Leuchtende Traktoren und rollende Lichterketten / Weihnachtlich geschmückte Schlepper setzen „Lichter der Hoffnung“
Kulmbach. Sie waren die ersten in diesem Jahr in Oberfranken: die Kulmbacher Landwirte, die noch vor dem Totensonntag mit festlich geschmückten Traktoren durch die Innenstadt fuhren und besonders bei den vielen Kindern am Straßenrand für ungläubiges Staunen und funkelnde Augen sorgten.
Tannenzweige, Lichterketten, bunt blinkende LEDs in den riesigen Rädern und Nikolausmützen auf den Köpfen der Fahrer: so präsentierten sich die Bauern aus dem Kulmbacher Land der Stadtbevölkerung. „Wir wollen uns vor allem bei den Menschen bedanken“, sagte Lukas Schütz vom Organisationsteam. Bedanken dafür, dass die meisten Menschen hinter den Landwirten stehen, Verständnis für ihre Anliegen haben und deren Arbeit zu schätzen wissen. Politische Botschaften suchte man deshalb auch vergebens. Wir wollen lediglich auf uns aufmerksam machen und mit den Verbrauchern ins Gespräch kommen“, so Kathrin Erhard aus Motschenbach.
Nachdem die weihnachtlichen Traktorkorsos in den zurückliegenden Jahren bei Groß und Klein auf riesigen Anklang gestoßen waren, haben sich auch diesmal wieder zahlreiche Bauern aus Kulmbach mit geschätzt 35 Fahrzeugen zusammengetan. Sie haben ihre Schlepper festlich geschmückt und sich auf eine Rundfahrt durch die Stadt gemacht.
Krieg, Inflation und viele schlechte Nachrichten: dagegen sollten auch diesmal wieder „Lichter der Hoffnung“ gesetzt werden, waren sich die beiden Hauptorganisatoren Kathrin Erhardt aus Motschenbach und Stefan Seidel aus Wacholder einig. „Wir wollten ein Stückweit die Landwirtschaft in die Stadt bringen und dabei eine weihnachtliche Atmosphäre schaffen“, so einer der Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt, dass der eine oder andere etwas intensiver über die heimischen Bauern nachdenkt, dann haben wir unser Ziel schon erreicht“, sagt sein Berufskollege.
Trotz Temperaturen um die null Grad und einsetzenden Schneefalls säumten viele hundert Schaulustige die Straßen und ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Ziel war es, einen vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und die Landwirtschaft ins Gespräch zu bringen.
Endpunkt war heuer nicht der Schwimmbadparkplatz, wie noch im zurückliegenden Jahr, sondern der Parkplatz am Globus-Baumarkt an der Lichtenfelser Straße. Das war gut so, denn auch dort gab es stellenweise kaum mehr ein Durchkommen, so groß war der Andrang. An den Glühwein- und Bratwurstständen bildeten sich indes lange Schlangen.
Der Traktorkorso war am Milchviehbetrieb von Hermann Grampp in Melkendorf gestartet. Polizei und Feuerwehr sicherten dabei den Konvoi ab. Nach der Fahrt kreuz und quer durch die Innenstadt, unter anderem durch Weiher, über den Holzmarkt und den Zentralparkplatz gab es auf dem Baumarktparkplatz die Gelegenheit, die Fahrzeuge zu fotografieren und mit den Bauern ins Gespräch zu kommen. Glühwein, Früchtepunsch, Tee und selbstgebackene Plätzchen wurden dabei gegen eine Spende abgegeben. Der Erlös kommt diesmal dem Hospizverein Kulmbach zugute.
Bilder: Einen vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten in Kulmbach. Sämtliche Schlepper waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich beleuchtet.
Neues Klima trifft auf alte Baumarten / „Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth: „Die Mischung macht es“
Bayreuth. „Neue Bäume braucht der Wald?“ Das Fragezeichen hätten die Veranstalter der „Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth getrost weglassen können. Die Redner waren sich einig: „Wenn sich das Klima bewegt, können die Wälder nicht stillstehen“, so formulierte es Christian Kölling, Bereichsleiter Forst beim Landwirtschaftsamt Fürth-Uffenheim (Bild links).
Für den studierten Forstwirt stand fest: „Unser Wald hier wird nicht zum Klima der Zukunft passen.“ Christian Kölling sprach ganz offen von einer „Waldkrise“. Dort, wo die Kiefer jahrhundertelang gestanden habe, stehe sie jetzt nicht mehr. Im Frankenwald etwa. Dort könne man das ganze Elend schon sehen. Der Referent sprach von einem deprimierenden Zustand und einer bedrückenden Situation. Und er zeichnete ein düsteres Bild für die Zukunft: „Wir dürfen annehmen, dass der Klimawandel munter weitergeht.“ Konkret werde das hiesige Klima im mittleren Finnland herrschen, während in unseren Breiten ein südliches Klima dominieren wird, etwa wie in Kroatien, der nordwestitalienischen Region Piemont oder im südfranzösischen Languedoc.
Für Muhidin Seho (Bild links) vom Bayerischen Amt für Waldgenetik in Freising beginnt der Waldumbau bei hochwertigem und herkunftsgesichertem Saatgut. „Die Erbanlagen für den Zukunftswald stecken schon im Saatgut“, sagte er. Schließlich gebe es für jede Baumart auch Herkunftsunterschiede, die berücksichtigt werden müssten. Der Forstwissenschaftler sprach sich für mögliche alternative Baumarten, aber auch für eine Stärkung seltener heimischer Baumarten aus. Der Feldahorn beispielsweise komme gut auf trockenen Standorten zurecht. Muhidin Seho brachte auch heimische Baumarten ins Gespräch, die bislang nur eine Nebenrolle gespielt hätten, wie Spitzahorn, Hainbuche oder Sommerlinde. Auch Flatterulme, Speierling oder Eibe gehörten in diese Kategorie.
„Die richtige Mischung macht es“. So lautete auch das Credo von Andreas Bolte (Bild links) vom Thünen-Institut für Waldökosysteme. Er gab zu bedenken, dass Waldbauliche Entscheidungen in der Regel für viele Jahrzehnte Bestand hätten. Der Wissenschaftler hatte interessante Zahlen im Gepäck. Laut Bundeswaldinventur sei in Deutschland zuletzt die Douglasie gefolgt von der Japanischen Lärche und der Roteiche mit fast fünf Prozent die wichtigste nicht heimische Baumart im Hauptbestand gewesen. Besonders stark verbreitet hätten sich in den zurückliegenden zehn Jahren auch die Robinie und die Spätblühende Traubenkirsche.
Die Wahl der Roteiche zum Baum des Jahres 2025 zeigt nach den Worten von Andreas Bolte aber auch, dass manch eine Baumart zu Konflikten führen könne. Während der Landesbund für Vogelschutz argumentiert, dass die Roteiche die Artenvielfalt gefährde, hatten gleich mehrere Naturschutzverbände darauf hingewiesen, dass sich bei der Wahl einmal mehr Vertreter gewinnorientierter Forstwirtschaft durchgesetzt hätten.
Welche Auswirkungen neue Baumarten auf das Waldökosystem haben, zeigten die beiden Professorinnen Elisabeth Obermaier und Johanna Pausch von der Universität Bayreuth auf. Exotische Baumarten seien potenziell wichtig, aber auch problematisch, so Elisabeth Obermaier. Sie stellte fest, dass die Insektendiversität mit zunehmender verwandtschaftlicher Entfernung der Baumarten von heimischen Referenzbaumarten abnehme. Deswegen sollten neben den Chancen auch die Risiken exotischer Baumarten im Hinblick auf ihre Ökosystemfunktionen untersucht werden. Schließlich stellten Insekten über 60 Prozent aller Arten weltweit und seien eine wichtige Lebensgrundlage für Vögel und viele Säugetiere. Dem pflichtete auch Johanna Pausch bei. Sie hatte die Interaktion zwischen Bäumen und Pilzen untersucht und war unter anderem zu dem Ergebnis gekommen, dass Pilznetzwerke gigantische Mengen an Kohlenstoff speichern. Besonders Mischwälder würden diese Speicherung fördern.
Borkenkäfer 2.0 im Anmarsch? / Augen offenhalten: Japankäfer ist in Bayern angekommen
Kulmbach. Nach der Schweiz und Baden-Württemberg ist der Japankäfer (Popillia japonica) nun auch in Bayern angekommen. Laut Bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wurde der Käfer in einer Falle bei Lindau entdeckt und mittlerweile auch amtlich bestätigt. Der Blatthornkäfer stammt ursprünglich aus Asien, er ernährt sich von mehr als 300 Wirtspflanzen. In Europa gilt er offiziell als „prioritärer Quarantäneschädling“ und ist meldepflichtig.
Zurzeit sei der Japankäfer noch kein Problem, sagt Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes für Bayreuth, Kulmbach und Kronach. „im Moment haben wir ihn noch nicht.“ Haralds Köppel geht aber davon aus, dass der Käfer die nächste Katastrophe ist, „die auf uns zurollt, dort, wo sich der Käfer ausbreitet.“
Der Japankäfer konzentriere sich ja nicht nur auf Bäume oder gar auf eine einzelne Baumart, wie der Borkenkäfer an der Fichte. Im Gegenteil, der Käfer habe ein breites Nahrungsspektrum, Mais gehöre dazu, Kartoffeln, auch Obstbäume, Himbeeren, Brombeeren und sogar Zierpflanzen. „Der Japankäfer nimmt sich einfach das, was er bekommt. Wenn der mal bei uns kommen sollte, dann wird es richtig gefährlich.“ Harald Köppel geht allerdings davon aus, dass der Käfer in diesem und wahrscheinlich auch im nächsten Jahr in unseren Breiten noch kein Problem wird. Trotzdem: „In Bayern ist er angekommen.“
Der BBV-Geschäftsführer rät, die Bestände noch ein wenig genauer zu kontrollieren als üblich. Eine richtige Bekämpfungsstrategie gebe es ohnehin noch nicht. „Man muss es halt wirklich im Auge behalten.“ Harald Köppel weist auch darauf hin, dass der Käfer ein markantes Erscheinungsbild habe und in jedem Fall auffällt. Man müsse die Leute schon ein wenig sensibilisieren, damit Auffälligkeiten sofort gemeldet werden können, um eine mögliche Bekämpfungsstrategie einzuleiten. Mit Sicherheit werde an den entsprechenden Stellen schon daran gearbeitet, was man gegen den Käfer unternehmen könnte.
Harald Köppel vergleicht den Japankäfer mit dem Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera). Das Auftauchen beider Schädlinge seien Ergebnisse der Globalisierung, die man nicht verhindern könne. Auch der Maiswurzelbohrer sei eine Käferart, die ursprünglich im mittleren Amerika angesiedelt war und die sich längst auch in Europa eingebürgert habe und hierzulande in zunehmendem Maß Maisanbauflächen schädigt.
„Der Japankäfer ist bei uns gerade noch kein Thema“, sagt auch Christian Dormann, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Hollfeld, zu der auch viele Waldbauern aus dem Landkreis Kulmbach gehören. Dormann sagt aber auch: „Das bedeutet nicht, dass sich das in Zukunft nicht ändern könnte.“ Er erwarte hier aber für unsere Region in den kommenden Jahren noch keine unmittelbare Bedrohungslage wie beim heimischen Fichtenborkenkäfer. „Langfristig werden wir uns aber leider auf diesen neuen Schädling einstellen müssen“, so Christian Dormann.
Auch Theo Kaiser von der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach sieht noch keinen Grund zur Panik. Für den Japankäfer seien Nadelhölzer nicht so interessant. Die Käfer richteten den Hauptschaden in Sträuchern und Laubholz an. Die Larven lebten im Boden und schädigten vor allem die Wurzeln.
Die Landesanstalt für Landwirtschaft ruft die Bevölkerung auf ihrer Internetseite dazu auf, eventuelle Sichtungen zu melden. Der Japankäfer könne allerdings leicht mit anderen, nicht meldepflichtigen und harmlosen einheimischen Käfern verwechselt werden, so heißt es in der Mitteilung. Daher komme es schon bisher zu etlichen Falschmeldungen. Um diese zu reduzieren, bittet die LfL, die Funde beziehungsweise die gemachten Fotos vor der Meldung mit den Bildern auf der Homepage zu vergleichen. Dort heißt es: „Wenn Sie sicher sind, dass es sich bei Ihrer Sichtung um einen Japankäfer handelt, dann melden Sie diesen bitte unter Popillia@lfl.bayern.de mit Foto und Angabe des Fundorts. Die Käfer fangen Sie nach Möglichkeit bitte lebend ein und lassen Sie, wenn es sich um eine Verwechslung handelt, wieder frei.“
„In meinem Wirkungsbereich ist er zum Glück bisher nicht aufgetreten, auch innerhalb unserer WBV ist mir nichts bekannt“, sagt Stadtförsterin Carmen Hombach. Ihre Empfehlung ist es, sich mit dem Käfer auseinander zu setzen, damit man ihn erkennt, wenn er da ist und immer die Augen offen zu halten, falls Befallsmerkmale an den Bäumen da sind, die auf ihn hindeuten würden. Carmen Hombach: „Ein Befall und das Vorkommen des Käfers ist meldepflichtig, so dass man auf jeden Fall wachsam bleiben muss.“
Woran erkennt man einen Japankäfer:
Der Käfer besitzt ein metallisch-grün schimmernden Halsschild sowie braune Flügeldecken und ist nur etwa ein Zentimeter groß. Er ähnelt dadurch dem in Deutschland häufig vorkommenden heimischen Gartenlaubkäfer und kann bei flüchtigem Hinsehen leicht mit diesem verwechselt werden. Anders als der Gartenlaubkäfer besitzt der Japankäfer aber deutlich erkennbare weiße Haarbüschel seitlich am Körper unterhalb der Flügeldecken und am Hinterleib.
Welche Pflanzen befällt der Japankäfer:
Acker- und
Gemüsebau: Mais, Kartoffel, Spargel, Tomate und
Bohnen
Beerenobst: Himbeere, Brombeere, Erdbeere und
Heidelbeere
Ertragsobstsorten: Apfel, Kirsche und Zwetschge
Wein
Waldbäume: Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Linde, Ulme,
Pappel, Lärche
Fünf Sterne auf dem Bauernhof / Großer Zuspruch beim Oberfränkischer Tag der offenen Ferienwohnung im Hofer Land
Zedtwitz. Selbstverständlich ist es nicht, dass Betriebe die Türen für ihre Konkurrenz öffnen. Bei landwirtschaftlichen Beherbergungsbetrieben ist das etwas anderes. Da geht es darum Ideen und Anregungen zu sammeln, mit den Mitbewerbern ins Gespräch zu kommen und das zu betreiben, was man neudeutsch als Networking bezeichnet. Beim ersten oberfränkischen „Tag der offenen Ferienwohnung“ nach Corona haben erstaunlich viele Anbieter von „Urlaub auf dem Bauernhof“ dieses Angebot genutzt.
Neben zwei Betrieben in Münchberg hatte auch der Bergrödelhof in Zedtwitz seine Türen geöffnet. So ganz stimmt das mit dem „Urlaub auf dem Bauernhof“ dort allerdings nicht. „Wir wollen keine falschen Erwartungen wecken“, sagt Daniela Rödel. Von zwei Katzen abgesehen gibt es auf dem Bergrödelhof keine Tiere mehr. „Wir haben keinen Streichelzoo“, so Daniela Rödel. Attraktiv ist der Hof trotzdem, Und wie! Sechs Ferienwohnungen sind in einem zuletzt leerstehenden landwirtschaftlichen Gebäude entstanden, darunter zwei exquisite Lofts, alles mit fünf Sternen zertifiziert.
Bis in die 1990er Jahre hinein gab es auf dem über 200 Jahre alten Bergrödelhof noch Milchvieh. Dann stand der ehemalige Stall erst einmal leer. Vier Generationen lebten zweitweise unter einem Dach, 70 Hektar landwirtschaftlicher Fläche wurden und werden noch heute bewirtschaftet. Längst allerdings im Nebenerwerb. Jürgen Rödel (55) ist hauptberuflich als Firmenkundenbetreuer bei der Sparkasse tätig, Ehefrau Daniela ist Betriebswirtin und arbeitet bei der Rehau AG.
Nach entsprechenden Beratungen beim Amt für Landwirtschaft entschloss sich die Familie, richtig Geld in die Hand zu nehmen und im großen Stil zu investieren. „Einen Neubau kann ja jeder hinstellen, wir haben uns entschlossen, die alte Substanz beizubehalten“, so Jürgen Rödel. Im September 2020 und damit mitten in der Corona-Zeit traf die Baugenehmigung ein, danach wurde die früheren landwirtschaftlichen Gebäude Zug um Zug zurückgebaut. Am 30. Dezember 2022 waren die ersten Gäste auf dem Bergrödelhof eingetroffen und seitdem kann sich die Familie nicht beklagen. Geworben wird vor allem über die sozialen Medien Facebook, Instagram und über die eigene Website www.bergroedelhof.de.
„Unsere Zielgruppe sind Aktivurlauber und Genießer“, sagt Daniela Rödel. Die jüngsten Gäste bisher waren 20 Jahre alt, die ältesten 85 Jahre jung. Viele kommen zum zweiten und dritten Mal, mittlerweile gebe es schon richtige Stammgäste aus dem In- und Ausland. Am weitesten angereist waren bislang Urlauber aus Aserbaidschan. Sie alle bekommen aber auch einiges geboten. Fichtelgebirge und Vogtland liegen praktisch vor der Haustür, im Bergrödelhof selbst gib es einen Wellnessbereich mit Physiotherapiekabine und Kneippbecken eine Aktivscheune mit Tischtennis, Kicker und vielen anderen Angeboten.
Was eine Ferienwohnung besonders auszeichnet, ist, dass es im Gegensatz zu Hotels keine Anonymität gibt, sagte der Landtagsabgeordnete Kristan von Waldenfels, der genauso wie Landrat Oliver Bär die Gelegenheit nutzte, den Bergrödelhof in Augenschein zu nehmen. Vom großen touristischen Potenzial der Region schwärmte der Landrat. Er appellierte an alle Anbieter, selbstbewusst aufzutreten, schließlich sei der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Die anderen beiden Betriebe, die sich am „Tag der offenen Ferienwohnung“ beteiligten waren „Höra´s Appartements“ in Grund bei Münchberg und „Chalet VÜ“ der Familie Wolfrum in Mechlenreuth bei Münchberg. Die Familie Höra bietet bereits seit über 40 Jahren Urlaub auf dem Bauernhof an. Durch den Neubau eines Gästehauses mit zehn Appartements wurde das bisherige Angebot verdreifacht. Alle zehn Appartements sind barrierefrei, zwei sogar rollstuhlgerecht ausgebaut.
Den Neueinstieg in die Vermietung hat die Familie Wolfrum in Mechlenreuth gewagt. Nach dreijähriger Bauzeit konnten drei luxuriöse Terrassenchalets mit exklusiver Wellnessausstattung eröffnet werden. Jedes Haus hat eine eigene Sauna und einen Whirlpool auf der Terrasse.
Bilder:
1. Auf
dem Bergrödelhof in Zedtwitz fand die zentrale
Veranstaltung zum „Tag der offenen Ferienwohnung
statt (von links): Landrat Oliver Bär, Daniela und
Jürgen Rödel, Waltraud Seuß vom Amt für
Landwirtschaft, Amtschef Michael Schmidt und der
Landtagsabgeordnete Kristan von Waldenfels.
2. Freuten
sich über den großen Zuspruch: Daniela und Jürgen
Rödel vom Bergrödelhof in Zedtwitz.
3. Auf
das modernste ausgestattet sind die Küchen in den
Ferienwohnungen und Lofts, die Daniela Rödel den
Besuchern präsentierte.
4. Hier
lässt es sich träumen: So sehen die Schlafzimmer in
den Ferienwohnungen des Bergrödelhofes aus.
Weniger Mitglieder, weniger Einsatzstunden / Maschinenring Bamberg: Fördermitglieder müssen künftig tiefer in die Tasche greifen
Pettstadt. Preissteigerungen, die Corona-Nachwirkungen und ein Mitgliederschwund machen dem Maschinen- und Betriebshilfsring Bamberg zu schaffen. Trotzdem: „Wir sind nicht auf dem absteigenden Ast“, so der stellvertretende Vorsitzende Fred Einwich bei der Mitgliederversammlung in Pettstadt. Im Gegenteil: „Für die Zeit sind wir auf einem guten Weg“, so der stellvertretende Vorsitzende weiter.
Tatsächlich waren die Zahlen eher rückläufig. Vorsitzender Andreas Hoffmann berichtete von 11029 geleisteten sozialen Einsatzstunden der Betriebshelfer, rund 600 weniger als im Jahr zuvor, und rund 2500 weniger als noch 2021. Soziale Arbeitsstunden fallen immer dann an, wenn eine Arbeitskraft beispielsweise wegen eines Krankenhausaufenthalts, einer Kur- oder Rehamaßnahme ausfällt. Kaum eine Rolle spielt beim Maschinenring Bamberg die wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen oder zur Urlaubsvertretung. Hier waren im zurückliegenden Jahr gerade einmal knapp 550 Stunden zusammengekommen.
Den weit überwiegenden Teil des Verrechnungswertes, also der Summe aller Leistungen, in Höhe von gut zwei Millionen Euro macht der Maschinen- und Technikverleih und damit das klassische Kerngeschäft der Maschinenringe aus. Schwerpunkte waren dabei die Bereiche Futterbau und Strohernte sowie die Hackfruchternte. Eine Besonderheit in der Gärtnerstadt Bamberg ist der Bereich der Landschaftspflege, der ebenfalls zu einem großen Teil mit in den gesamten Verrechnungswert miteinfließt.
Der Maschinen- und Betriebshilfering Bamberg hatte im zurückliegenden Jahr der Statistik zufolge 701 Mitglieder, die zusammen eine Fläche von 31725 Hektar bewirtschaften. Dazu kommen 430 Fördermitglieder, also Mitglieder, die keinen landwirtschaftlichen Betrieb haben, die aber den Ring trotzdem unterstützen und dafür auch von den zahlreichen Einkaufsvorteilen profitieren können.
Um auch weiterhin so schlagkräftig zu bleiben, wurde der Jahresbeitrag der Fördermitglieder ohne Diskussion und Gegenstimme von bisher 80 auf künftig 95 Euro erhöht. Damit bleibe für die meisten Mitglieder der Beitrag stabil, sagte Vorsitzender Andreas Hoffmann. Er räumte aber auch ein, dass die Zahl der Fördermitglieder ebenfalls stark rückläufig ist.
Bei der Mitgliederversammlung würdigten sämtliche Redner die Arbeit des Maschinenrings und stellten dessen existenzielle Bedeutung für die Landwirtschaft im Bamberger Raum heraus. „Ohne Maschinenringe kein starker ländlicher Raum, sagte der stellvertretende Bamberger Landrat Bruno Kellner. Von einer wichtigen Partnerorganisation sprach Matthias Görl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Matthias Görl war vor vielen Jahren selbst einmal als festangestellter Betriebshelfer für den Maschinenring tätig. „Die Ringe tragen wesentlich dazu bei, dass die Landwirte modern aufgestellt sind und wirtschaftlich arbeiten können“, so der 2. Bürgermeister von Pettstadt Michael Reichert.
Neu im Team des MR Bamberg ist Jonathan Leitner. Der 24-Jährige aus dem unterfränkischen Nachbarlandkreis Hassberge ist als Fachkraft Agrarservice tätig und hat die Technikerschule in Triesdorf abgeschlossen. In der Geschäftsstelle kümmert er sich hauptsächlich um die Düngeberatung und die Mietmaschinen.
Bild: Jonathan Leistner (Mitte) ist der neue beim Maschinen- und Betriebshilfsring Bamberg. Vorsitzender Andreas Hoffman (links) und dessen Stellvertreter Fred Einwich stellten den 24-Jährigen bei der Mitgliederversammlung vor.
Nordmanntannen statt Kunststoffbäume / In diesen Tagen beginnt der Einschlag auf den Christbaumplantagen im Kulmbacher Oberland
Petschen. Wenn überhaupt, dann wird es höchstens eine „sehr moderate“ Preiserhöhung sein, verspricht Uwe Witzgall, Landwirt aus Petschen bei Stadtsteinach. Seit mittlerweile zwölf Jahren baut der 54-Jährige auf rund 30 Hektar Fläche im Kulmbacher Oberland Christbäume, hauptsächlich Nordmanntannen, in geringerer Stückzahl auch Nobilis-Tannen, Blaufichten und Schwarzkiefern, an und beliefert damit Händler in ganz Deutschland. Der Hof und die Plantagen liegen direkt auf der Fränkischen Linie auf rund 540 Meter über Normalnull.
„Mir ist es wichtig, dass die Leute überhaupt noch einen Christbaum haben“, sagt er. Nicht nur wegen dem Geschäft. Das sei doch schließlich eine Tradition, die man nicht dem Zeitgeist opfern dürfe. Gerade jetzt, wo so viele schlechte Nachrichten, etwa über die Kriege in der Welt, das Geschehen beherrschten. Uwe Witzgall ist aber auch fest entschlossen, das Feld nicht den Kunststoffbäumen zu überlassen, ein Trend, der immer wieder mal aufkommt und besonders in großstädtischem Umfeld ein Thema sei.
Allerdings merkt auch der Landwirt, dass die Bäume kleiner werden. Wollten die Menschen früher einen 2,30-Meter-Baum, so tut es jetzt ein 1,80-Meter großer Baum auch. Einfacher ist das Geschäft auch für ihn nicht geworden. Steigende Energiekosten, ein höherer Mindestlohn, sinkende Mehrwertsteuer-Pauschalierungssätze für die Landwirtschaft, Standmiete, Werbung, das alles schlage schon gewaltig zu Buche.
Was das Wachstum der Bäume betrifft, so spricht Uwe Witzgall von einem ganz normalen Jahr. Die Frühjahrspflanzung sei problemlos verlaufen, die Niederschläge hätten ausgereicht und die Tage mit extremer Hitze hätten sich in Grenzen gehalten. Nun beginnt der Einschlag. Wobei die ersten Großbäume schon ausgeliefert wurden, etwa für den Wintermarkt des Porzellanherstellers Rosenthal in Selb. Auch Schnittgrün für Garten- und Grabbedeckungen sowie für Kränze sei schon bereitet worden und auch die wenigen Topfbäume, die immer wieder verlangt würden. Sechs festangestellte Mitarbeiter hat Uwe Witzgall, einzelne Hilfskräfte kommen in den nächsten Tagen noch dazu.
Der reguläre Verkauf beginnt dann am Wochenende des 1. Advents. An den beiden darauffolgenden Wochenenden (7. und 8. Dezember sowie 14. und 15. Dezember zwischen 10 und 16 Uhr) kann man sich dann seinen Christbaum vor Ort auf der Plantage zwischen Vorderreuth und Schwandt selbst aussuchen und gegebenenfalls auch selbst schlagen. Ansonsten gibt es die Christbäume aus dem Kulmbacher Oberland beispielsweise in Kronach, Kulmbach (Samen Hühnlein) oder Hof (Rathausbrunnen).
Neu ist bei Uwe Witzgall, dass viele der Verpackungsnetze aus biologisch abbaubarem Material sind. Viel Müll habe man ja sowieso nicht, denn so ein Netz wiege gerade mal 16 Gramm. Auch der Pflanzenschutz sei immer wieder ein Thema, doch viel gespritzt werde auf den Plantagen ohnehin nicht, nur, wenn es wirklich nicht anders geht. Gegen Unkraut gehe man mechanisch vor. Probleme bereitet dann schon eher das zunehmende Rehwild. „Die Zäune müssen in Ordnung sein, sonst kann es schnell richtig teuer werden“, sagt Uwe Witzgall. Deshalb muss er ständig die Zäune kontrollieren.
Um sich von der Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das heißt, dass alle Bäume aus Petschen seit 2018 das Siegel „geprüfte Qualität Bayern” tragen dürfen. Das Gütesiegel besagt, dass festgelegte Produktionskriterien eingehalten und auch regelmäßig kontrolliert werden. Dazu gehört zum Beispiel ein späterer Schnittzeitpunkt. Außerdem wurde der Betrieb nach den Standards von GLOBAL G.A.P. zertifiziert, was die Erfüllung noch höherer Standards bedeutet. Sie beginnen von der Anpflanzung über die Produktion bis hin zur Ernte, praktisch in allen Bereichen.
Einen Tipp hat Uwe Witzgall für alle Christbaumbesitzer: „Der gekaufte Baum sollte vor dem Aufstellen schattig und im Freien liegen, dann hält er am längsten“. In der Wohnung sollte anschließend ein kleines Stück abgesägt und der Ständer mit Wasser gefüllt werden. So hat man am längsten seine Freude an den Weihnachtsbäumen aus dem Frankenwald.
Auch Norbert Grass von Christbaumgrass in Wahl bei Presseck spricht von guter Qualität. „Heuer schaut es sehr gut aus“, sagt er. Das Wetter habe sich sehr positiv auf die Bäume ausgewirkt. Es habe genug Niederschläge und ausreichend Feuchtigkeit gegeben, die Hitzetage hätten die Tannen gut überstanden. Zur Monatsmitte gehe es mit dem Einschlag los, so Norbert Grass. Die Tage und Wochen zuvor laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Da müssten beispielsweise sämtliche Gerätschaften überprüft und hergerichtet werden.
Die Bäume von Christbaumgrass gibt es auf dem Hof in Wahl 5 bei Presseck, immer donnerstags bis sonntags. Die ersten Bäume könnten bereits so um den 25. November herum abgeholt werden. Norbert Grass baut auf etwa sieben Hektar Christbäume an.
Auch Norbert Grass hat einen Tipp für alle Christbaumbesitzer, um die Haltbarkeit zu verbessern: Die Bäume sollten auf jeden Fall schattig und im Freien gelagert werden, auf keinen Fall in der Sonne. Am besten ist ein Platz unter einer Hecke, wo der Baum auch weiterhin Feuchtigkeit bekommt, denn der Baum nimmt ja auch weiterhin Feuchtigkeit über die Nadeln auf. Und ab Heiligabend würde Norbert Grass auf jeden Fall einen Wasserständer bevorzugen.
Auch bei Günther Burger aus Wildenstein bei Presseck geh es Mitte November mit dem Einschlag los. Er baut auf rund acht Hektar hauptsächlich Nordmann-Tannen, Nobilis und vereinzelt auch Kiefern an. „Die Bäume sind gut gewachsen, haben eine gute Farbe und die Nadeln sind voll“, sagt Günther Burger. Auch er geht eventuell von einer moderaten Anhebung der Preise aus, will aber versuchen, die Preise des Vorjahres im Großen und Ganzen zu halten. Die Löhne seien gestiegen, die Materialien seien teurer geworden. Günther Burger verkauft seine Bäume in Kulmbach beim Globus Baumarkt und nebenan auf dem Parkplatz beim Tedox-Markt.
Schon Mitte Oktober beginnt Günther Burger, Tannenzweige zu machen. Durch die Entnahme von Schnittgrün könne man die Kulturen pflegen. „Ist ein Baum nicht so schön geraten, kann man die Äste wegmachen, dann wächst der nebendran um so schöner.“ Das Schnittgrün sei freilich nicht das große Geschäft, aber dadurch könne man nicht zuletzt auch nachweisen, dass man wirklich eigene Kulturen besitze.
Damit man lange seine Freude am Baum hat, rät Günther Burger, den Baum keinesfalls neben den Ofen oder neben die Heizung zu stellen. Bei einer Fußbodenheizung sollte man auf jeden Fall eine Decke unter den Baum legen, damit die aufsteigende Hitze die Nadeln nicht dürr werden lässt und der Baum austrocknet. Ein Fehler sei es auch, den Baum vor dem Aufstellen in die Garage oder in einen Schuppen zu stellen. Der Baum sollte draußen im Freien stehen, am besten im Garten an einen Baum gelehnt, so dass es drauf regnen oder schneien kann, dann hält der Baum am längsten.
Pflegetipps vom
Verband Bayerischer Christbaumbesitzer:
-
Schützen Sie
den Baum beim Transport vor Sprühwasser von der
Straße (Salzwasser).
- Stellen Sie den Baum direkt nach dem Kauf im Netz
an einen kühlen Ort in einen Eimer Wasser.
- Empfehlenswert sind Ständer mit Wasserbehälter.
Bevor Sie den Baum dort hineinstellen, idealerweise
noch mal frisch anschneiden, aufrichten, dann das
Netz entfernen.
- Der Baum lässt sich leichter schmücken, wenn er
einen Tag zuvor aufgestellt wird, damit mit sich die
Zweige senken.
- Vermeiden Sie Heizungsnähe und gießen Sie
regelmäßig, denn ein zimmerhoher Baum braucht bis zu
2 l pro Tag.
Bild: Ruhe vor dem Sturm: Schon in wenigen Tagen wird auf den Christbaumplantagen von Uwe Witzgall in Petschen bei Stadtsteinach Hochbetrieb herrschen.
Nicht nur zu Halloween: Kürbisse aus dem Kulmbacher Land
Oberpöllitz. Halloween-Zeit ist Kürbiszeit. Seitdem der Brauch immer beliebter wird, machen sich auch immer mehr Kürbisse auf deutschen Feldern breit. So recht scheint das im Kulmbacher Land aber noch nicht angekommen. Mit Kerstin Stenglein aus dem kleinen Weiler Oberpöllitz bei Marktschorgast gibt es wohl nur einen einzigen landwirtschaftlichen Betrieb, der im großen Stil Kürbisse anbaut. Die Kürbisse, die an den Bundesstraßen aufgetürmt sind, kommen von einer niederbayerischen Firma, Zierkürbisse in den Supermärkten meist aus dem Ausland.
Doch Kerstin Stenglein macht sich tatsächlich noch die Mühe, neben ihrer Landwirtschaft mit Ackerbau und Bullenmast, alljährlich auch Kürbisse im großen Stil anzubauen. Bis zu 10000 Kürbisse seien es in manchen Jahren schon gewesen, mittlerweile habe sie die Kürbisproduktion ein wenig zurückgefahren, doch ein paar tausend waren es sicher auch heuer wieder, die auf dem 0,35 Hektar großen Feldstück gewachsen sind.
2008 hatte sie mit den Kürbissen begonnen. Der damalige BBV-Kreisobmann Hermann Mohr hatte in Österreich Kürbisse entdeckt und wollte unbedingt, dass die Frankenfarm in Himmelkron ebenfalls Kürbisse anbietet. Kerstin Stengleins mittlerweile verstorbener Vater Karl Kister, der wie Hermann Mohr zu den Gründervätern der Frankenfarm gehörte, ebnete den Weg und so gab es lange Jahre heimische Kürbisse in der Frankenfarm. Sogar ein eigenes Kürbisfest wurde dort bis zur Corona-Zeit veranstaltet.
Mittlerweile gibt es Zier-, Schnitz- und Speisekürbisse nur noch direkt auf dem idyllisch gelegenen Hof von Kerstin Stenglein unweit der Gemeindeverbindungsstraße von Wirsberg nach Marktschorgast. „Aufgrund der nassen Witterung hatten wir heuer weniger“, sagt Kerstin Stenglein. Was Speisekürbisse betrifft sei es schon beinahe ein Totalausfall gewesen. Zier- und Halloweenkürbisse habe es dagegen genug gegeben. Kerstin Stenglein hat die Vermutung, dass der viele Regen während der Blütezeit daran schuld war, dass heuer eigentlich ein relativ schlechtes Kürbisjahr gewesen sei. Doch noch kann sie auf dem Hof genug anbieten, die Zierkürbisse in der Regel für einen Euro, die großen Speisekürbisse für acht bis zehn Euro.
Bei Kerstin Stenglein werden die Kürbisse Mitte Mai gesät. Heuer habe sie nicht einmal gegen Unkraut gespritzt. Die Ernte finde dann am ersten Septemberwochenende statt. Freunde und Bekannte helfen bei der schweißtreibenden Arbeit tatkräftig mit. Mitte September gibt es dann das Kürbisfest auf dem Hof, sozusagen der offizielle Verkaufsstart mit Kinderprogramm. Werbung hat sie gar nicht mehr nötig. Mittlerweile sei die Vermarktung zum Selbstläufer geworden und funktioniere über Mund-zu-Mund-Propaganda. „Es gibt schon auch eine treue Kundschaft, die jedes Jahr wiederkommt“, sagt Kerstin Stenglein. Außerdem werbe sie auf den sozialen Medien und an der Gemeindeverbindungsstraße weist ein großes Schild auf den Kürbisverkauf hin.
Natürlich kann man mit Kürbissen viel mehr machen, als ihn zu Halloween möglichst kunstvoll zu präsentieren. Da gibt es Kürbisöl und Kürbiskerne, die Kerstin Schnell von einem Landwirt aus dem Nürnberger Land bezieht. Doch auch mit den Kürbissen aus Oberpöllitz kann man so einige leckere Speisen zubereiten. Kürbis-Risotto beispielsweise, Kürbis-Gnocchi, Kürbis-Gratin, oder einfach Kartoffelspalten und Kürbisspalten aufs Backblech legen, würzen und mit Öl verfeinern. Sogar Vanille-Eis mit Kürbiskernöl hat Kerstin Stenglein schon mal angeboten.
Bilder: Kürbisse wohin man schaut: Kerstin Stenglein in Oberpöllitz bei Marktschorgast baut Zier-, Schnitz- und Speisekürbisse an.Tanz, Technik und Tradition / Erntedank in Bayreuth: Tag der offenen Tür in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten
Bayreuth. Normalerweise findet das große Erntedankfest auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth alle zwei Jahre statt. Nach der Corona-Zwangspause war es diesmal tatsächlich das erste Erntedankfest nach sechs Jahren Pause. Der große Andrang hat dabei eindrucksvoll gezeigt, dass das Fest vermisst wurde. Viele tausend Besucher konnten die Veranstalter im Laufe des Erntedanksonntags verzeichnen. Publikumsmagneten waren neben der großen Landtechnikausstellung und jeder Menge Essensstände ein Erntekronen- und ein Volkstanzwettbewerb der Landjugend.
Brauchtum, Genuss und Information standen im Mittelpunkt des Festes, das Tradition und Moderne vereinen sollte. In berster Linie gehe es um die Freude über die zurückliegende Ernte, sagte Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Der Bezirk Oberfranken ist Träger der Landwirtschaftlichen Lehranstalten. Der Präsident sprach von extremen Wetterverhältnissen während der zurückliegenden Monate, die eine höchst unterschiedliche Ernte hervorgebracht hätten. Er nannte das Kreiserntedankfest eine hervorragende Gelegenheit, die Region und ihre landwirtschaftlichen sowie kulinarischen Besonderheiten zu würdigen.
„Landjugend muss man erleben“, so Sebastian Feulner, Vorsitzender des Landjugend-Kreisverbandes Bayreuth. Er freute sich ganz besonders darüber, dass der Volkstanzwettbewerb beim Publikum auf derart große Resonanz gestoßen war. Zeitweise gab es kein Durchkommen mehr in der großen Bodenhalle der Lehranstalten. Mit diesem Fest werde eine wichtige Tradition gepflegt und fortgeführt, sagte Sebastian Thiem, Leiter der Lehranstalten. Außerdem sei es eine hervorragende Möglichkeit für alle Besucher, die vielfältigen Aufgaben der Bildungseinrichtung am Rande der Stadt näher kennen zu lernen.
„Hut ab vor dem, was die jungen Leute zum Erntedank in Bayreuth auf die Beine gestellt haben“, sagte der Landtagsabgeordnete Franc Dierl. Er gratulierte besonders der Landjugend Schreez, die von Finanz- und Heimatminister Albert Füracker in diesen Tagen mit dem Preis für Heimatpflege ausgezeichnet wurde. Der Ursprung aller Lebensgrundlagen liege bei den Bauern, so Landrat Florian Wiedemann. Sie seien das wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Rückrat des Landes.
Den ganzen Tag über war unter anderem ein Blick hinter die „offene Stalltür“ möglich. Dazu gab es Informationsstände unter anderem des Bauernverbandes, des Maschinenrings, der Waldbauernvereinigung, von Bayernland, der verschiedener Selbsthilfeeinrichtungen und von zahlreichen Firmen. Regionale Produkte aus der Genussregion Oberfranken rundeten das Angebot ab. Auch Technikinteressierte kamen auf ihre Kosten: allein 60 Schlepper waren zu sehen. Moderne Land- und Gartenbautechnik wurde ebenso präsentiert wie Informationen rund um erneuerbare Energien. Dazu stellten verschiedene Dienstleister rund um Haus und Hof ihre Arbeit vor.
Ein besonderer Schwerpunkt lag auf den Aus- und Fortbildungseinrichtungen der Landwirtschaft, die sich den Besuchern vorstellten und Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung präsentierten. Ebenso informierte ein Stand über Historisches aus dem Grünen Zentrum, anlässlich 100 gemeinsamer Jahre der „Gärtner Johann Popp´sche Stiftung“ und der Landwirtschaftsschule Bayreuth. Ergänzend dazu ga es eine Ausstellung bäuerlicher Arbeitsgeräte, die einen spannenden Einblick in vergangene Zeiten gewährte.
Beim Volkstanz-Wettbewerb landeten die Landjugend Bad Berneck-Bindlach vor Stockau-Lehen auf dem ersten Platz. Die weiteren Teilnehmer waren die Landjugenden aus Görschnitz, Schreez Unterkonnersreuth-Cottenbach. Die ausgestellten und prämierten Erntekronen kamen von den Landjugendgruppen Stockau-Lehen, Gefrees und Schreez.
Bilder:
1. Landwirtschaft
am Rande der Stadt, das ließen sich die zahlreichen
Besucher nicht entgehen.
2. Blickfang
in der Bodenhalle: Die von den Landjugendgruppen
kunstvoll gebundenen Erntekronen.
3. Zum
Tag der offenen Stalltür haben die
Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks
Oberfranken eingeladen.
4. Was
man mit Schafwolle so alles machen kann, zeigte
Silvana Pezzi aus Neudrossenfeld den zahlreichen
Besuchern.
Einer der Höhepunkte des Erntedankfestes war der Volkstanzwettbewerb der Landjugendgruppen aus dem Bayreuther Raum (links). Landtechnik zum Anfassen und Bestaunen, dafür bot das weitläufige Gelände der Lehranstalten reichlich Platz (rechts).
Pflanzen, Pflügen und Persönlichkeit entwickeln / Freisprechungsfeier für den Beruf Landwirt – Abschlusszeugnisse für sechs Damen und 17 Herren aus vier Landkreisen
Bayreuth. 23 junge Landwirte aus Ostoberfranken haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Bei der Freisprechungsfeier in Bayreuth hat die Regierung den sechs Damen und 17 Herren die Abschlusszeugnisse überreicht. „Heute können sie die Ernte einfahren und den Ertrag entgegennehmen“, sagte Burkhard Traub von der Regierung von Oberfranken.
Jeweils zwei Absolventen des Beruflichen Schulzentrums Hof und des Staatlichen Schulzentrums in Bayreuth haben mit Bestnoten, also 1,0, beziehungsweise 1,1 abgeschlossen: Eva John aus Bad Berneck (Landkreis Bayreuth) und Lucas Hirschmann aus Thurnau (Landkreis Kulmbach) sowie Marie-Theres Puff aus Selbitz (Landkreis Hof) und Lena Strößenreuther aus Tröstau (Landkreis Wunsiedel). Die Arbeit des Landwirts wird wieder wertgeschätzt, sagte der Bayreuther Schulleiter Bernhard Grünewald. Das zeige nicht zuletzt die steigende Zahl an Auszubildenden.
Die Nahrungsproduktion werde trotz aller aktueller Entwicklungen auch künftig die primäre Aufgabe von Landwirten sein, sagte Burkhard Traub. Gerade die aktuellen Krisen hätten die große Bedeutung der Nahrungsmittelsicherheit wieder in den Focus einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Die Bauern hätten aber auch auf viele andere Fragen die richtigen Abtworten. Umweltverträgliche und nachhaltige Produktion gehörten dazu, die Einhaltung von Tierwohlstandards, der Erhalt und die Pflege der Kulturlandschaft sowie ein unschätzbarer Beitrag zum Dorfleben und zur Dorfkultur. Das alles zeige: Landwirtschaft ist viel mehr als Säen, Melken, Pflanzen und Pflügen.
Auch Manfred Neumeister, weiterer Stellvertreter des Landrats, bezeichnete den Beruf Landwirt als traditionsreich und zukunftsweisend. Landwirte spielten eine Schlüsselrolle beim Umwelt- und Naturschutz, Landwirte seien das Rückgrat der ländlichen Regionen und sie stünden wie kaum eine andere Berufsgruppe für regionale Wirtschaftskreisläufe. Weitere Gratulanten waren unter anderem der stellvertretende Prüfungsausschussvorsitzende und Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth Sebastian Thiem, der Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl Lappe, der Kreisvorsitzende des Verbandes für ländliche Fachbildung (VlF) Rainer Zimmermann und Uwe Lucas vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg.
Sämtliche Absolventen haben eine dreijährige duale Ausbildung absolviert. Nach einem Berufsschuljahr in Vollzeit arbeiteten sie zwei Jahre in landwirtschaftlichen Ausbildungsbetrieben und besuchten parallel einmal pro Woche die Berufsschule. Zusätzlich erhielten sie praxisnahe Schulungen an Landmaschinen- und Tierhaltungsschulen.
Die Absolventen aus Ostoberfranken sind:
Landkreis Bayreuth: Simon Böhner (Bindlach), Luca Eckert (Waischenfeld), Lukas Hauenstein (Schnabelwaid), Eva John (Bad Berneck), Felix Meyer (Hummeltal), Christian Wolfrum (Bad Berneck) und Lorenz Härtig (Bayreuth-Stadt).
Landkreis Hof: Susanne Benker (Rehau), Hannes Hoffmann (Schwarzenbach an der Saale), Jonas Pöhlmann (Konradsreuth), Marie-Theres Puff (Selbitz), Philipp Saalfranz (Schauenstein), Maria Schmidt (Töpen), Maximilian Weiß (Schwarzenbach an der Saale) und Jan Rödel aus Hof-Stadt).
Landkreis Kulmbach: Jan Fischer (Kulmbach), René Hampel (Neuenmarkt), Lucas Hirschmann (Thurnau), Julia Mlawez (sie kommt zwar aus Bad Staffelstein, aber hat ihre Ausbildung in Melkendorf absolviert) und Andreas Pöhlmann (Neudrossenfeld).
Landkreis Wunsiedel: Bastian Benker (Weißenstadt) und Lena Strößenreuther (Tröstau).
Dazu kommt noch Maik Schoer aus Bienenbüttel im niedersächsischen Landkreis Uelzen, der seine Ausbildung in Oberfranken absolviert hat.
Bilder:
1. Diese 23 jungen
Landwirte aus den vier ostoberfränkischen
Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel
haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und
ihre Abschlusszeugnisse erhalten.
2. Schulleiterin
Andrea Brönner (Mitte) vom Beruflichen Schulzentrum
Hof zeichnete Marie-Theres Puff (links) aus Selbitz
und Lena Strößenreuther aus Tröstau für ihre
Bestleistungen aus.
3. Bernhard
Grünewald (Mitte), der Leiter des Staatlichen
Berufsschulzentrums III in Bayreuth überbrachte
seine Glückwünsche an die beiden Besten Eva John aus
Bad Berneck und Lucas Hirschmann aus Thurnau.
Kirchliches Tagungszentrum stellt Landwirtschaft in den Focus / EBZ Bad Alexandersbad startet Veranstaltungsreihe „Land – Wirtschaft – Gesellschaft“
Bad Alexandersbad. Den Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft hat eine Veranstaltungsreihe zum Ziel, mit der das Evangelische Bildungs- und Tagungszentrum Bad Alexandersbad (EBZ) im Winterhalbjahr an die Öffentlichkeit geht. „Unter der Überschrift Land – Wirtschaft – Gesellschaft wollen wir die zukunftsweisende Rolle der Landwirtschaft für die Entwicklung der Region aufzeigen“, sagt EBZ-Leiter Andreas Beneker. Die Reihe startet am 10. Oktober, weitere Abende folgen im November, Januar und Februar. Die Verantwortlichen denken bereits jetzt über eine eventuelle Fortsetzung nach.
Die Anfänge des Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrums gehen zurück auf die Landwirtschaft, so Andreas Beneker. Zu Beginn sei das EBZ sogar komplett auf die Landwirtschaft ausgerichtet gewesen. Erst in den 1980er Jahren habe sich das ein wenig geändert und die geistlichen und politischen Themen seien mehr in den Vordergrund gerückt. Was aber immer geblieben ist, war die Einbeziehung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes. „Die Verbindung zur Landwirtschaft als gesellschaftlich und politisch entscheidende Bevölkerungsgruppe ist imme geblieben“, so der Leiter.
Daran anknüpfend sollen nun in Form von Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen landwirtschaftliche Themen wieder einmal in den Vordergrund gerückt werden. Auch die Bauernproteste hätten dazu beigetragen, dass sich wieder mehr Menschen mit landwirtschaftlichen Themen befassen. Dazu will das EBZ „mit einem weiteren Mosaikstein“ beitragen, wie es Andreas Beneker formulierte. Jeder, der Lust hat, sich zu beteiligen und vielleicht auch einzubringen sei herzlich eingeladen.
Unterstützt wird die Veranstaltungsreihe vom Verband für landwirtschaftliche Fachbildung und vom Bauernverband. „Bildung und Weiterbildung sind ja auch unsere urspünglichen Ziele“, begründete der Wunsiedler VLF-Kreisvorsitzende Jörg Fröber aus Röslau das Engagement seines Verbandes. Für den Bauernverband ist das Miteinander von Bevölkerung und gesellschaft wichtig. „Es liegt uns am Herzen, dass die Menschen auch die Probleme der Landwirte mitbekommen“, so der stellvertretende Kreisobmann Stephan Regnet.
Die Reihe startet am Donnerstag, 10. Oktober um 19.30 Uhr mit einem Abend zum Thema „Seelische Belastungen in der Landwirtschaft“. Damit soll der Dialog gestartet und vielleicht das eine oder andere Tabu aufgebrochen werden. Referenten sind der Landwirt Christoph Rothaupt aus der Rhön, der selbst betroffen war, und Walter Engeler von der Landwitschaftlichen Familienberatung der Evangelischen Landeskirche auf dem Hesselberg.
Am 19. November geht es dann unter dem Titel „Ackergold?“ um Flächenverbrauch und Bodennutzung. Nicht nur Landwirte, der gesamte ländliche Raum sei schließlich unter anderem von Ortsumgehungen, Neubaugebieten, Photovoltaikflächen oder Windrädern betroffen. Referentin ist die aus New York (!) stammende Professorin für Regionalmanagement und sozialwissenschaftliche Methode an der Landwirtschaftlichen Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Das Thema Soziale Landwirtschaft steht am 23. Januar 2025 auf dem Plan. Referenten sind Theresia Nüßlein von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Ruhstorf an der Rott und Carsten Gleissner von der Diakonie Wunsiedel. Den vorläufigen Abschluss bildet ein Abend zum Thema „Genossenschaften als Weg regionaler Entwicklung“ unter anderem mit Michael Diestel vom BBV in der Rhön.
Weitere Information: www.ebz-alexandersbad.de.
Bild: Sie stecken hinter der neuen Veranstaltungsreihe „Land – Wirtschaft – Gesellschaft“ an Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrum Bad Alexandersbad (von links): der stellvertretende Wunsiedler BBV-Kreisobmann Stephan Regnet, die stellvertretende Kreisbäuerin Nicole Orschulok, Karl Fischer und Jörg Fröber vom VLF Kreisverband, die Thiersheimer Ortsbäuerin Kathrin Reichel und EBZ-Leiter Andreas Beneker.
Ertrag in Ordnung, Qualitäten stellenweise schwierig / Bauern blicken optimistisch auf die Ernte im Kulmbacher Land – Schlechte Ernte bei Obst
Kulmbach. Oberfrankenweit geht der Bauernverband heuer von einer durchschnittlichen Ernte aus. Während es in der Vergangenheit stets zu heiß und zu trocken gewesen sei, habe es heuer genügend Wasser gegeben. Dabei sei der gesamte Regierungsbezirk aber noch ganz gut davongekommen, denn von Überschwemmungen blieb Oberfranken und damit auch das Kulmbacher Land weitgehend verschont.
Von einer durchschnittlich bis guten Ernte spricht der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Harald Peetz aus Himmelkron. „Wir sind mit der Ernte rundum zufrieden“, sagt er. Hauptgrund dafür: es habe genug Regen gegeben, die Erträge seien im Gegensatz zum bayerischen Durchschnitt teilweise sogar besser, zumindest besser als in den zurückliegenden Jahren. Harald Peetz wusste auch nichts von irgendwelchen Ausreißern: „Es ist heuer wirklich einmal ein Jahr, in dem alles gepasst hat, in dem alle Früchte genug Wasser hatten.“ Auch bei der mittlerweile praktisch abgeschlossenen Ernte habe das Wetter mitgespielt und es habe keinerlei Schwierigkeiten gegeben. Von größeren Unwettern oder gar von Hagelschäden seien die Kulmbacher Landwirte verschont geblieben. Nicht nur die Erntebedingungen seien gut gewesen, auch die Qualitäten seien in Ordnung, selbst die Braugerste habe heuer genügend Wasser gehabt. „Die Qualitäten beim Weizen und bei der Braugerste passen heuer.“ Nicht einmal zwischen dem Oberland und dem Jura gebe es, wie oft in den Jahren zuvor, gravierende Unterschiede.
„Im Großen und Ganzen hat es gepasst“, sagt auch Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes Bayreuth-Kulmbach-Kronach. Probleme gebe es allenfalls mit dem Eiweißgehalt bei Braugerste aufgrund des ständigen Wechsels zwischen Sonne und Regen. Von Ertrag her haut es hin, die Qualitäten haben ein wenig gelitten“, fasst Harald Köppel das Erntejahr zusammen. Auf jeden Fall sei genug Wasser da gewesen, deshalb habe mancherorts auch das Unkraut überhandgenommen.
Natürlich gebe es immer wieder regionale Unterschiede. Einzelne Landwirte klagten über kleine Körner, andere über zu wenig Körner, das könne aber auch andere Ursachen haben. Einige Landhändler hätten das Getreide aufgrund des niedrigen Eiweißgehalts unter Vorbehalt angenommen, weil Mühlen und Mälzereien vereinzelt über zu wenig Eiweiß geklagt hätten. Ein geringer Eiweißgehalt mindert in der Regel die Backqualität. Ganz anders sei die Sache beim Obstbau: „Da schaut es heuer eher mau aus“, sagt Harald Köppel.
Von guten Erträgen gehen die meisten Bauern bei der Braugerste aus. Nach fünf mageren Ernten hoffen sie erstmals wieder auf eine, vielleicht sogar leicht überdurchschnittliche Ernte. Der Wachstumsverlauf habe schöne dichte Bestände ergeben, den Krankheitsdruck habe man auch aufgrund zahlreicher resistenter Sorten und geringen Problemen mit dem Mehltau sehr gut in den Griff bekommen, so Markus Herz von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) kürzlich bei der oberfränkischen Braugerstenrundfahrt. Er zeigte sich „vorsichtig optimistisch“, dass der Ertrag heuer über dem Fünf-Jahres-Mittel liegen könnte. Der Landkreis mit der größten Sommergersten-Anbaufläche in Oberfranken ist der Statistik zufolge Hof mit 6607 Hektar, gefolgt von Kulmbach mit 3529 Hektar und Wunsiedel mit 3437 Hektar.
Nicht ganz so positiv wie im Kulmbacher Land und auch im gesamten Regierungsbezirk ist die Situation einer Mitteilung des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) zufolge, wenn man ganz Bayern betrachtet. Die Ernte 2024 stehe im Zeichen extremer Witterungsbedingungen, die die Landwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt haben. Vielerorts sei die Aussaat aufgrund der hohen Niederschlagsmengen nur verspätet oder gar nicht möglich gewesen. Auch der Frühling habe sich von seiner launischen Seite gezeigt: Hochwasser in Süddeutschland, Kälteeinbrüche und anhaltende Trockenperioden hätten deutliche Spuren in den Kulturen hinterlassen. Besonders der Sommer sei von häufigen Regenfällen geprägt gewesen. „Landwirte konnten aufgrund andauernd nasser Böden nicht für Pflanzenschutz- und Pflegearbeiten auf den Acker fahren. Das führte zu hohem Druck von Schaderregern, vor allem durch Unkraut und Pilze“, so heißt es ijn der Mitteilung des Bauernverbandes.
Die Misere beim Obstanbau bestätigte auch Kreisfachberaterin Anna Lena Ostermeier vom Landratsamt Kulmbach: „Dieses Jahr ist eher bescheiden ausgefallen“, so die Kreisfachberaterin. Als Ursache dafür nennt sie den späten Frosteinbruch Ende April, der gerade in die Zeit der Obstblüte gefallen sei. Auffällig sei es aber auch, dass es regional, selbst innerhalb des Landkreises, große Unterschiede gibt. In manchen Lagen sei der späte Frosteinbruch deutlich heftiger ausgefallen als in anderen Bereichen.
Kirschen und auch Pfirsiche seien heuer nahezu ein Totalausfall, bei Zwetschgen, Pflaumen und auch bei Äpfeln sei die Situation total unterschiedlich und sowohl vom Standort, als auch von der Sorte abhängig. Insgesamt gebe es vor allem bei Äpfeln weniger Ertrag als in den zurückliegenden Jahren. Allerdings ließe sich dabei im Gegensatz zu den Feldfrüchten der Landwirte noch keine endgültige Aussage treffen.
Schlecht sei das nass-warme Wetter auch für Tomaten, weil dadurch Pilze gefördert würden. Gut gelaufen sei dagegen heuer das Beerenobst, das vom Kälteeinbruch nicht betroffen war. Ebenso gebe es Haselnüsse in Hülle und Fülle. Hier seien die Pflanzen wassertechnisch gut versorgt worden, Regen sei genug gefallen. Davon hätten auch die Ziergärten profitiert. „Man musste ja fast nicht gießen“, so Anna Lena Ostermeier.
„Sind und bleiben Mitte der Gesellschaft“ / BBV zieht beim Schirradorfer Bauerntag positives Fazit: Bauerndemos haben mehr gebracht als jede Imagekampagne- Hohe Ehrung für Reinhard Kortschack
Schirradorf. Konstruktiv, innovativ und sympathisch: so sieht der bayerische Bauernverbandspräsident Günther Felßner seit den Großdemos Anfang des Jahres das Bild der Landwirtschaft. „Wir wollen eine moderne Interessensvertretung sein, eine Denkfabrik für die gesamte Gesellschaft und nicht nur ein Lobbyverband für die zwei Prozent Landwirte in der Bevölkerung“, sagte er beim Schirradorfer Bauerntag.
Mit den Bauernprotesten sei es gelungen, den Leistungsgedanken wieder ein Stück weit auf die Füße zu stellen. „Wer sich etwas leisten will, muss erst selbst einmal etwas leisten“, so Günther Felßner. Die Landwirte seien bei den Menschen angekommen, „weil sie anständig waren und nicht chaotisch“, sagte er mit einem Seitenhieb auf die Klimakleber der Letzten Generation: „Nicht die Letzte Generation wird die Zukunft gestalten, sondern die künftige.“
Keine Imagekampagne hätte für den Bauernstand das erreicht, was die Bauernproteste bewirkt haben. Da gehe es auch um „zammhalten“ und um ein Miteinander, Werte, für die die Landwirte stehen und die man jetzt nicht leichtfertig wieder hergeben dürfe. „Wir sind und wir bleiben die Mitte der Gesellschaft“, sagte Günther Felßner.
Auch die Kulmbacher Bauern hätten ihren Anteil dazu geleistet, als es Anfang des Jahres mit den Protesten losging. „Unser Landkreis war gut vertreten“, sagte Kreisobmann Harald Peetz. Gleich zu Beginn hätten rund 250 Schlepper ganz Kulmbach lahmgelegt und die Menschen seien trotzdem hinter den Bauern gestanden. An der großen Protestrundfahrt durch den gesamten Landkreis hätten sich dann sogar bis zu 600 Traktoren beteiligt. Auch bei den Autobahnblockaden seien die Kulmbacher Bauern dabei gewesen. Kritikern nahm Harald Peetz den Wind aus den Segeln: „Bei uns ist alles nach Recht und Gesetz und stets in Absprache mit dem Landratsamt verlaufen.“
Der Kreisobmann stellte aber auch die Frage: „Was hat es letztlich gebracht?“ Lediglich die Kfz-Steuerbefreiung von landwirtschaftlichen Maschinen sei entgegen ursprünglichen Plänen beibehalten worden. Die Vergünstigungen beim Agrardiesel seien aber lediglich auf drei Jahre gestreckt worden, ehe sie ganz wegfallen sollen. Hier machte BBV-Präsident Felßner den Bauern durchaus Hoffnung, dass eine neue Bundesregierung ab dem Herbst 2025 wieder zurücknehmen könnte und dass der Agrardiesel durchaus auch ein Wahlkampfthema für die nächste Bundestagswahl werden könnte.
Auch Edwin Nicklas, Chef des Landtechnikunternehmens Nicklas, in dessen Halle der Schirradorfer Bauerntag mittlerweile seit rund 20 Jahren stattfindet, vertrat die Auffassung, dass die Landwirte mit den Demonstrationen die Zustimmung der Bevölkerung nachhaltig erreicht hätten. „Ein derartiger Zusammenhalt zwischen den Landwirten und allen vor- und nachgelagerten Berufsständen ist bislang einmalig“, sagte Nicklas. ER sprach allerdings auch von ernüchternden Ergebnissen des zurückliegenden Anbaujahres. Grund dafür sei aktuell ein drastischer Verfall des Getreidepreises. Bei sehr vielen Nebenerwerbslandwirten aus der Region, die ausschließlich Ackerbau betreiben, werde sich die Frage stellen, wie lange sie das in einer Zeit extremer Inflation noch durchhalten.
Eine ganz besondere Ehrung wurde beim Bauerntag dem langjährigen Kreisvorstandsmitglied Reinhard Kortschack aus Fölschnitz zuteil. BBV-Präsident Günther Felßner überreichte ihm die Ehrenurkunde des Bauernverbandes. Reinhard Kortschack gehörte der Kreisvorstandschaft 40 Jahre lang an. Er habe in dieser Zeit vier Kreisobmänner und sieben Amtschefs überdauert, sagte Harald Peetz. Dabei sei er nie in die Kreisvorstandschaft gewählt worden, weil er immer kraft Amtes automatisch dabei war. So war er unter anderem Vorsitzender der bayerischen Jungbauernschaft und Vorsitzender des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (VlF).
Reinhard Kortschack war Ortsobmann in Fölschnitz, war über 45 Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr Fölschnitz aktiv, war Mitglied des Kirchenvorstandes in Untersteinach und gehört noch immer den Ködnitzer Gemeinderat für die Freien Wähler an. Daneben führte er zusammen mit seiner Frau Renate einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb mit Milchviehhaltung. Und einen Hauptberuf hatte Reinhard Kortschack auch: er war als Fußbodenleger tätig.
Bilder:
1. Hohe
Ehrung für Reinhard Kortschack aus Fölschnitz (von
links): der stellvertretende Kreisobmann Martin
Baumgärtner, Renate und Reinhard Kortschack,
BBV-Präsident Günther Felßner, Kreisobmann Harald
Peetz und der stellvertretende Landrat Jörg
Kunstmann.
2. Kreisobmann
Harald Peetz und Friedbert Pflüger vom
mitveranstaltenden John-Deere-Fanclub überreichten
dem BBV-Präsidenten Günther Felßner (von rechts)
einen Präsentkorb mit Produkten aus dem Kulmbacher
Land.
Gute fachliche Praxis statt überzogener Regelungen / Bauernverband diskutierte mit örtlichen Mandatsträgern
Bayreuth. Vom bewegten Jahresanfang mit den bundesweiten Bauerndemos wegen der Streichung des Agrardiesels ist wenig übrig geblieben. „Wir können keinesfalls zufrieden sein, da ist von der Politik einfach zu wenig gekommen“, sagte BBV-Kreisobmann Karl Lappe bei einem Politikergespräch zwischen Kreisverbandsmitgliedern und den örtlichen Mandatsträgern. Insbesondere kritisierten Karl Lappe, Kreisbäuerin Angelika Seyferth und Mitglieder der Vorstandschaft einmal mehr die Bürokratie, mit der die Landwirtschaft überzogen werde. Statt wie versprochen weniger, werde es von Mal zu Mal mehr Bürokratie.
„Es wird immer mehr, als Betriebsleiterin hat man da ganz schön zu tun“, sagte Johanna Hohlweg aus Bad Berneck. Besonders für die ältere Generation sei es mittlerweile ein echtes Problem, dass es nur noch E-Rechnungen gebe und kaum noch Papierrechnungen. Martin Gebhardt aus Görau bezweifelte, dass die zunehmende Digitalisierung wirklich zur Entbürokratisierung beiträgt. Vielmehr würden die Betriebe immer gläserner und stünden immer mehr unter Kontrolle. „Da wissen viele noch nicht, was auf sie zukommt“, so Martin Gebhardt.
In Sachen Bauerndemos übte Heimat- und Finanzstaatssekretär Martin Schöffel (CSU) heftige Kritik an der Ampel in Berlin. Dort sei man der Auffassung gewesen, man dürfe sich von den Demonstrationen nicht beeindrucken lassen. Das Ergebnis sehe man aktuell bei den Wahlen in Thüringen und Sachsen. Als wenig praktikabel bezeichnete Martin Schöffel die sogenannten „GLÖZ“-Maßnahmen (Standards für den Guten Landwirtschaftlichen und Ökologischen Zustand von Flächen). Diese Grundbedingungen muss künftig jeder Betrieb einhalten, der Direktzahlungen oder flächen- und tierbezogene Fördermaßnahmen des ländlichen Raumes beantragt. Die Maßnahmen seien nicht praktikabel und müssten dringend verändert werden. Stattdessen sollte die gute fachliche Praxis wieder mehr Gewicht bekommen. Das würde dann auch zur Entbürokratisierung führen. Überhaupt könne es mit den Vorgaben aus Brüssel und Berlin so nicht weitergehen. Als Beispiel nannte der Staatssekretär die Kombihaltung, für die man flexible Regelungen statt eines strikten Verbots der Anbindehaltung benötige.
Die pauschale Kritik an der Bundesregierung empfand der Landtagsabgeordnete Tim Pargent von den Grünen als unfair. Die Politik habe sehr wohl auf die Bauerndemos reagiert. Das ließ Martin Schöffel allerdings nicht gelten. Die Agrardieselregelung werde trotzdem auslaufen, sie sei lediglich von einem auf drei Jahre hinausgeschoben worden. Was die Digitalisierung angeht, so erhofften sich sowohl Tim Pargent als auch Thomas Hacker (FDP), dass davon sehr wohl eine Entbürokatisierung ausgehe. Dort, wo die E-Rechnung bereits vor zehn Jahren eingeführt worden sei, würden die Unternehmen heute davon schwärmen. Thomas Hacker gab zu bedenken, dass jede Umstellung zunächst einmal als Belastung empfunden werde. Trotzdem sei die Umstellung der einzige mögliche Weg.
Ein weiteres Thema des Politikergesprächs war die Zunahme von Beutegreifern wie Wolf und Fischotter. Die Landwirte begrüßten einhellig, dass es aktuell möglich gewesen sei, einen „Problemwolf“ in Unterfranken zu „entnehmen“. Zwar spiele der Wolf im Landkreis Bayreuth derzeit nicht die große Rolle, Um so heftiger sei die Situation aber beim Fischotter. „Hier brauchen wir eine dauerhafte gerichtsfeste Lösungt“, forderte BBV-Geschäftsführer Harald Köppel. Viel zu viele Teichwirte hätten bereits aufgegeben und wer einmal aufgegeben habe, der fange nicht wieder an.
Gerne werde übersehen, dass der Fischotter reihenweise seltene Fische und Amphibien ausrotte, sagte Staatssekretär Martin Schöffel. Ziel sollte es deshalb sein, möglichst einfache Regelungen zur „Entnahme“ zu finden. So sollten darüber künftig die Landratsämter entscheiden, wo und wie viele entnommen werden dürfen. „Man kann ja schließlich nicht jeden Teich einzäunen“, sagte Martin Schöffel. Es müsse wieder möglich werden, den Fischottger zu fangen und zu schießen, anders gehe es nicht. Landtagsabgeordneter Franc Dierl kritisierte in diesem Zusammenhang das Verbandsklagerecht. So sei es beispielsweise einem Verband aus Niedersachsen möglich gewesen, gegen eine bayerische Regelung zu klagen. „Menschen, die mit der Sache nichts zu tun und auch keine Ahnung davon haben, können gegen alles klagen“, so der Abgeordnete. Ein solches Verbandsklagerecht gebe es beispielsweise in Österreich nicht.
Korn ist out, Gin ist in / Tradition und Leidenschaft: Matthias Erlwein aus der Fränkischen Schweiz ist mit dem Staatsehrenpreis für Edelbrenner ausgezeichnet worden
Weigelshofen. Powerpoint und Strategie, Handarbeit und Genuss: die beiden beruflichen Welten von Matthias Erlwein aus Weigelshofen bei Eggolsheim könnten unterschiedlicher nicht sein. Tagsüber ist er bei Siemens in Erlangen im Service tätig, an den Wochenenden macht er aus heimischem Obst edle Brände. So edel, dass er vor wenigen Wochen mit einem Staatsehrenpreis ausgezeichnet wurde.
„Eigentlich wollte ich das nie machen“, gibt er unumwunden zu. Und das, obwohl schon drei Generationen vor ihm in Weigelshofen Brenner waren. Zu mühsam war ihm das Ganze und er denkt noch immer mit Schrecken daran, als er im Kindesalter stundenlang Stiele aus den Birnen zupfen musste. Doch als 2016 ganz plötzlich sein Vater verstarb, blieb die Brennerei erst einmal an ihm hängen. Matthias Erlwein hat sich tief in die Materie eingearbeitet, sogar einen Brennerkurs an der schwäbischen Universität Hohenheim belegt. Investiert hat er aber nicht nur in Know-how, sondern auch in Technik, Gerätschaften und ins Marketing. „Ich habe meine Leidenschaft gefunden“, sagt er heute.
Über die Technik des Brennens könnte er stundenlang erzählen. Über die Maischebereitung und die Vergärung von Obst, über Destillationsgrundlagen und -techniken, die Verarbeitung bestimmter Rohstoffe und über das Zollrecht, denn beim Brennen gibt es nichts, was dem Zufall überlassen wäre. Alles ist bis in das kleinste Detail geregelt. Jeder Brennvorgang müsse Tage vorher beim Zoll in Stuttgart angemeldet werden, der Zoll habe stets Zugang zu den Brennräumen. Wer Alkohol erzeugt, der unterliegt außerdem bestimmten steuerrechtlichen Vorgaben und nicht zuletzt habe auch die Lebensmittelkontrolle ein Wörtchen mitzureden.
Da der Betrieb im Nebenerwerb ausgeübt wird, verbleiben nur die Samstage zum Brennen. Der Brenntag beginnt meistens um sechs Uhr morgens und endet um 20 Uhr. Größere Pausen sind da gar nicht drin. „Es ist schon schwer verdientes Geld“, sagt er, und doch merkt man ihm die Liebe zu dem, was er macht, an. Auf Nachfrage gibt es auch die Möglichkeit einer Brennereiführung, getreu dem Motto von der Blüte in die Flasche.
Äpfel und Birnen kommen von der eigenen Plantage. Williams-Birnen sind dabei, Wahl´sche Schnapsbirnen und Conference-Birnen, bei den Äpfeln setzt er ganz klassisch auf Elstar, Gravensteiner und Boskop. Die Plantage ist gut ein halbes Hektar groß, auf ihr stehen rund 100 Bäume. Zur Erntezeit hilft die ganze Familie mit, drei Tage dauert das mindestens, von Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang, sogar gegessen wird im Freien. Die eigene Fläche ist Vorschrift, ohne sie würde Matthias Erlwein das Brennrecht verlieren.
Alle anderen Früchte, Himbeeren, Haselnüsse, Kirschen, Mirabellen, Quitten, Schlehen, Vogelbeeren oder Zwetschgen kauft er zu. Wenn irgendwie möglich kommen sämtliche Früchte aus der Region. „Wir verarbeiten alles, was hier wächst“, sagt er. Etwa ein Dutzend verschiedener Sorten hat er im Angebot. Nur wenn die Ernte mal total ausfällt, auch das ist schon passiert, dann muss er Obst aus dem Bodensee-Gebiet oder sogar auch mal aus Südtirol zukaufen. Heuer rechnet er aufgrund der Spätfröste mit Einbußen von bis zu 30 Prozent. Die Schorfbildung auf den Früchten sei relativ hoch. Manchmal war auch schon das ausbleibende Wasser ein Problem. Dann musste er das Wasser zu den Bäumen bringen, was ziemlich aufwändig und auch kostspielig ist, doch ohne Wasser keine Ernte.
Die Vermarktung erfolgt zu zwei Dritteln direkt. Matthias Erlwein hat gleich neben der Brennerei eine kleine Direktvermarktung aufgebaut, in der die 0,1 bis 0,5-Liter-Flaschen ansprechend präsentiert werden. Ein-Liter-Flaschen gibt es auch, aber nur auf Bestellung. Hier sind auch die vielen Auszeichnungen der Brennereien-Verbände zu sehen, immer wieder ist die fränkische Edelbrennerei schon prämiert worden.
Mundpropaganda ist das Wichtigste, aber auch das Internet. Bewusst hat er sich aber gegen einen eigenen Webshop entschieden, zu kompliziert sind die Regularien und mit der Amazon-Mentalität „heute bestellt, morgen geliefert“, kann und will er nicht mithalten. In der Edeka Pfister im Nachbarort gibt es eine regionale Theke und auch der gleichnamige Brauerei-Gasthof vor Ort vertreibt seine Produkte.
Die Brennerei ist im Untergeschoss seines Elternhauses direkt an der Hauptstraße in Weigelshofen untergebracht. Im Stockwerk darüber wohnt seine Mutter und ganz oben gibt es eine hübsche Ferienwohnung, schließlich ist Region touristisch durchaus gefragt. Er selbst wohnt mit seiner Familie ein paar Straßen weiter, ist aber auch wenn er nicht gerade brennt, oft hier anzutreffen.
Wie die gesamte Landwirtschaft, so klagt auch Mathias Erlwein über die überbordende Bürokratie, aber auch über die vielen unsinnigen Vorschriften. „Es gibt so viele Auflagen, die das Wirtschaften erschweren“, sagt er und hofft, dass die von der EU geforderte Nährwertangabe auf Spirituosen bald wieder vom Tisch ist. Er beklagt auch, dass seine Fläche, nicht KULAP-gefördert wird. „Mit unter einem Hektar erreiche ich die Basisprämie nicht.“ Zu schaffen machen ihm nicht zuletzt die hohen Energiepreise. Vor ein paar Jahren wurde alles mit Holz geheizt. Jetzt hat er auf Strom umgestellt. Der ist natürlich auch in der Fränkischen Schweiz teuer geworden. Doch mit Strom sei es halt auch viel einfacher, die Temperatur konstant zu halten und das wiederum ist für die Qualität so wichtig.
Wichtig ist auch die Qualität der Frucht. „Wir reißen alles mit der Hand“, sagt er. „Je sauberer das Obst, desto höher die Qualität.“ Fünf Tonnen Williams-Birnen wollen allerdings erst einmal gepflückt sein. Damit auch wirklich keine störenden Stoffe in die Maische kommen, hat er eigens eine professionelle Passiermaschine angeschafft.
Weniger Probleme macht ihm der häufig geänderte Blick der Gesellschaft auf das Thema Alkohol. „Wir produzieren für Genießer“, sagt er. Lediglich beim Marketing wird es halt schwieriger. Richtige Werbung sei praktisch nicht mehr möglich. Da sei immer wieder Aufklärung nötig. Auch deshalb halte er nichts von einem Internetvertrieb. Wie sollte er sicherstellen, dass der Amazon-Bote die Ware so zustellt, dass kein Jugendlicher rankommt?
Mehr am Herzen liegt ihm dagegen die Aufwertung der fränkischen Region. Matthias Erlwein ist Mitglied der Genussregion Oberfranken und setzt sich sehr für Werbemaßnahmen ein, die der Fränkischen Schweiz zugutekommen. Beim „Walberlafest“ war er auch vertreten, das „Walberla“ ist der Kultberg der Fränkischen Schweiz, und im „Landbierparadies“ in Nürnberg gibt es die Brände aus Weigelshofen ebenfalls.
Natürlich bemerkt auch Matthias Erlwein Veränderungen bei den Kundenwünschen. Der klassische Korn hat ausgedient. „Jetzt trinkt man Whisky“, erklärt er. In ist auch das Modegetränk Gin. Den habe mittlerweile jeder fränkische Brenner im Programm. Ein absoluter Kassenschlager ist bei ihm der fränkische Williams mit Honig, eine Eigenkreation, wobei der Honig ebenfalls lokal „von der Wiese nebenan“ kommt. Der fränkische Williams ist auch sein ganz persönlicher Favorit. Was immer geht sind die typisch fränkischen Sorten Schlehe, Mirabelle, Zwetschge und Kirsch.
Mit seinen beiden Kindern steht die fünfte Brennergeneration aus Weigelshofen schon in den Startlöchern. Das wäre dann die fünfte Generation. Gegründet hatte die Brennerei sein Urgroßvater August Erlwein im Jahr 1926. Erst 1973 hat dessen Tochter Anna Erlwein zusammen mit Ihrem Sohn Georg Erlwein ein neues Brenngerät eingerichtet und das kleine Unternehmen als Familienbetrieb weitergeführt, bis 2017 Matthias übernahm. An die fünfte Generation denkt er aber noch nicht. „Das hat noch viel Zeit“, sagt er. Interesse am Brennen hätten die beiden jedenfalls schon mal signalisiert.
Bilder:
1. Das ist die jüngste Urkunde, die Matthias Erlwein
vor wenigen Wochen vom Landwirtschaftsministerium
bekommen hat: der Staatsehrenpreis für Edelbrenner.
2. Technik, wohin man schaut: Matthias Erlwein in
seiner Brennerei.
3. Matthias Erlwein setzt vor allem auf
Direktvermarktung: in einem kleinen Hofladen hält er
das komplette Sortiment vor.
4. Zahlreiche Auszeichnungen hat Mathias Erlwein für
seine Edelbrände schon bekommen.
5. An der Hauptstraße in Weigelshofen weist diese
Tafel auf die Edelbrennerei Erlwein hin.
6. Oberfranken voranbringen möchte der Verein
Genussregion, bei dem Matthias Erlwein Mitglied ist.
„Rat zur Saat“ in Himmelkron und Scheßlitz / Erzeugerring informiert über aktuelle Themen
Himmelkron/Scheßlitz. Empfehlungen für den Wintergetreideanbau, Pflanzenschutz in Winterraps und Wintergetreide sowie Tipps zur Gräserbekämpfung bei widerstandsfähigen und resistenten Ungräsern: diese Themenschwerpunkte möchte der Erzeugerring für landwirtschaftlich pflanzliche Qualitätsprodukte Bayreuth in diesem Jahr bei seinen Herbstveranstaltungen in Himmelkron (Landkreis Kulmbach) und Neudorf bei Scheßlitz (Landkreis Bamberg) aufgreifen.
Unter dem Motto „Rat zur Saat“ werden die Pflanzenbauberater des Erzeugerrings, Klaus Stadter, Wolfgang Söllner, Dominik Schmitt sowie der Geschäftsführer und Beratungsteamleiter des Erzeugerrings Frank Kerkhof zu den ausgewählten Themen Stellung nehmen. Die Veranstaltungsreihe „Rat zur Saat gibt es bereits seit dem Jahr 2010.
Zielgruppe seien alle interessierten Landwirte, so Frank Kerkhoff, auch wenn sie nicht Mitglied des Erzeugerrings sind. Neben den Informationen zur Sortenwahl sollen auch die Ergebnisse aus den Landessortenversuchen in Wolfsdorf und Almesbach in der Oberpfalz vorgestellt werden. Vor allem gehe es aber auch um die Mittelauswahl beim Pflanzenschutz und um aktuelle Strategien zur Gräserbekämpfung bei resistentem Weidegras und beim Ackerfuchsschwanz.
Auch die Politik wird bei den Veranstaltungen nicht außen vor bleiben. Unter andern werden die Referenten erläutern, was es mit den GLÖZ-Maßnahmen (Standards für den Guten Landwirtschaftlichen und Ökologischen Zustand von Flächen auf sich hat. Diese Grundbedingungen muss künftig jeder Betrieb einhalten, der Direktzahlungen oder flächen- und tierbezogene Fördermaßnahmen des ländlichen Raumes beantragt.
Die pflanzlichen Erzeugerringe Oberfranken sind eine Selbsthilfeeinrichtung landwirtschaftlicher Betriebe. Ihr Ziel ist die Förderung der marktgerechten Produktion und die Verbesserung der Qualität der jeweiligen pflanzlichen Erzeugnisse seiner Mitgliedsbetriebe.
„Rat zur Saat“ in Himmelkron findet am 29. August 2024 um 19.30 im Gasthof Opel, Lindig 2 statt. Termin in Neudorf bei Scheßlitz ist der 3. September um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Neudorf 15. Die Veranstaltungen werden jeweils zwei Stunden dauern. Weitere Information: www.er-ofr.de.
Methusalem-Bäume, ökologische Trittsteine und Naturwälder / Forstbetrieb Forchheim stellt sein regionales Naturschutzkonzept vor
Leesten. Ökologie, Ökonomie und gesellschaftliche Anforderungen: es gibt kaum einen Platz, an dem die drei Ansprüche enger zusammenliegen, als den Wald. Die Bayerischen Staatsforsten haben 2023 ein eigenes Naturschutzkonzept verabschiedet, das vor Ort auf Ebene der Forstbetriebe ergänzt wird. Damit wird zum einen das Inventar an ökologischen Besonderheiten in den Staatswäldern aufgezeigt, zum anderen beschrieben, mit welchen Maßnahmen der Forstbetrieb sensible Lebensräume und seltene Arten schützt. Wie dieses regionale Konzept konkret vor Ort aussieht, erläuterten die Verantwortlichen für den Forstbetrieb Forchheim im Eichwald bei Leesten in der gemeinde Strullendorf, östlich von Bamberg.
Kälberberger Rangen heißt der locke bewaldete Landstrich, auf dem eine Bewirtschaftung aufgrund des steilen Anstiegs über eine weite Strecke nicht mehr wirtschaftlich wäre. Er sei deshalb vollständig aus der Nutzung genommen worden, erläutert der Leiter Stephan Keilholz vom zuständigen Forstbetrieb Forchheim der Bayerischen Staatsforsten. Davon profitiere die Artenvielfalt, Fledermäuse finden Unterschlupf, Spechte sind zu sehen und zu hören, viele Käfer krabbeln am Boden.
In anderen Bereichen des Eichwaldes gibt es Trittsteine. Sie verfolgten das Ziel, Biotope zu vernetzen oder einzelne Arten durch besondere Maßnahmen zu schützen. Die Baumarten würden hier gemischt, um das Risiko zu streuen, so Axel Reichert, der für ganz Nordbayern zuständige Naturschutzbeauftragter der Bayerischen Staatsforsten. Mindestens vier Baumarten sollten es schon sein, falle einer aus, könne man immer noch mit den anderen drei weiterarbeiten. Die reguläre Forstwirtschaft müsse auf den Trittsteinflächn zurückstehen. Davon profitiert zum Beispiel die seltene fränkische Mehlbeere, der Baum des Jahres 2024. „Wir helfen der Mehlbeere, indem wir die konkurrierenden Buchen wegschneiden“, erläutert der Leiter des dortigen Forstreviers Oberngrub Sebastian Feulner die Notwendigkeit der einen oder anderen Maßnahme. Der Trittstein im Eichwald ist knapp vier Hektar groß.
Nicht weit davon haben die Staatsforsten einen neuen Esskastanienbestand angelegt. Ziel sei es, Saatgut zu gewinnen, so Forstbetriebsleiter Stephan Keilholz. Die eingezäunte Fläche ist rund einen Hektar groß. Bis die Kastanien die ersten Früchte tragen, werde es aber schon noch 20 Jahre dauern. Forstwirtschaft braucht eben einen langen Atem. Noch viel länger dauert es, bis eine Baum zum Methusalem wird. So bezeichnen die Forstspezialiste einen sehr alten Baum mit einem Durchmesser von 80 bis 100 Zentimetern in einer Höhe von 1,30 Meter.
Eine weitere überaus effektive Maßnahme zu Gunsten der Artenvielfalt ist die Anlage eines Feuchtbiotops am Rande einer Lichtung. „Hier wird kein Dünger benutzt und der früheste Schnittzeitpunkt ist der 1. Juli“, sagt Stephan Keilholz. Das Biotop, für das mehrere Wurzelstöcke aufgeschichtet wurden, helfe vor allem Reptilien und Amphibien. Da sonnt sich die Waldeidechse, da schlängelt sich die Ringelnatter, Grasfrösche und Erdkröten könne man hier beobachten, anderswo durchaus auch mal eine Schlingnatter oder eine Kreuzotter. „Naturschutz im Wald, da geht es nicht nur um Bäume“, so der Forstbetriebsleiter.
Der Forstbetrieb Forchheim der Bayerischen Staatsforsten trägt die Verantwortung für die Staatswälder rund um Bamberg, Forchheim und Erlangen. Vorrangiges Ziel bei der Bewirtschaftung des Staatswaldes sind nach den Worten von Stephan Keilholz der Umbau der noch überwiegend aus Fichten und Kiefern bestehenden Bestände in klimaresiliente, stabile Mischwälder und eben auch die Förderung der biologischen Vielfalt.
Bilder:
1.
Stephan Keilholz vom
Forstbetrieb Forchheim der Bayerischen Staatsforsten
zeigt in einem der neu ausgewiesenen Trittsteine ein
Exemplar der fränkischen Mehlbeere, Baum des Jahres
2024.
2. Naturschutzbeauftragter
Axel Reichert (links) und der Leiter des
Forstreviers Sebastian Feulner begutachten das
angesammelte Totholz im Naturwald am Kälberberger
Rangen.
Fischwirtschaft seit über 800 Jahren / „Culmone“-Teiche nahe Neustadt bei Coburg wurden als überregional bedeutsames Kulturgut ausgezeichnet
Neustadt bei Coburg. Die „Culmone“-Teiche in Thann bei Neustadt bei Coburg sind mit dem Prädikat „Kulturgut Teich“ ausgezeichnet worden. Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm überreichte eine entsprechende Urkunde vor wenigen Tagen an die Eigentümer und Bewirtschafter Elke und Otto Norbert Grußka. Damit verbunden war auch die Aufstellung einer Informationstafel direkt am Ufer der Teiche.
Die „Culmone“-Teiche prägten als Rest des ehemaligen großen Mönchröder Teichs die seit über 800 Jahren bestehende Teichwirtschaft im Tal der Röden. Sie seien ein wesentlicher Bestandteil des Landschaftsbildes und würden in entscheidender Art und Weise zum Erhalt der Artenvielfalt bei tragen. Ihren Namen haben die Teiche von dem im Jahr 1380 verschwundenen Dorf „Culmone“.
Neben einer traditionsreichen Geschichte komme es dabei vor allem auf die landschaftsprägende und ökologische Bedeutung an, erläuterte Vorsitzender Dr. Peter Thoma. Die Auswahl treffe dabei eine Jury, die sich aus Vertretern der Teichgenossenschaft, des Bezirks Oberfranken und dessen Fachberatung für Fischerei besteht. Aufgrund ihrer traditionsreichen Geschichte stellten die „Culmone“-Teiche innerhalb der oberfränkischen Teichlandschaft ein herausragendes Kulturgut dar, begründete Thoma die Entscheidung. „Die Zusammenarbeit aller Bewahrer der Teichwirtschaft habe es auch bei diesem Kulturgut möglich gemacht, den Teich in seiner von Alters her überbrachten Nutzungsform der Nachwelt zu erhalten“, so der Vorsitzende
Fischmeister Otto Norbert Grußka unterhält und bewirtschaftet die „Culmone“-Teiche zusammen mit seiner Frau Elke seit 1996. Mehrfach seien bereits umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt worden. Aufgrund der witterungsabhängig nicht immer ausreichenden Wasserversorgung im Sommer und Temperaturen an der Wasseroberfläche von bis zu 30 Grad Celsius sei eine Haltung von Salmoniden, also Forellen oder Saiblingen, nicht möglich. So beschränke sich die Fischhaltung auf wärmeresistente Arten wie Spiegel-, Schuppen- oder Graskarpfen, Waller, Hecht, Aal, Schleien und Giebel. Die Besatzfische bezieht Otto Norbert Grußka dabei aus dem Zuchtbetrieb von Walter Jacob im Aischgrund.
Die Abgabe von Fische erfolge nur an Privatpersonen. Dabei werden die Fische nur geschlachtet abgegeben. Sie würden unabhängig vom Wochentag, maximal am Vortag des Verzehrs unter Hinweis auf die Einhaltung der Kühlkette abgegeben, um sicherzustellen, dass nur frischer Fisch auf den Tisch kommt. Nach den Worten von Otto Norbert Grußka bleiben die Fische in der Regel zwei Perioden im Teich, das Abfischen finde grundsätzlich am 3. Oktober eines jeden Jahres statt. Dabei werden abwechselnd ein oder zwei von den insgesamt drei Teichen abgefischt. „So wird auch noch heute, nach etwa 800 Jahren, die einst von den Benediktiner-Mönchen in Mönchröden begründete Fischzucht zur Herstellung eines köstlichen Nahrungsmittels fortgeführt“, so Otto Norbert Grußka.
Die Teichgenossenschaft Oberfranken verleiht die Auszeichnung „Kulturgut Teich“ seit 24 Jahren. Damit werden kulturhistorisch bedeutsame Teiche prämiert, die für den jeweiligen Raum eine besonders prägende Bedeutung haben.
Bild: Zahlreiche Ehrengäste waren dabei, als die neue Informationstafel an den „Culmone“-Teichen in Thann nahe Neustadt bei Coburg enthüllt wurde. Links von der Tafel die Eigentümer und Bewirtschafter Elke und Norbert Grußka, rechts davon der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma.
Verkorkste Fußball-EM lässt Bierabsatz schrumpfen / Ernte braucht stabile Witterung - Oberfränkische Braugerstenrundfahrt: Hoffen auf gute Erträge
Kulmbach / Leupoldsgrün. „Das können wir nicht auf uns sitzen lassen“, sagte Staatssekretär Martin Schöffel augenzwinkernd. Martin Schöffel ist 2. Vorsitzender des oberfränkischen Braugerstenvereins mit Sitz in Kulmbach. Er musste gerade feststellen, dass im „Bierland Oberfranken“ weniger Braugerste angebaut wird, als in Oberbayern und in Unterfranken.
Die Statistik, die bei der Braugerstenrundfahrt bekannt gegeben wurde, spricht allerdings eine klare Sprache: Über 20000 Hektar Anbaufläche waren es heuer in Oberbayern, rund 18300 Hektar in Unterfranken. Mit 17700 Hektar liegt Oberfranken nur auf Platz drei. Dem Braugerstenverein war die Anbaufläche binnen Jahresfrist um 5433 Hektar von exakt 23160 auf 17727 Hektar zurückgegangen. Die Gründe dafür seien vielfältig, so Markus Herz von der Landesanstalt für Landwirtschaft. Als erstes nannte er die Vielfalt an Alternativen, die in der Landwirtschaft mittlerweile geboten sind. Da sei der Braugerstenanbau eben nicht mehr so attraktiv. „Viele Landwirte haben den Spaß daran verloren“, sagte der Fachmann. Dafür wiederum seien zahlreiche Neuregelungen und Auflagen schuld, etwa die neuen Fruchtfolgeregelungen.
Doch auch der Bierabsatz lässt bereits seit Jahren zu wünschen übrig. Heuer hatten die brauer große Hoffnungen auf die Fußballeuropameisterschaft gesetzt, doch de Kicker ließen die Brauer im Stich. „Der Malz- und Bierausstoß hat sich vielfach nicht so entwickelt, wie erhofft“, sagte Markus Burteisen, Präsident des Deutschen Mälzerbundes. Neben der verkorksten Fußball-EM nannte er auch die galoppierende Inflation sowie Kriege und Krisen auf der Welt, die den Biertrinkern den Spaß verdorben hätten. Die globale Bierproduktion sei rückläufig, deshalb seien auch die Brauereien zurückhaltend.
