.jpg)
„Kein Gebiet wird vom Wolf verschont“ / Spielt der Wolf im Kulmbacher Land eine Rolle? – Situation wird unterschiedlich beurteilt
Kulmbach. Noch ist kein Wolfsriss im Kulmbacher Land mit hundertprozentiger Sicherheit nachgewiesen. Tatsache ist aber, dass sich der Wolf in Bayern immer weiter ausbreitet. Im Nachbarlandkreis Bayreuth gab es bereits mehrere Wolfsrisse. Für viele Landwirte kann das schnell zum existenziellen Problem werden. Bayern hat deshalb eine eigene Wolfsverordnung erlassen. Die neue Regelung sieht vor, dass der Wolf leichter „entnommen“ werden kann. Umweltschützer übten scharfe Kritik daran.
Die Bayerische Wolfsverordnung ist nun zum 1. Mai in Kraft getreten. Konkret sieht sie „in Ausnahmefällen den Abschuss von Problemwölfen“ vor. Die Verordnung ermöglicht vereinfachte Ausnahmen für verhaltensauffällige sowie für schadensstiftende Wölfe. Bereits ein Riss soll künftig ausreichen, um den Wolf zu bejagen, sofern die Untere Naturschutzbehörde zustimmt. Ein DNA-Nachweis ist hierfür nicht mehr nötig. Allerdings schreibt die Verordnung nach einem Abschuss vor, den Wolf zu identifizieren. Erst danach dürfen weitere Maßnahmen ergriffen werden. Die Naturschutzbehörde bestimmt, wer den Wolf abschießen darf. Der Bund Naturschutz hat bereits angekündigt, eine Klage dagegen zu prüfen.
Mit Sicherheit werde Kulmbach mit dem Thema Wolf konfrontiert werden, sagt Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes. Wölfe würden überall mehr, in Thüringen genauso wie im Veldensteiner Forst. Überall seien männliche junge Wölfe, die sich auf die Suche nach einem Revier machten. Durchgezogen seien Wölfe im Kulmbacher Land ohnehin schon, wenngleich sich noch keiner niedergelassen habe. „Es gibt kein Gebiet, das vom Wolf verschont wird“, so Harald Köppel. Vor allem in größeren zusammenhängenden Waldgebieten wie dem Limmersdorfer Forst müsse man damit rechnen. „Man muss mittlerweile immer darauf gefasst sei, dass einem ein Wolf begegnet.“
Allerdings gebe es im Landkreis nicht so viele Weidetierhalter. Wer Weidetiere hält, für den sei das Thema Wolf alltäglich. „Seit der Wolf zunimmt, schläft keiner mehr ruhig.“ Was die Schutzzäune betrifft, so glaubt der BBV-Geschäftsführer, dass es der Wolf mittlerweile gelernt habe, mit dem Thema umzugehen. Auch wenn viele behaupten, mit Schutzzäunen sei alles möglich, so sei dies nichts anderes als ein Wunschtraum. Wolfssichere Zäune gebe es nur im Zoo.
Die Bayerischer Wolfsverordnung sei zwar grundsätzlich ein guter Schritt, doch mehr für den Alpenraum gedacht. Darauf sei die Definition „nicht zäunbare Gebiete“ abgestellt. Was bei uns zu einem Abschuss führen könnte, wäre, wenn der Wolf zu nahe an die Menschen herankommt. Harald Köppel rechnet außerdem damit, dass der Bund Naturschutz gegen die Bayerische Wolfsverordnung klagen werde.
Nach den Worten von Katrin Geyer, Sprecherin der Kulmbacher Kreisgruppe ist der Wolf im Landkreis bislang noch kein Thema. Es werde zwar immer wieder einmal von Wolfssichtungen berichtet, etwa vor einigen Jahren in Oberlaitsch oder auch schon im Limmersdorfer Forst. Sie seien aber nicht bestätigt. Katrin Geyer zufolge ist es nicht auszuschließen, dass bei uns hin und wieder einmal ein Wolf auftaucht. Dabei handle es sich aber in der Regel um sogenannte „Durchzieher“. Das seien Jungtiere, die noch kein eigenes Revier haben und keinem Rudel angehören. Solche Jungtiere könnten bis zu 80 Kilometer in einer Nacht laufen. Das bedeutet, sie durchquerten unsere Region nur und würden hier nicht sesshaft.
Natürlich könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich irgendwann einmal Wölfe im Kulmbacher Landkreis niederlassen. Das könnte am ehesten in den großen Waldgebieten im Frankenwald oder im Limmersdorfer Forst der Fall sein. Katrin Geyer gibt aber auch zu bedenken: „Wölfe sind scheu und halten sich üblicherweise von den Menschen fern.“ Sollten sich einmal Wölfe im Landkreis niederlassen, könnten sich Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände und Jagdverbände auf die Richtlinien im „Wildtiermanagement große Beutegreifer“ des Bayerischen Landesamtes für Umwelt stützen. Hier seien Maßnahmen von der Einzäunung von Weiden bis hin zum Einsatz von Herdenschutzhunden aufgelistet und erläutert.
Naturschutzfachlich liegt die Zuständigkeit beim Thema „Wolf“ noch immer beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) im Referat 53 Wildtiermanagement, teilt Björn Karnstädt, Pressesprecher des Landratsamtes mit. Naturschutzrechtlich habe die Zuständigkeit vor dem Inkrafttreten der neuen Wolfsverordnung vollständig bei der Regierung von Oberfranken als Höherer Naturschutzbehörde gelegen. Deshalb habe die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Kulmbach das Thema bisher zwar aufmerksam verfolgt, aber mangels eigener Zuständigkeit zunächst keine weiteren Maßnahmen ergriffen. „Allerdings stehen wir diesbezüglich in engem Austausch mit den anderen Naturschutzbehörden“ so Karnstädt.
Eindeutige Beweise für die Anwesenheit von Wölfen im Landkreis Kulmbach gebe es bisher nicht. Die dauerhafte Ansiedelung eines Rudels ist aus Sicht der unteren Naturschutzbehörde auch eher unwahrscheinlich, da es an ausreichend großen, zusammenhängenden und naturnahen Waldgebieten im Landkreis fehle.
Bei eindeutigen Nachweisen von Wölfen würden für Weidetierhalter im Landkreis gegebenenfalls höhere Anforderungen an den Schutz ihrer Herden notwendig werden, zum Beispiel Herdenschutzhunde, wolfshemmende Zäune, nächtliche Stallhaltung oder ähnliches. Die untere Naturschutzbehörde, wie auch das Landesamt für Umwelt könnten dabei beratend unterstützen. „Perspektivisch planen wir die Rekrutierung eines ehrenamtlichen Wolfsberaters“, so der Sprecher.
Keine Stellung zum Thema Wolf abgeben wollte die örtliche Kreisgruppe des Bundes Naturschutz. Vorsitzender Karlheinz Vollrath teilte mit, dass das Thema Wolf im Landkreis Kulmbach keine Bedeutung habe.
Angus-Rinder, Bisons und ein Hofcafé / Lukas und Linda Kießling bewirtschaften ihren Landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb – und haben große Pläne
Birkenhof.
Er gelernter Landschaftsgärtner, sie medizinische
Fachangestellte: Lukas und Linda Kießling aus
Birkenhof sind in ihren Berufen eigentlich völlig
ausgelastet. Hätte Lukas, 34 Jahre jung, nicht 2014
den landwirtschaftlichen Betrieb von seinem Onkel
Norbert übernommen. Zusammen mit seiner Frau Linda
führte er die Angus-Rinderzucht des Onkels nicht nur
weiter, sondern baute sie auch aus. 2015 fing er
zusätzlich sogar noch mit Bisons an. Nun wollen die
beiden noch einen Schritt weiter gehen und demnächst
ein Hofcafé eröffnen.
Gerade kommt Lukas Kießling aus dem Schlachtraum. Um Tiertransporte zu vermeiden, hat er eigens einen entsprechenden Lehrgang belegt und größtenteils in Eigenleistung einen modernen Schlachtraum gebaut. „Wir wollten die Tiere einfach nicht aus der Hand geben“, sagt er. Das Fleisch der Angusrinder wird direkt unter dem Slogan „Kießlings Qualitätsfleisch“ per Mundpropaganda vermarktet und auf Facebook- und Instagram-Seiten beworben.
Rund 35 Mutterkühe stehen auf der Weide, zusammen mit der Nachzucht kommt man auf etwa 80 Tiere. Etwa ein Jahr lang bleiben die Tiere dort, gemästet wird nicht, so dass das Fleisch absolut zart bleibt und später im Ofen garantiert nicht schrumpft. Weil er eine zweite Fleischsorte mit ins Angebt nehmen wollte, hat sich Lukas Kießling mittlerweile auch noch fünf Bison-Kühe angeschafft.
Insgesamt bewirtschaften Lukas und Linda Kießling eine Fläche von 46 Hektar, ausschließlich Grünland, das als Futter für die Tiere dient. Die Bewirtschaftung erfolgt nach biologischen Kriterien, darauf leben beide großen Wert.
Lucas Kießling sieht sich als typische Quereinsteiger. Er hat eine Lehre als Landschaftsgärtner absolviert und ist hauptberuflich im Kulmbacher Klinikum tätig. Auch Linda hat einen medizinischen Beruf. Sie ist medizinische Fachangestellte in einer Allgemeinarztpraxis in Neuenmarkt.
Während der Corona-Zeit war das Paar auf die Idee gekommen, ein zusätzliches Standbein zu schaffen. Ein Blick in den bisherigen privaten Party-Raum genügte und schon war die Idee eines Hofcafés geboren. „Der Raum ist eigentlich viel zu schade, um darin nur Familienfeste zu veranstalten“, dachen sich Lukas und Linda und so beuten wie während der zurückliegenden Monate alles ein wenig um und investierten in Technik und Geräte.
Von der ersten Idee bis zur jetzt anstehenden Eröffnung war es trotzdem noch ein weiter Weg. Lukas musste einen Lehrgang bei der Industrie- und Handelskammer absolvieren, Anträge für eine Nutzungsänderung wurden gestellt, ein Architekt bescheinigte die baurechtliche Eignung, und so weiter. Mittlerweile liegen die fast fertigen „Speisekarten“ auf dem Tisch, auf denen ein überschaubares Angebot an selbstgebackenen Kuchen und Torten, sowie einige Brotzeiten bis hin zum „Obatz´n“ aufgelistet ist. Natürlich gibt es Kaffee, aber auch alkoholische Getränkte, schließlich soll inmitten der Hofstelle einen Biergarten errichtet werden. Im Innenbereich bietet das Café 30 Plätze, draußen können es bis zu 100 werden.
Ganz fremd ist den beiden die Bewirtung nicht, denn schließlich ist vielen das alljährliche legendäre Hoffest, das immer Ende Juli stattfand noch lebhaft in Erinnerung. „Wir hoffen, in eine Marktlücke zu stoßen“, sagen Lucas und Linda Kießling. Tatsächlich ist das Angebot an klassischen Cafés außerhalb der Stadt eher dürftig. Allerdings werden sie vorerst nur an zwei Nachmittagen im Monat öffnen, immer am ersten und am dritten Sonntag zwischen 13.30 und 18 Uhr. „Wir müssen erst einmal sehen, wie es läuft“, sind sich beide einig. Auch einen Namen für das neue Hofcafé haben sich die beiden schon ausgedacht. Es wird „Freggerla“ heißen.
Die Eröffnung des Hofcafés „Freggerla“ in Birkenhof, Gemeinde Wirsberg, an der Gemeindeverbindungstraße zwischen Kupferberg und Neufang gelegen, findet am 4. Juni statt.
Bild: Lucas und Linda Kießling bewirtschaften in Birkenhof einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Ab Anfang Juni kommt noch ein Hofcafé dazu, das an zwei Sonntagen im Monat öffnen wird, saisonal dieses Jahr von Juni bis einschließlich August.
„Hunde haben im Grünland nichts zu suchen“ / Jäger, Landwirte und Rehkitzretter starteten gemeinsame Aktion
Tauperlitz.
An vielen Wiesen im Landkreis sind sie derzeit zu
sehen: großflächige Plakate, die darauf hinweisen,
dass in diesen Tagen die Brut- und Setzzeit beginnt.
Was es mit den Schildern auf sich hat, erläuterten
gestern bei Tauperlitz Vertreter des
Bauernverbandes, der Jägerschaft und des Vereins
Kitzrettung Oberfranken.
Die Plakate sollen zum einen darauf hinweisen, Hunde an die Leine zu nehmen und Wege nicht zu verlassen. Zum anderen erklären sie allen Passanten, dass die Kitzrettung Landwirte und Jagdpächter beim Absuchen von Wiesen unterstützt, um den meist qualvollen Tod zahlreicher Rehkitze zu verhindern.
Freilaufende Hunde im Grünland, das ist in mehreren Punkten problematisch, wie die Verantwortlichen erläuterten. Finden die Hunde ein Rehkitz und schnuppern daran, dann sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Mutter des Kitzes aufgrund des fremden Geruchs nicht mehr um das Jungtier kümmert und es elend verendet. Hunde im Grünland, das bedeute aber auch jede Menge Hinterlassenschaften. Das Grünland sei schließlich das Futter für die Kühe, gab die stellvertretende Kreisbäuerin Bettina Riedl zu Bedenken. Hundekot im Futter könne aufgrund verschiedenster Giftstoffe schlimmste Erkrankungen bei den Kühen hervorrufen. Aber auch Hundespielzeug oder Holzstöckchen könnten beim Mähvorgang für große Probleme sorgen. „Spaziergänger, die unsere Wiesen für ihre freilaufenden Hunde nützen, brauchen wir nicht“, stellte Bettina Riedl unmissverständlich klar.
Vielen Menschen sei eben nicht klar, das die Wiese für den Landwirt eine elementar wichtige Fläche ist. In der Regel beginnt die Nutzungszeit des Grünlandes alljährlich am 1. Mai und dauert bis in den September hinein. So ist es auch gesetzlich vorgesehen. Die Kitzrettung setzt nach den Worten ihrer Vorsitzenden Britta Engelhardt aus Münchberg allerdings schon viel früher ein und gibt zu bedenken, dass schon ab 1. März erste Junghasen in den Wiesen eine Kinderstube finden. „Während dieser Zeit müssen Hunde an die Leine“, sagt Jagdpächter Alexander Hager.
Dabei stellen die Bauern derzeit auf ihren Grünlandflächen noch ganz andere Störfaktoren fest. Mountainbiker und sogar Motorradfahrer, die ohne Rücksicht auf Verluste querfeldeinfahren, die Flur zerstören und Jungtiere aufscheuchen. Extrem gefährlich seien auch achtlos weggeworfene Glasflaschen. Einmal im Mähwerk, könnten die Splitter große Schäden anrichten, außerdem gelangten sie in das Grünfutter.
Ziel des Vereins „Kitzrettung Oberfranken“ ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und sie entweder zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu sichern, bis das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze seien in den ersten Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in dieser Zeit so eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr regungslos an ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt damit die Landwirte und die Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und verhindert so den Tod der Kitze. „Wir sehen uns als Partner der Landwirte“, sagt Britta Engelhardt.
Früher habe man die Grünflächen mühsam zu Fuß abgehen müssen, erinnert sich Jörg Müller, selbst Landwirt und BBV-Ortsvorsitzender. Heute erleichtere ein Drohnenflug mit Wärmebildkamera die Arbeit gewaltig. Die Kitzrettung habe drei Drohnen im Einsatz, auch die Jägerschaft habe einige Drohnenpiloten in ihren Reihen. Sie fliegen das Gebiet in der Regel früh morgens in einer Höhe von 50 Metern ab. Die Trefferquote, also die Anzahl aufgespürter Jungtiere, sei deutlich besser, als beim Kontrollgang zu Fuß. Allerdings spielten auch die Kosten für eine solche Drohne eine Rolle. Das Gerät komme mit allem notwendigen Equipment schnell mal auf 7500 Euro.
Bild: Landwirte , Jäger und Vertreter der Kitzrettung Oberfranken haben bei Tauperlitz eine Plakataktion zum Beginn der Brut- und Setzzeit gestartet.
Landwirte laden zum Genusserlebnis ein / BBV-Aktion: „Frühstück auf dem Bauernhof am 21. Mai – Anmeldung bis 12. Mai
Gebhardtshof.
Gesund, schmackhaft und aus der Region: bei der
Aktion „Frühstück am Bauernhof“ stammen alle
Zutaten, mit denen die Landfrauen ein leckeres
Frühstück anbieten, von Erzeugern aus der Umgebung.
So auch auf dem Legehennenbetrieb der Familie
Heintke in Gebhardtshof, das zu Weidenberg gehört
und das zwischen Stockau und Lessau liegt. Dort gibt
es am 21. Mai von 9 bis 12 Uhr ein Bauernhoffrühstück
mit allem Drum und Dran. Um Planen zu können, ist
eine Anmeldung allerdings erforderlich.
Die Aktion fand 2019 zum ersten Mal statt und war auf große Resonanz gestoßen. „In diesem Jahr wollen wir den Verbraucher wieder zeigen, was die Landwirtschaft alles kann“, sagt Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Tochter Martina und Mutter Heidrun Heintke setzen dabei ausnahmslos auf Zutaten aus der Umgebung.
Die Milch kommt vom Kellerhof, Kaffee von der Hollfelder Kaffeerösterei, Saft von der Kelterei im nahen Lehen, Joghurt vom Betrieb Raps in Würnsreuth, sämtliche Wurstwaren von den Metzgern Parzen und Lindner, Käse zum Teil aus Seulbitz, zum Teil aus der eigenen Käserei, der Honig aus Weidenberg sowie Brot und Brötchen von der Geseeser Landbäckerei. Die Eier stammen natürlich vom eigenen Betrieb. „Damit können wir wirklich ein komplett regionales Buffett anbieten“, freut sich Heidrun Heintke.
Martina und Heidrun Heintke bewirtschaften zusammen mit einer Mitarbeiterin den Betrieb, der von der damaligen Mutterkuhhaltung Zug um Zug zu einem Legehennenbetrieb umgebaut wurde. Hauptabnehmer der Eier sind die Edeka- und Rewe-Märkte in der Region, die regionalen Metzger und Bäcker sowie der Dorfladen Emtmannsberg. Martina und Heidrun Heintke sind regelmäßig auf mehreren Märkten, unter anderem auf dem Thermenmarkt in Obernsees vertreten. Wenn im Herbst der neue Verkaufsanhänger mit Kühltheke eintrifft, wird man die Familie mit ihren Produkten noch häufiger auf entsprechenden Märkten antreffen. Zu den Produkten gehören neben Masthähnchen auch Nudeln und ein eigener Eierlikör. Die Familie bewirtschaftet 38 Hektar landwirtschaftliche Fläche, darauf wird im Großen und Ganzen das komplette Futter für die Hennen angebaut.
„Wir wollen mit der Aktion vor allem einen positiven Akzent für die Landwirtschaft setzen“, sagt Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Die bayernweite Aktion „Frühstück auf dem Bauernhof“ sei 2018 zum 70-jährigen Jubiläum der BBV-Landfrauen ins Leben gerufen worden und findet jährlich im Mai statt. Coronabedingt musste sie allerdings zwei Mal ersatzlos ausfallen.
Gezeigt werden soll dabei vor allem eines: Bayerns Bäuerinnen und Bauern arbeiten mit hohen Standards und erzeugen hochwertige Lebensmittel direkt vor der Haustür: „Wir wollen dabei vor allem auch die Vielfalt der Landwirtschaft in unserem Landkreis präsentieren“, so die Kreisbäuerin.
Das Frühstück auf dem Gebhardtshof findet bei jedem Wetter statt. Es kostet (inklusive der Getränke vom Buffett) für Erwachsene 15 Euro, für Kinder bis 12 Jahren 8 Euro. Kinder bis 6 Jahren sind frei. Um planen zu können, ist eine Anmeldung bis zum 12. Mai unter 09209/213 zwingend erforderlich.
Eine bayernweite Übersicht über alle teilnehmenden Betriebe gibt es im Internet unter www.BayerischerBauernVerband.de/Fruehstueck.
Bild: Die Gebhardtshofer Weidehennen stehen für artgerechte Haltung ohne Gentechnik. Davon überzeugten Martina und Heidrun Heintke die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth (von rechts).
Start der Spargelsaison: Genuss, Gesundheit und Geschmack / Heimischer Spargel soll nicht teurer werden – Kurze Transportwege, nachhaltig und fair
Rothwind.
Mit einer kleinen Verzögerung startet nun auch in
unseren Breiten die Spargelsaison. Während das
Wetter in großen Teilen der Landwirtschaft für
Unzufriedenheit sorgt, sind die Spargelbauern damit
ganz zufrieden. „Nach dem guten Vegetationsjahr 2022
mit dem trockenen Herbst und der Kälte im Winter
sind die Pflanzen sehr wüchsig und kraftvoll“, sagt
Matthias Stenglein aus Rothwind. Bereits Ende
Februar hätten die Pflanzen angetrieben, seien durch
die Kältephase im März aber im Wachstum noch einmal
ausgebremst worden. „Wenn es jetzt mit der Saison
losgeht, dann werden wir mit starken, äußerlich wie
innerlich qualitativ guten Spargelstanden rechnen
können.“
Rothwind, das ist so eine Art Synonym für Spargel aus dem Kulmbacher Land. Matthias Stenglein baut in dem Mainleuser Ortsteil auf rund 20 Hektar Spargel an. Er ist damit einer der größten Spargelanbauer in der Region. Wichtigste Vertriebsschiene ist die Direktvermarktung. Kleinere Teile der Ernte gehen an die Gastronomie und an den Handel. Mitte der 1990 Jahre hatte der heute 53-Jährige den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Damals ein reiner Milchviehbetrieb, heute ist die Milchviehhaltung das zweite Standbein von Matthias Stenglein.
Weil Mitte der 1990er Jahre die Milchkontingentierung eingeführt wurde, sei er auf den Spargel gekommen. Die Milchviehhaltung hate er aber nie aufgegeben. Im Gegenteil. Im modernen Stall tummeln sich rund 100 Kühe, die Milch geht an die Milchwerke Oberfranken West im Coburger Land.
Zusammen mit Ehefrau Sandra, Sohn Hans und einem festen beschäftigten Helfer bewirtschaftet die Familie den Hof. In der Spargelsaison kommen rund 20 Helfer dazu, die dann für einige Monate auf dem Hof leben. Die Anbaufläche erstreckt sich in einem Umkreis von acht Kilometern um die Hofstelle.
Nun ist es nicht so, dass es außerhalb der relativ kurzen Saison von April bis Juni in Sachen Spargel nichts zu tun gäbe. „Im Herbst werden schon die Dämme gemacht, die Folien angebracht und die Drähte gesteckt“, erklärt Matthias Stenglein. Mindestens zwei der Saisonarbeiter werden auch da benötigt.
Der Spargelbauer ist optimistisch, dass auch in Zukunft der heimische Spargel eine wichtige Rolle spielen wird. Der Kauf von heimischen Spargel sichere die Selbstversorgung im eigenen Land, sei nachhaltig und fair und durch kurze Transportwege werde eine Menge CO2 eingespart.
Eine Herausforderung sei es, geeignete Flächen zu finden. Nach zehn Jahren ununterbrochenem Anbau auf der gleichen Fläche sei der Boden „spargelmüde“ und man müsse erst einmal auf Jahre hinaus pausieren. Da hätten es die Landwirte in den von Natur aus begünstigteren Flächen etwa im Gäuboden leichter.
Eine weitere Herausforderung stelle der Mindestlohn dar. In anderen Ländern kenne man das gar nicht. Vielerorts liege der Mindestlohn auch weit unter den deutschen Vorgaben. Mit zwölf Euro erhielten Erntehelfer in Deutschland nach Luxemburg den europaweit höchsten Mindestlohn. Da zu konkurrieren sei nicht immer einfach. Ein weiterer Kostenfaktor seien die dringend benötigten Folien. „Ohne geht es nicht“, sagt Matthias Stenglein. Sie könnten zwar ganz im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaschutz wiederverwertet werden, machten aber doch bei einer Dreifachbedeckung so um die 20.000 Euro pro Hektar aus.
Die gute Nachricht für alle Spargelfans: Der Preis für die gängige Hofsorte wird trotz Kostenexplosion in allen Bereichen nur geringfügig angehoben, verspricht Matthias Stenglein. Die Kunden wissen die Qualität jedenfalls zu schätzen und kommen teilweise von Bayreuth, Coburg oder aus dem Fichtelgebirge regelmäßig in den kleinen Hofladen.
Michael Koch, Bereichsleiter Gartenbau und Spargelmarkt-Experte der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) schätzt die anstehende Spargelsaison so ein: „Die Konsumenten sind insgesamt weiterhin hohen Preise ausgesetzt. Der Krieg in der Ukraine wirkt sich in diesem Jahr nicht mehr so stark auf das Kaufverhalten aus.“ Im Endeffekt hänge viel davon ab, wie das Wetter ist. Sonnige Frühlingstage machten Lust auf Frühlingsgemüse.
Ähnlich argumentiert Simon Schumacher, Vorstandsvorsitzender des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer: „Die Konsumenten achten bei der Inflation stärker darauf, wie sie ihr Geld ausgeben. Genuss, Gesundheit und Geschmack sind vielen Käufern weiterhin sehr wichtig, und dafür steht regionaler Spargel.“ Ein weiterer Vorteil ist es nach den Worten von Simon Schumacher, dass unterschiedliche Sortierungen, also etwas zu dicke, dünne oder krumme Stangen auch günstiger in der Direktvermarktung zu haben sind, so dass für jeden Anlass und Geldbeutel der richtige Spargel angeboten werden könne.
Laut AMI lag der Selbstversorgungsgrad bei Spargel in Deutschland im zurückliegenden Jahr bei rund 86 Prozent. 2021 waren es nur 83 Prozent. Damit sei Spargel eine der wenigen Gemüsearten, die zu diesem hohen Grad in Deutschland erzeugt und auch verzehrt werden. Die Steigerung des Selbstversorgungsgrades sei darauf zurückzuführen, dass wegen der geringeren Nachfrage nach Spargel auch weniger Spargel importiert wurde.
Matthias Stenglein gibt allerdings auch zu bedenken, dass trotz Saisonstart noch nicht die volle Ernte zur Verfügung steht. Er empfiehlt allen Spargelfreunden, die von weiter her anreisen, erst einmal anzurufen und nachzufragen. Schließlich vermarktet er seine gesamte Ware feldfrisch. Da könne es schon vorkommen, dass in den Mittagsstunde alles weg ist. Weitere Infos: www.rothwinder-spargel.de.
Bild: Blickt optimistisch in die Zukunft: Matthias Stenglein baut auf rund 20 Hektar den beliebten Rothwinder Spargel an.
Plädoyer für das fränkische Selbstbewusstsein / Adrian Roßner beim Jubiläum 75 Jahre Landfrauen im Bauernverband
Bayreuth.
Ihr 75-jähriges Bestehen feiern die Landfrauen im
Bayerischen Bauernverband in diesem Jahr. Der
Kreisverband Bayreuth hat sich den Feierlichkeiten
mit einer eigenen Jubiläumsveranstaltung
angeschlossen. Dabei wurden zahlreiche aktive
Ortsbäuerinnen für ihr meist jahrzehntelanges
Engagement geehrt. „Mit den Landfrauen leben nicht
nur die Dörfer, mit den Landfrauen lebt die Heimat“,
sagte der populäre Historiker Adrian Roßner aus Zell
am Waldstein in seinem Festvortrag.
