Stephan Herbert Fuchs |
|
ARCHIV:
ARTIKEL
Kirche
FOTOS
SPEZIAL
|
Zinsanstieg bereinigt Preisspitzen / Immobilienmarkt in Kulmbach und Kronach: Stabilisierung der Preisentwicklung auf hohem Niveau Kulmbach. Auf dem Immobilienmarkt in Kulmbach und Kronach zeichnet sich eine Stabilisierung der Preisentwicklung auf hohem Niveau ab. Das haben die Verantwortlichen der Sparkasse Kulmbach-Kronach und der Bausparkasse LBS Süd am Montag bekannt gegeben. Das anhaltend hohe Zinsniveau habe in den beiden Landkreisen aktuell wieder zu einem Rückgang der Preise für Wohnimmobilien geführt, die Preisspitzen der vergangenen Jahre seien abgeschmolzen. Zu Beginn des Jahres scheine der Zinsgipfel zwar überschritten worden zu sein, dennoch sei das Zinsniveau noch immer vergleichsweise hoch, sagte Heinz-Peter Hungbaur, stellvertretendes Vorstandsmitglied der LBS Süd, zu der nach der Fusion neben Bayern auch Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gehören. Der Kreis potenzieller Immobilienkäufer sei damit auch weiterhin eingeschränkt. Das Volumen aller Immobilientransaktionen bezifferte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Kulmbach-Kronach Harry Weiß auf 153 Millionen Euro im Landkreis Kulmbach und auf 70 Millionen Euro im Landkreis Kronach. Der Kulmbacher Wert liege damit über dem Durchschnitt der zurückliegenden zehn Jahre mit 128 Millionen Euro, der Kronacher Wert dagegen unter dem Zehn-Jahres-Schnitt mit 97 Millionen Euro. Dabei handelt es sich um den Wert aller Immobilienumsätze für wohnwirtschaftliche und gewerbliche Zwecke, die aus den Grunderwerbssteuerzahlungen hochgerechnet wurden. Trotz der gebremsten Entwicklung am Immobilienmarkt habe die Sparkasse Kulmbach-Kronach im zurückliegenden Jahr genau 100 Objekte im Wert von zusammen 19,8 Millionen in der Region vermitteln können. Dabei handelt es sich den Worten von Vorstandsmitglied Steffen Potstada um einen Mix aus Eigentumswohnungen und Häusern. Er bezeichnete das aktuelle Preisniveau als unglaublich attraktiv. „Hier in Oberfranken in eine Immobilie zu gehen ist top“, sagte er. Die Preise seien angemessen, es gebe keine Übertreibungen am Markt. Die Zahlen zeigten aber auch, dass das Interesse an Eigenheimen in der Region nach wie vor groß sei. Die Preisentwicklung biete wieder Chancen für Käufer insbesondere auf dem Gebrauchtmarkt, gerade auch bei Objekten, die aufgrund ihrer Lage und Ausstattung nicht unbedingt zu den Topsellern gehörten. „Insgesamt rechnen wir aufgrund der Nachfragesituation tendenziell mit einer Stabilisierung der Immobilienpreise, so Vorstandsvorsitzender Harry Weiß. Detaillierte Angaben zu den Preisen enthält der Marktspiegel der Sparkassen-Finanzgruppe. Demnach kosten Baugrundstücke in der Region Kulmbach-Kronach zwischen 35 und 160 Euro pro Quadratmeter. Neue Eigentumswohnungen sind für 3200 bis 4500 Euro pro Quadratmeter zu haben. Gebrauchte freistehende Häuser kosten zwischen 50000 und 600000 Euro, gebrauchte Doppelhaushälften und Reihenhäuser 80000 bis 300000 und Eigentumswohnungen 500 bis 3500 Euro pro Quadratmeter. Die günstigsten Baugrundstücke gibt es dabei im östlichen Landkreis Kulmbach und im nördlichen Landkreis Kronach. Am teuersten sind die Grundstücke in den Städten Kulmbach und Kronach. Analog dazu fallen auch die Preise auf dem Gebrauchtmarkt aus. Allerdings, so schränkte Vorstandsvorsitzender Harry Weiß ein, seien die Sanierungskosten bei den günstigen Gebrauchtimmobilien enorm. Deshalb und auch wegen der energetischen Situation seien möglichst neuwertige Immobilien am meisten gefragt. Wichtige Kriterien beim Kauf seien auch die räumliche Nähe zu Kindergärten und -betreuungseinrichtungen, sowie die Internetanbindung für das immer wichtiger werdende Homeoffice. Einen Blick in die Zukunft riskierte das stellvertretende LBS-Vorstandsmitglied Heinz-Peter Hungbauer. Der Bedarf an Wohnraum werde in ganz Bayern auch in Zukunft hoch bleiben. Der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Landesamtes für Statistik zufolge würden im Jahr 2042 gut 600000 mehr Menschen im Freistaat leben als bisher. Bayern werde dann in etwa 14 Millionen Einwohner haben. Während der Bedarf an Wohnraum also hoch bleibe, sei aber kein zusätzlicher Schwung bei der Bautätigkeit zu erkennen. Infrastrukturlücken schließen / „Karlsbader Erklärung“ fordert schnellsten Ausbau grenzüberschreitender Bahnvorhaben – Internationaler Verkehrsgipfel in Tschechien
Karlsbad. 35 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und 20 Jahre nach der EU-Osterweiterung lässt der Ausbau einer gemeinsamen Verkehrsinfrastruktur noch immer auf sich warten. Bei einem internationalen Verkehrsgipfel im tschechischen Karlsbad haben die Vertreter der Anrainerregionen Bayern, Sachsen und Tschechien deshalb in einer „Karlsbader Erklärung“ an die Regierungen in Berlin und Prag appelliert, die zentralen grenzüberschreitenden Bahnvorhaben von europäischer Bedeutung ohne weitere Verzögerungen zu realisieren. Hier könne die europäische Einigung und Zusammenarbeit in Mitteleuropa unter Beweis gestellt werden, heißt es in der Erklärung. Die Verkehrsinfrastruktur sei für den Zusammenhalt unseres Kontinents von größter Bedeutung, so der Vorstandsvorsitzende der Wirtschaftskammer der Region Karlsbad Tomás Linda. Konkret geht es in der „Karlsbader Erklärung“ um den Ausbau des transeuropäischen Schienennetzes an der zentralen Nahtstelle von Ost und West. Die Verantwortlichen fordern den Ausbau einschließlich der Elektrifizierung der Schienenwege: Nürnberg – Marktredwitz – Hof – Chemnitz – Dresden – Görlitz – Breslau/Wroclaw; Nürnberg – Marktredwitz – Eger/Cheb – Karlsbad/Karlovy Vary – Prag sowie den Neubau der Strecke Dresden – Prag mit dem Erzgebirgstunnel. In einem zusammenwachsenden Wirtschaftsraum in der Mitte Europas fehle es noch heute an einer ausreichend guten Anbindung an das leistungsfähige tschechische Schienennetz, für das die Elektrifizierung der deutschen Schieneninfrastruktur die Grundvoraussetzung ist. Der bayerische Abschnitt der Franken-Sachsen-Magistrale sei eine gravierende Infrastrukturlücke zwischen Tschechien und Deutschland. Dabei geht es um den rund 140 Kilometer langen Lückenschluss zwischen Nürnberg und Marktredwitz bis Hof, beziehungsweise bis Eger/Cheb. In der Mitte Europas verhindere die fehlende Elektrifizierung den durchgehenden Personen- und Güterverkehr. Da diese Elektrifizierungslücke ein riesiges Hindernis ist, verfügten mittel- und osteuropäische Staaten über keine direkten Verbindungen nach Süddeutschland und Südwesteuropa, obwohl deren Schienenmagistralen mit europäischen Fördermitteln vielfach bereits ausgebaut und modernisiert worden seien.
Der IHK-Präsident erinnerte auch daran, dass bereits 1995 die erste zwischenstaatliche Vereinbarung zur Modernisierung der Strecke Nürnberg – Marktredwitz- Prag unterzeichnet worden sei. „Seit fast 30 Jahren kämpfen wir für die Ertüchtigung des Bahnnetzes.“ Er verglich den Einsatz um die Bahnstrecke deshalb auch mit dem Kampf Don Quijotes gegen Windmühlen. Große Hoffnungen setzten der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter und die sächsische Verkehrsstaatssekretärin Ines Fröhlich in einen aktuellen Beschluss des EU-Parlaments zur Fertigstellung großer transeuropäischer Verkehrsprojekte. Die Verordnung über Leitlinien für den Aufbau eines transeuropäischen Verkehrsnetzes soll einen wettbewerbsfähigen Güterverkehr schaffen und grenzüberschreitende Mobilität garantieren. „Die Strecke über Marktredwitz ist dabei nicht etwa eine Nebenstrecke, sondern ein sehr wichtiger Korridor“, so Christian Bernreiter. Notwendig ist laut der „Karlsbader Erklärung“ außerdem eine durchgängig elektrifizierten und schnell verfügbaren Ausweichroute für die einzige elektrifizierte und daher chronisch überlastete Bahnstrecke von Tschechien nach Deutschland durch das Elbtal. Die Umfahrung über Eger/Cheb werde bis zur Fertigstellung der Neubaustrecke Dresden – Prag in steigendem Maße erforderlich, insbesondere für die mehrmonatigen Streckensperrungen während des Baus. Bis dahin sollte eine Elektrifizierung zwischen Schirnding, Marktredwitz und Hof erfolgen. Angespannte Lage und negative Erwartungen / IHK-Verkehrsausschuss: Transportgewerbe beklagt hohen Kostendruck
Die Mengenentwicklung der Transporte seien seit Corona im Sinkflug, so Andreas Ritter von der Contargo Combitrac, in deren Räumen die Ausschusssitzung stattfand. Er sprach von einem Rückgang in Höhe von etwa einem Drittel. Gleichzeitig seien seitdem sämtliche Kosten von der Energie bis zur Maut immens angestiegen. „Das ist eine toxische Mischung“, so Andreas Ritter. Es sei schon eine riesige Herausforderung, noch ein halbwegs gutes Ergebnis schreiben zu können. Geschäfte zu generieren, das sei echt schwierig geworden. „Die Kostenbelastung bleibt die Herausforderung Nummer 1“, fasste IHK-Verkehrsreferent Stephan Jarmer die Ergebnisse einer Umfrage unter den Logistik-Dienstleistern zusammen. Nahezu alle Unternehmen bezeichneten ihre Lage als mittelmäßig angespannt, die meisten sogar als ziemlich angespannt. Auch die Erwartungen für das kommende halbe Jahr nannten die meisten Logistik-Dienstleister schlecht oder zumindest nur befriedigend. Ein gut oder gar ein sehr gut war in den Antworten praktisch nicht zu finden. Als größte Herausforderung bezeichneten die Unternehmen unter anderem die gestiegenen Energie-, Maut- und Personalkosten. „Wir befürchten ein Ausbluten der nationalen Transportunternehmer“, brachte es einer der Sprecher in der Umfrage auf den Punkt. Von der Politik fordert die Transportwirtschaft deshalb vor allem Bezahlbarkeit, Verlässlichkeit und Investitionen in die Infrastruktur. In der Diskussion beklagten die Vertreter der oberfränkischen Unternehmen unter anderem das Ressourcing von Logistik-Dienstleistungen. Es führe dazu, dass Firmen Logistikverträge kurzerhand kündigen. Ungebremst sei auch die Nachfrage nach Fahrern. Zwei scheiden aus und nur einer komme nach. Es sei davon auszugehen, dass sich die Lage weiter verschlechtert. Was die Kostensituation zusätzlich verschärft, seien die gestiegenen Anschaffungspreise für Fahrzeuge. Laut Michael Möschel seien die Preise für Neufahrzeuge im Lkw-Bereich seit Corona um 25 bis 30 Prozent angestiegen. Klagen kamen in der Ausschusssitzung nicht nur von den Transportunternehmern, sondern auch von den Bus- und Taxi- und Mietwagenbetreibern. Stellenweise sei der Fahrermangel bereits so eklatant, dass nicht mehr nur in Großstädten Taktzeiten ausgedünnt und Bestandsverkehre reduziert werden müssten. Auf der anderen Seite würden teure Prestigeprojekte, wie etwa der Expressbus Selb - Marktredwitz, ausgebaut. Kritik wurde dabei auch immer wieder am aktuellen Beitritt mehrerer oberfränkischer Landkreise zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) laut. Der Beitritt koste nur Geld bringe aber nichts, da nicht ein einziger Bus mehr unterwegs sei. „Die oberfränkische Wirtschaft hat davon keinen Vorteil“, sagte Michael Möschel. Man bezahle lediglich den Kaufkraftverlust, der dadurch entstehe, dass viele Menschen billiger zum Shoppen nach Nürnberg fahren. Bild: Die Mitglieder des IHK-Mobilitäts- und Verkehrsausschusses auf dem Gelände der Contargo Combitrac in Hof. Viele Möglichkeiten und alle Chancen / IHK verabschiedete 200 Absolventen der Abschlussprüfungen – Auszeichnungen für die 25 Besten
Bayreuth. Genau 200 Auszubildende haben Im Bezirk des IHK-Gremiums Bayreuth im Winter 2023/24 ihre Abschlussprüfungen erfolgreich abgelegt, 112 in den kaufmännischen, 88 in den gewerblich-technischen Berufen. Sie alle erhielten bei der Abschlussfeier des IHK-Gremiums im Reichshof ihre Prüfungszeugnisse. „Sie können auf ihre Leistungen sehr stolz sein“, sagte Jörg Lichtenegger, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Bayreuth, zu den Absolventen. Alle 200 seien ab sofort vollwertig ausgebildete Fachkräfte. Damit sei auch der Grundstein für eine erfolgversprechende Zukunft gelegt. Die Unternehmen in der Wirtschaftsregion Bayreuth suchten dringend gute, engagierte und motivierte Mitarbeiter in nahezu allen Branchen. Den jungen Leuten gab Jörg Lichtenegger mit auf den Weg: „Vertrauen sie auf ihre Stärken, bleiben sie sich selbst treu und gestalten sie ihre Zukunft aktiv mit.“ Wie das gelingen kann, zeigte Miriam Fick, Mitgeschäftsführerin der Hermann Hübner Versicherungsmakler GmbH in Unterkonnersreuth. Sie hatte nach der Realschule vor 20 Jahren ihre Ausbildung begonnen. Danach legte sie nicht nur eine Weiterbildung zur Fachwirtin Versicherung und Finanzen, sondern auch noch ein Studium mit dem Abschluss Bachelor Versicherungswirtschaft ab. Seit zehn Jahren gehört sie mittlerweile der Geschäftsführung des Unternehmens an. Das zeige, was mit dem Einstieg ins Berufsleben alles möglich sein kann. Mit der erfolgreichen Ausbildung habe man viele Chancen und alle Möglichkeiten. Das hatte auch schon Alea Nikodem von der Walraven GmbH in Bayreuth erkannt, die sich im Namen aller Ausbildungsabsolventen bei der IHK bedankte. Das Zeugnis sei ein Meilenstein für jeden Absolventen, nun beginne ein völlig neuer Lebensabschnitt. Zusammen mit den politischen Vertretern, dem stellvertretenden Landrat Klaus Bauer und der 2. Bürgermeisterin von Pegnitz Sandra Huber, zeichneten Torsten Schmidt, der stellvertretende Leiter des Bereichs Berufliche Bildung, und IHK-Vizepräsident Jörg Lichtenegger die 25 Absolventen aus, die ihre Prüfung mit Note 1 abgeschlossen haben.Die Prüfungsbesten sind: der Elektroniker für Betriebstechnik Janek Bail (Bayreuth), der Kaufmann für Büromanagement Ingmar Blick (Bayreuth), die Kauffrau für Büromanagement Lara Elsner (Bayreuth), der Industriemechaniker Tobias Flessa (Bad Berneck), der Kaufmann im Einzelhandel Dorian Ganter (Bindlach), der Industriemechaniker Andreas Heindl (Pegnitz); die Kauffrau im Einzelhandel Leonie Heitplässer (Bindlach), die Kauffrau für Büromanagement Fiona Herzing (Bayreuth), der Industriemechaniker Lars Hösch (Pegnitz), die Industriekauffrau Leonie Kodisch (Bayreuth), die Kauffrau für Versicherungen und Finanzen Celine Köper (Creußen), der Zerspanungsmechaniker Dominik Körber (Pottenstein), die Kauffrau für Büromanagement Wendy Lee (Bayreuth), die Kauffrau im Einzelhandel Annekatrin Magdlung (Bindlach), die Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement Alea Nikodem (Bayreuth), die Kauffrau im Einzelhandel Alina Ponfick (Bayreuth), der Elektroniker für Betriebstechnik Sedrik Ramming (Bayreuth), die Kauffrau für Versicherungen und Finanzen Katrin Reimann (Heinersreuth), die Kauffrau im Einzelhandel Julia Reis (Bindlach), der Elektroniker für Betriebstechnik Josef Riegel (Bayreuth), die Kauffrau für Büromanagement Paula Schindler (Bindlach), der Kaufmann im Einzelhandel Anatoli Schmidt (Bayreuth), der Mechatroniker Tim Schneider (Bayreuth), die Elektronikerin für Betriebstechnik Lea Schneider( Bayreuth). Bild: Die 25 Besten des aktuellen Ausbildungsjahrgangs wurden bei der Abschlussfeier der IHK-Berufsausbildung gesondert ausgezeichnet. Hotellerie und Gastronomie: Kein Licht am Ende des Tunnels / „!Stimmung weiterhin deutlich eingetrübt“: Mehrwertsteuererhöhung macht Wirten zu schaffen Kulmbach. Die wirtschaftliche Lage der Gastronomen und Hoteliers bleibt weiterhin angespannt. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie bei gleichzeitig massiv steigenden Kosten stellt die Unternehmer nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) vor größte Herausforderungen. Danach befürchtet jedes dritte Unternehmen, im laufenden Jahr in die Verlustzone zu rutschen. Ein weiteres Drittel wagt keine Prognose. Lediglich das letzte Drittel geht davon aus, sich am Markt behaupten zu können. An vorderster Stelle aller Probleme steht die zentrale Branchenforderung: Essen muss einheitlich mit sieben Prozent besteuert werden. Deshalb ist die Stimmung mit der Mehrwertsteuererhöhung zum 1. Januar weiterhin deutlich eingetrübt." Viele Betriebe spüren auch im Kulmbacher Land die wachsende Preissensibilität und Konsumzurückhaltung der Gäste. „Wir mussten die Preise wegen der erhöhten Mehrwertsteuer um zwölf Prozent erhöhen“, sagt Alexander Schütz, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes vom Berghof in Wartenfels. Bei den zwölf Prozent handle es sich um die Differenz vom reduzierten Mehrwertsteuersatz von sieben auf jetzt 19 Prozent. Dazu kommen nach den Worten von Alexander Schütz noch die sonstigen Preissteigerungen wie zum Beispiel Energie-, Lebensmittel-, Lohnkosten und so weiter, die aber je nach Gastronomiebetrieb in der Höhe unterschiedlich ausfallen. Ein Beispiel rein zur Mehrwertsteuererhöhung hat Alexander Schütz parat: Kostete ein „ofenfrischer Schweinsbraten mit Sauerkraut und Kartoffelklößen“ 2023 mit sieben Prozent Mehrwertsteuer 14,90 Euro, liegt er jetzt mit 19 Prozent Mehrwertsteuer bei 16,60 Euro. Zum Gästeverhalten sagte der Kreisvorsitzende, dass sich das Publikum in einer gewissen Art und Weise „neu durchmischt“. Soll heißen, dass manche Gäste weniger oder gar nicht mehr kommen, dafür aber auch wieder von anderer Seite welche neu dazu kommen. Was natürlich eine gewisse Unsicherheit bei den Gastronomen auslöst, da man sich bei jedem Gast, der nicht mehr kommt, fragt warum? Wobei auch hier mehrere Ursachen den Ausschlag geben können. Die aktuell in den Medien wiedergespiegelten Tourismuszahlen bezeichnete Alexander Schütz als sehr trügerisch, da in diesen Werten beispielsweise auch Kliniken oder Geschäftsreisende mit einbezogen werden, die natürlich mit einem rein touristischen Aufenthalt wenig bis gar nichts zu tun hätten. Hier entstehe das Bild, dass es der Branche laut Statistik ja super gehen müsste, was aber wenn man sich seine betrieblichen Kennzahlen anschaut, faktisch nicht zutrifft. „Wie geht es weiter? Das ist eine sehr schwierige Frage, die sich meine Branche, ich möchte behaupten, täglich stellt, nur leider ist kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen“, so Alexander Schütz. Sehr zermürbend seien vor allem die leeren Versprechungen von Seiten der Politik, die im Moment zu oft in einem Wortbruch enden. „Die Folgen in solch unsicheren Zeiten sind natürlich das fehlende Vertrauen in die Zukunft unserer Branche und somit fehlende Investitionsbereitschaft.“ Fehlende Investitionen endeten oft in einem Investitionsstau, was wiederum zum Sterben unserer Gastronomie führt. So viel zum Thema Wirtshaussterben, keine Einkehrmöglichkeit an Wanderwegen, kein Angebot zum Mittagstisch und so weiter. Diese Liste könnten wir schon jetzt unendlich fortführen. Bei ihm habe es keine Beschwerden gegeben, sagt Jonas Müller vom Steakhouse Müllers im Oberhacken in Kulmbach. Er hatte die Mehrwertsteuererhöhung zum 1.Januar eins zu eins umgelegt, also den Preis für Speisen um zwölf Prozent (19 Prozent minus sieben Prozent) erhöht. So erklärten sich die teilweise krummen Preise auf seiner Karte. Für das Hüftsteak, das vorher so um die 24 Euro gekostet hatte, müsse er jetzt runde 27 Euro nehmen. Und das, obwohl die Einkaufspreise auch schon wieder angestiegen seien und somit noch weniger hängen bleibe. Von seinen Gästen sei allerdings kaum eine Reaktion gekommen, auch keine Klagen. „Die Leute waren wahrscheinlich alle darauf vorbereitet“, sagt Jonas Müller. Eine echte Wahl hätten sie ja auch nicht gehabt. Er könne auch nicht feststellen, dass weniger Gäste in sein Lokal kommen, im Gegenteil. Allerdings werde immer öfter die Vorspeise oder das Dessert weggelassen oder speziell günstigere Gerichte wie Spare Ribs oder Burger ohne Beilage gewählt. Insofern habe sich das Essverhalten schon ein wenig geändert. Für die nächste Zeit sollen die Preise aber auf jeden Fall stabil bleiben, auch wenn sich Jonas Müller sicher ist: „Das Thema ist durch.“ „In dem aktuell angespannten Klima, das von Unsicherheit, Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten geprägt ist, glauben wir nicht, dass Gäste steigende Preise in Restaurants einfach so hinnehmen werden“, sagt Gastronom und Sternekoch Domenik Alex, Inhaber des „Gasthof Alex“ in Gössersdorf. Höhere Preise werden dazu führen, dass Gästekünftig seltener auswärts essen bzw. beim Restaurantbesuch deutlich weniger konsumieren. Wir als Gastronomen werden in der Folge erheblich weniger Umsatz generieren - und das bei steigenden Kosten für Rohstoffe, Energie und Gehälter, einem latenten Fachkräftemangel und gleichzeitig notwendigen Investitionen wie beispielsweise für energetische Sanierungen“, so Alex. „Die Spirale dreht sich immer weiter nach oben und heizt die Inflation weiter an. Insbesondere für Neugründer wie uns, die noch in der Aufbauphase sind und wichtige Investitionen leisten müssen, wird die Lage zunehmend herausfordernd. Wir stehen vor der Frage: Preise anheben und möglicherweise treue Kunden verlieren – oder die Mehrkosten selbst schultern. Doch da kommt man irgendwann an einen Punkt, wo das betriebswirtschaftlich nicht mehr tragbar ist.“ Der Großteil der Gastronomen habe bereits die Preise für Speisen angehoben. Einige würden dies, nach aktuellen Umfragen, noch machen. Damit planten 85,7 Prozent der antwortenden Unternehmen, dass sie die Preise anheben wollen, so Florian Rose, Dehoga-Regionalgeschäftsführer. „In unserer aktuellen Umfrage sagen 83,4 Prozent der antwortenden Unternehmen, dass das neue Jahr verhalten oder eher negativ angelaufen ist. Wir empfehlen unseren Mitgliedsbetrieben deshalb, genau zu kalkulieren, um alle Preis- und Steuererhöhungen mit einzubeziehen.“ Dies sei aus betriebswirtschaftlicher Sicht unerlässlich. Die Themen „reduzierte Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie“, „Flexibilisierung der Arbeitszeit zu einer Wochenarbeitszeit“ und „Entbürokratisierung“ würden weiterhin die drei priorisierten Themen bleiben. Daran ändere die Entscheidung der Ampelregierung nichts. „Unart unserer Zeit“ / Heikles Thema: Internetbewertungen in der Gastronomie Kulmbach. Im Fichtelgebirge wurde vor einigen Wochen eine Wirtin in Maffia-Manier erpresst. Per E-Mail wurde sie aufgefordert, entweder einen bestimmten Betrag in einer digitalen Währung zu begleichen oder die Kriminellen würde ihren Ruf mittels programmierter Bots auf Google und in den sozialen Medien ruinieren. Geschehen ist seitdem wohl nichts mehr. Im Kulmbacher Land sind derartige Erpressungsversuche bislang nicht bekannt. Doch geht das überhaupt, den Ruf eines Gastronomen per Internet zu ruinieren? „Ein Shitstorm ist schnell losgetreten, sagt Alexander Schütz, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes. Er spricht von einem heiklen Thema. Direkt sei ihm aus der Region nichts bekannt, er selbst sei auch noch nicht betroffen gewesen. Seinen Berufskollegen rät er, im Falle eines Falles sofort den Weg zu den Behörden zu gehen. Entsprechende Möglichkeiten, sich juristisch zu wehren gebe es durchaus, zum Beispiel mit einer Anzeige wegen Verleumdung, Rufschädigung oder auch über einstweilige Verfügung. Auch über Schadensersatz könne man durchaus nachdenken. Kriminelle sollten sich auch nicht allzu sicher in der Anonymität wiegen. Möglichkeiten, einen Absender ausfindig zu machen gebe es in den meisten Fällen. Er kümmere sich zwar schon um die Kommentare, bekomme das aber meist nur am Rande mit. So Alexander Schütz. Er finde in der Regel eher positive Kommentare, etwa in der Google-Bewertung, oder auch auf der Touristikwebsite TripAdvisor oder auf booking.com. Vier bis fünf Prozent seien stets negativ. Da wisse man dann schon auch, woher das kommt. Wenn die übrigen 95 bis 96 Prozent positiv sind, dann sei dies auch kein Problem. „Meinungen sind immer etwas relatives“, sagt der Gastronom. Alexander Schütz spricht von einer „Unart unserer Zeit“. Wenn eine fundierte Kritik vorliegt, dann könne man dagegen ja nichts sagen. Wenn es aber in die Erpressungsschiene geht, dann höre der Spaß auf. Und es bleibe nur mehr der juristische Weg. Auch Jonas Müller vom Steakhouse Müllers im Oberhacken in Kulmbach hat schon negative Erfahrungen mit Online-Bewertungen gemacht. Anfangs seien ihm schlechte Bewertungen sehr nahe gegangen, zumal man bei ungerechtfertigten Äußerungen bei Google nichts machen kann. Aufgrund der Anonymität könne man manchmal auch nicht nachvollziehen, von wem die Bewertung kam. Er habe es aber auch schon erlebt, dass sich Gäste „beklagt“ hätten, die nachweislich gar nicht im Lokal waren. Mittlerweile seien ihm die Bewertungen aber relativ egal. Das koste nur Energie, Kraft und Zeit, so Jonas Müller. „Wir setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda und die funktioniert ziemlich gut“, sagt er. Auch stelle er mittlerweile fest, dass es viele überaus positive Rückmeldungen gebe, für die er sich, wenn möglich, meist auch persönlich bedankt. Außerdem gibt Jonas Müller zu bedenken, dass sein Personal angewiesen sei, jeden Gast zu fragen, ob, und wie es geschmeckt habe, während des Essens und auch danach. Da gebe es genügend Möglichkeiten, sich zu beschweren. Und eines ist sich Jonas Müller bei negativen Bewertungen auch sicher: „Es ist nie so schlimm, wie es geschrieben wird.“ Vielleicht sei der Gast ja auch schlecht drauf gewesen, habe Ärger mit seiner Frau oder Freundin gehabt oder sonst etwas negatives an jenem Abend erfahren. „Ungerechtfertigte Bewertungen hatten wir glücklicherweise in den letzten Jahren so gut wie gar nicht“, sagt Karin Purucker vom Hotel Purucker in Kulmbach. Wenn man die Möglichkeit nutze, die Gästebewertungen zu beantworten, was bei etlichen Portalen möglich ist, könne man auch auf ein eventuelles Missverständnis eingehen oder den Sachverhalt aus Sicht des Hoteliers oder des Gastronomen darlegen. Was nach den Worten von Karin Purucker allerdings auch vorkommen kann, ist, dass ein Gast in den Kommentaren einer Bewertung schreibt, dass alles toll und zu seiner Zufriedenheit war, dann allerdings in der Gesamtbewertung nur einen oder zwei Punkte, statt der erwarteten vollen Punktzahl gibt. Da die Kommentare so rein gar nicht zu der niedrigen Punktebewertung passen, müsse man in so einem Fall davon ausgehen, dass der Gast sich verklickt hat. Die niedrige Punktzahl schlage sich dann leider negativ in der Gesamtbewertung des Hotels nieder und ist bei den Portalen, wenn überhaupt, nur schwer zu korrigieren. Drohungen mit negativen Bewertungen habe es beim Hotel Purucker allerdings noch nicht gegeben, so die Chefin. „Natürlich werden Bewertungen auf den verschiedenen Portalen über unser Lokal gelesen und erörtert“, sagt Dieter Spindler vom Gasthaus Frankenwald in Unterzaubach bei Stadtsteinach. Meist seien die Bewertungen ja positiv, es gebe natürlich auch ab und zu negative Bewertungen, die aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt sind. „Wir versuchen dann trotzdem zu verstehen ob da etwas schiefgegangen ist oder ob der Gast irgendwie verärgert worden ist und ob wir bei uns etwas verbessern können.“ Kassenbon-Pflicht: „Gängelung und bewusste Vernichtung von Handwerksunternehmen“ / Zweifel an der Sinnhaftigkeit – Kritik von Verbänden, Kammern und Unternehmen Kulmbach. Auch wenn es nur ein Kaiserbrötchen für 20 Cent ist. Die Bonpflicht, also die 2020 eingeführte Pflicht zur Ausgabe einer Papierquittung erregt noch immer die Gemüter. Die „Belegausgabepflicht“, so heißt sie offiziell, besagt, dass Unternehmer aller Branchen, die ein elektronisches Kassensystem nutzen, jedem Kunden unabhängig von der Summe einen Bon ausstellen müssen Die Verpflichtung dazu findet sich in Paragraf 146a Absatz 2 Abgabenordnung. Keine Belegausgabepflicht besteht dagegen für Kleinunternehmer, die eine offene Ladenkasse verwenden. Natürlich besteht für den Kunden keine Mitnahmepflicht. Doch selbst wenn der Kunde verneint, „muss” ein Bon ausgestellt werden. Ziel der Kassenbon-Pflicht ist es, Steuerbetrug in bargeldintensiven Branchen vorzubeugen, also zu verhindern, dass Bargeldeinnahmen an der Kasse vorbei gehen. Doch es gab und gibt auch immer wieder Kritik an der Bonpflicht. Betroffene Unternehmen bemängeln beispielsweise die zusätzliche Bürokratie, die gestiegenen Ausgaben für Kassenrollen und, dass in bestimmten Branchen wie im Bäckerei- oder Metzgerhandwerk für Centbeträge Kassenbons gedruckt werden müssen. Die Papierberge landen meist noch vor Ort im Müll. Unternehmer und Kunden kritisieren deshalb vor allem die vielen unnötig erstellten Papierbelege und den damit steigenden Müll, weil die wenigsten Privatkunden die Kassenzettel benötigen. In der Kritik steht auch die gesundheitsschädigende Tinte auf Thermobelegen, denen das Kassenpersonal verstärkt ausgesetzt ist. Kunden befürchten außerdem, dass Unternehmer die Mehrkosten für Papier und Tinte über Preissteigerungen an sie weiterleiten. Wie sieht es mit der Bonpflicht vor Ort aus? Am deutlichsten wird Fritz Dumler von der Bäckerei Dumler aus Kupferberg. Er spricht von „Gängelung und einer bewussten Vernichtung der Handwerksunternehmen“. „Da ist längst Hopfen und Malz verloren, ich habe aufgegeben mich zu beschweren“, sagt er. Das koste alles nur Zeit und Geld, „was wir durch die ganzen Vorschriften und Gängelungen eh nicht haben“. Fritz Dumler spricht Klartext: „Die wollen uns Handwerksbetriebe nicht, also sollen sie mal schauen, wenn es so weit ist, und tatsächlich keine mehr da sind.“ „Es ist nicht nur eine Gängelung, man ist seit Jahren auch der Steuerhinterziehung verdächtig, ob es nun stimmt oder nicht“, geht Ralf Groß, Seniorchef des Grünwehrbeck und Innungsmeister der Bäcker noch einen Schritt weiter. Er habe seinen Betrieb bereits vor neun Jahren seinem Sohn übergeben und habe dedshalb auch keinen Überblick darüber, wie viel Kilogramm an Kassenbons weggeworfen werden. Es bewegt sich aber schätzungsweise im Zentnerbereich. „Man könnte die Umwelt und den Gelbeutel schonen, denn über 99,99 Prozent der Kunden werfen den Zettel weg“. Das Finanzamt habe Tag und Nacht zugriff auf das Kassensystem, damit ja nichts verloren geht, schimpft Ralf Groß weiter. Alles werde überprüft, doppelt und dreifach nachgesehen. Nach den Worten von Geschäftsführer Thorsten Becker vom Handelsverband Bayern (HBE) ist es den Händlern bis heute, also seit vier Jahren, nachdem es zur Pflicht wurde, immer noch ein Rätsel, wie die Belegausgabepflicht zu mehr Steuergerechtigkeit führen soll. Kunden müssten den Beleg weder mitnehmen noch aufheben. Allerdings führe ein Verstoß gegen die Belegausgabepflicht bei einem Händler gleich dazu, dass bei einer Kassennachschau durch das Finanzamt die Kassenführung verworfen werden kann, was in der Regel zu Hinzuschätzungen bei den Einnahmen führt. „Wie viele Bäume für weggeschmissene Kassenzettel gefällt werden müssen, um das Papier zu produzieren würde mich allerdings in Zeiten des Klimawandels auch brennend interessieren, angesichts der Zweifel an der Sinnhaftigkeit“, so Thorsten Becker. Jedenfalls liefere die Internetseite des Finanzministeriums keine Einblicke wie die Belegausgabepflicht gegen Steuerbetrug helfen soll. Nicht selten bekomme er von Unternehmern zu hören, dass sie mittlerweile mehr Zeit im Büro verbringen, um sich mit Bürokratie zu beschäftigen, als ihrem eigentlichen Geschäft nachzugehen. So nehme die Bürokratie immer weiter zu: Verpackungsverordnung, Lieferkettengesetz und das Hinweisgeberschutzgesetz seien nur einige Beispiele, die zu mehr Bürokratie geführt haben. Die „Belegausgabepflicht“ gelte auch, wenn nur etwas für 50 Cent gekauft wird, bestätigt Andreas Wandner, Referatsleiter Steuern, Finanzen, Handelsregister bei der Industrie und Handelskammer für Oberfranken in Bayreuth. Gerade bei Kleinstbeträgen würden die meisten Unternehmen aber auch die meisten Kunden in der Tat gerne auf den Kassenbon verzichten, hätten sie meist nur eine extrem kurze Lebensdauer: „Sie werden ausgedruckt und gleich im Anschluss entsorgt.“ Ein Bon werde nur dann nicht ausgedruckt, wenn der Kunde den Bon etwa über eine App erhält, wie sie etwa verschiedene Supermärkte anbieten. Auch wenn das Unternehmen eine offene Ladenkasse verwendet, gelte die Belegausgabenpflicht nicht. Eine solche Kasse sei allerdings nur für wenige Unternehmen praktikabel. Laut einer Hochrechnung aus dem Jahr 2020 würden im deutschen Einzelhandel pro Minute 13 Kilometer an Kassenzetteln ausgestellt, rechnet Andreas Wandner vor. In der Stunde kämen so rund 790 Kilometer mit 3,5 Tonnen zusammen, was dem Gewicht eines kleinen Lkw entspricht. Das summiere sich im Jahr auf über 30000 Tonnen, in etwa dem Startgewicht einer Boing 747. Was die Schadstoffbelastung angeht, würden zumindest die blaugrauen Kassenbons, die immer häufiger zum Einsatz kommen, laut Ökotest als unbedenklich gelten. Die Kosten für die Unternehmen und der Ressourcenverbrauch aber bleiben. „Dass der Papierverbrauch unnötig hoch ist, steht dagegen auf einem anderen Blatt Papier“, so der IHK-Referatsleiter. Christine Friedlein von der Buchhandlung Friedrich in Kulmbach fühlt sich dagegen nicht so gegängelt. „Was nicht heißen soll, dass ich es gut finde“ so die Chefin der Buchhandlung. Regelungen seien immer wieder zu hinterfragen, Kosten einzusparen, gerade in diesen Zeiten, erfordere immer wieder mehr Kreativität und Beweglichkeit in Geist und Handlungsfähigkeit der Händler. „Die Bürokratie in unserem Lande macht vor Nichts halt“, sagt Christine Friedlein. Die Bürokratie verlange nicht nur für Unternehmer mehr Zeitaufwand und fordere vor allem Freude am Beruf, die für das Durchhaltevermögen mit all diese umständlichen Sachverhalten sorge. Christine Friedlein: „Diese politische Thematik gilt es von den entsprechenden Stellen zu beleuchten.“ Welche Pflichtangaben müssen auf dem Kassenbon stehen? Der vollständige Name und die vollständige Anschrift des leistenden Unternehmens, also des Belegausstellers, das Datum der Belegausstellung, der Zeitpunkt, Menge und Art der gelieferten Gegenstände beziehungsweise Umfang und Art der sonstigen Leistung, eine Transaktionsnummer, das Entgelt und der darauf entfallender Steuerbetrag für eine Warenlieferung oder eine sonstige Leistung in einem Betrag sowie der anzuwendende Umsatzsteuersatz und die Seriennummer des elektronischen Aufzeichnungssystems. Busfahrer gesucht / Omnibusunternehmen klagen über Arbeitskräftemangel, Bürokratie und schlechte Rahmenbedingungen Kulmbach. Öffentliche wie private Busunternehmen in ganz Deutschland kämpfen wie viele andere Branchen auch, seit geraumer Zeit mit einem gravierenden Mangel an Personal. Eine Reform der Ausbildung und die Werbung von Quereinsteigern könnten Abhilfe schaffen, meinen Insider. In manchen Teilen der Republik ist die Situation Presseberichten zufolge bereits so angespannt, dass manche Unternehmen zeitweise mit Notfahrplänen unterwegs sind oder Buchungen beispielsweise für Schulausflüge ablehnen müssten. Laut Bundesverband der Omnibusfahrer fehlen in Deutschland derzeit insgesamt fast 8000 Busfahrer. Viele Unternehmen werben deshalb gezielt um Quereinsteiger. Inzwischen wird Land auf Land ab branchenübergreifend nicht mehr nur vom Fachkräftemangel gesprochen, sondern schlichtweg vom Arbeitskräftemangel, sagt Stefanie Schütz von Schütz Reisen und von der Stadtbus Kulmbach GmbH. „Daher lässt sich auch in unserer Branche ein solcher Mangel ausmachen.“ Noch fehlten bei den Kulmbacher Stadtbussen keine Fahrer. Natürlich spiele der Krankenstand vor allem im Winter eine Rolle bei der Personalverfügbarkeit. „Aber als familiengeführtes, mittelständisches Omnibusunternehmen haben wir, wie meine Kolleginnen und Kollegen auch, bislang immer alles darangesetzt, keine oder so wenig wie möglich Fahrten ausfallen lassen zu müssen.“ Ihr sei in Bayern bislang kein privates Busunternehmen bekannt, das Schüler zur Stoßzeit nicht befördert hätte. „Aber auch wir müssen uns um die Personalnachfolge intensiv bemühen - ja, auch Quereinsteiger sind willkommen.“ Das Unternehmen Schütz ist auch ein Ausbildungsbetrieb, da Kulmbach über beste Gelegenheit verfüge, um an der Berufsschule vor Ort das Personal der Zukunft zu beschulen. Allerdings sei es halt aktuell sehr schwierig, ausreichend Fahrpersonal zu finden. Das Problem bestehe vor allem aus dem komplexen und teuren Busführerschein. So müsse man getrennt vom Führerschein zusätzlich eine Berufskraftfahrerqualifikation ablegen, die bis zu neun Monate dauert und rund 10.000 bis 12.000 Euro kostet. Diese hohen Kosten seien für Berufseinsteiger abschreckend. Problematisch sei es auch, dass ausländische Ausbildungen zu oft nicht anerkannt werden beziehungsweise der Anerkennung ein langer Prozess vorangeht. So dürften zum Beispiel nach Deutschland geflüchtete Ukrainer selbst mit jahrzehntelanger Berufserfahrung nicht für ein Unternehmen fahren. Der Busführerschein gestatte den Ukrainern zwar, privat einen Bus zu führen, gewerbsmäßig sei das aber untersagt. Um die Situation zu entschärfen, könnte nach den Worten von Stefanie Schütz Österreich als Vorbild herangezogen werden. Dort könne man den Führerschein und die Berufskraftfahrerqualifikation zusammen machen, man benötige deutlich weniger Stunden, und die Kosten seien auch geringer und lägen zwischen 3000 und 4000 Euro. Auch eine unbürokratische Anerkennung ausländischer Fahrerlaubnisse und der Abbau der Zugangshürden könnten zur Lösung des Fachkräftemangels und der Gewinnung von Fachkräften im Fahrbetrieb beitragen. Seine Kapazitäten radikal zurückgefahren hat das Busunternehmen von Max Zier aus Kulmbach. Noch vor Jahren und Jahrzehnten hatte er 29 Busfahrer, mittlerweile hat er noch exakt einen einzigen Festangestellten beschäftigt. „Das hat sich mehr und mehr abgebaut“, sagt er. Als Gründe dafür nennt er die Bürokratie. „Die ganze Verwaltung, die ganzen Gesetze, das macht keinen Spaß mehr“, so Max Zier. Er sitze mittlerweile mehr im Büro, als dass er fahren würde. Zusammen mit seinem Angestellten führt er Linienfahrten durch und organisiert Busreisen, hauptsächlich für Vereine. „Wir nehmen nur an, was wir auch schaffen“, so Zier. Im Einsatz seien ein Linienbus, ein Reisebus, ein 20-Sitzer und mehrere Mietautos. Max Zier kritisiert vor allem die politischen Rahmenbedingungen, die seinem Gewerbe das Leben schwer machten. Vor den Bauern und vor den Spediteuren habe er großen Respekt, weil sie derzeit aktiv dagegen protestieren würden. Den Busführerschein zu finanzieren sei für sein Unternehmen aufgrund der hohen Kosten nicht machbar. „Das rechnet sich für mich nicht.“ Energiekrise: Ein Jahr danach: Normalzustand weitgehend wieder hergestellt / Einsparungsmaßnahmen zeigen positive Effekte Kulmbach. Vor gut einem Jahr war Energiekrise das große Thema. Die Frage war: Reichen Strom und Gas aus, um über den Winter zu kommen? Überall wurde gespart. Temperaturen in Büroräumen und Hallenbädern wurden reduziert, Kirchen, Parkplätze, Schaufenster oder Straßenbeleuchtung wurden gedimmt oder abgeschaltet. Doch was ist davon geblieben? Wie sieht es heute aus? Die Versorgungssituation für Strom und Erdgas sehe in diesem Jahr deutlich besser aus als im Winter 2022/2023, sagt Jonas Gleich, Pressesprecher der Stadt Kulmbach. Die deutschen Gasspeicher hätten aufgrund funktionierender Lieferketten und geringen Verbräuchen über das Jahr 2023 vor dem Winter vollständig gefüllt werden können. Dies sogar früher, als gesetzlich vorgegeben. Hinzu komme die derzeit recht milde Witterung. Daher gingen viele Experten mittlerweile davon aus, dass es zu keinen Versorgungsengpässen mit Erdgas in diesem Winter kommen wird. Auch die Energiepreise hätten sich an den Großhandelsmärkten über das Jahr deutlich verringert. In der Folge würden ab dem kommenden Jahr für die meisten Haushalte die Energiekosten sinken. „So auch für die Kunden der Stadtwerke Kulmbach“, sagt Jonas Gleich. Vor dem Hintergrund dieser positiven Entwicklungen sei im Werkausschuss der Stadtwerke auch entschieden worden, die Absenkung der Temperaturen im städtischen Hallenbad um ein Grad Celsius zu reduzieren und die neue Textilsauna in Betrieb zu nehmen. Weitere Einschränkungen seien zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorgesehen. Ines Holzmüller, die Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung teilt auf Anfrage mit, dass es derzeit keine Einschränkungen gibt: „Von Seiten der Bayerischen Schlösserverwaltung ist der Normalzustand weitestgehend wieder hergestellt“. Insgesamt geht die Schlösserverwaltung nach den Worten von Ines Holzmüller mit ihrem größten Energieverbraucherposten, den Heizkosten, nach wie vor außerordentlich sparsam um, denn die meisten Schlösser, Burgen und Residenzen würden im Winterhalbjahr aus konservatorischen Gründen nur sehr wenig und viele Räume gar nicht geheizt. „Zudem gelten in all unseren Sehenswürdigkeiten im Winterhalbjahr generell unsere kürzeren Öffnungszeiten“, so die Pressesprecherin. Die Bayerische Schlösserverwaltung ist in Kulmbach für die Museen auf der Plassenburg, den Morgenländischen Bau in Sanspareil bei Wonsees und die Burg Zwernitz zuständig. Auch die Kirchengemeinden beschäftigen sich intensiv mit der Frage der Energiekosten. In jeder Kirchengemeinden zeigten Maßnahmen zur Einsparung von Energie auch Effekte für die nicht selten angespannten gemeindlichen Haushalte, so Dekan Friedrich Hohenberger. Als „Baustein zum Erfolg“ bezeichnete er die 2023 vollzogene Einführung des sogenannten „Grünen Datenkontos“. Mit diesem Instrument könne sehr gezielt das Verbrauchsverhalten geprüft und eine Ausgabenreduzierung erzielt werden. In einigen Kirchengemeinden werde während der Wintermonate bewusst auf das Beheizen der meist historischen Kirchengebäude verzichtet. An manchen Orten würden Decken verteilt, andernorts weiche die Gemeinde in beheizbare Räume aus oder konzentriert das gottesdienstliche Leben an einem Ort. „Dabei erweist sich das, was aus Not geboren wird, auch als Segen: Wo zusammengerückt wird, wird auch Gemeinschaft positiv erlebt“, sagt Friedrich Hohenberger. In der wunderschönen Petrikirche mit ihrem weihnachtlichen Glanz wurde noch bis Jahresende gefeiert. „Jetzt überlassen wir sie einem Winterschlaf, aus dem sie im Frühling wieder zum großen Osterfest geweckt wird.“ Neben Maßnahmen zum sparsamen Verbrauch von Energie treten aber auch Überlegungen zu einer Energiewende: Immer mehr Kirchengemeinden nutzten aktiv selber Möglichkeiten klimaneutral Energie zu erzeugen. Ein Netzwerk kirchlicher Umweltbeauftragter leiste hier einen sehr wertvollen Dienst, der oft mit einem hohen ehrenamtlichen Engagement verbunden ist. „Ich bin kein Freund des Selbstlobes: aber auf dieses kirchliche Engagement dürfen wir in unseren Kirchengemeinden schon stolz sein, so der Dekan. „Einfach so weiter geht leider nicht“ / Wirte wehren sich gegen 19 Prozent Mehrwertsteuer Kulmbach. Die aktuelle Regelung von sieben Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie gilt derzeit befristet bis 31. Dezember. Eine Steuererhöhung zum 1. Januar 2024 wäre eine Katastrophe für die Betriebe und würde zu einem Preisschock für die Gäste führen, mit fatalen Folgen für die Gesellschaft, den Staat und die Gastgeber, so der Hotel- und Gaststättenverband. „Die sieben Prozent und damit die steuerliche Gleichbehandlung von Essen müssen bleiben, dauerhaft“, sagen die Verbandsvertreter. „Ich finde es sehr schade, dass die Politik Ihre Versprechen, die sie unserer Branche gegeben hat nicht einhält“, sagt Dieter Spindler vom Gasthaus Frankenwald in Unterzaubach bei Stadtsteinach. Durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer seien die Wirte jetzt gezwungen, die Preise schon wieder zu erhöhen. Das bedeute für viele Menschen, dass sie es sich nicht mehr oder nicht mehr so oft leisten können, in der Gastronomie zum Essen zu gehen. Nach den Worten von Dieter Spindler könnte das auch bedeuten, dass gerade im ländlichen Raum noch mehr Gastronomen in finanzielle Schwierigkeiten kommen könnten und dadurch schließen werden. „Ich finde es auch seltsam, dass Essen to go oder verpackte Speisen zum Mitnehmen mit sieben Prozent, Speisen im Restaurant aber mit 19 Prozent besteuert werden.“ Der Gastwirt aus Unterzaubach hofft, dass die Leute es verstehen, wenn die Gastronomie gezwungen sei, die Preise anzupassen: „Denn einfach so weiter geht leider nicht, das kann kein Betrieb leisten.“ „Wir werden die Mehrwertsteuer weitergeben müssen“, sagt Jonas Müller vom Steakhouse Müllers im Oberhacken in Kulmbach. Es gehe um eine Preissteigerung um zwölf Prozent bei Speisen. „Wir wissen nicht, wie wir das sonst umsetzen sollen.“ Schlucken könne man das nicht mehr. Eigentlich sei sein Umsatz ganz gut, so Jonas Müller. Was den Gewinn betrifft, habe er aber einen starken Einbruch. Das liege vor allem an den extrem hohen Einkaufspreisen, vor allem bei Gemüse, Obst, aber auch bei allen Milchprodukten. Er könne schon nachvollziehen, wenn sich Gäste über die Preise beschweren. „Doch wir haben von der Preiserhöhung nichts“, gibt Jonas Müller zu bedenken. Er stelle auch schon jetzt fest, dass weniger konsumiert wird. „Die Leute kommen einfach weniger.“ Facebook-Kommentare, die Kritik an den Wirten üben, entgegnet Jonas Müller: „Die Leute wissen nicht, wie es wirklich ist.“ Zu den Preissteigerungen kämen ja auch noch Lohnsteigerungen dazu. Sein Steakhouse hat 15 Beschäftigte, davon vier Festangestellte, der Rest im geringfügigen Bereich. Doch auch da habe es ja Steigerungen, etwa beim Mindestlohn, gegeben Jonas Müller ist realistisch, wenn er sagt: „Das Ding ist durch.“ Er rechnet nicht damit, dass die Politik noch einen Rückzieher macht. Er befürchtet auch, dass es Auswirkungen auf die Gastronomie im Raum Kulmbach geben wird. Einige würden es nicht schaffen und die Vielfalt werde leiden, prophezeit er schon jetzt. Cola-Tasting und Kochshow-Quiz / Zweiter „Recruiting Day“ mit fast 200 Schülern auf dem Markplatz – Wirte informierten über Ausbildung und Karriere in Hotellerie und Gastronomie
„Gastronomie, das ist mehr als Teller tragen und Kochlöffel schwingen“, sagt Alexander Schütz, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. „Bei uns kann man auch richtig groß Karriere machen“, so Schütz, der in Wartenfels in der Gemeinde Presseck den Gasthof Berghof mit dem Restaurant „Ursprung“ betreibt. Deshalb stellten er und seine Mitstreiter vom Verband beim „Recruiting Day“ alle Möglichkeiten vor, die es in der Hotellerie und Gastronomie für junge Leute gibt.
Beim „Recruiting Day“ in der Kulma-Alm lud beispielsweise Norbert Heimbeck von der Genussregion zu einem Gewürztasting ein, bei einer anderen Blindverkostung mussten die Schüler Cola, Cola light und Cola Zero unterscheiden. Bei einem Quiz, bei dem es attraktive Restaurant-Gutscheine zu gewinnen gab ging es um Kochshows, Fingerfood, Glühwein und Speisekarten.
Bilder: Aushängeschilder beruflicher Bildung / IHK zeichnete Bundes- und Bayernbeste aus
Kloster Banz. Die Qualität der beruflichen Bildung wird in Oberfranken großgeschrieben. Das stellen die 20 jungen Leute eindrucksvoll unter Beweis, die im Prunksaal von Kloster Banz bei einer Feierstunde der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth geehrt wurden. Alle 20 gelten aufgrund ihrer Leistungen in den Abschlussprüfungen als Bayerns beste Absolventen in ihren jeweiligen Ausbildungsberufen. Weil die Ehrung im zurückliegenden Jahr nicht stattfinden konnte, wurde diesmal nicht nur die Absolventen des laufenden Jahres, sondern auch die des Vorjahres geehrt. Aus Bamberg Stadt und Land waren mit Lukas Hölzlein, Alexander Lang und Philipp Steger gleich drei Bayernbeste unter den Ausgezeichneten. Lukas Hölzlein ist Verfahrensmechaniker in der Steine- und Erdenindustrie und hat seine Ausbildung bei den Bayerischen Asphaltmischwerken absolviert. Verfahrensmechaniker für Brillenoptik ist Alexander Lang, der bei der Firma Rupp + Hubrach Optik GmbH gelernt hatte. Dritter im Bunde ist Philipp Steger. Den Beruf des Produktveredlers Textil hatte er bei der Ofa Bamberg GmbH gelernt. Alle drei Absolventen hatten ihre Prüfung bereits im zurückliegenden Jahr abgelegt. Lukas Hölzlein und Alexander waren sogar Bundesbeste. Vier Bayernbeste kamen dabei aus Stadt und Landkreis Bayreuth. Alle vier sind nicht nur Bayernbeste, sondern auch Bundesbeste. Die Aufbereitungsmechanikerin Nadja Herrmann von den Hartsteinwerken Schicker und der Beton- und Stahlbetonbauer Sebastian Ritter von der Bauunternehmung W. Markgraf schlossen bereits 2022 ab. Der Straßenbauer Benedikt Opitz, ebenfalls von der Bauunternehmung W. Markgraf und die Textil- und Modenäherin Alina Schrenker von medi in Bayreuth gehören dem Prüfungsjahrgang 2023 an Aus Stadt und Landkreis Hof waren vier Bayernbeste am Start: der Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik Jonas Rödel von der Lamilux Composites GmbH brachte es bereits im zurückliegenden Jahr nicht nur zum Bayernbesten, sondern auch zum Bundesbesten. Aus dem aktuellen Jahrgang gingen Tim Grünler, Produktionsmechaniker Textil bei der Gebrüder Munzert GmbH, Yannick Just, ebenfalls Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik bei Rehau Industries, und Anja Schwarzmeier, Textillaborantin bei der Sandler AG, als Bayernbeste hervor. Mit Andreas Hable, Tiefbaufacharbeiter bei der Karl Krumpholz Rohrbau GmbH, und Sebastian Weidauer, Technischer Produktdesigner bei der Hans Weber Maschinenfabrik GmbH, kam zwei der Bayernbesten des aktuellen Jahrgangs aus Stast und Landkreis Kronach. Stadt und Landkreis Kulmbach waren dabei mit zwei Bayernbeste vertreten: Die Fachkraft für Lebensmitteltechnik Ilona Stindl, die ihre Ausbildung bis 2022 bei Raps absolviert hatte, und der Bankkaufmann Nico Siegele, der bis 2023 bei der VR Bank Oberfranken Mitte gelernt hat. Mit einer Bayernbesten war der Landkreis Lichtenfels vertreten: es ist Lara Jungkunz. Sie hatte ihre Ausbildung bei der Karl Eugen Fischer GmbH absolviert und bereits 2022 ihre Prüfung so erfolgreich gemeistert. Drei der Bayernbesten kamen dabei aus dem Bereich des IHK-Gremiums Marktredwitz/Selb: Jasmin Wächter, Prüftechnologin Keramik bei der RHI Magnesita Deutschland AG, Christian Heinl, Industriekeramiker Anlagentechnik, ebenfalls bei der RHI Magnesita Deutschland AG und Jan Grieshammer, Physiklaborant bei der ViIshay Electronic GmbH. „Die Bayernbesten zeigen, dass in Oberfranken Ausbildung auf Top-Niveau betrieben wird“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. „Sie sind in ihrem Beruf das Maß aller Dinge“, rief er den Absolventen zu. Er betonte aber auch, dass der jetzige Abschluss nicht das Maß aller Dinge sein sollte. Aus- und Weiterbildung seien zwei Elemente eines gemeinsamen Weges. Darauf sprach auch IHK-Präsident Michael Waasner an. Er appellierte an die Bereitschaft der jungen Leute zum lebenslangen Lernen. Natürlich hätten ständige Veränderungen in der Arbeits- und Berufswelt Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Dabei gebe es Risiken, immer aber auch Chancen. „Wer beruflich weiterkommen und seine Position stärken will, muss diese Chancen nutzen“, so der IHK-Präsident. Sich weiterzubilden, konsequent dazuzulernen, sich immer wieder auf Neues einlassen, das alles gehöre unabdingbar dazu. Nach den Worten des Hofer Landrats Dr. Oliver Bär erlebe die Gesellschaft derzeit eine Transformation in vielerlei Hinsicht. „Wir können diese Transformation nur dann bewältigen, wenn wir die besten Köpfe in unseren Reihen haben“, so Oliver Bär. Mit Blick auf die „Bayernbesten“ sagte der Landrat: „Sie sorgen dafür, dass unsere Betriebe eine Zukunft haben. Darauf können sie, ihre Betriebe und ihre Familien wirklich stolz sein.“ Bild: Gratulanten aus dem öffentlichen Leben sowie Vertreter der jeweiligen Firmen und Berufsschulen beglückwünschten die Bayernbesten der Jahre 2022 und 2023. Foto: Thorsten Ochs / ochsenfoto.de Weiterbildung für den Wirtschaftsstandort / IHK zeichnete erfolgreiche Absolventen aus Oberfrankenaus
Foto: Dominik Ochs Bayreuth. 551 Absolventen von Weiterbildungsmaßnahmen der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth haben in diesem Jahr in 21 verschiedenen Abschlüssen ihre Prüfungen erfolgreich bestanden. 51 von ihnen wurden bei einer Feierstunde in Bayreuth mit dem Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet. Sie gehören zu den 20 Prozent der Prüfungsbesten einer Fachrichtung. Die enorme Bedeutung der Weiterbildung machte IHK-Vizepräsident Jörg Lichtenegger, zugleich Vorsitzender des IHK-Gremiums Bayreuth an einer aktuellen Umfrage der Kammer unter früheren Absolventen fest. 61 Prozent der Befragten hätten nach solch einer Weiterbildung mehr Geld verdient als zuvor. 55 Prozent hätten einen beruflichen Aufstieg geschafft und mehr als die Hälfte habe angegeben, an Souveränität gewonnen zu haben. „Diese Ergebnisse sprechen für sich, so IHK-Vize Jörg Lichtenegger. Alle Ausgezeichneten könnten stolz auf das Erreichte sein, so IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. Die Kammer arbeite jeden Tag daran, die berufliche Bildung in der Region zu stärken und für sie zu werben. „Wir wollen zeigen, was die berufliche Bildung kann: sie bringt ausgezeichnete qualifizierte Fachkräfte hervor, und trägt damit dazu bei, die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes Oberfranken zu stärken“, so der Hauptgeschäftsführer.Um die großen Herausforderungen de Gegenwart zu meistern, seien bestens ausgebildete Fach- und Führungskräfte notwendig, sagte der oberfränkische Regierungsvizepräsident Thomas Engel. „Sie sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg, so der Regierungsvizepräsident zu den Absolventen. Alle Ausgezeichneten hätten außergewöhnliche Leistungsbereitschaft und ein besonderes Engagement gezeigt. „Damit haben sie die Grundlage für ihr weiteres erfolgreiches berufliches Fortkommen gelegt“, sagte Thomas Engel. Besonders gefragt waren in diesem Jahr die Weiterbildungsmaßnahmen zum Geprüften Wirtschaftsfachwirt, zum Geprüften Industriemeister Metall und zum Geprüften Handelsfachwirt. Alle 551 erfolgreichen Absolventen erhielten zudem den Meisterbonus der Bayerischen Staatsregierung, der vor kurzem noch einmal auf 3000 Euro pro Teilnehmer erhöht wurde. Damit will die Staatsregierung die große Bedeutung der Weiterbildung hervorheben und die Gleichwertigkeit gegenüber einem Hochschulabschluss dokumentieren. Die geehrten Meisterpreisträger der Höheren Berufsbildung sind aus Stadt und Landkreis Bamberg: Jonas Bretag, Christina Dippold, Julian Dusold, Michelle Einbecker, Daniel Franz und Felix Hoffmann. aus Stadt und Landkreis Bayreuth: Colin Bechtold, Anita Blohmann, Antonia Brech, Pascal Ebert, Natalie Hofmann, Julia Sieglinde Hummel, Sebastian Nagy, Fabian Pecht, Seline Pfaffenberger, Nadine Rodler, Teresa Schneidler, Rico Siegl und Florian Wolf. aus Stadt und Landkreis Forchheim: Andreas Gmelch, Florian Meier und Anna-Lena Weber. aus Stadt und Landkreis Hof: Philipp Fischer, Karolin Ganzmüller und Jonathan Wirth. aus Stadt und Landkreis Kronach: Vera Kestel, Ferdinand Louis Mayr, Lena Schnappauf und Natascha Sell. aus Stadt und Landkreis Kulmbach: Katharina Bär, Antonia Hahn, Vanessa Klenk und Eva Rieß. aus dem Bereich des IHK-Gremiums Marktredwitz-Wunsiedel Selb: Sandra Rieß. „Fifty-Fifty-Taxi“ liegt auf Eis / Taxiunternehmen leiden unter Personalmangel – Kaum noch Nachtfahrten Kulmbach. Nachts gibt es fast keine Taxis mehr. Wo früher, also vor Corona, an den Wochenenden um die 20 Fahrzeuge unterwegs waren, gebe es im kompletten Landkreis mittlerweile höchstens noch fünf bis sechs Autos von zwei Unternehmen. Schuld daran ist der Personalmangel. Deshalb liegt auch das Angebot des „Fifty-Fifty-Taxis“, mit dem junge Leute an Wochenenden und Feiertagen besonders günstig ein Taxi rufen konnten, mittlerweile auf Eis. Entsprechende Verträge zwischen Unternehmen und dem Landkreis wurden gekündigt. Bleiben die Taxis in Kulmbach tatsächlich nachts stehen? Ja, sagt Benjamin Grünhagen von Taxi Kendzia. An den Wochenenden sei man noch zusammen mit den Kollegen von der Taxi-Union da, „aber unter der Woche fehlen uns leider die Kapazitäten“. Was Fahrer betrifft, habe man seit Corona insgesamt fünf Abgänge aber keinen einzigen Zugang mehr gehabt. Mittlerweile gebe es nur noch drei Vollzeitfahrer, Juniorchef Benjamin Grünhagen bereits eingerechnet. So zwischen 20 und 21 Uhr sei unter der Woche abends Schluss. Schließlich müssten auch die Lenk- und Ruhezeiten beachtet werden. Für das Wochenende seien zwei Aushilfsfahrer unterwegs, auf die man per Mund-zu-Mund-Propaganda, beziehungsweise über Facebook gekommen sei. Bei Taxi Kendzia gehe man mittlerweile sogar so weit, dass der Taxischein für potenzielle Interessenten komplett finanziert wird. Denn, so Benjamin Grünhagen, der Bedarf wäre da. Wir würden das auch gerne wieder machen, sagt er, der vor Corona der Nacht-Schicht-Fahrer war und der fast jeden Tag bis 1 oder 2 Uhr früh gefahren ist. Zum Taxi-Schein gehören unter anderem eine arbeitsmedizinische Untersuchung und ein Führungszeugnis, der Schein schlägt mit gut 450 Euro zu Buche. „Wenn wir Leute kriegen, werden wir auf jeden Fall auch nachts wieder Taxis anbieten“, so Benjamin Grünhagen. Am „Fifty-Fifty-Taxi“ war das Unternehmen Taxi Kendzia nicht beteiligt. Der organisatorische Aufwand wäre zu groß gewesen, so Benjamin Grünhagen. Ähnlich argumentiert Monika Gräf von Taxi Gräf in Stadtsteinach. „Mir fehlen ganz einfach die Nachtschichtfahrer, deshalb machen wir keine Nachtfahrten mehr“, sagt sie. Das Fifty-Fifty-Taxi habe sie gekündigt, die Nachfrage sei zu gering gewesen und der Aufwand zu groß, weil viele die entsprechende App nicht hatten, mit der sie sich registrieren mussten. Die Nachtfahrten habe sie schon vor etwa eineinhalb Jahren eingestellt. Sowohl unter der Woche als auch am Wochenende ist bei Taxi Gräf um 22 Uhr Schluss. Ihr Unternehmen hat fünf Fahrzeuge im Einsatz sowie fünf festangestellte Fahrer und drei Aushilfen. Sie habe versucht, Fahrer zu gewinnen, sei aber bislang erfolglos gewesen, so Monika Gräf. Wie in jeder Branche schlage auch hier der Personalmangel durch. „Solange ich keine Fahrer habe, werde ich die Nachtfahrten auch nicht mehr aufnehmen“, sagt die Chefin. Nichts neues in Sachen Fifty-Fifty-Taxi gibt es aus dem Landratsamt: „Leider können wir in Sachen Fifty-Fifty-Taxi noch nichts Neues vermelden“, so Björn Karnstädt, Pressesprecher des Landratsamtes. Nach wie vor werde von Landkreisseite versucht, mit den Verkehrsunternehmen eine Lösung zu finden. Dies gestaltet sich vor dem Hintergrund der weiterhin angespannten Personalsituation bei den Taxiunternehmen allerdings schwierig, sagt Björn Karnstädt. Entsprechend könne man zum jetzigen Zeitpunkt nur mitteilen, dass das Fifty-Fifty-Taxi-Projekt im Landkreis Kulmbach weiterhin ruht. Festhalten am reduzierten Mehrwertsteuersatz / Kulmbacher Wirte üben scharfe Kritik an Wiedereinführung der höheren Gastro-Steuer
Kanzler Scholz habe 2021 in er ARD-Wahlarena versprochen, die abgesenkte Mehrwertsteuer nicht mehr abzuschaffen. „Wem soll ich denn noch glauben, wenn selbst das Wort eines Bundeskanzlers nichts mehr gilt“, sagte Vorsitzender Alexander Schütz. Auch Finanzminister Lindner hatte versprochen, dass es keine Steuererhöhungen geben wird. Was anderes sei die Anhebung von sieben auf 19 Prozent aber nicht. Gerade im ländlichen Raum wäre die Entfristung der Mehrwertsteuerabsenkung wichtig. So hatte es auch eine Resolution im Kreistag gefordert. Doch auch mit einer Verlängerung der Regelung wären die Kulmbacher Gastronomen vorerst einverstanden gewesen, denn Ende 2024, Anfang 2025 hätte man das Thema mit in den Bundestagswahlkampf nehmen können. Für ihn sei es auch klar gewesen, dass es eine Verlängerung gibt, doch dann sei das Karlsruher Urteil zum verfassungsmäßigen Nachtragshaushalt 2021 gekommen, nach dem nun eine Finanzierungslücke von 60 Milliarden Euro vorliegt. „Wenn wir Wirte so wirtschaften würden, dann bräuchten wir gar nicht mehr aufmachen“, so der Vorsitzende. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte Alexander Schütz. Einmal mehr erinnerte er daran, dass in 23 von 27 EU-Staaten ein reduzierter Steuersatz auf Speisen und Getränke gilt. Wirte könnten ihre Betriebe nicht so einfach verlagern, wie andere Unternehmen. Hoffnungsvoll stimme ihn, dass er alle örtlichen Mandatsträger auf seiner Seite wisse. „Ob wir das Preisniveau trotz der Mehrwertsteuererhöhung halten können, ist fraglich“, sagte Norbert Groß, Bürgermeister von Kasendorf sowie Inhaber und Betreiber des Grünen Baumes. Seit der Eröffnung im Oktober sei es sein Ziel gewesen, die Wirtshauskultur in Kasendorf aufrechtzuerhalten. Bislang sei er überaus optimistisch, obwohl er noch überhaupt keine Werbung gemacht hatte, habe er schon Leute wegschicken müssen, weil es keine Kapazitäten mehr gab. Mit dem Wiedererwecken der Magnus-Bräu habe er schließlich auch nach Jahrzehnten die Brautradition wieder nach Kasendorf zurückgebracht. Bei der Feier überreichte Alexander Schütz eine Spende in Höhe von 5000 Euro an Marga Schramm und Hannelore Hofknecht von der Kulmbacher Tafel. Das Geld stammt aus nicht eingelösten Gastro-Gutscheinen einer entsprechenden Aktion während der Corona-Zeit. Die Aktion war im zurückliegenden Sommer endgültig ausgelaufen und soll für Speisen und Getränke verwendet werden. Um 250 Euro großzügig aufgestockt hatte die Spende das Unternehmen Edeka Seidel. Bei der Feier wurde außerdem Alfons Kraus von der Gastwirtschaft „Zum Paul“ in Buchau bei Mainleus für seine 20-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.
Bilder:: Menschenkenntnis, Unabhängigkeit und Verantwortungsgefühl / IHK würdigt langjähriges ehrenamtliches Engagement von Prüferinnen und Prüfern aus Bayreuth
"Sie gehören zum Kreis derer, die durch mehr als 30-, teilweise sogar 40-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Prüfungswesen wertvolle Aufgaben für die Selbstverwaltung der oberfränkischen Wirtschaft wahrgenommen haben", sagte IHK-Präsident Dr. Michael Waasner bei einer Feierstunde im "Schwarzen Roß" in Goldmühl bei Bad Berneck. Unter den Geehrten aus vielen Teilen Oberfrankens wurden mit Wolfgang Sieder und Inge Wendel auch zwei langjährige Prüfer aus dem Raum Bayreuth für ihre jeweils drei Jahrzehnte andauernde Tätigkeit ausgezeichnet. Die ordnungsgemäße Durchführung von Aus- und Weiterbildungsprüfungen zähle zu den hoheitlichen Aufgaben der IHK, sagte Präsident Waasner. Er kündigte deshalb für das kommende Jahr eine groß angelegte Kampagne zur Gewinnung neuer Prüfer an. Leicht sei dies nicht, denn die Prüfertätigkeit ist nicht einfach: "Zum einen ist großes Fachwissen erforderlich, man muss die Materie beherrschen, und zwar viel besser als der beste Prüfling." Außerdem benötige man aber auch Menschenkenntnis, Unabhängigkeit und viel Verantwortungsgefühl. IHK-Präsident Waasner ging auch darauf ein, dass die Prüfertätigkeit ein Ehrenamt ist. Das Ehrenamt werde zwar regelmäßig hoch gelobt, aber immer seltener freiwillig erbracht. Das Individuum scheine manchmal stärker zu wiegen als die Gemeinschaft. Umso mehr müsse man den Geehrten für ihren Einsatz danken. "Sie haben Zeit investiert, die Ihnen dann an anderer Stelle gefehlt hat, dafür gebührt Ihnen unser Dank", sagte Waasner zu den Geehrten. IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm bedankte sich bei den Geehrten, die es sogar geschafft hätten, während der schwierigen Corona-Zeit sämtliche Prüfungen zu organisieren und ordnungsgemäß durchzuführen. Als entscheidendes Qualitätsmerkmal Deutschlands bezeichnete der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann das duale Ausbildungssystem. Den großen Vorteil sah er im Praxisbezug der Ausbildung, und zwar nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Schule. Wiedemann war vor seiner Wahl zum Landrat selbst als Wirtschaftspädagoge an beruflichen Schulen in Bayreuth, Hof und Münchberg tätig. Bild: Ehrung für jahrzehntelange Prüfertätigkeit (von links): Bayreuths 2. Bürgermeister Dr. Andreas Zippel, Landrat Florian Wiedemann, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bayreuth/Hof Sebastian Peine, Inge Wendel, Wolfgang Sieder, IHK-Präsident Dr. Michael Waasner und IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. Foto: Thorsten Ochs / ochsenfoto.de Wichtiger Beitrag zur Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Oberfrankens / IHK würdigt ehrenamtliches Engagement im Prüfungswesen der Kammer
Kulmbach. Für ihre mehr als 10-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Prüfungswesen hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth zahlreiche verdiente Prüferinnen und Prüfer der Beruflichen Bildung ausgezeichnet. Sie alle gehörten zum Kreis derer, die durch ihr Engagement wertvolle Aufgaben für die Selbstverwaltung der oberfränkischen Wirtschaft wahrgenommen haben, sagte IHK-Vizepräsident Harry Weiß bei der Übergabe eines Ehrenpreises und der entsprechenden Urkunde im Kulmbacher Mönchshof. Unter den Geehrten waren Persönlichkeiten aus den Städten und Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Forchheim, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels und aus dem Bereich des IHK-Gremiums Marktredwitz/Selb. Fachlich fit sowie mit neuen Entwicklungen und Verfahren vertraut sein, das alles muss der Prüfer. Er muss er aber auch Psychologe sein, etwa dann, wenn er merkt, dass der Prüfling vielleicht vor Aufregung nicht so recht vorankommt. Alle Geehrten hätten dieses Engagement für die Aus- und Weiterbildung in der Region und für die Qualifizierung des Fachkräftenachwuchses der oberfränkischen Unternehmen ehrenamtlich geleistet, sagte IHK-Vizepräsident Weiß. „Alle Geehrten haben damit entscheidend zur Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes Oberfranken beigetragen. Die Leistung eines Ehrenamtes in Worte zu fassen, sei extrem schwierig, so der Vizepräsident. „Egal, was man sagt, es wird der erbrachten Leistung nie völlig gerecht.“ Alle Geehrten hätten in die Prüfungen selbst, aber auch in die immer aufwändiger werdenden Vorbereitungen immens viel Zeit investiert und mit diesem Engagement einen Beitrag zum großen Ganzen geleistet. Nach den Worten von IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm sind rund 2700 Damen und Herren in den Prüfungsausschüssen der Kammer tätig. Da die laufende, fünf Jahre dauernde Prüfungsperiode im kommenden Jahr ausläuft appellierte Brehm an alle Geehrten, sich wiederum zur Verfügung zu stellen. Als enorme Leistung wertete es der Hauptgeschäftsführer, dass während der zurückliegenden Jahre keine einzige Prüfung aufgrund von Corona und der damit zusammenhängenden Maßnahmen ausfallen musste. Vizepräsident Harry Weiß, Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm und Torsten Schmidt, der stellvertretende Leiter des Bereiches Berufliche Bildung, überreichten den Ehrenpreis und die entsprechende Urkunde an die folgenden Persönlichkeiten: Bamberg: Steffen Seidelmann. Bayreuth: Volker Bergmann, Alfons Blessing, Jürgen Engels, Sonja Maisel, Gerd Raubbach, Ralf Schepers, Markus Sturm, Sandra Vatter und Tobias Wizital. Forchheim: Ulrich Drescher-Schöpf. Kronach: Stefan Büttner, Anita Dorsch und Fred Mahr. Kulmbach: Timo Heinold, Dr. Sandra Taubmann und Dr. Silka Taubmann. Lichtenfels: Markus Frahnert und Franziska Täubert. Marktredwitz/Selb: Andreas Meinke, Nico Müller und Ute Zentgraf. Bild: Auszeichnung für mehr als zehnjährige ehrenamtliche Prüfertätigkeit (von links): IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm, Bayreuths 3. Bürgermeister Stefan Schuh, Tobias Wizital, Ralf Schepers, Sonja Maisel, Hans Jürgen Engels, Volker Bergmann, Gerd Raubbach, Sandra Vatter, Markus Sturm, Alfons Blessing und IHK-Vizepräsident Harry Weiß. Foto: Thorsten Ochs / ochsenfoto.de
Meister statt Master: Ausbildungskampagne gegen Akademisierungstrend / IHK ehrt Prüferinnen und Prüfer für langjähriges Engagement im Ehrenamt
Kloster Banz. Zahlreiche verdiente Prüferinnen und Prüfer der beruflichen Bildung hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth für ihr langjähriges Engagement geehrt. Im Kaisersaal von Kloster Banz erhielten sie aus den Händen von IHK-Präsident Dr. Michael Waasner und von Torsten Schmidt, dem stellvertretenden Leiter des Bereichs Berufliche Bildung, jeweils einen Ehrenpreis und eine Urkunde. Unter den Ausgezeichneten waren Prüfer aus den Städten und Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Forchheim, Hof, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels, Marktredwitz und Selb. Präsident Waasner kritisierte einmal mehr den „ungebrochenen Trend zur Akademisierung“. Dabei stehe eine berufliche einer akademischen Laufbahn in nichts nach. „Im Gegenteil“, so der Präsident. Weiterbildungsabsolventen hätten sogar häufiger direkte Personalverantwortung und seien öfter weisungsbefugt. Längst seien Absolventen mit Meister-, Fachwirt- oder Betriebswirtsprüfung den Hochschulabsolventen mit Bachelor- oder Masterabschluss gleichgestellt. „Nur in den Köpfen der Bevölkerung ist dies noch nicht adäquat verankert.“ Um Informationsarbeit zu leisten, hätten die Industrie- und Handelskammern erstmalig eine bundesweite Kampagne zum Thema Berufliche Bildung gestartet. Unter dem Motto „#JetztKönnenLernen – Ausbildung mach mehr aus uns“ berichteten dabei echte Auszubildende in den sozialen Medien über ihren Ausbildungsalltag im Unternehmen oder in der Berufsschule. Alle Ausgezeichneten hätten in mehr als 20 Jahren ehrenamtliche Tätigkeit im Prüfungswesen wertvolle Aufgaben für die Selbstverwaltung der Wirtschaft wahrgenommen, sagte Michael Waasner. Die Geehrten hätten stets sichergestellt, dass die Prüfungen ordnungsgemäß und zuverlässig realisiert werden können. „Ehrenamtlich, sehr oft in der Freizeit, meist über viele Jahre hinweg“, so der Präsident. Diese Aufgabe sei alles andere als einfach, sie koste Zeit, die dann in der Freizeit, bei der Familie oder im Unternehmen fehlt. Die folgenden Persönlichkeiten aus Stadt und Landkreis Bamberg, Bayreuth, Forchheim, Hof, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels, Marktredwitz und Selb wurden für mehr als 20-jährige ehrenamtliche Prüfertätigkeit ausgezeichnet: Bamberg: Martin Dippold, Michael Dreßel, Markus Knoblach, Wolfgang Reisky und Wolfgang Weidner. Bayreuth: Gerda Deinzer, Sonja Erdel, Stefan Göhl, Herbert Schmid, Johannes Schuhmann, Nicole Vogel und Wolf-Rüdiger Wittig. Forchheim: Otmar Bähr, Carola Lüker-Asciutti und Armin Mirsberger. Hof: Stephan Dorsch, Harald Geier, Reinhard Kühn und Uwe Voigtländer. Kronach: Stefan Daum, Ilona Frenzel und Oliver Neuperth. Kulmbach: Christian Hofmann, Horst Schirmer und Norbert Zimmermann. Lichtenfels: Thomas Beichele und Joachim May. Marktredwitz/Selb: Dr. Bernd Kunze und Frank Thierfelder. Foto:
Zahlreiche verdiente Prüferinnen und Prüfer der beruflichen Bildung hat die
Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth im Kaisersaal von
Kloster Banz für ihr langjähriges Engagement geehrt. Sanierungsbedarf, Strafzettel und Spartan Race: Wenig Interesse an der Zukunft der Innenstadt / Wenig Besucher beim Runden Tisch der Einzelhändler
Fakt ist, die Modekette C&A schließt ihre Filiale in der Langgasse zum 29. Februar 2024. Das war auch der Ausgangspunkt, um einmal alle Betroffenen einzuladen. Zumindest das Erdgeschoss der C&A-Filiale soll zeitnah wieder mit Leben erfüllt werden, versprach Oberbürgermeister Ingo Lehmann. Mit dem Textilhandel sei es aufgrund der Online-Konkurrenz aber eher schwierig. „Der Kunde bestellt zehn Teile im Internet und schickt neun davon wieder problemlos zurück“, so Lehmann. Da könne der stationäre Einzelhandel nicht mithalten. Ein Dorn im Auge war so manchem Einzelhändler die Großveranstaltung Spartan Race. „Wir sind nicht dagegen“, sagte Christine Friedlein, Vorsitzende der Händlervereinigung und Geschäftsführerin der Buchhandlung Friedrich. Allerdings sollte die Location etwas verlagert werden, „raus aus der Innenstadt“. Karin Klinitzky von Blumen im Ratskeller fand deutlichere Worte: „Die Kunden hatten Null Bock in die Stadt zu fahren bei diesem Chaos“, sagte sie. „Eigentlich hätten wir schon am Freitag ab 12 Uhr komplett dicht machen können“, so Simone Schultes von Dreams-Mode in der Spitalgasse. Ihr Geschäft sei komplett abgesperrt gewesen. Um rein oder rauszukommen habe man unter Plastikbänder durchkriechen müssen. Die Polizei hätte Kunden „angepfiffen“, sie hätten hier nichts verloren. OB Lehmann nahm es zur Kenntnis: „Wir wollten dem Einzelhandel keinen Schaden zufügen, sondern Frequenz in die Innenstadt bringen.“ Ein weiteres Ärgernis stellt für viele Einzelhändler offensichtlich die ihrer Meinung nach unbefriedigende Parksituation dar. Viele Kulmbacher wüsten wohl nicht, dass sie in der Tiefgarage unter dem EKU-Platz eine Stunde lang gratis parken können. Karin Klinitzky plädierte dafür vier bis fünf Parkplätze auf dem Marktplatz einzurichten, wo der Kunde bis zu 30 Minuten parken kann, zum Beispiel, um etwas abzuholen. Derzeit könne man nicht einmal ganz kurz halten und aussteigen, ohne einen Strafzettel über 55 Euro zu kassieren. „Wenigstens das Be- und Entladen muss doch möglich sein“, sagte sie. Und weiter: „Die Stadt hat dadurch echt schon einen schlechten Ruf.“ Deshalb verlagere sich die Geschäftswelt mehr und mehr in Richtung Albert-Ruckdeschel-Straße, so Manuela Müller, die Niederlassungsleiterin des Optikers Fielmann. Das wollte Thomas Tischer, der Wirtschaftsförderer der Stadt so nicht bestätigen. Im Jahr 2007 habe es 30 Leerstände gegeben, 2010 genau 21 und aktuell gebe es gerade mal 16 Lehrstände. Das seien alles Dauerlehrstände, bei denen der Eigentümer nicht bereit sei, etwas zu unternehmen. In zwei Fällen gehörten die Liegenschaften einer Luxemburger Gesellschaft, verwaltet würden diese Immobilien von einem Frankfurter Büro. Die Häuser seien in einem schlechten Zustand, die Mietvorstellungen weltfremd. Da habe die Stadt keine Möglichkeit.
Ein eher düsteres Bild malte Kerstin Laudam Unternehmerin und Coach aus der Huthergasse. Die Einzelhändler machten schon viel und hätten auch Ideen, aber viele Menschen seien gar nicht daran interessiert. „Die Schauspieler können so gut spielen, wie sie wollen, wenn kein Publikum da ist, nützt es nichts“, sagte sie. Noch so ein Ärgernis scheint der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus zu sein. Die „Blumen im Ratskeller“ würden aufgrund des Baumes gar nicht mehr wahrgenommen, meldete sich noch einmal Karin Klinitzky zu Wort. Die Anlieferung sei schwierig geworden, das Geschäft bekomme tagsüber kein Licht mehr ab, außerdem werde der Weihnachtsbaum nicht selten als Hundeklo genutzt. „Warum nicht zwei kleinere Bäume links und rechts des Rathauses?“, wollte sie wissen. Der Standort des Baumes sei ohnehin schon um einen Meter versetzt worden, man habe in den zurückliegenden Jahren deutlich schmälere Bäume benutzt und auch heuer falle der Baum wieder einen Meter kleiner aus, entgegnete OB Lehmann. Ein „interessierter Bürger und Kunde“ meldete sich ebenfalls zu Wort und forderte die Kulmbacher auf, die Realitäten anzuerkennen und auch mal über den Tellerrand zu blicken. „Wer in Kulmbach ein Parkplatzproblem hat, der hat wohl auch andere Probleme“, sagte er. Die Stadt besitze eine Super-Tiefgarage, hell, großzügig und ganz nah am Marktplatz. Ein großes Lob zollte er dem Projekt „Ladenmusik“ des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums, bei dem Schüler am vergangenen Samstag in mehreren Geschäften musiziert hatten. „So etwas bringt die Leute in die Stadt“, so der Sprecher.
Bilder: „Medizin neu denken“ / „Headhunter für jede Gebietskörperschaft“: IHK Gremien Hof und Marktredwitz-Selb diskutierten über Ärztemangel auf dem Land
Ein Patentrezept gab es freilich nicht, wenngleich erfolgversprechende Ansätze wie verschiedene Stipendiatenprogramme oder das Bayerische Hausärzteprogramm erste Erfolge zeigen. Mit ihrem ungewöhnlichen Vorschlag eines Headhunters in jeder Gebietskörperschaft, der Ärzte für die Region rekrutieren könnte, rannte Dr. Dorothee Strunz, geschäftsführende Gesellschafterin von Lamilux in Rehau, bei den beiden Landräten Dr. Oliver Bär (Hof) und Dr. Peter Berek (Wunsiedel) offene Türen ein. „Wir müssen Medizin neu denken und brauchen neue Ansätze“, pflichtete Oliver Bär bei. Das Gesamtsystem sei unzweifelhaft reformbedürftig. Im Landkreis Hof seien derzeit neun angehende Mediziner in einem Stipendiumprogramm des Landkreises. Sie alle hätten sich verpflichte, mindestens vier Jahre nach ihrem Studium, im Landkreis Hof tätig zu werden. Hof sei Vorreiter gewesen, als der Landkreis 2018 das Programm aufgelegt hatte. Auch in Wunsiedel gebe es ein solches Programm mittlerweile, sagte Landrat Peter Berek. Eine der Teilnehmerinnen ist Verena Jäger. Sie hatte zunächst eine Pharmazeutisch-Technische Ausbildung absolviert und war anschließend in einer Apotheke in Arzberg tätig. Sie habe dort viele Schicksale erlebt, etwa von Menschen, die gar keinen Hausarzt hatten, berichtete sie. Aufgrund des Stipendiums habe sie sich dann zum Studium entschlossen. Derzeit sei sie im hausärztlichen Praktikum. Was für sie die Motivation sei, sich hier zubinden, wollte Moderatorin Dr. Cornelia Nicodemus von der IHK wissen und Verena Jäger antwortete entwaffnend ehrlich, dass es der „Menschenschlag“ einer jeden Region hier vor Ort sei. „Man versteht sich, man lernt sich kennen, wir sind hier weit weg von der Anonymität der Großstadt.“ Ganz besonders schwierig sei das Thema Personalakquise im Krankenhaus, sagte der Ärztliche Direktor des Klinikums Fichtelgebirge Dr. Philipp Koehl. Ein interner Mitarbeiter sei dort dafür zuständig, die Kosten für diese Personalakquise würden auch zum Defizit beitragen. Kritik übte Philipp Koehl an der geplanten Krankenhausreform von Gesundheitsminister Lauterbach. Nach dem, was bislang bekannt sei, gebe es sehr viele Anforderungen, die kleine und mittlere Häuser vor große Herausforderungen stellen. Auch Dr. Stefan Breit, Allgemeinarzt in Hof und Aufsichtsrat des regionalen Gesundheitsnetzes Unternehmung Gesundheit Hochfranken (UGHO), sprach von einer schlimmen Ärztesituation, die aber behebbar wäre, „wenn man es nur wollte“. „Das Problem liegt im System“, so IHK-Vizepräsident Dr. Roman Pausch. Er zeigte sich aber auch zuversichtlich, junge Ärzte zu finden, die sich in der Region niederlassen wollen. Für junge Leute sei das doch auch eine Riesenchance. Einig war man sich in der Diskussion, dass die Versorgung mit Ärzten auf dem Land nicht nur ein zentraler Punkt der Daseinsvorsorge, sondern auch ein wichtiger Standortfaktor bei der Akquise und Bindung junger Mitarbeiter und ihrer Familien sei. Bild: Kein Patentrezept gegen Ärztemangel auf dem Land (von links): Dr. Dorothee Strunz, die Landräte Dr. Oliver Bär (Hof) und Dr. Peter Berek (Wunsiedel), Dr. Philipp Koehl vom Klinikum Fichtelgebirge, Dr. Stefan Breit von der Unternehmung Gesundheit Hochfranken und IHK- Vizepräsident Dr. Roman Pausch. „Die Situation spitzt sich zu“ / Zum Start des neuen Ausbildungsjahres: Deutlich mehr Stellen als Bewerber Kulmbach. Mit dem ersten Arbeitstag starten heute viele junge Leute in ihre berufliche Zukunft. Anders als noch vor einigen Jahren suchen zahlreiche Unternehmen aber noch immer nach motivierten Nachwuchskräften. Noch nie gab es so viele unbesetzte Lehrstellen. Auf 1130 unversorgte Bewerber in Oberfranken kamen Ende Juli nach den Zahlen der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken 4435 unbesetzte Ausbildungsplätze. Rein rechnerisch kommen demnach auf jeden jungen Menschen, der noch auf der Suche ist, vier freie Ausbildungsstellen. Auch im Raum Kulmbach ist die Lücke besonders ausgeprägt. Hier kommen auf einen unversorgten Bewerber rechnerisch 5,1 unbesetzte Lehrstellen. Für alle, die einen Ausbildungsplatz suchen, ist das eine sehr gute Nachricht, für die Unternehmen geradezu eine Katastrophe. Thomas Oetter, Bereichsleiter von der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof Es sei noch viel in Bewegung, sagt Thomas Oetter, Bereichsleiter von der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof. Bewerbungen seien ja auch jetzt noch möglich. Insgesamt habe man einen Bewerbermarkt, das bedeutet: „Wir haben deutlich mehr Stellen als Bewerber“. Im Agenturbezirk, also in den Städten und Landkreisen Bayreuth, Kulmbach, Hof und Wunsiedel, gebe es allerdings sogar eine leichte Steigerung bei den gemeldeten Stellen im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Bewerbern gebe es einen Rückgang von circa zwei Prozent und bei den gemeldeten Ausbildungsstellen ein Plus von vier Prozent. Stadt und Landkreis Kulmbach für sich betrachtet gebe es einen etwas größeren Rückgang bei den gemeldeten Bewerbern von rund sieben Prozent und bei den gemeldeten Stellen einen Zuwachs von vier Prozent. In absoluten Zahlen bedeute dies knapp 700 gemeldete Ausbildungsstellen und dafür circa 275 Bewerber. Hier sei schon ein relativ deutliches Ungleichgewicht festzustellen, so Thomas Oetter. Dies dürfe aber keinesfalls überbewertet werden, da es immer auch größere „Wanderungsbewegungen“ gebe. Viele Kulmbacher machten ihre Ausbildung erfahrungsgemäß in Bayreuth. Besondere Probleme seien unter anderem als Nachwirkungen von Corona für das Lebensmittelhandwerk und für Gastronomie auszumachen, völlig unabhängig, ob Ausbildung oder reguläres Arbeitsverhältnis. Betriebe, die noch immer händeringend jemanden suchen, rät Thomas Oetter, auf jeden Fall noch einmal zu einer Rückmeldung bei der Arbeitsagentur. Viele Entscheidungen würden noch kurzfristig getroffen. Danny Dobmeier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaften Bayreuth, Kulmbach, Kronach, Lichtenfels: Im Handwerk seien nach wie vor ganz viele Stellen frei, sagt Danny Dobmeier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bayreuth, Kulmbach, Kronach, Lichtenfels. „Wer noch Interesse hat, sich für eine Handwerkskarriere zu entscheiden, wird in jedem Gewerk etwas finden“. Dobmeier räumt ein, dass es immer weniger Handwerker gibt, obwohl viele innovative Ideen entwickelt worden seien, um junge Leute zu gewinnen. „Die Welt funktioniert halt anders als noch vor 20 Jahren“, sagt Dobmeier. Damals kamen auf eine freie Stelle fünf oder noch viel mehr Bewerber. Das habe sich schon vor Jahren aufgrund des demographischen Faktors geändert. „Aber jetzt spitzt es sich zu“, so der Geschäftsführer. Als Ursache dafür nennt er die Tatsache, dass die geburtenstarken Jahrgänge so nach und nach in den Ruhestand gehen. Ganz nüchtern betrachtet sei es nur logisch, dass immer weniger Bewerber vorhanden sind. Dazu kämen noch andere Anforderungen der jungen Leute an eine Arbeitsstelle. Dobmeier meint damit alles, was unter „Work-Life-Balance“ läuft. Junge Leute hätten einen ganz anderen Anspruch ans Leben. Doch er gibt auch zu bedenken, dass der Wohlstand ja irgendwie erarbeitet werden muss. Mit der derzeitigen Situation stehe das Handwerk nicht allein da. Es wpürde ja wirklich überall gesucht, ob in der Pflege oder in der Industrie. Viele Betriebe würden sich dabei mittlerweile auch an die Bedürfnisse der jungen Leute anpassen und ihnen entgegenkommen. Der Kreishandwerksgeschäftsführer rührt dabei auch gleich die Werbetrommel für das Handwerk. Hier gebe es viele Freiheiten und zahlreiche Möglichkeiten, sich „nach oben zu entwickeln“. Gerade das Baugewerbe habe einen Riesenbedarf. Als besonders drastisch bezeichnet der Geschäftsführer die Situation im Genusshandwerk, also bei den Bäckern und Metzgern. Dobmeier sagt aber auch: „In Kulmbach sind wir da noch ganz gut bedient.“ Je weiter man von Oberfranken wegkomme, um so schwieriger wird es. Jungen Leuten, die aktuell noch auf der Suche sind, rät Danny Dobmeier, sich einfach mal etwas auszusuchen und in den Betrieb zu gehen. Ein Einstieg in die Ausbildung ist immer noch möglich, auch nach dem 1. September. „Man muss den jungen Leuten halt immer wieder erklären, wie wichtig das Handwerk ist. Für jede Begabung, die wir haben, gibt es im Handwerk etwas. Man kann sich da immer wieder auf allen Ebenen ausleben und die Bezahlung ist durchaus gut.“ Alexander Battistella, Leiter des Beruflichen Schulzentrums Kulmbach: Seit dem Schuljahr 2016/2017 gebe es einen geringen, aber doch stetigen Rückgang bei den Schülerzahlen der Berufsschule, sagt Alexander Battistella, Leiter des Beruflichen Schulzentrums Kulmbach. Von den Anmeldungen her sei man diesmal ungefähr bei den Zahlen des zurückliegenden Schuljahres, aktuell vielleicht noch leicht darunter, doch das könne sich noch ändern. Mittlerweile würden die Ausbildungsverträge relativ spät geschlossen. „Wir bekommen jeden Tag Anmeldungen, ich vermute mal, dass wir uns ähnlich einnorden, wie letztes Jahr, wenngleich dies natürlich auf einem niedrigen Pegel sei.“ Battistella hofft auf eine Trendwende, und darauf, dass wieder mehr Absolventen aller Schularten, auch Gymnasien, wieder stärker in die duale Ausbildung hineingebracht werden können. Als eigenartig bezeichnet es Alexander Battistella, dass der Trendberuf des Bürokaufmanns/Bürokauffrau, jetzt Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement, in Kulmbach praktisch gar nicht vorkomme. Zu erklären sei dies mit der starken Industrie, denn Industriekaufleute seien relativ stark vertreten. Trotz allem, verglichen mit anderen Landkreisen, seien die Zahlen in Kulmbach relativ stabil. „Das hängt damit zusammen, dass wir hier vor allem die technisch-gewerblichen Berufe haben, wo der Bedarf sehr hoch ist.“ Anlagenmechaniker, also Heizungsbauer, könne man eben durch die Digitalisierung nicht so leicht ersetzen, wie einen Bürokaufmann. Auch den ganzen Servicebereich, etwa Kfz-Mechatroniker, Schreiner oder Metzger, könne man durch technologische Möglichkeiten nicht ersetzen. Torsten Schmidt, Leiter des Bereichs Berufsausbildung bei der Industrie und Handelskammer (IHK) für Oberfranken: Bis Ende August wurden nach den Worten von Torsten Schmidt, dem Leiter des Bereichs Berufsausbildung bei der Industrie und Handelskammer (IHK) für Oberfranken, 2897 Ausbildungsverträge unterzeichnet, das sind 7,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. „Mit diesem Wert sind wir natürlich zunächst einmal sehr zufrieden. Gleichzeitig müssen wir uns aber vor Augen halten, dass die Zahl der Neueintragungen damit immer noch rund 15 Prozent unter dem Wert von 2019 liegt, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie“, so Torsten Schmidt. Seinen Worten zufolge waren bei den Agenturen für Arbeit Bamberg/Coburg und Bayreuth/Hof im Juli 9755 Ausbildungsstellen gemeldet, 6267 davon von den Mitgliedsbetrieben der Industrie- und Handelskammern in Bayreuth und Coburg. 4435, also 45 Prozent aller angebotenen Ausbildungsplätze waren Ende Juli noch unbesetzt. Torsten Schmidt geht allerdings auch davon aus, dass es für die Unternehmen noch Hoffnung gibt, wenigstens einen Teil der unbesetzten Ausbildungsplätze besetzen zu können. Auch wenn das Ausbildungsjahr zum 1. September beginnt, etliche Ausbildungsverträge bei den IHK-Mitgliedsunternehmen würden zu einem späteren Zeitpunkt unterschrieben. Bis zum Jahresende sei das problemlos möglich, aber in der Regel auch darüber hinaus. Zur bitteren Realität aus der Sicht der Unternehmen gehöre aber auch, dass trotzdem viel zu viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben werden. Die Zahl der unversorgten Bewerber bezifferte er auf 1130. Wolfram Brehm: Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken: Für den Rückgang bei den Bewerberzahlen gebe es dem IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm zufolge im Wesentlichen zwei Ursachen. Zum einen die demografische Entwicklung. Seit Jahren sei die Zahl der Schulabgänger in Oberfranken rückläufig, von 14927 im Jahr 2010 auf 11975 im Jahr 2021, was einem Minus von 20 Prozent entspricht. „Gegen die demografische Entwicklung können wir nichts machen, ansetzen lässt sich eigentlich nur bei der Zahl der Studierenden.“ Eines müsse klar sein: Wer studieren will, soll auf jeden Fall studieren. Es gebe aber sehr viele, die entweder Druck durch die Eltern bekommen oder oft nicht wüssten, wie es weiter gehen soll und sich der Einfachheit halber für ein Studium entscheiden. Wolfram Brehm: „Mein Appell an alle, die sich noch nicht sicher sind, ob Studium oder Ausbildung: Gebt der Ausbildung eine Chance. Wer will, kann sich auch hier weiterqualifizieren, etwa eine Weiterbildung zum geprüften Meister, zum Fachwirt, Fachkaufmann oder Operative Professional (IT) machen, was einem Bachelorabschluss gleichgestellt ist. Man kann aber auch noch eins obendrauf setzen, etwa eine Weiterbildung zur geprüften technischen Betriebswirtin oder zum Betriebswirt, was einem Master-Abschluss an der Hochschule entspricht. Marco Roßmerkel, Geschäftsführer der ait-Deutschland GmbH Kasendorf „Wir freuen uns, in diesem Jahr 18 neue Auszubildende begrüßen zu dürfen. Damit absolvieren derzeit 47 Auszubildende ihre Lehre in den verschiedenen Bereichen bei ait“, so Marco Roßmerkel, Geschäftsführer der ait-Deutschland GmbH. Trotz verlängerter Bewerbungsfrist und verschiedenen Angeboten zur Berufsorientierung hätten bei dem Wärmepumpenhersteller in Kasendorf nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden können. Die Bewerberzahl sei bereits seit einigen Jahren rückläufig, zudem hätten die Jugendlichen während der Corona-Pandemie kaum Möglichkeiten gehabt, Praktika zu absolvieren und sich damit einen Eindruck von den verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten zu verschaffen. „2024 suchen wir daher weiter motivierte Talente für technische und kaufmännische Berufe, unter anderem für den Mechatroniker für Kältetechnik“, so Marco Roßmerkel. „Natürlich verbunden mit dem Ziel, unseren eigenen Fachkräftenachwuchs zu sichern. Dass dies gelingt, unterstreicht unsere hundertprozentige Übernahmequote eindrucksvoll.“ Für 2024 sucht ait unter anderem Mechatroniker für Kältetechnik, Bachelor of Science Kältesystemtechnik, Technischer Produktdesigner, Industriekaufleute, Fachlageristen und Fachkräfte für Lagerlogistik. Immer mehr E-Autos im Kulmbacher Land / Weitere Ladepunkte geplant Kulmbach. Obwohl Fahrzeuge mit Elektromotoren deutlich teurer sind als Benziner oder Diesel, werden sie in Kulmbach Stadt und Land immer beliebter. Aber wie viele E-Autos gibt es genau im Landkreis und wo und wie kann man sein Elektrofahrzeug aktuell in der Region eigentlich laden? Wir fragten nach bei Ingrid Flieger, Klimaschutzmanagerin des Landkreises und Expertin in Sachen Elektromobilität. „Stand Anfang Juli 2023 lagen wir bei exakt 1006 zugelassenen reinen E-Fahrzeugen, nur Pkw, im Landkreis Kulmbach“, sagt Ingrid Flieger. Damit habe sich die Zahl während der zurückliegenden drei Jahre praktisch vervierfacht. Neben den reinen E-Fahrzeugen gab es den Zahlen des Landratsamtes zufolge Ende 2022 außerdem 2076 Hybrid-Pkw. Insgesamt seien zum Jahresende 2022 exakt 50654 Pkw zugelassen gewesen. Die Zahl der öffentliche Ladepunkte im Landkreis beziffert Ingrid Flieger auf 75 (Stand Ende 2022), 28 davon seien sogenannte Schnelllader, 47 Normalladesäulen. Allerdings werde die Infrastruktur immer weiter ausgebaut. Ladestationen entlang der Autobahnen A9 und A70 seien zum Beispiel bei Marktschorgast, Unterbrücklein und Thurnau in Planung. Weitere Ladepunkte sollen in Kasendorf, Wonsees, Marktleugast, Ludwigschorgast, Mainleus und am Schloss in Thurnau entstehen. Betreiber der Ladestationen sind laut Bundesnetzagentur im Landkreis Kulmbach die Unternehmen und Energieversorger IONITY, Aral Pulse, Fastned, N-ERGIE, Allego, E.ON Drive, Energielösung und EWE Go. Wenn die Zahlen der E-Autos weiter steigen, dann ließen sich die Ladestationen auch wirtschaftliche betreiben, sagt Ingrid Flieger. Ziel des Energieversorgers N-ERGIE sei es, gemeinsam mit starken Partnern wie dem Landkreis Kulmbach und dem LadeVerbundPlus die Ladeinfrastruktur in der Region flächendeckend auszubauen, sagt Andrea Rudolph, Pressereferentin von N-ERGIE. Dadurch soll das „Henne-Ei-Problem“ von Ladeangebot und E-Fahrzeugen aufgelöst, und die Elektromobilität allgemein deutlich vorangebracht werden, was letztendlich den Klimaschutz stärke. Entsprechend arbeiteten der Landkreis Kulmbach und die N-ERGIE seit Beginn der Kooperation unermüdlich daran, auch in der ländlich geprägten Region öffentliche Ladepunkte zu realisieren. Im Blickpunkt stehe dabei zunächst nicht die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Ladestationen, sondern das übergeordnete Ziel: der Beitrag zur Mobilitätswende als wichtigen Baustein der Energiewende. Aktuell betreibt die N-ERGIE nach Auskunft der Konzernsprecherin im Landkreis Kulmbach insgesamt 16 Ladestationen für E-Fahrzeuge. Dieses Ladeangebot werde erfreulicherweise immer besser angenommen. Zwar reiche bei der Mehrheit der Ladestandorte die Nachfrage noch nicht dafür aus, alle laufenden Kosten durch die Erlöse aus dem Stromabsatz zu decken. Jedoch näherten sich circa ein Drittel der Ladestationen dem wirtschaftlichen Betrieb, und bei zwei besonders nachgefragten Standorten in Kulmbach und Thurnau könne darüber hinaus bereits ein Teil der Investitionskosten refinanziert werden. Besonders gespannt sind die Projektpartner, wie die jüngsten Ladeinfrastrukturprojekte in Kulmbach (Hohenzollernstraße und Georg-Hagen-Str.) und Thurnau-Hutschdorf angenommen werden, für die noch keine komplette Jahresauswertung möglich sei. „Vergütung und Wertschätzung fehlen seit Jahren“ / Am 14. Juni bleiben vieler Apotheken geschlossen Kulmbach. Am kommenden Mittwoch, 14. Juni, werden viele Apotheken in ganz Deutschland geschlossen bleiben. Die Apotheken haben diesen Tag zum bundesweiten Protesttag erklärt. Die Arzneimittelversorgung bleibt zwar aufrechterhalten, allerdings nur über die Notdienstapotheken. Die Apothekerschaft reagiert damit auf gesundheitspolitische Entscheidungen der Bundesregierung. Nach den Worten von Alexandra Mergenthaler von der Zentralplatz-Apotheke beteiligen sich alle Apotheken in Kulmbach an dem Streik. Es werde sogar eine Demo stattfinden. Die Zentralplatz-Apotheke hat an diesem Tag den Notdienst, wird aber nur durch die Notdienstklappe Notfälle beliefern, alles andere nicht. „Natürlich waren und sind auch bei mir in der Apotheke Arzneimittelengpässe spürbar“ sagt Alexandra Mergenthaler. Anfang des Jahres habe es zum Beispiel in ganz Kulmbach keine Paracetamol Fieberzäpfchen für Säuglinge mehr gegeben. Ein Vater habe nach Bayreuth in eine Apotheke fahren müssen, wo die Zäpfchen selbst hergestellt wurden. Auch ein Insulin sei kürzlich in ganz Kulmbach nicht verfügbar gewesen. „Wenn das alles so weitergeht, sehe ich echt schwarz, gerade für kleine Apotheken wird es schwer werden“, so Alexandra Mergenthaler. Von der Politik fordert sie eine angemessene Vergütung der Krankenkassen für Arzneimittel, keine Retaxationen bei Formfehlern auf null, eine Reform der Notdienstregelung, mehr Handlungsfreiheit bei Lieferengpässen und einen Abbau der Bürokratie. Auch Julia Bredemeyer von der Kranich-Apotheke am Holzmarkt in Kulmbach beteiligt sich am Streik. „Selbstverständlich ist meine Apotheke am 14.Juni Teil des bundesweiten Protesttages“, sagt sie. „Wir werden die Apotheke für den kompletten Tag schließen, um gemeinsam mit den Kulmbacher Kollegen und unseren Teams in der Innenstadt zu demonstrieren und auf die erschreckenden Zustände aufmerksam zu machen.“ Ziel sei es, ein bundesweites Zeichen zu setzen, das im Bundesgesundheitsministerium gehört und gesehen wird. „Unsere aktuelle Regierung ignoriert alle Forderungen, Warnungen und Bitten seitens unseres Berufsstandes und gefährdet so die flächendeckende Arzneimittelversorgung eines ganzen Landes.“ Nach den Worten von Julia Bredemeyer hätten die Apotheken täglich mit teilweise gravierenden Lieferengpässen zu kämpfen. Egal ob Antibiotikasäfte für Kinder, Insuline, einfache Bluthochdruckmittel, die Liste der sogenannten Defekte werde jeden Tag länger und ändere sich täglich. Dieser Aufgabe zusätzlich gerecht zu werden sei ein extrem zeit- und personal aufwendiger Prozess, der keine adäquate Honorierung findet. „Wir sind die Schnittstelle zwischen Arzt, Patient und den Arzneimittellieferanten. Wir telefonieren mit den Ärzten, suchen neue Lösungen, tauschen Rezepte aus, und so weiter.“ In Extremfällen bedeute dieses Engpassmanagement über 20 Stunden Mehrarbeit die Woche, „nur“ um die Grundversorgung sicher zu stellen. „Wir haben als Apotheke den gesetzlichen Auftrag unsere Patienten mit Arzneimitteln zu versorgen. Das bedeutet wir müssen jedes Rezept beliefern, das uns ein Patient bringt.“ Ein kleiner Formfehler, der nicht einmal durch die Apotheke verursacht sein muss, oder eine nicht oder in den Augen der Krankenkasse unzureichend dokumentierte Lieferfähigkeit bedeute eine gekürzte Zahlung seitens der Krankenkasse beziehungsweise im schlimmsten Fall Null Euro, nicht einmal der Einkaufspreis wird erstattet. „Es müsse ein Ende finden mit all dem Bürokratiewahnsinn, der uns aktuell jeden Tag beschäftigt.“ Dokumentieren mit unzähligen Protokollen bei jeder Rezeptur, die wir Herstellen, Präqualifizierungen, Nichtverfügbarkeiten, die Liste ist um einiges länger. Und nicht zu vergessen die seit Jahren fehlende angepasste Vergütung und Wertschätzung unserer Arbeit. Die Kosten und der Aufwand steigen gefühlt wöchentlich, die Pauschale, die die Apotheke dafür bekommt, ist seit 2013 nicht angepasst worden. Als drohende Konsequenz sieht Julia Bredemeyer, dass immer mehr Apotheken sterben werden. Viele Inhaber fänden keinen Nachfolger, da gerade junge Pharmazeuten sich nicht in dieses unkalkulierbare Abenteuer stürzen möchten. „Wir fordern, dass die Politik uns zuhört und im interaktiven Austausch Dinge ändert, und, dass die Arbeit eines Apothekers und der zugehörigen Teams endlich verstanden wird.“ Julia Bredemeyer ist sich auch sicher, dass es zu einer Unterversorgung in der Region kommen wird, wenn nicht in absehbarer Zeit die Rahmenbedingungen zu Gunsten der Vor-Ort-Apotheke geändert werden. Arzneimittelengpässe seien schon jetzt jeden Tag, jede Stunde spürbar. In allen Bereichen der Versorgung. Was früher vielleicht ein paar einzelne Medikamente betroffen hat, sei inzwischen ein Problem, dass sich durch alle Wirkstoffklassen zieht. „Es gibt kaum einen Bereich, in dem nicht etwas fehlt oder erst mit einem großen Aufwand bezogen werden kann. Die Liste wird jeden Tag länger und gefährlicher. Denn oftmals ist es nahezu unmöglich Alternativen zu finden.“ Julia Bredemeyer sagt aber auch: „Wir lieben unseren Beruf und möchten auch in Zukunft mit allem Herzblut für unsere Patienten da sein können. Genau deswegen ist es jetzt an der Zeit die Reißleine zu ziehen. Bundesweit und geschlossen mit allen Kollegen. Wir möchten niemanden ärgern, im Gegenteil wir möchten für das, was wir lieben, kämpfen.“ Auch Dieter Braun von der Blaicher-Apotheke in Kulmbach beteiligt sich am Streik. „Alle 16 Stunden schließt derzeit in Deutschland eine Apotheke“, sagt er. Dies geschehe nicht etwa, weil die Apotheker keine Lust mehr haben, sondern weil es sich nicht mehr rentiert. Von der Politik fordert Dieter Braun eine Erhöhung der Vergütung. Da sei seit zwölf Jahren nichts mehr passiert, trotz steigender Kosten und Löhne. Der Umsatz der Apotheken werde ohnehin längst durch freiverkäufliche Artikel quersubventioniert. „Bei jeder Packung, die ich einem Patienten auf Rezept ausgebe, lege ich drauf.“ Das sei die Situation, die sich seit Jahren so entwickelt habe. „Es ist absolut unerträglich, was da passiert“, schimpft Dieter Braun. Seinen Worten zufolge gibt es ständig irgendwelche Engpässe. 50 Prozent ihrer Arbeitszeit würden seine Mitarbeiter mittlerweile damit verbringen, den Leuten zu erklären, was los ist, warum es dieses und jenes Medikament nicht gibt. Dann müssten die Ärzte kontaktiert werden, was wiederum Zeit kostet, und alles bei Null-Vergütung. Sicher hätten die Apotheken 2020 und 2021 durch Masken und ähnlichem mehr Geld eingenommen, doch auch wesentlich mehr Arbeit und Aufwand gehabt. Mehr Imbissbuden als fränkische Wirtshäuser / Gastronomie: Drei Jahre nach Corona – „Sind auf gutem Weg“ Kulmbach. Kosten, Corona, Personalmangel: Das Gastgewerbe schrumpft. Doch die Zahlen sprechen keine einheitliche Sprache auch deshalb, weil sich viele klassische Konzepte ändern. Doch wie hat sich die Gastronomie nach drei Jahren Corona entwickelt? „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Alexander Schütz, Kulmbacher Kreisvorsitzender im Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband und Chef des Restaurants Ursprung im Berghof Wartenfels. Da und dort hake es schon noch etwas, wes müsse sich halt alles wieder einlaufen. Die Zahle der Betriebe und hätten sich gar nicht so sehr verändert. Allerdings seien viele klassische fränkische Wirtshäuser durch Imbissbuden ersetzt worden. „Die traditionellen Wirtshäuser nehmen ab, die internationale Gastronomie nimmt eher zu“, so Alexander Schütz. Auffallend sei auch, dass die Gastronomie im Kulmbacher Land meist sehr klein strukturiert sei. Soll heißen, es gibt hier noch viele klassische Familienbetriebe, in denen sonntags auch noch die Oma in der Küche steht. Ist dies nicht mehr möglich, wird es für den Betrieb schwierig. Was die Fluktuation angeht, so hätten die meisten Betriebe ihre Stammmannschaft doch behalten der wieder zurückgewinnen können. Größer sei die Fluktuation bei den Aushilfskräften. Aber auch hier seien Gastronomie und Hotellerie auf einem guten Weg, die Situation sei gerade dabei, sich wieder zu stabilisiern. Ohne Frage hat nach den Worten von Alexander Schütz das Geschäft mit den Lieferdiensten zugenommen. „Das Außer-Haus-Geschäft wird sei Corona wesentlich stärker genutzt.“ Aber auch hier glaubt der Kreisvorsitzende, dass sich die Situation wieder einpendelt. Genauso wie bei den Personalproblemen, wenngleich Alexander Schütz die Zahl der freien Stellen in Kulmbach Stadt und Land auf aktuell 70 beziffert. Erst Erfolge habe dabei der Recruiting Day vor einigen Tagen auf dem Kulmbacher Marktplatz gezeigt. Allein am Vormittag seien 120 Schüler vor Ort gewesen und hätten sich über Chancen und Möglichkeiten einer Ausbildung im Gastgewerbe informiert. Weitere 25 Menschen seien am Nachmittag gekommen und hätten sich nach Jobs in der Gastronomie erkundigt. Ohne Frage hab sich das Ausgehverhalten bei vielen Leuten verändert. Wo man früher dreimal abends ausgegangen sei, gehe man heute nur noch einmal aus. „Wenn, dann lässt man es sich aber auch gutgehen.“ Auch das konnte Alexander Schütz schon feststellen. Ein weiteres Thema seien derzeit landauf landab verkürzte Öffnungszeiten. Auch er habe mittlerweile Mittwoch- und Donnerstagmittag geschlossen. Das flächendeckende Angebot sei mittlerweile nicht mehr so, wie vor der Pandemie. Wenig hält Alexander Schütz von der jetzt immer öfter propagierten Vier-Tage-Woche. „Flexible Wochenarbeitszeiten, wie sie der Hotel- und Gaststättenverband schon seit langem fordert, würden uns viel mehr helfen.“ Den offiziellen Zahlen der Arbeitsagentur zufolge beschäftigte das Hotel- und Gaststättengewerbe im Arbeitsagenturbezirk Kulmbach Ende des zurückliegenden Jahre 1097 Menschen. Das sind nur geringfügig weniger als vor der Pandemie im Jahr 2019 mit 1130. Allerdings zählte dazu der gesamte Hotel- und Gaststättenbereich inklusive Speisezubereitung, Verkauf von Speisen und auch Reinigungskräfte im Beherbergungsgewerbe. Etwa ein Drittel davon sind geringfügig Beschäftigte. Hauptversammlung der Kulmbacher Brauerei AG: Gutes Ergebnis trotz schwierigen Umfeldes / Stabile Umsatzentwicklung - 1,50 Euro pro Aktie ausgeschüttet Kulmbach. Die Energie- und Rohstoffkrise, dazu eine Corona-bedingte Absatzkrise: die Kulmbacher Brauerei AG musste sich im zurückliegenden Jahr großen Herausforderungen stellen. Mit Erfolg, wie Vorstandssprecher Markus Stodden am Mittwoch in Kulmbach bekannt gab. „Mit einem Gesamtwachstum von 3,8 Prozent haben wir uns gut behauptet“, sagte Stodden bei der Ordentlichen Hauptversammlung der Aktien-Gesellschaft. Die Kulmbacher Brauerei erzielte 2022 einen Getränkeabsatz von knapp 3,6 Millionen Hektolitern, im Vorjahr waren es noch 3,4 Millionen Hektoliter. Die Umsatzerlöse der Unternehmensgruppe hätten sich besser als prognostiziert mit 261,3 Millionen Euro entwickelt und hätten damit um 8,6 Prozent über dem Vorjahreswert gelegen. Für die Kulmbacher Brauerei ergibt sich ein nach handelsrechtlichen Vorschriften ausgewiesener, für die Gewinnverwendung maßgeblicher Bilanzgewinn des Geschäftsjahres 2022 in Höhe von rund 7,9 Millionen Euro. Die Hauptversammlung folgte dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat, den Bilanzgewinn wie folgt zu verwenden: Zahlung einer Dividende von rund fünf Millionen Euro, was 1,50 Euro je dividendenberechtigter Stückaktie entspricht. 2,8 Millionen Euro werden in die Gewinnrücklagen eingestellt und der verbleibende Betrag von gut 38.000 Euro wird auf neue Rechnung vorgetragen. Da die Gastronomie im zurückliegenden Jahr vom Corona-Lockdown verschont geblieben sei und die Verbraucher zu alten Gewohnheiten zurückkehrten, hätten die Betriebe trotz fehlender Fachkräfte und reduzierter Öffnungszeiten zum Normalbetrieb übergehen können. Auch die Hauptversammlung war die erste seit 2019 in Präsenz. Die Kulmbacher Gruppe sei gut durch die Krise gekommen, berichtete Stodden und nannte den „souveränen Umgang der Mitarbeiter mit den Herausforderungen“ als Grund dafür. Die Kulmbacher Brauerei beschäftigte 2022 im Jahresschnitt 909 Mitarbeiter, nur zwei weniger als im Jahr zuvor. Ursache für die Steigerung beim Gesamtabsatzwachstum mit 3,8 Prozent sei vor allem die solide Entwicklung der Wachstumsmarke Mönchshof. Mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent habe Mönchshof seine marktführende Position im Segment der Bügelverschlussbiere weiter ausbauen können. Ein Wachstumstreiber sei dabei die Marke Mönchshof hell gewesen, die überproportional um 7,7 Prozent zulegen konnte. Gewaltige Steigerungen habe auch das Mönchshof Naturradler alkoholfrei mit 13,6 Prozent verzeichnet. Im Ranking der alkoholfreien Radler auf dem deutschen Markt liege das Mönchshof Natur auf Platz drei. Im Geschäftsfeld der alkoholfreien Erfrischungsgetränke habe die Marke Bad Brambacher die Absatzmenge des Vorjahres mit über 15 Prozent übertroffen. Zu den Wachstumstreibern gehörte Stodden zufolge vor allem die „Gartenlimonade“, die bei den Konsumenten unverändert im Trend liege. Insgesamt habe die Marke Bad Brambacher mit ihren Produkten eine bessere Entwicklung gezeigt als die gesamte Mineralbrunnenbranche. Vorstandssprecher Stodden kündigte bei der Hauptversammlung die Erweiterung der Abfüllkapazitäten in Kulmbach an, So soll in eine neue Abfülllinie für Bügelverschlussflaschen investiert werden „Die neue Abfülllinie beinhalte eine noch leistungsstärkere Anlage mit vielen neuen technischen Details, die nicht nur einen neuen Weltrekord bei der Abfüllung von Bügelflaschen darstellt, sondern auch die Warenverfügbarkeit zukünftig in einem hochkomplexen Prozess sicherstellen soll. In Summe habe die Kulmbacher Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr 33,9 Millionen Euro in materielle Vermögenswerte und Sachanlagen investiert. Für die Zukunft sieht Stodden die Kulmbacher Brauerei gut aufgestellt: „Unter Berücksichtigung der Marktgegebenheiten, stark steigender Kosten und der politischen Großwetterlage strebt die Brauerei für das laufende Geschäftsjahr eine stabile Umsatzentwicklung an.“ Anschlussboom als Herausforderung / Bayernwerk investiert Rekordsumme in Stromverteilungsnetz
„Unsere Aufgaben als regionaler Stromnetzbetreiber haben sich mit der Energiewende und dem enormen Anschlussboom seit dem vergangenen Jahr stark verändert“, sagte Bernd Göttlicher, der Leiter des Kommunalmanagements Franken. Besondere Herausforderungen stellten der Anschlussboom und der hohe Anteil regenerativer Energien im Bayernwerk-Netz. Dank der aktuell über 390.000 in das Stromnetz eingebundener dezentraler Einspeiseanlagen, in der Regel Photovoltaik, verteile das Bayernwerk heute schon zu über 70 Prozent regenerativen Strom. „Wenn das Ziel eines klimaneutralen Freistaats bis 2040 erreicht werden soll, dann müssen sich auch die politischen Rahmenbedingungen für Netzbetreiber verbessern“, sagte Bernd Göttlicher. Konkret nannte er schnellere Genehmigungsverfahren, eine Entbürokratisierung und ein Landesbedarfsplangesetz, das die Vorhaben der einzelnen Gebietskörperschaften bündelt. Eine große Herausforderung für die Netzbetreiber bleibe auch die zunehmende Zahl an Anschlussanfragen für erneuerbare Energieanlagen. So habe sich die Zahl der monatlichen Anfragen an das Bayernwerk von 2021 auf 2022 von 40.000 auf 60.000 gesteigert. Neben der wachsenden Zahl an Einspeisern würde vor allem durch die Elektromobilität auch der Bedarf steigen. „Eine sichere Versorgung der Menschen mit Energie steht bei uns an erster Stelle“, sagte Kundencenter-Leiter Markus Seidel. Dazu müsse das Bayernwerk die Netze fortwährend instand halten, modernisieren und ausbauen. „Mit unseren Netzinvestitionen rüsten wir unsere Infrastruktur für die Zukunft.“ Als aktuelle Beispiele dafür nannte Thomas Balzer, Leiter der Bereich Planung, Bauausführung und Kundenbetreuung im Netzgebiet Kulmbach, im Nieder- und Mittelspannungsbereich unter anderem den Ausbau der Energienetze bei Gefrees für rund eine Million Euro, die Verstärkung des Stromnetzes zwischen Mehlmeisel und Fichtelberg für rund 1,9 Millionen Euro (beide Maßnahmen im Landkreis Bayreuth) sowie die Umstellung der Hausanschlüsse in Harsdorf von Freileitung auf Kabel für rund 200.000 Euro. Im Bereich des Hochspannungsnetzes wird nach den Worten von Michael Renghart, dem Leiter Planung und Bau Umspannwerke und Schaltstationen, die gesamte Freileitung zwischen Bayreuth und Immenreuth erneuert. Die Kosten dafür liegen bei etwa 20 Millionen Euro). Als weitere aktuelle Maßnahmen bezeichnete er die Erneuerung und Erweiterung des Umspannwerks Untersteinach für zwei Millionen Euro und des Umspannwerks Marktleugast für fünf Millionen Euro. Die Bayernwerk Netz GmbH ist der größte Verteilnetzbetreiber im Freistaat mit insgesamt 3400 Beschäftigten. Es versorgt rund sieben Millionen Menschen mit Energie. Das Stromnetz umfasst 156.000 Kilometer, das Gasnetz 6000 Kilometer und das Straßenbeleuchtungsnetz knapp 35000 Kilometer. In seinen Netzen verteilt das Unternehmen zu 70 Prozent elektrische Energie aus erneuerbaren Energien, die aus mehr als 390.000 dezentralen Anlagen stammen. Das Kundencenter Kulmbach ist eines von19 Kundencentern insgesamt. Hier hat das Unternehmen 64 Mitarbeiter und ein Jahresbudget von zuletzt 38 Millionen Euro. Hauptsitz des Unternehmens ist Regensburg. Bild: Die Energiewende geht voran: die Verantwortlichen des Bayernwerks Thomas Balzar, Markus Seidel, Michael Renghart und Bernd Göttlicher (von links) haben im Kundencenter Kulmbach eine positive Bilanz gezogen. Italienisches Flair für die Innenstadt: Wirte setzen auf Freischankflächen / Verband fordert Beibehaltung der gelockerten Regelungen Kulmbach. Während der Corona-Pandemie durften Teile der Gastronomie die Freischankflächen vor den Lokalen vergrößern, um Umsatzeinbußen aufzufangen. Ein Konzept, das sich ganz offensichtlich bewährt hat. Die Maßnahme wurde von vielen Menschen begrüßt, viele freuen sich, wenn sie in der warmen Jahreszeit ihren Cappuccino im Freien genießen können. Die Ausweitung der Freischankflächen brachte mehr Leben in die Straßen, italienisches Flair in die Innenstädte und sorgte für begeisterte Bürger. Viele Städte in Bayern haben das Konzept beibehalten. Was denkt man vor Ort über die in der Pandemie gelockerten Schankflächen-Regelungen im Freien. In Kulmbach wurden die Freischankflächen bis auf ganz wenige Ausnahmen während der Pandemie in der Gastronomielandschaft nicht erweitert, sagt Pressesprecher Jonas Gleich. In dem meisten Fällen sei dies auch aus Platzgründen faktisch gar nicht möglich gewesen, etwa aufgrund der notwendigen Freihaltung der Feuerwehrzufahrten, wegen der Begrenzung des Biergartens durch eine Straße oder wegen einer benachbarten Außenbestuhlung. Oberbürgermeister Ingo Lehmann habe damals aber entschieden, dass in den drei Corona-Jahren 2020, 2021 und 2022 keine Sondernutzungsgebühren für Freischankflächen von den Gastronomen erhoben werden, um ihnen in dieser sowieso schon sehr schwierigen Zeit finanziell entgegenzukommen. Pressesprecher Jonas Gleich kündigt aber auch an: „Die Stadt Kulmbach wird heuer nach drei Jahren Gebührenerlass die Gebühr für die Freischankflächen wieder erheben.“ Sie beläuft sich auf 25,56 Euro pro Quadratmeter jährlich und wird im Rahmen der Gaststättenkonzession als Gesamtgebühr erhoben. Der Hotel- und Gaststättenverband spricht sich ganz klar für die Beibehaltung der Freischankflächen aus, sagt Alexander Schütz vom Berghof in Wartenfels. Seinen Worten zufolge bietet die Regelung viele Vorteile. Da sei zum einen die Atmosphäre: „Freischankflächen bieten eine entspannte und gemütliche Atmosphäre, die es den Gästen ermöglicht, draußen zu sitzen und das schöne Wetter zu genießen“, sagt Alexander Schütz. Auch das, was der Vorsitzende „soziale Interaktion“, dürfe nicht vernachlässigt werden: Freischankflächen böten die Möglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und zu interagieren. Sie gelten als ein beliebter Treffpunkt für Freunde und Familie, um gemeinsam etwas zu trinken oder zu essen. Für den Hotel- und Gaststättenverband falle es auch ins Gewicht, den Gästen frische Luft und Sonnenschein anbieten zu können. „Freischankflächen bieten eine Möglichkeit, Zeit an der frischen Luft zu verbringen und von der Sonne zu profitieren, was wiederum zur Verbesserung des Wohlbefindens beitragen kann“, so Alexander Schütz, für den auch die attraktive Optik zählt: Freischankflächen könnten sehr schön gestaltet sein und somit zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen. Sie könnten ein wichtiger Teil der Kultur einer Stadt oder Region sein. Natürlich dürfe die Gastronomie bei all dem ihren Umsatz nicht außer Acht lassen. Der Vorsitzende verschweigt nicht, dass die Gastronomie dank der erweiterten Freischankflächen ihre Umsätze erhöhen und neue Kunden gewinnen konnte. „Durch die Möglichkeit, draußen zu speisen, ist es möglich, das Angebot zu erweitern und somit attraktiver für Kunden zu werden.“ Freischankflächen könnten eine positive Auswirkung auf das Stadtbild haben, besonders dann, wenn sie sorgfältig gestaltet und in das städtebauliche Konzept der Stadt integriert werden. Al weitere Auswirkungen von Freischankflächen auf das Stadtbild nennt Alexander Schütz die Belebung von Stadtteilen, eine Verbesserung der Lebensqualität und nicht zuletzt auch einen Imagegewinn. Die Freischankflächen könnten das positive Image einer Stadt oder eines Stadtteils fördern, indem sie als Zeichen für eine lebendige und attraktive Kultur und Gastronomieszene wahrgenommen werden. Gesellschaft braucht Master und Meister / „Freisprechung“: Kulmbacher IHK-Gremium verabschiedete 86 erfolgreiche Absolventen
Richtig abgeräumt hat dabei die IREKS. Das Unternehmen stellte allein sieben der 14 Einser-Absolventen. Zwei weitere Prüfungsbeste kamen jeweils von der VR-Bank Oberfranken Mitte und der Firma Saum & Viebahn. Die Übrigen kamen von der Firma Michael Seidl e.K. sowie vom Harsdorfer Unternehmen Robotif. Von einem Meilenstein im Leben der erfolgreichen Absolventen sprach der Vorsitzende des IHK-Gremiums Kulmbach Harry Weiß. Alle 86 erfolgreichen Absolventen hätten hervorragende Arbeit geleistet, fleißig gelernt, seien ehrgeizig und strebsam gewesen, hätten sich wichtige Erfahrungen und Kenntnisse erworben und den gebührenden Respekt erarbeitet. Zu den Gratulanten gehörte auch Landrat Klaus Peter Söllner. Seinen Worten zufolge sei die Wirtschaft im Landkreis Kulmbach hervorragend aufgestellt und deshalb auch relativ gut durch die Pandemie gekommen. In Sachen Gewerbesteuer, Steuer- und Umlagekraft nehme der Landkreis einen Spitzenplatz innerhalb Oberfrankens ein. Söllner zeigte sich ebenso wie Oberbürgermeister Ingo Lehmann überzeugt davon, dass alle Absolventen ihren Weg gehen werden. Zumindest hätten sie den wichtigsten Grundstein für ihre berufliche Zukunft gelegt, so OB Lehmann. Der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel bezeichnete die erfolgreiche Ausbildung als den besten Start ins Leben. Schöffel brach dabei auch eine Lanze für die berufliche Bildung. Das berufliche Schulzentrum sei genauso wichtig wie die Hochschule, der Campus sei genauso von Bedeutung, wie die Berufsausbildung. „Unsere Gesellschaft braucht Master und Meister“, so Schöffel. Neuen Technologien gegenüber offen zu sein, diesen Ratschlag gab Florian Naumann, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach, den Absolventen mit auf den Weg. Er sprach von gravierenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Ziel seiner Firma, dem Immobilienunternehmen Jöna sei es, in zwei Jahren komplett papierlos zu arbeiten. Im Namen der Absolventen bedankte sich Nico Siegele, einer der Prüfungsbesten, bei allen Ausbildern und ließ die zurückliegenden Jahre noch einmal Revue passieren. Die Prüfungsbesten sind: die Industriekaufleute Florian Aubrecht, Florian Potzel, Max Keltsch, Sophia Leykam, Stephanie Roß und Johannes Schneider, die Bankkaufleute Josefine Bender und Nico Siegele, die Chemielaborantinnen Hannah Birkelbach, Laura Lange und Anna-Lena Ring, der Einzelhandelskaufmann Moritz Boettcher, der Elektroniker für Betriebstechnik Michael Herzog sowie der Mechatroniker Tom Hofmann. Bild: Harry Weiß (links), Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach, und einige Gratulanten zeichneten die Prüfungsbesten des aktuellen Jahrgangs aus. Kommunbräu wird zum Zukunftsort / Genossenschaft für die Zukunft sichern - Vernissage am 28. April
„Was soll man mit so vielen Flächen anfangen?“, dachten sich die Verantwortlichen. Alexander Matthes, Braumeister, Betriebsleiter und Vorstandsmitglied, hat die Antwort schnell parat: „Wir wollen die Kommunbräu für die Zukunft sichern“, sagt er. Sichtbares Zeichen davon wird eine Vernissage am 28. April sein, wenn 25 Architekturstudenten der Hochschule München ihre Ideen für ein Sanierungs- und künftiges Nutzungskonzept vor Ort präsentieren werden. Dabei geht es um Nachhaltigkeit, klimagerechtes Bauen und Sanieren, um wegweisende Nutzungskonzepte und neue Ideen. „Stellenweise wurde sehr groß gedacht, stellenweise aber auch bis ins Detail geplant“, so Alexander Matthes, dem es stets darum ging, aus eigener Kraft etwas für die Genossenschaft zu bewirken. „Wir wollten keinen Investor“, sagt er. Ein Anlass dafür waren auch die zurückliegenden drei Corona-Jahre, die gerade für die Gastronomie nicht immer einfach waren. „Wir wollten einfach nach vorne schauen und dabei auch mal ungewöhnliche Wege beschreiten“, so Matthes. Da sei der Kontakt zur Architekturfakultät der Hochschule für angewandte Wissenschaften unter der Leitung von Professorin Natalie Essig gerade zur rechten Zeit gekommen. Zusammen baute man das Thema „Sanierung- und Nutzungskonzept für die leerstehenden Räumlichkeiten der Kommunbräu“ kurzerhand in den Lehrplan des Wintersemesters des entsprechenden Masterstudiengang ein. Einen ganzen Tag lang hätten sich die Studenten vor Ort umgesehen und ihre Eindrücke anschließend in wochenlanger Kleinarbeit umgesetzt. Die Ergebnisse können in teils aufwändigen Präsentationen, echten Modellen, 3D-Simulationen und jeder Menge Pläne und Bildern, nun am 28. April im ersten Stock der Kommunbräu besichtigt werden. „Es wird einen Siegerentwurf geben“, verspricht Alexander Matthes. Für ihn gibt es dank der Sponsoren Heidelberg Materials und Friedrich Verbundsysteme auch einen Geldpreis. Nun ist es allerdings nicht so, dass sämtliche Ideen verwirklicht werden. Neubauten seien nicht angedacht, auch neue Brücken werden wohl eher nicht errichtet und das Verkehrskonzept soll sich auch nicht ändern. Entwürfe für all das hatten sich die Studenten ausgedacht. Doch einige der ausgearbeiteten Impulse könnten schon weiterverfolgt werden. Nach den Worten von Alexander Matthes wären beispielsweise unter anderem der Umbau gewisser Gebäudeteile zu einem Radlerhotel oder einer Radlerpension, die Schaffung von Studenten- und Lehrlingsunterkünften, eine weitergehende gastronomische Nutzung, de Einrichtung von Co-Working-Stationen bis hin zu Mehrgenerationenwohnen denkbar. „Unser Kerngeschäft soll dabei nicht beeinträchtigt werden“, verspricht der Braumeister und Betriebsleiter. Ganz wichtig ist es für ihn und seine Mannschaft, in Kreisläufen zu denken. Das Thema Energie wird dabei in der ehemaligen industriellen Großmühle eine bedeutende Rolle spielen. Die Vernissage „Zukunfts.Ort Kommunbräu“ mit Auszeichnung der Wettbewerbssieger am 28. April beginnt um 17.30 Uhr. Neben allen Freunden der Kommunbräu und dem Fachpublikum in Sachen Bau und Architektur ist dazu auch eine breite Öffentlichkeit eingeladen. Die Schirmherrschaft hat das Bayerische Wirtschaftsministerium übernommen.
Bilder: 25 Studenten in neun Arbeitsgruppen haben sich während des
Wintersemesters an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München
Gedanken über ein Nutzungskonzept der ungenutzten Flächen in der Kommunbräu
gemacht. Hotellerie und Gastronomie will Mitarbeiter rekrutieren / Kreisversammlung des Hotel- und Gaststättenverbandes: Wirte haben subventionierte Gemeindebetriebe im Visier
Der Hotel- und Gaststättenverband hat dabei auch Studenten im Focus, die einen Nebenjob oder einen Minijob suchen. Am Vormittag richtet sich der „Recruiting Day“ speziell an die Klassen der weiteführenden Schulen, die noch gezielt angeschrieben werden sollen. „Auch als Abiturient kann man in der Hotellerie und Gastronomie Karriere machen“, so der Kreisvorsitzende. Partner der Aktion sind zum einen das Landratsamt, zum anderen die Kulmbacher Brauerei, die eigens ihre mobile Braumeisterei zur Verfügung stellt. „Wir appellieren an alle Betriebe, sich zu beteiligen, und laden alle potentiellen Interessenten ein, mit uns ins Gespräch zu kommen“, sagte Alexander Schütz. Bei der Jahresversammlung kamen die Verbandsmitglieder mit dem Landtagsabgeordneten Martin Schöffel und mit Landrat Klaus Peter Söllner ins Gespräch. Themen gibt es viele, die den Gastronomen derzeit unter den Nägeln brennen. Beispielsweise subventionierte Gemeindebetriebe, die der Verband als unfaire Konkurrenz betrachtet. Alexander Schütz nannte namentlich das Thurnauer Schloss, das Bräuwerck in Neudrossenfeld und den Gasthof Anker in Kasendorf. Zumindest für Thurnau konnte Landrat Söllner als Vorstand der Eigentümerstiftung ein Stück weit Entwarnung geben. Der Pächter zahle „in erheblicher Weise Pacht“, sagte er. Das seien bei weitem nicht nur „ein paar Kröten“. Mit Bick auf Kasendorf mahnte MdL Schöffel faire Verpachtungsbedingungen an, wenn der Markt die Gaststätte saniere und sie dann verpachte. Einigt war man sich bei der Forderung nach einer Entfristung des reduzierten Umsatzsteuersatzes auf Speisen und der Einbeziehung von Getränken in den reduzierten Satz. Allerdings müsse man bei der momentanen Bundesregierung darum kämpfen, dass es überhaupt so bleibt, wie es jetzt ist, so Schöffel, der eine europaweite Harmonisierung favorisierte. Auch die Flexibilisierung der Arbeitszeit war sowohl für Verbandsvertreter als auch für Politik ein wichtiges Anliegen. „Das ist sowas von überfällig“, sagte Schütz. Keine Hoffnung konnte Anja Fuchs, Juristin vom benachbarten Bezirksverband Oberpfalz in Sache Rückzahlung der Corona-Soforthilfen machen. Es bleibe dabei, Personalkosten werden in der Abrechnung nicht berücksichtigt, sagte sie sehrt zum Leidwesen der Mitglieder. In anderen Bundesländern werde das Verfahren anders gehandhabt, weil es dort andere Auszahlungsmodalitäten gab. Mit der Soforthilfe sei die Regierung klar am Ziel vorbeigeschossen, sagte Alexander Schütz. Allein in seinem Betrieb geht es um eine Summe von rund 30.000 Euro. Neuigkeiten gibt es auch im Bezirksverband des Hotel- und Gaststättenverbandes. Wie die Juristin Anja Fuchs ausführte, hat sich dieser Tage der langjährige Geschäftsführer Günther Elfert in den Ruhestand verabschiedet. Ein direkter Nachfolger ist nicht in Sicht. Im Zuge einer internen Umstrukturierung soll es langfristig für alle drei fränkischen Regierungsbezirke eine Geschäftsstelle in Nürnberg geben. Dort soll dann ein neuer Verbundgeschäftsführer seine Arbeit aufnehmen, zu dessen Zuständigkeitsbereich auch Oberfranken gehört. Bis es so weit ist, bleibt die bisherige Geschäftsstelle in Bayreuth erhalten und für alle Fragen der Mitglieder der erste Ansprechpartner. Bei der Jahresversammlung wurden Hermine Horten aus Stadtsteinach für ihre über 20-jährige Mitgliedschaft sowie Thomas Reuther vom Pressecker Hof für 50 Jahre Betriebsmitgliedschaft und Silke Lochner vom Landgasthof Drei Kronen aus Marktschorgast für 70 Jahre Betriebsmitgliedschaft ausgezeichnet. Bild: Thomas Reuther, Silke Lochner und Hermine Horten (vorne von links) wurden vom Hotel- und Gaststättenverband für ihre langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. Dazu gratulierten der Kreisvorsitzende Alexander Schütz, Bürgermeister Christian Ruppert aus Presseck und der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (hinten von links). „Es wird noch schlimmer“: Lebensmittelproduzenten in Bedrängnis Kulmbach. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen. Das haben die Verbraucher schnell gespürt. Die Lebensmittelbetriebe stellt die Inflation vor große Herausforderungen. Wie reagieren betroffene Betriebe und Anbieter aus dem Kulmbacher Land:
Um dem Kunden richtige Qualität zu bieten, benötige man auch dementsprechend Energie. Natürlich habe man Preiserhöhungen machen müssen, aber die kompletten Kosten könne man einfach nicht weitergeben, das würde ins Unermessliche gehen. Auch würde die Schere zwischen Discounterpreisen und Bäckern immer größer werden. Bis zu einem gewissen Grad könne man hochgehen, aber dann müsse man aufhören. Der Kunde kaufe ja ohnehin schon nicht mehr jeden Tag beim Bäcker, sondern öfter im Discounter. „Unsere Kundenzahlen sind tatsächlich schon nach unten gegangen.“ Und es werde noch schlimmer, denn im März kämen die meisten Abrechnungen bei den Leuten, dann werde noch mehr gespart werden. Man bemerke schon, dass der Kunde einfach zurückhaltender ist. „Ein Stück Kuchen schnell mal nebenbei gekauft, das macht keiner mehr.“ Natürlich sei das Sortiment schon etwas verkleinert worden. Manche Brotsorten gebe es halt nicht mehr jeden Tag, sondern nur noch jeden zweiten Tag. Produkte, die immer verlangt werden, gebe es natürlich auch weiterhin, aber zum Beispiel Gerstenbrötchen oder Kurkuma-Brötchen, was wir sonst immer mitgemacht haben, um dem Kunden eine größere Auswahl zu bieten, das mussten wir herausnehmen. Die Personalsituation nannte Michael Kauer katastrophal. Wir müssen teilweise die Öffnungszeiten angleichen oder nur noch halbtags aufmachen, weil das Personal nicht mehr da ist. „Es will keiner mehr Handwerk machen.“ Michael Kauer betreibt mit seinem „Lanzendorfer Backparadies“ 16 Filialen in den Landkreisen Bayreuth, Kronach und Kulmbach.
Deshalb habe er auch die Fleischpreise anheben müssen. „Allerdings nicht im gleichen Verhältnis wie für uns die Kosten für Futter, Maschinen oder Diesel gestiegen sind“, so der 35-Jährige. Im Moment bleibe für unsere eigene Arbeitskraft wenig übrig. „Das heißt, unser eigener Stundenlohn ist sehr gering bis nicht vorhanden.“ Trotzdem ist Ben Becker langfristig gesehen positiv gestimmt und geht davon aus, „dass Menschen weiterhin das hochwertige Fleisch vom Kulmbacher Weideschwein wertschätzen werden und bereit sind, dafür auch einen angemessenen Betrag zu bezahlen.“
Weniger Probleme hat Sebastian Groß vom Grünwehrbäck in Kulmbach. Es sei schon noch möglich, kostendeckend zu arbeiten. Bei ihm würden die Brötchenteige im Gegensatz zu größeren Betrieben sofort gebacken, die Teiglinge nicht heruntergekühlt oder gefroren. Diese Energie spare man sich schon mal. Außerdem habe man im Vergleich zu größeren Betrieben relativ kleine Margen. Alles werde in einem einzigen großen Ofen gebacken und nicht in kleinen Ladenbacköfen, die massiv Energie schlucken. Auch dadurch spare man Energie ein. Freilich habe man trotzdem steigende Energiekosten, aber trotzdem nur moderate Preisanpassungen umgesetzt. Einschränkungen im Sortiment gibt es beim Grünwehrbeck nicht. Sebastian Groß: „Wir haben die Betriebsabläufe weiter optimiert und versuchen so den steigenden Gaspreis aufzufangen. Kostendruck belastet die Brauwirtschaft / Preisanstieg macht vor Gerstensaft nicht halt
„Die Inflation setzt die Wirtschaft unter hohen Druck. Wir müssen damit rechnen, dass die Kosten 2023 auf hohem Niveau bleiben und teilweise weiter steigen“, hatte der Hauptgeschäftsführer des Brauerbundes Holger Eichele kürzlich verlautbaren lassen. Der anhaltend hohe Kostendruck sei die größte Herausforderung für die Brauwirtschaft im neuen Jahr, neben der Aufrechterhaltung einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung. Vor allem stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik belasteten die Unternehmen. Dies werde sich auch auf die Preise auswirken, so die Prognose. Zahlreiche Brauereien in Deutschland stünden vor einem äußerst schwierigen Geschäftsjahr und haben bereits Preiserhöhungen angekündigt. Wie ist die Situation vor Ort. Wir haben nachgefragt: Hohe Kostensteigerungen bei Malz, Grundstoffen für Limonaden, Verpackungen, Energie und Logistik belasten die Kosten- und Margensituation der Getränkehersteller. „Eine Weitergabe der Mehrkosten an die Endverbraucher wird damit unumgänglich“, heißt es von Seiten der Kulmbacher Brauerei. Allerdings obliege die Preisgestaltung in Lebensmittelläden und Getränkeabholmärkten aus kartellrechtlichen Gründen allein der Willkür des Handels, sagt Pressereferentin Natalia Schöttner. Die Preisgestaltung könne und dürfe leider vom liefernden Unternehmen nicht vorgegeben oder beeinflusst werden. Auch die Kulmbacher Brauerei sei gefordert in allen Bereichen konsequentes Kostenmanagement zu betreiben und wenn nötig auch alternative Lösungen zu finden. Hinzu komme die Engpasssituation im Rohstoff-, Hilfs- und Betriebsstoffbereich. Die Versorgungslage sei angespannt. Sie birgt, wie für alle Unternehmen, ein großes Risiko in 2023. „Bislang konnten wir unsere Produktionsprozesse aufrechterhalten und die Nachfrage nach unseren Bier- und Getränkespezialitäten bedienen“, so Natalia Schöttner. Es seien unterschiedliche Faktoren, die dazu beitragen: Die tiefe Verwurzelung der Kulmbacher Brauerei in der Region spiegele sich beispielsweise in einer partnerschaftlichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Lieferanten wider. Das helfe sehr, die Verfügbarkeit von Grundstoffen sicherstellen zu können. Aber auch frühzeitig ergriffenen Maßnahmen, vorausschauende Planung über alle Bereiche hinweg sowie die Flexibilität Strukturen an die jeweiligen Situationen entsprechend anpassen zu können, mache sich momentan bezahlt. „Eins möchten wir jedoch betonen: Die Energiekrise ist aufgrund der sich ständig verändernden Rahmenbedingungen einer dynamischen Entwicklung unterworfen und immer nur zum aktuellen Zeitpunkt bewertbar.“ „Aktuell liegt bei uns die Produktionskostensteigerung bei circa zwölf Prozent“, sagt Braumeister Otmar Müller von der Brauerei Haberstumpf in Trebgast. Deshalb habe die Brauerei nur eine Preiserhöhung in Höhe von knapp acht Prozent beim Fassbier vorgenommen. Der Liter koste nun 2,10 Euro. Im Flaschenbiersegment seien aktuell keine Erhöhungen geplant. Sollten Rohstoff und Energiepreise weiter steigen und die Politik nicht gegensteuert, sehen sich allerdings auch die Brauerei Haberstumpf gezwungen, die Flaschenbierpreise zu erhöhen. „Natürlich hoffen wir, dass unsere treuen Kunden weiterhin auf Qualität setzen und nicht zu Billigbieranbietern wechseln“, so Otmar Müller. Allerdings mache auch uns die aktuelle Situation sorgen, da viele Leute Zukunftssorgen haben und deshalb sparen wo sie können. Der Braumeister: „Hoffen wir, dass unsere Politiker bald eine Lösung für die aktuellen Probleme finden….“. Mit steigenden Bierpreisen rechnet schließlich auch die Brauerei Leonhard Schübel in Stadteinach. „Ich gehe von circa 1,50 Euro pro Kasten aus, sagt Andrea Schübel-Münch. Die Verbraucher müssten selbst entscheiden, ob sie es sich leisten wollen oder können. Entlastungen seien noch nicht absehbar und ein Blick in die Zukunft sei bei der jetzigen Entwicklung schwierig. Andrea Schübel-Münch: „Die Marktentwicklung ist momentan nicht einzuschätzen.“ „Alles, was mit Bier zu tun hat, ist teurer geworden, vom Rohstoff bis zum Kronkorken“, sagt Carolin Nothhaft von der gleichnamigen Brauerei in Marktredwitz. Chemische Produkte, wie Reinigungsmittel seien regelrecht in die Höhe geschossen. Die nächsten betriebswirtschaftlichen Auswertungen würden zeigen, ob die aktuelle Erhöhung ausreicht. Es sei sehr schwierige mit den Konzernen zu verhandeln, weil die Preiserhöhungen teilweise nicht akzeptiert werden, die kleine Brauereien so dringend benötigen würden. Was der Kasten letztlich im Supermarkt kostet, das sei Sache der Marktketten. Carolin Nothhaft führt als Beispiel an, dass ihre Brauerei vor einiger Zeit den Preis pro Kasten um 60 Cent erhöhen musste, im Supermarkt habe er dann 2,50 Euro mehr gekostet. „Das heißt, wir haben es nicht in der Hand, wieviel der Handel hochgeht.“ Einige Konzerne wollten abkassieren und von den Problemen der Brauereien auch noch profitieren. Als Argument würden dann deren höhere Energiekosten ins Feld geführt. Carolin Nothhaft gibt zu bedenken, dass gerade die kleinen Brauereien durch ihre handwerkliche Brauweise sehr energieintensiv seien. Die Chefin empfiehlt allen Kunden, direkt in der Brauerei einzukaufen. „Bei uns kriegt es der Kunde auf jeden Fall günstiger als in den Märkten.“ Wenn es der Verbraucher direkt in der Brauerei kauft, dann bleibt dort auch mehr und nicht bei den Märkten, räumt sie unumwunden ein. Das gelte sowohl für den Heimdienst, als auch für den Direktverkauf der Brauerei Nothhaft. Einerseits geht die Brauereichefin davon aus, dass sich die Situation in diesem Jahr wieder beruhigen wird, allerdings könne sie nicht sagen, ob die jetzige, ohnehin nicht gerade überdimensionierte Preiserhöhung ausreichen wird. Sie gibt auch zu bedenken, dass sie Saison ja erst kommt. „Ich habe die Zahlen im Blick, wenn ich merke, es reicht nicht, müssen wir im Herbst nochmal raufgehen.“ Trotzdem wolle man dem Verbraucher keinesfalls überstrapazieren. In die Zukunft blicken könne niemand, so Carolin Nothhaft. „Aber wir hoffen natürlich, dass sich das Ganze jetzt wieder ein wenig beruhigt.“ Bild: „Hoffen, dass unsere treuen Kunden weiterhin auf Qualität setzen“: Otmar Müller von der Brauerei Haberstupf in Trebgast. Wenn am Freitag schon Samstag ist / Arbeitgeber lehnen Vier-Tage-Woche ab – Gewerkschaften: Derzeit kein Thema Kulmbach. Arbeitszeiten kürzen um Jobs zu retten. Diese Idee hat es in den zurückliegenden Wochen und Monaten immer wieder mal in die Schlagzeilen geschafft. Mal waren es die Gewerkschaften, mal die Politik, die eine Vier-Tage-Woche ins Gespräch gebracht hat. Befürworter argumentieren, dass Mitarbeiter durch die damit einhergehenden längeren Erholungspausen in Form von längeren Wochenenden motivierter und produktiver arbeiten könnten. Eine Fünf-Tage-Woche sei für viele Menschen nicht vereinbar mit den Anforderungen des modernen Alltags und so wird die Vier-Tage-Woche von einigen als Mittel betrachtet, um bestimmte Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten und so dem Fachkräftemangel vorzubeugen. Die IG Metall habe im Rahmen der Einschränkungen der Corona Pandemie die Vier-Tage-Woche zum Erhalt von Arbeitsplätzen im Jahr 2020 ins Spiel gebracht, sagt Volker Seidel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Ostoberfranken. Nach heutigem Stand sei dieses Arbeitszeitmodell allerdings in keinem der für die IG Metall relevanten Betrieben umgesetzt beziehungsweise eingeführt worden. Zurzeit werde es auch nirgends diskutiert. „Das Thema Arbeitszeitverkürzung sollten wir in der Zukunft mehr Beachtung schenken“, so Seidel. Hier gehöre die Vier-Tage-Woche allerdings nur dann mit dazu, wenn nicht die wöchentliche Arbeitszeit auf vier statt fünf Tage verteilt werde. „Derzeit ist es aber kein Thema, da die Menschen völlig andere Sorgen haben.“ „Kein Thema derzeit“, das bestätigt auch Mathias Eckhardt, Regionsgeschäftsführer vom DGB in Oberfranken. Obwohl das Thema Arbeitszeit vor allem bei jungen Leuten wichtiger werde. Für sie werde es immer wichtiger, Arbeit und Freizeit besser verbinden zu können. So könnte man viele Jobs in Verbindung mit zumindest teilweisem Lohnausgleich auch wieder attraktiver machen. Die Arbeitszeit lediglich von fünf auf vier Tagen zu verteilen sei allerdings fragwürdig. Junge Arbeitnehmer könnten das vielleicht noch verkraften, ältere steckten das allerdings nicht mehr so einfach weg, wenn sie 40 Stunden an vier Tagen arbeiten sollen. „40 Stunden an vier Tagen, das ist eher eine bedenkliche Geschichte.“ Schließlich sehe das Arbeitszeitgesetz ja auch Schutzpausen vor. Im Zusammenhang mit der Transformation und der Veränderung der Arbeitswelt könne es aber sehr schnell wieder eine wichtige Rolle einnehmen. Ebenso würden moderne Arbeitszeitmodelle beim „Kampf“ um Fachkräfte immer wichtiger. Wer hier die Nase vorn hat, wird es in Zukunft bei der Besetzung von Stellen eher einfacher haben, wenn es bei der momentanen Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt. „Eine gesetzliche oder tarifvertragliche vorgegebene Vier-Tage-Woche lehnen wir ab“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) auf Nachfrage. Es müsse in der unternehmerischen Entscheidungsfreiheit liegen, an wie vielen Tagen und wie lange in einem Betrieb gearbeitet werden soll, damit er erfolgreich wirtschaften kann. Betrieblich sei die Vier-Tage-Woche im Übrigen heute schon möglich. Das Arbeitszeitgesetz gebe einen Rahmen vor, der grundsätzlich von Montag bis einschließlich Samstag reicht. Die Verteilung der Arbeitszeit erfolge in diesem Rahmen und unter betrieblicher Mitbestimmung. Das Modell einer Vier-Tage-Woche sei jedenfalls für das produzierende Gewerbe im Freistaat utopisch. Prozessabläufe in den Unternehmen würden schwieriger, man bräuchte zum Beispiel neue Schichtsysteme und Personal, was in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels nahezu unmöglich ist. In einer modernen Arbeitswelt bräuchten wir statt starren Vorgaben mehr Flexibilität. „Wir setzen uns seit langem für eine Änderung des deutschen Arbeitszeitgesetzes ein und fordern anstelle einer täglichen eine wöchentliche Betrachtung der Höchstarbeitszeit“ so Brossardt. Soweit eine Reduzierung des Arbeitszeitvolumens ohne gleichzeitige Absenkung des Entgelts gemeint ist, handele es sich um eine Entgelterhöhung, da der Stundenverdienst steigt. Das erhöhe für das Unternehmen die Personalkosten und beeinträchtige damit die Wettbewerbsfähigkeit. Ob ein Unternehmen eine derartige Entgeltsteigerung umsetzen möchte, sei eine individuelle betriebswirtschaftliche Entscheidung. Eine verringerte Wochenstundenanzahl mit Gehaltseinbußen wiederum sei gleichzusetzen mit einem Wechsel in Teilzeit. „Innovative Arbeitszeitmodelle nehmen auch um Handwerk zu, sagt Reinhard Bauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken. Betriebe suchten – und fänden – Lösungen häufig gemeinsam mit ihren Mitarbeitern. Die Motivation habe dabei mehrere Ursachen. Antrieb sei zum einen die sehr hohe Arbeitsbelastung aller Beschäftigten und auch der Chefs, die während der Corona-Zeit noch mal höher geworden ist und bei der vor allem kein Ende in Sicht ist. Früher seien das Spitzen im Arbeitsjahr, vielfach saisonal gewesen, „heute ist der absolute Überlauf der Normalzustand“. Gleichzeitig reagierten Betriebe damit auch auf die Anforderungen, die Fachkräfte heute an ihre Arbeitgeber stellen. Alle wollten ihren Job gut machen und setzten sich engagiert ein. Sie möchten aber auch ein Privatleben haben, sich um die Familie oder um Freunde und ihre Hobbys kümmern. Die berühmte Work-Life-Balance sei im Handwerk ebenso wichtig, wie in anderen Branchen. Und vielleicht sogar noch wichtiger, da einige Berufe auch körperlich belastend seien. „Wir unterstützen diesen Trend absolut“, so Reinhard Bauer. „Denn neben der gelebten Fürsorge für die Beschäftigten inklusive Inhaber, werten solche Trends das Handwerk aus unserer Sicht in der Wahrnehmung auch ein Stück auf. Die Handwerkerinnen und Handwerker sind nicht die, die sich für wenig Geld rund um die Uhr aufarbeiten. Sie sind gut qualifizierte Fachkräfte, die auch entsprechend wertgeschätzt werden müssen.“ Flexible Arbeitszeitmodelle / Vier-Tage-Woche - Statements Martin Schöffel (CSU), Landtagsabgeordneter: „Die Arbeitswelt und die Rahmenbedingungen für einzelne Arbeitnehmer sind heute so vielfältig wie niemals zuvor. Da ist von allen Beteiligten Flexibilität gefragt. Ich trete dafür ein, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam auf flexible Arbeitszeitmodelle verständigen können, auch auf mehr als 10 Stunden pro Tag! Denken Sie an die Gastronomie. Wenn eine große Feierlichkeit wie eine Hochzeit bereits mittags beginnt, ist es unmöglich nachts nochmal das Personal zu tauschen. Die geleisteten Stunden werden durch Freizeit an den Folgetagen jedoch ausgeglichen. Wer sein Kind zu einer bestimmten Zeit vom Kindergarten abholen muss, einen Angehörigen pflegt oder aus anderen Gründen flexibel sein möchte, der sollte nicht an starren Strukturen scheitern. Wer mit seiner Arbeit und seinem Arbeitszeitmodell zufrieden ist, wird auch motivierter zur Arbeit gehen. Davon profitieren alle. Entscheidend ist für mich, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber einen gemeinsamen Weg finden. Ob das eine Vier-Tage-Woche ist, Gleitzeit oder auch einzelne sehr lange Arbeitstage sind, müssen die Betroffenen im Einzelfall miteinander vereinbaren.“ Alexander Schütz, Gasthof Berghof, Wartenfels, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Kulmbach: „Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern begrüßt die Pläne der Bayerischen Staatsregierung sich für flexiblere Arbeitszeiten einzusetzen. Damit soll es erlaubt sein, an einem Tag auch mehr als zehn Stunden zu arbeiten. In Zeiten von flexiblen Home Office Zeiten, in denen sich die betreffenden Ihre Arbeitszeiten selber legen und so freie Tage rausarbeiten, kann ich nicht verstehen das wir überhaupt noch dafür kämpfen müssen. Des Weiteren möchte ich deutlich zum Ausdruck bringen, dass viele Mitarbeiter in der Gastro gerne an einzelnen Tagen länger arbeiten möchten, um sich somit Brückentage zu erarbeiten und diese dann zur gewünschten Zeit nehmen möchten. Es geht hier ja keinesfalls um die Erhöhung der Wochen oder Monatsarbeitszeit sondern lediglich um die Flexibilität, die in anderen Branchen längst üblich und normal ist. Sprich, sich also auch für unsere Mitarbeiter und uns als Arbeitgeber eben als enormer Mehrwert darstellt. Und selbst wenn ein Mitarbeiter das nicht möchte können wir es uns in der heutigen Zeit eh nicht erlauben, ihn in diese Richtung zu drängen denn keiner will jetzt und in Zukunft einen Mitarbeiter verlieren.“ Karl-Heinz Kuch, Geschäftsführender Vorstand Diakonisches Werk der Dekanate Kulmbach und Thurnau: „Die arbeitszeitlichen Anforderungen in den jeweiligen Arbeitsbereichen der Diakonie richten sich einerseits nach dem Bedarf an der Arbeitsleistung in der Einrichtung und andererseits den Bedürfnissen der dort arbeitenden Menschen. Die Rahmenbedingungen bei der Dienstplangestaltung unterscheiden sich in den verschiedenen Arbeitsfeldern. So ist es aufgrund der vorgegebenen Personalschlüssel in manchen Bereichen vorteilhaft, mehr Köpfe mit einer dafür geringeren Wochenstundenzahl zu beschäftigen. Andererseits haben Mitarbeitende in anderen Einrichtungen aufgrund langer Wegstrecken zwischen Wohnort und Arbeitsstätte häufig den Wunsch, recht lange Dienste zu übernehmen und dafür seltener zur Arbeit fahren zu müssen. Dies bedeutet, wir brauchen ein sehr flexibles Arbeitszeitrecht, welches dem Arbeitgeber Rahmenbedingungen bietet, in welchen er die Arbeitszeit der Mitarbeitenden passgenau auf den Arbeitsbedarf und die private Situation der Mitarbeitenden ausrichten kann. Eine Ausdehnung der täglichen Höchstarbeitszeit kann daher ein guter Ansatz sein, wobei diese auch aktuell bereits auf betrieblicher Ebene im Bedarfsfall installiert werden kann. Es stellt sich daher nicht in erster Linie die Frage, ob die Abschaffung des Acht-Stunden-Tages modern oder ausbeuterisch ist, sondern ob es bei dem in Zukunft noch weiter steigenden Arbeitskräftemangel dem Gesetzgeber gelingt, für die Arbeitgeber rechtliche Regelungen zu schaffen, die zwischen dem Bedarf an Arbeitsleistung und den Vorstellungen der arbeitenden Menschen einen möglichst breiten Konsens bilden. Die Flexibilität spielt in dieser Frage sicher eine große Rolle.“ Corona-Hilfen: Rückzahlungsforderungen schockieren Wirte Besonders die Gastronomie hatte unter dem Corona-Lockdown gelitten. Viele Wirte waren auf finanzielle Soforthilfe angewiesen, jetzt droht die Rückzahlung des Geldes. Kulmbach. Mancher Betrieb habe Corona nur knapp überlebt, nun werde ihm wieder ein Knüppel zwischen die Beine geworfen, heißt es von Seiten vieler Gastronomen. Was sie besonders kritisieren: die Personalkosten werden nicht berücksichtigt. Als die Soforthilfe startete, sei völlig unklar gewesen, was unter dem fortlaufenden Sach- und Finanzaufwand zu verstehen ist, heißt es in einem Schreiben. Dabei habe das Personal doch auch während des Lockdowns bezahlt werden müssen, beispielsweise um „to go“ zu liefern. Alle Einnahmen aus dieser Zeit sollen nun in voller Höhe angerechnet werden, während die dabei entstandenen Personalkosten unberücksichtigt bleiben.“ „Ja, wir sind betroffen, aber solange die Regierung uns nicht alle gleich behandelt, werden wir keine Rückzahlung machen“, sagt Alfons Kraus von der Gaststätte „Zum Paul“ in Buchau. Auch er bestätigt, dass in Bayern keine Personalkosten mit angegeben werden dürfen, dies aber in den anderen Bundesländern der Fall sei. Der Verband habe geraten, bis Ende März abzuwarten, bis dahin soll eine Entscheidung erfolgen. Da im Moment, so wie überall, kein Personal zu finden sei, werde sich auch an der Gesamtsituation nichts ändern. Kraus: „Wie hat einer so treffend gesagt: der Staat wirbt unser Personal ab, indem er für nichts arbeiten mehr bezahlt, als wir unseren Mitarbeitern zahlen können.“ Alfons Kraus glaubt, dass bis zum Sommer sicher noch mehr Gastronomen das Handtuch schmeißen, wenn alle die Zurückzahlung aufbringen müssen. Soviel zu unserer bayrischen Gastronomietradition.“ Noch kein Bescheid, ob, und wie viel Corona-Hilfen zurückgezahlt werden müssen, liegt Dieter Spindler vom Gasthaus Frankenwald in Unterzaubach bei Stadtsteinach vor. Auch Spindler weiß, dass es bei Kollegen anders aussieht und manche wohl sehr viele zurückzahlen sollen. Der Hotel und Gaststättenverband befinde sich derzeit noch in Verhandlungen mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, um hier Verbesserungen bei der Anrechnung von Lohnkosten zu bewirken. Günther Elfert, der oberfränkische Bezirksgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes bestätigt, dass bei großen Betrieben eine fünfstellige Summe nichts Besonderes gewesen sei. Er sieht aber wenig realistische Chancen, an dem Procedere noch etwas ändern zu können. Vor allem was die Personalkosten betrifft: es sei tatsächlich nie kommuniziert worden, dass Personalkosten übernommen würden. Außerdem hätten viele Betriebe Kurzarbeit angemeldet, so dass Personalkosten ohnehin nicht abgerechnet werden konnten, da es sich andernfalls um eine unzulässige Doppelförderung handeln würde. Nach den Worten von Günther Elfert muss jeder Wirt, der die Soforthilfe bekommen hat nun selbst überprüfen, ob er einen Liquiditätsengpass hatte oder nicht. Die damalige Berechnung sei ja nur aufgrund einer Prognose erfolgt. Dazu müssten die tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben gegenbergestellt werden. Kommt ein Minus raus, könne man die Soforthilfe behalten, im Falle eines Plus müsse man sie zurückzahlen. Dabei müsse man berücksichtigen, dass die Lokale und Gastwirtschaften von Mitte März bis Ende Mai 2020 komplett schließen mussten. Im Juni hätten die Betriebe teilweise ja wieder Öffnen und Einnahmen generieren können. Der Antragszeitraum habe sich allerdings stets über einen Dreimonatszeitraum erstreckt. Elfert bestätigte auch, dass in anderen Bundesländern die Personalkosten mit berechnet werden können. Allerdings sei dort auch die Berechnung nach anderen Parametern erfolgt. Der Geschäftsführer räumte ein, dass die Rückzahlung für viele Betriebe eine Belastung darstellen wird. „Vermutlich wird aber kein Betrieb drum herumkommen.“ Von der Pandemie zur Energiekrise – Wirtschaft im Dauerstress / Kulmbacher Unternehmen setzen Sparmaßnahmen um Kulmbach. Die Energie- und Rohstoffkrise treibt die Unternehmen im Kulmbacher Land um. Kein Wirtschaftszweig, der nicht von explodierenden Kosten betroffen wäre. Die Energiekrise sei aufgrund der sich ständig verändernden Rahmenbedingungen einer dynamischen Entwicklung unterworfen und immer nur zum aktuellen Zeitpunkt bewertbar, sagt Pressereferentin Natalia Schöttner von der Kulmbacher Brauerei. Stand heute werde die Kulmbacher Brauerei im Winter den Produktionsprozess normal aufrechterhalten können. „Dazu tragen natürlich unsere frühzeitig ergriffenen Maßnahmen, sowie vorausschauende Planung über alle Bereiche hinweg bei.“ Natalia Schöttner nennt dabei auch konkretes Beispiel: „Vor geraumer Zeit hat die Kulmbacher Brauerei beschlossen zukünftig in Eigenproduktion von Energie zu investieren. Hier bieten erneuerbare Energien auch im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens für uns neue Ansätze. So konnten wir auch kürzlich in der Gummistraße eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb nehmen.“ „Aufgrund unseres bestehenden Heizkonzepts und unserer Gebäude-Infrastruktur und -technik arbeiten wir als Unternehmen bereits sehr energieeffizient“, so Edgar Timm von der Geschäftsleitung der ait-Deutschland in Kasendorf. Da eine nachhaltige Zukunft in unserem Unternehmen fest verankert ist, fühlen wir uns dazu verpflichtet kontinuierlich auf Technologieverbesserungen zu achten, um Energie zu sparen. Beeinträchtigungen in der Produktion werde es nicht geben, da die Produktion keinen hohen Energiebedarf hat. Ebenso habe das Unternehmen im Bereich Energie keine Lieferengpässe und könne somit die Produktkapazität aufrechterhalten. Selbstverständlich spielten erneuerbare Energien bei der ait-Deutschland eine Rolle? „Wärmepumpen sind unsere Unternehmes-DNA“, so Edgar Timm. Bereits seit über 20 Jahren setzte das Unternehmen mit seinen klimafreundlichen Technologien auf den Einsatz von erneuerbaren Energien. „Während andere Hersteller nun umdenken, gehört dies zu unserem Geschäftsmodell.“ Was Home-Office angeht profitierten die Mitarbeiter der ait bereits unabhängig von der Energiekrise von der Möglichkeit des mobilen Arbeitens. „Unser Firmengebäude wird weiterhin in allen Einheiten beheizt.“ „Wir haben uns schon seit vielen Jahren auf den Weg gemacht und viel in Energiesparmaßnahmen investiert“, sagt Sibylla Naumann, Vorstandsvorsitzende der Wilhelm Kneitz AG Textilwerke in Wirsberg. Das Unternehmen hat zwei Photovoltaikanlagen auf dem Dach, um einen Teil seiner benötigten Energie zu gewinnen. „Wir kaufen grünen Strom und grünes Gas ein. Wir versuchen mit unterschiedlichsten Maßnahmen Stromspitzen und Gasverbrauch gleichsam in Einklang zu bringen und nur so wenig wie nötig zu verbrauchen“, so Sibylla Naumann. Durch Wärmerückgewinnung der Kompressoren und energieintensive Anlagen könne das Unternehmen bis einige wenige Plusgrade ohne Gas die gesamten Räumlichkeiten, also Produktion und Verwaltung, heizen. Gleichsam produziere die Wilhelm Kneitz AG seit 2022 CO2-neutral. Heizung und Klimatisierung würden weiterhin prozessoptimiert verwendet und sparsam eingesetzt. „Wir werden keine Mitarbeiter ins Home Office wegen Energiesparmaßnahmen schicken“, sagt die Vorstandsvorsitzende. Räumlichkeiten, nicht zumindest geringfügig zu heizen, wäre fatal für die Gebäude. „Wir haben intern bereits im Sommer einen Aufruf zum Energiesparen vorgenommen, stellen die Heizung optimal aber nicht zu kalt ein und nehmen gegebenenfalls Optimierungen vor.“ Fatal wäre es für die Wilhelm Kneitz AG, käme es zu einem Gas- und/oder Stromblackout. „Hier ist die Regierung gefragt, uns als Wirtschaftsstandort nicht gänzlich zu ruinieren beziehungsweise die Bürger warm durch den Winter zu bringen. Es ist sicher mehr als fünf vor zwölf!“ Die Gesamtkostenstruktur in der Energie- und Rohstoffversorgung müsse überdacht werden. Und Unternehmen, die schon lange ihre Hausaufgaben gemacht und viel Geld investiert haben, müssten ebenfalls mal honoriert werden. Mit Blick auf die derzeitigen und künftigen Herausforderungen verlässt die Kulmbacher Unternehmen die Zuversicht", so Harry Weiß, Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach und oberfränkischer IHK-Vizepräsident. „Bei der aktuellen Situation handelt es sich nicht um eine Delle, sondern um eine existenzbedrohende Lage." Die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise, die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Waren und eine stark nachlassende Konsumlaune verunsicherten die Unternehmer enorm. Im Ergebnis schätzen die Kulmbacher Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage 2023 so schlecht ein wie keine zweite Teilregion. Gerade einmal vier Prozent erwarten einen Aufwärtstrend, 54 Prozent dagegen eine Verschlechterung. Damit fallen die Erwartungen auf ein Rekordtief. Zwiespältig reagiert auch das Handwerk auf die Vorschläge der Gas- und Wärmekommission, die in ihrem Zwischenbericht eine zweistufige Entlastung der Bürger und der Wirtschaft von den explodierenden Gaspreisen vorsieht „Gut ist, dass sowohl liquiditätsstärkende sowie entlastende Instrumente enthalten sind“, sagt der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann. „Klar ist aber auch, dass wieder einmal kein Akzent auf das Handwerk und dessen kleine und mittelständischen Betriebe gelegt wurde.“ Vier grundsätzliche Forderungen hatte das oberfränkische Handwerk für die Entlastungen formuliert: eine deutliche und mittelfristige Reduktion des Gaspreises, der es den Betrieben erlaube, verlässlich zu kalkulieren; die Sicherstellung der Versorgungssicherheit durch Sparanreize; eine unbürokratische Handhabung; und die sehr schnelle Umsetzung. „Auf den ersten Blick sind zwei der vier Faktoren gegeben, die Reduktion des Gaspreises und der Sparanreiz, der die Versorgungssicherheit gewährleisten soll“ so Graßmann. „Momentan schaut es eher schlechter aus“ / Wirten und Gästen ist nicht zum Feiern zumute Kulmbach. Explodierende Energiekosten, steigende Lebensmittelpreise und akuter Mitarbeitermangel: vielen Gastwirten und Hoteliers ist derzeit nicht zum Feiern zumute. Den meisten Gästen aber offensichtlich auch nicht, wie die aktuellen Buchungs- und Reservierungszahlen in der Gastronomie zeigen. Dabei hätten die Wirte die Einnahmen nach zwei Jahren Corona-Pause so dringend nötig. Auch in Kulmbach und Umgebung gibt es deutlich weniger Buchungen als in den Jahren vor der Pandemie. Für die Wirte kommt die derzeitige Situation einer Katastrophe gleich. So wird das Weihnachtsgeschäft einer Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbandes um über 75 Prozent schlechter beurteilt als im Vorkrisenjahr 2019. Die Umfrage sei bundesweit durchgeführt worden. die Zahlen würden so auch für Oberfranken und ebenso für die Stadt und den Landkreis Kulmbach gelten, sagt Günter Elfert, Bezirksgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes. Die Buchungs- und Reservierungslage für das Weihnachtsgeschäft hätten rund 50 Prozent der befragten Gastronomen als schlecht und 40 als befriedigend bezeichnet, zitiert Elfert die Umfrage. Nur gut neun Prozent bezeichneten die Lage als gut. Für den Geschäftsführer erschreckende Zahlen. Die Buchungs- und Reservierungslage von privater Seite für Dezember hätten knapp 35 Prozent als befriedigend und fast 50 Prozent als schlecht oder sehr schlecht bezeichnet. Nur knapp drei Prozent sprachen von einer guten Nachfrage. Noch schlechter fielen die Zahlen bei der Nachfrage aus dem geschäftlichen Bereich aus. Die Situation sei freilich von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Allgemein könne man sagen, dass die Weihnachtsfeiern nachgelassen haben. Aufgrund der Gesamtumstände sei dies schon verständlich. „Die Leute haben halt nichts mehr in der Tasche.“ Auch die Betriebe versuchten zu sparen, wo es nur geht. Auf der anderen Seite würden auch die kurzfristigen Buchungen zunehmen. So dass sich vielleicht noch etwas verändern könne. Elfert: „Aber momentan schaut es eher schlechter aus.“ Dazu kommt das Personal an allen Ecken und Enden fehlt. „Die Personallage ist natürlich immer noch ein Problem“, so der Geschäftsführer. Trotzdem werde kaum ein Betrieb sagen, wir nehmen nichts an. Man wird versuchen, es irgendwie zu stemmen oder die Feiern entsprechend zu verlagern. Bei Hans-Georg Haueis vom gleichnamigen Landgasthof in Hermes bei Marktleugast gibt es heuer mehrere Weihnachtsfeiern. „Einige Firmen, die pausiert haben, sind wieder im Boot“, sagt Haueis. „Doch leider können wir nicht alle Anfragen aus Gründen von Terminüberschneidungen und wegen fehlendem Personal annehmen. „Wir haben schon gut Weihnachtsfeiern angemeldet, aber natürlich ist der Personalmangel ein großes Problem und man kann gar nicht alles annehmen weil das Personal fehlt“, so Dieter Spindler vom Gasthaus Frankenwald in Unterzaubach bei Stadtsteinach. Weihnachtsfeiern würden jetzt erst langsam gebucht und es werden sicherlich nicht die Megafeiern werden, glaubt Alfons Kraus von der Gaststätte Zum Paul in Buchau bei Mainleus. Während der zurückliegenden Jahre seien sowieso immer nur kleinere Gruppen oder Abteilungen der Firmen miteinander zum Essen gegangen und hätten gemeinsam einen gemütlichen Abend verbracht. Alfons Kraus: „Wir werden erst mal abwarten, was sich da noch so ergibt, denn die Leute sind auf Grund der Temperaturen noch nicht so richtig in Weihnachtsstimmung.“ Für Karin Purucker vom gleichnamigen Hotel in Kulmbach sind Weihnachtsfeiern kein Thema: „Durch Corona haben wir im Laufe des Jahres 2020 unserer Restaurant geschlossen, weshalb wir auch keine Weihnachtsfeiern ausrichten“, sagt sie. „Busfahrer braucht das Land“ / Durchaus möglich: Ausfälle im ÖPNV – Busfahrer ist zum Mangelberuf geworden Kulmbach. Personalknappheit an allen Ecken und Enden. Sollte eine starke Corona- oder eine Grippewelle, dann müsste womöglich so mancher Schulbus in der Garage bleiben. Diese Angst treibt die Verantwortlichen derzeit nicht nur im Kulmbacher Land um. Noch fahren die Schulbusse so zuverlässig wie eh. Ob das auch in den kommenden Wochen der Fall sein wird? Niemand vermag es zu sagen. Es kann durchaus sein, dass es zu Ausfällen kommt, sagt Stefan Schuster von Omnibus Schuster aus Schwarzach bei Mainleus. Er geht davon aus, dass der ÖPNV und viele weitere Bereiche der Busbranche ganz allgemein, auch ohne Corona und Grippewelle, gefährdet sind. Als Hauptgrund nennt er den „sicherlich schon länger vorherrschenden und nicht nur durch Corona verursachten Fahrermangel. „Die Jagd nach Busfahrern sei tatsächlich eröffnet, so Schuster. Deshalb stelle sich für ihn auch die Frage, wie der Öffentliche Personennahverkehr in Zukunft aufrechterhalten werden kann. Die Diskussionen über Neun- oder 49-Euro-Tickets lösten dabei keine, der in der Busbranche, vorherrschenden Probleme. Es sei in der Tat so, dass das Berufsbild des Omnibusfahrers inzwischen ein Mangelberuf ist, so Geschäftsführerin Stephanie Schütz von Schütz-Reisen in Kulmbach. Daher sei jede Peron, die über einen Busführerschein verfügt und geeignet ist, auf dem Markt umworben. Leistung könne nur erbracht werden, wenn Personal zur Verfügung steht. Das unterscheide die Busbranche nicht grundsätzlich von anderen Branchen. „Wir können jedoch nicht kurzfristig umschulen lassen, da der Führerschein-Erwerb sehr teuer ist und einige Monate in Anspruch nimmt“, sagt Stephanie Schütz. Entgegen Beispielen aus dem Baugewerbe könnten Busunternehmen aufgrund von gesundheitlichen Ausfällen jedoch das Gewerk nicht um einen Tag verschieben. „Dienstleistung ist nicht aufschiebbar“, Schüler könnten auch nicht auf die Beförderung warten. Die Pandemie habe das Personenverkehrsgewerbe vor große Hürden gestellt und es wird auch in der Zukunft zunehmend schwieriger werden, bei Krankheitswellen gegenzusteuern. Schon lange bekannt sei es, dass Busfahrer knapp werden. In der Branche werde deshalb versucht, im Schulterschluss mit dem Güterverkehr gegenzusteuern. „Bislang ist in unserem Unternehmen aufgrund von Krankheitsfällen keine Linie ausgefallen, weder im ÖPNV noch im Schülerverkehr, sagt die Schütz-Geschäftsführerin. Ihr sei auch nicht bekannt, dass Kinder in Bayern deshalb nicht in die Schule gekommen sind. Gerade die privaten Verkehrsunternehmen würden alles tun und alles daran setzen, um Ihre Verkehre aufrecht zu erhalten. „Natürlich ist das vor dem Hintergrund einer Pandemie und zusätzlichem Mangelberufsbild zu Hoch-Zeiten von Infektionszahlen eine Mammutaufgabe. Daher heißt die Devise: Busfahrer braucht das Land. Minijobber profitieren am meisten vom gestiegenen Mindestlohn / Jeder sechste Beschäftigte im Raum Kulmbach profitiert von der Anhebung auf zwölf Euro Kulmbach. Seit Anfang des Monats liegt der Mindestlohn bei zwölf Euro. Auch im Raum Kulmbach profitieren davon zahlreiche Arbeitnehmer. „Hier dürfte jeder sechste Beschäftigte von der Anhebung auf die zwölf Euro betroffen sein“, sagt die zuständige Teamleiterin im Arbeitgeber-Service Birgit Obermaier von der Agentur für Arbeit in Bayreuth. Bundesweit geht man davon aus, dass jeder fünfte Beschäftigte von der Erhöhung profitiert. In der Regel seien es Friseure, Beschäftigte im Lebensmittelhandwerk, also bei Bäckern und Metzgern, aber auch Hausmeisterdienste, Auslieferungsfahrer, Zusteller, Lagerhelfer, Imbisskräfte oder Verkaufshilfen die den gestiegenen Mindestlohn bekommen. Das seien natürlich auch die Branchen, die von allen aktuellen Problemen betroffen sind, so die Teamleiterin von der Arbeitsagentur. Von Corona über die gestiegenen Energiepreise bis hin zur Kaufzurückhaltung. Konkrete Auswirkungen, dass etwa durch den Mindestlohn Menschen arbeitslos werden, seien derzeit nicht festzustellen. „Überall dort, wo wir im Fachkräftebereich sind, bewegen wir uns ohnehin nicht im Mindestlohnbereich“, so Obermaier. Etwa im Baubereich, im Dachdeckerhandwerk, bei Reinigungskräfte und selbst bei Schornsteinfegern sei man schon seit längerem über dem Mindestlohn. Die Firmen wüssten in der Regel: „Für eine gute Fachkraft muss ich ohnehin mehr hinlegen“. Teilweise seien die Löhne dabei über einen allgemeinverbindlichen Tarif geregelt. Von Seiten der Arbeitsagentur seien die Arbeitgeber schon seit längerem auf die schrittweise Erhöhung der Mindestlöhne aufmerksam gemacht worden. Eine weitere Auswirkung sei die Ausweitung der Minijobs auf 520 Euro. Da mache sich die Erhöhung deutlich bemerkbar, da die Stundenzahl bei einem Mindestlohn von zwölf Euro deutlich niedriger auf zehn bis elf Wochenstunden sinkt. „Damit ist die Wirkung für die Minijobber eigentlich am größten“, so Obermaier. Beim reinen Blick auf die Kosten komme zu den derzeit explodierenden Kosten für die Arbeitgeber durch den Mindestlohn natürlich eine weitere Belastung dazu, sagt Daniel Förtsch, Referent für Politik und Kommunikation bei der Handwerkskammer für Oberfranken. Den Handwerkern sei aber auch bewusst, dass ihre Mitarbeiter ebenfalls unter der Inflation und den deutlich gestiegenen Preisen etwa für Benzin oder Energie leiden. Das bedeute: „Wo immer es möglich und wirtschaftlich noch zu vertreten ist, versuchen die Betriebsinhaber und -inhaberinnen auch etwas für ihre Fachkräfte zu tun. Zumal sie diese auch im Betrieb halten wollen.“ Der gestiegene Mindestlohn erhöht nach den Worten von Danel Förtsch jedoch den Druck auf das ganze Lohngefüge, ein gewisser Abstand müsse ja gemäß der jeweiligen Qualifikation des Einzelnen – erhalten bleiben. Klar sei aber auch: „Bei unseren gut ausgebildeten Fachkräften reden wir natürlich nicht über Mindestlohn.“ Zu guter Letzt bleibe die Diskussion, ob dieser doch willkürliche Eingriff in die Tarifautonomie der richtige Weg ist, so der HWK-Sprecher. Keine Zahlen habe die Handwerkskammer darüber, wie viele Arbeitnehmer, die bisher im unteren Lohnsegmenten beschäftigt waren, davon profitieren. Fakt ist, dass der Mindestlohn im Handwerk für die ausgebildeten Fachkräfte kaum mehr eine Rolle spiele. Klar sei aber: „Insgesamt verschiebt sich das gesamte Lohngefüge nach oben und das wirkt sich auf die Kosten aus.“ Der oberfränkische DGB-Regionsgeschäftsführer Mathias Eckardt sieht dagegen in der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro einen großen Erfolg. Es sei eben gerade nicht wie von manchen Wirtschaftsvertreter befürchtet, zu negativen Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt gekommen, so Eckardt. Mit der derzeitigen Inflationsrate von zehn Prozent sei die Anhebung dringend erforderlich, damit sich Arbeit gegenüber den Bezug von Sozialleistungen lohnt. Sogenannte „Billigheimer“ müssen nun ihr Geschäftsmodell überdenken. „Selbst die manchmal günstigeren Lebenshaltungskosten in Oberfranken, erfordern doch ein lebensnotwendiges Einkommen“, sagt Eckardt. „Mich persönlich hat es sehr erstaunt, dass trotz unserer hohen Industriedichte fast 90000 Menschen in Oberfranken von der Erhöhung des Mindestlohnes auf zwölf Euro profitieren.“ Das sei jeder fünfte Beschäftigte. Die Branchen seien dabei breit gefächert. Wie man vermuten konnte, seien es insbesondere der Hotel- und Gaststättenbereich und der Bereich Handel, aber auch einige andere nicht vermutete Bereiche wie Metall- oder Holz- und Kunststoff- verarbeitende Betriebe. Info: Eingeführt wurde der gesetzliche Mindestlohn im Jahr 2015. Damals lag er bei 8,50 Euro. 2017 stieg er auf 8,84 Euro. Seit Oktober 2022 liegt er nun bei zwölf Euro. Das nächste Mal soll die Mindestlohnkommission im Juni 2023 tagen. Eine Erhöhung würde dann ab Jahresbeginn 2024 gelten. Obwohl der Mindestlohn branchenübergreifend gilt, gibt es zahlreiche Ausnahmen. So etwa gilt er nicht für Jugendliche unter 18 Jahren ohne abgeschlossene Ausbildung und Auszubildende – unabhängig vom Alter. Auch Langzeitarbeitslose, Ehrenamtliche und Jugendliche, die eine Einstiegsqualifizierung als Vorbereitung auf eine Ausbildung absolvieren, sind vom Mindestlohn ausgeschlossen. Ausnahmen gibt es auch für viele Praktika. Auch in einigen anderen europäischen Ländern gibt es einen Mindestlohn. Aktuell beträgt er etwa in Frankreich 11,07 Euro. In Luxemburg verdienen Arbeitnehmer hingegen mindestens 13,05 Euro. Deutlich geringer fällt der Mindestlohn mit nur 4,40 Euro jedoch in Portugal aus. Solidarität gegen Angst / IG Metall startete heiße Phase der Tarifrunde – Forderung nach acht Prozent mehr Lohn und Gehalt
Zwei Tarifrunden waren bereits ohne Ergebnis gescheitert. Jetzt richten sich alle Blicke auf den 27. Oktober, wenn Gewerkschaften und Arbeitgeber in Augsburg zu einer dritten Runde zusammentreffen. Kommt kein Ergebnis zustande, wird es Warnstreiks geben, kündigte der bayerische IG-Metall-Chef Johann Horn in Thurnau an. Die IG Metall sei handlungs- und streikfähig, so Johann Horn. Mit Brotkrümeln würden sich die beschäftigten diesmal nicht zufrieden geben, richtete er seinen Appell an die Arbeitgeber. „Diesmal wollen wir die acht Prozent auf unseren Zetteln sehen“. Tatsächlich gebe es aktuell viele Zulieferer, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Es gebe aber auch genügend Betriebe, die richtig gutes Geld verdienen, auch jetzt noch, wo sich Europa aufgrund des Ukraine-Krieges im Ausnahmezustand befinde. Solle am 27. Oktober kein Ergebnis zustande kommen, kündigte Johann Horn eine schnelle Warnstreikwoche mit 24-Stunden-Streiks an. Danach stehe die Urabstimmung an, bei der über unbefristete Streiks entschieden werde. „Angst lassen wir uns dabei nicht machen, denn unser Mittel gegen Angst heißt Solidarität.“
Toni Wolf von der IG-Metall-Ostoberfranken nannte es schlichtweg eine Frechheit, wenn die Arbeitgeber behaupteten, dass es jetzt nichts zu verteilen gebe. Zwei Jahre lang hätten die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie auf Erhöhungen verzichtet, während viele Unternehmen in dieser Zeit enorme Gewinne erwirtschaftet hätten. „Diesmal werden wir nicht die Gelackmeierten sein“, versprach er.