Trotzdem gab es bei der braugerstenrundfahrt aber auch positive Stimmen. Nach fünf mageren Ernten hoffen die Bauern heuer erstmals auf eine, vielleicht sogar leicht überdurchschnittliche Ernte. Der Wachstumsverlauf habe schöne dichte Bestände ergeben, den Krankheitsdruck habe man auch aufgrund zahlreicher resistenter Sorten und geringen Problemen mit dem mehltau sehr gut in den Griff bekommen, so Markus Herz von der LfL. Er zeigte sich „vorsichtig optimistisch“, dass der Ertrag heuer über dem Fünf-Jahres-Mittel liegen könnte.
Voraussetzung dazu sei aber auch das entsprechende Erntewetter in den kommenden Wochen. „Wir hoffen, dass das Wetter hält, dann können wir auch die Früchte vom Feld holen“, sagte Mälzerbundpräsident Markus Burteisen. „Wenn der August trocken bleibt, können wir eine tolle Ernte reinbringen“, so Frithjof Thiele vom Braugerstenverein. Nach all den Turbulenzen der zurückliegenden Monate hätten dies die Bauern auch wirklich verdient, so Martin Schöffel.
Der Landkreis mit der größten Sommergersten-Anbaufläche in Oberfranken ist der Statistik zufolge Hof mit 6607 Hektar, gefolgt von Kulmbach mit 3529 Hektar und Wunsiedel mit 3437 Hektar. Die Sommergersten-Anbauflächen gibt es in Lichtgenfels (1267 Hektar), Kronach (772 Hektar) und Coburg (480 Hektar).
Die Braugerstenrundfahrt, die der Oberfränkische Braugerstenverein regelmäßig zusammen mit dem Amt für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg und der Erzeugerring für pflanzliche Qualitätsprodukte durchführt, machte heuer in Steinbach bei Marktleugast im Landkreis Kulmbach auf dem Betrieb Petzold und auf dem Betrieb Kießling in Plösen bei Münchberg im Landkreis Hof Station. Außerdem wurde der Landessortenversuch Sommergerste in Bärlas bei Weißdorf im Landkreis Hof besichtigt.
Bild: Optimismus nach schweren Jahren: Bei der oberfränkischen Braugerstenrundfahrt nahmen die Fachleute die Bestände, hier auf einem Feld bei Marktleugast im Landkreis Kulmbach, genau unter die Lupe.
Kühl und nass statt heiß und trocken / Keine größeren Schäden: Bauernverband blickt einigermaßen optimistisch auf die Ernte in Oberfranken
Haig. Von einer durchschnittlichen bis leicht unterdurchschnittlichen Ernte geht der Bauernverband in Oberfranken aus. Optisch sehen die Bestände gut aus, sagte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif bei der Erntepressekonferenz auf einem Feld des stellvertretenden Kronacher Kreisobmanns Benedikt Zehnter in Haig. Von überdurchschnittlichen Erträgen sei man aber weit entfernt. Grund dafür: war es in der Vergangenheit stets zu heiß und zu trocken, sei es heuer eher kühl und fast schon ein wenig zu naß. Dabei sei Oberfranken aber noch gut davon gekommen, denn von Überschwemmungen blieb der Regierungsbezirk weitgehend verschont.
Schon der Herbst 2023 sei von Niederschlägen geprägt gewesen, so dass Winterweizen, Wintergerste und Winterraps wochenlang unter Wasser gestanden hätten. Ein weiteres Problem sei dann der späte Wintereinbruch mit Schnee und Temperaturen von unter 7 Grad Celsius Ende April gewesen. Trotzdem zeigten sich die fränkischen Landwirte dankbar, dass sie von lang anhaltenden Starkregenereignissen und damit einhergehenden dramatischen Überschwemmungen verschont geblieben seien. Die gleichmäßig verteilten Niederschläge der zurückliegenden Monate hätten sogar ihr Gutes: Auf dem Grünland konnten hohe Erträge und gute Qualitäten erzielt werden. Damit hätten die Rinderhalter, allen voran die Milchviehbetriebe, aber auch Biogasanlagenbetreiber einen ordentlichen Grundfuttervorrat schaffen können, der nach den mageren Ernten der letzten Jahre aber auch dringend notwendig gewesen sei.
Von einem geringeren Hektarertrag und niedrigeren Ölgehalten gehen die oberfränkischen Landwirte beim Raps aus. Aufgrund der Nässe und des Frostes hätten viele Bestände gelitten. Bei Frühjahrtskulturen, wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben würden erst die kommenden Wochen über Erntemengen und Qualitäten entscheiden. Wärmere Temperaturen förderten die Photosynthese und damit auch die Einlagerung von Zucker und Stärke in der Pflanze. „Deshalb sind uns momentan trockene und sonnige Tage lieber, als der Regen“, so Hermann Greif.
In Oberfranken werden nach den Zahlen des Bauernverbandes rund 300,000 Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt. Ein gutes Drittel davon ist Grünland, der rest Ackerfläche. Während sich der Grünlandanteil in den zurückliegenden zehn Jahren um rund 5000 Hektar erhöht hatte, waren im gleichen Zeitraum etwa 15000 Hekta Ackerfläche verschwunden.
Interessant ist ein Blick in die Statistiken der oberfränkischen Landwirtschaftsämter: keine Kultur hat demnach einen höheren Anteil als 17 Prozent. „Monokulturen sind damit in Oberfranken ein Fremdwort“, sagte Hermann Greif. Den Hauptumfang der Früchte machen Mais und Winterweizen mit jeweils über 30000 Hektar, gefolgt von Wintergerste (25000 Hektar) und Klee-/Ackergras mit (21000 Hektar) aus.
Auffällig sei vor allem, dass der für das „Bierland Oberfranken“ typische Anbau von Sommerbraugerste in den letzten zehn Jahren massiv zurückgegangen ist. Machte die Sommergerste 2015 noch einen Anteil von 15 Prozent (32000 Hektar) aus, seien es heuer nur noch neun Prozent (knapp 18000 Hektar). Als Gründe dafür nannte der BBV-Präsident die eher niedrigeren und unsicheren Erträge in Kombination mit sinkenden Preisen und der alternative Anbau von zwischenzeitlich bei Mälzern und Brauern anerkannten Winterbraugersten-Sorten.
Die Erntepressekonferenz des oberfränkischen Bauernverbandes fand in diesem Jahr an einem Feldstück von Benedikt Zehnter in Haig statt. 2017 hatte er von seinem Vater den ehemaligen Gutsbetrieb am Fuße des Frankenwaldes übernommen, den er nun mit seiner Frau zusammen führt. Zwei Standbeine hat der Betrieb: Ackerbau und Fresseraufzucht, also die Mast weiblicher Nutzkälber. Außerdem beschäftigt sich Benedikt Zehnter sehr mit dem Thema Saatgutvermehrung. Er bewirtschaftet eine Fläche vn 165 Hektar und baut darauf im Wesentlichen Winterbraugerste, Winterweizen, Raps und Mais an. Eine Besonderheit ist der Anbau von Zuckerrüben.
Bild: Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, der Kronacher Kreisobmann Klaus Siegelin, Landwirt Benedikt Zehnter aus Haig, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel und Kreisbäuerin Marina Herr (von links bei der Erntepressekonferenz im Landkreis Kronach.
Trockenschäden trotz feuchter Witterung? / Blick in die Glaskugel: Landwirte gehen von gemischten Ernteaussichten aus
Kulmbach. Viele Landwirte in Bayern haben in den zurückliegenden Wochen vor überschwemmtem Ackerland gestanden. Während in Südbayern viele Bauern noch gar nicht abschätzen können, wie sich das auf ihre Ernte auswirkt und wie viel der Schäden sie ersetzt bekommen, scheint Nordbayern mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Hier ist sogar von Trockenschäden die Rede.
„Das Erntejahr 2024 sieht bis jetzt ganz gut aus“, sagt der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Harald Peetz aus Himmelkron. Die Bestände hätten den Winter ohne Schäden überstanden und auch die zwei Nächte mit Spätfrost bis minus sieben Grad, die im Wein und Obstbau große Schäden angerichtet haben, hätten das Getreide nicht nennenswert geschadet. Durch den nassen Winter und die vielen Niederschläge im Frühjahr bis jetzt seien die Böden gut mit Wasser versorgt und die Bestände dadurch gut bis sehr gut entwickelt. Durch die feuchte Witterung im ganzen Jahr war der Krankheitsdruck vor allem durch Pilzkrankheiten sehr hoch und man musste seine Bestände häufig kontrollieren, um geeignete Maßnahmen nicht zu verpassen.
In diesem Jahr konnten sich nach den Worten von Harald Peetz auch die Sommerkulturen einschließlich Mais, Klee und die Dauerwiesen gut entwickeln, so dass zurzeit die Futtersituation auf den Betrieben sehr gut ist. „Gott sei Dank sind wir von den extremen Unwettern der letzten Wochen in unserer Region, mit Ausnahme von kleinen Überschwemmungen auf Wiesen an Flussläufen, verschont geblieben, so dass wir positiv der Ernte entgegensehen können“, sagt der Kreisobmann. Und weiter: „Zur Ernte bräuchten wir natürlich auch einmal ein paar schöne trockene Wochen, dass das Getreide auch mit entsprechend hoher Qualität geerntet werden kann.“
Momentan mit Silage und Heu machen gut beschäftigt ist Martin Baumgärtner aus Unterzaubach. Er ist einer von zwei stellvertretenden Kreisobmännern im BBV-Kreisverband Kulmbach und betreibt am Ortsrand von Unterzaubach Mutterkuhhaltung mit rund 70 Tieren. „Die Ernte schaut aktuell nicht schlecht aus, vom Hochwasser sind wir überwiegend verschont geblieben“, sagt Martin Baumgärtner. Eine Herausforderung werde heuer aber die Ernte selbst, also die Bergung des Getreides sein.
Die Silage sei bis jetzt gut verlaufen, da reichten im Normalfall auch zwei bis drei Tage ohne Regen für die Bergung aus. Die Heuernte gestalte sich dagegen bislang sehr schwierig, deshalb sei auch noch sehr viel Heu auf den Fluren. Gut sei die Situation auch beim Getreide, bei den Winterkulturen auf jeden Fall, bei den Sommerkulturen komme es darauf an, wann gesät wurde.
Durch die „normalen Wetterbedingungen“ gegenüber den zurückliegenden paar Jahren, sei sicherlich auch der Pils und Krankheitsdruck beim Getreide wieder gestiegen. Auch das Unkraut bekomme dieses Jahr wieder verstärkt auf den Felder vor. Was die Wassersättigung der Böden angeht, sagt Martin Baumgärtner: „Das Grundwasser sollte jetzt wieder auf dem Normalstand sein.“ Flächen, die schon immer etwas feuchter waren, seien es auch in diesem Jahr wieder. „Die Böden sind gut mit Wasser versorgt, aber auch nicht überversorgt. Die Sonnenstrahlen und Intensität sind extremer und stärker geworden.“
Ähnlich sieht es Norbert Erhardt, der in Motschenbach, in der Gemeinde Mainleus einen klassischen Milchviehbetrieb mit rund 130 Kühen bewirtschaftet. Der Grundwasserspiegel sei hoch. Da aber gerade die Vegetationszeit ist und alles wächst, sei der Wasserbedarf auch entsprechend hoch. Norbert Erhardt machte sogar bereits erste Anzeichen von Trockenschäden bei der Braugerste aus. Der Landwirt bewirtschaftet rund 150 Hektar Fläche, alles im Gemeindegebiet von Mainleus. Er baut unter anderem auch Weizen, Wintergerste, Mais, Raps und Luzerne an.
Durch die feuchte Witterung rechnet Norbert Erhardt mit einer guten Ernte, da die Wasserversorgung immer gegeben war. „Für Landwirte war die Witterung bisher optimal“, sagt er. Von Überschwemmungen sei er nicht betroffen gewesen. Allerdings sei das Getreide krankheitsanfälliger: „Ja, der Krankheitsdruck ist durch die feuchte/warme Witterung extrem hoch. Der Aufwand, es gesund zu halten, auch“, so Norbert Erhardt. Was die Futtersituation angeht, antwortet er mit einer Bauernregel: „Ist der Mai feucht und nass, füllt er des Bauern Scheun` und Fass“. Die Wettersituation sei für den Futterbau momentan perfekt. Man habe einen guten Futtervorrat.
Wie die Ernte ausfallen wird, das sei eher ein Blick in die Glaskugel, so Anton Weig, Pflanzenbauexperte beim Amt für Landwirtschaft Coburg-Kulmbach. Es komme vor allem auch darauf an, wie sich das Wetter jetzt weiterentwickelt. Für das Getreide sei das kühl-feuchte Wetter eigentlich ideal gewesen, weil es schön langsam wachsen konnte. Problem des kühl-feuchten Wetters sei aber auch das Auftreten zahlreicher Pilzkrankheiten gewesen. Es sei immer gut, wenn es im Frühjahr nicht gleich so warm werde, denn dann hätten die Pflanzen Zeit, sich zu entwickeln. So habe auch der Raps gut gedeihen können, habe auf der anderen Seite aber auch unter einem höheren Krankheitsbefall gelitten.
Ein besonderes Ereignis sei der kurzzeitige Wintereinbruch am letzten Aprilwochenende im Zusammenhang mit einigen Frostnächten davor gewesen. Da habe es vor allem im Landkreis Bamberg ziemlich viel Raps „umgedrückt“, nicht ganz so schlimm sei es in Kulmbach gewesen. Bei Getreide und Raps habe es teilweise leichte Frostschäden gegeben.
Während der Januar und der Februar recht warm gewesen sei, waren die folgenden Wochen eher einen Tick zu kühl und zu feucht, so Pflanzenbauexperte Anton Weig. Aber insgesamt bewege sich dies alles im Rahmen. Geändert habe sich die Situation bei Starkniederschlägen. Die hätten mittlerweile eine wesentlich höhere Intensität, soll heißen, sie kommen immer plötzlicher und die Tropfen würden immer größer. Dadurch werde das Getreide nach unten gedrückt und vor allem frisch bestellte Maisfelder hätten stark unter Erosion und Verkrustung der Oberflächen zu leiden.
Manche Tallagen oder Senken seien momentan schon noch sehr feucht, so dass man oft gar nicht hineinfahren kann. Besonders problematisch sei dies beim Grünland, weil die Zeitfenster zwischen den einzelnen Regenfällen so kurz seien. Fährt der Landwirt dann doch hinein, hinterlässt er tiefe Spuren. Viele Landwirte hätten ihr Grünland heuer noch gar nicht mähen können. Nun hofften alle auf beständigeres Sommerwetter.
Bild: Schaut gar nicht so schlecht aus: Bauern aus dem Kulmbacher Land blicken hoffnungsvoll auf die anstehende Ernte
Landwirtschaft trifft Verbraucher, Bauernhof trifft Stadt / Zentrale Veranstaltung zum Tag des offenen Hofes in Oberfranken
Hirschberglein. Schmecken, riechen, anfassen und mit den Menschen sprechen. Per Facebook, Instagram oder Tik Tok geht das nicht. Wer Landwirtschaft live erleben wollte, der musste am Sonntag schon zu den Tagen des offenen Hofes kommen. Die zentrale Eröffnungsveranstaltung fand dabei in Bayern ganz oben statt, im Geroldsgrüner Ortsteil Hirschberglein im Landkreis Hof.
Hier hat die Familie Browa ihren Betrieb. Eine bayernweite Besonderheit: Elke Browa ist die Hofer Kreisbäuerin, ihr Mann Ralph Kreisobmann. Hier, auf den Höhen des Frankenwaldes, bewirtschaftet die Familie seit 2007 in fünfter Generation einen Milchviehbetrieb mit 80 Milchkühen plus Nachzucht. 75 der insgesamt rund 100 Hektar Fläche sind Ackerland, der Rest Grünland. Ihre Milch liefert die Familie Browa an die Milchwerke Oberfranken-West in Meeder bei Coburg, das Schlachtvieh geht über die Nordbayerische Vermarktungsgesellschaft (NVG) nach Bayreuth, männliche Nutzkälber werden über den Rinderzuchtverband Oberfranken vermarktet. Mit Andrea, Nicole, Matthias und Carina hat das Ehepaar Browa vier Kinder, die alle auf dem Hof kräftig mitanpacken.
So auch beim Tag des offenen Hofes. Da gab es vieles vorzubereiten, wochenlang habe man geplant, organisiert, aufgebaut und alles auf Hochglanz gebracht. Nötig wäre das alles nicht gewesen, denn der Hof ist auch so ein echter Vorzeigebetrieb. Belohnt wurde die Familie Browa mit bestem Wetter und mehreren tausend Besuchern, nicht nur aus dem Hofer Land, sondern auch aus den Nachbarlandkreisen Kronach und Kulmbach und teilweise auch von weiter her.
Prominenteste Gäste zur zentralen Eröffnung waren die neue bayerische Milchkönigin Elisabeth Heimerl aus dem oberpfälzischen Nittenau, BBV-Präsident Günther Felßner und die stellvertretende Landesbäuerin Christine Reitelshöfer. „Die Landwirtschaft ist die Lösung für viele zentrale Zukunftsfragen“, sagte BBV-Präsident Felßner. „Die Agrikultur ist die Mutter aller Kulturen.“ Der Mensch könne auf einiges verzichten, aber auf das Essen nicht, so Felßner. Dabei gehe es den Landwirten schon lange nicht mehr nur um die Ernährung, sondern auch um die Energie. Auch die stofflichen Grundlagen könnten ohne die Landwirtschaft nicht auf eine nachhaltige Basis gestellt werden. Um all dies dem Verbraucher immer wieder klarzumachen, seien Tage des offenen Hofes so wichtig. „Das ist Öffentlichkeitsarbeit im besten Sinne“, so der Präsident. Hier treffe die Landwirtschaft den Verbraucher und der Bauernhof die Stadt.
Für die neue Milchkönigin Elisabeth Heimerl war es der erste große öffentliche Auftritt. Ihr Ziel sei es, den landwirtschaftlichen Betrieben eine Stimme zu geben, sagte die 23-Jähriger aus dem Landkreis Schwandorf. Dies sei wichtiger denn je zuvor, denn die Verbraucher seien noch nie so kritisch gewesen. Ihre Grüße überbrachten auch die beiden politischen Vertreter, der Bundestagsabgeordnete Jonas Geissler und der Landtagsabgeordnete Kristan von Waldenfels, bei de CSU. Gerade den ländlichen Raum habe die Politik derzeit nicht im Blick, kritisierte Geissler und Waldenfels merkte an: „Euer Einsatz ist einfach unglaublich, dafür können wir gar nicht genug danken.“
Zuvor hatte Pfarrer Klaus Wiesinger eine Andacht gehalten, in der er sich als ein starker Fürsprecher der Bauern erwies. Seinen Worten wurden sogar spontan mit Applaus quittiert. Nahrung sei im Überfluss vorhanden, deshalb seien die meisten Menschen auch gar nicht interessiert daran, wie es in der Landwirtschaft zugeht. Dazu kämen Verordnungen, Vorschriften und immer wieder auch ungerechtfertigte Vorwürfe. Das könne er schon verstehen, wenn den Bauern die Landwirtschaft keine Freude mehr macht. Allen Kritikern schrieb der evangelische Geistliche aber ins Stammbuch: „Ohne Lebensmittel wäre das Leben schnell zu Ende.“ Auf alles könne man notfalls verzichten, nur auf das Essen nicht. Und das könne nun mal nicht aus dem Reagenzglas kommen, denn selbst für ein Steak aus dem Labor brauche man zuvor eine lebendige Kuh.
Umrahmt wurde die Eröffnungsfeier von den örtlichen Jagdhornbläsern, dem Landfrauenchor Hof und der Landjugend aus Weidesgrün. Den ganzen Tag über gab es Informationsstände und Mitmachangebote von Landtechnikunternehmen, Futtermittelfirmen, der Maschinenring Münchberg war zur Stelle, mehrere Direktvermarkter, die Besamungsstation Wölsau stellte sich vor, für die kleinsten gab es Ponyreiten und die Traktorfreunde Geroldsgrün hatten zwischen all dem modernen Gerät sogar einige Oldtimer postiert
Bilder:
1. BBV-Präsident
Günther Felßner, die stellvertretende Landesbäuerin
Christine Reitelshöfer, Milchkönigin Elisabeth
Heimerl sowie Elke und Ralph Browa (von links) bei
der Eröffnung zum Tag des offenen Hofes.
2. Einige
Volkstänze führte die Landjugend Geroldsgrün vor.
3. Ein
Besuchermagnet beim Tag des offenen Hofes war der
Jungviehstall.
4. Elke
Browa führte BBV-Präsident Günter Felßner durch den
großzügigen Laufviehstall.
5. Zu
jeder Tageszeit gut besucht war die Hofstelle der
Familie Browa in Hirschberglein in Landkreis Hof.
6. Landwirtschaft
live erleben: so lautete das Motto auf dem
Milchviehbetrieb der Familie Browa.
7. Mehrere
tausend Besucher hat der Tag des offenen Hofes in
den Landkreis Hof gelockt.
8. Historische
Traktoren und moderne Landtechnik: Zahlreiche
Mitstreiter sorgten für ein abwechslungsreiches
Programm.
Multifunktional, klimaeffizient und ressourcenschonend / Zuverlässiger Partner für die bayerische Landwirtschaft: BBJ-Unternehmensgruppe eröffnete ortsbildprägenden Bürokomplex
Kulmbach. Mit einem Festakt hat die BBJ-Unternehmensgruppe ihr großes Bürohaus am Gumpersdorfer Weg in Kulmbach eröffnet. Der Komplex beherbergt künftig den Landwirtschaftlichen Buchführungsdienst (LBD), die BERATA-Steuerberatungsgesellschaft für die gewerbliche Buchführung und Steuerberatung sowie die Wirtschafts-Revisions-Beratungs-GmbH (RWB). In dem ortsbildprägenden Gebäude sind derzeit 70 Mitarbeiter tätig.
Von Untersteinach auf der Umgehung kommend ist der riesige moderne Bau mit seinem großen Glasfronten am Gumpersdorfer Weg in Kauernburg kaum zu übersehen. Er war in den zurückliegenden zwei Jahren an der Stelle eines ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens entstanden. Das Gebäude hat eine Nutzfläche von 2300 Quadratmetern und ist mit neuester und innovativster Technik ausgestattet. Beheizt und gekühlt wird es von zwei Wärmepumpen, auf dem Dachwurde eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung installiert, Tiefgarage und Parkdeck bieten Platz für 60 Fahrzeuge.
Die Einführung der Buchhaltung habe in den Sechziger Jahren in vielen Betrieben noch als Revolution gegolten, daran erinnerte Staatssekretär Martin Schöffel bei der Einweihung. Doch schnell habe sich gezeigt, dass auch in dieser Branche großer Bedarf an qualifizierter und umfassender Beratung herrscht, der weit über die Buchhaltung hinaus geht. Daraus habe sich ein starker Unternehmensverbund entwickelt. Rahmenbedingungen, Auflagen, Förderprogramme und steuerliche Vorgaben änderten sich auf europäischer und nationaler Ebene konstant und machten auch künftig eine fachliche Steuer- und Unternehmensberatung unverzichtbar.
Der Bayerische Bauernverbandspräsident Günther Felßner sprach bei der Eröffnung mit Blick auf die Unternehmen LBD und BERATA von einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte für die bäuerlichen Familienbetriebe während der zurückliegenden 40 Jahre. Den Büroneubau bezeichnete der BBV-Präsident als Best-Practice-Beispiel, wie multifunktional, klimaeffizient und ressourcenschonend gebaut werden kann. Landrat Klaus Peter Söllner nannte die Beratungsfirmen zuverlässige Partner für die Landwirtschaft und für landwirtschaftsnahe Betriebe. Mit innovativen Ideen, hohen persönlichen Einsatz und außergewöhnlichem Engagement habe Gerhard Müller als Gründungsvater die Kulmbacher Niederlassung hervorragend positioniert.
Auch Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig würdigte den visionären Unternehmergeist von Gerhard Müller, der für eine eindrucksvolle Erfolgsstory auf höchstem Niveau stehe. Die BBJ-Unternehmensgruppe stehe für ein qualifiziertes Dienstleistungsnetz nicht nur für Landwirte, der Neubau drücke architektonische Eleganz, funktionelle Ausstattung und zukunftsweisende Planung aus.
Der Buchführungsdienst der Bayerischen Jungbauernschaft (BBJ) wurde 1968 als Verein gegründet. Nachdem die Beratungsleistungen im Laufe der Jahre immer mehr zugenommen hatten, entstanden 1978 die beiden Gesellschaften LBD und BERATA. In den folgenden Jahren wurde eine Reihe von Beteiligungen gegründet und erworben, darunter die Wirtschafts-Revisions-Beratungs-GmbH für Wirtschaftsprüfungen und ähnliche Dienstleistungen. Das Unternehmen umfasst derzeit eine Vielzahl von Dienstleistungen mit mehr als 1200 Mitarbeitern in über 40 Kanzleien in Bayern und in den östlichen Bundesländern. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei über 100 Millionen Euro. Etwa ein Drittel komme davon aus der Landwirtschaft, zwei Drittel aus dem gewerblichen Bereich, wobei auch hier viele Landwirte, etwa durch Photovoltaikanlagen, beteiligt sind.
Die für ganz Oberfranken zuständige Kanzlei in Kulmbach mit ihren Außenstellen in Bayreuth, Hof, Scheßlitz und im sächsischen Plauen hatte der ehemalige Landwirt und gelernte Steuerberater Gerhard Müller 1981 im Keller seines Wohnhauses gegründet. Nicht zuletzt deshalb hatte ihn Landrat Klaus Peter Söllner bei der Einweihung scherzhaft als „Bill Gates von Kauernburg“ bezeichnet. Nachdem Gerhard Müller die ehemalige Hofstelle seiner Eltern abgerissen, um- oder neu gebaut hatte, reichten die Kapazitäten nicht mehr aus, so dass er sich 2015 für den Neubau entschied. Die Kulmbacher Kanzlei betreut rund 2000 Landwirte im gesamten Regierungsbezirk und angrenzenden Gebieten sowie zahlreiche gewerbliche Kunden. Der Umsatz im Kanzleiverbund vor Ort liegt bei rund 10,5 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter bei rund 120.
Bilder:
1. Ortsbildprägend
ist das neue Bürogebäude der BBJ-Unternehmensgruppe
am Gumpersdorfer Weg in Kauernburg.
2.
Bauherr Gerhard Müller (links) hat den symbolischen
Schlüssel für den Bürokomplex an Gunter Nüssel, dem
Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen
Buchführungsdienstes und der
Steuerberatungsgesellschaft BERATA überreicht.
Landwirtschaft im Landkreis: Steigende Kosten, sinkende Einnahmen / Oberfränkischer Regierungspräsident informierte sich über Sorgen und Nöte der Bauern im Kulmbacher Land
Kulmbach. Vier Betriebe und das Klima-Arboretum im Stadtwald hat der oberfränkische Regierungspräsident Florian Luderschmid bei einer Landwirtschaftsrundfahrt duch den Landkreis Kulmbach besucht. Ihm sei es wichtig gewesen, verschiedene Aspekte der Land- und Forstwirtschaft kennenzulernen, erklärte Luderschmid. Neben dem Öko-Legehennenbetrieb von Sabrina und Michael Grampp bei Fölschnitz besuchte der Regierungspräsident den Bio-Milchviehbetrieb von Kerstin und Hermann Grampp in Unterkodach und den Biohof Distler in Esbach. Weitere Stationen waren das Klima-Arboretum am Trimm-Dich-Pfad und der Fruchtgemüsebetrieb Scherzer & Boss in Feulersdorf. Begleitet wurde Florian Luderschmid vom Leiter des Bereichs Landwirtschaft an der Regierung, Rainer Prischenk, und von Harald Weber, dem Chef des Amtes für Landwirtschaft.
Bei seiner Tour durch den Landkreis erfuhr Florian Luderschmid auch von den vielen Problemen der Bauern. Steigende Kosten, sinkende Einnahmen, das ist es, was beispielsweise Sabrina und Michael Grampp umtreibt. „Die Futterpreise sind geradezu explodiert“, berichtete Michael Grampp. Im Gegenzug gebe der Verbraucher aufgrund der Inflation weniger aus und greife wieder auf die Billigeier aus dem Discounter zurück. „Wenigstens haben uns unsere Stammkunden die Treue gehalten“, so Sabrina Grampp.
Regierungspräsident Luderschmidt bewunderte den Mut der Familie, aus der klassischen Schiene auszusteigen und einen völlig neuen Weg zu gehen. Genau das haben Sabrina und Michael Grampp vor acht Jahren getan. Sie haben ihren alten Anbindestall mit 25 Milchkühen plus Nachzucht im Ort aufgegeben und sich für die Alternative der Hühnerhaltung entschieden. Im Herbst 2015 war Baubeginn,im Juni 2016 konnten bereits die ersten Hühner einziehen.
Es sei gar nicht so einfach, derartige Standorte für eine Betriebsaussiedlung zu finden, so Behördenchef Harald Weber. Das Immissionsrecht schreibe immer schärfere Abstände zu Biotopen, zum Wald oder zur nächsten Bebauung vor. Wenn bei der Familie Grampp alles problemlos gelaufen ist, dann sei das schon fast die Ausnahme.
Rund 9000 Hühner tummeln sich in den Stallungen bei Fölschnitz, rund 8000 Eier werden pro Tag produziert. Die Vermarktung erfolgt zum Teil direkt im eigenen Hofladen, der größte Teil geht über den Großhandel an Verbrauchermärkte. Auch das Posthotel von Alexander Hermann im nahen Wirsberg wird mit den Eiern aus Fölschnitz beliefert. Einen Teil des Futters baut der Landwirt selbst an, den anderen teil kauft er bei Bio.-Kollegen zu.
Ebenfalls nach biologischen Kriterien wirtschaftet die Familie, die auch Grampp heißt aber einen Milchviehbetrieb in Unterkodach bei Melkendorf bewirtschaftet. Kerstin und Hermann Grampp haben 2008 einen modernen Laufstall am Ortsrand errichtet. Mit seiner Nähe zum Stadtrand von Kulmbach, wenige Meter von der Melkendorfer Umgehung entfernt, hat der Hof der Familie Grampp schon eine ganz besondere Lage. War die alte Hofstelle, in der noch immer das Jungvieh sein Zuhause hat, gerade mal knapp 0,7 Hektar groß, hat die jetzige Hofstelle eine Fläche von stattlichen 2,7 Hektar.
Rund 200 Hektar bewirtschaftet die Familie, 70 Hektar Grünland, 130 Hektar Ackerland, auf dem unter anderem Kleegras, Getreide und Mais angebaut werden. Alles zum Eigenbedarf, denn die rund 160 Kühe brauchen schließlich genug zu Fressen. Nachdem das automatische Melksystem gut ausgelastet war, wurde später ein zweiter Melkroboter angeschafft. Seit 2017 wird der Betrieb nach den Bioland-Kriterien bewirtschaftet. Die Milch geht an die Milchwerke Oberfranken-West in Meeder bei Coburg.
Hauptproblem der Familie Grampp aus Unterkodach ist die EU-Öko-Verordnung, die künftig verpflichtend eine Weidepflicht vorsieht. Für Hermann Grampp ein absolutes Unding, denn von den 210 Hektar Fläche, die von der Familie Grampp bewirtschaftet wird, befindet sich nur ein kleiner Teil in seinem Eigentum. Der weitaus größte Teil erstreckt sich auf 230 Feldstücke von 40 verschiedenen Pächtern. Die Durchschnittsgröße eines Feldstücks liegt Hermann Grampp zufolge bei einem einzigen Hektar. Diese Konstellation ist so oder ähnlich in ganz Oberfranken, wenn nicht in ganz Franken, zu finden. Sollte die Weidepflicht so umgesetzt werden und es keine Sonderregelung für Bestandsbetriebe gibt, würden alle großen Bio-Milchviehbetriebe wieder aussteigen, das befürchtet nicht nur Hermann Grampp Das Ziel, 30 Prozent bio bis zum Jahr 2030 rückt damit in weite Ferne.
Bilder:
1. Bereichsleiter
Rainer Prischenk, Bürgermeisterin Anita Sack,
Regierungspräsident Florian Luderschmid, Michael und
Sabrina Grampp sowie Behördenchef Harald Weber (von
links) besichtigen den Raum, in dem die Eier
sortiert und versandfertig gemacht werden.
2. So
sieht er aus, der Stall des Legehennenbetriebs von
Sabrina und Michael Grampp.
3. 160
Milchkühe haben im Stall von Kerstin und Hermann
Grampp ein Zuhause gefunden.
4. Kerstin
Grampp erläutert dem oberfränkischen
Regierungspräsidenten Florian Luderschmid die
vielfgältige Technik in dem modernen Laufstall in
Unterkodach bei Melkendorf
Mit Linsenanbau zum Meisterpreis / Tim Görl und seine Familie bewirtschaften einen ökologischen Nebenerwerbsbetrieb in der Fränkischen Schweiz
Neuhaus. Miteinander statt gegeneinander: die Familie Görl, die in Neuhaus bei Aufseß einen ökologischen Nebenerwerbsbetrieb bewirtschaftet meint damit nicht nur das Miteinander von konventioneller und biologischer Landwirtschaft, sondern auch das Miteinander mit der Gesellschaft. „Wenn ich als Landwirt möchte, dass sich die Gesellschaft über Lebensmittel Gedanken macht, dann muss ich auch auf die Gesellschaft zugehen“, sagt Tim Görl.
Gerade hat der 23-jährige seinen Landwirtschaftsmeister an der Schule in Landshut abgelegt. Weil er dort einer der besten seines Jahrgangs war, ist er mit dem Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet worden. Bereits im zurückliegenden Jahr hat er den Wirtschafter für ökologischen Landbau absolviert. Und er hat Großes vor: Vielleicht will er sogar aus dem heimischen Nebenerwerbsbetrieb einen Vollerwerbsbetrieb machen, aber das ist noch Zukunftsmusik. Derzeit ist er bei einem landwirtschaftlichen Dienstleister beschäftigt.
Er sei schon immer praktisch veranlagt gewesen, sagt Tim Görl, der sein Abitur an der Gesamtschule in Hollfeld gemacht hat. Die Lehre dauerte aufgrund der bestandenen Hochschulreife nur zwei Jahre, dann ging es nach Landshut–Schönbrunn. Die Wahl fiel deshalb auf das Agrarbildungszentrum in der niederbayerischen Stadt, weil es dort einen Schwerpunkt Ökolandbau gibt. Und auch, weil man dort, fernab von zuhause, mit den Mitschülern offen über den eigenen Betrieb reden kann, ohne dass die Zahlen gleich kritisch beäugt werden. „Der Austausch mit den anderen war mir immer ganz wichtig“, sagt Tim Görl. Die Mitschüler kamen dabei nicht nur aus allen Teilen Bayerns, sondern auch aus Baden Württemberg und einer sogar aus Rügen. Nächtelang habe man da oft diskutiert, habe sich ausgetauscht und stehe noch immer in gutem Kontakt miteinander.
Mit dem Meisterprojekt hat Tim Görl Neuland beschritten. Er hat Anbauversuche mit Linsen unternommen. Obwohl, so ganz neu ist die Linse nicht, die Hülsenfrucht gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Allerdings ist sie Hierzulande etwas in Vergessenheit geraten. Erst mit den verschiedenen Eiweißinitiativen wurde die Linse wieder interessant. Auf einem Hektar bei Neuhaus hat Tim Görl für sein Meisterprojekt verschiedene Anbauvarianten untersucht und unterschiedliche Linsensorten verglichen. Als Ergebnis könnte man festhalten, dass die Linse durchaus eine ernstzunehmende Alternative zu vielen anderen Feldfrüchten darstellt, zumal sie Trockenheit sehr gut wegsteckt und mit den hiesigen kargen Böden sehr gut zurechtkommt. Vermarktet werden die Linsen derzeit direkt im Hofladen eines befreundeten Betriebes ganz in der Nähe.
In Neuhaus, direkt am Bierwanderweg, betreibt die Familie, das sind die Eltern Heike und Matthias Görl sowie die beiden Schwestern Lea und Mona den Nebenerwerbsbetrieb, der sich in erster Linie als Ackerbaubetrieb versteht. Auf den Feldern ringsum wird Roggen und Dinkel angebaut, das direkt an eine Bäckerei nach Bamberg vermarktet wird. Die Braugerste geht ebenfalls nach Bamberg zur Mälzerei Weyermann. In kleinerem Umfang werden noch Ferkel erzeugt und die Mutterschafe dienen der Landschaftspflege. Im Hauptberuf ist Vater Matthias als Berater beim Amt für Landwirtschaft in Bamberg tätig. Nachdem die Familie den Betrieb 2006 von den Eltern übernommen hatte, entschied man sich, auf eine ökologische Bewirtschaftungsweise umzustellen. Die Entscheidung fiel auf Naturland. „Wir waren überzeugt, das ist unser Weg, das ist die Zukunft“, so Matthias Görl.
Auch Mona und Lea Görl setzen sich aktiv für die Landwirtschaft ein. Mona (22) ist gelernte Landmaschinenmechatronikerin und studiert derzeit Metallbau, Lea (24) studiert Informatik in München. Zusammen halten sie Vorträge und veranstalten Seminare für die Hanns-Seidel-Stiftung. Unter dem Titel „No farmers, no food“ erklären sie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zusammen mit Bruder Tim und Vater Matthias, was Landwirtschaft ausmacht. „Mit dem Thema Ernährung haben sich viele beschäftigt, mit der Landwirtschaft kaum“, stellen sie immer wieder fest. „Wir wollen anderen Menschen, die wenig Berührungspunkte mit Landwirtschaft haben, nahe bringen, warum Landwirtschaft jeden betrifft, warum es wichtig ist zu informieren, sich eine Meinung zu bilden und zu diskutieren.“
Bilder:
1. Die Familie Görl mit Mona, Matthias, Heike, Lea
und Tim (von links) bewirtschaftet in Neuhaus bei
Aufseß einen Nebenerwerbsbetrieb mit Ackerbau,
Ferkelerzeugung und Schafhaltung.
2. Ausgezeichnet mit dem Meisterpreis der
bayerischen Staatsregierung: Tim Görl ist
Landwirtschaftsmeister und hat mit seinem Projekt
des Linsenanbaus in der Fränkischen Schweiz bereits
für Aufsehen gesorgt.
Schauversuche auf acht Hektar / Am 19. Juni findet der Pflanzenbautag in Lopp statt
Lopp. Für die Landwirte im Kulmbacher Raum ist er ein fester Termin: der Pflanzenbautag nahe der kleinen Ortschaft Lopp bei Kasendorf. Er findet in diesem Jahr am 19. Juni statt, die beiden Führungen beginnen um 13 und um 19 Uhr. Veranstalter sind der Erzeugerring für landwirtschaftlich pflanzliche Qualitätsprodukte Oberfranken, der Maschinenring Kulmbach und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach.
„Der Grundgedanke ist es, die Landwirte im Kulmbacher Raum in Sachen Sortenwahl zu beraten“, sagt Dominik Schmitt, Pflanzenbauberater beim Erzeugerring, der in Danndorf den Naturlandhof Schmitt bewirtschaftet. Beim Pflanzenbautag in Lopp werden dazu zahlreiche Schauversuche erörtert, bei denen verschiedene Sorten, teilweise alte und bewährte, aber auch ganz neue, auf Parzellen nebeneinander angebaut wurden. Das Ganze finde unter praxisüblichen Bedingungen statt was Düngung, Pflanzenschutz oder Aussaatstärke angeht, so Dominik Schmitt.
Die acht Hektar große Fläche, auf der Hafer, Raps, Weizen, Triticale, Sommer- und Wintergerste eigens für den Schauversuch angebaut wurde, gehört dem Landwirt Gerhard Friedlein aus Lopp. Was die Saaten anbelangt, sei einiges geboten, erklärt er. Pro Kultur gebe es zwischen fünf und zehn Sorten zu begutachten, so dass jeder Landwirt für sich einen individuellen Nutzen aus der Veranstaltung ziehen könne.
Welche Krankheiten treten bei welcher Sorte auf? Wie reagiert die Pflanze auf Fungizide? Was ist für die hiesigen Böden optimal? Wie reagieren die jeweiligen Sorten auf die verminderte Düngung hier im roten Gebiet? Um dieser und viele andere Fragen wird es beim Pflanzenbautag gehen.
„Mein Antrieb ist das Interesse an neuen Sorten“, sagt Gerhard Friedlein, der für die Veranstaltung einen gewaltigen Aufwand betreibt. Das Saatgut wurde in der Regel von der Industrie zur Verfügung gestellt, so Dominik Schmitt, der wieder mit knapp 100 Besuchern rechnet.
Bild: Pflanzenbauberater Dominik Schmitt (links) und Landwirt Gerhard Friedlein erwarten zum Pflanzenbautag in Lopp an die 100 Landwirte aus der Region.
Landwirtschaft für die breite Bevölkerung / Tag des offenen Hofes: Bayernweite Eröffnung in Hochfranken
Hirschberglein. Der Tag des offenen Hofes wird in diesem Jahr in Hirschberglein bei Geroldsgrün auf dem Betrieb von Elke und Ralph Browa zentral für ganz Bayern eröffnet. Dafür wird BBV-Präsident Günther Felßner am 9. Juni in den oberfränkischen Landkreis Hof kommen und alle Besucher willkommen heißen. Der BBV-Kreisverband rechnet mit mindestens 2000 Besuchern, schönes Wetter vorausgesetzt.
„Es ist seit sechs oder sieben Jahren der erste Tag des offenen Hofes, der wieder im Landkreis Hof stattfindet“, sagt BBV-Geschäftsführer Thomas Lippert. Ihm sei es wichtig, die breite Bevölkerung anzusprechen. Warum sich Günther Felßner ausgerechnet Hirschberglein ausgesucht hat ist nicht nur mit den guten Kontakten der Familie Browa zur Bauernverbandsspitze zu erklären, sondern auch mit der bayernweit einzigartigen Konstellation, dass Elke Browa die Kreisbäuerin und ihr Mann Ralph der Kreisobmann des Landkreises Hof sind.
Das Fest zum Tag des offenen Hofes beginnt um 9.30 Uhr mit einer Ökumenischen Andacht in der Maschinenhalle, an der auch der weit über Landkreisgrenzen hinaus bekannte Hofer Landfrauenchor unter der Leitung von Helmut Lottes mitwirken wird. Danach gibt es Einblicke in den modernen Laufviehstall, Hofführungen und eine großangelegte Landtechnikausstellung sowie viele Info-Stände land- und forstwirtschaftlicher Organisationen, Verbände und handwerklicher Betriebe. Für Unterhaltung sorgen die Jagdhornbläser und die Tänze der Landjugend. Regionale Spezialitäten an Bauernmarktständen runden das breite Angebot ab. Dazu gibt es ein Kinderprogramm mit einem Traktor-Parcours, Ponyreiten, einer Hüpfburg und einer Schminkstation.
Elke und Ralph Browa bewirtschaften hier auf den Höhen des Frankenwaldes einen Milchviehbetrieb mit 80 Milchkühen plus Nachzucht. 75 der insgesamt rund 100 Hektar Fläche sind Ackerland, hier wird Mais, Weizen, Kleegras, Winter- und Sommergerste sowie Raps angebaut. Die restlichen 25 Hektar sind Grünland, hier wächst das Futter für den Eigenverbrauch. Die Milch liefert die Familie Browa an die Milchwerke Oberfranken-West in Meeder bei Coburg, das Schlachtvieh geht über die Nordbayerische Vermarktungsgesellschaft (NVG) nach Bayreuth, männliche Nutzkälber werden über den Rinderzuchtverband Oberfranken vermarktet. Mit Andrea, Nicole, Matthias und Carina hat das Ehepaar Browa vier Kinder, die alle auf dem Hof kräftig mitanpacken. Tochter Nicole hat erst vor kurzem die Meisterprüfung abgelegt. Elke und Ralph Browa führen den Betrieb seit 2007 in fünfter Generation.
Einen weiteren Tag des offenen Hofes gibt es ebenfalls am 9. Juni im Nachbarlandkreis Wunsiedel auf dem Buchberghof von Martina und Florian Reichel in Fichtenhammer bei Kirchenlamitz. Dort hat BBV-Präsident Günther Felßner für 15 Uhr sein Kommen angekündigt.
Bild: Elke Browa, Stefanie Schmidt, Tochter Nicole, Ralph Browa und BBV-Geschäftsführer Thomas Lippert (von links) bereiten den Tag des offenen Hofes in Hirschberglein vor.
Bachsaiblinge statt Bratwürste / Oberfränkische Teichwirte eröffneten die Fischgrillsaison – Kritik am Umweltpolitik: „Fischerei und Fischotter schließen sich aus“
Lauter. Es müssen nicht immer Steaks und Bratwürste sein. Zur Eröffnung der Grillsaison auf dem Forellenhof Deusdorfer Mühle bei Lauter im Landkreis Bamberg hat die Teichgenossenschaft Oberfranken die Werbetrommel für den heimischen Süßwasserfisch gerührt. Der Zusammenschluss von rund 700 Teichwirten aus allen Landkreisen des Regierungsbezirks will damit zeigen, dass sich Bachsaiblinge und Regenbogenforellen genauso gut zum Grillen eignen, wie T-Bone-Steaks oder Spareribs.
„Der Fisch kommt meistens zu kurz, wenn es ums Grillen geht“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft, Peter Thoma aus Thiersheim. Die Bemühungen des Zusammenschlusses tragen inzwischen auch schon Früchte: „Wir haben seit Jahren steigende Absatzzahlen“, so der Vorsitzende.
Ein wenig getrübt hat die Stimmung allerdings der Fischotter. Hatten die Teichwirte, die ihre Gewässer meist im Nebenerwerb bewirtschaften, in der Vergangenheit immer wieder Ärger mit Kormoranen oder Bibern, so sei der Fischotter mittlerweile zur echten Katastrophe geworden, so hieß es. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die grüne Umweltministerin Steffi Lemke mit rund 5,8 Millionen Euro die Verbreitung des Fischotters fördern möchte.
„Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Teichwirte“, so hieß es. „Das sind Steuergelder, mit denen die Teichwirtschaft vernichtet werden soll“, schimpfte Peter Thoma. „Fischerei und Fischotter schließen sich weitgehend aus.“ Wertvolle heimische Speisefische würden an den Fischotter verfüttert, während gleichzeitig Fische aus Südostasien nach Europa importiert werden. „Wo bleibt da die Nachhaltigkeit?“, so Peter Thoma, der auch zu bedenken gab, dass der Otter auch Amphibien, Reptilien und sogar Vögel jagt. Früher habe es in der nahen Oberpfalz sogar Prämien für den Abschuss des Fischotters gegeben.
So weit wollte die Politik bei der Eröffnung der Fischgrillsaison dann doch nicht gehen, doch der Landtagsabgeordnete Holger Dremel sagte zumindest zu, dass er sich für rechtliche Rahmenbedingungen einsetzen werde, um die heimische Fischversorgung sicherzustellen. „Wir müssen den Fischotter aus dem Schutzstatus rausbekommen.“ Ohne entsprechende Maßnahmen sei die Fischzucht am Ende, so der oberfränkische Bezirkstagsvizepräsident und Bamberger Landrat Johann Kalb.
Der Forellenhof Deusdorfer Mühle gilt als eine der bekanntesten Fischspeisegaststätten Oberfrankens und ist in Fachkreisen weit über den Regierungsbezirk hinaus bekannt. Maria und Gerhard Rudolf bewirtschaften dort mehrere Naturteiche und ziehen die Setzlinge Jahr für Jahr in einem Quellwasserteich auf.
Bild: Fisch als Grillgut, dafür warben (von links) der Landtagsabgeordnete Holger Dremel, Maria und Gerhard Rudolf vom Forellenhof Deusdorfer Mühle, der Vorsitzender der Teichgenossenschaft Peter Thoma und der oberfränkische Bezirkstagsvizepräsident und Bamberger Landrat Johann Kalb.
Ohne Pflanzenschutz kein Raps / „Vorboten des Sommers“: Oberfränkische Landwirte erwarten durchschnittliche Rapsernte
Schmölz. Die goldgelb blühenden Rapsfelder in vielen Regionen Oberfrankens sind aktuell ein echter Hingucker und ein beliebtes Motiv. Selbstverständlich ist das allerdings nicht. Der heftige Wintereinbruch mit Schnee bis in die Niederungen und teilweise zweistelligen Minustemperaturen Ende April hat vielen Landwirten einen gehörigen Schrecken eingejagt. Nun aber steht fest, wenn überhaupt, dann hat der Schnee beim Raps zwar den Haupttrieb abgebrochen, so dass die Seitentriebe den Schaden einigermaßen kompensieren konnten. Die oberfränkischen Landwirte können deshalb im laufenden Jahr von einer durchschnittlichen Rapsernte ausgehen. Das haben der Vorsitzende Klaus Siegelin und Geschäftsführer Torsten Gunselmann von der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps Oberfranken bei einem Pressetermin auf einem Rapsfeld des Landwirts Markus Koch oberhalb der Ortschaft Schmölz im Landkreis Kronach bekannt gegeben.
Gemeinhin gelten die blühenden Felder im Mai als Vorboten des Sommers. Vor allem im östlichen Oberfranken und in den höheren Lagen der Fränkischen Schweiz hatte dies bis vor kurzem allerdings noch ganz anders ausgesehen. An Obstbäumen seien beispielsweise viele Blüten dem späten Wintereinbruch zum Opfer gefallen. Auch beim Raps könne später Frost und Schnee zur Blütezeit große Schäden anrichten. Sollte der Schnee ganze Blüten abgebrochen haben, können die Ausfälle erheblich sein. Danach sieht es nach Angaben der Verantwortlichen in der Erzeugergemeinschaft allerdings nicht aus. Wie groß die Schäden aber tatsächlich sind, könne man erst dann beurteilen, wenn es wieder wärmer wird. „Eine richtige Prognose ist noch nicht möglich, wir gehen aber davon aus, dass es heuer eine durchschnittliche Ernte gibt“, so Torsten Gunselmann, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft und Referent beim oberfränkischen Bauernverband in Bamberg.
Raps sei eine besondere Frucht, denn sie werde in der Regel im August ausgesät und stehe bis zum Juli darauf auf dem Feld, erläuterte Klaus Siegelin, Vorstand und BBV-Kreisobmann von Kronach. „Mit seiner elfmonatigen Bodenbedeckung schützt der Raps Boden und Bodenlebewesen vor Erosion und Sonne.“ Trotzdem sei der Rapsanbau in Oberfranken zwischen 2010 und 2019 stetig zurückgegangen. Waren es 2010 noch rund 21000 Hektar Raps im gesamten Regierungsbezirk, habe der wert 2019 mit knapp unter 10000 Hektar seinen Tiefststand erreicht. Aktuell geht man von einer Anbaufläche von gut 14000 Hektar aus.
Grundsätzlich komme der Raps sehr gut mit den klimatischen Bedingungen und den Standortvoraussetzungen in Oberfranken zurecht, sagte Klaus Siegelin. Leider hätten in den zurückliegenden Jahren die nur noch eingeschränkten Möglichkeiten im Pflanzenschutz den Rapsanbau für die Landwirte unattraktiv gemacht. Doch ohne Pflanzenschutz kein Raps, oder zumindest kaum Raps, da sind sich die verantwortlichen von de Erzeugergemeinschaft einig. Es gebe auch so gut wie keine Ökobetriebe, die Raps anbauen, sagte Klaus Siegelin. Dabei sei die neonicotinoide Beize ohnehin nicht mehr zulässig. Der Schutz vor Rapsschädlinge wie Erdfloh oder Kohlfliege könne damit nicht mehr sichergestellt werden.
Auch die Düngung mache Probleme. Die Frühjahrsdüngung mit Stickstoff und Phosphor werde durch politische Vorgaben und ideologisch behaftete Auflagen so erschwert, dass eine rechtzeitige Düngung der Bestände gar nicht mehr möglich ist. Außer, der Landwirt sei bereit, Ertragseinbußen hinzunehmen, für die es keinerlei Ausgleich gibt.
„Raps ist ein Alleskönner“, so die Verantwortlichen der Erzeugergemeinschaft. Mit einem Ölgehalt von über 40 Prozent gilt er als eine der wichtigsten Ölpflanzen nach Palm und Soja. Ein Großteil des Rapses wird zu Biodiesel verarbeitet. Neben der Verwendung als technisches Öl wird Rapsöl auch in der Lebensmittelherstellung genutzt und in der wohl bekanntesten Form als Speiseöl angeboten und zum Braten, Kochen, für Salate oder bei der Margarineherstellung verwendet. Der Pressrückstand gilt als eiweißreiches Futter für Rinder und Schweine und obendrein bieten Rapsfelder für Bienenvölker einen enormen Honigertrag.
Bild: Andreas Sollmann von der Mara-Ölmühle Untersiemau, Vorstand und Kreisobmann Klaus Siegelin, Landwirt Markus Koch und Geschäftsführer Torsten Gunselmann (von links) von der Erzeugergemeinschaft begutachten ein Rapsfeld oberhalb der Ortschaft Schmölz im Landkreis Kronach.
Mehrheiten für vernünftigen Menschenverstand / Marlene Mortler tritt bei den kommenden Europawahlen nicht mehr an – BBV-Veranstaltung in Himmelkron
Himmelkron. Am 9. Juni ist Europawahl. Vom Wahlkampf ist bislang allerdings recht wenig zu spüren. Bei einer Veranstaltung des BBV-Bildungswerkes in Himmelkron hat mit Marlene Mortler aus Lauf an der Pegnitz eine CSU-Politikerin, die gar nicht mehr zur Wahl steht, über die Landwirtschaft aus europäischer Sicht gesprochen. Dabei wurde auch klar: die Europaskepsis ist groß.
Brüssel steht überwiegend negativ da, sagte beispielsweise Hans Engelbrecht, langjähriger Landwirtschaftsfunktionär aus Weidenberg. Immer neue Gesetze und Verordnungen schränkten nicht nur die Bauern ein. Die verantwortlichen Politiker sollten endlich die Zeichen der Zeit erkennen. Hans Engelbrecht wurde noch deutlicher: „Die verfehlte Agrarpolitik geht von Brüssel aus und wird in Deutschland vollzogen.“ Ähnlich argumentierte ein anderer Redner: „Handwerker und Bauern sind das Herzstück der Gesellschaft.“ Doch die Politik möchte dies alles ganz offensichtlich kaputt machen.
Marlene Mortler, ehemalige Nürnberger Kreis-, mittelfränkischen Bezirks- und stellvertretende bayerische Landesbäuerin sowie langjährige Bundestagsabgeordnete und zuletzt sechs Jahre lang Mitglied des Europäischen Parlaments widersprach den Kritikern energisch. Viele Menschen seien skeptisch, sie seien aber nicht in der Mehrheit. „Die Leute wissen sehr wohl, was sie an Europa haben.“ Doch auch Marlene Mortler fand kritische Worte. Auch in Brüssel hätten sich mittlerweile Leute breit gemacht, die eine „linke Denkschule“ haben und die nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft verankert sind.
So werde es immer schwieriger, Mehrheiten für den normalen Menschenverstand zu finden. Dabei habe man in Europa die sichersten Lebensmittel in bester Qualität. Wenn dies Aktivisten immer wieder in Frage stellen, dann sei das jedes Mal ein neuer Schlag gegen die Bauern. Als Beispiel nannte Marlene Mortler das Pflanzenschutzgesetz, bei dem regelmäßig alle Landwirte unter Generalverdacht gestellt werden. Als weiteres Beispiel nannte sie die Erneuerbare Energien-Richtlinie, nach der Holz keine erneuerbare Energie mehr gewesen wäre. Keine Fraktion habe sich bemüht, Änderungen herbeizuführen, lediglich die Europäische Volkspartei habe derartige Vorhaben immer wieder vom Kopf auf die Füße gestellt.
Die Sicherstellung der eigenen Ernährung und der eigenen Energieversorgung, das seien die zentralen Themen des nächsten europäischen Parlaments, so die Politikerin. Marlene Mortler sagte aber auch: „Und bitte keine Hitparade der Nebensächlichkeiten wie Mohrenapotheken, Gendersternchen oder Zigeunerschnitzel.“ So würde die Politik nicht mehr ernst genommen.
Auch gegen das geplante Verbrennerverbot machte sich Marlene Mortler stark. „Wir brauchen Technologieoffenheit“, sagte sie. Pflanzenöle hätten schon einmal hervorragend funktioniert. 2025 soll nun ein neuer Versuch unternommen werden, die Entscheidung des Verbrennerverbots ab 2035 zu korrigieren. Ähnlich könnte es mit den geplanten Flächenstilllegungen gehen. Zumindest bis zum Jahr 2027 sei dieses Vorhaben erst einmal vom Tisch, wobei die Bauerndemos zu Beginn des laufenden Jahres einen großen Beitrag dazu geleistet hätten. „Ohne diesen Druck wäre da nicht gelaufen“, so Marlene Mortler.
„Wo geht die Landwirtschaft hin“, lautete das eigentliche Thema des Abends. Manchmal aber habe man den Eindruck, mit der Landwirtschaft gehe es dahin, hatte der stellvertretende Kreisobmann Harald Unger zuvor festgestellt. Egal ob GAP-Reform oder Düngeverordnung: vieles sei schief gelaufen in den zurückliegenden Jahren. Und immer wieder kämen neue Bürokratiemonster auf die Bauern zu.
Bild:
1. „Keine
Hitparade der Nebensächlichkeiten“: die
CSU-Politikerin und langjährige Verbandsfunktionärin
Marlene Mortler tritt bei der kommenden Europawahl
nicht mehr an.
2. Die
Bamberger CSU-Europakandidatin Annamarie Bauer, der
stellvertretende Kulmbacher Kreisobmann Harald
Unger, Marlene Mortler und die Kulmbacher
Kreisbäuerin Beate Opel bei einer Veranstaltung des
BBV-Bildungswerks zur Europäischen Agrarpolitik in
Himmelkron.
„Das Menschliche muss passen“ / Klaus Wiedemann aus dem Fichtelgebirge gehört zu den Top-Ausbildern der Region
Wintersreuth. „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Diesen Satz wird man bei Klaus Wiedemann nicht hören. 25 oder 26 Lehrlinge hat er in den zurückliegenden 20 Jahren schon ausgebildet. So genau weiß er das gar nicht. Ist ja eigentlich auch egal, denn Klaus Wiedemann gehört eher zu den Bescheidenen, zu denen, die nicht unbedingt in der ersten Reihe stehen wollen. Ihm geht es um die Sache. Das sieht man schon daran, dass er schon lange kein berufsständisches Amt mehr bekleidet. Ihm geht es um die Ausbildung, deshalb ist er aktuell auch Vorsitzender im Prüfungsausschuss. Und in der Kommission für den Staatsehrenpreis. Das war es dann aber auch schon.
Genug zu tun hat Klaus Wiedemann. Zusammen mit dem festangestellten Mitarbeiter Christian Stöhr, einem seiner ehemaligen Lehrlinge, seiner Auszubildenden Susanne Benker und aktuell einer Betriebshelferin bewirtschaftet er mitten im Fichtelgebirge nahe der Festspielstadt Wunsiedel einen Milchviehbetrieb mit 130 Kühen. Auf den Flächen rund um den Hof baut er fast ausschließlich Kleegras, Lucerne, Mais und ein wenig Weizen, alles für den Eigenbedarf an. „Wir sind ein reiner Futterbaubetrieb“, sagt er. Den großzügigen Stall am Ortsrand hat er im Jahr 2010 errichtet. Seit sieben Jahren gehört er dem Bioland-Anbauverband an.
„Ich war schon immer offen für Neues“, sagt der 55-Jährige. Der Stallbau gehörte damals dazu, die Umstellung auf die biologische Wirtschaftsweise, aber vor allem auch die regen Ausbildungsaktivitäten. Schon mit 22 hatte Klaus Wiedemann den Meister gemacht und den Hof von seinen Eltern übernommen.
Eine Art Schlüsselerlebnis sei für ihn der Austausch mit Praktikanten aus Osteuropa und aus Russland gewesen, den das Landwirtschaftsamt damals angeboten hatte. Er selbst sei zwar nicht groß weg gewesen, doch die angehenden Landwirte aus den fremden Ländern hätten bei ihm auf dem Hof mitgearbeitet. Als er dann den Meister in der Tasche hatte, legte er so nach und nach los mit der Ausbildung junger Leute.
Warum er das macht, das ist gar nicht so einfach zu erklären. Eigentlich sei er es sebst, der dabei am meisten lernt: andere Menschen kennen, andere Arbeitsweisen, Dinge zu hinterfragen. Wichtig ist für ihn dabei, dass die jungen Leute selbstständig arbeiten, selbstständig denken und selbst auch mal kritisch sind. „Die sollen keine Revolution veranstalten, sondern aus ihrer eigenen Perspektive Dinge beurteilen.“ Dabei weiß er ganz genau, dass man den Lehrlingen nichts vorspielen kann, was man nicht selber lebt. Da ist das eine oder andere Mal auch Selbstkritik gefragt. Eines ist dabei ganz wichtig: „Das Menschliche muss passen.“
Bei Susanne Benker passt alles. Die 20-Jährige kommt aus dem 30 Kilometer entfernten Rehau, wo ihre Eltern ebenfalls im Nebenerwerb einen Milchviehbetrieb bewirtschaften. Nach ihrem Realschulabschluss startete sie mit dem Berufsgrundschuljahr, leistete zwei Fachpraktika ab und startete gleich bei Klaus Wiedemann. Weil der elterliche Betrieb ebenfalls zum Bioland-Anbauverband gehört, war der Kontakt entstanden. Eigentlich sei es schon von Anfang an klar gewesen, dass es eine landwirtschaftliche Ausbildung wird, sagt Susanne Benker. Der ältere Bruder ist Kfz-Mechatroniker, die jüngere Schwester geht noch zur Schule.
„Die Stimmung passt, das Arbeiten hier ist verdammt cool“, zeigt sich Susanne Benker selbstbewusst. Derzeit fährt sie jeden Abend nach Hause, zeitweise hat sie aber auch schon auf dem Ausbildungsbetrieb übernachtet. Ein eigenes Zimmer steht zur Verfügung. „Eigentlich ist es wie zuhause“, sagt sie und lässt nichts auf ihren Ausbilder kommen. Was nach der Lehre kommt, da ist sie sich noch nicht so ganz sicher. Die Übernahme des elterlichen Hofes vielleicht und vorher die Meisterschule. „Wahrscheinlich werde ich es schon versuchen“, lässt sie ihren künftigen Weg noch etwas offen..
Bestimmt wird das auch klappen, denn Klaus Wiedemann nimmt sich Zeit für seine Lehrlinge und er lässt sie auch machen: „Bei mir gibt es das nicht, dass ich den Schlepper fahre und der Lehrling sitzt nur daneben.“ Natürlich muss der Auszubildende auch mit Interesse dabei sein. Auf diese Weise hat es bei Klaus Wiedemann fast immer geklappt. Zu vielen seiner Azubis hat er noch heute prima Kontakte. Einige erledigen Lohnarbeiten für ihn, mit anderen arbeitet er auch vielfältige Art und Weise zusammen. Seine weiblichen Lehrlinge sind auch der beste Beweis dafür, dass Landwirtschaft alles andere als Männersache ist. „Die Mädels machen ihre Arbeit“, sagt er anerkennend. Einmal hatte er sogar eine Auszubildende, die zuvor ein Studium der Umwelttechnik abgeschlossen hatte. Ein anderes Mal waren es (nacheinander) Bruder und Schwester, die beide aus einem außerlandwirtschaftlichen Bereich kamen.
Wenn bei Klaus Wiedemann alles so gut funktioniert, dann liegt das auch an seiner Persönlichkeit. „Ich kann absolut ruhig bleiben, wenn wirklich mal etwas passiert“, sagt er und man nimmt es ihm ab, dass er die Dinge absolut gelassen sieht. Wirklich laut werden, das kann man sich bei ihm beim besten Willen nicht vorstellen. Selbst wenn das passiert, was er absolut nicht leiden kann: Dass der Lehrling zu spät kommt.
Tipps von Klaus Wiedemann für eine gelingende Ausbildung (für den Ausbilder):
- Es muss menschlich passen.
- Ruhe bewahren und Dinge zulassen.
- Sich selbst zurücknehmen und sich selbst nicht so wichtig nehmen.
- Geben, nicht immer nur nehmen, und Selbstbewusstsein vermitteln.
- Darauf achten, wo die Stärken des Lehrlings sind.
Tipps für eine gelingende Ausbildung (für den Auszubildenden):
- Betriebe vorher genau ansehen und herausfinden, wo die Schwerpunkte liegen.
- Vorher verschiedene Betriebe besichtigen und mit den Betriebsleitern sprechen.
- Überlegen, wo die eigenen Ziele sind und wo man hin möchte.
- Nicht unter Wert verkaufen.
- Mit Selbstbewusstsein in die Ausbildung starten.
Sohn Marco, Klaus Wiedemann, Auszubildende Susanne Benker, Mitarbeiter Christian Stöhr, Tochter Sonja und deren Freund Noah (von rechts).
Historische Holzmenge vermarktet / Kritik an Forstpolitik der Ampel: Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei den Bayreuther Waldbauern
Bayreuth. Über 115.000 Festmeter Holz hat die Waldbesitzervereinigung Bayreuth im zurückliegenden Jahr im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet. Vorsitzender Hans Schirmer und Geschäftsführer Gerhard Potzel sprachen bei der Jahresversammlung in der Halle des oberfränkischen Rinderzuchtverbandes in Bayreuth von einer historischen Menge. Die Zahl bedeutet gegenüber dem Vorjahr die doppelte Menge, gegenüber dem Jahr 2020 sogar die vierfache Menge.
Gerhard Potzel hatte noch einen anderen Vergleich: 115.000 Festmeter bedeute auch die unvorstellbare Zahl von exakt 4456 vollbeladenen Lkw oder anders ausgedrückt, 17 Lkw pro Tag. „Diese Menge kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen“, sagte der Geschäftsführer.
Nun hat die Rekordmenge natürlich auch ihre Ursache, und die ist für die Waldbesitzer weniger erfreulich. Es war der Borkenkäfer, der ganze Wälder zerstört hat. Über 100.000 Festmeter der gesamten vermarkteten Menge seien Schadholz, sagte der Vorsitzende Hans Schirmer. Die Aufarbeitung laufe noch immer auf Hochtouren. Allein die WBV Bayreuth habe aktuell fünf Harvester im Einsatz. „Das Käferholz muss raus aus dem Wald“, so der Vorsitzende. Er ging davon aus, dass sich die Misere auch im laufenden Jahr fortsetzt.
Diese Auffassung vertrat auch Hubert Aiwanger. Der bayerische Wirtschaftsminister war der prominenteste Gast der Jahresversammlung. Er hatte sich zuvor im Wald bei Gefrees ein Bild von der katastrophalen Käfersituation gemacht. Aiwanger ging davon aus, dass die Situation im laufenden Jahr noch dramatischer werde als in den Vorjahren: „Wir werden heuer eher vier Käferjahrgänge haben“. Zuletzt seien es nur drei gewesen. Er appellierte deshalb an alle Waldbesitzer, dem Käfer mit vorausschauender Waldnutzung zuvorzukommen. „Nutzwald gehört rechtzeitig geerntet“, sagte er.
Überhaupt sei der wirtschaftlich stabile Wald auch der gesündeste Wald, im Gegensatz zum stillgelegten Borkenkäferwald. „Nutzung ist noch immer der beste Schutz“, sagte Hubert Aiwanger und ging mit der Forstpolitik der Bundesregierung hart ins Gericht. Das geplante Bundeswaldgesetz nannte er „hirnrissig“. Man könne nur hoffen, dass die dafür Verantwortlichen noch vor der Umsetzung abgewählt werden.
Nach wie vor werde Biomasse politisch diskriminiert, statt unterstützt. Auch von der EU, die den Waldbesitzer verpflichten möchte, jeden einzelnen verkauften Baum in einer Datei nach Brüssel zu melden. Dabei gab der Minister auch zu bedenken, dass 1 Ster Holz 120 Liter Heizöl ersetzt und, dass in einem Kubikmeter Holz eine Tonne Kohlendioxid gespeichert sei.
Nach den Worten von Geschäftsführer Gerhard Potzel hat die Waldbesitzervereinigung Bayreuth aktuell 1844 Mitglieder, 94 mehr als noch vor einem Jahr. Sie bewirtschaften zusammen eine Waldfläche von stattlichen 9710 Hektar. Unter den Mitgliedern sind auch 19 Körperschaften und Stiftungen.
Von der vermarkteten Holzmenge der Mitglieder waren über 103.000 Festmeter Fichten, gut 6.000 Festmeter Kiefern und nur 107 Festmeter Laubholz. Trotzdem zeige die Sammelbestellung bei den Pflanzen, dass der Waldumbau auch in der Region im Gang sei. Von den über 53.000 bestellten Pflanzen seien knapp drei Viertel Laubhölzer gewesen.
Bilder:
1. Hemdsärmelig
und leutselig war der bayerische Wirtschaftsminister
Hubert Aiwanger bei der Jahresversammlung der
Waldbauern in der Halle des oberfränkischen
Rinderzuchtverbandes aufgetreten.
2. Einen
Geschenkkorb gab es für Wirtschaftsminister Hubert
Aiwanger aus den Händen von Geschäftsführer Gerhard
Potzel (links) und dem Vorsitzenden Hans Schirmer.
3. Mit
Urkunden, Gutscheinen und Sachgeschenken wurden bei
der Versammlung zahlreiche langjährige Mitglieder
geehrt.
Von den Comedian Harmonists bis zu den Toten Hosen / Ländliche Kultur und traditionelles Liedgut: Treffen der oberfränkischen Landfrauenchöre
Landfrauenchor Bayreuth
Trogen. Rund 100 Sängerinnen, fünf Chöre und fast drei Stunden Musik: das oberfränkische Bezirkstreffen der Landfrauenchöre im Bürgersaal von Trogen war eine außergewöhnliche Veranstaltung. Nicht nur, dass der gesamte Sonntag im Zeichen der Landfrauen stand, schließlich gehörte zum Treffen der Chöre bereits ein festlicher Gottesdienst in der Markgrafenkirche mit Pfarrer Jochen Amarell. Zum Programm gehörte auch die gesamte Bandbreite der Chormusik von traditionellen Volksweisen bis hin zu Songs von Peter Maffay oder den Toten Hosen.
Landfrauen singen nicht nur bei Bauerntagen und in Konzerten, sondern auch in Altenheimen und Krankenhäusern, bei Maiandachten, Messen und bei vielen andere Gelegenheiten. „Die Landfrauen geben ihre Freude am Singen auch an Andere Menschen weiter“, sagte Bezirksbäuerin Beate Opel. „So pflegen und erhalten die Chöre die ländliche Kultur und das traditionelle Liedgut.“ Nachwuchs sei jederzeit willkommen, um mitzuerleben, wieviel Spaß und Freude das gemeinsame Singen, als Ausgleich zum Alltag bringt, warb die Bezirksbäuerin um die Chorarbeit der Landfrauen.
Für die außergewöhnliche Veranstaltung im Trogener Bürgersaal bedankten sich nicht nur Kreisbäuerin Elke Browa und Bürgermeister Sven Dittrich sondern auch der Hofer Landrat Oliver Bär. Jeder Landfrauenchor repräsentiere seine Region, sagte der Landrat. „Mit ihrem Gesang vermitteln sie den Menschen Freude an der Musik, an der Heimat, die Sängerinnen seien die besten Botschafter für das Land.“
In zwei Blöcken präsentierten die Landfrauenchöre jeweils zwei Lieder aus ihrem Repertoire. Den Anfang machte der Chor aus Hof unter der Leitung von Helmut Lottes. Mit dem Song „An Tagen wie diesen“ schlug der Zusammenschluss gleich zu Beginn ungewohnte Klänge an. Um so traditioneller dann der Auftritt des Lichtenfelser Chors in typischer Tracht unter der Leitung von Eva-Maria Schnapp und begleitet von Artur Häußinger am Akkordeon. Mit dem Titel „Berge der Heimat“ hatten die Lichtenfelser Landfrauen einen Titel des unvergessenen Rennsteig-Komponisten Herbert Roth im Programm.
Dritter im Bunde war der Landfrauenchor aus Bayreuth unter der Leitung von Roland Küffner, der die Damen auch auf dem Akkordeon begleitete. In traditioneller Bayreuther Tracht erinnerten die 18 Sängerinnen mit dem Schlager „Wochenend und Sonnenschein“ unter anderem an die legendären Comedian Harmonists. Mit dem Kulmbacher Landfrauenchor hatte erneut Helmut Lottes seinen Auftritt. Ihn hatten sich die Kulmbacher seit geraumer Zeit von Hof ausgeliehen und auch wenn der Chor aus der Bierstadt zahlenmäßig der kleinste war, so hatte er doch unter anderem mit dem Carpenter-Song „Top oft the world“ eine anspruchsvolle Auswahl getroffen. Fünfter und letzter Chor war der aus Coburg unter der Leitung von Brigitte Buron. Der Chor wurde vor 35 Jahren gegründet und noch immer singen vier Gründungsmitglieder mit, unter anderem die Ehrenkreisbäuerin und ehemalige Bezirksbäuerin Hilde Scheler.
Bayernweit gibt es aktuell 58 Landfrauenchöre mit rund 1500 Sängerinnen. Der erste Landfrauenchor wurde 1972 in Neustadt/Aisch-Bad Windsheim gegründet.
Landfrauenchor Coburg
Landfrauenchor Lichtenfels
Landfrauenchor Kulmbach
Landfrauenchor Hof
Beste Landwirtschaftsmeisterin kommt aus Kulmbach – Melissa Gräf aus Wickenreuth wurde für ihre Bestleistung mit dem Meisterpreis der bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet
Kulmbach. 19 frischgebackene Landwirtschaftsmeister aus ganz Oberfranken hat die Bezirksregierung vor kurzem verabschiedet. Die Jahrgangsbeste Melissa Gräf kam dabei aus Kulmbach, genauer gesagt aus dem Ortsteil Wickenreuth. Hier packt die 27-Jährige auf dem elterlichen Betrieb derzeit kräftig mit an, sonst ist sie im Landwirtschaftsamt tätig und berät Berufskollegen etwa beim Ausfüllen des Mehrfachantrags.
„Es hat mich schon gepackt“, sagt Melissa Gräf. Offen räumt sie ein, ehrgeizig und auch sehr zielstrebig gewesen zu sein. Anders wäre es wohl auch nicht möglich gewesen, Jahrgangsbeste mit einer Eins vor dem Komma zu werden. Melissa Gräf sagt aber auch, dass ihr die gesamte Ausbildung viel Freude und Spaß gemacht habe. Geholfen hat ihr dabei sicher auch die Kombination ihrer Tätigkeit im Amt und auf dem elterlichen Betrieb. „Durch den Kontakt mit den Berufskollegen bekommt man halt einfach mehr mit“, sagt sie.
Der Betrieb in Wickenreuth hat zwei Schwerpunkte: die Zuchtsauenhaltung und eine Biogasanlage. Die Familie bewirtschaftet rund 75 Hektar Ackerland und etwa 45 Hektar Grünfläche, alles im Umkreis von wenigen Kilometern. Das angebaute Getreide wird nahezu komplett an die Schweine verfüttert.
Die Biogasanlage wurde 2010 realisiert, als die Familie die Rinderhaltung aufgegeben hatte und auf der Suche nach einer Alternative war. Das Problem der Gülleausbringung habe ihn schon länger beschäftigt, sagt Melissas Vater Armin Gräf. Aufgrund der Nähe zur Stadt und insbesondere zur Siedlung habe man sich entschieden, die Anlage zu errichten. Mit der Wärme wird das gesamte Anwesen, also das Wohnhaus der Familie und der Zuchtsauenstall beheizt. „Das war die beste Entscheidung überhaupt“, ist sich Armin Gräf noch immer sicher.
Auch Melissa Gräf hat eine gute Entscheidung getroffen, als ihr klar wurde, dass der ganze Tag im Büro nicht so ihr Ding sei. Nach dem Abschluss an der Realschule hatte sie beim Lebensmittelproduzenten Ireks in Kulmbach zunächst den Beruf der Industriekauffrau erlernt. 2016, nach dem Abschluss der Lehrzeit, habe sie ihre Zukunft allerdings woanders gesehen. Schließlich wollte sie mit 13 schon den Führerschein für den Schlepper machen, was freilich erst mit 16 möglich war.
Was lag also näher, als eine Landwirtschaftsausbildung zu starten. Aufgrund einer bereits erfolgreich absolvierten Ausbildung in einem anderen Beruf konnte die Lehrzeit auf zwei Jahre verkürzt werden. Das praktische Jahr absolvierte sie zuhause, dann legte sie eine kurze Pause ein, ehe sie 2021 die dreisemestrige Ausbildung zur staatlich geprüften Wirtschafterin für Landbau und schließlich ihre Meisterarbeit zum Thema „Anbau von Silomais im gelben Gebiet“ obendrauf setzte.
Wie es für Melissa Gräf so ganz genau weitergeht, das steht noch nicht fest. In den kommenden Monaten ist sie erst einmal weiter halbtags im Amt für Landwirtschaft als Beraterin tätig. Die restliche zeit arbeitet sie auf dem Hof der Eltern mit. „Ich genieße das erst einmal“, sagt sie Da der Bruder im außerlandwirtschaftlichen Bereich tätig ist, käme sie als potenzielle Hofnachfolgerin in Frage. Doch ernsthafte Gedanken macht sich darüber noch niemand.
Wenn sie sich tatsächlich einmal nicht mit der Landwirtschaft beschäftigt, dann hat Melissa Gräf bei der Kulmbacher Showtanzgarde einen idealen Ausgleich gefunden. Sie habe schon von Kind auf gerne getanzt, sagt sie. Ihre Mutter Sabine gehörte sogar zu den Gründerinnen des sportlichen Zusammenschlusses.
Bilder:
1. Keine Angst vor
schwerem Gerät: Melissa Gräf ist die beste
Landwirtschaftsmeisterin des aktuellen Jahrgangs.
2. Armin, Melissa und
Sabine Gräf auf dem landwirtschaftlichen Betrieb in
dem zur Stadt Kulmbach gehörenden Ortsteil
Wickenreuth.
Landfrauen machen Mode / Bauernverband lädt am 24. April ins Modehaus ein
Naila. „In der Mode zeigt man sein Ich“, sagt Silke Spitzner, Chefin des Modehauses Pöpperl in Naila. Das wollen sich künftig auch die Hofer Landfrauen zu Herzen nehmen. Unter dem Motto „Modisches und sicheres Auftreten“ veranstaltet der Bauernverband deshalb am 24. April um 19.30 Uhr einen ganzen Abend im Modehaus, bei dem es um individuelle und typgerechte Kleidung, um Farben, Formen und Schnitte sowie um die richtige Auswahl alltagstauglicher und angesagter Mode gehen soll.
„Die Nachfrage ist groß“, sagt Christina Thieroff, Ortsbäuerin von Naila. Zusammen mit Kreisbäuerin Elke Browa aus Hirschberglein hat sie den Abend in die Wege geleitet. „Auch Landfrauen können sich stylisch und modisch anziehen“, sagt Christina Thieroff. Das soll an diesem Abend unter Beweis gestellt werden. Und irgendwie geht es auch darum, mit einem Klischee aufzuräumen, denn auch Bäuerinnen können chic sein und mit der Mode gehen.
Silke Spitzner will den Landfrauen dabei beratend zur Seite stehen. Sie ist die Fachfrau, wenn es um Mode geht. Schließlich gilt ihr Modehaus schon seit über 75 Jahren als eine der ersten Adressen in der Region. Es soll kein langweiliger Vortrag oder eine öde Schulungsveranstaltung werden. Vielmehr wird Silke Spitzner mit ihrem Team individuell auf alle Teilnehmerinnen eingehen und ihnen vermitteln, wie sie sich möglichst vorteilhaft präsentieren können.
Wobei das mit en Teilnehmerinnen nicht so ganz stimmt. „Es haben sich sogar schon einige Männer angemeldet“, verrät Christina Thieroff. Für Silke Spitzner kein Problem, sie und ihr Haus ist vorbereitet. „Männer seien durchaus willkommen, denn sie lockern die Runde erfahrungsgemäß auf.“ Auch altersmäßig gebe es keinerlei Grenzen, vom Teenager bis zur Oma ist Mode stets ein Thema und an diesem Abend seien alle willkommen.
„Wir wollen einfach mal ein neuartiges Veranstaltungsformat ausprobieren“, so die Ortsbäuerin. Auch wenn das Thema Jeans im Vordergrund stehen soll, so wird es insgesamt um sportliche und alltaugliche Kleidung gehen, denn Kleidung habe stets auch mit Selbstbewusstsein und einem gewissen Wohlgefühl zu tun.
Das Modehaus Pöpperl gibt es bereits seit 1947. Damen-, Herren- und Kinderabteilung erstrecken sich auf circa 1300 Quadratmetern über fünf Stockwerke. Das Unternehmen hat rund 20 Beschäftigte und ist dabei auch ein wichtiger Arbeitgeber für Naila und die Umgebung.
Wer dabei sein will, sollte sich beeilen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt und die Nachfrage ist groß. Anmeldungen sind noch bis zum 10. April in der Geschäftsstelle des Bauernverbandes in Münchberg, Telefon 09251/438920 möglich. Es wird ein symbolischer Unkostenbeitrag von drei Euro erhoben. Der Abend findet am 24. April um 19.30 Uhr im Modehaus Pöpperl, Hauptstraße 1-5 in 95119 Naila statt.
Bild: Die Nailaer Ortsbäuerin Christina Thieroff (links) und Silke Spitzner, Chefin des Modehauses Pöpperl, bereiten sich auf den Abend mit dem Bauernverband am 24. April vor.
Anschlussboom bei Photovoltaik / Bayreuther Bauerntag: Energiewende nimmt an Fahrt auf
Bayreuth. Die Energiewende ist in Bayern auf einem guten Weg. Den Anteil regenerativer Energien m Netz des Betreibers Bayernwerk bezifferte Markus Seidel, Leiter des für Bayreuth zuständigen Kundencenters Kulmbach, auf 70 Prozent. „Damit geht die Energiewende in eine neue Phase und nimmt immer mehr an Fahrt auf“, sagte Markus Seidel beim Bauerntag in Bayreuth.
War die Landwirtschaft bisher ausschließlich für die Ernährungsproduktion zuständig, hat sie sich im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte mehr und mehr auch zum Energieproduzenten entwickelt, sagte BBV-Kreisobmann Karl Lappe. Er sprach auch von einer Zeitenwende, weil Energie nicht mehr nur an großen Kraftwerksstandorten produziert wird, sondern in der Fläche. Dies stelle die Netzbetreiber vor große Herausforderungen, was innerhalb des Berufsstandes und in den Kommunen für große Diskussionen sorge. Da gebe es Streit um Windkraftstandorte und ein regelrechtes Pokerspiel um die Flächen. Trotzdem sah auch Karl Lappe die Energiewende auf einem guten Weg, was nicht zuletzt an der großen Investitionsbereitschaft abzulesen sei.
Bereits im Jahr 2040 soll in Bayern die Klimaneutralität erreicht sein, die Weichen dafür seien gestellt, sagte Markus Seidel. Er rechnete vor, dass in seinem Zuständigkeitsbereich im zurückliegenden Jahr rund 82000 Photovoltaikanlagen ans Netz gegangen seien, satte 120 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies habe unter anderem den Ersatzbau von über 1000 Kilometer und den Neubau von 860 Kilometer Leitungen erfordert. „Der Anschlussboom setzt sich weiter fort“, sagte Markus Seidel. Mit derartigen Maßnahmen sei das Bayernwerk unter anderem darauf vorbereitet, dass im Jahr 2040 vier von fünf Haushalte ein Elektrofahrzeug besitzen werden.
Das Kulmbacher Kundencenter des Bayernwerks ist für die Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Lichtenfels, sowie für angrenzende Teilbereiche in den Landkreisen Nürnberger Land, Tirschenreuth und Wunsiedel zuständig. Im Freistaat beschäftigt das Bayernwerk 3400 Mitarbeiter und versorgt rund 1200 Kommunen. Allein 800 davon sind Servicetechniker, die täglich für ein störungsfreies Netz sorgen. Im Bereich des Kulmbacher Kundencenters sind es aktuell 83 Mitarbeiter. Das Bayernwerk ist für Mittel- und Niederspannungsnetze zuständig, das Höchstspannungsnetz veratwortet der in Bayreuth ansässigen Übertragungsnetzbetreiber Tennet.
Auf die aktuellen Sorgen und Nöte der Landwirte ging Landrat Florian Wiedemann ein. Kinder und Jugendliche würden heute in der Regel fernab von der Landwirtschaft aufwachsen und deshalb keinerlei Bezug mehr dazu haben. Er appellierter deshalb an die Bauern, ihre Arbeit immer wieder nach außen zu tragen und zu zeigen, was Tag für Tag geleistet wird. Was das Energiethema betrifft, ging Wiedemann auch auf die Beiträge des Landkreises zur Energiewende ein. Zug um Zug sollen sämtliche kommunalen Gebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Die Kreisbauhöfe in Weidenberg und Hollfeld gehörten dazu, genauso wie die Jugendstätte Heidenaab. Bei Neubauten gehöre die Photovoltaikanlage immer gleich dazu, wobei der erzeugte Strom in erster Linie für den Eigenverbrauch genutzt werden soll.
Photovoltaik auf Freiflächen bezeichnete der Landrat dagegen als „Fluch und Segen zugleich“. Zwar könnten sie entscheidend zum Gelingen der Energiewende beitragen, doch würden sie auch die Pachtpreise in die Höhe treiben. Er habe deshalb die Linie vorgegeben, erst einmal die Dächer auszurüsten und nicht überall alles zuzupflastern.
Bilder:
1.
Volkslieder aus der Region hatte der Bayreuther
Landfrauenchor eigens für den Bauerntag in der
Tierzuchtklause einstudiert.
2. BBV-Geschäftsführer
Harald Köppel (links), Kreisbäuerin Angelika
Seyferth und Kreisobmann Karl Lappe bedankten sich
bei Markus Seidel vom Bayernwerk für seinen Beitrag
beim Bayreuther Bauerntag.
Walnuss und Esskastanien statt Fichte und Buche / Borkenkäfer: WBV Kulmbach/Stadtsteinach musste Rekordmenge an Holz vermarkten
Stadtsteinach. Ausnahmezustand bei der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. Die mit 2055 Mitgliedern größte WBV in Oberfranken hat im zurückliegenden Jahr rund 250.000 Festmeter Holz vermarktet. Das sind etwa 100.000 Festmeter mehr als noch im Jahr zuvor. „Und das bei einem geschrumpften Personalstand“, wie die Vorsitzende Carmen Hombach anmerkte. „So ein Jahr haben wir noch nicht erlebt“, sagte sie bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach. Schuld daran ist der Borkenkäfer, der aktuell schon wieder in den Startlöchern sitzt.
Geschäftsführer Theo Kaiser rechnet mit knapp 2000 Holzabrechnungen für die Mitglieder. Fast die Hälfte davon ist noch offen, was der schlechten Personalsituation geschuldet sei. Sie sollen in den kommenden Wochen aber zügig erstellt werden, zumal eine neue Teilzeitkraft für die Holzaufnahme bereits gefunden werden konnte. „Wir suchen dringend Personal“, so Carmen Hombach. Leider sei der Forstarbeitsmarkt derzeit komplett leergefegt.
Geschäftsführer Theo Kaiser rechnet aber auch damit, dass es in zwei, drei Jahren mit den Riesenumsätzen wieder vorbei sein wird. Bis dorthin gilt es, alle Kraft auf die Bekämpfung des Borkenkäfers zu richten. „Bitte kontrollieren sie ihre Bestände“, rief Carmen Hombach die Waldbauern auf. Sie befürchtete für das laufende Jahr das gleiche Chaos, wie 2023. „Ich glaube, da kommt noch was Großes auf uns zu.“ Deshalb sollten alles Strategien eingesetzt werden, um weitere Kahlflächen zu vermeiden.
Auch Geschäftsführer Theo Kaiser richtete den dringenden Appell an alle Waldbauern, die Bestände zu kontrollieren sowie Windwurf und Schneebruch aufzuarbeiten. Das Einzige, was immer hilft, sei die Polterspritzung, also die Bearbeitung von liegend gerücktem Holz mit entsprechenden Insektiziden. Dem Geschäftsführer zufolge waren von der Gesamtmenge des vermarkteten Holzes im zurückliegenden Jahr rund 85 Prozent Käferholz. Geht es so weiter, dann wird spätestens in zwei bis drei Jahren die Fichte im Kulmbacher Oberland komplett weg sein.
Insgesamt hätten sich Theo Kaiser zufolge die Preise für Fichten- und auch für Kieferholz trotz der Misere wieder einigermaßen erholt. Wenig Nachfrage stelle die WBV aktuell für Industrie- und Brennholz fest. Praktisch gar nicht mehr zu vermarkten sei Papierholz, während der Markt für Hackschnitzel bestens laufe. Um die Holzmenge auch einigermaßen bewältigen zu können, konnte die WBV im zurückliegenden Jahr zwei neue Lagerplätze anlegen, in Kunreuth und in Gössenreuth.
Alternative Baumarten „für den neuen Wald“ stellte Gregor Aas, der frühere Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens der Universität Bayreuth den Waldbauern vor. Das können bewährte heimische Arten sein, aber auch neue Baumarten, die bislang in den hiesigen Breiten noch nicht heimisch sind. Am besten sei eine gesunde Mischung aus beiden, sagte Gregor Aas: „Vielfalt ist die beste Absicherung für künftige Risiken.“
Als Beispiele für solche neuen Baumarten nannte er unter anderem die Esskastanie, die Zerr-Eiche, die Hemlock-Tanne, den Walnuss-Baum, die Robinie oder die Libanon-Zeder. „Das alles seien ernstzunehmende Alternativen“, sagte der Experte. Eines ist sicher: die Fichte werde im Jahr 2100 keinerlei Bedeutung mehr haben, aber auch der Hoffnungsträger Douglasie und selbst die Buche nicht.
Gregor Aas gab aber auch zu bedenken, dass Waldumbau mehr sei als neue Pflanzungen. Auch die Pflege der Bestände und das Ausnutzen des Potenzials sowie eine angemessene Wildstandsregelungen gehörteb dazu und dabei müsse die Jagd mitspielen. Einzelschutzmaßnahmen würden dagegen über kurz oder lang nicht mehr praktikabel sein. Der Referent verschwieg dabei allerdings auch nicht, dass jede neue Baumart auch mit Risiken verbunden ist. Ob die Arten auch langfristig gedeihen, könne man nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Die Gefahr neuer Krankheiten sei auch nicht abzusehen. Die von Seiten des Naturschutzes immer wieder ins Spiel gebrachte geringe oder fehlende Bedeutung neuer Arten für Vögel, Insekten oder Pilze sei ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.
Landwirtschaft lehnt „Tierwohl-Cent“ ab / Keine Verbrauchssteuer auf bestimmte tierische Produkte
Kulmbach. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat vor wenigen Tagen ein Eckpunktepapier für eine Verbrauchssteuer auf bestimmte tierische Produkte vorgelegt. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir spricht in diesem Zusammenhang von einem "Tierwohl-Cent", anderswo ist auch von einer „Fleischsteuer“ die Rede.
Die Einnahmen daraus sollen „für wichtige vornehmlich landwirtschafts- und ernährungspolitische Vorhaben“ genutzt werden, so heißt es. Der Bayerische Bauernverband (BBV) hat den aktuellen Vorschlag bereits als „Ablenkungsmanöver“ und „Nebelkerze“ abgelehnt. „Erst müssen Lösungen beim Agrardiesel her, die alle Bauernfamilien entlasten“, sagt Präsident Günther Felßner. Der Erhalt der Tierhaltung in Bayern und die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch, Milchprodukten oder Eiern habe höchste Priorität. Die bisherigen Gesetzesvorhaben der aktuellen Bundesregierung hätten aber nie auf ein Gesamtkonzept gesetzt, sondern seien stets lückenhaftes Stückwerk. Als Beispiele nannte er das praxisferne Tierhaltungskennzeichnungsgesetz und auch das völlig unzureichende Bundesförderprogramm für die Schweinehaltung.
Der „Tierwohl-Cent“ auf Fleisch und Fleischprodukte soll nach Ansicht des BBV-Präsidenten unter dem Deckmantel der Tierwohlförderung wohl vor allem dazu dienen, Haushaltslöcher zu stopfen. Von einem Gesamtkonzept für die Tierhaltung sei der Vorschlag weit entfernt. Stattdessen drohe eine bürokratieaufwendige Verbrauchssteuer. Und dabei bleibt völlig unklar, wie sichergestellt werden soll, dass das Geld bei den Bauern ankommt. Denn eine so genannte Zweckbindung sei rechtlich nicht möglich.