Gewürzt mit allerlei Anekdoten, humoristischen Einlagen und nicht so ganz bierernst gemeinten Statements sang der TV-bekannte Wissenschaftler das Loblied auf die Landfrau und auf seine Heimat, das Fichtelgebirge. Auch der Dialekt gehöre zur Heimat und das Fränkische sei ja wohl der „sexieste Dialekt“, den es überhaupt geben kann, so Roßner. Schon immer seien Dörfer wahre Netzwerke gewesen, in denen Heimat entstanden ist. Die Zentren der Dörfer seien zum einen das Wirtshaus und zum anderen die Kirche gewesen.
Leider habe sich bis heute vieles verändert. Aber noch immer sei der Volksglaube elementar. Als Beispiel nannte er die zahlreichen geschmückten Osterbrunnen. Das Wissen um diese Brunnen sei allerdings zum großen Teil verloren gegangen. Zum Beispiel sei kaum noch jemandem bewusst, dass die geschmückten Brunnen ein Ausdruck der Dankbarkeit für die Gaben der Schöpfung sind.
Was die fränkische Kultur laut Adrian Roßner ausmacht: „Wir reden nicht so viel, wir machen einfach“, sagte er. Seinen Worten zufolge sind die Dörfer die Zentren der ursprünglichen Kultur. „Wir sind nicht München, wir sind nicht Berlin, aber das haben wir auch nicht nötig“, appellierte Roßner an mehr fränkisches Selbstbewusstsein. Hier würden Probleme pragmatisch angepackt und gelöst. Hier sei die Kultur noch echt und müsse nicht erst durch ein Stadtmarketing erfunden werden. Ein wichtiger Bestandteil dieser Kultur seien die Landwirtschaft und damit auch die Landfrauen.
Zuvor
hatte Kreisbäuerin Angelika Seyferth an die Gründung
der Landfrauengruppen 1948 erinnert, als die
Kreisbäuerinnen noch ernannt und nicht gewählt
wurden. Welche Kontinuität in der Landfrauenarbeit
steckt, macht die Tatsache deutlich, dass es seit
der Gründung mit Karoline Hacker, Margarethe
Bauernfein, Anna Brütting und Katrin Lang nur vier
Kreisbäuerinnen vor Angelika Seyferth gab. Welchen
Stellenwert die Landfrauen haben machte die Liste
prominenter Gäste bei den alljährlichen
Landfrauentagen deutlich. Sie reicht von
Ministerpräsident Markus Söder über Schwester
Theresa bis hin zu Monika Hohlmeier, Karin Stoiber
oder Stephanie zu Guttenberg. Gemeinsame Lehrfahrten
führten die Landfrauen aus dem Bayreuther
Kreisverband schon an den Bodensee oder gar bis nach
Rom. Großen Wert legte Angelika Seyferth auf die
Tatsache, dass sich die Landfrauen traditionell auch
immer dann einbringen, wenn es um agrarpolitische
Themen geht. Mittlerweile sei es aber immer
schwieriger, Veranstaltungen in den Dörfern
abzuhalten, weil es dort kaum noch gastronomische
Betriebe gibt, die dafür geeignet sind.
Zu den Lehrfahrten wird demnächst auch eine weitere Fahrt nach Berlin dazukommen, denn die Bundestagsabgeordnete Silke Launert hatte als Geburtstaggeschenk einen Gutschein für einen kompletten Bus inklusive Besuch des Bundestags dabei. „Frauen sind die wahren Architekten der Gesellschaft“, sagte sie und würdigte das große ehrenamtliche Engagement. Landtagsabgeordneter Martin Schöffel bedauerte, dass der Bezug vieler Menschen zur Landwirtschaft mittlerweile verloren gegangen sei. Hier könnten die Landfrauen mit ihrem Wissen gegensteuern, so dass die Bauern wieder mehr Wertschätzung erfahren.
Landfrauen stünden für Tradition und Brauchtum und seien stets aufgeschlossen für neue Entwicklungen, so Landrat Florian Wiedemann. Oft stehen Landfrauen aber auch für eine menschlichere Sichtweise“, so Kreisobmann Karl Lappe und die oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel rief ihre Kolleginnen auf, stolz auf ihren Beruf zu sein und auf Zusammenhalt zu setzen: „Ob bio oder konventionell, lasst euch nicht auseinanderdividieren, gerade in der jetzigen Zeit“.
Bilder:
1. Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Bezirksbäuerin
Beate Opel (von links) sowie die stellvertretende
Kreisbäuerin Doris Schmidt (rechts) zeichneten Helga
Vogel aus Windischenlaibach für 50 Jahre
ehrenamtliche Tätigkeit als Ortsbäuerin aus.
2. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) und ihre
Stellvertreterin Doris Schmidt bedankten sich bei
dem Historiker Adrian Roßner für dessen launigen
Vortrag zum Landfrauenjubiläum.
100 Rotbuchen für die FBG Pegnitz / Borkenkäfer wird für Waldbesitzer immer mehr zur Bedrohung
Pegnitz.
So geht aktiver Waldumbau in Zeiten des
Klimawandels: Der Bayreuther Landrat Florian
Wiedemann spendierte bei der Jahresversammlung der
Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz spontan 100
Rotbuchen-Setzlinge. Sie sollen an die Mitglieder
verteilt und an entsprechenden Stellen gepflanzt
werden.
Damit die Rotbuchen künftig nicht nur auf dem Gebiet der FBG Pegnitz gedeihen, versprach der Landrat auch den beiden anderen Waldbesitzervereinigungen im Landkreis, der WBV Bayreuth und der WBV Hollfeld, jeweils 100 Setzlingen. Ziel soll es sein, den Waldumbau noch schneller hinzubekommen und ein Stück weit dazu beitragen, den Klimawandel zu bewältigen. „Damit soll ein kleines Zeichen gesetzt werden“, sagte Florian Wiedemann. Jede Pflanzaktion sei besser, als sich auf der Straße festzukleben, wenn man wirklich etwas gegen den Klimawandel unternehmen will. Er kündigte außerdem an, die Heizung im Bayreuther Landratsamt perspektivisch auf Holz umzustellen. Denn anders, als es die EU kürzlich ausgegeben hatte, sei Holz CO2-neutral, habe kurze Wege und stärke die regionale Wirtschaft.
Für die FBG Pegnitz war 2022 ein sehr erfolgreiches Jahr, so Förster Stefan Failner in seinem Geschäftsbericht. Die für die Mitglieder vermittelte Holzmenge lag mit knapp über 29.000 Festmetern weit über der des Vorjahres. 2021 waren es lediglich knapp 17.000 Festmeter. Dazu kommen dem Bericht zufolge weitere gut 3500 Festmeter Hackschnitzel die direkt an den Handel gingen. Ein wesentlicher Grund für die immense Steigerung ist der Borkenkäfer, der zwar im Vereinsgebiet der FBG nicht so ausgeprägt war, wie andernorts, doch immerhin rund ein Viertel von den 21.000 Festmetern vermarktetem Fichtenholz sei Schadholz gewesen.
„Der Trockenstreß hat unseren Wald geprägt“, sagte der Vorsitzende Werner Lautner. Trotz allem seien die Preise aber zufriedenstellend gewesen. Das Käferholz habe sich gut verkaufen lassen, so dass für die Waldbesitzer unterm Strich etwas übrig blieb. Nun gelte es rechtzeitig mit dem Waldumbau vorwärts zu kommen, denn: „Wir wissen nicht, wie lange sich die Fichte bei uns noch hält.“
Nachdenkliche Worte zur aktuellen Waldsituation kamen von Michael Schmidt, dem Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth Münchberg. „Was die Trockenheit anrichten kann, das lässt uns alle nicht kalt“, sagte er und zeigte Bilder von gewaltigen Schäden im Frankenwald. Das sei gar nicht so weit weg von hier und könne jederzeit überall passieren. „Der Käfer wird zur ernsthaften Bedrohung“, sagte Michael Schmidt. Von den 40.000 Hektar Frankenwald sei bereits ein Viertel der Fläche völlig kahl. „Das kann uns hier auch erwischen, wenn der Klimawandel so fortschreitet“, meinte der Amtschef. Noch sei man hier im südlichen Bayreuther Landkreis auf der Insel der Glücksseligen, das könne sich aber schnell ändern.
Die FBG Pegnitz hat aktuell 1735 Mitglieder, zwölf mehr als noch im Jahr zuvor. Sie alle bewirtschaften zusammen eine Waldfläche von 12.600 Hektar, 100 mehr als im Vorjahr.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen wurde die Vorstandschaft nahezu komplett in ihren Ämtern bestätigt. Vorsitzender bleibt Werner Lautner. Der 57-Jährige steht seit 2018 an der Spitze der FBG Pegnitz. 2. Vorsitzender bleibt Bernd Kiefhaber (57) aus Ottenhof bei Plech. Die zwölf Vorstandsmitglieder, die alle mit großer Mehrheit gewählt wurden, sind: Volker Barthelmann (Arnoldsreuth), Reinhard Dennerlein (Egloffstein), Markus Gebhardt (Buchau), Gerd Gerstacker (Ahorntal), Heinz Götzke (Preunersfeld), Jürgen Pfleghardt (Reipertsgesee), Johannes Schieder (Neuhof bei Pegnitz), Matthias Schlenk (Reipertsgesee), Hermann Schmitt (Haßlach), Johannes Stiefler (Waidach), Stefan Ströbel (Prebitz) uns Karlheinz Ziegler (Hüll). Neuer Kassenprüfer ist Matthias Keil aus Hinterkleebach.
Bild: Großer Bahnhof bei der Jahresversammlung der FBG Pegnitz in der Christian-Sammet-Halle (von links): Vorsitzender Werner Lautner, Jörg Ermer vom Dachverband Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken, BBV-Kreisobmann Karl Lappe, Behördenleiter Michael Schmidt vom Amt für Landwirtschaft, Landrat Florian Wiedemann und der zweite Vorsitzende Bernd Kiefhaber.
Bewusstsein für den Bauernstand / „Mit Herz und Hand – smart fürs Land“: Berufswettbewerb der Landjugend auf Bezirksebene
Bayreuth.
Die Bewältigung eines Hindernisparcours mit dem
Schlepper, die Bestimmung von Saatgut oder die
Überprüfung eines Traktors im Hinblick auf Betriebs-
und Verkehrssicherheit: Von angehenden Landwirten
wird so einiges verlangt. Dabei sind das nur drei
von einer Vielzahl an Aufgaben die diesmal im
Berufswettbewerb der Deutschen Landjugend zu
bewältigen waren. Beim oberfränkischen
Bezirksentscheid in Bayreuth stellten sich die
Erstplatzierten aus den Landkreisen dem Vergleich
mit ihren Berufskollegen. Es ging nicht mehr und
nicht weniger als um den Einzug in den bayerischen
Landesentscheid Anfang Mai im oberpfälzischen
Almesbach.
Daran
teilnehmen werden die Sieger des Bezirksentscheids:
Lucas Hirschmann aus Thurnau und Patrick Ponader aus
Tröstau. Sie erzielten die meisten Punkte im der
Gruppe L1, in der die Teilnehmer aus den
Berufsschulen versammelt waren. Die Teilnehmer aus
den landwirtschaftlichen Fachschulen traten wie
schon in den Vorjahren in der Gruppe L2 in
Zweierteams an. Dabei konnten sich Janek Kießling
aus Töpen und Maximilian Voit aus Rehau den Platz
auf dem Siegertreppchen und damit den Einzug in den
Landesentscheid sichern. Eine Besonderheit gab es in
Bayreuth: Hier traten die Fachschulen auch aus der
Oberpfalz an. Mit Theresa Bäumler aus Waidhaus und
Johannes Götz aus Hemau schaffte es ein gemischtes
Team auf den vordersten Platz. Auch die beiden
werden am Landesentscheid teilnehmen.
Den
hohen Stellenwert des Berufswettbewerbs machten auch
die hochkarätigen Gäste deutlich, die nicht nur zur
Siegerehrung, sondern teilweise bereits während des
Wettbewerbs in die Landwirtschaftlichen
Lehranstalten des Bezirks Oberfranken gekommen
waren, um den jungen Leuten über die Schulter zu
blicken. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif sprach
dabei von einem ganz wichtigen Ereignis für den
Bauernstand. Bezirksbäuerin Beate Opel bescheinigte
allen Teilnehmern, dass sie eindrucksvoll unter
Beweis gestellt hätten, wie kreativ und interessant
der Beruf des Landwirts ist. Keine Branche sei so
technisiert und digitalisiert, wie die
Landwirtschaft, auch das möchte man mit dem
Wettbewerb aufzeigen, so BBV-Direktor Wilhelm
Böhmer.
Es
gehe vor allem auch darum, Verständnis für den
Bauernstand, für regionale Kreisläufe und die
heimische Wirtschaft zu wecken, so der
oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
Stefan Frühbeißer, Stellvertreter des Bayreuther
Landrats, appellierte an die jungen Leute, sich
nicht von so mancher negativer Diskussion entmutigen
zu lassen. Landwirte von heute müssten ein riesiges
Fachwissen mitbringen und das könnten sie beim
Berufswettbewerb unter Beweis stellen. Ähnlich
formulierte es der stellvertretende Bayreuther
Bürgermeister Stefan Schuh: Es gehe darum, die
Landwirtschaft mit cleveren und klugen Ideen nach
vorne zu bringen. „Bleiben sie am Ball, denn die
Landwirtschaft hat Zukunft“, sagte er zu den
Teilnehmern.“
Der Berufswettbewerb findet traditionell alle zwei Jahre statt. Diesmal stand der unter dem Motto „Mit Herz und Hand - smart fürs Land“. Corona-bedingt musste er beim letzten Mal allerdings ersatzlos gestrichen werden.
Bilder:
1. Einen
Hindernisparcours mit dem Schlepper inklusive
Anhänger und Ladung zu durchfahren war eine der
Aufgaben im Praxisteil des Berufswettbewerb.
2. Wieviel
Dünger muss in den Streuer: für die meisten der
jungen Landwirte stellte diese Aufgabe kein Problem
dar.
3. Einen
Traktor im Hinblick auf seine Betriebs- und
Verkehrssicherheit überprüfen mussten die Teilnehmer
des Berufswettbewerbs der Landjugend.
4. Maximilian
Voit, Janek Kießling, Lucas Hirschmann, Patrick
Ponader, Theresa Bäumler und Johannes Götz (vordere
Reihe von links) sind die Sieger beim
Berufswettbewerb der Landjugend in Bayreuth. Mit auf
dem Bild: die Gratulanten und Verantwortlichen des
Bauernverbandes.
Der Käfer hat Oberfranken fest im Griff / WBV Kulmbach/Stadtsteinach konnte 2000. Mitglied begrüßen
Stadtsteinach.
Mit einem Plus von 51 neuen Mitgliedern hat die
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach im
zurückliegenden Jahr einen ordentlichen Zuwachs
verzeichnen können. Insgesamt bewirtschaften die
aktuell 2006 Mitglieder eine Fläche von 13448 Hektar
Wald. Bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach
haben die Vorsitzende Carmen Hombach und
Geschäftsführer Theo Kaiser die positive
Mitgliederentwicklung zum Anlass genommen, das 2000.
Mitglied mit einer Ehrung besonders willkommen zu
heißen: Markus Suttner aus Marktleugast konnte sich
über einen Brotzeitkorb und ein forstliches Fachbuch
freuen.
Der Zustrom zur WBV hat natürlich auch einen Grund: die notwendige massenhafte Aufarbeitung von Schadholz durch den Borkenkäfer. Waren es vor dem Jahr 2018 immer so um die 50.000 Festmeter Holz, die von der WBV im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet wurden, sind es im zurückliegenden Jahr 150.000 Festmeter gewesen. Und das ist noch lange nicht alles: „Mindestens 30.000 bis 40.000 Festmeter sind noch im Wald“, schätzt Theo Kaiser.
Seine Prognosen klangen düster: „Wir sehen derzeit ein hohes Potenzial für eine weitere Massenvermehrung“, sagte er. Bislang sei das Käferholz nur teilweise aufgearbeitet. Theo Kaiser empfahl allen Waldbesitzern direkt nach dem Einschlag die Polterspritzung, also die Behandlung der Holzpolter mit zugelassenen Insektiziden als eine Art Ultima Ratio, „auch wenn dies politisch nicht gewollt ist.
Hintergrund ist, dass Oberfranken bayernweit die Hauptlast in Sachen Borkenkäfer trägt. Von den insgesamt 5,2 Millionen Festmetern geschädigtem Holz, befänden sich 2,1 Millionen Festmeter in Oberfranken. Die Schadensprognose des Landwirtschaftsministeriums geht für das laufende Jahr von weiteren 1,3 Millionen Festmetern geschädigtem Holz im Regierungsbezirk aus.
Diese Zahlen sind dem Geschäftsführer zu niedrig angesetzt. Theo Kaiser glaubt, dass es heuer genauso schlimm wird, wie im vergangenen Jahr, „eher noch schlimmer“. Grund dafür: Während der Borkenkäfer bislang eher westlich der Autobahn A9 sein Unwesen getrieben hat, sei er mittlerweile auch im Fichtelgebirge angekommen. Alle Hoffnungen ruhen nun auf den von allen Seiten geforderten Waldumbau. „Die gute alte Fichte wird es über kurz oder lang nicht mehr geben“, so Theo Kaiser.
Die Zahlen der Forstpflanzen, die im zurückliegenden Jahr von der WBV bestellt und an ihre Mitglieder vermittelt wurden, zeigen, dass die Botschaft des Waldumbaus im Kulmbacher Land angekommen ist. Genau 96.140 Forstpflanzen seien 2022 bestellt worden, 71 Prozent davon Laubholz, vor allem Eichen und Buchen.
Bei der Holzvermarktung hatte sich der Markt für die Fichten dennoch recht gut gestaltet und auch bei der Kiefer habe man für das Schadholz gute Preise erzielen können, sagte der Geschäftsführer. Überhaupt habe sich der Holzmarkt stabilisiert, die weitere Entwicklung hänge nun unter anderem stark vom Export ab. Eine rege Nachfrage verzeichnete die WBV auch für Industrie- und Brennholz sowie für Hackschnitzel, während der Markt für Papierholz komplett zusammengebrochen sei.
Götz Freiherr von Rotenhan, der Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, sprach bei der Jahresversammlung einmal mehr über die Zusammenhänge von Wald und Jagd. Beides gehöre zusammen, ohne Jäger gehe es im Wald nicht, so Rotenhan. Der notwendige Waldumbau werde nur gemeinsam gelingen, und zwar mit einer waldangepassten Jagd.
„Wald vor Wild“, so stehe es im Bayerischen Jagdgesetz. Das bedeute aber keinesfalls „Wald ohne Wild“. Es bedeute vielmehr, die Interessen des Ökosystems Wald vor jagdlichen Einzelinteressen zu stellen“, so Rotenhan. Was den Wildverbiss angeht, sehen er laut den letzten vorliegenden Vegetationsgutachten für ganz Bayern keine signifikante Trendwende zu einer Verbesserung der Situation. Noch immer sei die Hälfte aller Hegegemeinschaften im roten Bereich, das heißt, die Verbissbelastung sei zu hoch.
Kulmbach sei dabei mit sechs roten und zwei dauerhaft roten Bereichen nicht gerade ein Vorzeigelandkreis. Dauerhaft rot bedeute dabei, dass die Verbissbelastung schon seit zehn Jahren zu hoch sei. Folge einer hohen Belastung seien dabei vor allem negative Auswirkungen auf die Biodiversität. Als Lösungsmöglichkeiten schlug Rotenhan unter anderem vor, die revierübergreifende Zusammenarbeit zu forcieren, die Wildbretvermarktung auszubauen und überhaupt erst einmal ein Problembewusstsein für die Situation zu schaffen. Um das Verjüngungspotential aufzuzeigen, könne auch schon die Anlage von Weiserzäunen helfen, die sogar gefördert werden. Die Flächen innerhalb der Weiserzäune sollen aufzeigen, wie sich die Waldverjüngung ohne Wildverbiss entwickeln kann.
Bild: Mit Markus Suttner (Mitte) aus Marktleugast konnte die Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach bei ihrer Jahresversammlung ihr 2000. Mitglied begrüßen. Von der Vorsitzenden Carmen Hombach und von Geschäftsführer Theo Kaiser gab es dafür einen Brotzeitkorb mit regionalen Spezialitäten.
Landwirte sind die Lösung / 16 „Staatlich Geprüfter Wirtschafter für Landbau“ an der Bayreuther Landwirtschaftsschule verabschiedet
Bayreuth. Sie dürfen sich ab sofort als „Staatlich Geprüfter Wirtschafter für Landbau“, oder auch als „Bachelor professionell in Agrarwirtschaft“ bezeichnen: 16 junge Leute, im Wesentlichen aus den drei oberfränkischen Landkreisen Bayreuth, Kulmbach und Forchheim, die während der zurückliegenden drei Semester die Landwirtschaftsschule in Bayreuth absolviert haben. Jeweils ein Absolvent kommt aus dem Nachbarlandkreisen Amberg-Sulzbach und Neustadt an der Waldnaab. Aus den Händen von Schulleiter Uwe Lucas erhielten die drei Damen und 13 Herren im Rahmen einer Feierstunde ihre Abschlusszeugnisse.
Die Themenpalette der zurückliegenden eineinhalb Jahre war breit gefächert. Sie reichte von erneuerbaren Energien über muttergebundene Kälberaufzucht bis zu Ökolandbau sowie verschiedensten Umwelt- und Naturschutzthemen. Noch unter Corona-Bedingungen hatten die Studenten im Oktober 2021 das erste Semester begonnen, nur einer der ursprünglich 17 Teilnehmer war vorzeitig ausgeschieden. Das dreisemestrige Studium setzte einen Berufsabschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf der Landwirtschaft und zusätzlich ein Jahr einschlägige Berufspraxis voraus. Der jüngste der Absolventen war 18 Jahre alt, der älteste 32. Unter den 16 erfolgreichen Teilnehmern waren auch drei Damen.
„Sie haben einen großen Meilenstein in ihrer beruflichen Fortbildung erreicht“, sagte Schulleiter Uwe Lucas bei der Übergabe der Zeugnisse. Er zählte noch einmal alles zwölf Fächer auf, in denen die Absolventen mehr als 1000 Unterrichtsstunden absolviert hatten. Dazu kam eine Vielzahl von Exkursionen, Betriebsbesichtigungen und Seminaren. Die Anforderungen an künftige Betriebsleiter würden immer größer, sagte Semesterleiterin Theresa Bauer. Sie appellierte deshalb an alle Absolventen, ihre Bereitschaft zu stetiger Aus- und Fortbildung beizubehalten.
Der stellvertretende Bayreuther Landrat Klaus Bauer bezeichnete die Absolventen als Zukunft der Landwirtshaft in unserer Region. Die Landwirtschaft benötige einen bestens ausgebildeten Nachwuchs, denn die Anforderungen An die Bauern würden immer größer. Für den Bayerischen Landtag waren die beiden Abgeordneten Gudrun Brendel-Fischer und Martin Schöffel als Gratulanten gekommen. Brendel-Fischer zufolge nehme die Bildung heute in den landwirtschaftlichen Familien einen viel höheren Stellenwert ein als in früheren Jahren, sagte sie. Leider lasse die Bereitschaft nach, Ehrenämter zu übernehmen. Gerade im landwirtschaftlichen Bereich könne das Ehrenamt aber immens viel bewirken. „Landwirte üben den wichtigsten Beruf der Welt aus“, sagte Schöffel, der auch stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im Landtag ist. Egal ob Ernährung oder Energie, beides gehe nur mit der Landwirtschaft, nicht gegen sie.
„Raus aus der Nische und hinein in die Gesellschaft“, forderte Hermann Greif, oberfränkischer BBV-Präsident. Landwirte seien nicht etwa das Problem, sondern die Lösung, etwa für die CO-2-Problematik und Burkhard Traub, Leiter des Sachgebietes Bildung in der Land- und Hauswirtschaft an der Regierung für Oberfranken sah die Aus- und Fortbildung als den entscheidenden Standortfaktor für den künftigen Wettbewerb.
Die 16 künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter für Landbau§ sind: Simon Bauer (Hagenohe / Landkreis Amberg-Sulzbach), Marie Dippold (Geiersberg / Bayreuth), Luca Ehl (Sandhof / Bayreuth), Martin Galster (Dietzhof / Forchheim), Mathias Gollwitzer (Stockau / Bayreuth)), Melissa Gräf (Wickenreuth / Kulmbach, Leon Hartmann (Lindau / Kulmbach), Kathrin Lauterbach / Tressau / Bayreuth), Daniel Neus (Adlitz / Bayreuth), Tobias Pfaffenberger (Mistelgau / Bayreuth), Simon Raab (Neuenreuth ( Kulmbach), Hannes Schilling (Bayreuth), Andreas Schüpferling (Betzenstein / Bayreuth), Frank Schwarz (Görbitz / Forchheim), Gabriel Speckner (Oberhammermühle / Neustadt an der Waldnaab), Hans Stenglein (Rothwind / Kulmbach). Die vier Prüfungsbesten waren Melissa Gräf, Marie Dippold, Simon Bauer und Frank Schwarz.
Bild: 16 künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter für Landbau“ konnte Schulleiter Uwe Lucas (links) nach drei Semestern an der Landwirtschaftsschule in Bayreuth verabschiedet.
100 Prozent bio, regional und saisonal: Obst und Gemüse frei Haus / Florian Blank hat bei Eckersdorf eine Solidarische Landwirtschaft und einen regionalen Bio-Lieferdienst aufgebaut
Eckersdorf/Kulmbach.
Es ist nicht die beste Zeit für die Bio-Branche.
Florian Blank (38), ehemaliger
Luftfahrt-Elektroniker und gelernter Landwirt hat es
trotzdem gewagt. In der Nähe von Eckersdorf in
Landkreis Bayreuth bewirtschaftet er kleinen
Betrieb, der zuletzt leer stand und für den ein
Nachfolger gesucht wurde. Zunächst baute er dort
eine Solidarische Landwirtschaft auf. Parallel dazu
ist er seit Oktober des vergangenen Jahres mit einem
Biolieferdienst am Markt vertreten. Neben dem
Großraum Bayreuth beliefert er seit einigen Wochen
auch den Raum Kulmbach und will hier weiter wachsen.
„Es braucht alle Wege, um den Menschen einen leichten Zugang zu Bio-Lebensmitteln zu ermöglichen“, sagt Peter Ackermann, der im „Freigarten Stein“ für die Vermarktung zuständig ist. Unter www-freigarten.stein.de gibt es deshalb einen Online-Shop, in dem sich jeder potentielle Interessent ein Bild über die breite Angebotspalette machen kann.
Auf einer Fläche von rund einem Hektar bei der Einöde Stein nahe der zu Eckersdorf gehörenden Ortschaft Busbach hat Florian Blank seinen Obst- und Gemüsebaubetrieb nach der Idee einer gemeinschaftliche betriebenen Landwirtschaft errichtet. Das funktioniert so, dass die aktuell rund 60 Mitglieder alle Koste für den Obst- und Gemüseanbau tragen und im Gegenzug dazu wöchentlich einen Anteil an der Ernte erhalten.
120 sogenannte Ernteteiler wären für ein kostendeckendes Wirtschaften nötig. Um trotzdem entsprechend kostendeckend arbeiten zu können, entschloss sich Florian Blank kurzerhand, einen regionalen Bio-Lieferservice ins Leben zu rufen. Im Oktober ging er damit an den Start und heute, wenige Monate später gibt es bereits 50 bis 60 regelmäßige Kunden pro Woche. Viele Produkte sind tatsächlich aus eigener Produktion. Dazu kommen Bio-Lebensmittel von regionalen Partnerbetrieben. Der Rest wird über den Verband „Ökokiste“, ein Zusammenschluss von rund 50 Biolieferdiensten aus ganz Deutschland, zugekauft.
