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22.11.2023

„Fifty-Fifty-Taxi“ liegt auf Eis / Taxiunternehmen leiden unter Personalmangel – Kaum noch Nachtfahrten

Kulmbach. Nachts gibt es fast keine Taxis mehr. Wo früher, also vor Corona, an den Wochenenden um die 20 Fahrzeuge unterwegs waren, gebe es im kompletten Landkreis mittlerweile höchstens noch fünf bis sechs Autos von zwei Unternehmen. Schuld daran ist der Personalmangel.

Deshalb liegt auch das Angebot des „Fifty-Fifty-Taxis“, mit dem junge Leute an Wochenenden und Feiertagen besonders günstig ein Taxi rufen konnten, mittlerweile auf Eis. Entsprechende Verträge zwischen Unternehmen und dem Landkreis wurden gekündigt. Bleiben die Taxis in Kulmbach tatsächlich nachts stehen?

Ja, sagt Benjamin Grünhagen von Taxi Kendzia. An den Wochenenden sei man noch zusammen mit den Kollegen von der Taxi-Union da, „aber unter der Woche fehlen uns leider die Kapazitäten“. Was Fahrer betrifft, habe man seit Corona insgesamt fünf Abgänge aber keinen einzigen Zugang mehr gehabt. Mittlerweile gebe es nur noch drei Vollzeitfahrer, Juniorchef Benjamin Grünhagen bereits eingerechnet. So zwischen 20 und 21 Uhr sei unter der Woche abends Schluss.  Schließlich müssten auch die Lenk- und Ruhezeiten beachtet werden. Für das Wochenende seien zwei Aushilfsfahrer unterwegs, auf die man per Mund-zu-Mund-Propaganda, beziehungsweise über Facebook gekommen sei.

Bei Taxi Kendzia gehe man mittlerweile sogar so weit, dass der Taxischein für potenzielle Interessenten komplett finanziert wird. Denn, so Benjamin Grünhagen, der Bedarf wäre da. Wir würden das auch gerne wieder machen, sagt er, der vor Corona der Nacht-Schicht-Fahrer war und der fast jeden Tag bis 1 oder 2 Uhr früh gefahren ist. Zum Taxi-Schein gehören unter anderem eine arbeitsmedizinische Untersuchung und ein Führungszeugnis, der Schein schlägt mit gut 450 Euro zu Buche. „Wenn wir Leute kriegen, werden wir auf jeden Fall auch nachts wieder Taxis anbieten“, so Benjamin Grünhagen.

Am „Fifty-Fifty-Taxi“ war das Unternehmen Taxi Kendzia nicht beteiligt. Der organisatorische Aufwand wäre zu groß gewesen, so Benjamin Grünhagen. Ähnlich argumentiert Monika Gräf von Taxi Gräf in Stadtsteinach. „Mir fehlen ganz einfach die Nachtschichtfahrer, deshalb machen wir keine Nachtfahrten mehr“, sagt sie. Das Fifty-Fifty-Taxi habe sie gekündigt, die Nachfrage sei zu gering gewesen und der Aufwand zu groß, weil viele die entsprechende App nicht hatten, mit der sie sich registrieren mussten.

Die Nachtfahrten habe sie schon vor etwa eineinhalb Jahren eingestellt. Sowohl unter der Woche als auch am Wochenende ist bei Taxi Gräf um 22 Uhr Schluss. Ihr Unternehmen hat fünf Fahrzeuge im Einsatz sowie fünf festangestellte Fahrer und drei Aushilfen. Sie habe versucht, Fahrer zu gewinnen, sei aber bislang erfolglos gewesen, so Monika Gräf. Wie in jeder Branche schlage auch hier der Personalmangel durch. „Solange ich keine Fahrer habe, werde ich die Nachtfahrten auch nicht mehr aufnehmen“, sagt die Chefin.

Nichts neues in Sachen Fifty-Fifty-Taxi gibt es aus dem Landratsamt: „Leider können wir in Sachen Fifty-Fifty-Taxi noch nichts Neues vermelden“, so Björn Karnstädt, Pressesprecher des Landratsamtes. Nach wie vor werde von Landkreisseite versucht, mit den Verkehrsunternehmen eine Lösung zu finden. Dies gestaltet sich vor dem Hintergrund der weiterhin angespannten Personalsituation bei den Taxiunternehmen allerdings schwierig, sagt Björn Karnstädt. Entsprechend könne man zum jetzigen Zeitpunkt nur mitteilen, dass das Fifty-Fifty-Taxi-Projekt im Landkreis Kulmbach weiterhin ruht.

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20.11.2023

Festhalten am reduzierten Mehrwertsteuersatz / Kulmbacher Wirte üben scharfe Kritik an Wiedereinführung der höheren Gastro-Steuer

Kasendorf. Der Anstieg der Mehrwertsteuer für Speisen und Getränke in der Gastronomie stößt den Kulmbacher Wirten sauer auf. Bei der Weihnachtsfeier der Kulmbacher Kreisstelle des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes im neu eröffneten Grünen Baum in Kasendorf warf der Vorsitzende Alexander Schütz vom Berghof Wartenfels sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz als auch Finanzminister Christian Lindner Wortbruch vor. Einen kleinen Funken Hoffnung haben die Wirte aber noch, denn der Gesetzesentwurf muss noch durch den Bundestag und den Bundesrat.

Kanzler Scholz habe 2021 in er ARD-Wahlarena versprochen, die abgesenkte Mehrwertsteuer nicht mehr abzuschaffen. „Wem soll ich denn noch glauben, wenn selbst das Wort eines Bundeskanzlers nichts mehr gilt“, sagte Vorsitzender Alexander Schütz. Auch Finanzminister Lindner hatte versprochen, dass es keine Steuererhöhungen geben wird. Was anderes sei die Anhebung von sieben auf 19 Prozent aber nicht.

Gerade im ländlichen Raum wäre die Entfristung der Mehrwertsteuerabsenkung wichtig. So hatte es auch eine Resolution im Kreistag gefordert. Doch auch mit einer Verlängerung der Regelung wären die Kulmbacher Gastronomen vorerst einverstanden gewesen, denn Ende 2024, Anfang 2025 hätte man das Thema mit in den Bundestagswahlkampf nehmen können. Für ihn sei es auch klar gewesen, dass es eine Verlängerung gibt, doch dann sei das Karlsruher Urteil zum verfassungsmäßigen Nachtragshaushalt 2021 gekommen, nach dem nun eine Finanzierungslücke von 60 Milliarden Euro vorliegt. „Wenn wir Wirte so wirtschaften würden, dann bräuchten wir gar nicht mehr aufmachen“, so der Vorsitzende.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte Alexander Schütz. Einmal mehr erinnerte er daran, dass in 23 von 27 EU-Staaten ein reduzierter Steuersatz auf Speisen und Getränke gilt. Wirte könnten ihre Betriebe nicht so einfach verlagern, wie andere Unternehmen. Hoffnungsvoll stimme ihn, dass er alle örtlichen Mandatsträger auf seiner Seite wisse.

„Ob wir das Preisniveau trotz der Mehrwertsteuererhöhung halten können, ist fraglich“, sagte Norbert Groß, Bürgermeister von Kasendorf sowie Inhaber und Betreiber des Grünen Baumes. Seit der Eröffnung im Oktober sei es sein Ziel gewesen, die Wirtshauskultur in Kasendorf aufrechtzuerhalten. Bislang sei er überaus optimistisch, obwohl er noch überhaupt keine Werbung gemacht hatte, habe er schon Leute wegschicken müssen, weil es keine Kapazitäten mehr gab. Mit dem Wiedererwecken der Magnus-Bräu habe er schließlich auch nach Jahrzehnten die Brautradition wieder nach Kasendorf zurückgebracht.

Bei der Feier überreichte Alexander Schütz eine Spende in Höhe von 5000 Euro an Marga Schramm und Hannelore Hofknecht von der Kulmbacher Tafel. Das Geld stammt aus nicht eingelösten Gastro-Gutscheinen einer entsprechenden Aktion während der Corona-Zeit. Die Aktion war im zurückliegenden Sommer endgültig ausgelaufen und soll für Speisen und Getränke verwendet werden. Um 250 Euro großzügig aufgestockt hatte die Spende das Unternehmen Edeka Seidel. Bei der Feier wurde außerdem Alfons Kraus von der Gastwirtschaft „Zum Paul“ in Buchau bei Mainleus für seine 20-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.

Bilder::
Eine Spende in Höhe von 5000 Euro überreichte Alexander Schütz an Marga Schramm und Hannelore Hofknecht von der Kulmbacher Tafel.

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09.11.2023

Menschenkenntnis, Unabhängigkeit und Verantwortungsgefühl / IHK würdigt langjähriges ehrenamtliches Engagement von Prüferinnen und Prüfern aus Bayreuth

Goldmühl. 18 ehrenamtlich tätige Prüferinnen und Prüfer der beruflichen Bildung, die seit mehreren Jahrzehnten verdienstvoll tätig sind, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth ausgezeichnet.

"Sie gehören zum Kreis derer, die durch mehr als 30-, teilweise sogar 40-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Prüfungswesen wertvolle Aufgaben für die Selbstverwaltung der oberfränkischen Wirtschaft wahrgenommen haben", sagte IHK-Präsident Dr. Michael Waasner bei einer Feierstunde im "Schwarzen Roß" in Goldmühl bei Bad Berneck. Unter den Geehrten aus vielen Teilen Oberfrankens wurden mit Wolfgang Sieder und Inge Wendel auch zwei langjährige Prüfer aus dem Raum Bayreuth für ihre jeweils drei Jahrzehnte andauernde Tätigkeit ausgezeichnet.

Die ordnungsgemäße Durchführung von Aus- und Weiterbildungsprüfungen zähle zu den hoheitlichen Aufgaben der IHK, sagte Präsident Waasner. Er kündigte deshalb für das kommende Jahr eine groß angelegte Kampagne zur Gewinnung neuer Prüfer an. Leicht sei dies nicht, denn die Prüfertätigkeit ist nicht einfach: "Zum einen ist großes Fachwissen erforderlich, man muss die Materie beherrschen, und zwar viel besser als der beste Prüfling." Außerdem benötige man aber auch Menschenkenntnis, Unabhängigkeit und viel Verantwortungsgefühl.

IHK-Präsident Waasner ging auch darauf ein, dass die Prüfertätigkeit ein Ehrenamt ist. Das Ehrenamt werde zwar regelmäßig hoch gelobt, aber immer seltener freiwillig erbracht. Das Individuum scheine manchmal stärker zu wiegen als die Gemeinschaft. Umso mehr müsse man den Geehrten für ihren Einsatz danken. "Sie haben Zeit investiert, die Ihnen dann an anderer Stelle gefehlt hat, dafür gebührt Ihnen unser Dank", sagte Waasner zu den Geehrten.

IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm bedankte sich bei den Geehrten, die es sogar geschafft hätten, während der schwierigen Corona-Zeit sämtliche Prüfungen zu organisieren und ordnungsgemäß durchzuführen. Als entscheidendes Qualitätsmerkmal Deutschlands bezeichnete der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann das duale Ausbildungssystem. Den großen Vorteil sah er im Praxisbezug der Ausbildung, und zwar nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Schule. Wiedemann war vor seiner Wahl zum Landrat selbst als Wirtschaftspädagoge an beruflichen Schulen in Bayreuth, Hof und Münchberg tätig.

Bild: Ehrung für jahrzehntelange Prüfertätigkeit (von links): Bayreuths 2. Bürgermeister Dr. Andreas Zippel, Landrat Florian Wiedemann, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bayreuth/Hof Sebastian Peine, Inge Wendel, Wolfgang Sieder, IHK-Präsident Dr. Michael Waasner und IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm.

Foto: Thorsten Ochs / ochsenfoto.de

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07.11.2023

Wichtiger Beitrag zur Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Oberfrankens / IHK würdigt ehrenamtliches Engagement im Prüfungswesen der Kammer

Kulmbach. Für ihre mehr als 10-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Prüfungswesen hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth zahlreiche verdiente Prüferinnen und Prüfer der Beruflichen Bildung ausgezeichnet. Sie alle gehörten zum Kreis derer, die durch ihr Engagement wertvolle Aufgaben für die Selbstverwaltung der oberfränkischen Wirtschaft wahrgenommen haben, sagte IHK-Vizepräsident Harry Weiß bei der Übergabe eines Ehrenpreises und der entsprechenden Urkunde im Kulmbacher Mönchshof. Unter den Geehrten waren Persönlichkeiten aus den Städten und Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Forchheim, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels und aus dem Bereich des IHK-Gremiums Marktredwitz/Selb.

Fachlich fit sowie mit neuen Entwicklungen und Verfahren vertraut sein, das alles muss der Prüfer. Er muss er aber auch Psychologe sein, etwa dann, wenn er merkt, dass der Prüfling vielleicht vor Aufregung nicht so recht vorankommt. Alle Geehrten hätten dieses Engagement für die Aus- und Weiterbildung in der Region und für die Qualifizierung des Fachkräftenachwuchses der oberfränkischen Unternehmen ehrenamtlich geleistet, sagte IHK-Vizepräsident Weiß. „Alle Geehrten haben damit entscheidend zur Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes Oberfranken beigetragen.

Die Leistung eines Ehrenamtes in Worte zu fassen, sei extrem schwierig, so der Vizepräsident. „Egal, was man sagt, es wird der erbrachten Leistung nie völlig gerecht.“ Alle Geehrten hätten in die Prüfungen selbst, aber auch in die immer aufwändiger werdenden Vorbereitungen immens viel Zeit investiert und mit diesem Engagement einen Beitrag zum großen Ganzen geleistet.

Nach den Worten von IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm sind rund 2700 Damen und Herren in den Prüfungsausschüssen der Kammer tätig. Da die laufende, fünf Jahre dauernde Prüfungsperiode im kommenden Jahr ausläuft appellierte Brehm an alle Geehrten, sich wiederum zur Verfügung zu stellen. Als enorme Leistung wertete es der Hauptgeschäftsführer, dass während der zurückliegenden Jahre keine einzige Prüfung aufgrund von Corona und der damit zusammenhängenden Maßnahmen ausfallen musste.

Vizepräsident Harry Weiß, Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm und Torsten Schmidt, der stellvertretende Leiter des Bereiches Berufliche Bildung, überreichten den Ehrenpreis und die entsprechende Urkunde an die folgenden Persönlichkeiten:

Bamberg:

Steffen Seidelmann.

Bayreuth:

Volker Bergmann, Alfons Blessing, Jürgen Engels, Sonja Maisel, Gerd Raubbach, Ralf Schepers, Markus Sturm, Sandra Vatter und Tobias Wizital.

Forchheim:

Ulrich Drescher-Schöpf.

Kronach:

Stefan Büttner, Anita Dorsch und Fred Mahr.

Kulmbach:

Timo Heinold, Dr. Sandra Taubmann und Dr. Silka Taubmann.

Lichtenfels:

Markus Frahnert und Franziska Täubert.

Marktredwitz/Selb:

Andreas Meinke, Nico Müller und Ute Zentgraf.

Bild: Auszeichnung für mehr als zehnjährige ehrenamtliche Prüfertätigkeit (von links): IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm, Bayreuths 3. Bürgermeister Stefan Schuh, Tobias Wizital, Ralf Schepers, Sonja Maisel, Hans Jürgen Engels, Volker Bergmann, Gerd Raubbach, Sandra Vatter, Markus Sturm, Alfons Blessing und IHK-Vizepräsident Harry Weiß.

Foto: Thorsten Ochs / ochsenfoto.de

 

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06.11.2023

Meister statt Master: Ausbildungskampagne gegen Akademisierungstrend / IHK ehrt Prüferinnen und Prüfer für langjähriges Engagement im Ehrenamt

Kloster Banz. Zahlreiche verdiente Prüferinnen und Prüfer der beruflichen Bildung hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth für ihr langjähriges Engagement geehrt. Im Kaisersaal von Kloster Banz erhielten sie aus den Händen von IHK-Präsident Dr. Michael Waasner und von Torsten Schmidt, dem stellvertretenden Leiter des Bereichs Berufliche Bildung, jeweils einen Ehrenpreis und eine Urkunde. Unter den Ausgezeichneten waren Prüfer aus den Städten und Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Forchheim, Hof, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels, Marktredwitz und Selb.

Präsident Waasner kritisierte einmal mehr den „ungebrochenen Trend zur Akademisierung“. Dabei stehe eine berufliche einer akademischen Laufbahn in nichts nach. „Im Gegenteil“, so der Präsident. Weiterbildungsabsolventen hätten sogar häufiger direkte Personalverantwortung und seien öfter weisungsbefugt. Längst seien Absolventen mit Meister-, Fachwirt- oder Betriebswirtsprüfung den Hochschulabsolventen mit Bachelor- oder Masterabschluss gleichgestellt. „Nur in den Köpfen der Bevölkerung ist dies noch nicht adäquat verankert.“ Um Informationsarbeit zu leisten, hätten die Industrie- und Handelskammern erstmalig eine bundesweite Kampagne zum Thema Berufliche Bildung gestartet. Unter dem Motto „#JetztKönnenLernen – Ausbildung mach mehr aus uns“ berichteten dabei echte Auszubildende in den sozialen Medien über ihren Ausbildungsalltag im Unternehmen oder in der Berufsschule.

Alle Ausgezeichneten hätten in mehr als 20 Jahren ehrenamtliche Tätigkeit im Prüfungswesen wertvolle Aufgaben für die Selbstverwaltung der Wirtschaft wahrgenommen, sagte Michael Waasner. Die Geehrten hätten stets sichergestellt, dass die Prüfungen ordnungsgemäß und zuverlässig realisiert werden können. „Ehrenamtlich, sehr oft in der Freizeit, meist über viele Jahre hinweg“, so der Präsident. Diese Aufgabe sei alles andere als einfach, sie koste Zeit, die dann in der Freizeit, bei der Familie oder im Unternehmen fehlt.

Die folgenden Persönlichkeiten aus Stadt und Landkreis Bamberg, Bayreuth, Forchheim, Hof, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels, Marktredwitz und Selb wurden für mehr als 20-jährige ehrenamtliche Prüfertätigkeit ausgezeichnet:

Bamberg: Martin Dippold, Michael Dreßel, Markus Knoblach, Wolfgang Reisky und Wolfgang Weidner.

Bayreuth: Gerda Deinzer, Sonja Erdel, Stefan Göhl, Herbert Schmid, Johannes Schuhmann, Nicole Vogel und Wolf-Rüdiger Wittig.

Forchheim: Otmar Bähr, Carola Lüker-Asciutti und Armin Mirsberger.

Hof: Stephan Dorsch, Harald Geier, Reinhard Kühn und Uwe Voigtländer.

Kronach: Stefan Daum, Ilona Frenzel und Oliver Neuperth.

Kulmbach: Christian Hofmann, Horst Schirmer und Norbert Zimmermann.

Lichtenfels: Thomas Beichele und Joachim May.

Marktredwitz/Selb: Dr. Bernd Kunze und Frank Thierfelder.

Foto: Zahlreiche verdiente Prüferinnen und Prüfer der beruflichen Bildung hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth im Kaisersaal von Kloster Banz für ihr langjähriges Engagement geehrt.
Foto: Thorsten Ochs / ochsenfoto.de

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25.10.2023

Sanierungsbedarf, Strafzettel und Spartan Race: Wenig Interesse an der Zukunft der Innenstadt / Wenig Besucher beim Runden Tisch der Einzelhändler

Kulmbach. Die Reihen sind leer geblieben in der Dr.-Stammberger-Halle am Mittwochabend beim Runden Tisch der Händlervereinigung zur Zukunft der Kulmbacher Innenstadt. Ganz offensichtlich ist es um Einzelhandel und Gastronomie doch nicht so schlecht bestellt, wie man meinen könnte, so das Fazit eines Zuhörers. Und tatsächlich waren es eher Nischenprobleme, mit denen sich einzelne Händler herumplagen müssen. Gastronomen meldeten sich kaum zu Wort.

Fakt ist, die Modekette C&A schließt ihre Filiale in der Langgasse zum 29. Februar 2024. Das war auch der Ausgangspunkt, um einmal alle Betroffenen einzuladen. Zumindest das Erdgeschoss der C&A-Filiale soll zeitnah wieder mit Leben erfüllt werden, versprach Oberbürgermeister Ingo Lehmann. Mit dem Textilhandel sei es aufgrund der Online-Konkurrenz aber eher schwierig. „Der Kunde bestellt zehn Teile im Internet und schickt neun davon wieder problemlos zurück“, so Lehmann. Da könne der stationäre Einzelhandel nicht mithalten.

Ein Dorn im Auge war so manchem Einzelhändler die Großveranstaltung Spartan Race. „Wir sind nicht dagegen“, sagte Christine Friedlein, Vorsitzende der Händlervereinigung und Geschäftsführerin der Buchhandlung Friedrich. Allerdings sollte die Location etwas verlagert werden, „raus aus der Innenstadt“. Karin Klinitzky von Blumen im Ratskeller fand deutlichere Worte: „Die Kunden hatten Null Bock in die Stadt zu fahren bei diesem Chaos“, sagte sie. „Eigentlich hätten wir schon am Freitag ab 12 Uhr komplett dicht machen können“, so Simone Schultes von Dreams-Mode in der Spitalgasse. Ihr Geschäft sei komplett abgesperrt gewesen. Um rein oder rauszukommen habe man unter Plastikbänder durchkriechen müssen. Die Polizei hätte Kunden „angepfiffen“, sie hätten hier nichts verloren. OB Lehmann nahm es zur Kenntnis: „Wir wollten dem Einzelhandel keinen Schaden zufügen, sondern Frequenz in die Innenstadt bringen.“

Ein weiteres Ärgernis stellt für viele Einzelhändler offensichtlich die ihrer Meinung nach unbefriedigende Parksituation dar. Viele Kulmbacher wüsten wohl nicht, dass sie in der Tiefgarage unter dem EKU-Platz eine Stunde lang gratis parken können. Karin Klinitzky plädierte dafür vier bis fünf Parkplätze auf dem Marktplatz einzurichten, wo der Kunde bis zu 30 Minuten parken kann, zum Beispiel, um etwas abzuholen. Derzeit könne man nicht einmal ganz kurz halten und aussteigen, ohne einen Strafzettel über 55 Euro zu kassieren. „Wenigstens das Be- und Entladen muss doch möglich sein“, sagte sie. Und weiter: „Die Stadt hat dadurch echt schon einen schlechten Ruf.“

Deshalb verlagere sich die Geschäftswelt mehr und mehr in Richtung Albert-Ruckdeschel-Straße, so Manuela Müller, die Niederlassungsleiterin des Optikers Fielmann. Das wollte Thomas Tischer, der Wirtschaftsförderer der Stadt so nicht bestätigen. Im Jahr 2007 habe es 30 Leerstände gegeben, 2010 genau 21 und aktuell gebe es gerade mal 16 Lehrstände. Das seien alles Dauerlehrstände, bei denen der Eigentümer nicht bereit sei, etwas zu unternehmen. In zwei Fällen gehörten die Liegenschaften einer Luxemburger Gesellschaft, verwaltet würden diese Immobilien von einem Frankfurter Büro. Die Häuser seien in einem schlechten Zustand, die Mietvorstellungen weltfremd. Da habe die Stadt keine Möglichkeit.

Ein wenig Optimismus verbreitete Michael Mohnkorn, Referent für Städtebauförderung an der Regierung von Oberfranken. Es gebe kommunale Förderprogramme zur Unterstützung privater Eigentümer bei der Sanierung ihrer Anwesen in der Innenstadt. Auch ein Fonds könnte zu diesem Zwecke aufgelegt werden zur Unterstützung von Maßnahmen, die den Wert und das Image des Einzelhandels in einer Innenstadt fördern.

Ein eher düsteres Bild malte Kerstin Laudam Unternehmerin und Coach aus der Huthergasse. Die Einzelhändler machten schon viel und hätten auch Ideen, aber viele Menschen seien gar nicht daran interessiert. „Die Schauspieler können so gut spielen, wie sie wollen, wenn kein Publikum da ist, nützt es nichts“, sagte sie.

Noch so ein Ärgernis scheint der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus zu sein. Die „Blumen im Ratskeller“ würden aufgrund des Baumes gar nicht mehr wahrgenommen, meldete sich noch einmal Karin Klinitzky zu Wort. Die Anlieferung sei schwierig geworden, das Geschäft bekomme tagsüber kein Licht mehr ab, außerdem werde der Weihnachtsbaum nicht selten als Hundeklo genutzt. „Warum nicht zwei kleinere Bäume links und rechts des Rathauses?“, wollte sie wissen. Der Standort des Baumes sei ohnehin schon um einen Meter versetzt worden, man habe in den zurückliegenden Jahren deutlich schmälere Bäume benutzt und auch heuer falle der Baum wieder einen Meter kleiner aus, entgegnete OB Lehmann.

Ein „interessierter Bürger und Kunde“ meldete sich ebenfalls zu Wort und forderte die Kulmbacher auf, die Realitäten anzuerkennen und auch mal über den Tellerrand zu blicken. „Wer in Kulmbach ein Parkplatzproblem hat, der hat wohl auch andere Probleme“, sagte er. Die Stadt besitze eine Super-Tiefgarage, hell, großzügig und ganz nah am Marktplatz. Ein großes Lob zollte er dem Projekt „Ladenmusik“ des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums, bei dem Schüler am vergangenen Samstag in mehreren Geschäften musiziert hatten. „So etwas bringt die Leute in die Stadt“, so der Sprecher.

Bilder:
1.
 Schlecht besucht war der Runde Tisch der Händlervereinigung Unser Kulmbach am Mittwochabend in der Dr.-Stammberger-Halle.
2.
 „Gemeinsam für eine lebens- und liebenswerte Innenstadt“: Christine Friedlein von der Händlervereinigung „Unser Kulmbach“ und Oberbürgermeister Ingo Lehmann.

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19.09.2023

„Medizin neu denken“ / „Headhunter für jede Gebietskörperschaft“: IHK Gremien Hof und Marktredwitz-Selb diskutierten über Ärztemangel auf dem Land

Weißenstadt. Der Reformbedarf ist enorm: in den kommenden zehn Jahren wird die Hälfte aller Ärzte ihre Praxis schließen. Gleichzeitig wird sich die Zahl der Patienten verdreifachen. Was muss passieren, damit sich die Ärzteversorgung in ländlichen Regionen wieder verbessert? Genau das war das Thema der gemeinsamen Sitzung der IHK-Gremien Hof und Marktredwitz-Selb in den Räumen der PEMA Spezialitäten GmbH in Weißenstadt.

Ein Patentrezept gab es freilich nicht, wenngleich erfolgversprechende Ansätze wie verschiedene Stipendiatenprogramme oder das Bayerische Hausärzteprogramm erste Erfolge zeigen. Mit ihrem ungewöhnlichen Vorschlag eines Headhunters in jeder Gebietskörperschaft, der Ärzte für die Region rekrutieren könnte, rannte Dr. Dorothee Strunz, geschäftsführende Gesellschafterin von Lamilux in Rehau, bei den beiden Landräten Dr. Oliver Bär (Hof) und Dr. Peter Berek (Wunsiedel) offene Türen ein.

„Wir müssen Medizin neu denken und brauchen neue Ansätze“, pflichtete Oliver Bär bei. Das Gesamtsystem sei unzweifelhaft reformbedürftig. Im Landkreis Hof seien derzeit neun angehende Mediziner in einem Stipendiumprogramm des Landkreises. Sie alle hätten sich verpflichte, mindestens vier Jahre nach ihrem Studium, im Landkreis Hof tätig zu werden. Hof sei Vorreiter gewesen, als der Landkreis 2018 das Programm aufgelegt hatte.

Auch in Wunsiedel gebe es ein solches Programm mittlerweile, sagte Landrat Peter Berek. Eine der Teilnehmerinnen ist Verena Jäger. Sie hatte zunächst eine Pharmazeutisch-Technische Ausbildung absolviert und war anschließend in einer Apotheke in Arzberg tätig. Sie habe dort viele Schicksale erlebt, etwa von Menschen, die gar keinen Hausarzt hatten, berichtete sie. Aufgrund des Stipendiums habe sie sich dann zum Studium entschlossen. Derzeit sei sie im hausärztlichen Praktikum. Was für sie die Motivation sei, sich hier zubinden, wollte Moderatorin Dr. Cornelia Nicodemus von der IHK wissen und Verena Jäger antwortete entwaffnend ehrlich, dass es der „Menschenschlag“ einer jeden Region hier vor Ort sei. „Man versteht sich, man lernt sich kennen, wir sind hier weit weg von der Anonymität der Großstadt.“

Ganz besonders schwierig sei das Thema Personalakquise im Krankenhaus, sagte der Ärztliche Direktor des Klinikums Fichtelgebirge Dr. Philipp Koehl. Ein interner Mitarbeiter sei dort dafür zuständig, die Kosten für diese Personalakquise würden auch zum Defizit beitragen. Kritik übte Philipp Koehl an der geplanten Krankenhausreform von Gesundheitsminister Lauterbach. Nach dem, was bislang bekannt sei, gebe es sehr viele Anforderungen, die kleine und mittlere Häuser vor große Herausforderungen stellen. Auch Dr. Stefan Breit, Allgemeinarzt in Hof und Aufsichtsrat des regionalen Gesundheitsnetzes Unternehmung Gesundheit Hochfranken (UGHO), sprach von einer schlimmen Ärztesituation, die aber behebbar wäre, „wenn man es nur wollte“.

„Das Problem liegt im System“, so IHK-Vizepräsident Dr. Roman Pausch. Er zeigte sich aber auch zuversichtlich, junge Ärzte zu finden, die sich in der Region niederlassen wollen. Für junge Leute sei das doch auch eine Riesenchance.  Einig war man sich in der Diskussion, dass die Versorgung mit Ärzten auf dem Land nicht nur ein zentraler Punkt der Daseinsvorsorge, sondern auch ein wichtiger Standortfaktor bei der Akquise und Bindung junger Mitarbeiter und ihrer Familien sei.

Bild: Kein Patentrezept gegen Ärztemangel auf dem Land (von links): Dr. Dorothee Strunz, die Landräte Dr. Oliver Bär (Hof) und Dr. Peter Berek (Wunsiedel), Dr. Philipp Koehl vom Klinikum Fichtelgebirge, Dr. Stefan Breit von der Unternehmung Gesundheit Hochfranken und IHK- Vizepräsident Dr. Roman Pausch.

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01.09.2023

„Die Situation spitzt sich zu“ / Zum Start des neuen Ausbildungsjahres: Deutlich mehr Stellen als Bewerber

Kulmbach. Mit dem ersten Arbeitstag starten heute viele junge Leute in ihre berufliche Zukunft. Anders als noch vor einigen Jahren suchen zahlreiche Unternehmen aber noch immer nach motivierten Nachwuchskräften. Noch nie gab es so viele unbesetzte Lehrstellen.

Auf 1130 unversorgte Bewerber in Oberfranken kamen Ende Juli nach den Zahlen der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken 4435 unbesetzte Ausbildungsplätze. Rein rechnerisch kommen demnach auf jeden jungen Menschen, der noch auf der Suche ist, vier freie Ausbildungsstellen. Auch im Raum Kulmbach ist die Lücke besonders ausgeprägt. Hier kommen auf einen unversorgten Bewerber rechnerisch 5,1 unbesetzte Lehrstellen. Für alle, die einen Ausbildungsplatz suchen, ist das eine sehr gute Nachricht, für die Unternehmen geradezu eine Katastrophe.

Thomas Oetter, Bereichsleiter von der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof

Es sei noch viel in Bewegung, sagt Thomas Oetter, Bereichsleiter von der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof. Bewerbungen seien ja auch jetzt noch möglich. Insgesamt habe man einen Bewerbermarkt, das bedeutet: „Wir haben deutlich mehr Stellen als Bewerber“. Im Agenturbezirk, also in den Städten und Landkreisen Bayreuth, Kulmbach, Hof und Wunsiedel, gebe es allerdings sogar eine leichte Steigerung bei den gemeldeten Stellen im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Bewerbern gebe es einen Rückgang von circa zwei Prozent und bei den gemeldeten Ausbildungsstellen ein Plus von vier Prozent.

Stadt und Landkreis Kulmbach für sich betrachtet gebe es einen etwas größeren Rückgang bei den gemeldeten Bewerbern von rund sieben Prozent und bei den gemeldeten Stellen einen Zuwachs von vier Prozent. In absoluten Zahlen bedeute dies knapp 700 gemeldete Ausbildungsstellen und dafür circa 275 Bewerber. Hier sei schon ein relativ deutliches Ungleichgewicht festzustellen, so Thomas Oetter. Dies dürfe aber keinesfalls überbewertet werden, da es immer auch größere „Wanderungsbewegungen“ gebe. Viele Kulmbacher machten ihre Ausbildung erfahrungsgemäß in Bayreuth.

Besondere Probleme seien unter anderem als Nachwirkungen von Corona für das Lebensmittelhandwerk und für Gastronomie auszumachen, völlig unabhängig, ob Ausbildung oder reguläres Arbeitsverhältnis. Betriebe, die noch immer händeringend jemanden suchen, rät Thomas Oetter, auf jeden Fall noch einmal zu einer Rückmeldung bei der Arbeitsagentur. Viele Entscheidungen würden noch kurzfristig getroffen.

Danny Dobmeier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaften Bayreuth, Kulmbach, Kronach, Lichtenfels:

Im Handwerk seien nach wie vor ganz viele Stellen frei, sagt Danny Dobmeier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bayreuth, Kulmbach, Kronach, Lichtenfels. „Wer noch Interesse hat, sich für eine Handwerkskarriere zu entscheiden, wird in jedem Gewerk etwas finden“. Dobmeier räumt ein, dass es immer weniger Handwerker gibt, obwohl viele innovative Ideen entwickelt worden seien, um junge Leute zu gewinnen. „Die Welt funktioniert halt anders als noch vor 20 Jahren“, sagt Dobmeier. Damals kamen auf eine freie Stelle fünf oder noch viel mehr Bewerber. Das habe sich schon vor Jahren aufgrund des demographischen Faktors geändert. „Aber jetzt spitzt es sich zu“, so der Geschäftsführer. Als Ursache dafür nennt er die Tatsache, dass die geburtenstarken Jahrgänge so nach und nach in den Ruhestand gehen. Ganz nüchtern betrachtet sei es nur logisch, dass immer weniger Bewerber vorhanden sind.

Dazu kämen noch andere Anforderungen der jungen Leute an eine Arbeitsstelle. Dobmeier meint damit alles, was unter „Work-Life-Balance“ läuft. Junge Leute hätten einen ganz anderen Anspruch ans Leben. Doch er gibt auch zu bedenken, dass der Wohlstand ja irgendwie erarbeitet werden muss. Mit der derzeitigen Situation stehe das Handwerk nicht allein da. Es wpürde ja wirklich überall gesucht, ob in der Pflege oder in der Industrie. Viele Betriebe würden sich dabei mittlerweile auch an die Bedürfnisse der jungen Leute anpassen und ihnen entgegenkommen.

Der Kreishandwerksgeschäftsführer rührt dabei auch gleich die Werbetrommel für das Handwerk. Hier gebe es viele Freiheiten und zahlreiche Möglichkeiten, sich „nach oben zu entwickeln“. Gerade das Baugewerbe habe einen Riesenbedarf. Als besonders drastisch bezeichnet der Geschäftsführer die Situation im Genusshandwerk, also bei den Bäckern und Metzgern. Dobmeier sagt aber auch: „In Kulmbach sind wir da noch ganz gut bedient.“ Je weiter man von Oberfranken wegkomme, um so schwieriger wird es.

Jungen Leuten, die aktuell noch auf der Suche sind, rät Danny Dobmeier, sich einfach mal etwas auszusuchen und in den Betrieb zu gehen. Ein Einstieg in die Ausbildung ist immer noch möglich, auch nach dem 1. September. „Man muss den jungen Leuten halt immer wieder erklären, wie wichtig das Handwerk ist. Für jede Begabung, die wir haben, gibt es im Handwerk etwas. Man kann sich da immer wieder auf allen Ebenen ausleben und die Bezahlung ist durchaus gut.“

Alexander Battistella, Leiter des Beruflichen Schulzentrums Kulmbach:

Seit dem Schuljahr 2016/2017 gebe es einen geringen, aber doch stetigen Rückgang bei den Schülerzahlen der Berufsschule, sagt Alexander Battistella, Leiter des Beruflichen Schulzentrums Kulmbach. Von den Anmeldungen her sei man diesmal ungefähr bei den Zahlen des zurückliegenden Schuljahres, aktuell vielleicht noch leicht darunter, doch das könne sich noch ändern. Mittlerweile würden die Ausbildungsverträge relativ spät geschlossen. „Wir bekommen jeden Tag Anmeldungen, ich vermute mal, dass wir uns ähnlich einnorden, wie letztes Jahr, wenngleich dies natürlich auf einem niedrigen Pegel sei.“ Battistella hofft auf eine Trendwende, und darauf, dass wieder mehr Absolventen aller Schularten, auch Gymnasien, wieder stärker in die duale Ausbildung hineingebracht werden können.

Als eigenartig bezeichnet es Alexander Battistella, dass der Trendberuf des Bürokaufmanns/Bürokauffrau, jetzt Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement, in Kulmbach praktisch gar nicht vorkomme. Zu erklären sei dies mit der starken Industrie, denn Industriekaufleute seien relativ stark vertreten.

Trotz allem, verglichen mit anderen Landkreisen, seien die Zahlen in Kulmbach relativ stabil. „Das hängt damit zusammen, dass wir hier vor allem die technisch-gewerblichen Berufe haben, wo der Bedarf sehr hoch ist.“ Anlagenmechaniker, also Heizungsbauer, könne man eben durch die Digitalisierung nicht so leicht ersetzen, wie einen Bürokaufmann. Auch den ganzen Servicebereich, etwa Kfz-Mechatroniker, Schreiner oder Metzger, könne man durch technologische Möglichkeiten nicht ersetzen.

Torsten Schmidt, Leiter des Bereichs Berufsausbildung bei der Industrie und Handelskammer (IHK) für Oberfranken:

Bis Ende August wurden nach den Worten von Torsten Schmidt, dem Leiter des Bereichs Berufsausbildung bei der Industrie und Handelskammer (IHK) für Oberfranken, 2897 Ausbildungsverträge unterzeichnet, das sind 7,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. „Mit diesem Wert sind wir natürlich zunächst einmal sehr zufrieden. Gleichzeitig müssen wir uns aber vor Augen halten, dass die Zahl der Neueintragungen damit immer noch rund 15 Prozent unter dem Wert von 2019 liegt, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie“, so Torsten Schmidt.

Seinen Worten zufolge waren bei den Agenturen für Arbeit Bamberg/Coburg und Bayreuth/Hof im Juli 9755 Ausbildungsstellen gemeldet, 6267 davon von den Mitgliedsbetrieben der Industrie- und Handelskammern in Bayreuth und Coburg. 4435, also 45 Prozent aller angebotenen Ausbildungsplätze waren Ende Juli noch unbesetzt. Torsten Schmidt geht allerdings auch davon aus, dass es für die Unternehmen noch Hoffnung gibt, wenigstens einen Teil der unbesetzten Ausbildungsplätze besetzen zu können.  Auch wenn das Ausbildungsjahr zum 1. September beginnt, etliche Ausbildungsverträge bei den IHK-Mitgliedsunternehmen würden zu einem späteren Zeitpunkt unterschrieben. Bis zum Jahresende sei das problemlos möglich, aber in der Regel auch darüber hinaus. Zur bitteren Realität aus der Sicht der Unternehmen gehöre aber auch, dass trotzdem viel zu viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben werden. Die Zahl der unversorgten Bewerber bezifferte er auf 1130.

Wolfram Brehm: Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken:

Für den Rückgang bei den Bewerberzahlen gebe es dem IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm zufolge im Wesentlichen zwei Ursachen. Zum einen die demografische Entwicklung. Seit Jahren sei die Zahl der Schulabgänger in Oberfranken rückläufig, von 14927 im Jahr 2010 auf 11975 im Jahr 2021, was einem Minus von 20 Prozent entspricht. „Gegen die demografische Entwicklung können wir nichts machen, ansetzen lässt sich eigentlich nur bei der Zahl der Studierenden.“ Eines müsse klar sein: Wer studieren will, soll auf jeden Fall studieren. Es gebe aber sehr viele, die entweder Druck durch die Eltern bekommen oder oft nicht wüssten, wie es weiter gehen soll und sich der Einfachheit halber für ein Studium entscheiden. Wolfram Brehm: „Mein Appell an alle, die sich noch nicht sicher sind, ob Studium oder Ausbildung: Gebt der Ausbildung eine Chance. Wer will, kann sich auch hier weiterqualifizieren, etwa eine Weiterbildung zum geprüften Meister, zum Fachwirt, Fachkaufmann oder Operative Professional (IT) machen, was einem Bachelorabschluss gleichgestellt ist. Man kann aber auch noch eins obendrauf setzen, etwa eine Weiterbildung zur geprüften technischen Betriebswirtin oder zum Betriebswirt, was einem Master-Abschluss an der Hochschule entspricht.

Marco Roßmerkel, Geschäftsführer der ait-Deutschland GmbH Kasendorf

„Wir freuen uns, in diesem Jahr 18 neue Auszubildende begrüßen zu dürfen. Damit absolvieren derzeit 47 Auszubildende ihre Lehre in den verschiedenen Bereichen bei ait“, so Marco Roßmerkel, Geschäftsführer der ait-Deutschland GmbH. Trotz verlängerter Bewerbungsfrist und verschiedenen Angeboten zur Berufsorientierung hätten bei dem Wärmepumpenhersteller in Kasendorf nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden können. Die Bewerberzahl sei bereits seit einigen Jahren rückläufig, zudem hätten die Jugendlichen während der Corona-Pandemie kaum Möglichkeiten gehabt, Praktika zu absolvieren und sich damit einen Eindruck von den verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten zu verschaffen. „2024 suchen wir daher weiter motivierte Talente für technische und kaufmännische Berufe, unter anderem für den Mechatroniker für Kältetechnik“, so Marco Roßmerkel. „Natürlich verbunden mit dem Ziel, unseren eigenen Fachkräftenachwuchs zu sichern. Dass dies gelingt, unterstreicht unsere hundertprozentige Übernahmequote eindrucksvoll.“ Für 2024 sucht ait unter anderem Mechatroniker für Kältetechnik, Bachelor of Science Kältesystemtechnik, Technischer Produktdesigner, Industriekaufleute, Fachlageristen und Fachkräfte für Lagerlogistik.

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14.08.2023

Immer mehr E-Autos im Kulmbacher Land / Weitere Ladepunkte geplant

Kulmbach. Obwohl Fahrzeuge mit Elektromotoren deutlich teurer sind als Benziner oder Diesel, werden sie in Kulmbach Stadt und Land immer beliebter. Aber wie viele E-Autos gibt es genau im Landkreis und wo und wie kann man sein Elektrofahrzeug aktuell in der Region eigentlich laden? Wir fragten nach bei Ingrid Flieger, Klimaschutzmanagerin des Landkreises und Expertin in Sachen Elektromobilität.

„Stand Anfang Juli 2023 lagen wir bei exakt 1006 zugelassenen reinen E-Fahrzeugen, nur Pkw, im Landkreis Kulmbach“, sagt Ingrid Flieger. Damit habe sich die Zahl während der zurückliegenden drei Jahre praktisch vervierfacht. Neben den reinen E-Fahrzeugen gab es den Zahlen des Landratsamtes zufolge Ende 2022 außerdem 2076 Hybrid-Pkw. Insgesamt seien zum Jahresende 2022 exakt 50654 Pkw zugelassen gewesen.

Die Zahl der öffentliche Ladepunkte im Landkreis beziffert Ingrid Flieger auf 75 (Stand Ende 2022), 28 davon seien sogenannte Schnelllader, 47 Normalladesäulen. Allerdings werde die Infrastruktur immer weiter ausgebaut. Ladestationen entlang der Autobahnen A9 und A70 seien zum Beispiel bei Marktschorgast, Unterbrücklein und Thurnau in Planung. Weitere Ladepunkte sollen in Kasendorf, Wonsees, Marktleugast, Ludwigschorgast, Mainleus und am Schloss in Thurnau entstehen. Betreiber der Ladestationen sind laut Bundesnetzagentur im Landkreis Kulmbach die Unternehmen und Energieversorger IONITY, Aral Pulse, Fastned, N-ERGIE, Allego, E.ON Drive, Energielösung und EWE Go.

Wenn die Zahlen der E-Autos weiter steigen, dann ließen sich die Ladestationen auch wirtschaftliche betreiben, sagt Ingrid Flieger. Ziel des Energieversorgers N-ERGIE sei es, gemeinsam mit starken Partnern wie dem Landkreis Kulmbach und dem LadeVerbundPlus die Ladeinfrastruktur in der Region flächendeckend auszubauen, sagt Andrea Rudolph, Pressereferentin von N-ERGIE. Dadurch soll das „Henne-Ei-Problem“ von Ladeangebot und E-Fahrzeugen aufgelöst, und die Elektromobilität allgemein deutlich vorangebracht werden, was letztendlich den Klimaschutz stärke.

Entsprechend arbeiteten der Landkreis Kulmbach und die N-ERGIE seit Beginn der Kooperation unermüdlich daran, auch in der ländlich geprägten Region öffentliche Ladepunkte zu realisieren. Im Blickpunkt stehe dabei zunächst nicht die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Ladestationen, sondern das übergeordnete Ziel: der Beitrag zur Mobilitätswende als wichtigen Baustein der Energiewende.

Aktuell betreibt die N-ERGIE nach Auskunft der Konzernsprecherin im Landkreis Kulmbach insgesamt 16 Ladestationen für E-Fahrzeuge. Dieses Ladeangebot werde erfreulicherweise immer besser angenommen. Zwar reiche bei der Mehrheit der Ladestandorte die Nachfrage noch nicht dafür aus, alle laufenden Kosten durch die Erlöse aus dem Stromabsatz zu decken. Jedoch näherten sich circa ein Drittel der Ladestationen dem wirtschaftlichen Betrieb, und bei zwei besonders nachgefragten Standorten in Kulmbach und Thurnau könne darüber hinaus bereits ein Teil der Investitionskosten refinanziert werden.

Besonders gespannt sind die Projektpartner, wie die jüngsten Ladeinfrastrukturprojekte in Kulmbach (Hohenzollernstraße und Georg-Hagen-Str.) und Thurnau-Hutschdorf angenommen werden, für die noch keine komplette Jahresauswertung möglich sei.

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10.06.2023

„Vergütung und Wertschätzung fehlen seit Jahren“ / Am 14. Juni bleiben vieler Apotheken geschlossen

Kulmbach. Am kommenden Mittwoch, 14. Juni, werden viele Apotheken in ganz Deutschland geschlossen bleiben. Die Apotheken haben diesen Tag zum bundesweiten Protesttag erklärt. Die Arzneimittelversorgung bleibt zwar aufrechterhalten, allerdings nur über die Notdienstapotheken. Die Apothekerschaft reagiert damit auf gesundheitspolitische Entscheidungen der Bundesregierung.

Nach den Worten von Alexandra Mergenthaler von der Zentralplatz-Apotheke beteiligen sich alle Apotheken in Kulmbach an dem Streik. Es werde sogar eine Demo stattfinden. Die Zentralplatz-Apotheke hat an diesem Tag den Notdienst, wird aber nur durch die Notdienstklappe Notfälle beliefern, alles andere nicht.

„Natürlich waren und sind auch bei mir in der Apotheke Arzneimittelengpässe spürbar“ sagt Alexandra Mergenthaler. Anfang des Jahres habe es zum Beispiel in ganz Kulmbach keine Paracetamol Fieberzäpfchen für Säuglinge mehr gegeben. Ein Vater habe nach Bayreuth in eine Apotheke fahren müssen, wo die Zäpfchen selbst hergestellt wurden. Auch ein Insulin sei kürzlich in ganz Kulmbach nicht verfügbar gewesen.

„Wenn das alles so weitergeht, sehe ich echt schwarz, gerade für kleine Apotheken wird es schwer werden“, so Alexandra Mergenthaler. Von der Politik fordert sie eine angemessene Vergütung der Krankenkassen für Arzneimittel, keine Retaxationen bei Formfehlern auf null, eine Reform der Notdienstregelung, mehr Handlungsfreiheit bei Lieferengpässen und einen Abbau der Bürokratie.

Auch Julia Bredemeyer von der Kranich-Apotheke am Holzmarkt in Kulmbach beteiligt sich am Streik. „Selbstverständlich ist meine Apotheke am 14.Juni Teil des bundesweiten Protesttages“, sagt sie. „Wir werden die Apotheke für den kompletten Tag schließen, um gemeinsam mit den Kulmbacher Kollegen und unseren Teams in der Innenstadt zu demonstrieren und auf die erschreckenden Zustände aufmerksam zu machen.“

Ziel sei es, ein bundesweites Zeichen zu setzen, das im Bundesgesundheitsministerium gehört und gesehen wird. „Unsere aktuelle Regierung ignoriert alle Forderungen, Warnungen und Bitten seitens unseres Berufsstandes und gefährdet so die flächendeckende Arzneimittelversorgung eines ganzen Landes.“ Nach den Worten von Julia Bredemeyer hätten die Apotheken täglich mit teilweise gravierenden Lieferengpässen zu kämpfen. Egal ob Antibiotikasäfte für Kinder, Insuline, einfache Bluthochdruckmittel, die Liste der sogenannten Defekte werde jeden Tag länger und ändere sich täglich. Dieser Aufgabe zusätzlich gerecht zu werden sei ein extrem zeit- und personal aufwendiger Prozess, der keine adäquate Honorierung findet.

„Wir sind die Schnittstelle zwischen Arzt, Patient und den Arzneimittellieferanten. Wir telefonieren mit den Ärzten, suchen neue Lösungen, tauschen Rezepte aus, und so weiter.“ In Extremfällen bedeute dieses Engpassmanagement über 20 Stunden Mehrarbeit die Woche, „nur“ um die Grundversorgung sicher zu stellen.

„Wir haben als Apotheke den gesetzlichen Auftrag unsere Patienten mit Arzneimitteln zu versorgen. Das bedeutet wir müssen jedes Rezept beliefern, das uns ein Patient bringt.“ Ein kleiner Formfehler, der nicht einmal durch die Apotheke verursacht sein muss, oder eine nicht oder in den Augen der Krankenkasse unzureichend dokumentierte Lieferfähigkeit bedeute eine gekürzte Zahlung seitens der Krankenkasse beziehungsweise im schlimmsten Fall Null Euro, nicht einmal der Einkaufspreis wird erstattet.

„Es müsse ein Ende finden mit all dem Bürokratiewahnsinn, der uns aktuell jeden Tag beschäftigt.“ Dokumentieren mit unzähligen Protokollen bei jeder Rezeptur, die wir Herstellen, Präqualifizierungen, Nichtverfügbarkeiten, die Liste ist um einiges länger. Und nicht zu vergessen die seit Jahren fehlende angepasste Vergütung und Wertschätzung unserer Arbeit. Die Kosten und der Aufwand steigen gefühlt wöchentlich, die Pauschale, die die Apotheke dafür bekommt, ist seit 2013 nicht angepasst worden.

Als drohende Konsequenz sieht Julia Bredemeyer, dass immer mehr Apotheken sterben werden. Viele Inhaber fänden keinen Nachfolger, da gerade junge Pharmazeuten sich nicht in dieses unkalkulierbare Abenteuer stürzen möchten. „Wir fordern, dass die Politik uns zuhört und im interaktiven Austausch Dinge ändert, und, dass die Arbeit eines Apothekers und der zugehörigen Teams endlich verstanden wird.“

Julia Bredemeyer ist sich auch sicher, dass es zu einer Unterversorgung in der Region kommen wird, wenn nicht in absehbarer Zeit die Rahmenbedingungen zu Gunsten der Vor-Ort-Apotheke geändert werden. Arzneimittelengpässe seien schon jetzt jeden Tag, jede Stunde spürbar. In allen Bereichen der Versorgung. Was früher vielleicht ein paar einzelne Medikamente betroffen hat, sei inzwischen ein Problem, dass sich durch alle Wirkstoffklassen zieht. „Es gibt kaum einen Bereich, in dem nicht etwas fehlt oder erst mit einem großen Aufwand bezogen werden kann. Die Liste wird jeden Tag länger und gefährlicher. Denn oftmals ist es nahezu unmöglich Alternativen zu finden.“

Julia Bredemeyer sagt aber auch: „Wir lieben unseren Beruf und möchten auch in Zukunft mit allem Herzblut für unsere Patienten da sein können. Genau deswegen ist es jetzt an der Zeit die Reißleine zu ziehen. Bundesweit und geschlossen mit allen Kollegen. Wir möchten niemanden ärgern, im Gegenteil wir möchten für das, was wir lieben, kämpfen.“

Auch Dieter Braun von der Blaicher-Apotheke in Kulmbach beteiligt sich am Streik. „Alle 16 Stunden schließt derzeit in Deutschland eine Apotheke“, sagt er. Dies geschehe nicht etwa, weil die Apotheker keine Lust mehr haben, sondern weil es sich nicht mehr rentiert. Von der Politik fordert Dieter Braun eine Erhöhung der Vergütung. Da sei seit zwölf Jahren nichts mehr passiert, trotz steigender Kosten und Löhne. Der Umsatz der Apotheken werde ohnehin längst durch freiverkäufliche Artikel quersubventioniert. „Bei jeder Packung, die ich einem Patienten auf Rezept ausgebe, lege ich drauf.“ Das sei die Situation, die sich seit Jahren so entwickelt habe. „Es ist absolut unerträglich, was da passiert“, schimpft Dieter Braun.

Seinen Worten zufolge gibt es ständig irgendwelche Engpässe. 50 Prozent ihrer Arbeitszeit würden seine Mitarbeiter mittlerweile damit verbringen, den Leuten zu erklären, was los ist, warum es dieses und jenes Medikament nicht gibt. Dann müssten die Ärzte kontaktiert werden, was wiederum Zeit kostet, und alles bei Null-Vergütung. Sicher hätten die Apotheken 2020 und 2021 durch Masken und ähnlichem mehr Geld eingenommen, doch auch wesentlich mehr Arbeit und Aufwand gehabt.

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01.06.2023

Mehr Imbissbuden als fränkische Wirtshäuser / Gastronomie: Drei Jahre nach Corona – „Sind auf gutem Weg“

Kulmbach. Kosten, Corona, Personalmangel: Das Gastgewerbe schrumpft. Doch die Zahlen sprechen keine einheitliche Sprache auch deshalb, weil sich viele klassische Konzepte ändern. Doch wie hat sich die Gastronomie nach drei Jahren Corona entwickelt?

„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Alexander Schütz, Kulmbacher Kreisvorsitzender im Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband und Chef des Restaurants Ursprung im Berghof Wartenfels. Da und dort hake es schon noch etwas, wes müsse sich halt alles wieder einlaufen.

Die Zahle der Betriebe und hätten sich gar nicht so sehr verändert. Allerdings seien viele klassische fränkische Wirtshäuser durch Imbissbuden ersetzt worden. „Die traditionellen Wirtshäuser nehmen ab, die internationale Gastronomie nimmt eher zu“, so Alexander Schütz. Auffallend sei auch, dass die Gastronomie im Kulmbacher Land meist sehr klein strukturiert sei. Soll heißen, es gibt hier noch viele klassische Familienbetriebe, in denen sonntags auch noch die Oma in der Küche steht. Ist dies nicht mehr möglich, wird es für den Betrieb schwierig.

Was die Fluktuation angeht, so hätten die meisten Betriebe ihre Stammmannschaft doch behalten der wieder zurückgewinnen können. Größer sei die Fluktuation bei den Aushilfskräften. Aber auch hier seien Gastronomie und Hotellerie auf einem guten Weg, die Situation sei gerade dabei, sich wieder zu stabilisiern.

Ohne Frage hat nach den Worten von Alexander Schütz das Geschäft mit den Lieferdiensten zugenommen. „Das Außer-Haus-Geschäft wird sei Corona wesentlich stärker genutzt.“ Aber auch hier glaubt der Kreisvorsitzende, dass sich die Situation wieder einpendelt. Genauso wie bei den Personalproblemen, wenngleich Alexander Schütz die Zahl der freien Stellen in Kulmbach Stadt und Land auf aktuell 70 beziffert. Erst Erfolge habe dabei der Recruiting Day vor einigen Tagen auf dem Kulmbacher Marktplatz gezeigt. Allein am Vormittag seien 120 Schüler vor Ort gewesen und hätten sich über Chancen und Möglichkeiten einer Ausbildung im Gastgewerbe informiert. Weitere 25 Menschen seien am Nachmittag gekommen und hätten sich nach Jobs in der Gastronomie erkundigt.

Ohne Frage hab sich das Ausgehverhalten bei vielen Leuten verändert. Wo man früher dreimal abends ausgegangen sei, gehe man heute nur noch einmal aus. „Wenn, dann lässt man es sich aber auch gutgehen.“ Auch das konnte Alexander Schütz schon feststellen.

Ein weiteres Thema seien derzeit landauf landab verkürzte Öffnungszeiten. Auch er habe mittlerweile Mittwoch- und Donnerstagmittag geschlossen. Das flächendeckende Angebot sei mittlerweile nicht mehr so, wie vor der Pandemie. Wenig hält Alexander Schütz von der jetzt immer öfter propagierten Vier-Tage-Woche. „Flexible Wochenarbeitszeiten, wie sie der Hotel- und Gaststättenverband schon seit langem fordert, würden uns viel mehr helfen.“

Den offiziellen Zahlen der Arbeitsagentur zufolge beschäftigte das Hotel- und Gaststättengewerbe im Arbeitsagenturbezirk Kulmbach Ende des zurückliegenden Jahre 1097 Menschen. Das sind nur geringfügig weniger als vor der Pandemie im Jahr 2019 mit 1130. Allerdings zählte dazu der gesamte Hotel- und Gaststättenbereich inklusive Speisezubereitung, Verkauf von Speisen und auch Reinigungskräfte im Beherbergungsgewerbe. Etwa ein Drittel davon sind geringfügig Beschäftigte.

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17.05.2023

Hauptversammlung der Kulmbacher Brauerei AG:

Gutes Ergebnis trotz schwierigen Umfeldes / Stabile Umsatzentwicklung - 1,50 Euro pro Aktie ausgeschüttet

Kulmbach. Die Energie- und Rohstoffkrise, dazu eine Corona-bedingte Absatzkrise: die Kulmbacher Brauerei AG musste sich im zurückliegenden Jahr großen Herausforderungen stellen. Mit Erfolg, wie Vorstandssprecher Markus Stodden am Mittwoch in Kulmbach bekannt gab. „Mit einem Gesamtwachstum von 3,8 Prozent haben wir uns gut behauptet“, sagte Stodden bei der Ordentlichen Hauptversammlung der Aktien-Gesellschaft.

Die Kulmbacher Brauerei erzielte 2022 einen Getränkeabsatz von knapp 3,6 Millionen Hektolitern, im Vorjahr waren es noch 3,4 Millionen Hektoliter. Die Umsatzerlöse der Unternehmensgruppe hätten sich besser als prognostiziert mit 261,3 Millionen Euro entwickelt und hätten damit um 8,6 Prozent über dem Vorjahreswert gelegen.

Für die Kulmbacher Brauerei ergibt sich ein nach handelsrechtlichen Vorschriften ausgewiesener, für die Gewinnverwendung maßgeblicher Bilanzgewinn des Geschäftsjahres 2022 in Höhe von rund 7,9 Millionen Euro. Die Hauptversammlung folgte dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat, den Bilanzgewinn wie folgt zu verwenden: Zahlung einer Dividende von rund fünf Millionen Euro, was 1,50 Euro je dividendenberechtigter Stückaktie entspricht. 2,8 Millionen Euro werden in die Gewinnrücklagen eingestellt und der verbleibende Betrag von gut 38.000 Euro wird auf neue Rechnung vorgetragen.

Da die Gastronomie im zurückliegenden Jahr vom Corona-Lockdown verschont geblieben sei und die Verbraucher zu alten Gewohnheiten zurückkehrten, hätten die Betriebe trotz fehlender Fachkräfte und reduzierter Öffnungszeiten zum Normalbetrieb übergehen können. Auch die Hauptversammlung war die erste seit 2019 in Präsenz. Die Kulmbacher Gruppe sei gut durch die Krise gekommen, berichtete Stodden und nannte den „souveränen Umgang der Mitarbeiter mit den Herausforderungen“ als Grund dafür. Die Kulmbacher Brauerei beschäftigte 2022 im Jahresschnitt 909 Mitarbeiter, nur zwei weniger als im Jahr zuvor.

Ursache für die Steigerung beim Gesamtabsatzwachstum mit 3,8 Prozent sei vor allem die solide Entwicklung der Wachstumsmarke Mönchshof. Mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent habe Mönchshof seine marktführende Position im Segment der Bügelverschlussbiere weiter ausbauen können. Ein Wachstumstreiber sei dabei die Marke Mönchshof hell gewesen, die überproportional um 7,7 Prozent zulegen konnte. Gewaltige Steigerungen habe auch das Mönchshof Naturradler alkoholfrei mit 13,6 Prozent verzeichnet. Im Ranking der alkoholfreien Radler auf dem deutschen Markt liege das Mönchshof Natur auf Platz drei.

Im Geschäftsfeld der alkoholfreien Erfrischungsgetränke habe die Marke Bad Brambacher die Absatzmenge des Vorjahres mit über 15 Prozent übertroffen. Zu den Wachstumstreibern gehörte Stodden zufolge vor allem die „Gartenlimonade“, die bei den Konsumenten unverändert im Trend liege. Insgesamt habe die Marke Bad Brambacher mit ihren Produkten eine bessere Entwicklung gezeigt als die gesamte Mineralbrunnenbranche.

Vorstandssprecher Stodden kündigte bei der Hauptversammlung die Erweiterung der Abfüllkapazitäten in Kulmbach an, So soll in eine neue Abfülllinie für Bügelverschlussflaschen investiert werden „Die neue Abfülllinie beinhalte eine noch leistungsstärkere Anlage mit vielen neuen technischen Details, die nicht nur einen neuen Weltrekord bei der Abfüllung von Bügelflaschen darstellt, sondern auch die Warenverfügbarkeit zukünftig in einem hochkomplexen Prozess sicherstellen soll. In Summe habe die Kulmbacher Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr 33,9 Millionen Euro in materielle Vermögenswerte und Sachanlagen investiert.

Für die Zukunft sieht Stodden die Kulmbacher Brauerei gut aufgestellt: „Unter Berücksichtigung der Marktgegebenheiten, stark steigender Kosten und der politischen Großwetterlage strebt die Brauerei für das laufende Geschäftsjahr eine stabile Umsatzentwicklung an.“

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12.05.2023

Anschlussboom als Herausforderung / Bayernwerk investiert Rekordsumme in Stromverteilungsnetz

Kulmbach. Rund 205 Millionen Euro steckt die Bayernwerk Netz GmbH in diesem Jahr in die Instandhaltung und den Ausbau ihrer fränkischen Stromnetze. Die Rekordsumme von 37 Millionen Euro entfällt davon auf das Netzgebiet des Bayernwerk-Kundencenters Kulmbach. Dazu gehören die Landkreise Bayreuth Kulmbach und Lichtenfels sowie Teil der Landkreise Nürnberg-Land, Tirschenreuth und Wunsiedel. „Das Bayernwerk investiert damit in die Leistungskraft des regionalen Verteilnetzes und schafft die notwendigen Netzkapazitäten für die Einspeisung erneuerbarer Energien und die sichere Versorgung von Haushalten und Unternehmen.“ Das hat Markus Seidel, Leiter des Kundencenters Kulmbach, am Freitag bekannt gegeben.

„Unsere Aufgaben als regionaler Stromnetzbetreiber haben sich mit der Energiewende und dem enormen Anschlussboom seit dem vergangenen Jahr stark verändert“, sagte Bernd Göttlicher, der Leiter des Kommunalmanagements Franken. Besondere Herausforderungen stellten der Anschlussboom und der hohe Anteil regenerativer Energien im Bayernwerk-Netz. Dank der aktuell über 390.000 in das Stromnetz eingebundener dezentraler Einspeiseanlagen, in der Regel Photovoltaik, verteile das Bayernwerk heute schon zu über 70 Prozent regenerativen Strom.

„Wenn das Ziel eines klimaneutralen Freistaats bis 2040 erreicht werden soll, dann müssen sich auch die politischen Rahmenbedingungen für Netzbetreiber verbessern“, sagte Bernd Göttlicher. Konkret nannte er schnellere Genehmigungsverfahren, eine Entbürokratisierung und ein Landesbedarfsplangesetz, das die Vorhaben der einzelnen Gebietskörperschaften bündelt.

Eine große Herausforderung für die Netzbetreiber bleibe auch die zunehmende Zahl an Anschlussanfragen für erneuerbare Energieanlagen. So habe sich die Zahl der monatlichen Anfragen an das Bayernwerk von 2021 auf 2022 von 40.000 auf 60.000 gesteigert. Neben der wachsenden Zahl an Einspeisern würde vor allem durch die Elektromobilität auch der Bedarf steigen.

„Eine sichere Versorgung der Menschen mit Energie steht bei uns an erster Stelle“, sagte Kundencenter-Leiter Markus Seidel. Dazu müsse das Bayernwerk die Netze fortwährend instand halten, modernisieren und ausbauen. „Mit unseren Netzinvestitionen rüsten wir unsere Infrastruktur für die Zukunft.“

Als aktuelle Beispiele dafür nannte Thomas Balzer, Leiter der Bereich Planung, Bauausführung und Kundenbetreuung im Netzgebiet Kulmbach, im Nieder- und Mittelspannungsbereich unter anderem den Ausbau der Energienetze bei Gefrees für rund eine Million Euro, die Verstärkung des Stromnetzes zwischen Mehlmeisel und Fichtelberg für rund 1,9 Millionen Euro (beide Maßnahmen im Landkreis Bayreuth) sowie die Umstellung der Hausanschlüsse in Harsdorf von Freileitung auf Kabel für rund 200.000 Euro. Im Bereich des Hochspannungsnetzes wird nach den Worten von Michael Renghart, dem Leiter Planung und Bau Umspannwerke und Schaltstationen, die gesamte Freileitung zwischen Bayreuth und Immenreuth erneuert. Die Kosten dafür liegen bei etwa 20 Millionen Euro). Als weitere aktuelle Maßnahmen bezeichnete er die Erneuerung und Erweiterung des Umspannwerks Untersteinach für zwei Millionen Euro und des Umspannwerks Marktleugast für fünf Millionen Euro.

Die Bayernwerk Netz GmbH ist der größte Verteilnetzbetreiber im Freistaat mit insgesamt 3400 Beschäftigten. Es versorgt rund sieben Millionen Menschen mit Energie. Das Stromnetz umfasst 156.000 Kilometer, das Gasnetz 6000 Kilometer und das Straßenbeleuchtungsnetz knapp 35000 Kilometer. In seinen Netzen verteilt das Unternehmen zu 70 Prozent elektrische Energie aus erneuerbaren Energien, die aus mehr als 390.000 dezentralen Anlagen stammen. Das Kundencenter Kulmbach ist eines von19 Kundencentern insgesamt. Hier hat das Unternehmen 64 Mitarbeiter und ein Jahresbudget von zuletzt 38 Millionen Euro. Hauptsitz des Unternehmens ist Regensburg.

Bild: Die Energiewende geht voran: die Verantwortlichen des Bayernwerks Thomas Balzar, Markus Seidel, Michael Renghart und Bernd Göttlicher (von links) haben im Kundencenter Kulmbach eine positive Bilanz gezogen.

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26.04.2023

Italienisches Flair für die Innenstadt: Wirte setzen auf Freischankflächen / Verband fordert Beibehaltung der gelockerten Regelungen

Kulmbach. Während der Corona-Pandemie durften Teile der Gastronomie die Freischankflächen vor den Lokalen vergrößern, um Umsatzeinbußen aufzufangen. Ein Konzept, das sich ganz offensichtlich bewährt hat. Die Maßnahme wurde von vielen Menschen begrüßt, viele freuen sich, wenn sie in der warmen Jahreszeit ihren Cappuccino im Freien genießen können. Die Ausweitung der Freischankflächen brachte mehr Leben in die Straßen, italienisches Flair in die Innenstädte und sorgte für begeisterte Bürger. Viele Städte in Bayern haben das Konzept beibehalten. Was denkt man vor Ort über die in der Pandemie gelockerten Schankflächen-Regelungen im Freien.

In Kulmbach wurden die Freischankflächen bis auf ganz wenige Ausnahmen während der Pandemie in der Gastronomielandschaft nicht erweitert, sagt Pressesprecher Jonas Gleich. In dem meisten Fällen sei dies auch aus Platzgründen faktisch gar nicht möglich gewesen, etwa aufgrund der notwendigen Freihaltung der Feuerwehrzufahrten, wegen der Begrenzung des Biergartens durch eine Straße oder wegen einer benachbarten Außenbestuhlung.

Oberbürgermeister Ingo Lehmann habe damals aber entschieden, dass in den drei Corona-Jahren 2020, 2021 und 2022 keine Sondernutzungsgebühren für Freischankflächen von den Gastronomen erhoben werden, um ihnen in dieser sowieso schon sehr schwierigen Zeit finanziell entgegenzukommen.

Pressesprecher Jonas Gleich kündigt aber auch an: „Die Stadt Kulmbach wird heuer nach drei Jahren Gebührenerlass die Gebühr für die Freischankflächen wieder erheben.“ Sie beläuft sich auf 25,56 Euro pro Quadratmeter jährlich und wird im Rahmen der Gaststättenkonzession als Gesamtgebühr erhoben.

Der Hotel- und Gaststättenverband spricht sich ganz klar für die Beibehaltung der Freischankflächen aus, sagt Alexander Schütz vom Berghof in Wartenfels. Seinen Worten zufolge bietet die Regelung viele Vorteile. Da sei zum einen die Atmosphäre: „Freischankflächen bieten eine entspannte und gemütliche Atmosphäre, die es den Gästen ermöglicht, draußen zu sitzen und das schöne Wetter zu genießen“, sagt Alexander Schütz. Auch das, was der Vorsitzende „soziale Interaktion“, dürfe nicht vernachlässigt werden: Freischankflächen böten die Möglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und zu interagieren. Sie gelten als ein beliebter Treffpunkt für Freunde und Familie, um gemeinsam etwas zu trinken oder zu essen.

Für den Hotel- und Gaststättenverband falle es auch ins Gewicht, den Gästen frische Luft und Sonnenschein anbieten zu können. „Freischankflächen bieten eine Möglichkeit, Zeit an der frischen Luft zu verbringen und von der Sonne zu profitieren, was wiederum zur Verbesserung des Wohlbefindens beitragen kann“, so Alexander Schütz, für den auch die attraktive Optik zählt: Freischankflächen könnten sehr schön gestaltet sein und somit zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen. Sie könnten ein wichtiger Teil der Kultur einer Stadt oder Region sein.

Natürlich dürfe die Gastronomie bei all dem ihren Umsatz nicht außer Acht lassen. Der Vorsitzende verschweigt nicht, dass die Gastronomie dank der erweiterten Freischankflächen ihre Umsätze erhöhen und neue Kunden gewinnen konnte. „Durch die Möglichkeit, draußen zu speisen, ist es möglich, das Angebot zu erweitern und somit attraktiver für Kunden zu werden.“ Freischankflächen könnten eine positive Auswirkung auf das Stadtbild haben, besonders dann, wenn sie sorgfältig gestaltet und in das städtebauliche Konzept der Stadt integriert werden.

Al weitere Auswirkungen von Freischankflächen auf das Stadtbild nennt Alexander Schütz die Belebung von Stadtteilen, eine Verbesserung der Lebensqualität und nicht zuletzt auch einen Imagegewinn. Die Freischankflächen könnten das positive Image einer Stadt oder eines Stadtteils fördern, indem sie als Zeichen für eine lebendige und attraktive Kultur und Gastronomieszene wahrgenommen werden.

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24.04.2023

Gesellschaft braucht Master und Meister / „Freisprechung“: Kulmbacher IHK-Gremium verabschiedete 86 erfolgreiche Absolventen

Kulmbach. 86 Absolventen hat das Industrie- und Handelsgremium Kulmbach in diesen Tagen feierlich verabschiedet. Fast die Hälfte davon hat in der Abschlussprüfung die Note 1 oder 2 erreicht. 14 Absolventen schafften einen glatten Einser. Bei der Freisprechung in der Stadthalle wurden sie gesondert ausgezeichnet.

Richtig abgeräumt hat dabei die IREKS. Das Unternehmen stellte allein sieben der 14 Einser-Absolventen. Zwei weitere Prüfungsbeste kamen jeweils von der VR-Bank Oberfranken Mitte und der Firma Saum & Viebahn. Die Übrigen kamen von der Firma Michael Seidl e.K. sowie vom Harsdorfer Unternehmen Robotif.

Von einem Meilenstein im Leben der erfolgreichen Absolventen sprach der Vorsitzende des IHK-Gremiums Kulmbach Harry Weiß. Alle 86 erfolgreichen Absolventen hätten hervorragende Arbeit geleistet, fleißig gelernt, seien ehrgeizig und strebsam gewesen, hätten sich wichtige Erfahrungen und Kenntnisse erworben und den gebührenden Respekt erarbeitet.

Zu den Gratulanten gehörte auch Landrat Klaus Peter Söllner. Seinen Worten zufolge sei die Wirtschaft im Landkreis Kulmbach hervorragend aufgestellt und deshalb auch relativ gut durch die Pandemie gekommen. In Sachen Gewerbesteuer, Steuer- und Umlagekraft nehme der Landkreis einen Spitzenplatz innerhalb Oberfrankens ein. Söllner zeigte sich ebenso wie Oberbürgermeister Ingo Lehmann überzeugt davon, dass alle Absolventen ihren Weg gehen werden. Zumindest hätten sie den wichtigsten Grundstein für ihre berufliche Zukunft gelegt, so OB Lehmann.

Der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel bezeichnete die erfolgreiche Ausbildung als den besten Start ins Leben. Schöffel brach dabei auch eine Lanze für die berufliche Bildung. Das berufliche Schulzentrum sei genauso wichtig wie die Hochschule, der Campus sei genauso von Bedeutung, wie die Berufsausbildung. „Unsere Gesellschaft braucht Master und Meister“, so Schöffel. Neuen Technologien gegenüber offen zu sein, diesen Ratschlag gab Florian Naumann, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach, den Absolventen mit auf den Weg. Er sprach von gravierenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Ziel seiner Firma, dem Immobilienunternehmen Jöna sei es, in zwei Jahren komplett papierlos zu arbeiten. Im Namen der Absolventen bedankte sich Nico Siegele, einer der Prüfungsbesten, bei allen Ausbildern und ließ die zurückliegenden Jahre noch einmal Revue passieren.

Die Prüfungsbesten sind: die Industriekaufleute Florian Aubrecht, Florian Potzel, Max Keltsch, Sophia Leykam, Stephanie Roß und Johannes Schneider, die Bankkaufleute Josefine Bender und Nico Siegele, die Chemielaborantinnen Hannah Birkelbach, Laura Lange und Anna-Lena Ring, der Einzelhandelskaufmann Moritz Boettcher, der Elektroniker für Betriebstechnik Michael Herzog sowie der Mechatroniker Tom Hofmann.

Bild: Harry Weiß (links), Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach, und einige Gratulanten zeichneten die Prüfungsbesten des aktuellen Jahrgangs aus.

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12.04.2023

Kommunbräu wird zum Zukunftsort / Genossenschaft für die Zukunft sichern - Vernissage am 28. April

Kulmbach. Man glaubt es kaum: Auf 3000 Quadratmeter umbauten Raum kann die Kulmbacher Kommunbräu verweisen. Durch den Zukauf des ehemaligen Limmer´ schen Kontors sind jetzt 700 Quadratmeter dazugekommen. Ungenutzte Räumlichkeiten gibt es außerdem noch im 3. 4. und 5. Stock des markanten Gebäudes am Grünwehr.

„Was soll man mit so vielen Flächen anfangen?“, dachten sich die Verantwortlichen. Alexander Matthes, Braumeister, Betriebsleiter und Vorstandsmitglied, hat die Antwort schnell parat: „Wir wollen die Kommunbräu für die Zukunft sichern“, sagt er. Sichtbares Zeichen davon wird eine Vernissage am 28. April sein, wenn 25 Architekturstudenten der Hochschule München ihre Ideen für ein Sanierungs- und künftiges Nutzungskonzept vor Ort präsentieren werden.

Dabei geht es um Nachhaltigkeit, klimagerechtes Bauen und Sanieren, um wegweisende Nutzungskonzepte und neue Ideen. „Stellenweise wurde sehr groß gedacht, stellenweise aber auch bis ins Detail geplant“, so Alexander Matthes, dem es stets darum ging, aus eigener Kraft etwas für die Genossenschaft zu bewirken. „Wir wollten keinen Investor“, sagt er. Ein Anlass dafür waren auch die zurückliegenden drei Corona-Jahre, die gerade für die Gastronomie nicht immer einfach waren. „Wir wollten einfach nach vorne schauen und dabei auch mal ungewöhnliche Wege beschreiten“, so Matthes.

Da sei der Kontakt zur Architekturfakultät der Hochschule für angewandte Wissenschaften unter der Leitung von Professorin Natalie Essig gerade zur rechten Zeit gekommen. Zusammen baute man das Thema „Sanierung- und Nutzungskonzept für die leerstehenden Räumlichkeiten der Kommunbräu“ kurzerhand in den Lehrplan des Wintersemesters des entsprechenden Masterstudiengang ein. Einen ganzen Tag lang hätten sich die Studenten vor Ort umgesehen und ihre Eindrücke anschließend in wochenlanger Kleinarbeit umgesetzt. Die Ergebnisse können in teils aufwändigen Präsentationen, echten Modellen, 3D-Simulationen und jeder Menge Pläne und Bildern, nun am 28. April im ersten Stock der Kommunbräu besichtigt werden.

 „Es wird einen Siegerentwurf geben“, verspricht Alexander Matthes. Für ihn gibt es dank der Sponsoren Heidelberg Materials und Friedrich Verbundsysteme auch einen Geldpreis. Nun ist es allerdings nicht so, dass sämtliche Ideen verwirklicht werden. Neubauten seien nicht angedacht, auch neue Brücken werden wohl eher nicht errichtet und das Verkehrskonzept soll sich auch nicht ändern. Entwürfe für all das hatten sich die Studenten ausgedacht. Doch einige der ausgearbeiteten Impulse könnten schon weiterverfolgt werden.

Nach den Worten von Alexander Matthes wären beispielsweise unter anderem der Umbau gewisser Gebäudeteile zu einem Radlerhotel oder einer Radlerpension, die Schaffung von Studenten- und Lehrlingsunterkünften, eine weitergehende gastronomische Nutzung, de Einrichtung von Co-Working-Stationen bis hin zu Mehrgenerationenwohnen denkbar. „Unser Kerngeschäft soll dabei nicht beeinträchtigt werden“, verspricht der Braumeister und Betriebsleiter. Ganz wichtig ist es für ihn und seine Mannschaft, in Kreisläufen zu denken. Das Thema Energie wird dabei in der ehemaligen industriellen Großmühle eine bedeutende Rolle spielen.

Die Vernissage „Zukunfts.Ort Kommunbräu“ mit Auszeichnung der Wettbewerbssieger am 28. April beginnt um 17.30 Uhr. Neben allen Freunden der Kommunbräu und dem Fachpublikum in Sachen Bau und Architektur ist dazu auch eine breite Öffentlichkeit eingeladen. Die Schirmherrschaft hat das Bayerische Wirtschaftsministerium übernommen.

Bilder: 25 Studenten in neun Arbeitsgruppen haben sich während des Wintersemesters an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München Gedanken über ein Nutzungskonzept der ungenutzten Flächen in der Kommunbräu gemacht.
Fotos: privat

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14.03.2023

Hotellerie und Gastronomie will Mitarbeiter rekrutieren / Kreisversammlung des Hotel- und Gaststättenverbandes: Wirte haben subventionierte Gemeindebetriebe im Visier

Presseck. Mit einem „Recruiting Day“ will der Hotel- und Gaststättenverband Arbeitskräfte gewinnen. Das hat der Kreisvorsitzende Alexander Schütz bei der Jahresversammlung in Presseck bekannt gegeben. Der Tag soll am 5. Mai von 10 bis 18 Uhr auf dem Kulmbacher Marktplatz stattfinden und für alle Hotel- und Gaststättenbetriebe in der Region offen sein, auch wenn sie nicht Mitglied des Verbandes sind. „Jeder kann kommen, der eine Stelle sucht, ganz egal, ob in Vollzeit, Teilzeit, als Aushilfe oder als Auszubildender“, sagte Alexander Schütz.

Der Hotel- und Gaststättenverband hat dabei auch Studenten im Focus, die einen Nebenjob oder einen Minijob suchen. Am Vormittag richtet sich der „Recruiting Day“ speziell an die Klassen der weiteführenden Schulen, die noch gezielt angeschrieben werden sollen. „Auch als Abiturient kann man in der Hotellerie und Gastronomie Karriere machen“, so der Kreisvorsitzende. Partner der Aktion sind zum einen das Landratsamt, zum anderen die Kulmbacher Brauerei, die eigens ihre mobile Braumeisterei zur Verfügung stellt. „Wir appellieren an alle Betriebe, sich zu beteiligen, und laden alle potentiellen Interessenten ein, mit uns ins Gespräch zu kommen“, sagte Alexander Schütz.

Bei der Jahresversammlung kamen die Verbandsmitglieder mit dem Landtagsabgeordneten Martin Schöffel und mit Landrat Klaus Peter Söllner ins Gespräch. Themen gibt es viele, die den Gastronomen derzeit unter den Nägeln brennen. Beispielsweise subventionierte Gemeindebetriebe, die der Verband als unfaire Konkurrenz betrachtet. Alexander Schütz nannte namentlich das Thurnauer Schloss, das Bräuwerck in Neudrossenfeld und den Gasthof Anker in Kasendorf. Zumindest für Thurnau konnte Landrat Söllner als Vorstand der Eigentümerstiftung ein Stück weit Entwarnung geben. Der Pächter zahle „in erheblicher Weise Pacht“, sagte er. Das seien bei weitem nicht nur „ein paar Kröten“. Mit Bick auf Kasendorf mahnte MdL Schöffel faire Verpachtungsbedingungen an, wenn der Markt die Gaststätte saniere und sie dann verpachte.

Einigt war man sich bei der Forderung nach einer Entfristung des reduzierten Umsatzsteuersatzes auf Speisen und der Einbeziehung von Getränken in den reduzierten Satz. Allerdings müsse man bei der momentanen Bundesregierung darum kämpfen, dass es überhaupt so bleibt, wie es jetzt ist, so Schöffel, der eine europaweite Harmonisierung favorisierte. Auch die Flexibilisierung der Arbeitszeit war sowohl für Verbandsvertreter als auch für Politik ein wichtiges Anliegen. „Das ist sowas von überfällig“, sagte Schütz.

Keine Hoffnung konnte Anja Fuchs, Juristin vom benachbarten Bezirksverband Oberpfalz in Sache Rückzahlung der Corona-Soforthilfen machen. Es bleibe dabei, Personalkosten werden in der Abrechnung nicht berücksichtigt, sagte sie sehrt zum Leidwesen der Mitglieder. In anderen Bundesländern werde das Verfahren anders gehandhabt, weil es dort andere Auszahlungsmodalitäten gab. Mit der Soforthilfe sei die Regierung klar am Ziel vorbeigeschossen, sagte Alexander Schütz. Allein in seinem Betrieb geht es um eine Summe von rund 30.000 Euro.

Neuigkeiten gibt es auch im Bezirksverband des Hotel- und Gaststättenverbandes. Wie die Juristin Anja Fuchs ausführte, hat sich dieser Tage der langjährige Geschäftsführer Günther Elfert in den Ruhestand verabschiedet. Ein direkter Nachfolger ist nicht in Sicht. Im Zuge einer internen Umstrukturierung soll es langfristig für alle drei fränkischen Regierungsbezirke eine Geschäftsstelle in Nürnberg geben. Dort soll dann ein neuer Verbundgeschäftsführer seine Arbeit aufnehmen, zu dessen Zuständigkeitsbereich auch Oberfranken gehört. Bis es so weit ist, bleibt die bisherige Geschäftsstelle in Bayreuth erhalten und für alle Fragen der Mitglieder der erste Ansprechpartner.

Bei der Jahresversammlung wurden Hermine Horten aus Stadtsteinach für ihre über 20-jährige Mitgliedschaft sowie Thomas Reuther vom Pressecker Hof für 50 Jahre Betriebsmitgliedschaft und Silke Lochner vom Landgasthof Drei Kronen aus Marktschorgast für 70 Jahre Betriebsmitgliedschaft ausgezeichnet.

Bild: Thomas Reuther, Silke Lochner und Hermine Horten (vorne von links) wurden vom Hotel- und Gaststättenverband für ihre langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. Dazu gratulierten der Kreisvorsitzende Alexander Schütz, Bürgermeister Christian Ruppert aus Presseck und der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (hinten von links).

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23.02.2023

„Es wird noch schlimmer“: Lebensmittelproduzenten in Bedrängnis

Kulmbach. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen. Das haben die Verbraucher schnell gespürt. Die Lebensmittelbetriebe stellt die Inflation vor große Herausforderungen. Wie reagieren betroffene Betriebe und Anbieter aus dem Kulmbacher Land:

Michael Kauer, Geschäftsführer des „Lanzendorfer Backparadieses“ (Bild rechts), stuft die Situation düster ein: „Es wird eine Auslese geben. Die Bäckereibetriebe, die früher immer so gerade noch durchgekommen sind, werden jetzt kaputt gehen, weil einfach die Energie- und Rohstoffkosten so nach oben gegangen sind und nicht eins zu eins weitergegeben werden können.“ Sparen im Betreib sei schwierig, wenn man energielastig ist. Man könne ja als Bäckereibetrieb nicht einfach so 30 Prozent Strom und 20 Prozent Gas sparen. „Da müsste ich meine ganzen Produkte ja eigentlich kürzer backen oder weniger oder heller, das geht einfach nicht.“

Um dem Kunden richtige Qualität zu bieten, benötige man auch dementsprechend Energie. Natürlich habe man Preiserhöhungen machen müssen, aber die kompletten Kosten könne man einfach nicht weitergeben, das würde ins Unermessliche gehen. Auch würde die Schere zwischen Discounterpreisen und Bäckern immer größer werden. Bis zu einem gewissen Grad könne man hochgehen, aber dann müsse man aufhören. Der Kunde kaufe ja ohnehin schon nicht mehr jeden Tag beim Bäcker, sondern öfter im Discounter. „Unsere Kundenzahlen sind tatsächlich schon nach unten gegangen.“ Und es werde noch schlimmer, denn im März kämen die meisten Abrechnungen bei den Leuten, dann werde noch mehr gespart werden.

Man bemerke schon, dass der Kunde einfach zurückhaltender ist. „Ein Stück Kuchen schnell mal nebenbei gekauft, das macht keiner mehr.“ Natürlich sei das Sortiment schon etwas verkleinert worden. Manche Brotsorten gebe es halt nicht mehr jeden Tag, sondern nur noch jeden zweiten Tag. Produkte, die immer verlangt werden, gebe es natürlich auch weiterhin, aber zum Beispiel Gerstenbrötchen oder Kurkuma-Brötchen, was wir sonst immer mitgemacht haben, um dem Kunden eine größere Auswahl zu bieten, das mussten wir herausnehmen. Die Personalsituation nannte Michael Kauer katastrophal. Wir müssen teilweise die Öffnungszeiten angleichen oder nur noch halbtags aufmachen, weil das Personal nicht mehr da ist. „Es will keiner mehr Handwerk machen.“ Michael Kauer betreibt mit seinem „Lanzendorfer Backparadies“ 16 Filialen in den Landkreisen Bayreuth, Kronach und Kulmbach.

Ben Berthold (Bild links), der auf einer Fläche von 15 Hektar oberhalb der kleinen Ortschaft Eggenreuth rund 200 Schweine hält und ihr Fleisch als „Kulmbacher Weideschwein“ vermarktet, räumt ein dass er bei den Ausgaben praktisch nichts einsparen kann. „Der größte Kostenfaktor ist das Futter für die Tiere“, sagt er. Die Getreidepreise hätten sich weit mehr als verdoppelt. Hier lasse sich nichts einsparen, da die Tiere andernfalls hungern müssten und nicht wachsen würden.

Deshalb habe er auch die Fleischpreise anheben müssen. „Allerdings nicht im gleichen Verhältnis wie für uns die Kosten für Futter, Maschinen oder Diesel gestiegen sind“, so der 35-Jährige. Im Moment bleibe für unsere eigene Arbeitskraft wenig übrig. „Das heißt, unser eigener Stundenlohn ist sehr gering bis nicht vorhanden.“ Trotzdem ist Ben Becker langfristig gesehen positiv gestimmt und geht davon aus, „dass Menschen weiterhin das hochwertige Fleisch vom Kulmbacher Weideschwein wertschätzen werden und bereit sind, dafür auch einen angemessenen Betrag zu bezahlen.“

In den letzten Monaten seien die Kosten durch die Energiekrise in allen Bereichen gestiegen. „Auch die Direktvermarkter in unserer Region sind davon betroffen“, bestätigt Tina Langenscheidt (Bild rechts), die beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach für die Direktvermarkter zuständig ist. Wer die Kosten nicht an den Kunden weitergibt, müsse sie „schlucken“, da es für die meisten keine Kompensationsmöglichkeiten gibt. „Es ist gut, dass unserer Direktvermarkter im Raum Kulmbach / Kronach bei der Stange bleiben mit einem für alle verträglichen Preis.“ Sie setzten dabei auf das Verständnis und die Treue ihrer Kunden, die sich meist sehr bewusst für ihre regionalen Qualitätsprodukte entschieden haben. Sie könnten dabei nicht nur mit Frische und Geschmack, sondern auch mit gelebter Nachhaltigkeit punkten. Die Umwelt werde durch kurze Transportwege geschont. Die Kaufkraft in der Region werde gestärkt. Durch den persönlichen Bezug zum Erzeuger und transparente Herstellung, würden die Lebensmittel mehr wertgeschätzt. Tina Langenscheidt: „Unsere Landwirte und Direktvermarkter tragen aktiv dazu bei, die Lebensqualität im ländlichen Raum zu erhalten und zu verbessern. Sie sichern die Nahversorgung mit hochwertigen Produkten und schenken ihren Kunden – trotz herausfordernden Zeiten – ein Lächeln.“

Weniger Probleme hat Sebastian Groß vom Grünwehrbäck in Kulmbach. Es sei schon noch möglich, kostendeckend zu arbeiten. Bei ihm würden die Brötchenteige im Gegensatz zu größeren Betrieben sofort gebacken, die Teiglinge nicht heruntergekühlt oder gefroren. Diese Energie spare man sich schon mal. Außerdem habe man im Vergleich zu größeren Betrieben relativ kleine Margen. Alles werde in einem einzigen großen Ofen gebacken und nicht in kleinen Ladenbacköfen, die massiv Energie schlucken. Auch dadurch spare man Energie ein. Freilich habe man trotzdem steigende Energiekosten, aber trotzdem nur moderate Preisanpassungen umgesetzt. Einschränkungen im Sortiment gibt es beim Grünwehrbeck nicht. Sebastian Groß: „Wir haben die Betriebsabläufe weiter optimiert und versuchen so den steigenden Gaspreis aufzufangen.

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04.02.2023

Kostendruck belastet die Brauwirtschaft / Preisanstieg macht vor Gerstensaft nicht halt

Kulmbach/Marktredwitz. Wie nahezu alle anderen Bereiche der heimischen Wirtschaft sind die deutschen Brauereien mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert. Dem Deutschen Brauer-Bund zufolge haben sich neben den Kosten für Gas und Strom zuletzt vor allem Braumalz und Verpackungsmaterialien drastisch verteuert. Kohlensäure, deren Preis sich zwischenzeitlich ebenfalls nahezu verdoppelt hatte, sei zeitweise überhaupt nicht mehr auf dem Markt verfügbar, so dass 2022 einzelne Betriebe der Getränkeindustrie die Produktion stoppen mussten.

„Die Inflation setzt die Wirtschaft unter hohen Druck. Wir müssen damit rechnen, dass die Kosten 2023 auf hohem Niveau bleiben und teilweise weiter steigen“, hatte der Hauptgeschäftsführer des Brauerbundes Holger Eichele kürzlich verlautbaren lassen. Der anhaltend hohe Kostendruck sei die größte Herausforderung für die Brauwirtschaft im neuen Jahr, neben der Aufrechterhaltung einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung. Vor allem stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik belasteten die Unternehmen. Dies werde sich auch auf die Preise auswirken, so die Prognose. Zahlreiche Brauereien in Deutschland stünden vor einem äußerst schwierigen Geschäftsjahr und haben bereits Preiserhöhungen angekündigt. Wie ist die Situation vor Ort. Wir haben nachgefragt:

Hohe Kostensteigerungen bei Malz, Grundstoffen für Limonaden, Verpackungen, Energie und Logistik belasten die Kosten- und Margensituation der Getränkehersteller. „Eine Weitergabe der Mehrkosten an die Endverbraucher wird damit unumgänglich“, heißt es von Seiten der Kulmbacher Brauerei. Allerdings obliege die Preisgestaltung in Lebensmittelläden und Getränkeabholmärkten aus kartellrechtlichen Gründen allein der Willkür des Handels, sagt Pressereferentin Natalia Schöttner. Die Preisgestaltung könne und dürfe leider vom liefernden Unternehmen nicht vorgegeben oder beeinflusst werden.

Auch die Kulmbacher Brauerei sei gefordert in allen Bereichen konsequentes Kostenmanagement zu betreiben und wenn nötig auch alternative Lösungen zu finden. Hinzu komme die Engpasssituation im Rohstoff-, Hilfs- und Betriebsstoffbereich. Die Versorgungslage sei angespannt. Sie birgt, wie für alle Unternehmen, ein großes Risiko in 2023.

„Bislang konnten wir unsere Produktionsprozesse aufrechterhalten und die Nachfrage nach unseren Bier- und Getränkespezialitäten bedienen“, so Natalia Schöttner. Es seien unterschiedliche Faktoren, die dazu beitragen: Die tiefe Verwurzelung der Kulmbacher Brauerei in der Region spiegele sich beispielsweise in einer partnerschaftlichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Lieferanten wider. Das helfe sehr, die Verfügbarkeit von Grundstoffen sicherstellen zu können. Aber auch frühzeitig ergriffenen Maßnahmen, vorausschauende Planung über alle Bereiche hinweg sowie die Flexibilität Strukturen an die jeweiligen Situationen entsprechend anpassen zu können, mache sich momentan bezahlt. „Eins möchten wir jedoch betonen: Die Energiekrise ist aufgrund der sich ständig verändernden Rahmenbedingungen einer dynamischen Entwicklung unterworfen und immer nur zum aktuellen Zeitpunkt bewertbar.“

„Aktuell liegt bei uns die Produktionskostensteigerung bei circa zwölf Prozent“, sagt Braumeister Otmar Müller von der Brauerei Haberstumpf in Trebgast. Deshalb habe die Brauerei nur eine Preiserhöhung in Höhe von knapp acht Prozent beim Fassbier vorgenommen. Der Liter koste nun 2,10 Euro. Im Flaschenbiersegment seien aktuell keine Erhöhungen geplant. Sollten Rohstoff und Energiepreise weiter steigen und die Politik nicht gegensteuert, sehen sich allerdings auch die Brauerei Haberstumpf gezwungen, die Flaschenbierpreise zu erhöhen. „Natürlich hoffen wir, dass unsere treuen Kunden weiterhin auf Qualität setzen und nicht zu Billigbieranbietern wechseln“, so Otmar Müller. Allerdings mache auch uns die aktuelle Situation sorgen, da viele Leute Zukunftssorgen haben und deshalb sparen wo sie können. Der Braumeister: „Hoffen wir, dass unsere Politiker bald eine Lösung für die aktuellen Probleme finden….“.

Mit steigenden Bierpreisen rechnet schließlich auch die Brauerei Leonhard Schübel in Stadteinach. „Ich gehe von circa 1,50 Euro pro Kasten aus, sagt Andrea Schübel-Münch. Die Verbraucher müssten selbst entscheiden, ob sie es sich leisten wollen oder können. Entlastungen seien noch nicht absehbar und ein Blick in die Zukunft sei bei der jetzigen Entwicklung schwierig. Andrea Schübel-Münch: „Die Marktentwicklung ist momentan nicht einzuschätzen.“

„Alles, was mit Bier zu tun hat, ist teurer geworden, vom Rohstoff bis zum Kronkorken“, sagt Carolin Nothhaft von der gleichnamigen Brauerei in Marktredwitz. Chemische Produkte, wie Reinigungsmittel seien regelrecht in die Höhe geschossen. Die nächsten betriebswirtschaftlichen Auswertungen würden zeigen, ob die aktuelle Erhöhung ausreicht. Es sei sehr schwierige mit den Konzernen zu verhandeln, weil die Preiserhöhungen teilweise nicht akzeptiert werden, die kleine Brauereien so dringend benötigen würden.

Was der Kasten letztlich im Supermarkt kostet, das sei Sache der Marktketten. Carolin Nothhaft führt als Beispiel an, dass ihre Brauerei vor einiger Zeit den Preis pro Kasten um 60 Cent erhöhen musste, im Supermarkt habe er dann 2,50 Euro mehr gekostet. „Das heißt, wir haben es nicht in der Hand, wieviel der Handel hochgeht.“ Einige Konzerne wollten abkassieren und von den Problemen der Brauereien auch noch profitieren. Als Argument würden dann deren höhere Energiekosten ins Feld geführt.

Carolin Nothhaft gibt zu bedenken, dass gerade die kleinen Brauereien durch ihre handwerkliche Brauweise sehr energieintensiv seien. Die Chefin empfiehlt allen Kunden, direkt in der Brauerei einzukaufen. „Bei uns kriegt es der Kunde auf jeden Fall günstiger als in den Märkten.“ Wenn es der Verbraucher direkt in der Brauerei kauft, dann bleibt dort auch mehr und nicht bei den Märkten, räumt sie unumwunden ein. Das gelte sowohl für den Heimdienst, als auch für den Direktverkauf der Brauerei Nothhaft.

Einerseits geht die Brauereichefin davon aus, dass sich die Situation in diesem Jahr wieder beruhigen wird, allerdings könne sie nicht sagen, ob die jetzige, ohnehin nicht gerade überdimensionierte Preiserhöhung ausreichen wird. Sie gibt auch zu bedenken, dass sie Saison ja erst kommt. „Ich habe die Zahlen im Blick, wenn ich merke, es reicht nicht, müssen wir im Herbst nochmal raufgehen.“ Trotzdem wolle man dem Verbraucher keinesfalls überstrapazieren. In die Zukunft blicken könne niemand, so Carolin Nothhaft. „Aber wir hoffen natürlich, dass sich das Ganze jetzt wieder ein wenig beruhigt.“

Bild: „Hoffen, dass unsere treuen Kunden weiterhin auf Qualität setzen“: Otmar Müller von der Brauerei Haberstupf in Trebgast.

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02.02.2023

Wenn am Freitag schon Samstag ist / Arbeitgeber lehnen Vier-Tage-Woche ab – Gewerkschaften: Derzeit kein Thema

Kulmbach. Arbeitszeiten kürzen um Jobs zu retten. Diese Idee hat es in den zurückliegenden Wochen und Monaten immer wieder mal in die Schlagzeilen geschafft. Mal waren es die Gewerkschaften, mal die Politik, die eine Vier-Tage-Woche ins Gespräch gebracht hat.

Befürworter argumentieren, dass Mitarbeiter durch die damit einhergehenden längeren Erholungspausen in Form von längeren Wochenenden motivierter und produktiver arbeiten könnten. Eine Fünf-Tage-Woche sei für viele Menschen nicht vereinbar mit den Anforderungen des modernen Alltags und so wird die Vier-Tage-Woche von einigen als Mittel betrachtet, um bestimmte Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten und so dem Fachkräftemangel vorzubeugen.

Die IG Metall habe im Rahmen der Einschränkungen der Corona Pandemie die Vier-Tage-Woche zum Erhalt von Arbeitsplätzen im Jahr 2020 ins Spiel gebracht, sagt Volker Seidel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Ostoberfranken. Nach heutigem Stand sei dieses Arbeitszeitmodell allerdings in keinem der für die IG Metall relevanten Betrieben umgesetzt beziehungsweise eingeführt worden. Zurzeit werde es auch nirgends diskutiert. „Das Thema Arbeitszeitverkürzung sollten wir in der Zukunft mehr Beachtung schenken“, so Seidel. Hier gehöre die Vier-Tage-Woche allerdings nur dann mit dazu, wenn nicht die wöchentliche Arbeitszeit auf vier statt fünf Tage verteilt werde. „Derzeit ist es aber kein Thema, da die Menschen völlig andere Sorgen haben.“

„Kein Thema derzeit“, das bestätigt auch Mathias Eckhardt, Regionsgeschäftsführer vom DGB in Oberfranken. Obwohl das Thema Arbeitszeit vor allem bei jungen Leuten wichtiger werde. Für sie werde es immer wichtiger, Arbeit und Freizeit besser verbinden zu können. So könnte man viele Jobs in Verbindung mit zumindest teilweisem Lohnausgleich auch wieder attraktiver machen. Die Arbeitszeit lediglich von fünf auf vier Tagen zu verteilen sei allerdings fragwürdig. Junge Arbeitnehmer könnten das vielleicht noch verkraften, ältere steckten das allerdings nicht mehr so einfach weg, wenn sie 40 Stunden an vier Tagen arbeiten sollen. „40 Stunden an vier Tagen, das ist eher eine bedenkliche Geschichte.“ Schließlich sehe das Arbeitszeitgesetz ja auch Schutzpausen vor.

Im Zusammenhang mit der Transformation und der Veränderung der Arbeitswelt könne es aber sehr schnell wieder eine wichtige Rolle einnehmen. Ebenso würden moderne Arbeitszeitmodelle beim „Kampf“ um Fachkräfte immer wichtiger. Wer hier die Nase vorn hat, wird es in Zukunft bei der Besetzung von Stellen eher einfacher haben, wenn es bei der momentanen Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt.

„Eine gesetzliche oder tarifvertragliche vorgegebene Vier-Tage-Woche lehnen wir ab“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) auf Nachfrage. Es müsse in der unternehmerischen Entscheidungsfreiheit liegen, an wie vielen Tagen und wie lange in einem Betrieb gearbeitet werden soll, damit er erfolgreich wirtschaften kann. Betrieblich sei die Vier-Tage-Woche im Übrigen heute schon möglich. Das Arbeitszeitgesetz gebe einen Rahmen vor, der grundsätzlich von Montag bis einschließlich Samstag reicht. Die Verteilung der Arbeitszeit erfolge in diesem Rahmen und unter betrieblicher Mitbestimmung.  

Das Modell einer Vier-Tage-Woche sei jedenfalls für das produzierende Gewerbe im Freistaat utopisch. Prozessabläufe in den Unternehmen würden schwieriger, man bräuchte zum Beispiel neue Schichtsysteme und Personal, was in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels nahezu unmöglich ist. In einer modernen Arbeitswelt bräuchten wir statt starren Vorgaben mehr Flexibilität. „Wir setzen uns seit langem für eine Änderung des deutschen Arbeitszeitgesetzes ein und fordern anstelle einer täglichen eine wöchentliche Betrachtung der Höchstarbeitszeit“ so Brossardt.

Soweit eine Reduzierung des Arbeitszeitvolumens ohne gleichzeitige Absenkung des Entgelts gemeint ist, handele es sich um eine Entgelterhöhung, da der Stundenverdienst steigt. Das erhöhe für das Unternehmen die Personalkosten und beeinträchtige damit die Wettbewerbsfähigkeit. Ob ein Unternehmen eine derartige Entgeltsteigerung umsetzen möchte, sei eine individuelle betriebswirtschaftliche Entscheidung. Eine verringerte Wochenstundenanzahl mit Gehaltseinbußen wiederum sei gleichzusetzen mit einem Wechsel in Teilzeit.

„Innovative Arbeitszeitmodelle nehmen auch um Handwerk zu, sagt Reinhard Bauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken. Betriebe suchten – und fänden – Lösungen häufig gemeinsam mit ihren Mitarbeitern. Die Motivation habe dabei mehrere Ursachen. Antrieb sei zum einen die sehr hohe Arbeitsbelastung aller Beschäftigten und auch der Chefs, die während der Corona-Zeit noch mal höher geworden ist und bei der vor allem kein Ende in Sicht ist. Früher seien das Spitzen im Arbeitsjahr, vielfach saisonal gewesen, „heute ist der absolute Überlauf der Normalzustand“.

Gleichzeitig reagierten Betriebe damit auch auf die Anforderungen, die Fachkräfte heute an ihre Arbeitgeber stellen. Alle wollten ihren Job gut machen und setzten sich engagiert ein. Sie möchten aber auch ein Privatleben haben, sich um die Familie oder um Freunde und ihre Hobbys kümmern. Die berühmte Work-Life-Balance sei im Handwerk ebenso wichtig, wie in anderen Branchen. Und vielleicht sogar noch wichtiger, da einige Berufe auch körperlich belastend seien.