Deutliche Worte findet der Kulmbacher Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband, Harald Peetz aus Himmelkron: „Von einer Tierwohlabgabe auf Fleisch und Wurst halte ich gar nichts, das ist der Versuch von den eigentlichen Problemen in der Ampel in Berlin abzulenken und die Verbraucher gegen die Landwirtschaft auszuspielen.“ Es sei ja noch nicht bekannt wie viele Prozent oder wie viele Euro aufgeschlagen werden sollen, aber es werde auf jeden Fall zu einer Verteuerung bei Fleischprodukten führen, egal welcher Art oder Herkunft.
„Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie eine nicht zweckgebundene Steuer dann in der Landwirtschaft zum Bau von neuen Ställen ankommen soll“, so Harald Peetz. In der Vergangenheit sei es immer so gewesen, dass bei einer Förderung für eine Maßnahme diese um die Förderhöhe teurer geworden ist und nach Auslaufen der Förderung so teuer geblieben ist. Es wäre viel Sinnvoller die Ansprüche und die Bürokratie beim Bauen zu vereinfachen, das würde nichts kosten, das Umsetzen einer Baumaßnahme beschleunigen und das Bauen bei gleichen Standards verbilligen und so schnell zu mehr Tierwohl führen.
„Aber das will man aus meiner Sicht mit dieser Abgabe gar nicht erreichen, man will wieder einmal den Verbraucher bevormunden und ihn in Richtung vegetarische Ernährung zwingen und das auf dem Rücken der Landwirtschaft“, sagt Harald Peetz. Nachdem der Versuch mit Verboten und Vorschriften den Verbraucher den Fleischkonsum zu vermiesen in den letzten Jahren fehlgeschlagen sei, versuche man es jetzt über die Hintertür die Tierwohlabgabe zu erreichen. „Es ist nichts anderes als wieder ein durch Ideologie getriebener Vorstoß ohne Sachverstand und Praxistauglichkeit.“ Zusammenfassend will die Politik mit dieser Abgabe aus Sicht des Kreisobmanns bewusst tierische Lebensmittel verteuern, den Verbraucher bevormunden, eine neue Einnahme für den Bundeshaushalt schaffen und tierhaltende Betriebe weiter diskriminieren und vom Markt drängen.
Auch Harald Köppel, der für Kulmbach zuständige BBV-Geschäftsführer, spricht von einem Ablenkungsmanöver, um Ruhe in die Diskussion zu bringen. Er gibt zu bedenken, dass beispielsweise ein Ackerbauer gar nichts davon hat und Fleisch für den Verbraucher wieder teurer wird. Einer Regierung, die eine pflanzenbasierende Ernährungsform favorisiert, komme dies natürlich gelegen, ihr Wählerklientel wäre davon überhaupt nicht betroffen. Der Tierwohl-Cent diene nach Ansicht des BBV-Geschäftsführers einzig und allein dazu, von Agrardiesel und ähnlichem abzulenken. „Das ist nicht unbedingt anständig und fair.“
Harald Köppel geht allerdings nicht davon aus, dass der Tierwohl-Cent kommt, nachdem die FDP bereits ihren Widerstand angekündigt hatte. Er gibt auch zu bedenken: „Die reden zwar von Cent, aber wahrscheinlich würden es deutlich mehr werden als nur ein oder zwei Cent.“ Angeblich sei bereits eine Höhe von 40 Cent in den Raum gestellt worden. Da werde es sich so manche Familie, die nicht im Geld schwimmt, überlegen müssen, ob es Schweine- oder Rindfleisch oder doch „nur“ eine Gemüsesuppe gibt.
Ähnlich argumentiert Landwirt Gerhard Reif aus Gößmannsreuth: „Ich halte nichts davon, weil das nur wieder Lebensmittel teurer macht“. Es gebe ja nicht nur Fleisch- und Milcherzeuger, sondern auch Getreide, Wein, Wald, Gemüse und vieles mehr. Er glaube auch nicht, dass das Geld beim Bauern ankommt. Sicher werde sich aber der Verbraucher auf höhere Preise einstellen müssen. „Das ist das Ziel, um das Verhältnis Landwirt-Verbraucher noch mehr zu spalten“, sagt Gerhard Reif. „Jetzt bekommen die Bauern noch mehr Geld“, heißt es dann fälschlicherweise. Und dann wird er deutlich: „Ich halte die Regierung für unfähig und finde deshalb, man sollte sparen und nicht ständig den Leuten mehr Geld abnehmen.“
Auch Michael Greim, Landwirt aus Marktschorgast, der unter anderem auf Mutterkuhhaltung mit Angus-Rindern setzt hält von der Tierwohlabgabe überhaupt nichts. „Wieder ein Büromonster“, schimpft er. „Wie soll das funktionieren?“, so Michael Greim weiter. Durch den ganzen Verwaltungsapparat, der hier wieder aufgebaut werde, komme beim Bauern nichts mehr an. Sollen die Bauern dann die nächste Subvention bekommen, die dann wieder gekürzt wird?“ Hier seien die Vermarkter und Metzger gefragt, damit Sie dem Bauern für besonders tiergerechte Haltung mehr bezahlen.
Waldbauern: Weiteres Käferjahr steht bevor / WBV Hollfeld: Erneut über 100.000 Festmeter Holz vermarktet
Hollfeld. Im dritten Jahr in Folge hat die Waldbesitzervereinigung Hollfeld mehr als 100.000 Festmeter Holz vermarktet. „Das ist nicht mehr normal“, sagte der Vorsitzende Christian Dormann bei der Jahresversammlung in der Stadthalle. Grund dafür ist die Kalamitätssituation. „Der Käfer hat uns fest im Griff“, sagte Dormann. Die Mitglieder der WBV Hollfeld kommen aus den drei Landkreisen Bamberg, Bayreuth und Kulmbach, die Geschäftsstelle ist in Hollfeld.
Dort hat die WBV mitten in der Stadt, in der Forchheimer Straße 4 im zurückliegenden Jahr neue Räumlichkeiten bezogen. Das ursprüngliche Vorhaben eines Neubaus sei damit noch nicht vom Tisch. Mit den großzügigen Räumen in der Forchheimer Straßer habe man aber eine gute Interimslösung gefunden. Die bisherige Geschäftsstelle war aus allen Nähten geplatzt, so dass der Umzug dringend notwendig wurde. Die WBV Hollfeld hat aktuell 1.746 Mitglieder, 49 mehr als noch vor einem Jahr. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Waldfläche von 13.174 Hektar.
Nach den Worten von Geschäftsführerin Stefanie Blumers wurden im zurückliegenden Jahr exakt 101.550 Festmeter Holz vermarktet, im Jahr zuvor waren es 104.481 Festmeter. „Die Regel ist eine solche Menge nicht“, sagte sie. 2021 seien es noch gut 80.000 Festmeter gewesen. Ursache für die riesige Menge ist natürlich der Käferholzeinschlag und da wird sich erst einmal auch nichts daran ändern. „Wir werden auf einem ähnlich hohen Niveau bleiben“, so Stefanie Blumers. Bis 2020 sei alles noch ganz normal gewesen, dann habe der Käfer zugeschlagen. Mit Sicherheit habe der Käfer im Boden überwintert, so dass auch das laufende Jahr wieder ein Käferjahr werden wird. Von den über 100.000 Festmetern Holz waren über 96.000 Festmeter Fichten, knapp 5.000 Festmeter Kiefern, der Rest Tannen, Lärchen und sonstige.
„Fordernde Jahre liegen hinter und fordernde Jahre werden vor uns liegen“, sagt Vorsitzender Christian Dormann. Und er gab zu bedenken: „Die Probleme des Waldes sind auch unsere Probleme.“ An die Waldbesitzer appellierte er: „Räumt euren Wald auf.“ Auch wenn dies stellenweise ein hoffnungsloses Unterfangen sei. „Nur wenn wir zusammenhalten, können wir dem Käfer Paroli bieten.
Um den Arbeitsaufwand bewältigen zu können, braucht die WBV nicht nur Platz, sondern auch Personal. Die Bearbeitung habe teilweise recht lange gedauert, doch nun sei Besserung in Sicht, so Stefanie Blumers. Forstwirt Christian Stier sei bereits seit September als Einsatzleiter hauptsächlich für den Bereich Hollfeld tätig, Försterin Rebekka Zeilmann als Einsatzleiterin im südlichen Teil der WBV. Dazu kommt seit Januar Forstwirtschaftsmeister Johannes Blechschmidt. Auch im Büro gibt es mit Katharina Schreiber seit Januar eine neue Kraft.
Auf großes Interesse war bei der Jahresversammlung der Auftritt von Wolfgang Kornder, dem Bundesvorsitzenden und langjährigen bayerischen Landesvorsitzenden des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV) gestoßen. Sein Fazit lautete: „Schalenwildbestände müssen im Focus der Jagd liegen, wenn die Waldverjüngung eine Chance haben soll.“ Maßstab für die Jagd müsse stets der Zustand des Waldes sein. Als Böswillige Unterstellung bezeichnete es Kornder, die Jagd als Schädlingsbekämpfung zu bezeichnen. Rehwild richte zwar Schäden an, „Wald vor Wild“ sei nicht gleichzusetzen mit „Wald ohne Wild“. Nur bei angepassten Wildbeständen gehe es dem Wald gut und er könne wachsen. Alarmierend sei nicht zuletzt auch die immens ansteigende Zahl an Wildunfällen. „Da gehe es ja schließlich auch um Menschenleben“, sagte Wolfgang Kornder.
Bild: Vorsitzender Christian Dormann (links) und sein Stellvertreter Matthias Weigand (rechts) bedankten sich bei Wolfgang Kornder vom Ökologischen Jagdverband.
Erdnüsse und Kichererbsen statt Braugerste und Weizen/ Regierung von Oberfranken verabschiedete 19 frischgebackene Meister der Landwirtschaft – Jahrgangsbeste kommt aus Kulmbach
Bayreuth: 19 junge Leute aus allen Teilen Oberfrankens haben ihre Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister erfolgreich bestanden. Aus den Händen von Regierungspräsident Florian Luderschmid erhielten die 15 Männer und vier Frauen ihre Zeugnisse. „Sie sind auf der höchsten Stufe der Fortbildung im praktischen Bereich angekommen“, sagte der Regierungspräsident. Alle 19 hätten ihren Traumberuf erreicht, sie müssten sich aber auch darüber im Klaren sein, dass sie vor einer Zukunft mit großen Herausforderungen stehen.
Die Absolventen seien mit dem Meisterbrief in der Tasche bestens gerüstet, den eigenen Betrieb zu bewirtschaften oder als Führungskräfte in vor- und nachgelagerten Bereichen tätig zu werden. Der Regierungspräsident appellierte an die frischgebackenen Meister, neben all den großen Herausforderungen wie Sicherung der Ernährungssouveränität, Versorgung mit regenerativer Energie, Ressourcen und Artenschutz immer auch den Dialog mit dem Verbraucher im Blick zu haben.
Die Meisterausbildung bezeichneter Finanz- und Heimatsstaatssekretär Martin Schöffel als die weltweit beste Ausbildung, wenn man einen landwirtschaftlichen Betrieb leiten möchte. Schöffel gab auch zu bedenken, dass man die heimische Landwirttschaft zur eigenen Versorgung brauche. Auf Importe zu setzen, so wie sich das Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vorstellt, werde mit Sicherheit nicht funktionieren, denn niemand könne sagen, wo dann unsere Nahrung herkommen soll.
Nach einem Jahr praktischer Tätigkeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb besuchten die Absolventen für drei Semester die Landwirtschaftsschule. Anschließend bereiteten sie sich während eines weiteren Jahres mit berufsbegleitenden Lehrgängen auf die Abschlussprüfung zum Landwirtschaftsmeister vor. Inhalte der Meisterprüfung waren unter anderem der Vergleich und die Bewertung von Produktionsverfahren bei der pflanzlichen oder tierischen Erzeugung anhand eines zwölf Monate dauernden praktischen Arbeitsprojekts, die Analyse und Beurteilung eines fremden Betriebes sowie eine praktische Arbeitsunterweisung.
Festredner Stephan Sedlmayer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft stellte einmal mehr den Klimawandel in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Die Veränderungen durch den Klimawandel werden uns alle treffen und wir alle werden uns damit auseinandersetzen müssen“, sagte er. Es gebe aber kein Problem, das nicht gelöst werden kann. Außerdem befinde sich Bayern in einer begünstigten Lage, so dass der Freistaat nicht in existentieller Art und Weise betroffen sein werde. „Andere Gegenden sind heftiger betroffen“, sagte Stephan Sedlmayer. Trotzdem empfahl er den jungen Meistern, auch einmal an den Anbau alternativer Fruchtarten zu denken. Ob es tatsächlich Kichererbsen, Trockenreis oder Erdnüsse sein werden, vermochte er nicht vorauszusagen. Über Körnerhirse, der fünftgrüßten Getreideart weltweit, könne man aber schon ernsthaft nachdenken.
Die folgenden frischgebackenen Landwirtschaftsmeister haben ihre Urkunden erhalten: Tabea Ritter und Moritz Starklauf aus Buttenheim im Landkreis Bamberg, Laurenz Albrecht aus Meeder, Georg Ehrsam aus Großheirath, Maximilian Platsch ais Itzgrund und Patrick Sämann aus Ahorn (alle Landkreis Coburg), Paul Schwarzmann aus Eggolsheim
im Landkreis Forchheim, Nicole Browa aus Geroldsgrün, Felix Leucht aus Naila, Max Schaller aus Feilitzsch (alle Landkreis Hof), Jonas Hofmann aus Weißenbrunn im Landkreis Kronach, Melissa Gräf aus Kulmbach und Dominik Pfändner aus Wonsees im Landkreis Kulmbach, Anna Pösch aus Lichtenfels, Hannes Schilling aus Bayreuth, Andreas Ritter aus Marktleuthen und Jakob Sroka aus Marktredwitz im Landkreis Wunsiedel. Dazu kommen aus den beiden oberpfälzischen Nachbarandkreisen Neustadt an der Waldnaab und Amberg-Sulzbach Gabriel Speckner aus Vorbach und Simon Bauer aus Auerbach.
Jahrgangsbeste
ist Melissa Gräf aus Kulmbach mit einem
Notendurchschnitt von 1,29. Ihr überreichte Michael
Knarrer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium
den Meisterpreis der Staatsregierung.
Regierungspräsident Florian Luderschmid überreichte
den Meisterbrief an Dominik Pfändner aus Wonsees.
Als einziger frischgebackener Landwirtschaftsmeister aus Bayreuth wurde Hannes Schilling vom oberfränkischen Regierungspräsidenten Florian Luderschmid ausgezeichnet.
Immer auf der Suche nach neuen Helfern / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz: Trotz Personalmangel, Einsatzstunden auf nahezu gleichem Niveau
Bayreuth. „Wir könnten mehr machen, wenn wir nur mehr Leute hätten“: Der Helferengpass beherrscht derzeit flächendeckend die Arbeit der Maschinen- und Betriebshilfsringe. Beim MR Bayreuth-Pegnitz hat sich die schwierige Personalsituation wie ein roter Faden durch die Jahresversammlung gezogen. „Der begrenzende Faktor ist nicht die Nachfrage, sondern das Angebot“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm.
Zwei, die im zurückliegenden Jahr beste Werbung für die Betriebshilfe gemacht haben, sind Monika und Thomas Kaufenstein aus Stemmenreuth bei Pegnitz. Wie wurden im vergangenen Jahr mit dem Betriebshelfer-Award der deutschen Maschinenringe ausgezeichnet und gehören damit zu den besten Betriebshelfern Deutschlands. Das Ehepaar ist für den Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz tätig und bringt es zusammen auf fast 60 Jahre Tätigkeit für den Maschinenring. Im Juni wurden sie dafür auf der Bundesversammlung der 240 deutschen Maschinenringe in Köln ausgezeichnet.
Das Ehepaar bewirtschaftet in Stemmenreuth einen landwirtschaftlichen Betrieb im Zuerwerb. Sie haben schon vor Jahren die Milchviehhaltung aufgegeben und den Schwerpunkt ihres Betriebes auf die Färsenmast, also die Mast junger weiblicher Rinder zur Fleischerzeugung, verlagert. Für den Maschinenring sind die beiden nebenberuflich tätig. Monika und Thomas Kaufenstein unterstützen landwirtschaftliche Betriebe, die sich meist in einer schwierigen Situation befinden nicht nur mit ihrer Arbeitskraft sondern geben auch psychischen und menschlichen Beistand.
Trotz des personellen Engpasses konnte der MR Bayreuth-Pegnitz die Zahl der Einsatzstunden im Vergleich zum Vorjahr weitgehend gleich halten. 32681 Stunden haben die haupt- und nebenamtlichen Helfer im zurückliegenden Jahr geleistet. Gegenüber dem Vorjahr ist der Rückgang nur marginal, 2022 waren es 312700 Stunden. Gut zwei Drittel der Stunden waren soziale Einsätze, also bei Notfällen, wenn der Betriebsleiter erkrankt war, zur Kur oder Reha musste oder aus sonstigen Gründen ausgefallen ist. Nur etwa ein knappes Drittel der Stunden waren wirtschaftliche Einsätze, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen in der Erntezeit oder für eine Urlaubsvertretung.
Zweites Standbein des Rings ist die Vermittlung von Maschinen. Futterbau, Stroh- und Körnerernte sowie organische Düngung waren dabei die Bereiche, die am häufigsten nachgefragt wurden. Alles zusammen, also in der Summe aller erbrachten Leistungen kam der MR Bayreuth-Pegnitz auf einen Verrechnungswert von 8,4 Millionen Euro. Gegenüber dem Wert von 2022 in Höhe von 7,8 Millionen Euro ist das eine Steigerung in Höhe von 7,5 Prozent.
Die Maschinenring-Familie spiegelt auch immer den Zusammenhalt innerhalb des Berufsstandes wider. „Der Zusammenhalt war auch im zurückliegenden Jahr gigantisch“, sagte der Vorsitzende Reinhard Sendelbeck. Das gute Miteinander soll auch zu den beiden Nachbarringen Fränkische Schweiz und Kulmbach ausgebaut werden. „Wir wollen einen übergreifenden Einsatz der Mitarbeiter realisieren“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm. Ziel sei es, zum einen, besser zu werden und zum anderen Kosten zu sparen. Auch in der Geschäftsstelle hat sich im zurückliegenden Jahr ein Personalwechsel ergeben: Martin Freiberger ist auf eigenem Wunsch ausgeschieden. Seine Nachfolgerin ist Tatjana Felbinger. Zum zehnjährigen Jubiläum wurde die Mitarbeiterin Sandra Schönauer ausgezeichnet.
Zum weiteren Dienstleistungsangebot des Maschinenrings gehören die biologische Maiszünslerbekämpfung durch die Ausbringung von Schlupfwespen per Drohnen, Seilwindenprüfungen, Beratungsleistungen aller Art, vor allem rund um die Düngeverordnung, sowie alle möglichen Sammelbestellungen. In der MR Oberfranken Mitte GmbH hat der Maschinenring Bayreuth zusammen mit den Nachbarringen aus Kulmbach und aus der Fränkischen Schweiz seine gewerblichen Aktivitäten gebündelt. Hier geht es beispielsweise um die Klauenpflege oder um Futteranalysen. Geschäftsführer Bernd Müller ist dabei ebenfalls händeringend auf der Suche nach weiteren Helfern. „Wir könnten viel mehr abdecken, wenn wir nur mehr Leute hätten“, sagte er. Mit dem Ziel, Betriebshelfer zu gewinnen, soll deshalb künftig auch in den Schulen für eine landwirtschaftliche Ausbildung geworben werden.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz hat aktuell 1.254 Mitglieder, 18 weniger als im Jahr zuvor. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Fläche von 41.536 Hektar, rund 120 Hektar mehr als im Vorjahr.
Bilder:
1. Sie
gehören zu den besten Betriebshelfern Deutschlands:
Monika und Thomas Kaufenstein aus Stemmenreuth bei
Pegnitz sind im zurückliegenden Jahr mit dem
Betriebshelfer-Award ausgezeichnet worden.
2. Personalwechsel
in der Geschäftsstelle des Maschinenrings
Bayreuth-Pegnitz: Geschäftsführer Johannes Scherm
(rechts) und Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (2.
Von links) haben den bisherigen Mitarbeiter Martin
Freiberger verabschiedet und Sandra Schönauer zu
ihrer zehnjährigen Tätigkeit für den Ring
gratuliert.
Weniger Rehwild zur Rettung des Waldes / ARGE Jagdgenossenschaften zum Start des forstlichen Gutachtens
Kulmbach. Biber, Fischotter, Krähen und Gänse haben den Landwirten im zurückliegenden Jahr auch im Kulmbacher Raum wieder stark zu schaffen gemacht. Wildschweine spielen dagegen nicht mehr die große Rolle im Kulmbacher Land. „Die Schwarzwildstrecken sind rückläufig“, sagte der Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Jagdgenossenschaften im Bauernverband, Burkhard Hartmann aus Lindau.
Als Gund für die abnehmende Wildschweinpopulation nannte Hartmann vor allem die Aujeszkysche Krankheit, eine Viruserkrankung, die primär Schweine befällt. Sie habe wohl dafür gesorgt, dass sich die Schwarzwildproblematik der zurückliegenden Jahre entspannt habe. Aktuell kein Thema sei der Wolf im Kulmbacher Land, wobei der Vorsitzende zu bedenken gab, dass es nach offiziellen Zählungen bereits fast 200 Wolfsrudel in Deutschland gibt. Rund 4500 Nutztiere seien im zurückliegenden Jahr durch Wölfe gerissen worden, darunter auch mehrere hundert Rinder, die allgemein als sehr wehrhaft gelten.
Echte Probleme bereite im Landkreis aber der Biber, der zwischenzeitlich alle Gewässer erster und zweiter Ordnung besetzt habe. Einfangen und woanders freilassen führe zu keinem Ergebnis, da der Biber mittlerweile überall anzutreffen sei. Ebenfalls ein großes Thema sei der Fischotter, der immense Schäden verursacht, weil er ganze Fischteiche leer räumt. Vor allem Im Nachbarlandkreis Lichtenfels, aber auch schon im Kulmbacher Land trete seit dem zurückliegenden Jahr die Gänseproblematik auf. Egal ob Graugans, Nilgans, Kanadagans oder auch Saatkrähen: sie alle hätten es auf Saatgut, Mais oder Erbsen abgesehen. Während sie in früheren Jahren durch Beizmittel, also Pflanzenschutzmittel vergrämt wurden, könnten sie sich durch den immer stärkeren Verzicht darauf jetzt ungehindert ausbreiten.
Das große Thema sei aktuell allerdings die immer weiter voranschreitende Zunahme des Rehwildes. Die durch eine Überpopulation verursachten Schäden seien auch in der Region auf Rekordniveau. Burkhard Hartmann plädierte unter anderem dafür, die allgemeinen Jagdzeiten für Schalenwild flexibler zu gestalten und beispielsweise auf den 1. April vorzuverlegen. Hintergrund seien die veränderten Vegetationszeiten. Bäume, Büsche und Hecken würden mittlerweile viel früher austreiben, als in vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Geschlossene Schneedecken seien eher selten geworden. An die Bevölkerung appellierte er, den Jägern das Wildbret auch abzukaufen. Schließlich sei Wild eine hochwertige Ernährung, trotzdem hapere es immer wieder an der Vermarktung.
Von einer großen Herausforderung sprach Bereichsleiter Jens Haertel vom Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach. Er meinte damit die Wiederbewaldung der zahlreichen Kahlflächen, die durch die Trockenheit und die Borkenkäferproblematik, aber auch durch den Einfluss des Wildes entstanden seien. Dabei komme der Landkreis Kulmbach mit über 1000 Hektar Kahlfläche im Gegensatz zum Nachbarlandkreis Kronach mit über 8000 Hektar Kahlfläche noch ganz gut weg. Damit die Wiederbewaldung gelingen kann gibt es das „Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“, wie das Verbissgutachten offiziell heißt.
Es wird alle drei Jahre erstellt, offizieller Start war jetzt im Februar. Nach den Worten von Jens Haertel erstellt die Bayerische Forstverwaltung für die rund 750 bayerischen Hegegemeinschaften das Gutachten zur Situation der Waldverjüngung. Offizieller Start war jetzt im Februar. Darin äußern sich die Forstbehörden zum Zustand der Waldverjüngung und ihre Beeinflussung durch Schalenwildverbiss. Sie beurteilen die Verbiss-Situation in den Hegegemeinschaften und geben Empfehlungen zur künftigen Abschusshöhe ab. Die Forstlichen Gutachten sollen die Beteiligten vor Ort in die Lage versetzen, für die Schalenwild-Abschussperiode einvernehmlich gesetzeskonforme Pläne aufzustellen. Für die unteren Jagdbehörden stellen sie eine wichtige Entscheidungsgrundlage bei der behördlichen Abschussplanung dar.
Allein für das Amtsgebiet kam Jens Haertel auf 13 Reviere mit exakt 1009 Meßpunkten in den vier Landkreisen Coburg, Kronach, Kulmbach und Lichtenfels. Oberstes Ziel ist es nach den Worten des Bereichsleiters, die natürliche Waldverjüngung durch stadortgemäße Baumarten ohne Schutzmaßnahmen zu ermöglichen. Die Ergebnisse lägen bis Juli vor, den Sommer über würden sie ausgewertet und im Herbst bekannt gegeben. Dann werde auch klar sein, ob die Abschüsse in den Hegegemeinschaften das Kulmbacher Landes gesenkt oder gesteigert werden müssen. „Unser Ziel ist ein transparentes und aussagekräftiges Verfahren zur Ermittlung der Abschusszahlen, um einen klimaresistenten Wald zu erhalten“, so Jens Haertel.
Zuletzt wurden im Kulmbacher Land gleich zwei „dauerhafte Rote Hegegemeinschaften“ festgestellt. Dabei handelte es sich um die Gemeinschaften „Jura“ und „Frankenwald“. In beiden Gebieten sei die Verbiss-Situation dreimal hintereinander zu hoch gewesen. Die Verbiss-Situation hatte allgemein im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen und lag meist über dem bayerischen Durchschnitt. Im „Verbissgutachten“ war nicht nur die Rede von schwerwiegenden ökonomischen Auswirkungen für die Waldbesitzer, etwa durch hohe Kosten für dringend notwendigen Bau von Schutzzäunen, sondern auch von ökologischen Auswirkungen, zum Beispiel durch das Aussterben mancher Baumarten.
Bild: Bereichsleiter Jens Haertel vom Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach informierte die ARGE Jagdgenossenschaften mit dem Vorsitzenden Burkhard Hartmann aus Lindau und dessen Stellvertreter Michael Sack vom Maierhof in Ködnitz (von links) über den Start des forstlichen Gutachtens.
Deutliche Steigerung in allen Bereichen / Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel: So viel Betriebshilfe wie lange nicht mehr
Höchstädt. „Wirtschaften in turbulenten Zeiten.“ Unter diesem Motto hat der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel diesmal seine Jahresversammlung gestellt. Tatsächlich konnte der Zusammenschluss in allen seinen Tätigkeitsfeldern deutliche Anstiege verzeichnen. Das zeigt, dass die Arbeit des Rings wichtiger als je zuvor ist.
Da ist einmal die Betriebshilfe, bei der die Einsatzstunden um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen sind. Waren es 2022 noch 17560 Stunden kamen die Verantwortlichen im zurückliegenden Jahr auf 23162 Stunden. „Man muss sich fast schon wundern, wie wir das alles abdecken konnten“, sagte Geschäftsführer Andreas Hager. Über 23000 Stunden, so viel habe es schon lange nicht mehr gegeben. Fast drei Viertel der Stunden entfallen dabei auf die soziale Betriebshilfe, die immer dann notwendig wird, wenn zum Beispiel ein Betriebsleiter erkrankt, einen Unfall hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist oder zur Kur muss. Ein gutes Viertel macht die wirtschaftliche Betriebshilfe, meist zur Abdeckung von Arbeitsspitzen aus.
Auch in der Maschinenvermittlung, dem zweiten klassischen Tätigkeitsfeld der Ringe, war Wunsiedel wieder gut unterwegs. Absoluter Spitzenreiter war diesmal der Bereich Futterbau und Strohernte mit einem Verrechnungswert von allein über einer Million Euro. „Das zeigt, dass die Silos gut gefüllt sind“, sagte Geschäftsführer Hager. Insgesamt, also mit Maschinenvermittlung, Betriebshilfe und auch der Leistungen für den Landschaftspflegeverband hat der Maschinenring einen Verrechnungswert von über 3,4 Millionen Euro erzielt, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 21 Prozent bedeutet.
Der gewerbliche Bereich ist beim Maschinenring in die MR Hochfranken GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft ausgelagert. Der Maschinenring Münchberg, der zuletzt 50 Prozent gehalten hatte, ist seit 2022 kein Teilhaber mehr. Als Hauptumsatzträger der GmbH bezeichnete dessen Geschäftsführer Reinhard Rasp den Winterdienst mit rund 200 Kunden. Ein weiterer wichtiger Bereich sei die Baumpflege. Im Auftrag des Straßenbauamtes führt die GmbH unter anderem insektenschonende Mäharbeiten durch, für das Bayernwerk erledigt die MR Hochfranken Trassenpflege entlang der 20-KV- und der Nebenspannungsleitungen. Die gewerbliche Tochter kümmere sich um die Sportplatzpflege und ist an der Holzenergie Hochfranken, die in Weißenstadt dien Therme beheizt, beteiligt.
Nach den Worten des 1. Vorsitzenden Martin Goldschald hat der Maschinenring Wunsiedel aktuell exakt 591 Mitglieder. Acht Neuzugängen standen 14 Austritte gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Fläche von 22418 Hektar, was nahezu komplett der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Landkreis entspricht. Mit Sandra Dornhöfer, Hans Tröger und Toni Zeitler wurden bei der Jahresversammlung auch die drei Betriebshelfer geehrt, die im zurückliegenden Jahr am meisten Stunden geleistet hatten.
Eine Überraschung hatte Gerhard Fritsch aus Röthenbach zur Jahresversammlung mitgebracht. Er überreichte dem Betriebshelferausschuss des Maschinenrings einen Scheck in Höhe von 5500 Euro. Das Geld stammt aus dem Brandschadenshilfeverein Bergnersreuth und Umgebung. Der Verein hatte sich im zurückliegenden Jahr, ausgerechnet im 100. Jahr seines Bestehens aufgelöst. „Die Zeit hat uns überholt“, sagte Gerhard Fritsch. Zu Hochzeiten hatte der Verein über 300 Mitglieder, doch aufgrund des Strukturwandels sei die Arbeit überflüssig geworden. Zum Schluss seien noch 5500 Euro in der Kasse gewesen, üb er die sich jetzt der Maschinenring freuen kann.
Bild: Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat seine stundenstärksten Betriebshelfer geehrt und einen Scheck über 5500 Euro in Empfang nehmen können. Im Bild von links: Toni Zeitler, Hans Tröger, Matthias Benker vom Maschinenring, Sandra Dörnhöfer, Geschäftsführer Andreas Hager, Vorsitzender Martin Goldschald, der stellvertretende Kreisobmann Stephan Regnet, Gerhard Fritsch und Harald Schwarz vom Brandschadenshilfeverein.
Personalmangel beim Maschinenring / Minus im Haushalt macht satte Beitragserhöhung notwendig – Alexander Hollweg wird neuer Geschäftsführer
Kulmbach. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach sucht Nachwuchs. Sowohl bei der sozialen, als auch bei der wirtschaftlichen Betriebshilfe waren die Zahlen im zurückliegenden Jahr rückläufig. „Da müssen und wollen wir gegensteuern“, sagte Geschäftsführer Horst Dupke bei der Jahresversammlung.
Waren es im Jahr zuvor noch 17836 Stunden soziale Betriebshilfe, so kommen die Verantwortlichen für 2023 nur mehr auf 16508 Stunden. Soziale Betriebshilfe wird immer dann notwendig, wenn beispielsweise ein Landwirt erkrankt, einen Unfall hat, zu einer Reha-Maßnahme oder zur Kur muss. In der wirtschaftlichen Betriebshilfe, also zur Abdeckung von Arbeitsspitzen sank die Zahl der erbrachten Stundn von 6290 auf 4328.
Ähnlich ist die Situation bei den Klauenpflegern, eine Dienstleistung, die der Maschinenring über seine gewerbliche Tochterfirma, der MR Oberfranken Mitte in Zusammenarbeit mit den Nachbarringen Bayreuth und Fränkische Schweiz anbietet. „Wir haben zu wenig Klauenpfleger und zu viele Anfragen“, sagte Geschäftsführer Dupke. Aktuell müsse man sämtliche Anfragen absagen, weil die beiden Klauenpfleger komplett ausgelastet sind. Ähnlich problematisch gestaltet sich die Situation beim Winterdienst oder bei der Grünflächenpflege. „Wir suchen ständig Leute“, so der Geschäftsführer. Bezahlt werde pauschal, wer Lust und Zeit hat sollte sich umgehend beim Maschinenring melden.
Ein umstrittener Punkt war bei der Jahresversammlung die Beitragserhöhung. Demnach wird der Grundbetrag von 50 auf 75 Euro pro Jahr erhöht. Unangetastet bleibt der Beitrag von einem Euro Hektar bewirtschafteter Fläche und die Aufnahmegebühr von 12,50 Euro. Die letzte Erhöhung des Grundbetrages liege 20 Jahre zurück, gab Dupke zu bedenken. Das zurückliegende Jahr schloss der Maschinenring vor allem wegen der Kosten für den hohen Personalaufwand mit einem Minus von über 30.000 Euro ab. Ohne Beutragserhöhung stünde im Haushaltsvoranschlag für das laufende Jahrmit ein Minus in ähnlicher Höhe.
Die beiden Mitglieder, die sich gegen die Beitragsanpassung aussprachen, nannten es „fies“ , dass mit der Erhöhung kleine Bauern benachteiligt und große bevorzugt würden. Ein ordentlicher Kompromiss wäre es nach den Worten der beiden Gegner gewesen, den Hektar Beitrag zu erhöhen und den Grundbetragn nur maßvoll anzupassen. Geschäftsführer Dupke bezeichnete die Erhöhung trotzdem als moderat, zumal das Minus von 30.000 auf 300 Euro gesenkt werden könne.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, die Betriebshilfe im Landkreis Kulmbach auch künftig zu organisieren und sicherzustellen“, sagte der Vorsitzende Andreas Textores. Den Verrechnungswert aller erbrachten Leistungen bezifferte er auf 4,4 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 3,96 Millionen Euro. Der Maschinenring Kulmbach hat aktuell 825 Mitglieder, neun weniger als im Jahr zuvor.
Wenn der Verrechnungswertt trotz der Rückgänge bei der Betriebshilfe trotzdem angestiegen ist, so lag das am zweiter wesentlichen Aufgabenbereich des Rings, der Vermittlung von Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter- und Strohernte, das weite Feld der Landschaftspflege sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber hinaus sieht sich der Maschinenring als verlässlicher Partner, wenn es um die Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um Düngedokumentationen geht.
Eine wichtige personelle Veränderung steht beim Kulmbacher Maschinenring in den kommenden Wochen an. Geschäftsführer Dupke wird in den Ruhestand verabschiedet, der bisherige Assistent Alexabder Hollweg wird zum 1. Mai die Nachfolge übernehmen. Bei der Jahresversammlung wurden drei betriebshelfer geehrt, die im zurückliegenden Jahr jeweils mehr als 1.000 Einsatzstunden absolviert hatten: Astrid Masel aus Großenhüll, Elfriede Winkler aus Lanzenreuth und Thomas Kraß aus Guttenberg.
Bilder:
1. Ehrung
für die Betriebshelfer mit den meisten
Einsatzstunden (von links): Landrat Klaus Peter
Söllner, Thomas Kraß, Dekan Friedrich Hohenberger,
Geschäftsführer Horst Dupke, Elfriede Winkler und
Vorsitzender Andreas Textores.
2. Obwohl
er noch bis Ende April hauptamtlich für den
Maschinenring Kulmbach tätig sein wird,
verabschiedete der Vorsitzende Andreas Textores
(Mitte) bei der Jahresversammlung den bisherigen
Geschäftsführer Horst Dupke (links) und stellte
Alexander Hollweg als Nachfolger vor.
Steigende Zahlen in allen Bereichen / Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz setzt verstärkt auf Bioenergie
Aufseß. Maschinenverleih, Betriebshilfe und Beratungsleistungen, das sind drei wesentliche Säulen, auf denen sich die Arbeit der Maschinenringe aufbaut. Eine weitere immer stärker werdende Säule ist beim Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz der Bereich Energie. Zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth und Kulmbach hat man deshalb die „MR Oberfranken Mitte Bioenergie GmbH“ gegründet. Gemeinsames Ziel sei die Förderung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien“, sagte Geschäftsführer Manuel Appel (Bild) bei der Jahresversammlung des Maschinenrings Fränkische Schweiz in Aufseß.
Konkret soll es darum gehen, Verträge mit Abnehmern zu schließen und potentiellen Lieferanten, etwa von Hackschnitzeln, eine regelmäßige Absatzmöglichkeit zu vermitteln. Ein Beispiel dafür ist die Biomasse Heizwerk Gößweinstein. Hier hat der MR nicht nur Lieferrechte für seine Mitglieder ausgehandelt, der Ring ist auch einer der Gesellschafter. Weitere 60 Landwirte beliefern die Stadtwerke Ebermannstadt mit zusammen 2500 Tonnen Hackschnitzel pro Jahr. Unter anderem werden damitz das Schulzentrum, das Krankenhaus und zahlreiche Privathäuser beheizt. Ähnliche Heizwerke sollen auch in Pretzfeld und Waischenfeld entstehen.
„In diesem Bereich ist ordentlich Musik drin“, sagte Geschäftsführer Manuel Appel. Ganz neu ist das Thema Energie für den MR Fränkische Schweiz allerdings nicht. Schon seit Jahren gehören die Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasseheizwerk Hollfeld und für die Bioenergie Hollfeld zum Aufgaben bereich des Rings. In Hollfeld sollen auch heuer wieder mehrere Häuser am zentralen Marienplatz an das Biomasseheizwerk angeschlossen werden.
Was die klassischen Aufgabenbereiche des Maschinenrings Fränkische Schweiz angeht waren die Zahlen sowohl bei der sozialen, als auch bei der wirtschaftlichen Betriebshilfe angestiegen. Knapp 15274 Einsatzstunden wurden der Bilanz zufolge im zurückliegenden Jahr geleistet, was einer Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent gleichkommt. Gut zwei Drittel entfallen auf die soziale Betriebshilfe, also in Notsituationen, bei Krankheit, Kur oder Reha. Ein Drittel der Stunden sind wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen.
Das wichtigste Geschäftsfeld des Rings ist noch immer der Maschineneinsatz. Fast alle Bereiche seien dabei gestiegen, besonders die Sparten Schlepper und Transport sowie Futterbau und Strohernte ragen zahlenmäßig heraus. Insgesamt, also zusammen mit der Betriebshilfe, kommt der Maschinenring Fränkische Schweiz für 2023 auf einen Verrechnungswert von knapp 3,3 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es knapp 3,2 Millionen Euro.
Immer stärker in Anspruch genommen werde der Maschinenring auch, wenn es um das Thema Beratung geht. Egal ob Düngeberatung, Mehrfachantrag oder Dieselanträge, der Maschinenring ist immer ein wichtiger Adressat für alle Ratsuchenden. Für die Beratung ist Mitarbeiter Patrick Munzert von der Geschäftsstelle in Aufseß zuständig.
Seine gewerblichen Aktivitäten hat der MR Fränkische Schweiz zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth und Kulmbach in der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH gebündelt. Dazu gehört nach den Worten von Rüdiger Haase beispielsweise die Klauenpflege mit zwei eigenen Ständen, die biologischer Maiszünslerbekämpfung mit Schlupfwespen oder die Unkrautbekämpfung mit Heißwasserthermie.
Welche Wirtschaftskraft hinter der MR Oberfranken Mitte steht, machte Rüdiger Haase an den folgenden Zahlen deutlich: So habe die OMI 30 festangestellte Mitarbeiter, davon allein 15 Betriebshelfer. Die Klauenpfleger hätten im zurückliegenden Jahr rund 18500 Tiere versorgt, so dass sie komplett ausgelastet sind und keine weiteren Aufträge mehr annehmen könnten.
Der MR Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet auf drei Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis Forchheim. Der Ring hat 741 Mitglieder, fünf weniger als im Jahr zuvor.
Vorsitzender Bernhard Hack (Bild) aus Weilersbach hatte zuvor deutlich gemacht, dass der Maschinenring voll und ganz hinterr den Protestaktionen der Landwirte steht. Das gelte uneingeschränkt, auch wenn der Ring selbst als unpolitischer Zusammenschluss keine Aktionen organisiert, plant oder durchführt. Die Aktionen weckten Hoffnung, sagte der Vorsitzende. Als positiv bezeichnete er den Zusammenhalt innerhalb der Landwirtschaft. Er drückte auch seine Hoffnung aus, dass wieder ein Umdenken erfolgt und die Gemeinschaft wieder als wichtiger gesellschaftlicher Wert wahrgenommen werde,
Betriebshilfe gefragter denn je zuvor / Rekordergebnisse beim Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung
Dörnthal. Die landwirtschaftliche Betriebshilfe ist gefragter denn je zuv or. Um fast ein Viertel ist die Zahl der geleisteten Stunden beim Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung im vergangenen Jahr angestiegen. Waren es 2022 noch 24744 Stunden kommen die Verantwortlichen für 2023 auf exakt 30598 Stunden. „In Spitzenzeiten, wie der Erntezeit, haten wir 37 Einsätze parallel“, sagte Geschäftsführer Patrick Heerdegen bei der Jahresversammlung in Dörnthal bei Selbitz.
Die Stunden wurden in der Regel von selbstständigen, eigenangestellten oder nebenberuflichen Betriebshelfern geleistet. „Da ist Solidarität gefragt“, sagte Heerdegen, Man könne aber auch feststellen, dass sich der Berufsstand gegenseitig unterstützt. Überwiegend war es dabei um wirtschaftliche Einsätze, also zur Abdeckung von Arbeitsspitzen oder zur Urlaubsvertretung, gegangen. Eine nicht weniger wichtigere Rolle spielten aber auch die sozialen Einsätze, beispielsweise wenn eine Arbeitskraft wegen eines Krankenhausaufenthalts, einer Kur- oder Rehamaßnahme ausfällt.
Die gestiegenen Zahlen haben aber auch irhe Schattenseiten. Wie der Vorsitzende Jürgen Becher ausführt könnten beispielsweise aktuell vier Einsätze nicht abgedeckt werden. „Da sieht man eigentlich erst einmal so richtig, wie wertvoll unsere Arbeit ist“, sagte Becher. Geschäftsführer Heerdegen nutzte denn auch die Gunst der Stunde, bei den Mitgliedern einmal mehr für die Tätigkeit als Betriebshelfer zu werben. Bei einem Stundenlohn von 22,20 Euro vor Steuern könne das eine hervorragende Zuverdienstmöglichkeit sein. „Das kann sich doch sehen lassen“, sagte der Geschäftsführer. Auch eine Festanstellung sei denkbar. Derzeit hat der MR Münchberg drei hauptberufliche Betriebshelfer.
Insgesamt kommt der Münchberger Ring für das zurückliegende Jahr auf einen Verrechnungswert von 5,3 Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung von 26,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Neben der Betriebshilfe fleißt mit der Maschinenvermittlung dabei vor allem das Kerngeschäft des Rings mit ein. Schwerpunkte waren dabei die Bereiche Schlepper und Transporte, Futtervermittlung, Futterbau und Strohernte. Ein weiteres immr stärker werdendes Geschäftsfeld sei dioe Beratungstätigkeit. Da gehe es beispielsweise um die Düngeverordnung, den Dieselantrag, um Merfachanträge oder um Anträge für das Kulturlandschaftsprogramm.
Die gewerblichen Tätigkeiten hat der Ring in die MR Münchberg GmbH ausgelagert. Dessen Geschäftsführer Daniel Seuß sprach von einer konstanten und meist sogar steigenden Nachfrage in allen drei Bereichen, im gewerblichen, kommunalen und privaten Bereich. Deshalb habe man mit der gelernten Gärtnerin, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, Christine Jakob aus Rodesgrün auch zum 1. Februar eine weitere Neueinstellung vorgenommen.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg hat aktuell 917 Mitglieder, genauso viele, wie im cvergangenen Jahr. Sie bewirtschaften zusammen eine Fläche von 41425 Hektar. Das sind 98 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Landkreis Hof. Der Ring kann in diesem Jahr auch sein 60-jähriges Bestehen feiern. Dazu gratulierten bei der Jahresversammlung Landrat Oliver Bär, der Landtagsabgeordnete Kristan von Waldenfels und BBV-Kreisobmann Ralph Browa.
Die Aufgaben würden in Zukunft wohl nicht weniger, sondern eher mehr, sagte Landrat Bär. Vor allem das Thema Waldumbau werde den Landkreis Hof in den kommenden Jahren sehr beschäftigen. Ohne den Maschinenring gäbe es die Landwirtschaft in dieser Form nicht, ohne den Maschinenring wäre Landwirtschaft in Bayern undenkbar, so Kristan von Waldenfels. Kreisobmann Browa bedankte sich für die Unterstützung der Mitglieder bei den Bauernprotesten und kündigte weitere Aktionen an, unter anderem ein Mahnfeuer zusammen mit den Berufskollegen aus Sachsen und Thüringen.
Wissen um die Dinge des Alltags / Landfrauen fordern eigenes Schulfach „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“
Kulmbach. Wo kommt eigentlich das Fleisch auf dem Burger her? Wie ist das mit der Milch? Wie wasche ich die Wäsche richtig und wie nähe ich einen Knopf an? Seitdem es an den meisten allgemeinbildenden Schulen keine Fächer wie Hauswirtschaft, Handarbeit, Kochen oder Werken mehr gibt, weisen viele Schüler Defizite beim Wissen um die Dinge des Alltags auf. Eine Berufsgruppe gibt es, die auf all diese Fragen und noch viele weitere Antworten geben könnte: Landwirte und Landfrauen.
Deshalb wollen sie sich verstärkt einbringen, wenn es gilt, Schülern Alltagskompetenzen zu vermitteln. Die Umsetzung des Projektes „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“ ist deshalb meist in Form einer eigenen Woche an allen staatlichen Schulen verpflichtend. So richtig funktioniert das allerdings noch nicht. Zum einen gibt es zu wenige landwirtschaftliche Betriebe, die dabei mitmachen. Zum anderen scheuen viele Schulen den Besuch auf einem Bauernhof, aus welchen Gründen auch immer.
Nun steht die Einführung eines Schulfaches, das beispielsweise Alltagskompetenzen und Lebensökonomie“ heißen könnte im Koalitionsvertrag der bayerischen Staatsregierung. Die Umsetzung lässt allerdings noch auf sich warten. Dabei fordern es die Landfrauen schon seit Jahren.
Eine Bäuerin, die den Kindern und Jugendlichen an der Grund- und Mittelschule Mainleus schon seit Jahren vermittelt, wo das Brot herkommt ist Gudrun Passing, die stellvertretende Kulmbacher Kreisbäuerin aus Oberdornlach. Jeweils vier bis fünf Stunden erklärt sie Fünf- und Sechsklässer, wie aus Getreide Mehl wird, wie ein Teig ensteht und wie lange es dauert, bis man eine Scheibe frisches Brot gernießen kann. Sie setzt mit den Schülern einen Sauerteig an, erläutert, welche Getreidesorten es gibt. „Im ländlichen Raum wüßten die meisten schon noch, wo das brot eigentlich herkommt“, sagt Gudrun Passing.
Ganz im Gegensatz zu manchen Schülern hauptsächlich in den Großstädten, weiß die Kulmbacher Kreisbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel. Da gebe es schon Schüler, die nur Cola und Chips kennen und die Landwirte mit Massentierhaltern und Giftspritzern gleichsetzten. Das zu ändern, stehe schon lange auf der Agenda der Landfrauen. Doch das eigene Schulfach lasse leider auf sich warten. Immerhin gebe es die Projektwochen, bei denen entweder Landwirte und Landfrauen in die Schulen kommen, oder Schulklassen auf die Höfe. „Alle Schulen sind informiert, es gibt viele Möglichkeiten, allerdings müssen die Schulen von sich aus aktiv werden“. Die Forderung nach einem regulären Schulfach für alle Jahrgangsstufen und Schularten bleibt aber weiterhin bestehen, stellt Beate Opel klar.
„Wir müssen den Kindern einfach wieder Werte vermitteln, die ganz normal sind“, sagt die Kreis- und Bezirksbäuerin. „Wir wollen, dass die Kinder und Jugendlichen später mit beiden Beinen im Leben stehen.“ Vielfach sei das verloren gegangen. Dabei seien Ernährung und Gesundheit doch Megathemen. Viele Kinder würden keine Früchte mehr bestimmen können, wüssten nicht, was es mit der Kulturlandschaft auf sich hat und dass Wälder für den Klimaschutz wichtig sind. Dabei gehen die Landfrsauen noch weiter: Früher sei es selbstverständlich gewesen, wie man einen Haushalt führt, das Geld einteilt, die Wäsche macht, bügelt und zusammenlegt oder eben den berühmten Knopf annäht.
Auch Diana Wende, Kulmbacher Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) weiß, dass die Umsetzung des Themas „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“ noch in den Kinderschuhen steckt. Bereits in den vergangenen zwei Schuljahren sollte ein größeres Augenmerk mittels eigenständiger Projekte auf Alltagskompetenzen gelegt werden. Dazu haben „Ernährung-und-Soziales-Gruppen“ von Mittelschulen zum Beispiel das Gewürzmuseum in Kulmbach besucht und die neu gewonnenen Erkenntnisse in den Unterricht eingebunden. Ein weiteres Beispiel: im Grundschulbereich konnte ein Schwerpunkt „Gesundes Frühstück“ gesetzt werden. Hier könnten Experten – also nicht schulisches Personal wie etwas auch Ernährungsberater – mit eingebunden werden.
Grundsätzlich sollte die Projektwoche den fünf Themenschwerpunkten Ernährung, Gesundheit, Haushaltsführung, Umweltverhalten und selbstbestimmtes Verbraucherverhalten zuzuordnen sein. Viele Aspekte daraus würden bereits im regulären Unterricht behandelt, da sie Teil des „LehrplansPLUS“ sind.
Eine Verallgemeinerung der Defizite der Schüler in diesem Bereich sei aber nicht möglich. Die Schulen würden neben dem Elternhaus einen Bildungs- und Erziehungsauftrag wahrnehmen und seien daher bemüht, den Kindern „Handwerkszeug“ mitzugeben. Doch würden sicherlich nicht alle Bereiche im Laufe des Schullebens allein durch die Schule abgedeckt werden können. Wie so oft, kann dieser Auftrag nur gemeinsam von Elternhaus und Schule umgesetzt werden und nicht allein der Schule zugeschrieben werden“, so BLLV-Sprecherin Diana Wende.
Bild: Machen sich für die Einführing eines Schulfaches „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“ stark: Gudrun Passing (links) und Beate Opel.
Weniger Tiere, weniger Bauern, weniger Umsatz / Rinderzuchtverband Oberfranken konnte sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen noch immer gut positionieren – Gesamtumsatz über 15 Millionen Euro
Bayreuth. Trotzweltweiter Krisen und Sopannungen und trotz denkbar ungünstiger Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft in Deutschland hat der Rinderzuchtverband Oberfranken sein Ergebnis in etwa halten können. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, den der Vorsitzende Georg Hollfelder (Litzendorf) und Zuchtleiter Markus Schricker (Bayreuth) bei der Jahresversammlung in der Tierzuchtklause vorgelegt haben. Demnach war der Gesamtumsatz von 15,4 auf 15,2 Millionen Euro zurückgegangen. Auch die Vermarktungszahlen waren rückläufig. Waren es im vorigen Geschäftsjahr noch knapp 28329 Tiere, kommt die Bilanz aktuell auf 27955 Tiere aller Kategorien (Nutzkälber, Zuchtkälber, Jungrinder, Jungkühe und Bullen). Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes ist nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Es beginnt immer am 1. Oktober und endet am 30. September.
Der Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr noch 924 Mitgliedsbetriebe. Im Geschäftsjahr zuvor waren es noch 968 Mitgliedsbetriebe. Die Zahl der Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls gesunken, und zwar um 767 Kühe auf nun 63085. Die Durchschnittsgröße der Betriebe wird mit gut 68 Kühen angegeben (Vorjahr 66).
Während diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, listet der Jahresbericht von Zuchtleiter Schricker traditionell auch die gesamte Milchviehhaltung in Oberfranken auf. Hier sank die Zahl der Milchkühe um 1511 auf 78212. Die Zahl der Betriebe ging um 86 auf 1492 zurück. Vor zehn Jahren waren es noch oppekt so viele Betriebe. Die meisten Milchkühe werden in den Landkreisen Bayreuth und Hof gehalten, die wenigsten in den Landkreisen Forchheim, Kronach und Lichtenfels.Insgesamt habe Oberfranken einen Rückgang bei den Milchkühen zu verkraften der über dem bayerischen Durchschnitt liegt.
Von einem übermäßig hohen Strukturwandel sprach der Vorsitzende Georg Hollfelder, der auch Landesvorsitzender der bayerischen Rinderzüchter ist. Ursache dafür sei in erster Linie die gewaltige Bürokratie, die den Betrieben mittlerweile aufgebürdet werde und die immer noch zunehme. „Es geht bei den Bauernprotesten nicht nur um den Agrardiesel, es gibt so vieles, was uns das Wirtschaften immer schwerer macht“, sagte Georg Hollfelder. Er sprach offen von der „schlechtesten Regierung, soweit ich mich zurückerinnern kann“. So könne man nicht mit den Bauern und auch nicht mit den Bürgern umgehen.
Die gleiche Auffassung vertrat auch Peter Köninger, mittelfränkischer BBV-Präsident und in dieser Funktion für die Milcherzeuger zuständig. Er rief die Landwirte dazu auf, auch weiterhin für die Anliegen des Berufsstandes einzutreten. In den zurückliegenden Wochen und Monaten hätten die Bauern ein deutliches Zeichen gesetzt. Der Blick auf das neue Tierschutzgesetz zeige aber auch: „Die haben es noch immer bnicht begriffen.“ Auf keinen einzigen Vorschlag aus den Reihern der Landwirtschaft sei eingegangen worden, das zeige, dass der Druck aufrechterhalten werden muss. In vielen Dingen hätte er sich einen pragmatischen Ansatz erwartet. Zum Beispiel in Sachen anbindehaltung. Sie wird auslaufen, das sei jedem klar. Doch kann es wirklich sein, dass so viele kleine Familienbetriebe jetzt mit Gewalt dicht gemacht werden?“
„In der Landwirtschaft ist die Basis noch in Ordnung“, das wusste auch Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU). Er stellte sich hinter die Proteste der Bauern: „Wenn das Fass übergelaufen ist, muss man etwas unternehmen.“ Einen schwereren Stand hatte Stephan Unglaub (SPD), der in Vertretung des Landrates sprach. Doch auch er beklagte, dass der Weitblick und das Gespür für die landwirtschaft häufig fehlten. Immerhin habe seit Corona ein Umdenken stattgefunden. Viele Menschen wüßten regional produzierte Produkte wieder zu schätzen, ihnen sei klar geworden, dass die Landwirtschaft einen unverzichtbarebn Beitrag zur Ernährungssicherheit leistet.
Für herausragende Leistungen wurden die Betriebe der Familen Böhm (Neuhaus), Schmidt (Hainbronn), Lauterbach (Tressau), Raab (Lessau) und Engelbrecht (Lankendorf) ausgezeichnet.
Bild: Ehrung für herausragende Verdienste um die Rinderzucht in Oberfranken (von links): Zuchtleiter Markus Schricker, Vorsitzender Georg Hollfelder, Gerhard Schmidt (Hainbronn), Christiane Böhm (Neuhaus) der stellvertretende Vorsitzende Thomas Erlmann, Christian Engelbrecht (Lankendorf), Jürgen Raab (Lessau) und Kathrin Lauterbach (Tressau).
Einmalige Erinnerungen der Ehemaligen / Buchveröffentlichung zum 100jährigen Jubiläum der Bayreuther Landwirtschaftsschule vorgestellt
Bayreuth. Es ist viel mehr als eine Festschrift, es ist ein stattliches Kompendium, dass auf fast 160 Seiten eindrucksvoll die gemeinsame 100-jährige Geschichte der Landwirtschaftsschule in Bayreuth und der „Gärtner Johann Popp´schen Stiftung“ dokumentiert. Bei einer Feierstunde in der Tierzuchtklause in Bayreuth hat Stiftungsgeschäftsführer Helmut Schelhorn, langjähriger Amtschef und Leiter der Landwirtschaftsschule, das neue Buch mit dem Titel „Landwirtschaftsschule – und dann?“ mit dem Untertitel „Erinnerungen an eine prägende Zeit“ zusammen mit Vertretern der Stiftung und der Schule vorgestellt.
In der Publikation haben fast 50 ehemalige Schüler der Fachschulen in Bayreuth und Pegnitz mit persönlichen Beiträgen 75 Jahre zur Schulgeschichte und zu ihren beruflichen Lebenswegen beschrieben. Helmut Schelhorn zeigte sich bei der Buchvorstellung begeistert von den „einmaligen, lebendigen, anschaulichen und spannenden Erinnerungen der Ehemaligen“. Sie alle seien in den Fachschulen als Persönlichkeiten geformt worden, überwiegend in der fachlichen Qualifikation, aber auch als Menschen, die Verantwortung zu übernehmen hatten. So seien danach Berufswege entstanden, die ganz unterschiedlich verlaufen sind: Vom Verbleib in der Landwirtschaft im Haupterwerb bis zum Ausstieg aus dem erlernten Beruf und einem Neuanfang in ganz anderem Wirkungsbereich, im Anstellungsverhältnis oder in der Gründung eines Unternehmens.
Auch die deutlichen Veränderungen im Schulbesuch zeigte Helmut Schelhorn auf. Sie seien seiner Meinung nach ein Spiegelbild der Entwicklungen im ländlichen Raum. Klare Fakten hätten zu einer Minderung der Schulstandorte geführt. Bayreuth sei heute mit Münchberg ein gemeinsamer Schulstandort. Eine Auswertung der letzten Jahre habe ergeben, dass in Bayreuth nur noch rund die Hälfte der Studenten direkt aus dem eigenen Landkreis kommen. Die andere Hälfte kam aus zehn weiteren Landkreisen sowie aus drei Regierungsbezirken. Teilweise müssen sie täglich sehr weite Fahrstrecken zurücklegen, weil Schulinternate, so wie früher, leider nicht mehr bestünden.
Zur „Gärtner Johann Popp´schen Stiftung“, von der heute die Landwirtschaftsschule und das Grüne Zentrum in Bayreuth profitieren, sagte Helmut Schelhorn: „Bestimmt gibt es viele Stiftungen, die auf eine ältere Vergangenheit und auf einen größeren Finanzgrundstock aufbauen können, doch die Popp`sche Stiftung hat sich von Beginn an in Bescheidenheit entwickelt und daher den Stiftungszweck konstant auf Bildung am Standort Bayreuth ausgerichtet.“ So habe sie heute ein Vermögen erreicht, das ihr eine gute Perspektive für das nächste Jahrhundert im Grünen Zentrum in der Adolf-Wächter-Straße in Bayreuth bietet. Zu Zeiten ihrer Gründung war es das Ziel der Stiftung, bedürftige Junglandwirte bei ihrer Ausbildung zu unterstützen.
Beim Festakt in der Tierzuchtklause bestätigten die Grußworte des stellvertretenden Regierungspräsidenten Thomas Engel und des Bezirkstagspräsidenten Henry Schramm die wertvollen Leistungen der Stiftung für die Fachschulen sowie für die Schüler und Studenten am Standort Bayreuth. Beide Redner bezogen dabei auch Stellung zu den Bauernprotesten der zurückliegenden Wochen. Sie zeigten Verständnis dafür, dass die verursachenden politischen Entscheidungen eine Gegenreaktion in dieser Art verlangten. Diese Entscheidungen waren wohl der letzte Tropfen, die das Fass zum Überlaufen brachten. Daher sei es richtig, dass vieles im Miteinander mit der Landwirtschaft nun gründlichst hinterfragt wird und auch korrigiert oder angepasst werden muss.
Das Buch, bei dem Helmut Schelhorn als verantwortlicher Schriftleiter fungierte, wird kostenfrei an Interessierte abgegeben. Erhältlich ist es in vielen Gemeinden des Bayreuther Landkreises, im Landratsamt, beim Bezirk Oberfranken und in den Fachstellen im Grünen Zentrum, die auch als Sponsoren bei der Herausgabe geholfen haben.
Tumulte beim Scheßlitzer Bauerntag / Pfiffe und Buh-Rufe für SPD-Abgeordneten – Präsident Felßner ging mit der Bundesregierung scharf ins Gericht
Scheßlitz. Tumulte und ein riesengroßer Andrang haben in diesem Jahr den Scheßlitzer Bauerntag geprägt. Im Zentrum der lautstarken Kritikstand der Bamberger SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz. Erst im zweiten Anlauf war es ihm gelungen, ein paar Worte an die Landwirte in der Halle des TSV Scheßlitz zu richten. Mit Pfiffen, Buh-Rufen und lärmenden Instrumenten war ihm zuvor das Wort versagt worden. Erst als Kreisobmann Tobias Kemmer seine Berufskollegen aufforderte, Schwarz wenigstens kurzzeitig zuzuhören, hatte sich die Situation für einige Minuten beruhigt. Doch schnell wurde der Abgeordnete wieder übertönt. „Die Ampel muss weg“, skandierte die Halle.
Schon lange vor dem Beginn des Bauerntages waren an die hundert Traktoren mit Transparenten vorgefahren und hatten in Scheßlitz für Aufsehen gesorgt. In der Halle ging es dann drei Stunden lang hoch her. Die Zuhörer standen teilweise bis ins Freie und harrten bis zuletzt aus.
Er sei sprachlos, so viele Leute habe er hier noch nie gesehen, sagte der Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU). Er nannte es einen „riesengroßen Quatsch“, wenn immer wieder erzählt werde, dass die Bauerndemos unterwandert würden. „Die Bauern äußern ihre Sorgen und das tun sie mit Recht“, so Johann Kalb. Deutliche Worte fand auch der örtliche CSU-Landtagsabgeordnete Holger Dremel. „Die Ampel hätte können, doch sie wollte nicht“, sagte er unter dem Jubel der Zuhörer.
Als dann Andreas Schwarz das Mikrophon ergriff, konnte er sich zunächst überhaupt nicht durchsetzen und trat frustriert den Rückzug zu seinem Sitzplatz an. Schwarz hatte mit seiner Partei für den Haushalt und damit auch für die Abschaffung der Agrardieselrückerstattung gestimmt. Schwarz nannte es dann im zweiten Anlauf es einen Erfolg, dass die grünen Nummernschilder bleiben. Damit hätten die Proteste doch Erfolg gehabt. Weiter sagte er: „Was sich hier aufstaut, ist die über Jahrzehnte verfehlte Landwirtschaftspolitik und nicht die Politik von zwei Jahren Ampel“. Bei den Zuhörern kam er damit nicht an, der Unmut wurde nur noch größer.
Ganz im Gegensatz zu Florian Köhler, dem Bamberger Landtagsabgeordneten der AfD. Er wurde mit großem Beifall begrüßt und bekam sogar Zwischenapplaus. Köhler ist von Beruf Hufschmid und gehört dem Bauernverband als Mitglied an. „Ich ziehe meinen Hut vor ihnen, denn sie halten dieses Land am Laufen“, sagte er zu den Landwirten. Arbeit müsse sich wieder lohnen und der Fleißige dürfe am Ende nicht der Gelackmeierte sein.
Mit ungewöhnlich scharfen Worten ging schließlich Präsident Günther Felßner mit den Politikern der Ampel ins Gericht. „Wir Bauern haben schon vor 30 Jahren Photovoltaik auf die Dächer geschraubt, da hat der Kinderbuchautor noch gar nicht gewusst, was das ist“, sagte er mit Blick auf Wirtschaftsminister Habeck. Direkt zum SPD-Abgeordneten gerichtet sagte Felßner: „Sie haben absichtlich gegen uns gestimmt, da wäre mir jetzt eine ehrliche Aussage lieber.“ Die Abrechnung aber werde folgen, kündigte der Präsident an: „Wer uns nicht hilft, der wird auch nicht gewählt.“ Felßner kündigte auch an, die Proteste fortzusetzen: „Wir werden keinen Millimeter zurückweichen in Sachen Agrardiesel, bis wir entweder am Ziel sind oder die Verantwortlichen in die Wüste geschickt haben.“ Was die Bundesregierung macht, sei ein einziger Skandal, das würden sich die Bauern nicht gefallen lassen. Auf Bundeskanzler Scholz gemünzt sagte Günther Felßner schließlich: „Bei Versteckspiel war er der Beste, beim Memory der Schlechteste.“
Deutliche Worte gab es im Anschluss auch aus der Zuhörerschaft. Von einem Schlag ins Gesicht der Landwirte war immer wieder die Rede. Noch einmal musste Andreas Schwarz das Mikrofon ergreifen, als er von einem jungen Landwirt gefragt wurde, warum er gegen die Bauern gestimmt habe. Er könne nicht den kompletten 467-Milliarden-Haushalt ablehnen, „da stecken ja auch sehr viele gute Dinge drin“, sagte der Parlamentarier und wieder machte sich der Unmut der Zuhörerschaft lautstark Luft. Am Ende gab es aber auch zaghaften Applaus für den SPD-Politiker, als er bekannte: „Ich wusste was mich heute hier erwartet, ich bin trotzdem gekommen.“ Vertreter der anderen beiden Ampel-Parteien FDP und Grüne waren nicht zum Scheßlitzer Bauerntag erschienen.
Bilder:
1. „Die
Ampel muss weg“ skandierten die Zuhörer lautstark
und taten ihren Unmut mit Plakaten kund.
2. Schwerer
Stand für den SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas
Schwarz (am Mikrophon). Ihm lauschen (von links) die
Verbandsvertreter: Geschäftsführer Werner Nützel,
Bezirkspräsident Hermann Greif, Kreisbäuerin Marion
Link und Kreisobmann Tobias Kemmer.
3. Riesenandrang
beim Bauerntag in der Halle des TSV Scheßlitz.
4. Der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif,
Kreisbäuerin Marion Link, Geschäftsführer Werner
Nützel und der Bamberger Kreisobmann Tobias Kemmer
(von links) beim Scheßlitzer Bauerntag.
Fischotter bedroht Teichwirtschaft / Weniger Mitglieder, mehr Beutegreifer: Teichwirte fordern Schutzstatusveränderung
Himmelkron. Die oberfränkischen Teichwirte bangen um ihre Existenz. Hintergrund sind die massiven Vorkommnisse des Fischotters in weiten Teilen des Regierungsbezirks. „Wenn es so weitergeht ist Oberfranken bald trocken und es wird keine Teichwirtschaft mehr geben“, sagte Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft bei der Mitgliederversammlung in Himmelkron.
Om östlichen Teil des Regierungsbezirks trete der Fischotter bereits flächendeckend in Erscheinung und fresse die Teiche leer, im westlichen Oberfranken sei er bereits weit verbreitet. „Der vollständige Zusammenbruch der Karpfenteichwirtschaft droht, sagte Peter Thoma. Wenn nicht sofort etwas passiert, dann sei es mit der Teichwirtschaft zu Ende.
Hintergrund ist, dass der Bayerische Verwaltungsgerichtshof Ende November eine entsprechende Otterverordnung gekippt hatte. Damit gibt es auch keine Ausnahmegenehmigung mehr für die begrenzte „Entnahme“ des Fischotters in besonders betroffenen Gebieten. „Wir arbeiten derzeit an einer neuen Verordnung“, kündigte der örtliche Landtagsabgeordnete und Staatssekretär im Finanz- und Heimatministerium Martin Schöffel (CSU) an.
Schöffel forderte eine dringende Änderung, was den Schutzstatus des Fischotters betrifft. „Es kann nicht sein, dass der Otter eine heilige Kuh ist“, schimpfte Martin Schöffel. Auch er sprach von einer „katastrophalen Gefahr für die Teichwirtschaft. „Hoffentlich ist es noch nicht zu spät“, so der Staatssekretär, denn zu viele Teichwirte hätten bereits aufgegeben. Schließlich könne keiner vom Draufzahlen leben. Wenn Naturschützer allen Eernstes fordern, dass Teiche leer bleiben sollen, dann sei das Ende der heimischen Teichwirtschaft nicht mehr weit. Dann bleibe nur noch der Pangasius aus Fernost.
Tatsächlich haben schon viele Teichwirte aufgegeben. Das werde schon allein in der Tatsache deutlich, dass die Teichgenossenschaft mittlerweile nur mehr knapp 700 Mitglieder hat. Vor zehn Jahren seien es noch rund 1000 gewesen. „Der Verfall wird weitergehen, das können wir nicht aufhalten“, sagte Vorsitzender Peter Thoma. Freilich spiele dabei auch der demographische Wandel eine große Rolle. Junge Teichwirte kämen kaum nach. In Oberfranken werden fast alle Teiche im Nebenerwerb bewirtschaftet, die meisten Mitglieder sind Landwirte. Weitere Gründe für den Mitgliederschwund sind, dass es keine Zwangsmitgliedschaft gibt und dass für Förderanträge keine Mitgliedschaft mehr notwendig ist.
Es könne nicht sein, dass man die Schäden durch den Fischotter entstehen lässt und dann glaubt, man könne mit Schadensersatzzahlungen alles gut machen, sagte Peter Meyer, Leiter der Bezirksverwaltung. Zum einen werde ohnehin nur ein Teilschaden wirklich entschädigt, zum anderen würden viele Teichwirte ihre Schäden aufgrund der hohen bürokratischen Hürden gar nicht erst melden. In der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß versuche der Bezirk Oberfranken gerade, den Fischotter durch einen neuern Zaun fern zu halten. Bei der Größe des Geländes in Aufseß koste der Zaun rund 70000 Euro. Den Fischotter könne man dadurch vielleicht fernhalten, nicht aber Beutegreifer aus der Luft.
Auch sie spielten noch eine Roller, sagte Vorsitzender Peter Thoma. Insbesondere der vollständig geschützte Silberreiher halte momentan überall Einzug und habe etwa im Fichtelgebirge den Graureiher längst abgelöst. Ganz vom Tisch sei der Kormoran auch noch nicht. Zwar sei die Lager im östlichen Oberfranken relativ entspannt, doch im westlichen Regierungsbezirk gebe es noch immer entsprechende Vorkommnisse. Für Walter Jacob, dem Vorsitzenden der benachbarten Teichgenossenschaft Aischgrund, steht die gesamte Teichwirtschaft gerade zur Disposition. Genauso wenig, wie die Bundesregierung den Wert der Landwirtschaft kennt, kenne sie den Wert der Teichwirtschaft
Trotz aller Ärgernisse: Fisch liegt noch immer im Trend, so der Vorsitzende der oberpfälzischen ARGE Fisch Thomas Berr aus Tirschenreuth. Der Zusammenschluss wurde auf der Grünen Woche in Berlin gerade mit dem Deutschen Kulturlandschaftspreis ausgezeichnet. Thomas Berr gab zu bedenken, dass die Teichwirte für den Rückhalt des Wassers in der Fläche sorgen. Genau das werde vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen und der niederschlagsarmen Sommermonate immer wichtiger.
Bild: Bald wid es keine Fische mehr aus heimischer Produktion geben: Die oberfränkischen Teichwirte befürchten, dass die Teichwirtschaft dem Fischotter weichen muss.
Digitalisierung und „Dorfbänkla“ / Landesbäuerin Christine Singer beim Bayreuther Landfrauentag: Plädoyer für mehr Miteinander
Bayreuth. Der mangelnde Zusammenhalt in der Gesellschaft und Lösungsansätze aus dem ländlichen Raum, damit beschäftigen sich die Landfrauen im Bauernverband in diesen Tagen. Beim gemeinsamen Bayreuther und Pegnitzer Landfrauentag am Freitagnachmittag in der Tierzuchtklause rief die bayerische Landesbäuerin Christine Singer aus der Nähe von Garmisch-Partenkirchen ihre Berufskolleginnen dazu auf, wieder für mehr Abwechslung im Dorfleben zu sorgen. „Raus aus der Eigenbrötlerei und wieder mehr Miteinander“, das gab Christine Singer allen Bäuerinnen mit auf den Weg.
Die Landesbäuerin verteidigte dabei auch die aktuellen Protestaktionen der Bauern und kündigte an, dass die Demonstrationen wohl weitergehen werden. „Wir versorgen die Gesellschaft mit Lebensmitteln und Energie, wir sorgen für Artenvielfalt, Lebens- und Erholungsräume“, so Christine Singer. Trotzdem fühlten sich die Bauern der aktuellen Bundesregierung nicht wertgeschätzt. „Deswegen sind wir draußen unterwegs“, sagte sie. So wie jetzt, könne es doch nicht weitergehen. Erzeugerkosten explodierten, die gesetzlichen Auflagen würden immer mehr, doch die Unterstützung für die Landwirte werde scheibchenweise zurückgefahren.
Dabei gehe es schon längst nicht mehr nur um den Agrardiesel. Es müsse stattdessen darum gehen, den Abbau von Bürokratie auf allen Ebenen zurückzufahren. Der Mittelstand, das Handwerk, die Gastronomen, eigentlich alle Steuerzahler stünden hinter den Landwirten. „Diesen Rückhalt und diese Akzeptanz dürfen wir nicht verlieren“, sagte Christine Singer und ermahnt ihre Berufskollegen, Kritik stets in angemessener Art und Weise vorzubringen.
Die Landesbäuerin bedauerte, dass die Ereignisse der zurückliegenden Jahre dazu beigetragen hätten, den Zusammenhalt unter den Menschen geringer werden zu lassen. Corona habe die sozialen Kontakte eingeschränkt, die Konflikte in der Ukraine und in Israel sorgten für Verunsicherung und die Inflation treibe die Angst vor wachsender Armut voran. Da habe man sich mit der Jogginghose auf dem heimischen Sofa eingerichtet, so Christine Singer. Der Wert den menschlichen Leben liege allerdings im Miteinander und gerade da könne der ländliche Raum mit seiner Vielfalt an Angeboten punkten.
Zuvor hatte die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth an alle Zuhörer appelliert, wieder mehr auf menschliches Miteinander, auf Beziehungen und auf gute Nachbarschaft zu setzen. Globale Wirtschaft und Digitalisierung prägen mittlerweile unser Zusammenleben, der Plausch beim „Dorfbänkla“ sei dabei auf der Strecke geblieben. Doch noch immer sei es der ländliche Raum, in dem das gemeinsame Leben hochgehalten werde, etwa in den Schulen, in der Kirche oder bei Dorffesten. Angelikas Seyferth rief dazu auf, immer auch an die Neubürger zu denken, sie einzubinden und sie über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft aufzuklären. „Diese Wertschätzung und diese Anerkennung brauchen wir“, sagte die Kreisbäuerin.
Neben zahlreichen Grußworten gehörte auch der Auftritt des Bayreuther Landfrauenchors zu der Traditionsveranstaltung, die immer an Maria Lichtmess, einem in der Landwirtschaft bedeutendem Datum stattfindet. Zuvor hatten Pfarrerin Stefanie Kraus aus Glashütten und der katholische Dekan Heinrich Hohl den Landfrauentag mit einer ökumenischen Andacht eröffnet. Die beiden Geistlichen hatten dabei den Psalm vom guten Hirten in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen gestellt.
Bilder:
1. Der
Bayreuther Landfrauenchor umrahmte den Landfrauentag
in der Tierzuchtklause.
2. Kreisbäuerin
Angelika Seyferth (rechts) und ihre Stellvertreterin
Doris Schmidt (links) bedankten sich bei der
bayerischen Landesbäuerin Christine Singer für ihre
Teilnahme am Bayreuther Landfrauentag.
Bauernproteste: Behinderungen an der A9
Marktschorgast. Die Landwirte machen ernst, auch in Kulmbach. Am Mittwoch wurden bundesweit Autobahnanschlussstellen blockiert. Der Landkreis Kulmbach kam dabei noch gut weg. Zwischen 10 und 12 Uhr wurden jeweils beide Autobahnauffahrten der Anschlussstellen Marktschorgast und Thurnau-West blockiert. In Nachbarlandkreisen, wie etwa in Bamberg Bayreuth oder Hof, waren deutlich mehr Auffahrten betroffen.
In und um Marktschorgast gab es keinerlei Stauungen oder Zwischenfälle. Die meisten Autofahrer waren wohl informiert und hatten die Auffahrten von vornherein gemieden. Nur vereinzelt mussten Bauern und Polizisten Autofahrer, meist Pkw-Lenker, aufklären. Dabei zeigten die Betroffenen durchwegs Verständnis. „Die Bauern haben doch recht“, sagte einer, schließlich demonstrieren sie ja auch für uns. Es könne ja nicht angehen, dass alles noch teurer werde.
Allerdings waren nach Marktschorgast nicht so viele Traktoren gekommen, wie zunächst erhofft. Kurz nach 10 Uhr waren dann aber doch 25 Schlepper, einige Kleintransporter und Firmen-Pkw von Handwerkern und sogar ein mit einem Transparent ausgestattetes Mofa vor Ort. „Wir wollen doch nicht die Autofahrer ärgern, sondern unsere Botschaft an den Mann bringen“, stellte Martin Baumgärtner, einer der beiden stellvertretenden Kreisobmänner des BBV Kulmbach von Anfang an klar. Die Botschaft formulierte er so: „Der Bundeshaushalt soll mit Geld aus der Landwirtschaft gestopft werden und wir Bauern werden mit den zusätzlichen Belastungen alleingelassen.“ Martin Baumgärtner hatte allerdings schon im Vorfeld geäußert, dass er wenig Hoffnung auf ein Umdenken in Berlin habe.
Hintergrund der Aktionen ist, dass am Mittwoch im Bundestag die Generaldebatte zum Haushalt 2024 und damit auch die Entscheidung zur Agrardiesel-Regelung stattfand. Geht es nach der Bundesregierung, soll die Rückvergütung beim Agrardiesel abgeschafft werden. Bislang bekommen landwirtschaftliche Betriebe einen Teil der Mineralölsteuer zurück, da Traktoren und Maschinen überwiegend auf den Feldern und nicht auf öffentlichen Straßen bewegt werden.
Während ein Großteil der Bevölkerung und viele andere Wirtschaftsbereiche wie Spediteure, Handwerker oder Gastronomen die Bauernproteste unterstützen und mit den Landwirten gemeinsam auf die Straße gehen, habe die Ampel auf stur geschaltet. Martin Baumgärtner stellte klar: „Unsere Aktionen sind ein Hilferuf: Diese Regierung setzt die Zukunft der heimischen Landwirtschaft aufs Spiel." Man hoffe, mit den Aktionen, den einen oder anderen Abgeordneten noch zu bewegen, um gegen den Haushalt zu stimmen, so Baumgärtner.
Um Haushaltslöcher zu stopfen, wollte die Ampel-Koalition ursprünglich neben der Agrardiesel-Rückvergütung auch die Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Betriebe abschaffen. Nach einer ersten Protestwelle soll nun die Kfz-Steuerbefreiung erhalten bleiben, der Agrardiesel jedoch schrittweise bis 2026 abgeschafft werden. „Doch dann sind wir ja genauso wieder bei Null“, erklärte einer der Demonstranten in Marktschorgast. Deshalb müsse der Agrardiesel bleiben. Der Bauernverband fordert zudem, dass regionale Biokraftstoffe steuerbefreit werden.
Martin Baumgärtner brachte auch noch einen anderen Aspekt ins Gespräch: Die Bundesregierung habe sich ja 30 Prozent Biolandwirtschaft in Deutschland auf ihre Fahnen geschrieben. Mit der Abschaffung des Agrardiesels erziele sie aber genau das Gegenteil, weil man als Biolandwirt mehr Diesel benötige als ein konventioneller Landwirt. Hintergrund ist, dass die biologische Bewirtschaftung auf Chemie verzichte, dafür aber die Bodenbearbeitung viel mehr mechanisch durchführen muss. „Das beginnt mit dem Pflügen und geht weiter mit Striegeln und Hacken. Dazu brauch ich den Schlepper, für den es keine alternative Treibstoffquelle gibt“, so Martin Baumgärtner, der selbst Biolandwirt ist.
Unweit von Marktschorgast war auch die im Landkreis Bayreuth gelegene Anschlussstelle Gefrees betroffen. Der BBV-Kreisverband Bayreuth hatte neben den Auffahrten Trockau, Pegnitz, Weidensees und Plech auch Gefrees blockiert. Allerdings wurden dort kurze Zeitfenster geschaffen, in denen die sich stauenden Fahrzeuge auf die Autobahn auffahren konnten. Für Auffahrten und nicht für Ausfahrten habe man sich deshalb entschieden, um keinen Rückstau auf der Autobahn zu riskieren. Im Landkreis Kulmbach habe man bewusst einen Standort im Osten und einen im Westen gewählt. Eigentlich habe man ursprünglich Himmelkron dicht machen wollen, doch dort gebe es einfach zu viel Verkehr. Das hätte so nicht funktioniert, sagte Baumgärtner.
Wer es nicht auf die A70 geschafft hatte, der dürfte aber auch andernorts wenig Glück gehabt haben. Der BBV-Kreisverband Bamberg richtete zwischen 9.30 und 11 Uhr eine Vollsperrung der Auffahrten bei Roßdorf am Berg, sowie bei den Auffahrten Bamberg Hafen ein. Weitere Sperrungen gab es auf der A73 zwischen Breitengüßbach und Forchheim. Auch auf der A9 in Richtung Hof waren zahlreiche Auffahrten, unter anderem Münchberg-Süd, Naila und Rudolfstein zeitweise gesperrt.
Wichtig war es für die Veranstalter festzuhalten, dass die Durchfahrt für Rettungsfahrzeuge, Feuerwehren und andere Hilfsorganisationen jederzeit möglich war und dass die Polizei die Blockadeaktionen vor Ort begleitet hat. Sämtliche Proteste waren von den jeweiligen Landratsämtern genehmigt worden. Auf gesamtbayerische Ebene wurde auch das Innenministerium einbezogen.
Nun hoffen die Landwirte, dass zumindest der Bundesrat dagegen stimmt und die Entscheidung in den Vermittlungsausschuss muss. Dann müsse erneut der Bundestag über das Vermittlungsergebnis entscheiden. „Weitere Protestaktionen würde ich nicht ausschließen“, sagte Martin Baumgärtner.
Bilder: Blockadeaktion der Landwirte an der Anschlussstelle Marktschorgast.
Bauernproteste gehen weiter / Heute werden zwei Autobahnauffahrten im Landkreis blockiert
Kulmbach. Die Bauernproteste gehen weiter. Martin Baumgärtner, einer der beiden stellvertretenden BBV-Kreisobmänner kündigte am Dienstag an, dass er und seine Berufskollegen am Mittwoch für zwei Stunden die Aufobahnauffahrten Marktschorgast an der A9 und Thurnau-West an der A 70 blockieren werden, um ein Zeichen zu setzen. Hintergrund ist, dass am Mittwoch die entscheidende Abstimmung über die Zukunft es Agrardiesels im Bundestag und am Freitag im Bundesrat stattfinden werden. Zu den beiden Demonstrationen in Marktschorgast und Thurnau werden an die 100 Traktoren erwartet.
Viel Hoffnung hat Martin Baumgärtner nicht, dass sich noch etwas ändern werde, schließlich herrscht im Bundestag Fraktionszwang. Aufgeben kommt für die Bauern aber nicht in Frage. Der Protest gegen die Pläne der Bundesregierung, die Agrardiesel-Rückerstattung für landwirtschaftliche Fahrzeuge schrittweise zu streichen, ist Teil einer bayernweiten Aktion mit dem der Bauernverband seine Ankündigung wahrmacht, das angekündigte Aus für den Agrardiesel nicht auf sich beruhen zu lassen. Bayernweit sollen dazu Autobahnauffahrten außerhalb von Ballungsräumen blockiert werden. Die Aktionen finden im Zeitraum zwischen 9 und 15 Uhr statt, die beiden Auffahrten auf die Autobahnen, nicht die Ausfahrten) im Landkreis Kulmbach sollen aber nur zwischen 10 und 12 Uhr blockiert werden. Den Bauern ist es ganz wichtigh, klarzustellen, dass auf keinen Fall irgendwelche Rettungswege behindert werden. „Wir müssen die Menschen hinter uns behalten“, hatte der bayerische Bauernverbandspräsident Günter Felßner bereits am Montag erklärt.
Died Aktion ist mit dem Landratsamt und mit der Polizei abgesprochen, erklärte Martin Baumgärtner. Auf gesamtbayerische Ebene wurde auch das Innenministerium einbezogen. Auch er stellte klar, dass Rettungswege selbstverständlich frei bleiben werden. Die Schlepper würden dabei auch auf keinen Fall auf die Autobahn fahren. „Am blauen Schild ist Schluss“, so Martin Baumgärtner. Kommen tatsächlich 100 Schlepper, so würden sie im Umfeld der Auffahrten abgestellt. Für die direkte Blockade seien zehn bis 15 Schlepper notwendig. Ursprünglich hätte die Mittwochsaktion in Himmelkron stattfinde sollen. Martin Baumgärtner geht allerdings davon aus, dass dies nicht genehmigt worden wäre, da hochfrequentierte Auffahrten ausgespart werden sollen und im Falle eines Rückstaus auf der Bundesstraße B303 gefährliche Situation befürchtet wurden.
Wie berichtet war es am Samstagvormittag im Vorfeld der Großdemo in Bayreuth zu einer kurzzeitigen Blockade der A9 gekommen. Julia Küfner von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken hatte von einer „äußerst gefährlichen Aktion, die weder genehmigt noch mit den Behörden abgesprochen war“ berichtet. Einer Pressemitteilung zufolge sei der Verkehr ab Gefrees in Richtung München mit insgesamt etwa 100 Fahrzeugen lahmgelegt worden. Mehrere Polizeistreifen hätten dieses Fahrmanöver bei Himmelkron beendet und die Personalien der verantwortlichen Lenker festgestellt.
„Das Wichtigste ist, dass wir unsere Botschaft vermitteln und nicht die Autofahrer ärgern wollen“, sagte Martin Baumgärtner. Neben dem eigentlichen Protest ist auch eine kurze Kundgebung direkt auf der Auffahrt geplant. In Marktschorgast wird Martin Baumgärtner sprechen, in Thurnau der Harald Unger, ebenfalls stellvertretender Kreisobmann.
Nur die Anpel fehlte: Bauernproteste auf zahlreiche weitere Branchen ausgeweitet / Zentrale oberfränkische Demonstration in Bayreuth – Politiker der Ampelparteien hatten ihre Teilnahme geschlossen verweigert
Bayreuth. Die
bisher größte oberfränkische Demonstration gegen die
Pläne der Bundesregierung, die Erstattung beim
Agrardiesel zu streichen, hat am Wochenende in
Bayreuth stattgefunden. 1500 Fahrzeuge nahmen nach
Angaben des Organisationsteams daran teil. Mehr als
3000 Menschen dürfte dier Demo auf die Straße
gelockt haben.
Der unerwartet große Zuspruch hatte mehrere Gründe. Zum einen nahem daran nicht nur Landwirte teil, sondern auch Handwerker und Dienstleister, Verantwortliche und Mitarbeiter aus dem Transportgewerbe sowie zahlreiche Gastronomen. Selbst Privatleute hatten sich in großen Scharen den Bauern angeschlossen. Zweiter Grund war, dass es längst nicht mehr nur um den Agrardiesel ging. Der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen hatte sich beispielsweise unter anderem die Rücknahme der LWK-Mauterhöhung auf die Fahnen geschrieben. Gastronomen warben für die Wiedereinführung der siebenprozentigen Mehrwertsteuer. Insgesamt mahnten die Teilnehmer einen verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern an und äußerten ihre Sorge um die Zukunft der deutschen Wettbewerbsfähigkeit. Bürokratieabbau und mittelstandsfreundliche Wirtschaftspolitik waren weitere Schlagworte, die immer wieder zu hören waren. Viele Demonstranten wurden direkter: „Die Ampel muss weg“. Mit diesen vier Worten lassen sich die Aussagen der allermeisten Teilnehmer zusammenfassen.
Bei den Fahrzeugen dominierten freilich die Traktoren. Sie alle waren im Rahmen einer Sternfahrt aus allen Landkreisen Oberfrankens auf den Bayreuther Volksfestplatz gekommen. Von dort aus machten sich die Teilnehmer auf den rund eineinhalb Kilometer langen Fußweg zum Marktplatz. Im Ehrenhof des Alten Schlosses gab es dann eine über 90 Minuten dauernde Kundgebung.
Lautstarke Pfiffe und Buhrufe gab es als Hauptorganisator Max Raimund bekannt gab, dass er von allen drei Ampelparteien Absagen erhalten hatte. Aus ganz Oberfranken sei kein einziger Politiker von SPD, FDP und Grünen bereit gewesen, zu den Demonstranten zu sprechen. Max Raimund war früher Bezirksvorsitzender der oberfränkischen Landjugend, kommt aus Creußen und ist mittlerweile selbst im Speditionsgewerbe tätig.
Neben dem Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe sprachen die Bundestagsabgeordneten Silke Launert (CSU) und Tobias Peterka (AfD), die Landtagsabgeordneten Franc Dierl (CSU) und Stefan Frühbeißer (Freie Wähler), der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann (Freie Wähler) und Christian Söllner, Geschäftsführender Gesellschafter von Logistik Söllner aus Kleintettau im Landkreis Kronach und Sprecher des Landesverbandes der Transportunternehmer. Sie alle erklärten sich solidarisch mit den Bauern und den übrigen Unternehmern. „Es reicht“, war einer der Sätze, die oft zu hören waren und weiter: „Die Ampel fährt dieses Land an die Wand“.
„Nahrungsmittel und Dienstleistungen braucht jeder, wir sind die Leistungsträger, die dieses Land zusammenhalten“, sagte Kreisobmann Karl Lappe. Er sprach sich dafür aus, dass endlich wider Fachleute und Praktiker in die Ministerien einziehen sollen. Die beabsichtigte Tierwohlabgabe nannte er einen „Schmarrn“, weitere Zertifizierungen seien nichts anderes als Zusatzschikanen. Lappe: „Es kann doch nicht sein, dass wir Bauern unsere Gummistiefel an den Nagel hängen und die Spediteure ihre Lkw abmelden müssen.“
Ähnlich argumentierten alle anderen Redner. Sie habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, vielleicht gibt es ja doch noch Neuwahlen, so MdB Silke Launert. Noch eineinhalb Jahre könne man sich dier derzeitige Politik, nicht mehr leisten, da gehe einfach zu viel kaputt.An die Bauern richtete sie die dringende Bitte: „Demonstriert weiter!“ In alle möglichen Richtungen werde Geld ausgegeben, bemängelte MdL Franc Dierl. „Doch wie es den Menschen vor Ort geht, darauf schaut keiner.“ Dabei bemängelte er auch das Bürgergeld: „Das ist der falsche Ansatz, wenn es fürs Nichtstun staatliche Leistungen gibt.“
Durch Verteuerungen erreiche man gar nichts, mache aber alles kaputt, sagte MdL Stefan Frühbeißer. „Jeder Politiker müsste in seinem Leben erst einmal etwas ordentliches gearbeitet haben, bevor er in die Politik geht, so Landrat Florian Wiedemann. „Das ist der Anfang vom Ende des Mittelstandes“, rief Christian Söllner von den Spediteuren ins Mikrofon und auch MdB Tobias Peterka sprach ganz am Schluss von einer wirtschafts- und bürgerfeindlichen Politik der Ampelregierung. Zahlreiche Betriebe fürchten um ihre Existenz, Arbeitnehmer um ihren Arbeitsplatz.
Bilder: Bauernprotest in Bayreuth: Nach einer Sternfahrt trafen sich Landwirte, Spediteure, Gastronomen, Handwerker, Diestleister zur zentralen oberfränkischen Großdemo in der Wagnerstadt.
Fragen – Antworten: Vorurteile über Bauern – und was dahintersteckt
Kulmbach. Kaum eine Branche polarisiert mehr als die Landwirtschaft. Am Stammtisch wird der Berufsstand für Gift im Trinkwasser ebenso verantwortlich gemacht wie für das Leid der Tiere oder die „Vermaisung“ der Landschaft. Stimmt das alles so wirklich? Wir fragten nach bei Martin Baumgärtner, Landwirt aus Unterzaubach
Landwirte versuchen stets, ihre Felder auszudehnen. Mitunter kommt es vor, dass im Laufe der Jahre sogar Wege weggepflügt werden und verschwinden.