Eine Besonderheit, alle Produkte sind ausnahmslos aus biologischem Anbau, zu 60 Prozent nach EU-Standard, zu 40 Prozent nach dem höheren Standard der Anbauverbände wie Bioland oder Demeter. „Wir haben 35 bis 40 verschiedene Kulturen im Angebot“, erklärt Peter Ackermann. Alle möglichen Kohlsorten sind darunter, natürlich Tomaten und Paprika, Rote Beete, Zwiebeln, Salat Bohnen, Zucchini und vieles mehr. Das Brot stammt von der Biobäckerei Dieter Popp aus Münchberg.
Im weiteren Ausbau soll sämtliche zugekaufte Ware von Landwirten aus der Region stammen. Entsprechende Verhandlungen würden bereits geführt. „Wir müssen noch wachsen“, sagt Peter Ackermann, Geplant sei beispielsweise auch Pilze oder Süßkartoffeln ins Sortiment zu nehmen. Und irgendwann auch Milchprodukte und Fleisch, wofür aber noch eine entsprechende Logistik mit ununterbrochenen Kühlketten aufgebaut werden muss. Auch mit einem Teichwirt sind die Freigärtner bereits in Verhandlung. Zu Weihnachten konnten immerhin schon Weihnachtsgänse angeboten werden.
Neben Florian Blank und Peter Ackermann beschäftigen die Freigärtner schon heute zwei Teilzeitkräfte für die Ernte und für das Zusammenstellen der Lieferungen, zwei Fahrer in Teilzeit, beziehungsweise als geringfügig Beschäftigte sowie eine Bürokraft ebenfalls in einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis. Bei der Werbung setzen die Freigärtner zum einen auf die sozialen Medien, zum anderen auf Mund-zu-Mund-Propaganda.
Bild:
„Freigärtner“ Florian Blank baut in Stein bei
Eckersdorf Obst und Gemüse an.
Foto: privat
Bauern als Schutzverband für unsere Lebensgrundlagen / BBV-Präsident Felßner: Landwirten gehört die Zukunft“
Bayreuth.
Raus aus der Opferrolle, rein in die Macherrolle“.
Das fordert Günther Felßner, der neue bayerische
Bauernverbandspräsident. Beim Bayreuther Bauerntag
in der Tierzuchtklause sagte Felßner: „In Zukunft
kommt es mehr denn je auf uns Bauern an“. Um das zu
untermauern, stellte er vier Schlagworte in den
Raum: Ernährung, Energie, Dekarbonisierung und
Biodiversität.
Mehr Menschen, weniger Fläche, das nannte der Präsident eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Günstige Rohstoffe, günstige Energie, daraus sei das europäische Wohlstandsmodell entstanden. Nun aber würden auch noch Russland und China als Exportländer wegfallen. „Unser Wohlstandsmodell wackelt“, so Felßner. Die Bauern hätten die Lösung für viele Probleme, sie erzeugten Lebensmittel und Energie und spielten auch in Sachen Dekarbonisierung ganz vorne mit.
Dekarbonisierung bedeutet so viel wie die Dezimierung der Kohlenstoffintensität, wodurch die Menge an Treibhausgasemissionen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, verringert wird. Ziel ist weniger CO2-Ausstoß. Einfacher gesagt: „Aus der stofflichen Verwertung von Erdöl für Plastik und Kunststoffe müssen wir raus bis 2050“, so Felßner. Bleibt noch die Biodiversität: „Wir Bauern sind ein Schutzverband für unsere Lebensgrundlagen“ Alles in allem müsse eine intelligente und multifunktionale Landwirtschaft die Lösung sein. Landwirte müssten nicht wieder zurück in die Mitte der Gesellschaft, sie sind und sie waren stets die Mitte der Gesellschaft. „Was von den Rändern kam, sind die Angriffe auf uns gewesen.“
Zuvor
hatte der Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe von
enormen Verwerfungen in sämtlichen Bereichen seit
Beginn des Ukraine-Kriegers gesprochen. Die
Landwirtschaft habe es unterschiedlich getroffen.
„Wir haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht“, sagte
er. Ferkelerzeuger hätten beispielsweise am meisten
leiden müssen, wobei sich die Situation aktuell ins
Positive verwandle. Bei den Milcherzeugern sei die
Situation genau andersherum. Wo der Milchpreis zu
einem ungeahnten Höhenflug angesetzt habe, sei er
derzeit wieder am Fallen. Dazu müssten er und seine
Berufskollegen mit den explodierenden Preisen für
Dünge- und Betriebsmittel, Energiekosten und Löhne
zurechtkommen. Der Strukturwandel setze sich
ungebremst fort, wer einmal die Hoftore zugesperrt
hat, der werde sie nicht mehr öffnen.
In ihren Grußworten versicherten sämtliche Redner, eng an der Seite der Landwirtschaft zu stehen. Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) wünschte sich mehr Männer und Frauen aus der Praxis in der Politik und im Staatsapparat, um unrealistische Entscheidungen in Zukunft zu vermeiden. MdL Tim Pargent von den Grünen beklagte den immer noch weiter voranschreitenden Flächenfraß. „Wenn die Fläche erst einmal weg ist, dann brauchen wir nicht mehr über die Düngeverordnung oder über mehr Öko-Landwirtschaft diskutieren“, sagte er. Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger wünschte sich mehr Produkte aus regionaler Erzeugung in Schulen und Kantinen. So könnte man die hochwertige Lebensmittelproduktion vor Ort sichern.
Beim Bauerntag wurden zahlreiche aktive Ortsobmänner für ihre langjährige Tätigkeit geehrt. Für 15 Jahre: Michael Schmidt (Ortsverband Gefrees), Dieter Albrecht (Haag-Schreez), Alfred Legath (Kirchenpingarten). Für 20 Jahre: Marco Riedelbauch (Bärnreuth), Gerhard Meyer (Creez-Pettendorf), Martin Gebhardt (Döhlau), Wolfgang Lochmüller (Fischbach), Roland Hagen (Lessau), Rainer Zimmermann (Lindenhardt), Siegfried Gerstacker (Wohnsgehaig). Für 25 Jahre: Hermann Redel (Eschen-Busbach), Dieter Dressendörfer (Emtmannsberg), Markus Böhm (Escherlich), Harald Bauer (Glashütten), Dieter Wolfrum (Neudorf), Hans Lindner (Neuhof), Günther Schirbel (Ramsenthal), Gerhard Wunderlich (Würnsreuth). Für 30 Jahre: Wolfgang Hacker (Bindlach-Crottendorf), Karl-Heinz Probst (Draisenfeld), Ewald Kießling (Streitau-Witzleshofen), Georg Schmidt (Nemmersdorf), Peter Reichenberger (Oberwarmensteinach). Für 35 Jahre: Helmut Hohlweg (Bad Berneck), Heinrich Geißler (Gottsfeld), Manfred Etterer )Kirchenlaibach), Harald Galster (Stein). Für 45 Jahre: Dietmar Höss (Mehlmeisel).
Bilder:
1. Ein Präsentkorb für den BBV-Präsidenten (von
links): der stellvertretende Kreisobmann Harald
Galster, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Günther
Felßner, Kreisobmann Karl Lappe und
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel.
2. Für seine 45jährige Tätigkeit als aktiver
Ortsobmann zeichneten der bayerische BBV-Präsident
Günther Felßner (links) Dietmar Höss aus Mehlmeisel
aus.
Landfrauen sind stille Heldinnen / Wunsiedler Landfrauentag: Christine Medick zur Ehrenkreisbäuerin ernannt
Bad
Alexandersbad, Lks. Wunsiedel. Die Ernennung von
Christine Medick zur Ehrenkreisbäuerin war der
Höhepunkt des Wunsiedler Landfrauentages im
Evangelischen Bildungszentrum (EBZ) von Bad
Alexandersbad. Sichtlich gerührt nahm die
langjährige Kreisbäuerin Urkunde und Geschenke
entgegen und appellierte an die Landfrauen, sich
ehrenamtlich zu engagieren.
Der Wunsiedler Landfrauentag hatte diesen Namen auch wirklich verdient, denn Kreisbäuerin Karin Reichel hatte ein Programm zusammengestellt, das tatsächlich fast einen ganzen Samstag ausfüllte. Schon am Vormittag ging es mit einem ausgiebigen Brunch in der Turnhalle des Bildungszentrums los. Am Nachmittag folgten dann neben den Ansprachen und der Auszeichnung von Christine Medick mehrere Auftritte des Landfrauenchors, eine Andacht von Bäuerin und Prädikantin Andrea Marth sowie der Auftritt der Faschingsgesellschaft Rot-Weiß-Schirnding, der auch außerhalb der Saison viel Zuspruch erfuhr.
Der oberfränkischen Bezirksbäuerin Beate Opel kam der Part zu, das Wirken von Christine Medick zu würdigen. Ihren Worten zufolge wurde die künftige Ehrenkreisbäuerin 1996 erstmals zur Ortsbäuerin gewählt, ein Amt, das sie auch heute noch wahrnimmt. Von 1997 bis 2002 sowie von 2017 bis 2022 war sie stellvertretende Kreisbäuerin, von 2002 bis 2017 Kreisbäuerin. Christine Medick ist Gemeinderätin von Thiersheim und gehört dem Wunsiedler Kreistag an, zunächst für die CSU mittlerweile für die Freien Wähler. Sie habe sich in herausragender Art und Weise um den Berufsstand verdient gemacht“, sagte Beate Opel.
Zuvor
hatte Kreisobmann Harald Fischer das Wirken von
Christine Medick in launigen Worten und untermalt
mit vielen Fotos Revue passieren lassen. Was dabei
auffiel: immer wieder hatte sie das Gespräch mit
Politikern gesucht, sie auf den Hof eingeladen oder
an prominenter Stelle das Wort ergriffen.
Beispielsweise bei der Fernsehsendung „Jetzt red i“.
Als der Bayerische Rundfunk in Marktredwitz Station
machte, legte sich Christine Medick für die
Einführung des Schulfaches Alltagskompetenzen ins
Zeug. Nicht ohne Erfolg, wie es scheint, denn erst
vor kurzem hatte Ministerpräsident Markus Söder
wieder Hoffnung gemacht, dass das Fach doch noch
kommt.
Neben der Ehrung stand das Jubiläum 75 Jahre Landfrauenarbeit im BBV im Mittelpunkt des Tages. Das klassische Rollenbild Kinder, Küche, Kirche, das gebe es zwar immer noch, doch längst nicht mehr so oft. Die Landfrau von heute sei alles in einem: Betriebsleiterin, Unternehmerin, Mittelpunkt und Anlaufstation der Familie, Pflegerin, Macherin und stille Heldin. „Wir lassen uns schon lange nicht mehr aufs Tortenbacken reduzieren, sondern tragen Mitverantwortung“, so Kreisbäuerin Karin Reichel. Nun sei es wichtig, gegenüber Politik und Gesellschaft selbstbewusst aufzutreten und Flagge für den Berufsstand zu zeigen. Nur so könne es gelingen genug junge Leute zu finden, um die Betriebe weiterzuführen.
Bei der kleinen Andacht in den Räumen des Evangelischen Bildungszentrums stellte Andrea Marth aus Hildenbach bei Wunsiedel die Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ in den Vordergrund. Andrea Marth gehört seit den letzten Wahlen der Kreisvorstandschaft der Wunsiedler Landfrauen an. Sie ist Bäuerin, aber auch Prädikantin. Das bedeutet, sie ist ehrenamtliche evangelische Predigerin und darf auch eigene Gottesdienste gestalten. Sie gab den Landfrauen viel Selbstvertrauen mit auf den Weg und sagte: „Ihr alle seid Powerfrauen“. Andrea Marth rief dabei auch dazu auf, sich nicht vom Perfektionismus von TV-Sendungen wie Landfrauenküche blenden zu lassen. „Das ist nur ein kleiner Ausschnitt, gut inszeniert und perfekt in Szene gesetzt“, sagte sie.
Bild:
1. Bezirksbäuerin Beate Opel und Kreisbäuerin Karin
Reichel (von links) sowie Kreisobmann Harald Fischer
und die stellvertretende Kreisbäuerin Nicole
Orschulok (von rechts) ernannten Christine Medick
zur Ehrenkreisbäuerin von Wunsiedel.
2. In Wunsiedel trägt er den Spitznamen „Sechsämter-Moila“:
Der Landfrauenchor unter der Leitung von Elke
Hofmann.
Beitragserhöhung beschlossen, Betriebshelfer gesucht / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz: Bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung bietet breites Dienstleistungsangebot
Bayreuth.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring
Bayreuth-Pegnitz sieht sich für die Zukunft gut
aufgestellt. Zwar war der Verrechnungswert, also die
Summe aller überbetrieblich erbrachten Leistungen
von knapp 8,2 auf gut 7,8 Millionen Euro
zurückgegangen, doch war dies vor allem dem
fortschreitenden Strukturwandel und der gesamten
Corona-Thematik geschuldet. Um auch weiterhin die
breite Dienstleistungspalette aufrechterhalten zu
können, wurden bei der Jahresversammlung in der
Tierzuchtklause die Mitgliedsbeiträge angehoben.
Der Grundbeitrag pro Mitglied und Jahr liegt künftig bei 50 Euro und damit um zehn Euro höher als bisher. Dazu kommt die Umlage, pro Hektar landwirtschaftlicher Fläche werden künftig 1,50 Euro fällig, bisher war es ein Euro. Außerdem gibt es verschiedene Preissteigerungen bei einzelnen Dienstleistungen. Belege, beispielsweise, die per Post und nicht per E-Mail verschickt werden, kosten künftig 2,50 Euro.
Die letzte Beitragserhöhung liege mehr als zehn Jahre zurück, sagte Vorsitzender Reinhard Sendelbeck aus Gottsfeld. Allein um die inflationsbedingten Steigerungen abzudecken seien pro Jahr 10.000 Euro an Mehreinnahmen notwendig, wenn das umfangreiche Dienstleistungsangebot des Maschinenrings aufrechterhalten werden soll. Schon jetzt sei das Arbeitsaufkommen mit dem bisherigen Personalstand kaum noch zu bewältigen.
Im Zentrum der Arbeit des Maschinenringes steht traditionell die Vermittlungen von landwirtschaftlichem Gerät. Zwei John-Deere-Schlepper, sechs Pflüge, alle mit hydraulischer Schnittbreitenverstellung und Steinsicherung, sowie mehrere Kurzscheibeneggen und Grubber hat der Ring als Mietmaschinen im Angebot. Während die Auslastung der Schlepper mit 1.192 Stunden rückläufig war, sind die Einsatzstunden der Bodenbearbeitungsgeräte stabil geblieben. Über 100 Nutzer zählt der Jahresbericht auf, pro Betrieb bis zu sechs Einsätze. „Damit bieten wir auch für kleine Betriebe die Möglichkeit, schlagkräftige Technik einzusetzen“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm.
Zweites Standbein in der Arbeit des MR Bayreuth-Pegnitz ist die Betriebshilfe. „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Kräften“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm. Er versprach eine abwechslungsreiche Tätigkeit, mit täglich neuen Herausforderungen, neuen Maschinen und dankbaren Einsatzbetrieben. Aktuell sind 13 haupt- und 20 nebenberufliche Kräfte für den Maschinenring tätig. Sie alle haben im zurückliegenden Jahr insgesamt 23.391 Stunden soziale Betriebshilfe geleistet, das heißt, sie wurden in Krankheitsfällen, bei Klinik- oder Reha-Aufenthalten oder schlimmstenfalls bei Todesfällen auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt, denn dort muss die Arbeit ja stets weitergehen. Bei der sozialen Betriebshilfe war die Zahl der geleisteten Stunden sogar angestiegen, im Jahr zuvor waren es noch 21.711 Stunden. Keine so große Rolle spielt dagegen mehr die wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen, mit nur noch 9.309 Arbeitsstunden.
Zum weiteren Dienstleistungsangebot des Maschinenrings gehören die biologische Maiszünslerbekämpfung durch die Ausbringung von Schlupfwespen per Drohnen, Seilwindenprüfungen, Beratungsleistungen aller Art, vor allem rund um die Düngeverordnung, sowie alle möglichen Sammelbestellungen. In der MR Oberfranken Mitte GmbH hat der Maschinenring Bayreuth zusammen mit den Nachbarringen aus Kulmbach und aus der Fränkischen Schweiz seine gewerblichen Aktivitäten gebündelt. Hier sind beispielsweise drei staatlich geprüfte Klauenpfleger tätig. Ganz neu werden Futteranalysen angeboten. Über die MR-Agrarservice ist der Maschinenring außerdem für mehrere Biomasseheizwerke zuständig.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz hat aktuell 1.282 Mitglieder, fünf weniger als im Jahr zuvor. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Fläche von 41.419 Hektar, rund 500 mehr als im Vorjahr.
Bild: Geschäftsführer Johannes Scherm (links) und Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (rechts) haben den Betriebshelfer Julius Seebach aus Tressau ausgezeichnet, der seit zehn Jahren hauptberuflich ununterbrochen für den Maschinenring Bayreuth tätig ist.
Käfer hat Waldbesitzer fest im Griff / WBV Hollfeld: Neuer Rekord in der Holzvermarktung
Hollfeld.
Dem Käfer und der Trockenheit zum Trotz: Für die
Waldbesitzervereinigung Hollfeld war 2022 ein gutes
Jahr. „Unser Jahresabschluss ist sehr positiv“,
sagte der Vorsitzende Christian Dormann bei der
Jahresversammlung in der Stadthalle. Die Mitglieder
der WBV Hollfeld kommen aus den drei Landkreisen
Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.
Nach den Worten von Stefanie Blumers von der Geschäftsstelle wurden im zurückliegenden Jahr exakt 104.481 Festmeter Holz vermarktet, so viel wie noch nie zuvor. „Sogar den Rekord vom zurückliegenden Jahr haben wir noch einmal übertroffen“, sagte Stefanie Blumers. Damals waren es rund 82.000 Festmeter Holz. Ursache für die riesige Menge ist natürlich der Käferholzeinschlag. Bis 2020 sei alles noch ganz normal gewesen, dann habe der Käfer zugeschlagen. Von den über 104.000 Festmetern Holz waren über 97.000 Festmeter Fichten, gut 7.000 Festmeter Kiefern und nur 200 Festmeter Laubholz. Während der Schnittholzmarkt weiter stabil geblieben sei und man auch das Rundholz weiter gut habe absetzen können, sei Industrieholz sehr gefragt und auch preislich interessant gewesen.
„Der Käfer hat uns nach wie vor fest im Griff“, sagte Vorsitzender Christian Dormann. Ein Satz, den man so oder ähnlich derzeit landauf landab hört. Die Kalamitätslage habe zwischenzeitlich das gesamte Vereinsgebiet erreicht. Einmal mehr appellierte Dormann an die Waldbesitzer: „Kontrollieren Sie ihre Bestände“.
Für
Unverständnis bei allen Waldbauern sorgten die
Überlegungen aus Brüssel, nach denen Holz als nicht
mehr nachhaltig eingestuft werden soll. „Dagegen
müssen wir mobil machen“, sagte Christian Dormann.
Er frage sich schon, was in den Köpfen derer
vorgeht, die sich so etwas ausdenken. „Holz, dass
man im eigenen Wald, vor der eigenen Haustür selbst
schlägt, soll plötzlich nicht mehr nachhaltig sei?“,
so der Vorsitzende. Hier müsse Druck von der Basis
kommen, denn die Situation nehme langsam bedrohliche
Züge an.,
Der Vorsitzende musste bei der Versammlung den Mitgliedern eine weitere negative Botschaft vermelden. Mit dem bereits im vergangenen Jahr beschlossenen und geplanten Neubau einer neuen Geschäftsstelle sei man noch nicht weitergekommen. „Mit unserem großen richtungsweisenden Projekt sind wir noch nicht viel weiter“, sagte Christian Dormann. Wie berichtet gab es noch keine Festlegung auf ein konkretes Grundstück. Fest stehe allerdings, dass die bisherige Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten platzt. Deshalb hatten sich die Verantwortlichen nun entschieden, bereits im April in der Forchheimer Straße in Hollfeld ein Interimsquartier zu beziehen. Der Neubau sei damit aber keinesfalls vom Tisch.
Die WBV Hollfeld hat aktuell 1.697 Mitglieder. 81 Neuaufnahmen standen 34 Austritte gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Waldfläche von 13.010 Hektar.
Bei der Jahresversammlung machte Christian Kölling, der Bereichsleiter Forsten am Landwirtschaftsamt Fürth-Uffenheim, den Mitgliedern noch einmal deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, den Waldumbau zügig anzugehen. „Der alte Wald geht dahin, das Klima werde südlicher, unser Wald hier wird nicht mehr zur Klimazukunft passen“. Als Problembaumart definierte Christian Kölling wenig überraschend die Fichte, die wohl nur noch bis zum Jahr 2040 durchhalten wird. Der Kiefer gab der Fachmann eine höhere Erwartung aber auch die Kiefer werde ab 2060, spätestens 2080 hierzulande nicht mehr vorkommen. „Das Klima erzwingt einen Zukunftswald mit teilweise neuen Baumarten.“ Die heißen dann beispielsweise Mann-Esche, Flaumeiche, oder für Christian Kölling ein „echter Renner“, die Edelkastanie. Ihr könne für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts eine sehr gute Prognose gegeben werden.
Bild: „Der Käfer hat uns nach wie vor fest im Griff“: Vorsitzender Christian Dormann.
Mehr Betriebshilfe, weniger Maschinen / Trotz leicht gesunkenem Verrechnungswert: Maschinenring Wunsiedel wieder im gewohnten Rhythmus
Höchstädt.
„Es bleibt spannend auf den Höfen.“ Das sagt Martin
Goldschald, der Vorsitzende des Maschinen- und
Betriebshilfsrings Wunsiedel. Bei der
Jahresversammlung in Höchstädt war die Freude groß,
dass der Zusammenschluss nach der Corona-bedingten
Pause wieder in den gewohnten Rhythmus zurückkehren
konnte. Das Auf und Ab auf den Märkten und die
geradezu explodierenden Preise vor allem für
Betriebsmittel und Treibstoff habe den Bauern im
Landkreis jedoch erhebliches Kopfzerbrechen
bereitet.
„Auch wenn die Preise immer Moment wieder etwas nach unten gehe, Dünger und Diesel kosten immer noch das Doppelte als vor dem Krieg in der Ukraine“, sagte Goldschald. Vor allem Veredler und Ackerbauern hätten abermals das Nachsehen. Die unruhigen Zeiten hätten natürlich auch dafür gesorgt, dass der Arbeitsaufwand in der Geschäftsstelle des Maschinenrings nicht gerade weniger wird. Ob Agrardieselanträge, Mehrfachantrag, Düngebedarfsermittlung oder KULAP: Die Arbeit geht dem Ring nicht aus.
Die beiden wichtigsten Säulen in der Ringarbeit sind nach wie vor die Vermittlung von Maschinen und die Betriebshilfe. Insgesamt seien 17590 Stunden Betriebshilfe geleistet worden, über 2000 mehr als noch im Jahr zuvor, so Geschäftsführer Andreas Hager. 12183 Stunden entfielen dabei auf die soziale Betriebshilfe, also bei Krankheit oder sonstigen Ausfällen auf dem Hof, nur 5407 Stunden seien der wirtschaftlichen Betriebshilfe zuzuordnen, also etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen.
Zweites Standbein des Rings ist die Vermittlung von Maschinen und landwirtschaftlichem Gerät. Der verrechnete Wert alles Maschineneinsätze war dabei geringfügig um vier Prozent auf 2,15 Millionen Euro nach unten gegangen. Während beispielsweise die Bereiche Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz, Körnermais bei der Nachfrage teilweise um bis zu 25 Prozent zulegten, nahmen die Sparten Futterbau und Strohernte, sowie Schlepper und Transport um jeweils bis zu 20 Prozent ab. Als Gründe dafür nannte der Geschäftsführer die Tatsache, dass ein Silageschnitt aufgrund der Trockenheit ausgefallen ist und weniger Grünfutter gefahren werden musste.
Unter anderem deshalb ist auch der Verrechnungswert, also die Summe aller erbrachten Leistungen, geringfügig von 3,2 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 3,04 Millionen Euro im zurückliegenden Jahr gesunken.
Der gewerbliche Bereich ist beim Maschinenring in die MR Hochfranken GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft ausgelagert. Der Maschinenring Münchberg, der zuletzt 50 Prozent gehalten hatte, ist seit 2022 kein Teilhaber mehr, man arbeite aber auch weiterhin gut zusammen, so der Vorsitzende Martin Goldschald. Hauptumsatzträger der GmbH sei der Winterdienst, so dessen Geschäftsführer Reinhard Rasp. Ein weiterer wichtiger Bereich sei die Baumpflege. Im Auftrag des Straßenbauamtes führe die GmbH unter anderem auch insektenschonende Mäharbeiten durch, kümmere sich um die Sportplatzpflege und sei an der Holzenergie Hochfranken, die in Weißenstadt dien Therme beheizt beteiligt.
Nach den Worten des Geschäftsführers hat der Maschinenring Wunsiedel aktuell exakt 603 Mitglieder. Drei Neuzugängen standen sieben Austritte gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Fläche von 22418 Hektar, was nahezu komplett der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Landkreis entspreche. Mit Sandra Dornhöfer, Simon Regnet und Toni Zeitler wurden bei der Jahresversammlung auch die drei Betriebshelfer geehrt, die am meisten Stunden geleistet hatten.
Bild: Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat seine stundenstärksten Betriebshelfer geehrt. Im Bild von links: Vorsitzender Martin Goldschald, Sandra Dornhöfer, Geschäftsführer Andreas Hager, Toni Zeitler, 2. Vorsitzender Michael Groschwitz, Simon Regnet und Matthias Benker, der in der Geschäftsstelle für die Organisation der Betriebshilfe zuständig ist.
Ein dickes Lob allen Landfrauen / Ministerpräsident Markus Söder beim Kulmbacher Landfrauentag
Stadtsteinach.
Da tanzen sogar die Puppen, wenn der bayerische
Ministerpräsident Markus Söder nach Stadtsteinach
kommt. Zumindest in Gestalt des „Weiber-Balletts“
aus Stadtsteinach unter der Leitung von Verena
Ramming. „Heute ist ein ganz besonderer Tag unter
ganz besonderen Umständen“, wird die Kulmbacher
Kreisbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin Beate
Opel aus Neufang später sagen. Und mit seiner
launigen Rede, gespickt mit jeder Menge Gags, die
noch vom Aschermittwoch übrig waren, gelingt es
Markus Söder sofort, die Herzen der Landfrauen zu
gewinnen.
Gemunkelt wurde ja schon länger, doch erst drei Tage vorher kam die offizielle Bestätigung: der bayerische Ministerpräsident besucht am Sonntagnachmittag den Kulmbacher Landfrauentag in Stadtsteinach. Pünktlich um 13 Uhr trifft er ein, die Sicherheitsleute halten sich im Hintergrund und Markus Söder fühlt sich in der nicht ganz voll besetzten Steinachtalhalle sichtlich wohl.
Zwei
Versprechen gibt der Ministerpräsident an diesem
Nachmittag ab, eines davon ist den Landfrauen
besonders wichtig: Sollten die entsprechenden
Projektwochen an den Schulen nicht erfolgreich sein,
soll ab dem kommenden Schuljahr doch noch das
Schulfach „Lebens- und Alltagskompetenzen“
eingeführt werden. „Damit soll den jungen Leuten
vermittelt werden, wie wichtig in Bayern die
Ernährungsproduktion, die Arbeit der Landwirte und
der ländliche Raum sind“, so Söder. Diese Forderung
nach einem eigenen Schulfach ist so neu nicht. Die
stattdessen eingeführten Projektwochen haben bislang
nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Söders zweites Versprechen dürfte speziell die Kulmbacher freuen: „Ich komme auch heuer wieder zur Bierwoche“, ruft er in die Halle und spannt einen Bogen vom Starkbieranstich auf dem Nockherberg zwei Tage zuvor bis zum Loblied für Bayern und besonders Franken. „Bayern ist schön, aber Franken ist halt doch was ganz Besonderes.“
Schließlich
kennt auch sein Lob für die Landfrauen kaum Grenzen:
„Sie sind Managerinnen, Finanzministerinnen,
Seelsorgerinnen und tragen ein hohes Maß an
politischem Engagement mit sich. Natürlich sind die
Landfrauen am Ende begeistert. Die Rede sei schon
sehr optimistisch gewesen, sagt Elke Browa,
Kreisbäuerin aus dem Nachbarlandkreis Hof. Nun hoffe
sie auch auf die Umsetzung, schließlich hätten die
Landfrauen stets für mehr Regionalität geworben.