Bilder: Vom Studenten zum weltweit beachteten CEO / Medizinisch-technische Innovation sorgt für Aufsehen in der Branche - Universität Bayreuth: Perfekter Nährboden für potentielle Gründer
Das Unternehmen hat einen Sensor entwickelt, der Menschen mit Inkontinenzproblemen und Blasenfunktionsstörung ein selbst bestimmteres aktives Leben ermöglicht. Ganz vereinfach gesagt geht es darum, den Füllstand der Blase zu messen, um rechtzeitig entsprechend handeln zu können. Das kann beispielsweise bei pflegebedürftigen Menschen extrem wichtig sein. Was lange ein Ausgründungsprojekt der Universität Bayreuth war, ist seit wenigen Wochen eine GmbH. Die entsprechende Technik befindet sich mittlerweile im Übergang vom finalen Prototypen hin zum maschinell gefertigten Produkt, um erste Kleinchargen herstellen zu können. Für das kommende Jahr plant Jannik Lockl den Abschluss der, bei medizinischen Produkten üblichen, extrem komplizierten Zertifizierung. Möglich machte dies alles unter anderem das „EXIST“-Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums, das gut 700000 Euro beisteuerte. Gegründet hatte Jannik Lockl das Med-Tech-Start-Up zusammen mit Tristan Zürl, Nicolas Ruhland und Pascal Fechner, alles Absolventen der Universität Bayreuth. „Das alles wäre nicht möglich gewesen, ohne die super Unterstützung der Universität Bayreuth und insbesondere des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Prozessmanagement“, so Lockl. Er habe schon frühzeitig unternehmerisch tätig werden wollen, sagt Lockl (31). Bei seiner Wahl für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen habe er sich wegen des hohen Jura-Anteils bewusst für Bayreuth entschieden. 2010 hatte er sein Studium begonnen. Zwischen Bachelor und Master war er beim Automobilzulieferer Brose in Coburg tätig, sein Auslandssemester absolvierte er in Marseille. 2017 startete er seine Promotion bei Professor Dr. Maximilian Röglinger, dem Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsinformatik und wertorientiertes Prozessmanagement. Auf das Thema Inkontinenz kam Jannik Lockl bei einem Internationalen Wettbewerb für Geschäftsmodelle in Hongkong. Weltweit führende Ärzte hätten dort über Probleme im Zusammen mit dem Thema Inkontinenz berichtet. „Wenn Menschen in Pflegeheimen in ihrem eigenen Urin liegen und sich nicht selbst helfen können, so ist das eine unwürdige Situation“, sagt Lockl. So sei er auf die Idee gekommen, etwas zu entwickeln, um vorher eingreifen zu können. „Ich wollte etwas machen, das etwas bewegt.“ Den Wettbewerb in Hongkong hatte er natürlich gewonnen, seine damaligen Mistreiter aus den USA und Mexiko wollten das Projekt nicht weiterverfolgen und so war der Weg für ihn frei. Mit dem studierten Elektroingeneur Tristan Zöll fand der einen Co-Gründer und bei weiteren Wettbewerben räumte er international mächtig ab. Parallel dazu entwickelten die beiden noch im WG-Zimmer den ersten Prototypen, wenig später das erste Sensorgerät und einen datenbasierten Nachweis. Alles Weitere ging dann sehr schnell. Heute arbeitet InContAlert in einem universitären Gebäude mit hervorragend ausgestatteten Labors im Bayreuther Industriegebiet. „Man muss schon sehr zäh sein, um diesen Weg zu gehen.“ Lockl meint damit, dass auch er durch viele Hochs und Tiefs gehen musste, bis aus dem Ausgründungsprojekt ein eigenes Unternehmen wurde. InContAlert und Jannik Lockl sind aktuell gleich zwei Mal in prominenten Rankings unter den Top 50 zu finden. So gehört das Unternehmen zu den aktuellen Top 50 Start-ups des Jahres 2021. Jannik Lockl selbst wurde von dem US-amerikanischen Magazin „Technology Innovators“ ganz aktuell ebenfalls in die Liste der globalen Top 50 aufgenommen. „Persönlich bin ich der Meinung, dass Führungskräfte eine gewisse Leidenschaft entwickeln müssen. Die Menschen, die Sie umgeben, müssen fühlen, dass Sie sich dem Projekt zutiefst verpflichten. Wenn Ihre Mitarbeitenden diese Leidenschaft spüren, werden sie sich inspirieren lassen und bereit sein, Ihrem Antrieb und Engagement für das Projekt zu folgen“, so Jannik Lockl vor dem Hintergrund dieser Auszeichnung. Sehr viele Start-ups werden direkt an oder aus der Universität heraus gegründet. Die Universität Bayreuth habe das schon früh erkannt und mit dem Institut für Entrepreneurship und Innovation und vier Professuren in diesem Bereich die idealen Rahmenbedingungen für Gründer geschaffen, heißt es von Seiten der Hochschule. Das Institut vereint Gründungsberatung, Forschung und Lehre und bietet neben Lehr- und Gründungsangeboten für Studierende auch Transfer- und Weiterbildungsformate für Externe an. „Das Beispiel Bayreuth bestätigt jedenfalls die Erfahrung, dass auch kleinere Hochschulen erfolgreiche Start-ups hervorbringen“, sagt Dr. Petra Beermann, Leiterin des Instituts. Bild: An einer Puppe demonstriert Dr. Jannik Lockl die Funktionsweise des von ihm und seiner Mannschaft entwickelten Sensors. Aus der Universität Bayreuth heraus hatte Lockl das Unternehmen InContAlert gegründet. Industriekultur statt Lost Places / Universitäre Initiative will nordbayerische Industriegeschichte wieder erlebbar machen – Thurnauer Erklärung als Startschuss Thurnau. Spinnereien, Webereien, Porzellanfabriken, Mühlen, Sägewerke, Glashütten, ehemalige Zechen und Brauereien: sie alle waren einmal Dreh- und Angelpunkt einer ganzen Generation, gaben den Menschen Arbeit und der Region ein Gesicht. Heute gleichen die Überbleibsel davon eher Lost Places. Die noch existierenden Industriebauten wieder mit Leben zu erfüllen und erlebbar zu machen ist das Ziel der einer Initiative, zu der sich einige Industriemuseen aus der Metropolregion Nürnberg mit dem Institut für Fränkische Landesgeschichte in Thurnau zusammengeschlossen haben. Die gescheiterte Bewerbung Nürnbergs zur Kulturhauptstadt Europas 2025 war der Anlass dafür, die jetzt gestartete Thurnauer Erklärung soll der Startschuss sein, um Nordbayern als Industrieregion zu etablieren, wie es Marcus Mühlnikel vom Thurnauer Institut erläuterte. „Die Erklärung soll unser Vorhaben zusammenfassen und verbinden“, sagte Mühlnikel. Konkret sollen bereits bestehende Angebote vernetzt, sichtbar gemacht und touristisch genutzt werden. Auch eine wissenschaftliche Erforschung soll nach und nach erfolgen. „Wir wollen die Industriegeschichte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und innovative Bildungsangebote erarbeiten. Das Interesse an diesem Vorhaben ist groß. Die Thurnauer Erklärung wurde bereits von einer stattlichen Anzahl an Vertretern von Kommunen, Hochschulen, Museen und Forschungseinrichtungen unterzeichnet. „Wir sind eine starke und traditionsreiche Industrieregion, die viel zu bieten hat“, so der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Die Menschen hierzulande seien noch immer stark von der damaligen Industrie geprägt, das werde an vielen Stellen noch sichtbar. Oberfranken und speziell das Kulmbacher Land hätten noch viel mehr zu bieten als Bier und Genuss, denn auch die reichhaltige Industriegeschichte gehöre zur Kultur. Schließlich sei die Industrie über Jahrzehnte hinweg der wichtigste Arbeitgeber für viele Menschen gewesen, so Staatsministerin Melanie Huml. Nürnbergs zweite Bürgermeisterin Julia Lehner nannte es ein zukunftsorientiertes Ziel, wenn die Industrieregion auf den verschiedenster Art und Weise wieder zum Leuchten gebracht wird. Trotz der optimistischen Aussichten: Erinnerungskultur habe es gerade in ländlichen Regionen ungleich schwerer, so Martin Ott, Direktor des Instituts für Fränkische Landesgeschichte, an dem die Universitäten Bamberg und Bayreuth beteiligt sind. Als Beispiel führte er den Sitz des Instituts, den Markt Thurnau an. Der Ort sei zwar durch sein zentral gelegenes prägnantes Schloss vielen Menschen bekannt. Allerdings wüssten die wenigstens, dass es hier bis in die 1980er Jahre hinein eine Schuhfabrik mit weit überregionaler Bedeutung gegeben habe. Über 100 Mitarbeiter seien hier teilweise beschäftigt gewesen, bis die Fabrik eines Tages Insolvenz anmelden musste und sang- und klanglos von der Bildfläche verschwand. „Hier war die Industriekultur eng mit dem Leben vieler Menschen verknüpft“, sagte Ott. Er bedauerte, dass die Industriegeschichte Nordbayerns meist mit ihrem Niedergang gleichgesetzt werde. Deshalb will das Institut für Fränkische Landesgeschichte nun ein Netz der Industriekultur Nordbayerns knüpfen. Zeitzeugen sind aufgerufen, von ihren Erinnerungen zu berichten. Da gebe es noch jede Menge Potential. „Wir wollen das industrielle Erbe Nordbayerns erschließen.“ Die Initiatoren sind neben dem Institut das Museum für Industriekultur Nürnberg, das Industriemuseum Lauf und das Porzellanikon in Selb. Handwerk macht mobil: Genussregion steht auf dem Spiel / Bäcker und Metzger sehen sich in ihrer Existenz bedroht – Infoveranstaltung in Himmelkron, weitere Aktionen sollen folgen
Er müsse pro Monat rund 35.000 Euro mehr an Energiekosten zahlen, als vor der Krise, rechnete Michael Kauer vor. „Wenn nichts passiert wird ein Laden nach dem anderen schließen“, sagte er. Christian Herpich, Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken und Metzgermeister aus Hof, hatte zuletzt 2.500 Euro an Stromkosten pro Monat in seinem Betrieb. Ab dem kommenden Januar rechnet er mit 25.000 Euro, also das Zehnfache. „Wir soll ich das abfangen?“, so Herpich. Fritz Dumler aus Kupferberg, der mehrere Filialen betreibt und 67 Beschäftigte hat, brachte ebenfalls die aktuellen Zahlen aus seinem Betrieb mit. Bei den Rohstoffpreisen kam er seit Anfang des Jahres auf 15.000 Euro mehr, bei den Kraftstoffpreisen auf 2.000 Euro mehr, beim Heizöl auf 3.000 Euro mehr und beim Strom auf 10.000 Euro mehr, alles monatlich. „Corona hatten wir überstanden, aber wenn die Preise so bleiben, sind wir zum Jahresschluss am Ende“, sagte Dumler. So wie ihn geht es vielen. Nach den Worten des stellvertretenden Landesinnungsmeisters Harald Friedrich sei die Zahl der Schließungen aktuell mehr doppelt so hoch, wie in all den Jahren zuvor. „Mit jedem Betrieb, der schließt geht ein Stück Kultur verloren“, sagte Friedrich. Er gab der Politik noch zwei bis drei Wochen Zeit: „Dann werden wir richtig poltern, um auf uns aufmerksam zu machen“, so der Landesinnungsmeister des Bäckerhandwerks.
Als einzige Vertreterin der drei Ampelparteien sprach die Kulmbacher Stadt-, Kreis- und Bezirksrätin Dagmar Keis-Lechner. Sie hielt sich mit Kritik an der Regierungspolitik naturgemäß zurück, begrüßte lediglich, dass sich das Handwerk und kleinere und mittlere Unternehmen zusammenschließen, um größeren Gewicht zu bekommen, um letztlich gehört zu werden. Die günstigsten Kraftwerke seien nun mal die regenerativen Energien. „Wir müssen perspektivisch dafür sorgen, dass die regenerativen Energien weiter ausgebaut werden“, so Keis Lechner. Für Schmunzeln sorgte Landrat Klaus Peter Söllner. Er berichtete von einem Stammtischbesucher, der sich schnell noch ein Bier bestellt hat, „bevor es keine Kohlensäure mehr gibt“. „Früher hätte man mit solchen Sprüchen im Stanicher Fasching auftreten können, jetzt ist das bittere Realität“, so Söllner“ Am Ende machten zumindest alle Betroffenen von der Möglichkeit Gebrauch, sich in eine Liste einzutragen, in der Michael Kauer die wichtigsten Forderungen an die Politik zusammengefasst hatte. Neben Entlastungen und Unterstützung seitens der Politik gehört vor allem auch ein konstruktiver Plan dazu, damit die Handwerksbetriebe wieder planen können. Die Liste soll nun an die Innungen, die Kammern und vor allem an die Politiker aus der Region geschickt werden. Über weitere Aktionen gab es noch keine konkreten Infos, sie sollen aber folgen.
Bilder: Handwerk: Keine Katastrophenszenarien / Kreishandwerksmeister Stenglein plädiert für Lösungen statt Panikmache
Mit Blick auf die aktuell geführten Diskussionen um den Regierungskurs appelliert der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken an alle Verantwortlichen, geschlossen für ein starkes Handwerk einzutreten. Ziel sei es, konkrete und passgenaue Unterstützungen sowie Hilfen für alle Betriebe zu erreichen und ein kraftvolles politisches Handeln einzufordern. „Als Handwerker und Handwerkspräsident habe ich großes Verständnis für die Sorgen vieler Handwerksbetriebe, die ihre Existenz akut gefährdet sehen durch nie dagewesene Energie- und Materialkostensteigerungen, Inflation und Kaufzurückhaltung sowie die anhaltenden Lieferkettenstörungen insbesondere in Folge des Ukraine-Krieges“, so Graßmann.
Von der Energiekrise seien vor allem die großen Betriebe frontal getroffen, aber auch Bäckereien und Metzgereien. Dort würden derzeit die Strukturen überdacht, neue Heizkonzepte getestet, Alternativen gesucht oder das Sortiment geändert. „Wir finden Lösungen“, ist sich Stenglein sicher. Was die Ausbildungssituation angeht, so habe es noch vor zehn, fünfzehn Jahren Situationen gegeben, wo von den jungen Leuten händeringend ein möglicher Ausbildungsbetrieb gesucht wurde. Jetzt habe sich die Situation gedreht, wir müssen sehen, dass wir Lehrlinge bekommen. In seinen Betrieben, Zimmerei Stenglein in Mainleus und Eber Bedachungen in Kulmbach, seien es aktuell fünf Azubis, drei Zimmerer, einen Flaschner und einen Dachdecker. Das sei relativ gut, in manchen Jahren habe sich überhaupt niemand gemeldet. Das Nahrungsmittelhandwerk habe die größten Probleme Auszubildende zu bekommen. Dem demographischen Wandel geschuldet seien einfach weniger Leute da. Die Auslastung der Betriebe sei aber auch im Kulmbacher Raum sehr gut. Viele Aufträge, zum Beispiel bei privaten Neubauten, würden aufgrund der unsicheren Lage derzeit zwar verschoben. „Manche Kunden halten ihr Geld zurück oder halten ihre Investitionen kleiner, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht.“ Ähnliches sei in der Autobranche festzustellen. Man kauft sich erst einmal kein neues Auto und wartet ab, wie es weitergeht. Stenglein: „Alle hantieren etwas verhalten, da würde ich keine Panik draus machen.“ Auf der anderen Seite hätten Sanierungen Hochkonjunktur. „Ein Großteil unserer Aufträge sind Sanierungen, da wird beispielsweise die Wärmedämmung verbessert.“ Im Betrieb von Günther Stenglein seien aktuelle Aufträge für etwa ein halbes bis ein ganzes Jahr vorhanden. Das sei aber auch schon einmal in den 1990er Jahren so gewesen. „Die Stimmung in den Betrieben für die Zukunft ist von Unsicherheit geprägt, da man das Kommende einfach nicht einschätzen kann und der Preisdruck aufgrund der bekannten Faktoren zunehmend wächst“, sagt Johannes Popp, Obermeister der Bauinnung Kulmbach vom gleichnamigen Baugeschäft. „Die Auslastung in unserem Betrieb ist gut und die Nachfrage nach Bauleistungen vor allem im Umbau- und Sanierungsbereich hält momentan noch an.“ Die langen Wartezeiten für Handwerksleistungen erklären sich nach den Worten Popps auch durch den Nachwuchsmangel der letzten Jahre. Leider seien die Handwerksberufe viele Jahre, vielleicht auf Grund eines Imageproblems, für junge Leute nicht interessant gewesen und in der gesellschaftlichen Wahrnehmung nicht mehr so wertgeschätzt worden, wie es früher der Fall war. Viele Betriebe versuchten fehlende Kapazitäten mit ausländischen Mitarbeitern und Subunternehmern aufzufüllen. Auf den etwas größeren Baustellen, auch im ländlichen Raum, gebe es dadurch zunehmend Verständigungsschwierigkeiten, die das Zusammenarbeiten zusätzlich erschwerten.
Die Auslastung in den Betrieben der Sanitär- und Klimatechnik sei ungewöhnlich gut, in der Regel vier bis acht Monate. Als Ursachen nannte er die Energieverknappung und das Modernisierungsgesetz. Als größte Sorge nannte er das fehlende Personal. „Das Personal ist zu knapp, um die Arbeiten, die zu erbringen sind, umzusetzen. Der Kunde müsse sich auf eine längere Wartezeit einrichten. Stammkunden würden in der Regel schneller bedient. Mit dem derzeitigen Personal ließen sich auch die Vorgaben der Politik, wie die Umstellung auf Wärmepumpen, nicht umsetzen. Was die Ausbildung angeht, haben die Betriebe erkannt, dass die Ausbildung extrem wichtig ist. Der Bereich Sanitär-Heizung-Klimatechnik sei allerdings kein Modeberuf, sondern ein unwahrscheinlich anspruchsvoller technischer Beruf. Leider sei das bei vielen noch nicht so bekannt. Glücklich sind wir allerdings darüber, dass wir mittlerweile auch Abiturienten haben, die einen Handwerksberuf lernen. Unser Beruf ist nicht reine Schraubarbeit, da ist viel Kopfarbeit dabei, wo der Laptop mittlerweile das Standardwerkzeug ist. Große Probleme nannte Schwender für den Bereich Material- und Warenwirtschaft. Bei den technischen Einrichtungen haben wir komplexe Steuerungen. Die Lieferzeiten dafür sind überaus problematisch, weil viele Teile aus China beziehungsweise aus Indien kommen. Deutschland habe übrigens auch kein reguläres Stahlwerk mehr, so dass wir viele Teile in der Vergangenheit auch aus der Ukraine bezogen wurden. „Wir kriegen nicht mehr die Materialien, so wie wir uns das wünschen würden.“ Spritpreis frisst Lehrlingsgehalt: Unternehmen kämpfen um das nackte Überleben / Hohe Preise für Benzin und Diesel belasten Industrie und Handwerk Kulmbach. Das Ende des Tankrabatts hat die Autofahrer empfindlich getroffen. Über Nacht waren die Preise für Benzin und Diesel stark angestiegen. Nach dem Ende der vorübergehenden Steuersenkung auf Kraftstoffe sind die Preise für Superbenzin der Sorte E10 laut ADAC um rund 25 Cent pro Liter gestiegen. Der Literpreis für Diesel stieg demnach um etwa zehn Cent und kostete teilweise mehr als 2,30 Euro. Auch wenn die Preise mittlerweile wieder ein klein wenig zurückgegangen sind, fragen sich nicht nur Privatleute und Pendler, wie es weitergehen soll, sondern auch die heimische Wirtschaft. Angesichts voller Tanks an den Tankstellen, die bis zum 31. August zu niedrigen Steuersätzen befüllt wurden, sei die Preissteigerung gegenüber dem Verbraucher in keiner Weise zu rechtfertigen, kritisierte der ADAC. Hinzu komme, dass die Preise in den zurückliegenden Wochen bereits deutlich gestiegen waren, bei E10 um rund zehn und beim Diesel um etwa 20 Cent. Insgesamt erreiche die jüngste Preissteigerung beim Diesel damit fast das Doppelte der ausgelaufenen Steuersenkung, so der ADAC. Dafür gebe es keine Grundlage. „Handwerksbetriebe spüren die hohen Spritpreise nach dem Ende des Tankrabatts sehr deutlich“, sagt Ulrich Förtsch von der Pressestelle der Handwerkskammer für Oberfranken in Bayreuth. Insbesondere bei Bau- und Ausbaugewerken, im Elektrotechnik-Handwerk, im Bereich der Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik oder bei den Kaminkehrern, also bei allen Betrieben, die weite Wege zu ihren Kunden zurücklegen müssen oder auch zum Beispiel auf Montage unterwegs sind, würden die Kfz-Kosten spürbar ins Gewicht fallen. Die Spritpreissteigerungen wirkten sich nach Ansicht der Handwerkskammer aber auch indirekt aus. Die Betriebe müssten sich zum Beispiel die Frage stellen, ob sie etwas für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun müssen, deren Anfahrtsweg zum Betrieb nun deutlich teurer wird. Vor allem bei Auszubildenden könne das einen nicht unerheblichen Teil des Lehrlingsgehaltes „auffressen“. Die Betriebe müssten also aufpassen, dass sie nicht ihre Fachkräfte oder ihre Azubis verlieren, so Ulrich Förtsch. Ähnlich äußert sich Peter Belina, Pressesprecher Industrie- und Handelskammer für Oberfranken in Bayreuth. Die Unternehmen stünden aktuell extrem unter Druck, nicht wenige kämpften um das nackte Überleben. Hauptursache dafür seien die explodierenden Energiepreise, vor allem bei Strom und Gas. Unternehmen, die noch ihre Verträge für kommendes Jahr abschließen müssen, würden im Vergleich zu 2021 aktuell das Zehn- bis Fünfzehnfache zahlen. Aber auch die Kraftstoffpreise steigen, was mit der Entwicklung der Rohölpreise alleine nicht zu erklären sei. Ein Grund sei sicherlich die niedrigen Pegelstände von Rhein und Main, was die Transportkosten in die Höhe treibt. Ob die hohen Preise an der Zapfsäule ausschließlich auf die gestiegenen Kosten zurückzuführen ist, könne letztendlich kein Außenstehender mit Sicherheit beantworten. „Eines weiß ich aber mit Sicherheit: Die Tankstellenpächter können am wenigsten für die hohen Preise“, sagt Peter Belina. Nach Ansicht von Hannes Popp vom gleichnamigen Baugeschäft in Kulmbach wurde der Preisrabatt gefühlt nur zu Teilen an den Endverbraucher weitergegeben. „Ich habe mal in unseren Rechnungen nachgeschaut, der Preis für Kraftstoffe hat sich vom letzten Jahr zu diesem um cirka 50 Prozent verteuert“, so Popp, der auch Obermeister der Bauinnung Kulmbach ist. Dies stelle sowohl für sein Unternehmen als auch für die Mitbewerber, besonders bei Auswärtsbaustellen, natürlich einen extremen Kostenfaktor da. Diese Kosten könnten bei bestehenden Verträgen nicht, beziehungsweise nur zum Teil verrechnet werden. „Bei neuen Angeboten sind wir gezwungen den finanziellen Mehraufwand an den Endkunden, zumindest zu Teilen, weiterzugeben um gewinnbringend Arbeiten zu können“, sagt Hannes Popp. Aufgrund der Tatsache, dass seine Materiallieferanten die gestiegenen Energiekosten in Form von Energieumlagen, beziehungsweise Preiserhöhungen verrechnen und die Lohnkosten ebenfalls gestiegen sind, werde für den Endkunden das Bauen natürlich teurer. Die steigenden Bankzinsen wirkten sich ebenfalls negativ auf die Baunachfrage aus. „Man spürt, dass der private Häuslebauer auf die Bremse tritt, beziehungsweise seine angedachten Bauvorhaben auf Eis legt oder komplett absagt.“ Aufgrund der Preisentwicklungen könne man derzeit keine langfristigen Zusagen treffen, oder Preisbindungen eingehen. Als Handwerksbetrieb hoffe sein Unternehme, dass vor allem durch die öffentliche Hand und die Industrie auch im kommenden Jahr genug Nachfrage nach unseren Bauleistungen vorhanden ist, um unsere Mitarbeiter auch weiterhin alle beschäftigen zu können. Hannes Popp: „Wie das Rennen ausgeht, steht momentan leider in den Sternen.“ Ein Spediteur aus Oberfranken, der nicht genannt werden möchte, bringt die Lage kurz und knapp auf den Punkt: „Die Lage ist sehr ernst und wird meines Erachtens von der Politik verkannt. Unsere Branche steht mit dem Rücken zur Wand.“ Bier brauen, aber nachhaltig / 1. Kulmbacher Bierrechtstag: Brauer fürchten explodierende Kosten
„Wir laufen direkt in eine Energieproblematik hinein“, sagte Vorstandssprecher Markus Stodden von der Kulmbacher Brauerei. Das laufende Jahr werde man unbeschadet überstehen, doch wie soll es weiter gehen. Wie viele kleine Brauereien werden das kommende Jahr überleben? Zumindest gebe es klare Signale von europäischer Ebene, dass die Lebensmittelbranche zur prioritären Branche gehört, der nicht so schnell der Gashahn zugedreht wird, sagte Fabian Handrich vom Bundeslandwirtschaftsministerium. Die Brauereien gehörten dazu.
Ebenso bereite die geplante Fruchtfolgeregelung den Landwirten Kopfzerbrechen, die Braugerste anbauen möchten. „Muss wirklich jedes Jahr etwas anderes angebaut werden?“, so Schöffel. Derartige Regelungen seien viel zu starr und unsinnig. Gerade Braugerste sei in Sachen Ökobilanz sehr wertvoll, weil sie wenig Stickstoffdüngung benötigt und damit eine geeignete Maßnahme für den Gewässerschutz ist. Nach den Worten des Abgeordneten ist der Europäische Green Deal falsch angelegt. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konfliktes müsse mittlerweile auch der Letzte verstanden haben, dass sich Europa nicht abhängig machen darf. Mit dem Green Deal werde die Ernährungsproduktion in Europa um 20 Prozent zurückgehen. In gleicher Höhe müssten Lebensmittel in der Folge importiert werden.
Durchaus auch provozierende Gedanken in Sachen Reinheitsgebot stellte Tilman Reinhardt von der Universität Bayreuth vor. Nach einer Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes gelte das Reinheitsgebot aus dem Jahr 1516 ohnehin nicht für Bier aus dem EU-Ausland. Auch der Bayerische Verwaltungsgerichtshof urteilte bereits, dass das Reinheitsgebot generell nicht für „besondere Biere“ gelte. Warum also das Reinheitsgebot 1516 nicht durch ein Reinheitsgebot 2022 ersetzen, das auf null Emissionen, null Reststoffe und null Verschwendung („zero emissions, zero residues, zero waste“) setzt? In die gleiche Richtung ging bereits ein vielbeachteter Beitrag in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie titelte damals: „Das Reinheitsgebot muss sterben, damit das Bier leben kann“.
Bilder: Eingeschränkte Zukunftschancen für die deutsche Industrie / Unternehmen leiden unter explodierenden Energiekosten Kulmbach. Die Energie-Kosten steigen und steigen, viele Unternehmen haben mittlerweile existentielle Schwierigkeiten. Den Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge, lagen die Preise im Januar im Schnitt 20,5 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Doch nicht nur Privathaushalte sind betroffen, die deutsche Industrie warnt vor gravierenden Folgen der steigenden Strom- und Gaspreise auf die Produktion. Eines der energieintensivsten Unternehmen aus dem Landkreis Kulmbach ist Bergmann Kalk, Hersteller von Kalkprodukten aus Azendorf. Im Bereich der Rohstoff- und Kalkherstellung könne man die Energiekostenexplosion schon fast als verheerend bezeichnen, sagt Geschäftsführer Sebastian Groppweis. 2021 habe man trotz hundertprozentiger Auslastung wichtige Erträge durch die Kohlendioxid-Kostenexplosion im Bereich Branntkalk einbüßen müssen. „Das schmälert die Möglichkeiten für weitere Investitionen“, so Groppweis. 2022 habe sich schon bis heute der Preis für Strom verdreifacht. Auch der wirtschaftliche Bezug von Erdgas werde sich wohl wesentlich erschweren. Groppweis: „Es ist aus meiner Sicht nicht übertrieben, wenn wir für die deutsche, energieintensive Industrie nur eingeschränkte Zukunftschancen sehen.“ Der Trend, dass die Wertschöpfung in diesem Bereich samt der verknüpften Wertschätzungskette aus Deutschland in Schwellenländer abwandert, sei unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kaum mehr aufzuhalten. Betroffen seien hier sicher die Stahlindustrie und der Schwermaschinenbau. Die Bergmann-Maxit Firmengruppe setze sich am Standort Azendorf bei Kulmbach seit 40 Jahren für die Brückenenergie „Erdgas“ ein und arbeite seit 2015 als Mitglied von Hypos an Innovativen neuen Produktionsprozessen. Eine wichtige Erkenntnis ist für uns bislang, dass eine Kohlendioxid-freie Kalkproduktion zwar rein technisch möglich wäre, dies aber in der praktischen Umsetzung derzeit nicht umsetzbar ist. „In anderen Unternehmensbereichen betrifft uns die Energiesituation vor allem stark indirekt über explodierende Einkaufspreise. Wir befürchten eine sich aufbauende Inflationswelle“, so der Geschäftsführer. Groppweis glaubt, dass derzeit die genauen Auswirkungen auf die Wirtschaft überhaupt noch nicht in Gänze abschätzbar sind: „Vor allem die geopolitische Lage wird Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, wie wir sie in Jahrzehnten nicht erlebt haben.“ Es sei zu befürchten, dass Europa wirtschaftlich weiter massiv an Bedeutung verlieren und Asien im gleichen Maß gewinnen wird. Wie schnell dieser Wandel von statten geht, sei schwer zu kalkulieren. Die Lebenshaltungskosten für die Bürger in der EU werden steigen, somit stehe weniger Geld für Konsum und Vermögensbildung zur Verfügung. Die Geldwertpolitik, beziehungsweise die Zentralbanken könnten diesen Effekt ein Stück weit verzögern. „Ich glaube aber, dass dieser Einfluss mit dem Krieg in der Ukraine schwinden könnte. Eine der großen Inflationstreiber ist dabei die Energie. Dies lässt uns nicht als zu optimistisch auf die Konjunkturentwicklung blicken“, so Groppweis. Um die Mechanismen in der Wirtschaft wieder in Griff zu bekommen, ist aus Sicht des Bergmann-Geschäftsführers eine schnelle Stabilisierung der Energiemärkte nötig. Gleiches gelte auch für den Kohlendioxid-Markt. Das Niveau, auf dem sich diese Stabilisierung einpendelt, werde über die Inflationsraten der nächsten Jahre entscheiden. Bezahlt werde die Zeche dann vom letzten Glied in der Kette: Es sinkt die Kaufkraft des kleinen Bürgers. Es stellt sich die Frage, wer letztlich die Gewinner von Krisen- und Kriegsereignissen sein werden. Groppweis: „Ich bin der Meinung, dass es höchste Zeit ist, der zügellosen Spekulation politisch zu begegnen.“ Bergmann Kalk betreibt seit über 110 Jahren erfolgreich Bergbau in Azendorf in der mittlerweile vierten Generation der Unternehmerfamilie Groppweis. Im Tagebau wird aus den werksnahen Steinbrüchen hochqualitativer und natürlicher Kalkstein gewonnen, der das Ausgangsmaterial für eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungsmöglichkeiten auf Kalkbasis bildet. Die maxit Gruppe als Hauptabnehmer des geförderten Rohstoffes Kalk steht seit Jahrzehnten für eine Vielzahl von Produkten und Serviceleistungen für die Bauindustrie und das Bauhandwerk. Auf modernsten Anlagen produziert maxit Trockenmörtel in Sack & Silo und bietet ein umfassendes Produktprogramm für die Bereiche Rohbau, Ausbau und Fassade. Die Unternehmensgruppe beschäftigt insgesamt rund 850 Mitarbeiter. Davon 750 in Deutschland. 2021 konnte ein Jahresumsatz von rund 200 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Maxit zählt sich heute weltweit zu den Technologieführern im Bereich innovative Baustoffe. Kostensteigerungen in allen Bereichen / Bierpreiserhöhungen stehen im Raum - Lust auf Bier hält trotzdem weiter an Kulmbach. Wie viele andere Wirtschaftsbereiche auch, haben es die Brauereien derzeit nicht gerade leicht. Seit zwei Jahren gab es keine Volksfeste oder Kirchweihen und damit auch keine Bierzelte mehr, Gastronomiebetriebe missten lange komplett schließlich oder durften nur unter bestimmten Auflagen öffnen. Hat Corona den Menschen also die Lust aufs Bier verdorben? Dazu kommt, dass die Energie- und Rohstoffpreise aktuell nahezu explodieren. Ein Ende der Preissteigerungen ist nicht abzusehen. Wie gehen die Brauer in Kulmbach damit um? Auch die Kulmbacher Brauerei bekomme die Auswirkungen, etwa bei den stark steigenden Preisen für Strom, Erdgas und Erdöl, zu spüren, sagt Markus Stodden, Vorstandssprecher der Kulmbacher Brauerei. Signifikate Kostensteigerungen in allen Unternehmensbereichen, wie Produktion, Logistik, Außendienst oder Einkauf, seien die Folge. Eine Weitergabe der Mehrkosten an die Endverbraucher werde damit unumgänglich. Nach den Worten des Vorstandssprechers überlege die Kulmbacher Brauerei deshalb auch seit geraumer Zeit zukünftig in die Eigenproduktion von Energie zu investieren. „Hier bieten erneuerbare Energien auch im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens für uns neue Ansätze“, so Stodden. Um die Absatzrückgänge durch Corona-bedingte Veranstaltungsabsagen und Einschränkungen so gut wie möglich abzufedern, habe sich Kulmbacher Brauerei auch 2021 auf die Vertriebsschiene Handel focussiert. „Auch wenn wir mit der guten Entwicklung des Handelsgeschäfts die Verluste der anderen Bereiche nicht komplett kompensieren können, so konnten wir zumindest sicherstellen, dass die Kulmbacher Brauerei AG sicher durch die Krise kommt“ sagt Markus Stodden. Für das Geschäftsjahr 2021 rechne die Brauerei trotz Umsatzrückgangs in der Gastronomie durch Kostendisziplin und Engagement der Mitarbeiter mit einem guten Ergebnis. Detaillierte Zahlen zum Geschäftsabschluss sollen im Zuge der Hauptversammlung am 18. Mai veröffentlicht werden. Den Trend hin zu regionalen Bierspezialitäten mit handwerklichem Charakter stelle die Kulmbacher Brauerei bereits seit einigen Jahren fest. Dennoch habe Corona diesem Trend bestärkt und für eine Rückbesinnung auf Regionalität und die Wertschätzung von regionalen Partnern und Unternehmen gesorgt. Dem Vorstandsvorsitzenden zufolge habe die Spezialitätenmarke Mönchshof auch 2021 sehr gut entwickelt und ein Absatzwachstum von rund sechs Prozent erzielt. Die Lust auf das Bier sei nicht verdorben worden, meint Braumeister Otmar Müller von der Brauerei Haberstumpf in Trebgast. Man merke, dass der Flaschenbieranteil signifikant anstieg. Auch hätten sich die Menschen vermutliche in heimischen Garagen, Gartenhäuschen oder ähnlichem zu privaten Treffen und Feiern getroffen. „Da wurde natürlich auch mal ein Fässchen Bier angestochen“, so Müller. Natürlich hätten die geschlossene Gastronomie und die abgesagten Feste massive Auswirkungen auf den Umsatz gehabt. Besonders für kleinere Brauereien, die den meisten Umsatz mit Fassbier machen, sei der Lockdown eine schwierige Zeit gewesen. Als größte Sorge momentan bezeichnet Müller die massiv gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise, „die so hoffen wir, nicht noch mehr wegen des Ukraine-Krieges ansteigen“. Hoffnung machten dagegen die geplanten Lockerungen der Corona Politik, so dass hoffentlich die Kerwas und Feste wieder wie gewohnt stattfinden können. Müller: „Die Menschen sehnen sich wieder nach einem unbeschwerten Leben.“ Die Brauerei Haberstumpf habe bis jetzt noch nicht über Bierpreiserhöhungen nachgedacht. „Wenn allerdings die Energie und Rohstoffsituation weiter in der Form anhält, kommen wir nicht um eine Preiserhöhung herum“, sagt der Braumeister. Seiner Meinung nach würden die Trends derzeit wieder auf traditionelle und regionale Biere zurückgehen. Müller: „Bei uns ist Haberstumpf Hell die beliebteste Sorte. Danach folgt unser Doppelbock, den es nur einmal im Jahr, immer ab November gibt.“ „Unser Bierumsatz war trotzdem gut“, sagt Andrea Schübel-Münch von der Privatbrauerei Schübel in Stadtsteinach. Sie führt dort die Geschäfte zusammen mit Ehemann Jürgen Münch, der auch Braumeister ist. Die Auswirkungen abgesagter Feste und Kirchweihen habe man natürlich schon gespürt, allein schon, weil die Gastronomie so lange geschlossen war. „Da fehlt uns dann schon Umsatz“, so Schübel-Münch. Allerdings habe man einiges über den Heimdienst und über neue Händler und Firmenkunden einigermaßen wieder gut machen können. „Wir haben sehr viele treue Kunden und Partner.“ Als kleines Unternehmen habe man natürlich trotzdem die Sorge, ob man die Auswirkungen der Corona-Krise stemmen kann. In Stadtsteinach hatte man bereits zum 1. Februar eine geringfügige Preisanhebung vorgenommen. Hopfen, Malz und vor allem Energie seien teurer geworden, begründet Andrea Schübel-Münch diesen Schritt. Nun müsse man abwarten, wie sich der Markt entwickle. Die Geschäftsführerin geht nicht davon aus, dass die Energiepreise wieder nach unten gehen. Im Trend sieht Schübel-Münch vor allem unfiltrierte Kellerbiere und helle Biersorten. Als beliebteste Sorgen in Stadtsteinach bezeichnet die Geschäftsführerin das Schübel-Fränkisch, mit dem die Brauerei 2012 den European Star in Bronze erzielen konnte, das helle Kellerbier mit dem Namen Nordeck-Trunk, sowie das bernsteinfarbene Drachenseidla. Die Privatbrauerei Schübel in Stadtsteinach ist ein Familienunternehmen mit drei beschäftigten in fünfter Generation, das in diesem Jahr 150 Jahre alt wird. Mit Qualifizierung gegen den Strukturwandel / „Region im Schleudergang“: Tagung des Instituts für Fränkische Landesgeschichte Nürnberg / Thurnau. Die Textil- und Porzellanindustrie in Oberfranken, die Elektroindustrie in Mittelfranken, Bergbau und Bleikristall in der Oberpfalz: All das sind Beispiele dafür, dass der Strukturwandel weite Teile Nordbayerns in den zurückliegenden Jahrzehnten wie eine Naturgewalt getroffen hat. Traditionelle Branchen sind verschwunden, die betroffenen Standorte mussten sich neu ausrichten. Wie das geschehen ist und welche Erkenntnisse daraus zu ziehen sind, darüber diskutierten Fachleute zwei Tage lang bei der teils virtuellen Tagung „Region im Schleudergang“ die maßgeblich vom Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth ausgerichtet wurde. Das Institut hat seinen Sitz in Thurnau im Landkreis Kulmbach. „Strukturwandel ist kein Schicksalsschlag, sondern etwas ganz normales“, sagte Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Auch die Fahrt der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth im Jahr 1835 sei bereits so eine Art Strukturwandel gewesen, so Thomas Söder, Bürgermeister von Hallstadt und Mitglied des Bezirkstags von Oberfranken. Neu ist allerdings die Geschwindigkeit des Strukturwandels, Alles verändert sich rasant, im Schleudergang sozusagen, die Tagung trug deshalb auch den Untertitel „Region im Schleudergang“. „Wer darin verharrt, etwas erhalten zu wollen, wird die Zukunft nicht gewinnen“, sagte IHK-Hauptgeschäftführer Lötzsch. Er rief alle Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik dazu auf, den Strukturwandel selbstbewusst mitzugestalten: „Man kann beklagen, was alles weg ist, man kann sich aber auch freuen, was alles Neues entstanden ist.“ Und das ist eine ganze Menge. Nach den Zahlen der IHK Mittelfranken war beispielsweise die Zahl der Mitgliedsunternehmen von 2010 bis 1020 von rund 133000 auf gut 149000 angestiegen. Für den gleichen Zeitraum listet die mittelfränkische Statistik neue 165000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze mehr auf. Einig waren sich sämtliche Redner darin, dass die Qualifizierung der Menschen die wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreicher Strukturwandel ist. „Wir brauchen viel mehr Qualifizierung, wenn der Transformationsprozess gelingen soll“, sagte der mittelfränkische DGB-Geschäftsführer Stephan Doll. Markus Lötzsch bezeichnete die Qualifizierung als Schlüssel für die Herausforderungen der zukünftigen Arbeitswelt sowie als wirksames Mittel gegen den Fachkräftemangel und die Veränderungen durch den demographischen Wandel. Für Bürgermeister und Bezirksrat Thomas Söder sind Universitäten und wissenschaftliche Einrichtungen die Triebfedern der Region und Christa Standecker, die Geschäftsführerin der Europäischen Metropolregion Nürnberg rief sogleich das „Jahrzehnt der Qualifizierung“ aus. Auch in anderen Gebieten Deutschlands und Europas dominierten lange Zeit Industrien, die einem Strukturwandel unterworfen waren. Daran erinnerte der Direktor des Instituts für Fränkische Landesgeschichte Martin Ott. Beispielhaft nannte er das Ruhrgebiet oder Industriegebiete Mittel- und Nordenglands. Dem Institut gehe es deshalb gleichermaßen um das Erforschen des Strukturwandels wie um das Erinnern daran. Einrichtungen, die das mit großem Zuspruch schon länger machen, waren deshalb auch mit Beiträgen an der Tagung beteiligt. Dazu gehören das Museum Industriekultur in Nürnberg, das Industriemuseum in Lauf sowie das Porzellanikon mit Standorten in Selb und Schönwald. Was Nordbayern betrifft, so sei die Region über Jahrhunderte hinweg von Handwerk und der Industrie aber auch von der Zonenrandlage geprägt gewesen. Entsprechend einschneidend habe die Region dann seit den 1970er Jahren der in weiten Teilen Europas einsetzende Strukturwandel getroffen, der eine Welle von Deindustrialisierungsprozessen anstieß und die Wirtschaftsregion in ihren Grundfesten ebenso stark erschütterte wie die Lebensentwürfe und Biographien der ansässigen Menschen. Die Folgen für den Einzelnen reichten vom Abgleiten in die Arbeitslosigkeit bis hin zum Umzug in andere Regionen, wo es noch entsprechende Jobs gab. Ganz konkrete Beispiele dafür, wie der Strukturwandel beispielgebend bewältigt wurde stellten mit Benedikt Ertl und Margitta Grötsch zwei Mitarbeiter des Instituts vor. Da ging es um den einstigen Eisenerzbergbau in der Maxhütte sowie um die Entwicklung der oberfränkischen Textilbranche, die zunächst in Richtung Portugal, dann in Richtung China verschwand. Das Verschwinden manch anderer Branchen sei aber auch aufgrund veränderter Absatzgewohnheiten absehbar gewesen, so Christiane Zürn von der Wirtschafsförderung der Regierung der Oberpfalz: „Oder kauft heute noch irgendjemand Bleikristall?“. Weniger Zulassungen, weniger Azubis, mehr alternative Antriebe / Hans-Peter Friedrich bei der Kfz-Innung Oberfranken: Mobilität ist Alltagsnotwendigkeit
Mit etwas mehr als 230000 Pkw-Neuzulassungen bundesweit liege allerdings der Mai-Wert im laufenden Jahr um fast 31 Prozent hinter dem Vergleichswert von 2019 zurück. Im bisherigen Jahresverlauf seien 1,12 Fahrzeuge neu zugelassen worden. Im Vorkrisenjahr 2019 seien es zu diesem Zeitpunkt bereits 1,52 Millionen Pkw und damit rund 400000 mehr gewesen. Interessant sei es, dass der Rückgang im Lkw-Bereich nur bei 14 Prozent gelegen habe und die Motorrad-Neuzulassungen sogar um über 30 Prozent zugenommen hatten. Zugenommen hätten auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Sie hätten mittlerweile einen Anteil von 13,5 Prozent an den Gesamtzulassungen.
Bei den turnusgemäßen Neuwahlen gab es keine Veränderungen an der Spitze der Kfz-Innung Oberfranken. Vorsitzender bleibt mit 28 von 32 möglichen Stimmen Andreas Tröger, seine beiden Stellvertreter sind Siegfried Zillig aus Kulmbach und Helmut Zolleis aus Forchheim. Allerdings kündigte Tröger an, nach 30 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit in der Kfz-Innung, davon 15 Jahre als Obermeister, nicht mehr für volle fünf Jahre zur Verfügung zu stehen.
Bilder: Zukunftsperspektiven statt Zukunftsangst / Gegen Stellenabbau und Sparprogramme: IG-Metall-Aktionswoche abgeschlossen
Die IG Metall fordere die Unternehmen auf, in der Krise Arbeitsplätze zu erhalten und in die Zukunftsfähigkeit der Standorte zu investieren, sagte der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel aus Münchberg bei einem improvisierten Pressetermin unter Corona-Bedingungen vor der Autobahnkirche. „Die Unternehmen müssen in neue Produkte und Produktionsanlagen investieren, um die Standorte vor Ort für die Zukunft aufzustellen. „Statt eines Kahlschlags brauchen wir Investitionen und Innovationen, um unseren Industriestandort für eine ökologische, klimafreundliche und soziale Zukunft weiterzuentwickeln“, so Seidel. Einen fairen Handel bezeichnete er als Gegenmodell zu den Abbauplänen und Angriffen der Arbeitgeber. Nicht angehen könne es, wenn plötzlich bis zu 30 Prozent weniger Auszubildende eingestellt werden sollen. „Transformation und Digitalisierung geht nur mit uns, den Betriebsräten, Vertrauensleuten und Mitgliedern der IG Metall“, sagte Anton Wolf, IG-Metall-Vertrauenskörperleiter bei der KSB in Pegnitz. Mehr Mitbestimmung und Beteiligung bei den anstehenden Veränderungen forderte Tina Schramm von Mann und Hummel in Himmelkron. Matthias Haas von Kennametal in Mistelgau sprach sich für Zukunftsperspektiven und sichere Arbeitsplätze für alle Beschäftigten gerade in der Krise aus. Aus technologischem Fortschritt müsse sozialer Fortschritt für alle werden, so Robert Maier, Betriebsratsvorsitzender bei ait in Kasendorf und Karina Richter, Vorsitzende des Teams Jugend bei der IG Metall Ostoberfranken ergänzte: „Gerade in Zeiten des Wandels sind wir unverzichtbar“. Die IG Metall Ostoberfranken betreut in den Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel die Kollegen in den Industrie- und Handwerksbranchen, Metall und Elektro, Textil und Bekleidung sowie Holz und Kunststoff. Der Betreuungsbereich umfasst 90 Betriebe mit Betriebsräten und insgesamt über 7000 betriebsangehörige Mitglieder. Bild: Zahlreiche Aktive der IG Metall Ostoberfranken demonstrierten vor der Autobahnkirche in Himmelkron unter dem Motto „Fairwandel statt Zukunftsangst“ gegen Stellenabbaupläne und Sparprogramme. Corona bremst Gewerkschaft aus / Delegiertenversammlung der IG Metall Ostoberfranken
Man habe eigens eine amtliche Risikobewertung durchgeführt, sagte der alte und neue 1. Bevollmächtigte Volker Seidel. Mehrere Programmpunkte der Konferenz wurden ersatzlos gestrichen. Seidel appellierte an die Delegierten, keine Grundsatzdebatten durchzuführen und die Aussprachen auf das notwendigste zu begrenzen. Nach derzeitigem Stand bremst Corona auch die aktuellen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie aus. Sie seien derzeit vertagt, sagte Seidel, der den Delegierten aber trotzdem zusicherte: „Wir werden die erfolgreiche Tarifpolitik der vergangenen Jahre fortsetzen.“ Aktuell im Gespräch sei ein „Moratorium für einen fairen Wandel“ und damit ein Aufruf an die Arbeitgeber, die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu gestalten. Tarifverträge seien aber dennoch notwendiger als je zuvor. Ein Tarifvertrag trage nicht nur zu mehr gesellschaftlicher Gerechtigkeit bei, er wirke sich auch positiv für jeden einzelnen Beschäftigten aus. Seidel berichtete von einem stabilen Aufschwung bei den Mitgliederzahlen. Zwar war die Mitgliederzahl von März 2016 bis jetzt von 11780 auf 11235 zurückgegangen, gleichzeitig stieg aber die Zahl der betriebsangehörigen Mitglieder von 6594 auf 7150. Die betriebsangehörigen Mitglieder sind für die Gewerkschaft besonders wichtig, nicht nur weil sie in den Betrieben aktiv tätig sind, sondern weil sie mit einem Prozent ihres Lohns auch die Gewerkschaftsarbeit mitfinanzieren. Überaus positiv stuften es die Verantwortlichen auch ein, dass die Zahl der Auszubildenden unter den Mitgliedern von 276 in 2016 auf aktuell 325 angestiegen war. Bei der Delegiertenversammlung stellte Arbeitsstaatssekretärin Anette Kramme auch das Maßnahmenbündel vor, mit dem die Bundesregierung Arbeitsplätze schützen und Unternehmen unterstützen möchte. Kramme sprach von einem Schutzschild für Beschäftigte und Unternehmen. Ziel sei es, Firmen und Betriebe mit ausreichender Liquidität auszustatten, damit sie gut durch die Krise kommen. Als die vier Säulen dieses Schutzschildes bezeichnete Kramme die Flexibilisierung des Kurzarbeitergeldes, die Einführung steuerlicher Liquiditätshilfen für Unternehmen, die Bereitstellung eines Milliarden-Schutzschildes für Betriebe und Unternehmen sowie alle Bemühungen für eine Stärkung des europäischen Zusammenhalts. Ständig aktualisierte Informationen zum Maßnahmepaket der Bundesregierung zur Abfederung der Corona-Krise gibt es im Internet auf den Seiten des Bundesarbeitsministeriums unter www.bmas.de. Personell bleibt bei der IG Metall Ostoberfranken fast alles beim Alten. Jeweils ohne Gegenstimme wurde Volker Seidel als 1. Bevollmächtigter und Stefan Winnerlein als 2. Bevollmächtigter in ihren Ämtern bestätigt. Winnerlein habe bereits zur Halbzeit der zurückliegenden Legislaturperiode den damaligen 2. Bevollmächtigten Wolfgang Kormann aus Pegnitz abgelöst. Während Kormann ehrenamtlich tätig war, ist Winnerlein jetzt wieder hauptamtlich für die Gewerkschaft tätig. Zu Beisitzern wurden gewählt: Nadine Anger (Röslau), Claudia Augustin Pegnitz), Suphi Gezer (Hof), Alois Heinlein (Mistelgau), Stefan Hübner (Geroldsgrün), Wolfgang Kormann (Pegnitz), Michael Müller (Kulmbach), Melanie Popp (Himmelkron), Karina Richter (Hof), Thomas Strobel (Hof), und Ottmar Wiche (Marktredwitz). Neu ist lediglich Ottmar Wiche. Ausgeschieden sind Christine Feig-Kirschneck (Selb) und Robert Lang (Marktredwitz). Bild: Sie stehen an der Spitze der IG Metall Ostoberfranken: die beiden Bevollmächtigten Stefan Winnerlein (links) und Volker Seidel (rechts). Winnerlein löste bereits in der zurückliegenden legislaturperiode Wolfgang Kormann (Mitte) ab, der aber auch weiterhinals Beisitzer für die Gewerkschaft tätig bleibt. Selb wird Hochschulstadt / 15 Millionen Euro und einen neuen Studiengang für Design-Fachschule in Oberfranken
„Kein schlechter Tag für Selb“, so der Ministerpräsident. Die Schule sei so etwas wie der ganze Stolz des ehemaligen Porzellanstädtchens. Der Raum Wunsiedel habe zudem immer wieder für neue Ideen gestanden. Eine davon sei die Staatliche Fachschule für Produktdesign, die in erster Line für die Automobilindustrie, aber auch für andere Industriezweige ausbildet. „Hier findet ein hohes Maß an Kompetenz statt“, sagte Söder, deshalb werde sie auch als die einige Schule in der High-Tech-Agenda explizit benannt. Söder sieht dadurch nicht zuletzt den Standort Oberfranken gestärkt, um für die Automobilindustrie wertvolles Know How aus Oberfranken beim Produktdesign geben zu können. Die 15 Millionen stünden bereit, „es kann losgelegt werden“, sagte Söder. Ein Architektenwettbewerb soll demnächst beginnen, der Spatenstich für die Erweiterung um das Designstudio könnte ebenfalls im Jahr 2021 erfolgen. Die Einrichtung der Studiengänge soll zunächst in enger Abstimmung mit der benachbarten Hochschule in Hof und deren Standort in Münchberg erfolgen. Dann soll es auch möglich sein, in Selb mit dem Bachelor zu schließen. „Söder: „Damit wird ein bislang weißer Fleck in der Landkarte mit einem kräftigen Farbtupfer belebt.“ Ein Bindeglied zwischen Praxis und Wissen nannte der Wunsiedler Landrat Klar Döhler die Schule, die zwischenzeitlich aus sämtlichen Nähten platze. Er untermauerte auch den guten Ruf, den die Bildungseinrichtung mittlerweile überregional genieße: „Die Besten kommen rein und die allerbesten kommen raus.“ Die Staatliche Fachschule für Produktdesign in Selb qualifiziert ihre Absolventen für designorientierte Wirtschaftsunternehmen. Alle Entwicklungsschritte bis zur Serienreife eines Produktes werden vermittelt. Die Ausbildung umfasst vier Jahre, davon zwei Jahre Berufsfachschule und zwei Jahre Fachschule. Nach dem ersten gemeinsamen Berufsfachschuljahr kann der Schüler zwischen drei Ausbildungsrichtungen wählen. Im dreidimensionalen Bereich werden Produkte mit der Hand modelliert oder mittels CAD-Programmen konstruiert. Im zweidimensionalen Bereich werden Oberflächen grafisch-dekorativ gestaltet. Im dritten Bereich werden weiterhin Kenntnisse aus den beiden Bereichen 3D und 2D vermittelt. Aufnahmevoraussetzungen ist der Nachweis der mittleren Reife, Fachabitur oder Abitur - Bewerber mit Quali müssen vor Ausbildungsbeginn ein einjähriges Praktikum absolvieren. Zusätzlich müssen alle Bewerber eine zweitägige Aufnahmeprüfung bestehen Hervorgegangen war die Schule aus dem 1975 gegründeten Staatlichen Berufsbildungszentrum für Keramik. Bild: Die Studentin Ayse Dagu erläuterte dem Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ein von ihr gefertigten Design-Beispiel. Rechts im Bild Schulleiter Bernhard Nietzsche. Fachkräftebedarf und Azubi-Mangel / Wirtschaftsgespräch im Ahorntal – Ausschussvorsitzender will junge Leute verstärkt für das Handwerk sensibilisieren
„Gut ausgebildete Handwerker sind begehrt“, sagte Geschäftsführer Bernd Zeilmann, der auch Obermeister der Elektroinnung ist. Er bedauerte vor allem, dass die besten Kräfte aus dem Handwerk nicht selten von Kommunen abgeworben werden. Egal ob Bauhofleiter, Klärwerker oder Wasserwart, alle kommen aus dem Handwerk, so Zeilmann. Damit werde der Fachkräftemangel zusätzlich beschleunigt. Richter R&W stellt pro Jahr vier Lehrlinge ein. Ausgebildet werden in Körzendorf Elektroniker für die Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, für die Fachrichtung Automatisierungstechnik, technische Systemplaner, Informationselektroniker sowie Kaufleute im Büromanagement. Aus Angst davor, dass Mitarbeiter abgeworben werden, bleibe mittlerweile nicht selten die Weiterbildung auf der Strecke. Dazu komme, dass der Betrieb aufgrund seiner Lage kaum Auszubildende findet. „Wir sind in der Pampa“, räumte Zeilmann unumwunden ein. Körzendorf sei nur mit dem Auto, nicht aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Das erschwere die Suche nach Azubis zusätzlich. Hier seien flexiblere Ausnahmeregelungen seitens des Landratsamtes notwendig. Die 1990 gegründeten Richter R&W gilt als Spezialist für Steuerungstechnik, Messtechnik und Regeltechnik. Die Leistungsbereiche des Unternehmens mit 45 Mitarbeitern reichen von der Planung und Konstruktion, Auslieferung, Montage und Inbetriebnahme bis hin zur Schulung. Nach den Worten von Geschäftsführer Bernd Zeilmann arbeitet seine Firma beispielsweise in Sachen Speichertechnologie mit dem Fraunhofer Institut zusammen. Zweite überregional tätiges Unternehmen aus dem Ahorntal ist die F.K. Isoliermontage GmbH in Kirchahorn, das als eines der führenden Unternehmen in Süddeutschland für die Planung und Durchführung von Wärme- und Kältedämmarbeiten sowie Schall- und Brandschutzarbeiten gilt. „Das Handwerk wird maßlos unterschätzt“, sagte Geschäftsführer Helmut Fuchs, der auch stellvertretender Obermeister der Bauinnung ist. Seine Sorge, dass kleine Familienbetriebe langsam aussterben, äußerte Helmut Matuschke, Obermeister der Metallinnung Bayreuth. Er beschäftige aktuell fünf Gesellen und zwei Azubis, doch ein Nachfolger sei nicht in Sicht. Als Grund dafür machte er die immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen aus. „Diese Vorgaben kosten Zeit und Geld und schießen weit über das Ziel hinaus“, so Matuschke. Längst angekommen ist der Personalmangel in der Gastronomie, so der Hummeltaler Bürgermeister Patrick Meyer, der selbst aus einem gastronomischen Familienbetrieb stammt. Die Gastronomie benötige Leute vor Ort, die schnell und flexibel sind, doch die vielen bürokratischen Vorschriften würden das enorm erschweren. Dadurch würden große Ketten und Franchise-Systeme bevorzugt, kleine Familienbetriebe blieben dagegen auf der Strecke. Wirtschaftsausschussvorsitzender Kirchner nannte es grundsätzlich wichtig, junge Leute verstärkt für die Chancen im Handwerk zu sensibilisieren. Hier gelte es Akzente zu setzen und für Neugründungen zu werben. Die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer Gudrun Brendel-Fischer bezeichnete es als eine der wichtigsten Aufgaben der Politik, die bodenständige, standorttreue Wirtschaft zu halten und dafür zu sorgen, dass sich der Nachwuchs gut entwickeln kann. „Es gilt, mehr Begegnung zwischen Jugendlichen und der Arbeitswelt mit ihrer Vielfalt an Berufen zu ermöglichen.“ Auch ein Gründerzentrum und mehr Kooperationen mit der Universität Bayreuth könnte ein Schlüssel sein, um Innovationen schneller markt- und durchsetzungsfähig zu machen. Bild: Richter-Geschäftsführer Bernd Zeilmann (rechts) zeigte der Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (5. von rechts) , dem Wirtschaftsausschussvorsitzenden Sandro Kirchner (6. von rechts) und den Teilnehmern eines Wirtschaftsgesprächs die E-Ladesäule im Ahorntal. Klima, Krisen, Konjunktur / IG Metall bereitet sich auf Tarifrunde in Zeiten eines möglichen Abschwungs vor – Über 500 neue Mitglieder aus oberfränkischen Betrieben
Die Digitalisierung vieler Bereiche des Arbeitslebens ist dabei nur eine der aktuellen Herausforderung. Bezirksleiter Horn sprach von der Klimadebatte, der Mobilitätswende, aber auch von neuen Handelskriegen, den Auswirkungen des Brexit oder dem künftigen Einfluss Chinas. Alle diese Faktoren hätten direkte Auswirkungen auf die Beschäftigten in den Betrieben vor Ort. Viele Zeichen deuteten darauf hin, dass eine lange Phase des Aufschwungs zu Ende geht. Der bayerische IG-Metall-Chef warnte allerdings davor, sich jetzt Angst machen oder gar vor den Karren mancher Unternehmer spannen zu lassen. Ihnen gehe es darum, die Situation auszunutzen, Betriebsläufe weiter zu optimieren und so die Gewinne nach oben zu schrauben. Vielmehr sollten die Unternehmen den Umbruch zum Beispiel durch mehr Mitbestimmung zusammen mit den Beschäftigten gestalten. „Dann schaffen wir es auch über eine vermeintliche Krise zu kommen“, sagte Horn. Oberstes Ziel in dem zum 28. April 2020 auslaufenden Tarifvertrag sei es deshalb, die Beschäftigten in den Betrieben zu halten. „In Ostoberfranken ist die IG Metall für die Zukunftsaufgaben finanziell und personell gerüstet“, sagte der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel. Er kritisierte Arbeitgeber, die vor dem Hintergrund der anstehenden Tarifrunde bereits jetzt vor harten Verhandlungen warnen, obwohl es noch überhaupt keine Forderung gibt. Diese soll erst in einer Funktionärskonferenz am 27. Januar in Himmelkron diskutiert und aufgestellt werden. Einen Abschluss konnte Seidel dagegen ganz aktuell für die bundesweit rund 180000 Beschäftigten in der Holz- und Kunststoffindustrie vermelden, für die ebenfalls die IG Metall zuständig ist. Ab Januar steigen die Löhne und Gehälter um 2,6 Prozent, ein Jahr später um weitere 1,8 Prozent. Außerdem sollen die Beschäftigten drei Monate lang 150 Euro extra erhalten. Die Vergütungen der Auszubildenden steigen je nach Ausbildungsjahr überproportional zwischen 7,6 und 11 Prozent. Die gute Aufstellung der IG Metall Ostoberfranken stützt sich vor allem auf die überaus positive Mitgliederentwicklung. Mit rund 518 Neuaufnahmen im laufenden Jahr sei die Zahl der „Ein-Prozent-Zahler“, also der betriebsangehörigen Mitglieder, die mit einem Prozent ihres Bruttolohnes die Gewerkschaftsarbeit finanzieren, auf 7123 angestiegen. Auch wenn die Gewerkschaft dabei um 20 Neuaufnahmen gegenüber dem letzten Jahr zurückliegt, sei dies ein starkes Ergebnis, so der 2. Bevollmächtigte Stefan Winnerlein. Zieht man Austritte, Sterbefälle, Streichungen ab, bleibt immer noch ein Plus von 179 Mitgliedern. Zusammen mit den „Ehemaligen“, die der IG Metall die Treue halten, sowie mit Auszubildenden und dualen Studenten hat die OG Metall Ostoberfranken rund 11000 Mitglieder. Bild: Stefan Winnerlein (links) und Volker Seidel (rechts) von der IG Metall Ostoberfranken konnten erstmals bei der vierteljährlich stattfindenden Delegiertenversammlung den neuen bayerischen IG-Metall-Chef Johann Horn begrüßen. „Jeder Tag ist anders“ / Marius Rühmer vom Autohaus Bender in Coburg ist Bayerns bester Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker mit der Fachrichtung Karosserie-Instandhaltungstechnik
„Von Kindheit an war klar, dass ich das da mache“, sagt Marius Rühmer selbstbewusst. So ganz zufällig kam er freilich nicht zu dem Beruf. Seine Eltern führen im nahen Sonneberg in Thüringen seit 1992 eine alteingesessene Karosserie- und Lackfirma. Da ist Marius praktisch damit aufgewachsen. Ganz besonders schätzt er die Vielseitigkeit an seinem Beruf. „Jeder Tag ist anders“, sagt er. Dazu kommt die Arbeit mit den unterschiedlichsten Verfahren und – ganz wichtig – der ständige Kundenkontakt. Manchmal sieht er die glänzenden Augen des Kunden, wenn der sein Fahrzeug tip top wieder zurückbekommt. Eines ist der Beruf ganz besonders: er ist anspruchsvoll. Das zeigt schon ein Blick auf das Gesellenstück, mit dem Marius Rühmer den Landessieg erzielt hatte: Da musste eine komplett verformte Fahrertür wiederhergestellt werden. Dach damit nicht genug: Passgenau ging es auch darum, ein Firmenemblem einzufügen und in einer Mulde einem Teilersatz vorzunehmen. Um den Bundessieg zu feiern war jetzt mit dem Präsidenten Thomas Zimmer und Hauptgeschäftsführer Thomas Koller die Spitze der oberfränkischen Handwerkskammer in den Ausbildungsbetrieb gekommen. Sogar Oberbürgermeister Norbert Tessmer machte dem frischgekürten Landessieger seine Aufwartung. Coburg sei ein besonders guter Ausbildungsstandort für das Handwerk sagte das Stadtoberhaupt und verwies auf die „Miss Handwerk“ vor zwei Jahren und die zahlreichen Landessieger in der Zeit zuvor.
Wie es mit ihm weitergeht. Das weiß Marius Rühmer auch schon. Noch ist er beim Autohaus Bender, doch schon im Februar wird er mit der Meisterschule in Schweinfurt beginnen. Und irgendwann wird er dann auch den elterlichen Betrieb übernehmen, aber bis dahin ist noch Zeit. Zeit, die er unter anderem mit seinen zahlreichen engagierten Hobbys verbringen wird. Wenn er in seiner Freizeit nicht gerade zuhause in der eigenen Garage steht und mit seinem Auto beschäftigt ist, dann ist er bei der Feuerwehr in Sonneberg aktiv, geht Angeln („auch schon mal ein ganzes Wochenende lang“) oder in seinen eigenen Kleingarten, seine neueste Leidenschaft. Bild oben: Marius Rühmer erläutert HWK-Präsident Thomas Zimmer und HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller (von rechts) die Abläufe in der Werkstatt des Autohauses Bender in Bender. Bild unten: Großer Bahnhof im Autohaus Bender in Coburg. Alle gratulierten Marius Rühmer zum Landessieg. Von links die Eltern Heinz und Silke Rühmer, HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, Prokurist Frank Weschenfelder, Marius Rühmer, Prokurist Ralf Wank, Seniorchef Heinrich G. Bender, Ausbildungsmeister Werner Winkler, Juniorchefin Heike-Ellen Bender, Werkstattmeister Christian Griebel, Oberbürgermeister Norbert Tessmer, Serviceleiter Michael Sedlak und HWK-Präsident Thomas Zimmer. Mit Herzblut bei der Sache: Nicolas Krahl ist Bayerns bester Mechatroniker für Kältetechnik
Das Unternehmen ait-Deutschland ist ein reiner Hersteller. Die Kunden sind Heizungsbauer und der Großhandel, nicht aber der Endverbraucher. Weil sich das Unternehmen auch stets um die Ausbildung junger Leute verdient gemacht hat, gab es von Kammerpräsident Zimmer eine Urkunde für besondere Ausbildungsleistung, die er an den Geschäftsführer Marco Roßmerkel überreichte.
Mit Nicolas Krahl haben er und die bei ait für die Ausbildung zuständigen Julia Bittermann und Matthias Kreuzer allerdings einen absoluten Glücksgriff getan. „Er ist mit Herzblut dabei und das merkt man auch“, sind sie sich einig. Der junge Mann ist auch auf anderen Gebieten engagiert. So gehört er zum Vorstandsteam der Limmerdorfer Lindenkirchweih, einem Verein zum Erhalt einer alten Tradition. Die seit 1729 nachgewiesene Kirchweih ist nicht nur ein urfränkisches Fest, sondern wurde auch 2013 in das deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Gefühl für den Stein und Interesse an Kunstgeschichte/ Die Steinmetzin und Steinbildhauerin Marlene Bosold aus Bamberg ist Landessiegerin im Berufswettbewerb des Handwerks
Eigentlich wollte sie erst einmal nur ein Praktikum machen bei der Monolith Bildhauerei und Steinrestaurierung GmbH mit Standorten in Bamberg und Nürnberg. Doch dann ist sie hängen geblieben und hat gleich ihre Lehre dort absolviert. Weil sie die beste ist, kamen jetzt auch HWK-Präsident Thomas Zimmer, Hauptgeschäftsführer Thomas Koller und der stellvertretende Kreishandwerksmeister Alfred Seel in die Bamberger Werkstatt, um der Landessiegerin zu gratulieren. Neben Geschenken für die junge Frau gab es auch die Aussicht auf eine Förderung aus der Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk sowie eine Ehrenurkunde für Firmenchef Christoph Mai für seine herausragende Ausbildungsleistung. Erst vor vier Jahren hatte es mit der Französin Cecile Verry eine Monolith-Auszubildende den Landessieg errungen. „Ich fühle mich hier sehr wohl und es macht echt viel Spaß“, sagt Marlene Bosold und präsentiert ihr Gesellenstück, zwei sich kreuzende Rippen. Was so abstrakt klingt, war in Wirklichkeit eine Menge Arbeit. 52 Stunden hat sie daran gearbeitet, etwa zur Hälfte im Betrieb, zur anderen Hälfte bei der überbetrieblichen Ausbildung im Kompetenzzentrum für berufliche Bildung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in Wunsiedel. Zunächst hatte sie ein Modell aus Porenbeton (Ytong) erstellt, dann die Formen mit Schablonen angezeichnet, ehe die Bearbeitung des schweren Sandsteins erfolgte. „Eigentlich geht diese Arbeit schon weit über ein Gesellenstück hinaus“, sagt ihr Chef, Christoph Mai.
Doch fasziniert ist sie schon von der Tätigkeit der Steinmetzin. Historische Arbeitstechniken gehörten hier genauso zum Arbeitsalltag wie diverse Arbeitsabläufe auf der Baustelle. Und Marlene Bosold räumt auch mit einem gängigen Vorurteil auf: „Steinmetz, das ist schon länger keine Männerdomäne mehr“, sagt sie. Schließlich gebe es Hilfsmittel genug, um körperliche Schwerstarbeit einfacher zu machen. Die Firma Monolith Bildhauerei- und Steinrestaurierung GmbH von Christoph Mai und Roland Heimbach besteht seit 30 Jahren und hat heute rund 50 Beschäftigte. Aus einer erfolgreichen Arbeitsgemeinschaft von Steinmetzen und Restauratoren an der Kaskade des Schlosses Seehof bei Bamberg wurde das Unternehmen, das sich nahezu ausschließlich auf die Restaurierung konzentriert, gegründet. Seit mehr als 25 Jahren steht der sensible Umgang mit steinernen Kulturgütern im Mittelpunkt der Tätigkeit.
Bilder: Fachkräfte und Azubis gesucht / MdB Silke Launert besuchte Ahorntaler Vorzeigeunternehmen
Was beide Unternehmen verbindet: sie suchen händeringend nach Fachkräften und nach Auszubildenden. Sowohl Geschäftsführer Bernd Zeilmann von Richter R&W als auch sein Geschäftsführerkollege Helmut Fuchs von F.K. Isoliermontage beklagten außerdem, dass es im Ahorntal kein Gewerbegebiet gibt. Beide Unternehmen mussten bereits zusätzliche Bürocontainer aufstellen, beziehungsweise mit einem Teil der Produktion nach Waischenfeld ausweichen. Launert sprach danach von unglaublich innovativen Unternehmen im Herzen der Fränkischen Schweiz. Beide Firmen würde man auf den ersten Blick nicht unbedingt so im Ahorntal vermuten. Die 1990 gegründeten Richter R&W gilt als Spezialist für Steuerungstechnik, Messtechnik und Regeltechnik. Die Leistungsbereiche des Unternehmens mit fast 50 Mitarbeitern reichen von der Planung und Konstruktion, Auslieferung, Montage und Inbetriebnahme bis hin zur Schulung. Nach den Worten von Geschäftsführer Bernd Zeilmann arbeitet seine Firma beispielsweise in Sachen Speichertechnologie mit dem Fraunhofer Institut zusammen.
Als weiteres Problem, das die Suche nach geeignetem Nachwuchs zusätzlich erschwere, nannte der Geschäftsführer die Lage des Ortes jenseits des öffentlichen Personennahverkehrs. Als Lösung brachte er die Einrichtung von Ruftaxis oder die Einführung eines Pendelverkehrs nach Glashütten ins Gespräch. Zeilmann kritisierte schließlich auch die ablehnende Haltung des Landratsamtes, Ausnahmegenehmigungen für das Autofahren mit 17 Jahren von der Wohnstätte zum Ausbildungsplatz zu erteilen.
Dabei geht es um Dämmung und Isolierung von technischen Einrichtungen an Industrieanlagen wie Kesseln, Behältern, Trocknungsanlagen, Kühlräumen, Kühltunneln und Kälteanlagen sowie in der Gebäudetechnik um Rohrleitungen, Armaturen, Heizanlagen, Klimaanlagen, Luftkanäle, Kabeltrassen und Kabeldurchführungen. Spezialisiert ist das Unternehmen vorwiegend auf den Lebensmittel- und Pharmasektor, unter anderem mit Molkereien oder Brauereien oder Arzneimittelherstellern. Sogar in Griechenland, der Ukraine, in Tansania und aktuell in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba war und ist F.K.I. bereits tätig. Um den Auftrag aus Äthiopien annehmen zu können, musste das Unternehmen eine 2000 Quadratmeter große Halle in Waischenfeld für die Produktion anmieten.
Vor den Firmen hatte die Bundestagsabgeordnete zusammen mit Bürgermeister Florian Questel, dem einzigen Bürgermeister der Grünen im Landkreis Bayreuth, und den Gemeinderäten Monika Grüner-Schürer (FBA) und Reinhold Schoberth (CSU) sowie Gerd Büttner von der CSU unter anderem das derzeitige Containerrathaus am Ortseingang besucht und sich ein Bild von den geplanten Radwegebauten bei Freiahorn, zwischen Kirchahorn und Oberailsfeld, sowie von Projekten der Dorferneuerung wie dem Dorfplatz Körzendorf gemacht.
Bilder: Aufbruchssignale für den Mittelstand / Wirtschaftspolitischen Fachgespräch mit MIT-Bundesvorsitzenden Carsten Linnemann
Es gebe zahlreiche Herausforderungen, nicht nur das Klimathema, sagte Linnemann. Die Klimafrage werde in Deutschland weder an der Fleischtheke, noch durch Luftballonverbote entschieden. Deutsche Investitionen in Bildung, Forschung und Innovationen könnten aber einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Trotzdem sei Deutschland gerade drauf und dran, seine Automobilindustrie kaputt zu machen. Allein der Begriff Dieselskandal, der in Wirklichkeit ein Betrugsskandal war, habe vieles kaputt gemacht. Der Wirtschaftspolitiker rief dazu auf, technologieoffen zu sein. Von einer alleinigen Focussierung auf das Elektroauto hielt er wenig. Er sei sich absolut sicher, dass sich das Elektroauto in der Fläche niemals weltweit durchsetzen könne. Besonders am Herzen lag dem Abgeordneten der gesellschaftliche Zusammenhalt. Um diesen wieder zu erreichen, könnte beispielsweise ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für junge Leute vieles bewirken. Hier sollte es darum gehen, Sozialkompetenzen zu erlernen und zu begreifen, dass es nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten gibt. Nicht hinzunehmen sei die derzeitige Situation, bei der es nur noch Extreme in der Gesellschaft gebe. „Die einen sagen, den Klimawandel gibt es nicht, die anderen sagen, morgen geht die Welt unter, so extrem gehen die Ansichten mittlerweile auseinander“, sagte Linnemann. Von einer Zeit mit vielfältigen Herausforderungen, die weit über die regionale und nationale Ebene hinausgehen, hatte zuvor die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert gesprochen. Nach Jahren eines anhaltenden wirtschaftlichen Wachstums in Deutschland schwächele die Konjunktur nun schon seit einiger Zeit. Die Ursachen hierfür seien vielfältig und komplex. Launert nannte unter anderem die Krise in der Autoindustrie, der Handelsstreit zwischen den USA und China sowieso Risiken rund um den Brexit. Das alles habe unmittelbare Auswirkungen auf die Exportnation Deutschland. Auch Launert sprach sich deshalb für neue Impulse und Anreize für die Wirtschaft aus. Damit sollte die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im internationalen Vergleich gestärkt werden. Als wesentlichen Punkt nannte sie ebenfalls die Senkung der Unternehmenssteuer. In der anschließenden Diskussion beklagte unter anderem HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller Fehlentwicklungen in der Bildungspolitik. „Die Bildungsströme laufen in Deutschland falsch“, sagte Koller. Wichtig wäre es deshalb, einen besonderen Focus auf die berufliche Bildung zu setzen. „Wem nützt die beste Erfindung etwas, wenn es keinen gibt, der sie einbaut“, so Koller. Er forderte zu einen mehr Praxisorientierung in unserem Bildungssystem und gleichzeitig auch ein näheres Heranrücken der beruflichen an die akademische Bildung. Vor dem wirtschaftspolitischen Fachgespräch hatte Linnemann zusammen mit Launert, dem Kreisvorsitzenden der Mittelstandunion Bayreuth Stadt und Land Martin Popp sowie Bürgermeister Thomas Ebersberger das Unternehmen Medi besichtigt. Der Hersteller von medizinischen Hilfsmitteln wurde 1920 in Pausa im sächsischen Vogtland als Strickwarenhersteller gegründet und in der Nachkriegszeit in Bayreuth mit drei Mitarbeitern neu aufgebaut. Das Familienunternehmen gehört heute zu den Weltmarktführern aus Oberfranken und beschäftigt mehrere tausend Mitarbeiter, die meisten davon am Standort Bayreuth. Bild: Bürgermeister Thomas Ebersberger, MIT-Bundesvorsitzender Carsten Linnemann, die Bayreuther Abgeordnete Dr. Silke Launert und der Kreisvorsitzende der Mittelstandsunion Martin Popp (von links). Bayerns bester Jungfotograf: Johannes Heppner ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Fotograf ist nicht gleich Fotograf: die einen machen Hochzeitsbilder, die anderen Passbilder und wieder andere Bewerbungsfotos. Das alles gibt es in den Greinerstudios nicht. „Wir sind ein reines Produktstudio“, sagt Geschäftsführer Arno Greiner. Vor die Linse kommen nahezu ausschließlich Möbel. Geschäftsführer Greiner spricht vom Composing für Möbelhersteller, die nicht nur aus Deutschland, sondern auch schon mal aus Österreich, Tschechien, Dänemark und sogar aus Litauen kommen. Das Verblüffende: in den Greinerstudios werden auch Möbel fotografiert, die es gar nicht gibt. So manche Couch, die so einladend aussieht, existiert nur als digitale Datei und was als Küche überaus praktisch und ansprechend wirkt, ist in Wirklichkeit noch gar nicht gebaut.
Den Landessieg hatte er mit seinem Gesellenstück errungen, der aufwändigen Aufnahme eines Insektenpräparats im Makrobereich, die aus mehreren Einzelbildern zusammengefügt wurde. Zweite Aufgabe war das Anfertigen von Konzeptfotos von Ketchup-Flaschen und als Wahlthema setzte Johannes Heppner die Pflanzenlampe eines nordischen Möbelherstellers ins rechte Licht. Rein digital versteht sich, die eigentliche Lampe hatte er so nie in der Hand.
Um dem Landessieger zu gratulieren, waren jetzt zahlreiche Persönlichkeiten in die Greinerstudios gekommen. Darunter der oberfränkische Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer und HWK-Geschäftsführer Rainer Beck. Von ihnen gab es neben einem Geschenk für den Landessieger und die Aussicht auf eine Förderung der Meisterausbildung aus der Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk auch eine Ehrenurkunde für Geschäftsführer Arno Greiner für die besondere Ausbildungsleistung der Greinerstudios. Genau 181 junge Leute seien hier seit Bestehen des Unternehmens in den zurückliegenden rund 80 Jahren ausgebildet worden. Zimmer sprach von einem faszinierenden Handwerk, das künstlerisch höchst anspruchsvoll sei, bei dem aber auch sehr, sehr viel am Computer gearbeitet werde. Als Ausbildungsbetrieb gehörten die Greinerstudios zu den Topadressen in Deutschland und darüber hinaus, wenn es um Möbelfotos geht. Weitere Gratulanten waren Kreishandwerksmeister Jens Beland, der stellvertretende Coburger Landrat Rainer Mattern und die 2. Bürgermeisterin von Neustadt bei Coburg Elke Protzner.
Bilder: Bayerns bester Brauer kommt aus Oberfranken / Elias Rittmayer aus Hallerndorf ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Maischen, Spindeln, die Entnahme und Prüfung von Stichproben und das Beurteilen des Malzes, das alles und noch viel mehr ist die Welt von Elias Rittmayer. Damit konnte er letztlich auch den Landeswettbewerb für sich entscheiden. „Mir macht es halt einfach Spaß“, sagt Elias ganz bescheiden. Sein Motto lautet: „Wenn ich etwas mache, dann richtig“. Und so will er nach einem Jahr Gesellenzeit in Hallerndorf die Braumeisterschule in Gräfelfing bei München besuchen. Ob sich danach ein Studium anschließt, lässt Elias derzeit noch offen. Sein Chef Georg hofft natürlich, dass ihm Elias erhalten bleibt: „Die Hauptsache aber ist, er bleibt der Branche treu, denn solche begabte Leute brauchen wir.“
Die Brauerei Rittmayer gehört zu den ältesten Brauereien im Landkreis Forchheim. Schon 1422 wurde der Familie vom Markgrafen Friedrich IV. von Kulmbach-Ansbach das Braurecht verliehen. Heute liegt der Jahresausstoß bei rund 20000 Hektolitern. Die Brauerei hat derzeit zwölf Biersorten im Sortiment.
Bilder: Spielzüge entscheiden den Wettbewerb / vbw-Arbeitgeberforum: Plädoyer für globale Rahmenordnung
„Trotz bester Performance“ würden die Anhänger der sozialen Marktwirtschaft immer wieder in die Defensive geraten. „Das war schon immer so“, sagte Homann. Nur wenige würden in der Marktwirtschaft das Pferd sehen, dass den Karen zieht, zitierte er Winston Churchill. Die Kritik ziele dabei nicht nur auf die Unternehmer selbst, sondern auch auf den Markt und das politische System. Die Kritik sei in der Regel geprägt von Ressentiments und in Zeiten von sozialen Medien gelte die Regel: „Je steiler die Thesen, desto mehr Aufmerksamkeit ist dem Kritiker gewiss“. Wer beispielsweise die Verstaatlichung von BMW fordere, der könne sich einer riesigen medialen Präsenz gewiss sein. Allen Kritikern schrieb Homann ins Stammbuch, dass das System des Wettbewerbs uns allen nie gekannten Wohlstand ermöglicht habe. Verlierer werde es immer geben, das sei die Logik des Wettbewerbs. Trotzdem habe er entscheidend zur Förderung des allgemeinen Lebensniveaus beigetragen. Allerdings erteilte der Philosophieprofessor einem schrankenlosen Wettbewerb eine klare Absage. Ähnlich wie im Fußball müsse auch die Marktwirtschaft auf Regeln setzen. Der Wettbewerb selbst finde in den Spielzügen statt, nicht in den Spielregeln. Schiedsrichter seien das Kartellamt und die Justiz. Zur Kritik am politischen System und der Globalisierung bedauerte Professor Homann, dass eine globale Ordnung fehlt. Wer allerdings glaube, dass an die Globalisierung ein Stückweit rückgängig machen könne, wie etwa Großbritannien mit dem Brexit oder in den USA mit der Parole „America first“, der befinde sich in der Sackgasse. Solche Versuche dienten nur dem Machterhalt. Stattdessen sollten die Verantwortlichen daran arbeiten, eine Rahmenordnung zu geben. Zuvor hatte sich vbw-Bezirksgeschäftsführer Patrick Püttner klar zu den Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft bekannt. „Unsere Gesellschaft verdanke der Marktwirtschaft Wohlstand und ein hohes Maß an sozialer Sicherheit“, sagte er. Das Konzept der sozialen Marktwirtschaft beruhe dabei auf Freiheit und Verantwortung: Freiheit für ein dynamisches Marktgeschehen, das die besten Ideen belohnt, und Verantwortung für nachhaltiges Wirtschaften. Der Staat sollte dabei Schiedsrichter sein, aber kein Mitspieler, so Püttner. Politisch gehe es trotz riesiger Herausforderungen wie demographischer Wandel, internationale Handelskonflikte, Strukturwandel oder Digitalisierung derzeit eher in Richtung Gängelung und Ausweitung der sozialen Wohltaten, beklagte der Geschäftsführer. Von den Prinzipien Freiheit und Verantwortung sei man dagegen in den zurückliegenden Jahren mehr und mehr abgerückt. Bild: „Soziale Marktwirtschaft bedeutet Freiheit und Verantwortung“: vbw-Bezirksgeschäftsführer Patrick Püttner (links) und Professor Dr. Karl Homann, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls Philosophie und Ökonomik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Kfz-Branche: Ungebrochene Attraktivität und Anziehungskraft / Trotz Diesel-Diskussion: Oberfränkische Kfz-Branche blickt optimistisch in die Zukunft – Mobilitätsforum der Kfz-Innung Oberfranken
„Der Diesel ist noch lange nicht tot“, sagte Tröger. Die negative Stimmung stelle eine unverantwortliche Gefährdung von Arbeitsplätzen dar. Eigentlich müsste man meinen, die Hersteller sollten aktiv werden, doch in Wirklichkeit habe das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe mehr für den Diesel gekämpft als alle Hersteller zusammen. Eine klare Absage erteilte der Obermeister auch erneuten Forderungen nach einem Tempolimit. „Es bringt fürs Klima nichts“, so Tröger. Eine Richtgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern auf den Autobahnen reiche völlig aus. Die Top-Qualität moderner Fahrzeuge zeige sich auch darin, dass sie mit entsprechenden Sicherheitsreserven für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt sind. Nach den Zahlen von Geschäftsführer Torsten Leucht sind in Oberfranken 2018 genau 41520 Fahrzeuge neu zugelassen worden, ein Plus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt liege der Kraftfahrzeugbestand im Regierungsbezirk bei aktuell 672484 Autos, 1,39 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dennoch zeige die Diesel-Debatte offensichtlich Wirkung, so Leucht. Im Freistaat sei der Anteil der Diesel-Käufer um acht Punkte auf 35 Prozent gefallen, was dem Anteil von 2010 entspricht. Alternative Antriebe legten zwar zu, blieben aber dennoch ein Nischensegment. Nur jeder hundertste Neuwagen sei ein Elektroauto gewesen, 3,6 Prozent waren Hybride mit kombiniertem Elektro- und Verbrennungsmotor.
Optimistisch blickt die Branche trotz aller Diesel-Turbulenzen in die Zukunft: nach einem leichten Rückgang von Januar bis März setze sich die gesamte positive Entwicklung seit April fort. Seitdem sei auch wieder ein anhaltender Anstieg im Neu- und Gebrauchtwagenmarkt zu verzeichnen, sagte Geschäftsführer Leucht. „Wir brauchen uns mittelfristig keine Sorgen machen, dass uns die Arbeit ausgeht“, so Obermeister Tröger Beim Mobilitätsforum wurden 14 Persönlichkeiten mit dem Goldenen Meisterbrief ausgezeichnet. Sie alle haben das 65. Lebensjahr bereits vollendet und mindestens 30 Jahre lang ihren Betrieb selbstständig geführt. Die erfolgreichen Unternehmer sind: Robert Beck (Walsdorf), Siegfried Dippold (Rugendorf), Anton Dotterweich, Karlheinz Engert und Josef Redler (alle aus Bamberg), Waldemar Götz (Kulmbach), Ingolf Hauswurz (Bayreuth), Hubert Höpfner (Marktleugast), Hermann König (Oberkotzau), Lothar Löffler (Großheirath), Leopold Meder (Selb), Georg Müller (Hollfeld), Manfred Popp-Wirth (Gefrees) sowie Ludwig Schnurrer (Münchberg).
Bilder: Mehr Patienten - weniger Personal / Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege – IG Metall setzt große Hoffnungen auf das Volksbegehren „Stoppt den Pflegenotstand“
Große Hoffnungen setzt die Gewerkschaft auf den Ausgang des Volksbegehrens „Stoppt den Pflegenotstand an Bayerns Krankenhäusern“. Über die Zulassung entscheidet derzeit das Bayerische Verfassungsgericht. Während die Staatsregierung auf die Zuständigkeit des Bundes und das neue Pflegestärkungsgesetz verweist, waren binnen kurzer Zeit an die 120000 Unterschriften für das Volksbegehren eingegangen. Eine Entscheidung wollen die Richter am 16. Juli verkünden. „Wir können derzeit nur abwarten“, sagte Thomas Agel. Egal wie es ausgeht, das Thema sei auf jeden Fall einmal gesetzt und habe die Köpfe vieler Menschen erreicht. Mehr Fälle, eine höhere Patientendichte, die immense Zunahme der Dokumentationspflichten und Hygienevorschriften: all das sorge dafür, dass bei den Mitarbeitern der Leistungsdruck immens zugenommen hat. „Wenn ich mehr dokumentieren muss, bleibt weniger Zeit für die Patienten“, so der Referent, der früher selbst als Pfleger tätig war und die Notfallambulanz in Münchberg leitete. „An manchen Kliniken sei die Situation mittlerweile so knapp, dass man zeitweise hilflos vor den Dienstplänen steht. Kein Wunder, dass gerade beim Pflegepersonal psychosomatische Erkrankungen massiv zugenommen hätten. Viele Kollegen stünden bereits vor dem Burn Out. Neben der Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen in der Pflege hat die Gewerkschaft auch eine weitere Kernforderungen des Volksbegehrens übernommen: „vernünftige Personalbedarfsberechnungen“. Die sind eigentlich im neuen Pflegepersonalstärkungsgesetz vorgesehen. Da die Verhandlungen mit den Kassen erst jetzt langsam beginnen, könne man noch keine Aussage über den Erfolg des Gesetzesvorhabens treffen. Thomas Agel kann sich aber nur schwerlich vorstellen, „dass dadurch jetzt wirklich alles besser wird“. Ein weiteres Problem, das die Gewerkschaften auf die Gesellschaft zukommen sieht, ist der Fachkräftemangel, auch im Pflegebereich. „Pflegekräfte werden wirklich gesucht“, so der Personalratsvorsitzende. Die Hochfranken-Kliniken seien davon noch nicht so betroffen. Hier sei der Mangel noch nicht so signifikant, weil sie eine eigene Krankenpflegeschule betreiben. Allgemein sei aber schon festzustellen, dass gut ausgebildetes Personal lieber zu niedergelassenen Ärzten geht, wo es kaum Nacht- und Wochenendschichten gibt. Entstanden sei der Pflegenotstand nach den Worten von Thomas Agel bereits ab 2003 mit der Einführung der diagnosebezogenen Fallpauschalen (DRG). Während Kliniken früher umso mehr von einem Patienten profitiert hätten, je länger er sich im Krankenhaus aufhielt, sei das System daraufhin auf den Kopf gestellt worden. Plötzlich habe es Grenzverweildauern gegeben, dadurch sei ein starker Leistungsanreiz entstanden. Die Antwort der meisten Häuser seien Einsparungen beim Personal gewesen. Weil man vor dem Hintergrund des Pflegenotstandes aber derzeit nicht noch schlechter bezahlen kann, werde das Personal eben heruntergefahren, so dass für die Beschäftigten ein immer größerer Arbeitsdruck entsteht. Bild: Thomas Agel, Personalratsvorsitzender der Klinik Hochfranken. Gewerkschaft kritisiert „mickrige Angebote“ der Arbeitgeber / Positive Mitgliederentwicklung bei der IG Metall Ostoberfranken
Beim Schreibwarenhersteller Faber-Castell geht es nach den Worten von Stefan Hübner um eine Forderung von fünf Prozent mehr Geld für zwölf Monate sowie mindestens 150 Euro für die unteren Lohngruppen. Was die Gewerkschafter besonders ärgert, ist nicht nur das „mickrige Angebot“ von 1,8 Prozent für 2019 und 1,6 Prozent mehr für 2020, sondern auch die Drohung der Arbeitgeberseite, die unteren Lohngruppen ohnehin in den kommenden Jahren wegzurationalisieren. „Das zeigt keine Wertschätzung für die Menschen“, sagte Hübner. Die IG Metall setzt nun alles auf eine zweite Verhandlungsrunde. Noch dramatischer ist die Lage bei Auto Scholz. Das Unternehmen feiere in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen und zur Feier des Tages möchte das Unternehmen komplett aus dem Haustarifvertrag aussteigen und Einzelarbeitsverträge abschließen, so Peter Blaseck. Das Angebot des Arbeitgebers bezifferte er auf exakt Null, andernfalls werde mit Standortschließungen gedroht. „Das Ding ist noch noch nicht zuende“, sagte Blaseck und appellierte an den Zusammenhalt bei seinen Kollegen. Die beiden Warnstreiks zeigten, wie wichtig die Arbeit der Gewerkschaften ist. In der überaus positiven Mitgliederentwicklung der IG Metall Ostoberfranken spiegle es sich durch auch wider, dass die Beschäftigten dies auch erkannt hätten, so der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel. Er bezifferte die Zahl der Ein-Prozent-Zahler, als der betriebsangehörigen Mitglieder, die ein Prozent ihres Bruttolohnes als Beitrag an die Gewerkschaft abführen, auf aktuell knapp 7000 in Ostoberfranken. 233 Neuaufnahmen seit Jahresbeginn stünden 80 Austritte gegenüber. „Damit sind wir auf einem sehr guten Level“, sagte Seidel. Um auch in Zukunft gut dazustehen, hat sich die Gewerkschaft vorgenommen, sich intensiv um diejenigen zu kümmern, die der IG Metall den Rücken kehren möchten. Nach den Worten von Monika Röckl von der Bezirksleitung Bayern wurde dazu in jeder der 21 bayerischen Geschäftsstellen eine Kollegin für die Rückgewinnung beauftragt. Ihre Aufgabe ist es, mit Kollegen, die austreten möchten, noch einmal das persönliche Gespräch zu suchen, um sie vielleicht doch noch von der Gewerkschaft und ihren Vorteilen überzeugen zu können. In der Geschäftsstelle der IG Metall Ostoberfranken in Münchberg nimmt Sachbearbeitern Doris Breuer diese Aufgabe wahr. Wie sehr sich die Rückholaktion lohnt, machte Monika Röckl an den folgenden Zahlen fest: Von den knapp 18000 Austritten im Jahr 2018 konnten fast 4000 Mitglieder wieder zurückgewonnen werden. Bildtext: Werben für den direkten Kontakt zu den Mitgliedern: Monika Röckl von der IG Metall Bezirksleitung Bayern und Volker Seidel von der IG Metall Ostoberfranken.
Von der guten Idee zur
erfolgreichen Innovation /
InnoTruck ist die Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Der InnoTruck ist als „Innovations-Botschafter“ unterwegs, Ziel der mobilen Erlebnisausstellung ist es, Lust auf Technik und Wissenschaft zu machen. Der Truck soll zeigen, wie Innovationen unser Leben positiv verändern können. Das doppelstöckige Ausstellungsfahrzeug reist ganzjährig durch Deutschland und zeigt anschaulich, welche Rolle Innovationen in unserem Alltag spielen Ziel der Initiative ist es auch, den öffentlichen Dialog über die Frage zu führen, wie Innovationen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich vorangetrieben werden sollen, um ihren größtmöglichen Nutzen zu entfalten.
Innovative Technologien sind der Schlüssel zu Wachstum, Beschäftigung, Wohlstand und Lebensqualität, sagte Dr. Silke Launert beim Besuch des InnoTrucks. Launert hatte sich zusammen mit der Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe einer Schülergruppe angeschlossen, die Torben Schindler und Dr. Dominik Klinkenbuß, beide wissenschaftliche Projektbegleiter des InnoTrucks durch die Schau führten. Ob die Entwicklung von Produkten zu nachhaltiger Mobilität, digitaler Produktion, Dienstleistungen und individualisierter Medizin heute: Große und kleine Innovationen verändern die Welt zum Wohl der Menschen.
Auf zwei Stockwerken und rund 100 Quadratmetern Ausstellungsfläche bot sich allen Besucherinnen und Besuchern eine spannende Entdeckungsreise von der Forschung über die Technologie und die Anwendung bis hin zu Berufsbildern und Mitmachangeboten. Nicht nur Anschauen – auch Anfassen und Ausprobieren lautete dabei die Devise. Produkte regionaler Erzeuger erfolgreich vermarkten / Emtmannsberg: Dorfladen und Bank gehören zu den kleinsten in Bayern – MdB Dr. Silke Launert besuchte Gemeinde am Stadtrand von Bayreuth
Im Zentrum stand dabei das geradezu vorbildlich sanierte Schloss der ehemaligen Freiherren von Stein aus dem Jahr 1689. Hier gibt es nicht nur kommunale Räume, die Volkshochschule, einen Veranstaltungsraum und eine (derzeit leider nicht verpachtete) Gaststätte. Im Mittelpunkt steht der mit 40 Quadratmetern wohl kleinste, aber dafür laut den Verantwortlichen auch einer der schönsten Dorfläden Bayerns. Der neue Dorfladen Emtmannsberg hat das Ziel, Regionalität konsequent umzusetzen. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, so Bürgermeister Thomas Kreil und sein Stellvertreter Gerhard Herrmannsdörfer, zugleich ehrenamtlicher Beiratsvorsitzender des Ladens. „Produkte regionaler Erzeuger erfolgreich vermarkten“, das wollten Gerhard Herrmannsdörfer und Dorfladenleiter Stefan Bauernfeind von Anfang an. So kommen zum Beispiel die Wurstdosen von der Metzgerei Steinlein in Zochenreuth, Frischwurst von den Metzgereien Parzen in Bayreuth und Lindner in Weidenberg sowie Backwaren von den Bäckereien Nitschke in Bayreuth und der Buchauer Holzofenbäckerei in Pegnitz. Den Ziegenkäse beziehen die Verantwortlichen von der Ziegenkäserei aus Würnsreuth, Saft und andere Getränke von der Obstkelterei Rauh in Lehen, Bio-Soßen von der Firma Alber aus Marktschorgast und Herods Fruchtgelee aus Kasendorf im Kulmbacher Land. Natürlich gibt es auch einen Grundbestand an Waren, außerhalb des regionalen Sortiments, die der Großhandel zuliefert. Tiefkühlpizza zum Beispiel, oder einige „Gut-und-günstig-Produkte“ von Edeka. Aber das nur der Vollständigkeit halber. Schließlich soll der kleine Laden die Grundversorgung der Entmannsberger sicherstellen. Eine weitere Besonderheit sind die beiden Automaten vor der Eingangstür. Auch sie bieten alles zur Grundversorgung außerhalb der Ladenöffnungszeiten und das zu zivilen Preisen und ausschließlich aus regionaler Herkunft. Wie in vielen kleineren Orten im Freistaat, gab es auch in Emtmannsberg nahe der Bayreuther Stadtgrenze früher einen Lebensmittelladen. Doch auch hier ließ sich der allgemeine Konzentrationsprozess nicht aufhalten. Mit dem Vorhaben das ehemalige Schloss mitten im Ort zu sanieren, umzubauen und einer Nutzungsänderung zuzuführen, ergab sich auch die Möglichkeit im Erdgeschoss des Gebäudes einen Dorfladen vorzusehen. Um die Einrichtung des im Rahmen der Schlosssanierung vorgesehenen Dorfladens konkret anzugehen, wurde, nach anfänglichen Besprechungen im Dezember 2017 im Gemeinderat, ein Arbeitskreis gegründet. Fragen wie „Wer möchte wann im Emtmannsberger Dorfladen einkaufen“, „Welche Produkte werden dort erwartet“ oder „Wer wäre bereit in einem Dorfladen aktiv mitzuarbeiten“, standen dabei im Mittelpunkt und wurden von rund 300 Bürgern beantwortet. Der Dorfladen Emtmannsberg wurde im Februar 2018 als Unternehmergesellschaft (UG) gegründet. Ein gewählter Beirat übt Überwachungs- und Kontrollfunktionen aus und bestellt den Geschäftsführer. Die Unternehmensbeteiligung ist mit einer einmaligen Einlage in Höhe von mindestens 250 Euro möglich. Aktuell liegt die Gesamtsumme der 110 gezeichneten Anteile bei 36000 Euro. Mit Stefan Bauernfeind, gelernter Landwirt aus Wolfsbach und zuletzt rund 20 Jahre lang im Einzelhandel tätig, gibt es einen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter. Zusammen mit 30 ehrenamtlichen Kräften werden die Öffnungszeiten abgedeckt. „Die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit ist deswegen so hoch, weil die Menschen einfach die Sehnsucht haben, wieder einen Laden im Dorf zu haben“, sagt Gerhard Hermannsdörfer. Insgesamt sei für den Dorfladen ein Investitionsvolumen von rund 100000 Euro notwendig gewesen. Neben der Beteiligung seitens der Bürgerschaft kamen weitere finanzielle Mittel von der Gemeinde aus dem europäischen Leader-Programm, das modellhaft innovative Projekte im ländlichen Raum unterstützt. Die Abgeordnete Dr. Silke Launert würdigte bei ihrem Besuch das außerordentliche ehrenamtliche Engagement. „Was sie hier angestoßen haben, ist wirklich vorbildlich“, sagte Launert. Nicht nur das Schloss sei wieder mit Leben erfüllt worden, auch die Versorgung der Menschen vor Ort sei Dank des innovativen Automatenkonzeptes sogar 24 Stunden pro Tag möglich. Eine Besonderheit von Emtmannsberg ist auch die dortige Raiffeisenbank, die als eine der kleinsten Banken im nordostbayerischen Raum gilt. Die Genossenschaftsbank hat 15 Mitarbeiter, eine einzige Geschäftsstelle im Ortsteil Troschenreuth, rund 2000 Kunden und 500 Mitglieder. Die Bilanzsumme liegt laut Stefan Lischkowitz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, und Vorstand Jan Kalbitz bei 66,9 Millionen Euro. Als eines der wichtigsten Geschäftsfelder bezeichnete Kalbitz die Kreditvergabe für den gesamten Baubereich. Der Bank angeschlossen ist ein Warengeschäft für die Landwirtschaft, die in Emtmannsberg mit zahlreichen Vollerwerbsbetrieben noch eine wichtige Rolle spielt. Bild: Bürgermeister Thomas Kreil, Beiratsvorsitzender Gerhard Herrmannsdörfer und Dorfladenleiter Stefan Bauernfeind (von rechts) erläuterten der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert das Konzept des Dorfladens Emtmannsberg. BayWa setzt auf Bio / Handelskonzern konnte 2018 Umsatz weiter steigern
2018 investierte die BayWa in den drei fränkischen Regierungsbezirken über 16 Millionen Euro. Für das laufende Jahr sind an den Standorten Investitionen in Höhe von gut 20 Millionen Euro geplant. „Online-Angebote und Präsenz vor Ort verbinden wir zu einer starken Leistung für unsere Kunden“, so Popp. Für das internationale Gebrauchtmaschinenzentrum in Bamberg werde es eine weitere Halle geben, der Baustoffbereich investiere in Coburg und Lauf. Die Agrarsparte baue die Silo- und Stückgutlogistik in Ober- und Mittelfranken weiter aus und im Energiebereich soll die Infrastruktur für Holzpellets zusätzlich gestärkt werden. Traditionell stark engagiert sich die BayWa in der Aus- und Weiterbildung in der Region. Die BayWa ist in Franken mit rund 2200 Mitarbeitern vertreten; darunter sind rund 13 Prozent Azubis. Diese Ausbildungsquote liege deutlich über dem Bundesdurchschnitt, so der Leiter des Business Service Centers. Eine Besonderheit gibt es in der Sparte Agrar. Während die Umsätze bezogen auf alle drei fränkischen Regierungsbezirke von 296 auf 268 Millionen Euro spürbar zurückgegangen waren, ergibt sich ein ganz anderes Bild, wenn man Unterfranken weglässt. Für Ober- und Mittelfranken konnte Spartengeschäftsführer Bernhard Schleicher sogar eine, wenn auch leichte, Steigerung von 122 auf 1245 Millionen Euro vermelden. „Durch die Trockenheit im Sommer gingen die Ernte- und Erfassungsmengen beim Getreide deutlich zurück“ sagte Schleicher. Infolge des Niedrigwassers auf den Flüssen sei das Erntegut teils in den Lagern liegengeblieben. An Bedeutung gewinnt auch bei der BayWa die Bio-Schiene: „Die Nachfrage nach Bioprodukten steigt“, so der Geschäftsführer. Die BayWa habe durch die Mitgliedschaft im Qualitätsprogramm „Bayerisches Bio-Siegel“ die Vermarktung von ökologisch erzeugten Agrarprodukten ausgebaut. „Neben der Erfassung und Vermarktung von Bio-Produkten bieten wir für die ökologische Landwirtschaft ein Spektrum, das von Saatgut über Düngemittel bis hin zu Futtermitteln reicht“, so Schleicher. Und Günter Schuster, Spartengeschäftsführer Technik, ergänzte: „Dass die Bedeutung der Öko-Landwirtschaft wächst, sehen wir auch bei der Nachfrage nach Maschinen wie Striegel und Hacken für die mechanische Bearbeitung der Felder.“ Was den schonenden Umgang mit Ressourcen anbelangt, hat die BayWa ihr Angebot an Smart Farming-Lösungen weiter ausgebaut und verfeinert. Ein Beispiel dafür ist die Stickstoffdüngung. „Das Thema treibt unsere Kunden sehr um, gerade auch vor dem Hintergrund der neuen Düngeverordnung“, so Schleicher und Schuster. Darüber hinaus hätten die Landwirte vor dem Hintergrund guter Erzeugerpreise 2018 verstärkt in neue Maschinen investiert; auch bei Stallbauten habe die Technik den Umsatz gesteigert. Zudem erhöhte sich der Umsatz am internationalen Gebrauchtmaschinen-Zentrum Bamberg; Der Technik-Umsatz lag 2018 in Ober- und Mittelfranken nach den Worten von Schuster bei 136 Millionen Euro (Vorjahr: 117 Millionen Euro). Auch im Energiebereich stieg der Umsatz: Allein in Ober- und Mittelfranken von 166 auf 182 Millionen Euro. Wie Wolfgang Stolz, Regionalleiter Franken, erläuterte, war 2018 das Heizöl- und Kraftstoffgeschäft durch besondere Ereignisse geprägt: durch das Niedrigwasser auf den Flüssen und den Ausfall bei einem Lieferanten durch die Explosion in der Raffinerie Vohburg in Oberbayern. Schließlich konnte auch der Baustoffbereich auf Ober- und Mittelfranken bezogen seinen Umsatz von 140 auf 150 Millionen Euro steigern. „Wir konnten in allen Sortimentsbereichen zulegen. Die Nachfrage war in der Branche 2018 insgesamt sehr hoch“ so Jochen Schneider, Spartengeschäftsführer Baustoffe. Der Baustoffbereich investiert 2018/2019 gut 16 Millionen Euro in Franken: Schwerpunkte sind dabei das neue Bauzentrum in Lauf, das neue Bürogebäude in Coburg und eine neue Lagerhalle in Ansbach. Bild: In Bamberg stellten die Verantwortlichen des BayWa für Franken ihre Geschäftszahlen vor (von links): Günter Schuster, Dieter Popp, Jochen Schneider, Wolfgang Stolz und Bernhard Schleicher. Bürokratie, Fachkräfte und Meisterpflicht / Vertreter des oberfränkischen Handwerks diskutierten mit Abgeordneten aus Bund und Land
„Vertrauen sie dem Handwerk und seiner Leistungsfähigkeit“, rührte Zimmer die Werbetrommel. Handwerk in Oberfranken, das bedeute rund 16000 Betriebe mit 75000 Beschäftigten, 5500 Auszubildenden und einem Jahresnettoumsatz von 7,5 Milliarden Euro. Nicht jede Eventualität müsse gleich in ein Gesetz gegossen werden, lautete eine der Kernforderungen des HWK-Präsidenten. Zimmer gab zu bedenken, dass der durchschnittliche oberfränkische Handwerksbetrieb zwischen fünf und zehn Mitarbeiter habe und deshalb mit immer neuen Auflagen schlichtweg überfordert sei, Als jüngst Herausforderung nannte er dabei die Datenschutzgrundverordnung. Zimmer: „Wir brauchen eine deutliche Verschlankung bei den bürokratischen Verpflichtungen“. Notwendig sei auch eine Reform der Einkommenssteuer mit dem Ziel, dass die Sozialausgaben, also die Summe aus Renten-, Krankenversicherungs-, Pflege- und Arbeitslosenbeitrag, nicht auf über 40 Prozent ansteigen. „Wir fordern, die steuerlichen Belastungen und Abgaben zu senken“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Neben der Absenkung des Einkommenssteuertarifs gehöre dazu auch die endgültige Abschaffung des Solidaritätszuschlages. „Das hätten wir auch gerne gemacht“, entgegnete der Bundestagsabgeordnete Dr. Hans Michelbach (CSU) aus Coburg. Die Forderung sei aber mit dem Koalitionspartner SPD nicht durchzusetzen gewesen. Was den Solidaritätszuschlag betrifft, gab die Bayreuther CSU-Abgeordnete Dr. Silke Launert zu bedenken, dass dieser ja ab 2021 für 90 Prozent durch eine entsprechende Freigrenze faktisch abgeschafft werde. Dies sei die einzige Möglichkeit gewesen, um überhaupt eine Koalition und damit stabile politische Verhältnisse zu erreichen. Zudem wies sie auf ihre Hoffnung bezüglich einer kommenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes hin, was die übrigen zehn Prozent anbelangt. Launert lobte das Format des handwerkspolitischen Gesprächs, weil dabei Themen anhand praktischer Beispiele verdeutlicht werden können. Als „Hauptthema schlechthin“ bezeichnete Präsident Zimmer den Fachkräftebedarf. Er bezifferte die Zahl der offenen Stellen im zurückliegenden Winter auf 13000 und bezeichnete es als Dilemmas, dass akademische und berufliche Bildung so unterschiedlich gefördert würden. Notwendig seien dazu auch kleine Schritte wie zum Beispiel die Bereitstellung von Azubi-Tickets analog zu Semestertickets oder die Bereitstellung von Bildungswohnheimen statt bloßer Studentenwohnheime. Das Handwerk drängt außerdem auf eine Wiedereinführung der Meisterpflicht in sogenannten B1-Gewerken. Sie war 2004 abgeschafft worden, die Verantwortlichen drängen auf eine Wiedereinführung bereits zum Januar 2020, da der Meister die wichtigste Säule der dualen Ausbildung darstellt. Mit der Digitalisierung wurde bei dem Gespräch ein weiteres elementares Thema angesprochen. Hauptgeschäftsführer Koller nannte die Digitalisierung eine Herausforderung und eine Chance für alle Handwerksbetriebe zugleich. Jeder der rund 75000 Beschäftigten sei davon betroffen. Für Oberfranken besonders wichtig sei dabei die Verstetigung und Ausweitung des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk (KDH), eines von bundesweit fünf solcher Zentren. Ziel sei die Integration der Digitalisierung in die berufliche Aus- und Weiterbildung. Die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel Fischer begrüßte die Gesprächsrunde mit Praktikern. Der Abbau der Bürokratie, die Gewinnung von Fachkräften und die Wiedereinführung der Meisterpflicht waren für die die wesentlichen Schlagworte in Sachen Handwerkspolitik. Außerdem nahm sie als Integrationsbeauftragte ausführlich Stellung zum Thema Integration und Arbeitsmöglichkeiten von Flüchtlingen. An dem Gespräch hatten außerdem der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (FW), die Landtagsabgeordneten Klaus Adelt (SPD) und Sebastian Körber (FDP) sowie die Bundestagsabgeordneten Thomas Hacker (FDP) und Tobias Peterka (AfD) teilgenommen. Bild: „Ja zum Meister“ lautet eine der Kernforderung des Handwerks, die Vertreter der Kammer zusammen mit Abgeordnete aus Bund und Land in Bayreuth diskutierten. Von Aufseß in die ganze Welt / Erich Ziegler GmbH produziert Zitruskonzentrate für den globalen Markt – Politiker besichtigten Vorzeigeunternehmen im Landkreis Bayreuth
Rohstoffe sind Zitrusöle, die aus der Schale und dem Saft von Orangen, Zitronen, Grapefruits, Mandarinen und Limetten gewonnen werden. Dies geschieht in den Ursprungsländern, also in den USA, in Mexiko oder Brasilien. In Aufseß kommen dann die ausgepressten Schalen- und Essenzöle an, wo sie mit Hilfe sogenannter kalter Prozesstechnologie konzentriert werden. Ziel sei es, die Öle unter anderem stabil, lagerfähig und vor allem löslich zu machen, so Dr. Herta Ziegler, die in dem Familienunternehmen für die Bereiche Forschung und Entwicklung zuständig ist. Um die Dimension zu verdeutlichen, macht Günter Ziegler die folgende Rechnung auf. Aus 1000 Kilogramm Früchten werden drei Liter Öl gepresst. Dieses Öl wird dann in Aufseß 8- bis 40-fach konzentriert, ehe es zu Kunden in aller Welt geliefert wird. Zwei Drittel der Produktion bleiben in Europa, 13 bis 14 Prozent gehen jeweils nach Asien und Nordamerika, kleinere Lieferungen auch nach Südamerika, Australien und Afrika. Für die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer ist die Erich Ziegler GmbH ein eindrucksvolles Beispiel dafür, welch hochqualifizierte Unternehmen in der Region tätig sind, die sich auf Nischen konzentriert haben und die dort überaus erfolgreich sind. „Es ist schon bezeichnend, welche Vielfalt an Unternehmen wir vor Ort vorfinden.“ Von einem „Glücksfall für die Gemeinde“ mit ihren knapp 1300 Einwohnern sprach Bürgermeister Ludwig Bäuerlein. Die Erich Ziegler GmbH wurde 1963 in Aufseß (Landkreis Bayreuth) gegründet und ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Erich Zieglers Sohn Günter ist seit 1988 im Unternehmen tätig und hat 1992 zusammen mit seinem Bruder Manfred die Geschäftsführung übernommen. Die Erich Ziegler KG beschäftigt über 60 Mitarbeiter. Bild: Informationsbesuch bei einem Vorzeigeunternehmen im Landkreis Bayreuth (von links): der Aufsesser Bürgermeisters Ludwig Bäuerlein, Firmenchef Günter Ziegler, Dr. Herta Ziegler, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und Bezirksrat Stefan Specht. „Bayern barrierefrei“: Reha-Team Bayreuth als erstes bayerisches Sanitätshaus ausgezeichnet
Barrierefrei seien Lebensbereiche dann, wenn sie Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt erreichen und nutzen können, sagte Geschäftsführer Gernot Gebauer bei einem Pressetermin in den Geschäftsräumen am Bauhof in Bayreuth. Dazu gehöre auch, dass es keine besondere Erschwernis gebe und dass grundsätzlich keine fremde Hilfe für den Betroffenen notwendig ist. „Gernot Geyer und sein Team setzen das alles hier in vorbildlicher Art und Weise um“, gratulierte die Bayreuther Landtagsabgeordnete und Integrationsbeauftragte der Staatsregierung Gudrun Brendel Fischer. Als überregionaler Gesundheitsdienstleister sei das Reha-Team Bayreuth seit 1950 mit den speziellen Anforderungen vertraut, die von einem führenden Sanitätshaus erwartet werden, so Geschäftsführer Gebauer. Nicht nur bautechnisch seien sämtliche Barrieren im komplett ebenerdigen, vollklimatisierten und großräumig konzipierten Kundenberatungszentrum beseitigt, auch die beiden überbreiten Eingangstüren öffneten sich sensoelektrisch. Darüber hinaus stünden ausreichend Sitzmöglichkeiten und Erfrischungsgetränke bereit. Für den persönlichen Hilfebedarf gibt es Rufsäulen an den Kundenparkplätzen und die Toilettenanlagen sind rollstuhlgerecht zugänglich. Senioren werden durch Mitarbeiter individuell im Kundengespräch begleitet, so dass auch Menschen mit Sehbehinderungen immer einen persönlichen Ansprechpartner haben. „Unsere Angebote und Dienstleistungen sind nicht nur barrierefrei und behindertengerecht sondern generell generationenfreundlich konzipiert“, so Gebauer. Die Auszeichnung „Bayern barrierefrei“ würdigt Bemühungen um die Barrierefreiheit für alle Menschen, Jung und Alt, mit und ohne Behinderung. Das Reha-Team Bayreuth ist Vertragspartner gesetzlicher Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, sonstiger öffentlich-rechtlicher Kostenträger und privater Kranken- und Sachversicherer. Als überregionales Gesundheitszentrum hat das Reha-Team Filialen und Partnerbetriebe unter anderem in Auerbach, Bamberg, Coburg, Forchheim, Fürth, Kronach, Münchberg, Neumarkt in der Oberpfalz, Pegnitz, Schwarzenbach am Wald und in Selb. Bild: Reha-Team-Geschäftsführer Gernot Gebauer und die Bayreuther Landtagsabgeordnete und Integrationsbeauftragte der Staatsregierung Gudrun Brendel Fischer bei der Präsentation der Auszeichnung „Bayern barrierefrei“. Seilhandwerk hundert Prozent Made in Germany / Der Seiler Tim Hocker ist Bundessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Die Aus- und Weiterbildung nimmt bei Liros breiten Raum ein. Jedes Jahr bildet das Unternehmen regelmäßig junge Mitarbeiter zum Seiler aus. „Dies ist Garant für fachkundigen Nachwuchs“, sagt Geschäftsführer Rosenberger. „Wir bilden aus, um die Leute zu übernehmen.“ Auch heuer gibt es wieder fünf Azubis zum Seiler, dazu einen weiteren zum Bürokaufmann. Damit Liros auch immer wieder Spitzenleute findet seien aber auch einige Anstrengungen notwendig. Das Unternehmen ist auf Ausbildungsmessen präsent, wirbt in Schulen für das Seilerhandwerk, ist in den sozialen Medien präsent und bietet Praktika an. „Bei uns gibt es einen sicheren Arbeitsplatz in einem abwechslungsreichen Beruf“, sagt Sven Rosenberger. Tim Hocker habe von Anfang an überaus stabile Leistungen gezeigt. „Super in Theorie und Praxis, wir sind froh, dass wir in haben“, so der Geschäftsführer. Tim Hocker selbst ist trotzdem ganz bescheiden: „Man gibt sein Bestes“, sagt er, der ebenfalls die Vielfalt des Seilerhandwerks so schätzt. Zum Teil sei es reine Handarbeit, zum Teil müssen aber auch mit den verschiedensten Maschinen umgehen können. Auch gute Noten in Mathe seien nicht unbedingt ein Nachteil. Die Meisterprüfung will er vielleicht später mal machen. Bis dorthin sei aber noch Zeit. Sein Gesellenstück war eine schmucke Hängeseilschaukel für Kinder, die er in klassischer Makramee-Technik zu einem Seilteppich geflochten hatte. Seit der Gründung 1854 im benachbarten Lichtenberg produziert die Familie Rosenberger Seile aus allen auf der Welt bekannten Fasern. Liros gilt als Spezialist für technische Faserseile in Europa. Heute wird das Unternehmen in fünfter Generation von Karl Friedrich Rosenberger und Sven Rosenberger geführt. Liros-Seile fliegen mit Fallschirmen und Gleitschirmen durch die Luft, segeln mit Schiffen um die Welt, ziehen Holz aus dem Wald oder Fische aus dem Wasser, sie werden aber auch im Automobilbau und vielen anderen Industrien eingesetzt. Liros arbeitet an seinen Standorten Berg und Lichtenberg mit 170 Mitarbeitern hundert Prozent Made in Germany. Helle großzügige Arbeitsplätze in der modernen Flechterei bieten ein perfektes Arbeitsumfeld für die Produktion technisch anspruchsvoller Produkte. Vertriebsbüros unterhält das Unternehmen in Frankreich und Schweden. Nicht umsonst heißt es von Seiten der Geschäftsführung: „Innovation ist die Triebfeder unseres Unternehmens“. Nicht die Massenproduktion einfacher textiler Produkte, sondern die technische Problemlösung für den einzelnen Kunden stehe im Vordergrund. Mehr als 2000 Seilprodukte aus allen bekannten Synthetik- und Naturfasern sicherten besten Service und schnellste Lieferung weltweit. Bild: Bayerns bester Seiler: Geschäftsführer Sven Rosenberger (links) freut sich über den Bundessieg von Tim Hocker im Leistungswettbewerb des Handwerks. Produkte regionaler Erzeuger erfolgreich vermarkten / Neuer Dorfladen in Emtmannsberg setzt konsequent auf Zulieferer aus der Region
„Produkte regionaler Erzeuger erfolgreich vermarkten“, das wollten Gerhard Herrmannsdörfer und Dorfladenleiter Stefan Bauernfeind von Anfang an. So kommen zum Beispiel die Wurstdosen von der Metzgerei Steinlein in Zochenreuth, Frischwurst von den Metzgereien Parzen in Bayreuth und Lindner in Weidenberg sowie Backwaren von den Bäckereien Nitschke in Bayreuth und der Buchauer Holzofenbäckerei in Pegnitz. Den Ziegenkäse beziehen die Verantwortlichen von der Ziegenkäserei aus Würnsreuth, Saft und andere Getränke von der Obstkelterei Rauh in Lehen, Bio-Soßen von der Firma Alber aus Marktschorgast und Herods Fruchtgelee aus Kasendorf im Kulmbacher Land.
Eine weitere Besonderheit sind die beiden Automaten vor der Eingangstür. Auch sie bieten alles zur Grundversorgung außerhalb der Ladenöffnungszeiten und das zu zivilen Preisen und ausschließlich aus regionaler Herkunft. Gerhard Hermannsdörfer kann an seiner App ablesen, dass in den ersten sieben Tagen seit der Eröffnung fast 900 Verkaufsvorgänge an den Automaten stattfanden. Nicht schlecht bei knapp 1000 Einwohnern im Dorf. Der Kloßteig war schon am ersten Wochenende ausverkauft. Selbst zu mitternächtlicher Stunde wurden schon einige Einkaufsvorgänge verbucht.
Um die Einrichtung des im Rahmen der Schlosssanierung vorgesehenen Dorfladens konkret anzugehen, wurde, nach anfänglichen Besprechungen im Dezember 2017 im Gemeinderat, ein Arbeitskreis gegründet. Fragen wie „Wer möchte wann im Emtmannsberger Dorfladen einkaufen“, „Welche Produkte werden dort erwartet“ oder „Wer wäre bereit in einem Dorfladen aktiv mitzuarbeiten“, standen dabei im Mittelpunkt und wurden von rund 300 Bürgern beantwortet.
Mit Stefan Bauernfeind, gelernter Landwirt und zuletzt rund 20 Jahre lang im Einzelhandel tätig, gibt es einen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter. Zusammen mit 30 ehrenamtlichen Kräften werden die Öffnungszeiten abgedeckt. „Die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit ist deswegen so hoch, weil die Menschen einfach die Sehnsucht haben, wieder einen Laden im Dorf zu haben“, sagt Gerhard Hermannsdörfer. Insgesamt sei für den Dorfladen ein Investitionsvolumen von rund 100000 Euro notwendig gewesen. Neben den rund 35000 Euro Beteiligung seitens der Bürgerschaft kamen 20000 Euro von der Gemeinde, an die wiederum 200 Euro Miete im Monat für die Räumlichkeit bezahlt werden müssen. An Förderung aus dem europäischen Leader-Programm, das modellhaft innovative Projekte im ländlichen Raum unterstützt, wird mit 30000 Euro gerechnet. Der Rest musste als Darlehen aufgenommen werden.
Bilder: IG Metall kündigt Warnstreiks an: Beschäftigte der Textil- und Bekleidungsindustrie fordern 5,5 Prozent mehr Geld / Delegiertenversammlung der Gewerkschaft in Himmelkron
Als oberstes Ziel für die kommenden Wochen gab Winnerlein deshalb aus, in den Betrieben präsenter zu sein. Neben der Forderung von 5,5 Prozent geht es ähnlich wie in der Metall- und Elektroindustrie auch um bessere Altersteilzeitregelungen gerade für die unteren Tarifgruppen sowie um weitergehende Regelungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Wir gehen von schwierigen Verhandlungen aus“, sagte Winnerlein. Die Tarifrunde Textil und Bekleidung startet am 6. Dezember auf Bundesebene mit einer ersten Verhandlungsrunde in Darmstadt. Erste betriebliche Aktionen sollen noch vor Weihnachten auch in Oberfranken stattfinden. Zu den Kundgebungen anlässlich der zweiten Tarifverhandlung Mitte Januar in Ulm sollen sogar Busse aus Oberfranken eingesetzt werden. „Wir wollen zeigen, dass unsere Kollegen hinter den Forderungen stehen“, sagte IG-Metall-Projektsekretär Oliver Oster. Der bisherige Tarifvertrag laufe zum 31. Januar aus, danach seien Warnstreiks auch in den Betrieben der Region denkbar. Schwierig ist die Situation derzeit auch im Bereich der Schreib- und Zeichengeräteherstellerindustrie (SZI), für die ebenfalls die IG Metall zuständig ist. In Nürnberg seien die Beschäftigten zum allerersten Mal in der Geschichte der SZI des Fachbereiches überhaupt auf die Straße gegangen. Grund dafür war, dass das Unternehmen Staedler seinen Austritt aus dem Tarifverbund erklärt hatte. Schert Staedler aus, könnte der gesamte Verbund scheitern, so die Befürchtung der Gewerkschafter. Deshalb gab es auch tatkräftige Unterstützung aus Ostoberfranken, wo die Schreibwarenindustrie mit einem Werk von Faber-Castell in Geroldsgrün vertreten ist. „Bricht der Tarifverbund auseinander müssen sämtliche Unternehmen Hausverträge abschließen, was in aller Regel mit Verschlechterungen für die Beschäftigten verbunden ist“, sagte Vorstandsmitglied Stefan Hübner, selbst Betriebsrat bei Faber-Castell. Solidarisch zeigt sich die Gewerkschaft auch beim geplanten Volksbegehren „Stoppt den Pflegenotstand“. Die erste Hürde dafür sei mit weit über 100000 gesammelten Unterschriften bereits genommen, erklärte Randolph Oechslein, der im Vorstand den Arbeitskreis „Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit“ vertritt. Das weitere Vorgehen soll nun im Januar festgelegt werden. Neben der IG Metall wollen die Initiatoren von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di mit dem Volksbegehren darauf hinweisen, dass bayernweit rund 12000 Pflegestellen fehlen. Die Gewerkschaften fordern deshalb mehr Personal durch einen festen Personal-Patienten-Schlüssel. Die IG Metall Ostoberfranken hat aktuell 11305 Mitglieder und damit 188 weniger als noch vor Jahresfrist. Wenn der erste Bevollmächtigte Volker Seidel dennoch von einer positiven Entwicklung sprach, dass deshalb, weil die Zahl der Ein-Prozent-Zahler, also der betriebsangehörigen Mitglieder, die ein Prozent ihres Bruttolohnes als Mitgliedsbeitrag zahlen, im Vergleich zum Vorjahr um exakt 80 angestiegen war. Mit insgesamt 576 Neuaufnahmen in den zurückliegenden zwölf Monaten habe die IG Metall Ostoberfranken ihr selbst gestecktes Ziel erreicht. Mit guten Beispiel voran geht Gewerkschaft in Sachen Ausbildung. Mit Melissa Weller (17) aus Hof hat die IG Metall Ostoberfranken in ihrer Geschäftsstelle in Münchberg seit September eine Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement. „Damit sind wir hervorragend aufgestellt“, so der Erste Bevollmächtigte Volker Seidel. Bild: Aufbruchsstimmung bei der IG Metall: Der Erste Bevollmächtigte Volker Seidel (rechts) und Ralf Dirschl vom IG-Metall-Bezirk Bayern bei der Delegiertenversammlung in Himmelkron. Deutschlands bester Brauer kommt aus Oberfranken / Sebastian Dippold aus Scheßlitz ist Bundessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Das bisherige Medienecho hat selbst die erfahrenen Braumeister im Bamberger Land überrascht. Sogar die Bild-Zeitung interessierte sich für Sebastian Dippold und bezeichnete ihn augenzwinkernd als „Deutschlands größten Schaumschläger“. In der „Bild“ erläuterte er auch, dass eine Schaumkrone so lange im Bier bleiben sollte, bis das Glas leer ist. Anders als der Laie vielleicht denkt, habe dies relativ wenig damit zu tun, wie das Bier gezapft wurde. Vielmehr komme es darauf an, beim Brauen die richtige Menge Kohlensäure und Eiweiß ins Bier zu bekommen. „Das schaffe ich auch beim Bock-Bier - und das schafft nicht jeder“, gibt sich der Jung-Geselle, der privat am liebsten ein Helles trinkt, selbstbewusst. Das Thema Bier habe ihn schon immer interessiert. Was für ein Glücksfall, dass es mit der Bewerbung im Nachbarort gleich auf Anhieb geklappt hat. Sebastian Dippold hat nach seinem Abitur am Dientzenhofer-Gymnasium in Bamberg eine Brauerausbildung bei der Privatbrauerei Wagner in Merkendorf bei Memmeldorf im Landkreis Bamberg gestartet. Mit Lehrzeitverkürzung hat er nach 2 Jahren als Bayerns bester Brauer abgeschlossen und holte sich kurz darauf auch beim Bundeswettbewerb in Potsdam den ersten Preis. Die jungen Brauer mussten bei dem Wettbewerb unter anderem Hopfen- oder Getreidesorten und Malzschrot bestimmen und beschreiben. Zudem mussten sie komplizierte Rechenaufgaben zum richtigen Verhältnis der Zutaten sowie zum Mälz- und Brauvorgang lösen. Dann folgten praktische Aufgaben unter anderem im Sudhaus, im Gärkeller, in der Abfüllung und in der Filtration. Ein Jahr lang will er noch in Merkendorf zu einem Gesellenjahr bleiben, dann steht die Meisterschule in München an. Sein langfristiges Ziel ist es, später vielleicht einmal eine Brauerei übernehmen, die keinen Nachfolger findet. Großen Anteil am Erfolg von Sebastian Dippold hat die kleine Brauerei im Bamberger Land. Die Braustätte geht bis weit in das 18. Jahrhundert zurück, die Braudynastie Wagner lässt sich bis 1744 nachweisen. 13 Beschäftigte sind heute bei der Wagner-Bräu tätig, darunter zwei Auszubildende. „In der Regel haben wir einen Lehrling pro Jahr“, sagt Günther Wagner der zusammen mit seinem Zwillingsbruder Rainer die Geschicke der Traditionsbrauerei als Geschäftsführer leitet. Bislang habe man immer mit einen Lehrling die entstehenden Lücken beim Personal füllen können, etwa wenn ein Braumeister seinen wohl verdienten Ruhestand antritt. Der jährliche Ausstoß liegt bei rund 17000 Hektoliter Bier, darunter Lager- und Festbier sowie Märzen, Pils und Bock. Zur Brauerei gehört auch eine gemütliche Gastwirtschaft mit fränkischer Küche und deftigen Brotzeiten. Auf die Frage nach den Hobbys antwortet er spontan mit „alles rund ums Bier“. Trotzdem ist er so ganz nebenbei auch noch bei der Scheßlitzer Feuerwehr schwer aktiv, engagiert sich dort in der Jugendarbeit und macht gerade den Feuerwehrführerschein. Seinen Sieg beim Bundeswettbewerb weiß Deutschlands bester Brauer auch entsprechend zu feiern. Eigene Autogrammkarten hat er schon, spätestens zu Weihnachten wird es einen eigenen „Bundessieger-Sud“ geben. Natürlich wird es wieder ein Helles sein. Bild: Deutschlands bester Brauer und Mälzer: Brauereichef Günter Wagner (links) freut sich über den Bundessieg von Sebastian Dippold im Leistungswettbewerb des Handwerks. Meister Eder sucht Nachwuchs / Rekordteilnahme beim 7. Kreativwettbewerb der Schreinerinnung
Der Wettbewerb hat zwei Ziele: Werbung für den nachhaltigen Werkstoff Holz und Werbung für das Schreinerhandwerk. „Wie haben in vielen Branchen schon einen Fachkräftemangel oder steuern geradewegs darauf zu“, so Landrat Klaus Peter Söllner. Der Wettbewerb fand deshalb unter dem Dach des Landkreises statt, weil der Kreis Sachaufwandsträger des Beruflichen Schulzentrums ist. Insgesamt hatten an dem Wettbewerb so viele Teilnehmer wie nie zuvor mitgemacht, berichtete Schreinermeistern Anja Rosenberger von der gleichnamigen Schreinerei. Sie sprach von 87 Teilnehmern in 45 Gruppen. Die einen hatten ein Miniatursegelboot gebaut, die anderen einen Schminktisch, ansonsten war vom Brettspiel über einen dekorativen Garderobenspiegel bis hin zum extravaganten Regal alles dabei. Bewertet wurden die eingereichten Modelle von einer Jury zu der der neben Anja Rosenberger auch Michael Pfitzner vom Arbeitskreis „Schule und Wirtschaft“, Ingrid Flieger und Rüdiger Köhler vom Landratsamt sowie Alexander Müller von der Bayerischen Rundschau gehörten.
Gelohnt hatte sich die Teilnahme für alle: Für den Sieger gab es 100 Euro auf die Hand, für die anderen zwischen Platz 2 und 10 Geldpreise und Gutscheine. Die Schule mit den meisten Teilnehmern erhielt einen Trinkwasserspender. Ingrid Flieger hatte für alle Schulen noch einen ganz besonderen Preis: einen hochwertigen Fair-Trade-Fußball. Der Ball soll dokumentieren, dass Kulmbach auf dem Weg zum Fair-Trade-Landkreis ist. Nun sollen die Schule die Bälle erst einmal testen, bevor eine größere Anzahl davon für den Sportunterricht bestellt wird. Sieger wurde Laurenz Hofstetter (13) von der Mittelschule Stadtsteinach gefolgt von Simon Zeitler von der Mittelschule Mainleus und dem Dreierteam um Leon Wienarick, Melina Balzer und Miriam Dößel von der Realschule Kulmbach. Schulsieger, also die Schule mit den meisten Teilnehmern, war die Mittelschule Mainleus.
Bilder: Demokratisierung von Hightech / Mit dem FabLab gibt es eine offene digitale Hightech-Werkstatt in Bayreuth - MdB Launert begrüßte außerordentliche Eigeninitiative
Fab Lab steht für „Fabrication Laboratory“, eine Idee, die 2002 in den USA entstand und deren Ziel es ist, Räume, Maschinen und Wissen im Bereich der digitalen Fabrikation für Jedermann zur Verfügung zu stellen. „Wir wollen allen Interessierten den Zugang zu computergestützten Fertigungstechnologien gewähren und damit zur Demokratisierung von Hightech beitragen“, so Soybaba bei einem Informationsbesuch der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert. Er sehe es als gesellschaftlichen Auftrag an, eine derartige Einrichtung in Bayreuth zu etablieren. Schließlich sollte jeder den Zugang zu neuen Technologien haben. Wo sonst habe man schon die Möglichkeit, an einem Lasercutter für 18000 Euro zu arbeiten? Das FabLab in der Ritter-von-Eitzenberger-Straße im Bayreuther Industriegebiet Ost gibt es bereits seit fast sechs Jahren, seitdem seien bis zu 2000 Teilnehmer an MINT-Workshops verzeichnet worden.
Möglich macht dies eine Reihe von Sponsoren. Ganz oben rangiert dabei das Bayreuther Logistikunternehmen Wedlich, das nicht nur die 200 Quadratmeter großen Räume zur Verfügung stellt, sondern auch für die Nebenkosten aufkommt. Daneben gibt es ein gutes Dutzend größerer und kleinerer Unterstützer aus der regionalen Wirtschaft. Die Unternehmen hätten erkannt, dass dies hier eine gute Sache ist, so der stellvertretende Vorsitzende Arnulf Daum. Dazu kommen Kursgebühren, die Mitgliedsbeiträge aus dem 30 Mitglieder starken Trägerverein und Spenden. „Wir bekommen keine öffentlichen Mittel, obwohl digitale Bildung eigentlich ein gesellschaftlicher Auftrag wäre“, so der Vorsitzende.
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels würden schon heute viele Unternehmen in der Region Arbeitskräfte benötigen, die in Sachen Digitalisierung und Hightech fit sind. Sie alle seien aufgerufen, sich zu engagieren, schließlich leiste das FabLab auch wichtige Bildungsarbeit. Die Abgeordnete Launert begrüßte besonders die Eigeninitiative von Yomettin Soybaba, der die FabLab-Idee nach Bayreuth gebracht hatte, sowie das große Engagement der Unterstützer. Sie sagte ihre Unterstützung zu, das Projekt voranzubringen. „Wir müssen die Schwellenängste der Menschen abbauen, um einen einfachen Zugang zu neuen Technologien zu ermöglichen“, so Launert.
Weitere Information: www.fablab-bayreuth.de.
Bilder: FabLab-Vorsitzender Yomettin Soybaba und sein Stellvertreter Arnulf Daum haben der Bayreuther/Forchheimer Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert die offene Hightech-Werkstatt „FabLab“ gezeigt.
Besser Fliesen legen, als im
Hörsaal sitzen /
Drei Semester lang hat Lukas Warmuth an der Hochschule Coburg Bauingenieurswesen studiert, doch das war ihm viel zu trocken. In den Semesterferien jobbte er dann bei einer Baufirma und hat schnell gemerkt, das ist es, was er eigentlich möchte. Weil ihm gerade das Fliesenlegen schon immer gereizt hatte, schickte er einfach eine E-Mail an die Firma Schmittlutz und nach einer Woche Praktikum hatte er den Ausbildungsvertrag zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, wie es offiziell heißt, in der Tasche. Den Landessieg erreichte Lukas Warmuth mit einer komplexen Fliesenarbeit nach strikten Vorgaben, für die er nur wenige Stunden Zeit hatte. Mittlerweile besucht er die Meisterschule. Was danach kommt, davon hat er noch keine rechte Vorstellung. Die Familie Schmittlutz würde es natürlich gerne sehen, wenn er im Betrieb bleiben würde. „Unsere Stärke ist es, besten Service zu bieten“, sagt Firmenchef Markus Schmittlutz, der ebenfalls schon bayerischer Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks war. Innerhalb von 24 Stunden habe der Kunde das Material. Dafür sorgten schon allein die 30000 Quadratmeter Lagerfläche am Ortsrand des knapp 500 Einwohner zählenden Fachwerkdorfes Mürsbach. Aufgebaut hat den Betrieb Seniorchef Andreas Schmittlutz. Zum Start 1971 traten gleich zwei Lehrlinge ihre Ausbildung an. Insgesamt kommt Markus Schmittlutz seit Firmengründung auf 15 Lehrlinge, fünf davon im kaufmännischen Bereich, zehn als Fliesenleger. Fliesen Schmittlutz hat neben dem Stammsitz in Mürsbach seit 1997 eine Niederlassung im thüringischen Siegritz bei Hildburghausen. Der Betrieb beschäftigt aktuell 14 Mitarbeiter, einer davon ist seit 46 Jahren im Unternehmen, andere sind schon seit 25 und 30 Jahren dabei. Für HWK-Präsident Zimmer ist Lukas Warmuth das beste Beispiel dafür, dass man auch mit Abitur Karriere im Handwerk machen kann. „Auch mit dem Abi kann man stolz auf das Handwerk sein“, so Zimmer, der seit vielen Jahren die Ausbildungsbetriebe der Landessieger besucht. „Wir wollen damit die herausragende Ausbildungsleistung des Betriebes würdigen und uns bei den jungen Gesellen für deren großes Engagement bedanken.“ Im Unternehmen steht auch bereits die dritte Generation bereit: Lukas Schmittlutz, Sohn von Markus und Enkel von Andreas hat seine Fliesenlegerlehre bereits begonnen. „Ich war ja schon von klein auf immer dabei“, sagt er und weiter: „Ich kann mir gar nichts anderes mehr vorstellen.“ Bild: Bayerns bester Flieseneger: Lukas Warmuth (Mitte) gratulierten Seniorchef Andreas Schmittlutz, dessen Enkel Lukas (von links) sowie Firmenchef Markus Schmittlutz und HWK-Präsident Thomas Zimmer (von rechts).
„Immer an der frischen Luft“ /
Irgendwie hat er schon immer mitgearbeitet. Ein Praktikum war da nicht mehr nötig. Auch wenn die Lehre im elterlichen Unternehmen schon Vorteile bietet, so gibt es auch Nachteile. „Auch Sonntags beim Mittagstisch wird über die Firma gesprochen“, gibt er offen zu. Nikolai-André Lachner hatte die Wirtschaftsschule in Bamberg und danach den technischen Zweig der Berufsoberschule besucht. Die Informatik war dann doch nicht das Wahre, auch wenn er seine Ausbildung zum „staatlich geprüften Assistenten für Informatik“ pflichtgemäß abgeschlossen hatte. Nach seinem Erfolg im Berufswettbewerb auf Landesebene, wo er unter anderem ein Mauerwerk nach speziellen Vorgaben errichten musste, hat er sich nun schon zur Meisterausbildung angemeldet. Praxis habe er als Kind des Firmenchefs schließlich schon genug gesammelt. Was er am Beruf des Maurers besonders schätzt, bringt Nikolai-André Lachner schnell auf den Punkt: „Man hat jeden Tag eine andere Herausforderung, sieht am Ende des Tages, was man geschafft hat und ist immer an der frischen Luft“, so der Jung-Geselle, der sich auch schon für die Feuerwehr engagiert und für den SV DJK Ampferbach Fußball gespielt hatte. Das Bauunternehmen Jürgen Schütz ist sowohl in den Bereichen Hoch- und Tiefbau als auch im Garten- und Landschaftsbau tätig. Zum Portfolio gehören unter anderen Rohbauarbeiten für den privaten Wohnungsbau, die Errichtung von Mehrfamilienhäuser, Gewerbeimmobilien, die Erstellung von Bodenplatten für Fertighäuser, Fertiggaragen und Wintergärten. Die Sanierung von Altbauten, die Bewahrung von alter Bausubstanz liegt dem Unternehmen besonders am Herzen. Im Bereich Tiefbau führt das Unternehmen Erdarbeiten, Abraumentsorgungen, Ausschachtungen sowie die Herstellung von Kanalanschlüssen durch. Im Segment Garten- und Landschaftsbau bietet der Betrieb Gartenplanungen und komplette Neugestaltungen, Pflasterarbeiten, Flachdachbegrünungen, Grünflächenpflege sowie den Bau von Schwimmteiche, Bewässerungsanlagen und Terrassen. „Uns gibt es schon seit über 100 Jahren“, sagt Firmenchef Jürgen Schütz. Er ist der Vater von Nikolai-André Lachner, was auf den ersten Blick wegen des verschiedenen Nachnamens nicht gleich auffällt. Jürgen Schütz führt das Unternehmen bereits in vierter Generation. Auch er ist gelernter Maurer und war damals Kammersieger im Leistungswettbewerb. Ausbildung habe stets eine große Rolle gespielt, auch wenn es derzeit immer schwieriger werde, geeignete Bewerber zu finden. Trotzdem versucht er es über Zeitungsanzeigen, über die Arbeitsagentur und vor allem per Mund-zu-Mund-Propaganda. Um in Schulen zu gehen und für den Beruf zu werben, fehle ihm einfach die Zeit. Bild: Bayerns bester Maurer: Firmenchef Jürgen Schütz (links) und Jung-Geselle Nikolai-André Lachner aus Schönbrunn, bayerischer Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks.
Individuelle Problemstellungen
qualifiziert lösen /
Eigentlich wollte er nach der Mittleren Reife an der Realschule Ebrach Informationselektriker werden. Doch das mit der Ausbildungsstelle hat irgendwie nicht geklappt. Da stolperte Tobias Schmäling über eine Stellenanzeige in der Zeitung, in der die Otmar Lang GmbH Auszubildende suchte. Nach einer Woche Schnupperpraktikum war für ihn die Sache klar: Tobias Schmäling wollte Feinwerkzeugmechaniker werden, trotz der dreieinhalbjährigen Lehrzeit, wie sie bei allen feinmechanischen Berufen üblich ist. Die Otmar Lang GmbH ist ein Werkzeughersteller und eine Werkzeugschleiferei für Zerspanungswerkzeuge. „Wir stellen Sonder- und Spezialwerkzeuge für die metallbearbeitende Industrie her, die nach Kundenwunsch individuell gefertigt werden“, erklärt Firmenchef und –gründer Otmar Lang den Tätigkeitsbereich seines Unternehmens. Im Gegensatz zu den Großen der Branche könne sein Betrieb ganz individuell auf jeden Kundenwunsch eingehen. „Uns geht es darum, individuelle Problemstellungen qualifiziert zu lösen sowie anspruchsvolle Aufgaben und Zielsetzungen perfekt realisieren“, sagt Otmar Lang. Auftraggeber kommen seinen Worten zufolge unter anderem aus den Bereichen Maschinenbau, Formenbau, Kunststofftechnik oder der Automobilindustrie. Gegründet wurde das Unternehmen 1990 als Werkzeugschleiferei von Otmar und Uschi Lang mit einer konventionellen Werkzeugschleifmaschine. Grundidee sei es gewesen, die immer anspruchsvoller und teurer werdenden Normwerkzeuge der Zerspanungsbetriebe nachzuschleifen um sie mehrfach einsetzen zu können. Schon ein Jahr später seien bereits die ersten beiden Mitarbeiter eingestellt und die nächste Maschine angeschafft worden. Ab 1993 stieg die Mitarbeiterzahl kontinuierlich an. Ab 1995 wurde außerdem mit der Ausbildung von Schneidwerkzeugmechanikern begonnen, weil es schon damals immer schwieriger wurde Fachpersonal zu bekommen. 18 Lehrlinge dürften es seitdem gewesen sein, erinnert sich Otmar Lang. Aktuell seien weitere zwei Azubis in der Firma tätig, einer im ersten, einer im zweiten Lehrjahr. Leicht sei es nicht gerade, Nachwuchs zu finden, bisher habe es immer über Zeitungsinserate geklappt. Künftig will Otmar Lang auch auf den Ausbildungsmessen in Ebrach und Burgebrach werben. Den Beruf des Schneidwerkzeugmechanikers gibt es erst seit 1995, seinen Ursprung hat er im Scherenschleifer und Messerschmied. 2007 firmierte die Werkzeugschleiferei zur Otmar Lang GmbH um. Heute beliefert der Betrieb Zerspanungsbetriebe mit Norm und Sonderwerkzeugen regional, überregional und auch international. Die Zahl der Mitarbeiter ist inzwischen auf zwölf gewachsen. Längst haben auch alle nur denkbaren neuen Technologien, wie etwa CAD Konstruktion, 5-Achsschleifzentren, CNC-Messmaschinen, CNC-Rundschleifmaschinen Einzug gehalten. Tobias Schmäling, der in seiner Freizeit gerne Tischtennis spielt, will auf jeden Fall erst einmal weiter in Frenshof arbeiten. „Ich will erst einmal Erfahrung sammeln und Geld verdienen“, sagt er. Einen Traum hat er sich schon erfüllt: ein eigenes Auto gekauft. Langfristig strebt der Jung-Geselle aber schon die Meisterprüfung an. Bild: Bayerns bester Schneidwerkzeugmechaniker: Tobias Schmäling (links) aus Schönbrunn mit Firmenchef Otmar Lang.
Trockenbaumonteur statt Schreiner
oder Schlosser /
Großen Anteil am Erfolg ihres Lehrlings hat der außergewöhnliche Lehrbetrieb. 2001 hatte sich Firmenchef Horst Krieglstein, damals noch zusammen mit einem Kollegen, der mittlerweile im Ruhestand ist, selbstständig gemacht. Seit 2003 bildet er aus, in der Regel ein bis zwei Lehrlinge pro Jahr, so dass der Betrieb mittlerweile auf über 20 Azubis zum Trockenbaumonteur kommt. Eine echte Meisterleistung, schließlich hat Krieglstein nur insgesamt 14 Beschäftigte, viele davon ehemalige Lehrlinge. Alexander Plebakhs jetziger Ausbilder Vitali Strekert war der erste Lehrling bei den „Deckenprofis“. Auch heuer sind drei Beschäftigte wieder in Ausbildung. Alexander Plebakh musste freilich nur zwei Jahre lernen, schließlich hatte er schon einen Berufsabschluss in der Tasche und somit Anspruch auf eine verkürzte Lehrzeit. Als Gesellenstück musste er ein Einrichtungselement in Trockenbau für die Nische eines Badezimmers erstellen. Akkurate Winkel und die genaueste Einhaltung sämtlicher Planvorgaben seien da gefragt gewesen. Ursprünglich stammt Alexander Plebakh aus dem sibirischen Omsk. Ende 1995 kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. In Hof hatte er die Münster-Mittelschule erfolgreiche abgeschlossen. Mittlerweile hat er selbst eine Familie, ist verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Für Hobbys bleibt da keine Zeit mehr, sagt er. Allerdings werde es schon immer schwieriger, geeignete Lehrlinge zu finden, sagt Horst Krieglstein. Bisher habe es, wie bei Alexander Plebakh auch, mit Mund-zu-Mund-Propaganda aber immer noch ganz gut funktioniert. Anders sei dies bei ausgelernten Kräften. Hier schlage der Facharbeitermangel längst voll durch. Umso mehr freut sich Horst Krieglstein, dass Alexander Plebakh bei ihm im Betrieb bleibt. Auch die Meisterprüfung steht irgendwann an, doch bis dahin soll der erfolgreiche Jung-Geselle erst einmal Erfahrung in der Praxis sammeln und sich beweisen. Während die „Deckenprofis“ aus Hof in den Anfangsjahren hauptsächlich Kühldecken gebaut hatten und dafür nicht nur in Bayern, sondern teilweise auch im benachbarten Ausland unterwegs waren, konzentrieren sie sich heute auf Wände und Decken von Auftraggebern aus der Region. Kliniken in Hof und Bad Steben gehören genauso dazu, wie die Räume der Christusbruderschaft in Selbitz, Sparkassen, staatliche Einrichtungen oder Privatkunden. Bild: Bayerns bester Trockenbaumonteur: Firmenchef Horst Krieglstein (rechts) freut sich über den Landessieg von Alexander Plebakh im Leistungswettbewerb des Handwerks.
Digitalisierung auf allen
Handlungsfeldern voranbringen /
Die Abschaffung von Schulbüchern und den kompletten Umstieg auf Tabletts lehnte der Minister allerdings ab. Bücher und Arbeitsblätter würden auch in Zukunft ihre Berechtigung haben, sagte er. Gleichwohl sollte die Digitalisierung in den Schulen Chefsache werden. Jeder Schüler, egal in welcher Schulart, sollte künftig das Fach Informatik haben. Technik könne allerdings immer nur eine dienende Funktion haben. Noch wichtiger als die Technik sei die Pädagogik. Bei dem Informationsbesuch, den die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer in die Wege geleitet hatte, wurde auch bekannt, dass Oberfranken als Modellregion zur Digitalisierung schon bald einen weiteren Schritt vorankommen wird. So wird die Universität Bayreuth mit Professor Torsten Eymann, dem Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, die Führung innerhalb der Technologie Allianz Oberfranken (TAO) übernehmen. Angegliedert werden soll die neue digitale Stabsstelle an das digitale Gründerzentrum in Bamberg.
Egal ob Industrie 4.0, Handwerk 4.0, das „Internet der Dinge“ oder die Mobilität der Zukunft: die Digitalisierung sei gerade dabei, sämtliche Lebensbereiche zu erfassen, so Eisenreich. Ihm geht es darum, alle Chancen zu nutzen, ohne die Risiken aus dem Blick zu verlieren. Ein Tele-Notarzt könne beispielsweise Leben retten, indem er den Ersthelfern vor Ort Anweisungen erteilt, noch bevor der „reale“ Notarzt am Unfallort eingetroffen ist. Ebenso könnten digitale Assistenzsysteme in der Pflege helfen. Der Minister sah den Nutzen der Digitalisierung auch darin, „unsere Werte zu sichern“. Einen Überwachungsstaat lehnte er rigoros ab. „So stellen wir uns die Gesellschaft nicht vor“, sagte er. Mit dem Digitalbonus der Bayerischen Staatsregierung sei bereits vieles angestoßen worden, sagte die Landtagsabgeordnete Brendel-Fischer. Insgesamt habe Bayern 5,5 Milliarden Euro in den beiden Doppelhaushalten inclusive Nachtragshaushalt für die Digitalisierung bereitgestellt. Das zeige, dass die Bedeutung des Themas erkannt wurde und es zielgerichtet vorangetrieben wird.
Bilder: Kreishandwerkerschaft Kulmbach: Gutes Fundament für das künftige Leben / 65 frischgebackene Gesellen verabschiedet
„Sie als künftige Gesellen bilden die Basis und den Mittelpunkt eines jeden Unternehmens“, sagte der stellvertretende Kreishandwerksmeister Hans Schwender zu den Junghandwerkern. Besonders im Handwerk spiele die Leidenschaft für den Beruf eine ganz wichtige Rolle, gab HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann den jungen Frauen und Männern mit auf den Weg. Seinen Worten zufolge gibt es rund 1200 Handwerksbetriebe in Kulmbach Stadt und Land. Sie alle bildeten aktuell rund 500 Lehrlinge aus. Besondere Leistungen könnten nur besondere Menschen erzielen, so die stellvertretende Landrätin Christina Flauder in ihrem Grußwort. Die frischgebackenen Gesellen gehörten auf jeden Fall dazu. Alle Absolventen hätten ein gutes Fundament für ihr künftiges Leben gelegt, so Kulmbachs Zweiter Bürgermeister Ralf Hartnack. Allerdings sollten sie auch künftig ständig am Ball bleiben und ihr Wissen weiterentwickeln. Im Namen aller Prüflinge bedankte sich Andreas Witzgall bei den Ausbildern und allen Verantwortlichen, ehe alle Teilnehmer ihre Zeugnisse aus den Händen von Vizepräsident Graßmann, dem stellvertretenden Kreishandwerksmeister Schwender, den Obermeistern der Innungen und den Vorsitzenden der Prüfungsausschüsse erhielten. Für den feierlichen Rahmen sorgte das Blechbläserensemble Quintessenz. Bild: Die Prüfungsbesten durften sich über eine besondere Anerkennung freuen. Mit auf dem Bild: HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann (2. von rechts), der stellvertretende Kreishandwerksmeister Hans Schwender (7. von links), Geschäftsstellenleiter Reinhard Bauer (4. von rechts), Oberstudiendirektor Alexander Battistella (7. von rechts) und Bezirksleiter Manuel Ramming vom Münchner Verein (5. von links). IHK-Innovationsempfang: „Elektromobilität ist Kopfsache“
Beim Innovationsempfang des eigens gegründeten Fachausschusses der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken stellte Kleebinder seine Vorstellungen der Mobilität der Zukunft vor und machte dabei auch deutlich, dass manch einer mit liebgewonnen Gewohnheiten aufräumen muss. „Die Zeiten, in denen das Auto als Statussymbol vor der Haustüre stand, gehen langsam aber sicher vorbei“, sagt Kleebinder, der auch als Zukunftscoach unterwegs ist. Mitfahrservices, Car Sharing, Flix-Bus, alle diese Formen der Mobilität zeigten deutlich, dass der Besitz eines eigenen Autos mehr und mehr unnötig wird. 93 Prozent der Zeit stehe ein Pkw nur herum, für den Referenten eine „wahnsinnige Verschwendung von Ressourcen“.
Für Robert Martin, dem Geschäftsführer der Klima- und Energieagentur Bamberg ist Elektromobilität Kopfsache. Die meisten Autofahrer hätten Angst vor der relativ geringen Reichweite, doch diese Angst müsse man den Menschen nehmen. Die meisten Menschen würden kaum mehr als 200 Kilometer pro Tag fahren und das sei mit E-Autos mittlerweile problemlos möglich. Die Car-Sharing-Flotte der Klimaallianz besteht derzeit aus 14 Fahrzeugen, soll aber schon im kommenden Jahr erweitert werden. Einer, der sich für E-Mobilität stark macht ist Professor Michael Danzer, Inhaber des neuen Lehrstuhls Elektrische Energiesysteme an der Universität Bayreuth. Die Batterien müssten sicherer, nachhaltiger und intelligenter werden, dann könnte es auch mit der E-Mobilität klappen. Genau darum gehe es auch den Physikern, Chemikern, Ingenieuren und Informatikern im neuen interdisziplinär arbeitenden Forschungs- und Entwicklungszentrum Batterietechnik an der Uni Bayreuth. Unermüdlich die Werbetrommel für E-Mobilität rührt Mario Münch, Geschäftsführer von Münch Energie in Rugendorf, dem nach seinen Worten energiekosteneffizientesten Industriestandort Deutschland. Münch tankt seinen Tesla mit selbst produzierten Strom aus regenerativen Energien. Ziehe man einen Vergleich mit Benzin für Verbrennungsmotoren, dann koste der Liter bei ihm gerade einmal 14 Cent. Der IHK-Innovationsempfang wurde von Matthias Will, dem Ressortleiter Wirtschaft der Frankenpost und der Neuen Presse moderiert. Zuvor hatte HK-Präsidentin Sonja Weigand auf die vielen Chancen hingewiesen, die mit der E-Mobilität für Oberfranken verbunden seien. „Wir wollen nicht nur als Kultur- und Genussregion wahrgenommen werden, sondern auch als Innovationsregion“, sagte Weigand.
Bilder:
Mut und Leidenschaft für digitale
Herausforderungen /
Jede Entwicklung, die digital möglich ist, könne man vielleicht verzögern, aber nicht verhindern, sagte die Staatsministerin. Sie rief dazu auf, „insgesamt ein bisschen innovativer zu werden“. „Umdenken im Kopf ist die größte Herausforderung“, so Bär, die sich heftig gegen die Bezeichnung „Bedenkenträger“ wandte, mit der sie zuvor Burda-Vorstand Stefan Winners bezeichnet hatte. Es gebe schon auch viele Erfolgsgeschichten aus Deutschland. So sei Deutschland etwa weltweit führend beim Thema Sensorik. In über die Hälfte aller Autos werde weltweit Sensorik aus Deutschland eingebaut. Burda-Vorstand Winners sprach zuvor von zu lauten Angsthasen, riet zum Techno-Realismus und richtete eine klare Ansage an die Politik. Wenn es gelinge, eine eigenständige, erfolgreiche, digitale Ökonomie in Deutschland und Europa aufzubauen, könne man auch in 50 Jahren erfolgreich und damit eigenbestimmt und frei leben. Der Weg aus der digitalen Abhängigkeit sei der einzige Weg, den man gemeinsam gehen solle. „Wir müssen uns gegen die fast unbegrenzten Lobbyressourcen von Google und Co. wehren“ sagte Winners und rief dazu auf, die großen Tech-Plattformen zu entbündeln.“
Nach der erfolgreichen Premiere im zurückliegenden Jahr war die Universität Bayreuth auch diesmal wieder Gastgeber des regionalen DLD-Ablegers. Dabei diskutierten Vertreter der regionalen Wirtschaft und Wissenschaftler der Universität Bayreuth sowie nationale und internationale Speaker über eine breite Palette an Themen. Sie reichten von Zukunft der Städte und des Landes über Mobilität und ein „manipulatives“ Internet bis hin zu Blockchain und Lebensmittelfälschungen.
Bilder:
Solidarität und Mitbestimmung /
Ziel der Gewerkschaft IG BCE sei es, die Gesellschaft im Sinne von Solidarität und Mitbestimmung mitzugestalten, sagte Spörl. Während es in früheren Jahren in erster Linie um Tarifpolitik gegangen sei, habe sich das Spektrum mittlerweile deutlich ausgeweitet. Themen wie Ausbildung, Arbeitszeitflexibilisierung, variabler Rentenübergang, Altersvorsorge und demographischer Wandel seien längst auch Gewerkschaftsthemen geworden. Besorgt zeigte sich der Gewerkschaftssprecher um die Zukunft der Demokratie. Von der aktuellen Streitigkeiten profitierten einzig und allein populistische Strömungen, die sämtliche Themen mit Flüchtlingen in Verbindung brächten. Spörl forderte deshalb die Politik auf, wieder zu Sachthemen zurückzukehren und sich konkreten Problemlagen wie steigenden Mieten oder der besseren Ausstattung von Schulen zu widmen. Er sagte für die Gewerkschaften die volle Unterstützung zu, wenn es darum gehe, Populisten zu entzaubern und Lösungsmöglichkeiten für konkrete Probleme aufzuzeigen. Die IG BCE Mainfranken mit Sitz in Würzburg betreut in den Regierungsbezirken Unter- und Oberfranken fast 100 Unternehmen in den Branchen der Glas-, Kunststoffverarbeitung-, Porzellan-, Papiererzeugung-, Gips- und Chemieindustrie. Der Bezirk Mainfranken war 2008 aus den Bezirken Aschaffenburg und Kronach entstanden. Er hat insgesamt rund 12000 Mitglieder. Bild: IG-BCE-Gewerkschaftssekretär Sascha Spörl zeichnete Dora Hess, Renate Heerdegen und Peter Hagen (von links) aus. Tarifbindung stärken, neue Betriebsräte gründen / Stefan Winnerlein löst Wolfgang Kormann als 2. Bevollmächtigter ab
Trotzdem musste Winnerlein von der Delegiertenversammlung am Donnerstagabend in Himmelkron offiziell gewählt werden. Der gebürtige Nürnberger erhielt 98 Prozent der Stimmen. Der bisherige 2. Bevollmächtigte Wolfgang Kormann zieht sich allerdings nicht komplett aus der Gewerkschaftsarbeit zurück, er wird weiterhin im insgesamt 14-köpfigen Ortsvorstand tätig sein. Kormann, freigestellter Betriebsrat beim Pegnitzer Pumpen- und Armaturenhersteller KSB, wurde 2012 erstmals zum 2. Bevollmächtigten gewählt und 2016 in diesem Amt bestätigt. Sein oberster Ziel sei die Schaffung von besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer, sagte Nachfolger Stefan Winnerlein. Als Gewerkschaftssekretär war er bei der IG Metall zuletzt für die Bereiche Betriebsbetreuung, Bildung, Arbeits- und Sozialrecht tätig. 2013 kam er als Jugendsekretär nach Oberfranken. Als Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit nannte er unter anderem die Stärkung der Tarifbindung, die Focussierung auf den Nachwuchs sowie die Gründung neuer Betriebsräte. Das soll auch das Ziel der IG Metall in ganz Bayern sein, sagte der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler, der eigens wegen des Wechsels an der Spitze der Gewerkschaft in Ostoberfranken nach Himmelkron gekommen war. Der Organisationsgrad in den Betrieben ist nach den Worten des bayerischen Bezirksleiters von 69 Prozent vor vier Jahren auf mittlerweile 74 Prozent angestiegen. Besonders stellte es Wechsler heraus, dass sowohl der Frauenanteil in den Betriebsräten als auch der Anteil der unter 35-Jährigen ebenfalls zugenommen hat. Zudem sei in keinem einzigen Betriebsrat in Bayern eine rechtsgerichtete Gruppierung vertreten. „Das liegt daran, dass wir uns als IG Metall wirklich um die Probleme der Menschen kümmern“, sagte Wechsler. Was für Bayern gilt, das gilt auch für Ostoberfranken, so der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel. Seinen Zahlen zufolge hat die IG Metall vor Ort in insgesamt 11333 Mitglieder, immerhin 20 mehr als im zurückliegenden Quartal. Auch die Zahl der Ein-Prozent-Mitglieder sei von 6657 auf 6785 angestiegen. Dabei handelt es sich um die betriebsangehörigen Mitglieder, die ein Prozent ihres Bruttolohnes als Mitgliedsbeitrag zahlen und die Gewerkschaft damit ganz wesentlich finanzieren. Die Zahl der Neuaufnahmen seit Jahresbeginn liege mit 258 um 35 über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, sagte Seidel. Um diese Zahlen auch weiterhin auf hohem Niveau zu halten, kündigte er verstärkte Anstrengungen und Aktivitäten mit entsprechender Öffentlichkeitswirkung an. „Tarifverträge fallen nicht vom Himmel“, sagte Seidel. „Wir müssen sie uns immer wieder gemeinsam erkämpfen und erstreiten.“ Die IG Metall Ostoberfranken ist eine von 21. Verwaltungsstellen in Bayern. Sie hat ihren Sitz in Münchberg und ist für die Städte und Landkreise Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel zuständig. Die IG Metall ist die größte Einzelgewerkschaft in der Region. Bilder: Wechsel bei der IG Metall Ostoberfranken (von links): der bayerische IG Metall-Chef Jürgen Wechsler, der neue 2. Bevollmächtigte Stefan Winnerlein, 1. Bevollmächtigter Volker Seidel und der bisherige 2. Bevollmächtigte Wolfgang Kormann. Bessere Noten und mehr Motivation / „SHK-Ausbildung 2.0“: Coburger Innung Klempner-, Sanitär- und Heizungstechnik mit Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks ausgezeichnet
Innungsobermeister Frank Brückner von der Heinz-Brückner-Sanitär- und Heizungs e.K. in Neuses an der Eichen, konnte jetzt zusammen mit seiner Schwester Heike Brückner für das innovative Projekt den Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks entgegen nehmen. Heike Brückner ist in den traditionsreichen Familienbetrieb für die kaufmännische Leitung zuständig, sie war entscheidend an der Initiative beteiligt und ist heute im Wesentlichen für die Organisation zuständig. Wie in den meisten anderen Gewerken auch, geht die Zahl der Bewerber, die den Beruf des Anlagenmechanikers SHK lernen wollen, kontinuierlich zurück. Kein Geheimnis sei es, dass oft auch der Grad der Vorbildung und die Leistungen der Auszubildenden rückläufig seien. Nicht zuletzt hätten auch die Betriebe weniger Möglichkeiten, den jungen Nachwuchs umfassend und übergreifend auszubilden. „Der Druck auf den Baustellen wird halt immer größer“, so Frank Brückner. Dazu fehle den Handwerksbetrieben oft sowohl die notwendige Größe als auch schlicht die Zeit. Doch nur darüber zu klagen, das ist nicht Sache des Handwerks. Also setzten sich die Meister und Ausbilder der Innungsbetriebe zusammen und schmiedeten das Konzept „SHK-Ausbildung 2.0“. Gedanken habe man sich schon oft gemacht. Als dann die Prüfungen 2016 nicht gerade optimal verliefen, sei schnell klar gewesen: „Wir müssen selbst was auf die Beine stellen“, erinnert sich Heike Brückner. Mit einer Hand voll Betriebe ist es 2016 losgegangen, heute seien nahezu alle Ausbildungsbetriebe der Innung mit im Boot. „Wir haben damals kein großes Palaver gemacht“, sagt auch Frank Brückner. Man habe einfach die Ärmel hochgekrempelt und angefangen. Das war im Januar 2017 im Verwaltungsgebäude der Heinz-Brückner-Sanitär und Heizungstechnik in Neuses an der Eichen. Mittlerweile finden die Workshops in der Regel in den Räumen der Kammer in Coburg statt.
Schon nach dem ersten Durchlauf gab es überzeugende Ergebnisse: Alle an dem Konzept teilnehmenden Auszubildenden schnitten in der Zwischenprüfung eine Notenstufe, mittlerweile fast eineinhalb Notenstufen besser ab, als die Auszubildenden, die nicht mitgemacht haben. Zuletzt seien um die 90 Prozent der SHK-Azubis dabei gewesen. „Die Jungs wissen eben, worauf es ankommt“, freut sich Frank Brückner über den Erfolg und gibt offen zu: „Wir hätten nicht gedacht, dass die Lehrlinge so mitmachen“. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Betriebe ihre Lehrlinge für die Workshops bezahlt freistellen und, dass sich immer zwei Ausbilder bereit erklären, die Betreuung zu übernehmen. Nicht zuletzt seien auch Chefs und Ausbilder motivierter gewesen und hätten wieder einen besseren Kontakt zu ihrem Nachwuchs aufgebaut. „Es macht schlicht allen mehr Spaß und für die Betriebe bringt es einen richtig guten Nutzen“, sagt Frank Brückner. Die Heinz Brückner Sanitär- und Heizungstechnik e.K. wurde 1905 gegründet. Frank Brückner ist Eigentümer und Geschäftsführer in der mittlerweile vierten Generation. Das Unternehmen hat 60 Beschäftigte, davon sechs Auszubildende. Bilder: Für das Projekt „SHK Ausbildung 2.0“ ist die Innung Klempner-, Sanitär- und Heizungstechnik Coburg mit dem HWK-Zukunftspreis ausgezeichnet worden. Innungsobermeister Frank Brückner und seine Schwester Heike Brückner haben den Preis entgegengenommen. Funktionalität und Design im Einklang / Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks für den Raumausstatter Peter Mechtold aus Rödental
Schon in der Vergangenheit hat Peter Mechtold immer wieder mit Schaumstoff, Weichschaum und dessen Beschichtungen experimentiert wurde. Überaus erfolgreich entwirft er Licht-, Spann- und Akustikdecken, die er und sein 20-köpfiges Team in ganz Deutschland, Europa und manchmal auch darüber hinaus ausführen. Im Museum Brandhorst, einer Sammlung für zeitgenössische Kunst in München etwa, im neuen Gotteshaus der US-Army in Grafenwöhr, in einem Kunstpavillon der Biennale Venedig, bei der internationalen Unternehmens- und Wirtschaftsberatung Ernst & Young in Luxembourg oder sogar in einem Kino in Kasachstan. „Mit der Zeit habe ich das Material lieben gelernt“, sagt Peter Mechtold. So habe er immer weiter experimentiert, „ausgelotet, was alles möglich ist“, wie er es nennt. Seit 1997 ist er als klassischer Raumausstatter („vom Fußboden bis zur Decke“) selbstständig. Im Drei-Jahres-Turnus hat er immer wieder expandiert und dabei immer wieder neue Nischen entdeckt. Der Polsterschaum der mit Hilfe von CNC-Technik geschnitten und mehrfach beschichtet wird, ist nur eine davon. „Wir machen das, was nicht jeder macht“, erklärt der 51-jährige seinen Erfolg. Stets im Hinterkopf hatte Peter Mechtold dabei das Thema beschichtete Schaummöbel. Aus den ersten Versuchen, noch an der Hochschule Coburg, wo er als Leiter der Werkstätten tätig war, wurde im Laufe der Jahre eine ganze, selbst entworfene Möbelkollektion und aus dieser ein eigenes Label: „Relax Your Life“. Es hat sich längst mit großem Erfolg auf dem Möbelmarkt etabliert. Vor allem auch deshalb, weil die verwendeten Kunststoffe (Polyurethane) wasserdicht und für den Außenbereich geeignet sind.