Wege werden nicht einfach umgepflügt. Da die Rechtslage von Wegen nicht immer einfach ist, wie zum Beispiel bei Anliegerwegen, kann es dazu führen, dass nicht mehr gebrauchte Wege wegen Grundstückszusammenführungen oder wegen Flurbereinigungen aufgelöst werden. Grundsätzlich wird versucht die Grundstücke optimal zu nutzen. Der Landwirt wird auch zum Teil durch das Fördersystem der EU dazu gezwungen. Zudem müssen die nicht bewirtschafteten Feldränder, besonders in der ökologischen Landbewirtschaftung, wegen dem Unkrautdruck, gepflegt werden. Dies bedeutet wiederum höhere Betriebsausgaben, die in den meisten Fällen der Landwirt selbst bezahlen muss. Gleichzeitig werden durch freiwillige Maßnahmen immer mehr großzügige Abstände zu den Grenzen eingehalten. Das funktioniert aber auch nur mit öffentlichen Geldern, vorwiegen von der EU und dem Freistaat Bayern. Die Aussage ist nicht ganz aus der Luft gegriffen, gehört aber schon lange der Vergangenheit an.
Die Qualität des Grundwassers wird immer schlechter. Mitschuld daran haben die Landwirte, die zu viel Gülle ausbringen. Deshalb steigt der Nitratgehalt im Grundwasser.
Diese Hypothese ist nicht korrekt. Zum Ersten wird die Qualität des Grundwassers grundsätzlich nicht schlechter und zum Zweiten ist, falls eine Tiefenmessstelle schlechtere Zahlen aufweist, aktuell nicht die Landwirtschaft primär dafür verantwortlich. Es gibt eine Reihe an Verursachern, auch natürlicher Art wie zum Beispiel Stilllegungsflächen, die von einer Minderheit der Gesellschaft gefordert werden und politisch gewollt sind. Einen erheblichen Anteil haben auch die Kläranlagen. Hierbei muss man auch zunächst zwischen Oberflächenwasser und Grundwasserkörper unterscheiden. Bis das Oberflächenwasser mit Nitratgehalt im Grundwasserspiegel ankommt, kann es sehr lange, bis zum Teil Jahrzehnte dauern. In Regionen mit hohem Viehbesatz und gleichzeitig geringen Niederschlag hatte die Landwirtschaft in der Vergangenheit einen Anteil am gestiegenen Nitratgehalt. Das ist aber schon vor Jahrzehnten passiert. Allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht wird kein Landwirt den wertvollen Dünger ziellos auf den Flächen ausbringen, sondern maximal nur so viel, wie die Pflanzen zum Wachsen benötigen. Zum Teil wird die Landwirtschaft sogar gezwungen weniger Nährstoffe den Pflanzen zur Verfügung zu stellen, als sie benötigt.
Draußen in der Flur sieht man vor allem Maisplantagen und aufgeräumt wirkende Felder. Wo bleibt die Natur?
Ganz einfach, gehen Sie in die Gemarkung Zaubach mit einem der größten zusammenhängenden Heckengebiete Bayerns. Ohne Flurbereinigung und mit immer noch sehr kleinen Flächenstrukturen. Die Frage ist, wie lange noch? Die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen machen es der Landwirtschaft und besonders den kleinen Familienbetrieben sehr schwierig, diese Struktur noch zu erhalten. Besonders die aktuelle Bundesregierung und insbesondere die Grünen arbeiten mit aller Kraft daran, diese kleinen Strukturen mit den Familienbetrieben zu zerstören. Diese Kulturlandschaft, die von der Gesellschaft so geschätzt wird, muss auch gepflegt werden. Die Hecken sind im letzten Jahrhundert entstanden, weil die Landwirte durch die Bewirtschaftung der Ackerflächen ihre Steine auf dem Feldrand ablagerten. Dadurch ist die Heckenlandschaft überhaupt entstanden. Zum anderen gibt es bayernweit eine Vielzahl an Blühflächen mit Sonnenblumen, dazu viele freiwillige Maßnahmen. Weiterhin hat sich der Anteil an Maisflächen in Oberfranken während der letzten Jahrzenten nicht groß verändert. Gleichzeitig benötigen wir den Mais für den Klimaschutz. Der Mais ist eine sogenannte C4-Pflanze und produziert in der Nacht Sauerstoff. Wir müssten viel mehr Mais anbauen, um den Klimawandel entgegenzuwirken.
Landwirte spritzen, was das Zeug hält: Pestizide, Herbizide und Fungizide. Dies führt zum Insektensterben. Die Artenvielfalt nimmt immer weiter ab.
Da kann ich nur lachen! Erstmal zur Hypothese und dessen Begrifflichkeiten. Pestizide ist nur ein anderes Wort für chemischen Pflanzenschutz. Inbegriffen sind die Herbizide, gegen Bei- und Unkräuter, dessen Ausbringen keinen nennenswerten Einfluss auf das Insektensterben haben kann. Fungizide sind gegen krankheitsübertragende und zerstörende Parasiten, aber auch Insekten. Ja, diese können einen Einfluss darauf haben. Wird aber auch nur dann angewendet, wenn die Pflanzen krank sind. Die Landwirtschaft schützt nur Ihre Pflanzen. Dass es dabei zu Zielkonflikten kommt, ist ganz normal. Bei fach- und sachgerechter Ausbringung werden weder die Artenvielfalt noch die gewünschten Insekten stark beeinflusst. Zum anderen sind die Wirkstoffe und auch die Vielzahl an Wirkstoffen stark zurückgegangen. Zudem haben die gestiegenen Preise dazu geführt, dass nur noch das Allernötigste ausgebracht wird. Die Landwirtschaft hat sich auch seit Jahrhunderten der Entwicklung angepasst. Nicht nur im biologischen Anbau wird jetzt immer mehr der mechanische Pflanzenschutz mit Striegel oder Hacke in den landwirtschaftlichen Betrieben angewandt. Und auch natürliche Feinde wie Marienkäfer oder Larven werden zum Schutz der Kulturpflanzen verwendet.
Landwirte jammern häufig über sinkende Preise. Auf der anderen Seite erhält kaum eine Branche derart hohe Subventionen aus Brüssel. Ist angesichts dessen, Jammern gerechtfertigt?
Jammern ist nie gut. Und ich würde diese Aussage auch nicht als Jammern bezeichnen, sondern als Warnruf und Hinweis, dass sich die landwirtschaftlichen Strukturen mit unseren Dörfern und Vereine weiterhin negativ verändern wird. Der hochgeschätzte und nach den Weltkriegen gewünschte Selbstversorgungsgrad der Ernährung beginnt schon lange zu wackeln. Einige Grundnahrungsmittel konnten wir noch nie hundertprozentig erzeugen, aber jetzt geht es um die Substanz. Deutschland wird bei der Ernährung in naher Zukunft so abhängig sein, wie wir aktuell bei Kinderhustensaft und Medikamenten, Halbleitern oder dem Strom. Mit der Förderung geht jeder Landwirt auch Bedingungen und Einschränkungen mit ein, an den er sich zusätzlich auch halten muss. Ohne diese Zahlungen würde nur noch eine sehr intensivierte landwirtschaftliche Produktion in den besten Standorten Deutschlands durchgeführt. Der andere Teil würde nicht mehr bewirtschaftet werden. Die Produktivität, der Umsatz und der Gewinn sind auch abhängig von der Lage der Böden und den Rahmenbedingungen vor Ort. Um eine flächendeckende Landbewirtschaftung mit der Pflege der Kulturlandschaft und dem verbundenen Tourismus in allen Gebieten von Bayern und Deutschland zu erhalten, sind öffentlichen Gelder notwendig.
Bauern verbringen heute fast mehr Zeit am Schreibtisch als am Traktor.
Das stimmt, zumindest hat man das Gefühl. Die Zeiten im Büro sind auf jeden Fall wesentlich länger geworden. Zum einen nimmt die Bürokratie, mit der verbundenen Dokumentation- und Aufzeichnungspflicht, immer mehr zu. Zum anderen braucht jeder landwirtschaftlicher Unternehmer auch die Zeit Betriebsabläufe zu planen, den Ein- und Verkauf zu steuern und Entscheidungen zu treffen.
Landwirte ruinieren mit ihren immer größer werdenden Fahrzeugen Straßen und Wege.
Kann man so auch nicht stehenlassen. Dass die Fahrzeuge sich gegenüber den Pferdegespanne und den Anfängen der Mechanisierung Anfang des 19. Jahrhunderts verändert haben, ist offensichtlich. Die maximalen Breiten, der landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte sind schon lange in Gesetzen definiert. Nur die dazugehörigen land- und forstwirtschaftlichen Feldwege haben sich zum Teil nicht mitentwickelt. Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass durch breitere und luftdrucksenkende Reifen der Bodendruck auf den Flächen erheblich reduziert werden kann und somit auch Erosion entgegengewirkt wird.
Landwirte rasen mit den Traktoren wie wild durch die Landschaft. Außerdem werden die Fahrzeuge immer größer.
Die Aussage ich viel zu pauschal formuliert. Nicht jeder der einen Autoführerschein hat ist gleichzeitig auch ein Raser. So wird es sicherlich auch Fahrzeugführer geben, die mit keiner angemessenen Geschwindigkeit Ihren Schlepper fahren. Dies ist die kleine Minderheit und wird auch immer mehr zur Ausnahme. Jeder der einen Führerschein hat muss mit seinem entsprechenden Fahrzeug, je nach Wetterlage und Situation seine Geschwindigkeit anpassen, unabhängig was gesetzlich vorgeschrieben ist. Besonders die jungen Fahrer werden von den landwirtschaftlichen Betriebsleitern immer wieder daran erinnert und gleichermaßen ermahnt, ihre Geschwindigkeiten anzupassen.
Landwirte und Tierwohl ist eine schwierige Beziehung, die der Staat regeln muss.
Völliger Blödsinn. Landwirte würden nie etwas tun, was ihren Tieren schaden würde. Ganz im Gegenteil. Erst werden die Tiere versorgt und sich darum gekümmert, erst dann kommt der Mensch dran. Jeder Landwirt leidet mit, wenn es einem seiner Tiere durch Krankheit einmal nicht gut geht. Neben der emotionalen Verbundenheit haben alle Landwirte eine hoch qualifizierte Ausbildung, bis zum Studium. Über Tierhaltung, Tierernährung und Tierwohl sind alle Landwirte am besten qualifiziert. Bevor der Staat die Beziehung zwischen Landwirt und seinen Tieren regelt, sollte er viel besser auf Haustierbesitzer achten. Teilweise unerträgliche Haltungsbedingungen von Hunden und Katzen, auf engsten Raum, sind vermehrt in den großen Städten zu finden. Jeder der ein Haustier besitzt, sollte davor eine ausführliche Schulung mit Prüfung ablegen. Ein letzter Punkt ist noch das Thema Tierwohl und der „Wolf“. Der Wolf zerfleischt die Schafe und Kälber ohne Betäubung erbarmungslos und qualvoll. Dies sollte der Staat unterbinden, wo bleibt hier das Tierwohl?
Zur Person:
2016 hatte Martin Baumgärtner den Bauernhof am Ortsrand von Unterzaubach von seinen Eltern übernommen. Damals mit 30 Kühen mit Nachzucht in Anbindehaltung. Seitdem ist viel geschehen. Er baute einen neuen Stall, stellte auf ökologische Bewirtschaftung um und betreibt heute Mutterkuhhaltung mit rund 70 Tieren. Martin Baumgärtner studierte in Triesdorf Landwirtschaft und war mehrere Jahre lang beim Bayerischen Bauernverband tätig. Anschließend war er Lehrer an den Landwirtschaftsschulen in Bayreuth und Münchberg. Martin Baumgärtner ist außerdem einer von zwei stellvertretenden Kreisobmännern im BBV-Kreisverband Kulmbach.
Proteste der Bauern gehen weiter – Am Sonntag: Mahnfeuer im gesamten Landkreis - Kulmbacher Bauern fahren nach Berlin
Kulmbach. Die Proteste der Bauern vom Montag gegen die Pläne der Bundesregierung, die Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu streichen, werten die Veranstalter als vollen Erfolg. Nach Angaben der Polizei haben daran oberfrankenweit rund 5600 Fahrzeuge mit zusammen über 7000 Menschen teilgenommen. Rund 1000 Personen haben sich allein an der „Landkreisrundfahrt“ in Kulmbach beteiligt.
Harald Köppel, der für Kulmbach zuständige Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes zog am Tag danach ein positives Fazit. Er kündigte bereits weitere Protestaktionen an, mit denen die Bauern in den kommenden Tagen an die Öffentlichkeit treten werden. So ist am kommenden Sonntag, 14. Januar, eine große Mahnfeueraktion geplant. Das heißt, dass die Bauern in vielen Orten des Landkreises Feuer entzünden werden, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. „Wir warten gerade noch auf entsprechende Rückmeldungen, gehen aber davon aus, dass im gesamten Landkreis flächendeckend Feuer geschürt werden“, so Harald Köppel.
Mit den Mahnfeuern sollen die Proteste weiterhin aufrechterhalten werden, um die Forderungen der Bauern gegenüber der Bundesregierung zu unterstreichen. Der BBV-Kreisverband Kulmbach hat die Mahnfeuer-Aktion entsprechend beim Landratsamt angemeldet, damit diese Versammlungen unter freien Himmel stattfinden können. Allerdings muss jeder Ortsverband, beziehungsweise jeder Landwirt, der ein Feuer entzündet, dieses Feuer noch bei der zuständigen Gemeinde anmelden.
Bereits zuvor beteiligen sich Landwirte aus Kulmbach und auch allen anderen oberfränkischen Landkreisen an der zentralen Großdemonstration am Freitag, 12. Januar, in Nürnberg. Auch von Kulmbach aus werden Schlepper zum Nürnberger Volksfestplatz fahren, kündigt der Geschäftsführer an. Die Kundgebung in Nürnberg startet um 11 Uhr, Anfahrt ist von 9 bis 10.30 Uhr. Die Veranstaltung soll laut Bauernverband rund zwei Stunden dauern. Die Landwirte werden dabei mit ihren Traktoren von mehreren Sammelpunkten aus zur Demo fahren. Mit der Polizei seien insgesamt sieben Anfahrtswege besprochen worden. Erwartet werden dem Bauernverband zufolge am Freitag in Nürnberg bis zu 10000 Besucher mit bis zu 5000 Fahrzeugen.
„Am Montag geht es dann nach Berlin“, sagt Harald Köppel. Die endgültigen Beschlüsse zur Zukunft der Agrardiesel-Rückerstattung und zur Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge erfolgen erst nach dem 15. Januar im Bundestag und Bundesrat. Deshalb wird es am 15. Januar die zweite deutschlandweite Großkundgebung der Bauern am Brandenburger Tor geben.
Eine erste derartige Großdemo hatte bereits kurz vor Weihnachten am 18. Dezember mit 10000 Bauern und 3000 Traktoren aus allen Regionen Deutschlands stattgefunden. Für die Aktion am 15. Januar seien von Oberfranken aus drei Reisebusse bereits ausgebucht. „Wenn mehr Anmeldungen kommen werden wir noch aufstocken.“ Mit dabei werden ebenfalls wieder viele Landwirte aus Kulmbach und der Region sein. Gemeinsames Ziel sei die vollständige Rücknahme aller Streichungspläne.
Proteste in Kulmbach Ein ganzer Landkreis im Zeichen der Landwirte / Bauern gehen auf die Barrikaden: „Was zu viel ist, ist zu viel“
Kulmbach. Es war eine der größten Demonstrationen, die das Kulmbacher Land je gesehen hat. Darin waren sich Zaungäste wie Beteiligte einig. Die Proteste der Bauern gegen die Pläne der Bundesregierung, die Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu streichen, haben am Montag fast 1000 Teilnehmer mit zusammen 400 Fahrzeugen auf die Straßen gebracht.
500 Teilnehmer mit rund 200 Fahrzeugen waren angekündigt worden, die doppelte Zahl dürfte leicht erreicht worden sein. „Was zu viel ist, ist zu viel! Jetzt ist Schluss“, lautete das Motto, mit dem der Bauernverband nach den Worten von Kreisobmann Harald Peetz die Berufskollegen zu der spektakulären Aktion aufgerufen hatte. Neben dem BBV hatte auch der Zusammenschluss Land schafft Verbindung (LsV) an die Bauern appelliert, sich an der Aktion zu beteiligen. Vertreter des Handwerks, der Gastronomie und von Speditionen beteiligten sich ebenfalls, denn auch sie sind von der Politik der Ampelregierung in Berlin in besonderer Weise negativ betroffen.
Die Landwirte hatten sich an den drei Standorten Himmelkron, Kasendorf und Zaubach getroffen und waren dann zu der mehrstündigen Rundfahrt mit einer Länge von exakt 96 Kilometern kreuz und quer durch den Landkreis aufgebrochen. Nach einer kurzen Unterweisung durch Kreisobmann Harald Peetz in Himmelkron und spontanen Ansprachen der Landtagsabgeordneten Rainer Ludwig (Freie Wähler) und Martin Schöffel (CSU), der Himmelkroner Bürgermeisters Gerhard Schneider, der Kreisbäuerin Beate Opel und des Innungsmeisters der Bäcker Ralf Groß startete dort der Konvoi mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 Stundenkilometern auf die folgende Routen: Von Himmelkron aus über die Bundesstraße B303 über Ludwigschorgast, Kupferberg, Marktleugast, Guttenberg, Stadtsteinach, über die Bundesstraße B85 nach Kulmbach in Richtung Mainleus über Melkendorf bis Kasendorf und dann über Thurnau, Hutschdorf wieder auf die B85 in Richtung Neudrossenfeld und über Pechgraben, Harsdorf und Trebgast zurück nach Himmelkron.
Die Auflagen von Seiten des Landratsamtes waren streng: Es durfte keine Kolonnenfahrt durchgeführt werden, Überholen und Nebeneinanderfahren war auf zweispurigen Abschnitten nicht erlaubt, das vorsätzliche Herbeiführen von Blockaden war verboten.
Wie sehr die Streichungspläne der Bundesregierung bei Agrardiesel und Kfz-Steuerbefreiung die Bauern umtreiben machte Kreisobmann Peetz beim Start in Himmelkron deutlich: „Der Druck auf den Kessel ist groß“, sagte er. Peetz und seine Berufskollegen forderten die Ampel-Koalition auf, die Streichungspläne bei der Steuervergünstigung für Agrardiesel und bei der Kfz-Steuer-Befreiung von landwirtschaftlichen Maschinen zurückzunehmen. Außerdem sollten regionale Biokraftstoffe steuerbefreit werden, denn diese Kraftstoffe sind Teil der Lösung auf dem Weg zur Klimaneutralität.
„Die Pläne der Bundesregierung müssen schleunigst vom Tisch“, so der Kreisobmann. Peetz und seine Berufskollegen appellierten an die Bundestagsabgeordneten, vor allem der Regierungsfraktionen von SPD, FDP und Grünen, sich für Korrekturen bei den Beratungen ab Mitte Januar einzusetzen. Ansonsten würden die Möglichkeiten der heimischen Landwirtschaft als Teil der Lösung für Ernährungssicherung, Klimaschutz, Bioökonomie und Ressourcenschutz tiefgreifend beschädigt.
Nachdem die Ampel vor einigen Tagen ein wenig mit ihren Plänen zurückgerudert war, halten die Bauern allerdings weiterhin an ihren Protesten fest. „Kürzungen bei Landwirten müssen komplett vom Tisch“, lautete das Motto. So war am Donnerstagabend bekannt geworden, dass auf die Abschaffung der Begünstigung bei der Kraftfahrzeugsteuer für Forst- und Landwirtschaft verzichtet werden und die Rückvergütung der Energiesteuer für Agrardiesel schrittweise abgeschafft werden soll. Diese Korrekturen sind aus unserer Sicht nicht ausreichend, sagte Harald Peetz.
In Himmelkron vor Ort war auch der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig (Freie Wähler). Er unterstütze vollumfänglich die friedlichen Demos und zeige sich solidarisch mit den Landwirten, so Ludwig. Die Subventionskürzungen beim Agrardiesel nannte er alarmierend. Derartige Maßnahmen aus rein dogmatischen Gründen seien in unserem systemrelevanten Agrarbereich realitätsfremd, weder praxistauglich noch verhältnismäßig, sondern völlig überzogen und unverantwortlich. Rainer Ludwig: „Es geht hier um die blanke Existenz einer ganzen Berufsgruppe.“
Es sei schlimm, dass es in Deutschland so weit kommen musste, sagte Finanzstaatssekretär Martin Schöffel. Dabei gehe es längst nicht mehr nur um die Landwirtschaft. Deshalb seien auch Gastronomie, Transport und Handwerk mit unterwegs. Sie alle würden von der Bundesregierung unter Druck gesetzt. An die Adresse der Bundesregierung gerichtet sagte Schöffel, dass sie sich mehr darum kümmern sollte, was für unser Land wichtig ist. „Wer arbeitet muss auch mehr haben als der, der nicht arbeitet.“ Wer in unser Land komme, der müsse auch arbeiten und dürfe sich nicht auf ein immer weiter steigendes Bürgergeld verlassen.
An den Protesten hatten sich auch Teile des Handwerks beteiligt. So bekundeten beispielsweise Bäcker und Metzger ihre Solidarität mit den Landwirten. Der Innungsmeister der Bäcker, Ralf Groß, sorgte mit seinem knallgelben Lieferwagen zwischen den Traktoren für Aufsehen. Er machte vor allem darauf aufmerksam, wie die Preise für Rohstoffe gestiegen seien und kritisierter Billigimporte aus dem Ausland. Der Protest der Lebensmittelhandwerker richtet sich in erster Linie gegen die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent im Café- und Gastro-Bereich sowie gegen den Wegfall der Strom- und Gaspreisbremsen, gegen die Erhöhung der CO2-Abgabe. Spediteure protestierten gegen die neue LKW-Maut.
Am meisten Applaus gab es bei der spontanen Kundgebung für den Himmelkroner Bürgermeister Gerhard Schneider. „Das Land steht auf und lässt sich nicht mehr alles gefallen“, rief er mit lauter Stimme ins Mikrofon. Das sei auch das Signal, das von Himmelkron ausgehen müsse.
Zeitgleich zu den Protestaktionen in vielen Städten und Landkreisen Bayerns gab es zum Auftakt auch eine Großdemonstration in München. Weitere Demos sollen am Mittwoch in Augsburg und am Freitag in Nürnberg folgen. Am kommenden Montag wird dann zum Start der Bundestagsberatungen wieder in Berlin demonstriert.
Keine Krawalle und Blockaden: Sternrundfahrt der Bauern am Montagnachmittag / Agrardiesel-Rückerstattung und Kfz-Steuerbefreiung: Landwirte protestieren gegen Streichung
Kulmbach. Der kommende Montag, 8. Januar, steht im Landkreis Kulmbach ganz im Zeichen der Bauernproteste. Um gegen die Pläne der Bundesregierung, die Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu streichen, zu demonstrieren, veranstaltet der Bauernverband eine Sternfahrt kreuz und quer durch den gesamten Landkreis.
„Wir rechnen mit mindestens 100, eher mit 200 Schleppern und anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen“, sagt der stellvertretender Kreisobmann Martin Baumgärtner. Kreisobmann Harald Peetz stellt klar: „Nicht die Bevölkerung ist unser Gegner, sondern die Politik in Berlin.“ Trotzdem könne es zwischen 13 und 18 Uhr durchaus zu Behinderungen kommen.
Start und Ziel ist an drei Punkten: Am Sportplatz beim Landjugendheim in Zaubach, auf einem Feldweg in Heubsch bei Kasendorf und am Parkplatz der ehemaligen Diskothek Halifax in Himmelkron. Von den drei Punkten aus geht es über einen ausgeklügelten Rundkurs mehrere Stunden lang kreuz und quer durch den gesamten Landkreis, auch über die Bundesstraßen B85 und B303, die Nordumgehung wird tangiert und auch ein Schlenkerer durch die Stadt Kulmbach ist eingeplant.
Großen Wert legen die Verantwortlichen darauf, dass es eine friedliche Demo wird. „Wir wollen nichts blockieren“, stellt Kreisobmann Peetz klar. Kreisbäuerin Beate Opel ergänzt: „Wir wollen keine Krawalle machen, sondern das Ganze mit Niveau durchführen“. Blockaden vor Firmen oder Einkaufsmärkten oder gar der Autobahn werde es nicht geben. Das hat auch innerhalb des Berufsstandes schon zu Kritik geführt. Den Vorwurf einer „weichgespülten Aktion“ weist der Bauernverband aber klar von sich. Der Druck auf dem Kessel sei groß, Resignation mache sich breit. Den Rückhalt in der Bevölkerung möchte man deshalb auf keinen Fall verlieren. „Es ist wichtig, dass wir durchhalten“, sagt Kreisbäuerin Beate Opel.
Rückhalt haben die Bauern Auch bei Teilen des Handwerks, der Spediteure und anderen Berufsgruppen. Der Bauernverband geht davon aus, dass sich auch der eine oder andere Metzger, Bäcker oder Spediteur beteiligt. Auch der Maschinenring zeigt sich nach den Worten von Alexander Hollweg solidarisch und stellt seinen Mitgliedern frei, bei den Aktionen mitzumachen. „Wir sind voll auf Seiten der Landwirtschaft“, so Alexander Hollweg. Schließlich seien die meisten Mitglieder Bauern.
Schon jetzt habe der Berufsstand eine nahezu unglaubliche Stärke bewiesen. Schon einen Tag nach der Großdemo in Berlin habe es eine spektakuläre Sternfahrt in Kulmbach gegeben. „Zwischen den Jahren“ habe man mit Gummistiefeln an allen Ortsschildern den „stillen Protest“ geübt. Am dem kommenden Montag soll es dann ernst werden. Neben den Aktionen vor Ort wird es gleich vier Großdemos geben: am Montag in München, Mittwoch in Augsburg, Freitag in Nürnberg und am Montag, 15. Januar, erneut in Berlin. auch vor Ort werde es weitere Aktionen geben. Kündigte Harald Peetz an. Am Sonntag, 14. Januar, beispielsweise sollen mehrere Mahnfeuer im Landkreis veranstaltet werden.
Der Kreisobmann machte auch noch einmal den Unterschied zu den Demonstrationen anderer Berufsgruppen klar. „Uns geht es nicht um mehr Geld oder um eine Vier-Tage-Woche, uns geht es um unsere blanke Existenz.“ So befürchtet der Bauernverband zum einen, dass noch wesentlich mehr Betriebe aufhören werden als bisher. Zum anderen werden die Preise für regional erzeugte Lebensmitte drastisch teurer. Die Folge wäre noch mehr Importe von Lebensmitteln aus dem Ausland, wo es keinerlei Einfluss auf Produktionsbedingungen gebe.
„Wir werden nichtklein beigeben“, so Harald Peetz. Bislang habe sich die Politik keinen Millimeter bewegt. Peetz stellte aber auch klar, dass sämtliche Aktionen mit den Behörden abgesprochen seien und die Polizei die Rundfahrt begleiten werde. Das vorsätzliche Herbeiführen von Blockaden sei ausdrücklich verboten, heißt es in einem Schreiben, dass allen Teilnehmern der Demo vorliegt.
Entlastungen statt Steuererhöhungen / Handwerk und Gastronomie zeigen sich mit den Bauern solidarisch
Kulmbach. Zahlreiche Branchen beteiligen sich an der bundesweiten Aktionswoche der Landwirte vom 8. bis 15. Januar gegen die Pläne der Bundesregierung, den Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für die Land- und Forstwirtschaft zu streichen. So wollen sich auch Teile des Handwerks und der Gastronomie solidarisch mit den Bauern zeigen. Umfragen zufolge solidarisieren sich auch große Teile der Bevölkerung mit dem Anliegen der Landwirte. Aufgerufen zur Aktionswoche haben der Deutsche Bauernverband gemeinsam mit den Landesbauernverbänden und dem LsV-Deutschland (Land schafft Verbindung). In Bayern wird es zum Auftakt eine Großdemonstration in München geben. Weitere Demos gibt es in Augsburg und Nürnberg. Am 15. Januar, zum Start der Bundestagsberatungen, ist eine weitere Großdemonstration in Berlin geplant. Was sagen Handwerk und Gastronomie vor Ort?
„Offiziell geben wir keine Empfehlung, weil wir als Körperschaft des öffentlichen Rechts zur Neutralität verpflichtet sind“, sagt Danny Dobmeier, Geschäftsführer der neu gegründeten und neben Bayreuth, Coburg und Lichtenfels auch für Kulmbach zuständigen Kreishandwerkerschaft Oberfranken Mitte. „Wir rufen nicht auf, haben aber vollstes Verständnis für die Demonstranten. Wir begleiten das wohlwollend“, so Dobmeier weiter. Es gebe auch einige Handwerker, die mit demonstrieren werden, sofern es ihnen die ohnehin knappe Zeit erlaubt. Man stehe in Kontakt mit dem jeweiligen Bauernverband vor Ort. Es stehe jedem frei, sich an den Aktionen zu beteiligen, schließlich seien viele Handwerker mit der aktuellen Politik „nicht ganz so zufrieden“.
Das große Problem sei vor allem die Unberechenbarkeit der Politik. So habe die aktuelle Politik unter anderem dazu geführt, dass der Neubau komplett erloschen sei. Dazu kämen die ganzen Unwägbarkeiten zum Thema Heizung. Während beispielsweise bis Ende 2022 noch Hackschnitzelanlagen gefördert worden seien, sollten Hackschnitzel zwischenzeitlich sogar mal verboten werden. „Die Planbarkeit ist komplett weg, alles wirkt diffus.“ Deshalb würden auch viele Betriebe geplante Investitionen erst einmal zurückhalten, weil sie einfach nicht wissen, was passieren soll.
Deutlicher wird Alexander Schütz, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes. Angesichts der Proteste der Landwirte erkläre sich der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband mit den Bauern solidarisch. „Wir können die Verzweiflung der Landwirte mehr als verstehen, denn auch bei ihnen geht es um eine Verteuerung ihrer Produktionsbedingungen“, so Alexander Schütz. „Schließlich sind auch wir im November in Berlin auf die Straße gegangen, um gegen die Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen in Restaurants zu demonstrieren.“ Die Entscheidungen der Bundesregierung würden zu einer weiteren Preisexplosion im Alltag der Menschen führen. Alles werde mehr kosten. Zudem könne es doch nicht die Lösung sein, auf billige Importe von Nahrungsmitteln zu setzen, statt heimische Spezialitäten zu fördern, auch im Sinne der Nachhaltigkeit.
Die Leidtragenden der Steuererhöhungspolitik seien vor allem die Verbraucher, denn Lebensmittelproduzenten, wie die Bauern oder die Gastronomie, müssten die vom Staat produzierten Mehrkosten weitergeben, um überleben zu können. Das sei eine massive Verschlechterung der Lebensqualität von Millionen Menschen. „Regionalität ist pure Nachhaltigkeit. Warum zerstören SPD, FDP und Grüne durch massive Verteuerungen die regionalen Wertschöpfungsketten? Bauern, Wirte, Bäcker und Metzger sind die Gesichter unserer Dörfer und Städte. Der gesellschaftliche Schaden ist immens, wenn diese Strukturen wegfallen. Denn sie kommen nicht wieder. Wir brauchen Entlastungen statt Steuererhöhungen“, sagt Alexander Schütz
„Mein Vertrauen in die Bundesregierung ist erschüttert“, so der Vorsitzende, denn Olaf Scholz habe dem Gastgewerbe versprochen, dass es beim reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Speisen bleibe, Christian Lindner habe seine Unterstützung zugesichert. So gehandelt hat jedoch keiner der beiden.“ Genauso habe es geheißen, dass es keine Steuererhöhungen geben werde, nun würden bei den Landwirten, die unsere Lebensmittel produzieren, Subventionen gestrichen und neue Steuern eingeführt, was zum einen eine höhere Steuerlast bedeute, zum anderen auch eine Verteuerung in allen nachgelagerten Bereichen, so auch im Gastgewerbe, mit sich bringen werde. „Deswegen werden wir nach wie vor auf allen Ebenen weiter für die Mehrwertsteuerreduzierung kämpfen. Und anders als die Bauern, die auf öffentliche Aktionen angewiesen sind, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, haben wir die Bevölkerung, und damit die Wähler, direkt an unseren Tischen.“
Mit Streiks haben die Gastwirte allerdings weniger am Hut: In den Sozialen Medien werde immer wieder zu einem „Generalstreik“ aufgerufen. Neben der Tatsache, dass die Gastwirte in der Pandemie für die Öffnung ihrer Betriebe gekämpft hätten und sie nun nicht wieder schließen sollten, würden solche Aktionen die Gäste eher abschrecken. „Wir verprellen damit doch unsere Gäste und nicht die Politik.“ Gerne könnten allerdings die Kollegen jederzeit vor Ort mit den lokalen Vertretern des Streiks Kontakt suchen oder Aktionen planen und umsetzen. Aus Sicht des Hotel- und Gaststättenverbandes wäre es natürlich auch wichtig, dass die Forderungen prominent von allen unterstützt werden.
Voller Steuersäckel, aber leere Teller / Kulmbacher Bauern protestierten gegen Bundesregierung – Keine Streichung des Agrardieselzuschusses und der Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Maschinen
Kulmbach. Mit einer spektakulären Aktion haben Kulmbacher und einige Kronacher Landwirte am Nachmittag gegen die Pläne der Bundesregierung protestiert, den Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge abzuschaffen. Sie fuhren in kleinen Gruppen kreuz und quer durch die Innenstadt. Zusätzlich stellten Vertreter der Kreisvorstandschaft, darunter Kreisobmann Harald Peetz, seine beiden Stellvertreter Harald Unger und Martin Baumgärtner sowie die stellvertretende Kreisbäuerin Gudrun Passing vor dem SPD-Parteibüro sowie vor den Privatwohnungen von Magdalena Pröbstl (Die Grünen) und Thomas Nagel (FDP) symbolisch alte Gummistiefel ab und warfen drei gleichlautende Schreiben mit den Forderungen des Bauernverbandes in die Briefkästen.
Landwirte wären von der Einigung der Ampelkoalition im Streit über den Bundeshaushalt 2024 besonders und einseitig betroffen. Geht es nach den Spitzenvertretern von SPD, FDP und Grüne soll die Steuerbegünstigung beim Agrardiesel und auch die Vergünstigung auf die Kraftfahrzeugsteuer für die Land- und Forstwirtschaft abgeschafft werden. Am 11. Januar soll eine Expertenanhörung stattfinden, ab 15. Januar sollen die Haushaltsberatungen im Bundestag beginnen. Wenn die Bundestagsabgeordneten von SPD, FDP und Grünen den Vorschlägen zustimmen, wären Zusatzbelastungen von 440 Millionen Euro beim Diesel und rund 480 Millionen Euro bei der Kfz-Steuer für deutschen Bauern die Folge.
„Unsere Abgeordneten dürfen der Abschaffung des Agrardiesels und der Einführung der Kfz-Steuer für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge keinesfalls zustimmen“, machte Kreisobmann Harald Peetz deutlich „Denn massive Kostensteigerungen für Landwirte sowie höhere Preise für Verbraucher wären die Folge. Klima- und umweltschädliche Billigimporte aus anderen Teilen der Welt drohen dann die regionale Ware zu verdrängen und die regionale Landwirtschaft zu zerstören. Dann ist zwar der Steuersäckel prall gefüllt, aber unsere Teller bleiben dann vielleicht irgendwann leer. Dazu kann und darf es nicht kommen“
„Die Not und die Betroffenheit bei sämtlichen Berufskollegen sind groß“, sagte Harald Peetz. Der Bauernverband sei gut aufgestellt und durchaus auch kampagnenfähig, so Peetz weiter. Das zeige schon allein die Tatsache, dass es innerhalb weniger Tage möglich gewesen sei, so viele Protestaktionen bis hin zur Großdemo am Montag in Berlin auf die Bein e zu stellen. Die Beschlüsse der letzten Tage haben das Fass zum Überlaufen gebracht“, so der Kreisobmann. ER bat die Basis der Ampelparteien inständig um Unterstützung, auf die Angeordneten einzuwirken, diese Beschlüsse nicht mitzutragen. Harald Peetz: „Ich kann mit nicht vorstellen, dass die Basis das Ende der bäuerlichen Landwirtschaft möchte.“
„Die Bundesregierung muss in Sachen Agrardiesel und Kfz-Steuer dringend zurückrudern und der Bund muss zudem Biokraftstoffe sofort von der Mineralölsteuer befreien“, hieß es von Seiten der Bauern. Die Landwirte hoffen nun, dass die Abgeordneten von SPD, FDP und Grünen für die nötigen Korrekturen sorgen – und die notwendigen Entlastungen für die Landwirtschaft in Deutschland so erhalten und im Sinne des Klimaschutzes weiterentwickelt werden können. Der Bayerische und der Deutsche Bauernverband hat bereits weitere Proteste und Aktionen angekündigt. „Wenn die Ampel die Beschlüsse nicht zurücknimmt, wird mehr Druck kommen“, sagte Harald Peetz. ER sagte aber auch, dass die Bauern jetzt erst einmal den Weihnachtsfrieden einhalten werden. „Im Januar geht es dann weiter.“
Von einem „schweren Schlag für die Landwirte in Bayern“ sprach der örtliche Landtagsabgeordnete und bayerische Finanzstaatssekretär Martin Schöffel. Landwirte benötigten ihre Maschinen zur Bewirtschaftung ihrer Felder und Wiesen. Diese Tätigkeit sei aufwändig und werde durch die Verkaufserlöse oft nicht vollständig gedeckt. „Eine Steuervergünstigung bei der Mineralölsteuer ist genauso gerechtfertigt wie bei der KFZ-Steuer für Landwirte“, so Martin Schöffel.
Als inakzeptabel bezeichnete die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner das Vorhaben der Ampel-Koalition Während der Staat Rekordsteuereinnahmen verbucht, belastet die Ampel die Bürger, aber auch die Wirtschaft mit neuen Steuern und hohen Energiepreisen. Der ländliche Raum leidet dabei besonders. Die Agrardiesel-Rückvergütung von aktuell 21,48 Cent pro Liter und die Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge schaffe die Ampel ab 2024 ab, um ihr Haushaltsloch aufzupolieren. Emmi Zeulner: „Das ist ein Schlag ins Gesicht für unsere Landwirte. Ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die tagtäglich, 24/7, bei Wind und Wetter dafür sorgen, dass bei uns etwas auf den Teller kommt, und die das Herzstück und Gesicht des ländlichen Raums sind.“
Von einem „erneuten Versagen der Ampel“ sprach der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig (Freie Wähler). Die Kürzungen bei den Agrarsubventionen brächten viele Landwirte in Existenznot und belastetet die Verbraucher. Rainer Ludwig kritisiert in seiner Funktion als Mitglied des Wirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag die jüngsten Entscheidungen der Bundesregierung scharf, insbesondere die Kürzungen bei den Agrarsubventionen im Rahmen der aktuellen Haushaltsverhandlungen. „Das dilettantische Vorgehen der Ampelkoalition hat nun einen neuen, traurigen Höhepunkt erreicht.“
Unterdessen meldete sich auch das oberfränkische Handwerk zu Wort und zeigte sich mit den Landwirten solidarisch. Die Bundesregierung konterkariere mit ihren einseitigen Sparplänen jahrelange Bemühungen um eine Stärkung der Regionalität und Nachhaltigkeit in der Lebensmittelversorgung, sagte der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann. „Die Belastungen der Betriebe und der Menschen steigt weiter. Allerdings ohne, dass es für den Haushalt 2024 wenigstens ein durchgängiges Konzept gäbe, das auch den Reformstau angehen würde, dessen Auflösung für die Wirtschaft und das Handwerk so wichtig wäre.“
Bilder:
1. In kleinen Gruppen fuhren Kulmbacher Landwirte
aus Protest gegen die Bundesregierung während der
Berufsverkehrszeit durch die Kulmbacher Innenstadt,
um die Bevölkerung auf die zusätzlichen Belastungen
für die Bauern aufmerksam zu machen.
2. Vor der Geschäftsstelle der SPD stellten
Kreisobmann Harald Peetz und
seine beiden Stellvertreter Harald Unger und Martin
Baumgärtner (von links) einige alte Gummistiefel
ab und warfen ein Schreiben mit den Forderungen des
Bauernverbandes in den Briefkasten.
Von Abba bis zum Kiem-Pauli / Weihnachts-CD des Hofer Landfrauenchor
Hof. Seit zwei Jahren ist sie schon auf dem Markt und hat sich seitdem zum wahren Renner entwickelt: die Weihnachts-CD des Hofer Landfrauenchors mit dem Titel „Es klingt vom Himmelszelt“. Zusammen mit der Instrumentalgruppe „SaitenKlar“ interpretieren die 32 Sängerinnen unter der Leitung von Helmut Lottes nicht nur traditionelle Weihnachtslieder, sondern auch echte Klassiker wie Luigi Cherubinis „Dona Pacem, Domine“ oder Cesar Francks „Panis Angelicus“, volkstümliches Liedgut wie „Jetzt kimt die heilig´ Weihnachtszeit“ aus der Sammlung des Kiem-Pauli oder Volksweisen aus Bolivien, Tschechien und Russland. Mit Leonard Cohens „Halleluja“ ist sogar ein moderner Ohrwurm dabei.
Beim Hofer Landfrauenchor handelt es sich um einen reinen Frauenchor, der seit vielen Jahren immer wieder bei eigenen Konzerten und Liederabenden aber auch bei Hochzeiten und Hoffesten auftritt. Zum Repertoire gehören moderne Chorsätze, Schlager und Operetten-Melodien sowie Volkslieder. Immer wieder wirkt der Zusammenschluss auch bei Kirchenkonzerten und Gottesdiensten mit.
2019 feierte der Hofer Landfrauenchor sein 30-jähriges Bestehen. Die Mitwirkenden, die zu den wöchentlichen Singstunden nach Konradsreuth kommen, stammen aus allen Teilen des Hofer Landkreises. Auch die frühere Hofer Kreisbäuerin Karin Wolfrum gehört dazu. Der Altersdurchschnitt liegt um die 50 Jahre, die jüngste Sängerin ist 30 Lenze jung. Markenzeichen des Chores ist die erneuerte bayrisch-vogtländische Tracht. Der Chor ist Mitglied im BBV aber auch im Sängerkreis Bayreuth.
Nach dem Erfolg der Weihnachts-CD haben sich der Hofer Landfrauenchor und die Instrumentalgruppe „SaitenKlar“ ein weiteres Projekt einfallen lassen. Eine weitere CD, die den Namen „Unsere Lieblingslieder“ trägt. Die Idee dazu ist während der Pandemie entstanden. Der Landfrauenchor probte zumindest außerhalb des Lockdowns jeden Mittwoch in der St.-Johannes-Kirche in Hof. Auftritte fehlten, und so kam man auf die Idee, das Einstudierte aufzunehmen.
Die Auswahl der Lieder sollte das gesamte Spektrum des Chores wiedergeben von Operette über Musical, Traditionelles und Schlager. Entsprechend fiel die Auswahl der 23 Lieblingslieder aus, um zu zeigen in wie vielen Genres sich die Sängerinnen zuhause fühlen. Da gibt es dann internationale Titel wie „Dancing Queen“ von Abba oder Andrew Lloyd Webbers „Memory“ aus dem Musical „Cats“. Auch deutschsprachiges ist dabei, etwa aus Peter Maffays „Tabaluga“ und sogar eine ganz eigene Version von Helene Fischers „Atemlos“ ist zu hören.
Die Stücke der Instrumentalgruppe, die die Liedfolge abrunden, sind fränkisch instrumentiert und traditionell im Klang. Nach den Aufnahmen in der Rehauer Apostelkirche war die CD unter den Händen des Musikproduzenten Heiner Wolf entstanden und mit Unterstützung der Stadt und des Landkreises Hof, des Bezirks Oberfranken, des Bauernverbandes und der VR Bak Bayreuth-Hof bereits vor gut einem Jahr veröffentlicht worden.
Vor Weihnachten haben der Chor und die Instrumentalgruppe „SaitenKlar“ noch mehrere Auftritte:
16. 12., 16 Uhr, Lippertsgrün, Kirche, Fränkische Weihnacht (Landfrauenchor),
17. 12. 19 Uhr, Döbra, Kirche (Landfrauenchor).
19.12., 19.30 Uhr, Weißenstadt, Kurzentrum, Musik, Lieder und Geschichten zur Adventszeit bei freiem Eintritt (Landfrauenchor und „SaitenKlar“),
Die CDs können bei Karin Wolfrum (09281/42769) bestellt werden, sie sind auch in der BBV-Geschäftsstelle im Grünen Zentrum in Münchberg.
Weitere Informationen: www.hofer-landfrauenchor.de.
Bild:Der Hofer Landfrauenchor tritt traditionell in der erneuerten bayerisch-vogtländischen Tracht auf. Foto: Hofer Landfrauenchor
Schlachthof steht weiter auf der Kippe / Im Sommer soll über die Zukunft des Traditionsbetriebes entschieden werden – Infoveranstaltung in Hallstadt
Hallstadt. Am Ende der Informationsveranstaltung zur Zukunft des Bamberger Schlachthofes brachte es Landwirt Klaus Schneider auf den Punkt: „Da werden uns immer irgendwelche Tierwohlgeschichten um die Ohren gehauen. Jetzt, wo man wirklich mal etwas in Sachen Tierschutz machen könnte, wird nur übers Geld geredet“. Hintergrund ist, dass die Bauern ihr Schlachtvieh bei einer Schließung des Schlachthofes in der Domstadt im ungünstigsten Fall zu Großschlachthöfen bis nach Ingolstadt, Crailsheim, Altenburg in Thüringen oder Weißenfels in Sachsen-Anhalt transportieren müssten. „Da stoßen wir an unsere Grenzen“, sagte Dieter Heberlein von der Hauptgeschäftsstelle des Bauernverbandes. Die erlaubten Tiertransportzeiten könnten dann nur noch schwer eingehalten werden.
Dieter Heberlein ist auch 2. Vorsitzender der eigens gegründeten Interessensgemeinschaft Schlachthof Bamberg. Sie hat nur ein Ziel: den über 120 Jahre alten Traditionsbetrieb in der Stadt zu erhalten. Dabei zeigte sich Heberlein durchaus optimistisch. Signale seien seitens des Bayerischen Wirtschaftsministeriums da, abseits der regulären Fördermittel. Die regulären Fördertöpfe greifen nicht, weil der Schlachthof seit 2020 als GmbH geführt wird, von der die Stadt 100 Prozent hält.
Investitionen in Höhe von mindestens rund fünf Millionen Euro wären notwendig, rechnete Schlachthof-Geschäftsführer Julian Müller vor. Unter anderem stünden die Erneuerung de Abwassertechnik, der Schlachttechnik, der Anlieferlogistik, der Betäubungsanlagen und vor allem die Schaffung eines erweiterten Emmissionsschutzes an. Auf die Stadt Bamberg könne man dabei nicht zählen, denn dort sei die Haushaltslage sehr schwierig, wie Wirtschaftsreferent Stefan Goller ausführte. „Wir machen uns das sicher nicht leicht“, sagte er. Doch allein im laufenden Jahr stünden Kreditaufnahmen in Höhe von 14 Millionen Euro an.
Aus den Reihen der Teilnehmer an der Infoveranstaltung wurde deshalb mehrfach der Ruf laut, den Landkreis Bamberg mit ins Boot zu holen. Schließlich sei doch auch der Landkreis der große Nutznießer des Schlachthofes. Im Stadtgebiet selbst gebe es keinen einzigen Rinder- oder Schweinehalter mehr.
Die drohende Schließung des Bamberger Schlachthofes konnte zuletzt mehrfach hinausgezögert werden. Unter anderem hatte die Interessensgemeinschaft 12000 Unterschriften gesammelt und an Oberbürgermeister Andreas Starke übergeben. „Das war ein klares Zeichen“, so Dieter Heberlein. Nun soll im Sommer 2024 eine endgültige Entscheidung fallen. In Schieflage geraten war der Schlachthof trotz guter Auslastung ab 2020/2021 aufgrund Corona und der damit verbundenen hohen Auflagen, wegen des Ukraine-Krieges, der explodierenden Energiekosten und der gestiegenen Löhne. Seit einigen Monaten laufe der Betrieb wieder stabil, sagte Wirtschaftsreferent Goller. „Allerdings ist der Schlachthof bei weitem nicht in der Lage, die notwendigen Investitionen zu stemmen. Da sind wir unweigerlich auf die Hilfe Dritter angewiesen.“
In der Diskussion wurde auch die Gründung eines Zweckverbandes angeregt, was aber nicht auf einhellige Zustimmung stieß. „Für alles ist Geld da, nur für de Ernährungssicherheit nicht“, schimpfte einer der Bauern und weiter: „Man sieht tatenlos zu, wie das Ding an die Wand gefahren wird“. Das ließen Wirtschaftsreferent Goller und Geschäftsführer Müller allerdings so nicht stehen. Allein in den Jahren 2013 bis 2021 seien rund zehn Millionen in den Schlachthof investiert worden.
Im Bamberger Schlachthof wird nur geschlachtet, nicht zerlegt. Nach den Worten von Geschäftsführer Müller werden derzeit zwischen 4500 und 6000 Schweine pro Woche und zwischen 800 und 1200 Rinder pro Woche geschlachtet.
Bild: Dieter Heberlein vom Bauernverband, Geschäftsführer Julian Müller und Wirtschaftsreferent Stefan Goller (von links) informierten über die Zukunft des Bamberger Schlachthofes.
Lichter der Hoffnung: Rekordbeteiligungen bei weihnachtlichen Traktorrundfahrten in Oberfranken
Bayreuth. Während die weihnachtliche Traktorparade in Bamberg aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde, verzeichneten die Landwirte in Kulmbach und Bayreuth diesmal jeweils Rekordbeteiligungen, sowohl bei den Teilnehmern als auch bei den Zuschauern. Über 40 aufwändig geschmückte Schlepper waren es in Kulmbach, über 60 in Bayreuth. Die Veranstalter sprachen jeweils von einem Publikumszuspruch, wie sie sich ihn nicht in den kühnsten Träumen hätten ausmalen können. Speziell in Bayreuth stand die halbe Stadt Kopf, die Zahl der Schaulustigen links und rechts der rund sechs Kilometer langen Strecke wurde von offizieller Seite auf über 1000 geschätzt.
Mit glitzerndem Weihnachtsschmuck und tausenden Lichter waren die Fahrzeuge ausgestattet. Neben den Traktoren waren auch einige Unimogs darunter. Viele transportierten Christbäume, bunte Sterne oder beleuchtete Schneemänner, die Fahrer hatten funkelnde Nikolausmützen auf, der Fantasie waren praktisch keine Grenzen gesetzt.
„Wir wollen mit der Aktion Lichter der Hoffnung setzen“, sagten die beiden Kulmbacher Hauptorganisatoren Kathrin Erhardt aus Motschenbach und Stefan Seidel aus Wacholder vom Zusammenschluss „Eure Kulmbacher Landwirte“. Landwirtin Stefanie Will aus der Nähe von Bindlach, die für die Fahrt in Bayreuth zuständig war hatte 60 bis 70 Stunden gebraucht, um ihrem John Deere zum Leuchten zu bringen. Allein an ihrem Schlepper hatten die Lichterketten eine Gesamtlänge von fast 100 Metern.
Nach der noch immer nachwirkenden Corona-Pandemie und den vielen schlechten Nachrichten über die Kriege in der Ukraine und in Nahost sowie die Inflation sei das auch bitter nötig. Für die Landwirtschaft war die Aktion aber auch wieder eine überaus gelungene Imagewerbung. „Wir wollten ein Stückweit die Landwirtschaft in die Stadt bringen und dabei eine weihnachtliche Atmosphäre schaffen“, so einer der Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt, dass der eine oder andere etwas intensiver über die heimischen Bauern nachdenkt, dann haben wir unser Ziel schon erreicht“, sagte sein Berufskollege.
Die Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum Funkeln. Obwohl kaum Werbung für die Rundfahrt gemacht wurde und die nasskalte Witterung nicht gerade einladend war, säumten die vielen Schaulustigen sowohl in Bayreuth als auch in Kulmbach schon lange vor dem Start die Straßen und ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Bis aus Nürnberg oder Neustadt an der Waldnaab waren die Zuschauer angereist. Politische Banner gab es nicht. Bei den Fahrten wurde aber Geld für karitative Zwecke gesammelt.
In Kulmbach war der Traktorkorso am Milchviehbetrieb von Hermann Grampp in Melkendorf gestartet. In Bayreuth ging es im Vorort Heinersreuth los, Polizei und Feuerwehr sicherten dabei jeweils den Konvoi ab. Nach den Fahrten kreuz und quer durch die Innenstädte, machten die Schlepper in Kulmbach auf dem Parkplatz des Schwimmbades, in Bayreuth auf dem Volksfestplatz halt. Dort gab es die Gelegenheit, die Fahrzeuge zu fotografieren, mit den Bauern ins Gespräch zu kommen und den Nikolaus höchstpersönlich zu treffen. Außerdem gab es Glühwein, Früchtepunsch, Tee, Küchla, selbstgebackene Plätzchen und Bratwürste für einen guten Zweck. Für Stimmung sorgte eine Samba-Formation mit ihren Trommeln. Die Spenden sollen demnächst überreicht werden, in Kulmbach an das Kinderhaus der Geschwister-Gummi-Stiftung, in Bayreuth an das Hospizmobil „Herzenswunsch“ des Bayerischen Roten Kreuzes.
Während in Bayreuth und Kulmbach die Zusammenarbeit mit Stadt, beziehungsweise Landratsamt, mit Polizei und den Feuerwehren hervorragend funktioniert hat, gab es in Bamberg Probleme. Aufgrund zu hoher Sicherheitsauflagen sagten die Veranstalter schon einige Tage zuvor komplett ab. Unter anderem hätten die Landwirte 100 Sicherheitskräfte stellen sollen.
Für Ärger sorgte in Bayreuth auch ein Leserbrief in der lokalen Zeitung. Darin versuchte eine Leserin aus dem Fichtelgebirge Stimmung gegen die Aktion zu machen. Sie schrieb von einem „Monster-Traktoren-Theater“, prangerte die angebliche Umweltbelastung an, fand den Plastikschmuck grässlich und vermutete eine Verschwendung von Steuergeldern. Die über 1000 Schaulustigen ließen sich davon aber nicht beirren.
Bilder: Einen vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten Adventssamstag in Bayreuth. Sämtliche Schlepper waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich beleuchtet.
Freund oder Feind: Der Biber im Kulmbacher Land / Pro und Contra Biber im Landkreis Kulmbach
Kulmbach. Der Biber macht den oberfränkischen Teichwirten seit Jahren zu schaffen. Mancherorts sind die Biberschäden auch für den Laien deutlich zu sehen. Etwa, wenn der Biber an einem Uferstreifen Bäume gefällt hat, die dann im Wasser liegen. Von den Stämmen unter der Wasseroberfläche nagt der Biber dann die Rinde ab.
Den Teichwirten geht es allerdings nicht um die Schäden an den Gehölzen, sondern um die Dämme, die der Biber aufstaut und um die unterirdischen Ausbuchtungen, die ringsum Wege untergraben und die immer wieder große Schäden anrichten. In der Haftung ist der Teichwirt, denn er hat eine Sicherungspflicht für den gesamten Uferbereich. Doch wovon soll er teure Reparaturen bezahlen, etwas dann, wenn aufwändige Baggerarbeiten notwendig werden?
Ein weiteres Problem ist, dass der Biber die Karpfen aus der Winterruhe treibt. Die Fische leiden dann unter einem Energiemangelsyndrom. Das bedeute, dass der Fisch dann im Frühjahr keine Energie mehr besitzt und im weiteren Verlauf daran zu Grunde gehen kann.
Insgesamt polarisiert der Biber durch seine Bautätigkeiten, die schnell mal einem Landwirt zum Verhängnis werden können. So könne beispielsweise ein Erdbau gefährlich werden, wenn der Bauer mit dem Schlepper drüber fährt und einbricht. Ähnliche Konflikte treten seit Mitte der 1980er Jahre auch im Bereich der Forst- und der Wasserwirtschaft auf. Dazu gehört, dass der Biber als strenger Vegetarier sämtliche Feldfrüchte vom Getreide über Mais bis zu Zuckerrüben frisst,.
„Der Biber ist nach wie vor da und macht seine Schäden“, sagt Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes in Kulmbach. Die geschädigten Landwirte seien mittlerweile aber sehr frustriert, weil bei gemeldeten Biberschäden fast nichts herauskommt. Viele Landwirte seien mittlerweile schon so weit, dass sie gar keinen Schaden mehr anmelden, weil der Zeitaufwand in kaum einenm Verhältnis zum Ergebnis steht. So sei es kein Wunder, dass die Biberschäden in den Statistiken weniger werden, obwohl sie unverändert da sind.
Ein großes Problem sei es auch, dass der geschädigte Landwirt aus dem Biberfonds des Freistaates im besten Fall nur 70 Prozent des Schadens ersetzt bekommt. Dazu müsse man wissen, dass der Biberfonds gedeckelt ist, werden mehr Schäden bei der Unteren Naturschutzbehörde angemeldet, gibt es sogar noch weniger als 70 Prozent. „Das ganze behördliche Verfahren hat die Leute so mürbe gemacht, dass kaum noch Biberschäden gemeldet werden, obwohl es sie nach wie vor gibt und bestimmt auch nicht weniger werden.“
Mittlerweile sei jedes Rinnsal von einem Biber besetzt. In der Fränkischen Schweiz beispielsweise gebe es bereits Rangkämpfe unter den Bibern um die Reviere. Weil es so viele Biber gibt, seien die guten Lebensräume weg. Jeder Biber habe sein Gebiet. Dazu müsse man auch wissen, dass der Biber keine natürlichen Feinde hat, „vom Wolf einmal abgesehen“. Dort wo der Wolf unterwegs sei, gebe es auch keine Biberprobleme.
Gegen den Biber könne man nichts unternehmen, denn er ist nach wie vor streng geschützt. Harald Köppel rechnet auch nicht damit, dass sich am Schutzstatus etwas ändert. Die „Entnahme“ bei konkreten Schäden sei zwar möglich, werde in der Praxis aber eher weniger angewandt. Erst wenn der Biber mal wieder einen Strommasten fällt und eine ganze Gemeinde ohne Strom ist, werde die Biberproblematik wohl wieder akut, so der BBV-Geschäftsführer.
Es gibt Schäden, sagt auch Hans-Joachim Küfner, einer der ehrenamtlichen Biberberater im Landkreis Kulmbach. Nachdem allerdings die Teichwirtschaft im Landkreis unterdimensioniert sei, spiele der Biber, was relevante Schäden bei Teichwirten betrifft, kaum eine Rolle. Schäden gebe es immer wieder mal bei Privatleuten, wo beispielsweise ein Apfelbaum angenagt, eine Thuja-Hecke angeknabbert oder eine Uferböschung unterhöhlt wird. Im Verhältnis zu anderen Landkreisen wie etwa Bayreuth oder gar in Unterfranken komme Kulmbach gut weg. Über die Zahl de Biberreviere gebe es keine Erhebungen. Hans-Joachim Küfner gibt auch zu bedenken, dass nicht jeder Bau zu sehen ist.
Das Bibermanagement habe sich auf jeden Fall bewährt. Es sei schon gelungen, einen Konsens zwischen Natur und Bevölkerung zu schaffen. Hans-Joachim Küfner geht sogar so weit, zu sagen, dass es in Stadt und Landkreis Kulmbach eine gewisse Lobby für den Biber gibt. “Die Leute sind eigentlich pro Biber eingestellt.“ Eine gekappte Stromleitung durch einen vom Biber gefällten Baum sei zwar unangenehm und ärgerlich, könne aber genauso gut auch durch einen Sturm verursacht werden. Man mache kein Feindbild aus dem Biber. Der Biberberater sagt aber auch: „Die Schäden, die da sind, die werden auch weiterhin da sein.“ Der Biber werde vielleicht mehr sichtbar, beispielsweise durch angeknabberte Weiden, aber das seien keine Schäden im klassischen Sinn.
Bilder:
1. Diesen Biber hat Hans Joachim Küfner vor wenigen
Tagen bei Melkendorf selbst fotografiert.
Foto: Hans Joachim Küfner
2. So sehen Biberburgen aus. Das Bild entstand im
zurückliegenden Winter im Nachbarlandkreis Kronach.
„Dann ist der Ärger auf Jahre festgeschrieben“ / Ohne Entnahmen würde sich die Biberpopulation jährlich nahezu verdoppeln - Interview mit Edwin Hartmann aus Waldau
Waldau. Autofahrer, die auf der A70 kurz nach der Auffahrt Kulmbach/Neudrossenfeld in Richtung Bayreuth unterwegs sind, haben die Teichanlagen von Edwin Hartmann mit Sicherheit schon einmal gesehen. Sie befinden sich unmittelbar neben der Autobahn. Kaum zu glauben, dass auch dort der Biber schon einmal immense Schäden angerichtet hat. Wir haben mit dem Teichwirt gesprochen:
Herr Hartmann, Sie hatten selbst schon mal einen Biberschaden?
Ja, ich hatte selbst auch schon Biberschäden in meiner Teichanlage. Mit achtzehn bis zu sechs Meter langen Biberröhren und mehreren Biberhöhlen war 2018 der Damm eines Teiches vollständig zerstört. Mit dem Bagger wurde der Damm wieder instandgesetzt. Der entstandene Kostenaufwand wurde mit etwa siebzig Prozent entschädigt. Vom Landratsamt Kulmbach erhielt der Jagdpächter daraufhin eine Genehmigung zur Biberentnahme. Außerdem wurde meine Teichanlage als biberfreier Bereich definiert.
Welche Rolle spielt der Biber im Landkreis Kulmbach?
Im Landkreis Kulmbach, ebenso wie in ganz Oberfranken, verursacht der Biber flächendeckend Schäden. Aufgestaute Bäche, gefällte Bäume, überflutete Wiesen und beschädigte Teichanlagen findet man vielerorts.
Wo siedelt er sich hauptsächlich an, am Roten Main, am Weißen Main oder eher in den Seitengewässer?
Bleibt der Biber weitgehend ungestört, dann siedelt er sich an allen Gewässern mit vorhandenem Bewuchs an.
Hat sich das Bibermanagement Ihrer Meinung nach bewährt?
Das Bibermanagement hat sich insoweit bewährt, dass jetzt die Entnahme von Bibern, mit entsprechendem Nachdruck, genehmigt wird. Die anfänglich nur beschwichtigenden Reden der Biberberater haben sich der Realität angepasst. Vom Landratsamt Bayreuth wurden diesbezüglich auch Pauschalgenehmigungen für fünf Jahre erteilt. Das Landratsamt Kulmbach erteilt Abschussgenehmigungen nur fallbezogen.
Werden Biberschäden ihrer Meinung nach eher noch zunehmen?
Ohne bestandsregulierende Faktoren würde sich die Biberpopulation jährlich nahezu verdoppeln. Nur durch den Straßenverkehr und durch gezielte Entnahmen wird dies verhindert. Der Biber besiedelt bereits jetzt eher ungeeignete Bereiche wie kleine Bäuche und überschaubare Teichanlagen. Auch Teichkläranlagen werden in Mitleidenschaft gezogen und es entstehen hohe Instandsetzungskosten.
Der Biber fällt unter das Naturschutzrecht, was kann der betroffene Landwirt, beziehungsweise der Teichwirt machen?
Bedingt durch den stringenten Schutzstatus sind betroffene Landwirte und Teichwirte auf die Nachsicht der unteren Naturschutzbehörden angewiesen. Schäden sind frühzeitig zu melden und Maßnahmen müssen mit Nachdruck eingefordert werden.
Gibt es Schadensausgleich?
Es gibt die Möglichkeit Schadensausgleich zu beantragen. Entschädigt werden aber nur Schäden, welche betriebswirtschaftliche Auswirkungen haben. Freizeit angeln und Hobbyteichwirtschaft fallen nicht darunter. Auch Bäume werden nur entschädigt, wenn ein forstwirtschaftlicher Schaden vorliegt. Aufgrund der begrenzten Finanzmittel wird die Schadensregulierung dem Schadensaufkommen entsprechend gekürzt.
Was passiert, wenn der grundsätzliche Schutzstatus des Bibers nicht geändert wird?
Dann ist der aktuelle Ärger auf Jahre festgeschrieben. Hier zwei Beispiele: Bei der Zoltmühle, nahe Pechgraben konnten nach genehmigter Entnahme sechs Biber geschossen werden. Jetzt nach zwei Jahren haben sich schon wieder Biber angesiedelt und mit den einhergehenden Schäden wird ein erneutes Eingreifen erforderlich. In der Trebgast bei Fohlenhof wurden Anfang des Jahres Biberdämme entfernt und aktuell sind die angrenzenden Wiesen schon wieder überflutet. Es zeigt sich, Schadensbeseitigung ohne einhergehende Biberentnahme sind hinausgeworfenes Geld.
Zur Person:
Edwin Hartmann (67) aus Waldau betreibt Land-, Forst-, und Teichwirtschaft im Nebenerwerb zusammen mit seiner Familie. Sein Lebensmittel sind die Karpfen, die in den vier eigenen Teichen am Ortsrand des Neudrossenfelder Gemeindeteils Waldau heranreifen. Vermarktet werden sie im Wesentlichen über die für ihre Fischspezialitäten weit über die Landkreisgrenze hinaus bekannte und bereits mehrfach ausgezeichnete Gaststätte Fuchs direkt in der Nachbarschaft der Familie Hartmann. Noch kürzer können Transportwege kaum ausfallen, liegen doch zwischen Teich und Wirtshaus nicht einmal 500 Meter Luftlinie. Hauptamtlich war Edwin Hartmann bei der Telekom in Bayreuth tätig. Die eigene Teichanlage besteht aus vier Karpfenweihern mit einer Gesamtwasserfläche eines Hektars. Der erste Teich wurde bereits 1982 gebaut und bereits mehrfach erweitert. 1990 und in den Jahren 2019 und 2020 entstanden die weiteren drei Weiher.
Bilder:
1. Einen seiner
kleineren Teiche hat Edwin Hartmann im Herbst
abgelassen.
2. Das ist der größte der vier Teiche, die Edwin
Hartmann am Ortsrand von Waldau bewirtschaftet.
Traktorkorso für den guten Zweck / Weihnachtlich geschmückte Schlepper werden am 8. Dezember wieder durch die Stadt rollen
Kulmbach. Die Lichterketten liegen bereit, die Tannenzweige werden gerade hergerichtet und die LEDs werden noch einmal überprüft: Nachdem die weihnachtlichen Traktorkorsos in den vergangenen Jahren auf unerwartet großen Anklang gestoßen waren, haben sich auch in diesem Jahr Landwirte aus Kulmbach und Umgebung zusammengetan, um am Freitag vor dem 2. Advent eine spektakuläre Rundfahrt durch Kulmbach zu starten.
„Wir waren im zurückliegenden Jahr vom riesigen Zuspruch der Bevölkerung völlig überwältigt“, sind sich die beiden Organisatoren Kathrin Erhardt (30) aus Motschenbach und Stefan Seidel (32) aus Wacholder einig. Mit bis zu 25 Berufskollegen haben die beiden den Zusammenschluss mit dem Namen „Eure Kulmbacher Landwirte“ gegründet. „Es ist einfach eine schöne Sache“, so Kathrin Erhardt. Ihre kleine Tochter könne es schon jetzt kaum mehr erwarten, dass es endlich losgeht.
Der Traktorkorso durch die Stadt hat natürlich auch ernste Gründe. Zum einen möchten die Landwirte ihr völlig zu Unrecht bestehendes Image ein wenig aufpolieren und Werbung für die Bauern vor Ort machen. „Wir suchen den Dialog zum Verbraucher, wollen mit den Menschen auf Augenhöhe kommunizieren und uns für den Zuspruch bedanken“, sagt Stefan Seidel. Zum anderen sollen Spenden für einen guten Zweck gesammelt werden. Das Geld aus dem Verkauf von Glühwein, den selbstgebackenen Plätzchen und den Süßigkeiten, die zum einen vom Ring junger Landfrauen und zum andern vom REWE-Markt Hollweg großzügig zur Verfügung gestellt wurden, wird komplett für das Kinderhaus „Sternstunden“ der Geschwister-Gummi-Stiftung gespendet.
Der Aufwand sei schon enorm, so Kathrin Erhardt. Feuerwehr, Polizei und Sicherheitswacht seien mit im Boot, damit alles wie am Schnürchen klappt. Seit September laufen bereits die Planungen. Doch nun sei alles unter Dach und Fach, die Genehmigung aus dem Landratsamt liegt vor und es kann losgehen mit dem Schmücken der Schlepper, die dann so viele Kinderaugen zum Funkeln bringen werden.
Konkret rechnen Kathrin Erhardt und Stefan Seidel mit bis zu 35 geschmückten Traktoren. Sie werden am Freitag, 8. Dezember um 18 Uhr auf dem Betrieb Grampp in Melkendorf starten und durch die Innenstadt, diesmal auch wieder über die Obere Stadt, bis zum Parkplatz des Freibades fahren. Dort wird ein Weihnachtsbaum aufgestellt, es gibt mehrere Feuerschalen sowie Glühwein, Plätzchen und die Gelegenheit, mit den Bauern ins Gespräch zu kommen.
Zwei dringende organisatorische Bitten haben die Veranstalter: Besucher sollten möglichst am Großparkplatz Schwedensteg parken. Parkplätze am Schwimmbad werden nur in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung stehen. Außerdem soll so jegliches Chaos bei der An- und Abfahrt vermieden werden. Die zweite Bitte betrifft den Glühweinausschank. „Am besten wäre es, wenn möglichst viele Besucher ihre eigenen Tassen mitbringen könnten“, sagt Kathrin Erhardt. Das schont die Umwelt und erleichtert die Organisation.
Bilder: Die weihnachtlich geschmückten Traktoren lockten im zurückliegenden Jahr mehrere tausend Besucher an.
Unbelastet, aber nicht unerfahren / Jürgen Becher folgt auf Siegfried Hüttner als Vorsitzender des Maschinenrings – Betriebshelfer gesucht
Selbitz-Dörnthal. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung hat einen neuen Vorsitzenden. Mit 125 von 128 möglichen Stimmen wählten die Mitglieder bei der Jahresversammlung in Selbitz-Dörnthal Jürgen Becher aus Tennersreuth bei Stammbach zum Nachfolger von Siegfried Hüttner.
Jürgen Becher ist 50 Jahre alt und bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb mit Ackerbau. Er ist auch Kreisvorsitzender des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf), sowie Aufsichtsratsmitglied der Käserei Bayreuth. Im Maschinenring hatte er bislang keine Funktion. „Ich bin also unbelastet, aber nicht unerfahren“, sagte er bei seiner Vorstellung. Sein Vorgänger Siegfried Hüttner war nach 17 Jahren im Amt nicht mehr zur Wahl angetreten. Zum neuen 2. Vorsitzenden wählten die Mitglieder Stefan Heinold aus Höhlmühle bei Stammbach. Der 51-Jährige, der einen Mischbetrieb führt, erhielt 124 von 128 möglichen Stimmen.
Corona-bedingt fand die Mitgliederversammlung nicht wie gewohnt im Februar, sondern erst jetzt statt. Die vorgelegten Zahlen betreffen deshalb auch nicht das aktuelle Jahr, sondern 2022. Geschäftsführer Patrick Heerdegen konnte dafür einmal mehr Zahlen vorlegen, die deutlich machen, wie wichtig die Arbeit der bäuerlichen Selbsthilfeorganisation für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum im Landkreis ist. Beispielsweise wurden weit über 21000 Stunden soziale Betriebshilfe geleistet, fast 2000 mehr als noch im Jahr zuvor. Soziale Betriebshilfe wird immer dann erforderlich, wenn der Betriebsleiter oder eine andere wichtige Kraft auf dem Hof ausfällt, etwa wegen Krankheit, Reha-Aufenthalten oder bei Todesfällen. Wenn das klassische Feld des Maschinenrings, der Mietpark mit Schlepper, Pflug und Scheibenegge etwas zurückgegangen war, so liegt das an der Trockenheit. Trotzdem erreichte der Maschinenring einen Verrechnungswert, also die Summe aller erbrachten Leistungen, von knapp 4,2 Millionen Euro (Vorjahr 4,7 Millionen Euro).
In der Nachfrage immens zugenommen hatten nach den Worten des Geschäftsführers allerdings die anderen Standbeine der Ringarbeit. Die Beratungen zu Düngeverordnung, Mehrfachanträgen oder Kulap-Anträgen gehören dazu, genauso wie der Dieselankauf. Allein 1,4 Millionen Liter Diesel seien im Jahr 2022 für die Landwirte der Region über den Maschinenring bestellt worden.
Das zeige auch, wie sehr sich die Arbeit des Rings während seiner Amtszeit verändert hat, sagte der bisherige Vorsitzende Siegfried Hüttner. Während es vor 17 Jahren noch weitgehend um die klassische Maschinenvermittlung und um die Betriebshilfe gegangen sei, hätten die Beratungs- und Dienstleistungen immer mehr Raum beansprucht. Hintergrund sei, dass die Behörden nach und nach aus der einzelbetrieblichen Beratung ausgestiegen sind.
Größtes Problem für den Ring sei es aktuell, Nachwuchs in der Betriebshilfe zu generieren. „Es wird immer schwieriger, jeden Einsatz zu garantieren“, bedauerte Hüttner. Ältere Mitarbeiter scheiden nach und nach aus, jüngere kämen kaum nach. Dabei sei der Maschinenring mit einem Stundenlohn von 21,50 Euro vor Steuer ein interessanter Arbeitgeber.
Auch bei der gewerblichen Tochter, der Maschinenring Münchberg GmbH, laufen die Geschäfte gut, sagte deren Geschäftsführer Daniel Seuß. Die GmbH ist unter anderem für die Stromtrassenpflege des Bayernwerks auch über die Grenzen des Landkreises Hof hinaus zuständig, sie erledigt im Auftrag von Kommunen den Winterdienst, erstellt Baumkataster und hat sogar Großunternehmen als auch Privatleute als Auftraggeber. Neu ist das Angebot der Grenzsteinsuche per GPS. Dadurch wird die Grenzsteinsuche ohne Vermessungsamt möglich, was zwar nicht amtlich anerkannt wird, aber für viele Landwirte eine hilfreiche Dienstleistung sein kann.
Bei den Neuwahlen wurden die folgenden Persönlichkeiten in den Vorstand gewählt: Georg Bergmann (Rieglersreuth), Oliver Mehringer (Markersreuth), Jörg Müller (Martinsreuth), Marina Müller (Baiergrün), Wilfried Schaller (Jehsen), Reinhardt Seifferth (Poppenreuth), Johannes Vogel (Selbitz), Markus Wolfrum (Osseck) und Hans Zeeh (Tiefengrün).
Bild: Jürgen Becher (rechts) ist neuer Vorsitzender des Maschinen- und Betriebshilfsrings Münchberg und Umgebung. Er löst Siegfried Hüttner ab, der 17 Jahre lang an der Spitze der Selbsthilfeorganisation stand.
Vorwurf der Tierquälerei: „Schlag ins Gesicht aller Bauern“ / Interview mit BBV-Kreisobmann Harald Peetz zur Anbindehaltung beim Milchvieh
Kulmbach. Die Milchviehhaltung in Bayern ist geprägt von vielen kleineren und mittleren bäuerlichen Familienbetrieben. Viele dieser Milchviehbetriebe halten ihre Rinder in Anbindehaltung, auch wenn die Zahl dieser Betriebe stetig abnimmt. Nun möchte die Politik diese Anbindehaltung schnellstmöglich komplett verbieten. Dagegen wendet sich der Bayerische Bauernverband (BBV). Er kämpft gegen ein Verbot der Anbindehaltung, wirbt aber zugleich für Weiterentwicklung und Alternativen zur ganzjährigen Anbindehaltung. Eine Fristsetzung lehnt der Verband dagegen entschieden ab. Wir sprachen mit Kreisobmann Harald Peetz aus Himmelkron über die Anbindehaltung:
Herr Peetz, ist die Anbindehaltung in unserer Region überhaupt noch ein Thema?
Die Anbindehaltung ist auch in unserer Region wie überall in Bayern eine von selbst auslaufende Haltungsform. Aber nicht, weil es den Tieren da besonders schlecht geht, sondern weil die Haltungsform besonders arbeitsintensiv ist und so kein zum Überleben nötiger Viehbestand gehalten werden kann.
Gibt es Zahlen zur Anbindehaltung?
Auch ohne ein Verbot sind die Betriebe mit Anbindehaltung in Bayern von 37000 Betrieben im Jahr 2001 auf 13000 Betriebe im Jahr 2020 gesunken und sinken weiter, von den 13000 Betrieben sind circa 9000 reine Anbindehalter und circa 4000 Betriebe mit Kombihaltung. Das gleiche Bild zeigt sich im Landkreis Kulmbach da gab es 2022 nur noch 160 Milchviehbetriebe und ich schätze höchsten 25 Prozent davon hatten noch Anbindehaltung.
Warum ist die Anbindehaltung trotzdem noch wichtig?
Die Anbindehaltung ist trotzdem wichtig, weil es sich bei den Betrieben meistens um solche ohne Hofnachfolger, also auslaufende Betriebe handelt, die es sich für ihre paar Jahre die sie noch Tiere halten wollen, einfach nicht leisten können einen neuen Stall zu bauen und das Auskommen der Bauernfamilie ohne tierische Veredelung bei unseren kleinen flächenarmen Betrieben nicht möglich ist.
Was sind das genau für Betriebe, die noch Anbindehaltung betreiben?
Das sind Betriebe, die eng mit ihren Tieren verbunden sind wo die Gesundheit und das Wohl der Tiere an erster Stelle steht und danach erst die Bauernfamilie kommt und der Bauer oder die Bäuerin meist mehr leidet als das Tier, wenn es krank ist.
Tierschutzorganisationen sprechen offen von Tierquälerei, was entgegnen sie?
Diese Haltungsform als Tierquälerei und so die Bauernfamilien als Tierquäler hinzustellen ist ein Schlag ins Gesicht all derer die sich 365 Tage im Jahr wenn es sein muss, 24 Stunden am Tag um das wohl der Tiere kümmern und mit ihrer harten Arbeit die Lebensmittel für die Gesellschaft produzieren. Solch selbst ernannte Tierschützer und ihre Organisationen, die meist selbst nicht in der Lage sind, ihnen anvertraute Tiere artgerecht zu halten, aber über die Medien einen ganzen Berufsstand in Deutschland verunglimpfen, meist mit dem Ziel, das sich ihre Konten mit Spendengeldern füllen, sollten einmal ins Ausland schauen und sich dort um das Tierwohl kümmern denn wenn wir in Deutschland unsere Tierhalter gar kaputt gemacht haben, sind wir auf solche Lieferungen angewiesen.
Warum wäre eine Umstellung auf eine andere Haltungsform so schwierig?
Das Umstellen von Anbindehaltung auf Laufstallhaltung ist so schwierig, weil es ein kompletter Systemwechsel ist. In der Anbindehaltung kommt alles vom Futter, Wasser bis zur Melktechnik zum Tier in der Laufstallhaltung muss das Tier zum Futter und zum Melken gehen was einen komplett anderen Stall erfordert. Deswegen wäre die Kombihaltung die Weiterentwicklung und so wichtig für diese kleinen bäuerlichen Familienbetriebe.
Was versteht man genau unter Kombihaltung und lässt sie sich in unserer Gegend überhaupt praktikabel umsetzen?
In der Kombihaltung wird der vorhandene Stall so umgebaut oder erweitert das sich die Tiere zu bestimmten Tageszeiten oder zu bestimmten Jahreszeiten in Sammelboxen oder in Laufhöfen frei bewegen können und früh und abends zum Melken auf ihren Platz angebunden sind. Solche Umbauten sind in letzter Zeit schon verwirklicht worden und sind bei guten Willen aller Beteiligten auch in unseren Dorflagen möglich.
Was würde ein Verbot für die betroffenen Bauern konkret bedeuten?
Das Verbot der Anbindehaltung auch in der eben geschilderten Kombihaltung wäre das Ende all dieser Betriebe und die Tiere würden keiner besseren Zukunft entgegen gehen, sondern würden alle im Schlachthof ein jähes Ende finden. Vor allem, auch weil in dem Gesetz eine Übergangszeit von nur fünf Jahren für aktive Betriebsleiter zugesagt ist aber eine Übergabe eines solchen Betriebes auch während der fünf Jahre an die nächste Generation vollkommen ausgeschlossen ist was einem Berufsverbot gleichkommt.
Ihre Forderung an die Politik:
An die Politik gewandt kann ich nur immer wieder fordern von der ideologisch voreingenommenen Herangehensweise zu einer praktikablen, realistischen und für kleine Betriebe umsetzbaren Lösung zu kommen. Die Bauern erwarten eine Politik, die an ihrer Seite steht, die ihre Arbeit für die Gesellschaft würdigt und anerkennt und nicht immer wieder unerfüllbare Forderungen und Auflagen bringt. Die Landwirtschaft ist ein Berufszweig, der in Generationen und nicht in Wahlperioden denkt, sie braucht von der Politik Verlässlichkeit und Zusagen, auf die sich eine Betriebsentscheidung für 20 oder 25 Jahre aufbauen lässt, ansonsten ist eine Investition in die Tierhaltung, egal welcher Haltungsform nicht möglich und jeder Betrieb, der einmal aufgegeben hat, fängt nicht mehr an. Und neben den Bauernfamilien sind auch das dörfliche Leben und unsere Umwelt und Kulturlandschaft die Leittragenden einer solchen Politik. Wer meint mit einer solchen Politik zum Erhalt einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft und zu mehr Tierwohl und Umweltschutz beizutragen ist auf dem Holzweg. Damit sind wir auf dem besten Weg das zu zerstören, was wir fördern und erhalten sollten.
Bild: Nur rund 25 Prozent der noch verbliebenen 160 Milchviehbetriebe im Landkreis Kulmbach halten ihre Tiere in der Anbindehaltung.
Braugerstenanbau geht weiter zurück / Braugerstenschau in Oberfranken: Landwirte zogen negative Bilanz
Kulmbach. Späte Aussaat, extreme Trockenheit, weniger Fläche und unterdurchschnittliche Erträge: für die Braugerstenanbauer war 2023 ein schwieriges Jahr. Bei der oberfränkischen Braugerstenschau im Kulmbacher Mönchshof berichtete Fritz Ernst vom Amt für Landwirtschaft von deutlich höheren Eiweißwerten, schwachen Vollgerstengehalten und einer höheren Auswuchsgefahr.
Das Dilemma fängt schon bei der Anbaufläche an. Hier lag der Wert bei der Sommergerste bei 23160 Hektar. Das sind über 5000 Hektar oder 17 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. „Damit lag der Anbau auf dem niedrigsten Wert seit Jahrzehnten“, sagte Fritz Ernst. Für das kommende Jahr ging er sogar noch von einem stärkeren Rückgang auf rund 20000 Hektar aus. Als Gründe dafür nannte er die schlechten Erträge 2022 und 2023, sowie die Fläche, die für den Bedarf an Futter und Biogassubstrat verloren geht.
Dabei sollte man nach den Worten des Fachberaters allerdings nicht übersehen, dass Oberfranken nach wie vor gute Voraussetzungen für den Sommergerstenanbau bietet. Die Böden seien geeignet, die klimatischen Bedingungen passten trotz allem noch und die Landwirte seien leistungsfähig und hätten den Anbau im Griff. „Mälzereien und Brauereien sind vor Ort und de Landhandel ist auf Braugerste eingestellt.“ Damit werde in Oberfranken die von der Politik vielfach propagierte Aussage “farm to fork“ (vom Feld auf den Tisch“) durch kurze Verarbeitungswege direkt umgesetzt. Durch Vertragsanbau könne das Risiko zudem für alle Beteiligten begrenzt werden, wenn auch die Preisfindung ein schwieriges Kapitel bleibt.
Auch der Vorsitzende des in Kulmbach ansässigen Braugerstenvereins Oberfranken Hans Pezold zog ein gemischtes Fazit. Die Witterung habe den Anbau für die meisten Regionen erst viel zu spät zugelassen und die Saatbedingungen seien nicht optimal gewesen, so der Vorsitzende. Durch die Mitte Mai einsetzende Trockenheit mit einhergehend hohen Temperaturen seien die Triebe der ohnehin schwach bestockten Bestände noch einmal stark reduziert worden. „In die Abreife kamen dann die lang ersehnten Niederschläge, aber viel zu spät und zur Unzeit.“
Der Frust sei sehr groß, da es in manchen Gegenden die dritte schlechte Ernte in Folge war, sagte Hans Pezold. Dabei sei die Landwirtschaft durchaus in Vorleistung gegangen. Der Vorsitzende sprach von einer Verdreifachung der Düngekosten, von exorbitanten Diesel- und Maschinenkosten und auf der anderen Seite von ganz schwachen Naturalerträgen gepaart mit überschaubaren Qualitäten, die dann im schlimmsten Fall zu Futterpreisen abgerechnet worden seien. Hans Pezold: „Für die Landwirtschaft mehr oder weniger ein Totalschaden auf diesen Flächen.“
Noch schlimmer als das Wetter sei allerdings de ideologisch geprägte Politik, unter der die Bauern zu leiden haben. „Berlin richtet noch mehr Schaden an als das Wetter“, sagte der BBV-Kreisobmann Harald Peetz. Während er beim Wetter allerdings noch Hoffnung auf Besserung habe, gebe er die Hoffnung bei der Politik auf. Nach den Worten des stellvertretenden Kulmbacher Landrats Dieter Schaar leisteten die Braugerstenanbauer einen wertvollen Beitrag zur oberfränkischen Lebenskultur. „Ohne Braugerste kein Malz, ohne Malz kein Bier und ohne Bier keine Brauereien im Bierland Oberfranken.“
Aus den knapp 80 eingereichten Mustern wurden anhand verschiedenster Kriterien wie Eiweißgehalt oder Kornausbildung drei Bezirkssieger gekürt: Platz 1 erreichte die Gutsverwaltung Reitzenstein in Issigau (Landkreis Hof), Platz 2 Alexander Stöhr aus Röslau (Landkreis Wunsiedel) und auf Platz 3 landete Thomas Kraus aus Stadelhofen (Landkreis Bamberg).
Bilder:
1. 80
Muster wurden diesmal zur Braugerstenschau von
oberfränkischen Landwirten eingereicht, 50 kamen in
die Wertung und wurden bei der Braugerstenschau
ausgestellt.
2. „Die
Braugerstenernte 2023 ist in Ertrag und Qualität
bezogen auf den Vollgerstenanteil sehr schwach
ausgefallen“: Fritz Ernst vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg.
Raus aus der fossilen Nutzung / Präsident Felßner bei der öffentlichen BBV-Kreisversammlung in Hof
Dörnthal. Der Landkreis Hof hat in jeder Hinsicht eine hervorragende Ausgangsposition. Das hat Präsident Günther Felßner bei der öffentlichen Kreisverssammlung des BBV Hof in Dörnthal festgestellt. „Hier sind die Menschen überaus kreativ, erbringen außergewöhnliche Leistungen und schaffen die besten Voraussetzungen für die Zukunft“, sagte Felßner. Einzigartig sei Hof aber auch noch aus einem anderen Grund. Bayernweit einmalig stehe hier mit Elke und Ralph Browa aus Hirschberglein bei Geroldsgrün ein Ehepaar als Kreisbäuerin und Kreisobmann an der Spitze.
Rote und Gelbe Gebiete, Erosionskataster, Tierarzneimittelgesetz, der Borkenkäfer, Süd-Ost-Link, die FAL-BY-App: die Auflistung der aktuellen Probleme durch Kreisobmann Ralph Browa wollte scheinbar gar kein Ende nehmen. „Wir machen eine Baustelle zu und drei neue auf“, sagte er. Die Rahmenbedingungen passten nicht mehr, so die Bezirksbäuerin Beate Opel aus dem Nachbarlandkreis Kulmbach. Immer wieder neue Auflagen, immer mehr Bürokratie und ständig wachsende Herausforderungen: „Da verlieren viele die Lust.“ Aus der Berufung, Bäuerin und Bauer zu sein werde für viele einfach nur mehr eine Belastung. Als Beispiel führte sie das drohende Ende der Anbindehaltung an, gegen das der Bauernverband mit der Aktion „Rettet Berta vor dem Schlachthoff und Kleinbauern vor dem Aus“ ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt habe.
Auch BBV-Präsident Felßner nahm sich des Themas an. Er nannte die geplante Nutztierverhaltung einen “Generalangriff auf alle Tierhalter“. Seit 30 Jahren sei jeder neue Stall ein Laufstall. Damit sei klar, dass die Anbindehaltung von selbst ausläuft. Auch zu den Roten und Gelben Gebieten fand der Präsident klare Worte: „Das ist absoluter Schwachsinn“, sagte er. „Wir spüren doch alle, wie schräg und daneben das ist“. Auch ihm gehe es darum, das Grundwasser zu schützen, doch müsse dies Verursachergerecht geschehen. Landwirte dürften nicht in Sippenhaft genommen werden.
Felßner zählte in seiner Rede vier Eckpunkte auf, die er als Zukunftsfelder der Landwirtschaft bezeichnete: die Sicherstellung der Ernährung, die Produktion von Energie, die Dekarbonisierung und damit der Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien sowie der Erhalt der Lebensgrundlagen und der Schutz des Bodens. „Das sind die Funktionen, die wir als Landwirte künftig bedienen müssen“, sagte er.
Die Lösungen dafür lägen vor, sie müssten aber auch dringend umgesetzt werden, denn die Bevölkerung nehme weltweit gewaltig zu, die landwirtschaftliche Nutzfläche werde im Gegenzug weniger und 80 Prozent der Emissionen würden von 15 Prozent der Menschen erzeugt. Zu den 15 Prozent gehörten die Menschen der Industrienationen, also wir alle. „Unser Wohlstand beruht auf die Nutzung fossiler Energien, sagte Felßner und forderte ein „Raus aus der fossilen Nutzung“ und ein „Rein in eine grüne Zukunft“.
Zuvor hatte Landrat Oliver Bär ein Plädoyer für die Landwirtschaft in der Region gehalten. „Die Landwirtschaft hat Zukunft, weil sie auch Zukunft schafft“, sagte er. Die Kulturlandschaft werde sich verändern, so Bär. Land- und Forstwirte seien dabei unabdingbar. Gerade was den Waldumbau aufgrund der immensen Schäden im Frankenwald betrifft, müssten alle an einem Strang ziehen. Ganz wichtig sei es aber auch, dass die Bevölkerung dauerhaft den Wert der Landwirtschaft erkennt. Landrat Bär: „Wir würfen das Feld nicht anderen überlassen.“
Bild: Öffentliche Kreisversammlung des BBV Hof in Dörnthal (von links): Geschäftsführer Thomas Lippert, Kreisobmann Ralph Browa, Präsident Günther Felßner und Kreisbäuerin Elke Browa.
Drei Jahrzehnte Engagement und Leidenschaft für den ländlichen Raum / Schule der Dorf- und Flurentwicklung Klosterlangheim feierte 30. Geburtstag
Lichtenfels. Vom Flaggschiff der Dorferneuerung war die Rede, von einem Impulsgeber für den ländlichen Raum, von einer beispiellosen Erfolgsgeschichte und von 30 Jahren andauernder erfolgreicher Entwicklung: Die Schule der Dorf- und Flurentwicklung in Klosterlangheim bei Lichtenfels hat in einer Feierstunde ihren 30. Geburtstag gefeiert.
Dabei ist sie keine Schule im herkömmlichen Sinn. Die Einrichtung begleitet in Seminaren und Workshops Dörfer und Landschaften auf ihren Weg in die Zukunft, und zwar in allen Fragen der Dorferneuerung, in der Flurneuordnung, in der Integrierten Ländlichen Entwicklung oder bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“.
Drei derartige Einrichtungen gibt es in Bayern, eine in Plankstetten (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz), eine weitere in Thierhaupten (Landkreis Augsburg) und eben die in Klosterlangheim, ein Kirchdorf mit rund 400 Einwohnern, das heute zur oberfränkischen Stadt Lichtenfels gehört. Die Schule der Dorf- und Flurentwicklung (SDF) ist dort im Konventbau des ehemaligen Zisterzienser-Kloster Langheim untergebracht.
An die Gründungsversammlung am 29. September 1993 erinnerte bei dem Festakt Lothar Winkler, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins und Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Bamberg. Über 130 Interessierte seien damals zusammengekommen, um den Verein zu gründen. Über die Jahre betrachtet, habe fast jedes Wochenende ein Seminar stattgefunden, sagte er.
Roland Spiller, Referatsleiter Integrierte Ländliche Entwicklung und Flurneuordnung im Landwirtschaftsministerium sprach von drei Jahrzehnten Engagement und Leidenschaft für die Menschen im ländlichen Raum. Unter dem Motto „Gemeinsam erkennen, entwickeln und handeln“ würden in der bundesweit einmaligen Einrichtung die Bürger mitgenommen, sie seien eingeladen, sich einzubringen und die Entwicklungen vor Ort aktiv zu begleiten. Die Herausforderungen seien groß: Ernährungssicherheit, regenerative Energien, Klimawandel, Biodiversität. Bei all diesen Themen spiele der ländliche Raum eine entscheidende Rolle.