Angelika Seyferth, Kreisbäuerin aus Bayreuth, die
sich schon lange für das Fach „Lebens- und
Alltagskompetenzen“ einsetzt, freut sich, dass Söder
ein entsprechendes Schulfach favorisiert. „Wir legen
Wert darauf, dass das auch umgesetzt wird, sagt sie.
Das Schulfach sei wichtig und auch die Umsetzung der
Forderung, dass in den Kantinen 50 Prozent des
Angebots aus regionaler Produktion kommen soll,
ergänzt die stellvertretende Bayreuther Kreisbäuerin
Doris Schmidt. Gut sei es, dass der
Ministerpräsident den Wert einer ausgewogenen
Ernährung sie in den Mittelpunkt gestellt habe und
nicht auf vegetarisch oder vegan setze.
In
ihren Grußworten versichern sämtliche Mandatsträger
aus Stadt und Land, dass sie fest an der Seite der
Landwirtschaft stehen. Ein großes Kompliment für
Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel haben Landrat
Klaus Peter Söllner und die Bundestagsabgeordnete
Emmi Zeulner im Gepäck. Auch der Landtagsabgeordnete
Martin Schöffel, lobt Beate Opel, die sich stets mit
aller Kraft für die Landwirtschaft und die
bäuerliche Kultur einsetze. Landtagskollege Rainer
Ludwig nennt Beate Opel eine „emsige, fleißige und
echte Powerfrau“. Ludwig wird aber auch ein wenig
politisch, indem er auf die Diskriminierung von
Bioenergie durch die Europäische Union eingeht: „Wer
den Rohstoff Holz ausbremst und als nicht mehr
nachhaltig anerkennt, der ist auf dem Holzweg“, sagt
Ludwig.
Bei solch geballter Politprominenz geht der eigentliche Vortag zum diesjährigen Motto der Landfrauenarbeit im Bauernverband „Mit uns leben die Dörfer“, den die stellvertretende bayerische Landesbäuerin Christine Reitelshöfer aus Petersaurach im mittelfränkischen Landkreis Ansbach hält, fast ein wenig unter. Schade auch um die hörenswerten Lieder von Silvia Wachter aus Marktrodach, sie ist „Singbegleiterin für heilsames und gesundheitsförderndes Singen“ und begleitet ihren Gesang ganz alleine auf der Gitarre.
Bilder oben:
1.
Markus Söder.
2.
„Weiber-Ballett“
Stadtsteinach.
3.
Söder auf dem Weg in die
Halle.
4.
Gruppenbild mit den
Mandatsträgern vor der Halle.
5.
Von links: Kreisbäuerin
Beate Opel, MdL Martin Schöffel, Markus Söder,
MdL
Rainer Ludwig.
Von der Aussaat bis zur Ernte: Landfrauen feiern 75-jährigen Bestehen / Prominenteste Gratulantin beim Landfrauenabend war die Kabarettistin Lizzy Aumeier
Köditz.
„Vom Bauernhof auf die Bühne.“ So lautete diesmal
das Motto des Hofer Landfrauenabends. Eine neue
Kreisvorstandschaft machte es möglich. Nicht nur,
dass es überhaupt wieder eine große
Landfrauenveranstaltung in der Göstrahalle gab,
erstmals fand der Landfrauentag in einem neuen
Format am Abend statt. Als Krönung hatten sich die
Verantwortlichen mit der Kabarettistin Lizzy Aumeier
einen prominenten Gast eingeladen. Mit viel
Spontanität und ihren teilweise derben Witzen sorgte
die aus der Oberpfalz stammende Künstlerin für so
manchen Schenkelklopfer.
Wenig zu lachen hatte Bürgermeister Matthias Beyer, der von Anfang an in das Programm von Lizzy Aumeier einbezogen wurde. Da war es unvermeidlich, dass er irgendwann auf die Bühne kommen musste, um mit der Kabarettistin eine Szene aus dem Film „Titanic“ nachzuspielen. Mit jeder Menge zweideutigen Anspielungen und viel Humor versteht sich. Den brauchte man als Mann bei Lizzy Aumeier auch, denn sie versteht sich als die Frau mit „Hang zum Herrenwitz“. Da ist Schlagfertigkeit gefragt und wegducken angesagt, wenn sie sich mal wieder ein „Opfer“ aus dem Publikum sucht. Alles in allem war der Auftritt von Lizzy Aumeier eine willkommene Abwechslung nach drei Jahren Corona-Pause und ein Beweis dafür, was Landfrauen so alles auf die Beine stellen können.
Weil die Landfrauen im Bauernverband in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern, galt es diesmal auch, ihre Leistungen besonders herauszustellen. Dafür war nicht nur die Kreisbäuerin Elke Browa aus Hirschberglein zuständig, sondern auch die gesamte neue Vorstandschaft. „Wir haben den abwechslungsreichsten Beruf, den es gibt“, sagte beispielsweise Sandra Puchta aus Großlosnitz. Katrin Kießling aus Edlendorf beschrieb die Landfrauen als eine starke und lebendige Gesellschaft und Stefanie Schmidt aus Isaar meinte, dass vor allem die Landfrauen nach getaner Arbeit auch sehen könnten, was sie geleistet haben, und das „von der Aussaat bis zur Ernte“. Nicht zuletzt lerne man auch immer wieder nette Menschen kennen, so Lisa Sachs aus Straas und Christine Schmidt aus Selbitz ergänzte: „Wer sonst, wenn nicht die Landfrauen, sollten die Landwirtschaft Familien und Kindern nahe bringen“.
Landfrau
zu sein, das bedeute unter anderem: Verantwortung zu
übernehmen, überwiegend optimistisch zu sein, für
jedes Problem eine Lösung zu finden und gern in
geselliger Runde zu sein, so Kreisbäuerin Elke Browa.
„Wir sind das Beste, was dem Land und was den
Männern passieren kann“, sagte sie augenzwinkernd.
Ihre Vorgängerin Karin Wolfrum, die erst kürzlich
zur Ehrenkreisbäuerin ernannt wurde, wünschte der
Vorstandschaft viel Glück und Erfolg für die sicher
leichter werdenden Zeiten, die auf uns alle
zukommen. Allen Vorstandsmitgliedern überreichte sie
deshalb eine Hoffnungskerze.
Ganz von der Bühne trat Karin Wolfrum allerdings nicht ab. Zusammen mit dem Landfrauenchor unter der Leitung von Helmut Lottes sang sie nicht nur Traditionelles wie „Nimm die Stunden“ oder „Ich bin an Dorfkind“, sondern auch eine Choradaption des Abba-Hits „Dancing Queen“.
Eines hätten die Landfrauen ihren Männern auf jeden Fall voraus, so Bürgermeister Matthias Beyer zuvor in seinem Grußwort. Sie hätten den Generationswechsel vollzogen und wieder genügend Aktive gefunden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Er spielte damit auf die Tatsache an, dass für den ausgeschiedenen Kreisobmann Hermann Klug noch immer kein Nachfolger gefunden wurde.
Bilder:
1. Kabarettistin Lizzy Aumeier nahm sich beim Hofer
Landfrauenabend unter anderem den Köditzer
Bürgermeister Matthias Beyer vor.
2.
Von
Volksliedern bis zu Popsongs: der Hofer
Landfrauenchor steht für Tradition und Moderne.
Ohne Bauern keine Industrie / Regierung von Oberfranken verabschiedete 13 frischgebackene Meister der Landwirtschaft
Bayreuth.
13 junge Leute aus allen Teilen Oberfrankens haben
ihre Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister
erfolgreich bestanden. Aus den Händen von
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz erhielten
die zwölf Männer und mit Marisa Döhla aus Sparneck
im Landkreis Hof auch eine Frau ihre Zeugnisse. „Sie
sind auf der höchsten Stufe der Fortbildung im
praktischen Bereich angekommen“, sagte die
Regierungspräsidentin. Alle 13 seien in ihrem
Traumberuf angekommen, sie müssten sich aber auch
darüber im Klaren sein, dass sie vor einer Zukunft
mit großen Herausforderungen stehen.
Heidrun Piwernetz bezeichnete die Landwirtschaft als Schlüsselbranche des 21. Jahrhunderts. Deshalb wünsche sie sich auch mehr Verständnis von Seiten der Gesellschaft für die Situation der Bauern. Zumal das Thema Nahrungsmittelsicherheit mit dem Krieg in der Ukraine wieder in den Focus geraten sei. Doch die Landwirte könnten noch viel mehr, als wertvolle Lebensmittel erzeugen. Sie stünden für den Erhalt und die Pflege des ländlichen Raumes, für ein aktives Dorfleben und für die Erzeugung regenerativer Energien. „Sie haben uns auf ihrer Seite, wenn es darum geht, die Landwirtschaft realistisch darzustellen“, sagte Heidrun Piwernetz im Namen der Regierung von Oberfranken.
In seinen „Anmerkungen zur Innovationskraft der oberfränkischen Landwirte“ nannte der oberfränkische Bezirksheimatpfleger Günther Dippold Bildung als das sicherste Mittel, um die Zeiten des Wandels zu bestehen. „Wissen und Können bleiben“, so Dippold, der in seine Ausführungen einen weiten Bogen über die Geschichte der Landwirtschaft in Oberfranken in den zurückliegenden Jahrhunderten spannte. Die Landwirtschaft sei dabei immer Veränderungen ausgesetzt gewesen und habe stets die Kraft gehabt sich immer wieder neu zu erfinden.
Ausgehend vom bisher bekannten frühesten Kartoffelanbau um 1647 in Pilgramsreuth im heutigen Landkreis Hof zog Bezirksheimatpfleger Dippold den Schluss, dass es ohne die Kartoffel keine industrielle Revolution gegeben hätte, denn die Kartoffel sei schnell ein beliebtes und weit verbreitetes Nahrungsmittel geworden. Für Dippold war deshalb auch klar: „Ohne Bauern keine Industrie“.
Fleiß, Wissen, Einsatz und Talent, das alles bescheinigte der Hofer Landrat Oliver Bär den erfolgreichen jungen Leuten, von denen einige künftig als Betriebsleiter tätig sein werden. „Wer sich in der Landwirtschaft engagiert, der engagiert sich auch in der Gesellschaft“, so der Landrat. Kaum eine Branche sei so entwicklungsaffin wie die Landwirtschaft und kaum eine Branche decke so viele Bereiche ab,.
Die folgenden frischgebackenen Landwirtschaftsmeister haben ihre Urkunden erhalten: Heinrich Ott aus Hirschaid im Landkreis Bamberg, Jochen Albrecht aus Haag, Manuel Arnold aus Pegnitz, Lukas Haberberger, ebenfalls aus Pegnitz, und Christian Schirbel aus Bad Berneck (alle Landkreis Bayreuth). Ferner Adrian Becker aus Coburg, Jakob Wunder aus Wiesenttal im Landkreis Forchheim, Matthias Bär aus Selbitz, Marisa Döhla aus Sparneck, Arnold Köppel aus Schwarzenbach an der Saale und Fabian Langheinrich aus Schauenstein (alle Landkreis Hof), Peter Hübner (in Abwesenheit) aus Kasendorf im Landkreis Kulmbach sowie Felix Reisenweber aus Untermerzbach im unterfränkischen Landkreis Hassberge.
Bilder: Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz überreichte die Meisterbriefe an 13 junge Leuten aus allen Teilen Oberfrankens.
Betriebshelfer händeringend gesucht / Gute Zahlen trotz leichtem Abwärtstrend: Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach als verlässlicher Partner der Landwirtschaft
Kulmbach, Die allgemeine Personalnot geht auch an den Maschinen- und Betriebshilfsringen nicht spurlos vorüber. „Wir brauchen dringend Leute, sonst können wir unsere Aufgaben nicht mehr bewältigen“, sagte Geschäftsführer Horst Dupke bei der Jahresversammlung des Maschinenrings Kulmbach.
Trotz Helferrückgangs habe der MR Kulmbach im zurückliegenden Jahr immer noch rund 17500 Stunden abdecken können. Der weitaus größte Teil davon entfällt auf die sozialen Betriebshilfe, die immer dann notwendig wird, wenn zum Beispiel ein Betriebseiter erkrankt, einen Unfall hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist oder zur Kur muss. Im Jahr 2021 waren es noch 22500 Stunden. Der Maschinen- und Betriebshilfsring verstehe sich dabei als der Ansprechpartner, der sämtliche Formalitäten erledigt und die Verhandlungen mit dem Sozialversicherungsträger führt. Kaum noch Nachfrage gebe es im Kulmbacher Land nach wirtschaftlicher Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen.
Die Tätigkeit als Betriebshelfer für den Maschinenring sei eine gute Möglichkeit, wenn es darum geht, Geld hinzuzuverdienen, sagte der Geschäftsführer. Auch für landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Beschäftigten in weniger arbeitsintensiven Zeiten nicht auslasten können. Gesucht seien aber auch Betriebshelfer in Festanstellung, sei es in Teilzeit oder in Vollzeit.
Auch die Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) ist auf der Suche nach Personal. In der GmbH haben die drei Ringe Bayreuth-Pegnitz, Fränkische Schweiz und eben Kulmbach ihre gewerblichen Aktivitäten ausgelagert. Wie Alexander Hollweg berichtete, seien vor allem Mitarbeiter für den Winterdienst, aber auch zur Grünflächen und Gehölzpflege gesucht. Von den drei Ringen seien zwar zusammen rund 170 Mitarbeiter im Einsatz, doch um weitere gewerbliche Aufträge annehmen zu können, seien auch weitere Arbeitskräfte notwendig. Auch ein Nachfolger für einen ausscheidenden Klauenpfleger werde händeringend gesucht.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, die Betriebshilfe im Landkreis Kulmbach auch künftig zu organisieren und sicherzustellen“, sagte der Vorsitzende Andreas Textores. Wenn auch der Trend leicht nach unten zeigt, so könne man auf die vorliegenden Zahlen dennoch stolz sein, so Geschäftsführern Horst Dupke. Dern Verrechnungswert aller erbrachten Leistungen bezifferte er auf 3,96 Millionen Euro, im Vorjahr waren es mit 4,04 Millionen Euro nur geringfügig mehr. Der Maschinenring Kulmbach hat aktuell 834 Mitglieder, 16 weniger als im Jahr zuvor.
Zweiter wesentlicher Aufgabenbereich des MR Kulmbach ist die Vermittlung von Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter- und Strohernte, das weite Feld der Landschaftspflege, die Körnerernte und –aufbereitung sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber hinaus sieht sich der Maschinenring als verlässlicher Partner, wenn es um die Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um Düngedokumentationen geht.
Wie in jedem Jahr wurden auch diesmal wieder die drei Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden besonders geehrt: Thomas Kraß aus Guttenberg, Dominic Hofmann aus Buchau und Karl Ludwig Hain aus Schwärzleinsdorf bei Stadtsteinach. Alle drei hatten im zurückliegenden Jahr jeweils mehre als 1000 Stunden geleistet. Nur Karl Ludwig Hain konnte die Ehrung persönlich entgegennehmen, die anderen beiden waren verhindert.
Bei der Jahresversammlung referierten Thomas Ludwig vom AGCO-Fendt-Konzert und Stefan Sack von CNH-Industrial-Konzern, zu dem die Marken Fendt und Steyr gehören, über Antriebssysteme der Zukunft. Beide kamen übereinstimmend zu dem Schluss, dass man im Bereich großer Traktoren nach wie vor nicht auf den Dieselmotor verzichten kann. Mittel- und langfristig sahen sie die Zukunft bei dezentral zu erzeugbaren Energien wie Methan, Methanol oder Wasserstoff. Auch synthetische Kraftstoffe, die auf chemischer Basis erzeugt werden, könnten eine Rolle spielen. Beide Konzerne steckten derzeit große Anstrengungen in entsprechende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Den klassischen Elektroantrieb stuften die beiden Experten zumindest für den landwirtschaftlichen Bereich aufgrund der dort herrschenden außergewöhnlichen Anforderungen als eher unwahrscheinlich ein.
Mikroorganismen für das Klimas / Sobac Deutschland GmbH zeigte Landwirten neue Wege zu fruchtbaren Böden – Infoveranstaltung in Alladorf
Alladorf. Für Düngemittel müssen die Bauern seit geraumer Zeit tief in die Tasche greifen, wenn sie überhaupt noch mineralische Dünger bekommen. Oft sind Düngemittel gar nicht mehr verfügbar und wenn, dann sind sie den hohen Preisen hilflos ausgeliefert. Dazu kommt der Ärger um die Gelben und Roten Gebiete, deren Ausweisung betroffenen Landwirten das Wirtschaften deutlich schwerer bis unmöglich macht.
„Wir sind an einem Wendepunkt, wo wir nach neuen Möglichkeiten suchen müssen“, so der für Oberfranken zuständige Fachberater Michael Ohlmann vom Unternehmen Dehner Agrar bei einer Informationsveranstaltung der Sobac Deutschland GmbH in Alladorf bei Thurnau. „Die Landwirte sind bereit umzudenken“ sagte Ohlmann. Wie sehr das Thema den Bauern unter den Nägeln brennt, zeigte der Besuch. Rund 120 Landwirte aus dem Kulmbacher Raum aber auch aus den Nachbarlandkreis Bamberg und Bayreuth waren ins neue Alladorfer Dorfhaus gekommen.
Bei der Sobac Deutschland GmbH handelt es sich um ein französischen Unternehmen, das einen Spezialdünger produziert, der auf pflanzlichen Komposten basiert und der den Humusaufbau im Boden deutlich verbessert. Der Einsatz von Mineraldünger wird dabei deutlich reduziert, was sich wiederum positiv auf die Bodenwerte auswirkt. Die Erträge bleiben trotzdem stabil, steigen im besten Fall sogar.
„Wir bauen in
Ihren Böden Humus auf und erhöhen ihre
Fruchtbarkeit. Sie reduzieren die mineralische
Düngung und sind bestens gerüstet um den roten
Gebieten die Stirn zu bieten“, sagte Anne-Christine
von Mülmann (Bild), Chefin der Sobac Deutschland. Ihren
Worten zufolge basiert das Konzept auf ausgewählte
Kulturen sowie pflanzliche Mikroorganismen und deren
Trägerstoffen. Es ist einsetzbar bei allen denkbaren
Kulturen, wie Mais, Raps oder Weizen, aber auch bei
Sonderkulturen wir Obst, Gemüse oder Kattoffeln und
sogar im Grünland.
„Unser Ziel ist es, die mineralische Düngung zu reduzieren“, so Anne-Christine von Mülmann. Vor dem Hintergrund zunehmender Trockenphasen müssten die Böden in Zukunft flexibler werden, um beispielsweise mehr Wasser und Nährstoffe speichern zu können. Mikroorganismen seien dafür unverzichtbar, denn sie ermöglichte es, dass die Böden mehr Humus produzieren und damit von besserer Qualität sind. Die Landwirte stellten damit nicht nur ihre Verantwortung gegenüber der nächsten Generation unter Beweis, sondern verbesserten auch die Rentabilität ihres Betriebes.
In den obersten 30 Zentimetern des Bodens befinden sich im Schnitt pro Hektar rund vier Tonnen Kalium, fünf Tonnen Phosphor und zwischen zwei und acht Tonnen Stickstoff, rechnete die Sprecherin vor. „Warum nutzen wir diese Nährstoffe nicht aus?“ Möglich sei dies durch den Einsatz verschiedenster Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen, Algen oder Pilzen. Mit deren Einsatz sei es möglich, pro Jahr und Hektar im Schnitt fünf Tonnen Kohlenstoff und 250 Kilogramm Stickstoff zu speichern.
As Unternehmen Sobac hat 150 Beschäftigte und erzielt einen Jahresumsatz von im Schnitt 40 Millionen Euro. Hergestellt wird der Spezialdünger im französischen Bourre, rund 150 Kilometer südlich von Paris. Vertrieben wird er unter dem Namen Quaterna Terra und Quaterne Aktiva.
Trotz negativer Rahmenbedingungen: WBV auf Wachstumskurs / Borkenkäfer hat Waldbesitzer nach wie vor im Griff – Kritik an europäischen Beschlüssen zur Holzverbrennung
Bayreuth.
„Wir müssen beim Waldumbau deutlich zulegen.“ Das
hat Michael Schmidt, Chef des Amtes für
Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg gefordert. Bei der
Jahresversammlung der Waldbauernvereinigung Bayreuth
in der Tierzuchtklause sprach Schmidt von einer sehr
ausgeprägten Dürre in ganz Oberfranken. Am
schlimmsten sei die Situation im Frankenwald, wo es
mehr als 10.000 Hektar Kahlflächen gebe. Über eine
Million Festmeter Schadholz seien allein im
zurückliegenden Jahr angefallen, mancher
Waldbesitzer habe buchstäblich alles verloren.
Auch auf dem Gebiet der WBV Bayreuth habe der Borkenkäfer den Waldbesitzern im angelaufenen Jahr jede Menge Schadholz beschert. „Der Borkenkäfer hat uns nach wie vor im Griff“, sagte der Vorsitzende Hans Schirmer. Die Aufarbeitung der Schadhölzer laufe auf Hochtouren, teilweise seien vier Harvester gleichzeitig im Einsatz. Auch wenn die Rahmenbedingungen derzeit nicht optimal sind, so seien die Preise glücklicherweise auf gutem Niveau geblieben. Um den gestiegenen Holzmengen Herr zu werden, habe die WBV zwischenzeitlich ihr Team um eine Bürokraft und um Förster Sebastian Kaufmann verstärkt.
Den Unmut des Vorsitzenden hatte ein EU-Beschluss zur Holzverbrennung hervorgerufen. Dem Beschluss vom Herbst zufolge soll die energetische Nutzung von Holz verringert und langfristig ausgebremst werden. „Das ist ja wohl der Gipfel“, schimpfte Vorsitzender Schirmer. Er sprach von einer „Riesensauerei“, wenn Holz tatsächlich nicht mehr als erneuerbare Energie gelten soll. Da könne man sich nur noch wundern, was in diesen Köpfen vorgeht, sagte Schirmer. Seinen Worten zufolge ist Holz der beste Klimaschützer, den man sich vorstellen könne. Deshalb müssten sich die Waldbauern gegen derartige Beschlüsse massiv zur Wehr setzen.
Laut Geschäftsführer Gerhard Potzel hat die WBV Bayreuth aktuell 1750 Mitglieder, 65 mehr als vor einem Jahr. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Waldfläche von 9388 Hektar Wald, 641 Hektar mehr als im Vorjahr. Insgesamt hatte die WBV 2022 für ihre Mitglieder 60.391 Festmeter Holz vermarktet. Im Jahr zuvor waren es noch 40.120 Festmeter. Mit über 50.000 Festmetern war die Fichte die mit großem Abstand häufigste Baumart. Der Rest setzt sich im Wesentlichen aus Kiefern und aus Brennholz zusammen. Größte Abnehmer sind die Sägewerke Ziegler in Plößberg und Gelo in Weißenstadt, beziehungsweise Wunsiedel.
Die WBV sei deshalb von großer Bedeutung, da die Bayreuther Region wesentlich von der Forstwirtschaft geprägt ist und negativen Naturereignisse eher noch zunehmen werden, sagte Landrat Florian Wiedemann bei der Versammlung. Gegen weitere Stilllegungen von Waldflächen sprach sich die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer aus. „Wir wollen weder Stilllegungen, noch Ausweitungen von Großschutzgebieten“, sagte sie. Dem pflichtete auch Karl Lappe, zweiter Vorsitzender der WBV und zugleich BBV-Kreisobmann bei. „Wald ist Natur und Natur wächst, man kann sie nicht stilllegen“, richtete er seine Worte an die Politik. Seinen Worten zufolge sei der Wald ein Zukunftswald, weil er immer mehr zum Energiewald wird und immer mehr Holz in die energetische Verwertung gehen muss.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen gab es wenig Veränderungen in der Vorstandschaft der WBV Bayreuth. Vorsitzender bleibt Hans Schirmer, 2. Vorsitzender der BBV-Kreisobmann Karl Lappe, dritter Vorsitzender und Geschäftsführer Gerhard Potzel. Stellvertretende Geschäftsführerin und Protokollführerin Anja Steinlein, Beisitzer Klaus Wunderlich. Neu gewählt wurden die weiteren beiden Beisitzer: Jonas Hartmann aus Bernreuth und Julian Hammon aus Weidenberg.
Bild: Der neue und alte Vorsitzende der WBV Bayreuth Hans Schirmer (rechts) überreichte dem Referenten Michael Schmidt, dem Leiter des zuständigen Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg einen Korb voller landwirtschaftlicher Produkte als Präsent.
Wie das Schnitzel auf den Teller kommt / Schule auf dem Bauernhof: Landfrauen wollen verstärkt für Projektwochen werben
Bayreuth.
Wo kommt eigentlich das Fleisch auf dem Burger her?
Wie ist das mit der Milch? Was ist eine
Biogasanlage? Auf all diese Fragen haben Landwirte
Antworten. Deshalb wollen sie sich verstärkt
einbringen, wenn es gilt, Schülern
Alltagskompetenzen zu vermitteln. Die Umsetzung des
Projektes „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“
ist deshalb meist in Form einer Projektwoche an
allen staatlichen Schulen verpflichtend. So richtig
funktioniert das allerdings noch nicht. Zum einen
gibt es zu wenige landwirtschaftliche Betriebe im
Landkreis, die dabei mitmachen. Zum anderen scheuen
viele Schulen den Besuch auf einem Bauernhof.
Auf Vermittlung der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer trafen sich deshalb Vertreter der Landfrauen mit Martin Richter vom Staatlichen Schulamt im Landkreis, um Wege zu finden, damit die Landwirtschaft bei den Alltagskompetenzen wieder eine Rolle spielt. Das sei auch dringend notwendig, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Große Teile der Gesellschaft hätten den Bezug zur Landwirtschaft komplett verloren. „Wir müssen bei den Kindern ansetzen, um zu vermitteln, wo die Milch und das Schnitzel herkommen“, sagte sie. Die Projektwochen kämen nicht so recht in die Gänge, weil sich die Akteure offensichtlich nicht finden, so Gudrun Brendel-Fischer. Hier gebe es Optimierungsbedarf.
Ursprüngliches Ziel der Landfrauen sei ein eigenes Schulfach „Alltagskompetenzen“ gewesen, erinnerte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Doch auch mit den Projektwochen könne man Kinder und Jugendliche erreichen. Ihrer Ansicht nach wäre es optimal, wenn sowohl dritte, als auch siebte Jahrgangsstufen jeweils einen Tag auf einem Bauernhof verbringen würden und das Erlebte tags darauf nacharbeiten könnten. Immerhin gebe es bereits an die zehn Betriebe im Landkreis Bayreuth, die daran teilnehmen.
Von den Schulen im Raum Bayreuth nannte sie konkret die Gesamtschule Hollfeld, die Johannes Kepler-Realschule und das Richard-Wagner-Gymnasium, beide in Bayreuth. Bei diesen Schulen gebe es bereits erfolgreiche Ansätze für eine Zusammenarbeit. Bei vielen anderen Schulen scheitere die Projektwoche auf dem Bauernhof zum einen am Lehrermangel, zum anderen am Unterrichtsausfall in der Folge von Corona. Viele Schulen würden sich für die Projektwochen gegen die Landwirtschaft entscheiden und beispielsweise mit dem Bayerischen Roten Kreuz zusammenarbeiten.