„Wir unterstützen diesen Trend absolut“, so Reinhard Bauer. „Denn neben der gelebten Fürsorge für die Beschäftigten inklusive Inhaber, werten solche Trends das Handwerk aus unserer Sicht in der Wahrnehmung auch ein Stück auf. Die Handwerkerinnen und Handwerker sind nicht die, die sich für wenig Geld rund um die Uhr aufarbeiten. Sie sind gut qualifizierte Fachkräfte, die auch entsprechend wertgeschätzt werden müssen.“

Flexible Arbeitszeitmodelle / Vier-Tage-Woche - Statements

Martin Schöffel (CSU), Landtagsabgeordneter:

„Die Arbeitswelt und die Rahmenbedingungen für einzelne Arbeitnehmer sind heute so vielfältig wie niemals zuvor. Da ist von allen Beteiligten Flexibilität gefragt. Ich trete dafür ein, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam auf flexible Arbeitszeitmodelle verständigen können, auch auf mehr als 10 Stunden pro Tag! Denken Sie an die Gastronomie. Wenn eine große Feierlichkeit wie eine Hochzeit bereits mittags beginnt, ist es unmöglich nachts nochmal das Personal zu tauschen. Die geleisteten Stunden werden durch Freizeit an den Folgetagen jedoch ausgeglichen. Wer sein Kind zu einer bestimmten Zeit vom Kindergarten abholen muss, einen Angehörigen pflegt oder aus anderen Gründen flexibel sein möchte, der sollte nicht an starren Strukturen scheitern. Wer mit seiner Arbeit und seinem Arbeitszeitmodell zufrieden ist, wird auch motivierter zur Arbeit gehen. Davon profitieren alle. Entscheidend ist für mich, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber einen gemeinsamen Weg finden. Ob das eine Vier-Tage-Woche ist, Gleitzeit oder auch einzelne sehr lange Arbeitstage sind, müssen die Betroffenen im Einzelfall miteinander vereinbaren.“

Alexander Schütz, Gasthof Berghof, Wartenfels, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Kulmbach:

„Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern begrüßt die Pläne der Bayerischen Staatsregierung sich für flexiblere Arbeitszeiten einzusetzen. Damit soll es erlaubt sein, an einem Tag auch mehr als zehn Stunden zu arbeiten. In Zeiten von flexiblen Home Office Zeiten, in denen sich die betreffenden Ihre Arbeitszeiten selber legen und so freie Tage rausarbeiten, kann ich nicht verstehen das wir überhaupt noch dafür kämpfen müssen. Des Weiteren möchte ich deutlich zum Ausdruck bringen, dass viele Mitarbeiter in der Gastro gerne an einzelnen Tagen länger arbeiten möchten, um sich somit Brückentage zu erarbeiten und diese dann zur gewünschten Zeit nehmen möchten. Es geht hier ja keinesfalls um die Erhöhung der Wochen oder Monatsarbeitszeit sondern lediglich um die Flexibilität, die in anderen Branchen längst üblich und normal ist. Sprich, sich also auch für unsere Mitarbeiter und uns als Arbeitgeber eben als enormer Mehrwert darstellt. Und selbst wenn ein Mitarbeiter das nicht möchte können wir es uns in der heutigen Zeit eh nicht erlauben, ihn in diese Richtung zu drängen denn keiner will jetzt und in Zukunft einen Mitarbeiter verlieren.“

Karl-Heinz Kuch, Geschäftsführender Vorstand Diakonisches Werk der Dekanate Kulmbach und Thurnau:

„Die arbeitszeitlichen Anforderungen in den jeweiligen Arbeitsbereichen der Diakonie richten sich einerseits nach dem Bedarf an der Arbeitsleistung in der Einrichtung und andererseits den Bedürfnissen der dort arbeitenden Menschen. Die Rahmenbedingungen bei der Dienstplangestaltung unterscheiden sich in den verschiedenen Arbeitsfeldern. So ist es aufgrund der vorgegebenen Personalschlüssel in manchen Bereichen vorteilhaft, mehr Köpfe mit einer dafür geringeren Wochenstundenzahl zu beschäftigen. Andererseits haben Mitarbeitende in anderen Einrichtungen aufgrund langer Wegstrecken zwischen Wohnort und Arbeitsstätte häufig den Wunsch, recht lange Dienste zu übernehmen und dafür seltener zur Arbeit fahren zu müssen. Dies bedeutet, wir brauchen ein sehr flexibles Arbeitszeitrecht, welches dem Arbeitgeber Rahmenbedingungen bietet, in welchen er die Arbeitszeit der Mitarbeitenden passgenau auf den Arbeitsbedarf und die private Situation der Mitarbeitenden ausrichten kann. Eine Ausdehnung der täglichen Höchstarbeitszeit kann daher ein guter Ansatz sein, wobei diese auch aktuell bereits auf betrieblicher Ebene im Bedarfsfall installiert werden kann. Es stellt sich daher nicht in erster Linie die Frage, ob die Abschaffung des Acht-Stunden-Tages modern oder ausbeuterisch ist, sondern ob es bei dem in Zukunft noch weiter steigenden Arbeitskräftemangel dem Gesetzgeber gelingt, für die Arbeitgeber rechtliche Regelungen zu schaffen, die zwischen dem Bedarf an Arbeitsleistung und den Vorstellungen der arbeitenden Menschen einen möglichst breiten Konsens bilden. Die Flexibilität spielt in dieser Frage sicher eine große Rolle.“

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25.01.2023

Corona-Hilfen: Rückzahlungsforderungen schockieren Wirte

Besonders die Gastronomie hatte unter dem Corona-Lockdown gelitten. Viele Wirte waren auf finanzielle Soforthilfe angewiesen, jetzt droht die Rückzahlung des Geldes.

Kulmbach. Mancher Betrieb habe Corona nur knapp überlebt, nun werde ihm wieder ein Knüppel zwischen die Beine geworfen, heißt es von Seiten vieler Gastronomen. Was sie besonders kritisieren: die Personalkosten werden nicht berücksichtigt. Als die Soforthilfe startete, sei völlig unklar gewesen, was unter dem fortlaufenden Sach- und Finanzaufwand zu verstehen ist, heißt es in einem Schreiben. Dabei habe das Personal doch auch während des Lockdowns bezahlt werden müssen, beispielsweise um „to go“ zu liefern. Alle Einnahmen aus dieser Zeit sollen nun in voller Höhe angerechnet werden, während die dabei entstandenen Personalkosten unberücksichtigt bleiben.“

„Ja, wir sind betroffen, aber solange die Regierung uns nicht alle gleich behandelt, werden wir keine Rückzahlung machen“, sagt Alfons Kraus von der Gaststätte „Zum Paul“ in Buchau. Auch er bestätigt, dass in Bayern keine Personalkosten mit angegeben werden dürfen, dies aber in den anderen Bundesländern der Fall sei. Der Verband habe geraten, bis Ende März abzuwarten, bis dahin soll eine Entscheidung erfolgen. Da im Moment, so wie überall, kein Personal zu finden sei, werde sich auch an der Gesamtsituation nichts ändern. Kraus: „Wie hat einer so treffend gesagt: der Staat wirbt unser Personal ab, indem er für nichts arbeiten mehr bezahlt, als wir unseren Mitarbeitern zahlen können.“ Alfons Kraus glaubt, dass bis zum Sommer sicher noch mehr Gastronomen das Handtuch schmeißen, wenn alle die Zurückzahlung aufbringen müssen. Soviel zu unserer bayrischen Gastronomietradition.“

Noch kein Bescheid, ob, und wie viel Corona-Hilfen zurückgezahlt werden müssen, liegt Dieter Spindler vom Gasthaus Frankenwald in Unterzaubach bei Stadtsteinach vor. Auch Spindler weiß, dass es bei Kollegen anders aussieht und manche wohl sehr viele zurückzahlen sollen. Der Hotel und Gaststättenverband befinde sich derzeit noch in Verhandlungen mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, um hier Verbesserungen bei der Anrechnung von Lohnkosten zu bewirken.

Günther Elfert, der oberfränkische Bezirksgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes bestätigt, dass bei großen Betrieben eine fünfstellige Summe nichts Besonderes gewesen sei. Er sieht aber wenig realistische Chancen, an dem Procedere noch etwas ändern zu können. Vor allem was die Personalkosten betrifft: es sei tatsächlich nie kommuniziert worden, dass Personalkosten übernommen würden. Außerdem hätten viele Betriebe Kurzarbeit angemeldet, so dass Personalkosten ohnehin nicht abgerechnet werden konnten, da es sich andernfalls um eine unzulässige Doppelförderung handeln würde.

Nach den Worten von Günther Elfert muss jeder Wirt, der die Soforthilfe bekommen hat nun selbst überprüfen, ob er einen Liquiditätsengpass hatte oder nicht. Die damalige Berechnung sei ja nur aufgrund einer Prognose erfolgt. Dazu müssten die tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben gegenbergestellt werden. Kommt ein Minus raus, könne man die Soforthilfe behalten, im Falle eines Plus müsse man sie zurückzahlen. Dabei müsse man berücksichtigen, dass die Lokale und Gastwirtschaften von Mitte März bis Ende Mai 2020 komplett schließen mussten. Im Juni hätten die Betriebe teilweise ja wieder Öffnen und Einnahmen generieren können. Der Antragszeitraum habe sich allerdings stets über einen Dreimonatszeitraum erstreckt.

Elfert bestätigte auch, dass in anderen Bundesländern die Personalkosten mit berechnet werden können. Allerdings sei dort auch die Berechnung nach anderen Parametern erfolgt. Der Geschäftsführer räumte ein, dass die Rückzahlung für viele Betriebe eine Belastung darstellen wird. „Vermutlich wird aber kein Betrieb drum herumkommen.“

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10.12.2022

Von der Pandemie zur Energiekrise – Wirtschaft im Dauerstress / Kulmbacher Unternehmen setzen Sparmaßnahmen um

Kulmbach. Die Energie- und Rohstoffkrise treibt die Unternehmen im Kulmbacher Land um. Kein Wirtschaftszweig, der nicht von explodierenden Kosten betroffen wäre.

Die Energiekrise sei aufgrund der sich ständig verändernden Rahmenbedingungen einer dynamischen Entwicklung unterworfen und immer nur zum aktuellen Zeitpunkt bewertbar, sagt Pressereferentin Natalia Schöttner von der Kulmbacher Brauerei. Stand heute werde die Kulmbacher Brauerei im Winter den Produktionsprozess normal aufrechterhalten können. „Dazu tragen natürlich unsere frühzeitig ergriffenen Maßnahmen, sowie vorausschauende Planung über alle Bereiche hinweg bei.“

Natalia Schöttner nennt dabei auch konkretes Beispiel: „Vor geraumer Zeit hat die Kulmbacher Brauerei beschlossen zukünftig in Eigenproduktion von Energie zu investieren. Hier bieten erneuerbare Energien auch im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens für uns neue Ansätze. So konnten wir auch kürzlich in der Gummistraße eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb nehmen.“

„Aufgrund unseres bestehenden Heizkonzepts und unserer Gebäude-Infrastruktur und -technik arbeiten wir als Unternehmen bereits sehr energieeffizient“, so Edgar Timm von der Geschäftsleitung der ait-Deutschland in Kasendorf. Da eine nachhaltige Zukunft in unserem Unternehmen fest verankert ist, fühlen wir uns dazu verpflichtet kontinuierlich auf Technologieverbesserungen zu achten, um Energie zu sparen. Beeinträchtigungen in der Produktion werde es nicht geben, da die Produktion keinen hohen Energiebedarf hat. Ebenso habe das Unternehmen im Bereich Energie keine Lieferengpässe und könne somit die Produktkapazität aufrechterhalten.

Selbstverständlich spielten erneuerbare Energien bei der ait-Deutschland eine Rolle? „Wärmepumpen sind unsere Unternehmes-DNA“, so Edgar Timm. Bereits seit über 20 Jahren setzte das Unternehmen mit seinen klimafreundlichen Technologien auf den Einsatz von erneuerbaren Energien. „Während andere Hersteller nun umdenken, gehört dies zu unserem Geschäftsmodell.“ Was Home-Office angeht profitierten die Mitarbeiter der ait bereits unabhängig von der Energiekrise von der Möglichkeit des mobilen Arbeitens. „Unser Firmengebäude wird weiterhin in allen Einheiten beheizt.“

 „Wir haben uns schon seit vielen Jahren auf den Weg gemacht und viel in Energiesparmaßnahmen investiert“, sagt Sibylla Naumann, Vorstandsvorsitzende der Wilhelm Kneitz AG Textilwerke in Wirsberg. Das Unternehmen hat zwei Photovoltaikanlagen auf dem Dach, um einen Teil seiner benötigten Energie zu gewinnen. „Wir kaufen grünen Strom und grünes Gas ein. Wir versuchen mit unterschiedlichsten Maßnahmen Stromspitzen und Gasverbrauch gleichsam in Einklang zu bringen und nur so wenig wie nötig zu verbrauchen“, so Sibylla Naumann.

Durch Wärmerückgewinnung der Kompressoren und energieintensive Anlagen könne das Unternehmen bis einige wenige Plusgrade ohne Gas die gesamten Räumlichkeiten, also Produktion und Verwaltung, heizen. Gleichsam produziere die Wilhelm Kneitz AG seit 2022 CO2-neutral. Heizung und Klimatisierung würden weiterhin prozessoptimiert verwendet und sparsam eingesetzt. „Wir werden keine Mitarbeiter ins Home Office wegen Energiesparmaßnahmen schicken“, sagt die Vorstandsvorsitzende. Räumlichkeiten, nicht zumindest geringfügig zu heizen, wäre fatal für die Gebäude. „Wir haben intern bereits im Sommer einen Aufruf zum Energiesparen vorgenommen, stellen die Heizung optimal aber nicht zu kalt ein und nehmen gegebenenfalls Optimierungen vor.“

Fatal wäre es für die Wilhelm Kneitz AG, käme es zu einem Gas- und/oder Stromblackout. „Hier ist die Regierung gefragt, uns als Wirtschaftsstandort nicht gänzlich zu ruinieren beziehungsweise die Bürger warm durch den Winter zu bringen. Es ist sicher mehr als fünf vor zwölf!“ Die Gesamtkostenstruktur in der Energie- und Rohstoffversorgung müsse überdacht werden. Und Unternehmen, die schon lange ihre Hausaufgaben gemacht und viel Geld investiert haben, müssten ebenfalls mal honoriert werden.

Mit Blick auf die derzeitigen und künftigen Herausforderungen verlässt die Kulmbacher Unternehmen die Zuversicht", so Harry Weiß, Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach und oberfränkischer IHK-Vizepräsident. „Bei der aktuellen Situation handelt es sich nicht um eine Delle, sondern um eine existenzbedrohende Lage." Die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise, die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Waren und eine stark nachlassende Konsumlaune verunsicherten die Unternehmer enorm. Im Ergebnis schätzen die Kulmbacher Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage 2023 so schlecht ein wie keine zweite Teilregion. Gerade einmal vier Prozent erwarten einen Aufwärtstrend, 54 Prozent dagegen eine Verschlechterung. Damit fallen die Erwartungen auf ein Rekordtief.

Zwiespältig reagiert auch das Handwerk auf die Vorschläge der Gas- und Wärmekommission, die in ihrem Zwischenbericht eine zweistufige Entlastung der Bürger und der Wirtschaft von den explodierenden Gaspreisen vorsieht „Gut ist, dass sowohl liquiditätsstärkende sowie entlastende Instrumente enthalten sind“, sagt der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann. „Klar ist aber auch, dass wieder einmal kein Akzent auf das Handwerk und dessen kleine und mittelständischen Betriebe gelegt wurde.“

Vier grundsätzliche Forderungen hatte das oberfränkische Handwerk für die Entlastungen formuliert: eine deutliche und mittelfristige Reduktion des Gaspreises, der es den Betrieben erlaube, verlässlich zu kalkulieren; die Sicherstellung der Versorgungssicherheit durch Sparanreize; eine unbürokratische Handhabung; und die sehr schnelle Umsetzung. „Auf den ersten Blick sind zwei der vier Faktoren gegeben, die Reduktion des Gaspreises und der Sparanreiz, der die Versorgungssicherheit gewährleisten soll“ so Graßmann.

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24.11.2022

„Momentan schaut es eher schlechter aus“ / Wirten und Gästen ist nicht zum Feiern zumute

Kulmbach. Explodierende Energiekosten, steigende Lebensmittelpreise und akuter Mitarbeitermangel: vielen Gastwirten und Hoteliers ist derzeit nicht zum Feiern zumute. Den meisten Gästen aber offensichtlich auch nicht, wie die aktuellen Buchungs- und Reservierungszahlen in der Gastronomie zeigen. Dabei hätten die Wirte die Einnahmen nach zwei Jahren Corona-Pause so dringend nötig. Auch in Kulmbach und Umgebung gibt es deutlich weniger Buchungen als in den Jahren vor der Pandemie. Für die Wirte kommt die derzeitige Situation einer Katastrophe gleich.

So wird das Weihnachtsgeschäft einer Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbandes um über 75 Prozent schlechter beurteilt als im Vorkrisenjahr 2019. Die Umfrage sei bundesweit durchgeführt worden. die Zahlen würden so auch für Oberfranken und ebenso für die Stadt und den Landkreis Kulmbach gelten, sagt Günter Elfert, Bezirksgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes. Die Buchungs- und Reservierungslage für das Weihnachtsgeschäft hätten rund 50 Prozent der befragten Gastronomen als schlecht und 40 als befriedigend bezeichnet, zitiert Elfert die Umfrage. Nur gut neun Prozent bezeichneten die Lage als gut. Für den Geschäftsführer erschreckende Zahlen. Die Buchungs- und Reservierungslage von privater Seite für Dezember hätten knapp 35 Prozent als befriedigend und fast 50 Prozent als schlecht oder sehr schlecht bezeichnet. Nur knapp drei Prozent sprachen von einer guten Nachfrage. Noch schlechter fielen die Zahlen bei der Nachfrage aus dem geschäftlichen Bereich aus.

Die Situation sei freilich von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Allgemein könne man sagen, dass die Weihnachtsfeiern nachgelassen haben. Aufgrund der Gesamtumstände sei dies schon verständlich. „Die Leute haben halt nichts mehr in der Tasche.“ Auch die Betriebe versuchten zu sparen, wo es nur geht. Auf der anderen Seite würden auch die kurzfristigen Buchungen zunehmen. So dass sich vielleicht noch etwas verändern könne. Elfert: „Aber momentan schaut es eher schlechter aus.“

Dazu kommt das Personal an allen Ecken und Enden fehlt. „Die Personallage ist natürlich immer noch ein Problem“, so der Geschäftsführer. Trotzdem werde kaum ein Betrieb sagen, wir nehmen nichts an. Man wird versuchen, es irgendwie zu stemmen oder die Feiern entsprechend zu verlagern.

Bei Hans-Georg Haueis vom gleichnamigen Landgasthof in Hermes bei Marktleugast gibt es heuer mehrere Weihnachtsfeiern. „Einige Firmen, die pausiert haben, sind wieder im Boot“, sagt Haueis. „Doch leider können wir nicht alle Anfragen aus Gründen von Terminüberschneidungen und wegen fehlendem Personal annehmen. „Wir haben schon gut Weihnachtsfeiern angemeldet, aber natürlich ist der Personalmangel ein großes Problem und man kann gar nicht alles annehmen weil das Personal fehlt“, so Dieter Spindler vom Gasthaus Frankenwald in Unterzaubach bei Stadtsteinach.

Weihnachtsfeiern würden jetzt erst langsam gebucht und es werden sicherlich nicht die Megafeiern werden, glaubt Alfons Kraus von der Gaststätte Zum Paul in Buchau bei Mainleus. Während der zurückliegenden Jahre seien sowieso immer nur kleinere Gruppen oder Abteilungen der Firmen miteinander zum Essen gegangen und hätten gemeinsam einen gemütlichen Abend verbracht. Alfons Kraus: „Wir werden erst mal abwarten, was sich da noch so ergibt, denn die Leute sind auf Grund der Temperaturen noch nicht so richtig in Weihnachtsstimmung.“

Für Karin Purucker vom gleichnamigen Hotel in Kulmbach sind Weihnachtsfeiern kein Thema: „Durch Corona haben wir im Laufe des Jahres 2020 unserer Restaurant geschlossen, weshalb wir auch keine Weihnachtsfeiern ausrichten“, sagt sie.

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12.11.2022

„Busfahrer braucht das Land“ / Durchaus möglich: Ausfälle im ÖPNV – Busfahrer ist zum Mangelberuf geworden

Kulmbach. Personalknappheit an allen Ecken und Enden. Sollte eine starke Corona- oder eine Grippewelle, dann müsste womöglich so mancher Schulbus in der Garage bleiben. Diese Angst treibt die Verantwortlichen derzeit nicht nur im Kulmbacher Land um. Noch fahren die Schulbusse so zuverlässig wie eh. Ob das auch in den kommenden Wochen der Fall sein wird? Niemand vermag es zu sagen.

Es kann durchaus sein, dass es zu Ausfällen kommt, sagt Stefan Schuster von Omnibus Schuster aus Schwarzach bei Mainleus. Er geht davon aus, dass der ÖPNV und viele weitere Bereiche der Busbranche ganz allgemein, auch ohne Corona und Grippewelle, gefährdet sind. Als Hauptgrund nennt er den „sicherlich schon länger vorherrschenden und nicht nur durch Corona verursachten Fahrermangel. „Die Jagd nach Busfahrern sei tatsächlich eröffnet, so Schuster. Deshalb stelle sich für ihn auch die Frage, wie der Öffentliche Personennahverkehr in Zukunft aufrechterhalten werden kann. Die Diskussionen über Neun- oder 49-Euro-Tickets lösten dabei keine, der in der Busbranche, vorherrschenden Probleme.

Es sei in der Tat so, dass das Berufsbild des Omnibusfahrers inzwischen ein Mangelberuf ist, so Geschäftsführerin Stephanie Schütz von Schütz-Reisen in Kulmbach. Daher sei jede Peron, die über einen Busführerschein verfügt und geeignet ist, auf dem Markt umworben. Leistung könne nur erbracht werden, wenn Personal zur Verfügung steht. Das unterscheide die Busbranche nicht grundsätzlich von anderen Branchen. „Wir können jedoch nicht kurzfristig umschulen lassen, da der Führerschein-Erwerb sehr teuer ist und einige Monate in Anspruch nimmt“, sagt Stephanie Schütz.

Entgegen Beispielen aus dem Baugewerbe könnten Busunternehmen aufgrund von gesundheitlichen Ausfällen jedoch das Gewerk nicht um einen Tag verschieben. „Dienstleistung ist nicht aufschiebbar“,  Schüler könnten auch nicht auf die Beförderung warten. Die Pandemie habe das Personenverkehrsgewerbe vor große Hürden gestellt und es wird auch in der Zukunft zunehmend schwieriger werden, bei Krankheitswellen gegenzusteuern. Schon lange bekannt sei es, dass Busfahrer knapp werden. In der Branche werde deshalb versucht, im Schulterschluss mit dem Güterverkehr gegenzusteuern.

„Bislang ist in unserem Unternehmen aufgrund von Krankheitsfällen keine Linie ausgefallen, weder im ÖPNV noch im Schülerverkehr, sagt die Schütz-Geschäftsführerin. Ihr sei auch nicht bekannt, dass Kinder in Bayern deshalb nicht in die Schule gekommen sind. Gerade die privaten Verkehrsunternehmen würden alles tun und alles daran setzen, um Ihre Verkehre aufrecht zu erhalten. „Natürlich ist das vor dem Hintergrund einer Pandemie und zusätzlichem Mangelberufsbild zu Hoch-Zeiten von Infektionszahlen eine Mammutaufgabe. Daher heißt die Devise: Busfahrer braucht das Land.

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20.10.2022

Minijobber profitieren am meisten vom gestiegenen Mindestlohn / Jeder sechste Beschäftigte im Raum Kulmbach profitiert von der Anhebung auf zwölf Euro

Kulmbach. Seit Anfang des Monats liegt der Mindestlohn bei zwölf Euro. Auch im Raum Kulmbach profitieren davon zahlreiche Arbeitnehmer. „Hier dürfte jeder sechste Beschäftigte von der Anhebung auf die zwölf Euro betroffen sein“, sagt die zuständige Teamleiterin im Arbeitgeber-Service Birgit Obermaier von der Agentur für Arbeit in Bayreuth. Bundesweit geht man davon aus, dass jeder fünfte Beschäftigte von der Erhöhung profitiert.

In der Regel seien es Friseure, Beschäftigte im Lebensmittelhandwerk, also bei Bäckern und Metzgern, aber auch Hausmeisterdienste, Auslieferungsfahrer, Zusteller, Lagerhelfer, Imbisskräfte oder Verkaufshilfen die den gestiegenen Mindestlohn bekommen. Das seien natürlich auch die Branchen, die von allen aktuellen Problemen betroffen sind, so die Teamleiterin von der Arbeitsagentur. Von Corona über die gestiegenen Energiepreise bis hin zur Kaufzurückhaltung. Konkrete Auswirkungen, dass etwa durch den Mindestlohn Menschen arbeitslos werden, seien derzeit nicht festzustellen.

„Überall dort, wo wir im Fachkräftebereich sind, bewegen wir uns ohnehin nicht im Mindestlohnbereich“, so Obermaier. Etwa im Baubereich, im Dachdeckerhandwerk, bei Reinigungskräfte und selbst bei Schornsteinfegern sei man schon seit längerem über dem Mindestlohn. Die Firmen wüssten in der Regel: „Für eine gute Fachkraft muss ich ohnehin mehr hinlegen“. Teilweise seien die Löhne dabei über einen allgemeinverbindlichen Tarif geregelt. Von Seiten der Arbeitsagentur seien die Arbeitgeber schon seit längerem auf die schrittweise Erhöhung der Mindestlöhne aufmerksam gemacht worden.

Eine weitere Auswirkung sei die Ausweitung der Minijobs auf 520 Euro. Da mache sich die Erhöhung deutlich bemerkbar, da die Stundenzahl bei einem Mindestlohn von zwölf Euro deutlich niedriger auf zehn bis elf Wochenstunden sinkt. „Damit ist die Wirkung für die Minijobber eigentlich am größten“, so Obermaier.

Beim reinen Blick auf die Kosten komme zu den derzeit explodierenden Kosten für die Arbeitgeber durch den Mindestlohn natürlich eine weitere Belastung dazu, sagt Daniel Förtsch, Referent für Politik und Kommunikation bei der Handwerkskammer für Oberfranken. Den Handwerkern sei aber auch bewusst, dass ihre Mitarbeiter ebenfalls unter der Inflation und den deutlich gestiegenen Preisen etwa für Benzin oder Energie leiden. Das bedeute: „Wo immer es möglich und wirtschaftlich noch zu vertreten ist, versuchen die Betriebsinhaber und -inhaberinnen auch etwas für ihre Fachkräfte zu tun. Zumal sie diese auch im Betrieb halten wollen.“

Der gestiegene Mindestlohn erhöht nach den Worten von Danel Förtsch jedoch den Druck auf das ganze Lohngefüge, ein gewisser Abstand müsse ja gemäß der jeweiligen Qualifikation des Einzelnen – erhalten bleiben. Klar sei aber auch: „Bei unseren gut ausgebildeten Fachkräften reden wir natürlich nicht über Mindestlohn.“ Zu guter Letzt bleibe die Diskussion, ob dieser doch willkürliche Eingriff in die Tarifautonomie der richtige Weg ist, so der HWK-Sprecher.

Keine Zahlen habe die Handwerkskammer darüber, wie viele Arbeitnehmer, die bisher im unteren Lohnsegmenten beschäftigt waren, davon profitieren. Fakt ist, dass der Mindestlohn im Handwerk für die ausgebildeten Fachkräfte kaum mehr eine Rolle spiele. Klar sei aber: „Insgesamt verschiebt sich das gesamte Lohngefüge nach oben und das wirkt sich auf die Kosten aus.“

Der oberfränkische DGB-Regionsgeschäftsführer Mathias Eckardt sieht dagegen in der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro einen großen Erfolg. Es sei eben gerade nicht wie von manchen Wirtschaftsvertreter befürchtet, zu negativen Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt gekommen, so Eckardt. Mit der derzeitigen Inflationsrate von zehn Prozent sei die Anhebung dringend erforderlich, damit sich Arbeit gegenüber den Bezug von Sozialleistungen lohnt. Sogenannte „Billigheimer“ müssen nun ihr Geschäftsmodell überdenken. „Selbst die manchmal günstigeren Lebenshaltungskosten in Oberfranken, erfordern doch ein lebensnotwendiges Einkommen“, sagt Eckardt. „Mich persönlich hat es sehr erstaunt, dass trotz unserer hohen Industriedichte fast 90000 Menschen in Oberfranken von der Erhöhung des Mindestlohnes auf zwölf Euro profitieren.“ Das sei jeder fünfte Beschäftigte. Die Branchen seien dabei breit gefächert. Wie man vermuten konnte, seien es insbesondere der Hotel- und Gaststättenbereich und der Bereich Handel, aber auch einige andere nicht vermutete Bereiche wie Metall- oder Holz- und Kunststoff- verarbeitende Betriebe.

Info:

Eingeführt wurde der gesetzliche Mindestlohn im Jahr 2015. Damals lag er bei 8,50 Euro. 2017 stieg er auf 8,84 Euro. Seit Oktober 2022 liegt er nun bei zwölf Euro. Das nächste Mal soll die Mindestlohnkommission im Juni 2023 tagen. Eine Erhöhung würde dann ab Jahresbeginn 2024 gelten. Obwohl der Mindestlohn branchenübergreifend gilt, gibt es zahlreiche Ausnahmen. So etwa gilt er nicht für Jugendliche unter 18 Jahren ohne abgeschlossene Ausbildung und Auszubildende – unabhängig vom Alter. Auch Langzeitarbeitslose, Ehrenamtliche und Jugendliche, die eine Einstiegsqualifizierung als Vorbereitung auf eine Ausbildung absolvieren, sind vom Mindestlohn ausgeschlossen. Ausnahmen gibt es auch für viele Praktika. Auch in einigen anderen europäischen Ländern gibt es einen Mindestlohn. Aktuell beträgt er etwa in Frankreich 11,07 Euro. In Luxemburg verdienen Arbeitnehmer hingegen mindestens 13,05 Euro. Deutlich geringer fällt der Mindestlohn mit nur 4,40 Euro jedoch in Portugal aus.

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18.10.2022

Solidarität gegen Angst / IG Metall startete heiße Phase der Tarifrunde – Forderung nach acht Prozent mehr Lohn und Gehalt

Thurnau. Mit ihrer Forderung von acht Prozent mehr Lohn und Gehalt ist die IG Metall in die heiße Phase der Tarifrunde gestartet. Beim Auftakt in Thurnau zeigten sich rund 120 Vertreter der beiden Verwaltungsstellen Bamberg und Ostoberfranken unter dem Motto „Gemeinsam stark in Oberfranken“ entschlossen, ihre Forderung mit Streiks zu bekräftigen. Auch die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie müssten jeden Cent zweimal umdrehen, um ihre Rechnungen noch bezahlen zu können, hieß es von Seiten mehrerer Redner.

Zwei Tarifrunden waren bereits ohne Ergebnis gescheitert. Jetzt richten sich alle Blicke auf den 27. Oktober, wenn Gewerkschaften und Arbeitgeber in Augsburg zu einer dritten Runde zusammentreffen. Kommt kein Ergebnis zustande, wird es Warnstreiks geben, kündigte der bayerische IG-Metall-Chef Johann Horn in Thurnau an.

Die IG Metall sei handlungs- und streikfähig, so Johann Horn. Mit Brotkrümeln würden sich die beschäftigten diesmal nicht zufrieden geben, richtete er seinen Appell an die Arbeitgeber. „Diesmal wollen wir die acht Prozent auf unseren Zetteln sehen“. Tatsächlich gebe es aktuell viele Zulieferer, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Es gebe aber auch genügend Betriebe, die richtig gutes Geld verdienen, auch jetzt noch, wo sich Europa aufgrund des Ukraine-Krieges im Ausnahmezustand befinde. Solle am 27. Oktober kein Ergebnis zustande kommen, kündigte Johann Horn eine schnelle Warnstreikwoche mit 24-Stunden-Streiks an. Danach stehe die Urabstimmung an, bei der über unbefristete Streiks entschieden werde. „Angst lassen wir uns dabei nicht machen, denn unser Mittel gegen Angst heißt Solidarität.“

„Das Warnstreikkonzept steht, wir sind startklar“, so Volker Seidel, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Ostoberfranken. Die zweite Verhandlungsrunde sei vorbei und faktisch liege noch immer kein Angebot auf dem Tisch. „Unsere Beschäftigten sind extrem sauer“, so Francesco Bruscotto, Vorsitzender des Vertrauensleute-Ausschusses an der Geschäftsstelle Bamberg. Beim Geld höre der Spaß auf, sagte er und versprach: „Wir werden den Arbeitgebern zeigen, wo der Hammer hängt“. Die Region Bamberg stehe geschlossen hinter der Forderung von acht Prozent, die Planungen für Warnstreikes seien abgeschlossen.

Toni Wolf von der IG-Metall-Ostoberfranken nannte es schlichtweg eine Frechheit, wenn die Arbeitgeber behaupteten, dass es jetzt nichts zu verteilen gebe. Zwei Jahre lang hätten die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie auf Erhöhungen verzichtet, während viele Unternehmen in dieser Zeit enorme Gewinne erwirtschaftet hätten. „Diesmal werden wir nicht die Gelackmeierten sein“, versprach er.

Bilder:
1.
„Wir sind handlungs- und streikfähig“: Johann Horn, der bayerische IG-Metall-Chef.
2.
Martin Feder und Andrea Sicker von der IG Metall Bamberg Stefan Winnerlein  (von links) und Volker Seidel (rechts) von der IG Metall Ostoberfranken begrüßten zum Tarifauftakt in Thurnau den bayerische IG-Metall-Chef Johann Horn (2. von rechts).

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14.10.2022

Vom Studenten zum weltweit beachteten CEO / Medizinisch-technische Innovation sorgt für Aufsehen in der Branche - Universität Bayreuth: Perfekter Nährboden für potentielle Gründer

Bayreuth. „Man muss Visionen verkaufen, sonst schafft man es nicht, andere zu begeistern“. Das sagt Dr. Jannik Lockl, promovierter Wirtschaftsinformatiker und CEO des Unternehmens InContAlert, das als StartUp aus der Universität Bayreuth heraus gegründet wurde und das mittlerweile schon 26 Menschen beschäftigt, sechs davon festangestellt, die anderen als Praktikanten und Werksstudenten..

Das Unternehmen hat einen Sensor entwickelt, der Menschen mit Inkontinenzproblemen und Blasenfunktionsstörung ein selbst bestimmteres aktives Leben ermöglicht. Ganz vereinfach gesagt geht es darum, den Füllstand der Blase zu messen, um rechtzeitig entsprechend handeln zu können. Das kann beispielsweise bei pflegebedürftigen Menschen extrem wichtig sein.

Was lange ein Ausgründungsprojekt der Universität Bayreuth war, ist seit wenigen Wochen eine GmbH. Die entsprechende Technik befindet sich mittlerweile im Übergang vom finalen Prototypen hin zum maschinell gefertigten Produkt, um erste Kleinchargen herstellen zu können. Für das kommende Jahr plant Jannik Lockl den Abschluss der, bei medizinischen Produkten üblichen, extrem komplizierten Zertifizierung.

Möglich machte dies alles unter anderem das „EXIST“-Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums, das gut 700000 Euro beisteuerte. Gegründet hatte Jannik Lockl das Med-Tech-Start-Up zusammen mit Tristan Zürl, Nicolas Ruhland und Pascal Fechner, alles Absolventen der Universität Bayreuth. „Das alles wäre nicht möglich gewesen, ohne die super Unterstützung der Universität Bayreuth und insbesondere des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Prozessmanagement“, so Lockl.

Er habe schon frühzeitig unternehmerisch tätig werden wollen, sagt Lockl (31). Bei seiner Wahl für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen habe er sich wegen des hohen Jura-Anteils bewusst für Bayreuth entschieden. 2010 hatte er sein Studium begonnen. Zwischen Bachelor und Master war er beim Automobilzulieferer Brose in Coburg tätig, sein Auslandssemester absolvierte er in Marseille. 2017 startete er seine Promotion bei Professor Dr. Maximilian Röglinger, dem Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsinformatik und wertorientiertes Prozessmanagement.

Auf das Thema Inkontinenz kam Jannik Lockl bei einem Internationalen Wettbewerb für Geschäftsmodelle in Hongkong. Weltweit führende Ärzte hätten dort über Probleme im Zusammen mit dem Thema Inkontinenz berichtet. „Wenn Menschen in Pflegeheimen in ihrem eigenen Urin liegen und sich nicht selbst helfen können, so ist das eine unwürdige Situation“, sagt Lockl. So sei er auf die Idee gekommen, etwas zu entwickeln, um vorher eingreifen zu können. „Ich wollte etwas machen, das etwas bewegt.“ Den Wettbewerb in Hongkong hatte er natürlich gewonnen, seine damaligen Mistreiter aus den USA und Mexiko wollten das Projekt nicht weiterverfolgen und so war der Weg für ihn frei.

Mit dem studierten Elektroingeneur Tristan Zöll fand der einen Co-Gründer und bei weiteren Wettbewerben räumte er international mächtig ab. Parallel dazu entwickelten die beiden noch im WG-Zimmer den ersten Prototypen, wenig später das erste Sensorgerät und einen datenbasierten Nachweis. Alles Weitere ging dann sehr schnell. Heute arbeitet InContAlert in einem universitären Gebäude mit hervorragend ausgestatteten Labors im Bayreuther Industriegebiet. „Man muss schon sehr zäh sein, um diesen Weg zu gehen.“ Lockl meint damit, dass auch er durch viele Hochs und Tiefs gehen musste, bis aus dem Ausgründungsprojekt ein eigenes Unternehmen wurde.

InContAlert und Jannik Lockl sind aktuell gleich zwei Mal in prominenten Rankings unter den Top 50 zu finden. So gehört das Unternehmen zu den aktuellen Top 50 Start-ups des Jahres 2021. Jannik Lockl selbst wurde von dem US-amerikanischen Magazin „Technology Innovators“ ganz aktuell ebenfalls in die Liste der globalen Top 50 aufgenommen. „Persönlich bin ich der Meinung, dass Führungskräfte eine gewisse Leidenschaft entwickeln müssen. Die Menschen, die Sie umgeben, müssen fühlen, dass Sie sich dem Projekt zutiefst verpflichten. Wenn Ihre Mitarbeitenden diese Leidenschaft spüren, werden sie sich inspirieren lassen und bereit sein, Ihrem Antrieb und Engagement für das Projekt zu folgen“, so Jannik Lockl vor dem Hintergrund dieser Auszeichnung.

Sehr viele Start-ups werden direkt an oder aus der Universität heraus gegründet. Die Universität Bayreuth habe das schon früh erkannt und mit dem Institut für Entrepreneurship und Innovation und vier Professuren in diesem Bereich die idealen Rahmenbedingungen für Gründer geschaffen, heißt es von Seiten der Hochschule. Das Institut vereint Gründungsberatung, Forschung und Lehre und bietet neben Lehr- und Gründungsangeboten für Studierende auch Transfer- und Weiterbildungsformate für Externe an. „Das Beispiel Bayreuth bestätigt jedenfalls die Erfahrung, dass auch kleinere Hochschulen erfolgreiche Start-ups hervorbringen“, sagt Dr. Petra Beermann, Leiterin des Instituts.

Bild: An einer Puppe demonstriert Dr. Jannik Lockl die Funktionsweise des von ihm und seiner Mannschaft entwickelten Sensors. Aus der Universität Bayreuth heraus hatte Lockl das Unternehmen InContAlert gegründet.

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07.10.2022

Industriekultur statt Lost Places / Universitäre Initiative will nordbayerische Industriegeschichte wieder erlebbar machen – Thurnauer Erklärung als Startschuss

Thurnau. Spinnereien, Webereien, Porzellanfabriken, Mühlen, Sägewerke, Glashütten, ehemalige Zechen und Brauereien: sie alle waren einmal Dreh- und Angelpunkt einer ganzen Generation, gaben den Menschen Arbeit und der Region ein Gesicht. Heute gleichen die Überbleibsel davon eher Lost Places. Die noch existierenden Industriebauten wieder mit Leben zu erfüllen und erlebbar zu machen ist das Ziel der einer Initiative, zu der sich einige Industriemuseen aus der Metropolregion Nürnberg mit dem Institut für Fränkische Landesgeschichte in Thurnau zusammengeschlossen haben. Die gescheiterte Bewerbung Nürnbergs zur Kulturhauptstadt Europas 2025 war der Anlass dafür, die jetzt gestartete Thurnauer Erklärung soll der Startschuss sein, um Nordbayern als Industrieregion zu etablieren, wie es Marcus Mühlnikel vom Thurnauer Institut erläuterte.

„Die Erklärung soll unser Vorhaben zusammenfassen und verbinden“, sagte Mühlnikel. Konkret sollen bereits bestehende Angebote vernetzt, sichtbar gemacht und touristisch genutzt werden. Auch eine wissenschaftliche Erforschung soll nach und nach erfolgen. „Wir wollen die Industriegeschichte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und innovative Bildungsangebote erarbeiten. Das Interesse an diesem Vorhaben ist groß. Die Thurnauer Erklärung wurde bereits von einer stattlichen Anzahl an Vertretern von Kommunen, Hochschulen, Museen und Forschungseinrichtungen unterzeichnet.

„Wir sind eine starke und traditionsreiche Industrieregion, die viel zu bieten hat“, so der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Die Menschen hierzulande seien noch immer stark von der damaligen Industrie geprägt, das werde an vielen Stellen noch sichtbar. Oberfranken und speziell das Kulmbacher Land hätten noch viel mehr zu bieten als Bier und Genuss, denn auch die reichhaltige Industriegeschichte gehöre zur Kultur.

Schließlich sei die Industrie über Jahrzehnte hinweg der wichtigste Arbeitgeber für viele Menschen gewesen, so Staatsministerin Melanie Huml. Nürnbergs zweite Bürgermeisterin Julia Lehner nannte es ein zukunftsorientiertes Ziel, wenn die Industrieregion auf den verschiedenster Art und Weise wieder zum Leuchten gebracht wird.

Trotz der optimistischen Aussichten: Erinnerungskultur habe es gerade in ländlichen Regionen ungleich schwerer, so Martin Ott, Direktor des Instituts für Fränkische Landesgeschichte, an dem die Universitäten Bamberg und Bayreuth beteiligt sind. Als Beispiel führte er den Sitz des Instituts, den Markt Thurnau an. Der Ort sei zwar durch sein zentral gelegenes prägnantes Schloss vielen Menschen bekannt. Allerdings wüssten die wenigstens, dass es hier bis in die 1980er Jahre hinein eine Schuhfabrik mit weit überregionaler Bedeutung gegeben habe. Über 100 Mitarbeiter seien hier teilweise beschäftigt gewesen, bis die Fabrik eines Tages Insolvenz anmelden musste und sang- und klanglos von der Bildfläche verschwand.

„Hier war die Industriekultur eng mit dem Leben vieler Menschen verknüpft“, sagte Ott. Er bedauerte, dass die Industriegeschichte Nordbayerns meist mit ihrem Niedergang gleichgesetzt werde. Deshalb will das Institut für Fränkische Landesgeschichte nun ein Netz der Industriekultur Nordbayerns knüpfen. Zeitzeugen sind aufgerufen, von ihren Erinnerungen zu berichten. Da gebe es noch jede Menge Potential. „Wir wollen das industrielle Erbe Nordbayerns erschließen.“

Die Initiatoren sind neben dem Institut das Museum für Industriekultur Nürnberg, das Industriemuseum Lauf und das Porzellanikon in Selb.

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06.10.2022

Handwerk macht mobil: Genussregion steht auf dem Spiel / Bäcker und Metzger sehen sich in ihrer Existenz bedroht – Infoveranstaltung in Himmelkron, weitere Aktionen sollen folgen

Himmelkron. Es war nur ein „Startschuss“, doch Michael Kauer, dem Chef des Lanzendorfer Backparadieses,  war es dennoch gelungen, knapp 100 Persönlichkeiten aus Handwerk und Politik in der Frankenfarm zu versammeln, um den Ernst der Lage nach draußen zu tragen. Für die Handwerker, vor allem für die Bäcker und Metzger geht es um alles.

Er müsse pro Monat rund 35.000 Euro mehr an Energiekosten zahlen, als vor der Krise, rechnete Michael Kauer vor. „Wenn nichts passiert wird ein Laden nach dem anderen schließen“, sagte er. Christian Herpich, Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken und Metzgermeister aus Hof, hatte zuletzt 2.500 Euro an Stromkosten pro Monat in seinem Betrieb. Ab dem kommenden Januar rechnet er mit 25.000 Euro, also das Zehnfache. „Wir soll ich das abfangen?“, so Herpich.

Fritz Dumler aus Kupferberg, der mehrere Filialen betreibt und 67 Beschäftigte hat, brachte ebenfalls die aktuellen Zahlen aus seinem Betrieb mit. Bei den Rohstoffpreisen kam er seit Anfang des Jahres auf 15.000 Euro mehr, bei den Kraftstoffpreisen auf 2.000 Euro mehr, beim Heizöl auf 3.000 Euro mehr und beim Strom auf 10.000 Euro mehr, alles monatlich. „Corona hatten wir überstanden, aber wenn die Preise so bleiben, sind wir zum Jahresschluss am Ende“, sagte Dumler.

So wie ihn geht es vielen. Nach den Worten des stellvertretenden Landesinnungsmeisters Harald Friedrich sei die Zahl der Schließungen aktuell mehr doppelt so hoch, wie in all den Jahren zuvor. „Mit jedem Betrieb, der schließt geht ein Stück Kultur verloren“, sagte Friedrich. Er gab der Politik noch zwei bis drei Wochen Zeit: „Dann werden wir richtig poltern, um auf uns aufmerksam zu machen“, so der Landesinnungsmeister des Bäckerhandwerks.

Mit der Bundestagsabgeordneten Silke Launert und dem Landtagsabgeordneten Martin Schöffel waren zwei CSU-Politiker zu der Veranstaltung gekommen. Schöffel sah in der Veranstaltung, die Michael Kauer aus Lanzendorf organisiert hatte, ein starkes Zeichen für das Handwerk der Region, dass es so nicht weitergehen kann. „Wenn diese Veranstaltung nicht reicht, sollte es eine Großdemonstration geben, um zu zeigen, dass wir es nicht hinnehmen, dass am Ende die komplette Genussregion ausgelöscht wird“, fuhr Schöffel schwere Geschütze auf. Eigentlich brennt es schon seit Monaten, so Bundestagskollegin Silke Launert. Zum Glück sei die öffentliche Kritik jetzt lauter geworden. Sie begrüßte das 200-Milliarden-Euro-Paket, das die Bundesregierung jetzt geschnürt hat. Allerdings gebe es bislang noch nicht einmal ansatzweise konkrete Informationen dazu.

Als einzige Vertreterin der drei Ampelparteien sprach die Kulmbacher Stadt-, Kreis- und Bezirksrätin Dagmar Keis-Lechner. Sie hielt sich mit Kritik an der Regierungspolitik naturgemäß zurück, begrüßte lediglich, dass sich das Handwerk und kleinere und mittlere Unternehmen zusammenschließen, um größeren Gewicht zu bekommen, um letztlich gehört zu werden. Die günstigsten Kraftwerke seien nun mal die regenerativen Energien. „Wir müssen perspektivisch dafür sorgen, dass die regenerativen Energien weiter ausgebaut werden“, so Keis Lechner.

Für Schmunzeln sorgte Landrat Klaus Peter Söllner. Er berichtete von einem Stammtischbesucher, der sich schnell noch ein Bier bestellt hat, „bevor es keine Kohlensäure mehr gibt“. „Früher hätte man mit solchen Sprüchen im Stanicher Fasching auftreten können, jetzt ist das bittere Realität“, so Söllner“

Am Ende machten zumindest alle Betroffenen von der Möglichkeit Gebrauch, sich in eine Liste einzutragen, in der Michael Kauer die wichtigsten Forderungen an die Politik zusammengefasst hatte. Neben Entlastungen und Unterstützung seitens der Politik gehört vor allem auch ein konstruktiver Plan dazu, damit die Handwerksbetriebe wieder planen können. Die Liste soll nun an die Innungen, die Kammern und vor allem an die Politiker aus der Region geschickt werden. Über weitere Aktionen gab es noch keine konkreten Infos, sie sollen aber folgen.

Bilder:
1. v.l. der Himmelkroner Bürgermeister Gerhard Schneider, Michael Kauer, der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner, HWK-Vizepräsident Christian Herpich, Landesinnungsmeister des Bäckerhandwerks Harald Friedrich und HWK-Geschäftsführer Dr. Bernd Sauer.
2.
Moderator Christian Höreth von Radio Mainwelle und Michael Kauer.

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28.09.2022

Handwerk: Keine Katastrophenszenarien / Kreishandwerksmeister Stenglein plädiert für Lösungen statt Panikmache

Kulmbach. Das Handwerk befindet sich nicht nur vor Ort, sondern bundesweit in einer schwierigen Situation. Die Betriebe sind durch die Lage insgesamt stark verunsichert. Speziell die Materialknappheit und die exorbitante Preissteigerungen, dramatische Energiepreiserhöhungen und die Inflation machen vielen Handwerkern zu schaffen.

Mit Blick auf die aktuell geführten Diskussionen um den Regierungskurs appelliert der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken an alle Verantwortlichen, geschlossen für ein starkes Handwerk einzutreten. Ziel sei es, konkrete und passgenaue Unterstützungen sowie Hilfen für alle Betriebe zu erreichen und ein kraftvolles politisches Handeln einzufordern. „Als Handwerker und Handwerkspräsident habe ich großes Verständnis für die Sorgen vieler Handwerksbetriebe, die ihre Existenz akut gefährdet sehen durch nie dagewesene Energie- und Materialkostensteigerungen, Inflation und Kaufzurückhaltung sowie die anhaltenden Lieferkettenstörungen insbesondere in Folge des Ukraine-Krieges“, so Graßmann.

Panik sei jetzt aber trotzdem falsch am Platz, meint Günther Stenglein, Kreishandwerksmeister von Kulmbach (Bild links). Die allgemeine Situation mit Kostensteigerungen, den Energiepreisen, knappen Rohstoffen und so weiter, sei ja bekannt, sagt er. Gerade Handwerk und Mittelstand seien aber doch der entscheidende Faktor im Wirtschaftsleben. Stenglein sprach vom Handwerk als „ruhenden Pol“, der auch immer wieder für Ausgleich sorge. „Die Handwerker retten das“, zeigt er sich zuversichtlich. Katastrophenszenarien seien fehl am Platz. „Das Handwerk kriegt das schon immer irgendwie hin.“

Von der Energiekrise seien vor allem die großen Betriebe frontal getroffen, aber auch Bäckereien und Metzgereien. Dort würden derzeit die Strukturen überdacht, neue Heizkonzepte getestet, Alternativen gesucht oder das Sortiment geändert. „Wir finden Lösungen“, ist sich Stenglein sicher.

Was die Ausbildungssituation angeht, so habe es noch vor zehn, fünfzehn Jahren Situationen gegeben, wo von den jungen Leuten händeringend ein möglicher Ausbildungsbetrieb gesucht wurde. Jetzt habe sich die Situation gedreht, wir müssen sehen, dass wir Lehrlinge bekommen. In seinen Betrieben, Zimmerei Stenglein in Mainleus und Eber Bedachungen in Kulmbach, seien es aktuell fünf Azubis, drei Zimmerer, einen Flaschner und einen Dachdecker. Das sei relativ gut, in manchen Jahren habe sich überhaupt niemand gemeldet. Das Nahrungsmittelhandwerk habe die größten Probleme Auszubildende zu bekommen. Dem demographischen Wandel geschuldet seien einfach weniger Leute da.

Die Auslastung der Betriebe sei aber auch im Kulmbacher Raum sehr gut. Viele Aufträge, zum Beispiel bei privaten Neubauten, würden aufgrund der unsicheren Lage derzeit zwar verschoben. „Manche Kunden halten ihr Geld zurück oder halten ihre Investitionen kleiner, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht.“ Ähnliches sei in der Autobranche festzustellen. Man kauft sich erst einmal kein neues Auto und wartet ab, wie es weitergeht. Stenglein: „Alle hantieren etwas verhalten, da würde ich keine Panik draus machen.“

Auf der anderen Seite hätten Sanierungen Hochkonjunktur. „Ein Großteil unserer Aufträge sind Sanierungen, da wird beispielsweise die Wärmedämmung verbessert.“ Im Betrieb von Günther Stenglein seien aktuelle Aufträge für etwa ein halbes bis ein ganzes Jahr vorhanden. Das sei aber auch schon einmal in den 1990er Jahren so gewesen.

„Die Stimmung in den Betrieben für die Zukunft ist von Unsicherheit geprägt, da man das Kommende einfach nicht einschätzen kann und der Preisdruck aufgrund der bekannten Faktoren zunehmend wächst“, sagt Johannes Popp, Obermeister der Bauinnung Kulmbach vom gleichnamigen Baugeschäft. „Die Auslastung in unserem Betrieb ist gut und die Nachfrage nach Bauleistungen vor allem im Umbau- und Sanierungsbereich hält momentan noch an.“

Die langen Wartezeiten für Handwerksleistungen erklären sich nach den Worten Popps auch durch den Nachwuchsmangel der letzten Jahre. Leider seien die Handwerksberufe viele Jahre, vielleicht auf Grund eines Imageproblems, für junge Leute nicht interessant gewesen und in der gesellschaftlichen Wahrnehmung nicht mehr so wertgeschätzt worden, wie es früher der Fall war. Viele Betriebe versuchten fehlende Kapazitäten mit ausländischen Mitarbeitern und Subunternehmern aufzufüllen. Auf den etwas größeren Baustellen, auch im ländlichen Raum, gebe es dadurch zunehmend Verständigungsschwierigkeiten, die das Zusammenarbeiten zusätzlich erschwerten.

Eigentlich müsste die Stimmung im Handwerk, speziell in der Sanitär, Heizung und Klimatechnik aufgrund der guten Auftragslage hervorragend sein, so Hans Schwender Geschäftsführender Gesellschafter der Schwender Energie- und Gebäudetechnik GmbH in Thurnau und Obermeister der Sanitär-Heizung-Klimatechnik-Innung (Bild links). Aber bedingt durch die Situation durch fehlende Mitarbeiter und Probleme in der Materiallieferung sei die Stimmung gedämpft. Schwender vermisst auch so etwas wie Aufbruchsstimmung. Ursache dafür sei, dass die Politik keine klare Linie mehr habe. „Durch die Verunsicherung der Menschen entsteht ein negatives Klima, der Mittelstand wird von der großen Politik derzeit mit Füßen getreten.“ Das Handwerk werde mit seiner verlässlichen Arbeit dazu beitragen, dass die Stimmung in diesem Land trotz allem gut bleiben soll.

Die Auslastung in den Betrieben der Sanitär- und Klimatechnik sei ungewöhnlich gut, in der Regel vier bis acht Monate. Als Ursachen nannte er die Energieverknappung und das Modernisierungsgesetz. Als größte Sorge nannte er das fehlende Personal. „Das Personal ist zu knapp, um die Arbeiten, die zu erbringen sind, umzusetzen. Der Kunde müsse sich auf eine längere Wartezeit einrichten. Stammkunden würden in der Regel schneller bedient. Mit dem derzeitigen Personal ließen sich auch die Vorgaben der Politik, wie die Umstellung auf Wärmepumpen, nicht umsetzen.

Was die Ausbildung angeht, haben die Betriebe erkannt, dass die Ausbildung extrem wichtig ist. Der Bereich Sanitär-Heizung-Klimatechnik sei allerdings kein Modeberuf, sondern ein unwahrscheinlich anspruchsvoller technischer Beruf. Leider sei das bei vielen noch nicht so bekannt. Glücklich sind wir allerdings darüber, dass wir mittlerweile auch Abiturienten haben, die einen Handwerksberuf lernen. Unser Beruf ist nicht reine Schraubarbeit, da ist viel Kopfarbeit dabei, wo der Laptop mittlerweile das Standardwerkzeug ist.

Große Probleme nannte Schwender für den Bereich Material- und Warenwirtschaft. Bei den technischen Einrichtungen haben wir komplexe Steuerungen. Die Lieferzeiten dafür sind überaus problematisch, weil viele Teile aus China beziehungsweise aus Indien kommen. Deutschland habe übrigens auch kein reguläres Stahlwerk mehr, so dass wir viele Teile in der Vergangenheit auch aus der Ukraine bezogen wurden. „Wir kriegen nicht mehr die Materialien, so wie wir uns das wünschen würden.“

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13.09.2022

Spritpreis frisst Lehrlingsgehalt: Unternehmen kämpfen um das nackte Überleben / Hohe Preise für Benzin und Diesel belasten Industrie und Handwerk

Kulmbach. Das Ende des Tankrabatts hat die Autofahrer empfindlich getroffen. Über Nacht waren die Preise für Benzin und Diesel stark angestiegen. Nach dem Ende der vorübergehenden Steuersenkung auf Kraftstoffe sind die Preise für Superbenzin der Sorte E10 laut ADAC um rund 25 Cent pro Liter gestiegen. Der Literpreis für Diesel stieg demnach um etwa zehn Cent und kostete teilweise mehr als 2,30 Euro. Auch wenn die Preise mittlerweile wieder ein klein wenig zurückgegangen sind, fragen sich nicht nur Privatleute und Pendler, wie es weitergehen soll, sondern auch die heimische Wirtschaft.

Angesichts voller Tanks an den Tankstellen, die bis zum 31. August zu niedrigen Steuersätzen befüllt wurden, sei die Preissteigerung gegenüber dem Verbraucher in keiner Weise zu rechtfertigen, kritisierte der ADAC. Hinzu komme, dass die Preise in den zurückliegenden Wochen bereits deutlich gestiegen waren, bei E10 um rund zehn und beim Diesel um etwa 20 Cent. Insgesamt erreiche die jüngste Preissteigerung beim Diesel damit fast das Doppelte der ausgelaufenen Steuersenkung, so der ADAC. Dafür gebe es keine Grundlage.

„Handwerksbetriebe spüren die hohen Spritpreise nach dem Ende des Tankrabatts sehr deutlich“, sagt Ulrich Förtsch von der Pressestelle der Handwerkskammer für Oberfranken in Bayreuth. Insbesondere bei Bau- und Ausbaugewerken, im Elektrotechnik-Handwerk, im Bereich der Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik oder bei den Kaminkehrern, also bei allen Betrieben, die weite Wege zu ihren Kunden zurücklegen müssen oder auch zum Beispiel auf Montage unterwegs sind, würden die Kfz-Kosten spürbar ins Gewicht fallen.

Die Spritpreissteigerungen wirkten sich nach Ansicht der Handwerkskammer aber auch indirekt aus. Die Betriebe müssten sich zum Beispiel die Frage stellen, ob sie etwas für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun müssen, deren Anfahrtsweg zum Betrieb nun deutlich teurer wird. Vor allem bei Auszubildenden könne das einen nicht unerheblichen Teil des Lehrlingsgehaltes „auffressen“. Die Betriebe müssten also aufpassen, dass sie nicht ihre Fachkräfte oder ihre Azubis verlieren, so Ulrich Förtsch.

Ähnlich äußert sich Peter Belina, Pressesprecher Industrie- und Handelskammer für Oberfranken in Bayreuth. Die Unternehmen stünden aktuell extrem unter Druck, nicht wenige kämpften um das nackte Überleben. Hauptursache dafür seien die explodierenden Energiepreise, vor allem bei Strom und Gas. Unternehmen, die noch ihre Verträge für kommendes Jahr abschließen müssen, würden im Vergleich zu 2021 aktuell das Zehn- bis Fünfzehnfache zahlen.

Aber auch die Kraftstoffpreise steigen, was mit der Entwicklung der Rohölpreise alleine nicht zu erklären sei. Ein Grund sei sicherlich die niedrigen Pegelstände von Rhein und Main, was die Transportkosten in die Höhe treibt. Ob die hohen Preise an der Zapfsäule ausschließlich auf die gestiegenen Kosten zurückzuführen ist, könne letztendlich kein Außenstehender mit Sicherheit beantworten. „Eines weiß ich aber mit Sicherheit: Die Tankstellenpächter können am wenigsten für die hohen Preise“, sagt Peter Belina.

Nach Ansicht von Hannes Popp vom gleichnamigen Baugeschäft in Kulmbach wurde der Preisrabatt gefühlt nur zu Teilen an den Endverbraucher weitergegeben. „Ich habe mal in unseren Rechnungen nachgeschaut, der Preis für Kraftstoffe hat sich vom letzten Jahr zu diesem um cirka 50 Prozent verteuert“, so Popp, der auch Obermeister der Bauinnung Kulmbach ist. Dies stelle sowohl für sein Unternehmen als auch für die Mitbewerber, besonders bei Auswärtsbaustellen, natürlich einen extremen Kostenfaktor da. Diese Kosten könnten bei bestehenden Verträgen nicht, beziehungsweise nur zum Teil verrechnet werden.

„Bei neuen Angeboten sind wir gezwungen den finanziellen Mehraufwand an den Endkunden, zumindest zu Teilen, weiterzugeben um gewinnbringend Arbeiten zu können“, sagt Hannes Popp. Aufgrund der Tatsache, dass seine Materiallieferanten die gestiegenen Energiekosten in Form von Energieumlagen, beziehungsweise Preiserhöhungen verrechnen und die Lohnkosten ebenfalls gestiegen sind, werde für den Endkunden das Bauen natürlich teurer. Die steigenden Bankzinsen wirkten sich ebenfalls negativ auf die Baunachfrage aus. „Man spürt, dass der private Häuslebauer auf die Bremse tritt, beziehungsweise seine angedachten Bauvorhaben auf Eis legt oder komplett absagt.“

Aufgrund der Preisentwicklungen könne man derzeit keine langfristigen Zusagen treffen, oder Preisbindungen eingehen. Als Handwerksbetrieb hoffe sein Unternehme, dass vor allem durch die öffentliche Hand und die Industrie auch im kommenden Jahr genug Nachfrage nach unseren Bauleistungen vorhanden ist, um unsere Mitarbeiter auch weiterhin alle beschäftigen zu können. Hannes Popp: „Wie das Rennen ausgeht, steht momentan leider in den Sternen.“

Ein Spediteur aus Oberfranken, der nicht genannt werden möchte, bringt die Lage kurz und knapp auf den Punkt: „Die Lage ist sehr ernst und wird meines Erachtens von der Politik verkannt. Unsere Branche steht mit dem Rücken zur Wand.“

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29.07.2022

Bier brauen, aber nachhaltig / 1. Kulmbacher Bierrechtstag: Brauer fürchten explodierende Kosten

Kulmbach. Hopfen, Malz und Wasser, das sind die Zutaten, die zum Bierbrauen benötigt werden. Bier gilt damit automatisch als nachhaltiges Produkt. Noch dazu, wenn sämtliche Zutaten aus der Region kommen und das Bier, wie üblich, in Mehrwegflaschen abgefüllt wird. Doch ganz so einfach ist es nicht. Brauereien brauchen Strom und Gas und besonders kleine Betriebe geraten aufgrund der explodierenden Kosten zunehmend unter Druck. Dazu kommt, dass auch Brauereien unter immer schärfer werdenden Rahmenbedingungen zu leiden haben. Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik tauschten sich darüber beim 1. Kulmbacher Bierrechtstag der Forschungsstelle für Lebensmittelrecht der Universität Bayreuth aus und zwar direkt an der "Quelle", in den Räumen des Bayerischen Brauereimuseums im Kulmbacher Mönchshof.

„Wir laufen direkt in eine Energieproblematik hinein“, sagte Vorstandssprecher Markus Stodden von der Kulmbacher Brauerei. Das laufende Jahr werde man unbeschadet überstehen, doch wie soll es weiter gehen. Wie viele kleine Brauereien werden das kommende Jahr überleben? Zumindest gebe es klare Signale von europäischer Ebene, dass die Lebensmittelbranche zur prioritären Branche gehört, der nicht so schnell der Gashahn zugedreht wird, sagte Fabian Handrich vom Bundeslandwirtschaftsministerium. Die Brauereien gehörten dazu.

Nicht akzeptabel sei es aber, wenn  Europa vier Prozent der Ackerfläche aus der Produktion nehmen und stilllegen möchte, kritisierte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Es sei keine Frage, dass man etwas für Klimaschutz und Biodiversität machen müsse, doch gerade in diesen unsicheren Zeiten benötige die Ernährungswirtschaft Sicherheit und keine Flächenstilllegungen. „Ich hoffe, dass diese Maßnahme in den nächsten Jahren nicht Realität wird“, sagte Schöffel.

Ebenso bereite die geplante Fruchtfolgeregelung den Landwirten Kopfzerbrechen, die Braugerste anbauen möchten. „Muss wirklich jedes Jahr etwas anderes angebaut werden?“, so Schöffel. Derartige Regelungen seien viel zu starr und unsinnig. Gerade Braugerste sei in Sachen Ökobilanz sehr wertvoll, weil sie wenig Stickstoffdüngung benötigt und damit eine geeignete Maßnahme für den Gewässerschutz ist.

Nach den Worten des Abgeordneten ist der Europäische Green Deal falsch angelegt. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konfliktes müsse mittlerweile auch der Letzte verstanden haben, dass sich Europa nicht abhängig machen darf. Mit dem Green Deal werde die Ernährungsproduktion in Europa um 20 Prozent zurückgehen. In gleicher Höhe müssten Lebensmittel in der Folge importiert werden.

„Bayerisches Bier, den Generationen verpflichtet“. Unter diesem Slogan möchte der Bayerische Brauerbund trotz aller Unwägbarkeiten Bier aus heimischer Produktion in eine gute Zukunft führen. Geschäftsführer Walter König stellte beim Bierrechtstag ein online-basiertes Management-Projekt seines Verbandes vor, mit dem die Branche alle ihre Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit zusammenfasst und als integrierten Leitfaden allen Brauereien im Freistaat zugänglich machen will. Die Einsparungen bei Wasser, Strom und Gas gehören genauso dazu, wie der Gemeinwohlansatz und das soziale oder kulturelle Engagement der Brauereien vor Ort, etwa beim Sponsoring lokaler Sportvereine.

Durchaus auch provozierende Gedanken in Sachen Reinheitsgebot stellte Tilman Reinhardt von der Universität Bayreuth vor. Nach einer Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes gelte das Reinheitsgebot aus dem Jahr 1516 ohnehin nicht für Bier aus dem EU-Ausland. Auch der Bayerische Verwaltungsgerichtshof urteilte bereits, dass das Reinheitsgebot generell nicht für „besondere Biere“ gelte. Warum also das Reinheitsgebot 1516 nicht durch ein Reinheitsgebot 2022 ersetzen, das auf null Emissionen, null Reststoffe und null Verschwendung („zero emissions, zero residues, zero waste“) setzt? In die gleiche Richtung ging bereits ein vielbeachteter Beitrag in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie titelte damals: „Das Reinheitsgebot muss sterben, damit das Bier leben kann“.

Bilder:
1.
 Helga Metzel von den Museen im Mönchshof begrüßte zum 1. Kulmbacher Bierrechtstag Vorstandssprecher Markus Stodden (links) von der Kulmbacher Brauerei und Kai Purnhagen, Direktor der Forschungsstelle für Lebensmittelrecht an der der Universität Bayreuth.
2.
 Scharfe Kritik am Europäischen Green Deal übte Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
3. Wenn die Kosten weiter so nach oben gehen, werden viele kleine Brauereien kein frischgezapftes Bier mehr brauen können.

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08.03.2022

Eingeschränkte Zukunftschancen für die deutsche Industrie / Unternehmen leiden unter explodierenden Energiekosten

Kulmbach. Die Energie-Kosten steigen und steigen, viele Unternehmen haben mittlerweile existentielle Schwierigkeiten. Den Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge, lagen die Preise im Januar im Schnitt 20,5 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Doch nicht nur Privathaushalte sind betroffen, die deutsche Industrie warnt vor gravierenden Folgen der steigenden Strom- und Gaspreise auf die Produktion. Eines der energieintensivsten Unternehmen aus dem Landkreis Kulmbach ist Bergmann Kalk, Hersteller von Kalkprodukten aus Azendorf.

Im Bereich der Rohstoff- und Kalkherstellung könne man die Energiekostenexplosion schon fast als verheerend bezeichnen, sagt Geschäftsführer Sebastian Groppweis. 2021 habe man trotz hundertprozentiger Auslastung wichtige Erträge durch die Kohlendioxid-Kostenexplosion im Bereich Branntkalk einbüßen müssen. „Das schmälert die Möglichkeiten für weitere Investitionen“, so Groppweis. 2022 habe sich schon bis heute der Preis für Strom verdreifacht. Auch der wirtschaftliche Bezug von Erdgas werde sich wohl wesentlich erschweren. Groppweis: „Es ist aus meiner Sicht nicht übertrieben, wenn wir für die deutsche, energieintensive Industrie nur eingeschränkte Zukunftschancen sehen.“

Der Trend, dass die Wertschöpfung in diesem Bereich samt der verknüpften Wertschätzungskette aus Deutschland in Schwellenländer abwandert, sei unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kaum mehr aufzuhalten. Betroffen seien hier sicher die Stahlindustrie und der Schwermaschinenbau.

Die Bergmann-Maxit Firmengruppe setze sich am Standort Azendorf bei Kulmbach seit 40 Jahren für die Brückenenergie „Erdgas“ ein und arbeite seit 2015 als Mitglied von Hypos an Innovativen neuen Produktionsprozessen. Eine wichtige Erkenntnis ist für uns bislang, dass eine Kohlendioxid-freie Kalkproduktion zwar rein technisch möglich wäre, dies aber in der praktischen Umsetzung derzeit nicht umsetzbar ist. „In anderen Unternehmensbereichen betrifft uns die Energiesituation vor allem stark indirekt über explodierende Einkaufspreise. Wir befürchten eine sich aufbauende Inflationswelle“, so der Geschäftsführer.

Groppweis glaubt, dass derzeit die genauen Auswirkungen auf die Wirtschaft überhaupt noch nicht in Gänze abschätzbar sind: „Vor allem die geopolitische Lage wird Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, wie wir sie in Jahrzehnten nicht erlebt haben.“ Es sei zu befürchten, dass Europa wirtschaftlich weiter massiv an Bedeutung verlieren und Asien im gleichen Maß gewinnen wird. Wie schnell dieser Wandel von statten geht, sei schwer zu kalkulieren. Die Lebenshaltungskosten für die Bürger in der EU werden steigen, somit stehe weniger Geld für Konsum und Vermögensbildung zur Verfügung. Die Geldwertpolitik, beziehungsweise die Zentralbanken könnten diesen Effekt ein Stück weit verzögern. „Ich glaube aber, dass dieser Einfluss mit dem Krieg in der Ukraine schwinden könnte. Eine der großen Inflationstreiber ist dabei die Energie. Dies lässt uns nicht als zu optimistisch auf die Konjunkturentwicklung blicken“, so Groppweis.

Um die Mechanismen in der Wirtschaft wieder in Griff zu bekommen, ist aus Sicht des Bergmann-Geschäftsführers eine schnelle Stabilisierung der Energiemärkte nötig. Gleiches gelte auch für den Kohlendioxid-Markt. Das Niveau, auf dem sich diese Stabilisierung einpendelt, werde über die Inflationsraten der nächsten Jahre entscheiden. Bezahlt werde die Zeche dann vom letzten Glied in der Kette: Es sinkt die Kaufkraft des kleinen Bürgers. Es stellt sich die Frage, wer letztlich die Gewinner von Krisen- und Kriegsereignissen sein werden. Groppweis: „Ich bin der Meinung, dass es höchste Zeit ist, der zügellosen Spekulation politisch zu begegnen.“

Bergmann Kalk betreibt seit über 110 Jahren erfolgreich Bergbau in Azendorf in der mittlerweile vierten Generation der Unternehmerfamilie Groppweis. Im Tagebau wird aus den werksnahen Steinbrüchen hochqualitativer und natürlicher Kalkstein gewonnen, der das Ausgangsmaterial für eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungsmöglichkeiten auf Kalkbasis bildet. Die maxit Gruppe als Hauptabnehmer des geförderten Rohstoffes Kalk steht seit Jahrzehnten für eine Vielzahl von Produkten und Serviceleistungen für die Bauindustrie und das Bauhandwerk. Auf modernsten Anlagen produziert maxit Trockenmörtel in Sack & Silo und bietet ein umfassendes Produktprogramm für die Bereiche Rohbau, Ausbau und Fassade. Die Unternehmensgruppe beschäftigt insgesamt rund 850 Mitarbeiter. Davon 750 in Deutschland. 2021 konnte ein Jahresumsatz von rund 200 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Maxit zählt sich heute weltweit zu den Technologieführern im Bereich innovative Baustoffe.

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04.04.2022

Kostensteigerungen in allen Bereichen / Bierpreiserhöhungen stehen im Raum - Lust auf Bier hält trotzdem weiter an

Kulmbach. Wie viele andere Wirtschaftsbereiche auch, haben es die Brauereien derzeit nicht gerade leicht. Seit zwei Jahren gab es keine Volksfeste oder Kirchweihen und damit auch keine Bierzelte mehr, Gastronomiebetriebe missten lange komplett schließlich oder durften nur unter bestimmten Auflagen öffnen. Hat Corona den Menschen also die Lust aufs Bier verdorben? Dazu kommt, dass die Energie- und Rohstoffpreise aktuell nahezu explodieren. Ein Ende der Preissteigerungen ist nicht abzusehen. Wie gehen die Brauer in Kulmbach damit um?

Auch die Kulmbacher Brauerei bekomme die Auswirkungen, etwa bei den stark steigenden Preisen für Strom, Erdgas und Erdöl, zu spüren, sagt Markus Stodden, Vorstandssprecher der Kulmbacher Brauerei. Signifikate Kostensteigerungen in allen Unternehmensbereichen, wie Produktion, Logistik, Außendienst oder Einkauf, seien die Folge. Eine Weitergabe der Mehrkosten an die Endverbraucher werde damit unumgänglich.

Nach den Worten des Vorstandssprechers überlege die Kulmbacher Brauerei deshalb auch seit geraumer Zeit zukünftig in die Eigenproduktion von Energie zu investieren. „Hier bieten erneuerbare Energien auch im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens für uns neue Ansätze“, so Stodden.

Um die Absatzrückgänge durch Corona-bedingte Veranstaltungsabsagen und Einschränkungen so gut wie möglich abzufedern, habe sich Kulmbacher Brauerei auch 2021 auf die Vertriebsschiene Handel focussiert. „Auch wenn wir mit der guten Entwicklung des Handelsgeschäfts die Verluste der anderen Bereiche nicht komplett kompensieren können, so konnten wir zumindest sicherstellen, dass die Kulmbacher Brauerei AG sicher durch die Krise kommt“ sagt Markus Stodden. Für das Geschäftsjahr 2021 rechne die Brauerei trotz Umsatzrückgangs in der Gastronomie durch Kostendisziplin und Engagement der Mitarbeiter mit einem guten Ergebnis. Detaillierte Zahlen zum Geschäftsabschluss sollen im Zuge der Hauptversammlung am 18. Mai veröffentlicht werden.

Den Trend hin zu regionalen Bierspezialitäten mit handwerklichem Charakter stelle die Kulmbacher Brauerei bereits seit einigen Jahren fest. Dennoch habe Corona diesem Trend bestärkt und für eine Rückbesinnung auf Regionalität und die Wertschätzung von regionalen Partnern und Unternehmen gesorgt. Dem Vorstandsvorsitzenden zufolge habe die Spezialitätenmarke Mönchshof auch 2021 sehr gut entwickelt und ein Absatzwachstum von rund sechs Prozent erzielt.

Die Lust auf das Bier sei nicht verdorben worden, meint Braumeister Otmar Müller von der Brauerei Haberstumpf in Trebgast. Man merke, dass der Flaschenbieranteil signifikant anstieg. Auch hätten sich die Menschen vermutliche in heimischen Garagen, Gartenhäuschen oder ähnlichem zu privaten Treffen und Feiern getroffen. „Da wurde natürlich auch mal ein Fässchen Bier angestochen“, so Müller. Natürlich hätten die geschlossene Gastronomie und die abgesagten Feste massive Auswirkungen auf den Umsatz gehabt. Besonders für kleinere Brauereien, die den meisten Umsatz mit Fassbier machen, sei der Lockdown eine schwierige Zeit gewesen.

Als größte Sorge momentan bezeichnet Müller die massiv gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise, „die so hoffen wir, nicht noch mehr wegen des Ukraine-Krieges ansteigen“. Hoffnung machten dagegen die geplanten Lockerungen der Corona Politik, so dass hoffentlich die Kerwas und Feste wieder wie gewohnt stattfinden können. Müller: „Die Menschen sehnen sich wieder nach einem unbeschwerten Leben.“

Die Brauerei Haberstumpf habe bis jetzt noch nicht über Bierpreiserhöhungen nachgedacht. „Wenn allerdings die Energie und Rohstoffsituation weiter in der Form anhält, kommen wir nicht um eine Preiserhöhung herum“, sagt der Braumeister. Seiner Meinung nach würden die Trends derzeit wieder auf traditionelle und regionale Biere zurückgehen. Müller: „Bei uns ist Haberstumpf Hell die beliebteste Sorte. Danach folgt unser Doppelbock, den es nur einmal im Jahr, immer ab November gibt.“

„Unser Bierumsatz war trotzdem gut“, sagt Andrea Schübel-Münch von der Privatbrauerei Schübel in Stadtsteinach. Sie führt dort die Geschäfte zusammen mit Ehemann Jürgen Münch, der auch Braumeister ist. Die Auswirkungen abgesagter Feste und Kirchweihen habe man natürlich schon gespürt, allein schon, weil die Gastronomie so lange geschlossen war. „Da fehlt uns dann schon Umsatz“, so Schübel-Münch. Allerdings habe man einiges über den Heimdienst und über neue Händler und Firmenkunden einigermaßen wieder gut machen können. „Wir haben sehr viele treue Kunden und Partner.“ Als kleines Unternehmen habe man natürlich trotzdem die Sorge, ob man die Auswirkungen der Corona-Krise stemmen kann. 

In Stadtsteinach hatte man bereits zum 1. Februar eine geringfügige Preisanhebung vorgenommen. Hopfen, Malz und vor allem Energie seien teurer geworden, begründet Andrea Schübel-Münch diesen Schritt. Nun müsse man abwarten, wie sich der Markt entwickle. Die Geschäftsführerin geht nicht davon aus, dass die Energiepreise wieder nach unten gehen.

Im Trend sieht Schübel-Münch vor allem unfiltrierte Kellerbiere und helle Biersorten. Als beliebteste Sorgen in Stadtsteinach bezeichnet die Geschäftsführerin das Schübel-Fränkisch, mit dem die Brauerei 2012 den European Star in Bronze erzielen konnte, das helle Kellerbier mit dem Namen Nordeck-Trunk, sowie das bernsteinfarbene Drachenseidla. Die Privatbrauerei Schübel in Stadtsteinach ist ein Familienunternehmen mit drei beschäftigten in fünfter Generation, das in diesem Jahr 150 Jahre alt wird.

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09.07.2021

Mit Qualifizierung gegen den Strukturwandel / „Region im Schleudergang“: Tagung des Instituts für Fränkische Landesgeschichte

Nürnberg / Thurnau. Die Textil- und Porzellanindustrie in Oberfranken, die Elektroindustrie in Mittelfranken, Bergbau und Bleikristall in der Oberpfalz: All das sind Beispiele dafür, dass der Strukturwandel weite Teile Nordbayerns in den zurückliegenden Jahrzehnten wie eine Naturgewalt getroffen hat. Traditionelle Branchen sind verschwunden, die betroffenen Standorte mussten sich neu ausrichten. Wie das geschehen ist und welche Erkenntnisse daraus zu ziehen sind, darüber diskutierten Fachleute zwei Tage lang bei der teils virtuellen Tagung „Region im Schleudergang“ die maßgeblich vom Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth ausgerichtet wurde. Das Institut hat seinen Sitz in Thurnau im Landkreis Kulmbach.

„Strukturwandel ist kein Schicksalsschlag, sondern etwas ganz normales“, sagte Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Auch die Fahrt der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth im Jahr 1835 sei bereits so eine Art Strukturwandel gewesen, so Thomas Söder, Bürgermeister von Hallstadt und Mitglied des Bezirkstags von Oberfranken. Neu ist allerdings die Geschwindigkeit des Strukturwandels, Alles verändert sich rasant, im Schleudergang sozusagen, die Tagung trug deshalb auch den Untertitel „Region im Schleudergang“.

„Wer darin verharrt, etwas erhalten zu wollen, wird die Zukunft nicht gewinnen“, sagte IHK-Hauptgeschäftführer Lötzsch. Er rief alle Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik dazu auf, den Strukturwandel selbstbewusst mitzugestalten: „Man kann beklagen, was alles weg ist, man kann sich aber auch freuen, was alles Neues entstanden ist.“ Und das ist eine ganze Menge. Nach den Zahlen der IHK Mittelfranken war beispielsweise die Zahl der Mitgliedsunternehmen von 2010 bis 1020 von rund 133000 auf gut 149000 angestiegen. Für den gleichen Zeitraum listet die mittelfränkische Statistik neue 165000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze mehr auf.

Einig waren sich sämtliche Redner darin, dass die Qualifizierung der Menschen die wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreicher Strukturwandel ist. „Wir brauchen viel mehr Qualifizierung, wenn der Transformationsprozess gelingen soll“, sagte der mittelfränkische DGB-Geschäftsführer Stephan Doll. Markus Lötzsch bezeichnete die Qualifizierung als Schlüssel für die Herausforderungen der zukünftigen Arbeitswelt sowie als wirksames Mittel gegen den Fachkräftemangel und die Veränderungen durch den demographischen Wandel. Für Bürgermeister und Bezirksrat Thomas Söder sind Universitäten und wissenschaftliche Einrichtungen die Triebfedern der Region und Christa Standecker, die Geschäftsführerin der Europäischen Metropolregion Nürnberg rief sogleich das „Jahrzehnt der Qualifizierung“ aus.

Auch in anderen Gebieten Deutschlands und Europas dominierten lange Zeit Industrien, die einem Strukturwandel unterworfen waren. Daran erinnerte der Direktor des Instituts für Fränkische Landesgeschichte Martin Ott. Beispielhaft nannte er das Ruhrgebiet oder Industriegebiete Mittel- und Nordenglands. Dem Institut gehe es deshalb gleichermaßen um das Erforschen des Strukturwandels wie um das Erinnern daran. Einrichtungen, die das mit großem Zuspruch schon länger machen, waren deshalb auch mit Beiträgen an der Tagung beteiligt. Dazu gehören das Museum Industriekultur in Nürnberg, das Industriemuseum in Lauf sowie das Porzellanikon mit Standorten in Selb und Schönwald.

Was Nordbayern betrifft, so sei die Region über Jahrhunderte hinweg von Handwerk und der Industrie aber auch von der Zonenrandlage geprägt gewesen. Entsprechend einschneidend habe die Region dann seit den 1970er Jahren der in weiten Teilen Europas einsetzende Strukturwandel getroffen, der eine Welle von Deindustrialisierungsprozessen anstieß und die Wirtschaftsregion in ihren Grundfesten ebenso stark erschütterte wie die Lebensentwürfe und Biographien der ansässigen Menschen. Die Folgen für den Einzelnen reichten vom Abgleiten in die Arbeitslosigkeit bis hin zum Umzug in andere Regionen, wo es noch entsprechende Jobs gab.

Ganz konkrete Beispiele dafür, wie der Strukturwandel beispielgebend bewältigt wurde stellten mit Benedikt Ertl und Margitta Grötsch zwei Mitarbeiter des Instituts vor. Da ging es um den einstigen Eisenerzbergbau in der Maxhütte sowie um die Entwicklung der oberfränkischen Textilbranche, die zunächst in Richtung Portugal, dann in Richtung China verschwand. Das Verschwinden manch anderer Branchen sei aber auch aufgrund veränderter Absatzgewohnheiten absehbar gewesen, so Christiane Zürn von der Wirtschafsförderung der Regierung der Oberpfalz: „Oder kauft heute noch irgendjemand Bleikristall?“.

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30.06.2021

Weniger Zulassungen, weniger Azubis, mehr alternative Antriebe / Hans-Peter Friedrich bei der Kfz-Innung Oberfranken: Mobilität ist Alltagsnotwendigkeit

Kulmbach. Die Corona-Krise hat im Kfz-Gewerbe Spuren hinterlassen. Das wurde bei der Jahresversammlung der Kfz-Innung Oberfranken deutlich. Während im zurückliegenden Jahr bundesweit rund 2,92 Millionen Fahrzeuge und damit 19 Prozent weniger als noch 2019 zugelassen wurde, habe sich Oberfranken mit einem Minus von 14,2 Prozent noch vergleichsweise gut behaupten können, so der alte und neue Obermeister der Kfz-Innung Oberfranken Andreas Tröger aus Hof.

Mit etwas mehr als 230000 Pkw-Neuzulassungen bundesweit liege allerdings der Mai-Wert im laufenden Jahr um fast 31 Prozent hinter dem Vergleichswert von 2019 zurück. Im bisherigen Jahresverlauf seien 1,12 Fahrzeuge neu zugelassen worden. Im Vorkrisenjahr 2019 seien es zu diesem Zeitpunkt bereits 1,52 Millionen Pkw und damit rund 400000 mehr gewesen. Interessant sei es, dass der Rückgang im Lkw-Bereich nur bei 14 Prozent gelegen habe und die Motorrad-Neuzulassungen sogar um über 30 Prozent zugenommen hatten. Zugenommen hätten auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Sie hätten mittlerweile einen Anteil von 13,5 Prozent an den Gesamtzulassungen.

Der Obermeister bedauerte, dass es im zurückliegenden Jahr nicht gelungen war, eine Kaufprämie auch für schadstoffarme Verbrenner der aktuellen Euro-Normen durchzusetzen. Stattdessen habe es noch mehr Zuschüsse für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gegeben. Weitgehend verfehlt hatte ihre Wirkung schließlich auch die allgemeine Senkung der Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte.

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen gab es keine Veränderungen an der Spitze der Kfz-Innung Oberfranken. Vorsitzender bleibt mit 28 von 32 möglichen Stimmen Andreas Tröger, seine beiden Stellvertreter sind Siegfried Zillig aus Kulmbach und Helmut Zolleis aus Forchheim. Allerdings kündigte Tröger an, nach 30 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit in der Kfz-Innung, davon 15 Jahre als Obermeister, nicht mehr für volle fünf Jahre zur Verfügung zu stehen.

Mobilität nachhaltig zu ermöglichen, das ist das oberste Ziel von Hans-Peter Friedrich, Vizepräsident des Bundestages und ehemaliger Bundesinnenminister. Mobilität sei Grundbedürfnis, Freiheitsgefühl und Alltagsnotwendigkeit, sagte Friedrich. Daran werde sich trotz der Digitalisierung auch nichts ändern. Allerdings werde man die Möglichkeiten der Mobilität erweitern müssen, um zu nachhaltigen, umwelt- und klimafreundlichen Lösungen zu kommen und bis 2045 CO2-Neutralität erreichen zu können. Konkret müsse dazu die Effizienz des bestehenden Verkehrs verbessert werden, etwa durch Kostensenkungen mit fahrerlosen Bussen im öffentlichen Personennahverkehr, durch eine Erweiterung von Car-Sharing-Angeboten, und vor allem durch CO2-freie Antriebe. Dabei sollte man sich alle Antriebsmöglichkeiten wie Elektro, Wasserstoff oder E-Fuels offenhalten. „Neue Antriebsmöglichkeiten sind der erste Weg zu einer neuen Mobilität“, so Friedrich.

Bei der Jahresversammlung der Kfz-Innung Oberfranken konnte Vorsitzender Tröger, Innungsgeschäftsführer Torsten Leucht und der neue Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken Christian Herpich gleich mehrere Persönlichkeiten mit dem Goldenen Meisterbrief auszeichnen: Hans-Karl Eichhorn und Heinz Rauh (beide aus Kulmbach), Hans-Dieter Heimbach (Frensdorf), Peter Marquardt (Ebersdorf), Konrad Rank (Marktredwitz), Paul Spinnler (Hof), Heinrich Spörlein (Burgebrach) und Hans Weberpals (Coburg). Sie alle haben das 65. Lebensjahr bereits vollendet und mehr als 30 Jahre ihren Betrieb als selbstständiger Unternehmer mit persönlichen Einsatz geführt.

Bilder:
1.
Der Obermeister der Kfz-Innung Oberfranken Andreas Tröger aus Hof.
2.
 Obermeister Andreas Tröger (links) und Innungsgeschäftsführer Torsten Leucht.
3.
 Mobilität nachhaltig ermöglichen: Hans-Peter Friedrich, Vizepräsident des Bundestages.
4. Goldene Meisterbriefe haben Innungsgeschäftsführer Torsten Leucht und HWK-Vizepräsident Christian Herpich (von links) sowie Innungsobermeister Andreas Tröger (rechts) und sein Stellvertreter Siegfried Zillig (4. von rechts) an Heinz Rauh, Konrad Rank, Peter Marquardt, Paul Spinnler, Hans-Dieter Heimbach, Hans-Karl Eichhorn, Heinrich Spörlein und Hans Weberpals verliehen.

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13.10.2020

Zukunftsperspektiven statt Zukunftsangst / Gegen Stellenabbau und Sparprogramme: IG-Metall-Aktionswoche abgeschlossen

Himmelkron. Zum Abschluss der Aktionswoche „Heißer Herbst“ haben Mitglieder der IG Metall Ostoberfranken auf dem Parkplatz an der Autobahnkirche in Himmelkron für Beschäftigungssicherung und Zukunftsperspektiven demonstriert. Entlang der Autobahn A9 hatten sich zuvor zahlreiche Aktive aus verschiedenen Betrieben an spontanen und kreativen Aktionen beteiligt. Unter dem bayernweitem Motto „Fairwandel statt Zukunftsangst“ waren die Beschäftigten zusammengekommen, um sich für sichere Arbeitsplätze und Investitionen in die Zukunft der Standorte stark zu machen. Gleichzeitig sprachen sie sich gegen Stellenabbaupläne von Unternehmern aus.

Die IG Metall fordere die Unternehmen auf, in der Krise Arbeitsplätze zu erhalten und in die Zukunftsfähigkeit der Standorte zu investieren, sagte der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel aus Münchberg bei einem improvisierten Pressetermin unter Corona-Bedingungen vor der Autobahnkirche. „Die Unternehmen müssen in neue Produkte und Produktionsanlagen investieren, um die Standorte vor Ort für die Zukunft aufzustellen.

„Statt eines Kahlschlags brauchen wir Investitionen und Innovationen, um unseren Industriestandort für eine ökologische, klimafreundliche und soziale Zukunft weiterzuentwickeln“, so Seidel. Einen fairen Handel bezeichnete er als Gegenmodell zu den Abbauplänen und Angriffen der Arbeitgeber. Nicht angehen könne es, wenn plötzlich bis zu 30 Prozent weniger Auszubildende eingestellt werden sollen.

„Transformation und Digitalisierung geht nur mit uns, den Betriebsräten, Vertrauensleuten und Mitgliedern der IG Metall“, sagte Anton Wolf, IG-Metall-Vertrauenskörperleiter bei der KSB in Pegnitz. Mehr Mitbestimmung und Beteiligung bei den anstehenden Veränderungen forderte Tina Schramm von Mann und Hummel in Himmelkron. Matthias Haas von Kennametal in Mistelgau sprach sich für Zukunftsperspektiven und sichere Arbeitsplätze für alle Beschäftigten gerade in der Krise aus. Aus technologischem Fortschritt müsse sozialer Fortschritt für alle werden, so Robert Maier, Betriebsratsvorsitzender bei ait in Kasendorf und Karina Richter, Vorsitzende des Teams Jugend bei der IG Metall Ostoberfranken ergänzte: „Gerade in Zeiten des Wandels sind wir unverzichtbar“.

Die IG Metall Ostoberfranken betreut in den Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel die Kollegen in den Industrie- und Handwerksbranchen, Metall und Elektro, Textil und Bekleidung sowie Holz und Kunststoff. Der Betreuungsbereich umfasst 90 Betriebe mit Betriebsräten und insgesamt über 7000 betriebsangehörige Mitglieder.

Bild: Zahlreiche Aktive der IG Metall Ostoberfranken demonstrierten vor der Autobahnkirche in Himmelkron unter dem Motto „Fairwandel statt Zukunftsangst“ gegen Stellenabbaupläne und Sparprogramme.

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14.03.2020

Corona bremst Gewerkschaft aus / Delegiertenversammlung der IG Metall Ostoberfranken

Bayreuth. Überschattet von der Corona-Krise hat sich die IG Metall Ostoberfranken bei ihrer Delegiertenversammlung für die neue Legislaturperiode aufgestellt. Dabei wurde die Versammlung am Samstag im Arvena-Kongress-Hotel, die im vierjährigen Turnus stattfindet und die eigentlich einen wichtigen Meilenstein der Gewerkschaftsarbeit darstellt, auf ein Minimum zurückgeschraubt.

Man habe eigens eine amtliche Risikobewertung durchgeführt, sagte der alte und neue 1. Bevollmächtigte Volker Seidel. Mehrere Programmpunkte der Konferenz wurden ersatzlos gestrichen. Seidel appellierte an die Delegierten, keine Grundsatzdebatten durchzuführen und die Aussprachen auf das notwendigste zu begrenzen.

Nach derzeitigem Stand bremst Corona auch die aktuellen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie aus. Sie seien derzeit vertagt, sagte Seidel, der den Delegierten aber trotzdem zusicherte: „Wir werden die erfolgreiche Tarifpolitik der vergangenen Jahre fortsetzen.“ Aktuell im Gespräch sei ein „Moratorium für einen fairen Wandel“ und damit ein Aufruf an die Arbeitgeber, die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu gestalten. Tarifverträge seien aber dennoch notwendiger als je zuvor. Ein Tarifvertrag trage nicht nur zu mehr gesellschaftlicher Gerechtigkeit bei, er wirke sich auch positiv für jeden einzelnen Beschäftigten aus.

Seidel berichtete von einem stabilen Aufschwung bei den Mitgliederzahlen. Zwar war die Mitgliederzahl von März 2016 bis jetzt von 11780 auf 11235 zurückgegangen, gleichzeitig stieg aber die Zahl der betriebsangehörigen Mitglieder von 6594 auf 7150. Die betriebsangehörigen Mitglieder sind für die Gewerkschaft besonders wichtig, nicht nur weil sie in den Betrieben aktiv tätig sind, sondern weil sie mit einem Prozent ihres Lohns auch die Gewerkschaftsarbeit mitfinanzieren. Überaus positiv stuften es die Verantwortlichen auch ein, dass die Zahl der Auszubildenden unter den Mitgliedern von 276 in 2016 auf aktuell 325 angestiegen war.

Bei der Delegiertenversammlung stellte Arbeitsstaatssekretärin Anette Kramme auch das Maßnahmenbündel vor, mit dem die Bundesregierung Arbeitsplätze schützen und Unternehmen unterstützen möchte. Kramme sprach von einem Schutzschild für Beschäftigte und Unternehmen. Ziel sei es, Firmen und Betriebe mit ausreichender Liquidität auszustatten, damit sie gut durch die Krise kommen. Als die vier Säulen dieses Schutzschildes bezeichnete Kramme die Flexibilisierung des Kurzarbeitergeldes, die Einführung steuerlicher Liquiditätshilfen für Unternehmen, die Bereitstellung eines Milliarden-Schutzschildes für Betriebe und Unternehmen sowie alle Bemühungen für eine Stärkung des europäischen Zusammenhalts. Ständig aktualisierte Informationen zum Maßnahmepaket der Bundesregierung zur Abfederung der Corona-Krise gibt es im Internet auf den Seiten des Bundesarbeitsministeriums unter www.bmas.de.

Personell bleibt bei der IG Metall Ostoberfranken fast alles beim Alten. Jeweils ohne Gegenstimme wurde Volker Seidel als 1. Bevollmächtigter und Stefan Winnerlein als 2. Bevollmächtigter in ihren Ämtern bestätigt. Winnerlein habe bereits zur Halbzeit der zurückliegenden Legislaturperiode den damaligen 2. Bevollmächtigten Wolfgang Kormann aus Pegnitz abgelöst. Während Kormann ehrenamtlich tätig war, ist Winnerlein jetzt wieder hauptamtlich für die Gewerkschaft tätig. Zu Beisitzern wurden gewählt: Nadine Anger (Röslau), Claudia Augustin Pegnitz), Suphi Gezer (Hof), Alois Heinlein (Mistelgau), Stefan Hübner (Geroldsgrün), Wolfgang Kormann (Pegnitz), Michael Müller (Kulmbach), Melanie Popp (Himmelkron), Karina Richter (Hof), Thomas Strobel (Hof), und Ottmar Wiche (Marktredwitz). Neu ist lediglich Ottmar Wiche. Ausgeschieden sind Christine Feig-Kirschneck (Selb) und Robert Lang (Marktredwitz).

Bild: Sie stehen an der Spitze der IG Metall Ostoberfranken: die beiden Bevollmächtigten Stefan Winnerlein (links) und Volker Seidel (rechts). Winnerlein löste bereits in der zurückliegenden legislaturperiode Wolfgang Kormann (Mitte) ab, der aber auch weiterhinals Beisitzer für die Gewerkschaft tätig bleibt.

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09.01.2020

Selb wird Hochschulstadt / 15 Millionen Euro und einen neuen Studiengang für Design-Fachschule in Oberfranken

Selb. Damit hatte niemand gerechnet: die Zusage von Ministerpräsident Markus Söder, 15 Millionen Euro aus Mitteln der High-Tech-Agenda für ein Designstudio an der Staatlichen Fachschule für Produktdesign im oberfränkischen Selb zur Verfügung zu stellen, löste bei allen Verantwortlichen große Freude aus. Doch damit nicht genug: Söder sagte bei seinem Kurzbesuch in der Schule auch zu, einen Design-Studiengang mit drei Professuren für zunächst 25 Studenten einzurichten. Starten soll der Studiengang, der zur Hochschule Hof gehört, voraussichtlich bereits im Herbst 2021. „Beim Auto würde man sagen, wir müssen im richtigen Moment beschleunigen“, begründete Söder seine Entscheidung.

„Kein schlechter Tag für Selb“, so der Ministerpräsident. Die Schule sei so etwas wie der ganze Stolz des ehemaligen Porzellanstädtchens. Der Raum Wunsiedel habe zudem immer wieder für neue Ideen gestanden. Eine davon sei die Staatliche Fachschule für Produktdesign, die in erster Line für die Automobilindustrie, aber auch für andere Industriezweige ausbildet. „Hier findet ein hohes Maß an Kompetenz statt“, sagte Söder, deshalb werde sie auch als die einige Schule in der High-Tech-Agenda explizit benannt. Söder sieht dadurch nicht zuletzt den Standort Oberfranken gestärkt, um für die Automobilindustrie wertvolles Know How aus Oberfranken beim Produktdesign geben zu können.

Die 15 Millionen stünden bereit, „es kann losgelegt werden“, sagte Söder. Ein Architektenwettbewerb soll demnächst beginnen, der Spatenstich für die Erweiterung um das Designstudio könnte ebenfalls im Jahr 2021 erfolgen. Die Einrichtung der Studiengänge soll zunächst in enger Abstimmung mit der benachbarten Hochschule in Hof und deren Standort in Münchberg erfolgen. Dann soll es auch möglich sein, in Selb mit dem Bachelor zu schließen. „Söder: „Damit wird ein bislang weißer Fleck in der Landkarte mit einem kräftigen Farbtupfer belebt.“

Ein Bindeglied zwischen Praxis und Wissen nannte der Wunsiedler Landrat Klar Döhler die Schule, die zwischenzeitlich aus sämtlichen Nähten platze. Er untermauerte auch den guten Ruf, den die Bildungseinrichtung mittlerweile überregional genieße: „Die Besten kommen rein und die allerbesten kommen raus.“

Die Staatliche Fachschule für Produktdesign in Selb qualifiziert ihre Absolventen für designorientierte Wirtschaftsunternehmen. Alle Entwicklungsschritte bis zur Serienreife eines Produktes werden vermittelt. Die Ausbildung umfasst vier Jahre, davon zwei Jahre Berufsfachschule und zwei Jahre Fachschule.

Nach dem ersten gemeinsamen Berufsfachschuljahr kann der Schüler zwischen drei Ausbildungsrichtungen wählen. Im dreidimensionalen Bereich werden Produkte mit der Hand modelliert oder mittels CAD-Programmen konstruiert. Im zweidimensionalen Bereich werden Oberflächen grafisch-dekorativ gestaltet. Im dritten Bereich werden weiterhin Kenntnisse aus den beiden Bereichen 3D und 2D vermittelt.

Aufnahmevoraussetzungen ist der Nachweis der mittleren Reife, Fachabitur oder Abitur - Bewerber mit Quali müssen vor Ausbildungsbeginn ein einjähriges Praktikum absolvieren. Zusätzlich müssen alle Bewerber eine zweitägige Aufnahmeprüfung bestehen

Hervorgegangen war die Schule aus dem 1975 gegründeten Staatlichen Berufsbildungszentrum für Keramik.

Bild: Die Studentin Ayse Dagu erläuterte dem Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ein von ihr gefertigten Design-Beispiel. Rechts im Bild Schulleiter Bernhard Nietzsche.

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17.12.2019

Fachkräftebedarf und Azubi-Mangel / Wirtschaftsgespräch im Ahorntal – Ausschussvorsitzender will junge Leute verstärkt für das Handwerk sensibilisieren

Körzendorf. Den immer größer werdenden Fachkräftebedarf und den Mangel an geeigneten Auszubildenden haben Vertreter mittelständischer Unternehmen bei einem Treffen von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bemängelt. „Der Freistaat hat den Mittelstand und das Handwerk als Rückgrat der bayerischen Wirtschaft schon immer auf der Agenda“, wies der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag Sandro Kirchner (CSU) dabei Kritik zurück, nach der das Handwerk in der High-Tech-Agenda des Ministerpräsidenten angeblich zu kurz komme. Zu dem Fachgespräch hatte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer in die Räume des Unternehmens Richter R&W Steuerungstechnik in Körzendorf eingeladen.

„Gut ausgebildete Handwerker sind begehrt“, sagte Geschäftsführer Bernd Zeilmann, der auch Obermeister der Elektroinnung ist. Er bedauerte vor allem, dass die besten Kräfte aus dem Handwerk nicht selten von Kommunen abgeworben werden. Egal ob Bauhofleiter, Klärwerker oder Wasserwart, alle kommen aus dem Handwerk, so Zeilmann. Damit werde der Fachkräftemangel zusätzlich beschleunigt. Richter R&W stellt pro Jahr vier Lehrlinge ein. Ausgebildet werden in Körzendorf Elektroniker für die Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, für die Fachrichtung Automatisierungstechnik, technische Systemplaner, Informationselektroniker sowie Kaufleute im Büromanagement.

Aus Angst davor, dass Mitarbeiter abgeworben werden, bleibe mittlerweile nicht selten die Weiterbildung auf der Strecke. Dazu komme, dass der Betrieb aufgrund seiner Lage kaum Auszubildende findet. „Wir sind in der Pampa“, räumte Zeilmann unumwunden ein. Körzendorf sei nur mit dem Auto, nicht aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Das erschwere die Suche nach Azubis zusätzlich. Hier seien flexiblere Ausnahmeregelungen seitens des Landratsamtes notwendig.

Die 1990 gegründeten Richter R&W gilt als Spezialist für Steuerungstechnik, Messtechnik und Regeltechnik. Die Leistungsbereiche des Unternehmens mit 45 Mitarbeitern reichen von der Planung und Konstruktion, Auslieferung, Montage und Inbetriebnahme bis hin zur Schulung. Nach den Worten von Geschäftsführer Bernd Zeilmann arbeitet seine Firma beispielsweise in Sachen Speichertechnologie mit dem Fraunhofer Institut zusammen.

Zweite überregional tätiges Unternehmen aus dem Ahorntal ist die F.K. Isoliermontage GmbH in Kirchahorn, das als eines der führenden Unternehmen in Süddeutschland für die Planung und Durchführung von Wärme- und Kältedämmarbeiten sowie Schall- und Brandschutzarbeiten gilt. „Das Handwerk wird maßlos unterschätzt“, sagte Geschäftsführer Helmut Fuchs, der auch stellvertretender Obermeister der Bauinnung ist.

Seine Sorge, dass kleine Familienbetriebe langsam aussterben, äußerte Helmut Matuschke, Obermeister der Metallinnung Bayreuth. Er beschäftige aktuell fünf Gesellen und zwei Azubis, doch ein Nachfolger sei nicht in Sicht. Als Grund dafür machte er die immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen aus. „Diese Vorgaben kosten Zeit und Geld und schießen weit über das Ziel hinaus“, so Matuschke.

Längst angekommen ist der Personalmangel in der Gastronomie, so der Hummeltaler Bürgermeister Patrick Meyer, der selbst aus einem gastronomischen Familienbetrieb stammt. Die Gastronomie benötige Leute vor Ort, die schnell und flexibel sind, doch die vielen bürokratischen Vorschriften würden das enorm erschweren. Dadurch würden große Ketten und Franchise-Systeme bevorzugt, kleine Familienbetriebe blieben dagegen auf der Strecke.

Wirtschaftsausschussvorsitzender Kirchner nannte es grundsätzlich wichtig, junge Leute verstärkt für die Chancen im Handwerk zu sensibilisieren. Hier gelte es Akzente zu setzen und für Neugründungen zu werben. Die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer Gudrun Brendel-Fischer bezeichnete es als eine der wichtigsten Aufgaben der Politik, die bodenständige, standorttreue Wirtschaft zu halten und dafür zu sorgen, dass sich der Nachwuchs gut entwickeln kann. „Es gilt, mehr Begegnung zwischen Jugendlichen und der Arbeitswelt mit ihrer Vielfalt an Berufen zu ermöglichen.“ Auch ein Gründerzentrum und mehr Kooperationen mit der Universität Bayreuth könnte ein Schlüssel sein, um Innovationen schneller markt- und durchsetzungsfähig zu machen.

Bild: Richter-Geschäftsführer Bernd Zeilmann (rechts) zeigte der Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (5. von rechts) , dem Wirtschaftsausschussvorsitzenden Sandro Kirchner (6. von rechts) und den Teilnehmern eines Wirtschaftsgesprächs die E-Ladesäule im Ahorntal.

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05.12.2019

Klima, Krisen, Konjunktur / IG Metall bereitet sich auf Tarifrunde in Zeiten eines möglichen Abschwungs vor – Über 500 neue Mitglieder aus oberfränkischen Betrieben

Himmelkron. Die IG Metall bereitet sich auf einen langfristigen und tiefgreifenden Veränderungsprozess in der Berufswelt vor. „Wir als Gewerkschaft sind in der Lage Lösungen zu finden“, sagte der neue bayerische IG-Metall-Vorsitzende Johann Horn bei der Delegiertenversammlung in Himmelkron. In einem „vielleicht vor uns stehenden Prozess des Abschwungs“ will die Gewerkschaft zur Tarifrunde 2020 eine Forderung stellen, „die in die Landschaft passt“.

Die Digitalisierung vieler Bereiche des Arbeitslebens ist dabei nur eine der aktuellen Herausforderung. Bezirksleiter Horn sprach von der Klimadebatte, der Mobilitätswende, aber auch von neuen Handelskriegen, den Auswirkungen des Brexit oder dem künftigen Einfluss Chinas. Alle diese Faktoren hätten direkte Auswirkungen auf die Beschäftigten in den Betrieben vor Ort. Viele Zeichen deuteten darauf hin, dass eine lange Phase des Aufschwungs zu Ende geht.

Der bayerische IG-Metall-Chef warnte allerdings davor, sich jetzt Angst machen oder gar vor den Karren mancher Unternehmer spannen zu lassen. Ihnen gehe es darum, die Situation auszunutzen, Betriebsläufe weiter zu optimieren und so die Gewinne nach oben zu schrauben. Vielmehr sollten die Unternehmen den Umbruch zum Beispiel durch mehr Mitbestimmung zusammen mit den Beschäftigten gestalten. „Dann schaffen wir es auch über eine vermeintliche Krise zu kommen“, sagte Horn. Oberstes Ziel in dem zum 28. April 2020 auslaufenden Tarifvertrag sei es deshalb, die Beschäftigten in den Betrieben zu halten.