Anfangs sei die Dorf- und Flurentwicklung durchaus kritisch beäugt worden, erinnerte sich Klaus Reder, der Bezirksheimatpfleger vom Nachbarregierungsbezirk Unterfranken. „Man dachte, es gebe künftig keinen Platz mehr für Häslein und Gräslein“, so Reder. Die Angst der Heimatpfleger vor der Flurbereinigung sei groß gewesen. Mittlerweile habe man gelernt, dass Flurbereinigung, Dorf und Heimat bestens zusammenpassen.
Zum Festakt hatten die Verantwortlichen auch einen Film zusammengestellt, in dem zahlreiche beteiligte Personen, Kommunalpolitiker, Entscheidungsträger und Zeitzeugen über die Einrichtung sprachen. Holger Magel etwa, ehemaliger Chef der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Seinen Worten zufolge sei es von Anfang an das Ziel gewesen, dass Bürger ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und nichts von oben verordnet wird. Die Entwicklung der Schulde der Dorf- und Flurentwicklung bezeichnete er als sensationell. „Die Dörfer sind die Seele des Landes, was gibt es Wichtigeres, als sich um die Seele zu kümmern“, so Magel.
Bild: Trafen sich bei der Feierstunde zum 30-jährigern Bestehen der Schule der Dorf- und Flurentwicklung Klosterlangheim (von links): der stellvertretende Vorsitzende Lothar Winkler, der unterfränkische Bezirksheimatpfleger Klaus Reder und Roland Spiller vom Landwirtschaftsministerium.
Wildschäden durch Vögel nehmen zu / BBV: Jagdseminar zu rechtlichen Grundlagen im Schadensfall
Bayreuth. Jäger, Jagdpächter, Landwirt und Grundeigentümer: Wenn alle Beteiligten miteinander sprechen, ja vielleicht sogar zusammenwirken, dann gibt es draußen in der Flur auch keine Probleme. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich das Ergebnis des BBV-Jagdseminars in Bayreuth bringen. „Kommunikation ist das Wichtigste“, brachte es einer der Teilnehmer auf den Punkt. Dann sei bei einem Wildschaden auch eine gütliche Einigung vor Ort möglich. „Wenn man miteinander redet, dann erreicht man viel“, sagte Werner Kuhn, Sprecher der AG Jagdgenossenschaften in Unterfranken. „Der Idealfall ist immer eine gütliche Einigung“, so Torsten Gunselmann von der Hauptgeschäftsstelle des oberfränkischen Bauernverbandes in Bamberg.
Weil die gütliche Einigung halt nicht immer möglich ist, gibt es genaue Regelungen, die Gunselmann den Teilnehmern des Jagdseminars, Mitglieder von Jagdgenossenschaften und Grundstückseigentümer vorstelle. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Wildschadensschätzer. Knapp 50 gibt es in Oberfranken. Sie würden in der Regel vom Bauernverband geschult und der Unteren Naturschutzbehörde vorgeschlagen.
Ein Streitpunkt sei immer wieder, bei welchen Wildarten ein Schaden ersetzt wird, so der Referent. Doch genau das sei ganz klar im Bundesjagdgesetz und im Bayerischen Jagdgesetz geregelt. Die ganze Palette des Schalenwilds vom Reh bis zum Wildschwein, fällt darunter, ebenso Wildkaninchen und Fasane. Keinen Ersatz gebe es dagegen beim Fuchs und bei den Vogelarten, wie Krähen, Fischreiher, Möwen., Schwäne, Wildtauben, Wildenten, oder Wildgänsen. Die Vögel stellten sich in Oberfranken in den letzten Jahren allerdings als immer größer werdendes Problem heraus. Gerade im Maintal nähmen die Schäden massiv zu, sagte Gunselmann. Vor allem Schäden durch Gänse, Krähen oder Schwäne, weil sie alle keine natürlichen Feinde hätten. Wir setzen uns dafür ein, die Schäden zu regulieren, denn so kann es nicht weitergehen“, so der Referent.
Als weiteren Streitpunkt nannte Gunselmann die Frage, welche Kulturen bei Schadensfällen ersatzpflichtig sind. Doch auch das sei gesetzlich klar geregelt. Alle gängigen Kulturen auf Ackerland gehörten dazu, aber auch Anpflanzungen im Wald, der Aufwuchs bei Grünlandschäden und auch Streuobstwiesen. Nicht entschädigungspflichtig, oder zumindest nur dann, wenn intakte Schutzvorrichtungen vorhanden sind, seien „Garten- und hochwertige Handelsgewächse“. Dazu gehören Erdbeeren, Spargel oder Wein. Ganz schlüssig war es bei der Aufzählung allerdings nicht, warum Sonnenblumen nicht dazugehören, Raps dagegen schon. Ersatzpflichtig sind nach den Worten Gunselmanns grundsätzlich die Ernte, der Substanzschaden, also Wühlschäden oder Schäden an fest installierten Zäunen, sowie die Kosten der Schadensermittlung.
Überall zu hoch, wenn nicht sogar deutlich zu hoch, ist laut des letzten vorliegenden Verbissgutachtens die Situation im den Landkreisen Bayreuth, Hof und Kulmbach. Die Verbiss-Situation habe im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen und liege meist über dem bayerischen Durchschnitt, so Dieter Heberlein von der BBV-Hauptgeschäftsstelle. Tatsächlich war in den „Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“, wie das Verbissgutachten offiziell heißt, nicht nur die Rede von schwerwiegenden ökonomischen Auswirkungen für die Waldbesitzer, etwa durch hohe Kosten für dringend notwendigen Bau von Schutzzäunen, sondern auch von ökologischen Auswirkungen, zum Beispiel durch das Aussterben mancher Baumarten. Laut Gutachten, das immer im dreijährigen Turnus angefertigt wird, sind die Rehwildbestände in den Landkreisen deutlich angestiegen. Damit steigt natürlich auch die Verbiss-Problematik. Ein wichtiges Ziel des Gutachtens ist es, die behördliche Rehwild-Abschusspläne für die kommenden drei Jahre zu erstellen. Eine Konsequenz ist es deshalb, dass die Abschussempfehlung deutlich erhöht werden muss.
Oberfrankenweit gibt es nach den offiziellen Zahlen 670 Jagdgenossenschaften im BBV: Die meisten mit 126 im Landkreis Bamberg, die wenigsten mit gerade mal 28 im Landkreis Wunsiedel.
Aus dem Oberland für Deutschland: Christbaumsaison beginnt in diesen Tagen / Beste Qualität ohne Käferschäden - Mäßige Anhebung der Preise unumgänglich
Petschen. Eine geringfügige Preisanpassung muss sein, sagt Uwe Witzgall. Sie wird allerdings so moderat ausfallen, dass man sich auch heuer den Christbaum leisten kann, sagt der Landwirt aus Petschen oberhalb von Stadtsteinach. Seit mittlerweile elf Jahren baut der 53-Jährige auf rund 30 Hektar Fläche hauptsächlich Nordmanntannen, in geringerer Stückzahl auch Nobilis-Tannen, Blaufichten und Schwarzkiefern an und beliefert damit Händler in ganz Deutschland. Der Hof und die Plantagen liegen direkt auf der Fränkischen Linie auf rund 540 Meter über Normalnull.
Auch bei ihm sei alles teurer geworden. Allein bei den Netzen haben es Preissteigerungen um bis zu 25 Prozent gegeben. „Auch beim Lohn haben wir nachlegen müssen“, sagt er. Uwe Witzgall beschäftigt vier feste Mitarbeiter, drei weitere kommen in wenigen Tagen, wenn die heiße Phase startet, dazu. „Wir zahlen über Mindestlohn“, so der Landwirt. Anders seien gute und zuverlässige Kräfte gar nicht mehr zu bekommen. Die ganze Familie hilft ohnehin mit. Für Kopfzerbrechen sorgten derzeit noch immer die hohen Energiepreise. Außerdem habe der Gesetzgeber jetzt auch noch eine Ausweitung der Maut auf kleinere Transporter beschlossen.
Trotz der Trockenheit im zurückliegenden Sommer kann Uwe Witzgall all seinen Kunden eine hervorragende Qualität der Bäume garantieren. „Zumindest die größeren stecken das weg“, sagt er. Im Gegenteil: „Die Qualität der Nadeln ist top.“ Der Wuchs sei gut, der Regen im August habe nochmal für einen zusätzlichen Wachstumsschub gesorgt. Lediglich bei den Jungpflanzen habe die Trockenheit Spuren hinterlassen. Besonders bei den Blaufichten und den Nobilis-Edeltannen gebe es trockenheitsbedingte Ausfälle. Nordmanntannen seien dagegen sehr widerstandsfähig. „Die haben das weggesteckt“, so Uwe Witzgall. Nordmann-Tannen stehen auf 85 Prozent seiner Anbaufläche.
Derzeit sind er und seine Mitarbeiter vor allem mit Schnittgrün beschäftigt für Garten- und Grabbedeckungen sowie für Kränze beschäftigt. Aber schon in wenigen Tagen kommen die ersten Lkw zum Aufladen von Christbäumen. Viele Kunden wollten ihren Baum schon früh, weil er zum Beginn der Adventszeit bereits im vollen Schmuck erstrahlen soll. Das können Rathäuser, Ämter und Büros sein, oder auch Firmenkunden. Auch der große Baum, den der Porzellanhersteller Rosenthal in Selb aufstellt, wird von den Plantagen aus Petschen kommen.
Uwe Witzgall kann sich über Anfragen nicht beklagen., Kunden und Händler hätten ziemlich konstant bestellt, sagt er. Das ist gut so, denn andernorts gab es durchaus unwetterbedingte Ausfälle. In Polen etwa soll ein starker Frost großen Teile der dortigen Plantagen schweren Schaden zugefügt haben. Auch in Mittelfranken habe es aufgrund von Hagelschäden größere Ausfälle gegeben. Engpässe seien aber nicht zu befürchten, gibt Uwe Witzgall Entwarnung.
Auch der Borkenkäfer sei bei den Nordmann-Tannen kein Thema. Weil die Nordmann-Tanne ein Pfahlwurzler ist, lässt sie der Käfer in der Regel links liegen. Probleme bereitet dann schon eher das zunehmende Rehwild. „Die Zäune müssen in Ordnung sein, sonst kann es schnell richtig teuer werden“, sagt Uwe Witzgall. Deshalb muss er ständig die Zäune kontrollieren.
Einen Tipp hat Uwe Witzgall für alle Christbaumbesitzer: „Der gekaufte Baum sollte vor dem Aufstellen schattig und im Freien liegen, dann hält er am längsten“. In der Wohnung sollte anschließend ein kleines Stück abgesägt und der Ständer mit Wasser gefüllt werden. So hat man am längsten seine Freude an den Weihnachtsbäumen aus dem Frankenwald. Wie haltbar die Bäume aus Petschen sind, konnte man im zurückliegenden Jahr bei der Feuerwehr in Schwandt beobachten. Der dortige Baum sei so in Schuss gewesen, dass sein Stamm sogar noch als Spitze für den Maibaum zu verwenden war.
Wer Lust hat, sich seinen Baum selbst auszusuchen und eventuell sogar selbst zu schlagen, der kann am ersten, zweiten und dritten Adventswochenende, jeweils Samstag und Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr auf die Plantage zwischen Vorderreuth und Schwandt kommen und sich seinen Baum direkt beim Produzenten kaufen. Ansonsten gibt es Verkaufsstände mit den Bäumen von Uwe Witzgall in Kulmbach am Eulenhof bei Samen Hühnlein, aber unter anderem auch in Himmelkron, Stammbach, Wonsees, ganz neu in Hallstadt und sogar in der Ludwigstraße am Rathausbrunnen in Hof.
Auch Norbert Grass von Christbaumgrass in Wahl bei Presseck kann eine geringfügige Preiserhöhung nicht ganz ausschließen. „Ganz genau wissen wir es noch nicht, aber wenn, dann nicht viel.“ Auf jeden Fall will man versuchen, die Preise „mehr oder weniger“ zu halten. Ab Mitte November werde eingeschlagen, der Verkauf wird zum 1. Advent starten. Die Nachfrage werde so sein, wie alle Jahre, da werde sich nichts ändern.
Keine Spuren habe die Trockenheit bei Norbert Grass hinterlassen. „Die Kulturen schauen alle sehr gut aus.“ Angebaut würden ausschließlich Nordmann-Tannen. Deshalb sei auch der Borkenkäfer kein Thema. Die Tanne sei nicht der geschädigte Baum, ganz im Gegensatz zur Fichte. Gegen Rehwild könne man sich nur durch Zäune schützen, deshalb seien sämtliche Kulturen eingezäunt und würden regelmäßig kontrolliert. Die Christbäume von Norbert Grass gibt es ab 25. November ab Hof und ab dem 1. Advent auf den Plätzen, unter anderem in Helmbrechts, Münchberg (Rewe) und in Hof (Möbel SB-Halle in der Schaumbergstraße gegenüber dem Landratsamt). Sollte jemand früher einen Baum benötigen, sei es kein Problem, den frisch geschlagenen Baum direkt ab Hof abzuholen.
Günter Schmidt aus Heinersreuth bei Presseck beginnt ebenfalls in diesen Tagen mit dem Einschlag. Er geht davon aus, dass die Bäume „minimal teurer“ werden. Das bedeute maximal fünf Euro mehr pro Baum. Anders sei es nicht mehr machbar, gibt er zu bedenken, geht aber davon aus, dass die Nachfrage gleichbleiben werde. Trotzdem werde je nach Qualität für jeden Geldbeutel etwas dabei sein, ist sich Günter Schmidt sicher. Billige Bäume gebe es bereits ab 19 Euro, die teuersten Bäume aus seinem Angebot beziffert er auf 80 bis 85 Euro. „Das ist natürlich eine reine Qualitätsfrage.“
Auf die stehenden Bäume habe die Trockenheit des zurückliegenden Sommers keine Auswirkungen, bei den Jungpflanzen habe er allerdings über einem Drittel Ausfall. Mit Jungpflanzen meint Günter Schmidt die Bäume, die er heuer im Frühjahr gepflanzt hatte. Ursache für die Widerstandsfähigkeit der Tanne sei einmal mehr die Tatsache, dass es sich um einen Pfahlwurzler handle, dessen Wurzeln nach unten und nicht in die Breite gingen. Von den rund 10000 frisch gepflanzten Bäumen seien bestimmt 4000 kaputt gegangen.
Bei Günter Schmidt gibt es ebenfalls nur Nordmann-Tannen. Nobilis biete er wegen des ungleichen Wuchses nur noch als Schnittgrün für Gärtnereien an. Bei ihm seien weder Borkenkäfer noch Rehwild ein Thema gewesen. Der Borkenkäfer gehe ohnehin nicht an die Nordmann-Tannen und wegen des Rehwildes seien, wie bei den Kollegen auch, alle Kulturen komplett eingezäunt. „Ohne Zäune geht gar nichts“, so Günter Schmidt. Seine Bäume gibt es unter anderem in Bayreuth (Königsallee), in Hof (Holz Schödel) in Thurnau und natürlich ab Mitte November auch ab Hof in Heinersreuth.
Bilder:
1. Noch
ist alles ruhig, doch schon in wenigen Tagen wird
auf den Christbaumplantagen von Uwe Witzgall in
Petschen Hochbetrieb herrschen.
2. Direkt
auf der Fränkischen Linie liegen die Plantagen von
Uwe Witzgall in Petschen oberhalb von Stadtsteinach.
Das Beste fürs Tierwohl vom Kalb bis zur Kuh / Gesetzesentwurf zum Aus für Anbindehaltung würde Lichtenfelser Betrieb schwer treffen
Reundorf. Ob die Milchviehhaltung in den nächsten Jahren bei Familie Seelmann in Reundorf, einem Ortsteil von Lichtenfels, noch weiter betrieben wird, hängt maßgeblich von der Gesetzgebung auf Bundesebene ab: Wird die Anbindehaltung untersagt, sieht sich Stefan Seelmann gezwungen, die Milchviehhaltung für immer aufzugeben.
„Eigentlich wollte der Sohn den Betrieb weiterführen, doch das wird schwierig“, machen sich Stefan Seelmann und seine Frau Manuela keine Illusionen. „Uns werden so viele Steine in den Weg gelegt.“ Seit 40 Jahren ist er als Landwirt tätig, hat den Beruf von der Pike auf gelernt. „Und jetzt sind wir auf einmal draußen die Bösen“, schüttelt Stefan Seelmann beim öffentlichkeitswirksamen Stallgespräch zur Aktion „Rettet Berta vor dem Schlachthof und die Kleinbauern vor dem Aus“ mit dem Kopf.
Der Gesetzesentwurf zum Verbot der Anbindehaltung komme praktisch einem Berufsverbot gleich, sagt der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein. Das faktische Aus für die Anbindehaltung treffe die Familie Seelmann schwer, denn sie hatten den kleinen Anbindestall vor einigen Jahren sogar noch erweitert. „Wir machen das Beste fürs Tierwohl, vom Kalb bis zur Kuh“, ist der Betriebsleiter überzeugt.
Zusammen mit seiner Frau Manuela bewirtschaftet Stefan Seelmann den Milchviehbetrieb im Obermaintal im Haupterwerb. Auf rund 75 Hektar landwirtschaftlicher Fläche bauen sie hauptsächlich Futtergetreide, Silomais, Luzerne und Kleegras für die eigene Tierhaltung an. Auf dem Hof werden 33 Milchkühe in Anbindehaltung sowie rund 50 Tiere für die Nachzucht der eigenen Milchviehherde gehalten. Ein Stallneubau scheitert schon an der nicht vorhandenen Fläche, weil der Hof am Ortsrand an einer Seite an ein Hochwasserschutzgebiet grenzt und sich an der anderen Seite zu nahe an der Autobahn A73 befindet.
Mit Ausnahme der bei Bedarf zugekauften GVO-freien Eiweißkomponenten (GVO steht für gentechnisch veränderte Organismen), erzeugt der Betrieb sein Futter ausschließlich über die eigenen Flächen selbst. Die Milch vermarktet der Betrieb an die Milchwerke Oberfranken West in Meeder bei Coburg. Deren Vorstand Harald Reblitz zufolge stammten nur mehr vier Prozent der angelieferten Milchmenge aus Anbindehaltung. Allerdings kämen diese vier Prozent von 16 bis 18 Prozent der Betriebe, die regelmäßig liefern.
Zusätzlich zur Milchviehhaltung betreiben die Seelmanns noch eine kleine Schweinemast mit rund 30 Tieren, die direkt an einem örtlichen Metzger vermarktet werden. Die Einnahmen aus einer Photovoltaikanlage mit rund 50 kW auf dem Dach der Maschinenhalle ergänzen das Betriebseinkommen.
Kühe werden in Anbindeställen doch nicht misshandelt“, widersprach Kreisobmann Michael Bienlein den Aussagen mancher sogenannter Tierschutzorganisationen. Teilweise gehe es ihnen sogar besser, wusste er aus seiner 35-jährigen Tätigkeit als hauptberuflicher Betriebshelfer zu berichten. Keine Notwendigkeit, Anbindeställe zu verbieten sieht auch Kreisobmann Harald Peetz aus dem Nachbarlandkreis Kulmbach: „Irgendwann hört die Anbindehaltung doch von selbst auf, da mittlerweile ausnahmslos nur noch Laufställe gebaut werden.“ Außerdem gab Harald Peetz zu bedenken: „Hier weiß der Bauer noch, wie seine Kühe heißen, sie haben nicht nur eine Nummer, wie in manchen Großbetrieben.“
Bilder:
1. Familie
und Verbandsvertreter beim öffentlichkeitswirksamen
Stallgespräch zur Aktion „Rettet Berta vor dem
Schlachthof und die Kleinbauern vor dem Aus“.
2. Manuela und Stefan Seelmann im Stall, der erst
vor wenigen Jahren noch einmal erweitert wurde.
3. Kreisobmann Michael Bienlein war 35 Jahre lang
als Betriebshelfer tätig und kennt die Anbindeställe
in der Region.
Jagddruck nicht immer zielführend / Forum „Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth – Aussagen des BJV-Vizepräsidenten sorgten für Widerspruch
Mit seinen provokanten Thesen hat Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg (Bild links) beim Forum „Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth für Aufsehen gesorgt. Das jetzige Desaster in den Wäldern sei nichts anderes als die Folge früherer falscher Forstwirtschaft, sagte der Baron, der einer von drei stellvertretenden Vorsitzenden des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) ist.
Freiherr von Gemmingen-Hornberg, der sich selbst als „jagender Waldbesitzer“ bezeichnete, nannte es einen Trugschluss, dass immer höhere Abschusszahlen zum gewünschten Erfolg führen. Eine ständige Erhöhung des Jagddrucks sei nicht immer zielführend. „Die falsche Bejagung fördert die Waldschäden“, sagte er.
Insbesondere kritisierte von Gemmingen-Hohenberg die Schaffung von Monokulturen durch die Konzentration auf die Fichte. Auch die Jagd habe einiges falsch gemacht und sich vom Forst vor sich hertreiben lassen. Jetzt, wo die Kalamitäten über den Wald hereinbrechen, rufe man nach dem Jäger und glaube, dass man mit maximalem Jagddruck den Karren aus dem Dreck ziehen könne. Die Jäger seien jedenfalls bereit, den Waldumbau konstruktiv zu begleiten und mitzugestalten. Die vielgepriesene Jagdwende, die auch das Thema des „Forums Waldkontroversen“ war, müsse modern und zielgerichtet sein.
Der Sprecher plädierte dafür, wieder so viel Natur wie möglich im Wald zuzulassen, aber auch von der Ideologie der Verjüngung ohne Zaunbau wegzukommen. So ließen sich die waldbaulichen Fehlentscheidungen der zurückliegenden Jahre eventuell korrigieren. Nicht gerecht werde man mit dem Rezept, dass auf zunehmenden Wildschaden eine Abschusserhöhung folgen müsse.
Mit seinen Aussagen forderte Freiherr von Gemmingen-Hornberg erheblichen Widerspruch geradezu heraus. Da werde die Situation deutlich heruntergespielt, sagte Jagdvorsteher Georg Nützel. Auf die derzeitige Situation müsse man doch reagieren, Gelassenheit sei mit Sicherheit der falsche Weg. Man könne doch nicht den Waldbesitzern die Schuld in die Schuhe schieben, sagte Angelika Morgenroth, Vorsitzende der WBV Bamberg. Sie erinnerte daran, dass Monokulturen in den zurückliegenden Jahrzehnten Stand der Dinge gewesen seien. „Wir als Kleinstwaldbesitzer sind auf die Jagd angewiesen“; so Morgenroth. Ein weiterer Zuhörer sprach von schwerer Kost und bemängelte, dass der Bayerische Jagdverband offenbar kein Leitbild habe. „Wahrscheinlich sind wir ihm nicht wichtig genug“, so der Waldbesitzer.
Einig war man sich dagegen bei einer Forderung, die Silvia Backhaus (Bild links) vom Ökologischen Jagdverband aufgestellt hatte. Ihr ging es darum die Jagdzeiten zu verändern. „Wir sollten die Jagdzeiten nicht verlängern, sondern optimieren“, sagte sie. Damit konnte sich auch Freiherr von Gemmingen-Hornberg anfreunden. Einig wurde man sich mit einer Vorverlegung auf Mitte April aufgrund der Anpassung an die Vegetation. Schluss sollte am 31. Dezember sein, damit die Tiere eine mehrmonatige Ruhephase haben. Neu eingeführt werden sollte eine Sommerpause, mindestens von Mitte Juni bis Mitte Juli. Mit der Bayerischen Staatsregierung sei das aber leider nicht zu machen, bedauerte Silvia Backhaus. Da würden offensichtlich persönliche Jagdinteressen über das Gemeinwohl gestellt.
„Fakt ist, dass der Wald leidet.“ Mit diesen Worten hatte Gregor Aas, bisheriger Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens an der Universität Bayreuth, die „Waldkontroversen“ eröffnet. Die Schaffung naturnaher Mischwälder, die dem künftigen Klima standhalten und die Vielfalt der geforderten Waldfunktionen gerecht werden, das sei die Herausforderung der Zukunft.
Auch eine Publikumsfrage gab es: Sollte für einen erfolgreichen Waldumbau mehr oder weniger Wild als bisher erlegt werden. Deutlicher hätte die Antwort nicht ausfallen können: über 82 Prozent der Teilnehmer, die sich an der Frage beteiligt hatten, antworteten mit ja.
Glyphosat: Fluch oder Segen für die Landwirtschaft? / Naturschutzverbände lehnen Unkrautvernichtungsmittel ab – Bauernverband befürwortet den Einsatz
In der Europäischen Union wird aktuell darüber gestritten, ob Glyphosat für weitere zehn Jahre zugelassen sein sollte. Viele Landwirte würden das begrüßen. Das Mittel gilt weltweit als der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff und steht deshalb besonders im Brennpunkt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat keine gravierenden Bedenken geäußert. Glyphosat ist für die Direktbestellung nötig. Das Verfahren gilt als besonders bodenschonend, da es Humusabbau, Bodenerosion sowie Bodenverdichtung vermeidet. Allerdings ist Glyphosat auch nach Meinung vieler Wissenschaftler mitverantwortlich für die schwindende Artenvielfalt, vor allem bei Insekten. Daraus ergeben sich Risiken für Landwirtschaft und Obstbau. Statt auf Glyphosat sollte man auf schonendere Methoden setzen, so heißt es.
Glyphosat ist der am meisten und am besten überprüfte Wirkstoff und alle unabhängigen und seriösen Gutachten bestätigen keine schädlichen Wirkungen, sagt Harald Peetz, der Kulmbacher Kreisobmann des Bauernverbandes. Damit sei die Verlängerung der Zulassung so wie sie die EU plant nur der logische Schritt. „Dass unsere durch grüne Ideologien und durch eine Ablehnung der konventionellen Landwirtschaft geprägte Ampelregierung in Berlin wieder mal einen Sonderweg zu Lasten der Deutschen Bauern geht, haben wir in den letzten beiden Jahren leider schon öfters erlebt und es verwundert mich nicht mehr“, so Peetz.
Abgesehen davon, dass in Deutschland der weitaus größere Teil des Mittels nicht in der Landwirtschaft eingesetzt wird, sondern vor allem seine Anwendung in Privatgärten und Hofeinfahrten so wie bei der Bahn, dem Straßenbauamt und auf Flughäfen findet, dürfe Glyphosat von der Landwirtschaft in Deutschland nur vor der Saat oder nach der Ernte eingesetzt werden. Dadurch könne kein Wirkstoff in die Kulturpflanzen kommen. Wenn es also Rückstände in Lebensmittel geben sollte, müsse man sich die Herkunft der Grundprodukte anschauen. Denn, dass in anderen Ländern außerhalb der EU Glyphosat auch noch zur Abreifbeschleunigung eingesetzt wird, dafür könne der Deutsche oder Europäische Landwirt nichts. Oder, dass in Nord- und Südamerika und in Asien Pflanzen gentechnisch verändert würden, vor allem Soja, das nicht nur im Tiertrog landet, sondern auch direkt auf dem Teller, damit die Pflanzen Glyphosat verträglich sind und der Wirkstoff dann während der Vegetation eingesetzt werden kann. „Da wäre unsere Regierung in Berlin gefordert, dafür zu sorgen das solche Lebensmittel nicht auf den Europäischen Markt kommen und nicht nur die Deutschen Bauern durch immer neue Auflagen und Verbote zu benachteiligen.“
Für den Kreisobmann ist klar: „Es kann auch eine konventionelle Landwirtschaft ohne Glyphosat geben, aber die Nachteile für die Umwelt werden groß sein.“ Nachteile beim Humusaufbau, weil wieder mehr gepflügt werden muss, höhere Erosion, weil der Boden nicht mehr so lange bedeckt sein kann, mehr CO2 Ausstoß durch mehr Überfahrten mit der Egge oder dem Striegel bei der mechanischen Unkrautbekämpfung. Die Biolandwirtschaft habe diese Probleme jetzt schon. Daraus resultierte eine schlechterer CO-2-Fußabdruck und natürlich werde die Produktion teurer, was die heimische Landwirtschaft weiter schädigt und uns noch mehr von nicht nach deutschen Standards im Ausland produzierten Produkten abhängig macht. Peetz: „Wir wollen ja alle Lebensmittel aus der Region essen, aber das Kaufverhalten zeigt leider etwas anderes.“
„Glyphosat ist ein schönes Thema, wie wissenschaftsfremd und Ideologiereich die aktuelle Bundesregierung und besonders die Grünen agieren“, sagt Martin Baumgärtner, Landwirt aus UNterzaubach und stellvertretender BBV-Kreisobmann. „Nachdem wir die eigenen letzten Atomkraftwerke abgeschaltet haben und nun unseren fehlenden Strom mit grünen Atomstrom aus den Nachbarländern beziehen, komme der nächste Paukenschlag. „Ich hoffe nur, dass die Bahn und die Kommunen keine Ausnahmegenehmigung erhalten“, so Baumgärtner weiter. Grundsätzlich sei es mal wieder eine Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU und eine Egoistische Wählerbefriedigung der Grünen auf den Rücken der Landwirtschaft.
Eine grundlegend andere Position vertritt naturgemäß der Landesbund für Vogelschutz: Glyphosat sei lange als Wundermittel gegen Unkraut im Garten angepriesen worden, sagt Sprecherin Katrin Geyer von der Kreisgruppe Kulmbach. Doch es töte nicht nur Pflanzen, sondern nehme Tieren auch wichtige Nahrungsquellen und ihren Lebensraum. Die Anwendung des Wirkstoffs im Haus- und Kleingarten sei deshalb 2021 verboten worden. Leider sei Glyphosat damit nicht aus den Gärten verschwunden. Das Verbot gelte nämlich immer erst dann, wenn die Zulassung eines bestimmten Produktes ausläuft. Man könne Unkrautvernichter, die Glyphosat enthalten, also nach wie vor in Baumärkten und im Online-Handel kaufen. Zudem dürfte es noch eine unbekannte Menge solcher Mittel geben, die in Schuppen und Kellern der Gartenbesitzer lagern.
In Frankreich sei der Einsatz von Glyphosat im Haus- und Gartenbereich schon lange verboten. „Solch ein Verbot würde ich mir auch für Deutschland wünschen“, sagt Katrin Geyer. Wer der Natur etwas Gutes tun will, gärtnere also heute schon giftfrei, indem er zum Beispiel Nützlinge in seinen Garten lockt oder giftfrei gegen Unkraut vorgeht, zum Beispiel mit Brennesseljauche.
Ähnlich argumentiert der Bund Naturschutz: „Der BN lehnt die von der EU geplante Verlängerung der Zulassung von Glyphosat ab“, sagt Karlheinz Vollrath, 1. Vorsitzender Kreisgruppe Kulmbach. Der massenhafte Einsatz von Glyphosat gelte laut zahlreicher Studien als wahrscheinlich krebserregend für Menschen und als mitverantwortlich für das weltweite Artensterben. „Glyphosat muss endlich verboten werden“, so Karlheinz Vollrath.
Anstrengende Ausbildung, anspruchsvoller Beruf / 32 zukünftige Landwirte aus Ost-Oberfranken verabschiedet
Selbitz. 32 junge Leute aus dem östlichen Oberfranken haben ihre Ausbildung zum Landwirt erfolgreich abgeschlossen. Die zehn Frauen und 22 Männer stammen aus den Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach, Wunsiedel, einige wenige auch aus benachbarten Landkreisen. Bei einer Feierstunde in der Eventhalle Strobel in Dörnthal bei Selbitz wurden sie feierlich verabschiedet und erhielten ihre Zeugnisse. Urkunden gab es für die drei Jahrgangsbesten: Florian Eckl aus Stammbach, Patrick Ponader aus Tröstau und Alina Sendelbeck aus Creußen. Alle drei haben ihre Ausbildung mit der Gesamtnote 1 beendet.
Bei der Abschlussfeier hoben sämtliche Redner das hervor, was den Landwirt von vielen anderen Berufen unterscheidet. „Er ist Chemiker, Botaniker, Biologe, Tierpfleger, Tierarzt, Arbeiter und Unternehmer in einer Person“, brachte es Tim Schmidt vom Beruflichen Schulzentrum Hof auf den Punkt. Die duale Ausbildung besitze weltweit einen hohen Stellenwert, so Bernhard Grünewald, Leiter der Staatlichen Berufsschule in Bayreuth. Die Ausbildung biete die besten Voraussetzungen, Herausforderungen einer schnelllebigen Welt zu meistern. Trotzdem werde das duale System nur selten nachgeahmt, weil es anstrengend, teuer und aufwändig sei.
Der Nachwuchs werde aber auch dringend gebraucht, sagte der Hofer BBV-Kreisobmann Ralph Browa. „Wir sind froh über den Nachwuchs auf den Höfen, brauchen jede Arbeitskraft und auch der Maschinenring suche händeringend Betriebshelfer“, so Browa. Er gab den Absolventen fünf Dinge mit, die im Leben unabdingbar seien und die alle mit dem Buchstaben „H“ beginnen: Herz, Hirn, Handeln, Haltung und Humor.
Das Thema Lebensmittelsicherheit sei durch die aktuellen Krisen wieder in den Focus gerückt, sagte Burkhard Traub von der für die Ausbildung der Landwirte zuständigen Regierung von Oberfranken. Die angehenden Landwirte könnten nun ihren Beitrag dazu leisten, denn sie seien bestens darauf vorbereitet, Lebensmittel umweltverträglich zu erzeugen. Sie könnten damit einer überaus sinnhaften Tätigkeit nachgehen, die darüber hinaus auch abwechslungsreich wie kaum eine andere sei und die eine ausgewogene Work-Life-Balance ermögliche.
Auch Jürgen Becher vom Verband für Landwirtschaftliche Fachbildung (vfl) Hof ging auf das Thema Nahrungsmittelsicherheit ein. „Wenn wir alles auslagern, werden wir zu 100 Prozent abhängig sein“, sagte er. Das dürfe nicht das Ziel sein, denn nur die heimische Landwirtschaft könne volle Teller und eine dauerhaft sichere Versorgung mit Lebensmitteln gewährleisten.
Die erfolgreichen Absolventen sind:
Landkreis Bayreuth
Katharina Bär (Bindlach), Michael Görl (Waischenfeld), Tim Höme (Pegnitz), Tim Knörl (Weidenberg), Matthias Knörrer (Bindlach), Julius Läkamp (Goldkronach), Philipp Neidhardt (Mistelgau), Tobias Opel (Speichersdorf), Leonie Rauh (Hollfeld), Alina Sendelbeck (Creußen), Christoph Weber (Bindlach) und Lisa Wunderlich (Bad Berneck).
Landkreis Hof
Florian Eckl (Stammbach), Axel Hick (Weißdorf), Felix Kießling (Münchberg), Martin Köppel (Döhlau) und Emma Seiferth (Zell).
Landkreis Kulmbach
Franziska Bär (Neudrossenfeld), Marc Elsner (Neuenmarkt), Simone Schmidt (Kasendorf), Pascal Ströbel (Kulmbach) und Nicolas Trapper (Kasendorf).
Landkreis Wunsiedel
Julia Amann (Röslau), Michael Braun (Arzberg)Nico Grießhammer (Röslau), Patrick Ponader (Tröstau), Philip Spieler (Selb) und Moritz Wunderlich (Weißenstadt).
Weitere Landkreise
Jeremias Püttner (Schlammersdorf), Moritz Müller (Bad Lobenstein), Leonie Börner (Pullenreuth) und Anna-Lena Steuer aus dem Allgäu
Bild: Sie alle haben ihren Abschluss im Ausbildungsberuf Landwirt erfolgreich gemeistert und erhielten bei der Feierstunde für die Absolventen aus dem östlichen Oberfranken ihre Zeugnisse.
Landwirt: „Der wichtigste Beruf der Welt“ / 32 frischgebackene Landwirte aus Westoberfranken verabschiedet
Kronach. 32 Absolventen des Ausbildungsberufes Landwirt aus dem westlichen Oberfranken haben in Kronach ihre Urkunden und Zeugnisse erhalten. Für die „Freisprechungsfeier“ ist seit dem zurückliegenden Jahr die Regierung von Oberfranken statt wie vorher das jeweilige Landwirtschaftsamt zuständig. Hintergrund ist die Neuorganisation der Ämterstruktur im Jahr 2021. Lediglich die Berufsberatung liegt weiterhin in den Händen der Landwirtschaftsämter. Unter den 32 Absolventen aus den Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Coburg, Forchheim und Lichtenfels waren auch acht Frauen. Mit Isabell Zenk und Lukas Krapp kamen zwei der Jahrgangsbesten aus Scheßlitz im Landkreis Bamberg. Dritter unter den Jahrgangsbesten war Christian Dinkel aus Bad Staffelstein.
Isabell Zenk wurde gleichzeitig als Schulbeste ausgezeichnet. Sie hatte bereits eine Ausbildung zur Bankkauffrau erfolgreich absolviert. Doch in der Bank sei es ihr zu trocken gewesen, so dass sie kurzerhand eine Ausbildung zur Landwirtin machte, sagte Jörg Zinn, stellvertretender Schulleiter des Beruflichen Bildungszentrums in Coburg. „Von der Sparkasse zur Powerfrau in der Landwirtschaft“, so beschrieb es Jörg Zinn. Tatsächlich bewirtschaftet Isabell Zink zusammen mit ihrem Vater einen Mastbullenbetrieb bei Scheßlitz, darüber hinaus ist sie auch für den Maschinenring tätig und besitzt sogar den Jagdschein.
Einfach war die Ausbildung wohl für keinen der 32 Absolventen. Sie hatten alle im Corona-Jahr 2020 begonnen und mussten lange mit Online-Unterricht zurechtkommen. Doch das ist noch lange nicht die einzige Schwierigkeit. Wie der Prüfungsausschussvorsitzende Holger Heilingloh sagte, stammten immer mehr Landwirtschafts-Azubis nicht mehr aus landwirtschaftlichen Betrieben. So sehr das auch zu begrüßen sei, so wenig Hintergrundwissen über die Landwirtschaft sei bei diesen Auszubildenden vorhanden. Für viele Betriebe kein einfaches Unterfangen, zumal ja auch die Ausbildungsbetriebe weniger würden.
Trotzdem, Landwirt sei noch immer der wichtigste Beruf der Welt, so der Kronacher Kreisobmann Klaus Siegelin. In keinem anderen Beruf sei es möglich, Nahrungsmittel und Energie zu erzeugen, CO2 in der Fläche zu binden und gleichzeitig Natur- und Artenschutz zu betreiben. „Ihr könnt das alles und damit gehört euch die Zukunft“., rief der Kreisobmann den jungen Leuten zu. Ähnlich argumentierte Gerd Zehnter, Kreisvorsitzender des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf): Wenn Landwirte auch nur mehr 1,4 Prozent der arbeitenden Bevölkerung ausmachen, so seien doch über 50 Prozent der Fläche in Deutschland in Bauernhand. Damit habe die Landwirtschaft nicht nur eine Sonderstellung, sondern trage auch eine große Verantwortung.
„Die Bedeutung von Nahrungsmittelsicherheit ist uns allen vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen wieder so richtig bewusst geworden“, sagte Burkhard Traub von der Regierung. Doch Landwirte stünden noch für vieles mehr, für den Erhalt der Kulturlandschaft für das gesellschaftliche Leben auf dem Land, für ein aktives Dorfleben und eine lebendige Dorfkultur. Eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung bezeichnete Traub als bestmögliche Vorbereitung auf das künftige Berufsleben. Der stellvertretende Kronacher Landrat Gerhard Löffler gab den Absolventen noch mit auf den Weg, dass die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, nicht unterschätzt werden dürfe. An die Eltern appellierte er dabei, „die Jungen auch mal gewähren zu lassen“.
Die folgenden jungen Leute haben ihre Ausbildung zum Landwirt erfolgreich bestanden.
Landkreis Bamberg:
Sebastian Görtler (Oberhaid), Johannes Hänchen (Heiligenstadt), Lukas Krapp (Scheßlitz), Michael Rehner (Burgebrach), Vanessa Sauer (Heiligenstadt), Adrian Starklauf (Bamberg), Eva Willert (Burgebrach), Regina Wolf (Hallstadt) und Isabell Zenk (Scheßlitz).
Landkreis Bayreuth: Lukas Schatz (Aufseß.
Stadt und Landkreis Coburg:
Stefan Angermüller (Rödental), Knut Kettel (Rödental), Elias Thamm (Fürth am Berg) und Sarah Sandmann (Coburg).
Stadt und Landkreis Forchheim:
Lisa Dressel (Heroldsbach-Poppendorf), Jakob Endres (Forchheim), Patrick Galster (Leutenbach), und Johannes Heilmann (Hausen).
Landkreis Kronach: Marina Grebner (Wilhelmsthal) und Kristina Pfadenhauer (Pressig).
Landkreis Lichtenfels:
Christian Dinkel (Bad Staffelstein), Manuel Pfister (Weismain), Julian Schaible (Altenkunstadt) und Jakob Weis (Bad Staffelstein).
Aus oberfränkischen Nachbarlandkreisen wurden verabschiedet:
Marius Engel (Kalchreuth), Matthias Parsche (Eckenthal), Oliver Ehrlich (Untermerzbach), Jonas Vierling (Stettfeld), Marvin Roth (Heldburg), Walter Morgenstern (Thüngen) und Oliver Wolf (Uhlstädt-Kirchhasel).
Bilder:
1. Isabell Zenk gilt als Schulbeste des gesamten
Prüfungsjahrgangs. Dafür erhielt sie aus den Händen
des stellvertretenden Schulleiters Jörg Zinn aus
Coburg unter anderem eine Anerkennungsurkunde und
einen Geldpreis.
2. Diese jungen Leute aus den Städten und
Landkreisen Bamberg, Coburg, Forchheim und
Lichtenfels haben ihren Berufsabschluss zum Landwirt
erfolgreich absolviert.
BBV als Denkfabrik für die gesamte Gesellschaft / Kreiserntedank im Kronacher Land – Effelter feierte Apfelfest zum Dorfjubiläum
Effelter. Eingebettet in die Feierlichkeiten zum 800-jährigen Bestehen des Dorfes Effelter auf dem Höhenrücken des Frankenwaldes, hat der Kronacher BBV-Kreisverband sein Erntedankfest gefeiert. Gleichzeitig wurde das neue Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht und auch der traditionelle Apfelmarkt fand passend zu Erntedank statt, so dass die Dorfgemeinschaft und die örtlichen Vereine ein ganzes Wochenende lang auf den Beinen waren und mit ihren Aktivitäten viele Gäste von weither angelockt haben.
Einer davon war Günther Felßner. Große Worte fand der bayerische BBV-Präsident bei seiner Festansprache: „Wir als Landwirtschaft gehen in ein neues Zeitalter“, sagte er. Ernährung sowieso, Energie auch, dazu die Dekarbonisierung, also langfristig die Schaffung einer kohlenstofffreien Wirtschaft, um die Emissionen zu verringern, und natürlich auch der Schutz der Artenvielfalt, das alles sollen die Aufgaben der Landwirtschaft der Zukunft sein. „Das ist unser Green Deal, sagte Felßner: „Die Menschen ernähren, sie mit Energie zu versorgen, Erdöl in Kunststoffen zu ersetzen und unsere Lebensgrundlagen zu schützen.“ Der Bauernverband will dabei nicht mehr nur für die zwei Prozent der Landwirte tätig sein, sondern sich als „Denkfabrik in Sachen Nachhaltigkeit für die gesamte Gesellschaft“ verstehen. Auch mit der bayerischen Landwirtschaft hat Felßner Großes vor. Sie soll der erste Sektor sein, der CO-2-neutral produzieren wird, und das vielleicht sogar in Deutschland oder in ganz Europa.
Kreisobmann Klaus Siegelin hatte zuvor Alarm geschlagen, was den Zustand der Wälder im Frankenwald angeht. ER sprach von einer wahren Katastrophe. Ganze Täler und ganze Höhenzüge seien vom Borkenkäfer leer gefressen worden. „Der Käfer hat bei uns ganze Arbeit geleistet“, sagte Klaus Siegelin. Der Aufwand ganzer Generationen sei binnen weniger Jahre zerstört worden. Unmengen von Vermögen, Altersvorsorge und auch von Heimat seien praktisch vernichtet. Die wahren Folgen seien noch lange nicht absehbar.
Und auch auf den Feldern fiel die Bilanz im Kronacher Land nicht ungetrübt aus. Sonne satt bis Mitte August, dann aber sei die Ernte von den heftigen Niederschlägen jäh unterbrochen worden. „Aus Brotweizen und aus Braugerste wurde Futtergetreide“, sagte der Kreisobmann. So manche Hoffnung habe sich nicht erfüllt. Auch was die Rahmenbedingungen seitens der Politik angeht, zeigte sich Klaus Siegelin skeptisch und schließlich machen auch die gestiegenen Produktionskosten den Landwirten im Landkreis schwer zu schaffen.
Nichts gegen Vegetarier oder Veganer, so die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier. Wichtig sei aber doch die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit der Lebensmittel. Und da gehöre Fleisch eben auch dazu. „Niemand soll einem anderen vorschreiben, was er essen darf.“ Diese Auffassung vertrat der örtliche CSU-Bundestagsabgeordnete Jonas Geissler. Wenn Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in seinem Haus ein Fleischverbot ausgesprochen habe, so sei das ein Schlag ins Gesicht aller Bauern. Angesichts der vielen Probleme rief Landrat Klaus Löffler zu Mut und Optimismus für die Zukunft auf. „Es sind die Menschen unserer Heimat, die das Fundament des Miteinanders bilden.“
Am Rande des Kreiserntedankfestes wurde das neue Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht. Das ortsbildprägende Gebäude entstand während der zurückliegenden drei Jahre an Stelle der ehemaligen Schule und schlug mit knapp 1,3 Millionen Euro zu Buche. Nun liege es An den Menschen, das Haus mit Leben zu erfüllen, sagte Susanne Grebner, Bürgermeisterin der Gemeinde Wilhelmstal, zu der Effelter gehört. Vor dem Hintergrund eines überaus lebendigen Vereinsleben im Dorf machte sie sich allerdings wenig Sorgen über die künftige Auslastung des Hauses. In dem großzügigen, über 100 Quadratmeter großen Gruppenraum war zu Erntedank eine Ausstellung heimischer Äpfel zu sehen.
Bilder:
1. Zum
Erntedank war der ganze Ort auf den Beinen: Effelter
feierte nicht nur Erntedank, sondern auch ein
Dorfjubiläum.
2. Von
links: die Kronacher Kreisbäuerin Marina Herr,
Apfelkönigin Carina, BBV-Präsident Günthert Gelßner
und Kreisobmann Klaus Siegelin.
3. Neuer Mittelpunkt von Effeltrich: Zu Erntedank
wurde das künftige Gemeinschaftshaus seiner
Bestimmung übergeben.
4. Apfelausstellung
im Apfeldorf: Kaum zu glauben, wie viele
verschiedene Sorten es gibt.
Landfrauen stehen ihren Mann / Gemischte Erntebilanz beim Kulmbacher Kreiserntedankfest
Wirsberg. Die Landfrauen und ihre Arbeit standen im Mittelpunkt des Kulmbacher Kreiserntedankfestes, das der Bauernverband im Wirsberger Bürgerzentrum gefeiert hat. „Kinder, Küche, Kirche, das war einmal, heute sind wir auf Augenhöhemit den Männern auf den Bauernhöfen“ sagte die bayerische Landesbäuerin Christine Singer aus Murnau. „Die Landfrauen sind längst eine feste Größe“, so Kreisobmann Harald Peetz und Landrat Klaus Peter Söllner stellte fest: „Da hat sich wirklich viel getan, Landfrauen organisieren, übernehmen Verantwortung und überörtliche Aufgaben in Politik und Gesellschaft.“
Hintergrund für die zentrale Rolle der Landfrauenarbeit beim Kreiserntedank war, dass die Landfrauenarbeit im Bauernverband heuer ihr 75-jähriges Bestehen feiert. 1948, als in der Politik Frauen praktisch noch gar nicht vorkamen, war s der Bauernverband, der auf die Arbeit der Landfrauen setzte. Mit Christine Singer stellte sich erstmals im Kulmbacher Land auch die Landesbäuerin vor, die vor knapp einem Jahr in das Amt gewählt wurde. Sie hatte damals die Nachfolge von Anneliese Göller aus dem Bamberger Landkreis angetreten.
Die Erntekrone auf der reichhaltig geschmückten Bühne des Bürgerzentrums im Blick teilte Christine Singer jeder der vier Streben der Krone eine Funktion zu. Freude, Dank, Sorge aber auch Hoffnung, dafür stünden die vier Streben. Dank, „dass wir Mitarbeiter Gottes sein und die Schöpfung bewahren dürfen“, Freude über die aufgegangene Saat, Sorge vor dem, was der Landwirtschaft derzeit alles aufgebürdet wird und Hoffnung, dass es immer wieder weiter geht. Zusammenhalten könne dies alles das Miteinander von Bauern und Gesellschaft. Doch dafür brauche es den Dialog. „Wir müssen uns einmischen, in die Politik, die Vereine und Organisationen“, sagte die Landesbäuerin. Nur dann könne man imstande sein, die Herausforderungen anzunehmen und Veränderungen zu gestalten.
Zuvor hatte die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel beklagt, dass Erntedank vielen Menschen egal geworden sei. Viele Menschen hätten keinen Bezug zur Landwirtschaft mehr. Deshalb sollten die Berufskollegen ihre Höfe öffnen und immer wieder zeigen, „dass wir ehrliche und saubere Arbeit leisten“. Kirche und Bauern gehörten zusammen, denn sie seien über die Schöpfung verbunden, sagte Pfarrer Peter Brünnhäußer von der evangelischen Kirchengemeinde Wirsberg. Seinen Worten zufolge hatte die Corona-Pandemie auch ihr Gutes: „Viele Menschen haben die Natur wieder zu schätzen gelernt“.
Eine gemischte Erntebilanz zog Kreisobmann Harald Peetz. „Die Ernte im Kulmbacher Land war durchschnittlich, genau wie die Qualität“, sagte er und fügte an: „zumindest, wenn man rechtzeitig geerntet hat. Die nassen Tage Anfang August hätten dann doch einiges zunichte gemacht. Im Kulmbacher Land und speziell in Wirsberg genieße die Landwirtschaft schon noch die notwendige Wertschätzung, darauf legte Bürgermeister Jochen Trier Wert. Wer, wenn nicht die Bauern, sollten die Kulturlandschaft pflegen, wer stünde sonst für die Genussregion? Diese Fragen stellte Landrat Klaus Peter Söllner. Deshalb sei der Landkreis zwingend auf die Arbeit der Bauern angewiesen.
Als „solide Schlüsselbranche der gesamten Wirtschaft“ bezeichnete der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig (Freie Wähler) die Landwirtschaft. Er erinnerte daran, dass die Ernährungssicherheit und der Wohlstand immer abhängig von er Landwirtschaft seien. „Auch daran soll uns Erntedank erinnern“, so Rainer Ludwig. In Zukunft werde es ganz besonders auf die Landwirtschaft ankommen. Das stellte Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag, fest. Schließlich nehme die landwirtschaftliche Fläche weltweit ab, während die Bevölkerung gleichzeitig extrem ansteige. Schöffel: „Wir sollten deshalb alles daransetzen, dass wir auch in Zukunft noch unsere Bauern haben.“
Bilder:
1. Die
bayerische Landesbäuerin Christine Singer.
2. Karin Lauterbach und Lukas Tröger zeigten beim
Kreiserntedankfest, was die Genussregion so alles zu
bieten hat.
3. Von
links: Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel,
Landesbäuerin Christine Singer, die stellvertretende
Kreisbäuerin Gudrun Passing und Pfarrer Peter
Brünnhäußer.
4. Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel.
5. Von
links: Kreisobmann Harald Peetz, Landrat Klaus Peter
Söllner, Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel,
Landesbäuerin Christine Singer, MdL Rainer Ludwig,
die stellvertretende Kreisbäuerin Gudrun Passing und
MdL Martin Schöffel.
Wertschätzung und Anerkennung für die Arbeit der Bauern / Publikumsmagnet Landwirtschaft: Viele hundert Besucher beim Erntedank auf dem Fischlhof
Heroldsreuth. Zum ersten Mal nach vier Jahren gab es wieder den Tag der Landwirtschaft in Pegnitz. Diesmal aber ganz anders: nicht in der Christian-Sammet-Halle und auch nicht auf dem Marktplatz, sondern direkt vor Ort auf einem Bauernhof feierten die Interessensgemeinschaft und der Bauernverband das Erntedankfest.
Den Besuchern hat es gefallen. Viele hundert waren im Laufe des Tages nach Heroldsreuth auf den Fischlhof der Familie Strobl, einem biologisch ausgerichteten Nebenerwerbsbetrieb mit Direktvermarktung, gekommen. Weil Heroldsreuth aus genau zwei landwirtschaftlichen Betrieben besteht, machte auch der benachbarte Hof von Renate und Hermann Lehner mit und öffnete seine Stalltür. Das Angebot, Stall und Melkstand des konventionellen Milchviehbetriebs zu besichtigen, wurde rege in Anspruch genommen.
Tag der Landwirtschaft, das bedeutete auch zahlreiche Aktivitäten rund um den Bauernhof. Fast 40 Informations- und Verkaufsstände, Maschinenvorführungen, aber auch traditionelle Handwerkskunst und natürlich viele Angebote extra für Kinder. Da gab es einen Tretschlepperparcours und ein Getreideschatzbad, die Käserei Bayreuth präsentierte ihre Produkte anhand von Kostproben, die BBV-Landfrauen zeigten, wie man Butter selbst macht und die Jägervereinigung führte vor, wie sie per Drohne Rehkitze vor dem Tod rettet.
Kräuterpädagogin Monika Börner aus Münchs bei Betzenstein informierte über ihre segensreiche Arbeit und darüber, was man aus vermeintlichen Unkräutern alles machen kann. Imker Toni Herzing aus Büchenbach weckte die Begeisterung für heimischen Honig und Korbmacher Augustin Friedrich aus Altendorf zeigte live vor Ort, wie er seine Flechtwaren herstellt. Dazu gab es so ziemlich alles, was die Genussregion zu bieten hat: Pulled Beef Burger vom Biohof Brunner aus Kemnath, Eier von den Gebhardtshofer Weidehennen aus Weidenberg und Bauernhof-Eis von Rebekka Kießling und ihrer Eis-Manufaktur aus Münchberg. Dazu waren viele andere Zusammenschlüsse nach Heroldsreuth gekommen, die alle zusammen Landwirtschaft ausmachen: Der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz, das Amt für Landwirtschaft und der Landhandel unter anderem mit der BayWa.
„Zum ersten Mal feiert unser kompletter Weiler zu Erntedank einen Tag der Landwirtschaft“, freute sich Tanja Strobl, die den Fischlhof zusammen mit Ehemann Markus und der Familie bewirtschaftet. Ziel der Großveranstaltung sei es Landwirtschaft zu vermitteln und die Wertschätzung dafür in den Vordergrund stellen, so die Vorsitzende der Interessensgemeinschaft und frühere Kreisbäuerin Katrin Lang
Eröffnet wurde der Tag der Landwirtschaft mit einem ökumenischen Erntedankgottesdienst, den der evangelische Dekan Markus Rausch und die katholische Wortgottesdienst-Beauftagte Regina Schrembs in der Maschinenhalle feierten. Dort begrüßte Kreisobmann Karl Lappe später auch die Gäste. Ernährung sei das höchste Gut, auch wenn die Versorgung mit Lebensmitteln meist als selbstverständlich hingenommen werde, sagte er. Wie wichtig es sein kann, sich selbst zu versorgen habe die Energiefrage im Zuge des Krieges in der Ukraine gezeigt. Stilllegungspläne der Bundesregierung für landwirtschaftliche Flächen seien deshalb völlig unverständlich. „Diese Flächen fehlen am Ende für Ernährung und Energie und bringen nichts für das Klima.“
Wertschätzung und Anerkennung für das große Engagement und die harte Arbeit der Landwirte kam auch von Sandra Huber, der zweiten Bürgermeisterin von Pegnitz. Landrat Florian Wiedemann stellte klar, dass das alltägliche Arbeitspensum in der Landwirtschaft von keinem anderen Berufsstand übertroffen werde. „Wir machen alle eine saubere Arbeit, wir lieben unsere Tiere und wir wollen, dass es auch in Zukunft Landwirtschaft in Bayern gibt“, sagte die oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel.
Bilder:
1+2. Großer Andrang herrschte in dem kleinen Weiler
Heroldsreuth bei Pegnitz zum Tag der Landwirtschaft,
verbunden mit dem Kreiserntedankfest des Bayreuther
Bauernverbandes.
3. Auf ihren Schultern lag die wesentliche Arbeit
zum Tag der Landwirtschaft (von links): Katrin Lang,
Tanja Strobl, Hermann und Renate Lehnert mit ihren
Kindern Leonie und Emelie.
4. Wie kommt der Honig ins Glas? Bio-Imker Toni
Herzing aus Büchenbach sorgte beim Tag der
Landwirtschaft für Aufklärung.
Realismus statt Ideologie und Nostalgie: Nutzung ist der beste Schutz / Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken feierte auf Kloster Banz ihr 50-jähriges Bestehen
Kloster Banz. Gegen die Ausweisung weiterer Schutzgebiete und gegen Stilllegungspläne für den Wald hat sich der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ausgesprochen. Diese Herangehensweise an den deutschen Wald sei nostalgisch und ideologisch, aber nicht realistisch, sagte Aiwanger beim 50-jährigen Jubiläum der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken (FVO) auf Kloster Banz. Die Forstwirtschaftliche Vereinigung ist die Dachorganisation der zwölf oberfränkischen Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften mit zusammen rund 16500 Waldbesitzern und einer Fläche von etwa 115.000 Hektar Wald. Die Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften haben zusammen 60 hauptamtliche Mitarbeiter.
„Wir brauchen keinen dritten oder gar vierten Nationalpark in Bayern“, so Aiwanger. Klimaangepasste Wälder müssten gezielt durch menschliches Zutun geschaffen werden, sie entstünden nicht, indem man den Wald sich selbst überlässt. „Stilllegung ist keine Strategie“, sagte Aiwanger und rief dazu auf, die Gegner der Nutzung fachlich zu überzeugen.
„Völlig schräg“ sei es auch, wenn Brüssel jetzt wieder mit den Diskussionen beginne, ob Holz eine nachhaltige Energie sei und gleichzeitig auf fossile Energieträger setzt. „Welche Verrenkungen man macht, um Wälder still zu legen“, wunderte sich Aiwanger und sprach sich stattdessen für eine intensivere Waldwirtschaft aus. „Wir haben viel zu viel Holz in der Fläche stehen, liegen und vor sich hingammeln.“ Der Minister rechnete vor, dass ein Ster Brennholz 120 Liter Heizöl ersetzt. Deshalb sollte man nicht das zulassen, was ideologisch erwünscht, sondern das, was technisch machbar ist.
Kritik übte Aiwanger auch an der bayerischen Forstreform. Mit der Reduzierung der Reviere und der dadurch entstandenen viel zu großen Gebiete sei man deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Er forderte stattdessen mehr Personal, kleinere Reviere und eine höhere Betreuungsintensität.
Der Forstwirtschaftlichen Vereinigung bescheinigte Aiwanger eine unverzichtbare Arbeit, die Mitarbeiter würden nicht selten bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen. An die Waldbesitzer appellierte er, noch mehr die Öffentlichkeit zu suchen als bisher und die Menschen aufzuklären. „Wenn Ideologen über anderer Eigentum bestimmen, dann wird es gefährlich“. So Aiwanger.
Zuvor hatte der FVO-Vorsitzende Wolfgang Schultheiß (Großheirath) die wichtigsten Herausforderungen der Waldbesitzer für die kommenden Jahre aufgezählt. Die Wiederbewaldung der vom Borkenkäfer kahlgefressenen Wälder gehört genauso dazu, wie der Waldumbau hin zu klimatoleranten Baumarten. Gar nicht mehr so einfach sei es, die Motivation der Waldbesitzer aufrechtzuerhalten, da große Teile der Gesellschaft den Wald nur noch als Freizeit- und Naturparadies sieht. „Dieser Bewegung entgegenzuwirken, bedarf großer Anstrengungen und benötige viel Kraft.“
Vor dem Hintergrund des Einflusses radikaler Umweltverbände und der Regulierungswut der Politik werde die Arbeit der FVO in Zukunft noch wichtiger, sagte Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes. „Wir müssen viel mehr, als in der Vergangenheit unsere Interessen vertreten und mit der Gesellschaft kommunizieren“, so Ziegler. Weitere Herausforderungen sah er auch im Strukturwandel der Eigentümer und dem zunehmenden Beratungsbedarf der Waldbesitzer. Handlungsbedarf gebe es schließlich auch durch die Klimaerwärmung, die einen beschleunigten Baumartenwechsel notwendig mache.
Trotzdem habe die FVO allen Grund, positiv in die Zukunft zu blicken, so die bayerische Waldprinzessin Simone Brunner. Der Zusammenschuss habe sich als All-Round-Dienstleister bewährt und fünf Jahrzehnte lang erfolgreiche, vorausschauende und zukunftsweisende Arbeit geleistet.
Bilder:
1. Gruppenbild
zum 50. Geburtstag der Forstwirtschaftlichen
Vereinigung Oberfranken mit Wirtschaftsminister
Hubert Aiwanger den Vertretern aller
Waldbesitzervereinigung und
Forstbetriebsgemeinschaften aus dem
Regierungsbezirk.
2. Zum Festakt anlässlich der 50-Jahr-Feier der
Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken
begrüßte der Vorsitzende Wolfgang Schultheiß den
bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger
(links). Rechts im Bild: FVO-Geschäftsführer Jörg
Ermert.
Erntedank auf dem Fischlhof / Großveranstaltung im kleinen Heroldsreuth: Tag der Landwirtschaft in Heroldsreuth
Heroldsreuth. Nach vier Jahren Pause gibt es zum Erntedankfest heuer erstmals wieder einen Tag der Landwirtschaft in Pegnitz. Die im Zwei-Jahres-Turnus stattfindende Veranstaltung musste zuletzt Corona-bedingt ersatzlos gestrichen werden. Die Pause haben die Verantwortlichen zum Anlass genommen, den Tag der Landwirtschaft komplett neu aufzustellen. Er findet erstmals weder in der Christian-Sammet-Halle noch auf dem Marktplatz, sondern direkt auf einem landwirtschaftlichen Betrieb statt.
Genau genommen auf zwei Betrieben: dem Fischlhof der Familie Strobl und auf dem benachbarten Betrieb der Familie Lehner in Heroldsreuth. „Damit feiert der komplette Weiler zu Erntedank einen Tag der Landwirtschaft“, freut sich Tanja Strobl, die den Fischlhof zusammen mit Ehemann Markus und der Familie bewirtschaftet.
„Wir wollen Landwirtschaft vermitteln und die Wertschätzung dafür in den Vordergrund stellen“, sagt Katrin Lang, frühere Kreisbäuerin und Vorsitzende der Interessendgemeinschaft zum Tag der Landwirtschaft. Eröffnet wird die Veranstaltung um 11 Uhr mit einer Begrüßung durch Kreisbäuerin Angelika Seyferth, anschließend laden der evangelische Dekan Markus Rausch und der katholische Pfarrer Norbert Förster zu einem ökumenischer Erntedankgottesdienst in der Maschinenhalle ein. Gegen 13 Uhr werden Kreisobmann Karl Lappe, die zweite Bürgermeisterin von Pegnitz Sandra Huber und die Familie Strobl die Gäste begrüßen.
Bis mindestens 17 Uhr ist dann auf den beiden Höfen einiges geboten. An fast 40 Ständen können sich die Besucher informieren, Praktikern über die Schulter blicken oder das reichhaltige Sortiment der Genussregion probieren. Da kommen der Korbmacher Augustin Friedrich und der Rechenmacher Konrad Berner. Landtechnikunternehmen zeigen, wie moderne Melktechnik funktioniert. Die Bayernland-Käserei Bayreuth stellt ihr Sortiment vor, für Kinder gibt es einen Tretschlepper-Parcours, wobei die Schlepper später sogar verlost werden. Die Jägervereinigung zeigt, wie die Kitzrettung per Drohne funktioniert, der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz führt einen Klauenpflegestand vor und Imker Tini Herzing zeigt, wo der Honig herkommt und was man alles damit machen kann.
Eine ganz besondere Aktion im Milchjahr 2023 gibt es von den Landfrauen. Sie zeigen, wie man richtig ausbuttert, wie man Butter und Buttermilch selbst herstellt und bieten auch entsprechende Kostproben an. Dazu gibt es Pulled Beef Burger, Steaks, Bratwürste, Kaffee und Kuchen Bauernhofeis und alles, was die heimische Landwirtschaft zu bieten hat. “Ohne die Bauern wäre nichts auf dem Tisch“, das ist die Botschaft, die Tanja Strobl allen Besuchern beim Tag der Landwirtschaft mit auf dem Weg geben möchte. Auch der benachbarte konventionelle Milchviehbetrieb der Familie Lehner wird sich mit einem Tag der offenen Stalltür beteiligen und zur Besichtigung des Stalles und des Melkstandes einladen.
Der Fischlhof der Familie Strobl ist ein biologisch ausgerichteter Nebenerwerbsbetrieb mit Direktvermarktung. Vor allem die Vermarktung von Eiern und den entsprechenden Produkten von Nudeln bis zum Eierlikör ist einer der wichtigste Betriebszweige. Die Familie beliefert Bioläden, Cafés und Bäckereien in der Umgebung. Derzeit gibt es ein Hühnermobil mit rund 180 Tieren, Ende des Monats soll ein weiteres Hühnermobil dazukommen. Tanja Strobl ist ausgebildete Erlebnisbäuerin, die immer wieder auch Schulklassen das Thema Landwirtschaft näherbringt.
Der Tag der Landwirtschaft findet am Sonntag, 24. September von 11 bis 17 Uhr in Heroldsreuth 1, 91257 Pegnitz statt. Die Zufahrt ist von Pegnitz kommend nach Horlach und Nemschenreuth in Richtung Weidlwang und dann links ab nach Heroldsreuth.
Bild: Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Tanja Strobl vom Fischlhof und die frühere Kreisbäuerin und Vorsitzende der Interessensgemeinschaft Katrin Lang haben auf dem Fischlhof in Heroldsreuth die letzten Vorbereitungen zum Tag der Landwirtschaft am 24. September ab 11 Uhr getroffen.
Zentraler Anlaufpunkt für die Landwirtschaft der Region / Fast fünf Jahre nach dem ersten Spatenstich: Grünes Zentrum in Münchberg eingeweiht
Münchberg. Nicht nur der Name ist grün, es steckt auch viel Grünes drin, zumindest aus baulicher Sicht: das neue Grüne Zentrum in Münchberg ist in jeder Hinsicht ein Vorzeigeprojekt. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat das rund elf Millionen Euro teure Bauwerk am nördlichen Ortseingang von Münchberg am Donnerstag feierlich eingeweiht. In dem Gebäude haben das Amt für Landwirtschaft. Ernährung und Forsten Bayreuth-Münchberg, die Landwirtschaftsschule, der Bauernverband, der Maschinenring Münchberg und Umgebung sowie die Zentrale Vergabestelle der Führungsakademie eine neue Heimat gefunden.
Die Fassade ist aus Fichtenholz, die Natursteine stammen aus dem Fichtelgebirge, geheizt wird mit Pellets, das Klima wird mit Hilfe einer Geothermie reguliert. Auf den Dächern grünt und blüht es zwischen den Solarmodulen, der Innenhof auf der hinteren Seite ist ein Paradies für Insekten und sämtliche Parkplätze wurden versickerungsoffen gestaltet. Dazu wurden 30 neue Bäume und an die 300 neue Sträucher gepflanzt. Kaum ein Punkt, der nicht berücksichtigt wurde, kein Wunsch, der offen blieb.
Dabei gilt in Münchberg der Spruch „Was lange währt wird endlich gut“ in ganz besonderer Art und Weise. Schon im Oktober 2018 fand der erste Spatenstich statt, längst waren alle Mieter in das landkreiseigene Gebäude eingezogen. Doch die offizielle Einweihung ließ trotzdem lange auf sich warten. Corona-bedingt wurde sie immer wieder verschoben. Für die Verantwortlichen war es ein besonders gutes Zeichen, dass die Einweihung nun am Geburtstag der Landwirtschaftsministerin stattfand.
Michaela Kaniber nannte das Haus wundervoll und einzigartig. Besonders an der Verwendung des Baustoffes Holz fand sie großen Gefallen. Sie sparte in ihrer Rede aber auch nicht an Kritik an der Bundespolitik. Dort würden jetzt gerade die Gelder gekürzt, die am dringendsten benötigt würden. Gelder für den gebeutelten Wald beispielsweise, Gelder für den ländlichen Raum und für den ökologischen Landbau. „Gerade das Fichtelgebirge und der Frankenwald hätten jetzt die größtmögliche Unterstützung verdient“, sagte Michaela Kaniber. Rhetorisch stellte sie die Frage: „Wo bleibt die Verantwortung diese grünen Lungen zu retten?“ Kurz vor der Veranstaltung hatte Daniela Janker von der Bayerischen Forstverwaltung die Ministerin vom Ausmaß der Borgenkäferschäden in der Region informiert.
Auch, dass die Nutztierhaltung vom Bundeslandwirtschaftsministerium immer wieder in Misskredit gebracht werde, prangerte Michaela Kaniber an. Eine Reduzierung um 50 Prozent, wie von einer Staatssekretärin aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium ins Gespräch gebracht, käme in Bayern einer Katastrophe gleich. Es würde nichts anderes bedeuten, als dass rund 11000 landwirtschaftliche Betriebe innerhalb der nächsten fünf Jahre ihre Schotten dicht machen müssten. „Wir müssen uns wehren gegen diese grüne Ideologie, die Landwirtschaft ist der Problemlöser, nicht der Problemmacher“, so die Ministerin.
Sämtliche Redner in einer moderierten Grußwortrunde pflichteten dem bei und würdigten den Neubau als Gewinn für die gesamte Region. Das Grüne Zentrum sei in vielerlei Hinsicht ein Gewinn für die Stadt, sagte Bürgermeister Christian Zuber. Die räumliche Näher zu den anderen Organisationen sei ein Riesenvorteil für die tägliche Arbeit, so Geschäftsführer Daniel Seuß vom Maschinenring Münchberg. Nach den Worten von Behördenleiter Michael Schmidt ist der moderne und innovative Schulstandort Münchberg entscheidend für die Weiterentwicklung der Region. Wilhelm Böhmer, Direktor des Bauernverbandes für alle drei fränkischen Regierungsbezirke, sprach von einem „tollen Arbeits- und Beratungsumfeld“. Von der Gemeinschaft mit dem Amt, der Schule und dem Maschinenring könnten künftig alle Mitglieder nur profitieren.
Das neue Grüne Zentrum im Norden Münchbergs hat eine Nutzfläche von über 3000 Quadratmeter, in dem Gebäude arbeiten 80 Menschen.
Bilder:
1. Markantes
Bauwerk im Norden von Münchberg: Das neue Grüne
Zentrum beherbergt das Landwirtschaftsamt, die
Landwirtschaftsschule, den Bauernverband, den
Maschinenring und die Vergabestelle der
Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten.
2. Behördenleiter
Michael Schmidt, Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber, Peter Scherm vom Maschinenring, der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel und Landrat
Oliver Bär (von links) informieren sich auf einer
Bildschirmpräsentation über die Aufgabenbereiche der
Organisationen.
3. Andreas
Fickenscher vom gleichnamigen Backhaus in Münchberg
überreichte Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber eine Geburtstagstorte. Links im Bild Landrat
Oliver Bär.
Ampfer, Distel, Kreuzkraut: Mit „Rotoviper“ und „Rumbojet“ gegen Unkraut im Grünland / High Tech in der Landwirtschaft schont die Umwelt und macht die Arbeit effektiver
Bayreuth. Wie High Tech in der Landwirtschaft dazu beitragen kann, den Umweltgedanken zu fördern, Ressourcen zu schützen und gleichzeitig effektiver zu arbeiten, das haben der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz, die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks und das Amt für Landwirtschaft jetzt in Bayreuth eindrucksvoll demonstriert. Konkret ging es bei einem Feldtag auf dem Gelände der Lehranstalten darum, Unkraut auf Grünland möglichst wirkungsvoll zu bekämpfen und dabei den Herbizid-Einsatz auf ein Minimum zu beschränken.
Die beteiligten Partner hatten dazu drei Möglichkeiten aufgezeigt, der Einsatz von Heißwasser, der „Rotoviper“, eine Walze, die hochgeschossene Unkräuter gezielt mit Herbiziden benetzt und, ganz neu, den „Rumbojet“, der Unkräuter mittels eine Kamera punktgenau erkennt und via Herbizid bekämpft. Alle drei Möglichkeiten haben eines gemeinsam: Nicht mehr die gesamte Fläche wird mit Herbiziden gespritzt.
Notwendig sei die Bekämpfung von Ampfer, Distel und Kreuzkraut im Grünland schon immer gewesen. Nachdem im zurückliegenden Jahr der flächendeckende Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Dauergrünland verboten wurde, habe es jedoch dringenden Handlungsbedarf gegeben, erklärte Johannes Scherm, Geschäftsführer des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz.
Das Non Plus Ultra ist der „Rumbojet“, eine Neuentwicklung des Landtechnik-Herstellers Allgäu Automation, die der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz ab sofort seinen Mitgliedern dank einer Zusammenarbeit mit dem Nachbarring in Tirschenreuth anbieten kann. Das High-Tech-Gerät arbeitet nach dem Motto: „So viel Herbizid wie nötig, so wenig wie möglich“. Nach den Worten von Felix Grosch vom Amt für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg erkennen zwei Multispektralkameras mittels eingespeicherter Bilder Ampfer oder Kreuzkraut und bringen dem Pflanzenschutz punktgenau auf der zu bekämpfenden Pflanze aus. Bundesweit seien erst 80 Jets im Einsatz, in Oberfranken ist der Maschinenring Bayreuth der erste, der die neue Technik seinen Mitgliedern anbieten kann.
„Unser Ziel ist es, diese Technik auch bei uns zu etablieren“, sagt Johannes Scherm. Das Gerät schafft fünf Hektar und mehr pro Stunde und sei damit auch von der Effektivität unschlagbar. Laut Hersteller beseitigt das Gerät bis zu 80 Prozent der Unkräuter. Es vermeidet Narben und wirkt sich aufgrund des geringen Bodendrucks auch positiv auf die entsprechende Fläche aus. Im Vergleich zur Flächenbehandlung werden je nach Befall rund 90 Prozent der Spritzmittel eingespart, was zum einen die Kosten erheblich senkt und die Umwelt schützt.
Total chemiefrei sei die Bekämpfung mit Heißwasserthermie zwar möglich, die Flächenleistung sei aber eher begrenzt, so dass diese Methode nur im kommunalen Bereich, etwa auf Friedhöfen oder in Parks oder zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners Sinn macht. Immerhin arbeitet der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz schon seit fünf Jahren erfolgreich damit. Ein Mitglied des Maschinenrings habe den „Rotoviper“ im Einsatz, eine Art Walze auf zwei Rädern, die Unkräuter aufgrund ihrer Wuchshöhe selektiert und gezielt mit Herbizid benetzt. Die Nachfrage sei aber eher überschaubar, da man unterschiedliche Wuchshöhen von Grünland und Unkraut benötigt.
Beikräuter wie zum Beispiel die stumpfblättrige Ampfer müssen unter anderem deshalb bekämpft werden, weil sie wertvolle Futtergräser verdrängen, zu einer schlechteren Futterqualität führen und die Tiergesundheit beeinträchtigen. Verschiedene, im Grünland vorkommenden Kreuzkräuter enthalten höhere Konzentrationen an hoch giftigen Pyrrolizidin-Alkaloiden. Diese Stoffe sind besonders für Pferde und Rinder sehr giftig und führen zu akuten tödlichen Leberschäden.
Wer sich ein Bild vom Erfolg der Unkrautbekämpfung und den entsprechenden Mitteln dazu machen möchte, könne die entsprechenden Flächen auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth besichtigen, so Tobias Weggel von den Lehranstalten. Die Demonstrationsflächen befinden sich in der Nähe des Betonplattenweges vor dem Lehranstalten rechts ab und sind ausgeschildert.
Bild: High Tech auf Grünland: so futuristisch wird es schon bald in der Region aussehen, wenn Landwirte das Unkraut auf ihren Wiesen mit dem Rumbojet umweltschonend und ressourcenschonend bekämpfen.
Kostbares Gut Wasser optimal nutzen: App soll Landwirte bei der Bewässerung unterstützen / Kaum Bedarf im Kulmbacher Land
Kulmbach. Trockenheit und tropische Temperaturen bereiten der Landwirtschaft, Gärtnern, Waldbesitzern und auch den Winzern immer mehr Probleme. Vor allem Nordbayern ist von Hitze und Trockenheit betroffen. Abhilfe könnte die Bewässerung von bestimmten Anbauflächen schaffen. Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes Bayreuth/Kulmbach/Kronach winkt allerdings schon mal ab. In unseren Breiten würden die Felder bis auf wenige Sonderkulturen kaum bewässert.
Dem Landwirtschaftsministerium zufolge werden in Bayern aktuell etwa drei Prozent des Freilands bewässert. Im Vergleich zu anderen Ländern sei das ein geringer Wert. „Wir brauchen dennoch dringend intelligente Lösungen zur Bewässerung, damit die Obst- und Gemüsebauern vor allem in Nordbayern auch in Zukunft heimische Lebensmittel herstellen können, denn Wasser wird auch in Bayern immer mehr zum kostbaren Gut“, sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber vor wenigen Tagen bei der Vorstellung einer neuen Bewässerungs-App.
Sie hat das Ziel, Wasser möglichst sparsam einzusetzen. Die App wurde im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern und mit Unterstützung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft entwickelt. Das webbasierte Entscheidungsinstrument hilft den Landwirten und Anbauern, den besten Bewässerungszeitpunkt und die richtige Wassermenge genau zu berechnen. Dazu werden unter anderem Messdaten von 680 Wetterstationen, die Bodengüte, die genutzte Bewässerungstechnik und Daten zu der angebauten Kultur berücksichtigt. So lassen sich Ernteerträge und Qualitäten sichern und gleichzeitig der Wasserverbrauch auf das unbedingt erforderliche Maß begrenzen. Der Wassereinsatz soll so gesteuert werden, dass nur dann bewässert wird, wenn der zur Verfügung stehende Bodenvorrat aufgebraucht ist und die Pflanzen den Grad der Bodenaustrocknung gerade noch vertragen. Nur der von den Pflanzen durchwurzelte Bodenraum soll Wasser erhalten, nutzloses Versickern wird vermieden.
Und noch einen Vorteil soll die App laut einer Mitteilug bieten: Mit der App lasse sich nicht nur Wasser sparen. Die optimierte Bewässerung sorge auch dafür, dass die Düngung von den Pflanzen zuverlässig aufgenommen werden kann. Damit werde vermieden, dass mit dem nächsten Starkregen wertvollen Nährstoffe in tiefere Bodenschichten oder ins Grundwasser verlagert werden.
Außer den Spargelkulturen in Rothwind, den Obstkulturen in Lindenberg und einigen Erdbeerfeldern würden zumindest in der Region kaum irgendwelche Kulturen bewässert, sagt Harald Köppel vom BBV. Für den normalen Getreideanbau oder für den Anbau von Futter wäre das Bewässern viel zu kostspielig. „Bewässern ist teuer, da braucht man eine Frucht, bei der es sich trägt.“ Anders sei es im Nürnberger Knoblauchsland und auch in Niederbayern, wo auch schon mal der Körnermais oder Zuckerrüben bewässert werden. Was Oberfranken betrifft, so könne sich Köppel vorstellen, dass die Bamberger Gärtner oder auch die Kirschenanbauer um Forchheim herum entsprechende Bewässerungssysteme nutzen. Im Bayreuther, Kulmbacher oder Kronacher Raum spiele die Bewässerung aber kaum eine Rolle.
Was die Zukunft bringt, könne man allerdings nicht sagen. Vielleicht sei es eines Tages auch notwendig, die Felder zu bewässern, um überhaupt noch etwas zu ernten. Noch vor zehn oder 15 Jahren habe man ja auch hier nicht absehen können, dass Oberfranken mal zum Trockengebiet wird.
Die neue App ist für jeden Nutzer in vollem Funktionsumfang kostenlos und sowohl für die Nutzung am PC als auch über das Smartphone geeignet. Zur Bewässerungs-App gelangt man unter www.alb-bayern.de/app. Fundierte Informationen zur Handhabung des Entscheidungsinstruments wurden im Bewässerungsforum Bayern ausgearbeitet, zu finden unter www.alb-bayern.de/bef1.
Bild: Wasser möglichst sparsam einsetzen, das ist das Ziel der neuen Bewässerungs-App. Im Kulmbacher Land kommen derzeit Bewässerungssysteme allerdings kaum zum Einsatz.Landwirte lehnen umstrittene App ab / BBV Bayreuth diskutierte mit den Kandidaten zur Landtags- und Bezirkstagswahl
Bayreuth. Viele Landwirte sperren in diesen Zeiten ihre Hoftore für immer zu. Schuld daran sind eine überzogene Bürokratie, praxisfremde Auflagen, die politischen Rahmenbedingungen und das teilweise schlechte Image, das Bauern in der Gesellschaft haben. In einem Gespräch mit Kandidaten zur Landtags- und Bezirkstagswahl aller Parteien hat der Bauernverband in Bayreuth seine Forderungen und Probleme zur Sprache gebracht. Konsens war dabei, dass die Landwirtschaft vor Ort auch in Zukunft gebraucht wird, um die Menschen mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen.
Flächenstilllegungen seien da eher kontraproduktiv, sagte Kreisobmann Karl Lappe. „Die politische Vorgabe, vier Prozent der Fläche still zu legen versteht doch kein Mensch, wo die Fläche doch aktuell immer knapper wird“, schimpfte er. Das Thema Flächenstilllegungen sah er beispielhaft für viele andere Probleme, mit denen sich Bauern derzeit rumschlagen müssten. Sachkunde und gute fachliche Praxis stünden leider nicht mehr im Vordergrund, stattdessen hätten die „Theoretiker in den Amtsstuben“ das Sagen. Sie wollten den Bauern vorschreiben, wie sie ihre Fläche zu bewirtschaften hätten.
Als besonderes Ärgernis erwies sich dabei die neue FAL-BY-App, mit der die Angaben der Landwirte in ihren Förderanträgen nachgeprüft werden. Die App soll den Bauern helfen, die Flächenangaben im Mehrfachantrag stets auf dem aktuellen Stand zu halten und damit die Auszahlung der Fördergelder sicherzustellen. Hintergrund dafür ist die Einführung eines Flächenmonitoringsystems, das von der EU verpflichtend vorgeschrieben ist. Kern dieses Systems ist die Beobachtung landwirtschaftlicher Fläche mithilfe von Satellitendaten. Die Satelliten prüfen beispielsweise die angebauten Kulturen, die Vorgaben zur Mindestbewirtschaftung oder die Schnittnutzug auf Grünland.
So ist es zumindest gedacht. In der Praxis scheint die App allerdings alles andere als zu funktionieren. Sonnenblumen seien etwa als Getreide identifiziert worden, schmale Grundstücke seien erst gar nicht erkannt worden, so Landwirt Christian Hannig aus Hollfeld. Harald Galster, stellvertretender BBV-Kreisobmann aus Gefrees bemängelte, dass sich die App noch in der Erprobungsphase befinde, bei eventuellen Fehlern aber schon Sanktionen drohten. Harald Köppel, BBV-Geschäftsführer, sagte, dass die App viele Landwirte überfordere, besonders ältere Semester blieben auf der Strecke. Viele Bauern befürchteten auch eine Art Totalüberwachung.
Davon könne keine Rede sein, so Halil Tasdelen von der SPD. Gleichzeitig kritisierte der Landtagskandidat aber auch die zunehmende Bürokratisierung. Martin Schöffel, Landtagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses, gab an, dass auch weiterhin eine persönliche Überprüfung der jeweiligen Fläche durch einen Mitarbeiter des Landwirtschaftsamtes möglich sei. Der Mensch sollte auf jeden Fall das Heft des Handelns in der Hand haben, sagte Tim Pargent, Landtagsabgeordneter der Grünen.
Ablehnung kam dagegen von Stefan Frühbeißer von den Freien Wählern. Es könne nicht sein, dass immer jemand über einen sitzt und prüft, ob man alles richtig macht. Hier stehe die Landwirtschaft mit dem Rücken zur Wand. Ablehnung kam auch von der AfD: „Ich glaube nicht, dass den Bauern von einer App gesagt werden muss, was sie zu tun und lassen haben“, so Mario Schulze. Die Landwirte seien schließlich die Fachleute vor Ort. Er stehe deshalb für den Grundsatz: „So wenig wie möglich regulieren, so viel Freiraum wie möglich lassen“.
Als äußerst bedenklich bezeichnete es Kreisbäuerin Angelika Seyferth, dass sich die Gesellschaft immer weniger mit der Landwirtschaft identifiziert. Sie werde sich deshalb mit den Landfrauen weiterhin dafür einsetzen, dass aus der Projektwoche mit dem Titel „Schule fürs Leben“ ein eigenes Schulfach wird. Im Landkreis Bayreuth laufe die Projektwoche derzeit „mehr schlecht als recht“, weil der Aufwand für die beteiligten Betriebe so groß sei, dass er kaum mehr zu stemmen ist. Früher habe es ja auch das Fach Hauswirtschaft gegeben, sagte Angelika Seyferth, die auch dafür plädierte, landwirtschaftliche Themen in die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrern zu bringen.
Das sei auch dringend notwendig, so der CSU-Landtagskandidat Franc Dierl aus Speichersdorf. „Wir müssen den Menschen erklären, was Landwirtschaft bedeutet und dass die Milch nicht aus dem Supermarkt, sondern von der Kuh kommt.“ Alle sollten daran mitarbeiten, das Standing der Landwirtschaft zu verbessern, denn die Landwirte seien es schließlich, die für die Versorgung der Menschen zuständig sein. Dabei sei Oberfranken derzeit weit davon entfernt, sich selbst versorgen zu können.
Bild: BBV trifft Politik: Die Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes in Bayreuth diskutierte mit den Landtags- und Bezirkstagskandidaten über aktuelle Themen.
Mit Hirse gegen die Trockenheit / Landwirt Dominik Schmitt hat bei Kirchleus eine Versuchsfläche für Hirseanbau angelegt
Kirchleus. Von der Aussaat Mitte Mai bis Ende Juli so gut wie kein einziger Tropfen Regen und trotzdem vernünftige Bestände. Kaum eine Kulturpflanze schafft das. Eine Pflanze gibt es aber doch, die extrem trockenheitstolerant ist und die weltweit gerade deshalb oft angebaut wird.
„Hirse könnte gerade in Zeiten des Klimawandels eine sehr interessante Kultur für unsere Landwirte sein“, sagt Dominik Schmitt, Pflanzenbauberater beim Erzeugerring Oberfranken. In Danndorf bewirtschaftet er den Naturlandhof Schmitt, einen Naturlandbetrieb, am Stennesberg bei Kirchleus, direkt an der Straße nach Esbach hat er heuer im Internationalen Jahr der Hirse eine Versuchsfläche mit neun verschiedenen Sorten angelegt. „Wir wollten einfach mal verschiedene Sorten ausprobieren“, sagt er. Auf den Flächen seines Naturland-Betriebs baut Dominik Schmitt Rispenhirse für den Legehennen-Halter Michael Grampp aus Fölschnitz an, der damit die Futterration für seine rund 9000 Bio-Legehennen aufbessert.
Als sogenannte C4-Pflanze sei die Hirse besonders auch vor dem Hintergrund des Klimawandels und damit für risikobehaftete Trockenstandorte als Kulturfrucht interessant, so Dominik Schmitt. Gerade in den zurückliegenden Jahren habe sich gezeigt, dass Sommerkulturen, wie etwa die Braugerste, die erst im Frühjahr gesät werden, von der Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit wesentlich mehr geschädigt werden als Winterkulturen wie Backweizen, die im Herbst gesät und dann die Winterfeuchte wesentlich besser ausnutzen können.
Durch den Wegfall von Pflanzenschutzmitteln, beziehungsweise durch immer größer werdende Probleme mit „Ungräsern“ wie dem Ackerfuchsschwanz, gerate eine abwechslungsreiche Fruchtfolge immer mehr in den Fokus. Somit könne die Hirse mit ihrem hohen Durchhaltevermögen in Trockenperioden ein wertvoller Baustein einer abwechslungsreichen Fruchtfolge sein.
Auch Naturland-Berater Werner Vogt-Kaute sieht in der Hirse aufgrund ihrer guten Verträglichkeit von Trockenheit eine gute Option für Landwirte. Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen wie Buchweizen oder Amaranth seien bei der Hirse vor allem auch „vernünftige Erträge“ zu erzielen.
Hirse gilt als eine der ältesten und noch immer wichtigsten Kulturpflanzen weltweit. Die Kolbenhirse für den Wellensittich kennt man. Doch es gibt noch viele weitere verschiedene Arten, die Rispen-, Sorghum, Perl- und Teffhirse. Sie alle seien eine wichtige Nahrungsgrundlage in vielen Regionen, überwiegend in Asien und Afrika.
Vor dem Siegeszug der Kartoffel sei der Anbau von Rispenhirse bis in die Neuzeit hinein auch in Deutschland sehr bedeutend gewesen. In wenigen Regionen wie der Lausitz und Südostbayern sei sie noch im 20. Jahrhundert kultiviert worden.
Ein Problem stellt nach den Worten von Dominik Schmitt allerdings noch die Vermarktung dar. Darum sei es wichtig den Verbraucher auf die Hirse aufmerksam zu machen und zu Informieren. „Nur wenn ein Markt entsteht, kann die Hirse auch wirtschaftlich angebaut werden.“
Dabei gelte Hirse als sehr gesund. Sie habe hohe Gehalte an Vitaminen, Kieselsäure und Eisen und eigne sich hervorragend als glutenfreies Produkt für Menschen mit Zöliakie. Im Handel werde Hirse als gelb-goldene Hirsekörner angeboten, als Flocken, Schrot oder als Mehl. Hirse eigne sich darüber hinaus auch als Reis-Alternative für Beilagen oder Füllungen. Ihr milder Geschmack verträgt sich zudem gut mit verschiedenen Gemüsen in Suppen, Eintöpfen, Currys oder Salaten. Selbst im Müsli kommen Hirseflocken zum Einsatz. Neben der menschlichen Ernährung sei die Hirse auch schon immer als Geflügelfutter eingesetzt worden. Methionin sei die erste limitierende Aminosäure in der Öko-Geflügel- und Schweinefütterung.
Doch nicht nur für Biobetriebe sei Hirse interessant, aufgrund der hohen Trockenheitstoleranz sei Hirse auch für konventionelle Betriebe geeignet. Dominik Schmitt verweist auf die Körner- oder Sorghumhirse, die höhere Erträge liefern als die Rispenhirse und vollständig als Ersatz für Futterweizen, etwa in der Schweinefütterung dienen kann.
Bei einem Feldtag auf seinen Versuchsflächen hat er interessierten Landwirten die verschiedenen Hirsesorten vor wenigen Tagen vorgestellt. Janina Goldbach von der Landesanstalt für Landwirtschaft berichtete dabei über verschiedene Anbauerfahrungen und Pflanzenschutzexperten stellten den Einsatz von Biostimulanzien vor.
Bild: Dominik Schmitt auf seiner Versuchsfläche am Stennesberg bei Kirchleus, wo er neun verschiedene Hirsesorten angebaut hat.
Wald im Trockenstress / Trotz der Niederschläge der zurückliegenden Tage: Situation bleibt angespannt
Kulmbach. Die Wälder in der Region leiden stark unter Trockenheit. „Sorgenkinder“ sind vor allem die Nadelbaumarten Kiefer und Fichte. Aber auch alle anderen Bäume sind betroffen. Verfrühter Laubabfall, vertrocknete Kronenteile oder komplett absterbende Bäume sind als Stressreaktionen des Waldes nicht zu übersehen. Wie sieht die Situation im Kulmbacher Land aus?