Die Landwirtschaft stehe dabei in einem gewissen Konkurrenzverhältnis, gab Schulrat Martin Richter zu bedenken. Gerade wenn die Schüler in höheren Klassen den Inhalt der Projektwoche mit entscheiden könnten, stehe die Landwirtschaft oft nicht gerade an erster Stelle. Er empfahl den Landfrauen, gezielte Pakete auszuarbeiten und die Schulen darauf hinzuweisen.
Eine Bäuerin, die bislang nur gute Erfahrungen mit Schulklassen auf dem Bauernhof gemacht hat, ist Tanja Strobl vom Fischlhof in Heroldsreuth bei Pegnitz. Viele Schüler seien sehr interessiert gewesen, die Lehrkräfte hätten das Angebot dankbar angenommen. Gerade jetzt, wo es so viele Vorurteile gegen die Bauern gibt, sei es wichtig, die Betriebe zu öffnen und die Realität zu zeigen. Das Angebotsspektrum sei dabei riesig. Es reiche von Energie und Ernährung über Holz und Wald bis hin zu Geologie und Imkerei.
Als Ergebnis des Gesprächs vereinbarten die Beteiligten, dass sie bei einer der kommenden Schulleiter-Dienstbesprechungen spätestens zu Beginn des nächsten Schuljahres das Projekt persönlich vorstellen. Dabei solle nicht nur um die breite Themenvielfalt gehen, die ein Bauernhof für die Durchführung einer Projektwoche bietet. Auch die Kostenseite soll beleuchtet werden, um festzustellen zu können, ob eventuell eine Beteiligung eines Fördervereins notwendig ist.
Bild: Wollen mehr Schulklassen auf landwirtschaftliche Betriebe einladen: Bäuerin Tanja Strobl aus Pegnitz, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Kreisbäuerin Angelika Seyferth und Bäuerin Petra Lodes aus Leups (von links).
Die Positionen der Landwirtschaft klar vertreten / Bauernverband vergab rund 100 Urkunden und Ehrenzeichen für langjährige aktive Ortsobleute – Karin Wolfrum zur Ehrenkreisbäuerin, Hermann Klug zum Ehrenkreisobmann ernannt
Saalenstein.
Fast 100 Ortsbäuerinnen und Ortsobmänner aus dem
Hofer Land hat der Bauernverband am Freitagabend in
Saalenstein für ihren teils jahrzehntelangen Einsatz
geehrt. Urkunden und Ehrennadeln gab es auch für
ausgeschiedenen Mitglieder des Kreisvorstandes, der
sich vor wenigen Monaten neu konstituiert hatte. Dem
bisherigen Kreisobmann Hermann Klug wurde außerdem
der Titel Ehrenkreisobmann verliehen, die bisherige
Kreisbäuerin Karin Wolfrum wurde zur
Ehrenkreisbäuerin ernannt.
Karin Wolfrum aus Gattendorf wurde 2002 als Nachfolgerin von Helga Schörner zur Kreisbäuerin gewählt. Bereits seit 1996 ist sie als Gemeinde- und als Kreisrätin politisch aktiv. Ihr wichtigstes Steckenpferd sei allerdings der Hofer Landfrauenchor, so Bezirksbäuerin Beate Opel. Sie überreichte Karin Wolfrum die Ernennungsurkunde. Mit dem Chor habe Karin Wolfrum viele Auslandsreisen absolviert und sei unter anderem schon in Italien, Finnland, Frankreich, Polen und Schweden aufgetreten. Landrat Oliver Bär hatte Karin Wolfrum zuvor als „extrem wortgewaltig“ beschrieben. Sie habe inhaltlich stets den Finger in die Wunde gelegt und die Positionen der Landwirtschaft klar vertreten.
Hermann Klug sei für den gesamten Verband ein stets verlässlicher Partner gewesen, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, der Klug als Mann des Ausgleichs beschrieb, dessen Wort stets Gewicht hatte. Hermann Klug wurde 1986 zum Ortsobmann von Isaar in der Gemeinde Töpen gewählt. Von 2003 bis 2022 gehörte er dem Kreisvorstand an, von 2002 bis 2007 war er stellvertretender Kreisobmann, von 2007 bis 2022 Kreisobmann in der Nachfolge von Heinz Bauer. Er gehörte unter anderem dem „Landesfachausschuss Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien“ an, war Mitglied im Prüfungsausschuss, im Vorstand des Rinderzuchtverbandes und in der Jagdgenossenschaft.
Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif war zuvor in seiner Rede vor allem mit den Wasserwirtschaftsämtern hart ins Gericht gegangen. Durch die Neuabgrenzung der Roten und Gelben Gebiete, die den Bauern aufgrund zahlreicher Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden Flächen erschweren bis praktisch unmöglich machen, würden viele Landwirte an ihre Existenzgrenzen gedrückt, sagte er. „Es geht ums Eingemachte“, so Greif. Nicht selten könnten betroffene Bauern nachweisen, dass es über Jahrzehnte hinweg leine Probleme gegeben habe, trotzdem würden sie aufgrund gemessener Werte an der nächsten Messstelle in Sippenhaft genommen. „Wir müssen mit dem Blödsinn aufräumen, der da mit uns gemacht wird, sagte der BBV-Bezirkschef. Allerdings machte er seinen Berufskollegen keine Illusion, es könne noch Jahre dauern, „bis wir aus der Show wieder raus sind“.
Landrat Oliver Bär pflichtete dem Verbandspräsidenten in Sachen Rote und gelbe Gebiete bei. Es sei rechtlich wenig haltbar, aus wenigen Daten eine Verpflichtung für viele zu machen. Absolut schwer nachvollziehbar sei es, dass daraus eine Existenzgefahr für jene Bauern herauskommt, die damit überhaupt nichts zu tun haben. Bär nannte die Landwirtschaft einen absolut prägenden Faktor in der Region, die landwirtschaftlichen Betriebe stünden maßgeblich dafür, wie sich ein Dort entwickelt. Der Landrat würdigte auch die Verbundenheit der Bauern zu ihrer Heimat und bedankte sich bei allen Aktiven, die über so viele Jahre die Fahne der Landwirtschaft im Landkreis hoch gehalten hätten.
Die Personen, die am längsten als Ortsobleute in ihren Dörfern aktiv waren sind: Rainer Findeiss (Maierhof), Hannelore Klug (Isaar), Günter Martin (Wurlitz) und Erika Streitberger (Töpen). Sie alle haben 35 Jahre lang mitgewirkt. Für 40 Jahre wurden Inge Dötsch aus Schönlind und Alfred Lottes aus Fleisnitz geehrt. 50 Jahre war Herbert Michl aus Löhmar dabei und 55 Jahre Erika Munzert aus Marlesreuth. Noch aktiv ist die Ortsbäuerin Gerda Roßberg aus Kautendorf, die für 40 Jahre geehrt wurde. Alle anderen Ehrungen erfolgten für 15, 20, 25 und 30 Jahre aktive Mitgliedschaft. Eine besondere Ehrung gab es für die ausgeschiedenen Kreisvorstandsmitglieder Roland Kießling, Uli Köppel, Irene Puchta-Döhler, Christina Martin-Kleiner, Christine Hohberger-Puff, Rainer Horn, Klaus-Dieter Bäger und Reinhard Köhler.
Bild: Hohe Ehrung: Karin Wolfrum wurde zur Ehrenkreisbäuerin und Hermann Klug zum Ehrenkreisobmann ernannt (von links): BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, stellvertretender Kreisobmann Andreas Wolfrum, Karin und Reinhard Wolfrum, Hermann und Hannelore Klug, Bezirksbäuerin Beate Opel, Kreisbäuerin Elke Browa und Landrat Oliver Bär.
„Denkfabrik für die Gesellschaft“ / BBV-Präsident Felßner fordert neues Selbstverständnis für den Bauernstand
Hirschaid.
„Umparken im Kopf“, das fordert der neue
BBV-Präsident Günther Felßner von seinen
Berufskollegen. Dem Verband will er dabei ein völlig
neues Selbstverständnis geben: „Wir sind nicht nur
für die zwei Prozent der Bevölkerung, also für die
Landwirte, da, wir haben vielmehr Zukunftslösungen
für alle Menschen, also für 100 Prozent“, sagt
Felßner bei der Bezirksversammlung des
oberfränkischen Bauernverbandes in Hirschaid.
Die Bauern müssten nicht zurück in die Mitte der Gesellschaft, wie es oft zu hören sei, die Bauern sind die Mitte der Gesellschaft. Was vom Rand kommt seien die Angriffe, etwa durch Tierrechtsaktivisten, die mit fragwürdigen Methoden arbeiteten und beispielsweise in Ställe einbrechen. „Wir liefern die Ideen für die Bevölkerung, wir sind die Denkfabrik der Gesellschaft, wir sind Anpacker“, machte er den Landwirten Mut. Man dürfe die gesellschaftliche Diskussion nicht denen überlassen, die sich auf der Straße ankleben und dann nach Thailand fliegen, so Felßner.
Ob Essen oder Energie, die Landwirtschaft habe für alles die Lösung. Deshalb würden die Bauern in Zukunft noch wichtiger, als in der Vergangenheit. Zumal sich die Weltbevölkerung innerhalb einer Generation verdopple, während der Flächenverbrauch immer mehr zunehme. Mehr Menschen und weniger Fläche: das könne so nicht weitergehen. Deshalb müsse der Verband weg von der reinen Lobbyarbeit und stattdessen neue Ideen entwickeln, die für alle Menschen von Bedeutung sind. „Raus aus der Opferhaltung und selbstbewusst auftreten, das muss unsere knallharte Strategie sein“, so Felßner.
Die Frage, ob es sinnvoll sei, Fleisch zu essen, beantwortete der BBV-Präsident mit einem klaren ja. Die gesamte Wissenschaft komme zu dem Ergebnis, das eine vielfältige und abwechslungsreiche Ernährung die beste Ernährung ist. Damit gehörten tierische Produkte unabdingbar dazu. Felßner räumte dabei auch mit dem Märchen auf, dass Fleisch und Milch dem Klima schade. Man könne doch eine Kuh nicht wie ein Auto mit Auspuff betrachten. Vielmehr sei der landwirtschaftliche Produktionsprozess CO-2-Neutral.
Zuvor
hatte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif Kritik an
der Politik geübt. Ob Pflanzenschutzreduktion oder
zweifelhafte Aussagen zum nachwachsenden Rohstoff
Holz: „Man fragt sich schon, was sich Politik und
Behörden so ausdenken“, sagte Greif. So gehe es
nicht weiter, für die konventionelle Landwirtschaft
sei die derzeitige Situation ohnehin schon ein
halber Todesstoß.
Bei der Neuabgrenzung der Roten und Gelben Gebiete, die den Bauern aufgrund zahlreicher Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden Flächen erschweren bis praktisch unmöglich machen, ging Greif mit den Wasserwirtschaftsämtern hart ins Gericht. „Wir kämpfen an allen Fronten dagegen“, sagte er. De Erklärungen des Wasserwirtschaftsamtes nannte er mitunter stümperhaft. „Da wird manchmal ein wenig Augenwischerei betrieben“, so Greif. Neben dem Flächenverbrauch stelle die Neuausweisung der Roten und Gelben Gebiete auch das größte Problem in den Landkreisen dar. Mehrere Kreisobmänner berichteten davon, dass die Wasserwirtschaftsämter gar nicht mit sich reden lassen, sondern den Bauern gleich empfehlen, den Klageweg zu beschreiten.
Bei der Bezirksversammlung wurde die langjährige Kreis-, Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller aus Wingersdorf im Landkreis Bamberg zur Ehrenbezirksbäuerin ernannt. Urkunden erhielten auch die ausgeschiedenen Kreisobleute Edgar Böhmer (Bamberg), Heidi Bauersachs (Coburg), Rosi Kraus (Forchheim), Karin Wolfrum (Hof), Rosa Zehnter (Kronach), Wilfried Löwinger (Kulmbach) und Bezirksvorstandsmitglied Peter Schlund (Bamberg).
Bilder:
1. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif,
Bezirksbäuerin Beate Opel (von links) sowie
BBV-Direktor Wilhelm Böhmer und BBV-Präsident
Günther Felßner (von rechts) haben Anneliese Göller
zur Ehrenbezirksbäuerin ernannt.
2.
Ehrung für ausgeschiedene Kreisobmänner und
Kreisbäuerinnen beim BBV Oberfranken (von links):
Peter Schlund, Wilfried Löwinger, Rosa Zehnter,
BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, Karin Wolfrum,
BBV-Präsident Günther Felßner, Edgar Böhmer, Rosi
Kraus, Heidi Bauersachs, Bezirksbäuerin Beate Opel
und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Ökofranken sind pleite / Insolvenz des „Vermarktungszusammenschlusses für ökologisch-regionalen Landbau eG“
Itzgrund. Der Vermarktungszusammenschluss für ökologisch-regionalen Landbau (Ökofranken) mit Sitz in Welsberg, Gemeinde Itzgrund im Landkreis Coburg ist insolvent. Das geht aus einem Schreiben von Rechtsanwalt Gunther Neef von der Kanzlei Schwarzrecht in Hof an ein Ökofranken-Mitglied hervor, das der Redaktion vorliegt. Rechtsanwalt Neef wurde vom Insolvenzgericht Coburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. In dem Schreiben macht der Anwalt Forderungen der Insolvenzschuldnerin gegenüber dem Mitglied in mittlerer fünfstelliger Höhe geltend, die binnen zwei Wochen zu begleichen seien.
Das Mitglied, ein Ökolandwirt aus dem Fränkischen, geht fest davon aus, dass die Rückforderungen keine Grundlage haben. Er habe schon lange mit der Insolvenz gerechnet, so der Landwirt. Eigentlich seien die Ökofranken schon vor zwei Jahren erledigt gewesen. „Die hätten schon viel früher Insolvenz anmelden müssen.“ Er habe mittlerweile einen Fachanwalt eingeschaltet, der auch zahlreiche andere Mitglieder vertritt. Die Ökofranken eG müsste nachweisen, dass die Forderungen rechtens sein, was zum größten Teil wohl nicht der Fall ist. Bestätigt sieht sich das Mitglied dadurch, dass ein Gericht vor einiger Zeit die Rückforderungsklage der Ökofranken gegen einen Mitgliedsbetrieb bereits abgewiesen hatte.
Dem Vernehmen nach stehen insgesamt Forderungen in Höhe von rund zwei Millionen Euro im Raum. Wenn Vorstand und Geschäftsführung kein persönliches Verschulden nachzuweisen ist, bleiben die Mitglieder in jedem Fall auf ihren Einlagen sitzen.
Die Erzeugergemeinschaft Ökofranken war bereits in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfen des Missmanagements ausgesetzt. Das System hätte so funktionieren sollen, dass die beteiligten Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und entsprechend ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie vermarktet werden konnte, bekamen die Landwirte danach eine Abschlusszahlung. Dabei konnte es allerdings auch passieren, dass die Abschlagszahlungen höher waren als die späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen wurden Gelder aus den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das hatte bei den Betroffenen für erheblichen Ärger gesorgt. Die Verantwortlichen sahen das Hauptproblem darin, dass die Andienungspflicht nicht konsequent umgesetzt wurde. Allerdings wurden auch die Vermarktungspools 2017 und 2018 erst verspätet aufgelöst, wodurch die Ertragssituation nicht besser, sondern schlechter wurde.
Vorstand Roland Schrenker, Landwirt aus Treppendorf bei Hollfeld im Landkreis Bayreuth, hatte noch vor gut einem Jahr gegenüber dem Wochenblatt bestätigt, dass rund 120 von den insgesamt 300 Mitgliedern der Gemeinschaft zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen leisten sollten. Die Mitglieder zweifelten allerdings schon damals an, ob die Rückforderungen rechtens und nicht teilweise längst verjährt sind. Konkret sollten Mitglieder, die zwischen 2017 und 2020 nicht geliefert hatten pro zehn Hektar Fläche, für die sie gezeichnet haben, mit 1500 Euro pro Hektar und Jahr zur Kasse gebeten werden. Die Ordnungsgelder sollen nach Ansicht von Mitgliedern allerdings schon damals eher dazu dienen, eine Insolvenz abzuwenden. „Eine Insolvenz steht im Raum, wenn es hart auf hart kommt, wird sie unvermeidbar sein“, sagte ziemlich genau vor einem Jahr ein Landwirt gegenüber dem Wochenblatt. Nun ist die Insolvenz also Realität geworden.
Damals wie heute sieht der Landwirt, dessen Name der Redaktion bekannt ist, das Problem hauptsächlich in der Person des Geschäftsführers, der von Anfang an nicht in der Lage gewesen sei, seine Aufgaben satzungsgemäß durchzuführen. „Da sind Geschäfte getätigt worden, bei denen nichts verdient wurde“, sagt der Landwirt. Vermutlich sei sogar Vertragsware teuer zugekauft worden, um Lieferverträge zu erfüllen.
Die Ökofranken eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte nach diversen Ökostandards. Die Genossenschaft beschäftigte einen hauptamtlichen Geschäftsführer und einen Mitarbeiter für Büro und Lager.
Torsten Gunselmann vom BBV Oberfranken bedauert die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. „Wir sind prinzipiell sehr daran interessiert, dass Landwirte ihre Produkte bündeln können“, so Gunselmann, der auch Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken ist. Gerade der Ökolandbau sei auf diese Bündler angewiesen. Da sei die Ökofranken eG schon ein wichtiger Partner gewesen. Er hoffe nun sehr, dass anderen Erzeugergemeinschaften nicht auch das Vertrauen entzogen werde, „nur weil eine Gruppe weniger Akteure offensichtlich handwerkliche Fehler gemacht hat“. Gerade die Erzeugergemeinschaften seien ein wichtiger Baustein.
Vorstand Roland Schrenker teilte mit, dass er keine Stellung nehmen könne, bestätigte jedoch, dass ein Beschluss des Amtsgerichts Coburg vorliege. Über den Inhalt wollte er zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben. Insolvenzverwalter Gunther Neef hatte bis zum Redaktionsschluss nicht auf eine entsprechende Anfrage geantwortet.
Abenteuer Afrika: Ein Beruf – Zwei Welten / Erfolgreiches Partnerschaftstreffen mit Landfrauen aus Kenia – Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel in Afrika: „Wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben“
Kulmbach. „Dort lebt man viel entspannter, da könnte man sich schon mal eine Scheibe abschneiden“, sagt Beate Opel. Die Kulmbacher Kreisbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin ist vor wenigen Tagen aus Afrika zurückgekommen. Mit einer achtköpfigen Delegation bayerischer Landfrauen hatte sie im Rahmen eines ehrgeizigen Austauschprojektes in einigen Gemeinden im Westen Kenias Berufskolleginnen besucht. Das Ganze soll keine Einbahnstraße sein: „Wir wollen unser Wissen weitergeben und dabei selbst auch etwas lernen“, so Beate Opel.
Das Projekt „Internationale Zusammenarbeit“ der bayerischen Landfrauen, das bereits seit einigen Jahren läuft, soll vor allem Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Es gebe bereits einen Interessensverband für kenianische Landfrauen, in dem junge Frauen grundlegende Kenntnisse erwerben können. Ziel sei es, ein nachhaltiges Einkommen zu generieren und damit die Lebensverhältnisse vor Ort zu verbessern.
Für Beate Opel war es vor allem ein Blick über den Tellerrand. Auch dort finde Landwirtschaft statt, allerdings in anderen Verhältnissen, aber sehr vielseitig aufgestellt. Die am häufigsten angebaute Frucht sei der Reis. Aber zum Beispiel auch Bananen spielten eine große Rolle. Ansonsten gebe es Ackerbau, Milchvieh und Geflügel. „Wir haben zwar den gleichen Beruf, leben aber in zwei Welten“, sagt die Kreis- und Bezirksbäuerin, für die es die erste Reise nach Afrika war. Mit dabei waren diesmal unter anderem die neue Landesbäuerin Christine Singer aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, deren beide Stellvertreterinnen Christine Reitelshöfer aus Mittelfranken und Christiane Ade aus Schwaben sowie Projektleiterin Angelika Eberl von der Gesellschaft „BBV Landfrauen Internationale Zusammenarbeit“.
Seit 2017 bemühen sich Landfrauen in Bayern darum, die Lebensverhältnisse ihrer Berufskolleginnen in West-Kenia durch die Förderung neuer Erkenntnisse und das Anstoßen von Innovationen zu verbessern. Das Projekt findet unter dem Dach einer Sonderinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung statt und wird von dort auch gefördert und finanziert. Grundgedanke ist es, die Ausbildungsmöglichkeiten zu fördern und damit auch zur Gleichstellung von Frauen innerhalb der Familien und der Gesellschaft beizutragen.
Kritischen Stimmen des Afrika-Engagements bayerischer Landfrauen hält Beate Opel entgegen, dass es doch nichts schlechtes sein kann, sein Wissen an andere weiterzugeben. „Auch wir können von den afrikanischen Bäuerinnen lernen, wenn es beispielsweise darum geht, unsere Ansprüche ein wenig zurückzuschrauben.“ Ein Ziel sei durch das Projekt bereits erreicht worden: In West-Kenia, genauer in Siaya, Kakamega und Bungoma gibt es bereits einen Landfrauenverband, die „Woman Farmers Assoziation of Kenya“. Er organisiert Weiterbildungen und veranstaltet sogar einen eigenen Landfrauentag, bei dem sich die Bäuerinnen untereinander austauschen können. „Wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sie sich vernetzen, ehrenamtlich engagieren, untereinander austauschen und den Kontakt zur Politik suchen“, das legten die bayerischen Landfrauen ihren kenianischen Kolleginnen ganz besonders ans Herz.
Sprachliche
Probleme habe es nicht gegeben: Mit ein wenig
englisch komme man gut durch, außerdem war ein
Dolmetscher immer dabei. „Man versteht sich auch so,
schließlich sind wir durch die Landwirtschaft eng
miteinander verbunden.“ Um sich gegenseitig besser
kennen zu lernen, haben die Bayerischen Bäuerinnen
Fotos ihrer Familien und ihrer Betriebe mitgebracht.
So könnten auch die afrikanischen Landfrauen sehen,
wie hierzulande gelebt und gewirtschaftet wird. Was
die Kreis- und Bezirksbäuerin besonders schätzt: die
außergewöhnliche Gastfreundschaft. Bei sämtlichen
Zusammenkünften sei gesungen, getanzt und auch
gebetet worden. Überhaupt sei es ein beeindruckendes
Land, so die Kreis- und Bezirksbäuerin.
Damit das Projekt nicht zur Einbahnstraße wird, waren vor Corona auch acht Bäuerinnen aus Afrika zu Gast auf bayerischen Höfen, konnten hier mitarbeiten und wertvolle Erfahrungen sammeln. Sie sollen in ihrer Heimat als Multiplikatoren wirken und ihre erworbenen Kenntnisse an die Bäuerinnen zuhause weitergeben. Das Projekt habe gute Chancen, fortgesetzt zu werden. Auch diesmal werde es wohl wieder einen Gegenbesuch geben, zeigt sich Beate Opel optimistisch.
Bilder:
1. Auf
einer Farm trafen sich die bayerischen Landfrauen
mit Berufskolleginnen aus Kenia. Mit dabei war auch
die Kulmbacher Kreis- und oberfränkische
Bezirksbäuerin Beate Opel (7. von rechts).
2. Gruppenbild der Vorstandschaften der Counties
Kakamega, Siaya und Mongoma mit der bayerischen
Landfrauendelegation, darunter Kreis- und
Bezirksbäuerin Beate Opel (sitzend links).
3. Das Leben spielt sich auf der Straße ab: Die
Bananenverkäuferin trafen die bayerischen Landfrauen
in Kenia.
Alle Bilder: privat
Premium-Qualität aus Süddeutschland / Vertragsübergabe: Müller Grippe setzt verstärkt auf Haltungsform 3
Bayreuth.
Für alle Beteiligten war es ein richtungsweisender
Schritt: Die Müller Gruppe setzt künftig bei Rindern
und Jungbullen verstärkt auf die Haltungsform 3.
Dazu wurden am Schlachthof in Bayreuth die
entsprechenden Verträge zwischen Erzeuger, Bündlern
und Vermarktern offiziell übergeben. „Damit setzen
wir künftig auf Premium-Qualität“, sagte Martin
Müller, Geschäftsführer der Müller Fleisch GmbH,
eines der führenden deutschen Unternehmen der
Fleischwirtschaft. Das produzierte Fleisch wird
künftig unter dem Label „Müller´s Landrind ***“
vermarktet.
Die Müller Gruppe habe sich schon seit langem zur Initiative Tierwohl bekannt, sagte der Geschäftsführer. Die aktuellen Vertragsbindungen gelten für die drei Standorte Birkenfeld bei Pforzheim, Ulm und Bayreuth. Die nun unter Vertrag stehenden landwirtschaftlichen Betriebe seien durch die Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft (QAL) in Vierkirchen auditiert.
Mit der Vertragsbindung honoriere die Müller Gruppe den zusätzlichen Aufwand der Landwirte für die Modifikation der betrieblichen Rahmenbedingungen an die Haltungsform 3. Dazu gehörten unter anderem ein größeres Platzangebot, ein Laufstall, das Angebot von Außenklimareizen und die Fütterung ohne gentechnisch veränderte Organismen. Zusätzlich seien Qualitätsmerkmale wie Alter, Gewicht, Handelsklassen und Rassen bei den Mastbullen vorgegeben. Nach den Worten von Martin Müller sind bereits 50 Landwirtschaftliche Betriebe, im Wesentlichen aus Bayern und Baden Württemberg mit dabei. Sie lieferten in einem ersten Schritt jährlich mehr als 8000 Mastbullen. Sämtliche Verträge hätten eine Laufzeit von ein bis zwei Jahren.
Die Belieferung erfolge bereits seit Jahresbeginn. Der Müller Gruppe und den Partnern lägen bereits zahlreiche positive Rückmeldungen vom Handel in Süddeutschland vor. Parallel dazu würden die bereits seit längerem laufenden Jungbullenverträge der Haltungsform 2 beibehalten. Sie hätten nach wie vor ihre Berechtigung am Markt. Gleichzeitig arbeite die Müller Gruppe an einer Vermarktungsstrategie bei der auch weibliche Rinder der Haltungsform 3 einer besseren Wertschöpfung zugeführt werden.
„Wir wollen mit diesem Schritt darstellen, dass das Ganze in Bewegung ist“, sagte Geschäftsführer Sebastian Brandmeier von der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben. Er sprach von einer für die Zukunft wegweisenden Entscheidung. Wichtig sei auch, dass den Betrieben mit den Verträgen eine Perspektive gegeben wird. Josef Ebert von der Viehzentrale Südwest sah einen positiven Impuls, „dass in der Landwirtschaft etwas vorwärts geht“. Nun müsse man sehen, was der Markt hergibt.
Zur Müller Gruppe gehören die Unternehmen Müller Fleisch, Bayreuther Fleisch, Ulmer Fleisch, Ingolstädter Fleisch sowie Süddeutsches Schweinefleischzentrum.
Bild: Die Geschäftsführer Sebastian Brandmeier von der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben, Martin Müller von der Müller Fleisch GmbH, Josef Ebert von der Viehzentrale Südwest und Stefan Rossmann von der Ulmer Fleisch GmbH (von rechts) bei der Übergabe der Dreiecksverträge zwischen Erzeugern, Bündlern und Vermarktern im Bayreuther Schlachthof.