„In Ostoberfranken ist die IG Metall für die Zukunftsaufgaben finanziell und personell gerüstet“, sagte der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel. Er kritisierte Arbeitgeber, die vor dem Hintergrund der anstehenden Tarifrunde bereits jetzt vor harten Verhandlungen warnen, obwohl es noch überhaupt keine Forderung gibt. Diese soll erst in einer Funktionärskonferenz am 27. Januar in Himmelkron diskutiert und aufgestellt werden.

Einen Abschluss konnte Seidel dagegen ganz aktuell für die bundesweit rund 180000 Beschäftigten in der Holz- und Kunststoffindustrie vermelden, für die ebenfalls die IG Metall zuständig ist. Ab Januar steigen die Löhne und Gehälter um 2,6 Prozent, ein Jahr später um weitere 1,8 Prozent. Außerdem sollen die Beschäftigten drei Monate lang 150 Euro extra erhalten. Die Vergütungen der Auszubildenden steigen je nach Ausbildungsjahr überproportional zwischen 7,6 und 11 Prozent.

Die gute Aufstellung der IG Metall Ostoberfranken stützt sich vor allem auf die überaus positive Mitgliederentwicklung. Mit rund 518 Neuaufnahmen im laufenden Jahr sei die Zahl der „Ein-Prozent-Zahler“, also der betriebsangehörigen Mitglieder, die mit einem Prozent ihres Bruttolohnes die Gewerkschaftsarbeit finanzieren, auf 7123 angestiegen. Auch wenn die Gewerkschaft dabei um 20 Neuaufnahmen gegenüber dem letzten Jahr zurückliegt, sei dies ein starkes Ergebnis, so der 2. Bevollmächtigte Stefan Winnerlein. Zieht man Austritte, Sterbefälle, Streichungen ab, bleibt immer noch ein Plus von 179 Mitgliedern. Zusammen mit den „Ehemaligen“, die der IG Metall die Treue halten, sowie mit Auszubildenden und dualen Studenten hat die OG Metall Ostoberfranken rund 11000 Mitglieder.

Bild: Stefan Winnerlein (links) und Volker Seidel (rechts) von der IG Metall Ostoberfranken konnten erstmals bei der vierteljährlich stattfindenden Delegiertenversammlung den neuen bayerischen IG-Metall-Chef Johann Horn begrüßen.

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20.11.2019

„Jeder Tag ist anders“ / Marius Rühmer vom Autohaus Bender in Coburg ist Bayerns bester Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker mit der Fachrichtung Karosserie-Instandhaltungstechnik

Coburg. „Mein Herz brennt schon immer für Autos“. Marius Rühmer (20) lässt keinen Zweifel dran, dass er den richtigen Beruf ergriffen hat. Beim Autohaus Bender in Coburg hat er gerade seine Lehre beendet und wurde für sein Gesellenstück als Bayerns Bester seines Jahrgangs ausgezeichnet.

„Von Kindheit an war klar, dass ich das da mache“, sagt Marius Rühmer selbstbewusst. So ganz zufällig kam er freilich nicht zu dem Beruf. Seine Eltern führen im nahen Sonneberg in Thüringen seit 1992 eine alteingesessene Karosserie- und Lackfirma. Da ist Marius praktisch damit aufgewachsen.

Ganz besonders schätzt er die Vielseitigkeit an seinem Beruf. „Jeder Tag ist anders“, sagt er. Dazu kommt die Arbeit mit den unterschiedlichsten Verfahren und – ganz wichtig – der ständige Kundenkontakt. Manchmal sieht er die glänzenden Augen des Kunden, wenn der sein Fahrzeug tip top wieder zurückbekommt.

Eines ist der Beruf ganz besonders: er ist anspruchsvoll. Das zeigt schon ein Blick auf das Gesellenstück, mit dem Marius Rühmer den Landessieg erzielt hatte: Da musste eine komplett verformte Fahrertür wiederhergestellt werden. Dach damit nicht genug: Passgenau ging es auch darum, ein Firmenemblem einzufügen und in einer Mulde einem Teilersatz vorzunehmen.

Um den Bundessieg zu feiern war jetzt mit dem Präsidenten Thomas Zimmer und Hauptgeschäftsführer Thomas Koller die Spitze der oberfränkischen Handwerkskammer in den Ausbildungsbetrieb gekommen. Sogar Oberbürgermeister Norbert Tessmer machte dem frischgekürten Landessieger seine Aufwartung. Coburg sei ein besonders guter Ausbildungsstandort für das Handwerk sagte das Stadtoberhaupt und verwies auf die „Miss Handwerk“ vor zwei Jahren und die zahlreichen Landessieger in der Zeit zuvor.

Für seine herausragende Ausbildungsleistung überreicht HWK-Präsident Zimmer an Seniorchef Heinrich G. Bender dabei auch eine Urkunde. Der Familienbetrieb mit Sitz in Coburg und Zweigstelle in Lichtenfels bestehe zu 90 Prozent aus Mitarbeitern, die auch hier gelernt haben, sagte Bender und verwies auf zehn bis zwölf Lehrlinge Jahr für Jahr. Für Marius Rühmer gab es neben einem Geschenk auch die Aussicht auf eine großzügige Förderung der Meisterausbildung aus der Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk

Wie es mit ihm weitergeht. Das weiß Marius Rühmer auch schon. Noch ist er beim Autohaus Bender, doch schon im Februar wird er mit der Meisterschule in Schweinfurt beginnen. Und irgendwann wird er dann auch den elterlichen Betrieb übernehmen, aber bis dahin ist noch Zeit.

Zeit, die er unter anderem mit seinen zahlreichen engagierten Hobbys verbringen wird. Wenn er in seiner Freizeit nicht gerade zuhause in der eigenen Garage steht und mit seinem Auto beschäftigt ist, dann ist er bei der Feuerwehr in Sonneberg aktiv, geht Angeln („auch schon mal ein ganzes Wochenende lang“) oder in seinen eigenen Kleingarten, seine neueste Leidenschaft.

Bild oben: Marius Rühmer erläutert HWK-Präsident Thomas Zimmer und HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller (von rechts) die Abläufe in der Werkstatt des Autohauses Bender in Bender.

Bild unten: Großer Bahnhof im Autohaus Bender in Coburg. Alle gratulierten Marius Rühmer zum Landessieg. Von links die Eltern Heinz und Silke Rühmer, HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, Prokurist Frank Weschenfelder, Marius Rühmer, Prokurist Ralf Wank, Seniorchef Heinrich G. Bender, Ausbildungsmeister Werner Winkler, Juniorchefin Heike-Ellen Bender, Werkstattmeister Christian Griebel, Oberbürgermeister Norbert Tessmer, Serviceleiter Michael Sedlak und HWK-Präsident Thomas Zimmer.

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19.11.2019

Mit Herzblut bei der Sache: Nicolas Krahl ist Bayerns bester Mechatroniker für Kältetechnik

Kasendorf. „Es ist halt einfach ein cooler Job“, sagt Nicolas Krahl. Kein Wunder, der 20-jährige aus Limmersdorf ist ja auch Kältetechniker, genauer gesagt Mechatroniker für Kältetechnik bei ait-Deutschland, dem technologie- und innovatiosführenden Hersteller von Wärmepumpen und Kältemaschinen aus Kasendorf. Doch Nicolas Krahl geht es nicht um das Wortspiel. Er liebt seinen Beruf, und zwar so sehr, dass er es im Leistungswettbewerb des Handwerks jetzt zu Bayerns bestem Mechatroniker für Kältetechnik seines Jahrgangs geschafft hat. „Das ist schon eine enorme Leistung nach so einer fantastischen Ausbildung“, sagte der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer, der zusammen mit Geschäftsführer Bernd Sauer nach Kasendorf gekommen war, um dem Landessieger alles Gute für die Zukunft zu wünschen.

Nicolas Krahl war über ein Praktikum zur Firma ait gekommen. Weit hatte er es nicht, denn er stammt aus dem naheliegenden Ort Limmersdorf. Er sei schon immer praktisch veranlagt gewesen und so begann er gleich nach dem Abschluss an der Realschule mit der Ausbildung zum Mechatroniker für Kältetechnik. „Es ist schön und motivierend, mit den eigenen Händen etwas zu schaffen“, so Nicolas Krahl. Sein Einsatz hat sich gelohnt. Nicht nur, dass er erst einmal weiter bei der Firma ait bleibt, um Berufserfahrung zu sammeln, sondern auch, weil er jetzt bereits zu Großkunden ins Ausland fliegen darf, um Serviceleistungen vor Ort durchzuführen. Ob er später einmal den Meister machen möchte, das lässt Nicolas Krahl derzeit noch offen. Schwer dürfte die Entscheidung nicht fallen, denn für den Landessieg im Leistungswettbewerb hatte HWK-Präsident Thomas Zimmer neben einem Geschenk für den andessieger auch die Aussicht auf eine großzügige Förderung der Meisterausbildung aus der Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk im Gepäck.

Das Unternehmen ait-Deutschland ist ein reiner Hersteller. Die Kunden sind Heizungsbauer und der Großhandel, nicht aber der Endverbraucher. Weil sich das Unternehmen auch stets um die Ausbildung junger Leute verdient gemacht hat, gab es von Kammerpräsident Zimmer eine Urkunde für besondere Ausbildungsleistung, die er an den Geschäftsführer Marco Roßmerkel überreichte.

Aktuell beschäftigt der europa- und weltweitweit führende Hersteller von Wärmepumpen und Kältemaschinen 30 Azubis, 19 gewerbliche und elf angehende Industriekaufleute. Allerdings wird es auch im Kulmbacher Land immer schwieriger, Lehrlinge zu finden. Geschäftsführer Roßmerkel spricht von einem regelrechten Kampf um die besten Köpfe, gerade bei angehenden Mechatronikern sei dies besonders schwer. „Was Technik und Entwicklung betrifft, ist es schon eine Herausforderung, junge Leute zu finden.“

Mit Nicolas Krahl haben er und die bei ait für die Ausbildung zuständigen Julia Bittermann und Matthias Kreuzer allerdings einen absoluten Glücksgriff getan. „Er ist mit Herzblut dabei und das merkt man auch“, sind sie sich einig. Der junge Mann ist auch auf anderen Gebieten engagiert. So gehört er zum Vorstandsteam der Limmerdorfer Lindenkirchweih, einem Verein zum Erhalt einer alten Tradition. Die seit 1729 nachgewiesene Kirchweih ist nicht nur ein urfränkisches Fest, sondern wurde auch 2013 in das deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

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04.11.2019

Gefühl für den Stein und Interesse an Kunstgeschichte/ Die Steinmetzin und Steinbildhauerin Marlene Bosold aus Bamberg ist Landessiegerin im Berufswettbewerb des Handwerks

Bamberg. Knüpfel und Meißel, aber auch CAD- und CNC-Steuerungen, das sind die Werkzeuge des Steinmetz und des Steinbildhauers. Das Handwerk gilt als eines der ältesten der Welt und auch wenn sich die Werkzeuge im Laufe der Jahrhunderte verändert haben sind die Handarbeit und das Gefühl für den Stein immer noch der wichtigste Bestandteil. „Am Ende des Tages sieht man, was man mit seinen eigenen Händen gemacht hat“, sagte Marlene Bosold. Die 22-Jährige, die aus der Nähe von Gießen kommt, ist ein absolutes Talent. Gerade ist sie bayerische Landessiegerin im Berufswettbewerb des Handwerks geworden und darf sich damit als beste bayerische Steinmetzin und Steinbildhauerin ihres Jahrgangs bezeichnen.

Eigentlich wollte sie erst einmal nur ein Praktikum machen bei der Monolith Bildhauerei und Steinrestaurierung GmbH mit Standorten in Bamberg und Nürnberg. Doch dann ist sie hängen geblieben und hat gleich ihre Lehre dort absolviert. Weil sie die beste ist, kamen jetzt auch HWK-Präsident Thomas Zimmer, Hauptgeschäftsführer Thomas Koller und der stellvertretende Kreishandwerksmeister Alfred Seel in die Bamberger Werkstatt, um der Landessiegerin zu gratulieren. Neben Geschenken für die junge Frau gab es auch die Aussicht auf eine Förderung aus der Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk sowie eine Ehrenurkunde für Firmenchef Christoph Mai für seine herausragende  Ausbildungsleistung. Erst vor vier Jahren hatte es mit der Französin Cecile Verry eine Monolith-Auszubildende den Landessieg errungen.

„Ich fühle mich hier sehr wohl und es macht echt viel Spaß“, sagt Marlene Bosold und präsentiert ihr Gesellenstück, zwei sich kreuzende Rippen. Was so abstrakt klingt, war in Wirklichkeit eine Menge Arbeit. 52 Stunden hat sie daran gearbeitet, etwa zur Hälfte im Betrieb, zur anderen Hälfte bei der überbetrieblichen Ausbildung im Kompetenzzentrum für berufliche Bildung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in Wunsiedel. Zunächst hatte sie ein Modell aus Porenbeton (Ytong) erstellt, dann die Formen mit Schablonen angezeichnet, ehe die Bearbeitung des schweren Sandsteins erfolgte. „Eigentlich geht diese Arbeit schon weit über ein Gesellenstück hinaus“, sagt ihr Chef, Christoph Mai.

Das Thema Restaurierung habe sie schon immer interessiert. Etwas Künstlerisches sollte es sein, schließlich interessiere sie sich schon immer für Kunstgeschichte und mit dem Handwerk habe sie schon immer geliebäugelt. Also entschloss sich Marlene Bosold nach dem Abitur und einem Auslandsjahr dem Tipp eines Freundes ihrer Eltern zu folgen, der sie mit dem angesehenen Betrieb zusammen brachte. Leider bleibt sie Bamberg „erst einmal“ nicht erhalten, nur noch bis zum Winter. Dann möchte sie ein Studium der Steinrestaurierung in Köln oder in Stuttgart dranhängen.

Doch fasziniert ist sie schon von der Tätigkeit der Steinmetzin. Historische Arbeitstechniken gehörten hier genauso zum Arbeitsalltag wie diverse Arbeitsabläufe auf der Baustelle. Und Marlene Bosold räumt auch mit einem gängigen Vorurteil auf: „Steinmetz, das ist schon länger keine Männerdomäne mehr“, sagt sie. Schließlich gebe es Hilfsmittel genug, um körperliche Schwerstarbeit einfacher zu machen.

Die Firma Monolith Bildhauerei- und Steinrestaurierung GmbH von Christoph Mai und Roland Heimbach besteht seit 30 Jahren und hat heute rund 50 Beschäftigte. Aus einer erfolgreichen Arbeitsgemeinschaft von Steinmetzen und Restauratoren an der Kaskade des Schlosses Seehof bei Bamberg wurde das Unternehmen, das sich nahezu ausschließlich auf die Restaurierung konzentriert,  gegründet. Seit mehr als 25 Jahren steht der sensible Umgang mit steinernen Kulturgütern im Mittelpunkt der Tätigkeit.

Ob Berliner Dom oder Dresdner Zwinger, ob Ostchor der Nürnberger Lorenzkirche oder das Christiansportal der Kulmbacher Plassenburg: Monolith aus Bamberg war und ist überall beteiligt und hat nicht selten Preise für die hohe Restaurierungsqualität abgeräumt. Die 1995 neu in Bamberg errichtete Werkstatt bietet darüber hinaus alle Möglichkeiten und die idealen Rahmenbedingungen für die Konservierung und Restaurierung hochwertiger Objekte.

Bilder:
1. von links: Landessiegerin Marlene Bosold, HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, Monolith-Geschäftsführer Christoph Mai, der stellvertretende Kreishandwerksmeister Alfred Seel, HWK-Präsident Thomas  Zimmer und der bei Monolith für die Ausbildung zuständige Meister Hartmut Böhler.
2. Landessiegerin Marlene Bosold erklärt HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, dem stellvertretenden Kreishandwerksmeister Alfred Seel, HWK-Präsident Thomas Zimmer (von links) und Monolith-Geschäftsführer Christoph Mai ihr Gesellenstück.
3. Dank und Anerkennung für dier Landessiegerin Marlene Bosold überbrachtenHWK-Hauptgeschäftsführer Thomas  Zimmer (links) HWK-Präsident Thomas Koller (rechts)

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31.10.2019

Fachkräfte und Azubis gesucht / MdB Silke Launert besuchte Ahorntaler Vorzeigeunternehmen

Ahorntal. Mit den Unternehmen Richter R&W Steuerungstechnik in Körzendorf sowie der F.K. Isoliermontage in Kirchahorn standen zwei weit überregional tätige Unternehmen im Mittelpunkt eines Gemeindebesuchs der Bayreuther Bundestagsabgeordneten Silke Launert im Ahorntal.

Was beide Unternehmen verbindet: sie suchen händeringend nach Fachkräften und nach Auszubildenden. Sowohl Geschäftsführer Bernd Zeilmann von Richter R&W als auch sein Geschäftsführerkollege Helmut Fuchs von F.K. Isoliermontage beklagten außerdem, dass es im Ahorntal kein Gewerbegebiet gibt. Beide Unternehmen mussten bereits zusätzliche Bürocontainer aufstellen, beziehungsweise mit einem Teil der Produktion nach Waischenfeld ausweichen. Launert sprach danach von unglaublich innovativen Unternehmen im Herzen der Fränkischen Schweiz. Beide Firmen würde man auf den ersten Blick nicht unbedingt so im Ahorntal vermuten.

Die 1990 gegründeten Richter R&W gilt als Spezialist für Steuerungstechnik, Messtechnik und Regeltechnik. Die Leistungsbereiche des Unternehmens mit fast 50 Mitarbeitern reichen von der Planung und Konstruktion, Auslieferung, Montage und Inbetriebnahme bis hin zur Schulung. Nach den Worten von Geschäftsführer Bernd Zeilmann arbeitet seine Firma beispielsweise in Sachen Speichertechnologie mit dem Fraunhofer Institut zusammen.

Was den Fachkräftemangel angeht, bedauerte Zeilmann, der auch Obermeister der Elektroinnung ist, dass die gut ausgebildeten Kräfte aus dem Handwerk nicht selten von Kommunen abgeworben werden. Egal ob Bauhofleiter, Klärwerker oder Wasserwart, alle kommen aus dem Handwerk, so Zeilmann. Damit werde der Fachkräftemangel zusätzlich beschleunigt. „Wofür bilde ich aus, wenn die Lehrlinge später sowieso wieder abgeworben werden“, so würden bereits viele seiner Kollegen denken. Der Bedarf am Auszubildenden könne ohnehin nicht aus der Region gedeckt werden. Richter R&W stellt pro Jahr vier Lehrlinge ein. Ausgebildet werden in Körzendorf Elektroniker für die Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, für die Fachrichtung Automatisierungstechnik, technische Systemplaner, Informationselektroniker sowie Kaufleute im Büromanagement.

Als weiteres Problem, das die Suche nach geeignetem Nachwuchs zusätzlich erschwere, nannte der Geschäftsführer die Lage des Ortes jenseits des öffentlichen Personennahverkehrs. Als Lösung brachte er die Einrichtung von Ruftaxis oder die Einführung eines Pendelverkehrs nach Glashütten ins Gespräch. Zeilmann kritisierte schließlich auch die ablehnende Haltung des Landratsamtes, Ausnahmegenehmigungen für das Autofahren mit 17 Jahren von der Wohnstätte zum Ausbildungsplatz zu erteilen.

Zweiter Betrieb war die F.K. Isoliermontage GmbH in Kirchahorn, die als eines der führenden Unternehmen in Süddeutschland für die Planung und Durchführung von Wärme- und Kältedämmarbeiten sowie Schall- und Brandschutzarbeiten gilt. Das Unternehmen aus dem Ahorntal ist der größte derartige Betrieb in Nordbayern. Zahlreiche Referenzobjekte im Bundesgebiet sowie im benachbarten Ausland zeigen die breite Fachkompetenz der Firma, so Geschäftsführer Helmut Fuchs, der auch stellvertretender Obermeister der Bauinnung ist.

Dabei geht es um Dämmung und Isolierung von technischen Einrichtungen an Industrieanlagen wie Kesseln, Behältern, Trocknungsanlagen, Kühlräumen, Kühltunneln und Kälteanlagen sowie in der Gebäudetechnik um Rohrleitungen, Armaturen, Heizanlagen, Klimaanlagen, Luftkanäle, Kabeltrassen und Kabeldurchführungen. Spezialisiert ist das Unternehmen vorwiegend auf den Lebensmittel- und Pharmasektor, unter anderem mit Molkereien oder Brauereien oder Arzneimittelherstellern. Sogar in Griechenland, der Ukraine, in Tansania und aktuell in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba war und ist F.K.I. bereits tätig. Um den Auftrag aus Äthiopien annehmen zu können, musste das Unternehmen eine 2000 Quadratmeter große Halle in Waischenfeld für die Produktion anmieten.

F.K.I. ist aber auch ein wichtiger Ausbildungsbetrieb für den Beruf des Wärme-, Kälte-, Schall- und Brandschutzisolierers. "Die Ausbildung ist wichtig für die nachhaltig positive Entwicklung unseres Betriebes und des gesamten Gewerks", so Geschäftsführer Helmut Fuchs. F.K.Isoliermontage GmbH konnte in den zurückliegenden Jahren mehrfach Landes- und Bundessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks vorweisen. Mit dem Ungarns Balasz Kis schaffte es ein Azubi in seinem erlernten Beruf des Isolierers sogar zum Europameister.

Vor den Firmen hatte die Bundestagsabgeordnete zusammen mit Bürgermeister Florian Questel, dem einzigen Bürgermeister der Grünen im Landkreis Bayreuth, und den Gemeinderäten Monika Grüner-Schürer (FBA) und Reinhold Schoberth (CSU) sowie Gerd Büttner von der CSU unter anderem das derzeitige Containerrathaus am Ortseingang besucht und sich ein Bild von den geplanten Radwegebauten bei Freiahorn, zwischen Kirchahorn und Oberailsfeld, sowie von Projekten der Dorferneuerung wie dem Dorfplatz Körzendorf gemacht.

Bilder:
1.
 Die Geschäftsführer Bernd Zeilmann und Hubert Wohlfahrt, Gemeinderat Reinhold Schobert, die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, Gerd Büttner vom CSU-Ortsverband, Bürgermeister Florian Questel und Gemeinderätin Monika Grüner-Schürer blicken Marco Spessert von der Firma R&W Steuerungstechnik über die Schulter.
2.
 Die beiden Geschäftsführer Bernd Zeilmann und Hubert Wohlfahrt (von rechts) stellten Gemeinderäten Monika Grüner-Schürer und Reinhold Schobert, Gerd Büttner vom CSU-Ortsverband, Bürgermeister Florian Questel und der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert (von links) das Unternehmen R&W Steuerungstechnik im Ahorntaler Ortsteil Körzendorf vor.
3.
 Christopher Zinsch zeigt Gemeinderat Reinhold Schobert, Bürgermeister Florian Questel, der Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, Gemeinderätin Monika Grüner-Schürer, Gerd Büttner vom CSU-Ortsverband und den beiden Geschäftsführer Bernd Zeilmann und Hubert Wohlfahrt wie das Unternehmen R&W Steuerungstechnik vom Ahorntal aus Kläranlagen in ganz Deutschland steuern kann.
4. Firmenbesuch bei dem Unternehmen F.K. Isoliermontage in Kirchahorn (von links), Achim Fuchs, Gemeinderätin Monika Grüner-Schürer, Geschäftsführer Helmut Fuchs, die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, Bürgermeister Florian Questel und Gemeinderat Reinhold Schobert.

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30.10.2019

Aufbruchssignale für den Mittelstand / Wirtschaftspolitischen Fachgespräch mit MIT-Bundesvorsitzenden Carsten Linnemann

Bayreuth. Es ist der Mittelstand, der den Laden am Laufen hält. „Wenn wir diesen Mittelständlern weiter so in den Hintern treten, brauchen wir uns nicht wundern, dass es keine jungen Leute mehr gibt, die Bock auf Selbstständigkeit haben.“ Das hat Carsten Linnemann, Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) sowie stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU Bundestagfraktion, bei einem wirtschaftspolitischen Fachgespräch in Bayreuth herausgestellt. Um gegenzusteuern seien Aufbruchssignale dringend notwendig, dazu könnten unter anderem die Senkung der Unternehmenssteuer, eine Modernisierung der Arbeitszeitgesetze oder der Abbau der Bürokratie gehören.

Es gebe zahlreiche Herausforderungen, nicht nur das Klimathema, sagte Linnemann. Die Klimafrage werde in Deutschland weder an der Fleischtheke, noch durch Luftballonverbote entschieden. Deutsche Investitionen in Bildung, Forschung und Innovationen könnten aber einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Trotzdem sei Deutschland gerade drauf und dran, seine Automobilindustrie kaputt zu machen. Allein der Begriff Dieselskandal, der in Wirklichkeit ein Betrugsskandal war, habe vieles kaputt gemacht. Der Wirtschaftspolitiker rief dazu auf, technologieoffen zu sein. Von einer alleinigen Focussierung auf das Elektroauto hielt er wenig. Er sei sich absolut sicher, dass sich das Elektroauto in der Fläche niemals weltweit durchsetzen könne.

Besonders am Herzen lag dem Abgeordneten der gesellschaftliche Zusammenhalt. Um diesen wieder zu erreichen, könnte beispielsweise ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für junge Leute vieles bewirken. Hier sollte es darum gehen, Sozialkompetenzen zu erlernen und zu begreifen, dass es nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten gibt. Nicht hinzunehmen sei die derzeitige Situation, bei der es nur noch Extreme in der Gesellschaft gebe. „Die einen sagen, den Klimawandel gibt es nicht, die anderen sagen, morgen geht die Welt unter, so extrem gehen die Ansichten mittlerweile auseinander“, sagte Linnemann.

Von einer Zeit mit vielfältigen Herausforderungen, die weit über die regionale und nationale Ebene hinausgehen, hatte zuvor die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert gesprochen. Nach Jahren eines anhaltenden wirtschaftlichen Wachstums in Deutschland schwächele die Konjunktur nun schon seit einiger Zeit. Die Ursachen hierfür seien vielfältig und komplex. Launert nannte unter anderem die Krise in der Autoindustrie, der Handelsstreit zwischen den USA und China sowieso Risiken rund um den Brexit. Das alles habe unmittelbare Auswirkungen auf die Exportnation Deutschland. Auch Launert sprach sich deshalb für neue Impulse und Anreize für die Wirtschaft aus. Damit sollte die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im internationalen Vergleich gestärkt werden. Als wesentlichen Punkt nannte sie ebenfalls die Senkung der Unternehmenssteuer.

In der anschließenden Diskussion beklagte unter anderem HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller Fehlentwicklungen in der Bildungspolitik. „Die Bildungsströme laufen in Deutschland falsch“, sagte Koller. Wichtig wäre es deshalb, einen besonderen Focus auf die berufliche Bildung zu setzen. „Wem nützt die beste Erfindung etwas, wenn es keinen gibt, der sie einbaut“, so Koller. Er forderte zu einen mehr Praxisorientierung in unserem Bildungssystem und gleichzeitig auch ein näheres Heranrücken der beruflichen an die akademische Bildung.

Vor dem wirtschaftspolitischen Fachgespräch hatte Linnemann zusammen mit Launert, dem Kreisvorsitzenden der Mittelstandunion Bayreuth Stadt und Land Martin Popp sowie Bürgermeister Thomas Ebersberger das Unternehmen Medi besichtigt. Der Hersteller von medizinischen Hilfsmitteln wurde 1920 in Pausa im sächsischen Vogtland als Strickwarenhersteller gegründet und in der Nachkriegszeit in Bayreuth mit drei Mitarbeitern neu aufgebaut. Das Familienunternehmen gehört heute zu den Weltmarktführern aus Oberfranken und beschäftigt mehrere tausend Mitarbeiter, die meisten davon am Standort Bayreuth.

Bild: Bürgermeister Thomas Ebersberger, MIT-Bundesvorsitzender Carsten Linnemann, die Bayreuther Abgeordnete Dr. Silke Launert und der Kreisvorsitzende der Mittelstandsunion Martin Popp (von links).

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23.10.2019

Bayerns bester Jungfotograf: Johannes Heppner ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Neustadt bei Coburg. Knipsen war gestern. Heute sind Composing, 3-D-Rendering und Postproduktion angesagt. Zumindest in den Greinerstudios in Neustadt bei Coburg. Hier hat Johannes Heppner seine Fotografenlehre absolviert. Der 22-Jährige hat nicht nur exzellent abgeschlossen, er hat es mit seiner herausragenden Gesellenprüfung zum Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks geschafft und darf sich nun Bayerns bester Jungfotograf seines Jahrgangs nennen.

Fotograf ist nicht gleich Fotograf: die einen machen Hochzeitsbilder, die anderen Passbilder und wieder andere Bewerbungsfotos. Das alles gibt es in den Greinerstudios nicht. „Wir sind ein reines Produktstudio“, sagt Geschäftsführer Arno Greiner. Vor die Linse kommen nahezu ausschließlich Möbel. Geschäftsführer Greiner spricht vom Composing für Möbelhersteller, die nicht nur aus Deutschland, sondern auch schon mal aus Österreich, Tschechien, Dänemark und sogar aus Litauen kommen. Das Verblüffende: in den Greinerstudios werden auch Möbel fotografiert, die es gar nicht gibt. So manche Couch, die so einladend aussieht, existiert nur als digitale Datei und was als Küche überaus praktisch und ansprechend wirkt, ist in Wirklichkeit noch gar nicht gebaut.

Für Johannes Heppner, der aus der thüringischen Nachbarstadt Sonneberg kommt, war die Fotografie schon immer ein Steckenpferd. Zufällig habe er irgendwann eine Kamera in die Hand bekommen und schon war es um ihn geschehen. Was er in den Greinerstudios gelernt habe, gehe weit über die klassische Fotografie hinaus, sagt er. Doch auch im Digitalen seien Kenntnisse der klassischen Fotografie unabdingbar.

Den Landessieg hatte er mit seinem Gesellenstück errungen, der aufwändigen Aufnahme eines Insektenpräparats im Makrobereich, die aus mehreren Einzelbildern zusammengefügt wurde. Zweite Aufgabe war das Anfertigen von Konzeptfotos von Ketchup-Flaschen und als Wahlthema setzte Johannes Heppner die Pflanzenlampe eines nordischen Möbelherstellers ins rechte Licht. Rein digital versteht sich, die eigentliche Lampe hatte er so nie in der Hand.

Auch wenn es keine Meisterpflicht mehr für Fotografen gibt, möchte Johannes Heppner die Meisterschule besuchen. Vorerst bleibt er aber den Greinerstudios in Neustadt bei Coburg treu. Schließlich gibt es bundesweit höchstens zehn bis zwölf derartige Betriebe.

Um dem Landessieger zu gratulieren, waren jetzt zahlreiche Persönlichkeiten in die Greinerstudios gekommen. Darunter der oberfränkische Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer und HWK-Geschäftsführer Rainer Beck. Von ihnen gab es neben einem Geschenk für den Landessieger und die Aussicht auf eine Förderung der Meisterausbildung aus der Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk auch eine Ehrenurkunde für Geschäftsführer Arno Greiner für die besondere Ausbildungsleistung der Greinerstudios. Genau 181 junge Leute seien hier seit Bestehen des Unternehmens in den zurückliegenden rund 80 Jahren ausgebildet worden.

Zimmer sprach von einem faszinierenden Handwerk, das künstlerisch höchst anspruchsvoll sei, bei dem aber auch sehr, sehr viel am Computer gearbeitet werde. Als Ausbildungsbetrieb gehörten die Greinerstudios zu den Topadressen in Deutschland und darüber hinaus, wenn es um Möbelfotos geht. Weitere Gratulanten waren Kreishandwerksmeister Jens Beland, der stellvertretende Coburger Landrat Rainer Mattern und die 2. Bürgermeisterin von Neustadt bei Coburg Elke Protzner.

Bilder:
1.
 Gratulation zum Landessieg: HWK-Präsident Thomas Zimmer war nach Neustadt bei Coburg gekommen, um Johannes Heppner zu gratulieren.
2.
 Stehend von links: HWK-Präsident Thomas Zimmer, HWK-Geschäftsführer Rainer Beck, der stellvertretende Coburger Landrat Rainer Mattern, Kreishandwerksmeister Jens Beland, Junior Philip Greiner und Neustadts zweite Bürgermeisterin Elke Protzner. Sitzend von links: Brigitte Greiner, Landessieger Johannes Heppner und Geschäftsführer Arno Greiner.
3. Ehrung für besondere Ausbildungsleistung: HWK-Präsident Thomas Zimmer (rechts) überreichte Geschäftsführer Arno Greiner von den Greinerstudios eine Ehrenurkunde der Kammer.

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22.10.2019

Bayerns bester Brauer kommt aus Oberfranken / Elias Rittmayer aus Hallerndorf ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Hallerndorf. Sein Vater war schon Brauer, sein Großvater ist es noch: Damit war Elias Rittmayer aus Reinhardshofen im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim seine berufliche Zukunft eigentlich schon in die Wege gelegt. Doch der 20-Jährige sei in jeder Hinsicht „die absolute Ausnahme“, wie sein Chef Georg Rittmayer von der gleichnamigen Brauerei in Hallerndorf immer wieder betont. Elias besuchte die Realschule, wechselte dann aufs Friedrich-Alexander-Gymnasium in Neustadt an der Aisch und brach trotz Bestnoten einem Jahr vor dem Abitur ab, um „den schönsten Beruf der Welt“ zu ergreifen: Brauer und Mälzer. Die Entscheidung war richtig, denn andernfalls wäre Elias kaum bayerischer Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks geworden. Er gilt damit als Bayerns bester Brauer seines Jahrgangs.

Chef und Azubi heißen beide mit Nachnamen Rittmayer und sind doch nicht miteinander verwandt. In Hallerndorf, ganz im Osten Oberfrankens im Landkreis Forchheim ist das gar nicht so außergewöhnlich. Insgesamt gibt es drei Brauereien, die den Namen Rittmayer tragen. Neben der von Georg Rittmayer eine in dem zu Hallerndorf gehörigen Ortsteil Willersdorf, eine weitere in dem wenige Kilometer entfernten Ort Aisch bei Adelsdorf. Elias kommt aus der in Aisch, die sein Onkel Thomas leistet. Aber eigentlich habe ihn sein Großvater darauf gebracht, bei Georg Rittmayer in Hallerndorf seine zweieinhalbjährige und damit verkürzte Lehre zu absolvieren. Dort war auch sein verstorbener Vater Stefan der erste Braumeister den Georg beschäftigt hatte.

Maischen, Spindeln, die Entnahme und Prüfung von Stichproben und das Beurteilen des Malzes, das alles und noch viel mehr ist die Welt von Elias Rittmayer. Damit konnte er letztlich auch den Landeswettbewerb für sich entscheiden. „Mir macht es halt einfach Spaß“, sagt Elias ganz bescheiden. Sein Motto lautet: „Wenn ich etwas mache, dann richtig“. Und so will er nach einem Jahr Gesellenzeit in Hallerndorf die Braumeisterschule in Gräfelfing bei München besuchen. Ob sich danach ein Studium anschließt, lässt Elias derzeit noch offen. Sein Chef Georg hofft natürlich, dass ihm Elias erhalten bleibt: „Die Hauptsache aber ist, er bleibt der Branche treu, denn solche begabte Leute brauchen wir.“

Bei einem Besuch des oberfränkischen Handwerkskammerpräsidenten Thomas Zimmer und HWK-Geschäftsführer Dr. Bernd Sauer gab es neben einem Geschenk für den Landessieger und die Aussicht auf eine Förderung der Meisterausbildung aus der Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk auch eine Ehrenurkunde für Brauereichef Georg Rittmayer für seine besondere Ausbildungsleistung. 18 Azubis waren es in den zurückliegenden 60 Jahren.

Die Brauerei Rittmayer gehört zu den ältesten Brauereien im Landkreis Forchheim. Schon 1422 wurde der Familie vom Markgrafen Friedrich IV. von Kulmbach-Ansbach das Braurecht verliehen. Heute liegt der Jahresausstoß bei rund 20000 Hektolitern. Die Brauerei hat derzeit zwölf Biersorten im Sortiment.

Bilder:
1. Landessieger Elias Rittmayer.
2. HWK-Geschäftsführer Dr. Bernd Sauer, Brauereichef Georg Rittmayer, Landessieger Elias Rittmayer und HWK-Präsident Thomas Zimmer (von links).

3. Brauereichef Georg Rittmayer, Landessieger Elias Rittm
ayer und HWK-Präsident Thomas Zimmer (von links).

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26.09.2019

Spielzüge entscheiden den Wettbewerb / vbw-Arbeitgeberforum: Plädoyer für globale Rahmenordnung

Neudrossenfeld. Systemkritischen Einstellungen zur Marktwirtschaft mit überzeugenden und belastbaren Argumenten entgegenzutreten, dazu hat Professor Dr. Karl Homann, bis 2008 Inhaber des Lehrstuhls Philosophie und Ökonomik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, die oberfränkischen Unternehmer aufgerufen. „Die Beteiligung der Wirtschaftselite am öffentlichen Diskurs ist unverzichtbar“, sagte Homann beim Arbeitgeberforum Oberfranken der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in Neudrossenfeld. Die Unternehmer rief er auf: „Wappnen sie sich mit guten Argumenten.“

„Trotz bester Performance“ würden die Anhänger der sozialen Marktwirtschaft immer wieder in die Defensive geraten. „Das war schon immer so“, sagte Homann. Nur wenige würden in der Marktwirtschaft das Pferd sehen, dass den Karen zieht, zitierte er Winston Churchill. Die Kritik ziele dabei nicht nur auf die Unternehmer selbst, sondern auch auf den Markt und das politische System. Die Kritik sei in der Regel geprägt von Ressentiments und in Zeiten von sozialen Medien gelte die Regel: „Je steiler die Thesen, desto mehr Aufmerksamkeit ist dem Kritiker gewiss“. Wer beispielsweise die Verstaatlichung von BMW fordere, der könne sich einer riesigen medialen Präsenz gewiss sein.

Allen Kritikern schrieb Homann ins Stammbuch, dass das System des Wettbewerbs uns allen nie gekannten Wohlstand ermöglicht habe. Verlierer werde es immer geben, das sei die Logik des Wettbewerbs. Trotzdem habe er entscheidend zur Förderung des allgemeinen Lebensniveaus beigetragen.

Allerdings erteilte der Philosophieprofessor einem schrankenlosen Wettbewerb eine klare Absage. Ähnlich wie im Fußball müsse auch die Marktwirtschaft auf Regeln setzen. Der Wettbewerb selbst finde in den Spielzügen statt, nicht in den Spielregeln. Schiedsrichter seien das Kartellamt und die Justiz.

Zur Kritik am politischen System und der Globalisierung bedauerte Professor Homann, dass eine globale Ordnung fehlt. Wer allerdings glaube, dass an die Globalisierung ein Stückweit rückgängig machen könne, wie etwa Großbritannien mit dem Brexit oder in den USA mit der Parole „America first“, der befinde sich in der Sackgasse. Solche Versuche dienten nur dem Machterhalt. Stattdessen sollten die Verantwortlichen daran arbeiten, eine Rahmenordnung zu geben.

Zuvor hatte sich vbw-Bezirksgeschäftsführer Patrick Püttner klar zu den Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft bekannt. „Unsere Gesellschaft verdanke der Marktwirtschaft Wohlstand und ein hohes Maß an sozialer Sicherheit“, sagte er. Das Konzept der sozialen Marktwirtschaft beruhe dabei auf Freiheit und Verantwortung: Freiheit für ein dynamisches Marktgeschehen, das die besten Ideen belohnt, und Verantwortung für nachhaltiges Wirtschaften.

Der Staat sollte dabei Schiedsrichter sein, aber kein Mitspieler, so Püttner. Politisch gehe es trotz riesiger Herausforderungen wie demographischer Wandel, internationale Handelskonflikte, Strukturwandel oder Digitalisierung derzeit eher in Richtung Gängelung und Ausweitung der sozialen Wohltaten, beklagte der Geschäftsführer. Von den Prinzipien Freiheit und Verantwortung sei man dagegen in den zurückliegenden Jahren mehr und mehr abgerückt.

Bild: „Soziale Marktwirtschaft bedeutet Freiheit und Verantwortung“: vbw-Bezirksgeschäftsführer Patrick Püttner (links) und Professor Dr. Karl Homann, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls Philosophie und Ökonomik an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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04.07.2019

Kfz-Branche: Ungebrochene Attraktivität und Anziehungskraft / Trotz Diesel-Diskussion: Oberfränkische Kfz-Branche blickt optimistisch in die Zukunft – Mobilitätsforum der Kfz-Innung Oberfranken

Kulmbach. In der Diesel-Problematik hat der Obermeister der oberfränkischen Kfz-Innung Andreas Tröger eine Versachlichung der Diskussion gefordert. Die Diesel-Politik trage entscheidend zur Schwächung eine unserer Schlüsselbranchen bei, sagte Tröger beim oberfränkischen Mobilitätsforum in Kulmbach. Der Obermeister, der auch Vizepräsident des Kraftfahrzeuggewerbes Bayern ist, bezeichnete den Diesel als extrem sparsame und Kohlendioxidfreundliche Antriebsart.

„Der Diesel ist noch lange nicht tot“, sagte Tröger. Die negative Stimmung stelle eine unverantwortliche Gefährdung von Arbeitsplätzen dar. Eigentlich müsste man meinen, die Hersteller sollten aktiv werden, doch in Wirklichkeit habe das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe mehr für den Diesel gekämpft als alle Hersteller zusammen.

Eine klare Absage erteilte der Obermeister auch erneuten Forderungen nach einem Tempolimit. „Es bringt fürs Klima nichts“, so Tröger. Eine Richtgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern auf den Autobahnen reiche völlig aus. Die Top-Qualität moderner Fahrzeuge zeige sich auch darin, dass sie mit entsprechenden Sicherheitsreserven für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt sind.

Nach den Zahlen von Geschäftsführer Torsten Leucht sind in Oberfranken 2018 genau 41520 Fahrzeuge neu zugelassen worden, ein Plus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt liege der Kraftfahrzeugbestand im Regierungsbezirk bei aktuell 672484 Autos, 1,39 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dennoch zeige die Diesel-Debatte offensichtlich Wirkung, so Leucht. Im Freistaat sei der Anteil der Diesel-Käufer um acht Punkte auf 35 Prozent gefallen, was dem Anteil von 2010 entspricht.

Alternative Antriebe legten zwar zu, blieben aber dennoch ein Nischensegment. Nur jeder hundertste Neuwagen sei ein Elektroauto gewesen, 3,6 Prozent waren Hybride mit kombiniertem Elektro- und Verbrennungsmotor.

Laut Kfz-Innung sind in Oberfranken aktuell 11240 Menschen im Kraftfahrzeuggewerbe beschäftigt. Dies entspricht einer Steigerung von über zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Positiv für das Kraftfahrzeuggewerbe sei die ungebrochene Attraktivität und Anziehungskraft der Branche für den Nachwuchs. So hätten die oberfränkischen Autohäuser und Werkstätten 2018 mit 1030 jungen Leuten Ausbildungsverträge zum Kfz-Mechatroniker abgeschlossen. Das seien fast fünfeinhalb Prozent mehr als noch 2017. Auch im Ausbildungsberuf Automobilkaufmann/-frau seien 65 neue Azubis eingestellt worden, was einer Steigerung von über eineinhalb Prozent entspricht. Damit verzeichneten beide Berufsbilder bereits im fünften Jahr in Folge steigende Ausbildungszahlen. Insgesamt bildet das Kfz-Gewerbe in Oberfranken zurzeit 1160 junge Leute in technischen und kaufmännischen Berufen aus.

Optimistisch blickt die Branche trotz aller Diesel-Turbulenzen in die Zukunft: nach einem leichten Rückgang von Januar bis März setze sich die gesamte positive Entwicklung seit April fort. Seitdem sei auch wieder ein anhaltender Anstieg im Neu- und Gebrauchtwagenmarkt zu verzeichnen, sagte Geschäftsführer Leucht. „Wir brauchen uns mittelfristig keine Sorgen machen, dass uns die Arbeit ausgeht“, so Obermeister Tröger

Beim Mobilitätsforum wurden 14 Persönlichkeiten mit dem Goldenen Meisterbrief ausgezeichnet. Sie alle haben das 65. Lebensjahr bereits vollendet und mindestens 30 Jahre lang ihren Betrieb selbstständig geführt. Die erfolgreichen Unternehmer sind: Robert Beck (Walsdorf), Siegfried Dippold (Rugendorf), Anton Dotterweich, Karlheinz Engert und Josef Redler (alle aus Bamberg), Waldemar Götz (Kulmbach), Ingolf Hauswurz (Bayreuth), Hubert Höpfner (Marktleugast), Hermann König (Oberkotzau), Lothar Löffler (Großheirath), Leopold Meder (Selb), Georg Müller (Hollfeld), Manfred Popp-Wirth (Gefrees) sowie Ludwig Schnurrer (Münchberg).

Bilder:
1.
 Sie hatten zum Mobilitätsforum nach Kulmbach geladen: Geschäftsführer Torsten Leucht und Obermeister Andreas Tröger von der Kfz-Innung Oberfranken.
2. Dese Persönlichkeiten haben mindestens 30 Jahre lang als selbstständige Unternehmer ihren Betrieb geführt und wurden dafür mit dem Goldenen Meisterbrief ausgezeichnet.

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25.06.2019

Mehr Patienten - weniger Personal / Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege – IG Metall setzt große Hoffnungen auf das Volksbegehren „Stoppt den Pflegenotstand“

Himmelkron. Der Pflegeberuf muss attraktiver werden. Das fordert Thomas Agel, Personalratsvorsitzender der Kliniken Hochfranken mit Standorten in Münchberg und Naila. Viele Pflegkräfte könnten zum Wohle der Patienten besser arbeiten, wenn ausreichend Personal und Zeit zur Verfügung stünde, sagte Agel bei einer Veranstaltung des IG Metall am Dienstagabend in Himmelkron.

Große Hoffnungen setzt die Gewerkschaft auf den Ausgang des Volksbegehrens „Stoppt den Pflegenotstand an Bayerns Krankenhäusern“. Über die Zulassung entscheidet derzeit das Bayerische Verfassungsgericht. Während die Staatsregierung auf die Zuständigkeit des Bundes und das neue Pflegestärkungsgesetz verweist, waren binnen kurzer Zeit an die 120000 Unterschriften für das Volksbegehren eingegangen. Eine Entscheidung wollen die Richter am 16. Juli verkünden. „Wir können derzeit nur abwarten“, sagte Thomas Agel. Egal wie es ausgeht, das Thema sei auf jeden Fall einmal gesetzt und habe die Köpfe vieler Menschen erreicht.

Mehr Fälle, eine höhere Patientendichte, die immense Zunahme der Dokumentationspflichten und Hygienevorschriften: all das sorge dafür, dass bei den Mitarbeitern der Leistungsdruck immens zugenommen hat. „Wenn ich mehr dokumentieren muss, bleibt weniger Zeit für die Patienten“, so der Referent, der früher selbst als Pfleger tätig war und die Notfallambulanz in Münchberg leitete.

„An manchen Kliniken sei die Situation mittlerweile so knapp, dass man zeitweise hilflos vor den Dienstplänen steht. Kein Wunder, dass gerade beim Pflegepersonal psychosomatische Erkrankungen massiv zugenommen hätten. Viele Kollegen stünden bereits vor dem Burn Out.

Neben der Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen in der Pflege hat die Gewerkschaft auch eine weitere Kernforderungen des Volksbegehrens übernommen: „vernünftige Personalbedarfsberechnungen“. Die sind eigentlich im neuen Pflegepersonalstärkungsgesetz vorgesehen. Da die Verhandlungen mit den Kassen erst jetzt langsam beginnen, könne man noch keine Aussage über den Erfolg des Gesetzesvorhabens treffen. Thomas Agel kann sich aber nur schwerlich vorstellen, „dass dadurch jetzt wirklich alles besser wird“.

Ein weiteres Problem, das die Gewerkschaften auf die Gesellschaft zukommen sieht, ist der Fachkräftemangel, auch im Pflegebereich. „Pflegekräfte werden wirklich gesucht“, so der Personalratsvorsitzende.  Die Hochfranken-Kliniken seien davon noch nicht so betroffen. Hier sei der Mangel noch nicht so signifikant, weil sie eine eigene Krankenpflegeschule betreiben. Allgemein sei aber schon festzustellen, dass gut ausgebildetes Personal lieber zu niedergelassenen Ärzten geht, wo es kaum Nacht- und Wochenendschichten gibt.

Entstanden sei der Pflegenotstand nach den Worten von Thomas Agel bereits ab 2003 mit der Einführung der diagnosebezogenen Fallpauschalen (DRG). Während Kliniken früher umso mehr von einem Patienten profitiert hätten, je länger er sich im Krankenhaus aufhielt, sei das System daraufhin auf den Kopf gestellt worden. Plötzlich habe es Grenzverweildauern gegeben, dadurch sei ein starker Leistungsanreiz entstanden. Die Antwort der meisten Häuser seien Einsparungen beim Personal gewesen. Weil man vor dem Hintergrund des Pflegenotstandes aber derzeit nicht noch schlechter bezahlen kann, werde das Personal eben heruntergefahren, so dass für die Beschäftigten ein immer größerer Arbeitsdruck entsteht.

Bild: Thomas Agel, Personalratsvorsitzender der Klinik Hochfranken.

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06.06.2019

Gewerkschaft kritisiert „mickrige Angebote“ der Arbeitgeber / Positive Mitgliederentwicklung bei der IG Metall Ostoberfranken

Himmelkron. Für die IG Metall Ostoberfranken waren es turbulente Tage. Mit den Warnstreiks bei Auto Scholz in Bayreuth und Kulmbach sowie bei Faber-Castell in Geroldsgrün wurden, gab es zum ersten Mal Streiks in der Geschichte dieser Unternehmen. Bei der Delegiertenversammlung in Himmelkron zogen die Verantwortlichen eine positive Bilanz. Während in Geroldsgrün 90 Beschäftigte mobilisiert werden konnten, waren es bei Auto Scholz in Bayreuth 60 und in Kulmbach 20.

Beim Schreibwarenhersteller Faber-Castell geht es nach den Worten von Stefan Hübner um eine Forderung von fünf Prozent mehr Geld für zwölf Monate sowie mindestens 150 Euro für die unteren Lohngruppen. Was die Gewerkschafter besonders ärgert, ist nicht nur das „mickrige Angebot“ von 1,8 Prozent für 2019 und 1,6 Prozent mehr für 2020, sondern auch die Drohung der Arbeitgeberseite, die unteren Lohngruppen ohnehin in den kommenden Jahren wegzurationalisieren. „Das zeigt keine Wertschätzung für die Menschen“, sagte Hübner. Die IG Metall setzt nun alles auf eine zweite Verhandlungsrunde.

Noch dramatischer ist die Lage bei Auto Scholz. Das Unternehmen feiere in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen und zur Feier des Tages möchte das Unternehmen komplett aus dem Haustarifvertrag aussteigen und Einzelarbeitsverträge abschließen, so Peter Blaseck. Das Angebot des Arbeitgebers bezifferte er auf exakt Null, andernfalls werde mit Standortschließungen gedroht. „Das Ding ist noch noch nicht zuende“, sagte Blaseck und appellierte an den Zusammenhalt bei seinen Kollegen.

Die beiden Warnstreiks zeigten, wie wichtig die Arbeit der Gewerkschaften ist. In der überaus positiven Mitgliederentwicklung der IG Metall Ostoberfranken spiegle es sich durch auch wider, dass die Beschäftigten dies auch erkannt hätten, so der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel. Er bezifferte die Zahl der Ein-Prozent-Zahler, als der betriebsangehörigen Mitglieder, die ein Prozent ihres Bruttolohnes als Beitrag an die Gewerkschaft abführen, auf aktuell knapp 7000 in Ostoberfranken. 233 Neuaufnahmen seit Jahresbeginn stünden 80 Austritte gegenüber. „Damit sind wir auf einem sehr guten Level“, sagte Seidel.

Um auch in Zukunft gut dazustehen, hat sich die Gewerkschaft vorgenommen, sich intensiv um diejenigen zu kümmern, die der IG Metall den Rücken kehren möchten. Nach den Worten von Monika Röckl von der Bezirksleitung Bayern wurde dazu in jeder der 21 bayerischen Geschäftsstellen eine Kollegin für die Rückgewinnung beauftragt. Ihre Aufgabe ist es, mit Kollegen, die austreten möchten, noch einmal das persönliche Gespräch zu suchen, um sie vielleicht doch noch von der Gewerkschaft und ihren Vorteilen überzeugen zu können. In der Geschäftsstelle der IG Metall Ostoberfranken in Münchberg nimmt Sachbearbeitern Doris Breuer diese Aufgabe wahr. Wie sehr sich die Rückholaktion lohnt, machte Monika Röckl an den folgenden Zahlen fest: Von den knapp 18000 Austritten im Jahr 2018 konnten fast 4000 Mitglieder wieder zurückgewonnen werden.

Bildtext: Werben für den direkten Kontakt zu den Mitgliedern: Monika Röckl von der IG Metall Bezirksleitung Bayern und Volker Seidel von der IG Metall Ostoberfranken.

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30.04.2019

Von der guten Idee zur erfolgreichen Innovation /
Anschauen, Anfassen und Ausprobieren: InnoTruck des Bundesforschungsministeriums machte Station am GMG

Bayreuth. Wie wird aus einer guten Idee eine erfolgreiche Innovation? Was versteht man überhaupt unter Innovationen? Wozu sind sie gut – und sind auch Risiken mit ihnen verbunden? Antworten auf diese und noch viel mehr Fragen gab der InnoTruck, der für zwei Tage im Pausenhof des Graf-Münster-Gymnasiums in Bayreuth Station machte.

InnoTruck ist die Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Der InnoTruck ist als „Innovations-Botschafter“ unterwegs, Ziel der mobilen Erlebnisausstellung ist es, Lust auf Technik und Wissenschaft zu machen. Der Truck soll zeigen, wie Innovationen unser Leben positiv verändern können. Das doppelstöckige Ausstellungsfahrzeug reist ganzjährig durch Deutschland und zeigt anschaulich, welche Rolle Innovationen in unserem Alltag spielen Ziel der Initiative ist es auch, den öffentlichen Dialog über die Frage zu führen, wie Innovationen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich vorangetrieben werden sollen, um ihren größtmöglichen Nutzen zu entfalten.

Denn eine Idee allein ist noch keine Innovation. Damit sie es wird, braucht es Technologien und Menschen, die sie erforschen, weiterentwickeln und schließlich in Produkte oder Dienstleistungen verwandeln. Da aber technische Entwicklung unter Umständen auch negative Folgen entfalten können, informiert die Initiative InnoTruck neben den Chancen auch über potenzielle Risiken und welche Maßnahmen unternommen werden, um diese möglichst auszuschließen.

Innovative Technologien sind der Schlüssel zu Wachstum, Beschäftigung, Wohlstand und Lebensqualität, sagte Dr. Silke Launert beim Besuch des InnoTrucks. Launert hatte sich zusammen mit der Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe einer Schülergruppe angeschlossen, die Torben Schindler und Dr. Dominik Klinkenbuß, beide wissenschaftliche Projektbegleiter des InnoTrucks durch die Schau führten. Ob die Entwicklung von Produkten zu nachhaltiger Mobilität, digitaler Produktion, Dienstleistungen und individualisierter Medizin heute: Große und kleine Innovationen verändern die Welt zum Wohl der Menschen.

Mit der neuen Hightech-Strategie setzt die Bundesregierung thematische Prioritäten bei Forschung und Innovation. Dabei konzentriert sie sich auf Felder, die von großer Innovationsdynamik geprägt sind und wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand versprechen. Die Ausstellung im InnoTruck stellte jede dieser Zukunftsaufgaben in einem eigenen Bereich anhand von mehr als 80 überwiegend interaktiven und aussagekräftigen Exponaten vor. Dabei wird deutlich, welche Technologien in welchen Bereichen die bedeutendsten Entwicklungen auf dem Weg Deutschlands zum Innovationsführer versprechen.

Auf zwei Stockwerken und rund 100 Quadratmetern Ausstellungsfläche bot sich allen Besucherinnen und Besuchern eine spannende Entdeckungsreise von der Forschung über die Technologie und die Anwendung bis hin zu Berufsbildern und Mitmachangeboten. Nicht nur Anschauen – auch Anfassen und Ausprobieren lautete dabei die Devise.

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18.04.2019

Produkte regionaler Erzeuger erfolgreich vermarkten / Emtmannsberg: Dorfladen und Bank gehören zu den kleinsten in Bayern – MdB Dr. Silke Launert besuchte Gemeinde am Stadtrand von Bayreuth

Emtmannsberg. Hier gibt es den wahrscheinlich kleinsten Dorfladen Bayerns und eine der kleinsten Banken im nordostbayerischen Raum: Die Gemeinde Emtmannsberg ist mit rund 1150 Einwohnern eine der kleinsten im Landkreis Bayreuth. Dass sie dennoch attraktiv ist und einiges zu bieten hat, davon konnte sich die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert bei einem Gemeindebesuch überzeugen.

Im Zentrum stand dabei das geradezu vorbildlich sanierte Schloss der ehemaligen Freiherren von Stein aus dem Jahr 1689. Hier gibt es nicht nur kommunale Räume, die Volkshochschule, einen Veranstaltungsraum und eine (derzeit leider nicht verpachtete) Gaststätte. Im Mittelpunkt steht der mit 40 Quadratmetern wohl kleinste, aber dafür laut den Verantwortlichen auch einer der schönsten Dorfläden Bayerns.

Der neue Dorfladen Emtmannsberg hat das Ziel, Regionalität konsequent umzusetzen. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, so Bürgermeister Thomas Kreil und sein Stellvertreter Gerhard Herrmannsdörfer, zugleich ehrenamtlicher Beiratsvorsitzender des Ladens. „Produkte regionaler Erzeuger erfolgreich vermarkten“, das wollten Gerhard Herrmannsdörfer und Dorfladenleiter Stefan Bauernfeind von Anfang an. So kommen zum Beispiel die Wurstdosen von der Metzgerei Steinlein in Zochenreuth, Frischwurst von den Metzgereien Parzen in Bayreuth und Lindner in Weidenberg sowie Backwaren von den Bäckereien Nitschke in Bayreuth und der Buchauer Holzofenbäckerei in Pegnitz. Den Ziegenkäse beziehen die Verantwortlichen von der Ziegenkäserei aus Würnsreuth, Saft und andere Getränke von der Obstkelterei Rauh in Lehen, Bio-Soßen von der Firma Alber aus Marktschorgast und Herods Fruchtgelee aus Kasendorf im Kulmbacher Land.

Natürlich gibt es auch einen Grundbestand an Waren, außerhalb des regionalen Sortiments, die der Großhandel zuliefert. Tiefkühlpizza zum Beispiel, oder einige „Gut-und-günstig-Produkte“ von Edeka. Aber das nur der Vollständigkeit halber. Schließlich soll der kleine Laden die Grundversorgung der Entmannsberger sicherstellen. Eine weitere Besonderheit sind die beiden Automaten vor der Eingangstür. Auch sie bieten alles zur Grundversorgung außerhalb der Ladenöffnungszeiten und das zu zivilen Preisen und ausschließlich aus regionaler Herkunft.

Wie in vielen kleineren Orten im Freistaat, gab es auch in Emtmannsberg nahe der Bayreuther Stadtgrenze früher einen Lebensmittelladen. Doch auch hier ließ sich der allgemeine Konzentrationsprozess nicht aufhalten. Mit dem Vorhaben das ehemalige Schloss mitten im Ort zu sanieren, umzubauen und einer Nutzungsänderung zuzuführen, ergab sich auch die Möglichkeit im Erdgeschoss des Gebäudes einen Dorfladen vorzusehen. Um die Einrichtung des im Rahmen der Schlosssanierung vorgesehenen Dorfladens konkret anzugehen, wurde, nach anfänglichen Besprechungen im Dezember 2017 im Gemeinderat, ein Arbeitskreis gegründet. Fragen wie „Wer möchte wann im Emtmannsberger Dorfladen einkaufen“, „Welche Produkte werden dort erwartet“ oder „Wer wäre bereit in einem Dorfladen aktiv mitzuarbeiten“, standen dabei im Mittelpunkt und wurden von rund 300 Bürgern beantwortet.

Der Dorfladen Emtmannsberg wurde im Februar 2018 als Unternehmergesellschaft (UG) gegründet. Ein gewählter Beirat übt Überwachungs- und Kontrollfunktionen aus und bestellt den Geschäftsführer. Die Unternehmensbeteiligung ist mit einer einmaligen Einlage in Höhe von mindestens 250 Euro möglich. Aktuell liegt die Gesamtsumme der 110 gezeichneten Anteile bei 36000 Euro.

Mit Stefan Bauernfeind, gelernter Landwirt aus Wolfsbach und zuletzt rund 20 Jahre lang im Einzelhandel tätig, gibt es einen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter. Zusammen mit 30 ehrenamtlichen Kräften werden die Öffnungszeiten abgedeckt. „Die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit ist deswegen so hoch, weil die Menschen einfach die Sehnsucht haben, wieder einen Laden im Dorf zu haben“, sagt Gerhard Hermannsdörfer. Insgesamt sei für den Dorfladen ein Investitionsvolumen von rund 100000 Euro notwendig gewesen. Neben der Beteiligung seitens der Bürgerschaft kamen weitere finanzielle Mittel von der Gemeinde aus dem europäischen Leader-Programm, das modellhaft innovative Projekte im ländlichen Raum unterstützt.

Die Abgeordnete Dr. Silke Launert würdigte bei ihrem Besuch das außerordentliche ehrenamtliche Engagement. „Was sie hier angestoßen haben, ist wirklich vorbildlich“, sagte Launert. Nicht nur das Schloss sei wieder mit Leben erfüllt worden, auch die Versorgung der Menschen vor Ort sei Dank des innovativen Automatenkonzeptes sogar 24 Stunden pro Tag möglich.

Eine Besonderheit von Emtmannsberg ist auch die dortige Raiffeisenbank, die als eine der kleinsten Banken im nordostbayerischen Raum gilt. Die Genossenschaftsbank hat 15 Mitarbeiter, eine einzige Geschäftsstelle im Ortsteil Troschenreuth, rund 2000 Kunden und 500 Mitglieder. Die Bilanzsumme liegt laut Stefan Lischkowitz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, und Vorstand Jan Kalbitz bei 66,9 Millionen Euro. Als eines der wichtigsten Geschäftsfelder bezeichnete Kalbitz die Kreditvergabe für den gesamten Baubereich. Der Bank angeschlossen ist ein Warengeschäft für die Landwirtschaft, die in Emtmannsberg mit zahlreichen Vollerwerbsbetrieben noch eine wichtige Rolle spielt.

Bild: Bürgermeister Thomas Kreil, Beiratsvorsitzender Gerhard Herrmannsdörfer und Dorfladenleiter Stefan Bauernfeind (von rechts) erläuterten der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert das Konzept des Dorfladens Emtmannsberg.

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09.04.2019

BayWa setzt auf Bio / Handelskonzern konnte 2018 Umsatz weiter steigern

Bamberg. Die Stimmung ist gut bei der BayWa in den drei fränkischen Regierungsbezirken. In den drei Sparten Technik, Energie und Baustoffe konnte der Handelskonzern im zurückliegenden Jahr deutliche Umsatzsteigerungen verbuchen. Lediglich die Sparte Agrar schwächelte ein wenig, was Dieter Popp, Leiter des Business Service Centers, bei der Präsentation der Geschäftszahlen am Dienstag in Bamberg auf die ungewöhnliche Trockenheit des Vorjahres zurückführten. Insgesamt hat die BayWa Franken 2018 dem Bericht zufolge ihren Umsatz auf knapp 1,07 Milliarden Euro gesteigert. Im Vorjahr waren es noch knapp 1,03 Milliarden Euro.

2018 investierte die BayWa in den drei fränkischen Regierungsbezirken über 16 Millionen Euro. Für das laufende Jahr sind an den Standorten Investitionen in Höhe von gut 20 Millionen Euro geplant. „Online-Angebote und Präsenz vor Ort verbinden wir zu einer starken Leistung für unsere Kunden“, so Popp. Für das internationale Gebrauchtmaschinenzentrum in Bamberg werde es eine weitere Halle geben, der Baustoffbereich investiere in Coburg und Lauf. Die Agrarsparte baue die Silo- und Stückgutlogistik in Ober- und Mittelfranken weiter aus und im Energiebereich soll die Infrastruktur für Holzpellets zusätzlich gestärkt werden.

Traditionell stark engagiert sich die BayWa in der Aus- und Weiterbildung in der Region. Die BayWa ist in Franken mit rund 2200 Mitarbeitern vertreten; darunter sind rund 13 Prozent Azubis. Diese Ausbildungsquote liege deutlich über dem Bundesdurchschnitt, so der Leiter des Business Service Centers.

Eine Besonderheit gibt es in der Sparte Agrar. Während die Umsätze bezogen auf alle drei fränkischen Regierungsbezirke von 296 auf 268 Millionen Euro spürbar zurückgegangen waren, ergibt sich ein ganz anderes Bild, wenn man Unterfranken weglässt. Für Ober- und Mittelfranken konnte Spartengeschäftsführer Bernhard Schleicher sogar eine, wenn auch leichte, Steigerung von 122 auf 1245 Millionen Euro vermelden. „Durch die Trockenheit im Sommer gingen die Ernte- und Erfassungsmengen beim Getreide deutlich zurück“ sagte Schleicher. Infolge des Niedrigwassers auf den Flüssen sei das Erntegut teils in den Lagern liegengeblieben.

An Bedeutung gewinnt auch bei der BayWa die Bio-Schiene: „Die Nachfrage nach Bioprodukten steigt“, so der Geschäftsführer. Die BayWa habe durch die Mitgliedschaft im Qualitätsprogramm „Bayerisches Bio-Siegel“ die Vermarktung von ökologisch erzeugten Agrarprodukten ausgebaut. „Neben der Erfassung und Vermarktung von Bio-Produkten bieten wir für die ökologische Landwirtschaft ein Spektrum, das von Saatgut über Düngemittel bis hin zu Futtermitteln reicht“, so Schleicher. Und Günter Schuster, Spartengeschäftsführer Technik, ergänzte: „Dass die Bedeutung der Öko-Landwirtschaft wächst, sehen wir auch bei der Nachfrage nach Maschinen wie Striegel und Hacken für die mechanische Bearbeitung der Felder.“

Was den schonenden Umgang mit Ressourcen anbelangt, hat die BayWa ihr Angebot an Smart Farming-Lösungen weiter ausgebaut und verfeinert. Ein Beispiel dafür ist die Stickstoffdüngung. „Das Thema treibt unsere Kunden sehr um, gerade auch vor dem Hintergrund der neuen Düngeverordnung“, so Schleicher und Schuster. Darüber hinaus hätten die Landwirte vor dem Hintergrund guter Erzeugerpreise 2018 verstärkt in neue Maschinen investiert; auch bei Stallbauten habe die Technik den Umsatz gesteigert. Zudem erhöhte sich der Umsatz am internationalen Gebrauchtmaschinen-Zentrum Bamberg; Der Technik-Umsatz lag 2018 in Ober- und Mittelfranken nach den Worten von Schuster bei 136 Millionen Euro (Vorjahr: 117 Millionen Euro).

Auch im Energiebereich stieg der Umsatz: Allein in Ober- und Mittelfranken von 166 auf 182 Millionen Euro. Wie Wolfgang Stolz, Regionalleiter Franken, erläuterte, war 2018 das Heizöl- und Kraftstoffgeschäft durch besondere Ereignisse geprägt: durch das Niedrigwasser auf den Flüssen und den Ausfall bei einem Lieferanten durch die Explosion in der Raffinerie Vohburg in Oberbayern.

Schließlich konnte auch der Baustoffbereich auf Ober- und Mittelfranken bezogen seinen Umsatz von 140 auf 150 Millionen Euro steigern. „Wir konnten in allen Sortimentsbereichen zulegen. Die Nachfrage war in der Branche 2018 insgesamt sehr hoch“ so Jochen Schneider, Spartengeschäftsführer Baustoffe. Der Baustoffbereich investiert 2018/2019 gut 16 Millionen Euro in Franken: Schwerpunkte sind dabei das neue Bauzentrum in Lauf, das neue Bürogebäude in Coburg und eine neue Lagerhalle in Ansbach.

Bild: In Bamberg stellten die Verantwortlichen des BayWa für Franken ihre Geschäftszahlen vor (von links): Günter Schuster, Dieter Popp, Jochen Schneider, Wolfgang Stolz und Bernhard Schleicher.

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27.03.2019

Bürokratie, Fachkräfte und Meisterpflicht / Vertreter des oberfränkischen Handwerks diskutierten mit Abgeordneten aus Bund und Land

Bayreuth. Fachkräftemangel, unbesetzte Lehrstellen als drängendste Probleme, Bürokratie und Digitalisierung als Topthemen sowie die Wiedereinführung der Meisterpflicht als wichtige Forderung des Handwerks: „Wir vermissen klare und einheitliche Regelungen, die uns Sicherheit geben“, sagte Handwerkskammer-Präsident Thomas Zimmer bei einem Gespräch mit Bundestags- und Landtagsabgeordneten in Bayreuth.

„Vertrauen sie dem Handwerk und seiner Leistungsfähigkeit“, rührte Zimmer die Werbetrommel. Handwerk in Oberfranken, das bedeute rund 16000 Betriebe mit 75000 Beschäftigten, 5500 Auszubildenden und einem Jahresnettoumsatz von 7,5 Milliarden Euro.

Nicht jede Eventualität müsse gleich in ein Gesetz gegossen werden, lautete eine der Kernforderungen des HWK-Präsidenten. Zimmer gab zu bedenken, dass der durchschnittliche oberfränkische Handwerksbetrieb zwischen fünf und zehn Mitarbeiter habe und deshalb mit immer neuen Auflagen schlichtweg überfordert sei, Als jüngst Herausforderung nannte er dabei die Datenschutzgrundverordnung. Zimmer: „Wir brauchen eine deutliche Verschlankung bei den bürokratischen Verpflichtungen“.

Notwendig sei auch eine Reform der Einkommenssteuer mit dem Ziel, dass die Sozialausgaben, also die Summe aus Renten-, Krankenversicherungs-, Pflege- und Arbeitslosenbeitrag, nicht auf über 40 Prozent ansteigen. „Wir fordern, die steuerlichen Belastungen und Abgaben zu senken“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Neben der Absenkung des Einkommenssteuertarifs gehöre dazu auch die endgültige Abschaffung des Solidaritätszuschlages.

„Das hätten wir auch gerne gemacht“, entgegnete der Bundestagsabgeordnete Dr. Hans Michelbach (CSU) aus Coburg. Die Forderung sei aber mit dem Koalitionspartner SPD nicht durchzusetzen gewesen. Was den Solidaritätszuschlag betrifft, gab die Bayreuther CSU-Abgeordnete Dr. Silke Launert zu bedenken, dass dieser ja ab 2021 für 90 Prozent durch eine entsprechende Freigrenze faktisch abgeschafft werde. Dies sei die einzige Möglichkeit gewesen, um überhaupt eine Koalition und damit stabile politische Verhältnisse zu erreichen. Zudem wies sie auf ihre Hoffnung bezüglich einer kommenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes hin, was die übrigen zehn Prozent anbelangt. Launert lobte das Format des handwerkspolitischen Gesprächs, weil dabei Themen anhand praktischer Beispiele verdeutlicht werden können.

Als „Hauptthema schlechthin“ bezeichnete Präsident Zimmer den Fachkräftebedarf. Er bezifferte die Zahl der offenen Stellen im zurückliegenden Winter auf 13000 und bezeichnete es als Dilemmas, dass akademische und berufliche Bildung so unterschiedlich gefördert würden. Notwendig seien dazu auch kleine Schritte wie zum Beispiel die Bereitstellung von Azubi-Tickets analog zu Semestertickets oder die Bereitstellung von Bildungswohnheimen statt bloßer Studentenwohnheime.

Das Handwerk drängt außerdem auf eine Wiedereinführung der Meisterpflicht in sogenannten B1-Gewerken. Sie war 2004 abgeschafft worden, die Verantwortlichen drängen auf eine Wiedereinführung bereits zum Januar 2020, da der Meister die wichtigste Säule der dualen Ausbildung darstellt.

Mit der Digitalisierung wurde bei dem Gespräch ein weiteres elementares Thema angesprochen. Hauptgeschäftsführer Koller nannte die Digitalisierung eine Herausforderung und eine Chance für alle Handwerksbetriebe zugleich. Jeder der rund 75000 Beschäftigten sei davon betroffen. Für Oberfranken besonders wichtig sei dabei die Verstetigung und Ausweitung des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk (KDH), eines von bundesweit fünf solcher Zentren. Ziel sei die Integration der Digitalisierung in die berufliche Aus- und Weiterbildung.

Die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel Fischer begrüßte die Gesprächsrunde mit Praktikern. Der Abbau der Bürokratie, die Gewinnung von Fachkräften und die Wiedereinführung der Meisterpflicht waren für die die wesentlichen Schlagworte in Sachen Handwerkspolitik. Außerdem nahm sie als Integrationsbeauftragte ausführlich Stellung zum Thema Integration und Arbeitsmöglichkeiten von Flüchtlingen. An dem Gespräch hatten außerdem der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (FW), die Landtagsabgeordneten Klaus Adelt (SPD) und Sebastian Körber (FDP) sowie die Bundestagsabgeordneten Thomas Hacker (FDP) und Tobias Peterka (AfD) teilgenommen.

Bild: „Ja zum Meister“ lautet eine der Kernforderung des Handwerks, die Vertreter der Kammer zusammen mit Abgeordnete aus Bund und Land in Bayreuth diskutierten.

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08.03.2019

Von Aufseß in die ganze Welt / Erich Ziegler GmbH produziert Zitruskonzentrate für den globalen Markt – Politiker besichtigten Vorzeigeunternehmen im Landkreis Bayreuth

Aufseß. Egal ob Limonade oder Mixgetränk, Süßigkeiten oder Backwaren, Joghurt oder Quark, Wurst oder Würzmischung: ein Stückchen Aufseß ist meistens mit dabei. Und zwar weltweit, denn die Erich Ziegler GmbH stellt dort natürliche Aromakonzentrate, im Wesentlichen Zitruskonzentrate, her, die weltweit hauptsächlich in Lebensmitteln, teilweise auch in Kosmetika Verwendung finden. Ganz wichtig für Firmenchef Günter Ziegler: Das ganze passiert in rein physikalischen Verfahren, wie etwa Destillations- und Extraktionsprozessen, die zur schonenden Konzentrierung der natürlichen Rohstoffe verwendet werden , so Ziegler bei einem Besuch der Bayreuther Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer, des Bezirksrates Stefan Specht und des Aufsesser Bürgermeisters Ludwig Bäuerlein.

Rohstoffe sind Zitrusöle, die aus der Schale und dem Saft von Orangen, Zitronen, Grapefruits, Mandarinen und Limetten gewonnen werden. Dies geschieht in den Ursprungsländern, also in den USA, in Mexiko oder Brasilien. In Aufseß kommen dann die ausgepressten Schalen- und Essenzöle an, wo sie mit Hilfe sogenannter kalter Prozesstechnologie konzentriert werden. Ziel sei es, die Öle unter anderem stabil, lagerfähig und vor allem löslich zu machen, so Dr. Herta Ziegler, die in dem Familienunternehmen für die Bereiche Forschung und Entwicklung zuständig ist.

Um die Dimension zu verdeutlichen, macht Günter Ziegler die folgende Rechnung auf. Aus 1000 Kilogramm Früchten werden drei Liter Öl gepresst. Dieses Öl wird dann in Aufseß 8- bis 40-fach konzentriert, ehe es zu Kunden in aller Welt geliefert wird. Zwei Drittel der Produktion bleiben in Europa, 13 bis 14 Prozent gehen jeweils nach Asien und Nordamerika, kleinere Lieferungen auch nach Südamerika, Australien und Afrika.

Für die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer ist die Erich Ziegler GmbH ein eindrucksvolles Beispiel dafür, welch hochqualifizierte Unternehmen in der Region tätig sind, die sich auf Nischen konzentriert haben und die dort überaus erfolgreich sind. „Es ist schon bezeichnend, welche Vielfalt an Unternehmen wir vor Ort vorfinden.“ Von einem „Glücksfall für die Gemeinde“ mit ihren knapp 1300 Einwohnern sprach Bürgermeister Ludwig Bäuerlein.

Die Erich Ziegler GmbH wurde 1963 in Aufseß (Landkreis Bayreuth) gegründet und ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Erich Zieglers Sohn Günter ist seit 1988 im Unternehmen tätig und hat 1992 zusammen mit seinem Bruder Manfred die Geschäftsführung übernommen. Die Erich Ziegler KG beschäftigt über 60 Mitarbeiter.

Bild: Informationsbesuch bei einem Vorzeigeunternehmen im Landkreis Bayreuth (von links): der Aufsesser Bürgermeisters Ludwig Bäuerlein, Firmenchef Günter Ziegler, Dr. Herta Ziegler, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und Bezirksrat Stefan Specht.

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07.01.2019

„Bayern barrierefrei“: Reha-Team Bayreuth als erstes bayerisches Sanitätshaus ausgezeichnet

Bayreuth. Für eine gelungene Umsetzung von Barrierefreiheit und für den nachhaltigen Einsatz beim Abbau von Barrieren hat das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales als erstes bayerisches Sanitätshaus die Reha Team Bayreuth Gesundheits-Technik GmbH ausgezeichnet.

Barrierefrei seien Lebensbereiche dann, wenn sie Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt erreichen und nutzen können, sagte Geschäftsführer Gernot Gebauer bei einem Pressetermin in den Geschäftsräumen am Bauhof in Bayreuth. Dazu gehöre auch, dass es keine besondere Erschwernis gebe und dass grundsätzlich keine fremde Hilfe für den Betroffenen notwendig ist. „Gernot Geyer und sein Team setzen das alles hier in vorbildlicher Art und Weise um“, gratulierte die Bayreuther Landtagsabgeordnete und Integrationsbeauftragte der Staatsregierung Gudrun Brendel Fischer.

Als überregionaler Gesundheitsdienstleister sei das Reha-Team Bayreuth seit 1950 mit den speziellen Anforderungen vertraut, die von einem führenden Sanitätshaus erwartet werden, so Geschäftsführer Gebauer. Nicht nur bautechnisch seien sämtliche Barrieren im komplett ebenerdigen, vollklimatisierten und großräumig konzipierten Kundenberatungszentrum beseitigt, auch die beiden überbreiten Eingangstüren öffneten sich sensoelektrisch. Darüber hinaus stünden ausreichend Sitzmöglichkeiten und Erfrischungsgetränke bereit.

Für den persönlichen Hilfebedarf gibt es Rufsäulen an den Kundenparkplätzen und die Toilettenanlagen sind rollstuhlgerecht zugänglich. Senioren werden durch Mitarbeiter individuell im Kundengespräch begleitet, so dass auch Menschen mit Sehbehinderungen immer einen persönlichen Ansprechpartner haben. „Unsere Angebote und Dienstleistungen sind nicht nur barrierefrei und behindertengerecht sondern generell generationenfreundlich konzipiert“, so Gebauer.

Die Auszeichnung „Bayern barrierefrei“ würdigt Bemühungen um die Barrierefreiheit für alle Menschen, Jung und Alt, mit und ohne Behinderung. Das Reha-Team Bayreuth ist Vertragspartner gesetzlicher Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, sonstiger öffentlich-rechtlicher Kostenträger und privater Kranken- und Sachversicherer. Als überregionales Gesundheitszentrum hat das Reha-Team Filialen und Partnerbetriebe unter anderem in Auerbach, Bamberg, Coburg, Forchheim, Fürth, Kronach, Münchberg, Neumarkt in der Oberpfalz, Pegnitz, Schwarzenbach am Wald und in Selb.

Bild: Reha-Team-Geschäftsführer Gernot Gebauer und die Bayreuther Landtagsabgeordnete und Integrationsbeauftragte der Staatsregierung Gudrun Brendel Fischer bei der Präsentation der Auszeichnung „Bayern barrierefrei“.

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03.12.2018

Seilhandwerk hundert Prozent Made in Germany / Der Seiler Tim Hocker ist Bundessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Berg. „Das Thema Ausbildung haben wir schon immer ganz oben angesiedelt“, sagt Sven Rosenberger, Geschäftsführer des international tätigen Seilhersteller Liros GmbH. Dem Unternehmen ist es zu verdanken, dass die zentrale Blockbeschulung für alle angehenden deutschen Seiler seit zwölf Jahren in Oberfranken, und zwar in Münchberg an der dortigen Staatlichen Textilfachschule stattfindet. Liros ist es aber auch zu verdanken, dass immer wieder Azubis für das Seilerhandwerk mit Spitzenleistungen gibt. Nach einer Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks im zurückliegenden Jahr stellt das Unternehmen heuer mit Tim Hocker nicht nur den Landessieger, sondern gleich den Bundessieger. Der 19-Jährige aus Naila darf sich künftig als Deutschlands bester Seiler seines Jahrgangs bezeichnen.

Die Aus- und Weiterbildung nimmt bei Liros breiten Raum ein. Jedes Jahr bildet das Unternehmen regelmäßig junge Mitarbeiter zum Seiler aus. „Dies ist Garant für fachkundigen Nachwuchs“, sagt Geschäftsführer Rosenberger. „Wir bilden aus, um die Leute zu übernehmen.“ Auch heuer gibt es wieder fünf Azubis zum Seiler, dazu einen weiteren zum Bürokaufmann.

Damit Liros auch immer wieder Spitzenleute findet seien aber auch einige Anstrengungen notwendig. Das Unternehmen ist auf Ausbildungsmessen präsent, wirbt in Schulen für das Seilerhandwerk, ist in den sozialen Medien präsent und bietet Praktika an. „Bei uns gibt es einen sicheren Arbeitsplatz in einem abwechslungsreichen Beruf“, sagt Sven Rosenberger.

Tim Hocker habe von Anfang an überaus stabile Leistungen gezeigt. „Super in Theorie und Praxis, wir sind froh, dass wir in haben“, so der Geschäftsführer. Tim Hocker selbst ist trotzdem ganz bescheiden: „Man gibt sein Bestes“, sagt er, der ebenfalls die Vielfalt des Seilerhandwerks so schätzt. Zum Teil sei es reine Handarbeit, zum Teil müssen aber auch mit den verschiedensten Maschinen umgehen können. Auch gute Noten in Mathe seien nicht unbedingt ein Nachteil. Die Meisterprüfung will er vielleicht später mal machen. Bis dorthin sei aber noch Zeit. Sein Gesellenstück war eine schmucke Hängeseilschaukel für Kinder, die er in klassischer Makramee-Technik zu einem Seilteppich geflochten hatte.

Seit der Gründung 1854 im benachbarten Lichtenberg produziert die Familie Rosenberger Seile aus allen auf der Welt bekannten Fasern. Liros gilt als Spezialist für technische Faserseile in Europa. Heute wird das Unternehmen in fünfter Generation von Karl Friedrich Rosenberger und Sven Rosenberger geführt. Liros-Seile fliegen mit Fallschirmen und Gleitschirmen durch die Luft, segeln mit Schiffen um die Welt, ziehen Holz aus dem Wald oder Fische aus dem Wasser, sie werden aber auch im Automobilbau und vielen anderen Industrien eingesetzt.

Liros arbeitet an seinen Standorten Berg und Lichtenberg mit 170 Mitarbeitern hundert Prozent Made in Germany. Helle großzügige Arbeitsplätze in der modernen Flechterei bieten ein perfektes Arbeitsumfeld für die Produktion technisch anspruchsvoller Produkte. Vertriebsbüros unterhält das Unternehmen in Frankreich und Schweden. Nicht umsonst heißt es von Seiten der Geschäftsführung: „Innovation ist die Triebfeder unseres Unternehmens“. Nicht die Massenproduktion einfacher textiler Produkte, sondern die technische Problemlösung für den einzelnen Kunden stehe im Vordergrund. Mehr als 2000 Seilprodukte aus allen bekannten Synthetik- und Naturfasern sicherten besten Service und schnellste Lieferung weltweit.

Bild: Bayerns bester Seiler: Geschäftsführer Sven Rosenberger (links) freut sich über den Bundessieg von Tim Hocker im Leistungswettbewerb des Handwerks.

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01.12.2018

Produkte regionaler Erzeuger erfolgreich vermarkten / Neuer Dorfladen in Emtmannsberg setzt konsequent auf Zulieferer aus der Region

Emtmannsberg, Lks. Bayreuth. Es ist mit 40 Quadratmetern einer der kleinsten, aber dafür laut den Verantwortlichen auch einer der schönsten Dorflädens Bayerns: das kleine Geschäft, das vor kurzem in der Ortsmitte der Gemeinde Emtmannsberg im Landkreis Bayreuth eröffnet hat. Dach damit nicht genug. Der neue Dorfladen Emtmannsberg hat das Ziel, Regionalität konsequent umzusetzen. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal: Best of Regionalität“, sagt Gerhard Herrmannsdörfer, ehrenamtlicher Beiratsvorsitzender des Ladens und zugleich zweiter Bürgermeister von Emtmannsberg

„Produkte regionaler Erzeuger erfolgreich vermarkten“, das wollten Gerhard Herrmannsdörfer und Dorfladenleiter Stefan Bauernfeind von Anfang an. So kommen zum Beispiel die Wurstdosen von der Metzgerei Steinlein in Zochenreuth, Frischwurst von den Metzgereien Parzen in Bayreuth und Lindner in Weidenberg sowie Backwaren von den Bäckereien Nitschke in Bayreuth und der Buchauer Holzofenbäckerei in Pegnitz. Den Ziegenkäse beziehen die Verantwortlichen von der Ziegenkäserei aus Würnsreuth, Saft und andere Getränke von der Obstkelterei Rauh in Lehen, Bio-Soßen von der Firma Alber aus Marktschorgast und Herods Fruchtgelee aus Kasendorf im Kulmbacher Land.

Natürlich gibt es auch einen Grundbestand an Waren, außerhalb des regionalen Sortiments, die der Großhandel zuliefert. Tiefkühlpizza zum Beispiel, oder einige „Gut-und-günstig-Produkte“ von Edeka. Aber das nur der Vollständigkeit halber. Schließlich soll der kleine Laden die Grundversorgung der Entmannsberger sicherstellen.

Eine weitere Besonderheit sind die beiden Automaten vor der Eingangstür. Auch sie bieten alles zur Grundversorgung außerhalb der Ladenöffnungszeiten und das zu zivilen Preisen und ausschließlich aus regionaler Herkunft. Gerhard Hermannsdörfer kann an seiner App ablesen, dass in den ersten sieben Tagen seit der Eröffnung fast 900 Verkaufsvorgänge an den Automaten stattfanden. Nicht schlecht bei knapp 1000 Einwohnern im Dorf. Der Kloßteig war schon am ersten Wochenende ausverkauft. Selbst zu mitternächtlicher Stunde wurden schon einige Einkaufsvorgänge verbucht.

Wie in vielen kleineren Orten im Freistaat, gab es auch in Emtmannsberg nahe der Bayreuther Stadtgrenze früher einen Lebensmittelladen. Doch auch hier ließ sich der allgemeine Konzentrationsprozess nicht aufhalten. Mit dem Vorhaben das ehemalige Schloss mitten im Ort zu sanieren, umzubauen und einer Nutzungsänderung zuzuführen, ergab sich auch die Möglichkeit im Erdgeschoss des Gebäudes einen Dorfladen vorzusehen. Im ersten Stock tagt künftig der Gemeinderat, hier sollen künftig Trauungen möglich sein und nebenan eröffnet in diesen Tagen eine Gaststätte. Konkret begonnen wurde das Vorhaben „Schlosssanierung“ nach langen planerischen Voruntersuchungen im Herbst 2013 mit der Vergabe der Architekturleistungen. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen dann im Mai 2016.

Um die Einrichtung des im Rahmen der Schlosssanierung vorgesehenen Dorfladens konkret anzugehen, wurde, nach anfänglichen Besprechungen im Dezember 2017 im Gemeinderat, ein Arbeitskreis gegründet. Fragen wie „Wer möchte wann im Emtmannsberger Dorfladen einkaufen“, „Welche Produkte werden dort erwartet“ oder „Wer wäre bereit in einem Dorfladen aktiv mitzuarbeiten“, standen dabei im Mittelpunkt und wurden von rund 300 Bürgern beantwortet.

Der Dorfladen Emtmannsberg wurde im Februar 2018 als Unternehmergesellschaft (UG) gegründet. Ein gewählter Beirat übt Überwachungs- und Kontrollfunktionen aus und bestellt den Geschäftsführer. Die Unternehmensbeteiligung ist mit einer einmaligen Einlage in Höhe von mindestens 250 Euro möglich. Aktuell liegt die Gesamtsumme der gezeichneten Anteile bei gut 35000 Euro. Sofern Gewinne erwirtschaftet werden, können diese auch in Form von Warengutscheinen an die stillen Gesellschafter nach vorheriger Beschlussfassung ausgeschüttet werden.

Mit Stefan Bauernfeind, gelernter Landwirt und zuletzt rund 20 Jahre lang im Einzelhandel tätig, gibt es einen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter. Zusammen mit 30 ehrenamtlichen Kräften werden die Öffnungszeiten abgedeckt. „Die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit ist deswegen so hoch, weil die Menschen einfach die Sehnsucht haben, wieder einen Laden im Dorf zu haben“, sagt Gerhard Hermannsdörfer. Insgesamt sei für den Dorfladen ein Investitionsvolumen von rund 100000 Euro notwendig gewesen. Neben den rund 35000 Euro Beteiligung seitens der Bürgerschaft kamen 20000 Euro von der Gemeinde, an die wiederum 200 Euro Miete im Monat für die Räumlichkeit bezahlt werden müssen. An Förderung aus dem europäischen Leader-Programm, das modellhaft innovative Projekte im ländlichen Raum unterstützt, wird mit 30000 Euro gerechnet. Der Rest musste als Darlehen aufgenommen werden.

Der neue Dorfladen am Schlosshof 10 in 95517 Emtmannsberg ist von Mittwoch bis Freitag zwischen 6.30 und 12 Uhr sowie zwischen 16 und 19 Uhr geöffnet. Samstag ist von 7 bis 13 Uhr offen.

Bilder:
1.
 Dorfladenleiter Stefan Bauernfeind (links) und der Beiratsvorsitzende Gerhard Hermannsdörfer vor dem neuen Geschäft in Emtmannsberg.
2.
 Zwei Automaten voller regionaler Produkte stehen vor dem Dorfladen und haben 24 Stunden am Tag geöffnet.
3.
 In den Gewölben des historischen alten Schlosses von Emtmannsberg wurde der neue Dorfladen eingerichtet.
4.
 Endlich wieder ein Geschäft im Ort: Für die Bürger von Emtmannsberg ist der neue Dorfladen schon wenige Tage nach der Eröffnung zum beliebten Treffpunkt geworden.
5. Dorfladenleiter Stefan Bauernfeind mit den beiden ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen Helen Bürgin und Margitta Merkel.

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27.11.2018

IG Metall kündigt Warnstreiks an: Beschäftigte der Textil- und Bekleidungsindustrie fordern 5,5 Prozent mehr Geld / Delegiertenversammlung der Gewerkschaft in Himmelkron

Himmelkron. Mit einer Forderung von 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt startet die IG Metall in die Anfang Dezember beginnende Tarifrunde für den Fachbereich Textil und Bekleidung. Rund 3600 Beschäftigte seien in den Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel davon betroffen, sagte der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ostoberfranken Stefan Winnerlein bei der Delegiertenversammlung der Gewerkschaft in Himmelkron. Ein Problem sei es dabei, dass nur 1066 Beschäftigte davon Gewerkschaftsmitglieder sind.

Als oberstes Ziel für die kommenden Wochen gab Winnerlein deshalb aus, in den Betrieben präsenter zu sein. Neben der Forderung von 5,5 Prozent geht es ähnlich wie in der Metall- und Elektroindustrie auch um bessere Altersteilzeitregelungen gerade für die unteren Tarifgruppen sowie um weitergehende Regelungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Wir gehen von schwierigen Verhandlungen aus“, sagte Winnerlein.

Die Tarifrunde Textil und Bekleidung startet am 6. Dezember auf Bundesebene mit einer ersten Verhandlungsrunde in Darmstadt. Erste betriebliche Aktionen sollen noch vor Weihnachten auch in Oberfranken stattfinden. Zu den Kundgebungen anlässlich der zweiten Tarifverhandlung Mitte Januar in Ulm sollen sogar Busse aus Oberfranken eingesetzt werden. „Wir wollen zeigen, dass unsere Kollegen hinter den Forderungen stehen“, sagte IG-Metall-Projektsekretär Oliver Oster. Der bisherige Tarifvertrag laufe zum 31. Januar aus, danach seien Warnstreiks auch in den Betrieben der Region denkbar.

Schwierig ist die Situation derzeit auch im Bereich der Schreib- und Zeichengeräteherstellerindustrie (SZI), für die ebenfalls die IG Metall zuständig ist. In Nürnberg seien die Beschäftigten zum allerersten Mal in der Geschichte der SZI des Fachbereiches überhaupt auf die Straße gegangen. Grund dafür war, dass das Unternehmen Staedler seinen Austritt aus dem Tarifverbund erklärt hatte. Schert Staedler aus, könnte der gesamte Verbund scheitern, so die Befürchtung der Gewerkschafter. Deshalb gab es auch tatkräftige Unterstützung aus Ostoberfranken, wo die Schreibwarenindustrie mit einem Werk von Faber-Castell in Geroldsgrün vertreten ist. „Bricht der Tarifverbund auseinander müssen sämtliche Unternehmen Hausverträge abschließen, was in aller Regel mit Verschlechterungen für die Beschäftigten verbunden ist“, sagte Vorstandsmitglied Stefan Hübner, selbst Betriebsrat bei Faber-Castell.

Solidarisch zeigt sich die Gewerkschaft auch beim geplanten Volksbegehren „Stoppt den Pflegenotstand“. Die erste Hürde dafür sei mit weit über 100000 gesammelten Unterschriften bereits genommen, erklärte Randolph Oechslein, der im Vorstand den Arbeitskreis „Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit“ vertritt. Das weitere Vorgehen soll nun im Januar festgelegt werden. Neben der IG Metall wollen die Initiatoren von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di mit dem Volksbegehren darauf hinweisen, dass bayernweit rund 12000 Pflegestellen fehlen. Die Gewerkschaften fordern deshalb mehr Personal durch einen festen Personal-Patienten-Schlüssel.

Die IG Metall Ostoberfranken hat aktuell 11305 Mitglieder und damit 188 weniger als noch vor Jahresfrist. Wenn der erste Bevollmächtigte Volker Seidel dennoch von einer positiven Entwicklung sprach, dass deshalb, weil die Zahl der Ein-Prozent-Zahler, also der betriebsangehörigen Mitglieder, die ein Prozent ihres Bruttolohnes als Mitgliedsbeitrag zahlen, im Vergleich zum Vorjahr um exakt 80 angestiegen war. Mit insgesamt 576 Neuaufnahmen in den zurückliegenden zwölf Monaten habe die IG Metall Ostoberfranken ihr selbst gestecktes Ziel erreicht.

Mit guten Beispiel voran geht Gewerkschaft in Sachen Ausbildung. Mit Melissa Weller (17) aus Hof hat die IG Metall Ostoberfranken in ihrer Geschäftsstelle in Münchberg seit September eine Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement. „Damit sind wir hervorragend aufgestellt“, so der Erste Bevollmächtigte Volker Seidel.

Bild: Aufbruchsstimmung bei der IG Metall: Der Erste Bevollmächtigte Volker Seidel (rechts) und Ralf Dirschl vom IG-Metall-Bezirk Bayern bei der Delegiertenversammlung in Himmelkron.

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21.11.2018

Deutschlands bester Brauer kommt aus Oberfranken / Sebastian Dippold aus Scheßlitz ist Bundessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Merkendorf. Sein dunkler, frisch gezwickelter Bock ist bereits jetzt Weltspitze: Sebastian Dippold aus Scheßlitz ist gerade mal 20 Jahre jung und schon dabei, bundesweit zur Berühmtheit zu werden. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen während seiner zweijährigen Lehrzeit und im anschließenden Berufswettbewerb des Handwerks wurde er zuerst Landes- dann Bundessieger. Künftig darf sich Sebastian Dippold, den hier alle nur „Basti“ nennen, als Deutschlands bester Brauer und Mälzer seines Jahrgangs bezeichnen.

Das bisherige Medienecho hat selbst die erfahrenen Braumeister im Bamberger Land überrascht. Sogar die Bild-Zeitung interessierte sich für Sebastian Dippold und bezeichnete ihn augenzwinkernd als „Deutschlands größten Schaumschläger“. In der „Bild“ erläuterte er auch, dass eine Schaumkrone so lange im Bier bleiben sollte, bis das Glas leer ist. Anders als der Laie vielleicht denkt, habe dies relativ wenig damit zu tun, wie das Bier gezapft wurde. Vielmehr komme es darauf an, beim Brauen die richtige Menge Kohlensäure und Eiweiß ins Bier zu bekommen. „Das schaffe ich auch beim Bock-Bier - und das schafft nicht jeder“, gibt sich der Jung-Geselle, der privat am liebsten ein Helles trinkt, selbstbewusst.

Das Thema Bier habe ihn schon immer interessiert. Was für ein Glücksfall, dass es mit der Bewerbung im Nachbarort gleich auf Anhieb geklappt hat. Sebastian Dippold hat nach seinem Abitur am Dientzenhofer-Gymnasium in Bamberg eine Brauerausbildung bei der Privatbrauerei Wagner in Merkendorf bei Memmeldorf im Landkreis Bamberg gestartet. Mit Lehrzeitverkürzung hat er nach 2 Jahren als Bayerns bester Brauer abgeschlossen und holte sich kurz darauf auch beim Bundeswettbewerb in Potsdam den ersten Preis.

Die jungen Brauer mussten bei dem Wettbewerb unter anderem Hopfen- oder Getreidesorten und Malzschrot bestimmen und beschreiben. Zudem mussten sie komplizierte Rechenaufgaben zum richtigen Verhältnis der Zutaten sowie zum Mälz- und Brauvorgang lösen. Dann folgten praktische Aufgaben unter anderem im Sudhaus, im Gärkeller, in der Abfüllung und in der Filtration. Ein Jahr lang will er noch in Merkendorf zu einem Gesellenjahr bleiben, dann steht die Meisterschule in München an. Sein langfristiges Ziel ist es, später vielleicht einmal eine Brauerei übernehmen, die keinen Nachfolger findet.

Großen Anteil am Erfolg von Sebastian Dippold hat die kleine Brauerei im Bamberger Land. Die Braustätte geht bis weit in das 18. Jahrhundert zurück, die Braudynastie Wagner lässt sich bis 1744 nachweisen. 13 Beschäftigte sind heute bei der Wagner-Bräu tätig, darunter zwei Auszubildende. „In der Regel haben wir einen Lehrling pro Jahr“, sagt Günther Wagner der zusammen mit seinem Zwillingsbruder Rainer die Geschicke der Traditionsbrauerei als Geschäftsführer leitet. Bislang habe man immer mit einen Lehrling die entstehenden Lücken beim Personal füllen können, etwa wenn ein Braumeister seinen wohl verdienten Ruhestand antritt. Der jährliche Ausstoß liegt bei rund 17000 Hektoliter Bier, darunter Lager- und Festbier sowie Märzen, Pils und Bock. Zur Brauerei gehört auch eine gemütliche Gastwirtschaft mit fränkischer Küche und deftigen Brotzeiten.

Auf die Frage nach den Hobbys antwortet er spontan mit „alles rund ums Bier“. Trotzdem ist er so ganz nebenbei auch noch bei der Scheßlitzer Feuerwehr schwer aktiv, engagiert sich dort in der Jugendarbeit und macht gerade den Feuerwehrführerschein. Seinen Sieg beim Bundeswettbewerb weiß Deutschlands bester Brauer auch entsprechend zu feiern. Eigene Autogrammkarten hat er schon, spätestens zu Weihnachten wird es einen eigenen „Bundessieger-Sud“ geben. Natürlich wird es wieder ein Helles sein.

Bild: Deutschlands bester Brauer und Mälzer: Brauereichef Günter Wagner (links) freut sich über den Bundessieg von Sebastian Dippold im Leistungswettbewerb des Handwerks.

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20.11.2018

Meister Eder sucht Nachwuchs / Rekordteilnahme beim 7. Kreativwettbewerb der Schreinerinnung

Kulmbach. Kreativ, ideenreich, geschickt und feinfühlig: diese Eigenschaften sollte ein künftiger Schreiner mitbringen. „Gerade in Sachen Kreativität kann kaum ein Beruf mit dem Schreiner konkurrieren“, sagte Alexander Battistella, Leiter des Beruflichen Schulzentrums in Kulmbach. Weil dort auch die Schreiner ausgebildet werden und das Landratsamt gerade Baustelle ist, fand der 7. Kreativwettbewerb der Schreinerinnung diesmal in der Aula der Schule statt.

Der Wettbewerb hat zwei Ziele: Werbung für den nachhaltigen Werkstoff Holz und Werbung für das Schreinerhandwerk. „Wie haben in vielen Branchen schon einen Fachkräftemangel oder steuern geradewegs darauf zu“, so Landrat Klaus Peter Söllner. Der Wettbewerb fand deshalb unter dem Dach des Landkreises statt, weil der Kreis Sachaufwandsträger des Beruflichen Schulzentrums ist.

Insgesamt hatten an dem Wettbewerb so viele Teilnehmer wie nie zuvor mitgemacht, berichtete Schreinermeistern Anja Rosenberger von der gleichnamigen Schreinerei. Sie sprach von 87 Teilnehmern in 45 Gruppen. Die einen hatten ein Miniatursegelboot gebaut, die anderen einen Schminktisch, ansonsten war vom Brettspiel über einen dekorativen Garderobenspiegel bis hin zum extravaganten Regal alles dabei. Bewertet wurden die eingereichten Modelle von einer Jury zu der der neben Anja Rosenberger auch Michael Pfitzner vom Arbeitskreis „Schule und Wirtschaft“, Ingrid Flieger und Rüdiger Köhler vom Landratsamt sowie Alexander Müller von der Bayerischen Rundschau gehörten.

Freilich versäumte es auch Anja Rosenberger nicht, die Werbetrommel für den Schreinerberuf zu rühren: „Die Stühle, auf denen ihr sitzt, die Betten, in den ihr liegt oder den Tisch von dem ihr esst, ohne den Schreiner würde es nichts davon geben“. Den Beruf des Schreiners zu erlernen sei im wahrsten Sinne des Wortes eine Berufung, so Obermeister Jürgen Bodenschlägel von der Schreinerinnung. „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, lautete sein Appell.

Gelohnt hatte sich die Teilnahme für alle: Für den Sieger gab es 100 Euro auf die Hand, für die anderen zwischen Platz 2 und 10 Geldpreise und Gutscheine. Die Schule mit den meisten Teilnehmern erhielt einen Trinkwasserspender. Ingrid Flieger hatte für alle Schulen noch einen ganz besonderen Preis: einen hochwertigen Fair-Trade-Fußball. Der Ball soll dokumentieren, dass Kulmbach auf dem Weg zum Fair-Trade-Landkreis ist. Nun sollen die Schule die Bälle erst einmal testen, bevor eine größere Anzahl davon für den Sportunterricht bestellt wird.

Sieger wurde Laurenz Hofstetter (13) von der Mittelschule Stadtsteinach gefolgt von Simon Zeitler von der Mittelschule Mainleus und dem Dreierteam um Leon Wienarick, Melina Balzer und Miriam Dößel von der Realschule Kulmbach. Schulsieger, also die Schule mit den meisten Teilnehmern, war die Mittelschule Mainleus.

Bilder:
1.
 Laurenz Hofstetter von der Mittelschule Stadtsteinach wurde mit diesem Werkstück Sieger im 7. Kreativwettbewerb der Schreinerinnung.
2. Schulleiter Alexander Battistella, Landrat Klaus Peter Söllner und Obermeister Jürgen Bodenschlägel von der Kulmbacher Scheinerinnung übergaben einen Trinkwasserspender als Schulpreis an Doris Hörath und Katja Faust (von links) von der Mttelschule Mainleus.

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16.11.2018

Demokratisierung von Hightech / Mit dem FabLab gibt es eine offene digitale Hightech-Werkstatt in Bayreuth - MdB Launert begrüßte außerordentliche Eigeninitiative

Bayreuth. 400000 qualifizierte Fachkräfte aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) werden nach Berechnungen des Verbandes der Elektrotechnik (VDE) bundesweit bis zum Jahr 2020 fehlen. „Von Bayreuth aus werden wir diesen Mangel nicht beseitigen können, aber wir können einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass MINT-Berufe wieder attraktiver werden“, sagt Yomettin Soybaba, Konrektor am Staatsinstitut für Fachlehrer in Bayreuth. Der gebürtige Forchheimer ist Gründer der offenen Hightech-Werkstatt Oberfranken mit dem Namen FabLab und gleichzeitig ehrenamtlicher 1. Vorsitzender des gemeinnützigen Trägervereins.

Fab Lab steht für „Fabrication Laboratory“, eine Idee, die 2002 in den USA entstand und deren Ziel es ist, Räume, Maschinen und Wissen im Bereich der digitalen Fabrikation für Jedermann zur Verfügung zu stellen. „Wir wollen allen Interessierten den Zugang zu computergestützten Fertigungstechnologien gewähren und damit zur Demokratisierung von Hightech beitragen“, so Soybaba bei einem Informationsbesuch der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert. Er sehe es als gesellschaftlichen Auftrag an, eine derartige Einrichtung in Bayreuth zu etablieren. Schließlich sollte jeder den Zugang zu neuen Technologien haben. Wo sonst habe man schon die Möglichkeit, an einem Lasercutter für 18000 Euro zu arbeiten? Das FabLab in der Ritter-von-Eitzenberger-Straße im Bayreuther Industriegebiet Ost gibt es bereits seit fast sechs Jahren, seitdem seien bis zu 2000 Teilnehmer an MINT-Workshops verzeichnet worden.

Drei Zielgruppen hat das FabLab: Schüler und Studenten, Angehörige von Unternehmen sowie Privatpersonen, die mit 3D-Druckern- und –Scannern. Lasercuttern, CNC-Fräsen, Folienplottern, Transferpressen und ähnlicher Technik arbeiten möchten. Lediglich ein Zertifikat ist dazu notwendig. Dabei handelt es sich um eine Bestätigung, die jeder Interessent bei einem etwa dreistündigen Kurs erwerben muss. Kosten entstehen nicht, außer für das benötigte Material. Es gibt keinen Eintritt und man muss auch nicht Mitglied des Trägervereins sein. Gehalten werden die Kurse meist von Studierenden des Instituts für Fachlehrer.