„Derzeit überrollt uns eine riesige Borkenkäferwelle“, sagt Carmen Hombach (Bild links), Kulmbacher Stadtförsterin und Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. „Wir finden jeden Tag frisch eingebohrte Bäume, allein für die WBV arbeiten derzeit 10 Harvester-Gespanne.“ Die Trockenheit sei ein massives Problem für die Waldbesitzer. Die Fichten seien dadurch so geschwächt, dass der Käfer ein leichtes Spiel hat. Der Kiefer sei es ebenfalls zu warm, so dass auch sie nach und nach dem Prachtkäfer und den Kiefernborkenkäfern „Großer und Kleiner Waldgärtner“ zum Opfer fallen wird.
Die auf den durch Käfer entstandenen Kahlflächen gepflanzten jungen Bäume vertrocknen nach den Worten der Stadtförsterin größtenteils. Es gebe Ausfälle zwischen 30 und 100 Prozent je nach Standort, Lage und gepflanzter Baumart. „Dass der Klimawandel kommt, wussten wir, aber dass er sich in unseren Wäldern so massiv und so schnell auswirken wird, war für uns alle nicht absehbar“, so Carmen Hombach. „Wir stehen im Wald vor riesigen Herausforderungen und brauchen aufgrund der massiven, langen Trockenphasen neue Strategien, um die Wiederbewaldung zu schaffen.“
Die Trockenheit trifft uns leider in mehreren Punkten sehr schmerzlich, sagt Christian Dormann (rechts), Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Hollfeld, zu der auch weite Teile des Kulmbacher Landkreises gehören. Einerseits begünstige die Trockenheit die extreme Ausbreitung des Borkenkäfers der wiederrum Kahlflächen schafft. Genau auf diesen bekommen wir die nächste Folge extrem zu spüren. Auf den freien, ungeschützten Flächen verdunste durch das fehlende Waldklima viel mehr Wasser als normal. Dies komme noch erschwerend zum fehlenden Niederschlag hinzu. Diese Gesamtsituation sei gerade mit Hinblick auf die Schaffung eines klimatoleranten Zukunftswaldes mit Einbringung neuer Baumarten durch Pflanzung extrem schlecht. Christian Dormann: „Uns vertrocknen die Pflanzen auf der Fläche.“
„Gut, dass wir seit einigen Tagen vermehrt Niederschläge haben, wir erwarten davon schon einen positiven Effekt“, sagt Jens Haertel, Bereichsleiter Forsten beim Amt für Landwirtschaft Coburg-Kulmbach. Für den Wald könne es nichts Besseres geben. Trotzdem sei die Situation im gesamten Amtsgebiet relativ angespannt, so Jens Härtel. Innerhalb des Bereiches sei die Situation allerdings auch unterschiedlich. Da gebe es laubholzreiche Wälder mit Eichen, Buchen, aber auch die Fichtenwälder im Frankenwald. In letzteren seien die größten Schäden festzustellen. „Da ist es wichtig, dass man das Holz erntet, bevor der junge Borkenkäfer wieder ausfliegen kann.“ Die Situation habe bereits dazu geführt, dass in weiten Teilen vor allem im Landkreis Kronach Kahlflächen entstanden sind. Das sei schon deutlich mehr sichtbar als in den anderen Bereichen des Amtsgebietes.
Insgesamt sei „die Gesundheit der Wälder“ angespannter geworden. Das könne man vor allem am Zustand der Kronen festmachen. Dort seien dann weniger Nadeln, beziehungsweise Blätter vorhanden, als bei einem gesunden Baum. Die Trockenheit, die Wärme im Sommer, vor allem die Spitzentemperaturen von über 30 Grad hätten zugenommen und das könne man am Wald mittlerweile deutlich sehen. Es gebe kaum mehr eine Baumart, an der überhaupt keine Gesundheitseinschränkungen festgestellt werden kann, bei der einen mehr, bei der anderen weniger. „Der Klimawandel spiegelt sich in allen Wäldern in unterschiedlichen Ausprägungen wider.“ Um sich zukunftssicher aufzustellen, sollte man möglichst artenreiche und vom Alter unterschiedliche Bäume auf der Fläche haben. „Desto höher die Splittung, umso höher die Widerstandskraft.“
Den Frankenwald im Kronacher Landkreis bezeichnete Jens Härtel als bayernweiten Hotspot. Sowohl das Amt als auch die Bayerischen Staatsforsten setzten deshalb in diesem Bereich mehr Personal ein als anderswo. Im Kulmbacher Landkreis seien ebenfalls die Ausläufer des Frankenwaldes betroffen. Konkret nannte der Bereichsleiter die gemeinden Neuenmarkt und Presseck. Dort sei die Situation schwieriger als in anderen Bereichen, aber dennoch nicht ganz so schlimm, wie im Landkreis Kronach.
Bilder: Trotz der Niederschläge in den zurückliegenden Tagen: Der Wald leidet auch m Kulmbacher Land.
Weniger Bio durch Weidepflicht / „Bio-Bayern-Tour“ des BBV: Ökologisch wirtschaftende Milchviehhalter steigen mangels Fläche aus der Produktion aus
Kulmbach. Nach jahrzehntelangem Wachstum musste der Absatz bei Ökoprodukten im zurückliegenden Jahr erstmals einen Einbruch verzeichnen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Ein Grund für den Rückgang ist laut Bauernverband die EU-Öko-Verordnung, die ab dem kommenden Jahr verpflichtend eine Weidepflicht vorsieht. Diese Vorschrift, die besagt, dass die Kühe einen Zugang zu einer Weide haben müssen, war eines der beherrschenden Themen bei der „Bio-Bayern-Tour“, die jetzt auf dem Betrieb von Kerstin und Hermann Grampp in Unterkodach Station machte.
Eingeladen waren sämtliche Direktkandidaten für die Landtagswahl im Herbst. Ihnen stellte die Familie Grampp ihren Milchviehbetrieb vor, ihnen berichtete der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, was seinen Berufskollegen unter den Nägeln brennt. Landwirt Grampp kam schnell zur Sache: „Ein großer Teil der biologisch wirtschaftenden Milchviehbetriebe werden aussteigen“, sagte er. Hintergrund ist, dass die Flächen für die verpflichtende Weidehaltung meist gar nicht vorhanden sind, und wenn, dann alles andere als in Stallnähe.
Er selbst habe regelmäßig 50 der insgesamt 200 Tiere im ausgesiedelten Bereich seines Betriebes auf der Weide, hauptsächlich Trockensteher und trächtige Kalbinnen. Mehr geht nicht. Alle Kühe, die gemolken werden müssen, könne er mangels Fläche rund um den Bereich des 2008 errichteten Laufstalls am Ortsrand nicht ins Freie lassen.
Dazu muss man wissen, dass sich von den gut 200 Hektar Fläche, die von der Familie Grampp bewirtschaftet wird, nur ein kleiner Teil in seinem Eigentum befindet. Der weitaus größte Teil verteilt sich auf fast 200 Feldstücke von 34 verschiedenen Pächtern. Die Durchschnittsgröße eines Feldstücks liegt Hermann Grampp zufolge bei einem einzigen Hektar. Diese Konstellation ist so oder ähnlich in ganz Oberfranken, wenn nicht in ganz Franken, zu finden. Sollte die Weidepflicht so umgesetzt werden, würden alle großen Bio-Milchviehbetriebe wieder aussteigen, das befürchten die Verantwortlichen.
Harald Reblitz von den Milchwerken Oberfranken-West in Meeder bei Coburg – dorthin liefert Hermann Grampp seine Milch – geht davon aus, dass in Oberfranken 30 Prozent der Betriebe mit 50 Prozent der Fläche die Bio-Landwirtschaft aufgeben werden, wenn die Weidepflicht kommt. „Man wird Kompromisse finden müssen, andernfalls ist definitiv Schluss“, so Harald Reblitz. Er kritisierte besonders, dass die Politik auf der einen Seite die Zielvorgabe 30 Prozent Ökolandwirtschaft bis 2030 ausgegeben habe, sie den Biobauern auf der anderen Seite das Wirtschaften aber unnötig erschwere.
Nach den Worten von Referent Torsten Gunselmann von der Hauptgeschäftsstelle des Bauernverbandes in Bamberg arbeiten aktuell elf Prozent der insgesamt gut 9000 landwirtschaftlichen Betriebe im Regierungsbezirk ökologisch. Knapp 14 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche werde ökologisch bewirtschaftet. Damit liege Oberfranken voll im Trend, bei der Fläche sogar leicht über dem bayerischen Durchschnitt. Was den Anteil an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche angeht, hat der Landkreis Kronach die Nase vorn, Schlusslicht ist der Landkreis Bayreuth.
Zusätzlich verschärft werde das Problem der geforderten Weidehaltung bei kleinen Flächenstrukturen und oft beengten Hofstellen durch die Sommertrockenheit, da auf den Weiden in den fränkischen Regionen einfach kein Futter wächst. Auch Hermann Grampp würde sich deshalb Ausnahmen von der Weidepflicht wünschen. Sollte es keine Ausnahmen geben werde dies statt zu mehr, zu weniger Biobetrieben und vor allen Dingen zu einem Einbruch in der Öko-Tierhaltung führen.
Bilder:
1. Rund
200 Kühe tummeln sich im ausgesiedelten Laufstall
der Familie Grampp in Unterkodach.
2. Kandidaten
für die Landtagswahl im Herbst besichtigten den
Laufstall des Betriebes von Kerstin und Hermann
Grampp in Unterkod
3. „Kommt
die Weidepflicht, verlieren wir 30 Prozent der
Bio-Fläche“: Der oberfränkische BBV-Präsident
Hermann Greif (rechts) und Referent Torsten
Gunselmann vom Bauernverband diskutierten mit den
Direktkandidaten für die Landtagswahl.
ach.
„Ideologie schlägt Hirn“: Landwirte kritisieren krankes System / Trockenheit, Inflation, Ukraine-Krieg: Oberfrankens Bauern gehen von Mindererträgen aus
Buch am Forst. Die ausgebliebenen Niederschläge zwischen Mai und Mitte Juli sind bei den oberfränkischen Bauern das zentrale Thema. „Als Konsequenz daraus müssen unsere Landwirte in diesem Jahr mit niedrigeren Erträgen rechnen“, sagte der BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif bei der Vorstellung der Erntebilanz auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Angermüller in Buch am Forst bei Lichtenfels.
Die Trockenheit fordere in etlichen Getreidebeständen sichtlich ihren Tribut. Auch in Oberfranken reagierten die Feldfrüchte aufgrund der massiven Trockenheit und Hitze mit Mindererträgen. Dabei habe eigentlich alles ganz gut angefangen in diesem Jahr. Hermann Greif berichtete von einem kalten und nassen Frühjahr mit fast schon zu vielen Niederschlägen vor allem im April. Doch dann sei es ihm und seinen Berufskollegen so vorgekommen, als hätte jemand den Schalter umgelegt und ab Mai sei der Regen die absolute Ausnahme gewesen.
„Wir hatten einfach zu wenig Wasser“, sagte der BBV-Präsident. In nahezu allen Ecken Oberfrankens sei es zu trocken gewesen. Durch den Wassermangel hätten die Getreideähren automatisch kleinere Körner gebildet. Damit sei auch der Mehlkörper in den Körnern deutlich kleiner ausgefallen. Noch einigermaßen gut davon gekommen sei man bei Wintergerste und Winterraps. Diese Früchte seien noch am besten mit der Trockenheit zurechtgekommen und die Ertragserwartungen lägen noch auf durchschnittlichem Niveau.
Anders sehe es dagegen bei Weizen, Roggen und Triticale aus. Hier hätten die fehlende Wasserversorgung und Nährstoffaufnahme zu echten Problemen geführt. Auch bei den typischen Sommerkulturen wie Zuckerrüben, Körnerleguminosen, Kartoffeln oder beim Mais seien die Trockenschäden deutlich zu erkennen. Ganz besonders hab es die Braugerste getroffen. Einst als „Königin der Anbaufrüchte“ gefeiert, sei aufgrund der Probleme schon in den zurückliegenden Jahren die Anbaufläche erneut zurückgegangen, binnen Jahresfrist von 27000 auf mittlerweile nur noch 23200 Hektar.
Vor allem für die Futterbaubetriebe stelle das alles eine große Herausforderung dar. Auch in den Vorjahren seien die Erträge schlecht gewesen und so seien die Futterreserven mittlerweile aufgebraucht. Vor allen Dingen Silomais und Grünland seien ertragsmäßig stark unterdurchschnittlich ausgefallen. „Viele Betriebe sind deshalb auf Futtersuche oder bauen ihre Tierbestände ab“, sagte Hermann Greif.
Dabei ist de Trockenheit nur eines der Probleme, mit denen sich die Bauern herumschlagen müssen. Hohe Betriebsmittelpreise, hohe Dieselpreise, die Inflation, der Ukraine-Krieg, der die gesamte Wirtschaft beeinflusst und die noch immer weiter ausufernde Bürokratie sind weitere Probleme, die dafür sorgen, dass immer mehr Bauern resignieren und aufgeben.
Kein gutes Haar ließ Hermann Greif dabei an den agrarpolitischen Weichenstellungen aus Brüssel und Berlin. Er kritisierte beispielsweise das „Naturwiederherstellungsgesetz“ der EU, das die Landwirte künftig noch stärker in der Bewirtschaftung ihrer Flächen einschränken soll, die Pläne zur weiteren Beschränkung von Pflanzenschutzmitteln. Auch die von der Bundesregierung ab 2024 trotz Dürre und schwindender Versorgungssicherheit angekündigte Stilllegungspflicht stößt bei den Bauern auf pures Unverständnis. „Hier ist Bundesagrarminister Cem Özdemir auf dem Holzweg“, schimpfte der Präsident und weiter: „Ideologie schlägt offenbar das Hirn“. In keinem Beruf werde so hineinregiert, wie in die Landwirtschaft, kein Beruf werde so überwacht, wie die Landwirtschaft. „Das System ist vollkommen krank“, so Hermann Greif.
Bei der Vorstellung der Erntebilanz gab es allerdings auch positive Meldungen. So würden derzeit viele alte Kulturpflanzen wiederentdeckt. Landwirt Johannes Angermüller aus Buch am Forst hatte beispielsweise schon Zuckerhirse angebaut, auf 15 Hektar gedeiht die „Durchwachsene Silphie“ (Becherpflanze), die vor allem als Energiepflanze für Biogasanlagen genutzt wird. Erstmals zur Aussaat sei bei ihm heuer der Nutzhanf gekommen. In der Vergangenheit sei der Hanf insbesondere als Faserpflanze zur Herstellung von Textilien und Seilen verwendet worden. Heute würden die Bastfasern und die holzigen Teile des Stängels als Industriewerkstoff, in der Zell- und Papierindustrie sowie als Baumaterial genutzt. Aus den Samen werde Hanföl und Hanfmehl für die Lebensmittel und Futtermittelindustrie gepresst. Keine Rolle spiele beim Nutzhanf die Erzeugung von Haschisch und Marihuana aus den getrockneten Hanfblättern, da die angebauten Sorten auf einen ganz schwachen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabis) gezüchtet wurden und damit zur Verarbeitung als Rauschdroge völlig ungeeignet sind.
Bilder:
1. Im
Kulmbacher Land ist die Ernte in diesen Tagen voll
im Gange. Doch die Trockenheit macht vielen Bauern
einen Strich durch die Rechnung.
2. Landwirt
Johannes Angermüller aus Buch am Forst, BBV-Direktor
Wilhelm Böhmer, Kreisbäuerin Marion Warmuth, der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif,
Vizepräsident Michael Bienlein und Gabriel Lieb (von
links) von der BBV-Geschäftsstelle Lichtenfels
besichtigten ein Hanffeld im Landkreis Lichtenfels.
Fachleute sehen den Anbau von Nutzhanf als große
Chance für fränkische Betriebe.
Holzhacker, Helmtester, Hausbau: Forst und Holz im Focus / 6. Frankenwaldtag lockte tausende Interessierte in die Waldhauptstadt
Schwarzenbach am Wald. Sie trägt nicht nur den Wald im Namen, sie ist auch amtierender PEFC-Waldhauptstadt des Jahres: Die Stadt Schwarzenbach im Wald. Wo, wenn nicht dort hätte der Frankenwaldtag 2023 stattfinden sollen? Mehrere tausend Besucher waren auf das Gelände am Stadtrand in Sichtweite des Döbra-Berges, der mit rund 800 Meter höchsten Erhebung des Frankenwaldes, gekommen. Ziel war es zum einen, sich unter forstlichen Berufskollegen auszutauschen, zum anderen, die Themen Wald und Holz einer breiten Bevölkerung nahezubringen.
Nun war es freilich nicht der erste Frankenwaldtag, sondern der sechste. Doch zwischen dem fünften und dem sechsten Frankenwaldtag lagen coronabedingt sage und schreibe fünf Jahre. Höchste Zeit also, dass der Forst einmal wieder mit all dem Präsenz zeigte, was den Wald so ausmacht: viel Technik, schweres Gerät, Natur und Umwelt sowie jede Menge Information über all diejenigen Ämter, Behörden und Zusammenschlüsse, die mit den Themen verbunden sind, bis hin zum brandaktuellen Thema Heizen mit Holz.
Über letzterem lag allerdings ein dunkler Schatten: „Da hat man doch tatsächlich den Energieträger Holz infrage gestellt und darüber diskutiert, ob die energetische Nutzung von Holz eingeschränkt, wenn nicht gar verboten werden sollte“, wunderte sich Andreas W. Bitter, Präsident des Bundesverbandes „Die Waldeigentümer“ und damit oberster Privatwaldbesitzer in Deutschland. Der Professor hatte gleichzeitig die Schirmherrschaft über den Frankenwaldtag übernommen. In seiner Festrede beschrieb er das „Katastrophenszenario“, in dem sich der deutsche Wald gerade befinde und nannte den Frankenwald eine der am stärksten betroffenen Regionen, wenn man vom „Waldsterben 2.0“ spreche. Während er der Forstpolitik des Bundes ein schlechtes Zeugnis ausstelle („Das ist keine sachgerechte Politik“), lobte er den bayerischen Weg mit dem erst vor wenigen Tagen geschlossenen Waldpakt. „Ich bin mir sicher, dass im Freistaat die Weichen richtig gestellt werden“, sagte er.
Das ist auch dringend notwendig: „Überall sehen wir die Narben in unserer Landschaft“, so der Hofer Landrat Oliver Bär. Wenn man die gewohnte Kulturlandschaft der nächsten Generation übergeben möchte, dann müsse man jetzt handeln und gemeinsam anpacken. „Unsere Region ist es wert, dass wir uns für sie einsetzen“, sagte Oliver Bär. Ein Baustein dafür soll das neue Naturparkzentrum sein, dass die Landkreise Hof, Kronach und Kulmbach in dem ehemaligen Gasthof „Fels“ am Schnittpunkt der drei Landkreise, direkt an der Bundesstraße B173 errichten wollen.
Auch der Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes Josef Ziegler bezeichnete den Frankenwald als Epizentrum des Wandels. Der Wiederaufbau des Waldes müsse zum Gemeinschaftsprojekt der Region werden, forderte er. Notwendig dazu werde neben dem Wechsel der Baumarten auch die konsequente Jagd sein.
Wie dramatisch die Situation aktuell ist, machte Manfred Kröninger, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten, deutlich. Allein in den beiden hiesigen Forstbetrieben Nordhalben und Rothenkirchen seien derzeit 50 Harvester-Züge im Einsatz. „Unsere Strategie ist es prinzipiell, den Wald zu erhalten“, sagte Manfred Kröninger. Neben millionenschweren Investitionen in die Borkenkäferbekämpfung gehörten dazu auch Investitionen in die Ausbildung junger Forstwirte. Zehn Azubis habe der Forstbetrieb Rothenkirchen derzeit, ab September kommen drei weitere an der neuen Ausbildungsstätte Schwarzenbach am Wald dazu.
Das freut vor allem auch den Bürgermeister Reiner Feulner. „Wir leben Wald und Holz“, bekräftigte er. PEFC-Waldhauptstadt sei dabei nicht nur irgendein beliebiger Titel. Er bescheinige vielmehr, dass die Stadt in besonderer Form für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung engagiere und auf eine langjährige Bewirtschaftung ihrer Wälder nach den PEFC-Standards zurückblicken könne.
Bilder:
- Mehrere tausend Besucher waren zum 6.
Frankenwaldtag nach Schwarzenbach am Wald gekommen,
um sich über alle Themen rund um Forst und Holz zu
informieren.
- Große Maschinen, schweres Gerät: „Forstwirtschaft
live erleben“ wurde beim Frankenwaldtag
großgeschrieben.
Die maßgeblichen Akteure des Frankenwaldtages in Schwarzenbach am Wald (von links): Amtschef Michael Schmidt, die bayerische Waldkönigin Antonia Hegele, Waldeigentümer-Präsident Andreas W. Bitter, Urban Treutlein, der stellvertretende Leiter der Bayerischen Forstverwaltung, Bürgermeister Reiner Feulner, Landrat Oliver Bär, Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes und Manfred Kröninger von den Bayerischen Staatsforsten.
Landwirte wollen Projektwoche mit Leben erfüllen / Landwirtschaftsazubis beim Praxistag „Schule fürs Leben“ – Kreisbäuerin sucht potentielle Nachahmer
Schönlind. „Landwirtschaft ist weder Bullerbü, noch Massentierhaltung.“ Das sagt Karin Reichel, Kreisbäuerin von Wunsiedel. Sie gehört zu den ganz besonders Engagierten, wenn es darum geht, Schülern Landwirtschaft zu vermitteln. Rund 25 Schulklassen hat sie so pro Jahr auf ihrem Hof in Reicholdsgrün. Weil sie so engagiert ist, liegt es ihr besonders am Herzen, weitere Mitstreiter zu gewinnen. So veranstaltete sie mit dem Bauernverband einen Praxistag, zu dem die Schüler eingeladen wurden, die das Berufsgrundschuljahr in Münchberg besuchen. Ziel war es, den einen oder anderen zu gewinnen, der eventuell auf dem elterlichen Betrieb ebenfalls das Konzept „Schule fürs Leben“ in die Tat umsetzt.
Es sollte aber keine trockene, theoretische Veranstaltung mit den Absolventen des Berufsgrundschuljahres sein. Vielmehr wurde der Besuch einer Schulklasse originalgetreu durchgeführt. Vom Aussteigen aus dem Schulbus bis zur gemeinsamen Brotzeitt auf dem Hof. Richard Schübel, Seniorchef auf dem Schübelhof in Schönlind bei Wunsiedel, hatte seinen Betrieb dazu geöffnet und so gab es verschiedene Stationen, wie etwa: „Woher kommt das Frühstücksei?“, „Biogas – Energie aus der Landwirtschaft“ oder „Gesund und lecker, was steckt in unserem Essen“.
„Schon seit 20 Jahren gehen Landfrauen in die Schulen“, erläuterte Karin Reichel. Das Projekt „Erlebnisbauernhof“ sei der Einstieg gewesen, um Schule und Bauernhof zusammen zu bringen. Leider habe es nicht zu dem immer wieder geforderten Schulfach „Lebensökonomie und Alltagskompetenzen“ gereicht. Statt dessen habe es die Projektwochen „Schule fürs Leben“ gegeben und diese gelte es nun von Seiten der Landwirte mit Leben zu erfüllen.
Bevor es andere tun, möchte man sagen, denn auch andere Anbieter sind zugelassen, die verpflichtende Projektwoche einmal in der Grundschule, einmal danach zu veranstalten. „Wenn wir es nicht schaffen, ein Angebot zu unterbreiten, wird die Projektwoche anders durchgeführt und das vielleicht nicht in unserem Sinne“, so Karin Reichel. Die Bauern sollten dahinter sein, Kinder an die Landwirtschaft heranzuführen und ihnen Themen wie Gesundheit, Haushaltsführung, Ernährung und Verbraucherverhalten nahe zu bringen.
Ganz wichtig für alle potentiellen Anbieter der Praxiswoche „Schule fürs Leben“: Die Hürden sind bewusst niedrig gehalten worden. Der Betrieb muss nicht speziell qualifiziert oder zertifiziert sein, eine ausgebildete hauswirtschaftliche oder landwirtschaftliche Kraft sollte allerdings schon vorhanden sein.
„Vorbereitung ist die halbe Miete“, gab Karin Reichel den potentiellen Nachahmern der Projektwoche mit auf dem Weg. So gelte es zunächst einige Schwerpunkte abzufragen, auf die man sich konzentrieren möchte, Sitzgelegenheiten bereitzustellen, den Schulbus persönlich an der Hofeinfahrt zu empfangen und den Schülern einige „Bauernhofregeln“ zu erläutern. Vorsicht vor laufenden Maschinen und Fahrzeugen, immer in der Gruppe bleiben, Tiere ansprechen, bevor man sie anfasst, das alles sind solche Bauernhofregeln.
Auch die Verantwortlichen auf den Betrieben kämen manchmal aus dem Staunen nicht heraus, etwa wenn es tatsächlich Schüler gibt, die noch nie ein Naturjoghurt gesehen und gegessen haben, die nicht wissen, dass man Brot mit Kräutern essen kann, oder die nicht so recht erklären können, wo das Ei herkommt. Und noch einen wichtigen Tipp hatte Karin Reichel für alle Betriebsleiter: „Hunde und Katzen bitte einen Vormittag wegsperren, sonst ist die Aufmerksamkeit dahin.“
Ansprechpartner für alle Interessen der Projektwoche ist die örtliche Geschäftsstelle des Bauernverbandes. Natürlich findet das Ganze nicht für Gotteslohn statt. Für eine dreistündige Unterrichtseinheit, also üblicherweise von 9 bis 12 Uhr gibt es 220 Euro, Geld, das die Schulen bezahlen müssen und selbst mit dem Kultusministerium abrechnen können.
Bild: Einmal ein Huhn anfassen, nicht jeder traut sich das. Kreisbäuerin Karin Reichel zeigt beim Praxistag Schule fürs Leben in Schönlind, wie man es macht.
Tierhaltung im Kreuzfeuer / Nur die Grünen beteiligten sich nicht an der Diskussion um die Zukunft der Landwirtschaft – Spitzengespräch auf dem Betrieb der Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel
Neufang. Nur die Grünen hatten trotz Einladung keinen Vertreter geschickt, zum Politikergespräch des Bayerischen Bauernverbandes auf den Betrieb der Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel in Neufang bei Wirsberg. Sowohl von der CSU als auch von den Freien Wählern, der SPD den Linken, der ÖDP und der AfD waren entweder die Direktkandidaten zur Landtagswahl im Herbst oder zumindest ein Vertreter anwesend, um mit der Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes über die Probleme des Berufsstandes zu diskutieren.
Dabei entzündete sich die wesentliche Kritik an der Politik der Grünen und vor allem an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Die Zukunft der Tierhaltung in unseren Breiten war dabei eines der beherrschenden Themen. „Jeder muss sich klar machen, dass wir eine eigene Lebensmittelversorgung im Land brauchen“, sagte Martin Schöffel (CSU). Das Gegenmodell dazu sei das, was Özdemir praktiziere. Schöffel appellierte an alle Politiker, die Tierhaltung besser zu unterstützen. Die Fleischverbote im Bundeslandwirtschaftsministerium seien reine Ideologie, so Schöffel. „Das Rind ist kein Klimakiller, sondern trägt zu vernünftigen Kreisläufen bei.“
Ähnlich argumentierte sein Landtagskollege Rainer Ludwig von den Freien Wählern. Auch er kritisierte den „ideologischen Kampf“ gegen die Tierhalter. „Wir brauchen Planungssicherheit und keine ideologiegetriebenen Vorhaben“, sagte Ludwig. Gängelung und überbordende Bürokratie müssten ein Ende haben. Holger Grießhammer, Landtagskandidat der SPD stellte klar, dass er hinter der Tierhaltung stehe und sich auch dafür einsetzen wird. Seine Partei habe sich stets für eine bäuerliche Landwirtschaft ausgesprochen.
Elisabeth Schulze von der Ökologisch-Demokratischen Partei, selbst Bio-Gärtnerin in Veitlahm, goss ein wenig Öl ins Feuer mit ihrer Forderung, die Zahl der Großvieheinheiten pro Hektar zu begrenzen. Es gebe zwar keine seriöse Ernährungsempfehlung, feststeht aber ihrer Meinung nach, dass die derzeitig übliche Menge zu viel sei. Es sei die Frage, ob die Tierhaltung unbedingt so weiterbetrieben werden muss, wie derzeit, sagte sie. Sebastian Engelhardt, Landtagskandidat der Linkern aus Hof, argumentierte ähnlich. „Wie viel Fleisch wollen wir essen?“, das müsse man sich schon fragen. Für ihn stand fest, dass es Veränderungen geben wird. Gleichwohl sollte es nicht das Ziel sein, Verbote auszusprechen.
Georg Hock von der AfD warf Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vor, einen „Vernichtungskrieg“ gegen die Landwirtschaft zu führen. „Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich esse und auch nicht, wie ich heize“, sagte er mit Blick auf die höchst umstrittene Empfehlung zu zehn Gramm pro Tag. Letztlich doktere man in der Landwirtschaftspolitik nur an den Symptomen herum, das Höfesterben werde man so aber nur hinauszögern, aufhalten werde man es nicht. Hock sah das Problem in Brüssel bei der Europäischen Union. Seine Forderung lautete deshalb, dass die Agrarhaushalte wieder zurück in die Mitgliedsländer sollten und nicht mehr in Brüssel über den Etat entschieden werde.
Zuvor hatte Kreisobmann Harald Peetz der Bundespolitik vorgeworfen, grüne Ideologie hochzuhalten. „Die Grünen versuchen die Landwirtschaft zu knebeln, wo es nur geht“, sagte er. Da brauche sich niemand zu wundern, wenn das fränkische Schäufele künftig aus dem Schweinehochhaus in China kommt. Überhaupt sei die gesamte Zukunft des ländlichen Raums nur mit der Landwirtschaft und nicht gegen sie möglich.
Eindringliche Worte fand auch Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel und deren Mann Karl Heinz. Beate Opel sprach vom „Krieg gegen die Landwirtschaft“. Freilich könne sich jeder so ernähren, wie er möchte, Fleisch zu verteufeln, das sei aber der falsche Weg. Auch Karl Heinz Opel meinte, dass in Sachen Landwirtschaft längst alles aus den Fugen geraten sei. Doch aus seinen Worten sprach auch ein wenig Zuversicht: „Wir kämpfen weiter und lassen uns nicht unterkriegen“.
Bild: Direktkandidaten und Vertreter fast aller Parteien trafen sich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel, um mit der Kreisvorstandschaft des Bayerischen Bauernverbandes über die die aktuelle Landwirtschaftspolitik zu diskutieren.
Spezialisierung wird künftig groß geschrieben / Michael Schreyer aus Windischeschenbach landete beim Berufswettbewerb der Landjugend auf Bundesebene im Mittelfeld
Windischeschenbach, LKs. Neustadt an der Waldnaab. „Man knüpft Kontakte aus ganz Bayern, Kontakte, die bleiben und so entsteht ein riesiges Netzwerk.“ Michael Schreyer (19) wird sein persönliches Netzwerk künftig noch gewaltig erweitern können. Als bayerischer Landessieger im Berufswettbewerb der Landjugend hat er vor wenigen Tagen am Bundesentscheid in Echem in Niedersachsen teilgenommen. Dort landete er im Mittelfeld und belegte den 14. Platz unter 22 Teilnehmern. Ein wenig enttäuscht klang er danach schon, doch auch Michael Bayer weiß: „Dabei sein ist alles“.
Die geknüpften Kontakte nimmt ihm sowieso keiner mehr und die Erfahrung, die er beim Bundesentscheid gewinnen konnte, auch nicht. „Hat halt leider nicht gereicht“, sagt Michael Bayer, der nach dem Wettbewerb gar nicht nach Hause kam, sondern gleich auf seinen Ausbildungsbetrieb auf das Staatsgut in Almesbach musste, weil er dort Wochenenddienst hatte.
„Es war eine super Veranstaltung“, sagt er. Schön wäre es natürlich schon gewesen, wenn es für einen Platz auf dem Siegertreppchen gereicht hätte. Das Niveau sei ziemlich hoch gewesen. Da ging es beispielsweise darum, einen Gesundheitscheck von einem Kalb zu absolvieren und eine Getreidebonitur durchzuführen, also die Körner unter anderem auf Krankheiten zu untersuchen.
Die Konkurrenz sei schon stark gewesen, obwohl bei fast allen der Spaß, das Zusammensein und das gegenseitige Kennenlernen im Vordergrund gestanden hätten. Lediglich die Baden-Württemberger seien recht zielorientiert gewesen, merkt Michael Bayer an. Aber ansonsten sei man übereingekommen, auch weiterhin in Kontakt zu bleiben. „Ich bin mit einigen neuen Handynummern nach Hause gekommen.“
Sein drittes Ausbildungsjahr hat Michael Schreyer in einem ganz besonderen Betrieb absolviert: im Staatsgut in Almesbach bei Weiden, dem Versuchs- und Bildungszentrum für Rinderhaltung. Bald ist er fertig und will erst einmal ein Praxisjahr absolvieren, und zwar auf dem elterlichen Betrieb zuhause in Gleißenthal bei Windischeschenbach.
„Dort gibt es bestimmt genug zu tun“, ist er sich sicher. Seine Eltern Monika und Martin Schreyer bewirtschaften dort einen Milchviehbetrieb mit rund 100 Kühen in einem erst 2020 neu erbauten Stall. An die 100 Hektar Fläche bewirtschaftet die Familie dort in der nördlichen Oberpfalz. Ein Teil wird vermarktet, der andere Teil ist zum Eigenverbrauch für die Kühe bestimmt. Nach dem Praxisjahr strebt er entweder die Meisterschule oder die Technikerschule in Triesdorf an. Irgendwann wird er wohl auch den elterlichen Hof übernehmen, die ältere Schwester ist am Vermessungsamt in Straubing tätig, die jüngere Schwester besucht noch die Realschule.
Michael Schreyer hatte in Windischeschenbach die Grundschule und in Neustadt an der Waldnaab die Realschule absolviert. Nach seinem Abschluss 2020 besuchte er das Berufliche Schulzentrum in Neustadt. Nach dem Berufsgrundschuljahr war sein erster Fremdlehrbetrieb ein Milchviehbetrieb in Tirschenreuth.
Hier im Staatsgut in Almesbach ist Michael Schreyer „voll mit eingebunden“. Heute erledigt er so typische Hofarbeiten, wie er es nennt. Er mischt die Futterrationen für die Trockensteher, kümmert sich um das Einstreu, füllt Verbrauchsmittel auf. Hier in Almesbach fand auch schon der Bezirksentscheid des Berufswettbewerbes statt, bei der er als Sieger in der Sparte Landwirtschaft I. hervorgegangen war. Obwohl es sozusagen ein Heimspiel war, hatte er sich sowohl für den oberpfälzischen Bezirksentscheid als auch für den bayerischen Landesentscheid gut vorbereitet. Vor allem, was die Präsentation anging. Beim Bezirksentscheid sei das ja noch relativ leicht gewesen, dort musste der Ausbildungsbetrieb vorgestellt werden. Beim Landesentscheid wurde es dann schon schwieriger, da ging es um das Thema „Digitalisierung in der Landwirtschaft“.
Insgesamt sei ihm der praktische Teil immer leichter gefallen, sagt Michael Schreyer. Er untertreibt, wenn er sagt, dass er im theoretischen eher Durchschnitt sei. Die Motivation sei jedenfalls von Mal zu Mal gestiegen.
Die Zukunft der Landwirtschaft sieht Michael Schreyer trotz so mancher Widrigkeiten eher positiv. „Spezialisierung wird großgeschrieben“, sagt er. Die Effizienz werde gesteigert werden müssen, das Thema Klimaschutz weiter im Vordergrund stehen und alternative Energien würden auch in Zukunft eine große Rolle spielen. In Sachen Tierwohl sei dagegen wohl schon alles Machbare umgesetzt worden.
Zum Landesentscheid ist Michael Schreyer gemeinsam mit den anderen bayerischen Teilnehmern mit einem Bus angereist. Zuvor hatten sich die bayerischen Sieger schon zu einem Vorbereitungsseminar in Herrsching getroffen. Besonders beeindruckt hat ihn bei den bisherigen Kreis-, Bezirks- und Landesentscheiden das breite Altersspektrum der Teilnehmer. „Der jüngste war 16, der älteste immerhin schon 33.“
Bilder:
1. Typische
Hofarbeiten erledigt Michael Schreyer auf dem
Staatsgut in Almesbach.
2. Nach
dem Abschluss steht für Michael Schreyer erst einmal
ein Praxisjahr auf dem elterlichen Betrieb an.
3. Hier
im Versuchs- und Bildungszentrum in Almesbach
kümmert sich Michael Schreyer um das Einstreuen in
den Boxen.
4. Im
Bayerischen Staatsgut in Almesbach, dem Lehrbetrieb
von Michael Schreyer, steht die Rinderhaltung im
Mittelpunkt.
Die Trockenheit ist wieder da / Bislang keine Verbote – Schäden schon jetzt festzustellen – Wasserversorgung als Herausforderung
Kulmbach. Wasser wird in Zukunft kostbarer. Das steht fest. Auch heuer beschäftigt die Trockenheit einmal mehr Landwirte, Gärtner und Privatleute. Wegen der Trockenheit und wegen niedriger Grundwasserstände schränken beispielsweise in Niedersachsen bereits erste Landkreise die Wassernutzung ein. Im Landkreis Vechta drohen Bußgelder bei Verstößen. Dort dürfen die Bürger in der Zeit zwischen 12 und 18 Uhr Gärten, Grünanlagen, Sportplätze und Äcker nicht mehr bewässern. Auch im Landkreis Nienburg dürfen die Bürger ihre Gärten ab einer Temperatur von 24 Grad Celsius Der Niederschlag aus dem Winter und dem Frühjahr habe nicht ausgereicht, um die Grundwasserstände nachhaltig zu erhöhen, heißt es. Wie sieht die Lage im Landkreis Kulmbach aus?
Wasserwirtschaftsamt
„Das Thema Trockenheit wird uns sicherlich auch in diesem Jahr wieder beschäftigen“, sagt Gabriele Merz, Leiterin des für Kulmbach zuständigen Wasserwirtschaftsamtes Hof. Nicht zuletzt deshalb, weil nach einem etwas nasserem Winterhalbjahr das hydrologische Sommerhalbjahr schon wieder zu trocken startet. Der Niederschlag im Winter habe in etwa dem langjährigen Mittel 1971 bis 2000 entsprochen. Am Beispiel der Station Presseck sei ersichtlich, dass die zweite Maihälfte und die erste Junihälfte nahezu ohne Niederschlag zu einem deutlichen Defizit beim Niederschlag in diesem Jahr geführt habe. Dies macht sich nach den Worten der Behördenleiterin dann auch beim Niederschlags-Dürreindex der vergangenen 30 Tage bemerkbar, der für große Teile der Region Oberfranken Ost extreme beziehungsweise sehr große Trockenheit anzeigt.
Diese Bild habe sich durch die Niederschläge in den vergangenen Tagen wieder etwas entspannt, so dass insbesondere im Landkreis Kulmbach wieder eher mäßige Trockenheit vorherrscht. Demzufolge seher es auch hinsichtlich der Abflüsse im Landkreis Kulmbach etwas günstiger aus, als in der Region Oberfranken West. „Bei uns schwanken die Abflüsse derzeit zwischen normal und niedrig mit der Tendenz zu niedrig“, so Gabriele Merz. „Mit Blick auf diese Situation sollten daher alle, wie auch in den vergangenen Jahren, sorgsam und sparsam mit den Wasser umgehen, ob nun aus Brunnen und Quellen oder aus Flüssen und Bächen.
In der Region Oberfranken-Ost habe man in den vergangenen Jahren von Verboten abgesehen und in erster Linie an die Vernunft appelliert. „Ausgenommen davon waren bei uns lediglich die Flussperlmuschel-Gewässer im Landkreis Hof, wo per Allgemeinverfügung des Landratsamtes Hof die Wasserentnahme untersagt wurde.“ Die Nutzung des Wassers, beziehungsweise der Gewässer sei lediglich im Rahmen des Gemeingebrauchs erlaubt. Für darüber hinaus gehende Entnahmen von Wasser müsse eine Genehmigung beim Landratsamt beantragt werden. Diese Genehmigung werde dann jeweils in Abhängigkeit von der wasserwirtschaftlichen Situation an der beantragten Entnahmestelle begutachtet.
Landratsamt
Das Landratsamt Kulmbach ist nach den Worten von Pressesprecher Björn Karnstädt zuständig für die Regelung von Wasserentnahmen aus den Oberflächengewässern und aus dem Grundwasser. Im Rahmen dieser Aufgabe würden auch öffentlichen Wasserversorgern wasserrechtliche Erlaubnisse für die Wasserentnahme aus deren Brunnen und Quellen erteilt, das daraus resultierende Nutzungsverhalten der Endverbraucher bei Wasserknappheit könne aber nur durch den Wasserversorger selbst gesteuert werden.
Gleichwohl bestehe grundsätzlich die Möglichkeit, die sonst allgemein zulässige Wasserentnahme aus Oberflächengewässern einzuschränken, um die Natur, insbesondere die Tier- und Pflanzenwelt oder das Gewässer und seine Ufer zu schützen. Inwieweit eine solche Regelung zur Einschränkung an Oberflächengewässern in diesem Sommer für einzelne oder mehrere Gewässer getroffen wird, sei derzeit nicht absehbar und hänge insbesondere von einer wasserwirtschaftlichen Beurteilung des Wasserwirtschaftsamtes ab.
In den vergangenen Jahren seien die Kreisverwaltungsbehörden seitens der Regierung von Oberfranken mitunter gebeten worden, durch Bekanntmachungen auf die Niedrigwassersituation hinzuweisen und die Bevölkerung zu sensibilisieren, von den Möglichkeiten des Gemein-, Eigentümer- und Anliegergebrauchs zurückhaltend Gebrauch zu machen. Dies würde natürlich auch Aktivitäten wie Gartengießen oder Autowaschen betreffen, so Björn Karnstädt.
Die Ausübung des Gemeingebrauchs steht grundsätzlich jedermann zu. Hierbei sei jedoch zu berücksichtigen, dass die erlaubnisfreie Wasserentnahme laut Bayerischem Wassergesetz nur durch Schöpfen mit Handgefäßen, also nur in geringen Mengen, erfolgen darf. Eine Entnahme mittels ein er Leitung mit oder ohne Pumpe ist im Rahmen des Gemeingebrauchs lediglich in geringen Mengen für das Tränken von Vieh und den häuslichen Bedarf der Landwirtschaft möglich. Eine Feldbewässerung scheide dabei jedoch aus.
Bei anhaltender Trockenheit und entsprechend niedrigen Wasserständen könnten bereits geringfügige Wasserentnahmen nachteilige Auswirkungen auf die Gewässerökologie haben, so dass die Entnahme dann nicht mehr vom Eigentümer- beziehungsweise Anliegergebrauch gedeckt ist. Anlieger seien hierbei die Eigentümer der an oberirdische Gewässer angrenzenden Grundstücke und die zur Nutzung der Grundstücke Berechtigten, so der Sprecher des Landratsamtes. Einbauten jeder Art, die zum Zwecke des Aufstauens ohne vorherige Gestattung im Gewässer errichtet wurden, seien in jedem Falle unerlaubt und müssen entfernt werden.
Bauernverband:
Was die Trockenheit angeht, sei die Situation die Gleiche , wie im zurückliegenden Jahr, so Harald Köppel, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Vorteil des vergangenen Jahres sei es allerdings gewesen, dass es im Jahr davor noch eine gute Ernte gab und entsprechend Futtervorräte. Der erste Schnitt sei heuer in Ordnung gewesen, vom zweiten Schnitt bleibe dagegen nicht mehr viel. Trockenschäden seien bereits jetzt schon in sämtlichen Getreidearten feststellbar. Bei der Sommergerste beispielsweise würden die Blätter schon jetzt von unten her gelb. Ursache dafür sei ganz klar der Wassermangel. Wenn es in den zurückliegenden Tagen und Wochen geregnet habe, dass mehr punktuell und meist zu wenig. Auch bei der Wintergerste sei jetzt schon zu sehen, dass das Getreide in die Notreife übergeht. Viele Landwirte überlegten jetzt schon, ob sie Weizen, Roggen, Triticale als Ganzpflanzensilagen häckseln sollen, um Futtervorräte aufzubauen. Noch gut sehe der Mais aus, aber ohne baldigem Regen auf leichteren Standorten, würde auch das nicht von Dauer sein. Er habe die Trockenheit noch nie so früh erlebt, wie in diesem Jahr, sagt Harald Köppel.
Fernwasserversorgung Oberfranken
Für die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) sagt Verbandsdirektor Markus Rauh, dass es schon immer eine, wenn nicht die zentrale Aufgabenstellung sei, durchgängig die Versorgung mit Trinkwasser zu den kommunalen Kunden (Gemeinden, Stadtwerke, Zweckverbände) sicher zu stellen. „Hierfür halten wir drei verschiedene Gewinnungsstandbeine vor, ebenso wie ein Wasserwerk, das rund um die Uhr das ganze Jahr besetzt ist.“ Hinsichtlich der Ressourcenmenge stehe dem Bedarf auf Seiten der Abnehmer von derzeit 15 Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr (in 2022 mit höchster Abgabemenge) eine Gesamtmenge von 21 Millionen Kubikmeter aus den drei Standbeinen gegenüber. Ein viertes Standbein ist in Vorbereitung und könnte mit entsprechendem Vorlauf aktiviert werden.
Grundsätzlich sei bei der Diskussion zu bedenken, dass die große Herausforderung die kurzfristige Belastung der technischen Systeme durch Tagesspitzen darstellt, so Markus Rauh . Gerade an Wochenenden im Sommer oder bei heißen Tagen am Abend bedingt vor allem durch das Gartenwässern, schnellten die Werte kurzfristig nach oben. Dies bringe, je nach örtlichen Bedingungen, die Gewinnung selbst, also zum Beispiel die Quellen, die Speicher oder das Verteilnetz an den Rand der Leistungsfähigkeit. Hier gelte es für die Zukunft entsprechend Vorsorge zu betreiben und wenn möglich mehrere Standbeine vorzuhalten, die Möglichkeiten zum Zwischenspeichern in Hochbehältern zu erweitern beziehungsweise zu ergänzen.
Auch der FWO-Verbandsdirektor weiß, dass es in verschiedenen anderen Regionen Deutschlands und auch Bayerns, zum Beispiel im Bereich Grabfeld in Unterfranken, bereits Bewässerungsverbote gebe. Inwieweit einzelne Kommunen im Landkreis Kulmbach dies überlegen, sei der FWO nicht bekannt.
Aufgrund des Umstandes, dass die FWO „nur“ Vorlieferant für andere Wasserversorger ist, will Markus Rauh keine ausdrückliche Einschätzung abgeben, was beispielsweise die Landwirtschaft betrifft. Allgemein könne man sagen, dass die Landwirtschaft wie auch andere Bereiche natürlich einen - durch den Klimawandel ebenfalls gestiegenen – Bedarf an Wasser habe. Diesen zu decken sei eine der zentralen Aufgaben für die nächsten Jahre. Der Landkreis Kulmbach gehört zum Versorgungsgebiet der Fernwasserversorgung Oberfranken. Die FWO beliefert rund 25 Prozent der oberfränkischen Wasserversorger.
Grünland im Focus / Info- und Praxistag des Maschinenrings Münchberg zur Grünlandverbesserung
Rieglersreuth. „Wer einer hohe Grundfutterleistung aufweisen kann, hat geringere Futterkosten und eine höhere Milchleistung.“ Das sagt Lisa Schwemmlein von der Abteilung Bildung und Beratung am Amt für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg. Beim Informations- und Praxistag, den das Amt zusammen mit dem Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung sowie dem Ring Junger Landwirte heuer auf dem Betrieb Bergmann in Rieglersreuth bei Zell im Fichtelgebirge veranstaltet hat, gab es nicht nur theoretische Informationen rund um die Grünlandpflege, sondern auch technische Vorführungen zur Grünlanderneuerung und zur Nachsaat.
Was sich ständig ändert, sind die rechtlichen Rahmenbedingungen. Der Erhalt von Dauergrünland ist mittlerweile Bestandteil der Konditionalität, so Frank Stübinger vom Amt, der den Landwirten bei der Veranstaltung einen Überblick über den aktuellen Stand gab. Ganz wichtig: Die Umwandlung von Dauergrünland sei nur noch mit Genehmigung möglich. „Für alles, was wir an der Grünlandnarbe machen, brauchen wir eine Genehmigung“, so machte es der Sprecher unmissverständlich klar.
Auch die Grünlanderneuerung mit massiver Bodenbearbeitung, also mit dem Pflug, gehöre dazu. Davon ausgenommen sei lediglich Dauergrünland, das nach dem 1. Januar 2021 entstanden ist. Keine Umwandlung möglich sei bei sensiblem Dauergrünland, also etwa bei Natura-2000-Flächen, in FFH- oder Vogelschutzgebieten. Für die Bearbeitung und Prüfung des Antrags sei in der Regel das jeweilige Amt zuständig. Ein Problem könnte auftauchen, weil die entsprechende Fläche nach einer Genehmigung auch fünf Jahre lang als Grünland genutzt werden muss. Sollte also beispielsweise ein massiver Wildschaden auftreten, müsste der betreffende Landwirt „höhere Gewalt“ geltend machen.
Einen Überblick, welche Arten sich für eine Nachsaat im Intensiven Grünland eigenen gab Friedrich Asen vom Amt für Landwirtschaft. Als wichtigstes Futtergras in Bayern bezeichnete er den Wiesenfuchsschwanz vor allem aufgrund seiner frühen Robustheit. Eine der häufigsten Arten in den hiesigen Breiten sei die Wiesenrispe. Sie vertrage nicht nur die Trockenheit, sondern auch mehrere Schnitte und habe einen ausgezeichneten Futterwert. Auch das Knaulgras oder Knäuelgras könne mit seinem hohen Futterwert mithalten und gelte zudem als das trockenheitsverträglichste Gras im Intensiv-Grünland.
Als Standard für die meisten Nachsaaten bezeichnete Friedrich Asen ebenfalls aufgrund seiner hervorragenden Eigenschaften etwa in Sachen Futterertrag das Deutsche Weidelgras. Einziges Problem dabei: es benötige Feuchtigkeit. Für die Flächen im vorgelagerten Fichtelgebirge, dem Geschäftsgebiet des Maschinenrings Münchberg, sei es aber dennoch zu empfehlen. Das Lieschgras und den Rotschwingel nannte der Fachmann wertvolle, aber konkurrenzschwächere Arten. Eher nicht geeignet sei der Wiesenschwingel. Was Leguminosen angeht, plädierte Friedrich Asen bei Nachsaaten für den Weißklee als ausdauerndste und robusteste Kleeart mit hohem Futterwert und guter Trockenheitsverträglichkeit. Insgesamt zog Friedrich Asen das Resümee: „Eine standortgerechte Bewirtschaftung vor allem in Sachen Düngung und Schnittfrequenz ist die Grundlage für stabiles Grünland.“
Nach den Informationen folgte die Praxis. Auf den Versuchsflächen des Demonstrationsbetriebs Bergmann nahe der A9 stellte Maschinenring-Geschäftsführer Patrick Heerdegen mechanische Verfahrensvergleiche zur Optimierung des Grünlandbestandes vor. Zum Einsatz kamen unter anderem Ackerfräsen, Umkehrfräsen, Sämaschinen mit Doppelscheibenscharen sowie verschiedene Grünlandstriegel zur Nachsaat.
Bild: Landtechnik im Einsatz: Beim Praxis- und Informationstag des Maschinen- und Betriebshilfsrings in Rieglersreuth wurden verschiedene technische Möglichkeiten zur Grünlanderneuerung und -nachsaat demonstriert.
Futtermittel analysieren und Felder sensorgesteuert düngen / Präsentation beim Pflanzenbautag in Lopp: Maschinenring mit breiter Angebotspalette
Lopp. Ihre breite Angebotspalette haben der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach sowie der Maschinenring Oberfranken Mitte beim Pflanzenbautag in Lopp bei Kasendorf präsentiert. In praktischen Vorführungen stellten die Verantwortlichen unter anderem die Unkrautbekämpfung per Heißwasserthermie, Möglichkeiten zur Weidezaunfreihaltung, die Futtermittelanalyse als neues Angebot sowie technische Möglichkeiten zur sensorgesteuerten Düngung vor. In der MR Oberfranken Mitte haben die drei Ringe Kulmbach, Bayreuth und Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt.
Die Heißwasserthermie habe sich als eine überaus wirksame Behandlungsmethode für die Bekämpfung beispielsweise von Ampfer erwiesen, erläuterte Maschinenring-Geschäftsführer Horst Dupke. Dies sei nicht nur für den biologisch wirtschaftenden Betrieb, sondern durchaus auch für den konventionellen Betrieb in der Einzelpflanzenbekämpfung interessant. Die Rückmeldungen von Betrieben geht von 70 bis 100 Prozent Bekämpfungserfolg nach bereits einer Anwendung aus.
Mehrfach erprobt habe der Maschinenring die Technik in den vergangenen Jahren auch bei der Freihaltung von Elektroweidezäunen, so der Geschäftsführer. Die chemische Freihaltung sei verboten und scheide somit aus. Für die mechanische Freihaltung sei die mühselige Variante mit der Motorsense sehr verbreitet und es gebe bereits zahlreiche weitere technische Lösungen dafür, Was man zu all diesen Varianten wissen sollte, ist, dass erstens jedes Schneiden des Grases das Wachstum anregt und zweitens das Schnittgut meistens an Ort und Stelle verbleibt, was wiederum düngende Wirkung hat. „Durch den Einsatz unserer Heißwassertechnik ist damit Schluss“; so Horst Dupke Die Pflanzen würden nachhaltig geschädigt und durch wiederkehrende Behandlungen komplett zurückgedrängt.
Noch relativ neu im Portfolio des Maschinenrings ist die Futtermittelanalyse per mobiler Nahinfrarot-Spektroskopie (NIR-Technologie). Das Verfahren findet in der Regel Anwendung bei Qualitätsanalysen landwirtschaftlicher Produkte und eben auch von Futtermitteln zur Bestimmung unter anderem von Feuchte, Proteinen, Rohfasern und dem Fettgehalt. „Damit erhält der Landwirt schnell und unkompliziert den vollen Einblick in die Futterqualitäten“, erklärte Bernd Müller von der MR Oberfranken Mitte. Mit der neuen Technologie sei es möglich, die Ration und Futtereffizienz der Tiere zu verbessern. Außerdem müssten nie wieder Futtermittelproben verschickt werden. „Mit der Echtzeit-Analyse kann der Landwirt im Handumdrehen die Ration anpassen und so die Leistung des Betriebes maßgeblich verbessern.“
Schließlich führten die Verantwortlichen des Maschinenrings auch entsprechende Geräte zur sensorgesteuerten Düngung vor. „Viele unserer landwirtschaftlichen Flächen sind sehr wechselhaft in ihrer Ertragsfähigkeit, und das oftmals schon auf einem einzelnen Feldstück“, so Horst Dupke. Ertragsschwache Bereiche auf dem entsprechenden Feld könnten die einheitliche Düngergabe gar nicht in Ertrag umsetzen und belasteten am Jahresende die Nährstoffbilanzen, kosteten unnötig Geld und brächten kaum Mehrertrag. Eine mögliche Maßnahme dagegen sei die Optimierung der Düngung durch Sensortechnik. Die Sensoren seien aber auch auf allen anderen Flächen einsetzbar und würden Einsparungspotentiale in Bezug auf Dünge- und Pflanzenschutzmittel mit sich bringen.
Bild: Dominik Seiferth (3. von rechts) aus Kupferberg erklärt den Landwirten die Einsatzmöglichkeiten der Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung.
Beste Werbung für die Landwirtschaft / Tag der offenen Tür lockte viele tausend Besucher in die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken
Bayreuth. Es war vor allem ein Fest für die Kinder. Ein Fest, zu dem die Massen in Strömen kamen. Rund 7000 sollen es gewesen sein, die der Bezirk Oberfranken beim Tag der offenen Tür mit Familienfest auf dem Gelände Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth gezählt hat. Alles in allem war das Ganze beste Werbung für Landwirtschaft, waren sich die Veranstalter einig.
Kühe füttern, auf dem Pony reiten, den Tretschlepper-Führerschein machen, für Kinder können das erste attraktive Berührungspunkte mit der Landwirtschaft sein. Diese und viele Angebote funktionierten noch immer, trotz der unbegrenzten Zahl an digitalen Beschäftigungsmöglichkeiten, denen Kinder heute ausgeliefert sind, waren sich die Veranstalter sicher und sollten am Ende recht behalten. So waren die gut 30 Mitmach- und Spielstationen den ganzen Tag über belagert. Selbst der riesige Sandhaufen zum Buddeln und Spielen, die Straßenlokomotive und das Kasperle-Theater zogen da noch.
Ziel war es, dass Kinder spielerisch etwas über Tiere, Natur- und Umweltschutz sowie über die Landwirtschaft allgemein erfahren sollten. Der Kuhstall war geöffnet, auf den Wiesen des großzügigen Geländes tummelten sich Schafe, Alpakas und die Hühner vom mobilen Hühnerstall. Auch ein Imker gab einen Einblick in seine Arbeit und Hufschmied Florian Köhler aus Bamberg führte vor, wie Pferde beschlagen werden. Mit Informationsständen vertreten waren die oberfränkische Naturparks Fichtelgebirge, Fränkische Schweiz, Frankenwald und Steigerwald mit verschiedenen Mitmach-Angeboten.
Am Nachmittag stattete dann auch Ministerpräsident Markus Söder dem Familienfest einen Besuch ab. Damit war auch die große Polizeipräsenz schon ab den Vormittagsstunden zu erklären. Söder sprach mit den Besuchern, nahm sich Zeit für Selfies und trug sich in das Goldene Buch des Bezirks ein.
Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm nannte den Besuch Söders einen Ausdruck von Wertschätzung. Einen besonderen Dank richtete er an die zahlreichen Helfer und Kooperationspartner des Familienfests. Der Bezirk Oberfranken ist Träger der Landwirtschaftlichen Lehranstalten. Neben dem Bezirksjugendring, der Landjugend und den Landfrauen waren auch wieder das THW und die Feuerwehr dabei.
Bilder:
1. Einen
Blick in die Ställe der Landwirtschaftlichen
Lehranstalten konnten die Besucher des Tages der
offenen Tür werfen.
2. Eine
dampfbetriebene Straßenlokomotive zog ihre Bahnen
über das weitläufige Gelände.
3. Aus
ganz Oberfranken und darüber hinaus kamen die
Besucher zum Tag der offenen Tür in die
landwirtschaftlichen Lehranstalten am Stadtrand von
Bayreuth.
4. Aus
dem Fichtelgebirge war die Familie Grießhammer mit
ihren Alpakas in die Lehranstalten gekommen.
5. Besonders
für Kinder war beim Tag der offenen Tür in den
Landwirtschaftlichen Lehranstalten viel geboten.
6. Hufschmid
Florian Köhler führte vor, wie Pferde fachgerecht
beschlagen werden.
Guter Absatz, hohe Nachfrage, stabile Preise / Kritik an der Jägerschaft: Bamberger Waldbauern blicken auf turbulentes Jahr zurück
Baunach. Mit scharfer Kritik am Jagdverband und am Bamberger Landratsamt hat sich die bisherige und künftige Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Bamberg, Angelika Morgenroth aus Scheßlitz, zu Wort gemeldet. Bei der Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus in Baunach warf sie den Jägern einen katastrophalen Umgang mit den Waldbesitzern vor. „Es fehlt weitestgehend an Einsicht für unsere Sorgen und Probleme“, sagte Angelika Morgenroth. Waldbesitzer würden verunglimpft und verhöhnt, zuletzt auf der Kreishegeschau Anfang April. Dem Landratsamt warf die Vorsitzende vor, das Gebaren der Jäger auch noch zu dulden. Dem Jagdbeirat sprach Angelika Morgenroth Sachverstand und ausgleichendes Handeln ab. Stattdessen zählten Parteibuch und Mitgliedschaft im Jagdverband. Konkret fehlten beispielsweise bis heute Abschusspläne. Dabei verhindere doch gerade der hohe Verbiss Regeneration und Aufbau klimaresilienter Wälder. „Der Wald ist die stärkste Waffe gegen den Klimawandel“, so Angelika Morgenroth.
Für die WBV Bamberg war 2022 ein überaus turbulentes Jahr. Das lag nicht nur an den übermäßigen Wildbeständen, den ausbleibenden Niederschlägen, dem Borkenkäfer oder den mangelhaften politischen Rahmenbedingungen. Die Waldbauern rund um den Markt Heiligenstadt im südöstlichen Bamberger Landkreis hatten zudem im Juli 2022 mit einem ungewöhnlich heftigen Gewittersturm zu kämpfen. Laut Geschäftsführer Konstantin Meyer seien dabei über 15.000 Festmeter Schadholz angefallen. Das habe sämtliche Pläne zur Aufarbeitung des Schadholzes zunichte gemacht, sagte er. Ganze Fichtenflächen seien regelrecht abrasiert worden, viele Wege hätten aufgrund der umgestürzten Bäume nicht mehr passiert werden können.
Dem Geschäftsführer zufolge hatte die WBV Bamberg im zurückliegenden Jahr 49.200 Festmeter Holz vermarktet. Im Jahr davor waren es aufgrund der außergewöhnlichen Schadholzsituation 73.500 Festmeter, 2020 waren es 41700 Festmeter. Konstantin Meyer räumte ein, dass der weitaus größte Teil davon Fichten gefolgt von der Kiefer seien. Insgesamt sprach er von einem guten Absatz, einer hohen Nachfrage und von stabilen Preisen. Aufgrund der Energiekrise seien die Restholzpreise „durch die Decke“ gegangen. Für das laufende Jahr rechnet Konstantin Meyer aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage aber eher wieder mit rückläufigen Preisen.
Vorsitzende Angelika Morgenroth hatte zuvor beklagt, dass „unser aller Wald“ immer mehr in den Focus von Politik und Gesellschaft gerate. Dem pflichtete Forstdirektor Gregor Schießl, Abteilungsleiter am Landwirtschaftsamt Bamberg, bei. Die Gesellschaft habe jeden Bezug zur Realität der Land- und Forstwirtschaft verloren, sagte er. Dabei kritisierte er besonders den Anspruch vieler Menschen auf das Eigentum anderer. Die Bevölkerung habe vergessen, dass es die Waldbesitzer waren, die über Generationen die Bestände geschaffen haben, die sie der gesamten Bevölkerung kostenlos zur Verfügung stellen. „Gesunde, stabile und ertragreiche Wälder brauchen Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen, das alles zu leisten.“
Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurde Angelika Morgenroth mit 74 von 77 möglichen Stimmen in ihrem Amt bestätigt. 2. Vorsitzender bleibt Thomas Kraus aus Stadelhofen. Als 3. Vorsitzender löst der bisherige Rechnungsführer Roland Krapp Markus Dippold ab. Beide kommen aus Scheßlitz. Markus Dippold wurde zu einem von zwei Kassenprüfern gewählt. Der zweite Kassenprüfer ist Matthias Schick. Schriftführer bleibt Johannes Hölzl, ebenfalls aus Scheßlitz und neue Rechnungsführerin ist Helga Ebitsch.
Bild:Rechnet im laufenden Jahr eher wieder mit rückläufigen Preisen: der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Bamberg Konstantin Meyer.
Artenschutz oder störende Blütenflug / Strittiger Schnittzeitpunkt von Grünland sorgt in Untersteinach für Unstimmigkeiten
Untersteinach. Das Thema Artenschutz ist in aller Munde. Den Landwirten liegt das Thema besonders am Herzen. „Aber kaum macht man was dafür, dann ist es auch wieder nicht recht“, sagt Christoph Jurkat. Zusammen mit seinem Bruder Michael und den Eltern bewirtschaftet Christoph Jurkat das zu Neuenmarkt gehörende Gut Oberlangenroth mit seinen rund 100 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Auch gut eineinhalb Hektar Grünland in Untersteinach gehören dazu. Und genau das sorgt gerade für Unstimmigkeiten.
Hintergrund ist eine Bitte von Seiten der Gemeinde, die Wiese gegenüber der katholischen Kirche zeitnah zu mähen, da wiederholt Anrufe von Anwohnern in der Verwaltung eingegangen seien. Ein Bürger habe sich wohl über den Blütenflug, vor allem von Löwenzahn, verursacht durch das „lange Gras", beschwert.
Für die Jurkats grenzt es schon fast an Schizophrenie, in Zeiten von Bürgerbegehren wie „Rettet die Bienen“ und Aufrufen zum Erhalt der Artenvielfalt solch eine Bitte zu erhalten. Die Wiese sei zwar von Wohnhäusern umringt, aber vor allem hier wäre es die Erwartungshaltung der Bewirtschafter gewesen, dass sich um Artenschutz bemühte Bürger freuen, wenn ein Landwirt durch einen späteren Schnittzeitpunkt einen Beitrag dazu leistet.
Durch die spätere Mahd, die unter anderem in Biodiversitätsrichtlinien, beispielsweise vom Bioland-Verband, gefordert und gefördert wird, hätten Wildtiere Zeit, ihren Nachwuchs sicher auf die Welt zu bringen. Da die Wiese innerhalb des Ortes liegt sei dort eher nicht mit Rehkitzen, wohl aber mit Feldhasen zu rechnen. Die Pflanzenwelt, vor allem ökologisch wertvolle Pflanzen, hätten die Möglichkeit zu blühen und auszusamen. „Es geht um das gesamte Pflanzenspektrum“, so Christoph Jurkat, der auch darauf verweist, dass die Wiese nicht gedüngt werde.
Wenn erst ab Mitte Juni gemäht wird, dann unter anderem auch deshalb, weil die Jurkats nachhaltig, ökologisch und gesund wirtschaften wollen und deshalb bereits 2016 dem Bioland-Anbauverband beigetreten sind. „Jeder Mitgliedsbetrieb muss einen Maßnahmekatalog zur Biodiversität erfüllen“, erklärt Christoph Jurkat. Er räumt auch ein, dass es ganz natürlich zu Pollenflug kommt. Doch wenn das Grünland länger steht, gibt man auch der Natur eine Chance.
Die Jurkats hatten das kleine Stück Grünland vor rund drei Jahren von der >Gemeinde gepachtet. Zuvor sei es von einem konventionellen Landwirt bewirtschaftet worden. Der habe wohl schon deutlich früher gemäht. Wahrscheinlich seien das die Anwohner noch so gewohnt gewesen. Jetzt ist es der erste Schnitt, ein zweiter folgt, je nach Niederschlag, wohl Ende August.
Bild: Christoph) links) und Michael Jurkat auf der Wiese in Untersteinach, die wegen des späten Mähzeitpunktes bei Anwohnern für Unstimmigkeiten gesorgt hatte.
Menschlich und fachlich überaus kompetent / Ehepaar Kaufenstein vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz als beste Betriebshelfer Deutschlands ausgezeichnet
Bayreuth/Pegnitz. Sie gehören zu den besten Betriebshelfern Deutschlands: Monika und Thomas Kaufenstein aus Stemmenreuth bei Pegnitz. Das Ehepaar ist für den Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz tätig und wird in diesen Tagen bei der Bundesversammlung der Maschinenringe in Köln mit dem Betriebshilfe-Award ausgezeichnet.
Monika (49) und Thomas Kaufenstein (48) bringen es zusammen auf fast 60 Jahre Tätigkeit für den Maschinenring. „Wir haben unsere Bewerbung mit der menschlichen und fachlichen Kompetenz der beiden begründet“, sagt Johannes Scherm, Geschäftsführer des Maschinenrings in Bayreuth. Das sah die Jury des Bundesverbandes der Maschinenringe genauso und so erhielt das Ehepaar aus Stemmenreuth die höchste Punktzahl. Insgesamt konnten alle 240 Maschinen- und Betriebshilfsringe aus Deutschland geeignete Bewerber vorschlagen.
Das Ehepaar Kaufenstein bewirtschaftet in Stemmenreuth einen landwirtschaftlichen Betrieb im Zuerwerb. Sie haben schon vor Jahren die Milchviehhaltung aufgegeben und den Schwerpunkt ihres Betriebes auf die Färsenmast, also die Mast junger weiblicher Rinder zur Fleischerzeugung, verlagert.
Für den Maschinenring sind die beiden nebenberuflich tätig. „Wir erhalten von den Einsatzbetrieben die besten Rückmeldungen, die beiden werden sehr häufig nachgefragt“, sagt Geschäftsführer Scherm. Er beschreibt das Ehepaar als überaus aktive Helfer, die es alljährlich auf eine hohe Zahl an Einsatzstunden bringen. „Monika und Thomas Kaufenstein unterstützen landwirtschaftliche Betriebe, die sich meist in einer schwierigen Situation befinden nicht nur mit ihrer Arbeitskraft sondern geben auch psychischen und menschlichen Beistand“, so Johannes Scherm. Beide seien stets korrekt, aufrichtig, immer hilfsbereit und könnten auch mal zuhören. „Das ist für mich die ideale Mischung, die wir uns von unseren Betriebshelfern wünschen“.
Der Geschäftsführer legt aber auch großen Wert darauf, dass die Kaufensteins den Preis stellvertretend für alle Betriebshelfer erhalten. „Wir haben viele gute Mitarbeiter.“ Trotzdem sei die Situation in der Betriebshilfe überaus angespannt. „Wir suchen dringen Leute“, so der Geschäftsführer. Obwohl die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter nach unten geht, bleibe die Nachfrage auf stabilen Niveau.
Intern wurde der Preis bereits vor einigen Tagen auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten übergeben. Dabei wurde unter der Regie von Bundesverbandsmitarbeiter Patrick Fischer nach Art der Versteckten Kamera auch eine Art Imagefilm erstellt, bei dem das Ehepaar mit dem Preis überrascht wurde. Der Film portraitiert Monika und Thomas Kaufenstein und wird unter anderem bei der Preisverleihung in Köln gezeigt.
Bild:
1. Monikas und Thomas Kaufenstein.
2. Geschäftsführer Johannes Scherm (links) und
Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (rechts)
gratulierten Monika und Thomas Kaufenstein zum
Betriebshelfer-Award
Engpässe in der Betriebshilfe / Der Maschinenring leistet einen wichtigen Beitrag zur Landwirtschaft in der Fränkischen Schweiz
Windischgaillenreuth. Die Situation ist überall die Gleiche: auch der Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz sucht dringend Betriebshelfer. „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Kräften“, sagte der alte und neue Vorsitzende Bernhard Hack (Foto) aus Weilersbach bei der Jahresversammlung in der Halle des Lohnunternehmers Klaus Wölfel in Windischgaillenreuth. Gerade in den zurückliegenden Wochen sei so mancher Engpass zu bewältigen gewesen.
Die Zahlen waren sowohl bei der sozialen, als auch bei der wirtschaftlichen Betriebshilfe angestiegen. Knapp 15600 Einsatzstunden wurden der Bilanz zufolge im zurückliegenden Jahr geleistet, knapp 3000 mehr als noch im Jahr zuvor. Etwa zwei Drittel entfallen auf die soziale Betriebshilfe, also in Notsituationen, bei Krankheit, Kur oder Reha. Ein Drittel der Stunden sind wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen. Der Maschinenring Fränkische Schweiz beschäftigt vier hauptberufliche und 29 nebenberufliche Betriebshelfer. Zwei weitere Helfer sind selbstständig tätig, dazu kommen einige Dorfhelferinnen.
Das wichtigste Geschäftsfeld des Maschinenrings ist mit einem Verrechnungswert von rund 2,9 Millionen Euro noch immer der Maschineneinsatz. Alle Bereiche seien dabei gestiegen, bis auf die Sparten Schlepper und Transport sowie Futterbau und Strohernte. Hier seien die Verrechnungswerte rückläufig gewesen. Gleichwohl machten diese beiden Bereiche noch immer mit die größten Teile im Maschinenumsatz aus. Insgesamt, also zusammen mit der Betriebshilfe, kommt der Maschinenring Fränkische Schweiz für 2022 auf einen Verrechnungswert von knapp 3,2 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es nur gut 40.000 Euro weniger.
Immer stärker in Anspruch genommen werde der Maschinenring, wenn es um das Thema Beratung geht. Egal ob Düngeberatung, Mehrfachantrag oder Dieselanträge, der Maschinenring ist immer ein wichtiger Adressat für alle Ratsuchenden. „Manchmal könne man den Strukturen kaum folgen, so schnell ändert sich alles“, sagte der Vorsitzende. Geschäftsführer Appel kritisierte dabei unter anderem die oftmals nicht durchdachten und widersprüchlichen Vorgaben und Programmfehler in der Antragsplattform. Für die Beratung ist Mitarbeiter Patrick Munzert von der Geschäftsstelle in Aufseß zuständig.
Auch die Themen Maiszünslerbekämpfung durch Schlupfwespen sowie Kitzrettung mit Hilfe des Drohnenüberflug gehöre mittlerweile untrennbar zum Aufgabengebiet des Rings. Weitere Tätigkeitsfelder des Maschinenrings Fränkische Schweiz sind die Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasse Heizwerk Hollfeld, die Bioenergie Hollfeld GmbH und die Regnitz-Jura-Düngetrac GbR.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen wurde Vorsitzender Bernhard Hack aus Weilersbach mit 62 von 64 möglichen Stimmen in seinem Amt bestätigt. Zwei stellvertretende Vorsitzende gibt es: Rainer Merz aus Oberzaunsbach wurde ebenfalls mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt. Für den ausscheidenden Franz Stenglein aus Tiefenlesau wurde das bisherige Ausschussmitglied Klaus Körber aus Hochstahl gewählt.
Ausschussmitglieder sind Tobias Dippold (Hohenpölz), Christian Dorn Neuses, Mario Güldner (Sachsendorf), Klaus Kilian (Oberngrub), Markus Kügel (Niedermirsberg), Florian Neuner (Stechendorf), Markus Nützel (Gößmannsberg), Markus Pirkelmann (Schönfeld),Sonja Rauh (Wiesentfels) und Stefan Schatz (Hollfeld).
Der Maschinenring Fränkische Schweiz hat aktuell 746 Mitglieder (Vorjahr 763), die zusammen eine Fläche von 17.541 Hektar (Vorjahr 17.392 Hektar) bewirtschaften. Eine Besonderheit ist, dass die Mitglieder aus den drei Landkreisen, Bamberg, Bayreuth und Forchheim kommen.
„Kein Gebiet wird vom Wolf verschont“ / Spielt der Wolf im Kulmbacher Land eine Rolle? – Situation wird unterschiedlich beurteilt
Kulmbach. Noch ist kein Wolfsriss im Kulmbacher Land mit hundertprozentiger Sicherheit nachgewiesen. Tatsache ist aber, dass sich der Wolf in Bayern immer weiter ausbreitet. Im Nachbarlandkreis Bayreuth gab es bereits mehrere Wolfsrisse. Für viele Landwirte kann das schnell zum existenziellen Problem werden. Bayern hat deshalb eine eigene Wolfsverordnung erlassen. Die neue Regelung sieht vor, dass der Wolf leichter „entnommen“ werden kann. Umweltschützer übten scharfe Kritik daran.
Die Bayerische Wolfsverordnung ist nun zum 1. Mai in Kraft getreten. Konkret sieht sie „in Ausnahmefällen den Abschuss von Problemwölfen“ vor. Die Verordnung ermöglicht vereinfachte Ausnahmen für verhaltensauffällige sowie für schadensstiftende Wölfe. Bereits ein Riss soll künftig ausreichen, um den Wolf zu bejagen, sofern die Untere Naturschutzbehörde zustimmt. Ein DNA-Nachweis ist hierfür nicht mehr nötig. Allerdings schreibt die Verordnung nach einem Abschuss vor, den Wolf zu identifizieren. Erst danach dürfen weitere Maßnahmen ergriffen werden. Die Naturschutzbehörde bestimmt, wer den Wolf abschießen darf. Der Bund Naturschutz hat bereits angekündigt, eine Klage dagegen zu prüfen.
Mit Sicherheit werde Kulmbach mit dem Thema Wolf konfrontiert werden, sagt Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes. Wölfe würden überall mehr, in Thüringen genauso wie im Veldensteiner Forst. Überall seien männliche junge Wölfe, die sich auf die Suche nach einem Revier machten. Durchgezogen seien Wölfe im Kulmbacher Land ohnehin schon, wenngleich sich noch keiner niedergelassen habe. „Es gibt kein Gebiet, das vom Wolf verschont wird“, so Harald Köppel. Vor allem in größeren zusammenhängenden Waldgebieten wie dem Limmersdorfer Forst müsse man damit rechnen. „Man muss mittlerweile immer darauf gefasst sei, dass einem ein Wolf begegnet.“
Allerdings gebe es im Landkreis nicht so viele Weidetierhalter. Wer Weidetiere hält, für den sei das Thema Wolf alltäglich. „Seit der Wolf zunimmt, schläft keiner mehr ruhig.“ Was die Schutzzäune betrifft, so glaubt der BBV-Geschäftsführer, dass es der Wolf mittlerweile gelernt habe, mit dem Thema umzugehen. Auch wenn viele behaupten, mit Schutzzäunen sei alles möglich, so sei dies nichts anderes als ein Wunschtraum. Wolfssichere Zäune gebe es nur im Zoo.
Die Bayerischer Wolfsverordnung sei zwar grundsätzlich ein guter Schritt, doch mehr für den Alpenraum gedacht. Darauf sei die Definition „nicht zäunbare Gebiete“ abgestellt. Was bei uns zu einem Abschuss führen könnte, wäre, wenn der Wolf zu nahe an die Menschen herankommt. Harald Köppel rechnet außerdem damit, dass der Bund Naturschutz gegen die Bayerische Wolfsverordnung klagen werde.
Nach den Worten von Katrin Geyer, Sprecherin der Kulmbacher Kreisgruppe ist der Wolf im Landkreis bislang noch kein Thema. Es werde zwar immer wieder einmal von Wolfssichtungen berichtet, etwa vor einigen Jahren in Oberlaitsch oder auch schon im Limmersdorfer Forst. Sie seien aber nicht bestätigt. Katrin Geyer zufolge ist es nicht auszuschließen, dass bei uns hin und wieder einmal ein Wolf auftaucht. Dabei handle es sich aber in der Regel um sogenannte „Durchzieher“. Das seien Jungtiere, die noch kein eigenes Revier haben und keinem Rudel angehören. Solche Jungtiere könnten bis zu 80 Kilometer in einer Nacht laufen. Das bedeutet, sie durchquerten unsere Region nur und würden hier nicht sesshaft.
Natürlich könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich irgendwann einmal Wölfe im Kulmbacher Landkreis niederlassen. Das könnte am ehesten in den großen Waldgebieten im Frankenwald oder im Limmersdorfer Forst der Fall sein. Katrin Geyer gibt aber auch zu bedenken: „Wölfe sind scheu und halten sich üblicherweise von den Menschen fern.“ Sollten sich einmal Wölfe im Landkreis niederlassen, könnten sich Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände und Jagdverbände auf die Richtlinien im „Wildtiermanagement große Beutegreifer“ des Bayerischen Landesamtes für Umwelt stützen. Hier seien Maßnahmen von der Einzäunung von Weiden bis hin zum Einsatz von Herdenschutzhunden aufgelistet und erläutert.
Naturschutzfachlich liegt die Zuständigkeit beim Thema „Wolf“ noch immer beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) im Referat 53 Wildtiermanagement, teilt Björn Karnstädt, Pressesprecher des Landratsamtes mit. Naturschutzrechtlich habe die Zuständigkeit vor dem Inkrafttreten der neuen Wolfsverordnung vollständig bei der Regierung von Oberfranken als Höherer Naturschutzbehörde gelegen. Deshalb habe die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Kulmbach das Thema bisher zwar aufmerksam verfolgt, aber mangels eigener Zuständigkeit zunächst keine weiteren Maßnahmen ergriffen. „Allerdings stehen wir diesbezüglich in engem Austausch mit den anderen Naturschutzbehörden“ so Karnstädt.
Eindeutige Beweise für die Anwesenheit von Wölfen im Landkreis Kulmbach gebe es bisher nicht. Die dauerhafte Ansiedelung eines Rudels ist aus Sicht der unteren Naturschutzbehörde auch eher unwahrscheinlich, da es an ausreichend großen, zusammenhängenden und naturnahen Waldgebieten im Landkreis fehle.
Bei eindeutigen Nachweisen von Wölfen würden für Weidetierhalter im Landkreis gegebenenfalls höhere Anforderungen an den Schutz ihrer Herden notwendig werden, zum Beispiel Herdenschutzhunde, wolfshemmende Zäune, nächtliche Stallhaltung oder ähnliches. Die untere Naturschutzbehörde, wie auch das Landesamt für Umwelt könnten dabei beratend unterstützen. „Perspektivisch planen wir die Rekrutierung eines ehrenamtlichen Wolfsberaters“, so der Sprecher.
Keine Stellung zum Thema Wolf abgeben wollte die örtliche Kreisgruppe des Bundes Naturschutz. Vorsitzender Karlheinz Vollrath teilte mit, dass das Thema Wolf im Landkreis Kulmbach keine Bedeutung habe.
Angus-Rinder, Bisons und ein Hofcafé / Lukas und Linda Kießling bewirtschaften ihren Landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb – und haben große Pläne
Birkenhof. Er gelernter Landschaftsgärtner, sie medizinische Fachangestellte: Lukas und Linda Kießling aus Birkenhof sind in ihren Berufen eigentlich völlig ausgelastet. Hätte Lukas, 34 Jahre jung, nicht 2014 den landwirtschaftlichen Betrieb von seinem Onkel Norbert übernommen. Zusammen mit seiner Frau Linda führte er die Angus-Rinderzucht des Onkels nicht nur weiter, sondern baute sie auch aus. 2015 fing er zusätzlich sogar noch mit Bisons an. Nun wollen die beiden noch einen Schritt weiter gehen und demnächst ein Hofcafé eröffnen.
Gerade kommt Lukas Kießling aus dem Schlachtraum. Um Tiertransporte zu vermeiden, hat er eigens einen entsprechenden Lehrgang belegt und größtenteils in Eigenleistung einen modernen Schlachtraum gebaut. „Wir wollten die Tiere einfach nicht aus der Hand geben“, sagt er. Das Fleisch der Angusrinder wird direkt unter dem Slogan „Kießlings Qualitätsfleisch“ per Mundpropaganda vermarktet und auf Facebook- und Instagram-Seiten beworben.
Rund 35 Mutterkühe stehen auf der Weide, zusammen mit der Nachzucht kommt man auf etwa 80 Tiere. Etwa ein Jahr lang bleiben die Tiere dort, gemästet wird nicht, so dass das Fleisch absolut zart bleibt und später im Ofen garantiert nicht schrumpft. Weil er eine zweite Fleischsorte mit ins Angebt nehmen wollte, hat sich Lukas Kießling mittlerweile auch noch fünf Bison-Kühe angeschafft.
Insgesamt bewirtschaften Lukas und Linda Kießling eine Fläche von 46 Hektar, ausschließlich Grünland, das als Futter für die Tiere dient. Die Bewirtschaftung erfolgt nach biologischen Kriterien, darauf leben beide großen Wert.
Lucas Kießling sieht sich als typische Quereinsteiger. Er hat eine Lehre als Landschaftsgärtner absolviert und ist hauptberuflich im Kulmbacher Klinikum tätig. Auch Linda hat einen medizinischen Beruf. Sie ist medizinische Fachangestellte in einer Allgemeinarztpraxis in Neuenmarkt.
Während der Corona-Zeit war das Paar auf die Idee gekommen, ein zusätzliches Standbein zu schaffen. Ein Blick in den bisherigen privaten Party-Raum genügte und schon war die Idee eines Hofcafés geboren. „Der Raum ist eigentlich viel zu schade, um darin nur Familienfeste zu veranstalten“, dachen sich Lukas und Linda und so beuten wie während der zurückliegenden Monate alles ein wenig um und investierten in Technik und Geräte.
Von der ersten Idee bis zur jetzt anstehenden Eröffnung war es trotzdem noch ein weiter Weg. Lukas musste einen Lehrgang bei der Industrie- und Handelskammer absolvieren, Anträge für eine Nutzungsänderung wurden gestellt, ein Architekt bescheinigte die baurechtliche Eignung, und so weiter. Mittlerweile liegen die fast fertigen „Speisekarten“ auf dem Tisch, auf denen ein überschaubares Angebot an selbstgebackenen Kuchen und Torten, sowie einige Brotzeiten bis hin zum „Obatz´n“ aufgelistet ist. Natürlich gibt es Kaffee, aber auch alkoholische Getränkte, schließlich soll inmitten der Hofstelle einen Biergarten errichtet werden. Im Innenbereich bietet das Café 30 Plätze, draußen können es bis zu 100 werden.
Ganz fremd ist den beiden die Bewirtung nicht, denn schließlich ist vielen das alljährliche legendäre Hoffest, das immer Ende Juli stattfand noch lebhaft in Erinnerung. „Wir hoffen, in eine Marktlücke zu stoßen“, sagen Lucas und Linda Kießling. Tatsächlich ist das Angebot an klassischen Cafés außerhalb der Stadt eher dürftig. Allerdings werden sie vorerst nur an zwei Nachmittagen im Monat öffnen, immer am ersten und am dritten Sonntag zwischen 13.30 und 18 Uhr. „Wir müssen erst einmal sehen, wie es läuft“, sind sich beide einig. Auch einen Namen für das neue Hofcafé haben sich die beiden schon ausgedacht. Es wird „Freggerla“ heißen.
Die Eröffnung des Hofcafés „Freggerla“ in Birkenhof, Gemeinde Wirsberg, an der Gemeindeverbindungstraße zwischen Kupferberg und Neufang gelegen, findet am 4. Juni statt.
Bild: Lucas und Linda Kießling bewirtschaften in Birkenhof einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Ab Anfang Juni kommt noch ein Hofcafé dazu, das an zwei Sonntagen im Monat öffnen wird, saisonal dieses Jahr von Juni bis einschließlich August.
„Hunde haben im Grünland nichts zu suchen“ / Jäger, Landwirte und Rehkitzretter starteten gemeinsame Aktion
Tauperlitz. An vielen Wiesen im Landkreis sind sie derzeit zu sehen: großflächige Plakate, die darauf hinweisen, dass in diesen Tagen die Brut- und Setzzeit beginnt. Was es mit den Schildern auf sich hat, erläuterten gestern bei Tauperlitz Vertreter des Bauernverbandes, der Jägerschaft und des Vereins Kitzrettung Oberfranken.
Die Plakate sollen zum einen darauf hinweisen, Hunde an die Leine zu nehmen und Wege nicht zu verlassen. Zum anderen erklären sie allen Passanten, dass die Kitzrettung Landwirte und Jagdpächter beim Absuchen von Wiesen unterstützt, um den meist qualvollen Tod zahlreicher Rehkitze zu verhindern.
Freilaufende Hunde im Grünland, das ist in mehreren Punkten problematisch, wie die Verantwortlichen erläuterten. Finden die Hunde ein Rehkitz und schnuppern daran, dann sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Mutter des Kitzes aufgrund des fremden Geruchs nicht mehr um das Jungtier kümmert und es elend verendet. Hunde im Grünland, das bedeute aber auch jede Menge Hinterlassenschaften. Das Grünland sei schließlich das Futter für die Kühe, gab die stellvertretende Kreisbäuerin Bettina Riedl zu Bedenken. Hundekot im Futter könne aufgrund verschiedenster Giftstoffe schlimmste Erkrankungen bei den Kühen hervorrufen. Aber auch Hundespielzeug oder Holzstöckchen könnten beim Mähvorgang für große Probleme sorgen. „Spaziergänger, die unsere Wiesen für ihre freilaufenden Hunde nützen, brauchen wir nicht“, stellte Bettina Riedl unmissverständlich klar.
Vielen Menschen sei eben nicht klar, das die Wiese für den Landwirt eine elementar wichtige Fläche ist. In der Regel beginnt die Nutzungszeit des Grünlandes alljährlich am 1. Mai und dauert bis in den September hinein. So ist es auch gesetzlich vorgesehen. Die Kitzrettung setzt nach den Worten ihrer Vorsitzenden Britta Engelhardt aus Münchberg allerdings schon viel früher ein und gibt zu bedenken, dass schon ab 1. März erste Junghasen in den Wiesen eine Kinderstube finden. „Während dieser Zeit müssen Hunde an die Leine“, sagt Jagdpächter Alexander Hager.
Dabei stellen die Bauern derzeit auf ihren Grünlandflächen noch ganz andere Störfaktoren fest. Mountainbiker und sogar Motorradfahrer, die ohne Rücksicht auf Verluste querfeldeinfahren, die Flur zerstören und Jungtiere aufscheuchen. Extrem gefährlich seien auch achtlos weggeworfene Glasflaschen. Einmal im Mähwerk, könnten die Splitter große Schäden anrichten, außerdem gelangten sie in das Grünfutter.
Ziel des Vereins „Kitzrettung Oberfranken“ ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und sie entweder zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu sichern, bis das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze seien in den ersten Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in dieser Zeit so eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr regungslos an ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt damit die Landwirte und die Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und verhindert so den Tod der Kitze. „Wir sehen uns als Partner der Landwirte“, sagt Britta Engelhardt.
Früher habe man die Grünflächen mühsam zu Fuß abgehen müssen, erinnert sich Jörg Müller, selbst Landwirt und BBV-Ortsvorsitzender. Heute erleichtere ein Drohnenflug mit Wärmebildkamera die Arbeit gewaltig. Die Kitzrettung habe drei Drohnen im Einsatz, auch die Jägerschaft habe einige Drohnenpiloten in ihren Reihen. Sie fliegen das Gebiet in der Regel früh morgens in einer Höhe von 50 Metern ab. Die Trefferquote, also die Anzahl aufgespürter Jungtiere, sei deutlich besser, als beim Kontrollgang zu Fuß. Allerdings spielten auch die Kosten für eine solche Drohne eine Rolle. Das Gerät komme mit allem notwendigen Equipment schnell mal auf 7500 Euro.
Bild: Landwirte , Jäger und Vertreter der Kitzrettung Oberfranken haben bei Tauperlitz eine Plakataktion zum Beginn der Brut- und Setzzeit gestartet.
Landwirte laden zum Genusserlebnis ein / BBV-Aktion: „Frühstück auf dem Bauernhof am 21. Mai – Anmeldung bis 12. Mai
Gebhardtshof. Gesund, schmackhaft und aus der Region: bei der Aktion „Frühstück am Bauernhof“ stammen alle Zutaten, mit denen die Landfrauen ein leckeres Frühstück anbieten, von Erzeugern aus der Umgebung. So auch auf dem Legehennenbetrieb der Familie Heintke in Gebhardtshof, das zu Weidenberg gehört und das zwischen Stockau und Lessau liegt. Dort gibt es am 21. Mai von 9 bis 12 Uhr ein Bauernhoffrühstück mit allem Drum und Dran. Um Planen zu können, ist eine Anmeldung allerdings erforderlich.
Die Aktion fand 2019 zum ersten Mal statt und war auf große Resonanz gestoßen. „In diesem Jahr wollen wir den Verbraucher wieder zeigen, was die Landwirtschaft alles kann“, sagt Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Tochter Martina und Mutter Heidrun Heintke setzen dabei ausnahmslos auf Zutaten aus der Umgebung.
Die Milch kommt vom Kellerhof, Kaffee von der Hollfelder Kaffeerösterei, Saft von der Kelterei im nahen Lehen, Joghurt vom Betrieb Raps in Würnsreuth, sämtliche Wurstwaren von den Metzgern Parzen und Lindner, Käse zum Teil aus Seulbitz, zum Teil aus der eigenen Käserei, der Honig aus Weidenberg sowie Brot und Brötchen von der Geseeser Landbäckerei. Die Eier stammen natürlich vom eigenen Betrieb. „Damit können wir wirklich ein komplett regionales Buffett anbieten“, freut sich Heidrun Heintke.
Martina und Heidrun Heintke bewirtschaften zusammen mit einer Mitarbeiterin den Betrieb, der von der damaligen Mutterkuhhaltung Zug um Zug zu einem Legehennenbetrieb umgebaut wurde. Hauptabnehmer der Eier sind die Edeka- und Rewe-Märkte in der Region, die regionalen Metzger und Bäcker sowie der Dorfladen Emtmannsberg. Martina und Heidrun Heintke sind regelmäßig auf mehreren Märkten, unter anderem auf dem Thermenmarkt in Obernsees vertreten. Wenn im Herbst der neue Verkaufsanhänger mit Kühltheke eintrifft, wird man die Familie mit ihren Produkten noch häufiger auf entsprechenden Märkten antreffen. Zu den Produkten gehören neben Masthähnchen auch Nudeln und ein eigener Eierlikör. Die Familie bewirtschaftet 38 Hektar landwirtschaftliche Fläche, darauf wird im Großen und Ganzen das komplette Futter für die Hennen angebaut.