Bauern fordern Mehr Toleranz und Wertschätzung / Landwirtschaft in der Region klagt über hohe Belastungen durch überzogene Forderungen
Hof. Umweltvergifter, Luftverpester, Tierquäler: Bauern sehen sich vielen Vorwürfen ausgesetzt. Kaum eine Branche steht so im Kreuzfeuer der Kritik, wie die Landwirtschaft. Doch stimmen die Vorwürfe wirklich? In einigen wenigen Fällen mag dies zutreffen. Der weitaus größte Teil der Betriebe steht genau für das Gegenteil. Denn viele Landwirte in Bayern und auch im Hofer Land haben pfiffige und auch nachhaltige Ideen. Sie setzen auf Klimaschutz und Tierwohl, doch Politik und Gesellschaft stellen dennoch ständig neue Forderungen. Wie gehen sie damit um?
Auch Landwirte haben Forderungen an die Gesellschaft. „Die Bauern fordern vor allem Respekt und Vertrauen. Wir haben bestmöglich ausgebildete Landwirte, die jeden Tag unter Beweis stellen, was sie können“, sagt Thomas Lippert, Geschäftsführer des Bauernverbandes Hof/Wunsiedel. Allerdings sei die Halbwertszeit politischer Ziele mit der Lebenswirklichkeit der Landwirte nicht vereinbar. Richtungsänderung könnten Landwirte erst mitgehen, wenn Investitionen auch abbezahlt sind.
„Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit schließen sich im Moment schon aus“, meint Lippert und macht dies am Beispiel der Tierhaltung fest: Sie sei die beste Alternative, um Grünland zu verwerten, wirtschaftlich sei das derzeit nicht immer. Ganz konkret nennt der BBV-Geschäftsführer eine Pflichtstillegung von Ackerland mit dem Flächenfrass nicht vereinbar. Als große Herausforderungen für die Landwirtschaft bezeichnet Lippert derzeit die Roten Gebiete in der Düngeverordnung und den Bau des Süd-Ost-Links.
„Wer fordert muss auch handeln“, sagt Andreas Wolfrum, stellvertretender BBV-Kreisobmann aus Döberlitz. „Möchte ich beispielsweise ausschließlich regionale Produkte, dann sollte ich auch nur diese kaufen. Denn damit unterstütze ich die heimische Landwirtschaft am meisten.“ Lose Forderungen an Landwirte stellen und letztlich an der Ladenkasse doch wieder das billigste Produkt kaufen, das helfe niemandem. Leider entscheide die Regierung derzeit über die Köpfe der Bauern hinweg, so Wolfrum. Das beste Beispiel dafür sei die neue Ausweisung der Roten Gebiete. „Hier wurde wieder an jeder Realität vorbei entschieden und keine Praktiker mit ins Boot geholt um von Region zu Region Lösungen zu erarbeiten“ Wolfrum zufolge schließen sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht aus. Im Gegenteil: sie gingen auf landwirtschaftlichen Familienbetrieben oft Hand in Hand. Leider brächten politische Entscheidungen dies oft ins Ungleichgewicht. „Wir arbeiten in Generationen, entwickeln und stets weiter. Das wird leider oft verkannt.“
Gerade die neue Agrarreform aus Brüssel werde dazu führen das innerhalb Europas besonders in Deutschland immer weniger Lebensmittel angebaut werden können. Es werde auf bestem Ackerland extensiviert. Oft reichten die Qualitäten des Getreides dann maximal noch als Tierfutter. Wolfrum: „Lebensmittel kommen dann zukünftig aus Südamerika. Die Umweltstandards dort? Fehlanzeige- es gibt keine! Wollen wir das?“ Für Wolfrum das größte Problem: die Bürokratie. „Ich will Landwirt sein, mich um meine Tiere kümmern. Meiner Felder und Wiesen nach bestem Wissen bewirtschaften. Aber bis ich das darf muss ich erst mal Monate lang Anträge stellen, Kontrollen vorbereiten und abarbeiten, Programme mit Düngermengen füllen, weiterbilden und so weiter.“
Für den Nebenerwerbslandwirt Matthias Knöchel aus Konradsreuth ist es die grundsätzliche Frage, ob ein gegenseitiges Fordern von Bauern und Gesellschaft zielführend ist, oder man nicht doch miteinander gemeinsam eine Richtung in gewissen Thematiken einschlagen sollte. Erfreulich wäre es, wenn die Gesellschaft nicht immer direkt die Landwirte verurteilt. Ein Wechsel des Blickwinkels, Aussagen hinterfragen und nicht direkt jede Meldung glauben und Mitläufer, beziehungsweise Stimmungsmacher sein, wäre ein guter Anfang, sagt Knöchel.
Gefühlt wisse jeder besser Bescheid als die vom Staat ausgebildeten Landwirte. „Aber niemand traut sich zu fragen warum und wieso machst du das so wie es gemacht wird.“ Viele Meldungen beruhten nun mal leider nicht mehr auf einer neutralen Berichterstattung und schadeten damit auch in großen Maßen dem Image. Auf im eigenen Land erzeugte Produkte sollte mehr Wert gelegt werden, zumal diese Branche auch Wirtschaftsmotor in jeder Region ist und das Geld vor Ort bleibt.
Die Regierung sei primär wegweisend durch Gesetze, Maßnahmen und Förderung. Verbände und Zusammenschlüsse arbeiteten konstruktiv mit, dass umsetzbare Lösungsansätze entstehen. Jedoch fruchte dies nicht immer und bei einem Wechsel der Regierung seien plötzlich ganz andere Themen wieder wichtig und das bisher gelernte komplett hinfällig. Knöchel: Die Landwirtschaft ist so vielfältig, schnelllebig und komplex wie nie: Boden, Natur, Technik, Niederschlag.“ Selbst innerhalb eines Landkreises gebe es oft starke Unterschiede. Die Entscheidungskraft und Ermessensspielraum sollte wieder etwas weiter in Richtung der Landwirtschaftsämter vor Ort gerückt Was man oft hört, dass die Förderung ein „Bonus“ für gute Landwirte sei, so ist dem nicht. Ohne Förderung ist die Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit nicht gegeben.
Auch Knöchel meint, dass man gleichzeitig nachhaltig und auch wirtschaftlich produzieren und arbeiten könne. Die Frage sei aber doch, in welchem Rahmen man das betrachtet. Bei globalen Märkten habe man schlichtweg keine Chance, wenn man die höchsten Qualitäts-, Umwelt- und Tierwohlstandards und Mindestlohn hat. Dann sei das ausländische Produkt mit Transport unterm Strich einfach billiger. Hier sei man schlichtweg nicht auf einem Nenner, „Äpfel und Birnen kann man nicht vergleichen.“
Knöchel gibt auch zu bedenken, dass der Landwirt nicht mit einer 40-Stunden-Woche rechnet, sondern das macht, was gemacht werden muss. Defizite würden durch mehr Arbeit ausgeglichen, mit einem zweiten Standbein oder einfach damit, dass man in ein Anstellungsverhältnis geht und der Betrieb so nicht weitergeführt wird. Außerdem sei die Bürokratie mittlerweile nicht praktikabel. Der Landwirt spricht von „Unmengen an Meldungen und Dokumentation, teilweise mit Sinn oder nicht“. Auch hier gelte wieder, wer bezahlt die Mehrarbeit?
In erster Linie fordert Knöchel von der Bevölkerung mehr Toleranz und Wertschätzung. „Wir haben Greening und Cross Compliance erfüllt, das Volksbegehren „Rettet die Bienen“, Gewässerschutzstreifen angelegt, überall Schutzgebiete, Verbote und Einschränkungen bei der Düngung und so weiter. Regelmäßig stellen wir uns neu auf. „Im Privatgarten aber darf gemacht werden, was man will. In der Industrie sieht man hinter der schönen Glasfassade nicht was passiert. Eine Entschärfung im Ton mancher Leute wäre einfach für das Gemüt gut.
„Mit Herz und Hand smart fürs Land“ / Landwirtschaftlicher Berufswettbewerb auf Kreisebene gestartet
Bayreuth.
Sie sind aktuell die besten Junglandwirte aus den
Landkreisen Bayreuth und Kulmbach: Alexander Gahn
aus Burgkunstadt, der seine Ausbildung auf dem
Betrieb von Gerhard Reif in Gössmannsreuth macht,
Luca Eckert aus Waischenfeld und Nicolas Trapper aus
Peesten. Sie landeten beim landwirtschaftlichen
Berufswettbewerb auf Kreisebene auf den ersten drei
Plätzen. Nachdem sich die ersten sieben von
insgesamt 45 Teilnehmern für den Bezirksentscheid
qualifizierten, dürfen sich auch Rene Hampel aus
Neuenmarkt (4. Platz), Alexandra Winkler aus
Großhaberdorf (5. Platz), Lucas Hirschmann aus
Thurnau (6. Platz) und Alina Sendelbeck aus
Gottsfeld bei Creußen (7. Platz) über ihr
erfolgreiches Abschneiden beim Berufswettbewerb
freuen.
Die Wettbewerbsaufgaben zeichneten sich auch diesmal wieder durch Praxisnähe und einen starken Bezug zum beruflichen Alltag aus. Nachdem er im zweijährigen Turnus stattfindet und beim letzten Mal Corona-bedingt ausgefallen war, nahmen diesmal Absolventen des Berufsgrundschuljahres sowie des ersten und zweiten Praxisjahres daran teil.
Gefragt
waren fachliche Kenntnisse, handwerkliche
Fertigkeiten, ein gutes Allgemeinwissen, dazu
Sozialkompetenz und Redegewandtheit. Da ging es
beispielsweise um Fragen aus den Bereichen Politik,
Zeitgeschichte, Geographie und Sport. Die Teilnehmer
sollten fünf Disziplinen des
Leichtathletik-Wettkampfes benennen und mussten
wissen, welches Nicht-EU-Land an Deutschland grenzt
(die Schweiz).
Im Praxisteil sollten sich Auszubildende in der Landwirtschaft mit Futtermitteln, mit Saatgut und mit einzelnen Werkstoffen gut auskennen. Auch technisches Geschick war gefragt, etwa als es darum ging, einen Flaschenöffner aus Metall herzustellen. Außerdem lautete eine Aufgabe, den eigenen Betrieb, beziehungsweise den Lehrbetrieb in Form eines Kurzreferates vorzustellen.
Der
Berufswettbewerb der Landjugend steht diesmal unter
dem Motto „Mit Herz und Hand – smart fürs Land“.
Bundesweit nehmen daran insgesamt rund 10000,
bayernweit rund 2000 junge Nachwuchskräfte im Alter
teil und stellen ihr berufliches Wissen und
praktisches Können unter Beweis. In Bayern findet
der Wettbewerb an 45 Schulstandorten statt.
Ziel ist es, aufzuzeigen, dass die Ausbildung in einem Grünen Beruf das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft ist und Perspektiven zur Mitgestaltung eröffnet. „Wer hier sein Können unter Beweis stellt, kann nicht nur beim Berufswettbewerb punkten, sondern schafft sich auch für das spätere Berufsleben beste Grundlagen und ein berufliches Netzwerk mit Gleichgesinnten“, heißt es von Seiten des Bauernverbandes.
Im
Zuge der Corona-Lockdowns seien die Leistungen der
heimischen Landwirtschaft wieder mehr ins
öffentliche Bewusstsein gerückt, sagte der
Bayreuther Landrat Florian Wiedemann. Der Wettbewerb
soll dazu beitragen, der Öffentlichkeit vor Augen zu
führen, welche interessante und abwechslungsreiche
Berufe der Wirtschaftszweig Landwirtschaft zu bieten
habe, so Bayreuths 3. Bürgermeister Stefan Schuh.
„Der Wettbewerb ist auch ein stückweit Werbung für
unseren bäuerlichen Berufsstand“, sagte die
oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel. Sie
schrieb den jungen Leuten ins Stammbuch: „Ihr seid
die Zukunft, lasst uns gemeinsam den Bauernstand
hochhalten.“
Für die besten jungen Frauen und Männer auf Kreisebene geht es am 28. März beim Bezirksentscheid weiter. Die Bezirkssieger treffen sich am 3. und 4. Mai in Weiden in der Oberpfalz zum Landesentscheid. Die Entscheidung, wer zu Deutschlands Besten in den Sparten Landwirtschaft, und Hauswirtschaft gehört, fällt vom 19. bis 23. Juni 2023 in Echem in Niedersachsen.
Bilder:
1. Eingerahmt von der Gratulanten präsentierten die
sieben Erstplatzierten ihre Urkunden. Alle sieben
nehmen Ende März am oberfränkischen Bezirksentscheid
teil.
2. - 4. Beim Landwirtschaftlichen Berufswettbewerb
war auch jede Menge technisches Geschick gefragt.
Fischotter bedroht oberfränkische Teichwirtschaft / Beutegreifer gefährden Existenz vieler Betriebe – Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken
Himmelkron.
Oberfrankens Teichwirte klagen über immense Schäden
durch eine extrem angestiegene Fischotterpopulation.
„Wir können unsere Fische doch nicht als Vogelfutter
entwerten lassen“, sagte der Vorsitzende Dr. Peter
Thoma aus Thiersheim bei der Jahreshauptversammlung
der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron.
Er hatte einen seiner Teiche eigens für die
Eröffnung der Karpfensaison im September mit rund
100 Karpfen besetzt, fünf davon hatten die
Fischotter übrig gelassen. Ein Grund dafür, dass dem
bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder damals
bei den Eröffnungsfeierlichkeiten Schweineschäufele
statt Karpfen serviert werden musste, was bayernweit
für Aufsehen gesorgt hatte.
Notfalls müsse man seine Teiche auch mal leer lassen, schlug Thoma vor. Vielleicht könne man so der Bevölkerung klar vor Augen führen, wie wichtig eine funktionierende Teichwirtschaft ist. Wo sollten Frösche oder Insekten hin, wenn es keine Uferrandstreifen mehr gibt, sagte er. „Wir erwarten von der Regierung, dass sie reagiert, wenn Gefahr in Verzug ist“, so der oberfränkische Bauernverbandspräsident Hermann Greif. Es könne nicht angehen, dass man derartige Beutegreifer kommen und überhand nehmen lässt und erst dann etwas unternimmt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Greif: „Wenn wir das nicht endlich begreifen, dann war es das mit dem Kulturgut Teich“.
„Die Zeit drängt“, warnte auch Alexander Horn, Fischotterberater für das östliche Oberfranken und die nördliche Oberpfalz. Er ging davon aus, dass der Otter die Teichwirte noch einige Zeit im Atem halten werde. Alexander Horn wies aber auch darauf hin, dass der Fischotter kein bayerisches und auch kein deutsches, sondern ein internationales Problem ist. Deshalb bedürfe es einer internationalen Zusammenarbeit, um das Problem zu lösen.
Auch die anderen Beutegreifer seien noch nicht vom Tisch, sagte Vorsitzender Thoma. Vor allem beim Silberreiher stelle man zunehmende Populationen fest. Weniger Probleme mache dagegen im Moment der Kormoran. Einiges getan habe sich auch beim Biber. Nicht sein dürfe es allerdings, dass neue Naturschutzgebiete wie derzeit in Nassanger bei Trieb im Landkreis Lichtenfels ausgewiesen werden sollen, in denen ein generelles Jagdverbot herrscht. Im Falle der Ausweisung rechnen wird dort über kurz oder lang mit neuen Brutkolonien des Kormoran.“
Doch
auch über die Problematik durch den Fischotter
hinaus hat es die Teichwirtschaft derzeit gerade
nicht leicht. Geschäftsführer Otto Norbert Grußka
musste berichten, dass zwei Teichbetriebe im
zurückliegenden Jahr wegen Wassermangels aufgegeben
haben. Der Wassermangel werde uns in den kommenden
Jahren noch verstärkt treffen, sagte er. „Wir
steuern dabei auf Verhältnisse zu, wie im Libanon“,
so Grußka. Ein weiterer Betrieb hatte wegen der
ebenfalls zunehmenden Starkregenereignisse einen
Totalschaden erlitten.
Bei der Politik sei die Problematik längst angekommen, versicherte Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU im Bayerischen Landtag. „Wir brauchen einen rechtssicheren Beschluss, dass der Fischotter ebenfalls erlegt werden kann“, sagte er. Hintergrund sei, dass die Naturschutzverbände bereits Klage gegen eine solche Entscheidung angekündigt hatte. Es werde kein Weg daran vorbeiführen, den Fischotter zu dezimieren, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Bei 650 Fischotterpärchen in der Region würden die Fischereibestände weiter geplündert. Man dürfe sich nicht von angeblichen städtischen Eliten vorschreiben lassen, was zu tun ist, sagte der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Teichwirtschaft bedeute nicht nur die Erzeugung gesunder Lebensmittel, sondern auch einen wichtiger Beitrag zu Ökologie und Artenschutz.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen der Teichgenossenschaft wurde der Vorsitzende Dr. Peter Thoma einstimmig für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Neuer Stellvertreter ist der Forellenteichwirt Michael Gahn aus Neustadt bei Coburg. Weiterer Stellvertreter bleibt Karl-Peter Schwegel aus Wüstenstein. Geschäftsführer ist Otto Norbert Grußka aus Rödental. Zu Beiräten wurden für die kommenden vier Jahre gewählt: Gerhard Rudolf (für den Landkreis Bamberg), Karl-Heinz Herzing (Bayreuth), Martin Heilmann (Forchheim), Christian Holoch (Kronach), Edwin Hartmann (Kulmbach), Alexander Krappmann (Lichtenfels) und Roland Medick (Wunsiedel). Die Stelle des Beirats für den Landkreis Coburg bleibt unbesetzt. Kassenprüfer sind Simon Abt aus Hirschaid und Alfred Rippl aus Thiersheim.
Eine besondere Würdigung erfuhr der nicht mehr zur Wahl angetretene Manfred Popp aus Benk (72), der sich seit Jahrzehnten mit vollem Einsatz um die Teichwirtschaft verdient gemacht hatte. Popp war unter anderem Betriebsleiter der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß, er war in der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken tätig und hatte selbst mehrere Teiche bewirtschaftet.
Bilder:
1. Glückwünsche
zur wieder-, beziehungsweise Neuwahl: der
Landtagsabgeordnete und agrarpolitische Sprecher der
CSU-Fraktion im Landtag Martin Schöffel (rechts)
wünschte dem Vorsitzenden Dr. Peter Thoma und seinen
beiden Stellvertretern Karl-Peter Schwegel und
Michael Gahn alles Gute für die nächsten vier Jahre.
2. Der
Vorsitzende Dr. Peter Thomas und sein Stellvertreter
Karl-Peter Schwegel ehrten Manfred Popp (von links)
für seinen jahrzehntelangen Einsatz um die
Teichwirtschaft in Oberfranken.
„Landfrauen stehen ihren Mann“ / Landfrauen fordern verlässliche und realistisch Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft der Zukunft
„Mit
uns leben die Dörfer“, lautet in diesem Jahr das
Motto der Landfrauenarbeit im Bayerischen
Bauernverband. Mit Kathrin Riedel vom Amt für
ländliche Entwicklung Oberfranken hatten sich die
Landfrauen dabei eine Expertin eingeladen, die für
zahlreiche Projekte in den Dörfern des Bayreuther
Landes zuständig ist.
Bayreuth. „Wir sorgen für ein schönes Dorf“, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth und machte damit unmissverständlich klar, dass die Landfrauen so wie niemand anders für das Jahresmotto stehen. Die Landfrauen seien es, die entscheidend dazu beitragen, dass Tradition und Brauchtum erhalten bleiben und somit Leben in den Dörfern herrscht. Vom Gemeinderat über die Feuerwehr bis hin zur Landjugend: „Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig“, sagte sie. Doch auch auf den Höfen und Betrieben stünden die Landfrauen ihren Mann. Zumal mit den Landfrauen nicht nur die Dörfer, sondern auch die Städte lebten, denn schließlich seien es die Landwirte, die hochwertige Lebensmittel erzeugten und die in den Discountern für volle Regale sorgten.
Der Blick in die Zukunft fiel allerdings weniger optimistisch aus. „Landwirtschaft wird es in Zukunft mit Sicherheit auch noch geben, die Frage ist nur wie und wo“, so Angelika Seyferth. Gestiegene Betriebskosten, immer mehr Auflagen und Reglementierungen und immer höhere Anforderungen an Tierwohl und Umweltschutz: „Immer mehr Betriebe geben auf und schließen ihre Hoftore für immer“, sagte die Kreisbäuerin. Wenn aber Rindfleisch aus Argentinien und Schweinefleisch aus China importiert werden müssten, dann frage dort niemand mehr nach Haltungsbedingungen.
„Was wir brauchen sind verlässliche und auch realistische Rahmenbedingungen“, so Angelika Seyferth. Auch auskömmliche Preise seien notwendig, denn „vom Draufzahlen können auch wir nicht leben“. Nur wenn diese Forderungen erfüllt werden können, dann werde auch die nächste Generation noch sagen können: „Mit uns leben die Dörfer“.
Kathrin Riedel, als Abteilungsleisterin vom Amt für Ländliche Entwicklung für die Landkreise Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel zuständig, kümmert sich ebenfalls um die Fortentwicklung lebendiger Dörfer. „Ziel unserer Arbeit ist die Förderung und Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in den ländlichen Regionen“, sagte sie.
Doch
was machen lebendige und vitale Dörfer aus? Die
Referentin sprach unter anderem von Nahversorgern,
Handwerksbetrieben Bäckereien und Metzgereien,
Freizeitanlagen, einer intakten Natur und auch von
Landwirten in den Dörfern. Von den rund 350
Projekten, die aktuell bearbeitet werden, entfielen
über 100 auf den Landkreis Bayreuth. „Damit ist
Bayreuth ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit“, so
die Abteilungsleiterin. Ziel der meisten Projekte
sei es, wieder Leben ins Dorf zu bringen.
Dazu komme außerdem die klassische Flurbereinigung. „Hier wollen wird die Landwirte behutsam unterstützten.“. Flurbereinigung beruhe dabei stets auf Freiwilligkeit. Das Image, dass wir mit eiserner Hand durch die Flur gehen, stimme schon lange nicht mehr.“ Das Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken hat seinen Sitz in Bamberg und ist eines von sieben derartigen Ämtern in Bayern. Im zurückliegenden Jahr wurden nach den Worten von Kathrin Riedel rund 28 Millionen Euro an die verschiedensten Projekte ausbezahlt.
Der Landfrauentag wurde in diesem Jahr wieder einmal mit einer ökumenischen Andacht eröffnet. Passend zum Lichtmesstag hatten sich der evangelische Pfarrer Christian Parchent aus Lindenhardt und der katholische Diakon Roland Huppmann von der Pfarrei Heilig Kreuz des Themas „Licht“ angenommen. Mit vielen Dutzend kleinen Kerzen visualisierten die Landfrauen das Thema kreativ und brachten das Licht stimmungsvoll von Tisch zu Tisch, so dass in der Tierzuchtklause die passende festliche Stimmung entstanden war.
Bilder:
1. „Licht
der Liebe, Lebenslicht“: Der Bayreuther
Landfrauenchor umrahmte die ökumenische Andacht beim
Landfrauenchor.
2. Der
stellvertretende Kreisobmann Harald Galster, die
stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt (von
links) und Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts)
bedankten sich bei Kathrin Riedel die den Landfrauen
einen Einblick in die Arbeit des Amtes für ländliche
Entwicklung gegeben hatte.
Milchpreis unter Druck / „Zuerst wird an Lebensmittel gespart“: Gestiegene Kosten fressen Mehreinnahmen auf – Verteuerung im Supermarkt für Landwirte nicht nachvollziehbar
Kulmbach. Noch nie war der Milchpreis so hoch, wie zum Jahresende 2022. Der durchschnittliche Auszahlungspreis lag bei mindestens 60 Cent pro Kilogramm Milch. Im Dezember 2019 waren es noch 34 Cent. Doch für die Bauern ist das Rekordhoch alles andere als ein Grund zum Jubeln. Zum einen fressen die Kosten die Mehreinnahmen auf, zum anderen ist der Preis schon wieder im Sinken.
Mit 60 Cent, vereinzelt sogar noch darüber, war ein Niveau erreicht, das man noch vor wenigen Jahren für völlig unmöglich gehalten hätte. Grund dafür war, dass die Milchmenge auf dem Markt kontinuierlich abgenommen hatte, unter anderem deshalb, weil viele Betriebe ihre Hoftore für immer zusperrten. Bis vor wenigen Jahren war dagegen noch zu viel Milch am Markt. Dazu kommt, dass vor allem die Nachfrage nach Milchpulver und Butter auf dem Weltmarkt enorm gestiegen war.
„Der
Milchpreis ist zur Zeit auf einen Rekordhoch und
unsere Milchbauern können ihre sehr hohen Kosten bei
Energie, Treibstoff, Futtermitteln und bei den
Maschinenkosten gut kompensieren“, sagt der
Kulmbacher Kreisobmann des Bauernverbandes Harald
Peetz aus Himmelkron. Der Preisanstieg kommt seiner
Meinung nach, weil eine geringe verfügbare Menge auf
gestiegene Nachfrage nach Milchprodukten und Käse
vor allem aus Asien getroffen ist. Natürlich spiele
auch der Krieg in der Ukraine und die dadurch zurück
gegangene Milchproduktion in dem wichtigen Agrarland
eine Rolle.
„Ich bin zwar kein Hellseher aber meiner Meinung nach hat der Milchpreis seinen Höchststand erreicht, beziehungsweise überschritten und wird wieder sinken“, so Harald Peetz. Erste Anzeichen seien schon zu sehen. Der Preis für Milch auf dem Spotmarkt, das ist Milch die nicht mit Verträgen an Molkereien gebunden ist, stehe jetzt schon nur noch bei 40 Cent, dem Preisniveau vor dem Anstieg. Auch würden jetzt schon vom Lebensmitteleinzelhandel neue Verträge nur noch zu geringeren Preisen gemacht, vor allem bei der weißen Linie, also bei Frischmilch und Jogurt. Bei Käse gebe es dagegen meist längerfristige Lieferverträge, da komme der Preisrückgang etwas später aber er werde auch dort kommen.
„Die Bauern haben natürlich durch die hohen Milchpreise eine gut Einnahme und haben auch die Produktion gesteigert, aber auf der anderen Seite stehen die hohen Kosten die sie tragen müssen, dadurch wird mehr Geld umgesetzt und das Risiko für den einzelnen Betrieb steigt“, so Kreisobmann Peetz. Es sei leider auch zu erwarten, dass bei wieder sinkenden Milchpreisen die Ausgaben der Betriebe für Energie, Diesel, Futtermittel und dergleichen nicht zurückgehen. „Im Gegenteil, sie werden weiter steigen, so dass sich die Lage für die Betriebe sehr schnell ins Negative umkehren kann.“
Schon vor dem Milchpreisanstieg habe eine große Zahl an Kuhbetrieben vor der Aufgabe ihrer Produktion gestanden. Das sei durch den guten Milchpreis nur etwas verschoben worden. „Ich bin mir sicher, dass sobald der Milchpreis wieder sinkt, das Zusperren der Ställe weiter gehen wird. Das habe aber vor allem seinen Ausgangspunkt bei den übertriebenen und einseitigen Auflagen und Anforderungen an die Betriebe in Deutschland. Es habe auch etwas mit der Akzeptanz und der Wertschätzung der Landwirte in der Gesellschaft zu tun: „Wer viele Stunden hart arbeitet und für die Versorgungssicherheit der Bürger auf Freizeit und Urlaub für das Wohl seiner Tiere verzichtet und dann als Tierquäler, Umweltvergifter oder Klimakiller dargestellt wird, dem ist nicht zu verdenken wenn er keine Lust mehr hat.“
Norbert
Erhardt, Milchviehhalter aus Motschenbach bei
Mainleus (Bild links), bestätigt ebenfalls, dass der
Milchpreis bereits wieder sinkt. Der Milchpreis
werde aber auch „runter geredet“ weil seiner Ansicht
nach gewisse Gewerke zu wenig daran verdienen.