Technisch besteht die „Bade-Lounge“ aus einer abgestimmten Kombination von Multilayerschaumstoffen. Zusammen mit einer hochflexiblen, wasserdichten Beschichtung sind auch individuelle Formen, etwa Waschbecken, aber auch die verschiedensten Farben und Strukturen möglich. „Im Focus steht die Sicherheit“, sagt er und erinnert daran, dass im Bad die meisten Unfälle passieren. Deshalb wäre der serienmäßige Einbau durchaus auch im Betreuten Wohnen oder in Krankenhäusern möglich. „Die Bade-Lounge bietet Funktionalität und Design im Einklang“, sagt Peter Mechtold. Bis jetzt gibt es freilich nur Einzelstücke. Peter Mechtold vermarktet seine Innovationen unter den Labels „Casa Castello“, „Space Founder“ und „Relax Your Life“. Auch das zeigt, wie zukunftsorientiert ein Raumausstatter und sein Betrieb arbeiten kann - nicht nur Räume gestalten, sondern Räume schaffen und immer bereit für die nächste Innovation. Trotzdem sieht sich Peter Mechtold nach wie vor als klassischer Handwerker. „Ich bin lieber draußen auf der Baustelle als drin im Büro“, sagt er und bedauert, dass es allzu oft eben genau andersherum ist. Unter seinen Beschäftigten sind neben Raumausstattern Schreiner, Maler, Fliesen- und Bodenleger und auch einige Quereinsteiger. „Es gibt keine Arbeit, die ich nicht selbst vormachen könnte“, sagte der Chef und erinnert daran, dass er seinen Betrieb als Ein-Mann-Unternehmen in der hauseigenen Garage gegründet hatte. Bilder: Raumausstatter Peter Mechtold aus Rödental zeigt Teile seiner „Bad Lounge“, für die er jetzt mit dem Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks ausgezeichnet wurde. Authentischer Klang ohne Reibungsverluste / „Transducer im Resonanzboden“: Klaviermanufaktur Steingraeber erhält Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks
Jetzt ist das namhafte Traditionsunternehmen für einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Klavierbaus mit dem Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks ausgezeichnet worden: Transducer im Resonanzboden. Was aussieht wie ein Eishockey-Puck, ist ein hochkomplexes technisches Gerät, eine Art Energieumwandler, wie er auch in Lautsprechersystemen zum Einsatz kommt. Diese Transducer sind im Resonanzboden des Flügels fest verankert und mit einem Laptop verbunden. Entscheidend ist das dazu passende Computerprogramm, das zusammen mit einem französischen Kooperationspartner entwickelt wurde. „Die Kombination zwischen Transducer und neuer Software ist das Besondere“, sagt Andreas Kaul, „Software-Chef“ bei Steingraeber. Transducer treiben die Lautsprechermembrane an, damit sie vibrieren und Klang erzeugen, und genau um diesen Klang geht es, sagt Andreas Kaul. Mit Hilfe des Transducers lässt sich ein Flügel beispielsweise auf Knopfdruck umstimmen, etwa wenn sich ein Pianist ein Werk der Vierteltonmusik zum Beispiel von Viktor Ullmann, Charles Ives oder György Ligeti vornimmt. Das war freilich in der Vergangenheit auch schon möglich, aber nur mit Hilfe äußerst komplexer mechanischer Umbauten. Jetzt geht das per Knopfdruck. Auch orientalische oder historische Stimmungen sind so möglich. Interessant ist es, dass sowohl die ganz alte Musik, als auch die zeitgenössische Musik von der Innovation profitieren. Bei Werken für Klavier und Live-Elektronik wird der Flügel dank Transducer zum Lautsprecher, eine extra Verstärkung wird nicht mehr notwendig. Und schließlich noch ein Vorteil: bei Open-Air-Konzerten kann der Transducer-Klang als „Booster“ für den Live-Piano-Klang wirken. Als „Nebenprodukt“ bezeichnet es Udo Schmidt-Steingräber, dass mit Hilfe der Transducer im Resonanzboden auch ein Klavierkonzert vom anderen Teil der Erde per Internet über tausende Kilometer auch hier vor Ort stattfinden kann. Nur eben ohne den Pianisten und dafür mit drei, vielleicht auch fünf Transducern. Das Ganze findet weder mit irgendwelchen Vorsatztechniken noch mit konventionellen Lautsprechern, sondern mit dem gleichen Steingraeber-Flügel D-232 statt. Dadurch entstehe der authentische Klang, ohne jegliche Reibungsverluste, eins zu eins. Technisch funktioniert das ganze so, dass sich unter den Tasten des einen Flügels eine optische Leiste befindet, die Dauer und Intensität eines jeden Tastendrucks genauestens misst. Der oder die Transducer im zweiten Flügel empfängt diese Daten, und sorgt dafür, dass exakt die gleichen Töne erzeugt werden. Klingt alles nach Zukunftsmusik, doch die Verantwortlichen gehen davon aus, dass Musikschaffende die neuen Möglichkeiten schnell und umfassend nutzen und so mutig sind wie ihre Vorgänger durch die Jahrhunderte, um den technischen Fortschritt umzusetzen. Nicht umsonst steht ein Steingraeber-Transducer-Flügel bereits an der Musikhochschule Nürnberg, ein zweiter an der Musikhochschule in Essen. Auf die Idee gekommen war man bei Steingraeber in erster Linie durch den iranischen Musikprofessor Pooyab Azadeh aus Teheran. „Von ihm kam die Ur-Anregung“, sagt Schmidt-Steingraeber. Der Pianist wollte mit einem konventionellen Klavier die traditionelle persische Tonleiter unterrichten, was aufgrund fehlender Vierteltöne auf Tasteninstrumenten aber nicht geht. Er brachte die Idee eines frei stimmbaren Klaviers ins Gespräch. Zum Massenprodukt wird das Ganze nicht werden, macht sich Udo Schmidt-Steingraeber keine Illusionen. „Wir bewegen uns eher in einer Nische“, sagte er und betont den künstlerischen Ansatz für Musikhochschulen, Tonstudios, Opernhäuser, eben für Profis. Nicht zuletzt entspreche es auch einem gewissen Trend, dass derzeit viele Pianisten wieder in historischen Stimmungen spielen möchten. Der Zukunftspreis der Handwerkskammer für Oberfranken ist der Nachfolger des Designpreises. Er soll die Innovationskraft des Handwerks herausstellen. Der Preis wurde vor wenigen Tagen erstmals in Coburg verliehen. Ausgezeichnet würden Konzepte und Entwicklungen, die deutlich über dem Schnitt ihrer Branche liegen und den Anspruch erfüllen, zukunftsweisend zu sein. Bild: Am Transducerflügel zeigt Andreas Kaul von der Pianomanufaktur Steingraeber und Söhne in Bayreuth, wie die neue Technik funktioniert.
Neue Lichttechnik erfordert neue
Prüfsysteme /
Heller, weiter, effizienter, das sind die Ziele bei den Lichtsystemen an Kraftfahrzeugen. Egal ob Halogen, Xenon oder LED, die Entwicklung geht immer rasanter vor sich. „Es ist schon erschreckend, mit welchem Tempo die Entwicklung voranschreitet“, sagte Gerhard Schmökel, Ausbildungsmeister Kfz-Mechatronik an der Handwerkskammer für Oberfranken. Neue Lichttechnik erfordere auch immer neue Prüftechniken. Deshalb gebe es bereits seit 2014 eine neue Richtlinie zur Hauptuntersuchung. Sie legt die korrekte Durchführung einer Scheinwerferprüfung und die Beschaffenheit des Messplatzes fest.
Genauer vorgestellt wurden bei der Schulung das Xenon- und das LED-Licht. Xenon bezeichnete der Referent dabei auch als „Mehrwert-Licht“, das aufgrund seiner Lichtfarbe heller und angenehm für das Auge ist. Xenon-Licht ist dem Tageslicht angepasst, deshalb sei es auch entspannter für das Auge, so Schmökel. Je heller das Licht ist, desto genauer sollte aber auch die Einstellung sein. Vorteile von Xenon-Licht sind unter anderem der geringere Energieverbrauch und die höhere Lebensdauer.
Die Zahl der Bildpunkte bei LED-Scheinwerfern kennt dabei kaum eine Grenze nach oben. Bei Mercedes seien es pro Scheinwerfer bereits 1024 Bildpunkte. Damit sei es beispielsweise möglich, Richtungspfeile oder Geschwindigkeitsbegrenzungen auf die Fahrbahn zu projizieren, dem Fahrer die Steuerung des Fernlichts abzunehmen, Gefahren in der Kurve frühzeitig zu erkennen oder ein GPS-basiertes Kreisverkehrslicht mit einer wesentlich breiteren Lichtverteilung einzusetzen. Neuester Stand bei Rücklichtern sei die Organische LED (OLED), bei der es keine punktuelle sondern eine flächige Beleuchtung gibt. Die Teilnehmer erhielten in der Schulung nicht nur einen markenunabhängigen Überblick über aktuelle Licht- und Assistenzsysteme der verschiedenen Hersteller. Sie konnten auch ganz konkret den Umgang mit verschiedenen Diagnosegeräten testen und die korrekte Einstellung und Kalibrierung der zahlreichen, digital vernetzten Sensoren als Grundvoraussetzung für eine fehlerfreie Funktion ausprobieren. Fachkräftemangel und fehlende Digitalkompetenz / Gesprächsrunde mit MdB Silke Launert im Business Systemhaus Bayreuth
Gesucht würden Anwendungsentwickler, Wirtschafts- und Fachinformatiker, Betriebswirtschaftler aber auch Quereinsteiger. „Wir nehmen unsere Beschäftigten als Menschen wahr“, sagte Eichfeld. Damit hebe sich das Business Systemhaus von manchen Großkonzernen ab. Geboten würden unter anderem kurze Entscheidungswege, Vertrauensarbeitszeit mit Gleitzeit, die Möglichkeit des Homeoffice aber auch ein gut ausgestattetes Bistro, das den Vergleich mit manchem Café nicht zu scheuen braucht. Von Unternehmensvertretern wurde bei der Gesprächsrunde die Vermittlung von Medienkompetenz in den Schulen gefordert. Ein Vortrag am Elternabend sei dafür zu wenig, gefragt seien professionelle Lehrkräfte. Natürlich müsse sich das ändern in den Schulen, „sonst verlieren wir den Anschluss in der Welt“, sagte Launert. Insgesamt habe die Politik die Chancen der Digitalisierung erkannt, was sich auch in der Einrichtung eines Digitalisierungsministeriums zeigt. Allerdings müssten sich auch unsere Werte wie Disziplin und Geradlinigkeit aufs Netz verlagern, denn diese Werte gelten auch in der digitalen Welt.
In der mehr als 60-jährigen Firmengeschichte hat sich die Business Systemhaus AG von den Anfängen der elektronischen Datenverarbeitung bis zu den modernsten Technologien stetig mit- und weiterentwickelt. Gegründet 1952 als Bezirksstelle der Taylorix-Organisation, die sich in erster Linie um die damals aktuelle Durchschreibebuchführung kümmerte, wurde die Taylorix-Vertriebs GmbH im Jahr 1995 in die Business Systemhaus GmbH umgewandelt. 2002 entstand die Business Systemhaus AG. Mit der Einweihung der neuen Firmenzentrale vor drei Jahren hat der international tätige IT-Dienstleister nicht nur einen wichtigen Meilenstein für die eigene Zukunft, sondern auch ein kraftvolles Statement für den Standort Bayreuth abgelegt. Von hier aus können die Kunden optimal betreut werden. Die Zentrale befindet sich in der Bayreuther Himmelkronstraße auf einem über 3300 Quadratmeter großen Grundstück. Das innovative, dreigeschossige Bürogebäude verfügt über rund 1000 Quadratmeter Bürofläche, in dem exklusive Konferenz- und Schulungsräume, modernste Büroräume und ein Bistro Platz finden.
Bilder: Wichtiger Global Player für die Region / Abgeordnete besuchten Werk des Kunststoffherstellers LyondellBasell in Bayreuth
Historisch gesehen erstrecken sich die 63000 Quadratmeter des Bayreuther Werks auf dem Gelände des ehemaligen Brandenburger Weihers. Die Adresse lautet deshalb auch Weiherstraße. Kaum jemanden, der auf der direkt angrenzenden Bundesautobahn A9 unterwegs ist, werden die imposanten Stahlssilos noch nicht aufgefallen sein. Sogar Fernsehleuten sind sie ein Begriff, einige Sequenzen des neuen Franken-Tatorts wurden erst vor wenigen Tagen dort gedreht. Seit 1987 ist Lyondellbasell (früher Himont) in Bayreuth und seitdem seien weit über drei Millionen Tonnen PP-Compounds hergestellt worden. Mehr als 300 verschiedene Produkte werden aktuell für Kunden in ganz Europa produziert. Am Standort Bayreuth sind aktuell 135 Mitarbeiter beschäftigt, dazu kommen drei Produktentwickler und fünf Auszubildende für Elektroberufe und zum Schlosser. Der Leiter des Standortes beschreibt LyondellBasell als „hocheffizienten Betrieb mit modernster Technologie“, in dem Sicherheitsstandards auf höchstem Niveau festgeschrieben sind. PP-Compounds steht dabei für einen Verbundstoff, der zusammen mit anderen Komponenten wie Elastomeren, Füllstoffen, Farbpigmenten oder Stabilisatoren verarbeitet wird. In Bayreuth wird das Granulat produziert. Kunden sind Spritzgießer, die daraus Teile wie Säulenabdeckungen, Türpaneele, Radkastenleisten, Motorabdeckungen, Stoßstanden oder Armaturenbretter für die Autoindustrie machen. „Rund 25 Kilogramm aus unserer Produktion stehen fast in jedem Auto“, sagt Sachs-Weingärtner. Größter Absatz für PP-Compounds aus Bayreuth ist nach den Worten des Standortleiters Deutschland mit einem Anteil von über einem Drittel. Weitere große Abnehmer sind Italien, Frankreich, die Slowakei und die Türkei.
Eine enge Zusammenarbeit verbindet LyondellBasell schließlich auch mit der Universität Bayreuth. Aktuell gibt es Studienarbeiten aus der Biotechnik und chemischen Verfahrenstechnik zur Optimierung des Kühlwassernetzes oder aus dem Bereich Mess- und Regeltechnik der Ingenieurswissenschaften über Durchflussmengen von Granulaten in Förderleitungen. Dr. Silke Launert bezeichnete LyondellBasell als bedeutenden und für Bayreuth immens wichtigen Global Player. Jeder kenne die silbernen Silos an der A9 aber kaum jemand wisse, was dort eigentlich produziert wird. Auch als Arbeitgeber und als Ausbildungsbetrieb sei LyondellBasell in der Region bekannt, so die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Als Ehrenamtsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung würdigte sie besonders das entsprechende Engagement, das von den Mitarbeitern hoch gehalten werde. Bundesweit beschäftigt LyondellBasell rund 2500, weltweit 13400 Arbeitnehmer. Ein zweites bayerisches Werk befindet sich in Münchsmünster bei Ingolstadt. LyondellBasell hat seinen Sitz in Rotterdam. Der Namensbestandteil Basell geht auf ein Gemeinschaftsunternehmen von BASF und Shell zurück, 2007 kam es zum Zusammenschluss der Unternehmen Lyondell und Basell. Bilder: Fachkräfte dringend gesucht / Handwerk setzt auf Zuwanderung - Abgeordnete Dr. Launert und Hohlmeier bei der HWK
Der größte Bedarf bestehe in den Sparten Bau- und Ausbau sowie in den Bereichen Elektrotechnik und Kfz. Das sind die 15000 bis 16000 gewerblichen Fachkräfte, die dringen benötigt würden, so Koller. Er sprach von durchaus attraktiven Berufsbildern. Die Gleichung „wenig Gehalt, wenig Lehrlinge“ entspreche schon lange nicht mehr der Realität. Hoffnungen setzt das Handwerk auf die Zuwanderung von potentiellen Fachkräften. Hier wäre es besonders wichtig, den Bereich Ausbildung miteinzubeziehen. Die Öffnung für ausbildungsinteressierte Jugendliche bezeichnete Koller dabei als eine der wichtigen Forderungen des Handwerks. Dazu gehörten unabdingbar auch Kenntnisse der deutschen Sprache. „Ohne Sprache wird es nicht funktionieren“, sagte er. Die Feststellung entsprechender Sprachkenntnisse könne dabei allerdings nur über zentrale deutsche Anlaufstellen im jeweiligen Drittland funktionieren. Insgesamt begrüßt das Handwerk den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD. Vor allem im Bereich Bildung seien die Koalitionspartner dem Anspruch auf Modernisierung und Zukunftsorientierung am nächsten gekommen. „Für uns war es wichtig, dass man die Bedeutung der beruflichen Bildung auf bundespolitischer Ebene erkannt hat“, so Koller. Manch andere Bereiche blieben allerdings weit hinter den Erwartungen zurück. Auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert begrüßte, dass im Bereich der beruflichen Bildung wichtige Akzente gesetzt werden konnten. Die Kernforderungen des Handwerks hätten Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden, sagte Launert. Ausdrücklich begrüßt wurde die Absenkung des Beitragssatzes in der Arbeitslosenversicherung um 0,3 Prozentpunkte. Die Absenkung sei angemessen, durch die Beitragssenkung werde die Beschäftigung gerade in den personalintensiven Betrieben des Handwerks geschützt. Den Imagewandel im Handwerk machte Koller an der Tatsache fest, dass rund elf Prozent der abgeschlossenen Lehrverträge heute von Abiturienten wahrgenommen würden. Noch vor zehn Jahren machten junge Leute mich Hochschulreife nur zwei bis drei Prozent aus. Um eine vernünftige Berufsorientierung anbieten zu können, sei es auch weiterhin wichtig, in den Schulen zu werben. „Wir brauchen auch die Guten und Cleveren, um in Zukunft Elektrotechnik, Haustechnik und Mobilität sicherstellen zu können“, so der Hauptgeschäftsführer. Bild: Der Fachkräftemangel als eines dringendsten Probleme des oberfränkischen Handwerks: HWK-Geschäftsführer Rainer Beck und Hauptgeschäftsführer Thomas Koller tauschten sich mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert (2. von rechts) und der Europaabgeordneten Monika Hohlmeier über handwerkspolitische Themen aus. „Berufsschule Plus“: Regina Schreier macht Bäckerlehre und Fachabitur gleichzeitig / Ausbildung wird in Bamberger Traditionsbäckerei Seel groß geschrieben
Regina Schreier denkt praktisch. „Damit spare ich mir jede Menge Zeit“, sagt sie und rechnet vor, dass sie in drei Jahren ja nicht nur eine angeschlossene Berufsausbildung hat, sondern auch noch das Fachabitur. Auf das Angebot gekommen war sie durch eine Informationsveranstaltung an ihrer Schule, der Gesamtschule Hollfeld, wo Regina Schreier im zurückliegenden Jahr die Mittlere Reife ablegte. Die Bäckerei Seel am Fuß des Dombergs entdeckte sie, als es im Unterricht um Bamberger Spezialitäten ging. In der ältesten Bäckerei Bambergs werden seit Jahrhunderten die echten Bamberger Hörnla gebacken. Die Zähne müsse man allerdings schon zusammenbeißen. Von den 30 Mitschülern zu Beginn des Ausbildungsjahres sind in der eigens eingerichteten Klasse der Bamberger Berufsschule gerade mal noch 16 übrig geblieben. Es ist halt doch ein immenser Zeitaufwand. Freilich nicht für Regina Schreier, sie hat tatsächlich nebenbei noch Klavierunterricht, spielt Basketball beim DJK Don Bosco Bamberg und macht gerade auch noch ihren Führerschein. Doch gerade für solche Überflieger ist das Angebot „Berufsschule Plus“ gedacht.
Überhaupt spielt bei ihm das Thema Ausbildung eine große Rolle. Rund 20 junge Leute hat er in den zurückliegenden zehn Jahren schon ausgebildet. Die Hälfte Bäcker, die andere Hälfte Bäckereifachverkäuferinnen. Freilich wird es auch bei ihm immer schwieriger geeignete Bewerber zu finden. Die Arbeitsweise fordert schon, sagt er, wobei das frühe Aufstehen gar nicht mehr so das Problem sei. Schwieriger ist es mit dem Druck zurechtzukommen und „Just-in-time“ zu produzieren und zu liefern. Alfred Seel betreibt in Bamberg drei Filialen in denen 32 Beschäftigte tätig sind. Den Betrieb hat er vom Vater übernommen. Das Angebot „Berufsschule Plus“ gibt es in Bayern seit dem Schuljahr 2008/2009. Oberstes Ziel ist es, bereits während der Lehrzeit eine schulische Weiterqualifizierung zu ermöglichen. Bilder: Anspruchsvoll ist es schon: Die Auszubildende Regina Schreier und Innungsobermeister Alfred Seel in der Backstube am Fuß des Dombergs. „Next Düngung“ und Digital Farming schonen den Boden und sparen Kosten / Modernste Technik hält Einzug in der Landwirtschaft - Umsatzsteigerung bei der BayWa in Franken
Pflanzenscanner, Drohnen, Software und Satellitentechnik seien längst in der Realität angekommen, modernste Technik habe in der Landwirtschaft Einzug gehalten, so Schuster bei der Vorstellung der Geschäftszahlen in Bamberg. Hier sei die Landwirtschaft schon viel weiter, als es der eine oder andere glauben mag, sagte der neue Spartengeschäftsführer Agrar, Bernhard Schleicher. Für Günter Schuster steht bereits fest, dass die Technik das Vertrauen in die Produktion aufgrund der automatischen Dokumentation sämtlicher Vorgänge wieder enorm steigern werde. Ein Beispiel dafür sei das Software-Modul „Next Düngung“, das die BayWa als eine Art Antwort auf die neue Düngeverordnung entwickelt hatte. Die Software berechnet auf Knopfdruck die gesetzlich zulässigen Mengen für Stickstoff, Phosphor und Kali und unterstützt dabei nicht nur den Landwirt, sondern sorgt auch dafür, dass gar nicht mehr unkontrolliert gedüngt werden kann. „In der Produktion gesunder Lebensmittel werden wir damit ganz vorne sein“, so Schuster. Der Agrarhandelskonzern BayWa hat seinen Umsatz in den drei fränkischen Regierungsbezirken im zurückliegenden Jahr von gut einer Milliarde Euro auf knapp 1,03 Milliarden Euro gesteigert. Ober- und Mittelfranken habe dabei einen Anteil von 545 Millionen Euro, was eine Steigerung von rund 19 Millionen Euro entspricht. Dabei hätten die Sparten Baustoffe, Energie und Technik zugelegt, während der Umsatz im Agrarbereich rückläufig gewesen sei, sagte der Leiter des Business Centers Franken Karl Bittermann. Von 128 auf 122 Millionen Euro war der Umsatz für Ober- und Mittelfranken in der Agrarsparte zurückgegangen. Dennoch merkte Spartengeschäftsführer Bernhard Schleicher an, dass sich die BayWa vor dem Hintergrund der extrem schwierigen Marktsituation mit niedrigen Preisen und extremen Margendrucks sehr gut behauptet habe. Der Bereich Technik konnte dagegen in den beiden Regierungsbezirken von 112 auf 117 Millionen Euro zulegen, was Spartengeschäftsführer Günter Schuster auf verstärkte Investitionen der Landwirte in neue Maschinen zurückführte. Auch das Geschäft mit Maschinen aus zweiter Hand lege weiter zu. Deshalb investiere das Unternehmen gerade 400000 Euro in eine zweite Halle für das Gebrauchtmaschinenzentrum in Bamberg.
2017 hatte die BayWa nach den Worten Bittermanns in ganz Franken knapp 21 Millionen Euro investiert. Für das laufende Jahr seien Investitionen in Höhe von rund 24 Millionen Euro geplant. Unter anderem soll das Gebrauchtmaschinenzentrum in Bamberg erweitert und zusätzliche Investitionen in die Erfassung und Verarbeitung von Getreide getätigt werden. Die BayWa ist in Franken mit den Bereichen Agrar, Baustoffe, Energie und Technik mit gut 2100 Mitarbeitern an 109 Standorten vertreten. Rund elf Prozent der Mitarbeiter sind Auszubildende, die Übernahmequote liegt bei 70 Prozent.
Bilder: Dauerbrenner Unternehmensnachfolge: „Die Dinge rechtzeitig regeln“ / HWK-Unternehmertreff mit Steuerberater Jens Brett aus Naila
Das Thema brennt vielen auf den Nägeln. Nicht nur, dass allein in Bayern zwischen 2017 und 2021 rund 30000 Betriebe mit zusammen an die 500000 Mitarbeiter vor einem Generationenwechsel stehen, wie HWK-Präsident Thomas Zimmer berichtete, auch die beiden Infoabende der Kammer zum Thema auf Kloster Banz und auf Schloss Thurnau waren beide Male restlos ausgebucht. Für Oberfranken bezifferte Präsident Zimmer die Zahl der Unternehmen, die bis 2021 zur Übergabe anstehen, auf 2000 mit zusammen über 36000 Mitarbeitern. „Damit ist das Thema ein echter Dauerbrenner“, so Zimmer. Auch er bezeichnete eine frühzeitige und aktive Planung der Unternehmensnachfolge als absolut wichtig. Eine der größten Hürden dabei sei die steuerliche Bewertung, sagte Steuerberater Jens Brett. Der eine möchte einen hohen Preis, der andere möchte aber nicht so viel bezahlen. Deshalb sei eine steuerliche Unternehmenswertermittlung von großer Bedeutung. Der Fachmann räumte dabei schnell mit einem Vorurteil auf: „Der Unternehmenswert ist nicht der Kaufpreis.“ Der könne lediglich ein Anhaltspunkt sein. Maßstab sei in der Regel entweder der Gewinn oder die vorhandenen Sachwerte.
All diese Punkte seien schwer im Blick zu behalten, sagte Steuerberater Jens Brett. Sowohl im Vorfeld, als auch begleitend während der Übergabe sei das Hinzuziehen von Experten notwendig. Rechtsanwälte und Steuerberater gehörten dazu, aber auch die kostenfreie betriebswirtschaftliche Beratung der Kammer.
Als schlimmsten Gau bezeichnete es der Steuerfachmann, wenn nie die Zeit dazu ist, die Übergabe zu regeln, kein Testament und damit keine erbrechtliche Nachfolgeregelung vorliegt und der schlimmste Fall des Todes des Betriebsinhabers eintritt. „Durch so etwas können gut Betriebe kaputt gehen“, warnte Jens Brett und rief dazu auf, die Dinge rechtzeitig zu gestalten. Bei der anschließenden Diskussionsrunde hatte Birgit Fuchs, Raumausstatterin aus Bayreuth noch einen ganz wichtigen Tipp an die Unternehmer: „Reden, reden, reden: das ist ganz wichtig.“ Man könne sich vieles ersparen, wenn man nur rechtzeitig miteinander spricht. Vom zahnlosen Tiger zum scharfen Schwert / EU-Datenschutz-Grundverordnung tritt am 25. Mai in Kraft – Thomas Biermann von der Datev beim HWK-Infoabend in Coburg und Selb
„Es betrifft jeden Unternehmer, aber auch jede Privatperson“, sagte Biermann. Und zwar immer dann, wenn personenbezogene Daten erfasst und verarbeitet werden. Also praktisch immer, an sieben Tagen in der Woche, an 24 Stunden am Tag. Egal ob Payback oder Schufa, Unternehmen oder Geheimdienste: alle sind an Daten interessiert. „Daten sind ein wichtiges Gut geworden“, so der Referent.
Konkret soll die neue Verordnung vorgeben, wie Unternehmen mit Daten umzugehen haben. Wichtigster Punkt dabei: alle muss künftig dokumentiert werden und alles muss nachgewiesen werden können. Also auch, warum gerade diese Daten gespeichert und wofür sie genutzt werden. Bei sensiblen Daten wie etwa der Religion eines Mitarbeiters, müsse auch festgehalten werden, dass sie für die Lohnabrechnung wichtig sind. Um Adressen eines Kunden nutzen zu dürfen, und wenn es nur für eine Weihnachtskarte ist, benötige jeder Betrieb künftig die Einwilligung des Kunden, die natürlich jederzeit widerrufen werden kann. Selbst bei einem Preisausschreiben, das ein Unternehmen auf einer Messe veranstaltet, müsse künftig klar ersichtlich sein, wann die erhobenen Daten wieder gelöscht werden.
Überprüfen werde dies künftig alles das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht (BayLDA), sagte Biermann. Bisher sei das Thema Datenschutz ein zahnloser Tiger gewesen, das soll sich jetzt ändern, denn künftig werde geprüft. Während die Höchststrafe bislang bei 300000 Euro gelegen habe, schreibe die Verordnung bei einem Verstoß gegen Auflagen künftig Höchststrafen bis zu zehn Millionen Euro oder zwei Prozent des weltweiten Umsatzes, beim Verstoß gegen Rechte Betroffener sogar bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des weltweiten Umsatzes vor. Wenn dies den Handwerker freilich kaum treffen werde, so gilt die Verordnung schon jetzt als scharfes Schwert. Ein Ziel sei es auch, die großen, weltweit agierenden Konzerne in Sachen Datenschutz zu erreichen.
Natürlich sei das Ganze ein bürokratischer Aufwand, so Biermann. Er rief die Handwerker dazu auf, die Verordnung als Chance zu sehen, ein Datenschutz-Managementsystem aufzubauen, in dem ganz genau festgelegt ist, welcher Mitarbeiter wie und mit welchen Daten umgehen darf. Der Referent sagte auch jetzt schon voraus, dass Prüfungen weniger nach dem Prinzip Zufall, sondern vielmehr auf Verdachtsmeldungen hin stattfinden werden. Für alles das gibt es nach den Worten von Hans-Karl Bauer (Bild links oben) , dem Leiter des HWK-Verwaltungssitzes Coburg eine ausführliche Handreichung mit zahlreichen Musterformularen. Der Leitfaden stehe auch auf den Internetseiten der Handwerkskammer zum Download bereit. Mängel künftig durchreichen / HWK informierte über neues Bauvertragsrecht – Volles Haus beim Infoabend in Bayreuth mit Rechtsanwalt Johannes Schlegel
„Die Haftungsfalle für das Handwerk wird abgemildert“, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Er sprach von einem guten Erfolg der Handwerkspolitik. Dabei ist die Gewährleistungsfalle nur ein Aspekt des neuen Bauvertragsrechts, wenngleich ein ganz wichtiger. Darum geht es: Hat ein Handwerker fehlerhaften Material verbaut, das später wieder ausgebaut werden muss, dann bekam der Handwerker bisher nur das Material ersetzt. Künftig hat er auch einen Anspruch auf die Einbaukosten, die Abwicklung des Umtausches, die Sachbearbeitungskosten für die Abwicklung bis hin zur Anfahrt zum Kunden.
Ganz wichtig: Die Vertragsbeziehung bestehe meiste zwischen dem Handwerker und seinem Lieferanten, in der Regel nicht zwischen Handwerker und Hersteller. „Der Fehler soll zu dem durchgereicht werden, der ihn verursacht hat“, begründete der Jurist die Gesetzesänderung. Unzulässig sei übrigens, dass Händler in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ihre Haftung vollständig ausschließen. Nicht immer ist der Sachverhalt relativ klar und nicht immer profitiert der Handwerker davon. Hatte sich bisher der Auftraggeber geweigert, die erbrachte Leistung abzunehmen, trat nach einer gestellten Frist eine „fiktive Abnahme“ ein. Künftig reicht ein Mangel aus, um die Abnahmefiktion zu verhindern. „Das kann üble Folgen haben“, sagte der Rechtsanwalt. Durch die Rüge eines einzigen Mangels könne eine Abnahme künftig wesentlich verzögert werden. „Vereinbaren sie deshalb einen festen Abnahmetermin und lassen sie sich unterschreiben, dass keine Mängel vorliegen, dann sind sie auf der sicheren Seite“, riet Schlegel den Handwerkern. Auf die Abnahmefiktion sollte man sich dagegen nicht mehr verlassen, sonst könne der Besteller die Abnahme bis zum St.-Nimmerleinstag hinausschieben.
Neu sei dabei die Verpflichtung, die Kündigung immer in Schriftform zu verfassen, so der Jurist. Es müsse eine Urkunde unterzeichnet sein und dem anderen weitergeleitet werden. Keinesfalls ausreichend sei künftig eine mündliche Kündigung, etwa im Streit vor Ort auf der Baustelle. Wichtig sei es dabei auch, den bisherigen Leistungsstand festzustellen. Soll heißen, der Handwerker sollte genau dokumentieren, was er bislang alles gemacht hat, denn das müsse später eventuell vor Gericht ja auch bewiesen werden. Über diese und weitere Änderungen im Bauvertragsrecht informiert die Kammer unter anderem ausführlich in einem Faltblatt. Dabei geht es unter anderem um den neuen Anknüpfungsmaßstab für die Berechnung von Abschlagszahlungen, die Ergänzungen des Werkvertragsrechts um Bestimmungen zum Bauvertrag oder um Anordnungen eines Nachtrags zum ursprünglichen Auftrag. Bratwürste statt Pasteten: Frankreichs bester Jungmetzger arbeitet in Bayreuth / Jérémy Burguin kam über Lehrlingsaustausch der HWK zur Metzgerei Parzen
Jérémy Burguin stammt aus dem Elsass. Zunächst habe er einen Bauberuf ergreifen wollen. Doch weil er schon immer gerne gekocht hat und auch der Vater als Koch tätig war, landete er zunächst beim Metzger- und Fleischerhandwerk. Danach setzte er noch eine zweite Ausbildung als Koch oben drauf. Die jeweils zwei Jahre dauernden Lehrzeiten hat er im südfranzösischen Frontignan absolviert, wo er immer noch tätig ist. Sein dortiger Chef ist nicht nur Präsident einer großen Fleischfirma, sondern auch aktiv in der Handwerkskammer, der „Chambre des Metiers“. Im Zuge des von den Kammern initiierten Lehrlingsaustausches war er bereits im Sommer 2016 zum ersten Mal nach Bayreuth gekommen, schon damals zur Metzgerei Parzen. „Hier ist alles toll, die Arbeit gefällt mir wirklich gut“, sagt Jérémy Burguin, der nahezu perfekt deutsch spricht. Kein Wunder, dass er sich auch am Berufswettbewerb des französischen Handwerks beteiligt hat und es mit seinen Pasteten der verschiedensten Geschmacksrichtungen bei der Endausscheidung in Paris zu einem der besten Jungmetzger Frankreichs brachte.
Irgendwann will sich Jérémy Burguin selbstständig machen. „So viele wirklich gute Metzgereien gibt es ja auch bei uns nicht mehr“, sagt er. Zunächst möchte er sich aber noch mehr Wissen aneignen und Erfahrung sammeln, so wie er bei der Metzgerei Parzen in Bayreuth macht. Der 21-Jährige lebt aber nicht nur für seinen Beruf, er ist vielmehr ein echter Tausendsassa. So betreibt er aktiv Kampfsport und nimmt auch an entsprechenden Wettkämpfen teil, und er spielte bis vor kurzem noch den Bass in einer französischen Band. In Bayreuth, wo er im Internat der Handwerkskammer wohnt, geht er viel spazieren und lernt so die Stadt kennen. Hier hat er auch sein Interesse für den Eishockeysport entdeckt und besucht regelmäßig die Spiele der „Tigers“.
Eine ganz besondere Verbindung mit Frankreich hat auch die Handwerkskammer für Oberfranken. Sie unterhält mit der Chambre des Metier de l´Aude in Carcassonne seit Jahrzehnten eine enge Partnerschaft. Zum 50. Mal fand im zurückliegenden Jahr der traditionelle Lehrlingsaustausch statt, an die 1400 junge Handwerker lernten in dieser Zeit das jeweilige andere Land genauer kennen. Bilder: Geschäftsführer Helmut Parzen, Jérémy Burguin, einer der besten Jungmetzger Frankreichs und die südkoreanische Auszubildende Soogeong Geong. „Besser nicht in kurzen Hosen“ / Kammer informierte über Verhaltensregeln und rechtliche Grundlagen zu Gesellen- und Meisterprüfungen
Fallen lauern überall: Was ist, wenn der Prüfer einen Unfall hat? Was tun, wenn während der Prüfung ein Handy klingelt? Welche Kleidung sollten Prüfer und Prüflinge tragen? Auf all diese und auf viele andere Fragen hatten die beiden Referenten die passenden Antworten parat. Das wichtigste, was die Prüfer für ihre Arbeit mitnehmen konnten war allerdings die Information, dass alles was passiert exakt dokumentiert werden muss. Nur dann könne im Streitfall auch alles nachvollzogen werden.
Nicht so schlimm ist dagegen der Klassiker des klingelnden Handys. Wichtig sei es, mit Bedacht zu reagieren und das Handy einfach ausschalten zu lassen, so Hoffmann. Der Vorfall sollte aber ins Protokoll aufgenommen werden. Keinerlei Rechtfertigung gebe es übrigens dafür, dass ein Prüfer ein Mobiltelefon benutzt. Viel schlimmer aber sind andere Störungen wie plötzlich auftretender Baulärm Das müsse der Prüflinge sofort beanstanden, was wiederum genau dokumentiert werden sollte. Einen automatischen Abbruch der Prüfung ziehe dies allerdings nicht nach sich. Eine Kleiderordnung gibt es dagegen weder für Prüfer noch für Prüflinge. Prüflinge sollten sich allerdings immer einen Tick schicker kleiden, als mit normaler Straßenkleidung. „Über die Kleidung zollen wir dem Gegenüber schließlich auch Respekt“, gab Hoffmann zu bedenken. Ein wichtiger Ratschlag laute dabei allerdings auch: „Besser nicht in kurzen Hosen“. Ist der Prüfling dem Prüfer unbekannt, muss er sich durch einen Personalausweis, einem vorläufigem Personalausweis oder einem Reisepass ausweisen. „Kann sich jemand nicht ausweisen, kann der Prüfling zurückgewiesen werden“, sagte Hoffmann. Die Vorlage eines Führerscheins reiche dabei nicht aus. Ganz wichtig sei dabei auch die Belehrung über Arbeits- und Hilfsmittel, über Folgen eines Rücktritts oder über Täuschungshandlungen und Ordnungsverstöße. „Fühlen sie sich fit und gesund?“, sollte eine obligatorische Frage sein. Ebenso die Frage, ob der Prüfungsausschuss akzeptiert werde. Liegt eine Befangenheit vor, könnte dies schon ein Verfahrensfehler sein. Denkbar wäre beispielsweise, dass ein Nachbar, der mit dem der Prüfling im Clinch liegt, plötzlich als Prüfer auftaucht.
Eine vorzeitige Zulassung sei bei überdurchschnittlichen Leistungen, in der Regel bei einer Durchschnittsnote von 2,5 in den prüfungsrelevanten Fächern, ein halbes Jahr vor der Regelzulassung möglich. Auch Externenprüfungen seien möglich, wenn der Betreffende das Eineinhalbfache der Lehrzeit im Beruf tätig war. Dabei gelten auch Ausbildungszeiten in einem anderen Ausbildungsberuf. Allerdings müsse der Betreffende immer eine vollwertige Gesellenprüfung ablegen. Wie Bedeutsam das Ehrenamt des Prüfers ist, machte auch Schmitt noch einmal deutlich: „Prüfer sind nicht als Privatleute tätig, sondern hoheitlich im Auftrag des Staates.“ Handwerk profitiert vom Digitalbonus / Landtagsabgeordnete besuchten Kompetenzzentrum Digitales Handwerk an der HWK für Oberfranken
Bei einem Besuch der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml und der CSU-Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer, Ludwig von Lerchenfeld und Martin Schöffel sagten die Parlamentarier unter anderem zu, sich weiterhin für das Förderprogramm Digitalbonus Bayern stark zu machen. Mit dem Programm können Betriebe des oberfränkischen Handwerks für verschiedene Digitalisierungsmaßnahmen in ihren Unternehmen Anträge auf finanzielle Förderung stellen. Für das Förderprogramm sei die Nachfrage in Bayern extrem hoch und schon jetzt kaum noch zu bewältigen. Damit werden Ausgaben für Produkte und Dienstleistungen sowie für die IT-Sicherheit bezuschusst. Zum Digitalbonus gehören auch Aufwendungen für Leistungen externer Anbieter und für die zur Umsetzung notwendige Hard- und Software. Kammergeschäftsführer Rainer Beck nannte das Programm sehr gut. So gut, dass das Kontingent für Dezember schon nach vier Werktagen erschöpft gewesen sei. HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller fordert die Abgeordneten auf, sich dafür zu verwenden, dass der Zeitraum zwischen vorzeitigem Maßnahmenbeginn und Förderbescheid deutlich verkürzt wird. Die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer wies darauf hin, dass die Mittel für den Digitalbonus zuletzt deutlich aufgestockt worden seien. Zusammen mit ihren Fraktionskollegen will sie sich dafür stark machen, dass noch mehr Handwerker von dem Programm profitieren können, und dass die Wartezeiten auf eine Bewilligung schneller erfolgen. Immerhin komme fast die Hälfte aller Anträge aus dem Handwerk. Zunächst einmal müsse der Nutzen der Digitalisierung für den Handwerker erkennbar sein, sagte Johanna Erlbacher, Eletrotechnik und Maschinenbau-Ingenieurin sowie Projektleiterin des Kompetenzzentrums. Ihr geht es vor allem darum, den Betrieben Best-Practise-Beispiele zu zeigen. Zahntechniker, die heute nicht in die digitale Technik investieren, würden in wenigen Jahren weg vom Markt sein. Aber auch freie Kfz-Werkstätten stünden vor enormen Herausforderungen. Dazu komme das große Thema des 3-D-Drucks, das alle Bereiche des Handwerks betrifft. Um Handwerksbetriebe dabei zu unterstützen, auch zukünftig am Markt bestehen zu können, informiert das Kompetenzzentrum bundesweit Unternehmer, Unternehmerinnen und Führungskräfte aus dem Handwerk über die betrieblichen Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien und leistet Hilfestellung bei der praktischen Umsetzung in den Betrieben. Schwerpunkte des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk sind in Bayreuth die Bereiche Produktions- und Automatisierungstechnologie. IT-Sicherheit gehöre genauso dazu, wie digitale Diagnose, digitale Geschäftsprozesse, der große Bereich der RFID-Technologie oder generell Möglichkeiten der Automatisierung. Unter anderem bietet das Kompetenzzentrum Schulungen für Betriebe und Multiplikatoren an, die Mitarbeiter begleiten Umsetzungsprojekte in den verschiedensten Gewerken. In einem eigens eingerichteten Showroom auf dem Areal der Handwerkskammer an der Kerschensteinerstraße zeigen die Verantwortlichen konkrete Umsetzungsbeispiele. Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk ist Teil der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital – Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Bild: In den Schreinerwerkstätten der Handwerkskammer für Oberfranken erläutert Hauptgeschäftsführer Thomas Koller (rechts) Gesundheitsministerin Melanie Huml sowie den Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer, Ludwig von Lerchenfeld und Martin Schöffel (von links) Möglichkeiten der digitalen Anwendung im Handwerk. IG Metall fordert mehr Geld und mehr Zeit / Gewerkschaft rechnet mit Warnstreiks ab 8. Januar – Scharfe Kritik an Arbeitgebern
Die IG Metall fordert in der anstehenden Tarifrunde für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten unter anderem sechs Prozent mehr Geld und einen individuellen Anspruch, die Arbeitszeit für bis zu zwei Jahre auf bis zu 28 Stunden pro Woche zu verkürzen. Die Arbeitgeber haben bislang ein Angebot von zwei Prozent mehr Lohn und einer Einmalzahlung von 200 Euro vorgelegt. „Wir wollen beileibe nicht die 28-Stunden-Woche“ sagte Antas. Die Arbeitnehmer wollten lediglich das Recht, für einen bestimmten Zeitpunkt auch mal kürzer arbeiten zu können. Das Angebot der Arbeitgeber nannte der Gewerkschafter „vergiftet“. Im Grunde fordere die Arbeitgeberseite, dass für alle die 40-Stunden-Woche wieder möglich wird. Dieses Angebot sei altbacken und nach Gutsherrenart. So sei dem Facharbeitermangel jedenfalls nicht beizukommen. Das werde nur mit modernen Arbeitszeiten gehen, nicht mit der Arbeitspolitik des zurückliegenden Jahrhunderts. Von recht aggressiven Verhandlungen sprach Volker Seidel. „Es herrscht eine hohe Aggressivität vor, die man so noch nicht gekannt hat“, sagte der Erste Bevollmächtigte. Auch er lehnte das Angebot der Arbeitgeberseite komplett ab und erinnerte daran, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage besser ist, als es selbst die Arbeitgeber prognostiziert hatten. „Jetzt gilt es zu mobilisieren“, sagte Seidel und sprach von möglichen Warnstreiks ab 8. Januar. Obwohl 550 Neuaufnahmen im laufenden Jahr in Ostoberfranken bislang 569 Abgänge entgegenstehen, sprach Seidel von einer positiven Mitgliederentwicklung. Hintergrund ist, dass die Zahl der Ein-Prozent-Zahler, also der betriebsangehörigen Mitglieder, die ein Prozent ihres Bruttolohnes als Mitgliedsbeitrag zahlen, seit Jahresbeginn stetig nach oben gegangen war. Insgesamt hat die IG Metall Ostoberfranken 11493 Mitglieder, 6777 davon sind Ein-Prozent-Zahler. Personell stockt die IG Metall in Ostoberfranken derzeit massiv auf: Neu im Team ist der Gewerkschaftssekretär Oliver Oster aus Aschaffenburg. Der 31-Jährige kommt von der IG Bergbau-Chemie-Energie und ist seit 15 Jahren in der Gewerkschaft tätig. Seine Aufgabe wird es sein, neue Betriebe zu erschließen, Betriebsräte zu gründen und die Mitgliederzahlen zu steigern. Seidel kündigte auch an, dass ab Mitte 2018 wieder ein hauptamtlicher Zweiter Bevollmächtigter in der Verwaltungsstelle in Münchberg tätig sein wird. Er soll bei der Delegiertenversammlung im Juni gewählt werden. Bislang wurde das Amt von Wolfgang Kormann aus Pegnitz ehrenamtlich besetzt. Außerdem soll zum 1. September ein neuer Auszubildender oder eine Auszubildende zum Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement eingestellt werden. Bild: Rechnen fest mit Warnstreiks zu Beginn des neuen Jahres: Volker Seidel (links), Erster Bevollmächtigter der IG-Metall-Ostoberfranken, und Juan-Carlos Rio Antas vom Fachbereich Tarifpolitik des Vorstandes. Vorbilder für das Gelingen der Energiewende / Bürgerenergiepreis Oberfranken von Bayernwerk und Regierung Bezirksregierung vergeben – Sieger aus Bruck, Kulmbach und Rehau Bayreuth. Der insgesamt mit 10000 Euro dotierte Bürgerenergiepreis Oberfranken geht in diesem Jahr zwei Mal in den Landkreis Hof und einmal in die Stadt Kulmbach. Sieger sind die Markgraf-Friedrich-Realschule in Rehau, die Dorfheizung Bruck und drei Schüler des Kulmbacher Caspar-Vischer-Gymnasiums. „Alle drei sind ein Vorbild für das Gelingen der Energiewende“, sagte Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz bei der Übergabe der Auszeichnung am Dienstagabend in Bayreuth. Den Bürgerenergiepreis hat die Bayernwerk AG unterstützt von der Regierung von Oberfranken vor vier Jahren ins Leben gerufen. Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz begrüßte die Zielrichtung des Bürgerenergiepreises, Akteure der Energiewende vor Ort auszuzeichnen. „Jeder kann im Bereich Klimaschutz und Energiewende etwas tun", sagte Piwernetz. Hierbei seien gute und erfolgreiche Projekte mit Vorbildcharakter besonders wichtig. „Sie schaffen Anreize für andere, sich auch für Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien einzusetzen", so die Regierungspräsidentin. „Wir brauchen Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Projekten und Initiativen Vorbilder dafür sind, wie sich jeder einzelne in seinem persönlichen Umfeld als Gestalter der Energiezukunft einbringen kann.“, sagte Christoph Henzel, Mitglied der Geschäftsleitung des Bayernwerks. Die Themen Ökologie und Energiezukunft würden jeden angehen. Eine erfolgreiche Energiewende könne nur mit dem Einsatz der Bürger und mit einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz gelingen. „Die Gewinner des Bürgerenergiepreises sind wichtige Wegbereiter, um bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsen Verständnis zu gewinnen und in der gesamten Gesellschaft die Bereitschaft für Innovation und technologischen Fortschritt zu erweitern“, so Henzel.
Bilder: Flexibel, abwechslungsreich und kreativ / Der Maler und Lackierer David Schnappauf ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Flexibel, abwechslungsreich und kreativ, so ist nicht nur der Beruf des Malers und Lackierers, so ist auch David Schnappauf. In Kronach hat er die Gottfried-Neukam-Mittelschule besucht, danach erst einmal ein Praktikum bei einem Installateurbetrieb gemacht. „Das Handwerk war von Anfang an mein Ziel“, sagt der junge Mann, für den die Industrie nie in Frage kam. Doch gerade die Industrie sei im Kronacher Raum besonders stark, sagt Markus Schnappauf, der gerne mehr ausbilden würde, aber keine geeigneten Lehrlinge findet. „Wenn, dann gehen sie in die Industrie, da tun wir uns vom Handwerk schwer“, sagt er. David ist erst sein zweiter Lehrling in der noch jungen Firmengeschichte. 2005 war er als Einzelkämpfer an den Start gegangen, heute hat er sechs Mitarbeiter, alles Maler und Lackierer. Der Betrieb des 41-Jährigen arbeitet hauptsächlich für private Kundschaft in einem Radius von zehn bis 15 Kilometern, nur ganz wenige industrielle Aufträge sind dabei, kaum öffentliche. Derzeit ist die Firma ausgelastet. „Wir schieben die Aufträge vor uns her“, so der Chef. Mit den vielen kleinen Malern im Umkreis gebe es keine echte Konkurrenzsituation, eher ein gutes Miteinander. Mit Davis sei genau der richtige Azubi gekommen. Er hatte schon zu Schulzeiten in den Ferien beim Onkel gejobbt und er wird auch jetzt nach der Lehre in der Firma weiterarbeiten. Ganz normale Malerarbeiten, Trockenbau oder Tapezieren, das liegt ihm besonders, er hat aber auch außergewöhnliche Spachteltechniken drauf. Genau damit erreichte David jetzt auch den ersten Platz im Leistungswettbewerb des Handwerks, der für die Maler und Lackierer diesmal in Augsburg stattfand. Von den Noten war er sowieso der Beste in der Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg, ebenso auf Bezirksebene. Anfang Oktober musste er dann in Augsburg einen Eingangsbereich für die weltberühmte Augsburger Puppenkiste erschaffen. „Da kommt es auf viele Kleinigkeiten an“, sagt der Landessieger. Auf Kreativität sowieso, aber auch auf Farbigkeit und nicht zuletzt auf sauberes Arbeiten. David hatte das Wettbewerbsmotto samt Aufgabe zwei Wochen vorher bekommen und extra eine eigene Tapete anfertigen lassen. Nun fiebert der pfiffige Lehrling dem Bundesentscheid in Köln entgegen. „Ich habe schon den Anspruch zu gewinnen“, sagt er selbstbewusst. Gerade ist er im Bestenwettbewerb der Sto-Stiftung als einer von 100 Lehrlingen bundesweit für seine herausragenden Leistungen ausgezeichnet worden. Die Stiftung hatte ein Farbenhersteller aus Baden Württemberg gegründet, um junge Leute in ihrer handwerklichen Ausbildung zu unterstützen. Als Fernziel möchte David die Meisterprüfung machen. Bis dorthin ist es allerdings noch ein wenig Zeit. Er wird deshalb auch weiterhin einmal pro Woche an den Proben des Musikvereins Friesen unter der Leitung seines Chefs teilnehmen und er wird sich derweil bei den Pfadfindern engagieren oder für den FC Bayern München die Daumen halten, der in Friesen einen offiziellen Fanclub hat. Natürlich ist David Schnappauf dort Mitglied. Bild: Ausbilder, Chef, und Dirigent: Markus Schnappauf ist der Patenonkel von David Schnappauf, dem bayerischen Landessieger bei den Malern und Lackierern im Leistungswettbewerb des Handwerks. Seilhandwerk hundert Prozent Made in Germany / Die Seilerin Sabrina Preiß ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks
Die Aus- und Weiterbildung nimmt bei Liros breiten Raum ein. Jedes Jahr bildet das Unternehmen regelmäßig junge Mitarbeiter zum Seiler aus. „Dies ist Garant für fachkundigen Nachwuchs bei Liros“, sagt Ausbildungsleiter Norbert Schmidt. Mit der 21-jährigen Sabrina Preiß aus Naila hat diesmal nicht nur eine Seilerin ihre Lehre mit Bravour bestanden, sondern auch noch im Leistungswettbewerb des Handwerks einen ersten Platz auf Landesebene erreicht. „Ein Bürojob wäre nicht in Frage gekommen“, sagt Sabrina Preiß. „Ich wollte schon immer etwas Handwerkliches machen.“ Da traf es sich gut, dass der Liros-Schichtleiter in der Nachbarschaft wohnte und die Realschulabsolventin für ein Schnupperpraktikum gewinnen konnte. Sabrina Preiß war sofort fasziniert von der Vielfalt, die der Beruf der Seilerin bot, vom Rohgarn bis hin zum fertig konfektionierten Seil exakt nach dem Wunsch des Kunden. Zur Ausbildung werden bei Liros die folgenden Berufe angeboten: Bürokaufmann, Schlosser, Seiler und Fachlagerist. Zuletzt sind vier Lehrlinge in das neue Ausbildungsjahr gestartet. Dabei sind drei angehende Seiler und ein Fachlagerist. „Die Auszubildenden dürfen sich auf ein spannendes Arbeitsumfeld bei einem der modernsten Seilhersteller Europas freuen“, so Norbert Schmidt. Dabei würden sämtliche Bereich des Unternehmens in Sechs-Wochen-Schritten durchlaufen: von der Spulerei über die Flechterei und die Konfektion bis zum Lager. Zur überbetrieblichen Ausbildung müssen angehende Seiler zwei Wochen lang zu einer Drahtseilfabrikation in der Nähe von München. Die Blockbeschulung findet sechs Mal je 14 Tage an der Textilberufsschule in Münchberg statt. Liros arbeitet an seinen Standorten Berg und Lichtenberg mit 170 Mitarbeitern hundert Prozent Made in Germany. Eine neue rund 11000 Quadratmeter große Fertigung wurde nach modernsten Gesichtspunkten gestaltet. Helle großzügige Arbeitsplätze in der modernen Flechterei bieten ein perfektes Arbeitsumfeld für die Produktion technisch anspruchsvoller Produkte. Vertriebsbüros unterhält das Unternehmen in Frankreich und Schweden. „Innovation ist die Triebfeder unseres Unternehmens“, heißt es von Seiten der Geschäftsführung. Nicht die Massenproduktion einfacher textiler Produkte, sondern die technische Problemlösung für den einzelnen Kunden stünden bei Liros im Vordergrund. Mehr als 2000 Seilprodukte aus allen bekannten Synthetik- und Naturfasern sicherten besten Service und schnellste Lieferung weltweit. Technologiepartnerschaften pflegt Liros mit den Nationalmannschaften internationaler Segelverbände wie etwa dem australischen, schwedischen und deutschen Sailing-Teams sowie der Deutschen Segel-Bundesliga (DSBL) Als Gesellenstück hat Sabrina Preiß mit großer Liebe zum Detail einen historischen Heißluftballon nachgebaut. Rund 40 Stunden hat sie daran gearbeitet, sogar den Korb hat sie selbst geflochten. Nicht sofort, aber irgendwann möchte sie wahrscheinlich auch die Meisterprüfung machen, so die 21-Jährige, die in ihrer Freizeit in der Garde der TSG Münchberg tanzt. Bild: Bayerns beste Seilerin: Ausbildungsleiter Norbert Schmidt freut sich über den Landessieg von Sabrina Preiß im Leistungswettbewerb des Handwerks. Energieeinsparung durch Automation und Optimierung / Infoveranstaltung der Regierung für Oberfranken zur intelligenten Stromnutzung
In Neustadt bei Coburg sei es gelungen, den Stromverbrauch des Hallenbades von 2009 bis heute von rund 800000 auf etwa 500000 Kilowattstunden und damit um fast 35 Prozent zu senken. Gelungen sei dies nur durch kleinere Optimierungsmaßnahmen, sagte Höhn. Zum Beispiel seien viele Pumpen nicht richtig eingestellt gewesen. Unter anderem durch die Optimierung von Schaltzeiten sei es außerdem gelungen, den Wärmeverbrauch um über 20 Prozent nach unten zu fahren. Doch damit nicht genug. Auch im Freibad habe man mit Hilfe verschiedenster Optimierungsmaßnahmen größere Einsparungen generiert. Im Bistro des Bades sei man beim Stromverbrauch um 25 Prozent heruntergekommen, unter anderem durch eine Neueinstellung der Lüftung. Überall könne man tätig werden, sagte Höhn. Allerdings benötige man jemanden, der sich ernsthaft und dauerhaft darum kümmert. Bei sämtlichen Anlagen müsse man ins Detail gehen. „An einem einzigen Tag geht das nicht“, so Höhn. Große Energieeinsparungen ließen sich auch durch Gebäudeautomation erzielen, sagte Michael Krödel, Professor an der Hochschule Rosenheim. Statt von Gebäudeautomation spricht er lieber von bedarfsgerechten Anlagenbetrieb. Dabei geht es beispielsweise darum, dass eine Lüftungsanlage unterschiedlich stark laufen sollte, abhängig davon ob sich viele oder wenige Menschen in einem Bürogebäude aufhalten. Meist ist das Gegenteil der Fall und die Anlage läuft sogar dann, wenn niemand im Büro ist. „Das kann nicht sein“, sagt Krödel. Auf dem Parkplatz drehe man bei Auto ja auch den Zündschlüssel um. Insgesamt geht der Professor davon aus, dass durch bedarfsgerechten Anlagenbetrieb eine Energieeinsparung von 20 bis 30 Prozent in Nicht-Wohngebäuden erzielen lassen. In Privathaushalten sei man da schon deutlich weiter, weil es da meist an den eigenen Geldbeutel geht, so Krödel. Trotzdem geht er auch davon aus, dass auch hier noch einmal fünf Prozent drin sind.
Aber auch der Handel habe längst reagiert. Egal ob Denns, Ikea oder Aldi, sie alle bieten mittlerweile Ladesäulen, an denen sie ihren Kunden Strom schenken. Bei 30 Minuten Aufenthalt werden in der Regel 100 Kilometer verschenkt, rechnete Münch vor. Freilich mache dies kein Einzelhändler aus christlicher Nächstenliebe. Jeden Cent, der draußen an der Ladesäule ausgegeben wird, kämen durch eine höhere Kundenfrequenz und eine längere Verweildauer im Laden zehnfach wieder herein. Vor der Energiewende sei der Strom nur in eine Richtung geflossen, vom Kraftwerk zum Kunden, sagte Corinna Boerner, Bereichsleiterin Wirtschaft, Landesentwicklung und Verkehr an der Regierung von Oberfranken. Heute sei die Situation wesentlich komplexer. Der Strom werde vermehrt dezentral erzeugt, Nutzer könnten zugleich Erzeuger sein und erneuerbare Energien würden immer mehr an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig müsse die steigende dezentrale Produktion aus vielfach wetterabhängigen erneuerbaren Energien vom Netz aufgenommen und verteilt werden, Das mache die intelligente Verknüpfung von Stromerzeugung, Verbrauch und Netzen erforderlich. Darüber hinaus würden die Bereiche Strom, Wärme, Kälte und Mobilität immer enger miteinander gekoppelt und digital vernetzt.
Bilder: Zukunftsweisender Beruf mit ökonomischem und ökologischem Bewusstsein / Der ungarische Azubi Balazs Kis aus Kirchahorn ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Die spannendste Frage ist, wie Balazs Kis von seiner Heimat ausgerechnet nach Kirchahorn gefunden hat. „Irgendjemand hat ihn mitgebracht“, sagt Elke Rieß, Tochter von Helmut Fuchs und ebenfalls Geschäftsführerin. Irgendjemand, das ist Istvan Kocsis, ebenfalls Isolierer-Azubi und heuer zweiter Landessieger im Leistungswettbewerb. Die F.K. Isoliermontage ist damit so etwas wie eine Kaderschmiede für einen Beruf, den es in Ungarn gar nicht gibt. „Wir haben ein ganzes Portfolio an ungarischen Mitarbeitern“, sagt Elke Rieß und Helmut Fuchs ergänzt: „Traditionell gibt es sehr gute Metall- und Blechverarbeiter in Ungarn, der Isolierer ist ein artverwandter Beruf“. Balasz Kis habe durch seinen Bekannten erfahren, dass in Kirchahorn Azubis gesucht werden und nach sieben Semestern Studium der Gebäudemechatronik in Debrecin wagte er den Sprung von seinem Heimatort Kunhugyas in die Fränkische Schweiz. Wobei er auch nach zwei Lehrjahren noch immer nicht so ganz angekommen ist. Alle vier Wochen geht es ein paar Tage nach Hause, wo noch immer die Freundin lebt. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, denn Balazs wird weiterhin bei der F.K. Isoliermontage tätig bleiben und vielleicht schon im kommenden Jahr den Meister angehen. Etwas Vergleichbares gibt es schließlich in Ungarn nicht. Die F.K. Isoliermontage GmbH in Kirchahorn gilt als eines der führenden Unternehmen in Süddeutschland für die Planung und Durchführung von Wärme- und Kältedämmarbeiten sowie Schall- und Brandschutzarbeiten. Das Unternehmen aus dem Ahorntal ist der größte derartige Betrieb in Nordbayern. Durch zahlreiche Referenzobjekte im gesamten Bundesgebiet sowie im benachbarten Ausland konnte F.K I. bereits seine Fachkompetenz unter Beweis stellen. Dabei geht es um Dämmung und Isolierung von technischen Einrichtungen an Industrieanlagen wie Kessel, Behälter, Trocknungsanlagen, Kühlräume, Kühltunnel und Kälteanlagen sowie in der Gebäudetechnik um Rohrleitungen, Armaturen, Heizanlagen, Klimaanlagen, Luftkanäle, Kabeltrassen und Kabeldurchführungen. Spezialisiert ist das Unternehmen vorwiegend auf den Lebensmittel- und Pharmasektor, unter anderem mit Molkereien oder Brauereien oder Arzneimittelhersteller. Aktuelle Auftraggeber sind aber auch etwa die Bundespolizei in Bayreuth, die Obermaintherme in Bad Staffelstein oder Schaeffler in Herzogenaurach. Sogar in Griechenland, der Ukraine und in Tansania war F.K.I. bereits tätig. F.K.I ist aber auch ein wichtiger Ausbildungsbetrieb für den Beruf des Wärme-, Kälte-, Schall-, und Brandschutzisolierers. „Die Ausbildung ist wichtig für die nachhaltig positive Entwicklung unseres Betriebes“, so Geschäftsführer Fuchs. Den Isolierer beschreibt der Geschäftsführer dabei als zukunftsweisenden Beruf der mit zunehmendem ökonomischem und ökologischem Bewusstsein immer mehr Bedeutung erlangt. F.K.Isoliermontage GmbH kann in den zurück liegenden Jahren mehrfach den besten Auszubildenden im Leistungswettbewerb des Handwerks vorweisen. „Das erfüllt uns mit besonderem Stolz und wir hoffen auch zukünftig solch motivierte, junge Menschen in unserem Betrieb als Auszubildende anzuleiten und Ihnen gute Chancen für Ihre Zukunft zu eröffnen“, so Fuchs, was allerdings nicht so ganz einfach ist, denn heuer ging beispielsweise keine einzige Bewerbung ein. Umso erfreuter ist die Geschäftsführung über den Zuspruch aus osteuropäischen Ländern. Von den 60 Beschäftigten sind fünf aus Ungarn, fünf aus Kroatien und einer aus Bosnien. „Sie alle bekommen eine tariftreue Anstellung auf deutschem Niveau und sind fester Teil unseres Unternehmens“, sagt Helmut Fuchs, der auch schon mal an Haupt- und Mittelschulen oder auf Ausbildungswesen für den Beruf tatkräftig die Werbetrommel rührt Bild: Der ungarische Auszubildende und Landessieger Balazs Kis (rechts) erläutert den Geschäftsführern Elke Rieß und Helmut Fuchs den Aufbau industrieller Prozessanlagen. Taktik, Strategie und Motivation / Branchencheck zeigte Zukunftsperspektiven für Schreinerbetriebe auf
Matthias Brack, Chef von 25 Mitarbeitern, der den elterlichen Betrieb vor elf Jahren übernommen hatte, liebt die bildhaften Vergleiche. Etwa den des Schäfers, der keine Zeit hat, einen Zaun zu bauen, weil er damit beschäftigt ist, immer wieder die Schafe zu fangen. Im Alltagsgeschäft bleibe vieles liegen, wenn man nicht zur Veränderung bereit ist, sagte Brack. Doch Veränderung bedeute eben auch, etwas anderes zu machen und die Komfortzone zu verlassen. Auch der Fußballvergleich bleibt nicht aus. Der Chef ist der Trainer, und der müsse nicht alles können. Er müsse aber wissen, wer was kann und seine Mannschaft dort einsetzen, wo sie stark ist. „Jeder Mitarbeiter wird an die Stelle gesetzt, wo er Höchstleistungen vollbringen kann“, so Brack. Taktik, Strategie und Motivation, das seien die Aufgaben des Trainers.
Ein weiterer Punkt der Zukunftsthesen ist es, Netzwerke zu schaffen und Empfehlungsmarketing zu betreiben. Kunden seien durchaus bereit, Geld zu investieren, wenn sie damit Zeit sparen, so Matthias Brack, der die Mitarbeiterzahl im eigenen Betrieb binnen elf Jahren von sechs auf 25 gesteigert hatte. Punkt vier seiner Zukunftsthesen lautete Regionalität. Auch hinter handwerklichen Produkten und Dienstleistungen stehe ein Gesicht. Das sollte man dem Kunden auch zeigen, etwa in Social-Media-Plattformen, mit denen für ein kleines Werbebudget eine große Reichweite erzielt werden kann. Letzter und wichtigster Punkt der Zukunftsthesen: „Handwerk hat goldenen Boden“. Alles, was ein Rechner leisten kann, wird in Zukunft auch ein Rechner machen“, sagt Matthias Brack. Viele Branchen werde das brutal treffen, das Handwerk, und insbesondere das Schreinerhandwerk aufgrund seiner großen Individualität dagegen nur streifen.
Der Obermeister hat auch einige konkrete Tipps parat: Was den Umgang mit Banken betrifft, sollte der Geschäftskundenbetreuer auf den Betrieb eingeladen werden, um ihm zeigen zu können, wo investiert werden muss und wo investiert wurde. In Sachen Nachfolgeregelung legt er seinen Kollegen ans Herz, den Betrieb zu übergeben, wenn er top da steht. So könne man Lieferanten und Kunden Kontinuität vermitteln. Johannes Lange spricht sich auch für mehr Miteinander unter den Berufskollegen aus. Mit Kollegen Messen zu besuchen, Fachexkursionen von Lieferanten mitmachen oder sie dazu zu nehmen, wenn Grenzen deutlich werden, all das sollte selbstverständlich sein, denn die Konkurrenz sitze längst nicht mehr im Nachbarbetreib, sondern in Baumärkten und Möbelhäusern. Vielseitig, abwechslungsreich und mit direktem Kontakt zum Kunden / Julian Neise aus Bayreuth ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Der Beruf hat sich gewandelt. Was früher der Radio- und Fernsehtechniker war, ist heute wesentlich vielschichtiger und umfassender geworden. „Der Wandel vom Analogen zum Digitalen gehört dazu, ebenso von Kupfer auf Glasfaser“, erläutert Julian Neise. Seinen Beruf beschreibt er so: „Ich verhelfe den Menschen zu Fernsehen, Telefon und Internet.“ Nach dem Besuch der Johannes-Kepler-Realschule in Bayreuth und dem Realschulabschluss hatte Julian Neise gleich seine Lehre bei Euronics XXL Baumann begonnen. Dienstleistungen für Privatkunden gehören hier genauso zum Alltagsgeschäft, wie die Verdrahtung ganzer Neubaugebiete oder öffentliche Aufträge, wie der Anschluss großer Studentenwohnheime. „Die Arbeit ist sehr vielseitig, abwechslungsreich und macht einfach Spaß“, so Julian Neise, der ganz besonders den direkten Kontakt zum Kunden schätzt. Deshalb wird er auch weiterhin bei Euronics XXL Baumann bleiben und irgendwann wahrscheinlich die Meisterprüfung ins Visier nehmen. Julian Neise ist aufgrund seiner herausragenden Leistungen Landessieger geworden. Als Gesellenstück musste er eine Unicable Sat-Anlage in der Bayreuther Berufsschule aufbauen. Dabei sei ihm ganz besonders zu Gute gekommen, dass er das auch schon in der Firma gemacht hat. Wenn es einmal nicht um Technik geht, dann kann es durchaus vorkommen, dass der Landessieger seine Freizeit trotzdem zusammen mit seinen Arbeitskollegen aus der Abteilung verbringt. Ganze Wandertouren unternehmen die Kollegen miteinander, Kegeln gehört auch zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen, genauso wie das Angeln. Euronics XXL Baumann hat 70 Beschäftigte. „Das Thema Ausbildung ist bei uns traditionell hoch angesiedelt“, sagt Andreas Baumann, Chef und Ausbilder von Julian Neise. Acht Informationselektroniker stehen derzeit in einem Ausbildungsverhältnis, dazu kommen ein Fachinformatiker und zwei Verkäufer. Mit selbst angelernten Leuten arbeitet man besser als mit fremd eingekauften, lautet die Devise. Allerdings werde es immer schwieriger, die richtigen Azubis zu finden. Andreas Baumann begrüßt das Angebot der Berufsmessen der Kammer. Darüber hinaus halten er und auch schon Landessieger Julian Neise Vorträge in den Real- und Wirtschaftsschulen in Bayreuth und Umgebung. „Es ist schwierig geworden, die jungen Leute zu motivieren und für einen Handwerksberuf zu begeistern“, sagt Baumann. Ideal sei es, potentielle Interessenten für ein einwöchiges Praktikum zu gewinnen, bei dem die jungen Leute mehrere verschiedene Stationen durchlaufen können. Dann werde schnell klar, ob sie sich eignen und für eine Ausbildung in Frage kommen. Bei Euronics XXL Baumann haben sie auf jeden Fall eine vielversprechende Zukunft vor sich, denn das Traditionsunternehmen weiß sich trotz scheinbar übermächtiger Konkurrenz hervorragend am Markt zu behaupten. „Wir machen viele Spezialaufträge bei den Kunden, die andere nicht machen“, so Andreas Baumann. Sein Haus sieht sich als „Problemlöser, den es im Internet nicht gibt“. Dazu kommt das Thema Beratung: „Wir zeigen den Kunden nicht nur vernünftige Lösungen, sondern auch, welche Bandbreite es an Möglichkeiten gibt.“ Bild: Chef und Ausbilder Andreas Baumann (links) freut sich über den Landessieg von Julian Neise im Leistungswettbewerb des Handwerks. Beruf mit breit gefächertem Aufgabenbereich / Benedikt Geldner aus Bad Staffelstein ist Bayerns bester Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Benedikt Geldner hat im elterlichen Betrieb, der Firma Heizungsbau Denzler, gelernt. Gerade ist das Traditionsunternehmen mit seinen aktuell zehn Beschäftigten von Bad Staffelstein nach Unterneuses bei Ebensfeld umgezogen. Der frischgebackene Landessieger blickt derweil ein wenig über den Tellerrand hinaus und arbeitet seit Sommer in Würzburg als Monteur. Zurück in das elterliche Unternehmen will er aber auf jeden Fall und dann die Meisterprüfung ablegen. „Wir brauchen ja schließlich einen Nachfolger“, sagt Heinrich Geldner, Vater, Chef und Ausbilder in einer Person. Heinrich Geldner hatte das bereits nach dem Krieg als mechanische Werkstatt gegründete Unternehmen 2008 übernommen, genau 30 Jahre, nachdem er selbst seine Ausbildung dort begonnen hatte. „Heute sind wir gut ausgelastet“, sagte der Chef, der mit seiner Firma im gesamten Landkreis Lichtenfels tätig ist und auf 90 Prozent Stammkunden verweisen kann. Benedikt Geldner war in den Genuss einer verkürzten Lehrzeit gekommen. Grund dafür ist, dass er am Kaiser-Heinrich-Gymnasium in Bamberg das Abitur ablegte, ehe er die dann nur noch zweieinhalb-, statt dreieinhalbjährige Ausbildung im Handwerksberuf startete. „Es hat sich so ergeben“, sagte er und macht klar, dass für ihn kein anderer Beruf mehr in Frage kommen würde. „Handwerkliches Arbeiten, das liegt mir einfach“, gibt er unumwunden zu, auch wenn viele seiner Mitschüler zum Studium an die Universität aufgebrochen sind. Den Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik gibt es in der heutigen Form erst seit 2003. Vorher war der Beruf in Gas-Wasser-Installateur sowie in Heizungs- und Lüftungsbauer aufgeteilt. Benedikt Geldner spricht von zwei großen Arbeitsbereichen: dem Heizungsbau mit Wärmeerzeugung und –verteilung sowie dem Sanitärbereich. Für ihn ist es die Vielfalt, die den Reiz des Berufs ausmacht. Kundendienst, Fehlersuche, Montage: der Aufgabenbereich ist breit gefächert, man sieht regelmäßig was anderes. „Ich kann den Beruf nur weiterempfehlen“, so Benedikt Geldner. Beim eigentlichen Wettbewerb ging es sowohl auf Kammerebene als auch auf Landesebene unter anderem um den Anschluss von Warmwasserspeicher und um das Löten und Pressen von Kupferrohren. Bild: Benedikt Geldner (links) ist Bayerns bester Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Heinrich Geldner ist nicht nur der Vater, sondern war auch Chef und Ausbilder in einer Person. Unternehmen mit großer Historie / Der Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik, Dominik Grubert ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Die Metallverarbeitung hat ihn schon immer interessiert. Über den Vater, als Fliesenleger ebenfalls klassischer Handwerker, kam er mit der Stahlbau-Metalltechnik Heim in Kontakt und absolvierte erst einmal ein Praktikum. „Dominik war gleich interessiert“, erinnert sich Angerer. Auch die gestellten Aufgaben aus der Mathematik und dem technischen Zeichnen meisterte der jetzige Landessieger mit Bravour. Dominik Grubert ist seit 2006 der fünfte Kammersieger des Unternehmens, zwei davon wurden immerhin schon dritte Landessieger. „Unsere Firma hat einen guten Namen“, sagt Angerer. Das Stahl- und Metallbauunternehmen gilt allgemein als interessanter Betrieb. Angerer verschweigt aber auch nicht, dass es aktuell zu wenig Bewerbungen gibt, um die große Ausbildungsleistung aufrechtzuerhalten. Dabei hat sich die Unternehmensleitung ein hehres Ziel gesetzt: „Wir sind offen und sozial eingestellt und wollen nicht nur den Besten eine Chance geben.“ So hat das Unternehmen auch mit vermeintlich schwachen Bewerbern, die nicht unbedingt Bestnoten haben, schon gute Erfahrungen gemacht. Die Stahlbau-Metalltechnik Johann Heim GmbH in Hallstadt kann auf eine über 240-jährige Geschichte zurückblicken. Damit ist das Unternehmen eines der ältesten in der Region. Die besondere Note dabei: Stahlbau Heim liegt in ununterbrochener Reihenfolge in Händen der Familie und wird mittlerweile von der siebten Generation geleitet. Hervorgegangen war der Betrieb aus dem Schlosserbetrieb von Nikolaus Heim in der Concordiastraße in Bamberg. Urkundlich belegt ist, dass bereits in den Gründungsjahren die Ausbildung ein Thema war. So liefert ein Lehrlingsbuch von 1775 einen Nachweis für den ersten Auszubildenden im Heimschen Schlosserbetrieb. Dem Buch zufolge hieß er Johann Unrein, kam aus Bamberg und wurde von Nikolaus Heim für vier Jahre in die Lehre genommen. Schon 1779 folge mit Johann Schell aus Zell, Sohn eines Schlossermeisters, der nächste Lehrbub. „Damit fungiert die Schlosserei Heim seit ihrer Gründung vor über 241 Jahren als Ausbildungsbetrieb im Handwerk“, sagt Angerer. Die erfolgreiche Lehrlingsausbildung habe seit Generationen einen hohen Stellenwert im Unternehmen. In dieser Tradition stehe Stahlbau-Metalltechnik Heim bis heute. Das solide Fundament für die aktuelle Innovationskraft schuf letztendlich der 2007 verstorbene Clemens Heim, der nach dem Krieg den Betrieb mit nur noch drei Mitarbeitern übernahm, und nach über 50-jähriger Schaffenskraft, mit der Gründung der GmbH im Jahr 1996 die Übergabe der betrieblichen Verantwortung an die beiden jetzigen Geschäftsführer Joachim Angerer und Joachim Heim in zukunftsweisende Hände einleitete. Heute hat die Firma über 100 Beschäftigte. Die Stahlbau-Metalltechnik Johann Heim GmbH ist ein Lohnfertiger und Schweißfachbetrieb mit einer Vielzahl von Zulassungen, umfangreichen Möglichkeiten in der Blechbearbeitung und in der mechanischen CNC-Fertigung und steht für Spezialanfertigungen im Eisen- und Nichteisenbereich. Zu den Kunden gehören 300 innovative Unternehmen vornehmlich aus der Region, die Produkte finden in aller Welt ihren Einsatz. Für Landessieger Dominik Grubert , der natürlich auch übernommen wurde und momentan als Facharbeiter im Unternehmen tätig ist, steht demnächst wohl die Meisterprüfung an. „Bei der Auszeichnung ist der Meister ein Muss“, sagt Geschäftsführer Angerer. Die Chancen stehen gut, dass die Stahlbau-Metalltechnik Johann Heim GmbH auch künftig um die drei Metallbauer und einen Feinwerkmechaniker ausbilden und übernehmen kann. Bild: Der Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik, Dominik Grubert (rechts) ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks. Mit im Bild: Geschäftsführer und Ausbildungsleiter Joachim Angerer. Omexom in Bamberg: Ein Netzwerk voller Energie / Der Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik Mario Mayer ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Hier bei Omexom Frankenluk in Bamberg hat Mario Mayer aus der Gartenstadt nach dem Besuch der Kunigundenschule und dem erfolgreichen Abschluss der Graf-Stauffenberg-Realschule eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik absolviert. Beim Leistungswettbewerb des Handwerks ist er jetzt mit seinem Gesellenstück, der komplizierten Wicklung eines Elektromotors, zum Landessieger gekürt worden. Der 21-jährige Bamberger darf sich damit Bayerns bester Elektroniker der Fachrichtung Maschinen und Antriebstechnik nennen. Eine zukunftssichere Ausbildung zu absolvieren, das war für Mario Mayer das Wichtigste überhaupt. Letztlich war es sein Großvater, der das Unternehmen noch von früher kannte und der ihn auf die ehemalige Frankenluk aufmerksam machte. „Das hat sich interessant angehört“, sagt Mario Mayer. Heute schwärmt er von einem überaus vielseitigen Beruf. „Ich kann mich nicht beschweren, dass es irgendwie langweilig ist.“ „Wir haben lange über Bedarf ausgebildet“, sagt Geschäftsführer Otto G. Trautner. Das komme dem Unternehmen jetzt zugute. Es habe sich eben herumgesprochen, dass die Omexon Frankenluk GmbH die Ausbildung auf perfekte Füße gestellt hat und so gebe es jetzt auch keine akuten Nachwuchsprobleme. Aktuell hat das Unternehmen in Bamberg 20 Auszubildende in den Berufen Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik, Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, Elektroniker für Betriebstechnik. Dabei kooperiert Omexon immer wieder mit anderen Großunternehmen vor Ort, wie etwa Bosch-Rexrodt, dem Bayernwerk oder Tennet. Damit hätten die Lehrlinge die Möglichkeit über den Tellerrand zu blicken und ganz andere Dinge kennen zu lernen. Mario Mayer etwa hat bei Bosch-Rexrodt in Lohr am Main einen Drehkurs gemacht und im Rahm en des Erasmusprojektes über die Berufsschule ein zweiwöchiges Auslandspraktikum in Kroatien absolviert. Omexom trägt mit seinen Leistungen maßgeblich zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland bei und ist auch bei Themen wie Smart City und E-Mobility ganz vorn dabei. Weltweit erwirtschaften dabei mehr als 12000 Beschäftigte in über 40 Ländern rund zwei Milliarden Euro Umsatz. „Wir stellen uns flexibel auf: als Netzwerk der Energie“, sagt Ausbildungsleiter Jens Winkler. Beweglich wie ein Mittelständler, aber mit der Power eines Weltkonzerns im Rücken. In Deutschland erzielt Omexom einen jährlichen Umsatz in Höhe von rund 350 Millionen Euro und ist flächendeckend mit rund 3000 Mitarbeitern für Netzbetreiber, Stadtwerke, kommunale Energieversorger, Handel und Industrie sowie für die Deutsche Bahn tätig. Am Standort Bamberg sind es 200 Mitarbeiter, weitere 150 kommen im nahen Buttenheim dazu. Eine erste Karriere hat Landessieger Mario Mayer übrigens schon hinter sich: Er war dritter Deutscher Meister, Bayerischer Meister und Teilnehmer an der Qualifikation zur Nationalmannschaft im Kanuslalom für seinen Verein, dem Bamberger Faltbootclub. Ein echter Hochleistungssport, wie er sagt, auch wenn er ihn wettkampfmäßig nicht mehr ausübt. Bis nach Dubai hat ihn der Sport gebracht und Mario Mayer ist sich sicher: „Vom Sport her habe ich meinen festen Willen.“ Bild: Ausbildungsleiter Jens Winkler und Elektromaschinenbaumeister Peter Müller mit Landessieger Mario Mayer (von rechts) in der Werkstatt der Bamberger Niederlassung an der Pödeldorfer Straße. Ästhetisch, künstlerisch und kreativ: Experten aus Oberfranken setzen auf Fortschritt und Innovation / Zahntechnikerin Katja Kramer ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks
Hier kam alles auf höchstem Niveau zusammen: Ästhetik, Individualität, Kreativität sowie handwerkliches und künstlerisches Arbeiten. Katja Kramer hat sich sofort mit ihrem Lehrberuf Zahntechnikerin zu 100 Prozent identifiziert. Den erfolgreichen Abschluss hat die 20-Jährige jetzt mit dem Landessieg im Leistungswettbewerb des Handwerks gekrönt. Damit darf sie sich Bayerns beste Zahntechnikerin nennen. Heuer waren es gleich drei Jungtechnikerinnen, die ihre Ausbildung im Dental - Labor Handrich in Hof abgelegt und ihre Prüfung erfolgreich absolviert haben. Das zeigt die hohe Bedeutung, die man im Schlossweg dem Thema Ausbildung zukommen lässt. Katja Kramer ist auch nicht die erste Auszubildende des Labors mit herausragenden Leistungen. Juniorchef Rolf Ebert hat jetzt die höchste Ausbildungsstufe erreicht: seit Oktober 2016 ist er Master of Science im Bereich Innovationsmanagement Dentale Technologie. Nach der Ausbildung zum Zahntechniker und dem Bachelorstudium absolvierte er erfolgreich einen Masterstudiengang am „Steinbeis Transfer Institut Biomedical Interdisciplinary Dentistry“ in Stuttgart unter der Leitung von Professor Gregor Slavicek. Katharina Fuchs-Ebert, Ausbildungsbeauftragte des Labors, hat 2016 die Meisterprüfung in der Zahntechnik als Jahrgangsbeste an der Handwerkskammer Dresden absolviert. Für ihr praktisches Prüfungsstück hat sie die Note Eins erhalten. Als technische Leiterin nimmt sie mittlerweile eine wichtige Schlüsselfunktion im Unternehmen ein. Ein weiterer herausragender Lehrling ist Zahntechniker Konstantin Lagaris, der sich mit seiner guten Leistung bei der Gesellenprüfung Winter 2015/16 für die Teilnahme am Regensburger Förderpreis qualifiziert hatte. Alljährlich treffen sich dort die besten Jungtechniker Bayerns zum Leistungsvergleich. Schon die Teilnahme an diesem Wettbewerb ist eine Ehre, da nur die besten Zahntechniker der vier bayrischen Berufsschulstandorte Augsburg, München, Nürnberg und Regensburg eingeladen werden. „Wer handwerklich geschickt ist, der hat bei uns gute Chancen“, sagt Seniorchef Werner Ebert. Natürlich gehöre auch die entsprechende Motivation dazu. Trotzdem ist es auch in der Zahntechnik nicht einfacher geworden, Auszubildende und Fachkräfte zu bekommen. „Es wird immer schwieriger, jemand zu finden, der die Begabung dazu hat“, so die technische Leiterin Katharina Fuchs-Ebert. Das Dental-Labor Handrich gibt es seit 1948, seit 1975 ist es in Hof zuhause. Aktuell hat das Unternehmen hier am Standort 30 Mitarbeiter. In der gesamten Firmengruppe Handrich und Handrich+Ebert mit weiteren eigenständigen Labors in Auerbach (Vogtland), Plauen, Selb und Weiden sind es 130 Mitarbeiter, davon 13 Azubis. Geschäftsführer Ebert sieht den Erfolg in erster Linie in der erstklassigen Serviceorientierung, der langjährigen Kontinuität und der Wahl wissenschaftlich anerkannter Materialien und Verfahrensweisen für die Herstellung von hochwertigem und ästhetischem Zahnersatz begründet. „Jeder Mensch braucht Zähne“, so der Geschäftsführer. Ohne Zähne könne man nicht leben. Genau das ist es, was den Beruf so wichtig und interessant macht. Die ästhetischen Bedürfnisse und damit die Ansprüche an das Labor sind dabei immer höher geworden. „Wir haben uns bereits 2001 als eines der ersten Labore Deutschlands erfolgreich einem Qualitätsmanagement und einer Zertifizierung nach Medizinproduktegesetz unterzogen“, sagt Seniorchef Werner Ebert, der bereits 1978 seine Meisterprüfung absolviert hat. Landessiegerin Katja Kramer hat die Meisterprüfung schon fest im Visier. Bis es soweit ist, will sie sich auch betriebswirtschaftlich noch fit für die Zukunft machen. Mit ihren aufwändigen Gesellenstücken, einer Totalprothese für Ober- und Unterkiefer, einer Modellgussprothese für den Oberkiefer, einer dreigliedrigen Brücke für den Unterkiefer sowie einem Teleskop-Primärteil und einer Geschiebearbeit in Wachs, konnte sie die Jury des Leistungswettbewerbs schon mal vollends überzeugen. Bild: Katja Kramer (2. von rechts) vom Dentallabor Handrich in Hof ist Bayerns beste Zahntechnikerin. Dazu gratulieren: Geschäftsführer Rolf Ebert, die technische Leiterin Katharina Fuchs-Ebert (von links) und Seniorchef Werner Ebert. Kritik an beratungsresistenten Unternehmen / Netzwerk Beraterkompetenz bemängelt mangelhafte Breitbandversorgung in Oberfranken
Schug sprach von einem ganz klaren Standortnachteil. Der Politik fehle der Impuls, dieses Thema noch mehr auf die Tagesordnung zu setzen. Die jetzigen Bandbreiten würden auf jeden Fall für die Zukunft nicht mehr ausreichen. Frank Maenz, Marketingmanager von Microsoft Deutschland pflichtete dem bei. Fast alle Parteien hätten das Thema in ihren Wahlprogrammen aufgegriffen, jetzt müsse es die Wirtschaft einfordern und die jeweiligen politischen Akteure vor Ort darauf ansetzen. Das schnelle Internet sei einfach Voraussetzung, so Maenz, andernfalls seien Arbeitsplätze bedroht, und das nicht nur in Oberfranken. In der von Matthias Will von der Frankenpost moderierten Podiumsdiskussion in den Räumen der Akademie für Neue Medien in Kulmbach, erläuterte Stefan Birk, Vorstand des Institutes für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien, dass die meisten Unternehmen in Sachen Digitalisierung technisch gut ausgestattet seien, sie organisatorisch und personell damit aber meist nicht Schritt halten könnten. „Das organisatorische Handwerkszeug fehlt oft“, sagte Birk. Auch in Sachen Vertrauensarbeitszeit oder Home Office gebe bei den meisten Chefs zu viel Misstrauen. Noch immer glaubten einige Verantwortliche in den Unternehmen, E-Mails zu benutzen sei schon Digitalisierung, so Claus Fischer, Leiter des Kompetenzteams IT bei der Junior Beratung Bayreuth. Dort haben sich Studenten zahlreicher Fachrichtungen zusammengetan, um ein breites Beratungsspektrum anzubieten, und das stets mit dem direkten Draht zur Wissenschaft. Die digitalisierte Arbeit der Zukunft bedeute vielmehr, Prozesse zu optimieren, Prozesse zu verbessern oder komplett neu zu strukturieren. Fischer bemängelte, dass Unternehmen für Beratungsdienstleitungen grundsätzlich nicht besonders offen seien. Auch viele Mitarbeiter seien oft sehr skeptisch. Norbert Schug von Lamilux pflichtete Moderator Matthias Will bei, dass die persönliche Kommunikation als negative Begleiterscheinung der Digitalisierung von vielen verlernt werde. E-Mail-Verläufe würden immer länger, der Ton werde rauer, und das, obwohl der Kommunikationspartner nicht selten auf der anderen Seite des Ganges sitzt. E-Mails nannte Schug deshalb auch Fluch und Segen zugleich, denn alles gehe viel schneller und die Mitarbeiter reagierten immer gehetzter. Auf die Frage des Moderators, ob die Digitalisierung Jobvernichter oder Jobmotor sei, antwortete Frank Maenz von Microsoft: „Wenn man zu lange wartet, dann werden Jobs vernichtet.“ Wer dagegen Windmühlen aufbaut, also in die Digitalisierung investiert, für den werde die Digitalisierung ein Jobmotor sein. Bild: Sie diskutierten über die digitalisierter Arbeitswelt der Zukunft (von links): Matthias Will, Claus Fischer, Stefan Birk, Frank Maenz und Norbert Schug. Auch Gewerkschafter haben AfD gewählt / IG Metall sieht nach der Bundestagswahl Arbeitnehmerrechte in Gefahr
„Die Arbeitgeber wollen etwas anderes“, sagte Seidel. Die neuen politischen Konstellationen könnten ihnen dabei hilfreich sein. Die Arbeitgeber beabsichtigten unter anderem, Arbeitszeitgesetze zu verschlechtern, etwa durch die Abschaffung des festen Sonntags oder durch die Möglichkeit der Einführung eines 13-Stunden-Tages. „Wir werden künftig genau darauf achten müssen, dass dies nicht der Anfang ist“, so Seidel. Als ganz besonders beunruhigend für die Gewerkschaft wertete es der Bevollmächtigte, dass laut Umfragen auch große Teile von Gewerkschaftsmitgliedern ihre Stimme der AfD gegeben haben, ein Drittel aus Überzeugung, zwei Drittel aus Enttäuschung. Damit seien auch Wähler aus dem Gewerkschaftslager an dem Erfolg der AfD beteiligt, sagte Seidel. Hauptargument der AfD-Wähler von den Gewerkschaften seien die Sorgen um ein Auseinanderdriften der Gesellschaft. Gefahr geht allerdings nicht nur von der AfD aus, auch andere Gruppierungen stellten eine Gefahr für die demokratische Grundordnung in Deutschland dar. Lukas Niemand vom Arbeitskreis Antirassismus in der IG Metall stellte den Mitgliedern die Identitäre Bewegung vor, die zwar nicht zu den Wahlen angetreten war, die aber mit der AfD, der NPD, mit Pegida oder mit schlagenden Burschenschaften eng vernetzt sei. „Sie geben sich als ganz normale Jugendorganisation, die gerne wandert oder Flutopfern hilft, in Wirklichkeit aber ganz klare rassistische Ziele verfolgt“, sagte Niemand. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt wirft auch die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie 2018 ihre Schatten voraus. „Wir sind tatsächlich schon wieder am Beginn“, sagte Seidel. Neben der traditionellen Forderung nach mehr Lohn und Entgelt würden diesmal auch Themen wie Schichtarbeit, belastbare Arbeitszeit, Arbeitszeitkonten oder mobiles Arbeiten eine wichtige Rolle spielen. Erste Forderung aus Ostoberfranken sollen bei einer Funktionärskonferenz am 16. Oktober in Himmelkron präsentiert werden. Die Gewerkschaft IG Metall hat in Ostoberfranken aktuell 11486 Mitglieder. 404 Neuaufnahmen stehen seit Jahresbeginn 531 Verluste gegenüber. Wichtig für die Gewerkschaft: die Zahl der betriebsangehörigen Mitglieder, der sogenannten Ein-Prozent-Zahler, ist mit 6700 auf einem Hoch. Seit Jahresbeginn registrierte die IG Metall 166 Neuaufnahmen betriebsangehöriger Mitglieder. Bei den Verlusten machen sich 217 Austritte aus Betrieben am meisten bemerkbar, gefolgt von 140 Todesfällen, die dem demographischen Wandel geschuldet sind. Außerdem haben die Gewerkschaft nach den Worten des Bevollmächtigen 81 Arbeitslose und 70 Rentner verlassen. 33 Mitglieder haben einfach ihren Beitrag nicht mehr bezahlt. Motto der Delegiertenversammlung war es diesmal, der Jugend das Zepter in die Hand zu geben. Um das Jugendamt zu stärken führten erstmals Nadine Piskol und Karina Richter, beide Mitglieder des Ortsjugendausschusses durch eine turnusgemäße Versammlung. Bild: Bei der IG Metall soll künftig die Jugend ran. Bevollmächtiger Volker Seidel übertrug die Delegiertenversammlung diesmal an die beiden Ortsjugendausschussmitglieder Nadine PIskol und Karina Richter (von links). Statt einer Tagesordnung hatten sie einen Stundenplan aufgestellt. Müller-Gruppe will Standort Bayreuth maßgeblich erweitern / Bayreuther Fleisch GmbH investiert 8,5 Millionen Euro
„Wir wollen der zweitgrößte bayerische Kombischlachthof für Rinder und Schweine werden“, kündigte Müller an. Insgesamt sollen rund 2000 Quadratmeter Fläche dazukommen, auch an eine Aufstockung der Mitarbeiter von der derzeit 45 ist gedacht. Mit zuletzt 1600 geschlachteten Rindern pro Woche sei die Investition dringend notwendig. „Wir fühlen uns wohl in Bayreuth, auch wenn wir aus Baden-Württemberg sind“, sagte Müller. Bayreuth wurde 2007 als erster bayerischer Standort der Müller-Gruppe gegründet, weitere Betriebsstätten gibt es in Birkenfeld bei Pforzheim und in Ulm. Ende Juni 2007 seien die ersten Tiere nach Bayreuth unterwegs gewesen, erinnerte sich Geschäftsführerkollege Jens Strohecker. Während man sich vor Ort hervorragend mit dem Schlachten und Zerlegen von Schweinen ausgekannt habe, sei dagegen die Verarbeitung von Rindern weitgehend Neuland gewesen. Strohecker berichtete von einem holprigen Start, bei dem bis Ende 2007 zwar 27000 Rinder und 75000 Schweine geschlachtet worden seien, aber gleichzeitig auch ein Verlust von 700000 Euro aufgelaufen war. Ein erstes Restrukturierungskonzept habe vorgesehen, die Schlachtzahlen bei den Schweinen zu reduzieren und bei den Rindern gleichzeitig nach oben zu fahren. Als wegweisen bezeichnete der Geschäftsführer die Entscheidung der Stadt, den Schlachthof in der Folge zu privatisieren. Die Müller-Gruppe hatte den Zuschlag bekommen. „Plötzlich waren wir Mitgesellschafter eines defizitären Schlachthofes“, so Strohecker. Erneut sei ein Restrukturierungskonzept notwendig gewesen, das in erster Linie eine erneute Ausweitung der Schlachtzahlen vorsah. Ende 2011 habe die Müller-Gruppe den Bayreuther Schlachthof dann komplett übernommen und zweistellige Zuwachsraten erzielt. Sämtliche Liegenschaften und Grundstücke einschließlich des Zerlegebetriebes der früheren Südfleisch seien in einer Hand gewesen. „2013 haben wir beim Umsatz die 100-Millionen-Euro-Marke erreicht“, so der Geschäftsführer. „In der Zukunft wollen versuchen, auch weiterhin auf der Überholspur unterwegs zu sein“, sagte Strohecker. Die Pläne dazu seien aber weder revolutionär oder visionär, sondern bescheiden und realistisch. „Wir wollen die Kompetenz innerhalb der Müller-Gruppe nachhaltig ausbauen und in erster Linie auf Qualität setzen.“ Nach anfangs nicht ganz so einfachen Zeiten, habe das Unternehmen eine ausgesprochen gute Entwicklung genommen, sagte die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Kompetenz im betriebswirtschaftlichen Handeln und das Vertrauen von Kunden und Verbrauchern seien wichtige Grundlagen für den Erfolg der Bayreuther Fleisch gewesen. Für die Stadt sei das Unternehmen in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung, wobei die Oberbürgermeisterin vor allem die angekündigte Aufstockung der Mitarbeiter als überaus erfreulich wertete. Die Müller Fleisch GmbH wurde 1959 gegründet. Nach Unternehmensangaben macht sie einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro pro Jahr. Sie hat 370 Mitarbeiter, das Schlachtvolumen liegt bei 120000 Rindern und etwa einer Million Schweinen pro Jahr. Bild: Zusammen mit Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe feierten die beiden Geschäftsführer Martin Müller (rechts) und Jens Strohecker das zehnjährige Bestehen der Bayreuther Fleisch GmbH. Aufkleber für jede Oberfläche / UCE-Druckservice produziert seit über 20 Jahren technische Etiketten – Bundestagsabgeordnete Silke Launert besuchte Unternehmen in Heinersreuth
Mittlerweile ist der Druckservice in Heinersreuth vor den Toren Bayreuths in einem früheren Autohaus beheimatet. Bei einem Besuch der CSU Rotmaintal, der Bayreuther Bundestagsabgeordneten Silke Launert und Bürgermeisterin Simone Kirschner kam vor allem die Wertschätzung für den unternehmerischen Mut von Christian Knab zum Ausdruck. Silke Launert würdigte den Unternehmergeist von Christian Knab, der binnen zwei Jahrzehnten praktisch aus dem nichts ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 3,5 Millionen Euro aus dem Boden gestampft habe. „Dazu braucht es Ideen und jede Menge Mut“, so Launert.
UCE Druckservice wurde zunächst nur als regionaler Lieferant für thermotransferbedruckte Etiketten gegründet. Daraufhin hatte sich das Unternehmen, das zunächst mitten in Bayreuth, dann in St. Georgen, später in den Markgrafenhallen zuhause war, nach dem Aufbau einer eigenen Etikettenproduktion 1998 schnell zu einem kompetenten Lieferanten des Fachhandels entwickelt. „Durch unser qualifiziertes und zuverlässiges Team sind wir in der Lage, flexibel zu agieren und kurze Lieferzeiten zu gewährleisten“, so Knab. Gefertigt wird heute in den lichtdurchfluteten Räumen, in denen früher Autos und Zubehör ausgestellt waren. Neben gängigem Papier und Folien liegt der Focus vor allem auf Spezialmaterialen. „Insbesondere kleine Auflagen und kurze Lieferzeiten zeichnen uns aus“, so Knab. Vom Massengeschäft hat man sich lange verabschiedet. Etiketten für die Stahlproduktion, die schon mal 300 Grad aushalten müssen, gehören heute dazu, genauso wie Safety-Folien, die ähnlich wie Vignetten nicht abgelöst werden können. „Unser Produktportfolio bietet für nahezu alle Anforderungen an selbstklebende Etiketten die entsprechende Folie“ so Knab. „Lifestyle für Kinder“: Cybex plant Bau eines Forschungscampus und einer Testanlage - Wirtschaftsministerin Aigner unterstützt Vorhaben in Bayreuth
Die Anlage wird schätzungsweise 3,5 Millionen Euro kosten, sie soll 50 bis 100 neue Mitarbeiter, hauptsächlich Techniker und Materialwissenschaftler, nach Bayreuth bringen. Nach den Worten des technischen Geschäftsführers Raoul Bader seien bis zu 600 Quadratmeter Fläche und eine 70 Meter lange Bahn notwendig. Aktuell würden extern auf den Anlagen von ADAC und DEKRA bereits bis zu 1500 ähnliche Test pro Jahr für europäische Cybex-Produkte durchgeführt. Weltweit betreibt Cybex bereits neun Forschungsstandorte unter anderem in China und den USA. Die Anlage in Bayreuth soll ausschließlich dem europäischen Markt dienen. Unternehmensintern sei die Entscheidung aber noch nicht getroffen, ob wirklich Bayreuth zum Zug kommt, möglich seien auch Prag oder Wien, wo das Unternehmen bereits Entwicklungsabteilungen betreibt, so Managing Director Johannes Schlamminger.
Cybex gelte als eines der führenden globalen Unternehmen für die Entwicklung und Herstellung von Kinder- und Jugendprodukten, sagte Schlamminger beim Besuch der Ministerin. „Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in Forschung, Entwicklung, Design und Qualitätsmanagement sowie eigenen Fertigungsstätten setzen wir den weltweiten Standard für Sicherheit, Innovation, Design und Fertigung“, so Schlamminger weiter. Das Unternehmen mit Kulmbacher Wurzeln, das im Bayreuther Industriegebiet seine Zentrale hat und sich als Marktführer in vielen Produktkategorien sieht, fusionierte 2014 mit der Goodbaby International in China.
Heute verstehe sich Cybex als „Lifestyle-Unternehmen in der Kinder- und Babybranche, das sich perfekt auf das urbane Leben der Eltern einstellt“ und das dabei bei seiner Produktentwicklung konsequent auf den strategischen Dreiklang aus Sicherheit, Design und Funktionalität setzt. „Eltern sein ist wieder schick geworden“, so Schlamminger.
Bild oben: Zusammen mit Managing Director Johannes Schlamminger von Cybex besichtigten die Bundestagsabgeordnete Silke Launert, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (von links) und die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner den Showroom in Bayreuth. Mitarbeiter dringend gesucht / Buchauer Holzofenbäckerei setzt seit Jahrzehnten auf fränkische Brotlaibe – Kritik an Verlagerung der Bäckerschule nach Hof – MdB Launert besuchte Pegnitzer Unternehmen
Bei einem Besuch der Bayreuther Bundestagsabgeordneten Silke Launert wurde deutlich, dass die deutsche Sprache das Hauptproblem des jungen Mannes ist. Bis 2020 hat er eine Arbeitserlaubnis, wenn er bis dorthin eine Ausbildung beginnt, hat er gute Chance, während der dreijährigen Ausbildungszeit in Deutschland bleiben zu dürfen und danach weitere zwei Jahre lang in seinem gelernten Beruf arbeiten zu können. Andernfalls sei das Risiko der Abschiebung groß, weil Mali voraussichtlich zu den sicheren Herkunftsländern gehören wird, sagte Launert. Für den Geflüchteten sollte es allerdings eine Motivation sein, die deutsche Sprache in Wort und Schrift zu lernen. Nur damit sei es möglich, den Anforderungen der Berufsschule gerecht zu werden und später vielleicht sogar auch mal den Führerschein zu machen. Als weiteres Problem bezeichneten es Anette und Andreas Grill, dass die Handwerkskammer die Bäckerschulen in Bayreuth geschlossen und die Ausbildung nach Hof verlagert hat. Von Pegnitz aus dauert die Fahrzeit per Bahn etwa eineinhalb Stunden, was für viele junge Leute ohne Führerschein ein großes Problem darstellt. In Buchau wird seit 1985 fränkisches Holzofenbrot gebacken, „so wie früher“, aus Roggenmehl, mit echtem Natursauerteig und nach althergebrachtem Rezept. Verkaufsstellengibt es in vielen Orten Oberfrankens und in der nördlichen Oberpfalz, natürlich in Bayreuth und in Kulmbach im Getränkemarkt Marco und im Einkaufszentrum Fritz und im Versand sogar bundesweit. Darüber hinaus gibt es einen Fahrverkauf von den fünf mobilen Verkaufswägen, mit denen die Bäckerei auch auf zahlreichen Märkten vertreten ist und der die Versorgung in Zeiten zahlreicher Bäckereischließungen im ländlichen Raum sicherstellt. Das Besondere an den Broten ist, dass für die Herstellung der rund 1000 Laibe pro Tag ausschließlich natürliche, hochwertige Rohstoffe aus spritzmittelfreiem, kontrolliertem Anbau verwendet werden. „Unsere gemauerten, mit unbehandeltem Holz befeuerten Steinbacköfen garantieren dazu einen einmaligen Genuss unserer Produkte“, verspricht Andreas Grill, der Ehemann von Juniorchefin Anette Grill. Ihre Eltern Paula und Andreas Eckert haben das Unternehmen 1985 gegründet. Anders als bei modernen Öfen gebe ein Steinbackofen die Wärme im langwelligen Spektrum ab. Das sorgt für einen schonenden Backverlauf, das besondere Aroma und die knusprige Kruste. Wichtigster Bestandteil des Brotes ist das Mehl. Dafür wird in Buchau ausschließlich sortenreines Jurakorn-Qualitätsbrotgetreide verwendet, das auf ausgesuchten Anbauflächen in der Umgebung sowie im nahen Bamberger Land spritzmittelfrei angebaut wird. Das Bekenntnis zum nachhaltigen Wirtschaften zeigt sich unter anderem auch darin, dass ausschließlich unbehandeltes Holz aus den Sägewerken der Umgebung zur Befeuerung der Holzbacköfen verwendet wird. „Der nächste Schritt wäre bio“, sagt Andreas Eckert, der aber auch zu bedenken gibt, dass die Preise dann angehoben werden müssten. Als Markenzeichen der Genussregion Oberfranken bezeichneten die Bundestagsabgeordnete Launert bei ihrem Besuch zusammen mit dem früheren Pegnitzer Bürgermeister Manfred Thümmler die Buchauer Holzofenbäckerei. Das Unternehmen stehe nicht nur für nachhaltiges Wirtschaften sondern auch für den Einklang von Okönomie und Ökologie und für rund 50 Arbeits- und Ausbildungsplätze, darunter acht Bäcker. Bild: Anette und Andreas Grill zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Silke Launert (links) und dem früheren Pegnitzer Bürgermeister Manfred Thümmler (rechts) vor einem der traditionellen Steinbacköfen in der Buchauer Holzofenbäckerei. Mit Teamgeist und Fleiß ins Handwerk gestartet / Abdulla Sharif ist einer von 50 Flüchtlingen in Oberfranken, die zum 1. September eine Ausbildung begonnen haben
Der Kontakt zwischen Abdullah und dem Autohaus Hahn war über Christine Bauer vom Helferkreis Asyl zustande gekommen. Sie hatte den jungen Syrer beim Fußballclub ATSV Münchberg kennengelernt und bei sich aufgenommen. Nachdem die Affinität zum Auto klar war, startete Christine Bauer bei Mercedes einen Versuch. Nachdem die Mannschaft in der Werkstatt geschlossen dafür war, stand einem Praktikum nichts mehr im Wege. Abdulla war nach einer chaotischen und monatelangen Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien mit einem Schlauchboot über die Agäis nach Griechenland gekommen und hatte sich zu Fuß bis nach Deutschland durchgeschlagen Der Helferkreis Asyl ist ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung zuständig. Er wird von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Münchberg getragen und arbeitet in enger Kooperation mit anderen Gemeinden, Vereinen, Schulen, der Stadt und den zuständigen Ämtern im Landratsamt Hof zusammen. Abdullah habe zunächst einen Sprachkurs gemacht, erinnert sich Christine Bauer, die zusammen mit ihrem Mann vier weitere syrische Flüchtlinge, darunter auch zwei junge Frauen, aufgenommen hat. „Alles ehrliche und tüchtige junge Leute, wir haben alle in Arbeit bringen können“, so Christine Bauer. Hier zeige sich die Stärke des Handwerks, sagt HWK-Geschäftsführer Bernd Sauer. Handwerk bedeute auch immer Nähe und Teamgeist. Das gelungene Beispiel von Abdullah zeige aber auch, dass viele Wege ins Handwerk führen können. Das Handwerk sei für die verschiedensten Bereiche offen: „Wer Kfz-Mechatroniker in Deutschland ist, der ist auf der ganzen Welt gefragt.“
Nach den Worten von Geschäftsführer Bernd Sauer von der Handwerkskammer wurden zum Start des Ausbildungsjahres in Oberfranken 1361 neue Lehrverträge abgeschlossen, 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr, obwohl die demographische Entwicklung genau in die andere Richtung zeigt und sich der Trend zu Abitur und Studium unvermittelt fortsetzt. Insgesamt gebe es in Oberfranken knapp 16200 Handwerksbetriebe mit rund 75000 Beschäftigten, darunter knapp 5500 Lehrlinge. „Die Ausbildungsquote im Handwerk ist damit dreimal so hoch wie in der Industrie oder im Gewerbe.“ Oberfrankenweit kommt Sauer auf noch rund 500 freie Lehrstellen. Von den 90 registrierten Flüchtlingen haben nach den Worten des Geschäftsführers aktuell 50 eine Ausbildung begonnen. Die Mercedes-Benz-Vertragspartner Autohaus Hahn in der August-Horch-Straße in Münchberg hat nach den Worten von Geschäftsführer Christopher Hahn 60 Beschäftigte am Standort, davon zehn Auszubildende. Bereits der Großvater hatte eine Tankstelle, ehe er zunächst den Vertrieb für die Marke Audi, ab 1954 Mercedes übernahm. 1996 war der Betrieb dann an das neue Gewerbegebiet Nord an der Autobahn übersiedelt. Zum Portfolio gehören neben dem Vertrieb von Neuwagen eine Pkw-, Lkw- und Transporter-Werkstatt sowie, als Besonderheit, seit 2006 ein Classic-Center für Oldtimer. „Ein großes Thema ist für uns der Fachkräftemangel, sagt Christopher Hahn. Vor allem Nutzfahrzeuge-Mechatroniker seien händeringend gesucht, um den 24-Stunden-Notdienst besetzen zu können.
Bilder: In die „Schaltzentrale“ kehrt Leben ein / Neue Nutzung für Popp-Areal – Bayreuther Unternehmensgruppe Wedlich hat in Gewerbebrache investiert
Der Name „Schaltzentrale“ ist gut gewählt. Er bezieht sich zum einen auf die Vergangenheit des Gebäudes, zum anderen blickt der Name weit in die Zukunft. Am Zustandekommen des neuen Konzeptes hat die Bayreuther Bundestagsabgeordnete Silke Launert entscheidenden Anteil. Die Immobilie sei in einem Top-Zustand, nachdem sie von der Unternehmensgruppe Wedlich trotz des Leerstandes in Schuss gehalten und beispielsweise beheizt wurde. Für die Menschen in Bad Berneck sei das Popp-Areal auch eine emotionale Sache, denn viele seien hier beschäftigt gewesen. Wenn nun wieder Leben einkehrt, so sei dies ein Glücksfall für die gesamte Stadt.
Bad Berneck könne sich schon bald auch offiziell als Mittelzentrum bezeichnete, bekräftigte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel. Dies sei ein wichtiger Marketingfaktor für die Zukunft, von dem auch die „Schaltzentrale“ mit ihren günstig zu mietenden Gewerbeflächen profitieren werde. Trotzdem werde das Projekt oberfrankenweit beworben, so Sabine Gollner von der Künstlerkolonie Fichtelgebirge, die sich um die Kultur- und Kreativschaffenden kümmern möchte. Dies sei auch eine der am stärksten wachsenden Branchen überhaupt, sagte der Wunsiedler Regionalmanager Ronald Ledermüller. Deshalb möchte das bayerische Zentrum Bayernkreativ die Region auch zur Modellregion für die Kultur- und Kreativwirtschaft machen.
Bisheriger Hauptmieter ist das Unternehmen Pollok. Das Unternehmen, das seine Wurzeln vor Ort in Bad Berneck hat, und das in den zurückliegenden Jahrzehnten ausschließlich ín Bayreuth angesiedelt war, übernimmt europaweit den Service für Media Markt und Saturn in Sachen Präsentations- und Umschalttechnik. Unter dem Namen Disignwerk sorgt das Unternehmen für Präsentations- und Displaysysteme bis hin LED-Videowänden. Unter dem zweiten Markennamen Disignage betreibt Pollok eine Lichtmanufaktur für individuelle LED-Strahler und –Leuchten. „Glittereffekt für die Straße“ /
Unter dem Namen Silibeads produziert Sili Fahrbahnmarkierungskugeln, die dafür sorgen, dass die Streifen auf den Fahrbahnen leuchten. „Dank der optischen Brecheigenschaften der Reflexperlen komme das Licht zum Fahrer zurück, wir nutzen damit die Retroreflexion unserer Glaskugeln“, erläutert der dafür zuständige Produktmanager Alexander Wölfel. Die 0,6 bis 0,8 Millimeter großen Kugeln werden dabei unter die Farben für die Markierungen gemischt, mit denen anschließend die Fahrbahnen aber auch Flugfelder oder Landebahnen markiert werden. Für Wölfel ist es wichtig, ausschließlich hochwertiges Glas, kein Container- oder Recyclingglas zu verwenden. Von einem spannenden Produkt, das die Straßen sicherer macht, sprach Minister Dobrindt. Aufgrund der winzigen Glasperlen könne der Autofahrer die Fahrbahnmarkierungen besser wahrnehmen. „Das ist der Glittereffekt für die Straße“, so Dobrindt. Für die Region sei Sili ein ganz wichtiges Unternehmen, so die Abgeordnete Silke Launert. Sili sei nicht nur weltweit tätig und international höchst erfolgreich sondern habe auch immer wieder seine hohe Verbundenheit mit der Region unter Beweis gestellt. „Sili ist eine echte Perle im Bayreuther Landkreis“, so Launert. Verkaufsleiter Christoph Ruppert sagte zu, dass Sili auch in Zukunft dem Standort die Treue halten wird. Auch ein kleines Unternehmen könne innovativ sein und sich am Markt behaupten, so Ruppert. Die Fahrbahnmarkierungskugeln machen derzeit rund zehn Prozent des Geschäftes aus. „Es ist allerdings auch ein Markt, der wächst“, so Wölfel. Weltweit gebe es nur eine Handvoll Produzenten, die ähnliche Kugeln herstellt. Auf Autobahnen mit starker Belastung müsse die Markierung alle drei bis fünf Jahre erneuert werden. Auf weniger belasteten Nebenstrecken reiche die Erneuerung alle zehn Jahre aus. Seine enge Verbundenheit mit der Region und insbesondere mit dem Standort Warmensteinach zeigte Sili vor knapp fünf Jahren, als das Unternehmen rund fünf Millionen Euro in den Bau eines neuen Produktions- und Lagergebäudes investiert hat. Für die Gemeinde Warmensteinach bedeutete der Neubau damals einen riesigen Entwicklungsschritt, denn mit der Maßnahme kehrte endlich wieder Leben auf dem ehemaligen Frankonia-Gelände ein. Auf dem riesigen Areal am südlichen Ortseingang wurde bis vor 15 Jahren Glas produziert, zurück war eine unansehnliche Industriebrache mit einem stark kontaminierten Erdreich geblieben. Am Rande seines Besuches in Warmensteinach bezeichnete Verkehrsminister Dobrindt den Dieselgipfel als wichtig und gut. Besonders lag ihm am Herzen, dass Hersteller Prämien anbieten, wenn der Kunde mit einem älteren Dieselfahrzeug auf ein neues Auto umsteigen möchte. Dem eigentlichen Ziel, generelle Fahrverbote zu vermeiden, sei man mit dem Dieselgipfel ein Stück näher gekommen. Pauschale Fahrverbote nannte Dobrindt eine kalte Enteignung und einen eklatanten Verstoß gegen den Vertrauensschutz von Menschen, die sich im guten Glauben ein Dieselfahrzeug gekauft hätten. Es gebe auch keine Initiative, die den Dieselsprit verteuern möchte, ebenso wie es keine Diskussion über die Mineralölsteuer gebe, versicherte der Minister. Bild: Produktmanager Alexander Wölfel (rechts) erläuterte den Abgeordneten Martin Schöffel und Silke Launert sowie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (von links) den Herstellungsprozess der winzigen Glaskügelchen für die Medizinindustrie. Weil dabei strengste hygienische Vorschriften gelten, müssen die Besucher Schutzhauben tragen.
Europäischer Marktführer für
Einfärbepasten /
SW Color ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Lacken und Farbpasten für den industriellen Einsatz. Für den Endverbraucher und den Do-it-Yourself-Markt produziert der Betrieb dagegen nicht. Die strikte Qualitätsorientierung habe das Unternehmen mittlerweile zu einem der europäischen Marktführer für Einfärbepasten für glasfaserverstärkte Kunststoffe und zu einem gefragten Lieferanten von wasserverdünnbaren Industrielacken gemacht, so Geschäftsführer Weißflach, der aus Wülfersreuth bei Bischofsgrün stammt und der heute in Gefrees lebt. 1993 mit elf Mitarbeitern aus der ehemaligen Lackfabrik Schwab als Neugründung hervorgegangen und in einer angemieteten Halle am Bindlacher Bahnhof ansässig hat die SW Color im schmucken Neubau auf dem Bindlacher Berg heute 60 Beschäftigte. SW steht als Kürzel für die beiden geschäftsführenden Gesellschafter, dem Techniker Helmut Suckfüll und dem Kaufmann Berthold Weißflach. Gründungskonzept war die Entwicklung, Herstellung und der Vertrieb hochwertiger Industrielacke für die Beschichtung von Metall und Kunststoff. „Unsere Grundsätze sind so einfach wie wirkungsvoll“, sagt Weißflach: „Erstklassige Produktqualität, umfassende Anpassung an die Kundenanlage und immer eine intelligente Lösung für spezielle Anforderungen des Kunden.“
Die Abgeordnete Silke Launert zeigte sich beeindruckt von der ungewöhnlichen Firmengeschichte und dem großen Erfolg des Unternehmens, das trotz seines relativ jungen Alters bereits zu den europäischen Marktführern gehört. Beim Besuch der Abgeordneten machte Geschäftsführer Weißflach aber auch deutlich, dass endlose bürokratische Auflagen die Arbeit in seinem Unternehmen extrem belasten. Ein Beispiel: das aktuelle Sicherheitsdatenblatt für Aceton, auch bekannt als Nagellackentferner, umfasst mittlerweile 106 DIN-A-4 Seiten. „Alle drei Monate kommen für jeden nur denkbaren Stoff neue Regelungen dazu. Zwei Mitarbeiterinnen könnten sich in der Verwaltung bereits um nichts anderes mehr kümmern. Bilder: Die SW Color Lackfabrik auf dem Bindlacher Berg bringt Farbe ins Leben. Im Bild der kaufmännische Geschäftsführer Berthold Weißflach mit der Bundestagsabgeordneten Silke Launert. Cooles Unternehmen und coole Mannschaft / Global Player aus Bindlach: Klassischer Mittelständler Powerslide versorgt die internationale Skater-Szene
1994 in Bindlach gegründet, hat Powerslide heute 40 Mitarbeiter am Standort, wo die Bereiche Entwicklung, Vertrieb, Design, Marketing und Logistik angesiedelt sind. Produziert wird in einer eigenen Fabrik mit noch einmal rund 40 Beschäftigten in China. Im Mittelpunkt steht der Handel mit Inline Skates, Rollerskates, Skooters und Skateboards in jeweils allen nur denkbaren Farben, Formen, Variationen und Ausprägungen. Powerslide ist dabei traditionell stark exportlastig, rund 80 Prozent betrug der internationale Umsatzanteil zuletzt.
Eine Herausforderung sind für ihn die ständig wechselnden Trends: „Trends kommen und gehen immer schneller“, sagt er. Derzeit sorge die Disney-Channel-Serie Soy Luna für großes Aufsehen in der Szene. Daneben setzt Powerslide aber auch auf Soziale Medien wie Facebook, Twitter oder Youtube, um neue Trends aufzuspüren. Während beispielsweise in Argentinien Inlineskates überall präsent sind, stecke der Sport hierzulande derzeit eher in einer Nische. Von einem „coolen Unternehmen und einer coolen Mannschaft“ sprach bei dem Firmenbesuch die Bundestagsabgeordnete Silke Launert. Powerslide zeige, dass es auch vor Ort herausragende Mittelständler gibt. Die Politikerin legte dem Unternehmen eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth ans Herz. Nur so sei es möglich, junge Leute schon frühzeitig, etwa über ein Praktikum an das Unternehmen zu binden und als Fachkräfte für später zu gewinnen.
Ein weiteres Problem sind politische Turbulenzen, die sich sofort auf das Geschäft auswirken. Stefan Göhl führt als Beispiel das Russland-Embargo an oder auch die politischen Unruhen in der Türkei. Allein mit der Türkei seien die Geschäfte binnen Jahresfrist um etwa 80 Prozent eingebrochen.
Bilder: Von Speichersdorf nach Kuba, Korea und Kanada/ Richter Messwerkzeuge erfüllen höchste Qualitätsstandards - Konkurrenz sitzt in China
Die Messwerkzeugfabrik in Speichersdorf ist zwar in einer Marktnische tätig, doch mit ihren Produkten hat praktisch jeder schon einmal zu tun gehabt. Seit fast 100 Jahren stellt das Unternehmen Messwerkzeuge wie Maßstäbe, Tank- und Skalenbandmaße, Präzisionsmesszeuge sowie Wasserwagen her. „Wir betreiben Geschäfte mit 60 Ländern der Welt“, sagt Seniorchef Friedrich Richter bei einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Silke Launert. Richter Messwerkzeuge beliefert nicht nur Großhändler und Exporteure unter anderem in Jordanien, im Libanon, in Kuba, Korea, Kanada oder den USA, sondern kann in den meisten Ländern auch auf langjährige Direktkontakte verweisen. „Stetige Innovation, höchste Präzision und beste Verarbeitungsqualität kennzeichnen unsere Produkte“, so Richter. Sogar die Polizei setzt auf die Messwerkzeuge aus Speichersdorf. Probleme bereiten dem Unternehmen Plagiate aus Fernost. „Die Konkurrenz sitzt in China“, sagt Richter. Grund dafür ist der noch immer exzellente Ruf von „Made in Germany“. So werden beispielsweise in China minderwertige Spezialmaßwerkzeuge hergestellt, die auf den Blick denen aus Speichersdorf ganz ähnlich sehen. Sogar der Richter-Aufdruck wurde detailgetreu nachgeahmt. „Hier wird unser guter Ruf benutzt“, ärgert sich Juniorchef Erik. Qualität und Genauigkeit dieser Billigplagiate ließen allerdings zu wünschen übrig. Wer heute etwas messen will, müsse sich auf die Genauigkeit seines Messinstrumentes verlassen können. Diese Prämisse steht bei den Richter-Messwerkzeugen ganz oben. Mit zum großen Teil eigens entwickelten Maschinen sorgt das Unternehmen mit seinen 45 Beschäftigten dafür, dass alle Maße immer stimmen. Die Mitarbeiter sind in der Regel Schlosser und Maschinenbauer, Industriemeister, Elektroniker oder Kaufleute. Im Mittelpunkt steht dabei die Philosophie einer klaren Ausrichtung an den Kunden. So würden die vielfältigen Messinstrumente auf Wunsch individuell an die Anforderungen angepasst – sowohl in Form und Farbe als auch bei der Funktionalität. Deshalb würden auch kleine Stückzahlen nicht verachtet. Nur wenige der Maschinen stammen bei Friedrich Richter Messwerkzeuge von der Stange, die meisten sind Eigenentwicklungen, die es nur bei Richter gibt. Dabei achtet der Firmenchef immer darauf, dass der Maschinenpark auf dem neuesten Stand ist. Bestehende Geräte werden weiter entwickelt, neue Technologien integriert. Das Unternehmen wurde 1920 in Eger gegründet, kurzzeitig war es in Kirchenlamitz im Fichtelgebirge beheimatet, ehe 1948 Speichersdorf zum endgültigen Firmensitz wurde. „Die Rahmenbedingungen stimmen hier“, sagt Richter. Er spricht von einem hervorragenden Standort, den er nicht mehr missen möchte. Bild: Messinglote für die Ölindustrie sind eines der Spezialprodukte, die bei Richter Messwerktechnik in Speichersdorf produziert werden. Auf dem Bild zeigt Betriebsleiter Jochen Kümmerl der Bundestagsabgeordneten Silke Launert ein solches Nischenprodukt.
BAT-Kahlschlag war Supergau für
oberfränkische NGG /
Derzeit würden die geplanten Maßnahmen umgesetzt, berichtete der BAT-Betriebsratsvorsitzende Paul Walberer. Rund 300 Mitarbeiter von den geplanten 950 hätten das Unternehmen bereits verlassen. Ein Teil habe selbst gekündigt, viele hätten Vorruhestandsregelungen in Anspruch genommen, der Rest sei in die Transfergesellschaft gewechselt. Trotz des Kahlschlags gelte Bayreuth noch immer als eines der produktivsten Werke überhaupt, sagte Walberer. Es habe sogar eine Anfrage gegeben, an den kommenden Feiertagen zu arbeiten. Der in einem Zeitraum von 84 Tagen verhandelte Sozialplan sei vor allem deshalb gelungen, weil er wirklich das Wort sozial zum Inhalt habe, so der Betriebsratsvorsitzende. „Wirklich glücklich macht mich das freilich nicht“, so Walberer weiter. Auch wenn 400 Mitarbeiter in den Abteilungen Forschung und Entwicklung sowie im europäischen Engineering am Standort Bayreuth bleiben sollen. sei die Produktion als Herzstück des Werkes definitiv verloren. „Solidarität ist das Geheimnis erfolgreicher Gewerkschaftsarbeit“, sagte NGG-Bezirksgeschäftsführer Michael Grundl. Er bezeichnete die Gewerkschaft als erfolgreiche Gemeinschaft, als kleine aber erfolgreiche Truppe, bei der sich vor allem die Mitgliederentwicklung während der zurückliegenden Jahre sehen lassen könne. Die NGG Oberfranken habe binnen Jahresfrist um 4,4 Prozent auf aktuell 4105 Mitglieder, davon über drei Viertel Erwerbstätige, zugelegt. Mit Blick auf die zurückliegenden zehn Jahre zeige sich sogar eine Zunahme um fast zwölf Prozent, was exakt 435 Mitglieder mehr bedeutet als im Jahr 2006. Durch die Entwicklung bei der BAT in Bayreuth rechnet der Geschäftsführer allerdings im kommenden Jahr mit einem Knick in dieser positiven Bilanz. Viele Mitglieder werden in andere Branchen wechseln, andere werden in Rente gehen und die NGG deshalb verlassen. Auch der Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft war ein Thema der Delegiertenversammlung: Spürbare Umverteilungen, die auch Benachteiligte wieder an die Gerechtigkeit des Staatswesens glauben lässt, forderte Manfred Böhm von der katholischen Betriebsseelsorge in Bamberg. Nur so könne man auch die Populisten wieder zurückdrängen, sagte er. Es könne nicht angehen, dass die schwarze Null des Staates von den Niedriglöhnern der Republik bezahlt werde. Wenn es dem Land statisch gut gehe, bedeute dies noch lange nicht, dass es allen gut geht. Viele Menschen seien unzufrieden, sähen sich als Verlierer und hätten Angst vor der Zukunft, weil es für die einen extrem nach oben, für die anderen ziemlich schnell nach unten geht. Mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt, das ist auch für Mathias Eckardt, dem oberfränkischen DGB-Regionsgeschäftsführer, das Rezept gegen Populisten, Nationalisten und Lügner, als deren Jahr 2016 in die Geschichte eingehen werde. Auch wenn es den Anschein habe, dass alte politische Denkmuster, Werte und Wahrheiten plötzlich nicht mehr zählten, lohne es sich, für die Demokratie einzustehen. Dazu gehöre auch das Zurückdrängen befristeter Arbeitsverhältnisse, von Leiharbeit, Werkverträgen und unbezahlten Praktika. Derartige subtile Ängste aufgegriffen und rassistisch begründet, das habe die AfD ziemlich schnell erfolgreich geschafft, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Tina Krause aus Bayreuth. Sie rief alle NGG-Mitglieder auf, dagegen zu halten. Die Ziele der AfD seien ein Angriff auf unser soziales System. Ziel dieser Partei sei es, demokratische Grundwerte abzuschaffen und das politische System vollständig umzukrempeln. Krause: „Wir müssen uns als Mehrheit sichtbar machen und zeigen, dass wie das nicht tolerieren.“ Bild: 2016 stand im Schatten des BAT-Kahlschlages (von links): Manfred Böhm von der katholischen Betriebsseelsorge Bamberg, NGG-Bezirksgeschäftsführer Michael Grundl und Vorsitzender Hans-Georg Prehmus. Hohe Investitionen trotz Umsatzrückgangs / Preisschwankungen auf den Agrarmärkten sorgen bei der BayWa Ober- und Mittelfranken für Rückgänge
Bittermann bezifferte den Umsatz für Ober- und Mittelfranken auf rund 526 Millionen Euro, das sind 36 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Betroffen von dem Rückgang seien die Bereiche Energie, Agrar und Technik. Einzig und allein die Sparte Baustoffe habe eine leichte Steigerung von 127 auf 130 Millionen Euro Umsatz in 2016 erfahren. Von 141 auf 128 Millionen Euro zurückgegangen war der Umsatz für Ober- und Mittelfranken im Agrarbereich. Spartengeschäftsführer Peter May begründete dies mit der hohen Volatilität im weltweiten Agrarhandel, mit der weltweit vierten Rekordernte, die gehörig auf die Preise gedrückt habe, sowie mit der nur durchschnittlichen Getreideernte in der Region. Trotzdem habe die BayWa allein im Agrarbereich im zurückliegenden Jahr rund eine Million Euro hauptsächlich in den Standort Bamberg investiert, für das laufende Jahr soll eine weitere Million in den Standort am Hafen in Fürth fließen. Auch im Bereich Technik gab es nach den Worten von Spartengeschäftsführer Günter Schuster einen Umsatzrückgang von 125 auf 112 Millionen Euro. Hier hätten vor allem die niedrigen Erzeugerpreise im ersten Halbjahr 2016 für eine starke Investitionszurückhaltung gesorgt. Als herausragende Investition bezeichnete Schuster den 2,6 Millionen Euro teuren Neubau des Technikzentrums Ermetzhofen in Mittelfranken, in dem die beiden bisherigen Standorte Bad Windsheim und Uffenheim zusammengefasst wurden. Darüber hinaus sei in Bamberg ein Mietpark für Schlepper und Maschinen eingerichtet worden. Rein preisbedingt sei der Umsatzrückgang von 169 auf 156 Millionen Euro im Bereich Energie gewesen, so Regionalleiter Joachim Klier. Er verwies vor allem auf die historisch günstige Rohölpreise. Dennoch habe es auch hier Investitionen gegeben, etwa in Coburg, wo die Umschlagsanlage für rund 1,2 Millionen Euro verlegt und neu gebaut wurde. Im laufenden Jahr sollen zwei neue Tankstellen in Uffenheim und Bad Windsheim entstehen, die rund 1,6 Millionen Euro kosten werden. Dank der anhaltend günstigen Konjunktur und den historisch niedrigen Zinsen habe einzig und allein der Bereich Baustoffe im zurückliegenden Jahr zulegen können. Regionalleiter Jochen Schneider bezifferte den Umsatz auf 130 Millionen Euro, was einem Anstieg um rund drei Millionen gleichkommt. Dabei gehe es allerdings weniger um Neubauten, als eher um das Ausbausegment, unter anderem mit Fenstern, Türen, Tore oder Böden. Nach Investitionen in Gunzenhausen, Schwabach und Marktredwitz in Höhe von zusammen 1,2 Millionen Euro im laufenden Jahr stünden im Bereich Baustoffe für 2017 Rekordinvestitionen in Höhe von 6,5 Millionen Euro an. Der Löwenanteil entfällt dabei auf den Neubau eines Bauzentrums in Lauf mit 3,5 Millionen Euro, dazu kommen der Abriss des alten Lagerhauses und der Bau eines neuen Bürogebäudes für zwei Millionen Euro in Coburg sowie der Neubau einer Lagerhalle in Ansbach für rund eine Million Euro. Aktuell beschäftigt die BayWa in ihren 111 Betrieben in ganz Franken, also mit Unterfranken, 2100 Mitarbeiter zuzüglich 80 weitere Mitarbeiter im unterfränkischen Logistikzentrum Röthlein. Mit 243 Auszubildenden liegt die Ausbildungsquote bei rund 11,5 Prozent, die Übernahmequote bei rund 70 Prozent. Bild: Sie sind für die BayWa in Ober- und Mittelfranken verantwortlich (von links): die Spartengeschäftsführer und Regionalleiter Günter Schuster (Technik) und Joachim Klier (Energie), Karl Bittermann, Leiter des Business Service Centers Franken, sowie Jochen Schneider (Baustoffe) und Peter May (Agrar).
Agravis Bamberg GmbH:
Das Agrarzentrum in Bamberg ist bereits in der Lage, die Landwirtschaft mit Pflanzenschutz und Düngemitteln aus bestehenden Kapazitäten zu versorgen. Das Großhandelslager, das der Mutterkonzern im Bamberger Hafen betreibt, sei auch ein wichtiger Grund für die Standortentscheidung gewesen, sagt Geschäftsführer Stefan Drenkpohl (38), der in der Agravis Agrarholding GmbH seit fünf Jahren für die Geschäftsentwicklung verantwortlich ist. Das Lager dient als Brückenkopf, um das Großhandelsgeschäft mit den regionalen Raiffeisen-Genossenschaften in Süddeutschland aufzubauen. Der Agravis Bamberg GmbH geht es aber vor allem um das Direktgeschäft mit den Landwirten, „ein erfolgreiches und respektiertes Geschäftsmodell der Agravis in Regionen ohne Genossenschaften“. Daneben sei die Nachfrage für das klassische Agrargeschäft nach einem starken genossenschaftlichen Partner in Ober- und Unterfranken besonders ausgeprägt. „Die ersten Rückmeldungen, die wir aus der Landwirtschaft bekommen haben, bestärken uns in dieser Einschätzung“, so Drenkpohl. Bereits zur Ernte 2017 wird Agravis in der Lage sein, über ein eigenes Lager im Hafen Bamberg mit einer Kapazität von 5000 Tonnen sowie über mehrere dezentrale Landlager im Umfeld Bambergs Getreide zu erfassen. Die Lage direkt am Bamberger Hafen bezeichnet Drenkpohl als optimal: „Wir sind hier mittendrin im Geschehen und gut erreichbar. Dezentrale Lager werden in Meeder (Landkreis Coburg), Hofheim (Landkreis Haßberge), Lauter (Landkreis Bamberg) und in Schweinfurt angesiedelt sein. Als Haupteinzugsgebiete nennt der Geschäftsführer neben dem östliche Unterfranken und dem westlichen Oberfranken auch Südthüringen. „Gerade vor dem Hintergrund jüngster regionaler Marktentwicklungen im Bereich der Futtermittelproduktion stellen wir Landwirten, die Futtergetreide anbauen, somit in unmittelbarer Nähe Silokapazitäten zur Verfügung“, sagt Geschäftsführer Drenkpohl. Die Agravis Bamberg GmbH betreibt als Agrarzentrum das Geschäft mit den Landwirten zunächst in den Segmenten Düngemittel, Pflanzenschutz, Saatgut und Getreide. „Wir bieten den Landwirten in der Region eine enge und vertrauensvolle Partnerschaft an“, sagt Drenkpohl. „Wir sind überzeugt, dass wir unsere Kunden durch unser Know-how, erstklassige Produkte und eine leistungsstarke Infrastruktur überzeugen werden.“ Nachdem Helmut Liebenstein den Kunden vor Ort schon seit einigen Monaten als direkter Ansprechpartner zur Verfügung steht, startet Agravis zum 1. April durch. Udo Trier wird von diesem Zeitpunkt an in der Mainstraße den Innendienst übernehmen. Sämtliche logistischen Aufgaben werden in Zusammenarbeit mit mehreren Speditionen durchgeführt. Nach und nach soll die Mannschaft aufgestockt und weiteres Personal eingestellt werden. Die Muttergesellschaft Agravis Raiffeisen AG, ein Handelsunternehmen in den Segmenten Agrarerzeugnisse, Tierernährung, Pflanzenbau und Agrartechnik. erwirtschaftet mit über 6000 Mitarbeitern mehr als sechs Milliarden Euro Umsatz und ist als ein führendes Unternehmen der Branche mit mehr als 400 Standorten überwiegend in Deutschland tätig. Internationale Aktivitäten bestehen über Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in mehr als 20 Ländern und Exportaktivitäten in mehr als 100 Ländern weltweit. Unternehmenssitze sind Hannover und Münster. Bild: Geschäftsführer Stefan Drenkpohl (Mitte) stellte die beiden Ansprechpartner der Agravis Bamberger GmbH Helmut Liebenstein (links) und Udo Trier (rechts) vor dem Getreidelager im Bamberger Hafen vor.
IG Metall: „Rauf mit dem
Rentenniveau“ /
Mit ihrer Kampagne strebt die IG Metall den Neuaufbau einer solidarischen Altersversorgung an. Die jetzigen Rentengesetze führten in einen rentenpolitischen Notstand, so Urban. „Und das, wo doch das Rentensystem einst das Flaggschiff des deutschen Sozialstaats war.“ Als Ursache für die Entwicklung machte er zum einen die zunehmende Ausbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit, Werkverträge oder den gesamten Niedriglohnsektor verantwortlich. „Unser Kampf dagegen ist ein Baustein einer solidarischen Rentenpolitik“, sagte der Gewerkschafter. Zum anderen habe die Politik das ursprüngliche Ziel, Menschen im Alter vor Armut zu schützen, immer mehr aus den Augen verloren. Kein Verständnis hatte Urban für die immer wiederkehrenden Debatten um die Regelaltersgrenze. Während die Bundesbank auf 69 Jahre plädiert, Finanzminister Wolfgang Schäuble auf 70, die Arbeitgeberverbände auf 73 und die AfD generell Altersgrenzen abschaffen möchte, bezeichnete der IG-Metall-Vorstand schon die Rente mit 67 als größten Blödsinn. Wenn überhaupt, dann sollte es doch bitteschön Veränderungen in die andere Richtung, also nach unten geben, so Urban.
Wie das alles finanziert werden soll? Auch dafür haben Hans-Jürgen Urban und die IG-Metall-Kampagne Lösungen parat. Zum einen plädiert der Gewerkschafter für die Einführung einer Demographiereserve, also einer Rücklage, die so heute allerdings nicht erlaubt wäre. Zum anderen sollten „Extras“ wie die Mütterrente künftig steuerfinanziert werden. „Das Geld ist da, doch es fehlt am Willen“, sagte Urban. Hauptsäule der Finanzierung sollte allerdings die Einführung einer allgemeinen Erwerbstätigenversicherung sein, also eines Systems, in das alle einzahlen, auch Selbstständige und Beamte. „Das Thema Rente geht alle an“, stellte zuvor Volker Seidel, Erster IG-Metall-Bevollmächtiger für Oberfranken Ost klar. Junge seien später, ältere früher betroffen. Aber eines müsse klar sein: „Rentenpolitik ist keine Seniorenpolitik, sondern Generationenpolitik.“
Bilder: Verbindung von Tradition und Moderne / „Manager für den Hochbau“: Bayerisches Zimmererhandwerk verzeichnet Zuwachs bei Lehrlingen
Die Zimmerer machen die gute Lage vor allem an den Ausbildungszahlen fest. „Wir sind das einzige Bauhandwerk mit steigenden Ausbildungszahlen“, sagte Hartmann und sprach von einem Zuwachs bei den Lehrlingen binnen Jahresfrist von bayernweit über fünf Prozent. Der Beruf sei so attraktiv wie schon lange nicht mehr. Als Gründe dafür nannte Bezirksobermeister Manfred Amon aus Hallstadt die intensive Beteiligung des Innungsverbandes an allen Berufsmessen, die engagierte Arbeit der Betriebe, etwa beim Angebot von Berufspraktika, aber auch die intensive Verbandsarbeit, mit der gezielt Absolventen von Mittel- und Realschulen angesprochen werden. Für den Bezirksobermeister ist es vor allem die Verbindung von Moderne und Tradition, die den Beruf ausmacht. „Wir arbeiten mit modernsten Techniken, aber auch noch richtig handwerklich, etwa beim Denkmalschutz“, sagte Amon. Dazu komme die Arbeit mit Holz als natürlichen, warmen und sauberen Baustoff, die das Berufsbild so interessant macht, so der beim Landesverband für Aus- und Fortbildung zuständige Referent Martin Paul Gorchs. Ein weiterer Grund für die gestiegene Attraktivität des Berufes ist die wichtige Rolle des Zimmererhandwerks für den Klimaschutz und das Boomen von Holz als Baustoff. Bauen mit Holz gewinne zunehmend an Bedeutung, sagte Pressesprecher Hartmann. Holz habe nicht nur kurze Bauzeiten, sondern binde auch große Mengen an Kohlendioxid und sei damit in seiner Ökobilanz unschlagbar. Deshalb fordere das Zimmererhandwerk auch ein Umdenken bei Rohstoffverbrauch, das Einleiten einer Ressourcenwende und damit eine verstärkte Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Der Nutzung von Holz komme dabei eine große Bedeutung zu. Dies sei auch vor dem Hintergrund des immensen Bauschutts, der jedes Jahr anfällt und über die Hälfte des deutschen Müllaufkommens ausmacht, von großer Bedeutung. Ein Problem nicht nur in Oberfranken ist für die Zimmerer der Facharbeitermangel. Aufgrund der vielfältigen und flexiblen Ausbildung würden Zimmerer nicht selten regelrecht abgeworben, beispielsweise von den Kommunen für die Bauhöfe oder von der Industrie. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit würden gut ausgebildete Fachkräfte mit Handkuss genommen, so Bezirksobermeister Amon, der den Beruf des Zimmerers auch als „Rundumversorger“, beziehungsweise als „Manager für den Hochbau“ beschreibt. Unzufrieden ist der Berufsstand mit dem Berufsschulangebot in Oberfranken. Während das Berufsgrundschuljahr noch in Bamberg und in Bayreuth angeboten werde, findet die schulische Ausbildung während des zweiten und dritten Jahres nur noch in Bayreuth statt. „Damit gibt es keine dezentralen Berufsschulstandorte mehr“, sagte Amon. Schüler aus dem westlichen Landkreis Bamberg hätten damit oft eine unzumutbar weite Anreise. In der oberfränkischen Zimmererinnung sind etwa 80 Betriebe mit zusammen rund 700 Mitarbeitern organisiert. Bild: Der Pressesprecher des Landesinnungsverbandes Günther Hartmann, Bezirksobmann Manfred Amon und der beim Landesverband für Aus- und Fortbildung zuständige Referent Martin Paul Gorchs (von links). Spezialitätenvielfalt erlebbar machen / Genussregion Oberfranken als immaterielles Kulturerbe Bayerns ausgezeichnet
Im museumspädagogischen Zentrum des Bayerischen Brauerei- Bäckereimuseums und damit im „Epizentrum der Genussregion“, wie es der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner, gleichzeitig Vorsitzender der Genussregion, ausdrückte, überreichte Spaenle die Tafel. Lebendige Traditionen wie Musik, Tanz, Feste, Bräuche und Handwerkstechniken machten den Kulturstaat Bayern aus, sagte der Kultusminister. Von den 57 Bewerbungen für die Bundesliste seien 20 aus Bayern gekommen, eigentlich hätten es nur vier sein dürfen, doch die anderen Bundesländer hätten ihre Kontingente nicht ausgeschöpft. Sämtliche Initiativen verkörperten dabei in ganz hervorragender Art und Weise einen modernen und zukunftsgewandten Heimatbegriff. „Immaterielle Dinge sind etwas schwieriger zu fassen, gleichwohl machten sie aber den Geist einer Region aus“, sagte der Minister. Ziel der Genussregion ist unter anderem die Bewahrung der traditionellen Spezialitätenvielfalt in Oberfranken. Hier gebe es eine große Bandbreite kulinarischer Besonderheiten, mit denen meist sorgsam gepflegte Bräuche und ihre kreative Weiterentwicklung verbunden sind, so der Vorsitzende der Genussregion, der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Zentraler Bestandteil der Genussregion sei dabei ein dreifacher Weltrekord: gemessen an der Zahl der Einwohner (rund 1,1 Millionen) gebe es in Oberfranken die weltweit meisten Bäckereien und Konditoreien (529), die meisten Metzgereien (714) und auch Brauereien (200). „Jetzt wissen wir, dass wir einmalig sind“, sagte der Landrat und sprach von einer „unglaublich wichtigen und wertvollen Auszeichnung“. Seit der Vereinsgründung vor genau zehn Jahren sind nach den Worten von Bernd Sauer, dem Geschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken und gleichzeitig Kuratoriumsvorsitzender der Genussregion 321 Spezialitäten erfasst, bearbeitet und dokumentiert worden. Das sei bundesweit einmalig. Sauer legte aber auch Wert darauf, dass dazu sämtliche Akteure rund um das Thema Lebensmittel von großer Bedeutung waren. Die Produzenten, also die Bauern gehörten genauso dazu, wie die Verarbeiter und die Fachhandwerker, also Bäcker, Metzger und Brauer. „Wir stehen damit in einer Reihe mit dem Georgiritt, der Tölzer Leonhardifahrt, dem historischen Schwerttanz von Traunstein oder dem Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald“, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer, der als Spiritus Rector der Genussregion gilt. Auch diese Initiativen gehörten zum immateriellen Kulturerbe in Bayern. Als nächsten großen Schritt kündigte Zimmer die Errichtung von Genusshäusern in Oberfranken an, um die Spezialitätenvielfalt auch erlebbar zu machen. Bei dem Festakt im November in München wurden zehn Bräuche und Traditionen aus ganz Bayern in das 2015 eingerichtete Landesverzeichnis aufgenommen. Die Genussregion Oberfranken fand dabei Eingang in ein, analog zur nationalen und internationalen Ebene, neu geschaffenes „Bayerisches Register guter Praxisbeispiele der Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“. Eine besondere Rolle spielten dabei die maßgeblichen Kriterien des UNESCO-Übereinkommens wie Inhalt, Bedeutung, Erhalt oder Gefährdung. Aus Oberfranken hatten außerdem das Wunsiedler Brunnenfest und die eng mit dem Landkreis Lichtenfels in Verbindung stehende Flechtwerkstradition Eingang in das immaterielle Kulturerbe Bayerns Eingang gefunden. Bild: HWK-Geschäftsführer Bernd Sauer, der Landtagsabgeordnete Ludwig von Lerchenfeld, IHK-Geschäftsführer Wolfram Brehm, Kultusminister Ludwig Spaenle, der Kulmbacher Landrat Klaus-Peter Söllner, HWK-Präsident Thomas Zimmer, und der stellvertretende Vorsitzende der Genussregion Christian Herpich aus Hof (von links) bei der Auszeichnung als immaterielles Kulturerbe. Schluss mit einseitiger Belastung von Versicherten / IG Metall fordert paritätische Finanzierung der Krankenversicherung - Über 1500 Unterschriften an Staatssekretärin Kramme übergeben
Für die SPD soll die paritätische Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung neben der Forderung nach einer Bürgerversicherung zum zentralen Wahlkampfthema werden, kündigte Kramme an. Sie stellte auch klar, dass die Weichen für die Abschaffung der paritätischen Finanzierung noch in der letzten Legislaturperiode auf Betreiben der FDP gestellt wurden. „Wir haben da nicht die Finger gehoben“, nahm die Staatssekretärin ihre Partei in Schutz. Sie räumte aber auch ein, dass es im Zuge der Koalitionsverhandlungen nicht gelungen war, das Thema „wieder vom Tisch“ zu bekommen. Als Arbeitgeber und Arbeitnehmer noch zu gleichen Teilen für die Finanzierung der Krankenkassenbeiträge zuständig waren, hätten auch beide Seiten ein Interesse daran gehabt, dass die Beiträge nicht ins Uferlose steigen, sagte Volker Seidel. Mit dem Beschluss, die paritätische Finanzierung aufzuheben, sei der Beitrag der Arbeitgeber festgeschrieben worden. Dies habe bedeutet, dass Steigerungen in der Krankenversicherung ausschließlich auf Arbeitnehmer abgewälzt wurden. Die Arbeitgeber seien damit außen vor und hätten kein Interesse mehr daran, künftigen Kostensteigerungen entgegenzuwirken. „Wenn beide Seiten bezahlen, dann bleibt auch die Waage im Gleichgewicht“, sagte Seidel. Alles andere bezeichnete er als völligen Irrsinn. Staatssekretärin Kramme geht davon aus, dass die Krankenkassenbeiträge aufgrund der Altersstruktur in der Bevölkerung und immer neuen medizinischen Entwicklungen auch weiterhin ansteigen werden. Ohne die paritätische Finanzierung werde es dann zu völlig unangemessenen Belastungen der Arbeitnehmerseite kommen. Arbeitnehmer müssen laut einem IG-Metall-Positionspapier seit Anfang 2016 durchschnittlich einen Zusatzbeitrag von 1,1 Prozent schultern. Die Belastung könne je nach Einkommen bis zu 47 Euro monatlich und rund 560 Euro Jährlich betragen. Für 2017 erwarten Krankenkassen und Gesundheitsökonomen einen weiteren Anstieg der Zusatzbeiträge um etwa 0,4 Prozent. Nachdem der Arbeitgeberbeitrag bei 7,3 Prozent eingefroren wurde, müssten die Kostensteigerungen alleine von den Versicherten entrichtet werden. Nach den Worten von Volker Seidel setzt der Zusatzbeitrag ordnungspolitisch völlig falsche Anreize. Er zwinge die Kassen in einen Kostenwettbewerb, was wiederum die „Jagd nach jungen, gesunden Versicherten“ zur Folge habe. Damit würden wettbewerbliche Beitragssätze und nicht Kriterien wie Versorgungsqualität und Versichertennähe zu zentralen Zielgrößen. Bild: Mehrere Listen mit zusammen über 1500 Unterschriften hat der erste Bevollmächtigte der IG Metall Ostoberfranken Volker Seidel an die parlamentarische Arbeitsstaatssekretärin Anette Kramme überreicht. Die IG Metall fordert damit die Rückkehr zur paritätisch finanzierten Krankenversicherung. Regionale Gastronomie statt Döner-Stände und Fast-Food / Urlauber machen nicht an Landkreisgrenzen halt: Tourismuspolitisches Gespräch der SPD-Landtagsfraktion
In Zukunft werde interkommunale Zusammenarbeit mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, sagte der Bayreuther Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein. Als Beispiel führte er die künftige Vermarktung des Markgräflichen Opernhauses in der Wagnerstadt an. Hier sollte sich Bayreuth mit Bamberg zusammentun und gemeinsam als Weltkulturerbe werben. Manfred Möschel, Stadtrat aus Schwarzenbach an der Saale sprach sich dafür aus, Kooperationen nicht nur gemeinde- oder landkreisübergreifend einzugehen, sondern auch länderübergreifend, etwa mit Thüringen oder mit Regionen in Tschechien. Davon sei man derzeit weit entfernt, so Ottokar Feulner aus Stammbach. In dem Markt am Schnittpunkt der drei Landkreise Bayreuth, Hof und Kulmbach sei es schon schwierig, eine gemeinsame Radwegekonzeption umzusetzen. Die tourismuspolitische Sprecherin Martina Fehlner appellierte an alle Hoteliers, Gastronomen und Tourismusverantwortlichen, sich rechtzeitig auf neue Entwicklungen einzustellen. Das Reiseverhalten der meisten Menschen habe sich komplett verändert. So werde beispielsweise immer kurzfristiger gebucht, ohne Internet laufe gar nichts mehr und auch Faktoren wie demographischer Wandel oder Klimawandelt spielten künftig eine große Rolle.
Zu all diesen Angeboten benötigen die Kommunen nach den Worten von Martina Fehlner mehr Unterstützung, eine bessere Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Personennahverkehr und ein schnelles Internet. „Wenn das nicht funktioniert, dann ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil“, so die Politikerin. Ganz wichtig werde in Zukunft auch die enge Vernetzung der Regionen mit den heimischen Produkten, so wie das die Genussregion Oberfranken vormacht. Regionalität und Authentizität würden immer wichtiger. Fehlner: „Die Urlauber verlangen eine regionale Gastronomie und keine Dönerstände oder Fast-Food-Ketten.“ Als größtes Problem für die vielen familiengeführten Betriebe in Oberfranken bezeichnete Andrea Luger, die Bezirksvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, die immer noch weiter zunehmende Bürokratie. Bei vielen Betrieben stehe die Nachfolgefrage an, doch junge Leute schrecken davor zurück, einen gastronomischen Betrieb zu übernehmen weil sie die Last der Bürokratie erdrückt, sagte Luger. Vielmehr sollte die Politik durch Vereinfachungen den jungen Leuten eine Chance geben und bei Auflagen beispielsweise zwischen Familienbetrieben und Großbetrieben unterscheiden.
Bilder: Angekommen in der Elite des Handwerks / Oberfränkisches Handwerk verabschiedete 444 Jungmeister
Die Meisterprüfung ist die weltweit einzigartige, wertbeständige Garantieurkunde für große meisterliche Qualität und höchstes Anspruchsniveau“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Thomas Koller. Der Meisterbrief sei nach wie vor der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit, der wichtigste Faktor für eine erfolgreiche Unternehmensgründung und eine hervorragende Basis für den weiteren beruflichen Aufstieg. Die Meisterfeier des oberfränkischen Handwerks stand diesmal unter dem Motto „Die ganze Welt beneidet uns. Um Euch“. Damit sollte vor allem darauf hingewiesen werden, dass der Meisterbrief nicht nur in Deutschland, sondern auch international höchstes Ansehen genießt. „Ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten werden überall verstanden, auch in den Ländern, in denen nicht deutsch gesprochen wird“, sagte Hauptgeschäftsführer Koller. Die Sprache des Handwerks werde auf der ganzen Welt verstanden.
„Aktuell brummt die Konjunktur im oberfränkischen Handwerk“, sagte Zimmer. Damit dies auch so bleibt, müssten allerdings auch künftig genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Genau das sei die zentrale Herausforderung für das oberfränkische Handwerk. Die aktuelle Entwicklung zeige ganz deutlich, dass es immer schwieriger werde, geeignete Fach- und Nachwuchskräfte zu gewinnen. Trotz der hohen Ausbildungsquote beklagten viele Betriebe zunehmend einen Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften. Die Dankesworte für alle 444 Jungmeister sprach der Maler und Lackierer Oliver Hanft aus Memmelsdorf im Landkreis Bamberg. Hanft ist einer von vier Absolventen, die in allen vier Teilen der Meisterprüfung die Note 1 erzielt hatten. „Wir sind die Zukunft des deutschen Handwerks“, sagte er selbstbewusst. Er appellierte aber auch an alle seine Handwerkskollegen, bescheiden zu bleiben, die Ratschläge erfahrener Handwerksmeister und Gesellen zu berücksichtigen und zu beherzigen.
Neben Oliver Hanft aus Memmelsdorf gehören zu den vier Besten: der Installateur und Heizungsbauer Dominik Vierthaler aus Helmbrechts, und die beiden Kraftfahrzeugtechniker Andreas Schülein aus Pechgraben bei Neudrossenfeld und Sandro Weid aus Burgkunstadt.
Vielseitigkeit, Kreativität und Können / Simon Weisath aus Rugendorf ist Deutschlands bester Fahrzeugbautechniker
Simon Weisath war über eine Ausbildungsmesse in Kulmbach auf das Unternehmen gestoßen. Er hatte einfach an einem Workshop der Karosserie- und Fahrzeugbauinnung teilgenommen und schon war er begeistert. „Der Beruf ist absolut vielseitig“, schwärmt Weisath. Man habe mit Elektrik genauso zu tun, wie mit Hydraulik oder Stahlbau. Außerdem komme ein Stückweit auch die Kreativität dazu, denn beim Fahrzeugbau werde ja wirklich noch richtig gebaut. 62 Mitarbeiter hat das Familienunternehmen mit Standorten in Himmelkron und Wirsberg sowie einem kleinen Servicebetrieb im mittelfränkischen Rednitzhembach. „Wir machen das, was der Kunde von den großen Herstellern nicht bekommt“, erläuterte Geschäftsführer Klaus Seifert die Philosophie seines Hauses. Hydraulische Ladetechnik gehöre genauso dazu, wie der gesamte Kühlfahrzeugbereich, Tiefladeraufbauten, Ladekräne und Abrollkipper, aber auch Kommunal- oder Feuerwehrfahrzeuge. Die Geschichte des Unternehmens lässt sich bis zum Jahr 1874 über fünf Generationen lückenlos zurückverfolgen. Zuerst war es ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb in der Ortsmitte von Himmelkron, ehe ein klassisches Wagnerhandwerk daraus entstand. Am jetzigen, logistisch optimal angebundenen Standort am Ortsrand hat bereits der Großvater von Klaus Seifert gebaut, seitdem wurde das Unternehmen beständig erweitert. Vor vier Jahren kam dann die Halle in Wirsberg dazu. Dort wurde der gesamte Stahlbaubereich untergebracht. „Jeder Fahrzeugaufbau ist echtes Handwerk und stellt eine individuell maßgeschneiderte, kreative Sonderlösung dar“, erläutert der Geschäftsführer. Sein Ziel ist es, das Anliegen des Kunden in die bestmögliche technische Lösung umzusetzen. Vorteil des Unternehmens ist es dabei, das von der ersten Platte Stahl bis zur Endabnahme des fertigen Aufbaus sämtliche Prozessschritte im eigenen Haus vollzogen werden. Für den Erfolg eines Unternehmens sei es wichtig, dass sich die Mitarbeiter hundertprozentig engagieren, sagt Seifert. Da freut es ihn natürlich ganz besonders, dass Landessieger Simon Weisath dem Unternehmen treu bleibt. Weisath selbst möchte erst einmal zwei bis drei Jahre Gesellenerfahrung sammeln, ehe er die Meisterprüfung angehen will. Als Landes- und Bundessieger bekommt er dafür ein Stipendium von der Begabtenförderung des Deutschen Handwerks. Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer war eigens mit dem stellvertretenden Kulmbacher Kreishandwerksmeister Hans Schwender in das Unternehmen nach Himmelkron gekommen, um die Leistung von Simon Weisath zu würdigen. „Solche Talente braucht das Handwerk“, sagte er und zeichnete den Betrieb für seine herausragenden Ausbildungsleistungen mit der Ehrenurkunde des Handwerks aus. Beim Leistungswettbewerb waren Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken in rund 100 verschiedenen Berufen gegeneinander angetreten und hatten die jeweiligen Besten ermittelt. Bild: Der frischgebackene Landes- und Bundessieger Simon Weisath mit den Meistern des Unternehmens und den Gratulanten (von links): Benedikt Helldörfer von der Handwerkskammer, der stellvertretende Kulmbacher Kreishandwerksmeister Hans Schwender, Harald Hain, HWK-Präsident Thomas Zimmer, Simon Weisath, Thielo Stamm, Günter Seifert, Detlev Eichhorn, Sven Lindner, Corinna Seifert, Klaus Seifert und Alfons Lauterbach. Keine Extrawürste für den eigenen Sohn / Andreas Bobyk aus Bad Berneck ist bester Estrichleger Bayerns – Gelernt hat er im elterlichen Betrieb
„Im Handwerk kann man eben auch mit einem ganz normalen Schulabschluss Erfolg haben“, sagte der Bayreuther Kreishandwerksmeister Peter Engelbrecht, der zusammen mit dem oberfränkischen Handwerkskammerpräsidenten Thomas Zimmer nach Goldkronach gekommen war, um Andreas Bobyk zu gratulieren. „Dieser Supererfolg ist außergewöhnlich“, so Zimmer, der den frischgebackenen Gesellen als Aushängeschild für das Handwerk bezeichnete. Das mit dem Meister will er sich noch mal durch den Kopf gehen lassen. Immerhin gibt es ein Stipendium der Begabtenstiftung des Deutschen Handwerks. Jetzt will Andreas Bobyk allerdings erst einmal im elterlichen Betrieb arbeiten und Geld verdienen. Das sei auch gut so, meint HWK-Präsident Zimmer. Praktische Erfahrung sei durch nichts zu ersetzen. Deshalb empfehle er allen Gesellen, nicht sofort mit der Meisterschule zu beginnen. Berufs- und Lebenserfahrung gehörten eben auch dazu. Dabei ist sich der Landessieger auch für nichts zu schade. Schon in den Schulferien sei er immer mit auf den Baustellen gewesen, erinnert sich Vater Michael. Als Geselle packte er auch an den Wochenenden mit an, wenn in der Firma noch was zu erledigen war oder ein Auftrag fertig werden musste. Extrawürste für den Sohn des Chefs, das gab es bei Bobyk nie. „Vielleicht muss man als Sohn sogar ein bisschen mehr arbeiten“, glaubt Kreishandwerksmeister Engelbrecht. Die Firma Bobyk gilt als eine der führenden Estrich- und Bodenlegeunternehmen in der Region. 1985 von den Eltern sowie von Eleonore Aßmann unter den Namen Bobyk & Aßmann, Estrich und Isolierbau GmbH in Bad Berneck gegründet, arbeitete man zunächst mit nur einer Estrichkolonne, wobei man sich ausschließlich mit Abdichtungsarbeiten und Zementstrichen beschäftigte. 1993 wurde Michael Bobyk zusammen mit seinem Vater zum Geschäftsführer bestellt, eine zweite Estrichkolonne folgte und das Leistungsangebot wurde erweitert. Im April 1996 folgte dann der Umzug in das neue Betriebsgebäude mit Lagerhalle in Goldkronach, Michael Bobyk wurde nach dem Ausscheiden des Vaters alleiniger Geschäftsführer. Seitdem firmiert die Firma unter Bobyk GmbH, Estrich- und Fußbodentechnik. Das Unternehmen habe sich mittlerweile auf Industriebodensanierung spezialisiert, sagt Michael Bobyk. Dazu arbeite man mit Maschinen, die so in der Region niemand hat. Was die Werbung betrifft, so setzt der Chef vor allem auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Michael Bobyk bedauert aber auch, dass die Estrichleger allgemein weniger werden: „Es ist halt doch eine schwere körperliche Arbeit.“ Allerdings ist es eben auch ein typischer Handwerksberuf, bei dem man am Ende des Tages sieht, was man geschaffen hat. „Wir sind das einzige Gewerk auf der Baustelle, das noch ein eigenes Produkt herstellt“, sagt Michael Bobyk. Bild: Gratulation für den Landessieger: Senior Michael Bobyk. Junior Andreas Bobyk, Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer und kreishandwerksmeister Peter Engelbrecht (von links). Oberfränkische Spezialitätenvielfalt ist Teil bayerischer Identität / Genussregion als immaterielles Kulturerbe Bayerns ausgezeichnet
Ziel der Genussregion ist unter anderem die Bewahrung der traditionellen Spezialitätenvielfalt in Oberfranken. Hier gebe es eine große Bandbreite kulinarischer Besonderheiten, mit denen meist sorgsam gepflegte Bräuche und ihre kreative Weiterentwicklung verbunden sind, so der Vorsitzende der Genussregion, der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Die kulinarische Identität sei dabei nicht nur ein Stück Geschichte, sondern allseits gepflegte kulturelle Gegenwart und Teil der Identität der Menschen, sagte der stellvertretende Vorsitzende Christian Herpich aus Hof, der dem Publikum beim Festakt eine Steige Hofer Rindfleischwurst präsentierte. Seit der Vereinsgründung 2007 sind nach den Worten von HWK-Präsident Zimmer 321 Spezialitäten erfasst, bearbeitet und dokumentiert worden. Zentraler Bestandteil der Genussregion sei dabei ein dreifacher Weltrekord: gemessen an der Zahl der Einwohner gebe es in Oberfranken die weltweit meisten Bäckereien und Konditoreien (529), die meisten Metzgereien (714) und auch Brauereien (200). „Wir sind Weltmeister in puncto Genuss, Qualität und Vielfalt“, so Zimmer. Lebendige Traditionen wie Musik, Tanz, Feste, Bräuche und Handwerkstechniken machten den Kulturstaat Bayern aus, sagte Kultusminister Spaenle. Das werde schon daran deutlich, dass von den 57 Bewerbungen für die Bundesliste 20 aus Bayern kamen. Eigentlich hätten es nur vier sein dürfen, doch die anderen Bundesländer hätten ihre Kontingente nicht ausgeschöpft.
Bei dem Festakt in der Münchner Residenz wurden zehn Bräuche und Traditionen aus ganz Bayern in das Landesverzeichnis aufgenommen. Das Verzeichnis wurde im vergangenen Jahr eingerichtet und jetzt erstmals erweitert. Bewerben konnte sich dabei jede Gruppierung; die in irgendeiner Form zum Erhalt des kulturellen Erbes beiträgt. Ziel ist es, den Reichtum kultureller Ausdrucksformen zu dokumentieren und das Bewusstsein der Menschen dafür zu schärfen. Die Genussregion Oberfranken fand dabei Eingang in ein, analog zur nationalen und internationalen Ebene, neu geschaffenes „Bayerisches Register guter Praxisbeispiele der Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“. Ein achtköpfiges Expertengremium unter der Leitung des Regensburger Kulturwissenschaftlers Daniel Drascek hatte alle im zweiten Ausschreibungsverfahren eingegangenen Bewerbungen begutachtet. Eine besondere Rolle spielten dabei die maßgeblichen Kriterien des UNESCO-Übereinkommens wie Alter, Wandel, Inhalt, Bedeutung, Erhalt, Gefährdung und Kommerzialisierung. "Gerade das verleiht unserer Kultur eine ganz besondere Prägung", sagte Drascek. Aus Oberfranken fanden außerdem das Wunsiedler Brunnenfest und die eng mit dem Landkreis Lichtenfels in Verbindung stehende Flechtwerkstradition Eingang in das immaterielle Kulturerbes Bayerns.
Bilder: Bayerns beste Steinmetzin: Franziska Müller ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks
Das fast 150 Jahre alte Hoch- und Tiefbauunternehmen Eberth Bau in Bamberg gilt nicht nur als Spezialist für denkmalgeschützte Sanierung, sondern stellt auch die Mitarbeiter der staatlichen Dombauhütte. Auch diese Einrichtung hat bereits eine alte Tradition. 1929 wurde sie gegründet, um das Juwel des Weltkulturerbes für nachfolgende Generationen optimal zu bewahren. Genau das ist für Franziska Müller auch das Faszinierende an dem Beruf. „Man klopft an Steinen, die für sehr lange Zeit Bestand haben“, sagt sie und ist auch ein wenig stolz darauf, etwas für die Zukunft zu schaffen. Es geht ihr aber auch darum, ein traditionelles Handwerk auszuüben, denn mit Maschinen geht hier am Dom gar nichts. Nach Bamberg ist Franziska Müller gekommen, weil sie mit dem klassischen Aufgabengebiet des Steinmetzes, der Bearbeitung von Grabsteinen, wenig anfangen konnte. Es sollte schon etwas künstlerisches sein, und so war ihr nach einer Woche Praktikum klar, die Dombauhütte ist genau das, was sie will. Für die Zukunft stehen ihre Pläne allerdings noch nicht fest. Erst einmal will sie Erfahrung sammeln, Routine bekommen, ehe sie vielleicht die Meisterschule angeht, egal ob Holz oder Stein, egal ob in Bamberg oder anderswo. Franziska Müller weiß auch, dass sie in eine echte Männerdomäne vorgedrungen ist, denn von den 30 Steinmetzlehrlingen auf der Berufsschule in Wunsiedel waren nur zwei weiblich. Allerdings, so schränkt die pfiffige Junghandwerkerin ein, seien die Frauen wirklich mit dem Herzen dabei, während man bei männlichen Lehrlingen schon bemerkt habe, dass sie den Beruf nur aus der Not heraus ergriffen hatten. Für den Landessieg wurde ihr Gesellenstück bewertet, ein selbst entworfenes Maßwerkssegment für ein gotisches Fenster oder eine Brüstung. Das dekorative Stück wurde in Ansbach genauestens vermessen, verglichen und mit Schablonen kontrolliert, ehe der Sieg feststand. Von einer ganz außerordentlichen Leistung sprach der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer, der eigens nach Bamberg gekommen war, um Franziska Müller zu gratulieren. Die Landessiegerin sei eine echte Botschafterin für das moderne und vielfältige Handwerk, sagte Zimmer. Die Landessieger seien die Speerspitze des Handwerksnachwuchses 2016 in Oberfranken. Beim Leistungswettbewerb waren Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken in rund 100 verschiedenen Berufen gegeneinander angetreten und hatten die jeweiligen Besten ermittelt
Bild: Trendiges Unternehmen und junges Team / Johannes Jahn aus Itzgrund ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Er habe hier nach dem Besuch der Realschule und dem Abschluss mit der Mittleren Reife auf Probe gearbeitet und sei sofort begeistert gewesen. Zuerst habe er halt ein wenig mitgeschraubt, sagt er in aller Bescheidenheit. Vor allem das junge Team und die vielen Funfahrzeuge hätten sofort für das trendige Unternehmen im Breitengüßbacher Gewerbegebiet gesprochen. „Ich fand es echt cool, was hier passiert“, sagt Johannes Jahn. Mittlerweile ist er im Büro gelandet, denn nach dem Abschuss der Lehre darf er sich im Unternehmen um den After-Sale-Service kümmern. Den Besuch der Meisterschule hat er fest im Blick.
Die Actionbikes GmbH ist ein inhabergeführtes Unternehmen, das 2005 von Manfred und Michael Weichert gegründet wurde. „Unsere Kunden sind uns wichtig, deshalb arbeiten wir ständig daran unseren Service zu optimieren und den größtmöglichen Support für unsere Kunden zu bieten“, so der Geschäftsführer. Über 1000 Händler und rund 100000 Privatkunden in ganz Europa vertrauen mittlerweile auf den Service aus dem Landkreis Bamberg. Die Zahl der Artikel, die das Unternehmen pro Jahr verschickt und verkauft beziffert der Geschäftsführer auf rund 200000.
„Wir brauchen solche jungen Leute, die so vielseitig sind“, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer, der dem frischgebackenen Landessieger vor kurzem einen Besuch abstattete. Zimmer sprach von einer „Wahnsinnsleistung“. Die Landessieger seien die Speerspitze des Handwerksnachwuchses 2016 in Oberfranken. Beim Leistungswettbewerb waren Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken in rund 100 verschiedenen Berufen gegeneinander angetreten und hatten die jeweiligen Besten ermittelt
Bilder: Zwischen Acker und Brot, zwischen Landwirt und Bäcker/ "Müllerin" Luisa Wiesneth ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks
Eigentlich gibt es die alte Berufsbezeichnung „Müller“ gar nicht mehr. Aufgrund der gewaltigen technologischen Anforderungen des Berufes spricht man seit einigen Jahren offiziell vom Verfahrenstechnologen in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft. In der Wertschöpfungskette ist die Mühle das zentrale Glied zwischen Acker und Brot, zwischen Landwirt und Bäcker. Hier in Sambach spricht Vater Heinrich Wiesneth freilich noch immer vom Müller und von der Müllerin. Er hatte die Mühle 1980 zusammen mit seiner Frau Barbara übernommen. Die Wiesneth Mühle verbindet fast 300 Jahre Familientradition mit modernster Mühlentechnologie. Ursprünglich geht die Mühle sogar bis in das 13. Jahrhundert zurück. „Unser Bestreben war es von Anfang an, den Betrieb ständig zu modernisieren und den Fortbestand der Mühle als Familienunternehmen zu sichern“, so Heinrich Wiesneth. Seine Philosophie ist es, hochwertiges Mehlgetreide aus der Region in die besten Mehle zu verarbeiten. Durch leistungsstarke Getreideannahme und die Einlagerung je nach Qualität in über 100 Silozellen werde durchgehend hohe Qualität gefertigt. Für die Vermahlung stehen modernste Mahlanlagen zur Verfügung, im eigenen Labor werde die Qualität mit anerkannten Prüfgeräten regelmäßig kontrolliert. Eine große Mehlsiloanlage mit Verladung und eigenem Fuhrpark ermöglicht es darüber hinaus, alle Kunden kontinuierlich und flexibel bedienen zu können.
Das Thema Ausbildung ist für den Chef ein extrem wichtiges Thema, wenngleich auch er feststellen muss, dass die Zahl geeigneter Bewerber stark rückläufig ist. Weil er großen Wert darauf legt, Azubis aus der Region zu bekommen, geht er mittlerweile aktiv auf die Schulen zu, um den Beruf bekannt zu machen. Auch das Angebot von „Schnupperlehren“ unterbreitet er allen Interessierten. „Wir haben eigentlich immer einen Lehrling“, sagt er.
Bilder: Vom Prototypen bis zur Serienfertigung „Made in Germany“ / Anna-Lena Manthey ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks
Zaumzeug, Sättel oder Fahrgeschirr sucht man bei Helmut Wurm allerdings vergebens. Er und seine 30 Beschäftigten bieten mit eigener Näherei und Schäumerei vielmehr professionelle Lösungen rund um den hochwertigen Werkstoff Leder vor allem im Automotiv-Bereich. Dazu gehören zum Beispiel Autositze, Kopfstützen, Mittelarmlehnen, Seitentaschen, Motoradsitzbänke aber auch Fitnesspolster. Nach dem Girls Day bei Mercedes stand für Anna-Lena Manthey fest: „Das will ich machen“. Durch eine Stellenausschreibung im Internet kam sie gleich nach der Realschule auf Burgwindheim und das Sattlerteam Wurm. Für die junge Gießenerin ist der Autosattler Handwerk im klassischen Sinn, nicht nur individuell, sondern auch vielseitig. „Hier gibt es jeden Tag etwas anderes zu tun“, sagt Anna-Lena Manthey. Für den Sieg im Leistungswettbewerb war ihr Gesellenstück maßgeblich. Dabei musste sie innerhalb von 14 Stunden einen Autositz für einen 1er BMW anfertigen, von den Zeichnungen und Schablonen bis hin Nähen und Beziehen. Tatsächlich umfasst das Leistungsspektrum des Sattlerteams im Bereich Automotive die gesamte Palette von der Idee, Planung und Entwicklungsarbeit bis hin zur Teilefertigung, Serienfertigung und zum Prototypenbau. Dabei erfüllt die Schnittentwicklung den Standard der Automobilindustrie. „Das Sattlerteam begleitet seinen Kunden von der Produktentwicklung bis zur Serienfertigung, alles aus einer Hand“, sagt Geschäftsführer Helmut Wurm. Durch eine eigene Hochfrequenzschweißmaschine, einem CNC-Conveyor-Cutter ist das Sattlerteam für verschiedenste Industriezweige und besondere Kundenwünsche bestens gerüstet. Die CNC-gesteuerte Cutteranlage schneidet digitalisierte Formen millimetergenau zu und garantiert damit eine kontinuierliche Qualität. Durch perfekte Berechnung des Schnittbildes wird das Material optimal ausgenutzt, was sich letztlich auch in den Preisen widerspiegelt. „Stillstand ist beim Sattlerteam ein Fremdwort“, so Geschäftsführer Wurm. Sind die gewünschten Stückzahlen zu gering oder ist ein Produkt zu kompliziert für eine rentable Produktion in Ausland, fertigt das Sattlerteam genau nach den Vorgaben des Kunden. Im Rahmen der Serienfertigung werden unter anderem Schnittschablonen, CAD-Daten, Arbeitsanweisungen und Materialbedarfsaufstellungen erstellt. Darüber hinaus gehört auch die Serienfertigung „Made in Germany“ durch ausgebildete Fachkräfte dazu. In der noch jungen Firmengeschichte hat Helmut Wurm schon sieben junge Leute ausgebildet. Das Sattlerteam Wurm in Burgwindheim ist ein familiengeführtes Unternehmen, das im Jahr 2000 von Sattlermeister Helmut Wurm gegründet wurde. Schon der Vater und der Großvater hatten eine eigene Sattlerei. Bereits nach kurzer Zeit wurde das Personal auf Grund der hohen Nachfrage um mehrere Mitarbeiter aufgestockt. Heute bietet das Team eine Vielzahl von Leistungen von Entwicklungen für die Fahrzeugindustrie bis hin zu Sonderanfertigungen. Im April 2015 wurde der Betrieb am Ortsrand von Burgwindheim mit dem Bau einer 1000 Quadratmeter großen Lagerhalle erweitert, um die steigende Nachfrage zu bedienen. „Immer mehr Kunden sorgen für volle Auftragsbücher“, freut sich Geschäftsführer Wurm. Die positive Eigendynamik führte seitdem zur Aufnahme weiterer Produkte ins Portfolio und die Einrichtung neuer Produktionstechniken und Verfahren. Bild: Anna-Lena Manthey ist Bayerns beste Autosattlerin. Gelernt hat sie beim Sattlerteam von Helmut Wurm in Burgwindheim. Bayerns beste Kosmetikerin kommt aus Coburg / Carolin Schlund ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks
Kosmetik, das ist Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes. In kaum einem anderen Beruf komme man dem Kunden so nah, sagt Carolin Schlund. In kaum einem anderen Bereich dringe man so in die Intimsphäre des Kunden ein, da ist das Vertrauen schon enorm wichtig. Die 20-Jährige hatte die Wirtschaftsschule in Coburg mit der mittleren Reife abgeschlossen. Ihr Interesse galt zunächst der Physiotherapie, ehe sie die Stellenausschreibung eines Coburger Kosmetikstudio näher unter die Lupe nahm. Mitten in der Ausbildung wechselte sie dann zum Kosmetikinstitut von Elena Setz-Chatzidimou. Wie anspruchsvoll der Beruf der Kosmetikerin ist, zeigt ein Blick auf das, was in der Abschlussprüfung gefordert wurde und was letztlich auch zum Sieg im Leistungswettbewerb führte. Eine Gesichtsbehandlung mit einer besonderen Maskentechnik gehörte genauso dazu wie eine Gesichtsmassage, eine Ganzkörpermassage, ein Abend-Make-Up, ein Verkaufsgespräch und die Abfrage von praktischem Fachwissen. Für Chefin und Ausbilderin Elena Setz-Chatzidimou ist Kosmetikerin weniger ein Beruf, als vielmehr eine Berufung. „Es lohnt sich, im ganzheitlichen Einsatz mit den Menschen zu arbeiten“, sagt sie. Elena Setz-Chatzidimou ist gebürtige Griechin, in Baden-Württemberg aufgewachsen und seit 1982 selbstständig. „Weil ich den Kunden mehr bieten möchte und weil der Beruf so vielseitig ist“, so die Chefin, die seit 21 Jahren in Coburg ansässig ist, zunächst in der Löwenstraße, seit 2003 ganz zentral in der Lossaustraße. Das breite Spektrum reicht hier von Age Management, Wellness bis zur permanente Haarentfernung. Das Coburger Kosmetikinstitut ist dabei nicht nur ein anerkanntes Fachinstitut für Medical Wellness und Dermionologie, sondern belegt auch aktuell den 3. Platz im namhaften deutschen Kosmetikpreis „Gloria“. Zum Angebot gehören Klassiker wie Maniküre, Pediküre Waxing oder Sugaring aber auch Besonderheiten wie Endermologie, Medical Wellness, Gesichts-Enzymatische- sowie Vitaminbehandlungen , spezifisches Needeling –Verfahren, permanent Makeup oder die verschiedensten Massagen. Elena Setz-Chatzidimou findet, dass das Thema Kosmetik in Deutschland stiefmütterlich behandelt wird. Deshalb setzt sie auch auf Ausbildung. Alle Mitarbeiter, die sie schon ausgebildet hat, hätten herausragende Leistungen gezeigt und immer mit Bravour abgeschlossen. Ein wenig enttäuscht ist sie allerdings auch, denn aktuell hatte sie keine Auszubildende gefunden, die bereit gewesen wäre, diesen interessanten Beruf anzugehen. Trotz aller Begeisterung hat Carolin Schlund unmittelbar nach ihrem Abschluss eine zweite Ausbildung zur Kauffrau Versicherung und Finanzen in der Vestestadt begonnen. „Wenn nicht jetzt, wann hätte ich dann eine zweite Ausbildung machen sollen“, sagt sie. Ihr Ziel ist es, irgendwann mal beides verbinden zu können, was wiederum zeigt, dass im Handwerk eben alles möglich ist Bild: Elena Setz-Chatzidimou vom Kosmetikinstitut Elena in Coburg freut sich über ihre Auszubildende Carolin Schlund (links), die im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks bayerische Landessiegerin geworden ist. Gegen Bürokratiemonster im Einzelhandel / Handelsverband fordert flexiblere Regelungen für Einzelhandelsaktionen
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand eine Studie über Gemeinschaftsaktionen des Handels, wie verkaufsoffene Sonntage, Shoppingnächte, Märkte oder Gewerbeschauen. Zum ersten Mal seien bayernweit flächendeckend Werbegemeinschaften und Zusammenschlüsse des Stadtmarketings angeschrieben worden mit der Frage, welche dieser Events wirklich was bringen und wofür sie gut sind. Als Ergebnis hielt Christian Hörmann von der CIMA Beratung und Management GmbH fest, dass verkaufsoffene Sonntage und lange Shopping-Nächte die wirkungsvollsten Gemeinschaftsaktionen örtlicher Einzelhändler sind. Gerade verkaufsoffene Sonntage hätten einen super Werbeeffekt, denn viele Kunden kämen auch in den folgenden Tagen immer wieder in die Geschäfte, sagte Sabine Köppel. Dadurch werde die Kundenfrequenz und der Umsatz gesteigert sowie das Image einer Stadt als Einkaufsstandort verbessert. Der gleiche Effekt sei bei den langen Shopping-Nächten zu beobachten, während Märkte schon auch wirklich innovativ sein sollten, um Menschen in die Innenstädte zu locken. Die Studie zeige aber auch, dass es nicht die eine „Wunderwaffen-Aktion“ gibt, mit der alle Ziele auf einen Schlag erfüllt werden. Eine hohe Beteiligung örtlicher Händler, ein gut eingespieltes Organisationsteam und die Koordination mit anderen Veranstaltungen in den Nachbarkommunen seien wichtige Voraussetzungen für den Erfolg einer solchen Gemeinschaftsaktion. Während der Handelsverband mit maximal vier verkaufsoffenen Sonntagen pro Jahr durchaus zufrieden ist, fordern die Verantwortlichen die Abschaffung der Anlassbezogenheit. Bisher habe der Handel stets nachweisen müssen, dass die Menschen aufgrund eines konkreten Anlasses wie ein Stadtfest oder eine bestimmter Markt in die Kommune kommen und die Geschäfte deshalb öffnen dürfen. Daneben fordert der Verband mehr Raum für individuelle Events wie etwa abendliche Modenschauen oder Verkauf bis Mitternacht bei einem Geschäftsjubiläum. Letzteres würde in der Regel nur einmal pro Jahr genehmigt, was für den Verband eindeutig zu wenig ist. In Sachen Ausbildung profitiere der Einzelhandel aktuell von seiner hohen Attraktivität. Im Handel könne man relativ schnell Führungspositionen übernehmen, so Sabine Köppel. Das soll in Zukunft verstärkt in der Werbung um Azubis herausgestellt werden. Auch als junger Mensch habe man dank der vielfältigen Möglichkeiten die Chance, sich hochzudienen, ohne dafür Jahrzehnte warten zu müssen. Allerdings seien auch im Einzelhandel heuer viele Lehrstellen unbesetzt geblieben, weil einfach die jungen Leute fehlen. Bild: Sabine Köppel, Bezirksgeschäftsführerin des Handelsverbandes Bayern (HBE). Flüchtlinge im Focus / Oberfränkischer Expertengipfel: Wirtschaft setzt auf Flüchtlinge zur Sicherung des Fachkräftebedarfs
Eigentlich ging es um die Sicherung von Fachkräften, doch diesmal standen die Flüchtlinge im Focus. Bis zum Jahr 2030 fehlen dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt nach den Zahlen aus dem Ministerium drei bis vier Millionen Menschen, bis 2035 siebeneinhalb Millionen und bis 2060 bis zu 14,5 Millionen. „Das sind ganz entsetzliche Zahlen“, sagte die SPD-Politikerin. Neben den üblichen Maßnahmen, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, setzen Politik und Wirtschaft ganz besonders auf Flüchtlinge. Doch wie ist es um die Qualifikation von Flüchtlingen bestellt? Laut Staatssekretärin Kramme hätten sieben Prozent keine Schule besucht, dagegen 18 Prozent eine Hochschule oder Universität absolviert. Jeweils zwischen 20 und 30 Prozent schlossen mit Grundschule, mit Mittelschule oder mit Gymnasium ab. Fest stehe nach den Erhebungen aus dem Bundesarbeitsministerium aber auch: knapp drei Viertel der Flüchtlinge haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Als Ursache dafür nannte Kramme, dass es in den betreffenden Ländern eben keine duale Berufsausbildung gibt. „Learning by doing“, so sei es dort üblich. Das ist die eine Wahrheit. Die andere Wahrheit sei, dass 50 Prozent der Flüchtlinge jünger als 25 Jahre sind, ein Drittel sei sogar noch minderjährig. Das bedeute, man kann mit den Flüchtlingen noch arbeiten. Das bedeute aber auch, niemand kann davon ausgehen, dass sie schnell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Nach den Zahlen von Staatssekretärin Kramme seien aktuell rund 285000 Flüchtlinge anerkannt, die übrigen befänden sich im Anerkennungsverfahren, würden geduldet oder seien bereits abgelehnt.
