Kemnath. Schüler der Staatlichen
Realschule haben ihren Karpfen „Gripsy“ getauft, die „Esmeralda“
stammt von Ina Memmel und Christian Baumann erschuf eine Skulptur
die den Namen „Metallica“ trägt. Sie ist allerdings kein Tribut an
die gleichnamige US-amerikanische Rockband, sondern eher an die
Metallbaufirma, die sie gestiftet hatte.
Noch
zahlreiche Begebenheiten aus der Geschichte Kemnaths erfährt man
fast nebenbei über die kurzen prägnanten Texte an den
Informationstafeln. Etwa, dass aus dem Eisweiher noch bis weit nach
dem Zweiten Weltkrieg die Eisblöcke herausgeschlagen wurden, mit
denen in den Felsenkellern das Bier der einst so zahlreichen
Brauereien gekühlt wurde. Man lernt auch die Tradition der
Totenbretter an den Scheunen in der Schulstraße kennen. Ähnlich wie
im bayerischen Wald hatte man früher die Bretter bemalt und
beschriftet, mit denen die verstorbenen aus den Häusern getragen
wurden. Und auch an den alten Zungenbrecher „Fischers Fritz fischt
frische Fische“ wird auf einer der Informationstafeln erinnert.
Info:
- Für
jedes Alter
- Halb-/Ganztagesausflug
- Lage:
Kemnath liegt an der Bundesstraße B22 etwa auf halber Höhe zwischen
Bayreuth und Weiden.
- Öffnungszeiten:
Der Karpfenweg befindet sich im öffentlichen Raum und kann zu jeder
Tageszeit erwandert werden.
- Parken:
viele kostenlose Parkplätze rund um den Stadtkern.
- Einkehr:
In Kemnath gibt es mehrere Gaststätten, Cafes und eine Eisdiele.
Weitere
Auskünfte Tourist Information Kemnath, Stadtplatz 38, 95478 Kemnath,
Telefon: 09642/707-0, info@touristik.kemnath.de
Bilder:
1. Am
Stadtweiher hat der „Regenbogenfisch“ einen idealen Standort
gefunden.
2. Von
der Skulptur des „Guvtas“ jenseits des Stadtkerns aus ist der
gotische Turm der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt zu sehen.
3. „Aquarius“
hat Hans Wöhrl seine Karpfenskulptur genannt.
4. Susanne
Vonhoff ist nicht nur die Initiatorin des Werkes, sie hat auch
diesen Karpfen mit dem Namen „Welf“ gestaltet.
5. Mitten
im Eisweiher steht dieser Karpfen „Infinitiv“, den Angelina Groß und
Andreas Koch entworfen haben.
6. Karpfen
„Metallica“ zieht die Blicke der Passanten auf sich.
7. Leuchtend
gelb ist diese Karpfenskulptur ein echter Blickfang.
8.
Hier treffen
gleich zwei Phantastische Karpfenskulpturen aufeinander.
.jpg)
.jpg)
nach oben
06.09.2020
Schulranzen,
Schiefertafeln, Schreibmaschinen / Dorfschulmuseum Ködnitz zeige
Schulutensilien der „guten alten Zeit“
Ködnitz.
Die letzten Schüler haben sich gerade in die Ferien verabschiedet.
Einige haben ihre Mützen an der Garderobe vergessen. Überall riecht
es nach frisch geölten Bodendielen. Auf den Pulten liegen noch
Griffeln und Schiefertafeln. PCs, Tabletts und Smartphones sucht man
hier vergebens, Schüler allerdings auch, denn hier ganz in der Nähe
von Kulmbach geht es um das Dorfschulmuseum von Ködnitz, ein kleines
Dorf im Tal des Weißen Mains.
„Die
Dorfschulen sind verschwunden“, sagt Günter Wild. Der frühere Lehrer
ist nicht nur Vorsitzender des Trägervereins Dorfschulmuseum Ködnitz
e.V., der 78-jährige ist auch Initiator, Gründer, Leiter und
Museumsführer. Ihn ist es zu verdanken, dass nicht nur das Gebäude,
sondern auch das Inventar erhalten werden konnte. Denn 1985, als die
Witwe des letzten Dorflehrers Herbert Zapf auszog, rollten schon die
großen Müllcontainer an, um alles das zu entsorgen, was heute
teilweise in Vitrinen ausgestellt wird. Günter Wild konnte das
gerade noch verhindern.