Erhardt gibt zu bedenken, dass Angebot und Nachfrage
den Preis regeln. Milch sei nicht viel auf den
Markt, schließlich hörten immer mehr
Milchviehbetriebe auf, weil sie keine Aussicht
sehen, wie sie die ganzen Auflagen, Stichwort
Tierwohl, erfüllen sollen. Neu investieren sei für
die meisten unmöglich.
Durch die gestiegenen Kosten von Gas, Öl, Diesel, Kraftfutter, Strom, Lohnkosten für Reparaturen, Ersatzteile und den dreifach gestiegen Düngerpreisen bleibe von den „Rekordpreis“ nicht viel übrig. Wären die aufgeführten Posten beim „normalen Preis“ geblieben, hätten die Landwirte etwas verdient. „Derzeit geht es aber ziemlich null auf null.“ Was die Bio-Schiene angeht entscheide der Verbraucher. Wenn das andere Produkt billiger ist, werde eben kein Bio gekauft. Da alles andere, vor allem die Energiekosten, teurer geworden ist, wird seiner Meinung nach zuerst an den Lebensmittel gespart.
„Der
Milchpreis ist bei uns noch stabil“, sagt Hermann
Grampp (Bild rechts) aus Melkendorf. Der 54-Jährige
bewirtschaftet seinen Betrieb nach den Kriterien des
Bioland-Anbauverbandes. Grund dafür ist, dass die
Molkerei Coburg die Milch als Käse veredelt.
„Dadurch sind wir den Schwankungen am Milchmarkt
weniger stark ausgesetzt.“ Nachteil sei es aber,
dass die vergangenen Preissteigerungen bei der Milch
immer erst einige Monate später an die Bauern
weitergegeben werden konnten, als bei Milchhöfen,
die sich stärker auf nicht veredelte Milchprodukte
konzentrieren. Ob der Milchpreis weiterhin stabil
bleibt ist nach den Worten von Hermann Grampp
fraglich. Für die kommenden Monate erwartet er
leicht sinkende Milchpreise, da es zurzeit eine
steigende Milchproduktion gibt.
Erhöht hätten sich die Preise deshalb, weil neben der allgemeinen Inflation die Nachfrage nach Milch europaweit gesehen um rund vier Prozent größer war, als das Angebot. Das Angebot habe nicht mit der Nachfrage mithalten können, da steigende Produktionskosten den Landwirten zu schaffen machen. Das sei auch der Grund, warum die Bauern recht wenig von dem gestiegenen Milchpreis haben, weil eben die Produktionsausgaben so stark gestiegen sind. Die enormen Preissteigerungen für Milchprodukte im Supermarkt seien für uns Landwirte aber nicht ganz nachvollziehbar, da sich der Preis mancher Produkte oft verdoppelt hat. „Wir als Milchlieferant haben für unsere Milch hingegen nur eine Erhöhung von zirka ein Drittel bekommen.
Stark rückläufig sei der Absatz mit Biomilch, weil es das Einkommen des Verbrauchers oft nicht mehr zulässt, Bio-Produkte zu kaufen. Der schlechtere Absatz von Bio-Produkten habe dazu geführt, dass die Erzeugerpreise von Biomilch und konventioneller Milch jetzt oft gleich hoch sind. „Wir als Biomilch-Erzeuger haben jetzt nur noch einen Preisunterschied von vier Cent zur konventionellen Milch und bei anderen Milchhöfen ist es oft noch weniger.“
Info:
Der Grundpreis der Milch bezieht sich in allen Regionen Deutschlands, auf einen Fettgehalt von 4,0 Prozent und einen Eiweißgehalt von 3,4 Prozent. Jede Molkerei hat aufgrund ihrer Struktur ihren „eigenen Milchpreis“, saisonal und regional schwankend. Der Milchpreis wird in Cent je Kilogramm berechnet. Der Umrechnungsfaktor von Liter zu Kilogramm beträgt 1,03. Ein Liter Milch entspricht somit 1,03 Kilogramm. Wie viel Geld ein Bauer für seine Milch genau bekommt, hängt von der gelieferten Rohmilchmenge, vom Fett- und Eiweißgehalt der Rohmilch und von weiteren Qualitätsmerkmalen wie der Keimzahl, der Zellzahl und den enthaltenden Hemmstoffen der Rohmilch ab.
Emotionen, Eye-Catcher und Aha-Erlebnisse / Oberfränkischer Direktvermarktertag: Marketing im Focus
Trieb.
„Das Auge isst immer mit.“ Das sagt Daniel
Kükenhöhner, vom Planungsbüro Petzinger aus München.
Er berät inhabergeführte Hofläden, Bioläden,
Unverpackt-Läden und Reformhäuser über alles, was
mit Warenpräsentation und Marketing zu tun hat. Beim
Oberfränkischen Direktvermarktertag in Trieb bei
Lichtenfels gab er den exakt 55 Teilnehmern aus
allen Teilen des Regierungsbezirks wertvolle Tipps
dazu, wie sie erfolgreicher auftreten und sich gegen
die scheinbar übermächtige Konkurrenz des
Lebensmitteleinzelhandels behaupten können.
Obwohl, gerade von den Supermärkten und Discountern könnten die landwirtschaftlichen Direktvermarkter auch lernen. Denn viele Tipps, die der Referent den (potentiellen) Direktvermarktern mit auf dem Weg gab, sind von den „Großen“ längst erfolgreiche umgesetzt worden. Doch s manches, was der kleine Hofladen kann, geht beim Discounter eben nicht, denn, so Daniel Kükenhöhner: „Auch in einem kleinen Laden kann man eine Erlebniswelt aufbauen.“
Kunden würden nicht nur Produkte, sondern auch Emotionen und Geschichten kaufen. Gerade da habe die Landwirtschaft viel zu erzählen. „Schaffen die ein Aha-Erlebnis“, appellierte Kükenhöhner an die Bauern. „Stellen sie ihre Arbeit realistisch dar, zeigen sie, was sie tun und lassen sie die Kunden daran teilhaben.“
Im Idealfall „shoppen“ die Kunden Lebensmittel, so wie sie Kleidung oder Elektronikartikel „shoppen“. Doch erst einmal muss man die Kunden in den Laden bekommen. Kreative Hinweisschilder, ein einheitlich aufeinander abgestimmtes Design, Wareninszenierungen schon vor der Ladentür, das alles gehört dazu. Was die Inszenierung angeht, so stellen für den Fachmann der Ladenbau und die richtige Beleuchtung das A und dar. Ladenbau sei wie Kulissenbau, man schafft eine Bühne für die Inszenierung der Ware.
Die regale seien dabei nicht so wichtig sagte Daniel Kükenhöhner, der eigentlich gelernter Schreiner ist. Von Ikea sollten sie nicht unbedingt sein, denn das passe nicht zur Philosophie eines Hofladens. Ansonsten aber seien Beleuchtung, Konzept und Strategie viel wichtiger. Und natürlich Kreativität. Ein alter, schön restaurierter Traktor sei als Eyecatcher beispielsweise hervorragend geeignet. Wenn sich Kinder dann auch noch draufsetzen dürfen, von den Eltern fotografiert werden und die Bilder in den sozialen Medien wieder auftauchen, dann könne dem Hofladenbetreiber nichts Besseres passieren.
Was
einen Hofladen noch nach vorne bringen kann? Nach
den Worten von Daniel Kükenhöhner könnten das
Aktionen, Workshops, Vorträge, Veranstaltungen,
Events und Sponsoring-Maßnahmen sein. „Warum nicht
mal das Buffet für den Elternabend liefern, wenn man
dafür ganz kurz seinen Laden vorstellen kann“, so
der Referent. Hilfreich könnten auch verschiedene
Kooperationen sein, etwa wenn der Imker einmal im
Monat einen Vormittag lang in den Laden kommt und
seine Produkte persönlich vorstellt.
Noch einen wichtigen Tipp hatte der Referent für alle Betreiber von Hofläden, die gleichzeitig auch Warenautomaten vorhalten: „Schalten sie zu den Ladenöffnungszeiten die Automaten einfach aus, sonst kommt der Kunde erst gar nicht in den Laden rein.“
„Wichtig bei der Werbung für Direktvermarkter ist die Überlegung vorher, denn Positionierung ist die Basis allen Marketings“, so Praktikerin Marion Deinlein aus Hollfeld von der Initiative „HeimatEntwickler Oberfranken“. Dabei sollte man sich immer wieder die Frage stellen: „An welche Zielgruppe will ich mich richten?“ Bei Werbemaßnahmen sei es ratsam, nicht nach dem Gießkannenprinzip zu werben, sondern zielgerichtet die Personen anzusprechen, die man erreichen will. Idealerweise auch dort, wo man sie antrifft , zum Beispiel bei Familien mit Kindern in Kitas. Wichtig sei es auch, die eigene Positionierung immer zu überdenken und sich selbst immer wieder Fragen zu stellen: Wer bin ich? Was mache ich? Was ist mir wichtig? Was haben andere davon, dass es mich und mein Produkt gibt? Eine ganz wichtige Rolle spiele auch das „Storytelling“: „Die Leute wollen auch immer die Geschichte und die Menschen hinter den Produkten kennenlernen.“
Zuvor hatte Sophia Gossner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die gesetzlichen Anforderungen in Sachen Verpackung vorgestellt. Mit dem Ziel, die Umwelt zu schützen, einen fairen Wettbewerb zu fördern und vor allem den Anteil von Mikroplastik aus den Weltmeeren einzudämmen, gibt es da auch für Betreiber von Hofläden viele neue Gesetze und Auflagen zu beachten. Ob Registrierungspflicht oder Datenmeldepflicht: „Nehmen sie die Vorgaben wirklich ernst“, riet die Sprechern allen Hofladenbetreibern. Verpackungen seien aber auch die Visitenkarte eines jeden Unternehmens und hier könne jeder Direktvermarkter beim Verbraucher punkten.
Bilder:
1. Behördenleiter Harald Weber und Simone Vetter vom
Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach konnten zum
Oberfränkischen Direktvermarktertag Daniel
Kükenhöhner (von rechts) vom Planungsbüro Petzinger
aus München begrüßen, das sich auf die Beratung von
Hofläden spezialisiert hat.
2. Sie kümmern sich um die Direktvermarkter in
Oberfranken (von links): Simone Vetter (Coburg),
Tina Langenscheidt (Kulmbach), Marcel Lortz
(Bamberg) und Andrea Eckl (Bayreuth-Münchberg).
Preise galoppieren davon – Immer mehr Bauern schließen ihre Hoftore für immer / Dramatische Entwicklung im Bayreuther Land war Thema beim Betzensteiner Bauerntag
Betzenstein.
Wie kann das Landwirtschaftsamt die Bauern am besten
unterstützten? Beim Bauerntag in Betzenstein
(Landkreis Bayreuth)
warf
der neue Chef des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg,
Michael Schmidt, die Frage in die Runde und die
Antwort war eindeutig: Indem es bei der Gesellschaft
mehr Verständnis für die Landbewirtschaftung und die
Nutztierhaltung weckt.
Michael Schmidt war nach Betzenstein, dem südlichsten Bereich seines Amtsgebietes, gekommen, um sich und die Arbeit der Behörde vorzustellen. Schnell kamen die Bauern in der Diskussion darauf, dass die Gesellschaft den Bezug zur Landwirtschaft nahezu gänzlich verloren hat. „Wir müssen rein in die Schulen“, war man sich einig. Lehrer sollten Praktika auf Bauernhöfen machen, um mit der Praxis konfrontiert zu werden. Ganz so einfach sei das freilich nicht, wusste Kreisbäuerin Angelika Seyferth zu berichten. Ihrer Bemühungen hatten ergeben, dass nur ganz wenige Schulen über entsprechende Möglichkeiten und Angebote Bescheid wüssten. Gleichwohl sei es unverzichtbar, das Thema in die Schulen zu tragen.
Zuvor hatte Kreisobmann Karl Lappe beklagt, dass derzeit so viele Betriebe aufhören. Aufgrund der extrem schlechten Lage für Schweinehalter hätten gleich mehrere große Betriebe aus dem Landkreis Bayreuth aufgegeben. „Es tut schon weh, wenn der Lebensmitteleinzelhandel mit Schäufele wirbt und gleichzeitig riesige Betriebe im Ausland aufkauft, während wir uns hier mit allen möglichen Auflagen herumschlagen müssen“, sagte Lappe dazu. Doch damit nicht genug. Obwohl mit der Milchviehhaltung derzeit gute Preise zu erzielen seien, hörten ebenfalls viele Bauern auf, weil ihnen die Kosten davon galoppierten. „Viele Bauern treiben derzeit große Sorgen um“, so Lappe.
Amtschef Michael Schmidt konnte die Aussagen des Kreisobmanns nur bestätigen. Während es 2016 noch 293 Schweinemäster im Landkreis Bayreuth gegeben habe, sind es aktuell nur noch 184. Das bedeutet: In gut sechs Jahren hätten über 100 Betriebe ihre Hoftore für immer geschlossen. Oberfrankenweit seien die Zahlen noch dramatischer: 2016 waren es noch rund 1800 Schweinebauern, aktuell sind es 1100.
Der
Behördenleiter appellierte trotz allem an die
Landwirte, nicht zu verzweifeln, sondern den Wandel
anzunehmen und zu versuchen damit umzugehen. „Es
wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht
wird“, sagte er. Und weiter: „Manchmal sind die
Emotionen höher als die Betroffenheit.
Michael Schmidt steht seit 1. Oktober als Nachfolger von Georg Dumpert an der Spitze des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg. Das Amt ist für die drei Landkreise Bayreuth, Hof und Wunsiedel zuständig, hat gut 150 Mitarbeiter und ist Ansprechpartner für rund 3300 Betriebe. Zwei Drittel davon werden im Nebenerwerb geführt. Michael Schmidt war zuletzt als Bereichsleiter Forst beim Landwirtschaftsamt in Kulmbach tätig. Zuvor bekleidete der 45-Jährige verschiedene Stationen unter anderem im Bayerischen Landwirtschaftsministerium und in der Staatskanzlei. Er hatte er Forstwissenschaften studiert und an der TU München über Holzbau promoviert. Geboren wurde Michael Schmidt in Bayreuth, aufgewachsen ist er in Stadtsteinach im Kulmbacher Land.
Für das Bayreuther Land ist Landrat Florian Wiedemann zuständig. „Bayreuther Land“ heißt auch die Dachmarke, die unter dem Dach des Landratsamtes vor einigen Jahren gegründet wurde und die seitdem eine echte Erfolgsgeschichte hinter sich hat. Ziel ist es beim Verbraucher das Bewusstsein für regionale Lebensmittel zu schaffen und den Erzeugern tatkräftig bei der Vermarktung zu helfen. So gibt es in einem neuen Edeka-Markt in der Stadt Bayreuth einen „Laden im Laden“ nur mit Produkten aus dem „Bayreuther Land“, ein weiterer derartiger Laden ist bereits in Planung.
Beim Betzensteiner Bauerntag zeichnete Kreisobmann Karl Lappe die folgenden drei langjährigen Mitglieder mit Urkunden und Ehrenzeichen aus: Klaus Lothes aus Bronn für 15 Jahre, Werner Steger vom Ortsverband Leupoldstein-Ottendorf für 25 Jahre und Willi Kalb aus Bernheck für 35 Jahre.
Bilder.
1.
Beim Betzensteiner Bauerntag stellte sich Michael
Schmidt (rechts), der neue Leiter des
Landwirtschaftsamtes Bayreuth Münchberg vor.
Kreisobmann Karl Lappe bedankte sich mit einem
Präsentkorb aus dem „Bayreuther Land“.
2. Kreisobmann Karl Lappe (rechts) zeichnete die
langjährigen Mitglieder Klaus Lothes, Werner Steger
und Willi Kalb (von links) aus.
Hanf statt Mais und Weizen/ Nachwachsende Rohstoffe von oberfränkischen Feldern für Auto-, Bau-, Papier- und Textilindustrie – Thurnauer Unternehmen sucht Hanfbauern
Kulmbach.
Als nachwachsender Rohstoff bietet Hanf zahlreiche
Möglichkeiten der Nutzung. Hanf ist die älteste
Nutzpflanze der Welt, ihre Fasern können vielseitig
verwendet werden, aus den Samen, Blüten und Blättern
wird Öl hergestellt. Damit könnte Hanf für Landwirte
in der Region mehr als nur eine Alternative sein.
Keine Rolle spielt dabei allerdings die Erzeugung
von Haschisch und Marihuana aus den getrockneten
Hanfblättern, -blüten und -blütenständen. In der
Regel werden Hanfsorten angebaut, die auf einen ganz
schwachen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabis) gezüchtet
wurden und die zur einer Verarbeitung als
Rauschdroge völlig ungeeignet sind.
Ein junges Unternehmen, das sich intensiv mit der Rekultivierung von Nutzhanf beschäftigt, ist die Natuvalis GmbH mit Sitz in Thurnau. Die beiden Gründer Marc Töpfer und Fernando Reinl suchen derzeit intensiv nach Landwirten, die auf ihren Flächen Hanf anbauen würden. In spätestens zwei Jahren möchten die beiden eine entsprechende Anlage zur Gewinnung von Kurz- und Langfasern, sowie Schäben (Teile des Pflanzenstängels) errichtet haben. Nun suchen die beiden Landwirte, die bereit sind, auf ihren Flächen Hanf anzubauen.
Nachhaltiges Wirtschaften im Einklang mit der Natur ist das Gebot der Stunde. Dazu biete Hanf alle Möglichkeiten, sind sich die beiden Gründer einig. Ursprünglich wollten sie aus dem Hanf medizinische Wirkstoffe gewinnen, doch trotz angekündigter Lockerungen durch die Politik habe man schnell gemerkt, dass die gesetzlichen Regelungen alles andere als klar sind. Daraufhin hatten sich Marc Töpfer und Fernando Reinl auf Hanf für industrielle Zwecke konzentriert.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen vom Einsatz der Fasern in der Automobilindustrie, in Dämmstoffen, in der Textil- und Papierindustrie bis zur Herstellung von Baustoffen wie Hanfkalk oder Hanfbeton. „Die Hanfpflanze birgt unglaubliches Potenzial in sich“, sagt Marc Töpfer, der zuvor als Ingenieur in der Industrie tätig war. Es gebe kaum eine Pflanze, die dermaßen innovativ ist.
In
jedem Auto seien fünf bis zehn Kilogramm Naturfasern
verbaut, sagt Unternehmenssprecherin Katrin Witt.
Sie fänden sich unter anderem in Sitzauflagen,
Hutablagen, Türverkleidungen und in vielen anderen
Form – und Pressteilen. Derzeit seien es oft noch
Kohle- und Glasfasern, vereinzelt aber auch schon
Flachsfasern, doch schon bald könnten es Hanffasern
von oberfränkischen Feldern sein. Weitere
Einsatzmöglichkeiten seien etwa bei ökologischen
Sanierungsmaßnahmen denkbar, indem Dämmmaterial aus
mineralischen und fossilen Stoffen gegen Hanf
ausgetauscht wird.
Die Natuvalis-Gründer gehen sogar soweit, dass sie sich eine Wiederbelebung der oberfränkischen Textilindustrie vorstellen könnten. Gestiegene Anforderungen an die Produktionsbedingungen in den meist asiatischen Ursprungsländern sowie Änderungen in den Lieferkettengesetzen könnten die Textilproduktion hierzulande durchaus wieder attraktiver machen. Größter Abnehmer von Hanffasern ist nach wie vor die Papierindustrie. Nicht zuletzt seien sogar schon die erste Bibel und die Unabhängigkeitserklärungen der Vereinigten Staaten von Amerika auf Hanfpapier gedruckt worden.
Viele Märkte würden derzeit noch mit künstlichen Stoffen bedient, der Bedarf könnte aber leicht mit natürlichen Stoffen gedeckt werden, was dem gesellschaftliche geforderten und politisch gewünschten Zielen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft entsprechen würde.
Oberfranken sehen die beiden Natuvalis-Gründer hervorragend für den Hanfanbau geeignet. Die Anbautests der zurückliegenden beiden Jahre auf verschiedenen Flächen von Landwirten in den Landkreisen Kulmbach, Kronach und Coburg hätten positive Ergebnisse gebracht. Selbst die Trockenheit des zurückliegenden Sommers habe der Hanfpflanze weniger geschadet als den meisten anderen Feldfrüchten. „Unsere Erwartungen haben sich zu 80 Prozent erfüllt“, so Fernando Reinl. Pestizideinsätze seien nicht nötig gewesen. Aufgrund des Humusaufbaus habe die Folgefrucht auf den entsprechenden Böden sogar bis zu 20 Prozent mehr Ertrag gebracht.
Konkret
sollen in den kommenden Monaten ein Lager und eine
entsprechende Anlage entstehen, in der das Stroh
gebrochen, die Fasern aufgeschlossen und separiert
werden. Aktuell gebe es bundesweit nur drei
Hersteller von Hanffasern, Frankreich oder die
Niederlande seien dagegen führend. Die Anbaufläche
in Deutschland liege aktuell bei 4500 Hektar.
Gute Chancen für den Anbau von Hanf in unseren Breiten sieht auch Harald Köppel, der Geschäftsführer des Bauernverbandes für Bayreuth, Kulmbach und Kronach. Der Hanfanbau könne auf jeden Fall eine Möglichkeit für den einen oder anderen Landwirt sein, zum einen die Fruchtfolge auszuweiten, zum anderen auch, um Geld zu verdienen und Fuß zu fassen. Die klimatischen Gegebenheiten seien für den Hanfanbau in Ordnung. Die beiden Pioniere im Landkreis Kronach. kämen trotz des rauen Klimas gut zurecht. Hanfanbau führe derzeit noch ein komplettes Nischendasein. Nicht vorstellbar sei es dagegen, dass Hanf mit entsprechend hohem THC-Gehalt auf dem freien Feld angebaut werden könnte, auch wenn die Regierung entsprechende Cannabis-Freigaben plant. „Da müssten die Felder ja eine Rund-um-Bewachung haben.“
Nach den Worten von Arno Eisenacher vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach wurden in Oberfranken heuer von 21 Betrieben 47 Hektar Hanf angebaut, vier Betriebe beschäftigen sich im Landkreis Kulmbach mit Hanf. Die Anbaufläche liegt bei knapp 10 Hektar. Einer der Betriebe ist der Biohof Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau.
„Wir bauen schon seit 2016 Hanf an“, sagt Manfred Distler. Bei ihm werden die Samen nach dem Dreschen zu Öl verarbeitet und im eigenen Hofladen vermarktet. Seine Erfahrungen mit dem Anbau bezeichnet der Biolandwirt als sehr gut. Die Hanfpflanze benötige wenig Wasser und sei relativ hitzeresistent. Dem Anbau von Hanf als nachwachsender Rohstoff gibt Manfred Distler vor dem Hintergrund der Energiekrise, der Rohstoffkrise mit Lieferproblemen in unseren Breiten gute Chancen, vor allem deshalb, weil Hanf so extrem vielseitig verwendbar sei. Selbst eine Hanf-Jeans, Made in Bavaria, habe es schon mal gegeben. Leider sei sie vom Markt nicht so angenommen worden.
Bilder: So sieht die Hanfpflanze auf den Feldern des Biohofs Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau aus. (Fotos: Biohof Distler)
Kein Aufruf zum Fleischverzicht / Kirche trifft Landwirtschaft: Evangelische Jugend stellte umstrittene Äußerungen klar
Motschenbach.
Die Berichterstattung über einen Beschluss der
Evangelischen Jugend in Kulmbach hatte in den
zurückliegenden Tagen und Wochen hohe Wellen
geschlagen. „Zur Bewahrung der Schöpfung“ möchte die
evangelische Jugend fortan komplett auf Fleisch
verzichten, wurde Diakon Stefan Ludwig im lokalen
Radiosender und in einem Internet-Portal zitiert.
Auf Freizeiten sollte es künftig nur noch
vegetarische Gerichte geben.
Bei den Landwirten im Raum Kulmbach hatte diese Aussage für „Empörung, Enttäuschung und Fassungslosigkeit“ gesorgt. Der Bauernverband lud kurzerhand Diakon Stefan Ludwig, Dekan Friedrich Hohenberger und weitere Vertreter der Evangelischen Jugend auf den landwirtschaftlichen Betrieb von Norbert Erhardt in Motschenbach ein, um den Vertretern der Kirche zu zeigen, wie Landwirtschaft tatsächlich aussieht.
Ergebnis: Man wolle künftig miteinander und nicht übereinander reden. Ganz so, wie es rübergekommen ist, sei das auch gar nicht gemeint gewesen. Vielmehr habe man mit dem Beschluss ausdrücken wollen, künftig auf Billigfleisch vom Discounter zu verzichten, das aus Massentierhaltung stammt. Man wolle fortan auf Regionalität und Saisonalität setzen, erklärten Eileen Hempfling und Moritz Mertel von der Evangelischen Jugend. Da dies aber das Budget speziell bei drei bis viertägigen Jugendfreizeiten hergebe, wolle man dort aber lieber ganz auf Fleisch verzichten, als Billigfleisch zu nehmen. „Was wir nicht wollten ist, die Landwirtschaft als böse darzustellen“, so Eileen Hempfling.
Die Landwirtschaft habe nichts gegen vegetarische Lebensmittel, stellte BBV-Kreisobmann Harald Peetz klar. Die Bauern produzierten sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrungsmittel. Wenn es aber heiße, dass Tierhalter die Schöpfung mit Füßen treten, dann könne man das so nicht stehen lassen. „Dass uns viele Organisationen immer wieder gerne in die Pfanne hauen, sind wir gewohnt. Dass sich aber die Kirche auch daran beteiligt, das ist neu“, so der Kreisobmann. Er erinnerte vor allem auch daran, dass die Bauern traditionell eine enge Verbindung zur Kirche hätten.
Das Ganze sei schief rüber gekommen, sagte Katrin Geyer von der Evangelischen Kirche. Die grundsätzliche Überlegung sei es vielmehr gewesen, die heimische Landwirtschaft zu stärken, so Dekan Friedrich Hohenberger. Nach den Worten des Dekans sei der Wurm über die Medien reingekommen. Man sollte deshalb miteinander reden und nicht über die Medien übereinander. „Es war nie unsere Absicht, einen ganzen Berufszweig in die Ecke zu stellen“, sagte Diakon Stefan Ludwig, der in den Veröffentlichungen als der Verantwortliche für die Aussagen dargestellt wurde. Christina Flauder, stellvertretende Landrätin im Landkreis Kulmbach und Mitglied der evangelischen Landessynode war sichtlich um ein gutes Miteinander bemüht und bescheinigte den heimischen Bauern, dass sie einen ganz großen Beitrag für die Lebensgrundlagen von uns allen leisten.
Wenn tatsächlich falsch rüber gekommen ist, hätte man das ja auch klarstellen können, entgegnete Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel. Die Bauern seien sich ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst. Jeder könne sich ernähren wie er will, so Beate Opel. Sie gab aber auch zu bedenken, dass bei Kindern eine reine vegetarische Ernährung fraglich sei.
Bild: Kirche und Landwirtschaft: Auf dem Betrieb von Norbert Erhardt in Motschenbach bei Mainleus trafen sich Vertreter der Evangelischen Kirche mit den Verantwortlichen des Bauernverbandes zur Aussprache.
Kompetent, konsequent und klar: Führungswechsel bei der Agrar-Technik in Franken / Christian Firsching löst Günter Schuster als Geschäftsführer der Agrar-Technik-Sparte in Franken ab
Bamberg.