„Wir wollen mit der Aktion vor allem einen positiven Akzent für die Landwirtschaft setzen“, sagt Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Die bayernweite Aktion „Frühstück auf dem Bauernhof“ sei 2018 zum 70-jährigen Jubiläum der BBV-Landfrauen ins Leben gerufen worden und findet jährlich im Mai statt. Coronabedingt musste sie allerdings zwei Mal ersatzlos ausfallen.
Gezeigt werden soll dabei vor allem eines: Bayerns Bäuerinnen und Bauern arbeiten mit hohen Standards und erzeugen hochwertige Lebensmittel direkt vor der Haustür: „Wir wollen dabei vor allem auch die Vielfalt der Landwirtschaft in unserem Landkreis präsentieren“, so die Kreisbäuerin.
Das Frühstück auf dem Gebhardtshof findet bei jedem Wetter statt. Es kostet (inklusive der Getränke vom Buffett) für Erwachsene 15 Euro, für Kinder bis 12 Jahren 8 Euro. Kinder bis 6 Jahren sind frei. Um planen zu können, ist eine Anmeldung bis zum 12. Mai unter 09209/213 zwingend erforderlich.
Eine bayernweite Übersicht über alle teilnehmenden Betriebe gibt es im Internet unter www.BayerischerBauernVerband.de/Fruehstueck.
Bild: Die Gebhardtshofer Weidehennen stehen für artgerechte Haltung ohne Gentechnik. Davon überzeugten Martina und Heidrun Heintke die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth (von rechts).
Start der Spargelsaison: Genuss, Gesundheit und Geschmack / Heimischer Spargel soll nicht teurer werden – Kurze Transportwege, nachhaltig und fair
Rothwind. Mit einer kleinen Verzögerung startet nun auch in unseren Breiten die Spargelsaison. Während das Wetter in großen Teilen der Landwirtschaft für Unzufriedenheit sorgt, sind die Spargelbauern damit ganz zufrieden. „Nach dem guten Vegetationsjahr 2022 mit dem trockenen Herbst und der Kälte im Winter sind die Pflanzen sehr wüchsig und kraftvoll“, sagt Matthias Stenglein aus Rothwind. Bereits Ende Februar hätten die Pflanzen angetrieben, seien durch die Kältephase im März aber im Wachstum noch einmal ausgebremst worden. „Wenn es jetzt mit der Saison losgeht, dann werden wir mit starken, äußerlich wie innerlich qualitativ guten Spargelstanden rechnen können.“
Rothwind, das ist so eine Art Synonym für Spargel aus dem Kulmbacher Land. Matthias Stenglein baut in dem Mainleuser Ortsteil auf rund 20 Hektar Spargel an. Er ist damit einer der größten Spargelanbauer in der Region. Wichtigste Vertriebsschiene ist die Direktvermarktung. Kleinere Teile der Ernte gehen an die Gastronomie und an den Handel. Mitte der 1990 Jahre hatte der heute 53-Jährige den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Damals ein reiner Milchviehbetrieb, heute ist die Milchviehhaltung das zweite Standbein von Matthias Stenglein.
Weil Mitte der 1990er Jahre die Milchkontingentierung eingeführt wurde, sei er auf den Spargel gekommen. Die Milchviehhaltung hate er aber nie aufgegeben. Im Gegenteil. Im modernen Stall tummeln sich rund 100 Kühe, die Milch geht an die Milchwerke Oberfranken West im Coburger Land.
Zusammen mit Ehefrau Sandra, Sohn Hans und einem festen beschäftigten Helfer bewirtschaftet die Familie den Hof. In der Spargelsaison kommen rund 20 Helfer dazu, die dann für einige Monate auf dem Hof leben. Die Anbaufläche erstreckt sich in einem Umkreis von acht Kilometern um die Hofstelle.
Nun ist es nicht so, dass es außerhalb der relativ kurzen Saison von April bis Juni in Sachen Spargel nichts zu tun gäbe. „Im Herbst werden schon die Dämme gemacht, die Folien angebracht und die Drähte gesteckt“, erklärt Matthias Stenglein. Mindestens zwei der Saisonarbeiter werden auch da benötigt.
Der Spargelbauer ist optimistisch, dass auch in Zukunft der heimische Spargel eine wichtige Rolle spielen wird. Der Kauf von heimischen Spargel sichere die Selbstversorgung im eigenen Land, sei nachhaltig und fair und durch kurze Transportwege werde eine Menge CO2 eingespart.
Eine Herausforderung sei es, geeignete Flächen zu finden. Nach zehn Jahren ununterbrochenem Anbau auf der gleichen Fläche sei der Boden „spargelmüde“ und man müsse erst einmal auf Jahre hinaus pausieren. Da hätten es die Landwirte in den von Natur aus begünstigteren Flächen etwa im Gäuboden leichter.
Eine weitere Herausforderung stelle der Mindestlohn dar. In anderen Ländern kenne man das gar nicht. Vielerorts liege der Mindestlohn auch weit unter den deutschen Vorgaben. Mit zwölf Euro erhielten Erntehelfer in Deutschland nach Luxemburg den europaweit höchsten Mindestlohn. Da zu konkurrieren sei nicht immer einfach. Ein weiterer Kostenfaktor seien die dringend benötigten Folien. „Ohne geht es nicht“, sagt Matthias Stenglein. Sie könnten zwar ganz im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaschutz wiederverwertet werden, machten aber doch bei einer Dreifachbedeckung so um die 20.000 Euro pro Hektar aus.
Die gute Nachricht für alle Spargelfans: Der Preis für die gängige Hofsorte wird trotz Kostenexplosion in allen Bereichen nur geringfügig angehoben, verspricht Matthias Stenglein. Die Kunden wissen die Qualität jedenfalls zu schätzen und kommen teilweise von Bayreuth, Coburg oder aus dem Fichtelgebirge regelmäßig in den kleinen Hofladen.
Michael Koch, Bereichsleiter Gartenbau und Spargelmarkt-Experte der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) schätzt die anstehende Spargelsaison so ein: „Die Konsumenten sind insgesamt weiterhin hohen Preise ausgesetzt. Der Krieg in der Ukraine wirkt sich in diesem Jahr nicht mehr so stark auf das Kaufverhalten aus.“ Im Endeffekt hänge viel davon ab, wie das Wetter ist. Sonnige Frühlingstage machten Lust auf Frühlingsgemüse.
Ähnlich argumentiert Simon Schumacher, Vorstandsvorsitzender des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer: „Die Konsumenten achten bei der Inflation stärker darauf, wie sie ihr Geld ausgeben. Genuss, Gesundheit und Geschmack sind vielen Käufern weiterhin sehr wichtig, und dafür steht regionaler Spargel.“ Ein weiterer Vorteil ist es nach den Worten von Simon Schumacher, dass unterschiedliche Sortierungen, also etwas zu dicke, dünne oder krumme Stangen auch günstiger in der Direktvermarktung zu haben sind, so dass für jeden Anlass und Geldbeutel der richtige Spargel angeboten werden könne.
Laut AMI lag der Selbstversorgungsgrad bei Spargel in Deutschland im zurückliegenden Jahr bei rund 86 Prozent. 2021 waren es nur 83 Prozent. Damit sei Spargel eine der wenigen Gemüsearten, die zu diesem hohen Grad in Deutschland erzeugt und auch verzehrt werden. Die Steigerung des Selbstversorgungsgrades sei darauf zurückzuführen, dass wegen der geringeren Nachfrage nach Spargel auch weniger Spargel importiert wurde.
Matthias Stenglein gibt allerdings auch zu bedenken, dass trotz Saisonstart noch nicht die volle Ernte zur Verfügung steht. Er empfiehlt allen Spargelfreunden, die von weiter her anreisen, erst einmal anzurufen und nachzufragen. Schließlich vermarktet er seine gesamte Ware feldfrisch. Da könne es schon vorkommen, dass in den Mittagsstunde alles weg ist. Weitere Infos: www.rothwinder-spargel.de.
Bild: Blickt optimistisch in die Zukunft: Matthias Stenglein baut auf rund 20 Hektar den beliebten Rothwinder Spargel an.
Plädoyer für das fränkische Selbstbewusstsein / Adrian Roßner beim Jubiläum 75 Jahre Landfrauen im Bauernverband
Bayreuth. Ihr 75-jähriges Bestehen feiern die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband in diesem Jahr. Der Kreisverband Bayreuth hat sich den Feierlichkeiten mit einer eigenen Jubiläumsveranstaltung angeschlossen. Dabei wurden zahlreiche aktive Ortsbäuerinnen für ihr meist jahrzehntelanges Engagement geehrt. „Mit den Landfrauen leben nicht nur die Dörfer, mit den Landfrauen lebt die Heimat“, sagte der populäre Historiker Adrian Roßner aus Zell am Waldstein in seinem Festvortrag.
Gewürzt mit allerlei Anekdoten, humoristischen Einlagen und nicht so ganz bierernst gemeinten Statements sang der TV-bekannte Wissenschaftler das Loblied auf die Landfrau und auf seine Heimat, das Fichtelgebirge. Auch der Dialekt gehöre zur Heimat und das Fränkische sei ja wohl der „sexieste Dialekt“, den es überhaupt geben kann, so Roßner. Schon immer seien Dörfer wahre Netzwerke gewesen, in denen Heimat entstanden ist. Die Zentren der Dörfer seien zum einen das Wirtshaus und zum anderen die Kirche gewesen.
Leider habe sich bis heute vieles verändert. Aber noch immer sei der Volksglaube elementar. Als Beispiel nannte er die zahlreichen geschmückten Osterbrunnen. Das Wissen um diese Brunnen sei allerdings zum großen Teil verloren gegangen. Zum Beispiel sei kaum noch jemandem bewusst, dass die geschmückten Brunnen ein Ausdruck der Dankbarkeit für die Gaben der Schöpfung sind.
Was die fränkische Kultur laut Adrian Roßner ausmacht: „Wir reden nicht so viel, wir machen einfach“, sagte er. Seinen Worten zufolge sind die Dörfer die Zentren der ursprünglichen Kultur. „Wir sind nicht München, wir sind nicht Berlin, aber das haben wir auch nicht nötig“, appellierte Roßner an mehr fränkisches Selbstbewusstsein. Hier würden Probleme pragmatisch angepackt und gelöst. Hier sei die Kultur noch echt und müsse nicht erst durch ein Stadtmarketing erfunden werden. Ein wichtiger Bestandteil dieser Kultur seien die Landwirtschaft und damit auch die Landfrauen.
Zuvor hatte Kreisbäuerin Angelika Seyferth an die Gründung der Landfrauengruppen 1948 erinnert, als die Kreisbäuerinnen noch ernannt und nicht gewählt wurden. Welche Kontinuität in der Landfrauenarbeit steckt, macht die Tatsache deutlich, dass es seit der Gründung mit Karoline Hacker, Margarethe Bauernfein, Anna Brütting und Katrin Lang nur vier Kreisbäuerinnen vor Angelika Seyferth gab. Welchen Stellenwert die Landfrauen haben machte die Liste prominenter Gäste bei den alljährlichen Landfrauentagen deutlich. Sie reicht von Ministerpräsident Markus Söder über Schwester Theresa bis hin zu Monika Hohlmeier, Karin Stoiber oder Stephanie zu Guttenberg. Gemeinsame Lehrfahrten führten die Landfrauen aus dem Bayreuther Kreisverband schon an den Bodensee oder gar bis nach Rom. Großen Wert legte Angelika Seyferth auf die Tatsache, dass sich die Landfrauen traditionell auch immer dann einbringen, wenn es um agrarpolitische Themen geht. Mittlerweile sei es aber immer schwieriger, Veranstaltungen in den Dörfern abzuhalten, weil es dort kaum noch gastronomische Betriebe gibt, die dafür geeignet sind.
Zu den Lehrfahrten wird demnächst auch eine weitere Fahrt nach Berlin dazukommen, denn die Bundestagsabgeordnete Silke Launert hatte als Geburtstaggeschenk einen Gutschein für einen kompletten Bus inklusive Besuch des Bundestags dabei. „Frauen sind die wahren Architekten der Gesellschaft“, sagte sie und würdigte das große ehrenamtliche Engagement. Landtagsabgeordneter Martin Schöffel bedauerte, dass der Bezug vieler Menschen zur Landwirtschaft mittlerweile verloren gegangen sei. Hier könnten die Landfrauen mit ihrem Wissen gegensteuern, so dass die Bauern wieder mehr Wertschätzung erfahren.
Landfrauen stünden für Tradition und Brauchtum und seien stets aufgeschlossen für neue Entwicklungen, so Landrat Florian Wiedemann. Oft stehen Landfrauen aber auch für eine menschlichere Sichtweise“, so Kreisobmann Karl Lappe und die oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel rief ihre Kolleginnen auf, stolz auf ihren Beruf zu sein und auf Zusammenhalt zu setzen: „Ob bio oder konventionell, lasst euch nicht auseinanderdividieren, gerade in der jetzigen Zeit“.
Bilder:
1. Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Bezirksbäuerin
Beate Opel (von links) sowie die stellvertretende
Kreisbäuerin Doris Schmidt (rechts) zeichneten Helga
Vogel aus Windischenlaibach für 50 Jahre
ehrenamtliche Tätigkeit als Ortsbäuerin aus.
2. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) und ihre
Stellvertreterin Doris Schmidt bedankten sich bei
dem Historiker Adrian Roßner für dessen launigen
Vortrag zum Landfrauenjubiläum.
100 Rotbuchen für die FBG Pegnitz / Borkenkäfer wird für Waldbesitzer immer mehr zur Bedrohung
Pegnitz. So geht aktiver Waldumbau in Zeiten des Klimawandels: Der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann spendierte bei der Jahresversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz spontan 100 Rotbuchen-Setzlinge. Sie sollen an die Mitglieder verteilt und an entsprechenden Stellen gepflanzt werden.
Damit die Rotbuchen künftig nicht nur auf dem Gebiet der FBG Pegnitz gedeihen, versprach der Landrat auch den beiden anderen Waldbesitzervereinigungen im Landkreis, der WBV Bayreuth und der WBV Hollfeld, jeweils 100 Setzlingen. Ziel soll es sein, den Waldumbau noch schneller hinzubekommen und ein Stück weit dazu beitragen, den Klimawandel zu bewältigen. „Damit soll ein kleines Zeichen gesetzt werden“, sagte Florian Wiedemann. Jede Pflanzaktion sei besser, als sich auf der Straße festzukleben, wenn man wirklich etwas gegen den Klimawandel unternehmen will. Er kündigte außerdem an, die Heizung im Bayreuther Landratsamt perspektivisch auf Holz umzustellen. Denn anders, als es die EU kürzlich ausgegeben hatte, sei Holz CO2-neutral, habe kurze Wege und stärke die regionale Wirtschaft.
Für die FBG Pegnitz war 2022 ein sehr erfolgreiches Jahr, so Förster Stefan Failner in seinem Geschäftsbericht. Die für die Mitglieder vermittelte Holzmenge lag mit knapp über 29.000 Festmetern weit über der des Vorjahres. 2021 waren es lediglich knapp 17.000 Festmeter. Dazu kommen dem Bericht zufolge weitere gut 3500 Festmeter Hackschnitzel die direkt an den Handel gingen. Ein wesentlicher Grund für die immense Steigerung ist der Borkenkäfer, der zwar im Vereinsgebiet der FBG nicht so ausgeprägt war, wie andernorts, doch immerhin rund ein Viertel von den 21.000 Festmetern vermarktetem Fichtenholz sei Schadholz gewesen.
„Der Trockenstreß hat unseren Wald geprägt“, sagte der Vorsitzende Werner Lautner. Trotz allem seien die Preise aber zufriedenstellend gewesen. Das Käferholz habe sich gut verkaufen lassen, so dass für die Waldbesitzer unterm Strich etwas übrig blieb. Nun gelte es rechtzeitig mit dem Waldumbau vorwärts zu kommen, denn: „Wir wissen nicht, wie lange sich die Fichte bei uns noch hält.“
Nachdenkliche Worte zur aktuellen Waldsituation kamen von Michael Schmidt, dem Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth Münchberg. „Was die Trockenheit anrichten kann, das lässt uns alle nicht kalt“, sagte er und zeigte Bilder von gewaltigen Schäden im Frankenwald. Das sei gar nicht so weit weg von hier und könne jederzeit überall passieren. „Der Käfer wird zur ernsthaften Bedrohung“, sagte Michael Schmidt. Von den 40.000 Hektar Frankenwald sei bereits ein Viertel der Fläche völlig kahl. „Das kann uns hier auch erwischen, wenn der Klimawandel so fortschreitet“, meinte der Amtschef. Noch sei man hier im südlichen Bayreuther Landkreis auf der Insel der Glücksseligen, das könne sich aber schnell ändern.
Die FBG Pegnitz hat aktuell 1735 Mitglieder, zwölf mehr als noch im Jahr zuvor. Sie alle bewirtschaften zusammen eine Waldfläche von 12.600 Hektar, 100 mehr als im Vorjahr.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen wurde die Vorstandschaft nahezu komplett in ihren Ämtern bestätigt. Vorsitzender bleibt Werner Lautner. Der 57-Jährige steht seit 2018 an der Spitze der FBG Pegnitz. 2. Vorsitzender bleibt Bernd Kiefhaber (57) aus Ottenhof bei Plech. Die zwölf Vorstandsmitglieder, die alle mit großer Mehrheit gewählt wurden, sind: Volker Barthelmann (Arnoldsreuth), Reinhard Dennerlein (Egloffstein), Markus Gebhardt (Buchau), Gerd Gerstacker (Ahorntal), Heinz Götzke (Preunersfeld), Jürgen Pfleghardt (Reipertsgesee), Johannes Schieder (Neuhof bei Pegnitz), Matthias Schlenk (Reipertsgesee), Hermann Schmitt (Haßlach), Johannes Stiefler (Waidach), Stefan Ströbel (Prebitz) uns Karlheinz Ziegler (Hüll). Neuer Kassenprüfer ist Matthias Keil aus Hinterkleebach.
Bild: Großer Bahnhof bei der Jahresversammlung der FBG Pegnitz in der Christian-Sammet-Halle (von links): Vorsitzender Werner Lautner, Jörg Ermer vom Dachverband Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken, BBV-Kreisobmann Karl Lappe, Behördenleiter Michael Schmidt vom Amt für Landwirtschaft, Landrat Florian Wiedemann und der zweite Vorsitzende Bernd Kiefhaber.
Bewusstsein für den Bauernstand / „Mit Herz und Hand – smart fürs Land“: Berufswettbewerb der Landjugend auf Bezirksebene
Bayreuth. Die Bewältigung eines Hindernisparcours mit dem Schlepper, die Bestimmung von Saatgut oder die Überprüfung eines Traktors im Hinblick auf Betriebs- und Verkehrssicherheit: Von angehenden Landwirten wird so einiges verlangt. Dabei sind das nur drei von einer Vielzahl an Aufgaben die diesmal im Berufswettbewerb der Deutschen Landjugend zu bewältigen waren. Beim oberfränkischen Bezirksentscheid in Bayreuth stellten sich die Erstplatzierten aus den Landkreisen dem Vergleich mit ihren Berufskollegen. Es ging nicht mehr und nicht weniger als um den Einzug in den bayerischen Landesentscheid Anfang Mai im oberpfälzischen Almesbach.
Daran teilnehmen werden die Sieger des Bezirksentscheids: Lucas Hirschmann aus Thurnau und Patrick Ponader aus Tröstau. Sie erzielten die meisten Punkte im der Gruppe L1, in der die Teilnehmer aus den Berufsschulen versammelt waren. Die Teilnehmer aus den landwirtschaftlichen Fachschulen traten wie schon in den Vorjahren in der Gruppe L2 in Zweierteams an. Dabei konnten sich Janek Kießling aus Töpen und Maximilian Voit aus Rehau den Platz auf dem Siegertreppchen und damit den Einzug in den Landesentscheid sichern. Eine Besonderheit gab es in Bayreuth: Hier traten die Fachschulen auch aus der Oberpfalz an. Mit Theresa Bäumler aus Waidhaus und Johannes Götz aus Hemau schaffte es ein gemischtes Team auf den vordersten Platz. Auch die beiden werden am Landesentscheid teilnehmen.
Den hohen Stellenwert des Berufswettbewerbs machten auch die hochkarätigen Gäste deutlich, die nicht nur zur Siegerehrung, sondern teilweise bereits während des Wettbewerbs in die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken gekommen waren, um den jungen Leuten über die Schulter zu blicken. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif sprach dabei von einem ganz wichtigen Ereignis für den Bauernstand. Bezirksbäuerin Beate Opel bescheinigte allen Teilnehmern, dass sie eindrucksvoll unter Beweis gestellt hätten, wie kreativ und interessant der Beruf des Landwirts ist. Keine Branche sei so technisiert und digitalisiert, wie die Landwirtschaft, auch das möchte man mit dem Wettbewerb aufzeigen, so BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Es gehe vor allem auch darum, Verständnis für den Bauernstand, für regionale Kreisläufe und die heimische Wirtschaft zu wecken, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Stefan Frühbeißer, Stellvertreter des Bayreuther Landrats, appellierte an die jungen Leute, sich nicht von so mancher negativer Diskussion entmutigen zu lassen. Landwirte von heute müssten ein riesiges Fachwissen mitbringen und das könnten sie beim Berufswettbewerb unter Beweis stellen. Ähnlich formulierte es der stellvertretende Bayreuther Bürgermeister Stefan Schuh: Es gehe darum, die Landwirtschaft mit cleveren und klugen Ideen nach vorne zu bringen. „Bleiben sie am Ball, denn die Landwirtschaft hat Zukunft“, sagte er zu den Teilnehmern.“
Der Berufswettbewerb findet traditionell alle zwei Jahre statt. Diesmal stand der unter dem Motto „Mit Herz und Hand - smart fürs Land“. Corona-bedingt musste er beim letzten Mal allerdings ersatzlos gestrichen werden.
Bilder:
1. Einen
Hindernisparcours mit dem Schlepper inklusive
Anhänger und Ladung zu durchfahren war eine der
Aufgaben im Praxisteil des Berufswettbewerb.
2. Wieviel
Dünger muss in den Streuer: für die meisten der
jungen Landwirte stellte diese Aufgabe kein Problem
dar.
3. Einen
Traktor im Hinblick auf seine Betriebs- und
Verkehrssicherheit überprüfen mussten die Teilnehmer
des Berufswettbewerbs der Landjugend.
4. Maximilian
Voit, Janek Kießling, Lucas Hirschmann, Patrick
Ponader, Theresa Bäumler und Johannes Götz (vordere
Reihe von links) sind die Sieger beim
Berufswettbewerb der Landjugend in Bayreuth. Mit auf
dem Bild: die Gratulanten und Verantwortlichen des
Bauernverbandes.
Der Käfer hat Oberfranken fest im Griff / WBV Kulmbach/Stadtsteinach konnte 2000. Mitglied begrüßen
Stadtsteinach. Mit einem Plus von 51 neuen Mitgliedern hat die Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach im zurückliegenden Jahr einen ordentlichen Zuwachs verzeichnen können. Insgesamt bewirtschaften die aktuell 2006 Mitglieder eine Fläche von 13448 Hektar Wald. Bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach haben die Vorsitzende Carmen Hombach und Geschäftsführer Theo Kaiser die positive Mitgliederentwicklung zum Anlass genommen, das 2000. Mitglied mit einer Ehrung besonders willkommen zu heißen: Markus Suttner aus Marktleugast konnte sich über einen Brotzeitkorb und ein forstliches Fachbuch freuen.
Der Zustrom zur WBV hat natürlich auch einen Grund: die notwendige massenhafte Aufarbeitung von Schadholz durch den Borkenkäfer. Waren es vor dem Jahr 2018 immer so um die 50.000 Festmeter Holz, die von der WBV im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet wurden, sind es im zurückliegenden Jahr 150.000 Festmeter gewesen. Und das ist noch lange nicht alles: „Mindestens 30.000 bis 40.000 Festmeter sind noch im Wald“, schätzt Theo Kaiser.
Seine Prognosen klangen düster: „Wir sehen derzeit ein hohes Potenzial für eine weitere Massenvermehrung“, sagte er. Bislang sei das Käferholz nur teilweise aufgearbeitet. Theo Kaiser empfahl allen Waldbesitzern direkt nach dem Einschlag die Polterspritzung, also die Behandlung der Holzpolter mit zugelassenen Insektiziden als eine Art Ultima Ratio, „auch wenn dies politisch nicht gewollt ist.
Hintergrund ist, dass Oberfranken bayernweit die Hauptlast in Sachen Borkenkäfer trägt. Von den insgesamt 5,2 Millionen Festmetern geschädigtem Holz, befänden sich 2,1 Millionen Festmeter in Oberfranken. Die Schadensprognose des Landwirtschaftsministeriums geht für das laufende Jahr von weiteren 1,3 Millionen Festmetern geschädigtem Holz im Regierungsbezirk aus.
Diese Zahlen sind dem Geschäftsführer zu niedrig angesetzt. Theo Kaiser glaubt, dass es heuer genauso schlimm wird, wie im vergangenen Jahr, „eher noch schlimmer“. Grund dafür: Während der Borkenkäfer bislang eher westlich der Autobahn A9 sein Unwesen getrieben hat, sei er mittlerweile auch im Fichtelgebirge angekommen. Alle Hoffnungen ruhen nun auf den von allen Seiten geforderten Waldumbau. „Die gute alte Fichte wird es über kurz oder lang nicht mehr geben“, so Theo Kaiser.
Die Zahlen der Forstpflanzen, die im zurückliegenden Jahr von der WBV bestellt und an ihre Mitglieder vermittelt wurden, zeigen, dass die Botschaft des Waldumbaus im Kulmbacher Land angekommen ist. Genau 96.140 Forstpflanzen seien 2022 bestellt worden, 71 Prozent davon Laubholz, vor allem Eichen und Buchen.
Bei der Holzvermarktung hatte sich der Markt für die Fichten dennoch recht gut gestaltet und auch bei der Kiefer habe man für das Schadholz gute Preise erzielen können, sagte der Geschäftsführer. Überhaupt habe sich der Holzmarkt stabilisiert, die weitere Entwicklung hänge nun unter anderem stark vom Export ab. Eine rege Nachfrage verzeichnete die WBV auch für Industrie- und Brennholz sowie für Hackschnitzel, während der Markt für Papierholz komplett zusammengebrochen sei.
Götz Freiherr von Rotenhan, der Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, sprach bei der Jahresversammlung einmal mehr über die Zusammenhänge von Wald und Jagd. Beides gehöre zusammen, ohne Jäger gehe es im Wald nicht, so Rotenhan. Der notwendige Waldumbau werde nur gemeinsam gelingen, und zwar mit einer waldangepassten Jagd.
„Wald vor Wild“, so stehe es im Bayerischen Jagdgesetz. Das bedeute aber keinesfalls „Wald ohne Wild“. Es bedeute vielmehr, die Interessen des Ökosystems Wald vor jagdlichen Einzelinteressen zu stellen“, so Rotenhan. Was den Wildverbiss angeht, sehen er laut den letzten vorliegenden Vegetationsgutachten für ganz Bayern keine signifikante Trendwende zu einer Verbesserung der Situation. Noch immer sei die Hälfte aller Hegegemeinschaften im roten Bereich, das heißt, die Verbissbelastung sei zu hoch.
Kulmbach sei dabei mit sechs roten und zwei dauerhaft roten Bereichen nicht gerade ein Vorzeigelandkreis. Dauerhaft rot bedeute dabei, dass die Verbissbelastung schon seit zehn Jahren zu hoch sei. Folge einer hohen Belastung seien dabei vor allem negative Auswirkungen auf die Biodiversität. Als Lösungsmöglichkeiten schlug Rotenhan unter anderem vor, die revierübergreifende Zusammenarbeit zu forcieren, die Wildbretvermarktung auszubauen und überhaupt erst einmal ein Problembewusstsein für die Situation zu schaffen. Um das Verjüngungspotential aufzuzeigen, könne auch schon die Anlage von Weiserzäunen helfen, die sogar gefördert werden. Die Flächen innerhalb der Weiserzäune sollen aufzeigen, wie sich die Waldverjüngung ohne Wildverbiss entwickeln kann.
Bild: Mit Markus Suttner (Mitte) aus Marktleugast konnte die Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach bei ihrer Jahresversammlung ihr 2000. Mitglied begrüßen. Von der Vorsitzenden Carmen Hombach und von Geschäftsführer Theo Kaiser gab es dafür einen Brotzeitkorb mit regionalen Spezialitäten.
Landwirte sind die Lösung / 16 „Staatlich Geprüfter Wirtschafter für Landbau“ an der Bayreuther Landwirtschaftsschule verabschiedet
Bayreuth. Sie dürfen sich ab sofort als „Staatlich Geprüfter Wirtschafter für Landbau“, oder auch als „Bachelor professionell in Agrarwirtschaft“ bezeichnen: 16 junge Leute, im Wesentlichen aus den drei oberfränkischen Landkreisen Bayreuth, Kulmbach und Forchheim, die während der zurückliegenden drei Semester die Landwirtschaftsschule in Bayreuth absolviert haben. Jeweils ein Absolvent kommt aus dem Nachbarlandkreisen Amberg-Sulzbach und Neustadt an der Waldnaab. Aus den Händen von Schulleiter Uwe Lucas erhielten die drei Damen und 13 Herren im Rahmen einer Feierstunde ihre Abschlusszeugnisse.
Die Themenpalette der zurückliegenden eineinhalb Jahre war breit gefächert. Sie reichte von erneuerbaren Energien über muttergebundene Kälberaufzucht bis zu Ökolandbau sowie verschiedensten Umwelt- und Naturschutzthemen. Noch unter Corona-Bedingungen hatten die Studenten im Oktober 2021 das erste Semester begonnen, nur einer der ursprünglich 17 Teilnehmer war vorzeitig ausgeschieden. Das dreisemestrige Studium setzte einen Berufsabschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf der Landwirtschaft und zusätzlich ein Jahr einschlägige Berufspraxis voraus. Der jüngste der Absolventen war 18 Jahre alt, der älteste 32. Unter den 16 erfolgreichen Teilnehmern waren auch drei Damen.
„Sie haben einen großen Meilenstein in ihrer beruflichen Fortbildung erreicht“, sagte Schulleiter Uwe Lucas bei der Übergabe der Zeugnisse. Er zählte noch einmal alles zwölf Fächer auf, in denen die Absolventen mehr als 1000 Unterrichtsstunden absolviert hatten. Dazu kam eine Vielzahl von Exkursionen, Betriebsbesichtigungen und Seminaren. Die Anforderungen an künftige Betriebsleiter würden immer größer, sagte Semesterleiterin Theresa Bauer. Sie appellierte deshalb an alle Absolventen, ihre Bereitschaft zu stetiger Aus- und Fortbildung beizubehalten.
Der stellvertretende Bayreuther Landrat Klaus Bauer bezeichnete die Absolventen als Zukunft der Landwirtshaft in unserer Region. Die Landwirtschaft benötige einen bestens ausgebildeten Nachwuchs, denn die Anforderungen An die Bauern würden immer größer. Für den Bayerischen Landtag waren die beiden Abgeordneten Gudrun Brendel-Fischer und Martin Schöffel als Gratulanten gekommen. Brendel-Fischer zufolge nehme die Bildung heute in den landwirtschaftlichen Familien einen viel höheren Stellenwert ein als in früheren Jahren, sagte sie. Leider lasse die Bereitschaft nach, Ehrenämter zu übernehmen. Gerade im landwirtschaftlichen Bereich könne das Ehrenamt aber immens viel bewirken. „Landwirte üben den wichtigsten Beruf der Welt aus“, sagte Schöffel, der auch stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im Landtag ist. Egal ob Ernährung oder Energie, beides gehe nur mit der Landwirtschaft, nicht gegen sie.
„Raus aus der Nische und hinein in die Gesellschaft“, forderte Hermann Greif, oberfränkischer BBV-Präsident. Landwirte seien nicht etwa das Problem, sondern die Lösung, etwa für die CO-2-Problematik und Burkhard Traub, Leiter des Sachgebietes Bildung in der Land- und Hauswirtschaft an der Regierung für Oberfranken sah die Aus- und Fortbildung als den entscheidenden Standortfaktor für den künftigen Wettbewerb.
Die 16 künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter für Landbau§ sind: Simon Bauer (Hagenohe / Landkreis Amberg-Sulzbach), Marie Dippold (Geiersberg / Bayreuth), Luca Ehl (Sandhof / Bayreuth), Martin Galster (Dietzhof / Forchheim), Mathias Gollwitzer (Stockau / Bayreuth)), Melissa Gräf (Wickenreuth / Kulmbach, Leon Hartmann (Lindau / Kulmbach), Kathrin Lauterbach / Tressau / Bayreuth), Daniel Neus (Adlitz / Bayreuth), Tobias Pfaffenberger (Mistelgau / Bayreuth), Simon Raab (Neuenreuth ( Kulmbach), Hannes Schilling (Bayreuth), Andreas Schüpferling (Betzenstein / Bayreuth), Frank Schwarz (Görbitz / Forchheim), Gabriel Speckner (Oberhammermühle / Neustadt an der Waldnaab), Hans Stenglein (Rothwind / Kulmbach). Die vier Prüfungsbesten waren Melissa Gräf, Marie Dippold, Simon Bauer und Frank Schwarz.
Bild: 16 künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter für Landbau“ konnte Schulleiter Uwe Lucas (links) nach drei Semestern an der Landwirtschaftsschule in Bayreuth verabschiedet.
100 Prozent bio, regional und saisonal: Obst und Gemüse frei Haus / Florian Blank hat bei Eckersdorf eine Solidarische Landwirtschaft und einen regionalen Bio-Lieferdienst aufgebaut
Eckersdorf/Kulmbach. Es ist nicht die beste Zeit für die Bio-Branche. Florian Blank (38), ehemaliger Luftfahrt-Elektroniker und gelernter Landwirt hat es trotzdem gewagt. In der Nähe von Eckersdorf in Landkreis Bayreuth bewirtschaftet er kleinen Betrieb, der zuletzt leer stand und für den ein Nachfolger gesucht wurde. Zunächst baute er dort eine Solidarische Landwirtschaft auf. Parallel dazu ist er seit Oktober des vergangenen Jahres mit einem Biolieferdienst am Markt vertreten. Neben dem Großraum Bayreuth beliefert er seit einigen Wochen auch den Raum Kulmbach und will hier weiter wachsen.
„Es braucht alle Wege, um den Menschen einen leichten Zugang zu Bio-Lebensmitteln zu ermöglichen“, sagt Peter Ackermann, der im „Freigarten Stein“ für die Vermarktung zuständig ist. Unter www-freigarten.stein.de gibt es deshalb einen Online-Shop, in dem sich jeder potentielle Interessent ein Bild über die breite Angebotspalette machen kann.
Auf einer Fläche von rund einem Hektar bei der Einöde Stein nahe der zu Eckersdorf gehörenden Ortschaft Busbach hat Florian Blank seinen Obst- und Gemüsebaubetrieb nach der Idee einer gemeinschaftliche betriebenen Landwirtschaft errichtet. Das funktioniert so, dass die aktuell rund 60 Mitglieder alle Koste für den Obst- und Gemüseanbau tragen und im Gegenzug dazu wöchentlich einen Anteil an der Ernte erhalten.
120 sogenannte Ernteteiler wären für ein kostendeckendes Wirtschaften nötig. Um trotzdem entsprechend kostendeckend arbeiten zu können, entschloss sich Florian Blank kurzerhand, einen regionalen Bio-Lieferservice ins Leben zu rufen. Im Oktober ging er damit an den Start und heute, wenige Monate später gibt es bereits 50 bis 60 regelmäßige Kunden pro Woche. Viele Produkte sind tatsächlich aus eigener Produktion. Dazu kommen Bio-Lebensmittel von regionalen Partnerbetrieben. Der Rest wird über den Verband „Ökokiste“, ein Zusammenschluss von rund 50 Biolieferdiensten aus ganz Deutschland, zugekauft.
Eine Besonderheit, alle Produkte sind ausnahmslos aus biologischem Anbau, zu 60 Prozent nach EU-Standard, zu 40 Prozent nach dem höheren Standard der Anbauverbände wie Bioland oder Demeter. „Wir haben 35 bis 40 verschiedene Kulturen im Angebot“, erklärt Peter Ackermann. Alle möglichen Kohlsorten sind darunter, natürlich Tomaten und Paprika, Rote Beete, Zwiebeln, Salat Bohnen, Zucchini und vieles mehr. Das Brot stammt von der Biobäckerei Dieter Popp aus Münchberg.
Im weiteren Ausbau soll sämtliche zugekaufte Ware von Landwirten aus der Region stammen. Entsprechende Verhandlungen würden bereits geführt. „Wir müssen noch wachsen“, sagt Peter Ackermann, Geplant sei beispielsweise auch Pilze oder Süßkartoffeln ins Sortiment zu nehmen. Und irgendwann auch Milchprodukte und Fleisch, wofür aber noch eine entsprechende Logistik mit ununterbrochenen Kühlketten aufgebaut werden muss. Auch mit einem Teichwirt sind die Freigärtner bereits in Verhandlung. Zu Weihnachten konnten immerhin schon Weihnachtsgänse angeboten werden.
Neben Florian Blank und Peter Ackermann beschäftigen die Freigärtner schon heute zwei Teilzeitkräfte für die Ernte und für das Zusammenstellen der Lieferungen, zwei Fahrer in Teilzeit, beziehungsweise als geringfügig Beschäftigte sowie eine Bürokraft ebenfalls in einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis. Bei der Werbung setzen die Freigärtner zum einen auf die sozialen Medien, zum anderen auf Mund-zu-Mund-Propaganda.
Bild:
„Freigärtner“ Florian Blank baut in Stein bei
Eckersdorf Obst und Gemüse an.
Foto: privat
Bauern als Schutzverband für unsere Lebensgrundlagen / BBV-Präsident Felßner: Landwirten gehört die Zukunft“
Bayreuth. Raus aus der Opferrolle, rein in die Macherrolle“. Das fordert Günther Felßner, der neue bayerische Bauernverbandspräsident. Beim Bayreuther Bauerntag in der Tierzuchtklause sagte Felßner: „In Zukunft kommt es mehr denn je auf uns Bauern an“. Um das zu untermauern, stellte er vier Schlagworte in den Raum: Ernährung, Energie, Dekarbonisierung und Biodiversität.
Mehr Menschen, weniger Fläche, das nannte der Präsident eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Günstige Rohstoffe, günstige Energie, daraus sei das europäische Wohlstandsmodell entstanden. Nun aber würden auch noch Russland und China als Exportländer wegfallen. „Unser Wohlstandsmodell wackelt“, so Felßner. Die Bauern hätten die Lösung für viele Probleme, sie erzeugten Lebensmittel und Energie und spielten auch in Sachen Dekarbonisierung ganz vorne mit.
Dekarbonisierung bedeutet so viel wie die Dezimierung der Kohlenstoffintensität, wodurch die Menge an Treibhausgasemissionen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, verringert wird. Ziel ist weniger CO2-Ausstoß. Einfacher gesagt: „Aus der stofflichen Verwertung von Erdöl für Plastik und Kunststoffe müssen wir raus bis 2050“, so Felßner. Bleibt noch die Biodiversität: „Wir Bauern sind ein Schutzverband für unsere Lebensgrundlagen“ Alles in allem müsse eine intelligente und multifunktionale Landwirtschaft die Lösung sein. Landwirte müssten nicht wieder zurück in die Mitte der Gesellschaft, sie sind und sie waren stets die Mitte der Gesellschaft. „Was von den Rändern kam, sind die Angriffe auf uns gewesen.“
Zuvor hatte der Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe von enormen Verwerfungen in sämtlichen Bereichen seit Beginn des Ukraine-Kriegers gesprochen. Die Landwirtschaft habe es unterschiedlich getroffen. „Wir haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht“, sagte er. Ferkelerzeuger hätten beispielsweise am meisten leiden müssen, wobei sich die Situation aktuell ins Positive verwandle. Bei den Milcherzeugern sei die Situation genau andersherum. Wo der Milchpreis zu einem ungeahnten Höhenflug angesetzt habe, sei er derzeit wieder am Fallen. Dazu müssten er und seine Berufskollegen mit den explodierenden Preisen für Dünge- und Betriebsmittel, Energiekosten und Löhne zurechtkommen. Der Strukturwandel setze sich ungebremst fort, wer einmal die Hoftore zugesperrt hat, der werde sie nicht mehr öffnen.
In ihren Grußworten versicherten sämtliche Redner, eng an der Seite der Landwirtschaft zu stehen. Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) wünschte sich mehr Männer und Frauen aus der Praxis in der Politik und im Staatsapparat, um unrealistische Entscheidungen in Zukunft zu vermeiden. MdL Tim Pargent von den Grünen beklagte den immer noch weiter voranschreitenden Flächenfraß. „Wenn die Fläche erst einmal weg ist, dann brauchen wir nicht mehr über die Düngeverordnung oder über mehr Öko-Landwirtschaft diskutieren“, sagte er. Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger wünschte sich mehr Produkte aus regionaler Erzeugung in Schulen und Kantinen. So könnte man die hochwertige Lebensmittelproduktion vor Ort sichern.
Beim Bauerntag wurden zahlreiche aktive Ortsobmänner für ihre langjährige Tätigkeit geehrt. Für 15 Jahre: Michael Schmidt (Ortsverband Gefrees), Dieter Albrecht (Haag-Schreez), Alfred Legath (Kirchenpingarten). Für 20 Jahre: Marco Riedelbauch (Bärnreuth), Gerhard Meyer (Creez-Pettendorf), Martin Gebhardt (Döhlau), Wolfgang Lochmüller (Fischbach), Roland Hagen (Lessau), Rainer Zimmermann (Lindenhardt), Siegfried Gerstacker (Wohnsgehaig). Für 25 Jahre: Hermann Redel (Eschen-Busbach), Dieter Dressendörfer (Emtmannsberg), Markus Böhm (Escherlich), Harald Bauer (Glashütten), Dieter Wolfrum (Neudorf), Hans Lindner (Neuhof), Günther Schirbel (Ramsenthal), Gerhard Wunderlich (Würnsreuth). Für 30 Jahre: Wolfgang Hacker (Bindlach-Crottendorf), Karl-Heinz Probst (Draisenfeld), Ewald Kießling (Streitau-Witzleshofen), Georg Schmidt (Nemmersdorf), Peter Reichenberger (Oberwarmensteinach). Für 35 Jahre: Helmut Hohlweg (Bad Berneck), Heinrich Geißler (Gottsfeld), Manfred Etterer )Kirchenlaibach), Harald Galster (Stein). Für 45 Jahre: Dietmar Höss (Mehlmeisel).
Bilder:
1. Ein Präsentkorb für den BBV-Präsidenten (von
links): der stellvertretende Kreisobmann Harald
Galster, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Günther
Felßner, Kreisobmann Karl Lappe und
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel.
2. Für seine 45jährige Tätigkeit als aktiver
Ortsobmann zeichneten der bayerische BBV-Präsident
Günther Felßner (links) Dietmar Höss aus Mehlmeisel
aus.
Landfrauen sind stille Heldinnen / Wunsiedler Landfrauentag: Christine Medick zur Ehrenkreisbäuerin ernannt
Bad Alexandersbad, Lks. Wunsiedel. Die Ernennung von Christine Medick zur Ehrenkreisbäuerin war der Höhepunkt des Wunsiedler Landfrauentages im Evangelischen Bildungszentrum (EBZ) von Bad Alexandersbad. Sichtlich gerührt nahm die langjährige Kreisbäuerin Urkunde und Geschenke entgegen und appellierte an die Landfrauen, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Der Wunsiedler Landfrauentag hatte diesen Namen auch wirklich verdient, denn Kreisbäuerin Karin Reichel hatte ein Programm zusammengestellt, das tatsächlich fast einen ganzen Samstag ausfüllte. Schon am Vormittag ging es mit einem ausgiebigen Brunch in der Turnhalle des Bildungszentrums los. Am Nachmittag folgten dann neben den Ansprachen und der Auszeichnung von Christine Medick mehrere Auftritte des Landfrauenchors, eine Andacht von Bäuerin und Prädikantin Andrea Marth sowie der Auftritt der Faschingsgesellschaft Rot-Weiß-Schirnding, der auch außerhalb der Saison viel Zuspruch erfuhr.
Der oberfränkischen Bezirksbäuerin Beate Opel kam der Part zu, das Wirken von Christine Medick zu würdigen. Ihren Worten zufolge wurde die künftige Ehrenkreisbäuerin 1996 erstmals zur Ortsbäuerin gewählt, ein Amt, das sie auch heute noch wahrnimmt. Von 1997 bis 2002 sowie von 2017 bis 2022 war sie stellvertretende Kreisbäuerin, von 2002 bis 2017 Kreisbäuerin. Christine Medick ist Gemeinderätin von Thiersheim und gehört dem Wunsiedler Kreistag an, zunächst für die CSU mittlerweile für die Freien Wähler. Sie habe sich in herausragender Art und Weise um den Berufsstand verdient gemacht“, sagte Beate Opel.
Zuvor hatte Kreisobmann Harald Fischer das Wirken von Christine Medick in launigen Worten und untermalt mit vielen Fotos Revue passieren lassen. Was dabei auffiel: immer wieder hatte sie das Gespräch mit Politikern gesucht, sie auf den Hof eingeladen oder an prominenter Stelle das Wort ergriffen. Beispielsweise bei der Fernsehsendung „Jetzt red i“. Als der Bayerische Rundfunk in Marktredwitz Station machte, legte sich Christine Medick für die Einführung des Schulfaches Alltagskompetenzen ins Zeug. Nicht ohne Erfolg, wie es scheint, denn erst vor kurzem hatte Ministerpräsident Markus Söder wieder Hoffnung gemacht, dass das Fach doch noch kommt.
Neben der Ehrung stand das Jubiläum 75 Jahre Landfrauenarbeit im BBV im Mittelpunkt des Tages. Das klassische Rollenbild Kinder, Küche, Kirche, das gebe es zwar immer noch, doch längst nicht mehr so oft. Die Landfrau von heute sei alles in einem: Betriebsleiterin, Unternehmerin, Mittelpunkt und Anlaufstation der Familie, Pflegerin, Macherin und stille Heldin. „Wir lassen uns schon lange nicht mehr aufs Tortenbacken reduzieren, sondern tragen Mitverantwortung“, so Kreisbäuerin Karin Reichel. Nun sei es wichtig, gegenüber Politik und Gesellschaft selbstbewusst aufzutreten und Flagge für den Berufsstand zu zeigen. Nur so könne es gelingen genug junge Leute zu finden, um die Betriebe weiterzuführen.
Bei der kleinen Andacht in den Räumen des Evangelischen Bildungszentrums stellte Andrea Marth aus Hildenbach bei Wunsiedel die Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ in den Vordergrund. Andrea Marth gehört seit den letzten Wahlen der Kreisvorstandschaft der Wunsiedler Landfrauen an. Sie ist Bäuerin, aber auch Prädikantin. Das bedeutet, sie ist ehrenamtliche evangelische Predigerin und darf auch eigene Gottesdienste gestalten. Sie gab den Landfrauen viel Selbstvertrauen mit auf den Weg und sagte: „Ihr alle seid Powerfrauen“. Andrea Marth rief dabei auch dazu auf, sich nicht vom Perfektionismus von TV-Sendungen wie Landfrauenküche blenden zu lassen. „Das ist nur ein kleiner Ausschnitt, gut inszeniert und perfekt in Szene gesetzt“, sagte sie.
Bild:
1. Bezirksbäuerin Beate Opel und Kreisbäuerin Karin
Reichel (von links) sowie Kreisobmann Harald Fischer
und die stellvertretende Kreisbäuerin Nicole
Orschulok (von rechts) ernannten Christine Medick
zur Ehrenkreisbäuerin von Wunsiedel.
2. In Wunsiedel trägt er den Spitznamen „Sechsämter-Moila“:
Der Landfrauenchor unter der Leitung von Elke
Hofmann.
Beitragserhöhung beschlossen, Betriebshelfer gesucht / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz: Bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung bietet breites Dienstleistungsangebot
Bayreuth. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz sieht sich für die Zukunft gut aufgestellt. Zwar war der Verrechnungswert, also die Summe aller überbetrieblich erbrachten Leistungen von knapp 8,2 auf gut 7,8 Millionen Euro zurückgegangen, doch war dies vor allem dem fortschreitenden Strukturwandel und der gesamten Corona-Thematik geschuldet. Um auch weiterhin die breite Dienstleistungspalette aufrechterhalten zu können, wurden bei der Jahresversammlung in der Tierzuchtklause die Mitgliedsbeiträge angehoben.
Der Grundbeitrag pro Mitglied und Jahr liegt künftig bei 50 Euro und damit um zehn Euro höher als bisher. Dazu kommt die Umlage, pro Hektar landwirtschaftlicher Fläche werden künftig 1,50 Euro fällig, bisher war es ein Euro. Außerdem gibt es verschiedene Preissteigerungen bei einzelnen Dienstleistungen. Belege, beispielsweise, die per Post und nicht per E-Mail verschickt werden, kosten künftig 2,50 Euro.
Die letzte Beitragserhöhung liege mehr als zehn Jahre zurück, sagte Vorsitzender Reinhard Sendelbeck aus Gottsfeld. Allein um die inflationsbedingten Steigerungen abzudecken seien pro Jahr 10.000 Euro an Mehreinnahmen notwendig, wenn das umfangreiche Dienstleistungsangebot des Maschinenrings aufrechterhalten werden soll. Schon jetzt sei das Arbeitsaufkommen mit dem bisherigen Personalstand kaum noch zu bewältigen.
Im Zentrum der Arbeit des Maschinenringes steht traditionell die Vermittlungen von landwirtschaftlichem Gerät. Zwei John-Deere-Schlepper, sechs Pflüge, alle mit hydraulischer Schnittbreitenverstellung und Steinsicherung, sowie mehrere Kurzscheibeneggen und Grubber hat der Ring als Mietmaschinen im Angebot. Während die Auslastung der Schlepper mit 1.192 Stunden rückläufig war, sind die Einsatzstunden der Bodenbearbeitungsgeräte stabil geblieben. Über 100 Nutzer zählt der Jahresbericht auf, pro Betrieb bis zu sechs Einsätze. „Damit bieten wir auch für kleine Betriebe die Möglichkeit, schlagkräftige Technik einzusetzen“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm.
Zweites Standbein in der Arbeit des MR Bayreuth-Pegnitz ist die Betriebshilfe. „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Kräften“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm. Er versprach eine abwechslungsreiche Tätigkeit, mit täglich neuen Herausforderungen, neuen Maschinen und dankbaren Einsatzbetrieben. Aktuell sind 13 haupt- und 20 nebenberufliche Kräfte für den Maschinenring tätig. Sie alle haben im zurückliegenden Jahr insgesamt 23.391 Stunden soziale Betriebshilfe geleistet, das heißt, sie wurden in Krankheitsfällen, bei Klinik- oder Reha-Aufenthalten oder schlimmstenfalls bei Todesfällen auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt, denn dort muss die Arbeit ja stets weitergehen. Bei der sozialen Betriebshilfe war die Zahl der geleisteten Stunden sogar angestiegen, im Jahr zuvor waren es noch 21.711 Stunden. Keine so große Rolle spielt dagegen mehr die wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen, mit nur noch 9.309 Arbeitsstunden.
Zum weiteren Dienstleistungsangebot des Maschinenrings gehören die biologische Maiszünslerbekämpfung durch die Ausbringung von Schlupfwespen per Drohnen, Seilwindenprüfungen, Beratungsleistungen aller Art, vor allem rund um die Düngeverordnung, sowie alle möglichen Sammelbestellungen. In der MR Oberfranken Mitte GmbH hat der Maschinenring Bayreuth zusammen mit den Nachbarringen aus Kulmbach und aus der Fränkischen Schweiz seine gewerblichen Aktivitäten gebündelt. Hier sind beispielsweise drei staatlich geprüfte Klauenpfleger tätig. Ganz neu werden Futteranalysen angeboten. Über die MR-Agrarservice ist der Maschinenring außerdem für mehrere Biomasseheizwerke zuständig.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz hat aktuell 1.282 Mitglieder, fünf weniger als im Jahr zuvor. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Fläche von 41.419 Hektar, rund 500 mehr als im Vorjahr.
Bild: Geschäftsführer Johannes Scherm (links) und Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (rechts) haben den Betriebshelfer Julius Seebach aus Tressau ausgezeichnet, der seit zehn Jahren hauptberuflich ununterbrochen für den Maschinenring Bayreuth tätig ist.
Käfer hat Waldbesitzer fest im Griff / WBV Hollfeld: Neuer Rekord in der Holzvermarktung
Hollfeld. Dem Käfer und der Trockenheit zum Trotz: Für die Waldbesitzervereinigung Hollfeld war 2022 ein gutes Jahr. „Unser Jahresabschluss ist sehr positiv“, sagte der Vorsitzende Christian Dormann bei der Jahresversammlung in der Stadthalle. Die Mitglieder der WBV Hollfeld kommen aus den drei Landkreisen Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.
Nach den Worten von Stefanie Blumers von der Geschäftsstelle wurden im zurückliegenden Jahr exakt 104.481 Festmeter Holz vermarktet, so viel wie noch nie zuvor. „Sogar den Rekord vom zurückliegenden Jahr haben wir noch einmal übertroffen“, sagte Stefanie Blumers. Damals waren es rund 82.000 Festmeter Holz. Ursache für die riesige Menge ist natürlich der Käferholzeinschlag. Bis 2020 sei alles noch ganz normal gewesen, dann habe der Käfer zugeschlagen. Von den über 104.000 Festmetern Holz waren über 97.000 Festmeter Fichten, gut 7.000 Festmeter Kiefern und nur 200 Festmeter Laubholz. Während der Schnittholzmarkt weiter stabil geblieben sei und man auch das Rundholz weiter gut habe absetzen können, sei Industrieholz sehr gefragt und auch preislich interessant gewesen.
„Der Käfer hat uns nach wie vor fest im Griff“, sagte Vorsitzender Christian Dormann. Ein Satz, den man so oder ähnlich derzeit landauf landab hört. Die Kalamitätslage habe zwischenzeitlich das gesamte Vereinsgebiet erreicht. Einmal mehr appellierte Dormann an die Waldbesitzer: „Kontrollieren Sie ihre Bestände“.
Für Unverständnis bei allen Waldbauern sorgten die Überlegungen aus Brüssel, nach denen Holz als nicht mehr nachhaltig eingestuft werden soll. „Dagegen müssen wir mobil machen“, sagte Christian Dormann. Er frage sich schon, was in den Köpfen derer vorgeht, die sich so etwas ausdenken. „Holz, dass man im eigenen Wald, vor der eigenen Haustür selbst schlägt, soll plötzlich nicht mehr nachhaltig sei?“, so der Vorsitzende. Hier müsse Druck von der Basis kommen, denn die Situation nehme langsam bedrohliche Züge an.,
Der Vorsitzende musste bei der Versammlung den Mitgliedern eine weitere negative Botschaft vermelden. Mit dem bereits im vergangenen Jahr beschlossenen und geplanten Neubau einer neuen Geschäftsstelle sei man noch nicht weitergekommen. „Mit unserem großen richtungsweisenden Projekt sind wir noch nicht viel weiter“, sagte Christian Dormann. Wie berichtet gab es noch keine Festlegung auf ein konkretes Grundstück. Fest stehe allerdings, dass die bisherige Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten platzt. Deshalb hatten sich die Verantwortlichen nun entschieden, bereits im April in der Forchheimer Straße in Hollfeld ein Interimsquartier zu beziehen. Der Neubau sei damit aber keinesfalls vom Tisch.
Die WBV Hollfeld hat aktuell 1.697 Mitglieder. 81 Neuaufnahmen standen 34 Austritte gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Waldfläche von 13.010 Hektar.
Bei der Jahresversammlung machte Christian Kölling, der Bereichsleiter Forsten am Landwirtschaftsamt Fürth-Uffenheim, den Mitgliedern noch einmal deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, den Waldumbau zügig anzugehen. „Der alte Wald geht dahin, das Klima werde südlicher, unser Wald hier wird nicht mehr zur Klimazukunft passen“. Als Problembaumart definierte Christian Kölling wenig überraschend die Fichte, die wohl nur noch bis zum Jahr 2040 durchhalten wird. Der Kiefer gab der Fachmann eine höhere Erwartung aber auch die Kiefer werde ab 2060, spätestens 2080 hierzulande nicht mehr vorkommen. „Das Klima erzwingt einen Zukunftswald mit teilweise neuen Baumarten.“ Die heißen dann beispielsweise Mann-Esche, Flaumeiche, oder für Christian Kölling ein „echter Renner“, die Edelkastanie. Ihr könne für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts eine sehr gute Prognose gegeben werden.
Bild: „Der Käfer hat uns nach wie vor fest im Griff“: Vorsitzender Christian Dormann.
Mehr Betriebshilfe, weniger Maschinen / Trotz leicht gesunkenem Verrechnungswert: Maschinenring Wunsiedel wieder im gewohnten Rhythmus
Höchstädt. „Es bleibt spannend auf den Höfen.“ Das sagt Martin Goldschald, der Vorsitzende des Maschinen- und Betriebshilfsrings Wunsiedel. Bei der Jahresversammlung in Höchstädt war die Freude groß, dass der Zusammenschluss nach der Corona-bedingten Pause wieder in den gewohnten Rhythmus zurückkehren konnte. Das Auf und Ab auf den Märkten und die geradezu explodierenden Preise vor allem für Betriebsmittel und Treibstoff habe den Bauern im Landkreis jedoch erhebliches Kopfzerbrechen bereitet.
„Auch wenn die Preise immer Moment wieder etwas nach unten gehe, Dünger und Diesel kosten immer noch das Doppelte als vor dem Krieg in der Ukraine“, sagte Goldschald. Vor allem Veredler und Ackerbauern hätten abermals das Nachsehen. Die unruhigen Zeiten hätten natürlich auch dafür gesorgt, dass der Arbeitsaufwand in der Geschäftsstelle des Maschinenrings nicht gerade weniger wird. Ob Agrardieselanträge, Mehrfachantrag, Düngebedarfsermittlung oder KULAP: Die Arbeit geht dem Ring nicht aus.
Die beiden wichtigsten Säulen in der Ringarbeit sind nach wie vor die Vermittlung von Maschinen und die Betriebshilfe. Insgesamt seien 17590 Stunden Betriebshilfe geleistet worden, über 2000 mehr als noch im Jahr zuvor, so Geschäftsführer Andreas Hager. 12183 Stunden entfielen dabei auf die soziale Betriebshilfe, also bei Krankheit oder sonstigen Ausfällen auf dem Hof, nur 5407 Stunden seien der wirtschaftlichen Betriebshilfe zuzuordnen, also etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen.
Zweites Standbein des Rings ist die Vermittlung von Maschinen und landwirtschaftlichem Gerät. Der verrechnete Wert alles Maschineneinsätze war dabei geringfügig um vier Prozent auf 2,15 Millionen Euro nach unten gegangen. Während beispielsweise die Bereiche Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz, Körnermais bei der Nachfrage teilweise um bis zu 25 Prozent zulegten, nahmen die Sparten Futterbau und Strohernte, sowie Schlepper und Transport um jeweils bis zu 20 Prozent ab. Als Gründe dafür nannte der Geschäftsführer die Tatsache, dass ein Silageschnitt aufgrund der Trockenheit ausgefallen ist und weniger Grünfutter gefahren werden musste.
Unter anderem deshalb ist auch der Verrechnungswert, also die Summe aller erbrachten Leistungen, geringfügig von 3,2 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 3,04 Millionen Euro im zurückliegenden Jahr gesunken.
Der gewerbliche Bereich ist beim Maschinenring in die MR Hochfranken GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft ausgelagert. Der Maschinenring Münchberg, der zuletzt 50 Prozent gehalten hatte, ist seit 2022 kein Teilhaber mehr, man arbeite aber auch weiterhin gut zusammen, so der Vorsitzende Martin Goldschald. Hauptumsatzträger der GmbH sei der Winterdienst, so dessen Geschäftsführer Reinhard Rasp. Ein weiterer wichtiger Bereich sei die Baumpflege. Im Auftrag des Straßenbauamtes führe die GmbH unter anderem auch insektenschonende Mäharbeiten durch, kümmere sich um die Sportplatzpflege und sei an der Holzenergie Hochfranken, die in Weißenstadt dien Therme beheizt beteiligt.
Nach den Worten des Geschäftsführers hat der Maschinenring Wunsiedel aktuell exakt 603 Mitglieder. Drei Neuzugängen standen sieben Austritte gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Fläche von 22418 Hektar, was nahezu komplett der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Landkreis entspreche. Mit Sandra Dornhöfer, Simon Regnet und Toni Zeitler wurden bei der Jahresversammlung auch die drei Betriebshelfer geehrt, die am meisten Stunden geleistet hatten.
Bild: Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat seine stundenstärksten Betriebshelfer geehrt. Im Bild von links: Vorsitzender Martin Goldschald, Sandra Dornhöfer, Geschäftsführer Andreas Hager, Toni Zeitler, 2. Vorsitzender Michael Groschwitz, Simon Regnet und Matthias Benker, der in der Geschäftsstelle für die Organisation der Betriebshilfe zuständig ist.
Ein dickes Lob allen Landfrauen / Ministerpräsident Markus Söder beim Kulmbacher Landfrauentag
Stadtsteinach. Da tanzen sogar die Puppen, wenn der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nach Stadtsteinach kommt. Zumindest in Gestalt des „Weiber-Balletts“ aus Stadtsteinach unter der Leitung von Verena Ramming. „Heute ist ein ganz besonderer Tag unter ganz besonderen Umständen“, wird die Kulmbacher Kreisbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel aus Neufang später sagen. Und mit seiner launigen Rede, gespickt mit jeder Menge Gags, die noch vom Aschermittwoch übrig waren, gelingt es Markus Söder sofort, die Herzen der Landfrauen zu gewinnen.
Gemunkelt wurde ja schon länger, doch erst drei Tage vorher kam die offizielle Bestätigung: der bayerische Ministerpräsident besucht am Sonntagnachmittag den Kulmbacher Landfrauentag in Stadtsteinach. Pünktlich um 13 Uhr trifft er ein, die Sicherheitsleute halten sich im Hintergrund und Markus Söder fühlt sich in der nicht ganz voll besetzten Steinachtalhalle sichtlich wohl.
Zwei Versprechen gibt der Ministerpräsident an diesem Nachmittag ab, eines davon ist den Landfrauen besonders wichtig: Sollten die entsprechenden Projektwochen an den Schulen nicht erfolgreich sein, soll ab dem kommenden Schuljahr doch noch das Schulfach „Lebens- und Alltagskompetenzen“ eingeführt werden. „Damit soll den jungen Leuten vermittelt werden, wie wichtig in Bayern die Ernährungsproduktion, die Arbeit der Landwirte und der ländliche Raum sind“, so Söder. Diese Forderung nach einem eigenen Schulfach ist so neu nicht. Die stattdessen eingeführten Projektwochen haben bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Söders zweites Versprechen dürfte speziell die Kulmbacher freuen: „Ich komme auch heuer wieder zur Bierwoche“, ruft er in die Halle und spannt einen Bogen vom Starkbieranstich auf dem Nockherberg zwei Tage zuvor bis zum Loblied für Bayern und besonders Franken. „Bayern ist schön, aber Franken ist halt doch was ganz Besonderes.“
Schließlich kennt auch sein Lob für die Landfrauen kaum Grenzen: „Sie sind Managerinnen, Finanzministerinnen, Seelsorgerinnen und tragen ein hohes Maß an politischem Engagement mit sich. Natürlich sind die Landfrauen am Ende begeistert. Die Rede sei schon sehr optimistisch gewesen, sagt Elke Browa, Kreisbäuerin aus dem Nachbarlandkreis Hof. Nun hoffe sie auch auf die Umsetzung, schließlich hätten die Landfrauen stets für mehr Regionalität geworben. Angelika Seyferth, Kreisbäuerin aus Bayreuth, die sich schon lange für das Fach „Lebens- und Alltagskompetenzen“ einsetzt, freut sich, dass Söder ein entsprechendes Schulfach favorisiert. „Wir legen Wert darauf, dass das auch umgesetzt wird, sagt sie. Das Schulfach sei wichtig und auch die Umsetzung der Forderung, dass in den Kantinen 50 Prozent des Angebots aus regionaler Produktion kommen soll, ergänzt die stellvertretende Bayreuther Kreisbäuerin Doris Schmidt. Gut sei es, dass der Ministerpräsident den Wert einer ausgewogenen Ernährung sie in den Mittelpunkt gestellt habe und nicht auf vegetarisch oder vegan setze.
In ihren Grußworten versichern sämtliche Mandatsträger aus Stadt und Land, dass sie fest an der Seite der Landwirtschaft stehen. Ein großes Kompliment für Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel haben Landrat Klaus Peter Söllner und die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner im Gepäck. Auch der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, lobt Beate Opel, die sich stets mit aller Kraft für die Landwirtschaft und die bäuerliche Kultur einsetze. Landtagskollege Rainer Ludwig nennt Beate Opel eine „emsige, fleißige und echte Powerfrau“. Ludwig wird aber auch ein wenig politisch, indem er auf die Diskriminierung von Bioenergie durch die Europäische Union eingeht: „Wer den Rohstoff Holz ausbremst und als nicht mehr nachhaltig anerkennt, der ist auf dem Holzweg“, sagt Ludwig.
Bei solch geballter Politprominenz geht der eigentliche Vortag zum diesjährigen Motto der Landfrauenarbeit im Bauernverband „Mit uns leben die Dörfer“, den die stellvertretende bayerische Landesbäuerin Christine Reitelshöfer aus Petersaurach im mittelfränkischen Landkreis Ansbach hält, fast ein wenig unter. Schade auch um die hörenswerten Lieder von Silvia Wachter aus Marktrodach, sie ist „Singbegleiterin für heilsames und gesundheitsförderndes Singen“ und begleitet ihren Gesang ganz alleine auf der Gitarre.
Bilder oben:
1.
Markus Söder.
2.
„Weiber-Ballett“
Stadtsteinach.
3.
Söder auf dem Weg in die
Halle.
4.
Gruppenbild mit den
Mandatsträgern vor der Halle.
5.
Von links: Kreisbäuerin
Beate Opel, MdL Martin Schöffel, Markus Söder,
MdL
Rainer Ludwig.
Von der Aussaat bis zur Ernte: Landfrauen feiern 75-jährigen Bestehen / Prominenteste Gratulantin beim Landfrauenabend war die Kabarettistin Lizzy Aumeier
Köditz. „Vom Bauernhof auf die Bühne.“ So lautete diesmal das Motto des Hofer Landfrauenabends. Eine neue Kreisvorstandschaft machte es möglich. Nicht nur, dass es überhaupt wieder eine große Landfrauenveranstaltung in der Göstrahalle gab, erstmals fand der Landfrauentag in einem neuen Format am Abend statt. Als Krönung hatten sich die Verantwortlichen mit der Kabarettistin Lizzy Aumeier einen prominenten Gast eingeladen. Mit viel Spontanität und ihren teilweise derben Witzen sorgte die aus der Oberpfalz stammende Künstlerin für so manchen Schenkelklopfer.
Wenig zu lachen hatte Bürgermeister Matthias Beyer, der von Anfang an in das Programm von Lizzy Aumeier einbezogen wurde. Da war es unvermeidlich, dass er irgendwann auf die Bühne kommen musste, um mit der Kabarettistin eine Szene aus dem Film „Titanic“ nachzuspielen. Mit jeder Menge zweideutigen Anspielungen und viel Humor versteht sich. Den brauchte man als Mann bei Lizzy Aumeier auch, denn sie versteht sich als die Frau mit „Hang zum Herrenwitz“. Da ist Schlagfertigkeit gefragt und wegducken angesagt, wenn sie sich mal wieder ein „Opfer“ aus dem Publikum sucht. Alles in allem war der Auftritt von Lizzy Aumeier eine willkommene Abwechslung nach drei Jahren Corona-Pause und ein Beweis dafür, was Landfrauen so alles auf die Beine stellen können.
Weil die Landfrauen im Bauernverband in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern, galt es diesmal auch, ihre Leistungen besonders herauszustellen. Dafür war nicht nur die Kreisbäuerin Elke Browa aus Hirschberglein zuständig, sondern auch die gesamte neue Vorstandschaft. „Wir haben den abwechslungsreichsten Beruf, den es gibt“, sagte beispielsweise Sandra Puchta aus Großlosnitz. Katrin Kießling aus Edlendorf beschrieb die Landfrauen als eine starke und lebendige Gesellschaft und Stefanie Schmidt aus Isaar meinte, dass vor allem die Landfrauen nach getaner Arbeit auch sehen könnten, was sie geleistet haben, und das „von der Aussaat bis zur Ernte“. Nicht zuletzt lerne man auch immer wieder nette Menschen kennen, so Lisa Sachs aus Straas und Christine Schmidt aus Selbitz ergänzte: „Wer sonst, wenn nicht die Landfrauen, sollten die Landwirtschaft Familien und Kindern nahe bringen“.
Landfrau zu sein, das bedeute unter anderem: Verantwortung zu übernehmen, überwiegend optimistisch zu sein, für jedes Problem eine Lösung zu finden und gern in geselliger Runde zu sein, so Kreisbäuerin Elke Browa. „Wir sind das Beste, was dem Land und was den Männern passieren kann“, sagte sie augenzwinkernd. Ihre Vorgängerin Karin Wolfrum, die erst kürzlich zur Ehrenkreisbäuerin ernannt wurde, wünschte der Vorstandschaft viel Glück und Erfolg für die sicher leichter werdenden Zeiten, die auf uns alle zukommen. Allen Vorstandsmitgliedern überreichte sie deshalb eine Hoffnungskerze.
Ganz von der Bühne trat Karin Wolfrum allerdings nicht ab. Zusammen mit dem Landfrauenchor unter der Leitung von Helmut Lottes sang sie nicht nur Traditionelles wie „Nimm die Stunden“ oder „Ich bin an Dorfkind“, sondern auch eine Choradaption des Abba-Hits „Dancing Queen“.
Eines hätten die Landfrauen ihren Männern auf jeden Fall voraus, so Bürgermeister Matthias Beyer zuvor in seinem Grußwort. Sie hätten den Generationswechsel vollzogen und wieder genügend Aktive gefunden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Er spielte damit auf die Tatsache an, dass für den ausgeschiedenen Kreisobmann Hermann Klug noch immer kein Nachfolger gefunden wurde.
Bilder:
1. Kabarettistin Lizzy Aumeier nahm sich beim Hofer
Landfrauenabend unter anderem den Köditzer
Bürgermeister Matthias Beyer vor.
2.
Von
Volksliedern bis zu Popsongs: der Hofer
Landfrauenchor steht für Tradition und Moderne.
Ohne Bauern keine Industrie / Regierung von Oberfranken verabschiedete 13 frischgebackene Meister der Landwirtschaft
Bayreuth. 13 junge Leute aus allen Teilen Oberfrankens haben ihre Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister erfolgreich bestanden. Aus den Händen von Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz erhielten die zwölf Männer und mit Marisa Döhla aus Sparneck im Landkreis Hof auch eine Frau ihre Zeugnisse. „Sie sind auf der höchsten Stufe der Fortbildung im praktischen Bereich angekommen“, sagte die Regierungspräsidentin. Alle 13 seien in ihrem Traumberuf angekommen, sie müssten sich aber auch darüber im Klaren sein, dass sie vor einer Zukunft mit großen Herausforderungen stehen.
Heidrun Piwernetz bezeichnete die Landwirtschaft als Schlüsselbranche des 21. Jahrhunderts. Deshalb wünsche sie sich auch mehr Verständnis von Seiten der Gesellschaft für die Situation der Bauern. Zumal das Thema Nahrungsmittelsicherheit mit dem Krieg in der Ukraine wieder in den Focus geraten sei. Doch die Landwirte könnten noch viel mehr, als wertvolle Lebensmittel erzeugen. Sie stünden für den Erhalt und die Pflege des ländlichen Raumes, für ein aktives Dorfleben und für die Erzeugung regenerativer Energien. „Sie haben uns auf ihrer Seite, wenn es darum geht, die Landwirtschaft realistisch darzustellen“, sagte Heidrun Piwernetz im Namen der Regierung von Oberfranken.
In seinen „Anmerkungen zur Innovationskraft der oberfränkischen Landwirte“ nannte der oberfränkische Bezirksheimatpfleger Günther Dippold Bildung als das sicherste Mittel, um die Zeiten des Wandels zu bestehen. „Wissen und Können bleiben“, so Dippold, der in seine Ausführungen einen weiten Bogen über die Geschichte der Landwirtschaft in Oberfranken in den zurückliegenden Jahrhunderten spannte. Die Landwirtschaft sei dabei immer Veränderungen ausgesetzt gewesen und habe stets die Kraft gehabt sich immer wieder neu zu erfinden.
Ausgehend vom bisher bekannten frühesten Kartoffelanbau um 1647 in Pilgramsreuth im heutigen Landkreis Hof zog Bezirksheimatpfleger Dippold den Schluss, dass es ohne die Kartoffel keine industrielle Revolution gegeben hätte, denn die Kartoffel sei schnell ein beliebtes und weit verbreitetes Nahrungsmittel geworden. Für Dippold war deshalb auch klar: „Ohne Bauern keine Industrie“.
Fleiß, Wissen, Einsatz und Talent, das alles bescheinigte der Hofer Landrat Oliver Bär den erfolgreichen jungen Leuten, von denen einige künftig als Betriebsleiter tätig sein werden. „Wer sich in der Landwirtschaft engagiert, der engagiert sich auch in der Gesellschaft“, so der Landrat. Kaum eine Branche sei so entwicklungsaffin wie die Landwirtschaft und kaum eine Branche decke so viele Bereiche ab,.
Die folgenden frischgebackenen Landwirtschaftsmeister haben ihre Urkunden erhalten: Heinrich Ott aus Hirschaid im Landkreis Bamberg, Jochen Albrecht aus Haag, Manuel Arnold aus Pegnitz, Lukas Haberberger, ebenfalls aus Pegnitz, und Christian Schirbel aus Bad Berneck (alle Landkreis Bayreuth). Ferner Adrian Becker aus Coburg, Jakob Wunder aus Wiesenttal im Landkreis Forchheim, Matthias Bär aus Selbitz, Marisa Döhla aus Sparneck, Arnold Köppel aus Schwarzenbach an der Saale und Fabian Langheinrich aus Schauenstein (alle Landkreis Hof), Peter Hübner (in Abwesenheit) aus Kasendorf im Landkreis Kulmbach sowie Felix Reisenweber aus Untermerzbach im unterfränkischen Landkreis Hassberge.
Bilder: Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz überreichte die Meisterbriefe an 13 junge Leuten aus allen Teilen Oberfrankens.
Betriebshelfer händeringend gesucht / Gute Zahlen trotz leichtem Abwärtstrend: Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach als verlässlicher Partner der Landwirtschaft
Kulmbach, Die allgemeine Personalnot geht auch an den Maschinen- und Betriebshilfsringen nicht spurlos vorüber. „Wir brauchen dringend Leute, sonst können wir unsere Aufgaben nicht mehr bewältigen“, sagte Geschäftsführer Horst Dupke bei der Jahresversammlung des Maschinenrings Kulmbach.
Trotz Helferrückgangs habe der MR Kulmbach im zurückliegenden Jahr immer noch rund 17500 Stunden abdecken können. Der weitaus größte Teil davon entfällt auf die sozialen Betriebshilfe, die immer dann notwendig wird, wenn zum Beispiel ein Betriebseiter erkrankt, einen Unfall hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist oder zur Kur muss. Im Jahr 2021 waren es noch 22500 Stunden. Der Maschinen- und Betriebshilfsring verstehe sich dabei als der Ansprechpartner, der sämtliche Formalitäten erledigt und die Verhandlungen mit dem Sozialversicherungsträger führt. Kaum noch Nachfrage gebe es im Kulmbacher Land nach wirtschaftlicher Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen.
Die Tätigkeit als Betriebshelfer für den Maschinenring sei eine gute Möglichkeit, wenn es darum geht, Geld hinzuzuverdienen, sagte der Geschäftsführer. Auch für landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Beschäftigten in weniger arbeitsintensiven Zeiten nicht auslasten können. Gesucht seien aber auch Betriebshelfer in Festanstellung, sei es in Teilzeit oder in Vollzeit.
Auch die Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) ist auf der Suche nach Personal. In der GmbH haben die drei Ringe Bayreuth-Pegnitz, Fränkische Schweiz und eben Kulmbach ihre gewerblichen Aktivitäten ausgelagert. Wie Alexander Hollweg berichtete, seien vor allem Mitarbeiter für den Winterdienst, aber auch zur Grünflächen und Gehölzpflege gesucht. Von den drei Ringen seien zwar zusammen rund 170 Mitarbeiter im Einsatz, doch um weitere gewerbliche Aufträge annehmen zu können, seien auch weitere Arbeitskräfte notwendig. Auch ein Nachfolger für einen ausscheidenden Klauenpfleger werde händeringend gesucht.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, die Betriebshilfe im Landkreis Kulmbach auch künftig zu organisieren und sicherzustellen“, sagte der Vorsitzende Andreas Textores. Wenn auch der Trend leicht nach unten zeigt, so könne man auf die vorliegenden Zahlen dennoch stolz sein, so Geschäftsführern Horst Dupke. Dern Verrechnungswert aller erbrachten Leistungen bezifferte er auf 3,96 Millionen Euro, im Vorjahr waren es mit 4,04 Millionen Euro nur geringfügig mehr. Der Maschinenring Kulmbach hat aktuell 834 Mitglieder, 16 weniger als im Jahr zuvor.
Zweiter wesentlicher Aufgabenbereich des MR Kulmbach ist die Vermittlung von Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter- und Strohernte, das weite Feld der Landschaftspflege, die Körnerernte und –aufbereitung sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber hinaus sieht sich der Maschinenring als verlässlicher Partner, wenn es um die Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um Düngedokumentationen geht.
Wie in jedem Jahr wurden auch diesmal wieder die drei Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden besonders geehrt: Thomas Kraß aus Guttenberg, Dominic Hofmann aus Buchau und Karl Ludwig Hain aus Schwärzleinsdorf bei Stadtsteinach. Alle drei hatten im zurückliegenden Jahr jeweils mehre als 1000 Stunden geleistet. Nur Karl Ludwig Hain konnte die Ehrung persönlich entgegennehmen, die anderen beiden waren verhindert.
Bei der Jahresversammlung referierten Thomas Ludwig vom AGCO-Fendt-Konzert und Stefan Sack von CNH-Industrial-Konzern, zu dem die Marken Fendt und Steyr gehören, über Antriebssysteme der Zukunft. Beide kamen übereinstimmend zu dem Schluss, dass man im Bereich großer Traktoren nach wie vor nicht auf den Dieselmotor verzichten kann. Mittel- und langfristig sahen sie die Zukunft bei dezentral zu erzeugbaren Energien wie Methan, Methanol oder Wasserstoff. Auch synthetische Kraftstoffe, die auf chemischer Basis erzeugt werden, könnten eine Rolle spielen. Beide Konzerne steckten derzeit große Anstrengungen in entsprechende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Den klassischen Elektroantrieb stuften die beiden Experten zumindest für den landwirtschaftlichen Bereich aufgrund der dort herrschenden außergewöhnlichen Anforderungen als eher unwahrscheinlich ein.
Mikroorganismen für das Klimas / Sobac Deutschland GmbH zeigte Landwirten neue Wege zu fruchtbaren Böden – Infoveranstaltung in Alladorf
Alladorf. Für Düngemittel müssen die Bauern seit geraumer Zeit tief in die Tasche greifen, wenn sie überhaupt noch mineralische Dünger bekommen. Oft sind Düngemittel gar nicht mehr verfügbar und wenn, dann sind sie den hohen Preisen hilflos ausgeliefert. Dazu kommt der Ärger um die Gelben und Roten Gebiete, deren Ausweisung betroffenen Landwirten das Wirtschaften deutlich schwerer bis unmöglich macht.
„Wir sind an einem Wendepunkt, wo wir nach neuen Möglichkeiten suchen müssen“, so der für Oberfranken zuständige Fachberater Michael Ohlmann vom Unternehmen Dehner Agrar bei einer Informationsveranstaltung der Sobac Deutschland GmbH in Alladorf bei Thurnau. „Die Landwirte sind bereit umzudenken“ sagte Ohlmann. Wie sehr das Thema den Bauern unter den Nägeln brennt, zeigte der Besuch. Rund 120 Landwirte aus dem Kulmbacher Raum aber auch aus den Nachbarlandkreis Bamberg und Bayreuth waren ins neue Alladorfer Dorfhaus gekommen.
Bei der Sobac Deutschland GmbH handelt es sich um ein französischen Unternehmen, das einen Spezialdünger produziert, der auf pflanzlichen Komposten basiert und der den Humusaufbau im Boden deutlich verbessert. Der Einsatz von Mineraldünger wird dabei deutlich reduziert, was sich wiederum positiv auf die Bodenwerte auswirkt. Die Erträge bleiben trotzdem stabil, steigen im besten Fall sogar.
„Wir bauen in Ihren Böden Humus auf und erhöhen ihre Fruchtbarkeit. Sie reduzieren die mineralische Düngung und sind bestens gerüstet um den roten Gebieten die Stirn zu bieten“, sagte Anne-Christine von Mülmann (Bild), Chefin der Sobac Deutschland. Ihren Worten zufolge basiert das Konzept auf ausgewählte Kulturen sowie pflanzliche Mikroorganismen und deren Trägerstoffen. Es ist einsetzbar bei allen denkbaren Kulturen, wie Mais, Raps oder Weizen, aber auch bei Sonderkulturen wir Obst, Gemüse oder Kattoffeln und sogar im Grünland.
„Unser Ziel ist es, die mineralische Düngung zu reduzieren“, so Anne-Christine von Mülmann. Vor dem Hintergrund zunehmender Trockenphasen müssten die Böden in Zukunft flexibler werden, um beispielsweise mehr Wasser und Nährstoffe speichern zu können. Mikroorganismen seien dafür unverzichtbar, denn sie ermöglichte es, dass die Böden mehr Humus produzieren und damit von besserer Qualität sind. Die Landwirte stellten damit nicht nur ihre Verantwortung gegenüber der nächsten Generation unter Beweis, sondern verbesserten auch die Rentabilität ihres Betriebes.
In den obersten 30 Zentimetern des Bodens befinden sich im Schnitt pro Hektar rund vier Tonnen Kalium, fünf Tonnen Phosphor und zwischen zwei und acht Tonnen Stickstoff, rechnete die Sprecherin vor. „Warum nutzen wir diese Nährstoffe nicht aus?“ Möglich sei dies durch den Einsatz verschiedenster Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen, Algen oder Pilzen. Mit deren Einsatz sei es möglich, pro Jahr und Hektar im Schnitt fünf Tonnen Kohlenstoff und 250 Kilogramm Stickstoff zu speichern.
As Unternehmen Sobac hat 150 Beschäftigte und erzielt einen Jahresumsatz von im Schnitt 40 Millionen Euro. Hergestellt wird der Spezialdünger im französischen Bourre, rund 150 Kilometer südlich von Paris. Vertrieben wird er unter dem Namen Quaterna Terra und Quaterne Aktiva.
Trotz negativer Rahmenbedingungen: WBV auf Wachstumskurs / Borkenkäfer hat Waldbesitzer nach wie vor im Griff – Kritik an europäischen Beschlüssen zur Holzverbrennung
Bayreuth. „Wir müssen beim Waldumbau deutlich zulegen.“ Das hat Michael Schmidt, Chef des Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg gefordert. Bei der Jahresversammlung der Waldbauernvereinigung Bayreuth in der Tierzuchtklause sprach Schmidt von einer sehr ausgeprägten Dürre in ganz Oberfranken. Am schlimmsten sei die Situation im Frankenwald, wo es mehr als 10.000 Hektar Kahlflächen gebe. Über eine Million Festmeter Schadholz seien allein im zurückliegenden Jahr angefallen, mancher Waldbesitzer habe buchstäblich alles verloren.
Auch auf dem Gebiet der WBV Bayreuth habe der Borkenkäfer den Waldbesitzern im angelaufenen Jahr jede Menge Schadholz beschert. „Der Borkenkäfer hat uns nach wie vor im Griff“, sagte der Vorsitzende Hans Schirmer. Die Aufarbeitung der Schadhölzer laufe auf Hochtouren, teilweise seien vier Harvester gleichzeitig im Einsatz. Auch wenn die Rahmenbedingungen derzeit nicht optimal sind, so seien die Preise glücklicherweise auf gutem Niveau geblieben. Um den gestiegenen Holzmengen Herr zu werden, habe die WBV zwischenzeitlich ihr Team um eine Bürokraft und um Förster Sebastian Kaufmann verstärkt.
Den Unmut des Vorsitzenden hatte ein EU-Beschluss zur Holzverbrennung hervorgerufen. Dem Beschluss vom Herbst zufolge soll die energetische Nutzung von Holz verringert und langfristig ausgebremst werden. „Das ist ja wohl der Gipfel“, schimpfte Vorsitzender Schirmer. Er sprach von einer „Riesensauerei“, wenn Holz tatsächlich nicht mehr als erneuerbare Energie gelten soll. Da könne man sich nur noch wundern, was in diesen Köpfen vorgeht, sagte Schirmer. Seinen Worten zufolge ist Holz der beste Klimaschützer, den man sich vorstellen könne. Deshalb müssten sich die Waldbauern gegen derartige Beschlüsse massiv zur Wehr setzen.
Laut Geschäftsführer Gerhard Potzel hat die WBV Bayreuth aktuell 1750 Mitglieder, 65 mehr als vor einem Jahr. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Waldfläche von 9388 Hektar Wald, 641 Hektar mehr als im Vorjahr. Insgesamt hatte die WBV 2022 für ihre Mitglieder 60.391 Festmeter Holz vermarktet. Im Jahr zuvor waren es noch 40.120 Festmeter. Mit über 50.000 Festmetern war die Fichte die mit großem Abstand häufigste Baumart. Der Rest setzt sich im Wesentlichen aus Kiefern und aus Brennholz zusammen. Größte Abnehmer sind die Sägewerke Ziegler in Plößberg und Gelo in Weißenstadt, beziehungsweise Wunsiedel.
Die WBV sei deshalb von großer Bedeutung, da die Bayreuther Region wesentlich von der Forstwirtschaft geprägt ist und negativen Naturereignisse eher noch zunehmen werden, sagte Landrat Florian Wiedemann bei der Versammlung. Gegen weitere Stilllegungen von Waldflächen sprach sich die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer aus. „Wir wollen weder Stilllegungen, noch Ausweitungen von Großschutzgebieten“, sagte sie. Dem pflichtete auch Karl Lappe, zweiter Vorsitzender der WBV und zugleich BBV-Kreisobmann bei. „Wald ist Natur und Natur wächst, man kann sie nicht stilllegen“, richtete er seine Worte an die Politik. Seinen Worten zufolge sei der Wald ein Zukunftswald, weil er immer mehr zum Energiewald wird und immer mehr Holz in die energetische Verwertung gehen muss.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen gab es wenig Veränderungen in der Vorstandschaft der WBV Bayreuth. Vorsitzender bleibt Hans Schirmer, 2. Vorsitzender der BBV-Kreisobmann Karl Lappe, dritter Vorsitzender und Geschäftsführer Gerhard Potzel. Stellvertretende Geschäftsführerin und Protokollführerin Anja Steinlein, Beisitzer Klaus Wunderlich. Neu gewählt wurden die weiteren beiden Beisitzer: Jonas Hartmann aus Bernreuth und Julian Hammon aus Weidenberg.
Bild: Der neue und alte Vorsitzende der WBV Bayreuth Hans Schirmer (rechts) überreichte dem Referenten Michael Schmidt, dem Leiter des zuständigen Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg einen Korb voller landwirtschaftlicher Produkte als Präsent.
Wie das Schnitzel auf den Teller kommt / Schule auf dem Bauernhof: Landfrauen wollen verstärkt für Projektwochen werben
Bayreuth. Wo kommt eigentlich das Fleisch auf dem Burger her? Wie ist das mit der Milch? Was ist eine Biogasanlage? Auf all diese Fragen haben Landwirte Antworten. Deshalb wollen sie sich verstärkt einbringen, wenn es gilt, Schülern Alltagskompetenzen zu vermitteln. Die Umsetzung des Projektes „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“ ist deshalb meist in Form einer Projektwoche an allen staatlichen Schulen verpflichtend. So richtig funktioniert das allerdings noch nicht. Zum einen gibt es zu wenige landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis, die dabei mitmachen. Zum anderen scheuen viele Schulen den Besuch auf einem Bauernhof.
Auf Vermittlung der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer trafen sich deshalb Vertreter der Landfrauen mit Martin Richter vom Staatlichen Schulamt im Landkreis, um Wege zu finden, damit die Landwirtschaft bei den Alltagskompetenzen wieder eine Rolle spielt. Das sei auch dringend notwendig, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Große Teile der Gesellschaft hätten den Bezug zur Landwirtschaft komplett verloren. „Wir müssen bei den Kindern ansetzen, um zu vermitteln, wo die Milch und das Schnitzel herkommen“, sagte sie. Die Projektwochen kämen nicht so recht in die Gänge, weil sich die Akteure offensichtlich nicht finden, so Gudrun Brendel-Fischer. Hier gebe es Optimierungsbedarf.
Ursprüngliches Ziel der Landfrauen sei ein eigenes Schulfach „Alltagskompetenzen“ gewesen, erinnerte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Doch auch mit den Projektwochen könne man Kinder und Jugendliche erreichen. Ihrer Ansicht nach wäre es optimal, wenn sowohl dritte, als auch siebte Jahrgangsstufen jeweils einen Tag auf einem Bauernhof verbringen würden und das Erlebte tags darauf nacharbeiten könnten. Immerhin gebe es bereits an die zehn Betriebe im Landkreis Bayreuth, die daran teilnehmen.
Von den Schulen im Raum Bayreuth nannte sie konkret die Gesamtschule Hollfeld, die Johannes Kepler-Realschule und das Richard-Wagner-Gymnasium, beide in Bayreuth. Bei diesen Schulen gebe es bereits erfolgreiche Ansätze für eine Zusammenarbeit. Bei vielen anderen Schulen scheitere die Projektwoche auf dem Bauernhof zum einen am Lehrermangel, zum anderen am Unterrichtsausfall in der Folge von Corona. Viele Schulen würden sich für die Projektwochen gegen die Landwirtschaft entscheiden und beispielsweise mit dem Bayerischen Roten Kreuz zusammenarbeiten.
Die Landwirtschaft stehe dabei in einem gewissen Konkurrenzverhältnis, gab Schulrat Martin Richter zu bedenken. Gerade wenn die Schüler in höheren Klassen den Inhalt der Projektwoche mit entscheiden könnten, stehe die Landwirtschaft oft nicht gerade an erster Stelle. Er empfahl den Landfrauen, gezielte Pakete auszuarbeiten und die Schulen darauf hinzuweisen.
Eine Bäuerin, die bislang nur gute Erfahrungen mit Schulklassen auf dem Bauernhof gemacht hat, ist Tanja Strobl vom Fischlhof in Heroldsreuth bei Pegnitz. Viele Schüler seien sehr interessiert gewesen, die Lehrkräfte hätten das Angebot dankbar angenommen. Gerade jetzt, wo es so viele Vorurteile gegen die Bauern gibt, sei es wichtig, die Betriebe zu öffnen und die Realität zu zeigen. Das Angebotsspektrum sei dabei riesig. Es reiche von Energie und Ernährung über Holz und Wald bis hin zu Geologie und Imkerei.
Als Ergebnis des Gesprächs vereinbarten die Beteiligten, dass sie bei einer der kommenden Schulleiter-Dienstbesprechungen spätestens zu Beginn des nächsten Schuljahres das Projekt persönlich vorstellen. Dabei solle nicht nur um die breite Themenvielfalt gehen, die ein Bauernhof für die Durchführung einer Projektwoche bietet. Auch die Kostenseite soll beleuchtet werden, um festzustellen zu können, ob eventuell eine Beteiligung eines Fördervereins notwendig ist.
Bild: Wollen mehr Schulklassen auf landwirtschaftliche Betriebe einladen: Bäuerin Tanja Strobl aus Pegnitz, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Kreisbäuerin Angelika Seyferth und Bäuerin Petra Lodes aus Leups (von links).
Die Positionen der Landwirtschaft klar vertreten / Bauernverband vergab rund 100 Urkunden und Ehrenzeichen für langjährige aktive Ortsobleute – Karin Wolfrum zur Ehrenkreisbäuerin, Hermann Klug zum Ehrenkreisobmann ernannt
Saalenstein. Fast 100 Ortsbäuerinnen und Ortsobmänner aus dem Hofer Land hat der Bauernverband am Freitagabend in Saalenstein für ihren teils jahrzehntelangen Einsatz geehrt. Urkunden und Ehrennadeln gab es auch für ausgeschiedenen Mitglieder des Kreisvorstandes, der sich vor wenigen Monaten neu konstituiert hatte. Dem bisherigen Kreisobmann Hermann Klug wurde außerdem der Titel Ehrenkreisobmann verliehen, die bisherige Kreisbäuerin Karin Wolfrum wurde zur Ehrenkreisbäuerin ernannt.