Wie dramatisch der Fachkräftemangel bereits in Oberfranken ist, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführerin Christi Degen. Sie sprach von aktuell rund 16000 offenen Stellen. Nur etwa 1000 davon sollten Akademiker sein. Prognosen der IHK gingen bis zum Jahr 2013 von 42000 offenen Stellen mit einer noch niedrigeren Akademikerquote aus. Hauptgründe dafür seien unter anderem die demographische Entwicklung und die rückläufige Zahl der Schulabsolventen. Berufliche Bildung statt Studium wäre ein Lösungsansatz, sagte Degen, die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein zweiter und eben die Einbindung von Flüchtlingen. Festgehalten hat die IHK all diese Strategien in einem eigenen Fachkräftekonzept, das in den kommenden Wochen und Monaten mit allen relevanten Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Arbeitsverwaltung diskutiert werden soll. Auch hier ist die Integration von Geflüchteten durch Ausbildung und Arbeit einer der Kernpunkte. Junge geflüchtete Menschen werden einen Beitrag zur Wirtschaftskraft in Oberfranken leisten, heißt es in dem Papier. Es heißt aber auch: „Aus unseren bisherigen Erfahrungen wird dies ein jahrelanger Prozess über einen Zeitraum von rund acht Jahren sein.“
Bilder: Hochzeit geht nicht ohne Handwerk / Bundesweiter Tag des Handwerks: „Lebende Werkstätten“ auf der Landesgartenschau
Es geht um die Vielfalt, sagte HWK Präsident Thomas Zimmer. Deshalb habe man die außergewöhnlich Idee des Obermeisters der Bayreuther Friseurinnung Volker Bomblies gerne aufgegriffen, einmal zu zeigen, „wie ein Braut entsteht“. Vor den Augen vieler Besucher auf der Landesgartenschau demonstrierte deshalb eine ganze Reihe von Betrieben, welche Herausforderungen mit einem Hochzeitstage verbunden sein können. „Der Hochzeitstag soll schließlich für Braut und Bräutigam zum Schönsten des Lebens werden“, so HWK-Präsident Zimmer. Das Handwerk spiele dabei eine große Rolle. Von der Hochsteckfrisur über das maßgeschneiderte Brautkleid, den individuellen Schmuck hin zum Strauß, zur Torte und dem Hochzeitsfoto: Überall steckt Handwerk drin. Zahlreiche Betriebe führten dies in ihren „lebenden Werkstätten“ vor. Hauptakteure waren Daniela und Magdalena, zwei Models, die während des Nachmittags in der Blumenhalle der Landesgartenschau zu perfekten Bräuten ausgestattet wurden.
Um die Hochzeitstorten kümmerten sich Alexander Zimmer und Michael Rindfleisch aus Bayreuth, Johannes Höss aus Mehlmeisel sowie Ronny Vogel, Ausbildungsmeister bei der Handwerkskammer. Der Brautstrauß wurde von Angelika Badewitz, der bayerischen Vizepräsidentin des Fachverbandes Deutscher Floristen gestaltet. Das Hochzeitsauto wartete am Haupteingang perfekt geschmückt auf die Bräute. Auch der Brautschmuck stammte mit Theresa Abel aus Creußen von einer echten Gold- und Silberschmiedemeisterin. Den Abschluss der Präsentation, bei der das Anschneiden der Hochzeitstorte nicht fehlen durfte, bildete eine Brautmodenschau. Das Motto der Veranstaltung, „Handwerk für die Augen“ soll auch darauf hinweisen, dass das, was das Handwerk jeden Tag macht, auch später für uns alle sichtbar bleibt, sagte HWK-Präsident Zimmer. Das Handwerk entwerfe, entwickle, baue und produziere verschiedenste Gegenstände, Produkte, Häuser und vieles mehr. „Handwerk für die Augen“, das bedeute eben auch Gestaltung. Dafür hätten auf der Landesgartenschau schon die Bayreuther Innungen Spengler-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie die Innung für Elektro- und Informationstechnik mit ihrer selbst entworfenen und gebauten Brunnenanlage vor der Blumenhalle gesorgt.
Bilder: Ausbildung hat schon immer Priorität / Mit vier Lehrlingen ins Ausbildungsjahr gestartet: Die Metzgerei des Hofer Kreishandwerksmeisters Christian Herpich bildet weit über Durchschnitt aus
Alle vier haben eines gemeinsam: sie haben im Vorfeld eines oder mehrere Praktika geleistet. „Das ist bei uns die Grundvoraussetzung“, sagt Christian Herpich, der auch als Hofer Kreishandwerksmeister bekannt ist. Ein Praktikum sei schon wichtig. Zum Einen gehe es darum, einen Eindruck von dem Menschen zu bekommen, der die nächsten Jahren im Betrieb mitarbeitet, zum anderen soll freilich auch der angehende Azubi wissen, was auf ihn zukommt. Christian Herpich scheint stets ein glückliches Händchen gehabt zu haben, denn die Hälfte des Personals stammt mittlerweile aus eigener Ausbildung. Der Kreishandwerksmeister stellt aber auch fest, dass das Handwerk insgesamt an Wertschätzung gewonnen hat. Grund dafür ist zum einen die breit angelegte Imagekampagne des bundesdeutschen Handwerks, die seit Jahren mit großem Erfolg läuft. Zum anderen seien aber auch die zahlreichen Informationsangebote der Handwerkskammer wie der Tag des Handwerks oder die zahlreichen Schulpartnerschaften erfolgreich. Ganz wichtig ist es für Christian Herpich, dabei auch die Eltern mitzunehmen und in die Ausbildungswahl einzubeziehen. „Es ist ein Trugschluss, wenn manche glauben, dass man ohne Abitur nichts werden kann“, so der Kreishandwerksmeister. Michelle Hemberger und Pia Wagner sind die beiden neuen Auszubildenden zur Fleischereifachverkäuferin. Beide sind 16 Jahre jung und haben zuvor die Hofeckerschule, eine Mittelschule in Hof besucht. Ihr habe beim Praktikum besonders das Klima unter den Kolleginnen gefallen, sagt Michelle Hemberger, die sich freut, künftig im Lebensmittelbereich tätig zu sein. Auch Pia Wagner schwärmt von dem guten Betriebsklima. Sie wollte schon immer in den Bereich Verkauf und auch ihr hat das Praktikum Riesenspaß gemacht. Die beiden angehenden Fleischer sind Marvin Mielke und Florian Lang. Marvin Mielke ist erst 15, kommt aus Selbitz und hat dort die Mittelschule Frankenwald besucht. Nach verschiedenen Praktika in Selbitz hat er in der Metzgerei Herpich drei Tage lang zur Probe gearbeitet und da sei ihm klar gewesen, dass er hier seine Ausbildung machen möchte. Ähnlich ist es bei Florian Lang, der aus Martinsreuth kommt. Für ihn stand nach einer Woche Praktikum fest, dass Fleischer sein Traumjob ist. Die Kollegen seien auch alle sehr nett und so stehe einer erfolgreichen Ausbildung nichts mehr im Weg. Bei den Auszubildenden im zweiten und dritten Lehrjahr ist mit Sebastian Rank auch ein junger Mann mit Realschulabschluss und mit David Ploß ein Lehrling mit Abitur dabei. Letzterer hatte sogar schon ein Arbeitspraktikum in den Vereinigten Staaten gemacht. Zuhause in Schauenstein will er irgendwann den elterlichen Betrieb übernehmen. Die Metzgerei Herpich in Hof wurde 1905 vom Urgroßvater des heutigen Chefs, der ebenfalls Christian Herpich hieß, gegründet. Das Unternehmen in der Leopoldstraße mit einer Filiale in der Gabelsbergerstraße wurde über die Jahrzehnte hinweg kontinuierlich weiterentwickelt, die Bereiche Catering und Partyservice nehmen heute breiten Raum ein. „Wir kümmern uns dabei nicht nur um Speisen und Getränke, sondern um alles, was dazugehört, bis hin zum Blumenschmuck und der musikalischen Ausgestaltung“, sagt Christian Herpich. Jüngstes Kind ist „Herpichs Culinarium“ in der ehemaligen Gaststätte Kronenbräukeller gegenüber des Stammhauses an der Leopoldstraße. Hier sind Hochzeiten, Familienfeiern, Partys und Events für bis zu 80 Personen möglich. Bild: Alexandra und Christian Herpich inmitten ihrer Auszubildenden vor dem Culinarium in der Leopoldstraße (von links): David Ploß, Leon Abel, Michelle Hemberger, Alexandra Herpich, Pia Wagner, Christian Herpich, Jennifer Scholz, Florian Lang und Marvin Mielke.
Schwere Geschütze gegen
Energieunternehmen /
„Ökostrom gut, aber teuer“, so war es erst in diesen Tagen wieder in allen Zeitungen zu lesen. Münch und Degelmann befürchten für die kommenden Wochen ein mediales Trommelfeuer, das von den Energiekonzernen gesteuert ist, aber in keinem Punkt der Wahrheit entspricht. Die Wahrheit ist es nach den Worten von Energiespezialist Münch, dass Deutschland nach Skandinavien den zweitniedrigsten Strompreis von Europa hat. Selbst energieintensive Aluminiumwerke würden sich deshalb mittlerweile in Deutschland ansiedeln. Tatsache sei es auch, dass die Börsenstrompreise am Terminmarkt von 2008, also bevor die erneuerbaren Energien in aller Munde waren, bis 2014 von neun auf rund drei Cent pro Kilowattstunde gefallen sind. Dies entspreche bundesweit einer Einsparung von 36 Milliarden Euro pro Jahr. Außerdem seien im gesamten Zeitraum 377000 neue Arbeitsplätze entstanden. Damit kämen die großen Energiekonzerne nicht zurecht, sagte Münch. Ihre Gewinne würden aufgefressen, denn den Konzernen fehlten 36 Milliarden Euro pro Jahr. Damit dies nicht kommuniziert werde, gäben die Energiekonzerne Millionen für Marketingmaßnahmen aus. Alles mit dem einen Ziel, so lange wie möglich an den alten Geschäftsmodellen festzuhalten. „Die Konzerne hassen uns“, sagte Münch, denn sie hatten bislang das Monopol auf Energie. Durch den Wettbewerb am Markt sei dieses Monopol mittlerweile längst gebrochen. Dazu kommt, dass Deutschland nach Aussage Degelmanns so viel Strom exportiert, wie nie zuvor. „Wenn der Strom so extrem teuer wäre, dann könnten wir doch nicht exportieren“, sagte er. Die erneuerbaren Energien würden haftbar gemacht, für etwas, dass sie nicht zu verantworten haben. Für Mario Münch ist auch klar, dass ganz bewusst keiner darüber sprechen soll, was noch alles möglich ist. Allein die Photovoltaikmodule in der Größe eines einziges Autoabstellplatzes, beispielsweise auf einem Carport, würden bei einem durchschnittlichen Elektrofahrzeug pro Jahr für eine Strecke von rund 20000 Kilometer ausreichen und damit rund 1500 Liter Sprit einsparen. Sowohl für Mario Münch als auch für Wolfgang Degelmann steht fest: fossile Kraftwerke haben erheblich höhere Kosten als Wind und Solar, sie seien auf jeden Fall die billigste Lösung der Stromerzeugung. Der Umstieg werde passieren, so Münch, denn die Menschen ließen sich nicht mehr von den Energieunternehmen instrumentalisieren. „Der Umstieg wird kommen, so wie der Umstieg von der Kutsche auf das Auto gekommen ist.“ Bild: Mario Münch, Geschäftsführer der Münch Energie in Rugendorf (links) und Wolfgang Degelmann, Vorsitzender der Energievision Frankenwald vor den mit Photovoltaikanlagen bestückten Carports in Rugendorf. Zwei solche Module stehen für rund 20000 Kilometer im Jahr. Das Handwerk wird digital / Concept-Laser-Chef Frank Herzog mit Technologietransferpreis ausgezeichnet – Jahrestagung des Ostbayerischen Technologie-Transferinstituts
Von der Entstehung des Produkts bis zum Kunden, von der Auftragsannahme bis zur Rechnungserstellung: die Digitalisierung durchdringe sämtliche Bereiche. Sie beeinflusse auch maßgeblich die Zukunft handwerklicher Arbeits- und Produktionsprozesse, so Johanne Erlbacher. Diese Erkenntnis in die Betriebe zu bringen, das soll die Aufgabe des Kompetenzzentrums sein. Fest steht für die Projektleiterin: Die Digitalisierung macht eine Steigerung der Wertschöpfung möglich, sie spart Zeit, bietet bessere Verkaufsargumente und mit IT-gestützten Geschäftsmodellen lässt sich das Angebot erweitern. Urs Herding, OTTI-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer des gleichnamigen Filtertechnikunternehmens aus Amberg, ging sogar noch einen Schritt weiter. Alle Betriebe seien gefordert schneller, besser, individueller und günstiger zu werden. Der Schlüssel dafür liege in der Digitalisierung. „Es ist völlig klar, dass sich dadurch neue Chancen eröffnen“, sagte Herding. Doch nicht nur die Digitalisierung, auch die Innovationsfähigkeit ist wichtig. Dabei sah HWK-Präsident Thomas Zimmer das Handwerk ganz vorne. Das Handwerk leiste entscheidende Beiträge zum Innovationsprozess, ohne Handwerk kein Klimaschutz, keine Mobilität und keine Energieeffizienz. Gerade aktuelle Herausforderungen wie die Verlagerung von Produktionsstätten des Zigarettenherstellers British-American-Tobacco ins Ausland mit Auswirkungen auf viele kleine und mittelständische Betriebe machten Innovationen unabdingbar. Einer der seit vielen Jahren auf Innovationen und auf Digitalisierung setzt ist Frank Herzog, Gründer und Gesellschafter der Concept Laser GmbH in Lichtenfels. Er wurde bei dem Jahressymposium mit dem Technologietransferpreis 2016 ausgezeichnet. Das Unternehmen ist eines von wenigen weltweit führenden Unternehmen im Bereich des 3D-Metalldrucks. Die von Anfang an prägende Technologie des Unternehmens ist das Aufschmelzen von Metallpulver mit Hilfe eines Lasers. Bereits 2001 hatte die Concept Laser GmbH eine erste Maschine zum 3D-Metalldruck präsentiert. Heute bietet die Technologie Produktionsmöglichkeiten für die Dentalindustrie und Implantologie, für die Schmuckindustrie genauso wie für die Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie. Von 2012 bis 2014 hatten sich Umsatz und Mitarbeiterzahl des Lichtenfelser Unternehmens nach den Worten von Urs Herding teilweise mehr als verdoppelt. Allein im zurückliegenden Jahr seien über 170 Anlagen im Wert von fast 70 Millionen Euro verkauft worden. Die Mitarbeiterzahl bezifferte Herding aktuell auf mehr als 200. Gründer und geschäftsführender Gesellschafter Frank Herzog ist gelernter Industriemechaniker der Fachrichtung Geräte- und Feinwerktechnik. Er hatte sein Fachabitur in Bamberg abgelegt und Maschinenbau in Coburg studiert, ehe er im Jahr 2000 die Concept Laser GmbH in Lichtenfels gründete. OTTI-Vorstandsvorsitzender Urs Herding bezeichnete Frank Herzog als Persönlichkeit, die Innovation, Technologietransfer und unternehmerisches Handeln vorlebt und bei der die Verbundenheit mit der Heimatregion eine Vorreiterrolle einnimmt. Bild: Frank Herzog, Gründer und Gesellschafter der Concept Laser GmbH aus Lichtenfels wurde vom Otto-Vorstandsvorsitzenden Urs Herding und von Geschäftsführer Thomas Luck (von links) mit dem Technologietransferpreis 2016 ausgezeichnet. Schreinerei in fünfter Generation / Theresa und Gerhard Kaul aus dem Landkreis Forchheim sind die oberfränkischen Gesichter der „Elternstolz“-Kampagne
Die Bilder sind in München in einem professionellen Fotostudio entstanden. „So richtig mit Schminke und Maske“, sagt Gerhard Kaul und muss schon ein wenig darüber schmunzeln. Warum der ganze Aufwand? Das Bild von Vater und Tochter wird schon bald bayernweit großflächig auf vielen Plakatwänden zu sehen sein, auch in Anzeigen, in Kinospots und in den sozialen Medien. „Natürlich ist das ganze schon auch ein wenig Marketing für uns“, räumt Theresa Kaul ein, die auch Vorstandsmitglied der Innung ist und dort verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit zeichnet. Im Wesentlichen geht es ihr aber um die Propaganda für das Handwerk. Auf die Kampagne aufmerksam geworden ist Theresa Kaul im vergangenen Herbst bei ihrer eigenen Meisterfeier in München. Sie habe den Aufruf gesehen und sich gleich beworben, ohne dass Vater Gerhard davon wusste. Wenn ausgerechnet Vater und Tochter Kaul zum Zug kamen, dann hat das mit zwei Dingen zu tun: Dem ungewöhnlichen beruflichen Werdegang von Theresa und der stolzen Historie des Betriebs. Theresa Kaul hatte nämlich zunächst lange nichts mit der Schreinerei am Hut. Sie hat bei Siemens in Erlangen gelernt und gearbeitet und ist in ihrem ersten Beruf Industriekauffrau. Die Firma zu übernehmen, das sei nie ihr Ziel gewesen. Und doch kam es so. Ganz plötzlich entschied sie sich, doch noch eine Schreinerlehre zu absolvieren, wegen des ersten Berufs auf zwei Jahre verkürzt bei einem Innenausbaubetrieb in Forchheim. Aus dem Stand heraus wurde sie eine der besten der gesamten Jahrgangs in den Landkreisen Bamberg und Forchheim. Klar, dass nach eineinhalb Jahren Berufstätigkeit die Meisterschule folgen sollte, als einzige Frau bei 17 Männern in Garmisch-Partenkirchen. Wieder wurde sie Beste und setzte dann auch noch die Betriebswirtin des Handwerks drauf. Mittlerweile beschäftigt der Betrieb 11 Mitarbeiter. Die Geschichte des Betriebs, das ist die zweite Besonderheit, reicht über 100 Jahre und fünf Generationen zurück. Erste Tätigkeiten als klassischer Dorfschreiner seiner Zeit wurden bereits im Jahr 1902 von Konrad Kaul, dem Ur-Urgroßvater von Theresa durchgeführt. Mit einfachen Werkzeugen fertigte Konrad in einem kleinen Raum Nachtkästchen, Tische, kleine Fenster und sogar Särge. Nach Konrad kam Sohn Johann, dann dessen Sohn Edwin und schließlich 1991 Gerhard Kaul, der bereits 1981 die Schreinermeisterprüfung ebenfalls in Garmisch absolviert hatte. 1993 entstand letztendlich das heutige Betriebsgebäude. Im Rahmen einer Umstrukturierung und Neufirmierung wurde die Schreinerei dann 2010 auf Theresa übertragen. Die Schreinerei Kaul versteht sich als der Ansprechpartner rund um Fenster und Haustüren in bester Qualität und schönster Optik. Die Qualität geht dabei so weit, dass die Anforderungen entsprechend der Fenster- und Haustürlieferanten ganz bewusst ausgewählt wurde. Zehn Jahre Garantie bei Fenstern und fünf Jahre Garantie bei Haustüren sprechen für sich. Ob schräg, rund oder gerade - durch regelmäßige Schulungen, Fortbildungen und Gespräche meistern die Montagetechniker der Schreinerei Kaul jede Einbausituation. „Die Einhaltung bestimmter Richtlinien, der aktuellste Stand der Technik sowie höchste Feinfühligkeit und Sauberkeit haben bei uns Priorität“, sagt Theresa Kaul. Die Kampagne „Elternstolz“ wurde im November 2015 gestartet. Auf Plakatwänden, in Kinospots und in verschiedenen Online-Medien wird in ganz Bayern mit ausgesuchten Eltern-Kind-Paaren dafür geworben. Ziel ist es, die Vorteile der beruflichen Bildung herauszustellen. Sie bietet jungen Menschen Karriere- und Entwicklungschancen, die einem Studienabschluss in nichts nachstehen. Die Kampagne richtet sich gezielt an die Eltern, die einen großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder haben. Hintergrund der Kampagne ist die zunehmend schwierige Situation bei der Besetzung von Ausbildungs- und Facharbeiterstellen. 2015 waren mehr als 10000 Lehrstellen unbesetzt geblieben. Bis 2030 fehlen in Bayern ersten Prognosen zufolge über 380000 Fachkräfte - vor allem beruflich qualifizierte Fachkräfte. Mit der ‚Elternstolz‘-Kampagne erreichen wir neben Jugendlichen und Lehrern auch die wichtige Zielgruppe der Eltern, heißt es von den verantwortlichen. Eltern sind bei der Berufswahl ihrer Kinder starke Beeinflusser und Mitentscheider. Die Kampagne macht deutlich, dass auch eine erfolgreiche Berufsausbildung finanzielle Sicherheit und dauerhafte Beschäftigungsperspektiven bietet, und nicht nur Abitur und Studium. Bild: Theresa und Gerhard Kaul vor einem ihrer Bilder, das im Rahmen der Kampagne „Elternstolz“ künftig bayernweit zu sehen ist. Zehn Millionen Investition, 60 Meter hoch und eineinhalb Jahre Bauzeit / Der neue Kalkofen der Franken-Maxit-Gruppe gehört zu den modernsten in Europa
Beide teilten sich die Einweihung. Weil Ilse Aigner weiter zum Sambafestival nach Coburg wollte, gab sie mit Hilfe einer pyrotechnischen Vorrichtung den Startschuss für den neuen Kalkofen, zog sich flache Schuhe an und stieg unter der Führung von Hans-Dieter Groppweis, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Franken Maxit-Gruppe, ganz nach oben. Wieder unten angekommen ließ sie sich noch die Funktionsweise der neuen Mörtelpads erklären, ehe sie an Erwin Huber, ihren Vorgänger im Amt übergab.
Mit dem neuen Kalkofen hat die Unternehmensgruppe einen großen Schritt in Richtung Zukunft getan. Darüber hinaus setzt eine neue Werkhalle zur Ausweitung der Produktion des innovativen Maxit-Mörtelpads schon allein durch ihre beeindruckende Dimension neue Maßstäbe. Die Bauzeit lag bei etwa eineinhalb Jahren.
Die Maxit-Mörtelpads gelten als Quantensprung und als Revolution im Mauerwerksbau. Mittelfristig soll das neuartige System einer trockenen Mörtelplatte mit Schmelzkleber sogar den gesamten bisherigen Mauermörtelbereich ablösen. Die Innovation aus dem Kulmbacher Land ermöglicht künftig eine komplett neue Verarbeitung von Mauerwerk: kein Anmischen von Mörtel, keine Reinigung von Werkzeug, keine Staubentwicklung, kaum Ausschuss. Der Mauervorgang werde so wieder auf das Wesentliche reduziert, auf das Mauern qualitativ hochwertiger Wände. Die Mörtelpads bestehen aus trockenem Leichtdünnbettmörtel, einem Glasfasergewebe und wasserlöslichem Schmelzkleber. Er bindet nach dem Bewässern innerhalb von drei Minuten ab und die nächste Reihe Mauersteine kann aufgelegt werden. Ziel der Mörtelpads ist es, den Kosten- und Zeitaufwand auf der Baustelle enorm zu reduzieren. Künftig sollen pro Tag zwischen 100000 und 200000 solcher Mörtelpads produziert werden, sagte Hans-Dieter Groppweis. Menschen mit Visionen seien es, die hinter Maxit stehen. So sei es auch die Vision eines Unternehmers gewesen, mit einfachen Mitteln und Einsatzbereitschaft eine Marktposition zu erarbeiten, die ihresgleichen in Europa sucht. „Unsere besondere Stärke liegt im hohen technischen Niveau, dass wir uns erarbeitet haben, so Hans-Dieter Groppweis. Auch die Dichte der Maxit-Standorte spiele eine entscheidende Rolle. „Damit können wir jeden Kunden in kürzester Zeit erreichen und eine stete Lieferbereitschaft garantieren.“
Lebens- und Arbeitsbedingungen
gestalten /
Zwei ganz besondere Gäste hatte sich die IG Metall zu Ihrem 125. Geburtstag eingeladen: den langjährigen 1. Bevollmächtigten Max Angerer und den ehemaligen Handwerkssekretär Georg Sticht. Beide hatten einen großen Teil der 125-jährigen Gewerkschaftsgeschichte nicht nur miterlebt, sondern auch aktiv mitgestaltet. Der Pegnitzer Max Angerer hatte 1943 als Schreiner beim heutigen Pumpenhersteller KSB seine Berufslaufbahn begonnen. Später war er von 1975 bis 1988 IG-Metall-Bevollmächtigter. „Uns ging es vor allem immer darum, unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen einigermaßen zu gestalten“, sagte Angerer.
Als „gigantische Leitung“ bezeichnete IG-Metall-Urgestein Werner Neugebauer, ehemaliger bayerischen Bezirksleiter, die Gründung der Gewerkschaft vor 125 Jahren. Vor allem müsse man bedenken, dass es kaum Kommunikationsmittel gegeben habe. Neugebauer ging auch auf historische Fehler der Gewerkschaften ein, weil sie sich im Widerstand gegen die Nationalsozialisten nicht einig gewesen seien und stattdessen am 1. Mai 1933 teilweise noch gemeinsam mit den Nazis auf die Straßen gegangen waren. Bekanntlich wurden nur einen Tag später auch in der Region die Gewerkschaftshäuser gestürmt. Umso entschlossener werde man die Auseinandersetzung mit rechten Gruppierungen in der Gegenwart führen, kündigte Neugebauer mit Hinweis auf die AfD an.
Bei der IG Metall gehe es immer um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen, daran erinnerte Münchbergs Bürgermeister Christian Zuber. „Die Gewerkschaften setzen sich stets für den kleinen Mann ein“, sagte er. Das gelte bei aktuellen Themen wie Digitalisierung genauso wie bei Dauerthemen wie Gleichberechtigung oder Inklusion.
Bilder:
E-Mobilität wird Markt komplett
verändern /
Scharfe Kritik übte Möschel an den derzeitigen Rahmenbedingungen. „Im Moment wird die Elektromobilität von der Politik totgespielt“, sagte er. So ziehe sich die ohnehin umstrittene Förderung noch hin, obwohl sie bereits beschlossen sei. Unverständlich sei es auch, dass Elektrofahrzeuge über 4,25 Tonnen von der Förderung ausgenommen wurden. „Man sollte Nutzfahrzeuge nicht ausschließen“, so Möschel, der gerade in Firmenfuhrparks ein riesiges Potential sieht. Ebenso kritisierte er die Anschaffungsgrenze für ein E-Fahrzeuge von 60000 Euro, über der es keine Förderung mehr gibt. Gerade für Menschen, die bereits seien, so viel Geld für ein Elektrofahrzeug auszugeben, könnte die Förderung ein zusätzlicher Anreiz sein.
Tatsächlich spielen Elektrofahrzeuge derzeit eine völlig untergeordnete Rolle. Laut Rainer Kleedörfer vom Stromanbieter N-Ergie mit Sitz in Nürnberg ist die Zahl der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen von 2013 bis 2015 von rund 6000 auf knapp 12500 angestiegen, doch seien das gerade mal 0,4 Prozent aller Neuzulassungen in Deutschland. Die Neuzulassungen nicht-elektrisch betriebener Fahrzeuge bezifferte Kleedörfer auf 3,2 Millionen. Trotzdem sieht auch er in der Elektromobilität eine Riesenchance. „E-Mobilität ist die Schlüsseltechnologie“, sagte er. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million und bis 2030 sechs Millionen Elektrofahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen, sah Kleedörfer als durchaus realistisch. Als ein Problem bezeichnete es der Sprecher, dass die Zahl der Ladepunkte zu langsam zunimmt.
Der Landkreis Kulmbach sei derzeit dabei, ein solches Ladenetz flächendeckend zu schaffen, sagte Landrat Klaus Peter Söllner zu. Ziel sei es, mindestens eine Station pro Gemeinde. „E-Mobilität ist ein absolutes Zukunftsthema, da dürfen die Kommunen nicht abseits stehen“, so Söllner. Bilder: Sie haben sich die Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben (von links): Ingrid Flieger vom Landratsamt, Landrat Klaus Peter Söllner, Unternehmer Mario Münch, IHK-Vizepräsident Michael Möschel, Rainer Kleedörfer von N-Ergie, Peter Siegert von Mitsubishi Motors, der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm, Markus Ruckdeschel von der Energieagentur und Lars Müller vom Bayernwerk. Mehr Kaufkraft und eine stärkere Binnenkonjunktur / IG Metall fordert: Zurück zur Parität in der gesetzlichen Krankenversicherung – Robin Schoepke löst Uwe Bauer als Gewerkschaftssekretär ab
Die gesteigerten Einkommen seien gut begründet, so Seidel. Schließlich gehe es darum, mit den Entgeltsteigerungen die Binnenkonjunktur zu stärken und ein Mehr an Kaufkraft zu erreichen. Bayernweit haben sich nach Angaben der Gewerkschaft über 187000 Beschäftigte in mehr als 320 Betrieben an den Warnstreiks beteiligt. Neben den Entgelterhöhungen konnte die IG Metall für den laufenden Juni einen Pauschalbetrag von 150 Euro erreichen. Analog zum Abschluss für die Beschäftigten werden auch die Ausbildungsvergütungen zum Juli um 2,8 Prozent und zum April 2017 um zwei Prozent angehoben. Der Pauschalbetrag für Juni liegt bei den Azubis bei 65 Euro. Der Tarifvertrag läuft diesmal 21 Monate bis zum 31. Dezember 2017. Eine Kündigung der Entgelttarife müsste bis zum 31. Oktober 2017 erfolgen. In den kommenden Monaten sollen dem Bevollmächtigten Volker Seidel zufolge vor allem die Bereiche Rente, Arbeitszeit und Krankenversicherung im Mittelpunkt der Gewerkschaftsarbeit stehen. Während die Arbeitgeber einen festen, konstanten Beitrag bei 7,3 Prozent haben, müssten die Arbeitgeber die Zeche zahlen. Die IG Metall fordert deshalb, dass die Arbeitgeber sich an den Gesundheitskosten wieder zur Hälfte beteiligen. In einer Unterschriftenaktion will die IG Metall dafür allein Ostoberfranken 3000 Unterschriften sammeln und die Listen anschließend den örtlichen Bundestagabgeordneten übergeben. Die Mitgliederentwicklung der IG Metall Ostoberfranken sehen die Verantwortlichen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Während die Zahl der Mitglieder insgesamt binnen Jahresfrist von 11983 auf aktuell 11718 zurückgegangen ist, stieg die Zahl der beitragsstärkeren betriebsangehörigen Mitglieder im selben Zeitraum von 6507 auf 6577 an. Den Rückgang in der Gesamtzahl führte Volker Seidel auf den demographischen Wandel und damit auf die hohe Zahl der Sterbefälle zurück. Allein im laufenden Jahr lag die Zahl der Sterbefälle bei 87. Eine wichtige personelle Änderung gab es in der Geschäftsstelle der IG Metall Ostoberfranken: Uwe Bauer, der seit Juli 2012 als Gewerkschaftssekretär in Münchberg tätig war, ist in Schwäbisch Hall zum neuen 1. Bevollmächtigten gewählt worden, er tritt sein Amt zum 1. Juli an. Nachfolger ist Robin Schoepke. Der 30-Jährige stammt aus der Nähe von Cottbus, ist gelernter Mechatroniker, hat die Akademie der Arbeit in Frankfurt absolviert und war in den zurückliegenden eineinhalb Jahren in der Geschäftsstelle Schwabach beschäftigt. Robin Schoepke ist in Ostoberfranken künftig für die Betriebsbetreuung, für den Bereich der jungen Generation und für die Bereiche Handwerk sowie kleine und mittlere Unternehmen tätig. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt mit seiner Familie in Gefrees im Landkreis Bayreuth. Bild: Robin Schoepke (rechts) löst Uwe Bauer (links) als Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostoberfranken ab. Zur Mannschaft gehören weiter der Gewerkschaftssekretär Stefan Winnerlein (2. von rechts) und der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel (2. von links). Turbo-Internet für Pottenstein / Als eine der ersten Kommunen in Deutschland: Bundesminister Dobrindt übergab 3,4-Millionen-Euro-Förderbescheid
„Mit dem Förderbescheid bringen wir in Pottenstein knapp 1900 Haushalte und viele Unternehmen ans Turbo-Internet“, sagte Dobrindt, der nicht nur Bundesverkehrsminister, sondern auch Minister für digitale Infrastruktur ist. Er hatte das Bundesprogramm für den Breitbandausbau bereits im vergangenen November gestartet. Aus diesem Programm hatte Pottenstein bereits einen Förderbescheid für vorbereitende Planungsleistungen in Höhe von 50000 Euro erhalten. Mit den jetzt bewilligten knapp 3,4 Millionen Euro könne der Netzausbau ganz konkret begonnen werden. „Damit ist Pottenstein bundesweit ein absoluter Vorreiter und Taktgeber im digitalen Wandel.“, so der Minister.
„Wir brauchen den Breitbandausbau, unsere Betriebe und unsere Wirtschaft sind darauf angewiesen“, sagte Bürgermeister Stefan Frühbeißer. Dabei gehe es nicht um irgendwelche Firmen, sondern um Weltmarktführer wie der Maschinenbauer und Hersteller von Wartungssystemen Baier und Köppel oder der Automobilzulieferer und Produktionsteilefabrikant Klubbert und Schmidt. Sie und viele andere hätten bei der Standortwahl klare Position für den ländlichen Raum bezogen, sagte Frühbeißer. Aber auch Bildung und Unterricht seien ohne schnelles Internet nicht mehr denkbar.
Deutschlandweit hat das Ministerium in der ersten Runde etwa 420 Millionen Euro Fördermittel an Kommunen und Landkreise vergeben und damit Netzinvestitionen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro ermöglicht. Insgesamt stünden für die Breitbandförderung aus Bundesmitteln rund 2,7 Milliarden Euro bereit. Neues wagen statt Altes bewahren / HWK-Vollversammlung: keine Sonderregelungen für Flüchtlinge
„Das ist wahrlich sensationell“, freute sich Zimmer, der den Rückenwind für das Handwerk auf die Kombination von niedrigem Ölpreis, günstigen Krediten und steigender Beschäftigung zurückführt. Der zum Jahresstart sonst übliche saisonale Einbruch sei praktisch ausgeblieben. Auch die Auslastung der Betriebe liege mit 72 Prozent entsprechend hoch. Ebenso optimistisch seien die Erwartungen für das kommende Quartal. 92,5 Prozent schätzten die künftige Geschäftslage als gut oder befriedigend ein. Damit diese überaus positive Entwicklung auch beibehalten werden kann, sollten die Weichen unter dem Motto: „Statt Altes bewahren Neues wagen“ richtig gestellt werden. Für den HWK-Präsidenten gehören dazu Investitionen in moderne ökologische Technologien, das Forcieren von Bildung und Forschung, keine Kehrtwende hin zu steuerfinanzierter Rentenpolitik sowie eine Ausgestaltung der Erbschaftssteuer, und zwar so, dass Betriebsübergaben nicht belastet oder gar verhindert werden. „Die Bundesregierung muss mehr für eine wirtschaftliche Dynamik tun“, forderte der Präsident. Topthema auch im Handwerk ist die Situation der Flüchtlinge. Der absolute Schwerpunkt liege dabei in der Vermittlung in Ausbildung und Arbeit. Nur dann könne eine langfristige Integration derjenigen mit einer hohen Bleibeperspektive überhaupt gelingen. Nach den Worten Zimmers gibt es in der HWK für Oberfranken seit kurzem zwei Mitarbeiter, die sich besonders um junge Flüchtlinge kümmern, die im Rahmen eines Praktikums oder einer Ausbildung den Weg in das Handwerk gehen möchten. Auf der anderen Seite sind die beiden Mitarbeiter auch Ansprechpartner für die Betriebe bei allen Fragen rund um die Beschäftigung von Flüchtlingen im eigenen Betrieb. Keine Sonderregelungen werde es allerdings für Flüchtlinge bei der Ausbildung oder Bezahlung geben. „Wir dürfen das Niveau der Berufsausbildung nicht aufs Spiel setzen“, warnte Zimmer. Deshalb sei das Handwerk auch entschieden gegen eine „Ausbildung light“ in Form von Teilqualifizierung für Flüchtlinge, wie sie der Aktionsrat Bildung in seinem neuen Gutachten fordert. Die Fehler, die im Umgang mit der ersten Generation an Gastarbeitern gemacht wurden, dürften sich nicht wiederholen. Außerdem sollten sich Befürworter einer Schmalspurausbildung an die zurückliegende Wirtschafts- und Finanzkrise erinnern, als die Großunternehmen vor allem Geringqualifizierte entlassen hatten. Bei der Vollversammlung legte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller auch die Jahresbilanz 2015 der Kammer vor, die einen Gesamtumsatz von rund 35 Millionen Euro aufweist. 32,7 Millionen Euro fielen dabei auf den Verwaltungshaushalt (laufender Betrieb), 2,3 Millionen auf Investitionen. 46 Prozent und damit knapp die Hälfte des Budgets werden Koller zufolge aus Gebühreneinnahmen vor allem im Kurswesen erwirtschaftet, rund 37 Beträge kommen aus den Kammerbeiträgen der Mitgliedsbeiträge. Bei den Ausgaben entfielen 84 Prozent auf den Dienstleistungssektor, nur 16 Prozent seien der klassischen Kammerverwaltung zuzurechnen.
Ausgezeichnet mit dem Designpreis der Handwerkskammer für Oberfranken:
Mit Geschirr habe freilich alles begonnen, sagt Fabian Denk, der 1964 als Gründungsjahr nennt. Sein Vater hatte damals einen klassischen Handwerksbetrieb in der Coburger Leopoldstraße eröffnet. Damals, „als der Keramiker noch etwas wert war“, habe man sich mit all dem beschäftigt, was einen gedeckten Tisch ausmacht. Zusammen mit dem Ingenieur Michael Wagner aus Neustadt bei Coburg hatte Vater Franz Denk das erste handwerklich herstellbare Porzellan entwickelt, ein hochwertiger Rohstoff, der damals als Revolution galt. Fabian Denk spricht von einer stürmischen Entwicklung in den 1970er Jahren. Über 500 Einzelhändler im deutschsprachigen Raum hätten Denk-Produkte verkauft. Mit den interessanten Formen und Dekors sei man auf vielen Messen vertreten gewesen. Dazu kam der Kachelofenbau. Ende der 1980er Jahre seien allein vier Teams mit dem Bau von Kachelöfen beschäftigt gewesen, dabei seien nur eigene Kacheln zur Verarbeitung gekommen. Anfang der 1990er Jahre sollte sich das alles ändern. Geschirr war plötzlich nicht mehr gefragt, und wenn, dann gab es das plötzlich in Möbelmärkten oder Baumärkten viel billiger. Bei den großen Porzellanherstellern setzte eine Entlassungswelle nach der anderen ein und auch in dem Coburger Familienunternehmen spürte man plötzlich das nachlassende Interesse. „Das hat uns getroffen“, sagte Fabian Denk, der zu dieser Zeit ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Bayreuth absolvierte und danach, 1995, in den Betrieb eingestiegen war. Auch der Ofenbau sei zurückgegangen, aufgrund geänderter Energievorgaben, und so entschied man sich in Neershof, den Bau von Öfen genauso wie den Geschirrmarkt komplett aufzugeben und sich fortan auf Nischen zu konzentrieren. Feuerschalen zum Beispiel, oder patentierte Backplatten, Produkte für Tiere, also Vogeltränken, Nisthöhlen, Hummelburgen oder Igelschnecken oder Produkte zum Outdoor-Kochen, -Braten oder –Grillen. „Wir machen nur Dinge, die einen Nutzwert haben“, sagt Fabian Denk. Produkte, die gut aussehen und eine Zusatzfunktion haben. „Das, was andere tun, machen wir nicht“, lautet die Philosophie des Hauses Denk. Deshalb steht für den Inhaber auch fest: „Im Billiggeschäft können wir nicht mithalten und das Massengeschäft wird bei uns nicht funktionieren.“ Deshalb haben die Keramischen Werkstätten auch den Vertrieb mittlerweile weitestgehend in die eigene Hand genommen. Nur knapp ein Drittel geht noch über den Handel. Der Rest über einen Internetshop, einen aufwändigen und überaus repräsentativen Katalog und sogar einen kleinen Fabrikverkauf direkt neben der Produktion in Neershof gibt es. Mittlerweile produzieren die 19 Mitarbeiter der Herstellung nicht mehr nur in Neershof, sondern auch im benachbarten Rödental, wo sich das Unternehmen Flächen angemietet hat. Die Verwaltung hat ihren Sitz in der schmucken alten Schule von Neershof. „Wir versuchen, durch hohe Produktqualität, Service und ständige Innovationen, Kunden zu begeistern und Kunden zu binden“, sagte Fabian Denk. Er sieht sein Unternehmen dabei als Dienstleister, aber auch als traditionellen Handwerksbetrieb mit künstlerischen Einflüssen. „Der Kunde kauft bei uns keine Mogelpackung, sondern ein ehrliches Produkt.“ Die Rohstoffe kämen ausschließlich aus Deutschland, meist sogar aus dem Coburger Land. Für Fabian Denk ist das auch die Voraussetzung um glaubwürdig zu sein. Bild: Sogar einen eigenen Werksverkauf betreibt Fabian Denk gleich neben seinen keramischen Werkstätten in Neershof bei Coburg.
Ausgezeichnet mit dem Designpreis der Handwerkskammer für Oberfranken:
Das neue Betriebsgebäude der Firma Popp im Industriegebiet Breitweidig in Forchheim setzt in vielerlei Hinsicht echte Maßstäbe. Nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit, auch in Sachen Ästhetik und Funktionalität hat sich das Ehepaar so einiges einfallen lassen. Das Unternehmen, das aus einer klassischen Schreinerei hervorgegangen war und sich mittlerweile auf Messe- und Modellbau, Serienfertigungen, Innenausbau und 3D-Konstruktionen konzentriert, hat seinen Neubau erst 2013 im oberfränkischen Forchheim eröffnet. Gegründet wurde die Popp GmbH & Co.KG 1905 vom Großvater des jetzigen Geschäftsführers im mittelfränkischen Erlangen. 1986 zog die Werkstatt nach Baiersdorf um. Von da an rückten mehr und mehr Industriekunden in den Focus. „Das war auch die Zeit der ersten computergesteuerten Maschinen“, erinnert sich Frank Geppert, der die klassische Handwerkslaufbahn bis zum Schreinermeister absolviert hat und lange Jahre führende Ämter sowohl in der Kreishandwerkerschaft Erlangen-Lauf-Hersbruck, als auch bei der Handwerkskammer (für Mittelfranken) bekleidete. Erst als in Baiersdorf zusätzliche Hallen angemietet werden mussten, die Firma trotzdem aus allen Nähten platzte und auch noch das schlimme Hochwasser von 2007 einen riesigen Schaden anrichtete, entschied man sich für den Neubau jenseits der Bezirksgrenze in Forchheim. „Wir sind sehr glücklich mit diesem Standort“, sagt Frank Geppert und lobt die ausgezeichneten Konditionen, die seinem Unternehmen von der Stadt geboten wurden. Auf knapp 13000 Quadratmetern Gewerbefläche und 20000 Quadratmetern Grundstücksfläche fertigen Frank Geppert und seine 60 Mitarbeiter seitdem vor allem Komponenten für die Medizintechnik, Industriemodelle für Weltfirmen (ein Viertel des Umsatzes geht in die USA) aber auch „Bühnenbilder“ für Fernsehstudios einschließlich Lösungen für Technik und Licht. „Was uns auszeichnet, ist unsere Zuverlässigkeit“, so der Geschäftsführer, aber auch die Fähigkeit jeden Plan problemlos in ein 3D-Modell umzusetzen. Für all diese Herausforderungen musste das Werksgebäude natürlich groß genug sein und so produziert die Firma mittlerweile auf 6000 Quadratmetern Fläche, wobei die Hallen und Büros funktional sind und gleichzeitig höchsten ästhetischen Ansprüchen genügen. „Wir haben das Gebäude nicht nur ansprechend mit verschiedenen Materialien, Stein, Holz und Metall gestaltet, wobei der Stein nicht nur für unsere fränkische Heimat steht, sondern auch funktional für neuesten Energie- und Arbeitsplatzvorgaben“, so Frank Geppert.
Klar, dass man in Forchheim auch das Wasser nicht verschwendet. Sämtliches Regenwasser wird aufgefangen und in unterirdischen Zisternen zum Verbrauch und im Löschwasserteich gesammelt. Computergesteuert werden mit diesem Wasser sämtliche Grünflächen bewässert. Es gibt eine Sickergrube, aber auch für den Fall einer längeren Trockenheit einen eigenen Brunnen. Zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung gehören unter anderem eine vollautomatische Plattensäge, die das Material selbst aus dem Lager holt, höhenverstellbare Montagetische, eine ergonomische Arbeitshöhe bei allen Büros und Fertigungsanlagen, eine klare und helle Gestaltung der Fertigungsfläche sowie helle und freundliche Pausenräume mit Pausenterasse und Teich. Strom spart das hochmoderne LED Beleuchtungskonzept mit Sensoren statt Schaltern - das Licht geht an wo und wann es benötigt wird. Als Ergebnis hält Frank Geppert fest: „Wir verbrauchen auf der neuen Betriebsfläche von rund 6000 Quadratmetern trotz einer Vielzahl an neuen Maschinen und Vorrichtungen nur so viel Strom wie früher auf 2000 Quadratmetern.“ Nichts dagegen hat Geschäftsführer Frank Geppert, wenn der Buchstabe „S“ in der Front des Betriebsgebäudes als Liebeserklärung an seine Frau Sonja interpretiert wird. Es soll aber auch die Unternehmensphilosophie der Firma Popp sichtbar machen: „Wir können nicht nur gerade, wir können auch rund.“
Bilder:
Ausgezeichnet mit dem Designpreis der Handwerkskammer für Oberfranken:
Gut 500 Helme fertigen Dieter Wunschel, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses, und sein Team pro Jahr an. Prominente Träger der Helme sind neben Felix Baumgartner beispielsweise die Formel-1-Piloten David Coulthard, Sebastian Vettel oder Mark Webber, Formel-1-Frontfrau Susie Wolff, die Skistars Felix Neureuther, Hannes Reichelt oder Axel Lund Svibndal, die Spieler des frischgebackenen deutschen Eishockeymeisters EHC Red Bull München, Skipper des Admiral´s Cup oder die Akteure des Iron Man Hawaii. „Es gibt kaum eine Sportart mit Schutzhelmen, in der wir nicht vertreten sind“, sagt Dieter Wunschel. Sportler und Athleten von Weltgeltung als Träger aber auch Sponsoren mit so klingenden Namen wie Red Bull, Erdinger, Uvex, Warsteiner, Sony, Ghost oder Cube als Auftraggeber, für sie alle ist Röslau der Anlaufpunkt. 1990 fing alles an. „Zuerst waren die Helme nur eine Spinnerei von zwei motorsportverrückten Brüdern“, erinnert sich Dieter Wunschel, der zusammen mit seinem Bruder Hans-Jürgen das Autohaus in Röslau leitet. Beide fuhren früher selbst Motocross und kamen irgendwann über die Motorsportbrüder Christian und Hans-Jürgen Abt mit Red Bull in Kontakt. Schon damals sei es üblich gewesen, mit designten Helmen zu fahren und eher aus Spaß fertigten die Röslauer für Christian Abt den ersten Helm an. Ein schickes Helm-Design, das war es, was damals auch der Energydrink-Hersteller Red Bull aus dem Salzburger Land suchte. Zunächst als eine Art Förderer der Wunschel-Brüder, später als Sponsor eines kompletten Red-Bull-Teams mit blau-silbernen Helmen. Seit 22 Jahren geht die Partnerschaft mit Red Bull schon, davon 20 Jahre als alleiniger Lackierer. Mittlerweile ist ein eigener Geschäftszweig mit sechs Arbeitsplätzen, alle gelernte Lackierer, daraus geworden. Die Rohlinge kommen dabei aus aller Welt. „Painted by Wunschel“ ist das Markenzeichen, unter dem die Brüder auftreten und unter dem Lack-Designs von Schutzhelmen für internationale Stars der Motor- und Extremsportszene, aber auch für viele andere herausragende Kunden individuell konzipiert und kunstvoll lackiert werden. Für den Kronprinz von Saudi Arabien, wird schon mal das Wochenende durchlackiert und Dieter Wunschel fliegt den Helm persönlich zum Kunden. Oder für die russische Elite-Fliegerstaffel: da durften die Helme das Land freilich nicht verlassen und so wurde für Dieter Wunschel und seine Lackierer eigens eine temporäre Werkstatt bei Moskau eingerichtet. „Egal ob im Crazy-Freestyle-Look oder exakt auf das Unternehmens-CI abgestimmt, wir bieten einzigartige Helmlackierungen für den Sport-Sponsoring-Bereich“, sagt Dieter Wunschel. Da kann es schon mal 25 Stunden dauern, bis der Helm top designed ist. Dieter Wunschel sieht sich dabei weder als reiner Künstler, noch als reiner Handwerker oder Dienstleister, sondern als alles drei zusammen. „Was zählt ist Leistung“, so Wunschel, und weiter: „Man kann das Glück schon beeinflussen, und zwar durch Leistung.“ Damit haben sich Dieter Wunschel und sein Team auch ihren klingenden Namen in der Szene erarbeitet. Bild: Die Geschäftsführer Dieter (links) und Hans-Jürgen Wunschel (rechts) und ihr Team: Sebastian Vogel, Josef Lichtblau, Tobias Prange, Andreas Loskarn und Harald Lang (von links).
Ausgezeichnet mit dem Designpreis der Handwerkskammer für Oberfranken:
Alles andere stammt aus der Traditionswerkstatt: Löwenzahnzieher und Zwiebelpflanzer, Staudenspaten und Feldhacke, Fingerjäter und - kein Witz – Sauzahn, das alles sind Namen von Gartenwerkzeugen wie aus vergangenen Zeiten. Und doch gehören Sie genauso wie viele andere Äxte und Hacken, Schaufeln und Spaten zur aktuellen, rund 1000 verschiedene Werkzeuge umfassenden Produktpalette der Krumpholz-Werkzeugfabrikation, wo seit 1799 in der mittlerweile siebten Generation geschmiedet wird. Mit Claus Krumpholz Junior steht die achte Generation bereits am Start. Der Junior studiert derzeit Maschinenbau in Ilmenau und will so bald wie irgendwie möglich in die Firma einsteigen. Für Werkzeuge aller Art ist das Unternehmen Krumpholz bekannt, das jetzt sogar als „Marke des Jahrhunderts“ ausgezeichnet wurde. Nivea, Otto, Porsche, Miele, Tesa, Perwoll, Faber-Castell, 4711, sie alle sind bereits Marken des Jahrhunderts, und jetzt gehört auch Krumpholz zu diesem illustren Kreis. Sogar die Bild-Zeitung hatte auf Seite 1 darüber berichtet. Opernheld Siegfried hätte seine Freude an der Schmiede im Frankenwald, in der es trotz Hightech-Ausstattung nicht ohne Hitze, Feuer, Funkenflug und harter Arbeit geht. Die Familie Krumpholz kann tatsächlich auf bald 220 Jahre Erfahrung und Tradition im Herstellen von qualitativ erstklassigen Handwerkszeugen zurückblicken. 1799 erwarb der aus dem sächsischen Zwota stammende Johann David Krumpholz den Betrieb von der Familie von und zu Guttenberg. Als Eisenschmelzerei war der Guttenberger Hammer 1760 erstmals in den Büchern aufgetaucht. „Das Unternehmen ist damit einer der ältesten familiengeführten Handwerksbetriebe in Europa“, sagt Schmiedemeister Claus Krumpholz Senior. Immer wieder sei die Verantwortung auf die nächste Generation übertragen worden, und damit auch alle Erfahrungen und Geheimnisse eines langen Lebens als Schmied an Amboss und Esse.
Claus Krumpholz Senior steht seit 2003 an der Spitze des Unternehmens mit rund 15 Mitarbeitern. Schon im Alter von 17 Jahren war er in das Familiengeschäft eingestiegen. Viele Jahre arbeitete er mit, bevor er 2003 den Chefposten offiziell von seinem Vater Georg übernommen hatte. Ein Jahr später fokussiert sich die Firma unter seiner Ägide auf den sogenannten Grünen Markt, investierte kräftig und exportiert Werkzeuge in das benachbarte Ausland. „Wir stehen für Regionalität und Nachhaltigkeit“, sagt Claus Krumpholz. Er garantiert: die Werkzeuge halten „mindestens“ ein Leben lang. Auch als Arbeitgeber ist er ein Musterbeispiel: „Bei uns gibt es keine befristeten Jobs, keine Leiharbeiter, am liebsten beschäftigen wir von der Ausbildung bis zur Rente.“ Und noch einer Aussage ist Claus Krumpholz wichtig: „Bei uns ist noch nie ein Mitarbeiter aus Arbeitsmangel entlassen worden.“ Österreich ist mittlerweile der wichtigste Partner, gefolgt von Tschechien, Polen und Russland. In Tschechien, Polen, Litauen, Griechenland, der Schweiz und auch in Russland gibt es sogar eigene Vertretungen. Nach Österreich, Slowenien, Italien, Frankreich, Kroatien, Serbien und innerhalb Deutschlands wird frei geliefert, und das ausschließlich an den Fachhandel. In Baumärkten wird man die Marke Krumpholz dagegen vergeblich suchen, dort gibt es meist nur Werkzeuge aus Fernost. Garten und Forst nehmen aktuell 80 Prozent des Geschäfts ein. Erklärtes Ziel ist es, dieses Ergebnis in einem Wachstumsmarkt auf absehbare Zeit zu verdoppeln. So unterschiedlich die Werkzeuge sind: Sie alle sind aus der Hitze der blauflammigen Glut geboren, aus der Kraft des formenden Schmiedehammers und aus dem unbedingten Willen, gediegene Qualität zu erzeugen. „Bei uns ist jedes Stück ein Unikat“, sagt Claus Krumpholz. Handgeschmiedet aus Schwedenstahl, erfordert jedes einzelne Werkzeug auch heute noch unzählige Handgriffe. Genau diese Expertise garantiert das hohe Niveau der Produkte aus dem Guttenberger Hammer.
Bilder: Größter Wirtschaftskongress universitären Ursprungs / Bayreuther Ökonomiekongress findet unter dem Motto „Von den Besten lernen“ bereits zum achten Mal statt
In den Büroräumen auf dem Campus herrscht derzeit hektische Betriebsamkeit. Tüten werden gepackt, Plakate verteilt, Pläne geschrieben. „Es macht einfach Spaß, ein Teil davon zu sein“, sagt BWL-Studentin Johanne Haupt, die zu ersten Mal mitmacht und im PR-Team für den Bereich Social Media zuständig ist. Viele Erfahrungen und Eindrücke hat dagegen schon Constantin Bleimüller gesammelt. Er ist bereits zum dritten Mal dabei. Beide gehören zu den rund 100 studentischen Mitarbeitern, die den kompletten Kongress ehrenamtlich organisieren. Ohne eine stattliche Anzahl an Sponsoren wäre die stattliche Großveranstaltung nicht zu stemmen, so Sylvia Sprödhuber von der Kongressleitung. Sie hat sich um die Sponsoren gekümmert und kann mit dem IT-Unternehmen Silbury heuer einen neuen Hauptsponsor präsentieren. Viele Partner unterstützten den Ökonomiekongress von Anfang an, andere haben sich mit den Jahren zurückgezogen. Deshalb sei immer wieder Klinkenputzen angesagt, so Sylvia Sprödhuber. Trotzdem gibt es neben dem Hauptsponsor auch diesmal wieder eine stattliche Anzahl von Gold-Partner, Silber-Partnern und Förderern. Gold-Partner bringen meist auch einen Redner mit. Förderern engagieren sich teilweise auch mit Sachleistungen, etwa wenn es darum geht die Referenten-Lounge mit Möbeln auszustatten. Wenn tatsächlich immer wieder so viele prominente Persönlichkeiten den Weg nach Bayreuth finden, dann deshalb, weil der Ökonomiekongress einen derart klingenden Namen hat und fast schon so etwas wie ein Selbstläufer ist. Viele fänden die Idee toll, dass es Studenten sind, die ehrenamtlich mitarbeiten. Da ist es für die Referenten Ehrensache, kein Honorar zu verlangen und für die üblichen Spesengelder aufzutreten. Viele bleiben sogar noch im Anschluss da, um mit Teilnehmern und Studenten zu diskutieren. „Wenn ein solcher Austausch stattfindet, dann ist das für uns nicht nur optimal, sondern auch ein tolles Kompliment“, sagt Johanne Haupt. Constantin Bleimüller verhehlt dabei auch nicht, dass sich die ehrenamtliche Arbeit bei späteren Bewerbungen nicht schlecht macht. Gerade zeitlich lang angelegte Projekte seien bei Stellenausschreibungen im Projektmanagement gefragt. Der Ökonomiekongress sei eben kein theoretisches Konstrukt oder eine Fallstudie, sondern „ein echtes Projekt mit echten Menschen und echten prominenten Referenten“. Der Kongress findet seit 2009 jährlich auf dem Campus der Universität Bayreuth statt. Das Manager-Magazin hatte in Anlehnung an das Weltwirtschaftsforum sogar von „Davos in Bayreuth“ geschrieben. Ins Leben gerufen wurde der Kongress damals vom Lehrstuhl Marketing der Universität Bayreuth. Ziel war von Anfang an der Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über ökonomische und gesellschaftliche Fragen. Anmeldungen für den Kongress sind noch jederzeit möglich, allerdings sollte dies schnell geschehen, denn aufgrund des Fassungsvermögens im Audimax und den anderen Räumlichkeiten müssen die Veranstalter die Liste vermutlich schon bald schließen. Die Kosten pro Person betragen für Normalzahler für beide Tage 420 Euro. Studenten müssen 69 Euro berappen. Daneben gibt es auch Tagestickets und weitere Ermäßigungskategorien. Am Abend des ersten Veranstaltungstages (9. Juni) findet ein „Networking-BBQ“ statt. Dort sollen die gewonnen Erkenntnisse vertieft und die gewonnene Kontakte zu anderen Gästen bei Wein und Bier sowie kulinarischen Köstlichkeiten gepflegt werden. Zur Teilnahme ist allerdings auch eine gesonderte Anmeldung erforderlich. Das Ticket für diese exklusive Abendveranstaltung kostet separat 49 Euro. Der gesamte Kongress wird zu einem Drittel über die Einnahmen und zu zwei Dritteln über Sponsoren finanziert. Weitere Information: www.oekonomiekongress.de . Bild: Johanne Haupt und Constantin Bleimüller von der Uni Bayreuth rühren noch einmal die Werbetrommel für den achten Bayreuther Ökonomiekongress. Erdkabeltechnik zum Anfassen / Tennet: keine Einschränkungen beim Ackerbau – Netzbetreiber informiert auf der Landesgartenschau über Erdverkabelung
Tennet ist seit Januar offiziell Träger des Vorhabens. Seit Januar steht auch fest, dass die Trasse zumindest in Bayern zum weitaus größten Teil unterirdisch und nicht als Freileitung verlaufen soll. Möglich macht dies die Novellierung des entsprechenden Gesetzes, zu der es hauptsächlich wegen der zahlreichen Bürgerproteste im ersten Anlauf gekommen war. Mit einem Baubeginn rechnet Pressesprecher Markus Lieberknecht nicht vor dem Jahr 2022, mit der Fertigstellung nicht vor 2025. „Wir fangen also ganz klassisch von vorne an“, erläutert Lieberknecht den Stand der Dinge. Als Unternehmen, das in Bayreuth seinen Sitz hat, habe es sich angeboten, nach dem Motto „Erdkabeltechnik zum Anfassen“, den Einsatz von Erdkabeln auf der Landesgartenschau zu präsentieren. Gleich im Eingangsbereich gibt es dort zahlreiche technische Exponate, Modelle sämtlicher Kabelhersteller sowie Bild- und Videomaterial zum Thema Erdverkabelung zu sehen, Tennet-Mitarbeiter stehen in einem mobilen Bürgerbüro für Fragen rund um das Thema zur Verfügung. Die Resonanz sei in den ersten Tagen bereits riesig gewesen, berichtete Lieberknecht. Die Besucher sollen ein Gefühl für das Thema Erdverkabelung bekommen. Neben jeder Menge „Laufkundschaft“, also Gartenschaubesucher, die zufällig zum Tennet-Stand kommen, hätten auch gezielt Mitglieder von Bürgerinitiativen aus Creußen und Speichersdorf das Gespräch gesucht. Doch so einfach, wie sich die unterirdische Verlegung anhört, ist sie nicht. Was sich für den Anwohner gut anhört, stellt sich für den Grundstückseigentümer erst einmal durchaus kritisch dar. Pressesprecher Lieberknecht schätzt, das im Schnitt für 30 Kilometer Trasse mit 300 Grundstückseigentümer verhandelt werden muss. Die Verkabelung wird 1,50 bis 2 Meter tief verlaufen, so dass eine normale Bewirtschaftung auch aus landwirtschaftlicher Sicht durchaus möglich ist. „Forstwirtschaft geht natürlich nicht“, sagt Lieberknecht. Allenfalls Christbaumkulturen seien noch möglich. Für den Ackerbau sieht er keine Einschränkungen, auch nicht durch die zu erwartende Erwärmung des Erdbodens um ein bis zwei Grad Celsius an den entsprechenden Stellen. Tennet rechnet bei den unterirdischen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungskabeln (HGÜ-Kabeln) mit einer Laufzeit von rund 50 Jahren. Soll heißen, ist das Kabel erst einmal im Boden muss mindestens 50 Jahre lang nichts mehr daran gemacht werden. Natürlich hat das Ganze auch seinen Preis. Während die unterirdische Verkabelung in der norddeutschen Tiefebene bis zu dreimal so teuer wie eine Freileitung kommt, wird es aufgrund der Bodenbeschaffenheit, der Topographie und der kleinteiligen Infrastruktur in Bayern bis zu achtmal zu teuer. Dabei ist es nicht die „Hardware“, die den Preis ausmacht, sondern die Baulogistik. „Wir verlegen kein Abwasserrohr, sondern eine ganze Autobahn unter der Erde“, so der Tennet-Sprecher. Der Bayreuther Übertragungsnetzbetreiber Tennet ist der führende Netzbetreiber beim Einsatz von Erdkabeln im Höchstspannungsnetz. In Deutschland hat Tennet die Kabeltechnik für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung bereits zum Standard entwickelt. Die Offshore-Windparks werden von dem Bayreuther Unternehmen vorwiegend per HGÜ über See- und Erdkabel angebunden. Und auch im Wechselstromnetz kann Tennet auf wichtige Erfahrungen des niederländischen Mutterunternehmens aufbauen: Beim Projekt Randstad im Ballungsraum Amsterdam sind seit 2013 rund zehn Kilometer auf der Spannungsebene 380 Kilovolt in Betrieb. Weitere zehn Kilometer werden in 2016 gebaut. Bild: Julia Semmelmann, Referentin für Projektkommunikation, und Pressesprecher Markus Lieberknecht zeigen auf der Landesgartenschau, wie Erdkabel für die Gleichstrompassage aussehen. Von Bayreuth nach Hollywood: „Lifestyle für Kinder“ / Kinderausstatter Cybex setzt auf zweistellige Wachstumsraten pro Jahr
„Wir sind eines der führenden globalen Unternehmen für die Entwicklung und Herstellung von Kinder- und Jugendprodukten“, sagte Managing Director Johannes Schlamminger bei einem Besuch des Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk. „Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in der Forschung, Entwicklung, Design und Qualitätsmanagement sowie eigenen Fertigungsstätten setzen wir den weltweiten Standard für Sicherheit, Innovation, Design und Fertigung“, so Schlamminger. Mit den Hollywood-Stars ist Cybex nicht nur regelmäßig in Lifestyle-Magazinen präsent, immer wieder würden internationale VIP-Mütter zufällig abgelichtet, wie sie mit einem Cybex-Kindergefährt oder eine Cybex-Babytrage unterwegs sind. Die Firmengeschichte von Cybex, ein Fantasiename, der nach futuristischer Leichtigkeit und technischer Perfektion klingen soll, gleicht einem rasanten Spurt von null auf hundert. Von Martin Pos gegründet, beschäftigt das Unternehmen am Standort Bayreuth heute 280 Mitarbeiter. Pos hat sich inzwischen aus dem operativen Geschäft bei Cybex zurückgezogen und steuert die Aktivitäten der Goodbaby-Gruppe. Erdacht werden sämtliche Produkte in Bayreuth, gefertigt wird in China. Pos hatte es geschafft, Cybex nicht als bloße Marke zu positionieren, sondern als Hightech-, Lifestyle- und Fashion-Brand. Deshalb will Cybex künftig auch neue Sparten erschließen, beispielsweise im Bereich von Kindermöbeln. Heute verstehe sich Cybex als „Lifestyle-Unternehmen in der Kinder- und Babybranche, das sich perfekt auf das urbane Leben der Eltern einstellt“ und das dabei bei seiner Produktentwicklung konsequent auf den strategischen Dreiklang aus Sicherheit, Design und Funktionalität setzt. Dies habe nicht nur dazu geführt, dass Kindersitze wie der wegweisende Sirona regelmäßig hervorragende Noten in den wichtigen europäischen Sicherheits- und Verbrauchertests wie ADAC und Stiftung Warentest erhalten, sondern auch dazu, dass bereits neun Red Dot Design Awards gewonnen wurden. In Bayreuth belegt Cybex mittlerweile einen großen Teil des Sirius Business Parks an der Riedinger Straße und konzentriert sich auf Entwicklung, Design, Marketing und Vertrieb. Ein Problem für Cybex ist aktuell bereits der Fachkräftemangel: „Wir tun uns schwer, Mitarbeiter aus der Region zu finden“, sagt Simone Berger, Senior Vice President vom Mutterkonzern Goodbaby International und bei Cybex für das Personal verantwortlich. Allerdings habe das Unternehmen auch hohe Ansprüche. So sei die Unternehmenssprache beispielsweise Englisch. Ziel von Cybex ist es nach den Worten von Johannes Schlamminger, weiter zu wachsen und neue Produktbereiche zu erschließen. Konkret spricht er dabei von zweistelligen Wachstumsraten pro Jahr. Der stärkste Markt sei dabei Europa, der am schnellsten wachsende Markt die USA. Aber auch in Korea und Japan sehen die Verantwortlichen großes Potenzial. Bundestagsabgeordneter Hartmut Koschyk sah Cybex bestens aufgestellt und sprach von einem Vorzeigeunternehmen in der Region. „Cybex ist eine tolle Aufwertung für den Standort und hat jede Unterstützung verdient“, so Koschyk. Bild: Dr. Raoul Bader, Johannes Schlamminger (von links) und Simone Berger von Cybex zusammen mit dem Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk im Showroom in Bayreuth. Ringen um die richtige Zahl / Oberfränkische IG Metall startet heiße Phase der Tarifrunde – Metaller erwarten schwierige Verhandlungen
„Die Industrie hat geboomt, Rekordergebnisse wurden erzielt, jetzt haben wir es verdient, ein Stück vom Kuchen abzubekommen“, brachte Michael Schulz vom Ortsjugendausschuss in Bamberg die Forderung der Gewerkschaft auf den Punkt. Bundesvorsitzender Jörg Hofmann sprach von hervorragenden Rahmenbedingungen für die Betriebe der Metall- und Elektroindustrie. Durch die niedrigen Zinsen hätten sie extrem niedrige Finanzierungskosten, wegen des Euro-Dollar-Verhältnisses herrsche eine extrem günstige Exportsituation vor und durch die niedrigen Öl- und Gaspreise gebe es gute Einkaufsbedingungen. „Die Metaller sagen: jetzt wollen wir auch unseren Anteil davon haben“, so Hofmann. Der IG-Metall-Chef rief die Mitglieder dazu auf, selbstbewusst in die Debatte zu gehen, denn die Forderung von fünf Prozent sei fair, gerecht und bezahlbar. Letztlich gehe es nicht nur um mehr Geld, sondern auch um mehr Selbstbestimmung und Gerechtigkeit. Obwohl die IG Metall fünf Jahre lang eine positive Mitgliederentwicklung verzeichnen könne, bereite ihm die sinkende Tarifbindung durchaus Sorgen. Die Stärkung der Tarifbindung werde deshalb neben der anstehenden Tarifrunde das zentrale Thema für die IG Metall sein. Belegschaften, die eine Tarifbindung haben, könnten nichts bekommen, wenn es in den Betrieben gut läuft und sie könnten nichts halten, wenn es schlecht läuft, so Volker Seidel, erster Bevollmächtigter der IG Metall Oberfranken-Ost in Münchberg.
„Wir werden uns holen, was uns zusteht“, gab sich der Bamberger IG-Metall-Bevollmächtigte Gebhardt kämpferisch. Er appellierte an die Geschlossenheit aller Metaller, wenn es darum geht, in der ersten Maiwoche mit entsprechenden Aktionen die Forderung zu untermauern. Auch Jürgen Apfel geht von schwierigen Tarifverhandlungen aus. „Die Arbeitgeber werden schon merken, dass wir nicht einfach so Forderungen aufstellen, wir werde sie auch durchsetzen“, sagte er. Auch bei der Verwaltungsstelle Oberfranken-Ost ist man nach den Worten des ersten Bevollmächtigten Volker Seidel auf eine harte Tarifrunde bestens vorbereitet. Es gebe bereits Urlaubssperren für Pfingsten, weil dann eventuell eine Urabstimmung für einen möglichen Streik vorbereitet werden müsse. Die Friedenspflicht endet am 28. April.
Bilder: Solides, stabiles und erfolgreiches Geschäftsmodell / Oberfränkische Volksbanken und Raiffeisenbanken trotzen der Null-Zins-Politik
Das zurückliegende Geschäftsjahr sei für die VR-Banken im Regierungsbezirk von guten Einlagezuwächsen, einer soliden Kreditnachfrage, einer stabilen Ertragslage und einer komfortablen Eigenkapitalquote gekennzeichnet gewesen. Besonders schlage sich die gute Baukonjunktur darin nieder. „Unser Geschäftsmodell ist erfolgreich und funktioniert“, so Scheller in Richtung Brüssel, von wo immer neue Regulierungen kommen. Die Bilanzsumme aller 25 VR-Banken in Oberfranken ist nach den Worten von Karlheinz Kipke von der VR-Bank Coburg im zurückliegenden Jahr um 3,6 Prozent, beziehungsweise 0,4 Milliarden Euro auf rund elf Milliarden Euro angestiegen. „Das ist schon ein gigantischer Wert, den wir in den letzten Jahren erreicht haben“, sagte Kipke. Dazu trage zum einen die positive Entwicklung der Ausleihungen bei. Mit einem Plus von 3,1 Prozent, beziehungsweise 0,2 Milliarden, lägen die VR-Banken weit über den Bundesdurchschnitt von 1,9 Prozent. Den Gesamtbetrag der Ausleihungen bezifferte Kipke auf 5,2 Milliarden Euro. Das steigende Kreditvolumen hätten die oberfränkischen VR-Banken problemlos durch Kundeneinlagen finanzieren können. „Mit einem Plus von 4,3 Prozent, beziehungsweise 0,4 Milliarden Euro, haben die Kundengelder einen erfreulichen Anstieg verzeichnet, so der stellvertretende Bezirkspräsident. Der Bilanz zufolge haben Firmenkunden und Privatpersonen 8,8 Milliarden Euro auf Konten der oberfränkischen VR-Banken angelegt. 55 Prozent der Gelder lägen dabei auf Tagesgeldkonten. „Die Kunden möchten den Zinsanstieg nicht verpassen, deshalb legen sie kurz an“, sagte Bezirkspräsident Scheller. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass die Zinsen aus seiner Sicht längerfristig unten bleiben werden. Das bedeutet: „In einem Markt mit Zinsen um die Nullmarke wird ein strukturierter Vermögensaufbau für viele Kunden immer schwieriger. Nicht ganz so einfach gestaltet sich deshalb die Ertragslage der 25 oberfränkischen VR-Banken, auch wenn die Verantwortlichen das Ergebnis als zufriedenstellend und „erfreulich stabil“ betrachten. Trotzdem war das Betriebsergebnis von 112 auf 108 Millionen Euro zurückgegangen. Aufgrund der regulierungsbedingten Kosten seien die Betriebskosten von 199 auf 202 Millionen Euro gestiegen. Ein Teil davon entfalle auf die europäische Bankenabgabe, die 2015 erstmals fällig wurde. Den wichtigsten Block der Betriebskosten stellten freilich die Personalaufwendungen dar, die von 129 auf 132 Millionen Euro angestiegen waren. Und das, obwohl die Zahl der Mitarbeiter um 98 zurückgegangen war. Scheller führte dies auf die übliche Fluktuation zurück. Ende 2015 waren exakt 2696 Mitarbeiter bei den oberfränkischen VR-Banken beschäftigt. Neben der guten Eigenkapitalausstattung trage auch die um 3000, beziehungsweise 1,2 Prozent gestiegene Mitgliederzahl zur Stabilität der Genossenschaftsbanken bei. Mittlerweile seien rund 264000 Menschen am Erfolg ihrer Bank beteiligt. Scheller: „Die Beliebtheit der Genossenschaftsbanken ist also ungebrochen.“ Minuszinsen für Kunden, das ist für die VR-Banken kein Thema. „Das würde das ganze System auf den Kopf stellen“, sagte Scheller. Zu befürchten sei, dass Sparer im großen Stil ihre Gelder abheben. Für alle Zeiten ausschließen wollte der Bezirkspräsident die Minuszinsen allerdings auch nicht. „Nichts ist unvorstellbar“, sagte er. Kein Thema war die angestrebte Fusion der VR-Banken Hof und Bayreuth. Eine solche Fusion erfordere Mut und Tatkraft, sagte Scheller, er habe großen Respekt davor. Ob eine Signalwirkung davon ausgehen könnte, ließ er offen. Die Fusion werde auf jeden Fall zum Nachdenken anregen. Bild: Haben gut lachen: Gregor Scheller (links) aus Forchheim, Bezirkspräsident des oberfränkischen Genossenschaftsverbandes, und sein Stellvertreter Karlheinz Kipke aus Coburg. Metall und Elektro: „So rentabel wie noch nie“ / Fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt: IG Metall Ostoberfranken rüstet sich für Tarifrunde 2016
Die Tarifrunde Metall- und Elektro werde auch in diesem Jahr wieder von Weltuntergangsszenarien der Arbeitgeber begleitet, sagte das Bundesvorstandsmitglied. Kerner hielt dagegen, dass in der längerfristigen Betrachtung die Lohnstückkosten nur sehr moderat gestiegen seien. In den letzten zehn Jahren hätten sie in der Metall- und Elektro-Industrie nur um 8,8 Prozent zugelegt. Das habe sich in den Gewinnen der Unternehmen niedergeschlagen. Die deutsche Metall- und Elektroindustrie sei in den letzten drei Jahren so rentabel wie noch nie gewesen Bis auf das Ausnahmejahr 2007 seien seit 1997 in keinem Jahr so hohe Renditen erzielt wie von 2013 bis 2015. „Kein Grund zur Klage also“, sagte der Gewerkschafter. Deutsche Unternehmen profitierten von der Globalisierung. Das Engagement deutscher Unternehmen im Ausland nehme weiter zu. Die Renditen seien auch an den deutschen Standorten hoch, von einer schleichenden De-Industrialisierung könne nicht die Rede sein. Die Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute erwarteten in Deutschland ein Wachstum von annähernd zwei Prozent. Die Metall- und Elektroindustrie ist in einer stabilen Entwicklung, die Lage sei deutlich besser als die Stimmung. Die Auslastung der Kapazitäten habe im ersten Quartal 2016 sogar noch mal leicht zugelegt. „Damit sichern wir auch eine hohe Auslastung und schaffen die Voraussetzung für weitere Investitionen“, sagte Kerner. Auftakt für die Tarifrunde auf gesamtoberfränkischer Ebene ist am 7. April auf Schloss Thurnau mit dem neuen Bundesvorsitzenden Jörg Hofmann. Auch auf die Flüchtlingsthematik ging Kerner ein. Einfache Lösungen gebe es nicht. Wer aber die AfD wähle, der entscheide sich für eine rechtradikale Partei, da gebe es kein Schönreden. Kerner: „Wir Gewerkschafter werden den rechten Rattenfängern das Feld nicht überlassen. Keinen Fußbreit!“ Als erfolgreichen Ansatz bezeichnete er Integration in Arbeit durch Ausbildung. Daran müsse man jetzt anknüpfen, und zwar für alle, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Also zum Beispiel für anerkannte Flüchtlinge, aber auch für Langzeitarbeitslose. Die IG Metall schlage dabei ein Integrationsjahr vor. Dieses Jahr soll für Flüchtlinge neben einem Arbeitsplatz auch Integrations- und Sprachkurse umfassen. Finanziell gefördert würde das Integrationsjahr von der Bundesagentur für Arbeit, wobei bereits vorhandene Programme genutzt werden könnten. Gewerkschafter hätten aufgrund ihrer Geschichte einen ganz anderen Umgang mit dem Thema, so die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales Anette Kramme. Sie machte die AfD für die Spaltung der Gesellschaft verantwortlich. Das Führungspersonal dieser Partei unterscheide sich in nichts von dem der Rechtsextremisten. Dagegen müsse die Bürgergesellschaft aufstehen, forderte Kramme. Die Aufnahme von Flüchtlingen nannte der katholische Betriebsseelsorger Eckhard Joey Schneider ein Gebot der Gerechtigkeit und der Solidarität. Grenzen oder Obergrenzen könne es dabei nicht geben. Schneider machte sich stark für die an den Rand gedrängten und Ausgegrenzten und appellierte an die Gewerkschafter, sich in den Betrieben offensiv zu Wort zu melden, Flagge zu zeigen und Stellung zu beziehen. „Sich stark zu machen für Flüchtlinge heißt den rechten das Wasser abzugraben“, sagte der Betriebsseelsorger. Zuvor hatte der alte und neue erste Bevollmächtigte eine positive Bilanz über die Gewerkschaftsarbeit der zurückliegenden vier Jahre gezogen. Trotz des großen Demografie-Problems in der Region habe man die Entwicklung bei den betriebsangehörigen Mitgliedern („Ein-Prozent-Zahlern“) positiv gestalten können. Ihre Zahl war von 6433 in 2013 auf 6586 in 2015 angestiegen. Die Gesamtzahl der Mitglieder war allerdings im gleichen Zeitraum von gut 12700 auf knapp 11850 gesunken. Bei den turnusgemäßen Neuwahlen für die Periode 2016 bis 2019 wurde der hauptamtliche erste Bevollmächtigte und Kassier Volker Seidel aus Münchberg mit über 93 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Mit 100 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde der zweite Bevollmächtigte Wolfgang Kormann aus Pegnitz. Bild: Die beiden Bevollmächtigten der IG Metall Ostoberfranken Wolfgang Kormann (rechts) und Volker Seidel (links) mit dem geschäftsführenden Bundesvorstandsmitglied Jürgen Kerner. 44 Millionen Euro für Materialwissenschaft, Werkstoff- und Energietechnik / Richtfest für TAO-Zentren auf dem Uni-Campus in Bayreuth
Auf etwa 5600 Quadratmeter Nutzfläche werden in dem Neubau künftig drei Lehrstühle des Zentrums für Materialwissenschaft und Werkzeugtechnik unterkommen, die derzeit noch außerhalb des Campus beheimatet sind. Vor allem aber wird dort genügend Raum zur Verfügung stehen, um mehrere unterschiedliche Labore und eine Vielzahl sogenannter Key-Labs einzurichten. Hier werden die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um Forschung voranzutreiben und den Studierenden Möglichkeiten zur praktischen Arbeit zu geben, sagte Innenstaatssekretär Gerhard Eck beim Richtfest. Zur Technologieallianz haben sich alle vier oberfränkischen Universitäten und Hochschulen in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof zusammengeschlossen. Dabei handelt es sich um einen neuen konzeptionellen Ansatz einer hochschultyp-übergreifenden und themenorientierten Kooperation. Im Bereich der Lehre liegen die Vorteile der Zusammenarbeit in den erweiterten Studien- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Es sollen zudem neue Lehr- und Studienangebote geschaffen und der Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, intensiviert werden. Die Forschungskooperationen der vier Partner konzentrieren sich dabei auf die gesellschaftlich relevanten Themenfelder Energie und Mobilität sowie auf die Querschnittstechnologien Werkstoffe, Informationstechnologie und Sensorik. Am Ende soll die neue Zusammenarbeit vor allem eines, der Wirtschaft in Oberfranken einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Mit dem Bau des neuen TAO-Zentrums wird es gelingen, den Wissensstandort Oberfranken weiter zu stärken, sagte Universitätspräsident Leible. Mit dem neuen Gebäude werde die Universität Bayreuth einmal mehr zum Standort für Innovation und kreative Forschung. Staatssekretär Eck sprach von einem Meilenstein. Seinen Worten zufolge sind bereits in den zurückliegenden fünf Jahren 55 Millionen Euro in vier Neubauten auf dem Universitätsgelände investiert worden. Nun kämen weitere 44 Millionen Euro dazu. „Damit schaffen wir Zukunft“, so Eck. „Was hier entsteht hat große Bedeutung für die Stadt, für die Universität und für die gesamte Region“, so Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Das TAO-Gebäude sei aber auch ein sichtbares Zeichen dafür, was noch vor Jahren wenige für unmöglich gehalten haben, die fruchtbaren Zusammenarbeit aller vier Hochschulen und Universitäten im Regierungsbezirk. Christof Präg, der Bereichsleiter Hochbau des Staatlichen Bauamtes Bayreuth geht von der Fertigstellung des Bauwerks im vierten Quartal des kommenden Jahres aus.
Bild: Trotz Niedrigzinsphase: Mehr Gelder auf Kundenkonten / Sparkasse Bayreuth legte stabile Bilanz für 2015 vor – Keine Fusion in Sicht
„Die Sparkasse Bayreuth erreicht nicht nur ein positives Jahresergebnis vor und nach Steuern, wir sind auch in der Lage, durch Bildung weiterer Vorsorgereserven, die Substanz unserer Sparkasse weiter zu verbessern“, sagte Vorstandsvorsitzender Wolfram Münch bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Bayreuth. In Zahlen bedeutet das eine Steigerung der Bilanzsumme um 0,9 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, eine Steigerung beim Kundengeschäftsvolumen (Summe von Einlagen-, Depot- und Kreditbestand) um 3,4 Prozent auf knapp 3,8 Milliarden Euro, ein unerwartet hohes Plus bei den Darlehensausreichungen um 18,2 Prozent – das ist der höchste Wert bei der Sparkasse Bayreuth seit der Fusion 2001 - auf 251,3 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von 700000 Euro. Riesenthema bei den Sparkassen ist die anhaltende Niedrigzinsphase. „Solch niedrige Zinsen gab es praktisch noch nie“, sagte Münch und bezog sich dabei auf einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren. Bei der Sparkasse gebe es derzeit allerdings keine Negativzinsen, ein Schreckgespenst, das immer wieder durch die Bankenlandschaften geistert. „Wir haben keine Negativzinsen und planen nicht damit“, so der Vorstandsvorsitzende. Ausdrücklich ausschließen wollte er solche Negativzinsen für alle Zeiten aber nicht. Wenn trotzdem der Bestand bei den bilanzwirksamen Kundeneinagen um 3,3 Prozent auf 1,87 Milliarden angewachsen ist, dann zeige das, welches Vertrauen die Menschen bei der Sparkasse haben. „Wir haben selbst mit weniger gerechnet“, so Münch. Sicherheit und Vertrauen seien den Menschen eben wichtig. Den ungewöhnlich hohen Anstieg beim Kreditgeschäft erklärten die Vorstände mit der guten Kreditnachfrage bei Mittelstand und Handwerk, aber vor allem bei den Privatkunden. Von den insgesamt ausgereichten 251,3 Millionen Euro seien 129,9 Millionen Euro auf Privatpersonen entfallen und davon wiederum 116,3 Millionen Euro auf Wohnungsbaukredite. Hier sicherten sich die Menschen den günstigen Zins, sagte Vorstand Wolfgang Hetz. Nach den Worten der beiden Vorstände hat die Sparkasse Bayreuth trotz des immensen Wettbewerbsdrucks derzeit einen Marktanteil in der Region von 42 Prozent. Insgesamt würden rund 80000 Girokonten geführt, was bedeutet, dass nahezu jeder zweite Einwohner in Bayreuth Stadt und Land ein Girokonto bei der Sparkasse unterhält. „Die Kunden schätzen unsere objektive und bedarfsorientierte Beratung sagte der Vorstandsvorsitzende Münch. Dies habe sich im zurückliegenden Jahr unter anderem auch im City Contest von Focus Money niedergeschlagen, bei der die Sparkasse in Bayreuth als Sieger hervorgegangen war. Wenn es 2016 auch keine Geschäftsstellenschließung geben wird, so möchten die Verantwortlichen dennoch das bestehende Netz mit seinen 48 Filialen, 19 Selbstbedienungsgeschäftsstellen und 59 Geldautomaten überprüfen. Immerhin seien bereits 44 Prozent der Privatkunden und 70 Prozent der Geschäftskunden beim Onlinebanking dabei. „Die digitale Welt ist die Zukunft, daran kommen wir nicht vorbei“, so Münch. Der 18,8 Millionen Euro teure Neubau am Luitpoldplatz in Bayreuth zeige allerdings auch, dass die Sparkasse vor Ort präsent bleiben wird. Derzeit würden gerade die Fahrstühle eingebaut und jede Menge Rohre und Kabel verlegt. Mit der Fertigstellung wird im Dezember dieses Jahres gerechnet. „Das Kundenhaus Luitpoldplatz ist eine klar Entscheidung für den Standort Bayreuth“, so der Vorstandsvorsitzende. Ganz wichtig war es den beiden Vorständen bei der Vorlage der Bilanz auch, dass bei der Sparekasse Bayreuth, anders als bei der VR-Bank Bayreuth, keine Fusion in Sicht ist. „Es gibt keine Gespräche und keine Absicht“, sagte Münch. „Wir sehen unsere Eigenständigkeit als wichtig an.“ Aktuell beschäftigt die Sparkasse Bayreuth rund 557 Mitarbeiter, das sind zwölf weniger als im Jahr zuvor. Betriebsbedingte Kündigungen habe es allerdings nicht gegeben. Der Rückgang entspreche der natürlichen Fluktuation, wobei frei werdende Stellen nicht mehr besetzt wurden. Bild: Vorstandsvorsitzender Wolfram Münch (links) und Vorstand Wolfgang Hetz sind zufrieden mit dem stabilen Jahresergebnis, das die Sparkasse Bayreuth im zurückliegenden Geschäftsjahr erzielen konnte.
"Berufschancen ohne Ende":
Noch immer spreche man in Oberfranken gerne von Porzellan und Textil, kaum von den Kunststoffverarbeitern. „Dabei sind wir längst zu einem Kunststoffschwerpunkt geworden, der in der Öffentlichkeit gar nicht wahrgenommen wird.“ Als einen Grund dafür mutmaßt Hans Rausch, dass kaum einer der Betriebe für den Endkunden tätig ist. So kommt es, dass es Berufsbilder gibt, die viele gar nicht kennen. Wer kann sich beispielsweise etwas unter einem „Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuktechnik“, einem Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik oder einem Technischen Produktdesigner vorstellen? Lena Arnold und ihre Kolleginnen, die beim Kunststoff-Netzwerk für die Ausbildungsinitiative „MyPlastics“ zuständig sind, gehen deshalb in Schulen, um dort junge Leute für die Branche zu interessieren. „Es gibt Berufschancen ohne Ende“, sagt sie. Neben den Schulbesuchen gehört die Beteiligung an Ausbildungsmessen, die Organisation gemeinsamer Stellenanzeigen für Ausbildungsplätze und vieles anderes zum Portfolio von „MyPlastics“. Das von 2009 bis 2012 geförderte Projekt wird seitdem in Eigenfinanzierung vom Kunststoff-Netzwerk fortgeführt. Auch das Netzwerk selbst kommt ohne öffentliche Förderung aus und finanziert sich zu 100 Prozent selbst, etwa durch Mitgliedsbeiträge, Dienstleistungsangebote oder Veranstaltungseinnahmen. „Wir sind die umsatzstärkste Branche in der Region“, rührt Geschäftsführer Rausch die Werbetrommel. Die ganze Bandbreite an Automobilbauteilen, Sport- und Schreibgeräte bis zur High-Tech-Medizinanwendung, wie Teile für Herzschrittmacher oder Schläuche für minimalinvasive Operationen - alles das wird in der Region gefertigt. Trotzdem leidet die Branche noch immer unter einem schlechten Image. Zu oft werde noch ganz undifferenziert von Kunststoff gesprochen, ohne zu erkennen, dass Kunststoff tagtäglich, zum Beispiel in der Medizin Leben rettet. Kunststoffproduktion ist heute High-Tech. Komplexe Computeranwendungen, Robotertechnologien und hochpräzise Maschinentechnik dominieren die Fertigungen. „Deshalb wollen wir nicht nur die Jugendlichen für die Branche begeistern, sondern auch bei Eltern und Lehrern mit Vorurteilen aufräumen“, so Lena Arnold. Auch wenn das Kunststoff-Netzwerk „Franken“ als Marke im Namen hat, kommen die Mitgliedsbetriebe längst nicht mehr nur aus der Region. Rund 75 Prozent kämen aus einem Umfeld von Luftlinie 200 Kilometer, erläutert Hans Rausch. Die meisten Mitglieder sind in Franken beheimatet, aber auch Unternehmen aus Sachsen und Thüringen und der Oberpfalz sind dabei „Vereinzelt haben wir aber auch Mitglieder aus den Niederlanden, aus Österreich und der Schweiz“, so der Geschäftsführer. Den Unterschied zur klassischen Verbandsarbeit sieht er darin, dass der Zusammenschluss Fachleute zusammenbringen möchte, mit dem Ziel, gemeinsam Lösungen zu finden. Auf Initiative der Kunststoffindustrie wurde der Verein „Kunststoff-Netzwerk Franken“ bereits 2003 gegründet und war damit Wegebereiter für viele Netzwerke. Die kunststoffverarbeitenden Unternehmen hatten erkannt, dass Dialog und Kooperation zwischen den Betrieben für alle Seiten fruchtbar ist. Die Unternehmen stehen sich ja auch einer Vielzahl ähnlich gelagerter Herausforderungen gegenüber, etwa in Bezug auf Rohstoffe, Werkzeugbeschaffung und –gestaltung oder technische Anforderungen. Dem Netzwerk gehören namhafte technologieorientierte Unternehmen der kunststoffverarbeitenden Industrie, Werkzeugbauunternehmen für die Kunststoffbranche und als Fördermitglieder namhafte Zulieferunternehmen aus der Kunststoffverarbeitung an. Sie alle nutzen in Form von Arbeitskreisen und Treffen die Möglichkeit eines ungestörten Informationsaustausches zwischen den spezifischen Fachexperten der Betriebe. Bild: „MyPlastics“-Koordinatorin Lena Arnold und Geschäftsführer Hans Rausch wollen die Kunststoffbranche als attraktiven Arbeitgeber und Ausbilder bekannt machen. VR-Bank Bayreuth: Positive Entwicklung in allen Bereichen / Nachhaltiges Wirtschaften statt kurzfristiger Gewinnmaximierung – Fusion mit Hof geplant
Diese Herausforderungen sind vielfältig wie nie zuvor. Dünkel sprach von einem harten und intensiven Wettbewerb, von einer extremen Belastung durch das Niedrigzinsumfeld, von einer fortgesetzten Bankenregulierung und damit verbundener gewaltiger bürokratischer Aufgaben sowie von erheblichen Herausforderungen im Online-Bereich. Der Vorstand sprach aber auch von den Vorzügen des genossenschaftlichen Bankenmodells. „Wir arbeiten grundsolide und wirtschaften nachhaltig“, so Dünkel. Soll heißen: Die VR-Bank muss nicht von Quartalsbericht zu Quartalsbericht rechnen. „Wir sind die Bürgerbank der Region“, sagte Vorstandskollege Markus Schappert. Sein Haus setze auf gute Produkte, faire Preise und auf ein gutes Image. In Zahlen bedeutet dies, dass die VR-Bank- Bayreuth trotz des anhaltenden Trends zu Sachwerten ihre Kundeneinlagen um 5,3 Prozent auf 772 Millionen Euro erhöhen konnte. Besonders deutlich fällt der Zuwachs im Kundenkreditgeschäft aus. Mit einer Steigerung von 4,9 Prozent liegt der Bestand bei 576 Millionen Euro. Das betreute Kundenvolumen, bilanziell als auch außerbilanziell, das heißt zusammen mit Verbundpartnern wie Union Investment oder Easy Credit, erhöhte sich um 4,6 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro. Die Bilanzsumme war um 4,9 Prozent auf 945 Millionen Euro angestiegen. Genossenschaftsbanken seien in erster Linie ihren Mitgliedern verpflichtet, sagte Vorstand Dünkel abseits der trockenen Zahlen. Nachhaltiges Wirtschaften habe Vorrang vor kurzfristiger Gewinnmaximierung. Dieses Prinzip sichere nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg der Bank, sondern auch den eines jeden einzelnen Anteilseigners. Dieser besonderen Verantwortung sei man sich bei der VR-Bank Bayreuth bewusst und wisse das Vertrauen der Mitglieder zu schätzen. Die Zahl dieser Mitglieder war im zurückliegenden Jahr von rund 23300 auf 24400 gewachsen. Sie zusammen halten weit über 163000 Geschäftsanteile. Trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen, vor allem der Niedrigzinsphase konnte die VR-Bank einen Jahresüberschuss von 2,6 Millionen Euro (Vorjahr 2,9 Millionen Euro) erreichen können. Mit liquiden Mitteln von 196 Millionen Euro ist die VR-Bank Bayreuth weitgehend vom Kapitalmarkt unabhängig. Eine weitere wichtige Kennzahl ist des Eigenkapitals, das die Verantwortlichen insgesamt mit Rücklagen auf rund 75 Millionen Euro bezifferten. Das Eigenkapital gilt als wichtiger Gradmesser für die Substanz und Wettbewerbsfähigkeit der Bank, aber auch um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Nicht zuletzt ist sich die VR-Bank Bayreuth auch als Arbeitgeber ihrer Verantwortung bewusst. Sie bietet 202 Beschäftigten (Vorjahr 204) einen Arbeitsplatz, zehn junge Leute befinden sich derzeit in Ausbildung (Vorjahr 14). Wichtiges Thema bei der Vorlage der Bilanz war die erst vor wenigen Tagen bekannt gewordene Kooperation mit der VR Bank Hof. Derzeit gebe es lediglich einen Vertrag, der „die Grundlage zur Prüfung einer möglichen Verschmelzung“ bildet, erläuterten die beiden Vorstände. Jürgen Dünkel sagte aber auch: „Aus unserer Sicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Kräfte zweier starker Partner zu bündeln.“ Im Interesse der Kunden, Mitglieder und Mitarbeiter könne man so eine starke Bank bauen, die alle Möglichkeiten habe, sich in dem bestehenden Umfeld zu behaupten und sich stark zu entwickeln. Die endgültige Entscheidung über eine Verschmelzung soll von der Vertreterversammlung beider Häuser nicht vor Mitte 2017 getroffen werden. Bild: Verhalten optimistischer Blick in Zukunft (von links): die VR-Bank-Vorstände Markus Schappert, Jürgen Dünkel und Vorstandsreferent Tim Hoffmann. Maisel & Friends Brauwerkstatt: Festspiele für den Gaumen / Brauerei Gebrüder Maisel macht Braukultur erlebbar – Bayreuther Bier-Eldorado eröffnet
Tradition und Moderne zu verbinden und dabei gastronomisch ganz neue Wege gehen, das ist das Ziel dieser Brauwerkstatt, die in den zurückliegenden Monaten innerhalb der historischen Mauern der Brauerei Gebrüder Maisel entstanden ist. Die Brauwerkstatt, das ist im Wesentlichen eine kleine, aber voll funktionsfähige Brauerei mit einem 25-Hektoliter-Sudwerk. Die dazugehörige Gastronomie „Liebesbier“ wurde an die WBM-Gastro verpachtet. Dahinter stehen die in Bayreuth bekannten Gastronomen Ute und Thomas Wenk, Andrea Bauernfeind sowie Brauereichef Maisel selbst. Er möchte hier zeigen, wie facettenreich Bier sein kann. „Hier wird Braukultur erlebbar und handwerkliche Braukunst live gezeigt“, sagte Maisel. Gleichzeitig wird damit wieder ein Teil der alten Brauereigebäude aus dem Jahr 1887 unter der alten Abfüllerei und dem Brauereimuseum zum Leben erweckt, der zuletzt gar nicht mehr genutzt wurde. Über die Höhe der Investitionssumme hatte das Unternehmen Stillschweigen vereinbart. Von der Gastronomie aus, sehen die Gäste den Sudkessel und können gleichzeitig das Bier genießen, das dort gebraut wurde. Der moderne Gastraum bietet maximal 280 Innenplätze, eine große Bar mit exakt 21 verschiedenen Bieren vom Fass, einen offenen Kamin und einen sichtbaren Kühlraum zur Holzfassreifung. Zudem können im Gastrogarten bis zu 300 Gäste bewirtet werden. In der hauseigenen Bäckerei werden Brote für das „Liebesbier“ hergestellt und die eigene Brennerei rundet das handwerkliche Gesamterlebnis ab.
„Was hier entstanden ist, dürfte in ganz Bayern seinesgleichen suchen“, sagte die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe bei der Eröffnung. Der Zeitpunkt der Eröffnung könnte besser nicht sein, schließlich werde in diesem Jahr das Jubiläum 500 Jahre Reinheitsgebot gefeiert. Merk-Erbe sprach von einer neuen Kultstätte, von „Festspiele für den Gaumen“ und von Festspielen der Lebensfreude“, die dank der Brauerei weit über Bayreuth hinaus strahlten. Die Brauwerkstatt ist auch die neue Heimat für „Maisel & Friends“. Einer eigenen Linie von Edelbiersorten, die seit rund zweieinhalb Jahren auf dem Markt ist und Namen wie „Marc’s Chocolate Bock“ oder „Bavarian Ale“ trägt. „Mit diesem Herzensprojekt wollen wir die fränkische Braukultur erlebbar machen, eine Werkstatt für Brau-Experimente schaffen und handwerkliche Braukunst live zeigen.“ Das Projekt ist auch städtebaulich von Bedeutung. So soll schon in den kommenden Monaten eine neue Brücke über den Mistelbach die Brauwerkstatt mit der Innenstadt und dem Rotmaincenter verbinden. Der Weg von der Kulmbacher Straße aus auf das Brauereigelände trägt bereits jetzt den Namen „Andreas-Maisel-Weg“. Andreas Maisel ist der früh verstorbene Cousin von Jeff Maisel, der bis zu seinem Tod die Geschicke der Brauerei mitgeleitet hatte.
Bilder: Mehr Beschäftigte, weniger Betriebe, mehr Umsatz / Oberfränkisches Handwerk bleibt auf Kurs – Bratwurstgipfel am 8. Mai in Pegnitz
Bei der Jahrespressekonferenz der Kammer bezifferte Präsident Thomas Zimmer den Nettoumsatz der 16180 oberfränkischen Handwerksbetriebe mit ihren 74500 Beschäftigten auf 7,2 Milliarden Euro. Das sind eineinhalb Prozent mehr als noch 2014. Die Zahl der Betriebe ist dabei allerdings um knapp 50 (0,3 Prozent) zurückgegangen, die Zahl der Beschäftigten stieg um rund 300 (0,4 Prozent). Insgesamt bestanden 2015 exakt 5733 Ausbildungsverhältnisse, das sind 236 (vier Prozent) weniger als im Jahr zuvor. In 2015 neu abgeschlossen wurden davon 2510, 2,1 Prozent weniger als noch 2014. Seit Mitte 2009 gehe die Konjunktur im oberfränkischen Handwerk kontinuierlich nach oben, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer. Die Betriebe seien aktuell mit 77 Prozent ausgelastet, als Motor der derzeitigen Entwicklung bezeichnete er das Bau- und Ausbaugewerbe. Schwerpunktthema für 2016 soll die berufliche Bildung bleiben. Dabei will die Kammer vor allem auf die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung setzen. „Die Bildungsströme laufen falsch, Angebot und Nachfrage klaffen zusehends auseinander“, sagte Zimmer. Ziel der Kammer soll es deshalb sein, Wertvorstellungen zu Bildungszielen in Politik und Gesellschaft bei Eltern, Lehrkräften und Jugendlichen aufzubrechen. Zimmer: „Unser Ziel ist die Stärkung der beruflichen Bildung in der gesamten Bildungspolitik“. Als einzigartig bezeichnete es Zimmer, dass sich die oberfränkische Kammer von Anfang an um die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt bemüht hat. Aktuell befänden sich bereits 30 Asylbewerber in einer Ausbildung. 14 Berufsschulen bieten nach Angaben der Kammer 22 Vorklassen für das Berufsintegrationsjahr speziell für berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge an, bei weiteren vier Klassen in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof handle es sich bereits um ein vollständiges Berufsintegrationsjahr. Eigene Vereinbarungen mit den oberfränkischen Städten und Landkreisen, der IHK und der Bundesagentur für Arbeit haben auf Betreiben der Handwerkskammer zum Ziel, dass während einer Ausbildung keine Abschiebung stattfindet. Werden Flüchtlinge anschließend in ihrem erlernten Beruf tätig, so erwerben sie damit automatisch ein zweijähriges Bleiberecht. Als eines der Hauptthemen für das Handwerk im kommenden Jahr nannte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller die Stärkung der digitalen Kompetenz. Deshalb will die Kammer in den kommenden Monaten auch eine eigene Offensive „Digitales Handwerk“ starten. Dabei sei jeder Zweig anders betroffen. Die Bandbreite reiche von der digitalen Bestandserfassung von Bauwerken bis hin zum 3-D-Druck. „Unsere Aufgabe wird es sein, dieses Wissen an die Vielzahl der Betriebe heranzubringen“, sagte der Hauptgeschäftsführer, der dabei auch von einer Mammutaufgabe sprach. Als Höhepunkte im Veranstaltungskalender des Handwerks kündigten die Spitze des Kammer den Oberfränkischen Handwerkstag am 3. März mit der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, den bundesweiten Tag des Handwerks auf der Landesgartenschau im September in Bayreuth und den Fränkischen Bratwurstgipfel am 8. Mai in Pegnitz an. Bild: Die Spitze der Handwerkskammer hat für 2016 das Motto „Weltklasse Handwerk in Oberfranken“ ausgerufen (von links): Vizepräsident Matthias Graßmann, Geschäftsführer Bernd Sauer, Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, Präsident Thomas Zimmer, Vizepräsident Karl-Peter Wittig und Geschäftsführer Rainer Beck. Steuerflüchtlinge sind keine Botschafter eines modernen Deutschlands / Weihnachtsvorlesung mit Bert Rürup an der Universität Bayreuth
Dabei ist Rürup als Meister des geschliffenen Wortes bekannt. Er gilt als einer der Wirtschaftswissenschaftler, die den größten Einfluss auf die Politik haben. In Bayreuth bleibt seine Vorlesung aber über weite Strecken absolut theoretisch. Er vergleicht ökonomische Staatsphilosophien, zitiert Kurt Tucholsky und spricht von Paradigmen in den Köpfen, die zu selektiver Wahrnehmung führen. Rürups Vorlesung hat aber auch ihre starken Seiten, immer dann, wenn der Referent ganz konkret wird. Beispiel1: Es gelte schon fast als normal, dass sich Leistungs- und Sympathieträger Deutschlands, Rürup nannte unter anderem Franz Beckenbauer, Boris Becker, Michael Schumacher oder Anni Friesinger, ihrer Einkommenssteuerpflicht durch die Verlagerung ihres Wohnsitzes in Richtung Steueroasen entziehen. Dies sei niemanden vorzuwerfen, doch wenn genau diese Persönlichkeiten regelmäßig als Botschafter eines modernen Deutschlands bei internationalen Events oder Bewerbungen für Deutschland stehen, dann sei das mehr als fraglich, kritisierte der Professor und erhielt spontanen Beifall dafür Beispiel 2: Für besser verdienende Eltern, auch Politiker oder Gewerkschaftsführer gehörten dazu, sei es mittlerweile fast selbstverständlich geworden, ihre Kinder auf Privatschulen zu schicken. Öffentliche Schulen würden als nicht gut genug angesehen, nicht zuletzt wegen der steigenden Schülerzahlen mit Migrationshintergrund. Es sei unstrittig und sogar wissenschaftlich belegt, dass von privaten Schulen eine Spaltung der Gesellschaft ausgeht. Freilich sei die Entscheidung der Eltern zu akzeptieren, wenn die Eltern auch die Kosten dafür übernehmen. Stattdessen werde aber regelmäßig eine höhere Bezuschussung von Privatschulen genauso wie eine bessere Absetzbarkeit der Kosten gefordert. Die Unterfinanzierung des deutschen Schulsystems könne damit jedenfalls nicht beseitigt werden. Beispiel 3: „Wir werden und wir sollten in den nächsten Jahren unser Steuersystem grundlegend umbauen“, sagte Rürup. Dies geschehe weder über die Einführung einer Vermögenssteuer, noch über Änderungen beim Spitzensteuersatz, sondern über eine Reform der Erbschaftssteuer, die bewusst eingesetzt und nicht abgeschafft werden sollte. Rürup rechnet „vielleicht noch in dieser, mit Sicherheit aber in der nächsten Legislaturperiode“ mit diesem Schritt, der vor allem für mehr Gerechtigkeit sorgen soll. Antonia Rollwage und Thomas Lachner, sie studiert Gesundheitsökonomie im ersten Semester, er Physik im siebten Semester, hatten vor dem Vortrag von Bert Rürup die Zuhörer im Audimax mit ihrem ganz eigenen und nachdenklichen Jahresrückblick überrascht. Sie seien beide in einer sicheren Welt aufgewachsen, doch auf einmal rückten viele Ereignisse ganz nah an Deutschland heran. Die Flucht nach rechts sei dabei keine gute Lösung, auch nicht das Reagieren mit Gewalt auf Gewalt. Thomas Lackner erinnerte daran, immer dann wenn es um Flüchtlinge geht, dann gehe es auch um Einzelschicksale, mit denen niemand tauschen möchte. Hinter jedem Schicksal stecke ein Mensch, der Angst hat um sich, um seine Zukunft und um seine Kinder. Bild: „Ökonomie sucht nach neuen Paradigmen“: der frühere „Wirtschaftsweise“ und jetziger Präsident des Handelsblatt Research Institute Bert Rürup bei seiner Weihnachtsvorlesung an der Universität Bayreuth.
Oberfränkisches Handwerk macht
sich stark für Flüchtlinge /
Damit die Integration auch gelingt, habe der Bayerische Handwerkstag zusammen mit der Staatsregierung, der Bundesagentur für Arbeit und weiteren Spitzenorganisationen der bayerischen Wirtschaft ein Strategiepapier entwickelt. Ein Schwerpunkt dabei sei die notwendige Rechtssicherheit für die Lehrzeit und die beiden Arbeitsjahre danach, die sogenannte Drei-plus- zwei-Regelung“, gewesen. Sie besagt, dass sich nach einer dreijährigen Ausbildung zwei weitere Jahre der Beschäftigung anschließen sollen. Hier sei von Politikern auf Bundes- und Landesebene inzwischen einstimmig versichert worden, dass diese Forderung faktisch erfüllt ist. Oberfranken sei auf Initiative der HWK hin aber noch einen Schritt weiter gegangen. Städte, Landkreise und Kammern unterzeichneten derzeit gemeinsame eigene Vereinbarungen zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Als Ziel bezeichnete es HWK-Präsident Zimmer, Beschäftigungsperspektiven für junge Flüchtlinge ohne sicheren Aufenthaltsstatus zu erschließen und vom Ermessensspielraum, den das deutsche Ausländerrecht den Behörden zugesteht, Gebrauch zu machen. Zimmer: „Somit schaffen wir zusätzliche Rechtssicherheit für Betriebe und Flüchtlinge.“ Mit der Unterzeichnung verpflichteten sich die Ausländerbehörden von Städten und Landkreisen, jungen Asylbewerbern eine Duldung auch ohne Aufenthaltsstatus auszusprechen, wenn sie eine Ausbildung beginnen oder bereits begonnen haben. Außerdem ist in der Vereinbarung festgelegt, dass Flüchtlinge auch nach Beendigung einer Ausbildung eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, sofern sie eine Beschäftigung im erlernten Beruf aufnehmen. Die aktuelle Lage des oberfränkischen Handwerks bezeichnete HWK-Präsident Zimmer als gut. Insgesamt zeichne sich ein äußerst positives Gesamtbild, die oberfränkische Handwerkskonjunktur bleibe in Fahrt. Für 2015 sei von einem Umsatzzuwachs von 1,5 Prozent auszugehen, sagte er. Gut 90 Prozent der Betriebe würden die Stimmung derzeit als gut oder als befriedigend bewerten. Treibende Kräfte seien dabei die anhaltend niedrigen Zinsen und eine weiterhin hohe Konsumbereitschaft. Am meisten profitierten dabei das Bau- und Ausbaugewerbe sowie die Handwerkssparten des gewerblichen Bedarfs. Größtes Problem sei dagegen die Situation auf dem Lehrstellenmarkt. Zimmer sprach von über 600 unbesetzten Lehrstellen, die derzeit in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer gemeldet seien. Der Präsident erinnerte dabei auch an die Situation vor rund zehn Jahren: „Damals waren die Lehrstellen knapp, heute sind es die Lehrlinge.“ Bei der Sitzung der Vollversammlung wurde auch der Haushalt für das kommende Jahr verabschiedet. Das Volumen liegt nach den Worten von Hauptgeschäftsführer Thomas Koller bei 33,6 Millionen Euro, was ein Plus von 1,1 Millionen gegenüber dem laufenden Jahr bedeutet. Den Löwenanteil des Haushaltsvolumens gibt die Kammer für den Bereich der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung aus. Weit über eine Million Euro seien für Investitionen vorgesehen, unter anderem in Ausstattungen und Modernisierung der Bildungszentren. 51 Prozent ihres Haushaltes erwirtschaftet die Kammer über Gebühren, zwölf Prozent sind zweckgebundene Zuschüsse von Bund und Land und 37 Prozent sind Kammerbeiträge, die 2016 für die Mitgliedsbetriebe nicht erhöht werden. Am Rande der Sitzung wurde der oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning mit der Goldenen Ehrennadel des oberfränkischen Handwerks ausgezeichnet. Wenning habe sich um das oberfränkische Handwerk und die Handwerksorganisation in herausragender Art und Weise verdient gemacht, sagte HWK-Präsident Zimmer. Wenning ist seit 2007 Regierungspräsident, seine Amtszeit endet am 1. März 2016. Bild: Die Orthopädie-Schuhmacherin Hannah Knott aus Bayreuth ist Bundessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks. Dazu gratulierten bei der Vollversammlung der Handwerkskammer Präsident Thomas Zimmer (links) und Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Wechsel an der Spitze eines steuerberatenden Imperiums / BERATA und LBD verabschiedeten langjährigen Geschäftsführer Gerhard Müller
BBJ steht für den Buchführungsdienst der Bayerischen Jungbauernschaft, eine Art Holding für BERATA und LBD. Die Unternehmensgruppe, die in Bayern, Sachsen, Thüringen und Brandenburg an 36 Standorten mehr als 900 Arbeitnehmer beschäftigt, verfügt deutschlandweit über Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte, die sich auf die verschiedensten Fachgebiete spezialisiert haben. 2015 erwartet die Unternehmensgruppe einen Umsatz in Höhe von rund 58 Millionen Euro. Während sich der Landwirtschaftliche Buchführungsdienst ausschließlich an Landwirte richtet, ist die BERATA unter anderem für Einzelunternehmer, gewerbliche Betriebe, GmbHs und Aktiengesellschaften tätig. Die BBJ-Gruppe war 1968 aus der Idee entstanden, Landwirten in Bayern bei der Erfüllung ihrer Buchführungspflichten zu unterstützen. Gerhard Müller hatte dabei eine erstaunliche Karriere vom kleinen Landwirt über den Datenerfasser hin zum Steuerberater und vereidigten Buchprüfer gemacht. Bereits 1981 gründete er eine LBD-Kanzlei in Kulmbach, 1986 kam auch eine BERATA-Kanzlei dazu.
Landrat Klaus Peter Söllner bezeichnete Gerhard Müller als Visionär, der sehr früh erkannt habe, dass Landwirte neue Wege denken und sich in das Unternehmertum hinein orientieren müssen. Gerhard Müller könne auf eine überragende Lebensleistung zurück blicken, zumal er sich nie gescheut habe, sich selbst immer wieder neu zu qualifizieren. Gerhard Müllers Bestreben sei es stets gewesen, die besten Lösungen für unsere Bäuerinnen und Bauern zu finden, sagte BBV-Präsident Walter Heidl. Auf den Betrieben werde es zunehmend schwieriger, deshalb seien die Dienstleistungen und die fachlich fundierten Zahlen des LBD für die Landwirte so wichtig. Die Erfolgsgeschichte des landwirtschaftlichen Buchführungsdienstes habe Gerhard Müller von Kulmbach aus entwickelt, sagte LBD-Verwaltungsratsvorsitzender Manfred Nüssel. Bereits 1968 habe sich die Jungbauernschaft unter der Leitung von Gerhard Müller Gedanken über die Zukunft der Landwirtschaft gemacht. Gerhard Müller scheidet zwar als BERATA- und LBD-Geschäftsführer aus, wird aber in eingeschränktem Rahmen auch weiterhin für Sonderaufgaben tätig sein. Außerdem wechselt er in den Verwaltungsrat und bleibt auch weiterhin Schatzmeister der BBJ-Holding.
Bilder: Schwager als Ausbilder und Vater als Chef / „Müllerin“ Julia Müller aus Sambach ist Landessiegerin und zweite Bundessiegerin im Berufswettbewerb des Handwerks
Natürlich steckt jede Menge Herzblut in dem Beruf, der seit einigen Jahren offiziell Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft heißt. Grund für die Umbenennung war, dass die alte Berufsbezeichnung „Müller“ die heutigen technologischen Anforderungen des Berufes nicht mehr widerspiegelt. Mit ihren 23 Jahren hat Julia Wiesneth schon ein bewegtes Berufsleben hinter sich. Nach der Realschule in Hirschaid, die sie mit der Mittleren Reife abschloss, absolvierte sie zunächst eine Bankausbildung bei der Raiffeisenbank Ebrachgrund, brachte es danach zur Fachhochschulreife, um darauf zwei Jahre lang als Vorstandssekretärin bei der Raiffeisenbank Seebachgrund tätig zu werden. Nach fünf Monaten Australien und der Suche nach einen herausfordernden und vielfältigen Beruf kehrte sie schließlich auf den elterlichen Betrieb, der Wiesneth Mühle in Sambach bei Pommersfelden im Landkreis Bamberg, zurück, um dort ihre von drei auf zweieinhalb Jahren verkürzte Lehre zur Verfahrenstechnologin zu beginnen. „Jeder Mensch isst Brot oder Brötchen“, sagt Julia Wiesneth. Schon allein das mache den Reiz des Berufs aus. In der Wertschöpfungskette ist die Mühle dabei das zentrale Glied zwischen Acker und Brot, zwischen Landwirt und Bäcker. Als wäre es nicht außergewöhnlich genug, dass der Schwager der Ausbilder und der Vater der Chef ist, nein, Julia Wiesneth hatte noch allerhand andere ungewöhnliche Dinge während ihrer Lehrzeit zu bewältigen. Zum Beispiel die Berufsschule, die nächste ist in Stuttgart, und so musste sie regelmäßig zur Blockbeschulung nach Baden-Württemberg, wo es zwei Klassen mit jeweils 25 bis 30 Auszubildende gab. Daneben sorgte auch ein Praktikum in Köln für den notwendigen Blick über den Tellerrand. Vater Heinrich Wiesneth hatte die Mühle 1980 zusammen mit seiner Frau Barbara übernommen. Die Wiesneth Mühle verbinde fast 300 Jahre Familientradition mit modernster Mühlentechnologie. Ursprünglich geht die Mühle sogar bis in das 13. Jahrhundert zurück. „Unser Bestreben war es von Anfang an, den Betrieb ständig zu modernisieren und den Fortbestand der Mühle als Familienunternehmen zu sichern“, so Heinrich Wiesneth. Seine Philosophie ist es, hochwertiges Mehlgetreide aus der Region in die besten Mehle zu verarbeiten. Durch leistungsstarke Getreideannahme und die Einlagerung je nach Qualität in über 100 Silozellen werde durchgehend hohe Qualität gefertigt. Für die Vermahlung stehen modernste Mahlanlagen zur Verfügung, im eigenen Labor werde die Qualität mit anerkannten Prüfgeräten regelmäßig kontrolliert. Eine große Mehlsiloanlage mit Verladung und eigenem Fuhrpark ermöglicht es darüber hinaus, alle Kunden kontinuierlich und flexibel bedienen zu können. Das Thema Ausbildung ist für den Chef ein extrem wichtiges Thema, wenngleich auch er feststellen muss, dass die Zahl geeigneter Bewerber rückläufig ist. Der Markt der Fachkräfte ist leergefegt, also liege es nahe, sich seine eigenen Fachkräfte auszubilden. Julia Wiesneths Schwester Luisa ist eine der aktuellen Auszubildenden. Für Julia ist es mittlerweile ein wichtiges Anliegen geworden, ihren Beruf bekannt zu machen. Immer wieder stoße sie auf extreme Unkenntnis. Dabei sei der Beruf doch einer der vielfältigsten überhaupt. „Mehl ist viel mehr als ein weißes Pulver“, sagt Julia Wiesneth. Man könne damit so viel anstellen und Vater Heinrich Wiesneth ergänzt: „Der Beruf des Müllers ist hochinteressant und gehört technisch zu den anspruchsvollsten überhaupt.“ Bild: Jede Menge Technik ist notwendig, damit am Ende das kostbare Mehl gewonnen werden kann: Landessiegerin Julia Wiesneth aus Sambach bei Pommersfelden im Landkreis Bamberg. Traumberuf und Hobby zugleich / Elektriker Tobias Müller aus Schwarzenbach am Wald ist Landessieger im Berufswettbewerb des deutschen Handwerks
Blitzschutz und Breitbandkommunikationsanlagen, Empfangsanlagen und Energieversorgung, Schalt- und Steuereinrichtungen: Das und vieles mehr gehört zur Angebotspalette des Elektrounternehmens und man glaubt dem Landessieger sofort, dass er alles gerne macht und dass sein Hobby der Beruf ist. Gerade die Abwechslung ist ihm wichtig. Auch beim Einsatzort, mal ist er auf Baustellen im Hofer Landkreis unterwegs, mal montiert er Dialyseanlagen in Freiburg oder Pirmasens. Mal ist die Arbeit eher körperlich, mal geistig eine Herausforderung. Für Tobias Müller ist der Elektriker ein Traumberuf. Schon früh hat sich Tobias Müller für alles Elektrische interessiert. „Kleinere Geräte habe ich schon früh auseinandergenommen und meistens auch wieder zusammengebaut“, erklärt er augenzwinkernd. Da war es fast schon ein logischer Schritt, dass er nach seinem Realschulabschluss ein Praktikum in einem Unternehmen der Elektrotechnik absolvierte. Weil sein Pate bei Elektro Richter tätig ist, entschied er sich dann auch für das Unternehmen, das seinen Sitz in Lippertsgrün hat. Heute gefällt es ihm dort sogar noch besser als am ersten Tag, so gut, dass er auch weiterhin dort bleiben wird. „Tobias ist fachlich wie menschlich top“, lobt ihn sein Chef, Betriebsleiter und Gesellschafter Werner Richter. Das Thema Ausbildung spielt bei Elektro Richter eine große Rolle: „Wir bilden jährlich aus und suchen stets engagierte Lehrlinge“, sagt Werner Richter. Das komplette Unternehmen bestehe heute fast komplett aus selbst ausgebildeten Kräften. Pro Jahr kommt der Betriebsleiter auf drei Auszubildende, erst in den zurückliegenden zwei Jahren seien es weniger geworden, aktuell nur ein Azubi im ersten Lehrjahr, zuvor waren es immerhin noch zwei. „Der Fachkräftemangel mache sich über die Lehrlinge bemerkbar“, stellt Werner Richter nüchtern fest. Dabei hält er bereits jetzt massiv dagegen. So zum Beispiel dann, wenn er in Schulen geht, seinen Betrieb vorstellt und über den Beruf des Elektrikers informiert. Dort erklärt er dann auch, dass die Firma Elektro Richter kurz nach dem Krieg von Werner Richters Vater Adolf gegründet wurde. Zunächst beschäftigte man sich mit Radios und allerlei Kleininstallationen und hatte damit großen Erfolg. Anfang der 1980er Jahre übernahmen dann Werner Richter und sein Bruder Willi Richter das Unternehmen. Die nächste Generation steht bereits in den Startlöchern, denn Sohn Daniel ist auch Elektromeister und als solcher bereits für die Ausbildung zuständig. Auch heute noch ist das Unternehmen mit mittlerweile rund 50 Beschäftigten für Privatleute, Unternehmen sowie für die öffentliche Hand tätig. „Uns ist kein Auftrag zu klein“ sagt Werner Richter. Eine alles andere als kleine Nische hat sich Elektro Richter dennoch mit dem Bereich Medizintechnik geschaffen: „Hier sind wir in ganz Deutschland tätig und haben uns einen guten Namen erarbeitet.“ Als Elektriker musste sich auch Tobias Müller seinen Landessieg im Berufswettbewerb hart erkämpfen. Schon für den Bezirkssieg sei eine eigene Prüfung mit Fachgespräch notwendig gewesen. Den Landessieg holte er sich dann in Straubing, wo anspruchsvolle Messungen und umfangreiche Programmierungen durchgeführt werden mussten. Schon Betriebsleiter Werner Richter hatte es im Jahr 1977 zum Bezirkssieger gebracht. Heute ist er als Innungsmitglied öffentlich vereidigter Sachverständiger und VdS-Sachverständiger. VdS steht dabei für Verband der Sachversicherer im Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft. In rund 100 Berufen waren heuer die besten Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken gegeneinander angetreten, um die jeweils Besten ihres Berufs zu ermitteln. Mit elf Landessiegern, sechs Landeszweiten und vier Landesdritten haben die oberfränkischen Junghandwerker auch diesmal wieder hervorragend abgeschnitten. Bild: Betriebsleiter und Gesellschafter Werner Richter (links) sowie Sohn Daniel Richter (rechts) sind stolz auf Tobias Müller, der Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks wurde und der damit als bester Elektriker Bayerns in der Fachrichtung Energie und Gebäudetechnik gilt. Bewahren für die Zukunft / Die Steinmetz- und Steinbildhauerin Cecile Verry aus Bamberg ist Bundes- und Landessiegerin im Berufswettbewerb des Handwerks
Die junge Französin hatte in Dijon ihr Abitur gemacht und in Lyon drei Jahre lang Kunst und Design studiert. „Ich wollte mich aber nicht nur mit Papier beschäftigen, ich wollte Aktion“, sagt die 24-Jährige. Neben dem Wunsch nach etwas praktischem, war auch das Verlangen nach Veränderung da und so machte sie sich im Internet auf die Suche nach ihrer Zukunft. Aus reinem Zufall landete sie in Bamberg, bei der Firma Monolith Bildhauerei- und Steinrestaurierung GmbH von Christoph Mai und Roland Heimbach. Aus einer erfolgreichen Arbeitsgemeinschaft von Steinmetzen und Restauratoren an der Kaskade des Schlosses Seehof bei Bamberg wurde das Unternehmen, das sich ausschließlich auf die Restaurierung konzentriert, 1989 gegründet. Seit mehr als 25 Jahren steht der sensible Umgang mit steinernen Kulturgütern im Mittelpunkt der Tätigkeit. Ob Berliner Dom oder Dresdner Zwinger, ob Ostchor der Nürnberger Lorenzkirche oder das Christiansportal der Kulmbacher Plassenburg: Monolith aus Bamberg war und ist überall beteiligt und hat nicht selten Preise für die hohe Restaurierungsqualität abgeräumt. Etwa den Peter-Parler-Preis der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, eine Art Oskar der Branche. Cecile Verry war vom Umgang mit Stein von Anfang an begeistert. Bamberg als Stadt gefiel ihr auch ganz gut und so zog sie in die Domstadt um hier ihre Lehre zu absolvieren. Etwas Eigenes zu schaffen, das Ergebnis der Arbeit sofort zu sehen, einen Arbeitsprozess zu begleiten, das alles seien die schönen Dinge am Beruf des Steinmetz. Nur Grabsteine oder Hausfassaden herzustellen, das wäre nicht ihr Ding gewesen, zumal sie sich auf für die Historie der jeweiligen Objekte interessiert. So wie bei ihrem Gesellenstück, das ihr schließlich auch den Landessieg bescheren sollte: ein Maßwerk, ein Fragment eines gotischen Spitzbogens. „Bei jedem Projekt, ob im sakralen, öffentlichen oder auch privaten Bereich, erstellen wir ein individuell abgestimmtes Restaurierungskonzept und wählen geeignete Materialien und Methoden für die fachgerechte Umsetzung“, sagt Christoph Mai. Der intensive Kontakt zu Denkmalpflege, Architekten, Kunsthistorikern, Forschung und Herstellerfirmen sorge für aktuelles Wissen, neueste Methoden und so für eine ständige Qualitätssicherung. „Naturwerksteine sind einfach Baustoffe jenseits der DIN-Norm und benötigen eine individuelle Behandlung, sorgfältige Untersuchung, Dokumentation und spezielle Kenntnisse für die Konservierung und Restaurierung“, so Christoph Mai. Die 1995 neu in Bamberg errichtete Werkstatt biete alle Möglichkeiten und die idealen Rahmenbedingungen für die Konservierung und Restaurierung hochwertiger Objekte. Momentan arbeitet bei Monolith ein Team aus insgesamt rund 45 Restauratoren, Bildhauern, Steinmetzmeistern und Gesellen. Dazu kommen Auszubildende und Praktikanten, die den traditionsreichen Beruf des Steinmetz erlernen oder sich in einem ein jährigen Praktikum auf das Fachhochschulstudium der Restaurierung vorbereiten. Seit 1989 bietet Monolith jährlich zwei Ausbildungsplätze im Steinmetzhandwerk an. „Damit sichern wir unseren eigenen Nachwuchs“, sagt Christoph Mai. In der dreijährigen Ausbildung werden sowohl manuelle Techniken, als auch maschinell gestütztes Arbeiten am Naturstein vermittelt. Daneben werden handwerkliche Fähigkeiten in der Steinrestaurierung erlernt. Nach Beendigung der Lehrzeit besteht die Möglichkeit sich innerbetrieblich und anderweitig weiter zu qualifizieren. Viele der bisherigen Auszubildenden seien dem Betrieb treu geblieben. Cecile Verry wird allerdings nur noch eine gewisse Zeit dazugehören. Sie plant langfristig die Rückkehr in ihre französische Heimat In rund 100 Berufen waren heuer die besten Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken gegeneinander angetreten, um die jeweils Besten ihres Berufs zu ermitteln. Mit elf Landessiegern, sechs Landeszweiten und vier Landesdritten haben die oberfränkischen Junghandwerker auch diesmal wieder hervorragend abgeschnitten. Bild: Landes- und Bundessiegerin Cecile Verry und Geschäftsführer Christoph Mai restaurieren gerade in der Bamberger Monolith-Werkstatt das steinerne Stadtwappen von Ellingen. Handwerkliche Begabung und Sinn für das Schöne / Silberschmied Matthias Schmidt aus Bamberg ist Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks
2011 legte der Bamberger sein Abitur am Clavius-Gymnasium ab. Ein Studium sei nicht so recht sein Ding gewesen, also versuchte er es erst einmal mit zwei Praktika: eines in einer Antiquitätenwerkstatt, das zweite in der Silberschmiede von Andreas Schwarzl. Mit dem Chef und Ausbilder habe er sich von Anfang an gut verstanden und die vielfältigen Tätigkeiten hätten von Beginn an großen Spaß gemacht. Immer etwas anderes, nie das gleiche hintereinander, das seien Merkmale des Berufs, die ihn sofort angesprochen haben. Hier gelte es die unterschiedlichsten Problemstellungen zu lösen und mit den verschiedensten Materialien zu arbeiten. Wenn der Beruf des Silberschmieds auch ein rein handwerklicher ist, so spiele trotzdem immer auch der künstlerische Aspekt eine wichtige Rolle. Etwa beim Gesellenstück, einer selbst entworfenen und realisierten modernen Zuckerdose, die ihm den Landessieg gebracht hat. In der Werkstatt von Andreas Schwarzl werden in erster Linie kirchliche Gerätschaften restauriert und angefertigt. Eine Taufgarnitur für eine adelige Familie kostete schon mal 250 Stunden Arbeit, ihr Wert liegt im fünfstelligen Bereich. Aber auch der Altartisch mit Ambo und Sedilien (die Sitze im Altarraum) der Straubinger Karmeliterkirche stammen aus der Bamberger Silberschmiede, genauso wie unzählige barocke Kelche oder Glocken. Aber auch Privatleute finden neben Antiquitätenhändlern oder angesehenen Künstlern immer wieder den Weg in die kleine Werkstatt unterhalb der Oberen Pfarre am Kaulberg in Bamberg. Sie bringen vor allem Leuchter, Tafelsilber, Musikinstrumente, meist Teile davon, wie etwa Mundstücke zur Veredelung, oder auch schon mal den Schalltrichter eines Grammophons. Früher habe es über 2000 Silberschmiede in Deutschland gegeben heute seien es nur mehr um die 50. „Der Bedarf für schöne Dinge ist geringer geworden“, sagt Andreas Schwarzl. In Oberfranken ist er wahrscheinlich der einzige echte Silberschmied. Der nächste ist in Würzburg tätig. Eine richtige Blüte des Handwerks habe es im 17. Und 18. Jahrhundert gegeben. Trotzdem kämen immer wieder junge Leute, die ein Praktikum machen möchten. Meist sind sie durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf Andreas Schwarzl und seine Werkstatt aufmerksam geworden. Handwerklich begabt müsse man schon sein, und den Sinn für das Schöne haben, gleichzeitig ist der Silberschied aber auch ein schwerer, manchmal schmutziger Beruf. Wie es für Matthias Schmidt weitergeht, weiß er noch nicht so genau. Momentan zwingt ihn eine Verletzung an der Hand zum Pausieren. Sicher ist jedoch, dass Andreas Schwarzl für das kommende Lehrjahr wieder einen Auszubildenden sucht. Die Lehrzeit dauert in der Regel dreieinhalb Jahre. In rund 100 Berufen waren heuer die besten Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken gegeneinander angetreten, um die jeweils Besten ihres Berufs zu ermitteln. Mit elf Landessiegern, sechs Landeszweiten und vier Landesdritten haben die oberfränkischen Junghandwerker auch diesmal wieder hervorragend abgeschnitten. Bild: Silberschmied Matthias Schmidt (links) ist Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks. Gelernt hat er in der traditionsreichen Werkstatt von Andreas Schwarzl in Bamberg.
Integration über Bildung und
Ausbildung /
Noch im zurückliegenden Sommersemester hatte die Universität Bayreuth begonnen, Deutschkurse anzubieten. Das soll im neuen Semester fortgesetzt werden. Den Flüchtlingen wird dabei die Gasthörergebühr erlassen. Nach den Worten von Präsident Leible sei das Angebot auch angenommen worden, bis aus Lichtenfels seien Teilnehmer gekommen. Die Kosten der Anreise, also Bahn- und Bustickets hätten großzügig der Universitätsverein und die Rotary-Clubs übernommen. Ein weiterer Punkt für die Uni soll es jetzt sein, herauszufinden, welcher Flüchtling tatsächlich studienberechtigt ist. Sofern dies gelingt, sollen die jungen Leute auf ein Studium in Bayreuth vorbereitet werde, so dass sie sich spätestens in einem Jahr regulär einschreiben könnten. Um die Verwaltungsverläufe zu vereinfachen wurde mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Helene Steigertal eine eigene Flüchtlingsbeauftragte als Ansprechpartnerin an der Uni eingesetzt. Ebenfalls um die Sprache geht es bei den geplanten Crashkursen „Deutsch als Fremdsprache“ für alle Lehrer oberfränkischer Schulen. Schon heute hätten viele Lehrer Flüchtlinge in ihren Klassen und wüssten nicht, wie sie damit umgehen sollen. Da setzt der Kurs an, der an zehn Wochenenden hintereinander stattfinden soll. Allerdings stehe die Finanzierungszusage des Kultusministeriums noch aus. Daneben gibt es ein neues Angebot des Hochschulsports speziell für Flüchtlinge zwischen 18 und 30 Jahren, auch ein eigenes Fußballturnier soll im Herbst veranstaltet werden.
Zehn Prozent der Studenten kommen aus der Stadt Bayreuth, 23 Prozent aus dem restlichen Oberfranken und aus der Oberpfalz. Weitere 23 Prozent kommen aus dem übrigen Bayern, 38 Prozent aus dem übrigen Bundesgebiet und sechs Prozent aus dem Ausland. Die signifikantesten Zuwächse verzeichnete die Hochschulleitung beim Bachelor Betriebswirtschaftslehre, gefolgt von Informatik und Biologie. Auch drei neue Studiengänge gibt es: einen für Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften, ein weiterer trägt den Namen „Geschichte, History, Histoire“. Von der Antike bis zur Gegenwart werden die Studierenden sich hier in Zukunft mit europäischer und globaler, aber auch mit lokaler, regionaler und nationaler Geschichte auseinandersetzen können. Der Name des neuen Masterstudiengangs der Fachgruppe Geschichte sei bewusst dreisprachig angelegt worden, um den Studiengang auch international platzieren können.
Auch organisatorisch gibt es eine Neuigkeit: Während es bisher drei Vizepräsidenten für Forschung, für Lehre und für internationale Angelegenheiten gab, ist mit Torsten Eymann (Bild links) jetzt ein vierter Vizepräsident für den Bereich Informationstechnologie und Entrepreneurship (Unternehmertum) dazugekommen. Eymann ist seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und seit 2009 Präsident des Betriebswirtschaftlichen Forschungszentrums für Fragen der mittelständischen Wirtschaft. High Tech für Industrie, Handwerk und Kommunen / Maximale Leistung und minimaler Verschleiß: Nils Weinschenk und Theo Bremmer haben vor einem halben Jahr den Industriedienstleister DWI-Service Süd übernommen
DWI steht für „Dichtung, Wartung, Instandhaltung“. Konkret bedeutet das, DWI liefert als Fullservice-Unternehmen Systemlösungen in den Bereichen Pumpentechnik, Dichtungstechnik, Hydraulik und Pneumatik. Von Mitbewerbern hebt sich das Unternehmen damit ab, dass es nicht nur Pumpen oder Dichtungen liefert, sondern auch einbaut, wartet und vor allem optimiert. „Wenn schon etwas kaputt geht, dann soll es nachher besser sein, als vorher“, sagt Theo Bremmer. „Unsere Berater kennen den Markt und realisieren frei von Herstellerbindungen kosteneffiziente Systemlösungen“, erklärt Nils Weinschenk. Manchmal lasse sich durch kompatible Elemente Geld sparen, manchmal scheiden gerade günstige Angebote wegen frühzeitigem und teurem Ersatzteilbedarf aus. „Wir sind auch in der Lage, die Rentabilität von Anlagen mit Hilfe von Optimierungsprogrammen, mit Know-how und tatkräftigem Service zu steigern“. Eine höhere Wirtschaftlichkeit folge auch aus leistungsstarken Produkten. Das alles werde gerade vor höheren Auflagen und sich einer immer mehr verändernden Gesetzeslage wichtiger. Unternehmen seien gezwungen, Immissionen zu reduzieren, den Energieverbrauch zu drosseln und effizienter zu arbeiten. Vollen Service, den bietet DWI deshalb auch in dem Bereich der Wartungstechnik. Das Angebot geht weit über den Produktverkauf hinaus und reicht bis zu individuellen Verträgen, die zum Beispiel im Bereich Kühlschmierstoffservice die Beratung und Überwachung, das Nachfüllen, Wechseln, Reinigen, Recyceln und Entsorgen umfassen. Die regelmäßige Wartung durch die DWI-Spezialisten fördert sowohl die maximale Laufzeit aller Maschinen, als auch eine kontinuierlich präzise Produktion. Das Unternehmen selbst versteht sich als leistungsstarken Partner der Industrie, des Handwerks und der Kommunen in Bayern, Thüringen und Sachsen. Kunden sind das Who-Is-Who der Wirtschaft in der Region wie Siemens in Erlangen, Michelin in Hallstadt, Raps in Kulmbach, Brose in Bamberg und Coburg und British-American-Tobacco in Bayreuth. Auch kommunale Wasserwerke, Krankenhäuser und Kläranlagen gehören dazu wie etwa die Kliniken in Bayreuth und Kulmbach, die Stadtwerke Bamberg und Lichtenfels und der Abwasserzweckverband Kronach. Zu den Schwerpunkten gehören Unternehmen der Papierindustrie, der Holzwerkstoff- und der Stahlindustrie. Speziell dort, wo in rotierenden Aggregaten ein höherer Verschleiß und erhöhte Drücke auftreten, sagt Nils Weinschenk. Zur Firmenphilosophie gehört aber vor allem auch die kontinuierliche Verbesserung sämtlicher Vorgänge. „Wir setzen auf eine langfristige und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Mitarbeitern. „Qualität ist, wenn die Kunden zurückkommen und nicht die Ware.“ Die Historie des Unternehmens reicht zurück bis in das Jahr 1974 und ist eng mit dem US-Unternehmen Chesterton, dem führenden internationalen Anbieter von industriellen Systemen, verbunden. Chesterton ist nicht nur Hauptlieferant der DWI, die DWI ist unter den 165 Chesterton-Vertragshändlern in Europa einer der Leistungsträger. Und sowohl Nils Weinschenk, als auch Theo Bremmer waren vorher bei Chesterton beschäftigt. Weinschenk zuletzt als Senior-Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Bremmer unter anderem als Verantwortlicher für die Aus- und Weiterbildung. Bereits 1974 schloss das Vorgängerunternehmen Leupold in Bayreuth einen Vertrag mit Chesterton. Jahrzehntelang organisierten das Unternehmen Leupold und seine Nachfolgeunternehmen bis hin zur DWI den Vertrieb von Pumpen und Hydraulik in der Region. Neben Oberfranken und der Oberpfalz gehörten ab 1990 auch Sachsen und Thüringen zum Vertragsgebiet. 1995 wurde die Firma Leupold durch die holländische Kramp‐Gruppe übernommen. Drei Jahre später wurde die Chesterton-Abteilung in die neugegründete Firma KinTec (Kramp‐Industrie‐Technik) integriert. 1999 ging schließlich KinTec GmbH an die DWI- Service und der Firmensitz zog vorübergehend nach Thurnau. Bedingt durch die positive Geschäftsentwicklung mit steigenden Umsätzen wurde 2003 der Erwerb eines neuen Firmengebäudes in Weidenberg mit wesentlich größeren Büro‐ und Werkstattflächen notwendig. Als Nils Weinschenk und Theo Bremmer davon hörten, dass der Betrieb Weidenberg vom damaligen Inhaber verkauft werden soll, hätten sie sich gedacht: „Was liegt näher, als einen bereits existierenden und erfolgreichen Chesterton-Partner selbst zu übernehmen“. 2015 kauften sie die DWI-Service‐Süd über eine eigen gegründete Beteiligungsgesellschaft. Bild: Geld sparen durch Optimierung: Nils Weinschenk (rechts) und Theo Bremmer in einer der Weidenberger Firmenhallen „Noch besser als erwartet“: Am 1. September startet das neue Ausbildungsjahr Gute Chancen für unversorgte Bewerber - Schnellstens bei den Kammern oder bei der Arbeitsagentur melden
Schon im Jahr 2011 hatte sich die Situation gedreht: Bis dahin gab es stets mehr Bewerber als Stellen, dann wurde aus dem Ausbildungsmarkt ein echter Markt, mit mehr offenen Stellen als Bewerbern. Wenn trotzdem nicht jeder angebotene Ausbildungsplatz besetzt werden kann, dann liegt das daran, dass Angebot und Nachfrage nicht immer so leicht zusammenzubringen sind. „Fast 20 Prozent der Schulabgänger sind nicht ausbildungsfähig“, sagt Bernd Rehorz. Zum einen gebe es riesige Wissenslücken, zum anderen fehlten soziale Kompetenzen, wie Höflichkeit oder Pünktlichkeit. „Da muss dringend nachgebessert werden“, so der IHK-Verantwortliche. Darüber hinaus ist es, wie in vielen anderen Fällen auch, der demographische Wandel, der sich in Oberfranken bemerkbar macht. Soll heißen, es gibt einfach weniger Schulabgänger, im Osten des Regierungsbezirks sogar deutlich weniger. „Der Raum Bamberg/Forchheim brummt, während es im Frankenwald halt nicht so toll aussieht“, so Rehorz. Er stellt auch fest, dass die Betriebe noch mehr als früher für sich ausbilden. Die Übernahmequote liege mittlerweile bei fast 70 Prozent, noch vor zehn Jahren seien es rund 60 Prozent gewesen. An der Spitze der Wunschberufe im Bereich Industrie und Handel liegen nach den Worten des Abteilungsleiters der Industriekaufmann gefolgt vom Einzelhändler/Verkäufer und vom Industriemechaniker. „Sorgenkinder“ unter den Berufen seien die Bereiche Gastronomie, Lagerlogistik und Berufskraftfahrer. Allerdings würden auch 13 Prozent der Ausbildungsverhältnisse abgebrochen, eine Zahl, die wenig aussagt, weil viele Jugendliche gleich mehrere Lehrverträge abschließen und dann zu den ungewünschten gar nicht erscheinen. Im Handwerk liege bei den Jungs der Kfz-Mechatroniker seit Jahren unangefochten an der Spitze, gefolgt vom Anlagenmechaniker und vom Elektroniker. Bei den Mädels sei es die Friseurin, gefolgt von der Fachverkäuferin und der Bürokauffrau. Auch hier gebe es „Problemberufe“ und das seien vor allem die aus dem Bereich Nahrungsmittel, wie Bäcker und Metzger.
Überschätzt werde das Thema der Studienabbrecher, sind sich die Verantwortlichen der beiden Kammern einig. „Sie kommen auf dem Ausbildungsmarkt unter“, so Bernd Rehorz. Peter Schirmer geht noch einen Schritt weiter und spricht von gut ausgebildeten und hervorragend motivierten Leuten, die man auch als Nachwuchsführungskräfte handeln könne. Allerdings gebe es gar nicht so viele Studienabbrecher, als dass sie das Fachkräfteproblem wirklich lösen könnten. Auch in der Arbeit mit Flüchtlingen sind die Kammern ganz vorne dabei. Die ersten Flüchtlinge seien bereits erfolgreich in entsprechende Projekte eingemündet, sagt Bernd Rehorz. Für unbegleitete Jugendliche gebe es an den Berufsschulen teilweise schon eigene Klassen. Die IHK plant außerdem eine Art „Kompetenzcheck“, damit die jungen Leute ihre Fähigkeit entdecken und richtig einschätzen können. Wichtig wäre allerdings das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und wichtig wäre auch die Umsetzung der „Drei-plus-zwei-Forderung“ durch die Politik. Das bedeutet, einer dreijährigen Lehrzeit sollte ein zweijähriges Bleiberecht folgen. Das wäre dann eine regelrechte Win-Win-Situation, bei dem sowohl der Betrieb, als auch der Flüchtling wirklich davon profitieren könnte. Wer jetzt noch keine Lehrstelle hat, aber gerne eine möchte und das möglichst schnell, dem raten Bernd Rehorz und Peter Schirmer Kontakt mit den Arbeitsagenturen oder mit den Kammern aufzunehmen. „Da ist noch Musik drin“, sagt Rehorz, denn die zurückgegebenen Lehrstellen landeten auch in den Kammern und dort könne man sie in der Lehrstellenbörse auch online einsehen. Was die Handwerkskammer betrifft, so könnten sich alle Interessierten eine kostenlose Lehrstellenapp aufs Smartphone laden.
Bilder: Forschung auf 3000 Quadratmetern – Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinnovation in Bayreuth eröffnet – Staatssekretär Pschierer: „Bayern ist Fraunhofer-Land“
„Willkommen in der Zukunft“, sagte Professor Rolf Steinhilper, der Leiter der neuen Projektgruppe. Das Bayerische Wirtschaftsministerium habe den Neubau im Jahr 2012 genehmigt. Neben dem personellen Wachstum der Projektgruppe, die seit ihrer Gründung 2006 personell um das Siebenfache gestiegen ist, sei vor allem das Forschungsthema „Regenerative Produktion“ ausschlaggebend gewesen, so Steinhilper. Es gehe längst um mehr als um die industrielle Produktion und Logistik. Den Unternehmen gehe es nicht mehr allein darum, ein Produkt zu verkaufen. Stattdessen erweiterten sie ihren Horizont und ihre Umsatzchancen auf das Service Engineering, also die Betreuung der Kunden mit Ersatzteilen und zusätzliche Dienstleistungen.
Vom zweiten Teil der Fraunhofer-Festspiele in Bayreuth sprach Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, nachdem erst vor wenigen Tagen eine weitere Fraunhofer Projektgruppe für Hochtemperaturleichtbau am Standort Wolfsbach eröffnet worden war. Als eines der wichtigsten aktuellen Projekte der Projektgruppe Prozessinnovation bezeichnete sie das Kfz-Service-Engineering, das Fraunhofer zusammen mit der Handwerkskammer betreibt und das unter anderem die Service-Prozesse in den Autowerkstätten verbessern soll. Das große Engagement von Fraunhofer zeige aber auch, dass der Forschungsstandort Bayreuth Zukunft habe und Perspektiven für die gesamt Region schaffe.
Bilder:
Fundamentale Veränderungen der
Energiewelt /
Der Unternehmer Mario Münch, Geschäftsführer und Gründer von Münch Energie, ist einer, der die Vorzüge des ländlichen Raumes längst erkannt hat. Soziale Strukturen, ein funktionierendes soziales Gefüge, eine hervorragende Lebensqualität und niedrige Lebenshaltungskosten, das alles gehört dazu, aber vor allem auch die Flächen, die der ländliche Raum bietet, und die für das Gelingen der Energiewende so wichtig sind. Münch selbst spricht von fundamentalen Veränderungen der Energiewelt und sieht darin die Chance für Oberfranken. Er selbst hat sie genutzt und am Ortsrand von Rugendorf auf einer Fläche von rund zweieinhalb Hektar den nach eigenen Angaben „energieeffizientesten Firmenstandort Deutschlands“ errichtet. 60 Mitarbeiter hat das Unternehmen aktuell, Tendenz steigend. Ein inhabergeführter mittelständischer Betrieb, wie man ihn sich nur wünschen kann, so Staatssekretär Füracker. Mit dem Thema Energie nehme sich Mario Münch einem der existenziellsten Themen der Gegenwart an. „Wir haben einen Lebensstil, der garantiert nicht zukunftsfähig ist“, warnte Füracker. „Wenn wir so weitermachen, gibt es die Menschen in 300 Jahren nicht mehr“, sagte der Staatssekretär. Deshalb sei ein Unternehmen, wie Münch Energie, das sich über gute Zukunftskonzepte Gedanken macht, so wichtig.
Auch Mario Münch sprach von ganz existenziellen Themen, die er zusammen mit seinen Mitarbeitern anpacken möchte. Münch rechnete vor, dass ein mittelständisches Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zehn Millionen und 3,4 Prozent Energiekosten pro Jahr 128000 Euro einsparen könne, wenn es vom Strom aus dem Netz auf selbst erzeugten Strom umsteigt. Münchs Rechnung liegt zugrunde, dass Strom aus dem Netz heute aktuell 18 Cent pro Kilowattstunde kostet, während selbst erzeugter Strom bei sieben Cent im Schnitt liegt. Ist erst einmal die Investition abbezahlt, dann koste der Strom praktisch gar nichts mehr. Münch Energie gilt als einer der größten dezentralen Energieversorger Deutschlands und zugleich einer der größten Installateure im Bereich der erneuerbaren Energien in Deutschland. Für Münch ist die Möglichkeit, selbst Energien zu erzeugen eine der fundamentalsten Veränderungen überhaupt. Am Beispiel des Übergangs vom Telefonapparat mit der Wählscheibe hin zum Smart-Phone binnen weniger Jahrzehnte machte er deutlich, dass neue Technologien immer wieder alte Technologien ablösen, denn neue Technologien würden irgendwann immer billiger und besser sein als die alten.
Bilder: Modellcharakter für ganz Deutschland / Technologieallianz Oberfranken: Vier Hochschulen wollen künftig zusammen die Region voranbringen – 44 Millionen Euro teure TAO-Zentren werden 2017 in Betrieb gehen
Laut Bauamt liegen die Kosten für den stattlichen Neubau bei 44 Millionen Euro. Die Technologieallianz wird damit erstmals eine richtige Adresse haben, sie lautet Campusring/Karolinenreuther Straße. Zur Technologieallianz haben sich alle vier oberfränkischen Universitäten und Hochschulen in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof zusammengeschlossen. Dabei soll es sich um einen neuen konzeptionellen Ansatz einer Hochschultyp-übergreifenden und themenorientierten Kooperation handeln. Im Bereich der Lehre liegen die Vorteile der Zusammenarbeit in den erweiterten Studien- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Es sollen zudem neue Lehr- und Studienangebote geschaffen und der Wissens- und Technologietransfer, einschließlich Weiterbildungsmöglichkeiten zwischen der Wissenschaft und der heimischen Wirtschaft, intensiviert werden. Die Forschungskooperationen der vier Partner konzentrieren sich dabei auf die gesellschaftlich relevanten Themenfelder Energie und Mobilität sowie auf die Querschnittstechnologien Werkstoffe, Informationstechnologie und Sensorik. Ein weiterer Schwerpunkt befindet sich mit dem Thema Gesundheit im Aufbau. Am Ende soll die neue Zusammenarbeit vor allem eines, der Wirtschaft in Oberfranken einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Künftig sollen sogar gemeinsame Studiengänge geplant sein, kündigte Wissenschaftsminister Spaenle an. Er bezeichnete es als zukunftsweisend, wenn das Potential junger Menschen durch derartige Hochschulverbünde gefördert werden kann. Nicht zuletzt gelte es dabei auch, dem Fachkräftemangel insbesondere im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) entgegenzutreten und vor dem Hintergrund des demographischen Wandels die Menschen in der Region zu behalten. Mit dem Bau des neuen TAO-Zentrums wird es gelingen, den Wissensstandort Oberfranken weiter zu stärken, sagte Universitätspräsident Leible. Mit dem neuen Gebäude werde die Universität Bayreuth einmal mehr zum Standort für Innovation und kreative Forschung. „Was hier entsteht hat große Bedeutung für die Stadt, für die Universität und für die gesamte Region“, sagte Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Das TAO-Gebäude sei aber auch ein sichtbares Zeichen dafür, was noch vor Jahren wenige für unmöglich gehalten haben, die fruchtbaren Zusammenarbeit aller vier Hochschulen und Universitäten im Regierungsbezirk. Christof Präg, der stellvertretende Leiter des Staatlichen Bauamts geht von der Fertigstellung des Bauwerks im Jahr 2017 aus. Bild: Der oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning, Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, Universitätspräsident Stefan Leible, Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle sowie Stefanie Lange und Christof Präg vom Staatlichen Bauamt haben den Grundstein für das neue Gebäude der Technologieallianz Oberfranken gelegt. Fränkische Braukultur 2.0: „Liebesbier“ für Bayreuth / Brauerei Gebrüder Maisel möchte Braukultur erlebbar machen - Richtfest für die Brauwerkstatt von „Maisel & Friends“
Mit der Brauwerkstatt soll nach Unternehmensangaben eine kleine Brauerei mit einem 25 Hektoliter-Sudwerk entstehen, in der Jeff Maisel zeigen möchte, wie facettenreich Bier im Rahmen des Reinheitsgebots sein kann. „Hier wird Braukultur erlebbar und handwerkliche Braukunst live gezeigt“, sagte Maisel. Gleichzeitig wird damit wieder ein Teil der alten Brauereigebäude unter der alten Abfüllerei und dem Brauereimuseum zum Leben erweckt, der zuletzt nicht mehr genutzt wurde. Jede Menge alter Sandstein sei bereits draußen, jede Menge Stahl sei neu verbaut worden, so Maisel. Die Kosten des ehrgeizigen Projekts wollte er auch auf Nachfrage nicht nennen.
„Wir haben lange Zeit geplant und getüftelt“, sagte Maisel. Im Winter soll es endlich soweit sein: die Brauwerkstatt wird die neue Heimat für „Maisel & Friends“. Einer neuen Linie von Edelbiersorten, die seit rund zwei Jahren auf dem Markt ist und Namen wie „Marc’s Chocolate Bock“ oder „Bavarian Ale“ trägt. „Mit diesem Herzensprojekt wollen wir die fränkische Braukultur erlebbar machen, eine Werkstatt für Brau-Experimente schaffen und handwerkliche Braukunst live zeigen.“ Dabei soll die neue Brauwerkstatt Versuchsküche und Braustätte zugleich sein. Die Werkstatt soll Raum für Kreativität und moderne Interpretationen klassischer Bierstile schaffen.
Bilder: „Wo die Wirtschaft stirbt, da stirbt der ganze Ort“ / IHK will Dorfwirtshäuser retten - Lehrstuhl für Kulturgeographie an der Universität Eichstätt stellte Studie zum Wirtshaussterben vor
Die schlechte Nachricht zuerst: 1980 hat es in den 2056 bayerischen Gemeinden noch rund 8000 Wirtshäuser in Bayern gegeben, heute ist mit rund 4000 Wirtschaften gerade einmal noch die Hälfte davon übrig. Anders gerechnet hat seit 2000 bundesweit jede dritte Kneipe geschlossen. Am meisten übrigens gar nicht in Bayern, sondern in Nordrhein-Westfalen, wo vor allem viele traditionelle Eckkneipen schließen mussten. Nicht überall ist der Rückgang gleichstark. Um München herum würden getränkeorientierte Betriebe sogar zunehmen, während in Teilen der Oberpfalz und Mittelfrankens der Rückgang am stärksten ausfällt. Auch für Oberfranken hatten die Wissenschaftler und Studenten für die Jahre 2006 bis 2011 Rückgänge, je nach Landkreis um fünf bis 30 Prozent errechnet. Anders bei speiseorientierten Wirtschaften. Hier sei der Rückgang nicht ganz so stark, für den Landkreis Forchheim errechneten die Macher der Studie sogar eine Zunahme. Die Gründe, auch das ist nichts neues, sind vielfältig: veränderte Konsumgewohnheiten, der demographische Wandel, eine immer weiter steigende Vereinsgastronomie, mangelnde Rentabilität, fehlende Nachfolger, gesetzliche Regelungen wie das Rauchverbot, strenge Hygiene- und Feuerschutzvorschriften, aber auch eine geringe Investitionsbereitschaft seitens der Wirte Was Professor Hopfinger und sein Lehrstuhl noch herausgefunden hatten, wussten die Oberfranken natürlich längst: Wirtshäuser sind Begegnung, Unterhaltung und Geselligkeit. Stammtische seien politische Meinungsbildner und überhaupt, das Wirtshaus ist die Schule des Lebens, denn Komasäufer gebe es in traditionellen Wirtschaften nicht. Deshalb auch der Schluss: „Wo die Wirtschaft stirbt, da stirbt der ganze Ort“.
Initiator Veit Pöhlmann war damit allerdings nicht so recht zufrieden. Ihm ging es gar nicht so sehr um die Wirthäuser in den Gemeinden, sondern um die Wirtschaften in den kleinen Ortschaften, den Ortsteilen. Dort die Wirtshäuser zu erhalten bedeute Lebensqualität. Das werde nicht funktionieren, gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, widersprach ihm Professor Hopfinger. Wörtlich sagte er: „Wir können nicht in jedem Kaff ein Wirtshaus erhalten.“ Nicht einverstanden war Pöhlmann auch mit der Aussage, dass der Preis die Menschen lockt. Er habe das Seidla Bier bis vor kurzem noch für 1,50 Euro und die Brotzeit für drei Euro angeboten und sei trotzdem längst nicht immer voll besetzt gewesen. Mittlerweile habe aber auch er die Preise angezogen. Was Pöhlmann außerdem forderte, war eine Ausbildung für angehende Wirte. Der bisher zweistündige IHK-Lehrgang reiche dafür nicht aus. Und immer wieder blitzte auch leise Selbstkritik auf: teilweise hätten es die Wirte versäumt, die Gastronomie so attraktiv zu machen, dass auch die jungen Leute wieder kommen, sagte ein Diskussionsteilnehmer. „Wenn ein Wirt keine Ideen mehr hat, dann hat er auf dem heutigen Markt auch keine Chance mehr“, so der Ehrenkreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Günther Limmer von der Hagleite in Kulmbach.
Bilder: Strom geben statt Gasfuß / 1. Zukunftsforum E-Mobility soll Unternehmer und Privatleute für Elektroautos begeistern – Flächendeckendes Netz an Ladesäulen lässt noch auf sich warten
Vorteile gäbe es genug. Zum Beispiel, dass jeder Fahrer eines Elektromobils seine Tankfüllung schon bald gratis bekommen könnte, bei Aldi etwa während des Einkaufs oder auch bei Ikea. „Sie verschenken den Sprit natürlich nicht aus christlicher Nächstenliebe“, so Mario Münch, Geschäftsführer und Gründer von Münch-Energie. Kunden möchten die Unternehmen damit anlocken. Strom für 100 Kilometer in 30 Minuten während des Einkaufs, das gebe es jedenfalls bei Amazon nicht. Überhaupt sieht Münch in der Elektro-Mobilität einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel: „Fortbewegung wird zum Nebenprodukt“. Das Auto könnte auch zur rollenden Batterie werden, indem es entweder (natürlich regenerativen) Strom tankt oder Strom abgibt, während der Zeit, in der es herumsteht und das sind rund 90 Prozent des Tages.
Ähnliche Erfahrungen wie Maierhofer hatte auch Günther Neuberger von der Regierung von Oberfranken gemacht. Er kritisierte vor allem die vielen Falschparker, die E-Ladesäulen in den Parkhäusern blockieren. Auch er sprach von einem Teufelskreis: „Wegen des zu geringen Angebots an Ladesäulen gebe es zu wenig Elektroautos und wegen der geringen Anzahl an Elektroautos gebe es zu wenig Ladesäulen.“ Doch das soll sich ändern. Gemeinden hätten die Möglichkeit mit Hilfe von Städtebaufördermitteln Ladestationen zu errichten, bei öffentlichen Standorten sogar mit bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten. Der Gesetzgeber argumentiere dabei vor allem mit einer Steigerung der Lebensqualität durch weniger Feinstaub-, Abgas- und Lärmemissionen.
Besitzer und Fahrer von Elektroautos kommen jedenfalls regelmäßig ins Schwärmen. Von einem ganz anderen Fahrgefühl ist die Rede, vom Stromgeben statt vom Gasfuß, die ausbleibenden Motorgeräusche irritierten anfangs noch und die ruckfreie Beschleunigung überzeugt. Im Landkreis Kulmbach scheint man dies längst erkannt zu haben, denn laut Landrat Klaus Peter Söllner liegt der Landkreis mit seinem Anteil an Elektro- und Hybridfahrzeugen gemessen am gesamten Fahrzeugbestand Oberfrankens über dem Durchschnitt des Regierungsbezirks.
Bilder:
Agrar- und Technikstandort am Hafen /
Nach rund einem Jahr Bauzeit konnte die BayWa jetzt gleich doppelt feiern: Im neuen Glanz erstrahlen der ausgebaute Agrarbetrieb und das neue Technik-Servicezentrum für ganz Franken mit einem internationalen Gebrauchtmaschinenzentrum. Mit einer Neuinvestition in Höhe von sechs Millionen Euro habe die BayWa den Hafenstandort langfristig gestärkt, sagte der für Ober- und Mittelfranken zuständige Agrar-Spartengeschäftsführer Peter May. „Vieles, was wir jahrelang als Vision gesehen hatten, konnte jetzt verwirklicht werden“, so May. Auch die Sparte Technik sei in Bamberg komplett neu aufgestellt worden, um mit einer neugebauten Werkstatt den modernsten technischen Anforderungen nachzukommen, so der für ganz Franken zuständige Technik-Geschäftsführer Günter Schuster. Das neue international ausgerichtete Gebrauchtmaschinenzentrum verfüge über große Präsentationsflächen, sowohl überdacht als auch im Freien. Herzstück ist nach den Worten von Günter Schuster die neue Ausstellungshalle, die künftig immer sonntags geöffnet hat. Für das Agrargeschäft seien eine Düngermischanlage samt Absackung für Big-Bags sowie ein neuer Gartenfachmarkt und Büroräume für den Vertrieb eingerichtet worden. Zudem gebe es weitere Lagerkapazitäten für Dünger und ein überregionales Folienlager Durch die Neuinvestitionen in den Agrar- und Technikstandort seien insgesamt acht Arbeitsplätze an der Hafenstraße hinzugekommen, so dass die BayWa an der Hafenstraße allein 90 Beschäftigte hat. Im neuen Technik-Servicezentrum seien auch die Verwaltung und die zentrale Disposition der BayWa für Franken angesiedelt. Dabei setze man auf modernste digitale Technik, um das Vertriebspersonal direkt online zu vernetzen und Kundenbestellungen noch schneller abwickeln zu können. An der neuen Fassade des Gebäudes liefere eine Photovoltaikanlage bis zu 70 Prozent des Strombedarfs.
Zum Eröffnungswochenende vom 19. bis 21. Juni erwartet alle Besucher ein umfangreiches Programm. Es gibt eine große Landmaschinenschau und die Möglichkeit, die neuen Räumlichkeiten zu besichtigen. Zudem werden Ausstellungen und Vorführungen für Forsttechnik, Kommunaltechnik, Melkmaschinentechnik, Innenwirtschaft, Lenksysteme sowie Kleinmotoristik für Haus, Hof und Forst angeboten. Alle in Bamberg vertretenen Sparten der BayWa beteiligen sich an dem Eröffnungswochenende. So werden mehrere Fachvorträge im Festzelt angeboten. Highlights sind am Samstag die Neuvorstellung des Fendt Vario S4 und eine Live-Versteigerung von Fachbedarf-Artikeln. Am Sonntag wird eine weitere Live-Versteigerung für Maschinen angeboten. Die Öffnungszeiten am Eröffnungswochenende sind: Freitag, 19. Juni, und Samstag, 20. Juni, jeweils von 8 bis 17 Uhr. Sonntag, 21. Juni, ist von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Verkauf und Beratung gibt es allerdings nur am Freitag und am Samstag.
Bilder: Handwerk auf solidem Fundament / 16000 Teilnehmer in beruflichen Bildungsmaßnahmen in Oberfranken - Vollversammlung: Handwerk unterstützt motivierte Flüchtlinge
Dank des milden Winters habe sich die Geschäftslage der Bau- und Ausbauhandwerke weiterhin als überdurchschnittlich präsentiert und im Vergleich zum vergangenen Jahr sogar noch zulegen können. Weiterhin unbeeindruckt von den internationalen Krisen zeigten sich die Zulieferer und die Betriebe des gewerblichen Bedarfs. Verbessern konnten sich im Vergleich zum Vorjahr auch die Nahrungsmittelhandwerke. Verhalten sei dagegen die Lage im Kraftfahrzeughandwerk. Hier habe sich die Stimmung aufgrund von Auftragsrückgängen und sinkenden Umsätzen leicht eingetrübt. Leichte Einbußen meldeten die Gesundheitshandwerke, saisonbedingt müssten schließlich auch Friseure und Kosmetiker auf einen schwachen Jahresbeginn mit unterdurchschnittlicher Kapazitätsauslastung zurückblicken. Die gesamtwirtschaftliche Situation bezeichnete der Präsident als überaus positiv. Dies liege am niedrigen Ölpreis, am günstigen Euro, am starken Export und am privaten Konsum. „Doch wir alle wissen: Das wird nicht endlos so weitergehen“, sagte Zimmer. Jetzt sei die Zeit, dafür zu sorgen, dass unser Land für die Zukunft so gut wie möglich aufgestellt ist. Die Politik müsse beweisen, dass sie bereit sei, die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft mit zu gestalten. Mit gutem Beispiel voran gehe das Handwerk in Oberfranken, was das Topthema Asyl und Flüchtlinge angeht. Internationale Krisen hätten zu einer deutlichen Zunahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen geführt. Aktuell gebe es in Oberfranken rund 5200 Asylbewerber, die auf eine Entscheidung über ihren Antrag warten. Diese Menschen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren sollte auch als Chance verstanden werden, zumal der Bedarf an Fachkräften bedingt durch den demographischen Wandel in den kommenden Jahren ständig zunehmen wird. „Mit ist natürlich bewusst, dass die Gewinnung von Flüchtlingen für eine Ausbildung im Handwerk unseren Lehrlingsmangel nicht allein lösen kann“, sagte Zimmer. Aber junge und motivierte Jugendliche, die als Flüchtlinge zu uns kommen, seien ein Baustein unseres Nachwuchskonzeptes. So unterstütze die Kammer Flüchtlinge und Asylbewerber im Rahmen eines Berufsintegrationsjahres in Kooperation mit der Berufsschule in Bamberg dabei, sich auf eine Ausbildung vorzubereiten und den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden. Aktuell befänden sich in der von der Kammer betreuten Klasse 14 Jugendliche unter anderem aus Afghanistan, Somalia und Äthiopien. Neben den Vorbereitungen auf den Mittelschulabschluss würden die jungen Asylbewerber in den HWK-Werkstätten praktisch ausgebildet, sozialpädagogisch betreut und in Betriebspraktika vermittelt. Der Jahresbilanz zufolge, die HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Zimmer vorgelegt hatte, setzte die Kammer im zurückliegenden Jahr 34,6 Millionen Euro um. 32,4 Millionen Euro entfielen dabei auf den Verwaltungshaushalt (laufende Kosten), der Rest auf den Investitionshaushalt. 48 Prozent und damit knapp die Hälfte des HWK-Budgets habe die Kammer vor allem aus Gebühreneinnahmen im Kurswesen erwirtschaftet, rund 35 Prozent kommen aus den Kammerbeiträgen der Mitgliedsunternehmen. Bei den Ausgaben entfielen rund 86 Prozent auf den Dienstleistungssektor (Bildung, Beratung, Handwerksförderung), nur 14 Prozent seien der klassischen Kammerverwaltung zuzurechnen. Nach den Worten von Thomas Koller habe die Kammer auch im zurückliegenden Jahr ihre Investitionen in die berufliche Bildung fortgesetzt. Dabei habe mit 1,8 Millionen Euro der Schwerpunkt im Bereich der ergänzenden technischen Ausstattung der berufsbildungs- und Technologiezentren gelegen. In den Zentren hätten im zurückliegenden Jahr knapp 1300 Kurse mit zusammen weit über 16000 Teilnehmern stattgefunden. Bild: Genauso wie alle anderen Mitglieder der Vollversammlung auch, erschien HWK-Präsident Thomas Zimmer in seiner typischen Berufskleidung. Zimmer ist Bäckermeister und führt seit 2002 die alteingesessene Bäckerei und Konditorei Lang in Bayreuth. Fraunhofer-Forschungscampus Waischenfeld eröffnet: Fränkische Schweiz soll zur Top-Adresse für Wissenschaftler aus ganz Deutschland werden
Fraunhofer in Waischenfeld, das heißt in erster Linie Heinz Gerhäuser, denn er ist der ehemalige Leiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen, oder wie ihn Ilse Aigner bezeichnete, der „geistige Vater des Forschungscampus in Waischenfeld". Der frühere Inhaber des Lehrstuhls für Informationstechnik an der Universität Erlangen/Nürnberg wohnt in Waischenfeld und hatte den Forschungscampus initiiert. Gerhäuser gilt als einer der wichtigsten Vordenker für die Entwicklung und Verbreitung des MP3-Formats. Der Fraunhofer-Forschungscampus umfasst 2000 Quadratmeter Büro- und Tagungsräume sowie Forschungslabors und Gästezimmer. Bis zu 50 Wissenschaftler sollen hier künftig fernab von störenden Einflüssen in einer konzentrierten und zugleich kommunikativen Klausuratmosphäre forschen, testen, kooperieren und tagen, beispielsweise auf den Gebieten Mikroelektronik, Elektrik oder erneuerbare Energien. „Das soll vor allem die hohe Kreativität fördern“, sagte Institutsleiter Albert Heuberger, wobei die landschaftliche Umgebung dabei einen natürlichen Ausgleich zu der intensiven wissenschaftlichen Arbeit bieten wird. "Das kreative Denken unserer Mitarbeiter ist ein Baustein für den Erfolg des Instituts, so Heuberger. Er beschrieb den Forschungscampus als einen Ort, an dem Fraunhofer-Mitarbeiter mit Kunden, Kooperationspartnern oder als Team in Klausur gehen und Projekte konzentriert vorantreiben können. Der Standort sei zugleich optimal verkehrstechnisch erschlossen und bietet damit nicht nur den Mitarbeitern und Gästen beste Bedingungen: Auch andere Institute der Fraunhofer-Gesellschaft sollen die Möglichkeit erhalten, die Anlage zu nutzen.
Beim gesamten Konzept steht für das Fraunhofer IIS der „Campus“-Gedanke im Vordergrund. Dieser Begriff wird in Anlehnung an „Campus-Hochschulen“ verwendet, bei denen Forschungsräume, Labore, Wohnraum und Infrastruktur auf engem Raum zusammengefasst sind. Das IIS will dies in Waischenfeld auch auf den außeruniversitären Forschungsbereich übertragen. Hier sollen etwa Forschungs- und Entwicklungsprojekte bearbeitet werden, zu denen die Mitarbeiter für eine gewisse Zeit unter einem Dach zusammenarbeiten müssen. Auch Ergebnisvorstellungen, Kundenpräsentationen, Strategiegespräche oder Tagungen von Gremien sind angedacht. Der Entwurf der Architekten Barkow Leibinger besteht aus einer kleinteiligen Struktur, die sich die Topographie der Landschaft zunutze macht. Beim Bau legte man vor allem auf die Nachhaltigkeit der Materialien großen Wert und setzt regenerative Energieträger ein. So blieben die Betriebskosten niedrig und sind an den tatsächlichen Bedarf anpassbar. Das 1985 gegründete Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS mit Hauptsitz in Erlangen und weiteren Standorten in Nürnberg, Fürth, Würzburg, Ilmenau und Dresden ist heute das größte Fraunhofer-Institut in der Fraunhofer-Gesellschaft. Mit der maßgeblichen Beteiligung an der Entwicklung der Audiocodierverfahren mp3 und MPEG AAC ist das Fraunhofer IIS weltweit bekannt geworden. Mehr als 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Vertragsforschung für die Industrie, für Dienstleistungsunternehmen und öffentliche Einrichtungen.
Bild:
Weniger Mitarbeiter, mehr Umsatz /
Rund 50 Prozent aller Umsätze der bayerischen Textilunternehmen würden mittlerweile mit technischen Textilien erzielt. „Im Bereich der Entwicklung und Produktion technischer Textilien ist unsere Branche zum Weltmarktführer aufgestiegen“, so der Präsident. Er hatte einige Beispiele mitgebracht, um zu erläutern, was sich so alles hinter dem Begriff der technischen Textilien verbirgt. Der Karosseriewerkstoff CFK, also kohlenstofffaserverstärkter Verbundstoff, der in der Serienproduktion des BMW i3 Verwendung findet, gehört genauso dazu, wie die Membrane für die leichten Flächentragwerke der Münchner Allianz-Arena. Kletterseile, Segel, Fallschirme oder Tauchanzüge fallen unter dem Begriff Sporttech, Drainagevliesstoffe für den Deichbau und textile Schutzmatten werden unter Geotech zusammengefasst und Abdecktextilien für Spargelfelder oder der Insektenschutz im Gartenbau unter Agrotech. Nicht immer sei alles gleich als Textil erkennbar, so Sandler. Den Umsatz im Textilgewerbe für Bayern im zurückliegenden Jahr bezifferte Sandler auf rund 2,23 Milliarden Euro. Das entspreche einem Plus von 2,2 Prozent im Vergleich zu 2013. Der Präsident bezeichnete das Ergebnis im Bereich Textil zufriedenstellend, während hingegen das Bekleidungsgewerbe Sorgen bereite. Hier habe die Branche einen minimalen Rückgang von 0,4 Prozent verzeichnen müssen. Das Umsatzvolumen für den Bereich Bekleidung bezifferte Sandler auf knapp 2,09 Milliarden Euro. Der Inlandsumsatz im Bereich der Bekleidungsindustrie sei im Freistaat um 0,4 Prozent auf über 1,33 Milliarden angestiegen, während der Auslandsumsatz um 1,8 Prozent auf 755 Millionen Euro zurückgegangen sei. Als Ursache nannte Sandler die schwierigen Rahmenbedingungen auf wichtigen Märkten der Bekleidungsunternehmen. Massive Einbrüche habe es beispielsweise im Russland-Geschäft gegeben. Als erfreulich bezeichnete es Sandler, dass die Anzahl der Betriebe konstant bei 72 im Textilgewerbe und bei 54 im Bekleidungsgewerbe geblieben sei. Erfasst wurden dabei alle Betriebe von Unternehmen der Industrie und des Handwerks mit mindestens 50 Beschäftigten. Die Gesamtbeschäftigtenzahl liege bei etwa 22000, allerdings inklusive der Betriebe unterhalb der 50-Beschäftigten Marke, ohne sie kommt der Verband auf gut 19600. In seiner Rede bei der Mitgliederversammlung stellte Sandler auch heraus, welch bedeutsamen Anteil Oberfranken an dieser Entwicklung habe. Der Raum Hof-Bayreuth-Kulmbach gehöre zu den wichtigsten Textilzentren Deutschlands, sagte er. So erkläre sich auch, warum rund die Hälfte aller im Verband organisierten Textil- und Bekleidungsunternehmen in Oberfranken ansässig sind. Die oberfränkischen Mitgliedsfirmen seien in der Regel weltweit führend in der Entwicklung und Produktion technischer Textilien. Damit dies alles auch so bleibt, hatte Sandler auch einige Forderung an die Politik mit nach Bamberg gebracht. Eine sichere und bezahlbare Energieversorgung gehöre dazu. Deutschland zahle doppelt so viel für Strom als die Unternehmen in den USA und die Hälfte mehr als in Frankreich. Von enormer Bedeutung sei für die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie auch die Reform der Erbschaftssteuer. Gerade in Bayern seien viele Unternehmen mittelständisch geprägt und meist seit Generationen in Familienhand. Da dürfe die Unternehmensnachfolge nicht durch ein kompliziertes und wirtschaftliches erdrückendes Erbschaftssteuerrecht behindert werden. Sandler: „Wir brauchen Rahmenbedingungen, in denen ein erfolgreiches Familienunternehmertum möglich ist.“ Bild: Optimistischer Blick in die Zukunft der bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie: Christian Heinrich Sandler, Präsident des Verbandes der bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie. Sparkasse als fester Anker in schwieriger Zeit / Grundsteinlegung für 19 Millionen Euro teuren Sparkassen-Neubau in Bayreuth
Mit dem Neubau trage das Kreditinstitut der Tatsache Rechnung, dass eine brandschutztechnische und statische Instandsetzung des alten Kundenhauses an gleicher Stelle nahezu genauso teuer gewesen wäre, als der Neubau, sagte Vorstand Wolfgang Hetz. So seien es vorrangig wirtschaftliche Gründe gewesen, die der Geschäftsleitung die Entscheidung zu Gunsten des neuen Kundenhaues erleichtert habe. Ziel des Neubaus ist es, auf einer Fläche von über 6420 Quadratmetern Platz für rund 200 Mitarbeiter sowie für großzügige Service- und Beratungsräume zu schaffen. Das Erdgeschoss und die vier Obergeschosse sollen barrierefrei zugängig sein und unter Berücksichtigung neuester energetischer Maßstäbe verwirklicht werden. Obwohl das neue Kundenhaus gegenüber dem bisherigen Bau über 20 Prozent mehr an Grundfläche verfügt, soll es nur 50 Prozent des bisherigen Energieaufwandes verbrauchen. „Wir werden künftig von hier aus unsere rund 65000 Kunden umfassend betreuen“, sagte Hetz. Er kündigte ein echtes Kompetenzzentrum an, in dem alle Formen an Bankdienstleistungen möglich sein werden. Die Sparkasse bekenne sich mit dem Neubau zum Standort Bayreuth und errichte ein Haus, in dem sich Kunden und Mitarbeiter wohl fühlen werden, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende und Bayreuther Landrat Hermann Hübner. Der Neubau zeige auch, dass die Sparkassen in rauen und schwierigen Zeiten feste Anker im Wirtschaftsgefüge sind. Nachdem das bisherige Gebäude in direkter Nachbarschaft zum Rathaus fast 50 Jahre lang stadtbildprägend gewesen sei, wird auch der Neubau wieder ein markantes Zeichen für die Bayreuther Innenstadt setzen, so die stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende und Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Der Neubau festige nicht nur die Innenstadt sondern sichere auch die Erreichbarkeit für alle Kunden. Zusammen mit dem weiteren stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden und Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab bestückten Hübner und Merk-Erbe eine schmiedeeiserne „Zeitkapsel“ mit einem Satz Euromünzen, einem Bild des alten Sparkassengebäudes, einer Liste mit aktuellen Kennzahlen sowie einer Tageszeitung und mauerten die Kapsel in den Grundstein ein. Der Grundstein soll im Neubau im Bereich des Kundentresors auf einem Sockel angebracht werden und dort künftig für die Besucher zu sehen sein. Verantwortlich für den Neubau ist das Architekturbüro Baurconsult aus Pegnitz. Die Rohbauarbeiten wurden an das Hoch- und Tiefbauunternehmen Eberhard Pöhner in Bayreuth vergeben. Die Eröffnung wird voraussichtlich im Dezember 2016 stattfinden Bild: Sparkassenvorstand Wolfram Münch, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab, Landrat Hermann Hübner, Sparkassenvorstand Wolfgang Hetz haben zusammen mit Harald Adelhard (von links) vom Bauunternehmen Pöhner den Grundstein für den Sparkassen-Neubau gelegt. Optimale Arbeitsbedingungen für optimale Arbeitsergebnisse / Business Systemhaus weiht neues Firmenzentrale ein – Zwei Millionen Euro Investition und zwei Jahre Bauzeit
„Es ist uns wichtig, dass wir unsere Kunden optimal betreuen können und unsere Mitarbeiter sich an ihren Arbeitsplätzen wohlfühlen, darauf lag ein Fokus bei der Planung unserer neuen Zentrale“, so formulierte Vorstandsvorsitzender Deppner den strategischen Hintergrund des Neubaus. „Wir schaffen optimale Arbeitsbedingungen für optimale Arbeitsergebnisse, um die Business Systemhaus AG auch in Zukunft erfolgreich weiterzuentwickeln.“ Einen weiteren Schwerpunkt setzt das Unternehmen mit einer innovativen Gebäudesteuerung, die viele Funktionen selbstständig übernimmt und dank eigenem Blockheizkraftwerk für hohe Energieeffizienz sorgt. Ein wichtiges Herzstück des Neubaus bedeutet für den IT-Dienstleister auch der alarmgeschützte und extra sichere Serverraum mit einer Speicherkapazität von derzeit rund 24 Terabyte. Deppner sprach bei der Einweihung von einem „Meilenstein der Firmenhistorie“, von einem „Symbol für den Erfolg unseres Unternehmens“ und von einem „Zeichen für Aufbruchsstimmung“. Nicht zuletzt sei auch die Grundlage geschaffen worden, die Mitarbeiterzahl um 30 bis 40 Prozent zu steigern. Die Business Systemhaus AG ist an den zwei Standorten Bayreuth und Hannover präsent und beschäftigt zurzeit fast 50 Mitarbeiter. Nach den Worten von Gerd Schertel von Microsoft Deutschland ist die Business Systemhaus AG nicht nur einer der erfolgreichen Partner von Microsoft in Deutschland, sondern auch Marktführer in der Region im Bereich Software für betriebswirtschaftliche Anwendungen.
Die Business Systemhaus AG versteht sich in erster Linie als IT-Partner für den Mittelstand in den Bereichen Fertigung, Handel und Dienstleistung. Zu den Kunden gehören unter anderem die Confiserie Burg Lauenstein, den Seilhersteller Liros in Berg, Steiner Optik in Bayreuth, die Ostfriesische Teegesellschaft, Frei-Öl genauso wie ein Medizinlabor in Luxemburg oder ein Schokoladenhersteller aus der Schweiz. Das Unternehmen war 1995 aus der traditionsreichen Organisation Taylorix heraus entstanden und unter anderem von den heutigen zwei Vorständen Willi Deppner und Wolfgang Eichfeld zunächst als GmbH gegründet worden. Neben der Beratung und der individuellen Anpassung integrierter Unternehmens-Software gehören Personalmanagement, Hardware-Infrastruktur, Business Intelligence-Lösungen und Cloud Computing zum Angebot der Firma. In der mehr als 60-jährigen Firmengeschichte hat sich die Business Systemhaus AG von den Anfängen der elektronischen Datenverarbeitung bis zu den modernsten Technologien von heute stetig mit- und weiterentwickelt: Gegründet 1952 als Bezirksstelle der Taylorix-Organisation, die sich in erster Linie um die damals aktuelle Durchschreibebuchführung kümmerte, wurde die Taylorix-Vertriebs GmbH im Jahr 1995 in die Business Systemhaus GmbH umgewandelt, 2002 entstand die Business Systemhaus AG.