Möglich macht dies eine Reihe von Sponsoren. Ganz oben rangiert dabei das Bayreuther Logistikunternehmen Wedlich, das nicht nur die 200 Quadratmeter großen Räume zur Verfügung stellt, sondern auch für die Nebenkosten aufkommt. Daneben gibt es ein gutes Dutzend größerer und kleinerer Unterstützer aus der regionalen Wirtschaft. Die Unternehmen hätten erkannt, dass dies hier eine gute Sache ist, so der stellvertretende Vorsitzende Arnulf Daum. Dazu kommen Kursgebühren, die Mitgliedsbeiträge aus dem 30 Mitglieder starken Trägerverein und Spenden. „Wir bekommen keine öffentlichen Mittel, obwohl digitale Bildung eigentlich ein gesellschaftlicher Auftrag wäre“, so der Vorsitzende.

Trotzdem brennen den Trägern einige Probleme auf den Nägeln. Soybaba, der sich seit fünf Jahren ehrenamtlich engagiert, würde sich nicht nur größere Räumlichkeiten wünschen, sondern auch mehr Planungssicherheit. Bis heute seien keinerlei öffentliche Mittel in die Einrichtung geflossen. Seine Zukunftsvision wäre es, die staatlich geförderten BayernLabs, von denen es in der Endausbaustufe 13 geben soll, zusammen mit dem Bayreuther FabLab zu einem „BayernLab Plus“ auszubauen. „Das wäre ein Leuchtturmprojekt für ganz Bayern und eine große Chance für den Standort“, so Yomettin Sobaba.

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels würden schon heute viele Unternehmen in der Region Arbeitskräfte benötigen, die in Sachen Digitalisierung und Hightech fit sind. Sie alle seien aufgerufen, sich zu engagieren, schließlich leiste das FabLab auch wichtige Bildungsarbeit. Die Abgeordnete Launert begrüßte besonders die Eigeninitiative von Yomettin Soybaba, der die FabLab-Idee nach Bayreuth gebracht hatte, sowie das große Engagement der Unterstützer. Sie sagte ihre Unterstützung zu, das Projekt voranzubringen. „Wir müssen die Schwellenängste der Menschen abbauen, um einen einfachen Zugang zu neuen Technologien zu ermöglichen“, so Launert.

Bayernweit einmalig ist nach den Worten des Vorsitzenden schon jetzt die Vernetzung zwischen offener Werkstatt, Industrie und der Ausbildung von Lehrern. So gibt es im FabLab nicht nur Workshops für Jedermann, sondern auch Kooperationen mit regionalen Unternehmen und Schulen. So sollen berufsorientierender Zweige, Wahlpflichtfachgruppen, Arbeitsgemeinschaften, Forscher- und Begabtenkurse sowie P- und W-Seminare einen idealen außerschulischen Lernort finden.

Weitere Information: www.fablab-bayreuth.de.

 

Bilder: FabLab-Vorsitzender Yomettin Soybaba und sein Stellvertreter Arnulf Daum haben der Bayreuther/Forchheimer Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert die offene Hightech-Werkstatt „FabLab“ gezeigt.

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10.11.2018

Besser Fliesen legen, als im Hörsaal sitzen /
Lukas Warmuth ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks – HWK-Präsident Zimmer besuchte Bayerns besten Fliesenleger

Rattelsdorf. Das Abitur in der Tasche, und dann eine Ausbildung zum Fliesenleger: einige frühere Mitschüler von Lukas Warmuth (21) aus Untermerzbach konnten das nicht so recht nachvollziehen. Sie studieren mittlerweile, doch für Lukas Warmuth stand die praktische Arbeit mit den eigenen Händen schon immer im Vordergrund. „Das macht mehr Spaß, als im Hörsaal zu sitzen“, gibt er unumwunden zu. Jetzt hat er seine Lehre beendet, wurde aufgrund seiner herausragenden Leistungen bayerischer Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks und darf sich Bayerns bester Fliesenleger seines Jahrgangs bezeichnen. Grund genug, für den Präsidenten der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer, den erfolgreichen Jung-Gesellen an seinem Arbeitsplatz, der Firma Schmittlutz GmbH im Rattelsdorfer Ortsteil Mürsbach im Landkreis Bamberg zu besuchen.

Drei Semester lang hat Lukas Warmuth an der Hochschule Coburg Bauingenieurswesen studiert, doch das war ihm viel zu trocken. In den Semesterferien jobbte er dann bei einer Baufirma und hat schnell gemerkt, das ist es, was er eigentlich möchte. Weil ihm gerade das Fliesenlegen schon immer gereizt hatte, schickte er einfach eine E-Mail an die Firma Schmittlutz und nach einer Woche Praktikum hatte er den Ausbildungsvertrag zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, wie es offiziell heißt, in der Tasche.

Den Landessieg erreichte Lukas Warmuth mit einer komplexen Fliesenarbeit nach strikten Vorgaben, für die er nur wenige Stunden Zeit hatte. Mittlerweile besucht er die Meisterschule. Was danach kommt, davon hat er noch keine rechte Vorstellung. Die Familie Schmittlutz würde es natürlich gerne sehen, wenn er im Betrieb bleiben würde.

„Unsere Stärke ist es, besten Service zu bieten“, sagt Firmenchef Markus Schmittlutz, der ebenfalls schon bayerischer Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks war. Innerhalb von 24 Stunden habe der Kunde das Material. Dafür sorgten schon allein die 30000 Quadratmeter Lagerfläche am Ortsrand des knapp 500 Einwohner zählenden Fachwerkdorfes Mürsbach.

Aufgebaut hat den Betrieb Seniorchef Andreas Schmittlutz. Zum Start 1971 traten gleich zwei Lehrlinge ihre Ausbildung an. Insgesamt kommt Markus Schmittlutz seit Firmengründung auf 15 Lehrlinge, fünf davon im kaufmännischen Bereich, zehn als Fliesenleger. Fliesen Schmittlutz hat neben dem Stammsitz in Mürsbach seit 1997 eine Niederlassung im thüringischen Siegritz bei Hildburghausen. Der Betrieb beschäftigt aktuell 14 Mitarbeiter, einer davon ist seit 46 Jahren im Unternehmen, andere sind schon seit 25 und 30 Jahren dabei.

Für HWK-Präsident Zimmer ist Lukas Warmuth das beste Beispiel dafür, dass man auch mit Abitur Karriere im Handwerk machen kann. „Auch mit dem Abi kann man stolz auf das Handwerk sein“, so Zimmer, der seit vielen Jahren die Ausbildungsbetriebe der Landessieger besucht. „Wir wollen damit die herausragende Ausbildungsleistung des Betriebes würdigen und uns bei den jungen Gesellen für deren großes Engagement bedanken.“

Im Unternehmen steht auch bereits die dritte Generation bereit: Lukas Schmittlutz, Sohn von Markus und Enkel von Andreas hat seine Fliesenlegerlehre bereits begonnen. „Ich war ja schon von klein auf immer dabei“, sagt er und weiter: „Ich kann mir gar nichts anderes mehr vorstellen.“

Bild: Bayerns bester Flieseneger: Lukas Warmuth (Mitte) gratulierten Seniorchef Andreas Schmittlutz, dessen Enkel Lukas (von links) sowie Firmenchef Markus Schmittlutz und HWK-Präsident Thomas Zimmer (von rechts).

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08.11.2018

„Immer an der frischen Luft“ /
Nikolai-André Lachner ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Schönbrunn im Steigerwald. Er hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Schon als Kind kannte Nikolai-André Lachner (27) das elterliche Unternehmen in- und auswendig. Nachdem er zunächst eine Ausbildung als Informatiker abgeschlossen hat, ist er zu einer Maurerlehre wieder in den elterlichen Betrieb, das Bauunternehmen Jürgen Schütz im Schönbrunner Ortsteil Steinsdorf, zurückgekehrt. Die Lehre hat er dort nicht nur erfolgreich abgeschlossen, aufgrund seiner herausragenden Leistungen wurde Nikolai-André Lachner sogar bayerischer Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks. Nun darf er sich als Bayerns bester Maurer seines Jahrgangs bezeichnen.

Irgendwie hat er schon immer mitgearbeitet. Ein Praktikum war da nicht mehr nötig. Auch wenn die Lehre im elterlichen Unternehmen schon Vorteile bietet, so gibt es auch Nachteile. „Auch Sonntags beim Mittagstisch wird über die Firma gesprochen“, gibt er offen zu.

Nikolai-André Lachner hatte die Wirtschaftsschule in Bamberg und danach den technischen Zweig der Berufsoberschule besucht. Die Informatik war dann doch nicht das Wahre, auch wenn er seine Ausbildung zum „staatlich geprüften Assistenten für Informatik“ pflichtgemäß abgeschlossen hatte. Nach seinem Erfolg im Berufswettbewerb auf Landesebene, wo er unter anderem ein Mauerwerk nach speziellen Vorgaben errichten musste, hat er sich nun schon zur Meisterausbildung angemeldet. Praxis habe er als Kind des Firmenchefs schließlich schon genug gesammelt.

Was er am Beruf des Maurers besonders schätzt, bringt Nikolai-André Lachner schnell auf den Punkt: „Man hat jeden Tag eine andere Herausforderung, sieht am Ende des Tages, was man geschafft hat und ist immer an der frischen Luft“, so der Jung-Geselle, der sich auch schon für die Feuerwehr engagiert und für den SV DJK Ampferbach Fußball gespielt hatte.

Das Bauunternehmen Jürgen Schütz ist sowohl in den Bereichen Hoch- und Tiefbau als auch im Garten- und Landschaftsbau tätig. Zum Portfolio gehören unter anderen Rohbauarbeiten für den privaten Wohnungsbau, die Errichtung von Mehrfamilienhäuser, Gewerbeimmobilien, die Erstellung von Bodenplatten für Fertighäuser, Fertiggaragen und Wintergärten. Die Sanierung von Altbauten, die Bewahrung von alter Bausubstanz liegt dem Unternehmen besonders am Herzen. Im Bereich Tiefbau führt das Unternehmen Erdarbeiten, Abraumentsorgungen, Ausschachtungen sowie die Herstellung von Kanalanschlüssen durch. Im Segment Garten- und Landschaftsbau bietet der Betrieb Gartenplanungen und komplette Neugestaltungen, Pflasterarbeiten, Flachdachbegrünungen, Grünflächenpflege sowie den Bau von Schwimmteiche, Bewässerungsanlagen und Terrassen.

„Uns gibt es schon seit über 100 Jahren“, sagt Firmenchef Jürgen Schütz. Er ist der Vater von Nikolai-André Lachner, was auf den ersten Blick wegen des verschiedenen Nachnamens nicht gleich auffällt. Jürgen Schütz führt das Unternehmen bereits in vierter Generation. Auch er ist gelernter Maurer und war damals Kammersieger im Leistungswettbewerb. Ausbildung habe stets eine große Rolle gespielt, auch wenn es derzeit immer schwieriger werde, geeignete Bewerber zu finden. Trotzdem versucht er es über Zeitungsanzeigen, über die Arbeitsagentur und vor allem per Mund-zu-Mund-Propaganda. Um in Schulen zu gehen und für den Beruf zu werben, fehle ihm einfach die Zeit.

Bild: Bayerns bester Maurer: Firmenchef Jürgen Schütz (links) und Jung-Geselle Nikolai-André Lachner aus Schönbrunn, bayerischer Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks.

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08.11.2018

Individuelle Problemstellungen qualifiziert lösen /
Tobias Schmäling ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Schönbrunn im Steigerwald. Eigene oder fremde Konstruktionen zu verwirklichen, das ist für Tobias Schmäling immer wieder ein Erfolgserlebnis. „Es ist einfach ein tolles Gefühl, das fertige Teil in der Hand zu halten“, sagt der 21-Jährige Schneidwerkzeugmechaniker aus Burgebrach, der beim Werkzeughersteller und der Werkzeugschleiferei Otmar Lang GmbH im Schönbrunner Ortsteil Frenshof gelernt hat. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen wurde Tobias Schmäling bayerischer Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks und darf sich künftig als Bayerns bester Schneidwerkzeugmechaniker seines Jahrgangs bezeichnen.

Eigentlich wollte er nach der Mittleren Reife an der Realschule Ebrach Informationselektriker werden. Doch das mit der Ausbildungsstelle hat irgendwie nicht geklappt. Da stolperte Tobias Schmäling über eine Stellenanzeige in der Zeitung, in der die Otmar Lang GmbH Auszubildende suchte. Nach einer Woche Schnupperpraktikum war für ihn die Sache klar: Tobias Schmäling wollte Feinwerkzeugmechaniker werden, trotz der dreieinhalbjährigen Lehrzeit, wie sie bei allen feinmechanischen Berufen üblich ist.

Die Otmar Lang GmbH ist ein Werkzeughersteller und eine Werkzeugschleiferei für Zerspanungswerkzeuge. „Wir stellen Sonder- und Spezialwerkzeuge für die metallbearbeitende Industrie her, die nach Kundenwunsch individuell gefertigt werden“, erklärt Firmenchef und –gründer Otmar Lang den Tätigkeitsbereich seines Unternehmens. Im Gegensatz zu den Großen der Branche könne sein Betrieb ganz individuell auf jeden Kundenwunsch eingehen.

 „Uns geht es darum, individuelle Problemstellungen qualifiziert zu lösen sowie anspruchsvolle Aufgaben und Zielsetzungen perfekt realisieren“, sagt Otmar Lang. Auftraggeber kommen seinen Worten zufolge unter anderem aus den Bereichen Maschinenbau, Formenbau, Kunststofftechnik oder der Automobilindustrie.

Gegründet wurde das Unternehmen 1990 als Werkzeugschleiferei von Otmar und Uschi Lang mit einer konventionellen Werkzeugschleifmaschine. Grundidee sei es gewesen, die immer anspruchsvoller und teurer werdenden Normwerkzeuge der Zerspanungsbetriebe nachzuschleifen um sie mehrfach einsetzen zu können. Schon ein Jahr später seien bereits die ersten beiden Mitarbeiter eingestellt und die nächste Maschine angeschafft worden. Ab 1993 stieg die Mitarbeiterzahl kontinuierlich an.

Ab 1995 wurde außerdem mit der Ausbildung von Schneidwerkzeugmechanikern begonnen, weil es schon damals immer schwieriger wurde Fachpersonal zu bekommen. 18 Lehrlinge dürften es seitdem gewesen sein, erinnert sich Otmar Lang. Aktuell seien weitere zwei Azubis in der Firma tätig, einer im ersten, einer im zweiten Lehrjahr. Leicht sei es nicht gerade, Nachwuchs zu finden, bisher habe es immer über Zeitungsinserate geklappt. Künftig will Otmar Lang auch auf den Ausbildungsmessen in Ebrach und Burgebrach werben. Den Beruf des Schneidwerkzeugmechanikers gibt es erst seit 1995, seinen Ursprung hat er im Scherenschleifer und Messerschmied.

2007 firmierte die Werkzeugschleiferei zur Otmar Lang GmbH um. Heute beliefert der Betrieb Zerspanungsbetriebe mit Norm und Sonderwerkzeugen regional, überregional und auch international. Die Zahl der Mitarbeiter ist inzwischen auf zwölf gewachsen. Längst haben auch alle nur denkbaren neuen Technologien, wie etwa CAD Konstruktion, 5-Achsschleifzentren, CNC-Messmaschinen, CNC-Rundschleifmaschinen Einzug gehalten.

Tobias Schmäling, der in seiner Freizeit gerne Tischtennis spielt, will auf jeden Fall erst einmal weiter in Frenshof arbeiten. „Ich will erst einmal Erfahrung sammeln und Geld verdienen“, sagt er. Einen Traum hat er sich schon erfüllt: ein eigenes Auto gekauft. Langfristig strebt der Jung-Geselle aber schon die Meisterprüfung an. 

Bild: Bayerns bester Schneidwerkzeugmechaniker: Tobias Schmäling (links) aus Schönbrunn mit Firmenchef Otmar Lang.

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02.11.2018

Trockenbaumonteur statt Schreiner oder Schlosser /
Alexander Plebakh aus Hof ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Hof. Irgendetwas Handwerkliches sollte es sein. Zuerst wollte Alexander Plebakh (27) aus Hof Schreiner werden, doch das scheiterte an der richtigen Ausbildungsstelle. Dann spielte er mit dem Gedanken einer Schlosser-Lehre, ließ sich aber zu einer Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer im Fachbereich Textilveredelung überreden. Obwohl er diese Ausbildung erfolgreich beendete, war ihm das auf Dauer aber dann doch zu eintönig. Also begann er eine weitere Lehre zum Trockenbaumonteur bei den „Deckenprofis“ von Horst Krieglstein. Hier hat er das große Los gezogen. Nicht nur, dass er während seiner Ausbildung mit Feuereifer bei der Sache war, aufgrund seiner herausragenden Leistungen wurde er bayerischer Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks und darf sich künftig als Bayerns bester Trockenbaumonteur seines Jahrgangs bezeichnen.

Großen Anteil am Erfolg ihres Lehrlings hat der außergewöhnliche Lehrbetrieb. 2001 hatte sich Firmenchef Horst Krieglstein, damals noch zusammen mit einem Kollegen, der mittlerweile im Ruhestand ist, selbstständig gemacht. Seit 2003 bildet er aus, in der Regel ein bis zwei Lehrlinge pro Jahr, so dass der Betrieb mittlerweile auf über 20 Azubis zum Trockenbaumonteur kommt.

Eine echte Meisterleistung, schließlich hat Krieglstein nur insgesamt 14 Beschäftigte, viele davon ehemalige Lehrlinge. Alexander Plebakhs jetziger Ausbilder Vitali Strekert war der erste Lehrling bei den „Deckenprofis“. Auch heuer sind drei Beschäftigte wieder in Ausbildung. Alexander Plebakh musste freilich nur zwei Jahre lernen, schließlich hatte er schon einen Berufsabschluss in der Tasche und somit Anspruch auf eine verkürzte Lehrzeit. Als Gesellenstück musste er ein Einrichtungselement in Trockenbau für die Nische eines Badezimmers erstellen. Akkurate Winkel und die genaueste Einhaltung sämtlicher Planvorgaben seien da gefragt gewesen.

Ursprünglich stammt Alexander Plebakh aus dem sibirischen Omsk. Ende 1995 kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. In Hof hatte er die Münster-Mittelschule erfolgreiche abgeschlossen. Mittlerweile hat er selbst eine Familie, ist verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Für Hobbys bleibt da keine Zeit mehr, sagt er.

Allerdings werde es schon immer schwieriger, geeignete Lehrlinge zu finden, sagt Horst Krieglstein. Bisher habe es, wie bei Alexander Plebakh auch, mit Mund-zu-Mund-Propaganda aber immer noch ganz gut funktioniert. Anders sei dies bei ausgelernten Kräften. Hier schlage der Facharbeitermangel längst voll durch. Umso mehr freut sich Horst Krieglstein, dass Alexander Plebakh bei ihm im Betrieb bleibt. Auch die Meisterprüfung steht irgendwann an, doch bis dahin soll der erfolgreiche Jung-Geselle erst einmal Erfahrung in der Praxis sammeln und sich beweisen.

Während die „Deckenprofis“ aus Hof in den Anfangsjahren hauptsächlich Kühldecken gebaut hatten und dafür nicht nur in Bayern, sondern teilweise auch im benachbarten Ausland unterwegs waren, konzentrieren sie sich heute auf Wände und Decken von Auftraggebern aus der Region. Kliniken in Hof und Bad Steben gehören genauso dazu, wie die Räume der Christusbruderschaft in Selbitz, Sparkassen, staatliche Einrichtungen oder Privatkunden.

Bild: Bayerns bester Trockenbaumonteur: Firmenchef Horst Krieglstein (rechts) freut sich über den Landessieg von Alexander Plebakh im Leistungswettbewerb des Handwerks.

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28.09.2018

Digitalisierung auf allen Handlungsfeldern voranbringen /
Digitalminister Georg Eisenreich besuchte Bayreuther Internet-Unternehmen TMT

Bayreuth. Der Umgang mit digitalen Medien wird neben Lesen, Rechnen und Schreiben zur vierten Kulturtechnik. Der Freistaat will deshalb verstärkt in die Bildung investieren, die Schulen entsprechend ausstatten und digitale Klassenzimmer schaffen. Das hat der Staatsminister für Digitales, Europa und Medien, Georg Eisenreich, bei einem Besuch des Bayreuther Internet- und Mediendienstleisters TMT angekündigt.

Die Abschaffung von Schulbüchern und den kompletten Umstieg auf Tabletts lehnte der Minister allerdings ab. Bücher und Arbeitsblätter würden auch in Zukunft ihre Berechtigung haben, sagte er. Gleichwohl sollte die Digitalisierung in den Schulen Chefsache werden. Jeder Schüler, egal in welcher Schulart, sollte künftig das Fach Informatik haben. Technik könne allerdings immer nur eine dienende Funktion haben. Noch wichtiger als die Technik sei die Pädagogik.

Bei dem Informationsbesuch, den die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer in die Wege geleitet hatte, wurde auch bekannt, dass Oberfranken als Modellregion zur Digitalisierung schon bald einen weiteren Schritt vorankommen wird. So wird die Universität Bayreuth mit Professor Torsten Eymann, dem Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, die Führung innerhalb der Technologie Allianz Oberfranken (TAO) übernehmen. Angegliedert werden soll die neue digitale Stabsstelle an das digitale Gründerzentrum in Bamberg.

Ziel der Modellregion soll es sein, den Digitalisierungsprozess auf allen Handlungsfeldern voranzutreiben, alle Beteiligten, von der Wissenschaft über die Forschung bis hin zu Handwerk und Industrie, zusammenzubringen, um Oberfranken als Hochtechnologiestandort zu etablieren. Laut Minister Eisenreich habe der Regierungsbezirk die besten Voraussetzungen dafür, da bereits alle oberfränkischen Kommunen im entsprechenden Förderverfahren „Bayern digital“ zum Ausbau der Breitband-Infrastruktur sind.

Egal ob Industrie 4.0, Handwerk 4.0, das „Internet der Dinge“ oder die Mobilität der Zukunft: die Digitalisierung sei gerade dabei, sämtliche Lebensbereiche zu erfassen, so Eisenreich. Ihm geht es darum, alle Chancen zu nutzen, ohne die Risiken aus dem Blick zu verlieren. Ein Tele-Notarzt könne beispielsweise Leben retten, indem er den Ersthelfern vor Ort Anweisungen erteilt, noch bevor der „reale“ Notarzt am Unfallort eingetroffen ist. Ebenso könnten digitale Assistenzsysteme in der Pflege helfen. Der Minister sah den Nutzen der Digitalisierung auch darin, „unsere Werte zu sichern“. Einen Überwachungsstaat lehnte er rigoros ab. „So stellen wir uns die Gesellschaft nicht vor“, sagte er.

Mit dem Digitalbonus der Bayerischen Staatsregierung sei bereits vieles angestoßen worden, sagte die Landtagsabgeordnete Brendel-Fischer. Insgesamt habe Bayern 5,5 Milliarden Euro in den beiden Doppelhaushalten inclusive Nachtragshaushalt für die Digitalisierung bereitgestellt. Das zeige, dass die Bedeutung des Themas erkannt wurde und es zielgerichtet vorangetrieben wird.

Bilder:
1. Der bayerische Staatsminister für Digitales, Europa und Medien, Georg Eisenreich.
2.
Professor Torsten Eymann von der Universität Bayreuth, Professorin Jutta Michel von der Hochschule Coburg, HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, Digitalminister Georg Eisenreich, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Altoberbürgermeister Michael Hohl und TMT-Geschäftsführer Peter Maisel (von links).

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25.09.2018

Kreishandwerkerschaft Kulmbach: Gutes Fundament für das künftige Leben / 65 frischgebackene Gesellen verabschiedet

Kulmbach. 65 bisherige Lehrlinge hat die Kreishandwerkerschaft Kulmbach bei einer Feierstunde in der Gegenwart von Eltern, Freunden und Begleitern im Haus des Handwerks freigesprochen. Von den Berufen waren diesmal laut dem Geschäftsstellenleiter der Kreishandwerkerschaft Reinhard Bauer am stärksten die künftigen Schreiner vertreten, gefolgt von den Fleischer und den Fachverkäufern im Lebensmittelhandwerk.

„Sie als künftige Gesellen bilden die Basis und den Mittelpunkt eines jeden Unternehmens“, sagte der stellvertretende Kreishandwerksmeister Hans Schwender zu den Junghandwerkern. Besonders im Handwerk spiele die Leidenschaft für den Beruf eine ganz wichtige Rolle, gab HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann den jungen Frauen und Männern mit auf den Weg. Seinen Worten zufolge gibt es rund 1200 Handwerksbetriebe in Kulmbach Stadt und Land. Sie alle bildeten aktuell rund 500 Lehrlinge aus.

Besondere Leistungen könnten nur besondere Menschen erzielen, so die stellvertretende Landrätin Christina Flauder in ihrem Grußwort. Die frischgebackenen Gesellen gehörten auf jeden Fall dazu. Alle Absolventen hätten ein gutes Fundament für ihr künftiges Leben gelegt, so Kulmbachs Zweiter Bürgermeister Ralf Hartnack. Allerdings sollten sie auch künftig ständig am Ball bleiben und ihr Wissen weiterentwickeln.

Im Namen aller Prüflinge bedankte sich Andreas Witzgall bei den Ausbildern und allen Verantwortlichen, ehe alle Teilnehmer ihre Zeugnisse aus den Händen von Vizepräsident Graßmann, dem stellvertretenden Kreishandwerksmeister Schwender, den Obermeistern der Innungen und den Vorsitzenden der Prüfungsausschüsse erhielten. Für den feierlichen Rahmen sorgte das Blechbläserensemble Quintessenz.

Bild: Die Prüfungsbesten durften sich über eine besondere Anerkennung freuen. Mit auf dem Bild: HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann (2. von rechts), der stellvertretende Kreishandwerksmeister Hans Schwender (7. von links), Geschäftsstellenleiter Reinhard Bauer (4. von rechts), Oberstudiendirektor Alexander Battistella (7. von rechts) und Bezirksleiter Manuel Ramming vom Münchner Verein (5. von links).

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19.09.2018

IHK-Innovationsempfang: „Elektromobilität ist Kopfsache“

Bamberg. Sicher, entspannt und klimaneutral: so stellt sich Hans-Peter Kleebinder die Mobilität der Zukunft vor. Kleebinder ist der Insider schlechthin: Bei Audi war er Marketing-Chef und für den Bereich Social Media zuständig, jetzt lehrt er an den Universitäten Berlin und St. Gallen. Elektromobilität ist für ihn erst einmal nur eine Übergangslösung. Aber was für eine: zusammen mit dem autonomen Fahren und anderen Errungenschaften der New Mobility werden die Menschen künftig gesünder leben, die Städte sollen in Zukunft lebenswerter sein, Unfälle mit Personenschaden werden um 90 Prozent zurückgehen und das Auto soll zum Lebensraum, Rückzugsort, zur Oase des Wohlfühlens werden.

Beim Innovationsempfang des eigens gegründeten Fachausschusses der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken stellte Kleebinder seine Vorstellungen der Mobilität der Zukunft vor und machte dabei auch deutlich, dass manch einer mit liebgewonnen Gewohnheiten aufräumen muss. „Die Zeiten, in denen das Auto als Statussymbol vor der Haustüre stand, gehen langsam aber sicher vorbei“, sagt Kleebinder, der auch als Zukunftscoach unterwegs ist. Mitfahrservices, Car Sharing, Flix-Bus, alle diese Formen der Mobilität zeigten deutlich, dass der Besitz eines eigenen Autos mehr und mehr unnötig wird. 93 Prozent der Zeit stehe ein Pkw nur herum, für den Referenten eine „wahnsinnige Verschwendung von Ressourcen“.

Mobilität bezeichnete Kleebinder als eines der Grundbedürfnisse des Menschen. Die ganze Welt werde mobiler, gleichzeitig werde die Mobilität immer mehr eingeschränkt, beispielsweise durch die geplanten Dieselfahrverbote in einigen deutschen Großstädten. Elektromobilität könnte die Lösung sein. Doch trotz aller positiven Prognosen, so richtig durchgesetzt haben sich Elektrofahrzeuge bislang nicht. „Der deutsche Käufer möchte keine E-Autos, weil er mit dem, was er hat, zufrieden ist“, so IHK-Vizepräsident Michael Möschel,, gleichzeitig Geschäftsführer der Verkehrsakademie Kulmbach. Er versprach, dass die Kammer die vielen oberfränkischen Automobilzulieferer beim Sprung zu den neuen Technologien mit Beratern und Netzwerken begleiten werde.

Für Robert Martin, dem Geschäftsführer der Klima- und Energieagentur Bamberg ist Elektromobilität Kopfsache. Die meisten Autofahrer hätten Angst vor der relativ geringen Reichweite, doch diese Angst müsse man den Menschen nehmen. Die meisten Menschen würden kaum mehr als 200 Kilometer pro Tag fahren und das sei mit E-Autos mittlerweile problemlos möglich. Die Car-Sharing-Flotte der Klimaallianz besteht derzeit aus 14 Fahrzeugen, soll aber schon im kommenden Jahr erweitert werden.

Einer, der sich für E-Mobilität stark macht ist Professor Michael Danzer, Inhaber des neuen Lehrstuhls Elektrische Energiesysteme an der Universität Bayreuth. Die Batterien müssten sicherer, nachhaltiger und intelligenter werden, dann könnte es auch mit der E-Mobilität klappen. Genau darum gehe es auch den Physikern, Chemikern, Ingenieuren und Informatikern im neuen interdisziplinär arbeitenden Forschungs- und Entwicklungszentrum Batterietechnik an der Uni Bayreuth.

Unermüdlich die Werbetrommel für E-Mobilität rührt Mario Münch, Geschäftsführer von Münch Energie in Rugendorf, dem nach seinen Worten energiekosteneffizientesten Industriestandort Deutschland. Münch tankt seinen Tesla mit selbst produzierten Strom aus regenerativen Energien. Ziehe man einen Vergleich mit Benzin für Verbrennungsmotoren, dann koste der Liter bei ihm gerade einmal 14 Cent.

Der IHK-Innovationsempfang wurde von Matthias Will, dem Ressortleiter Wirtschaft der Frankenpost und der Neuen Presse moderiert. Zuvor hatte HK-Präsidentin Sonja Weigand auf die vielen Chancen hingewiesen, die mit der E-Mobilität für Oberfranken verbunden seien. „Wir wollen nicht nur als Kultur- und Genussregion wahrgenommen werden, sondern auch als Innovationsregion“, sagte Weigand.

Bilder:
1. Sie diskutierten beim Innovationsempfang über New Mobility (von links): Mario Münch, Hans-Peter Kleebinder, Michael Möschel, Robert Martin, Michael Danzer und Moderator Matthias Will von der Wirtschaftsredaktion der Frankenpost und der Neuen Presse.
2. Mobilität als Grundbedürfnis des Menschen: Hans-Peter Kleebinder, ehemaliger Marketingchef von Audi.

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12.07.2018

Mut und Leidenschaft für digitale Herausforderungen /
2. DLD-Campus an der Uni Bayreuth

Bayreuth. Digitalen Herausforderungen mit Mut und Leidenschaft zu begegnen, dazu hat Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung beim DLD Campus (Digital, Life, Design) an der Universität Bayreuth aufgerufen. Auch wer weder Mut noch Leidenschaft dazu habe, werde der Digitalisierung begegnen müssen. Das sei alternativlos, sagte Bär.

Jede Entwicklung, die digital möglich ist, könne man vielleicht verzögern, aber nicht verhindern, sagte die Staatsministerin. Sie rief dazu auf, „insgesamt ein bisschen innovativer zu werden“. „Umdenken im Kopf ist die größte Herausforderung“, so Bär, die sich heftig gegen die Bezeichnung „Bedenkenträger“ wandte, mit der sie zuvor Burda-Vorstand Stefan Winners bezeichnet hatte. Es gebe schon auch viele Erfolgsgeschichten aus Deutschland. So sei Deutschland etwa weltweit führend beim Thema Sensorik. In über die Hälfte aller Autos werde weltweit Sensorik aus Deutschland eingebaut.

Burda-Vorstand Winners sprach zuvor von zu lauten Angsthasen, riet zum Techno-Realismus und richtete eine klare Ansage an die Politik. Wenn es gelinge, eine eigenständige, erfolgreiche, digitale Ökonomie in Deutschland und Europa aufzubauen, könne man auch in 50 Jahren erfolgreich und damit eigenbestimmt und frei leben. Der Weg aus der digitalen Abhängigkeit sei der einzige Weg, den man gemeinsam gehen solle. „Wir müssen uns gegen die fast unbegrenzten Lobbyressourcen von Google und Co. wehren“ sagte Winners und rief dazu auf, die großen Tech-Plattformen zu entbündeln.“

Die Digitalisierung verändere die Welt fundamental, sagte zuvor Steffi Cerny von DLD. „Wir kommunizieren anders, wir lernen anders und wir kaufen anders ein“, so Cerny. Durch die Technik aus dem Sillicon Valley sei die Welt eine andere geworden. An die Studenten appellierte die Sprecherin: „Verlasst euer gewohntes Terrain und schaut über den Tellerrand.“ Gerade in Oberfranken seien zahlreiche Kompetenzen zu finden. Hier gebe es so viele Schätze, die nur darauf warten, gehoben zu werden.

Nach der erfolgreichen Premiere im zurückliegenden Jahr war die Universität Bayreuth auch diesmal wieder Gastgeber des regionalen DLD-Ablegers. Dabei diskutierten Vertreter der regionalen Wirtschaft und Wissenschaftler der Universität Bayreuth sowie nationale und internationale Speaker über eine breite Palette an Themen. Sie reichten von Zukunft der Städte und des Landes über Mobilität und ein „manipulatives“ Internet bis hin zu Blockchain und Lebensmittelfälschungen.

Bilder:
1. Im Audimax der Universität Bayreuth fand der 2. DLD-Campus statt.

2. Prominente Gäste beim 2. DLD-Campus an der Universität Bayreuth (von links): Der Hofer Landrat Oliver Bär, Staatsministerin Dorothee Bär, Steffi Cerny von DLD, Universitätspräsident Dr. Stefan Leible und die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert.

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03.07.2018

Solidarität und Mitbestimmung /
Seltene Jubiläen: IG BCE zeichnete langjährige Mitglieder aus

Himmelkron. Für ihre jahrzehntelange Treue zur Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sind am Dienstag drei langjährige Mitglieder aus dem Raum Kulmbach ausgezeichnet worden: Dora Hess aus Neudrossenfeld für 40 Jahre sowie Renate Heerdegen (jetzt Golmsdorf in Thüringen) und Peter Hagen (Kulmbach) für jeweils 50 Jahre. „Ihr habt mit eurer Mitgliedschaft Zeichen gesetzt, ihr habt viele Errungenschaft miterstritten und miterkämpft“, sagte Gewerkschaftssekretär Sascha Spörl vom zuständigen IG-BCE-Bezirk Mainfranken beim Ehrungsabend in Himmelkron.

Ziel der Gewerkschaft IG BCE sei es, die Gesellschaft im Sinne von Solidarität und Mitbestimmung mitzugestalten, sagte Spörl. Während es in früheren Jahren in erster Linie um Tarifpolitik gegangen sei, habe sich das Spektrum mittlerweile deutlich ausgeweitet. Themen wie Ausbildung, Arbeitszeitflexibilisierung, variabler Rentenübergang, Altersvorsorge und demographischer Wandel seien längst auch Gewerkschaftsthemen geworden.

Besorgt zeigte sich der Gewerkschaftssprecher um die Zukunft der Demokratie. Von der aktuellen Streitigkeiten profitierten einzig und allein populistische Strömungen, die sämtliche Themen mit Flüchtlingen in Verbindung brächten. Spörl forderte deshalb die Politik auf, wieder zu Sachthemen zurückzukehren und sich konkreten Problemlagen wie steigenden Mieten oder der besseren Ausstattung von Schulen zu widmen. Er sagte für die Gewerkschaften die volle Unterstützung zu, wenn es darum gehe, Populisten zu entzaubern und Lösungsmöglichkeiten für konkrete Probleme aufzuzeigen.

Die IG BCE Mainfranken mit Sitz in Würzburg betreut in den Regierungsbezirken Unter- und Oberfranken fast 100 Unternehmen in den Branchen der Glas-, Kunststoffverarbeitung-, Porzellan-, Papiererzeugung-, Gips- und Chemieindustrie. Der Bezirk Mainfranken war 2008 aus den Bezirken Aschaffenburg und Kronach entstanden. Er hat insgesamt rund 12000 Mitglieder. 

Bild: IG-BCE-Gewerkschaftssekretär Sascha Spörl zeichnete Dora Hess, Renate Heerdegen und Peter Hagen (von links) aus.

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28.06.2018

Tarifbindung stärken, neue Betriebsräte gründen / Stefan Winnerlein löst Wolfgang Kormann als 2. Bevollmächtigter ab

Himmelkron. Die IG Metall Ostoberfranken hat einen neuen 2. Bevollmächtigten. Stefan Winnerlein (36), der bisher bereits als Gewerkschaftssekretär in der Geschäftsstelle in Münchberg tätig war, folgt auf Wolfgang Kormann aus Pegnitz. Er hatte das Amt aus Zeitgründen niedergelegt. Im Gegensatz zu Kormann wird Winnerlein wieder hauptamtlich tätig sein.

Trotzdem musste Winnerlein von der Delegiertenversammlung am Donnerstagabend in Himmelkron offiziell gewählt werden. Der gebürtige Nürnberger erhielt 98 Prozent der Stimmen. Der bisherige 2. Bevollmächtigte Wolfgang Kormann zieht sich allerdings nicht komplett aus der Gewerkschaftsarbeit zurück, er wird weiterhin im insgesamt 14-köpfigen Ortsvorstand tätig sein. Kormann, freigestellter Betriebsrat beim Pegnitzer Pumpen- und Armaturenhersteller KSB, wurde 2012 erstmals zum 2. Bevollmächtigten gewählt und 2016 in diesem Amt bestätigt.

Sein oberster Ziel sei die Schaffung von besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer, sagte Nachfolger Stefan Winnerlein. Als Gewerkschaftssekretär war er bei der IG Metall zuletzt für die Bereiche Betriebsbetreuung, Bildung, Arbeits- und Sozialrecht tätig. 2013 kam er als Jugendsekretär nach Oberfranken. Als Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit nannte er unter anderem die Stärkung der Tarifbindung, die Focussierung auf den Nachwuchs sowie die Gründung neuer Betriebsräte.

Das soll auch das Ziel der IG Metall in ganz Bayern sein, sagte der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler, der eigens wegen des Wechsels an der Spitze der Gewerkschaft in Ostoberfranken nach Himmelkron gekommen war. Der Organisationsgrad in den Betrieben ist nach den Worten des bayerischen Bezirksleiters von 69 Prozent vor vier Jahren auf mittlerweile 74 Prozent angestiegen. Besonders stellte es Wechsler heraus, dass sowohl der Frauenanteil in den Betriebsräten als auch der Anteil der unter 35-Jährigen ebenfalls zugenommen hat. Zudem sei in keinem einzigen Betriebsrat in Bayern eine rechtsgerichtete Gruppierung vertreten. „Das liegt daran, dass wir uns als IG Metall wirklich um die Probleme der Menschen kümmern“, sagte Wechsler.

Was für Bayern gilt, das gilt auch für Ostoberfranken, so der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel. Seinen Zahlen zufolge hat die IG Metall vor Ort in insgesamt 11333 Mitglieder, immerhin 20 mehr als im zurückliegenden Quartal. Auch die Zahl der Ein-Prozent-Mitglieder sei von 6657 auf 6785 angestiegen. Dabei handelt es sich um die betriebsangehörigen Mitglieder, die ein Prozent ihres Bruttolohnes als Mitgliedsbeitrag zahlen und die Gewerkschaft damit ganz wesentlich finanzieren.

Die Zahl der Neuaufnahmen seit Jahresbeginn liege mit 258 um 35 über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, sagte Seidel. Um diese Zahlen auch weiterhin auf hohem Niveau zu halten, kündigte er verstärkte Anstrengungen und Aktivitäten mit entsprechender Öffentlichkeitswirkung an. „Tarifverträge fallen nicht vom Himmel“, sagte Seidel. „Wir müssen sie uns immer wieder gemeinsam erkämpfen und erstreiten.“

Die IG Metall Ostoberfranken ist eine von 21. Verwaltungsstellen in Bayern. Sie hat ihren Sitz in Münchberg und ist für die Städte und Landkreise Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel zuständig. Die IG Metall ist die größte Einzelgewerkschaft in der Region.

Bilder: Wechsel bei der IG Metall Ostoberfranken (von links): der bayerische IG Metall-Chef Jürgen Wechsler, der neue 2. Bevollmächtigte Stefan Winnerlein, 1. Bevollmächtigter Volker Seidel und der bisherige 2. Bevollmächtigte Wolfgang Kormann.

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13.06.2018

Bessere Noten und mehr Motivation / „SHK-Ausbildung 2.0“: Coburger Innung Klempner-, Sanitär- und Heizungstechnik mit Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks ausgezeichnet

Neuses an der Eichen. Handwerk hilft sich selbst, ergreift Initiative und entwickelt gemeinsam Lösungen. Dafür sind die Mitgliedsbetriebe der Innung Klempner-, Sanitär- und Heizungstechnik Coburg das beste Beispiel. Zusammen haben sie das bayernweit einzigartige Projekt „SHK-Ausbildung 2.0“ zur betriebsübergreifenden Förderung von Auszubildenden ins Leben gerufen und erfolgreich durchgeführt. SHK steht dabei für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Innungsobermeister Frank Brückner von der Heinz-Brückner-Sanitär- und Heizungs e.K. in Neuses an der Eichen, konnte jetzt zusammen mit seiner Schwester Heike Brückner für das innovative Projekt den Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks entgegen nehmen. Heike Brückner ist in den traditionsreichen Familienbetrieb für die kaufmännische Leitung zuständig, sie war entscheidend an der Initiative beteiligt und ist heute im Wesentlichen für die Organisation zuständig.

Wie in den meisten anderen Gewerken auch, geht die Zahl der Bewerber, die den Beruf des Anlagenmechanikers SHK lernen wollen, kontinuierlich zurück. Kein Geheimnis sei es, dass oft auch der Grad der Vorbildung und die Leistungen der Auszubildenden rückläufig seien. Nicht zuletzt hätten auch die Betriebe weniger Möglichkeiten, den jungen Nachwuchs umfassend und übergreifend auszubilden. „Der Druck auf den Baustellen wird halt immer größer“, so Frank Brückner. Dazu fehle den Handwerksbetrieben oft sowohl die notwendige Größe als auch schlicht die Zeit. Doch nur darüber zu klagen, das ist nicht Sache des Handwerks. Also setzten sich die Meister und Ausbilder der Innungsbetriebe zusammen und schmiedeten das Konzept „SHK-Ausbildung 2.0“.

Gedanken habe man sich schon oft gemacht. Als dann die Prüfungen 2016 nicht gerade optimal verliefen, sei schnell klar gewesen: „Wir müssen selbst was auf die Beine stellen“, erinnert sich Heike Brückner. Mit einer Hand voll Betriebe ist es 2016 losgegangen, heute seien nahezu alle Ausbildungsbetriebe der Innung mit im Boot. „Wir haben damals kein großes Palaver gemacht“, sagt auch Frank Brückner. Man habe einfach die Ärmel hochgekrempelt und angefangen. Das war im Januar 2017 im Verwaltungsgebäude der Heinz-Brückner-Sanitär und Heizungstechnik in Neuses an der Eichen. Mittlerweile finden die Workshops in der Regel in den Räumen der Kammer in Coburg statt.

Bei „SHK-Ausbildung 2.0“ werden für Auszubildende aller Lehrjahre eintägige Workshops organisiert, die abwechselnd Ausbilder der teilnehmenden Betriebe betreuen. Die Themen der Workshops, die vier Mal pro Ausbildungsjahr stattfinden, seien exakt auf den Lehrplan der Schule abgestimmt. Dabei geht es unter anderem um die konkrete Umsetzung von fiktiven Kundenaufträgen. Weil der SHK-Bereich viel breiter gefächert ist, als bei anderen Gewerken, lernen die Azubis auch das, was im eigenen Betrieb auch mal auf der Strecke bleiben muss. Theorie und Vorbereitung der Praxisaufgaben übernimmt ehrenamtlich ein pensionierter Berufsschullehrer.

Schon nach dem ersten Durchlauf gab es überzeugende Ergebnisse: Alle an dem Konzept teilnehmenden Auszubildenden schnitten in der Zwischenprüfung eine Notenstufe, mittlerweile fast eineinhalb Notenstufen besser ab, als die Auszubildenden, die nicht mitgemacht haben. Zuletzt seien um die 90 Prozent der SHK-Azubis dabei gewesen. „Die Jungs wissen eben, worauf es ankommt“, freut sich Frank Brückner über den Erfolg und gibt offen zu: „Wir hätten nicht gedacht, dass die Lehrlinge so mitmachen“. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Betriebe ihre Lehrlinge für die Workshops bezahlt freistellen und, dass sich immer zwei Ausbilder bereit erklären, die Betreuung zu übernehmen.

Nicht zuletzt seien auch Chefs und Ausbilder motivierter gewesen und hätten wieder einen besseren Kontakt zu ihrem Nachwuchs aufgebaut. „Es macht schlicht allen mehr Spaß und für die Betriebe bringt es einen richtig guten Nutzen“, sagt Frank Brückner.

Die Heinz Brückner Sanitär- und Heizungstechnik e.K. wurde 1905 gegründet. Frank Brückner ist Eigentümer und Geschäftsführer in der mittlerweile vierten Generation. Das Unternehmen hat 60 Beschäftigte, davon sechs Auszubildende.

Bilder: Für das Projekt „SHK Ausbildung 2.0“ ist die Innung Klempner-, Sanitär- und Heizungstechnik Coburg mit dem HWK-Zukunftspreis ausgezeichnet worden. Innungsobermeister Frank Brückner und seine Schwester Heike Brückner haben den Preis entgegengenommen.

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08.06.2018

Funktionalität und Design im Einklang / Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks für den Raumausstatter Peter Mechtold aus Rödental

Rödental. Flexibilität, Spaß an Neuem, am Experimentieren, Lust auf Innovation, neue Materialien und Herausforderungen, das alles zeichnet den Raumausstatter Peter Mechtold aus Rödental bei Coburg aus. Für seine „Bad Lounge“, eine Badewanne aus einem neu entwickelten, weichen Material, das sich der Körperform anpasst und damit Verletzungsgefahren im Bad minimiert, wurde er vor kurzem mit dem Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks ausgezeichnet.

Schon in der Vergangenheit hat Peter Mechtold immer wieder mit Schaumstoff, Weichschaum und dessen Beschichtungen experimentiert wurde. Überaus erfolgreich entwirft er Licht-, Spann- und Akustikdecken, die er und sein 20-köpfiges Team in ganz Deutschland, Europa und manchmal auch darüber hinaus ausführen. Im Museum Brandhorst, einer Sammlung für zeitgenössische Kunst in München etwa, im neuen Gotteshaus der US-Army in Grafenwöhr, in einem Kunstpavillon der Biennale Venedig, bei der internationalen Unternehmens- und Wirtschaftsberatung Ernst & Young in Luxembourg oder sogar in einem Kino in Kasachstan.

 „Mit der Zeit habe ich das Material lieben gelernt“, sagt Peter Mechtold. So habe er immer weiter experimentiert, „ausgelotet, was alles möglich ist“, wie er es nennt. Seit 1997 ist er als klassischer Raumausstatter („vom Fußboden bis zur Decke“) selbstständig. Im Drei-Jahres-Turnus hat er immer wieder expandiert und dabei immer wieder neue Nischen entdeckt. Der Polsterschaum der mit Hilfe von CNC-Technik geschnitten und mehrfach beschichtet wird, ist nur eine davon. „Wir machen das, was nicht jeder macht“, erklärt der 51-jährige seinen Erfolg.

Stets im Hinterkopf hatte Peter Mechtold dabei das Thema beschichtete Schaummöbel. Aus den ersten Versuchen, noch an der Hochschule Coburg, wo er als Leiter der Werkstätten tätig war, wurde im Laufe der Jahre eine ganze, selbst entworfene Möbelkollektion und aus dieser ein eigenes Label: „Relax Your Life“. Es hat sich längst mit großem Erfolg auf dem Möbelmarkt etabliert. Vor allem auch deshalb, weil die verwendeten Kunststoffe (Polyurethane) wasserdicht und für den Außenbereich geeignet sind.

Aber damit noch nicht genug. Über einen Coburger Innenarchitekten kam vor einigen Jahren die Anfrage, ob aus den Materialien, die für die Möbel Verwendung finden nicht auch eine Badewanne denkbar sei. „Das war die Initialzündung“, sagt er heute. Über mehrere Jahre wurde getestet, gefeilt, verbessert, langzeitgetestet, bis der Prototyp der weltweit ersten weichen Badewanne, die „Bade-Lounge“, fertig war. Sie bietet zuvor nie geahnten Sitzkomfort, Auszurutschen und zu stürzen ist praktisch unmöglich, das Material wirkt isolierend und spart damit Energie und nicht zuletzt ist sie ein echter Hingucker.

Technisch besteht die „Bade-Lounge“ aus einer abgestimmten Kombination von Multilayerschaumstoffen. Zusammen mit einer hochflexiblen, wasserdichten Beschichtung sind auch individuelle Formen, etwa Waschbecken, aber auch die verschiedensten Farben und Strukturen möglich. „Im Focus steht die Sicherheit“, sagt er und erinnert daran, dass im Bad die meisten Unfälle passieren. Deshalb wäre der serienmäßige Einbau durchaus auch im Betreuten Wohnen oder in Krankenhäusern möglich. „Die Bade-Lounge bietet Funktionalität und Design im Einklang“, sagt Peter Mechtold. Bis jetzt gibt es freilich nur Einzelstücke.

Peter Mechtold vermarktet seine Innovationen unter den Labels „Casa Castello“, „Space Founder“ und „Relax Your Life“. Auch das zeigt, wie zukunftsorientiert ein Raumausstatter und sein Betrieb arbeiten kann - nicht nur Räume gestalten, sondern Räume schaffen und immer bereit für die nächste Innovation.

Trotzdem sieht sich Peter Mechtold nach wie vor als klassischer Handwerker. „Ich bin lieber draußen auf der Baustelle als drin im Büro“, sagt er und bedauert, dass es allzu oft eben genau andersherum ist. Unter seinen Beschäftigten sind neben Raumausstattern Schreiner, Maler, Fliesen- und Bodenleger und auch einige Quereinsteiger. „Es gibt keine Arbeit, die ich nicht selbst vormachen könnte“, sagte der Chef und erinnert daran, dass er seinen Betrieb als Ein-Mann-Unternehmen in der hauseigenen Garage gegründet hatte.

Bilder: Raumausstatter Peter Mechtold aus Rödental zeigt Teile seiner „Bad Lounge“, für die er jetzt mit dem Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks ausgezeichnet wurde.

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07.06.2018

Authentischer Klang ohne Reibungsverluste / „Transducer im Resonanzboden“: Klaviermanufaktur Steingraeber erhält Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks

Bayreuth. Der Flügel ist ein jahrhundertealtes Tasteninstrument. Kaum zu glauben, dass bei seiner Herstellung noch bahnbrechende Innovationen möglich sind. Doch genau dafür steht die Pianomanufaktur Steingraeber und Söhne in Bayreuth immer wieder. Da gibt es klimaresistente Kohlefaser-Resonanzböden, Sordino-Züge, Magnetmechaniken und jede Menge Elektronik im Klavier. Auch das ist Handwerk, Steingraeber macht es möglich.

Jetzt ist das namhafte Traditionsunternehmen für einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Klavierbaus mit dem Zukunftspreis des oberfränkischen Handwerks ausgezeichnet worden: Transducer im Resonanzboden. Was aussieht wie ein Eishockey-Puck, ist ein hochkomplexes technisches Gerät, eine Art Energieumwandler, wie er auch in Lautsprechersystemen zum Einsatz kommt. Diese Transducer sind im Resonanzboden des Flügels fest verankert und mit einem Laptop verbunden. Entscheidend ist das dazu passende Computerprogramm, das zusammen mit einem französischen Kooperationspartner entwickelt wurde. „Die Kombination zwischen Transducer und neuer Software ist das Besondere“, sagt Andreas Kaul, „Software-Chef“ bei Steingraeber.

Transducer treiben die Lautsprechermembrane an, damit sie vibrieren und Klang erzeugen, und genau um diesen Klang geht es, sagt Andreas Kaul. Mit Hilfe des Transducers lässt sich ein Flügel beispielsweise auf Knopfdruck umstimmen, etwa wenn sich ein Pianist ein Werk der Vierteltonmusik zum Beispiel von Viktor Ullmann, Charles Ives oder György Ligeti vornimmt. Das war freilich in der Vergangenheit auch schon möglich, aber nur mit Hilfe äußerst komplexer mechanischer Umbauten.

Jetzt geht das per Knopfdruck. Auch orientalische oder historische Stimmungen sind so möglich. Interessant ist es, dass sowohl die ganz alte Musik, als auch die zeitgenössische Musik von der Innovation profitieren. Bei Werken für Klavier und Live-Elektronik wird der Flügel dank Transducer zum Lautsprecher, eine extra Verstärkung wird nicht mehr notwendig. Und schließlich noch ein Vorteil: bei Open-Air-Konzerten kann der Transducer-Klang als „Booster“ für den Live-Piano-Klang wirken.

Als „Nebenprodukt“ bezeichnet es Udo Schmidt-Steingräber, dass mit Hilfe der Transducer im Resonanzboden auch ein Klavierkonzert vom anderen Teil der Erde per Internet über tausende Kilometer auch hier vor Ort stattfinden kann. Nur eben ohne den Pianisten und dafür mit drei, vielleicht auch fünf Transducern. Das Ganze findet weder mit irgendwelchen Vorsatztechniken noch mit konventionellen Lautsprechern, sondern mit dem gleichen Steingraeber-Flügel D-232 statt. Dadurch entstehe der authentische Klang, ohne jegliche Reibungsverluste, eins zu eins.

Technisch funktioniert das ganze so, dass sich unter den Tasten des einen Flügels eine optische Leiste befindet, die Dauer und Intensität eines jeden Tastendrucks genauestens misst. Der oder die Transducer im zweiten Flügel empfängt diese Daten, und sorgt dafür, dass exakt die gleichen Töne erzeugt werden.

Klingt alles nach Zukunftsmusik, doch die Verantwortlichen gehen davon aus, dass Musikschaffende die neuen Möglichkeiten schnell und umfassend nutzen und so mutig sind wie ihre Vorgänger durch die Jahrhunderte, um den technischen Fortschritt umzusetzen. Nicht umsonst steht ein Steingraeber-Transducer-Flügel bereits an der Musikhochschule Nürnberg, ein zweiter an der Musikhochschule in Essen. 

Auf die Idee gekommen war man bei Steingraeber in erster Linie durch den iranischen Musikprofessor Pooyab Azadeh aus Teheran. „Von ihm kam die Ur-Anregung“, sagt Schmidt-Steingraeber. Der Pianist wollte mit einem konventionellen Klavier die traditionelle persische Tonleiter unterrichten, was aufgrund fehlender Vierteltöne auf Tasteninstrumenten aber nicht geht. Er brachte die Idee eines frei stimmbaren Klaviers ins Gespräch.

Zum Massenprodukt wird das Ganze nicht werden, macht sich Udo Schmidt-Steingraeber keine Illusionen. „Wir bewegen uns eher in einer Nische“, sagte er und betont den künstlerischen Ansatz für Musikhochschulen, Tonstudios, Opernhäuser, eben für Profis. Nicht zuletzt entspreche es auch einem gewissen Trend, dass derzeit viele Pianisten wieder in historischen Stimmungen spielen möchten.

Der Zukunftspreis der Handwerkskammer für Oberfranken ist der Nachfolger des Designpreises. Er soll die Innovationskraft des Handwerks herausstellen. Der Preis wurde vor wenigen Tagen erstmals in Coburg verliehen. Ausgezeichnet würden Konzepte und Entwicklungen, die deutlich über dem Schnitt ihrer Branche liegen und den Anspruch erfüllen, zukunftsweisend zu sein.

Bild: Am Transducerflügel zeigt Andreas Kaul von der Pianomanufaktur Steingraeber und Söhne in Bayreuth, wie die neue Technik funktioniert.

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09.05.2018

Neue Lichttechnik erfordert neue Prüfsysteme /
Kompetenzzentrum Digitales Handwerk: Schulung zur Einstellung und Diagnose von Licht und Assistenzsystemen

Bayreuth. Jeder Automobilhersteller hat mittlerweile seine eigenen Licht- und Assistenzsysteme. Für den Kfz-Betrieb bedeutet das eine enorme Herausforderung, was die Einstellung und Kalibrierung, die Reparatur oder den Austausch angeht. Ohne digitale Diagnosegeräte geht es nicht mehr. Was es da alles gibt und wie man damit richtig umgeht, das konnten die Teilnehmer einer Schulung „Licht- und Assistenzsysteme – Einstellung und Diagnose“ im Kompetenzzentrum Digitales Handwerk (KDH) bei der Handwerkskammer für Oberfranken in Bayreuth erfahren. Der Zuspruch in der Mehrzahl von Kfz-Meistern freier Werkstätten war so groß, dass die Veranstaltung gleich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ausgebucht war.

Heller, weiter, effizienter, das sind die Ziele bei den Lichtsystemen an Kraftfahrzeugen. Egal ob Halogen, Xenon oder LED, die Entwicklung geht immer rasanter vor sich. „Es ist schon erschreckend, mit welchem Tempo die Entwicklung voranschreitet“, sagte Gerhard Schmökel, Ausbildungsmeister Kfz-Mechatronik an der Handwerkskammer für Oberfranken. Neue Lichttechnik erfordere auch immer neue Prüftechniken. Deshalb gebe es bereits seit 2014 eine neue Richtlinie zur Hauptuntersuchung. Sie legt die korrekte Durchführung einer Scheinwerferprüfung und die Beschaffenheit des Messplatzes fest.

Kommt es zu einem Unfall aufgrund einer Blendung durch falsch eingestellte Scheinwerfer, dann könne es schnell um viel Geld gehen. Deshalb sei die korrekte Einstellung so wichtig, dass sie in einer eigenen HU-Richtlinie definiert wurden. „Jede Werkstatt, die Hauptuntersuchungen durchführt, muss einen Prüfplatz vorweisen“, sagte Gerhard Schmökel. Das System zur Einstellung der Überprüfung müsse dabei den neuen Richtlinien entsprechen, sonst sei keine Hauptuntersuchung mehr möglich. Ein Prüfer werde sich in der Regel allerdings immer nur für Abblendlicht-Einstellungen interessieren, nicht für Zusatzfunktionen.

Genauer vorgestellt wurden bei der Schulung das Xenon- und das LED-Licht. Xenon bezeichnete der Referent dabei auch als „Mehrwert-Licht“, das aufgrund seiner Lichtfarbe heller und angenehm für das Auge ist. Xenon-Licht ist dem Tageslicht angepasst, deshalb sei es auch entspannter für das Auge, so Schmökel. Je heller das Licht ist, desto genauer sollte aber auch die Einstellung sein. Vorteile von Xenon-Licht sind unter anderem der geringere Energieverbrauch und die höhere Lebensdauer.

Zahlreiche Zusatzfunktionen gebe es dagegen bei LED-Scheinwerfern: ein eigenes Autobahnlicht mit einer längeren Reichweite, ein „Touristenlicht“ zur Umschaltung von Rechts- auf Linksverkehr, ein „Coming-Home-Licht“, das beim Aussteigen und Entriegeln aktiv wird, oder Sensoren zur Regenerkennung. Als großen Vorteil von LED bezeichnete der Kfz-Mester ebenfalls die lange Lebensdauer. Gehe man bei einer herkömmlichen Glühlampe von 1000 Betriebsstunden im Schnitt aus, seien es bei LED-Scheinwerfern 30000 Stunden.

Die Zahl der Bildpunkte bei LED-Scheinwerfern kennt dabei kaum eine Grenze nach oben. Bei Mercedes seien es pro Scheinwerfer bereits 1024 Bildpunkte. Damit sei es beispielsweise möglich, Richtungspfeile oder Geschwindigkeitsbegrenzungen auf die Fahrbahn zu projizieren, dem Fahrer die Steuerung des Fernlichts abzunehmen, Gefahren in der Kurve frühzeitig zu erkennen oder ein GPS-basiertes Kreisverkehrslicht mit einer wesentlich breiteren Lichtverteilung einzusetzen. Neuester Stand bei Rücklichtern sei die Organische LED (OLED), bei der es keine punktuelle sondern eine flächige Beleuchtung gibt.

Die Teilnehmer erhielten in der Schulung nicht nur einen markenunabhängigen Überblick über aktuelle Licht- und Assistenzsysteme der verschiedenen Hersteller. Sie konnten auch ganz konkret den Umgang mit verschiedenen Diagnosegeräten testen und die korrekte Einstellung und Kalibrierung der zahlreichen, digital vernetzten Sensoren als Grundvoraussetzung für eine fehlerfreie Funktion ausprobieren.

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08.05.2018

Fachkräftemangel und fehlende Digitalkompetenz / Gesprächsrunde mit MdB Silke Launert im Business Systemhaus Bayreuth

Bayreuth. Der Fachkräftemangel ist ein Problem für den IT-Dienstleister Business Systemhaus AG in Bayreuth. „Wir suchen dringend hochqualifizierte Mitarbeiter aus der Region“, sagte Vorstand Wolfgang Eichfeld bei einer Gesprächsrunde mit Unternehmensvertretern und der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert in der Bayreuther Unternehmenszentrale.

Gesucht würden Anwendungsentwickler, Wirtschafts- und Fachinformatiker, Betriebswirtschaftler aber auch Quereinsteiger. „Wir nehmen unsere Beschäftigten als Menschen wahr“, sagte Eichfeld. Damit hebe sich das Business Systemhaus von manchen Großkonzernen ab. Geboten würden unter anderem kurze Entscheidungswege, Vertrauensarbeitszeit mit Gleitzeit, die Möglichkeit des Homeoffice aber auch ein gut ausgestattetes Bistro, das den Vergleich mit manchem Café nicht zu scheuen braucht.

Von Unternehmensvertretern wurde bei der Gesprächsrunde die Vermittlung von Medienkompetenz in den Schulen gefordert. Ein Vortrag am Elternabend sei dafür zu wenig, gefragt seien professionelle Lehrkräfte. Natürlich müsse sich das ändern in den Schulen, „sonst verlieren wir den Anschluss in der Welt“, sagte Launert. Insgesamt habe die Politik die Chancen der Digitalisierung erkannt, was sich auch in der Einrichtung eines Digitalisierungsministeriums zeigt. Allerdings müssten sich auch unsere Werte wie Disziplin und Geradlinigkeit aufs Netz verlagern, denn diese Werte gelten auch in der digitalen Welt.

Die Business Systemhaus AG versteht sich in erster Linie als IT-Partner für den Mittelstand. Zu den Kunden gehören unter anderem die Confiserie Burg Lauenstein, den Seilhersteller Liros in Berg oder Steiner in Bayreuth. Das Unternehmen war 1995 aus der traditionsreichen Organisation Taylorix heraus entstanden und unter anderem vom heutigen Vorstand Wolfgang Eichfeld zunächst als GmbH gegründet worden. Neben der Beratung und der individuellen Anpassung integrierter Unternehmens-Software gehören Personalmanagement, Hardware-Infrastruktur, Business Intelligence-Lösungen und Cloud Computing zum Angebot der Firma.

In der mehr als 60-jährigen Firmengeschichte hat sich die Business Systemhaus AG von den Anfängen der elektronischen Datenverarbeitung bis zu den modernsten Technologien stetig mit- und weiterentwickelt. Gegründet 1952 als Bezirksstelle der Taylorix-Organisation, die sich in erster Linie um die damals aktuelle Durchschreibebuchführung kümmerte, wurde die Taylorix-Vertriebs GmbH im Jahr 1995 in die Business Systemhaus GmbH umgewandelt. 2002 entstand die Business Systemhaus AG.

Mit der Einweihung der neuen Firmenzentrale vor drei Jahren hat der international tätige IT-Dienstleister nicht nur einen wichtigen Meilenstein für die eigene Zukunft, sondern auch ein kraftvolles Statement für den Standort Bayreuth abgelegt. Von hier aus können die Kunden optimal betreut werden. Die Zentrale befindet sich in der Bayreuther Himmelkronstraße auf einem über 3300 Quadratmeter großen Grundstück. Das innovative, dreigeschossige Bürogebäude verfügt über rund 1000 Quadratmeter Bürofläche, in dem exklusive Konferenz- und Schulungsräume, modernste Büroräume und ein Bistro Platz finden.

Bilder:
1.
Business-Systemhaus-Vorstand Wolfgang Eichfeld, die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert sowie die beiden Prokuristen Regina Deppner und Michael Zettl (von links).
2. Vorstand Wolfgang Eichfeld, Vertriebschef Gerd Schertel, die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, Prokuristin Regina Deppner, Frank Heidenau von der BioCer-Entwicklungs GmbH, Prokurist Michael Zettl sowie Christian Haas und Berthold Krug von dem Unternehmen Steiner in Bayreuth (von links).

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07.05.2018

Wichtiger Global Player für die Region / Abgeordnete besuchten Werk des Kunststoffherstellers LyondellBasell in Bayreuth

Bayreuth. „Wir haben in der Öffentlichkeit nicht den großen Namen, wir sind aber trotzdem das drittgrößte Chemieunternehmen der Welt.“ Das sagt der Werksleiter von LyondellBasell in Bayreuth, Günter Sachs-Weingärtner. Der Standort Bayreuth ist dabei einer von sechs Niederlassungen des börsenorientierten Unternehmens in Deutschland und einer von 55 Standorten weltweit. Hier werden Polypropylen-Compounds für die Automobilindustrie und Haushaltsgeräte hergestellt, erläuterte Sachs-Weingärtner bei einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert und der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer.

Historisch gesehen erstrecken sich die 63000 Quadratmeter des Bayreuther Werks auf dem Gelände des ehemaligen Brandenburger Weihers. Die Adresse lautet deshalb auch Weiherstraße. Kaum jemanden, der auf der direkt angrenzenden Bundesautobahn A9 unterwegs ist, werden die imposanten Stahlssilos noch nicht aufgefallen sein. Sogar Fernsehleuten sind sie ein Begriff, einige Sequenzen des neuen Franken-Tatorts wurden erst vor wenigen Tagen dort gedreht.

Seit 1987 ist Lyondellbasell (früher Himont) in Bayreuth und seitdem seien weit über drei Millionen Tonnen PP-Compounds hergestellt worden. Mehr als 300 verschiedene Produkte werden aktuell für Kunden in ganz Europa produziert. Am Standort Bayreuth sind aktuell 135 Mitarbeiter beschäftigt, dazu kommen drei Produktentwickler und fünf Auszubildende für Elektroberufe und zum Schlosser. Der Leiter des Standortes beschreibt LyondellBasell als „hocheffizienten Betrieb mit modernster Technologie“, in dem Sicherheitsstandards auf höchstem Niveau festgeschrieben sind.

PP-Compounds steht dabei für einen Verbundstoff, der zusammen mit anderen Komponenten wie Elastomeren, Füllstoffen, Farbpigmenten oder Stabilisatoren verarbeitet wird. In Bayreuth wird das Granulat produziert. Kunden sind Spritzgießer, die daraus Teile wie Säulenabdeckungen, Türpaneele, Radkastenleisten, Motorabdeckungen, Stoßstanden oder Armaturenbretter für die Autoindustrie machen. „Rund 25 Kilogramm aus unserer Produktion stehen fast in jedem Auto“, sagt Sachs-Weingärtner.

Größter Absatz für PP-Compounds aus Bayreuth ist nach den Worten des Standortleiters Deutschland mit einem Anteil von über einem Drittel. Weitere große Abnehmer sind Italien, Frankreich, die Slowakei und die Türkei.

Besonders hob Sachs–Weingärtner das soziale Engagement des Unternehmens hervor. So gibt es einen Global Care Day, an dem sämtliche Mitarbeiter vor Ort ehrenamtlich tätig werden, bei der Tafel etwa oder in einem Kindergarten. Gemeinnützige Organisationen vor Ort würden außerdem regelmäßig mit Spenden bedacht. Auch einen Global Safety Day, einen Tag der Sicherheit, gibt es.

Eine enge Zusammenarbeit verbindet LyondellBasell schließlich auch mit der Universität Bayreuth. Aktuell gibt es Studienarbeiten aus der Biotechnik und chemischen Verfahrenstechnik zur Optimierung des Kühlwassernetzes oder aus dem Bereich Mess- und Regeltechnik der Ingenieurswissenschaften über Durchflussmengen von Granulaten in Förderleitungen.

Dr. Silke Launert bezeichnete LyondellBasell als bedeutenden und für Bayreuth immens wichtigen Global Player. Jeder kenne die silbernen Silos an der A9 aber kaum jemand wisse, was dort eigentlich produziert wird. Auch als Arbeitgeber und als Ausbildungsbetrieb sei LyondellBasell in der Region bekannt, so die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Als Ehrenamtsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung würdigte sie besonders das entsprechende Engagement, das von den Mitarbeitern hoch gehalten werde.

Bundesweit beschäftigt LyondellBasell rund 2500, weltweit 13400 Arbeitnehmer. Ein zweites bayerisches Werk befindet sich in Münchsmünster bei Ingolstadt. LyondellBasell hat seinen Sitz in Rotterdam. Der Namensbestandteil Basell geht auf ein Gemeinschaftsunternehmen von BASF und Shell zurück, 2007 kam es zum Zusammenschluss der Unternehmen Lyondell und Basell.

Bilder:
- Zusammen mit Unternehmensvertretern haben die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert (3. von links) und die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (2. von rechts) das Bayreuther Werk des Kunststoffherstellers LyondellBasell besucht.

- Werksleiter Günter Sachs-Weingärtner erläuterte der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert (links) und der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer die technischen Abläufe bei LyondellBasell in Bayreuth.

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30.04.2018

Fachkräfte dringend gesucht / Handwerk setzt auf Zuwanderung - Abgeordnete Dr. Launert und Hohlmeier bei der HWK

Bayreuth. In Oberfranken fehlen aktuell bereits rund 18000 Fachkräfte. Der Großteil davon werde in gewerblich-technischen Berufen benötigt. „Das ist wirklich unser dringendstes Thema momentan“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Koller bei einem Informationsgespräch mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert und der Europaabgeordneten Monika Hohlmeier.

Der größte Bedarf bestehe in den Sparten Bau- und Ausbau sowie in den Bereichen Elektrotechnik und Kfz. Das sind die 15000 bis 16000 gewerblichen Fachkräfte, die dringen benötigt würden, so Koller. Er sprach von durchaus attraktiven Berufsbildern. Die Gleichung „wenig Gehalt, wenig Lehrlinge“ entspreche schon lange nicht mehr der Realität.

Hoffnungen setzt das Handwerk auf die Zuwanderung von potentiellen Fachkräften. Hier wäre es besonders wichtig, den Bereich Ausbildung miteinzubeziehen. Die Öffnung für ausbildungsinteressierte Jugendliche bezeichnete Koller dabei als eine der wichtigen Forderungen des Handwerks. Dazu gehörten unabdingbar auch Kenntnisse der deutschen Sprache. „Ohne Sprache wird es nicht funktionieren“, sagte er. Die Feststellung entsprechender Sprachkenntnisse könne dabei allerdings nur über zentrale deutsche Anlaufstellen im jeweiligen Drittland funktionieren.

Insgesamt begrüßt das Handwerk den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD. Vor allem im Bereich Bildung seien die Koalitionspartner dem Anspruch auf Modernisierung und Zukunftsorientierung am nächsten gekommen. „Für uns war es wichtig, dass man die Bedeutung der beruflichen Bildung auf bundespolitischer Ebene erkannt hat“, so Koller. Manch andere Bereiche blieben allerdings weit hinter den Erwartungen zurück.

Auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert begrüßte, dass im Bereich der beruflichen Bildung wichtige Akzente gesetzt werden konnten. Die Kernforderungen des Handwerks hätten Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden, sagte Launert.

Ausdrücklich begrüßt wurde die Absenkung des Beitragssatzes in der Arbeitslosenversicherung um 0,3 Prozentpunkte. Die Absenkung sei angemessen, durch die Beitragssenkung werde die Beschäftigung gerade in den personalintensiven Betrieben des Handwerks geschützt.

Den Imagewandel im Handwerk machte Koller an der Tatsache fest, dass rund elf Prozent der abgeschlossenen Lehrverträge heute von Abiturienten wahrgenommen würden. Noch vor zehn Jahren machten junge Leute mich Hochschulreife nur zwei bis drei Prozent aus. Um eine vernünftige Berufsorientierung anbieten zu können, sei es auch weiterhin wichtig, in den Schulen zu werben. „Wir brauchen auch die Guten und Cleveren, um in Zukunft Elektrotechnik, Haustechnik und Mobilität sicherstellen zu können“, so der Hauptgeschäftsführer.

Bild: Der Fachkräftemangel als eines dringendsten Probleme des oberfränkischen Handwerks: HWK-Geschäftsführer Rainer Beck und Hauptgeschäftsführer Thomas Koller tauschten sich mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert (2. von rechts) und der Europaabgeordneten Monika Hohlmeier über handwerkspolitische Themen aus.

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27.04.2018

„Berufsschule Plus“: Regina Schreier macht Bäckerlehre und Fachabitur gleichzeitig / Ausbildung wird in Bamberger Traditionsbäckerei Seel groß geschrieben

Bamberg. Vier Arbeitstage und zwei Schultage, und das Ganze drei Jahre lang: anspruchsvoll ist es schon, das Angebot „Berufsschule Plus“. Damit können besonders leistungsbereite Auszubildende parallel zu ihrer Lehre die Fachhochschulreife erwerben. Doch Regina Schreier gehört ohnehin zu den Ehrgeizigen. Die 17-jährige Wirtstochter aus Plankenfels im Landkreis Bayreuth macht seit September eine Lehre bei der Traditionsbäckerei Seel in Bamberg. Parallel dazu besucht sie immer samstags die Berufsschule 3, um sich alle Türen offen zu halten. Vielleicht will sie ja doch noch studieren, eventuell Lebensmitteltechnik, aber da muss sie sich ja noch nicht entscheiden.

Regina Schreier denkt praktisch. „Damit spare ich mir jede Menge Zeit“, sagt sie und rechnet vor, dass sie in drei Jahren ja nicht nur eine angeschlossene Berufsausbildung hat, sondern auch noch das Fachabitur. Auf das Angebot gekommen war sie durch eine Informationsveranstaltung an ihrer Schule, der Gesamtschule Hollfeld, wo Regina Schreier im zurückliegenden Jahr die Mittlere Reife ablegte. Die Bäckerei Seel am Fuß des Dombergs entdeckte sie, als es im Unterricht um Bamberger Spezialitäten ging. In der ältesten Bäckerei Bambergs werden seit Jahrhunderten die echten Bamberger Hörnla gebacken.

Die Zähne müsse man allerdings schon zusammenbeißen. Von den 30 Mitschülern zu Beginn des Ausbildungsjahres sind in der eigens eingerichteten Klasse der Bamberger Berufsschule gerade mal noch 16 übrig geblieben. Es ist halt doch ein immenser Zeitaufwand. Freilich nicht für Regina Schreier, sie hat tatsächlich nebenbei noch Klavierunterricht, spielt Basketball beim DJK Don Bosco Bamberg und macht gerade auch noch ihren Führerschein. Doch gerade für solche Überflieger ist das Angebot „Berufsschule Plus“ gedacht.

Ihr Chef Alfred Seel, Innungsobermeister der Bäcker in Bamberg ist begeistert von der Möglichkeit, die das Projekt „Berufsschule Plus“ bietet. Er gibt aber auch zu bedenken, dass Regina Schreier durch ihre Teilnahme an „Berufsschule Plus“ jede Menge Nachteile in Kauf nimmt. Zum einen sei in ihrem Fall trotz der Mittleren Reife keine Lehrzeitverkürzung möglich gewesen, zum anderen müsse sie immer samstags, wenn andere frei haben, die Schulbank drücken. Schließlich müsse sie ja trotz angestrebten Fachabiturs die ganz normale Berufsschule besuchen. „Man muss sich das echt gut überlegen“, sagt Seel.

Überhaupt spielt bei ihm das Thema Ausbildung eine große Rolle. Rund 20 junge Leute hat er in den zurückliegenden zehn Jahren schon ausgebildet. Die Hälfte Bäcker, die andere Hälfte Bäckereifachverkäuferinnen. Freilich wird es auch bei ihm immer schwieriger geeignete Bewerber zu finden. Die Arbeitsweise fordert schon, sagt er, wobei das frühe Aufstehen gar nicht mehr so das Problem sei. Schwieriger ist es mit dem Druck zurechtzukommen und „Just-in-time“ zu produzieren und zu liefern. Alfred Seel betreibt in Bamberg drei Filialen in denen 32 Beschäftigte tätig sind. Den Betrieb hat er vom Vater übernommen.

Das Angebot „Berufsschule Plus“ gibt es in Bayern seit dem Schuljahr 2008/2009. Oberstes Ziel ist es, bereits während der Lehrzeit eine schulische Weiterqualifizierung zu ermöglichen.

Bilder: Anspruchsvoll ist es schon: Die Auszubildende Regina Schreier und Innungsobermeister Alfred Seel in der Backstube am Fuß des Dombergs.

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17.04.2018

„Next Düngung“ und Digital Farming schonen den Boden und sparen Kosten / Modernste Technik hält Einzug in der Landwirtschaft - Umsatzsteigerung bei der BayWa in Franken

Bamberg. Der Agrarhandelskonzern BayWa setzt auf Landwirtschaft 4.0. „Digital Farming ist das Thema, das die Landwirte derzeit brennend interessiert“, sagte Günter Schuster, Spartengeschäftführer Technik in Ober- und Mittelfranken. Seinen Worten zufolge bedeutet Digitalisierung in der Landwirtschaft Bodenschonung, Nachhaltigkeit, aber auch Kosteneffizienz und Kosteneinsparung.

Pflanzenscanner, Drohnen, Software und Satellitentechnik seien längst in der Realität angekommen, modernste Technik habe in der Landwirtschaft Einzug gehalten, so Schuster bei der Vorstellung der Geschäftszahlen in Bamberg. Hier sei die Landwirtschaft schon viel weiter, als es der eine oder andere glauben mag, sagte der neue Spartengeschäftsführer Agrar, Bernhard Schleicher. Für Günter Schuster steht bereits fest, dass die Technik das Vertrauen in die Produktion aufgrund der automatischen Dokumentation sämtlicher Vorgänge wieder enorm steigern werde.

Ein Beispiel dafür sei das Software-Modul „Next Düngung“, das die BayWa als eine Art Antwort auf die neue Düngeverordnung entwickelt hatte. Die Software berechnet auf Knopfdruck die gesetzlich zulässigen Mengen für Stickstoff, Phosphor und Kali und unterstützt dabei nicht nur den Landwirt, sondern sorgt auch dafür, dass gar nicht mehr unkontrolliert gedüngt werden kann. „In der Produktion gesunder Lebensmittel werden wir damit ganz vorne sein“, so Schuster.

Der Agrarhandelskonzern BayWa hat seinen Umsatz in den drei fränkischen Regierungsbezirken im zurückliegenden Jahr von gut einer Milliarde Euro auf knapp 1,03 Milliarden Euro gesteigert. Ober- und Mittelfranken habe dabei einen Anteil von 545 Millionen Euro, was eine Steigerung von rund 19 Millionen Euro entspricht. Dabei hätten die Sparten Baustoffe, Energie und Technik zugelegt, während der Umsatz im Agrarbereich rückläufig gewesen sei, sagte der Leiter des Business Centers Franken Karl Bittermann.

Von 128 auf 122 Millionen Euro war der Umsatz für Ober- und Mittelfranken in der Agrarsparte zurückgegangen. Dennoch merkte Spartengeschäftsführer Bernhard Schleicher an, dass sich die BayWa vor dem Hintergrund der extrem schwierigen Marktsituation mit niedrigen Preisen und extremen Margendrucks sehr gut behauptet habe. Der Bereich Technik konnte dagegen in den beiden Regierungsbezirken von 112 auf 117 Millionen Euro zulegen, was Spartengeschäftsführer Günter Schuster auf verstärkte Investitionen der Landwirte in neue Maschinen zurückführte. Auch das Geschäft mit Maschinen aus zweiter Hand lege weiter zu. Deshalb investiere das Unternehmen gerade 400000 Euro in eine zweite Halle für das Gebrauchtmaschinenzentrum in Bamberg.

Eine Umsatzsteigerung konnte auch der neue Regionalleiter Florian Bailer für den Bereich Energie in Ober- und Mittelfranken vermelden. Hier habe es einen Anstieg von 156 auf 166 Millionen Euro gegeben. Hintergrund sei zum einen die Belieferung von Großbaustellen sowie die Bedeutung digitaler Kanäle beim Vertrieb von Heizöl und Holzpellets. Bleibt noch der Bereich Baustoffe, bei dem Umsatz in den beiden Regierungsbezirken ebenfalls um zehn Millionen auf 140 Millionen Euro gesteigert werden konnte. Regionalleiter Jochen Schneider führte dies vor allem auf die starke Nachfrage im Hochbausortiment nach Baustahl, Transportbeton, Mauersteine sowie auf Fassadenelemente, vorgefertigte Bauelemente und Flachdächer zurück.

2017 hatte die BayWa nach den Worten Bittermanns in ganz Franken knapp 21 Millionen Euro investiert. Für das laufende Jahr seien Investitionen in Höhe von rund 24 Millionen Euro geplant. Unter anderem soll das Gebrauchtmaschinenzentrum in Bamberg erweitert und zusätzliche Investitionen in die Erfassung und Verarbeitung von Getreide getätigt werden.

Die BayWa ist in Franken mit den Bereichen Agrar, Baustoffe, Energie und Technik mit gut 2100 Mitarbeitern an 109 Standorten vertreten. Rund elf Prozent der Mitarbeiter sind Auszubildende, die Übernahmequote liegt bei 70 Prozent.

Bilder:
- Im Bamberger Haften ist die BayWa mit allen vier Sparten Agrar, Baustoffe, Energie und Technik vertreten.
-
Sie sind als Spartengeschäftsführer und Regionalleiter für die BayWa in Franken verantwortlich: Karl Bittermann (Leiter Business Center Franken), Florian Bailer (Energie), Jochen Schneider (Baustoffe), Bernhard Schleicher (Agrar) und Günter Schuster (Technik).

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22.03.2018

Dauerbrenner Unternehmensnachfolge: „Die Dinge rechtzeitig regeln“ / HWK-Unternehmertreff mit Steuerberater Jens Brett aus Naila

Thurnau/Kloster Banz. Für die einen ist es das spannendste Thema überhaupt, für die anderen der blanke Horror: die Nachfolge im eigenen Betrieb. Einer der sich damit auskennt ist der Steuerberater Jens Brett aus Naila. Sein wichtigster Tipp beim Unternehmertreff der Handwerkskammer für Oberfranken: „Nicht alles bis zum St.-Nimmerleinstag vor sich herschieben, das wäre total kontraproduktiv.“

Das Thema brennt vielen auf den Nägeln. Nicht nur, dass allein in Bayern zwischen 2017 und 2021 rund 30000 Betriebe mit zusammen an die 500000 Mitarbeiter vor einem Generationenwechsel stehen, wie HWK-Präsident Thomas Zimmer berichtete, auch die beiden Infoabende der Kammer zum Thema auf Kloster Banz und auf Schloss Thurnau waren beide Male restlos ausgebucht.

Für Oberfranken bezifferte Präsident Zimmer die Zahl der Unternehmen, die bis 2021 zur Übergabe anstehen, auf 2000 mit zusammen über 36000 Mitarbeitern. „Damit ist das Thema ein echter Dauerbrenner“, so Zimmer. Auch er bezeichnete eine frühzeitige und aktive Planung der Unternehmensnachfolge als absolut wichtig.

Eine der größten Hürden dabei sei die steuerliche Bewertung, sagte Steuerberater Jens Brett. Der eine möchte einen hohen Preis, der andere möchte aber nicht so viel bezahlen. Deshalb sei eine steuerliche Unternehmenswertermittlung von großer Bedeutung. Der Fachmann räumte dabei schnell mit einem Vorurteil auf: „Der Unternehmenswert ist nicht der Kaufpreis.“ Der könne lediglich ein Anhaltspunkt sein. Maßstab sei in der Regel entweder der Gewinn oder die vorhandenen Sachwerte.

Steuerberater Brett unterschied zwischen unentgeltlicher Übergabe, also einer Schenkung, und einer entgeltlichen Übergabe. Eine unentgeltliche Übergabe sei zwar steuerneutral, doch verpflichte sie zur Buchwertfortführung, deshalb sei die Schenkung gar nicht immer so der Idealfall. Hier gebe es auch eine gefährliche Steuerfalle, denn wenn nicht alle wesentlichen Betriebsgrundlagen an den Übernehmer übergehen, sei keine steuerneutrale Übergabe möglich. Die Folge wäre eine fiktive Veräußerungsbesteuerung, obwohl gar kein Kaufpreis vorliegt. Als entscheidende Vorteile einer entgeltlichen Übergabe bezeichnete der Steuerberater einmal das Abschreibungspotenzial, zum anderen die Möglichkeit, an Förderdarlehen zu kommen.

All diese Punkte seien schwer im Blick zu behalten, sagte Steuerberater Jens Brett. Sowohl im Vorfeld, als auch begleitend während der Übergabe sei das Hinzuziehen von Experten notwendig. Rechtsanwälte und Steuerberater gehörten dazu, aber auch die kostenfreie betriebswirtschaftliche Beratung der Kammer.

Sie alle könnten dazu beitragen, dass die Betriebsübergabe steuerlich einigermaßen glimpflich über die Bühne geht. Als mögliche Gestaltungsmöglichkeiten nannte Jens Brett die Übergabe des Betriebes gegen Versorgungsleistungen, also etwa einer Rentenzahlung auf Lebenszeit, eine Übergabe unter dem sogenannten Nießbrauchsvorbehalt, eine stille Beteiligung als Übergangslösung oder die Betriebsverpachtung statt der Veräußerung als Zwischenschritt.

Als schlimmsten Gau bezeichnete es der Steuerfachmann, wenn nie die Zeit dazu ist, die Übergabe zu regeln, kein Testament und damit keine erbrechtliche Nachfolgeregelung vorliegt und der schlimmste Fall des Todes des Betriebsinhabers eintritt. „Durch so etwas können gut Betriebe kaputt gehen“, warnte Jens Brett und rief dazu auf, die Dinge rechtzeitig zu gestalten. Bei der anschließenden Diskussionsrunde hatte Birgit Fuchs, Raumausstatterin aus Bayreuth noch einen ganz wichtigen Tipp an die Unternehmer: „Reden, reden, reden: das ist ganz wichtig.“ Man könne sich vieles ersparen, wenn man nur rechtzeitig miteinander spricht.

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07.03.2018

Vom zahnlosen Tiger zum scharfen Schwert / EU-Datenschutz-Grundverordnung tritt am 25. Mai in Kraft – Thomas Biermann von der Datev beim HWK-Infoabend in Coburg und Selb

Coburg/Selb. Am 25. Mai tritt die neue Europäische Datenschutz-Grundverordnung in Kraft. Um was es dabei geht, das ist allerdings nur den Wenigsten so richtig klar. „Kaum ein Unternehmen ist darauf vorbereitet, sagt Thomas Biermann (Bild links) vom IT-Dienstleister Datev in Nürnberg. Bei einer Infoveranstaltung der Handwerkskammer für Oberfranken zum neuen Datenschutzrecht in Coburg und tags darauf in Selb gab Biermann mehreren hundert interessierten Handwerkern einen Überblick über die neuen Regeln, die in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gelten sollen.

„Es betrifft jeden Unternehmer, aber auch jede Privatperson“, sagte Biermann. Und zwar immer dann, wenn personenbezogene Daten erfasst und verarbeitet werden. Also praktisch immer, an sieben Tagen in  der Woche, an 24 Stunden am Tag. Egal ob Payback oder Schufa, Unternehmen oder Geheimdienste: alle sind an Daten interessiert. „Daten sind ein wichtiges Gut geworden“, so der Referent.

Ziel der neuen Europäischen Datenschutz-Grundverordnung sei es, eine einheitliche Rechtsordnung in der gesamten Europäischen Union zu schaffen. Damit soll das alte Bundesdatenschutzgesetz abgelöst werden. Worum geht es? „Um alle Daten, die mich identifizierbar machen, nicht nur um Adresse und Telefonnummer, auch um Bankverbindung, Kreditkartennummer, IP-Adresse bis hin zur Kreditwürdigkeit oder eventuellen Vorstrafen.“

Konkret soll die neue Verordnung vorgeben, wie Unternehmen mit Daten umzugehen haben. Wichtigster Punkt dabei: alle muss künftig dokumentiert werden und alles muss nachgewiesen werden können. Also auch, warum gerade diese Daten gespeichert und wofür sie genutzt werden. Bei sensiblen Daten wie etwa der Religion eines Mitarbeiters, müsse auch festgehalten werden, dass sie für die Lohnabrechnung wichtig sind.

Um Adressen eines Kunden nutzen zu dürfen, und wenn es nur für eine Weihnachtskarte ist, benötige jeder Betrieb künftig die Einwilligung des Kunden, die natürlich jederzeit widerrufen werden kann. Selbst bei einem Preisausschreiben, das ein Unternehmen auf einer Messe veranstaltet, müsse künftig klar ersichtlich sein, wann die erhobenen Daten wieder gelöscht werden.

Doch damit noch lange nicht genug. Nach den Worten von Datev-Sprecher Biermann müssen sämtliche über ihn gespeicherten Daten einem Kunden künftig schnell und leicht zugänglich gemacht werden, wenn er danach fragt. Der Kunde habe nach der neuen Verordnung ein Auskunftsrecht, welche Daten ein Unternehmen von ihm besitzt. Das Unternehmen sei verpflichtet, dem Kunden Auskunft zu erteilen.

Überprüfen werde dies künftig alles das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht (BayLDA), sagte Biermann. Bisher sei das Thema Datenschutz ein zahnloser Tiger gewesen, das soll sich jetzt ändern, denn künftig werde geprüft. Während die Höchststrafe bislang bei 300000 Euro gelegen habe, schreibe die Verordnung bei einem Verstoß gegen Auflagen künftig Höchststrafen bis zu zehn Millionen Euro oder zwei Prozent des weltweiten Umsatzes, beim Verstoß gegen Rechte Betroffener sogar bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des weltweiten Umsatzes vor. Wenn dies den Handwerker freilich kaum treffen werde, so gilt die Verordnung schon jetzt als scharfes Schwert. Ein Ziel sei es auch, die großen, weltweit agierenden Konzerne in Sachen Datenschutz zu erreichen.

Trotzdem sollten sich auch Handwerker um die Verordnung kümmern. Da gilt es zunächst bei mindestens zehn Beschäftigten einen Datenschutzbeauftragten zu installieren. Bei Unternehmen, die hochsensible Daten etwa aus dem medizinischen Bereich verarbeiten, reichen auch weniger Mitarbeiter für den Datenschutzbeauftragten aus. Dann gelte es, eine Bestandaufnahme durchzuführen, welche Daten überhaupt verarbeitet werden und wer die Betroffenen sind. Ganz wichtig sei das sogenannte Verarbeitungsverzeichnis, in dem festgehalten werden soll, welche Daten das Unternehmen besitzt und wofür die Daten genutzt werden. In dieses Verzeichnis gehören alle Daten aus der Finanz- und Lohnbuchhaltung, aber auch aus der Mitarbeiterverwaltung, aus den Bereich Werbung und Marketing bis hin zu Bewerberdaten.

Natürlich sei das Ganze ein bürokratischer Aufwand, so Biermann. Er rief die Handwerker dazu auf, die Verordnung als Chance zu sehen, ein Datenschutz-Managementsystem aufzubauen, in dem ganz genau festgelegt ist, welcher Mitarbeiter wie und mit welchen Daten umgehen darf. Der Referent sagte auch jetzt schon voraus, dass Prüfungen weniger nach dem Prinzip Zufall, sondern vielmehr auf Verdachtsmeldungen hin stattfinden werden.

Für alles das gibt es nach den Worten von Hans-Karl Bauer (Bild links oben) , dem Leiter des HWK-Verwaltungssitzes Coburg eine ausführliche Handreichung mit zahlreichen Musterformularen. Der Leitfaden stehe auch auf den Internetseiten der Handwerkskammer zum Download bereit.

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22.02.2018

Mängel künftig durchreichen / HWK informierte über neues Bauvertragsrecht – Volles Haus beim Infoabend in Bayreuth mit Rechtsanwalt Johannes Schlegel

Bayreuth. Gewährleistungsfalle. Schon der Name lässt nichts Gutes erahnen. Doch damit hat es jetzt ein Ende. Das gesamte Bauhandwerk profitiert davon. Worum es geht, das erläuterte Rechtsanwalt Johannes W. Schlegel beim Infoabend der Handwerkskammer für Oberfranken über das neue Bauvertragsrecht, das zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist. Der Europasaal des Zentrums war voll besetzt und auch die zweite Veranstaltung im Saal von Kloster Banz ist komplett ausgebucht, was zeigt, dass dieses Thema vielen auf den Nägeln brennt.

„Die Haftungsfalle für das Handwerk wird abgemildert“, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. Er sprach von einem guten Erfolg der Handwerkspolitik. Dabei ist die Gewährleistungsfalle nur ein Aspekt des neuen Bauvertragsrechts, wenngleich ein ganz wichtiger. Darum geht es: Hat ein Handwerker fehlerhaften Material verbaut, das später wieder ausgebaut werden muss, dann bekam der Handwerker bisher nur das Material ersetzt. Künftig hat er auch einen Anspruch auf die Einbaukosten, die Abwicklung des Umtausches, die Sachbearbeitungskosten für die Abwicklung bis hin zur Anfahrt zum Kunden.

Als Beispielfall führte Rechtsanwalt Schlegel, Spezialist für privates und öffentliches Baurecht in der Bayreuther Kanzlei F.E.L.S, eine missglückte Badrenovierung an. Das neue Bad stehe unter Wasser, weil das Verbindungsteil zwischen Duschablauf und Kanal aufgrund eines Produktionsfehlers mangelhaft gewesen sei. Der Handwerker könne vom Lieferanten in der Folge nicht nur den Ausbau der Duschwanne verlangen, sondern auch den Ausbau der Badewanne, wenn er dort zunächst nach dem Fehler gesucht habe. Der Handwerker könne aber auch die Fliesen in Rechnung stellen, die im Zuge der Fehlersuche kaputt gegangen sind, genauso wie die Anfahrtskosten zum Kunden.

Ganz wichtig: Die Vertragsbeziehung bestehe meiste zwischen dem Handwerker und seinem Lieferanten, in der Regel nicht zwischen Handwerker und Hersteller. „Der Fehler soll zu dem durchgereicht werden, der ihn verursacht hat“, begründete der Jurist die Gesetzesänderung. Unzulässig sei übrigens, dass Händler in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ihre Haftung vollständig ausschließen.

Nicht immer ist der Sachverhalt relativ klar und nicht immer profitiert der Handwerker davon. Hatte sich bisher der Auftraggeber geweigert, die erbrachte Leistung abzunehmen, trat nach einer gestellten Frist eine „fiktive Abnahme“ ein. Künftig reicht ein Mangel aus, um die Abnahmefiktion zu verhindern. „Das kann üble Folgen haben“, sagte der Rechtsanwalt. Durch die Rüge eines einzigen Mangels könne eine Abnahme künftig wesentlich verzögert werden. „Vereinbaren sie deshalb einen festen Abnahmetermin und lassen sie sich unterschreiben, dass keine Mängel vorliegen, dann sind sie auf der sicheren Seite“, riet Schlegel den Handwerkern. Auf die Abnahmefiktion sollte man sich dagegen nicht mehr verlassen, sonst könne der Besteller die Abnahme bis zum St.-Nimmerleinstag hinausschieben.

Neues gibt es auch beim Kündigungsrecht über einen Bauvertrag. Es ist künftig im Gesetz fest verankert und steht beiden Vertragsparteien, also Auftraggeber und Auftragnehmer zu. Dies sei immer dann der Fall, wenn dem zu kündigendem Teil die Fortführung des Vertragsverhältnisses nicht zumutbar ist. Das könne der Fall sein, wenn etwa ein Handwerker fortgesetzt Mängel produziert oder wenn er über einen gewissen Zeitraum gar nicht mehr auf der Baustelle erscheint. Dann könne der Auftraggeber ihm kündigen. Andersherum sei dies beispielsweise möglich, wenn der Auftraggeber keine Abschlagszahlungen mehr entrichtet oder er den Handwerker aus irgendwelchen Gründen nicht auf die Baustelle lässt.

Neu sei dabei die Verpflichtung, die Kündigung immer in Schriftform zu verfassen, so der Jurist. Es müsse eine Urkunde unterzeichnet sein und dem anderen weitergeleitet werden. Keinesfalls ausreichend sei künftig eine mündliche Kündigung, etwa im Streit vor Ort auf der Baustelle. Wichtig sei es dabei auch, den bisherigen Leistungsstand festzustellen. Soll heißen, der Handwerker sollte genau dokumentieren, was er bislang alles gemacht hat, denn das müsse später eventuell vor Gericht ja auch bewiesen werden.

Über diese und weitere Änderungen im Bauvertragsrecht informiert die Kammer unter anderem ausführlich in einem Faltblatt. Dabei geht es unter anderem um den neuen Anknüpfungsmaßstab für die Berechnung von Abschlagszahlungen, die Ergänzungen des Werkvertragsrechts um Bestimmungen zum Bauvertrag oder um Anordnungen eines Nachtrags zum ursprünglichen Auftrag.

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16.02.2018

Bratwürste statt Pasteten: Frankreichs bester Jungmetzger arbeitet in Bayreuth / Jérémy Burguin kam über Lehrlingsaustausch der HWK zur Metzgerei Parzen

Bayreuth. „Er hat großes Interesse und echte Leidenschaft für den Beruf.“ Ein größeres Kompliment von seinem „Chef auf Zeit“ könnte sich Jérémy Burguin kaum wünschen. Der 21-Jährige ist einer von Frankreichs besten Jungmetzgern, sein „Chef auf Zeit“ ist der Bayreuther Metzgermeister Helmut Parzen. Jérémy Burguin gilt als erster Franzose, der an einer speziellen Qualifikation des französischen Handwerks für Metzger und Fleischer teilnimmt. Dazu arbeitet er neun Monate lang in Deutschland. Drei Monate hat er noch vor sich. Eigentlich möchte er kaum mehr weg und auch Helmut Parzen möchte ihn am liebsten gar nicht gehen lassen.

Jérémy Burguin stammt aus dem Elsass. Zunächst habe er einen Bauberuf ergreifen wollen. Doch weil er schon immer gerne gekocht hat und auch der Vater als Koch tätig war, landete er zunächst beim Metzger- und Fleischerhandwerk. Danach setzte er noch eine zweite Ausbildung als Koch oben drauf. Die jeweils zwei Jahre dauernden Lehrzeiten hat er im südfranzösischen Frontignan absolviert, wo er immer noch tätig ist. Sein dortiger Chef ist nicht nur Präsident einer großen Fleischfirma, sondern auch aktiv in der Handwerkskammer, der „Chambre des Metiers“. Im Zuge des von den Kammern initiierten Lehrlingsaustausches war er bereits im Sommer 2016 zum ersten Mal nach Bayreuth gekommen, schon damals zur Metzgerei Parzen.

„Hier ist alles toll, die Arbeit gefällt mir wirklich gut“, sagt Jérémy Burguin, der nahezu perfekt deutsch spricht. Kein Wunder, dass er sich auch am Berufswettbewerb des französischen Handwerks beteiligt hat und es mit seinen Pasteten der verschiedensten Geschmacksrichtungen bei der Endausscheidung in Paris zu einem der besten Jungmetzger Frankreichs brachte.

Natürlich gibt es in Frankreich ganz andere Wurstsorten. Auch die Verarbeitung unterscheide sich. In Frankreich werde mehr mit dem Fleischwolf, in Deutschland mehr mit dem Cutter gearbeitet. Deshalb kennen Franzosen auch kaum feine Bratwürste, während hierzulande Pasteten nicht so verbreitet sind. Aber auch im Frankreich legt man großen Wert auf Regionalität, der Verbraucher möchte wissen, woher sein Fleisch kommt.

Irgendwann will sich Jérémy Burguin selbstständig machen. „So viele wirklich gute Metzgereien gibt es ja auch bei uns nicht mehr“, sagt er. Zunächst möchte er sich aber noch mehr Wissen aneignen und Erfahrung sammeln, so wie er bei der Metzgerei Parzen in Bayreuth macht.

Der 21-Jährige lebt aber nicht nur für seinen Beruf, er ist vielmehr ein echter Tausendsassa. So betreibt er aktiv Kampfsport und nimmt auch an entsprechenden Wettkämpfen teil, und er spielte bis vor kurzem noch den Bass in einer französischen Band. In Bayreuth, wo er im Internat der Handwerkskammer wohnt, geht er viel spazieren und lernt so die Stadt kennen. Hier hat er auch sein Interesse für den Eishockeysport entdeckt und besucht regelmäßig die Spiele der „Tigers“.

Das Thema Ausbildung wird bei der Metzgerei Parzen mit 25 festen Mitarbeitern und weiteren 20 Teilzeitkräften und Aushilfen groß geschrieben. Aktuell gibt es drei Azubis zum Metzger. Mit der 26-jährigen Soogeong Geong kommt eine Auszubildende sogar aus Südkorea. Die Metzgerei Parzen gibt es unter eigenen Namen bereits seit über 40 Jahren in Bayreuth, das Hauptgeschäft an der Königsallee wurde 1975, die Filiale in der Tannhäuserstraße 1982 eröffnet. Sohn Daniel gilt als erster Fleischsommelier in Bayreuth Stadt und Land.

Eine ganz besondere Verbindung mit Frankreich hat auch die Handwerkskammer für Oberfranken. Sie unterhält mit der Chambre des Metier de l´Aude in Carcassonne seit Jahrzehnten eine enge Partnerschaft. Zum 50. Mal fand im zurückliegenden Jahr der traditionelle Lehrlingsaustausch statt, an die 1400 junge Handwerker lernten in dieser Zeit das jeweilige andere Land genauer kennen.

Bilder: Geschäftsführer Helmut Parzen, Jérémy Burguin, einer der besten Jungmetzger Frankreichs und die südkoreanische Auszubildende Soogeong Geong.

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30.01.2018

„Besser nicht in kurzen Hosen“ / Kammer informierte über Verhaltensregeln und rechtliche Grundlagen zu Gesellen- und Meisterprüfungen

Bayreuth. Prüflinge werden immer kritischer, auch Absolventen von Gesellen- und Meisterprüfungen im Handwerk. Negative Ergebnisse werden angezweifelt und schon führt der Weg zum Rechtsanwalt, nicht selten auch darüber hinaus und ein Richter muss entscheiden. Ein Grund dafür: „Die Zahl derer, die nicht bestehen, geht seit etwa zehn Jahren kontinuierlich nach oben“, sagte Ulrich Schmitt beim Abendseminar „Update Prüferschulungen“ der Handwerkskammer für Oberfranken. Der Referent für das Gesellenprüfungswesen an der Kammer erläuterte zusammen mit Michael Hoffmann, Dozent, Prüfer und Lehrgangsleiter für die Meisterschulen, bei vier Veranstaltungen in Bayreuth, Hof, Bamberg und Coburg zusammen vor rund 450 Interessierten rechtliche Grundlagen und Verhaltensregeln für die Gesellen- und Meisterprüfung .

Da gibt es vieles zu beachten bei jährlich rund 1600 Lehrlingen und etwa 400 Meisterschülern. „Alle wollen von Ehrenamtlichen geprüft werden“, sagte Kammerpräsident Thomas Zimmer (Bild links). Allein für die 280 Gesellenprüfungsausschüsse seien an die 1000 Prüfer notwendig. „Das ist ein enormes Pfund, mit dem wir wuchern können“, so Zimmer.

Fallen lauern überall: Was ist, wenn der Prüfer einen Unfall hat? Was tun, wenn während der Prüfung ein Handy klingelt? Welche Kleidung sollten Prüfer und Prüflinge tragen? Auf all diese und auf viele andere Fragen hatten die beiden Referenten die passenden Antworten parat. Das wichtigste, was die Prüfer für ihre Arbeit mitnehmen konnten war allerdings die Information, dass alles was passiert exakt dokumentiert werden muss. Nur dann könne im Streitfall auch alles nachvollzogen werden.

Beim Unfall eines Prüfers kann die Prüfung nicht durchgeführt werden, weil der Ausschuss dann nicht vollständig ist. „Das wäre eins schwerwiegender Mangel“, so Hoffmann (Bild rechts). Er riet in diesem Fall, unverzüglich den Sachbearbeiter der Kammer zu informieren, der sich schnellstens um Ersatz bemühen wird.

Nicht so schlimm ist dagegen der Klassiker des klingelnden Handys. Wichtig sei es, mit Bedacht zu reagieren und das Handy einfach ausschalten zu lassen, so Hoffmann. Der Vorfall sollte aber ins Protokoll aufgenommen werden. Keinerlei Rechtfertigung gebe es übrigens dafür, dass ein Prüfer ein Mobiltelefon benutzt. Viel schlimmer aber sind andere Störungen wie plötzlich auftretender Baulärm Das müsse der Prüflinge sofort beanstanden, was wiederum genau dokumentiert werden sollte. Einen automatischen Abbruch der Prüfung ziehe dies allerdings nicht nach sich.

Eine Kleiderordnung gibt es dagegen weder für Prüfer noch für Prüflinge. Prüflinge sollten sich allerdings immer einen Tick schicker kleiden, als mit normaler Straßenkleidung. „Über die Kleidung zollen wir dem Gegenüber schließlich auch Respekt“, gab Hoffmann zu bedenken. Ein wichtiger Ratschlag laute dabei allerdings auch: „Besser nicht in kurzen Hosen“.