Karin Wolfrum aus Gattendorf wurde 2002 als Nachfolgerin von Helga Schörner zur Kreisbäuerin gewählt. Bereits seit 1996 ist sie als Gemeinde- und als Kreisrätin politisch aktiv. Ihr wichtigstes Steckenpferd sei allerdings der Hofer Landfrauenchor, so Bezirksbäuerin Beate Opel. Sie überreichte Karin Wolfrum die Ernennungsurkunde. Mit dem Chor habe Karin Wolfrum viele Auslandsreisen absolviert und sei unter anderem schon in Italien, Finnland, Frankreich, Polen und Schweden aufgetreten. Landrat Oliver Bär hatte Karin Wolfrum zuvor als „extrem wortgewaltig“ beschrieben. Sie habe inhaltlich stets den Finger in die Wunde gelegt und die Positionen der Landwirtschaft klar vertreten.
Hermann Klug sei für den gesamten Verband ein stets verlässlicher Partner gewesen, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, der Klug als Mann des Ausgleichs beschrieb, dessen Wort stets Gewicht hatte. Hermann Klug wurde 1986 zum Ortsobmann von Isaar in der Gemeinde Töpen gewählt. Von 2003 bis 2022 gehörte er dem Kreisvorstand an, von 2002 bis 2007 war er stellvertretender Kreisobmann, von 2007 bis 2022 Kreisobmann in der Nachfolge von Heinz Bauer. Er gehörte unter anderem dem „Landesfachausschuss Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien“ an, war Mitglied im Prüfungsausschuss, im Vorstand des Rinderzuchtverbandes und in der Jagdgenossenschaft.
Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif war zuvor in seiner Rede vor allem mit den Wasserwirtschaftsämtern hart ins Gericht gegangen. Durch die Neuabgrenzung der Roten und Gelben Gebiete, die den Bauern aufgrund zahlreicher Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden Flächen erschweren bis praktisch unmöglich machen, würden viele Landwirte an ihre Existenzgrenzen gedrückt, sagte er. „Es geht ums Eingemachte“, so Greif. Nicht selten könnten betroffene Bauern nachweisen, dass es über Jahrzehnte hinweg leine Probleme gegeben habe, trotzdem würden sie aufgrund gemessener Werte an der nächsten Messstelle in Sippenhaft genommen. „Wir müssen mit dem Blödsinn aufräumen, der da mit uns gemacht wird, sagte der BBV-Bezirkschef. Allerdings machte er seinen Berufskollegen keine Illusion, es könne noch Jahre dauern, „bis wir aus der Show wieder raus sind“.
Landrat Oliver Bär pflichtete dem Verbandspräsidenten in Sachen Rote und gelbe Gebiete bei. Es sei rechtlich wenig haltbar, aus wenigen Daten eine Verpflichtung für viele zu machen. Absolut schwer nachvollziehbar sei es, dass daraus eine Existenzgefahr für jene Bauern herauskommt, die damit überhaupt nichts zu tun haben. Bär nannte die Landwirtschaft einen absolut prägenden Faktor in der Region, die landwirtschaftlichen Betriebe stünden maßgeblich dafür, wie sich ein Dort entwickelt. Der Landrat würdigte auch die Verbundenheit der Bauern zu ihrer Heimat und bedankte sich bei allen Aktiven, die über so viele Jahre die Fahne der Landwirtschaft im Landkreis hoch gehalten hätten.
Die Personen, die am längsten als Ortsobleute in ihren Dörfern aktiv waren sind: Rainer Findeiss (Maierhof), Hannelore Klug (Isaar), Günter Martin (Wurlitz) und Erika Streitberger (Töpen). Sie alle haben 35 Jahre lang mitgewirkt. Für 40 Jahre wurden Inge Dötsch aus Schönlind und Alfred Lottes aus Fleisnitz geehrt. 50 Jahre war Herbert Michl aus Löhmar dabei und 55 Jahre Erika Munzert aus Marlesreuth. Noch aktiv ist die Ortsbäuerin Gerda Roßberg aus Kautendorf, die für 40 Jahre geehrt wurde. Alle anderen Ehrungen erfolgten für 15, 20, 25 und 30 Jahre aktive Mitgliedschaft. Eine besondere Ehrung gab es für die ausgeschiedenen Kreisvorstandsmitglieder Roland Kießling, Uli Köppel, Irene Puchta-Döhler, Christina Martin-Kleiner, Christine Hohberger-Puff, Rainer Horn, Klaus-Dieter Bäger und Reinhard Köhler.
Bild: Hohe Ehrung: Karin Wolfrum wurde zur Ehrenkreisbäuerin und Hermann Klug zum Ehrenkreisobmann ernannt (von links): BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, stellvertretender Kreisobmann Andreas Wolfrum, Karin und Reinhard Wolfrum, Hermann und Hannelore Klug, Bezirksbäuerin Beate Opel, Kreisbäuerin Elke Browa und Landrat Oliver Bär.
„Denkfabrik für die Gesellschaft“ / BBV-Präsident Felßner fordert neues Selbstverständnis für den Bauernstand
Hirschaid. „Umparken im Kopf“, das fordert der neue BBV-Präsident Günther Felßner von seinen Berufskollegen. Dem Verband will er dabei ein völlig neues Selbstverständnis geben: „Wir sind nicht nur für die zwei Prozent der Bevölkerung, also für die Landwirte, da, wir haben vielmehr Zukunftslösungen für alle Menschen, also für 100 Prozent“, sagt Felßner bei der Bezirksversammlung des oberfränkischen Bauernverbandes in Hirschaid.
Die Bauern müssten nicht zurück in die Mitte der Gesellschaft, wie es oft zu hören sei, die Bauern sind die Mitte der Gesellschaft. Was vom Rand kommt seien die Angriffe, etwa durch Tierrechtsaktivisten, die mit fragwürdigen Methoden arbeiteten und beispielsweise in Ställe einbrechen. „Wir liefern die Ideen für die Bevölkerung, wir sind die Denkfabrik der Gesellschaft, wir sind Anpacker“, machte er den Landwirten Mut. Man dürfe die gesellschaftliche Diskussion nicht denen überlassen, die sich auf der Straße ankleben und dann nach Thailand fliegen, so Felßner.
Ob Essen oder Energie, die Landwirtschaft habe für alles die Lösung. Deshalb würden die Bauern in Zukunft noch wichtiger, als in der Vergangenheit. Zumal sich die Weltbevölkerung innerhalb einer Generation verdopple, während der Flächenverbrauch immer mehr zunehme. Mehr Menschen und weniger Fläche: das könne so nicht weitergehen. Deshalb müsse der Verband weg von der reinen Lobbyarbeit und stattdessen neue Ideen entwickeln, die für alle Menschen von Bedeutung sind. „Raus aus der Opferhaltung und selbstbewusst auftreten, das muss unsere knallharte Strategie sein“, so Felßner.
Die Frage, ob es sinnvoll sei, Fleisch zu essen, beantwortete der BBV-Präsident mit einem klaren ja. Die gesamte Wissenschaft komme zu dem Ergebnis, das eine vielfältige und abwechslungsreiche Ernährung die beste Ernährung ist. Damit gehörten tierische Produkte unabdingbar dazu. Felßner räumte dabei auch mit dem Märchen auf, dass Fleisch und Milch dem Klima schade. Man könne doch eine Kuh nicht wie ein Auto mit Auspuff betrachten. Vielmehr sei der landwirtschaftliche Produktionsprozess CO-2-Neutral.
Zuvor hatte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif Kritik an der Politik geübt. Ob Pflanzenschutzreduktion oder zweifelhafte Aussagen zum nachwachsenden Rohstoff Holz: „Man fragt sich schon, was sich Politik und Behörden so ausdenken“, sagte Greif. So gehe es nicht weiter, für die konventionelle Landwirtschaft sei die derzeitige Situation ohnehin schon ein halber Todesstoß.
Bei der Neuabgrenzung der Roten und Gelben Gebiete, die den Bauern aufgrund zahlreicher Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden Flächen erschweren bis praktisch unmöglich machen, ging Greif mit den Wasserwirtschaftsämtern hart ins Gericht. „Wir kämpfen an allen Fronten dagegen“, sagte er. De Erklärungen des Wasserwirtschaftsamtes nannte er mitunter stümperhaft. „Da wird manchmal ein wenig Augenwischerei betrieben“, so Greif. Neben dem Flächenverbrauch stelle die Neuausweisung der Roten und Gelben Gebiete auch das größte Problem in den Landkreisen dar. Mehrere Kreisobmänner berichteten davon, dass die Wasserwirtschaftsämter gar nicht mit sich reden lassen, sondern den Bauern gleich empfehlen, den Klageweg zu beschreiten.
Bei der Bezirksversammlung wurde die langjährige Kreis-, Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller aus Wingersdorf im Landkreis Bamberg zur Ehrenbezirksbäuerin ernannt. Urkunden erhielten auch die ausgeschiedenen Kreisobleute Edgar Böhmer (Bamberg), Heidi Bauersachs (Coburg), Rosi Kraus (Forchheim), Karin Wolfrum (Hof), Rosa Zehnter (Kronach), Wilfried Löwinger (Kulmbach) und Bezirksvorstandsmitglied Peter Schlund (Bamberg).
Bilder:
1. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif,
Bezirksbäuerin Beate Opel (von links) sowie
BBV-Direktor Wilhelm Böhmer und BBV-Präsident
Günther Felßner (von rechts) haben Anneliese Göller
zur Ehrenbezirksbäuerin ernannt.
2.
Ehrung für ausgeschiedene Kreisobmänner und
Kreisbäuerinnen beim BBV Oberfranken (von links):
Peter Schlund, Wilfried Löwinger, Rosa Zehnter,
BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, Karin Wolfrum,
BBV-Präsident Günther Felßner, Edgar Böhmer, Rosi
Kraus, Heidi Bauersachs, Bezirksbäuerin Beate Opel
und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Ökofranken sind pleite / Insolvenz des „Vermarktungszusammenschlusses für ökologisch-regionalen Landbau eG“
Itzgrund. Der Vermarktungszusammenschluss für ökologisch-regionalen Landbau (Ökofranken) mit Sitz in Welsberg, Gemeinde Itzgrund im Landkreis Coburg ist insolvent. Das geht aus einem Schreiben von Rechtsanwalt Gunther Neef von der Kanzlei Schwarzrecht in Hof an ein Ökofranken-Mitglied hervor, das der Redaktion vorliegt. Rechtsanwalt Neef wurde vom Insolvenzgericht Coburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. In dem Schreiben macht der Anwalt Forderungen der Insolvenzschuldnerin gegenüber dem Mitglied in mittlerer fünfstelliger Höhe geltend, die binnen zwei Wochen zu begleichen seien.
Das Mitglied, ein Ökolandwirt aus dem Fränkischen, geht fest davon aus, dass die Rückforderungen keine Grundlage haben. Er habe schon lange mit der Insolvenz gerechnet, so der Landwirt. Eigentlich seien die Ökofranken schon vor zwei Jahren erledigt gewesen. „Die hätten schon viel früher Insolvenz anmelden müssen.“ Er habe mittlerweile einen Fachanwalt eingeschaltet, der auch zahlreiche andere Mitglieder vertritt. Die Ökofranken eG müsste nachweisen, dass die Forderungen rechtens sein, was zum größten Teil wohl nicht der Fall ist. Bestätigt sieht sich das Mitglied dadurch, dass ein Gericht vor einiger Zeit die Rückforderungsklage der Ökofranken gegen einen Mitgliedsbetrieb bereits abgewiesen hatte.
Dem Vernehmen nach stehen insgesamt Forderungen in Höhe von rund zwei Millionen Euro im Raum. Wenn Vorstand und Geschäftsführung kein persönliches Verschulden nachzuweisen ist, bleiben die Mitglieder in jedem Fall auf ihren Einlagen sitzen.
Die Erzeugergemeinschaft Ökofranken war bereits in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfen des Missmanagements ausgesetzt. Das System hätte so funktionieren sollen, dass die beteiligten Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und entsprechend ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie vermarktet werden konnte, bekamen die Landwirte danach eine Abschlusszahlung. Dabei konnte es allerdings auch passieren, dass die Abschlagszahlungen höher waren als die späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen wurden Gelder aus den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das hatte bei den Betroffenen für erheblichen Ärger gesorgt. Die Verantwortlichen sahen das Hauptproblem darin, dass die Andienungspflicht nicht konsequent umgesetzt wurde. Allerdings wurden auch die Vermarktungspools 2017 und 2018 erst verspätet aufgelöst, wodurch die Ertragssituation nicht besser, sondern schlechter wurde.
Vorstand Roland Schrenker, Landwirt aus Treppendorf bei Hollfeld im Landkreis Bayreuth, hatte noch vor gut einem Jahr gegenüber dem Wochenblatt bestätigt, dass rund 120 von den insgesamt 300 Mitgliedern der Gemeinschaft zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen leisten sollten. Die Mitglieder zweifelten allerdings schon damals an, ob die Rückforderungen rechtens und nicht teilweise längst verjährt sind. Konkret sollten Mitglieder, die zwischen 2017 und 2020 nicht geliefert hatten pro zehn Hektar Fläche, für die sie gezeichnet haben, mit 1500 Euro pro Hektar und Jahr zur Kasse gebeten werden. Die Ordnungsgelder sollen nach Ansicht von Mitgliedern allerdings schon damals eher dazu dienen, eine Insolvenz abzuwenden. „Eine Insolvenz steht im Raum, wenn es hart auf hart kommt, wird sie unvermeidbar sein“, sagte ziemlich genau vor einem Jahr ein Landwirt gegenüber dem Wochenblatt. Nun ist die Insolvenz also Realität geworden.
Damals wie heute sieht der Landwirt, dessen Name der Redaktion bekannt ist, das Problem hauptsächlich in der Person des Geschäftsführers, der von Anfang an nicht in der Lage gewesen sei, seine Aufgaben satzungsgemäß durchzuführen. „Da sind Geschäfte getätigt worden, bei denen nichts verdient wurde“, sagt der Landwirt. Vermutlich sei sogar Vertragsware teuer zugekauft worden, um Lieferverträge zu erfüllen.
Die Ökofranken eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte nach diversen Ökostandards. Die Genossenschaft beschäftigte einen hauptamtlichen Geschäftsführer und einen Mitarbeiter für Büro und Lager.
Torsten Gunselmann vom BBV Oberfranken bedauert die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. „Wir sind prinzipiell sehr daran interessiert, dass Landwirte ihre Produkte bündeln können“, so Gunselmann, der auch Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken ist. Gerade der Ökolandbau sei auf diese Bündler angewiesen. Da sei die Ökofranken eG schon ein wichtiger Partner gewesen. Er hoffe nun sehr, dass anderen Erzeugergemeinschaften nicht auch das Vertrauen entzogen werde, „nur weil eine Gruppe weniger Akteure offensichtlich handwerkliche Fehler gemacht hat“. Gerade die Erzeugergemeinschaften seien ein wichtiger Baustein.
Vorstand Roland Schrenker teilte mit, dass er keine Stellung nehmen könne, bestätigte jedoch, dass ein Beschluss des Amtsgerichts Coburg vorliege. Über den Inhalt wollte er zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben. Insolvenzverwalter Gunther Neef hatte bis zum Redaktionsschluss nicht auf eine entsprechende Anfrage geantwortet.
Abenteuer Afrika: Ein Beruf – Zwei Welten / Erfolgreiches Partnerschaftstreffen mit Landfrauen aus Kenia – Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel in Afrika: „Wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben“
Kulmbach. „Dort lebt man viel entspannter, da könnte man sich schon mal eine Scheibe abschneiden“, sagt Beate Opel. Die Kulmbacher Kreisbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin ist vor wenigen Tagen aus Afrika zurückgekommen. Mit einer achtköpfigen Delegation bayerischer Landfrauen hatte sie im Rahmen eines ehrgeizigen Austauschprojektes in einigen Gemeinden im Westen Kenias Berufskolleginnen besucht. Das Ganze soll keine Einbahnstraße sein: „Wir wollen unser Wissen weitergeben und dabei selbst auch etwas lernen“, so Beate Opel.
Das Projekt „Internationale Zusammenarbeit“ der bayerischen Landfrauen, das bereits seit einigen Jahren läuft, soll vor allem Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Es gebe bereits einen Interessensverband für kenianische Landfrauen, in dem junge Frauen grundlegende Kenntnisse erwerben können. Ziel sei es, ein nachhaltiges Einkommen zu generieren und damit die Lebensverhältnisse vor Ort zu verbessern.
Für Beate Opel war es vor allem ein Blick über den Tellerrand. Auch dort finde Landwirtschaft statt, allerdings in anderen Verhältnissen, aber sehr vielseitig aufgestellt. Die am häufigsten angebaute Frucht sei der Reis. Aber zum Beispiel auch Bananen spielten eine große Rolle. Ansonsten gebe es Ackerbau, Milchvieh und Geflügel. „Wir haben zwar den gleichen Beruf, leben aber in zwei Welten“, sagt die Kreis- und Bezirksbäuerin, für die es die erste Reise nach Afrika war. Mit dabei waren diesmal unter anderem die neue Landesbäuerin Christine Singer aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, deren beide Stellvertreterinnen Christine Reitelshöfer aus Mittelfranken und Christiane Ade aus Schwaben sowie Projektleiterin Angelika Eberl von der Gesellschaft „BBV Landfrauen Internationale Zusammenarbeit“.
Seit 2017 bemühen sich Landfrauen in Bayern darum, die Lebensverhältnisse ihrer Berufskolleginnen in West-Kenia durch die Förderung neuer Erkenntnisse und das Anstoßen von Innovationen zu verbessern. Das Projekt findet unter dem Dach einer Sonderinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung statt und wird von dort auch gefördert und finanziert. Grundgedanke ist es, die Ausbildungsmöglichkeiten zu fördern und damit auch zur Gleichstellung von Frauen innerhalb der Familien und der Gesellschaft beizutragen.
Kritischen Stimmen des Afrika-Engagements bayerischer Landfrauen hält Beate Opel entgegen, dass es doch nichts schlechtes sein kann, sein Wissen an andere weiterzugeben. „Auch wir können von den afrikanischen Bäuerinnen lernen, wenn es beispielsweise darum geht, unsere Ansprüche ein wenig zurückzuschrauben.“ Ein Ziel sei durch das Projekt bereits erreicht worden: In West-Kenia, genauer in Siaya, Kakamega und Bungoma gibt es bereits einen Landfrauenverband, die „Woman Farmers Assoziation of Kenya“. Er organisiert Weiterbildungen und veranstaltet sogar einen eigenen Landfrauentag, bei dem sich die Bäuerinnen untereinander austauschen können. „Wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sie sich vernetzen, ehrenamtlich engagieren, untereinander austauschen und den Kontakt zur Politik suchen“, das legten die bayerischen Landfrauen ihren kenianischen Kolleginnen ganz besonders ans Herz.
Sprachliche Probleme habe es nicht gegeben: Mit ein wenig englisch komme man gut durch, außerdem war ein Dolmetscher immer dabei. „Man versteht sich auch so, schließlich sind wir durch die Landwirtschaft eng miteinander verbunden.“ Um sich gegenseitig besser kennen zu lernen, haben die Bayerischen Bäuerinnen Fotos ihrer Familien und ihrer Betriebe mitgebracht. So könnten auch die afrikanischen Landfrauen sehen, wie hierzulande gelebt und gewirtschaftet wird. Was die Kreis- und Bezirksbäuerin besonders schätzt: die außergewöhnliche Gastfreundschaft. Bei sämtlichen Zusammenkünften sei gesungen, getanzt und auch gebetet worden. Überhaupt sei es ein beeindruckendes Land, so die Kreis- und Bezirksbäuerin.
Damit das Projekt nicht zur Einbahnstraße wird, waren vor Corona auch acht Bäuerinnen aus Afrika zu Gast auf bayerischen Höfen, konnten hier mitarbeiten und wertvolle Erfahrungen sammeln. Sie sollen in ihrer Heimat als Multiplikatoren wirken und ihre erworbenen Kenntnisse an die Bäuerinnen zuhause weitergeben. Das Projekt habe gute Chancen, fortgesetzt zu werden. Auch diesmal werde es wohl wieder einen Gegenbesuch geben, zeigt sich Beate Opel optimistisch.
Bilder:
1. Auf
einer Farm trafen sich die bayerischen Landfrauen
mit Berufskolleginnen aus Kenia. Mit dabei war auch
die Kulmbacher Kreis- und oberfränkische
Bezirksbäuerin Beate Opel (7. von rechts).
2. Gruppenbild der Vorstandschaften der Counties
Kakamega, Siaya und Mongoma mit der bayerischen
Landfrauendelegation, darunter Kreis- und
Bezirksbäuerin Beate Opel (sitzend links).
3. Das Leben spielt sich auf der Straße ab: Die
Bananenverkäuferin trafen die bayerischen Landfrauen
in Kenia.
Alle Bilder: privat
Premium-Qualität aus Süddeutschland / Vertragsübergabe: Müller Grippe setzt verstärkt auf Haltungsform 3
Bayreuth. Für alle Beteiligten war es ein richtungsweisender Schritt: Die Müller Gruppe setzt künftig bei Rindern und Jungbullen verstärkt auf die Haltungsform 3. Dazu wurden am Schlachthof in Bayreuth die entsprechenden Verträge zwischen Erzeuger, Bündlern und Vermarktern offiziell übergeben. „Damit setzen wir künftig auf Premium-Qualität“, sagte Martin Müller, Geschäftsführer der Müller Fleisch GmbH, eines der führenden deutschen Unternehmen der Fleischwirtschaft. Das produzierte Fleisch wird künftig unter dem Label „Müller´s Landrind ***“ vermarktet.
Die Müller Gruppe habe sich schon seit langem zur Initiative Tierwohl bekannt, sagte der Geschäftsführer. Die aktuellen Vertragsbindungen gelten für die drei Standorte Birkenfeld bei Pforzheim, Ulm und Bayreuth. Die nun unter Vertrag stehenden landwirtschaftlichen Betriebe seien durch die Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft (QAL) in Vierkirchen auditiert.
Mit der Vertragsbindung honoriere die Müller Gruppe den zusätzlichen Aufwand der Landwirte für die Modifikation der betrieblichen Rahmenbedingungen an die Haltungsform 3. Dazu gehörten unter anderem ein größeres Platzangebot, ein Laufstall, das Angebot von Außenklimareizen und die Fütterung ohne gentechnisch veränderte Organismen. Zusätzlich seien Qualitätsmerkmale wie Alter, Gewicht, Handelsklassen und Rassen bei den Mastbullen vorgegeben. Nach den Worten von Martin Müller sind bereits 50 Landwirtschaftliche Betriebe, im Wesentlichen aus Bayern und Baden Württemberg mit dabei. Sie lieferten in einem ersten Schritt jährlich mehr als 8000 Mastbullen. Sämtliche Verträge hätten eine Laufzeit von ein bis zwei Jahren.
Die Belieferung erfolge bereits seit Jahresbeginn. Der Müller Gruppe und den Partnern lägen bereits zahlreiche positive Rückmeldungen vom Handel in Süddeutschland vor. Parallel dazu würden die bereits seit längerem laufenden Jungbullenverträge der Haltungsform 2 beibehalten. Sie hätten nach wie vor ihre Berechtigung am Markt. Gleichzeitig arbeite die Müller Gruppe an einer Vermarktungsstrategie bei der auch weibliche Rinder der Haltungsform 3 einer besseren Wertschöpfung zugeführt werden.
„Wir wollen mit diesem Schritt darstellen, dass das Ganze in Bewegung ist“, sagte Geschäftsführer Sebastian Brandmeier von der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben. Er sprach von einer für die Zukunft wegweisenden Entscheidung. Wichtig sei auch, dass den Betrieben mit den Verträgen eine Perspektive gegeben wird. Josef Ebert von der Viehzentrale Südwest sah einen positiven Impuls, „dass in der Landwirtschaft etwas vorwärts geht“. Nun müsse man sehen, was der Markt hergibt.
Zur Müller Gruppe gehören die Unternehmen Müller Fleisch, Bayreuther Fleisch, Ulmer Fleisch, Ingolstädter Fleisch sowie Süddeutsches Schweinefleischzentrum.
Bild: Die Geschäftsführer Sebastian Brandmeier von der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben, Martin Müller von der Müller Fleisch GmbH, Josef Ebert von der Viehzentrale Südwest und Stefan Rossmann von der Ulmer Fleisch GmbH (von rechts) bei der Übergabe der Dreiecksverträge zwischen Erzeugern, Bündlern und Vermarktern im Bayreuther Schlachthof.
Bauern fordern Mehr Toleranz und Wertschätzung / Landwirtschaft in der Region klagt über hohe Belastungen durch überzogene Forderungen
Hof. Umweltvergifter, Luftverpester, Tierquäler: Bauern sehen sich vielen Vorwürfen ausgesetzt. Kaum eine Branche steht so im Kreuzfeuer der Kritik, wie die Landwirtschaft. Doch stimmen die Vorwürfe wirklich? In einigen wenigen Fällen mag dies zutreffen. Der weitaus größte Teil der Betriebe steht genau für das Gegenteil. Denn viele Landwirte in Bayern und auch im Hofer Land haben pfiffige und auch nachhaltige Ideen. Sie setzen auf Klimaschutz und Tierwohl, doch Politik und Gesellschaft stellen dennoch ständig neue Forderungen. Wie gehen sie damit um?
Auch Landwirte haben Forderungen an die Gesellschaft. „Die Bauern fordern vor allem Respekt und Vertrauen. Wir haben bestmöglich ausgebildete Landwirte, die jeden Tag unter Beweis stellen, was sie können“, sagt Thomas Lippert, Geschäftsführer des Bauernverbandes Hof/Wunsiedel. Allerdings sei die Halbwertszeit politischer Ziele mit der Lebenswirklichkeit der Landwirte nicht vereinbar. Richtungsänderung könnten Landwirte erst mitgehen, wenn Investitionen auch abbezahlt sind.
„Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit schließen sich im Moment schon aus“, meint Lippert und macht dies am Beispiel der Tierhaltung fest: Sie sei die beste Alternative, um Grünland zu verwerten, wirtschaftlich sei das derzeit nicht immer. Ganz konkret nennt der BBV-Geschäftsführer eine Pflichtstillegung von Ackerland mit dem Flächenfrass nicht vereinbar. Als große Herausforderungen für die Landwirtschaft bezeichnet Lippert derzeit die Roten Gebiete in der Düngeverordnung und den Bau des Süd-Ost-Links.
„Wer fordert muss auch handeln“, sagt Andreas Wolfrum, stellvertretender BBV-Kreisobmann aus Döberlitz. „Möchte ich beispielsweise ausschließlich regionale Produkte, dann sollte ich auch nur diese kaufen. Denn damit unterstütze ich die heimische Landwirtschaft am meisten.“ Lose Forderungen an Landwirte stellen und letztlich an der Ladenkasse doch wieder das billigste Produkt kaufen, das helfe niemandem. Leider entscheide die Regierung derzeit über die Köpfe der Bauern hinweg, so Wolfrum. Das beste Beispiel dafür sei die neue Ausweisung der Roten Gebiete. „Hier wurde wieder an jeder Realität vorbei entschieden und keine Praktiker mit ins Boot geholt um von Region zu Region Lösungen zu erarbeiten“ Wolfrum zufolge schließen sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht aus. Im Gegenteil: sie gingen auf landwirtschaftlichen Familienbetrieben oft Hand in Hand. Leider brächten politische Entscheidungen dies oft ins Ungleichgewicht. „Wir arbeiten in Generationen, entwickeln und stets weiter. Das wird leider oft verkannt.“
Gerade die neue Agrarreform aus Brüssel werde dazu führen das innerhalb Europas besonders in Deutschland immer weniger Lebensmittel angebaut werden können. Es werde auf bestem Ackerland extensiviert. Oft reichten die Qualitäten des Getreides dann maximal noch als Tierfutter. Wolfrum: „Lebensmittel kommen dann zukünftig aus Südamerika. Die Umweltstandards dort? Fehlanzeige- es gibt keine! Wollen wir das?“ Für Wolfrum das größte Problem: die Bürokratie. „Ich will Landwirt sein, mich um meine Tiere kümmern. Meiner Felder und Wiesen nach bestem Wissen bewirtschaften. Aber bis ich das darf muss ich erst mal Monate lang Anträge stellen, Kontrollen vorbereiten und abarbeiten, Programme mit Düngermengen füllen, weiterbilden und so weiter.“
Für den Nebenerwerbslandwirt Matthias Knöchel aus Konradsreuth ist es die grundsätzliche Frage, ob ein gegenseitiges Fordern von Bauern und Gesellschaft zielführend ist, oder man nicht doch miteinander gemeinsam eine Richtung in gewissen Thematiken einschlagen sollte. Erfreulich wäre es, wenn die Gesellschaft nicht immer direkt die Landwirte verurteilt. Ein Wechsel des Blickwinkels, Aussagen hinterfragen und nicht direkt jede Meldung glauben und Mitläufer, beziehungsweise Stimmungsmacher sein, wäre ein guter Anfang, sagt Knöchel.
Gefühlt wisse jeder besser Bescheid als die vom Staat ausgebildeten Landwirte. „Aber niemand traut sich zu fragen warum und wieso machst du das so wie es gemacht wird.“ Viele Meldungen beruhten nun mal leider nicht mehr auf einer neutralen Berichterstattung und schadeten damit auch in großen Maßen dem Image. Auf im eigenen Land erzeugte Produkte sollte mehr Wert gelegt werden, zumal diese Branche auch Wirtschaftsmotor in jeder Region ist und das Geld vor Ort bleibt.
Die Regierung sei primär wegweisend durch Gesetze, Maßnahmen und Förderung. Verbände und Zusammenschlüsse arbeiteten konstruktiv mit, dass umsetzbare Lösungsansätze entstehen. Jedoch fruchte dies nicht immer und bei einem Wechsel der Regierung seien plötzlich ganz andere Themen wieder wichtig und das bisher gelernte komplett hinfällig. Knöchel: Die Landwirtschaft ist so vielfältig, schnelllebig und komplex wie nie: Boden, Natur, Technik, Niederschlag.“ Selbst innerhalb eines Landkreises gebe es oft starke Unterschiede. Die Entscheidungskraft und Ermessensspielraum sollte wieder etwas weiter in Richtung der Landwirtschaftsämter vor Ort gerückt Was man oft hört, dass die Förderung ein „Bonus“ für gute Landwirte sei, so ist dem nicht. Ohne Förderung ist die Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit nicht gegeben.
Auch Knöchel meint, dass man gleichzeitig nachhaltig und auch wirtschaftlich produzieren und arbeiten könne. Die Frage sei aber doch, in welchem Rahmen man das betrachtet. Bei globalen Märkten habe man schlichtweg keine Chance, wenn man die höchsten Qualitäts-, Umwelt- und Tierwohlstandards und Mindestlohn hat. Dann sei das ausländische Produkt mit Transport unterm Strich einfach billiger. Hier sei man schlichtweg nicht auf einem Nenner, „Äpfel und Birnen kann man nicht vergleichen.“
Knöchel gibt auch zu bedenken, dass der Landwirt nicht mit einer 40-Stunden-Woche rechnet, sondern das macht, was gemacht werden muss. Defizite würden durch mehr Arbeit ausgeglichen, mit einem zweiten Standbein oder einfach damit, dass man in ein Anstellungsverhältnis geht und der Betrieb so nicht weitergeführt wird. Außerdem sei die Bürokratie mittlerweile nicht praktikabel. Der Landwirt spricht von „Unmengen an Meldungen und Dokumentation, teilweise mit Sinn oder nicht“. Auch hier gelte wieder, wer bezahlt die Mehrarbeit?
In erster Linie fordert Knöchel von der Bevölkerung mehr Toleranz und Wertschätzung. „Wir haben Greening und Cross Compliance erfüllt, das Volksbegehren „Rettet die Bienen“, Gewässerschutzstreifen angelegt, überall Schutzgebiete, Verbote und Einschränkungen bei der Düngung und so weiter. Regelmäßig stellen wir uns neu auf. „Im Privatgarten aber darf gemacht werden, was man will. In der Industrie sieht man hinter der schönen Glasfassade nicht was passiert. Eine Entschärfung im Ton mancher Leute wäre einfach für das Gemüt gut.
„Mit Herz und Hand smart fürs Land“ / Landwirtschaftlicher Berufswettbewerb auf Kreisebene gestartet
Bayreuth. Sie sind aktuell die besten Junglandwirte aus den Landkreisen Bayreuth und Kulmbach: Alexander Gahn aus Burgkunstadt, der seine Ausbildung auf dem Betrieb von Gerhard Reif in Gössmannsreuth macht, Luca Eckert aus Waischenfeld und Nicolas Trapper aus Peesten. Sie landeten beim landwirtschaftlichen Berufswettbewerb auf Kreisebene auf den ersten drei Plätzen. Nachdem sich die ersten sieben von insgesamt 45 Teilnehmern für den Bezirksentscheid qualifizierten, dürfen sich auch Rene Hampel aus Neuenmarkt (4. Platz), Alexandra Winkler aus Großhaberdorf (5. Platz), Lucas Hirschmann aus Thurnau (6. Platz) und Alina Sendelbeck aus Gottsfeld bei Creußen (7. Platz) über ihr erfolgreiches Abschneiden beim Berufswettbewerb freuen.
Die Wettbewerbsaufgaben zeichneten sich auch diesmal wieder durch Praxisnähe und einen starken Bezug zum beruflichen Alltag aus. Nachdem er im zweijährigen Turnus stattfindet und beim letzten Mal Corona-bedingt ausgefallen war, nahmen diesmal Absolventen des Berufsgrundschuljahres sowie des ersten und zweiten Praxisjahres daran teil.
Gefragt waren fachliche Kenntnisse, handwerkliche Fertigkeiten, ein gutes Allgemeinwissen, dazu Sozialkompetenz und Redegewandtheit. Da ging es beispielsweise um Fragen aus den Bereichen Politik, Zeitgeschichte, Geographie und Sport. Die Teilnehmer sollten fünf Disziplinen des Leichtathletik-Wettkampfes benennen und mussten wissen, welches Nicht-EU-Land an Deutschland grenzt (die Schweiz).
Im Praxisteil sollten sich Auszubildende in der Landwirtschaft mit Futtermitteln, mit Saatgut und mit einzelnen Werkstoffen gut auskennen. Auch technisches Geschick war gefragt, etwa als es darum ging, einen Flaschenöffner aus Metall herzustellen. Außerdem lautete eine Aufgabe, den eigenen Betrieb, beziehungsweise den Lehrbetrieb in Form eines Kurzreferates vorzustellen.
Der Berufswettbewerb der Landjugend steht diesmal unter dem Motto „Mit Herz und Hand – smart fürs Land“. Bundesweit nehmen daran insgesamt rund 10000, bayernweit rund 2000 junge Nachwuchskräfte im Alter teil und stellen ihr berufliches Wissen und praktisches Können unter Beweis. In Bayern findet der Wettbewerb an 45 Schulstandorten statt.
Ziel ist es, aufzuzeigen, dass die Ausbildung in einem Grünen Beruf das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft ist und Perspektiven zur Mitgestaltung eröffnet. „Wer hier sein Können unter Beweis stellt, kann nicht nur beim Berufswettbewerb punkten, sondern schafft sich auch für das spätere Berufsleben beste Grundlagen und ein berufliches Netzwerk mit Gleichgesinnten“, heißt es von Seiten des Bauernverbandes.
Im Zuge der Corona-Lockdowns seien die Leistungen der heimischen Landwirtschaft wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt, sagte der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann. Der Wettbewerb soll dazu beitragen, der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, welche interessante und abwechslungsreiche Berufe der Wirtschaftszweig Landwirtschaft zu bieten habe, so Bayreuths 3. Bürgermeister Stefan Schuh. „Der Wettbewerb ist auch ein stückweit Werbung für unseren bäuerlichen Berufsstand“, sagte die oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel. Sie schrieb den jungen Leuten ins Stammbuch: „Ihr seid die Zukunft, lasst uns gemeinsam den Bauernstand hochhalten.“
Für die besten jungen Frauen und Männer auf Kreisebene geht es am 28. März beim Bezirksentscheid weiter. Die Bezirkssieger treffen sich am 3. und 4. Mai in Weiden in der Oberpfalz zum Landesentscheid. Die Entscheidung, wer zu Deutschlands Besten in den Sparten Landwirtschaft, und Hauswirtschaft gehört, fällt vom 19. bis 23. Juni 2023 in Echem in Niedersachsen.
Bilder:
1. Eingerahmt von der Gratulanten präsentierten die
sieben Erstplatzierten ihre Urkunden. Alle sieben
nehmen Ende März am oberfränkischen Bezirksentscheid
teil.
2. - 4. Beim Landwirtschaftlichen Berufswettbewerb
war auch jede Menge technisches Geschick gefragt.
Fischotter bedroht oberfränkische Teichwirtschaft / Beutegreifer gefährden Existenz vieler Betriebe – Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken
Himmelkron. Oberfrankens Teichwirte klagen über immense Schäden durch eine extrem angestiegene Fischotterpopulation. „Wir können unsere Fische doch nicht als Vogelfutter entwerten lassen“, sagte der Vorsitzende Dr. Peter Thoma aus Thiersheim bei der Jahreshauptversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron. Er hatte einen seiner Teiche eigens für die Eröffnung der Karpfensaison im September mit rund 100 Karpfen besetzt, fünf davon hatten die Fischotter übrig gelassen. Ein Grund dafür, dass dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder damals bei den Eröffnungsfeierlichkeiten Schweineschäufele statt Karpfen serviert werden musste, was bayernweit für Aufsehen gesorgt hatte.
Notfalls müsse man seine Teiche auch mal leer lassen, schlug Thoma vor. Vielleicht könne man so der Bevölkerung klar vor Augen führen, wie wichtig eine funktionierende Teichwirtschaft ist. Wo sollten Frösche oder Insekten hin, wenn es keine Uferrandstreifen mehr gibt, sagte er. „Wir erwarten von der Regierung, dass sie reagiert, wenn Gefahr in Verzug ist“, so der oberfränkische Bauernverbandspräsident Hermann Greif. Es könne nicht angehen, dass man derartige Beutegreifer kommen und überhand nehmen lässt und erst dann etwas unternimmt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Greif: „Wenn wir das nicht endlich begreifen, dann war es das mit dem Kulturgut Teich“.
„Die Zeit drängt“, warnte auch Alexander Horn, Fischotterberater für das östliche Oberfranken und die nördliche Oberpfalz. Er ging davon aus, dass der Otter die Teichwirte noch einige Zeit im Atem halten werde. Alexander Horn wies aber auch darauf hin, dass der Fischotter kein bayerisches und auch kein deutsches, sondern ein internationales Problem ist. Deshalb bedürfe es einer internationalen Zusammenarbeit, um das Problem zu lösen.
Auch die anderen Beutegreifer seien noch nicht vom Tisch, sagte Vorsitzender Thoma. Vor allem beim Silberreiher stelle man zunehmende Populationen fest. Weniger Probleme mache dagegen im Moment der Kormoran. Einiges getan habe sich auch beim Biber. Nicht sein dürfe es allerdings, dass neue Naturschutzgebiete wie derzeit in Nassanger bei Trieb im Landkreis Lichtenfels ausgewiesen werden sollen, in denen ein generelles Jagdverbot herrscht. Im Falle der Ausweisung rechnen wird dort über kurz oder lang mit neuen Brutkolonien des Kormoran.“
Doch auch über die Problematik durch den Fischotter hinaus hat es die Teichwirtschaft derzeit gerade nicht leicht. Geschäftsführer Otto Norbert Grußka musste berichten, dass zwei Teichbetriebe im zurückliegenden Jahr wegen Wassermangels aufgegeben haben. Der Wassermangel werde uns in den kommenden Jahren noch verstärkt treffen, sagte er. „Wir steuern dabei auf Verhältnisse zu, wie im Libanon“, so Grußka. Ein weiterer Betrieb hatte wegen der ebenfalls zunehmenden Starkregenereignisse einen Totalschaden erlitten.
Bei der Politik sei die Problematik längst angekommen, versicherte Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU im Bayerischen Landtag. „Wir brauchen einen rechtssicheren Beschluss, dass der Fischotter ebenfalls erlegt werden kann“, sagte er. Hintergrund sei, dass die Naturschutzverbände bereits Klage gegen eine solche Entscheidung angekündigt hatte. Es werde kein Weg daran vorbeiführen, den Fischotter zu dezimieren, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Bei 650 Fischotterpärchen in der Region würden die Fischereibestände weiter geplündert. Man dürfe sich nicht von angeblichen städtischen Eliten vorschreiben lassen, was zu tun ist, sagte der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Teichwirtschaft bedeute nicht nur die Erzeugung gesunder Lebensmittel, sondern auch einen wichtiger Beitrag zu Ökologie und Artenschutz.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen der Teichgenossenschaft wurde der Vorsitzende Dr. Peter Thoma einstimmig für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Neuer Stellvertreter ist der Forellenteichwirt Michael Gahn aus Neustadt bei Coburg. Weiterer Stellvertreter bleibt Karl-Peter Schwegel aus Wüstenstein. Geschäftsführer ist Otto Norbert Grußka aus Rödental. Zu Beiräten wurden für die kommenden vier Jahre gewählt: Gerhard Rudolf (für den Landkreis Bamberg), Karl-Heinz Herzing (Bayreuth), Martin Heilmann (Forchheim), Christian Holoch (Kronach), Edwin Hartmann (Kulmbach), Alexander Krappmann (Lichtenfels) und Roland Medick (Wunsiedel). Die Stelle des Beirats für den Landkreis Coburg bleibt unbesetzt. Kassenprüfer sind Simon Abt aus Hirschaid und Alfred Rippl aus Thiersheim.
Eine besondere Würdigung erfuhr der nicht mehr zur Wahl angetretene Manfred Popp aus Benk (72), der sich seit Jahrzehnten mit vollem Einsatz um die Teichwirtschaft verdient gemacht hatte. Popp war unter anderem Betriebsleiter der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß, er war in der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken tätig und hatte selbst mehrere Teiche bewirtschaftet.
Bilder:
1. Glückwünsche
zur wieder-, beziehungsweise Neuwahl: der
Landtagsabgeordnete und agrarpolitische Sprecher der
CSU-Fraktion im Landtag Martin Schöffel (rechts)
wünschte dem Vorsitzenden Dr. Peter Thoma und seinen
beiden Stellvertretern Karl-Peter Schwegel und
Michael Gahn alles Gute für die nächsten vier Jahre.
2. Der
Vorsitzende Dr. Peter Thomas und sein Stellvertreter
Karl-Peter Schwegel ehrten Manfred Popp (von links)
für seinen jahrzehntelangen Einsatz um die
Teichwirtschaft in Oberfranken.
„Landfrauen stehen ihren Mann“ / Landfrauen fordern verlässliche und realistisch Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft der Zukunft
„Mit uns leben die Dörfer“, lautet in diesem Jahr das Motto der Landfrauenarbeit im Bayerischen Bauernverband. Mit Kathrin Riedel vom Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken hatten sich die Landfrauen dabei eine Expertin eingeladen, die für zahlreiche Projekte in den Dörfern des Bayreuther Landes zuständig ist.
Bayreuth. „Wir sorgen für ein schönes Dorf“, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth und machte damit unmissverständlich klar, dass die Landfrauen so wie niemand anders für das Jahresmotto stehen. Die Landfrauen seien es, die entscheidend dazu beitragen, dass Tradition und Brauchtum erhalten bleiben und somit Leben in den Dörfern herrscht. Vom Gemeinderat über die Feuerwehr bis hin zur Landjugend: „Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig“, sagte sie. Doch auch auf den Höfen und Betrieben stünden die Landfrauen ihren Mann. Zumal mit den Landfrauen nicht nur die Dörfer, sondern auch die Städte lebten, denn schließlich seien es die Landwirte, die hochwertige Lebensmittel erzeugten und die in den Discountern für volle Regale sorgten.
Der Blick in die Zukunft fiel allerdings weniger optimistisch aus. „Landwirtschaft wird es in Zukunft mit Sicherheit auch noch geben, die Frage ist nur wie und wo“, so Angelika Seyferth. Gestiegene Betriebskosten, immer mehr Auflagen und Reglementierungen und immer höhere Anforderungen an Tierwohl und Umweltschutz: „Immer mehr Betriebe geben auf und schließen ihre Hoftore für immer“, sagte die Kreisbäuerin. Wenn aber Rindfleisch aus Argentinien und Schweinefleisch aus China importiert werden müssten, dann frage dort niemand mehr nach Haltungsbedingungen.
„Was wir brauchen sind verlässliche und auch realistische Rahmenbedingungen“, so Angelika Seyferth. Auch auskömmliche Preise seien notwendig, denn „vom Draufzahlen können auch wir nicht leben“. Nur wenn diese Forderungen erfüllt werden können, dann werde auch die nächste Generation noch sagen können: „Mit uns leben die Dörfer“.
Kathrin Riedel, als Abteilungsleisterin vom Amt für Ländliche Entwicklung für die Landkreise Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel zuständig, kümmert sich ebenfalls um die Fortentwicklung lebendiger Dörfer. „Ziel unserer Arbeit ist die Förderung und Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in den ländlichen Regionen“, sagte sie.
Doch was machen lebendige und vitale Dörfer aus? Die Referentin sprach unter anderem von Nahversorgern, Handwerksbetrieben Bäckereien und Metzgereien, Freizeitanlagen, einer intakten Natur und auch von Landwirten in den Dörfern. Von den rund 350 Projekten, die aktuell bearbeitet werden, entfielen über 100 auf den Landkreis Bayreuth. „Damit ist Bayreuth ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit“, so die Abteilungsleiterin. Ziel der meisten Projekte sei es, wieder Leben ins Dorf zu bringen.
Dazu komme außerdem die klassische Flurbereinigung. „Hier wollen wird die Landwirte behutsam unterstützten.“. Flurbereinigung beruhe dabei stets auf Freiwilligkeit. Das Image, dass wir mit eiserner Hand durch die Flur gehen, stimme schon lange nicht mehr.“ Das Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken hat seinen Sitz in Bamberg und ist eines von sieben derartigen Ämtern in Bayern. Im zurückliegenden Jahr wurden nach den Worten von Kathrin Riedel rund 28 Millionen Euro an die verschiedensten Projekte ausbezahlt.
Der Landfrauentag wurde in diesem Jahr wieder einmal mit einer ökumenischen Andacht eröffnet. Passend zum Lichtmesstag hatten sich der evangelische Pfarrer Christian Parchent aus Lindenhardt und der katholische Diakon Roland Huppmann von der Pfarrei Heilig Kreuz des Themas „Licht“ angenommen. Mit vielen Dutzend kleinen Kerzen visualisierten die Landfrauen das Thema kreativ und brachten das Licht stimmungsvoll von Tisch zu Tisch, so dass in der Tierzuchtklause die passende festliche Stimmung entstanden war.
Bilder:
1. „Licht
der Liebe, Lebenslicht“: Der Bayreuther
Landfrauenchor umrahmte die ökumenische Andacht beim
Landfrauenchor.
2. Der
stellvertretende Kreisobmann Harald Galster, die
stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt (von
links) und Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts)
bedankten sich bei Kathrin Riedel die den Landfrauen
einen Einblick in die Arbeit des Amtes für ländliche
Entwicklung gegeben hatte.
Milchpreis unter Druck / „Zuerst wird an Lebensmittel gespart“: Gestiegene Kosten fressen Mehreinnahmen auf – Verteuerung im Supermarkt für Landwirte nicht nachvollziehbar
Kulmbach. Noch nie war der Milchpreis so hoch, wie zum Jahresende 2022. Der durchschnittliche Auszahlungspreis lag bei mindestens 60 Cent pro Kilogramm Milch. Im Dezember 2019 waren es noch 34 Cent. Doch für die Bauern ist das Rekordhoch alles andere als ein Grund zum Jubeln. Zum einen fressen die Kosten die Mehreinnahmen auf, zum anderen ist der Preis schon wieder im Sinken.
Mit 60 Cent, vereinzelt sogar noch darüber, war ein Niveau erreicht, das man noch vor wenigen Jahren für völlig unmöglich gehalten hätte. Grund dafür war, dass die Milchmenge auf dem Markt kontinuierlich abgenommen hatte, unter anderem deshalb, weil viele Betriebe ihre Hoftore für immer zusperrten. Bis vor wenigen Jahren war dagegen noch zu viel Milch am Markt. Dazu kommt, dass vor allem die Nachfrage nach Milchpulver und Butter auf dem Weltmarkt enorm gestiegen war.
„Der Milchpreis ist zur Zeit auf einen Rekordhoch und unsere Milchbauern können ihre sehr hohen Kosten bei Energie, Treibstoff, Futtermitteln und bei den Maschinenkosten gut kompensieren“, sagt der Kulmbacher Kreisobmann des Bauernverbandes Harald Peetz aus Himmelkron. Der Preisanstieg kommt seiner Meinung nach, weil eine geringe verfügbare Menge auf gestiegene Nachfrage nach Milchprodukten und Käse vor allem aus Asien getroffen ist. Natürlich spiele auch der Krieg in der Ukraine und die dadurch zurück gegangene Milchproduktion in dem wichtigen Agrarland eine Rolle.
„Ich bin zwar kein Hellseher aber meiner Meinung nach hat der Milchpreis seinen Höchststand erreicht, beziehungsweise überschritten und wird wieder sinken“, so Harald Peetz. Erste Anzeichen seien schon zu sehen. Der Preis für Milch auf dem Spotmarkt, das ist Milch die nicht mit Verträgen an Molkereien gebunden ist, stehe jetzt schon nur noch bei 40 Cent, dem Preisniveau vor dem Anstieg. Auch würden jetzt schon vom Lebensmitteleinzelhandel neue Verträge nur noch zu geringeren Preisen gemacht, vor allem bei der weißen Linie, also bei Frischmilch und Jogurt. Bei Käse gebe es dagegen meist längerfristige Lieferverträge, da komme der Preisrückgang etwas später aber er werde auch dort kommen.
„Die Bauern haben natürlich durch die hohen Milchpreise eine gut Einnahme und haben auch die Produktion gesteigert, aber auf der anderen Seite stehen die hohen Kosten die sie tragen müssen, dadurch wird mehr Geld umgesetzt und das Risiko für den einzelnen Betrieb steigt“, so Kreisobmann Peetz. Es sei leider auch zu erwarten, dass bei wieder sinkenden Milchpreisen die Ausgaben der Betriebe für Energie, Diesel, Futtermittel und dergleichen nicht zurückgehen. „Im Gegenteil, sie werden weiter steigen, so dass sich die Lage für die Betriebe sehr schnell ins Negative umkehren kann.“
Schon vor dem Milchpreisanstieg habe eine große Zahl an Kuhbetrieben vor der Aufgabe ihrer Produktion gestanden. Das sei durch den guten Milchpreis nur etwas verschoben worden. „Ich bin mir sicher, dass sobald der Milchpreis wieder sinkt, das Zusperren der Ställe weiter gehen wird. Das habe aber vor allem seinen Ausgangspunkt bei den übertriebenen und einseitigen Auflagen und Anforderungen an die Betriebe in Deutschland. Es habe auch etwas mit der Akzeptanz und der Wertschätzung der Landwirte in der Gesellschaft zu tun: „Wer viele Stunden hart arbeitet und für die Versorgungssicherheit der Bürger auf Freizeit und Urlaub für das Wohl seiner Tiere verzichtet und dann als Tierquäler, Umweltvergifter oder Klimakiller dargestellt wird, dem ist nicht zu verdenken wenn er keine Lust mehr hat.“
Norbert Erhardt, Milchviehhalter aus Motschenbach bei Mainleus (Bild links), bestätigt ebenfalls, dass der Milchpreis bereits wieder sinkt. Der Milchpreis werde aber auch „runter geredet“ weil seiner Ansicht nach gewisse Gewerke zu wenig daran verdienen. Erhardt gibt zu bedenken, dass Angebot und Nachfrage den Preis regeln. Milch sei nicht viel auf den Markt, schließlich hörten immer mehr Milchviehbetriebe auf, weil sie keine Aussicht sehen, wie sie die ganzen Auflagen, Stichwort Tierwohl, erfüllen sollen. Neu investieren sei für die meisten unmöglich.
Durch die gestiegenen Kosten von Gas, Öl, Diesel, Kraftfutter, Strom, Lohnkosten für Reparaturen, Ersatzteile und den dreifach gestiegen Düngerpreisen bleibe von den „Rekordpreis“ nicht viel übrig. Wären die aufgeführten Posten beim „normalen Preis“ geblieben, hätten die Landwirte etwas verdient. „Derzeit geht es aber ziemlich null auf null.“ Was die Bio-Schiene angeht entscheide der Verbraucher. Wenn das andere Produkt billiger ist, werde eben kein Bio gekauft. Da alles andere, vor allem die Energiekosten, teurer geworden ist, wird seiner Meinung nach zuerst an den Lebensmittel gespart.
„Der Milchpreis ist bei uns noch stabil“, sagt Hermann Grampp (Bild rechts) aus Melkendorf. Der 54-Jährige bewirtschaftet seinen Betrieb nach den Kriterien des Bioland-Anbauverbandes. Grund dafür ist, dass die Molkerei Coburg die Milch als Käse veredelt. „Dadurch sind wir den Schwankungen am Milchmarkt weniger stark ausgesetzt.“ Nachteil sei es aber, dass die vergangenen Preissteigerungen bei der Milch immer erst einige Monate später an die Bauern weitergegeben werden konnten, als bei Milchhöfen, die sich stärker auf nicht veredelte Milchprodukte konzentrieren. Ob der Milchpreis weiterhin stabil bleibt ist nach den Worten von Hermann Grampp fraglich. Für die kommenden Monate erwartet er leicht sinkende Milchpreise, da es zurzeit eine steigende Milchproduktion gibt.
Erhöht hätten sich die Preise deshalb, weil neben der allgemeinen Inflation die Nachfrage nach Milch europaweit gesehen um rund vier Prozent größer war, als das Angebot. Das Angebot habe nicht mit der Nachfrage mithalten können, da steigende Produktionskosten den Landwirten zu schaffen machen. Das sei auch der Grund, warum die Bauern recht wenig von dem gestiegenen Milchpreis haben, weil eben die Produktionsausgaben so stark gestiegen sind. Die enormen Preissteigerungen für Milchprodukte im Supermarkt seien für uns Landwirte aber nicht ganz nachvollziehbar, da sich der Preis mancher Produkte oft verdoppelt hat. „Wir als Milchlieferant haben für unsere Milch hingegen nur eine Erhöhung von zirka ein Drittel bekommen.
Stark rückläufig sei der Absatz mit Biomilch, weil es das Einkommen des Verbrauchers oft nicht mehr zulässt, Bio-Produkte zu kaufen. Der schlechtere Absatz von Bio-Produkten habe dazu geführt, dass die Erzeugerpreise von Biomilch und konventioneller Milch jetzt oft gleich hoch sind. „Wir als Biomilch-Erzeuger haben jetzt nur noch einen Preisunterschied von vier Cent zur konventionellen Milch und bei anderen Milchhöfen ist es oft noch weniger.“
Info:
Der Grundpreis der Milch bezieht sich in allen Regionen Deutschlands, auf einen Fettgehalt von 4,0 Prozent und einen Eiweißgehalt von 3,4 Prozent. Jede Molkerei hat aufgrund ihrer Struktur ihren „eigenen Milchpreis“, saisonal und regional schwankend. Der Milchpreis wird in Cent je Kilogramm berechnet. Der Umrechnungsfaktor von Liter zu Kilogramm beträgt 1,03. Ein Liter Milch entspricht somit 1,03 Kilogramm. Wie viel Geld ein Bauer für seine Milch genau bekommt, hängt von der gelieferten Rohmilchmenge, vom Fett- und Eiweißgehalt der Rohmilch und von weiteren Qualitätsmerkmalen wie der Keimzahl, der Zellzahl und den enthaltenden Hemmstoffen der Rohmilch ab.
Emotionen, Eye-Catcher und Aha-Erlebnisse / Oberfränkischer Direktvermarktertag: Marketing im Focus
Trieb. „Das Auge isst immer mit.“ Das sagt Daniel Kükenhöhner, vom Planungsbüro Petzinger aus München. Er berät inhabergeführte Hofläden, Bioläden, Unverpackt-Läden und Reformhäuser über alles, was mit Warenpräsentation und Marketing zu tun hat. Beim Oberfränkischen Direktvermarktertag in Trieb bei Lichtenfels gab er den exakt 55 Teilnehmern aus allen Teilen des Regierungsbezirks wertvolle Tipps dazu, wie sie erfolgreicher auftreten und sich gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz des Lebensmitteleinzelhandels behaupten können.
Obwohl, gerade von den Supermärkten und Discountern könnten die landwirtschaftlichen Direktvermarkter auch lernen. Denn viele Tipps, die der Referent den (potentiellen) Direktvermarktern mit auf dem Weg gab, sind von den „Großen“ längst erfolgreiche umgesetzt worden. Doch s manches, was der kleine Hofladen kann, geht beim Discounter eben nicht, denn, so Daniel Kükenhöhner: „Auch in einem kleinen Laden kann man eine Erlebniswelt aufbauen.“
Kunden würden nicht nur Produkte, sondern auch Emotionen und Geschichten kaufen. Gerade da habe die Landwirtschaft viel zu erzählen. „Schaffen die ein Aha-Erlebnis“, appellierte Kükenhöhner an die Bauern. „Stellen sie ihre Arbeit realistisch dar, zeigen sie, was sie tun und lassen sie die Kunden daran teilhaben.“
Im Idealfall „shoppen“ die Kunden Lebensmittel, so wie sie Kleidung oder Elektronikartikel „shoppen“. Doch erst einmal muss man die Kunden in den Laden bekommen. Kreative Hinweisschilder, ein einheitlich aufeinander abgestimmtes Design, Wareninszenierungen schon vor der Ladentür, das alles gehört dazu. Was die Inszenierung angeht, so stellen für den Fachmann der Ladenbau und die richtige Beleuchtung das A und dar. Ladenbau sei wie Kulissenbau, man schafft eine Bühne für die Inszenierung der Ware.
Die regale seien dabei nicht so wichtig sagte Daniel Kükenhöhner, der eigentlich gelernter Schreiner ist. Von Ikea sollten sie nicht unbedingt sein, denn das passe nicht zur Philosophie eines Hofladens. Ansonsten aber seien Beleuchtung, Konzept und Strategie viel wichtiger. Und natürlich Kreativität. Ein alter, schön restaurierter Traktor sei als Eyecatcher beispielsweise hervorragend geeignet. Wenn sich Kinder dann auch noch draufsetzen dürfen, von den Eltern fotografiert werden und die Bilder in den sozialen Medien wieder auftauchen, dann könne dem Hofladenbetreiber nichts Besseres passieren.
Was einen Hofladen noch nach vorne bringen kann? Nach den Worten von Daniel Kükenhöhner könnten das Aktionen, Workshops, Vorträge, Veranstaltungen, Events und Sponsoring-Maßnahmen sein. „Warum nicht mal das Buffet für den Elternabend liefern, wenn man dafür ganz kurz seinen Laden vorstellen kann“, so der Referent. Hilfreich könnten auch verschiedene Kooperationen sein, etwa wenn der Imker einmal im Monat einen Vormittag lang in den Laden kommt und seine Produkte persönlich vorstellt.
Noch einen wichtigen Tipp hatte der Referent für alle Betreiber von Hofläden, die gleichzeitig auch Warenautomaten vorhalten: „Schalten sie zu den Ladenöffnungszeiten die Automaten einfach aus, sonst kommt der Kunde erst gar nicht in den Laden rein.“
„Wichtig bei der Werbung für Direktvermarkter ist die Überlegung vorher, denn Positionierung ist die Basis allen Marketings“, so Praktikerin Marion Deinlein aus Hollfeld von der Initiative „HeimatEntwickler Oberfranken“. Dabei sollte man sich immer wieder die Frage stellen: „An welche Zielgruppe will ich mich richten?“ Bei Werbemaßnahmen sei es ratsam, nicht nach dem Gießkannenprinzip zu werben, sondern zielgerichtet die Personen anzusprechen, die man erreichen will. Idealerweise auch dort, wo man sie antrifft , zum Beispiel bei Familien mit Kindern in Kitas. Wichtig sei es auch, die eigene Positionierung immer zu überdenken und sich selbst immer wieder Fragen zu stellen: Wer bin ich? Was mache ich? Was ist mir wichtig? Was haben andere davon, dass es mich und mein Produkt gibt? Eine ganz wichtige Rolle spiele auch das „Storytelling“: „Die Leute wollen auch immer die Geschichte und die Menschen hinter den Produkten kennenlernen.“
Zuvor hatte Sophia Gossner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die gesetzlichen Anforderungen in Sachen Verpackung vorgestellt. Mit dem Ziel, die Umwelt zu schützen, einen fairen Wettbewerb zu fördern und vor allem den Anteil von Mikroplastik aus den Weltmeeren einzudämmen, gibt es da auch für Betreiber von Hofläden viele neue Gesetze und Auflagen zu beachten. Ob Registrierungspflicht oder Datenmeldepflicht: „Nehmen sie die Vorgaben wirklich ernst“, riet die Sprechern allen Hofladenbetreibern. Verpackungen seien aber auch die Visitenkarte eines jeden Unternehmens und hier könne jeder Direktvermarkter beim Verbraucher punkten.
Bilder:
1. Behördenleiter Harald Weber und Simone Vetter vom
Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach konnten zum
Oberfränkischen Direktvermarktertag Daniel
Kükenhöhner (von rechts) vom Planungsbüro Petzinger
aus München begrüßen, das sich auf die Beratung von
Hofläden spezialisiert hat.
2. Sie kümmern sich um die Direktvermarkter in
Oberfranken (von links): Simone Vetter (Coburg),
Tina Langenscheidt (Kulmbach), Marcel Lortz
(Bamberg) und Andrea Eckl (Bayreuth-Münchberg).
Preise galoppieren davon – Immer mehr Bauern schließen ihre Hoftore für immer / Dramatische Entwicklung im Bayreuther Land war Thema beim Betzensteiner Bauerntag
Betzenstein. Wie kann das Landwirtschaftsamt die Bauern am besten unterstützten? Beim Bauerntag in Betzenstein (Landkreis Bayreuth) warf der neue Chef des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg, Michael Schmidt, die Frage in die Runde und die Antwort war eindeutig: Indem es bei der Gesellschaft mehr Verständnis für die Landbewirtschaftung und die Nutztierhaltung weckt.
Michael Schmidt war nach Betzenstein, dem südlichsten Bereich seines Amtsgebietes, gekommen, um sich und die Arbeit der Behörde vorzustellen. Schnell kamen die Bauern in der Diskussion darauf, dass die Gesellschaft den Bezug zur Landwirtschaft nahezu gänzlich verloren hat. „Wir müssen rein in die Schulen“, war man sich einig. Lehrer sollten Praktika auf Bauernhöfen machen, um mit der Praxis konfrontiert zu werden. Ganz so einfach sei das freilich nicht, wusste Kreisbäuerin Angelika Seyferth zu berichten. Ihrer Bemühungen hatten ergeben, dass nur ganz wenige Schulen über entsprechende Möglichkeiten und Angebote Bescheid wüssten. Gleichwohl sei es unverzichtbar, das Thema in die Schulen zu tragen.
Zuvor hatte Kreisobmann Karl Lappe beklagt, dass derzeit so viele Betriebe aufhören. Aufgrund der extrem schlechten Lage für Schweinehalter hätten gleich mehrere große Betriebe aus dem Landkreis Bayreuth aufgegeben. „Es tut schon weh, wenn der Lebensmitteleinzelhandel mit Schäufele wirbt und gleichzeitig riesige Betriebe im Ausland aufkauft, während wir uns hier mit allen möglichen Auflagen herumschlagen müssen“, sagte Lappe dazu. Doch damit nicht genug. Obwohl mit der Milchviehhaltung derzeit gute Preise zu erzielen seien, hörten ebenfalls viele Bauern auf, weil ihnen die Kosten davon galoppierten. „Viele Bauern treiben derzeit große Sorgen um“, so Lappe.
Amtschef Michael Schmidt konnte die Aussagen des Kreisobmanns nur bestätigen. Während es 2016 noch 293 Schweinemäster im Landkreis Bayreuth gegeben habe, sind es aktuell nur noch 184. Das bedeutet: In gut sechs Jahren hätten über 100 Betriebe ihre Hoftore für immer geschlossen. Oberfrankenweit seien die Zahlen noch dramatischer: 2016 waren es noch rund 1800 Schweinebauern, aktuell sind es 1100.
Der Behördenleiter appellierte trotz allem an die Landwirte, nicht zu verzweifeln, sondern den Wandel anzunehmen und zu versuchen damit umzugehen. „Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, sagte er. Und weiter: „Manchmal sind die Emotionen höher als die Betroffenheit.
Michael Schmidt steht seit 1. Oktober als Nachfolger von Georg Dumpert an der Spitze des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg. Das Amt ist für die drei Landkreise Bayreuth, Hof und Wunsiedel zuständig, hat gut 150 Mitarbeiter und ist Ansprechpartner für rund 3300 Betriebe. Zwei Drittel davon werden im Nebenerwerb geführt. Michael Schmidt war zuletzt als Bereichsleiter Forst beim Landwirtschaftsamt in Kulmbach tätig. Zuvor bekleidete der 45-Jährige verschiedene Stationen unter anderem im Bayerischen Landwirtschaftsministerium und in der Staatskanzlei. Er hatte er Forstwissenschaften studiert und an der TU München über Holzbau promoviert. Geboren wurde Michael Schmidt in Bayreuth, aufgewachsen ist er in Stadtsteinach im Kulmbacher Land.
Für das Bayreuther Land ist Landrat Florian Wiedemann zuständig. „Bayreuther Land“ heißt auch die Dachmarke, die unter dem Dach des Landratsamtes vor einigen Jahren gegründet wurde und die seitdem eine echte Erfolgsgeschichte hinter sich hat. Ziel ist es beim Verbraucher das Bewusstsein für regionale Lebensmittel zu schaffen und den Erzeugern tatkräftig bei der Vermarktung zu helfen. So gibt es in einem neuen Edeka-Markt in der Stadt Bayreuth einen „Laden im Laden“ nur mit Produkten aus dem „Bayreuther Land“, ein weiterer derartiger Laden ist bereits in Planung.
Beim Betzensteiner Bauerntag zeichnete Kreisobmann Karl Lappe die folgenden drei langjährigen Mitglieder mit Urkunden und Ehrenzeichen aus: Klaus Lothes aus Bronn für 15 Jahre, Werner Steger vom Ortsverband Leupoldstein-Ottendorf für 25 Jahre und Willi Kalb aus Bernheck für 35 Jahre.
Bilder.
1.
Beim Betzensteiner Bauerntag stellte sich Michael
Schmidt (rechts), der neue Leiter des
Landwirtschaftsamtes Bayreuth Münchberg vor.
Kreisobmann Karl Lappe bedankte sich mit einem
Präsentkorb aus dem „Bayreuther Land“.
2. Kreisobmann Karl Lappe (rechts) zeichnete die
langjährigen Mitglieder Klaus Lothes, Werner Steger
und Willi Kalb (von links) aus.
Hanf statt Mais und Weizen/ Nachwachsende Rohstoffe von oberfränkischen Feldern für Auto-, Bau-, Papier- und Textilindustrie – Thurnauer Unternehmen sucht Hanfbauern
Kulmbach. Als nachwachsender Rohstoff bietet Hanf zahlreiche Möglichkeiten der Nutzung. Hanf ist die älteste Nutzpflanze der Welt, ihre Fasern können vielseitig verwendet werden, aus den Samen, Blüten und Blättern wird Öl hergestellt. Damit könnte Hanf für Landwirte in der Region mehr als nur eine Alternative sein. Keine Rolle spielt dabei allerdings die Erzeugung von Haschisch und Marihuana aus den getrockneten Hanfblättern, -blüten und -blütenständen. In der Regel werden Hanfsorten angebaut, die auf einen ganz schwachen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabis) gezüchtet wurden und die zur einer Verarbeitung als Rauschdroge völlig ungeeignet sind.
Ein junges Unternehmen, das sich intensiv mit der Rekultivierung von Nutzhanf beschäftigt, ist die Natuvalis GmbH mit Sitz in Thurnau. Die beiden Gründer Marc Töpfer und Fernando Reinl suchen derzeit intensiv nach Landwirten, die auf ihren Flächen Hanf anbauen würden. In spätestens zwei Jahren möchten die beiden eine entsprechende Anlage zur Gewinnung von Kurz- und Langfasern, sowie Schäben (Teile des Pflanzenstängels) errichtet haben. Nun suchen die beiden Landwirte, die bereit sind, auf ihren Flächen Hanf anzubauen.
Nachhaltiges Wirtschaften im Einklang mit der Natur ist das Gebot der Stunde. Dazu biete Hanf alle Möglichkeiten, sind sich die beiden Gründer einig. Ursprünglich wollten sie aus dem Hanf medizinische Wirkstoffe gewinnen, doch trotz angekündigter Lockerungen durch die Politik habe man schnell gemerkt, dass die gesetzlichen Regelungen alles andere als klar sind. Daraufhin hatten sich Marc Töpfer und Fernando Reinl auf Hanf für industrielle Zwecke konzentriert.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen vom Einsatz der Fasern in der Automobilindustrie, in Dämmstoffen, in der Textil- und Papierindustrie bis zur Herstellung von Baustoffen wie Hanfkalk oder Hanfbeton. „Die Hanfpflanze birgt unglaubliches Potenzial in sich“, sagt Marc Töpfer, der zuvor als Ingenieur in der Industrie tätig war. Es gebe kaum eine Pflanze, die dermaßen innovativ ist.
In jedem Auto seien fünf bis zehn Kilogramm Naturfasern verbaut, sagt Unternehmenssprecherin Katrin Witt. Sie fänden sich unter anderem in Sitzauflagen, Hutablagen, Türverkleidungen und in vielen anderen Form – und Pressteilen. Derzeit seien es oft noch Kohle- und Glasfasern, vereinzelt aber auch schon Flachsfasern, doch schon bald könnten es Hanffasern von oberfränkischen Feldern sein. Weitere Einsatzmöglichkeiten seien etwa bei ökologischen Sanierungsmaßnahmen denkbar, indem Dämmmaterial aus mineralischen und fossilen Stoffen gegen Hanf ausgetauscht wird.
Die Natuvalis-Gründer gehen sogar soweit, dass sie sich eine Wiederbelebung der oberfränkischen Textilindustrie vorstellen könnten. Gestiegene Anforderungen an die Produktionsbedingungen in den meist asiatischen Ursprungsländern sowie Änderungen in den Lieferkettengesetzen könnten die Textilproduktion hierzulande durchaus wieder attraktiver machen. Größter Abnehmer von Hanffasern ist nach wie vor die Papierindustrie. Nicht zuletzt seien sogar schon die erste Bibel und die Unabhängigkeitserklärungen der Vereinigten Staaten von Amerika auf Hanfpapier gedruckt worden.
Viele Märkte würden derzeit noch mit künstlichen Stoffen bedient, der Bedarf könnte aber leicht mit natürlichen Stoffen gedeckt werden, was dem gesellschaftliche geforderten und politisch gewünschten Zielen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft entsprechen würde.
Oberfranken sehen die beiden Natuvalis-Gründer hervorragend für den Hanfanbau geeignet. Die Anbautests der zurückliegenden beiden Jahre auf verschiedenen Flächen von Landwirten in den Landkreisen Kulmbach, Kronach und Coburg hätten positive Ergebnisse gebracht. Selbst die Trockenheit des zurückliegenden Sommers habe der Hanfpflanze weniger geschadet als den meisten anderen Feldfrüchten. „Unsere Erwartungen haben sich zu 80 Prozent erfüllt“, so Fernando Reinl. Pestizideinsätze seien nicht nötig gewesen. Aufgrund des Humusaufbaus habe die Folgefrucht auf den entsprechenden Böden sogar bis zu 20 Prozent mehr Ertrag gebracht.
Konkret sollen in den kommenden Monaten ein Lager und eine entsprechende Anlage entstehen, in der das Stroh gebrochen, die Fasern aufgeschlossen und separiert werden. Aktuell gebe es bundesweit nur drei Hersteller von Hanffasern, Frankreich oder die Niederlande seien dagegen führend. Die Anbaufläche in Deutschland liege aktuell bei 4500 Hektar.
Gute Chancen für den Anbau von Hanf in unseren Breiten sieht auch Harald Köppel, der Geschäftsführer des Bauernverbandes für Bayreuth, Kulmbach und Kronach. Der Hanfanbau könne auf jeden Fall eine Möglichkeit für den einen oder anderen Landwirt sein, zum einen die Fruchtfolge auszuweiten, zum anderen auch, um Geld zu verdienen und Fuß zu fassen. Die klimatischen Gegebenheiten seien für den Hanfanbau in Ordnung. Die beiden Pioniere im Landkreis Kronach. kämen trotz des rauen Klimas gut zurecht. Hanfanbau führe derzeit noch ein komplettes Nischendasein. Nicht vorstellbar sei es dagegen, dass Hanf mit entsprechend hohem THC-Gehalt auf dem freien Feld angebaut werden könnte, auch wenn die Regierung entsprechende Cannabis-Freigaben plant. „Da müssten die Felder ja eine Rund-um-Bewachung haben.“
Nach den Worten von Arno Eisenacher vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach wurden in Oberfranken heuer von 21 Betrieben 47 Hektar Hanf angebaut, vier Betriebe beschäftigen sich im Landkreis Kulmbach mit Hanf. Die Anbaufläche liegt bei knapp 10 Hektar. Einer der Betriebe ist der Biohof Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau.
„Wir bauen schon seit 2016 Hanf an“, sagt Manfred Distler. Bei ihm werden die Samen nach dem Dreschen zu Öl verarbeitet und im eigenen Hofladen vermarktet. Seine Erfahrungen mit dem Anbau bezeichnet der Biolandwirt als sehr gut. Die Hanfpflanze benötige wenig Wasser und sei relativ hitzeresistent. Dem Anbau von Hanf als nachwachsender Rohstoff gibt Manfred Distler vor dem Hintergrund der Energiekrise, der Rohstoffkrise mit Lieferproblemen in unseren Breiten gute Chancen, vor allem deshalb, weil Hanf so extrem vielseitig verwendbar sei. Selbst eine Hanf-Jeans, Made in Bavaria, habe es schon mal gegeben. Leider sei sie vom Markt nicht so angenommen worden.
Bilder: So sieht die Hanfpflanze auf den Feldern des Biohofs Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau aus. (Fotos: Biohof Distler)
Kein Aufruf zum Fleischverzicht / Kirche trifft Landwirtschaft: Evangelische Jugend stellte umstrittene Äußerungen klar
Motschenbach. Die Berichterstattung über einen Beschluss der Evangelischen Jugend in Kulmbach hatte in den zurückliegenden Tagen und Wochen hohe Wellen geschlagen. „Zur Bewahrung der Schöpfung“ möchte die evangelische Jugend fortan komplett auf Fleisch verzichten, wurde Diakon Stefan Ludwig im lokalen Radiosender und in einem Internet-Portal zitiert. Auf Freizeiten sollte es künftig nur noch vegetarische Gerichte geben.
Bei den Landwirten im Raum Kulmbach hatte diese Aussage für „Empörung, Enttäuschung und Fassungslosigkeit“ gesorgt. Der Bauernverband lud kurzerhand Diakon Stefan Ludwig, Dekan Friedrich Hohenberger und weitere Vertreter der Evangelischen Jugend auf den landwirtschaftlichen Betrieb von Norbert Erhardt in Motschenbach ein, um den Vertretern der Kirche zu zeigen, wie Landwirtschaft tatsächlich aussieht.
Ergebnis: Man wolle künftig miteinander und nicht übereinander reden. Ganz so, wie es rübergekommen ist, sei das auch gar nicht gemeint gewesen. Vielmehr habe man mit dem Beschluss ausdrücken wollen, künftig auf Billigfleisch vom Discounter zu verzichten, das aus Massentierhaltung stammt. Man wolle fortan auf Regionalität und Saisonalität setzen, erklärten Eileen Hempfling und Moritz Mertel von der Evangelischen Jugend. Da dies aber das Budget speziell bei drei bis viertägigen Jugendfreizeiten hergebe, wolle man dort aber lieber ganz auf Fleisch verzichten, als Billigfleisch zu nehmen. „Was wir nicht wollten ist, die Landwirtschaft als böse darzustellen“, so Eileen Hempfling.
Die Landwirtschaft habe nichts gegen vegetarische Lebensmittel, stellte BBV-Kreisobmann Harald Peetz klar. Die Bauern produzierten sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrungsmittel. Wenn es aber heiße, dass Tierhalter die Schöpfung mit Füßen treten, dann könne man das so nicht stehen lassen. „Dass uns viele Organisationen immer wieder gerne in die Pfanne hauen, sind wir gewohnt. Dass sich aber die Kirche auch daran beteiligt, das ist neu“, so der Kreisobmann. Er erinnerte vor allem auch daran, dass die Bauern traditionell eine enge Verbindung zur Kirche hätten.
Das Ganze sei schief rüber gekommen, sagte Katrin Geyer von der Evangelischen Kirche. Die grundsätzliche Überlegung sei es vielmehr gewesen, die heimische Landwirtschaft zu stärken, so Dekan Friedrich Hohenberger. Nach den Worten des Dekans sei der Wurm über die Medien reingekommen. Man sollte deshalb miteinander reden und nicht über die Medien übereinander. „Es war nie unsere Absicht, einen ganzen Berufszweig in die Ecke zu stellen“, sagte Diakon Stefan Ludwig, der in den Veröffentlichungen als der Verantwortliche für die Aussagen dargestellt wurde. Christina Flauder, stellvertretende Landrätin im Landkreis Kulmbach und Mitglied der evangelischen Landessynode war sichtlich um ein gutes Miteinander bemüht und bescheinigte den heimischen Bauern, dass sie einen ganz großen Beitrag für die Lebensgrundlagen von uns allen leisten.
Wenn tatsächlich falsch rüber gekommen ist, hätte man das ja auch klarstellen können, entgegnete Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel. Die Bauern seien sich ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst. Jeder könne sich ernähren wie er will, so Beate Opel. Sie gab aber auch zu bedenken, dass bei Kindern eine reine vegetarische Ernährung fraglich sei.
Bild: Kirche und Landwirtschaft: Auf dem Betrieb von Norbert Erhardt in Motschenbach bei Mainleus trafen sich Vertreter der Evangelischen Kirche mit den Verantwortlichen des Bauernverbandes zur Aussprache.
Kompetent, konsequent und klar: Führungswechsel bei der Agrar-Technik in Franken / Christian Firsching löst Günter Schuster als Geschäftsführer der Agrar-Technik-Sparte in Franken ab
Bamberg. Nach 46 Jahren bei der BayWa, davon 35 Jahre als Geschäftsführer, hat der Konzern den Chef der Agrar-Technik-Sparte in Franken Günter Schuster in den Ruhestand verabschiedet. Gleichzeitig wurde sein bisheriger Stellvertreter Christian Firsching als Nachfolger in sein Amt eingeführt. Mit der internen Neubesetzung dieser wichtigen Funktion möchte die BayWa gegenüber ihren Kunden und Lieferanten ihre Verlässlichkeit und Kontinuität unter Beweis stellen.
Nach den Worten von Günter Schuster hatte sich die BayWa-Agrarsparte in Franken während der zurückliegenden Jahre überaus erfreulich entwickelt. Die Techniksparte sei unter seiner Verantwortung in den letzten 20 Jahren zum Marktführer in ihrem Segment geworden. Die Zahl der Arbeitsplätze bei Agrar und Technik in Franken gab er mit 1100 an, den Jahresumsatz bezifferte er auf 600 Millionen Euro. Im Bereich Smart Farming habe die Region sogar bundesweit Akzente setzen können. Auch im Gebrauchtmaschinenmarkt sei die Sparte in der Region sehr erfolgreich. So betreibe die BayWa in Bamberg ihr größtes Gebrauchtwagenzentrum, das stark international ausgerichtet sei. Nachfolger Christian Firsching hatte 2005 seine Ausbildung bei der BayWa begonnen. Set 2015 war er kaufmännischer Leiter und seit 2020 stellvertretender Spartengeschäftsführer.
Zahlreiche namhafte Gäste aus der Agrarbranche waren zum Führungswechsel in das Bamberger Welcome-Hotel gekommen, um dich bei Günter Schuster zu bedenken und seinem Nachfolger viel Glück zu wünschen. Der neue Bauernverbandspräsident Günther Felßner nannte Schuster einen gestandenen Manager und bot dessen Nachfolger die Zusammenarbeit mit dem Bauernverband an. An seine Berufskollegen appellierte Felßner: „Wir müssen raus aus der Opfer- und Vorwurfsrolle“, auch wenn die Stimmung teilweise unsäglich sei. „Wir sind Mutmacher, wir schaffen Lebensgrundlagen und wir werden existentiell gebraucht.“
Zur seiner großartigen Lebensleistung gratulierte Franz Josef Lutz, der Vorstandsvorsitzende der BayWa AG, dem scheidenden Geschäftsführer. Er nannte Günther Schuster einen Mann des Mutes, der Franken im besten Sinne des Wortes aufgemischt und dabei sämtliche Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen habe. „Günter Schuster ist als harter Hund bekannt, aber er war immer konsequent, berechenbar und damit stets zuverlässig“, so Franz Josef Lutz.
Gregor Scheller, Präsident des Bayerischen Genossenschaftsverbandes, beschrieb Günther Schuster ebenfalls als konsequent, aber auch als überaus kompetent und klar. Er habe die BayWa vom traditionellen Unternehmen hin zum modernen Dienstleister mitgestaltet. Zum Abschied überreichte der Genossenschaftspräsident dem scheidenden Günter Schuster mit der Goldenen Ehrennadel die höchste Auszeichnung des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes.
Von einer Zierde des Wirtschaftsstandortes Bamberg sprach Oberbürgermeister Andreas Starke. Der Bamberger Hafen wäre ohne die BayWa undenkbar. Mit dem Ankauf des ehemaligen Stadtlagerhauses habe die BayWa dort 1992 den Grundstein für den Erfolg gelegt. Insgesamt habe die BayWa in der Domstadt bereits eine annähernd 100-jährige Geschichte, so Andreas Starke.
Bilder:
1. Christian Firsching (links) und Günter Schuster.
2. Günter Schuster, der
Präsident des Bayerischen Genossenschaftsverbandes
Gregor Scheller und Christian Firsching (von links).
3.
Der Bamberger
BBV-Kreisobmann Tobias Kemmer, Günter Schuster, die
bisherige Landesbäuerin Anneliese Göller,
BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, Kreisbäuerin Marion
Link, BBV-Geschäftsführer Werner Nützel und
Christian Firsching (von links).
Rollende Lichterketten und leuchtende Traktoren / Weihnachtlich geschmückte Schlepper setzen „Lichter der Hoffnung“
Kulmbach. Tannenzweige, Lichterketten, bunt blinkende LEDs in den riesigen Rädern und Nikolausmützen auf den Köpfen der Fahrer: Nachdem die weihnachtlichen Traktorkorsos in den zurückliegenden Jahren bei Groß und Klein auf großen Anklang gestoßen waren, haben sich auch diesmal wieder Bauern aus Kulmbach zusammengetan. Sie haben ihre Schlepper festlich geschmückt und sich am Freitag vor dem zweiten Adventswochenende auf eine Rundfahrt durch die Stadt gemacht.
Nach der Corona-Pandemie und den vielen schlechten Nachrichten über den Krieg in der Ukraine, die Explosion der Kosten und einem drohenden Energienotstand sollen „Lichter der Hoffnung“ gesetzt werden, waren sich die beiden Hauptorganisatoren Kathrin Erhardt aus Motschenbach und Stefan Seidel aus Wacholder vom Zusammenschluss „Eure Kulmbacher Landwirte“ einig. „Wir wollten ein Stückweit die Landwirtschaft in die Stadt bringen und dabei eine weihnachtlichen Atmosphäre schaffen“, so einer der Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt, dass der eine oder andere etwas intensiver über die heimischen Bauern nachdenkt, dann haben wir unser Ziel schon erreicht“, sagt sein Berufskollege.
Die Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum Funkeln. Trotz der kurzfristigen Ankündigung auf Facebook sowie in den lokalen Medien und trotz heftigen Schneeregens säumten viele hundert Schaulustige die Straßen und ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Ziel war es, einen vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und die Landwirtschaft ins Gespräch zu bringen. Politische Banner gab es nicht. Bei der Fahrt wurde aber Geld für einen sozialen Zweck gesammelt.
Der Traktorkorso war mit ungefähr 40 Fahrzeugen am Milchviehbetrieb von Hermann Grampp in Melkendorf gestartet. Polizei und Feuerwehr sicherten dabei den Konvoi ab. Nach der Fahrt kreuz und quer durch die Innenstadt, unter anderem durch Weiher, über den Holzmarkt und den Zentralparkplatz machten die Schlepper auf dem Parkplatz des Schwimmbades am Rande der Stadt halt. Dort gab es die Gelegenheit, die Fahrzeuge zu fotografieren, mit den Bauern ins Gespräch zu kommen und den Nikolaus höchstpersönlich zu treffen. Außerdem gab es Glühwein, Früchtepunsch, Tee und selbstgebackene Plätzchen für einen guten Zweck. Die Spenden sollen demnächst der Geschwister-Gummi-Stiftung überreicht werden.
Bilder: Einen vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten Adventssamstag in Kulmbach. Sämtliche Schlepper waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich beleuchtet
.
Rinderzüchter: „Politik gängelt Bauern“ / Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth traf sich zur Jahresversammlung auf dem Betrieb Färber in Forkendorf
Bayreuth/Forkendorf. Kritik an der Landwirtschaftspolitik der Bundesregierung hat die Vorsitzende der Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth Christiane Böhm aus Neuhaus bei der Jahresversammlung geübt. „Tierhaltung ist in Deutschland nicht mehr erwünscht“, sagte sie. Anders könne man sich die andauernden Gängeleien seitens der Politik nicht erklären. Der Rinderzuchtverband sei für die Zukunft gut gerüstet. „Wir hoffen allerdings, dass uns die Politik auch eine Zukunft gibt“, sagte Christiane Böhm.
Auffällig viele Landwirte würden derzeit aufgeben. In erster Linie betroffen davon sei der Schweinebereich. Was die Milchviehhaltung und Rinderzucht angeht seien sowohl Milch- als auch Schlachtviehpreise derzeit „in Ordnung“. Allerdings seien auch die Kosten für Energie und Futter explodiert, so dass von den Mehrerlösen kaum noch etwas übrig bleibt. „Vielleicht sollten wir uns so wie die letzte Generation auch irgendwo festkleben, dann hätten wie Bauern wenigstens die notwendige Publicity“, sagte die Vorsitzende.
Ähnlich argumentierte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. „Uns werden immer wieder Steine in den Weg gelegt“, sagte sie und nahm vor allem die Medien in die Pflicht. „Es geht auf keine Kuhhaut mehr, was die Medien manchmal veranstalten“, so die Kreisbäuerin. Ähnlich argumentierte Manfred Neumeister, Kreis- und Bezirksrat von den Grünen. 99 Prozent der Landwirte leisteten hervorragende Arbeit, doch über das übrige eine Prozent werde am meisten berichtet, so seine Wahrnehmung. Manfred Neumeister plädierte für mehr Miteinander und rief zu mehr Regionalität auf. Widerspruch kam dagegen von Veterinärdirektor Dr. Kai Braunmiller von der Stadt Bayreuth. Das schlechte Image liege nicht an der Presse, sondern an denen, die keine gute Arbeit machen, sagte er.
Oberfrankenweit sei die Zahl der Betriebe erstmals unter die 1000er Marke gefallen, sagte der Zuchtleiter des Rinderzuchtverbandes Oberfranken Markus Schricker. Mit 968 Betrieben habe die Zahl um 46 abgenommen. Die Zahl der Kühe lag bei 63.900, das bedeutet 835 weniger als im Vorjahr. Nicht ganz so dramatisch stellten sich die Zahlen in Stadt und Landkreis Bayreuth dar. Hier gebe es immer noch 247 Betriebe (zwölf weniger als im Vorjahr) mit zusammen 18.288 Kühen. Bei der Kuhzahl konnte dabei sogar eine ganz kleine Steigerung um immerhin 16 Tiere verzeichnet werden. Was die Vermarktung durch den Rinderzuchtverband angeht, so seien die Zahlen zwar gesunken, aber trotzdem immer noch „ganz ordentlich“. Insgesamt hatte der Rinderzuchtverband Oberfranken exakt 28.329 Bullen, Kühe, Zucht- und Nutzkälber im Auftrag seiner Mitglieder vermarktet. Im Vorjahr waren es noch 30.968.
Bei den Rinderzüchtern ist das Geschäftsjahr nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes beginnt immer am 1. Oktober und endet am 30. September. Als die Betriebe mit den besten Jahresleitungen wurden die folgenden vier ausgezeichnet: Christian Popp aus Forthof, Martin Bezold aus Gösseldorf, Holger Popp aus Zettlitz und Udo Meister aus Brüderes.
Bei den turnusgemäßen Neuwahlen der Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth wurde Christiane Popp aus Neuhaus einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Neuer zweiter Vorsitzender ist Christian Engelbrecht aus Lankendorf. Er löst Hans Potzel ab, der nicht mehr zur Wahl angetreten war. Als Bayreuther Vertreter für den Milcherzeugerring Oberfranken wurden Christa Lauterbach aus Tressau und Horst Ponfick aus Unterölschnitz gewählt.
Vor ihrer Jahresversammlung hatten die Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft den Betrieb der Familie Färber zwischen Forkendorf und Mistelbach besichtigt. In dem 2018/2019 gebauten mehrhäusigen offenen Laufstall sind 90 Kühe zuhause. Michael und Maike Färber bewirtschaften zusammen mit ihren Eltern Christine und Peter Färber rund 90 Hektar Fläche. Mit ihrem modernen dreireihigen Boxenlaufstall werden sie vor allem dem von der Gesellschaft immer wieder gefordertem Wunsch nach mehr Tierwohl gerecht. Die Tiere haben genügend Platz, können sich aus dem Weg gehen, profitieren von Licht und Luft und sind allgemein gesünder. „Euterprobleme oder Probleme mit Nachgeburten gibt es nicht“, sagt Michael Färber. Kein Problem sei die offene Bauweise des Stalls: „Die Kühe friert es nicht, wenn, dann friert es höchstens den Bauern“, so Michael Färber scherzhaft.
Zweites Standbein auf dem Hof der Familie Färber sind die mittlerweile drei Hühnermobile mit zusammen rund 900 Hühnern. Die Vermarktung funktioniert unter anderem in einem kleinen hofeigenen Eierhäuschen, das mit entsprechenden Automaten bestückt ist
Bilder:
1. Die
Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach
besichtigten im Vorfeld ihrer Jahresversammlung den
Betrieb der Familie Färber zwischen Forkendorf und
Mistelgau.
2. Michael
Färber (rechts) stellte dem Kreis- und Bezirksrat
Manfred Neumeister, der Vorsitzenden der
Kreiszuchtgenossenschaft Christiane Böhm, dem
Zuchtleiter des Rinderzuchtverbandes Markus
Schricker und Veterinärdirektor Dr. Kai Braunmiller
seinen landwirtschaftlichen Betrieb vor.
3. Vorsitzende
Christiane Böhm und Zuchtleiter Markus Schricker
haben Martin Bezold und Holger Popp (von links) als
beste Betriebe nach Jahresleistung ausgezeichnet.
Werbung für Christbäume aus heimischer Produktion / Amt für Landwirtschaft spendierte der Kita Regenbogen einen Frankenwaldbaum
Losau. Nun stehen sie wieder, entlang der großen Straßen, auf Parkplätzen oder vor Supermärkten: Die Christbaumverkäufer. Doch Baum ist nicht gleich Baum. Darauf weist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hin. Zum Start der Christbaumsaison auf der kleinen Plantage von Hermann und Hildegard Geier in Losau bei Rugendorf warb Revierleisterin Anja Mörtlbauer für Christbäume aus heimischer Produktion.
„Es muss ja nicht immer der Baum vom Baumarkt sein, der meist aus Dänemark kommend schon 1000 Kilometer Transportweg hinter sich hat“, sagte die Försterin. Mit beim Saisonstart dabei waren die Kinder der Kita Regenbogen aus Rugendorf. Ihnen spendierte das Amt einen Weihnachtsbaum für die Tagesstätte. Das