Bilder: Teilhabe beim Tanz um das Goldene Kalb / Verkaufsoffener Sonntag: Mehr Freiheit für den Kunden, weniger Freiheit für die Verkäuferin - Sozialpolitisches Gespräch in Bad Alexandersbad
Warum das so ist? „Die vielen Ausnahmen werden genehmigt, weil wir natürlich auch beim Tanz um das Goldene Kalb teilhaben möchten“, so Heckmann. Die Sonntagsindustrie arbeite unaufhörlich und mit ihr die vielen Menschen, die keinen Sonntag mehr haben. Mittlerweile sei man aber an einem Punkt angekommen, an dem die Christen nein sagen müssen, sonst gehe die Würde des Einzelnen verloren. Der Referent appellierte an die christlichen Kirchen, sich einzubringen, nicht nur bei der Frage des Sonntags, auch bei der Frage der Feiertagsruhe an Karfreitag. Er sei erschüttert, dass sich aktuell Menschen organisieren, um genau gegen die Feiertagsruhe vorzugehen. „Ist es heute noch angemessen, dass Geschäfte, Banken, Fabriken und Büros Sonntags schließen, während jeder im Internet rund um die Uhr, auch sonn- und feiertags shoppen und arbeiten kann?“ So lautete die Grundfrage. Während große Teile der älteren Generation nicht verstehen können, warum es auch noch den Sonntag zum Kaufen und Amüsieren braucht, will es die jüngere Generation nach einer arbeitssamen Woche gerade am Sonntag „so richtig krachen lassen“, wie es der stellvertretender Leiter des Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrums Bad Alexandersbad Joachim Twisselmann ausdrückte. Vom Verschieben der Zeitrhythmen und vom Verschwimmen des Unterschieds zwischen Sonn- und Werktags berichtete kda-Leiter und Pfarrer Johannes Rehm. Die Frage um den arbeitsfreien Sonntag habe aber immer auch etwas mit dem Glaube zu tun, denn ein Stück mehr Freiheit für den Kunden bedeute gleichzeitig auch ein Stück weniger Freiheit für die Verkäuferin oder den Mitarbeiter. Sozialethiker Heckmann ging in seinen Ausführungen um den arbeitsfreien Sonntag zurück bis in das Jahr 130 nach Christus. Bereits damals seien an den Sonntagen Gottesdienste gefeiert worden. Ein generelles Arbeitsverbot habe es zu Beginn der Christenheit allerdings nicht gegeben. Das sei dann erst mit der konstantinischen Wende im Jahr 321 unter Kaiser Konstantin im Römischen Reich gekommen. Während der ersten frühen Phase der Industrialisierung sei der Sonntag als Ruhetag Mitte des 19 Jahrhunderts wieder von der Bildfläche verschwunden. Ein breites Bündnis aus Konservativen, Sozialdemokraten, Gewerkschaften und Kirchen habe damals auf gesetzgeberische Defizite hingewiesen und bis 1891 eine Freiheit erkämpft, die heute wieder auf dem Spielstehe. Seitdem gebe es fortwährende Angriffe auf den Sonntag als Ruhetag und Versuche, den Sonntagsschutz aufzuweichen. „Wir sind an einem Punkt, an dem wir nein sagen müssen, zu wirtschaftlicher Expansion, sonst geht die Würde verloren“, sagte Twisselmann. Er hielt ganz besonders an dem Slogan fest: „Ohne Sonntage gibt es nur noch Werktage.“ Damit sollten wir argumentieren, sagte er, das verstünden die Menschen. Bild: Den Sonntag als geschützten Feiertag verteidigen: Joachim Twisselmann, Friedrich Heckmann und Johannes Rehm (von links).
Zufriedenstellendes Jahr in
schwierigem Marktumfeld /
Der Rückgang hat viele Ursachen. Bittermann sprach von weltweiten Rekordernten, einem Vierjahrestief bei den Getreidepreisen, einem Fünfjahrestief beim Ölpreis, einem sehr milden Winter, sowie von verunsicherten Märkten durch internationale politische Krisen. Vor dem Hintergrund des schwierigen Marktumfeldes, besonders im Agrarbereich, haben wir in Oberfranken zufriedenstellend abgeschlossen“, so Bittermann. Stärkster Bereich der BayWa in Oberfranken ist der Agrarhandel mit 30 Prozent Anteil am Gesamtumsatz. In Zahlen bedeutet dies nach den Worten von Spartengeschäftsführer Peter May 93 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es noch 94 Millionen Euro. Das Vierjahrestief bei den Getreidepreisen habe die BayWa durch eine höhere Ankaufsmenge größtenteils kompensieren können, so May. Zweitstärkster Bereich ist die Sparte Energie mit 28 Prozent Anteil am Gesamtumsatz. Trotzdem musste Regionalleiter Joachim Klier einen Umsatzrückgang von 99 auf 85 Millionen Euro berichten. Grund dafür ist, wie es Klier nannte, der „ausgefallene Winter 2013/2014“. Der Absatz von Heizöl sei dadurch um 15 bis 20 Prozent zurückgegangen, der von Holzpellets um rund zehn Prozent. Jeweils 21 Prozent zum Gesamtumsatz in Oberfranken steuerten 2014 die Sparten Technik und Baustoffe bei. Lag der Umsatz bei der Technik im Vorjahr noch bei 62 Millionen Euro, so seien es 2014 rund 65 Millionen Euro gewesen, sagte Spartengeschäftsführer Günter Schuster. Das Servicegeschäft laufe sehr gut und die Nachfrage nach Komplettlösungen, etwa beim Stallbau, steige weiter an. Bleibt die Sparte Baustoffe. Hier lag der Umsatz nach den Worten des zuständigen Geschäftsführers Jochen Schneider unverändert zum Vorjahr bei rund 64 Millionen Euro. Markttreiber sei nach wie vor aufgrund des niedrigen Zinsniveaus der Bau von Privatgebäuden Einen wichtigen Zukunftsmarkt, der die gesamte Landwirtschaft revolutionieren könnte, sieht die BayWa im Bereich „Smart Farming“. Alle Arbeitsschritte in der Produktion könnten künftig mit intelligenten Steuerungstools optimiert werden, sagte Peter May. Zusammen mit dem Tochterunternehmen PC Agrar GmbH strebt die BayWa dabei die führende Rolle an. Das Spektrum der technologischen Möglichkeiten reiche schon heute von automatischen Lenksystemen und präzisionsgesteuertem Ackerbau über bedarfsgerechtes Beregnen via Smartphone bis hin zum gezielten Herdenmanagement in der Nutztierhaltung“, so Günter Schuster. Ziel sollte es sein, effizienter zu arbeiten, die Erträge zu steigern, den Betriebsmitteleinsatz zu senken und Ressourcen zu schonen. Wenn es darum geht, mit Hilfe modernster Technik Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen, sehe sich die BayWa dabei als Wegbereiter und Wegbegleiter. Der Handels- und Dienstleistungskonzern BayWa ist in Oberfranken an 31 Standorten mit zusammen 554 Mitarbeitern, davon 66 Auszubildende, vertreten. 2014 investierte der Konzern im Regierungsbezirk knapp zehn Millionen Euro, für das laufende Jahr stehen weitere Investitionen in Höhe von knapp vier Millionen Euro an. Bild: Seit rund vier Wochen ist das neue technik-Zentrum der BayWa in Bamberg in Betrieb (von links): Spartengeschäftsführer Günter Schuster (Technik), der Leiter des regionalen Verwaltungszentrums Franken Karl Bittermann, Spartengeschäftsführer Jochen Scheider (Baustoffe), Regionalleiter Joachim Klier (Energie) und Spartengeschäftsführer Peter May (Agrar). Wetterfest für schwierige Zeiten / Wachstum in allen Bereichen: Volksbanken und Raiffeisenbanken in Oberfranken sehen sich trotz Niedrigzinsphase für die Zukunft gerüstet
„Natürlich macht uns die Zinsentwicklung Sorgen“, sagte Scheller und sprach von einer echten Herausforderung. Dennoch seien die Volksbanken und Raiffeisenbanken „wetterfest für schwierige Zeiten“. Soll heißen: die VR-Banken wachsen derzeit im Branchenvergleich überdurchschnittlich, und obwohl es praktisch keine Zinsen mehr gibt, legen die Menschen ihr Geld dennoch bei den VR-Banken an. „Das zeigt einen großen Vertrauensvorschuss“, so Scheller.
Die Finanzierungsbasis der oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken bilden nach wie vor die Kundeneinlagen. Hier könne trotz der allgemein niedrigen Zinsen auch 2014 ein Plus verzeichnet werden, so Bezirkspräsident Scheller. Seinen Worten zufolge seien die Kundengelder um 2,3 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro angestiegen. Scheller: „Das zeigt ganz klar, dass die oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken auch in einem widrigen Zinsumfeld als sichere Institute zur Geldaufbewahrung geschätzt werden.“ Darüber hinaus würden sie auch als zuverlässige Berater wahrgenommen, was der Anstieg beim außerbilanziellen Kundenanlagevolumen (Alternativanlagen, Investmentfonds oder Aktien) um 6,4 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zeigt.
Die Geschäftszahlen der oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken zeigten, dass sie solide aufgestellt sind und anders als einige Konkurrenten dauerhaft eine ordentliche Rendite erwirtschaften, sagte der stellvertretende Bezirkspräsident Karlheinz Kipke von der VR-Bank Coburg. „Wir wissen aber auch, dass eine positive Ertragsentwicklung und stetige Kostensenkungen notwendig sind, um auf die vor uns liegenden Geschäftsjahre mit anhaltend niedrigen Zinsen vorbereitet zu sein.“
Bilder: „Schnell und unspektakulär“: IG Metall Ostoberfranken begrüßt Tarifabschluss – Demographischer Wandel wirkt sich auf Mitgliederentwicklung aus
Der Abschluss zeige, dass die Branche Verantwortung für die Menschen übernimmt. Die Beschäftigten hätten künftig mehr Geld, das sie aber auch dringend benötigen. Absolut positiv stufte es Seidel ein, dass es gelungen war, die Altersteilzeit aufrechtzuerhalten. Diese Regelung wäre sonst unwiederbringlich ausgelaufen, so Seidel. Der neue Alterszeittarifvertrag sei dagegen bis zum Jahr 20121 vereinbart worden. Aber auch die Möglichkeiten zu Fort- und Weiterbildungszwecken aus dem Berufsleben vorübergehend auszusteigen, bezeichnete Seidel als echten Fortschritt. Junge Menschen hätten nun die Möglichkeit, beispielsweise ihren Meister zu machen oder einen Masterstudiengang zu belegen. „Unsere Aufgabe muss es nun sein, den Focus auf die Bildung zu legen und alle Anstrengungen zu unternehmen, die Forderung auch umzusetzen.“ Der Tarifabschluss für die bayrische Metall- und Elektroindustrie sieht eine Entgelterhöhung von 3,4 Prozent ab April, eine Einmalzahlung von 150 Euro für die Monate Januar bis März, eine verbesserte Altersteilzeit und den Einstieg in die Bildungsteilzeit vor. Darauf hatten sich die IG Metall Ende Februar in der vierten Tarifverhandlung mit dem Arbeitgeberverband vbm geeinigt. Bayernweit hatten seit Januar über 185000 Menschen mit ihrer Teilnahme an Warnstreiks und Aktionen der IG Metall die drei Forderungen der Tarifrunde unterstützt. Unter anderem gab es auch eine Großdemonstration in Pegnitz. Zufrieden ist die IG Metall auch mit der Mitgliederentwicklung. Aktuell konnte die Gewerkschaft seit Jahresbeginn 106 Neuaufnahmen verzeichnen, 21 mehr als im Vorjahr. Derzeit hat die IG Metall 12062 Mitglieder, was einen demographisch bedingten Rückgang um rund 250 Mitglieder gegenüber Frühjahr 2014 bedeutet. Allerdings stehen davon aktuell 6545 Mitglieder aktiv im Berufsleben, was wiederum einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um rund 150 Mitglieder ausmacht. Bayernweit ist die Mitgliederentwicklung im vierten Jahr in Folge positiv. Höhepunkte in der Gewerkschaftsarbeit der IG Metall im laufenden Jahr wird unter anderem die Funktionärskonferenz am 19. Juni in Nürnberg sein, bei der als Schwerpunkt eine neue Arbeitszeitdebatte gestartet werden soll. Flagge zeigen will der DGB heuer zum 1. Mai mit Veranstaltungen in insgesamt 14 Städten und Gemeinden in Oberfranken. Neben Kundgebungen mit prominenten Rednern unter anderem in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Kulmbach wird es in Schwarzenbach an der Saale auch einen Demonstrationszug geben, der bereits um 9.15 Uhr am Rathaus startet. Hauptredner in Schwarzenbach wird DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmüller sein. Schnell, sicher, sauber: Mörtelpad sorgt für massives Mauerwerk / Weniger Aufwand aber mehr Ertrag mit einer Bauinnovation aus dem Kulmbacher Land
Geschäftsführer Hans-Dieter Groppweis spricht von einem Quantensprung und von einer Revolution im Mauerwerksbau. Mittelfristig werde das neuartige System einer trockenen Mörtelplatte mit Schmelzkleber den gesamten bisherigen Mauermörtelbereich ablösen. Bereits jetzt würden in Azendorf 50000 Mörtelpad-Scheiben pro Tag hergestellt. Die dazugehörige Anlage hat Projektleiter Sebastian Groppweis, Sohn des Geschäftsführers, entwickelt. Um den sich bereits jetzt abzuzeichnenden Bedarf zu decken, werden künftig mehrerer solcher Anlagen notwendig sein, sind sich die Verantwortlichen schon jetzt sicher. Maurerkelle, Mörtelsilo, Mischmaschine – sie prägen bisher das Bild auf vielen Baustellen. Die Innovation aus dem Kulmbacher Land ermöglicht künftig eine komplett neue Verarbeitung von Mauerwerk: kein Anmischen von Mörtel, keine Reinigung von Werkzeug, keine Staubentwicklung, kaum Ausschuss. Laut Marketingleiter Reinhard Tyrok wird der Mauervorgang so wieder auf das Wesentliche reduziert, auf das Mauern qualitativ hochwertiger Wände. Der Entwicklung des Mörtelpads war laut Hans-Dieter Groppweis ein sieben- bis achtjähriger Prozess vorausgegangen, an dem auch die Ingenieure des externen Forschungsdienstleisters „rent-a-scientist“ in Regensburg beteiligt waren. Deren wissenschaftliche Expertise bereitete das Fundament für die heutige Gestalt und die bauphysikalischen Eigenschaften des Mörtelpads. In gemeinsamen Laborversuchen und in Testreihen wurde das Mörtelpad Schritt für Schritt zur Marktreife gebracht. „Dazu gehört ein langer Atem“, sagt Sebastian Groppweis. Fast 500 verschiedene Rezepturen seien bis zum Endprodukt notwendig gewesen. Vier Jahre entfielen allein auf das Zulassungsverfahren nach strengsten Kriterien beim Deutschen Institut für Bauwesen. Die Mörtelpads bestehen aus trockenem Leichtdünnbettmörtel, einem Glasfasergewebe und wasserlöslichem Schmelzkleber. Er bindet nach dem Bewässern innerhalb von drei Minuten ab und die nächste Reihe Mauersteine kann aufgelegt werden. „Unsere Mörtelpads reduzieren den Kosten- und Zeitaufwand auf der Baustelle enorm. Zeitgleich sind ihre bauphysikalischen Werte mindestens genauso gut wie bei konventionellem Dünnbettmörtel“, so Geschäftsführer Groppweis. Mit den trockenen Mörtelplatten stehe dem Verarbeiter auf der Baustelle nun ein Verfahren zur Verfügung, das es ermöglicht, qualitativ hochwertiges Mauerwerk noch schneller und sauberer zu errichten, egal ob bei Kalksandsteinen, Porenbeton, Leichtbeton oder Mauerziegeln. Das Maxit Mörtelpad erfordert kein Anmischen des Mörtels oder spezielle Auftragsgeräte. Auch deren zeitintensive Reinigung fällt somit weg. Die trockene Mörtelplatte wird einfach unmittelbar vor der Vermauerung aus der Packung genommen und auf die vorgewässerten Mauersteine aufgelegt. Zu einer Staubentwicklung wie beim konventionellen Mörtel kommt es dabei nicht. In Mauerwerks-Längsrichtung verlegt, schließen die Mörtelpads bündig mit den Mauersteinen ab. Mit einem konventionellen Wasseranschluss erhalten die Mörtelpads anschließend genau so viel Wasser, bis das Wannenprofil auf der Oberfläche vollständig gefüllt ist. Die Einwirkzeit beträgt maximal drei Minuten, sodass der nächste Stein am Maueranfang bereits aufgesetzt werden kann, wenn die letzten Mörtelpads der Reihe bewässert werden. Einige Schläge mit dem Gummihammer sorgen wie bisher dafür, dass der Mauerstein fest in das Mörtelbett eingearbeitet ist. Die Größe der Mörtelpads entspricht dabei den jeweiligen Mauerwerksbreiten und kann bei Bedarf vor Ort mit dem Messer angepasst werden. „Mit unserem Mörtelpad kann sich der Maurer wieder auf das Wesentliche konzentrieren: den Mauervorgang. So ermöglicht es mehr Leistung bei gleicher Zeit- und Personalplanung“, so Hans-Dieter Groppweis. Insbesondere Bauunternehmer profitieren vom neuen Verfahren: Sie können ihre Arbeitskräfte effektiver einsetzen und sparen sich die Anschaffung und Wartung von teurem Spezialgerät. Zudem bieten sich logistische Vorteile: Während der Transport von Mörtelsilos und Mischmaschinen wegfällt, werden die Mörtelpads einfach palettenweise auf der Baustelle angeliefert. Bleiben Mörtelplatten übrig, können sie problemlos eingelagert und beim nächsten Auftrag wieder eingesetzt werden. Das reduziert nicht nur den Materialausschuss, sondern auch den Müll auf der Baustelle. „Unsere Mörtelpads haben eine ökologische Seite: Weniger Müll und ein effizienter Materialeinsatz“, so Groppweis. Dazu handelt es sich um ein mineralisches Produkt, dessen Ursprung in natürlichen Rohstoffen liegt. Der Vertrieb der Mörtelpads erfolgt derzeit bundesweit ausschließlich über die Ziegel- und Steinhersteller. „Die Zahl der Anfragen ist riesig“, so Hans-Dieter Groppweis. „Die Steinhersteller empfangen uns mit offenen Armen.“ Im Baumarkt wird der Endverbraucher die Mörtelpads damit zumindest vorläufig nicht erwerben können, auch wenn die Innovation eigentlich prädestiniert werde für den Do-it-yourself-Bereich. Franken Maxit hat seinen Sitz in Azendorf (Landkreis Kulmbach). An dem Unternehmen sind zu gleichen Teilen das Azendorfer Kalkwerk Johann Bergmann und der Baustoffhersteller Saint-Gobain Weber GmbH beteiligt. Die Gruppe hat insgesamt acht Standorte in Deutschland und Tschechien mit zusammen rund 620 Mitarbeitern, davon etwa 250 am Stammwerk in Azendorf. Hier bildet das Unternehmen aktuell rund 20 Lehrlinge in acht verschiedenen Berufen aus. Zur Produktpalette gehören unter anderem Putze, Farben, Mauermörtel und Beton. Zuletzt wurde Franken Maxit im Juli 2014 mit dem Preis „Bayerns Best 50“ der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet. Bild: Neue Maßstäbe bei der Errichtung von massivem Mauerwerk setzt das Unternehmen Franken Maxit mit seinem Mörtelpad. Im Bild von links: Marketingleiter Reinhard Tyrok, Projektleiter Sebastian Groppweis und Geschäftsführer Hans-Dieter Groppweis. Traditionelle Sparkultur in Gefahr / Solides Wachstum, stabiles Jahresergebnis, zufriedenstellendes Geschäftsjahr: Sparkasse Bayreuth konnte sich 2014 gut am Markt behaupten
Die Einführung von Negativ-Zinsen ist bei der Sparkasse allerdings kein Thema. „Momentan sind wir jedenfalls nicht dabei, dies zu tun“, so Hetz. Dies entspreche auch nicht der Philosophie der Sparkasse. Allerdings wisse niemand, was in zwei oder drei Jahren ist. Innerhalb der Sparkasse geht man davon aus, dass sich in den kommenden fünf Jahren nichts ändert. „Eigentlich ist die gesamte Situation absurd“, sagte Hetz, der zum einen die traditionelle Sparkultur in Gefahr sieht, zum anderen aber auch feststellt, dass sich die Menschen mit den Niedrigzinsen bereits arrangiert hätten. Konkret fließt das Geld der Menschen überproportional in Sondertilgungen, zum anderen in die eigene Immobilie oder nicht zuletzt in den Konsum. Für das klassische Sparen gebe es jedenfalls keinen Anreiz mehr. Dabei sind es nicht nur die Niedrigzinsen, die der Sparkasse schwer zu schaffen machen. Auch die Regelwut durch den Gesetzgeber, der demographische Wandel in Oberfranken und der schwierige Bankenmarkt am Standort Bayreuth sorgen für ungünstige Rahmenbedingungen. Trotzdem sprachen die beiden Vorstände Wolfgang Hetz und Wolfram Münch von einem soliden Wachstum, von einem stabilen Jahresergebnis und einem zufriedenstellenden Geschäftsjahr. Im oberfränkischen Vergleich hätten Einlagen- und Kreditgeschäft sogar überproportional gesteigert werden können Der Geschäftsbericht weist die folgenden Zahlen auf: Die Bilanzsumme war 2014 um 1,2 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro, das gesamte Kundengeschäftsvolumen (Ausleihungen, Einlagen und Depotvermögen) um 1,4 Prozent auf 3,67 Milliarden Euro gestiegen. Dabei habe sich bei den bilanzwirksamen Kundeneinlagen ein Plus von 2,1 Prozent auf 1,81 Milliarden gezeigt. Das Kreditvolumen erhöhte sich trotz außergewöhnlich hoher Tilgungen um drei Prozent auf 1,28 Milliarden Euro. Insgesamt seien 2014 fast 213 Millionen Euro an neuen Kreditmitteln ausgereicht worden, was einem Plus von über 13 Prozent entspricht. Der Bilanzgewinn liege nach Abzug von Steuern mit rund 600000 Euro auf Vorjahresniveau. „Das Ergebnis spiegle das Vertrauen unserer Kunden in ihre Sparkasse sowie die hervorragende Beratungsqualität und das hohe Engagement unserer Mitarbeiter wider, so Hetz. Auch 2014 habe die Sparkasse in Stadt und Landkreis Bayreuth ihre Position als Marktführer mit einem Marktanteil von 42,3 Prozent behaupten können. Statisch habe damit nahezu jeder zweite Einwohner ein Girokonto bei der Sparkasse. In Zahlen ausgedrückt seien dies rund 80000 Konten. Größter Mitbewerber sind im Raum Bayreuth die Genossenschaftsbanken. Die Sparkasse Bayreuth beschäftigt 569 Mitarbeiter (vier weniger als im Jahr zuvor), darunter 19 Auszubildende (zwei mehr als im Jahr zuvor). Sie hat 48 Geschäftsstellen, davon 19 Selbstbedienungsstandorte und somit in Stadt und Landkreis flächendecken präsent. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. „Wir halten an unserem flächendeckenden Geschäftsstellennetz fest, die Geschäftsstelle vor Ort ist der wichtigste Vertriebsweg“, so Wolfram Münch. Digitale Zugangswege zur Sparkasse sieht er lediglich als Ergänzung zur Geschäftsstelle, nicht als Ersatz. Eine Baustelle hat die Sparkasse Bayreuth auch, und zwar eine Großbaustelle am Luitpoldplatz mitten in Bayreuth. Im Herbst wurde das bisherige Sparkassengebäude abgerissen. Dort, wo aktuell einer riesige Baugrube zu sehen ist, soll bereits ab 16. März ein schicker, geplante 18,8 Millionen Euro teurer Neubau hochgezogen werden. Mit der Fertigstellung des neuen Kundenhauses am Luitpoldplatz wird mit Dezember 2016 gerechnet. Der Grundstein soll bereits in wenigen Wochen gelegt werden. Bildtext: Die beiden Vorstände Wolfgang Hetz (rechts) und Wolfram Münch wollen mit diesem Bild sagen, dass 2015 bei der Sparkasse Bayreuth ganz im Zeichen des Neubaus am Luitpoldplatz steht. 20000 Tonnen Naturkäse pro Jahr: Bayernland Käserei Bayreuth erweiterte ihre Produktion – Neuer Werksverkauf in Bayreuth
Wie viel die Genossenschaft genau investiert hat, wollte Geschäftsführer Gerhard Meier mit Blick auf die Konkurrenz auch auf Nachfrage nicht nennen. Nur so viel: inklusive der Maschinen war von einem zweistelligen Millionenbetrag die Rede. Die Bauzeit habe rund ein Jahr betragen. Von den insgesamt 200 Mitarbeitern in Bayreuth sind 60 in der neuen Produktionshalle beschäftigt. In dem neuen Konfektionswerk können künftig bis zu 20000 Tonnen Naturkäse pro Jahr verbrauchergerecht verarbeitet und verpackt werden, so der Vorstandsvorsitzende und Europaabgeordnete Albert Deß. Das sei eine durchaus beachtliche Menge an Käse, deren Herstellung fast 200 Millionen Kilogramm Milch erfordert. In Milchsammellastwagen ausgedrückt entspricht die Menge einer Lastwagenschlange, Stoßstange an Stoßstange, von 200 Kilometern Länge. Der Stau auf der Autobahn A9 würde von Bayreuth bis zur Autobahnausfahrt Allershausen, kurz vor München, reichen. Notwendig wurde der Neubau auf dem bestehenden Betriebsgelände an der Bindlacher Straße an der nördlichen Bayreuther Stadtgrenze, um den Anforderungen der zahlreichen Kunden in Deutschland und rund 40 Ländern weltweit noch besser als bisher gerecht werden zu können. Zusätzlich zu dem neuen Konfektionswerk mit einem aufwändigen Maschinenpark seien auch neue Lager- und Reifungsräume entstanden. Aufgrund ausreichender Raumreserven könne die Produktion bei Bedarf noch deutlich ausgeweitet werden. Der in Bayreuth verarbeitete Naturkäse stammt nach den Worten von Albert Deß allerdings nicht nur aus Bayreuth selbst, sondern auch aus anderen nahegelegenen Käsereien der Bayernland eG, insbesondere aus Kemnath und in Fürth. In Kemnath würden jährlich rund 25000 Tonnen Schnittkäse als Edamer, Gouda, Tilsiter oder Bayernländer produziert, in Fürth werden pro Jahr rund 9000 Tonnen traditioneller Emmentaler hergestellt. Insgesamt werden von Bayreuth aus inklusive der bisherigen Produktionslinien pro Jahr durchschnittlich über 30000 Tonnen Naturkäse ausgeliefert. Der Schwerpunkt liegt beim Mozzarella von der kleinen Zwei-Gramm-Mozzarella-Perle für leichte Salate bis zum 15 Kilogramm schweren Käseblock für die Lebensmittelindustrie. Der neue regionale Verkaufsladen für traditionelle Käsespezialitäten und Milchprodukte der Bayernland eG befindet sich künftig mitten auf dem Werksgelände und bietet ein regionales Sortiment an. Der Laden ist ab sofort von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Ein weiterer Werksverkauf soll demnächst auch in Kemnath eröffnet werden. Die Käserei Bayreuth ist seit einigen Jahren wesentlicher Teil des genossenschaftlichen bayerischen Molkereikonzerns Bayernland eG mit Konzernsitz in Nürnberg. Bayernland bezeichnet sich selbst als die mit Abstand umsatzstärkste genossenschaftliche Molkerei in Bayern. Den Gruppenumsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr bezeichnete Vorstandsvorsitzender Albert Deß auf weit über 900 Millionen Euro. Die Milcherzeuger der bis 2008 selbstständigen Käserei Bayreuth eG sind heute Mitglieder und Anteilseigner der Bayernland eG. Ihnen gehören gut 30 Prozent aller Bayernland-Anteile. Bild: Ulla Ötter (rechts) und Brigitte Luptovszky sowie Bayernland-Prokurist Franz Edmaier von der Bayernland Käserei haben in Bayreuth ein komplett neues Werk sowie einen Fabrikverkauf in Betrieb genommen. Handwerk sucht Fachkräfte / Mehr Betriebe, mehr Umsatz, stabile Beschäftigung: Geschäftslage zeigt weiter nach oben
Der Bilanz zufolge ist die Zahl der Betriebe im Vergleich zum Vorjahr geringfügig um 0,2 Prozent auf 16227 angestiegen, die Zahl der Beschäftigten ist mit rund 74200 gleichgeblieben. 5969 davon sind Auszubildende, gut ein Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. Den Netto-Umsatz bezifferte Zimmer auf 7,11 Milliarden Euro, was einem Anstieg um zwei Prozent gegenüber 2013 bedeutet. „Das Handwerk zeigt sich von Unsicherheiten unbeeindruckt“, kommentierte HWK-Präsident Zimmer diese Zahlen. Von den Verunsicherungen der Weltwirtschaft lasse sich das Handwerk nicht anstecken, wobei die Handwerkskonjunktur vor allem vom Binnenmarkt und der privaten Verbrauchernachfrage getragen werde. Was allerdings fehlt, seien Fachkräfte und Auszubildende. „Die berufliche Bildung müsse deshalb mehr Gewicht erhalten“, forderte Zimmer. Hauptgeschäftsführer Thomas Koller bezifferte den ungedeckten Fachkräftebedarf, also Handwerker, die einen Gesellenbrief haben, in Oberfranken auf 4000 bis 4500 Stellen. Durch die Senkung des Renteneintrittsalters auf 63 Jahre könnten sich diese Zahlen um weitere 3000 Mitarbeiter erhöhen. Zum Vergleich dazu beginnen aber aktuell nur rund 2600 Nachwuchskräfte ihre Ausbildung im oberfränkischen Handwerk. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, forderte Koller zum einen eine Flexibilisierung beim Übergang ins Rentenalter, etwa durch attraktive Teilrenten, höhere Hinzuverdienstgrenzen oder Erleichterungen der Beschäftigung jenseits der Regelaltersgrenze. Zum anderen brauche das Handwerk einfach mehr Menschen, nicht nur Ältere, auch mehr Frauen oder beispielsweise mehr Zuwanderer. Was die Nachwuchswerbung angeht, so hat die Handwerkskammer für Oberfranken bereits zwei überaus erfolgreiche Kampagnen zur beruflichen Bildung gestartet. Zum einen gibt es 525 Handwerker, davon über 200 aus den Städten und Landkreisen Hof und Wunsiedel, die ehrenamtlich für jeweils eine Mittel-, Wirtschafts- oder Realschule eine Patenschaft übernommen haben und dort die Werbetrommel für das Handwerk rühren. Zum anderen haben über 5500 Schüler aus ganz Oberfranken im zurückliegenden Jahr an den Berufsmessen des Handwerks teilgenommen. 800 davon sind Realschüler, immerhin 250 Gymnasiasten. Bei diesen Berufsmessen haben sich rund 250 Betriebe und 60 Innungen mit über 30 verschiedenen Berufen vorgestellt. Für HWK-Präsident Zimmer „gigantische Zahlen“, auf die das oberfränkische Handwerk „megamäßig stolz“ sein könne. Kritik am Bildungssystem übte in diesem Zusammenhang Hauptgeschäftsführer Koller. „Die Bildungsströme laufen falsch“, sagte er. Angebot und Nachfrage klafften zusehends auseinander. Koller kritisierte den nach wie vor großen Run auf Abitur und Studium, wo doch längst die berufliche Bildung eine echte Alternative dazu darstelle. Bundesweit habe es bereits 2013 mehr Studienanfänger als neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse gegeben. Auch in Oberfranken würden derzeit viel mehr beruflich qualifizierte Fachkräfte gesucht als Akademiker. „Mitarbeiter mit beruflichen Bildungsabschluss sind vielfach gefragter, als so mancher Hochschulabsolvent, für den der Markt keinen Arbeitsplatz bereitstellt“, so Koller. Mehr als überrascht ist man bei der Kammer über das Bekenntnis zum Meisterbrief. Bei der Aktion „Ja zum Meister“ seien mehr als 3500 Aktionspostkarten bei der Kammer eingetroffen. „Da steckt geballtes Engagement dahinter“, sagte HWK-Präsident Zimmer. Seinen Worten zufolge stehe der Meisterbrief für nachhaltiges Unternehmertum, für eine hohe Ausbildungsleistung, für Dienstleistungsqualität sowie für gelebten Verbraucherschutz. Kein Verständnis haben die Verantwortlichen der Kammer, wenn die Europäische Union den Meisterbrief immer wieder in Frage stellt. Europa könne nur durch Qualität und Qualifikation im globalen Wettbewerb bestehen, sagte Zimmer. Eine Deregulierung verschlechtere dagegen die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks und das System der beruflichen Bildung. Bild: „Ja zum Meister“: unter diesem Motto sind bei HWK-Präsident Thomas Zimmer, Geschäftsführer Rainer Beck, Vizepräsident Matthias Graßmann, Geschäftsführer Bernd Sauer und Hauptgeschäftsführer Thomas Koller (von links) über 3500 Aktionspostkarten eingegangen.
Fachkräfte dringend gesucht:
Natürlich hatte auch beim Expertengipfel keiner der Fachleute aus Wirtschaft, Arbeitsverwaltung und Politik die Patentlösung. Dafür gab es viele einzelne Ansatzpunkte, die man alle so schon irgendwann einmal gehört hat: eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, den Ausbau der Kinderbetreuung, eine bessere Wertschätzung älterer Arbeitnehmer, die Anerkennung der Qualifikationen von Migranten, und so weiter. Die Vorschläge zeigten aber auch, so die IHK-Hauptgeschäftsführerin Christi Degen, dass Sozial- und Wirtschaftsinteressen zusammenfinden müssen, um etwas zu erreichen. Es gibt versteckte Potentiale, sagte Klaus Beier von der Bundesagentur für Arbeit. Migranten, Jugendliche, Langzeitarbeitslose, Geringqualifizierte, ältere Menschen und nicht zuletzt auch Frauen, die gerne in Teilzeit arbeiten möchten, gehören dazu. „Hier sehe ich überall gute Chancen“, so Beier. Neu wird es in Zukunft sein, dass man als Unternehmen um sie werben muss. Nicht nur als Firma, auch als Branche, als Region, als Land. „Die Unternehmen werden sich herausputzen müssen“, sagte Beier. Die Branchen müssten sich attraktiv präsentieren und das ganze Land brauche eine Willkommenskultur. Hakenkreuzschmierereien an Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge seien dabei ein denkbar schlechtes Zeichen, hatte zuvor bereits Staatssekretärin Kramme mit Blick auf die schrecklichen Geschehnisse im mittelfränkischen Vorra klargestellt. „Wenn die Gesellschaft nicht offen bleibt, werden wir dieses Problem nicht lösen können“, so Kramme. Es sei bei weitem nicht kalkulierbar, welche Auswirkungen, auch auf mögliche Zuwanderung, solche Schmierereien und Zerstörungen haben werden. Dabei sehen Fachleute gerade in den vielen motivierten Zuwanderern eine realistische Lösung, um den Fachkräftebedarf zu bewältigen. Mit der Verkürzung der Wartefrist zur Aufnahme einer Beschäftigung von neun auf drei Monaten habe die Bundesregierung das richtige Signal gesetzt, sagte Michael Rosenbach vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die Behörde will vor allem verstärkt auf Information setzen. Es könne nicht sein, dass ein „falscher“ Name oder ein undeutsches Kopftuch ein Hindernis darstellen, um einen Zuwanderer oder einen Flüchtling eine Chance zu geben. Doch nicht nur in Migranten sehen Fachleute ein großes Potential für den Arbeitsmarkt, auch in behinderten und schwerbehinderten Menschen. Für sie ist Norbert Kollmer, Präsident des Zentrums Bayern, Familie, Soziales (ZBFS) zuständig. „Wir haben es hier keineswegs mit einer Minderheit zu tun, sagte er und legte zum Beweis einige Zahlen vor: drei Prozent der Menschen in Bayern seien leicht-, neun Prozent schwerbehindert. Dazu komme eine hohe Dunkelziffer, von Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, keinen Antrag bei seiner Behörde auf Anerkennung gestellt haben. Knapp vier Prozent der privaten Arbeitgeber in Bayern beschäftigten schwerbehinderte Menschen, knapp sieben Prozent der öffentlichen Arbeitgeber, 28 Prozent der Unternehmen beschäftigten überhaupt keinen Behinderten. Dabei sei der Personenkreis bei allen geistigen Arbeiten, also etwa im Büro, genauso leistungsfähig wie alle anderen Menschen. Kollmer räumte dabei auch ganz offen ein, dass es einem vergleichsweise reichen Land wie Deutschland gut zu Gesicht stünde, diese Menschen unterzubringen. Dafür gebe es aber auch handfeste finanzielle Gründe: jeder Schwerbehinderte, der nicht mehr in eine Behindertenwerkstatt tätig ist, sondern in den ersten Arbeitsmarkt wechseln kann, spart nicht zuletzt auch Steuergelder. „Jeder behinderte Mensch, den sie in ihren Mitgliedsbetrieben einstellen, ist ein Gewinn für Oberfranken und für Bayern“, sagte Kollmer. Bild: „Keiner darf verloren gehen“, darin sind sich die Experten in Sachen Fachkräftegewinnung einig (von links): HWK-Präsident Thomas Zimmer, IHK-.Präsident Heribert Trunk, Staatssekretärin Anette Kramme, Lamilux-Geschäftsführerin Dorothee Strunz, ZBFS-Präsident Norbert Kollmer und Klaus Beier von der Agentur für Arbeit. Handwerk zeigt weiter Stärke / Vollversammlung verabschiedete Resolution zum Erhalt des Meisters – 25 Jahre Partnerschaft Oberfranken - Ostthüringen
Der Meisterbrief als Voraussetzung für die Selbstständigkeit stehe für nachhaltiges Unternehmertum, hohe Ausbildungsleistung, hohe Dienstleistungsqualität und für gelebten Verbraucherschutz, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer. Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Meisterbriefes sei für das Funktionieren des Systems der beruflichen Bildung im Handwerk unabdingbar. Europa müsse klar werden, dass mit dem bestehenden qualifikationsgebundenem Berufszugang im Handwerk Belange des Allgemeinwohls, wie ein hohes Maß an Verbraucherschutz und die Sicherung der Ausbildungsleistung verfolgt werden. So bilde das Handwerk nach wie vor weit über den eigenen Bedarf aus und leiste damit einen zentralen Beitrag zur niedrigen Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland. Damit geht es dem Handwerk gut, wie Zimmer in seinem Bericht über die konjunkturelle Situation anhand der Fakten und der Zahlen feststellte. Das Handwerk beweise gerade angesichts der aktuellen Konjunkturdelle seine stabilisierende Funktion für die Gesamtwirtschaft. Aktuell beurteilten 88 Prozent der oberfränkischen Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Die Kapazitätsauslastung sei mit 78 Prozent nach wie vor hoch und liege auf dem Niveau des letzten Quartals. „Von der Verunsicherung der Weltwirtschaft lässt sich das Handwerk nicht anstecken“, sagte Zimmer. Getragen werde die Handwerkskonjunktur vor allem vom Binnenmarkt und der privaten Verbrauchernachfrage. So hätten die Handwerksbetriebe in Oberfranken im zurückliegenden Quartal auch wieder einen positiven Beschäftigungsbeitrag geleistet. Auch in den kommenden Monaten planten die Betriebe, neue Mitarbeiter einzustellen. Wie im Vorjahr hätten 8,5 Prozent. Der befragten Firmen einen weiteren Personalbedarf angegeben. Das Haushaltsvolumen der HWK für Oberfranken umfasst nach den Worten von Hauptgeschäftsführer Thomas Koller für 2015 insgesamt 32,6 Millionen Euro. Davon entfallen 31,45 Millionen Euro auf den Verwaltungshaushalt (laufende Kosten) und 1,1 Millionen Euro auf den Vermögenshaushalt (Investitionen). Im Mittelpunkt der Investitionen stehen Koller zufolge 780000 Euro als ergänzende Ausstattung für die Bildungszentren und 250000 für Baumodernisierungen der Bildungsstätten. Im Verwaltungshaushalt fließen laut Hauptgeschäftsführer 73 Prozent und damit knapp drei Viertel aller Ausgaben in den Bereich der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung. „Die Handwerkskammerbeiträge der Mitgliedsbetriebe bleiben für 2015 unverändert“, sagte Koller. Insgesamt würden die Gesamteinnahmen der HWK zu 51 Prozent aus selbst erwirtschafteten Gebühren, zu zwölf Prozent aus zweckgebundenen Zuschüssen von Bund und Land sowie zu 37 Prozent aus Kammerbeiträgen aufgebracht. Zu Beginn der Vollversammlung am Montag in Bayreuth stand ein persönlicher Rückblick von Werner Nützel, dem Präsidenten der Handwerkskammer für Ostthüringen in Gera, auf 25 Jahre Wiedervereinigung. Mit dem Ziel des Aufbaus von Berufsbildungs- und Technologiezentrum war die Handwerkskammer für Oberfranken damals eine Partnerschaft mit der Kammer in Ostthüringen eingegangen. Bereits am 4. Dezember 1989 wurde der Grundstein für diese bis heute andauernde Partnerschaft gelegt. Werner Nützel wurde am 7. Mai 1990 zum Präsidenten gewählt und gilt damit als dienstältester HWK-Präsident in Deutschland. Die Staatsführung der DDR habe das Handwerk lediglich geduldet, sagte Nützel. Politisch und moralisch habe die DDR-Regierung das Handwerk nicht gemocht und auch nicht gebraucht. „Wir waren stets das fünfte Rad am Wagen“, so Nützel. Bei den Seminaren, Sitzungen und Lehrgängen, zu denen die Handwerkskammer für Oberfranken ihre Kollegen aus Thüringen eingeladen hatte, sei erstmals die Grundidee der Selbstverwaltung an das Handwerk in den ostdeutschen Bundesländern herangetragen worden. „Wir haben zum ersten Mal gelernt, dass das Handwerk eine eigene Wirtschaftsgruppe darstellt“, so der Präsident. Insgesamt seien fast 1000 Handwerker allein aus Ostthüringen zu den Lehrgängen nach Bayreuth gekommen, um die wirtschaftlichen Grundlagen, von Abschreibung bis Mehrwertsteuer kennenzulernen. Bild: 25 Jahre Partnerschaft der Handwerkskammer für Oberfranken und Ostthüringen (von links): der oberfränkische Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, der ostthüringer Geschäftsführer Hans Joachim Reiml, Präsident Klaus Nützel und sein oberfränkischer Präsidentenkollege Thomas Zimmer. Kenntnisreich, kompetent und konstruktiv / Vierlbeck folgt Eggers: Wechsel an der Spitze der Bundesarbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche
Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nahm Prof. Dr. Traugott Jähnichen vom Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum die offizielle Stabsübergabe beim Länderabend im Löhe-Haus vor. Eggers habe sich stets in ungeheuer kompetenter Art und Weise nicht nur für die Belange des Handwerks, sondern auch zu ethischen und gesellschaftlichen Problemen in Wirtschaft und Gesellschaft geäußert. Kenntnisreich und konstruktiv habe sich Eggers stets auf Basis evangelischer Wertevorstellungen eingebracht und immer sei es ihm dabei gelungen, seine christlich-ethischen Grundüberzeugungen in den Mittelpunkt zu stellen. „Horst Eggers ist für mich ein Musterbeispiel eines evangelischen Protestanten im beruflichen Leben“, so Jähnichen.
Dekan Hans Peetz freute sich augenzwinkernd darüber, dass das Amt des Bundesvorsitzenden mit Dieter Vierlbeck auch weiterhin in bayerischer Hand bleibt. Peetz erinnerte auch daran, wie wichtig die Handwerker bei der zurückliegenden, acht Jahre andauernden Generalsanierung der Bayreuther Stadtkirche waren. Eine kleine Katastrophe habe viele Aufträge für das Handwerk in der Region gebracht, sagte Dekan Peetz. Nun könne die Kirche endlich am 1. Advent wieder feierlich eingeweiht werden.
Nachfolger Dieter Vierlbeck möchte ich in seiner Amtszeit dazu beitragen, die Verbindung zwischen Handwerk und Kirche weiter auszubauen. Vierlbeck ist seit 1995 in unterschiedlichen Positionen in der Handwerkskammer München und Oberbayern tätig, aktuell als Geschäftsführer. Neu in das Team des Vorstandes wurden Thomas Queck und Brigitte Mack gewählt. Prof. Axel Noack wurde in seiner Aufgabe als Theologischer Vorstand bestätigt. Auch die bisherigen Mitglieder des ehrenamtlichen Vorstandes Jürgen Schnier, Werner Vesterling und Erich Schuh wurden in ihren Ämtern wiedergewählt.
EZB-Niedrigzinspolitik sorgt für
wenig Spielraum /
Die verhältnismäßig kleine Deutsche Skatbank, eine Zweigniederlassung der VR-Bank Altenburger Land mit Sitz im ostthüringischen Schmölln, verlangt als erste Bank in Deutschland seit wenigen Tagen einen Negativzins auf Guthaben. Diese Strafzinsen in Höhe von 0,25 Prozent werden allerdings erst ab einer Einlage von 500000 Euro fällig. Das Kreditinstitut reagierte damit auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Mit der 500000-Euro-Grenze werde allerdings auch deutlich, dass der Strafzins nicht auf Privatkunden zielt, sagte Pressesprecher Gros. Seinen Worten zufolge liegt die durchschnittliche Einlage bei den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken bei 16000 Euro. Bezirkspräsident Gregor Scheller verwies darauf, dass die Skatbank als Internetbank ausgegründet wurde, und dass der Strafzins mit dem normalen Tagesgeld ohnehin nichts zu tun hat. Eigentliches Thema des Genossenschaftsverbandes war allerdings die Tatsache, dass die VR-Banken gerade im Regierungsbezirk hervorragend da stehen. „In Oberfranken sind wir stärker gewachsen als im Durchschnitt aller bayerischen VR-Banken“, sagte Gros. In Zahlen bedeutet dies: Die Kundengelder sind seit Jahresbeginn um 1,5 Prozent oder 122 Millionen Euro auf 8,3 Milliarden Euro angestiegen. Allerdings sei auch hier eine starke Umschichtung von Termineinlagen zu kurzfristig verfügbaren Einlagen zu beobachten. Einlagen sind das Eine, Kreditausreichungen das Andere. Aber auch hier sei das Firmenkundenkreditgeschäft der oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken hervorragend gelaufen, so der Sprecher. Bis Ende September seien die Ausreichungen um 76 Millionen Euro auf zwei Milliarden Euro angestiegen. Das entspreche einer Zunahme von 3,9 Prozent und auch hier liegen die oberfränkischen VR-Banken über dem bayerischen Durchschnitt. Natürlich kämpfen auch die VR-Banken mit einer Zinsspanne, die heuer leicht zurückgehen wird. Die Rede ist von 0,1 Prozentpunkt der durchschnittlichen Bilanzsumme. „Den Banken bleibt aufgrund der EZB-Niedrigzinspolitik wenig Handlungsspielraum“, so Gros. Trotzdem rechnen die Verantwortlichen mit einem ordentlichen Betriebsergebnis in Höhe von 1,04 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Das alles macht die VR-Banken in Oberfranken zum sicheren Arbeitgeber, zum verlässlichen Steuerzahler und zum engagierten Förderer. Nach den Worten von Pressesprecher Gros beschäftigen die 25 VR-Banken in Oberfranken in 305 Filialen 2899 Mitarbeiter, darunter 179 Auszubildende. Mit 12,9 Millionen Euro an Gewerbesteuern hätten sie hätten sie erheblich zur Finanzierung der kommunalen Strukturen beigetragen und mit 1,4 Millionen Euro an Spenden für kulturelle, soziale und karitative Einrichtungen hätten die VR-Banken gezeigt, dass sie sich als Teil der Gesellschaft begreifen. Bild: Schließen Strafzinsen für die oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken aus: Jürgen Gros, Pressesprecher des Genossenschaftsverbandes Bayern und (links) und Gregor Scheller, oberfränkischer GVB-Bezirkspräsident von der Volksbank in Forchheim. „Wissenschaft meets Wirtschaft“ / Stabsabteilung „Entrepreneurship und Innovation“ erweitert Serviceangebot der Uni Bayreuth – Petra Beermann wechselte von der Stadt an die Hochschule
Bayreuth. Zu den Aufgabenbereich der neuen Abteilung zählen neben dem Patentmanagement die Förderung von Existenzgründungen und Innovation sowie der Technologietransfer. Die neue Stabsabteilung soll eng mit den Akteuren der regionalen Wirtschaft, den Aus- und Weiterbildungseinrichtungen in Oberfranken und insbesondere der Campus-Akademie der Universität Bayreuth zusammenarbeiten. „Wir wollen damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Oberfrankens leisten“, sagt Petra Beermann, die seit 1. Oktober an der Spitze der neuen Stabsabteilung steht. Die Wirtschaftsgeographin aus Bremerhaven studierte und promovierte an der Universität Bayreuth. Danach wechselte sie als Referentin für Wirtschaftsförderung an die Stadt Salzgitter, war für mehrere Jahre im Bereich der Wirtschafts- und Kommunalberatung selbstständig, ehe sie 2007 an das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Bayreuth wechselte. Unternehmensgründungen, Patentanmeldungen, Innovationsförderung, Wissens-, Personal-, und Technologietransfer, diesen und weiteren Themenfeldern, die mit unternehmerischem Denken und Handeln verbunden sind, will sich die Universität Bayreuth künftig noch mehr als bisher widmen. Dazu wurde die neue Stabsabteilung gegründet, die über alle Fächergrenzen hinweg dazu beitragen soll, ein innovationsfreundliches und innovationsförderndes Umfeld an der Universität Bayreuth zu schaffen. Als weiteres Ziel bezeichnet es Petra Beermann, die Zusammenarbeit mit der regionalen und überregionalen Wirtschaft weiter auszubauen. Auch der Dialog mit Interessensvertretern, Projektentwicklern oder den Wirtschaftskammern gehört dazu. „Eine Universität sitzt ja nicht mehr so wie früher im Elfenbeinturm, sondern hat vielmehr auch die Aufgabe, die Region nach vorne zu bringen“, sagt Petra Beermann. Als eines der wichtigsten Ziele ihrer neuen Tätigkeit bezeichnet sie es, Nachwuchskräfte zu generieren und in der Region zu halten. Überhaupt sei mittlerweile bundesweit bei den Hochschulen ein Paradigmenwechsel erkennbar, indem die Wissenschaft verstärkt auf die Wirtschaft zugeht, „Wissenschaft meets Wirtschaft“ eben. Konkret sind es vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die beispielsweise ein bestimmtes Forschungsprojekt im Auge haben, oder sich Hilfe von einem bestimmten Lehrstuhl erwarten. Auch hier tritt die neue Stabsabteilung um Petra Beermann auf den Plan. Sie stellt Kontakte her, weiß wo den Unternehmen der Schuh drückt und wo es konkreten Bedarf in Sachen Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit gibt. Zu den Kernaufgaben einer modernen Universität gehörten nicht mehr allein Forschung, Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung, sondern ebenso der Transfer universitären Wissens in die Gesellschaft. In einem zunehmend innovationsgetriebenen Umfeld müssten Universitäten Innovationsmotoren sein. „Der Schlüssel für Innovationen ist unternehmerisches Denken“, sagt Petra Beermann. Gefragt sind deshalb die Fähigkeit und die Bereitschaft, Chancen zu entdecken, Innovationen durchzusetzen, dafür Ressourcen zu erschließen und zu nutzen und damit einhergehende Risiken zu tragen. „Stadt und Region Bayreuth haben erhebliche Kompetenzen und Potentiale, die nur im Verbund aller Akteure gehoben werden können“, so Petra Beermann, die sich dabei als Entwicklerin und Impulsgeberin versteht. Unterstützt wird die neue Stabsstellenleiterin von Heinz-Walter Ludwigs, der für den Bereich Technologietransfer zuständig ist, sowie von Andreas Kokott, der sich um die Bereiche Erfinder- und Gründerberatung kümmert. In die Abteilung integriert ist außerdem die Geschäftsstelle der Technologie-Allianz-Oberfranken (TAO), die von Melanie Beutin geleitet wird. Für Petra Beermann bedeutet die neue Stabsabteilung „Entrepreneurship und Innovation“ eine „super interessante Aufgabe“. „Ich sehe eine große Kraft, die von der Universität Bayreuth ausgeht“, sagt sie und für sie selbst bedeute der Wechsel von der Stadt an die Hochschule „auf jeden Fall eine ganz tolle Herausforderung“. Bild: Petra Beermann steht seit Oktober an der Spitze der neu geschaffenen Stabsabteilung „Entrepreneurship und Innovation“ der Universität Bayreuth. Mit jungen Ideen alte Traditionen fortsetzen / 250 Jahre Backfeuerrechte: In der Bäckerei-Konditorei Lang seit einem Viertel Jahrtausend Brot gebacken
„Genau 250 Jahre, von 1764 bis zum heutigen Tag, wird in unserem Haus ununterbrochen eine Bäckerei betrieben“, sagt Bäckermeister Thomas Zimmer. Er ist in Oberfranken auch als Präsident der Handwerkskammer bekannt und kann die Tradition seines Hauses von Anfang an mit Originalurkunden belegen. 250 Jahre, das ist für ihn eine feste Grundlage. Nicht mehr und nicht weniger. „Wir wollen modern genug sein, aber auch der Tradition verbunden bleiben“, sagt er. Oder anders ausgedrückt: „Wir wollen mit jungen Ideen alte Traditionen fortsetzen.“ 1751 hatte der Hofbuchdrucker der Markgräfin Wilhelmine, er hieß Elias Dietzel, das Haus errichten lassen und dort eine Buchdruckerei eröffnet. Nach dem Tod von Elias Dietzel kaufte Thomas Dollhopf das Haus. Der war Bäckermeister und schaffte es vom Bayreuther Magistrat das Backfeuerrecht zu erhalten. Die Urkunde ist zwar schon vergilbt und die Schrift nur schwer lesbar, doch Thomas Zimmer hatte eigens einen Historiker mit der Übersetzung beauftragt. Das Datum unter dem Siegel ist trotz allem klar leserlich: 14. Dezember 1764. „Seitdem wird hier eine Bäckerei geführt“, so Zimmer. Mindestens genauso wichtig ist eine zweite Jahreszahl: 1790: seit diesem Jahr wird dort Bier gebraucht. Das Beck´n Bier ist auch so eine Bayreuther Besonderheit. Denn über viele Jahrzehnte hinweg war das Brotbacken für die Bayreuther Bäcker nur ein Nebenerwerb. Wirklich leben mussten und konnten sie nur vom Bierausschank. Noch eine dritte Jahreszahl gibt es, die für Thomas Zimmer bedeutsam ist: 1919. Damals kaufte der Urgroßvater seiner Frau, Lorenz Lang das Haus. Er war gerade aus dem ersten Weltkrieg wieder zurückgekehrt. Lorenz Lang hatte schon seit 1906 eine Bäckerei in St. Georgen gegründet und siedelte nun in die Innenstadt über. Erst seit 1925 gibt es den Laden in der heutigen Form. Seit 2003 ist die Bäckerei und Konditorei nun in der Hand von Alexandra und Thomas Zimmer. Es ist die vierte Generation, die fünfte steht mit Tochter Jaqueline bereits in den Startlöchern. Erst vor zwei Jahren wurde die Bäckerei von der Gourmetzeitschrift „Der Feinschmecker“ zu einer der besten Bäckereien in Deutschland gekürt. „Diese Auszeichnung hat für uns einen sehr hohen Stellenwert“, so Alexandra Zimmer. „Der Feinschmecker“ hatte ganz besonders das mehrfach ausgezeichnete Thermalbrot herausgestellt. Hier seien traditionelle Backkunst und innovative Ideen beispielgebend vereint, heißt es. Das Thermalbrot ist ein besonders balaststoffreiches Gerste-Dinkel-Brot, dem ausschließlich Thermalwasser aus der Lohengrin-Therme in Bayreuth zugesetzt wird. Ebenso habe die Redaktion die Ernährungstipps honoriert, für die Tochter Jacqueline Zimmer als Ernährungsberaterin im Bäckerhandwerk und ebenfalls Bäckermeisterin zuständig ist. Seit 2009 ist Thomas Zimmer auch Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken. Fast wäre er Polizist geworden, doch gerade noch rechtzeitig brach Thomas Zimmer Anfang der 1980er Jahre die Beamtenfachschule für den gehobenen Polizeidienst ab und begann eine Bäckerlehre. Den Ausschlag dafür hat die Liebe gegeben, denn Ehefrau Alexandra lernte er damals kennen und sie hatte gerade ihre Bäckerlehre nicht nur hinter sich, sondern auch als Beste in Bayern und bundesweit Zweitbeste beim Leistungswettbewerb der Handwerksjugend abgeschlossen. Kaum zu glauben, aber Thomas Zimmer war nach nur zwei Jahren verkürzter Lehrzeit genauso erfolgreich und belegte 1985 ebenfalls beim Leistungswettbewerb der Handwerksjugend Platz 1 in Bayern und Platz 2 auf Bundesebene. Um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, krönte 2008 auch Tochter Jacqueline ihre Bäckerlehre als Bayerns Beste und bundesweit Viertbeste. „Wir sind damit alle drei Landessieger und auf Bundesebene ganz vorne, so etwas gab es bestimmt noch nie“, sagt Thomas Zimmer. 2004 wurde er erstmals in die Vollversammlung und den Kammervorstand gewählt, 2007 löste er Dieter Zollinger als Vizepräsident und am 17. Juni 2009 Kurt Seelmann als Präsident der Kammer ab. Da war gerade einmal fünf Wochen nach dem plötzlichen Tod seines Schwiegervaters Manfred Lang, der viele Jahre als unvergessener Obermeister der Bäckerinnung und als Bayreuther Kreishandwerksmeister tätig war. Die Tradition möchte die Bäckerei-Konditorei Lang am kommenden Sonntag, 2. November, von 13 bis 17 Uhr in den Räumen der Bäckerei mit einem „Tag der offenen Backstubentür“ feiern und damit alle Interessierten zu einem Blick hinter die Kulissen einladen. Bild: Alexandra und Thomas Zimmer, Adelheit Lang sowie Jacqueline Zimmer (von links) freuen sich über die große Historie ihrer Bäckerei/Konditorei. Multiplayer, Menschen und Maschinen / Kammer veranstaltete Berufsmesse des Handwerks - Kulmbach-Tag an der Kerschensteiner-Straße
Julia aus Kulmbach möchte sich an diesem Tag vor allem die Bereiche Haustechnik und Gesundheit einmal näher anschauen. Vielleicht möchte sie aber auch Landtechnikerin werden, oder Land- und Baumaschinenmechatronikerin, so genau weiß sie das noch nicht. Was genau hinter den einzelnen Berufen steckt, das möchte sie an diesem Tag in Bayreuth erfahren. Julia ist genau die Richtige für die Berufsmesse des Handwerks, bei der nicht nur Meister und Gesellen von Betrieben aus der Region den jungen Leuten die Berufe vorstellen, sondern auch viele Lehrlinge über das jeweilige Berufsbild berichten. Damit sollen vor allem Gespräche auf Augenhöhe möglich sein.
Um die Jugendlichen auch in ihrer Sprache zu kontaktieren, hatte die Kammer eigens einen "Berufe-Checker" ermittelt, bei dem abgeklärt wird, ob der Betreffende lieber indoor oder outdoor arbeitet, ob er Singleplayer oder Multiplayer ist oder ob er lieber mit Menschen oder Maschinen arbeitet. Auch ein Lehrstellenradar gibt es, das unter anderem anzeigt, wo die nächste freie Lehrstelle für einen bestimmten Beruf zu finden ist. Und natürlich hatte die Kammer ein eigenes Facebook-Team dabei, das die komplette Berufsmesse begleitet hat.
Die Schülerinnen und Schüler sollten vor allem einmal selbst Hand anlegen und so feststellen, ob sie lieber sägen, bohren, hämmern, am Computer arbeiten, backen, schrauben oder mauern. Viele Jugendliche wüssten oft gar nicht, dass in nahezu allen Sparten mittlerweile auch mit High-Tech Geräten gearbeitet wird, so HWK- Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Er bezeichnet als Besonderheit der Berufsmessen die enge Kooperation mit den Schulen. Das Unterrichtsfach Berufsorientierung sei bei den 6. bis 8. Kassen inzwischen fester Bestandteil des Unterrichts. Das bedeutet, die Schülerinnen und Schüler wurden in den Schulen gezielt auf den Besuch der Berufsmessen des Handwerks vorbereitet. Sie wählten sich bereits in der Schule die Berufsfelder aus, die sie besonders interessieren. Genau diese Berufsfelder konnten sie dann in kleinen und vor allem geführten und betreuten Gruppen in den Berufsbildungs- und Technologiezentren der Handwerkskammer live erleben. Metaller fordern 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt / IG Metall Ostoberfranken legt sich auf eine konkrete Forderung nach mehr Lohn und Gehalt fest – Bildung und Altersteilzeit im Focus
Allerdings handelt es sich bei den 5,5 Prozent lediglich um einen Empfehlungsbeschluss. Bis Ende November will die Gewerkschaft alle Forderungen aus den Verwaltungsstellen sammeln und die endgültige Tarifforderung beschließen. Verhandlungsauftakt zur Tarifrunde mit den Arbeitgebern ist am 14. Januar 2015 in Augsburg, ein zweiter Termin ist für den 28. Januar in München vereinbart. Am gleichen Tag läuft auch die Friedenspflicht aus. Das bedeutet, erste Warnstreiks könnte es am 29. Januar geben. Bereits in den kommenden Tagen will die IG Metall vom 20. bis zum 24. Oktober mit einer Aktionswoche auf sich aufmerksam machen und ihre Forderungen in den Betrieben bekannt machen. „Es gibt noch ein Wirtschaftswachstum, auch wenn viele Unternehmer den Teufel schon wieder an die Wand malen“, sagte der bayerische IG-Metall-Chef-Jürgen Wechsler. Am Laufen gehalten werde dieses Wachstum in erster Linie vom privaten Konsum und dazu braucht es ordentliche Löhne und Gehälter. Nach den Worten des bayerischen Bezirksleiters habe die Produktion über fast alle Branchen im ersten Halbjahr 2014 zugelegt. Spitzenreiter sei dabei die Automobilindustrie gewesen, einzige Ausnahme sei der Maschinenbau, der in erster Linie darunter leide, dass keine Großanlagen insbesondere im Bereich der Energie errichtet würden.
Neben der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ist die IG Metall auch für die Textil- und Bekleidungsindustrie zuständig. Auch hier gibt es im Moment eine Tarifrunde, bei der die Beschäftigten fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt fordern. „Starke Leistungen benötigen auch starke Löhne“, sagte IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Uwe Bauer. Er verschwieg allerdings auch nicht, dass die Situation in vielen Betrieben nach wie vor schwierig ist.
Bilder: Altersteilzeit, Bildung und mehr Geld / IG Metall startete Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie – Friedenspflicht endet im Januar
Kommt es vorher nicht zu einer Einigung am Verhandlungstisch, dann könnte es in dieser Nacht schon erste Arbeitskampfmaßnahmen geben, sagte Bezirkssekretär Adrian Dubno aus München. Gerade mit Blick auf die jüngeren Mitglieder sollen diesmal im Tarifvertrag handfeste Regelungen zum Thema Bildungsteilzeit festgeschrieben werden. Nur ein Prozent der Belegschaft nehme regelmäßig an Bildungsmaßnahmen teil. Hier gebe es dringenden Handlungsbedarf. Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung sollten allen Beschäftigtengruppen offen stehen, also auch Ungelernten oder Angelernten. In den neuen Tarifvertrag sollten auch Freistellungsmöglichkeiten zur Weiterbildung und eine entsprechende finanzielle Absicherung. Als zweiter wichtiger Punkt sollen auch wieder flexible Übergänge in die Rente ausgehandelt werden. „Wenn es uns nicht gelingt, die Altersteilzeit im Tarifvertrag zu verankern, dann kommt die Altersteilzeit nicht mehr“, sagte Dubno. Mit den Arbeitgebern will man vor allem über eine bessere finanzielle Ausstattung der Tarifverträge sprechen. Insbesondere die Kollegen in den unteren Entgeltgruppen sollten bessere Möglichkeiten erhalten, um in den Genuss von Altersteilzeitregelungen zu kommen. Für die Entgeltforderung selbst sind nach den Worten von Adrian Dubno zwei Dinge entscheidend: die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die politische Stimmung. Eine Preissteigerung von 1,3 bis 1,9 Prozent sei auf den ersten Blick zwar nicht besonders hoch. Bedenke man jedoch die Preissteigerungen bei der Bahn oder die hohe Mieten, dann könne man schnell feststellen, dass besonders Arbeitnehmer von den steigenden Preisen betroffen sind. Außerdem sollten sich alle Gewerkschafter auf eine gesellschaftliche Debatte einstellen, bei denen die Arbeitgeber schon jetzt Stimmung machen, weil sie zum Beispiel keinerlei Bedarf für Regelungen bei Bildungsmaßnahmen sehen. „Tarifverträge fallen nicht vom Himmel“, sagte Dubno. Deshalb müsse die Gewerkschaft streikfähig sein. „Nur dann werden wir auch in der Gesellschaft ernst genommen.“ Um die Forderungen der IG Metall der Öffentlichkeit nahe zu bringen, oder wie es der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel ausdrückt, „die Herzen der Menschen zu erreichen, soll vom 20. Bis zum 24. Oktober ein breit angelegte Aktionswoche in allen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie stattfinden. Zu den zahlreichen öffentlichkeitswirksamen Aktionen gehört auch eine Roadshow, die für Oberfranken am 21. Oktober in Pegnitz Station machen wird. Bild: Zum Start der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie konnte der erste Bevollmächtigte Volker Seidel (links) den Bezirkssekretär Adrian Dubno aus München begrüßen. Von Altenreuth in die Welt:
„Wir haben damals ganz gezielt ein Grundstück in Autobahnnähe gesucht“, sagt Ingo Förster (48), Unternehmensgründer und Geschäftsführer. Tatsächlich sind es gleich zwei Autobahnen, ein Autobahndreieck und eine Anschlussstelle, die praktisch in Sichtweite der Robotif-Niederlassung verlaufen: die A70, die A9, das Autobahndreieck Bayreuth/Kulmbach und die Ausfahrt „Bindlacher Berg“. Die Geschäftsidee ist ausgeklügelt und simpel zugleich: „Wir unterstützen die Betreiber von Industrierobotern, damit ihre Anlagen auch nach vielen Jahren so funktionsfähig bleiben wie am ersten Tag“, sagt Ingo Förster. Die Hersteller, Marken wie Adept, Bosch und Stäubli, tun das in der Regel nicht, weil sie ihren Support stets auf das aktuelle System ausgerichtet haben, teure Ersatzteile anbieten und lieber neu verkaufen möchten, als alte Roboter am Leben zu erhalten. Robotif kümmert sich dabei ausschließlich um die Technik, nicht um die Programmierung. „Es gibt nur ganz wenige, die ältere Systeme so betreuen können“, sagt der Geschäftsführer und ein ganz einfacher neuer Roboter koste schnell mal eine viertel Million. Ingo Förster ist damit in eine Marktlücke gestoßen. Erst im Februar 2009 hat der gelernte Maschinenbauschlosser, der in Braunschweig und Wolfenbüttel Automatisierungstechnik studiert hat, die Firma gegründet, ganz klassisch in einer Garage in Unternschreez im Landkreis Bayreuth. Schon bald folgte der Umzug in ein wenig komfortables, weil unbeheiztes ehemaliges Industriegebäude im Bayreuther Stadtteil Kreuz, ehe das Firmengebäude in Altenreuth errichtet wurde. Es ist modern, „aber viel zu klein“, sagt Ingo Förster. Tatsächlich war das Haus mit der Hausnummer 1a auf fünf Mitarbeiter ausgerichtet, mittlerweile sind es 14. Weil es in zehn Jahren zwischen 20 und 30 Mitarbeiter sein sollen, plant Ingo Förster schon die Firmenerweiterung. Rund eine Million soll das Gebäude kosten, Robotif wird am Standort Altenreuth dann vier Mal so groß sein wie bisher. „Um das zu tun, was wir tun, müssen sie die Technik fest im Griff haben“, sagt Ingo Förster. Zwei bis vier Jahre dauert es, um eine neue „Roboterfamilie“ in Portfolio mit aufzunehmen, bis die Software passt, bis die Spezialwerkzeuge beschafft sind. Vom Hersteller gibt es kaum Unterstützung, denn die Hersteller sind ja in der Regel nicht daran interessiert, dass jemand die alten Roboter kostengünstig wieder flott macht. Die Arbeit findet dabei meist in Altenreuth statt, wohin die Roboter gebracht werden. Wenn nötig, dann sind die Mitarbeiter aber auch vor Ort, und zwar innerhalb kürzester Zeit an jedem Punkt der Erde. Ingo Förster und seine Mitarbeiter kennen die Maschinen natürlich in- und auswendig. In der Regel sind es Mechatroniker, die er beschäftigt, ein Kfz-Mechaniker ist dabei und ab dem kommenden Jahr will der Betrieb auch ausbilden. Gesucht sind richtig gute Leute, die bereit sind, sich einzuarbeiten und die kompromisslos Qualität liefern können. Das ist auch notwendig, bei der Kundenliste, die der Geschäftsführer auf den Tisch legt: Prominente Automobilzulieferer sind dabei, genauso wie namhafte Unternehmen der Lebensmittel-, Bekleidungs- und Glasindustrie, aber auch einige der Großen aus der Luft- und Raumfahrttechnik. Warum sie alle den Fachleuten aus Altenreuth vertrauen: „Kaum ein Kundenwunsch bleibt bei uns unerfüllt, weil wir schnellstmögliche Notfallreparatur vor Ort bieten um teure Ausfallzeiten so knapp wie möglich halten.“ Bild: Sie und ihre Team sorgen dafür, dass aus lahmen Maschinen wieder produktive Roboter werden: die beiden Robotif-Geschäftsführer Michael Ettenauer (links) und Ingo Förster. Energiewende braucht Stadt-Land-Partnerschaft / Bayreuther Bioenergiesymposium: Kritik an EEG-Änderungen
Veranstalter dieses Treffens von Persönlichkeiten aus Landwirtschaft, Forschung und Behörden war das Zentrum für Energietechnik an der Universität Bayreuth zusammen mit der Bioenergieregion Bayreuth. Dabei handelt es sich um eine von derzeit 21 Bioenergieregionen bundesweit, die seit 2009 vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert werden. Bayreuth ist dabei die einzige fränkische Region in diesem Wettbewerb. Ziel ist es laut Bernd Rothammel, der beim Regionalmanagement Stadt und Landkreis Bayreuth für die Bioenergieregion zuständig ist, die Nachfrage nach erneuerbarer Energie zu steigern, die Erzeugung von Bioenergie umweltfreundlicher zu gestalten und der Öffentlichkeit ein positives Bild von Bioenergie zu vermitteln. Ziel ist es aber auch, den Anteil der Bioenergie am gesamten Energieverbrauch der Privathaushalte von aktuell 18 auf über 50 Prozent zu steigern. Damit sollen langfristig Arbeitsplätze geschaffen und eine Wertschöpfung von jährlich mindestens 50 Millionen Euro erschlossen werden. Regionalmanager Rothammel weiß aber auch um die Probleme: „Bei Strom aus regenerativer Energie sind wir auf einem gutem Weg. Bei Wärme und Treibstoff liegt noch ein riesiges Gebirge vor uns.“ Der ländliche Raum wird langfristig die Städte mit erneuerbaren Energien versorgen müssen, sprach Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe ein anderes Problem an. Während der Landkreis Bayreuth bereits 27 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien deckt, liege dieser Wert in der Stadt Bayreuth bei gerade einmal vier Prozent. Dies verdeutliche die Bedeutung der Stadt-Land-Partnerschaft mit der Stadt als großen Energieverbraucher und dem Land als Energieproduzenten.
Philipp Vohrer von der Agentur für erneuerbare Energien ist sich trotzdem sicher, dass die Energiewende aufgrund solcher Probleme nicht scheitern wird: „Neue Jobs entstehen, zahlreiche neue Patente werden angemeldet, Kohlendioxid wird reduziert und Wertschöpfung entsteht in der Region“, sagte Vohrer. Er bezifferte die Zahl der Arbeitsplätze in der Solar-, Photovoltaik-, Bio-, Wind-, Geothermiebranche und all den anderen erneuerbaren Energiefeldern in Deutschland auf aktuell 371400, Über 7000 weniger als noch im Vorjahr, aber trotzdem immer noch in der Größenordnung der Chemieindustrie. Von einem Boom sprach er bei der Zahl der Energiegenossenschaften: exakt 888 sind es aktuell, mehr als doppelt so viel wie noch 2010. Eingebrochen sei dagegen die Summe der Investitionen von bundesweit über 26 Milliarden Euro in 2010 auf mittlerweile 16,3 Milliarden Euro. Schuld daran sind nach den Worten Vohrers die politisch gewollten Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Biomasse soll nicht weiter ausgebaut werden, der Neubau entsprechender Anlagen sei weitgehend zum Erliegen gekommen. Das verteidigte Ministerialdirektor Clemens Neumann vom Bundeslandwirtschaftsministerium. „Bioenergie muss auch markttauglich sein“, sagte er. Dazu gehörten eine hohe Effizienz von Biogasanlagen und entsprechende Wärme- und Vermarktungskonzepte. Außerdem seien in vielen Gegenden die Pachtpreise ins unermessliche gestiegen und in einigen Regionen gebe es ein Maisproblem. Das EEG soll deshalb stärker auf Reststoffe fixiert werden, denn derzeit würden nur 70 Prozent aller Bioabfälle vermarktet. „Hier haben wir noch Potential, um den Kreislauf zu verbessern.
Bilder: Mit Wirbelsäulengymnastik ins Umsatzhoch / IT-Anbieter Business Systemhaus AG verzeichnet erfolgreichstes Geschäftsjahr ihrer Unternehmensgeschichte
Derzeit beschäftigt das Unternehmen 40 Mitarbeiter, zehn Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Darunter sind auch vier Auszubildende zum Informatiker, zum Systemtechniker und zur Bürokauffrau. Weitere zehn bis 20 Prozent mehr Mitarbeiter müssten es mittelfristig sein, um den Auftragsbestand bewältigen zu können, so Vorstand Wolfgang Eichfeld. Platz gibt es demnächst genug, denn die Business Systemhaus AG wird noch im laufenden Jahr aus ihren jetzigen Räumen in der Ludwig-Thoma-Straße in einen schicken Neubau in der Himmelkronstraße an der nordwestlichen Stadtgrenze ziehen. Dort investiert das Unternehmen derzeit rund zwei Millionen Euro. Als Gründe für das Umsatzhoch in einer Branche, die wie kaum eine andere einem schnellen Wandel unterzogen ist, nennen Willi Deppner und Wolfgang Eichfeld die Konzentration auf die Kernkompetenzen sowie die engagierten und kompetenten Mitarbeiter. Besonders erfreulich sei die Entwicklung im Bereich Informationsmanagement. Die Business Systemhaus AG habe hier auf Basis der Kommunikationsplattform Sharepoint verschiedene eigene Lösungen wie die Vertragsverwaltung oder ein Reklamationsmanagement entwickelt. Am erfolgreichsten sei im zurückliegenden Jahr das Qualitätsmanagement-Portal gewesen, für das die gemeinnützige Malteser-Deutschland GmbH mit rund 35000 Mitarbeitern bundesweit als Großkunde gewonnen werden konnte. Was die Mitarbeiter betrifft, so biete das Business Systemhaus seit vielen Jahren attraktive Arbeitsplätze, regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen und Gewinnbeteiligungen an. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Gesundheitsmanagement. Mit großem Erfolg seien in den zurückliegenden Monaten zusammen mit der Techniker-Krankenkasse ein Wirbelsäulengymnastikkurs während der Arbeitszeit durchgeführt worden, an dem über die Hälfte aller Mitarbeiter teilgenommen hatte. „Wir möchten unseren Beschäftigten die Möglichkeit geben, aktiv etwas für ihre Gesundheit zu tun, was im Alltag am Schreibtisch oft zu kurz kommt, begründet Willi Deppner dieses ungewöhnliche Angebot. Ein weiterer derartiger Kurs ist bereits für den Herbst in Planung. Die Business Systemhaus AG versteht sich in erster Linie als IT-Partner für den Mittelstand in den Bereichen Fertigung, Handel und Dienstleistung. Zu den Kunden gehören die Confiserie Burg Lauenstein, den Seilhersteller Liros in Berg, Steiner Optik in Bayreuth, die Ostfriesische Teegesellschaft, Frei-Öl genauso wie ein Medizinlabor in Luxemburg oder ein Schokoladenhersteller aus der Schweiz. Willi Deppner und Wolfgang Eichfeld hatten das Unternehmen aus der Taylorix-Organisation heraus zunächst als GmbH gegründet. Neben der Beratung und der individuellen Anpassung integrierter Unternehmenssoftware gehören Personalmanagement, Hardware-Infrastruktur, Business-Intelligence-Lösungen und Cloud Computing zum Angebot. Eine weitere Niederlassung betreibt die Business Systemhaus AG in Hannover. Bild: Vorstandsvorsitzender Willi Deppner (rechts) und Vorstand Wolfgang Eichfeld von der Business Systemhaus AG in Bayreuth bereiten sich derzeit auf den Umzug in einen schicken Neubau am Stadtrand vor.
Metzger, Milch und Mineralbrunnen / Gewerkschaft gegen den Trend:
Die NGG tickt in vielen Dingen anders als die großen Gewerkschaften. „Unsere Mitgliederzahlen sind stabil, wir konnten in den zurückliegenden zehn Jahren sogar um acht Prozent zulegen“, sagt Michael Grundl, seit 2007 Geschäftsführer der NGG in Oberfranken. Ganz stimmt das mit Oberfranken allerdings nicht, denn mit dem Landkreis Tirschenreuth und der dortigen Ortsstelle Friedenfels reicht die NGG Oberfranken auch ein Stück weit in die Oberpfalz hinein. Weitere Ortsstellen, so heißen die Ortsverbände bei der NGG, gibt es in Bamberg, Bayreuth, Hof, Kulmbach und für Kronach-Coburg-Lichtenfels. Auch die Mitgliederstruktur passt: Zu 75 Prozent besteht die NGG-Oberfranken aus Erwerbstätigen, 20 Prozent sind Rentner und der Rest gehört zu den Sonstigen wie zum Beispiel Erwerbslosen. Größte Einzelbranche unter dem Dach der NGG ist die Zigarettenindustrie mit der British-American-Tobacco (BAT) in Bayreuth. Dann kommen die Brauereien und die sogenannte „Nährmittelindustrie“, beide seien vor allem in Kulmbach mit der Brauerei, aber auch den Unternehmen Raps und Ireks stark vertreten. Weitere Branchen, die zur NGG gehören sind die Milch und die Mineralbrunnenindustrie, die Fleischwarenindustrie, das Hotel- und Gastgewerbe sowie das Bäckerei- und Metzgereihandwerk. „Alles, was mit Essen, Trinken und Genießen zu tun hat ist bei uns“, sagt der Bezirksvorsitzende Hans-Georg Prehmus aus Kulmbach. Bei insgesamt 700 verschiedenen Tarifverträgen ist die NGG natürlich immer irgendwo im Tarifkampf. Aktuell in der Nährmittelindustrie, hier haben die Arbeitgeber 2,5 Prozent mehr Lohn- und Gehalt geboten, die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr. Die Differenz schreit förmlich nach einem Arbeitskampf, der auch zeitnah und landesweit erfolgen soll. Freilich stehen andere Gewerkschaften meist mehr im Focus der Öffentlichkeit, weiß auch Michael Grundl. Ursache dafür ist, dass es bei der IG Metall oder bei der IG Bau immer gleich um 100000 Beschäftigte gehe, bei der NGG dagegen in der Regel um ein paar tausend. Gleichwohl steht auch die NGG im Licht der bundesweiten Öffentlichkeit, etwa erst vor wenigen Wochen als bei der Schnellrestaurantkette Burger King prekäre Arbeitsbedingungen und Hygienemissstände aufgedeckt wurden. „Skandalöse Dinge waren das“, sagt Geschäftsführer Grundl und bedauert, dass es bei Burger King in Oberfranken keinerlei Betriebsratsstrukturen gibt. „Bei McDonalds sind wir da schon sehr viel weiter“, sagt Geschäftsführer Grundl. Für Aufsehen hatte im Sommer 2008 auch der Streik bei der Scherdel-Bräu in Hof gesorgt. „Es war der für unsere Gewerkschaft in Oberfranken mit 13 Tagen intensivste Arbeitskampf“, erinnert sich Michael Grundl. Am Ende habe man sich einen Anerkennungstarifvertrag erstreikt, der besagte, dass der Flächentarifvertrag eins zu eins anerkannt werden muss. Eine erfolgreiche Bilanz zieht Geschäftsführer Grundl auch über die zurückliegenden Betriebsratswahlen. Alle bestehenden Betriebsräte konnten wieder adäquat besetzt werden, vier bis fünf neue sind sogar dazu gekommen. „Damit konnte erneut der Grundstein für mehr Mitbestimmung in den Betrieben gelegt werden“, sagte Grundl. Froh ist man bei der NGG auch, dass der Mindestlohn nach zehn Jahren Diskussion endlich Realität wird. „Wir waren damals eigentlich Auslöser der Diskussion“, so der Geschäftsführer. In vielen Branchen, die zur NGG gehören, seien die Menschen deutlich unter 8,50 Euro entlohnt worden. Kritisch sehen Grundl und Prehmus allerdings die vielen Ausnahmen, etwa bei Langzeitarbeitslosen. Ein Dauerbrenner ist dagegen noch immer das Thema Leiharbeit. „Das ist für mich moderner Sklavenhandel“, wird Hans-Georg Prehmus deutlich. Geschäftsführer Michael Grundl formuliert es nüchterner: „Es darf nicht sein, dass über Werksverträge Lohndumping betrieben wird.“ Auch vor Ort gebe es immer wieder besorgniserregende Entwicklungen bei denen die Stammbelegschaft verdrängt wird. Gerade in einer Branche, in der die Qualität eine große Rolle spielt, könne das nicht sein. Es sei nun mal Tatsache, dass Leiharbeiter an vielen Prozessen, wie etwa Hygieneschulungen nicht teilnehmen Während der hauptamtliche Geschäftsführer Grundl noch relativ neu ist in Oberfranken, ist der ehrenamtliche Vorsitzende Hans-Georg Prehmus (62) so etwas wie ein gewerkschaftliches Urgestein. Er hatte bei der damaligen Kulmbacher Reichelbräu Brauer und Mälzer gelernt, seit 1981 gehört er dem Betriebsrat, seit 1982 ist er Betriebsratsvorsitzender und zugleich Konzernbetriebsratsvorsitzender der Kulmbacher Gruppe. An der Spitze der NGG-Ortsstelle steht er seit 1985, oberfränkischer NGG-Vorsitzender ist Hans-Georg Prehmus seit 2006, er ist außerdem Mitglied des NGG-Bundesvorstandes. Geschäftsführer Michael Grundl kommt ursprünglich aus Wasserburg am Inn, war dort bei den Meggle-Milchwerken als freigestellter Betriebsrat tätig, ehe er 2001 eine Ausbildung zum politischen Gewerkschaftssekretär machte und als solcher bis 2006 in Oberbayern/Niederbayern tätig war. Zum Jahreswechsel 2006/2007 hatte er die NGG-Geschäftsführung in Oberfranken übernommen. Bild: „Schade, wenn die Menschen auf ihre Rechte verzichten“: Vorsitzender Hans-Georg Prehmus (links) und Geschäftsführer Michael Grundl kämpfen für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten für mehr Mitbestimmung in denn Betrieben. Mindestlohn und Rente mit 63: Weitere Belastungen für die
Betriebe
Gleichwohl will das oberfränkische Handwerk der Politik der Großen Koalition nicht so recht trauen. Aktuelle Entscheidungen und Planungen brächten Unsicherheit in die Wirtschaft, sagte Zimmer. Ohne Not würden in einer konjunkturellen Aufschwungphase die Weichen falsch gestellt. „Ich habe die Sorge, ob die Bundesregierung wirklich die Belange unserer Betriebe erkennt“, so der Präsident, der vor allem kritisierte, dass den Betrieben weitere Belastungen aufgebürdet würden. Konkret bemängelte Zimmer die Rentenpolitik. Bereits jetzt gebe es 4000 unbesetzte Stellen im oberfränkischen Handwerk. Durch die beschlossene Rente mit 63 werde sich dieser Fachkräftebedarf auf 7000 bis 7500 Stellen erhöhen. „Was wir brauchen, sind Regelungen, die es ermöglichen, dass Mitarbeiter je nach Leistungsfähigkeit über die Altersgrenze hinaus beschäftigt bleiben können, wenn sie es wollen“, so Zimmer. Als weiteres Beispiel nannte Zimmer den Mindestlohn. Die 18-Jahres-Grenze sei ein Fehlanreiz, sagte er. Junge Leute dürften nicht dazu verleitet werden, Helferjobs zu 8,50 Euro auszuüben, anstatt eine Berufsausbildung zu absolvieren. Um diese Fehlanreize für junge Menschen zu begrenzen, plädiere das Handwerk für eine Anhebung der Altersgrenze auf 25 Jahre. Mit der Aktion „Ja zum Meister“, stellte die Handwerkskammer auch eine neue Kampagne vor, die an die EU adressiert ist und bei der es um den Erhalt des Meisterbriefs als Qualitätsmerkmal für Wirtschaft und Bevölkerung geht. Es sei schlicht unverständlich, wie die EU-Kommission auf der einen Seite das duale Ausbildungssystem in Deutschland lobt und als Vorbild für Europa darstellt und auf der anderen Seite aber die zentrale Säule dieses Systems, nämlich die verpflichtende hohe Qualifikation im Handwerk abschaffen möchte. Bis Anfang des kommenden Jahres will das Handwerk nun Unterstützerunterschriften sammeln und sie im Frühjahr 2015 an die EU-Kommission übergeben. Bei der Vollversammlung legte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller die Jahresrechnung der Kammer für 2013 vor, die mit einem Gesamtumsatz von knapp 34,9 Millionen Euro schloss. 50 Prozent davon seien aus Gebühreneinnahmen vor allem im Kurswesen erwirtschaftet worden. 34 Prozent wurde aus den Beiträgen der Mitgliedsbetriebe aufgebracht. Bei den Ausgaben entfielen Koller zufolge 36 Prozent auf Dienstleistungsaufgaben, also auf Bildung, Beratung und Handwerksförderung, die restlichen 14 Prozent seien der klassischen Verwaltung zuzuordnen. Aus der Vollversammlung schieden die folgenden Mitglieder aus: Edith Wunder (Marktrodach), Joachim Grosch (Weitramsdorf), Michael Kalb (Bamberg), Edgar Reitz Rattelsdorf, Gerhard Scharf (Tröstau), Christian Tremmel (Rothmannsthal), Heinz Vogel (Kulmbach), Knut von Berg (Coburg) und Hermann Hölzlein (Forchheim). Für ihre besonderen Verdienste für das oberfränkische Handwerk wurden Knut von Berg und Heinz Vogel mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnnet. Kurzinterview Thomas Zimmer, alter und neuer Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken: Was waren die größten Erfolge in ihrer ersten Amtsperiode als Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken? Als die drei größten Erfolge würde ich zum Einen den gelungenen Start mit der Imagekampagne des deutschen Handwerks im Januar 2010 bezeichnen, dann das Nachwuchskonzept des oberfränkischen Handwerks ausgearbeitet zwischen Ehrenamt und Hauptamt flächendeckend und deutschlandweit einmalig, und schlussendlich gelang es im letzten Jahr die wertvolle Aufbauarbeit im Verein Genussregion Oberfranken nun mit dem Verein Oberfranken offensiv zu vernetzen und für die Zukunft zu sichern Gab es auch Rückschläge? Als Enttäuschung würde ich zum einen die Kurzsichtigkeit der Bundepolitik was die energetische Gebäudesanierung anbelangt, bezeichnen. Hier fordern wir, nach wie vor, einen Anschub in Form einer steuerlichen Abschreibungsmöglichkeit. Eine weitere Enttäuschung ist, dass wir mit unserem Projekt Ambient Assisted Living, kurz AAL, oder wie ich es übersetze Alters angepasstes Leben, noch nicht entscheidend weiter gekommen sind. Hier sind wir auf bundesweite Fördergelder angewiesen. Auf welche Herausforderungen stellen sie sich in der neuen Amtsperiode ein? Meine Ziele für die neue Amtsperiode stehen unter der Überschrift Zukunftsschmiede Handwerk: Dazu gehören der Ausbau unseres Nachwuchskonzeptes, die Fortführung der Imagekampagne, die Förderung des Zusammenhalts im Handwerk, das Ziel, das Handwerk unter dem Begriff „Smart Handwerk“ noch innovativer machen und den Meisterbrief zu sichern. Sie sind Ende 2013 zum stellvertretenden Präsidenten des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) gewählt worden. Heute wurden Sie als Präsident der oberfränkischen Kammer bestätigt. Stehen Sie als gelernter Bäckermeister eigentlich noch jeden Morgen in der Backstube? Es war und ist mir stets wichtig die tägliche Erdung in meiner Bäckerei zu erleben. Deshalb stehe ich nach wie vor um 3 Uhr während der Woche und um 0 Uhr von Freitag auf Samstag mit meiner Frau und unserem Team in unserer Backstube. Auch wenn es schon manchmal zwickt, wie zum Beispiel letzten Freitag, da kam ich erst um 20.30 Uhr von einer Sitzung aus Würzburg zurück. Zum Glück habe ich zu Hause ein Dreamteam sowie im Dienstauto den besten Fahrer der Welt und kann dann auf dem Weg zu den Terminen „die Augen zumachen“ und schaffe so den spannenden Spagat zwischen Beruf und Ehrenamt trotz der zusätzlichen neuen bundesweiten Herausforderungen als ZDH Vizepräsident und Vorsitzender des ZDH Ausschusses „Wirtschaft, Energie und Umwelt“. Qualitätssiegel darf nicht verwässert werden / Meister zum Anfassen: Erlebniswelt Handwerk lockte viele tausend Besucher nach Bayreuth
Das Besondere am Maestro-Markt: Die Besucher konnten sich an den Messeständen bei den Meistern persönlich informieren und beraten lassen, Technikvorführungen und lebende Werkstätten besuchen, die Spezialitäten der Bäcker, Metzger und Brauereien genießen oder kunsthandwerkliche Produkte von Meisterhand für Garten und Wohnung erwerben. „Das ist Meisterhandwerk zum Anfassen, ganz nach der Idee der alten Jahrmärkte, die früher ein zentraler Treffpunkt für die Region waren“, sagt Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer. Der Präsident hatte zur Eröffnung aber auch einige handwerkspolitische Themen im Gepäck. Schon 2004 sei auf Drängen Europas die Pflicht zum Meisterbrief auf 41 Gewerke reduziert worden. Nun werde schon wieder über den Meisterbrief diskutiert, wo er doch die beste Garantie gegen Jugendarbeitslosigkeit ist. Ein bundesspolitisches Thema war die Forderung, dass der Mindestlohn von 8,50 Euro erst ab dem 25. Lebensjahr gelten soll, dass man an der Rentenschraube nicht noch weiter nach unten dreht und dass neue steuerliche Anreize für die energetische Gebäudesanierung geschaffen werden sollten. Auch Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe machte sich für den Meisterbrief stark. „Der Meister muss bleiben“, sagte sie, und weiter: „Ich glaube nicht, dass den Menschen gedient ist, wenn der Meisterbrief als Qualitätssiegel verwässert wird.“
Parallel zum „Maestro- Handwerkermarkt“ gab es am Wochenende in Bayreuth auch das 1. Bayreuther Lernfest, ein von vielen Bildungsträgern und der Stadt initiierter, bunter Kreativ- und Mitmachtag mit Spiel und Spass für die ganze Familie rund um das Bildungszentrum RW21, das Evangelische Bildungswerk und die Hofgartenpassage.
Bilder: Revolution Bildung und Operation Übernahme / Stefan Winnerlein ist Jugendsekretär bei der IG Metall
Themen, die Jugendliche betreffen, das ist das Metier, in dem sich Stefan Winnerlein auskennt. Die Aktionen, die er betreut tragen Namen wie „Revolution Bildung“ oder „Operation Übernahme“. „Da geht es dann beispielsweise darum, ob Weiterbildung auch Teil eines Tarifvertrages sein kann“, erklärt Stefan Winnerlein, den sich Oberfranken-Ost vorerst noch mit Coburg teilen muss, der aber ab 2016 fest an der Verwaltungsstelle Münchberg tätig sein wird. Die Leidenschaft für die Gewerkschaftsarbeit sei ihm in die Wiege gelegt worden, so Winnerlein, dessen Großvater und Vater sich ebenfalls gewerkschaftlich betätigt haben, beziehungsweise dies noch immer tun. Schon der Großvater war Betriebsrat, der Vater ist 2. Bevollmächtigter bei der IG Metall in Fürth. So sei es für ihn mit 18 Jahren die logische Konsequenz gewesen, ebenfalls der IG Metall beizutreten. Nach der Ausbildung zum Industriemechaniker bei Siemens in Nürnberg blieb er bei dem Unternehmen bis zum Beginn seines Bachelor-Studiums der Sozialökonomie ab dem Jahr 2005 in Hamburg. Seine Aufgabe als hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär ist es, den Rahmen zu setzen, ausfüllen müssen ihn die Mitglieder, sagt Stefan Winnerlein. Dazu trifft sich der Ortsjugendausschuss einmal im Monat. Ein wichtiges Thema, das die jungen Leute immer wieder aktiv angehen ist das Engagement gegen Rechts. Zuletzt habe man vor Ort in Münchberg Flagge gegen das Freie Netz Süd gezeigt und mit einer Anti-Nazi-Torwand das Interesse auf die Arbeit der Gewerkschaft gelenkt. Als eines der drängenden Probleme in Ostoberfranken bezeichnet Stefan Winnerlein die zurückgehenden Ausbildungszahlen. Bayernweit würden sich die Zahlen mittlerweile relativieren, im östlichen Oberfranken gehen sie dagegen zurück, was zum einen mit dem demographischen Wandel, zum anderen mit der Qualität der Ausbildung zu tun hat. „Viele Arbeitgeber stehlen sich aus der Verantwortung“, so Winnerlein, der auch Mitglied, beziehungsweise stellvertretendes Mitglied in den Berufsbildungsausschüssen von IHK und HWK ist.
Eigentlich sei es nicht besonders schwierig, die jungen Leute für Gewerkschaftsthemen zu begeistern, sagt Stefan Winnerlein. Ein gewisses Maß an Vorarbeit sei allerdings schon notwendig, denn in der Schule würden Jugendliche nicht mit Gewerkschaftsthemen konfrontiert. Dafür gebe es aber die regelmäßigen Begrüßungsrunden, Berufsschultouren und andere vergleichbare Veranstaltungen, in denen Berufsanfänger erfahren, wofür Gewerkschaften gut sind und warum es Betriebsräte gibt. Natürlich sind es vor allem die kreativen Aktionen, mit denen die IG Metall sich immer wieder ins Gespräch bringt und bei denen die Bereitschaft zur Mitarbeit besonders groß ist. „Die Aktion „Wir bringen die Bildung ganz nach oben“ gehört dazu, bei der man auf dem Gipfel des Ochsenkopfes mit Transparenten für Aus- und Weiterbildung geworben hat, oder erst jüngst ein Fotoshooting, bei dem Mitglieder aus Oberfranken in Holi-Farben für bessere Bildungsmöglichkeiten eintreten. Klar, dass all dies natürlich auf einer eigenen Facebook-Seite diskutiert werden kann. Weil Gewerkschaftsarbeit nicht an Betriebs- und auch nicht an Landesgrenzen halt macht, engagiert sich Stefan Winnerlein ganz nebenbei auch noch für Cuba. Fünfmal war es schon in Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt des Landes, und hat hier beispielsweise mitgeholfen, ein Kinderkrankenhaus zu renovieren. Seine Kontakte nutzt er mittlerweile auch hier, um Infoabende zu veranstalten, in denen er über seine Arbeit informiert und in denen die Systemunterschiede aufgezeigt werden sollen.
Bilder:
Kulmbacher Technologie für mehr
Fleischqualität /
„Early postmortem determination of porcine meat quality using Raman spectroscopy“ ist der konkrete Titel seiner Doktorarbeit, was übersetzt soviel heißt wie: „Frühzeitige Qualitätsbestimmung von Schweinefleisch mit Hilfe der Raman-Spektroskopie“. Kenner der Materie wissen spätestens bei dem Namen Raman, dass Rico Scheier nicht aus dem Fachbereich Chemie stammt, was man zunächst vermuten könnte, sondern aus der Physik. Die gesamte fleischverarbeitende Industrie könnte zukünftig davon profitieren, was Rico Scheier in Kulmbach mitentwickelt hat. Erstmals wäre es damit möglich, ganz frisches Fleisch nach objektiven Kriterien zu bewerten und zu sortieren. Größter Nutznießer wäre freilich der Konsument, der sich künftig immer das zarteste Stück aussuchen könnte. Aber auch so mancher Fleischskandal der Vergangenheit wäre mit der Kulmbacher Technologie schneller aufgedeckt worden: Pferdefleisch etwa im Hackfleisch. „Das Gerät findet in Fachkreisen mittlerweile weltweit Beachtung“, ist man sich in Kulmbach sicher. Rico Scheier stammt aus Strausberg bei Berlin. Nach dem Abitur hatte er an der Technischen Universität Berlin Physik studiert, unter anderem bei Dr. Heinar Schmidt (Bild unten), der später nach Kulmbach wechselte und an der Forschungsstelle heute die Arbeitsgruppe In-situ-Analytik leitet. Dort beschäftigt man sich unter anderem damit, welchen Einfluss physikalische, biochemische und mikrobiologische Prozesse auf Fleisch haben und wie sie festgestellt werden können. Von Berlin aus folgte auch Rico Scheier im Jahr 2010 nach Oberfranken. Grund dafür war, dass er zusammen mit Heinar Schmidt, der später seine Doktorarbeit betreute, bereits in seiner Diplomarbeit an der Raman-Messtechnik und Datenauswertung gearbeitet hat. Während es anfänglich an der TU Berlin um mikrobiologischen Verderb von Fleisch ging, konzentrierten sich die Forschungsarbeiten in Kulmbach auf die Qualität von Frischfleisch.
Dort haben Rico Scheier und sein Betreuer Heinar Schmidt das Gerät auch schon ausprobiert, in Bayreuth etwa an der frisch zerlegten Schweinehälfte oder in der Schweiz, wo man durch wissenschaftliche Veröffentlichungen auf die Kulmbacher Innovation aufmerksam wurde. Bislang, betonen Rico Scheier und Heinar Schmidt, hat man in Kulmbach zwei Prototypen des transportablen Gerätes zu Forschungszwecken entwickelt. Die tolle Idee und die nagelneue Technik seien das eine, ein robustes, praxistaugliches Gerät, dass auf der ganzen Welt Verbreitung finden könnte, das andere. Rico Scheier: „Das grundlegende Messprinzip wurde gezeigt, aber der Teufel steckt noch im Detail.“ Eine Weiterentwicklung soll nach den Worten von Heinar Schmidt auf jeden Fall stattfinden. Ganz besonders lobende Worte findet auch Prof. Dr. Franz Meussdoerffer, Leiter der Arbeitsgruppe Bioanalytik für Rico Scheier. Für ihn ist der 32-Jährige ein hartnäckiger und überaus begabter junger Mann, der sich auch um den Aufbau und den Erfolg der Forschungsstelle in besonderer Art und Weise verdient gemacht habe. „Wir haben hier vor Ort ja bei null begonnen“, gibt Meussdoerffer zu bedenken. Die Forschungsstelle für Nahrungsmittelqualität der Universität Bayreuth am Standort Kulmbach (ForN) wurde 2009 gegründet als Projekt des europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Träger sind die Universität Bayreuth, zwei international agierende Unternehmen der Ernährungsindustrie in Kulmbach und die Europäische Union. Die Forschungsstelle soll als Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft den Wissenstransfer verbessern und innovative Konzepte und Technologien für qualitativ hochwertige Lebensmittel entwickeln. Sie arbeitet dabei eng mit der Forschungsstelle für Deutsches und Europäisches Lebensmittelrecht der Universität Bayreuth sowie dem Max Rubner-Institut zusammen. Ihren Sitz hat die Forschungsstelle in den Räumen des Max Rubner-Instituts in der E.-C.-Baumann-Straße.
Von Sankt Georgen ins Silicon
Valley
Einer der Gründe, warum die Pläne schon ganz konkret sind, ist die Tatsache, dass es die LivingLogic AG als eines von über 60 Unternehmen ins Finale des Wettbewerbs „German Accelerator“ geschafft hat. „Das bestärkt uns darin, den Markteintritt in den US-Markt weiter voran zu treiben.", so Vorstand Kastner-Maresch. Die in der Endrunde des Wettbewerbs ausgewählten Unternehmen erhalten als Teilnehmer an einem bis zu sechs Monate dauernden Programm vor Ort im kalifornischen Silicon Valley ein intensives Coaching, Arbeitsplätze, Zugänge zu interessanten Netzwerken wie Risikokapitalgebern und Kunden in den USA. Ziel des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Programms ist es, deutsche Unternehmen beim Markteintritt in den USA bestmöglich zu unterstützen. Vor Ort im Silicon Valley hat Philipp Ambrosch (33) den Grundstein für die Teilnahme bereits gelegt. Der Informatiker ist seit 2004 bei LivingLogic tätig, hat in den vergangenen Jahren die Bereiche Softwareentwicklung, Systembetreuung und Projektmanagement durchlaufen und wurde Anfang Dezember 2007 zum Vorstand der LivingLogic AG berufen. Der glückliche Green-Card-Inhaber kommt gerade aus Palo Alto, wo er für die Lösungsplattform aus dem Hause LivingLogic die Werbetrommel gerührt hat. Mit Hilfe dieser Plattform, dem AppBuilder, ist es möglich, mit selbsteingerichteten, einfachen IT-Lösungen viele kleine Dinge zu erledigen, die andernfalls großen Aufwand erfordern würden. Der AppBuilder kann dabei im Internet ohne Einarbeitung intuitiv sofort genutzt werden. „Jeder, der ebay oder Amazon bedienen kann, kann das auch“, so Kastner-Maresch. Das Ziel ist eine besser organisierte Welt, in der die vielen kleinen Aufgaben auf einer einzigen mächtigen Lösungsplattform erledigt werden können. Die Lösungsplattform nutzt die leistungsfähige LivingLogic-eigene Technologie, die es beispielsweise bei einem Web-Shop erlaubt, sämtliche Geschäftsprozesse zu automatisieren und so einen Shop mit angeschlossener Produktion höchst effizient zu betreiben. Ein Beispiel dafür ist etwa die Internetdruckerei www.flyerpilot.de, die überaus erfolgreich mit der Software aus Bayreuth arbeitet. Als weitere herausragende Beispiele nennt Kastner-Maresch die Webinfrastruktur des Kulmbacher Unternehmens Börsenmedien AG oder die von Apollo-Optik samt Intranet für die über 700 Filialen bundesweit. Auf der AppBuilder-Plattform finden sich bereits Lösungen für Themen wie Reklamationsabwicklung oder Online-Bewerbung, Terminorganisation, Auswertung von Kundenmeinungen, oder die Auswertung von Ausschreibungen, alles ganz unkomplizierte und individuelle Lösungen, die sich der Kunde selbst erstellen oder als fertige Module aus einem Katalog auswählen und für sich anpassen kann. LivingLogic plant dazu Branchenpakete bereitzustellen, um den Kunden bei seinen eigenen Themen abzuholen. „Das ist die Zukunft“, ist Kastner-Maresch fest überzeugt, denn der Kunde benötigt keine Programmierung, er muss lediglich eine geringe Lizenz oder eine monatliche Leasinggebühr bezahlen. Gegründet wurde die LivingLogic AG aus dem Bayreuther universitärem Umfeld heraus am 29. Februar 2000 mit vier Mitarbeitern. Mittlerweile arbeiten 24 Personen, darunter drei Praktikanten und ein Fachinformatik-Auszubildender in den Räumen eines ehemaligen Fernseh- und Hörfunkstudios im Bayreuther Kreativ-Stadtteil Sankt Georgen. Bis 2011 war die Kulmbacher Börsenmedien AG Mehrheitseigner, seitdem sind sieben Mitarbeiter auch gleichzeitig Teilhaber. Die LivingLogic AG erarbeitet und setzt Konzepte und Lösungen um, die Leistungen eines klassischen Softwareunternehmens mit denen einer Webagentur verbindet. Dazu nutzt das Unternehmen ein eigenes Content-Management-System und wendet es für die verschiedensten Branchen an. Der Aufbau von Web-Shops gehört genauso zu den Angeboten wie spezielle Lösungen, um die Unternehmensprozesse effizienter zu organisieren. Zielgruppe von LivingLogic sind mittelständische Unternehmen, Handwerksbetriebe und große Industriebetriebe. Zur Person: Dr. Alois Kastner-Maresch, Gründer und Vorstandsvorsitzender der LivingLogic AG hat am BITÖK (Bayreuther Institut für terrestrische Ökosystemforschung) acht Jahre lang ein interdisziplinäres Team aus Mathematikern, Geoökologen und Physikern im Bereich Ökosystemmodellierung geleitet. Er ist in Waldershof aufgewachsen und in Marktredwitz zur Schule gegangen, ehe es ihm zum Mathematik-Studium nach Bayreuth verschlug und er anschließend für ein Jahr Postdoc an der Stanford University im Herzen des Silicon Valley tätig war. Bild: Alois Kastner-Maresch und Philipp Ambrosch von LivingLogic planen den Aufbau eines Tochterunternehmens im kalifornischen Silicon Valley. Audi-Chef Stadler: In drei bis vier Jahren gibt es sexy Elektroautos / Bayreuther Ökonomiekongress endet mit einem Ausblick auf die Mobilität von morgen
Audi hat allerdings bereits eine Urban Future Initiative in den vier Städten Berlin, Boston, Mexico-City und Seoul gestartet, in der die Zukunftsideen bereits intensiv erforscht werden. Eine der wichtigsten Aussagen Stadlers: das Auto wird es auch in Zukunft geben, und zwar mehr denn je. Mehr als eine Milliarde Autos sind derzeit auf den Straßen des Erdballs unterwegs, bis 2030 könnte sich diese Zahl verdreifachen. Wenn es nicht zum totalen Kollaps kommen soll, dann müsse sich etwas verändern, so der Audi-Chef. Diese Veränderung finde genau jetzt statt. Es ist auch nicht irgendeine Veränderung, sondern „die größte Umbruchphase in 100 Jahren Automobilgeschichte“, meint zumindest Stadler. Die Elektromobilität werde dabei eine große Rolle spielen, Audi plane für die Zukunft pro Jahr ein neues Modell in seiner e-tron-Palette. Stadler klare Aussage: Es werde noch drei, vier Jahre dauern, bis Elektroautos induktiv laden, bis sie sportlich, effizient und sexy sind. Aber auch das pilotierte Fahren wird dem Audi-Chef zufolge zu den großen Umwälzungen gehören. Das automatische Einparkens des Wagens per App ins Parkhaus oder in die Parklücke, das Bremsen und wieder anfahren im Stau, für alles das muss schon bald niemand mehr hinterm Steuer sitzen. „Pilotiertes Fahren bis zu einer Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern bringen wir schon bald in Serie“, kündigt Stadler an. Zwei Dinge stellt Stadler klar: „Wir müssen mit alten Denkmustern brechen“ und „die Mobilität der Zukunft darf keine Frage von Ideologien sein“. Fortschritt und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch, im Gegenteil: Nachhaltigkeit werde nur durch Fortschritt erreichbar sein. Immer wieder rückt der Vorstandsvorsitzende dabei den Kunden in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Der Kunde brauche auf nichts zu verzichten, was ihm lieb geworden ist und der Kunde brauche sich keine Sorgen zu machen, bei Elektromobilen etwa über deren Reichweite, über den mangelnden Komfort oder über die kurze Lebensdauer von Batterien. „Wir wollen die Welt verändern, aber nicht das Leben unserer Kunden“, so Stadler. Doch nicht nur ein Automobilhersteller wie Audi sei gefragt, wenn es darum geht, Zukunft zu gestalten. Auch die Städte selbst müssten nach nachhaltigen Lösungen suchen. „Viele Städte erfinden sich gerade neu“, so Stadler. Die Mobilität sei dabei ein wichtiger Faktor. Wenn früher von der autogerechten Stadt die Rede gewesen sei, dann müsse heute vom stadtgerechten Auto gesprochen werden. Es gehe um die Logik einer Stadt, meint Stadler, Autos auszuschließen, das gehe schon lange nicht mehr. 75 Prozent der gesamten Wertschöpfung fänden in den Städten statt und ohne individuelle Mobilität könnte es zum Stillstand der gesamten Wirtschaft kommen. Mit dem Auftritt der Audi-Chefs ist der 6. Ökonomiekongress an der Universität Bayreuth am Freitagnachmittag zu Ende gegangen. Die Organisatoren, darunter rund 100 Studenten, die den Kongress fast ein Jahr lang ehrenamtlich vorbereitet hatten, zogen dabei ein überaus positives Fazit. Einmal mehr waren über 30 prominente Redner und 1500 Führungskräfte, Firmenchefs, Geschäftsleute aber auch viele Studenten nach Bayreuth gekommen. Der Ökonomiekongress habe seine Stellung als feste Größe unter den Wirtschaftskongressen in Deutschland behauptet und werde auch weiterhin das Label „Größter Wirtschaftskongresse universitären Ursprungs in Europa“ tragen können. Kleiner Wermutstropfen am zweiten Kongresstag war die Absage des Streitgesprächs zwischen Christian Lindner von der FDP und Sahra Wagenknecht von den Linken. Beide Politiker hatten unabhängig voneinander Bayreuth kurzfristig einen Korb gegeben. Zur Person: Professor Rupert Stadler hatte an der FH Augsburg Betriebswirtschaft studiert und seine berufliche Laufbahn bei Philips Kommunikation Industrie in Nürnberg begonnen. 1990 wechselte er zu Audi ins Controlling, vier Jahre später ging er als kaufmännischer Geschäftsführer zur Audi Espana nach Barcelona. 1997 führte Rupert Stadlers Weg zurück nach Deutschland, als Leiter des Generalsekretariats beim Vorstandsvorsitzenden von VW und später auch als Leiter der Konzern-Produktplanung. 2003 wurde Rupert Stadler dann Mitglied im Audi-Vorstand und übernahm die Verantwortung im Geschäftsbereich Finanz und Organisation. Seit 2007 ist Rupert Stadler Vorstandsvorsitzender der Audi AG und seit 2013 auch Honorarprofessor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen.
Bild:
Auf dem
Campus wird geklotzt /
Es sind die vielen praktischen Beispiele der unterschiedlichsten Sprecher, die den Ökonomiekongress in Bayreuth so interessant machen und von dem die 1500 Führungskräfte, Firmenchefs, Geschäftsleute aber auch die vielen Studenten im Publikum profitieren können. Immerhin ist der Kongress mittlerweile eine feste Größe unter den Wirtschaftskongressen in Deutschland und gleichzeitig einer der größten Wirtschaftskongresse universitären Ursprungs in Europa.
Für 350 Euro Kongressgebühr (Studenten zahlen 59 Euro) wird den Teilnehmer so einiges geboten. Als die Gäste in der ersten Pause am Donnerstagvormittag das gastronomische Angebot entdecken fällt es vielen schwer, rechtzeitig wieder ins Audimax zurückzukehren. „Ich sehe schon die Mittagspause zusammenschmelzen“, sagt Moderatorin Rommy Arndt, die sonst bei ntv für die Nachrichten zuständig ist. Soweit kommt es dann doch nicht und der ehemalige ABM-Greiffenberger-Geschäftsführer Manfred Dollinger kann Gründergeist durch die Halle wehen lassen, indem er das neue Unternehmen easy-Kraft vorstellt, das mit Gas oder Bio-Methan betriebene Kraft-Wärme-Kopplungsmodule vertreibt und so die Energiewende aktiv mitgestaltet.
„Innovationen sind mehr als ein Wettbewerbsvorteil, sie sind ein unentbehrliches Element der Zukunftsgestaltung“, lautet eine von Wolfgang Hubers Thesen, „Zweck der Wirtschaft ist das Wohl der Menschen, nicht das Wohl der Wirtschaft“ eine andere. Worauf Huber, der 15 Jahre lang Bischof von Berlin-Brandenburg war, hinauswill macht er am Beispiel der Energiewende deutlich. Wenn überall so viel Energie verbraucht würde, wie hierzulande, dann würde das Ökosystem Erde sofort kollabieren. Deshalb sollten künftig sämtliche Innovationen in den Dienst der Nachhaltigkeit gestellt werden. Für die Energiewende bedeutet dies, dass durch eine Erhöhung der Energieeffizienz am Energieeinsatz gespart werden muss.
Der Referent plädiert auch dafür, den Mitarbeitern alle nur erdenklichen Freiräume zu gewähren. „Wer Zäune um die Menschen baut, der bekommt Schafe“, sagt Peter Kreuz und meint damit, dass sich das meiste ohnehin von selbst regelt. „Freiraum und Autonomie ja, aber nur gegen Verantwortung.“
Bilder: Chancen für oberfränkische Wirtschaft durch neue Werkstoffe / Einweihung: Neue Materialien werden größer – Außerordentlich erfolgreiche Forschungseinrichtung
In dem neu entstandenen, 1500 Quadratmeter großen Technikzentrum werden Materialien, Komponenten und Prozesse für den Hochtemperaturbereich entwickelt. Im Mittelpunkt stehen Keramiken und Verbundwerkstoffe, die in der Energie- und Wärmetechnik eingesetzt werden. Forschungsschwerpunkt ist dabei die Verbesserung der Energieeffizienz von industriellen Wärmeprozessen. Weiterhin werden funktionelle Polymere entwickelt – von der Grundlagenforschung bis hin zu konkreten Anwendungen in der Industrie. Beispiele hierfür sind antimikrobielle oder wasserabweisende Kunststoffe. Mit der Baumaßnahme sowie einigen flankierenden Investitionen in die Modernisierung und Erweiterung der Maschinen und Anlagen werde die Wettbewerbsfähigkeit Oberfrankens unmittelbar gestärkt, so der Staatssekretär. Neue Werkstoffe seien unabdingbare Voraussetzung für viele Produkt- und Systeminnovationen. „Mit Fortschritten bei dieser Schlüsseltechnologie bleibt Bayern bei Zukunftsthemen wie Elektromobilität, Energiewende oder Kohlendioxid-Reduktion weiter führend“, erklärte Pschierer. Das Bayerische Wirtschaftsministerium habe sich von Anfang an stark engagiert, um der Neuen Materialien Bayreuth GmbH in Bayreuth bestmögliche Startbedingungen zu gewährleisten. Dank der Anschubfinanzierung des Freistaates von bisher 38 Millionen Euro ist die Neue Materialien Bayreuth zu einer wissenschaftlich und wirtschaftlich außerordentlich erfolgreichen Forschungseinrichtung aufgestiegen. Insgesamt entstehen auf dem auch als Technologiehügel bezeichnetem Gelände nahe der südlichen Bayreuther Stadtgrenze im Stadtteil Wolfsbach rund 1500 Quadratmeter neue Technikums- und Büroflächen. „Diese Flächen brauchen wir auch dringend, um die vielen Zukunftsthemen der Werkstofftechnik aufzugreifen“, sagte Volker Altstädt, Geschäftsführer Neue Materialien Bayreuth GmbH. „Wir platzen mittlerweile aus allen Nähten“, so Altstädt mit Blick auf die 160 Beschäftigten. Entspannung kündige sich allerdings mit einem weiteren Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft an, wo bis zum kommenden Jahr das Fraunhofer-Zentrum für Hochtemperaturleichtbau entstehen wird. „Die Geschichte der Neuen Materialien in Bayreuth ist zur Erfolgsgeschichte geworden, die mit dem Neubau fortgeschrieben wird“, so Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Von einem weiteren Schritt in eine gesicherte Zukunft für die Stadt und die Region in eine gesicherte Zukunft sprach Stefan Kollböck, von der Immobilienverwaltungsgesellschaft Neue Materialien. Die Neue Materialien Bayreuth GmbH erarbeitet Lösungen im Industriemaßstab, die von den Unternehmen auf ihren Produktionsbetrieb übertragen werden können. Die enge Anbindung der Neuen Materialien an die Universität Bayreuth ermöglicht zugleich den viel beschworenen Technologietransfer und den intensiven Austausch von Informationen. Innovative Neuunternehmer profitieren zudem vom Gründerzentrum, das die Neue Materialien Bayreuth betreibt. Sie ist Bestandteil des Kompetenzzentrums Neue Materialien Nordbayern, zu dem auch die Neue Materialien in Fürth gehört. Trotz Krim-Krise: Oberfränkische Industrie in Feierlaune / 7000 neue Stellen geplant: Unternehmen freuen sich über die aktuelle Konjunkturlage
Nun komme es darauf an, dass die Rente mit 63 oder der Mindestlohn so ausgestaltet wird, dass die hervorragende Entwicklung im Regierungsbezirk nicht darunter leidet, denn dann könnte sich das durchgehend positive Bild auch weiterhin fortsetzen. Ob die Krim-Krise tatsächlich den Aufwärtstrend ernsthaft gefährden könnte, darüber gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. „Natürlich schlägt sich die Krise in der Wirtschaft nieder, doch wie stark, das wird man erst noch sehen“, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. Seinen Worten zufolge haben etwa 20 Prozent der oberfränkischen Unternehmen Geschäftsbeziehungen nach Russland. Bei den Betroffenen überwiege im Moment der Optimismus, dass sich letztlich doch die Vernunft durchsetzt. Zahlen dazu hatte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Alexander Schumann mitgebracht. Seinen Worten zufolge ist der bilaterale Handel mit Russland seit Jahresbeginn um etwa zehn Prozent eingebrochen. Schumann gab auch zu bedenken, dass 80 Prozent der Rohstoffe aus den GUS-Staaten nach Europa exportiert werden. Tatsächlich entwickelten sich derzeit alle Eckdaten positiv, so IHK-Konjunkturreferent Peter Belina. Im Zehn-Jahres-Vergleich sei beispielsweise die Arbeitslosenquote von 10,4 auf 4,3 Prozent gesunken. „Wäre Oberfranken ein Bundesland, dann stünden wir nach Bayern und Baden-Württemberg auf Platz 3“, so IHK-Präsident Trunk. Die aktuelle bayerische Quote liege mit 3,8 Prozent geringfügig vor Oberfranken, die Bundesquote mit 6,8 Prozent deutlich hinter Oberfranken. Peter Belina gab dabei auch zu bedenken, dass etwa Berlin oder Mecklenburg-Vorpommern eine Arbeitslosenquote von aktuell 11,4 Prozent haben. Die herausragende Botschaft für den Präsidenten ist freilich die, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Oberfranken von 2005 bis 2013 um knapp 37000 zugenommen hat. „Und das trotz demographischen Wandel“, so Peter Belina. Aktuell liegt diese Zahl bei exakt 395647, im Jahr 2005 waren es genau 358691 Beschäftigte. Deutlich verbessert hat sich nach den Worten des Referenten auch das Konjunkturklima, also die aktuelle Lage zuzüglich der Erwartungen für die kommenden Monate. Hier kommt Belina tatsächlich auf das drittbeste Ergebnis seit 15 Jahren. Absolut positiv über die aktuelle Lage äußern sich beispielsweise der Bereich Bau, aber auch der Großhandelssektor und die Dienstleistungen. Lediglich im Bereich Verkehr ist man derzeit ein wenig verhalten, was vor allem damit zusammenhängt, dass die Logistikunternehmen dringend Fahrer benötigten, aber keine finden. Unterm Strich rechnen 94 Prozent der befragten Betriebe quer durch alle Branchen für die kommenden Monate mit einer besseren oder zumindest gleichbleibenden Konjunktur. Da bleibt es auch nicht aus, dass die oberfränkischen Unternehmen in denn kommenden zwölf Monaten rund 7000 neue Arbeitsplätze schaffen möchten. Schon jetzt suchten viele Branchen händeringend nach Fachkräften Der IHK-Konjunkturumfrage liegen die Einschätzungen von genau 500 Unternehmen zugrunde. Bild: Wollen das Jahrzehnt Oberfrankens einläuten (von links): Der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm, Präsident Heribert Trunk, Konjunkturreferent Peter Belina und DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann. Hohe Nachfrage, hohe Preise und geringes Angebot / Niedrige Zinsen beflügeln den Traum von den eigenen vier Wänden / Marktanalyse von Sparkasse und LBS: Wohnimmobilien gefragt wie nie zuvor
Ein sich fortsetzender wirtschaftlicher Aufschwung, eine sehr gute Beschäftigungssituation, hohe Einkommenssicherheit, eine niedrige Inflationsrate und vor allem ein historische niedriges Zinsniveau: „Wir haben eine überaus stabile Situation“, so Thomas Schmidt, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Bayreuth. Seinen Worten zufolge haben sich die Zinsen für Wohnungsbaukredite in den vergangenen fünf Jahren nahezu halbiert. Immobilienfinanzierungen seien deshalb zu Konditionen möglich, von denen man vor einiger Zeit nur träumen konnte. Schmidt: „Diese Chance wollen viele Menschen nutzen.“ In Zahlen bedeutet dies, dass die sechs oberfränkischen Sparkassen im zurückliegenden Jahr 522 Millionen Euro an Wohnungsbaukrediten ausbezahlt haben, davon allein die Sparkasse Bayreuth 86 Millionen Euro. Wie sehr etwa im Raum Bayreuth Wohnimmobilien gefragt sind, zeigen die folgenden Zahlen: 112 Objekte im Gesamtwert von über 14 Millionen Euro seien vermittelt worden. Damit sei auch wieder in etwa der Wert des vorangegangenen Jahres erreicht worden. Die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt hat immer auch unmittelbar mit dem Bauspargeschäft zu tun, so der für den LBS-Vertrieb in ganz Oberfranken zuständige Regionaldirektor Dieter Ebeling. Denn neben dem klassischen Darlehen sei das Bausparen der bedeutendste Weg für die Finanzierung der eigenen vier Wände. Was die LBS angeht, so seien in Oberfranken während des vergangenen Jahres rund 23500 Bausparverträge mit einer Summe von rund von 671 Millionen Euro vermittelt worden. Knapp 3500 davon entfallen auf Bayreuth mit einer Summe von rund 105 Millionen Euro und damit nur geringfügig weniger als im Jahr zuvor. Die niedrigen Zinsen und die hohe Nachfrage nach Bausparverträgen schließen sich dabei nicht aus, so der oberfränkische Regionalchef. Ganz im Gegenteil: denn jetzt geht es für die meisten darum, sich das niedrige Zinsniveau zu sichern. „Dazu ist im Moment der ideale Zeitpunkt“, sagte Ebeling. Er warb dabei auch für ein echtes Zinsschnäppchen, dass die LBS ganz aktuell seit Monatsbeginn anbietet: Für klassische Baufinanzierungen seien dabei Nominalzinsen ab 2,2 Prozent möglich. In der mehr als 80-jährigen Geschichte der Landesbausparkasse habe es noch nie niedrigere Zinsen gegeben. Hohe Nachfrage, ein geringes Angebot und steigende Kaufpreise: Das ist die Lage nicht nur in der Region Bayreuth, sondern in ganz Bayern, Dieter Bauer, Leiter des Immobiliencenters bei der Sparkasse Bayreuth. Trotzdem nannte Bauer den Kauf einer Immobilie in unserer Region noch erschwinglich, verglichen mit anderen Teilen Bayerns. Doch auch in Oberfranken seien die Immobilienpreise im Jahresvergleich um 4,7 Prozent im Schnitt angestiegen. Innerhalb des Regierungsbezirkes gebe es dann noch einmal große Unterschiede: am günstigsten seien Immobilien in den Städten und Landkreisen Hof, Kronach, Kulmbach und Wunsiedel zu haben. Am teuersten seien Häuser und Wohnungen dagegen in den Städten und Landkreisen Bamberg und Coburg. Den offiziellen Zahlen der Marktanalyse zufolge kosten neue Doppel- und Reihenhäuser in Stadt und Landkreis Bayreuth zwischen 130000 und 320000 Euro sowie neue Eigentumswohnungen zwischen 1500 und 3100 Euro pro Quadratmeter. Gebrauchte Doppel- und Reihenhäuser sind zwischen 50000 und 450000 Euro zu haben, gebrauchte Eigentumswohnungen zwischen 350 und 1900 Euro pro Quadratmeter. Bilder: Von links: Dominik Müller, stellvertretender Pressesprecher der LBS Bayern, Dominik Bauer, Leiter des Immobiliencenters bei der Sparkasse Bayreuth, das stellvertretende Vorstandsmitglied Thomas Schmidt sowie Dieter Ebeling, oberfränkischer Regionaldirektor der LBS. Mittelständisch handeln und global agieren / Der gebürtige Hofer Hartmut Oltsch leitet die Siemens-Niederlassung Bayreuth
Der neue Niederlassungsleiter freut sich über die Rückkehr in seine Heimat und damit in die Region mit der zweithöchsten Industriedichte in Europa. Viele der mittelständischen Unternehmen sind Weltmarktführer und setzten dabei auf die innovative Siemens-Technik, die branchenspezifische Kompetenz und das große Engineering-Knowhow vor Ort. „Dieses gewachsene Vertrauen möchte in gemeinsam mit den Bayreuther Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter ausbauen und stärken“, so Oltsch. Unter dem Motto „Mittelständisch handeln und global agieren“ will er die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers fortsetzen und die Herausforderungen des Weltmarkts mit den rund 2500 Kunden in Oberfranken meistern. Große Chancen für die Zukunft sieht der neue Niederlassungsleiter vor allem in den Bereich Elektromobilität, aber auch im Hybridbereich und generell in neuen Antriebstechniken. Die große Chance Oberfrankens liegt dabei besonders in der Zusammenarbeit mit den Universitäten und Hochschulen. „Als Siemens sind wir in vielen Schlüsseltechnologien dabei“, so Oltsch, der aufgrund der starken Marke auch derzeit noch keinerlei Nachwuchsprobleme sieht. Siemens versorgt von Bayreuth aus seit über 50 Jahren Kunden aus Industrie, Energiewirtschaft, Gesundheitswesen und aus dem Bereich der Kommunen mit den verschiedensten Produkten und Systemlösungen. Kunden im Bereich Medizintechnik sind vor allem Kliniken und medizinische Versorgungszentren, im Bereich Verkehrs- und Gebäudetechnik Städte und Kommunen, regionale und überregionale Energieversorger sowie die Industrie. Konkret hat Siemens beispielsweise den kompletten Brandschutz im Bayreuther Festspielhaus installiert. Außerdem stammt die gesamte Straßenverkehrstechnik in Bayreuth oder in Hof von Siemens. Bundesweit gibt es 36 Siemens-Niederlassungen. Sechs Niederlassungen und eine Geschäftsstelle sind in Bayern angesiedelt. Vor gut zwei Jahren ist Siemens in Bayreuth vom Industriegebiet Nord mitten in die Innenstadt umgezogen. Die dortige Niederlassung in der Casselmannstraße gilt nicht nur als eines der modernsten Siemens-Gebäude in Deutschland, sondern auch eines der ersten mit absolut zukunftsweisenden Arbeitsplätzen. Das beginnt beim hocheffizienten Gebäudemanagement mit Wärmepumpe, optimaler Wärmedämmung, einem energiesparenden Beleuchtungssystem und hört in der völlig neuartig angelegten Bürolandschaft noch lange nicht auf. Auch von außen setzt der markante Gebäudeentwurf mit seiner charakteristischen Glasfassade Maßstäbe. Mit knapp 80 Mitarbeitern hat sich die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen Jahren kaum verändert. Die Ausbildungsquote liegt bei etwa sieben Prozent. In Oberfranken unterhält die Siemens-Niederlassung neben Bayreuth noch Service-Stützpunkte in Coburg und Hof. Weitere Siemens-Standorte in der Region sind die beiden Healthcare-Werke in Kemnath mit rund 1200 Beschäftigten und in Forchheim mit etwa 2000 Beschäftigten. Bayernweit beschäftigt Siemens rund 61500 Mitarbeiter, davon über 45000 in Franken. Oltsch: „Bei Siemens spielt die Musik in Franken.“ Bild: Ansprechpartner für Siemens in Oberfranken: Hartmut Oltsch, der neue Leiter der Niederlassung in Bayreuth. Zufriedenstellendes Geschäftsjahr trotz Umsatzrückgangs / BayWa investiert zehn Millionen in Oberfranken
In Oberfranken ist die BayWa mit den Bereichen Agrar, Technik, Energie und Baustoffe an 32 Standorten mit 547 Mitarbeitern, davon 69 Auszubildenden vertreten. Dabei ist der Konzern nicht nur ein herausragender Arbeitsgeber und Ausbilder, sondern auch ein hervorragender Auftraggeber: So investierte das Unternehmen in Oberfranken im abgeschlossenen Geschäftsjahr 4,4 Millionen Euro. Im laufenden Jahr sind Bittermann zufolge sogar Investitionen von knapp zehn Millionen Euro geplant. Umsatzstärkster Bereich der BayWa in Oberfranken ist den Geschäftszahlen zufolge die Sparte Energie mit 31 Prozent, gefolgt vom Agrarhandel mit 30 Prozent, Baustoffen mit 20 Prozent und Technik mit 19 Prozent. Einen leichten Umsatzrückgang um etwa sechs auf 94 Millionen Euro musste der Agrarbereich in Oberfranken hinnehmen. „Die Erntemenge ging wetterbedingt leicht zurück. Weltweit gab es eine Rekordernte, das bedeutete sinkende Preise“, sagte Spartengeschäftsführer Peter May. Mit dem Preisabsicherungsmodell Landea hätten die abgeschlossenen Mengen zur Ernte deutlich ausgebaut werden können. In einem langfristig volatilen Marktumfeld sicherten sich immer mehr Landwirte mit Unterstützung der BayWa ab, so May. 2014 stehen in Oberfranken Agrar-Investitionen von 2,6 Mio. Euro an: In Großwalbur wurde im März eine neue Halle für Sackware aus den Bereichen Dünger, Pflanzenschutz und Saatgut errichtet. In Leupoldsgrün werden die Kapazitäten für Getreidelagerung durch Silokapazitäten ausgebaut und am Standort Bamberg-Hafen entsteht eine neue Düngermischanlage modernster Bauweise. Fertig gestellt werden konnte im zurückliegenden Jahr die Modernisierung des Erfassungs- und Annahmebereichs in Forchheim sowie die Erweiterung in Neuenmarkt (Landkreis Kulmbach). Dort war mit einem Aufwand von 200000 Euro zusätzlicher Lagerraum für eine Kapazität von zusätzlich 1000 Tonnen durch den Ausbau einer Halle entstanden. Von der anhaltend guten Stimmung in der Landwirtschaft profitiert hat im vergangenen Jahr die Sparte Technik. Spartengeschäftsführer Günter Schuster berichtete von einem Umsatzanstieg um eine Million auf 62 Millionen Euro. Bei Fendt-Traktoren, hier gilt die BayWa als Marktführer, steigerte der Konzern die Verkaufszahlen sogar über dem Branchentrend. Weiter ausbauen möchte die BayWa den Bereich der schlüsselfertigen Stallbauten. Schuster: „Wir bieten die ganze Palette von der Planung über die Ausstattung bis hin zum Kundendienst für die technischen Einrichtungen.“ Die BayWa gilt dabei als einer der wenigen, „wenn nicht der einzige“, der derartige Bauleistungen als Generalunternehmer anbieten kann. Nach der Einweihung des Standortes Bayreuth-Wolfsbach stehe mit der Übernahme des Landtechnik-Betriebs der Ordnung in Münchberg ein weiterer Quantensprung an. „Wir wollen damit unser Standortnetz im Landkreis Hof stärken“, sagte Schuster. Alle Mitarbeiter könnten unbefristet zur BayWa wechseln. Der bisherige BayWa-Betrieb in der Schlachthofstraße gehe im neuen Standort auf. „Mit den Marken Fendt und Massey Ferguson und modernen Service-Anlagen können wir von dem neuen Betrieb aus Kunden in ganz Ostoberfranken bedienen“, so Schuster. Eine weitere Technik-Investitionen mit überregionaler Bedeutung wird derzeit in Bamberg verwirklicht. Dort investiert die BayWa 4,6 Millionen Euro in ein neues Gebrauchtmaschinenzentrum für ganz Franken. Im Baustoffbereich lag der Umsatz bei der BayWa in Oberfranken im vergangenen Jahr bei 64 Millionen Euro (Vorjahr: 66 Mio. Euro). „Der klassische Saisonstart ist 2013 in ganz Deutschland wegen des langen Winters ausgefallen“, sagte Spartengeschäftsführer Jochen Schneider. Damit sei auch der Auftragsüberhang aus dem Jahr 2012 zum Teil verpufft. „Zum Teil bremste uns der Fachkräftemangel im verarbeitenden Gewerbe aus – folglich war auch die Aufholjagd im zweiten Halbjahr begrenzt“, so Schneider. Seinen Worten zufolge stehen 2014 an den Standorten Bindlach, Marktredwitz und Pretzfeld Modernisierungen und Umbauten an. Einen Umsatz in Höhe von 99 Millionen Euro (Vorjahr: 108 Mio. Euro) erzielte im zurückliegenden Jahr die Sparte Energie. „Wir hatten 2013 einen höheren Mengenabsatz bei Heizöl und bei Diesel – bei einem weltweit sehr niedrigen Preisniveau“, so Regionalleiter Wolfgang Stolz. Bild: Die für Oberfranken zuständigen Spartengeschäftsführer Peter May (Agrar), Günter Schuster (Technik), Jochen Schneider Baustoffe) und Wolfgang Stolz (Energie) sowie der Leiter des Regionalen Verwaltungszentrums Franken/Sachsen Karl Bittermann (von links). Individueller Geschmack und die Suche nach Heimat / Die Kulmbacher Brauerei und die Brauerei Gebrüder Maisel in Bayreuth zum Tag des Bieres Kulmbach/Bayreuth. Am heutigen Mittwoch (23.04.) wird bundesweit der Tag des Bieres gefeiert. Seit 1994 gibt es diese noch relativ junge Tradition. Der Deutsche Brauer Bund möchte damit an den Erlass der bayerischen Landordnung im Jahr 1516 erinnern. In diesem Gesetzeswerk taucht unter anderem das Reinheitsgebot auf, das besagt, dass Bier nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser enthalten soll. Den Brauern im „Bierland Oberfranken“ ist allerdings nicht nur zum Feiern zumute. Denn der Stellenwert des Bieres hat sich verändert und die Deutschen trinken immer weniger Bier. Der Bierkonsum sinke allein aufgrund der demografischen Entwicklung seit Jahren, meint Markus Stodden, Sprecher des Vorstands der Kulmbacher Brauerei. Dennoch habe das Kulturgut Bier nach wie vor einen wichtigen Stellenwert in Deutschland und sei mit ganz viel Emotion verbunden. Stodden: „Jeder redet über Bier und meint, über Bier reden zu können.“ Andererseits werde die Wertigkeit von Bier in Deutschland aufgrund von Preiskämpfen und weiter zunehmenden Aktionsangeboten gerade der großen, sogenannten nationalen TV-Marken beständig untergraben. Auch sich weiterhin verändernde Konsumgewohnheiten würden zu einer Veränderung im Biergeschäft beitragen. Die Kulmbacher Brauerei beobachte den Markt genau und habe aufgrund ihrer Nähe zum Kunden dessen Bedürfnisse stets im Blick. „So sind wir in der Lage, bei entsprechender Veränderung der Kundenwünsche reagieren zu können“, so der Vorstandssprecher . Milde Biere und klassische Biermischgetränke hätten mittlerweile einen hohen Stellenwert bei den Verbrauchern. „Wir beziehen diese auch in die Entwicklung neuer Bierspezialitäten von Anfang an mit ein.“ Das im Januar neu auf den Markt gebrachtes Kapuziner Weißbier-Radler bezeichnet Stodden als Antwort auf das veränderte Trinkverhalten ebenso wie das bereits vor zwei Jahren neu entwickelte Mönchshof Natur-Radler, das sehr gut bei den Verbrauchern ankommt. Zudem gehe der Trend mehr und mehr zu alkoholfreien Bieren. Deshalb habe die Kulmbacher Brauerei Anfang dieses Jahres nach intensiver Marktanalyse und entsprechenden Verbrauchertests ein weiteres alkoholfreies Bier, das Mönchshof Naturtrüb’s alkoholfrei, auf den Markt gebracht. „Als Brauer stehen wir zu unserer Verpflichtung, uns für unser Kulturgut Bier mit Leib und Seele einzusetzen“, sagt Vorstandssprecher Stodden. Um die hohe Wertigkeit von Bier besser herausstellen zu können, engagiere sich die Brauerei seit langem auf dem Kulmbacher Mönchshof, auf dem auch das Bayerische Brauereimuseum mit der gläsernen Brauerei beheimatet ist. Zudem habe die Brauerei seit letztem Jahr die fahrbare BrauMeisterei im Einsatz . Dort könnten Verbraucher zum Beispiel bei Veranstaltungen aus nächste Nähe das Brauhandwerk erleben und sehen, wie echte Bierspezialitäten gebraut werden, sie können sogar auch einmal selbst Hand anlegen und üben, wie zum Beispiel der Bügelverschluss per Hand an eine Bierflasche angebracht wird. Nicht unbedingt als neues Phänomen sieht Stodden die Zunahmen von Biermixgetränken. Solche Mixgetränke gebe es im Prinzip schon lange, sagt Stodden mit Blick auf das Radler. Heute zeigten Verbraucher jedoch eine größere Geschmacksindividualität als früher. Sie wollen oft auch einfach weniger Alkohol genießen, gerade im Sommer bei heißen Temperaturen zur Erfrischung. Und Frauen würden generell noch eher zu einem Radler als zu einem Bier greifen, da sie den milden, süßeren Geschmack eines Radlers im Vergleich zum herberen Geschmack eines Pilsbieres vorziehen. Den Trend sieht Stodden ganz klar bei regionalen Bieren und Bierspezialitäten. Grund dafür sei sicher auch die zunehmende Geschmacksindividualisierung sowie die Suche nach Heimat. Zu unterschiedlichen Anlässen will der Konsument unterschiedliche Bierspezialitäten genießen. Darüber hinaus nehme eben auch Konsum alkoholfreier Biere stetig zu. Stodden: „Wir haben drei alkoholfreie Biere im Sortiment: das Kulmbacher Edelherb alkoholfrei, das Kapuziner alkoholfrei und jetzt - seit kurzem - das Mönchshof Naturtrüb’s alkoholfrei.“ Aber eben auch das klassische Radler sei wieder im Kommen. Große Chancen sieht Stodden für die kleinen Brauereien: „Wer unabhängig von der Betriebsgröße innovativ und flexibel ist und einen guten Service bietet, der hat gute Chancen, den Biermarkt weiterhin mit gestalten zu können, sagt er. Und weiter: „Wir begrüßen die oberfränkische Brauerei- und Biervielfalt sehr, macht doch gerade sie den Ruf Oberfrankens als Bierland aus. Die Kulmbacher Brauerei ist im Vorstand des Vereins „Bierland Oberfranken“ schon seit der Gründung mit dabei. „Dort, wo wir unseren Beitrag leisten können, machen wir dies, im Gegenzug ist uns ein lebendiger Austausch mit allen Kollegen sehr wichtig.“ Mit dem Kulmbacher Landrat Klaus-Peter Söllner als 1. Vorsitzendem an der Spitze des Bierland Oberfranken sieht der Vorstand den Verein gut gerüstet. Auch Jeff Maisel, der in vierter Generation an der Spitze der Brauerei Gebrüder Maisel in Bayreuth steht, verweist gleich sofort auf das Reinheitsgebot: „Bier hat nach wie vor einen hervorragenden Ruf als eines der reinsten Lebensmittel, schließlich wird es seit fast 500 Jahren nach dem Reinheitsgebot hergestellt“, so Maisel. Während sich Wein in der Vergangenheit in der Wertvorstellung gesteigert und sein Image verbessert hat, sei das Bier immer mehr verramscht worden. Bier werde immer mehr vereinheitlicht und nicht mehr als Spezialität wahrgenommen. Hier gelte es, aktiv zu sein, um die vielfältigen Möglichkeiten, die der Brauer mit nur vier Grundzutaten hat, wieder in den Vordergrund zu stellen. Dafür gebe es auch gute Ansätze. Jeff Maisel bestätigt, dass der Konsum von Bier insgesamt ist seit Jahren rückläufig sei. Allerdings gebe es einen Gegentrend zu Biermischgetränken, zu alkoholfreiem Bier und zu Bierspezialitäten. „Der Verbraucher lehnt das Einheitliche ab und sucht das Besondere“, so Jeff Maisel. Die Spezialität Weissbier habe sich dabei sehr positiv entwickelt und die Brauerei Gebrüder Maisel in Bayreuth habe sich rechtzeitig als Weissbier- und Spezialitätenbrauerei positioniert. Den aktuellen Vormarsch von Mixgetränken führt Jeff Maisel vor allem auf junge Konsumenten zurück. Sie seien eher auf der Suche nach süßlichem Geschmack, den sie bei normalem Bier nicht finden. Jeff Maisel setzt diesem Trend entgegen: „Wir sehen unsere Kernkompetenzen als Brauerei beim Bier und bleiben daher unserer Leitlinie treu, dass unser Bier rein und ungemixt bleibt.“ Dennoch sieht auch er den Biermarkt sehr viel in Bewegung. Die Verbraucher suchten nach Spezialitäten, nach besonderen Geschmackserlebnissen und glaubhaften, ehrlichen Geschichten, die hinter dem Bier und seinem Brauer stecken. Hier ist insbesondere die sehr junge Craft-Bier-Bewegung zu sehen, die uns eine große Chance gibt, Bier wieder den Stellenwert zu geben, den es eigentlich verdient hat. Endlich wird auch wieder über Bier gesprochen, und es kommen neue Sorten oder Interpretationen alter Bierstile wieder auf den Markt. „Mit Maisel & Friends habe sich die Brauerei Gebrüder Maisel mit Liebe und Leidenschaft diesem Segment verschrieben. Man könne gespannt sein, was daraus noch alles entsteht. Auch alkoholfreies Bier werde aufgrund der veränderten Lebensgewohnheiten weiterhin eine wachsende Bedeutung haben. Maisel: „Hier können wir mit Maisel’s Weisse Alkoholfrei ein Produkt anbieten, das sich dank des fruchtigen Geschmacks zu einer echten Alternative zu Mineralwasser, Schorlen und Softdrinks entwickelt hat.“ Eine großartige Unterstützung sieht Jeff Maisel in der Arbeit des Vereins Bierland Oberfranken: „Wir haben uns in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt und das gleiche hört man von mehreren fränkischen Brauerkollegen, die sich wie wir auf gutes, ehrliches Bier konzentrieren.“ Das Bierland Oberfranken habe mit über 250 Brauereien die größte Brauereidichte der Welt. Die Menschen kennen und schätzen die Vielfalt und die hohe Qualität der hiesigen Biere, der Begriff etabliere sich in den Köpfen. Davon profitieren wir, wie auch alle anderen fränkischen Brauereien, weil wir dieses Image mit eingebraut haben. Mehr Mitarbeiter, mehr Service, mehr Platz / BayWa in Bayreuth: die gesamte Bandbreite der modernen Landtechnik
Auf insgesamt 11000 Quadratmeter Fläche findet der Kunde künftig die gesamte Bandbreite der modernen Landtechnik vor. Von Klein- bis Großmaschinen über Motoristik für Privatpersonen bis hin zu Forst- und Kommunaltechnik bietet der Betrieb ein breites Sortiment. Herzstück sind die fast 500 Quadratmeter große Werkstatt für Montagen und Kleinmotorenservice sowie die über 800 Quadratmeter große Aus- und Unterstellhalle. Im Freien sind auf etwa 3000 Quadratmetern alle großen Geräte und Maschinen zu sehen, die Landwirte, Lohnunternehmer und Kommunen bei der täglichen Arbeit benötigen. Daneben ist Bayreuth-Wolfsbach künftig auch Sitz des fränkischen Melktechnik-Servicezentrums. Von hier aus erfolgt die Steuerung der 24 Kundendienstmonteure, die innerhalb von höchstens drei Stunden jede Melkmaschine und jeden Melkroboter in Mittel-, Unter- und Oberfranken reparieren können. Das Technikteam bietet unter der Leitung von Lothar Ollet einen 24-Stunden-Service-Notdienst für Landtechnik und steht insbesondere zur Erntezeit für flexiblen Einsatz. Die 27 Mitarbeiter aus den bisherigen beiden Standorten sind nach Unternehmensangaben alle übernommen worden, zwei weitere Mitarbeiter kamen bislang dazu.
Mit dem neuen Standort an der Gottlieb-Keim-Straße 49 im Gewerbegebiet Wolfsbach befinde sich die BayWa künftig mitten auf dem Technologiehügel Bayreuths in unmittelbarer Nachbarschaft zu gleich zwei Fraunhofer-Instituten. Das sei der ideale Standort für eine weitere Expansion, so Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Als ungeheuer wichtigen und ungemein innovativen Landtechnikpartner bezeichnete Rainer Prischenk, der Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken, die BayWa und charakterisierte damit die wichtige regionale Bedeutung des Unternehmens. Aber auch international sei die BayWa von großer strategischer Bedeutung, so Deutschland-Chef Gerd Claußen vom schwedischen Land- und Melktechnikproduzenten DeLaval. Er bezeichnete Deutschland als größten Markt seines Konzerns und die BayWa als den wichtigsten Vertriebspartner.
Bilder: Abi, Lehre, Studium: Das Handwerk bietet zahlreiche Karrieremöglichkeiten / Kfz-Mechatronikerin Franziska Glaser aus Rehau gehört zu den Berufsbesten in Oberfranken
Franziska Glaser stammt eigentlich aus dem brandenburgischen Cottbus. Mit sechs Jahren kam sie nach Rehau, 2010 legte sie am Walter-Gropius-Gymnasium in Selb ihr Abitur ab. Weil sie sich damals nicht gleich für einen Beruf entscheiden konnte, aber schon immer gerne am eigenen Auto herumschraubte, begann sie erst einmal die Kfz-Mechatroniker-Lehre. „Mir war es wichtig, Praxiserfahrung zu sammeln“, sagt die engagierte Mechatronikerin, die sich mit den Spezialwerkzeugen genauso auskennt, wie mit der ISO-Zertifizierung.
Das Autocenter Schnurrer in Münchberg wird von Seniorchefin Maria Schnurrer geleitet, Tochter Tina Schnurrer gehört als Kundenbetreuerin zum Team. Das Autocenter hat sich auf die Marken Seat und Skoda spezialisiert. Gleich nebenan in der Kirchenlamitzer Straße führen Seniorchef Ludwig Schnurrer und Sohn Thomas Schnurrer das Autohaus Schnurrer mit den Marken Audi und Volkswagen. Ursprünglich stammt die Familie aus dem oberpfälzischen Neualbenreuth. 1981 hatten die Schnurrers in Münchberg ihren bis heute inhabergeführten Familienbetrieb gegründet. 1990 wurde am jetzigen Standort gebaut, 2003 erfolgte der Neubau des VW- und Audi-Betriebes in unmittelbarer Nachbarschaft. Heute beschäftigen die Unternehmen 60 Mitarbeiter. Im zurückliegenden Jahr wurde Autocenter unter rund 450 Seat-Händlern in Deutschland als fünftbester Händler in Sachen Kundenzufriedenheit ausgezeichnet.
Bilder: Feinwerkmechanik in der ehemaligen Weberei / Selbstständig mit 24: Benjamin Schott hat im Kulmbacher Land sein eigenes Unternehmen eröffnet
Zugegeben, der Maschinenpark ist nicht der allerneueste. „Aber alles ist bezahlt“, sagt Benjamin Schott nicht ganz ohne Stolz. Einen Teil davon hat er über das Internetauktionshaus ebay erstanden, ein Teil stammt von der ehemaligen Kulmbacher Spinnerei. Außerdem ist Benjamin Schott sowieso ein Tüftler, einer, der an einer Sache solange dran bleibt, bis daraus was wird. Um die Maschinen nach Marktleugast zu transportieren hat er eigens den Lkw-Führerschein gemacht. Theoretisch kann Benjamin Schott hier in den Räumen einer ehemaligen Weberei alles machen, von der kleinen Reparatur beim Metzger bis hin zur Sonderanfertigung für den Industriebetrieb. Zum Portfolio gehören unter anderem auch das Anfertigen von Kleinserien für den Maschinenbau, Konventionelle Dreh- und Fräsarbeiten, CNC-Dreharbeiten, das Aufschweißen von Gewinden, Lagersitzen oder verschlissenen Schichten, die Herstellung geradeverzahnter Zahn- und Kettenräder sowie das Ausrichten von verbogenen Wellen
Es habe sich schon bis zur Kammer herumgesprochen, dass Benjamin Schott gerne an alten Maschinen herumschraubt und stets eine Lösung findet, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer. Er freute sich besonders, dass die Kammer den engagierten jungen Mann bei seinem Weg hin zum Meister ein wenig begleiten konnte. Nach den Worten des Präsidenten gibt es in Oberfranken rund 330 Betriebe im Bereich Feinwerkmechanik mit fast 300 Auszubildenden. Alleine im vergangenen Jahr seien knapp 80 neue Kehrstellen hinzugekommen. Der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner bezeichnete bei der Eröffnung des Unternehmens das duale Ausbildungsmodell als echtes Erfolgsmodell. „Die ganze Welt beneidet uns darum „, sagte Söllner, das Modell sei auch darauf ausgerichtet, junge Leute in die Selbstständigkeit zu bringen. Absolventen mit Hochschulreife sind nicht das allein selig machende, so Söllner, der an die Handwerkskammer appellierte, sich gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels auch weiterhin für das duale Ausbildungsmodell stark zu machen.
Bilder:
Lehre mit Abitur /
Der Anfang ist gemacht: Präsident Zimmer war bereits bei den Schulleitern einiger Gymnasien in Bayreuth und Kulmbach sowie in der Gesamtschule Hollfeld und hat dabei durchaus positive Resonanz erhalten. „Uns geht es darum, die berufliche Bildung mehr in den Focus zu rücken“, sagte Zimmer. Handwerksmeister seien auch in der Industrie sehr gefragt, so HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, denn gerade bei Meistern könne praktisches Denken fest vorausgesetzt werden. Wichtig sei es deshalb auch, den jungen Leuten zu vermitteln, dass der Abschluss des Bachelors und der des Meisters auf dem gleichen Qualitätslevel angesiedelt sind.
Die verstärkte Ansprache von Gymnasiasten sei freilich nur ein Weg, um Fachkräfte und vor allem Auszubildende für das Handwerk zu begeistern. Die Kammer hatte dazu bereits ein Programm umgesetzt, das auf eigene Berufsmessen, auf den Einsatz eines Teams zur Nachwuchsförderung, auf Angebote für an- und ungelernte Mitarbeiter, auf ein jugendgerechtes Kommunikationskonzept sowie auf Handwerkspaten setzt.
HWK-Präsident Zimmer, Hauptgeschäftsführer Koller und die beiden Geschäftsführer Bernd Sauer und Rainer Beck gaben den Politkern auch einen Katalog an Erwartungen mit, der vor allem die Themen Breitband, Energie, Mindestlohn und Steuern betraf. Was den Mindestlohn angeht, fordert die HWK Ausnahmen für Azubis und Praktikanten. Jugendliche dürften mit einer Aussicht auf Entlohnung nach Mindestlohn nicht verleitet werden, auf eine Berufsausbildung zu verzichten, so Koller. Beim Breitband fordert das Handwerk eine flächendeckende Versorgung von mindestens 50 Megabit pro Sekunde und bei der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sollten der Anstieg der EEG-Umlage gestoppt, Überförderungen abgebaut und Einspeisevergütungen marktwirtschaftlich ausgestaltet werden. Bild (oben): Günter Kolb (rechts) von der Handwerkskammer erläuterte Abgeordneten und Kammervertretern im Berufsbildungs- und Technologiezentrum die Anfertigung von Werkstücken im Bereich der Meisterausbildung für Schreiner. Stabilität und Solidität als bewährte Strategie / Oberfränkische Volksbanken und Raiffeisenbanken setzen auch weiterhin auf persönliche Kontakte
Stabilität und Solidität, das sind die beiden Begriffe, die dabei immer wieder fallen und denen sich die Volksbanken und Raiffeisenbanken in besonderer Weise verpflichtet sehen. „Unser jahrzehntelanger Weg hat sich bewährt, wir brauchen keine neuen Strategien und Trends, wir bleiben uns treu“, so Scheller. Das gilt auch, und ganz besonders in Sachen Internet. „Mehr Klicks heißt immer auch mehr persönliche Kontakte“, so der stellvertretende Bezirkspräsident Karlheinz Kipke, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Coburg. Das persönliche Gespräch bleibe der Dreh- und Angelpunkt des Bankgeschäfts, deshalb möchten die VR-Banken auch künftig in der Fläche präsent bleiben. Überrascht zeigten sich Scheller und Kipke vom hohen persönlichen Informationsbedarf. Die Säle seien bei entsprechenden Veranstaltungen derzeit immer bis auf den letzten Platz besetzt. Das zeige zum einen, dass die Verunsicherung sehr hoch ist, aber auch, dass das Internet mit seiner Anonymität keine Probleme lösen kann. Scheller: „Das Internet ist nicht alles, der Mensch zählt, vor allem dann, wenn es um Orientierung geht.“ Welcher bedeutende Wirtschaftsfaktor die oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken sind, machten die Verantwortlichen an den folgenden Zahlen fest: Insgesamt gibt es im Regierungsbezirk 26 Volksbanken und Raiffeisenbanken mit zusammen rund 288 Geschäftsstellen (Vorjahr 305), 384 Geldautomaten (Vorjahr 386), 2899 Beschäftigten (Vorjahr 2937), davon 179 Auszubildenden (Vorjahr 180). Die Bilanzsumme liegt zusammengerechnet bei 10,4 Milliarden Euro, was einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 2,6 Prozent entspricht. Um fast vier Prozent auf 4,8 Milliarden Euro waren die bilanziellen Kundenkredite angestiegen. Den Löwenanteil machte dabei das Privatkundengeschäft mit 2,7 Milliarden Euro aus. Viele Kunden hätten die niedrigen Zinsen insbesondere für Baufinanzierungen genutzt, erläuterte Scheller. Auf 1,9 Milliarden Euro war das, an Firmenkunden ausgereichte Kreditvolumen angestiegen, was der Bezirkspräsident mit einem Anstieg der Investitionen im Dienstleistungs- und Landwirtschaftssektor begründete. Um 1,8 Prozent zugelegt hatten im zurückliegenden Jahr auch die Einlagen, die damit auf 8,3 Milliarden Euro angestiegen waren. Größter Posten waren dabei die Sichteinlagen mit vier Milliarden Euro, gefolgt von den Termineinlagen, die um fast 16 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro zurückgegangen waren. „Die Kunden wollen sich nicht langfristig binden und hoffen auf höhere Renditen in der Zukunft“, so die Erklärung dafür. Vor dem Hintergrund schwieriger Rahmenbedingungen sind die Verantwortlichen auch mit dem Ergebnis zufrieden. So konnten die Betriebskosten mit 1,98 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme um einen Basispunkt leicht gesenkt werden. Das Betriebsergebnis hatte sich um einen Basispunkt auf 1,09 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme verbessert. Unter dem Strich ergebe sich damit eine Aufwand/Ertragsrelation von 64,5 Prozent, was nichts anderes bedeutet, als dass die oberfränkischen Volksbanken- und Raiffeisenbanken 64,5 Cent aufwenden müssen, um einen Euro zu verdienen. Zum Vergleich, die Deutsche Bank liegt bundesweit bei rund 80 Cent Aufwand, um einen Euro zu verdienen. Geringfügig rückläufige Erträge in Verbindung mit leicht gesunkenen Kosten und einer überschaubaren Risikovorsorge führten der Bilanz zufolge zu einem bereinigten Ergebnis vor Ertragssteuern in Höhe von 0,92 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme (93,3 Millionen Euro). In Zusammenhang mit der Einführung von Basel II besonders wichtig: Durch das respektable Ergebnis könnten die oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken ihre Eigenkapitalbasis nochmals stärken. Sie verfügten nun über eine Kernkapitalquote von 13,09 Prozent. Aber nicht nur damit sei die hohe Stabilität der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Oberfranken gewährleistet. Auch die Mitglieder tragen als Anteilseigener ihren Anteil dazu bei: So sei deren Zahl im vergangenen Jahr um fast zwei Prozent auf über 258000 gestiegen. Die wachsende Zahl der Kreditgenossenschaften stärke die wichtigste Kapitalform im Bankgeschäft: das Vertrauen, so der Bezirkspräsident. „Mehr und mehr Mitglieder Vertrauen in die Solidität und das bewährte Geschäftsmodell der Volksbanken und Raiffeisenbanken.“ Bild: Der oberfränkische Genossenschaftspräsident Gregor Scheller (rechts), zugleich Vorstandsvorsitzender der Forchheimer Volksbank und sein Stellvertreter Karlheinz Kipke, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Coburg bei der Vorlage der Bilanz in Bayreuth.
Vier Hochschulen und eine Stiftung
Eine ziemlich einmalige Stiftung ist es, für die Regierungspräsident Wilhelm Wenning da im feierlichen Rahmen den Startschuss gegeben hat. Es ist die erste hochschulübergreifende Wissenschaftsstiftung in Oberfranken, die sich auf die bundesweit einmalige Zusammenarbeit der Hochschulen in der Region stützt. Wenning überreichte das Papier an die sieben privaten und institutionellen Stifter, zu ihnen gehören die beiden Unternehmer Rainer Markgraf, und Heinz Greiffenberger, der Obmann des oberfränkischen Sparkassenbezirksverbandes Ewald Maier, der Bezirksgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) Franz Brosch sowie die Präsidenten der oberfränkischen Wirtschaftskammern Heribert Trunk (IHK Bayreuth) Friedrich Herdan (IHK Coburg) und Thomas Zimmer (HWK). Die Stifter sehen ihre Wissenschaftsstiftung als ein Signal zugunsten des jungen und dynamischen Wissenschaftsstandortes. Die Stiftung soll Forschung, Lehre und Studienbedingungen der Universitäten Bamberg und Bayreuth sowie der Hochschulen Coburg und Hof nachhaltig fördern und die Attraktivität aller vier Bildungseinrichtungen für die besten Köpfe dauerhaft stärken. „In Zeiten des demografischen Wandels und wachsenden Fachkräftebedarfs soll die Stiftung eine Plattform zugunsten des gemeinsamen Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes bieten“, sagte Regierungspräsident Wenning.
Die vier oberfränkischen Hochschulen stünden für höchste Qualität in Forschung und Lehre sowie für die Bereitschaft zu enger Zusammenarbeit sowohl untereinander als auch mit der Wirtschaft, sagte der frühere IHK-Hauptgeschäftsführer Hans F. Trunzer, der zusammen mit dem ehemaligen Kanzler der Universität Bayreuth Ekkehard Beck die Stiftung ins Leben gerufen hatte und die beide an der Spitze eines eigens gegründeten Fördervereins stehen. In der Forschung und in über 200 Studiengängen böten alle vier Hochschulen hervorragende Bedingungen für hoch qualifizierten Führungsnachwuchs in Wissenschaft und Wirtschaft. Bei der Übergabe waren deshalb auch Präsidenten und Kanzler der Universitäten Bamberg und Bayreuth sowie der Hochschulen Coburg und Hof dabei.
Zu den wesentlichen Zielen der Wissenschaftsstiftung Oberfranken gehören die Förderung der Forschung, der Innovation und der Studienbedingungen in Oberfranken, die Förderung von Wissens- und Technologietransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen sowie die Förderung der Zusammenarbeit der oberfränkischen Hochschulen in Oberfranken. Auch an den Aufbau eines Elitecampus für die besten Studierenden und die Finanzierung von Stiftungsprofessuren und Gastdozenturen ist mittelfristig gedacht. Die Wissenschaftsstiftung Oberfranken startet mit einem Stiftungskapital von 75000 Euro, sie ist die 331. rechtsfähige Stiftung in Oberfranken.
Bild: Spanische Nachwuchskräfte in Oberfranken / Oberfränkisches Handwerk geht neue Wege zur Gewinnung von Fachkräften - Bildungsstaatssekretär Müller besuchte HWK
Sie heißen Olmo Roger Tamargo Blanco und Ionut-Andrei Mocanu und sind 32, beziehungsweise 21 Jahre jung. Zuletzt waren beide in ihrer Heimat Spanien arbeitslos obwohl der eine Abitur hat und der andere ausgebildeter Informatiktechniker ist. Claudia Ebert, geschäftsführende Gesellschafterin der Schlenck-Unternehmensgruppe, wollte den beiden eine Chance geben und wurde nicht enttäuscht. „Beide sind überaus fleißig und zuverlässig und haben hervorragende schulische Leistungen, so Schlenck. Seit September lernen die beiden Spanier den Beruf des Elektronikers für Gebäudetechnik und sollen letztlich auch mithelfen, den Fachkräftemangel in der Elektroindustrie hierzulande zu kompensieren. Schlenck-Chefin Ebert war über den Metall- und Elektroarbeitgeberverband auf das Projekt gekommen. Zwei Monate lang waren die beiden bereits in der ersten Jahreshälfte 2013 in Bayreuth zu einer Art Schnupperpraktikum, ehe sich beide entschlossen, die Ausbildung im September zu beginnen. Ein ursprünglicher dritter Interessent sprang im letzten Moment wieder ab. Die verbliebenen beiden Lehrlinge machten sich erst einmal daran, die Sprache zu lernen, wobei das Unternehmen Schlenck auf eigenen Kosten eine Lehrerin nur für die beiden bezahlte. „Mittlerweile sprechen sie schon besser deutsch als FC-Bayern-Trainer Pep Guardiola“, sagt Ebert. Auch die Unterkunftskosten trug der Betrieb eine zeitlang in eigener Regie, bis beide in Wohngemeinschaften Unterschlupf fanden.
Zur Fachkräftesicherung werde das Projekt alleine allerdings nicht ausreichen. Zwischen 2002 und 2016 gehe die Zahl der oberfränkischen Schulabgänger aus Haupt- und Mittelschulen um rund die Hälfte zurück, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer. Im gleichen Zeitraum werde die Zahl der Realschüler leicht und die Zahl der Gymnasiasten stark ansteigen. „Das ist die Herausforderung für uns, wir müssen jetzt an die Gymnasien ran“, so Zimmer. Einfach sei das nicht, sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, denn in vielen Köpfen herrsche ein überkommenes Bild vom Handwerk vor, das nichts mit der Realität zu tun habe. Neben der Vermittlung der Botschaft „Handwerk ist High Tech“ möglichst bereits in der Mittelstufe müsste dabei vor allem auch in den Köpfen der Eltern ein Bewusstseinswandel stattfinden. Mit Sorge sah Staatssekretär Müller außerdem, dass die Zahl der ausbildungswilligen Betriebe derzeit rückläufig ist. „Eigentlich ist es absurd“, sagte er. Deutschland verkaufe die duale Ausbildung als Exportschlager, während sich gleichzeitig die Situation in Deutschland verschlechtert. Der Politiker sprach sich dafür aus, alle Schüler möglichst frühzeitig mit dem Handwerk zu konfrontieren, um ihnen so eine möglichst breite und umfassende Orientierung mit auf den Weg zu geben.
Bilder: „Mit Körben aus China können wir nicht mithalten“ / Der Korbflechter Thomas Backof aus Hallerndorf ist erfolgreich in einem Nischenmarkt unterwegs
1996 hat er seinen Meister gemacht, 2002 den Betrieb von Vater Erich übernommen. Backof führt die Korbflechterei selbstständig in der vierten Generation. Nachweisen lässt sich der Betrieb bis zum Jahr 1612 und die Korbflechterei in der Familie bis 1850. Wie bei so vielen kleinen Korbmachern in Oberfranken, die es im Gegensatz zur Korbflechterei Backof längst nicht mehr gibt, war das Handwerk auch hier zunächst nur ein klassischer Zuverdienst.
Thomas Backof hat sich stattdessen auf Ladeneinrichtungen spezialisiert. Schon sein Vater sei damals neue Wege als Zulieferer gegangen. Mittlerweile ist er als Korbflechter einer der größten Ladenbauer in Deutschland. Seine Bäckereieinrichtungen sind in Rußland, Norwegen, Irland, Dänemark und in Frankreich zu finden. Warum es so gut läuft? Weil Thomas Backof auf Design setzt, auf immer neue Ideen, auf das klassische Miteinander der Materialien wie zum Beispiel Körbe mit eingearbeiteter Glasfront. Da spielt es ihm in die Hände, dass Bäckereien längst nicht mehr nur klassische Verkaufsstellen sind, sondern Cafes, Bistros mit leichter Küche, Eventbäckereien eben, und da hätten die Betreiber das Flechtwerk längst als den idealen Eyecatcher entdeckt. Außerdem sei das Flechtwerk Lebensmitteltauglich. So ist der Markt für Privatkunden stark rückläufig, sagt Thomas Backof, der auch stellvertretender Bundesinnungsmeister und bayerischen Landesinnungsmeister ist. Ein paar Stühle stehen gerade im Verkaufsraum, bei denen er das Flechtwerk ausgebessert hat, und im Regal gibt es noch die klassischen Körbe mit den Metallgriffen für den Transport von Kohlen. Aber sonst kommen Privatleute immer seltener. Thomas Backof sieht das mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Neben seinem Vater und einer Teilzeitkraft beschäftigt er mit Ivan Gordeyef auch einen Gesellen. Die Ehefrau macht das Büro. Kaum zu glauben, aber damit gehört er schon zu den großen Betrieben in Deutschland, denn meistens könnten sich nur Ein-Mann-Betriebe halten. Der Landesinnung gehören überhaupt nur 22 Betriebe an, 14 davon in Franken. Im Schnitt verarbeitet Thomas Backof in seinem Betrieb zwei Tonnen Rohmaterial, also Weiden, pro Jahr. Die Weiden kommen allerdings längst nicht mehr aus der Region, sondern aus Spanien, Belgien, Frankreich oder auch aus Polen, wo Weiden noch richtig kultiviert angebaut werden. Auch mit Korbrohr, einem Palmengewächs aus Südostasien, arbeitet er gerne wegen der extremen Haltbarkeit. Idealbild der Energiewende / Jura-Solarpark entlang der A70 ist am Netz – Zweitgrößter Solarpark in Bayern
Die Zahlen sind gigantisch: die Gesamtinvestitionssumme liegt bei über 70 Millionen Euro, 136 Fußballfelder nehmen die Anlagen ein, 300 Bürger sind über Solarfonds direkt daran beteiligt, rund 10500 Haushalte können mit umweltfreundlichen Strom versorgt werden und 24600 Tonnen Kohlendioxid werden pro Jahr eingespart. „Mit dem Jura Solarpark zeigen wir, dass Oberfranken beim Thema Energiewende ganz vorne mit dabei ist“, sagt Udo Möhrstedt, Gründer und Vorstandsvorsitzender von IBC Solar und gleichzeitig Mann der ersten Stunde, wenn es um Photovoltaik geht.
Tatsächlich wurden die Module so, wie vom Gesetzgeber vorgesehen, in einem Korridor von 110 Metern links und rechts der Fahrbahn errichtet. Lediglich im Gemeindebereich von Fesselsdorf sei es möglich gewesen, noch etwas tiefer in Land zu gehen, da die Stadt Weismain dort ein Industriegebiet ausgewiesen hat.
Trotz veränderter politischer Rahmenbedingen, die in der jüngsten Vergangenheit bei IBC Solar dazu geführt hatten, dass über 80 Mitarbeiter entlassen werden mussten, glaubt Möhrstedt fest an das nächste Kapitel in der Entwicklungsgeschichte der Photovoltaik, den Eigenverbrauch. Mit Stromerzeugungskosten zwischen neun und 13 Cent pro Kilowattstunde sei die Photovoltaik heute eine der günstigsten Möglichkeiten, dezentral Strom zu erzeugen. Möglichkeiten, eine Solarstromanlage zur Eigenversorgung zu errichten, habe fast jedes Unternehmen. Deshalb sieht Möhrstedt auch die Pläne der Bundesregierung kritisch, den Eigenverbrauch von erneuerbar produziertem Strom zukünftig mit der EEG-Umlage zu belasten und damit künstlich zu verteuern.
Fotos:
Nachhaltiges profitables Wachstum
in schwierigem Umfeld /
Der Bilanz zufolge war das Kreditvolumen um 15,1 Millionen Euro auf 514 Millionen Euro angestiegen. „Damit sind wir ein zuverlässiger Kreditgeber für Unternehmen und Privatpersonen in der Region“ sagte Schappert. Die VR-Bank leiste damit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und des Arbeitsplatzangebotes in der Region. Einen Zuwachs gab es im vergangenen Jahr aber auch im besonders hart umkämpften Mark der Einlagen. Vorstand Dünkel meldete einen Anstieg der Kundeneinlagen um sieben Millionen Euro auf 702 Millionen Euro. Grund dafür seien nach den Worten Dünkels die mehrfach ausgezeichnete Beratungsqualität, die transparenten Produkte und sowie die fairen und marktgerechten Preise. Ganz wichtig für jede Bank ist deren Liquidität. Auch hier kommen von VR-Bank-Seite nur gute Nachrichten. „Unsere liquiden Mittel in Höhe von über 200 Millionen Euro sind sicher angelegt“, so Vorstand Dünkel, der auch zu bedenken gab, dass sich die VR-Bank Bayreuth nahezu ausschließlich über breit gestreute Kundeneinlagen finanziert und unabhängig vom Kapitalmarkt ist. Sämtliche Anlagen verfügten über ein gutes Rating, seien breit gestreut, jederzeit zu veräußern. Auf Griechenlandpapiere oder ähnliche Wertpapiere habe die VR-Bank komplett verzichtet. Trotz des schwierigen Marktumfeldes habe die VR-Bank Bayreuth einen Jahresüberschuss von 2,9 Millionen Euro und damit ein Ergebnis auf Vorjahresniveau erzielt. 738000 Euro gingen davon als Ausschüttung an die Mitglieder, 2,3 Millionen Euro an den Fiskus.
Die VR-Bank Bayreuth beschäftigte im vergangenen Jahr 206 Mitarbeiter, elf weniger als im Vorjahr, und hatte zehn Auszubildende. Mit 24 Geschäftsstellen versteht sie sich nach wie vor als Bank vor Ort. Anteilseigner der Bank sind die 22677 Mitglieder, die zusammen 156319 Geschäftsanteile halten. „Damit ist jeder dritte Kunde auch Eigentümer der VR-Bank Bayreuth“, so Vorstand Schappert. Den Mitgliedern versprach er 408000 Mitgliederbonus und 330000 Euro Dividende. Nicht neues konnten die Verantwortlichen der VR-Bank Bayreuth für Gefrees vermelden. Fusionsverhandlungen der dortigen Raiffeisenbank mit der VR-Bank Fichtelgebirge waren im vergangenen Herbst geplatzt. Da Gefrees zum Landkreis Bayreuth gehört, läge eine Fusion mit Bayreuth nahe. „Aktuell gibt es keine Gespräche“, sagte Vorstand Dünkel, der gleichzeitig auch zu erkennen gab, dass sein Haus für solche Gespräche offen sei. „Fusionen werden kommen“. So Dünkel. Immer schärfer werdende Regularien und ein strengerer Wettbewerb ließen gar keine andere Wahl mehr. Besonders die kleinen Banken würden darunter leiden. Die Mitglieder der Raiffeisenbank Gefrees hatten allerdings im vergangenen Jahr entscheiden, das Thema Fusion nicht weiter zu verfolgen. Langfristig schwebe ihm das Modell „ein Landkreis - eine Bank“ vor, sagte Vorstandskollege Schappert. Das sei ein Schritt, der echte Chancen bieten würde, weil man die Kunden dann einfach besser betreuen könnte. Bild: „Die Mitgliedschaft ist unser Alleinstellungsmerkmal“: Die Vorstände Markus Schappert und Jürgen Dünkel sowie Prokurist Manfred Dill (von links). Faszination Flechten: Kunst statt Korb - Korb statt Plastik / Gegen das verstaubte Image – Lichtenfels ist die deutsche Hauptstadt des Korbmachens
Wichtigste europäischen Flechtpflanze ist die Weide. Die in der Korbflechterei von Thomas Backof, dem stellvertretenden Bundesinnungsmeister und bayerischen Landesinnungsmeister, verwendeten Weiden sind Kulturweiden. „Die in einer Kultur gepflanzten Weiden stehen enger, das zwingt die Weiden, in die Höhe zu wachsen, dadurch wachsen die Ruten gerader und schlanker“, erläutert der Fachmann. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet, verfügen Weiden über eine ausgezeichnete Ökobilanz. „Weiden sind nachwachsende Rohstoffe, die es in ganz Europa gibt“, so Backof. Hauptsächlich in Spanien und Polen aber auch in Frankreich, Belgien und Dänemark würden ausgezeichnete Weiden kultiviert.
Thomas Backof hat seinen Betrieb in Hallerndorf bei Bamberg in Oberfranken. Ebenfalls in Oberfranken, nicht weit von Bamberg entfernt, liegt Lichtenfels, die deutsche Hauptstadt des Korbmachens und der Flechtkunst. Bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts galt Lichtenfels als Zentrum des Korbhandels. Korbmacher aus dem Oberen Maintal brachten ihre Produkte zu Händlern in Lichtenfels. Schon 1904 wurde eine Korbfachschule eröffnet, an der ab 1912 auch Flechtkurse für Frauen stattfanden, da Körbe sehr häufig in Heimarbeit von der ganzen Familie hergestellt wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg legte sich Lichtenfels den Titel „Deutsche Korbstadt“ zu. Eine einzigartige Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels, das Deutsche Korbmuseum im benachbarten Michelau und der alljährliche Korbmarkt, die Region am Obermain verfügt über einen Fundus an flechterischen Know-how von europäischem Rang. So ist Lichtenfels heute auch Sitz des Zentrums europäischer Flechtkultur, ein Zusammenschluss, der vor allem die Kompetenzen rund ums Flechten in der Korbstadt koordinieren soll. Zweck des Zentrums ist es, das Wissen um die jahrtausendealte Kunst und Kultur des Flechtens zu bewahren, zu pflegen, präsentieren, dokumentieren, weiterzuentwickeln und dieses Wissen in Europa zugänglich zu machen. Bernd Sauer, Geschäftsführer der Handwerkskammer Oberfranken, verdeutlicht den Anspruch: „Das Zentrum europäischer Flechtkultur soll ein Dach über die unterschiedlichen Kompetenzen des Flechthandwerks in und um Lichtenfels bilden. Er soll strategische Unterstützung bieten und Basis für etwas Neues sein“, sagt Sauer.
Um dem verstaubten Image entgegenzutreten setzen die Korbmacher vor allem auf Vernetzung. „In der Vernetzung liegt die Kraft ", so Professor Auwi Stübbe, Vorsitzender des Innovationszentrums Lichtenfels. Dass sich beispielsweise die Hochschule Coburg mit dem Thema Verpackung beschäftigt, könnte Produktideen hervorbringen, von denen das heimische Flechthandwerk profitiert: Geschenkverpackungen aus Geflecht, die nicht so aussehen, wie aus dem Supermarkt. Mit dem Korbmarkt als Markt, aber auch als Bürger- und Altstadtfest, möchte die Stadt Lichtenfels ihre Rolle als Zentrum der Korbflechterbranche sowie ihre touristische Anziehungskraft stärken. Aus dem In- und Ausland nutzen Hersteller und Händler von Korbflechterzeugnissen die Veranstaltung als Branchenschaufenster und Verkaufsmöglichkeit für ihre Produkte. Den ersten Lichtenfelser Korbmarkt gab es im Oktober 1980 statt, alle weiteren Korbmärkte finden seitdem stets am dritten Septemberwochenende statt. Der Markt wird von der Bundesinnung für das Flechthandwerk unterstützt und von der Werbegemeinschaft Treffpunkt Lichtenfels sowie der Stadt Lichtenfels getragen.
In einer Ausstellung im Stadtschloss waren zuletzt auch Arbeiten von renommierten Künstlern der Flechtszene zu sehen. So zeigte unter anderem die Künstlerin Susanne Thieman, die bereits in New York in großen Galerien ausgestellt hat, ihre Werke. Außerdem gibt ihr Lehrmeister Hans Bachinger, der als erster die Geflechtkunst entwickelte und seine Begeisterung an Susanne Thiemann weitergab, einen Querschnitt durch sein Lebenswerk. Auch eine Korbstadtkönigin gibt es alljährlich, zuletzt Helena I. Flechtkunst gab es zuletzt auch auf der Landesgartenschau 2010 in Rosenheim zu sehen. Wie ein filigranes Nest fügte sich das Bambushaus des Rosenheimer Flechtwerkers Johann Bachinger in die Auenlandschaft am Ufer der Mangfall ein. Bachinger hatte für seine „Oase der Stille“ rund 2000 Bambusstäbe verwoben und verbaut. „Ich wollte ein Haus am Fluss bauen, dass die Natur herein holt und nicht ausschließt, das Innen und Außen Natur ist", erklärt Flechtwerker Bachinger. Deshalb habe er Bambus verwendet. Von der Stabilität sei es mit Stahl vergleichbar und wenn man die Klimadiskussionen verfolgt auch zukunftsweisend", fügt er hinzu. Doch wie wird man eigentlich zum Flechtwerker: Der Beruf des Flechtwerkgestalters ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz und der Handwerksordnung, so Günther Mix von der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung. Flechtwerkgestalter arbeiteten überwiegend in Handwerksbetrieben, zum Beispiel bei handwerklichen Korbmöbelflechtereien oder bei Reparaturwerkstätten für Korbwaren. Die bundesweit geregelte dreijährige Ausbildung wird in Industrie und Handwerk in den Schwerpunkten Korbwaren, Flechtmöbel und Flechtobjekte angeboten.