Die
Dorfschule geht zurück bis zur Zeit der Reformation. Fast 500 Jahre
lang hatte sie Bestand, bis zur großen Schulreform im Jahr 1969. Im
korrekten Behördendeutsch „Einklassige Landschule“ genannt, wurden
hier alle Kinder von der ersten bis zur achten Jahrgangsstufe
zusammen unterrichtet.
Die Schule
sei aber über die Jahrhunderte hinweg viel mehr, als nur eine
Bildungseinrichtung gewesen, sagt Günter Wild. Die Schule war der
kulturelle Mittelpunkt der Ortschaften, gerade in kleinen Dörfern
die Ködnitz, die keine eigene Kirche besitzen. Deshalb auch der
außergewöhnliche Baustil, für den auch die, 1861 eröffnete Ködnitzer
Schule steht. Sie hat ihren Platz mitten im Dorf, ist in einem hoch
aufragenden und nobel wirkenden Sandsteinbau untergebracht. Günter
Wild spricht vom „Herrenhauscharakter“.
Einfach
sei es damals nicht gewesen, alle Entscheidungsträger davon zu
überzeugen, dass Ködnitz ein Dorfschulmuseum braucht, erinnert sich
Günter Wild. Der Gemeinderat habe das Vorhaben zunächst sogar
abgelehnt. Trotzdem konnte 1993 die feierliche Einweihung erfolgen.
Heute ist die Einrichtung ein beliebtes Ziel sowohl von
Schulexkursionen als auch von Seniorenausflügen.
Im
Zentrum des Museums steht der große Lehrsaal. Kaum zu glauben, dass
hier mal bis zu 120 Kinder Platz fanden. 1969 im letzten Ködnitzer
Schuljahr waren es immerhin noch 40. Liebevoll und mit großer
Sorgfalt für Details gibt es hier alles zu bestaunen, was zum
Schullalltag irgendwie gehörte. Schulranzen, Schiefertafeln,
Schreibmaschinen, ein Globus, Griffel, Liederbücher, Tintenbehälter.
Sogar ein historisches Steingraeber-Klavier steht an der Wand und
daneben hängt ein Bildnis von Heinrich Lübke, der bis 1969
Bundespräsident war. „Wir wollen ein lebendiges Museum sein, deshalb
ist alles so eingerichtet worden, wie es uns die letzte Ködnitzer
Schüler berichteten“, so Günter Wild.
Im
Treppenhaus sind viele der damals typischen Schulwandbilder zu
sehen, gemalte großformatige Abbildungen und Illustrationen von
technischen Dingen wie Landmaschinen bis hin zu Abbildungen aus den
klassischen deutschen Märchen. Im Lehrerzimmer ist die gesamte
Bücherei untergebracht, ebenso Dokumente zum Schullalltag. Ein
Stockwerk höher widmet man sich der Entwicklung des Schriftbildes,
alte Singer- und Pfaff-Nähmachinen erinnern an den
Handarbeitsunterricht und in einer Vitrine sind Spielsachen der
Bauernkinder zu sehen, die sich im Prinzip gar nicht groß von
heutigen Playmobil-Figuren unterscheiden.
Das
Schulhaus war zugleich auch das Wohnhaus des Dorflehrers, der mit
seiner Familie im unteren Stockwerk lebte. Im Nebengebäude waren das
Waschhaus, die Holzlege und sogar ein Ziegenstall untergebracht.
„Der Lehrer war Imker, Obstbauer und er hatte sogar einen Hektar
Ackerland“, erläutert Günter Wild.
Information:
Das
Dorfschulmuseum hat die Adresse Ködnitz 6, 95361 Ködnitz. Es von
April bis Oktober immer an den Sonn- und Feiertagen zwischen 14 und
16 Uhr, sowie ganzjährig nach telefonischer Vereinbarung geöffnet.
Telefon: 09221/1529. Weitere Information: www.dorfschulmuseum.de.
Bilder:
1. Dorfschule
mit Herrenhauscharakter: In diesem Gebäude ist das Dorfschulmuseum
Ködnitz untergebracht.
2.
Günter Wild, früher selbst Lehrer, ist Initiator, Gründer, Leiter,
Museumsführer und Vorsitzender des Trägervereins in einer Person.
nach oben
16.08.2020
Große Leidenschaft für
das kleine Geschäft / Anita Hofmann zeigt in ihrem Privatmuseum 280
Nachttöpfe aus mehreren Jahrhunderten
Partenfeld.
Die Entsorgung der Notdurft war zu allen Zeiten ein heikles Thema.