Ist der Prüfling dem Prüfer unbekannt, muss er sich durch einen Personalausweis, einem vorläufigem Personalausweis oder einem Reisepass ausweisen. „Kann sich jemand nicht ausweisen, kann der Prüfling zurückgewiesen werden“, sagte Hoffmann. Die Vorlage eines Führerscheins reiche dabei nicht aus. Ganz wichtig sei dabei auch die Belehrung über Arbeits- und Hilfsmittel, über Folgen eines Rücktritts oder über Täuschungshandlungen und Ordnungsverstöße. „Fühlen sie sich fit und gesund?“, sollte eine obligatorische Frage sein. Ebenso die Frage, ob der Prüfungsausschuss akzeptiert werde. Liegt eine Befangenheit vor, könnte dies schon ein Verfahrensfehler sein. Denkbar wäre beispielsweise, dass ein Nachbar, der mit dem der Prüfling im Clinch liegt, plötzlich als Prüfer auftaucht.

Speziell auf die rechtlichen Grundlagen zur Gesellenprüfung ging Ulrich Schmitt (Bild links) ein. Voraussetzung für die Zulassung sei eine zurückgelegte aktive Ausbildungszeit. Aktiv bedeute dabei, dass der Prüfling nicht die Hälfte der Zeit krank gewesen sein sollte. Als weitere Voraussetzungen nannte er die Teilnahme an der Zwischenprüfung, das Führen eines Ausbildungsnachweises und den Eintrag in der Lehrlingsrolle.

Eine vorzeitige Zulassung sei bei überdurchschnittlichen Leistungen, in der Regel bei einer Durchschnittsnote von 2,5 in den prüfungsrelevanten Fächern, ein halbes Jahr vor der Regelzulassung möglich. Auch Externenprüfungen seien möglich, wenn der Betreffende das Eineinhalbfache der Lehrzeit im Beruf tätig war. Dabei gelten auch Ausbildungszeiten in einem anderen Ausbildungsberuf. Allerdings müsse der Betreffende immer eine vollwertige Gesellenprüfung ablegen.

Wie Bedeutsam das Ehrenamt des Prüfers ist, machte auch Schmitt noch einmal deutlich: „Prüfer sind nicht als Privatleute tätig, sondern hoheitlich im Auftrag des Staates.“

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08.12.2017

Handwerk profitiert vom Digitalbonus / Landtagsabgeordnete besuchten Kompetenzzentrum Digitales Handwerk an der HWK für Oberfranken

Bayreuth. Egal ob Brauer, Maler oder Orthopädietechniker, sie alle können von der Digitalisierung profitieren. Doch viele kleine und mittlere Handwerksunternehmen wissen noch immer nicht, wie sie mit dem Thema umgehen sollen. Hier will das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk Abhilfe schaffen Ein solches Zentrum ist an der Handwerkskammer für Oberfranken angesiedelt.

Bei einem Besuch der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml und der CSU-Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer, Ludwig von Lerchenfeld und Martin Schöffel sagten die Parlamentarier unter anderem zu, sich weiterhin für das Förderprogramm Digitalbonus Bayern stark zu machen. Mit dem Programm können Betriebe des oberfränkischen Handwerks für verschiedene Digitalisierungsmaßnahmen in ihren Unternehmen Anträge auf finanzielle Förderung stellen.

Für das Förderprogramm sei die Nachfrage in Bayern extrem hoch und schon jetzt kaum noch zu bewältigen. Damit werden Ausgaben für Produkte und Dienstleistungen sowie für die IT-Sicherheit bezuschusst. Zum Digitalbonus gehören auch Aufwendungen für Leistungen externer Anbieter und für die zur Umsetzung notwendige Hard- und Software. Kammergeschäftsführer Rainer Beck nannte das Programm sehr gut. So gut, dass das Kontingent für Dezember schon nach vier Werktagen erschöpft gewesen sei. HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller fordert die Abgeordneten auf, sich dafür zu verwenden, dass der Zeitraum zwischen vorzeitigem Maßnahmenbeginn und Förderbescheid deutlich verkürzt wird.

Die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer wies darauf hin, dass die Mittel für den Digitalbonus zuletzt deutlich aufgestockt worden seien. Zusammen mit ihren Fraktionskollegen will sie sich dafür stark machen, dass noch mehr Handwerker von dem Programm profitieren können, und dass die Wartezeiten auf eine Bewilligung schneller erfolgen. Immerhin komme fast die Hälfte aller Anträge aus dem Handwerk.

Zunächst einmal müsse der Nutzen der Digitalisierung für den Handwerker erkennbar sein, sagte Johanna Erlbacher, Eletrotechnik und Maschinenbau-Ingenieurin sowie Projektleiterin des Kompetenzzentrums. Ihr geht es vor allem darum, den Betrieben Best-Practise-Beispiele zu zeigen. Zahntechniker, die heute nicht in die digitale Technik investieren, würden in wenigen Jahren weg vom Markt sein. Aber auch freie Kfz-Werkstätten stünden vor enormen Herausforderungen. Dazu komme das große Thema des 3-D-Drucks, das alle Bereiche des Handwerks betrifft.

Um Handwerksbetriebe dabei zu unterstützen, auch zukünftig am Markt bestehen zu können, informiert das Kompetenzzentrum bundesweit Unternehmer, Unternehmerinnen und Führungskräfte aus dem Handwerk über die betrieblichen Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien und leistet Hilfestellung bei der praktischen Umsetzung in den Betrieben.

Schwerpunkte des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk sind in Bayreuth die Bereiche Produktions- und Automatisierungstechnologie. IT-Sicherheit gehöre genauso dazu, wie digitale Diagnose, digitale Geschäftsprozesse, der große Bereich der RFID-Technologie oder generell Möglichkeiten der Automatisierung. Unter anderem bietet das Kompetenzzentrum Schulungen für Betriebe und Multiplikatoren an, die Mitarbeiter begleiten Umsetzungsprojekte in den verschiedensten Gewerken. In einem eigens eingerichteten Showroom auf dem Areal der Handwerkskammer an der Kerschensteinerstraße zeigen die Verantwortlichen konkrete Umsetzungsbeispiele.

Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk ist Teil der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital – Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird.

Bild: In den Schreinerwerkstätten der Handwerkskammer für Oberfranken erläutert Hauptgeschäftsführer Thomas Koller (rechts) Gesundheitsministerin Melanie Huml sowie den Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer, Ludwig von Lerchenfeld und Martin Schöffel (von links) Möglichkeiten der digitalen Anwendung im Handwerk.

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07.12.2017

IG Metall fordert mehr Geld und mehr Zeit / Gewerkschaft rechnet mit Warnstreiks ab 8. Januar – Scharfe Kritik an Arbeitgebern

Himmelkron. In der Tarifrunde 2018 der IG Metall stehen die Zeichen auf Streik. Wir werden im Januar massiv in Warnstreiks gehen müssen, ich glaube nicht, dass wir das am Verhandlungstisch lösen können“, sagte Juan-Carlos Rio Antas vom Fachbereich im Bundesvorstand bei der Delegiertenkonferenz der IG-Metall Ostoberfranken am Donnerstag in Himmelkron. Auch der Erste Bevollmächtigte Volker Seidel ging von Warnstreiks aus. „Wir glauben nicht, dass ein Abschluss zustande kommt“, sagte er. Selbst die Arbeitsgeberseite sage mittlerweile offen, dass es zu Streiks kommen werde.

Die IG Metall fordert in der anstehenden Tarifrunde für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten unter anderem sechs Prozent mehr Geld und einen individuellen Anspruch, die Arbeitszeit für bis zu zwei Jahre auf bis zu 28 Stunden pro Woche zu verkürzen. Die Arbeitgeber haben bislang ein Angebot von zwei Prozent mehr Lohn und einer Einmalzahlung von 200 Euro vorgelegt.

„Wir wollen beileibe nicht die 28-Stunden-Woche“ sagte Antas. Die Arbeitnehmer wollten lediglich das Recht, für einen bestimmten Zeitpunkt auch mal kürzer arbeiten zu können. Das Angebot der Arbeitgeber nannte der Gewerkschafter „vergiftet“. Im Grunde fordere die Arbeitgeberseite, dass für alle die 40-Stunden-Woche wieder möglich wird. Dieses Angebot sei altbacken und nach Gutsherrenart. So sei dem Facharbeitermangel jedenfalls nicht beizukommen. Das werde nur mit modernen Arbeitszeiten gehen, nicht mit der Arbeitspolitik des zurückliegenden Jahrhunderts.

Von recht aggressiven Verhandlungen sprach Volker Seidel. „Es herrscht eine hohe Aggressivität vor, die man so noch nicht gekannt hat“, sagte der Erste Bevollmächtigte. Auch er lehnte das Angebot der Arbeitgeberseite komplett ab und erinnerte daran, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage besser ist, als es selbst die Arbeitgeber prognostiziert hatten. „Jetzt gilt es zu mobilisieren“, sagte Seidel und sprach von möglichen Warnstreiks ab 8. Januar.

Obwohl 550 Neuaufnahmen im laufenden Jahr in Ostoberfranken bislang 569 Abgänge entgegenstehen, sprach Seidel von einer positiven Mitgliederentwicklung. Hintergrund ist, dass die Zahl der Ein-Prozent-Zahler, also der betriebsangehörigen Mitglieder, die ein Prozent ihres Bruttolohnes als Mitgliedsbeitrag zahlen, seit Jahresbeginn stetig nach oben gegangen war. Insgesamt hat die IG Metall Ostoberfranken 11493 Mitglieder, 6777 davon sind Ein-Prozent-Zahler.

Personell stockt die IG Metall in Ostoberfranken derzeit massiv auf: Neu im Team ist der Gewerkschaftssekretär Oliver Oster aus Aschaffenburg. Der 31-Jährige kommt von der IG Bergbau-Chemie-Energie und ist seit 15 Jahren in der Gewerkschaft tätig. Seine Aufgabe wird es sein, neue Betriebe zu erschließen, Betriebsräte zu gründen und die Mitgliederzahlen zu steigern.

Seidel kündigte auch an, dass ab Mitte 2018 wieder ein hauptamtlicher Zweiter Bevollmächtigter in der Verwaltungsstelle in Münchberg tätig sein wird. Er soll bei der Delegiertenversammlung im Juni gewählt werden. Bislang wurde das Amt von Wolfgang Kormann aus Pegnitz ehrenamtlich besetzt. Außerdem soll zum 1. September ein neuer Auszubildender oder eine Auszubildende zum Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement eingestellt werden.

Bild: Rechnen fest mit Warnstreiks zu Beginn des neuen Jahres: Volker Seidel (links), Erster Bevollmächtigter der IG-Metall-Ostoberfranken, und Juan-Carlos Rio Antas vom Fachbereich Tarifpolitik des Vorstandes.

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05.12.2017

Vorbilder für das Gelingen der Energiewende / Bürgerenergiepreis Oberfranken von Bayernwerk und Regierung Bezirksregierung vergeben – Sieger aus Bruck, Kulmbach und Rehau

Bayreuth. Der insgesamt mit 10000 Euro dotierte Bürgerenergiepreis Oberfranken geht in diesem Jahr zwei Mal in  den Landkreis Hof und einmal in die Stadt Kulmbach. Sieger sind die Markgraf-Friedrich-Realschule in Rehau, die Dorfheizung Bruck und drei Schüler des Kulmbacher Caspar-Vischer-Gymnasiums. „Alle drei sind ein Vorbild für das Gelingen der Energiewende“, sagte Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz bei der Übergabe der Auszeichnung am Dienstagabend in Bayreuth. Den Bürgerenergiepreis hat die Bayernwerk AG unterstützt von der Regierung von Oberfranken vor vier Jahren ins Leben gerufen.

Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz begrüßte die Zielrichtung des Bürgerenergiepreises, Akteure der Energiewende vor Ort auszuzeichnen. „Jeder kann im Bereich Klimaschutz und Energiewende etwas tun", sagte Piwernetz. Hierbei seien gute und erfolgreiche Projekte mit Vorbildcharakter besonders wichtig. „Sie schaffen Anreize für andere, sich auch für Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien einzusetzen", so die Regierungspräsidentin.

„Wir brauchen Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Projekten und Initiativen Vorbilder dafür sind, wie sich jeder einzelne in seinem persönlichen Umfeld als Gestalter der Energiezukunft einbringen kann.“, sagte Christoph Henzel, Mitglied der Geschäftsleitung des Bayernwerks. Die Themen Ökologie und Energiezukunft würden jeden angehen. Eine erfolgreiche Energiewende könne nur mit dem Einsatz der Bürger und mit einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz gelingen. „Die Gewinner des Bürgerenergiepreises sind wichtige Wegbereiter, um bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsen Verständnis zu gewinnen und in der gesamten Gesellschaft die Bereitschaft für Innovation und technologischen Fortschritt zu erweitern“, so Henzel.

„Persönlicher Energiecheck“ heißt das Projekt, mit dem die Markgraf-Friedrich-Realschule aus Rehau einen der drei gleichberechtigten Preise erhielt. Die Schüler der achten Klasse hatten in einer Projektwoche ihr persönliches Energieverhalten einschließlich der damit verbundenen Kosten näher beleuchtet. Sie haben sich beispielsweise gefragt, wo besonders viel Energie verbraucht wird, wo hohe Kosten entstehen und wie Optimierungen im Alltag umgesetzt werden können. Als Ergebnis haben die Schüler Energie- und Stromspar-Tipps auf Plakaten dokumentiert. Künftig sind Unterrichtseinheiten geplant, bei denen die älteren Schüler den jüngeren Jahrgängen die Ergebnisse präsentieren. Nicht zuletzt dieser Wissenstransfer zwischen den verschiedenen Jahrgangsstufen macht dieses Projekt laut Urteilsbegründung der Jury „zu einem echten Vorbild für andere Schulen“.

Ein weiterer Preisträger ist die Dorfheizung Bruck in der Gemeinde Berg, ebenfalls im Landkreis Hof. Bereits 2013 wurde in Bruck die Idee diskutiert, einen Großteil der Wohngebäude auf nachhaltige Energieversorgung umzustellen. Zunächst schien eine wirtschaftliche Umsetzung nicht möglich. Eine Gruppe engagierter Bürger nahm sich dennoch mit Erfolg der Idee einer umweltfreundlichen Dorfheizung an. Das ehrenamtliche Team engagierte sich in Planung, Ausschreibung, Bauüberwachung, Probebetrieb und rechtlicher Prüfung. Die Energiebereitstellung erfolgt seit 2016 unter anderem durch die Nutzung von Waldhackschnitzeln aus der Region uns Abfallhackschnitzeln eines nahen Sägewerkes. Das Projekt hat, so die Jurymeinung, „die Versorgung mit kostengünstiger Wärmeenergie ermöglicht, den Zusammenhalt innerhalb des Ortes gefördert und positive Auswirkungen auf den Klimawandel erreicht“.

Dritter gleichberechtigter Preisträger ist schließlich das Kulmbacher Caspar-Vischer-Gymnasium mit dem Modell zur Veranschaulichung der Energieversorgung ab 2022. Die drei ehemaligen Schüler Hanna Kieslich, Oliver Ebert und Luca Lauterbach hatten während eines Seminars ein Modell zur Veranschaulichung der Energieversorgung ab dem Jahr 2022 entwickelt. Das interaktive Modell dient dazu, jüngeren Schülern die Energieversorgung der Zukunft zu veranschaulichen und näher zu bringen. Modellhaft dargestellt werden die Grundkomponenten eines modernen Energieversorgungssystems, von unterschiedlichen erneuerbaren und konventionellen Erzeugungsarten bis zum Stromnetzbetrieb. Interaktiv kann der Benutzer auf Informationen reagieren und die Stromproduktion und -verteilung steuern. Nach Ansicht der Jury ist es „ein tolles Projekt, von dem noch viele nachfolgende Schülergenerationen profitieren können“.

Bilder:
1.
 Mit dem Bürgerenergiepreis 2017 ist die Markgraf-Friedrich-Realschule in Rehau ausgezeichnet worden (vom links): Schulleiter Rüdiger Lang, Christoph Henzel vom Bayernwerk, der stellvertretende Schulleiter Matthias Ritter, Nadleen Demel, Jonas Sörgel, Aleyna Aydinli, Lehrerin Malika Pöhlmann und Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz.
2.
 Die Dorfheizung Bruck hat einen von drei Bürgerenergiepreisen 2017 erhalten. Im Bild von links: Vorstandsvorsitzender Alexander Winkler, Christoph Henzel vom Bayernwerk, Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Dick, Bürgermeisterin Patricia Rubner und Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz.
3. Ein Bürgerenergiepreis ging in diesem Jahr an das Kulmbacher Caspar-Vischer-Gy
mnasiums (von links): Schulleiterin Ulrike Endres, Christoph Henzel vom Bayernwerk, Luca Lauterbach, Lehrer Michael Nitschke, Oliver Ebert, der stellvertretende Landrat Jörg Kunstmann und Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz.

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28.11.2017

Flexibel, abwechslungsreich und kreativ / Der Maler und Lackierer David Schnappauf ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Wilhelmstal. Markus Schnappauf gibt in jeder Hinsicht den Ton an: Er ist nicht nur der Patenonkel, sondern auch der Chef, Ausbilder und nicht zuletzt Dirigent von David Schnappauf. Der 19-Jährige hat gerade seine Lehre im Betrieb des Onkels beendet und gleichzeitig mit einem  Landessieg im Leistungswettbewerb des Handwerks gekrönt. Zusätzlich spielt David auch schon seit Jahren in der Blaskapelle des Musikvereins Friesen Posaune, Bariton und Schlagzeug, die wiederum Patenonkel Markus Schnappauf leitet.

Flexibel, abwechslungsreich und kreativ, so ist nicht nur der Beruf des Malers und Lackierers, so ist auch David Schnappauf. In Kronach hat er die Gottfried-Neukam-Mittelschule besucht, danach erst einmal ein Praktikum bei einem Installateurbetrieb gemacht. „Das Handwerk war von Anfang an mein Ziel“, sagt der junge Mann, für den die Industrie nie in Frage kam.

Doch gerade die Industrie sei im Kronacher Raum besonders stark, sagt Markus Schnappauf, der gerne mehr ausbilden würde, aber keine geeigneten Lehrlinge findet. „Wenn, dann gehen sie in die Industrie, da tun wir uns vom Handwerk schwer“, sagt er. David ist erst sein zweiter Lehrling in der noch jungen Firmengeschichte. 2005 war er als Einzelkämpfer an den Start gegangen, heute hat er sechs Mitarbeiter, alles Maler und Lackierer.

Der Betrieb des 41-Jährigen arbeitet hauptsächlich für private Kundschaft in einem Radius von zehn bis 15 Kilometern, nur ganz wenige industrielle Aufträge sind dabei, kaum öffentliche. Derzeit ist die Firma ausgelastet. „Wir schieben die Aufträge vor uns her“, so der Chef. Mit den vielen kleinen Malern im Umkreis gebe es keine echte Konkurrenzsituation, eher ein gutes Miteinander.

Mit Davis sei genau der richtige Azubi gekommen. Er hatte schon zu Schulzeiten in den Ferien beim Onkel gejobbt und er wird auch jetzt nach der Lehre in der Firma weiterarbeiten. Ganz normale Malerarbeiten, Trockenbau oder Tapezieren, das liegt ihm besonders, er hat aber auch außergewöhnliche Spachteltechniken drauf.

Genau damit erreichte David jetzt auch den ersten Platz im Leistungswettbewerb des Handwerks, der für die Maler und Lackierer diesmal in Augsburg stattfand. Von den Noten war er sowieso der Beste in der Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg, ebenso auf Bezirksebene. Anfang Oktober musste er dann in Augsburg einen Eingangsbereich für die weltberühmte Augsburger Puppenkiste erschaffen. „Da kommt es auf viele Kleinigkeiten an“, sagt der Landessieger. Auf Kreativität sowieso, aber auch auf Farbigkeit und nicht zuletzt auf sauberes Arbeiten. David hatte das Wettbewerbsmotto samt Aufgabe zwei Wochen vorher bekommen und extra eine eigene Tapete anfertigen lassen.

Nun fiebert der pfiffige Lehrling dem Bundesentscheid in Köln entgegen. „Ich habe schon den Anspruch zu gewinnen“, sagt er selbstbewusst. Gerade ist er im Bestenwettbewerb der Sto-Stiftung als einer von 100 Lehrlingen bundesweit für seine herausragenden Leistungen ausgezeichnet worden. Die Stiftung hatte ein Farbenhersteller aus Baden Württemberg gegründet, um junge Leute in ihrer handwerklichen Ausbildung zu unterstützen. Als Fernziel möchte David die Meisterprüfung machen.

Bis dorthin ist es allerdings noch ein wenig Zeit. Er wird deshalb auch weiterhin einmal pro Woche an den Proben des Musikvereins Friesen unter der Leitung seines Chefs teilnehmen und er wird sich derweil bei den Pfadfindern engagieren oder für den FC Bayern München die Daumen halten, der in Friesen einen offiziellen Fanclub hat. Natürlich ist David Schnappauf dort Mitglied.

Bild: Ausbilder, Chef, und Dirigent: Markus Schnappauf ist der Patenonkel von David Schnappauf, dem bayerischen Landessieger bei den Malern und Lackierern im Leistungswettbewerb des Handwerks.

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17.11.2017

Seilhandwerk hundert Prozent Made in Germany / Die Seilerin Sabrina Preiß ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks

Berg. Liros-Seile fliegen mit Fallschirmen und Gleitschirmen durch die Luft, segeln mit Schiffen um die Welt, ziehen Holz aus dem Wald oder Fische aus dem Wasser, sie werden aber auch im Automobilbau und vielen anderen Industrien eingesetzt. Seit der Gründung 1854 im benachbarten Lichtenberg produziert die Familie Rosenberger Seile aus allen auf der Welt bekannten Fasern. Liros gilt als Spezialist für technische Faserseile in Europa. Heute wird das Unternehmen in fünfter Generation von Karl Friedrich Rosenberger und Sven Rosenberger geführt.

Die Aus- und Weiterbildung nimmt bei Liros breiten Raum ein. Jedes Jahr bildet das Unternehmen regelmäßig junge Mitarbeiter zum Seiler aus. „Dies ist Garant für fachkundigen Nachwuchs bei Liros“, sagt Ausbildungsleiter Norbert Schmidt. Mit der 21-jährigen Sabrina Preiß aus Naila hat diesmal nicht nur eine Seilerin ihre Lehre mit Bravour bestanden, sondern auch noch im Leistungswettbewerb des Handwerks einen ersten Platz auf Landesebene erreicht.

„Ein Bürojob wäre nicht in Frage gekommen“, sagt Sabrina Preiß. „Ich wollte schon immer etwas Handwerkliches machen.“ Da traf es sich gut, dass der Liros-Schichtleiter in der Nachbarschaft wohnte und die Realschulabsolventin für ein Schnupperpraktikum gewinnen konnte. Sabrina Preiß war sofort fasziniert von der Vielfalt, die der Beruf der Seilerin bot, vom Rohgarn bis hin zum fertig konfektionierten Seil exakt nach dem Wunsch des Kunden.

Zur Ausbildung werden bei Liros die folgenden Berufe angeboten: Bürokaufmann, Schlosser, Seiler und Fachlagerist. Zuletzt sind vier Lehrlinge in das neue Ausbildungsjahr gestartet. Dabei sind drei angehende Seiler und ein Fachlagerist. „Die Auszubildenden dürfen sich auf ein spannendes Arbeitsumfeld bei einem der modernsten Seilhersteller Europas freuen“, so Norbert Schmidt. Dabei würden sämtliche Bereich des Unternehmens in Sechs-Wochen-Schritten durchlaufen: von der Spulerei über die Flechterei und die Konfektion bis zum Lager. Zur überbetrieblichen Ausbildung müssen angehende Seiler zwei Wochen lang zu einer Drahtseilfabrikation in der Nähe von München. Die Blockbeschulung findet sechs Mal je 14 Tage an der Textilberufsschule in Münchberg statt.

Liros arbeitet an seinen Standorten Berg und Lichtenberg mit 170 Mitarbeitern hundert Prozent Made in Germany. Eine neue rund 11000 Quadratmeter große Fertigung wurde nach modernsten Gesichtspunkten gestaltet. Helle großzügige Arbeitsplätze in der modernen Flechterei bieten ein perfektes Arbeitsumfeld für die Produktion technisch anspruchsvoller Produkte. Vertriebsbüros unterhält das Unternehmen in Frankreich und Schweden.

„Innovation ist die Triebfeder unseres Unternehmens“, heißt es von Seiten der Geschäftsführung. Nicht die Massenproduktion einfacher textiler Produkte, sondern die technische Problemlösung für den einzelnen Kunden stünden bei Liros im Vordergrund. Mehr als 2000 Seilprodukte aus allen bekannten Synthetik- und Naturfasern sicherten besten Service und schnellste Lieferung weltweit. Technologiepartnerschaften pflegt Liros mit den Nationalmannschaften internationaler Segelverbände wie etwa dem australischen, schwedischen und deutschen Sailing-Teams sowie der Deutschen Segel-Bundesliga (DSBL)

Als Gesellenstück hat Sabrina Preiß mit großer Liebe zum Detail einen historischen Heißluftballon nachgebaut. Rund 40 Stunden hat sie daran gearbeitet, sogar den Korb hat sie selbst geflochten. Nicht sofort, aber irgendwann möchte sie wahrscheinlich auch die Meisterprüfung machen, so die 21-Jährige, die in ihrer Freizeit in der Garde der TSG Münchberg tanzt.

Bild: Bayerns beste Seilerin: Ausbildungsleiter Norbert Schmidt freut sich über den Landessieg von Sabrina Preiß im Leistungswettbewerb des Handwerks.

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16.11.2017

Energieeinsparung durch Automation und Optimierung / Infoveranstaltung der Regierung für Oberfranken zur intelligenten Stromnutzung

Kloster Banz. In jedem Betrieb gibt es Einsparpotentiale durch intelligente Stromnutzung. Davon ist Marco Höhn von den Kommunalbetrieben aus Neustadt bei Coburg fest überzeugt. „Meine Stelle trägt sich allein durch Einsparungen“, sagte Höhn bei einer Informationsveranstaltung der Regierung von Oberfranken in den Räumen von Kloster Banz zur Energiewende.

In Neustadt bei Coburg sei es gelungen, den Stromverbrauch des Hallenbades von 2009 bis heute von rund  800000 auf etwa 500000 Kilowattstunden und damit um fast 35 Prozent zu senken. Gelungen sei dies nur durch kleinere Optimierungsmaßnahmen, sagte Höhn. Zum Beispiel seien viele Pumpen nicht richtig eingestellt gewesen. Unter anderem durch die Optimierung von Schaltzeiten sei es außerdem gelungen, den Wärmeverbrauch um über 20 Prozent nach unten zu fahren.

Doch damit nicht genug. Auch im Freibad habe man mit Hilfe verschiedenster Optimierungsmaßnahmen größere Einsparungen generiert. Im Bistro des Bades sei man beim Stromverbrauch um 25 Prozent heruntergekommen, unter anderem durch eine Neueinstellung der Lüftung. Überall könne man tätig werden, sagte Höhn. Allerdings benötige man jemanden, der sich ernsthaft und dauerhaft darum kümmert. Bei sämtlichen Anlagen müsse man ins Detail gehen. „An einem einzigen Tag geht das nicht“, so Höhn.

Große Energieeinsparungen ließen sich auch durch Gebäudeautomation erzielen, sagte Michael Krödel, Professor an der Hochschule Rosenheim. Statt von Gebäudeautomation spricht er lieber von bedarfsgerechten Anlagenbetrieb. Dabei geht es beispielsweise darum, dass eine Lüftungsanlage unterschiedlich stark laufen sollte, abhängig davon ob sich viele oder wenige Menschen in einem Bürogebäude aufhalten. Meist ist das Gegenteil der Fall und die Anlage läuft sogar dann, wenn niemand im Büro ist. „Das kann nicht sein“, sagt Krödel. Auf dem Parkplatz drehe man bei Auto ja auch den Zündschlüssel um.

Insgesamt geht der Professor davon aus, dass durch bedarfsgerechten Anlagenbetrieb eine Energieeinsparung von 20 bis 30 Prozent in Nicht-Wohngebäuden erzielen lassen. In Privathaushalten sei man da schon deutlich weiter, weil es da meist an den eigenen Geldbeutel geht, so Krödel. Trotzdem geht er auch davon aus, dass auch hier noch einmal fünf Prozent drin sind.

Eine ganz andere Facette der Energiewende sprach bei der Informationsveranstaltung der Energieunternehmen Mario Münch aus Rugendorf mit der Elektromobilität an. Noch immer gebe es Vorbehalte, doch die würden weniger. „Lasst euch darauf ein, das wird eine Riesengeschichte“, sagte Münch. Mittlerweile zeige die Deutsche Post mit ihren Streetscootern, wie E-Mobility geht. Noch bis vor kurzem ausgelacht, sei die Post damit Deutschlands zweitgrößter Elektrofahrzeughersteller geworden, weil sie erkannt habe dass die blaue Plakette irgendwann Wahrheit wird und die Logistiker nicht mehr in die Städte hinein kommen.

Aber auch der Handel habe längst reagiert. Egal ob Denns, Ikea oder Aldi, sie alle bieten mittlerweile Ladesäulen, an denen sie ihren Kunden Strom schenken. Bei 30 Minuten Aufenthalt werden in der Regel 100 Kilometer verschenkt, rechnete Münch vor. Freilich mache dies kein Einzelhändler aus christlicher Nächstenliebe. Jeden Cent, der draußen an der Ladesäule ausgegeben wird, kämen durch eine höhere Kundenfrequenz und eine längere Verweildauer im Laden zehnfach wieder herein.

Vor der Energiewende sei der Strom nur in eine Richtung geflossen, vom Kraftwerk zum Kunden, sagte Corinna Boerner, Bereichsleiterin Wirtschaft, Landesentwicklung und Verkehr an der Regierung von Oberfranken. Heute sei die Situation wesentlich komplexer. Der Strom werde vermehrt dezentral erzeugt, Nutzer könnten zugleich Erzeuger sein und erneuerbare Energien würden immer mehr an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig müsse die steigende dezentrale Produktion aus vielfach wetterabhängigen erneuerbaren Energien vom Netz aufgenommen und verteilt werden, Das mache die intelligente Verknüpfung von Stromerzeugung, Verbrauch und Netzen erforderlich. Darüber hinaus würden die Bereiche Strom, Wärme, Kälte und Mobilität immer enger miteinander gekoppelt und digital vernetzt.

Bilder:
- Einsparung durch Optimierung: Marco Höhn von den Kommunalbetrieben aus Neustadt bei Coburg.

- „E-Mobility wird eine Riesengeschichte“: En
ergieunternehmen Mario Münch aus Rugendorf.

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16.11.2017

Zukunftsweisender Beruf mit ökonomischem und ökologischem Bewusstsein / Der ungarische Azubi Balazs Kis aus Kirchahorn ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Kirchahorn. Noch vor knapp drei Jahren konnte Balazs Kis kein Wort Deutsch, jetzt ist der 26-jährige Ungar in seinem erlernten Beruf des Isolierers Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks. „In dieser kurzen Zeit eine solche Leistung hinzulegen da sind wir extrem stolz darauf“, sagt Helmut Fuchs, Geschäftsführer der Firma F.K. Isoliermontage GmbH in Kirchahorn im Landkreis Bayreuth.

Die spannendste Frage ist, wie Balazs Kis von seiner Heimat ausgerechnet nach Kirchahorn gefunden hat. „Irgendjemand hat ihn mitgebracht“, sagt Elke Rieß, Tochter von Helmut Fuchs und ebenfalls Geschäftsführerin. Irgendjemand, das ist Istvan Kocsis, ebenfalls Isolierer-Azubi und heuer zweiter Landessieger im Leistungswettbewerb. Die F.K. Isoliermontage ist damit so etwas wie eine Kaderschmiede für einen Beruf, den es in Ungarn gar nicht gibt.

„Wir haben ein ganzes Portfolio an ungarischen Mitarbeitern“, sagt Elke Rieß und Helmut Fuchs ergänzt: „Traditionell gibt es sehr gute Metall- und Blechverarbeiter in Ungarn, der Isolierer ist ein artverwandter Beruf“. Balasz Kis habe durch seinen Bekannten erfahren, dass in Kirchahorn Azubis gesucht werden und nach sieben Semestern Studium der Gebäudemechatronik in Debrecin wagte er den Sprung von seinem Heimatort Kunhugyas in die Fränkische Schweiz.

Wobei er auch nach zwei Lehrjahren noch immer nicht so ganz angekommen ist. Alle vier Wochen geht es ein paar Tage nach Hause, wo noch immer die Freundin lebt. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, denn Balazs wird weiterhin bei der F.K. Isoliermontage tätig bleiben und vielleicht schon im kommenden Jahr den Meister angehen. Etwas Vergleichbares gibt es schließlich in Ungarn nicht.

Die F.K. Isoliermontage GmbH in Kirchahorn gilt als eines der führenden Unternehmen in Süddeutschland für die Planung und Durchführung von Wärme- und Kältedämmarbeiten sowie Schall- und Brandschutzarbeiten. Das Unternehmen aus dem Ahorntal ist der größte derartige Betrieb in Nordbayern. Durch zahlreiche Referenzobjekte im gesamten Bundesgebiet sowie im benachbarten Ausland konnte F.K I. bereits seine Fachkompetenz unter Beweis stellen.

Dabei geht es um Dämmung und Isolierung von technischen Einrichtungen an Industrieanlagen wie Kessel, Behälter, Trocknungsanlagen, Kühlräume, Kühltunnel und Kälteanlagen sowie in der Gebäudetechnik um Rohrleitungen, Armaturen, Heizanlagen, Klimaanlagen, Luftkanäle, Kabeltrassen und Kabeldurchführungen. Spezialisiert ist das Unternehmen vorwiegend auf den Lebensmittel- und Pharmasektor, unter anderem mit Molkereien oder Brauereien oder Arzneimittelhersteller. Aktuelle Auftraggeber sind aber auch etwa die Bundespolizei in Bayreuth, die Obermaintherme in Bad Staffelstein oder Schaeffler in Herzogenaurach. Sogar in Griechenland, der Ukraine und in Tansania war F.K.I. bereits tätig.

F.K.I ist aber auch ein wichtiger Ausbildungsbetrieb für den Beruf des Wärme-, Kälte-, Schall-, und Brandschutzisolierers. „Die Ausbildung ist wichtig für die nachhaltig positive Entwicklung unseres Betriebes“, so Geschäftsführer Fuchs. Den Isolierer beschreibt der Geschäftsführer dabei als zukunftsweisenden Beruf der mit zunehmendem ökonomischem und ökologischem Bewusstsein immer mehr Bedeutung erlangt.

F.K.Isoliermontage GmbH kann in den zurück liegenden Jahren mehrfach den besten Auszubildenden im Leistungswettbewerb des Handwerks vorweisen. „Das erfüllt uns mit besonderem Stolz und wir hoffen auch zukünftig solch motivierte, junge Menschen in unserem Betrieb als Auszubildende anzuleiten und Ihnen gute Chancen für Ihre Zukunft zu eröffnen“, so Fuchs, was allerdings nicht so ganz einfach ist, denn heuer ging beispielsweise keine einzige Bewerbung ein.

Umso erfreuter ist die Geschäftsführung über den Zuspruch aus osteuropäischen Ländern. Von den 60 Beschäftigten sind fünf aus Ungarn, fünf aus Kroatien und einer aus Bosnien. „Sie alle bekommen eine tariftreue Anstellung auf deutschem Niveau und sind fester Teil unseres Unternehmens“, sagt Helmut Fuchs, der auch schon mal an Haupt- und Mittelschulen oder auf Ausbildungswesen für den Beruf tatkräftig die Werbetrommel rührt

Bild: Der ungarische Auszubildende und Landessieger Balazs Kis (rechts) erläutert den Geschäftsführern Elke Rieß und Helmut Fuchs den Aufbau industrieller Prozessanlagen.

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15.11.2017

Taktik, Strategie und Motivation / Branchencheck zeigte Zukunftsperspektiven für Schreinerbetriebe auf

Bamberg/Kulmbach. „Man sollte dringend einmal …“. Wer kennt diesen Satz nicht. In Handwerksbetrieben fällt er besonders oft. „Streichen sie diesen Satz aus ihrem Gedächtnis und aus ihrem Alltag“, sagt Matthias Brack (Bild links), Schreinermeister und Inhaber der Firma Brack Wintergarten in Altusried. Beim Branchencheck für Schreinerbetriebe in Bamberg und Kulmbach legte er seinen Berufskollegen ans Herz, Ziele klar zu formulieren und greifbar zu machen, dann klappt es auch mit Dingen wie Zeitmanagement oder Mitarbeiterbegeisterung und letztlich stelle sich auch der Erfolg ein.

Matthias Brack, Chef von 25 Mitarbeitern, der den elterlichen Betrieb vor elf Jahren übernommen hatte, liebt die bildhaften Vergleiche. Etwa den des Schäfers, der keine Zeit hat, einen Zaun zu bauen, weil er damit beschäftigt ist, immer wieder die Schafe zu fangen. Im Alltagsgeschäft bleibe vieles liegen, wenn man nicht zur Veränderung bereit ist, sagte Brack. Doch Veränderung bedeute eben auch, etwas anderes zu machen und die Komfortzone zu verlassen.

Auch der Fußballvergleich bleibt nicht aus. Der Chef ist der Trainer, und der müsse nicht alles können. Er müsse aber wissen, wer was kann und seine Mannschaft dort einsetzen, wo sie stark ist. „Jeder Mitarbeiter wird an die Stelle gesetzt, wo er Höchstleistungen vollbringen kann“, so Brack. Taktik, Strategie und Motivation, das seien die Aufgaben des Trainers.

Am Ende seines Vortrages stellt Matthias Brack fünf Zukunftsthesen für das Schreinerhandwerk auf. Erster Punkt ist dabei die Strategieänderung von der Kostenführerschaft hin zur Service- und Innovationsführerschaft. Die große Menge an Aufträgen zum Top-Preis, das entspreche nicht mehr der Kundenstruktur. Daneben geht es dem Referenten um das, was er digitale Durchgängigkeit nennt. Bei allem, was mit dem PC zu tun hat sollten Schnittstellen geschaffen und parallele Systeme vermieden werden. Am Ende müsse eine „digitale Bauakte“ stehen, in die auch Kunden, Lieferanten und andere Gewerke einbezogen werden.

Ein weiterer Punkt der Zukunftsthesen ist es, Netzwerke zu schaffen und Empfehlungsmarketing zu betreiben. Kunden seien durchaus bereit, Geld zu investieren, wenn sie damit Zeit sparen, so Matthias Brack, der die Mitarbeiterzahl im eigenen Betrieb binnen elf Jahren von sechs auf 25 gesteigert hatte. Punkt vier seiner Zukunftsthesen lautete Regionalität. Auch hinter handwerklichen Produkten und Dienstleistungen stehe ein Gesicht. Das sollte man dem Kunden auch zeigen, etwa in Social-Media-Plattformen, mit denen für ein kleines Werbebudget eine große Reichweite erzielt werden kann.

Letzter und wichtigster Punkt der Zukunftsthesen: „Handwerk hat goldenen Boden“. Alles, was ein Rechner leisten kann, wird in Zukunft auch ein Rechner machen“, sagt Matthias Brack. Viele Branchen werde das brutal treffen, das Handwerk, und insbesondere das Schreinerhandwerk aufgrund seiner großen Individualität dagegen nur streifen.

Auch Johannes Lange (Bild rechts), seit dem vergangenen Jahr Obermeister der Schreinerinnung Forchheim aus Ebermannstadt, rät seinen Berufskollegen, Selbstbewusst am Markt zu agieren. „Wir stehen hinter dem, was wir tun“, sagt er. Schreiner bildeten aus, stünden innerhalb der Gesellschaft ihren Mann und seien bereit, Verantwortung zu übernehmen. „Verkaufen wir uns da als Schreiner nicht manchmal unter Wert“, so Lange, um gleich selbst darauf zu antworten: „Trauen wir es uns doch zu, erfolgreich zu sein.“

Der Obermeister hat auch einige konkrete Tipps parat: Was den Umgang mit Banken betrifft, sollte der Geschäftskundenbetreuer auf den Betrieb eingeladen werden, um ihm zeigen zu können, wo investiert werden muss und wo investiert wurde. In Sachen Nachfolgeregelung legt er seinen Kollegen ans Herz, den Betrieb zu übergeben, wenn er top da steht. So könne man Lieferanten und Kunden Kontinuität vermitteln.

Johannes Lange spricht sich auch für mehr Miteinander unter den Berufskollegen aus. Mit Kollegen Messen zu besuchen, Fachexkursionen von Lieferanten mitmachen oder sie dazu zu nehmen, wenn Grenzen deutlich werden, all das sollte selbstverständlich sein, denn die Konkurrenz sitze längst nicht mehr im Nachbarbetreib, sondern in Baumärkten und Möbelhäusern.

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14.11.2017

Vielseitig, abwechslungsreich und mit direktem Kontakt zum Kunden / Julian Neise aus Bayreuth ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Bayreuth. Für Technik hat er sich schon immer interessiert, ein Praktikum und Ferienjobs haben das Interesse noch verstärkt. Jetzt hat Julian Neise aus Bayreuth seine dreieinhalbjährige Lehrzeit bei Euronics XXL Baumann in Bayreuth mit dem Landessieg im Leistungswettbewerb des Handwerks gekrönt. Der 21-Jährige ist damit Bayerns bester Informationselektroniker für Geräte und Systeme.

Der Beruf hat sich gewandelt. Was früher der Radio- und Fernsehtechniker war, ist heute wesentlich vielschichtiger und umfassender geworden. „Der Wandel vom Analogen zum Digitalen gehört dazu, ebenso von Kupfer auf Glasfaser“, erläutert Julian Neise. Seinen Beruf beschreibt er so: „Ich verhelfe den Menschen zu Fernsehen, Telefon und Internet.“

Nach dem Besuch der Johannes-Kepler-Realschule in Bayreuth und dem Realschulabschluss hatte Julian Neise gleich seine Lehre bei Euronics XXL Baumann begonnen. Dienstleistungen für Privatkunden gehören hier genauso zum Alltagsgeschäft, wie die Verdrahtung ganzer Neubaugebiete oder öffentliche Aufträge, wie der Anschluss großer Studentenwohnheime. „Die Arbeit ist sehr vielseitig, abwechslungsreich und macht einfach Spaß“, so Julian Neise, der ganz besonders den direkten Kontakt zum Kunden schätzt. Deshalb wird er auch weiterhin bei Euronics XXL Baumann bleiben und irgendwann wahrscheinlich die Meisterprüfung ins Visier nehmen.

Julian Neise ist aufgrund seiner herausragenden Leistungen Landessieger geworden. Als Gesellenstück musste er eine Unicable Sat-Anlage in der Bayreuther Berufsschule aufbauen. Dabei sei ihm ganz besonders zu Gute gekommen, dass er das auch schon in der Firma gemacht hat.

Wenn es einmal nicht um Technik geht, dann kann es durchaus vorkommen, dass der Landessieger seine Freizeit trotzdem zusammen mit seinen Arbeitskollegen aus der Abteilung verbringt. Ganze Wandertouren unternehmen die Kollegen miteinander, Kegeln gehört auch zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen, genauso wie das Angeln.

Euronics XXL Baumann hat 70 Beschäftigte. „Das Thema Ausbildung ist bei uns traditionell hoch angesiedelt“, sagt Andreas Baumann, Chef und Ausbilder von Julian Neise. Acht Informationselektroniker stehen derzeit in einem Ausbildungsverhältnis, dazu kommen ein Fachinformatiker und zwei Verkäufer. Mit selbst angelernten Leuten arbeitet man besser als mit fremd eingekauften, lautet die Devise. Allerdings werde es immer schwieriger, die richtigen Azubis zu finden.

Andreas Baumann begrüßt das Angebot der Berufsmessen der Kammer. Darüber hinaus halten er und auch schon Landessieger Julian Neise Vorträge in den Real- und Wirtschaftsschulen in Bayreuth und Umgebung. „Es ist schwierig geworden, die jungen Leute zu motivieren und für einen Handwerksberuf zu begeistern“, sagt Baumann. Ideal sei es, potentielle Interessenten für ein einwöchiges Praktikum zu gewinnen, bei dem die jungen Leute mehrere verschiedene Stationen durchlaufen können. Dann werde schnell klar, ob sie sich eignen und für eine Ausbildung in Frage kommen.

Bei Euronics XXL Baumann haben sie auf jeden Fall eine vielversprechende Zukunft vor sich, denn das Traditionsunternehmen weiß sich trotz scheinbar übermächtiger Konkurrenz hervorragend am Markt zu behaupten. „Wir machen viele Spezialaufträge bei den Kunden, die andere nicht machen“, so Andreas Baumann. Sein Haus sieht sich als „Problemlöser, den es im Internet nicht gibt“. Dazu kommt das Thema Beratung: „Wir zeigen den Kunden nicht nur vernünftige Lösungen, sondern auch, welche Bandbreite es an Möglichkeiten gibt.“

Bild: Chef und Ausbilder Andreas Baumann (links) freut sich über den Landessieg von Julian Neise im Leistungswettbewerb des Handwerks.

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11.11.2017

Beruf mit breit gefächertem Aufgabenbereich / Benedikt Geldner aus Bad Staffelstein ist Bayerns bester Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik

Unterneuses bei Ebensfeld. Schon in den Schulferien hat er immer gern mitgearbeitet und war mit den Monteuren losgezogen. Jetzt zahlen sich Engagement, Einsatz und Interesse für Benedikt Geldner aus: Beim Leistungswettbewerb des Handwerks belegte der 21-Jährige den ersten Platz auf Landesebene. Er darf sich künftig Bayerns bester Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik nennen.

Benedikt Geldner hat im elterlichen Betrieb, der Firma Heizungsbau Denzler, gelernt. Gerade ist das Traditionsunternehmen mit seinen aktuell zehn Beschäftigten von Bad Staffelstein nach Unterneuses bei Ebensfeld umgezogen. Der frischgebackene Landessieger blickt derweil ein wenig über den Tellerrand hinaus und arbeitet seit Sommer in Würzburg als Monteur. Zurück in das elterliche Unternehmen will er aber auf jeden Fall und dann die Meisterprüfung ablegen.

„Wir brauchen ja schließlich einen Nachfolger“, sagt Heinrich Geldner, Vater, Chef und Ausbilder in einer Person. Heinrich Geldner hatte das bereits nach dem Krieg als mechanische Werkstatt gegründete Unternehmen 2008 übernommen, genau 30 Jahre, nachdem er selbst seine Ausbildung dort begonnen hatte. „Heute sind wir gut ausgelastet“, sagte der Chef, der mit seiner Firma im gesamten Landkreis Lichtenfels tätig ist und auf 90 Prozent Stammkunden verweisen kann.

Benedikt Geldner war in den Genuss einer verkürzten Lehrzeit gekommen. Grund dafür ist, dass er am Kaiser-Heinrich-Gymnasium in Bamberg das Abitur ablegte, ehe er die dann nur noch zweieinhalb-, statt dreieinhalbjährige Ausbildung im Handwerksberuf startete. „Es hat sich so ergeben“, sagte er und macht klar, dass für ihn kein anderer Beruf mehr in Frage kommen würde. „Handwerkliches Arbeiten, das liegt mir einfach“, gibt er unumwunden zu, auch wenn viele seiner Mitschüler zum Studium an die Universität aufgebrochen sind.

Den Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik gibt es in der heutigen Form erst seit 2003. Vorher war der Beruf in Gas-Wasser-Installateur sowie in Heizungs- und Lüftungsbauer aufgeteilt. Benedikt Geldner spricht von zwei großen Arbeitsbereichen: dem Heizungsbau mit Wärmeerzeugung und –verteilung sowie dem Sanitärbereich. Für ihn ist es die Vielfalt, die den Reiz des Berufs ausmacht. Kundendienst, Fehlersuche, Montage: der Aufgabenbereich ist breit gefächert, man sieht regelmäßig was anderes. „Ich kann den Beruf nur weiterempfehlen“, so Benedikt Geldner.

Beim eigentlichen Wettbewerb ging es sowohl auf Kammerebene als auch auf Landesebene unter anderem um den Anschluss von Warmwasserspeicher und um das Löten und Pressen von Kupferrohren.

Bild: Benedikt Geldner (links) ist Bayerns bester Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Heinrich Geldner ist nicht nur der Vater, sondern war auch Chef und Ausbilder in einer Person.

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08.11.2017

Unternehmen mit großer Historie / Der Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik, Dominik Grubert ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Hallstadt. Hier wird das Thema Ausbildung wirklich ganz groß geschrieben. „Wir haben seit dem Jahr 2000 über 50 Lehrlinge ausgebildet“, sagt Joachim Angerer, einer der beiden Geschäftsführer der Stahlbau-Metalltechnik Johann Heim GmbH in Hallstadt bei Bamberg. Neben ihm sitzt Dominik Grubert, 20 Jahre jung aus Mühlendorf bei Stegaurach. Er hat nach dreieinhalb Jahren in dem traditionsreichen Unternehmen nicht nur seine Lehre zum Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik, erfolgreich abgeschlossen, er ist auch bayerischer Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks.

Die Metallverarbeitung hat ihn schon immer interessiert. Über den Vater, als Fliesenleger ebenfalls klassischer Handwerker, kam er mit der Stahlbau-Metalltechnik Heim in Kontakt und absolvierte erst einmal ein Praktikum. „Dominik war gleich interessiert“, erinnert sich Angerer. Auch die gestellten Aufgaben aus der Mathematik und dem technischen Zeichnen meisterte der jetzige Landessieger mit Bravour. Dominik Grubert ist seit 2006 der fünfte Kammersieger des Unternehmens, zwei davon wurden immerhin schon dritte Landessieger.

„Unsere Firma hat einen guten Namen“, sagt Angerer. Das Stahl- und Metallbauunternehmen gilt allgemein als interessanter Betrieb. Angerer verschweigt aber auch nicht, dass es aktuell zu wenig Bewerbungen gibt, um die große Ausbildungsleistung aufrechtzuerhalten. Dabei hat sich die Unternehmensleitung ein hehres Ziel gesetzt: „Wir sind offen und sozial eingestellt und wollen nicht nur den Besten eine Chance geben.“ So hat das Unternehmen auch mit vermeintlich schwachen Bewerbern, die nicht unbedingt Bestnoten haben, schon gute Erfahrungen gemacht.

Die Stahlbau-Metalltechnik Johann Heim GmbH in Hallstadt kann auf eine über 240-jährige Geschichte zurückblicken. Damit ist das Unternehmen eines der ältesten in der Region. Die besondere Note dabei: Stahlbau Heim liegt in ununterbrochener Reihenfolge in Händen der Familie und wird mittlerweile von der siebten Generation geleitet. Hervorgegangen war der Betrieb aus dem Schlosserbetrieb von Nikolaus Heim in der Concordiastraße in Bamberg.

Urkundlich belegt ist, dass bereits in den Gründungsjahren die Ausbildung ein Thema war. So liefert ein Lehrlingsbuch von 1775 einen Nachweis für den ersten Auszubildenden im Heimschen Schlosserbetrieb. Dem Buch zufolge hieß er Johann Unrein, kam aus Bamberg und wurde von Nikolaus Heim für vier Jahre in die Lehre genommen. Schon 1779 folge mit Johann Schell aus Zell, Sohn eines Schlossermeisters, der nächste Lehrbub. „Damit fungiert die Schlosserei Heim seit ihrer Gründung vor über 241 Jahren als Ausbildungsbetrieb im Handwerk“, sagt Angerer. Die erfolgreiche Lehrlingsausbildung habe seit Generationen einen hohen Stellenwert im Unternehmen. In dieser Tradition stehe Stahlbau-Metalltechnik Heim bis heute.

Das solide Fundament für die aktuelle Innovationskraft schuf letztendlich der 2007 verstorbene Clemens Heim, der nach dem Krieg den Betrieb mit nur noch drei Mitarbeitern übernahm, und nach über 50-jähriger Schaffenskraft, mit der Gründung der GmbH im Jahr 1996 die Übergabe der betrieblichen Verantwortung an die beiden jetzigen Geschäftsführer Joachim Angerer und Joachim Heim in zukunftsweisende Hände einleitete. Heute hat die Firma über 100 Beschäftigte.

Die Stahlbau-Metalltechnik Johann Heim GmbH ist ein Lohnfertiger und Schweißfachbetrieb mit einer Vielzahl von Zulassungen, umfangreichen Möglichkeiten in der Blechbearbeitung und in der mechanischen CNC-Fertigung und steht für Spezialanfertigungen im Eisen- und Nichteisenbereich. Zu den Kunden gehören 300 innovative Unternehmen vornehmlich aus der Region, die Produkte finden in aller Welt ihren Einsatz.

Für Landessieger Dominik Grubert , der natürlich auch übernommen wurde und momentan als Facharbeiter im Unternehmen tätig ist, steht demnächst wohl die Meisterprüfung an. „Bei der Auszeichnung ist der Meister ein Muss“, sagt Geschäftsführer Angerer. Die Chancen stehen gut, dass die Stahlbau-Metalltechnik Johann Heim GmbH auch künftig um die drei Metallbauer und einen Feinwerkmechaniker ausbilden und übernehmen kann.

Bild: Der Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik, Dominik Grubert (rechts) ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks. Mit im Bild: Geschäftsführer und Ausbildungsleiter Joachim Angerer.

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02.11.2017

Omexom in Bamberg: Ein Netzwerk voller Energie / Der Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik Mario Mayer ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Bamberg. Energie ist ein wichtiges, spannendes und manchmal auch kontrovers diskutiertes Thema. Egal, ob man sich in Deutschland oder irgendwo auf der Welt befindet, um erfolgreich wirtschaften zu können, brauchen wir Energie und individuelle Lösungen zu deren Bereitstellung. Omexom hat sich dieser Aufgabe verschrieben. Omexom ist die internationale Marke der VINCI Energies für Energie-Infrastrukturen. Von der Erzeugung, Übertragung und Umwandlung bis zur Verteilung von Energie. plant und errichtet Omexom die komplette Infrastruktur und kümmert sich um die laufende Wartung und Instandhaltung.

Hier bei Omexom Frankenluk in Bamberg hat Mario Mayer aus der Gartenstadt nach dem Besuch der Kunigundenschule und dem erfolgreichen Abschluss der Graf-Stauffenberg-Realschule eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik absolviert. Beim Leistungswettbewerb des Handwerks ist er jetzt mit seinem Gesellenstück, der komplizierten Wicklung eines Elektromotors, zum Landessieger gekürt worden. Der 21-jährige Bamberger darf sich damit Bayerns bester Elektroniker der Fachrichtung Maschinen und Antriebstechnik nennen.

Eine zukunftssichere Ausbildung zu absolvieren, das war für Mario Mayer das Wichtigste überhaupt. Letztlich war es sein Großvater, der das Unternehmen noch von früher kannte und der ihn auf die ehemalige Frankenluk aufmerksam machte. „Das hat sich interessant angehört“, sagt Mario Mayer. Heute schwärmt er von einem überaus vielseitigen Beruf. „Ich kann mich nicht beschweren, dass es irgendwie langweilig ist.“

„Wir haben lange über Bedarf ausgebildet“, sagt Geschäftsführer Otto G. Trautner. Das komme dem Unternehmen jetzt zugute. Es habe sich eben herumgesprochen, dass die Omexon Frankenluk GmbH die Ausbildung auf perfekte Füße gestellt hat und so gebe es jetzt auch keine akuten Nachwuchsprobleme. Aktuell hat das Unternehmen in Bamberg 20 Auszubildende in den Berufen Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik, Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, Elektroniker für Betriebstechnik.

Dabei kooperiert Omexon immer wieder mit anderen Großunternehmen vor Ort, wie etwa Bosch-Rexrodt, dem Bayernwerk oder Tennet. Damit hätten die Lehrlinge die Möglichkeit über den Tellerrand zu blicken und ganz andere Dinge kennen zu lernen. Mario Mayer etwa hat bei Bosch-Rexrodt in Lohr am Main einen Drehkurs gemacht und im Rahm en des Erasmusprojektes über die Berufsschule ein zweiwöchiges Auslandspraktikum in Kroatien absolviert.

Omexom trägt mit seinen Leistungen maßgeblich zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland bei und ist auch bei Themen wie Smart City und E-Mobility ganz vorn dabei. Weltweit erwirtschaften dabei mehr als 12000 Beschäftigte in über 40 Ländern rund zwei Milliarden Euro Umsatz. „Wir stellen uns flexibel auf: als Netzwerk der Energie“, sagt Ausbildungsleiter Jens Winkler. Beweglich wie ein Mittelständler, aber mit der Power eines Weltkonzerns im Rücken. In Deutschland erzielt Omexom einen jährlichen Umsatz in Höhe von rund 350 Millionen Euro und ist flächendeckend mit rund 3000 Mitarbeitern für Netzbetreiber, Stadtwerke, kommunale Energieversorger, Handel und Industrie sowie für die Deutsche Bahn tätig. Am Standort Bamberg sind es 200 Mitarbeiter, weitere 150 kommen im nahen Buttenheim dazu.

Eine erste Karriere hat Landessieger Mario Mayer übrigens schon hinter sich: Er war dritter Deutscher Meister, Bayerischer Meister und Teilnehmer an der Qualifikation zur Nationalmannschaft im Kanuslalom für seinen Verein, dem Bamberger Faltbootclub. Ein echter Hochleistungssport, wie er sagt, auch wenn er ihn wettkampfmäßig nicht mehr ausübt. Bis nach Dubai hat ihn der Sport gebracht und Mario Mayer ist sich sicher: „Vom Sport her habe ich meinen festen Willen.“

Bild: Ausbildungsleiter Jens Winkler und Elektromaschinenbaumeister Peter Müller mit Landessieger Mario Mayer (von rechts) in der Werkstatt der Bamberger Niederlassung an der Pödeldorfer Straße.

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02.11.2017

Ästhetisch, künstlerisch und kreativ: Experten aus Oberfranken setzen auf Fortschritt und Innovation / Zahntechnikerin Katja Kramer ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks

Hof. Trotz aller Digitalisierung: das Handwerk steht im Mittelpunkt. Für Katja Kramer aus Siebenhitz bei Joditz war lange nicht klar, wo sie der Weg beruflich hinführen soll. Etwas Handwerkliches sollte es sein, gebastelt hat die Landwirtstochter schon immer gerne und weit weg von zuhause wollte sie auch nicht unbedingt. Wie gut, dass mit dem Dental-Labor Handrich nicht nur ein renommierter Ausbildungsbetrieb, sondern auch ein weithin anerkanntes Labor seinen Sitz in Hof hat.

Hier kam alles auf höchstem Niveau zusammen: Ästhetik, Individualität, Kreativität sowie handwerkliches und künstlerisches Arbeiten. Katja Kramer hat sich sofort mit ihrem Lehrberuf Zahntechnikerin zu 100 Prozent identifiziert. Den erfolgreichen Abschluss hat die 20-Jährige jetzt mit dem Landessieg im Leistungswettbewerb des Handwerks gekrönt. Damit darf sie sich Bayerns beste Zahntechnikerin nennen.

Heuer waren es gleich drei Jungtechnikerinnen, die ihre Ausbildung im Dental - Labor Handrich in Hof abgelegt und ihre Prüfung erfolgreich absolviert haben. Das zeigt die hohe Bedeutung, die man im Schlossweg dem Thema Ausbildung zukommen lässt. Katja Kramer ist auch nicht die erste Auszubildende des Labors mit herausragenden Leistungen.

Juniorchef Rolf Ebert hat jetzt die höchste Ausbildungsstufe erreicht: seit Oktober 2016 ist er Master of Science im Bereich Innovationsmanagement Dentale Technologie. Nach der Ausbildung zum Zahntechniker und dem Bachelorstudium absolvierte er erfolgreich einen Masterstudiengang am „Steinbeis Transfer Institut Biomedical Interdisciplinary Dentistry“ in Stuttgart unter der Leitung von Professor Gregor Slavicek.

Katharina Fuchs-Ebert, Ausbildungsbeauftragte des Labors, hat 2016 die Meisterprüfung in der Zahntechnik als Jahrgangsbeste an der Handwerkskammer Dresden absolviert. Für ihr praktisches Prüfungsstück hat sie die Note Eins erhalten. Als technische Leiterin nimmt sie mittlerweile eine wichtige Schlüsselfunktion im Unternehmen ein.

Ein weiterer herausragender Lehrling ist Zahntechniker Konstantin Lagaris, der sich mit seiner guten Leistung bei der Gesellenprüfung Winter 2015/16 für die Teilnahme am Regensburger Förderpreis qualifiziert hatte. Alljährlich treffen sich dort die besten Jungtechniker Bayerns zum Leistungsvergleich. Schon die Teilnahme an diesem Wettbewerb ist eine Ehre, da nur die besten Zahntechniker der vier bayrischen Berufsschulstandorte Augsburg, München, Nürnberg und Regensburg eingeladen werden.

„Wer handwerklich geschickt ist, der hat bei uns gute Chancen“, sagt Seniorchef Werner Ebert. Natürlich gehöre auch die entsprechende Motivation dazu. Trotzdem ist es auch in der Zahntechnik nicht einfacher geworden, Auszubildende und Fachkräfte zu bekommen. „Es wird immer schwieriger, jemand zu finden, der die Begabung dazu hat“, so die technische Leiterin Katharina Fuchs-Ebert.

Das Dental-Labor Handrich gibt es seit 1948, seit 1975 ist es in Hof zuhause. Aktuell hat das Unternehmen hier am Standort 30 Mitarbeiter. In der gesamten Firmengruppe Handrich und Handrich+Ebert mit weiteren eigenständigen Labors in Auerbach (Vogtland), Plauen, Selb und Weiden sind es 130 Mitarbeiter, davon 13 Azubis. Geschäftsführer Ebert sieht den Erfolg in erster Linie in der erstklassigen Serviceorientierung, der langjährigen Kontinuität und der Wahl wissenschaftlich anerkannter Materialien und Verfahrensweisen für die Herstellung von hochwertigem und ästhetischem Zahnersatz begründet.

„Jeder Mensch braucht Zähne“, so der Geschäftsführer. Ohne Zähne könne man nicht leben. Genau das ist es, was den Beruf so wichtig und interessant macht. Die ästhetischen Bedürfnisse und damit die Ansprüche an das Labor sind dabei immer höher geworden. „Wir haben uns bereits 2001 als eines der ersten Labore Deutschlands erfolgreich einem Qualitätsmanagement und einer Zertifizierung nach Medizinproduktegesetz unterzogen“, sagt Seniorchef Werner Ebert, der bereits 1978 seine Meisterprüfung absolviert hat.

Landessiegerin Katja Kramer hat die Meisterprüfung schon fest im Visier. Bis es soweit ist, will sie sich auch betriebswirtschaftlich noch fit für die Zukunft machen. Mit ihren aufwändigen Gesellenstücken, einer Totalprothese für Ober- und Unterkiefer, einer Modellgussprothese für den Oberkiefer, einer dreigliedrigen Brücke für den Unterkiefer sowie einem Teleskop-Primärteil und einer Geschiebearbeit in Wachs, konnte sie die Jury des Leistungswettbewerbs schon mal vollends überzeugen.

Bild: Katja Kramer (2. von rechts) vom Dentallabor Handrich in Hof ist Bayerns beste Zahntechnikerin. Dazu gratulieren: Geschäftsführer Rolf Ebert, die technische Leiterin Katharina Fuchs-Ebert (von links) und Seniorchef Werner Ebert.

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12.10.2017

Kritik an beratungsresistenten Unternehmen / Netzwerk Beraterkompetenz bemängelt mangelhafte Breitbandversorgung in Oberfranken

Kulmbach. Wenn das schnelle Internet fehlt, sind Arbeitsplätze in Gefahr. Darin waren sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde bei einer Veranstaltung des Vereins Beraterkompetenz Oberfranken einig. Besonders in den oberfränkischen Randgebieten fehle die digitale Infrastruktur, sagte Norbert Schug, der bei Lamilux für die Bereiche IT und Organisation zuständig ist. Die fehlende Breitbandversorgung sei ein Problem, viele Unternehmen würden schon heute gewaltig darunter leiden.

Schug sprach von einem ganz klaren Standortnachteil. Der Politik fehle der Impuls, dieses Thema noch mehr auf die Tagesordnung zu setzen. Die jetzigen Bandbreiten würden auf jeden Fall für die Zukunft nicht mehr ausreichen. Frank Maenz, Marketingmanager von Microsoft Deutschland pflichtete dem bei. Fast alle Parteien hätten das Thema in ihren Wahlprogrammen aufgegriffen, jetzt müsse es die Wirtschaft einfordern und die jeweiligen politischen Akteure vor Ort darauf ansetzen. Das schnelle Internet sei einfach Voraussetzung, so Maenz, andernfalls seien Arbeitsplätze bedroht, und das nicht nur in Oberfranken.

In der von Matthias Will von der Frankenpost moderierten Podiumsdiskussion in den Räumen der Akademie für Neue Medien in Kulmbach, erläuterte Stefan Birk, Vorstand des Institutes für Arbeitsdesign und Zukunftstechnologien, dass die meisten Unternehmen in Sachen Digitalisierung technisch gut ausgestattet seien, sie organisatorisch und personell damit aber meist nicht Schritt halten könnten. „Das organisatorische Handwerkszeug fehlt oft“, sagte Birk. Auch in Sachen Vertrauensarbeitszeit oder Home Office gebe bei den meisten Chefs zu viel Misstrauen.

Noch immer glaubten einige Verantwortliche in den Unternehmen, E-Mails zu benutzen sei schon Digitalisierung, so Claus Fischer, Leiter des Kompetenzteams IT bei der Junior Beratung Bayreuth. Dort haben sich Studenten zahlreicher Fachrichtungen zusammengetan, um ein breites Beratungsspektrum anzubieten, und das stets mit dem direkten Draht zur Wissenschaft. Die digitalisierte Arbeit der Zukunft bedeute vielmehr, Prozesse zu optimieren, Prozesse zu verbessern oder komplett neu zu strukturieren.  Fischer bemängelte, dass Unternehmen für Beratungsdienstleitungen grundsätzlich nicht besonders offen seien. Auch viele Mitarbeiter seien oft sehr skeptisch.

Norbert Schug von Lamilux pflichtete Moderator Matthias Will bei, dass die persönliche Kommunikation als negative Begleiterscheinung der Digitalisierung von vielen verlernt werde. E-Mail-Verläufe würden immer länger, der Ton werde rauer, und das, obwohl der Kommunikationspartner nicht selten auf der anderen Seite des Ganges sitzt. E-Mails nannte Schug deshalb auch Fluch und Segen zugleich, denn alles gehe viel schneller und die Mitarbeiter reagierten immer gehetzter.

Auf die Frage des Moderators, ob die Digitalisierung Jobvernichter oder Jobmotor sei, antwortete Frank Maenz von Microsoft: „Wenn man zu lange wartet, dann werden Jobs vernichtet.“ Wer dagegen Windmühlen aufbaut, also in die Digitalisierung investiert, für den werde die Digitalisierung ein Jobmotor sein.

Bild: Sie diskutierten über die digitalisierter Arbeitswelt der Zukunft (von links): Matthias Will, Claus Fischer, Stefan Birk, Frank Maenz und Norbert Schug.

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26.09.2017

Auch Gewerkschafter haben AfD gewählt / IG Metall sieht nach der Bundestagswahl Arbeitnehmerrechte in Gefahr

Himmelkron. Die Gewerkschaft IG Metall sieht nach der Bundestagswahl Arbeitnehmerrechte massiv in Gefahr geraten. „Wir müssen aufpassen, dass uns das Fell nicht über die Ohren gezogen wird“, sagte der 1. Bevollmächtige Volker Seidel am Dienstag bei der Delegiertenversammlung. Nicht locker lassen will die Gewerkschaft deshalb auch in den kommenden Monaten bei Themen wie Rente, paritätische Krankenversicherung sowie Bildung und Weiterbildung.

„Die Arbeitgeber wollen etwas anderes“, sagte Seidel. Die neuen politischen Konstellationen könnten ihnen dabei hilfreich sein. Die Arbeitgeber beabsichtigten unter anderem, Arbeitszeitgesetze zu verschlechtern, etwa durch die Abschaffung des festen Sonntags oder durch die Möglichkeit der Einführung eines 13-Stunden-Tages. „Wir werden künftig genau darauf achten müssen, dass dies nicht der Anfang ist“, so Seidel.

Als ganz besonders beunruhigend für die Gewerkschaft wertete es der Bevollmächtigte, dass laut Umfragen auch große Teile von Gewerkschaftsmitgliedern ihre Stimme der AfD gegeben haben, ein Drittel aus Überzeugung, zwei Drittel aus Enttäuschung. Damit seien auch Wähler aus dem Gewerkschaftslager an dem Erfolg der AfD beteiligt, sagte Seidel. Hauptargument der AfD-Wähler von den Gewerkschaften seien die Sorgen um ein Auseinanderdriften der Gesellschaft.

Gefahr geht allerdings nicht nur von der AfD aus, auch andere Gruppierungen stellten eine Gefahr für die demokratische Grundordnung in Deutschland dar. Lukas Niemand vom Arbeitskreis Antirassismus in der IG Metall stellte den Mitgliedern die Identitäre Bewegung vor, die zwar nicht zu den Wahlen angetreten war, die aber mit der AfD, der NPD, mit Pegida oder mit schlagenden Burschenschaften eng vernetzt sei. „Sie geben sich als ganz normale Jugendorganisation, die gerne wandert oder Flutopfern hilft, in Wirklichkeit aber ganz klare rassistische Ziele verfolgt“, sagte Niemand.

Bereits zum jetzigen Zeitpunkt wirft auch die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie 2018 ihre Schatten voraus. „Wir sind tatsächlich schon wieder am Beginn“, sagte Seidel. Neben der traditionellen Forderung nach mehr Lohn und Entgelt würden diesmal auch Themen wie Schichtarbeit, belastbare Arbeitszeit, Arbeitszeitkonten oder mobiles Arbeiten eine wichtige Rolle spielen. Erste Forderung aus Ostoberfranken sollen bei einer Funktionärskonferenz am 16. Oktober in Himmelkron präsentiert werden.

Die Gewerkschaft IG Metall hat in Ostoberfranken aktuell 11486 Mitglieder. 404 Neuaufnahmen stehen seit Jahresbeginn 531 Verluste gegenüber. Wichtig für die Gewerkschaft: die Zahl der betriebsangehörigen Mitglieder, der sogenannten Ein-Prozent-Zahler, ist mit 6700 auf einem Hoch. Seit Jahresbeginn registrierte die IG Metall 166 Neuaufnahmen betriebsangehöriger Mitglieder. Bei den Verlusten machen sich 217 Austritte aus Betrieben am meisten bemerkbar, gefolgt von 140 Todesfällen, die dem demographischen Wandel geschuldet sind. Außerdem haben die Gewerkschaft nach den Worten des Bevollmächtigen 81 Arbeitslose und 70 Rentner verlassen. 33 Mitglieder haben einfach ihren Beitrag nicht mehr bezahlt.

Motto der Delegiertenversammlung war es diesmal, der Jugend das Zepter in die Hand zu geben. Um das Jugendamt zu stärken führten erstmals Nadine Piskol und Karina Richter, beide Mitglieder des Ortsjugendausschusses durch eine turnusgemäße Versammlung.

Bild: Bei der IG Metall soll künftig die Jugend ran. Bevollmächtiger Volker Seidel übertrug die Delegiertenversammlung diesmal an die beiden Ortsjugendausschussmitglieder Nadine PIskol und Karina Richter (von links). Statt einer Tagesordnung hatten sie einen Stundenplan aufgestellt.

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16.09.2017

Müller-Gruppe will Standort Bayreuth maßgeblich erweitern / Bayreuther Fleisch GmbH investiert 8,5 Millionen Euro

Bayreuth. Die zur Müller-Gruppe gehörende Bayreuther Fleisch GmbH wird in den kommenden Monaten 8,5 Millionen Euro investieren. Mit dem Geld sollen am Standort Bayreuth neue Kühlhäuser und Abviertelungsmöglichkeiten geschaffen und die Rinderzerlegung ausgebaut werden, kündigte Geschäftsführer Martin Müller bei der Jubiläumsfeier zum zehnjährigen Bestehen des Unternehmens in Bayreuth an.

„Wir wollen der zweitgrößte bayerische Kombischlachthof für Rinder und Schweine werden“, kündigte Müller an. Insgesamt sollen rund 2000 Quadratmeter Fläche dazukommen, auch an eine Aufstockung der Mitarbeiter von der derzeit 45 ist gedacht. Mit zuletzt 1600 geschlachteten Rindern pro Woche sei die Investition dringend notwendig.

„Wir fühlen uns wohl in Bayreuth, auch wenn wir aus Baden-Württemberg sind“, sagte Müller. Bayreuth wurde 2007 als erster bayerischer Standort der Müller-Gruppe gegründet, weitere Betriebsstätten gibt es in Birkenfeld bei Pforzheim und in Ulm.

Ende Juni 2007 seien die ersten Tiere nach Bayreuth unterwegs gewesen, erinnerte sich Geschäftsführerkollege Jens Strohecker. Während man sich vor Ort hervorragend mit dem Schlachten und Zerlegen von Schweinen ausgekannt habe, sei dagegen die Verarbeitung von Rindern weitgehend Neuland gewesen.

Strohecker berichtete von einem holprigen Start, bei dem bis Ende 2007 zwar 27000 Rinder und 75000 Schweine geschlachtet worden seien, aber gleichzeitig auch ein Verlust von 700000 Euro aufgelaufen war. Ein erstes Restrukturierungskonzept habe vorgesehen, die Schlachtzahlen bei den  Schweinen zu reduzieren und bei den Rindern gleichzeitig nach oben zu fahren.

Als wegweisen bezeichnete der Geschäftsführer die Entscheidung der Stadt, den Schlachthof in der Folge zu privatisieren. Die Müller-Gruppe hatte den Zuschlag bekommen. „Plötzlich waren wir Mitgesellschafter eines defizitären Schlachthofes“, so Strohecker. Erneut sei ein Restrukturierungskonzept notwendig gewesen, das in erster Linie eine erneute Ausweitung der Schlachtzahlen vorsah.

Ende 2011 habe die Müller-Gruppe den Bayreuther Schlachthof dann komplett übernommen und zweistellige Zuwachsraten erzielt. Sämtliche Liegenschaften und Grundstücke einschließlich des Zerlegebetriebes der früheren Südfleisch seien in einer Hand gewesen. „2013 haben wir beim Umsatz die 100-Millionen-Euro-Marke erreicht“, so der Geschäftsführer.

 „In der Zukunft wollen versuchen, auch weiterhin auf der Überholspur unterwegs zu sein“, sagte Strohecker. Die Pläne dazu seien aber weder revolutionär oder visionär, sondern bescheiden und realistisch. „Wir wollen die Kompetenz innerhalb der Müller-Gruppe nachhaltig ausbauen und in erster Linie auf Qualität setzen.“

Nach anfangs nicht ganz so einfachen Zeiten, habe das Unternehmen eine ausgesprochen gute Entwicklung genommen, sagte die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Kompetenz im betriebswirtschaftlichen Handeln und das Vertrauen von Kunden und Verbrauchern seien wichtige Grundlagen für den Erfolg der Bayreuther Fleisch gewesen. Für die Stadt sei das Unternehmen in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung, wobei die Oberbürgermeisterin vor allem die angekündigte Aufstockung der Mitarbeiter als überaus erfreulich wertete.

Die Müller Fleisch GmbH wurde 1959 gegründet. Nach Unternehmensangaben macht sie einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro pro Jahr. Sie hat 370 Mitarbeiter, das Schlachtvolumen liegt bei 120000 Rindern und etwa einer Million Schweinen pro Jahr.

Bild: Zusammen mit Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe feierten die beiden Geschäftsführer Martin Müller (rechts) und Jens Strohecker das zehnjährige Bestehen der Bayreuther Fleisch GmbH.

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13.09.2017

Aufkleber für jede Oberfläche / UCE-Druckservice produziert seit über 20 Jahren technische Etiketten – Bundestagsabgeordnete Silke Launert besuchte Unternehmen in Heinersreuth

Heinersreuth. Technische Etiketten für fast jeden Untergrund, enorm hitzebeständige Klebeschilder oder Folien, die nicht manipuliert werden können: das Unternehmen UCE-Druckservice ist mit seinem breiten Produktportfolie in eine echte Nische vorgedrungen. „Wir wenden uns rein an den Handel, an Wiederverkäufer oder an entsprechende Systemhäuser, nicht an den Endkunden“, sagt Inhaber Christian Knab, der das Unternehmen nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre vor 1995 Jahren in Bayreuth gegründet hatte. Zu den großen Kunden gehören Audi genauso wie die Lufthansa, VW oder Opel. Hier braucht es Etiketten, die auf Gussteilen haften und die enorm hitzebeständig sind. Als UCE tritt das Unternehmen allerdings nirgends in Erscheinung.

Mittlerweile ist der Druckservice in Heinersreuth vor den Toren Bayreuths in einem früheren Autohaus beheimatet. Bei einem Besuch der CSU Rotmaintal, der Bayreuther Bundestagsabgeordneten Silke Launert und Bürgermeisterin Simone Kirschner kam vor allem die Wertschätzung für den unternehmerischen Mut von Christian Knab zum Ausdruck. Silke Launert würdigte den Unternehmergeist von Christian Knab, der binnen zwei Jahrzehnten praktisch aus dem nichts ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 3,5 Millionen Euro aus dem Boden gestampft habe. „Dazu braucht es Ideen und jede Menge Mut“, so Launert.

Knab kommt ursprünglich aus dem Odenwald und war wegen des Studiums nach Bayreuth gekommen. Hier lernte er auch seine Frau Ute, eine gelernte Bankkauffrau kennen, die heute für Buchhaltung und Auftragsbearbeitung im Unternehmen zuständig ist. „“Eigentlich wollen wir gar nicht mehr wachsen“, sagt Knab und verweist auf seine mittlerweile 20 Mitarbeiter, die meist aus der Metallbearbeitung oder aus dem IT-Bereich kommen. Lerne könne man das Berufsbild eigentlich nicht, so der Inhaber.

UCE Druckservice wurde zunächst nur als regionaler Lieferant für thermotransferbedruckte Etiketten gegründet. Daraufhin hatte sich das Unternehmen, das zunächst mitten in Bayreuth, dann in St. Georgen, später in den Markgrafenhallen zuhause war, nach dem Aufbau einer eigenen Etikettenproduktion 1998 schnell zu einem kompetenten Lieferanten des Fachhandels entwickelt. „Durch unser qualifiziertes und zuverlässiges Team sind wir in der Lage, flexibel zu agieren und kurze Lieferzeiten zu gewährleisten“, so Knab.

Gefertigt wird heute in den lichtdurchfluteten Räumen, in denen früher Autos und Zubehör ausgestellt waren. Neben gängigem Papier und Folien liegt der Focus vor allem auf Spezialmaterialen. „Insbesondere kleine Auflagen und kurze Lieferzeiten zeichnen uns aus“, so Knab. Vom Massengeschäft hat man sich lange verabschiedet. Etiketten für die Stahlproduktion, die schon mal 300 Grad aushalten müssen, gehören heute dazu, genauso wie Safety-Folien, die ähnlich wie Vignetten nicht abgelöst werden können. „Unser Produktportfolio bietet für nahezu alle Anforderungen an selbstklebende Etiketten die entsprechende Folie“ so Knab.

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08.09.2017

„Lifestyle für Kinder“: Cybex plant Bau eines Forschungscampus und einer Testanlage - Wirtschaftsministerin Aigner unterstützt Vorhaben in Bayreuth

Bayreuth. Der Kinderausstatter Cybex möchte in Bayreuth weiter wachsen. Die Verantwortlichen planen den Bau eines Forschungszentrums zu Schulungs- und Ausbildungszwecken mit einer großangelegten „Crash-Test-Schießanlage“. Mit der Einrichtung will das Unternehmen unter anderem künftig aufwändige Testreihen zur Sicherheit von Kindersitzen selbst durchführen und Frontal- sowie Seitencrashs unter realen Bedingungen nachstellen. Bei einem Besuch der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und der Bundestagsabgeordneten Silke Launert am Freitag haben die Verantwortlichen die Pläne erstmals bekannt gegeben.

Die Anlage wird schätzungsweise 3,5 Millionen Euro kosten, sie soll 50 bis 100 neue Mitarbeiter, hauptsächlich Techniker und Materialwissenschaftler, nach Bayreuth bringen. Nach den Worten des technischen Geschäftsführers Raoul Bader seien bis zu 600 Quadratmeter Fläche und eine 70 Meter lange Bahn notwendig. Aktuell würden extern auf den Anlagen von ADAC und DEKRA bereits bis zu 1500 ähnliche Test pro Jahr für europäische Cybex-Produkte durchgeführt. Weltweit betreibt Cybex bereits neun Forschungsstandorte unter anderem in China und den USA. Die Anlage in Bayreuth soll ausschließlich dem europäischen Markt dienen. Unternehmensintern sei die Entscheidung aber noch nicht getroffen, ob wirklich Bayreuth zum Zug kommt, möglich seien auch Prag oder Wien, wo das Unternehmen bereits Entwicklungsabteilungen betreibt, so Managing Director Johannes Schlamminger.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sah Cybex bestens aufgestellt und sprach von einem Vorzeigeunternehmen in der Region. „Cybex ist eine tolle Aufwertung für den Standort“, so Aigner. Die Ministerin sagte ihre Unterstützung zu, die Anlage in Bayreuth zu realisieren. Der Gründergeist sei im Unternehmen noch immer spürbar, so die die Bundestagsabgeordnete Silke Launert, die Aigner nach Bayreuth geholt hatte. Die Zeit drängt, unternehmensintern soll bereits in gut zwei Monaten eine Entscheidung stehen.

Cybex gelte als eines der führenden globalen Unternehmen für die Entwicklung und Herstellung von Kinder- und Jugendprodukten, sagte Schlamminger beim Besuch der Ministerin. „Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in Forschung, Entwicklung, Design und Qualitätsmanagement sowie eigenen Fertigungsstätten setzen wir den weltweiten Standard für Sicherheit, Innovation, Design und Fertigung“, so Schlamminger weiter. Das Unternehmen mit Kulmbacher Wurzeln, das im Bayreuther Industriegebiet seine Zentrale hat und sich als Marktführer in vielen Produktkategorien sieht, fusionierte 2014 mit der Goodbaby International in China.

Die Firmengeschichte von Cybex, ein Fantasiename, der nach futuristischer Leichtigkeit und technischer Perfektion klingen soll, gleicht einem rasanten Spurt von null auf hundert. Von Martin Pos, dem früheren Geschäftsführer des ehemaligen Konkurrenten Concord gegründet, beschäftigt das Unternehmen am Standort Bayreuth heute über 400 Mitarbeiter. Nach der Gründung auf der grünen Wiese hatte es Pos geschafft, Cybex nicht als bloße Marke zu positionieren, sondern als Hightech-, Lifestyle- und Fashion-Brand. Pos hat sich inzwischen aus dem operativen Geschäft bei Cybex zurückgezogen und steuert die Aktivitäten der Goodbaby-Gruppe. Erdacht werden sämtliche Produkte in Bayreuth, ein Entwicklungszentrum gibt es im US-amerikanischen Dayton, gefertigt wird in China, den USA (Ohio) und Mexiko.

Heute verstehe sich Cybex als „Lifestyle-Unternehmen in der Kinder- und Babybranche, das sich perfekt auf das urbane Leben der Eltern einstellt“ und das dabei bei seiner Produktentwicklung konsequent auf den strategischen Dreiklang aus Sicherheit, Design und Funktionalität setzt. „Eltern sein ist wieder schick geworden“, so Schlamminger.

Ein Problem für Cybex ist der Fachkräftemangel: „Wir tun uns schwer, Mitarbeiter zu finden“, sagt Schlamminger. Aktuell seien rund 80 offen, darunter vor allem Techniker und Ingenieure, so Simone Berger von Goodbaby. Ziel von Cybex ist es nach den Worten von Schlamminger, weiter zu wachsen und neue Produktbereiche zu erschließen. Konkret spricht er dabei von zweistelligen Wachstumsraten pro Jahr. Der stärkste Markt sei dabei Europa, der am schnellsten wachsende Markt die USA. Aber auch in Korea und Japan sehen die Verantwortlichen großes Potenzial mit aktuell rund 90 neuen Produktentwicklungen pro Jahr, darunter vor allem Kinderwagen, Kindersitze und Babytragen für die beiden Marken Cybex und Goodbaby.

Bild oben: Zusammen mit Managing Director Johannes Schlamminger von Cybex besichtigten die Bundestagsabgeordnete Silke Launert, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (von links) und die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner den Showroom in Bayreuth.

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06.09.2017

Mitarbeiter dringend gesucht / Buchauer Holzofenbäckerei setzt seit Jahrzehnten auf fränkische Brotlaibe – Kritik an Verlagerung der Bäckerschule nach Hof – MdB Launert besuchte Pegnitzer Unternehmen

Buchau. Gute Mitarbeiter sind das Problem: Auch wenn die Buchauer Holzofenbäckerei nicht noch größer werden möchte, sucht das Unternehmen ähnlich wie viele andere Handwerksberufe händeringend nach Lehrlingen. Auch Mitarbeiter sind gefragt, sowohl im Verkauf, als auch in der Bäckerei. Groß Hoffnungen setzen die Chefs Anette und Andreas Grill auf einen jungen Flüchtling aus Mali. Er ist zwar noch nicht anerkannt, hat aber mit großem Engagement zunächst ein Praktikum und einen 450-Euro-Job geleistet und ist mittlerweile als Hilfskraft beschäftigt.

Bei einem Besuch der Bayreuther Bundestagsabgeordneten Silke Launert wurde deutlich, dass die deutsche Sprache das Hauptproblem des jungen Mannes ist. Bis 2020 hat er eine Arbeitserlaubnis, wenn er bis dorthin eine Ausbildung beginnt, hat er gute Chance, während der dreijährigen Ausbildungszeit in Deutschland bleiben zu dürfen und danach weitere zwei Jahre lang in seinem gelernten Beruf arbeiten zu können. Andernfalls sei das Risiko der Abschiebung groß, weil Mali voraussichtlich zu den sicheren Herkunftsländern gehören wird, sagte Launert. Für den Geflüchteten sollte es allerdings eine Motivation sein, die deutsche Sprache in Wort und Schrift zu lernen. Nur damit sei es möglich, den Anforderungen der Berufsschule gerecht zu werden und später vielleicht sogar auch mal den Führerschein zu machen.

Als weiteres Problem bezeichneten es Anette und Andreas Grill, dass die Handwerkskammer die Bäckerschulen in Bayreuth geschlossen und die Ausbildung nach Hof verlagert hat. Von Pegnitz aus dauert die Fahrzeit per Bahn etwa eineinhalb Stunden, was für viele junge Leute ohne Führerschein ein großes Problem darstellt.

In Buchau wird seit 1985 fränkisches Holzofenbrot gebacken, „so wie früher“, aus Roggenmehl, mit echtem Natursauerteig und nach althergebrachtem Rezept. Verkaufsstellengibt es in vielen Orten Oberfrankens und in der nördlichen Oberpfalz, natürlich in Bayreuth und in Kulmbach im Getränkemarkt Marco und im Einkaufszentrum Fritz und im Versand sogar bundesweit. Darüber hinaus gibt es einen Fahrverkauf von den fünf mobilen Verkaufswägen, mit denen die Bäckerei auch auf zahlreichen Märkten vertreten ist und der die Versorgung in Zeiten zahlreicher Bäckereischließungen im ländlichen Raum sicherstellt.

Das Besondere an den Broten ist, dass für die Herstellung der rund 1000 Laibe pro Tag ausschließlich natürliche, hochwertige Rohstoffe aus spritzmittelfreiem, kontrolliertem Anbau verwendet werden. „Unsere gemauerten, mit unbehandeltem Holz befeuerten Steinbacköfen garantieren dazu einen einmaligen Genuss unserer Produkte“, verspricht Andreas Grill, der Ehemann von Juniorchefin Anette Grill. Ihre Eltern Paula und Andreas Eckert haben das Unternehmen 1985 gegründet. Anders als bei modernen Öfen gebe ein Steinbackofen die Wärme im langwelligen Spektrum ab. Das sorgt für einen schonenden Backverlauf, das besondere Aroma und die knusprige Kruste.

Wichtigster Bestandteil des Brotes ist das Mehl. Dafür wird in Buchau ausschließlich sortenreines Jurakorn-Qualitätsbrotgetreide verwendet, das auf ausgesuchten Anbauflächen in der Umgebung sowie im nahen Bamberger Land spritzmittelfrei angebaut wird. Das Bekenntnis zum nachhaltigen Wirtschaften zeigt sich unter anderem auch darin, dass ausschließlich unbehandeltes Holz aus den Sägewerken der Umgebung zur Befeuerung der Holzbacköfen verwendet wird. „Der nächste Schritt wäre bio“, sagt Andreas Eckert, der aber auch zu bedenken gibt, dass die Preise dann angehoben werden müssten.

Als Markenzeichen der Genussregion Oberfranken bezeichneten die Bundestagsabgeordnete Launert bei ihrem Besuch zusammen mit dem früheren Pegnitzer Bürgermeister Manfred Thümmler die Buchauer Holzofenbäckerei. Das Unternehmen stehe nicht nur für nachhaltiges Wirtschaften sondern auch für den Einklang von Okönomie und Ökologie und für rund 50 Arbeits- und Ausbildungsplätze, darunter acht Bäcker.

Bild: Anette und Andreas Grill zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Silke Launert (links) und dem früheren Pegnitzer Bürgermeister Manfred Thümmler (rechts) vor einem der traditionellen Steinbacköfen in der Buchauer Holzofenbäckerei.

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29.08.2017

Mit Teamgeist und Fleiß ins Handwerk gestartet / Abdulla Sharif ist einer von 50 Flüchtlingen in Oberfranken, die zum 1. September eine Ausbildung begonnen haben

Münchberg. Ein bisschen fränkisch spricht er schon, lediglich mit dem heimischen Essen tut er sich noch etwas schwer, aber darauf kommt es auch nicht an: Abdullah Sharif, 19 Jahre jung, stammt aus Aleppo in Syrien. Seit Juli 2015 ist er in Deutschland. Nachdem er zunächst in seiner Heimat, später im Libanon in Autowerkstätten gearbeitet hatte, bemühte er sich auch hier sofort um eine entsprechende Tätigkeit. Beim Mercedes-Benz-Vertragspartner Autohaus Hahn in Münchberg machte er zunächst ein Praktikum und leistete im Anschluss eine einjährige Einstiegsqualifizierung mit den Schwerpunkten Sprache und Berufsvorbereitung. Zum 1. September hat er nun eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begonnen.

Der Kontakt zwischen Abdullah und dem Autohaus Hahn war über Christine Bauer vom Helferkreis Asyl zustande gekommen. Sie hatte den jungen Syrer beim Fußballclub ATSV Münchberg kennengelernt und bei sich aufgenommen. Nachdem die Affinität zum Auto klar war, startete Christine Bauer bei Mercedes einen Versuch. Nachdem die Mannschaft in der Werkstatt geschlossen dafür war, stand einem Praktikum nichts mehr im Wege. Abdulla war nach einer chaotischen und monatelangen Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien mit einem Schlauchboot über die Agäis nach Griechenland gekommen und hatte sich zu Fuß bis nach Deutschland durchgeschlagen

Der Helferkreis Asyl ist ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung zuständig. Er wird von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Münchberg getragen und arbeitet in enger Kooperation mit anderen Gemeinden, Vereinen, Schulen, der Stadt und den zuständigen Ämtern im Landratsamt Hof zusammen.

Abdullah habe zunächst einen Sprachkurs gemacht, erinnert sich Christine Bauer, die zusammen mit ihrem Mann vier weitere syrische Flüchtlinge, darunter auch zwei junge Frauen, aufgenommen hat. „Alles ehrliche und tüchtige junge Leute, wir haben alle in Arbeit bringen können“, so Christine Bauer.

Hier zeige sich die Stärke des Handwerks, sagt HWK-Geschäftsführer Bernd Sauer. Handwerk bedeute auch immer Nähe und Teamgeist. Das gelungene Beispiel von Abdullah zeige aber auch, dass viele Wege ins Handwerk führen können. Das Handwerk sei für die verschiedensten Bereiche offen: „Wer Kfz-Mechatroniker in Deutschland ist, der ist auf der ganzen Welt gefragt.“

Manchmal sei Abdullah kurz davor gewesen, alles hinzuschmeißen, zumal er im Berufsschulunterricht während der Einstiegsqualifizierung bereits mit vielen Fachbegriffen konfrontiert war, die er einfach nicht verstanden habe. Nicht nur hier benötigten Flüchtlinge immer wieder Hilfe, so Christine Bauer. Ohne Hilfe sei es nicht zu schaffen. Abdullas fränkisch wird mittlerweile immer  besser, gekocht wird zuhause, manchmal gibt es auch eine Pizza und auch McDonalds findet immer mehr gefallen.

Nach den Worten von Geschäftsführer Bernd Sauer von der Handwerkskammer  wurden zum Start des Ausbildungsjahres in Oberfranken 1361 neue Lehrverträge abgeschlossen, 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr, obwohl die demographische Entwicklung genau in die andere Richtung zeigt und sich der Trend zu Abitur und Studium unvermittelt fortsetzt. Insgesamt gebe es in Oberfranken knapp 16200 Handwerksbetriebe mit rund 75000 Beschäftigten, darunter knapp 5500 Lehrlinge. „Die Ausbildungsquote im Handwerk ist damit dreimal so hoch wie in der Industrie oder im Gewerbe.“ Oberfrankenweit kommt Sauer auf noch rund 500 freie Lehrstellen. Von den 90 registrierten Flüchtlingen haben nach den Worten des Geschäftsführers aktuell 50 eine Ausbildung begonnen.

Die Mercedes-Benz-Vertragspartner Autohaus Hahn in der August-Horch-Straße in Münchberg hat nach den Worten von Geschäftsführer Christopher Hahn 60 Beschäftigte am Standort, davon zehn Auszubildende. Bereits der Großvater hatte eine Tankstelle, ehe er zunächst den Vertrieb für die Marke Audi, ab 1954 Mercedes übernahm. 1996 war der Betrieb dann an das neue Gewerbegebiet Nord an der Autobahn übersiedelt. Zum Portfolio gehören neben dem Vertrieb von Neuwagen eine Pkw-, Lkw- und Transporter-Werkstatt sowie, als Besonderheit, seit 2006 ein Classic-Center für Oldtimer. „Ein großes Thema ist für uns der Fachkräftemangel, sagt Christopher Hahn. Vor allem Nutzfahrzeuge-Mechatroniker seien händeringend gesucht, um den 24-Stunden-Notdienst besetzen zu können.

Bilder:
1. Abdullah Sharif hat zum 1. September beim Mercedes-Benz-Vertragspartner Autohaus Hahn in Münchberg eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begonnen.
2. Glücklicher Start ins Ausbildungsjahr (von links): HWK-Geschäftsführer Bernd Sauer, Azubi Abdullah Sharif, Christine Bauer vom Helferkreis Asyl und Autohaus-Hahn-Geschäftsführer Christopher Hahn.

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12.08.2017

In die „Schaltzentrale“ kehrt Leben ein / Neue Nutzung für Popp-Areal – Bayreuther Unternehmensgruppe Wedlich hat in Gewerbebrache investiert

Bad Berneck. Knapp sieben Jahre nach der Insolvenz des ehemaligen Licht- und Schalttechnikunternehmens Popp in Bad Berneck kehrt auf dem Gelände im Stadtteil Blumenau wieder Leben ein. Nachdem der Bayreuther Christian Wedlich mit seiner Unternehmensgruppe das Areal erworben hatte, soll das riesige Hauptbürogebäude in der Kulmbacher Straße in Teilbereichen vermietet werden. Wedlich denkt dabei vor allem an Start-Ups, aber auch zur Nutzung als Gewerbe-, Logistik und Büroflächen eigne sich das Gebäude hervorragend. Neu ist, dass ausdrücklich auch Kultur- und Kreativschaffende als Nutzer angesprochen werden.

Der Name „Schaltzentrale“ ist gut gewählt. Er bezieht sich zum einen auf die Vergangenheit des Gebäudes, zum anderen blickt der Name weit in die Zukunft. Am Zustandekommen des neuen Konzeptes hat die Bayreuther Bundestagsabgeordnete Silke Launert entscheidenden Anteil. Die Immobilie sei in einem Top-Zustand, nachdem sie von der Unternehmensgruppe Wedlich trotz des Leerstandes in Schuss gehalten und beispielsweise beheizt wurde. Für die Menschen in Bad Berneck sei das Popp-Areal auch eine emotionale Sache, denn viele seien hier beschäftigt gewesen. Wenn nun wieder Leben einkehrt, so sei dies ein Glücksfall für die gesamte Stadt.

Bürgermeister Jürgen Zinnert sprach bei der Eröffnung von einer großen Bedeutung und einer immensen Strahlkraft, die das Projekt für die Stadt und weit darüber hinaus habe. Er bedankte sich ausdrücklich bei Christian Wedlich von der gleichnamigen Bayreuther Unternehmensgruppe, für den unglaublichen Mut, in diese Gewerbebrache zu investieren, die zuletzt ungenutzt war und bei der erst einige Altlasten beseitigt werden mussten. Die Aufgeschlossenheit für das neue Konzept sorge in Bad Berneck nicht nur für Aufbruchsstimmung, die Stadt könne insgesamt  wieder optimistischer in die Zukunft blicken.

Bad Berneck könne sich schon bald auch offiziell als Mittelzentrum bezeichnete, bekräftigte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel. Dies sei ein wichtiger Marketingfaktor für die Zukunft, von dem auch die „Schaltzentrale“ mit ihren günstig zu mietenden Gewerbeflächen profitieren werde. Trotzdem werde das Projekt oberfrankenweit beworben, so Sabine Gollner von der Künstlerkolonie Fichtelgebirge, die sich um die Kultur- und Kreativschaffenden kümmern möchte. Dies sei auch eine der am stärksten wachsenden Branchen überhaupt, sagte der Wunsiedler Regionalmanager Ronald Ledermüller. Deshalb möchte das bayerische Zentrum Bayernkreativ die Region auch zur Modellregion für die Kultur- und Kreativwirtschaft machen.

„Standort und Lage sind absolut vorteilhaft“, sagt Wedlich. Zur Universität nach Bayreuth seien es zwölf Minuten Fahrzeit, zur Autobahn A9 gerade einmal drei Minuten. Die Mietflächen sollen zwischen 3 und 3,50 Euro kosten.

Bisheriger Hauptmieter ist das Unternehmen Pollok. Das Unternehmen, das seine Wurzeln vor Ort in Bad Berneck hat, und das in den zurückliegenden Jahrzehnten ausschließlich ín Bayreuth angesiedelt war, übernimmt europaweit den Service für Media Markt und Saturn in Sachen Präsentations- und Umschalttechnik. Unter dem Namen Disignwerk sorgt das Unternehmen für Präsentations- und Displaysysteme bis hin LED-Videowänden. Unter dem zweiten  Markennamen Disignage betreibt Pollok eine Lichtmanufaktur für individuelle LED-Strahler und –Leuchten.

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04.08.2017

„Glittereffekt für die Straße“ /
Bundesverkehrsminister Dobrindt besuchte Glashersteller Sili

Warmensteinach. Es gilt als einer der weltweit bedeutendsten Hersteller von technischen Glaskugeln, Keramikkugeln und Dekorglitter: Das 1854 in Warmensteinach gegründete Unternehmen Sili (Siegmund Lindner GmbH). Sili-Produkte, die beispielsweise in pharmazeutischen Produkten, in der Wasserfiltration, in der Kosmetik oder bei Wand- und Fußbodenbeschichtungen verwendet werden, sind überall zu Hause: Ein weltweites Exportnetz in über 80 Länder und eigene Vertriebsbüros in Manchester und Moskau, sowie Tochterfirmen in den USA und in China sind Ausdruck einer stetig wachsenden internationalen Präsenz. Wegen der Glaskugeln, die in Fahrbahnmarkierungen eingesetzt werden, hat sich jetzt auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt für den Mittelständler aus dem Fichtelgebirge interessiert und zusammen mit der Bayreuther Bundestagsabgeordneten Silke Launert und dem Wunsiedler Landtagsabgeordneten Martin Schöffel einen Besuch abgestattet.

Unter dem Namen Silibeads produziert Sili Fahrbahnmarkierungskugeln, die dafür sorgen, dass die Streifen auf den Fahrbahnen leuchten. „Dank der optischen Brecheigenschaften der Reflexperlen komme das Licht zum Fahrer zurück, wir nutzen damit die Retroreflexion unserer Glaskugeln“, erläutert der dafür zuständige Produktmanager Alexander Wölfel. Die 0,6 bis 0,8 Millimeter großen Kugeln werden dabei unter die Farben für die Markierungen gemischt, mit denen anschließend die Fahrbahnen aber auch Flugfelder oder Landebahnen markiert werden. Für Wölfel ist es wichtig, ausschließlich hochwertiges Glas, kein Container- oder Recyclingglas zu verwenden.

Von einem spannenden Produkt, das die Straßen sicherer macht, sprach Minister Dobrindt. Aufgrund der winzigen Glasperlen könne der Autofahrer die Fahrbahnmarkierungen besser wahrnehmen. „Das ist der Glittereffekt für die Straße“, so Dobrindt. Für die Region sei Sili ein ganz wichtiges Unternehmen, so die Abgeordnete Silke Launert. Sili sei nicht nur weltweit tätig und international höchst erfolgreich sondern habe auch immer wieder seine hohe Verbundenheit mit der Region unter Beweis gestellt. „Sili ist eine echte Perle im Bayreuther Landkreis“, so Launert. Verkaufsleiter Christoph Ruppert sagte zu, dass Sili auch in Zukunft dem Standort die Treue halten wird. Auch ein kleines Unternehmen könne innovativ sein und sich am Markt behaupten, so Ruppert.

Die Fahrbahnmarkierungskugeln machen derzeit rund zehn Prozent des Geschäftes aus. „Es ist allerdings auch ein Markt, der wächst“, so Wölfel. Weltweit gebe es nur eine Handvoll Produzenten, die ähnliche Kugeln herstellt. Auf Autobahnen mit starker Belastung müsse die Markierung alle drei bis fünf Jahre erneuert werden. Auf weniger belasteten Nebenstrecken reiche die Erneuerung alle zehn Jahre aus.

Seine enge Verbundenheit mit der Region und insbesondere mit dem Standort Warmensteinach zeigte Sili vor knapp fünf Jahren, als das Unternehmen rund fünf Millionen Euro in den Bau eines neuen Produktions- und Lagergebäudes investiert hat. Für die Gemeinde Warmensteinach bedeutete der Neubau damals einen riesigen Entwicklungsschritt, denn mit der Maßnahme kehrte endlich wieder Leben auf dem ehemaligen Frankonia-Gelände ein. Auf dem riesigen Areal am südlichen Ortseingang wurde bis vor 15 Jahren Glas produziert, zurück war eine unansehnliche Industriebrache mit einem stark kontaminierten Erdreich geblieben.

Am Rande seines Besuches in Warmensteinach bezeichnete Verkehrsminister Dobrindt den Dieselgipfel als wichtig und gut. Besonders lag ihm am Herzen, dass Hersteller Prämien anbieten, wenn der Kunde mit einem älteren Dieselfahrzeug auf ein neues Auto umsteigen möchte. Dem eigentlichen Ziel, generelle Fahrverbote zu vermeiden, sei man mit dem Dieselgipfel ein Stück näher gekommen. Pauschale Fahrverbote nannte Dobrindt eine kalte Enteignung und einen eklatanten Verstoß gegen den Vertrauensschutz von Menschen, die sich im guten Glauben ein Dieselfahrzeug gekauft hätten. Es gebe auch keine Initiative, die den Dieselsprit verteuern möchte, ebenso wie es keine Diskussion über die Mineralölsteuer gebe, versicherte der Minister.

Bild: Produktmanager Alexander Wölfel (rechts) erläuterte den Abgeordneten Martin Schöffel und Silke Launert sowie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (von links) den Herstellungsprozess der winzigen Glaskügelchen für die Medizinindustrie. Weil dabei strengste hygienische Vorschriften gelten, müssen die Besucher Schutzhauben tragen.

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14.07.2017

Europäischer Marktführer für Einfärbepasten /
SW Color Lackfabrik hat rasante Aufwärtsentwicklung genommen – MdB Silke Launert besuchte Farbspezialisten auf dem Bindlacher Berg

Bindlach. Sie bringen die Farbe ins Leben: ob auf Lkw oder Wohnmobilen, auf Haushaltswaren oder Fässern oder auf Modelleisenbahnen oder Spielzeugfiguren. Die SW Color Lackfabrik auf dem Bindlacher Berg im Landkreis Bayreuth gilt in der Branche als überaus innovatives Unternehmen, das seit seiner Gründung vor 24 Jahren eine rasante Aufwärtsentwicklung genommen hat. „Wir stellen pro Tag 15 bis 20 Tonnen Lacke für unsere Kunden auf drei Kontinenten der Erde in den unterschiedlichsten Branchen her“, erläuterte der kaufmännische Geschäftsführer Berthold Weißflach (65) bei einem Informationsbesuch der Bayreuther Bundestagsabgeordneten Silke Launert.

SW Color ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Lacken und Farbpasten für den industriellen Einsatz. Für den Endverbraucher und den Do-it-Yourself-Markt produziert der Betrieb dagegen nicht. Die strikte Qualitätsorientierung habe das Unternehmen mittlerweile zu einem der europäischen Marktführer für Einfärbepasten für glasfaser­verstärkte Kunststoffe und zu einem gefragten Lieferanten von wasserverdünnbaren Industrielacken gemacht, so Geschäftsführer Weißflach, der aus Wülfersreuth bei Bischofsgrün stammt und der heute in Gefrees lebt.

1993 mit elf Mitarbeitern aus der ehemaligen Lackfabrik Schwab als Neugründung hervorgegangen und in einer angemieteten Halle am Bindlacher Bahnhof ansässig hat die SW Color im schmucken Neubau auf dem Bindlacher Berg heute 60 Beschäftigte. SW steht als Kürzel für die beiden geschäftsführenden Gesellschafter, dem Techniker Helmut Suckfüll und dem Kaufmann Berthold Weißflach.

Gründungskonzept war die Entwicklung, Herstellung und der Vertrieb hochwertiger Industrielacke für die Beschichtung von Metall und Kunststoff. „Unsere Grundsätze sind so einfach wie wirkungsvoll“, sagt Weißflach: „Erstklassige Produktqualität, umfassende Anpassung an die Kundenanlage und immer eine intelligente Lösung für spezielle Anforderungen des Kunden.“

Wichtige Standbeine sind beispielsweise die Lacke für die glasfaserverstärkten Kunststoffplatten, wie sie in Aufbauten für Lkw oder Wohnmobile Anwendung finden oder der durchsichtige Lack für die Armaturenbretter von verschiedenen Pkw.