Mit „lebenden Werkstätten“ möchten die Museumsverantwortlichen immer wieder die alten Traditionen bewahren. Von April bis Oktober finden dazu jeden Samstagnachmittag jeweils von 13.30 bis 16.30 Uhr Vorführungen statt, bei denen Korbflechter aus der Region die verschiedenen Techniken des Flechtens, den Umgang mit Materialien und das Spiel mit Formen und Farben zeigen. Mindestlohn und Mehrwertsteuer: Gastronomie fordert Gleichbehandlung / Neujahrsempfang des oberfränkischen Hotel- und Gaststättenverbandes
Den Rückgang bei den Gästeankünften bezifferte Luger auf 1,8, bei den Übernachtungen auf drei Prozent. Die Bettenauslastung habe bei gut 35 Prozent, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer rechnerisch bei 2,6 Tagen gelegen. Oberfranken sei damit das klassische Zweiturlaubsgebiet. Als eine der Ursachen nannte die Vorsitzende die fehlenden Großveranstaltungen und Jubiläen. 2013 habe es weder ein Gartenschau, noch ein Domjubiläum gegeben. „Von den zwei Jubiläen in Bayreuth habe man sich sicherlich auch mehr versprochen“, sagte sie mit Blick auf den 200. Geburtstag von Richard Wagner und den 250 Geburtstag von Jean Paul. Regional betrachtet gebe es mit Kulmbach nur einen einzigen Landkreis, der ein leichtes Plus, von einem Prozent verzeichnen konnte. Alle anderen Landkreise in Oberfranken hätten Rückgänge hinnehmen müssen. Ähnlich sei die Entwicklung beim Städtetourismus: Bamberg habe 8,3 Prozent weniger Besucher verkraften müssen, Coburg 0,4 Prozent. Zulegen konnte dagegen Bayreuth mit 3,9 Prozent und Hof mit 7,6 Prozent. Aufgrund der Richard-Wagner- und Jean-Paul-Jubiläen hätten die Verantwortlichen aber speziell in Bayreuth mit einem deutlicheren Zuwachs gerechnet. BHG-Vorsitzende Luger bedauerte, dass sich die Koalition nicht auf einen reduzierten Steuersatz für die Gastronomie einigen konnte. „Und das, obwohl wir das ganze Jahr hindurch für einen reduzierten Mehrwertsteuersatz gekämpft haben“, sagte sie. Die Vorsitzende kündigte an, dass sich der Verband auch weiterhin für eine Gleichbehandlung der gastronomischen Betriebe mit Bäckern, Metzgern und dem Lebensmitteleinzelhandel einsetzen werden. Während für sie alle der reduzierte Mehrwertsteuersatz v on sieben Prozent gilt, müsse die Gastronomie 19 Prozent abführen. „Das ist ein massiver Wettbewerbsnachteil“, so Luger, zumal die Situation nach wie vor für erhebliche Unsicherheiten beim Außerhausgeschäft und beim Catering sorge. Als weiteren Kritikpunkt ihres Verbandes stellte Luger den Mindestlohn heraus. Auch wenn ohne ihn kein Koalitionsvertrag zustande gekommen wäre, bleibe der Mindestlohn ein gefährliches arbeitsmarktpolitsches Experiment. Insbesondere in strukturschwachen Regionen stünden vielen gastronomischen Betrieben erhebliche Personalkostensteigerungen bevor, die durch Preissteigerungen nicht ausgeglichen werden könnten. „So kann der Mindestlohn durchaus Arbeitsplätze für gering Qualifizierte im Gastgewerbe kosten“, sagte die Vorsitzende. Luger forderte deshalb Ausnahmen für Auszubildende. Praktikanten, Schüler- und Studenten, Jobeinsteiger ohne Berufserfahrung und für Minijobber. Alarm schlägt der Verband in Sachen Fachkräftemangel. Bereits heute sei die Zahl der Auszubildenden in Oberfranken seit 2007 um rund 30 Prozent gesunken. Um Gegenzusteuern hätten die Agentur für Arbeit, die IHK und der Hotel- und Gaststättenverband das Programm „MobiProEU“ ins Leben gerufen, mit dem jungen Spaniern die Möglichkeit von Praktika und Ausbildungsverträgen in der oberfränkischen Gastronomie schmackhaft gemacht konnte. 29 Ausbildungsverträge seien dabei abgeschlossen werden, womit das Projekt als eine der wichtigsten Initiativen im gastronomischen Bereich gilt und heuer wiederholt werden soll. Bild: Der Kulmbacher Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Stephan Ertl ist von der oberfränkischen Bezirksvorsitzenden Andrea Luger beim Neujahrsempfang mit der silbernen Verdienstmedaille des Verbandes ausgezeichnet worden. IHK: „Oberfranken ist Spitze in Sachen Ausbildung“ / IHK-Neujahrsempfang: Oberfränkische Wirtschaft setzt auf das neue Heimatministerium
Während Spanien und Italien über eine Jugendarbeitslosigkeit von jeweils über 50 Prozent klagen, was Trunk als „das Sprengstoffthema Europas“ bezeichnete, liege die Jugendarbeitslosigkeit in Oberfranken bei gerade mal drei Prozent. Als Grund dafür nannte der IHK-Präsident das duale Ausbildungssystem, das längst zum positiven Garanten für die positive Entwicklung der Region geworden sei. Nach den Worten Trunks ist die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse bei den IHK-Mitgliedsbetrieben seit 2005 um fast 30 Prozent gestiegen. Dabei könne der Regierungsbezirk auch mit der Qualität seiner Azubis auftrumpfen. Auf eine Million Einwohner kämen in Oberfranken statistisch knapp sechseinhalb Bundesbeste in den jeweiligen Berufen. „Damit hängen wir Bayern und das Bundesgebiet klar ab“, sagte der Präsident. Oberfranken stehe damit bundesweit an erster Stelle. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung mit rückläufigen Schülerzahlen sei dies ein extrem wichtiger Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit Oberfrankens zu erhalten.
Die Palette, um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit Oberfrankens zu erhöhen, reicht nach den Worten Trunks von einem schnellen Internetzugang über eine sichere und bezahlbare Energieversorgung, eine leistungsfähige Ganztagsbetreuung über die Kernzeiten hinaus, ein vielschichtiges Angebot an gebundenen Ganztagsschulen, eine Ertüchtigung der Verkehrsinfrastruktur bis hin zu neuen Ideen, wie auf dem flachen Land ein leistungsfähiger ÖPNV sichergestellt werden kann. „Da erwarte nicht nur ich, dass das neue Landesentwicklungsministerium eine Ideen entwickelt“, so Trunk.
Bild oben: IHK-Präsident Heribert Trunk (links) und der Unternehmer Carl August Heinz. Positive Erwartungen trotz Eurokrise und Niedrigzinsphase / Zufriedenstellender Geschäftsverlauf bei Volksbanken und Raiffeisenbanken
„Die Menschen wissen, dass es da draußen nach wie vor unsicher ist und wollen deshalb einen sicheren Hafen“, so Götzl. Den könnten die Volksbanken und Raiffeisenbanken auch bieten. „Wir haben seit 2008 viele Neukunden, Firmen- wie Privatkunden hinzugewonnen“, sagte Götzl. Punkten wollen die VR-Banken dabei vor allem mit Qualität und Transparenz. Etwa in der Finanzberatung, denn das Thema Geld sei nach wie vor ein Vertrauensthema. Auch der gestiegenen Online-Affinität vieler Kunden möchten die Genossenschaftsbanken verstärkt Rechnung tragen. Dem Internet zum Trotz soll aber trotzdem die Präsenz vor Ort eine weitere Stärke der Volksbanken und Raiffeisenbanken bleiben. „In manchen Gemeinden sind wir die letzten noch verbliebenen“, sagte Götzl. Darüber hinaus hätten die Genossenschaftsbanken das dichteste Netz an Geldautomaten überhaupt. Gebührenkataloge und Vergleichsportale, wie sie die Bankkontenrichtlinie der EU-Kommission vorsieht, würden das alles nur unzureichend berücksichtigen und führten den Verbraucher in die Irre. Umschichtungen von Termineinlagen zu kurzfristigen Sichteinlagen, das ist die Antwort vieler Kunden auf die Eurokrise und die andauernde Niedrigzinsphase. Mit einem Einlagevolumen von acht Milliarden Euro seien die VR-Banken in Oberfranken seit Jahresbeginn „geradeaus gefahren“, sagte Götzl. Er verschwieg dabei nicht, dass die Kundengelder im Gegensatz zum bayerischen Trend um 1,6 Prozent, das entspricht 133 Millionen Euro, zurückgegangen waren. Es gebe Anzeichen dafür, dass der Abfluss einem aktuell harten Konditionenwettbewerb in Oberfranken geschuldet ist. Auf der anderen Seite habe man im Kreditgeschäft ein „wirklich ordentliches Wachstum“ verzeichnen können. So konnten die 26 oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken ihre Ausleihungen seit Jahresbeginn um 2,9 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro steigern. Vor allem Kredite für Firmenkunden lägen dabei für Oberfranken deutlich über dem bayerischen Schnitt. Karlheinz Kipke, der stellvertretende Bezirkspräsident und Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Coburg führte dies vor allem auf den Dienstleistungsbereich und auf die Land- und Forstwirtschaft im Regierungsbezirk zurück. Nach Abzug der voraussichtlich gleichbleibenden Betriebskosten gehen die oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken für das laufende Jahr von einem Gesamt-Betriebsergebnis von 1,08 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, das wären etwa 1,4 Milliarden Euro. Das Ergebnis liege damit geringfügig unter dem des vergangenen Jahres mit 1,15 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, beziehungsweise 1,5 Milliarden Euro. Für Präsident Götzl ist das Ergebnis dennoch „aushaltbar und auf einem ordentlichen Niveau.“ Für den Rest des Jahres erwarten die Volksbanken und Raiffeisenbanken weiterhin von ordentlichen Geschäftserwartungen. „Wir werden auch das Geschäftsjahr 2013 ordentlich abschließen“, sagte Götzl. Rekordergebnisse seien freilich nicht zu erwarten. Das weiterhin niedrige Zinsniveau werde sich in diesen wie auch in den kommenden Jahren in sinkenden Zinserträgen widerspiegeln. Gleichzeitig dürfte sich der Wettbewerb insbesondere durch die Konkurrenz ausländischer Banken, die den lukrativen deutschen Markt erschließen möchten, noch verstärken. Bild: Der Präsident des bayerischen Genossenschaftsverbandes Stephan Götzl (rechts) und der stellvertretende oberfränkische Bezirkspräsident und Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Coburg Karlheinz Kipke. Gewerkschaft will mehr Azubis werben / „Vielversprechende Ansätze“: IG-Metall Vorstandsmitglied Benner lobt Entwurf des Koalitionsvertrages
Hintergrund ist zum einen der prognostizierte Rückgang der Berufsschüler in Ostoberfranken, also in den Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel in den kommenden zehn Jahren um 30 bis 40 Prozent. Schon jetzt seien die Ausbildungszahlen in der Region zurückgegangen, sagte Winnerlein. Zum anderen sinkt der Mitgliederstand der IG Metall in Ostoberfranken im Gegensatz zum Bundestrend derzeit leicht. Nach den Worten des Ersten Bevollmächtigten Volker Seidel hat die Gewerkschaft in der Region aktuell 12402 Mitglieder, davon aber nur 6413 betriebsangehörige Mitglieder. Die übrigen sind Rentner und Arbeitslose. Insgesamt konnte die IG Metall Ostoberfranken im laufenden Jahr bislang zwar 397 Neuaufnahmen verzeichnen, musste aber auch rund 400 Austritte und 163 Todesfälle hinnehmen. „Das heißt, die Neuaufnahmen reichen nicht aus, um die Gesamtverluste auszugleichen“, sagte Seidel. Hauptrednerin war Christiane Benner, geschäftsführendes IG-Metall- Bundesvorstandsmitglied aus Frankfurt. Vor dem Hintergrund des abgeschlossenen Koalitionsvertrages zwischen Union und SPD und des IG-Metall-Gewerkschaftstages vor wenigen Tagen hielt sie an der Kernforderung nach einer neuen Ordnung am Arbeitsmarkt fest. Immer mehr befristete Arbeit, Leiharbeit, Minijobs, Teilzeitarbeit, das alles sei für viele Menschen einfach nicht mehr zu machen. „Wenn heute nicht klar ist, ob ich in ein, zwei Jahren noch einen Job habe, dann ist mir doch jegliche Planungsgrundlage entzogen“, sagte Christiane Benner. Dann brauche sich auch niemand zu wundern, wenn weniger Familien gegründet und immer weniger Kinder geboren werden. „Befristete Arbeit und Leiharbeit ist die beste Empfängnisverhütung“, sagte die Gewerkschafterin Dazu komme, dass es in einem reichen Land wie Deutschland, das noch dazu als Exportweltmeister gilt, nicht garantiert werden könne, dass man von seiner Arbeit auch leben kann. Deshalb hielten die Gewerkschaften auch an ihrer Forderung nach einem flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro fest. „Wir müssen einfach eine Untergrenze haben“, sagte Christiane Benner. Auch wenn die Arbeitslosenzahlen von 2005 bis heute von fünf auf knapp drei Millionen zurückgegangen sind, so stütze sich dieser Rückgang zu einem großen Teil auf unsichere Arbeitsverhältnisse. Vielversprechende Ansätze sah das IG-Metall-Vorstandsmitglied im Koalitionsvertrag, auch wenn beispielsweise in Sachen Mindestlohn Übergangsfristen bis zum Jahr 2017 stünden. Zumindest sei das Thema flächendeckender Mindestlohn einmal geregelt worden. Auch die Leiharbeit habe der Koalitionsvertrag aufgegriffen. Hier sei ab dem 9.Monat per Gesetz das gleiche Entgelt vorgesehen, wie für die Stammbelegschaft. Das Arbeitsverhältnis insgesamt sei auf 18 Monate begrenzt worden. Wenn dies alles auch nur kleine Schritte seien, so könne man trotzdem von Verbesserungen sprechen. Bild: Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Ostoberfranken Volker Seidel konnte zur Delegiertenversammlung in Himmelkron Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Gewerkschaft begrüßen. Interview mit Christiane Benner Bayerns beste Bäckereifachverkäuferin / Simone Pöhlmann vom Backhaus Fickenscher in Münchberg ausgezeichnet
„Sie gehören zu den Leuchttürmen des Handwerks“, sagte Kreishandwerksmeister Herpich zu der engagierten Landessiegerin, für die mit ihrer Berufswahl ein Traum in Erfüllung gegangen war. „Genau darauf sind wir auch stolz“, so Chefin Marga Fickenscher. Schon ihre Mutter sei als Bäckereifachverkäuferin tätig gewesen, erzählt Simone Pöhlmann. Da habe sie sich nur gedacht: „Das will ich auch machen.“ Auf eine Anzeige des Backhauses Fickenscher hin habe sie zunächst einmal ein Praktikum gemacht, um schnell festzustellen: „Genau das ist es.“ Und so hatte sie nach ihrem Realschulabschluss im September 2010 die dreijährige Ausbildung begonnen. Nach ihrer Gesellenprüfung, die sie unter den mehr als 20 Bäckereifachverkäuferinnen im Landkreis Hof als beste ablegte, musste Simone Pöhlmann beim Berufswettbewerb in Bayreuth unter anderem ein Schaufenster gestalten, ein Verkaufsgespräch mit Warenkunde führen, Snacks belegen und einen Brotkorb packen. Das Backhaus Fickenscher ist aber auch nicht irgendein Betrieb, sondern ein Unternehmen, dass sich um die Ausbildung junger Leute in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten große Verdienste erworben hat. „Wir bilden derzeit acht junge Leute in Produktion und Verkauf aus“, sagt Helmut Fickenscher, Chef des Hauses. Bei rund 50 Mitarbeitern müsse man erst einmal einen Betrieb mit einer ähnlich hohen Ausbildungsquote finden. Prozentual könnte sich so manches Großunternehmen davon eine Scheibe abschneiden. Für die zurückliegenden drei Jahrzehnte kommt Helmut Fickenscher auf zusammen über 150 Lehrlinge, die in der Bäckerei und Konditorei ausgebildet wurden. Einig sind sich Marga und Helmut Fickenscher, dass die Ausbildung von Simone Pöhlmann ganz einfach war. Sie sei in ihrem Beruf mit viel Herz dabei und bei Kunden wie Mitarbeitern gleichermaßen beliebt. Da passt es, dass Marga und Helmut Fickenscher nach dem Motto verfahren: „Wer selbst ausbildet, hat danach auch ein super Team.“ Die jungen Leute würden geführt und bekämen von Anfang an die Philosophie des Unternehmens mit. Das Backhaus Fickenscher betreibt neben dem Stammhaus mit Cafe in der Luitpoldstraße zwei weitere Filialen im Münchberg, sowie in Gefrees und Hof. Außerdem gibt es einen Werksverkauf mit dem Namen „Nascherie“ in der Münchberger August-Horch-Straße. Zweites Standbein des Unternehmens ist der Versand, spezialisiert hat sich das Unternehmen auf essbare Werbemittel und leckere Präsentideen, sie gerne auch nach den Wünschen der Auftraggeber kreiert werden. Bild: Das Handwerk gratuliert zum Landessieg: HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, Marga und Helmut Fickenscher, Simone Pöhlmann, Kreishandwerksmeister Christian Herpich und HWK-Präsident Thomas Zimmer (von links). „Zum Blackout wird es nicht kommen“ / Kulmbacher Akademiegespräch: Franz Alt erklärt die Energiewende und verzaubert sein Publikum
„Die Energiewende kostet, aber keine Energiewende kostet die Zukunft.“ Es sind Sätze wie diese, die Franz Alt berühmte gemacht haben und die er gleichsam wie ein Prediger immer wieder gerne wiederholt. Franz Alt hält nach eigener Aussage 200 Vorträge pro Jahr, der 75-Jährige berät Regierungen und ist weltweit unterwegs, um auf sein Herzensanliegen aufmerksam zu machen. Sein Schlüsselerlebnis war nicht Fukushima, sondern Tschernobyl. Bereits lange zuvor sei er gegen Atomraketen eingetreten, ab 1886 auch gegen die Atomkraft. Franz Alt lobt Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Entscheidung aus der Atomkraft auszusteigen. Aber Atomausstieg und Energiewende, das sei zweierlei. „Es könnte schneller gehen“, sagt er, der früher der CDU angehörte und heute mit der ÖDP in Verbindung gebracht wird. An anderer Stelle wird Franz Alt deutlicher: „Wenn wir es wirklich wollen, ist die Energiewende in 20 Jahren machbar.“ Schuld daran, dass es nicht so schnell geht, sind für Franz Alt die Energiekonzerne. Es gebe auch kein Energieproblem, es werde nur künstlich eines geschaffen, „weil Milliardengewinne wichtiger sind als die Zukunft unserer Kinder und Enkel.“ Kritikern an der Windkraft, die gerne von einer „Verspargelung“ der Landschaft reden, hält der Journalist, der auch mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht hat, vor, dass in ganz Deutschland rund 240000 riesige Starkstrommasten stünden. „Aber bei 25000 Windrädern gibt es Protest.“ An anderer Stelle meint Alt, dass jede neue Technologie stets ihre Gegner hatte. Bei der ersten Eisenbahn habe es Proteste gegeben, bei den ersten Automobilen hätten sich viele Menschen dagegen gewehrt, und bei der Einführung des PC hätten die Hersteller von Schreibmaschinen lange nicht begriffen, was die Stunde geschlagen hatte. „Doch wer sich gegen neue Technologien wehrt, der wird irgendwann verschwinden“, ist sich Franz Alt sicher.
Doch in Deutschland sei eben „kein Argument zu doof“, um nicht gegen Windkraft eingesetzt zu werden, spricht Franz Alt Klartext und zählt auf, dass ein Vielfaches mehr an Vögeln durch fahrende Autos verendet, als durch Windräder. Wenn der Wind einmal nicht weht, die Sonne scheint immer und deshalb hat Franz Alt auf dem heimischen Dach in Baden-Baden auch eine Solaranlage, für ihn „die billigste und intelligenteste Energiequelle der Welt“. Am Ende eines Gesprächs, in dem es Moderator Dietmar Gaiser merklich schwer hat, den Redefluss seines Gegenübers zu unterbrechen gibt es dann noch eine kleine Showeinlage des langjährigen Fernsehprofis, einen Zaubertrick. Franz Alt zaubert Punkte auf eine Tafel und lässt sie wie von Geisterhand auch wieder verschwinden. Das ist die andere Seite des 75-Jährigen: seine Auftritte als Hobbyzauberer. Franz Alt ist Mitglied des Magischen Zirkels, einer Vereinigung prominenter Zauberkünstler.
Bilder:
Mehr Aufträge, mehr Mitarbeiter:
Handwerk auf Hochtouren /
Man habe sich ganz bewusst auf eine interne Nachbesetzung der Stelle entschieden, sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller am Montag bei der Vollversammlung in Bayreuth. Mit der Wahl von zwei gleichberechtigten Geschäftsführern greife die Kammer außerdem eine Praxis auf, die seit Mitte der 1970er Jahre bis vor zweieinhalb Jahren gängige langjährige Tradition war, um als Kammer bessere Präsenz in der Fläche zeigen zu können. Sowohl Rainer Beck als auch Dr. Bernd Sauer wurden per Akklamation einstimmig gewählt. Rainer Beck ist seit 2002 bei der Handwerkskammer beschäftigt, er stammt aus Baden Württemberg und war zuletzt Hauptabteilungsleiter für die Bereiche Volkswirtschaft und Unternehmensberatung. Dr. Bernd Sauer gehört der Kammer seit 1992 an und war zuletzt Hauptabteilungsleiter unter anderem für die Bereiche Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Sauer war außerdem zuständig unter anderem für den Design- und Erfinderpreis, für die Messen und Ausstellungen der Kammer, für die Maestro-Handwerkermärkte sowie als Betreuer der Initiativen Bierland und Genussregion Oberfranken. Zuvor hatte HWK-Präsident Thomas Zimmer in seinem halbjährigen Bericht überaus positive Zahlen vorgelegt. Fast 89 Prozent der Handwerksbetriebe in Oberfranken beurteilten die aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. „Der Konjunkturmotor im Handwerk läuft aktuell auf Hochtouren“, sagte er. Sicher hätten auch Nachholeffekte eine Rolle gespielt, doch die wirtschaftliche Dynamik habe in den zurückliegenden Monaten zugenommen. Die meisten positiven Impulse kämen dabei aus dem Bereich des Bauhandwerks, zulegen konnten aber auch die Nahrungs- und die Gesundheitshandwerke. Die Auslastung der Betriebe liege mit 78 Prozent auf einem hohen Niveau und die Auftragsbestände der Handwerksbetriebe hätten sich ebenfalls in den zurückliegenden Monaten verbessert. Dazu komme ein Personalzuwachs im dritten Quartal: so habe fast jeder vierte Betrieb neue Mitarbeiter einstellen können. Auch für die kommenden Monate fielen die Prognosen optimistisch aus. Fast 87 Prozent der Betriebe rechneten mit einer guten oder befriedigenden Geschäftsentwicklung, 13 Prozent der Betriebsinhaber mit einer weiter steigenden Nachfrage, wobei alle Stimmen von stabilen Arbeitsverhältnissen ausgehen. „Gute Konjunktur ist allerdings kein Selbstläufer“, sagte Zimmer mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin. Neue Belastungen für den Mittelstrand könnten den Optimismus rasch ausbremsen. Wichtig seien deshalb mittelstandsgerechte Rahmenbedingungen statt neuer steuerlicher Belastungen. „Nur dann bleibt das Handwerk auch weiterhin Motor und festes Fundament unserer Wirtschaft“, so der Präsident. Einstimmig verabschiedet wurde auch der Haushalt der Handwerkskammer für das kommende Jahr. Er umfasst ein Volumen von 36,6 Millionen Euro. 32,2 Millionen Euro entfallen dabei auf den Verwaltungshaushalt (laufende Kosten) und 4,4 Millionen Euro auf den Investitionshaushalt. Investiert werden soll im kommenden Jahr unter anderem in die Ausstattung der Bildungszentren, in die Modernisierung der Hauptverwaltung in Bayreuth und in das Projekt Kfz-Service-Engineering. Im Verwaltungshaushalt fließen drei Viertel der Summe in den Bereich der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung. Die Handwerkskammer für Oberfranken finanziert sich zu 56 Prozent aus selbst erwirtschafteten Gebühreneinnahmen, zu 32 Prozent aus Kammerbeiträgen sowie zu zwölf Prozent aus zweckgebundenen Zuschüssen von Bund und Land. Unverändert bleiben nach Aussage von Hauptgeschäftsführer Thomas Koller im kommenden Jahr die Beiträge für die angeschlossenen Mitgliedsunternehmen. Bild: Die Führungsspitze der Handwerkskammer ist wieder komplett (von links): Präsident Thomas Zimmer, die beiden neuen Geschäftsführer Rainer Beck und Bernd Sauer sowie Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Bier wird weiblich / Sonderbotschafterinnen und Bierkönigin sollen künftig für Bier aus Oberfranken werben
Sabrina Lang wurde nicht gewählt, sondern ernannt. „Irgendwann müssen wir ja mal eine Tradition starten“, sagte Christof Pilarzyk vom Brauereigasthof Grosch in Rödenthal bei Coburg und gleichzeitig geschäftsführender Vorstand des Bierlands Oberfranken. An Selbstbewusstsein mangelt es der 25-Jährigen nicht, sie kenne sich richtig gut aus, Bier sei ihr einfach eine Herzensangelegenheit, sagte sie. Sabrina Lang hatte bereits zu Beginn des Jahres an der Vorentscheidung zur Wahl der bayerischen Bierkönigin teilgenommen, hatte sich wacker geschlagen, war aber nicht zum Zuge gekommen. Was lag für die Oberfranken also näher, sie kurzerhand zur oberfränkischen Königin zu küren. Für Vorstand Pilarzyk ein längst überfälliger Schritt: „Wir sind in Bayern wer als Bierland Oberfranken.“ Durch die Persönlichkeit der neuen Bierkönigin soll das künftig mehr herausgestellt und vor allem charmant verpackt werden. Bei der offiziellen Wahl zur Bayerischen Bierkönigin war Sabrina Lang im April dieses Jahres auf dem vierten von sieben Plätzen gelandet. Nicht nur Sabrina Lang soll in Zukunft dafür sorgen, dass Bier zu einer weiblichen Angelegenheit wird. Auch die vier jungen Braumeisterinnen Isabella Straub aus Memmelsdorf, Yvonne Wernlein aus Trebgast sowie Gisela und Monika Hansen aus Hof sollen künftig in ihrer neuen Rolle als Sonderbotschafterinnen von Bierland Oberfranken werben. Alle vier hatten zusammen das Projekt „Holladiebierfee“, ein gemeinsam gebrautes spezielles Frauenbier, ins Leben gerufen und damit weit über Oberfranken hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Bei der Versammlung des Vereins Bierland Oberfranken bekamen Gisela und Monika Hansen von Meinel-Bräu aus Hof ihre Urkunden zur Sonderbotschafterin für das oberfränkische Bier, Isabella Straub vom Brauereigasthof Drei Kronen in Memmelsdorf und Yvonne Wernlein vom Brauereigasthof Haberstrumpf aus Trebgast waren verhindert.
Der Verein Bierland Obefranken hat aktuell 182 Brauereien als Mitglieder und weitere 180 Einzelpersonen als Fördermitglieder. 2013 sei es gelungen, das Bierland Oberfranken als starke Marke nach außen zu tragen. Natürlich stehe Oberfranken auch für Hochtechnologie und viele Hidden Champions, aber eben auch für Bier und Bratwürste. „Da wäre es doch dumm, wenn wir dieses Alleinstellungsmerkmal, um das uns alle beneiden, nicht für unsere Zwecke ausnutzen würden“, sagte Pilarzyk. Neu ist unter anderem die Zusammenarbeit mit dem Mobilitätsdienstleister Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), dem Tarif- und Verkehrsverbund der Metropolregion Nürnberg, der neben der Versicherungsgruppe Münchner Verein und der DB Regio künftig zu den festen Sponsoren gehört. „Wir wollen Fahrgäste gewinnen und den Menschen Bus und Bahn als Alternative zum Auto schmackhaft machen“, erläuterte Tobias Zuber die Motivation des VGN, das Bierland zu unterstützen. Ganz unumstritten war die Partnerschaft nicht, denn aktuell gehören dem VGN aus Oberfranken nur die Städte und Landkreise Bamberg, Bayreuth und Forchheim an. In Kulmbach, Kronach und Lichtenfels sei aber nach wie vor der Wille vorhanden, dem VGN beizutreten, sagte der Kulmbacher Landrat und 1. Vorsitzende des Vereins, Klaus Peter Söllner.
Bilder: Mittelstand vertraut auf Bayreuther IT-Kompetenz / Software Symbiose GmbH IT-Sicherheitslösungen für Unternehmen
„Unser Name ist gleichzeitig unser Programm. Wir leben Symbiose mit unseren Kunden, unserem Team, unseren Lieferanten und Partnern“, sagt Dr. Marion Herrmann, die eigentlich promovierte Chemikerin ist und ihren späteren Ehemann und Geschäftspartner Franz Herrmann, ebenfalls Chemiker, an der Universität in Bayreuth kennenlernte. Symbiose leben bedeute dabei, mit Herz bei der Sache zu sein und vollen Einsatz mit Leidenschaft zu bringen. Mit diesem Motto haben die Herrmanns mittlerweile nicht nur Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen, sie schreiben auch schwarze Zahlen. Seit nunmehr 18 Jahren bietet das Unternehmen seine Dienste mit Schwerpunkt IT-Sicherheitslösungen für Unternehmen an und kann dabei auf einen Kundenstamm verweisen, der dem Who-is-Who der oberfränkischen Mittelständler entspricht. Doch nicht nur in der Region ist die Software Symbiose GmbH präsent, die Kunden kommen längst aus ganz Deutschland, aus Österreich und aus der Schweiz. „Wir sind sehr technisch und lieben die Herausforderung, wenn wir etwas lösen können, dann sind wir total glücklich“, sagte Marion Herrmann. Sie und ihr Mann wurden ab Mitte der 1990er Jahre vor allem als Kursleiter der ersten Internet- und verschiedensten EDV-Schulungen bekannt und kamen dabei in Kontakt mit Unternehmen, die durch Empfehlungen auf das Bayreuther Unternehmen aufmerksam wurden und noch heute zum festen Kundenstamm des Unternehmens gehören. Software Symbiose bietet unter anderem qualitativ hochwertige und vor allem auch nachhaltige Lösungen in den Bereichen Netzwerktechnik, Internet und Programmierung. Dazu gehört ein breit gefächertes Angebot aus Sicherheitslösungen für IT-Systeme sowie die Einrichtung, Verwaltung und Optimierung von Netzwerken, Hosting, die technische Erstellung sowie die Pflege von Webseiten. Die Software Symbiose entwickelt für ihre Kunden auch individuelle Software basierend auf aktuellsten und offenen Technologien. Zielgruppe sind Firmen, die wissen, was Qualität bedeutet, und dass Qualität auch ihren Preis hat. „Das Massengeschäft machen längst andere“, so die Geschäftsführerin. Auch international ist die Kompetenz des kleinen aber feinen Bayreuther Unternehmens mit aktuell acht Mitarbeitern längst bekannt: So war der Sicherheitsdienstleister McAfee von den Fähigkeiten so sehr überzeugt, dass er Geschäftsführer Franz Herrmann als einen von nur 5 Experten in das McAfee Professional Services Team berufen hat. Weiterhin investiert das Unternehmen in die Zukunft, indem es sich schon seit seiner Gründung in der Nachwuchsförderung engagiert und in den beiden Berufen Fachinformatiker Systemintegration sowie Kauffrau für Bürokommunikation ausbildet. „Wir bilden nicht nur aus, wir mussten auch während der Krise 2009 keinen einzigen Mitarbeiter entlassen“, so die Chefin, die ihre Mannschaft als „kompaktes kleines Team“ bezeichnet, das die Kunden noch persönlich kennt. Um den Kunden den maximalen Nutzen der eingesetzten Lösungen zu bringen, bietet das Bayreuther Unternehmen auch im eigenen Schulungsraum Schulungen zu IT-Sicherheit und Datenschutz an. Dabei geht es auch hier wieder spezialisiert um Konfiguration und Einsatzmechanismen der jeweiligen Sicherheitssysteme und der netzwerk-Infrastruktur. Ein Dienstleistungsbereich, der für das Ehepaar Herrmann und sein Team in Zukunft möglichst noch viel mehr an Bedeutung einnehmen wird. „Wir werden uns noch weiter spezialisieren und in Zukunft noch mehr auf Schulungen setzen.“ Bild: Unternehmen mit Erfolgsgeschichte (von links): Sebastian Michel vom Vertrieb, Oliver Feulner, der Teamleiter Vertrieb, die beiden Geschäftsführer Dr. Marion und Franz Herrmann und der Techniker Manuel Vazquez (sitzend). Absolute Abwechslung und attraktive Aufgaben / Die Bayernwerk AG bildet in Bayreuth Elektroniker für Betriebstechnik aus
„In diesem Beruf sieht man das Ergebnis seiner Arbeit“, sagt Lena Behm. Wenn die Lampe leuchtet und das Gerät funktioniert, dann sei das eben ein Erfolg, so die 18-Jährige, die zuvor die Realschule in Hirschaid besucht hatte. Sollte etwas nicht funktionieren, dann sucht man eben so lang, bis man den Fehler gefunden hat. Das kann dann erst recht ein Erfolg sein, so Dominik Krügel. Auf der Realschule in Helmbrechts hatte er noch den wirtschaftlichen Zweig belegt, auch wenn für ihn selbst das Technische schon immer im Vordergrund gestanden habe. „Elektroniker für Betriebstechnik, das ist ein Beruf mit Zukunft“, ist sich Uwe Rosenberger sicher. Er leitet das Ausbildungszentrum der Bayernwerk AG in der Bernecker Straße in Bayreuth. Der Beruf sei abwechslungsreich, man habe stets mit modernster Technik zu tun und finde ein attraktives Aufgabengebiet vor. Die Inhalte der Ausbildung entsprechen dem ganz normalen Berufsbild von den Grundlagen der Metallbearbeitung über die Elektrotechnik und –installation bis hin zu Automatisierung und Steuerung. Zu den speziellen Ausbildungsinhalten beim Bayernwerk gehört das Arbeiten in den Strom- und Gasnetzen und Umspannungswerken. So gibt es eine eigene Ausbildungskolonne mit jeweils sechs bis sieben Auszubildenden und zwei Meistern, die im Netz, das für die Arbeiten spannungslos geschaltet wird, beispielsweise Isolatoren austauschen oder Vogelschutz einbauen. In Bayreuth gibt es sogar einen eigenen Schulungsgarten zum Erlernen der jeweiligen Sicherheitsmaßnahmen, wobei Höhenangst ausdrücklich kein Ausschlusskriterium für eine Ausbildung beim Bayernwerk ist. Jeder Ausbildungsjahrgang startet mit einem mehrtägigen „Kennenlern-Workshop“, zusätzlich werden regelmäßig Fahrsicherheits-training, Erste-Hilfe-Kurse und spezielle Gesundheitstage angeboten. Eine kosten-günstige Unterbringungsmöglichkeit bietet das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Internat der Handwerkskammer für Oberfranken an. Das Ausbildungszentrum in Bayreuth ist einer von bayernweit fünf Ausbildungsstandorten des Bayernwerks. Neben Bayreuth bildet das Unternehmen in München, Pfaffenhofen, Regensburg und Würzburg aus. In Bayreuth sind vier hauptamtliche Ausbilder tätig, die für die derzeit 55 Bayernwerk-Azubis und im Rahmen einer Kooperation auch für die Auszubildenden von Tennet und E.ON Netz zuständig sind. In dem Ausbildungszentrum findet die komplette Grundlagenausbildung statt. Etwa ein Drittel ihrer Ausbildung verbringen die Lehrlinge hier, ein weiteres Drittel macht die Berufsschule aus, den Rest der Ausbildung werden die jungen Leute bereits heimatnah in den Netzcentern in Bamberg, Kulmbach oder Naila eingesetzt. Nach der Ausbildung werden alle Azubis laut derzeitigem Tarifabkommen für mindestens ein Jahr weiterbeschäftigt, so Uwe Rosenberger. Um junge Menschen für eine Ausbildung im Unternehmen zu begeistern, werden jedes Jahr nach den Worten von Uwe Rosenberger Schulen besucht und man nimmt an Ausbildungsmessen teil. Zusätzlich wird über ein Projekt mit fünf Realschulen der Region den Schülerinnen und Schülern Appetit auf technische Berufe gemacht. Auch einen Tag der offenen Tür wird das Bayernwerk im kommenden Sommer wieder anbieten (25. Juli 2014 von 13 bis 17 Uhr). Die Bayernwerk AG, die bis zum 1. Juli E.ON Bayern hieß, ist für die Energienetze in weiten Teilen Bayerns verantwortlich. Zu den Kernaufgaben zählen eine sichere Versorgung, der Ausbau und die technologische Entwicklung der Netzinfrastruktur, dezentrale Erzeugung und das Angebot unterschiedlicher Energiedienstleistungen. Infos zum Beruf: Ausbildungsdauer: 3 Jahre und sechs Monate Berufsschule: Blockschule in Bayreuth, jeweils eine Woche pro Monat Voraussetzungen: Guter qualifizierter Hauptschulabschluss oder Mittlere Reife, technisches Verständnis, gute Kenntnisse in Mathematik und Physik, handwerkliches Geschick Vergütung pro Monat: 1. Jahr: 797 Euro, 2. Jahr: 850 Euro, 3. Jahr: 912 Euro, die restlichen sechs Monate des 4. Jahres 972 Euro. Berufsprofil: Elektroniker für Betriebstechnik installieren, warten und reparieren elektrische Schalt- und Steueranlagen. Bild: Lena Behm und Dominik Krügel in der Lehrwerkstatt des Bayernwerk-Ausbildungszentrums in Bayreuth. Kulmbach wird zum Mekka der Schulverpflegung / Kopfstelle wird nach Oberfranken verlagert – KErn: Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft
„Damit erfährt der Lebensmittel- und Ernährungsstandort Kulmbach eine weitere wichtige Aufwertung“, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm. Egal, ob Schulfruchtprogramm, Schulmilchprogramm oder das gesunde Schulfrühstück, all diese Projekte würden künftig von Kulmbach aus organisiert und betreut, so der Leiter des Kompetenzzentrums Wolfgang Schaecke. Für Eckbert Dauer vom Landwirtschaftsministerium wird Kulmbach mit der Ansiedlung gar zum „Mekka der Schulverpflegung in ganz Bayern“. Eine eigene Stelle für die Schulverpflegung gibt es nach den Worten des Abteilungsleiters aus dem Ministerium in allen Bundesländern, in Bayern bereits seit 2008. Neben der Kopfstelle existieren in allen Regierungsbezirken auch Vernetzungsstellen, die an den Landwirtschaftsämtern angesiedelt sind. Starten soll die neue Einrichtung bereits im Januar zunächst mit vier neuen Stellen, wobei das Zentrum auch ausdrücklich auf Bewerber aus der Region setzt. Neben der Entwicklung von Projekten für eine gesunde Schulverpflegung gehört zu den Aufgaben der Einrichtung auch die Organisation und Durchführung von Workshops, Regionaltreffs und Tagungen vor allem an den Schulen, die Entwicklung von Coachingprojekten oder die Bearbeitung von Anfragen aller Art rund um das Thema Schulverpflegung. Ziel soll es dabei sein, dass alle allgemeinbildenden Schulen in Bayern gesunde, schmackhafte und bezahlbare Verpflegung in den Pausen und beim Mittagessen anbieten können. Zum zweiten Geburtstag des Kompetenzzentrums am Standort Kulmbach zogen alle Beteiligten eine überaus positive Bilanz über die bisherigen Aktivitäten. „Das Kompetenzzentrum ist in vielfacher Hinsicht deutschland- und europaweit einmalig“, sagte Schaecke. Ziel der Einrichtung sei es unter anderem, Erkenntnisse aus der Wissenschaft aufzubereiten und an die Wirtschaft weiterzugeben. Das beginnt bei der Begleitung kleiner und regionaler Projekte, wie der Qualitäts- und Herkunftssicherung der Genussregion Oberfranken oder des Essbaren Fichtelgebirges“ über die Erstellung einer Spezialitätendatenbank für Bayern bis hin zur Qualifizierung zum Käse- oder Gewürzsommelier für Köche, Metzger oder Bäcker. Letzteres soll im kommenden Jahr zum ersten Mal überhaupt angeboten werden. #In Kulmbach wurden beispielsweise auch Unterlagen und Materialien entwickelt, die landesweit an allen 47 Landwirtschaftsämtern zum Einsatz kommen und die sich mit Themen wie Mindesthaltbarkeitsdatum, Lagerung, Resteverwertung beschäftigen. Auch ein Kompendium zur Ernährung mit regionalen Produkten wurde entwickelt, das als Leitfaden bei den Ämtern und den Ernährungsfachfrauen des Bauernverbandes zum Einsatz kommt. Das Kompetenzzentrum war am 1. September 2011 mit drei Mitarbeitern gestartet und hat aktuell 17 Beschäftigte. Michael Lüdke vom Kompetenzzentrum kündigte für das kommende Jahr unter anderem eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Kulinarische Gespräche“ an, mit der Politiker und Wirtschaftsakteure zusammengebracht und die Kontakte innerhalb der Ernährungsbranche gestärkt werden sollen. Wissensvermittlung speziell über die fränkische Küche, das ortsansässige Handwerk und die Ernährungswirtschaft am Standort Kulmbach wird das Ziel einer kulinarischen Schnitzeljagd im Frühjahr sein. Die Fachwelt aus ganz Deutschland trifft sich außerdem im Juni zu den 3. Bayerischen Ernährungstagen, eine Tagung die bereits im vergangenen Jahr erfolgreich in Kulmbach durchgeführt wurde. Bild: Zwei Jahre KErn in Kulmbach: Auf eine positive Entwicklung blickten (von links) Eckbert Dauer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium, Oberbürgermeister Henry Schramm sowie Wolfgang Schaecke und Michael Lüdke vom Kompetenzzentrum. Mobile Technik in Perfektion / Konstantin Henkel aus Mainleus ist Landessieger bei den Karosserie- und Fahrzeugmechanikern
Gelernt hat der 20-Jährige gleich in der Nachbarschaft bei der Hofmann Fahrzeugbau GmbH. Das Unternehmen baut und entwickelt nicht nur Lkw-Aufbauten für die Polstermöbelindustrie, für Getränkehändler, Heimdienstfahrzeuge und den Werksverkehr, sondern ist auch im Sonderfahrzeugbau in den Bereichen Motorsport und Fernseh- und Rundfunktechnik tätig. Gerade kommen zwei riesige Schlepper von der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft zurück und Konstantin Henkel hilft schnell beim Einweisen in eine der Fahrzeughallen mit. „Wir hatten immer wieder Kammersieger und auch schon Landessieger“, erläutert derweil Peter Hofmann, Juniorchef des Unternehmens und seit 1994 gleichberechtigter Gesellschafter und Geschäftsführer. Frank Passing im Jahr 2011, Sascha Barnickel 2010 waren Kammersieger, René Schlemmer 2009 und Andreas Ramming 2008 waren Landessieger.
Irgendwann möchte Konstantin Henkel schon mal den Meister machen und dann vielleicht studieren, am besten in Richtung Fachlehrer. Derzeit aber wirbt er erst einmal kräftig für den Beruf, etwa bei den Berufsmessen der Kammer. Auch heuer seien wieder zwei Azubis zum Karosserie- und Fahrzeugmechaniker sowie ein Lackierer eingestellt worden, sagt Geschäftsführer Hofmann. Die Firma Hofmann Fahrzeugbau GmbH aus Mainleus bei Kulmbach bietet als traditionsreiches und innovatives Unternehmen kundenspezifische und hochprofessionelle Transportlösungen an. Beim Bewegen hochwertiger Wirtschaftsgüter ist ein ökonomisch optimierter Frachtraum unabdingbar. Je nach Anforderung sind unterschiedlichste offene und geschlossene Aufbauvarianten in verschiedenen Materialien erforderlich. Hofmann Fahrzeugbau bietet Erfahrung aus seiner 55-jährigen Tradition, gepaart mit modernsten Betriebsmitteln, dem nötigen Know-how und nicht zuletzt rund 60 hochmotivierten Mitarbeitern, die sich mit persönlichem Engagement dafür einsetzen, die optimale Transportlösung zu finden.
Bilder: Kontinuität, Kompetenz und Innovation / Feinwerkmechaniker Roland Heimann ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks
Konventionelles Fräsen oder Bohren gehört genauso dazu wie High Tech. Gerade bedient er einen Fünf-Achs-Fräser. Man braucht schon ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, sagt Roland Heimann. Bei der Berufswahl hat für ihn der Zufall eine gewisse Rolle gespielt. „Was Handwerkliches wollte ich schon immer“, erklärt der Landessieger. Da habe er sich einfach auf verschiedene Vorschläge der Arbeitsagentur hin beworben. Das Unternehmen aus Hallstadt antwortete zuerst und Roland Heimann durchlief bereits den Einstellungstest mit Bravour. „Überhaupt konnten diesmal wieder alle Auszubildende mit guten bis sehr guten Ergebnissen ihre Lehrzeit beenden“, so die beiden Ausbildungsleiter Mario Fischer und Christoph Scharl. Mit der Freisprechung habe diesmal für zwei junge Frauen und 14 junge Männer die dreieinhalbjährige Ausbildungszeit zum Feinwerkmechaniker geendet. Allen Jungfacharbeitern sei dabei eine Übernahme in Aussicht gestellt worden und fast alle hatten dieses Angebot auch angenommen. Als Prüfungsbeste hatte Roland Heimann die Note 1,38 erreicht. Das Thema Ausbildung betrachtet man bei Josef-Leicht-Maschinenbau nicht nur als eine wichtige Investition in die Zukunft des Unternehmens. Vielmehr möchten sich die Verantwortlichen in Hallstadt auch der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Region stellen. Seit 1971 haben bei Leicht Maschinenbau über 400 junge Menschen eine Ausbildung absolviert: „Als einziges Bamberger Unternehmen konnten wir bisher alle Auszubildenden nach erfolgreich abgeschlossener Prüfung übernehmen“, so der Ausbildungsleiter. Entstanden sei daraus ein fester Stamm an hochqualifiziertem und motiviertem Fachpersonal, bis zu 80 Prozent der Belegschaft stammten mittlerweile aus der eigenen Ausbildung. Überhaupt werden bei Josef-Leicht-Maschinenbau die Themen Aus- und Weiterbildung als wesentlicher Erfolgsfaktor betrachtet. „Als zukunftsorientiertes Unternehmen suchen wir immer engagierte und motivierte Menschen, die den Grundstein für einen qualifizierten, interessanten Beruf mit Zukunft durch eine fundierte Ausbildung bei Leicht Maschinenbau legen möchten“, sagt Mario Fischer. In Ihrer Ausbildung lernen die Azubis ein breites Tätigkeitsspektrum. Damit haben Sie die Möglichkeit – je nach Ihren Vorlieben und Stärken – gezielt in den verschiedenen Bereichen des Unternehmens zu arbeiten. „Wir möchten, dass sich jeder bei uns weiterentwickeln kann und fördern deshalb unsere jungen Mitarbeiter gezielt und nachhaltig.“ Josef-Leicht-Maschinenbau gilt als eines der renommiertesten Maschinenbauunternehmen Deutschlands. Inhabergeführt seit Gründung setzt Leicht auf Kontinuität, Kompetenz und Innovation. Das Leistungsspektrum des reinen Zulieferbetriebs reicht von Kleinstelementen und von Kleinserien über tonnenschwere Werkstücke bis zu komplexen Baugruppen. Ein Beispiel aus der breiten Produktpalette sind etwa die wesentlichen Einzelteile für Kugellager. Das Unternehmen wurde 1965 von Josef Leicht gegründet und ist seitdem auf Erfolgs- und Wachstumskurs – selbst in Zeiten konjunktureller Herausforderungen. Die Zeichen der Zeit erkennend, begann das Unternehmen bereits wenige Jahre nach der Gründung die richtigen Wege einzuschlagen. Dank gezielter, permanenter Investitionsbereitschaft und stetiger Modernisierung von Maschinen und Werkzeugen zählt Leicht Maschinenbau heute zu den Top-Adressen der Branche. Bild: High-Tech im Handwerk: Die beiden Ausbildungsleiter Mario Fischer und Christoph Scharl zusammen mit Landessieger Roland Heimann (von links) an der Fünf-Achs-Fräsmaschine. Improvisieren in der Metall-Manufaktur / Landessieg im Leistungswettbewerb: der Metallbauer Tizian Patzer aus Untersiemau
Den Ausschlag für den landessieg gab sein Gesellenstück: eine aufwändige Windfahne aus Metall. Für derart besondere Arbeiten ist das Metallbauunternehmen am südlichen Stadtrand von Coburg bekannt. Sonderanfertigungen im Messebau, im Schaufensterbau kompletter Einkaufszentren oder funktionale Ausstattungen etwa in Schwimmbädern, das alles kommt von den Coburger Metallbauern. „Wir sind hier eher eine Manufaktur und bauen Einzelstücke“, sagt Tizian Patzer und wendet sich wieder dem Geländer zu, an dem gerade arbeitet. Auch die Vielfalt seiner Tätigkeit fasziniert Tizian Stadler immer wieder aufs Neue: Fassadenbau, der Umgang mit Edelstahl, mit Blechen und dazu die ständige Herausforderungen des ständigen Improvisierens. Einen anderen Beruf kann er sich gar nicht mehr vorstellen, zumal er im Gegensatz zu den größeren der Branche den Weg seiner Produkte von der Werkshalle bis zum endgültigen Einbau verfolgen kann. „Was hier gebaut wird, wird auch von denen, die es gebaut haben, montiert.“, so Tizian Patzer, der natürlich auch weiterhin in seiner Freizeit gerne bastelt, allerdings mehr an seinem und den Autos seiner Kumpels. Seit 1968 gibt es Stadler Metallbau in Coburg, seit 1986 ist das Unternehmen im Fabrikweg angesiedelt und im Jahr 2000 übernahm es Bernd Stadler von seinem Vater. „Wir kommen vom klassischen Metallbau“, sagt der Chef. Stahlkonstruktionen, Blechbearbeitungen, Leichtmetallbau, das alles gehört dazu. Aber auch Vordächer und Carports, Garten- und Garagentore, Haustüren, Wintergärten oder Balkonanlagen, das sind die Dinge, mit denen sich die 14 Mitarbeiter, davon zwölf in der Werkstatt tagtäglich beschäftigen. Einen Schwerpunkt nimmt dabei der Bau von Schaufensteranlagen ein. In ganz Deutschland sind die Coburger Spezialisten unterwegs, und in Österreich dazu. Namhafte Filialisten vertrauen dabei regelmäßig auf das Knowhow aus Coburg. Wenn die Werkshallen derzeit verwaist sind, dann deshalb, weil drei Monteure aktuell in Hamburg und zwei weitere in Stuttgart in Sachen Schaufensteranlagen unterwegs sind. „Bei uns kommt man ganz schön rum“, so Bernd Stadler der sichtlich stolz auf seine Truppe ist: „Wir haben hundert Prozent gute Leute.“ Ein Auszubildender pro Lehrjahr, das ist für Bernd Stadler der Normalfall. Die klassische Ausbildung sei dabei in den zurückliegenden Jahren immer umfangreicher geworden, sagt er mit Blick auf das weite Feld der Steuerungstechnik. Leichter wird es dabei bestimmt nicht, geeignete Bewerber zu finden, auch wenn das Unternehmen in den vergangenen Jahren meist Glück gehabt hat. „Man merkt schon auch, dass das Handwerk wieder an Bedeutung gewinnt“, ist Bernd Stadler zuversichtlich. Neben dem Besuch von Ausbildungsmessen ist für ihn die Mund-zu-Mund-Propaganda das wichtigste. Auch Landessieger Tizian Patzer war auf diesem Weg über eine Empfehlung der Eltern eines Tages im Betrieb aufgetaucht, nun ist er der erste Landessieger in der Geschichte des Coburger Metallbauunternehmens. Bild: Die Stimmung ist ausgezeichnet. Und das nicht erst, seit Tizian Patzer (links) Landessieger im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks ist. Der Chef Bernd Stadler weiß, dass er sich auf seine Mitarbeiter verlassen kann. Gute Zukunftsperspektive in seltenem Beruf / Johannes Reif ist Landessieger im Leistungswettbewerb 2013 in der seltenen Sparte Seiler und Flechter
Für die Neuentwicklung und die Produktion qualitativ hochwertiger Textilien benötigt Langendorf gut ausgebildetes Fachpersonal. Um jungen Menschen der Region eine berufliche Perspektive bieten zu können, setze das Unternehmen auf die Ausbildung eigener Fachkräfte, sagt Geschäftsführer Matthias Littig. „Wen wir ausbilden, den möchten wir auch gerne behalten“, so der Geschäftsführer. Er verweist dabei auch auf die zahlreichen Aktivitäten seines Unternehmens, um geeignete junge Leute zu finden. Ein eigenes Personal-Marketing-Management gehört genauso dazu, wie die Präsenz auf Ausbildungsmessen oder Informationsveranstaltungen in den Schulen der Region. Im Schnitt hat die Langendorf GmbH immer zwei Auszubildende, einen im gewerblich-technischen, einen im kaufmännischen Bereich. Johannes Reif hatte zuvor die Realschule in Kronach besucht und mit der Mittleren Reife abgeschlossen. Während seiner Ausbildung war er auf der Textilberufsschule in Münchberg. Natürlich habe er sich vorher schon genau im Internet informiert, was da so auf ihn zukommt, sagt er. Besonders die Verbindung von Tradition und Moderne, vom althergebrachten Handwerk mit allerneuesten technischen Produktionsmethoden habe ihn schnell überzeugt. Der Ausbildungsplatz gleich im Nachbarort machte die Entscheidung schließlich leicht. Dabei ist Johannes Reif erst der dritte Azubi, der bei Langendorf den Beruf des Seilers und Flechters erlernt. Die Langendorf-GmbH gilt als Spezialist für technische Textilien und kann auf über 100 Jahre Erfahrung zurückblicken. „Wir beschäftigen derzeit 90 Mitarbeiter“, sagt Geschäftsführer Littig. Das Unternehmen entwickelt und produziert technische Textilien in allen Technologien wie Flechten, Weben, Häkeln, Klöppeln oder Stricken. Die technischen Textilien werden in den unterschiedlichsten Branchen, wie etwa Automotive, Luft- und Schienenverkehr, Maschinenbau, Elektronik, Umwelt oder Medizin eingesetzt. Konkret geht es dabei beispielsweise um die Produktion von Schläuchen, mit denen die Ölleitungen von Kraftfahrzeugen geschützt werden. Bei fast allen renommierten Marken seien diese Schläuche im Einsatz. Im Industriebereich kämen die Produkte aus Marktrodach immer dann zum Einsatz, wenn ein Bauteil vor mechanischem Abrieb oder vor einer bestimmten Temperatur geschützt werden muss. Neben Standardprodukten wie Netzen für die Lebensmittelbranche entwickelt Langendorf Textil auch kundenindividuelle Systemlösungen und übernimmt deren Herstellung. „Der Entwicklung neuer Ideen zum Vorteil unserer Kunden gilt unsere ganze Kreativität, Innovationskraft und Schnelligkeit“, sagt Geschäftsführer Littig. Der Bereich der Umwelttechnologie gehöre beispielsweise dazu, wenn es darum geht, Spezialtextilien für Kläranlagen zu entwickeln. Ein Tochterunternehmen ist seit August 2012 die Weberei in Münchberg, die unter MBG Techbelt Innovation firmiert. Dort werden neben Autogurten auch Bänder für die persönliche Schutzausrüstungen entwickelt und produziert. Die Langendorf Textil GmbH ist weltweit tätig und hat eine Exportquote von rund 50 Prozent. Bild: Hier trifft traditionelles Handwerk auf moderne technische Produktionsmethoden: Langendorf-Geschäftsführer Matthias Littig und Landessieger Johannes Reif. Baustelle statt Büro: Pascal Gottfried wurde Landessieger beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2013
Ein Job im Büro, das wäre nichts für Pascal Gottfried gewesen. Der 20-jährige Rattelsdorfer, der in Lichtenfels zur Schule gegangen ist, will draußen sein und vor allem mit Menschen zu tun haben. Gerade kommt er von einer Baustelle in Erlangen und wenn er sagt, dass ihm der Beruf so richtig Spaß macht, dann glaubt man ihm das auch. Nicht einmal das schlechte Wetter kann ihm dabei etwas anhaben. Vor der dreijährigen Lehrzeit war er über ein Praktikum zur Raab-Baugesellschaft nach Ebensfeld gekommen. Die Prüfungsaufgabe bestand in der Herstellung einer aufwändigen Brüstung mit Pflanztrog binnen einer gewissen Zeit. Für Pascal Gottfried kein Problem. Er setzte sich in allen Punkten gegen seine Mitkonkurrenten durch. Pascal Gottfried war bereits bei seiner Gesellenprüfung erster Kammersieger und wird nun am Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks auf Bundesebene teilnehmen. Die Raab-Baugesellschaft ist ein traditionsreiches Bauunternehmen, das 1898 gegründet wurde. Mit aktuell 220 Mitarbeitern, davon 189 einheimische gewerbliche Bauhandwerker, ist das Unternehmen groß genug, um schwierige und größere Bauaufgaben zu bewältigen, aber gleichzeitig als Familienbetrieb auch klein genug, um flexibel zu sein und vor allem noch den persönlichen Kontakt zu den Kunden pflegen zu können. Sie schätzen die Qualitätsarbeit „Made in Germany“, was an den vielen langjährigen und partnerschaftlichen Geschäftsbeziehungen sichtbar wird. Das aktive Werben um den Mitarbeiter von Morgen hat bei Raab längst begonnen. Erst vor wenigen Tagen ging das Unternehmen mit einem eigens produzierten Lehrlingsfilm und einer Landing Page an die Öffentlichkeit. Die Homepage ist speziell für Jugendliche gedacht, die sich über Ausbildungsmöglichkeiten bei Raab informieren wollen. Sogar eine Online-Bewerbung ist möglich. Der Film wurde in den ersten Tagen seiner Veröffentlichung auf You Tube bereits mehrere hundert Male angeklickt. Aber auch ganz klassisch wirbt das Unternehmen, etwa bei Ausbildungsmessen oder in den Schulen der Umgebung. Aktuell beschäftigt die Raab-Baugesellschaft neun Lehrlinge zum Maurer, Stahlbetonbauer und Straßenbauer (Tiefbau), davon zwei im ersten Lehrjahr. Schon im kommenden Jahr soll wieder ein Baumaschinenmechaniker dazu kommen. Traditionelle Sparte der Raab-Baugesellschaft ist der Hochbau. In den ersten Jahrzehnten wurden vor allem am Lande kleinere Wohngebäude errichtet. Heute ist der Hochbau die umsatzstärkste Abteilung mit gut 75 Mitarbeitern. Der Tiefbau umfasst die Bereiche Erdbau, Straßenbau, und Rohrleitungsbau. Es habe sich als sehr vorteilhaft erwiesen, dass die Raab Baugesellschaft auch im Tiefbau äußerst schlagkräftig und maschinentechnisch sehr breit aufgestellt ist. „Vor allem bei Kommunen sind wir ein sehr gern gesehener Partner.“ Eine ganz besondere Stärke des Unternehmens sind anspruchsvolle Ingenieur- und Brückenbauten. Durch interessante Sondervorschläge und technisch ausgereifte Konstruktionen habe in diesem Bereich ein drittes umsatzstarkes Standbein erschlossen werden können. Im Brückenbau sind dem Unternehmen zufolge etwa 40 Stahlbetonbauer im Einsatz. Weitere Bereiche sind bei Raab das schlüsselfertige und das ökologische Bauen. Bild: Nur ausnahmsweise steht Pascal Gottfried mal am Schreibtisch, diesmal mit dem Chef, Geschäftsführer Wolfgang Schubert-Raab. Ansonsten ist der Landessieger in der Kategorie Beton- und Stahlbetonbauer aber meist auf den Baustellen in der Region unterwegs. TeWiZ bringt Juristen und Techniker zusammen / Bundesweit einmalig: Uni Bayreuth bietet Jura mit technikwissenschaftlichem Zusatzstudium an
Ähnliches gelte für die anwaltliche Beratung von Unternehmen oder für den Staatsdienst, wenn techniksteuernd und technikregulierend gehandelt werden soll. Konkrete Einsatzmöglichkeiten wären beispielsweise auch der TÜV oder die Bundesnetzagentur . Das technikwissenschaftliche Zusatzstudium umfasst Lehrveranstaltungen, die ausschließlich für Jurastudierende konzipiert sind. Damit sei sichergestellt, dass auf die besonderen Bedürfnisse zukünftiger Juristen eingegangen werden kann. „Im Berufsleben werden Juristen häufig mit Problemen konfrontiert, die einen technischen Hintergrund haben“, sagt Grünberger. Technik entwickle sich und bringe permanent neue Möglichkeiten hervor. Ohne ein gewisses Grundwissen etwa im Maschinen- und Fahrzeugbau, in der Logistikbranche oder auch in der Energieversorgung könnten viele Fragestellungen rechtlich nicht sorgfältig genug beurteilt und letztlich daher kaum verantwortet werden „Wer als Jurist in leitender Position in einem Industrieunternehmen tätig werden will oder solch ein Unternehmen anwaltlich beraten möchte, muss die technischen Abläufe dort verstehen und die Denk- und Arbeitsweise eines Ingenieurs nachvollziehen können“, so Grünberger. Das bedeute natürlich nicht, dass mit dem neuen Angebot aus Juristen plötzlich Ingenieure werden sollen. Aber gerade Juristen seien schließlich dazu da, rechtliche Risiken abzuschätzen. Und das gehe nun einmal viel effizienter, wenn man auch um die technischen Problemstellungen wisse. Grünberger: „Juristen sollten einfach eine gewisse Ahnung haben, wie es läuft.“ Mit dem Angebot des technikwissenschaftlichen Zusatzstudiums sollen künftige Juristen kommunikationsfähig gemacht werden, meint Andreas Jess von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften. Mittels ihrer technischen Grundkenntnisse sollen sie mitreden und technische Sachverhalte beurteilen, beziehungsweise gemeinsam mit Ingenieuren diskutieren können. „Wir vermitteln unseren Studierenden, die das Zusatzstudium begleitend zu ihrem Jurastudium absolvieren wollen, einen breiten Überblick über wichtige technische Prozesse.“ Dazu zählten insbesondere die Bereiche Maschinenbau, Elektrotechnologie, Produktionstechnik, Umwelt- und Energietechnik, Verfahrenstechnik sowie Biotechnologie und Werkstofftechnik. Kein Zufall sei es, dass das technikwissenschaftliche Zusatzstudium gerade in Bayreuth startet. Hier treffe eine starke juristische auf eine starke ingenieurswissenschaftliche Fakultät mit jeweils leistungsbereiten Studenten. Und in beiden Fakultäten seien die Verantwortlichen überaus stark an einer Zusammenarbeit interessiert. Das alles sei eine absolut günstige Konstellation, da habe einfach alles gepasst. Voraussetzung für die Teilnahme am neuen technikwissenschaftlichen Zusatzstudium ist lediglich die Einschreibung als Studierender im Studiengang Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth. Was man sonst noch braucht? „vor allem Neugier“, so Grünberger. Für die breite Masse ist das technikwissenschaftliche Zusatzstudium freilich nicht gedacht, immerhin müssten parallel zur ohnehin ungewöhnlich langen Juristenausbildung zehn verschiedene technikwissenschaftliche Vorlesungen erfolgreich bewältigt werden. Umso erstaunlicher war es für Professor Grünberger deshalb, dass bereits zwischen 80 und 90 Studenten und vor allem auch Studentinnen zum Semesterauftakt ihr Interesse bekundet hätten. Für Grünberger ist deshalb auch klar: „Wer das schafft, der hat nicht nur attraktive Berufsperspektiven, sondern gehört zur Speerspitze von morgen.“ Die Leitung des TeWiZ teilen sich die Professoren Andreas Jess und Michael Grünberger. Der Ingenieur Andreas Jess ist Lehrstuhlinhaber für Chemische Verfahrenstechnik an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Michael Grünberger ist Jurist und Lehrstuhlinhaber für Bürgerliches Recht, Wirtschafts- und Technikrecht der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Vom Hobby zum Beruf /
Aufgabe war es, nach strenger zeitlicher Maßgabe eine Telekommunikationsanlage aufzubauen, zu konfigurieren und die notwendige Spannungsversorgung herzustellen. Für Dominic Rühr, der in Bad Berneck, in Landkreis Bayreuth zu Hause ist, kein Problem. Bei Euronics KKL Baumann in Bayreuth hat er nach dem Besuch der Städtischen Wirtschaftsschule und dem Abschluss mit der Mittleren Reife seine dreieinhalbjährige Ausbildung absolviert. Schon als kleines Kind habe es ihm interessiert, wie das mit dem heimischen Fernseher so funktioniert. Die Unterhaltungselektronik sei schon immer sein Ding gewesen, erzählt man sich in der Familie. Da lag es nahe, sich bei Euronics XXL Baumann, die gerade wieder mal einen Lehrling suchten zu bewerben. Der Einstellungstest sei kein Problem gewesen, die Lehre auch nicht. Wenn er nicht gerade im Außendienst tätig ist, dann schmeißt er die Abteilung mittlerweile schon ganz alleine, sagt Juniorchef Andreas Baumann. Das Familienunternehmen, das 2014 sein 50-jähriges Bestehen feiern kann, beschäftigt an den beiden Standorten Bayreuth und Pegnitz knapp 60 Mitarbeiter. Mit regelmäßig acht bis zehn Lehrlingen entweder zum Informationselektroniker oder zum Einzelhandelskaufmann ist die Quote relativ hoch. Mit dem Radio- und Fernsehtechniker Robert Schmidt aus Immenreuth war auch schon einmal ein Landessieger des Leistungswettbewerbs dabei, aber das sei schon einige Jahre her, so Seniorchef Siegfried Baumann, der vor einigen Jahrzehnten selbst zu den Prüfungsbesten der Meisterprüfung gehörte. Gegen die anderen der Branche kann sich Euronics XXL Baumann am Standort Bayreuth gut behaupten. „Kleine Elektronikläden gibt es ja kaum noch“, sagt Andreas Baumann. Punkten kann das Familienunternehmen vor allem mit Service. „Die Geräte werden immer komplizierter, da ist es schon wichtig, dass sich jemand wirklich auskennt.“ Außerdem gilt Euronics XXL Baumann als Vorreiter in der Glasfaserverkabelung, die wegen der höheren und schnelleren Übertragungsbandbreite irgendwann in jede Wohnung gehen und die noch existierenden Kupferkabel komplett ablösen werden, ist man bei Baumann sicher. Dominic Rühr, der als Hobby das Basteln an elektronischen Geräten und das Arbeiten mit dem Computer angibt, peilt irgendwann sicherlich die Meisterprüfung an. Daran denkt er derzeit aber noch nicht, denn als nächstes Ziel hat er bereits den Bundesentscheid des Leistungswettbewerbs im November in Oldenburg vor Augen. Bild: Fasziniert von Elektronik: Landessieger Dominic Rühr (rechts) und Juniorchef Andreas Baumann. Bekämpfung von Schwarzarbeit: Martialisches Auftreten verteidigt / 28,5 Millionen Schaden allein in Unter- und Oberfranken – Tag des Zolls bei der IHK
Insgesamt hatte die Prüfgruppe der FKS laut Behördenleiter Joachim Muhlert 8626 Arbeitnehmer und 1352 Arbeitgeber überprüft, aus denen sich zusammen 2514 Ermittlungsverfahren wegen begangener Straftaten und Ordnungswidrigkeiten im Bereich der FKS ergingen Straf- und Bußgelder ergaben. Neben den Geldstrafen in einer Höhe von rund einer Million Euro wurden Freiheitsstrafen von zusammengerechnet 43 Jahren verhängt. Die Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung sorge regelmäßig bei der Wirtschaft für heftige Diskussionen, sagte Staatssekretär Koschyk. Vor allem das angeblich martialische Vorgehen des Zolls werde dabei oft kritisiert. Koschyk gab dabei aber auch zu bedenken, dass die Zollbeamten schon aus Gründen des Eigenschutzes bewaffnet sein müssen. Immer wieder sei es in den zurückliegenden Jahren zu lebensbedrohlichen Situationen gekommen, weil Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung nicht selten mit schwerkriminellen Strukturen und organisierter Kriminalität zusammenhängt.
Als Beispiel der Entbürokratisierung stellte Toralf Teschendorf vom Bundesfinanzministerium die seit Anfang September geltende Gesetzesnovelle zum Außenwirtschaftsrecht vor. Dabei seien aus bislang 50 Paragraphen 28 gemacht worden, was bei den Verbänden und Unternehmen für eine hohe Akzeptanz gesorgt habe. Möglich wurde die Entbürokratisierung unter anderem durch das Streichen von Regelungen, die ohnehin keine praktische Anwendung mehr fanden, die noch aus der Zeit der deutschen Teilung stammten oder für die mittlerweile die EU die Zuständigkeit übernommen habe. Der Grundsatz der freien Außenwirtschaft sei freilich erhalten geblieben, ebenso sei der Export von Rüstungsgütern keinesfalls erleichtert worden.
24.09.2013 Standpauke für AfD-Wähler aus dem Gewerkschaftslager / IG Metall Ostoberfranken bereitet Betriebsratswahlen 2014 vor – Stabile Mitgliederzahlen
Es sei völlig unerklärlich, dass nach den vorliegenden Auswertungen des IG Metall Vorstandes bundesweit rund 340000 Wähler von ganz links nach ganz rechts, also von den Linken hin zur Afd gewechselt seien. Noch schlimmer sei es, dass die AfD den gerade erst veröffentlichten Untersuchungen des Bundesvorstandes zufolge unter Gewerkschaftsmitgliedern auf etwa fünf Prozent der Stimmen gekommen ist. Dabei gehe es längst nicht mehr nur um die Forderung, den Euro abzuschaffen, was bedeuten würde, dass sich die deutsche Wirtschaft gleich selbst aufgeben könnte. Hochbrisant und gefährlich seien etwa die Thesen des AfD-Vordenkers Professor Peter Oberender aus Bayreuth, der beispielsweise für schwache Bevölkerungsschichten „die geregelte Möglichkeit des Organverkaufs“ vorgeschlagen hatte, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Derartige menschenverachtende Parolen salonfähig zu machen, das sei die wahre Gefahr. Offenbar sei ein nicht unbeachtlicher Teil der Gewerkschaftsmitglieder solchen Parolen auf den Leim gegangen, richtete Seidel seine Kritik an das eigene Lager. Auch die Forderungen des AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke nach verlängerten Arbeitszeiten und verringerten Urlaubsansprüchen hätten offenbar einige Kollegen nicht gelesen. IG-Metall-Bevollmächtigter Seidel kündigte an, die AfD in künftigen Betriebsrats- und Mitgliederschulungen immer wieder zum Thema zu machen, damit künftig keine Gewerkschaftsmitglieder mehr auf diese „absolut rechte Partei“ hereinfallen. Nach dem Motto: „nach der Wahl ist vor der Wahl“ hat die IG Metall Ostoberfranken die Vorbereitungszeit zur Betriebsratswahl 2014 gestartet. Noch im Herbst sollen erste Seminare für Betriebsräte dazu angeboten werden. „Unser Ziel wird es im kommenden Jahr sein, die Zahl der Betriebsratsgremien in Ostoberfranken zu stabilisieren, wenn irgendwie möglich zu erhöhen“, sagte Gewerkschaftssekretär Uwe Bauer. Dazu soll es auch gehören, mehr jüngere Betriebsräte zu gewinnen. Mit einem stabilen Mitgliederstand von knapp 12500 sieht sich die IG Metall in Ostoberfranken gut aufgestellt. Insgesamt kommt die IG Metall auf rund 300 Neuaufnahmen seit Jahresbeginn, 25 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Allerdings gab der erste Bevollmächtige Volker Seidel auch zu bedenken, dass den Gewerkschaften der demographische Wandel schwer zu schaffen macht. Ganz besonders schwer in Ostoberfranken, wo die IG Metall seit Jahresbeginn bereits knapp 100 Sterbefälle zu beklagen hat. „Mitglieder bedeuten immer auch Kampfkraft, Duchsetzungsfähigkeit und nicht zuletzt Beitragszahlungen“, sagte Seidel. Immerhin konnten nach den Zahlen von Jugendsekretär Stefan Winnerlein heuer auch schon 85 Jugendliche, in der Regel Auszubildende als Mitglieder aufgenommen werden. Weil er in die Freistellungsphase der Altersteilzeit eingetreten ist, schied Karl Heinz Leitgeb von der KSB in Pegnitz aus dem Vorstand der IG Metall Ostoberfranken aus. Als Nachfolger wählten die Delegierten mit 56 von 58 möglichen Stimmen Alois Lautner, der ebenfalls von der KSB in Pegnitz kommt und dort zuletzt als stellvertretender Betriebsratsvorsitzender freigestellt war. Bild: Gut aufgestellt für die Betriebsratswahlen 2014 (von links): der Erste Bevollmächtigte Volker Seidel, das neu gewählte Vorstandsmitglied Alois Lautner und der zweite bevollmächtigte Wolfgang Kormann.
Vom Teelicht bis zur Luxusküche /
Möbel Roller mit Hauptsitz in Gelsenkirchen gilt bundesweit als filialstärkster Möbel-Discounter. Von den jetzt 109 Häusern sind 107 in Deutschland, zwei in Luxemburg. Insgesamt beschäftigt das Familienunternehmen nach Angaben von Tessa Tessner von der Geschäftsführung rund 5000 Menschen, davon 47 künftig in Bayreuth, die meisten davon in Voll- und Teilzeit. „Seit den 1980er Jahren expandieren wir ständig“, sagt Tessner. Da sei es nur konsequent, wenn mit Oberfranken endlich eine bisherige Lücke auf der Roller-Landkarte geschlossen werden kann. Bislang mussten Möbel-Roller-Kunden nach Nürnberg fahren. Unter dem Motto „Alles zum Wohnen, Renovieren und Dekorieren“ setzt Möbel Roller vor allem auf die ständige Verfügbarkeit der meisten Artikel, auf einen günstigen Preis und auf eine extrem große Auswahl, in Bayreuth auf rund 7000 Quadratmetern Fläche. Tatsächlich reicht das Sortiment vom Teelicht bis hin zur computergeplanten Luxusküche. Für ein Möbelhaus eher ungewöhnlich gibt es bei Roller unter anderem auch Bodenbeläge oder Wandfarben.
„Wir sind kerngesund und auf setzen weiterhin auf einen Expansionskurs“, sagt Tessner. 150 Filialen bundesweit sollen das Ziel des Unternehmens in den kommenden Jahren sein. Als weitere Besonderheit im Gegensatz zu konventionellen Möbelhäusern bezeichnet es die Sprecherin, dass die Kundschaft über 10000 Artikel direkt mitnehmen kann. Möglich macht das ein eigenes Hochregallager an jedem Standort, auch in Bayreuth. Insgesamt kommt man bei Roller auf 40 Millionen Kunden und über 50 Millionen verkaufte Artikel pro Jahr. Zur Eröffnung wartet Möbel Roller ab Montag mit einem umfangreichen Programm auf. So gibt es Frühaufsteher-Gutscheine in Höhe von jeweils zehn Euro für die ersten 200 Kunden, für die jeweils ersten Käufer von Polstermöbeln und Küchen gibt es attraktive Preisnachlässe und Extras wie kostenlose Lieferung und Aufbau und bei einem Gewinnspiel soll ein Vespa-LX-50-Roller als Hauptpreis verlost werden. Zusätzlich dazu warten in der Eröffnungswoche zahlreiche weitere Events und Aktionen auf die Kunden. Bild oben: Marktleiter Florian Kremer , Gabriele Hohenner von der IHK, Regionalmanager Thomas Vogler sowie Tessa Tessner und Andreas Sandmann von der Geschäftsführung (von links) freuen sich auf die Neueröffnung des Möbel-Discounters Roller in Bayreuth.
Mit Mut und Fachkompetenz zum
Erfolg /
Nur dank der vielen kleinen und mittleren Unternehmen sei Deutschland und vor allem Bayern so schnell und erfolgreich durch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise gekommen, sagte Haderthauer. „In den kleinen und mittleren Betrieben blickt man sich noch in die Augen und hier findet auch keine kurzfristige Gewinnabschöpfung statt“, so die Ministerin. Im Gegenteil: Hier müssten die Verantwortlichen noch selbst ein Risiko eingehen, so wie Birgit Rodler bei der Gründung der AFW Creativ-Stickerei im Sommer 2009. Die AFW-Creativ-Stickerei war aus der Fahnenfabrik Meinel hervorgegangen. Nach deren Insolvenz hatte die damalige Mitarbeiterin Brigit Rodler sich nicht dem Schicksal gefügt. Sie fasste stattdessen den mutigen Entschluss, das Unternehmen selbst zu führen. Nicht allein, sondern gemeinsam mit ihren ehemaligen Kolleginnen Sonja Oelschlegel, Doris Rau und Karola Schubert. Die vier Frauen übernahmen 2009 das Ruder in Vertrieb und Fertigung und leiten seitdem als Geschäftsführerinnen das komplette Unternehmen. „Wir haben im Juni 2009 mit sieben Leuten begonnen und haben heute 22, hauptsächlich weibliche Beschäftigte“, so Birgit Rodler.
Das Unternehmen AFW Creativ-Stickerei habe sämtliche Kriterien einer frauen- und familienfreundlichen Arbeitswelt vorbildlich verwirklicht, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel. Er erinnerte daran, dass der Textilbereich einst das Haupteinkommen für die Menschen im Frankenwald gesichert habe. Nach dem dramatischen Strukturwandel habe es aber nicht nur Firmenschließungen, sondern auch zahlreiche Lichtblicke gegeben. Einer davon ist die Erfolgsgeschichte der AFC Creativ-Stickerei in Mannsflur, sagte Schöffel und würdigte den ungeheuren Mut und die Fachkompetenz von Birgit Rodler.
Bilder: „Region der Lebensfreude“ / Sanfter Tourismus als Ziel
Wandern, Radfahren, Wellness und Gesundheit, das seien aktuell die Topthemen, sagte Hedorfer. Vor dem Hintergrund einer älter, aber gleichzeitig auch gesundheitsbewusster werdenden Bevölkerung könnten viele Regionen in Deutschland damit punkten. Die Deutsche Zentrale für Tourismus betreibt weltweit über 30 Büros mit zusammen rund 190 Mitarbeitern und hat das Ziel, Deutschland flächendeckend zu vermarkten. „Wir werben dabei immer stärker nicht mehr nur regional, sondern thematisch“, sagte die Vorsitzende. Allerdings räumte die auch ein, dass der Freistaat Bayern, dabei der absolute Kassenschlager sei. Wenngleich derzeit drei Viertel aller Übernachtungen aus anderen europäischen Ländern kommen, richte die DZT ihren Blick auch über Europa hinaus. Seit über zehn Jahren gebe es bereits ein eigenes China-Büro, darüber hinaus sei die Tourismuszentrale auch in Brasilien, Indien und Korea aktiv. Als weiteren Schwerpunkt bezeichnete Hedorfer die neuen Medien. 58 Prozent aller Deutschland-Touristen würden ihren Aufenthalt bereits online buchen. Künftig werde deshalb die Region mit dem besten Online-Angeboten an der Spitze stehen. Auch der Tourismusausschussvorsitzende Brähmig legte den Gemeinden des Fichtelgebirges und der Fränkischen Schweiz nahe, sich als Wander- und Aktivregion zu präsentieren und dabei Alleinstellungsmerkmale zu suchen. Er könne sich durchaus eine „Region der Lebensfreude“ vorstellen, wenn die Angebote der Genussregion und des Bierlandes Oberfranken miteingebunden werden könnten. „Die touristischen Potentiale sind noch nicht ausgeschöpft“, so Staatssekretär Koschyk über die beiden Fremdenverkehrsregionen Fichtelgebirge und Fränkische Schweiz. Koschyk gab als Ziel einen sanften Tourismus aus. Deshalb sollten auch sämtliche Kaufinteressenten für die Einrichtungen auf dem Schneeberggipfel genau nach ihrer Eignung geprüft werden. „Wir wollen keinen Rummelplatz auf dem Schneeberg-Gipfel, deshalb soll Seriosität vor Schnelligkeit gehen“, so Koschyk. Als Musterbeispiel für die Schaffung eines touristischen Anziehungspunktes bezeichnete er das Waldhaus in Mehlmeisel, das neben seiner Dauerausstellung auch ein umfangreiches Kulturprogramm biete und das von echtem bürgerschaftlichem Engagement getragen wird. Bild: Fichtelgebirge und Fränkische Schweiz als Region nder Lebensfreude: Staatssekretär Hartmut Koschyk, der Tourismusausschussvorsitzende Klaus Brähmig, die DZT-Vorsitzende Petra Hedorfer, Landrat Hermann Hübner und Bürgermeister Günter Pöllmann vor der neuen Energieskulptur am Waldhaus in Mehlmeisel.
Rentner als Prospektverteiler /
Nach den Zahlen von Volker Seidel, dem 1. Bevollmächtigen in Ostoberfranken, sind gerade einmal 38 Prozent der Beschäftigten im Organisationsbereich der IG Metall älter als 60 Jahre. Nur ein einziges Prozent sei älter als 64 Jahre. Den klassischen Pförtnerjob speziell für Ältere gibt es schon längst nicht mehr, sagte Seidel. Dafür müssten bereits heute immer mehr Rentner Tätigkeiten übernehmen, mit denen sich früher Schüler ihr Taschengeld aufgebessert haben, um über die Runden zu kommen. Das Verteilen von Prospekten gehöre zum Beispiel dazu. Werner Steffens, Seniorenvorsitzender der IG Metall, bezifferte die durchschnittliche Rentenhöhe in Ostoberfranken auf 700 bis 720 Euro. Damit sei die Region klar benachteiligt, denn auch hier hätten die Rentner mit steigenden Preisen zu kämpfen. Steffens kritisierte unter anderem, dass die Bundesregierung in ihre Modellberechnung auch anderweitige Einkünfte, wie etwa Mieten und Pachten einbeziehe, die der durchschnittliche Rentner gar nicht habe.
Als Fehler, der teilweise auch von den Gewerkschaften mitgetragen worden sei, bezeichnete Neugebauer das System der Riester-Rente. Arbeitnehmer, die über Leiharbeitsfirmen beschäftigt sind oder zeitlich befristete Verträge haben, sind in der Regel froh, wenn sie von ihrem Lohn ihr Leben meistern können. Zum Zurückliegen bleibe dabei nichts mehr übrig. Somit funktioniere das System der privaten Vorsorge gerade für diejenigen nicht, die es später dringend bräuchten. Millionen von Menschen steuern damit auf eine Altersarmut zu, denn das Rentenniveau wird weiter sinken, während sich die Preissteigerung unaufhörlich fortsetzt. Eine weitere Forderung, die der IG Metall mit Blick auf die Bundestagswahl auf den Nägeln brennt, ist die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns. Es könne nicht sein, dass in einem der reichsten Länder der Welt noch immer manche Menschen mit 4,80 Euro pro Stunde nach Hause gehen, sagte er. Bundesweit würden noch immer sechs Millionen unter prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten, was bedeutet, sie könnten nicht von ihrem Lohn leben. Zwei Anliegen stehen allerdings weit über allen anderen: die Menschen sollen zur Wahl gehen und sie sollen demokratisch wählen, sagte Neugebauer. Es dürfe am Ende nicht so sein, dass die Nichtwähler die stärkste Gruppe sind und es dürfe ebenso nicht sein, dass rechte Gruppierungen auch nur den Hauch einer Chance haben, in die Parlamente einzuziehen.
Bilder: Vom Wandergesellen zum Energieberater / Afrika, Australien, Äquator: Jürgen Ramming aus Mainleus war vier Jahre lang auf der Walz
Die Walz ist in vielen Handwerkszweigen ein Jahrhunderte altes Brauchtum. Zumindest im deutschsprachigen Raum, denn gerade in Australien oder Neuseeland seien Jürgen Ramming und seine „Rolandsbrüder“ auf Zeit auch schon mal für Cowboys, Musikanten oder für Zauberer gehalten worden. Man trägt ja auch meistens seine Zimmermannskluft, sagt Jürgen Ramming. Drei Jahre und einen Tag ist so ein Handwerksgeselle traditionell unterwegs. Bei dem heute 34-jährigen Familienvater war es anders. Weil er neben den genannten auch noch in Südfrankreich, Norwegen, Griechenland und einigen anderen Ländern war, kehrte er erst nach rund vier Jahren nach Kulmbach, beziehungsweise Mainleus, wo er heute lebt. zurück.
Eher kleinere Arbeiten waren im Gegensatz dazu in Brasilien zu verrichten. „Manche Familien haben uns für ein paar Tage aufgenommen, da haben wir ihnen eben geholfen, wo wir konnten“, sagt Ramming. Zusammen mit seinen beiden Reisekameraden reparierte er Dächer und Fenster, installierte Fliegengitter und wanderte tagelang den Amazonas entlang durch den Dschungel, Begegnungen mit Giftschlangen, Giftspinnen und Alligatoren inklusive. Die australische und neuseeländische Zeit war da schon weniger gefährlich, dafür aber absolut arbeitsreich. Zusammen mit einem Kollegen habe er mitgeholfen, ein ganzes Studentenwohnheim zu verbreitern, Barrikaden gegen den Sand zu errichten, Häuser zu verschalen und Böden zu betonieren.
Hier profitiere er von all seinen Erfahrungen und könne sein Wissen punktgenau zum Einsatz bringen. „Kein Fall ist wie der andere“, sagt Jürgen Ramming. Topthemen seien zurzeit nicht nur effiziente Gebäudesanierungen sondern auch der Wechsel der Heizart. „Immer mehr Menschen erkennen, dass erneuerbare Energien langfristig die besseren sind und so rät Jürgen Ramming immer wieder zu Pellets, Wärmepumpen, Scheitholzkessel oder zu Solarthermie. Ganz wichtig ist es ihm dabei immer, offen und ehrlich gegenüber ratsuchenden Menschen zu sein. Dazu gehöre es auch mal, zu sagen, dass ein Hausabriss die günstigste Variante sei. Was die wenigsten wissen, die Initialberatung vor Ort ist in den Städten und Landkreisen Bayreuth, Kronach Kulmbach für Privatleute völlig kostenlos, denn diese drei Landkreise fördern die Beratung vor Ort. Energieberater Jürgen Ramming hat sein Büro in den Räumen der Energieagentur Oberfranken am Kressenstein 19 in Kulmbach. Er ist unter der Hotline 09221/823918 kostenlos für alle zu erreichen, die Fragen zum Energiesparen, zur energetischen Sanierung ihres Hauses oder zum Einsatz erneuerbarer Energien haben.
Hohe Auszeichnung für Manfred
Nüssel
„Die oberfränkischen Genossenschaften sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Regierungsbezirk Oberfranken“, sagte Nüssels Nachfolger Gregor Scheller aus Forchheim. Der Genossenschaftsverband Bayern repräsentiere im Regierungsbezirk Oberfranken 81 Mitgliedsunternehmen. Dazu gehörten 26 Volksbanken und Raiffeisenbanken mit einer Bilanzsumme von über zehn Milliarden Euro, 305 Bankstellen, fast 3000 Beschäftigten und 180 Auszubildenden. HWK-Präsident Thomas Zimmer, und Regierungspräsident Wilhelm Wenning würdigten bei der Verabschiedung die Lebensleistungen von Manfred Nüssel für die gesamte Genossenschaftsorganisation und damit auch für die oberfränkische Wirtschaft. Manfred Nüssel ist diplomierter Agraringenieur und Sohn des früheren Landwirtschaftsministers Simon Nüssel aus Rimlas bei Bad Berneck im Landkreis Bayreuth. Seinen ersten Kontakt mit einer Genossenschaftsbank hatte Manfred Nüssel 1974 als er zum ehrenamtlichen Vorstand der damals eigenständigen Raiffeisenbank Bad Berneck gewählt wurde. Parallel zu seinem Studium in Triesdorf war Nüssel zwischen 1974 und 1985 Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft. Nach dem Studium hatte er den elterlichen Hof übernommen. Ein erstes politisches Mandat hatte Manfred Nüssel bereits in den 1970er Jahren für die CSU als Gemeinderat in der bis zur Gebietsreform noch eigenständigen Gemeinde Rimlas übernommen. 1984 wurde er in den Bad Bernecker Stadtrat gewählt, eine Periode lang gehörte er dem Bayreuther Kreistag an, als Vertreter der Genossenschaftsorganisationen war er von 1992 bis zur Auflösung 1999 Mitglied des Bayerischen Senats. Neuer Bezirkspräsident des Bayerischen Genossenschaftsverbandes ist Gregor Scheller, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Forchheim. Scheller ist seit 1981 im Genossenschaftsbereich tätig, seit 1991 bei der Volksbank in Forchheim und seit 1999 deren Vorstandsvorsitzender. Stellvertreter Schellers, der auf vier Jahre gewählt wurde, sind Karlheinz Kipke von der VR Bank Coburg und Manfred Ulrich von der VR-Bank Bamberg. Bild: Manfred Nüssel, langjähriger Bezirkspräsident des Genossenschaftsverbandes in Oberfranken ist mit der Raiffeisen-Schulze-Delitzsch-Medaille in Gold ausgezeichnet worden. Links im Bild: Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, bei der offiziellen Verabschiedung Nüssels am Freitag in Bayreuth. Energieberatung zum Nulltarif / Kostenlose Dienstleistung für Bürger der Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Kronach – Jürgen Ramming ist neuer Energieberater
„Wir zeigen den Bürgern Wege aus dem Förderdschungel und bieten eine objektive und produktneutrale Beratung“, sagte Ramming, der interessierte Bürger künftig eine individuelle Beratung vor Ort, in den Büros oder am Telefon (09221/823918) anbieten wird. Ziel dieser Beratung ist es, einen ersten Überblick zu geben, wo der Hebel angesetzt werden sollte, um Energiekosten dauerhaft zu senken und erneuerbare Energien zu nutzen. Die Energieagentur informiert darüber hinaus, für welche Maßnahmen es Zuschüsse oder günstige Darlehen gibt und wo man sie beantragt. Ramming löst den mittlerweile im Ruhestand befindlichen Hans Krafczyk ab, der seit 2008 als Energieberater der Energieagentur tätig war und seitdem beinahe unzähligen Menschen aus den drei Landkreisen bei der energetischen Sanierung ihres Wohnhauses mit Rat und Tat zur Seite stand.
Unterstützung von Seiten des Handwerks signalisierten auch HWK-Präsident Thomas Zimmer und der Bayreuther Kreishandwerksmeister Peter Engelbrecht. Das Beratungsangebot garantiere immer den neuesten Stand in Sachen Finanzierungsprogramme, deshalb profitiere letztlich auch das heimische Handwerk davon, so der Kreishandwerksmeister. Handwerk und Energiewende gehörten untrennbar zusammen, so HWK-Präsident Zimmer. 7000 Betriebe in Oberfranken mit 30000 Beschäftigten in 25 Gewerken würden tagtäglich zum Gelingen der Energiewende beitragen. Allein auf den Gebäudebereich entfallen nach den Worten von Zimmer 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs und etwa ein Drittel aller Kohlendioxidemissionen in Deutschland. „Deshalb müssen wir hier ansetzen, um dem Verbraucher eine energetische Gebäudesanierung schmackhaft zu machen.“ „Wir wollen unsere Bürger mit dieser kostenlosen Initialberatung unterstützen, denn jeder einzelne könne zum Klimaschutz beitragen“, so Landrat Hermann Hübner . Zur Zusammenarbeit zwischen Landkreis Bayreuth und Energieagentur Oberfranken gehöre auch die Erstellung eines Integrierten Klimaschutzkonzeptes, mit dem Potenziale in der Region ermittelt und zielgerichtet ausgebaut werden sollen.
Bilder: Neue Schaltzentrale für EDV-Dienstleister / Meilenstein der Firmengeschichte: Business Systemhaus AG errichtet neuen Firmensitz
„Es ist uns wichtig, dass wir unsere Kunden optimal betreuen können“, sagte Vorstandsvorsitzender Willi Deppner. Das sei in den jetzigen Räumen an der Ludwig-Thomas-Straße nicht mehr möglich. Er bezeichnete den Neubau deshalb auch als „Meilenstein der Firmengeschichte“. Schließlich sei es das erste eigene Firmengebäude in der Geschichte des Unternehmens. Deppner: „Wir bleiben dem Standort Bayreuth treu und schaffen eine neue Schaltzentrale für unsere Kunden, die zwischen Chiemsee und Nordsee angesiedelt sind.“ Ein weiteres Ziel des Neubaus sei es auch, Platz für neue Beschäftigte zu bieten. So soll die aktuelle Mitarbeiterzahl in den kommenden Jahren um 30 bis 40 Prozent wachsen. Der Neubau an der Himmelkronstraße entsteht auf einem 2200 Quadratmeter großen Grundstück, er soll nach den Planungen von Architektin Rita Neuner aus Breitenlesau drei Stockwerke hoch sein und rund 1000 Qadratmeter Bürofläche bieten. Mit dem Neubau werden auch die bisherigen Parkplatzprobleme für Mitarbeiter und Kunden der Vergangenheit angehören. Eine Besonderheit ist der Ausblick von den künftigen Seminarräumen über das Maintal hinweg bis zum Festspielhaus auf dem Grünen Hügel. Die Business Systemhaus AG versteht sich in erster Linie als IT-Partner für den Mittelstand in den Bereichen Fertigung, Handel und Dienstleistung. Das Unternehmen war 1995 aus dem traditionsreichen Organisation Taylorix heraus entstanden und wurde von den heutigen drei Vorständen Willi Deppner, Wolfgang Eichfeld und Harald Schultheiß zunächst als GmbH gegründet. Neben der Beratung und der individuellen Anpassung integrierter Business Software, gehören Personalmanagement, Business Intelligence und Cloud Computing zum Leistungsportfolio. Die Business Systemhaus AG ist an den drei Standorten Bayreuth, Hannover und Leipzig präsent. Bild: Vorstand Wolfgang Eichfeld, Bürgermeister Thomas Ebersberger, Vorstand Harald Schultheiß, Vorstandsvorsitzender Willi Deppner, Stadträtin Christa Müller-Feuerstein, IHK-Präsident Heribert Trunk, Architektin Rita Neuner und die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (von links) beim symbolischen Spatenstich für künftige Firmenzentrale des Business Systemhaus AG. Wohnen, Wellness, Wildkatzen: 74. Oberfrankenausstellung in Bayreuth eröffnet / Freier Eintritt soll über 200000 Besucher in die Messehallen locken – Genussregion Oberfranken zertifizierte Spezialitätenanbieter
Es ist bereits das zweite Mal, dass Volksfest und Oberfranken-Ausstellung zum gleichen Zeitpunkt durchgeführt werden. Über 200000 Besucher sollen die beiden Großveranstaltungen nach Angaben der Veranstalter besuchen. Ein Grund dafür ist sicher auch, dass bei der Oberfranken-Ausstellung der Eintritt frei ist. Das bedeutet nach Angaben von Peter Kinold von der Ausstellungsgesellschaft, dass die Besucher beliebig von der einen Veranstaltung zur anderen wechseln können, und das gleich mehrmals am Tag.
Zum ersten Mal präsentierte sich dabei auch die Genussregion Oberfranken, in der aktuell 132 Produzenten und 108 Institutionen und Lebensmittelinitiativen zusammengeschlossen sind. Die ersten 109 Betriebe, die das Zertifizierungsverfahren der Genussregion durchlaufen hatten, erhielten zum Messeauftakt aus den Händen von HWK-Präsident Thomas Zimmer und Oberbürgermeisterin Merk-Erbe ihre Urkunden. Sie alle dürfen künftig das Qualitätssiegel „Genussregion Oberfranken“ führen.
Weniger um Hunde, als vielmehr um Katzen geht es beim Bund Naturschutz. Unter dem Motto „Zurück auf leisen Pfoten“ informiert der BN über die Ausbreitung der Wildkatzen, unter anderem auch im Fichtelgebirge. Die Ausstellung soll einen Überblick über die Bemühungen zur Wiedereinbürgerung der Wildkatze der letzten 30 Jahre in Bayern geben und die aktuellen Aktivitäten vorstellen, so Sonja Zeilmann vom BN. Auf der gesperrten Friedrich-Ebert-Straße, die das Volksfest mit der Oberfrankenausstellung verbindet, haben die Veranstalter eine „Blaulicht-Straße“ eingerichtet, Hier sind Feuerwehr, Bayerisches Rotes Kreuz und das Technische Hilfswerk täglich mit mehreren Einsatzfahrzeugen vor Ort. Zusätzlich gibt es Vorführungen, bei denen der Einsatz medizinischer Geräte zu lebensrettenden Maßnahmen demonstriert werden, Sprungmatten der Feuerwehr können getestet werden und Einsatzsituationen werden nachgestellt.
Die „Messe Bayreuth“ (Oberfrankenausstellung) auf dem Gelände des 1. FC Bayreuth in unmittelbarer Nähe des Volksfestplatzes an der Friedrich-Ebert-Straße ist bis Sonntag, 26. Mai täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Bilder: Megathemen des Handwerks: Lehrlinge gewinnen und Fachkräfte sichern / Lehrstellenradar und Berufs-Checker gehören zum Nachwuchskonzept der HWK für Oberfranken
Laut Konjunkturbericht für das erste Quartal hatten 75 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als gut oder sehr gut beurteilt. Im Jahr zuvor seien es noch 84 Prozent gewesen. Hauptbetroffene des witterungsbedingt schwierigen Quartals seien vor allem das Bauhauptgewerbe und die Ausbauhandwerke gewesen. Viele Betriebe hätten erst nach den Osterfeiertagen wieder den Baustellenbetrieb aufnehmen können, sagte Zimmer. Von einer generellen Eintrübung könnte trotz der Ergebnisse der Konjunkturumfrage aber keine Rede sein. Die Erwartungen der Betriebe für das laufende Quartal seien durchaus optimistisch und entsprächen den positiven Werten des Vorjahres. Dies belege im Übrigen auch die Beschäftigungssituation im oberfränkischen Handwerk. Trotz des harten Winters hätten die Betriebe an ihren Beschäftigten festgehalten, um jetzt schnell in die Saison starten zu können. 71 Prozent der Betriebe hätten ihre Mitarbeiter halten können und neun Prozent der Betriebe hätten sogar neue Mitarbeiter eingestellt. Als aktuelle Megathemen bezeichnete der Präsident die Nachwuchskräftegewinnung und die Fachkräftesicherung. So sei die Gesamtzahl der Schulabgänger in Oberfranken zwischen 2002 und 2011 um mehr als 21000 gesunken. Zimmer: „Diese Zahl hat mich wirklich betroffen gemacht, sie zeigt vor welcher Entwicklung wir stehen.“ Auf der anderen Seite weise die Lehrstellenbörse der Kammer im Internet aktuell rund 550 offene Lehrstellen aus. Hauptgrund dafür sei es, dass heute jeder zweite Jugendliche Abitur macht. Dazu komme der undifferenzierte Ruf, etwa von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), nach einer weiteren Akademisierung der Gesellschaft. Die Botschaft müsse im Gegenteil dazu lauten: „Bachelor und Meister, also akademische und berufliche Bildung sind gleichwertig.“ Zur künftigen Nachwuchsgewinnung stellte der Präsident ein Konzept vor, zu dem unter anderem 329 Handwerkspaten gehören, die an 101 Schulen in Oberfranken Ansprechpartner sind und das Handwerk vor Ort vertreten. Innovative Wege bei der Lehrlingssuche gehe das Handwerk auch über die neuen Medien. So gebe es bereits eine Smartphone-App, die es Schülern, Eltern und Lehrern mit wenigen Klicks ermöglichen soll, freie Lehr- und Praktikumsstellen im Handwerk zu finden, „ganz einfach via Smartphone oder Tablet mit dem Lehrstellenradar 2.0“. Für all diejenigen, die noch keine feste Vorstellung vom späteren Beruf haben, gebe es dabei auch einen sogenannten „Berufs-Checker“. Die Handwerkskammer für Oberfranken hatte im zurückliegenden Jahr fast 35 Millionen Euro umgesetzt, berichtete Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Die Hälfte des Budgets stammten aus Gebühreneinnahmen vor allem im Kurswesen, rund 34 Prozent aus den Beiträgen der Mitgliedsbetriebe. Bei den Ausgaben entfallen nach den Worten Kollers rund 87 Prozent auf den Dienstleistungssektor, also auf Bildungsmaßnahmen, Beratungen und auf die Handwerksförderung. Nur 13 Prozent seien der klassischen Kammerverwaltung zuzurechnen. In den Berufsbildungs- und Technologiezentren der HWK in Oberfranken fanden laut Hauptgeschäftsführer im zurückliegenden Jahr knapp 1200 Kurse mit zusammen knapp 14700 Teilnehmern statt. Über die Hälfte davon entfallen auf überbetriebliche Lehrlingsunterweisungskurse, knapp ein Drittel auf technische und betriebswirtschaftliche Fortbildungsmaßnahmen und der Rest auf die Meisterschulen. Fortgesetzt habe die Kammer im zurückliegenden Jahr ihre Investitionen in die berufliche Bildung. Dabei seien 1,15 Millionen Euro in die ergänzende technische Ausstattung der Berufsbildungs- und Technologiezentren investiert worden. Für die energetische Gebäudesanierung des BTZ in Bayreuth sowie weitere Baumodernisierungen in Coburg, Hof und Kulmbach habe die Kammer weitere 2,19 Millionen Euro ausgegeben. Vorbild Deutschland - Aufstrebende Wirtschaftsmacht in Lateinamerika / Von Bogota über Berlin nach Bayreuth: Deutsch-Kolumbianisches Forum an der Universität
Die große Klammer für das zweiteilige Deutsch-Kolumbianische Forum, dessen erster Teil vor einer Woche in Berlin stattfand, ist der Universalgelehrte Alexander von Humboldt. Er hatte schon vor rund 200 Jahren erkannt, dass Kolumbien einer der Länder mit dem größten Artenreichtum der Erde ist. Alexander von Humboldt habe diese Schätze erkannt und sie der Welt zugänglich gemacht, sagte der Botschafter. Die vielfältigen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Kolumbien seien das eine wesentliche Element, das beide Länder verbindet, das Wirken des Naturforschers Alexander von Humboldt in Oberfranken und später in Kolumbien seien das zweite wichtige Element, so der Parlamentarische Finanzstaatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk. So stehe Alexander von Humboldt gerade durch sein engagiertes Wirken in Kolumbien für ein neues, weltumspannendes Wissenschaftsbild, für das bereits in seinen fünf fränkischen Jahren die Grundlage gelegt wurde.
Viezpräsident Stefan Leible von der Universität brachte mit der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kolumbien neben Alexander von Humboldt und der wirtschaftlichen Situation noch einen dritten Bereich für die Verbindung beider Länder ins Spiel. Die Universität Bayreuth unterhalte bereits vielfältige Kontakte mit mehreren Kolumbianischen Hochschulen und sei bereits an deren Aufbau beteiligt gewesen. Denn nach 40 Jahren des bewaffneten Konflikts zwischen linksgerichteten Guerillagruppen, dem kolumbianischen Militär und rechtsgerichteter Paramilitärs sowie einer Welle des Terrors und der Gewalt scheinen Rechtsstaatlichkeit, Frieden und Versöhnung derzeit zum Greifen nah. „Die Verhältnisse haben sich mittlerweile nicht nur stabilisiert, sondern deutlich verbessert“, so Leible. Den zentralen Vortrag des deutsch-kolumbianischen Forums in Bayreuth hielt der Historiker, Humboldt-Kenner und Leiter der Münchner Wissenschaftstage Frank Holl über Alexander von Humboldt als den Vordenker schlechthin. Humboldt habe während seines Aufenthalts von März bis Dezember 1801 in Kolumbien nahezu unzählige physikalische und geographische Erkenntnisse zusammengetragen, sagte Holl. Humboldts Ziel sei es von Anfang an gewesen, das Zusammenwirken aller Naturkräfte zu bewirken, womit er bereits vor mehr als 200 Jahren den damals noch unbekannten Begriff der Ökologie geprägt habe. Die Dimension des Humboldt´schen Werkes machte Alberto Gomez Guttierrez vom Institut für Humangenetik in Bogota an dem ungeheuren Erbe Humboldts fest. Dazu gehörten allein 35000 Briefe. Alexander von Humboldt sei es auch gewesen, der wissenschaftliche Kooperation zwischen Deutschland und Kolumbien begründet habe.
Bilder: BayWa Oberfranken konnte zum Jubiläumsjahr gewaltig zulegen / Gute Stimmung in der Landwirtschaft bescherte dem Konzern hervorragende Umsatzzahlen
Aber nicht nur in der Landtechnik, sondern auch in den Bereichen Agrar, Baustoffe und Energie ging es für den Handels- und Dienstleistungskonzern, der heuer sein 90. Gründungsjubiläum feiert, aufwärts. Karl Bittermann, Leiter des Regionalen Verwaltungszentrums Franken, berichtete bei der Vorlage der Bilanz in Bamberg von einem zehnprozentigen Anstieg beim Umsatz auf 335 Millionen Euro. „Wir haben die gesamtwirtschaftlich gute Lage und die anhaltend positive Stimmung in der Landwirtschaft 2012 erfolgreich genutzt“, sagte Bittermann. Für das laufende Jahr gab er das Ziel aus, den Umsatz trotz Euro-Schuldenkrise weiter zu steigern. Erreicht werden soll dies unter anderem durch geplante Investitionen für 2013 in Höhe von knapp elf Millionen Euro. Die BayWa ist in Oberfranken an 30 Standorten präsent und beschäftigt 569 Mitarbeiter, darunter zwölf Prozent Auszubildende. Die Zahl der Mitarbeiter war dabei geringfügig um 14 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, die Zahl der Standorte nahm um zwei ab, weil die beiden oberfränkischen Niederlassungen Burgebrach und Burghaslach im Landkreis Bamberg zusammen mit dem bisherigen mittelfränkischen Standort Höchstadt an der Aisch an einem neuen Standort in Mühlhausen (Landkreis Erlangen-Höchstadt) aufgegangen waren. Mühlhausen liege zwar in Mittelfranken, ist aber zu etwa zwei Drittel für Kunden aus Oberfranken zuständig. Stärkste Sparte ist der Bereich Energie mit einem Umsatzanteil von 32 Prozent. Spartenchef Josef Pfannes berichtete von einer Umsatzsteigerung um 14 auf 108 Millionen Euro. Der Absatz von Heizöl und auch von Holzpellets habe aufgrund der niedrigen Bevorratung in den Haushalten und wegen des frühen Wintereinbruchs deutlich zugelegt. Allein für Holzpellets machte der Geschäftsführer Absatzsteigerungen von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Der Markt wachse kontinuierlich, weil Holzpellets bei der Erneuerung von Heizanlagen als günstige und ökologische Alternative zum Heizöl immer mehr zum Einsatz kommen. Zweitstärkste Sparte ist der Agrarhandel mit 30 Prozent Umsatzanteil. In Zahlen seien dies rund 100 Millionen Euro und damit 15 Millionen Euro mehr als noch 2011, sagte Spartengeschäftsführer Peter May. Ursächlich dafür nannte er Absatzsteigerungen in nahezu allen Bereichen. „Die Landwirtschaft fährt mit höherer Intensität, und die spürt man auch“, so May. Eine hervorragende Entwicklung bescheinigte er dabei dem Standort Leupoldsgrün bei Hof. Dort sollen noch im laufenden Jahr die Lagerkapazitäten für Getreide von derzeit 4000 auf künftig 8000 Tonnen verdoppelt werden. Zusammen mit der entsprechenden Infrastruktur lässt sich die BayWa den Ausbau rund eine Million Euro kosten. 20 Prozent zum Umsatz trägt der Bereich Baustoffe bei. Spartenchef Jochen Schneider bezifferte den Umsatz auf 66 Millionen Euro, was einem Anstieg von immerhin zwei Millionen Euro entspricht. Im Gegensatz zum Energiebereich habe der Baustoffmarkt sehr unter dem frühen Wintereinbruch gelitten, so Schneider, denn ab November sei auf dem Bau praktisch gar nichts mehr gegangen. Hinzu kommt ein Rückgang im Photovoltaikgeschäft aufgrund der sinkenden Einspeisevergütung. 18 Prozent des Umsatzes macht schließlich die Technik aus. Der Umsatz lag wie im Vorjahr bei 61 Millionen Euro und habe sich damit auf hohem Niveau stabilisiert, so Spartengeschäftsführer Günter Schuster. Neben der kürzlich erfolgten Eröffnung des neuen, zwei Millionen Euro teuren Betriebs in Mühlhausen kündigte Schuster unter anderem ein neues Gebrauchtmaschinenzentrum für Bamberg mit einer Investitionssumme von 4,6 Millionen Euro, den Bau einer neuen Landtechnikwerkstätte in Bayreuth für 2,5 Millionen an. Bild: In Oberfranken konnte die BayWa 2012 weiter zulegen (von links): der fränkische BayWa-Chef Karl Bittermann und seine Spartengeschäftsführer Günter Schuster, Jochen Schneider, Josef Pfannes und Peter May. „Agieren statt reagieren“ / Nahaufnahme: der oberfränkische Siemens-Chef Karl Fleischer
1954 wurde Karl Fleischer im mittelfränkischen Spalt geboren. Bei Siemens ging er bereits in die Lehre und zwar zum Starkstromelektriker. Danach studierte er in Nürnberg Elektrotechnik. Ob Service, Montage oder Vertrieb, Karl Fleischer hatte so ziemlich alle Stationen bei Siemens durchlaufen, ehe er vor gut 20 Jahren zu Siemens nach Bayreuth gekommen war. Seit Oktober 1998 steht er an der Spitze der Niederlassung und ist damit gleichzeitig auch der Ansprechpartner für Siemens in Oberfranken. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Den Umzug vom Alten Siemens-Gebäude im Industriegebiet Bayreuth-Nord mitten in die Innenstadt im vergangenen Sommer bezeichnet Karl Fleischer als einen der Meilensteine. Die neue Niederlassung in der Casselmannstraße gilt nicht nur als eines der modernsten Siemens-Gebäude in Deutschland, sondern auch eines der ersten mit absolut zukunftsweisenden Arbeitsplätzen. Das beginnt beim hocheffizienten Gebäudemanagement mit Wärmepumpe, optimaler Wärmedämmung, einem energiesparenden Beleuchtungssystem und hört in der völlig neuartig angelegten Bürolandschaft noch lange nicht auf. Auch von außen setzt der markante Gebäudeentwurf mit seiner charakteristischen Glasfassade Maßstäbe. Für Karl Fleischer ein klares Bekenntnis zum Standort Bayreuth und zu Oberfranken. Tatsächlich hat sich die Zahl von rund 75 Mitarbeitern in den zurückliegenden Jahren kaum verändert. Fünf Auszubildende zum Elektroniker Betriebstechnik sind darunter. Die Frauenquote der Siemens-Niederlassung in Bayreuth liegt bei 20 Prozent. „Ich will die Zukunft aktiv gestalten“, sagt Karl Fleischer. Für ihn heißt das: „Agieren statt reagieren.“ Leistungswille und Leistungsbereitschaft gehören genauso dazu, wie der Mut zu neuen Dingen. „Ich stelle eher mal einen Querdenker ein, als einen Ja-Sager“, so Fleischer, der auf Kreativität setzt und der mit Freude sieht, dass es bei vielen jungen Leuten die Work-Life-Balance, also der Einklang von Arbeits- und Privatleben im Vordergrund steht. Seine große Leidenschaft sind die Berge. Schon kurz nach seiner Lehre hatte Karl Fleischer als Anerkennung für seine Bestnoten einen vierwöchigen Kletteraufenthalt im Kleinwalsertal bekommen. Später, während seiner Bundeswehrzeit, war er bei den Gebirgsjägern. „Die Berge haben sich bei mir festgesetzt“, sagt er und gibt zu, dass auch ein bisschen das Abenteuer mitspielt, wenn er heute schon mehrfach in Nepal, in Tibet oder in den südamerikanischen Anden war. Und irgendwie passt es auch zu seiner Philosophie, stets über den Tellerrand hinauszublicken, um andere Menschen verstehen zu können. Sehr verbunden ist Karl Fleischer der Kirche, Und zwar nicht nur als Pfarrgemeinderat in seiner katholischen Heimatgemeinde in Bindlach (Landkreis Bayreuth), sondern auch dann, wenn er einmal pro Jahr für einige Tage ins Kloster geht, in Münsterschwarzach oder Plankstetten etwa. „Das schafft Ordnung im Leben und gibt einem die richtige Orientierung.“ Der Glaube ist auch die Basis für eine starke persönliche Zufriedenheit, die Karl Fleischer überaus optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Die Themen Ausbildung und Qualifikation werden dabei ganz wichtig sein, sagt Karl Fleischer. Vielen Menschen sei es gar nicht bewusst, wie hart der globale Wettbewerb eigentlich ist. Siemens versorgt von Bayreuth aus seit über 50 Jahren Kunden aus Industrie, Energiewirtschaft, Gesundheitswesen und aus der öffentlichen Verwaltung mit den verschiedensten Produkten und Systemlösungen. Kunden im Bereich Medizintechnik sind beispielsweise niedergelassene Ärzte, Kliniken und medizinische Versorgungszentren, im Bereich Verkehrs- und Gebäudetechnik Kommunen und Verwaltungen, regionale und überregionale Energieversorger sowie die Industrie. Damit macht Siemens von Bayreuth aus einen Jahresumsatz im dreistelligen Millionenbereich. Konkret hat Siemens beispielsweise den kompletten Brandschutz im Bayreuther Festspielhaus oder im neuen Markgräflichem Opernhaus installiert. Für die Arena der Brose Baskets in Bamberg realisierte Siemens die komplette Gebäudetechnik. Außerdem stammt die gesamte Straßenverkehrstechnik in Bayreuth oder in Hof von Siemens. Bundesweit gibt es 36 Siemens-Niederlassungen. Sechs Niederlassungen und eine Geschäftsstelle sind in Bayern angesiedelt.
Bild: Trotz Dumping-Konditionen anderer: Oberfranken vertrauen auf VR-Banken / Oberfränkische Volksbanken und Raiffeisenbanken legten positive Bilanz für 2012 vor – Gregor Scheller löst Manfred Nüssel als Bezirkspräsident ab
Als eine seiner ersten offiziellen Amtshandlungen stellte Gregor Scheller am Freitag in Bayreuth die überaus positive Bilanz der Volksbanken und Raiffeisenbanken Oberfrankens vor. „Wir sind sehr zufrieden, die Volksbanken und Raiffeisenbanken haben das zurückliegende Geschäftsjahr trotz des anspruchsvollen Umfelds sehr ordentlich abgeschlossen“, sagte der neue Bezirkspräsident. Den Zahlen zufolge war die Bilanzsumme der 26 oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken von 9,8 auf 10,1 Milliarden Euro angestiegen. Die Ausleihungen wuchsen von 4,5 auf 4,6 Milliarden Euro an, zählt man das außerbilanzielle Kreditvolumen wie zum Beispiel Versicherungen und Bausparkasse Schwäbisch Hall dazu, liegt das gesamte betreute Kreditvolumen der oberfränkischen Genossenschaftsbanken bei 5,4 Milliarden Euro. „Damit haben wir unsere Zuverlässigkeit als Kreditgeber für Verbraucher und Mittelstand erneut unter Beweis gestellt“, sagte Scheller. Auf der anderen Seite konnten die VR-Banken in Oberfranken aber auch im Einlagebereich Zuwächse verzeichnen. Der Bilanz zufolge sind die Kundengelder von 7,9 auf 8,1 Milliarden Euro angestiegen. Zusammen mit den außerbilanziellen Geldern betreuen die oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken damit rund zwölf Milliarden Euro an Kundenanlagen. Der neue Bezirkspräsident nannte diese Zahlen umso bemerkenswerter, als dass ein immer härter werdender Wettbewerb im Einlagengeschäft zu beobachten sei. Insbesondere ausländische Banken würden mit Dumping-Konditionen auf den Markt gehen, um Liquidität abzuschöpfen. Der Zuwachs zeige allerdings ganz deutlich, dass die Kunden den oberfränkischen Kreditgenossenschaften verstärkt ihr Vertrauen schenken. Für das laufende Jahr rechnen die VR-Banken in Oberfranken trotz des niedrigen Zinsniveaus mit einem weiteren Zuwachs im Einlagengeschäft sowie einer weiter wachsenden Kreditnachfrage. „Bevor die Menschen ihr Geld zu 0,5 Prozent Zinsen auf ihrem Konto lassen, investieren sie es lieber in ihr Wohnumfeld“, so Scheller. Insgesamt gibt es in Oberfranken noch 26 eigenständige Volksbanken und Raiffeisenbanken mit zusammen 305 Geschäftsstellen, 386 Geldautomaten und 446000 Girokonten. Mit exakt 253745 Mitgliedern gelten die oberfränkischen Genossenschaftsbanken als eine der größten Mitgliederorganisationen im Regierungsbezirk. Die drei größten oberfränkischen VR-Banken sind Coburg, Hof und Bamberg. Die 26 Banken beschäftigen 2937 Mitarbeiter, davon sind 180 Auszubildende. Während die Zahl der Geschäftsstellen im zurückliegenden Jahr um zwei abgenommen hatte, ist die Zahl der Mitarbeiter um fünf, die Zahl der Auszubildenden um elf angestiegen. Metaller wollen 5,9 Prozent mehr Lohn und Gehalt / Delegierte aus Ostoberfranken liegen mit ihrer Forderung über der des Bundesvorsitzenden
Bereits in wenigen Tagen wird die Tarifkommission der Gewerkschaft in Ingolstadt darüber beraten und für Bayern eine einheitliche Forderung aushandeln, ehe die ersten Verhandlungen mit den Arbeitgebern am 19. März stattfinden. Der aktuelle Tarifvertrag läuft am 30. April aus. Der neue Tarifvertrag soll nach dem Willen der Delegierten genauso wie der alte nur zwölf Monate Gültigkeit besitzen. Die Beschlussempfehlung sieht unter anderem auch eine Festgeldzahlung für Auszubildende von 60 Euro vor. „Die Metall- und Elektroindustrie ist eine der Schlüsselbranchen in Deutschland und in Bayern, sie steht deshalb immer im Focus der Öffentlichkeit“, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ostoberfranken Volker Seidel. Erst am Montag hatte IG-Metall-Bundesvorsitzender Berthold Huber eine Forderung von 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie ausgegeben, was von vielen Delegierten aus der Region als zu niedrig kritisiert wurde. Kritik übte Seidel vor allem an den Arbeitgebern, die den Tarifabschluss von 2012 im Nachhinein als um 1,3 Prozent zu hoch kritisierten und deshalb forderten, die 1,3 Prozent jetzt wieder abzuziehen. „Wegen uns ist noch nie ein Betrieb abgesoffen“, sagte Seidel. 2012 hatten sich Gewerkschaften und Arbeitgeber auf einen Anstieg der Entgelte für die Beschäftigten der bayerischen Metall- und Elektroindustrie um 4,3 Prozent geeinigt. Der jetzt für Ostoberfranken aufgestellten Forderung liegt unter anderem eine angenommene Steigerung der Inflation von 2,1 Prozent zu Grunde. Derzeit liegt die Inflation bei historisch niedrigen 1,5 Prozent. Nach der Festsetzung der Beschlussforderung für Bayern durch die Tarifkommission am 13. März in Ingolstadt soll der Vorstand am 15. März die Forderung genehmigen. Der gesamtoberfränkische Tarifauftakt mit dem bayerischen IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler ist im Rahmen einer Großveranstaltung für Mittwoch, 10. April, 18 Uhr, in Bamberg vorgesehen. Die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern sollen bereits am 19. März starten. Kommt bis zum Auslaufen des aktuellen Tarifvertrages am 30. April keine Einigung zustande könnte ab dem 2. Mai eine erste Warnstreikwelle starten. Kommt es weiterhin zu keiner Einigung steht für Ende Mai eine Urabstimmung auf dem Terminplan. Einen deutlich niedrigeren Abschluss mussten derweil die Beschäftigten der ebenfalls zur IG Metall gehörenden Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie hinnehmen: nach Westfalen-Lippe, Niedersachsen und Bremen gibt es nach den Worten Seidels jetzt auch in Bayern für die Holz- und Kunststoffbeschäftigten drei Prozent mehr Geld. In der dritten Verhandlung konnten IG Metall und Arbeitgeber fast unbeachtet von der Öffentlichkeit vor wenigen Tagen ein entsprechendes Tarifergebnis erzielen. Die Auszubildenden dürfen sich demnach auf 30 Euro mehr je Ausbildungsjahr freuen. Die IG Metall Ostoberfranken hat aktuell 12658 Mitglieder, rund 200 weniger als vor Jahresfrist. Bild: Der 1. und der 2. Bevollmächtigte der IG Metall in Ostoberfranken: Volker Seidel aus Münchberg (links) und Wolfgang Kormann aus Pegnitz. Leidenschaftlicher Landwirt: Mit Manfred Nüssel scheidet der dienstälteste Bezirkspräsident des Genossenschaftsverbandes aus dem Amt
So steht es auch in der Satzung, die Nüssel damals selbst mitbeschlossen hatte. Er selbst spricht vom idealen Zeitpunkt. Die Weichen seien gestellt, das Haus gut bestellt und für den Nachfolger die besten Voraussetzungen geschaffen. Zum Ruheständler wird Manfred Nüssel freilich nicht, obwohl er mit dem Aufsichtsratsvorsitz der VR-Bank Bayreuth schon im Juni das nächste Amt niederlegen muss. „Aus Altersgründen“, wie es so schön heißt. Andere Aufgaben wird er auch weiterhin erfüllen und das sind keine unwichtigen: Nüssel ist seit 1999 Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes und seit 2000 Aufsichtsratsvorsitzender der BayWa. Viel ist passiert in den 32 Jahren seiner Amtszeit als Bezirkspräsident. 1981 habe es 124 selbstständige Volksbanken- und Raiffeisenbanken in Oberfranken mit einer Bilanzsumme von umgerechnet 1,6 Milliarden Euro gegeben, heute sind es nur mehr 26 Banken mit einer Bilanzsumme von 10,1 Milliarden Euro. Getreu seinem Motto „Ein Markt - eine Bank“ werden langfristig wohl irgendwann noch zehn eigenständige Volksbanken und Raiffeisenbanken übrig bleiben. Das sagt Manfred Nüssel schon heute voraus. Überhaupt ist er einer, der immer nach vorne blickt. „Ich habe nie rückwärts geschaut“, sagt er. Noch ein Merkmal ist allen seinen Tätigkeiten gemeinsam: Wenn Manfred Nüssel ein Amt innehat, dann hat er es lange inne. Kurzfristiges Denken, das ist seine Sache nicht. Ihm kommt es vielmehr darauf an, Vertrauen aufzubauen und langfristig übernehmen zu können. Ganz wichtig ist es ihm deshalb auch, all jenen zu danken, die ihm Vertrauen entgegengebracht haben, gerade ihm, dem „Nichtbanker“, wie er selbst sagt. „Dieses Vertrauen und diese Wertschätzung haben mich stets getragen.“ Seinen ersten Kontakt mit einer Genossenschaftsbank hatte Manfred Nüssel 1974 als er zum ehrenamtlichen Vorstand der damals eigenständigen Raiffeisenbank Bad Berneck gewählt wurde. Nur vier Jahre nach dem Ende seines Studiums in Triesdorf. Parallel dazu war Nüssel zwischen 1974 und 1985 auch Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft. Nach dem Studium hatte er den elterlichen Hof übernommen. „Man muss das Vorhandene stets weiterentwickeln“ lautete seine Maxime. Uns so beschreibt sich Nüssel auch als „leidenschaftlicher Landwirt“. Die beiden Schwerpunkte Schweinemast und Ackerbau hat er beibehalten und weiterentwickelt, zwei kleinere Betriebe dazu gepachtet. Heute umfasst der Hof 90 Hektar und wird von einem Landwirt geleitet, der lange Jahre bei Manfred Nüssel beschäftigt war und der heute an dem Betrieb mitbeteiligt ist. Ein erstes politisches Mandat hatte Manfred Nüssel bereits in den 1970er Jahren für die CSU als Gemeinderat in der bis zur Gebietsreform noch eigenständigen Gemeinde Rimlas übernommen. 1984 wurde er in den Bad Bernecker Stadtrat gewählt, eine Periode lang gehörte er dem Bayreuther Kreistag an, als Vertreter der Genossenschaftsorganisationen war er von 1992 bis zur Auflösung 1999 Mitglied des Bayerischen Senats. Ein tieferer Einstieg in die Politik etwa als Abgeordneter sei für Manfred Nüssel als Sohn Simon Nüssels nicht möglich gewesen. Vater Simon gehörte dem Bayerischen Landtag von 1954 bis 1994 an und nimmt auch heute noch mit 89 Jahren an den meisten CSU-Veranstaltungen im Landkreis Bayreuth teil. Manchmal, so gibt Manfred Nüssel offen zu, sei es als Sohn Simon Nüssels schon problematisch gewesen, eine bestimmte Funktion übertragen zu bekommen. Doch wenn er sie einmal hatte, habe es in der Folge nicht einmal mehr einen Gegenkandidaten gegeben. Ob Manfred Nüssel nach dem Ausscheiden aus dem Amt des Oberfränkischen Genossenschaftspräsidenten und des VR-Bank-Aufsichtsratsvorsitzenden in Bayreuth wirklich mehr Freizeit hat, wird die Zukunft zeigen. Noch immer legt er als Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes rund 90000 Kilometer pro Jahr zurück. Der Deutsche Raiffeisenverband ist der Dachverband der agrar- und ernährungswirtschaftlichen Raiffeisen-Genossenschaften, bei denen die meisten Landwirte, Gärtner und Winzer Mitglieder sind. Dem DRV gehören rund 2500 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 50 Milliarden Euro pro Jahr an. Als Aufsichtsratsvorsitzender der BayWa feiert Nüssel gerade den 90. Geburtstag des Unternehmens, das sich vom konservativ ausgerichteten Agrarhändler zum mittlerweile international aufgestellten Konzern entwickelt hat. Ganz so, wie es auch in der Landwirtschaft derzeit zu beobachten ist, von der statischen Ordnung hin zum liberalisierten Agrarmarkt, bei dem der Landwirt die Preise für seine Erzeugnisse an der Warenterminbörse absichert. Fit hält sich Manfred Nüssel mit Sport, bevorzugt wandern, laufen, Mountainbike fahren, ebenso Ski und seit neuestem trifft man ihm auch auf dem Golfplatz. „Das ist ein Sport, den man bis ins hohe Alter betreiben kann“, sagt er. Mit seiner Freu Gerlinde ist Manfred Nüssel seit 1971 verheiratet. Das Ehepaar hat drei erwachsene Kinder, die beiden Töchter Andrea und Tanja und Sohn Gunter. IG BAU Oberfranken kämpft um Nachwuchs / Gewerkschaft verabschiedete Renten-Resolution – DGB-Landeschef Jena gegen Wahlempfehlung
Der Bezirksverbandstag verabschiedete deshalb auch eine Renten-Resolution, in der die Bundestagsabgeordneten dazu aufgefordert werden, sich für sichere Übergänge von der Arbeit in die Rente und für eine gesetzliche Rente, „die zum Leben reicht“ einzusetzen. Wer ein Leben lang gearbeitet hat, müsse von seiner Rente auch leben können, heißt es in der Resolution. Konkret fordert die Gewerkschaft einen Stopp der Rentenniveausenkungen und eine Höherwertung von Beiträgen aus Niedriglöhnen. Langfristig müsse die Rentenversicherung umgebaut werden zu einer Bürgerversicherung, in der starke Schultern mehr Verantwortung übernehmen sollten. Kein Gerüstbauer, kein Dachdecker würde es durchhalten, bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten, hatte zuvor bereits der IG-BAU-Bezirksvorsitzende Gerald Nicklas festgestellt. Hier müsse „das arbeitende Wahlvolk“ bei den anstehenden Bundes- und Landtagswahlen die entsprechenden Entscheidungen treffen. Offiziell wollen die Gewerkschaften allerdings keine Wahlempfehlung aussprechen. 800000 Gewerkschaftsmitglieder in Bayern wüssten schon selbst, wem sie wählen sollen, so DGB-Landeschef Jena. Dies werde die Gewerkschaften aber nicht daran hintern, sich mit klaren politischen Forderungen zu positionieren. Einige davon sind der Kampf gegen eine ausufernde Leiharbeit, gegen zunehmende Werkverträge und gegen einen explosionsartig wachsenden Niedriglohnbereich. Die Politik habe dafür gesorgt, dass Arbeit immer mehr zur Ramschware ohne Wert verkommt und deshalb müsse die Politik jetzt auch dabei helfen, dass dieser unsägliche Missbrauch endlich beendet wird. „40 Stunden die Woche hart arbeiten und dann am Monatsende aufs Amt gehen müssen und mit Hartz IV aufstocken, weil der Lohn nicht zum Leben reicht, das ist entwürdigend, das ist unsozial, so etwas darf es in einem der reichsten Länder der Welt nicht geben“, stellte DGB-Chef Jena fest. Für die anstehende Tarifrunde für die Baubeschäftigten bekräftigte der Bezirksvorsitzende Nicklas die Forderung nach einem Lohnplus von 6,6 Prozent. Zuletzt seien die entsprechenden Tarifverhandlungen ohne Ergebnis vertagt worden. Klar sei, dass die Beschäftigten vollkommen berechtigt die Erwartung haben, an der guten Baukonjunktur beteiligt zu werden. Neben den geforderten 6,6 Prozent mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung will die IG BAU auch die Anhebung der Mindestlöhne in gleicher Höhe. Zudem muss es weitere Schritte in Richtung Angleichung des Ost- an den Westlohn geben und eine Übernahmeregelung für Auszubildende. Die Tarifrunde wird am 8. März fortgesetzt. Weniger rosig steht es derzeit um die IG BAU in Oberfranken. Nach den Worten des Vorsitzenden war die Mitgliederzahl während des zurückliegenden Jahres um fast 200 auf 6211 zurückgegangen. Besonders problematisch nannte es Nicklas, dass vor allem junge Leute fehlen. „Ich sehe schwarz für unsere Organisation, wenn wir keinen Nachwuchs gewinnen.“ Während von den 6211 Mitgliedern 2370 bereits das Rentenalter erreicht haben, kommt die IG BAU gerade einmal auf 512 junge Gewerkschafter. Die aktivste Fachgruppe stellten folglich auch die Senioren. Hauptziel der IG BAU in Oberfranken soll es deshalb in den kommenden Jahren sei, das Augenmerk verstärkt auf die Nachwuchsgewinnung zu legen. Als besonders starke und aktive Kreisverbände bezeichnete der Vorsitzende Bayreuth, Forchheim und Lichtenfels. Weniger gut laufe es dagegen in Sachen Aktivitäten und Mitgliedern in Bamberg, Coburg, Hof und Marktredwitz. Dennoch zog Nicklas ein insgesamt positives Fazit: „Es gibt überall in Oberfranken Bewegung und Präsenz, das ist in der Region Franken nicht überall so.“ Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurden Gerald Nicklas aus Bindlach im Landkreis Bayreuth als Vorsitzender und Herbert Liski aus Bamberg als Stellvertreter mit jeweils großer Mehrheit in ihren Ämtern auf weitere vier Jahre bestätigt. Bild: Der alte und neue Vorsitzende der IG BAU in Oberfranken Gerald Nicklas (links) und der bayerische DGB-Landesvorsitzende Matthias Jena am Samstag in Himmelkron. Millioneninvestitionen für Universität Bayreuth / 9,1 Millionen Euro teures Labor- und Forschungsgebäude der Polymerforschung eröffnet
„Key Laboratorien“ zur gemeinsamen, thematisch fokussierten Nutzung böten eine wichtige Plattform für interne Kooperationen und für die Zusammenarbeit mit externen wissenschaftlichen Partnern aus dem Bereich der anwendungsbezogenen Grundlagenforschung, so der Vizepräsident und Inhaber des Lehrstuhls Makromolekulare Chemie I Hans-Werner Schmidt. Die Bereitstellung eines optimalen Forschungsumfeldes, insbesondere einer bedarfsgerechten Forschungsinfrastruktur, sei auch ein wesentlicher Bestandteil der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Vizepräsident Schmidt machte zudem deutlich, dass die Inbetriebnahme des Forschungsgebäudes Polymer Nanostructures ein wichtiger Meilenstein für das Vorhaben sei, in Bayern ein führendes Forschungsinstitut im Bereich der Polymerforschung und -technologie zu etablieren. So beabsichtigten die Universitäten Bayreuth, Erlangen-Nürnberg und Würzburg, ihre leistungsfähigen und bereits heute international sichtbaren Kompetenzen auf diesem Forschungsgebiet künftig institutionell noch besser zu vernetzen und ein Bayerisches Polymerinstitut zu gründen.
Kanzler Markus Zanner stellt heraus, dass mit dem Forschungsgebäude die strukturelle Voraussetzung und damit ein „kreatives Milieu“ für die weitere erfolgreiche Drittmitteleinwerbung insbesondere im Rahmen von koordinierten Förderprogrammen wie Sonderforschungsbereichen geschaffen werde. Er wies darauf hin, dass bei der Bau- und Infrastrukturplanung das strategische Ziel verfolgt werde, den Campusstandort durch räumliche Verdichtung zu stärken. Die fünf neuen Key Laboratorien bildeten den entscheidenden Keim für diese zukünftige Weiterentwicklung. Mit dem Neubau seien die Voraussetzungen für Innovationen in den technologischen Schlüsselfeldern der Zukunft geschaffen. Die Entwicklung neuartiger multifunktioneller Polymere sei notwendig, um die gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in den Bereichen Mobilität, Energie, Information, Sicherheit und Medizin zu bewältigen. Investitionen in Forschung und Entwicklung seien Investitionen in Werkstoff‐, Prozess und Produktinnovationen sowie in neue Arbeitsplätze im Hochlohnsegment. Sie bildeten die Basis für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Die Planung für den Baukörper sei im engen Dialog mit den Nutzern erfolgt, um optimale infrastrukturelle Voraussetzungen zur Unterstützung der Forschung im Polymer- und Kolloidbereich zu schaffen, sagte Baudirektor Johann Hanfstingl vom Staatlichen Bauamt Bayreuth. So sei der ästhetisch ansprechende Stahlbetonbau in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Gebäude Naturwissenschaften II und mit architektonischer Anbindung daran realisiert worden, um die Interdisziplinarität im Überschneidungsbereich von chemischer, physikalischer und ingenieurwissenschaftlicher Forschung noch intensiver zu leben. Polymere sind unter anderem in technischen Textilien, Solar- und Brennstoffzellen, Displays und Speichermedien, Implantaten, sie kommen außerdem in der Automobil- und in der Pharmaindustrie zum Einsatz.
Bild:
Keine Griechenlandpapiere im
Bestand
Der Bilanz zufolge waren die Kundeneinlagen im zurückliegenden Jahr um 2,2 Prozent oder 15 Millionen Euro auf 696 Millionen Euro angestiegen. „Hier herrscht ein ruinöser Preiswettbewerb“, sagte Vorstandsmitglied Jürgen Dünkel. Aufgrund der historisch niedrigen Zinsen sei ein Trend zu Sachwerten und zum Konsum festzustellen. Darüber hinaus würden auch immer häufiger Kredite vorzeitig getilgt. Darüber hinaus gelte die VR-Bank Bayreuth auch weiterhin als gefragter und zuverlässiger Kreditgeber für Unternehmen und Privatpersonen. So war das Kreditvolumen um 6,2 Prozent oder 29 Millionen Euro auf 499 Millionen Euro angestiegen. „Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und des Arbeitsplatzangebotes in der Region, so Dünkel. Die Krise habe es gezeigt: Liquidität ist für die Banken von enormer Bedeutung. Auch hier verfüge die VR Bank Bayreuth über eine hervorragende Ausstattung in einer Höhe von weit 200 Millionen Euro. Die Bank könne sich damit unabhängig vom Kapitalmarkt fast ausschließlich über breit gestreute Kundeneinlagen finanzieren. Sicher angelegt sei die Liquidität in Bankguthaben, festverzinslichen Wertpapieren und Spezialfonds. „Griechenlandpapiere oder sonstige ausfallgefährdete Wertpapiere befinden sich nicht im Bestand der Bank“, stellte Vorstandsmitglied Dünkel klar. Vor allem bedingt durch ein hohes Mitgliederwachstum war das Eigenkapital der VR-Bank Bayreuth deutlich um 17 Prozent oder 10,2 Millionen Euro auf 69,1 Millionen Euro angewachsen. Diese Eigenkapitalstärkung erhöhe die Substanz der Bank, stärke die Wettbewerbsfähigkeit, sichere die Kreditvergabemöglichkeiten und erfülle die künftigen Anforderungen nach Basel III, so Dünkel. Seinen Niederschlag finde das hervorragende Ergebnis nicht zuletzt auch im Jahresüberschuss, den Dünkel nach Dotierung der versteuerten Vorsorgereserven auf 2,9 Millionen Euro bezifferte (Vorjahr 2,2 Millionen Euro). Die Bilanzsumme habe sich entsprechend der Geschäftsentwicklung um 2,2 Prozent oder 18 Millionen Euro auf 845 Millionen Euro erhöht. Als Erfolgsmodell schlechthin bezeichnete Vorstandsmitglied Karlheinz Löbl die „unverwechselbare VR-Mitgliederbank“. In der undurchsichtigen und für viele Menschen eher problematischen Bankenwelt gewinne dieses Geschäftsmodell immer mehr an Bedeutung. Bestes Beispiel dafür sei die VR-Bank Bayreuth. Hier war die Zahl der Mitglieder im zurückliegenden Jahr um 6,6 Prozent oder 1360 auf 21891 und die Zahl der Geschäftsanteile um 21,7 Prozent oder 27557 auf 154773 angestiegen. Damit sei jeder dritte Kunde Eigentümer, beziehungsweise Mitglied der VR-Bank. Die VR-Bank Bayreuth beschäftigte im zurückliegenden Jahr 217 Mitarbeiter (17 weniger als im Vorjahr) und bildete 14 junge Leute aus (vier weniger als im Vorjahr). Trotz des geringfügigen Rückgangs gilt die VR-Bank noch immer als einer der größten Arbeitgeber in der Region. Die Bank betreut 24 Geschäftsstellen. Für das laufende Jahr 2013 erwartet die VR Bank eine weiterhin zufriedenstellende Konjunktur, weitere Schritte zur Beruhigung der Finanzmärkte, anhaltend niedrige Zinsen und einen unverändert harten Wettbewerb. Das Niedrigzinsniveau werde zu rückläufigen Zins- und Betriebsergebnissen führen, sagte Vorstandsmitglied Markus Schappert. Kostenmanagement, Produktivität und Effizienz seien auch weiterhin von großer Bedeutung. Schappert kündigte an, die bewährte konservative Risikopolitik beizubehalten, damit die Bank auch in Zukunft der vertraute und zuverlässige Partner für Mitglieder und Kunden bleiben könne. Bild: Die Spitze der VR-Bank Bayreuth mit (von links) Jürgen Dünkel, Karlheinz Löbl, Markus Schappert und Manfred Dill bei der Vorstellung der Erfolgsbilanz für 2012.
„Schere zwischen arm und reich
geht immer weiter auseinander“
„Sicher ist nur, dass die Satzungsreform beschlossen ist und Oberfranken eine DGB-Region wird“, sagte Eckardt. Der 48-Jährige war zuletzt freigestellter Betriebsrat bei DB Netz in Nürnberg und steht seit Jahresbeginn 2010 an der Spitze der DGB-Region Oberfranken-West mit über 40000 Mitgliedern, Tendenz steigend. Es gebe freilich nicht nur gemeinsame Probleme in Oberfranken Ost und in Oberfranken West, ließ Jürgen Jakob vorab nicht allzu viel Euphorie aufkommen. Die große Linie in der Gewerkschaftspolitik freilich ist die gleiche: „Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auseinander“, sagte Mathias Eckardt. In den zurückliegenden zehn Jahren hätten Arbeitnehmer Lohneinbußen von real sieben Prozent hinnehmen müssen, gleichzeitig hätten die Arbeitgeber 30 Prozent, DAX-Vorstände sogar um über 100 Prozent mehr in der Tasche gehabt. „Es ist ungerecht, dass viele Arbeitnehmer von ihrem Verdienst mehr richtig leben können und mit Hartz IV aufstocken müssen“, so der Sprecher. Niemandem scheine es dabei zu stören, dass die Niedriglöhner die armen Rentner von morgen sind. Eckardt: „Das ist für ein so reiches Land wie Deutschland eigentlich eine Schande.“ Eine Schande sei auch die soziale Auslese im Bildungsbereich: „Sie führt bereits in jungen Jahren zu einer Spaltung der Gesellschaft und damit zu einem Verlust an Demokratieverständnis.“ Wenn Demokratie nicht mehr gelehrt und gelebt wird, dann brauche sich niemand mehr über rechtsextremistische Umtriebe wundern. Der Gewerkschafter sprach sich dabei auch klar für ein NPD-Verbot aus: „Die NPD und alle rechtsextremistischen Gruppierungen einschließlich ihrer hasserfüllten und demokratiefeindlichen Internetauftritte müssen endlich verboten werden.“ Genauso wichtig sei es aber auch, die Ursachen zu bekämpfen. Soziale Spaltung, unsichere Beschäftigung und Angst vor dem sozialen Abstieg treibe vor allem junge Menschen in die Fänge der Rechtsradikalen. Bildung und ein gerechter Arbeitsmarkt würden damit noch wichtiger für die Zukunft unseres Landes. Jürgen Jakob hatte zuvor die finanzielle Ausstattung der Kommunen angeprangert. Eine Folge davon sei beispielsweise, dass die Zukunft der Wilhelm-Leuschner-Stiftung in Bayreuth, die eine intensive Projektarbeit gegen rechts betreibt, ungewiss ist. Offen sei auch die Zukunft des kleinen Leuschner-Museums im Geburtshaus des prominenten Widerstandskämpfers. Der DGB habe das Geburtshaus zusammen mit der Stadt und der Oberfrankenstiftung erwerben wollen. Damit wären die Aufgaben und die Finanzierung der Leuschner-Stiftung in trockenen Tüchern gewesen. Doch nun habe die Stadt kein Geld mehr für derartige Projekte. Bild: Schulterschluss zwischen den DGB-Regionen Oberfranken Ost und West: Jürgen Jakob (links) und Mathias Eckardt beim Neujahrsempfang des DGB in Bayreuth. Handwerk in Oberfranken: Betriebe auf Erfolgskurs / Bau- und Ausbau profitieren – Eintrübung bei Kfz- und Lebensmittelhandwerk
Handwerk in Oberfranken, das bedeutet nach den Worten des Präsidenten unter anderem gut 16200 Handwerksbetriebe mit rund 74200 Beschäftigten und über 6200 Lehrlingen. Die Zahlen entsprechen im Großen und Ganzen denen des Vorjahres. Lediglich die Lehrlinge hätten hauptsächlich aufgrund des demographischen Wandels um knapp fünf Prozent abgenommen und der Umsatz habe mit netto rund sieben Milliarden Euro um zwei Prozent unter dem Rekordjahres 2011 gelegen. Damals waren die Handwerksumsätze im Regierungsbezirk noch um satte sechs Prozent angestiegen. Als Zugpferd der Handwerkskonjunktur bezeichnete Zimmer das Bau- und Ausbauhandwerk, was in erster Linie an der enormen privaten Nachfrage nach energetischen Sanierungen liege. Die Auslastung habe im Ausbauhandwerk bei über 80 Prozent gelegen, der durchschnittliche Auftragsbestand bei acht Wochen und damit weit über den Durchschnitt der zurückliegenden zehn Jahre. Sorgen hätten dagegen viele Betriebe des Kraftfahrzeug- und des Lebensmittelhandwerks. Zwar bezeichnen die meisten der Kfz-Betriebe ihre Geschäftslage als gut, doch hätten sowohl der Absatz an Fahrzeugen als auch das Werkstattgeschäft bereits nachgelassen. Jeder fünfte Betrieb rechnet für 2013 mit weiter sinkenden Umsätzen. Auch die Bäcker und Metzger hätten ihre Umsätze von 2011 nicht erreicht. Als Gründe nannte Zimmer den immensen Wettbewerbsdruck durch Discounter sowie die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise. Vor dem Hintergrund des aktuellen Volksbegehrens zur Abschaffung der Studiengebühren warnte der HWK-Präsident vor einer weiteren Benachteiligung der beruflichen Bildung. „Es könne nicht angehen, dass ein Studium kostenlos ist, während die berufliche Bildung ordentlich Geld kostet.“ Ein Meisterprüfling müsse mindestens 10000 Euro berappen. Angesichts der hohen gesellschaftlichen Bedeutung der dualen Ausbildung als Garant für niedrige Jugendarbeitslosigkeit wäre die klare Benachteiligung von Meistern „eine echter Treppenwitz“. Akuten Handlungsbedarf sehen die Handwerker laut Hauptgeschäftsführer Thomas Koller gleich bei mehreren unternehmensrelevanten Einzelthemen. Dazu gehöre beispielsweise die in der Öffentlichkeit noch kaum bekannte Absicht der EU-Kommission, die gesetzliche Zahlungsfrist auf 60 Tage zu begrenzen. Diese Umsetzung der „Richtlinie zum Zahlungsverzug“ in deutsches Recht würde letztlich eine Erhöhung der Zahlungsfrist bedeuten, was viele Handwerker deutlich zu spüren bekämen. Auch die vorgesehene Tachographenpflicht stößt beim Handwerk auf massiven Widerstand. Die Absenkung der Gewichtsgrenze für die Tacho-Pflicht von 3,5 auf 2,8 Tonnen würde wieder vor allem Handwerker treffen. Eine weitere Belastung verstecke sich Koller zufolge in den Anforderungen für die Berufskraftfahrerqualifikationen. „Beim Handwerk sitzen die Handwerker auch hinterm Lenker“, sagte Koller. Höhere Qualifikationen würden automatisch auch unverhältnismäßige Bürokratiebelastungen bedeuten. Überaus positiv blickt das oberfränkische Handwerk auf das neue Jahr 2013. Insgesamt werde mit einer ordentlichen Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung gerechnet. Vor allem die Bau- und Ausbauhandwerke dürften sich in diesem Jahr gut entwickeln. Konkret rechnet Zimmer mit einem Umsatzplus von rund einem halben Prozent. Auch die Anzahl der Beschäftigten soll unverändert bleiben. Zimmer: „Das Handwerk ist in jedem Fall bereit, Verantwortung für mehr Wachstum und Beschäftigung zu übernehmen.“ Bild: „Handwerk macht Schule“, lautet das Jahresthema mit dem Hauptgeschäftsführer Thomas Koller (links) und Präsident Thomas Zimmer für das oberfränkische Handwerk werben.
Sprache des Handwerks wird überall
auf der Welt verstanden
„Der Lehrlingsaustausch mit Frankreich ist kein Urlaub, sondern als Fortbildung zu verstehen“, sagt Zimmer. Man lerne andere Herangehensweisen an den eigenen Beruf, man soll aber auch Kultur, Land und Leute kennen lernen und so auch mal den berühmten „Blick über den Tellerrand“ wagen. Dies gilt umgekehrt natürlich auch für die ebenfalls rund 1300 französischen Lehrlinge, die in den zurückliegenden Jahrzehnten nach Oberfranken gekommen waren. Neben drei Tagen pro Woche im Betrieb gehört beispielsweise der Besuch des deutsch-deutschen Museums in Mödlareuth zum Pflichtprogramm. So wird aus dem Lehrlingsaustausch schnell ein Stück weit Friedensarbeit. Genauso wie Zimmer war auch der heutige Präsident der französischen Partnerkammer André Sylvestre war beim 1. Lehrlingsaustausch in Bayreuth im Jahr 1968 dabei. „Bayreuth ist so etwas wie meine zweite Heimat geworden“, sagt er heute. Der Lehrlingsaustausch wird vom deutsch- französischen Jugendwerk gefördert. Als bundesweit erste Handwerkskammer hatte die HWK für Oberfranken die deutsch französische Freundschaft gelebt und gepflegt. Als am 22. Januar 1963 im Elysee Palast die Verträge zur deutsch französischen Freundschaft von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unterschrieben wurden, hatte die HWK für Oberfranken schon längst eine Partnerkammer in Carcassonne in Südfrankreich. Zustande gekommen war der Kontakt durch eine private Verbindung: Der damalige Hauptgeschäftsführer der Kammer mit Sitz im historischen Carcassonne Jules Le Roy hatte eine oberfränkische Ehefrau. Helga Le Roy stammt aus Bamberg. Deswegen ergriffen Jules Le Roy und sein Präsident Vincent Millet am 6. Juli 1962 die Initiative und wandten sich in einem Schreiben an die oberfränkischen Kollegen, mit dem Ziel, sich gegenseitig auszutauschen. Nur wenige Tage später, am 26. Juli 1962, wurde die Kontaktaufnahme durch die Handwerkskammer für Oberfranken, vertreten durch Präsident Wilhelm Glenk und Syndikus Dr. Fritz Popp, ausdrücklich begrüßt. Als Erfolgsrezept der deutsch-französischen Zusammenarbeit bezeichnen die beiden Kammerpräsidenten André Sylvestre und Thomas Zimmer die Politik der kleinen Schritte. Für den Erfolg der Partnerschaft spreche, dass sich das gegenseitige Verständnis über die Jahrzehnte entwickelt hat, und dass der berufliche Erfahrungsaustausch unter den deutschen und französischen Handwerksbetrieben gefördert wurde. Von Anfang an auf der Tagesordnung standen auch Fragen der Handwerkspolitik, und auch da gab es wichtige Weichenstellungen. Im Jahr 2000 hatte die Handwerkskammer zusammen mit ihren französischen Partnern in Narbonne das Symposium „Süderweiterung der EU: Vorbild für den Beitritt mittel- und osteuropäischer Staaten zur EU?“ organisiert. Das Symposium hatte europaweit für Aufsehen gesorgt und letztendlich maßgeblich dazu beigetragen, dass die Europäische Union - wie damals bei der Süderweiterung der EU – auch für die Osterweiterung der EU flexible Übergangsregelungen geschaffen hat. Auch im Marketing haben die französischen HWK- Kollegen bei ihren deutschen Kollegen eine regelrechte Initialzündung ausgelöst, als die französischen Kammer- Vertreter über die äußerst positiven Erfahrungen mit der Imagekampagne in Frankreich berichtet haben. Diese französische Kampagne wurde mittlerweile Vorbild für die bundesweite Imagekampagne des Deutschen Handwerks. Fehler zulassen, alle Ebenen beteiligen und für größtmögliche Transparenz sorgen / Coburger Unternehmer Michael Stoschek beim IHK-Neujahrsempfang
Allen Führungskräften legte Stoschek ans Herz, beim Einräumen von Fehlern eine Vorbildrolle einzunehmen. Wenn ein Mitarbeiter seinem Vorgesetzten erklären soll, dass er eine falsche Entscheidung getroffen habe, dann erfordere dies viel Mut. Ein sehr offenes Verhältnis könne dies aber durchaus zulassen. Als weiteres Zeichen einer innovativen Unternehmenskultur bezeichnete Stoschek die Pflege des altbekannten betrieblichen Vorschlagwesens. „Die Beteiligung aller Ebenen der Belegschaft ist wesentlich“, sagte er. Schließlich seien es die Arbeiter in der Fertigung die immer wieder die Versäumnisse der Kollegen in den Entwicklungsbüros ausbaden müssten. „Wir sollten uns keine Illusionen machen, unsere Mitarbeiter auf Arbeitsebene erleben häufig Probleme, von denen die Führung nie etwas erfährt.“
Die Unternehmenskultur sei freilich nur eine von mehreren innovativen Maßnahmen, die Stoschek beispielhaft an seinem Unternehmen deutlich machte, die letztlich aber für den Erfolg aller Unternehmen wichtig sein könnten. Märkte und Bedürfnisse ändern sich, deshalb gelte es, die Angebotspalette immer wieder anzupassen, und zwar möglichst frühzeitig, um als Indikator wahrgenommen zu werden. Die Brose-Unternehmensgruppe beliefert nach Angaben der IHK weltweit rund 80 Automobilmarken und über 30 Zulieferer mit mechatronischen Tür- und Sitzsystemen sowie Elektromotoren. Rund 21000 Mitarbeiter sind an 53 Standorten in 23 Ländern auf allen wichtigen Automobilmärkten der Erde für Brose tätig. Im Geschäftsjahr 2011 habe die Unternehmensgruppe einen Umsatz von mehr als vier Milliarden Euro erzielt. Unter den Top 100 der weltweiten Automobilzulieferer gilt Brose als viertgrößtes Unternehmen in Familienbesitz. Michael Stoschek ist der Enkel des Firmengründers Max Brose. Stoschek hatte von 1971 bis 2005 die Geschäftsführung des Unternehmens inne, später wirkte er knapp zwei Jahre lang als Präsident der eigenständigen IHK zu Coburg.
Doch nicht nur klassische Infrastrukturthemen seien ihm dabei wichtig, sondern auch Dinge wie die Energie- und Breitbandversorgung oder Betreuungseinrichtungen für Kinder. Mit dem Ziel der Fachkräftesicherung von morgen und übermorgen beschreite die IHK zusammen mit Partnern komplett neue Wege. Trunk nannte beispielhaft die Initiative „Haus der kleinen Forscher“. Über diese Initiative habe die Kammer bereits rund 450 pädagogische Fachkräfte aus 200 Einrichtungen geschult.
Bilder:
Verbindung von Kirchenwelt und
Arbeitswelt
Auch wenn Gerhard Strunz als langjähriger Betriebsrat mitten aus der Arbeitswelt kommt, sieht er sich doch auch ein wenig als Seelsorger. „Was wir machen ist ganz klar auch ein Teil der kirchlichen Seelsorge“, so Strunz, der Angestellter der Landeskirche ist. Wenn man ihm draußen in den Betrieben gerne zuhört, dann liegt das vor allem an seiner Biographie. Gerhard Strunz ist gelernter Maschinenschlosser, war lange als freigestellter Betriebsrat für die IG Metall tätig, bis die Maschinenfabrik in Selb 1996 in Konkurs ging. Danach war er Geschäftsführer einer Transfergesellschaft, als die später aufgelöst wurde trat auch er den Weg in die Arbeitslosigkeit an, bis er über die Arbeitsagentur auf die damals neu geschaffene Stelle des kda in Marktredwitz aufmerksam wurde. „Wenn ich den Leuten meine Biographie erzähle, dann wissen sie, da ist jemand, der weiß, worum es geht“, ist er sich sicher. Und mit diesem Pfund wuchert er auch. Ob als gefragter Redner bei den Maikundgebungen zum Tag der Arbeit oder wenn er einen Betrieb besucht, der von der Schließung bedroht ist, wenn er seine „Gartenzaungespräche“ mit Langzeitarbeitslosen führt oder wenn er zu einer Tarifauseinandersetzung hinzugezogen wird. Naturgemäß ist die Verbindung zu den Gewerkschaften sehr eng, aber eben nicht nur, auch die Arbeitgeber nehmen Strunz ernst. Zum Hauptklientel gehören freilich die Arbeitnehmer, die Schlecker-Frauen etwa. Er sei bei vielen Betriebsversammlungen vor Ort gewesen, stets habe er angeboten da zu sein und zuzuhören. Ob sein Gegenüber auch evangelisch ist oder katholisch, das ist in so einem Moment natürlich egal. Ganz im Gegenteil, auch viele türkische Arbeitnehmerinnen seien gekommen, mit allen habe er konstruktive Gespräche geführt und vielen habe er helfen können. Was Gerhard Strunz umtreibt ist beispielsweise der arbeitsfreie Sonntag. „Wer sonst, wenn nicht die Kirchen, sollen denn dafür eintreten?“, sagte er und erwartet nicht wirklich eine Antwort. Deshalb gibt es bereits über 40 Sonntagsallianzen in Bayern. Trotz aller Aktionen, die er angestoßen oder mit durchgeführt hat, ist Strunz aber auch realistisch und weiß: „Letztlich kann so was nur über ein Gesetz sauber geregelt werden.“ Im Moment sieht es danach aber eher nicht aus, vielmehr werde mittlerweile auch in den Betrieben mehr und mehr sonntags gearbeitet. Was den Sozialsekretär derzeit noch stark beunruhigt ist die zunehmende Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse in vielen Betrieben. Egal ob Leiharbeit oder Minijob, die Altersarmut ist vorprogrammiert, so Strunz. Zwei Hebel gibt es, mit denen man ansetzen könnte, zum einen die gesetzliche Schiene, zum anderen die Tarifpolitik. Letzteres werde entscheidend von den Gewerkschaften beeinflusst, deshalb wirbt Strunz offen dafür, die Gewerkschaften zu unterstützen, denn nur sie könnten die Situation in den Betrieben mitgestalten. Als weitere Ziele des kda nennt Strunz das Unterbreiten von Bildungsangeboten zur Information und Diskussion aktueller Themen für Menschen in Kirche und Arbeitswelt. Bei einer Abendveranstaltung ging es beispielsweise jüngst um die Euro-Krise, bei einem Wochenendseminar um das Thema Werte. Dabei sollen soziale, fachliche und persönliche Kompetenzen für die Arbeit und das Leben gefördert werden. Der kda helfe bei der Gestaltung einer arbeitsweltbezogenen Gemeindearbeit mit Fachreferenten und der Organisation von Veranstaltungen. „Wir gehen an die Orte, wo Menschen leben und arbeiten, wir suchen das Gespräch und die Begegnung mit Beschäftigten am Arbeitsplatz, mit Betriebsräten und Geschäftsleitungen, mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden“, so Strunz. Zu überregionaler Bekanntheit brachte es der kda zusammenmit der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa) mit ihrer „Bauwagenkirche“. Dabei handelt es sich um einen Bauwagen, der in über 1000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden durch Ehrenamtliche zu einer kleinen Kirche umgestaltet wurde. Sogar bei der Quelle-Schließung in Fürth sei die „Bauwagenkirche“ zum Einsatz gekommen und habe es damals bis in die Tagesschau geschafft. Der kda ist die Facheinrichtung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für die Bereiche Arbeit, Wirtschaft und die damit zusammenhängenden Themen. Der kda hält im Auftrag der Kirche Kontakt zu den Organisationen und Verbänden in Arbeit, Wirtschaft und Sozialpolitik. Er versteht sich dabei als Ansprechpartner in Fragen der Arbeit, Wirtschaft und des Sozialen für Kirchengemeinden und Dekanatsbezirke. Gegliedert ist der kirchliche Dienst in eine zentrale Stelle in Nürnberg mit Aufgaben vorrangig im Grundsatz-, Leitungs- und Verwaltungsbereich und regionale Außenstellen in Augsburg, Coburg, Ingolstadt, Marktredwitz, München, Regensburg und Schweinfurt mit Aufgaben vorrangig im Bereich der Kontakte in die Arbeitswelt sowie der Krisenbegleitung von Menschen und Betrieben. Räumlich zuständig ist die Regionalstelle in Marktredwitz für den Nordosten Bayerns. Das Gebiet erstreckt sich von Hof bis Weiden und von Kulmbach bis an die Grenze von Tschechien und erfasst die Dekanate Naila, Hof, Selb, Wunsiedel, Bayreuth, Kulmbach, Pegnitz und Weiden. Bild: Der kda macht die evangelische Kirche in der Arbeitswelt präsent und umgekehrt“: Gerhard Strunz (59), Sozialsekretär des kda für Nordostbayern, an seinem Sachreibtisch in Marktredwitz.
Chancen für oberfränkische
Wirtschaft durch neue Werkstoffe
Mit der Baumaßnahme sowie einigen flankierenden Investitionen in die Modernisierung und Erweiterung der Maschinen und Anlagen werde die Wettbewerbsfähigkeit Oberfrankens unmittelbar gestärkt, so der Minister. Denn neue Werkstoffe seien unabdingbare Voraussetzung für viele Produkt- und Systeminnovationen. „Mit Fortschritten bei dieser Schlüsseltechnologie bleibt Bayern bei Zukunftsthemen wie Elektromobilität, Energiewende oder Kohlendioxid-Reduktion weiter führend“, erklärte Zeil. Das Bayerische Wirtschaftsministerium habe sich von Anfang an stark engagiert, um der Neuen Materialien Bayreuth GmbH in Bayreuth bestmögliche Startbedingungen zu gewährleisten: „Dank unserer Anschubfinanzierung von bisher 35 Millionen Euro ist die Neue Materialien Bayreuth zu einer wissenschaftlich und wirtschaftlich außerordentlich erfolgreichen Forschungseinrichtung aufgestiegen.“
Die Neue Materialien Bayreuth GmbH erarbeitet Lösungen im Industriemaßstab, die von den Unternehmen auf ihren Produktionsbetrieb übertragen werden können. Die enge Anbindung der Neuen Materialien an die Universität Bayreuth ermöglicht zugleich den viel beschworenen Technologietransfer und den intensiven Austausch von Informationen. Innovative Neuunternehmer profitieren zudem vom Gründerzentrum, das die Neue Materialien Bayreuth betreibt. Eurokrise: Optimismus statt Schwarzmalerei
„Es war richtig und notwendig, diesen Schritt zu gehen“, sagt Waigel und lässt 20 Jahre intensive Vorbereitung auf die gemeinsame europäische Währung noch einmal im Zeitraffer vorübergehen. Waigel spricht vom Stabilitätspakt, vom Grundprinzip der Nachhaltigkeit und von den vielen Kriterien, die eingehalten werden müssen, die Griechenland aber nie eingehalten hat. „Griechenland hätte niemals aufgenommen werden dürfen“, sagt Waigel und stellt fest, dass Griechenland erst nach seiner Zeit als Bundesfinanzminister (1989 bis 1998) in die Währungsunion aufgenommen wurde. „Griechenland hat getrickst und mit falschen Zahlen gearbeitet“, stellt Waigel offen fest. Er erinnert aber auch daran, dass Europa von der Solidarität lebt und nicht umhin kommt. Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. „Der blinde Passagier muss erst zu Kräften gebracht werden, um wieder selbstständig werden zu können.“ Allen Kritikern der jetzigen Vorgehensweise schrieb der frühere Finanzminister ins Stammbuch, dass eine Insolvenz viel teurer käme, „als den Weg, den wir versuchen“. Für den Fall, dass in Griechenland radikale Kräfte an die Macht kämen, schloss Waigel ein „Chaos mit schlimmsten Folgen“ nicht aus.
Überhaupt geht Waigel mit den Schwarzmalern, auch in der eigenen Partei, hart ins Gericht. Er jedenfalls möchte in keiner anderen Welt leben, als der jetzigen, so der 73-Jährige. Schließlich erinnerte Waigel auch daran, dass Deutschland die Chance der Einheit erfolgreich genutzt und trotzdem gleichzeitig den europäischen Einigungsprozess weitergeführt habe. Waigel: „Unser Signal war: Deutschland hält sich an das gemeinsame Europa.“
Aufschwung durch die Energiewende
Hinter der Konzeptstudie steckt die Arbeitsgemeinschaft Energiewende Nordostbayern“, ein Zusammenschluss aus Forschern und Energieexperten der Universität Bayreuth der Hochschule Amberg-Weiden und der Energieagentur Nordbayern in Kulmbach. Finanziert wurde die Studie von den vier Sparkassen aus der Region, der Volksbank Nordoberpfalz und drei Unternehmen, die sich mit erneuerbaren Energien befassen. Keine Fördergelder gab es dagegen vom Bund oder vom Freistaat. Den Anstoß hatte die SPD-Landtagsabgeordnete Annette Karl aus Neustadt/Waldnaab gegeben, und zwar bereits 2010, also lange vor der politischen Energiewende und lange vor der Katastrophe von Fukushima. „Durch die aktuelle unselige Preisdiskussion droht die Energiewende in Verruf zu geraten“, sagte Professor Manfred Miosga von der Universität Bayreuth, der für die Konzeptstudie federführend verantwortlich ist und der unter dem Namen KlimaKom ein Kommunalberatungsbüro betreibt. Dabei belegten alle Zahlen, dass die Energiewende das Zeug dazu habe, in der Region für einen tragfähigen wirtschaftlichen Aufschwung zu sorgen. Zugrunde liegt der Studie die Annahme, dass erneuerbare Energien wie Sonne, Wind, Wasser und Biomasse weiter ausgebaut werden und der Windkraft dabei die tragende Rolle zukommt. Zugrunde liegen der Studie gleichzeitig aber auch ehrgeizige Einsparungsziele. „Energiesparen, das ist eigentlich der wichtigste Schritt“, sagte Professor Miosga. Er rechnete vor, dass beispielsweise der Bedarf an Heizenergie bis zum Jahr 2030 durch eine Vielzahl von Maßnahmen um mehr als 40 Prozent gesenkt werden könnte. Am Anfang seien natürlich Investitionen notwendig, wie etwa die Dämmung von Gebäuden, die Erneuerungen von Heizanlagen oder der Ausbau von Stromnetzen. Doch schon auf mittlere Sicht würden die wirtschaftlichen Vorteile klar überwiegen. Als weitere Voraussetzung für den nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Energiewende nannte Miosga, dass nicht nur Anlagen in der Region errichtet, sondern sie auch mit Kapital aus der Region betrieben werden. Solche Anlagen in Bürgerhand steigerten nicht zuletzt auch die Akzeptanz der erneuerbaren Energie, denn, so formulierte es Abteilungsleiter Thomas Engel von der Regierung von Oberfranken unmissverständlich: „Die Begeisterung der Menschen für die Windenergie hat nachgelassen, die Einwände nehmen schon wieder zu.“ Nach den Worten von Markus Ruckdeschel von der Energieagentur soll die Konzeptstudie kein Papier sein, dass nun wieder in den Schubladen verschwindet, sondern ein konkreter Anstoß beispielsweise für die Kommunen, die Energiewende selbst aktiv zu gestalten und die Energieversorgung wieder als Teil der Daseinsvorsorge zu begreifen. Es könne nicht sein, dass die Energiewende mit all ihren ehrgeizigen Zielen durch die aktuelle Preisdiskussion diskreditiert wird, so Geschäftsführer Wolfgang Böhm von der Energieagentur. Eines müsse jedem klar sein: „Sonne und Wind schicken keine Rechnungen, das heißt langfristig wird es in jedem Fall günstiger.“ Flexibilität als Erfolgsfaktor für Wachstum und Beschäftigung / Oberfränkische Metall und Elektroarbeitergeber plädieren für Ausbau der Zeitarbeit
Bayernweit seien die Produktion in der Metall- und Elektroindustrie während des zweiten Quartals gegenüber dem ersten Quartal um 2,5 Prozent und der Auftragseingang um 1,3 Prozent zurückgegangen, sagte Ohl. Laut letzter vorliegender Konjunkturumfrage hätten die Erwartungen der oberfränkischen Unternehmen per Saldo im negativen Bereich gelegen. Auch die Investitions- und Produktionspläne seien per Saldo negativ. Schließlich werde sich auch der Beschäftigungsanstieg verlangsamen. Für die zweite Jahreshälfte gehen die oberfränkischen Metall- und Elektroarbeitgeber lediglich von 200 neuen Stellen aus. Der Vorstandsvorsitzende sprach bereits vom Abschwung. Die Unternehmen sollten darauf bestmöglich vorbereitet sein. Als hilfreiche Gegenstrategie haben die Arbeitgeber dabei das Zauberwort Flexibilität entdeckt. „Flexibilität war und ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Wachstum und Beschäftigung“, sagte Ohl. Mit der Nutzung von Flexibilisierungsinstrumenten habe es die oberfränkische Metall- und Elektroindustrie in der Vergangenheit immer wieder geschafft, Krisen zu meistern, Innovationen und Arbeitsplätze zu schaffen und ihre internationale Weltmarktstellung auszubauen. Flexibilisierung fordern die Arbeitgeberverbände vor allem in der Tarifpolitik und im Arbeitsrecht. Ohl sprach sich dabei für flexible tarifliche Regelungen, maßvolle Tariferhöhungen und für mehr Flexibilität im Arbeitsrecht aus. Tarifpolitisch sollte der eingeschlagene Weg weiter verfolgt werden. Dies bedeute in erster Linie eine betriebsnahe Tarifpolitik, die Gestaltungsspielräume auf tariflicher Ebene bietet und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auch unter erschwerten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sicherstellt. Elemente wie das Verschieben oder Vorziehen von Tariferhöhungen oder das Ersetzen von Tabellenerhöhungen durch Einmalzahlungen hätten sich bewährt. Daneben sollten weitere tarifliche Bestandteile wie Sonderzahlungen erfolgsabhängig ausgestaltet werden. Festhalten wollen die Arbeitgeber vor allem an der Zeitarbeit als „unverzichtbares Personalinstrument“. Regelungen, die das Ziel hätten, den Missbrauch von Zeitarbeit zu verhindern, seien gut und richtig, sagte Ohl. Richtig sei aber auch: „Ohne Zeitarbeit läuft der Wirtschaftsmotor nur bedingt rund.“ Deshalb dürfe es keinesfalls zu einer Überregulierung kommen, im Gegenteil, die Flexibilisierung von Zeitarbeit müsse ausgebaut und dürfe nicht durch weitere Reglementierungen auf nationaler und europäischer Ebene erschwert werden. Nach den Worten von Clemens Dereschkewitz, dem Geschäftsführer der Alpha-Innotec in Kasendorf, sollte die Erfolgsformel deutscher Unternehmen bezogen auf ihre Mitarbeiter neben fachlicher Kompetenz, Erfahrung und Gründlichkeit um den Faktor Flexibilität ergänzt werden. Flexibilität sollte sich dabei auch auf Arbeitszeitmodelle und die Anpassung bei der Personalkapazität als auch auf die multifunktionale Einsetzbarkeit von Mitarbeitern und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen beziehen. „Mit solchen Instrumenten haben wir die letzte Krise ohne Einschnitte in der Kernbelegschaft gemeistert.“ Nach Angaben der beiden Verbände erwirtschafteten die oberfränkischen Metall- und Elektrounternehmen 2011 einen Umsatz von rund zehn Milliarden Euro. Gegenüber dem Krisenjahr 2009 sei dies ein Anstieg um knapp 27 Prozent. 2011 waren knapp 52000 Arbeitnehmer in der oberfränkischen Metall- und Elektroindustrie beschäftigt, 2,2 Prozent mehr als im Jahr 2010. Im Bereich Metall- und Elektro sind damit knapp 47 Prozent aller Industriebeschäftigten in Oberfranken tätig. Als die, gemessen am Beschäftigungsanteil, größte Branche gilt der Maschinenbau mit 46 Prozent aller oberfränkischen Metall- und Elektro-Arbeitnehmer. Bild: Sie fordern mehr Flexibilität (von links): Clemens Dereschkewitz, Geschäftsführer der Alpha-Innotec in Kasendorf, Hanns-Peter Ohl, Vorstandsvorsitzender der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme und vbm für Oberfranken-Ost sowie Geschäftsführer der Netzsch-Gruppe in Selb sowie der oberfränkische bayme- und vbm-Geschäftsführer Franz Brosch. Begeisterung für den Sport / Julian Raithel aus Helmbrechts wird bei Intersport Frank in Hof zum Einzelhandelskaufmann ausgebildet
„Sportlich müssen unsere Azubis schon sein“, bestätigt sein Chef Hans-Georg Frank, der das Sporthaus in der Hofer Innenstadt bereits in dritter Generation leitet. Eine aktive Sportart, das ist für Frank definitiv zu wenig. Julian Raithel war in dieser Hinsicht die Idealbesetzung, denn der junge Helmbrechtser ist nicht nur als Fußballer und Handballer im Verein aktiv, sondern gleichzeitig auch noch ein begeisterter Skifahrer und Snowboarder. Gibt es mehrere Bewerber um einen Ausbildungsplatz und ist er sich unsicher, dann werden schon mal alle zur Sportstunde eingeladen. Das läuft dann so ab, dass man sich im Fitnessstudio trifft und anschließend einen Fünf-Kilometer-Lauf am Theresienstein absolviert. „Das sollte man in dem Alter schon schaffen“, sagt Frank, außerdem geht es für ihn darum zu sehen, wie sich der Bewerber im Team verhält. Auch im Laden in der Lorenzstraße werden die Bewerber ganz bewusst erst einmal „ins kalte Wasser“ geworfen. „Wird jemand aktiv, geht auf die Menschen zu und spricht sie an, dann ist er der Richtige für uns“, so Frank. Geht der Bewerber dem Kunden aus dem Weg, dann ist er im Verkauf fehl am Platz. „Wir sind eine Gemeinschaft, die ihre Arbeit Tag für Tag mit Begeisterung in Angriff nimmt“, sagt Frank. „Die Begeisterung für den Sport und für die Produkte, die wir verkaufen, gehört zum Elementarbaustein unserer täglichen Arbeit.“
Sport Frank in Hof präsentiert sich seit seiner Gründung 1920 als Sportspezialist, der nicht nur verkauft, sondern dessen große Stärke vor allem auch in der Beratung und im Service liegt. Auf zwei Etagen werden alle Artikel im Selbstwahlsystem präsentiert, so dass jeder Kunde zwischen fachlicher Beratung oder Selbstbedienung wählen kann. „Seit unserer Gründung 1920 sind wir in Hof ansässig und fühlen uns sehr mit der Region verbunden“, sagt Frank.
Julian Raithel ist froh um seinen Ausbildungsplatz bei Intersport Frank. Mit den Kunden auch mal ins Gespräch zu kommen, ihnen wirklich helfen zu können, das mache den Spaß an der Sache aus. Für seinen Chef Hans-Georg Frank hat indes bereits die Suche nach einem Azubi für das kommende Jahr begonnen. „Die Bewerber werden weniger“, räumt er offen ein. In Spitzenzeiten landeten schon mal 50 oder 60 Bewerbungen auf dem Schreibtisch. Diese Zeiten seien vorbei, mittlerweile ist er aktiv am Suchen. Einstellungsvoraussetzungen: In der Regel Qualifizierender Hauptschulabschluss . Ausbildungsdauer: Drei Jahre. Hauptaufgaben: Ware auswählen, bestellen, verkaufen sowie den Endkunden beraten und informieren. Dazu gehören auch die Übernahme betriebswirtschaftliche Aufgaben im Personal- und Rechnungswesen, das Mitwirken bei der Ladendekoration und bei der Sortimentsgestaltung. Berufsschule: Im 1. Ausbildungsjahr 1,5 Tage pro Woche, im 2. und 3. Ausbildungsjahr 1 Tag pro Woche. Ausbildungsvergütung: 650, 750 und 850 Euro im 1., 2. beziehungsweise 3. Ausbildungsjahr.
Bilder: Auf ehemaliger Industriebrache kehrt neues Leben ein / Neues Produktions- und Lagergebäude: SiLi investiert fünf Millionen Euro im Fichtelgebirge
Für Warmensteinach bedeutet der Neubau einen riesigen Entwicklungsschritt, denn mit der Maßnahme kehrt endlich wieder Leben auf dem ehemaligen Frankonia-Gelände ein. Auf dem Areal am südlichen Ortseingang wurde bis vor zehn Jahren Glas produziert, zurück blieb eine unansehnliche Industriebrache mit einem stark kontaminierten Erdreich. Nach den Worten von Landrat Hermann Hübner wurden im Laufe der Zeit fast 36 Tonnen Blei, sechs Tonnen Mineralölkohlenwasserstoffe und 88 Kilogramm Polyzyklische Kohlenwasserstoffe entfernt. Die Kosten für diese Altlastensanierungs- und Sicherungsmaßnahmen bezifferte Hübner auf rund 1,5 Millionen Euro. Jetzt allerdings soll wieder Leben einkehren auf dem ehemaligen Frankonia-Gelände. SiLi-Geschäftsführer Stefan Trassl sprach von einem neun Meter hohen Gebäude mit sehr viel natürlichen Baustoffen, vor allem Holz, und der Verwirklichung des Nachhaltigkeitsgedankens durch die Errichtung eines eigenen Blockheizkraftwerks. Künftig soll ein Teil der Produktion vom nördlichen Ortsrand an den südlichen verlegt werden. Das geplante Bauwerk habe eine Grundfläche von 4000 Quadratmetern und soll bis zum Ende des kommenden Jahres fertig gestellt sein. Das Unternehmen stehe wirtschaftlich gut da und könne ein derartiges Großprojekt schultern, so Trassl selbstbewusst. Thomas Engel, Leiter des Bereichs Wirtschaft bei der Regierung von Oberfranken, nannte das geplante Bauwerk ein gutes Beispiel für die Verwirklichung des Nachhaltigkeitsgedankens. Meist werde am Ortsrand auf der grünen Wiese gebaut, hier sei das Gegenteil der Fall, indem eine bisherige Industriebrache einer neuen Nutzung zugeführt werde. Bürgermeister Andreas Voit freute sich, dass ein bisheriger „Schandfleck ersten Grades“ seiner Gemeinde beseitigt werde und dass es gelungen sei, den ehemaligen Frankonia-Standort wieder positiv zu entwickeln. Landrat Hübner stellte es ebenfalls als ganz besonders positiv heraus, dass die bisherige Industriefläche am Ortseingang eine Aufwertung erfahre und sich damit das gesamte Ortsbild verbessert. Das Unternehmen SiLi (Siegmund Lindner GmbH) wurde 1854 in Warmensteinach gegründet und gilt als einer der weltweit bedeutendsten Hersteller von technischen Glaskugeln, Keramikkugeln und Dekorglitter. SiLi-Produkte, die beispielsweise in pharmazeutischen Produkten, in der Wasserfiltration oder bei Straßenmarkierungen, in der Kosmetik oder bei Wand- und Fußbodenbeschichtungen verwendet werden, sind überall zu Hause: Ein weltweites Exportnetz in über 80 Länder und eigene Vertriebsbüros in Manchester und Moskau, sowie Tochterfirmen in den USA und in China sind Ausdruck einer stetig wachsenden internationalen Präsenz. Bild: Spatenstich für ein fünf Millionen teures Vorhaben in Warmensteinach (von links): Bürgermeister Andreas Voit, Thomas Engel von der Regierung, Landrat Hermann Hübner, SiLi-Geschäftsführer Stefan Trassl, Architekt Werner Schertel sowie Veronika Sirch und Werner Weiß vom Bauunternehmen Karl Roth in Wunsiedel. Gewerbemonument und Leuchtturmprojekt für Oberfranken / NKD investiert 24 Millionen Euro am Standort Bindlach – 150 neue Arbeitsplätze
Vom Bekenntnis zum Standort Bindlach, zur Region und zu deren wirtschaftlichen Zukunft war immer wieder die Rede beim Richtfest am Mittwochnachmittag. NKD ist am Kapazitätslimit angelangt, deshalb sei der Neubau in unmittelbarer Nähe zur Firmenzentrale unabdingbar gewesen, so Unternehmenssprecher Jörg Roßberg. Seinen Worten zufolge werden in dem riesigen Gebäude rund 28000 Palettenstellplätze geschaffen. Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme rechnet er im Juni des kommenden Jahres. „Wir haben sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, um dieses Großprojekt zu realisieren“, sagte der Bindlacher Bürgermeister Gerald Kolb. Er schwärmte von einem „Gewerbemonument“ und von einem Leuchtturmprojekt, das künftig weit über seine Kommune hinausstrahlen soll. Nur wo Arbeitsplätze entstehen, hätten die Kommunen eine Zukunft, deshalb habe sich Bindlach dem Kraftakt gestellt und alles dafür getan, dass NKD sein Vorhaben hier realisiert. Obwohl der Rohbau in der Rekordzeit von vier Monaten entstanden war, hatten die Verantwortlichen auch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Grund dafür ist die Tatsache, dass am Standort im Süden Bindlachs und in Sichtweite zur Bayreuther Stadtgrenze noch vor rund 250 Jahren der große Brandenburger See war. Später übten hier Wehrmacht und Bundeswehr, so dass lange nicht klar war, was alles im Boden steckt. „Um den Untergrund zu stabilisieren mussten rund 40000 Tonnen Schotter aufgebracht, 2000 Schotterpfähle in die Erde gerammt und der gesamte Boden sechs Meter tief ausgetauscht werden“, erläuterte Bauleiter Werner Dittrich von der Firma Dechant Hoch- und Ingenieurbau. NKD gilt mit knapp 2000 Filialen und einem Umsatz von zuletzt rund 600 Millionen Euro als größter Textileinzelhändler Deutschlands und gehört seit 2003 zur Daun & Cie. Unternehmensgruppe. NKD steht dabei für Niedrig kalkulierender Discount. Seit Beginn der Saison ist NKD Hauptsponsor des 1. FC Nürnberg. Obst statt Ordner: Siemens schlägt in Bayreuth neues Kapitel der Arbeitswelt auf / Neue Vertriebs- und Servicezentrale für Oberfranken eröffnet
Hier, mitten in der Stadt ist alles so ganz anders, als auf dem bisherigen Standort an der Weiherstraße im Industriegebiet Bayreuth-Nord. Das beginne beim hocheffizienten Gebäudemanagement mit Wärmepumpe, optimaler Wärmedämmung, einem energiesparenden Beleuchtungssystem und hört in der völlig neuartig angelegten Bürolandschaft noch lange nicht auf. „Wir arbeiten weitestgehend papierlos“, sagt Fleischer. Die wenigen Ordner, die nach dem Umzug im Juli noch übrig geblieben sind, wurden in dekorativen Archivcontainern versteckt. Dafür gibt es verschiedene Arbeits- und Kreativräume, modernste Büromöblierung, zukunftsweisende E-Business-Anwendungen wie „Voice Over IP“ (Telefonieren über das Internet) und stets frisches Obst in allen Räumen. „Wir sind überzeugt davon, dass wir den Anspruch eines Technologieführers und Innovationstreibers nur in einem für die Mitarbeiter ansprechendem Arbeitsumfeld mit kreativen Freiräumen gerecht werden können, so der Niederlassungschef.
Siemens versorgt von Bayreuth aus seit über 50 Jahren Kunden aus Industrie, Energiewirtschaft, Gesundheitswesen und aus der öffentlichen Verwaltung mit den verschiedensten Produkten und Systemlösungen. Kunden im Bereich Medizintechnik sind beispielsweise niedergelassene Ärzte, Kliniken und medizinische Versorgungszentren, im Bereich Verkehrs- und Gebäudetechnik sind Kommunen und Verwaltungen, regionale und überregionale Energieversorger sowie die Industrie. Den Umsatz, der von Bayreuth aus generiert wird, konnte Fleischer nicht beziffern, siedelte ihn aber im festen dreistelligen Millionenbereich an. Konkret hat Siemens beispielsweise den kompletten Brandschutz im Bayreuther Festspielhaus oder im neuen Markgräflichem Opernhaus, dem neuen Weltkulturerbe“ installiert. Für die Arena der Brose Baskets in Bamberg realisierte Siemens die komplette Gebäudetechnik. Außerdem stammt die gesamte Straßenverkehrstechnik in Bayreuth oder in Hof von Siemens. Bundesweit gibt es 36 Siemens-Niederlassungen. Sechs Niederlassungen und eine Geschäftsstelle sind in Bayern angesiedelt.