Bis zur Erfindung moderner Toiletten funktionierte sie so: rein ins
Töpfchen und raus auf die Straße. Deshalb gibt es auch keine
Nachttöpfe mehr, nicht einmal mehr die aus Plastik. Anita Hofmann
aus Partenfeld bei Thurnau im Landkreis Kulmbach will dieser
Entwicklung etwas entgegensetzen. In ihrem kleinen Nachttopfmuseum
zeigt sie alle nur denkbaren Nachttöpfe, aus Porzellan, Keramik,
Emaille, Zinn, aus den verschiedensten Ländern und Jahrhunderten.
„Was ich
mache, ist die Bewahrung eines Kulturgutes“, sagt Anita Hofmann und
schließt das Privatmuseum im Erdgeschoß ihres Wohnhauses auf- Es ist
nur wenige Quadratmeter groß, mehr als fünf Personen passen nicht
hinein, schon gar nicht in Corona-Zeiten. In dem kleinen Raum stehen
sie, die Objekte ihrer Begierde, in Regalen, auf Tischen, an den
Wänden, sogar die Lampe ist ein umfunktionierter Nachttopf. Viele
stehen auf Plauener Spitzendecken, daher auch der Name des Museums:
„Nachttopf auf Spitze“.
280 Stück
dürften es mittlerweile sein, so ganz genau weiß es die frühere
Rechtsanwältin mit Schwerpunkt Familienrecht gar nicht. Nicht alle
sind ausgestellt, aber die meisten: von der NVA-Schüssel bis zum
fein ausgearbeiteten Jugendstil-Kunstwerk, Bettpfannen von Villeroy
und Boch, Hocker, die im geschlossenen Zustand als bequeme
Sitzgelegenheit genutzt werden können, Jux-Töpfe, die nur zu
Deko-Zwecken hergestellt wurden, ein schwerer alter Zinntopf aus dem
Jahr 1846, Plastiktöpfe der neueren Zeit und ein umfunktionierter
Stahlhelm. Bei Anita Hofmann gibt es nichts, was es nicht gibt. Die
Vielfalt der Formen und Dekors ist faszinierend.
Vor
ungefähr 40 Jahren hatte alles begonnen, auf einem Flohmarkt in
Reutlingen kaufte die heute 72-Jähreige einfach so mal einen
Nachttopf für ein paar Mark. Das ging dann immer so weiter.
Flohmärkte, Trödelläden, Antiquitätenhändler, Auktionen, nichts war
mehr vor Anita Hofmann sicher. Ihr umfangreiches Wissen über die
Nachttopfgeschichte gibt sie im Rahmen von Führungen gerne an die
Besucher des kleinen Museums weiter. Das geht es um Marken-Stempel
auf der Unterseite der Töpfe, um komplette wertvolle Sets bei denen
Nachttopf, Wasserkrug, Waschschüssel und Seifenschale im gleichen
kunstvollen Design erscheinen, um Kupferdruckverfahren oder
handbemalte Töpfe oder verschiedene Brenn-Techniken.
2007
stellte sie zum ersten Mal aus, damals im Thurnauer Töpfermuseum.
2014 wurde dann das Museum offiziell eröffnet. Seitdem bekommt sie
immer wieder seltene Stücke angeboten. Obwohl der Markt mittlerweile
komplett leer ist, weil die meisten Menschen die Töpfe einfach
weggeschmissen haben, bekommt sie immer wieder schöne Stücke
angeboten.
Langweilig
wird es den Besuchern des Nachttopfmuseums nicht, denn Anita Hofmann
hat auch einen leinen Garagenflohmarkt, in dem es hauptsächlich
Porzellan zu entdecken gibt. Außerdem veranstaltet sie auch gerne
Führungen durch ihren großzügigen Naturgarten rund um ihr
Privathaus, in dem man die unterschiedlichsten Stauden, Kräuter und
Rosen entdecken kann.
Info: Das
kleine Nachttopfmuseum von Anita Hofmann ist in Partenfeld 2, 95349
Thurnau zu finden. Es hat von Mai bis September immer sonn- und
feiertags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Telefonische Anmeldung wird
empfohlen unter 09228/5902. Eintritt wird nicht erhoben, eine kleine
Spende ist aber erwünscht. Auch eine eigene Internetseite gibt es;
www.nachttopf-auf-spitze.de.
Bilder:
„Nachttopf auf
Spitze“ hat Anita Hofmann ihr kleines Privatmuseum in Partenfeld bei
Thurnau im Landkreis Kulmbach benannt. 280 Töpfe hat die ehemalige
Rechtsanwältin zusammengetragen.
nach oben