Die Abgeordnete Silke Launert zeigte sich beeindruckt von der ungewöhnlichen Firmengeschichte und dem großen Erfolg des Unternehmens, das trotz seines relativ jungen Alters bereits zu den europäischen Marktführern gehört. Beim Besuch der Abgeordneten machte Geschäftsführer Weißflach aber auch deutlich, dass endlose bürokratische Auflagen die Arbeit in seinem Unternehmen extrem belasten. Ein Beispiel: das aktuelle Sicherheitsdatenblatt für Aceton, auch bekannt als Nagellackentferner, umfasst mittlerweile 106 DIN-A-4 Seiten. „Alle drei Monate kommen für jeden nur denkbaren Stoff neue Regelungen dazu. Zwei Mitarbeiterinnen könnten sich in der Verwaltung bereits um nichts anderes mehr kümmern.

Bilder: Die SW Color Lackfabrik auf dem Bindlacher Berg bringt Farbe ins Leben. Im Bild der kaufmännische Geschäftsführer Berthold Weißflach mit der Bundestagsabgeordneten Silke Launert.

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10.07.2017

Cooles Unternehmen und coole Mannschaft / Global Player aus Bindlach: Klassischer Mittelständler Powerslide versorgt die internationale Skater-Szene

Bindlach. Alles begann mit dem Verkauf von Artikeln der Skate-Szene bei verschiedenen Veranstaltungen aus dem Kofferraum des eigenen Pkw. Mittlerweile wurde daraus ein Global Player, der sich selbst als Top 3 weltweit hinter den US-Unternehmen K2 und Rollerblades einstuft und in 65 Länder der Erde präsent ist. „Wir sind Weltmarktführer in Sachen Speedskating“, sagt Mitbegründer Matthias Knoll, bei einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Silke Launert und der beiden Bürgermeister Gerald Kolb und Klaus-Dieter Jaunich. Trotzdem ist das Unternehmen Powerslide nur in Fachkreisen bekannt.

1994 in Bindlach gegründet, hat Powerslide heute 40 Mitarbeiter am Standort, wo die Bereiche Entwicklung, Vertrieb, Design, Marketing und Logistik angesiedelt sind. Produziert wird in einer eigenen Fabrik mit noch einmal rund 40 Beschäftigten in China. Im Mittelpunkt steht der Handel mit Inline Skates, Rollerskates, Skooters und Skateboards in jeweils allen nur denkbaren Farben, Formen, Variationen und Ausprägungen. Powerslide ist dabei traditionell stark exportlastig, rund 80 Prozent betrug der internationale Umsatzanteil zuletzt.

An der Spitze des Unternehmens stehen als Gründer, Inhaber und Geschäftsführer Stefan Göhl und Matthias Knoll. Während der Betriebswirtschaftler Stefan Göhl aus dem IT-Bereich kommt, hatte Matthias Knoll in Bayreuth Sportökonomie studiert und war selbst schon Deutscher Meister und Europameister im Skating.

Eine Herausforderung sind für ihn die ständig wechselnden Trends: „Trends kommen und gehen immer schneller“, sagt er. Derzeit sorge die Disney-Channel-Serie Soy Luna für großes Aufsehen in der Szene. Daneben setzt Powerslide aber auch auf Soziale Medien wie Facebook, Twitter oder Youtube, um neue Trends aufzuspüren. Während beispielsweise in Argentinien Inlineskates überall präsent sind, stecke der Sport hierzulande derzeit eher in einer Nische.

Von einem „coolen Unternehmen und einer coolen Mannschaft“ sprach bei dem Firmenbesuch die Bundestagsabgeordnete Silke Launert. Powerslide zeige, dass es auch vor Ort herausragende Mittelständler gibt. Die Politikerin legte dem Unternehmen eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth ans Herz. Nur so sei es möglich, junge Leute schon frühzeitig, etwa über ein Praktikum an das Unternehmen zu binden und als Fachkräfte für später zu gewinnen.

Ein wichtiges Anliegen für Stefan Göhl und Matthias Matthias Knoll ist das schnelle Internet. „Bindlach ist für ein weltweit präsentes Unternehmen nicht der schlechteste Standort“, so Knoll. Trotzdem sei das schnelle Internet ein absolutes Muss, acht der zehn Top-Ten-Kunden seien reine Online-Kunden. Da seien kurzfristig 100 MBit unumgänglich, langfristig müsse es ein Gigabit sein.

Ein weiteres Problem sind politische Turbulenzen, die sich sofort auf das Geschäft auswirken. Stefan Göhl führt als Beispiel das Russland-Embargo an oder auch die politischen Unruhen in der Türkei. Allein mit der Türkei seien die Geschäfte binnen Jahresfrist um etwa 80 Prozent eingebrochen.

Bilder:
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 Die beiden Gründer und Inhaber von Powerslide Matthias Knoll (links) und Stefan Göhl (rechts) zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Silke Launert und dem Bindlacher Bürgermeister Gerald Kolb.
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 Die Bundestagsabgeordnete Silke Launert, Mitbegründer und Mitinhaber Matthias Knoll und Edeltraud Schweingel von der Frauenunion blicken einem Mitarbeiter in der Bindlacher Powerslide-Zentrale über die Schulter.
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 So sehen die trendigen Skater aus, die von Bindlach aus in 65 Länder der Erde gehen.

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04.05.2017

Von Speichersdorf nach Kuba, Korea und Kanada/ Richter Messwerkzeuge erfüllen höchste Qualitätsstandards - Konkurrenz sitzt in China

Speichersdorf. Lieferungen in 60 Länder der Erde, ein Unternehmen, das sich komplett mit Eigenkapital finanziert und in dem der Großteil des Maschinenparks selbst hergestellt wurde, sowie aktuelle Lieferzeiten von rund einem Jahr: Friedrich Richter Messwerkzeuge in Speichersdorf ist in jeder Hinsicht ein ungewöhnliches Unternehmen. Kaum jemand, der an der unscheinbaren Firmenfassade an der Speichersdorfer Hauptstraße vorbeikommt, würde dahinter einen Mittelständler vermuten, dessen Produkte nahezu auf der ganzen Welt zuhause sind.

Die Messwerkzeugfabrik in Speichersdorf ist zwar in einer Marktnische tätig, doch mit ihren Produkten hat praktisch jeder schon einmal zu tun gehabt. Seit fast 100 Jahren stellt das Unternehmen Messwerkzeuge wie Maßstäbe, Tank- und Skalenbandmaße, Präzisionsmesszeuge sowie Wasserwagen her. „Wir betreiben Geschäfte mit 60 Ländern der Welt“, sagt Seniorchef Friedrich Richter bei einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Silke Launert.

Richter Messwerkzeuge beliefert nicht nur Großhändler und Exporteure unter anderem in Jordanien, im Libanon, in Kuba, Korea, Kanada oder den USA, sondern kann in den meisten Ländern auch auf langjährige Direktkontakte verweisen. „Stetige Innovation, höchste Präzision und beste Verarbeitungsqualität kennzeichnen unsere Produkte“, so Richter. Sogar die Polizei setzt auf die Messwerkzeuge aus Speichersdorf.

Probleme bereiten dem Unternehmen Plagiate aus Fernost. „Die Konkurrenz sitzt in China“, sagt Richter. Grund dafür ist der noch immer exzellente Ruf von „Made in Germany“. So werden beispielsweise in China minderwertige Spezialmaßwerkzeuge hergestellt, die auf den Blick denen aus Speichersdorf ganz ähnlich sehen. Sogar der Richter-Aufdruck wurde detailgetreu nachgeahmt. „Hier wird unser guter Ruf benutzt“, ärgert sich Juniorchef Erik. Qualität und Genauigkeit dieser Billigplagiate ließen allerdings zu wünschen übrig.

Wer heute etwas messen will, müsse sich auf die Genauigkeit seines Messinstrumentes verlassen können. Diese Prämisse steht bei den Richter-Messwerkzeugen ganz oben. Mit zum großen Teil eigens entwickelten Maschinen sorgt das Unternehmen mit seinen 45 Beschäftigten dafür, dass alle Maße immer stimmen. Die Mitarbeiter sind in der Regel Schlosser und Maschinenbauer, Industriemeister, Elektroniker oder Kaufleute.

Im Mittelpunkt steht dabei die Philosophie einer klaren Ausrichtung an den Kunden. So würden die vielfältigen Messinstrumente auf Wunsch individuell an die Anforderungen angepasst – sowohl in Form und Farbe als auch bei der Funktionalität. Deshalb würden auch kleine Stückzahlen nicht verachtet.

Nur wenige der Maschinen stammen bei Friedrich Richter Messwerkzeuge von der Stange, die meisten sind Eigenentwicklungen, die es nur bei Richter gibt. Dabei achtet der Firmenchef immer darauf, dass der Maschinenpark auf dem neuesten Stand ist. Bestehende Geräte werden weiter entwickelt, neue Technologien integriert.

Das Unternehmen wurde 1920 in Eger gegründet, kurzzeitig war es in Kirchenlamitz im Fichtelgebirge beheimatet, ehe 1948 Speichersdorf zum endgültigen Firmensitz wurde. „Die Rahmenbedingungen stimmen hier“, sagt Richter. Er spricht von einem hervorragenden Standort, den er nicht mehr missen möchte.

Bild: Messinglote für die Ölindustrie sind eines der Spezialprodukte, die bei Richter Messwerktechnik in Speichersdorf produziert werden. Auf dem Bild zeigt Betriebsleiter Jochen Kümmerl der Bundestagsabgeordneten Silke Launert ein solches Nischenprodukt.

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29.04.2017

BAT-Kahlschlag war Supergau für oberfränkische NGG /
Gewerkschaft hat bayernweit höchsten Mitgliederzuwachs – Warnung vor AfD

Himmelkron. Trotz des Kahlschlags beim Bayreuther Zigarettenhersteller British American Tobacco haben die Verantwortlichen der zuständigen Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) bei ihrer Delegiertenversammlung am Samstag in Himmelkron ein positives Fazit über ihre Arbeit im zurückliegenden Jahr gezogen. Die Gewerkschaft habe in Oberfranken nicht nur den höchsten Mitgliederzuwachs innerhalb der NGG in Bayern, sie habe auch gigantische Aktionen auf die Beine gestellt, ohne die es nicht zu einem derart positiven Sozialplan nach dem „Supergau“ bei der BAT gekommen wäre.

Derzeit würden die geplanten Maßnahmen umgesetzt, berichtete der BAT-Betriebsratsvorsitzende Paul Walberer. Rund 300 Mitarbeiter von den geplanten 950 hätten das Unternehmen bereits verlassen. Ein Teil habe selbst gekündigt, viele hätten Vorruhestandsregelungen in Anspruch genommen, der Rest sei in die Transfergesellschaft gewechselt. Trotz des Kahlschlags gelte Bayreuth noch immer als eines der produktivsten Werke überhaupt, sagte Walberer. Es habe sogar eine Anfrage gegeben, an den kommenden Feiertagen zu arbeiten.

Der in einem Zeitraum von 84 Tagen verhandelte Sozialplan sei vor allem deshalb gelungen, weil er wirklich das Wort sozial zum Inhalt habe, so der Betriebsratsvorsitzende. „Wirklich glücklich macht mich das freilich nicht“, so Walberer weiter. Auch wenn 400 Mitarbeiter in den Abteilungen Forschung und Entwicklung sowie im europäischen Engineering am Standort Bayreuth bleiben sollen. sei die Produktion als Herzstück des Werkes definitiv verloren.

„Solidarität ist das Geheimnis erfolgreicher Gewerkschaftsarbeit“, sagte NGG-Bezirksgeschäftsführer Michael Grundl. Er bezeichnete die Gewerkschaft als erfolgreiche Gemeinschaft, als kleine aber erfolgreiche Truppe, bei der sich vor allem die Mitgliederentwicklung während der zurückliegenden Jahre sehen lassen könne. Die NGG Oberfranken habe binnen Jahresfrist um 4,4 Prozent auf aktuell 4105 Mitglieder, davon über drei Viertel Erwerbstätige, zugelegt. Mit Blick auf die zurückliegenden zehn Jahre zeige sich sogar eine Zunahme um fast zwölf Prozent, was exakt 435 Mitglieder mehr bedeutet als im Jahr 2006. Durch die Entwicklung bei der BAT in Bayreuth rechnet der Geschäftsführer allerdings im kommenden Jahr mit einem Knick in dieser positiven Bilanz. Viele Mitglieder werden in andere Branchen wechseln, andere werden in Rente gehen und die NGG deshalb verlassen.

Auch der Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft war ein Thema der Delegiertenversammlung: Spürbare Umverteilungen, die auch Benachteiligte wieder an die Gerechtigkeit des Staatswesens glauben lässt, forderte Manfred Böhm von der katholischen Betriebsseelsorge in Bamberg. Nur so könne man auch die Populisten wieder zurückdrängen, sagte er. Es könne nicht angehen, dass die schwarze Null des Staates von den Niedriglöhnern der Republik bezahlt werde. Wenn es dem Land statisch gut gehe, bedeute dies noch lange nicht, dass es allen gut geht. Viele Menschen seien unzufrieden, sähen sich als Verlierer und hätten Angst vor der Zukunft, weil es für die einen extrem nach oben, für die anderen ziemlich schnell nach unten geht.

Mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt, das ist auch für Mathias Eckardt, dem oberfränkischen DGB-Regionsgeschäftsführer, das Rezept gegen Populisten, Nationalisten und Lügner, als deren Jahr 2016 in die Geschichte eingehen werde. Auch wenn es den Anschein habe, dass alte politische Denkmuster, Werte und Wahrheiten plötzlich nicht mehr zählten, lohne es sich, für die Demokratie einzustehen. Dazu gehöre auch das Zurückdrängen befristeter Arbeitsverhältnisse, von Leiharbeit, Werkverträgen und unbezahlten Praktika.

Derartige subtile Ängste aufgegriffen und rassistisch begründet, das habe die AfD ziemlich schnell erfolgreich geschafft, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Tina Krause aus Bayreuth. Sie rief alle NGG-Mitglieder auf, dagegen zu halten. Die Ziele der AfD seien ein Angriff auf unser soziales System. Ziel dieser Partei sei es, demokratische Grundwerte abzuschaffen und das politische System vollständig umzukrempeln. Krause: „Wir müssen uns als Mehrheit sichtbar machen und zeigen, dass wie das nicht tolerieren.“

Bild: 2016 stand im Schatten des BAT-Kahlschlages (von links): Manfred Böhm von der katholischen Betriebsseelsorge Bamberg, NGG-Bezirksgeschäftsführer Michael Grundl und Vorsitzender Hans-Georg Prehmus.

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19.04.2017

Hohe Investitionen trotz Umsatzrückgangs / Preisschwankungen auf den Agrarmärkten sorgen bei der BayWa Ober- und Mittelfranken für Rückgänge

Fürth. Schwierige Agrarmärkte mit enormen Preisschwankungen sowie niedrige Preise bei Getreide und ein Mehrjahrespreistief bei Rohöl machen der BayWa in Mittel- und Oberfranken zu schaffen. „Wir sind mit den Umsätzen dennoch zufrieden“, sagte Karl Bittermann, Leiter des Business Service Centers Franken, in Fürth bei der Präsentation der Geschäftszahlen. Obwohl das Agrarumfeld die Zahlen des Jahres 2016 gedrückt hat, will die BayWa in Mittel- und Oberfranken im laufenden Jahr deutlich investieren.

Bittermann bezifferte den Umsatz für Ober- und Mittelfranken auf rund 526 Millionen Euro, das sind 36 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Betroffen von dem Rückgang seien die Bereiche Energie, Agrar und Technik. Einzig und allein die Sparte Baustoffe habe eine leichte Steigerung von 127 auf 130 Millionen Euro Umsatz in 2016 erfahren.

Von 141 auf 128 Millionen Euro zurückgegangen war der Umsatz für Ober- und Mittelfranken im Agrarbereich. Spartengeschäftsführer Peter May begründete dies mit der hohen Volatilität im weltweiten Agrarhandel, mit der weltweit vierten Rekordernte, die gehörig auf die Preise gedrückt habe, sowie mit der nur durchschnittlichen Getreideernte in der Region. Trotzdem habe die BayWa allein im Agrarbereich im zurückliegenden Jahr rund eine Million Euro hauptsächlich in den Standort Bamberg investiert, für das laufende Jahr soll eine weitere Million in den Standort am Hafen in Fürth fließen.

Auch im Bereich Technik gab es nach den Worten von Spartengeschäftsführer Günter Schuster einen Umsatzrückgang von 125 auf 112 Millionen Euro. Hier hätten vor allem die niedrigen Erzeugerpreise im ersten Halbjahr 2016 für eine starke Investitionszurückhaltung gesorgt. Als herausragende Investition bezeichnete Schuster den 2,6 Millionen Euro teuren Neubau des Technikzentrums Ermetzhofen in Mittelfranken, in dem die beiden bisherigen Standorte Bad Windsheim und Uffenheim zusammengefasst wurden. Darüber hinaus sei in Bamberg ein Mietpark für Schlepper und Maschinen eingerichtet worden.

Rein preisbedingt sei der Umsatzrückgang von 169 auf 156 Millionen Euro im Bereich Energie gewesen, so Regionalleiter Joachim Klier. Er verwies vor allem auf die historisch günstige Rohölpreise. Dennoch habe es auch hier Investitionen gegeben, etwa in Coburg, wo die Umschlagsanlage für rund 1,2 Millionen Euro verlegt und neu gebaut wurde. Im laufenden Jahr sollen zwei neue Tankstellen in Uffenheim und Bad Windsheim entstehen, die rund 1,6 Millionen Euro kosten werden.

Dank der anhaltend günstigen Konjunktur und den historisch niedrigen Zinsen habe einzig und allein der Bereich Baustoffe im zurückliegenden Jahr zulegen können. Regionalleiter Jochen Schneider bezifferte den Umsatz auf 130 Millionen Euro, was einem Anstieg um rund drei Millionen gleichkommt. Dabei gehe es allerdings weniger um Neubauten, als eher um das Ausbausegment, unter anderem mit Fenstern, Türen, Tore oder Böden. Nach Investitionen in Gunzenhausen, Schwabach und Marktredwitz in Höhe von zusammen 1,2 Millionen Euro im laufenden Jahr stünden im Bereich Baustoffe für 2017 Rekordinvestitionen  in Höhe von 6,5 Millionen Euro an. Der Löwenanteil entfällt dabei auf den Neubau eines Bauzentrums in Lauf mit 3,5 Millionen Euro, dazu kommen der Abriss des alten Lagerhauses und der Bau eines neuen Bürogebäudes für zwei Millionen Euro in Coburg sowie der Neubau einer Lagerhalle in Ansbach für rund eine Million Euro.

Aktuell beschäftigt die BayWa in ihren 111 Betrieben in ganz Franken, also mit Unterfranken, 2100 Mitarbeiter zuzüglich 80 weitere Mitarbeiter im unterfränkischen Logistikzentrum Röthlein. Mit 243 Auszubildenden  liegt die Ausbildungsquote bei rund 11,5 Prozent, die Übernahmequote bei rund 70 Prozent.

Bild: Sie sind für die BayWa in Ober- und Mittelfranken verantwortlich (von links): die Spartengeschäftsführer und Regionalleiter Günter Schuster (Technik) und Joachim Klier (Energie), Karl Bittermann, Leiter des Business Service Centers Franken, sowie Jochen Schneider (Baustoffe) und Peter May (Agrar).

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13.03.2017

Agravis Bamberg GmbH:
Eigene Lagerkapazitäten stehen für Getreideerfassung zur Ernte 2017 bereit

Bamberg. Die Agravis Raiffeisen GmbH baut ihre geschäftlichen Aktivitäten in Süddeutschland weiter aus. Im Hafen von Bamberg wird zum 1. April das erste Agrarzentrum der Agravis-Gruppe in Süddeutschland eröffnet. Dazu wurde das Tochterunternehmen Agravis Bamberg GmbH gegründet, das sein Büro bereits im Haus der Bamberger Speditions- und Getreidelager GmbH & Co. KG bezogen hat.

Das Agrarzentrum in Bamberg ist bereits in der Lage, die Landwirtschaft mit Pflanzenschutz und Düngemitteln aus bestehenden Kapazitäten zu versorgen. Das Großhandelslager, das der Mutterkonzern im Bamberger Hafen betreibt, sei auch ein wichtiger Grund für die Standortentscheidung gewesen, sagt Geschäftsführer Stefan Drenkpohl (38), der in der Agravis Agrarholding GmbH seit fünf Jahren für die Geschäftsentwicklung verantwortlich ist. Das Lager dient als Brückenkopf, um das Großhandelsgeschäft mit den regionalen Raiffeisen-Genossenschaften in Süddeutschland aufzubauen. Der Agravis Bamberg GmbH geht es aber vor allem um das Direktgeschäft mit den Landwirten, „ein erfolgreiches und respektiertes Geschäftsmodell der Agravis in Regionen ohne Genossenschaften“.

Daneben sei die Nachfrage für das klassische Agrargeschäft nach einem starken genossenschaftlichen Partner in Ober- und Unterfranken besonders ausgeprägt. „Die ersten Rückmeldungen, die wir aus der Landwirtschaft bekommen haben, bestärken uns in dieser Einschätzung“, so Drenkpohl. Bereits zur Ernte 2017 wird Agravis in der Lage sein, über ein eigenes Lager im Hafen Bamberg mit einer Kapazität von 5000 Tonnen sowie über mehrere dezentrale Landlager im Umfeld Bambergs Getreide zu erfassen. Die Lage direkt am Bamberger Hafen bezeichnet Drenkpohl als optimal: „Wir sind hier mittendrin im Geschehen und gut erreichbar.

Dezentrale Lager werden in Meeder (Landkreis Coburg), Hofheim (Landkreis Haßberge), Lauter (Landkreis Bamberg) und in Schweinfurt angesiedelt sein. Als Haupteinzugsgebiete nennt der Geschäftsführer neben dem östliche Unterfranken und dem westlichen Oberfranken auch Südthüringen.

„Gerade vor dem Hintergrund jüngster regionaler Marktentwicklungen im Bereich der Futtermittelproduktion stellen wir Landwirten, die Futtergetreide anbauen, somit in unmittelbarer Nähe Silokapazitäten zur Verfügung“, sagt Geschäftsführer Drenkpohl. Die Agravis Bamberg GmbH betreibt als Agrarzentrum das Geschäft mit den Landwirten zunächst in den Segmenten Düngemittel, Pflanzenschutz, Saatgut und Getreide. „Wir bieten den Landwirten in der Region eine enge und vertrauensvolle Partnerschaft an“, sagt Drenkpohl. „Wir sind überzeugt, dass wir unsere Kunden durch unser Know-how, erstklassige Produkte und eine leistungsstarke Infrastruktur überzeugen werden.“

Nachdem Helmut Liebenstein den Kunden vor Ort schon seit einigen Monaten als direkter Ansprechpartner zur Verfügung steht, startet Agravis zum 1. April durch. Udo Trier wird von diesem Zeitpunkt an in der Mainstraße den Innendienst übernehmen. Sämtliche logistischen Aufgaben werden in Zusammenarbeit mit mehreren Speditionen durchgeführt. Nach und nach soll die Mannschaft aufgestockt und weiteres Personal eingestellt werden.

Die Muttergesellschaft Agravis Raiffeisen AG, ein Handelsunternehmen in den Segmenten Agrarerzeugnisse, Tierernährung, Pflanzenbau und Agrartechnik. erwirtschaftet mit über 6000 Mitarbeitern mehr als sechs Milliarden Euro Umsatz und ist als ein führendes Unternehmen der Branche mit mehr als 400 Standorten überwiegend in Deutschland tätig. Internationale Aktivitäten bestehen über Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in mehr als 20 Ländern und Exportaktivitäten in mehr als 100 Ländern weltweit. Unternehmenssitze sind Hannover und Münster.

Bild: Geschäftsführer Stefan Drenkpohl (Mitte) stellte die beiden Ansprechpartner der Agravis Bamberger GmbH Helmut Liebenstein (links) und Udo Trier (rechts) vor dem Getreidelager im Bamberger Hafen vor.

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21.02.2017

IG Metall: „Rauf mit dem Rentenniveau“ /
Solidarische Altersversorgung statt rentenpolitischer Notstand – Vorstand Hans-Jürgen Urban bezeichnete Rente mit 67 als größten Blödsinn

Himmelkron. Keine weitere Absenkung sondern einen Anstieg des Rentenniveaus sowie die Wiederankopplung der Renten an die Löhne. Das sind die zentralen Forderung der IG-Metall-Kampagne „Mehr Rente, mehr Zukunft“, die das geschäftsführende Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban am Dienstagabend in Himmelkron bei einer Konferenz vorgestellt hat. „Unsere Botschaft lautet: Rauf mit dem Rentenniveau und das wollen wir solidarisch finanzieren“, sagte Urban.

Mit ihrer Kampagne strebt die IG Metall den Neuaufbau einer solidarischen Altersversorgung an. Die jetzigen Rentengesetze führten in einen rentenpolitischen Notstand, so Urban. „Und das, wo doch das Rentensystem einst das Flaggschiff des deutschen Sozialstaats war.“ Als Ursache für die Entwicklung machte er zum einen die zunehmende Ausbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit, Werkverträge oder den gesamten Niedriglohnsektor verantwortlich. „Unser Kampf dagegen ist ein Baustein einer solidarischen Rentenpolitik“, sagte der Gewerkschafter. Zum anderen habe die Politik das ursprüngliche Ziel, Menschen im Alter vor Armut zu schützen, immer mehr aus den Augen verloren.

Kein Verständnis hatte Urban für die immer wiederkehrenden Debatten um die Regelaltersgrenze. Während die Bundesbank auf 69 Jahre plädiert, Finanzminister Wolfgang Schäuble auf 70, die Arbeitgeberverbände auf 73  und die AfD generell Altersgrenzen abschaffen möchte, bezeichnete der IG-Metall-Vorstand schon die Rente mit 67 als größten Blödsinn. Wenn überhaupt, dann sollte es doch bitteschön Veränderungen in die andere Richtung, also nach unten geben, so Urban.

Ziele der Gewerkschaftskampagne sind unter anderem die Vermeidung von Altersarmut, insbesondere für Menschen mit Erwerbsminderung, die Sicherung des Lebensstandards im Alter sowie das Festhalten an der paritätischen Finanzierung. Gerade das paritätische System sei einmal prägend für den deutschen Sozialstaat gewesen, aber es sei schon heute im Bereich der Krankenversicherung ziemlich lädiert. Urban: „Dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer halbe halbe zahlen, hat sich in der Vergangenheit bewährt und das ist auch für die Zukunft eine gute Leitlinie.“

Wie das alles finanziert werden soll? Auch dafür haben Hans-Jürgen Urban und die IG-Metall-Kampagne Lösungen parat. Zum einen plädiert der Gewerkschafter für die Einführung einer Demographiereserve, also einer Rücklage, die so heute allerdings nicht erlaubt wäre. Zum anderen sollten „Extras“ wie die Mütterrente künftig steuerfinanziert werden. „Das Geld ist da, doch es fehlt am Willen“, sagte Urban. Hauptsäule der Finanzierung sollte allerdings die Einführung einer allgemeinen Erwerbstätigenversicherung sein, also eines Systems, in das alle einzahlen, auch Selbstständige und Beamte.

„Das Thema Rente geht alle an“, stellte zuvor Volker Seidel, Erster IG-Metall-Bevollmächtiger für Oberfranken Ost klar. Junge seien später, ältere früher betroffen. Aber eines müsse klar sein: „Rentenpolitik ist keine Seniorenpolitik, sondern Generationenpolitik.“

Bilder:
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Mit dem Rentenniveau soll es wieder aufwärts gehen, dafür plädieren (von links): der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oberfranken Ost, Volker Seidel, das geschäftsführende Bundesvorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban und der oberfränkische DGB-Geschäftsführer Mathias Eckardt.
- Die IG Metall Oberfranken Ost hat in Himmelkron ihre neue Kampagne „Mehr Rente, mehr Zukunft“ gestartet.
 

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19.01.2017

Verbindung von Tradition und Moderne / „Manager für den Hochbau“: Bayerisches Zimmererhandwerk verzeichnet Zuwachs bei Lehrlingen

Burgellern. Das Zimmerhandwerk strotzt vor Selbstbewusstsein. „Im Vergleich zu anderen Handwerksberufen geht es uns sehr gut“, sagte Günther Hartmann, Pressesprecher des Landesinnungsverbandes am Donnerstag bei der oberfränkischen Bezirksversammlung in Burgellern bei Bamberg.

Die Zimmerer machen die gute Lage vor allem an den Ausbildungszahlen fest. „Wir sind das einzige Bauhandwerk mit steigenden Ausbildungszahlen“, sagte Hartmann und sprach von einem Zuwachs bei den Lehrlingen binnen Jahresfrist von bayernweit über fünf Prozent. Der Beruf sei so attraktiv wie schon lange nicht mehr. Als Gründe dafür nannte Bezirksobermeister Manfred Amon aus Hallstadt die intensive Beteiligung des Innungsverbandes an allen Berufsmessen, die engagierte Arbeit der Betriebe, etwa beim Angebot von Berufspraktika, aber auch die intensive Verbandsarbeit, mit der gezielt Absolventen von Mittel- und Realschulen angesprochen werden.

Für den Bezirksobermeister ist es vor allem die Verbindung von Moderne und Tradition, die den Beruf ausmacht. „Wir arbeiten mit modernsten Techniken, aber auch noch richtig handwerklich, etwa beim Denkmalschutz“, sagte Amon. Dazu komme die Arbeit mit Holz als natürlichen, warmen und sauberen Baustoff, die das Berufsbild so interessant macht, so der beim Landesverband für Aus- und Fortbildung zuständige Referent Martin Paul Gorchs.

Ein weiterer Grund für die gestiegene Attraktivität des Berufes ist die wichtige Rolle des Zimmererhandwerks für den Klimaschutz und das Boomen von Holz als Baustoff. Bauen mit Holz gewinne zunehmend an Bedeutung, sagte Pressesprecher Hartmann. Holz habe nicht nur kurze Bauzeiten, sondern binde auch große Mengen an Kohlendioxid und sei damit in seiner Ökobilanz unschlagbar. Deshalb fordere das Zimmererhandwerk auch ein Umdenken bei Rohstoffverbrauch, das Einleiten einer Ressourcenwende und damit eine verstärkte Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Der Nutzung von Holz komme dabei eine große Bedeutung zu. Dies sei auch vor dem Hintergrund des immensen Bauschutts, der jedes Jahr anfällt und über die Hälfte des deutschen Müllaufkommens ausmacht, von großer Bedeutung.

Ein Problem nicht nur in Oberfranken ist für die Zimmerer der Facharbeitermangel. Aufgrund der vielfältigen und flexiblen Ausbildung würden Zimmerer nicht selten regelrecht abgeworben, beispielsweise von den Kommunen für die Bauhöfe oder von der Industrie. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit würden gut ausgebildete Fachkräfte mit Handkuss genommen, so Bezirksobermeister Amon, der den Beruf des Zimmerers auch als „Rundumversorger“, beziehungsweise als „Manager für den Hochbau“ beschreibt.

Unzufrieden ist der Berufsstand mit dem Berufsschulangebot in Oberfranken. Während das Berufsgrundschuljahr noch in Bamberg und in Bayreuth angeboten werde, findet die schulische Ausbildung während des zweiten und dritten Jahres nur noch in Bayreuth statt. „Damit gibt es keine dezentralen Berufsschulstandorte mehr“, sagte Amon. Schüler aus dem westlichen Landkreis Bamberg hätten damit oft eine unzumutbar weite Anreise.

In der oberfränkischen Zimmererinnung sind etwa 80 Betriebe mit zusammen rund 700 Mitarbeitern organisiert.

Bild: Der Pressesprecher des Landesinnungsverbandes Günther Hartmann, Bezirksobmann Manfred Amon und der beim Landesverband für Aus- und Fortbildung zuständige Referent Martin Paul Gorchs (von links).

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17.01.2017

Spezialitätenvielfalt erlebbar machen / Genussregion Oberfranken als immaterielles Kulturerbe Bayerns ausgezeichnet

Kulmbach. Eingraviert in großen Buchstaben in glänzendes Messing mit dem Staatswappen des Freistaats soll künftig eine Plakette dokumentieren, dass die Genussregion Oberfranken in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Während die eigentliche Auszeichnung bereits Anfang November in der Münchner Residenz erfolgte, war Kultusminister Ludwig Spaenle am Dienstag nach Oberfranken gekommen, um das Messingschild an die Verantwortlichen der Trägervereins zu überreichen.

Im museumspädagogischen Zentrum des Bayerischen Brauerei-  Bäckereimuseums und damit im „Epizentrum der Genussregion“, wie es der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner, gleichzeitig Vorsitzender der Genussregion, ausdrückte, überreichte Spaenle die Tafel. Lebendige Traditionen wie Musik, Tanz, Feste, Bräuche und Handwerkstechniken machten den Kulturstaat Bayern aus, sagte der Kultusminister. Von den 57 Bewerbungen für die Bundesliste seien 20 aus Bayern gekommen, eigentlich hätten es nur vier sein dürfen, doch die anderen Bundesländer hätten ihre Kontingente nicht ausgeschöpft. Sämtliche Initiativen verkörperten dabei in ganz hervorragender Art und Weise einen modernen und zukunftsgewandten Heimatbegriff. „Immaterielle Dinge sind etwas schwieriger zu fassen, gleichwohl machten sie aber den Geist einer Region aus“, sagte der Minister.

Ziel der Genussregion ist unter anderem die Bewahrung der traditionellen Spezialitätenvielfalt in Oberfranken. Hier gebe es eine große Bandbreite kulinarischer Besonderheiten, mit denen meist sorgsam gepflegte Bräuche und ihre kreative Weiterentwicklung verbunden sind, so der Vorsitzende der Genussregion, der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Zentraler Bestandteil der Genussregion sei dabei ein dreifacher Weltrekord: gemessen an der Zahl der Einwohner (rund 1,1 Millionen) gebe es in Oberfranken die weltweit meisten Bäckereien und Konditoreien (529), die meisten Metzgereien (714) und auch Brauereien (200). „Jetzt wissen wir, dass wir einmalig sind“, sagte der Landrat und sprach von einer „unglaublich wichtigen und wertvollen Auszeichnung“.

Seit der Vereinsgründung vor genau zehn Jahren sind nach den Worten von Bernd Sauer, dem Geschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken und gleichzeitig Kuratoriumsvorsitzender der Genussregion 321 Spezialitäten erfasst, bearbeitet und dokumentiert worden. Das sei bundesweit einmalig. Sauer legte aber auch Wert darauf, dass dazu sämtliche Akteure rund um das Thema Lebensmittel von großer Bedeutung waren. Die Produzenten, also die Bauern gehörten genauso dazu, wie die Verarbeiter und die Fachhandwerker, also Bäcker, Metzger und Brauer.

„Wir stehen damit in einer Reihe mit dem Georgiritt, der Tölzer Leonhardifahrt, dem historischen Schwerttanz von Traunstein oder dem Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald“, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer, der als Spiritus Rector der Genussregion gilt. Auch diese Initiativen gehörten zum immateriellen Kulturerbe in Bayern. Als nächsten großen Schritt kündigte Zimmer die Errichtung von Genusshäusern in Oberfranken an, um die Spezialitätenvielfalt auch erlebbar zu machen.

Bei dem Festakt im November in München wurden zehn Bräuche und Traditionen aus ganz Bayern in das 2015 eingerichtete Landesverzeichnis aufgenommen. Die Genussregion Oberfranken fand dabei Eingang in ein, analog zur nationalen und internationalen Ebene, neu geschaffenes „Bayerisches Register guter Praxisbeispiele der Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“. Eine besondere Rolle spielten dabei die maßgeblichen Kriterien des UNESCO-Übereinkommens wie Inhalt, Bedeutung, Erhalt oder Gefährdung. Aus Oberfranken hatten außerdem das Wunsiedler Brunnenfest und die eng mit dem Landkreis Lichtenfels in Verbindung stehende Flechtwerkstradition Eingang in das immaterielle Kulturerbe Bayerns Eingang gefunden.

Bild: HWK-Geschäftsführer Bernd Sauer, der Landtagsabgeordnete Ludwig von Lerchenfeld, IHK-Geschäftsführer Wolfram Brehm, Kultusminister Ludwig Spaenle, der Kulmbacher Landrat Klaus-Peter Söllner, HWK-Präsident Thomas Zimmer, und der stellvertretende Vorsitzende der Genussregion Christian Herpich aus Hof (von links) bei der Auszeichnung als immaterielles Kulturerbe.

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05.12.2016

Schluss mit einseitiger Belastung von Versicherten / IG Metall fordert paritätische Finanzierung der Krankenversicherung - Über 1500 Unterschriften an Staatssekretärin Kramme übergeben

Münchberg/Bayreuth. Die IG Metall fordert die Wiederherstellung der Parität in der gesetzlichen Krankenversicherung. Es könne nicht sein, dass Zusatzbeiträge nur von den Arbeitnehmern zu tragen sind, sagte Volker Seidel, erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostoberfranken. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, sammelte die Gewerkschaft über 1500 Unterschriften bei den Mitgliedern in den Betrieben. Seidel hat die Listen am Montag an die parlamentarische Arbeitsstaatssekretärin Anette Kramme (SPD) überreicht. Die Politikerin sagte zu, die Unterschriftslisten an den zuständigen Gesundheitsminister Hermann Gröhe weiterzugeben. Die Unterschriftensammlung war Teil einer bundesweiten Aktion der IG Metall.

Für die SPD soll die paritätische Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung neben der Forderung nach einer Bürgerversicherung zum zentralen Wahlkampfthema werden, kündigte Kramme an. Sie stellte auch klar, dass die Weichen für die Abschaffung der paritätischen Finanzierung noch in der letzten Legislaturperiode auf Betreiben der FDP gestellt wurden. „Wir haben da nicht die Finger gehoben“, nahm die Staatssekretärin ihre Partei in Schutz. Sie räumte aber auch ein, dass es im Zuge der Koalitionsverhandlungen nicht gelungen war, das Thema „wieder vom Tisch“ zu bekommen.

Als Arbeitgeber und Arbeitnehmer noch zu gleichen Teilen für die Finanzierung der Krankenkassenbeiträge zuständig waren, hätten auch beide Seiten ein Interesse daran gehabt, dass die Beiträge nicht ins Uferlose steigen, sagte Volker Seidel. Mit dem Beschluss, die paritätische Finanzierung aufzuheben, sei der Beitrag der Arbeitgeber festgeschrieben worden. Dies habe bedeutet, dass Steigerungen in der Krankenversicherung ausschließlich auf Arbeitnehmer abgewälzt  wurden. Die Arbeitgeber seien damit außen vor und hätten kein Interesse mehr daran, künftigen Kostensteigerungen entgegenzuwirken. „Wenn beide Seiten bezahlen, dann bleibt auch die Waage im Gleichgewicht“, sagte Seidel. Alles andere bezeichnete er als völligen Irrsinn.

Staatssekretärin Kramme geht davon aus, dass die Krankenkassenbeiträge aufgrund der Altersstruktur in der Bevölkerung und immer neuen medizinischen Entwicklungen auch weiterhin ansteigen werden. Ohne die paritätische Finanzierung werde es dann zu völlig unangemessenen Belastungen der Arbeitnehmerseite kommen.

Arbeitnehmer müssen laut einem IG-Metall-Positionspapier seit Anfang 2016 durchschnittlich einen Zusatzbeitrag von 1,1 Prozent schultern. Die Belastung könne je nach Einkommen bis zu 47 Euro monatlich und rund 560 Euro Jährlich betragen. Für 2017 erwarten Krankenkassen und Gesundheitsökonomen einen weiteren Anstieg der Zusatzbeiträge um etwa 0,4 Prozent.

Nachdem der Arbeitgeberbeitrag bei 7,3 Prozent eingefroren wurde, müssten die Kostensteigerungen alleine von den Versicherten entrichtet werden. Nach den Worten von Volker Seidel setzt der Zusatzbeitrag ordnungspolitisch völlig falsche Anreize. Er zwinge die Kassen in einen Kostenwettbewerb, was wiederum die „Jagd nach jungen, gesunden Versicherten“ zur Folge habe. Damit würden wettbewerbliche Beitragssätze und nicht Kriterien wie Versorgungsqualität und Versichertennähe  zu zentralen Zielgrößen.

Bild: Mehrere Listen mit zusammen über 1500 Unterschriften hat der erste Bevollmächtigte der IG Metall Ostoberfranken Volker Seidel an die parlamentarische Arbeitsstaatssekretärin Anette Kramme überreicht. Die IG Metall fordert damit die Rückkehr zur paritätisch finanzierten Krankenversicherung.

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15.11.2016

Regionale Gastronomie statt Döner-Stände und Fast-Food / Urlauber machen nicht an Landkreisgrenzen halt: Tourismuspolitisches Gespräch der SPD-Landtagsfraktion

Wirsberg. Schluss mit dem Kirchturmdenken im Tourismus. Das fordert die SPD-Landtagsfraktion. Bei einem tourismuspolitischen Gespräch in Wirsberg sprach sich Martina Fehlner, die tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, dafür aus, dass sich Organisationsstrukturen nicht länger an politischen Grenzen orientieren sollen. „Denn so sind sie ineffizient“, sagte die Abgeordnete aus Aschaffenburg. Mit kleinteiligen Organisationsstrukturen sei man nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Politikerin räumte aber auch ein, dass es dabei vielerorts noch immer große Vorbehalte gebe. „Da bohren wir dicke Bretter“, so Fehlner.

In Zukunft werde interkommunale Zusammenarbeit mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, sagte der Bayreuther Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein. Als Beispiel führte er die künftige Vermarktung des Markgräflichen Opernhauses in der Wagnerstadt an. Hier sollte sich Bayreuth mit Bamberg zusammentun und gemeinsam als Weltkulturerbe werben. Manfred Möschel, Stadtrat aus Schwarzenbach an der Saale sprach sich dafür aus, Kooperationen nicht nur gemeinde- oder landkreisübergreifend einzugehen, sondern auch länderübergreifend, etwa mit Thüringen oder mit Regionen in Tschechien. Davon sei man derzeit weit entfernt, so Ottokar Feulner aus Stammbach. In dem Markt am Schnittpunkt der drei Landkreise Bayreuth, Hof und Kulmbach sei es schon schwierig, eine gemeinsame Radwegekonzeption umzusetzen.

Die tourismuspolitische Sprecherin Martina Fehlner appellierte an alle Hoteliers, Gastronomen und Tourismusverantwortlichen, sich rechtzeitig auf neue Entwicklungen einzustellen. Das Reiseverhalten der meisten Menschen habe sich komplett verändert. So werde beispielsweise immer kurzfristiger gebucht, ohne Internet laufe gar nichts mehr und auch Faktoren wie demographischer Wandel oder Klimawandelt spielten künftig eine große Rolle.

Zu den Herausforderungen der Zukunft gehöre aber auch die Barrierefreiheit, schließlich werde im Jahr 2035 jeder dritte Urlauber älter als 65 Jahre sein. Darüber hinaus verlangten die Menschen Nachhaltigkeit im Tourismus, naturnahe Angebote wie Wandern auf qualifizierten Wanderwegen, Radfahren auf ausgebauten Radwegen oder spezielle Naturerlebnispfade, etwa für Kinder.

Zu all diesen Angeboten benötigen die Kommunen nach den Worten von Martina Fehlner mehr Unterstützung, eine bessere Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Personennahverkehr und ein schnelles Internet. „Wenn das nicht funktioniert, dann ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil“, so die Politikerin. Ganz wichtig werde in Zukunft auch die enge Vernetzung der Regionen mit den heimischen Produkten, so wie das die Genussregion Oberfranken vormacht. Regionalität und Authentizität würden immer wichtiger. Fehlner: „Die Urlauber verlangen eine regionale Gastronomie und keine Dönerstände oder Fast-Food-Ketten.“

Als größtes Problem für die vielen familiengeführten Betriebe in Oberfranken bezeichnete Andrea Luger, die Bezirksvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, die immer noch weiter zunehmende Bürokratie. Bei vielen Betrieben stehe die Nachfolgefrage an, doch junge Leute schrecken davor zurück, einen gastronomischen Betrieb zu übernehmen weil sie die Last der Bürokratie erdrückt, sagte Luger. Vielmehr sollte die Politik durch Vereinfachungen den jungen Leuten eine Chance geben und bei Auflagen beispielsweise zwischen Familienbetrieben und Großbetrieben unterscheiden.

Bilder:
- „Der Gast interessiert sich nicht für politische Grenzen“: die tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Martina Fehlner aus Aschaffenburg.
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Der Landtagsabgeordnete Klaus Adelt (links), Umsetzungsmanager Michael Breitenfelder vom Wirtschaftsband A9/Fränkische Schweiz und die Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Andrea Luger diskutierten über künftige Entwicklungen mit Tourismus.

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12.11.2016

Angekommen in der Elite des Handwerks / Oberfränkisches Handwerk verabschiedete 444 Jungmeister

Bayreuth. Das oberfränkische Handwerk ist stolz auf exakt 444 junge Meisterinnen und Meister. Am Samstag haben die 85 Damen und 359 Herren aus allen Teilen des Regierungsbezirks in der Bayreuther Oberfrankenhalle ihre Meisterbriefe ausgehändigt bekommen. Sie alle gehören ab sofort zur neuesten Generation von Handwerksmeistern, die auch dringend gebraucht werde, sagte Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer. Denn jeder fünfte Betrieb in Oberfranken suche in den kommenden zehn Jahren einen Nachfolger. „Das sind immerhin gut 3000 Betriebe, die auf Menschen mit der Qualifikation und der Leidenschaft der jungen Meister warten“, so Zimmer.

Die Meisterprüfung ist die weltweit einzigartige, wertbeständige Garantieurkunde für große meisterliche Qualität und höchstes Anspruchsniveau“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Thomas Koller. Der Meisterbrief sei nach wie vor der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit, der wichtigste Faktor für eine erfolgreiche Unternehmensgründung und eine hervorragende Basis für den weiteren beruflichen Aufstieg.

Die Meisterfeier des oberfränkischen Handwerks stand diesmal unter dem Motto „Die ganze Welt beneidet uns. Um Euch“. Damit sollte vor allem darauf hingewiesen werden, dass der Meisterbrief nicht nur in Deutschland, sondern auch international höchstes Ansehen genießt. „Ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten werden überall verstanden, auch in den Ländern, in denen nicht deutsch gesprochen wird“, sagte Hauptgeschäftsführer Koller. Die Sprache des Handwerks werde auf der ganzen Welt verstanden.

Damit gehörten die Jungmeister auch international zu den Topqualifizierten, die mit ihrer Qualifikation in der Champions League spielen, so HWK-Präsident Zimmer. Auch in der Europäischen Union habe man mittlerweile die hohe Qualifikation und das große Potential, das in einem Handwerksmeister steckt, erkannt und deshalb den Meisterbrief auf das gleiche Leistungsniveau wie den Bachelor gestellt.

„Aktuell brummt die Konjunktur im oberfränkischen Handwerk“, sagte Zimmer. Damit dies auch so bleibt, müssten allerdings auch künftig genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Genau das sei die zentrale Herausforderung für das oberfränkische Handwerk. Die aktuelle Entwicklung zeige ganz deutlich, dass es immer schwieriger werde, geeignete Fach- und Nachwuchskräfte zu gewinnen. Trotz der hohen Ausbildungsquote beklagten viele Betriebe zunehmend einen Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften.

Die Dankesworte für alle 444 Jungmeister sprach der Maler und Lackierer Oliver Hanft aus Memmelsdorf im Landkreis Bamberg. Hanft ist einer von vier Absolventen, die in allen vier Teilen der Meisterprüfung die Note 1 erzielt hatten. „Wir sind die Zukunft des deutschen Handwerks“, sagte er selbstbewusst. Er appellierte aber auch an alle seine Handwerkskollegen, bescheiden zu bleiben, die Ratschläge erfahrener Handwerksmeister und Gesellen zu berücksichtigen und zu beherzigen.

Insgesamt hatten sich in den zurückliegenden zwölf Monaten 480 Prüfungskandidaten in 18 Berufen der Meisterprüfung unterzogen, 444 haben bestanden. Die mit Abstand am stärksten vertretenen Berufe waren die des Kraftfahrzeugtechnikers mit 109 Teilnehmern und des Friseurs, der Friseurin mit genau 100 Teilnehmern. Auf Platz 3 der Beliebtheitsskala folgt das Elektrotechnikerhandwerk mit 48 Teilnehmern.

Neben Oliver Hanft aus Memmelsdorf gehören zu den vier Besten: der Installateur und Heizungsbauer Dominik Vierthaler aus Helmbrechts, und die beiden Kraftfahrzeugtechniker Andreas Schülein aus Pechgraben bei Neudrossenfeld und Sandro Weid aus Burgkunstadt.


Bilder:
- 444 junge Leute aus allen Teilen des Regierungsbezirks haben bei der Jungmeisterfeier des oberfränkischen Handwerks ihre Meisterbriefe erhalten.
- Der Installateur und Heizungsbauer Dominik Vierthaler (rechts) aus Helmbrechts ist einer der besten Absolventen des aktuellen Meisterjahrgangs. Dazu gratulierten (von links): der neue Präsident des Bayerischen Handwerkskammertages Franz Xaver Peteranderl, der oberfränkische HWK-Präsident Thomas Zimmer und Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz.
- Andreas Schülein (2. von rechts) aus Pechgraben bei Neudrossenfeld im Landkreis Kulmbach wurde bei der oberfränkischen Jungmeisterfeier als einer der vier besten Absolventen geehrt. HWK-Präsident Thomas Zimmer und Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz (von links) sowie HWK-Vizepräsident Karl Peter Wittig (rechts) gehörten zu den ersten Gratulanten.
 

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11.11.2016

Vielseitigkeit, Kreativität und Können / Simon Weisath aus Rugendorf ist Deutschlands bester Fahrzeugbautechniker

Himmelkron. Kurz vor der Brotzeit hatte er es erfahren: Simon Weisath aus Rugendorf ist nicht nur Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks, sondern auch Bundessieger. Der 19-Jährige aus Wirsberg ist damit Deutschlands bester Karosserie- und Fahrzeugbautechniker. Was für ein Erfolg, nach drei Jahren Ausbildung bei der Firma Zanner Fahrzeugbau in Himmelkron.

Simon Weisath war über eine Ausbildungsmesse in Kulmbach auf das Unternehmen gestoßen. Er hatte einfach an einem Workshop der Karosserie- und Fahrzeugbauinnung teilgenommen und schon war er begeistert. „Der Beruf ist absolut vielseitig“, schwärmt Weisath. Man habe mit Elektrik genauso zu tun, wie mit Hydraulik oder Stahlbau. Außerdem komme ein Stückweit auch die Kreativität dazu, denn beim Fahrzeugbau werde ja wirklich noch richtig gebaut.

62 Mitarbeiter hat das Familienunternehmen mit Standorten in Himmelkron und Wirsberg sowie einem kleinen Servicebetrieb im mittelfränkischen Rednitzhembach. „Wir machen das, was der Kunde von den großen Herstellern nicht bekommt“, erläuterte Geschäftsführer Klaus Seifert die Philosophie seines Hauses. Hydraulische Ladetechnik gehöre genauso dazu, wie der gesamte Kühlfahrzeugbereich, Tiefladeraufbauten, Ladekräne und Abrollkipper, aber auch Kommunal- oder Feuerwehrfahrzeuge.

Die Geschichte des Unternehmens lässt sich bis zum Jahr 1874 über fünf Generationen lückenlos zurückverfolgen. Zuerst war es ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb in der Ortsmitte von Himmelkron, ehe ein klassisches Wagnerhandwerk daraus entstand. Am jetzigen, logistisch optimal angebundenen  Standort am Ortsrand hat bereits der Großvater von Klaus Seifert gebaut, seitdem wurde das Unternehmen beständig erweitert. Vor vier Jahren kam dann die Halle in Wirsberg dazu. Dort wurde der gesamte Stahlbaubereich untergebracht.

„Jeder Fahrzeugaufbau ist echtes Handwerk und stellt eine individuell maßgeschneiderte, kreative Sonderlösung dar“, erläutert der Geschäftsführer. Sein Ziel ist es, das Anliegen des Kunden in die bestmögliche technische Lösung umzusetzen. Vorteil des Unternehmens ist es dabei, das von der ersten Platte Stahl bis zur Endabnahme des fertigen Aufbaus sämtliche Prozessschritte im eigenen Haus vollzogen werden.

Für den Erfolg eines Unternehmens sei es wichtig, dass sich die Mitarbeiter hundertprozentig engagieren, sagt Seifert. Da freut es ihn natürlich ganz besonders, dass Landessieger Simon Weisath dem Unternehmen treu bleibt. Weisath selbst möchte erst einmal zwei bis drei Jahre Gesellenerfahrung sammeln, ehe er die Meisterprüfung angehen will. Als Landes- und Bundessieger bekommt er dafür ein Stipendium von der Begabtenförderung des Deutschen Handwerks.

Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer war eigens mit dem stellvertretenden Kulmbacher Kreishandwerksmeister Hans Schwender in das Unternehmen nach Himmelkron gekommen, um die Leistung von Simon Weisath zu würdigen. „Solche Talente braucht das Handwerk“, sagte er und zeichnete den Betrieb für seine herausragenden Ausbildungsleistungen mit der Ehrenurkunde des Handwerks aus. Beim Leistungswettbewerb waren Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken in rund 100 verschiedenen Berufen gegeneinander angetreten und hatten die jeweiligen Besten ermittelt.

Bild: Der frischgebackene Landes- und Bundessieger Simon Weisath mit den Meistern des Unternehmens und den Gratulanten (von links): Benedikt Helldörfer von der Handwerkskammer, der stellvertretende Kulmbacher Kreishandwerksmeister Hans Schwender, Harald Hain, HWK-Präsident Thomas Zimmer, Simon Weisath, Thielo Stamm, Günter Seifert, Detlev Eichhorn, Sven Lindner, Corinna Seifert, Klaus Seifert und Alfons Lauterbach.

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11.11.2016

Keine Extrawürste für den eigenen Sohn / Andreas Bobyk aus Bad Berneck ist bester Estrichleger Bayerns – Gelernt hat er im elterlichen Betrieb

Goldkronach. Schenkt man seinen Eltern Glauben, dann hat Andreas Bobyk schon im Sandkasten Böden verlegt. Später im Kindergarten soll dann sein Berufswunsch festgestanden sein. Andreas wollte weder Pilot, noch Rennfahrer werden, sondern Estrichleger. Und so ist es dann auch gekommen. Nachdem qualifizierenden Hauptschulabschluss lernte der Bad Bernecker im elterlichen Betrieb in Goldkronach und jetzt steht er als Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks fest. Andreas Bobyk (19) ist damit bester Estrichleger in Bayern.

„Im Handwerk kann man eben auch mit einem ganz normalen Schulabschluss Erfolg haben“, sagte der Bayreuther Kreishandwerksmeister Peter Engelbrecht, der zusammen mit dem oberfränkischen Handwerkskammerpräsidenten Thomas Zimmer nach Goldkronach gekommen war, um Andreas Bobyk zu gratulieren. „Dieser Supererfolg ist außergewöhnlich“, so Zimmer, der den frischgebackenen Gesellen als Aushängeschild für das Handwerk bezeichnete.

Das mit dem Meister will er sich noch mal durch den Kopf gehen lassen. Immerhin gibt es ein Stipendium der Begabtenstiftung des Deutschen Handwerks. Jetzt will Andreas Bobyk allerdings erst einmal im elterlichen Betrieb arbeiten und Geld verdienen. Das sei auch gut so, meint HWK-Präsident Zimmer. Praktische Erfahrung sei durch nichts zu ersetzen. Deshalb empfehle er allen Gesellen, nicht sofort mit der Meisterschule zu beginnen. Berufs- und Lebenserfahrung gehörten eben auch dazu.

Dabei ist sich der Landessieger auch für nichts zu schade. Schon in den Schulferien sei er immer mit auf den Baustellen gewesen, erinnert sich Vater Michael. Als Geselle packte er auch an den Wochenenden mit an, wenn in der Firma noch was zu erledigen war oder ein Auftrag fertig werden musste. Extrawürste für den Sohn des Chefs, das gab es bei Bobyk nie. „Vielleicht muss man als Sohn sogar ein bisschen mehr arbeiten“, glaubt Kreishandwerksmeister Engelbrecht.

Die Firma Bobyk gilt als eine der führenden Estrich- und Bodenlegeunternehmen in der Region. 1985 von den Eltern sowie von Eleonore Aßmann unter den Namen Bobyk & Aßmann,  Estrich und Isolierbau GmbH  in Bad Berneck gegründet, arbeitete man zunächst mit nur einer Estrichkolonne, wobei man sich ausschließlich mit Abdichtungsarbeiten und Zementstrichen beschäftigte. 1993 wurde Michael Bobyk zusammen mit seinem Vater zum Geschäftsführer bestellt, eine zweite Estrichkolonne folgte und das Leistungsangebot wurde erweitert. Im April 1996 folgte dann der Umzug in das neue Betriebsgebäude mit Lagerhalle in Goldkronach, Michael Bobyk wurde nach dem Ausscheiden des Vaters alleiniger Geschäftsführer. Seitdem firmiert die Firma unter Bobyk GmbH,  Estrich- und Fußbodentechnik.

Das Unternehmen habe sich mittlerweile auf Industriebodensanierung spezialisiert, sagt Michael Bobyk. Dazu arbeite man mit Maschinen, die so in der Region niemand hat. Was die Werbung betrifft, so setzt der Chef vor allem auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Michael Bobyk bedauert aber auch, dass die Estrichleger allgemein weniger werden: „Es ist halt doch eine schwere körperliche Arbeit.“             Allerdings ist es eben auch ein typischer Handwerksberuf, bei dem man am Ende des Tages sieht, was man geschaffen hat. „Wir sind das einzige Gewerk auf der Baustelle, das noch ein eigenes Produkt herstellt“, sagt Michael Bobyk.

Bild: Gratulation für den Landessieger: Senior Michael Bobyk. Junior Andreas Bobyk, Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer und kreishandwerksmeister Peter Engelbrecht (von links).

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10.11.2016

Oberfränkische Spezialitätenvielfalt ist Teil bayerischer Identität  / Genussregion als immaterielles Kulturerbe Bayerns ausgezeichnet

Bayreuth/München. Der Georgiritt gehört dazu, die Tölzer Leonhardifahrt, der historische Schwerttanz von Traunstein oder das Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald: sie alle sind immaterielles Kulturerbe in Bayern. Seit Donnerstag gehört auch die Genussregion Oberfranken dazu. „Für uns ist das der Ritterschlag par excellence“, sagte Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer bei der Aufnahme in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes durch Kultusminister Ludwig Spaenle bei einem Festakt in der Münchner Residenz.

Ziel der Genussregion ist unter anderem die Bewahrung der traditionellen Spezialitätenvielfalt in Oberfranken. Hier gebe es eine große Bandbreite kulinarischer Besonderheiten, mit denen meist sorgsam gepflegte Bräuche und ihre kreative Weiterentwicklung verbunden sind, so der Vorsitzende der Genussregion, der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner.

Die kulinarische Identität sei dabei nicht nur ein Stück Geschichte, sondern allseits gepflegte kulturelle Gegenwart und Teil der Identität der Menschen, sagte der stellvertretende Vorsitzende Christian Herpich aus Hof, der dem Publikum beim Festakt eine Steige Hofer Rindfleischwurst präsentierte. Seit der Vereinsgründung 2007 sind nach den Worten von HWK-Präsident Zimmer 321 Spezialitäten erfasst, bearbeitet und dokumentiert worden. Zentraler Bestandteil der Genussregion sei dabei ein dreifacher Weltrekord: gemessen an der Zahl der Einwohner gebe es in Oberfranken die weltweit meisten Bäckereien und Konditoreien (529), die meisten Metzgereien (714) und auch Brauereien (200). „Wir sind Weltmeister in puncto Genuss, Qualität und Vielfalt“, so Zimmer.

Lebendige Traditionen wie Musik, Tanz, Feste, Bräuche und Handwerkstechniken machten den Kulturstaat Bayern aus, sagte Kultusminister Spaenle. Das werde schon daran deutlich, dass von den 57 Bewerbungen für die Bundesliste 20 aus Bayern kamen. Eigentlich hätten es nur vier sein dürfen, doch die anderen Bundesländer hätten ihre Kontingente nicht ausgeschöpft.

Sämtliche Initiativen verkörperten dabei in ganz hervorragender Art und Weise einen modernen und zukunftsgewandten Heimatbegriff, der vor dem Hintergrund der Globalisierung und einer ständig unübersichtlicher werdenden Welt immer wichtiger werde. Tradition bedeute dabei, das, was wichtig ist zu bewahren und weiterzutragen, sagte der Minister.

Bei dem Festakt in der Münchner Residenz wurden zehn Bräuche und Traditionen aus ganz Bayern in das Landesverzeichnis aufgenommen. Das Verzeichnis wurde im vergangenen Jahr eingerichtet und jetzt erstmals erweitert. Bewerben konnte sich dabei jede Gruppierung; die in irgendeiner Form zum Erhalt des kulturellen Erbes beiträgt. Ziel ist es, den Reichtum kultureller Ausdrucksformen zu dokumentieren und das Bewusstsein der Menschen dafür zu schärfen.

Die Genussregion Oberfranken fand dabei Eingang in ein, analog zur nationalen und internationalen Ebene, neu geschaffenes „Bayerisches Register guter Praxisbeispiele der Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“. Ein achtköpfiges Expertengremium unter der Leitung des Regensburger Kulturwissenschaftlers Daniel Drascek hatte alle im zweiten Ausschreibungsverfahren eingegangenen Bewerbungen begutachtet. Eine besondere Rolle spielten dabei die maßgeblichen Kriterien des UNESCO-Übereinkommens wie Alter, Wandel, Inhalt, Bedeutung, Erhalt, Gefährdung und Kommerzialisierung. "Gerade das verleiht unserer Kultur eine ganz besondere Prägung", sagte Drascek.

Aus Oberfranken fanden außerdem das Wunsiedler Brunnenfest und die eng mit dem Landkreis Lichtenfels in Verbindung stehende Flechtwerkstradition Eingang in das immaterielle Kulturerbes Bayerns.

Bilder:
- HWK-Präsident Thomas Zimmer (links) und Minister Ludwig Spaenle.

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links: die Abgeordnete Gudrun Brendel- Fischer, Kreishandwerksmeister Christian Herpich, HWK-Präsident Thomas Zimmer, der Abgeordnete Martin Schöffel, Kultusminister Ludwig Spänle, Bernd Sauer von der Handwerkskammer, Landrat Klaus- Peter Söllner, Guido Winter vom Amt für Landwirtschaft Kulmbach, Manfred Max, der Wunsiedler Landrat Karl Döhler und Landtagsvizepräsidentin Inge Aures.

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09.11.2016

Bayerns beste Steinmetzin: Franziska Müller ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks

Bamberg. Franziska Müller aus Augsburg kommt aus einer echten Handwerkerfamilie: der Vater ist Schreinermeister, die Mutter Schneidermeisterin. Klar, dass auch die 22-Jährige etwas machen wollte, das mit dem Handwerk zu tun hat. Aber auch etwas Künstlerisches. Und weil im Handwerk nahezu alles möglich ist, entschloss sich Franziska Müller, beides zu verbinden. Drei Jahre lang absolvierte sie die Berufsfachschule für Holzbildhauer in Berchtesgaden, um gleich darauf eine Steinmetz-Lehre zu beginnen, in Bamberg bei dem Unternehmen Eberth Bau & Co KG. Im Leistungswettbewerb des Handwerks belegte sie jetzt den ersten Platz und darf sich damit als beste Steinmetzin im Freistaat bezeichnen.

Das fast 150 Jahre alte Hoch- und Tiefbauunternehmen Eberth Bau in Bamberg gilt nicht nur als Spezialist für denkmalgeschützte Sanierung, sondern stellt auch die Mitarbeiter der staatlichen Dombauhütte. Auch diese Einrichtung hat bereits eine alte Tradition. 1929 wurde sie gegründet, um das Juwel des Weltkulturerbes für nachfolgende Generationen optimal zu bewahren.

Genau das ist für Franziska Müller auch das Faszinierende an dem Beruf. „Man klopft an Steinen, die für sehr lange Zeit Bestand haben“, sagt sie und ist auch ein wenig stolz darauf, etwas für die Zukunft zu schaffen. Es geht ihr aber auch darum, ein traditionelles Handwerk auszuüben, denn mit Maschinen geht hier am Dom gar nichts.

Nach Bamberg ist Franziska Müller gekommen, weil sie mit dem klassischen Aufgabengebiet des Steinmetzes, der Bearbeitung von Grabsteinen, wenig anfangen konnte. Es sollte schon etwas künstlerisches sein, und so war ihr nach einer Woche Praktikum klar, die Dombauhütte ist genau das, was sie will. Für die Zukunft stehen ihre Pläne allerdings noch nicht fest. Erst einmal will sie Erfahrung sammeln, Routine bekommen, ehe sie vielleicht die Meisterschule angeht, egal ob Holz oder Stein, egal ob in Bamberg oder anderswo.

Franziska Müller weiß auch, dass sie in eine echte Männerdomäne vorgedrungen ist, denn von den 30 Steinmetzlehrlingen auf der Berufsschule in Wunsiedel waren nur zwei weiblich. Allerdings, so schränkt die pfiffige Junghandwerkerin ein, seien die Frauen wirklich mit dem Herzen dabei, während man bei männlichen Lehrlingen schon bemerkt habe, dass sie den Beruf nur aus der Not heraus ergriffen hatten.

Für den Landessieg wurde ihr Gesellenstück bewertet, ein selbst entworfenes Maßwerkssegment für ein gotisches Fenster oder eine Brüstung. Das dekorative Stück wurde in Ansbach genauestens vermessen, verglichen und mit Schablonen kontrolliert, ehe der Sieg feststand.

Von einer ganz außerordentlichen Leistung sprach der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer, der eigens nach Bamberg gekommen war, um Franziska Müller zu gratulieren. Die Landessiegerin sei eine echte Botschafterin für das moderne und vielfältige Handwerk, sagte Zimmer. Die Landessieger seien die Speerspitze des Handwerksnachwuchses 2016 in Oberfranken. Beim Leistungswettbewerb waren Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken in rund 100 verschiedenen Berufen gegeneinander angetreten und hatten die jeweiligen Besten ermittelt

Bild:
Von links: der Bamberger Kreishandwerksmeister Manfred Amon, Landessiegerin Franziska Müller, Ausbilder Erich Först von der Dombauhütte in Bamberg, HWK-Präsident Thomas Zimmer und HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann.

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08.11.2016

Trendiges Unternehmen und junges Team / Johannes Jahn aus Itzgrund ist Landessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks

Breitengüßbach. Buggys, Trikes und Quads, Elektrofahrräder und Elektroroller, aber auch Gartengeräte und Gartenmöbel, Laufbänder und Leitern und sogar Strandkörbe: die Auswahl der Miweba GmbH in Breitengüßbach ist riesig. Ideal für einen Zweiradmechaniker, denn hier lernt er von der Pike auf, wie ein Motor funktioniert  und muss nicht nur ein Diagnosegerät anstecken und auswerten. Johannes Jahn aus Gleußen im Itzgrund hat in den zurückliegenden drei Jahren bei dem Unternehmen Miweba, das bislang unter Actionbikes GmbH firmierte, den Beruf des Zweiradmechanikers Fachrichtung Motorradtechnik gelernt. Jetzt erreichte der 20-Jährige den ersten Platz auf Landesebene im Leistungswettbewerb des Handwerks.

Er  habe hier nach dem Besuch der Realschule und dem Abschluss mit der Mittleren Reife auf Probe gearbeitet und sei sofort begeistert gewesen. Zuerst habe er halt ein wenig mitgeschraubt, sagt er in aller Bescheidenheit. Vor allem das junge Team und die vielen Funfahrzeuge hätten sofort für das trendige Unternehmen im Breitengüßbacher Gewerbegebiet gesprochen. „Ich fand es echt cool, was hier passiert“, sagt Johannes Jahn. Mittlerweile ist er im Büro gelandet, denn nach dem Abschuss der Lehre darf er sich im Unternehmen um den After-Sale-Service kümmern. Den Besuch der Meisterschule hat er fest im Blick.

Das Unternehmen importiert praktisch das komplette Sortiment direkt aus China, ehe es hier an Händler und Endverbraucher weiterveräußert wird, erklärt Michael Weichert (33), der zusammen mit seinem Vater Manfred bei Miweba die Geschäfte führt. Um die 200 Container landen so pro Jahr in Breitengüßbach, wobei ein Container bis zu 300 Quads oder bis zu 80 Roller fasst. Damit ist klar, dass der Schwerpunkt des Unternehmens im Handel liegt. Freilich weiß auch Michael Weichert, selbst gelernter Kfz-Elektriker, dass man nicht nur verkaufen kann. Man braucht auch einen Gewährleistungsservice und genau deshalb gibt es in Breitengüßbach auch eine bestens ausgestattete Werkstatt, in der aktuell fünf Auszubildende tätig sind.

Die Actionbikes GmbH ist ein inhabergeführtes Unternehmen, das 2005 von Manfred und Michael Weichert gegründet wurde. „Unsere Kunden sind uns wichtig, deshalb arbeiten wir ständig daran unseren Service zu optimieren und den größtmöglichen Support für unsere Kunden zu bieten“, so der Geschäftsführer. Über 1000 Händler und rund 100000 Privatkunden in ganz Europa vertrauen mittlerweile auf den Service aus dem Landkreis Bamberg. Die Zahl der Artikel, die das Unternehmen pro Jahr verschickt und verkauft beziffert der Geschäftsführer  auf rund 200000.

Meilensteine in der Firmengeschichte waren bislang der Umzug in den 2000 Quadratmeter großen Neubau im Breitengüßbacher Gewerbepark, die Lagererweiterung durch einen noch einmal 2000 Quadratmeter großen Hallenneubau zwei Jahre später sowie der Komplettumbau des Showrooms 2014. Ein weiteres Lager befindet sich im nahen Zapfendorf, so dass die gesamte Lagerkapazität mittlerweile bei 5500 Quadratmetern liegt. Seit 2008 ist die Zahl der Mitarbeiter von acht auf 36 angestiegen.

„Wir brauchen solche jungen Leute, die so vielseitig sind“, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer, der dem frischgebackenen Landessieger vor kurzem einen Besuch abstattete. Zimmer sprach von einer „Wahnsinnsleistung“. Die Landessieger seien die Speerspitze des Handwerksnachwuchses 2016 in Oberfranken. Beim Leistungswettbewerb waren Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken in rund 100 verschiedenen Berufen gegeneinander angetreten und hatten die jeweiligen Besten ermittelt

Bilder:
- Landessieger Johannes Jahn aus Gleußen im Itzgrund.
- HWK-Präsident Thomas Zimmer, Landessieger Johannes Jahn und Miweba-Geschäftsführer Michael Weichert (von links).
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Benedikt Helldörfer, Assistent der Geschäftsleitung,  Miweba-Geschäftsführer Michael Weichert, Landessieger Johannes Jahn und HWK-Präsident Thomas Zimmer (von links).

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07.11.2016

Zwischen Acker und Brot, zwischen Landwirt und Bäcker/ "Müllerin" Luisa Wiesneth ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks

Sambach. Vielseitigkeit, Technik und Qualität, das ist es, was für Luisa Wiesneth aus Sambach bei Pommersfelden im Landkreis Bamberg den Beruf der Müllerin ausmacht. „Morgens die Brötchen, mittags die Pizza, abends die Nudeln und alles hat mit Mehl zu tun“, sagt Luisa Wiesneth. Bewusst nehme das allerdings kaum jemand wahr, bedauert sie. Nach ihrer älteren Schwester Julia im vergangenen Jahr hat es nun auch Luisa Wiesneth geschafft, bayerische Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks zu werden. Ein „Double“, das seinesgleichen sucht.

Eigentlich gibt es die alte Berufsbezeichnung „Müller“ gar nicht mehr. Aufgrund der gewaltigen technologischen Anforderungen des Berufes spricht man seit einigen Jahren offiziell vom Verfahrenstechnologen in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft. In der Wertschöpfungskette ist die Mühle das zentrale Glied zwischen Acker und Brot, zwischen Landwirt und Bäcker.

Hier in Sambach spricht Vater Heinrich Wiesneth freilich noch immer vom Müller und von der Müllerin. Er hatte die Mühle 1980 zusammen mit seiner Frau Barbara übernommen. Die Wiesneth Mühle verbindet fast 300 Jahre Familientradition mit modernster Mühlentechnologie. Ursprünglich geht die Mühle sogar bis in das 13. Jahrhundert zurück. „Unser Bestreben war es von Anfang an, den Betrieb ständig zu modernisieren und den Fortbestand der Mühle als Familienunternehmen zu sichern“, so Heinrich Wiesneth.

Seine Philosophie ist es, hochwertiges Mehlgetreide aus der Region in die besten Mehle zu verarbeiten. Durch leistungsstarke Getreideannahme und die Einlagerung je nach Qualität in über 100 Silozellen werde durchgehend hohe Qualität gefertigt. Für die Vermahlung stehen modernste Mahlanlagen zur Verfügung, im eigenen Labor werde die Qualität mit anerkannten Prüfgeräten regelmäßig kontrolliert. Eine große Mehlsiloanlage mit Verladung und eigenem Fuhrpark ermöglicht es darüber hinaus, alle Kunden kontinuierlich und flexibel bedienen zu können.

Nun sind also die beiden Töchter im elterlichen Betrieb tätig. Ähnlich wie schon Julia, die mittlerweile für das Qualitätsmanagement zuständig ist, hat aber auch Schwester Luisa einen Umweg genommen. Nach der Staatlichen Realschule in Hirschaid, die sie mit der Mittleren Reife abschloss, absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Groß- und Einzelhandelskauffrau im unterfränkischen Hofheim, ehe sie die Lehre zur Verfahrenstechnologin in Sambach antrat. Zur Ausbildung gehörte auch ein Praktikum in einer oberbayerischen Mühle bei Burghausen und die Berufsschule, die nächste ist in Stuttgart, und so musste Luisa regelmäßig zur Blockbeschulung nach Baden-Württemberg, wo es zwei Klassen mit jeweils 25 Auszubildende für den gesamten süddeutschen Raum gab.

Das Thema Ausbildung ist für den Chef ein extrem wichtiges Thema, wenngleich auch er feststellen muss, dass die Zahl geeigneter Bewerber stark rückläufig ist. Weil er großen Wert darauf legt, Azubis aus der Region zu bekommen, geht er mittlerweile aktiv auf die Schulen zu, um den Beruf bekannt zu machen. Auch das Angebot von „Schnupperlehren“ unterbreitet er allen Interessierten. „Wir haben eigentlich immer einen Lehrling“, sagt er.

Bilder:
- Zur Gewinnung von Mehl ist jede Menge Technik notwendig: Landessiegerin Luisa Wiesneth aus Sambach bei Pommersfelden im Landkreis Bamberg ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks.

- Lande
ssiegerin Luisa Wiesneth und Vater Heinrich Wiesneth.

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07.11.2016

Vom Prototypen bis zur Serienfertigung „Made in Germany“ / Anna-Lena Manthey ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks

Burgwindheim. Ein wenig antiquiert mag er vielleicht klingen, der Beruf Sattler. In Wirklichkeit ist er hochmodern. Gearbeitet wird mit CNC-Maschinen sowie CAD/CAM-Software, die Auftraggeber sind Porsche oder BMW. Für Anna-Lena Manthey (20) ist es ein Traumberuf. Sie war eigens aus dem hessischen Gießen ins oberfränkische Burgwindheim gekommen, um beim Sattlerteam von Helmut Wurm den ausgesprochen vielseitigen Beruf zu erlernen. Jetzt ist sie Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks geworden.

Zaumzeug, Sättel oder Fahrgeschirr sucht man bei Helmut Wurm allerdings vergebens. Er und seine 30 Beschäftigten bieten mit eigener Näherei und Schäumerei vielmehr professionelle Lösungen rund um den hochwertigen Werkstoff Leder vor allem im Automotiv-Bereich. Dazu gehören zum Beispiel Autositze, Kopfstützen, Mittelarmlehnen, Seitentaschen, Motoradsitzbänke aber auch Fitnesspolster.

Nach dem Girls Day bei Mercedes stand für Anna-Lena Manthey fest: „Das will ich machen“. Durch eine Stellenausschreibung im Internet kam sie gleich nach der Realschule auf Burgwindheim und das Sattlerteam Wurm. Für die junge Gießenerin ist der Autosattler Handwerk im klassischen Sinn, nicht nur individuell, sondern auch vielseitig. „Hier gibt es jeden Tag etwas anderes zu tun“, sagt Anna-Lena Manthey. Für den Sieg im Leistungswettbewerb war ihr Gesellenstück maßgeblich. Dabei musste sie innerhalb von 14 Stunden einen Autositz für einen 1er BMW anfertigen, von den Zeichnungen und Schablonen bis hin Nähen und Beziehen.

Tatsächlich umfasst das Leistungsspektrum des Sattlerteams im Bereich Automotive die gesamte Palette von der Idee, Planung und Entwicklungsarbeit bis hin zur Teilefertigung, Serienfertigung und zum Prototypenbau. Dabei erfüllt die Schnittentwicklung den Standard der Automobilindustrie. „Das Sattlerteam begleitet seinen Kunden von der Produktentwicklung bis zur Serienfertigung, alles aus einer Hand“, sagt Geschäftsführer Helmut Wurm.

Durch eine eigene Hochfrequenzschweißmaschine, einem CNC-Conveyor-Cutter ist das Sattlerteam für verschiedenste Industriezweige und besondere Kundenwünsche bestens gerüstet. Die CNC-gesteuerte Cutteranlage schneidet digitalisierte Formen millimetergenau zu und garantiert damit eine kontinuierliche Qualität. Durch perfekte Berechnung des Schnittbildes wird das Material optimal ausgenutzt, was sich letztlich auch in den Preisen widerspiegelt. „Stillstand ist beim Sattlerteam ein Fremdwort“, so Geschäftsführer Wurm.

Sind die gewünschten Stückzahlen zu gering oder ist ein Produkt zu kompliziert für eine rentable Produktion in Ausland, fertigt das Sattlerteam genau nach den Vorgaben des Kunden. Im Rahmen der Serienfertigung werden unter anderem Schnittschablonen, CAD-Daten, Arbeitsanweisungen und Materialbedarfsaufstellungen erstellt. Darüber hinaus gehört auch die Serienfertigung „Made in Germany“ durch ausgebildete Fachkräfte dazu. In der noch jungen Firmengeschichte hat Helmut Wurm schon sieben junge Leute ausgebildet.

Das Sattlerteam Wurm in Burgwindheim ist ein familiengeführtes Unternehmen, das im Jahr 2000 von Sattlermeister Helmut Wurm gegründet wurde. Schon der Vater und der Großvater hatten eine eigene Sattlerei. Bereits nach kurzer Zeit wurde das Personal auf Grund der hohen Nachfrage um mehrere Mitarbeiter aufgestockt. Heute bietet das Team eine Vielzahl von Leistungen von Entwicklungen für die Fahrzeugindustrie bis hin zu Sonderanfertigungen. Im April 2015 wurde der Betrieb am Ortsrand von Burgwindheim mit dem Bau einer 1000 Quadratmeter großen Lagerhalle erweitert, um die steigende Nachfrage zu bedienen. „Immer mehr Kunden sorgen für volle Auftragsbücher“, freut sich Geschäftsführer Wurm. Die positive Eigendynamik führte seitdem zur Aufnahme weiterer Produkte ins Portfolio und die Einrichtung neuer Produktionstechniken und Verfahren.

Bild: Anna-Lena Manthey ist Bayerns beste Autosattlerin. Gelernt hat sie beim Sattlerteam von Helmut Wurm in Burgwindheim.

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04.11.2016

Bayerns beste Kosmetikerin kommt aus Coburg / Carolin Schlund ist Landessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks

Coburg. „Das Tollste ist, wenn der Kunde einem vertraut, wenn er sich hier wohlfühlt und wenn er mit einem Strahlen nach Hause geht.“ Carolin Schlund aus Meeder bei Coburg schwärmt von ihrem erlernten Beruf, den der Kosmetikerin. Erst im Juli hatte sie ihre Ausbildung im Kosmetikinstitut „Elena, Beauty & mehr“ in Coburg beendet, jetzt wurde sie bayerische Landessiegerin im Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks.

Kosmetik, das ist Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes. In kaum einem anderen Beruf komme man dem Kunden so nah, sagt Carolin Schlund. In kaum einem anderen Bereich dringe man so in die Intimsphäre des Kunden ein, da ist das Vertrauen schon enorm wichtig. Die 20-Jährige hatte die Wirtschaftsschule in Coburg mit der mittleren Reife abgeschlossen. Ihr Interesse galt zunächst der Physiotherapie, ehe sie die Stellenausschreibung eines Coburger Kosmetikstudio näher unter die Lupe nahm. Mitten in der Ausbildung wechselte sie dann zum Kosmetikinstitut von Elena Setz-Chatzidimou.

Wie anspruchsvoll der Beruf der Kosmetikerin ist, zeigt ein Blick auf das, was in der Abschlussprüfung gefordert wurde und was letztlich auch zum Sieg im Leistungswettbewerb führte. Eine Gesichtsbehandlung mit einer besonderen Maskentechnik gehörte genauso dazu wie eine Gesichtsmassage, eine Ganzkörpermassage, ein Abend-Make-Up, ein Verkaufsgespräch und die Abfrage von praktischem Fachwissen.

Für Chefin und Ausbilderin Elena Setz-Chatzidimou ist Kosmetikerin weniger ein Beruf, als vielmehr eine Berufung. „Es lohnt sich, im ganzheitlichen Einsatz mit den Menschen zu arbeiten“, sagt sie. Elena Setz-Chatzidimou ist gebürtige Griechin, in Baden-Württemberg aufgewachsen und seit 1982 selbstständig. „Weil ich den Kunden mehr bieten möchte und weil der Beruf so vielseitig ist“, so die Chefin, die seit 21 Jahren in Coburg ansässig ist, zunächst in der Löwenstraße, seit 2003 ganz zentral in der Lossaustraße.

Das breite Spektrum reicht hier von Age Management, Wellness bis zur permanente Haarentfernung. Das Coburger Kosmetikinstitut ist dabei nicht nur ein anerkanntes Fachinstitut für Medical Wellness und Dermionologie, sondern belegt auch aktuell den 3. Platz im namhaften deutschen Kosmetikpreis „Gloria“. Zum Angebot gehören Klassiker wie Maniküre, Pediküre Waxing oder Sugaring aber auch Besonderheiten wie Endermologie, Medical Wellness, Gesichts-Enzymatische- sowie Vitaminbehandlungen , spezifisches Needeling –Verfahren, permanent Makeup oder die verschiedensten Massagen.

Elena Setz-Chatzidimou findet, dass das Thema Kosmetik in Deutschland stiefmütterlich behandelt wird. Deshalb setzt sie auch auf Ausbildung. Alle Mitarbeiter, die sie schon ausgebildet hat, hätten herausragende Leistungen gezeigt und immer mit Bravour abgeschlossen. Ein wenig enttäuscht ist sie allerdings auch, denn aktuell hatte sie keine Auszubildende gefunden, die bereit gewesen wäre, diesen interessanten Beruf anzugehen.

Trotz aller Begeisterung hat Carolin Schlund unmittelbar nach ihrem Abschluss eine zweite Ausbildung zur Kauffrau Versicherung und Finanzen in der Vestestadt begonnen. „Wenn nicht jetzt, wann hätte ich dann eine zweite Ausbildung machen sollen“, sagt sie. Ihr Ziel ist es, irgendwann mal beides verbinden zu können, was wiederum zeigt, dass im Handwerk eben alles möglich ist

Bild: Elena Setz-Chatzidimou vom Kosmetikinstitut Elena in Coburg freut sich über ihre Auszubildende Carolin Schlund (links), die im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks bayerische Landessiegerin geworden ist.

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27.10.2016

Gegen Bürokratiemonster im Einzelhandel / Handelsverband fordert flexiblere Regelungen für Einzelhandelsaktionen

Bayreuth. Weniger Bürokratie und mehr Flexibilität fordert der oberfränkische Handelsverband von den Kommunen wenn es um Gemeinschaftsaktionen örtlicher Einzelhändler geht. „Unsere Mitglieder wünschen sich mehr flexible Regelungen“, sagte HBE-Bezirksgeschäftsführerin Sabine Köppel beim Tag des Handels am Donnerstag in Bayreuth. Sie kritisierte, dass in der Vergangenheit teilweise „echte Bürokratiemonster“ aufgebaut worden seien.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand eine Studie über Gemeinschaftsaktionen des Handels, wie verkaufsoffene Sonntage, Shoppingnächte, Märkte oder Gewerbeschauen. Zum ersten Mal seien bayernweit flächendeckend Werbegemeinschaften und Zusammenschlüsse des Stadtmarketings angeschrieben worden mit der Frage, welche dieser Events wirklich was bringen und wofür sie gut sind. Als Ergebnis hielt Christian Hörmann von der CIMA Beratung und Management GmbH fest, dass verkaufsoffene Sonntage und lange Shopping-Nächte die wirkungsvollsten Gemeinschaftsaktionen örtlicher Einzelhändler sind.

Gerade verkaufsoffene Sonntage hätten einen super Werbeeffekt, denn viele Kunden kämen auch in den folgenden Tagen immer wieder in die Geschäfte, sagte Sabine Köppel. Dadurch werde die Kundenfrequenz und der Umsatz gesteigert sowie das Image einer Stadt als Einkaufsstandort verbessert. Der gleiche Effekt sei bei den langen Shopping-Nächten zu beobachten, während Märkte schon auch wirklich innovativ sein sollten, um Menschen in die Innenstädte zu locken.

Die Studie zeige aber auch, dass es nicht die eine „Wunderwaffen-Aktion“ gibt, mit der alle Ziele auf einen Schlag erfüllt werden. Eine hohe Beteiligung örtlicher Händler, ein gut eingespieltes Organisationsteam und die Koordination mit anderen Veranstaltungen in den Nachbarkommunen seien wichtige Voraussetzungen für den Erfolg einer solchen Gemeinschaftsaktion.

Während der Handelsverband mit maximal vier verkaufsoffenen Sonntagen pro Jahr durchaus zufrieden ist, fordern die Verantwortlichen die Abschaffung der Anlassbezogenheit. Bisher habe der Handel stets nachweisen müssen, dass die Menschen aufgrund eines konkreten Anlasses wie ein Stadtfest oder eine bestimmter Markt in die Kommune kommen und die Geschäfte deshalb öffnen dürfen. Daneben fordert der Verband mehr Raum für individuelle Events wie etwa abendliche Modenschauen oder Verkauf bis Mitternacht bei einem Geschäftsjubiläum. Letzteres würde in der Regel nur einmal pro Jahr genehmigt, was für den Verband eindeutig zu wenig ist.

In Sachen Ausbildung profitiere der Einzelhandel aktuell von seiner hohen Attraktivität. Im Handel könne man relativ schnell Führungspositionen übernehmen, so Sabine Köppel. Das soll in Zukunft verstärkt in der Werbung um Azubis herausgestellt werden. Auch als junger Mensch habe man dank der vielfältigen Möglichkeiten die Chance, sich hochzudienen, ohne dafür Jahrzehnte warten zu müssen. Allerdings seien auch im Einzelhandel heuer viele Lehrstellen unbesetzt geblieben, weil einfach die jungen Leute fehlen.

Bild: Sabine Köppel, Bezirksgeschäftsführerin des Handelsverbandes Bayern (HBE).

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07.10.2016

Flüchtlinge im Focus / Oberfränkischer Expertengipfel: Wirtschaft setzt auf Flüchtlinge zur Sicherung des Fachkräftebedarfs

Bayreuth. Anette Kramme fand deutliche Worte: „Ein Teil der Gesellschaft fängt das Durchknallen an wegen der Flüchtlinge“, sagte sie. Ziel sämtlicher Maßnahmen seitens der Politik sollte deshalb vor allem der gesellschaftliche und soziale Frieden in unserem Land sein, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministeriun für Arbeit. Möglich werde dies nur dann sein, wenn Flüchtlinge integriert sind und einer Arbeit nachgehen, so Kramme beim oberfränkischen Expertengipfel zum Thema Fachkräfte an der Industrie- und Handelskammer in Bayreuth.

Eigentlich ging es um die Sicherung von Fachkräften, doch diesmal standen die Flüchtlinge im Focus. Bis zum Jahr 2030 fehlen dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt nach den Zahlen aus dem Ministerium drei bis vier Millionen Menschen, bis 2035 siebeneinhalb Millionen und bis 2060 bis zu 14,5 Millionen. „Das sind ganz entsetzliche Zahlen“, sagte die SPD-Politikerin. Neben den üblichen Maßnahmen, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, setzen Politik und Wirtschaft ganz besonders auf Flüchtlinge.

Doch wie ist es um die Qualifikation von Flüchtlingen bestellt? Laut Staatssekretärin Kramme hätten sieben Prozent keine Schule besucht, dagegen 18 Prozent eine Hochschule oder Universität absolviert. Jeweils zwischen 20 und 30 Prozent schlossen mit Grundschule, mit Mittelschule oder mit Gymnasium ab. Fest stehe nach den Erhebungen aus dem Bundesarbeitsministerium aber auch: knapp drei Viertel der Flüchtlinge haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Als Ursache dafür nannte Kramme, dass es in den betreffenden Ländern eben keine duale Berufsausbildung gibt. „Learning by doing“, so sei es dort üblich.

Das ist die eine Wahrheit. Die andere Wahrheit sei, dass 50 Prozent der Flüchtlinge jünger als 25 Jahre sind, ein Drittel sei sogar noch minderjährig. Das bedeute, man kann mit den Flüchtlingen noch arbeiten. Das bedeute aber auch, niemand kann davon ausgehen, dass sie schnell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Nach den Zahlen von Staatssekretärin Kramme  seien aktuell rund 285000 Flüchtlinge anerkannt, die übrigen befänden sich im Anerkennungsverfahren, würden geduldet oder seien bereits abgelehnt.

Als wichtigste Hilfsprogramme nannte Kramme zum einen die Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen. Das seien Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge, die keinerlei Beschäftigung haben und ihre Zeit in den Unterkünften verbringen müssen. Sie sollen durch die Maßnahme erste Kontakte zur Bevölkerung knüpfen und erste Sprachkenntnisse erwerben. Zur Verfügung stünden aktuell 70000 Plätze bundesweit. Als weiteres Hilfsprogramm bezeichnete die Staatssekretärin die Integrationskurse mit arbeitspolitischen Maßnahmen. Hier gehe es ebenfalls um Sprach- beziehungsweise auch um Rechtskenntnisse. Die zur Verfügung stehenden 360000 Plätze seien allerdings längst nicht ausgeschöpft, ebenso wie die berufsbezogenen Sprachkurse.

Wie dramatisch der Fachkräftemangel bereits in Oberfranken ist, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführerin Christi Degen. Sie sprach von aktuell rund 16000 offenen Stellen. Nur etwa 1000 davon sollten Akademiker sein. Prognosen der IHK gingen bis zum Jahr 2013 von 42000 offenen Stellen mit einer noch niedrigeren Akademikerquote aus. Hauptgründe dafür seien unter anderem die demographische Entwicklung und die rückläufige Zahl der Schulabsolventen.

Berufliche Bildung statt Studium wäre ein Lösungsansatz, sagte Degen, die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein zweiter und eben die Einbindung von Flüchtlingen. Festgehalten hat die IHK all diese Strategien in einem eigenen Fachkräftekonzept, das in den kommenden Wochen und Monaten mit allen relevanten Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Arbeitsverwaltung diskutiert werden soll. Auch hier ist die Integration von Geflüchteten durch Ausbildung und Arbeit einer der Kernpunkte. Junge geflüchtete Menschen werden einen Beitrag zur Wirtschaftskraft in Oberfranken leisten, heißt es in dem Papier. Es heißt aber auch: „Aus unseren bisherigen Erfahrungen wird dies ein jahrelanger Prozess über einen Zeitraum von rund acht Jahren sein.“

Bilder:
- „Ganz entsetzliche Zahlen“: Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Anette Kramme.
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Sie kümmern sich in Oberfranken um Fachkräfte: Vertreter von Kammern, Politik, Wirtschaft und Arbeitsverwaltung: die Teilnehmer des zweiten oberfränkischen Expertengipfels zum Thema Fachkräfte.

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17.09.2016

Hochzeit geht nicht ohne Handwerk / Bundesweiter Tag des Handwerks: „Lebende Werkstätten“ auf der Landesgartenschau

Bayreuth. Es ist in der Regel der wichtigste Tag im Leben. Da darf nichts schief gehen, nichts darf dem Zufall überlassen werden, da braucht es viele geschickte Hände, um den Hochzeitstag zum schönsten Tag im Leben werden zu lassen. Die vielen Helfer sind in der Regel Handwerker, Friseure etwa, oder Maßschneiderinnen, Bäcker für die Hochzeitstorten, und viele andere mehr. Sie alle haben sich zum Tag des Handwerks in Oberfranken zusammengetan, um auf der Landesgartenschau in Bayreuth mit „lebenden Werkstätten“ zu demonstrieren, was Handwerk alles machen kann.

Es geht um die Vielfalt, sagte HWK Präsident Thomas Zimmer. Deshalb habe man die außergewöhnlich Idee des Obermeisters der Bayreuther Friseurinnung Volker Bomblies gerne aufgegriffen, einmal zu zeigen, „wie ein Braut entsteht“. Vor den Augen vieler Besucher auf der Landesgartenschau demonstrierte deshalb eine ganze Reihe von Betrieben, welche Herausforderungen mit einem Hochzeitstage verbunden sein können. „Der Hochzeitstag soll schließlich für Braut und Bräutigam zum Schönsten des Lebens werden“, so HWK-Präsident Zimmer. Das Handwerk spiele dabei eine große Rolle.

Von der Hochsteckfrisur über das maßgeschneiderte Brautkleid, den individuellen Schmuck hin zum Strauß, zur Torte und dem Hochzeitsfoto: Überall steckt Handwerk drin. Zahlreiche Betriebe führten dies in ihren „lebenden Werkstätten“ vor. Hauptakteure waren Daniela und Magdalena, zwei Models, die während des Nachmittags in der Blumenhalle der Landesgartenschau zu perfekten Bräuten ausgestattet wurden.

Frisuren und Make-Up übernahmen die Bayreuther Friseurinnung mit Volker Bomblies, Julia Trippel, Meike Stephan, Christa Ernst und Volker Bomblies. Die Brautkleider wurden von Profil Cut, der Innung des Maßschneiderhandwerks, gefertigt. Die Maßschneidermeisterinnen Marion Kral aus Marktleuthen, Christine Eulefeld aus Weidenberg und Adelheid Dietel aus Goldkronach führten dabei ihre aktuellen Kollektionen vor.

Um die Hochzeitstorten kümmerten sich Alexander Zimmer und Michael Rindfleisch aus Bayreuth, Johannes Höss aus Mehlmeisel sowie Ronny Vogel, Ausbildungsmeister bei der Handwerkskammer. Der Brautstrauß wurde von Angelika Badewitz, der bayerischen Vizepräsidentin des Fachverbandes Deutscher Floristen gestaltet. Das Hochzeitsauto wartete am Haupteingang perfekt geschmückt auf die Bräute. Auch der Brautschmuck stammte mit Theresa Abel aus Creußen von einer echten Gold- und Silberschmiedemeisterin. Den Abschluss der Präsentation, bei der das Anschneiden der Hochzeitstorte nicht fehlen durfte, bildete eine Brautmodenschau.

Das Motto der Veranstaltung, „Handwerk für die Augen“ soll auch darauf hinweisen, dass das, was das Handwerk jeden Tag macht, auch später für uns alle sichtbar bleibt, sagte HWK-Präsident Zimmer. Das Handwerk entwerfe, entwickle, baue und produziere verschiedenste Gegenstände, Produkte, Häuser und vieles mehr. „Handwerk für die Augen“, das bedeute eben auch Gestaltung. Dafür hätten auf der Landesgartenschau schon die Bayreuther Innungen Spengler-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie die Innung für Elektro- und Informationstechnik mit ihrer selbst entworfenen und gebauten Brunnenanlage vor der Blumenhalle gesorgt.

Bilder:
- "Lebende Werkstätten" auf der Landesgartenschau: die beiden Models Daniela und Magdalena wurden zum Tag des Handwerks auf der Landesgartenschau zu perfekten Bräuten ausgestattet.

- Kosmet
ik und Make Up gehören bei einer perfekten Braut dazu. Hier verpasst Visagistin Christa Ernst aus Bayreuth der Model-Braut Magdalene den letzten Schliff.

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29.08.2016

Ausbildung hat schon immer Priorität / Mit vier Lehrlingen ins Ausbildungsjahr gestartet: Die Metzgerei des Hofer Kreishandwerksmeisters Christian Herpich bildet weit über Durchschnitt aus

Hof. Eine Ausbildungsquote von über zehn Prozent, das ist nicht nur weit über dem Durchschnitt, sondern für ein Familienunternehmen schon etwas ganz außergewöhnliches. „Ausbildung hat bei uns schon immer Priorität“, sagt Christian Herpich, Chef der gleichnamigen Metzgerei in Hof mit 65 Beschäftigten. Auch diesmal haben zum Start des Ausbildungsjahres am 1. September zusätzlich zu den drei Azubis im zweiten und dritten Lehrjahr wieder vier junge Leute eine Lehre begonnen, zwei junge Damen zur Fleischereifachverkäuferin, zwei junge Herren zum Fleischer.

Alle vier haben eines gemeinsam: sie haben im Vorfeld eines oder mehrere Praktika geleistet. „Das ist bei uns die Grundvoraussetzung“, sagt Christian Herpich, der auch als Hofer Kreishandwerksmeister bekannt ist. Ein Praktikum sei schon wichtig. Zum Einen gehe es darum, einen Eindruck von dem Menschen zu bekommen, der die nächsten Jahren im Betrieb mitarbeitet, zum anderen soll freilich auch der angehende Azubi wissen, was auf ihn zukommt.

Christian Herpich scheint stets ein glückliches Händchen gehabt zu haben, denn die Hälfte des Personals stammt mittlerweile aus eigener Ausbildung. Der Kreishandwerksmeister stellt aber auch fest, dass das Handwerk insgesamt an Wertschätzung gewonnen hat. Grund dafür ist zum einen die breit angelegte Imagekampagne des bundesdeutschen Handwerks, die seit Jahren mit großem Erfolg läuft. Zum anderen seien aber auch die zahlreichen Informationsangebote der Handwerkskammer wie der Tag des Handwerks oder die zahlreichen Schulpartnerschaften erfolgreich.

Ganz wichtig ist es für Christian Herpich, dabei auch die Eltern mitzunehmen und in die Ausbildungswahl einzubeziehen. „Es ist ein Trugschluss, wenn manche glauben, dass man ohne Abitur nichts werden kann“, so der Kreishandwerksmeister.

Michelle Hemberger und Pia Wagner sind die beiden neuen Auszubildenden zur Fleischereifachverkäuferin. Beide sind 16 Jahre jung und haben zuvor die Hofeckerschule, eine Mittelschule in Hof besucht. Ihr habe beim Praktikum besonders das Klima unter den Kolleginnen gefallen, sagt Michelle Hemberger, die sich freut, künftig im Lebensmittelbereich tätig zu sein. Auch Pia Wagner schwärmt von dem guten Betriebsklima. Sie wollte schon immer in den Bereich Verkauf und auch ihr hat das Praktikum Riesenspaß gemacht.

Die beiden angehenden Fleischer sind Marvin Mielke und Florian Lang. Marvin Mielke ist erst 15, kommt aus Selbitz und hat dort die Mittelschule Frankenwald besucht. Nach verschiedenen Praktika in Selbitz hat er in der Metzgerei Herpich drei Tage lang zur Probe gearbeitet und da sei ihm klar gewesen, dass er hier seine Ausbildung machen möchte. Ähnlich ist es bei Florian Lang, der aus Martinsreuth kommt. Für ihn stand nach einer Woche Praktikum fest, dass Fleischer sein Traumjob ist. Die Kollegen seien auch alle sehr nett und so stehe einer erfolgreichen Ausbildung nichts mehr im Weg.

Bei den Auszubildenden im zweiten und dritten Lehrjahr ist mit Sebastian Rank auch ein junger Mann mit Realschulabschluss und mit David Ploß ein Lehrling mit Abitur dabei. Letzterer hatte sogar schon ein Arbeitspraktikum in den Vereinigten Staaten gemacht. Zuhause in Schauenstein will er irgendwann den elterlichen Betrieb übernehmen.

Die Metzgerei Herpich in Hof wurde 1905 vom Urgroßvater des heutigen Chefs, der ebenfalls Christian Herpich hieß, gegründet. Das Unternehmen in der Leopoldstraße mit einer Filiale in der Gabelsbergerstraße wurde über die Jahrzehnte hinweg kontinuierlich weiterentwickelt, die Bereiche Catering und Partyservice nehmen heute breiten Raum ein. „Wir kümmern uns dabei nicht nur um Speisen und Getränke, sondern um alles, was dazugehört, bis hin zum Blumenschmuck und der musikalischen Ausgestaltung“, sagt Christian Herpich. Jüngstes Kind ist „Herpichs Culinarium“ in der ehemaligen Gaststätte Kronenbräukeller gegenüber des Stammhauses an der Leopoldstraße. Hier sind Hochzeiten, Familienfeiern, Partys und Events für bis zu 80 Personen möglich.

Bild: Alexandra und Christian Herpich inmitten ihrer Auszubildenden vor dem Culinarium in der Leopoldstraße (von links): David Ploß, Leon Abel, Michelle Hemberger, Alexandra Herpich, Pia Wagner, Christian Herpich, Jennifer Scholz, Florian Lang und Marvin Mielke.

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10.08.2016

Schwere Geschütze gegen Energieunternehmen /
Mario Münch und Wolfgang Degelmann wehren sich gegen Stimmungsmache in Sachen erneuerbarer Energien

Rugendorf. Die EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien wird Prognosen zufolge für das Jahr 2017 von derzeit 6,35 auf knapp über sieben Cent pro Kilowattstunde angehoben. Für die Energiekonzerne ein willkommener Anlass, erneuerbare Energien als Preistreiber darzustellen, meinen Mario Münch, Geschäftsführer der Münch Energie in Rugendorf und Wolfgang Degelmann, Vorsitzender der Energievision Frankenwald. Es stimmt einfach nicht, dass erneuerbare Energien den Strompreis teurer machen“, sagte Münch bei einem Pressegespräch am Mittwoch in Rugendorf. Degelmann sprach von einem Märchen. Verantwortlich für den Anstieg seien der Staat und „versteckte Industrieförderung“ aufgrund der aktuellen Gesetzeslage.

„Ökostrom gut, aber teuer“, so war es erst in diesen Tagen wieder in allen Zeitungen zu lesen. Münch und Degelmann befürchten für die kommenden Wochen ein mediales Trommelfeuer, das von den Energiekonzernen gesteuert ist, aber in keinem Punkt der Wahrheit entspricht. Die Wahrheit ist es nach den Worten von Energiespezialist Münch, dass Deutschland nach Skandinavien den zweitniedrigsten Strompreis von Europa hat. Selbst energieintensive Aluminiumwerke würden sich deshalb mittlerweile in Deutschland ansiedeln.

Tatsache sei es auch, dass die Börsenstrompreise am Terminmarkt von 2008, also bevor die erneuerbaren Energien in aller Munde waren, bis 2014 von neun auf rund drei Cent pro Kilowattstunde gefallen sind. Dies entspreche bundesweit einer Einsparung von 36 Milliarden Euro pro Jahr. Außerdem seien im gesamten Zeitraum 377000 neue Arbeitsplätze entstanden.

Damit kämen die großen Energiekonzerne nicht zurecht, sagte Münch. Ihre Gewinne würden aufgefressen, denn den Konzernen fehlten 36 Milliarden Euro pro Jahr. Damit dies nicht kommuniziert werde, gäben die Energiekonzerne Millionen für Marketingmaßnahmen aus. Alles mit dem einen Ziel, so lange wie möglich an den alten Geschäftsmodellen festzuhalten. „Die Konzerne hassen uns“, sagte Münch, denn sie hatten bislang das Monopol auf Energie. Durch den Wettbewerb am Markt sei dieses Monopol mittlerweile längst gebrochen.

Dazu kommt, dass Deutschland nach Aussage Degelmanns so viel Strom exportiert, wie nie zuvor. „Wenn der Strom so extrem teuer wäre, dann könnten wir doch nicht exportieren“, sagte er. Die erneuerbaren Energien würden haftbar gemacht, für etwas, dass sie nicht zu verantworten haben.

Für Mario Münch ist auch klar, dass ganz bewusst keiner darüber sprechen soll, was noch alles möglich ist. Allein die Photovoltaikmodule in der Größe eines einziges Autoabstellplatzes, beispielsweise auf einem Carport, würden bei einem durchschnittlichen Elektrofahrzeug pro Jahr für eine Strecke von rund 20000 Kilometer ausreichen und damit rund 1500 Liter Sprit einsparen.

Sowohl für Mario Münch als auch für Wolfgang Degelmann steht fest: fossile Kraftwerke haben erheblich höhere Kosten als Wind und Solar, sie seien auf jeden Fall die billigste Lösung der Stromerzeugung. Der Umstieg werde passieren, so Münch, denn die Menschen ließen sich nicht mehr von den Energieunternehmen instrumentalisieren. „Der Umstieg wird kommen, so wie der Umstieg von der Kutsche auf das Auto gekommen ist.“

Bild: Mario Münch, Geschäftsführer der Münch Energie in Rugendorf (links) und Wolfgang Degelmann, Vorsitzender der Energievision Frankenwald vor den mit Photovoltaikanlagen bestückten Carports in Rugendorf. Zwei solche Module stehen für rund 20000 Kilometer im Jahr.

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04.08.2016

Das Handwerk wird digital / Concept-Laser-Chef Frank Herzog mit Technologietransferpreis ausgezeichnet – Jahrestagung des Ostbayerischen Technologie-Transferinstituts

Bayreuth. An sich ist das Handwerk etwas Analoges. „Doch es gibt in jedem Bereich etwas, das man digitalisieren kann“, sagt Johanna Erlbacher, Projektleiterin des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk an der HWK für Oberfranken. Beim Jahressymposium des Ostbayerischen Technologie-Transferinstituts (OTTI) stellte Erlbacher die Ziele des neuen Kompetenzzentrums vor und zeigte auf, welche Chancen für den Mittelstand damit verbunden sind.