Bilder: Gemeinsame Vermarktung statt Kirchturmdenken / Tourismuspolitiker Klaus Brähmig lobt Preis-Leistungsverhältnis der Fränkischen Schweiz
Entscheidend für die Zufriedenheit des Gastes sei vielmehr die Qualität, waren sich Brähmig sowie der Parlamentarische Finanzstaatssekretär und örtliche Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk einig. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Politischer Sommer“ hatten die beiden Parlamentarier zuvor unter anderem das Cabrio Sol in Pegnitz, die Therme Obernsees, die mittelständische Brauerei Krug in Breitenlesau, die Burg Rabenstein und das neue Infozentrum Naturpark Fränkische Schweiz besucht. Die Fränkische Schweiz sei touristisch bestens aufgestellt, zog Brähmig ein Fazit seines Besuches der Region. Vielen Einheimischen sei gar nicht bewusst, welche Juwelen sie in ihrer Region hätten. Entscheidend für den touristischen Erfolg der Zukunft werde es neben der angebotenen Qualität aber vor allem auch sein, das noch immer in vielen Köpfen verhaftete Kirchturmdenken zu überwinden. „Wir müssen versuchen, die Region als Ganzes darzustellen“, sagte Brähmig, der aus der Sächsischen Schweiz stammt und Vorsitzender des dortigen Tourismusverbandes ist. Eine Flächenregion müsse sich heute so aufstellen, wie sich auch eine Stadt wie München, Dresden oder Hamburg vermarktet, auch wenn es verschiedene kommunale Interessen durch mehrere Gemeinden oder Landkreisen gibt. Der Besucher interessiere sich nicht für kommunale Grenzen. Letztlich könne man durch die gemeinsame Vermarktung einer Region nicht nur Geld bündeln, sondern auch doppelt so viele Messen bedienen und Streuverluste reduzieren. Brähmig vertrat auch die Auffassung, dass der deutsche Tourismus überorganisiert sei. Als Negativbeispiel nannte er die Rhön, die sich touristisch in die bayerische, hessische und thüringische Rhön gliedere. Als Gegenbeispiel führte Staatssekretär Koschyk die Genussregion Oberfranken an. Hier hätten nicht nur die öffentliche Hand und die Privatwirtschaft ihre Kräfte gebündelt, die Genussregion pflege auch einen gemeinsamen Außenauftritt und sei beispielsweise durch großformatige Autobahnschilder in allen Teilregionen des Regierungsbezirks präsent. Als zweites Beispiel nannte Koschyk die drei beschneiten und deshalb schneesicheren Skiabfahrten des Fichtelgebirges. Obwohl in unterschiedlicher Trägerschaft wollen die Lifte künftig eine einheitliche Liftkarte anbieten. Bild: Maria Schwegel von der Forellenzucht Aufseßtal, der Tourismusausschussvorsitzende Klaus Brähmig, die oberfränkische Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Andrea Luger vom Hotel Frankengold in Behringersmühle und Staatssekretär Hartmut Koschyk (von links). „BAT hat in Bayreuth Zukunft“ / Zigarettenhersteller investiert 40 Millionen Euro in neue Produktionsanlage – Inbetriebnahme für 2014 geplant
Wenn die Stadt mitten in der Urlaubszeit von einem Tag auf den anderen die Presse einlädt, dann müssen die Nachrichten gewichtig sein. BAT-Chef Marc van Herreweghe sprach von einer Art olympischen Goldmedaille, die sein Unternehmen nach Bayreuth bringe. „Die aktuellen Investitionspläne sind etwas ganz Besonderes und Bedeutsames für die Stadt“, strahlte Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Selbst die BAT-Sprecher Anja Chales de Beaulieu und Thomas Jung bezeichneten die Pläne als die besten Nachrichten, die sie jemals im Namen des Unternehmens verkünden durften. Der Aufsichtsrat habe nach intensiver Prüfung aller westeuropäischen BAT-Standorte die Entscheidung für Bayreuth getroffen, sagte Chales de Beaulieu. Als Gründe für Bayreuth seien letztlich die logistisch optimale Lage, die bereits bestehende große Tabakverarbeitungskapazitäten und das ebenfalls bereits bestehende Produktzentrum für Neuentwicklungen ausschlaggebend gewesen. Darüber hinaus sei Bayreuth ohnehin das weltweit größte BAT-Werk. „BAT hat in Bayreuth Zukunft“, sagte Chales de Beaulieu. Die Zahl der Arbeitsplätze sei seit 2007 bereits um über 200 aufgestockt worden. Nun kämen bis Anfang 2014 noch einmal 35 dazu. „Eine Investition in dieser Größenordnung habe ich so noch nie gesehen“, sagte Thomas Jung, der das regionale Engineering leitet. Seinen Worten zufolge soll die neue Fabrik 75 mal 35 Meter groß werden und einen Rauminhalt von rund 500000 Kubikmetern haben. Der Bauantrag sei bereits eingereicht, noch im laufenden Jahr werde der erste Spatenstich erfolgen. Mit dem Start der Produktion rechnet Jung für Anfang 2014. Hintergrund für die Investition ist nach Unternehmensangaben der weltweit steigende Bedarf nach DIET-Tabak. In der klassischen Zigarette mischen sämtliche Hersteller diesen Tabak zu mehreren anderen Tabakversionen ebenso hinzu, wie im gesamten Feinschnittbereich. Der Volumentabak hilft BAT unter anderem bei der Einhaltung der Rauchwerte, da weniger Tabak pro Zigarette verarbeitet werden muss. Dazu wird der herkömmliche Tabak in einem speziellen Verfahren tiefgefroren und dann schnell getrocknet, wodurch er expandiert. „Fachleute sprechen auch von einem Sublimationsprozess“, so Thomas Jung. Produkt und Verfahren würden bereits seit den 1980er Jahren erfolgreich genutzt. Die derzeit größte DIET-Produktion der BAT befindet sich im englischen Corby. Von dort aus werden derzeit noch sämtliche BAT-Werke weltweit beliefert. „Das Wachstum weltweit in den Segmenten klassische Zigarette und Feinschnitt erfordert den Bau dieser neuen Produktionsstätte“, sagte BAT-Chef Herreweghe. Bayreuth habe dafür einfach die perfekte Kombination geboten. Bild: BAT-Chef Marc von Herreweghe, Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und der Leiter des regionalen Engineerings bei BAT Thomas Jung (von links) betrachten den tiefgefrorenen und anschließend getrockneten Volumentabak, der künftig in Bayreuth produziert werden soll. „Der Mensch steht immer im Mittelpunkt“ / Gelernter Gewerkschafter und leidenschaftlicher Eisenbahner: Volker Seidel steht seit 2007 als Erster Bevollmächtigter an der Spitze der IG Metall Ostoberfranken
Münchberg, das ist heute der Arbeits- und Lebensmittelpunkt von Volker Seidel. Hier ist er geboren, zur Schule gegangen, hier hat er seine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker absolviert und hier in der Hofer Straße hat er im Gewerkschaftshaus sein Büro. Bereits 1982 war er in die damalige Gewerkschaft Textil- und Bekleidung eingetreten, 1984 wurde er zum Jugendvertreter, später zum Betriebsrat gewählt und so ging es immer weiter, bis ab 1992 die hauptamtliche Gewerkschaftskarriere mit der Ausbildung zum Gewerkschaftssekretär an der „Werner-Bock-Schule“ in Beverungen folgte. Über Stationen in Heidenheim, Salzgitter und Gütersloh führte der Weg per Bewerbung wieder nach Oberfranken zurück, nach Bayreuth zur damaligen Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK). Damals habe es noch keine neuen Medien gegeben, erinnert sich Seidel, Briefe wurden noch auf der Schreibmaschine geschrieben, ein Telefaxgerät war schon die Revolution schlechthin. Im Jahr 2000 folgte dann die Fusion mit der IG Metall und seit Juni 2007 ist er deren Erster Bevollmächtigter und zugleich Kassier für die Bereiche Metall-/Elektroindustrie, Textil-/Bekleidung und Holz-/Kunststoff mit derzeit knapp 13000 Mitglieder in den Städten und Landkreisen Hof, Wunsiedel, Bayreuth und Kulmbach. Seit vielen Jahren ist Volker Seidel auch ehrenamtlicher Richter am Landesarbeitsgericht in Nürnberg und beim Verwaltungsgericht in Bayreuth. Mehr informellen Charakter hätten die Aufgaben des Beirats der AOK Bayern Direktion Hof und des Verwaltungsausschusses der Agentur für Arbeit in Bayreuth. Als von den Arbeitnehmern gewähltes Mitglied vertritt Seidel außerdem die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen im Aufsichtsrat der KSB AG Frankenthal, Pegnitz und Halle. Die Wahl zum Ersten Bevollmächtigten sei schon das herausragendste Ereignis während all dieser Zeit gewesen, sagt Seidel. Allerdings habe es mit den vielen Firmenschließungen in der Region auch viele negative Erlebnisse gegeben. Menschen, die jahrelang in einem Unternehmen tätig waren, an ihrem letzten Arbeitstag in eine ungewisse Zukunft begleiten zu müssen, sei nicht einfach. „Ganze Familien haben ihre Existenzgrundlage verloren und wissen nicht, wie es weitergehen soll, obwohl sie gar nichts dafür können, das tut wirklich weh“, so der Gewerkschafter, der schon wieder skeptisch auf einige Unternehmen blicken muss, bei denen niemand sagen kann, wie es weitergeht. Schon deshalb werde sich die IG Metall bei den anstehenden Bundes- und Landtagswahlen frühzeitig positionieren und jede Menge Aktionen zu den klassischen Themen Werksverträge, Leiharbeit oder Rente mit 67 anbieten. Seidel selbst gehört der SPD an, „trotz aller Widrigkeiten“, wie er betont. Ein Amt hat er nicht in der Partei: „Ich bin Gewerkschafter und kein Parteipolitiker.“ Insgesamt aber sieht er die SPD unter ihrem Vorsitzenden Sigmar Gabriel, den er bereits persönlich kennenlernen durfte, auf einem guten Weg. Noch lange vor seinem gewerkschaftlichen Engagement hat Seidel in der Eisenbahn sein Hobby gefunden. Die erste Modellbahn mit sechs Jahren, später, schon während der Schulzeit, die aktive Mitarbeit im Dampflokomotivmuseum von Neuenmarkt und heute der „Modelleisenbahnclub 01 Münchberg Eisenbahnfreunde e.V“. Bereits in den 1980er Jahren erwarb Seidel die Lizenz, Dampflokomotiven zu heizen, absolvierte beim TÜV einen Kesselwärterlehrgang und machte alle nur denkbaren Zusatzqualifikationen. Heute fährt er allerdings nur noch seine voll digitale Modelleisenbahn, die vom PC-gesteuert wird und in der bis hin zu Hintergrundgeräuschen per MP3-Stream alles steckt, was an Technik überhaupt möglich ist. Daneben betreut er auch die Internetredaktion für seinen Verein (www.mec01.info). Bild: Volker Seidel vor seinem Arbeitsplatz: dem Haus der IG Metall in in Münchberg. Mit offenen Augen durch das Leben gehen / Frank Grökel von der Handwerkskammer für Oberfranken bringt angehende Azubis und Unternehmen zusammen
Bayreuth. Eine gute Allgemeinbildung: Das würde Frank Grökel allen Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, dringend ans Herz legen. Es reiche schon aus, wenn man jeden Tag die Zeitung so einigermaßen liest, Nachrichtensendungen im Fernsehen bewusst ansieht und überhaupt mit offenen Augen durchs Leben geht. Doch auch Grökel, der bei der Handwerkskammer für Oberfranken als einer von vier Beratern „für die passgenaue Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige Unternehmen“, tätig ist, weiß, dass es an der Allgemeinbildung manchmal völlig fehlt. Man müsse sich eben auch mal Dinge aneignen, die einen nicht immer zu hundert Prozent interessieren, sagt der 43-Jährige, der sich ganz sicher ist, dass es dann mit dem Traumberuf schneller klappt. Auf der Visitenkarte des gelernten Kfz-Mechanikers, Zimmerermeisters und geprüften Restaurators im Zimmererhandwerk steht tatsächlich der sperrige Titel „Beratern für die passgenaue Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige Unternehmen“. Einfacher könnte man seine jetzige Tätigkeit auch unter dem englischen Begriff „Matching“ zusammenfassen. Darunter versteht man den Abgleich von Ausbildungs- und Arbeitsplatzanforderungen einerseits sowie persönlichen Eigenschaften und Kompetenzen von Bewerbern um einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz andererseits. „Ich versuche, das Qualifikationsprofil eines Bewerbers mit dem Anforderungsprofil eines Betriebs zusammenzubringen“, erklärt Grökel selbst seine Tätigkeit. Nach einigen Jahren als freiberuflicher Dozent in der Jugendbildung und seit 2009 als Berufseinstiegsbegleiter bei der Handwerkskammer übt er diese Tätigkeit seit Mai dieses Jahres für die Landkreise Hof und Wunsiedel aus. Derzeit ist der Selbitzer viel unterwegs, zum einen in den Schulen, zum anderen in den Betrieben, um sich bekannt zu machen und um das Serviceangebot der Kammer vorzustellen. In erster Linie ist Grökel für Ausbildungsplätze, daneben aber auch für Einstiegsqualifizierungsplätze (EQ) zuständig. „Wenn das Berufsschulzeugnis in Ordnung ist, dann erkennt das Handwerk eine solche sechs bis zwölf Monate dauernde Einstiegsqualifizierung auch als erstes Lehrjahr an“, so Grökel. Etwa bei der Hälfte der Betriebe hat er in diesem Fall auch schon eine mündliche Zusage für eine Übernahme des Betreffenden vorliegen. Ganz wichtig ist in seinem Job der Kontakt zu den Schulen. Wenn ein Unternehmen das Angebot der Kammer annimmt und ihn um Unterstützung bei der Vermittlung bittet, kann es manchmal ganz schnell gehen, einen geeigneten Bewerber zu finden. Für die Zukunft sieht Grökel die Bedeutung seiner Aufgabe eher noch weiter zunehmen. Schon jetzt sei die Zahl der ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen leicht rückläufig. „Wir werden in Zukunft auf jeden Fall einen Mangel bekommen“, sagt er und ist sich sicher, dass dies schon Zeichen des demographischen Wandels sind. Jugendlichen, die einen Handwerksberuf erlernen möchten, empfiehlt Grökel, vor allem die Lehrstellenbörse auf den Internetseiten der Handwerkskammer für Oberfranken (www.hwk-oberfranken.de) zu nutzen. Hier hätten sich bereits viele Betriebe eingetragen, die einen Ausbildungsplatz, oder auch ein Praktikum anbieten. Ähnliche Internetangebote gebe es auch von vielen Kommunen und natürlich von der Arbeitsagentur. Insofern sei es schon leichter geworden, eine Ausbildungsstelle zu finden. Schwerer sei es im Gegenzug dazu für die Jugendlichen allerdings geworden, sich zu orientieren. Zum einen könnten nicht alle mit der vorhandenen Vielfalt umgehen, zum anderen vermittelten viele Medien heute ein völlig falsches Berufsbild. „Oft herrschen völlig falsche Vorstellungen vor“, sagt Grökel und verweist auf die verzerrte Darstellung des vermeintlichen Traumberufs auf vielen Kanälen. Aber auch bei den Arbeitgebern setzt Grökel an. „Es muss ja nicht immer die mittlere Reife sein“, schreibt er den Firmenchefs ins Stammbuch. Viele Schüler seien höchst motiviert und könnten sich in eine Aufgabe richtig „reinbeißen“. Neben Frank Grökel (09281/7263244), der für die Städte und Landkreise Hof und Wunsiedel zuständig ist, gibt es noch drei weitere „Berater für die passgenaue Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige Unternehmen“: Harry Rausseck (0921/910265) in Bayreuth für die Regionen Bayreuth, Kulmbach und Kronach, Fredi Kunert (09561/51729) in und für Coburg sowie Carmen Weiss (0951/9150622)in Bamberg für den Bereich Bamberg/Forchheim. Das Projekt Ausbildungs-Matching wird gefördert aus Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums. Kofinanziert wird das Projekt von der Europäischen Union durch den Europäischen Sozialfonds (ESF). Handwerk als Stabilitätsanker der Binnenkonjunktur / HWK fordert: Keine Beschneidung des Handwerkerbonus und bessere steuerliche Abschreibung für energetische Gebäudesanierungen
Getragen werde die Handwerkskonjunktur vor allem von Aufträgen im Gebäudebestand und von Aufträgen der gewerblichen Wirtschaft. Etwas abgeschwächt habe sich dagegen die Nachfrage für den Alltagsbedarf, etwa im Nahrungsmittelhandwerk, bei den Friseuren aber auch im Gesundheits- und Kfz-Handwerk. „Angesichts der stabilen Binnennachfrage und des robusten Arbeitsmarktes waren unsere Betriebe auch im schwierigen ersten Quartal 2012 besser als in den Vorjahren ausgelastet“, sagte Zimmer. Optimistisch sei die Stimmung auch für die Zukunft. Fast 87 Prozent der befragten Betriebe rechneten mit einer zufriedenstellenden bis positiven Geschäftsentwicklung. Sie gingen davon aus, dass sich der saisonbedingt leicht rückläufige Trend bei Aufträgen und Umsätzen in den kommenden Monaten wieder umkehren wird. Sorge bereiten den Handwerkern allerdings die steigenden Einkaufspreise. Dies gelte für den Einkauf von Rohstoffen und Materialien gleichermaßen wie für Kraftstoffe, Öl und Strom. Gerade bei den Energiekosten sei eine dramatische Entwicklung zu verzeichnen. HWL-Präsident Zimmer zitierte eine Umfrage der Kammer, aus der hervorgeht, dass der Anteil der Energiekosten im Handwerk je nach Gewerk bis zu 15 Prozent der gesamten Kosten ausmacht. Zimmer: „Auf den Punkt gebracht heißt das: Die Energiekosten im Handwerk haben sich seit 2005 verdoppelt bis verdreifacht.“ Als „offizieller Ausrüster der Energiewende“, wie sich das Handwerk selbst bezeichnet, fordert die Kammer aber auch bessere Abschreibungsmöglichkeiten für all diejenigen, die ihre Immobilie einer energetischen Gebäudesanierung unterziehen. Hausbesitzer und vor allem Vermieter von Wohnungen seien inzwischen so verunsichert, dass die Sanierungsrate deutlich zurückgegangen ist, sagte der HWK-Präsident. Er sprach sich deshalb für klare und nachvollziehbare Abschreibungsmöglichkeiten, auch und vor allem für Einzelmaßnahmen aus. Diese steuerliche Absetzbarkeit sei ein einfaches aber motivierendes Element auf dem Weg in eine energieeffiziente Zukunft. Auf klare Ablehnung stießen bei den Handwerkern außerdem die derzeitigen Überlegungen, für den Steuerbonus auf Handwerkerleistungen eine Grenze von 300 Euro einzuführen. Der Handwerkerbonus dürfe nicht beschnitten, sondern müsse ausgeweitet werden, sagte Zimmer. Gerade vor dem Hintergrund der Energiewende nannte es Zimmer einen Treppenwitz, finanzielle Anreize auch für kleinere Maßnahmen etwa im Bereich der energetischen Gebäudesanierung in Frage zu stellen. Der Präsident legte der Vollversammlung auch eine positive Zwischenbilanz der Ausbildungsaktivitäten im Handwerk vor. Die Ausbildungsbereitschaft bei den Betrieben sei hoch, die Zahl der Schulabgänger bleibe auf niedrigem Niveau. Damit werde 2012 erneut zu einem guten Jahr für diejenigen Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen. „Wir werben um jeden Jugendlichen“, sagte Zimmer, denn gerade das Handwerk benötige hochqualifizierte Fachkräfte, die eigenverantwortlich handeln können. Dabei seien im Handwerk leistungsschwächere Jugendliche ebenso willkommen, wie leistungsstarke. Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten seien auch für Abiturienten attraktiv, um mit Ausbildung und Meisterbrief als Unternehmer sein eigener Herr zu sein. Zimmer: „Die duale Ausbildung ist damit eine echte Alternative zu überfüllten Hörsälen.“
In den Berufsbildungs- und Technologiezentren der HWK in Oberfranken fanden laut Hauptgeschäftsführer im zurückliegenden Jahr knapp 1200 Kurse mit fast 16000 Teilnehmern statt. Rund 8500 Teilnehmer entfielen auf überbetriebliche Lehrlingsunterweisungskurse, 1500 auf die Meisterschulen und knapp 6000 auf technische und betriebliche Fortbildungsmaßnahmen sowie auf grund- und Förderlehrgänge für Jugendliche ohne Lehrstelle. Negativ macht sich die gute konjunkturelle Situation bei den Einnahmen der Kammer bemerkbar, denn wegen der niedrigen Arbeitslosigkeit in der Region seien die Teilnehmerzahlen bei den Auftragsmaßnahmen der Arbeitsagenturen rückläufig. E.ON investiert in die Energiewende / Netzbetreiber investiert im laufenden Jahr in Oberfranken über 60 Millionen Euro
Schon heute hätten die erneuerbaren Energien im Netz von E.ON Bayern, das etwa zwei Drittel der Fläche des Freistaats abdeckt, einen Anteil von rund 40 Prozent. Damit liege die regenerative Energie bereits über der Zielmarke von 35 Prozent, die von der Bundesregierung für das Jahr 2020 vorgegeben ist. Ausschlaggebend dafür ist nach den Worten des Regionalleiters der gigantische Photovoltaik-Boom im Netzgebiet des Unternehmens. „Wir haben bis heute rund 200000 Photovoltaikanlagen in unser Netz integriert, deren Leistung mit etwa 4300 Megawatt deutlich über der in den ganzen USA installierter Photovoltaikleistung liegt.“ Nach den Worten von Netzbetriebsleiter Degelmann werden gut 38 der insgesamt 60 Millionen Euro geplanter Investitionssumme in die Instandhaltung und Wartung der bestehenden Netze fließen. Für Investitionen in neue Anlagen und Netze stehen über 22 Millionen Euro zur Verfügung. Als Schwerpunkt bezeichnete Degelmann dabei den Ausbau und die Verstärkung des Mittelspannungsnetzes (20000 Volt) sowie der Ortsnetze (230/400 Volt) aber auch die Errichtung neuer und zusätzlicher Transformatorenstationen. „Die Netzausbaumaßnahmen sind im Wesentlichen durch den immensen Zuwachs an dezentralen, regenerativen Erzeugungsanlagen veranlasst“, sagte Degelmann. Zu den größten Brocken der geplanten Maßnahmen im Regierungsbezirk gehören unter anderem ein 17 Kilometer langes 20-kV-Doppelerdkabel vom neuen Umspannwerk Seßlach (Landkreis Coburg) bis Maroldsweisach (Landkreis Haßberge in Unterfranken), ein sieben Kilometer langes 20-kV-Kabel von Zapfendorf im Landkreis Lichtenfels bis Ebensfeld im Landkreis Bamberg sowie das ein Kilometer lange Kabel von Pegnitz bis Scharthammer im Landkreis Bayreuth. Weitere Verstärkungen erfährt das Mittelspannungsnetz im Stadtgebiet von Kulmbach, zwischen Kulmbach und Kasendorf sowie von Grafenreuth bis Garmersreuth im Landkreis Wunsiedel. Störanfällige Freileitungen werden in den Landkreisen Bamberg, Bayreuth (Mergners bis Ottenhof und Plankenfels bis Ringau) und Hof (unter anderem Straßdorf bis Grubenberg) verkabelt, EEG-bedingte Investitionen in die Ortsnetze erfolgen unter anderem in Thurnau, Kulmbach, Gefrees, Bindlach, Großschloppen, Marktleuthen und Tauperlitz. Neben den aktuellen Netzbaumaßnahmen forscht E.ON Bayern nach den Worten von Regionalleiter Schiebler auch in unterschiedlichen Projekten am „Netz der Zukunft“. Große Hoffnungen seien dabei mit Fortschritten in der Speichertechnologie verbunden. „Als Partner des „Sol-ion-Projektes bringen wir jetzt erstmals Speicher im bayerischen Verteilnetz zum Einsatz“, sagte Schiebler. E.ON Bayern könne damit einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung des bayerischen Energiekonzeptes leisten. Die E.ON Bayern AG ist ein regionales Infrastrukturunternehmen. Kerngeschäft sind Planung, Bau und Betrieb von Strom- und Erdgasnetzen. Das Nieder- und Mittelspannungsstromnetz des Unternehmens hat eine Länge von 178000 Kilometern und erstreckt sich über zwei Drittel der Fläche Bayerns. Sitz des Unternehmens ist Regensburg. Bild: „Das Netz ist Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen Energiewende“: Ludwig Schiebler, Mitglied der Geschäftsleitung von E.ON Bayern und Regionalleiter für Oberfranken. Der Mobilitätsdienstleiter in der Region / Die Verkehrsakademie in Kulmbach sieht sich als Komplettdienstleister der Verkehrswirtschaft
„Wir verstehen uns als der der Mobilitätsdienstleiter der Region“, so Möschel, der nach seiner Lehre zum Kfz-Mechaniker und einem Studium der Betriebswirtschaftslehre bereits 1990 im Rahmen eines Praktikumssemesters zu dem Unternehmen gestoßen war. „Die Affinität zum Automobil war schon immer da“, sagt der gebürtige Kulmbacher, der seit 2007 auch Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken ist. Zur breiten Schulungspalette der Akademie gehören nach den Worten Möschels heute Führerscheinkurse in Vollzeitform für alle Fahrerlaubnisklassen, Gefahrgutlehrgänge, die Vorbereitung angehender Unternehmer auf die Sach- und Fachkunde bis zu Sicherheitstrainings und Energiespartrainings. „Damit sind wir ein Komplettdienstleister für die Verkehrswirtschaft“, so Möschel. Darüber hinaus habe die Verkehrsakademie im Auftrag der EU-Kommission auch schon das russische Verkehrsministerium bei der Einführung der internationalen Gefahrgutvorschriften unterstützt und entsprechende Ausbilder qualifiziert. „Wir sind die einzigen in Deutschland, die Gefahrgutlehrgänge in russischer Sprache anbieten“, so der Geschäftsführer. Lang und traditionsreich ist die Geschichte der Unternehmensgruppe, die seit 1997 unter VA Verkehrsakademie Holding firmiert und die seit 1981 ihren Sitz am Goldenen Feld in Kulmbach hat. 1924 von Hans Kolb als Fahrschule in Kulmbach gegründet, führte sie dessen Sohn Walter Kolb nach dem Zweiten Weltkrieg mit Geschäftsstellen in Kulmbach und München fort. Zusammen mit einem eigenen Arbeitskreis junger Verkehrswissenschaftler entwickelte Walter Kolb damals pädagogische Konzepte, aus denen das anerkannte Bild des Berufskraftfahrers entstand. So sei die jetzige Akademie bereits 1972 eine der ersten Berufskraftfahrerausbildungsstätten in Deutschland gewesen. Mit dem Schwerpunkt der Aus- und Weiterbildung für alle diejenigen, die beruflich Fahrzeuge bewegen, war in der Folge die Verkehrsakademie Bayern als Dachverband gegründet worden und aus der Fahrschule Kolb wurde die Verkehrsakademie Kulmbach. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs expandierte die Akademie nach Sachsen und Thüringen und gründete mehrere Tochterunternehmen, nicht nur in den Neuen Bundesländern, sondern auch in Bayern. Michael Möschel führt die Geschäfte seit dem Tod von Walter Kolb im Jahr 1999. Bereits 1997 wurde Möschel Minderheitsgesellschafter der VA Verkehrsakademie Holding, 2008 hatte er nach dem Ausscheiden der Familie Kolb als Gesellschafter die Beteiligung vollständig übernommen. Heute gilt das Verkehrsinstitut Bayern als eine der führenden Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für das Transportgewerbe und für Omnibusbetriebe sowie das verarbeitende Gewerbe und die Industrie in Nordbayern. Neben dem Hauptsitz in Kulmbach gibt es heute Niederlassungen in Nürnberg, Würzburg, Plauen, Zwickau, Chemnitz, Leipzig, Delitzsch und Zella-Mehlis. Die Unternehmensgruppe hat zusammengerechnet 200 festangestellte und rund 70 freiberufliche Mitarbeiter, neben Büro und Verwaltung hauptsächlich Fahrlehrer und Dozenten. Darunter sind derzeit auch etwa 15 Auszubildende zu Bürokaufleuten, Kfz-Mechatronikern und Berufskraftfahrern. Als ihre wichtigsten Aufgaben sieht es die Verkehrsakademien an, Untersuchungen zu allen Bereichen des Straßenverkehrs durchzuführen, gewonnene Erkenntnisse zu veröffentlichen und sie in Lernkonzepte umzusetzen, die dann im Rahmen der Schulung bei den Akademien und ihren Partnern angeboten werden. Zu den Projekten gehören unter anderem: die Verbesserung der LKW-Fahrer-Ausbildung, das Personalmarketing für das Güterkraftverkehrsgewerbe, die Analyse von LKW-Unfällen, das Thema Datenverarbeitung im Nutzfahrzeug sowie Qualitätssicherung in Dienstleistungsunternehmen, insbesondere bei Durchführung von Schulungsmaßnahmen. Abgeschlossen sind weiterhin Projekte wie Kostenrechnung und Controlling bei beruflichen Bildungsmaßnahmen und Arbeitssicherheit in Straßenverkehrsunternehmen. „Wir fahren ganz bewusst eine Nischenstrategie, die auf Wissen und Können setzt“, sagt Möschel. Dabei bedauert er vor allem die aktuelle Entwicklung, bei der sich das „lebenswichtige Thema der Führerscheinausbildung“ einzig und allein über einen gnadenlosen Preiswettbewerb definiert. Eigentlich, so Möschel weiter, müsste es einen Qualitätswettbewerb geben. Frauenpower im Rotmain-Center / Isabel Belka leitet seit einem Jahr das Einkaufszentrum in Bayreuth
„Die Zeit ist nur so verflogen“, sagt Isabel Belka, die natürlich mittlerweile längst in Bayreuth angekommen ist. Wohl wissend, dass die Leitung jedes ECE-Centers alle drei bis vier Jahre wechselt. Das gehöre zur Philosophie, erklärt die Managerin. Dadurch stelle sich weder Routine noch „Betriebsblindheit“ ein. Das Privatleben werde dadurch natürlich schon etwas schwieriger, doch Isabel Belka sieht lieber die positiven Seiten: „Man kommt ganz schön rum.“ Trotz junger Jahre war sie mittlerweile in vielen Teilen Deutschlands tätig. Für die 26-Jährige, die in Hoyerswerda geboren wurde und in der Nähe von Bautzen aufgewachsen ist, gilt Bayreuth als erste eigenverantwortlich leitende Position innerhalb der ECE-Gruppe. Isabel Belka hat unter anderem ein High-School-Jahr in den USA vorzuweisen, bei einer Werbeagentur in den USA ein Praktikum absolviert und in Berlin European Management studiert. Danach war sie im Oktober 2008 zur ECE-Gruppe gestoßen. Es folgten Stationen als „Trainee“ in den Centern von Braunschweig, Koblenz, Magdeburg, Saarbrücken sowie in der ECE-Zentrale in Hamburg. Erste Erfahrungen in der Führungsebene konnte Isabel Belka im Berliner Ring-Center sammeln, das sie ein halbes Jahr lang kommissarisch geleitet hatte. Während andere Mädels Tierärztin oder Dressurreiterin werden wollen, strebte Isabel Belka schon immer den Beruf der Center-Managerin an. „Ich war schon immer shopping-affin und bin einfach gerne in Einkaufscentern bummeln gegangen. Nach ersten Kontakten sei sie sofort „Feuer und Flamme“ gewesen und habe sich gezielt bei der ECE-Gruppe beworben. Bereut habe sie es nie, auch wenn die gebürtige Sächsin speziell in Bayreuth anfangs mit dem fränkischen Dialekt schwer zu kämpfen hatte. Besonders das Center-Management Team habe ihr den Einstieg leicht gemacht und sie von Anfang an unterstützt.
Das Einzugsbiet des Rotmain-Center umfasst nach der Worten der Center-Managerin rund 400000 Menschen, die Städte Bamberg, Hof und Kulmbach gehören genauso dazu, wie Weiden in der Oberpfalz. Etwa 80 Prozent der Besucher stuft Isabel Belka als Stammkunden ein, die wöchentlich, wenn nicht sogar täglich kommen. Auch die Stadt Bayreuth hat das Rotmain-Center mittlerweile längst ins Herz geschlossen. Anfangs kritisch beäugt, pflege man eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Einzelhändlern der Innenstadt. „Wir haben ja auch grundsätzlich das gleiche Ziel und wollen die Menschen aus dem Umland nach Bayreuth holen“, erläutert Belka. Das Rotmain-Center beteilige sich deshalb auch aktiv am Arbeitskreis Innenstadt, den die Bayreuth Tourismus & Marketing GmbH ins Leben gerufen hatte. Einen Wunsch hat die Managerin aber doch: Zwei verkaufsoffene Sonntage und einmal Mitternachtsshopping pro Jahr, das sei zu wenig. Bis zu doppelt so viele Besucher, wie an einem normalen Verkaufstag, locke man mit derartigen Aktionen binnen weniger Stunden ins Center und damit auch in die Stadt, die davon gewaltig profitieren könnte. Das Rotmain-Center in Bayreuth beschäftigt rund 800 Menschen, von der 400-Euro-Kraft über Teilzeit- bis hin zu vollzeitbeschäftigten. Zehn davon sind im Management tätig. Ein Sicherheitsdienst achtet darauf, dass alles sauber und sicher ist, keine Randale entsteht und kein Vandalismus aufkommt. Im Mittelpunkt des laufenden Jahres steht der 15. Geburtstag des Rotmain-Center, das am 24. September 1997 eröffnet wurde. Gefeiert wird mit einer ganzen Reihe von Aktionen bis hin zu einer Autoverlosung. Auch für die Zeit davor, weiß Isabel Belka von einer ganzen Reihe spezieller Events zu berichten: Die Fußballeuropameisterschaft wird in der Ladenstraße übertragen, während des Monats August gibt es ein spezielles Kinderferienprogramm mit Indianerdorf und auch der gute alte Sommerschlussverkauf lebt als „Sale“ für Schnäppchenjäger wieder auf. Bundesweit betreibt die 1965 von Werner Otto (Otto-Versand) gegründete ECE-Projektmanagementgesellschaft 93 Einkaufszentren, europaweit sind es 137, unter anderem in Italien, Österreich, Polen, Tschechien, der Türkei und eines sogar in Moskau. „Die Stadt braucht den Handel, nicht umgekehrt“ / HBE-Bezirksgeschäftsführerin Sabine Köppel sieht den Einzelhandel in Oberfranken gut aufgestellt
Was das für den Handel in Oberfranken bedeutet? Während die einen (Schlecker) schließen und besonders in kleineren Orten empfindliche Leerstände hinterlassen, entstehen andernorts durch sogenannte Dorfläden ganz neue Einkaufsformen. „Tante Emma kehrt wieder zurück“, beschreibt Sabine Köppel dieses Phänomen. Der Trend zu immer mehr und immer größer habe sich bereits wieder abgeschwächt. Dazu kommt, dass viele kleineren Orte keinen einzigen Nahversorger mehr haben, Schlecker war oft noch der einzige Laden im Dorf. Da könnte es schon schwierig werden, neue Interessenten für die Ladenlokale zu finden. Doch nach einer Beobachtung des Handelsverbandes funktionieren die neuen Dorfläden sehr gut, vor allem dann, wenn Bürger durch ihre Anteile miteingebunden werden. Seit fast genau fünf Jahren steht Sabine Köppel an der Spitze des Verbandes, seit 18 Jahren ist sie für den Handelsverband (HBE) tätig. Zunächst als Rechtsreferentin, dann als stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin und seit Sommer 2007 in der Nachfolge von Reinhard Weniger als Bezirksgeschäftsführerin. Vieles habe sich mit den Jahren verändert. Der Online-Handel habe beispielsweise jedes Jahr zweistellige Zuwachsraten und werde noch weiter zulegen. Wie bei den meisten anderen Dingen auch, kann Sabine Köppel diesem Phänomen Positives und Negatives abgewinnen. Auf der einen Seite bedeute Online-Handel nichts anderes als eine Form des Versandhandels, denn es ja schon immer gab. Auf der anderen Seite sei der Frust bei vielen Mitarbeitern groß, wenn sich manche Kunden zwei Stunden lang ausführlich beraten lassen, um das ausgewählte Produkt dann doch im Internet zu bestellen, weil es dort minimal günstiger ist. „Zählt denn eine fachkundige Beratung gar nichts mehr“, so Sabine Köppel. Sie gibt dabei zu bedenken, dass doch gerade die Geschäfte vor Ort zusammen mit der Gastronomie das Flair einer Stadt ausmachen. Ohne Handel und Gastronomie seien die Innenstädte tot. Das könne doch nicht unser Ziel sein. Sabine Köppel weiß wovon sie spricht, denn ihr Verband betreut in Oberfranken rund 700 Mitgliedsunternehmen mit etwa 20000 Beschäftigten. Der Ein-Mann-Laden gehöre genauso dazu, wie der internationale tätige Konzern mit einer Vielzahl von Betriebsstätten. In Sachen Einzelhandel sieht Sabine Köppel Oberfranken gut aufgestellt. Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof seien als Einkaufsstädte sehr beliebt und profitierten von ihrer Zentralität. Sorgenkind sei dagegen der Raum Selb/Wunsiedel. Dort habe man sicher schon zu kämpfen, denn der demographische Wandel mache sich zwischenzeitlich auch im Handel bemerkbar. Eines schreibt die in Rödental bei Coburg geborene Juristin, die in Coburg zur Schule gegangen war und in Bayreuth Jura studiert hatte, den Städten allerdings ins Stammbuch: „Wir brauchen zentrumsnahe, attraktive und preisgünstige Parkplätze.“ Weder Politik noch Handel werden den Verbraucher umerziehen können. „Der Handel braucht die Stadt nicht, aber die Stadt braucht den Handel“, gibt Sabine Köppel zu bedenken. Danach sollten sich Stadtplaner richten. Die größten Defizite sieht die Bezirksgeschäftsführerin dabei in Bamberg. Aber auch Bayreuth stehe nach dem Abriss des Parkhauses am Sendelbach nicht gerade mustergültig da. Für ihr Jura-Studium in Bayreuth habe sich Sabine Köppel damals ganz bewusst entschieden. Auch Erlangen oder Würzburg standen zur Debatte, aber die damals noch deutlich kleinere Universität mit ihrer Campussituation hätten sie überzeugt. Ihre jetzige Aufgabe als Bezirksgeschäftsführerin sei genau das, was sie sich immer vorgestellt hatte. Man freue sich immer dann ganz besonders, wenn man für eine Firma außergerichtlich oder auch in einem Arbeitsgerichtsverfahren gut verhandeln und eine Angelegenheit zu einem guten Abschluss bringen kann. Zu einer verantwortungsvollen Beratung gehöre es freilich auch, zu sagen, dass man den einen oder anderem Prozess besser nicht führen sollte. Vieles in ihrer alltäglichen Arbeit sei aber längst nicht so spektakulär, wie es sich der Außenstehende vielleicht vorstellt. Besonders am Herzen liegt Sabine Köppel das Thema Ausbildung. Mit derzeit rund 2500 Lehrlingen sei der oberfränkische Handel einer der größten Ausbilder, sagte sie. Derzeit sei eine Ausbildung im Handel noch immer sehr gefragt. Damit es auch so bleibt, wirbt der Verband auf vielen Ausbildungsmessen und hat unter www.hbe-live.de ein eigenes, zielgruppenspezifisches Internetportal mit allen notwendigen Infos eingerichtet. Im Handel sei es im Vergleich mit anderen Bereichen relativ gut möglich auch mit Haupt- oder Realschulabschluss richtig Karriere zu machen. Egal als Handelsfachwirt, was der Meisterprüfung im Handwerk entspricht und die Qualifikation einer mittleren Führungskraft belegt, bis hin zum Betriebswirt. Existenzgründer sind natürlich immer willkommen, denn im Handel sei es noch relativ einfach, entsprechende betriebswirtschaftliche Kenntnisse vorausgesetzt, sich selbstständig zu machen. Positive Stimmung in der Landwirtschaft: BayWa bleibt auf Erfolgskurs / Millioneninvestition: Handels- und Dienstleistungskonzern errichtet neues Agrar- und Technikzentrum in Bayreuth
Den Umsatz der BayWa im Regierungsbezirk bezifferte Richard Nörpel, Leiter des regionalen Verwaltungszentrums Franken, für das zurückliegende Jahr auf 317 Millionen Euro. Damit habe der Konzern gegenüber 2010 um elf Prozent zulegen können. Hauptumsatzbringer war dabei nach den Worten Nörpels die Sparte Energie mit 94, gefolgt vom Bereich Agrar mit 85, Baustoffe mit 70 und Technik mit 68 Millionen Euro. Für das laufende Jahr geht Nörpel von einem Geschäftsverlauf auf gleichem Niveau aus. Zentrale Anlaufstelle für viele Landwirte in der Region, die traditionell den größten Kundenstamm der BayWa ausmachen, wird ab dem kommenden Sommer ein großes Agrar- und Technikzentrum sein, für das derzeit die Planungsphase abgeschlossen wird. In Sichtweite zur Autobahnanschlussstelle Bayreuth-Süd wird im Gewerbegebiet Wolfsbach auf insgesamt 18000 Quadratmetern Fläche gebaut. Auf dem Areal entstehen unter anderem Getreidesilos mit einer Kapazität von 4000 Tonnen, eine Düngerhalle mit einem Fassungsvermögen von rund 3500 Tonnen, ein Pflanzenschutzlager und eine Palettenhalle. In dem neuen Betrieb werde das bisherige Getreidelager Bayreuth-St. Georgen sowie die beiden Betriebsmittelstandorte Weidenberg und Mistelgau (beide im Landkreis Bayreuth) aufgehen. „Immer weniger und immer größere Betriebe in der Landwirtschaft verlangen nach einem starken Partner. Wir richten unser Standortnetz darauf aus“, erläuterte Spartengeschäftsführer Peter May. Kundennähe definiere sich vor dem Hintergrund des anhaltenden Strukturwandels weniger über Präsenz vor Ort, sondern vielmehr über fachkompetente Mitarbeiter, leistungsfähige Standorte und ein hohes Niveau bei Service und Logistik. Doch damit nicht genug: Der neue BayWa-Standort Bayreuth-Wolfsbach soll auch die Sparte Technik umfassen. Land- und Kommunaltechnik, Stalltechnik, Forstartikel und Kleinmotoristik werden am neuen Standort in Wolfsbach künftig zu finden sein. Nach den Worten von Technik-Spartengeschäftsführer Günter Schuster werden die bisherigen Betriebe in der Justus-Liebig-Straße in Bayreuth und in Kirchenlaibach (Landkreis Bayreuth) in dem neuen Standort aufgehen. Alle 25 Mitarbeiter werden nach Wolfsbach wechseln, zusätzliche Arbeitsplätze seien geplant, sagte Schuster: „In einem größeren Team können wir dem Kunden einen noch höheren Grad an Spezialisierung bieten.“ Eine weitere Konzentration innerhalb Oberfrankens kündigte Spartengeschäftsführer Jochen Schneider an: Bereits zum 30. Juni soll das Baustoffgeschäft Pegnitz auf die Nachbarbetriebe Auerbach, Bindlach und Pretzfeld verlegt werden. Die vier Mitarbeiter des bisherigen Abholstandortes in Pegnitz werden dann nach Auerbach wechseln. „Die Kunden profitieren letztlich durch einen höheren Spezialisierungsgrad“, sagte Schneider. Schließlich ist auch diese Änderung mit einer Investition verbunden. So soll am Standort Pretzfeld für knapp 400000 Euro eine neue Baustoffhalle entstehen. Von einer Zunahme beim Diesel- und Schmierstoffabsatz berichtete bei der Vorlage der Bilanz Energie-Spartengeschäftsführer Josef Pfannes. „Durch die starke Konjunktur konnten wir auch in diesem Bereich Marktanteile hinzugewinnen“, so Pfannes. Insgesamt habe die BayWa Oberfranken in der Landwirtschaft insgesamt 30 Prozent mehr Schmierstoffe abgesetzt als im Vorjahr, während die Heizölmenge preisbedingt zurückging, der Umsatz aufgrund des hohen Preisniveaus aber trotzdem angestiegen war. Die BayWa ist in Oberfranken derzeit an 33 Standorten mit 596 Mitarbeitern vertreten. 70 davon sind Auszubildende in den Berufen Einzelhandelskaufmann, Bürokaufmann sowie Land- und Baumaschinenmechaniker. Mit ihrer Ausbildungsquote von knapp zwölf Prozent liegt die BayWa auch heuer wieder weit über dem Bundesdurchschnitt von knapp sieben Prozent. Bild: Über eine erfolgreiches Geschäftsjahr 2011 können sich die Spartengeschäftsführer der BayWa in Oberfranken freuen (von links): Jochen Schneider (Baustoffe), Peter May (Agrar), Günter Schuster (Technik), Richard Nörpel (Leiter des regionalen Verwaltungszentrums Franken) und Josef Pfannes (Energie). Gesunde Nachfragen nach Bauberufen
„Als langjähriger Ausbildungsbetrieb legen wir ein besonderes Augenmerk auf unseren ausgezeichneten Baunachwuchs“, sagt Geschäftsführer Werner Weiß, der 1961 selbst eine Maurerlehre bei den Wunsiedler Baumeistern begonnen hatte und seit 1967 nach einem Studium ununterbrochen im Betrieb tätig ist. Seinen Worten zufolge ist die Ausbildung beim Maurer und Betonbauer im ersten und im zweiten Lehrjahr absolut die gleiche. Lediglich im dritten Lehrjahr kämen spezielle Ausbildungsmodule für die jeweiligen Fachrichtungen hinzu. Auch Benaja Lang, der in Rehau wohnt und jeden Tag nach Wunsiedel, beziehungsweise zu den Baustellen pendelt, hatte sich ursprünglich als Maurer beworben. Derzeit ist er beim Bau des Heizkraftwerkes Schönbrunn im Einsatz. Es mache großen Spaß, die verschiedensten Baustellen kennen zu lernen. Auch die Tatsache, dass es in seiner Heimat bleiben konnte und zur Ausbildung nicht in eine Großstadt abwandern musste, habe für ihn den Ausschlag zur Ausbildung am Bau gegeben. Nach Abschluss seiner Lehrzeit will der angehende Betonbauer mit Realschulabschluss erst einmal zwei, drei Jahre praktische Erfahrungen sammeln, ehe er sich einer Meisterausbildung widmen möchte. Das seit 1956 bestehende Familienunternehmen „Karl Roth Baumeister Wunsiedel“ ist regional und überregional tätig. Gegründet wurde es von Karl Roth, dem Schwiegervater von Werner Weiß, ursprünglich als reiner Hochbaubetrieb. 1983 kam die Sparte Tiefbau dazu, heute bietet das Unternehmen die gesamte Bandbreite bis hin zur eigenen Zimmerei und einer gesonderten Planungsabteilung an. Mit insgesamt 135 Mitarbeitern und einem modernen Maschinen- und Gerätepark, darunter allein über 60 TÜV-pflichtige Fahrzeuge, gilt es als zuverlässiger Partner für sämtliche Bauaufgaben im Hoch- und Tiefbaubereich.
Auch für das kommende Ausbildungsjahr haben bereits zwei Lehrlinge ihre Verträge in der Tasche. „Als Ausbildungsbetrieb waren wir schon immer gefragt, und zwar in allen Sparten“, sagt Veronika Sirch. Sie ist die Enkelin des Firmengründers, hat an der TU München Bauingenieurwesen studiert und ist vor drei Jahren in die Wunsiedler Geschäftsleitung zurückgekehrt. Daneben steht Veronika Sirch als eine der jüngsten Obermeisterinnen überhaupt an der Spitze der Bauinnung Selb/Wunsiedel. Über mangelnde Motivation ihrer Azubis kann die Chefetage nicht klagen: „Wenn es jemand wirklich machen möchte, dann bringt er auch eine gewisse Motivation mit“, so Veronika Sirch, die mehr und mehr feststellt, dass sich die jungen Leute immer besser informieren. Deshalb ist das Unternehmen auch bei fast allen Ausbildungsmessen in der Region vertreten und kann sich über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Die Bewerbungen sind zwar weniger geworden aber im Großen und Ganzen sei eine gesunde Nachfrage nach Bauberufen festzustellen.
In der Region und weit darüber hinaus hat das Unternehmen seine Spuren hinterlassen. Das Kraftwerk in Wunsiedel, der Neubau an der Luisenburg, der moderne Glasbau der VR-Bank in Bayreuth, sämtliche Autohäuser der Autowelt König zwischen Coburg und Regensburg oder der Neubau der Frankenpost in Hof, alle diese Bauwerke tragen die Handschrift der Baumeister aus der Hornschuchstraße. Im Bereich Tiefbau realisiert das Unternehmen Projekte vom Pflastern der Hofeinfahrt bis zum Bau von Autobahnbrücken, vom Hausanschluss bis zur Kanalverlegung, von der Wasserleitung bis zum Bau von Kläranlagen, von der Tankstelle bis zur Ölabfüllanlage. Im Tiefbau würden bei fast jeder Aufgabe spezielle Anforderungen an Menschen, Maschinen und Geräte gestellt. Selten gleiche eine Baumaßnahme der anderen. Zu verschieden sind die Voraussetzungen. Was hier zählt, ist nach den Worten von Veronika Sirch menschliches Einfühlungsvermögen und handwerkliches Geschick, verbunden mit aktuellster Technik. Potentielle Auszubildende bietet Karl Roth Baumeister in Wunsiedel auch die Möglichkeit von mehrwöchigen Praktika oder Ferienjobs oder auch zwei- bis dreitägige „Schnupperpraktika“ an. Dabei könne jeder sehen, wie es überhaupt auf einer Baustelle zugeht. Info: Beton- und Stahlbetonbauer: Einstellungsvoraussetzungen: Motivation, Interesse, Flexibilität, Lernbereitschaft und mindestens der qualifizierende Hauptschulabschluss. Ausbildungsdauer: Generell drei Jahre, eine Verkürzung auf zweieinhalb Jahre ist unter bestimmten Bedingungen möglich. Hauptaufgaben: Schalen, Bewehren und Betonieren in allen Facetten: Dazu gehören das Herstellen von Betonagen sowie die Fertigung von Schalungen und Stahlbewehrungen unter Berücksichtigung des Wärme-, Schall- und Brandschutz. Berufsschule: Meistens im Block, im 1. Lehrjahr 13 Wochen, im 2. und 3. Lehrjahr jeweils zehn Wochen. Dazu kommt die überbetriebliche Ausbildung bei der Handwerkskammer mit mindestens 17 Wochen im 1. Lehrjahr, durchschnittlich zwölf Wochen im 2. Lehrjahr und vier Wochen im 3. Lehrjahr. Ausbildungsvergütung: Bauberufe werden historisch bedingt schon in der Lehrzeit gut bezahlt: 1. Lehrjahr 648 Euro, 2. Lehrjahr 996 Euro, 3. Lehrjahr 1259 Euro (jeweils ab 1. Juni 2012).
Bilder:
Meilenstein auf dem Weg in die
Energiewelt von morgen
„Damit können nach der Fertigstellung 42000 Zwei-Personen-Haushalte komplett mit Ökostrom versorgt werden“, kündigte Fronteris-Vorstand Werner Engelhardt bei der Inbetriebnahme des ersten Bauabschnittes mit fünf Windrädern an. Mit dem Projekt werde die Windenergie im Freistaat in einer ganz neuen Dimension erschlossen. „Das Vorhaben ist das größte Windenergieprojekt im Freistaat und damit ein Meilenstein auf dem Weg in die Energiewelt von morgen“, so Engelhardt. Jedes der ersten fünf Windräder ist knapp 140 Meter hoch und hat eine Rotorenspannweite von 82 Metern sowie eine Leistung von 2,3 Megawatt. Zum ersten Bauabschnitt gehört auch das eigens errichtete Umspannwerk Hof-Nord, das die Einspeisung des Windstroms in das 110000-Volt-Hochspannungsnetz der E.ON ermöglicht. Die Planungen für den riesigen Windpark im Nordosten Bayerns haben bereits im Jahr 2009 und damit lange vor der Katastrophe im japanischen Fukushima und der danach ausgerufenen Energiewende in Deutschland begonnen, so Jürgen Meyer-Menz vom Projektentwickler, der Fronteris-Tochtergesellschaft Primus Energie GmbH.. Die benötigten Flächen seien größtenteils von privaten Eigentümern, hauptsächlich von Landwirten, angepachtet worden. Nach der Realisierung des gesamten Projekts sollen Bürger aus der Region an den Anlagen beteiligt werden. Thomas Hartauer, Vorstand der Fronteris-Tochter Lacuna nannte die geplanten Bürgerwindbeteiligungen eine Chance für Investoren und sprach von einer lukrativen Geldanlage, die schon bald über die regionalen Kreditinstitute angeboten werden sollen.
Nach den Worten von Landrat Bernd Hering war der Landkreis Hof schon vor der Realisierung des ehrgeizigen Fronteris-Projekts Vorreiter bei den erneuerbaren Energien. Insgesamt gebe es im Hofer Land aktuell 55 Windkraft-, über 1900 Solar-, 24 Wasserkraft- und 23 Biogasanlagen. Damit gehe ein spürbarer Beitrag zur Energiewende in Deutschland von Hochfranken aus, so Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller. Trogens 2. Bürgermeister Horst Schmidt freute sich bei der Inbetriebnahme des ersten Bauabschnittes nicht nur darüber, dass schon bald Gewerbesteuer in die Gemeindekassen fließt, schon während der Bauphase hätten sich die Windräder als Besuchermagnet erwiesen. Die 1600-Einwohner-Gemeinde habe damit eine neue Attraktion.
Bilder:
Dieselsteuer, Fachkräftemangel, Gigaliner:
Dadurch soll sich die Versandkapazität verdoppeln, kündigte Marketingchef Dietmar Schweinsberg beim Tag der Logistik, den die IHK seit mittlerweile fünf Jahren regelmäßig veranstaltet, an. NKD will damit vor allem der ständigen Expansion des Unternehmens Rechnung tragen. Im Jahr 2004 sei die 1000. Filiale eröffnet worden, für 2013 werde bereits mit der 2000. Filiale gerechnet, so Schweinsberg. NKD beschäftigt in Oberfranken insgesamt 832 Mitarbeiter, davon 619 am Standort Bindlach und davon wiederum 273 allein im Bereich der Logistik. Das Unternehmen ist vor allem in Süddeutschland, Österreich und Slowenien aktiv und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 600 Millionen Euro. Während NKD das Bauvorhaben Anfang Mai mit einem symbolischen ersten Spatenstich starten will, rollen nebenan auf dem 35000 Quadratmeter großen Areal der ehemaligen Bundeswehrkaserne bereits die Bagger für umfangreiche Abbruch- und Erschließungsmaßnahmen. „Spätestens im Frühjahr 2013 werden wir mit dem Bau einer ersten Halle starten“, so Christian Wedlich, Geschäftsführer der Wedlich Service Gruppe und Vorsitzender des IHK-Fachausschusses für Verkehr und Logistik. Bereits Ende 2013 will sein Unternehmen von dem jetzigen beengten Stammsitz im Süden Bayreuths in den Norden der Stadt umziehen. Die Wedlich-Gruppe ist derzeit auf sieben Lagerstandorte, einer davon in Bad Berneck, verteilt. Drei bis vier Standorte sollen mit der Eröffnung des Logistikparks Markgrafenkaserne aufgelöst werden. Allein für die Realisierung des ersten Bauabschnittes rechnet Wedlich mit einer Investitionssumme von fünf bis sechs Millionen Euro. Trotz aller Expansionsvorhaben befinde sich die Logistikbranche in turbulenten Zeiten, sagte IHK-Vizepräsident Michael Möschel. Professor Christoph Tripp von der Hochschule Hof machte die derzeitigen Turbulenzen an mehreren Punkten fest. Zum einen fehle es an qualifiziertem Personal, zum anderen an der Infrastruktur. Gleichzeitig nehme die Komplexität der Aufgaben zu, vom Management werde immer mehr Flexibilität gefordert und Politik und Gesellschaft setzten die Branche unter massiven Druck zu ökologischem Wirtschaften. „Die Planbarkeit schwindet, und das ist für Logistiker keine gute Nachricht“, sagte der Professor. Die Logistikwirtschaft reagiere besonders sensibel auf die immer schnelleren konjunkturellen Schwankungen. Dennoch sei die Zahl der Beschäftigten mit bundesweit zwischen 2,8 und 2,9 Millionen Menschen bislang relativ konstant geblieben. Ein Thema, das Branche besonders zu schaffen macht, ist die Dieselpreisentwicklung. Spediteur Wedlich, der rund eine Million Liter Diesel pro Jahr benötigt, reagiert darauf wie viele andere Logistiker auch mit dem „Dieselfloater“, einem System, das die Frachtkonditionen an den Dieselpreis koppelt. Zusammen mit der Fraunhofer-Projektgruppe in Bayreuth arbeite sein Unternehmen außerdem daran, die Prozesse weiter zu optimieren. Langfristig werde die Preisspirale weiter nach oben gehen, sagte Professor Tripp von der Hochschule Hof voraus. Hinter der Entwicklung steckten längst nicht mehr marktwirtschaftliche Gründe: „Da sind in hohem Maße Spekulanten am Werk“, so Tripp. Eine Möglichkeit der Prozessoptimierung wäre laut Wedlich der Einsatz von Gigalinern. Fünf Gigaliner könnten acht Lastzüge ersetzen, was vor allem aus ökologischen wie aus ökonomischen Gesichtspunkten wünschenswert wäre. Problem sei allerdings, dass verschiedene Regionen in Deutschland, darunter besonders Nordrhein-Westfalen, auf vielen Autobahnstrecken mit hohem Verkehrsaufkommen bereits Durchfahrtsverbote erlassen haben. „Damit kommen wir nicht mehr von A nach B und der Einsatz von Gigalinern lässt sich nicht mehr wirtschaftlich darstellen“, so Wedlich. Dies sei auch der Grund dafür, dass bundesweit derzeit erst fünf Gigaliner im Einsatz sind. Bild: Hundertausende von Paketen werden im derzeitigen Logistikzentrum des Textildiscounters NKD in Bindlach umgeschlagen. Aufgrund seiner ständigen Expansion plant das Unternehmen eine Verdoppelung seiner derzeitigen Kapazität. Basel III: Unternehmensfinanzierung sichern - Stabilität des Finanzsystems stärken / Augenmaß statt Gleichmacherei: IHK fordert Schaden vom deutschen Mittelstand abzuwenden
Weiter in der Kritik: Auch den Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die sich nach den Worten des neuen IHK-Vizepräsidenten Oliver Gießübel als Stabilitätsanker in der Krise erwiesen haben, soll „Basel III“ übergestülpt werden. Das „Drei-Säulen-Modell“ der deutschen Bankenlandschaft, bestehend aus Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen, habe sich bewährt. Die Kreditinstitute seien verlässliche und leistungsstarke Finanzierungspartner des Mittelstands und müssten es auch bleiben können. In anderen europäischen Ländern gebe es eine solche Bankenvielfalt nicht. Gießübel bezeichneten es deshalb als grob fahrlässig, würde man die bewährte Struktur der deutschen Bankenlandschaft mit dem Ziel der europäischen Harmonisierung schwächen oder gar abschaffen. Diejenigen, die sich an geltendes Recht gehalten haben, dürften am Ende nicht die Dummen sein, so Karlheinz Löbl von der VR-Bank Bayreuth. Die Finanzierung von Unternehmen sei weder Ursache der Krise gewesen, noch habe sie die Krise in ihrer Ausprägung verstärkt, waren sich die Vertreter der oberfränkischen Banken bei dem Gespräch einig. Werde das Regelwerk „Basel III“ wie vorgesehen in geltendes Recht umgesetzt, befürchte die oberfränkische Wirtschaft einen Finanzierungsengpass für die mittelständischen Unternehmen. Die Verantwortlichen bedauern, dass die Umsetzung von „Basel III“ in Form einer EU-Verordnung und nicht in Form einer Richtlinie anstehe. Daran sei auch nichts mehr zu ändern, sagte Staatssekretär Koschyk. „Es wird eine Verordnung geben, alles andere ist unrealistisch“. Eine Verordnung mache auch Sinn, da zu viele Spielräume nur Schwierigkeiten bei der Umsetzung mit sich bringen würden. „Wir müssen die Regeln einheitlicher und verbindlicher machen“, so Koschyk. Für den Finanzstaatssekretär steht der Erhalt des bewährten Drei-Säulen-Modells an erster Stelle, da andernfalls die gesamte Mittelstandsfinanzierung ausgehöhlt werden könnte. Deshalb sei es auch ein Glücksfall, dass mit dem österreichischen Konservativen Othmar Karas ein Berichterstatter für das EU-Parlament ausgewählt wurde, dem das System der Sparkassen und Genossenschaftsbanken vertraut ist. Offen sei derzeit noch die Eigenkapitalunterlegung bei Mittelstandskrediten, die Anerkennung der Vorsorgereserven als Ergänzungskapital und die Frage der Kapitalabzüge für verbundinterne Finanzbeteiligungen. Nach Auffassung der oberfränkischen Wirtschaft sollte dabei klar sein, dass die Umsetzung des Regelwerkes nicht nur die Kreditinstitute betrifft, sondern direkt auch den deutschen Mittelstand.“ Mit Blick auf die aktuell schwierige wirtschaftliche Situation in vielen europäischen Ländern bleibe der Kreditzugang primär für kleine und mittlere Unternehmen ein wichtiger Schlüssel zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Erholung. Es gehe bei „Basel III“ also um nichts weniger als die Zukunft der deutschen Wirtschaft, die vor allem vom Mittelstand getragen wird. Die Vorschriften von Basel III haben nach Ansicht der IHK Auswirkungen auf die Geschäftspolitik der Kreditinstitute, auf Liquidität sowie Kreditvergabe - und damit direkt auch auf den Mittelstand. Hier müsse mit Augenmaß vorgegangen werden, nicht mit Gleichmacherei. „Es darf nicht sein, dass der deutsche Mittelstand auslöffeln muss, was internationale Finanzkonglomerate eingebrockt haben.“ Die neuen Liquiditätsvorschriften verlangen von der Bank unter anderem, dass sie den langfristigen Firmenkredit stärker als bisher „fristenkongruent“, also langfristig und damit teurer, refinanziert. Dies wirke sich auf die Konditionen der langfristigen Unternehmenskredite aus. Die langfristige Finanzierungskultur in Deutschland sollte deshalb noch stärker im Regelwerk „Basel III“ berücksichtigt werden, forderte Michael Maurer von der Sparkasse Hochfranken. Viele Firmen nutzten gern die Möglichkeit, sich langfristig zu finanzieren und profitierten dabei in der Regel von stabilen Zinsen. Insbesondere in wirtschaftlich schwachen Zeiten führe die langfristige Finanzierung zu mehr Stabilität bei den Unternehmen. Keine Kreditklemme bei VR-Banken / GVB kritisiert „öffentlich subventionierte Kampfkonditionen“ staatlich gestützter Banken
Den Zahlen zufolge hatte sich die Bilanzsumme der 26 Volks- und Raiffeisenbanken in Oberfranken im zurückliegenden Jahr um 3,5 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro erhöht. Die Ausleihungen waren um 2,4 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro angestiegen. An Firmenkunden wurden um 2,1 Prozent mehr Kredite ausgereicht, das Kreditvolumen wuchs in diesem Segment auf 1,8 Milliarden Euro. Bei den Privatkunden legte der Kreditbestand um 2,4 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zu, was vor allem auf den Zuwachs bei der Wohnungsbaufinanzierung zurückzuführen war. Aus all diesen Zahlen werde eines ganz deutlich, sagte Nüssel: „Für die Kunden der oberfränkischen Volks- und Raiffeisenbanken gab es bislang keine Kreditklemme und es wird auch keine Kreditklemme geben.“ Auf der Einlagenseite sei die Entwicklung ebenfalls recht erfreulich ordentlich verlaufen. Und das, so Nüssel, „obwohl die staatlich gestützten Banken teilweise mit marktfernen, öffentlich subventionierten Kampfkonditionen unterwegs sind“. Trotz des harten Wettbewerbs hätten die Kundengelder um 3,4 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zugelegt. Das zeige, dass die Kunden den Genossenschaftsbanken vertrauen. „Bei ihnen sind die Ersparnisse sicher, das haben die Krisen der zurückliegenden Jahre bestätigt.“ Das gut laufende Aktiv- und Passivgeschäft schlage sich nicht zuletzt positiv in der Gewinn- und Verlustrechnung nieder. Erneu könnten die oberfränkischen VR-Bankenmit 1,08 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme ein gutes Gesamt-Betriebsergebnis vorweisen. Mit 103 Millionen Euro sei dies zwar etwas weniger als in 2010, dabei müsse man allerdings berücksichtigen, dass die Zinsspanne um 0,08 Prozentpunkte auf 2,48 Prozent zurückging. „Wir sind ein starker Player auf diesem Markt und wir werden es auch bleiben“, so Nüssel.
Insgesamt gibt es in Oberfranken 26 Volks- und Raiffeisenbanken mit 307 Geschäftsstellen, 2932 Beschäftigten und 169 Auszubildenden. „Damit sind wir ein wichtiger und bedeutender Wirtschaftsfaktor für den Regierungsbezirk“, so Regionaldirektor Friedrich Blaser. Nach den Fusionen der Raiffeisenbanken Sparneck-Stammbach-Zell und Frankenwald-Ost – Oberkotzau zur Raiffeisenbank Hochfranken West sowie der Raiffeisenbanken Stegaurach und Burgebrach hatte sich die Zahl der Banken im zurückliegenden Jahr um zwei verringert. Während die Zahl der Mitarbeiter marginal um 26 zurückgegangen war, stieg die Zahl der Auszubildenden um elf an. „Wir merken, dass die Bewerbungen weniger werden und haben deshalb massiv in den Bereich Ausbildung investiert“, so Karlheinz Kipke, stellvertretender Bezirkspräsident und Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Coburg.
Bilder:
Handarbeit statt Handelsware
„Wir sind einer der ältesten Handwerksbetriebe in ganz Oberfranken“, sagte Arnold Gloyer jun. (65), der das Geschäft seit 1980 als alleiniger Inhaber führt. Bereits 1748, dem Jahr der Fertigstellung des Markgräflichen Opernhauses, habe am gleichen Standort ein Goldschmied seine Tätigkeit aufgenommen, so Gloyer, der sich als Goldschmiedemeister in der Tradition seiner Vorgänger sieht. Fürsten- und Adelshäuser haben hier anfertigen lassen, Markgraf Friedrich ernannte die einstige Werkstatt zum Hofjuwelier, auch der Hof zu Braunschweig fand den Weg nach Bayreuth, ebenso darf die Werkstatt das Anhalter Wappen tragen. Wenn diese Zeiten auch lange vorbei sind, so finden heute andere Größen den Weg in die Kanzleistraße 1: Dirigenten, Sänger und sonstige Mitwirkende der Bayreuther Festspiele. Fein säuberlich gerahmt hängen ihre signierten Konterfeis im Verkaufsraum. „Die Festspielzeit spielt eine große Rolle bei uns“, sagt Gloyer. Dadurch sei es auch möglich gewesen, ein Stammkundenklientel zu gewinnen, das auch außerhalb der Festspielzeit gerne nach Bayreuth kommt. Gloyer selbst hat noch einen ganz anderen Bezug zu den Festspielen: Er ist am 25 Juli geboren, dem Tag, an dem seit Jahrzehnten traditionell die Festspiele eröffnet werden. Nachdem das Ladengeschäft um 1900 zeitweise gegenüber im „Hirschmann-Haus“ untergebracht war, hatte sein Vater Arnold Gloyer, ein gebürtiger Pinneberger, in den 1930er Jahren das Juwelier-Fachgeschäft wieder am angestammten Platz fortgeführt. Vorbesitzer war der Dresdner Juwelier Engelmann, ein Name, der bis heute Bestand haben sollte. „Wir setzen vor allem auf Schmuck“, sagt Gloyer und legt großen Wert darauf nicht nur als Händler wahrgenommen zu werden, sondern als Schmuckwerkstatt. Ehefrau Helli ist ebenfalls gelernte Goldschmiedin, in der Werkstatt ist außerdem Alexander Galimbis, Meister und Träger des bayerischen Staatspreises, beschäftigt, im Laden eine Vollzeitverkäuferin. Auch das Thema Ausbildung hat in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder eine Rolle gespielt: „Wir haben Einzelhandelskaufleute genauso ausgebildet, wie Goldschmiede.“ Zum umfangreichen Angebot gehören die Anfertigung von Entwürfen, die Durchführung von Auf- und Umarbeitungen, Edelsteinbestimmungen, Restaurationen, Stein- und Perlenkettenaufarbeitung sowie Gravierungen. Die Uhren-Meisterwerkstatt ist auf alte, mechanische Uhren spezialisiert, die nach den Worten Gloyers derzeit wieder stark im Kommen sind. Stark im Kommen war in den zurückliegenden Jahren auch die Billigware aus Fernost, ein Segment mit dem sich Gloyer nicht beschäftigt. Während teure Stücke nach wie vor gefragt sind, werde vor allem das mittlere Preissegment immer kleiner, bedauert Gloyer, der seine angebotenen Schmuckstücke noch immer selbst auf internationalen Messen aussucht. Die Branche ist eher winzig: Oberfrankenweit gebe es nur mehr etwa 20 bis 25 Goldschmiedebetriebe, sagt Gloyer, der auch stellvertretender Obermeister der Innung ist. Er gilt außerdem im Auftrag der Handwerkskammer als vereidigter Sachverständiger und wurde bereits vor 40 Jahren als erster Gemmologe (Fachmann für Edelsteine) in ganz Nordbayern eingetragen. Hier ist das Prüfen und Schätzen seine Aufgabe, wenn es beispielsweise darum geht, in Erbstreitigkeiten einen Zeitwert zu ermitteln oder die Echtheit von Schmuckstücken zu überprüfen. Nicht nur wegen der Festspiele hat Gloyer einen engen Bezug zur Kunst. Seit fast 20 Jahren unterstützt er vor allem wegen seiner Bekanntschaft zu Viktor Lukas die Musica und natürlich besucht er auch gerne die Konzerte. Daneben gehört er auch dem Freundeskreis der Studiobühne als förderndes Mitglied an. „Beides sind neben den Festspielen außerordentlich wichtige Einrichtungen für Bayreuth“, so Gloyer.
Info: Gewerkschaften sind keine Dinosaurier / DGB-Regionsvorsitzender Jürgen Jakob hat den Niedergang der Textilindustrie hautnah miterlebt
Bis dahin gibt es freilich noch viel zu tun. Unter dem Motto „Bunt statt braun“ machen die Gewerkschaften derzeit gegen den geplanten Naziaufmarsch am 1. Mai in Hof mobil. Da gibt es viel zu organisieren und abzustimmen. „Der Kampf gegen rechts war von Anfang an ein Gewerkschaftsthema“, so Jürgen Jakob, der die zunehmenden Aktionen in Oberfranken mit Argusaugen beobachtet. „Die Rechten springen überall dort ein, wo man ihnen eine Lücke hinterlässt.“ Das könne nicht sein, deshalb sei er gerade dabei, an einem möglichst breiten Aktionsbündnis zu arbeiten, das den Nazis Paroli bietet. Das Organisieren hat Jürgen Jakob von frühester Jugend auf gelernt. Mit 14 begann der aus Bamberg stammende und mittlerweile in Marktredwitz heimisch gewordene Starkstromelektriker damit, sich für die Gewerkschaft zu interessieren. „Es hat sich alles so ergeben“, sagt er bescheiden. Bereits 1968 wurde er zum Jugendvertreter für die längst nicht mehr existierende Gewerkschaft Textil und Bekleidung (GTB) gewählt. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Die Gewerkschaft unterbreitete ihm ein Angebot für eine Ausbildung zur Fachkraft für Personal- und Betriebswesen an der Sozialakademie Dortmund und schon in den 1970er Jahren war Jürgen Jakob als hauptamtlicher Nachwuchssekretär für die GTB tätig. „Ich habe immer sämtliche Weiterbildungsmöglichkeiten wahrgenommen“, sagt der geschiedene Vater zweier erwachsener Kinder. In den 1980er Jahren wurde Aschaffenburg als GTB-Sekretär zu seiner Wirkungsstätte, danach folgte Marktredwitz. 1997 kam der Zusammenschluss der GTB mit der IG Metall, 2005 die Wahl zum obersten Gewerkschafter im östlichen Oberfranken. Den Niedergang der Textilindustrie musste Jürgen Jakob während all dieser Jahre hautnah miterleben. Auch die Gewerkschaftsbewegung musste in all den Jahren Federn lassen. Während es vor 40 Jahren noch 18 selbständige Einzelgewerkschaften gegeben habe, seien es heute noch acht. Während in den 1970er Jahren die Tarifbindung über alle Branchen hinweg bei rund 70 Prozent gelegen habe, seien es heute noch etwa 35 Prozent. „Die Arbeitsplätze waren weg, somit waren auch unsere Mitglieder weg“, lautet seine einleuchtende Erklärung. Doch Jürgen Jakob sieht einen Silberstreif am Horizont. „Vielleicht ist es sogar eine Trendwende“, hofft er und stellt fest, dass Gewerkschaftsthemen seit der Krise wieder etwas aktueller geworden sind. „Wir galten ja schon als Dinosaurier“, erinnert er sich, doch Leiharbeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust, das alles führe derzeit wieder dazu, dass sich die Menschen den Gewerkschaften zuwenden. Persönliche Erfolge hätten sich in Grenzen gehalten, sagte Jürgen Jakob mit einer Portion Untertreibung. Immer dann, wenn Arbeitsplätze gerettet werden konnten oder ein guter Sozialplan erarbeitet wurde, habe er es als kleinen Erfolg verbucht. Nicht unbedingt persönlich, aber als Niederlage für die Gewerkschaften bezeichnet es Jürgen Jakob, dass ausgerechnet Walter Riester als ehemaliger 2. Vorsitzender der IG Metall die Rentenversicherung in seiner Zeit als Arbeitsminister zu dem gemacht habe, was sie heute ist, nämlich keine echte Versicherung mehr. Gerne erinnert sich Jürgen Jakob dagegen an die Zeit der Grenzöffnung und an seinen Einsatz beim Aufbau demokratischer Gewerkschaftsstrukturen. In Auerbach vor 1500 Näherinnen zu sprechen, das war auch für einen eingefleischten Gewerkschafter wie Jürgen Jakob etwas Besonderes. „Das hatten wir ja seit Jahrzehnten nicht mehr“, sagt er und erinnert sich daran, dass er sogar auf eigene Faust Urlaub genommen hatte, um dem Informationsbedürfnis in Thüringen und Sachsen gerecht werden zu können. Die Menschen hatten an das Versprechen der blühenden Landschaften geglaubt und auch wenn heute die Präsenz der Gewerkschaften im Osten eher schwach ist, so sei das Ganze doch ein Erfolg gewesen. Ärgerlich wird Jürgen Jakob allerdings vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es noch immer ein verschiedenes Lohnniveau in Ost und West gibt. Es könne doch nicht sein, dass man auch 23 Jahre nach der Einheit im Osten noch immer weniger verdient als im Westen: „Ich glaube nicht, dass das Produktionsniveau wirklich unterschiedlich ist.“ Privat hat sich Jürgen Jakob viele Jahre für die Förderung der Jugend beim FC Wacker Marktredwitz engagiert. Dort waren auch seine beiden Kinder, die er als „Highlight seines Lebens“ bezeichnet, aktiv. Das Filmen und Fotografieren hat er mit Einführung der digitalen Technik an den Nagel gehängt. Dafür liest er gerne, „querbeet alles, vom Krimi bis zum Science Fiction“, aber keine Fachliteratur in der Freizeit.
Info: Medizintechnik für Menschen / Siemens-Healthcare in Kemnath gilt als eine der weltweit modernsten Fertigungsstätten
„Das Werk in Kemnath gilt als eine der weltweit modernsten Fertigungsstätten für Komponenten und Produkte der Medizintechnik innerhalb des Siemens-Sektors Healthcare“, sagt Koch. Hier entstünden Bauteile für Kernspin- und Computertomographen genauso wie für Röntgen- oder Angiographieanlagen (Geräte zur Darstellung von Gefäßen). „Wenn irgendwo auf der Welt ein Patient mit diesen Geräten in Berührung kommt, dann ist meistens auch Technik aus Kemnath mit im Spiel“, so der Standortchef. Mit rund 1200 Mitarbeitern habe Siemens in Kemnath derzeit seinen absoluten Personalhöchststand erreicht. „Wir beschäftigen hier ab Facharbeiterniveau und haben eine relativ hohe Ingenieursquote“, erläutert Koch. 140 Mitarbeiter seien sogenannte Entwickler. Sie beschäftigten sich damit, neue Innovationen zu entwickeln. Ein großer Teil der Belegschaft komme dabei aus Oberfranken, vor allem aus den Städten und Landkreisen Bayreuth, Bamberg und Lichtenfels, aber auch aus dem Fichtelgebirge. Auch die Ausbildung spiele eine gewisse Rolle mit derzeit 15 Lehrlingen für die Berufszweige Mechatroniker und Zerspanungstechniker, sowie fünf Azubis, die sich für ein Duales Studium entschieden haben. „Noch haben wir keine Probleme in Richtung Ausbildung“, sagt der Standortleiter. Mit großangelegten Projekten wie einem Hochschultag am 10. Mai, einem internationalen Innovation-Camp im Sommer und einer eigenen Ferienakademie baut Siemens allerdings schon einmal vor. Oberstes Ziel sei es dabei, junge Leute für Technologie zu begeistern.
Siemens in Kemnath bedeutet aber nicht nur eine der modernsten Fertigungsstätten für Medizintechnik-Komponenten weltweit. Kemnath gilt auch als weltweit größter Standort mit einer geschlossenen Prozess- und Kompetenzkette von der Innovation und Produktidee über Entwicklung, Fertigung und Montage bis hin zur Inbetriebnahme im Krankenhaus auf dem Gebiet der bildgebenden Medizintechnik. Im globalen Verbund agiere Siemens Healthcare mittlerweile erfolgreich mit Standorten in China, Indien und den USA. Als großes Lob für Mitarbeiter und Führungskräfte, die den Veränderungsprozess während der zurückliegenden Jahre mit großem Engagement vorangetrieben hätten, wertet Standortleiter Koch deshalb auch die Auszeichnung zur „Fabrik des Jahres 2011“, bei der das Kemnather Werk gerade als eine der besten Fertigungsstätten Deutschlands bezeichnet wurde. Der Standort war in der Kategorie „Hervorragendes Veränderungsmanagement“ als Jahressieger ausgezeichnet worden. In ihrer Begründung hob die Jury unter anderem die umfassende Neugestaltung der Technologiefertigung, die nachhaltige Einbeziehung der Mitarbeiter sowie die nachweisliche Produktionssteigerung von jährlich neun Prozent hervor. „Für die Zukunft sind wir damit gut gerüstet“, so Koch. Zeichen gegen Rechtsterror / Handwerk beteiligt sich an Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer rechtsextremistischer Gewalt
Die Handwerkskammer für Oberfranken folgte damit einem gemeinsamen Aufruf der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften. Zeitgleich zum zentralen Staatsakt der Verfassungsorgane des Bundes für die Opfer rechtsextremistischer Gewalt hielten alle HWK-Mitarbeiter und Ausbilder gemeinsam mit den in der Kammer anwesenden Lehrlingen und Meisterschülern eine Minute lang still, um der Opfer zu gedenken. Kulturelle und ethnische Vielfalt sei im Handwerk gelebte Realität, sagte Präsident Zimmer. Seinen Worten zufolge sind im oberfränkischen Handwerk 210 Lehrlinge (3,2 Prozent aller Lehrlinge) Migranten. Beispielgebend dafür nannte er das Dentallabor Schreyer in Bayreuth, das aktuell zwei Migranten beschäftigt Soweit bei der Handwerkskammer diese Schweigeminute in die Unterrichtszeit fiel. hielten auch die Lehr- und Honorarkräfte in einer Schweigeminute gemeinsam mit den Teilnehmern inne. Dadurch konnten nach den Worten des Präsidenten oberfrankenweit über 800 junge Handwerkerinnen und Handwerker für dieses Thema sensibilisiert werden«. Im Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer in Bayreuth trafen sich in einer Bauhalle verschiedene Lehrgangsgruppen mit ihren Lehrkräften zu einer zentralen Gedenkminute. Zusammen mit dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Hans-Karl Bauer und dem früheren Hauptgeschäftsführer Horst Eggers wurde dort gemeinsam mit Lehrlingen, Meisterschülern und Ausbildern ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. In dem Text, den alle Lehr- und Honorarkräften der Kammer zur Schweigeminute verlasen, hieß es unter anderem: »Wir trauern um die Opfer. Unser Mitgefühl gilt den Familien und Freunden, die geliebte Menschen verloren haben. Wir sind tief betroffen, dass nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland diese entsetzlichen Verbrechen geschehen konnten.« Gemeinsam mit den Verfassungsorganen, die zeitgleich in Berlin bei einem zentralen Staatsakt der Opfer rechtsextremistischer Gewalt gedachten, will auch das Handwerk für ein Deutschland eintreten, in dem Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus keinen Platz haben. In den Betrieben sei zwischen den Beschäftigten und Auszubildenden ethnische und kulturelle Vielfalt gelebte Realität. »Unsere Betriebe geben zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Integration, Respekt und Toleranz. Wir stehen gemeinsam in der Pflicht, rechtsextremem Gedankengut entschieden entgegenzutreten.« Zimmer bezeichnete die gelebte Integration als wesentliche Säule für den Erfolg des Handwerks in Oberfranken, Bayern und ganz Deutschland. Er erinnerte auch daran, dass die aktuelle Imagekampagne des Handwerks einen eigenen Slogan beinhalte, der vor allem für Migranten gelte: »Bei uns zählt nicht wo man herkommt, sondern wo man hin will«, heißt es auf vielen Plakaten und Transparenten. Die Schweigeminute sollte vor allem als Zeichen der Trauer und des Mitgefühls mit den Opfern und ihren Familien verstanden werden, ebenso als Zeichen der Verurteilung von Fremdenhass, Rassismus und Gewalt sowie als Ausdruck der Vielfalt und Offenheit Deutschlands. Bild: Für ethnische und kulturelle Vielfalt, gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus: In einer Bauhalle der Handwerkskammer in Bayreuth gedachten Lehrkräfte, Lehrlinge und Meisterschüler der Opfer rechtsextremistischer Gewalttaten in Deutschland. Rechts: Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer aus Bayreuth. Sackgasse Leiharbeit: Nur sieben von 100 Betroffenen schaffen den Sprung in eine Festanstellung / IG Metall will gegen ausufernde Leiharbeit mobil machen
Immer mehr Stammarbeitsplätze würden durch Billigjobs ersetzt. Inzwischen arbeiten in Deutschland nach Gewerkschaftsangaben rund eine Million Menschen als Leiharbeiter, so viele wie nie zuvor. Die Zahl habe sich in den zurückliegenden zehn Jahren verdreifacht. Prekäre Beschäftigung und Leiharbeit gefährdeten die Zukunft und die Perspektiven der Betroffenen und die ihrer Familien. Vermittelt würden die Leiharbeiter von rund 17400 Verleihunternehmen, die sich auf die sogenannte Arbeitnehmerüberlassung spezialisiert haben. Als besonders alarmierend bezeichnet es Seidel, dass über 40 Prozent der unter 35-Jährigen betroffen sind. „Die in Leiharbeit Beschäftigten erleben diese Arbeitsform oft als Dauerschleife, aus der sie nicht mehr herauskommen.“ Allein für Ostoberfranken, also für die Städte und Landkreise Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel, schätzt Seidel die Zahl der Leiharbeiter auf insgesamt etwa 3400. Exakte Zahlen gibt es nicht, da bei hiesigen Zeitarbeitsfirmen gemeldete Arbeitnehmer ja auch in Plauen oder München beschäftigt sein können. Andersherum leihen Zeitarbeitsfirmen aus Plauen oder München ihre Arbeitnehmer auch nach Oberfranken aus. Das Fatale sei, dass Leiharbeit oft in eine Art Sackgasse führt. Viele Betroffene hofften darauf, dass sie im Unternehmen bleiben können und sich ihre Beschäftigung bei guter Leistung in eine Festanstellung umwandelt. Verschiedenen Studien zufolge schafften allerdings nur sieben von 100 den Sprung von der Leiharbeit in die Festanstellung. Die Hälfte der Leiharbeitsverhältnisse dauere zudem keine drei Monate. Auch in Ostoberfranken gebe es Betriebe, bei denen die 50 Prozent der Belegschaft aus Leiharbeitern besteht oder bestand, sagte Seidel. Seiner Meinung nach war die Erholung der Wirtschaft von 2009 auf 2010 im Wesentlichen auf Leiharbeit begründet. Doch damit nicht genug, die Leiharbeit nehme auch derzeit noch dramatisch zu. Mittlerweile werde jede dritte Stelle, die von der Bundesagentur für Arbeit angeboten wird, von einem Verleihunternehmen gemeldet. Dabei biete die Leiharbeit den Beschäftigten keinerlei Perspektiven: Die Arbeitsplätze seien unsicher, die Übernahme höchst unwahrscheinlich und die Gefahr, den Arbeitsplatz bei geringsten Auslastungsdellen in Kundenbetrieben wieder zu verlieren, sei groß. Eine der Kernforderungen für die anstehende Tarifrunde ist deshalb ein wirksames Mittel zur Mitbestimmung des Betriebsrates, ob Leiharbeit wirklich notwendig ist. Derzeit könne der Betriebsrat Leiharbeit nicht verhindern. Neben den Arbeitsgebern sei dabei auch die Politik gefragt. So begrüßt die Gewerkschaft zwar, dass Arbeitsministerin Ursula von der Leyen am Wochenende mehr Lohn für Arbeitnehmer gefordert hatte, doch gerade eine Neugestaltung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes, für das von der Leyen zuständig ist, könnte wirklich etwas verändern. Schließlich bedeute Leiharbeit auch weniger Geld für Renten- und Krankenkassen, weniger Geld für die Arbeitslosenversicherung und nicht zuletzt weniger Geld, das Menschen zum Konsum bereitsteht, weil die Verleihfirmen ja auch entsprechend an jedem Leiharbeiter verdienen. „Es geht uns nicht um den gut qualifizierten Arbeitnehmer, der kurzfristig als Ersatz für einen Ausfall geholt wird“, stellte Seidel klar. Um kurzfristige Personalausfälle auszugleichen sei die Leiharbeit ja auch eingeführt worden. Der Gewerkschaft gehe es vielmehr darum, dass Menschen nicht länger gegeneinander ausgespielt werden. Schließlich verdiene ein Leiharbeiter im Schnitt pro Monat auch rund 1000 Euro weniger als ein regulärer Mitarbeiter. Der offizielle Tarifauftakt der IG Metall Bayern findet am 9. März in Nürnberg statt. Am 28. April endet die Friedenspflicht. Können sich Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften bis dahin nicht über die Forderungen einigen, will die Gewerkschaft ihren Forderungen in Warnstreiks vor den Betrieben Nachdruck verleihen. "Der Umgang mit Menschen ist so wichtig wie das tägliche Brot“ / Melanie Gobernatz wird bei Kurz & Völkel in Marktredwitz zur Augenoptikerin ausgebildet
Kaum zu glauben, dass der Beruf des Augenoptikers nicht erst der Neuzeit entstammt, sondern als einer der ältesten Berufe überhaupt gilt. Schon im Mittelalter habe es mit der Einführung verfeinerter Herstellungsmethoden von Glas Bestrebungen gegeben, damit ein besseres Sehen zu ermöglichen. Mit der modernen Augenoptik hat dies natürlich nichts mehr zu tun. Die Optik nach unserem Verständnis hatte sich erst mit der beginnenden Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert durchgesetzt. Heute ist der Augenoptiker ein handwerklicher Beruf, bei dem der Dienst am Menschen eine große Rolle spielt. Das Berufsbild beinhaltet ein umfangreiches Tätigkeitsfeld und reicht vom einfachen Sehtest für den Führerschein, über den Verkauf und die Anpassung von Brillen und Kontaktlinsen bis hin zu kaufmännischen Aufgaben. Einfacher ist das Geschäft allerdings nicht geworden. Vor dem Hintergrund bundesweit operierender Ketten setzt Geschäftsführer Rudi Völkel (Bild) auf individuelle Beratung. „Für uns steht die Person des Kunden im Mittelpunkt“, sagt er und setzt auf maßgeschneiderte Brillen, eine qualitativ hochwertige Beratung und Aufklärung. „Wir versuchen nicht, die Null-Preis-Schiene der großen Ketten nachzuahmen.“ Einen schmerzlichen Einschnitt habe das Geschäft mit den Brillen 2004 erfahren müssen, als sich die gesetzlichen Krankenkassen fast komplett von Zuschüssen für Sehhilfen verabschiedeten. Da sei es schon wichtig gewesen, dass jeder im Unternehmen den Kunden erklären konnte, warum er plötzlich mehr für seine Brille zahlen musste, obwohl weder Gestell noch Gläser teurer wurden. Beherrschen müssten dies vor allem auch die Auszubildenden, von denen bei Kurz & Völkel seit Jahrzehnten mindestens ein bis zwei fest zum Team gehören. Während der Augenoptiker früher die meiste Zeit in der Werkstatt verbrachte, um Brillen anzufertigen, seien heute Beratung, Anpassung und der Verkauf mindestens genauso wichtig geworden. Dennoch ist das technische Verständnis gerade heute wichtig, denn längst erfolgt beispielsweise die Randbearbeitung von Gläsern über CNC-gesteuerten Maschinen. „Differenzierte und zielgerichtete Aufklärung ist das A und O“, so Völkel. Auch Azubis müssten erklären können, welches Gleitsichtglas für welchen Kunden das richtige ist, welche Tönung eine Brille haben sollte und welche Technik dahinter steckt. Schließlich sei es ein großer Unterschied, ob ein aktiver Sportler eine Brille benötigt, oder ein Lkw-Fahrer. „Der Umgang mit Menschen ist unser tägliches Brot, deshalb achten wir bei den Auszubildenden darauf ganz besonders“, sagt Völkel. Nicht zuletzt gehöre dazu eine gute Allgemeinbildung. Bei Kurz & Völkel haben die Azubis sogar den Auftrag, jeden Tag die Zeitung zu lesen. Für Melanie Gobernatz ist das längst alles kein Problem mehr. Sie hatte von Anfang an den Kontakt zum Kunden gesucht und weiß mittlerweile bestens auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse einzugehen. Allen Interessierten empfiehlt sie gute Mathematik- und Physiknoten. Das gehöre einfach mit dazu. An ihrem Beruf schätzt sie ganz besonders die Abwechslung, die allein schon der ständige Wechsel von Werkstatt und Verkauf mit sich bringt. Angetan ist sie auch von der Blockbeschulung. Da es bayernweit in München und Nürnberg nur zwei Berufsschulen für Augenoptik gibt, müssen die zwölf Wochen Berufsschule in unterschiedlich langen Blöcken absolviert werden. Kurz & Völkel in Marktredwitz gibt es bereits seit über 100 Jahren. Was als reines Uhrengeschäft begonnen hatte, ist heute ein Unternehmen, das sich getreu seines Slogans als „Profis für Schmuck, Uhren und Optik“ versteht. Anfang der 1980er Jahre war der Rudi Völkel, damals noch als Geselle, zum Unternehmen gestoßen, mit bestandener Meisterprüfung erfolgte 1992 die Umfirmierung von der Einzelfirma zur GmbH, die Völkel nun gleichberechtigt mit Fritz Kurz leitet. Zum Gründungsgeschäft in der Dammstraße war 1999 die Filiale im Kösseine – Einkaufs - Centrum (KEC) dazugekommen, in der sich mittlerweile die Geschäftsaktivitäten bündeln. Kurz & Völkel beschäftigt zehn Mitarbeiter in Teil- und Vollzeit, neben den Augenoptikern auch Einzelhandelskaufleute für den Fachbereich Uhren und Schmuck. Infos zum Beruf: Einstellungsvoraussetzungen: Mittlerer Bildungsabschluss (Realschule), gute Noten in Mathematik und Physik, manuelles Geschick und die Fähigkeit auf Menschen zuzugehen. Ausbildungsdauer: drei Jahre. Hauptaufgaben: Anfertigung, Anpassung und Bearbeitung von Brillen und Kontaktlinsen ,das Einarbeiten von Brillengläsern in die Fassung, die Bestimmung und Korrektur optischer Fehlsichtigkeiten der Verkauf von Brillen, Kontaktlinsen und Zubehör wie Pflegemittel, die Beratung der Kunden sowie die Kommunikation mit Lieferanten. Berufsschule: Blockbeschulung in der Berufsschule für Augenoptik in Nürnberg. Ausbildungsvergütung: leider nicht so attraktiv, im ersten Ausbildungsjahr 400, im zweiten 450 und im dritten 500 Euro. Kurz & Völkel übernimmt allerdings die Kosten für Blockbeschulung (Unterbringung, Verpflegung und die Zugfahrt nach Nürnberg). Moderne Zollverwaltung: Wirtschaftspiraterie, Drogenschmuggel und Schwarzarbeit statt Grenzkontrollen an Schlagbäumen / Claudia Nies aus Kulmbach steht an der Spitze des Nürnberger Hauptzollamtes
„Der Zoll spielt eine wichtige Rolle für die gesamte öffentliche Sicherheit und einen fairen Wettbewerb“, so Claudia Nies, die 1988 am Caspar-Vischer-Gymnasium in Kulmbach das Abitur abgelegt hatte und danach in Regensburg ihr Jurastudium absolvierte. Längst habe der Zoll nichts mehr mit der einstigen Schlagbauverwaltung gemeinsam. „Wir sind eine moderne Wirtschafts- und Steuerverwaltung mit einer breiten Palette an Aufgaben“, sagt die Regierungsdirektorin, die 1998 gleich mit ihrer ersten Bewerbung beim Zoll Erfolg hatte und seitdem eine ganze Reihe unterschiedlichster Positionen bis hinauf in das auch für den Zoll zuständige Bundesfinanzministerium wahrnahm. Den Tätigkeitsbereich des für Mittelfranken und Teile Oberfranken zuständigen Hauptzollamtes, eines von acht derartigen Einrichtungen im Bereich der Bundesfinanzdirektion Südost (Bayern, Thüringen und Westsachsen), kann Claudia Nies mit eindrucksvollen Zahlen untermauern. 1,9 Milliarden Euro Einnahmen, die dem Bundeshaushalt zufließen, seien 2010 erzielt worden. 1,4 Millionen Warenabfertigungen, davon 1,1 Millionen im Export und knapp 300000 im Import, seien vorgenommen worden. An Aufgriffen kommt die Leiterin für 2010 auf 30 Kilogramm Rauschgift, 140 illegalen Waffen, 58 Fälle der Markenpiraterie im Gesamtwert von 26000 Euro sowie beinahe unvorstellbare Stückzahlen an Zigaretten ohne Steuerbanderole. Die Juristin erinnert sich beispielsweise an den vergangenen Sommer, als Beamte der sogenannten Kontrolleinheit Verkehrswege des Hauptzollamtes durch einen Hinweis auf einen ehemaligen Bauernhof aufmerksam wurden, weil dort eine größere Lieferung Schnittholz eingetroffen war. In einem ehemaligen Stallgebäude offenbarte sich allerdings erst der wahre Inhalt der Lieferung. Mehrere Personen waren damit beschäftigt, die in Hohlräumen der Holzlatten versteckten Zigarettenschachteln mit russischer Aufschrift herauszulösen. Insgesamt seien in dieser „Holzlieferung“ über 1,4 Millionen Zigaretten geschmuggelt worden. Der Steuerschaden allein für die Tabaksteuer habe sich damals auf rund 240000 Euro belaufen, fünf Personen hätten die Beamten festgenommen.
Eine Sonderstellung nimmt das Hauptzollamt Nürnberg auch im Bereich der Ausbildung ein. So ist die mittelfränkische Behörde neben München eines von zwei Ausbildungshauptzollämtern in Bayern und Thüringen. Derzeit würden von Nürnberg aus 180 Nachwuchskräfte verschiedener Beamtenlaufbahnen und weitere 70 angehende Fachangestellte für Bürokommunikation betreut. Die Ausnahmenstellung des Nürnberger Hauptzollamtes wird schließlich auch dadurch ersichtlich, dass es als bundesweite Zentralstelle zur Koordinierung von europaweiten Verfahrensvereinfachungen für Unternehmen bei der Abwicklung des Warenverkehrs gilt. Vor allem für Großunternehmen aus der Region sei dies von Bedeutung, da es die Abwicklung zollrechtlicher Verfahren im internationalen Warenverkehr entscheidend entbürokratisiert. Claudia Nies, die mit ihrem Ehemann und der gemeinsamen fünfjährigen Tochter im einem Dorf an der Grenze zum Landkreis Forchheim und damit noch immer nah an Oberfranken wohnt, kommt mindestens einmal im Monat in ihre alte Heimat und besucht die in Kulmbach lebenden Eltern und Freunde. In ihrer Freizeit zieht es die Familie allerdings eher in die Fränkische Schweiz, beispielsweise zum Klettern, einem bevorzugten Hobby. Handwerkskonjunktur auf 20-Jahres-Hoch / HWK erwartet auch 2012 keine generelle Trendwende – „Kompetenzzentrum für altersangepasstes Leben“ geplant
Alle Erwartungen aus dem Vorjahr seien deutlich übertroffen worden. Nach den Zahlen der Kammer war beispielsweise der Nettoumsatz 2011 im Vergleich zu 2010 um sechs Prozent auf 7,1 Milliarden Euro angestiegen. Bei den Beschäftigten habe die Kammer ein Plus von 950 auf 74200 Mitarbeiter verzeichnen können, bei den Betrieben ein Plus von gut 200 auf insgesamt 16243. Selbst die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverhältnisse habe um immerhin ein knappes Prozent auf 2883 zugenommen. „Das alles ist nur vergleichbar mit dem Jahr der Wiedervereinigung“, so Zimmer. Als wichtigsten Grund dafür bezeichnete der Präsident den starken Binnenmarkt. Vor dem Hintergrund geringer Zinsen, drohender Preissteigerungen und großer Unsicherheiten in der Euro-Zone würden immer mehr Menschen in Immobilien investieren, was wiederum sehr stark dem Handwerk zu Gute komme. Als weitere Gründe nannte Zimmer die hohe Arbeitsplatzsicherheit und steigende Löhne, beides sorge für ein anhaltend positives Konsumklima. Ein wenig gedämpfter fielen die Erwartungen für 2012 aus: „Wir gehen gedeckt positiv ins neue Jahr“, so Zimmer. Ein Trendwende sei zwar nicht zu erwarten, jedoch eine leichte Verlangsamung des Wachstumstempos. Dennoch seien die Aussichten insgesamt positiv. In Zahlenausgedrückt bedeutet dies ein Plus beim Umsatz um „1,5 Prozent plus X“ sowie eine leichte Steigerung bei der Beschäftigtenentwicklung von bis zu einem Prozent oder 750 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Dies setze allerdings auch voraus, dass der wirtschaftliche Rahmen für den Mittelstand richtig gesetzt wird, sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Die guten Ergebnisse seien kein Selbstläufer, vielmehr müssten die politischen Rahmenbedingungen auf Wachstum ausgerichtet und zukunftsweisende Projekte angegangen werden. Eines dieser zukunftsweisenden Projekte ist die Umsetzung der Energiewende. „Da passiert einfach zu wenig“, sagte Koller und kritisierte vor allem die Länder, die das Gesetz zur steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung wieder ausgebremst hätten. Gerade im Gebäudebereich sieht das Handwerk riesige Potenziale, die noch längst nicht ausgeschöpft sind. Koller sprach von rund 290000 Wohngebäuden in Oberfranken, die noch auf eine energetische Sanierung warten. Ohne dauerhaft verlässlichen Förderrahmen werde dabei aber so schnell niemand aktiv. Um den Kräftebedarf des Handwerks auch für die Zukunft zu sichern, will sich die Kammer im laufenden Jahr drei Personengruppen ganz besonders annehmen: lernschwachen und sozial benachteiligten Schülern, ältere Arbeitnehmer und Migranten. Mit Projekten wie der Jugendberufshilfe, der Nachqualifizierung für ältere Erwachsene und dem Programm „Quali Adapt“, ein Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, sollen Mitarbeiterpotenziale erschlossen werden, auf denen das Handwerk aufgrund des demographischen Wandels in Zukunft dringend angewiesen sein wird. Bayern- und bundesweit punkten will die Kammer im kommenden Jahr auch mit einem neuen und drei Millionen Euro teuren Kompetenzzentrum für „Ambient Assisted Living“, was so viel heißt wie „Altersangepasstes Leben“. Dabei geht es um den Einsatz innovativer technischer Hilfsmittel für ältere Leute sowie für Menschen mit Behinderungen, Erkrankungen oder Pflegebedürftigkeit. „Der demographische Wandel kann somit auch zur Chance für die regionale Wirtschaft werden“, sagte Koller. Konkret sollen dabei Technologien und Anwendungen für altersgerechtes Wohnen intelligent kombiniert und in Form einer Musterwohnung allen Interessierten demonstriert werden. Im Focus werden dabei nicht nur Treppenlifte und Notrufsysteme stehen, sondern auch ein durchdachtes Störungsmanagement für haustechnische Anlagen, Sturzsensoren in Teppichböden oder Kühlschränke, die an ausgehende Vorräte erinnern oder vor verdorbenen Lebensmitteln warnen. Was nach Zukunftsmusik klingt, soll bereits im laufenden Jahr auf den Weg gebracht und spätestens 2013 eröffnet werden. Mit Ausbildung gegen Abwanderung und Fachkräftemangel / Weltkonzern Vishay unterhält kleines Zweigwerk im Landkreis Bayreuth – Staatssekretär Koschyk besuchte elektronischen Bauelementehersteller
„Uns geht es vor allem darum, die Menschen in der Region zu halten“, sagte Werner Gebhardt von Vishay bei einem Besuch der Parlamentarischen Finanzstaatssekretärs Hartmut Koschyk. Deshalb unterhält der Konzern enge Partnerschaften mit der Universität Bayreuth und der Hochschule Hof. In Bayreuth halten Vishay-Ingenieure unter anderem Gastvorlesungen und bieten einen eigenen Technologiepreis für junge Studenten, in Hof haben Auszubildende die Möglichkeit des dualen Studiums. „Wir möchten die jungen Leute für die Region interessieren, der Abwanderung entgegenwirken und etwas gegen den Fachkräftemangel tun“, so Gebhardt. Deshalb gebe es auch keine Gründe, sich von dem Werk in Fichtelberg zu verabschieden. Vishay Intertechnology zählt zu den weltgrößten Herstellern von sogenannten diskreten Halbleiterbauelementen wie Dioden, Gleichrichter oder Transistoren und passiven elektronischen Bauteilen wie Widerständen, Kondensatoren , Sensoren oder Wandler. Diese und andere Bauelemente werden in elektronischen Geräten und Einrichtungen aller Art eingesetzt. Dazu gehören unter anderem die Bereiche Computer- und Automobiltechnik, Konsumgüterelektronik, Kommunikationstechnik, Luft- und Raumfahrt sowie Medizintechnik. Gegründet wurde der Konzern 1962 von dem im zurückliegenden Jahr verstorbenen Felix Zandman, der aus einem Ort im polnisch-litauischen Grenzbereich stammte, der den Namen Vishay trägt. Die Familie des Firmengründers ist noch immer im Aufsichtsrat des Konzerns präsent. Seinen Hauptsitz hat der Konzern in Malvern, Pennsylvania/USA. Daneben ist Vishay in 34 Ländern der Erde präsent. Bild: Claudia Reichenberger (rechts) von Vishay Intertechnology in Fichtelberg erläutert dem Parlamentarischen Staatssekretär Hartmut Koschyk (2. von links), Gerd Kienel (links) von Vishay in Selb und der Fichtelberger Werksleiterin Heide Tögel (Mitte) einen Produktionsprozess. Vollbeschäftigung in greifbare Nähe gerückt / „Erfreuliche Entwicklung in allen Bereichen“: Agentur für Arbeit zieht überaus positive Jahresbilanz
Noch deutlicher wird die positive Situation beim Blick auf die Zahlen: Der Agentur zufolge konnte die Zahl der Arbeitslosen binnen fünf Jahren halbiert werden. Im Bericht ist sogar von den niedrigsten Werten seit 30 Jahren die Rede. In einigen Bereichen sei bereits von Engpässen bei Fachkräften die Rede. „Aufgrund der demographischen Entwicklung wird es zunehmend schwerer, gute Kräfte zu finden, denn das Reservoir ist nicht unbegrenzt“, so Agenturchefin Glos. Viele Unternehmen in der Region hätten die Zeichen der Zeit allerdings schon erkannt und im zurückliegenden Jahr noch deutlicher in den Nachwuchs investiert, so dass es erstmals mehr angebotene Ausbildungsplätze als verfügbare Bewerber gab. In Zahlen ausgedrückt kommt die Agentur für Arbeit in Bayreuth auf 5728 Arbeitslose im Dezember, 2667 weniger als noch im Januar 2011. Auf Stadt und Landkreis Kulmbach entfallen davon 1801 Arbeitslose im Dezember (767 weniger als im Januar 2011), auf den Geschäftsstellenbezirk Pegnitz 581 Arbeitslose im Dezember (465 weniger als im Januar 2011). Die durchschnittliche Quote bezifferte die Agenturleiterin auf 4,8 Prozent. Zum Vergleich: Noch 2010 lag die Quote bei 5,6 Prozent. Der Agenturbezirk Bayreuth/Kulmbach liegt damit geringfügig über der oberfränkischen Quote (4,4 Prozent), einen Prozentpunkt über der bayerischen Quote (3,8 Prozent), aber deutlich unter der bundesweiten Quote von 7,1 Prozent. Aufgeteilt nach Personengruppen waren mehr Männer als Frauen arbeitslos, der Anteil der jungen Leute bis zu 25 Jahren lag bei knapp neun Prozent, der Anteil älterer ab 55 Jahren bei knapp 24 Prozent. Langzeitarbeitslose schlugen mit 1714 zu Buche, Schwerbehinderte mit 703. Starke Nachfrage nach Arbeitskräften habe die Agentur für den Bereich der sogenannten sonstigen Dienstleistungen festgestellt. Dazu gehöre vor allem der Bereich Gesundheitswesen, aber auch Zeitarbeitsunternehmen. Große Nachfrage gebe es auch im Bereich Metall, Maschinenbau, Handel, Kfz sowie für das Gastgewerbe. Kaum eine Rolle mehr spiele in der Region Bayreuth/Kulmbach die Kurzarbeit. Zuletzt seien im Juni noch 333 Menschen in Kurzarbeit gewesen, was einem Rückgang um rund 1000 Kurzarbeiter binnen Jahresfrist entspricht. Für 2012 erwartete Agenturchefin Glos zwar ein verlangsamtes Wachstum aber auch eine robuste Weiterentwicklung des Arbeitsmarktes. Risiken seien nur vereinzelt erkennbar, wie sich die Bankenkrise und die Verschuldung vieler europäischer Staaten auf den Arbeitsmarkt in der Region auswirken werden, könne derzeit niemand voraussagen. Zwar seien viele Unternehmen in der Region vom Export abhängig, doch werde der bestehende Branchenmix selbst im ungünstigsten Fall gravierende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt verhindern. Der Kunde soll nichts merken / Fusion der Arbeitsagenturen Bayreuth und Hof wird noch heuer umgesetzt
Oberfränkische Wirtschaft: 2012 wird ein Jahr zum Durchschnaufen / IHK-Präsident Wagner fordert mehr Freiräume für den Mittelstand
Der Minister zeigte sich als leidenschaftlicher Fürsprecher der mittelständischen Wirtschaft und appellierte an die Unternehmer, sich dem Wandel zu öffnen und jeden Tag neu um Erfolg zu kämpfen. Oberfranken biete dazu aufgrund seiner Struktur und seiner geographischen Lage die besten Voraussetzungen. In Sachen Energiepolitik warb Friedrich für den Einstieg in die regenerativen Energien aber auch in die Entwicklung und Realisierung neuer Speichertechniken sowie in den Ausbau der Transportnetze. „Man gewinnt nicht Zukunft, indem man irgendwo aussteigt, man muss auch einsteigen“, sagte er. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels rief der Innenminister dazu auf, „vieles neu zu denken und auf den Prüfstand zu stellen“. Schließlich würden sich viele Aspekte des Lebens, auch in der Arbeitswelt und im Bereich der Bildung und Ausbildung gravierend ändern. Genauso wichtig wie früher Strom und Straßen sei heute ein Breitbandanschluss, denn das schnelle Internet werde gerade im ländlichen Raum künftig über Lebensqualität entscheiden. Seinen positiven Rückblick auf 2011 begründete IHK-Präsident Wagner mit dem aus wirtschaftlicher Sicht günstigen Verlauf des Jahres. Die oberfränkische Wirtschaft sei mit niedrigen Kosten aus dem Vorjahr gestartet, das Geschäft habe während des Jahres angezogen, im ersten Halbjahr sogar rasant. Die Beschäftigungsquote sei so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr gewesen, in der Ausbildung sei Deutschland Weltmeister, was auch in Oberfranken zum Tragen komme. Natürlich habe es im Regierungsbezirk auch Unternehmen gegeben, denen es schlecht ging und die sogar Insolvenz anmelden mussten. Es seien aber wenige gewesen, die davon betroffen waren. Für 2012 erwartete der IHK-Präsident kein Jahr mit hohem Wachstum, aber auch keines mit Rezession: „Also ein Jahr zum Durchschnaufen auf gutem Niveau.“ Die Beschäftigung werde hoch bleiben, auch in Oberfranken, prognostizierte Wagner. Wenn Deutschland in den zurückliegenden zwölf Monaten die Wachstumslokomotive in Europa war, dann liege dies vor allem an seiner Wirtschaftsstruktur mit einem faktisch viel zu wenig geschätztem Mittelstand, von dem auch die oberfränkische Wirtschaft geprägt sei. Mittelstand definiere sich dabei nicht unbedingt nach Zahlen, sondern mehr nach der Unternehmensphilosophie. „Es sind die Unternehmen, bei denen Risiko und Haftung, Chance und Verlust nebeneinander liegen. Es sind die, bei denen man weiß, wer dafür einzustehen hat, wenn es schief geht.“ Wagner bezeichnete Oberfranken als klassische Mittelstandsregion. Hier lebten viele „dieser seltsamen, extrem heterogenen Spezies Unternehmer“. Sie packten die Zukunft an, nährten das Gemeinwesen und finanzierten sowohl Sozialstaat als auch Beamtenapparat mit. Dennoch sei der Einfluss des Mittelstandes auf die Politik leider nur marginal. Lobbying, geschicktes Beeinflussen entspreche auch nicht dem Naturell eines typischen Mittelständlers. Gerade deshalb sei das gesamte Gemeinwesen gut beraten, diesen Stand zu schützen und nicht über Gebühr zu belasten. „Gebt uns Freiraum, lasst uns machen!“ Für die IHK stehe 2012 die Kammerwahl an. 243 Sitze in den acht regionalen Industrie- und Handelsgremien sind dabei zu vergeben, für die sich 375 Kandidaten bewerben. IHK-Präsident Wagner selbst wird ebenfalls nur noch bis Ende März im Amt sein, dann steht die Wahl seines Nachfolgers an. „Vielleicht Bayerns größter Dorfladen“ / Gegen Abwanderung und Überalterung: Initiative „NohA“ stellt Nahversorgung im ländlichen Raum sicher
„Das alles kann man bedauern und in Resignation verfallen, oder man kann die Ärmel hochkrempeln und etwas tun“, sagt Otmar Adler. Der gebürtige Nordhalbener und ehemaliger Unternehmer hat es zusammen mit einem Kreis von Mitstreitern geschafft, die Bürger wachzurütteln und etwas zu unternehmen gegen die zunehmende Depression. Adler und seine Mitstreiter gründeten die Initiative „NohA“ (NordhalbenAktiv). Obwohl der Buchstabe „h“ eine Stelle nach vorne gerückt ist, hat die Initiative einiges gemeinsam mit dem Noah aus dem Alten Testament. Auch der Zusammenschluss engagierter Bürger will den Ort retten, und zwar aus eigener Kraft. Am 1. Dezember 2010 eröffnete dank „NohA“ ein Dorfladen, eigentlich ein Dorfsupermarkt, der es in jeder Hinsicht mit einem gut sortierten Discounter in den Städten aufnehmen könnte. „Vielleicht sind wir der größte Dorfladen Bayerns“, sagt Adler selbstbewusst. Ihm und seinen Mitstreitern war es binnen kürzester Zeit gelungen, 460 Nordhalbener Bürger zu finden, die bereit waren, jeweils 300 Euro einzuzahlen und damit eine „UG & Co.KG“, eine Sonderform der Kommanditgesellschaft, zum Betrieb des „Nordwaldmarktes“ zu gründen. „Unser Grundgedanke war es, zu helfen“, so Adler, schließlich hätten viele ältere Leute im Ort keinen Führerschein oder kein Auto, die nächste Einkaufsmöglichkeit wäre mindestens 15 Kilometer entfernt.
Stolz sind die Verantwortlichen auf die zwölf festen Arbeitsplätze, die im Nordwaldmarkt entstanden sind. Die braucht es auch, kann es der Markt mit seinen Öffnungszeiten täglich von 7 bis 19 Uhr (samstags bis 16 Uhr) durchaus mit den Märkten in der Stadt aufnehmen. Es gibt Sonderangebote, wöchentliche Werbezettel und jede Menge Parkplätze vor der Ladentür. „Die Menschen sollen keine Gründe haben, woanders zu kaufen“, so Adler, denn wenn der Nordwaldmarkt nicht funktioniert, wird es wohl nie mehr eine Einkaufsmöglichkeit im Ort geben, ist sich Adler sicher. Die Nordhalbener haben es also selbst in der Hand, ob der Markt bestand hat oder nicht. Von einer Erfolgsgeschichte will Adler derzeit (noch) nicht sprechen, dass der Markt langfristig Bestand hat, davon gehen aber alle aus. Schließlich hat die Initiative den Vorteil, dass der Betrieb nicht ausschließlich gewinnorientiert laufen muss: „Wir müssen nur uns selbst die Gewinn- oder Verlustrechnung vorlegen, bei uns steht aber der soziale Aspekt an erster Stelle.“
Ein größeres Projekt sei dann schon der Nordwaldmarkt gewesen, an dessen Realisierung konkret 65 Einwohner zwischen 16 und 80 Jahren mitgewirkt und Hand angelegt hatten. An den drei öffentlichen Informationsveranstaltungen im Vorfeld nahmen je rund 500 Menschen teil. Die Bevölkerung habe dadurch eine neue Form des Zusammenhalts und des Gemeinwohldenkens erfahren, hieß es in der Laudatio von Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Sie zeichnete das Projekt Nordwaldmarkt und die Initiative „NohA“ vor wenigen Wochen mit dem Bürgerkulturpreis 2011 des Bayerischen Landtags aus.
Bilder: Kreditversorgung zu fairen Konditionen in Gefahr / Genossenschaftsverband warnt vor „Damoklesschwert Basel III“
In Zahlen bedeutet die zufriedenstellende Geschäftsentwicklung einen Anstieg der Gesamtbilanzsumme aller 27 oberfränkischen Kreditgenossenschaften in den ersten drei Quartalen um 1,2 Prozent auf 9,58 Milliarden Euro. Bei den Kundengeldern konnten die oberfränkischen Institute nach den Worten des Pressesprechers bis September einen Zuwachs von 0,7 Prozent auf 7,68 Milliarden Euro verzeichnen, wobei der Regierungsbezirk sogar geringfügig über dem bayerischen Durchschnitt liegt. Im Gegenzug seien die Ausleihungen um 2,1 Prozent gegenüber Jahresbeginn auf 4,46 Milliarden angestiegen. Vor allem den Anstieg bei den Ausleihungen an Firmenkunden um 2,6 Prozent wertete Gros als Signal für eine optimistische Einschätzung der Wirtschaftslage. Ein positives Bild, das sich nach den Worten des Pressesprechers auch für das Aktivgeschäft für das restliche Jahr abzeichne. Dem Geschäftsklimaindex des bayerischen Genossenschaftsverbandes zufolge rechnen die Volksbanken und Raiffeisenbanken trotz der bereits hohen Kreditnachfrage im ersten Halbjahr mit einem weiteren Anstieg der Kreditnachfrage von Unternehmen. „Das zeigt, dass die heimischen Rahmenbedingungen für Investitionen nach wie vor günstig sind“, sagte Gros. Derzeit gebe es keine Anhaltspunkte für eine Verknappung des Kreditangebots. Allerdings gebe es auch ein „Damoklesschwert“ und das heißt nach Ansicht der Genossenschaftsbanken „Basel III“. Mit dem Reformpaket für die Bankenregulierung sei die verlässliche Kreditversorgung zu fairen Konditionen in Gefahr, so Gros. Unter Umständen könne es auch dazu führen, dass die VR-Banken ihre Kreditmenge verknappen müssen. Höhere Eigenkapitalanforderungen bezeichnete der Sprecher zwar als grundsätzlich notwendig, mit Blick auf die regional tätigen Kreditinstitute sei das Basel-III-Paket dagegen in einigen Teilen sehr bedenklich. Zum einen habe der deutsche Gesetzgeber keinerlei Gestaltungsspielraum mehr, um nationale Besonderheiten zu berücksichtigen. Zum anderen sei kaum zu erwarten, dass die europäische Bankenaufsichtsbehörde besondere Rücksicht auf die Belange der Regionalbanken nimmt. Gros: „In der Konsequenz würde das bedeuten, dass an eine kleine bayerische Volksbank und Raiffeisenbank die gleichen Anforderungen gestellt werden, wie an eine internationale Großbank.“ Schließlich müssten auch ganz normale Mittelstandskredite aufgrund der höheren Mindesteigenkapitalanforderungen mit wesentlich mehr Eigenkapital unterlegt werden, als bisher. Damit könnten sämtliche Kredite weniger und teurer werden, sagte Gros, der auch von einem „Fehler im System“ sprach, denn die Mittelstandskredite seien niemals Auslöser der Krise gewesen. Hier werde ein System aufgestellt, das die deutsche Kreditkultur und damit auch den Mittelstand zerstört, sagte der Pressesprecher. „Wenn Basel III so wahr wird, wird es für die mittelständische Wirtschaft in Zukunft extrem schwer, an Kredite zu kommen, dann steuern wir auf die nächste Kreditklemme zu.“ Bild: Der Genossenschaftsverband erwartet ein aus oberfränkischer Sicht zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2011 für die Volksbanken und Raiffeisenbanken (von links): die beiden stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Karlheinz Kipke und Gregor Scheller, Pressesprecher Dr. Jürgen Gros und Regionaldirektor Friedrich Blaser. „Für Unternehmer kein Grund zum Jammern“ / IG Metall Ostoberfranken startet Tarifrunde mit einer Forderung von acht Prozent mehr Einkommen
Eine Signalwirkung geht von der Forderung nicht aus, waren sich Johann Schredl von der IG Metall Bayern und der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ostoberfranken Volker Seidel einig. Zu unterschiedlich seien die Ausgangspositionen in den einzelnen Verwaltungsstellen. Dennoch bezeichneten beide die Forderung vor dem Hintergrund von Preissteigerungen und Produktivitätsraten als absolut realistisch. Wegweisende könnte die Forderung aber dennoch sein, orientiert sie sich doch unübersehbar am erst vor wenigen Tagen ausgehandelten Ergebnis für die nordwestdeutsche Stahlindustrie. Dort hatte die Gewerkschaft sieben Prozent mehr Einkommen gefordert und konnte letztlich 3,8 Prozent erreichen, allerdings mit einer Laufzeit von 16 Monaten. „Es gibt auch wirklich keinen Grund für die Unternehmer zu jammern“, sagte Johann Schredl, der kurzfristig für den aufgrund einer Stimmband-Operation verhinderten bayerischen IG-Metall-Chef Jürgen Wechsel nach Himmelkron gekommen war. „Wir können erhobenen Hauptes in die Tarifrunde gehen“, meinte Schredl und erinnerte daran, dass die Arbeitnehmer 2009 durch Verzichtsleistungen einen großen Beitrag zur Überwindung der Krise geleistet hätten. Die beschlossene Forderung von acht Prozent nannte Schredl ernsthaft und begründbar. Auf der einen Seite habe die deutsche Konjunktur die Krise überwunden und die Auftragseingänge seien längst wieder im Lot, auf der anderen Seite würden derzeit aber auch die Preise wieder stark ansteigen und man müsse davon ausgehen, dass die Preissteigerungen im kommenden Jahr weiter deutlich anziehen werden. Die acht Prozent mehr Einkommen für eine Laufzeit von zwölf Monaten sind nur ein Teil des Gesamtpakets mit dem die IG Metall nach den Willen der Mitglieder aus Ostoberfranken im kommenden Jahr in die Tarifrunde ziehen soll. Dazu gehört unter anderem auch die Erhöhung der Auszubildendenvergütung um 75 Euro pro Monat, die Forderung nach einer unbefristeten Übernahme der Azubis, eine Festlegung des frühestmöglichen Kündigungszeitpunktes durch den Arbeitgeber 18 beziehungsweise 24 Monate nach Ausbildungsende sowie der Verzicht auf verschiebbare Entgeltregelungen. Vor dem Hintergrund des Festhaltens der Bundesregierung an der Rente mit 67 fordert die Gewerkschaft außerdem, dass die Betriebe künftig altersgerechte Arbeitsplätze anbieten müssen, beziehungsweise Quoten für ältere Beschäftigte vorhalten sollen. Die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern sollen im März und April 2012 stattfinden. Kommt es nicht zu einer Einigung, dann endet am 28. April die Friedenspflicht und die IG Metall will bereits ab 24 Uhr erste Aktionen und Warnstreiks durchführen. Nach den Worten des Ersten Bevollmächtigten Volker Seidel hat die IG Metall in Ostoberfranken aktuell 12922 Mitglieder, was einem Rückgang von zwei Prozent oder 257 Mitgliedern im Jahresvergleich entspricht. Seidel führte dies in erster Linie auf die Insolvenzen der Kulmbacher Spinnerei und des Münchberger Textilunternehmens Reissmann zurück. Bild: Keine Signalwirkung: Johann Schredl (Mitte) von der IG Metall Bayern läutete zusammen mit den beiden Bevollmächtigten Volker Seidel und Walter Baumgartner die Tarifrund 2012 ein. Angst vor dem Damoklesschwert Staatsschuldenkrise / Handwerk freut sich über hervorragende Auslastung, Aufträge und beste Aussichten Bayreuth. „Es könnte alles so schön sein, wenn nur das Damoklesschwert der europäischen Staatsschuldenkrise nicht wäre.“ Mit diesen Worten hat Thomas Zimmer, der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, bei der Vollversammlung am Montag die aktuelle Lage skizziert. „Unserem Handwerk in Oberfranken geht es gut“, sagte er. Die Auslastung sei hoch, die Stimmung gut und die Auftragsbestände seien erfreulich. Zudem herrschten stabile Beschäftigungsverhältnisse und die Aussichten seien optimistisch. Wenn eben nur die Staatsschuldenkrise nicht wäre, die auch beim heimischen Handwerk eine Portion Unsicherheit zurücklässt. Würde sich die Krise weiter verschärfen, dürfte das Wachstum im kommenden Jahr nur noch bei rund 0,4 Prozent liegen. Bei einem Rückgang des internationalen Handels sei sogar ein leichter Rückgang des Bruttoinlandsprodukts nicht mehr ausgeschlossen. „Unsere Unternehmen würden bei ähnlicher Verschuldung längst ein Sanierungsfall sein, weil die Kapitalgeber weniger geduldig gewesen wären“, sagte Zimmer. Als unerlässlich für eine Beruhigung der Märkte bezeichnete er deshalb eine glaubwürdige Konsolidierungspolitik der öffentlichen Haushalte in allen EU-Staaten. „Wir brauchen die Konsolidierung und eine Schuldenbremse in allen europäischen Ländern.“ Das sei die Basis für das dringend notwendige Vertrauen auf den internationalen Finanzmärkten. Neben der Notwendigkeit solider Haushalte sei aber auch der Mut zu unpopulären Maßnahmen gefragt. Das Handwerk habe jedenfalls seine Hausaufgaben gemacht, auch in Sachen Ausbildung. Trotz rückläufiger Schulabgängerzahlen seien in Oberfranken mit exakt 2731 sogar geringfügig mehr Ausbildungsverträge neu abgeschlossen worden, als im Jahr zuvor. Dies sei aber auch dringend notwendig, denn in den kommenden Jahren müssten sich die Betriebe auf einen noch deutlicheren Rückgang der Lehrstellenbewerber einstellen. Für die Kammer bedeute dies, dass sie die Attraktivität der dualen Ausbildung im Vergleich zu schulischen oder akademischen Ausbildungsgängen weiter steigern muss. Mit den erstmals in den zurückliegenden Wochen veranstalteten Berufsmessen in Bayreuth, Bamberg, Hof und Coburg sei man damit nicht nur auf einem guten Weg, sondern habe sogar einen echten Coup geschafft. Mehr als 6000 Schülerinnen und Schüler hätten die Gelegenheit wahrgenommen, sich über die Welt des Handwerks zu informieren. Damit seien die Erwartungen weit übertroffen worden. Einstimmig verabschiedet wurde bei der Vollversammlung auch der Haushalt der Kammer für das kommende Jahr. Er liegt nach den Worten von Hauptgeschäftsführer Thomas Koller mit rund 34 Millionen Euro um 1,7 Millionen Euro unter dem Haushalt des laufenden Jahres. 31,4 Millionen Euro entfallen dabei auf den Verwaltungshaushalt, also auf die laufenden Kosten, 2,6 Millionen Euro auf den Vermögenshaushalt, also auf Investitionen. Ein Großteil dieses Geldes soll mit 1,35 Millionen Euro für die energetische Gebäudesanierung des Berufsbildungs- und Technologiezentrums in Bayreuth verwendet werden. Koller sprach von einer wichtigen Investition zur zukünftigen Einsparung von Energiekosten für die Kammer. Rund eine Million Euro sei zudem für die Anpassung der Ausstattung der Berufsbildungs- und Technologiezentren der HWK in ganz Oberfranken vorgesehen. Der Haushalt wird finanziert aus zweckgebundenen Zuschüssen von Bund und Land, aus selbsterwirtschafteten Kursgebühren sowie aus Mitgliedsbeiträgen. Wichtigste Nachricht für alle Mitgliedsbetriebe: die Beiträge bleiben 2012 unverändert. 1900 Mitarbeiter und knapp zwei Milliarden Euro pro Jahr / Kernkompetenz Soziales: Mit dem ZBFS hat eine wichtige zentrale Landesbehörde in Bayreuth ihren Hauptsitz
„Wir sind eine zentrale Landesbehörde, die 2005 gegründet wurde und ihren Hauptsitz in Bayreuth hat“, erklärt Dr. Norbert Kollmer, seit März Präsident des Zentrums Bayern Familie Soziales (ZBFS). Hervorgegangen war die Einrichtung damals aus dem Landesamt für Versorgung und Familienförderung, dem Landesjugendamt, acht Versorgungsämtern in allen Regierungsbezirken, den Integrationsämtern und Hauptfürsorgestellen. Die Verlagerung nach Bayreuth bezeichnet der Präsident als verwaltungspolitische Entscheidung zugunsten der Region Nordostbayern. Mittlerweile sei sein Haus in der Region bestens verankert und zu einem wichtigen Standortfaktor geworden. Zuständig ist es unter anderem für die Bewilligung und Auszahlung des Elterngeldes, des Landeserziehungsgeldes, verschiedenster Landesmittelförderungen und Geldern aus dem Europäischen Sozialfonds sowie die Kriegsopferfürsorge und die Entschädigung von Opfern aus Gewalttaten. Aufgabe des ZBFS ist auch die Integration schwerbehinderter Menschen ins Arbeitsleben sowie die Feststellung der Schwerbehinderteneigenschaft und Ausstellung der Ausweise. Insgesamt reicht das ZBFS jährlich Leistungen in Höhe von knapp zwei Milliarden Euro aus, wobei der Löwenanteil mit rund 790 Millionen Euro auf das Elterngeld entfällt. Aus Oberfranken waren 2010 rund 10000 Anträge auf Gewährung von Elterngeld eingegangen. Ausgezahlt wurden im Regierungsbezirk Leistungen in Höhe von über 52 Millionen Euro. Publikumsverkehr im klassischen Sinne gibt es in der ZBFS-Zentrale am Kreuz in Bayreuth nicht, wohl aber in der Regionalstelle am Röhrensee. „Als Anlaufstelle für den Bürger haben wir in jeder bayerischen Bezirkshauptstadt eine Regionalstelle mit Servicezentrum als Wegweiser aber auch als Anlaufstelle für vielfältige soziale Fragestellungen eingerichtet“, so Kollmer. Eine Besonderheit: In Mittelfranken hat die Regionalstelle ihren Sitz nicht in der Bezirkshauptstadt Ansbach sondern in Nürnberg. Die historischen Wurzeln der Behörde lägen damit in der klassischen Versorgungsverwaltung, wie sie nach den beiden Weltkriegen zur Versorgung „Leidtragender“ aufgebaut wurde, sagt Kollmer. Wenn die klassische Kriegsopferfürsorge auch immer mehr abnimmt, so gebe es dennoch bayernweit rund 42000 Berechtigte mit Kriegsopferrenten, die jährlich immer noch rund 250 Millionen Euro ausmachen. Neu dazugekommen ist in das breite Aufgabenspektrum der Behörde über die Jahrzehnte, zum Beispiel der Bereich Opferentschädigung für die Leidtragenden von Gewalttaten. „Wer zum Opfer wurde, weil es der Staat nicht verhindern konnte, hat unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Zahlungen vom Staat“, so Kollmer. Dies gelte insbesondere auch dann, wenn der Täter zwar ermittelt wurde, aber aufgrund einer Haftstrafe oder fehlender finanzieller Mittel nicht in Regress genommen werden kann. Einen großen Teil der Arbeit im ZBFS macht der Bereich Schwerbehindertenrecht aus. Hier geht es um Feststellungen der Schwerbehinderung genauso wie um die Wiedereingliederung schwerbehinderter Menschen in das Berufsleben. „Als schwerbehindert gilt jede Person, bei der ein Grad der Behinderung von mindestens 50 festgestellt wurde“, sagt Kollmer. Das seien immerhin neun Prozent der bayerischen Bevölkerung, also rund 1,1 Millionen Menschen. Dieser Personenkreis habe zum Beispiel Anspruch auf höhere Steuerfreibeträge, auf verbesserten Kündigungsschutz auf Sonderurlaub und unter bestimmten Voraussetzungen auf einen früheren, gegebenenfalls abschlagsfreien Renteneintritt. Das Zentrum beschäftigt bayernweit über 1900 Mitarbeiter auf rund 1600 Stellen. In Oberfranken seien davon 415 tätig, 370 davon an zwei Standorten in Bayreuth, die übrigen in einer Außenstelle in der Gebrüder-Netzsch-Straße in Selb. Als Sozialbehörde geht das ZBFS natürlich in jeder Hinsicht mit bestem Beispiel voran: Der Frauenanteil liegt nach den Worten Kollmers bei fast 64 Prozent, die Schwerbehindertenquote bei über 13 Prozent, der Anteil von Wohnraum- und Telearbeit bei 22 Prozent und der Anteil an Teilzeitarbeit bei 28 Prozent. Eine große Rolle spiele dabei auch die Ausbildung mit derzeit bayernweit 90 Azubis in der Regel zum Verwaltungsfachwirt gehobener Dienst. 18 Auszubildende seien dabei in Oberfranken tätig, einer davon in der Außenstelle in Selb. Der Jurist Dr. Norbert Kollmer, der seit März dieses Jahres als Nachfolger von Gründungspräsident Bernd Linstädt an der Spitze des ZBFS steht wurde 1964 im niederbayerischen Bogen geboren. Er verbrachte den größten Teil seiner Jugend in Südafrika. Nach Studium und Referendarzeit in Regensburg begann er seine berufliche Laufbahn 1992 als Referent für Rechtsfragen des Arbeitsschutzes im Sozialministerium in München. Ab 1997 wurde Kollmer in der Vertretung des Freistaats beim Bund in Bonn und später in Berlin eingesetzt. 2001 folgte er einem Ruf in die Bayerische Landesvertretung nach Brüssel. Seit 1. April 2007 war er als Vizepräsident und zugleich als Leiter der Abteilung „Schwerbehindertenrecht – Feststellungsverfahren“ im ZBFS tätig. Ausbildung ist überlebenswichtig / Bayreuther Traditionsunternehmen Steingraeber & Söhne sorgt in Ecuador für den guten Ton
Zum Ende des dritten Quartals verzeichneten die Klavierbauer aus der Friedrichstraße eine Umsatzsteigerung in Höhe von 14 Prozent, die Gewinnerwartung für 2011 bezifferte Schmidt-Steingraeber auf satte 40 Prozent, jeweils gegenüber 2010. Besonders erfreulich sei dabei die positive Entwicklung des Inlandes mit einem Plus von über 70 Prozent bei den Auftragseingängen, während der Zuwachs im Auslandsmarkt auf Vorjahresniveau verharrt. Hier belaste der immer noch kranke US-Markt die ansonsten erfreuliche Entwicklung in den westeuropäischen Ländern und in Asien. Wichtige Verkäufe von Steingraeber-Konzertflügeln E-272, dem 124000 Euro teurem Flaggschiff erfolgten dem Firmenchef zufolge im April nach San Francisco und im August an das renommierte Teatro Nacional Sucre in Quito / Ecuador, die bedeutendste Bühne des südamerikanischen Landes. Sehr imageträchtig sei auch die Ausstattung des neuen Konzertsaales der Musikhochschule Karlsruhe mit einem Steingraeber E-272 der im Februar von dem weltberühmten französischen Pianisten Cyprien Katsaris eingeweiht wurde. Überhaupt steige die Akzeptanz von Steingraeber als kleinsten der Spitzenhersteller aus dem „1a-Ranking“ der USA sowohl bei großen Konzerthäusern wie auch bei berühmten Pianisten ständig. So habe etwa der österreichische Pianist Alfred Brendel „genauso unerwartet wie spontan“ seinen Bayreuther Liszt-Vortrag im Juni zu einem kleinen Konzert mit „kompletten Stücken“ ausdrücklich nur deshalb erweitert, weil ihm der E-272 so sehr behagte. Mit einem neuen Modell B-192 ist Steingraeber im Herbst an die Öffentlichkeit gegangen und hat den neuen Salonflügel passend zum Liszt-Wettbewerb Weimar-Bayreuth im Oktober der internationalen Jury vorgestellt. Das Unternehmen habe dabei als Geburtshelfer und Initiator der Ausweitung des ursprünglich auf Weimar konzentrierten Klavierwettbewerbes fungiert, der heuer zum zweiten Mal in Bayreuth stattfand. Federführend sorgten die Klavierbauer aus Bayreuth für die Logistik der Instrumente im Richard-Wagner-Saal und der Stadthalle und bei der Bereitstellung von rund 600 Stunden in Probenräumen im Steingraeber-Haus. Aufgrund der positiven Zahlen erhöht Steingraeber gegenwärtig auch den Mitarbeiterstand. „Weitere Neueinstellungen seien dringend erforderlich, um die derzeitigen Dauerüberstunden abzubauen“, so Schmidt-Steingraeber. Eine Arbeitszeitvereinbarung mit der Gewerkschaft IG-Metall und dem Steingraeber Betriebsrat sei dabei einvernehmlich geschlossen worden. „Wir haben damit im laufenden Jahr die Arbeitszeiten in der Produktion zeitweise bis hin zur 44 Stundenwoche erhöht.“ Steingraeber beschäftigt derzeit 36 Mitarbeiter, davon 25 in der Produktion, die übrigen in Verwaltung und Service. Als Unternehmen mit einhundert Prozent Belegschaft aus spezialisierten Facharbeitern könne sich das Unternehmen meist nicht am Arbeitsmarkt bedienen und bilde somit selbst verstärkt aus. „Das ist für uns überlebenswichtig“, so Schmidt-Steingraber. Jedes Jahr werde mindestens ein neuer Azubi eingestellt. Der Beruf des „Klavier- und Cembalobauers“ beinhalte nicht nur eine komplette Schreinerlehre, sondern auch beste Kenntnisse in der Metallbearbeitung und erfordere auch eine Identifikation mit dem künstlerischen Bereich. Bei der diesjährigen Abschlussprüfung in der Bundesfachschule in Ludwigsburg habe Steingraeber-Azubi Christian Mokschan, der eigentlich aus Brandenburg kommt, als Bundessieger abgeschlossen. Das Unternehmen wurde außerdem mit dem „Ausbildungs-Oskar“ ausgezeichnet, den Betriebsleiter Wolfgang Schäffler im Juli in Ludwigsburg entgegennehmen konnte. Anders als die meisten Hersteller verzichtet Steingraeber in Bayreuth ganz auf die Zulieferung von Halbfertigprodukten oder gar fertigen Untermarken aus Asien, die auch bei Firmen der Spitzenklasse inzwischen im Trend sind. „Buchen- und Ahornhölzer kommen aus dem Frankenwald, Fichtenholz aus dem Bayerischen Wald“, erklärt Schmidt-Steingraeber Die Firmengeschichte von Steingraeber reicht zurück bis in die 1820er Jahre und beginnt ursprünglich in Thüringen. Erst Eduard Steingraeber aus der 2. Generation ließ sich 1852 in Bayreuth nieder und fertigte sein „Op.1“, ein revolutionäres Meisterstück in dem er das Wiener mit dem Englischen Mechaniksystem kombinierte. Innerhalb von drei Jahrzehnten baute Eduard Steingraeber die Firma zur größten und bedeutendsten Klavier- und Flügelfabrik Bayerns aus, ab 1867 wurden die Steingraeber-Klaviere regelmäßig mit internationalen Preisen ausgezeichnet und 1906 begannen weltbekannte Designer die Steingraeber-Klaviermöbel zu gestalten. Bis heute sei es bei den internationalen Auszeichnungen und bei dem historischen Firmensitz geblieben. Dier Familie Schmidt-Steingraeber leitet das Unternehmen bereits in der sechsten Generation, während die siebte Generation gerade den ersten Klavierunterricht nimmt. Flexibler Ausstieg statt Rente mit 67 / IG-Metall-Bundesvorstand Urban für grundlegende Reform der Rentenversicherung
Statt der Rente mit 67 sprach sich Urban für flexible Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Erwerbsleben bis zum 65. Lebensjahr aus. „Die Situation in den Betrieben ist ja schließlich auch völlig unterschiedlich“, so der Bundesvorstand. Zum einen müsse die jetzige Erwerbsminderungsrente deutlich verbessert und die bewährte bisherige Form der Altersteilzeit beibehalten und fortgeführt werden. Für besonders belastete Beschäftigungsgruppen, die etwa im Drei-Schicht-Betrieb tätig sind, sollte nach Ansicht der Gewerkschaft ein besonderes Rentenmodell eingeführt werden. Wer 40 Versicherungsjahre aufzuweisen und das 60. Lebensjahr vollendet hat, der sollte auch ohne Abschläge in Rente gehen dürfen. „Derjenige, der ein Leben lang malocht hat, soll schließlich auch noch etwas von seiner Rente haben“, sagte Urban. Über all diese Einzelforderungen sollte nach Ansicht der IG Metall allerdings eine grundlegende Reform des Rentenversicherungsrechtes stehen. „Wir fordern eine allgemeine Erwerbstätigenversicherung und damit ein Solidarsystem für alle“, so Urban zu einer der Kernforderungen seiner Gewerkschaft. Auch Beamte und Selbständige sollten dabei einzahlen, so wie es in sämtlichen Ländern der Europäischen Union üblich sei. Das Argument der Politik, dass die Einzelvorschläge nicht finanzierbar seien, lässt Urban dabei nicht gelten. „Von wegen alternativlos“, sagte er, es gebe genügend Alternativen, um der Staatsverschuldung zu begegnen, etwa durch eine moderate Anhebung des Spitzensteuersatzes, durch die Einführung einer Vermögenssteuer, durch eine Finanztransaktionssteuer sowie durch eine effektive Anwendung der geltenden Steuersätze. Allein diese vier Vorschläge würden nach den Berechnungen der IG Metall allein 76 Milliarden Euro mehr pro Jahr in den Kassen des Bundes ausmachen. Damit sei klar: „Es gibt Alternativen zum Sozialabbau bei Rentnern, Arbeitslosen und kinderreichen Familien.“ Den entschiedenen Widerspruch der Gewerkschaft gegen die Rente mit 67 („eine grottenschlechte Entscheidung der Bundesregierung“) begründete Urban auch damit, dass es nicht bei 67 bleiben werde. Schon jetzt seien immer wieder einzelne Stimmen aus dem Arbeitgeberlager zu verzeichnen, die von einer Rente mit 68, 69, oder gar 70 Jahren sprechen. Urban vermutete dahinter das Ziel der Politik, die Rentenversicherung so „runterzuschrauben“, dass letztlich die gesamte Versicherung privat über Kapitalmärkte abgewickelt werden soll. „Das wird unseren entschiedenen Widerspruch ernten“, sagte der Gewerkschafter. Das umlagefinanzierte Rentenversicherungskonzept sei allemal besser als die Regeln des Spielcasinos. Bei seiner Rede in Himmelkron machte Urban auch noch auf ein ganz anderes Thema aufmerksam, das der Gewerkschaft derzeit unter den Nägeln brennt. Nicht nur prominente Schauspieler oder Bundesligatrainer machten derzeit mit dem sogenannten Burn-out-Syndrom Schlagzeilen. Auch immer mehr Arbeitnehmer würden unter psychischen Erkrankungen, depressiven Störungen oder anderen Belastungen körperlicher Art leiden. Das Ausmaß ist alarmierend, wie eine bundesweite Befragung von Betriebsräten ergeben habe. Die IG Metall will deshalb in den kommenden Monaten eine „Initiative für gesundheitlich verträgliche Arbeit“ starten. „Gute Arbeit ist Arbeit, die die Gesundheit nicht kaputt macht“, so Urban. Deshalb will die IG Metall mit diesem Thema in nächster Zeit einen Schwerpunkt setzen. Bild: Die Rente mit 67 ist kein Senioren- sondern ein Generationenthema, sagte IG-Metall-Bundesvorstand Hans Jürgen Urban (Mitte) und beteiligte sich deshalb an einer Aktion der Gewerkschaftsjugend mit dem Wunsch, dass die junge Generation gute und sichere Ausbildungsplätze bekommt. „Keine gelbe Gefahr heraufbeschwören“ / Bayerisches Hochschulzentrum für China als Brücke zwischen Freistaat und Volksrepublik
Geschäftsführer Dengel, der seine Jugend in Asien verbracht, dort zur Schule gegangen war und schließlich in Bayreuth studiert hatte, ist in der Regel drei Mal pro Jahr selbst vor Ort, sei es bei der Sommeruniversität in Qingdao in der Partnerprovinz Shandong, bei den verschiedenen Bildungs- und Rekrutierungsmessen oder als kundiger Begleiter bei individuellen Projekten. Dengel weiß wo es Gemeinsamkeiten, aber auch wo es Unterschiede gibt. „Die chinesische Wirtschaft ist schneller, flexibler und verhandlungsorientierter“, sagt er. Für die bayerischen und auch für viele oberfränkische Unternehmen sei die Volksrepublik definitiv ein Partner, es helfe nicht, sich abzuschotten oder gar eine „gelbe Gefahr heraufzubeschwören“. Die Chancen für den deutschen Mittelstand seien vor allem deshalb so gut, weil „Made in Germany“ in China sehr viel gilt. Ein Tipp, den er allen interessierten Unternehmern mit auf den Weg gibt: „Man muss sehr gut vorbereitet sein und genau wissen, was man in China will“. Schon frühzeitig sollte man in Kontakt mit den Kammern oder den bayerischen Verbindungsbüros treten. Auch in China liege das Geld nicht auf der Straße, aber man könne es finden, zum Beispiel dann, wenn man sich in Nischen bewegt. Als eine solche recht erfolgversprechende Nische bezeichnet er den gesamten Bereich der Umwelttechnik. In vielen Teilen des riesigen Landes gebe es beispielsweise ein Wasserproblem, auch das Gefühl für Umweltschäden und die damit verbundenen Kosten nehme mehr und mehr zu. Doch China reagiert schnell. Schon heute gebe es in vielen Großstädten kaum mehr motorisierte Zweiräder mit Verbrennungsmotor, sondern nur noch E-Bikes. Geschäftsführer Dengel verhehlt auch nicht, dass es in China Probleme gibt. Die starke Inflation ist eines davon. Von der derzeitigen Teuerungsrate in Höhe von über fünf Prozent seien besonders Lebensmittel stark betroffen. Doch China ist auch das Land der Gegensätze: „Hier gibt es Arm und Reich zugleich“, sagt Dengel. Wie anders wäre es zu erklären, dass trotz der Teuerung bei Lebensmittel besonders Importierte Bio-Produkte oder Milchpulver derzeit besonders nachgefragt sind. Als weitere Herausforderung bezeichnet Dengel den Umgang mit dem fremden Rechtssystem. Schon alleine die Rechtsprechung mache den Einsatz fundierter Kenner der Materie unabdingbar, aber: „Die einfache Lösung gibt es eben nicht, dann würden es ja alle machen.“ Fest stehe aber dennoch, dass China jeden potentiellen Investor braucht, denn viele Kommunen seien hoch verschuldet, beziehungsweise darauf angewiesen, einen kontinuierlichen Wohlstandsfortschritt zu ermöglichen. Mittlerweile steht der Freistaat Bayern sei über 35 Jahren in Kontakt mit der Volksrepublik. Die Grundsatzvereinbarung zwischen Deutschland und China von 1979 sowie die Öffnung für Investitionen ausländischer Firmen, schufen weitere Anknüpfungspunkte für eine Vertiefung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, die 1987 schließlich in eine Partnerschaft zwischen Bayern und der Provinz Shandong mündeten und 2005 um eine Partnerschaft mit der Provinz Guangdong erweitert wurden. Diese bilateral gefestigten Beziehungen, die sich über die Partnerprovinzen hinaus auch im übrigen China etabliert haben, erzielen seitdem große Erfolge im wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Austausch, sagt Dengel. Derzeit bestünden neben mannigfaltigen informalen Kontakten zwischen Professoren und Wissenschaftlern der beiden Partner rund 110 vertraglich formalisierte Partnerschaften zwischen bayerischen und chinesischen Hochschulen. Über 2600 chinesische Studierende waren im Wintersemester 2010/2011 an bayerischen Hochschulen immatrikuliert. Am stärksten würden dabei die Ingenieurswissenschaften nachgefragt. Auch auf der deutschen Seite wächst das Interesse an einem Austausch, auch wenn sich die Zahlen nicht so genau feststellen lassen. Dengel schätzt die Zahl bayerischer Studenten, Wissenschaftler und Praktikanten in China auf rund 300. Dreh- und Angelpunkt für viele dieser Aktivitäten ist das Bayerische Hochschulzentrum für China. Das Zentrum gilt nach den Worten Dengels als Serviceeinrichtung für alle staatlichen Hochschulen in Bayern. Es richtet sich an Studierende, die an einem Auslandsstudium oder Austauschprogramm interessiert oder beteiligt sind und hierzu Fragen oder Anregungen haben, beziehungsweise eine Förderung suchen. Andererseits versteht sich das BayCHINA als Institution, die den konkreten Austausch zwischen Dozenten beider Partner, sowie die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre und Kontakte zu chinesischen Institutionen wie auch Wissenschaftlern pflegt und fördert. Gegründet wurde das Zentrum in Anknüpfung an die rege Zusammenarbeit des Freistaats mit der Provinz Shandong, deren 20-jähriges Bestehen 2007 gefeiert wurde. Ziel sei es von Anfang an gewesen, den wissenschaftlichen und studentischen Austausch zwischen den beiden Partnern zu fördern und zu intensivieren. In diesem Bestreben habe man auch auf die guten Erfahrungen und Erfolge der bis dahin gegründeten Hochschulzentren, wie etwa dem Bayerisch-Französischem Hochschulzentrum (BFHZ) in München oder dem Bayerischen Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa (BAYHOST) in Regensburg, zurückgreifen können, die dem BayCHINA bei der Konzeption als Vorbild dienten. An dem Zentrum sind neben Dengel noch eine Sachbearbeiterin und eine Sekretärin beschäftigt. Finanziert wird die Einrichtung zu 100 Prozent über das bayerische Wissenschaftsministerium, die Universität Bayreuth stellt die Infrastruktur zur Verfügung. Ausbildung im Focus / Neuer Ausstellerrekord: Staatssekretär Koschyk eröffnete 22. Kulmbacher Ausbildungsmesse
Der erneute deutliche Zuwachs an Ausstellern zeige, dass auch in Oberfranken immer mehr Arbeitgeber in einen Wettbewerb um den qualifiziertesten Nachwuchs eintreten, sagte der Parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk bei der Eröffnung. Auf Grund sinkender Schülerzahlen sei es für viele Unternehmen bereits heute schwierig, die von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch auf dem Kulmbacher Ausbildungsmarkt wieder. Laut Bundesagentur für Arbeit stelle sich die Lage so dar, dass es zwar noch junge Leute gebe, die nach Beginn des Ausbildungsjahres ohne Ausbildungsplatz seien, „aber auf jeden Einzelnen von ihnen entfallen vier offene Stellen“.
Die im vergangenen Oktober erfolgte Verlängerung des nationalen Ausbildungspaktes war nach den Worten Koschyks mit neuen Schwerpunkten erfolgt. Aufgrund veränderte Rahmenbedingungen auf dem Ausbildungsmarkt, wie dem Rückgang der Bewerberzahlen um gut ein Viertel seit 2007 gerade auch in unserer Region, sowie einen Bewerbermangel in einigen Branchen müssten neue Potenziale erschlossen werden. Dazu sollen verstärkt die Jugendlichen in den Blick genommen werden, die bisher Schwierigkeiten hatten, eine Ausbildung zu finden, wie beispielsweise Altbewerber, Migranten, sozial benachteiligte und lernbeeinträchtigte sowie behinderte Jugendliche. Durch Einstiegsqualifizierungen und ausbildungsbegleitenden Hilfen sollen darüber hinaus die Ausbildungsreife und Berufsorientierung verbessert und schwächere Jugendliche intensiver gefördert werden. Außerdem sollen mehr leistungsstarke Jugendliche für eine betriebliche Berufsausbildung gewonnen werden.
Die jährlich stattfindende Ausbildungsmesse in Kulmbach ist mittlerweile ein fester Bestandteil der beruflichen Bildungsarbeit vor Ort. Organisatoren sind der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft und der Landkreis Kulmbach. Staatssekretär Koschyk bezeichnete den Arbeitskreis Schule-Wirtschaft in Kulmbach als einen der bayernweit aktivsten derartigen Zusammenschlüsse und ihm eine hervorragende Arbeit. Der Arbeitskreis ist einer von über 100 Zusammenschlüssen, die in den vergangenen 20 Jahren unter dem Dach des Bildungswerkes der Bayerischen Wirtschaft gegründet wurden. Sein Ziel ist es, den Dialog zwischen Bildungseinrichtungen und Arbeitgebern zu fördern und Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten. Die Ausbildungsmesse biete jungen Menschen die Gelegenheit, sich intensiv und unmittelbar mit den Anforderungen von Ausbildungsberufen der verschiedenen Branchen vertraut zu machen und erste Kontakte zu ihrem vielleicht zukünftigen Ausbildungsbetrieb herzustellen.
Kraftfahrzeuggewerbe im Freistaat
auf Erfolgsspur
„Wir erwarten keine wesentliche Verschlechterung der Lage und blicken zuversichtlich nach vorne“, sagte Breitschwert. Bei Neuzulassungen im Pkw-Bereich könne der Landesverband die Jahresprognose des Frühjahrs sogar um 20000 auf 600000 Fahrzeug erhöhen. Im Gebrauchtwagenmarkt geht die Branche in Bayern weiterhin davon aus, dass die Prognose von 1,05 Millionen Besitzumschreibungen erreicht wird. Der positive Trend schlägt sich dem Präsidenten zufolge auch in den Beschäftigtenzahlen nieder. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten sei um zwei Prozent, die der Teilzeitbeschäftigten um über zehn Prozent angestiegen. Insgesamt arbeiteten in den bayerischen Kfz-Handels- und Handwerksbetrieben fast 120000 Menschen, davon rund 16000 Auszubildende. Keine Chance gab Breitschwert zum derzeitigen Zeitpunkt dem Elektroauto. Zwar komme kein Hersteller in seinem Portfolio mehr darum herum, doch seien die Preise und der jeweilige Nutzen noch immer nicht marktgerecht und würden es für längere Zeit auch nicht sein. Jede neue Technik benötige Zeit und einen Anschub zur Einführung. Doch ohne einfache und preiswerte Verwendung im Alltag werde die Mehrzahl der Autofahrer auf den gewohnten Komfort nicht verzichten und sich mit einem Umstieg Zeit lassen. Eine klare Absage erteilte Breitschwert, der seit fast 20 Jahren CSU-Abgeordneter im bayerischen Landtag ist, der Einführung einer Pkw-Maut. Als mit der Einführung der Maut auch eine klare Absenkung der Mineralölsteuer verbunden war, sei der Verband dafür gewesen. Mittlerweile müsse man aber davon ausgehen, dass eine Pkw-Maut ohne klare Zweckbindung die Autofahrer nur zusätzliche belasten würde. Eine Verteuerung des Autofahrens würde aber auch das Kfz-Handwerk und den Handel treffen und die Branche empfindlich schwächen, weil sich die Kunden beim Autokauf sowie bei erforderlichen Wartungs- und Reparaturarbeiten zurückhalten würden. „Damit würde die Einführung einer Pkw-Maut letztlich zu Arbeitsplatzverlusten im Kfz-Gewerbe führen.
Was den Handel betrifft, so werde sich die Beziehung des Kunden noch stärker in die Online-Welt verlagern. Der Erstkontakt des Kunden zu einem Autohaus finde schon heute über die Website statt. Eine immer größere Rolle vor allem unter Marketing-Aspekten werden allerdings soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter spielen. „Die Kunden reden schon jetzt nicht mehr nur mit dem Händler, sondern vor allem untereinander über den Händler“, so Diez. Was die Zahl der Automobilhändler betrifft, so werde die Konsolidierung weiter voranschreiten. Tendenziell werde die Zahl der rechtlich selbständigen Händler abnehmen, die verbleibenden würden aber wachsen. Dies liege nicht nur am demographischen Wandel, sondern auch an dem in Deutschland gesättigten Markt. Was bleibt, sei das Autohaus als Komplettanbieter, und das Werkstatt- und Teilegeschäft als Rückgrat des gesamten Verkaufsgeschäftes. Gerade vor dem Hintergrund immer neuer und komplexerer Technologien werde der Beratungsbedarf eher zu- als abnehmen. Nach den Worten des oberfränkischen Handwerkskammerpräsidenten Thomas Zimmer gibt es in Oberfranken 1254 Betriebe des Kfz-Gewerbes mit zusammen rund 10000 Beschäftigten. Damit sei es der größte und stärkste Handwerksbereich im Regierungsbezirk. Die Zahl der motorgetriebenen Fahrzeuge in Oberfranken bezifferte Zimmer auf rund 600000. IfM-Sprecher Frank Wallau bei der BFM-Mitgliederversammlung: Familienunternehmen sind das Herz der deutschen Wirtschaft
Wallau definierte Familienunternehmen als diejenigen Unternehmen, bei denen eine Einheit von Eigentum, Haftung und Leitung besteht. Die Schnittmenge von Familienunternehmen und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sei dabei naturgemäß sehr groß. Dennoch gebe es auch Familienunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten oder mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Umgekehrt gebe es aber auch kleine und mittlere Unternehmen, die beispielsweise konzerngebunden sind und daher nicht den Familienunternehmen zuzurechnen sind. In der Praxis sind nach den Worten von Professor Wallau jedoch neben dem idealtypischen Fall, dass es nur einen einzigen Inhaber gibt und dieser sein Unternehmen alleine leitet, eine Vielzahl von Grenzfälle anzutreffen. Das IfM klassifiziere deshalb alle Unternehmen als Familienunternehmen, bei denen bis zu zwei natürliche Personen oder ihre Familienangehörigen mindestens 50 Prozent der Anteile halten und diese natürlichen Personen der Geschäftsführung angehören. Auch wenn die meisten Familienunternehmen in der Öffentlichkeit nicht so präsent sind, hätten sie eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung. So kam Wallau auf rund 44000 Familienunternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz von über 50 Millionen Euro. Große Maschinenbauer seien genauso darunter, wie Autohäuser mit gerade mal 30 Mitarbeitern. Im Rahmen einer längerfristig angelegten Studienreihe habe das IfM diese großen Familienunternehmen für den Zeitraum 2007 bis 2009 ausführlich analysiert. Die Untersuchung brachte unter anderem zu Tage, dass diese Unternehmer es selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten geschafft haben, ihre Eigenkapitalquoten auszubauen. Allerdings zeigte sich auch, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise deutliche Spuren in den analysierten Rentabilitätskennziffern hinterlassen habe. Zwar erwirtschafteten die größten Familienunternehmen 2009 im Durchschnitt positive Renditen, aber im Vergleich zu 2008 waren sie zum Teil stark rückläufig. Als besonders bemerkenswert bezeichnete Professor Wallau zudem die Beschäftigungsentwicklung bei den größten Familienunternehmen. Trotz rückgängiger Umsatzzahlen während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise hätten diese Unternehmen Personal aufgebaut. Den Zahlen zufolge betrug der Beschäftigtenzuwachs zwischen 2007 und 2009 im Saldo 3,6 Prozent und war damit größer als der Beschäftigungsaufbau in Deutschland insgesamt. Betrachte man nur das Krisenjahr 2008/2009, so sanken die Umsätze der größten Familienunternehmen zwischen 2008 und 2009 um über zehn Prozent. Der Beschäftigungsrückgang fiel, in Anbetracht des deutlichen Umsatzrückgangs, mit 2,6 Prozent eher moderat aus. Nicht zu unterschätzen sei die enorme soziale Aufgabe, die Familienunternehmen insgesamt wahrnehmen, indem sie für über 80 Prozent der Auszubildenden verantwortlich sind. In seinen aufwändigen Forschungen habe das IfM auch festgestellt, dass die großen Familienunternehmen in Deutschland extrem exportabhängig sind. „Viele dieser Unternehmen machen mehr als die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland“, sagte Wallau. An der Spitze der Exportländer stünden Frankreich, China und die USA, gefolgt von Österreich, den Niederlanden und der Schweiz. Dies werde sich aber schon bald ändern, sagte der Professor voraus: „Russland, Indien und China, das sind die kommenden Exportländer.“ Wettbewerbsvorteile durch Werte / Pumpenhersteller KSB in Pegnitz will unternehmenseigenes Ausbildungskonzept als Marke etablieren
150 der insgesamt 1676 Mitarbeiter am Standort Pegnitz sind Auszubildende. „Wir arbeiten an der Zukunft und investieren in den Nachwuchs“, so Eller. Vor dem Hintergrund des prognostizierten Fachkräftemangels werde es nur so möglich sein, auch weiterhin Erfolg auf den Weltmärkten zu haben. In den drei deutschen KSB-Werken bildet das Unternehmen unter anderem in den folgenden Berufen aus: Gießerei- und Zerspanungsmechaniker, Mechatroniker, Technischer Modellbauer, Elektroniker für Betriebstechnik und Energieelektroniker. Ein Ziel des KSB-eigenen Ausbildungskonzeptes ist es, Motivation durch Eigenverantwortung zu fördern. Der Erwerb von Fachkompetenzen gehört nach den Worten von Ausbildungsleiter Eller genauso dazu, wie das Erlernen von Sozialkompetenzen. „Uns ist es wichtig, eine eigene Mitarbeiterpersönlichkeit zu entwickeln“, so Eller. Berufsübergreifende Seminare gehörten genauso dazu, wie gruppendynamische Arbeit bis hin zur Gesundheitserziehung und einem Outdoortraining hoch über den Dächern von Pottenstein.
Damit die KSB auch weiterhin auf Erfolgskurs bleibt, seien in den zurückliegenden sechs Jahren rund 70 Millionen Euro in den Standort Pegnitz investiert worden, sagte Standortsprecher Gottfried Buch. „Wir haben damit vor allem Prozessoptimierung betrieben und sämtliche Gebäude energetisch saniert.“ Leuchtturmprojekt der kommenden Jahre soll der Bau einer Gießerei sein, mit deren Hilfe die Durchlaufzeiten bis zum Jahr 2020 um 50 Prozent reduziert werden. Dazu werde ein völlig neuer Anbau auf dem insgesamt weit über 200000 Quadratmeter großen Gelände entstehen Die KSB sei das beste Beispiel dafür, wie ein exportorientiertes Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation behauptet, sagte Staatssekretär Koschyk. Am Beispiel KSB sei auch zu erkennen, dass Innovationen nicht nur im technischen Bereich stattfinden müssen, sondern dass der Faktor Mensch unabdingbar dazu gehört. „Die KSB schafft Wettbewerbsvorteile durch Werte“, so Koschyk mit Blick auf das innovative Ausbildungskonzept. Wie bedeutend Werte seien, habe sich zum Teil auch in der Finanzkrise gezeigt, in der die Wirtschaft nicht mehr nach Werten ausgerichtet war. Koschyk gab dabei auch zu bedenken, dass die Masse deutscher Exporte noch immer in den europäischen Wirtschaftsraum fließt. Deshalb habe Deutschland als stärkste Volkswirtschaft in Europa auch eine große Verantwortung und müsse sich engagieren, damit Europa die derzeitige Krise gut übersteht. Das Unternehmen KSB zählt mit einem Weltmarktanteil von 10 Prozent zu den weltweit größten Herstellern von Pumpen, Armaturen und dazugehörigen Systemen. Hauptsitz ist Frankenthal in der Pfalz. Der Konzern ist mit eigenen Vertriebsgesellschaften, Fertigungsstätten und Servicebetrieben auf allen Kontinenten vertreten. Kunststoffe für Kraftfahrzeuge / Der Produktionsstandort von LyondellBasell in Bayreuth gilt als eines der Schlüsselwerke für den europäischen Markt
„Wir produzieren Kunststoffgranulate für die Automobilindustrie“, sagt Werksleiter Dr. Hanno Limburg (45 / Bild)), der aus dem Rheinland stammt und seit zwei Jahren in Bayreuth tätig ist. Seinen Worten zufolge werden in Bayreuth Polypropylen-Compounds hergestellt. Die kleinen Granulatkörnchen werden von der Automobilindustrie und deren Zuliefern beispielsweise zu Stoßstangen, Armaturentafeln, Hutablagen, Lüftungsgittern, Seitenschwellern oder Innenverkleidungen weiterverarbeitet. Etwa 40 Prozent des hergestellten Granulats bleiben in Deutschland, 50 Prozent gehen in das europäische Ausland, zehn Prozent darüber hinaus. Gegründet wurde das Bayreuther Werk 1987. Bis 1995 wurden acht Produktionslinien errichtet. Auch in den folgenden Jahren sei die Kapazität stets gewachsen, so Werksleiter Limburg. Mittlerweile gelte das als Basell Bayreuth Chemie GmbH firmierende Tochterunternehmen der LyondellBasell mit über 300 einzelnen Typen als der Standort mit dem komplexesten Produktspektrum im gesamten Konzernverbund. In den Anlagen werden verschiedene Kunststoffe, meist Polypropylen oder verwandte Kunststoffe zusammen mit vielfältigen Zusatzstoffen bei rund 200 Grad Celsius vermischt und zu dem Granulat verarbeitet, das dann in 25-Kilogramm-Säcken oder 1100 Kilogramm-Kartons verpackt, beziehungsweise in 25-Tonnen-Silo-Lkws zum Kunden geliefert wird. „Täglich verlassen etwa 20 Lkw mit zusammen rund 400 Tonnen des veredelten Rohstoffs das Werk“, erklärt Limburg. LyondellBasell beschäftigt in Bayreuth knapp 130 Mitarbeiter, die meisten davon kommen aus mechanischen oder elektrischen Lehrberufen. Daneben gibt es eine Entwicklungsabteilung mit vier Ingenieuren sowie ein Technical Center mit weiteren 13 Mitarbeitern. Pro Jahr werde auch ein Auszubildender, in der Regel zum Mechaniker oder zum Elektriker eingestellt, so der Werksleiter. Sämtliche in Bayreuth hergestellten Produkte seien komplett recyclingfähig, sagt Limburg, der durch die Verarbeitung immer leichterer Bauteile für Fahrzeuge auch einen entscheidenden Beitrag zur Schonung von Ressourcen sieht: „Autos werden immer leichter und brauchen dabei immer weniger Kraftstoff“. Auch das Werk selbst erfülle höchste Umwelt- und Sicherheitsstandards. „Eigentlich sind wir kein klassisches Chemiewerk“, so der Leiter. Veredelt würden ausschließlich vorhandene Kunststoffe, wobei keinerlei Gase austreten oder anderweitige Emissionen anfallen. Die niederländische Aktiengesellschaft LyondellBasell Industries gilt als drittgrößtes unabhängiges Chemieunternehmen der Welt. Der Jahresumsatz wird zuletzt auf rund 40 Milliarden US-Dollar beziffert. Weltweit beschäftigt das seit 2010 auch an der New Yorker Börse notierte Unternehmen über 14000 Mitarbeiter. Neben Rotterdam hat LyondellBasell einen zweiten Hauptverwaltungssitz in Houston, Texas. Insgesamt betreibt das Unternehmen Produktionsstätten an 59 Standorten in 18 Ländern. Die Geschichte des Konzerns geht bis auf das Jahr 1953 zurück. Damals gründeten die BASF und die Shell das Gemeinschaftsunternehmen Rheinische Olefin-Werke (ROW) zur Herstellung von Polyethylen. Mitte der 1990er Jahre kam es zu einer Neuordnung des Kunststoffgeschäftes zahlreicher Unternehmen. In der Folge bündelten BASF und Shell ihre Polyethylengeschäfte in der neu gegründeten Elenac. Die Polypropylentöchter Targor bei BASF und Montell bei Shell wurden dann im Jahr 2000 gemeinsam mit Elenac in der Basell Polyolefine GmbH zusammengefasst. Im Jahr 2005 verkauften die bisherigen Mütter die Basell an den amerikanisch-russischen Finanzinvestor Len Blavatnik. 2007 kaufte Blavatnik den US-Wettbewerber Lyondell Chemical hinzu, wodurch die LyondellBasell entstanden war. Heute sind in Europa hauptsächlich Unternehmen der ehemaligen Basell beheimatet, die rechtlich eigenständige Unternehmen sind. Die deutschen Aktivitäten sind größtenteils in der Basell Polyolefine GmbH gebündelt. Größter Produktionsstandort ist das Werk Wesseling/Knapsack bei Köln mit rund 2000 Mitarbeitern. Neben Bayreuth ist LyondellBasell auch im Industriepark Höchst in Frankfurt mit 430 Mitarbeitern, sowie in Münchsmünster bei Ingolstadt vertreten. Mit einer Besonderheit kann das Bayreuther Werk aufwarten. Zwei Drittel der 63000 Quadratmeter Produktionsfläche liegen auf Stadtgebiet, ein Drittel auf dem Gebiet der Bayreuther Landkreisgemeinde Bindlach, „zur Freude beider Kämmerer“, versichert Limburg. Mut zum Genuss / Die Confiserie Storath setzt auf eigene Handschrift und hohen Wiedererkennungswert
1989 folgte der Schritt in die Selbstständigkeit. Zunächst als Schokoladenmacher belächelt, hatte er in seiner kleinen Manufaktur seines Heimatortes Stübig schon nach einem Jahr sieben Beschäftigte, heute sind über 70 Mitarbeiter. Seiner Philosophie „Nicht immer höher, schneller und weiter“ will Johannes Storath trotzdem treu bleiben: „Wir sind eine Manufaktur und bleiben es auch.“ Damals, in den achtziger Jahren wurde Schokolade fast ausschließlich in Supermärkten oder Süßwarengeschäften verkauft. Den Trend zum Höherwertigen und zur feinen Unterscheidung, wie etwa bei Wein, Kaffee oder Tabak, den gab es damals freilich noch nicht. Einen entscheidenden Wendepunkt im Bewusstsein des Konsumenten sieht Johannes Storath in dem Hollywoodstreifen „Chocolat“ mit Johnny Depp, in dem die Hauptfigur die leerstehende Patisserie eines verschlafenen französischen Provinzstädtchens zu einer Chocolaterie umbaut und gegen alle Widerstände Erfolg hat. Die Geschichte endet mit einem großen Schokoladenfest. Plötzlich seien viele Menschen auch in die Läden gekommen und hätten sich mit hochwertiger Schokolade eingedeckt, erinnert sich Johannes Storath. Seine Produkte sind heute über Feinkostläden in ganz Deutschland zu beziehen. In Stübig gibt es einen kleinen Fabrikverkauf und natürlich die Läden in Bamberg und Bayreuth. Dort kann der Kunde nicht nur das gesamte Sortiment bestaunen (und natürlich erwerben), das vom Amaretto- bis zum Whiskytrüffel, von der Chili- bis zur Thymianpraline sowie von der Frischschokolade bis zur Tafelware in allen nur denkbaren Variationen reicht, auch einen Cappuccino, einem Espresso oder einen schlichten Kaffee kann der Gast in angenehmen Ambiente genießen. „Alles, was wir verkaufen, stellen wir auch selbst her“, sagt Johannes Storath. Mit Ausnahme des Kaffees und der Spirituosen. Sie stammen aus der Edelbrennerei Höllein in Herrnsdorf bei Bamberg und gehören einfach zum Thema Schokolade dazu. In Bayreuth hat das Unternehmen mit dem fast 90 Quadratmeter großen Laden längst Fuß gefasst. Davon zeugt nicht nur das treue Stammpublikum, sondern auch das Engagement von Johannes Storath im Bereich des Sponsorings etwa für den Ladies-Cup im Rahmen der Golf-Tage am Rodersberg, bei dem Event „Wein und Schokolade“ zusammen mit einem örtlichen Feinkosthändler oder als Bereicherung bei Tagungen der Universität, bei denen die Confiserie die Präsente für die Referenten bereitstellt. Auch zu den Festspielen gibt es bereits einen Kontakt: „Wir sind schon im zweiten Jahr mit einem eigenen Verkaufsstand auf dem Grünen Hügel dabei“, so Johannes Storath. Zur Premiere gab es heuer eine eigene Pralinenkollektion, von der sich die prominenten VIPs sehr angetan gezeigt hätten. Das sei schon eine ganz tolle Werbung gewesen, schwärmt der Pralinenmacher, der den Erfolg dieser Aktion unmittelbar danach im Laden in der Innenstadt messen konnte. Die Rohstoffe für die 41-prozentige Vollmilch- und 72-prozentige Edelbitterschokolade kommt ausschließlich aus dem Anbaugebiet Arriba in Ecuador. Verarbeitet wird die Kakaomasse in der hauseigenen „Conche“, eine Maschine mit speziellem Rührwerk, die den zartschmelzenden Charakter der Schokolade erst ermöglicht. Wichtig ist für Johannes Storath auch das ausgewogene Endprodukt, in dem beispielsweise 13 Prozent weniger Zucker als in handelsüblichen Schokoladen steckt. Für die Bayreuther Niederlassung der Confiserie Storath zieht der Inhaber aus dem Nachbarlandkreis eine positive Bilanz: Sein Unternehmen sei hier am Standort nicht nur erfolgreich, man habe die Bayreuther längst auch schätzen und lieben gelernt. Bild: Mit den besten Zutaten wollen Anna Herath und Johannes Storath von der Confiserie Storath in der Maximilianstraße in Bayreuth den Alltag ihrer Kunden versüßen. LED-Leuchttechnik für Weltmeere und Windkraftanlagen / Trade Wind Energy im Aufwind: Mittelständler aus Gefrees hat Spitzenposition auf dem Weltmarkt
Klaus Kolb hat eine echte Nische entdeckt, mit denen er seit Jahren Erfolg hat: Warn- und Befeuerungslichter für Schifffahrtsstraßen, Blinklichter für Türme und vor allem auch Tag- und Nachtkennzeichnungen für Windkraftanlagen. Die Flugsicherungsbeleuchtung auf dem Münchner Olympiaturm war eines der ersten Projekte, die von dem Gefreeser Unternehmen umgesetzt wurde. Als ehemaliger Pilot weiß Kolb nicht nur um die Bedeutung dieser Beleuchtung, sondern auch darum, wie sie in der Praxis umgesetzt werden muss. Kolb hatte schon damals statt der üblichen Lampen die von ihm modifizierten und entwickelten LED-Leuchtkörper angeboten. Sie sind zwar teurer, dafür aber praktisch wartungsfrei und benötigen nur einen Bruchteil der üblichen Energie. Genau diese Eigenschaften machen die LED-Technik aus Gefrees auch für die vielen Windkraftanlagen so interessant. Die Beleuchtungstechnik wird nicht nur auf den mittlerweile bis zu 140 Meter hohen Masten der Anlagen eingesetzt, sondern auch auf den Rotorblättern, die bei der neuesten Generation einen Durchmesser von bis zu 126 Metern haben. Obwohl der Windanlagenentwickler Enercon aus Oberkotzau zu den größten Kunden des Gefreeser Unternehmens gehört, sagt TWE-Chef Kolb, dass sein Betrieb wegen der langen Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen bislang noch wenig von der Energiewende mitbekomme. Er räumt aber auch ein, dass nach der beschlossenen (und mittlerweile wieder zurückgenommenen) Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke die Stimmung bei seinen Leuten erst einmal schlecht gewesen sei. Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer zeigte sich zuversichtlich, dass die Energiewende auch bei dem Gefreeser Unternehmen schon bald für Aufwind sorgen wird. Ziel müsse es sein, lokale und regionale Investoren für die Anlagen zu finden, dann bleibe die Wertschöpfung in der Region und die Menschen würden die Anlagen auch mehr akzeptieren. Trotzdem hatte sich Kolb nie nur auf die LED-Bestückung der Windkraftanlagen verlassen, sondern auch Schifffahrtsstraße auf der ganzen Welt mit den innovativen Lichtern ausgestattet. 50 Prozent der an den beiden Produktionsstätten in Gefrees hergestellten LED-Technik gehen in den Export. Ihre Innovationsfähigkeit stellt die TWE aktuell unter anderem durch unsichtbares Licht unter Beweis, das auf Anlagen in Großbritannien zum Einsatz kommt. Weitere Beispiele für den Einsatz der innovativen Technik Made in Oberfranken sind die Fernsehtürmen in Saudi-Arabien, die unter anderem extremen Temperaturen standhalten müssen, oder die Tsunami-Melde-Bojen im Pazifik, die ebenfalls mit Lichtern aus Gefrees bestückt sind. Doch auch in unmittelbarer Nähe von Gefrees kommt die LED-Technik aus dem Hause Trade Wind Energy zum Einsatz: so blinken die beiden auf dem Kesselberg bei Lützenreuth entstandenen Windkraftanlagen nur in der Nacht oder in der Dämmerung richtig hell. Stellt der von TWE entwickelte Sensor fest, dass auf zehn Kilometer freie Sicht herrscht, fährt die Leuchtstärke des Blinksignals bis auf ein Zehntel ihrer Leistung zurück. „Wir bauen alles auf höchste Präzision“, sagt der frühere Berufspilot. Schließlich muss das Licht auch dorthin, wo es benötigt wird und darf nicht als Streulicht in Wohnsiedlungen landen. So sind die Ummantelungen beispielsweise aus gegossenem Plexiglas, aufwändige Krümmungen in den Scheiben sorgen dafür, dass jeder Lichtstrahl punktgenau ankommt. Bild: Die beiden oberfränkischen Landtagsabgeordneten Martin Schöffel und Gudrun Brendel-Fischer, TWE-Inhaber Klaus Kolb, der oberpfälzer Abgeordnete Tobias Reiß und Joachim Keuerleber vom Windkraftanlagenentwickler Enercom (von links) besichtigten die Produktionsräume der Trade Wind Energy in Gefrees. Angebot übertrifft Nachfrage in allen Bereichen / Noch jede Menge freie Ausbildungsstellen in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung
Sowohl alle oberfränkischen Städte und Landkreise, als auch die Bezirke der Arbeitsagenturen: Sie alle weisen diesmal ein deutliches Plus auf. Ursache für den Wandel binnen weniger Jahre sei zum einen der demographische Wandel. Während noch vor wenigen Jahren ein chronischer Mangel an Lehrstellen herrschte, geht die Zahl der Schulabgänger mittlerweile dramatisch zurück. Zum anderen liege die Situation in Oberfranken eindeutig an der Tatsache, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen gegenüber dem Vorjahr noch einmal um über zehn Prozent zugenommen hat. In absoluten Zahlen bedeute dies: In Oberfranken gibt es heuer bislang 3700 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse (ohne Stadt und Landkreis Coburg). Bezogen auf die Landkreise haben beispielsweise Hof um rund 18, Wunsiedel und Kulmbach jeweils um knapp acht Prozent zugelegt. Neben den Bereichen Handel und Gastronomie seien es mittlerweile zum Beispiel Polsterer oder Fachinformatiker, die händeringend gesucht würden. Bestätigt werden die positiven Zahlen unter anderem auch von der für die Städte und Landkreise Bayreuth und Kulmbach zuständigen Arbeitsagentur. Seit Oktober 2010 hätten sich hier 1847 Bewerber für Berufsausbildungsstellen gemeldet, was einem Rückgang von rund 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Zugleich habe es 1906 Meldungen für Ausbildungsstellen gegeben, was ein Plus von knapp zwölf Prozent bedeutet. Ende August waren nach den Zahlen der Agentur noch 140 Bewerber unversorgt und 416 Berufsausbildungsstellen unbesetzt. Bernd Rehorz von der IHK empfiehlt allen noch unversorgten Bewerbern den Gang zu den Lehrstellenbörsen, also zu den Kammern IHK oder Handwerkskammer, beziehungsweise zur Arbeitsagentur. Außerdem sollten sie sich auf jeden Fall weiter bewerben und nicht benötigte Stellen, wegen vorangegangener Doppelbewerbung sofort absagen. Nur so könne der Betrieb auch planen. Trotz der hervorragenden Situation für die jungen Leute seien allerdings räumliche und inhaltliche Flexibilität nach wie vor notwendig. „Wenn es auch der Bürokaufmann statt des Bankkaufmanns sein darf und wenn der Ausbildungsplatz nicht unbedingt am Wohnort sein muss, dürfte die Suche nach einem Ausbildungsplatz heuer kein Problem sein“, so Rehorz. Die Hitliste der berufe in Oberfranken führen in diesem Jahr die Industriekaufleute zusammen mit den IT-Berufen, sowie traditionsgemäß Mechatroniker, Mediengestalter und alle Büroberufe an. Deutlich bemerkbar mache sich auch der doppelte Abiturjahrgang. Nicht nur die Hochschulen bekamen das zu spüren, auch deutlich mehr junge Leute münden in eine Berufsausbildung, so Rehorz.
Der DGB-Chef glaubt auch, dass viele Betriebe noch mehr Probleme bekommen werden, wenn die Ausbildungsbedingungen nicht besser werden. Wenn man die jungen Leute in der Region halten will, müsse man ihnen auch Qualität bieten, schließlich stünden die Betriebe in Konkurrenz zu Ausbildungsangeboten in ganz Bayern. Von schwarzen Schafen weiß Jakob dabei auch in der Region. „Es ist nicht so, dass es in Oberfranken keine Probleme gibt.“ Freilich nicht in dem Ausmaß wie in Ballungsräumen. „Die Löhne sind bei den Erwachsenen nicht gestiegen und eben auch bei den Lehrlingen nicht.“ Jakob zufolge gebe es einzelne Branchen, die keine Tarifverträge mehr abschließen. Dort werde katastrophal bezahlt, Überstunden seien an der Tagesordnung, und, und, und. Gerade die Dienstleistungsbranche und besonders die Gastronomie seien dabei in das Visier der Gewerkschaften geraten. Konkrete Zahlen liegen den Gewerkschaften freilich nicht vor, sie bekämen lediglich mit, was als Rechtsfall vor den Schlichtungsausschüssen der Kammern oder letztlich vor Gericht landet. Wenn sich die derzeitige Trendwende so fortsetze, werden die schwarzen Schafe in der Branche allerdings die ersten sein, die keine Bewerber mehr bekommen, schließlich spreche sich bei uns so etwas schnell herum. Kunst aus dem Werkstoff Glas / Tony Bayer aus Bayreuth ist der beste Glasermeister in Bayern
Schon vor drei Jahren bei der Gesellenprüfung hat Tony Bayer außergewöhnlich gut abgeschnitten. Mit seinem Gesellenstück wurde er nicht nur bayerischer Landessieger, sondern auch 2. Bundessieger. Keine drei Jahre später hat er mit seinem Meisterstück jetzt noch mal eins draufgesetzt. Der riesige „Afrika-Spiegel“, der nach der Vorlage eines französischen Gemäldes aus fast 200 Einzelteilen in rund 70 Stunden mühevoller Arbeit hergestellt wurde, ist ein richtiges Kunstwerk geworden. „Eigentlich müsste man 4000 Euro dafür verlangen“, sagt Tony Bayer. Freilich wird das Meisterstück nicht verkauft, sondern soll zuhause einen würdigen Platz finden. Zum Beruf des Glasers war der gebürtige Bayreuther, der 2005 den qualifizierten Hauptschulabschluss an der Schule in St. Georgen abgelegt hatte, eher durch Zufall gekommen. Nach einem Praktikum bei dem alteingesessenen Traditionsbetrieb Glaserei Pfeifer in der Bayreuther Innenstadt hatte er dort vor sechs Jahren seine dreijährige Lehrzeit begonnen. „Glas ist nicht so einfach zu handhaben wie Holz, das mache die Sache erst richtig interessant“, so Tony Bayer. Robert Pfeifer, Seniorchef der Glaserei, ergänzt, dass sich sein Betrieb auf Bleiverglasungen spezialisiert habe, eine absolute Nischentätigkeit, die heute nicht mehr viele Glasereien so beherrschten. Das Verfahren, das bis auf das Mittelalter zurückgeht und bei dem eine größere Glasfläche aus kleinen Stücken kunstvoll zusammengesetzt wird , findet noch heute vor allem in sakralen Bauten Verwendung. Kein Wunder, dass der Betrieb auch immer dann zu Rate gezogen wird, wenn es gilt, historische, denkmalgeschützte Kirchenfenster zu sanieren. Viele Kirchenbauten in Oberfranken tragen so die Handschrift der Glaserei Pfeifer, die bereits 1883 gegründet wurde und heute in vierter Generation von Christoph Pfeifer geführt wird. „Wir haben fünf Beschäftigte und schon immer ausgebildet“, so Christoph und Robert Pfeifer, die natürlich stolz sind auf ihren frischgebackenen Meister mit der höchsten Punktzahl. Dankbar ist Tony Bayer auch der Handwerkskammer für Oberfranken, die seine teure Meisterqualifikation mit einer Art Stipendium unterstützt hat. Möglich wurde dies durch den Landessieg und späteren zweiten Bundessieg von Tony Bayer beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks. Obwohl die Zahl der Glasereien in einer Stadt wie Bayreuth von rund einem Dutzend vor rund 20 Jahren auf mittlerweile zwei zurückgegangen ist, steckt in Glaserhandwerk eine ungeheure Vielfalt. Das haben Tony Bayer und seine Mitstreiter zum Abschluss der Meisterprüfung eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Nicht nur der „Afrika-Spiegel“ des Bayreuthers sorgte dort für Aufsehen, sondern auch ein von einer Designerin entworfenes Glaskleid, das ausschließlich aus winzigen geschliffenen Buntglasteilen hergestellt und mit 90000 Nadelstichen vernäht wurde. Doch auch im alltäglichen Bereich ist Glas ein Werkstoff mit großer Zukunft, so Landesinnungsmeister Thomas Strobl. Glas sei ein wichtiger Baustoff zur Energieeinsparung, deshalb werde es eine große Zukunft haben. Bild: Der beste Glasermeister Bayerns kommt aus Oberfranken: Tony Bayer (links) von der Glaserei Pfeifer aus Bayreuth zeigt sein Meisterstück, einen kunstvollen Spiegel mit Afrika-Motiv. Rechts im Bild der Chef der Glaserei Christoph Pfeifer. Ohne Leitungsnetz kein Energieumstieg / Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wollen Energiewende mitgestalten – Die Weichen dafür werden maßgeblich von Oberfranken aus gestellt
Mit der EON-Netz und der TenneT TSO hätten gleich zwei Unternehmen in Oberfranken ihren Sitz, die maßgeblich an der Umsetzung des Energieumstiegs beteiligt sind, sagte der Parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk. Damit werde der Energieumstieg maßgeblich von Bayreuth aus gesteuert. Koschyk machte bei der Diskussion auch klar, dass nicht mehr über das Ja oder Nein zur Energiewende diskutiert werden muss. Die Entscheidungen seien mit großer Mehrheit gefallen. Jetzt müsse es vielmehr darum gehen, wie der Energieumstieg gestaltet wird. Neben dem Netzausbau und der Netzertüchtigung sei auch eine breite Technologieoffenheit notwendig. Ohne diese Aufgeschlossenheit für neue Wissenschaftsergebnisse werde der Umstieg auf erneuerbare Energien nicht funktionieren. Mit dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO und der EON-Netz würden wichtige Entscheidungen für den Umstieg in Bayreuth getroffen. „Wir müssen künftig eine ganze Menge an Energie von dort, wo sie erzeugt wird, an die Punkte, wo sie gebraucht wird, transportieren“, sagte Dr. Heinrich Gartmair, Bereichsleiter für Anlagenwirtschaft bei TenneT. Gartmair forderte deshalb eine immense Beschleunigung der entsprechenden Genehmigungsverfahren. „Wenn sich die derzeitige Situation nicht ändert, wird es nichts aus der Energiewende“, so der TenneT-Sprecher. Gartmair sprach sich beispielsweise dafür aus, künftig auf Raumordnungsverfahren zu verzichten und stattdessen die Raumordnung in das jeweilige Planfeststellungsverfahren zu integrieren.