Von der Entstehung des Produkts bis zum Kunden, von der Auftragsannahme bis zur Rechnungserstellung: die Digitalisierung durchdringe sämtliche Bereiche. Sie beeinflusse auch maßgeblich die Zukunft handwerklicher Arbeits- und Produktionsprozesse, so Johanne Erlbacher. Diese Erkenntnis in die Betriebe zu bringen, das soll die Aufgabe des Kompetenzzentrums sein. Fest steht für die Projektleiterin: Die Digitalisierung macht eine Steigerung der Wertschöpfung möglich, sie spart Zeit, bietet bessere Verkaufsargumente und mit IT-gestützten Geschäftsmodellen lässt sich das Angebot erweitern.

Urs Herding, OTTI-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer des gleichnamigen Filtertechnikunternehmens aus Amberg, ging sogar noch einen Schritt weiter. Alle Betriebe seien gefordert schneller, besser, individueller und günstiger zu werden. Der Schlüssel dafür liege in der Digitalisierung. „Es ist völlig klar, dass sich dadurch neue Chancen eröffnen“, sagte Herding.

Doch nicht nur die Digitalisierung, auch die Innovationsfähigkeit ist wichtig. Dabei sah HWK-Präsident Thomas Zimmer das Handwerk ganz vorne. Das Handwerk leiste entscheidende Beiträge zum Innovationsprozess, ohne Handwerk kein Klimaschutz, keine Mobilität und keine Energieeffizienz. Gerade aktuelle Herausforderungen wie die Verlagerung von Produktionsstätten des Zigarettenherstellers British-American-Tobacco ins Ausland mit Auswirkungen auf viele kleine und mittelständische Betriebe machten Innovationen unabdingbar.

Einer der seit vielen Jahren auf Innovationen und auf Digitalisierung setzt ist Frank Herzog, Gründer und Gesellschafter der Concept Laser GmbH in Lichtenfels. Er wurde bei dem Jahressymposium mit dem Technologietransferpreis 2016 ausgezeichnet. Das Unternehmen ist eines von wenigen weltweit führenden Unternehmen im Bereich des 3D-Metalldrucks.

Die von Anfang an prägende Technologie des Unternehmens ist das Aufschmelzen von Metallpulver mit Hilfe eines Lasers. Bereits 2001 hatte die Concept Laser GmbH eine erste Maschine zum 3D-Metalldruck präsentiert. Heute bietet die Technologie Produktionsmöglichkeiten für die Dentalindustrie und Implantologie, für die Schmuckindustrie genauso wie für die Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie. Von 2012 bis 2014 hatten sich Umsatz und Mitarbeiterzahl des Lichtenfelser Unternehmens nach den Worten von Urs Herding teilweise mehr als verdoppelt. Allein im zurückliegenden Jahr seien über 170 Anlagen im Wert von fast 70 Millionen Euro verkauft worden. Die Mitarbeiterzahl bezifferte Herding aktuell auf mehr als 200.

Gründer und geschäftsführender Gesellschafter Frank Herzog ist gelernter Industriemechaniker der Fachrichtung Geräte- und Feinwerktechnik. Er hatte sein Fachabitur in Bamberg abgelegt und Maschinenbau in Coburg studiert, ehe er im Jahr 2000 die Concept Laser GmbH in Lichtenfels gründete. OTTI-Vorstandsvorsitzender Urs Herding bezeichnete Frank Herzog als Persönlichkeit, die Innovation, Technologietransfer und unternehmerisches Handeln vorlebt und bei der die Verbundenheit mit der  Heimatregion eine Vorreiterrolle einnimmt.

Bild: Frank Herzog, Gründer und Gesellschafter der Concept Laser GmbH aus Lichtenfels wurde vom Otto-Vorstandsvorsitzenden Urs Herding und von Geschäftsführer Thomas Luck (von links) mit dem Technologietransferpreis 2016 ausgezeichnet.

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20.07.2016

Schreinerei in fünfter Generation / Theresa und Gerhard Kaul aus dem Landkreis Forchheim sind die oberfränkischen Gesichter der „Elternstolz“-Kampagne

Weingarts. „Es war eine coole Geschichte“, sagt Theresa Kaul, Schreinermeisterin und Betriebswirtin des Handwerks aus Weingarts bei Kunreuth im Landkreis Forchheim. Die junge Handwerkerin und Chefin der Schreinerei Kaul spricht vom Fotoshooting für die Kampagne „Elternstolz“, mit dem das Handwerk die Vorteile der beruflichen Bildung herausstellen möchte. Auf den Bildern ist die 26-Jährige zusammen mit ihrem Vater Gerhard zu sehen, der Vater ganz stolz auf seine Tochter, die Tochter glücklich über ihre Berufswahl.

Die Bilder sind in München in einem professionellen Fotostudio entstanden. „So richtig mit Schminke und Maske“, sagt Gerhard Kaul und muss schon ein wenig darüber schmunzeln. Warum der ganze Aufwand? Das Bild von Vater und Tochter wird schon bald bayernweit großflächig auf vielen Plakatwänden zu sehen sein, auch in Anzeigen, in Kinospots und in den sozialen Medien. „Natürlich ist das ganze schon auch ein wenig Marketing für uns“, räumt Theresa Kaul ein, die auch Vorstandsmitglied der Innung ist und dort verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit zeichnet. Im Wesentlichen geht es ihr aber um die Propaganda für das Handwerk.

Auf die Kampagne aufmerksam geworden ist Theresa Kaul im vergangenen Herbst bei ihrer eigenen Meisterfeier in München. Sie habe den Aufruf gesehen und sich gleich beworben, ohne dass Vater Gerhard davon wusste. Wenn ausgerechnet Vater und Tochter Kaul zum Zug kamen, dann hat das mit zwei Dingen zu tun: Dem ungewöhnlichen beruflichen Werdegang von Theresa und der stolzen Historie des Betriebs.

Theresa Kaul hatte nämlich zunächst lange nichts mit der Schreinerei am Hut. Sie hat bei Siemens in Erlangen gelernt und gearbeitet und ist in ihrem ersten Beruf Industriekauffrau. Die Firma zu übernehmen, das sei nie ihr Ziel gewesen. Und doch kam es so. Ganz plötzlich entschied sie sich, doch noch eine Schreinerlehre zu absolvieren, wegen des ersten Berufs auf zwei Jahre verkürzt bei einem Innenausbaubetrieb in Forchheim. Aus dem Stand heraus wurde sie eine der besten der gesamten Jahrgangs in den Landkreisen Bamberg und Forchheim. Klar, dass nach eineinhalb Jahren Berufstätigkeit die Meisterschule folgen sollte, als einzige Frau bei 17 Männern in Garmisch-Partenkirchen. Wieder wurde sie Beste und setzte dann auch noch die Betriebswirtin des Handwerks drauf. Mittlerweile beschäftigt der Betrieb 11 Mitarbeiter.

Die Geschichte des Betriebs, das ist die zweite Besonderheit, reicht über 100 Jahre und fünf Generationen zurück. Erste Tätigkeiten als klassischer Dorfschreiner seiner Zeit wurden bereits im Jahr 1902 von Konrad Kaul, dem Ur-Urgroßvater von Theresa durchgeführt. Mit einfachen Werkzeugen fertigte Konrad in einem kleinen Raum Nachtkästchen, Tische, kleine Fenster und sogar Särge. Nach Konrad kam Sohn Johann, dann dessen Sohn Edwin und schließlich 1991 Gerhard Kaul, der bereits 1981 die Schreinermeisterprüfung ebenfalls in Garmisch absolviert hatte. 1993 entstand letztendlich das heutige Betriebsgebäude. Im Rahmen einer Umstrukturierung und Neufirmierung wurde die Schreinerei dann 2010 auf Theresa übertragen.

Die Schreinerei Kaul versteht sich als der Ansprechpartner rund um Fenster und Haustüren in bester Qualität und schönster Optik. Die Qualität geht dabei so weit, dass die Anforderungen entsprechend der Fenster- und Haustürlieferanten ganz bewusst ausgewählt wurde. Zehn Jahre Garantie bei Fenstern und fünf Jahre Garantie bei Haustüren sprechen für sich. Ob schräg, rund oder gerade - durch regelmäßige Schulungen, Fortbildungen und Gespräche meistern die Montagetechniker der Schreinerei Kaul jede Einbausituation. „Die Einhaltung bestimmter Richtlinien, der aktuellste Stand der Technik sowie höchste Feinfühligkeit und Sauberkeit haben bei uns Priorität“, sagt Theresa Kaul.

Die Kampagne „Elternstolz“ wurde im November 2015 gestartet. Auf Plakatwänden, in Kinospots und in verschiedenen Online-Medien wird in ganz Bayern mit ausgesuchten Eltern-Kind-Paaren dafür geworben. Ziel ist es, die Vorteile der beruflichen Bildung herauszustellen. Sie bietet jungen Menschen Karriere- und Entwicklungschancen, die einem Studienabschluss in nichts nachstehen. Die Kampagne richtet sich gezielt an die Eltern, die einen großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder haben.

Hintergrund der Kampagne ist die zunehmend schwierige Situation bei der Besetzung von Ausbildungs- und Facharbeiterstellen. 2015 waren mehr als 10000 Lehrstellen unbesetzt geblieben. Bis 2030 fehlen in Bayern ersten Prognosen zufolge über 380000 Fachkräfte - vor allem beruflich qualifizierte Fachkräfte. Mit der ‚Elternstolz‘-Kampagne erreichen wir neben Jugendlichen und Lehrern auch die wichtige Zielgruppe der Eltern, heißt es von den verantwortlichen. Eltern sind bei der Berufswahl ihrer Kinder starke Beeinflusser und Mitentscheider. Die Kampagne macht deutlich, dass auch eine erfolgreiche Berufsausbildung finanzielle Sicherheit und dauerhafte Beschäftigungsperspektiven bietet, und nicht nur Abitur und Studium.

Bild: Theresa und Gerhard Kaul vor einem ihrer Bilder, das im Rahmen der Kampagne „Elternstolz“ künftig bayernweit zu sehen ist.

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09.07.2016

Zehn Millionen Investition, 60 Meter hoch und eineinhalb Jahre Bauzeit / Der neue Kalkofen der Franken-Maxit-Gruppe gehört zu den modernsten in Europa

Azendorf. Der neue Kalkofen von Bergmann Kalk/Franken Maxit ist mit rund zehn Millionen Euro die größte Investition in der Geschichte der Unternehmensgruppe. Mit 60 Metern Höhe überragt er das gesamte Firmengelände und er gehört nachweislich zu den modernsten in ganz Europa. Grund genug die Einweihung des neuen Kalkofens und der neuen Mörtelpad-Werkhalle mit einem großen Fest zu feiern. 1200 Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner waren am Samstagabend auf das Firmengelände gekommen. Mit dabei die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses und frühere Staatsminister Erwin Huber.

Beide teilten sich die Einweihung. Weil Ilse Aigner weiter zum Sambafestival nach Coburg wollte, gab sie mit Hilfe einer pyrotechnischen Vorrichtung den Startschuss für den neuen Kalkofen, zog sich flache Schuhe an und stieg unter der Führung von Hans-Dieter Groppweis, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Franken Maxit-Gruppe, ganz nach oben. Wieder unten angekommen ließ sie sich noch die Funktionsweise der neuen Mörtelpads erklären, ehe sie an Erwin Huber, ihren Vorgänger im Amt übergab.

Huber sprach dann beim Festakt von einer großartigen Entwicklung des Unternehmens. Auch im erfolgsverwöhnten Bayern sei so etwas außerordentlich selten, sagte er. Huber meinte damit die Steigerung der Beschäftigtenzahl  von 25 im Jahr 1978 auf mittlerweile 250 allein am Standort Azendorf. Insgesamt beschäftige die Franken-Maxit-Gruppe, die in Kooperation mit Bergmann Kalk entstanden war rund 700 Mitarbeiter. Ähnlich rasant sei die Umsatzentwicklung verlaufen, von umgerechnet 2,5 Millionen Euro in 1978 auf mittlerweile über 150 Millionen Euro.

Mit dem neuen Kalkofen hat die Unternehmensgruppe einen großen Schritt in Richtung Zukunft getan. Darüber hinaus setzt eine neue Werkhalle zur Ausweitung der Produktion des innovativen Maxit-Mörtelpads schon allein durch ihre beeindruckende Dimension neue Maßstäbe. Die Bauzeit lag bei etwa eineinhalb Jahren.

Seit mehr als 100 Jahren baut das Unternehmen Bergmann Kalk am Standort Azendorf  in Tagebau Kalk ab. Er bildet das Ausgangsmaterial für eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten auf Kalkbasis. Die Franken Maxit steht seit Jahrzehnten für Produkte und Serviceleistungen für die Bauindustrie sowie das Bauhandwerk und hat sich in den zurückliegenden drei Jahrzehnten zu einem international agierenden Unternehmen entwickelt.

Die Maxit-Mörtelpads gelten als Quantensprung und als Revolution im Mauerwerksbau.  Mittelfristig soll das neuartige System einer trockenen Mörtelplatte mit Schmelzkleber sogar den gesamten bisherigen Mauermörtelbereich ablösen. Die Innovation aus dem Kulmbacher Land ermöglicht künftig eine komplett neue Verarbeitung von Mauerwerk: kein Anmischen von Mörtel, keine Reinigung von Werkzeug, keine Staubentwicklung, kaum Ausschuss. Der Mauervorgang werde so wieder auf das Wesentliche reduziert, auf das Mauern qualitativ hochwertiger Wände. Die Mörtelpads bestehen aus trockenem Leichtdünnbettmörtel, einem Glasfasergewebe und wasserlöslichem Schmelzkleber. Er bindet nach dem Bewässern innerhalb von drei Minuten ab und die nächste Reihe Mauersteine kann aufgelegt werden. Ziel der Mörtelpads ist es, den Kosten- und Zeitaufwand auf der Baustelle enorm zu reduzieren.

Künftig sollen pro Tag zwischen 100000 und 200000 solcher Mörtelpads produziert werden, sagte Hans-Dieter Groppweis. Menschen mit Visionen seien es, die hinter Maxit stehen. So sei es auch die Vision eines Unternehmers gewesen, mit einfachen Mitteln und Einsatzbereitschaft eine Marktposition zu erarbeiten, die ihresgleichen in Europa sucht. „Unsere besondere Stärke liegt im hohen technischen Niveau, dass wir uns erarbeitet haben, so Hans-Dieter Groppweis. Auch die Dichte der Maxit-Standorte spiele eine entscheidende Rolle. „Damit können wir jeden Kunden in kürzester Zeit erreichen und eine stete Lieferbereitschaft garantieren.“

Bilder:
1. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, IHK-Präsident Heribert Trunk und Franken-Maxit-Chef Hans-Dieter Groppweis (von links).
2. Statt mit der üblichen Schere durchtrennte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner das symbolische Band und übergab damit den neuen Kalkofen seiner Bestimmung.
3. 60 Meter ist der neue Kalkofen hoch, zur Eröffnung gab es an der Spitze einen spektakulären pyrotechnischen Effekt.
4. Junior Sebastian Groppweis, Senior Hans-Dieter Groppweis, IHK-Präsident Heribert Trunk, der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner bei der Eröffnung des neuen Kalkofens.
 

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18.06.2016

Lebens- und Arbeitsbedingungen gestalten /
Entschlossen gegen rechte Gruppierungen - IG Metall feierte 125. Geburtstag

Münchberg. Mit einem großen Familienfest hat die IG Metall Ostoberfranken an ihrem Sitz in Münchberg das 125-jährige Bestehen der Gewerkschaft gefeiert. Die IG Metall wurde 1891 als Deutscher Metallarbeiterverband gegründet. Bereits 1885 hätten sich noch unter dem Diktat der Bismarckschen Sozialistengesetze Bayreuther Gewerkschafter zur Gründung eines Fachvereins zusammengefunden. Unter dem Druck der Staatsmacht sei damals aber eine freie gewerkschaftliche Agitation noch nicht möglich gewesen, sagte Volker Seidel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Ostoberfranken. Heute könne man es sich kaum vorstellen, dass zum Beispiel in der Metallindustrie 85 bis 120 Stunden pro Woche gearbeitet wurde, von 6.30 bis 22, beziehungsweise 24 Uhr.

Zwei ganz besondere Gäste hatte sich die IG Metall zu Ihrem 125. Geburtstag eingeladen: den langjährigen 1. Bevollmächtigten Max Angerer und den ehemaligen Handwerkssekretär Georg Sticht. Beide hatten einen großen Teil der 125-jährigen Gewerkschaftsgeschichte nicht nur miterlebt, sondern auch aktiv mitgestaltet. Der Pegnitzer Max Angerer hatte 1943 als Schreiner beim heutigen Pumpenhersteller KSB seine Berufslaufbahn begonnen. Später war er von 1975 bis 1988 IG-Metall-Bevollmächtigter. „Uns ging es vor allem immer darum, unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen einigermaßen zu gestalten“, sagte Angerer.

Er erinnerte sich vor allem an den legendären Bayernstreik von 1954, dem ersten Streik nach dem 2. Weltkrieg. Angerer wurde damals als junger Betriebsrat in die Streikleitung gewählt und konnte sich noch gut daran erinnern, dass es bei 1200 Mitarbeitern  nur sieben Streikbrecher gegeben habe. Der ehemalige Handwerkssekretär und 2. Bevollmächtigte Georg Sticht, Jahrgang 1927, erinnerte sich vor allem an das Jahr 1975, als er maßgeblichen Anteil daran, hatte, dass die sogenannten Ortsklassentarife abgeschafft wurden. Bis 1975 war es tatsächlich üblich, dass beispielsweise in der Stadt Bayreuth ein anderer Tarif galt, als bei den Betrieben im Landkreis. „Bei gleicher Arbeit gab es Lohnunterschiede von bis zu einer Mark“, so Sticht.

Als „gigantische Leitung“ bezeichnete IG-Metall-Urgestein Werner Neugebauer, ehemaliger bayerischen Bezirksleiter, die Gründung der Gewerkschaft vor 125 Jahren. Vor allem müsse man bedenken, dass es kaum Kommunikationsmittel gegeben habe. Neugebauer ging auch auf historische Fehler der Gewerkschaften ein, weil sie sich im Widerstand gegen die Nationalsozialisten nicht einig gewesen seien und stattdessen am 1. Mai 1933 teilweise noch gemeinsam mit den Nazis auf die Straßen gegangen waren. Bekanntlich wurden nur einen Tag später auch in der Region die Gewerkschaftshäuser gestürmt. Umso entschlossener werde man die Auseinandersetzung mit rechten Gruppierungen in der Gegenwart führen, kündigte Neugebauer mit Hinweis auf die AfD an.

Der Hofer Landrat Oliver Bär sprach von der großen historischen und politischen Bedeutung der IG Metall, ohne die man weder von der sozialen Marktwirtschaft, noch vom Sozialstaat heutiger Ausprägung sprechen könnte. Der IG Metall sei es insbesondere in der Region zu verdanken, dass viele Betriebe der ehemaligen Textilbranche den Strukturwandel erfolgreich bewältigen konnten und dass es vor Ort einen derart starken Mittelstand gebe.

Bei der IG Metall gehe es immer um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen, daran erinnerte Münchbergs Bürgermeister Christian Zuber. „Die Gewerkschaften setzen sich stets für den kleinen Mann ein“, sagte er. Das gelte bei aktuellen Themen wie Digitalisierung genauso wie bei Dauerthemen wie Gleichberechtigung oder Inklusion.

Bilder:
1.  IG-Metall Urgestein Werner Neugebauer, bayerischer Bezirksleiter von 1988 bis 2010.
2. Der frühere bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer, der zweite Bevollmächtigte Wolfgang Kormann aus Pegnitz und der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel aus Münchberg (von links).
3. Sie hatten großen Anteil an der 125-jährigen Geschichte der IG Metall: der langjährige 1. Bevollmächtigten Max Angerer und den ehemaligen Handwerkssekretär Georg Sticht.

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16.06.2016

E-Mobilität wird Markt komplett verändern /
Zukunftsforum eMobility Oberfranken: Elektro statt Benzin und Diesel

Rugendorf. Die Preise sinken, die Reichweiten steigen: „Elektrofahrzeuge werden in zehn Jahren Mobilitätsstandard sein.“ Das sagt Michael Möschel, Chef der Kulmbacher Verkehrsakademie und Vizepräsident der IHK für Oberfranken. Beim 2. Zukunftsforum „eMobility Oberfranken“ auf dem Gelände des Energiewerks Franken der Firma Münch Energie in Rugendorf ging Möschel fest davon aus, dass sich die Preise für Elektrofahrzeuge innerhalb kürzester Zeit den Preisen von benzin- und dieselgetriebenen Fahrzeugen angleichen werden. Außerdem könne man schon jetzt sicher vorhersagen, dass sich die Reichweiten binnen der kommenden drei Jahre verdoppeln werden.

Scharfe Kritik übte Möschel an den derzeitigen Rahmenbedingungen. „Im Moment wird die Elektromobilität von der Politik totgespielt“, sagte er. So ziehe sich die ohnehin umstrittene  Förderung noch hin, obwohl sie bereits beschlossen sei. Unverständlich sei es auch, dass Elektrofahrzeuge über 4,25 Tonnen von der Förderung ausgenommen wurden. „Man sollte Nutzfahrzeuge nicht ausschließen“, so Möschel, der gerade in Firmenfuhrparks ein riesiges Potential sieht. Ebenso kritisierte er die Anschaffungsgrenze für ein E-Fahrzeuge von 60000 Euro, über der es keine Förderung mehr gibt. Gerade für Menschen, die bereits seien, so viel Geld für ein Elektrofahrzeug auszugeben, könnte die Förderung ein zusätzlicher Anreiz sein.

Trotz allem geht Möschel fest davon aus, dass sowohl dem Handel als auch dem Service mit den Elektrofahrzeugen eine kleine Revolution bevorsteht. Auch wenn die Nachfragesituation derzeit noch verhalten ist und nicht einmal 100000 E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sind, werde sich die E-Mobilität nicht mehr aufhalten lassen. „Private Verbraucher sind begeisterungsfähig, aber nicht kaufwillig, Firmen sind kaufwillig aber nicht begeistert, Kommunen sind beides, haben aber kein Geld“, sagte Möschel.

Tatsächlich spielen Elektrofahrzeuge derzeit eine völlig untergeordnete Rolle. Laut Rainer Kleedörfer vom Stromanbieter N-Ergie mit Sitz in Nürnberg ist die Zahl der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen von 2013 bis 2015 von rund 6000 auf knapp 12500 angestiegen, doch seien das gerade mal 0,4 Prozent aller Neuzulassungen in Deutschland. Die Neuzulassungen nicht-elektrisch betriebener Fahrzeuge bezifferte Kleedörfer auf 3,2 Millionen. Trotzdem sieht auch er in der Elektromobilität eine Riesenchance. „E-Mobilität ist die Schlüsseltechnologie“, sagte er. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million und bis 2030 sechs Millionen Elektrofahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen, sah Kleedörfer als durchaus realistisch. Als ein Problem bezeichnete es der Sprecher, dass die Zahl der Ladepunkte zu langsam zunimmt.

„Die Elektromobilität ist eine Riesenchance für den Automobilmarkt und damit auch für Oberfranken“, sagte Wolfram Brehm, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken. 30000 Menschen seien im Regierungsbezirk direkt oder indirekt in der Automobilzuliefererindustrie tätig. Hier gelte es, dass bisherige Marktteilnehmer neue Kompetenzen aufbauen müssen und neue Anbieter dazukommen werden. „E-Mobilität wird den Markt komplett verändern“, sagte Brehm. Für die Innovationsregion könne dies eine Riesenchance sein. Allerdings stellte auch Brehm die Forderung auf, dass Ladestationen flächendeckend geschaffen werden müssen. Außerdem sollte die Dienstwagenbesteuerung geändert werden, um Elektrofahrzeuge für Mitarbeiter attraktiv zu machen.

Der Landkreis Kulmbach sei derzeit dabei, ein solches Ladenetz flächendeckend zu schaffen, sagte Landrat Klaus Peter Söllner zu. Ziel sei es, mindestens eine Station pro Gemeinde. „E-Mobilität ist ein absolutes Zukunftsthema, da dürfen  die Kommunen nicht abseits stehen“, so Söllner.

Bilder: Sie haben sich die Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben (von links): Ingrid Flieger vom Landratsamt, Landrat Klaus Peter Söllner, Unternehmer Mario Münch, IHK-Vizepräsident Michael Möschel, Rainer Kleedörfer von N-Ergie, Peter Siegert von Mitsubishi Motors, der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm, Markus Ruckdeschel von der Energieagentur und Lars Müller vom Bayernwerk.

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09.06.2016

Mehr Kaufkraft und eine stärkere Binnenkonjunktur / IG Metall fordert: Zurück zur Parität in der gesetzlichen Krankenversicherung – Robin Schoepke löst Uwe Bauer als Gewerkschaftssekretär ab

Himmelkron. Die IG Metall Ostoberfranken begrüßt den Tarifabschluss in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie. Dabei wird nicht nur das Ergebnis einer Entgelterhöhung in zwei Stufen ab Juli 2016 um 2,8 Prozent und ab April 2017 um weitere zwei Prozent herausgestellt. Der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel freut sich vor allem darüber, dass sich im Ostoberfranken über 2700 Kollegen an den beiden Aktionen in insgesamt sieben Unternehmen beteiligt haben. „Das war auch bitter notwendig“, sagte Seidel bei der Delegiertenkonferenz in Himmelkron.

Die gesteigerten Einkommen seien gut begründet, so Seidel. Schließlich gehe es darum, mit den Entgeltsteigerungen die Binnenkonjunktur zu stärken und ein Mehr an Kaufkraft zu erreichen. Bayernweit haben sich nach Angaben der Gewerkschaft über 187000 Beschäftigte in mehr als 320 Betrieben an den Warnstreiks beteiligt.

Neben den Entgelterhöhungen konnte die IG Metall für den laufenden Juni einen Pauschalbetrag von 150 Euro erreichen. Analog zum Abschluss für die Beschäftigten werden auch die Ausbildungsvergütungen zum Juli um 2,8 Prozent und zum April 2017 um zwei Prozent angehoben. Der Pauschalbetrag für Juni liegt bei den Azubis bei 65 Euro. Der Tarifvertrag läuft diesmal 21 Monate bis zum 31. Dezember 2017. Eine Kündigung der Entgelttarife müsste bis zum 31. Oktober 2017 erfolgen.

In den kommenden Monaten sollen dem Bevollmächtigten Volker Seidel zufolge vor allem die Bereiche Rente, Arbeitszeit und Krankenversicherung im Mittelpunkt der Gewerkschaftsarbeit stehen. Während die Arbeitgeber einen festen, konstanten Beitrag bei 7,3 Prozent haben, müssten die Arbeitgeber die Zeche zahlen. Die IG Metall fordert deshalb, dass die Arbeitgeber sich an den Gesundheitskosten wieder zur Hälfte beteiligen. In einer Unterschriftenaktion will die IG Metall dafür allein Ostoberfranken 3000 Unterschriften sammeln und die Listen anschließend den örtlichen Bundestagabgeordneten übergeben.

Die Mitgliederentwicklung der IG Metall Ostoberfranken sehen die Verantwortlichen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Während die Zahl der Mitglieder insgesamt binnen Jahresfrist von 11983 auf aktuell 11718 zurückgegangen ist, stieg die Zahl der beitragsstärkeren betriebsangehörigen Mitglieder im selben Zeitraum von 6507 auf 6577 an. Den Rückgang in der Gesamtzahl führte Volker Seidel auf den demographischen Wandel und damit auf die hohe Zahl der Sterbefälle zurück. Allein im laufenden Jahr lag die Zahl der Sterbefälle bei 87.

Eine wichtige personelle Änderung gab es in der Geschäftsstelle der IG Metall Ostoberfranken: Uwe Bauer, der seit Juli 2012 als Gewerkschaftssekretär in Münchberg tätig war, ist in Schwäbisch Hall zum neuen 1. Bevollmächtigten gewählt worden, er tritt sein Amt zum 1. Juli an. Nachfolger ist Robin Schoepke. Der 30-Jährige stammt aus der Nähe von Cottbus, ist gelernter Mechatroniker, hat die Akademie der Arbeit in Frankfurt absolviert und war in den zurückliegenden eineinhalb Jahren in der Geschäftsstelle Schwabach beschäftigt. Robin Schoepke ist in Ostoberfranken künftig für die Betriebsbetreuung, für den Bereich der jungen Generation und für die Bereiche Handwerk sowie kleine und mittlere Unternehmen tätig. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt mit seiner Familie in Gefrees im Landkreis Bayreuth.

Bild: Robin Schoepke (rechts) löst Uwe Bauer (links) als Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostoberfranken ab. Zur Mannschaft gehören weiter der Gewerkschaftssekretär Stefan Winnerlein (2. von rechts) und der 1. Bevollmächtigte Volker Seidel (2. von links).

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06.06.2016

Turbo-Internet für Pottenstein / Als eine der ersten Kommunen in Deutschland: Bundesminister Dobrindt übergab 3,4-Millionen-Euro-Förderbescheid

Pottenstein. Als einer der ersten Kommunen in Deutschland hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt der Stadt Pottenstein (Landkreis Bayreuth) einen Förderbescheid aus dem neuen Bundesprogramm für superschnelles Breitband überbracht. Pottenstein erhält damit knapp 3,4 Millionen Euro Bundesförderung, um unterversorgte Gebiete ans Turbo-Internet anzuschließen. Zu dem Geld kommen weitere 900000 Euro an Landesmitteln.

„Mit dem Förderbescheid bringen wir in Pottenstein knapp 1900 Haushalte und viele Unternehmen ans Turbo-Internet“, sagte Dobrindt, der nicht nur Bundesverkehrsminister, sondern auch Minister für digitale Infrastruktur ist. Er hatte das Bundesprogramm für den Breitbandausbau bereits im vergangenen November gestartet. Aus diesem Programm hatte Pottenstein bereits einen Förderbescheid für vorbereitende Planungsleistungen in Höhe von 50000 Euro erhalten. Mit den jetzt bewilligten knapp 3,4 Millionen Euro könne der Netzausbau ganz konkret begonnen werden. „Damit ist Pottenstein bundesweit ein absoluter Vorreiter und Taktgeber im digitalen Wandel.“, so der Minister.

Das schnelle Internet regle in den Metropolen der Markt, in ländlichen Gebieten investierten die Breitbandversorger dagegen nicht, begründete Dobrindt das Programm. In Pottenstein sei die Notwendigkeit zur Förderung besonders groß und die Verlegung von Glasfaserkabeln besonders teuer, zum einen wegen des felsigen Untergrunds, der die Verlegung neuer Leitung erschwere, zum anderen wegen der Tatsache, dass sich die Stadt auf 35 Ortsteile erstrecke.

„Wir brauchen den Breitbandausbau, unsere Betriebe und unsere Wirtschaft sind darauf angewiesen“, sagte Bürgermeister Stefan Frühbeißer. Dabei gehe es nicht um irgendwelche Firmen, sondern um Weltmarktführer wie der Maschinenbauer und Hersteller von Wartungssystemen Baier und Köppel oder der Automobilzulieferer und Produktionsteilefabrikant Klubbert und Schmidt. Sie und viele andere hätten bei der Standortwahl klare Position für den ländlichen Raum bezogen, sagte Frühbeißer. Aber auch Bildung und Unterricht seien ohne schnelles Internet nicht mehr denkbar.

Nach den Worten von Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz hätten bereits 213 von 214 Kommunen im Regierungsbezirk entsprechende Anträge für das schnelle Internet gestellt. Lediglich eine Kommune möchte den Breitbandausbau in Eigenregie durch ihre Stadtwerke regeln. Der örtliche Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk nannte das Programm absolut passgenau für eine Gemeinde wie Pottenstein, die nicht nur das touristische Flaggschiff der Fränkischen Schweiz sei, sondern auch ein wichtiger Unternehmensstandort, an dem Hightech für den Weltmarkt produziert wird. Koschyk: „Im Sinne von Breitband und Bratwürsten denken wir hier an die Zukunft.“

Deutschlandweit hat das Ministerium in der ersten Runde etwa 420 Millionen Euro Fördermittel an Kommunen und Landkreise vergeben und damit Netzinvestitionen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro ermöglicht. Insgesamt stünden für die Breitbandförderung aus Bundesmitteln rund 2,7 Milliarden Euro bereit.

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06.06.2016

Neues wagen statt Altes bewahren / HWK-Vollversammlung: keine Sonderregelungen für Flüchtlinge

Bayreuth. Das Handwerk in Oberfranken kann aktuell auf eine außerordentlich gute Konjunktur blicken. 88 Prozent der Betriebsinhaber haben ihre Geschäftslage im ersten Quartal 2016 als gut oder sehr gut bewertet. Das sei die beste Bewertung eines ersten Quartals seit 24 Jahren, sagte der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer am Montag bei der Vollversammlung in Bayreuth. Sogar der Spitzenwert aus dem Jahr 2014 werde damit noch übertroffen.

„Das ist wahrlich sensationell“, freute sich Zimmer, der den Rückenwind für das Handwerk auf die Kombination von niedrigem Ölpreis, günstigen Krediten und steigender Beschäftigung zurückführt. Der zum Jahresstart sonst übliche saisonale Einbruch sei praktisch ausgeblieben. Auch die Auslastung der Betriebe liege mit 72 Prozent entsprechend hoch. Ebenso optimistisch seien die Erwartungen für das kommende Quartal. 92,5 Prozent schätzten die künftige Geschäftslage als gut oder befriedigend ein.

Damit diese überaus positive Entwicklung auch beibehalten werden kann, sollten die Weichen unter dem Motto: „Statt Altes bewahren Neues wagen“ richtig gestellt werden. Für den HWK-Präsidenten gehören dazu Investitionen in moderne ökologische Technologien, das Forcieren von Bildung und Forschung, keine Kehrtwende hin zu steuerfinanzierter Rentenpolitik sowie eine Ausgestaltung der Erbschaftssteuer, und zwar so, dass Betriebsübergaben nicht belastet oder gar verhindert werden. „Die Bundesregierung muss mehr für eine wirtschaftliche Dynamik tun“, forderte der Präsident.

Topthema auch im Handwerk ist die Situation der Flüchtlinge. Der absolute Schwerpunkt liege dabei in der Vermittlung in Ausbildung und Arbeit. Nur dann könne eine langfristige Integration derjenigen mit einer hohen Bleibeperspektive überhaupt gelingen. Nach den Worten Zimmers gibt es in der HWK für Oberfranken seit kurzem zwei Mitarbeiter, die sich besonders um junge Flüchtlinge kümmern, die im Rahmen eines Praktikums oder einer Ausbildung den Weg in das Handwerk gehen möchten. Auf der anderen Seite sind die beiden Mitarbeiter auch Ansprechpartner für die Betriebe bei allen Fragen rund um die Beschäftigung von Flüchtlingen im eigenen Betrieb.

Keine Sonderregelungen werde es allerdings für Flüchtlinge bei der Ausbildung oder Bezahlung geben. „Wir dürfen das Niveau der Berufsausbildung nicht aufs Spiel setzen“, warnte Zimmer. Deshalb sei das Handwerk auch entschieden gegen eine „Ausbildung light“ in Form von Teilqualifizierung für Flüchtlinge, wie sie der Aktionsrat Bildung in seinem neuen Gutachten fordert. Die Fehler, die im Umgang mit der ersten Generation an Gastarbeitern gemacht wurden, dürften sich nicht wiederholen. Außerdem sollten sich Befürworter einer Schmalspurausbildung an die zurückliegende Wirtschafts- und Finanzkrise erinnern, als die Großunternehmen vor allem Geringqualifizierte entlassen hatten.

Bei der Vollversammlung legte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller auch die Jahresbilanz 2015 der Kammer vor, die einen Gesamtumsatz von rund 35 Millionen Euro aufweist. 32,7 Millionen Euro fielen dabei auf den Verwaltungshaushalt (laufender Betrieb), 2,3 Millionen auf Investitionen.  46 Prozent und damit knapp die Hälfte des Budgets werden Koller zufolge aus Gebühreneinnahmen vor allem im Kurswesen erwirtschaftet, rund 37 Beträge kommen aus den Kammerbeiträgen der Mitgliedsbeiträge. Bei den Ausgaben entfielen 84 Prozent auf den Dienstleistungssektor, nur 16 Prozent seien der klassischen Kammerverwaltung zuzurechnen.

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01.06.2016

Ausgezeichnet mit dem Designpreis der Handwerkskammer für Oberfranken:
Qualität, Service und Innovation abseits vom Massengeschäft / Keramische Werkstätten Denk in Neershof sind international in Nischenmärkten erfolgreich

Coburg. „Wir wollen mit unseren Produkten Emotionen wecken und den Menschen eine Freude bereiten“, sagt Fabian Denk. Seit 2009 steht er gemeinsam mit seiner Frau Jutta an der Spitze der Keramischen Werkstätten Denk in Neershof bei Coburg. Tassen, Teller oder auch Kachelöfen werden hier schon lange nicht mehr produziert. Das Ehepaar Denk und seine 25 Mitarbeiter haben sich auf einzigartige Keramikprodukte mit hohem Nutzwert und ausgefallenem Design spezialisiert.

Mit Geschirr habe freilich alles begonnen, sagt Fabian Denk, der 1964 als Gründungsjahr nennt. Sein Vater hatte damals einen klassischen Handwerksbetrieb in der Coburger Leopoldstraße eröffnet. Damals, „als der Keramiker noch etwas wert war“, habe man sich mit all dem beschäftigt, was einen gedeckten Tisch ausmacht. Zusammen mit dem Ingenieur Michael Wagner aus Neustadt bei Coburg hatte Vater Franz Denk das erste handwerklich herstellbare Porzellan entwickelt, ein hochwertiger Rohstoff, der damals als Revolution galt.

Fabian Denk spricht von einer stürmischen Entwicklung in den 1970er Jahren. Über 500 Einzelhändler im deutschsprachigen Raum hätten Denk-Produkte verkauft. Mit den interessanten Formen und Dekors sei man auf vielen Messen vertreten gewesen. Dazu kam der Kachelofenbau. Ende der 1980er Jahre seien allein vier Teams mit dem Bau von Kachelöfen beschäftigt gewesen, dabei seien nur eigene Kacheln zur Verarbeitung gekommen.

Anfang der 1990er Jahre sollte sich das alles ändern. Geschirr war plötzlich nicht mehr gefragt, und wenn, dann gab es das plötzlich in Möbelmärkten oder Baumärkten viel billiger. Bei den großen Porzellanherstellern setzte eine Entlassungswelle nach der anderen ein und auch in dem Coburger Familienunternehmen spürte man plötzlich das nachlassende Interesse. „Das hat uns getroffen“, sagte Fabian Denk, der zu dieser Zeit ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Bayreuth absolvierte und danach, 1995, in den Betrieb eingestiegen war.

Auch der Ofenbau sei zurückgegangen, aufgrund geänderter Energievorgaben, und so entschied man sich in Neershof, den Bau von Öfen genauso wie den Geschirrmarkt komplett aufzugeben und sich fortan auf Nischen zu konzentrieren. Feuerschalen zum Beispiel, oder patentierte Backplatten, Produkte für Tiere, also Vogeltränken, Nisthöhlen, Hummelburgen oder Igelschnecken oder Produkte zum Outdoor-Kochen, -Braten oder –Grillen.

„Wir machen nur Dinge, die einen Nutzwert haben“, sagt Fabian Denk. Produkte, die gut aussehen und eine Zusatzfunktion haben. „Das, was andere tun, machen wir nicht“, lautet die Philosophie des Hauses Denk. Deshalb steht für den Inhaber auch fest: „Im Billiggeschäft können wir nicht mithalten und das Massengeschäft wird bei uns nicht funktionieren.“

Deshalb haben die Keramischen Werkstätten auch den Vertrieb mittlerweile weitestgehend in die eigene Hand genommen. Nur knapp ein Drittel geht noch über den Handel. Der Rest über einen Internetshop, einen aufwändigen und überaus repräsentativen Katalog und sogar einen kleinen Fabrikverkauf direkt neben der Produktion in Neershof gibt es.

Mittlerweile produzieren die 19 Mitarbeiter der Herstellung nicht mehr nur in Neershof, sondern auch im benachbarten Rödental, wo sich das Unternehmen Flächen angemietet hat. Die Verwaltung hat ihren Sitz in der schmucken alten Schule von Neershof.

„Wir versuchen, durch hohe Produktqualität, Service und ständige Innovationen, Kunden zu begeistern und Kunden zu binden“, sagte Fabian Denk. Er sieht sein Unternehmen dabei als Dienstleister, aber auch als traditionellen Handwerksbetrieb mit künstlerischen Einflüssen.  „Der Kunde kauft bei uns keine Mogelpackung, sondern ein ehrliches Produkt.“ Die Rohstoffe kämen ausschließlich aus Deutschland, meist sogar aus dem Coburger Land. Für Fabian Denk ist das auch die Voraussetzung um glaubwürdig zu sein.

Bild: Sogar einen eigenen Werksverkauf betreibt Fabian Denk gleich neben seinen keramischen Werkstätten in Neershof bei Coburg.

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01.06.2016

Ausgezeichnet mit dem Designpreis der Handwerkskammer für Oberfranken:
Ästhetik, Funktionalität und jede Menge ökologische Themen / Popp Gmbh & Co.KG setzt in ihrem neuen Betriebsgebäude komplett auf Nachhaltigkeit

Forchheim. Das Gebäude ist die Quintessenz dessen, was sie in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten gesehen und für gut befunden haben. Sonja und Frank Geppert sind sich einig: „Wir haben die Best-Practise-Beispiele übernommen und dazu jede Menge ökologische Themen gesetzt.“

Das neue Betriebsgebäude  der Firma Popp im Industriegebiet Breitweidig in Forchheim setzt in vielerlei Hinsicht echte Maßstäbe. Nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit, auch in Sachen Ästhetik und Funktionalität hat sich das Ehepaar so einiges einfallen lassen. Das Unternehmen, das aus einer klassischen Schreinerei hervorgegangen war und sich mittlerweile auf Messe- und Modellbau, Serienfertigungen, Innenausbau und 3D-Konstruktionen konzentriert, hat seinen Neubau erst 2013 im oberfränkischen Forchheim eröffnet.

Gegründet wurde die Popp GmbH & Co.KG 1905 vom Großvater des jetzigen Geschäftsführers im mittelfränkischen Erlangen. 1986 zog die Werkstatt nach Baiersdorf um. Von da an rückten mehr und mehr Industriekunden in den Focus. „Das war auch die Zeit der ersten computergesteuerten Maschinen“, erinnert sich Frank Geppert, der die klassische Handwerkslaufbahn bis zum Schreinermeister absolviert hat und lange Jahre führende Ämter sowohl in der Kreishandwerkerschaft Erlangen-Lauf-Hersbruck, als auch bei der Handwerkskammer (für Mittelfranken) bekleidete.

Erst als in Baiersdorf zusätzliche Hallen angemietet werden mussten, die Firma trotzdem aus allen Nähten platzte und auch noch das schlimme Hochwasser von 2007 einen riesigen Schaden anrichtete, entschied man sich für den Neubau jenseits der Bezirksgrenze in Forchheim. „Wir sind sehr glücklich mit diesem Standort“, sagt Frank Geppert und lobt die ausgezeichneten Konditionen, die seinem Unternehmen von der Stadt geboten wurden.

Auf knapp 13000 Quadratmetern Gewerbefläche und 20000 Quadratmetern Grundstücksfläche fertigen Frank Geppert und seine 60 Mitarbeiter seitdem vor allem Komponenten für die Medizintechnik, Industriemodelle für Weltfirmen (ein Viertel des Umsatzes geht in die USA) aber auch „Bühnenbilder“ für  Fernsehstudios einschließlich Lösungen für Technik und Licht. „Was uns auszeichnet, ist unsere Zuverlässigkeit“, so der Geschäftsführer, aber auch die Fähigkeit jeden Plan problemlos in ein 3D-Modell umzusetzen.

Für all diese Herausforderungen musste das Werksgebäude natürlich groß genug sein und so produziert die Firma mittlerweile auf 6000 Quadratmetern Fläche, wobei die Hallen und Büros funktional sind und gleichzeitig höchsten ästhetischen Ansprüchen genügen. „Wir haben das Gebäude nicht nur ansprechend mit verschiedenen Materialien, Stein, Holz und Metall gestaltet, wobei der Stein nicht nur für unsere fränkische Heimat steht, sondern auch funktional für neuesten Energie- und Arbeitsplatzvorgaben“, so Frank Geppert.

Vor allem umwelttechnisch sei alles das geleistet worden, was noch mit vernünftigen Mitteln umsetzbar war. Eine Photovoltaik-Anlage gehört dazu, die im Jahr etwa so viel Strom erzeugt, wie das Unternehmen selbst benötigt. Sämtliche Holzabfälle und Späne werden in einem thermischen Verfahren in Heizenergie umgewandelt und gespeichert. Dadurch wird keine zusätzliche Energie in Form von Heizöl oder Erdgas zum Heizen benötigt.

Klar, dass man in Forchheim auch das Wasser nicht verschwendet. Sämtliches Regenwasser wird aufgefangen und in unterirdischen Zisternen zum Verbrauch und im Löschwasserteich gesammelt. Computergesteuert werden mit diesem Wasser sämtliche Grünflächen bewässert. Es gibt eine Sickergrube, aber auch für den Fall einer längeren Trockenheit einen eigenen Brunnen.

Zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung gehören unter anderem eine vollautomatische Plattensäge, die das Material selbst aus dem Lager holt, höhenverstellbare Montagetische, eine ergonomische Arbeitshöhe bei allen Büros und Fertigungsanlagen, eine klare und helle Gestaltung der Fertigungsfläche sowie helle und freundliche Pausenräume mit Pausenterasse und Teich.

Strom spart das hochmoderne LED Beleuchtungskonzept mit Sensoren statt Schaltern - das Licht geht an wo und wann es benötigt wird. Als Ergebnis hält Frank Geppert fest: „Wir verbrauchen auf der neuen Betriebsfläche von rund 6000 Quadratmetern trotz einer Vielzahl an neuen Maschinen und Vorrichtungen nur so viel Strom wie früher auf 2000 Quadratmetern.“

Nichts dagegen hat Geschäftsführer Frank Geppert, wenn der Buchstabe „S“ in der Front des Betriebsgebäudes als Liebeserklärung an seine Frau Sonja interpretiert wird. Es soll aber auch die Unternehmensphilosophie der Firma Popp sichtbar machen: „Wir können nicht nur gerade, wir können auch rund.“

Bilder:
- Das Betriebsgebäude der Popp GmbH & Co.KG im Industriegebiet Breitweidig in Forchheim.
- So
nja und Frank Geppert, Geschäftsführer der Firma Popp GmbH & CO. KG.

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01.06.2016

Ausgezeichnet mit dem Designpreis der Handwerkskammer für Oberfranken:
Von Röslau nach Russland: Individuell konzipiert und kunstvoll lackiert / Team „Painted by Wunschel“ designed Schutzhelme für Weltstars der Sportszene

Röslau. Aus einer Höhe von fast 40 Kilometern ist der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner am 14. Oktober 2012 von der Stratosphäre zurück auf die Erde gesprungen. Seinen Kopf schützte dabei kein gewöhnlicher Helm, sondern ein Helm, der in Oberfranken designed wurde, genauer gesagt im Fichtelgebirge, in der 2000-Einwohner-Gemeinde Röslau im Landkreis Wunsiedel.

Gut 500 Helme fertigen Dieter Wunschel, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses, und sein Team pro Jahr an. Prominente Träger der Helme sind neben Felix Baumgartner beispielsweise die Formel-1-Piloten David Coulthard, Sebastian Vettel oder Mark Webber, Formel-1-Frontfrau Susie Wolff, die Skistars Felix Neureuther, Hannes Reichelt oder Axel Lund Svibndal, die Spieler des frischgebackenen deutschen Eishockeymeisters EHC Red Bull München,  Skipper des Admiral´s Cup oder die Akteure des Iron Man Hawaii. „Es gibt kaum eine Sportart mit Schutzhelmen, in der wir nicht vertreten sind“, sagt Dieter Wunschel. Sportler und Athleten von Weltgeltung als Träger aber auch Sponsoren mit so klingenden Namen wie Red Bull, Erdinger, Uvex, Warsteiner, Sony, Ghost oder Cube als Auftraggeber, für sie alle ist Röslau der Anlaufpunkt.

1990 fing alles an. „Zuerst waren die Helme nur eine Spinnerei von zwei motorsportverrückten Brüdern“, erinnert sich Dieter Wunschel, der zusammen mit seinem Bruder Hans-Jürgen das Autohaus in Röslau leitet. Beide fuhren früher selbst Motocross und kamen irgendwann über die Motorsportbrüder Christian und Hans-Jürgen Abt mit Red Bull in Kontakt. Schon damals sei es üblich gewesen, mit designten Helmen zu fahren und eher aus Spaß fertigten die Röslauer für Christian Abt den ersten Helm an.

Ein schickes Helm-Design, das war es, was damals auch der Energydrink-Hersteller Red Bull aus dem Salzburger Land suchte. Zunächst als eine Art Förderer der Wunschel-Brüder, später als Sponsor eines kompletten Red-Bull-Teams mit blau-silbernen Helmen. Seit 22 Jahren geht die Partnerschaft mit Red Bull schon, davon 20 Jahre als alleiniger Lackierer.

Mittlerweile ist ein eigener Geschäftszweig mit sechs Arbeitsplätzen, alle gelernte Lackierer, daraus geworden. Die Rohlinge kommen dabei aus aller Welt. „Painted by Wunschel“ ist das Markenzeichen, unter dem die Brüder auftreten und unter dem Lack-Designs von Schutzhelmen für internationale Stars der Motor- und Extremsportszene, aber auch für viele andere herausragende Kunden individuell konzipiert und kunstvoll lackiert werden.

Für den Kronprinz von Saudi Arabien, wird schon mal das Wochenende durchlackiert und Dieter Wunschel fliegt den Helm persönlich zum Kunden. Oder für die russische Elite-Fliegerstaffel: da durften die Helme das Land freilich nicht verlassen und so wurde für Dieter Wunschel und seine Lackierer eigens eine temporäre Werkstatt bei Moskau eingerichtet.

„Egal ob im Crazy-Freestyle-Look oder exakt auf das Unternehmens-CI abgestimmt, wir bieten einzigartige Helmlackierungen für den Sport-Sponsoring-Bereich“, sagt Dieter Wunschel. Da kann es schon mal 25 Stunden dauern, bis der Helm top designed ist. Dieter Wunschel sieht sich dabei weder als reiner Künstler, noch als reiner Handwerker oder Dienstleister, sondern als alles drei zusammen. „Was zählt ist Leistung“, so Wunschel, und weiter: „Man kann das Glück schon beeinflussen, und zwar durch Leistung.“ Damit haben sich Dieter Wunschel und sein Team auch ihren klingenden Namen in der Szene erarbeitet.

Bild: Die Geschäftsführer Dieter (links) und Hans-Jürgen Wunschel (rechts) und ihr Team: Sebastian Vogel, Josef Lichtblau, Tobias Prange, Andreas Loskarn und Harald Lang (von links).

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01.06.2016

Ausgezeichnet mit dem Designpreis der Handwerkskammer für Oberfranken:
Hightech Schmiede  im Frankenwald / Traditionswerkzeuge in ausgewiesener Jahrhundert-Qualität - Firma Krumpholz in Grafengehaig ist zur „Marke des Jahrhunderts“ ernannt worden

Grafengehaig. Das Schwert Nothung, das Richard Wagner seinem Helden Siegfried in der gleichnamigen Oper schmieden lässt, stammt nicht aus der Krumpholz Werkzeugfabrikation im Frankenwald. Es dürfte aber auch so ziemlich das einzige „Werkzeug“ sein, das in über 200 Jahren Firmengeschichte am Guttenberger Hammer nahe Grafengehaig im Landkreis Kulmbach tatsächlich noch nicht geschmiedet wurde.

Alles andere stammt aus der Traditionswerkstatt: Löwenzahnzieher und Zwiebelpflanzer, Staudenspaten und Feldhacke, Fingerjäter und - kein Witz – Sauzahn, das alles sind Namen von Gartenwerkzeugen wie aus vergangenen Zeiten. Und doch gehören Sie genauso wie viele andere Äxte und Hacken, Schaufeln und Spaten zur aktuellen, rund 1000 verschiedene Werkzeuge umfassenden Produktpalette der Krumpholz-Werkzeugfabrikation, wo seit 1799 in der mittlerweile siebten Generation geschmiedet wird. Mit Claus Krumpholz Junior steht die achte Generation bereits am Start. Der Junior studiert derzeit Maschinenbau in Ilmenau und will so bald wie irgendwie möglich in die Firma einsteigen.

Für Werkzeuge aller Art ist das Unternehmen Krumpholz bekannt, das jetzt sogar als „Marke des Jahrhunderts“ ausgezeichnet wurde. Nivea, Otto, Porsche, Miele, Tesa, Perwoll, Faber-Castell, 4711, sie alle sind bereits Marken des Jahrhunderts, und jetzt gehört auch Krumpholz zu diesem illustren Kreis. Sogar die Bild-Zeitung hatte auf Seite 1 darüber berichtet. Opernheld Siegfried hätte seine Freude an der Schmiede im Frankenwald, in der es trotz Hightech-Ausstattung nicht ohne Hitze, Feuer, Funkenflug  und harter Arbeit geht.

Die Familie Krumpholz kann tatsächlich auf bald 220 Jahre Erfahrung und Tradition im Herstellen von qualitativ erstklassigen Handwerkszeugen zurückblicken. 1799 erwarb der aus dem sächsischen Zwota stammende Johann David Krumpholz den Betrieb von der Familie von und zu Guttenberg. Als Eisenschmelzerei war der Guttenberger Hammer 1760 erstmals in den Büchern aufgetaucht.

„Das Unternehmen ist damit einer der ältesten familiengeführten Handwerksbetriebe in Europa“, sagt Schmiedemeister Claus Krumpholz Senior. Immer wieder sei die Verantwortung auf die nächste Generation übertragen worden, und damit auch alle Erfahrungen und Geheimnisse eines langen Lebens als Schmied an Amboss und Esse.

Heute steht die Marke Krumpholz für deutsche Qualitätsarbeit im Dienste hochwertiger Garten-, Forst- und Bauwerkzeuge. Jeder Gartenliebhaber kennt den Unterschied zwischen Werkzeugen aus billigem Blech und solchen aus echtem Schrot und Korn, ordentlich geschmiedet, handlich, stabil und belastbar. Nichts ärgerlicheres, als wenn Werkzeuge mitten unter der Arbeit unter der Last ihrer Beanspruchungen zusammenbrechen. „Unsere Werkzeuge kauft man nicht einfach nur“, sagt Claus Krumpholz, „man investiert in sie. Denn nicht selten, werden sie noch an die nächste Generation vererbt.“

Claus Krumpholz Senior steht seit 2003 an der Spitze des Unternehmens mit rund 15 Mitarbeitern. Schon im Alter von 17 Jahren war er in das Familiengeschäft eingestiegen. Viele Jahre arbeitete er mit, bevor er 2003 den Chefposten offiziell von seinem Vater Georg übernommen hatte. Ein Jahr später fokussiert sich die Firma unter seiner Ägide auf den sogenannten Grünen Markt, investierte kräftig und exportiert Werkzeuge in das benachbarte Ausland.

„Wir stehen für Regionalität und Nachhaltigkeit“, sagt Claus Krumpholz. Er garantiert: die Werkzeuge halten „mindestens“ ein Leben lang. Auch als Arbeitgeber ist er ein Musterbeispiel: „Bei uns gibt es keine befristeten Jobs, keine Leiharbeiter, am liebsten beschäftigen wir von der Ausbildung bis zur Rente.“ Und noch einer Aussage ist Claus Krumpholz wichtig: „Bei uns ist noch nie ein Mitarbeiter aus Arbeitsmangel entlassen worden.“

Österreich ist mittlerweile der wichtigste Partner, gefolgt von Tschechien, Polen und Russland. In Tschechien, Polen, Litauen, Griechenland, der Schweiz und auch in Russland gibt es sogar eigene Vertretungen. Nach Österreich, Slowenien, Italien, Frankreich, Kroatien, Serbien und innerhalb Deutschlands wird frei geliefert, und das ausschließlich an den Fachhandel. In Baumärkten wird man die Marke Krumpholz dagegen vergeblich suchen, dort gibt es meist nur Werkzeuge aus Fernost. Garten und Forst nehmen aktuell 80 Prozent des Geschäfts ein. Erklärtes Ziel ist es, dieses Ergebnis in einem Wachstumsmarkt auf absehbare Zeit zu verdoppeln.

So unterschiedlich die Werkzeuge sind: Sie alle sind aus der Hitze der blauflammigen Glut geboren, aus der Kraft des formenden Schmiedehammers und aus dem unbedingten Willen, gediegene Qualität zu erzeugen. „Bei uns ist jedes Stück ein Unikat“, sagt Claus Krumpholz. Handgeschmiedet aus Schwedenstahl, erfordert jedes einzelne Werkzeug auch heute noch unzählige Handgriffe. Genau diese Expertise garantiert das hohe Niveau der Produkte aus dem Guttenberger Hammer.

Bilder:
- Claus Krumpholz Senior steht in siebter Generation seit 1799 an der Spitze der Krumpholz Werkzeugfabrikation im Guttenberger Hammer im Landkreis Kulmbach.
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Klaus Fischer ist noch ein klassischer Schmied, er ist seit 1981 bei der Firma Krumpholz beschäftigt.

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25.05.2016

Größter Wirtschaftskongress universitären Ursprungs / Bayreuther Ökonomiekongress findet unter dem Motto „Von den Besten lernen“ bereits zum achten Mal statt

Bayreuth. 1400 Besucher, 30 renommierte Referenten, über 100 Studenten, die seit fast einem Jahr ehrenamtlich daran arbeiten, und ein Etat im sechsstelligen Bereich: nicht ganz zu Unrecht darf sich der Bayreuther Ökonomiekongress als Europas größte Wirtschaftskonferenz universitären Ursprungs bezeichnen. Prominente Redner sind diesmal in der achten Auflage am 9. und 10. Juni unter anderem Ex-Vizekanzler Franz Müntefering, Unternehmens- und Politikberater Roland Berger, der Dirigent Christian Gansch, Extremkletterer Alexander Huber, Bayern-LB-Vorstandsvorsitzender Johannes-Jörg Riegla, der Deutschland-Chef des amerikanischen Autobauers Tesla, Jochen Rudar, und der Wirsberger Sternekoch Alexander Herrmann.

In den Büroräumen auf dem Campus herrscht derzeit hektische Betriebsamkeit. Tüten werden gepackt, Plakate verteilt, Pläne geschrieben. „Es macht einfach Spaß, ein Teil davon zu sein“, sagt BWL-Studentin Johanne Haupt, die zu ersten Mal mitmacht und im PR-Team für den Bereich Social Media zuständig ist. Viele Erfahrungen und Eindrücke hat dagegen schon Constantin Bleimüller gesammelt. Er ist bereits zum dritten Mal dabei. Beide gehören zu den rund 100 studentischen Mitarbeitern, die den kompletten Kongress ehrenamtlich organisieren.

Ohne eine stattliche Anzahl an Sponsoren wäre die stattliche Großveranstaltung nicht zu stemmen, so Sylvia Sprödhuber von der Kongressleitung. Sie hat sich um die Sponsoren gekümmert und kann mit dem IT-Unternehmen Silbury heuer einen neuen Hauptsponsor präsentieren. Viele Partner unterstützten den Ökonomiekongress von Anfang an, andere haben sich mit den Jahren zurückgezogen. Deshalb sei immer wieder Klinkenputzen angesagt, so Sylvia Sprödhuber. Trotzdem gibt es neben dem Hauptsponsor auch diesmal wieder eine stattliche Anzahl von Gold-Partner, Silber-Partnern und Förderern. Gold-Partner bringen meist auch einen Redner mit. Förderern engagieren sich teilweise auch mit Sachleistungen, etwa wenn es darum geht die Referenten-Lounge mit Möbeln auszustatten.

Wenn tatsächlich immer wieder so viele prominente Persönlichkeiten den Weg nach Bayreuth finden, dann deshalb, weil der Ökonomiekongress einen derart klingenden Namen hat und fast schon so etwas wie ein Selbstläufer ist. Viele fänden die Idee toll, dass es Studenten sind, die ehrenamtlich mitarbeiten. Da ist es für die Referenten Ehrensache, kein Honorar zu verlangen und für die üblichen Spesengelder aufzutreten. Viele bleiben sogar noch im Anschluss da, um mit Teilnehmern und Studenten zu diskutieren. „Wenn ein solcher Austausch stattfindet, dann ist das für uns nicht nur optimal, sondern auch ein tolles Kompliment“, sagt Johanne Haupt. Constantin Bleimüller verhehlt dabei auch nicht, dass sich die ehrenamtliche Arbeit bei späteren Bewerbungen nicht schlecht macht. Gerade zeitlich lang angelegte Projekte seien bei Stellenausschreibungen im Projektmanagement gefragt. Der Ökonomiekongress sei eben kein theoretisches Konstrukt oder eine Fallstudie, sondern „ein echtes Projekt mit echten Menschen und echten prominenten Referenten“.

Der Kongress findet seit 2009 jährlich auf dem Campus der Universität Bayreuth statt. Das Manager-Magazin hatte in Anlehnung an das Weltwirtschaftsforum sogar von „Davos in Bayreuth“ geschrieben. Ins Leben gerufen wurde der Kongress damals vom Lehrstuhl Marketing der Universität Bayreuth. Ziel war von Anfang an der Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über ökonomische und gesellschaftliche Fragen.

Anmeldungen für den Kongress sind noch jederzeit möglich, allerdings sollte dies schnell geschehen, denn aufgrund des Fassungsvermögens im Audimax und den anderen Räumlichkeiten müssen die Veranstalter die Liste vermutlich schon bald schließen. Die Kosten pro Person betragen für Normalzahler für beide Tage 420 Euro. Studenten müssen 69 Euro berappen. Daneben gibt es auch Tagestickets und weitere Ermäßigungskategorien. Am Abend des ersten Veranstaltungstages (9. Juni) findet ein „Networking-BBQ“ statt. Dort sollen die gewonnen Erkenntnisse vertieft und die gewonnene Kontakte zu anderen Gästen bei Wein und Bier sowie kulinarischen Köstlichkeiten gepflegt werden. Zur Teilnahme ist allerdings auch eine gesonderte Anmeldung erforderlich. Das Ticket für diese exklusive Abendveranstaltung kostet separat  49 Euro. Der gesamte Kongress wird zu einem Drittel über die Einnahmen und zu zwei Dritteln über Sponsoren finanziert.

Weitere Information: www.oekonomiekongress.de .

Bild: Johanne Haupt und Constantin Bleimüller von der Uni Bayreuth rühren noch einmal die Werbetrommel für den achten Bayreuther Ökonomiekongress.

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24.05.2016

Erdkabeltechnik zum Anfassen / Tennet: keine Einschränkungen beim Ackerbau – Netzbetreiber informiert auf der Landesgartenschau über Erdverkabelung

Bayreuth. Der Bayreuther Übertragungsnetzbetreiber Tennet wird voraussichtlich schon im Herbst dieses Jahres die Pläne für eine Trassierung der Gleichstrompassage Süd-Ost vorlegen. Im Gegensatz zum ersten Anlauf durch den Netzbetreiber Amprion sollen diesmal zumindest in Bayern rund 90 Prozent der Stromtrasse unterirdisch in Form von Erdkabeln verlegt werden. Wie das funktioniert, erläutert Tennet in diesen Tagen auf dem Gelände der Landesgartenschau in Bayreuth.

Tennet ist seit Januar offiziell Träger des Vorhabens. Seit Januar steht auch fest, dass die Trasse zumindest in Bayern zum weitaus größten Teil unterirdisch und nicht als Freileitung verlaufen soll. Möglich macht dies die Novellierung des entsprechenden Gesetzes, zu der es hauptsächlich wegen der zahlreichen Bürgerproteste im ersten Anlauf gekommen war. Mit einem Baubeginn rechnet Pressesprecher Markus Lieberknecht nicht vor dem Jahr 2022, mit der Fertigstellung nicht vor 2025.

„Wir fangen also ganz klassisch von vorne an“, erläutert Lieberknecht den Stand der Dinge. Als Unternehmen, das in Bayreuth seinen Sitz hat, habe es sich angeboten, nach dem Motto „Erdkabeltechnik zum Anfassen“, den Einsatz von Erdkabeln auf der Landesgartenschau zu präsentieren. Gleich im Eingangsbereich gibt es dort zahlreiche technische Exponate, Modelle sämtlicher Kabelhersteller sowie Bild- und Videomaterial zum Thema Erdverkabelung zu sehen, Tennet-Mitarbeiter stehen in einem mobilen Bürgerbüro für Fragen rund um das Thema zur Verfügung. Die Resonanz sei in den ersten Tagen bereits riesig gewesen, berichtete Lieberknecht. Die Besucher sollen ein Gefühl für das Thema Erdverkabelung bekommen. Neben jeder Menge „Laufkundschaft“, also Gartenschaubesucher, die zufällig zum Tennet-Stand kommen, hätten auch gezielt Mitglieder von Bürgerinitiativen aus Creußen und Speichersdorf das Gespräch gesucht.

Doch so einfach, wie sich die unterirdische Verlegung anhört, ist sie nicht. Was sich für den Anwohner gut anhört, stellt sich für den Grundstückseigentümer erst einmal durchaus kritisch dar. Pressesprecher Lieberknecht schätzt, das im Schnitt für 30 Kilometer Trasse mit 300 Grundstückseigentümer verhandelt werden muss. Die Verkabelung wird 1,50 bis 2 Meter tief verlaufen, so dass eine normale Bewirtschaftung auch aus landwirtschaftlicher Sicht durchaus möglich ist. „Forstwirtschaft geht natürlich nicht“, sagt Lieberknecht. Allenfalls Christbaumkulturen seien noch möglich.

Für den Ackerbau sieht er keine Einschränkungen, auch nicht durch die zu erwartende Erwärmung des Erdbodens um ein bis zwei Grad Celsius an den entsprechenden Stellen. Tennet rechnet bei den unterirdischen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungskabeln (HGÜ-Kabeln) mit einer Laufzeit von rund 50 Jahren. Soll heißen, ist das Kabel erst einmal im Boden muss mindestens 50 Jahre lang nichts mehr daran gemacht werden. Natürlich hat das Ganze auch seinen Preis. Während die unterirdische Verkabelung in der norddeutschen Tiefebene bis zu dreimal so teuer wie eine Freileitung kommt, wird es aufgrund der Bodenbeschaffenheit, der Topographie und der kleinteiligen Infrastruktur in Bayern bis zu achtmal zu teuer. Dabei ist es nicht die „Hardware“, die den Preis ausmacht, sondern die Baulogistik. „Wir verlegen kein Abwasserrohr, sondern eine ganze Autobahn unter der Erde“, so der Tennet-Sprecher.

Der Bayreuther Übertragungsnetzbetreiber Tennet ist der führende Netzbetreiber beim Einsatz von Erdkabeln im Höchstspannungsnetz. In Deutschland hat Tennet die Kabeltechnik für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung bereits zum Standard entwickelt. Die Offshore-Windparks werden von dem Bayreuther Unternehmen vorwiegend per HGÜ über See- und Erdkabel angebunden. Und auch im Wechselstromnetz kann Tennet auf wichtige Erfahrungen des niederländischen Mutterunternehmens aufbauen: Beim Projekt Randstad im Ballungsraum Amsterdam sind seit 2013 rund zehn Kilometer auf der Spannungsebene 380 Kilovolt in Betrieb. Weitere zehn Kilometer werden in 2016 gebaut.

Bild: Julia Semmelmann, Referentin für Projektkommunikation, und Pressesprecher Markus Lieberknecht zeigen auf der Landesgartenschau, wie Erdkabel für die Gleichstrompassage aussehen.

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25.04.2016

Von Bayreuth nach Hollywood: „Lifestyle für Kinder“ / Kinderausstatter Cybex setzt auf zweistellige Wachstumsraten pro Jahr

Bayreuth – Cate Blanchett, Gwen Stefani, Britney Spears oder Katy Perry, all diese Hollywood-Stars und noch viele mehr haben eines gemeinsam: sie nutzen Kindersitze, Kindertragen oder Babywagen aus dem Hause Cybex, das im Bayreuther Industriegebiet seine Zentrale hat. Das Unternehmen mit Kulmbacher Wurzeln fusionierte 2014 mit der Goodbaby International Holdings Limited in China.

„Wir sind eines der führenden globalen Unternehmen für die Entwicklung und Herstellung von Kinder- und Jugendprodukten“, sagte Managing Director Johannes Schlamminger bei einem Besuch des Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk. „Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in der Forschung, Entwicklung, Design und Qualitätsmanagement sowie eigenen Fertigungsstätten setzen wir den weltweiten Standard für Sicherheit, Innovation, Design und Fertigung“, so Schlamminger. Mit den Hollywood-Stars ist Cybex nicht nur regelmäßig in Lifestyle-Magazinen präsent, immer wieder würden internationale VIP-Mütter zufällig abgelichtet, wie sie mit einem Cybex-Kindergefährt oder eine Cybex-Babytrage unterwegs sind.

Die Firmengeschichte von Cybex, ein Fantasiename, der nach futuristischer Leichtigkeit und technischer Perfektion klingen soll, gleicht einem rasanten Spurt von null auf hundert. Von Martin Pos gegründet, beschäftigt das Unternehmen am Standort Bayreuth heute 280 Mitarbeiter. Pos hat sich inzwischen aus dem operativen Geschäft bei Cybex zurückgezogen und steuert die Aktivitäten der Goodbaby-Gruppe. Erdacht werden sämtliche Produkte in Bayreuth, gefertigt wird in China. Pos hatte es geschafft, Cybex nicht als bloße Marke zu positionieren, sondern als Hightech-, Lifestyle- und Fashion-Brand. Deshalb will Cybex künftig auch neue Sparten erschließen, beispielsweise im Bereich von Kindermöbeln.

Heute verstehe sich Cybex als „Lifestyle-Unternehmen in der Kinder- und Babybranche, das sich perfekt auf das urbane Leben der Eltern einstellt“ und das dabei bei seiner Produktentwicklung konsequent auf den strategischen Dreiklang aus Sicherheit, Design und Funktionalität setzt. Dies habe nicht nur dazu geführt, dass Kindersitze wie der wegweisende Sirona regelmäßig hervorragende Noten in den wichtigen europäischen Sicherheits- und Verbrauchertests wie ADAC und Stiftung Warentest erhalten, sondern auch dazu, dass bereits neun Red Dot Design Awards gewonnen wurden. In Bayreuth belegt Cybex mittlerweile einen großen Teil des Sirius Business Parks an der Riedinger Straße und konzentriert sich auf Entwicklung, Design, Marketing  und Vertrieb.

Ein Problem für Cybex ist aktuell bereits der Fachkräftemangel: „Wir tun uns schwer, Mitarbeiter aus der Region zu finden“, sagt Simone Berger, Senior Vice President vom Mutterkonzern Goodbaby International und bei Cybex für das Personal verantwortlich. Allerdings habe das Unternehmen auch hohe Ansprüche. So sei die Unternehmenssprache beispielsweise Englisch.

Ziel von Cybex ist es nach den Worten von Johannes Schlamminger, weiter zu wachsen und neue Produktbereiche zu erschließen. Konkret spricht er dabei von zweistelligen Wachstumsraten pro Jahr. Der stärkste Markt sei dabei Europa, der am schnellsten wachsende Markt die USA. Aber auch in Korea und Japan sehen die Verantwortlichen großes Potenzial.

Bundestagsabgeordneter Hartmut Koschyk sah Cybex bestens aufgestellt und sprach von einem Vorzeigeunternehmen in der Region. „Cybex ist eine tolle Aufwertung für den Standort und hat jede Unterstützung verdient“, so Koschyk.

Bild: Dr. Raoul Bader, Johannes Schlamminger (von links) und Simone Berger von Cybex zusammen mit dem Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk im Showroom in Bayreuth.

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07.04.2016

Ringen um die richtige Zahl / Oberfränkische IG Metall startet heiße Phase der Tarifrunde – Metaller erwarten schwierige Verhandlungen

Thurnau. Fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt: mit dieser Forderung geht die IG Metall in die anstehende Tarifrunde. Die heiße Phase haben die Mitglieder der drei oberfränkischen Verwaltungsstellen Bamberg, Coburg und Oberfranken-Ost zusammen mit dem Bundesvorsitzenden Jörg Hofmann mit einer regionalen Tarifkonferenz ausgerechnet dort eingeläutet, wo sich sonst die Arbeitgeber treffen, im Kutschenhaus des Thurnauer Schlosses.

„Die Industrie hat geboomt, Rekordergebnisse wurden erzielt, jetzt haben wir es verdient, ein Stück vom Kuchen abzubekommen“, brachte Michael Schulz vom Ortsjugendausschuss in Bamberg die Forderung der Gewerkschaft auf den Punkt. Bundesvorsitzender Jörg Hofmann sprach von hervorragenden Rahmenbedingungen für die Betriebe der Metall- und Elektroindustrie. Durch die niedrigen Zinsen hätten sie extrem niedrige Finanzierungskosten, wegen des Euro-Dollar-Verhältnisses herrsche eine extrem günstige Exportsituation vor und durch die niedrigen Öl- und Gaspreise gebe es gute Einkaufsbedingungen. „Die Metaller sagen: jetzt wollen wir auch unseren Anteil davon haben“, so Hofmann.

Der IG-Metall-Chef rief die Mitglieder dazu auf, selbstbewusst in die Debatte zu gehen, denn die Forderung von fünf Prozent sei fair, gerecht und bezahlbar. Letztlich gehe es nicht nur um mehr Geld, sondern auch um mehr Selbstbestimmung und Gerechtigkeit. Obwohl die IG Metall fünf Jahre lang eine positive Mitgliederentwicklung verzeichnen könne, bereite ihm die sinkende Tarifbindung durchaus Sorgen. Die Stärkung der Tarifbindung werde deshalb neben der anstehenden Tarifrunde das zentrale Thema für die IG Metall sein. Belegschaften, die eine Tarifbindung haben, könnten nichts bekommen, wenn es in den Betrieben gut läuft und sie könnten nichts halten, wenn es schlecht läuft, so Volker Seidel, erster Bevollmächtigter der IG Metall Oberfranken-Ost in Münchberg.

Sowohl der Bundesvorsitzende, als auch die Bevollmächtigte der drei oberfränkischen Verwaltungsstellen Matthias Gebhardt (Bamberg), Jürgen Apfel (Coburg) und Volker Seidel schwörten die Mitglieder bei der Konferenz auf eine schwierige Tarifrunde ein. Weil nur über eine einzige Zahl verhandelt werde, könne am Ende daran auch Sieg und Niederlage festgemacht werden. „Ein schneller Durchmarsch ist so nicht zu erwarten“, sagte Hofmann. Deshalb warnte er auch davor, sich vorschnell auf einen Pilotbezirk für den Abschluss festzulegen.

„Wir werden uns holen, was uns zusteht“, gab sich der Bamberger IG-Metall-Bevollmächtigte Gebhardt kämpferisch. Er appellierte an die Geschlossenheit aller Metaller, wenn es darum geht, in der ersten Maiwoche mit entsprechenden Aktionen die Forderung zu untermauern. Auch Jürgen Apfel geht von schwierigen Tarifverhandlungen aus. „Die Arbeitgeber werden schon merken, dass wir nicht einfach so Forderungen aufstellen, wir werde sie auch durchsetzen“, sagte er. Auch bei der Verwaltungsstelle Oberfranken-Ost ist man nach den Worten des ersten Bevollmächtigten Volker Seidel auf eine harte Tarifrunde bestens vorbereitet. Es gebe bereits Urlaubssperren für Pfingsten, weil dann eventuell eine Urabstimmung für einen möglichen Streik vorbereitet werden müsse. Die Friedenspflicht endet am 28. April.

Bilder:
- Auf Schloss Thurnau, wo sich sonst die Arbeitsgeber treffen hat die oberfränkische IG Metall die heiße Phase der Tarifrunde eröffnet.

- Die Bevollmächtigte der drei oberfränkischen Verwaltungsstellen Matthias Gebhardt aus Bamberg und Jürgen Apfel aus Coburg (von links) sowie Volker Seidel aus Münchberg (rechts) zusammen mit dem Bundesvorsitzenden Jörg Hofmann bei der Tarifkonferenz in Thurnau.

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18.03.2016

Solides, stabiles und erfolgreiches Geschäftsmodell / Oberfränkische Volksbanken und Raiffeisenbanken trotzen der Null-Zins-Politik

Bayreuth. Auch wenn es praktisch keine Zinsen mehr gibt: Die 25 oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken konnten bei ihrer Bilanzpressekonferenz am Freitag in Bayreuth auf eine „sehr erfreuliche Geschäftsentwicklung“ während des vergangenen Jahres blicken. „In Oberfranken sind die Menschen fleißig und sparsam“, sagte der Bezirkspräsident des Genossenschaftsverbandes Gregor Scheller von der Volksbank Forchheim.

Das zurückliegende Geschäftsjahr sei für die VR-Banken im Regierungsbezirk von guten Einlagezuwächsen, einer soliden Kreditnachfrage, einer stabilen Ertragslage und einer komfortablen Eigenkapitalquote  gekennzeichnet gewesen. Besonders schlage sich die gute Baukonjunktur darin nieder.  „Unser Geschäftsmodell ist erfolgreich und funktioniert“, so Scheller in Richtung Brüssel, von wo immer neue Regulierungen kommen.

Die Bilanzsumme aller 25 VR-Banken in Oberfranken ist nach den Worten von Karlheinz Kipke von der VR-Bank Coburg im zurückliegenden Jahr um 3,6 Prozent, beziehungsweise 0,4 Milliarden Euro auf rund elf Milliarden Euro angestiegen. „Das ist schon ein gigantischer Wert, den wir in den letzten Jahren erreicht haben“, sagte Kipke. Dazu trage zum einen die positive Entwicklung der Ausleihungen bei. Mit einem Plus von 3,1 Prozent, beziehungsweise 0,2 Milliarden, lägen die VR-Banken weit über den Bundesdurchschnitt von 1,9 Prozent. Den Gesamtbetrag der Ausleihungen bezifferte Kipke auf 5,2 Milliarden Euro.

Das steigende Kreditvolumen hätten die oberfränkischen VR-Banken problemlos durch Kundeneinlagen finanzieren können. „Mit einem Plus von 4,3 Prozent, beziehungsweise 0,4 Milliarden Euro, haben die Kundengelder einen erfreulichen Anstieg verzeichnet, so der stellvertretende Bezirkspräsident. Der Bilanz zufolge haben Firmenkunden und Privatpersonen 8,8 Milliarden Euro auf Konten der oberfränkischen VR-Banken angelegt. 55 Prozent der Gelder lägen dabei auf Tagesgeldkonten. „Die Kunden möchten den Zinsanstieg nicht verpassen, deshalb legen sie kurz an“, sagte Bezirkspräsident Scheller. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass die Zinsen aus seiner Sicht längerfristig unten bleiben werden. Das bedeutet: „In einem Markt mit Zinsen um die Nullmarke wird ein strukturierter Vermögensaufbau für viele Kunden immer schwieriger.

Nicht ganz so einfach gestaltet sich deshalb die Ertragslage der 25 oberfränkischen VR-Banken, auch wenn die Verantwortlichen das Ergebnis als zufriedenstellend und „erfreulich stabil“ betrachten. Trotzdem war das Betriebsergebnis von 112 auf 108 Millionen Euro zurückgegangen. Aufgrund der regulierungsbedingten Kosten seien die Betriebskosten von 199 auf 202 Millionen Euro gestiegen. Ein Teil davon entfalle auf die europäische Bankenabgabe, die 2015 erstmals fällig wurde. Den wichtigsten Block der Betriebskosten stellten freilich die Personalaufwendungen dar, die von 129 auf 132 Millionen Euro angestiegen waren. Und das, obwohl die Zahl der Mitarbeiter um 98 zurückgegangen war. Scheller führte dies auf die übliche Fluktuation zurück. Ende 2015 waren exakt 2696 Mitarbeiter bei den oberfränkischen VR-Banken beschäftigt.

Neben der guten Eigenkapitalausstattung trage auch die um 3000, beziehungsweise 1,2 Prozent  gestiegene Mitgliederzahl zur Stabilität der Genossenschaftsbanken bei. Mittlerweile seien rund 264000 Menschen am Erfolg ihrer Bank beteiligt. Scheller: „Die Beliebtheit der Genossenschaftsbanken ist also ungebrochen.“

Minuszinsen für Kunden, das ist für die VR-Banken kein Thema. „Das würde das ganze System auf den Kopf stellen“, sagte Scheller. Zu befürchten sei, dass Sparer im großen Stil ihre Gelder abheben. Für alle Zeiten ausschließen wollte der Bezirkspräsident die Minuszinsen allerdings auch nicht. „Nichts ist unvorstellbar“, sagte er.

Kein Thema war die angestrebte Fusion der VR-Banken Hof und Bayreuth. Eine solche Fusion erfordere Mut und Tatkraft, sagte Scheller, er habe großen Respekt davor. Ob eine Signalwirkung davon ausgehen könnte, ließ er offen. Die Fusion werde auf jeden Fall zum Nachdenken anregen.

Bild: Haben gut lachen: Gregor Scheller (links) aus Forchheim, Bezirkspräsident des oberfränkischen Genossenschaftsverbandes, und sein Stellvertreter Karlheinz Kipke aus Coburg.

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12.03.2016

Metall und Elektro: „So rentabel wie noch nie“ / Fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt: IG Metall Ostoberfranken rüstet sich für Tarifrunde 2016

Bayreuth. Die Forderung nach fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt für die mehr als 800000 Beschäftigten in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat Jürgen Kerner, geschäftsführendes Bundesvorstandsmitglied, bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Ostoberfranken am Wochenende in Bayreuth verteidigt. „Mit steigenden Realeinkommen stützen wir den Konsum, der in den letzten beiden Jahren der wichtigste Wachstumstreiber war.“, sagte Kerner. Damit seien auch die hohe Auslastung der Betriebe und die Voraussetzung für weitere Investitionen gesichert. Kerner: „Wir bleiben bei unserer Forderung von fünf Prozent!“

Die Tarifrunde Metall- und Elektro werde auch in diesem Jahr wieder von Weltuntergangsszenarien der Arbeitgeber begleitet, sagte das Bundesvorstandsmitglied. Kerner hielt dagegen, dass in der längerfristigen Betrachtung die Lohnstückkosten nur sehr moderat gestiegen seien. In den letzten zehn Jahren hätten sie in der Metall- und Elektro-Industrie nur um 8,8 Prozent zugelegt. Das habe sich in den Gewinnen der Unternehmen niedergeschlagen. Die deutsche Metall- und Elektroindustrie sei in den letzten drei Jahren so rentabel wie noch nie gewesen Bis auf das Ausnahmejahr 2007 seien seit 1997 in keinem Jahr so hohe Renditen erzielt wie von 2013 bis 2015. „Kein Grund zur Klage also“, sagte der Gewerkschafter.

Deutsche Unternehmen profitierten von der Globalisierung. Das Engagement deutscher Unternehmen im Ausland nehme weiter zu. Die Renditen seien auch an den deutschen Standorten hoch, von einer schleichenden De-Industrialisierung könne nicht die Rede sein. Die Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute erwarteten in Deutschland ein Wachstum von annähernd zwei Prozent. Die Metall- und Elektroindustrie ist in einer stabilen Entwicklung, die Lage sei deutlich besser als die Stimmung. Die Auslastung der Kapazitäten habe im ersten Quartal 2016 sogar noch mal leicht zugelegt. „Damit sichern wir auch eine hohe Auslastung und schaffen die Voraussetzung für weitere Investitionen“, sagte Kerner. Auftakt für die Tarifrunde auf gesamtoberfränkischer Ebene ist am 7. April auf Schloss Thurnau mit dem neuen Bundesvorsitzenden Jörg Hofmann.

Auch auf die Flüchtlingsthematik ging Kerner ein. Einfache Lösungen gebe es nicht. Wer aber die AfD wähle, der entscheide sich für eine rechtradikale Partei, da gebe es kein Schönreden. Kerner: „Wir Gewerkschafter werden den rechten Rattenfängern das Feld nicht überlassen. Keinen Fußbreit!“ Als erfolgreichen Ansatz bezeichnete er Integration in Arbeit durch Ausbildung. Daran müsse man jetzt anknüpfen, und zwar für alle, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Also zum Beispiel für anerkannte Flüchtlinge, aber auch für Langzeitarbeitslose. Die IG Metall schlage dabei ein Integrationsjahr vor. Dieses Jahr soll für Flüchtlinge neben einem Arbeitsplatz auch Integrations- und Sprachkurse umfassen. Finanziell gefördert würde das Integrationsjahr von der Bundesagentur für Arbeit, wobei bereits vorhandene Programme genutzt werden könnten.

Gewerkschafter hätten aufgrund ihrer Geschichte einen ganz anderen Umgang mit dem Thema, so die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales Anette Kramme. Sie machte die AfD für die Spaltung der Gesellschaft verantwortlich. Das Führungspersonal dieser Partei unterscheide sich in nichts von dem der Rechtsextremisten. Dagegen müsse die Bürgergesellschaft aufstehen, forderte Kramme.

Die Aufnahme von Flüchtlingen nannte der katholische Betriebsseelsorger Eckhard Joey Schneider ein Gebot der Gerechtigkeit und der Solidarität. Grenzen oder Obergrenzen könne es dabei nicht geben. Schneider machte sich stark für die an den Rand gedrängten und Ausgegrenzten und appellierte an die Gewerkschafter, sich in den Betrieben offensiv zu Wort zu melden, Flagge zu zeigen und Stellung zu beziehen. „Sich stark zu machen für Flüchtlinge heißt den rechten das Wasser abzugraben“, sagte der Betriebsseelsorger.

Zuvor hatte der alte und neue erste Bevollmächtigte eine positive Bilanz über die Gewerkschaftsarbeit der zurückliegenden vier Jahre gezogen. Trotz des großen Demografie-Problems in der Region habe man die Entwicklung bei den betriebsangehörigen Mitgliedern („Ein-Prozent-Zahlern“) positiv gestalten können.  Ihre Zahl war von 6433 in 2013 auf 6586 in 2015 angestiegen. Die Gesamtzahl der Mitglieder war allerdings im gleichen Zeitraum von gut 12700 auf knapp 11850 gesunken.

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen für die Periode 2016 bis 2019 wurde der hauptamtliche erste Bevollmächtigte und Kassier Volker Seidel aus Münchberg mit über 93 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Mit 100 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde der zweite Bevollmächtigte Wolfgang Kormann aus Pegnitz.

Bild: Die beiden Bevollmächtigten der IG Metall Ostoberfranken Wolfgang Kormann (rechts) und Volker Seidel (links) mit dem geschäftsführenden Bundesvorstandsmitglied Jürgen Kerner.

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25.02.2016

44 Millionen Euro für Materialwissenschaft, Werkstoff- und Energietechnik / Richtfest für TAO-Zentren auf dem Uni-Campus in Bayreuth

Bayreuth. Modellcharakter für ganz Deutschland soll es haben, stattliche 44 Millionen Euro kosten und bereits Ende des kommenden Jahres soll geforscht werden, was das Zeug hält: im Rahmen der Technologieallianz Oberfranken (TAO) bekommt die Universität Bayreuth ein neues Zentrum für Materialwissenschaften und Werkstofftechnik sowie ein Zentrum für Energietechnik. Am Freitag wurde ganz im Süden des Campus Richtfest gefeiert.

Auf etwa 5600 Quadratmeter Nutzfläche werden in dem Neubau künftig drei Lehrstühle des Zentrums für Materialwissenschaft und Werkzeugtechnik unterkommen, die derzeit noch außerhalb des Campus beheimatet sind. Vor allem aber wird dort genügend Raum zur Verfügung stehen, um mehrere unterschiedliche Labore und eine Vielzahl sogenannter Key-Labs einzurichten. Hier werden die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um Forschung voranzutreiben und den Studierenden Möglichkeiten zur praktischen Arbeit zu geben, sagte Innenstaatssekretär Gerhard Eck beim Richtfest.

Zur Technologieallianz haben sich alle vier oberfränkischen Universitäten und Hochschulen in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof zusammengeschlossen. Dabei handelt es sich um einen neuen konzeptionellen Ansatz einer hochschultyp-übergreifenden und themenorientierten Kooperation. Im Bereich der Lehre liegen die Vorteile der Zusammenarbeit in den erweiterten Studien- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Es sollen zudem neue Lehr- und Studienangebote geschaffen und der Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, intensiviert werden.

Die Forschungskooperationen der vier Partner konzentrieren sich dabei auf die gesellschaftlich relevanten Themenfelder Energie und Mobilität sowie auf die Querschnittstechnologien Werkstoffe, Informationstechnologie und Sensorik. Am Ende soll die neue Zusammenarbeit vor allem eines, der Wirtschaft in Oberfranken einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Künftig sollen sogar gemeinsame Studiengänge geplant sein. Nicht zuletzt gelte es dabei auch, dem Fachkräftemangel insbesondere im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) entgegenzutreten und vor dem Hintergrund des demographischen Wandels die Menschen in der Region zu halten.

Mit dem Bau des neuen TAO-Zentrums wird es gelingen, den Wissensstandort Oberfranken weiter zu stärken, sagte Universitätspräsident Leible. Mit dem neuen Gebäude werde die Universität Bayreuth einmal mehr zum Standort für Innovation und kreative Forschung. Staatssekretär Eck sprach von einem Meilenstein. Seinen Worten zufolge sind bereits in den zurückliegenden  fünf Jahren 55 Millionen Euro in vier Neubauten auf dem Universitätsgelände investiert worden. Nun kämen weitere 44 Millionen Euro dazu. „Damit schaffen wir Zukunft“, so Eck.

„Was hier entsteht hat große Bedeutung für die Stadt, für die Universität und für die gesamte Region“, so Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Das TAO-Gebäude sei aber auch ein sichtbares Zeichen dafür, was noch vor Jahren wenige für unmöglich gehalten haben, die fruchtbaren Zusammenarbeit aller vier Hochschulen und Universitäten im Regierungsbezirk. Christof Präg, der Bereichsleiter Hochbau des Staatlichen Bauamtes Bayreuth geht von der Fertigstellung des Bauwerks im vierten Quartal des kommenden Jahres aus.

Bild:
- Auf dem Campus der Uni Bayreuth wurde Richtfest für das neue Gebäude der Technologieallianz Oberfranken gefeiert.
-
Stefanie Lange vom Staatlichen Bauamt überreichte Staatssekretär Eck eine Schriftenrolle mit dem fernöstlichen TAO-Schriftzeichen. Links im Bild der Hochbau-Bereichsleiter Christof Präg vom Bauamt.

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24.02.2016

Trotz Niedrigzinsphase: Mehr Gelder auf Kundenkonten / Sparkasse Bayreuth legte stabile Bilanz für 2015 vor – Keine Fusion in Sicht

Bayreuth. Ein anhaltend niedriges Zinsniveau, eine zunehmende Regulatorik durch den Gesetzgeber, der demografische Wandel in unserer Region und der hohe Preis-und Wettbewerbsdruck auf dem Bankenmarkt: Wenn sich die Sparkasse Bayreuth im zurückliegenden Jahr trotzdem gut geschlagen hat, dann ist das bei weitem nicht selbstverständlich.

„Die Sparkasse Bayreuth erreicht nicht nur ein positives Jahresergebnis vor und nach Steuern, wir sind auch in der Lage, durch Bildung weiterer Vorsorgereserven,  die Substanz unserer Sparkasse weiter zu verbessern“, sagte Vorstandsvorsitzender Wolfram Münch bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Bayreuth.

In Zahlen bedeutet das eine Steigerung der Bilanzsumme um 0,9 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, eine Steigerung beim Kundengeschäftsvolumen (Summe von Einlagen-, Depot- und Kreditbestand) um 3,4 Prozent auf knapp 3,8 Milliarden Euro, ein unerwartet hohes Plus bei den Darlehensausreichungen um 18,2 Prozent – das ist der höchste Wert bei der Sparkasse Bayreuth seit der Fusion 2001 - auf 251,3 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von 700000 Euro.

Riesenthema bei den Sparkassen ist die anhaltende Niedrigzinsphase. „Solch niedrige Zinsen gab es praktisch noch nie“, sagte Münch und bezog sich dabei auf einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren. Bei der Sparkasse gebe es derzeit allerdings keine Negativzinsen, ein Schreckgespenst, das immer wieder durch die Bankenlandschaften geistert. „Wir haben keine Negativzinsen und planen nicht damit“, so der Vorstandsvorsitzende. Ausdrücklich ausschließen wollte er solche Negativzinsen für alle Zeiten aber nicht.

Wenn trotzdem der Bestand bei den bilanzwirksamen Kundeneinagen um 3,3 Prozent auf 1,87 Milliarden angewachsen ist, dann zeige das, welches Vertrauen die Menschen bei der Sparkasse haben. „Wir haben selbst mit weniger gerechnet“, so Münch. Sicherheit und Vertrauen seien den Menschen eben wichtig.

Den ungewöhnlich hohen Anstieg beim Kreditgeschäft erklärten die Vorstände mit der guten Kreditnachfrage bei Mittelstand und Handwerk, aber vor allem bei den Privatkunden. Von den insgesamt ausgereichten 251,3 Millionen Euro seien 129,9 Millionen Euro auf Privatpersonen entfallen und davon wiederum 116,3 Millionen Euro auf Wohnungsbaukredite. Hier sicherten sich die Menschen den günstigen Zins, sagte Vorstand Wolfgang Hetz.

Nach den Worten der beiden Vorstände hat die Sparkasse Bayreuth trotz des immensen Wettbewerbsdrucks derzeit einen Marktanteil in der Region von 42 Prozent. Insgesamt würden rund 80000 Girokonten geführt, was bedeutet, dass nahezu jeder zweite Einwohner in Bayreuth Stadt und Land ein Girokonto bei der Sparkasse unterhält. „Die Kunden schätzen unsere objektive und bedarfsorientierte Beratung sagte der Vorstandsvorsitzende Münch. Dies habe sich im zurückliegenden Jahr unter anderem auch im City Contest von Focus Money niedergeschlagen, bei der die Sparkasse in Bayreuth als Sieger hervorgegangen war.

Wenn es 2016 auch keine Geschäftsstellenschließung geben wird, so möchten die Verantwortlichen dennoch das bestehende Netz mit seinen 48 Filialen, 19 Selbstbedienungsgeschäftsstellen und 59 Geldautomaten überprüfen. Immerhin seien bereits 44 Prozent der Privatkunden und 70 Prozent der Geschäftskunden beim Onlinebanking dabei. „Die digitale Welt ist die Zukunft, daran kommen wir nicht vorbei“, so Münch.

Der 18,8 Millionen Euro teure Neubau am Luitpoldplatz in Bayreuth zeige allerdings auch, dass die Sparkasse vor Ort präsent bleiben wird. Derzeit würden gerade die Fahrstühle eingebaut und jede Menge Rohre und Kabel verlegt. Mit der Fertigstellung wird im Dezember dieses Jahres gerechnet. „Das Kundenhaus Luitpoldplatz ist eine klar Entscheidung für den Standort Bayreuth“, so der Vorstandsvorsitzende.

Ganz wichtig war es den beiden Vorständen bei der Vorlage der Bilanz auch, dass bei der Sparekasse Bayreuth, anders als bei der VR-Bank Bayreuth, keine Fusion in Sicht ist. „Es gibt keine Gespräche und keine Absicht“, sagte Münch. „Wir sehen unsere Eigenständigkeit als wichtig an.“ Aktuell beschäftigt die Sparkasse Bayreuth rund 557 Mitarbeiter, das sind zwölf weniger als im Jahr zuvor. Betriebsbedingte Kündigungen habe es allerdings nicht gegeben. Der Rückgang entspreche der natürlichen Fluktuation, wobei frei werdende Stellen nicht mehr besetzt wurden.

Bild: Vorstandsvorsitzender Wolfram Münch (links) und Vorstand Wolfgang Hetz sind zufrieden mit dem stabilen Jahresergebnis, das die Sparkasse Bayreuth im zurückliegenden Geschäftsjahr erzielen konnte.

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23.02.2016

"Berufschancen ohne Ende":
Das Kunststoff-Netzwerk Franken wirbt für eine attraktive Branche

Bayreuth. „Die Region Franken hat sich  völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit zu einem der bedeutendsten Zentren der Kunststoffindustrie entwickelt“, sagt Hans Rausch, Geschäftsführer des 2003 gegründeten Kunststoff-Netzwerks Franken. Ziel des Zusammenschlusses von knapp 200 Mitgliedsbetrieben mit zusammen bis zu 70000 Beschäftigten ist es, die Unternehmen der Branche zu vernetzen und Werbung für die Branche als attraktiver Arbeitgeber und Ausbilder zu machen.

Noch immer spreche man in Oberfranken gerne von Porzellan und Textil, kaum von den Kunststoffverarbeitern. „Dabei sind wir längst zu einem Kunststoffschwerpunkt geworden, der in der Öffentlichkeit gar nicht wahrgenommen wird.“ Als einen Grund dafür mutmaßt Hans Rausch, dass kaum einer der Betriebe für den Endkunden tätig ist. So kommt es, dass es Berufsbilder gibt, die viele gar nicht kennen. Wer kann sich beispielsweise etwas unter einem „Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuktechnik“, einem Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik oder einem Technischen Produktdesigner vorstellen?

Lena Arnold und ihre Kolleginnen, die beim Kunststoff-Netzwerk  für die Ausbildungsinitiative  „MyPlastics“ zuständig sind, gehen deshalb in Schulen, um dort junge Leute für die Branche zu interessieren. „Es gibt Berufschancen ohne Ende“, sagt sie. Neben den Schulbesuchen gehört die Beteiligung an Ausbildungsmessen, die Organisation gemeinsamer Stellenanzeigen für Ausbildungsplätze und vieles anderes zum Portfolio von „MyPlastics“. Das von 2009 bis 2012 geförderte Projekt wird seitdem in Eigenfinanzierung vom Kunststoff-Netzwerk fortgeführt. Auch das Netzwerk selbst kommt ohne öffentliche Förderung aus und finanziert sich zu 100 Prozent selbst, etwa durch Mitgliedsbeiträge, Dienstleistungsangebote oder Veranstaltungseinnahmen.

„Wir sind die umsatzstärkste Branche in der Region“, rührt Geschäftsführer Rausch die Werbetrommel. Die ganze Bandbreite an Automobilbauteilen, Sport- und Schreibgeräte bis zur High-Tech-Medizinanwendung, wie Teile für Herzschrittmacher oder Schläuche für minimalinvasive Operationen - alles das wird in der Region gefertigt.  Trotzdem leidet die Branche noch immer unter einem schlechten Image. Zu oft werde noch ganz undifferenziert von Kunststoff gesprochen, ohne zu erkennen, dass Kunststoff tagtäglich, zum Beispiel in der Medizin Leben rettet. 

Kunststoffproduktion ist heute High-Tech. Komplexe Computeranwendungen, Robotertechnologien und hochpräzise Maschinentechnik dominieren die Fertigungen.  „Deshalb wollen wir nicht nur die Jugendlichen für die Branche begeistern, sondern auch bei Eltern und Lehrern mit Vorurteilen aufräumen“, so Lena Arnold.

Auch wenn das Kunststoff-Netzwerk „Franken“ als Marke im Namen hat, kommen die Mitgliedsbetriebe längst nicht mehr nur aus der Region. Rund 75 Prozent kämen aus einem Umfeld von Luftlinie 200 Kilometer, erläutert Hans Rausch. Die meisten Mitglieder sind in Franken beheimatet, aber auch Unternehmen aus Sachsen und Thüringen und der Oberpfalz sind dabei „Vereinzelt haben wir aber auch Mitglieder aus den Niederlanden, aus Österreich und der Schweiz“, so der Geschäftsführer. Den Unterschied zur klassischen Verbandsarbeit sieht er darin, dass der Zusammenschluss Fachleute zusammenbringen möchte, mit dem Ziel, gemeinsam Lösungen zu finden.

Auf Initiative der Kunststoffindustrie wurde der Verein „Kunststoff-Netzwerk Franken“ bereits 2003 gegründet und war damit Wegebereiter für viele Netzwerke. Die kunststoffverarbeitenden Unternehmen hatten erkannt, dass Dialog und Kooperation zwischen den Betrieben für alle Seiten fruchtbar ist. Die Unternehmen stehen sich ja auch einer Vielzahl ähnlich gelagerter Herausforderungen gegenüber, etwa in Bezug auf Rohstoffe, Werkzeugbeschaffung und –gestaltung oder technische Anforderungen.

Dem Netzwerk gehören namhafte technologieorientierte Unternehmen der kunststoffverarbeitenden Industrie, Werkzeugbauunternehmen für die Kunststoffbranche und als Fördermitglieder namhafte Zulieferunternehmen aus der Kunststoffverarbeitung an. Sie alle nutzen in Form von Arbeitskreisen und Treffen die Möglichkeit eines ungestörten Informationsaustausches zwischen den spezifischen Fachexperten der Betriebe.

Bild: „MyPlastics“-Koordinatorin Lena Arnold und Geschäftsführer Hans Rausch wollen die Kunststoffbranche als attraktiven Arbeitgeber und Ausbilder bekannt machen.

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05.02.2016

VR-Bank Bayreuth: Positive Entwicklung in allen Bereichen / Nachhaltiges Wirtschaften statt kurzfristiger Gewinnmaximierung – Fusion mit Hof geplant

Bayreuth. Eine solide Ertragslage, ein profitables Wachstum, Zuwachsraten in allen Bereichen, eine erneute Steigerung des Eigenkapitals und das alles trotz nach wie vor schwieriger Rahmenbedingungen: die VR-Bank Bayreuth ist mit dem Geschäftsjahr 2015 zufrieden. „Wir konnten uns auch im zurückliegenden Jahr den Herausforderungen erfolgreich stellen, sagte Vorstand Georg Dünkel am Freitag in Bayreuth bei der Vorlage der Bilanz.

Diese Herausforderungen sind vielfältig wie nie zuvor. Dünkel sprach von einem harten und intensiven Wettbewerb, von einer extremen Belastung durch das Niedrigzinsumfeld, von einer fortgesetzten Bankenregulierung  und damit verbundener gewaltiger bürokratischer Aufgaben sowie von erheblichen Herausforderungen im Online-Bereich. Der Vorstand sprach aber auch von den Vorzügen des genossenschaftlichen Bankenmodells. „Wir arbeiten grundsolide und wirtschaften nachhaltig“, so Dünkel. Soll heißen: Die VR-Bank muss nicht von Quartalsbericht zu Quartalsbericht rechnen. „Wir sind die Bürgerbank der Region“, sagte Vorstandskollege Markus Schappert. Sein Haus setze auf gute Produkte, faire Preise und auf ein gutes Image.

In Zahlen bedeutet dies, dass die VR-Bank- Bayreuth trotz des anhaltenden Trends zu Sachwerten ihre Kundeneinlagen um 5,3 Prozent auf 772 Millionen Euro erhöhen konnte. Besonders deutlich fällt der Zuwachs im Kundenkreditgeschäft aus. Mit einer Steigerung von 4,9 Prozent liegt der Bestand bei 576 Millionen Euro. Das betreute Kundenvolumen, bilanziell als auch außerbilanziell, das heißt zusammen mit Verbundpartnern wie Union Investment oder Easy Credit, erhöhte sich um 4,6 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro. Die Bilanzsumme war um 4,9 Prozent auf 945 Millionen Euro angestiegen.

Genossenschaftsbanken seien in erster Linie ihren Mitgliedern verpflichtet, sagte Vorstand Dünkel abseits der trockenen Zahlen. Nachhaltiges Wirtschaften habe Vorrang vor kurzfristiger Gewinnmaximierung. Dieses Prinzip sichere nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg der Bank, sondern auch den eines jeden einzelnen Anteilseigners. Dieser besonderen Verantwortung sei man sich bei der VR-Bank Bayreuth bewusst und wisse das Vertrauen der Mitglieder zu schätzen. Die Zahl dieser Mitglieder war im zurückliegenden Jahr von rund 23300 auf 24400 gewachsen. Sie zusammen halten weit über 163000 Geschäftsanteile.

Trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen, vor allem der Niedrigzinsphase konnte die VR-Bank einen Jahresüberschuss von 2,6 Millionen Euro (Vorjahr 2,9 Millionen Euro) erreichen können. Mit liquiden Mitteln von 196 Millionen Euro ist die VR-Bank Bayreuth weitgehend vom Kapitalmarkt unabhängig. Eine weitere wichtige Kennzahl ist des Eigenkapitals, das die Verantwortlichen insgesamt mit Rücklagen auf rund 75 Millionen Euro bezifferten. Das Eigenkapital gilt als wichtiger Gradmesser für die Substanz und Wettbewerbsfähigkeit der Bank, aber auch um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen.

Nicht zuletzt ist sich die VR-Bank Bayreuth auch als Arbeitgeber ihrer Verantwortung bewusst. Sie bietet 202 Beschäftigten (Vorjahr 204) einen Arbeitsplatz, zehn junge Leute befinden sich derzeit in Ausbildung (Vorjahr 14).

Wichtiges Thema bei der Vorlage der Bilanz war die erst vor wenigen Tagen bekannt gewordene Kooperation mit der VR Bank Hof. Derzeit gebe es lediglich einen Vertrag, der „die Grundlage zur Prüfung einer möglichen Verschmelzung“ bildet, erläuterten die beiden Vorstände. Jürgen Dünkel sagte aber auch: „Aus unserer Sicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Kräfte zweier starker Partner zu bündeln.“ Im Interesse der Kunden, Mitglieder und Mitarbeiter könne man so eine starke Bank bauen, die alle Möglichkeiten habe, sich in dem bestehenden Umfeld zu behaupten und sich stark zu entwickeln. Die endgültige Entscheidung über eine Verschmelzung soll von der Vertreterversammlung beider Häuser nicht vor Mitte 2017 getroffen werden.

Bild: Verhalten optimistischer Blick in Zukunft (von links): die VR-Bank-Vorstände Markus Schappert, Jürgen Dünkel und Vorstandsreferent Tim Hoffmann.

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04.02.2016

Maisel & Friends Brauwerkstatt: Festspiele für den Gaumen / Brauerei Gebrüder Maisel macht Braukultur erlebbar – Bayreuther Bier-Eldorado eröffnet

Bayreuth. „Wir wollen eine anfassbare, erlebbare Brauerei werden, wir wollen als Familienunternehmen am Standort Bayreuth bleiben und unsere Mitarbeiterzahl aufstocken.“ Es sind ehrgeizige Ziele, die Brauereichef Jeff Maisel bei der Eröffnung seiner „Maisel & Friends Brauwerkstatt“ und der dazugehörigen Gastronomie mit dem eigenwilligen Namen „Liebesbier“ am Donnerstagabend in Bayreuth genannt hat.

Tradition und Moderne zu verbinden und dabei gastronomisch ganz neue Wege gehen, das ist das Ziel dieser Brauwerkstatt, die in den zurückliegenden Monaten innerhalb der historischen Mauern der Brauerei Gebrüder Maisel entstanden ist. Die Brauwerkstatt, das ist im Wesentlichen eine kleine, aber voll funktionsfähige Brauerei mit einem 25-Hektoliter-Sudwerk. Die dazugehörige Gastronomie „Liebesbier“ wurde an die WBM-Gastro verpachtet. Dahinter stehen die in Bayreuth bekannten Gastronomen Ute und Thomas Wenk, Andrea Bauernfeind sowie Brauereichef Maisel selbst.

Er möchte hier zeigen, wie facettenreich Bier sein kann. „Hier wird Braukultur erlebbar und handwerkliche Braukunst live gezeigt“, sagte Maisel. Gleichzeitig wird damit wieder ein Teil der alten Brauereigebäude aus dem Jahr 1887 unter der alten Abfüllerei und dem Brauereimuseum zum Leben erweckt, der zuletzt gar nicht mehr genutzt wurde. Über die Höhe der Investitionssumme hatte das Unternehmen Stillschweigen vereinbart.

Von der Gastronomie aus, sehen die Gäste den Sudkessel und können gleichzeitig das Bier genießen, das dort gebraut wurde. Der moderne Gastraum bietet maximal 280 Innenplätze, eine große Bar mit exakt 21 verschiedenen Bieren vom Fass, einen offenen Kamin und einen sichtbaren Kühlraum zur Holzfassreifung. Zudem können im Gastrogarten bis zu 300 Gäste bewirtet werden. In der hauseigenen Bäckerei werden Brote für das „Liebesbier“ hergestellt und die eigene Brennerei rundet das handwerkliche Gesamterlebnis ab.

Gastronomiebetreiber Thomas Wenk möchte in der neuen Gastronomie alles das anbieten, was aus der Region kommt. Dazu verspricht Wenk, den angegliederten Saal künftig auch für Veranstaltungen zu nutzen. Denkbar seien Events mit Gastköchen, Musikveranstaltungen, Comedy, Theater oder Public Viewings.

„Was hier entstanden ist, dürfte in ganz Bayern seinesgleichen suchen“, sagte die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe bei der Eröffnung. Der Zeitpunkt der Eröffnung könnte besser nicht sein, schließlich werde in diesem Jahr das Jubiläum 500 Jahre Reinheitsgebot gefeiert. Merk-Erbe sprach von einer neuen Kultstätte, von „Festspiele für den Gaumen“ und von Festspielen der Lebensfreude“, die dank der Brauerei weit über Bayreuth hinaus strahlten.

Die Brauwerkstatt ist auch die neue Heimat für „Maisel & Friends“. Einer eigenen Linie von Edelbiersorten, die seit rund zweieinhalb Jahren auf dem Markt ist und Namen wie „Marc’s Chocolate Bock“ oder „Bavarian Ale“ trägt. „Mit diesem Herzensprojekt wollen wir die fränkische Braukultur erlebbar machen, eine Werkstatt für Brau-Experimente schaffen und handwerkliche Braukunst live zeigen.“

Das Projekt ist auch städtebaulich von Bedeutung. So soll schon in den kommenden Monaten eine neue Brücke über den Mistelbach die Brauwerkstatt mit der Innenstadt und dem Rotmaincenter verbinden. Der Weg von der Kulmbacher Straße aus auf das Brauereigelände trägt bereits jetzt den Namen „Andreas-Maisel-Weg“. Andreas Maisel ist der früh verstorbene Cousin von Jeff Maisel, der bis zu seinem Tod die Geschicke der Brauerei mitgeleitet hatte.

Bilder:
- In der alten Abfüllerei der Brauerei Gebrüder Maisel sollen künftig bis zu Gäste Platz finden.
- Brauereichef Jeff Maisel (rechts) mit Andrea Bauernfeind sowie Thomas und Ute Wenk (von links). Sie übernehmen die Leitung der Gastronomie.

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19.01.2016

Mehr Beschäftigte, weniger Betriebe, mehr Umsatz / Oberfränkisches Handwerk bleibt auf Kurs – Bratwurstgipfel am 8. Mai in Pegnitz

Bayreuth. Eine gute und vor allem robuste konjunkturelle Lage, eine überdurchschnittliche Auslastung und bessere Ausbildungszahlen als erwartet: das oberfränkische Handwerk ist 2015 auf Kurs geblieben. Für 2016 geht die die Handwerkskammer  für Oberfranken von einer weiterhin positiven Stimmung aus, gleichzeitig aber auch von einem Rückgang bei den Lehrlingen.

Bei der Jahrespressekonferenz der Kammer bezifferte Präsident Thomas Zimmer den Nettoumsatz der 16180 oberfränkischen Handwerksbetriebe mit ihren 74500 Beschäftigten auf 7,2 Milliarden Euro. Das sind eineinhalb Prozent mehr als noch 2014. Die Zahl der Betriebe ist dabei allerdings um knapp 50 (0,3 Prozent) zurückgegangen, die Zahl der Beschäftigten stieg um rund 300 (0,4 Prozent). Insgesamt bestanden 2015 exakt 5733 Ausbildungsverhältnisse, das sind 236 (vier Prozent) weniger als im Jahr zuvor. In 2015 neu abgeschlossen wurden davon 2510, 2,1 Prozent weniger als noch 2014.

Seit Mitte 2009 gehe die Konjunktur im oberfränkischen Handwerk kontinuierlich nach oben, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer. Die Betriebe seien aktuell mit 77 Prozent ausgelastet, als Motor der derzeitigen Entwicklung bezeichnete er das Bau- und Ausbaugewerbe. Schwerpunktthema für 2016 soll die berufliche Bildung bleiben. Dabei will die Kammer vor allem auf die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung setzen. „Die Bildungsströme laufen falsch, Angebot und Nachfrage klaffen zusehends auseinander“, sagte Zimmer. Ziel der Kammer soll es deshalb sein, Wertvorstellungen zu Bildungszielen in Politik und Gesellschaft bei Eltern, Lehrkräften und Jugendlichen aufzubrechen. Zimmer: „Unser Ziel ist die Stärkung der beruflichen Bildung in der gesamten Bildungspolitik“.

Als einzigartig bezeichnete es Zimmer, dass sich die oberfränkische Kammer von Anfang an um die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt bemüht hat. Aktuell befänden sich bereits 30 Asylbewerber in einer Ausbildung. 14 Berufsschulen bieten nach Angaben der Kammer 22 Vorklassen für das Berufsintegrationsjahr speziell für berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge an, bei weiteren vier Klassen in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof handle es sich bereits um ein vollständiges Berufsintegrationsjahr. Eigene Vereinbarungen mit den oberfränkischen Städten und Landkreisen, der IHK und der Bundesagentur für Arbeit haben auf Betreiben der Handwerkskammer zum Ziel, dass während einer Ausbildung keine Abschiebung stattfindet. Werden Flüchtlinge anschließend in ihrem erlernten Beruf tätig, so erwerben sie damit automatisch ein zweijähriges Bleiberecht.

Als eines der Hauptthemen für das Handwerk im kommenden Jahr nannte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller die Stärkung der digitalen Kompetenz. Deshalb will die Kammer in den kommenden Monaten auch eine eigene Offensive „Digitales Handwerk“ starten. Dabei sei jeder Zweig anders betroffen. Die Bandbreite reiche von der digitalen Bestandserfassung von Bauwerken bis hin zum 3-D-Druck. „Unsere Aufgabe wird es sein, dieses Wissen an die Vielzahl der Betriebe heranzubringen“, sagte der Hauptgeschäftsführer, der dabei auch von einer Mammutaufgabe sprach.

Als Höhepunkte im Veranstaltungskalender des Handwerks kündigten die Spitze des Kammer den Oberfränkischen Handwerkstag am 3. März mit der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, den bundesweiten Tag des Handwerks auf der Landesgartenschau im September in Bayreuth und den Fränkischen Bratwurstgipfel am 8. Mai in Pegnitz an.

Bild: Die Spitze der Handwerkskammer hat für 2016 das Motto „Weltklasse Handwerk in Oberfranken“ ausgerufen (von links): Vizepräsident Matthias Graßmann, Geschäftsführer Bernd Sauer, Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, Präsident Thomas Zimmer, Vizepräsident Karl-Peter Wittig und Geschäftsführer Rainer Beck.

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15.12.2015

Steuerflüchtlinge sind keine Botschafter eines modernen Deutschlands / Weihnachtsvorlesung mit Bert Rürup an der Universität Bayreuth

Bayreuth. Es ist schon eine Seltenheit, wenn der Name eines Wirtschaftsprofessors Eingang in den allgemeinen Wortschatz findet. Bert Rürup hat es geschafft. Als früherer „Wirtschaftsweiser“ ist sein Name untrennbar mit der Rürup-Rente verbunden, einer Basisrente, die vor exakt zehn Jahren in Deutschland als steuerlich begünstigte Form der privaten Altersvorsorge eingeführt wurde. Den langjährigen Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Technischen Universität Darmstadt hatte sich die Universität Bayreuth zu ihrer 15. Weihnachtsvorlesung eingeladen, doch im Gegensatz zu den Vorjahren blieben diesmal im Audimax viele Plätze leer.

Dabei ist Rürup als Meister des geschliffenen Wortes bekannt. Er gilt als einer der Wirtschaftswissenschaftler, die den größten Einfluss auf die Politik haben. In Bayreuth bleibt seine Vorlesung aber über weite Strecken absolut theoretisch. Er vergleicht ökonomische Staatsphilosophien, zitiert Kurt Tucholsky und spricht von Paradigmen in den Köpfen, die zu selektiver Wahrnehmung führen. Rürups Vorlesung hat aber auch ihre starken Seiten, immer dann, wenn der Referent ganz konkret wird.

Beispiel1: Es gelte schon fast als normal, dass sich Leistungs- und Sympathieträger Deutschlands, Rürup nannte unter anderem Franz Beckenbauer, Boris Becker, Michael Schumacher oder Anni Friesinger, ihrer Einkommenssteuerpflicht durch die Verlagerung ihres Wohnsitzes in Richtung Steueroasen entziehen. Dies sei niemanden vorzuwerfen, doch wenn genau diese Persönlichkeiten regelmäßig als Botschafter eines modernen Deutschlands bei internationalen Events oder Bewerbungen für Deutschland stehen, dann sei das mehr als fraglich, kritisierte der Professor und erhielt spontanen Beifall dafür

Beispiel 2: Für besser verdienende Eltern, auch Politiker oder Gewerkschaftsführer gehörten dazu, sei es mittlerweile fast selbstverständlich geworden, ihre Kinder auf Privatschulen zu schicken. Öffentliche Schulen würden als nicht gut genug angesehen, nicht zuletzt wegen der steigenden Schülerzahlen mit Migrationshintergrund.  Es sei unstrittig und sogar wissenschaftlich belegt, dass von privaten Schulen eine Spaltung der Gesellschaft ausgeht. Freilich sei die Entscheidung der Eltern zu akzeptieren, wenn die Eltern auch die Kosten dafür übernehmen. Stattdessen werde aber regelmäßig eine höhere  Bezuschussung von Privatschulen genauso wie eine bessere Absetzbarkeit der Kosten gefordert. Die Unterfinanzierung des deutschen Schulsystems könne damit jedenfalls nicht beseitigt werden.

Beispiel 3: „Wir werden und wir sollten in den nächsten Jahren unser Steuersystem grundlegend umbauen“, sagte Rürup. Dies geschehe weder über die Einführung einer Vermögenssteuer, noch über Änderungen beim Spitzensteuersatz, sondern über eine Reform der Erbschaftssteuer, die bewusst eingesetzt und nicht abgeschafft werden sollte. Rürup rechnet „vielleicht noch in dieser, mit Sicherheit aber in der nächsten Legislaturperiode“ mit diesem Schritt, der vor allem für mehr Gerechtigkeit sorgen soll.

Antonia Rollwage und Thomas Lachner, sie studiert Gesundheitsökonomie im ersten Semester, er Physik im siebten Semester, hatten vor dem Vortrag von Bert Rürup die Zuhörer im Audimax mit ihrem ganz eigenen und nachdenklichen Jahresrückblick überrascht. Sie seien beide in einer sicheren Welt aufgewachsen, doch auf einmal rückten viele Ereignisse ganz nah an Deutschland heran. Die Flucht nach rechts sei dabei keine gute Lösung, auch nicht das Reagieren mit Gewalt auf Gewalt. Thomas Lackner erinnerte daran, immer dann wenn es um Flüchtlinge geht, dann gehe es auch um Einzelschicksale, mit denen niemand tauschen möchte. Hinter jedem Schicksal stecke ein Mensch, der Angst hat um sich, um seine Zukunft und um seine Kinder.

Bild: „Ökonomie sucht nach neuen Paradigmen“: der frühere „Wirtschaftsweise“ und jetziger Präsident des Handelsblatt Research Institute Bert Rürup bei seiner Weihnachtsvorlesung an der Universität Bayreuth.

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07.12.2015

Oberfränkisches Handwerk macht sich stark für Flüchtlinge /
Duldung auch ohne Aufenthaltsstatus bei Beginn einer Ausbildung - Umsatzplus von eineinhalb Prozent für 2015 erwartet

Bayreuth. Das oberfränkische Handwerk setzt Zeichen zur Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Die Integration der zu uns kommenden Menschen könne langfristig nur über Arbeit und Ausbildung erfolgreich sein, sagte Kammerpräsident Thomas Zimmer bei der Vollversammlung der Kammer am Montag in Bayreuth. Arbeit und die dafür notwendige Qualifizierung seien die Voraussetzungen dafür, dass die Menschen in unserem Land eine Perspektive haben.

Damit die Integration auch gelingt, habe der Bayerische Handwerkstag zusammen mit der Staatsregierung, der Bundesagentur für Arbeit und weiteren Spitzenorganisationen der bayerischen Wirtschaft ein Strategiepapier entwickelt. Ein Schwerpunkt dabei sei die notwendige Rechtssicherheit  für die Lehrzeit und die beiden Arbeitsjahre danach, die sogenannte Drei-plus- zwei-Regelung“, gewesen. Sie besagt, dass sich nach einer dreijährigen Ausbildung zwei weitere Jahre der Beschäftigung anschließen sollen. Hier sei von Politikern auf Bundes- und Landesebene inzwischen einstimmig versichert worden, dass diese Forderung faktisch erfüllt ist.

Oberfranken sei auf Initiative der HWK hin aber noch einen Schritt weiter gegangen. Städte, Landkreise und Kammern unterzeichneten derzeit gemeinsame eigene Vereinbarungen zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Als Ziel bezeichnete es HWK-Präsident Zimmer, Beschäftigungsperspektiven für junge Flüchtlinge ohne sicheren Aufenthaltsstatus zu erschließen und vom Ermessensspielraum, den das deutsche Ausländerrecht den Behörden zugesteht, Gebrauch zu machen. Zimmer: „Somit schaffen wir zusätzliche Rechtssicherheit für Betriebe und Flüchtlinge.“

Mit der Unterzeichnung verpflichteten sich die Ausländerbehörden von Städten und Landkreisen, jungen Asylbewerbern eine Duldung auch ohne Aufenthaltsstatus auszusprechen, wenn sie eine Ausbildung beginnen oder bereits begonnen haben. Außerdem ist in der Vereinbarung festgelegt, dass Flüchtlinge auch nach Beendigung einer Ausbildung eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, sofern sie eine Beschäftigung im erlernten Beruf aufnehmen.

Die aktuelle Lage des oberfränkischen Handwerks bezeichnete HWK-Präsident Zimmer als gut. Insgesamt zeichne sich ein äußerst positives Gesamtbild, die oberfränkische Handwerkskonjunktur bleibe in Fahrt. Für 2015 sei von einem Umsatzzuwachs von 1,5 Prozent auszugehen, sagte er. Gut 90 Prozent der Betriebe würden die Stimmung derzeit als gut oder als befriedigend bewerten. Treibende Kräfte seien dabei die anhaltend niedrigen Zinsen und eine weiterhin hohe Konsumbereitschaft. Am meisten profitierten dabei das Bau- und Ausbaugewerbe sowie die Handwerkssparten des gewerblichen Bedarfs. Größtes Problem sei dagegen die Situation auf dem Lehrstellenmarkt. Zimmer sprach von über 600 unbesetzten Lehrstellen, die derzeit in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer gemeldet seien. Der Präsident erinnerte dabei auch an die Situation vor rund zehn Jahren: „Damals waren die Lehrstellen knapp, heute sind es die Lehrlinge.“

Bei der Sitzung der Vollversammlung wurde auch der Haushalt für das kommende Jahr verabschiedet. Das Volumen liegt nach den Worten von Hauptgeschäftsführer Thomas Koller bei 33,6 Millionen Euro, was ein Plus von 1,1 Millionen gegenüber dem laufenden Jahr bedeutet. Den Löwenanteil des Haushaltsvolumens gibt die Kammer für den Bereich der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung aus. Weit über eine Million Euro seien für Investitionen vorgesehen, unter anderem in Ausstattungen und Modernisierung der Bildungszentren. 51 Prozent ihres Haushaltes erwirtschaftet die Kammer über Gebühren, zwölf Prozent sind zweckgebundene Zuschüsse von Bund und Land und 37 Prozent sind Kammerbeiträge, die 2016 für die Mitgliedsbetriebe nicht erhöht werden.

Am Rande der Sitzung wurde der oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning mit der Goldenen Ehrennadel des oberfränkischen Handwerks ausgezeichnet. Wenning habe sich um das oberfränkische Handwerk und die Handwerksorganisation in herausragender Art und Weise verdient gemacht, sagte HWK-Präsident Zimmer. Wenning ist seit 2007 Regierungspräsident, seine Amtszeit endet am 1. März 2016.

Bild: Die Orthopädie-Schuhmacherin Hannah Knott aus Bayreuth ist Bundessiegerin im Leistungswettbewerb des Handwerks. Dazu gratulierten bei der Vollversammlung der Handwerkskammer Präsident Thomas Zimmer (links) und Hauptgeschäftsführer Thomas Koller.

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02.12.2015

Wechsel an der Spitze eines steuerberatenden Imperiums / BERATA und LBD verabschiedeten langjährigen Geschäftsführer Gerhard Müller

Kulmbach. Nach 46 Jahren Tätigkeit für die BBJ-Unternehmensgruppe ist der Kulmbacher Steuerberater und vereidigte Buchprüfer Gerhard Müller als Geschäftsführer der BERATA-Steuerberatungsgesellschaft und des Landwirtschaftlichen Buchführungsdienstes (LBD) in den Ruhestand verabschiedet worden. Nachfolger ist der in Kulmbach geborene Gunter Nüssel.

BBJ steht für den Buchführungsdienst der Bayerischen Jungbauernschaft, eine Art Holding für BERATA und LBD. Die Unternehmensgruppe, die in Bayern, Sachsen, Thüringen und Brandenburg an 36 Standorten mehr als 900 Arbeitnehmer beschäftigt, verfügt deutschlandweit über Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte, die sich auf die verschiedensten Fachgebiete spezialisiert haben. 2015 erwartet die Unternehmensgruppe einen Umsatz in Höhe von rund 58 Millionen Euro. Während sich der Landwirtschaftliche Buchführungsdienst ausschließlich an Landwirte richtet, ist die BERATA unter anderem für Einzelunternehmer, gewerbliche Betriebe, GmbHs und Aktiengesellschaften tätig.

Die BBJ-Gruppe war 1968 aus der Idee entstanden, Landwirten in Bayern bei der Erfüllung ihrer Buchführungspflichten zu unterstützen. Gerhard Müller hatte dabei eine erstaunliche Karriere vom kleinen Landwirt über den Datenerfasser hin zum Steuerberater und vereidigten Buchprüfer gemacht. Bereits 1981 gründete er eine LBD-Kanzlei in Kulmbach, 1986 kam auch eine BERATA-Kanzlei dazu.

„Unsere Tätigkeit hat sich seit 1986 sehr stark verändert“, sagte Müller. Am Anfang seien nur kleinere landwirtschaftliche Betriebe mit betriebswirtschaftlicher Buchführung betreut worden. Kaum ein Landwirt habe damals Steuern bezahlt. Mit der Zeit aber seien auf vielen Höfen immer mehr gewerbliche Standbeine, wie etwa Gasthäuser, Dienstleistungen, Direktvermarktung, Photovoltaik-Anlagen oder Biogasanlagen, dazugekommen. Da der LBD als landwirtschaftliche Buchstelle nur Landwirte betreuen durfte, habe der BBJ eine kleine Steuerkanzlei aus Unterfranken mit dem Namen BERATA aufgekauft und bis heute umfangreich ausgebaut.

Landrat Klaus Peter Söllner bezeichnete Gerhard Müller als Visionär, der sehr früh erkannt habe, dass Landwirte neue Wege denken und sich in das Unternehmertum hinein orientieren müssen. Gerhard Müller könne auf eine überragende Lebensleistung zurück blicken, zumal er sich nie gescheut habe, sich selbst immer wieder neu zu qualifizieren. Gerhard Müllers Bestreben sei es stets gewesen, die besten Lösungen für unsere Bäuerinnen und Bauern zu finden, sagte BBV-Präsident Walter Heidl. Auf den Betrieben werde es zunehmend schwieriger, deshalb seien die Dienstleistungen und die fachlich fundierten Zahlen des LBD für die Landwirte so wichtig.

Die Erfolgsgeschichte des landwirtschaftlichen Buchführungsdienstes habe Gerhard Müller von Kulmbach aus entwickelt, sagte LBD-Verwaltungsratsvorsitzender Manfred Nüssel. Bereits 1968 habe sich die Jungbauernschaft unter der Leitung von Gerhard Müller Gedanken über die Zukunft der Landwirtschaft gemacht. Gerhard Müller scheidet zwar als BERATA- und LBD-Geschäftsführer aus, wird aber in eingeschränktem Rahmen auch weiterhin für Sonderaufgaben tätig sein. Außerdem wechselt er in den Verwaltungsrat und bleibt auch weiterhin Schatzmeister der BBJ-Holding.

Nachfolger Gunter Nüssel war zuletzt Leiter der Kanzlei in Gröbenzell. Er wurde in Kulmbach geboren, ist in Rimlas bei Bad Berneck aufgewachsen und in Bayreuth zur Schule gegangen. Nach seinem Studium der Agrarwissenschaften startete er seine Tätigkeit für den LBD in Altötting.

Bilder:
1. Für seine außerordentlichen Verdienste um den Buchführungsdienst der Bayerischen Jungbauernschaft zeichnete LBD-Verwaltungsratsvorsitzender Manfred Nüssel (rechts) den ausgeschiedenen Geschäftsführer Gerhard Müller aus.
2. BBV-Präsident Walter Heidl (rechts) würdigte die Lebensleistung des LBD- und BERATA-Geschäftsführers Gerhard Müller.
3. Landrat Klaus Peter Söllner, BBV-Präsident Walter Heidl, Rosi Müller, Mitgeschäftsführer Josef Fritz, Gerhard Müller, LBD-Verwaltungsratsvorsitzender Manfred Nüssel sowie Susanne Nüssel und der neue Geschäftsführer Gunter Nüssel (von links).

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10.11.2015

Schwager als Ausbilder und Vater als Chef / „Müllerin“ Julia Müller aus Sambach ist Landessiegerin und zweite Bundessiegerin im Berufswettbewerb des Handwerks

Sambach. Müller kann man nicht lernen, als Müller muss man geboren sein: Natürlich kennt auch Julia Wiesneth diesen Spruch, aber so recht trifft er nicht zu. Die 23-Jährige muss es wissen, denn sie ist nicht nur Landessiegerin im Berufswettbewerb des Handwerks, sondern auch zweite Bundessiegerin.

Natürlich steckt jede Menge Herzblut in dem Beruf, der seit einigen Jahren offiziell Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft heißt. Grund für die Umbenennung war, dass die alte Berufsbezeichnung „Müller“ die heutigen technologischen Anforderungen des Berufes nicht mehr widerspiegelt.

Mit ihren 23 Jahren hat Julia Wiesneth schon ein bewegtes Berufsleben hinter sich. Nach der Realschule in Hirschaid, die sie mit der Mittleren Reife abschloss, absolvierte sie zunächst  eine Bankausbildung bei der Raiffeisenbank Ebrachgrund, brachte es danach zur Fachhochschulreife, um darauf zwei Jahre lang als Vorstandssekretärin bei der Raiffeisenbank Seebachgrund tätig zu werden.

Nach fünf Monaten Australien und der Suche nach einen herausfordernden und vielfältigen Beruf  kehrte sie schließlich auf den elterlichen Betrieb, der Wiesneth Mühle in Sambach bei Pommersfelden im Landkreis Bamberg, zurück, um dort ihre von drei auf zweieinhalb Jahren verkürzte Lehre zur Verfahrenstechnologin zu beginnen.

„Jeder Mensch isst Brot oder Brötchen“, sagt Julia Wiesneth. Schon allein das mache den Reiz des Berufs aus. In der Wertschöpfungskette ist die Mühle dabei das zentrale Glied zwischen Acker und Brot, zwischen Landwirt und Bäcker. Als wäre es nicht außergewöhnlich genug, dass der Schwager der Ausbilder und der Vater der Chef ist, nein, Julia Wiesneth hatte noch allerhand andere ungewöhnliche Dinge während ihrer Lehrzeit zu bewältigen. Zum Beispiel die Berufsschule, die nächste ist in Stuttgart, und so musste sie regelmäßig zur Blockbeschulung nach Baden-Württemberg, wo es zwei Klassen mit jeweils 25 bis 30 Auszubildende gab. Daneben sorgte auch ein Praktikum in Köln für den notwendigen Blick über den Tellerrand.

Vater Heinrich Wiesneth hatte die Mühle 1980 zusammen mit seiner Frau Barbara übernommen. Die Wiesneth Mühle verbinde fast 300 Jahre Familientradition mit modernster Mühlentechnologie. Ursprünglich geht die Mühle sogar bis in das 13. Jahrhundert zurück. „Unser Bestreben war es von Anfang an, den Betrieb ständig zu modernisieren und den Fortbestand der Mühle als Familienunternehmen zu sichern“, so Heinrich Wiesneth.

Seine Philosophie ist es, hochwertiges Mehlgetreide aus der Region in die besten Mehle zu verarbeiten. Durch leistungsstarke Getreideannahme und die Einlagerung je nach Qualität in über 100 Silozellen werde durchgehend hohe Qualität gefertigt. Für die Vermahlung stehen modernste Mahlanlagen zur Verfügung, im eigenen Labor werde die Qualität mit anerkannten Prüfgeräten regelmäßig kontrolliert. Eine große Mehlsiloanlage mit Verladung und eigenem Fuhrpark ermöglicht es darüber hinaus, alle Kunden kontinuierlich und flexibel bedienen zu können.

Das Thema Ausbildung ist für den Chef ein extrem wichtiges Thema, wenngleich auch er feststellen muss, dass die Zahl geeigneter Bewerber rückläufig ist. Der Markt der Fachkräfte ist leergefegt, also liege es nahe, sich seine eigenen Fachkräfte auszubilden. Julia Wiesneths Schwester Luisa ist eine der aktuellen Auszubildenden. Für Julia ist es mittlerweile ein wichtiges Anliegen geworden, ihren Beruf bekannt zu machen. Immer wieder stoße sie auf extreme Unkenntnis. Dabei sei der Beruf doch einer der vielfältigsten überhaupt. „Mehl ist viel mehr als ein weißes Pulver“, sagt Julia Wiesneth. Man könne damit so viel anstellen und Vater Heinrich Wiesneth ergänzt: „Der Beruf des Müllers ist hochinteressant und gehört technisch zu den anspruchsvollsten überhaupt.“

Bild: Jede Menge Technik ist notwendig, damit am Ende das kostbare Mehl gewonnen werden kann: Landessiegerin Julia Wiesneth aus Sambach bei Pommersfelden im Landkreis Bamberg.

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09.11.2015

Traumberuf und Hobby zugleich / Elektriker Tobias Müller aus Schwarzenbach am Wald ist Landessieger im Berufswettbewerb des deutschen Handwerks

Lippertsgrün. „Der Mix macht´s“, sagt Tobias Müller und ist stolz auf seinen Beruf. Der 20-Jährige aus Schwarzenbach am Wald ist Elektriker in der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, hat seine Lehrzeit bei dem Unternehmen Elektro Richter in Lippertsgrün bei Naila absolviert und ist gerade bayerischer Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks geworden.

Blitzschutz und Breitbandkommunikationsanlagen, Empfangsanlagen und Energieversorgung, Schalt- und Steuereinrichtungen: Das und vieles mehr gehört zur Angebotspalette des Elektrounternehmens und man glaubt dem Landessieger sofort, dass er alles gerne macht und dass sein Hobby der Beruf ist. Gerade die Abwechslung ist ihm wichtig. Auch beim Einsatzort, mal ist er auf Baustellen im Hofer Landkreis unterwegs, mal montiert er Dialyseanlagen in Freiburg oder Pirmasens. Mal ist die Arbeit eher körperlich, mal geistig eine Herausforderung. Für Tobias Müller ist der Elektriker ein Traumberuf.

Schon früh hat sich Tobias Müller für alles Elektrische interessiert. „Kleinere Geräte habe ich schon früh auseinandergenommen und meistens auch wieder zusammengebaut“, erklärt er augenzwinkernd. Da war es fast schon ein logischer Schritt, dass er nach seinem Realschulabschluss ein Praktikum in einem Unternehmen der Elektrotechnik absolvierte. Weil sein Pate bei Elektro Richter tätig ist, entschied er sich dann auch für das Unternehmen, das seinen Sitz in Lippertsgrün hat. Heute gefällt es ihm dort sogar noch besser als am ersten Tag, so gut, dass er auch weiterhin dort bleiben wird. „Tobias ist fachlich wie menschlich top“, lobt ihn sein Chef, Betriebsleiter und Gesellschafter Werner Richter.

Das Thema Ausbildung spielt bei Elektro Richter eine große Rolle: „Wir bilden jährlich aus und suchen stets engagierte Lehrlinge“, sagt Werner Richter. Das komplette Unternehmen bestehe heute fast komplett aus selbst ausgebildeten Kräften. Pro Jahr kommt der Betriebsleiter auf drei Auszubildende, erst in den zurückliegenden zwei Jahren seien es weniger geworden, aktuell nur ein Azubi im ersten Lehrjahr, zuvor waren es immerhin noch zwei. „Der Fachkräftemangel mache sich über die Lehrlinge bemerkbar“, stellt Werner Richter nüchtern fest. Dabei hält er bereits jetzt massiv dagegen. So zum Beispiel dann, wenn er in Schulen geht, seinen Betrieb vorstellt und über den Beruf des Elektrikers informiert.

Dort erklärt er dann auch, dass die Firma Elektro Richter kurz nach dem Krieg von Werner Richters Vater Adolf gegründet wurde. Zunächst beschäftigte man sich mit Radios und allerlei Kleininstallationen und hatte damit großen Erfolg. Anfang der 1980er Jahre übernahmen dann Werner Richter und sein Bruder Willi Richter das Unternehmen. Die nächste Generation steht bereits in den Startlöchern, denn Sohn Daniel ist auch Elektromeister und als solcher bereits für die Ausbildung zuständig.

Auch heute noch ist das Unternehmen mit mittlerweile rund 50 Beschäftigten für Privatleute, Unternehmen sowie für die öffentliche Hand tätig. „Uns ist kein Auftrag zu klein“ sagt Werner Richter. Eine alles andere als kleine Nische hat sich Elektro Richter dennoch mit dem Bereich Medizintechnik geschaffen: „Hier sind wir in ganz Deutschland tätig und haben uns einen guten Namen erarbeitet.“

Als Elektriker musste sich auch Tobias Müller seinen Landessieg im Berufswettbewerb hart erkämpfen. Schon für den Bezirkssieg sei eine eigene Prüfung mit Fachgespräch notwendig gewesen. Den Landessieg holte er sich dann in Straubing, wo anspruchsvolle Messungen und umfangreiche Programmierungen durchgeführt werden mussten.

Schon Betriebsleiter Werner Richter hatte es im Jahr 1977 zum Bezirkssieger gebracht. Heute ist er als Innungsmitglied öffentlich vereidigter Sachverständiger und VdS-Sachverständiger. VdS steht dabei für Verband der Sachversicherer im Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft.

In rund 100 Berufen waren heuer die besten Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken gegeneinander angetreten, um die jeweils Besten ihres Berufs zu ermitteln. Mit elf Landessiegern, sechs Landeszweiten und vier Landesdritten haben die oberfränkischen Junghandwerker auch diesmal wieder hervorragend  abgeschnitten.

Bild: Betriebsleiter und Gesellschafter Werner Richter (links) sowie Sohn Daniel Richter (rechts) sind stolz auf Tobias Müller, der Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks wurde und der damit als bester Elektriker Bayerns in der Fachrichtung Energie und Gebäudetechnik gilt.

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06.11.2015

Bewahren für die Zukunft / Die Steinmetz- und Steinbildhauerin Cecile Verry aus Bamberg ist Bundes- und Landessiegerin im Berufswettbewerb des Handwerks

Bamberg. Das Handwerk des Steinmetz und Steinbildhauers hat seine Wurzeln in der Antike. Natürlich haben sich im Laufe der Zeit die technischen Möglichkeiten verfeinert, aber die Handarbeit und das Gefühl für den Stein sind immer noch ein wichtiger Bestandteil. Eine, die das Arbeiten mit historischen Steinen meisterhaft beherrscht, ist Cecile Verry von der Monolith Bildhauerei und Steinrestaurierung GmbH mit Standorten in Bamberg und Nürnberg.

Die junge Französin hatte in Dijon ihr Abitur gemacht und in Lyon drei Jahre lang Kunst und Design studiert. „Ich wollte mich aber nicht nur mit Papier beschäftigen, ich wollte Aktion“, sagt die 24-Jährige. Neben dem Wunsch nach etwas praktischem, war auch das Verlangen nach Veränderung da und so machte sie sich im Internet auf die Suche nach ihrer Zukunft.

Aus reinem Zufall landete sie in Bamberg, bei der Firma Monolith Bildhauerei- und Steinrestaurierung GmbH von Christoph Mai und Roland Heimbach. Aus einer erfolgreichen Arbeitsgemeinschaft von Steinmetzen und Restauratoren an der Kaskade des Schlosses Seehof bei Bamberg wurde das Unternehmen, das sich ausschließlich auf die Restaurierung konzentriert,  1989 gegründet. Seit mehr als 25 Jahren steht der sensible Umgang mit steinernen Kulturgütern im Mittelpunkt der Tätigkeit.

Ob Berliner Dom oder Dresdner Zwinger, ob Ostchor der Nürnberger Lorenzkirche oder das Christiansportal der Kulmbacher Plassenburg: Monolith aus Bamberg war und ist überall beteiligt und hat nicht selten Preise für die hohe Restaurierungsqualität abgeräumt. Etwa den Peter-Parler-Preis der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, eine Art Oskar der Branche.

Cecile Verry war vom Umgang mit Stein von Anfang an begeistert. Bamberg als Stadt gefiel ihr auch ganz gut und so zog sie in die Domstadt um hier ihre Lehre zu absolvieren. Etwas Eigenes zu schaffen, das Ergebnis der Arbeit sofort zu sehen, einen Arbeitsprozess zu begleiten, das alles seien die schönen Dinge am Beruf des Steinmetz. Nur Grabsteine oder Hausfassaden herzustellen, das wäre nicht ihr Ding gewesen, zumal sie sich auf für die Historie der jeweiligen Objekte interessiert. So wie bei ihrem Gesellenstück, das ihr schließlich auch den Landessieg bescheren sollte: ein Maßwerk, ein Fragment eines gotischen Spitzbogens.

„Bei jedem Projekt, ob im sakralen, öffentlichen oder auch privaten Bereich, erstellen wir ein individuell abgestimmtes Restaurierungskonzept und wählen geeignete Materialien und Methoden für die fachgerechte Umsetzung“, sagt Christoph Mai. Der intensive Kontakt zu Denkmalpflege, Architekten, Kunsthistorikern, Forschung und Herstellerfirmen sorge für aktuelles Wissen, neueste Methoden und so für eine ständige Qualitätssicherung. „Naturwerksteine sind einfach Baustoffe jenseits der DIN-Norm und benötigen eine individuelle Behandlung, sorgfältige Untersuchung, Dokumentation und spezielle Kenntnisse für die Konservierung und Restaurierung“, so Christoph Mai.

Die 1995 neu in Bamberg errichtete Werkstatt biete alle Möglichkeiten und die idealen Rahmenbedingungen für die Konservierung und Restaurierung hochwertiger Objekte. Momentan arbeitet bei Monolith ein Team aus insgesamt rund 45 Restauratoren, Bildhauern, Steinmetzmeistern und Gesellen. Dazu kommen Auszubildende und Praktikanten, die den traditionsreichen Beruf des Steinmetz erlernen oder sich in einem ein jährigen Praktikum auf das Fachhochschulstudium der Restaurierung vorbereiten.

Seit 1989 bietet Monolith jährlich zwei Ausbildungsplätze im Steinmetzhandwerk an. „Damit sichern wir unseren eigenen Nachwuchs“, sagt Christoph Mai. In der dreijährigen Ausbildung werden sowohl manuelle Techniken, als auch maschinell gestütztes Arbeiten am Naturstein vermittelt. Daneben werden handwerkliche Fähigkeiten in der Steinrestaurierung erlernt. Nach Beendigung der Lehrzeit besteht die Möglichkeit sich innerbetrieblich und anderweitig weiter zu qualifizieren. Viele der bisherigen Auszubildenden seien dem Betrieb treu geblieben. Cecile Verry wird allerdings nur noch eine gewisse Zeit dazugehören. Sie plant langfristig die Rückkehr in ihre französische Heimat

In rund 100 Berufen waren heuer die besten Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken gegeneinander angetreten, um die jeweils Besten ihres Berufs zu ermitteln. Mit elf Landessiegern, sechs Landeszweiten und vier Landesdritten haben die oberfränkischen Junghandwerker auch diesmal wieder hervorragend  abgeschnitten.

Bild: Landes- und Bundessiegerin Cecile Verry und Geschäftsführer Christoph Mai restaurieren gerade in der Bamberger Monolith-Werkstatt das steinerne Stadtwappen von Ellingen.

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06.11.2015

Handwerkliche Begabung und Sinn für das Schöne / Silberschmied Matthias Schmidt aus Bamberg ist Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks

Bamberg. Die Silberschmiede von Andreas Schwarzl hat eine lange Geschichte. 1955 hatte Vater Friedrich Schwarzl die Werkstatt von dem namhaften Bamberger Silberschmied Josef Maurer übernommen, seit 1995 führt Andreas Schwarzl zusammen mit zwei Beschäftigten den Betrieb. Die Ausbildung habe immer schon eine wichtige Rolle gespielt, sagt Andreas Schwarzl. Mit Matthias Schmidt (25) aus Bamberg stellt er diesmal sogar einen Landessieger im Berufswettbewerb der Kammer.

2011 legte der Bamberger sein Abitur am Clavius-Gymnasium ab. Ein Studium sei nicht so recht sein Ding gewesen, also versuchte er es erst einmal mit zwei Praktika: eines in einer Antiquitätenwerkstatt, das zweite in der Silberschmiede von Andreas Schwarzl. Mit dem Chef und Ausbilder habe er sich von Anfang an gut verstanden und die vielfältigen Tätigkeiten hätten von Beginn an großen Spaß gemacht.

Immer etwas anderes, nie das gleiche hintereinander, das seien Merkmale des Berufs, die ihn sofort angesprochen haben. Hier gelte es die unterschiedlichsten Problemstellungen zu lösen und mit den verschiedensten Materialien zu arbeiten. Wenn der Beruf des Silberschmieds auch ein rein handwerklicher ist, so spiele trotzdem immer auch der künstlerische Aspekt eine wichtige Rolle. Etwa beim Gesellenstück, einer selbst entworfenen und realisierten modernen Zuckerdose, die ihm den Landessieg gebracht hat.

In der Werkstatt von Andreas Schwarzl werden in erster Linie kirchliche Gerätschaften restauriert und angefertigt. Eine Taufgarnitur für eine adelige Familie kostete schon mal 250 Stunden Arbeit, ihr Wert liegt im fünfstelligen Bereich. Aber auch der Altartisch mit Ambo und Sedilien (die Sitze im Altarraum) der Straubinger Karmeliterkirche stammen aus der Bamberger Silberschmiede, genauso wie unzählige barocke Kelche oder Glocken.

Aber auch Privatleute finden neben Antiquitätenhändlern oder angesehenen Künstlern immer wieder den Weg in die kleine Werkstatt unterhalb der Oberen Pfarre am Kaulberg in Bamberg. Sie bringen vor allem Leuchter, Tafelsilber, Musikinstrumente, meist Teile davon, wie etwa Mundstücke zur Veredelung, oder auch schon mal den Schalltrichter eines Grammophons.

Früher habe es über 2000 Silberschmiede in Deutschland gegeben heute seien es nur mehr um die 50. „Der Bedarf für schöne Dinge ist geringer geworden“, sagt Andreas Schwarzl. In Oberfranken ist er wahrscheinlich der einzige echte Silberschmied. Der nächste ist in Würzburg tätig. Eine richtige Blüte des Handwerks habe es im 17. Und 18. Jahrhundert gegeben.

Trotzdem kämen immer wieder junge Leute, die ein Praktikum machen möchten. Meist sind sie durch Mund-zu-Mund-Propaganda  auf Andreas Schwarzl und seine Werkstatt aufmerksam geworden. Handwerklich begabt müsse man schon sein, und den Sinn für das Schöne haben, gleichzeitig ist der Silberschied aber auch ein schwerer, manchmal schmutziger Beruf.

Wie es für Matthias Schmidt weitergeht, weiß er noch nicht so genau. Momentan zwingt ihn eine Verletzung an der Hand zum Pausieren. Sicher ist jedoch, dass Andreas Schwarzl für das kommende Lehrjahr wieder einen Auszubildenden sucht. Die Lehrzeit dauert in der Regel dreieinhalb Jahre.

In rund 100 Berufen waren heuer die besten Junghandwerker aus den einzelnen Kammerbezirken gegeneinander angetreten, um die jeweils Besten ihres Berufs zu ermitteln. Mit elf Landessiegern, sechs Landeszweiten und vier Landesdritten haben die oberfränkischen Junghandwerker auch diesmal wieder hervorragend  abgeschnitten.

Bild: Silberschmied Matthias Schmidt (links) ist Landessieger im Berufswettbewerb des Handwerks. Gelernt hat er in der traditionsreichen Werkstatt von Andreas Schwarzl in Bamberg.

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07.10.2015

Integration über Bildung und Ausbildung /
Uni Bayreuth kümmert sich um Flüchtlinge – Studentenzahlen bleiben auf unverändert hohem Niveau – Neuer Vizepräsident Torsten Eymann

Bayreuth. Die Universität Bayreuth macht sich für Flüchtlinge stark. Für ihn stehe Integration über Bildung und Ausbildung im Mittelpunkt, sagte Universitätspräsident Stefan Leible (Bild rechts). „Wenn uns das jetzt nicht gelingt, wird uns das in einigen Jahren gewaltig um die Ohren fliegen“, so Leible, bei der Pressekonferenz zum Auftakt des Wintersemesters 2015/2016.

Noch im zurückliegenden Sommersemester hatte die Universität Bayreuth begonnen, Deutschkurse anzubieten. Das soll im neuen Semester fortgesetzt werden. Den Flüchtlingen wird dabei die Gasthörergebühr erlassen. Nach den Worten von Präsident Leible sei das Angebot auch angenommen worden, bis aus Lichtenfels seien Teilnehmer gekommen. Die Kosten der Anreise, also Bahn- und Bustickets hätten großzügig der Universitätsverein und die Rotary-Clubs übernommen.

Ein weiterer Punkt für die Uni soll es jetzt sein, herauszufinden, welcher Flüchtling tatsächlich studienberechtigt ist. Sofern dies gelingt, sollen die jungen Leute auf ein Studium in Bayreuth vorbereitet werde, so dass sie sich spätestens in einem Jahr regulär einschreiben könnten. Um die Verwaltungsverläufe zu vereinfachen  wurde mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Helene Steigertal eine eigene Flüchtlingsbeauftragte als Ansprechpartnerin an der Uni eingesetzt.

Ebenfalls um die Sprache geht es bei den geplanten Crashkursen „Deutsch als Fremdsprache“ für alle Lehrer oberfränkischer Schulen. Schon heute hätten viele Lehrer Flüchtlinge in ihren Klassen und wüssten nicht, wie sie damit umgehen sollen. Da setzt der Kurs an, der an zehn Wochenenden hintereinander stattfinden soll. Allerdings stehe die Finanzierungszusage des Kultusministeriums noch aus. Daneben gibt es ein neues Angebot des Hochschulsports speziell für Flüchtlinge zwischen 18 und 30 Jahren, auch ein eigenes Fußballturnier soll im Herbst veranstaltet werden.

Insgesamt geht die Hochschulleitung von den gleichen Studentenzahlen wie im zurückliegenden Wintersemester aus. Damals waren zum Stichtag 1. Dezember exakt 13280 Studenten eigeschrieben. 12959 waren es am Mittwochvormittag. „Die Anzahl des Vorjahrs können wir mindestens halten“, sagte Universitätspräsident Leible. Auch diesmal werde wieder die 13 vorne dran stehen“, so Universitätskanzler Markus Zanner (rechtes Bild, rechts). Darunter seien auch 1813 „Erstis“, also Studenten, die zum ersten Mal (in Deutschland) ein Hochschulsemester starten. Weitere 2555 Studenten beginnen erstmals ein Fachsemester an der Uni Bayreuth.

Zehn Prozent der Studenten kommen aus der Stadt Bayreuth, 23 Prozent aus dem restlichen Oberfranken und aus der Oberpfalz. Weitere 23 Prozent kommen aus dem übrigen Bayern, 38 Prozent aus dem übrigen Bundesgebiet und sechs Prozent aus dem Ausland. Die signifikantesten Zuwächse verzeichnete die Hochschulleitung beim Bachelor Betriebswirtschaftslehre, gefolgt von Informatik und Biologie.

Auch drei neue Studiengänge gibt es: einen für Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften, ein weiterer trägt den Namen „Geschichte, History, Histoire“. Von der Antike bis zur Gegenwart werden die Studierenden sich hier in Zukunft mit europäischer und globaler, aber auch mit lokaler, regionaler und nationaler Geschichte auseinandersetzen können. Der Name des neuen Masterstudiengangs der Fachgruppe Geschichte sei bewusst dreisprachig angelegt worden, um den Studiengang auch international platzieren können.

Bundesweit bekannt wurde bereits der dritte neue Masterstudiengang Computerspielwissenschaften. Dabei geht es darum, Computerspiele als Medium zu durchleuchten. Inhaltlich gehe es dabei aber nicht nur um die Technik, sondern auch um einen medienwissenschaftlichen Ansatz. Die Universität Bayreuth bleibe dabei ihrem Konzept treu, über ungewöhnliche Fächerkombinationen neue Perspektiven für Forschung und Praxis zu eröffnen. „Der wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung digitaler Spiele können wir nur Rechnung tragen, wenn wir sie von Grund auf verstehen“, sagte Universitätspräsident Leible.

Auch organisatorisch gibt es eine Neuigkeit: Während es bisher drei Vizepräsidenten für Forschung, für Lehre und für internationale Angelegenheiten gab, ist mit Torsten Eymann (Bild links) jetzt ein vierter Vizepräsident für den Bereich Informationstechnologie und Entrepreneurship (Unternehmertum) dazugekommen. Eymann ist seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und seit 2009 Präsident des Betriebswirtschaftlichen Forschungszentrums für Fragen der mittelständischen Wirtschaft.

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17.09.2015

High Tech für Industrie, Handwerk und Kommunen / Maximale Leistung und minimaler Verschleiß: Nils Weinschenk und Theo Bremmer haben vor einem halben Jahr den Industriedienstleister DWI-Service Süd übernommen

Weidenberg. „Die Auftragslage ist sehr gut, wir sind auf einem guten Weg.“ Wenige Monate, nachdem Nils Weinschenk (53) und Theo Bremmer (65) als Eigentümer an der Spitze des Industriedienstleisters DWI-Service Süd in Weidenberg im Landkreis Bayreuth stehen, ziehen die beiden Firmenchefs eine überaus positive Bilanz. „Wir wollen weiter wachsen“, sagt Geschäftsführer Weinschenk. Nach zuletzt 4,3 Millionen Euro Jahresumsatz peilen die neuen Verantwortlichen jetzt die Fünf-Millionen-Marke an, auch die Zahl der Mitarbeiter soll von jetzt 35, inklusive zweier Auszubildender und einem Umschüler, weiter steigen. Gesucht seien vor allem Landmaschinenschlosser, Baumaschinenschlosser und Mechatroniker, möglichst mit Weiterbildung zur Hydraulikfachkraft.

DWI steht für „Dichtung, Wartung, Instandhaltung“. Konkret bedeutet das, DWI liefert als Fullservice-Unternehmen Systemlösungen in den Bereichen Pumpentechnik, Dichtungstechnik, Hydraulik und Pneumatik. Von Mitbewerbern hebt sich das Unternehmen damit ab, dass es nicht nur Pumpen oder Dichtungen liefert, sondern auch einbaut, wartet und vor allem optimiert. „Wenn schon etwas kaputt geht, dann soll es nachher besser sein, als vorher“, sagt Theo Bremmer.

„Unsere Berater kennen den Markt und realisieren frei von Herstellerbindungen kosteneffiziente Systemlösungen“, erklärt Nils Weinschenk. Manchmal lasse sich durch kompatible Elemente Geld sparen, manchmal scheiden gerade günstige Angebote wegen frühzeitigem und teurem Ersatzteilbedarf aus. „Wir sind auch in der Lage, die Rentabilität von Anlagen mit Hilfe von Optimierungsprogrammen, mit Know-how und tatkräftigem Service zu steigern“. Eine höhere Wirtschaftlichkeit folge auch aus leistungsstarken Produkten. Das alles werde gerade vor höheren Auflagen und sich einer immer mehr verändernden Gesetzeslage wichtiger. Unternehmen seien gezwungen, Immissionen zu reduzieren, den Energieverbrauch zu drosseln und effizienter zu arbeiten.

Vollen Service, den bietet DWI deshalb auch in dem Bereich der Wartungstechnik. Das Angebot geht weit über den Produktverkauf hinaus und reicht bis zu individuellen Verträgen, die zum Beispiel im Bereich Kühlschmierstoffservice die Beratung und Überwachung, das Nachfüllen, Wechseln, Reinigen, Recyceln und Entsorgen umfassen. Die regelmäßige Wartung durch die DWI-Spezialisten fördert sowohl die maximale Laufzeit aller Maschinen, als auch eine kontinuierlich präzise Produktion.

Das Unternehmen selbst versteht sich als leistungsstarken Partner der Industrie, des Handwerks und der Kommunen in Bayern, Thüringen und Sachsen. Kunden sind das Who-Is-Who der Wirtschaft in der Region wie Siemens in Erlangen, Michelin in Hallstadt, Raps in Kulmbach, Brose in Bamberg und Coburg und British-American-Tobacco in Bayreuth. Auch kommunale Wasserwerke, Krankenhäuser und Kläranlagen gehören dazu wie etwa die Kliniken in Bayreuth und Kulmbach, die Stadtwerke Bamberg und Lichtenfels und der Abwasserzweckverband Kronach. Zu den Schwerpunkten gehören Unternehmen der Papierindustrie, der Holzwerkstoff- und der Stahlindustrie. Speziell dort, wo in rotierenden Aggregaten ein höherer Verschleiß und erhöhte Drücke auftreten, sagt Nils Weinschenk.

Zur Firmenphilosophie gehört aber vor allem auch die kontinuierliche Verbesserung  sämtlicher Vorgänge. „Wir setzen auf eine langfristige und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Mitarbeitern. „Qualität ist, wenn die Kunden zurückkommen und nicht die Ware.“

Die Historie des Unternehmens reicht zurück bis in das Jahr 1974 und ist eng mit dem US-Unternehmen Chesterton, dem führenden internationalen Anbieter von industriellen Systemen, verbunden. Chesterton ist nicht nur Hauptlieferant der DWI, die DWI ist unter den 165 Chesterton-Vertragshändlern in Europa einer der Leistungsträger. Und sowohl Nils Weinschenk, als auch Theo Bremmer waren vorher bei Chesterton beschäftigt. Weinschenk zuletzt als Senior-Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Bremmer unter anderem als Verantwortlicher für die Aus- und Weiterbildung.

Bereits 1974 schloss das Vorgängerunternehmen Leupold in Bayreuth einen Vertrag mit Chesterton. Jahrzehntelang organisierten das Unternehmen Leupold und seine Nachfolgeunternehmen bis hin zur DWI den Vertrieb von Pumpen und Hydraulik in der Region. Neben Oberfranken und der Oberpfalz gehörten ab 1990 auch Sachsen und Thüringen zum Vertragsgebiet.

1995 wurde die Firma Leupold durch die holländische Kramp‐Gruppe übernommen. Drei Jahre später wurde die Chesterton-Abteilung in die neugegründete Firma KinTec (Kramp‐Industrie‐Technik) integriert. 1999 ging schließlich KinTec GmbH an die DWI- Service und der Firmensitz zog vorübergehend nach Thurnau. Bedingt durch die positive Geschäftsentwicklung mit steigenden Umsätzen wurde 2003 der Erwerb eines neuen Firmengebäudes in Weidenberg mit wesentlich größeren Büro‐ und Werkstattflächen notwendig.

Als Nils Weinschenk und Theo Bremmer davon hörten, dass der Betrieb Weidenberg vom damaligen Inhaber verkauft werden soll, hätten sie sich gedacht: „Was liegt näher, als einen bereits existierenden und erfolgreichen Chesterton-Partner selbst zu übernehmen“. 2015 kauften sie die DWI-Service‐Süd über eine eigen gegründete Beteiligungsgesellschaft.

Bild: Geld sparen durch Optimierung: Nils Weinschenk (rechts) und Theo Bremmer in einer der Weidenberger Firmenhallen

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25.08.2015

„Noch besser als erwartet“: Am 1. September startet das neue Ausbildungsjahr  Gute Chancen für unversorgte Bewerber - Schnellstens bei den Kammern oder bei der Arbeitsagentur melden

Bayreuth. Relativ gelassen starten die beiden oberfränkischen Wirtschaftskammern IHK und HWK in das neue Ausbildungsjahr. „Das Ergebnis ist besser als erwartet, wir werden wahrscheinlich eine schwarze Null erreichen“, sagt Bernd Rehorz, Leiter des Bereichs berufliche Bildung bei der Industrie und Handelskammer für Oberfranken in Bayreuth. Ins gleiche Horn stößt Hauptabteilungsleiter Peter Schirmer von der Handwerkskammer: Die Zahl der Lehrstellen befinde sich auf dem Niveau des Vorjahres, wenngleich der Bedarf der Betriebe nicht ganz gedeckt werden kann. Gute Leute sind gesucht, darin sind sich beide Vertreter der Kammern einig und selten seien die Chancen besser gewesen, noch einen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Schon im Jahr 2011 hatte sich die Situation gedreht: Bis dahin gab es stets mehr Bewerber als Stellen, dann wurde aus dem Ausbildungsmarkt ein echter Markt, mit mehr offenen Stellen als Bewerbern. Wenn trotzdem nicht jeder angebotene Ausbildungsplatz besetzt werden kann, dann liegt das daran, dass Angebot und Nachfrage nicht immer so leicht zusammenzubringen sind.

„Fast 20 Prozent der Schulabgänger sind nicht ausbildungsfähig“, sagt Bernd Rehorz. Zum einen gebe es riesige Wissenslücken, zum anderen fehlten soziale Kompetenzen, wie Höflichkeit oder Pünktlichkeit. „Da muss dringend nachgebessert werden“, so der IHK-Verantwortliche. Darüber hinaus ist es, wie in vielen anderen Fällen auch, der demographische Wandel, der sich in Oberfranken bemerkbar macht. Soll heißen, es gibt einfach weniger Schulabgänger, im Osten des Regierungsbezirks sogar deutlich weniger. „Der Raum Bamberg/Forchheim brummt, während es im Frankenwald halt nicht so toll aussieht“, so Rehorz. Er stellt auch fest, dass die Betriebe noch mehr als früher für sich ausbilden. Die Übernahmequote liege mittlerweile bei fast 70 Prozent, noch vor zehn Jahren seien es rund 60 Prozent gewesen.

An der Spitze der Wunschberufe im Bereich Industrie und Handel liegen nach den Worten des Abteilungsleiters der Industriekaufmann gefolgt vom Einzelhändler/Verkäufer und vom Industriemechaniker. „Sorgenkinder“ unter den Berufen seien die Bereiche Gastronomie, Lagerlogistik und Berufskraftfahrer. Allerdings würden auch 13 Prozent der Ausbildungsverhältnisse abgebrochen, eine Zahl, die wenig aussagt, weil viele Jugendliche gleich mehrere Lehrverträge abschließen und dann zu den ungewünschten gar nicht erscheinen.

Im Handwerk liege bei den Jungs der Kfz-Mechatroniker seit Jahren unangefochten an der Spitze, gefolgt vom Anlagenmechaniker und vom Elektroniker. Bei den Mädels sei es die Friseurin, gefolgt von der Fachverkäuferin und der Bürokauffrau. Auch hier gebe es „Problemberufe“ und das seien vor allem die aus dem Bereich Nahrungsmittel, wie Bäcker und Metzger.

Nach den Worten von Peter Schirmer ist die Vielseitigkeit des Handwerks Fluch und Segen zugleich. Einerseits gebe es allein in Oberfranken 103 handwerkliche Ausbildungsberufe. „Da ist für jeden was dabei“, so Schirmer. Jedoch gebe es eben auch so viele Spezialisten wie Instrumentenbauer, Schilder- und Lichtreklamehersteller oder auch Wachszieher. Hier sei die Zahl der Ausbildungsplätze natürlich rar, und um die wenigen Plätze streiten sich dann viele Bewerber.

Überschätzt werde das Thema der Studienabbrecher, sind sich die Verantwortlichen der beiden Kammern einig. „Sie kommen auf dem Ausbildungsmarkt unter“, so Bernd Rehorz. Peter Schirmer geht noch einen Schritt weiter und spricht von gut ausgebildeten und hervorragend motivierten Leuten, die man auch als Nachwuchsführungskräfte handeln könne. Allerdings gebe es gar nicht so viele Studienabbrecher, als dass sie das Fachkräfteproblem wirklich lösen könnten.

Auch in der Arbeit mit Flüchtlingen sind die Kammern ganz vorne dabei. Die ersten Flüchtlinge seien bereits erfolgreich in entsprechende Projekte eingemündet, sagt Bernd Rehorz. Für unbegleitete Jugendliche gebe es an den Berufsschulen teilweise schon eigene Klassen. Die IHK plant außerdem eine Art „Kompetenzcheck“, damit die jungen Leute ihre Fähigkeit entdecken und richtig einschätzen können. Wichtig wäre allerdings das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und wichtig wäre auch die Umsetzung der „Drei-plus-zwei-Forderung“ durch die Politik. Das bedeutet, einer dreijährigen Lehrzeit sollte ein zweijähriges Bleiberecht folgen. Das wäre dann eine regelrechte Win-Win-Situation, bei dem sowohl der Betrieb, als auch der Flüchtling wirklich davon profitieren könnte.

Wer jetzt noch keine Lehrstelle hat, aber gerne eine möchte und das möglichst schnell, dem raten Bernd Rehorz und Peter Schirmer Kontakt mit den Arbeitsagenturen oder mit den Kammern aufzunehmen. „Da ist noch Musik drin“, sagt Rehorz, denn die zurückgegebenen Lehrstellen landeten auch in den Kammern und dort könne man sie in der Lehrstellenbörse auch online einsehen. Was die Handwerkskammer betrifft, so könnten sich alle Interessierten eine kostenlose Lehrstellenapp aufs Smartphone laden.

Bilder:
oben:
 Bernd Rehorz von der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken in Bayreuth.
unten:
Peter Schirmer von der Handwerkskammer für Oberfranken.

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06.08.2015

Forschung auf 3000 Quadratmetern – Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinnovation in Bayreuth eröffnet – Staatssekretär Pschierer: „Bayern ist Fraunhofer-Land“

Bayreuth. Die renommierte Fraunhofer-Gesellschaft hat in Bayreuth ihre neue Projektgruppe Prozessinnovation eröffnet. Mit einem Kostenaufwand von 8,4 Millionen Euro ist nach zwei Jahren Bauzeit auf dem ehemaligen Zapf-Gelände direkt neben dem Campus der Universität ein fünfstöckiges Gebäude mit rund 3000 Quadratmetern Nutzfläche entstanden. Dazu gehören eine Technikumshalle, zwei Labore, fünf Besprechungsräume und zahlreiche Büros. Ziel der Projektgruppe mit ihren 44 Mitarbeitern und über 60 studentischen Kräften ist es unter anderem, herauszufinden, wie Unternehmen effektiver arbeiten können.

„Willkommen in der Zukunft“, sagte Professor Rolf Steinhilper, der Leiter der neuen Projektgruppe. Das Bayerische Wirtschaftsministerium habe den Neubau im Jahr 2012 genehmigt. Neben dem personellen Wachstum der Projektgruppe, die seit ihrer Gründung 2006 personell um das Siebenfache gestiegen ist, sei vor allem das Forschungsthema „Regenerative Produktion“ ausschlaggebend gewesen, so Steinhilper. Es gehe längst um mehr als um die industrielle Produktion und Logistik. Den Unternehmen gehe es nicht mehr allein darum, ein Produkt zu verkaufen. Stattdessen erweiterten sie ihren Horizont und ihre Umsatzchancen auf das Service Engineering, also die Betreuung der Kunden mit Ersatzteilen und zusätzliche Dienstleistungen.

Von den 8,4 Millionen Euro an Baukosten habe der Freistaat Bayern den Löwenanteil mit rund sechs Millionen beigesteuert, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Josef Pschierer. Er bezeichnete bei der Eröffnung die enge Nähe von Wirtschaft, Wissenschaft und auch Politik als das Erfolgsmodell des Freistaates, der mit zehn eigenständigen Fraunhofer-Instituten und 22 weiteren Fraunhofer-Einrichtungen auch das Fraunhofer-Land sei. Wichtig sei ihm der Dreiklang von Forschung, Entwicklung und Produktion. Nur mit Dienstleistungen werde es auch in Zukunft nicht gehen, so Pschierer. Oberfranken werde deshalb auch künftig einer der zentralen Industriestandorte im Freistaat bleiben.

Vom zweiten Teil der Fraunhofer-Festspiele in Bayreuth sprach Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, nachdem erst vor wenigen Tagen eine weitere Fraunhofer Projektgruppe für Hochtemperaturleichtbau am Standort Wolfsbach eröffnet worden war. Als eines der wichtigsten aktuellen Projekte der Projektgruppe Prozessinnovation bezeichnete sie das Kfz-Service-Engineering, das Fraunhofer zusammen mit der Handwerkskammer betreibt und das unter anderem die Service-Prozesse in den Autowerkstätten verbessern soll. Das große Engagement von Fraunhofer zeige aber auch, dass der Forschungsstandort Bayreuth Zukunft habe und Perspektiven für die gesamt Region schaffe.

Das Team der Projektgruppe Prozessinnovation war zuvor beim Lehrstuhl für umweltgerechte Produktion der Universität Bayreuth untergebracht. Das neue Domizil fällt schon beim Vorbeifahren auf der Universitätsstraße auf: So besteht das Grundgerüst der Fassade aus Holz, die Zwischenräume sind aus Glas. Dies ermögliche eine angenehme Arbeitsatmosphäre und sehe noch dazu modern aus, so Stefan Freiberger, Mitglied im Leitungskreis und Baubeauftragter der Projektgruppe. Als Heizung dient ein modernes Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme gleichzeitig erzeugt.

 

Bilder:
- Auf rund 3000 Quadratmetern Fläche haben die 44 Mitarbeiter der Projektgruppe jede Menge Platz.

- Gruppenfoto mit Gabelstaplern: Universitätspräsident Stefan Leible, Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, Wirtschaftsstaatssekretär Josef Pschierer, der Projektgruppenbeauftragte Stefan Freiberger, die jüngste Mitarbeiter Melanie Klein und Professor Rolf Steinhilper (von links).

- Leiter der Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinnovation ist Professor Rolf Steinhilper.

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03.08.2015

Fundamentale Veränderungen der Energiewelt /
„Energiewerk Franken“: Münch Energie eröffnete offiziell seinen Firmensitz in Rugendorf

Rugendorf. Der ländliche Raum bietet viele Vorteile, man muss sie nur erkennen. Das sagt Albert Füracker, bayerischer Finanz- und Heimatstaatssekretär. „Das Selbstbewusstsein des ländlichen Raumes muss neu gelebt werden“, so Füracker bei der offiziellen Eröffnung des Firmensitzes von Münch-Energie in Rugendorf, der auch den Namen „Energiewerk Franken“ trägt.

Der Unternehmer Mario Münch, Geschäftsführer und Gründer von Münch Energie, ist einer, der die Vorzüge des ländlichen Raumes längst erkannt hat. Soziale Strukturen, ein funktionierendes soziales Gefüge, eine hervorragende Lebensqualität und niedrige Lebenshaltungskosten, das alles gehört dazu, aber vor allem auch die Flächen, die der ländliche Raum bietet, und die für das Gelingen der Energiewende so wichtig sind.  Münch selbst spricht von fundamentalen Veränderungen der Energiewelt und sieht darin die Chance für Oberfranken.

Er selbst hat sie genutzt und am Ortsrand von Rugendorf auf einer Fläche von rund zweieinhalb Hektar den nach eigenen Angaben „energieeffizientesten Firmenstandort Deutschlands“ errichtet. 60 Mitarbeiter hat das Unternehmen aktuell, Tendenz steigend. Ein inhabergeführter mittelständischer Betrieb, wie man ihn sich nur wünschen kann, so Staatssekretär Füracker.

Mit dem Thema Energie nehme sich Mario Münch einem der existenziellsten Themen der Gegenwart an. „Wir haben einen Lebensstil, der garantiert nicht zukunftsfähig ist“, warnte Füracker. „Wenn wir so weitermachen, gibt es die Menschen in 300 Jahren nicht mehr“, sagte der Staatssekretär. Deshalb sei ein Unternehmen, wie Münch Energie, das sich über gute Zukunftskonzepte Gedanken macht, so wichtig.

Auch Jörg Kunstmann, Stellvertreter des Landrats, sprach von der Energiewende als eine der wirtschaftlich und gesellschaftlich größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Zukunft sah Kunstmann im Fortschritt, denn gerade die neuen Energien würden herausragende Chancen für die Zukunft bieten. Das Unternehmen Münch Energie bezeichnete der Landratsstellvertreter als herausragendes Leuchtturmprojekt sowie als „bodenständige Antwort auf Google, Apple und Microsoft“.

Auch Mario Münch sprach von ganz existenziellen Themen, die er zusammen mit seinen Mitarbeitern anpacken möchte. Münch rechnete vor, dass ein mittelständisches Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zehn Millionen und 3,4 Prozent Energiekosten pro Jahr 128000 Euro einsparen könne, wenn es vom Strom aus dem Netz auf selbst erzeugten Strom umsteigt. Münchs Rechnung liegt zugrunde, dass Strom aus dem Netz heute aktuell 18 Cent pro Kilowattstunde kostet, während selbst erzeugter Strom bei sieben Cent im Schnitt liegt. Ist erst einmal die Investition abbezahlt, dann koste der Strom praktisch gar nichts mehr.

Münch Energie gilt als einer der größten dezentralen Energieversorger Deutschlands und zugleich einer der größten Installateure im Bereich der erneuerbaren Energien in Deutschland. Für Münch ist die Möglichkeit, selbst Energien zu erzeugen eine der fundamentalsten Veränderungen überhaupt. Am Beispiel des Übergangs vom Telefonapparat mit der Wählscheibe hin zum Smart-Phone binnen weniger Jahrzehnte machte er deutlich, dass neue Technologien immer wieder alte Technologien ablösen, denn neue Technologien würden irgendwann immer billiger und besser sein als die alten.

Bilder:
1. So sieht es aus, das zukunftsweisende Firmengebäude von Münch Energie am Ortsrand von Rugendorf.
2.
Der Stellvertreter des Landrats Jörg Kunstmann, Staatssekretär Albert Füracker, Unternehmer Mario Münch und der Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm (von links).

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09.07.2015

Modellcharakter für ganz Deutschland / Technologieallianz Oberfranken: Vier Hochschulen wollen künftig zusammen die Region voranbringen – 44 Millionen Euro teure TAO-Zentren werden 2017 in Betrieb gehen

Bayreuth. Im Rahmen der Technologieallianz Oberfranken (TAO) bekommt die Universität Bayreuth ein neues Zentrum für Materialwissenschaften und Werkstofftechnologie sowie ein Zentrum für Energietechnik. Zusammen mit dem bayerischen Wisssenschaftsminister Ludwig Spaenle haben Universitätspräsident Stefan Leible, Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe sowie Stefanie Lange und Christof Präg vom Staatlichen Bauamt auf der Baustelle den Grundstein für das neue Gebäude der Technologieallianz gelegt.

Laut Bauamt liegen die Kosten für den stattlichen Neubau bei 44 Millionen Euro. Die Technologieallianz wird damit erstmals eine richtige Adresse haben, sie lautet Campusring/Karolinenreuther Straße. Zur Technologieallianz haben sich alle vier oberfränkischen Universitäten und Hochschulen in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof zusammengeschlossen. Dabei soll es sich um einen neuen konzeptionellen Ansatz einer Hochschultyp-übergreifenden und themenorientierten Kooperation handeln. Im Bereich der Lehre liegen die Vorteile der Zusammenarbeit in den erweiterten Studien- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Es sollen zudem neue Lehr- und Studienangebote geschaffen und der Wissens- und Technologietransfer, einschließlich Weiterbildungsmöglichkeiten zwischen der Wissenschaft und der heimischen Wirtschaft, intensiviert werden.

Die Forschungskooperationen der vier Partner konzentrieren sich dabei auf die gesellschaftlich relevanten Themenfelder Energie und Mobilität sowie auf die Querschnittstechnologien Werkstoffe, Informationstechnologie und Sensorik. Ein weiterer Schwerpunkt befindet sich mit dem Thema Gesundheit im Aufbau. Am Ende soll die neue Zusammenarbeit vor allem eines, der Wirtschaft in Oberfranken einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Künftig sollen sogar gemeinsame Studiengänge geplant sein, kündigte Wissenschaftsminister Spaenle an. Er bezeichnete es als zukunftsweisend, wenn das Potential junger Menschen durch derartige Hochschulverbünde gefördert werden kann. Nicht zuletzt gelte es dabei auch, dem Fachkräftemangel insbesondere im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) entgegenzutreten und vor dem Hintergrund des demographischen Wandels die Menschen in der Region zu behalten.

Mit dem Bau des neuen TAO-Zentrums wird es gelingen, den Wissensstandort Oberfranken weiter zu stärken, sagte Universitätspräsident Leible. Mit dem neuen Gebäude werde die Universität Bayreuth einmal mehr zum Standort für Innovation und kreative Forschung. „Was hier entsteht hat große Bedeutung für die Stadt, für die Universität und für die gesamte Region“, sagte Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Das TAO-Gebäude sei aber auch ein sichtbares Zeichen dafür, was noch vor Jahren wenige für unmöglich gehalten haben, die fruchtbaren Zusammenarbeit aller vier Hochschulen und Universitäten im Regierungsbezirk. Christof Präg, der stellvertretende Leiter des Staatlichen Bauamts geht von der Fertigstellung des Bauwerks im Jahr 2017 aus.

Bild: Der oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning, Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, Universitätspräsident Stefan Leible, Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle sowie Stefanie Lange und Christof Präg vom Staatlichen Bauamt haben den Grundstein für das neue Gebäude der Technologieallianz Oberfranken gelegt.

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02.07.2015

Fränkische Braukultur 2.0: „Liebesbier“ für Bayreuth / Brauerei Gebrüder Maisel möchte Braukultur erlebbar machen - Richtfest für die Brauwerkstatt von „Maisel & Friends“

Bayreuth. Tradition und Moderne verbinden und dabei gastronomisch ganz neue Wege gehen, das ist das Ziel der „Maisel & Friends Brauwerkstatt“, die innerhalb der historischen Mauern der Brauerei Gebrüder Maisel derzeit entsteht. Bereits Ende des Jahres soll die Brauwerkstatt öffnen, mit dem jetzigen Richtfest sieht Brauereichef Jeff Maisel ein wichtiges Etappenziel erreicht.

Mit der Brauwerkstatt soll nach Unternehmensangaben eine kleine Brauerei mit einem 25 Hektoliter-Sudwerk entstehen, in der Jeff Maisel zeigen möchte, wie facettenreich Bier im Rahmen des Reinheitsgebots sein kann. „Hier wird Braukultur erlebbar und handwerkliche Braukunst live gezeigt“, sagte Maisel. Gleichzeitig wird damit wieder ein Teil der alten Brauereigebäude unter der alten Abfüllerei und dem Brauereimuseum zum Leben erweckt, der zuletzt nicht mehr genutzt wurde. Jede Menge alter Sandstein sei bereits draußen, jede Menge Stahl sei neu verbaut worden, so Maisel. Die Kosten des ehrgeizigen Projekts wollte er auch auf Nachfrage nicht nennen.

Von der Gastronomie, die künftig den Namen „Liebesbier“ tragen wird, sollen die Gäste die Sudkessel sehen und gleichzeitig das Bier genießen können, das dort gebraut wurde. Der moderne Gastraum wird 250 Innenplätze, eine große Bar mit über 20 Bieren vom Fass, einen offenen Kamin und einen sichtbaren Kühlraum zur Holzfassreifung haben. Zudem können im Gastrogarten bis zu 300 Gäste bewirtet werden. In der hauseigenen Bäckerei werden Brote für das „Liebesbier“ hergestellt und die eigene Brennerei rundet das handwerkliche Gesamterlebnis ab.

„Wir haben lange Zeit geplant und getüftelt“, sagte Maisel. Im Winter soll es endlich soweit sein:  die Brauwerkstatt wird die neue Heimat für „Maisel & Friends“. Einer neuen Linie von Edelbiersorten, die seit rund zwei Jahren auf dem Markt ist und Namen wie „Marc’s Chocolate Bock“ oder „Bavarian Ale“ trägt. „Mit diesem Herzensprojekt wollen wir die fränkische Braukultur erlebbar machen, eine Werkstatt für Brau-Experimente schaffen und handwerkliche Braukunst live zeigen.“ Dabei soll die neue Brauwerkstatt Versuchsküche und Braustätte zugleich sein. Die Werkstatt soll Raum für Kreativität und moderne Interpretationen klassischer Bierstile schaffen.

Direkt nebenan plant Maisel einen Shop, in dem die Maisel & Friends Biere für Zuhause eingekauft werden können. Maisel: „Wie früher ist alles unter einem Dach, modern interpretiert als fränkische Braukultur 2.0.“ Auch eine ganz besondere Adresse wird die Brauwerkstatt bekommen. Der Weg von der Kulmbacher Straße aus auf das Brauereigelände soll künftig den Namen „Andreas-Maisel-Weg“ tragen. Andreas Maisel ist der früh verstorbene Cousin von Jeff Maisel, der bis zu seinem Tod die Geschicke der Brauerei mitgeleitet hatte. Bereits Vater Oscar Maisel habe an diesem Platz eine Gastronomie einrichten wollen, verriet Jeff Masiel beim Richtfest.

Bilder:
- Die Brauerei Gebrüder Maisel in Bayreuth hat Richtfest für die neue „Maisel & Friends Brauwerkstatt gefeiert.
- Hier in der alten Abfüllerei der Brauerei Gebrüder Maisel sollen künftig über 250 Gäste Platz finden.
- Brauereichef Jeff Maisel mit Andrea Bauernfeind sowie Ute und Thomas Wenk (von links), die künftig die Leitung der Gastronomie übernehmen werden.

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24.06.2015

„Wo die Wirtschaft stirbt, da stirbt der ganze Ort“ / IHK will Dorfwirtshäuser retten - Lehrstuhl für Kulturgeographie an der Universität Eichstätt stellte Studie zum Wirtshaussterben vor

Wartenfels. Die gutbürgerliche bodenständige fränkische Küche hat ausgedient. Das jedenfalls glauben so manche Experten aus der Branche. Gefragt seien gute Ideen, kreative Konzepte und innovative Projekte. Das glaubt Professor Hans Hopfinger vom Lehrstuhl für Kulturgeograpie an der Katholischen Universität Eichstätt. Er und sein Lehrstuhl haben sich Gedanken gemacht um die bayerische Wirtshauskultur. Das Rad neu erfunden haben zwar auch die Wissenschaftler nicht, doch haben sie immerhin einige interessante Fakten zum Wirtshaussterben zusammengetragen. Auf Initiative von Veit Pöhlmann, Nebenerwerbsgastwirt aus Limmersdorf, 2. Bürgermeister von Thurnau und Kreisrat in Kulmbach, sowie mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammer und des Hotel- und Gaststättenverbandes hatte die Uni Eichstätt die Studie erstellt und in Wartenfels öffentlich präsentiert.

Die schlechte Nachricht zuerst: 1980 hat es in den 2056 bayerischen Gemeinden noch rund 8000 Wirtshäuser in Bayern gegeben, heute ist mit rund 4000 Wirtschaften gerade einmal noch die Hälfte davon übrig. Anders gerechnet hat seit 2000 bundesweit jede dritte Kneipe geschlossen. Am meisten übrigens gar nicht in Bayern, sondern in Nordrhein-Westfalen, wo vor allem viele traditionelle Eckkneipen schließen mussten. Nicht überall ist der Rückgang gleichstark. Um München herum würden getränkeorientierte Betriebe sogar zunehmen, während in Teilen der Oberpfalz und Mittelfrankens der Rückgang am stärksten ausfällt. Auch für Oberfranken hatten die Wissenschaftler und Studenten für die Jahre 2006 bis 2011 Rückgänge, je nach Landkreis um fünf bis 30 Prozent errechnet. Anders bei speiseorientierten Wirtschaften. Hier sei der Rückgang nicht ganz so stark, für den Landkreis Forchheim errechneten die Macher der Studie sogar eine Zunahme.

Die Gründe, auch das ist nichts neues, sind vielfältig: veränderte Konsumgewohnheiten, der demographische Wandel, eine immer weiter steigende Vereinsgastronomie, mangelnde Rentabilität, fehlende Nachfolger, gesetzliche Regelungen wie das Rauchverbot, strenge Hygiene- und Feuerschutzvorschriften, aber auch eine geringe Investitionsbereitschaft seitens der Wirte

Was Professor Hopfinger und sein Lehrstuhl noch herausgefunden hatten, wussten die Oberfranken natürlich längst: Wirtshäuser sind Begegnung, Unterhaltung und Geselligkeit. Stammtische seien politische Meinungsbildner und überhaupt, das Wirtshaus ist die Schule des Lebens, denn Komasäufer gebe es in traditionellen Wirtschaften nicht. Deshalb auch der Schluss: „Wo die Wirtschaft stirbt, da stirbt der ganze Ort“.

Ganz neue gastronomische Formen wie die Bäckereien im Vorkassenbereich von Supermärkten angeschlossenen Cafes oder der Erfolg vieler Caterer zeige, dass das mit den guten Ideen, kreativen Konzepten und innovativen Projekten funktionieren kann. Innovativ, interessant und neue Konzepte, das seien die Grundvoraussetzungen, um auch in Zukunft bestehen zu können, sagte Alexander Schütz, Betreiber des Berghofes in Wartenfels mit dem Restaurant „Ursprung“. Nach einigen Wanderjahren in der Top-Gastronomie und Hotellerie kehrte er 2011 zum elterlichen Betrieb zurück. Und wurde seitdem mehrfach mit dem Michelin Stern und als Entdeckung des Jahres 2009 im Gault Millau ausgezeichnet. Was er von der Politik fordert ist, den kleinen Betrieben die Kosten abzunehmen, die sich große aufgrund ihrer Struktur einsparen können, beispielsweise bei der Kennzeichnung von Allergenen.

Initiator Veit Pöhlmann war damit allerdings nicht so recht zufrieden. Ihm ging es gar nicht so sehr um die Wirthäuser in den Gemeinden, sondern um die Wirtschaften in den kleinen Ortschaften, den Ortsteilen. Dort die Wirtshäuser zu erhalten bedeute Lebensqualität. Das werde nicht funktionieren, gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, widersprach ihm Professor Hopfinger. Wörtlich sagte er: „Wir können nicht in jedem Kaff ein Wirtshaus erhalten.“ Nicht einverstanden war Pöhlmann auch mit der Aussage, dass der Preis die Menschen lockt. Er habe das Seidla Bier bis vor kurzem noch für 1,50 Euro und die Brotzeit für drei Euro angeboten und sei trotzdem längst nicht immer voll besetzt gewesen. Mittlerweile habe aber auch er die Preise angezogen. Was Pöhlmann außerdem forderte, war eine Ausbildung für angehende Wirte. Der bisher zweistündige IHK-Lehrgang reiche dafür nicht aus.

Und immer wieder blitzte auch leise Selbstkritik auf: teilweise hätten es die Wirte versäumt, die Gastronomie so attraktiv zu machen, dass auch die jungen Leute wieder kommen, sagte ein Diskussionsteilnehmer. „Wenn ein Wirt keine Ideen mehr hat, dann hat er auf dem heutigen Markt auch keine Chance mehr“, so der Ehrenkreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Günther Limmer von der Hagleite in Kulmbach.

Bilder:
- Wollen die fränkische Gastlichkeit hochhalten (von links) der Kulmbacher Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Stephan Ertl, Bezirksgeschäftsführer Günther Elfert, Veit  Pöhlmann, Alexander Schütz, Professor Hans Hopfinger, Landrat Klaus Peter Söllner und Wolfram Brehm von der IHK.
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„Wir können nicht in jedem Kaff ein Wirtshaus erhalten“: Professor Hans Hopfinger vom Lehrstuhl für Kulturgeographie an der Katholischen Universität Eichstätt.

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18.06.2015

Strom geben statt Gasfuß / 1. Zukunftsforum E-Mobility soll Unternehmer und Privatleute für Elektroautos begeistern – Flächendeckendes Netz an Ladesäulen lässt noch auf sich warten

Rugendorf. Es ist die klassische Henne-Ei-Problematik: Müssen zuerst genügend Elektroautos da sein, damit es auch genügend Ladestationen gibt, oder braucht es zunächst eine ausreichende Zahl an Ladestationen, damit es genügend Elektroautos gibt? Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Oberfranken sprach mit dieser Frage beim 1. Zukunftsforum E-Mobility im Energiepark Münch in Rugendorf die zentrale Problematik an. An ihr könnte das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung, nach dem bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen rollen sollen, noch scheitern.

Vorteile gäbe es genug. Zum Beispiel, dass jeder Fahrer eines Elektromobils seine Tankfüllung schon bald gratis bekommen könnte, bei Aldi etwa während des Einkaufs oder auch bei Ikea. „Sie verschenken den Sprit natürlich nicht aus christlicher Nächstenliebe“, so Mario Münch, Geschäftsführer und Gründer von Münch-Energie. Kunden möchten die Unternehmen damit anlocken. Strom für 100 Kilometer in 30 Minuten während des Einkaufs, das gebe es jedenfalls bei Amazon nicht.

Überhaupt sieht Münch in der Elektro-Mobilität einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel: „Fortbewegung wird zum Nebenprodukt“. Das Auto könnte auch zur rollenden Batterie werden, indem es entweder (natürlich regenerativen) Strom tankt oder Strom abgibt, während der Zeit, in der es herumsteht und das sind rund 90 Prozent des Tages.

Die Zahlensprechen eine ganz andere Sprache, als das Ziel der Regierung: 740000 Elektrofahrzeuge gebe es derzeit, allerdings weltweit, so Hubert Maierhofer vom zentralen Agrar-Rohstoff-Marketing- und Energienetzwerk in Straubing. 30000 davon in Deutschland, immerhin 240000 in den USA und 43000 in Norwegen. Leider ist das Laden im öffentlichen Raum nur begrenzt möglich, räumte Maierhofer ein. Steckeranschlüsse und Ladekarten, das alles müsse noch irgendwie zusammenpassen. Und auch der Preis schreckt letztlich noch ab: 12000 Euro kostet im Schnitt der VW Up als Benziner, 26000 Euro als Elektroauto. Um die Elektromobilität wirklich voranzubringen fordert Maierhofer zwei Dinge von der Politik: sie sollte zum eine flächendeckende öffentliche Ladeinfrastruktur für jedermann voranbringen und zweitens steuerlich das Dienstwagenprivileg zu Gunsten eines Elektromobilitätsprivilegs abschaffen

Ähnliche Erfahrungen wie Maierhofer hatte auch Günther Neuberger von der Regierung von Oberfranken gemacht. Er kritisierte vor allem die vielen Falschparker, die E-Ladesäulen in den Parkhäusern blockieren. Auch er sprach von einem Teufelskreis: „Wegen des zu geringen Angebots an Ladesäulen gebe es zu wenig Elektroautos und wegen der geringen Anzahl an Elektroautos gebe es zu wenig Ladesäulen.“ Doch das soll sich ändern. Gemeinden hätten die Möglichkeit mit Hilfe von Städtebaufördermitteln Ladestationen zu errichten, bei öffentlichen Standorten sogar mit bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten. Der Gesetzgeber argumentiere dabei vor allem mit einer Steigerung der Lebensqualität durch weniger Feinstaub-, Abgas- und Lärmemissionen.

Markus Ruckdeschel ist sich dennoch sicher, dass sich die Elektromobilität durchsetzen wird. „Allein die Energiewende wird dafür sorgen, dass die E-Mobilität kommt“, so Ruckdeschel. Vorerst aber gebe es noch unheimlich viele Barrieren in den Köpfen. Diese zu beseitigen könnten die Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen. „E-Mobilität soll auch im Fuhrpark zünden“, forderte IHK-Vizepräsident Michael Möschl von der Verkehrsakademie. E-Mobilität sei definitiv kein Flop, trotzdem gebe es bis heute kein E-Mobilitätskonzept, das für Unternehmen wirkliche Anreize zum Umstieg bringt. Möschel forderte deshalb, die Besteuerung privater Kfz bei E-Autos komplett auszusetzen.

Besitzer und Fahrer von Elektroautos kommen jedenfalls regelmäßig ins Schwärmen. Von einem ganz anderen Fahrgefühl ist die Rede, vom Stromgeben statt vom Gasfuß, die ausbleibenden Motorgeräusche irritierten anfangs noch und die ruckfreie Beschleunigung überzeugt. Im Landkreis Kulmbach scheint man dies längst erkannt zu haben, denn laut Landrat Klaus Peter Söllner liegt der Landkreis mit seinem Anteil an Elektro- und Hybridfahrzeugen gemessen am gesamten Fahrzeugbestand Oberfrankens über dem Durchschnitt des Regierungsbezirks.

Die absoluten Zahlen seien natürlich sehr gering. Ruckdeschel zufolge gibt es in Oberfranken aktuell 239 Elektroautos und 1127 Hybrid-Pkw. Bei den reinen Elektrofahrzeugen habe der Landkreis Bamberg mit 59 Autos die Nase vorn, bei Elektro und Hybrid zusammen steht der Landkreis Forchheim mit 188 an der Spitze.

Bilder:
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   IHK-Vizepräsident Michael Möschel, Landrat Klaus Peter Söllner und die Klimaschutzbeauftragte Ingrid Flieger vom Landratsamt besichtigten den elektrobetriebenen S-Klassen Tesla des Energieunternehmers Mario Münch (von links).
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   „Allein die Energiewende wird dafür sorgen, dass die E-Mobilität kommt“: Markus Ruckdeschel von der Energieagentur für Oberfranken.
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   „Viele Falschparker blockieren die E-Ladesäulen“: Günther Neuberger von der Regierung von Oberfranken.
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   „Fortbewegung wird zum Nebenprodukt“: Unternehmer Mario Münch.
 

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16.06.2015

Agrar- und Technikstandort am Hafen /
BayWa investiert sechs Millionen Euro in Oberfranken

Bamberg. Eine Drohne stellt die Wachstumsstufen auf dem Acker fest und analysiert einen möglichen Krankheitsbefall. Ein hochmoderner Pflanzenscanner sorgt binnen Sekundenbruchteilen dafür, dass der Düngerstreuer die exakt benötigte Menge an die Pflanze abgibt. Das alles ist längst keine Zukunftsmusik mehr, Hightech hat in der Landwirtschaft Einzug gehalten. All diese Anforderungen will der Handels- und Dienstleistungskonzern BayWa künftig erfüllen und dafür hat das Unternehmen einen seiner modernsten und zukunftsfähigsten Standorte am Bamberger Hafen errichtet. Sechs Millionen Euro investierte die BayWa auf einem 56000 Quadratmeter großen Areal auf dem früheren städtischen Umschlagbetrieb an der Hafenstraße. Der Bamberger Hafen gilt seit jeher als einer der größten Getreideumschlagsplätze in der Region.

Nach rund einem Jahr Bauzeit konnte die BayWa jetzt gleich doppelt feiern: Im neuen Glanz erstrahlen der ausgebaute Agrarbetrieb und das neue Technik-Servicezentrum für ganz Franken mit einem internationalen Gebrauchtmaschinenzentrum. Mit einer Neuinvestition in Höhe von sechs Millionen Euro habe die BayWa den Hafenstandort langfristig gestärkt, sagte der für Ober- und Mittelfranken zuständige Agrar-Spartengeschäftsführer  Peter May. „Vieles, was wir jahrelang als Vision gesehen hatten, konnte jetzt verwirklicht werden“, so May.

Auch die Sparte Technik sei in Bamberg komplett neu aufgestellt worden, um mit einer neugebauten Werkstatt den modernsten technischen Anforderungen nachzukommen, so der für ganz Franken zuständige Technik-Geschäftsführer Günter Schuster. Das neue international ausgerichtete Gebrauchtmaschinenzentrum verfüge über große Präsentationsflächen, sowohl überdacht als auch im Freien. Herzstück ist nach den Worten von Günter Schuster die neue Ausstellungshalle, die künftig immer sonntags geöffnet hat. Für das Agrargeschäft seien eine Düngermischanlage samt Absackung für Big-Bags sowie ein neuer Gartenfachmarkt und Büroräume für den Vertrieb eingerichtet worden. Zudem gebe es weitere Lagerkapazitäten für Dünger und ein überregionales Folienlager

Durch die Neuinvestitionen in den Agrar- und Technikstandort seien insgesamt acht Arbeitsplätze an der Hafenstraße hinzugekommen, so dass die BayWa an der Hafenstraße allein 90 Beschäftigte hat. Im neuen Technik-Servicezentrum seien auch die Verwaltung und die zentrale Disposition der BayWa für Franken angesiedelt. Dabei setze man auf modernste digitale Technik, um das Vertriebspersonal direkt online zu vernetzen und Kundenbestellungen noch schneller abwickeln zu können. An der neuen Fassade des Gebäudes liefere eine Photovoltaikanlage bis zu 70 Prozent des Strombedarfs.

Der Handels- und Dienstleistungskonzern BayWa ist in Oberfranken an 31 Standorten mit zusammen 554 Mitarbeitern, davon 66 Auszubildende, vertreten. 2014 investierte der Konzern im Regierungsbezirk knapp zehn Millionen Euro, für das laufende Jahr stehen weitere Investitionen in Höhe von knapp vier Millionen Euro an.

Zum Eröffnungswochenende vom 19. bis 21. Juni erwartet alle Besucher ein umfangreiches Programm. Es gibt eine große Landmaschinenschau und die Möglichkeit, die neuen Räumlichkeiten zu besichtigen. Zudem werden Ausstellungen und Vorführungen für Forsttechnik, Kommunaltechnik, Melkmaschinentechnik, Innenwirtschaft, Lenksysteme sowie Kleinmotoristik für Haus, Hof und Forst angeboten.

Alle in Bamberg vertretenen Sparten der BayWa beteiligen sich an dem Eröffnungswochenende. So werden mehrere Fachvorträge im Festzelt angeboten. Highlights sind am Samstag die Neuvorstellung des Fendt Vario S4 und eine Live-Versteigerung von Fachbedarf-Artikeln. Am Sonntag wird eine weitere Live-Versteigerung für Maschinen angeboten. Die Öffnungszeiten am Eröffnungswochenende sind: Freitag, 19. Juni, und Samstag, 20. Juni, jeweils von 8 bis 17 Uhr. Sonntag, 21. Juni, ist von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Verkauf und Beratung gibt es allerdings nur am Freitag und am Samstag.

Bilder:
- Auf dem Gelände des Bamberger Hafens hat die BayWa ihren neuen Standort eröffnet.

- Die Spartengeschäftsführer Peter May (links) und Günter Schuster (rechts) zusammen mit Moderator Dirk Denzer.

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15.06.2015

Handwerk auf solidem Fundament / 16000 Teilnehmer in beruflichen Bildungsmaßnahmen in Oberfranken - Vollversammlung: Handwerk unterstützt motivierte Flüchtlinge

Bayreuth. Dem Handwerk in Oberfranken geht es gut. „Die Handwerkskonjunktur steht auf einem sehr soliden Fundament“, sagte HWK-Präsident Thomas Zimmer bei der Vollversammlung am Montag in Bayreuth. Sieht man einmal genauer hin, dann gibt es in den einzelnen Sparten aber auch Unterschiede.

Dank des milden Winters habe sich die Geschäftslage der Bau- und Ausbauhandwerke weiterhin als überdurchschnittlich präsentiert und im Vergleich zum vergangenen Jahr sogar noch zulegen können. Weiterhin unbeeindruckt von den internationalen Krisen zeigten sich die Zulieferer und die Betriebe des gewerblichen Bedarfs. Verbessern konnten sich im Vergleich zum Vorjahr auch die Nahrungsmittelhandwerke.

Verhalten sei dagegen die Lage im Kraftfahrzeughandwerk. Hier habe sich die Stimmung aufgrund von Auftragsrückgängen und sinkenden Umsätzen leicht eingetrübt. Leichte Einbußen meldeten die Gesundheitshandwerke, saisonbedingt müssten schließlich auch Friseure und Kosmetiker auf einen schwachen Jahresbeginn mit unterdurchschnittlicher Kapazitätsauslastung zurückblicken.

Die gesamtwirtschaftliche Situation bezeichnete der Präsident als überaus positiv. Dies liege am niedrigen Ölpreis, am günstigen Euro, am starken Export und am privaten Konsum.  „Doch wir alle wissen: Das wird nicht endlos so weitergehen“, sagte Zimmer. Jetzt sei die Zeit, dafür zu sorgen, dass unser Land für die Zukunft so gut wie möglich aufgestellt ist. Die Politik müsse beweisen, dass sie bereit sei, die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft mit zu gestalten.

Mit gutem Beispiel voran gehe das Handwerk in Oberfranken, was das Topthema Asyl und Flüchtlinge angeht. Internationale Krisen hätten zu einer deutlichen Zunahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen geführt. Aktuell gebe es in Oberfranken rund 5200 Asylbewerber, die auf eine Entscheidung über ihren Antrag warten. Diese Menschen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren sollte auch als Chance verstanden werden, zumal der Bedarf an Fachkräften bedingt durch den demographischen Wandel in den kommenden Jahren ständig zunehmen wird.

„Mit ist natürlich bewusst, dass die Gewinnung von Flüchtlingen für eine Ausbildung im Handwerk unseren Lehrlingsmangel nicht allein lösen kann“, sagte Zimmer. Aber junge und motivierte Jugendliche, die als Flüchtlinge zu uns kommen, seien ein Baustein unseres Nachwuchskonzeptes. So unterstütze die Kammer Flüchtlinge und Asylbewerber im Rahmen eines Berufsintegrationsjahres in Kooperation mit der Berufsschule in Bamberg dabei, sich auf eine Ausbildung vorzubereiten und den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden. Aktuell befänden sich in der von der Kammer betreuten Klasse 14 Jugendliche unter anderem aus Afghanistan, Somalia und Äthiopien. Neben den Vorbereitungen auf den Mittelschulabschluss würden die jungen Asylbewerber in den HWK-Werkstätten praktisch ausgebildet, sozialpädagogisch betreut und in Betriebspraktika vermittelt.

Der Jahresbilanz zufolge, die HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Zimmer vorgelegt hatte, setzte die Kammer im zurückliegenden Jahr 34,6 Millionen Euro um. 32,4 Millionen Euro entfielen dabei auf den Verwaltungshaushalt (laufende Kosten), der Rest auf den Investitionshaushalt. 48 Prozent und damit knapp die Hälfte des HWK-Budgets habe die Kammer vor allem aus Gebühreneinnahmen im Kurswesen erwirtschaftet, rund 35 Prozent kommen aus den Kammerbeiträgen der Mitgliedsunternehmen. Bei den Ausgaben entfielen rund 86 Prozent auf den Dienstleistungssektor (Bildung, Beratung, Handwerksförderung), nur 14 Prozent seien der klassischen Kammerverwaltung zuzurechnen.

Nach den Worten von Thomas Koller habe die Kammer auch im zurückliegenden Jahr ihre Investitionen in die berufliche Bildung fortgesetzt. Dabei habe mit 1,8 Millionen Euro der Schwerpunkt im Bereich der ergänzenden technischen Ausstattung der berufsbildungs- und Technologiezentren gelegen. In den Zentren hätten im zurückliegenden Jahr knapp 1300 Kurse mit zusammen weit über 16000 Teilnehmern stattgefunden.

Bild: Genauso wie alle anderen Mitglieder der Vollversammlung auch, erschien HWK-Präsident Thomas Zimmer in seiner typischen Berufskleidung. Zimmer ist Bäckermeister und führt seit 2002 die alteingesessene Bäckerei und Konditorei Lang in Bayreuth.

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11.05.2015

Fraunhofer-Forschungscampus Waischenfeld eröffnet: Fränkische Schweiz soll zur Top-Adresse für Wissenschaftler aus ganz Deutschland werden

Waischenfeld. Forschung und Wissenschaft halten in dem kleinen Fränkische-Schweiz-Städtchen Waischenfeld (Landkreis Bayreuth) Einzug. Mit einem Kostenaufwand von rund 7,5 Millionen Euro ist in den vergangenen beiden Jahren der Fraunhofer-Forschungscampus Waischenfeld entstanden. Am Montag hat die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner das außergewöhnliche Projekt eröffnet.

Fraunhofer in Waischenfeld, das heißt in erster Linie Heinz Gerhäuser, denn er ist der ehemalige Leiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen, oder wie ihn Ilse Aigner bezeichnete, der „geistige Vater des Forschungscampus in Waischenfeld". Der frühere Inhaber des Lehrstuhls für Informationstechnik an der Universität Erlangen/Nürnberg  wohnt in Waischenfeld  und hatte den Forschungscampus initiiert. Gerhäuser gilt als einer der wichtigsten Vordenker für die Entwicklung und Verbreitung des MP3-Formats.

Der Fraunhofer-Forschungscampus umfasst 2000 Quadratmeter Büro- und Tagungsräume sowie Forschungslabors und Gästezimmer. Bis zu 50 Wissenschaftler sollen hier künftig fernab von störenden Einflüssen in einer konzentrierten und zugleich kommunikativen Klausuratmosphäre forschen, testen, kooperieren und tagen, beispielsweise auf den Gebieten Mikroelektronik, Elektrik oder erneuerbare Energien. „Das soll vor allem die hohe Kreativität fördern“, sagte Institutsleiter Albert Heuberger, wobei die landschaftliche Umgebung dabei einen natürlichen Ausgleich zu der intensiven wissenschaftlichen Arbeit bieten wird.

"Das kreative Denken unserer Mitarbeiter ist ein Baustein für den Erfolg des Instituts, so Heuberger. Er beschrieb den Forschungscampus als einen Ort, an dem Fraunhofer-Mitarbeiter mit Kunden, Kooperationspartnern oder als Team in Klausur gehen und Projekte konzentriert vorantreiben können. Der Standort sei zugleich optimal verkehrstechnisch erschlossen und bietet damit nicht nur den Mitarbeitern und Gästen beste Bedingungen: Auch andere Institute der Fraunhofer-Gesellschaft sollen die Möglichkeit erhalten, die Anlage zu nutzen.

Die bayerische Wirtschaftsminister Ilsa Aigner bezeichnete den Forschungscampus als das neue Wahrzeichen von Waischenfeld. Die Stadt werde damit zur Top-Adresse in Sachen Forschung in ganz Deutschland. Schon jetzt gebe es eine ganze Reihe von Interessenten, so dass der Forschungscampus Waischenfeld eine Erfolgsgeschichte darstellt. Von der Fraunhofer-Ansiedlung werde nicht nur Waischenfeld, sondern die gesamte Region profitieren, so der Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Stefan Müller aus Erlangen. Dabei gehe es nicht nur um neue Arbeitsplätze, sondern auch um Aufträge für das örtliche Handwerk sowie um mehr Umsatz für Gastronomie und Einzelhandel.

Beim gesamten Konzept steht für das Fraunhofer IIS der „Campus“-Gedanke im Vordergrund. Dieser Begriff wird in Anlehnung an „Campus-Hochschulen“ verwendet, bei denen Forschungsräume, Labore, Wohnraum und Infrastruktur auf engem Raum zusammengefasst sind. Das IIS will dies in Waischenfeld auch auf den außeruniversitären Forschungsbereich übertragen. Hier sollen etwa Forschungs- und Entwicklungsprojekte bearbeitet werden, zu denen die Mitarbeiter für eine gewisse Zeit unter einem Dach zusammenarbeiten müssen. Auch Ergebnisvorstellungen, Kundenpräsentationen, Strategiegespräche oder Tagungen von Gremien sind angedacht. Der Entwurf der Architekten Barkow Leibinger besteht aus einer kleinteiligen Struktur, die sich die Topographie der Landschaft zunutze macht. Beim Bau legte man vor allem auf die Nachhaltigkeit der Materialien großen Wert und setzt regenerative Energieträger ein. So blieben die Betriebskosten niedrig und sind an den tatsächlichen Bedarf anpassbar.

Das 1985 gegründete Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS mit Hauptsitz in Erlangen und weiteren Standorten in Nürnberg, Fürth, Würzburg, Ilmenau und Dresden ist heute das größte Fraunhofer-Institut in der Fraunhofer-Gesellschaft. Mit der maßgeblichen Beteiligung an der Entwicklung der Audiocodierverfahren mp3 und MPEG AAC ist das Fraunhofer IIS weltweit bekannt geworden. Mehr als 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Vertragsforschung für die Industrie, für Dienstleistungsunternehmen und öffentliche Einrichtungen.

Bild:
- Mit dem Schnitt durch ein Band hat die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ( 4. von rechts) den neuen Fraunhofer-Forschungscampus in Waischenfeld eröffnet.
- Klein
teilige Struktur in der Landschaft der Fränkischen Schweiz: der Fraunhofer Forschungscampus in Waischenfeld.

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28.04.2015

Weniger Mitarbeiter, mehr Umsatz /
Technik statt Kleidung: Verband der bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie berichtet von zufriedenstellenden Ergebnissen

Bamberg. Textil, das ist viel mehr als Hemd und Hose. Textil, das sind heute Ökotech, Protech und Mobiltech, also Bodenabdichtungen für Deponien, schusssichere Westen, Sicherheitsgurte oder Airbags. „Die Branche hat sich völlig verändert“, sagte Christian Heinrich Sandler, Präsident des Verbandes der Bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie bei der Mitgliederversammlung am Dienstag in Bamberg. „Wir haben zunehmend das Problem, zu erklären, was wir eigentlich machen“, so Sandler.

Rund 50 Prozent aller Umsätze der bayerischen Textilunternehmen würden mittlerweile mit technischen Textilien erzielt. „Im Bereich der Entwicklung und Produktion technischer Textilien ist unsere Branche zum Weltmarktführer aufgestiegen“, so der Präsident. Er hatte einige Beispiele mitgebracht, um zu erläutern, was sich so alles hinter dem Begriff der technischen Textilien verbirgt.

Der Karosseriewerkstoff CFK, also kohlenstofffaserverstärkter Verbundstoff, der in der Serienproduktion des BMW i3 Verwendung findet, gehört genauso dazu, wie die Membrane für die leichten Flächentragwerke der Münchner Allianz-Arena. Kletterseile, Segel, Fallschirme oder Tauchanzüge fallen unter dem Begriff Sporttech, Drainagevliesstoffe für den Deichbau und textile Schutzmatten werden unter Geotech zusammengefasst und Abdecktextilien für Spargelfelder oder der Insektenschutz im Gartenbau unter Agrotech. Nicht immer sei alles gleich als Textil erkennbar, so Sandler.

Den Umsatz im Textilgewerbe für Bayern im zurückliegenden Jahr bezifferte Sandler auf rund 2,23 Milliarden Euro. Das entspreche einem Plus von 2,2 Prozent im Vergleich zu 2013. Der Präsident bezeichnete das Ergebnis im Bereich Textil zufriedenstellend, während hingegen das Bekleidungsgewerbe Sorgen bereite. Hier habe die Branche einen minimalen Rückgang von 0,4 Prozent verzeichnen müssen. Das Umsatzvolumen für den Bereich Bekleidung bezifferte Sandler auf knapp 2,09 Milliarden Euro.

Der Inlandsumsatz im Bereich der Bekleidungsindustrie sei im Freistaat um 0,4 Prozent auf über 1,33 Milliarden angestiegen, während der Auslandsumsatz um 1,8 Prozent auf 755 Millionen Euro zurückgegangen sei. Als Ursache nannte Sandler die schwierigen Rahmenbedingungen auf wichtigen Märkten der Bekleidungsunternehmen. Massive Einbrüche habe es beispielsweise im Russland-Geschäft gegeben.

Als erfreulich bezeichnete es Sandler, dass die Anzahl der Betriebe konstant bei 72 im Textilgewerbe und bei 54 im Bekleidungsgewerbe geblieben sei. Erfasst wurden dabei alle Betriebe von Unternehmen der Industrie und des Handwerks mit mindestens 50 Beschäftigten. Die Gesamtbeschäftigtenzahl liege bei etwa 22000, allerdings inklusive der Betriebe unterhalb der 50-Beschäftigten Marke, ohne sie kommt der Verband auf gut 19600.

In seiner Rede bei der Mitgliederversammlung stellte Sandler auch heraus, welch bedeutsamen Anteil Oberfranken an dieser Entwicklung habe. Der Raum Hof-Bayreuth-Kulmbach gehöre zu den wichtigsten Textilzentren Deutschlands, sagte er. So erkläre sich auch, warum rund die Hälfte aller im Verband organisierten Textil- und Bekleidungsunternehmen in Oberfranken ansässig sind. Die oberfränkischen Mitgliedsfirmen seien in der Regel weltweit führend in der Entwicklung und Produktion technischer Textilien.