Mit dem Ausstieg sei es eben nicht getan, die Menschen wollten den Umstieg und das benötige Geld und Zeit, so Professor Dieter Brüggemann, Dekan der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften an der Universität Bayreuth. Allein auf alternative Energien zu setzen, sei dabei wohl nicht möglich, Brüggemann sah stattdessen in einem sinnvollen Energiemix den Königsweg. Zuvor hatte der Energiepolitiker Christian Ruck drei Grundsätze der Energieversorgung genannt, die sowohl vor dem Reaktorkatastrophe von Fukushima als auch danach uneingeschränkt gelten würden: Bezahlbarkeit, Verlässlichkeit und Umweltfreundlichkeit. Wind und Sonne allein könnten die Grundlastfähigkeit des Stromnetzes nicht garantieren, dies gehe nur durch den Zubau fossiler Energieträger, also Kohle und Gas. Da der verstärkte Einsatz fossiler Energien aber ein Umweltproblem durch erhöhten Kohlendioxidausstoß mit sich bringt, habe die Bundesregierung im Gegenzug bereits das Programm für die energetische Gebäudesanierung hochgefahren. Nach den Worten des Abgeordneten bringe der Energieumstieg große Chancen für die deutsche Wirtschaft und damit für neue Arbeitsplätze mit sich. Er gab aber auch zu bedenken, dass bei den vielen Maßnahmen der Preisdruck vorprogrammiert sei. „Wir müssen deshalb alles tun, um die Bezahlbarkeit der Energiepreise beizubehalten. Fachkräftemangel durch Ausbildung begegnen / Hoher Stellenwert von „Made in Germany“ - Initiative „Knowhow-Transfer“: Staatssekretär Koschyk besuchte Porzellanfabrik Walküre
Mit seiner Spezialisierung auf Hotels und Gastronomie, mit namhaften Kunden wie Azul, Darboven oder Tchibo sowie einem Exportanteil von 50 Prozent ist die Porzellanfabrik bestens aufgestellt. „Made in Germany“ habe schon noch einen hohen Stellenwert, erklärt Meyer und verweist auf Kunden aus Australien, Korea oder dem mittleren Osten. Dazu kommen die hohe Ausbildungsquote von zehn Prozent bei einer seit Jahren konstant gebliebenen Mitarbeiterzahl von 120 und die Spezialisierung auf das Thema Design. Vor allem damit soll sich das Bayreuther Porzellan von der fernöstlichen Konkurrenz abheben. Namhafte Designer wie etwa der Erlanger Daniel Eltner sind für Walküre tätig. Der Erfolg gibt dem Unternehmen recht. In den zurückliegenden Jahren räumte die Porzellanfabrik zahlreiche begehrte Designpreise ab.
Gegründet wurde die Porzellanfabrik Walküre im Jahr 1899 von dem gebürtigen Nürnberger Siegmund Paul Meyer aus einer Porzellanmalerei heraus. Sein Urgroßvater habe sich zuvor selbständig gemacht, indem er weißes Geschirr eingekauft und bemalt hatte, sagte Dr. Wolfgang Meyer. Schon bald begann die Produktion in der Gravenreuther Straße. Bereits 1901 brachte Siegmund Paul Meyer das feuerfeste Koch- und Backgeschirr mit dem beziehungsreichen Namen „Walküre“ auf den Markt, das der Firma schließlich ihren Namen gab. Nicht nur beim Porzellan, auch in Richard Wagners Oper „Walküre“ geht es um die Grundelemente Wasser, Erde, Luft und vor allem um das Feuer, das im dritten Aufzug eine wichtige Rolle spielt, wenn Wotan seine Tochter Brünnhilde auf einen Felsen verbannt und mit einem Feuerring umschließt.
Gläserne Manufaktur für süße Köstlichkeiten / Henrik Schlemmer hat sich mit eigener Confiserie in Bayreuth einen Traum erfüllt
„Wir legen großen Wert auf unsere Rohstoffe, wann immer es möglich ist, beziehen wir sie direkt aus der Region“, sagt Schlemmer. Lediglich die feine Rohschokolade wird aus der Schweiz, aus Lübeck und natürlich aus dem Schokoladenland Belgien bezogen. Künstliche Zusatzstoffe und Aromen sind für ihn dagegen ein Fremdwort. Schon immer habe er sich als Koch ganz besonders auf die Desserts konzentriert, so Henrik Schlemmer. Das entsprechende Know-how für seine Confiserie habe er sich selbst angeeignet. „Versuch und Irrtum“, lautete das Motto des waschechten Bayreuthers, der eigentlich alles selbst macht, einzige Angestellte ist seine Mutter Ilse, die sich hinter der Ladentheke und am Telefon um die Wünsche der Kunden kümmert. Um die geschmackvollen Pralinen und Tafeln zum Genuss werden zu lassen, müsse die geschmolzene Schokolade per Hand und mit viel Mühe vorkristallisiert werden. „Es braucht viel Erfahrung um aus jeder Schokoladensorte das beste Ergebnis hervorzuholen.“, weiß Henrik Schlemmer, der längst zum Künstler dieses delikat schmeckenden Genusses geworden ist. Alle Tafeln werden per Hand gegossen und sind somit ein Unikat. Nach dem Gießen wird die Form leicht geschüttelt und geklopft, so dass Luftblasen, die noch in der Schokolade eingeschlossen sind, nach oben steigen, gibt der Schokoladenmacher einen kleinen Einblick in seine Arbeitsweise: „Nur so erhält man eine perfekte Tafel.“ Die Pralinen tragen Namen wie „Mohrenwäscher“, „Kir Royal“ oder „Rheingold“ und Henrik Schlemmer legt großen Wert darauf, dass alles ganz individuell produziert wird. 60 verschiedene Sorten gibt es derzeit und an vielen weiteren wird experimentiert. Logo- oder Fotoaufdrucke sind schon in ganz kleinen Serien möglich, wobei der Schokoladenmacher auch am Computer perfekt ist und sämtliche Aufdrucke selbst entwirft. Wer nicht nur zusehen und zuhören, sondern auch einmal selbst anpacken will, sollte das Seminar „Pralinen selbst gemacht“ besuchen. Bei dem zweistündigen Kurs kann jeder Besucher die süßen Köstlichkeiten selbst herstellen und dekorieren. Außerdem lernen alle Interessierten den richtigen Umgang mit Kuvertüre. Natürlich dürfen die selbst gemachten Pralinen anschließend mit nach Hause genommen werden. „Wir haben schon über 100 Leute durch unsere gläserne Manufaktur geschleust“, sagt Henrik Schlemmer, sogar eine komplette Volleyballmannschaft war schon dabei. „Bei uns geht es lustig zu.“ Zuerst wird eine Flasche Sekt geköpft, dann kommen einige nette Anekdoten, ehe die Teilnehmer dann so richtig zupacken dürfen. Ein weiterer Kurs trägt den Titel „Von der Kakaobohne zur Schokolade“. Hier weiht der Schokoladenfachmann seine Besucher in die Geheimnisse der süßen Verführungen ein und führt sie durch die Welt der Schokolade. Die Gäste erfahren dabei alles über die Geschichte, den Anbau und die Herstellung von Schokolade inklusive süßer Verkostungen. Die Confiserie Schlemmer in der Badstraße 27 in Bayreuth hat von Montag bis Freitag jeweils zwischen 9.30 und 18 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr durchgehend geöffnet. Bild: Henrik Schlemmer in Aktion: In seiner „gläsernen Manufaktur“ kann jeder Kunde dem gelernten Koch beim Pralinen machen über die Schulter blicken. Infrastruktur für die Energiewende kommt aus Bayreuth / Netzbetreiber TenneT ist für die Stabilität und Qualität der Stromversorgung zuständig
Mit rund 20000 Kilometern an Hoch- und Höchstspannungsleitungen sowie 36 Millionen Endverbrauchern in den Niederlanden und in Deutschland gehört der Übertragungsnetzbetreiber TenneT zusammen mit seinem niederländischen Mutterkonzern zu den Top 5 der Netzbetreiber in Europa. In Deutschland beschäftigt die TenneT TSO GmbH aktuell 880 Mitarbeiter davon knapp 300 am Hauptsitz Bayreuth. Das Unternehmen betreibt ein Höchstspannungsnetz (220 und 380 Kilovolt) mit einer Gesamtlänge von rund 11000 Kilometern. Damit versorgt TenneT rund 20 Millionen Menschen zwischen Flensburg und Garmisch indirekt mit Strom. Das kontinuierliche Wachstum von 650 Mitarbeitern im Jahr 2008 auf 880 binnen zweieinhalb Jahren zeige, wie das Netzgeschäft derzeit boomt, sagte Fuchs. Auch in Bayreuth konnte die Beschäftigtenzahl von anfangs 150 bereits knapp verdoppelt werden. Der Großteil davon ist in dem markanten E.ON-Gebäude im Industriegebiet Bayreuth-Ost tätig, ein Teil wurde zwischenzeitlich in das Telekom Gebäude in der Wilhelm-Pitz-Straße ausgelagert. Die Unternehmensgeschichte der TenneT TSO in Deutschland ist dabei eng verknüpft mit dem E.ON-Konzern, zu dem TenneT bis 2009 unter dem Namen E.ON-Netz gehörte. Wegen dessen marktbeherrschender Stellung hatte sich der Konzern gegenüber der Europäischen Kommission verpflichten müssen, sein deutsches Höchstspannungsnetz an jemanden zu verkaufen, der nicht mit „Eigeninteresse“ in Stromerzeugung oder -vertrieb tätig ist. „Wir sind nun eigentumsrechtlich von E.ON entflochten und absolut unabhängig“, so Fuchs. Dieses Vorhaben machte allerdings die Gründung einer neuen Gesellschaft nötig, in die das deutsche Höchstspannungsnetz ausgelagert werden konnte. Diese Gesellschaft wurde als Transpower Stromübertragungs-GmbH gegründet. Bis zu diesem Zeitpunkt war E.ON Netz Eigentümer des Netzes. Transpower wurde gemäß der Vereinbarung zum 1. Januar 2010 an den niederländischen Stromnetzbetreiber TenneT verkauft. E.ON.-Netz existiert als solches ebenfalls noch als Betreiber für das 110-kV-Netz. Einer der wichtigsten Gründe für den derzeitigen Boom im Netzgeschäft sind die so genannten Offshore-Anlagen, also die Stromübertragung von den großen Windparks in der Nordsee auf das ganze Land. Hier stoße das Netz bereits heute an seine Grenzen, neue Leitungen seien dringend notwendig, um den Strom von Nord nach Süd zu transportieren. „Wir bringen den Nordseestrom von Bayreuth aus an Land“, sagt der Geschäftsführungs-Vorsitzende, der dabei auch auf enorme Baumaßnahmen und Investitionen in Höhe von fünf bis sechs Milliarden bis zum Jahr 2013 verweist. Die beiden deutschen Betriebszentren von TenneT TSO befinden sich in Bamberg und in Lehrte bei Hannover. Sie kümmern sich um die Instandsetzung der Leitungen, halten Material und Fuhrparks vor. Die beiden Schaltleitungen, die der Überwachung des Stromnetzes dienen, sind zum einen ebenfalls in Lehrte und zum anderen in Dachau bei München angesiedelt. Über die vorhandenen Übergabestellen zu den Nachbarländern Dänemark, Niederlande und Tschechien wird die weitest gehende Versorgungssicherheit sichergestellt. Bild: Auf das große soziale Engagement des Netzbetreibers TenneT weist dieses Bild hin, das von Schülern des Heilpädagogischen Zentrums in Bayreuth gestaltet wurde. Links davon der Vorsitzende der TenneT-Geschäftsführung Martin Fuchs und der Parlamentarische Staatssekretär Hartmut Koschyk, rechts Geschäftsführungsmitglied Dr. Markus Glattfeld. Modernste LED-Technik für die Bayreuther Festspiele / Elfac-Elektrogroßhandel in Bayreuth feierte 25-jähriges Bestehen
„Wir sind umringt von Handelskonzernen“, sagte Geschäftsführer Helmut Höreth bei einem Besuch des Parlamentarischen Staatssekretärs und Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk anlässlich des 25-jährigen Bestehens. Die hohe Fachkompetenz, das flexible Sortiment und das schnelle Reagieren auf Kundenwünsche bezeichnete Höreth als die drei entscheidenden Erfolgsfaktoren des Unternehmens. Kunden der Elfac sind im Bereich Industrie und Handwerk zu finden. „Wir beliefern Elektroinstallateure genauso wie Ladengeschäfte und Industriebetriebe, aber auch Behörden und Kommunen“, so der geschäftsführende Gesellschafter Werner Teupser. Ein ganz besonderer Auftrag war jüngst die Ausstattung des Bayreuther Festspielhauses mit modernster LED-Technik.
1986 als Abspaltung aus einem anderen Unternehmen heraus gegründet, wuchs der Mitarbeiterstamm kontinuierlich von damals 22 auf mittlerweile 65 an. Auch das Thema Ausbildung wird mit derzeit drei Azubis zum Großhandelskaufmann an der Ritter-von-Eitzenberger-Straße groß geschrieben. Die Elfac-Erfolgsgeschichte wird auch an den Filialen deutlich. Bereits 1986 wurde eine Filiale in Weiden eröffnet, 1988 kam eine weitere Filiale in Kulmbach dazu und 1999 übernahm die Elfac übernahm die Elfac die Firma M+B Elektro in Marktredwitz. Das Einzugsgebiet der Elfac reicht von Oberfranken und der nördlichen Oberpfalz bis nach Thüringen und Sachsen. Eine Besonderheit des Unternehmens ist es, dass es auf Spediteure verzichtet und eine komplette eigene Logistik aufgebaut hat. „Unsere fünf großen 7,5-Tonner legen zusammen pro Jahr rund 350000 bis 400000 Kilometer zurück“, so Siegfried Loh von der Geschäftsleitung. Juristische Pionierarbeit für den Verbraucherschutz / An der Universität Bayreuth wurde eine Forschungsstelle für Verbraucherrecht eingerichtet
Mit der Eröffnung der neuen Forschungsstelle soll die Verbraucherpolitik eine neue Qualität erhalten, sagte Aigner. Eine derart unabhängige und interdisziplinäre Forschung habe in der Vergangenheit gefehlt. Die Zeiten, in denen die Politik den Verbraucher alleine mit nationalen Bestimmungen schützen konnte, seien längst vorbei. Darüber hinaus hätten vor allem schnelllebige technologische Entwicklungen das Umfeld des Verbrauchers gewaltig umgekrempelt. Ihr Ziel sei es, im Verbraucherschutz Freiheit und Selbstbestimmung zu schaffen und zu erhalten, sowohl für den Verbraucher selbst, als auch für die Unternehmen. Aigner: „Ich will Sicherheit gewährleisten und gleichzeitig Selbstbestimmung ermöglichen.“ Mit seiner Pionierarbeit will Schmidt-Kessel unter dem Dach der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät nicht nur in die Forschung, sondern auch in Politik und Wirtschaft hineinwirken. Der Handlungsbedarf sei groß, sagte Schmidt-Kessel. Seit gut einem Jahr sei es beispielsweise fast unmöglich, für die Studenten in seinen Vorlesungen und Seminaren einen aktuellen Gesetzestext über Widerrufsrechte in Fernabsatz- und Haustürgeschäften bereitzustellen. Allein 2010 und 2011 seien die betreffenden Regeln mindestens dreimal geändert worden, weitere Änderungsvorhaben befänden sich im Gesetzgebungsverfahren oder stünden kurz davor. Auch im Anleger- und im Datenschutz komme es fast im Jahrestakt zu neuen Schutzgesetzen. Auf vielen Gebieten lasse sich gar nicht fehlerfrei unterrichten, weil kein fehlerfreier Gesetzestext vorliegt, sagte Kessel. Es sei offensichtlich, dass die Qualität der Rechtssetzung unter einer solchen Sprunghaftigkeit leiden muss. Der Professor richtete seine Mahnungen aber zugleich an die Öffentlichkeit, die – bei allen berechtigten Erwartungen – der Politik die nötige Zeit einräumen müsse, um eine solide Gesetzgebung auf den Weg zu bringen. „In unserer Mediendemokratie wird bei jedem Lebensmittelskandal gleich die Handlungsfähigkeit des Staates in Frage gestellt. Man erinnere sich nur daran, mit welcher Leichtigkeit die föderalistische Staatsorganisation angezweifelt wurde, kurz nachdem die EHEC-Krise ausgebrochen war“, sagte Schmidt-Kessel. Im Verbraucherschutz gebe es viele neue Herausforderungen zu lösen. Aber die Hektik, die der Gesetzgeber unter dem Druck der Öffentlichkeit in jüngster Zeit auf diesem Gebiet entwickelt habe, nützt den Kunden wenig und fördert nur die allgemeine Verunsicherung. Schmidt-Kesselmahnte deshalb vor allem mehr Kontinuität in der Gesetzgebung an. Bild: Landrat Hermann Hübner, Staatssekretär Hartmut Koschyk, Professor Martin Schmidt-Kessel, Bundesministerin Ilse Aigner, Universitätspräsident Rüdiger Bormann und Oberbürgermeister Michael Hohl haben die neue Forschungsstelle für Verbraucherrecht an der Universität Bayreuth eröffnet. Potenzial für vielfältige Nutzungen / Auf dem Gelände des ehemaligen Schoedel-Textilproduktionsbetriebes in Münchberg wird derzeit ein Gewerbepark realisiert
Nur wenige Hallen sind bereits langfristig vermietet. Etwa ein Viertel der 22000 Quadratmeter nutzbarer Fläche wird derzeit über Verträge von einem bis fünf Jahren genutzt. Der Rest steht noch leer. Henning Petz etwa, hat sich im hinteren Bereich niedergelassen und produziert dort technische Gewebe unter anderem für Brandschutzwände. Auch eine Schreinerei ist seit Juni auf dem Gelände zu finden.
Im Jahr 2000 hatte die belgische Bekaert Textiles Group, ein Tochterunternehmen der Gamma Holding, den bereits 1885 gegründeten Textilproduktionsbetrieb Schoedel übernommen. Am 30. Juni 2009 war der letzte Arbeitstag für die noch verbliebenen rund 100 Mitarbeiter. Die Produktion von Matratzenstoffen ging ins nahe Asch, sowie in großen Teilen in die Türkei. „Zu Spitzenzeiten waren bei Schoedel bis zu 400 Mitarbeiter beschäftigt“, erinnert sich Münchbergs Bürgermeister Thomas Fein.
Ende 2009 wurde deshalb eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die verschiedene langfristige Nutzungsarten und Entwicklungsszenarien aufzeigt. Dabei sei schnell deutlich geworden: die Nähe zur Autobahnanschlussstelle Münchberg-Süd ist ein unschlagbares Argument im harten Konkurrenzkampf der Kommunen. „Auch mit den Mietkonditionen und der kurzen Reaktionszeit auf Mieteranfragen sind wir absolut wettbewerbsfähig“, so der „Vermarkter“ Raimund Hoffmann. Weitere Pluspunkte sind die Wasserversorgung mit einem eigenen Tiefbrunnen, sowie die Möglichkeit mittels einer neuen Gasturbine zukünftig Strom und Wärmeenergie nicht nur für das Schoedel-Areal sondern auch für das externe Netz im ehemaligen Kesselhaus zu erzeugen.
Bilder: Zukunftsweisende Produkte aus dem Fichtelgebirge / Frenzelit in Bad Berneck steht für komplexe Lösungen bei Dichtungen und Isolatoren
Neben Dichtungen entwickelt und produziert der Mittelständler, an dessen Spitze der oberfränkische IHK-Präsident Wolfgang Wagner als geschäftsführender Gesellschafter steht, auch technische Textilien, Kompensatoren, Isolationen und neue Materialien. Kunden sind Unternehmen aus den Bereichen Automotive, Wärme- und Klimatechnik, Energiewirtschaft, Prozessindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Schiffbau, Sicherheitstechnik, Elektrogeräte-Industrie und Medizintechnik. Zum Produktportfolie gehören Membrane für die Lautsprecher eines Mobiltelefons genauso wie Förderrollen für Glasscheiben oder Kompensatoren für die Abgasanlagen von Luxusjachten. Weltweit beschäftigen die Frenzelit-Werke rund 500 Mitarbeiter, 400 davon in Oberfranken, 30 davon als Auszubildende in 13 verschiedenen gewerblich-technischen und kaufmännischen Berufen. 15 neue Azubis sollen bereits am 1. September dazu kommen. „Frenzelit vereint alle Stärken eines mittelständischen Unternehmen“, sagt Geschäftsführer Thomas Dötsch. „Wir sind flexibel und schnell im Denken, verfolgen neue Ideen konsequent und bringen sie mit hoher Geschwindigkeit auf den Markt.“ Damit die Frenzelit-Produkte auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden, hat das Unternehmen ein weltweites Netzwerk von Tochtergesellschaften, Service- und Logistikpartnern in über 65 Ländern geknüpft. „Führende Hersteller setzen unsere Produkte sowohl in der Erstausrüstung, als auch im Ersatzteilgeschäft ein“, sagt Dötsch, der den direkten Exportanteil von Frenzelit auf rund 50 Prozent beziffert. Indirekt, das heißt als verbautes Teil etwa in einer Maschine, ist der Exportanteil noch um einiges höher. „Deshalb ist uns ein schwacher Euro auch lieber als ein teurer Euro“, so Dötsch. Endkunden freilich ist der Name des Unternehmens wenig bekannt, doch steckt in jedem Fahrzeug deutscher Produktion mindestens einmal Frenzelit. Ebenso bei Kühlschränken, auf dem weiten Feld der chemischen Industrie und sogar in vielen Windrädern ist Hightech aus dem Fichtelgebirge zu finden. Bereits seit 1920 werden am Standort Bad Berneck neue Dichtungsmaterialien entwickelt und produziert. Heute gilt Frenzelit als Innovationsführer und kompetenter Partner in Kraftwerken in der Papierherstellung, in der Lebensmittelindustrie, in der Heizungstechnik, der Offshore-Industrie und im Schiffbau. So wurde der weltweit erste, asbestfreie Dichtungswerkstoff von Frenzelit produziert. Individuelle Lösungen, von der Idee bis zur Serienreife bietet Frenzelit seit über einem halben Jahrhundert auch im Bereich der Technischen Textilien. So deckt das Angebot für den Bereich der Wärme- und Klimatechnik bis zu unvorstellbare Temperaturen von 1100 Grad Celsius ab. Konkret werden zum Beispiel Isolationsmanschetten, Isolierkissen, Dichtringe sowie Lösch- und Feuerschutzdecken hergestellt. Abnehmer sind unter anderem die Aluminiumindustrie, Gießereien, Betriebe der Stahlerzeugung, der Schiffbau oder Kraftwerke. Auch im Motorraum oder in Abgasanlagen von Kraftfahrzeugen sind Frenzelit-Produkte zur Abdichtung, Abschirmung und Isolation zu finden. „Die technischen Textilien von Frenzelit sind so vielfältig, wie die Anforderungen des Marktes“, sagt Prokurist Heinz Jahreiß, der vor 28 Jahren selbst eine Lehre bei Frenzelit als Industriekaufmann begonnen hatte. Daneben steht Frenzelit mit seiner Sparte Kompensatoren auch für sichere Verbindungen im Maschinen- und Anlagenbau. „In jeden Kompensator, der eines unserer Werke verlässt, steckt die Produkt- und Werkstoffkompetenz von über vier Jahrzehnten“, so Jahreiß. Weil gut isoliert auch bestens geschützt heißt, nimmt der Bereich der Isolationen eine führende Positionen im Frenzelit-Portfolio ein. Dies gilt für den Motorraum von Kraftfahrzeugen genauso wie für Abgasbehandlung und Schallisolation. In extremen Hochtemperaturbereichen, wie etwa in der Edelstahlproduktion garantieren Isoplan-Walzen von Frenzelit den wirtschaftlichen und qualitativ hochwertigen Transport von spannungsfrei geglühtem Edelstahl. Seit vielen Jahren gilt Frenzelit auch als Erstausrüster für namhafte Ofen- und Heizkesselbauer sowohl für den Industrieofenbau als auch für gewerblich und privat genutzte Heizkessel. Unter dem Motto „Werkstoffe für die Produkte von morgen“ sind neue Materialien das jüngste Kind der Frenzelit-Produktionspalette. So wurden beispielsweise Hochleistungsvliese entwickelt, die es möglich machen, ganz ohne Einsatz von fossilen Brennstoffen Energie ressourcenschonend zu erzeugen und zu speichern, große Flächen gezielt und schnell zu erwärmen oder Kohlenwasserstoffe zu filtern. Das Unternehmen Frenzelit 1881 wurde von Guido Frenzel gegründet. Bereits 1920 begann man in Frankenhammer mit der Produktion von Dichtungsmaterialien. 1961 übernahm die Familie Wagner das Unternehmen, das noch heute in Händen der Familie ist. Bild: "High Tech aus dem Fichtelgebirge: Prokurist Heinz Jahreiß (links) und Geschäftsführer Thomas Dötsch zeigen, wie bei Frenzelit komplexe Dichtungssysteme hergestellt werden. „Liegt München in Ägypten?“ / Bezirksheimatpfleger Günter Dippold über Denkfehler im Zukunftsgutachten, Modellversuche und die mangelnde Gleichbehandlung der Region
„Jetzt, da Abwanderung, Überalterung und ein schlechter Ruf die Region bedrängen, jetzt ist es an der Zeit zu fordern“, rief Dippold aus. Allerdings fordere Oberfranken keine Almosen, sondern einen gerechten Anteil. Wenn der Regierungsbezirk heute ungleich schlechter dastehe, als andere bayerische Regionen, dann müsse hier auch ungleich mehr geschehen. Vergreisung und Einwohnerschwund - Dippold vermied bewusst den Euphemismus des demographischen Wandels - gebe es in ganz Deutschland, aber Oberfranken sei ungleich stärker davon betroffen. Wenn sich beides nicht aufhalten lasse, dann sei gerade Oberfranken der rechte Ort für Modellversuche. Der Freistaat sollte hier modellhaft zeigen und ausprobieren, wie man trotz sinkender Einwohnerzahl das Leben in der Fläche attraktiv gestalten und Infrastruktur auch auf dem Land aufrechterhalten kann, ohne die aussterbenden, zum Teil einnahmeschwachen Gemeinden zu überfordern. Dippold: „Da braucht es Ideen und da braucht es Geld.“ Das Gutachten des Zukunftsrates, das eine Konzentration auf die Ballungsgebiete und eine Zusammenarbeit zwischen Oberfranken und Sachsen angeregt hatte, zeichnet nach den Worten des Professors nicht nur ein grundfalsches Bild vom Land sondern leide auch unter einem entscheidenden Denkfehler. Ziel des Papiers scheine es, für ganz Bayern eine einzige Strategie entwickeln zu wollen. Dippold: „Ein Fehler, weil die Voraussetzungen zu unterschiedlich sind.“ Der Redner fühlte sich dabei auch an die Zeit der radikalen Staatsaufklärung erinnert, als man einem ganzen Land egalisierende Konzepte praxisferner Theoretiker überstülpen wollte. Der Vorschlag grenzübergreifender Zusammenarbeit erschien Dippold dagegen im Grundsatz als nicht unbedingt falsch. Warum aber ausgerechnet mit Sachsen und nicht mit Thüringen oder Tschechien, erschloss sich auch ihm nicht. Konkret stellte Dippold unter anderem die Forderung auf, das der Freistaat das Porzellanikon in Selb-Plößberg und Hohenberg tragen oder wenigstens dauerhaft mittragen sollte. Das Porzellanikon portraitiere eine Schlüsselindustrie des 19. und weithin des 20. Jahrhunderts, sei internationale als Fachmuseum anerkannt und habe im zurückliegenden Jahr mit der großen Jubiläumsausstellung seine Leistungsfähigkeit deutlich unter Beweis gestellt. Es gebe schon lange keinen sachlichen Grund dafür, dass die Staatssammlungen durchwegs in der Hauptstadt angesiedelt sein müssten. Mit dem Staatlichen Textil- und Industriemuseum in Augsburg, dem Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt und dem Neuen Museum Nürnberg gebe es nur drei staatliche Museen außerhalb von München. Auf völliges Unverständnis von Dippold stieß die Tatsache, dass nun auch noch das Staatliche Museum ägyptischer Kunst in München entstehe. „Hat eigentlich jemand ernsthaft über Alternativen nachgedacht?“, sagte er, und weiter: „Oder liegt München etwa in Ägypten?“ Kritik übte Dippold aber auch an den Oberfranken selbst: Wenn die Region mit einer Stimme spräche, wenn nicht Rede und Gegenrede zugleich erhoben würden, wenn nicht örtliche Eitelkeiten ein gedeihliches Wirken für die Region bremsten, dann wäre es auch weniger leicht, Oberfranken zu übertönen oder zu überstimmen. „Wenn es Bayreuth gut geht, dann ist das für Hof oder Bamberg kein Grund zur Klage“, sagte Dippold. Solange diese Erkenntnis nicht das Denken prägt, solange man dem Nachbarn sein Gedeihen missgönnt, solange sei auch für die Region als Ganzes Hopfen und Malz verloren. Bild: Hauptgeschäftsführer Georg Schnelle, Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold und Präsident Wolfgang Wagner (von links) bei der öffentlichen Vollversammlung der IHK in Hof. Wissenschaftliche Plattform für Fragen des Verbraucherrechts / Professor Martin Schmidt-Kessel ist Inhaber des bundesweit einzigen Lehrstuhls für Verbraucherrecht an der Universität Bayreuth
Der Lehrstuhl umfasst fünf Doktorandenstellen und sechs Stellen für studentische Hilfskräfte, er gilt als eindrucksvolles Beispiel dafür, dass Forschung nicht im Elfenbeinturm stattfindet, sondern eng an die Praxis geknüpft ist. So gelten Verbraucherrechte nicht nur im Supermarkt, sondern auch im Internet, genauso wie auf Kaffeefahrten oder im Bereich des Marketings. „Der Verbraucherschutz ist die Klammer für ein sehr breites Themenspektrum“, sagt Schmidt-Kessel. Es reiche von Lebensmittelsicherheit über Dienstleistungen bis hin zu Datenschutz, Anlegerschutz, Internet und Telekommunikation. Das Verbraucherrecht existierte als eigenständige Disziplin bisher nicht, so Schmidt Kessel. Allerdings sei es nicht so, dass sich vorher niemand mit diesen Rechtsfragen beschäftigt habe, neu sei jedoch die Fokussierung, die in Bayreuth stattfindet. Offiziell trägt er den sperrigen Namen „Lehrstuhl für deutsches und europäisches Verbraucherrecht und Privatrecht sowie Rechtsvergleichung“. Sein Inhaber Professor Schmidt-Kessel stammt aus Köln, hatte in Karlsruhe sein Abitur abgelegt und studierte Rechtswissenschaften in Freiburg, München und Köln. 1993 machte Schmidt-Kessel sein Erstes Juristisches Staatsexamen und war danach unter anderem als wissenschaftlicher Angestellter am Institut für ausländisches und internationales Privatrecht der Universität Freiburg tätig. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1997 folgte 2001 die Promotion und 2003 die Habilitation, ehe er an die Universität Osnabrück wechselte, wo er zuletzt als Direktor der Abteilung europäisches und internationales Privatrecht tätig war. Von Haus aus sei er Zivilrechtler und Rechtsvergleicher mit Schwerpunkt Vertragsrecht, sagt Schmidt-Kessel. Als Schwerpunkte seiner Forschungstätigkeit sieht Schmidt-Kessel das Verbraucherrecht in all seinen Facetten. Seine Arbeit soll im großen Umfang auch der Beratung der an der Rechtssetzung beteiligten Organe der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten dienen. „Pro Woche kommt mindestens eine Anfrage aus dem Bundesverbraucherschutzministerium“, sagt der Professor. Derzeit analysiert er beispielsweise das Widerrufsrecht für digitale Inhalte. Daneben gibt Schmidt-Kessel auch immer wieder Stellungnahmen für den Deutschen Bundestag ab. Aktuell konzentriere sich die Forschung auf Instrumente des Verbraucherrechts (zum Beispiel Informationspflichten), auf den Kundendatenschutz sowie auf den Verbraucherschutz bei Dienstleistungen. In der Lehre liegt der Schwerpunkt der Vorlesungen auf dem allgemeinen Verbraucherrecht, auf dem Finanzdienstleistungsrecht sowie auf Instrumente des Verbraucherschutzes. Der Schutz beim Handy-Vertrag gehöre dazu genauso wie die sehr hochspezialisierte Vorlesung zum Finanzdienstleistungsrecht. „Wir bereiten die Studierenden auf eine spätere Tätigkeit als verbraucher- oder wirtschaftsberatender Anwalt vor“, erläutert der Professor. Im Grunde unterscheide die Tätigkeit der Absolventen nicht substantiell von dem, was andere Juristen auch machen. Auch Tätigkeiten in Verwaltungen, bei Verbraucherschutzorganisationen, als Datenschutzbeauftragte oder im finanztechnischen Bereich in Unternehmen seien denkbar. Bayreuth hatte sich bei der Einrichtung des Lehrstuhls vor rund einem Jahr im Wettbewerb gegen die Universitäten Berlin, Bremen und Marburg durchgesetzt. Bild: Professor Martin Schmidt-Kessel (43) ist Inhaber des bundesweit einzigen Lehrstuhls für Verbraucherrecht an der Universität Bayreuth.
Wirtschaft und Wissenschaft
miteinander verbinden
Neben Wirtschaftsminister Zeil zog auch Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch ein positives Zwischenfazit über die zehnjährige Tätigkeit der Neuen Materialien Bayreuth GmbH. Das Kompetenzzentrum wirke beispielhaft, um Wissenschaft und Wirtschaft miteinander zu verbinden sagte Heubisch. Zeil zufolge tragen die Neuen Materialien definitiv auch dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit vieler oberfränkischer Betriebe zu stärken. Die Neue Materialien Bayreuth GmbH wurde 2001 als eigenständige Landesforschungseinrichtung im Themenfeld Leichtbau gegründet. In der Einrichtung werden neuartige Materialvarianten und Verarbeitungsverfahren für Kunststoffe und Metalle entwickelt sowie bereits vorhandene Werkstoffe und Produktionsprozesse optimiert. Ziel ist es, die regionale Wirtschaft durch einen Technologietransfer im Bereich der Materialtechnik zu stärken und auf diese Weise auch dabei zu unterstützen, sich durch innovative Produkte eine wettbewerbsfähige Position zu sichern. Als besonderes Merkmal der Neuen Materialien Bayreuth gilt dem Leiter Professor Volker Altstädt zufolge der hochmoderne Anlagenpark. Er ermöglicht es, praxisgerechte Lösungen im Industriemaßstab zu erarbeiten. Die Entwicklungstiefe reicht dabei bis hin zur Prototyp- oder Kleinserienfertigung und damit bis zur direkten Anwendbarkeit in der industriellen Praxis. Dabei einbezogen werden könne die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstofflieferanten, dem Anlagenbau über die Zulieferer bis hin zum Endproduzenten.
„Die Neue Materialien Bayreuth GmbH befindet sich in robustem Fahrwasser auf einem Fluss mit lebhaften Handelsbetrieb, umgeben von einer aufregenden Forschungs- und Entwicklungslandschaft“, sagte Altstädt. Universitätspräsident Rüdiger Bormann bezeichnete die Materialwissenschaften als Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts und appellierte an die beiden Minister, weitere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Nordbayern zu gründen. Dadurch könne die Wirtschaftsfähigkeit einer Region nachhaltig gestärkt und attraktive Arbeitsplätze geschaffen werden. Dies sei vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung auch dringend notwendig. Laut Wirtschaftsminister Zeil gehört Bayern auf dem Gebiet der Neuen Werkstoffe bereits jetzt zur internationalen Spitze und habe sich die besten Voraussetzungen erarbeitet, bei den neuen Werkstoffen auch in Zukunft ganz vorne mitzuspielen. „Wir haben im Freistaat auf diesem Gebiet mehr als eine Million Beschäftigte in über 4000 Betrieben“, sagte er. Auch im Bereich Forschung, Wissenschaft und Hochschulen besitze Bayern herausragende Kompetenzen und Innovationskraft – nicht zuletzt durch das bayerische Cluster Neue Werkstoffe.
Bilder:
„Die Stimme des Handwerks in der
Region“
Am Ende dankten ihm die rund 300 geladenen Gäste aus ganz Deutschland sowie von der Partnerkammer aus dem französischen Carcassonne mit Standing Ovations und lang anhaltendem Applaus. Es waren zwei Bibelverse, die Eggers zuvor an den Beginn und den Schluss seiner Ausführungen gestellt hatte. „Nichts ist besser, als dass ein Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit“, zitierte er und räumte augenzwinkernd ein, dass dies nicht immer, aber meistens der Fall gewesen sei. Seinem Nachfolger gab er mit auf dem Weg: „Befiel dem Herrn deine Wege, so wird dein Vorhaben gelingen.“ Eine gewisse Wehmut sei schon dabei, wenn es nun endgültig heißt, Abschied zu nehmen, gab Eggers zu. Die Freude überwiege aber, ein in jeder Hinsicht gut bestelltes Haus übergeben zu können. Damit der Abschied nicht gar so schwer fällt, überreichten Kammerpräsident Thomas Zimmer und Nachfolger Thomas Koller, der die neue „Thomas´sche Doppelspitze“ schon als Bayreuther Modell bezeichnete, dem scheidenden Hauptgeschäftsführer den Goldenen Ehrenring des oberfränkischen Handwerks. In der Urkunde der höchsten Auszeichnung, den das Handwerk im Regierungsbezirk zu vergeben hat, heißt es unter anderem: „Horst Eggers hat sich in seiner 44-jährigen Tätigkeit für die Handwerkskammer in besonderer Weise um das Handwerk verdient gemacht. … Die Kammer würdigt damit sein herausragendes Eintreten für die Wirtschaftsgruppe Handwerk in Oberfranken, Bayern, Deutschland und Europa.“ Präsident Zimmer erinnerte nicht nur an die fußballerische Karriere von Horst Eggers, die ihn als Mittelstürmer für den FC Bayreuth bis in die Bayernliga geführt hatte, sondern sprach auch ganz persönliche Erinnerungen aus. Nach dem Brand seines Hauses und seines Betriebes im Februar 2010 sei es Eggers gewesen, der seiner Familie für genau 110 Tage Unterschlupf gewährte. Diese Episode zeige, dass Eggers nicht nur der Macher sei, sondern auch der Mensch, dessen Handeln stets von Hilfsbereitschaft geprägt war. Fair Play sei eben für Horst Eggers nicht nur im Fußball das Maß aller Dinge gewesen, so der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil. Eggers habe die Wirtschaftsgruppe Handwerk in einzigartiger Art und Weise geprägt und die Handwerkskammer in Oberfranken zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen geformt. Otto Kentzler, der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, bezeichnete Eggers als herausragende Persönlichkeit, die nie gezögert habe, Unterstützung für unsere Handwerksbetriebe zu leisten oder zu mobilisieren.
Kurzfristig absagen musste wegen der aktuellen Probenarbeit auf dem Grünen Hügel die Bayreuther Festspielleiterin Katharina Wagner. Dafür gehörte ein Auftritt des Festspielchors unter der Leitung von Eberhard Friedrich zu den Höhepunkten des Festprogramms. Horst Eggers war nach zwei Jahren Tätigkeit in der Regierung von Oberfranken und im damaligen Landratsamt Pegnitz 1967 als Referent zur Handwerkskammer gekommen. Zwei Jahre später war er bereits als Leiter der Abteilung für Finanzen, Personal und innere Verwaltung tätig. 1977, also im Alter von erst 33 Jahren, wurde er von der Vollversammlung zum Geschäftsführer gewählt. Seit 1999 war er Hauptgeschäftsführer. In seine Amtszeit fiel unter anderem auch die Fusion mit der Handwerkskammer zu Coburg.
Bilder:
Entwicklung gegen den Trend:
Weißbiertradition aus der Wagnerstadt
Die Entwicklung von einer Regionalbrauerei zu einer der führenden Weißbierbrauereien Deutschlands mit derzeit 160 Mitarbeitern, darunter elf Auszubildenden, sei nur möglich gewesen, indem die Werte einer Familienbrauerei traditionell weiter gelebt wurden, sagte Jeff Maisel. Er steht bereits in vierter Generation an der Spitze des Unternehmens. Schon die Gründerväter Hans und Eberhardt Maisel hatten auf einem Gelände, das heute praktisch mitten in der Stadt liegt, eine moderne Braustätte errichtet und damit den Grundstein für die Erfolgsgeschichte gelegt. Mitten in der Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre übernahmen Fritz und Andreas, die Söhne der Gründerbrüder, die Führung der Brauereigeschäfte. Zehn Jahre nach Kriegsende traf Fritz Maisel gemeinsam mit seinen Söhnen Hans und Oscar eine weitreichende Entscheidung: die Einführung eines Weißbieres, das zunächst unter der Bezeichnung „Champagner-Weizen“ firmierte und das heute als „Maisels Weisse“ international bekannt ist. Damit habe die Brauerei Gebrüder Maisel auch den überregionalen Siegeszug des Weißbieres in Deutschland gefördert und dazu beigetragen, dass Weißbier heute eine der beliebtesten deutschen Biersorten ist, ist sich Jeff Maisel sicher. Den Erfolg gegen den derzeitigen Trend einer sinkenden Bierproduktion erklärt Maisel zum einem mit einem noch immer wachsenden Weißbiermarkt und zum anderen damit, dass die Brauerei mit ihrer Produktpalette genau den Nerv der Kunden trifft. Nichts ändern soll sich auch in Zukunft daran, dass Maisel noch immer nach dem Bayerischen Reinheitsgebot von 1516 braut. Laut Jeff Maisel werden „Maisel's Weisse“ nur die besten Zutaten ausgesucht: Neben dem Braumalz das Fichtelgebirgs-Quellwasser, Hallertauer Hopfen und eine Kellerhefe aus eigener Hefereinzucht. Mit großer Sorgfalt wird darauf geachtet, dass das Weißbier sein unverwechselbares Aroma in Ruhe entwickeln kann - sowohl im Fass als auch in der Flasche. Hierbei wendet die Brauerei Gebrüder Maisel ein spezielles Reifeverfahren an: Mit Kellerhefe veredelt, in der Flasche gereift, entwickelt es den Geschmack, den viele Bierkenner schätzen, auch in der Gastronomie, die Jeff Maisel zufolge immer noch extrem wichtig ist. „Schon allein als Marketingeinheit hat die Gastronomie bei uns eine große Bedeutung“, so der Brauereichef. Er betont dabei auch, dass sein Unternehmen auf klassische Marketingmaßnahmen wie Fernsehwerbung verzichtet. Anpassungen auf einen gewissen gesellschaftlichen Wandel seien allerdings in den Gasthöfen und Wirtshäusern schon notwendig, beispielsweise durch ein verstärktes Angebot leichter und alkoholfreier Biere. Getreu der Unternehmensphilosophie "Gutes ständig besser machen", hatte die Brauerei auch vor einigen Jahren ihre „BioWeisse“ eingeführt, ein Weißbier, das den strengen Kriterien des Bioland-Zusammenschlusses folgt und bei dem die Rohstoffe hauptsächlich aus der Region kommen. „Der Kunde verlangt immer mehr nach authentischen, regionalen Produkten, wir sind deshalb gut beraten, uns auch mit dieser Nische zu befassen“, so Maisel. Kein Verständnis hat er dagegen für Forderungen nach einer 0,0-Promille-Regelung im Straßenverkehr. Alkoholunfälle lägen nachweislich meist deutlich oberhalb der 0,8-Promille-Grenze. Mit 0,0 Promille würde man nur diejenigen in Bedrängnis bringen, die gerade mal einen Schluck trinken. In einem kompletten Verbot sieht Maisel auch das endgültige Aus für die gerade in Oberfranken so starke Landgastronomie. Im Übrigen seien gerade die alkoholfreien Biere bestens für den Straßenverkehr geeignet und die Zeiten, in denen man ein alkoholfreies Bier nur verschämt genießen konnte, seien gottlob ebenfalls längst vorbei. Darüber hinaus bedeute „alkoholfrei“ oder „light“ bei Maisel auch: Keine Abstriche an Geschmack und Qualität. Tief in der Region verwurzelt und mit ihren Menschen verbunden, gelte das Unternehmen nicht nur als anerkannter Bestandteil beliebter regionaler Veranstaltungen und Unterstützer des Breitensports. Darüber hinaus tritt es ebenso als Förderer kultureller Höhepunkte rund um die Richard-Wagner-Festspiele („Wagner und Weißbier“) und zeitgemäßer Events wie das „Maisels Weissbierfest“ in Erscheinung. Dabei gelingt es den Verantwortlichen seit vielen Jahren internationale Top-Stars der Rock- und Popmusik auf das Brauereigelände zu holen. 2010 traten die Supergruppen T-Rex und The Hooters bei freiem Eintritt auf, Ende Mai werden Barclay James Harvest und die britische Rockröhre Kim Wilde über 30000 Besucher auf das Brauereigelände locken. Jüngstes Kind, an dem sich das Haus Maisel beteiligen will, ist ein Tagungs- und Kongresszentrum, das auf dem „Bayreuther Bierberg“ entstehen soll. Die Grundstücke dafür will die Brauerei im Erbpachtverfahren zur Verfügung stellen, an der Realisation des 25-Millionen-Euro-Projekts will sich Maisel mit acht Millionen Euro beteiligen. „Unser Ziel ist es, damit 50000 Menschen pro Jahr mehr nach Bayreuth zu bringen“, sagt Jeff Maisel. Er schwärmt bereits von einem Projekt mit fränkischer Erlebnisbrauerei, in dem die fränkische Genusskultur zum Ereignis werden könnte. Mit einer frühestmöglichen Realisierung rechnet Jeff Maisel für das Jahr 2014.
An der Solarenergie führt
künftig kein Weg mehr vorbei“
Die Voraussetzungen dafür sind gut, auch wenn die Bundesregierung Einschnitte bei der Einspeisevergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) plant. Der deutsche Markt werde sicher erst einmal zurückgehen, doch das wird eine temporäre Erscheinung bleiben, so Vorstandsmitglied Hahn, der aus Schwarzenbach/Saale stammt und seit 2002 bei IBC Solar tätig ist. Gewissheit gibt ihm dabei die klare politische Zielsetzung, dass bis zum Jahr 2050 rund 80 Prozent des Bedarfs aus erneuerbaren Energien kommen sollen. „Die Sonne ist kostenlos“, so Hahn, deshalb werde die Photovoltaik künftig zum unentbehrlichen Bestandteil der Energieversorgung gehören. IBC Solar geht von einem Anteil von bis zu 25 Prozent bis 2050 aus. Hahn kann den geplanten Einschnitten sogar etwa positives abgewinnen, denn die Solarenergie wird sich marktwirtschaftlich etablieren müssen. Auf dem besten Weg dorthin sei man bereits. Der zunehmende Eigenverbrauch statt der bisherigen Einspeisung könne genauso dazu beitragen, wie die Direktvermarktung des erzeugten Stroms. „Der Markt wird es regeln“, zeigt sich Hahn zuversichtlich, an der Solarenergie werde künftig kein Weg mehr vorbei führen. Gleichwohl fordert auch Hahn verlässliche politische Rahmenbedingungen. Potenzielle Anlagebetreiber zeigten sich zunehmend verunsichert, dass die Politik laufend in ein bestehendes Gesetz eingreift. 1982 von dem Physiker und heutigen Vorstandsvorsitzenden Udo Möhrstedt, der als Pionier der Solarbranche gilt, gegründet vertreibt IBC Solar als eine Art Großhändler über Elektroinstallateure, Dachdecker sowie Sanitär- und Heizungsbauer komplette Solaranlagen mit allen zur photovoltaischen Stromerzeugung nötigen Bauteilen. IBC steht dabei für International Battery and Solar Power Consulting. Hauptsitz des Unternehmens ist Bad Staffelstein, Tochterfirmen gibt in China, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Malaysia, den Niederlanden, Spanien, Tschechien und in der Türkei. IBC Solar beschäftigt insgesamt rund 400 Mitarbeiter, 280 davon in Deutschland. Mit mehr als 100000 komplett erstellte Photovoltaik-Anlagen weltweit und ein Gesamtumsatz von zuletzt über 900 Millionen Euro in 2010 gehört das Unternehmen zu den ganz Großen der Branche. Zweites Standbein ist die Realisierung von Großprojekten im Auftrag von Investoren. Eindrucksvoll ist die Liste der Projekte, die IBS Solar in den zurückliegenden Jahren verwirklicht hat. In Spanien wurde als Partner von Enercoop ein Photovoltaik-Kraftwerk mit einer Nennleistung von 13,2 Megawatt in Betrieb genommen, das in der Nähe von Alicante seit 2008 Strom liefert. Für Greenpeace Energy hat die IBC SOLAR als Generalauftragnehmer das sechstgrößte Photovoltaik-Dach weltweit auf der Neuen Messe Stuttgart geplant und umgesetzt, das 1100 Haushalte mit 3,8 Gigawattstunden an elektrischer Energie pro Jahr versorgt. Im September 2009 wurde in Berlin eine Anlage auf dem Dach des Mercedes-Benz-Werkes in Betrieb genommen, die jährlich etwa 430 Megawattstunden elektrische Energie in das öffentliche Stromnetz einspeist. Ebenfalls 2009 errichtete IBC Solar auf einem ehemaligen Militärgelände bei Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern einen Solarpark mit einer Nennleistung von über acht Megawatt. Engagiert ist das Unternehmen außerdem als Partner der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit Sitz in Berlin. Hier wurden Leuchtturmprojekte unter anderem für die Deutsche Schule in Rom, die Deutsche Schule in Lissabon sowie für das Goethe-Institut im indischen Bangalore realisiert, um die zukunftsweisende Energiegewinnungstechnologie „Made in Germany“ auf der gesamten Welt zum Einsatz zu bringen. Diese Partnerschaft diene auch dazu, die Technik überhaupt bekannt zu machen, so Hahn. Neue Wege beschreitet das Unternehmen über eine ausgegliederte Invest GmbH im Geschäftsbereich Solarfonds. Hier wird es Investoren ermöglicht, sich über Fonds an Photovoltaikanlagen zu beteiligen. Da das EEG eine festgeschriebene Einspeisevergütung über 20 Jahre garantiert, können Anleger von dieser Investitionsmöglichkeit mit hoher Ertragssicherheit profitieren. IBC Solar Invest hat bereits 16 solcher Solarfonds aufgelegt, an denen Anleger sich ab einem Investitionsvolumen von 5000 EUR beteiligen können. Dabei übernimmt das Unternehmen die gesamte Projektleitung von den Abrechnungen über die Verwaltung bis hin zur Wartung der Anlagen. „Mit diesem Weg der intelligenten Vermarktung bauen wir im Prinzip unser eigenes Endgeschäft auf“, erklärt Vorstandsmitglied Hahn. Nicht umsonst gelte Deutschland nach wie vor als einer der führenden Solarstandorte weltweit. Strom für 20 Millionen Menschen / Oberfränkisches Unternehmen verkabelt die Nordsee - Das Unternehmen Tennet TSO mit Sitz in Bayreuth gehört zur Top 5 der europäischen Netzbetreiber
„Mit ungefähr 20000 Kilometern an Hoch- und Höchstspannungsleitungen und 35 Millionen Endverbrauchern in den Niederlanden und in Deutschland gehören wir zusammen mit dem niederländischen Mutterkonzern zu den Top 5 der Netzbetreiber in Europa“, sagt Martin Fuchs, Vorsitzender der Geschäftsführung. In Deutschland beschäftigt die Tennet TSO GmbH aktuell 790 Mitarbeiter mit starker Tendenz nach oben und betreibt ein Höchstspannungsnetz (220 und 380 Kilovolt) mit einer Gesamtlänge von knapp 11000 Kilometern. Damit deckt sie 40 Prozent (140000 Quadratkilometer) der Fläche in Deutschland ab und versorgt rund 20 Millionen Menschen zwischen Flensburg und Garmisch indirekt mit Strom. Insgesamt will Tennet Deutschland im laufenden Jahr auf rund 900 Mitarbeiter wachsen, so Unternehmenssprecherin Joelle Bouillon. Allein am Verwaltungssitz in Bayreuth sollen 50 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden. Grund dafür ist das so genannte Offshore-Geschäft, also die Stromübertragung von den großen Windparks in der Nordsee auf das ganze Land. Hier stoße das Netz bereits heute an seine Grenzen, neue Leitungen seien dringend notwendig, um den Strom von Nord nach Süd zu transportieren. Zuständig dafür ist die Schwestergesellschaft Tennet Offshore GmbH. Unter dem Namen Alpha Ventus ist ein erster riesiger Windpark rund 45 Kilometer vor der Küste Borkums bereits in Betrieb. Die 66 Kilometer lange Verbindung bis zum Umspannwerk Hagermarsch wurde dabei von Bayreuth aus geplant. Vier weitere privatwirtschaftlich initiierte Offshore-Anlagen sollen bis 2013 in der Nordsee entstehen, die Verkabelung dazu wird ebenfalls von Bayreuth aus geplant. „Wir bringen den Nordseestrom von Bayreuth aus an Land“, sagt die Unternehmenssprecherin, die auf enorme Baumaßnahmen und Investitionen in Höhe von fünf bis sechs Milliarden bis 2013 verweist.
Die Übertragungsleitungen der Tennet TSO sind vorwiegend in den Bundesländern Bayern, Bremen, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, sowie in Teilen von Nordrhein-Westfalen zu finden. „Damit sind wir in großen Teilen Deutschlands verantwortlich für den Betrieb, die Instandhaltung und die weitere Entwicklung des Stromübertragungsnetzes der Spannungsebenen 220 und 380 Kilovolt“, so der Geschäftsführungsvorsitzende Fuchs.
Bekannt wurde Tennet in der Region nicht zuletzt durch das Sponsoring des Basketball-Erstbundesligisten BBC Bayreuth. „Wir wollen damit ein Signal für den Standortsetzen“, sagt Unternehmenssprecherin Bouillon. Seit der Tennet-Schriftzug das Trikot der Bundesligaspieler ziert, seien die Bewerberzahlen deutlich angestiegen. Tennet ist dabei nicht nur im Sport engagiert, sondern auch im sozialen Bereich. So gibt es in Bayreuth eine Partnerschaft mit dem Heilpädagogischen Zentrum, die auch als wichtiger Baustein der Ausbildung gilt. So haben Tennet-Mitarbeiter bei der Einrichtung einer schulvorbereitenden Einrichtung der Diakonie tatkräftig Hand angelegt und können auch für eine bestimmte Zeit die Seiten wechseln und in der Behindertenarbeit mithelfen. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet TSO erzielte zuletzt eine Bilanzsumme von 72,6 Millionen Euro und einen Umsatz in Höhe von 6,2 Milliarden Euro.
Bilder: Mobiles Diktieren neu erfunden / Grundig Business Systems in Bayreuth startete Serienproduktion seiner neuen Gerätereihe „Digta 7“
Nach den Worten des Geschäftsführers sollen künftig bis zu 3000 Diktiergeräte aus der Serie pro Monat das Werk verlassen Die Baureihe sei nicht nur in Deutschland entworfen und entwickelt worden, sie werde auch komplett in Bayreuth produziert. „Wir zeigen damit, dass Deutschland als Wirtschaftsstandort im Bereich der Hochtechnologie eine Zukunft hat“, so Hollstein. Die Kunststoffe für die neuen Diktiergeräte kommen dabei aus Helmbrechts, elektronische Teile werden aus Fernost zugekauft. Nach den Worten des Geschäftsführers liegen die Lohnkosten bei den Geräten pro Stück bei fünf bis zehn Prozent und damit relativ niedrig. Als Premium-Hersteller entwickle und produziere Grundig Business Systems als einziges Unternehmen der Branche „Made in Germany“, sagte der Parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk, der die Produktion mit einem Knopfdruck startete. Die Diktiergerätereihe „Dikta 7“ belege eindrucksvoll die Innovationskraft des Unternehmens am Standort Bayreuth. Damit leiste Grundig Business Systems auch einen nachhaltigen Beitrag dazu, die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes hervorzuheben und für diesen zu werben. Mit Grundig Business Systems hat einer der drei weltweit führenden Anbieter professioneller Diktiersysteme seine komplette Produktion in Oberfranken. Nach einer bewegten Geschichte des Standortes konzentrierte man sich hier seit Ende 2003 unabhängig von der früheren Grundig-Muttergesellschaft auf die Diktiergerätesparte. „Diktieren hat nach wie vor Konjunktur, auch wenn der Markt nicht explosionsartig wächst“, erklärte Geschäftsführer Hollstein. Neben den Themen Sprachaufzeichnung, Sprachbearbeitung und Konferenzsysteme produziert und entwickelt das Bayreuther Werk auch eine breite Palette an Zubehörteilen. Im digitalen Bereich bietet Grundig Business Systems sämtliche Geräte für mobiles und stationäres Diktieren. GBS ist eines von insgesamt vier Nachfolgeunternehmen der einstigen Grundig AG, die 2003 Insolvenz anmelden musste. Als zweites Standbein des Unternehmens wurde in einer Art „verlängerter Werkbank“ bereits die industrielle Auftragsfertigung bestimmter Produktkomponenten für Anbieter aus dem elektronischen Bereich etabliert. Grundig Business Systems beschäftigt in Bayreuth rund 140 Mitarbeiter, in Nürnberg weitere 30. Bild: Der Parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk (rechts) und Grundig-Business-Systems-Geschäftsführer Roland Hollstein haben die Serienproduktion der neuen Gerätereihe „Digta 7“ gestartet.
Auf dem Weg zur klimaneutralen
Energieversorgung
Schon heute sei die Metropolregion in Sachen Klimaschutz gut aufgestellt, so Wirtschaftsreferent Fleck. Laut einer eigens erstellten Energiebilanz habe der durchschnittliche Pro-Kopf-Ausstoß an Kohlendioxid in der gesamten Metropolregion Nürnberg zuletzt bei sechs Tonnen pro Jahr und damit um 20 Prozent unter dem gesamtdeutschen Schnitt gelegen. Bis 2020 rechnet Fleck mit einer weiteren Senkung dieses Wertes auf 5,4 Tonnen. Auch der Energieverbrauch für Wärme und Elektrizität (der Verkehrssektor blieb in dieser Energiebilanz ausgeklammert) sei seit dem Jahr 2000 trotz wirtschaftlich prosperierender Jahre nicht mehr angestiegen. Bis 2020 rechnet der Wirtschaftreferent, sogar mit einem geringfügigen Rückgang des Energieverbrauchs. Die Zahlen zeigten, dass in der Metropolregion in Sachen Klimaschutz bereits etwas erreicht worden sei, sagt Fleck: „Wir haben das Maximum des Energieverbrauchs und den Kohlendioxidausstoßes bereits hinter uns gelassen.“ Jetzt aber gelte es, den Weg zur klimaneutralen Gesellschaft konsequent weiterzuführen. Einwichtiger Meilenstein dazu soll die neu geschaffene Energieagentur Nordbayern sein, als deren weitere Aufgaben es Fleck bezeichnete, Gebietskörperschaften und Unternehmen zu allen Energiethemen beraten, Unternehmensansiedlungen in der Metropolregion etwa durch Fördermittelberatungen zu forcieren und sich in der gesellschaftlichen Diskussion um Klimaschutz und erneuerbare Energien zu Wort zu melden. Erich Maurer, neben Wolfgang Böhm einer der beiden Geschäftsführer, rechnet für das laufende Jahr bereits mit einem Umsatz von 1,2 Millionen Euro. So erstelle die Agentur derzeit bereits integrierte Klimaschutzkonzepte für die beiden Landkreise Coburg und Forchheim sowie für die Stadt Marktredwitz. Die kommunale Trägerstruktur der beiden Vereine Energieagentur Oberfranken und Energieregion Nürnberg und ihre für den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb ausgegliederten GmbHs gewährleiste dabei auch immer die Neutralität. Dies bedeute, dass hinter der Energieagentur Nordbayern, nicht wie in vielen anderen Fällen ein Energieversorgungsunternehmen stehe. „Wir beraten also nicht nur neutral, sondern auch produktunabhängig und objektiv“, so Geschäftsführer Böhm. Er bedauerte beim Start der neuen Agentur, dass in jüngster Zeit an vielen Stellen wieder ein Rückfall in alte Denkmuster zu beobachten sei. Deutschland habe seit Jahren beim Ausbau erneuerbarer Energien als auch bei der Definition energetischer Standards für Gebäude als Vorreiter gegolten. Auch bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen sei die deutsche Wirtschaft immer führend gewesen. Nun aber werde die Leistungsfähigkeit erneuerbarer Energien plötzlich wieder in Frage gestellt und eine Vollversorgung aus regenerativen Quellen angezweifelt. „Wir glauben, dass wir uns in eine Sackgasse manövrieren, wenn wir länger als nötig an unserem fossil geprägten Energiesystem festhalten“; sagte Böhm. Der ungebremste Ausstoß von Treibhausgasen und die anhaltende Produktion von Atommüll gefährden künftige Generationen, durch die Verknappung fossiler Ressourcen werde Energie zum Luxusgut. Nicht nur deshalb gebe es zum zügigen Umbau des Energiesystems hin zu einer dezentralen Versorgung aus erneuerbaren Quellen keine Alternative. Nur so bleibe Energie für alle verfügbar und bezahlbar. Gleichzeitig sollten auch alle Anstrengungen unternommen werden, den Energieverbrauch so weit wie möglich zu senken. Die neue Energieagentur Nordbayern sehe sich all diesen Zielen verpflichtet. Bild: Per Handschlag besiegelten der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner und der Nürnberger Wirtschaftsreferent Roland Fleck ihre Zusammenarbeit in der neuen Energieagentur Nordbayern. Im Hintergrund die weiteren Akteure (von links): Beirat Jürgen Meins, die Geschäftsführer Wolfgang Böhm und Erich Maurer sowie Beirat Peter Richter. Konsolidieren, Investieren und Entlasten / Keine Spur mehr von Krise: Oberfränkisches Handwerk ist mit Rückenwind in das laufende Jahr gestartet
Das Handwerk kann dabei auf Rückenwind aus dem zurückliegenden Jahr setzen. „2011 ist letztlich doch sehr viel besser verlaufen, als es jeder von uns erwartet hatte“, sagte Zimmer. Bereits während des ersten Quartals sei in den Betrieben die Zuversicht gestiegen. Die Befürchtungen, die vor knapp einem Jahr allenthalben noch an die Wand gemalt wurden, hätten sich nicht eingestellt. Ein deutlicher Konjunktursprung sei dann im zweiten Quartal erfolgt. „Die Auftragseingänge wurden zum Konjunkturmotor und die Konjunkturpakete zeigten ihre breite Wirkung.“ Insbesondere das CO2-Gebäudesanierungsprogramm und die kommunalen Investitionsprogramme seien bei den Betrieben angekommen. Noch besser wurde die konjunkturelle Situation dann in der zweiten Jahreshälfte. Die meisten oberfränkischen Betriebe hätten alle Hände voll zu tun gehabt. 86 Prozent der Betriebe mit guter oder befriedigender Geschäftslage in dritten Quartal und 85 Prozent im vierten Quartal sind nach den Worten des Präsidenten ein eindrucksvoller Beleg dafür. Wichtig bei allem Optimismus ist es, dass sich die hervorragende Konjunktur auch in den Beschäftigtenzahlen niederschlägt. Zwar mussten 15,5 Prozent der Betriebe im vierten Quartal ihre Belegschaft saisonbedingt reduzieren, doch sei dies gleichzeitig auch der niedrigste Wert seit 20 Jahren. 71,5 Prozent hätten dagegen ihre Beschäftigtenzahl konstant gehalten, 13 Prozent sogar zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. „Das ist der Impuls, den wir als Kammer gerne nach außen tragen“, freute sich Zimmer. Schließlich sei man vor Jahresfrist noch von einem Minus bei den Beschäftigtenzahlen ausgegangen, nun liege sogar ein Zuwachs vor, und zwar um rund 500 auf 78500 Beschäftigten im oberfränkischen Handwerk. Damit der Aufschwung auch trägt, forderte Hauptgeschäftsführer Horst Eggers von der Politik einmal mehr den „Dreiklang“ aus Konsolidieren, Investieren und Entlasten ein. „Sparen allein reicht nicht mehr, intelligentes Sparen ist gefragt“, sagte Eggers. Besonders für die Bereiche Bildung und öffentliche Infrastruktur fordere das Handwerk jetzt Investitionen ein. Daneben müsse die Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen endlich angegangen werden. Die bereits vor drei Jahren erhobene Forderung nach „mehr netto vom brutto“, sei noch nicht erfüllt. Für das laufende Jahr kündigte der Hauptgeschäftsführer an, die Strategien zur Nachwuchsgewinnung weiter voranzutreiben. Ziel soll es dabei sein vor allem bei Schülern intensive Werbung für das Handwerk zu betreiben. So sollen etwa an den Berufsbildungs- und Technologiezentren in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof eigene Bildungs- und Berufsmessen für das Handwerk veranstaltet werden. Die Kammer setzt darüber hinaus auch auf eine „vertiefte Berufsorientierung“. „Kein Jugendlicher darf uns künftig verloren gehen“, so Eggers. Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss sei nach wie vor viel zu hoch. Schüler benötigten auch Alternativen und dürften sich nicht nur auf ein oder zwei Wunschberufe fixieren. Vielmehr sollten sie frühzeitig ihre Talente erkennen, Selbstbewusstsein und Motivation sollten gestärkt werden. Ein Höhepunkt des laufenden Jahres wird auch wieder die Präsentation des oberfränkischen Handwerks auf der Internationale Handwerksmesse vom 16. bis zum 22. März in München sein. Dazu wird die Kammer diesmal nicht nur den Designpreis, sondern erstmals auch einen Erfinderpreis ausloben. Bild: Das oberfränkische Handwerk ist auch bundesweit gefragt: Hauptgeschäftsführer Horst Eggers, Stellvertreter Thomas Koller und Kammerpräsident Thomas Zimmer (von links) präsentierten ein Mischpult der Firma Salzbrenner Stagetech Mediagroup aus Buttenheim, die im Mai für die Übertragung des Eurovision Song Contest in Düsseldorf zuständig sein wird. IHK: „Super Aussichten für 2011“ / Philipp Rösler beim Neujahrsempfang
Aber auch das zurückliegende Jahr nannte Wagner „fantastisch“. Das Wachstum während des zurückliegenden Jahres bezifferte er auf 3,7 Prozent, eine Zahl, „die wir seit der Wiedervereinigung nicht erreicht haben“. Noch 2009 war das Bruttoinlandsprodukt nach den Worten Wagners um 4,7 Prozent gefallen. Das bedeute auch, dass die Basis von 2008 noch nicht erreicht sei. Trotzdem sei es ein sehr gutes Jahr gewesen, denn viele Unternehmen hätten ihre Kosten in den Griff bekommen, was auch Dank der Kurzarbeiterregelung der Bundesregierung gut gelang. Getrieben worden seien das Wachstum von der Industrie und diese vom Export. Der IHK-Präsident bezeichnete es dabei als antiquiert, den Euroraum als Exportzone ansehen. In Wirklichkeit sei er ein Wirtschaftsraum ohne Zölle und Beschränkungen mit einer gemeinsamen Währung. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (Bild) forderte in seiner Rede mehr Vertrauen für die Leistungserbringer und mehr Transparenz für das System. Kein Bereich sei mehr reguliert als das deutsche Gesundheitssystem, das nach Röslers Worten eher Elemente der Planwirtschaft als der sozialen Marktwirtschaft besitzt. Die Kunst sei es nun, einen Weg aus dem jetzigen in einen wettbewerblich besseren Zustand zu finden und dabei 80 Millionen Menschen mitzunehmen. Die Bürokratie lasse sich allerdings nicht überwinden, wenn nicht auch die Geisteshaltung des Misstrauens und die Mentalität, die oft dahinter steckt, beseitigt werden. 06.12.2010 Handwerkskonjunktur: Beste Bewertung seit 1994 / Zum 1. Juli 2011: Thomas Koller folgt Horst Eggers als HWK-Hauptgeschäftsführer
Die Voraussetzungen dafür sind ausgezeichnet, wie HWK-Präsident Thomas Zimmer zuvor in seiner Rede deutlich gemacht hatte. Seinen Worten zufolge stufen derzeit 86 Prozent aller oberfränkischen Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend ein. „Das ist die günstigste Bewertung seit 1994“, sagte Zimmer und stellte besonders heraus, dass nicht nur die Umfragwerte gut sind, sondern mit ihnen auch eine Zunahme der Beschäftigten verbunden sei. Jeder fünfte oberfränkische Handwerksbetrieb hatte im dritten Quartal zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und auch die Erwartungen für die kommenden Wochen seien durchwegs optimistisch. Als wichtigste Gründe dafür bezeichnete Zimmer die Konjunkturpakete der Bundesregierung und das energetische Gebäudesanierungsprogramm. Wenn zum Jahresende nun einzelne Teilmaßnahmen aus den Konjunkturpaketen auslaufen, dürfe die Bundesregierung die positive Wirkung dieser Programme nicht leichtfertig aufs Spiel setzen und sollte stattdessen auf „intelligentes Sparen“ setzen. Dies bedeute vor allem keine Einschnitte bei Zukunftsinvestitionen, besonders in den Bereichen Bildung, Forschung, Klimaschutz und öffentliche Infrastruktur. Um die Rahmenbedingungen für das Handwerk weiter zu verbessern mahnte der Präsident an, investive Maßnahmen wie das CO2-Gebäudesanierungsprogramm und die Städtebauförderung nicht, beziehungsweise weniger stark zu kürzen. Als Grund dafür nannte Zimmer, dass die Umsetzung derartiger Programm ein Vielfaches an privaten Investitionen nach sich zöge. Die Weichen dafür stehen gut, denn mit seinem Einsatz habe das Handwerk bereits erreicht, dass das CO2-Gebäudesanierungsprogramm von 1,2 Milliarden Euro „nur“ auf 950 Millionen Euro und nicht wie ursprünglich vorgesehen auf 450 Millionen Euro gesenkt wurde. Auch die Städtebauförderung bröckle weniger stark. Statt der ursprünglich geplanten 305 Millionen Euro soll nun im Bundeshaushalt 2011 eine Summe von 455 Millionen Euro eingestellt werden. Einstimmig verabschiedet wurde in der Vollversammlung der Kammerhaushalt für das kommende Jahr. Mit einem Volumen von 35,7 Millionen Euro liegt er laut Hauptgeschäftsführer Horst Eggers geringfügig über dem Vorjahr, 3,5 Millionen Euro sind dabei für Investitionen, der Rest für den laufenden Betrieb der Kammer vorgesehen. Den Löwenanteil davon macht wie immer der Bereich der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung aus. An Investitionen plant die HWK unter anderem die energetische Gebäudesanierung des Berufsbildungs- und Technologiezentrums in Bayreuth. Wichtigste Nachricht in der Haushaltsrede von Horst Eggers war die Botschaft, dass die Handwerkskammerbeiträge für die Mitgliedsbetriebe 2011 unverändert bleiben. Allein mit den Beiträgen könne über ein Viertel des Haushaltsvolumens gedeckt werden. 63 Prozent des Budgets erwirtschafte die Kammer durch Gebühren für Kursmaßnahmen, die restlichen elf Prozent des Haushaltsvolumens stammen vom Bund und vom Freistaat Bayern. Vita Thomas Koller: Thomas Koller, der am 1. Juli des kommenden Jahres die Nachfolge von Horst Eggers als Hauptgeschäftsführer antritt, ist seit über 20 Jahren bei der Handwerkskammer für Oberfranken tätig. Der gebürtige Amberger hatte an der Universität Bayreuth Wirtschaftsgeographie studiert und war 1988 als Assistent der Geschäftsführung zur HWK gestoßen. Bereits im Jahr darauf wurde er zum Leiter der neu geschaffenen Betriebsberatungsstelle für Fragen der EU und des Ost-West-Handels ernannt. Ab 1992 fungierte Koller als Leiter der Hauptabteilung Unternehmensberatung, ehe er 1999 zum Geschäftsführer und 2005 zum stellvertretenden Hauptgeschäftsführer bestellt wurde. Thomas Koller ist verheiratet und hat drei Kinder. Bild: HWK-Präsident Thomas Zimmer gratulierte Thomas Koller, der am 1. Juli 2011 die Nachfolge von Horst Eggers (von rechts) als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken antreten wird. 03.12.2010 Keine Zuwanderung in Sozialsysteme / Merkel verteidigte Rente mit 67 und sprach sich für Fortbestand des Steuerbonus auf Handwerksleistungen aus
In ihrem etwa 40-minütigen wirtschaftspolitischen Rundumschlag verteidigte die Kanzlerin die Rente mit 67. „Der Anteil der Älteren am Erwerbsleben muss und wird steigen“, sagte sie mit Blick auf die demographische Entwicklung und auf die Finanzierbarkeit der Sozialsysteme. An den Fakten komme niemand vorbei, Potenzial sei genügend vorhanden. Merkel appellierte an die Unternehmer allerdings auch, kreativ darüber nachzudenken, wie die Lebensarbeitszeit verlängert werden könnte. Daneben sprach sich die Bundeskanzlerin auch dafür aus, Hartz-IV-Empfänger künftig stärker zu fordern. Drei Millionen Arbeitslose im Durchschnitt seien „immer noch viel zu viel“, weil der Staat jährlich noch rund 40 Milliarden Euro für die Finanzierung von Langzeitarbeitslosigkeit aufwenden müsse. Darum sollte neben dem Fördern künftig auch das Fordern wieder stärker in den Mittelpunkt rücken: „Da werden wir in Zukunft klarer hinschauen“, machte die Kanzlerin am Tag der turbulenten Hartz-IV-Debatte im Bundestag allen Kritikern unmissverständlich klar. Hartz IV sei keine Lebensaufgabe, sondern eine Brücke durch eine schwierige Zeit, so Merkel. Es gebe eine Verantwortung, jedem Menschen eine berufliche Perspektive zu geben, der einzelne habe aber auch die Pflicht, etwas zum Wohlergehen des Landes beizutragen. Im Visier hat Merkel dabei vor allem die Kinder von Hartz-IV-Empfänger, für die dieser Zustand Alltag sei. Gerade diese Kinder sollten die Chance bekommen, aus dem Kreislauf auszubrechen.
„Das Handwerk blickt optimistisch in die Zukunft“, hatte der erst am Vortag in seinem Amt bestätigte ZDH-Präsident Otto Kentzler zuvor betont. „Die Beschäftigten nehmen zu, die Investitionen ziehen wieder an und die Stimmung ist gut“, so Kentzler. Der Kanzlerin bescheinigte er ein „kompromisslos gutes Krisenmanagement“. Handlungsbedarf sah Kentzler allerdings bei der Steuerpolitik. Der Präsident forderte mehr Transparenz bei der Reform des Mehrwertsteuersatzes und sah Handlungsbedarf unter anderem bei der Einkommenssteuer. Insbesondere die so genannte kalte Progression bestehe noch immer unverändert. Als zentrale Herausforderung der Zukunft bezeichnete der Präsident die Sicherung des Fachkräftebedarfs.
„Warten aufs Christkind“ / 60
Minuten in Bayreuth:
Ziemlich genau eine Stunde verbrachte Angela Merkel am Freitagnachmittag in der Festspielstadt. Knapp 40 Minuten davon sprach sie vor den über 300 Delegierten des Deutschen Handwerkstages. Für die Übergabe von Geschenken oder für Interviews blieb keine Zeit, auch Oberbürgermeister Michael Hohl, der an diesem Tag seinen 51. Geburtstag feierte, wurde von Merkel freundlich aber bestimmt abgewiesen, als er ihr im Hinausgehen noch eine Denkschrift zum Ausbau von Richard Wagners Künstlervilla Wahnfried überreichen wollte. Dabei hätte das Papier Angela Merkel bestimmt interessiert, gilt sie doch als Wagner-Expertin, kommt seit vielen Jahren zu den Festspielen und verbringt hier regelmäßig einen Teil ihres Sommerurlaubs. Stunden zuvor herrschte hektische Betriebsamkeit in der Hotellobby. Erst wurde der Auftritt der Kanzlerin auf 15 Uhr vorverlegt, dann war wieder von 16 Uhr die Rede. Sicherheitsbeamte gaben 15.30 Uhr aus. „Nichts ist beständiger als der Wandel“, kommentiert der oberfränkische HWK-Präsident Thomas Zimmer trocken.
Je näher das Eintreffen der Kanzlerin rückt, umso mehr macht sich Nervosität breit. Eilig wird eine Absperrung für das offizielle Pressefoto aufgebaut, Oberbürgermeister Michael Hohl, Staatssekretär Hartmut Koschyk, Regierungspräsident Wilhelm Wenning und Landrat Hermann Hübner trinken derweil einen Kaffee in einem eigens hergerichteten Warteraum. Warten ist das Gebot der Stunde, denn die turbulente Hartz-IV-Debatte im Bundestag hatte den Terminplan der Kanzlerin gehörig durcheinander gewirbelt. „Alles wartet aufs Christkind“, sagte ein Reporter, während draußen die Feuerwehr mit Blaulicht und Martinshorn vorbeifährt. Dann trifft ein Bus mit den Teilnehmerinnen des Damenprogramms ein, ehe es um genau zehn Minuten vor 16 Uhr soweit ist. Vorbei an einem riesigen Plüsch-Rentier betritt die Bundeskanzlerin mit ZDH-Präsident Kentzler, der eben noch für eine neue Amtsperiode gewählt wurde, und ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke die Eingangshalle, die kurz zuvor noch wegen der Schneeresten auf dem Teppichboden gesäubert wurde. Dann geht alles Schlag auf Schlag. ZDH-Chef Kentzler begrüßt und verweist darauf, dass Bayreuth heute das Zentrum der deutschen Wirtschaft ist, ehe er die Forderungen des Handwerks auflistet und sich für den Einsatz der Kanzlerin bedankt. Angela Merkel selbst hält sich nicht lange mit Höflichkeiten auf und steigt gleich mitten hinein in ihre wirtschaftspolitische Grundsatzrede. Eine knappe Stunde später sitzt sie schon wieder im Flieger und in der Hotellobby herrscht Aufbruchstimmung. 01.12.2010 Hohe Integrationsleistung des Handwerks / Deutscher Handwerkstag in Bayreuth - ZDH befürwortet Rente mit 67 – Zwei Bundessieger aus Oberfranken
Als Paradebeispiel führte der Präsident das glänzende Abschneiden seines eigenen Lehrlings Ali Suludere an. Der türkischstämmige junge Mann hat seine erfolgreiche Lehrzeit mit dem Bundessieg im Klempnerhandwerk gekrönt und wird am Samstag in der Bayreuther Stadthalle zusammen mit über 260 weiteren Bundessiegern vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer ausgezeichnet. Dabei hätte Ali Suludere noch vor wenigen Monaten seine Lehre um ein Haar abgebrochen, erinnerte sich Kentzler. Erst nachdem der Lehrling und seine Familie davon überzeugt werden konnten, dass nur eine abgeschlossene Ausbildung in Deutschland eine Berufsperspektive bietet, machte Ali Suludere weiter und wurde mittlerweile auch übernommen. „Wir wollen deutlich machen, welche Ausbildungskultur das deutsche Handwerk hat und welche Chancen es allen jungen Frauen und Männern bietet“, sagte Kentzler, der nicht nur Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) ist, sondern auch HWK-Präsident in Dortmund und der an der Spitze eines Familienunternehmens steht. Er habe deshalb auch das Gespräch mit Vertretern der Gruppierungen innerhalb der türkischen Gemeinschaft intensiviert und appellierte an alle türkischstämmigen Unternehmer, als Vorbilder auf junge Migranten einzuwirken und auch selbst Ausbildungsverantwortung zu übernehmen. Im Vorfeld des Handwerkstages bezeichnete Kentzler außerdem die Rente mit 67 als absolut berechtigt. Zur Fachkräftesicherung gehöre auch die Beteiligung älterer Mitarbeiter. Das Vorhaben, Schritt für Schritt die Rente mit 67 zu vollziehen sei außerdem aus demographischen Gründen alternativlos. Nicht mehr hören könne er das Beispiel des Dachdeckers, der schon vor dem 60. Lebensjahr nicht mehr aufs Dach steigen könne. Handwerker könnten in den meisten Berufen auch noch jenseits der 60 arbeiten, sagte Kentzler. Körperliche Belastungen gebe es in dem Ausmaß wie früher dank zahlreicher Hilfsmittel ohnehin nicht mehr. „Wo Dachdecker früher die Rollen über enge Leitern auf das Dachschleppen mussten, fahren heute Aufzüge, wo früher Dachpfannen geworfen werden mussten, setzt der Kran heute das Paket an der Stelle ab, wo sie verbaut werden müssen.“ Gerade im Handwerk hätten die Betriebe immer an ihren älteren Mitarbeitern festgehalten, da sie eine Mischung mit erfahrenen Älteren und forschen Jungen brauchen.
Mit dem Parkettleger Benedikt Ramming aus Eckersdorf und dem Seiler Andreas Popp aus Hallerstein bei Schwarzenbach im Landkreis Hof stellt der Regierungsbezirk diesmal gleich zwei Bundessieger. Beide sind 19 Jahre alt und beide haben nach der mittleren Reife im Jahr 2007 eine handwerkliche Lehre begonnen, Benedikt Ramming beim Unternehmen Popp Parkett und Bodenbeläge in Eckersdorf und Andreas Popp beim Liros Tauwerk Rosenberger in Lichtenberg im Landkreis Hof. Bild unten: Firmenchef und Ausbilder Hans-Jürgen Popp mit seinem erfolgreichen Gesellen Benedikt Ramming und der zweite oberfränkische Bundessieger Andreas Popp mit Firmenchef und Ausbilder Sven Rosenberger (von links) freuen sich auf die Preisübergabe am Samstag in Bayreuth. 23.11.2010
Verantwortung für
Mitarbeiter, Gesellschaft, Standort und Region
In Oberfranken sei das Thema seit jeher selbstverständlich, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Georg Schnelle. Er vermutete, dass diese Tatsache an der besonders hohen Zahl mittelständischer Unternehmen liegt, die seit Jahrzehnten mit der Region und ihrer Bevölkerung verwurzelt sind und in denen der Chef noch jeden seiner Mitarbeiter kennt. Diese Art der regionalen Verwurzelung eines Unternehmens schaffe Vertrauen, berge aber zugleich auch die Verantwortung für Mitarbeiter, Bevölkerung, Standort und Region. „Es geht darum, die Region aktiv zu unterstützen, ihre Attraktivität zu fördern, sie wettbewerbs- und zukunftsfähig aufzustellen“, so Schnelle. Als Paradebeispiel für unternehmerische Gesellschaftsverantwortung präsentierte sich bei der Veranstaltung der Vliesstoffhersteller Sandler aus Schwarzenbach/Saale. „Bei uns ist Corporate Social Responsibility nicht nur ein abstraktes Konzept, sie ist Teil unserer Philosophie, unseres täglichen Strebens“, sagte Vorstand Christian Heinrich Sandler. Die breite Palette der Tätigkeitsfelder reicht dabei vom konsequenten Umweltschutz („alle unsere Produkte sind zu 100 Prozent recyclingfähig“), über Arbeits- und Gesundheitsschutz für die Mitarbeiter mit Kursen etwa zum Stressabbau oder zur Rückenschulung, bis hin zu Jugend- und Sportveranstaltung wie dem einmal jährlich stattfindendem Laufevent der „Schwarzenbacher Ausdauertage“. „Große internationale Unternehmen, denen wir zuliefern, achten sehr wohl darauf, was wir vor Ort machen“, so Sandler. Ethisch einwandfreies Handeln, wie das Ablehnen jeder Form von Diskriminierung, von Kinderarbeit oder unlauterer Geschäftspraktiken gehöre genauso dazu, wie die Gestaltung des eigenen Firmenumfeldes. Die Sandler AG hat beispielsweise auf einem Viertel ihres Firmengeländes Biotopflächen angelegt und bepflanzt das gesamte Areal ausschließlich mit heimischen Gewächsen. „Diese Firmenphilosophie muss man aber auch wirklich leben“, stellte Sandler klar. Der Unternehmer müsse hundertprozentig dahinter stehen, alle müssten mitmachen, vom Gärtner bis zum Prokuristen. Bei der Tagung der IHK wurde das breite Feld der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung nicht nur aus Sicht der Wirtschaft, sondern auch aus Sicht eines Sozialträgers vorgestellt. Stefanie Finzel von der Diakonie Bayreuth zog dabei eine positive Bilanz eines Kooperationsvertrages, den die Diakonie vor rund drei Jahren mit der Sparkasse Bayreuth geschlossen hatte. Nicht nur die Diakonie profitiere davon, etwa in Form von Geld- und Sachspenden, auch die Sparkasse, etwa durch Vorbelegungsrechte für Sparkassenmitarbeiter in 20 Kindertagesstätten, durch Informationsveranstaltungen für Führungskräfte und Mitarbeiter zu sozialen Themen oder durch die Übernahme der Kinderbetreuung etwa bei Betriebsversammlungen oder Tagen der offenen Tür. Auch kulturell ist die oberfränkische Wirtschaft stark engagiert. Als Musterbeispiel dafür stellte Gebietsdirektor Hans Rebhan vom Finanzdienstleister Bonnfinanz das Engagement seines Unternehmens für die Kronacher Faust-Festspiele vor. Das Festival hatte seit seiner Gründung vor 15 Jahren einen überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht und lockt jährlich über 15000 Zuschauer in die Lucas-Cranach-Stadt. „Ohne Sponsorengelder wäre die Veranstaltung gar nicht durchführbar“, so Rebhan. Er nannte das Sponsoring eine Symbiose von Geben und Nehmen und räumte unumwunden ein, dass sein Unternehmen davon erheblich profitiere. Weitere Teilaspekte der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung sprachen Hedwig Sonanini vom Integrationsfachdienst Oberfranken und der Unternehmensberater Hans Sahrhage aus Naila an. Sonanini warb für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen, während Sahrhage vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung die Unternehmen ermunterte, verstärkt auf die Vereinbarkeit von Arbeit und der Pflege eines Angehörigen zu achten. Bild: „Beide Seiten können profitieren“ (von links): Hedwig Sonanini vom Integrationsfachdienst Oberfranken, Bonnfinanz-Direktionsleiter Hans Rebhan, Stefanie Finzel von der Diakonie in Bayreuth, der Unternehmensberater Hans Sahrhage aus Naila, Vorstand Christian Heinrich Sandler von der Sandler AG in Schwarzenbach und IHK-Hauptgeschäftsführer Georg Schnelle diskutierten über unternehmerische Gesellschaftsverantwortung. 21.10.2010 Wie viel Schnee verträgt ein Lichtband: KEKUTEX Forschungs- und Innovationscenter hält technische Infrastruktur für kleine und mittlere Unternehmen aus der Region vor
KEKUTEX steht für Keramik, Kunststoff und Textil und sieht sich als zentrale Koordinierungs- und Vernetzungsstelle für die drei Branchen, auch wenn der Bereich Kunststoff mittlerweile eindeutlich im Vordergrund steht. Geschaffen wurde das Forschungs- und Innovationscenter auf der Basis der schulischen und hochschulischen (Hof) Kompetenzen der Region in Zusammenarbeit mit der Industrie. Das Innovationscenter mit seinen drei fest angestellt tätigen Spezialisten dient der heimischen Wirtschaft als Instrument sowohl zur Erarbeitung von Innovationen im Bereich Werkstoffe und Verfahrenstechnik, als Durchführer und Entwickler von Prüfdienstleistungen, als auch zur Personalqualifizierung durch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Höchste Qualität sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in der Lehre sei durch die einzigartige Institutsausstattung gewährleistet, sagt Benker und verweist auf einen Maschinen- und Anlagenpark, in den allein zwischen 2001 und 2007 rund 1,6 Millionen Euro investiert worden sind.
Im Bereich der Kunststoffe können in Rehau alle wichtigen Prozessschritte der Kunststofftechnik von der Aufbereitung und Compoundierung bis zur Formgebung und Prüfung durchgeführt werden. Die Formgebung erfolgt dabei auf dem eigenen Maschinenpark durch Spritzgießen, Extrudieren, Blasformen oder Schäumen. In der Abteilung Werkstoffprüfung können alle gängigen mechanischen und thermischen Kunststoffprüfungen bis zu aufwändigen analytischen Verfahren wie DSC oder Thermogravimetrie, Atomabsorptionsspektroskopie (AAS), Infrarotspektroskopie (FTIR) und Gaschromatographie mit Massenspektroskopie (GC/MS) durchgeführt werden. Alle Prüfungen werden nach DIN EN ISO beziehungsweise nach Absprache durchgeführt. Die Auftraggeber erhalten von KEKUTEX vollständige Prüfprotokolle mit sämtlichen Einzelergebnissen und deren statistischer Auswertung.
Eher eine untergeordnete Rolle spielen dagegen Aufgabenstellungen aus den Bereich Textil/Bekleidung und Keramik. Was mit Keramik zu tun hat, wird in der Außenstelle am Berufsbildungszentrum Selb (Johann Friedrich Böttger Institut) bearbeitet. Speziell die Entbinderung und Pyrolyse polymergebundener Keramiken, sowie das Sintern und die Herstellung von Feedstocks zum Pulverspritzgießen sind hier ein thematischer Schwerpunkt. Für den Bereich Textil zeichnet die KEKUTEX-Außenstelle in Münchberg verantwortlich, die in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Hof, Abteilung Münchberg, und der Textilfachschule Münchberg betrieben wird. Weitere Information, speziell über das aktuelle Lehrgangsangebot: www.kekutex.de
Bilder:
Situation für Jugendliche
so gut wie seit Jahren nicht mehr
Alles in allem gab es nach den Zahlen der Kammern heuer in Oberfranken 5874 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse, das sind fast 200 mehr als noch im vergangenen Jahr. Laut Manfred Warmbein, der im bayerischen Arbeitsministerium für Grundsatzfragen der Berufspolitik zuständig ist, entfallen im Regierungsbezirk auf 100 Bewerber 82 unbesetzte Ausbildungsplätze. So gut sei die Situation seit Jahren nicht mehr gewesen, sagte der Ministeriumssprecher. Oberfranken liege damit sogar deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Auch Warmbein ging dabei auf den drohenden Fachkräftemangel ein. Der werde zwar in Bayern nicht ganz so stark ausfallen, wie in den anderen Bundesländern, da immer noch viele Menschen nach Bayern zuziehen, doch profitiere davon eher der südliche Freistaat. Aus Sicht der Staatsregierung dürfe dennoch nicht locker gelassen werden, junge Menschen für die duale Ausbildung zu begeistern. Angesprochen werden sollen in Zukunft vor allem Migranten, Ausbildungs- und Studienabbrecher, aber auch ältere Arbeitnehmer ohne Berufsabschluss und Behinderte. Nicht nur Industrie und Dienstleistung, auch das Handwerk habe seine Hausaufgaben gemacht und die Zielvorgaben des Beschäftigungspaktes übererfüllt, so Horst Eggers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken. Gerade im Handwerk sei der demographische Wandel bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen spürbar. Es liege auf der Hand, dass sich der Rückgang bei Haupt- und Realschülern um zehn Prozent heuer in der betrieblichen Ausbildung bemerkbar mache. Allerdings vergrößere auch jeder Ausbildungsplatz, der nicht besetzt werden kann, den Fachkräftemangel von morgen. Das Fehlen qualifizierter Arbeitsplätze bremse wiederum die wirtschaftliche Entwicklung und blockiere das Wachstum. Wachstum sei aber dringend notwendig, nicht zuletzt zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte. Von einem deutlich günstigeren Ausbildungsmarkt in Oberfranken sprach auch Brigitte Glos, die Vorsitzende der Agentur für Arbeit in Bayreuth. Die zurückliegend schlechte Wirtschaftslage in Deutschland habe sich nicht nachhaltig auf den oberfränkischen Ausbildungsmarkt ausgewirkt. Vielmehr hätten sich die Arbeitgeber in der Region dafür entschieden, wieder in Ausbildung zu investieren. Nach wie vor gebe es aber immer noch zu wenig Ausbildungsstellen vor allem im Bürobereich und im Verkauf. Allen Jugendlichen, die kurzfristig keinen Ausbildungsplatz oder keine Erstqualifizierung finden konnten, riet Glos, sich an die Agentur für Arbeit mit dem Ziel einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme zu wenden. Bild: Rainer Kissing, Leiter der Bereich Ausbildung bei der IHK zu Coburg, HWK-Hauptgeschäftsführer Horst Eggers, Brigitte Glos von der Agentur für Arbeit in Bayreuth, Ministeriumssprecher Manfred Warmbein und IHK-Hauptgeschäftsführer Hans Trunzer (von links) zogen eine positive Bilanz über den Ausbildungsmarkt in Oberfranken. 17.09.2010
Motor der europäischen Integration und zuverlässiger Anwalt der
Region
Oberfranken sei trotz aller Probleme als Gewinner aus der deutschen Wiedervereinigung hervorgegangen, so Zeil. Sämtliche Fakten bestätigten, dass der Regierungsbezirk wesentlich besser durch die internationale Krise gekommen ist, als viele andere Regionen. Sowohl in der Wirtschaftskraft als auch bei den Arbeitslosenzahlen stehe Oberfranken sehr gut da. Dennoch werde die Staatsregierung an den Schwerpunkten der Regionalförderung nichts verändern. Grund dafür sei unter anderem ein immer noch bestehendes Fördergefälle zu den angrenzenden Ländern. Als Maßstab künftiger Förderpolitik bezeichnete Zeil deshalb die Unterstützung von Regionen, die unter Wettbewerbsnachteilen zu leiden haben. Der aus Altersgründen ausscheidende Hauptgeschäftsführer Dr. Hans F. Trunzer wurde 1945 in Dinkelsbühl geboren und war im oberfränkischen Coburg aufgewachsen. Er hatte in München und Erlangen Volkswirtschaft studiert, war mehrere Jahre lang wissenschaftlicher Assistent an der TU Berlin und an der Universität Bayreuth und kam 1981 zur IHK für Oberfranken in Bayreuth. Bereits 1988 wurde er stellvertretender Hauptgeschäftsführer, 2007 Hauptgeschäftsführer. Trunzer habe sich nach dem unvermittelten Ausscheiden seines Vorgängers Joachim Hunger dazu spontan bereit erklärt, obwohl kurz nach Amtsantritt die Insolvenz der IHK-Akademie, einer IHK-Tochtergesellschaft, „mit all ihren bösen Folgen“ anstand, so IHK-Präsident Wolfgang Wagner. Damit habe sich Trunzer der Verantwortung nicht entzogen, sondern als Hauptgeschäftsführer den Kopf hingehalten. Für seine Verdienste um die Wirtschaft in Oberfranken zeichnete Präsident Wagner den ausscheidenden Hauptgeschäftsführer am Rande der Verabschiedung mit der selten vergebenen IHK-Ehrenmedaille aus. Trunzers hohes Engagement würdigten auch der ehemalige Vizepräsident der europäischen Kommission Günther Verheugen und Eric Dufeil von der Generaldirektion Regionalpolitik der EU-Kommission. Immer wieder habe der ausscheidende Hauptgeschäftsführer an die EU-Politiker appelliert, lokale Aspekte im Rahmen des Einigungsprozesses stärker zu berücksichtigen. In seinen Dankesworten brachte Trunzer selbst auch einige kritische Anmerkungen unter. Oberfranken benötige eine neue Entwicklungsstrategie, sagte er und kritisierte, dass die Region noch immer ein fast weißer Fleck auf der Standortkarte außeruniversitärer Forschungseinrichtungen sei. Regionalmarketing-Initiativen wie die Dachmarke Oberfranken seien zwar verdienstvoll, aber letztlich nicht entscheidend für die Entwicklung der Zukunftsfähigkeit einer Region. Als Trunzers Nachfolger hatte die Vollversammlung der IHK den 52-Jährigen Volkswirt Georg Schnelle gewählt. Schnelle war zuletzt Geschäftsführer der Deutschen Malteser GmbH und in Personalunion Finanzvorstand des Malteser Hilfsdienstes in Köln. Er lebte zuletzt in Nürnberg, ist verheiratet und hat drei Kinder. Seine berufliche Laufbahn hatte Schnelle bei der Aachener und Münchener Gruppe in Köln und Frankfurt begonnen. Dort kümmerte er sich unter anderem um die Entwicklung neuer Vertriebsstrukturen. Nach knapp neun Jahren wechselte Schnelle zur DATEV eG zunächst nach Hamburg und später nach Nürnberg. Insgesamt fast 15 Jahre war er für dieses Unternehmen tätig und verantwortete zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung die Finanzen. Bild: Großes Lob zollten dem scheidenden IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hans F. Trunzer (2. von links) der oberfränkische IHK-Präsident Wolfgang Wagner (links), Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil und der ehemalige Vizepräsident der EU-Kommission Günther Verheugen (rechts). 15.09.2010
Nachfolger in Sicht: Auch
Unternehmer gehen in den Ruhestand
Auch Unternehmer gehen in Ruhestand, und nicht immer lässt sich die Frage der Nachfolge aus dem Kreise der Familie heraus beantworten. Ist die Unternehmensnachfolge nicht familiär geregelt und kein Nachfolger in Sicht, dann wird der Nachfolger-Club gerne tätig. „Seit 2008 konnten wir 42 Unternehmenübergaben erfolgreich bewältigen“, sagt Jakob. Nur in zwei Fällen sei keine Vermittlung zustande gekommen, weil entweder die Gesellschafter zu hohe Kaufpreisforderungen hatten oder nachhaltige Erträge nicht gesichert waren. Der am meisten gefragte Weg ist dabei nicht etwa die externe Übernahme sondern eine Übernahme aus einer Existenzgründung heraus. „Wer sich selbstständig machen möchte, muss nicht zwangsläufig eine eigene Firma gründen“, erläutert der Wirtschaftsberater. Ein bewährter Weg in die Selbstständigkeit könne auch die Übernahme einer bestehenden Firma sein. Existenzgründern wie Unternehmen, die einen passenden Nachfolger suchen, bietet der Nachfolger-Club eine gute Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten. Erste Überlegungen, ein derartiges Dienstleistungsangebot allen Mitgliedern kostenfrei anzubieten, gingen bereits auf das Jahr 2005 zurück. Damals wurde bekannt, dass in den kommenden acht Jahren innerhalb Oberfrankens rund 4500 Unternehmen mit zusammen etwa 40000 Arbeitsplätzen zur Übergabe anstehen. „Diesen Ball haben wir aufgegriffen“, sagt Jakob. Als Ziel der Einrichtung bezeichnet er die Sicherung des Unternehmensbestandes in Oberfranken, den Erhalt von Arbeitplätzen und die Förderung des Standortes, also alles originäre Aufgaben der Kammer, so der Wirtschaftsförderer. Jabos musste jedoch schnell feststellen, dass ein Großteil der Unternehmen in einem Alter von über 60 Jahren noch gar nicht über die Nachfolge nachgedacht hatte. „So lange der Betrieb gut läuft, denkt man eben über so etwas nicht nach“, räumt er ein. Erst mit der Krise seien viele Unternehmer ins Grübeln gekommen. Das Angebot des Nachfolger-Clubs wurde deshalb schnell über Netzwerke bekannt gemacht, an Banken herangetragen, Steuerberater, Wirtschaftsförderer der Kommunen und Unternehmensberater wurden eingeschaltet und schon konnten die ersten Übergaben erfolgreich in die Wege geleitet werden. „Wir bringen Unternehmer und potentielle Nachfolger zusammen und moderieren die Verhandlungen“, sagt Jakob. Diskretion und Anonymität stünden dabei an erster Stelle. Ausgewählt würden die an der Nachfolge interessierten Personen über einen Katalog an Kriterien, der zunächst mit dem Unternehmensprofil angeglichen wird. Bis es zur Unterschrift kommt dauert es mindestens ein halbes Jahr, in der Regel aber wesentlich länger, im Schnitt sogar drei Jahre. Kleinste „Transaktion“ sei die Übergabe eines Ladens mit zwei Beschäftigten gewesen. Der Eigentümer hätte freilich auch eine Zeitungsanzeige aufgeben können, doch sieht es Jakob als entscheidenden Vorteil, dass sich der Unternehmer bei Einschaltung der IHK weiter um sein operatives Geschäft kümmern kann. Als größte Unternehmensübergabe, die über seinen Schreibtisch gelaufen ist, erinnert sich Jakob an ein Unternehmen mit rund 100 Beschäftigten, deren Arbeitsplätze letztlich durch die erfolgreiche Übergabe alle gesichert werden konnten. Besondere Schwerpunkte gebe es nicht, die Unternehmensnachfolge sei in allen Branchen ein Thema. Welches Potential in Oberfranken steckt, zeigt übrigens auch die Tatsache, dass sämtliche Unternehmensübergaben bislang aus Oberfranken heraus gelöst werden konnten. Den bundesweiten Zugriff auf Unternehmensbörsen wie “nexxt-change“ hat natürlich auch Jakob, doch sei er bislang nicht notwendig gewesen. Bild: Erfolgreiche Bilanz des IHK Nachfolger-Clubs: Klemens M. Jakob kümmert sich in Oberfranken um Unternehmensnachfolgen. 06.08.2010 Faszination Facility Management: Neuer Lehrgang aus Oberfranken startet bundesweit durch / Masterstudiengang nach „Bayreuther Modell“ geplant
Die in Bayreuth überaus erfolgreich etablierte Fachwirtausbildung belegte in Hamburg den 3. Platz bei der Verleihung des Facility Management Innovationspreises 2010. Erste Überlegungen bestünden bereits, auf Basis der erarbeiteten Kursunterlagen einen eigenständigen Masterstudiengang aufzubauen, so Wittauer. Er hatte in Bayreuth Betriebswirtschaftslehre studiert, ist seit 2006 als wissenschaftlicher Institutsassistent beim BF/M tätig und war über ein Praktikum in der Automatisierungsbranche bereits vor zehn Jahren auf das Thema Facility Management gekommen. Seinen Worten zufolge liegt die Faszination von Facility Management darin, dass kaufmännisches und technisches Wissen zusammengeführt werden: „Gerade in diesem Miteinander schlummern unglaubliche Potenziale.“ Unter Federführung von Wittauer haben das Forschungszentrum und die HWK die eigenständige Fachwirtausbildung für Gebäudemanagement / Facility Management entwickelt und während des vergangenen Jahres zusammen mit Teilnehmern aus ganz Bayern und Dozenten aus ganz Deutschland erstmals erfolgreich durchgeführt. Der Begriff integriertes Lernen oder Blended Learning bezeichnet dabei einen Ansatz der Lernorganisation, bei dem die Vorteile von Selbstlernphasen, E-Learning und Präsenzveranstaltungen kombiniert werden. Auf diese Weise würden im Rahmen des Weiterbildungsangebotes die Belange Berufstätiger optimal berücksichtigt, ist sich Wittauer sicher. Als Kernstück des Lehrgangs bezeichnet er dabei die Ausbildung von Spezialisten zu überfachlichen Generalisten: Die Grundlagen des Facility Managements gehörten genauso dazu, wie kaufmännische, rechtliche, organisatorische oder technische Fragen. Die ausgebildeten Facility Manager sollen sämtliche Aufgaben und Prozesse in Liegenschaften und Gebäuden planen und beherrschen, Optimierungs- und Einsparpotenziale erkennen, so dass zum Beispiel die Betriebskosten gesenkt werden können. Dadurch generierten sie Kosten- und Standortvorteile für die Betriebe, Städte und Gemeinden oder Krankenhäuser. Allein durch die intelligente Auswahl von Stromanbietern habe bereits während der ersten Kursphase ein Anbieter von sozialen Dienstleistungen mit zahlreichen Liegenschaften in Stadt und Landkreis Bayreuth jährliche Kosten in Höhe von 18000 Euro einsparen können. Vor dem Hintergrund leerer Kassen und der Suche nach schlanken und effizienten Strukturen werde intelligentes Facility Management schon deshalb immer wichtiger, so Wittauer. Künftig will die Handwerkskammer für Oberfranken nach dem Modell von Werner Wittauer jährlich rund 20 Fachwirte und Fachwirtinnen für Gebäudemanagement / Facility Management ausbilden. Angesprochen sind dabei verschiedenste Handwerksberufe sowie die Verantwortlichen für Gebäude und Liegenschaften, Architekten und Planer. Aber auch Ingenieure, Kaufleute und Immobilienfachkräfte können sich in gleicher Weise wie Führungskräfte und Vorarbeiter aus den Bereichen Reinigung oder Sicherheitsdienste zu überfachlichen Generalisten weiterbilden lassen. Der nächste Lehrgang startet bereits im September und stößt nach Auskunft Wittauers schon jetzt auf große Resonanz. In naher Zukunft soll die Fachwirtausbildung nach dem „Bayreuther Modell“ auch an weiteren Handwerkskammern in ganz Deutschland etabliert werden. So will etwa eine Kammer aus Norddeutschland das „Bayreuther Modell“ in naher Zukunft übernehmen. Weiterhin seien namhafte Institutionen wie die Hamburger Fernhochschule (HFH) und der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) an dem Ausbildungskonzept interessiert. 06.08.2010 Kleine und mittlere Unternehmen nach vorne bringen / BF/M in Bayreuth versteht sich als Katalysator von Wirtschaft und Wissenschaft
So gehört es unter anderem zu den Aufgaben des BF/M, oberfränkische Unternehmen auf Auslandsmärkten zu unterstützen, Netzwerke und Kooperationen zu fördern und qualifizierte Mitarbeiter für den Mittelstand zu gewinnen. „Somit finden Existenzgründer und Unternehmer im BF/M einen kompetenten Ansprechpartner in sämtlichen betriebswirtschaftlichen Belangen“, erläutert Dr. Stadler. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung, der immer größer werdenden Bedeutung des Dienstleitungssektors und der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien fokussiere das BF/M in seiner Forschung derzeit drei Themenschwerpunkte: Den Aufbau von Unternehmensnetzwerken und Netzwerken in Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Internationalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen. Zur Arbeit des Instituts gehören auch die Unterstützung bei der Antragsstellung von Förderprogrammen und die Durchführung von regionalen Veranstaltungen zu aktuellen Themen. Das BF/M verstehe sich darüber hinaus aber auch als Schnittstelle zur Bayreuther Hochschulwelt. „Unsere Mitglieder profitieren von Kooperationen oder Forschungsprojekten mit Lehrstühlen unterschiedlichster Fachprägung.“. Auf diese Art und Weise könnten auch wichtige Kontakte zu potentiellen Fach- und Führungskräften geknüpft werden. Daneben führt das BF/M auch empirische Erhebungen etwa für Kommunen Kammern und Unternehmen durch. Das „Betriebswirtschaftliche Forschungszentrum für Fragen der mittelständischen Wirtschaft an der Universität Bayreuth“ wurde 1979 als gemeinnütziger eingetragener Verein gegründet, der mittlerweile 120 Mitglieder hat. Zur Bearbeitung der laufenden Aufgaben sowie zur Durchführung der Forschungsprojekte sind derzeit sieben wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt. Das Institut finanziert sich aus Spenden und Beiträgen der Mitglieder, aus Drittmittelprojekten, aus Einnahmen bei Veranstaltungen sowie durch eine institutionelle Förderung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. 03.08.2010 Oberfränkische Wirtschaft erweist sich trotz Krise stabil Wirtschaftsgespräch Kammern blicken überaus optimistisch in die Zukunft
Während bei der Konjunkturumfrage noch vor einem Jahr die Kurve steil nach unten gezeigt hatte, liege Industrie und Handel in Oberfranken schon jetzt weit über den Ergebnissen des konjunkturellen Aufschwungs von 2000 bis 2003, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Trunzer. Auch vom Arbeitsmarkt kämen erfreuliche Nachrichten: so sei die Arbeitslosenzahl in Oberfranken binnen Jahresfrist von 5,5 auf 4,8 Prozent gesunken und die Investitionsneigung der Unternehmen im Regierungsbezirk sei so hoch wie schon lange nicht mehr. Als Erklärung für all die guten Nachrichten nannte Trunzer den relativ hohen Konsumgüteranteil, die Steigerung der Exporte binnen Jahresfrist von 40 auf 45 Prozent hauptsächlich in EU-Länder und die ausgeprägte mittelständische Struktur mit vielen eigentümergeführten Betrieben, die sich in der Krise als absolut stabil bewiesen hätten. Aus den gleichen Gründen seien auch beim Handwerk schmerzhafte Einbrüche ausgeblieben, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Eggers. Wirtschaftliches Handeln sei im Handwerk schon immer mit gesellschaftlicher Verantwortung verbunden gewesen. Gewinn und Verlust hätten schon immer genauso eng zusammengehört, wie Verantwortung und Haftung. Maßgeblich mit verantwortlich für die positive Ausgangsposition seien unter anderem die Konjunkturpakete der Bundesregierung und das energetische Gebäudesanierungsprogramm. Trotz einer zwingend notwendigen Haushaltskonsolidierung, seien aber auch weiterhin Entlastungen notwendig. „Schuldenabbau wird nicht ohne weiteres Wirtschaftswachstum funktionieren“, sagte Eggers. Er rief die Bundesregierung auf, „intelligent“ zu sparen und die Bereiche Bildung, Klimaschutz und Infrastrukturmaßnahmen nicht anzutasten. Die Bundesregierung habe die Bildung fest im Blick, versprach Staatssekretär Koschyk. Insgesamt werde an den Konsolidierungsbemühungen aber kein Weg vorbei führen. Sparen, ohne dass es jemand bemerkt, sei nicht möglich. Koschyk gab auch zu bedenken, dass die derzeitige Gesamtverschuldung des Bundes in Höhe von 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts damit zusammenhängt, dass der Weg aus der Krise über Schulden finanziert worden sei. Am Beispiel von Großbritannien machte Professor Bernhard Herz, Vizepräsident der Universität Bayreuth und Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, deutlich, dass es durchaus möglich sei, eine hohe Staatsverschuldung abzubauen und dann auf einem stabilen Level zu bleiben. So sei Großbritannien mit einer Verschuldung von 200 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt nach dem Zweiten Weltkrieg gestartet und liege stabil sei den 1970er Jahren bei nur mehr 50 Prozent. „Es gibt keinen Grund, warum das in Deutschland nicht auch möglich sein soll“, sagte Herz. Was die Wirtschafts- und Finanzkrise angeht, so sprach Herz von einer erstaunlich robusten Situation. Es gebe kaum eine Phase, in der die Unternehmer im Ifo-Geschäftsklimaindex ihre aktuelle Lage optimistischer eingeschätzt hätten als derzeit. Bild: „Die oberfränkische wirtschaft ist vergleichsweise gut durch die Krise gekommen“ (von links): Professor Bernhard Herz von der Universität Bayreuth, Staatssekretär Hartmut Koschyk, HWK-Hauptgeschäftsführer Horst Eggers und IHK-Hauptgeschäftsführer Hans Trunzer. Einblicke in Metall- und Elektrobranche / Schülerinnen und Schüler nutzten Ferienprogramm als Vorbereitung auf die spätere Berufswahl
„Das A und O für die Wahl des richtigen Berufes ist es, gut informiert zu sein“, sagte Franz Brosch, Geschäftsführer des BayME und des VBM in Oberfranken. Mit Hilfe des 430-PS-starken Info-Trucks mit einer Gesamtfläche von 85 Quadratmetern auf zwei Ebenen sollen die Jugendlichen frühzeitig über Ausbildungsmöglichkeiten in der Metall- und Elektrobranche aufgeklärt werden. In Bayreuth haben in den zurückliegenden Tagen zahlreiche Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Ferienprogramms des Kreisjugendrings diese Möglichkeit genutzt. Unter anderem führte eine Multimediashow in die Arbeitswelt von „M + E“ ein. An einer CNC-Maschine, einer computergesteuerten Werkzeugmaschine wurde das Fräsen von Metallwerkstücken demonstriert. Die im Unterricht gelernten physikalischen Zusammenhänge konnten an einem ausgestellten Hohlspiegel und einem Elektromotor nachvollzogen werden. Interessierte Lehrstellensuchende ließen sich Adressen von Metall- und Elektrounternehmen mit ihren Ausbildungsangeboten und den zuständigen Ansprechpartnern ausdrucken. Der Info-Truck der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber tourt bereits seit 2004 kreuz und quer durch Bayern. Die Resonanz sei durchwegs positiv, das Fahrzeug sei meist ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht, sagte Helmut Zita vom Info-Truck. Insgesamt sei das Fahrzeug im zurückliegenden Jahr 162 Tage im Einsatz gewesen. Dabei hätten 15000 Interessierte das Angebot wahrgenommen, den größten Industriezweig Deutschlands näher kennen zu lernen. Bild: BayME- und VBM-Geschäftsführer Franz Brosch blickte Jugendlichen über die Schulter, die an einer CNC-Maschine Goldmedaillen mit eigenem Logo herstellten. Bauhandwerker Denkmal gesetzt / Neue Skulptur vor Bezirksgeschäftsstelle der oberfränkischen Bauinnung enthüllt
Das gesamte Dominzil der Bauinnung in Bayreuth, das auch als oberfränkische Bezirksgeschäftsstelle dient, sei aufgemöbelt worden, sagte Obermeister Horst Zimmermann. Künftig sollen in den Räumen der Innung auch Seminare sowie Aus- und Fortbildungsveranstaltungen der Kammer stattfinden. Gekrönt würden die Arbeiten von dem schon im Modell Aufsehen erregendem Projekt des Künstlers Axel Luther, das den Namen „Bauhandwerker mit Durchblick“ trägt. Damit gehe die Bauinnung mit gutem Beispiel voran, sagte der Parlamentarische Staatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk, der die Enthüllung vornahm. Wie sonst könnte man potentielle Bauherren zu mehr Kunst im öffentlichen Raum anregen, als mit einem derart gelungenen Kunstwerk des überregional beachteten Bildhauers Axel Luther. Koschyk nannte es auch vorbildlich, dass Luther sein Werk nicht alleine, sondern mit einer Gruppe Auszubildender realisiert hat. Oberbürgermeister Michael Hohl freute sich ebenfalls über das neue Kunstwerk in Bayreuth. Er bezeichnete es als sehr positiv, dass endlich einmal einem Bauhandwerker ein Denkmal gesetzt werde. Viele Denkmäler dieser Art gebe es bestimmt noch nicht. Bild: „Bauarbeiter mit Durchblick“, heißt die Skulptur, die (von links) der stellvertretende HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, Architektin Marion Resch-Heckel, Künstler Axel Luther, HWK-Präsident Thomas Zimmer, Innungsobermeister Horst Zimmermann, Oberbürgermeister Michael Hohl, der Parlamentarische Staatssekretär Hartmut Koschyk und Innungsgeschäftsführer Andreas Franz bestaunen. 26.07.2010 Logistikpark mit überregionaler Ausstrahlung / Auf dem ehemaligen Gelände der Markgrafenkaserne in Bayreuth sollen schon bald die Lkw rollen
Das Gelände unmittelbar an der Bundesautobahn A9, Ausfahrt Bayreuth-Nord, gelegen, umfasst 265000 Quadratmeter, davon gehören der Stadt mittlerweile 105000 Quadratmeter, der Wedlich Service Gruppe 100000 Quadratmeter und dem Unternehmen Steinbach 60000 Quadratmeter. Die Teilfläche, die von der Stadt angekauft wurde, besteht zum größten Teil aus Straßen, Geh- und Radwegen sowie Grünflächen. Etwa 28000 Quadratmeter will die Stadt an weitere Logistikunternehmen veräußern, das Interesse soll bereits enorm sein. Geschäftsführer Christian Wedlich plant für die kommenden Jahre eine komplette Umsiedlung seines Speditionsunternehmens von der Ludwig-Thoma-Straße sowie acht weiterer Lager, die sich derzeit auf das gesamte Stadtgebiet verteilen, in das Logistikzentrum. In vier Bauabschnitten sollen auf seinem Grundstück je nach Nutzungsart und -dichte vier Lagerhallen von jeweils 10000 Quadratmeter Größe entstehen. Sogar ein Gleisanschluss könnte realisiert werden. Darüber hinaus werde derzeit eine Analyse erstellt, ob ein Container-Terminal als Anbindung an das Logistikzentrum Sinn macht. Frank Steinbach plant schließlich mittelfristig eine Erweiterung der logistischen Aktivitäten, Anzahl und Größe der Hallen wird das Unternehmen von den Bedürfnissen der Kunden abhängig machen. Ursprüngliche Überlegungen für ein Logistikzentrum auf dem Gelände der Markgrafenkaserne reichten bereits zehn Jahre zurück, erinnert sich Wedlich. Damals hatte er in der Nachbarschaft auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehrparkplatzes eine neue Lkw-Werkstatt errichtet und schon „immer mal mit einem Auge rüber geäugt“. Wenige Jahre später habe trotz intensiver politischer Bemühungen definitiv festgestanden, dass die Bundeswehr aus Bayreuth abzieht und die Kaserne aufgelöst wird. Wedlich ging daraufhin in die Offensive und ließ erste Pläne für ein mögliches Logistikzentrum ausarbeiten. Hintergrund sei gewesen, dass für ihn schon vor Jahren klar war, dass das bestehende Betriebsgelände an der Ludwig-Thoma-Straße langfristig zu eng sei. Durchaus realistisch wäre zum damaligen Zeitpunkt auch ein Umzug des gesamten Unternehmens nach Münchberg oder nach Marktschorgast gewesen, sagt der Geschäftsführer, der dann aber doch an der Option Markgrafenkaserne festhielt.
Kaum Aussagen könne man zum derzeitigen Zeitpunkt über Investitionssummen machen. Über den Kaufpreis des Geländes wurde Stillschweigen vereinbart. Wedlich rechnet allen für seinen Teil mit Investitionen in Höhe von 20 Millionen Euro, verteilt auf die kommenden zehn Jahre. Insgesamt könnte auf dem gesamten Gelände aber auch ein wesentlich höherer zweistelliger Millionenbetrag investiert werden. Die Logistikbranche gilt als eine der wachstumsstärksten Wirtschaftszweige überhaupt. In ganz Deutschland arbeiten derzeit 2,5 Millionen Menschen in diesem Wirtschaftszweig, der bundesweit einen Jahresumsatz von 170 Milliarden Euro erzielt. Wir können und wollen von dieser Entwicklung profitieren und haben hierfür die richtigen Weichen gestellt“, ist sich der Bayreuther Oberbürgermeister Michael Hohl sicher. „Das Gelände der ehemaligen Markgrafenkaserne habe ein enormes Entwicklungspotenzial, und zwar nicht nur für die Logistikunternehmen, die sich dort ansiedeln, sondern auch für die heimische Wirtschaft. Der Anteil der Logistikkosten am Nettoverkaufspreis eines Produktes variiere zwischen zehn Prozent (Automobil) und 50 Prozent (Handelsgut). Leistungsfähige Logistikdienstleister seien damit eine wichtige Schlüsselgröße, um betriebliche Einsparpotenziale zu generieren und Erfordernisse des Marktes zu erfüllen. „Der Standort Bayreuth ist mit seinen Logistikunternehmen für die Zukunft gut aufgestellt“, so Oberbürgermeister Hohl.
Die Wedlich Service Gruppe beschäftigt sich
dabei nicht nur mit der reinen Logistik, sondern betreibt auch die
Lkw-Werkstatt, vermarktet gewerbliche Immobilien und bildet Kraftfahrer aus und
weiter. Weitere Spezialgebiete sind Luft- und Seetransporte und Messelogistik.
Das Unternehmen, das Christian Wedlich zusammen mit seinen Bruder Alfred leitet
beschäftigt 150 Mitarbeiter.
Bilder 21.07.2010 Über 60 Ausbildungsplätze noch zu haben: Zukunft mit Kunststoff / Mit dem Projekt „MyPlastics“ sollen Schülern Berufe in der Kunststoffindustrie nahe gebracht werden
Sowohl Linda Müller, als auch Paul Dölle bedauern, dass vielen Arbeitsplätzen in der Kunststoffindustrie noch immer das Image des Fabrikarbeiters anhaftet. Das sei völlig daneben, denn in Wirklichkeit gehe es um absolute High-End-Anwendungen. Von Anfang an arbeite man an hochtechnologischen Produktionsmaschinen, häufig in Verbindung mit Robotersystemen. Eine Ausbildung in der Kunststoffindustrie biete deshalb auch ausgezeichnete Perspektiven, angefangen von der abwechslungsreichen Tätigkeit in Unternehmen, über hohe Übernahmechancen bis hin zu zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten, so Linda Müller. Die Branche sei vor allem deshalb so interessant, weil die Anwendungsmöglichkeiten von Kunststoff noch lange nicht ausgeschöpft sind. „Wir stehen gerade erst am Anfang“, ist sich Rausch sicher. Neueste Entwicklungen wie kompostierbare Einkaufstüten, recycelbare Autoreifen oder Rohre, die Sonnenenergie speichern, zeigten das Potenzial, das im Kunststoff steckt. Wenn das Kunststoff-Netzwerk-Franken derzeit in vielen Schulen der Region auf Werbetour geht, dann vor allem deshalb, weil viele Ausbildungsplätze bislang unbesetzt sind. Linda Müller sind allein mehr als 60 unbesetzte Ausbildungsplätze in den drei fränkischen Regierungsbezirken für das kommende Ausbildungsjahr bekannt. Berufe in der Kunststoffverarbeitenden Industrie seien einfach nicht so präsent, deshalb sollen neben den Schülern vor allem auch Eltern und Lehrer angesprochen werden. Interessant seien dabei alle Schularten, denn jeder zweite Auszubildende in der Kunststoffindustrie hat derzeit die mittlere Reife, jeder dritte den qualifizierenden Hauptschulabschluss. Das Projekt „MyPlastics – Deine Zukunft mit Kunststoff“ ist auf drei Jahre angelegt, mit der Option einer Verlängerung um eineinhalb Jahre, und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union (ESF) finanziert. Bislang gab es 30 Präsentationstage an fränkischen Schulen und rund ein Dutzende Beteiligungen an entsprechenden Ausbildungsmessen.
Das Kunststoff-Netzwerk Franken habe es sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Potenziale und das verteilte Know-how der Region zu bündeln und durch Kooperation und Erfahrungsaustausch die Innovationsfähigkeit zu verbessern. Außerdem erhalten die Unternehmen die Gelegenheit, sich in fachlicher Hinsicht auszutauschen und gemeinsam Lösungen für die oftmals ähnlich gelagerten Problemstellungen zu finden. Die gegenwärtigen Mitgliedsfirmen repräsentieren mehr als 40000 Mitarbeiter. Dem Netzwerk gehören namhafte Unternehmen der kunststoffverarbeitenden Industrie, Werkzeugbauunternehmen für die Kunststoffbranche und - als Fördermitglieder – renommierte, technologieorientierte Zulieferunternehmen der Kunststoffbranche an. Diese Unternehmen nutzen die Möglichkeit eines Informationsaustausches zwischen den spezifischen Fachexperten der Betriebe unter anderem im Rahmen von Arbeitskreisen und Arbeitstreffen. Finanziert wird das Netzwerk ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Einnahmen aus Veranstaltungen, öffentliche Gelder bekommt der Zusammenschluss selbst nicht.
1. „Es gibt noch so viele
Lehrstellen, die derzeit nicht besetzt werden können“: Die Projektkoordinatoren
Linda Müller und Paul Dölle. Blumenschmuck im Eisstadion / Angehende Floristen und Floristinnen trafen sich zur Abschlussprüfung
Daneben galt es die verschiedensten Gefäße zu bepflanzen und bunte Sträuße für alle denkbaren Anlässe zu binden. Besonderen Wert legten die Prüfer, allesamt Meister ihres Handwerks, auf die Ausgewogenheit der Werkstoffe und Farben, auf die Behandlung der Blumen und Pflanzen sowie – angesichts sommerlicher Temperaturen - auf eine gute Wasserversorgung.
Am späten Nachmittag hatten dann alle Interessierten die Möglichkeit, die floralen Kunstwerke der künftigen Floristinnen zu begutachten und sich die eine oder andere Anregung zu holen. Bilder: Kostproben ihres Könnens gaben angehende Floristen aus ganz Oberfranken bei ihrer Abschlussprüfung im Bayreuther Eisstadion. Oben: die Auszubildende Daniela Künneth aus Pegnitz, unten Christina Mündel aus Helmbrechts. 28.06.2010 Traditionsreiches Töpferhandwerk steht auf tönernen Füßen / Töpfer aus dem Kulmbacher Land kämpfen für ein besseres Image ihres Berufsstandes
Thurnau - Der klassische Beruf des Töpfermeisters mit eigenem Betrieb ist am Aussterben.“ Franziska Schnauder-Sanke aus Thurnau, Gerhard Trommler aus Peesten und Wolfgang Knapp aus Trebgast, alle drei ausgebildete Keramikermeister mit langjähriger Berufserfahrung, blicken skeptisch in die Zukunft. Noch Anfang der 90er Jahre hatte Gerhard Trommler, 2007 Designpreisträger des oberfränkischen Handwerks, um die zehn Beschäftigte, jetzt führt er Laden und Werkstatt zusammen mit seiner Frau Barbara Kühn und einer Aushilfskraft alleine. Ähnlich ergeht es Franziska Schnauder-Sanke, die zusammen mit ihrem Mann Stefan zwei Betriebe in Thurnau führt und noch vor 15 Jahren ebenfalls zehn beschäftigte hatte. Danach sei es kontinuierlich weniger geworden, eine frühere Vollzeitmitarbeiterin hilft heute noch ab und zu im Laden aus. Nicht viel anders stellt sich die Situation bei Wolfgang Knapp dar, der bereits 1977 mit einer ersten Töpferwerkstatt in Selb begonnen hatte, 1985 nach Bayreuth übergesiedelt war und seit 1991 eine Töpferei in Trebgast betreibt. Nachfolger sind für ihre Betriebe nicht in Sicht, die Kinder haben sich längst anders entschieden und an Lehrlinge ist gar nicht zu denken. „Wir bekommen nicht einmal Anfragen“, sind sich die drei Töpfer aus dem Landkreis Kulmbach einig. Dabei sehen alle drei in ihrem Handwerk die Erfüllung. „Es ist so ein schöner Beruf“, sagt Wolfgang Knapp (57), der sich schon mit 20 bewusst für die Töpferei entscheiden hatte. Gerhard Trommler (53), der eigentlich ausgebildeter Fernmeldetechniker ist, war über seinen Zivildienst mit einer Töpferwerkstatt in Verbindung geraten und nicht mehr davon losgekommen. Franziska Schnauder-Sanke hatte den Traditionsbetrieb, die heutige „Töpferei am See“, von ihren Eltern übernommen. „Uns macht es allen Spaß“, sagen sie und nennen die vielfältigen Möglichkeiten der Kreativität als wichtigstes Kriterium dafür. Wolfgang Knapp geht sogar fest davon aus, dass der Beruf des Töpfers wieder eine Renaissance erfährt, allerdings könne das bis zu zwei Generationen dauern. Derzeit jedenfalls sei der Markt übersättigt. Gründe für die geringe Attraktivität des Kunsthandwerks gibt es viele. Neben immensen Kostensteigerungen, die nicht an die Kunden weitergegeben werden können, und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ist es vor allem das Volkshochschul- und Ferienkursimage, das dem alten Traditionshandwerk anhaftet. „Keramik ist mehr als nur ein Topf und das Klischeebild vom Töpfer an der Scheibe entspricht schon lange nicht mehr der Wirklichkeit“, so Gerhard Trommler. Doch Fakt sei es auch, dass der Markt übersättigt ist, oft mit Kitsch und mancher Möbelmarkt in seiner Mitnahmeabteilung die Müslischale schon für einen Euro anbietet. „Da können und wollen wir nicht mithalten“, sind sich die Töpfer aus dem Kulmbacher Land einig. Bedauert wird, dass vielen Menschen das Gefühl für ein handgemachtes Stück abhanden gekommen ist. „Bei uns ist jedes Teil minimal anders, wie eine individuelle Handschrift“, sagt Wolfgang Knapp. Was den Töpfern außerdem zu schaffen macht, sind veränderte Lebensgewohnheiten. „Man sitzt einfach nicht mehr zusammen und isst gemeinsam“, genauso wie junge Leute ihr Geld lieber für Technik als für Interieur ausgeben. „Hier geht eine ganze Kultur verloren“, ist sich Wolfgang Knapp sicher. Franziska Schnauder-Sanke kennt aber auch noch die Ehepaare, die nach 30 Jahren wiederkommen und einen Deckel für die Kaffeekanne von damals nachbestellen möchten: „Unsere Sachen sind eben unkaputtbar.“ Wichtigste Verkaufsschiene für alle drei sind die regelmäßigen Töpfermärkte in der Region, aber auch im Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland. Während Franziska Schnauder-Sanke nur die Märkte im Umfeld mit ihrem Stand bereichert, war Wolfgang Knapp bereits mehrfach in Österreich und Südtirol, Gerhard Trommler bereitet sich gerade auf Norddeutschland vor, gut gehende Töpfermärkte gebe es vor allem in Rostock und Schwerin. Vielen Leuten sei es aber nicht klar, dass die dort vertretenen Töpfer oftmals mit Standgebühren zwischen 300 und 800 Euro zurechtkommen müssen. Natürlich sei es schon vorgekommen, dass man draufgezahlt habe, räumen alle drei offen ein. Wenn sowohl Franziska Schnauder-Sanke als auch Wolfgang Knapp und Gerhard Trommler dennoch erfolgreich am Markt bestehen können, so liegt das zum einen an neuen Marketingmaßnahmen wie dem Töpferweg im Landkreis Kulmbach (toepferweg-landkreiskulmbach.de) oder dem ganz neuen Pfad der Kunsthandwerker in Thurnau. Außerdem haben sich alle drei Nischen gesucht, die sie erfolgreich besetzen. Gerhard Trommler gestaltet, plant und baut Kachelöfen, Wolfgang Knapp hat sich seit zehn Jahren auf feuerfeste Keramik spezialisiert und Franziska Schnauder-Sanke fertigt für Vereine und Firmen Jubiläumsartikel wie etwa Bierkrüge mit individuellen Aufschriften und Motiven. Nicht erfüllt hat sich bei allen, dass der Trend hin zu regionalen Produkten auch beim Kunsthandwerk ankommt. Doch, so sind sie Überzeugt: „Der Markt denkt in Zyklen“ und so wird auch das Töpferhandwerk wohl doch nicht aussterben. In Thurnau ist es nachweislich seit dem Jahr 1398 beheimatet. Leben erforschen – Zukunft gestalten / Biotechnikum des Bundesforschungsministeriums macht noch bis Freitag in Bayreuth Station
Die Kampagne ist Teil der Hightech-Strategie der Bundesregierung und bereits seit Herbst 2008 bundesweit unterwegs. Ziel ist es nach den Worten von Katrin Silbermann, über Forschung und Ergebnisse der Biotechnologie in Deutschland zu informieren, Berufsperspektiven aufzuzeigen und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Vor allem Schulklassen soll dabei klar gemacht werden, dass die Biotechnologie den Alltag eines jeden Einzelnen enorm beeinflusst. Ob in den Bereichen Gesundheit und Ernährung, in der Landwirtschaft, in der Produktion oder im Umweltschutz: „Biotechnologie geht uns alle an“, so Dr. Silbermann. „Nur wer das Leben erforscht, kann auch die Zukunft gestalten, sagte der parlamentarische Staatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk bei der Eröffnung. Er nannte die Biotechnologie einen zentralen Bereich der Naturwissenschaften. Besonders wichtig sei es, die Jugend neugierig zu machen und Forschernachwuchs zu gewinnen. Nur so könne auch weiterhin Spitzenforschung in Deutschland stattfinden. Als richtige Initiative würdigte auch Bayreuths Oberbürgermeister Michael Hohl das Biotechnikum, um bei Kindern und Jugendlichen Freude an Technik und Forschung zu wecken. Der Truck zeige dazu viele spannende Kapitel der Biotechnologie auf. Alle interessierten Kinder und Jugendlichen sowie Schulklassen, aber auch Erwachsene können den Biotechnikum des Bundesforschungsministeriums noch bis einschließlich Freitag auf dem La-Spezia-Platz in Bayreuth besuchen. Bild: Dr. Katrin Silbermann erläuterte dem parlamentarischen Staatssekretär Hartmut Koschyk (Mitte) sowie dem Bayreuth Oberbürgermeister Michael Hohl das Biotechnikum des Bundesforschungsministeriums, das noch bis Freitag auf dem La-Spezia-Platz in Bayreuth Station macht. Nahezu losgelöst von Finanzkrise: Positive Grundstimmung im oberfränkischen Handwerk Vollversammlung fordert Fortführung der bewährten Konjunkturprogramme
Stabilisiert werde die Handwerkskonjunktur derzeit vor allem vom Bau- und Ausbauhandwerk. Hier gebe es vor allem in der energetischen Sanierung, in der Renovierung und der Sanierung im Bestand eine solide Nachfrage. Bedauerliche Rückmeldungen hätten die Kammer dagegen vom Kfz-Handwerk, den Friseuren und dem Gesundheitshandwerk erreicht. Für das Kfz-Handwerk führte der HWK-Präsident die zurückhaltende Nachfrage auf das Auslaufen der Abwrackprämie zurück. Positiv dazu beigetragen, dass sich der Arbeitsmarkt relativ robust erweist und sich die Nachfrage stabilisiert, haben Zimmer zufolge in erster Linie die Konjunkturpakete sowie der Steuerbonus für Handwerksleistungen. Viele Betriebe, insbesondere aus dem Bau- und Ausbausektor hätten über die zusätzlichen öffentlichen Aufträge durch die Konjunkturpakete Arbeits- und Ausbildungsplätze sichern können. Was den Steuerbonus für Handwerksleistungen angeht, sei mittlerweile nachgewiesen, dass rund 60 Prozent der Aufträge direkt aus der Schwarzarbeit kommen. Diese Erfolgsgeschichte dürfe nicht gefährdet werden, sagte Zimmer. Die Vollversammlung der Kammer verabschiedete deshalb einstimmig eine Resolution, in der sich das oberfränkische Handwerk für eine Fortführung unter anderem der energetischen Gebäudesanierungsprogramme, der degressiven Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter oder der verbesserten Sonderabschreibung für kleine und mittlere Unternehmen ausspricht. „Wir fordern, Bewährtes aus den Konjunkturprogrammen fortzuführen“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Horst Eggers. Allein mit der Förderung energetischer Sanierungsvorhaben werde ein Vielfaches an Investitionsausgaben generiert. Dies führe nicht nur zu Steuereinnahmen, sondern sichere auch Arbeits- und Ausbildungsplätze im Handwerk, fördere den Klimaschutz und steigere die Energieeffizienz. HWK-Hauptgeschäftsführer Eggers legte der Vollversammlung auch die Jahresbilanz 2009 vor. Daraus geht unter anderem hervor, dass die Handwerkskammer im zurückliegenden Jahr mit knapp 1400 Kursen und über 18000 Teilnehmern einen neuen Rekord bei beruflichen Bildungsmaßnahmen erzielt hatte. Den Gesamtumsatz der Kammer bezifferte Eggers auf 33,5 Millionen Euro, was einem Anstieg um 2,3 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr bedeute. 54 Prozent, und damit mehr als die Hälfte des Budgets werde aus Gebühreneinnahmen vor allem im Kurswesen erwirtschaftet. Weitere 31 Prozent kommen aus den Kammerbeiträgen der Mitgliedsbetriebe. Bei den Ausgaben entfallen Eggers zufolge 80 Prozent auf den Dienstleistungs- und Bildungssektor, 20 Prozent seien der klasssischen Kammerverwaltung zuzurechnen. Bild: HWK-Präsident Thomas Zimmer, der stellvertretende Leiter der Abteilung Handwerk im bayerischen Wirtschaftsministerium Dr. Peter Stein und HWK-Hauptgeschäftsführer Horst Eggers (von links) zogen bei der Vollversammlung in Bayreuth ein positives Fazit über den Start der neuen Imagekampagne des Handwerks. Zufriedenstellende Geschäfts in der Krise / BayWa Oberfranken musste im Vergleich zum Rekordjahr 2008 Einbußen hinnehmen
Als Hauptursache für den Rückgang nannte Bittermann die negative Entwicklung im Agrarbereich insbesondere bei Getreide und Dünger. Mit dazu beigetragen habe aber auch der Energiesektor mit sinkenden Preisen bei Heizöl und Kraftstoffen. Als umsatzstärksten Bereich der BayWa in Oberfranken bezeichnete der RVZ-Leiter die Sparte Energie, mit der 28 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet wurden, gleich danach folge der Agrarhandel mit 26 Prozent sowie die Segmente Bau mit 24 und Technik mit 22 Prozent. Eine starke Säule ist bei der BayWa noch immer der Agrarhandel, der im zurückliegenden Jahr 67 Millionen Euro Umsatz (Vorjahr 81 Millionen Euro) in Oberfranken erzielte. Insbesondere beim Getreide sei der Preisverfall enorm gewesen, sagte Spartengeschäftsführer Peter May. Er geht davon aus, dass die oberfränkischen Bauern auch weiterhin ihre Investitionen stark prüfen werden. Dennoch verbessere sich die Stimmung in der Branche zusehends. Von dieser Stimmung hofft auch Spartengeschäftsführer Günter Schuster von der Landtechnik profitieren zu können. Er musste von einem Umsatzrückgang von 60 auf 56 Millionen berichten. Ursache dafür: Den Landwirten fehlten liquide Mittel. Lediglich der Auftragsüberhang des Jahres 2008 habe verhindert, dass der Umsatzrückgang noch heftiger ausgefallen sei. Dennoch glaubt auch Schuster, dass die Stimmung unter den Bauern derzeit wieder besser wird. Speziell Biogasbetriebe und nachgelagerte Lohnunternehmer investierten schon wieder. Nachdem in 2009 allerdings weniger Landmaschinen verkauft wurden, habe die Nachfrage nach Werkstattdienstleistungen deutlich zugenommen. Die BayWa kommt dieser Nachfrage in Oberfranken mit einem engmaschigen Werkstättennetz an 17 Standorten und einem mobilen Dienst mit insgesamt 34 Werkstattfahrzeugen nach. Dabei sei auch festzustellen, dass die Bereitschaft zum mobilen Einsatz rund um die Uhr immer wichtiger werde. Ebenfalls einen Umsatzrückgang und zwar von 98 auf 72 Millionen Euro gab es im Bereich der Energie, was Spartengeschäftsführer Heinrich Wolf auf den im Zuge der Krise stark gesunkenen Ölpreis zurückführte. Konjunkturbedingt sei das Geschäft auch bei den Schmierstoffen leicht zurückgegangen. Ein leichtes Umsatzplus von 60 auf 61 Millionen Euro konnte dagegen Jochen Schneider für das Segment Bau ausmachen. Als Ursache dafür nannte er öffentliche Baumaßnahmen, bedingt durch das Konjunkturpaket II. Gewerbliche Baumaßnahmen seien dagegen im Regierungsbezirk um fast zwei Prozent, der private Wohnungsbau sogar um über drei Prozent zurückgegangen. Für die BayWa gehe das Geschäft deshalb immer mehr in Richtung Renovierung und Modernisierung sowie in den Bereich der regenerativen Energien, also Biogas, Solar- und Windkraftanlagen. Trotz Krise und Umsatzrückgang hatte die BayWa nach den Worten von RVZ-Leiter Bittermann 2,4 Millionen Euro in Oberfranken investiert. Im laufenden Jahr will die BayWa rund 3,2 Millionen Euro investieren. Als größte Vorhaben nannte Bittermann den Ausbau der Agrarstandorte in Bamberg und Hollfeld (Landkreis Bayreuth) sowie die Errichtung einer neuen Baustoffhalle in Pretzfeld (Landkreis Forchheim). Insgesamt ist die BayWa in Oberfranken an 34 Standorten präsent. Die Zahl der Mitarbeiter liegt gegenüber dem Vorjahr unverändert bei 621, 74 davon sind Auszubildende. Bild: Die vier Spartengeschäftsführer und der Leiter des Regionalen Verwaltungszentrums der BayWa in Oberfranken blicken trotz Umsatzrückgängen optimistisch in die Zukunft (von links): Heinrich Wolf (Energie), Jochen Schneider (Baustoffe), RVZ-Leiter Karl Bittermann, Günter Schuster (Technik) und Peter May (Agrar).
Flexibel
hinsichtlich Raum und Zeit: Neues Leben in alten
Produktionshallen
Die Geschäftsidee sei irgendwann aus England rübergeschwappt, erklärt Jedro. Im Auftrag eines Immobilienfonds verwaltet Sirius Facilities mit Hauptsitz in Berlin bundesweit brach liegende Industrieflächen und entwickelt sie zu modernen Business-Parks weiter. In Bayreuth waren es die ehemaligen Grundig-Produktionshallen im Industriegebiet Nord, die das Berliner Unternehmen übernommen und für 500000 Euro auf Vordermann gebracht hat. Heute sind auf den Flächen nicht nur namhafte Mieter wie Burgerking, Carglass, die Telekom und ein Teil der Filterproduktion der British American Tobacco untergebracht, das Unternehmen hat hier auch sein Konzept mit dem Namen „Smartspace“ verwirklicht.
Dazu bietet das Konzept kleinen und mittelständischen Unternehmen flexible Lösungen hinsichtlich Raum und Zeit. Realisiert werden könnten beispielsweise hochwertig ausgestattete Kleinstflächen, etwa ab zwölf Quadratmeter für ein Büro, ab 20 Quadratmeter für ein Lager oder von 38 bis 90 Quadratmetern für eine Werkstatt sowie Mietverträge ab zwei Monaten. Die größten Einzelflächen, die im Bayreuther Sirius Businesspark angeboten werden gehen bis zu 175 Quadratmeter für Produktionsflächen und 80 Quadratmeter für Büros. „Kündigungsfristen gibt es bei uns nicht“, so Jedro. Theoretisch sei es auch möglich, heute den Vertrag zu unterschreiben und morgen einzuziehen. Bei einer Überproduktion kann ein Unternehmen also problemlos und kurzfristig ein geeignetes Lager für acht oder zwölf Wochen anmieten.
Sirius Facilities ist bundesweit an nahezu 40 Standorten zu finden, allein in München ist das Unternehmen auf drei ehemaligen Industrieflächen präsent, in Bayern außerdem in Nürnberg und Regensburg. Das Smartspace-Konzept bietet das Unternehmen allerdings nur an etwa der Hälfte ihrer Standorte an, auf den übrigen Standorten verwaltet Sirius Facilities ganz normale Gewerbeflächen. Sirius gilt in seinem Bereich bundesweit als Marktführer.
Bilder: 19.02.2010 Kfz-Schiedsstelle soll teueren Gerichtsprozess verhindern / Wichtige Anlaufstelle bei Problemen mit Werkstätten oder Gebrauchtwagenhändler
„Das alles sind typische Fälle, die bei uns landen“, sagt Fischer, der gleichzeitig Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hof/Wunsiedel und der Innung des Kfz-Handwerks Oberfranken ist. Die Schiedsstelle arbeitet im Prinzip wie ein Zivilgericht, nur eben mit dem Ziel, das Einschalten eines Gerichtes zu verhindern. In fast allen Fällen gelinge dies auch, so Fischer, entweder gleich im Vorfeld eines Schiedsverfahrens oder im Zuge einer Entscheidung. Voraussetzung dafür ist, dass der Betrieb der Kfz-Innung angehört. 85 Prozent aller Kfz-Betriebe - von denen, die ausbilden, sogar 98 Prozent - tragen in Oberfranken das große blaue Schild des deutschen Kraftfahrzeuggewerbes, im Regierungsbezirk sind es rund 800. Aussortiert werden außerdem Fälle, die unter einer so genannten Bagatellgrenze von 100 Euro Streitwert liegen. Ist der Betrieb Mitglied und liegt der Streitwert über 100 Euro, muss der Kunde lediglich ein Antragsformular ausfüllen, das beispielsweise beim ADAC erhältlich ist oder im Internet unter www.kfz-innung-oberfranken.de herunter geladen werden kann. Über den Antrag entscheidet zunächst eine Vorkommission, die eventuell klärt, ob die Angelegenheit noch im Vorfeld geschlichtet werden kann, dann landet sie bei der eigentlichen Kommission, die sich aus einem Rechtsanwalt der Kammer als Vorsitzenden, dem Meister eines Innungsbetriebes, je einem Vertreter der Überwachungsorganisationen TÜV, DEKRA und den freien Sachverständigen sowie einem Vertreter eines Automobilclubs zusammensetzt. Ziel sei immer ein konkreter Einigungsvorschlag, sagt Geschäftsführer Fischer. Nicht selten müssen dazu Ersatzteile vor Ort genau unter die Lupe genommen werden oder das Fahrzeug muss auf die Hebebühne der Schiedsstelle. In besonders schwierigen Fällen werde sogar der TÜV oder die DEKRA eingeschaltet. „Im Schnitt erreichen und pro Jahr bis zu 200 Anträge aus dem Reparaturbereich und etwa 50 Anträge aus dem Sektor des Gebrauchtwagenhandels. Den durchschnittlichen Streitwert beziffert Fischer auf 500 bis 1000 Euro, in Ausnahmefällen sei es aber auch schon um 6000 Euro gegangen. Es könne sogar sein, dass die beiden Parteien zu den Sitzungen der Kommission geladen und noch einmal mündlich um ihren Standpunkt gebeten werden. Während die Entscheidung der Schiedsstelle für den Betrieb bindend sei, kann sie der Kunde jederzeit ablehnen und ein ordentliches Gericht anrufen. Dies, so erklärt der Geschäftsführer, sei in den 16 Jahren, seit denen er an der Spitze der Einrichtung steht, aber erst drei bis viermal vorgekommen. Natürlich gebe es auch Fälle, bei denen nichts mehr eindeutig geklärt werden kann. Fischer erinnert sich beispielsweise an einen Fall, bei dem es um einen vergessenen Deckel nach einer Inspektion ging. Ob die Werkstatt den Deckel wirklich vergessen hatte, konnte nicht mehr festgestellt werden. Interessant ist nach den Worten des Geschäftsführers für den Gebrauchtwagenkäufer sicherlich auch die aktuelle Regelung in Sachen Gewährleistung. Jeder Privatmann, der einen Gebrauchtwagen erwirbt, hat ein Jahr lang Garantie. Während allerdings im ersten halben Jahr die Beweislast beim Händler liegt, kehrt sich dies im zweiten halben Jahr um und der Käufer muss eventuelle Mängel zum Zeitpunkt des Kaufes nachweisen. Beides sei sehr schwer, ist sich Fischer bewusst, doch irgendwie sei diese gängige Rechtssprechung auch logisch. Wer schon ein halbes Jahr mit dem Auto unterwegs sei, könne Mängel eben nicht so ohne weiteres auf den Händler schieben. Die Schiedsstelle für das oberfränkische Kfz-Handwerk gibt es seit 1974. Bis 1999 war sie direkt bei der Handwerkskammer für Oberfranken angesiedelt, danach wurde sie im Zuge der Dezentralisierung in das Verwaltungsgebäude der Innung nach Hof verlegt. Sie ist für den gesamten Regierungsbezirk Oberfranken zuständig. Weitere Information: www.kfz-innung-oberfranken.de Bild: An diesem Schild sind die Meisterbriefe der Kfz-Innung zu erkennen, die sich im Streitfall dem Spruch der Schiedskommission unterwerfen müssen, erläutert Geschäftsführer Gerhard Fischer. 18.02.2010 Von der Friedensaktivistin zur erfolgreichen Geschäftsfrau: Maria Zeußel betreibt in Bayreuth einen der größten Bio-Supermärkte Nordbayerns
2001 eröffnet liest sich die Geschichte ihres Marktes am Hohenzollernring in Bayreuth wie eine Erfolgsstory. Zur Eröffnung hatte die aus Creußen stammende Mitbegründerin des Bundesverbandes Naturkost gerade einmal zwei Mitarbeiter, heute sind es 26. Der Kundenstrom reißt nicht ab, so dass Maria Zeußel derzeit die Eröffnung eines zweiten Marktes in Bayreuth nicht ausschließt. „Wir machen es aus Überzeugung und das merkt der Kunde auch.“ So beschreibt die gelernte Steuergehilfin den Grund ihres Erfolges. Während die Bioschiene im klassischen Supermarkt nur eines von vielen Segmenten ist, „gibt es bei uns Bio zu 100 Prozent“. Alles sei nachvollziehbar, sagt Maria Zeußel, die bereits 1985 einen ersten kleinen Bioladen in Bayreuth eröffnete und zwei Jahre zuvor zu den Mitbegründerinnen des Dritte-Welt-Ladens, auch bekannt als „Friedensladen“ eröffnete. Schon damals kümmerte sie sich um den Wareneinkauf, machte die Buchführung und stand hinter der Ladentheke. Einige Jahre lang betrieb sie den kleinen Naturkostladen „Hollerbusch“ in der Bayreuther Innenstadt, ehe sie sich erst einmal ihren beiden Kindern und der politischen Arbeit widmete. Schon in den 80er Jahren war Maria Zeußel umweltpolitisch und in der Friedensbewegung aktiv. Zwischen 1990 und 2002 saß sie für die Grünen im Bayreuther Kreistag und mischte das Gremium manchmal ganz schön auf. Nachdem kurz vor der Jahrtausendwende die geplante Gründung eines Ökokaufhauses zusammen mit regionalen Erzeugern mangels Investor gescheitert war, wurde sie auf die verkehrsgünstig gelegenen Räume direkt am Stadtkernring in Bayreuth aufmerksam, in denen früher ein Möbelgeschäft untergebracht war und verwirklichte dort ihren Traum. „Wir haben von Anfang an auf eine breite Warenpalette gesetzt, die Menschen sollten sich im Laden wohl fühlen und wie in jedem Supermarkt bequem durch breite Gänge fahren können“, sagte Maria Zeußel, deren Markt bis vor zwei Jahren der größte derartige Markt in Oberfranken war und bei der Gründung 2001 zu den ersten 20 Bio-Supermärkten bundesweit gehörte. Mehrfach wurde Bio Bio mittlerweile vom Fachblatt „Schroth und Korn“ zum besten Biomarkt Deutschlands gekürt. Für ihre Bemühungen um eine behindertengerechte Ausstattung wurde sie bereits vom Bundesgesundheitsministerium ausgezeichnet. Zur Überreichung der Urkunde war die damalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt persönlich nach Bayreuth gekommen.
Freilich ist Bio aus Kostengründen nicht für jeden geeignet. „Trotzdem kommen nicht nur Akademiker zu uns“, sagte Maria Zeußel. Vielmehr seien es Menschen, die sich mit ihrer Nahrung auch beschäftigen und die Zutatenlisten gerne mal genauer unter die Lupe nehmen. Überhaupt hätten die Kunden einen hohen Qualitätsanspruch, auch was Umweltaspekte und fairen Handel angeht. Entsprechende Beratung wird in Bayreuth geboten, den meisten müsste man aber längst nicht mehr erklären, was hinter Anbauverbänden wie Bioland, Demeter oder Naturland steckt. Vereinzelt kämen deshalb immer wieder auch Kunden aus Weiden oder aus Plauen eigens wegen des Marktes von Maria Zeußel nach Bayreuth.
Bild:
20.01.2010
„Es ist nicht die erste Krise in der Firmengeschichte“, blickt Meyer positiv in die Zukunft und erinnert an die beiden Weltkriege sowie an die große Weltwirtschaftskrise der 20er Jahre. Vor allem auf den Auslandsmärkten habe die derzeitige weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise Spuren hinterlassen. Wichtige technische Investitionen wie das 2003 eröffnete Dekorzentrum sind getätigt, die Voraussetzungen für neue Produktentwicklungen sind bestens. Hinzu kommt eine neue Kaffeekultur, die das Thema Kaffee seit einigen Jahren erfolgreich aus ihrem Schattendasein geführt und zu einem wahren Boom an Cafes, Bistros und Coffee-Shops gesorgt hat. Gegründet wurde die Porzellanfabrik Walküre im Jahr 1899 von dem gebürtigen Nürnberger Siegmund Paul Meyer aus einer Porzellanmalerei heraus. Sein Urgroßvater habe sich zuvor selbständig gemacht, indem er weißes Geschirr eingekauft und bemalt hatte, sagte Dr. Wolfgang Meyer. Schon bald begann die Produktion in der Gravenreuther Straße. Bereits 1901 brachte Siegmund Paul Meyer das feuerfeste Koch- und Backgeschirr mit dem beziehungsreichen Namen „Walküre“ auf den Markt, das der Firma, in sichtweite des Bayreuther Festspielhauses gelegen, 1920 ihren Namen gab. Nicht nur beim Porzellan, auch in Richard Wagners Oper „Walküre“ geht es um die Grundelemente Wasser, Erde, Luft und vor allem um das Feuer, das im dritten Aufzug eine wichtige Rolle spielt, wenn Wotan seine Tochter Brünhilde auf einen Felsen verbannt und mit einem Feuerring umschließt. Sortimentserweiterungen öffneten in den folgenden Jahrzehnten neue in- und ausländische Märkte, ehe sich das Unternehmen in den siebziger Jahren fast komplett auf Hotel- und Gastronomiebedarf spezialisierte und damit erfolgreich Nischenmärkte erschloss. Heute ist Walküre-Porzellan mit seinen individuellen Formen und seinem richtungsweisenden Design auf der ganzen Welt präsent, sogar das Buffetgeschirr auf den Aida-Kreuzfahrtschiffen stammt aus der Bayreuther Walküre-Produktion. Vor allem durch sein Design soll sich das Bayreuther Porzellan von der fernöstlichen Konkurrenz abheben, erklärt Meyer. Namhafte Designer wie der Erlanger Daniel Eltner, der aus Halle stammende Thomas Kalz oder das Lichtenfelser Ehepaar Christel und Otto Meyer sind für Walküre tätig. „Unsere Devise lautet: Möglichst modern, aber trotzdem zeitlos“, so der Geschäftsführer, der großen Wert darauf legt, dass man das Porzellan auch in fünf oder zehn Jahren noch sehen kann. Der Erfolg gibt dem Unternehmen recht. In den zurückliegenden Jahren räumte die Porzellanfabrik zahlreiche begehrte Designpreise ab. Der Erfolgsfaktor Design zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die mittlerweile 111-jährige Firmengeschichte. „Über ein Jahrhundert an Erfahrung und modernste Technik machen vieles leichter und einiges möglich“, so Meyer. 1999 wurde Walküre als erster deutscher Porzellanproduzent mit dem EG-Öko-Audit zertifiziert. Energieeinsparung und Umweltverträglichkeit bezeichnet Meyer als wichtige Aspekte unserer Produktion. Dazu kommt die seit rund zehn Jahren konstant gebliebene Mitarbeiterzahl von 120, wobei zehn Prozent davon Auszubildende im kaufmännischen und gewerblichen Bereich sind. Wichtiger Indikator für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Porzellanfabrik „Walküre“ erwartet der Geschäftsführer von den Leitmessen des Frühjahrs. Ob die „Ambiente“ in Frankfurt, die „Internorga“ in Hamburg, ob Kroatien, London oder Abu Dhabi, Bayreuther Porzellan zeigt überall Flagge. Flagge zeigt das Unternehmen auch mit seinem kleinen, aber liebevoll eingerichteten Porzellanmuseum auf dem Firmengelände, in dem sämtliche Epochen der Walküre-Geschichte mit zahlreichen Exponaten dargestellt werden. Gleich nebenan ist auch der Werksverkauf, der mittlerweile zu einer festen Größe, nicht nur bei Porzellanliebhabern, sondern auch bei Festspielgästen und sogar bei prominenten Mitwirkenden geworden ist. „Wir sind mittlerweile das einzige Porzellanfachgeschäft in Bayreuth“, so Meyer. Bild: Geschäftsführer in 4. Generation: Dr. Wolfgang Meyer ist der Urenkel des Firmengründers Siegmund Paul Meyer. 14.01.2010 Oberfränkisches Handwerk zeigt sich trotz Krise robust und stabil / Entlasten, Konsolidieren und Investieren - Das Handwerk poliert sein Image: Großangelegte Kampagne gestartet
Vergleichsweise stabil geblieben seien auch die Beschäftigtenzahlen des oberfränkischen Handwerks. Der Präsident sprach von einem moderaten Rückgang um 900 Stellen auf nunmehr 78000 Beschäftigte. Grund dafür sei zu einem großen Teil der Rückgang bei den neu abgeschlossenen Lehrverhältnissen. „Viele Betriebe haben einfach keine potentiellen Lehrlinge mehr gefunden“, bedauerte Zimmer. Es werde zusehends schwieriger Ausbildungsstellen neu zu besetzen, der demographische Wandel habe bereits voll auf den Ausbildungsmarkt zugeschlagen. So sei die Zahl der neu eingetragenen Lehrverhältnisse binnen Jahresfrist um 285 auf 2817 gesunken. Insgesamt bilde das oberfränkische Handwerk derzeit 7276 junge Menschen aus, 138 weniger als noch im Jahr zuvor. Für das neue Jahr erwartet der HWK-Präsident eine Fortsetzung dieser Entwicklung. „Wir gehen von einem weiteren, wenn auch verlangsamten Rückgang der neu abgeschlossenen Lehrverträge aus. Damit verbunden sei auch ein weiterer Rückgang der Beschäftigtenzahlen um 300 bis 500 Stellen. Hier würden auch die Folgen der Finanzkrise noch ihre Auswirkungen zeigen. Zurückhaltend optimistisch schätzte Zimmer auch die Gesamterwartungen des oberfränkischen Handwerks für 2010 ein. Wenn es auch kein leichtes Jahr werde, so rechne niemand mit einem massiven Einbruch. Hoffnungen ruhen vor allem auf dem Ausbaugewerbe in Folge der Konjunkturpakete. Ein schweres Jahr stehe dagegen dem Kfz-Handwerk bevor, da die Nachfrage nach dem Ende der Abwrackprämie naturgemäß sinken werde. Hauptgeschäftsführer Horst Eggers forderte deshalb von der Politik den Dreiklang „Entlasten, Konsolidieren und Investieren“ ein. Wachstum zu generieren sei der alleinige Schutz gegen Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Bedrohung der Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme. Gleichzeitig müsse der Haushalt aber auch konsolidiert werden, notfalls auch ohne Gegenfinanzierung, um langfristig einer drohenden Inflation entgegenzuwirken. Schließlich sollten auch Investitionen gefördert werden. Dies sei für die Gesamtwirtschaft unverzichtbar und genau dies fordere das Handwerk ein. Wichtigstes Thema für das oberfränkische aber auch für das gesamte deutsche Handwerk in den kommenden Monaten und Jahren wird die groß angelegte Imagekampagne sein, die am Samstag um 20.14 Uhr mit der gleichzeitigen Erstausstrahlung eines neuen TV-Spots auf allen relevanten privaten Fernsehsender gestartet wird. Unter dem Motto „Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan“ wollen die Macher der Kampagne in spektakulären Bildern und frechen Sprüchen klar machen, dass ohne das Handwerk nichts geht. So soll unter anderem das nicht mehr zeitgemäße Bild des Handwerkers an die Realität des modernen Wirtschaftszweiges angepasst, die Modernität und Vielfalt des Handwerks aufgezeigt und ein „Wir-Gefühl“ über alle Branchen hinweg geschaffen werden. Die millionenschwere und auf fünf Jahre angelegte Kampagne wird unter der Federführung des Zentralverbands des deutschen Handwerks durchgeführt, für die Entwicklung ist die Berliner Kommunikationsagentur Schulz & Friends verantwortlich. Erstes sichtbares Zeichen in Oberfranken wird eine Aufkleberaktion sein, bei der sämtliche Fahrzeuge von Handwerkern pressewirksam mit großformatigen neuen Aufklebern versehen werden. Start ist am 19. Januar in Marktredwitz und Hof, einen Tag später ist Coburg und Kulmbach an der Reihe, ehe die Aktion am 28. Januar in Forchheim und Bayreuth angeschlossen wird. „Das Handwerk hat den größten Fuhrpark in Deutschland, das wollen wir künftig mit einheitlichen Aufklebern deutlich machen“, sagte Zimmer. Neben den Handwerkermärkten, Messepräsentationen und einem Genussfest wird der Deutsche Handwerkskammertag Anfang Dezember der Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Handwerkskammer für Oberfranken sein. Bild: Kammerpräsident Thomas Zimmer (links) und Hauptgeschäftsführer Horst Eggers haben in Bayreuth die neue Imagekampagne für das Handwerk gestartet. 04.01.2010
„Brotbacken wie früher“:
Buchauer Holzofenbäckerei feierte 25. Geburtstag
Begonnen hatte die Geschichte der Buchauer Holzofenbäckerei eigentlich bereits vor 26 Jahren. Bäckermeister Andreas Eckert, damals noch Produktionsleiter bei einer Großbäckerei, kündigte von heute auf morgen, „ohne Absicherung oder Abfindung“ wie er sich heute erinnert, um seinen Lebenstraum in die Tat umzusetzen. „Brotbacken wie früher“,. So lautete seine Vision, so wie er es noch in seiner Kindheit erlebt habe, nur mit Wasser, Sauerteig und Mehl. Auf der Suche nach einer geeigneten Backstube wurde er in Buchau bei Pegnitz fündig. In einer damals leer stehenden kleinen Maschinenhalle mauerte er seinen ersten Holzbackofen und verkaufte ab dem 4. Januar 1983 die ersten Buchauer Holzofenbrote.
Während er damals mit seinem „Frischebus“ auf Tour durch die nähere Umgebung
ging, betreibt das Unternehmen heute neben dem „Brotlädla“ im Buchauer Stammhaus
eigene Filialen in Pegnitz und Kulmbach (im Einkaufszentrum Fritz und im
Marco-Getränkemarkt), ist auf dem Bayreuther Wochenmarkt präsent und setzt auch
weiterhin Verkaufsfahrzeuge mit festen Routen in der Fränkischen Schweiz, Teilen
der Oberpfalz sowie in den Landkreisen Bayreuth und Kulmbach ein. Bereits im August 1995 stellte Eckert seinen zweiten von heute fünf Holzbacköfen fertig und beschäftigte mit Werner Rupprecht einen Bäckermeister, der noch immer im Unternehmen tätig ist. Die Produktpalette umfasste inzwischen helles und dunkles Brot sowie Gewürzbrot, aber auch Kleingebäck und Baguette nach französischer Art. Mehrere Brötchensorten, Brezeln, Salzstangen und Nudeln kamen in den folgenden Jahren hinzu. Seit 1997 setzt die Buchauer Holzofenbäckerei auf spritzmittelfreies Jurakorn. Landwirte aus der Region, die verarbeitende Mühle und die Bäckerei selbst verpflichten sich seitdem, ausschließlich sortenreines Jurakorn-Qualitätsbrotgetreide anzubauen und zu verarbeiten. Firmenchef Eckert spricht dabei von einem konsequenten Schritt vorwärts in seiner Backphilosophie, mit der er vor allem zum aktiven Natur- und Landschaftsschutz und zur Reinhaltung des Grundwassers („unser zweitwichtigster Rohstoff“) beitragen möchte. Auch für die Zukunft ist die Buchauer Holzofenbäckerei bestens gerüstet. Seit 2003 firmiert die Bäckerei als GmbH, die Eckert zusammen mit Tochter Anette Schulte leitet. Das Thema Umwelt nimmt der mittelständische Familienbetrieb mit seinen über 30 Mitarbeitern weiterhin sehr ernst. Mit der eigens entwickelten Rauchwaschanlage werden 85 Prozent der Staub- und Russpartikelemissionen ausgefiltert, so dass das Unternehmen bereits 2006 die QuB-Zertifizierung erfolgreich durchlief und dem Umweltpakt Bayern beitreten konnte.
Der Bayreuther Landrat Hermann Hübner nannte die Bäckerei eine echte Perle unter den Betrieben des Landkreises und Wolfgang Lautner von der Handwerkskammer für Oberfranken würdigte die systematische Weiterentwicklung und nachhaltige Betriebsführung mit einer Ehrenurkunde der Kammer. Ständige Anpassung und Flexibilität hätten der Buchauer Holzofenbäckerei ihren Erfolg beschert, sagte Lautner, der besonders die hohe Ausbildungsleistung des Betriebes hervorhob. Seit 1983 hatte Andreas Eckert 15 Lehrlinge erfolgreich ausgebildet.
Bilder: Bildschirme statt Plakate: Virtuelle Schaufenster in den besten Lagen Viewento gilt als größter Dienstleister in Sachen Instore-TV
Sinn und Zweck der Firma mit ihren 30 Mitarbeitern ist es, digitale Signale als zukunftsfähiges Werbemedium einer breiten Masse zugänglich zu machen. Um möglichst viele Kunden zu erreichen hat sich Viewento dabei auf Handelsketten und Filialunternehmen spezialisiert. Denn anders als in einer Boutique betritt der Kunde einen Supermarkt in der Regel mit einer hundertprozentigen Kaufabsicht. „Damit schaffen wir virtuelle Schaufenster in den besten Lagen“, ist sich Geschäftsführer Schulz, ein gebürtiger Chemnitzer, der in Kulmbach aufgewachsen ist, sicher. Dort, wo früher ein Plakat hing, ist jetzt ein großer Flachbildschirm zu sehen. Der Erfolg gibt Viewento recht: „Unsere Projekte haben genau den Nerv der Zeit getroffen“, so Krembs, der aus Lauf stammt und vorher im Immobiliensektor tätig war. Über 100 Edeka-Märkte zwischen Rostock, Hamburg, München und Traunstein sind bereits am Netz, weitere 100 sollen in den kommenden zwölf Monaten folgen. Auch das Schweizer Handelsunternehmen Migros, zahlreiche russische Lebensmittelmärkte, ein Optiker oder die Bayreuther Metzgerei von Hansi Gabler („Deutschlands erster Instore-TV-Metzger“) laufen bereits mit dem Know-how aus Bayreuth. Seriöse Marktforschungsanalysen haben eine Steigerung des Abverkaufs einzelner Produkte um bis zu 100 Prozent ergeben. Große Displays begrüßen den Kunden bereits am Eingang eines jeden Marktes. Bevorzugt an Stationen, wie der Wursttheke oder der Kasse, wo ohnehin Wartezeiten entstehen ist dann ein individuell zugeschnittener Mix aus Serviceleistungen, aktuellen Angeboten aber auch aus Informationsangeboten wie Wetter oder Kinotrailer zu sehen. „Wir wollen den Kunden nicht belästigen und Werbespots aneinanderreihen, sondern ihm wirklich etwas bieten“, so Geschäftsführer Krembs. Da erklärt beispielsweise ein Winzer, was an seinem Wein so besonders ist, oder der Biobauer aus der Region stellt seine Produktpalette vor. Darüber hinaus versteht sich Viewento als Fullserviceanbieter, der nicht nur die notwendige Hardware beschafft und bereitstellt, sie vor Ort montiert und die notwendige Software installiert, sondern auch die Spots gestaltet, die medialen Inhalte verwaltet und sie per Fernwartung pflegt. Besonders wichtig ist es für Viewento, nicht nur in den Bereichen Technik und Logistik auf dem neuesten Stand zu sein. Ebenso wichtig ist es, dem Kunden durch umfassende Betreuung und Beratung zu helfen, sich in das noch relativ neue Produkt einzuarbeiten. Dazu besteht nicht nur eine Exklusivpartnerschaft mit dem japanischen Elektronikgiganten Sony, das Unternehmen hält auch ein Team aus Fachleuten verschiedenster Branchen und Tätigkeitsfelder vom Marketing-Experten über Programmierer bis hin zu Designern vor. Für die beiden Geschäftsführer Krembs und Schulz stellt Instore-TV, die Zukunft der Werbung dar. Die herkömmliche Fernsehwerbung werde mehr und mehr verdrängt durch digitale Medien am point of sale. Klassische TV-Spots erreichen lediglich potentielle Kunden. Das Viewento-Konzept braucht die Kunden dagegen gar nicht mehr in den Laden zu locken, denn die Kunden sind bereits da. „Damit arbeiten wir viel effizienter“, so Schulz, der mit 3D-animierten Bildschirmen, Werbespots auf dem Handy oder innovativen Audiokonzepten mit Schallduschen die Zukunft bereits fest im Blick hat. Ehrgeiziges Ziel des Unternehmens ist es deshalb auch, in weniger als zehn Jahren die Kundenkontaktzahl der Fernsehwerbung zu erreichen. Bild: So sehen die Bildschirme aus, mit denen die beiden Viewento-Geschäftsführer Achim Krembs (links) und Kay Schulz von Bayreuth aus den klassischen Werbemarkt revolutionieren wollen. 30.10.2009
Langer Atem, hohe Reglementierung
und absolute Transparenz
Thurnau – Auf mehreren Beinen steht es sich besser: Je breiter das Portfolio ausgelegt ist, desto weniger kann einem Unternehmen die Krise treffen. Während etwa Automobilzulieferer derzeit zu kämpfen haben, gilt die Medizintechnik noch immer als die Wachstumsbranche schlechthin. Warum sollten Automobilzulieferer nicht ihre Kompetenzen bündeln und neue Märkte in der Medizintechnik erschließen? Diese Frage stellte sich das Automobilnetzwerk ofraCar bei seinem jüngsten Wirtschaftstreff in Thurnau und schon die Resonanz von rund 65 Unternehmensvertretern oberfränkischer Zulieferer zeigte, dass der Zusammenschluss das Thema nicht verfehlt hatte. Ganz so einfach ist er allerdings nicht, der Schwenk vom Auto zur Medizin. „Der Markt hat seine eigene Sprachregelung, vieles muss man erst lernen und verstehen“, warnte Manfred Riehl, Vertriebsleiter der Gaudlitz GmbH in Coburg. Das 1937 gegründete und heute international aufgestellte Unternehmen mit seinen 370 Beschäftigten am Standort Coburg fertigt hochpräzise Formteile aus den verschiedensten Rohmaterialsorten, besitzt eigene Fertigungslinien in Tschechien und China und betreibt ein Joint Venture in den USA. Noch macht die Gaudlitz GmbH 55 Prozent ihres Umsatzes im Automotive-Bereich und nur 20 Prozent in der Medizintechnik, den Rest in den Bereichen Mess- und Regeltechnik, Pumpenbau oder Elektronik. Doch die Parameter verschieben sich aufgrund der Krise. Schon heute fertigt das Unternehmen aus der Vestestadt unter anderem Behandlungseinheiten für Zahnärzte, Messgeräte zur Blutzuckerbestimmung, Blutgerinnungsmessgeräte, Labordiagnostik und Gerätschaften zur Implantation von Intraokularlinsen. „Planen sie einen langen Atem ein“, rät Riehl Unternehmern, die sich mit dem Gedanken tragen, Geschäftsfelder in der Medizintechnik zu erschließen. Die Realisierung eines Geschäftes könne drei Jahre und mehr dauern. Als große Hürde prognostizierte der Vertriebschef den „Dschungel von Vorschriften“ im Medizin- und Pharmabereich. Allein ein klinisches Zulassungsverfahren nehme Jahre in Anspruch. Dazu kämen das Medizinproduktegesetz, eine lange Reihe von EU-Richtlinien, die Erfüllung bestimmter Reinheitsklassen sowie etliche Zertifizierungen und Audits, die gefordert werden und in jedem Land anders sind. „Irgendjemand ist praktisch immer im Haus, der einem ein neues Audit aufs Auge drückt“, bestätigt Günter Stelzer, vom Nürnberger Unternehmen „ziehm imaging“, einem Spezialisten für die röntgenbasierte Bildgebung. Stelzer bezeichnete anders als bei Automobilzulieferern die Zulassung einer Behörde als Grundvoraussetzung für den Marktzugang. Absolute Transparenz für jeden Vorgang sei dabei nötig, die strikte Einhaltung bestimmter Produktionseigenschaften und eine grundlegende Dokumentation. Schließlich müsse auch die Bereitschaft zur Innovation vorhanden sein. „80 Prozent unseres Produktportfolios ist jünger als zwei Jahre“, so Stelzer, dessen Unternehmen bereits 40 Jahre lang am Markt agiert und dem ATON-Konzern angehört, einem privat geführten Mischkonzern mit klarem High-Tech-Fokus. Allerdings fordert die Medizinbranche nicht nur, sie hat auch etwas zu bieten, sagte Dr. Wolfgang Sening, Inhaber des wissenschaftlichen Instituts Senetic mit Sitz in Mittelfranken und zuvor lange Jahre bei Bayern innovativ, der Wirtschaftsförderung des Freistaates tätig. Sening nannte die Medizintechnik eine Wachstumsbranche mit globaler Zukunft, die zwar stark reglementiert ist, aber viele Chancen bietet. Während etwa klassische Automobilzulieferer hohe Stückzahlen produzieren und mit geringen Margen zurechtkommen müssen, sei es in der Medizinbranche genau andersherum. Hier gehe es in der Regel um niedrige Stückzahlen mit hohen Margen und einer langfristigen Bindung. Für das Netzwerk ofraCar soll der Wirtschaftstreff zum Thema Medizintechnik den Auftakt für eine ganze Veranstaltungsreihe zum Thema neue Geschäftsfelder bilden, erläuterte Leiter Jürgen Gäbelein. Es sollte eine langfristige Strategie sein, sich in neue Geschäftsfelder vorzuwagen und ein unternehmerisches Grundmotiv, sich mehrere Standbeine aufzubauen. Die Medizintechnik könne dabei nur ein Beispiel für einen äußerst dynamischen Markt sein. Bild: Die Branche tickt anders, bietet aber auch viele Chancen: Dr. Wolfgang Sening, Chef des mittelfränkischen Senetic-Instituts, bezeichnete die Medizinbranche als Wachstumsbranche mit globaler Zukunft. 01/2009 Erfolgsfaktor Bio: Reinheit ohne Schadstoffe oder Pestizide / Die Brauerei Hermann Michael aus dem Fichtelgebirge ist erfolgreich auf dem Markt der Bio-Biere tätig
Dabei gilt stets das bayerische Reinheitsgebot aus dem Jahr 1516, das Herzog Wilhelm IV. von Bayern erlassen hatte und das besagt, dass Bier in Bayern nur aus Malz, Hopfen und Wasser gebraut werden darf. Beim Weißbier ist lediglich noch Hefe erlaubt. Dieses Reinheitsgebot ist damit die älteste noch gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt. „Nicht mehr und nicht weniger", sagte Hermann Michael (47), Chef der gleichnamigen Privatbrauerei in Weißenstadt im Fichtelgebirge (Landkreis Wunsiedel). Eigentlich sei das Reinheitsgebot nichts anderes als eine Zutatenverordnung. Wie diese Zutaten aber angebaut werden, darüber steht in dem Erlass nichts. Deshalb wird in Weißenstadt seit 1906 nach dem Reinheitsgebot gebraut, seit dem Jahr 2004 aber auch nach Bioland Richtlinien. Ein Zeitungsartikel über eine Biobäckerei habe ihn auf die Idee gebracht, diese Nische zu besetzen, so Michael der das Handwerk des Braumeisters in der Bierstadt Kulmbach erlernt hatte. Daraufhin sei alles Schlag auf Schlag gegangen, ersten Kontakten mit dem Bioland-Verband folgten erfolgreiche Verhandlungen mit der Bamberger Malzfabrik Weyermann, ehe das erste Bio-Pils und gleich darauf das Bio-Dinkel auf den Markt kamen. Mittlerweile bietet die Brauerei Hermann Michael unter dem Produktnamen „Luchs" auch ein helles, fränkisches Bio-Hefeweißbier, ein deftiges Kellerbier sowie ein Leichtbier mit nur 26 Kalorien pro 100 Milliliter an. Saisonal erhältlich ist zudem das Bio-Festbier, das der Braumeister eigens zum 100. Geburtstag seiner Brauerei auf den Markt gebracht hat. Eines haben alle sechs Biere gemeinsam: Sie werden ausschließlich aus Felsquellwasser, aus Tettnanger Hopfen, heimischen Malz und das Weißbier mit flüssiger Hefe hergestellt. Michael kennt seine Lieferanten persönlich und weiß, dass sie alle „1000-prozentig" arbeiten. Das müssen sie auch, denn zwei Mal pro Jahr, einmal angemeldet, einmal unangemeldet, stehen die Biolandkontrolleure vor der Tür. Sie stellen nicht nur die Produktion auf den Kopf, sondern nehmen auch Einsicht in die Buchhaltung. „Der Verbraucher kann sich darauf verlassen: wo Bioland draufsteht ist auch Bioland drin", so Michael, der es durchaus kritisch sieht, dass so manche Großbrauerei auf den erfolgreichen Zug der Biobiere aufspringt. „Bei uns steckt die ganze Familie voll und ganz dahinter", sagt Michael. Lohn für das Engagement: Vor knapp einem Jahr zeichnete der internationale Zusammenschluss der Bio-Hotels alle fünf ständigen Biere aus Weißenstadt mit dem Award „Best of Bio" aus. Die Brauerei Michael gilt seitdem als einzige Brauerei Deutschlands und Österreichs, deren eingereichte Bio-Biere alle prämiert wurden. „Demzufolge stellen wir eines der besten Bio-Biere in ganz Deutschland und Österreich her", folgert Michael, der das Familienunternehmen zusammen mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Ehefrau Beate bereits in vierter Generation leitet. Mit Tochter Maria steht die nächste Generation bereits in den Startlöchern. Schon heute kümmert sich die Studentin der Betriebswirtschaft um das richtige Marketing für die Brauerei. Wenn sich eine derart kleine Brauerei mit gerade einmal fünf Brauern, einem Auszubildenden, der Ehefrau im Büro und einer Aushilfe auf dem schwierigen Biermarkt erfolgreiche behauptet, dann liegt dies vor allem am Bio-Bier, ist sich der Chef des Hauses sicher. „Bio ist für uns der Erfolgsfaktor." Nicht nur Edeka, sondern auch viele andere Verbraucher- und natürlich Biomärkte in Bayern haben die Luchs-Biere aus Weißenstadt gelistet, dank ihrer großen Messepräsenz ist die Brauerei Michael auch in Norddeutschland gut vertreten. Das bekannte Bio- und Gesundheitshotel Stellshagen an der Ostsee schenkt die Fichtelgebirgsbiere genauso aus, wie die Berliner Kultkneipe Lux in Kreuzberg. Die Namensverwandtschaft zu den Luchs-Bieren ist übrigens rein zufällig. Für den Namen Luchs als Wappentier auf den Etiketten hatte sich Michael übrigens deshalb entschieden, weil ausgerechnet im Jahr 2004 erste Luchsspuren auf dem Schneeberg, der mit über 1000 Metern höchsten Erhebung des Fichtelgebirges, entdeckt wurden. Tierfreunden zufolge steht die Rückkehr des Luchses in das Mittelgebirge ohnehin bevor. Bild: Brauereichef Hermann Michael ist stolz auf den „Best-of-Bio"-Award, mit dem Ende 2007 gleich fünf Bio-Biere seines Hauses ausgezeichnet wurden. |