Nach 46 Jahren bei der BayWa, davon 35 Jahre als
Geschäftsführer, hat der Konzern den Chef der
Agrar-Technik-Sparte in Franken Günter Schuster in
den Ruhestand verabschiedet. Gleichzeitig wurde sein
bisheriger Stellvertreter Christian Firsching als
Nachfolger in sein Amt eingeführt. Mit der internen
Neubesetzung dieser wichtigen Funktion möchte die
BayWa gegenüber ihren Kunden und Lieferanten ihre
Verlässlichkeit und Kontinuität unter Beweis
stellen.
Nach den Worten von Günter Schuster hatte sich die BayWa-Agrarsparte in Franken während der zurückliegenden Jahre überaus erfreulich entwickelt. Die Techniksparte sei unter seiner Verantwortung in den letzten 20 Jahren zum Marktführer in ihrem Segment geworden. Die Zahl der Arbeitsplätze bei Agrar und Technik in Franken gab er mit 1100 an, den Jahresumsatz bezifferte er auf 600 Millionen Euro. Im Bereich Smart Farming habe die Region sogar bundesweit Akzente setzen können. Auch im Gebrauchtmaschinenmarkt sei die Sparte in der Region sehr erfolgreich. So betreibe die BayWa in Bamberg ihr größtes Gebrauchtwagenzentrum, das stark international ausgerichtet sei. Nachfolger Christian Firsching hatte 2005 seine Ausbildung bei der BayWa begonnen. Set 2015 war er kaufmännischer Leiter und seit 2020 stellvertretender Spartengeschäftsführer.
Zahlreiche
namhafte Gäste aus der Agrarbranche waren zum
Führungswechsel in das Bamberger Welcome-Hotel
gekommen, um dich bei Günter Schuster zu bedenken
und seinem Nachfolger viel Glück zu wünschen. Der
neue Bauernverbandspräsident Günther Felßner nannte
Schuster einen gestandenen Manager und bot dessen
Nachfolger die Zusammenarbeit mit dem Bauernverband
an. An seine Berufskollegen appellierte Felßner:
„Wir müssen raus aus der Opfer- und Vorwurfsrolle“,
auch wenn die Stimmung teilweise unsäglich sei. „Wir
sind Mutmacher, wir schaffen Lebensgrundlagen und
wir werden existentiell gebraucht.“
Zur seiner großartigen Lebensleistung gratulierte Franz Josef Lutz, der Vorstandsvorsitzende der BayWa AG, dem scheidenden Geschäftsführer. Er nannte Günther Schuster einen Mann des Mutes, der Franken im besten Sinne des Wortes aufgemischt und dabei sämtliche Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen habe. „Günter Schuster ist als harter Hund bekannt, aber er war immer konsequent, berechenbar und damit stets zuverlässig“, so Franz Josef Lutz.
Gregor
Scheller, Präsident des Bayerischen
Genossenschaftsverbandes, beschrieb Günther Schuster
ebenfalls als konsequent, aber auch als überaus
kompetent und klar. Er habe die BayWa vom
traditionellen Unternehmen hin zum modernen
Dienstleister mitgestaltet. Zum Abschied überreichte
der Genossenschaftspräsident dem scheidenden Günter
Schuster mit der Goldenen Ehrennadel die höchste
Auszeichnung des Deutschen Genossenschafts- und
Raiffeisenverbandes.
Von einer Zierde des Wirtschaftsstandortes Bamberg sprach Oberbürgermeister Andreas Starke. Der Bamberger Hafen wäre ohne die BayWa undenkbar. Mit dem Ankauf des ehemaligen Stadtlagerhauses habe die BayWa dort 1992 den Grundstein für den Erfolg gelegt. Insgesamt habe die BayWa in der Domstadt bereits eine annähernd 100-jährige Geschichte, so Andreas Starke.
Bilder:
1. Christian Firsching (links) und Günter Schuster.
2. Günter Schuster, der
Präsident des Bayerischen Genossenschaftsverbandes
Gregor Scheller und Christian Firsching (von links).
3.
Der Bamberger
BBV-Kreisobmann Tobias Kemmer, Günter Schuster, die
bisherige Landesbäuerin Anneliese Göller,
BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, Kreisbäuerin Marion
Link, BBV-Geschäftsführer Werner Nützel und
Christian Firsching (von links).
Rollende Lichterketten und leuchtende Traktoren / Weihnachtlich geschmückte Schlepper setzen „Lichter der Hoffnung“
Kulmbach. Tannenzweige, Lichterketten, bunt blinkende LEDs in den riesigen Rädern und Nikolausmützen auf den Köpfen der Fahrer: Nachdem die weihnachtlichen Traktorkorsos in den zurückliegenden Jahren bei Groß und Klein auf großen Anklang gestoßen waren, haben sich auch diesmal wieder Bauern aus Kulmbach zusammengetan. Sie haben ihre Schlepper festlich geschmückt und sich am Freitag vor dem zweiten Adventswochenende auf eine Rundfahrt durch die Stadt gemacht.
Nach
der Corona-Pandemie und den vielen schlechten
Nachrichten über den Krieg in der Ukraine, die
Explosion der Kosten und einem drohenden
Energienotstand sollen „Lichter der Hoffnung“
gesetzt werden, waren sich die beiden
Hauptorganisatoren Kathrin Erhardt aus Motschenbach
und Stefan Seidel aus Wacholder vom Zusammenschluss
„Eure Kulmbacher Landwirte“ einig. „Wir wollten ein
Stückweit die Landwirtschaft in die Stadt bringen
und dabei eine weihnachtlichen Atmosphäre schaffen“,
so einer der Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt,
dass der eine oder andere etwas intensiver über die
heimischen Bauern nachdenkt, dann haben wir unser
Ziel schon erreicht“, sagt sein Berufskollege.
Die
Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum
Funkeln. Trotz der kurzfristigen Ankündigung auf
Facebook sowie in den lokalen Medien und trotz
heftigen Schneeregens säumten viele hundert
Schaulustige die Straßen und ließen sich von der
außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Ziel war es,
einen vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und
die Landwirtschaft ins Gespräch zu bringen.
Politische Banner gab es nicht. Bei der Fahrt wurde
aber Geld für einen sozialen Zweck gesammelt.
Der Traktorkorso war mit ungefähr 40 Fahrzeugen am Milchviehbetrieb von Hermann Grampp in Melkendorf gestartet. Polizei und Feuerwehr sicherten dabei den Konvoi ab. Nach der Fahrt kreuz und quer durch die Innenstadt, unter anderem durch Weiher, über den Holzmarkt und den Zentralparkplatz machten die Schlepper auf dem Parkplatz des Schwimmbades am Rande der Stadt halt. Dort gab es die Gelegenheit, die Fahrzeuge zu fotografieren, mit den Bauern ins Gespräch zu kommen und den Nikolaus höchstpersönlich zu treffen. Außerdem gab es Glühwein, Früchtepunsch, Tee und selbstgebackene Plätzchen für einen guten Zweck. Die Spenden sollen demnächst der Geschwister-Gummi-Stiftung überreicht werden.
Bilder: Einen vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten Adventssamstag in Kulmbach. Sämtliche Schlepper waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich beleuchtet
.
Rinderzüchter: „Politik gängelt Bauern“ / Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth traf sich zur Jahresversammlung auf dem Betrieb Färber in Forkendorf
Bayreuth/Forkendorf.
Kritik an der Landwirtschaftspolitik der
Bundesregierung hat die Vorsitzende der
Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth Christiane Böhm
aus Neuhaus bei der Jahresversammlung geübt.
„Tierhaltung ist in Deutschland nicht mehr
erwünscht“, sagte sie. Anders könne man sich die
andauernden Gängeleien seitens der Politik nicht
erklären. Der Rinderzuchtverband sei für die Zukunft
gut gerüstet. „Wir hoffen allerdings, dass uns die
Politik auch eine Zukunft gibt“, sagte Christiane
Böhm.
Auffällig viele Landwirte würden derzeit aufgeben. In erster Linie betroffen davon sei der Schweinebereich. Was die Milchviehhaltung und Rinderzucht angeht seien sowohl Milch- als auch Schlachtviehpreise derzeit „in Ordnung“. Allerdings seien auch die Kosten für Energie und Futter explodiert, so dass von den Mehrerlösen kaum noch etwas übrig bleibt. „Vielleicht sollten wir uns so wie die letzte Generation auch irgendwo festkleben, dann hätten wie Bauern wenigstens die notwendige Publicity“, sagte die Vorsitzende.
Ähnlich argumentierte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. „Uns werden immer wieder Steine in den Weg gelegt“, sagte sie und nahm vor allem die Medien in die Pflicht. „Es geht auf keine Kuhhaut mehr, was die Medien manchmal veranstalten“, so die Kreisbäuerin. Ähnlich argumentierte Manfred Neumeister, Kreis- und Bezirksrat von den Grünen. 99 Prozent der Landwirte leisteten hervorragende Arbeit, doch über das übrige eine Prozent werde am meisten berichtet, so seine Wahrnehmung. Manfred Neumeister plädierte für mehr Miteinander und rief zu mehr Regionalität auf. Widerspruch kam dagegen von Veterinärdirektor Dr. Kai Braunmiller von der Stadt Bayreuth. Das schlechte Image liege nicht an der Presse, sondern an denen, die keine gute Arbeit machen, sagte er.
Oberfrankenweit
sei die Zahl der Betriebe erstmals unter die 1000er
Marke gefallen, sagte der Zuchtleiter des
Rinderzuchtverbandes Oberfranken Markus Schricker.
Mit 968 Betrieben habe die Zahl um 46 abgenommen.
Die Zahl der Kühe lag bei 63.900, das bedeutet 835
weniger als im Vorjahr. Nicht ganz so dramatisch
stellten sich die Zahlen in Stadt und Landkreis
Bayreuth dar. Hier gebe es immer noch 247 Betriebe
(zwölf weniger als im Vorjahr) mit zusammen 18.288
Kühen. Bei der Kuhzahl konnte dabei sogar eine ganz
kleine Steigerung um immerhin 16 Tiere verzeichnet
werden. Was die Vermarktung durch den
Rinderzuchtverband angeht, so seien die Zahlen zwar
gesunken, aber trotzdem immer noch „ganz
ordentlich“. Insgesamt hatte der Rinderzuchtverband
Oberfranken exakt 28.329 Bullen, Kühe, Zucht- und
Nutzkälber im Auftrag seiner Mitglieder vermarktet.
Im Vorjahr waren es noch 30.968.
Bei den Rinderzüchtern ist das Geschäftsjahr nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes beginnt immer am 1. Oktober und endet am 30. September. Als die Betriebe mit den besten Jahresleitungen wurden die folgenden vier ausgezeichnet: Christian Popp aus Forthof, Martin Bezold aus Gösseldorf, Holger Popp aus Zettlitz und Udo Meister aus Brüderes.
Bei den turnusgemäßen Neuwahlen der Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth wurde Christiane Popp aus Neuhaus einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Neuer zweiter Vorsitzender ist Christian Engelbrecht aus Lankendorf. Er löst Hans Potzel ab, der nicht mehr zur Wahl angetreten war. Als Bayreuther Vertreter für den Milcherzeugerring Oberfranken wurden Christa Lauterbach aus Tressau und Horst Ponfick aus Unterölschnitz gewählt.
Vor
ihrer Jahresversammlung hatten die Mitglieder der
Kreiszuchtgenossenschaft den Betrieb der Familie
Färber zwischen Forkendorf und Mistelbach
besichtigt. In dem 2018/2019 gebauten mehrhäusigen
offenen Laufstall sind 90 Kühe zuhause. Michael und
Maike Färber bewirtschaften zusammen mit ihren
Eltern Christine und Peter Färber rund 90 Hektar
Fläche. Mit ihrem modernen dreireihigen
Boxenlaufstall werden sie vor allem dem von der
Gesellschaft immer wieder gefordertem Wunsch nach
mehr Tierwohl gerecht. Die Tiere haben genügend
Platz, können sich aus dem Weg gehen, profitieren
von Licht und Luft und sind allgemein gesünder.
„Euterprobleme oder Probleme mit Nachgeburten gibt
es nicht“, sagt Michael Färber. Kein Problem sei die
offene Bauweise des Stalls: „Die Kühe friert es
nicht, wenn, dann friert es höchstens den Bauern“,
so Michael Färber scherzhaft.
Zweites Standbein auf dem Hof der Familie Färber sind die mittlerweile drei Hühnermobile mit zusammen rund 900 Hühnern. Die Vermarktung funktioniert unter anderem in einem kleinen hofeigenen Eierhäuschen, das mit entsprechenden Automaten bestückt ist
Bilder:
1. Die
Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach
besichtigten im Vorfeld ihrer Jahresversammlung den
Betrieb der Familie Färber zwischen Forkendorf und
Mistelgau.
2. Michael
Färber (rechts) stellte dem Kreis- und Bezirksrat
Manfred Neumeister, der Vorsitzenden der
Kreiszuchtgenossenschaft Christiane Böhm, dem
Zuchtleiter des Rinderzuchtverbandes Markus
Schricker und Veterinärdirektor Dr. Kai Braunmiller
seinen landwirtschaftlichen Betrieb vor.
3. Vorsitzende
Christiane Böhm und Zuchtleiter Markus Schricker
haben Martin Bezold und Holger Popp (von links) als
beste Betriebe nach Jahresleistung ausgezeichnet.
Werbung für Christbäume aus heimischer Produktion / Amt für Landwirtschaft spendierte der Kita Regenbogen einen Frankenwaldbaum
Losau. Nun stehen sie wieder, entlang der großen Straßen, auf Parkplätzen oder vor Supermärkten: Die Christbaumverkäufer. Doch Baum ist nicht gleich Baum. Darauf weist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hin. Zum Start der Christbaumsaison auf der kleinen Plantage von Hermann und Hildegard Geier in Losau bei Rugendorf warb Revierleisterin Anja Mörtlbauer für Christbäume aus heimischer Produktion.
„Es muss ja nicht immer der Baum vom Baumarkt sein, der meist aus Dänemark kommend schon 1000 Kilometer Transportweg hinter sich hat“, sagte die Försterin. Mit beim Saisonstart dabei waren die Kinder der Kita Regenbogen aus Rugendorf. Ihnen spendierte das Amt einen Weihnachtsbaum für die Tagesstätte. Das Besondere an der Aktion war, dass die Kinder den Baum selbst aussuchen und absägen durften, ehe ihn Hermann Geier gut im Netz verpackt in die Einrichtung brachte.
Auf einem Hang oberhalb von Losau baut Hermann Geier seit rund drei Jahrzehnten Christbäume an. Hobbymäßig, wie er sagt. Früher sei die etwa zwei Tagwerk große Fläche reiner Acker gewesen. Zunächst habe er dort Blaufichten angebaut, mittlerweile nur mehr Nordmann-Tannen. „Uns macht das große Freude“, sind sich Hildegard und Hermann Geier einig. Normalerweise versorgen sie Freunde und Bekannte mit den Bäumen. Alle dürften sich ihre Bäumchen vor Ort selbst aussuchen. Neben dem kommissarischen Abteilungsleiter des Landwirtschaftsamtes Simon Stölzel war auch Bürgermeister Gerhard Theuer gekommen, um den Kindern die Vorzüge von heimischen Christbäumen zu erklären und sie für die Belange des Waldes zu sensibilisieren.
Bild: Kindergärtnerin Waltraud Bauer, Simon Stölzel vom Amt für Landwirtschaft, Hermann Geier, Bürgermeister Gerhard Theuer, Hildegard Geier und Anna Mara Kotschenreuther von der Kindertagesstätte (hinten von links) starteten mit den Kindern der Kita Regenbogen in Losau bei Rugendorf die Christbaumsaison.
Gestiegene Erlöse kommen bei den Bauern nicht an / Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach traf sich zur Jahresversammlung auf dem Betrieb Hartmann in Gössenreuth
Gössenreuth.
Trotz relativ guter Marktlage investieren die
landwirtschaftlichen Betriebe derzeit so gut wie
nicht. Grund dafür ist, dass von den gestiegenen
Erlösen aufgrund der Kostenexplosionen an allen
Ecken und Enden kaum etwas bei den Bauern ankommt.
Ein weiterer Grund ist die relativ schwierige
politische Landschaft, die den Landwirten keine
Planungssicherheit gibt. Das alles hat auch
Auswirkungen auf Milchviehhalter und Rinderzüchter.
„Die Tierzahlen gehen überall zurück“, sagte der
Vorsitzende der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach,
Thomas Erlmann aus Waldau, bei der
Mitgliederversammlung in Gössenreuth.
Auf dem gesamten Regierungsbezirk bezogen sei der Rückgang bei Milchkühen und Milchkuhhaltern geradezu dramatisch, so der Zuchtleiter des Rinderzuchtverbandes Oberfranken Markus Schricker. Nicht ganz so eklatant seien die Zahlen im Landkreis Kulmbach zurückgegangen. Oberfrankenweit ist die Zahl der Milchkühe den Worten Schrickers zufolge im zurückliegenden Jahr erstmals unter 80.000 gesunken. „Das ist relativ rapide gegangen“, so der Zuchtleiter. 2019 seien es noch 85.000 gewesen. Entsprechend habe auch die Zahl der Betriebe auf oberfrankenweit auf 1.600 abgenommen. Das bedeute in den zurückliegenden 13 Jahren praktisch eine Halbierung. Oder anders ausgedrückt: „Jedes Jahr hören 50 bis 60 Betriebe auf.“
Während
diese Statistik alle landwirtschaftlichen Betriebe
in Oberfranken betrifft, weist der Zuchtverband die
Zahlen der Kreiszuchtgenossenschaften und ihrer
Mitgliedsbetriebe extra aus. Hier sei
oberfrankenweit die 1000er Grenze mit 968 Betrieben
erstmals unterschritten worden. Das sind 46 weniger
als noch im Vorjahr. Die Zahl der Herdbuchkühe liegt
exakt bei 63852, was einen Rückgang um 835 Tieren
gleichkommt. Im Landkreis Kulmbach gibt es immerhin
noch 92 Zuchtbetriebe mit 5945 Kühen. Was die
Vermarktung angeht, so seien die Zahlen zwar
gesunken, aber trotzdem immer noch „ganz
ordentlich“. Insgesamt hatte der Rinderzuchtverband
Oberfranken exakt 28.329 Bullen, Kühe, Zucht- und
Nutzkälber im Auftrag seiner Mitglieder vermarktet.
Im Vorjahr waren es noch 30.968.
„Der Milchpreis passt, doch die Kostenstruktur ist eine andere“, sagte der Chef des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach, Harald Weber. Er wies unter anderem darauf hin, dass 47 Prozent der Betriebe im Landkreis Kulmbach weniger als 20 Kühe hätten. Bei den meisten davon gebe es noch Anbindehaltung, was so keine Zukunft mehr hat. „Das heißt, dort steht eine Umstellung bevor“, so der Behördenleiter.
Bei
den Rinderzüchtern ist das Geschäftsjahr nicht
identisch mit dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr
des Rinderzuchtverbandes beginnt immer am 1. Oktober
und endet am 30. September. Als die Betriebe mit den
besten Jahresleitungen wurden die folgenden vier
ausgezeichnet: Thomas Erlwein aus Waldau, Andrea
Meister aus Schlockenau, Stephan Fuchs aus
Gössenreuth und Dietmar Schmidt aus Reuth. Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen der Kreiszuchtgenossenschaft
Kulmbach wurde, Thomas Erlmann aus Waldau als erster
und Bernd Schütz aus Dörfles als zweiter
Vorsitzender jeweils einstimmig bestätigt. Dem
Ausschuss, also der erweiterten Vorstandschaft,
gehören künftig Jochen Bär aus Buch am Sand,
Christian Schoberth aus Waldau und Michaela
Eckardt-Hartmann aus Gössenreuth an. Als Kulmbacher
Vertreter für den Milcherzeugerring Oberfranken
wurde Bernd Täuber aus Berndorf gewählt.
Vor ihrer Jahresversammlung hatten die Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft den Betrieb von Rainer Hartmann in Gössenreuth besichtigt. Das Besondere an dem Betrieb ist, dass er energiemäßig praktisch autark ist. Möglich machen dies eine 80-kW-Photovoltaikkanlage und ein 100-kW-Hackschnitzelheizwerk, mit dem die Familie nicht nur Stallungen, Melkroboter und Wohnhaus, sondern auch die umliegenden Häuser versorgt. „Das Hackschnitzelheizwerk wird vor allem mit dem Holz aus dem eigenen Wald versorgt. Die Familie bewirtschaftet über 26 Hektar Wald in der Umgebung. Auf den übrigen Flächen baut die Familie Wintergerste, Winterweizen, Kleegras und Silomais an. Den ursprünglichen Milchviehstall hatten die Eltern noch 1995/1996 gebaut. Ein erster Anbau kam 2005, ein zweiter 2019 dazu. Gemolken wird mit gleich drei Melkrobotern.
Bilder:
1. Die
Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach
besichtigten im Vorfeld ihrer Jahresversammlung den
Betrieb von Rainer Hartmann in Gössenreuth bei
Himmelkron.
2. Sie
führen den Milchviehbetrieb in Gössenreuth: Elke und
Rainer Hartmann, Tochter Michaela Eckardt-Hartmann
und Schwiegersohn Christian Eckardt.
3. 150
Milchkühe sind in den Stallungen der Familie
Hartmann in Gössenreuth zuhause.
Brennholz: Vom Massenprodukt zur Mangelware / Genug Holz ist vorhanden, doch es muss erst getrocknet werden
Kulmbach. Die Nachfrage nach Brennholz ist so hoch wie selten. Immer mehr Menschen wollen sich für den Winter eindecken. Brennholz habe sich vom Massenprodukt zur Mangelware entwickelt, heißt es. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn das Holz muss erst lange trocknen.
Bei der Waldbewirtschaftung würden vor allem die schlecht verkäuflichen Holzsortimente als Brennholz verwertet, erläutert die Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in einer Mitteilung. Bei der Holzverarbeitung anfallende Nebenprodukte würden ebenfalls zu einem großen Teil der energetischen Nutzung zugeführt. Weitere Energieholzquellen seien unter anderem Altholz, Flur- und Schwemmholz. Holz werde vor seiner energetischen Verwendung meist noch aufbereitet für schnellere Trocknung und um die Lagerung und Verbrennung zu vereinfachen.
„Ja, die Nachfrage nach Brennholz ist stark gestiegen“, bestätigt Theo Kaiser, der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. Problem sei es aber nicht, dass es kein Brennholz mehr gibt. Vielmehr gebe es nur begrenzt getrocknetes Brennholz. Brennholz müsse mindestens einen Sommer im Freien trocknen oder künstlich getrocknet werden. „Hier fehlt es einfach an Vorräten und Kapazitäten“, so der Geschäftsführer. Seinen Worten zufolge liegen die Preise im Augenblick bei 80 bis 90 Euro pro Raummeter für Weichholz und bei 120 bis 150 Euro pro Raummeter für Hartholz. Die Beurteilung der Qualität erfordere vor allem Erfahrung und könne nicht mit wenigen Worten beschrieben werden. Ein Messgerät, auch darauf weist Theo Kaiser hin, gebe es schon für wenige Euro im Baumarkt.
Aus
Sicht von Christian Dormann (Bild), dem Vorsitzender
der Waldbesitzervereinigung Hollfeld, zu der auch
viele Kulmbacher Waldbesitzer gehören, besteht in
den urbanen Bereichen durchaus ein Nachfrageüberhang
nach Brennholz. Dahingehend reagierten auch die
Preise. „Allerdings ist meiner Meinung nach in den
ländlichen Regionen genug Brennholz vorhanden um die
aktuelle Nachfrage zu decken“, sagt Dormann. So
zeige ein Blick in Anzeigenplattformen, dass in der
weiteren Region Hollfeld durchaus ein hohes Angebot
da ist. „Wenn die urbanen Käufer bereit sind, 25
Kilometer aufs Land zu fahren um dort Ihr Brennholz
direkt abzuholen und dafür einen realistischen Preis
zu bezahlen sehe ich überhaupt kein Problem.“
Keine Angabe zu den aktuellen Preisen kann Christof Maar, Revierleiter des Forstrevier Kronach vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach machen. Doch auch er weiß von gestiegenen Preisen. Bei den Waldbesitzern, die Brennholz direkt an den Endverbraucher verkaufen, sei das Preisniveau derzeit unterschiedlich. Manche Waldbesitzer, die vom Borkenkäferbefall fortlaufend mit hohen Massenanfällen besonders betroffen sind, hätten ihre Preise kaum erhöht. Andere versuchten höhere Preise zu erzielen, zum Beispiel durch Verkauf in Regionen mit einem höheren Preisniveau. Auch überregionale Abnehmer kauften Brennholzsortimente in letzter Zeit zur erhöhten Preisen aus der Region.
Schon in den letzten Jahren und auch derzeit werde der überwiegende Anteil an Holz, das üblicherweise zu Brennholz verarbeitet werden kann, in andere Regionen verbracht, da hier das Angebot die Nachfrage bei weitem überschreitet.
Einen gesamtüberblick, ob sich die Menschen bereits eingedeckt haben hat Christof Maar nicht. Doch hätten sich sicher viele mit einem Brennholzvorrat, der über mehrere Jahre reichen dürfte eingedeckt. Problem sei aber doch, dass Holz wegen der Feuchtigkeit länger gelagert werden muss, bevor man es als Brennholz verwenden kann. Und wie kann der Laie die Qualität von Brennholz erkennen? Frisch geschlagenes Holz aus dem Wald hat nach den Worten des Fachmanns einen Wassergehalt um die 50 Prozent, vom Borkenkäfer befallenes dürres Holz weniger. Für eine effiziente und emissionsarme Verbrennung müsse Scheitholz auf einen Wassergehalt von unter 20 Prozent herunter getrocknet werden. Bei optimaler Aufbereitung und Lagerung könne dies in einem Lagerzeitraum von etwa einen Jahr erreicht werden. Die erste Bundesimmissionsschutzverordnung untersage außerdem das Verheizen von Holz mit einem Wassergehalt von über 20 Prozent.
Aus dem Oberland für ganz Deutschland: Auf den Plantagen von Uwe Witzgall hat die Ernte der Christbäume begonnen
Petschen.
„Den Weihnachtsbaum, den gönnt man sich“, sagt Uwe
Witzgall und blickt zuversichtlich auf die
anstehende Saison. In diesen Tagen hat für den
Landwirt aus Petschen, oberhalb von Stadtsteinach
die heiße Phase begonnen. Seit bald zehn Jahren baut
der 52-Jährige auf rund 30 Hektar Fläche
hauptsächlich Nordmanntannen, in geringerer
Stückzahlen auch Nobilis-Tannen, Blaufichten und
Schwarzkiefern, an und beliefert damit Händler in
ganz Deutschland.
Sogar im oberbayerischen Kloster Seeon steht ein Baum aus dem Kulmbacher Land, oder etwa bei Feinkost Käfer in München. Die Bäume sind längst bestellt. In diesen Tagen rollen die Laster zum Transport an. „Als erstes gehen die Bäume für Firmen, Betriebe und Gemeinden raus“, erläutert Uwe Witzgall, der 2013/2014 die Milchviehhaltung aufgegeben hatte und sich fast gänzlich auf die Weihnachtsbäume konzentrierte. Klar, diese Bäume werden ja auch bereits zum ersten Advent aufgestellt, und der ist extrem früh bereits am 27. November.
Fünf festangestellte Mitarbeiter hat Uwe Witzgall und noch eine Saisonkraft, die in diesen Tagen alles geben müssen. Sie wohnen bis zum Weihnachtsfest sogar in Petschen. „Fast alle sind seit vielen Jahren hier“, sagt der Landwirt aus dem Oberland. Einer sei bereits seit der Grenzöffnung jedes Jahr in Petschen bei der Ernte mit dabei. Und in Spitzenzeiten wird die ganze Familie eingespannt. Ob Patenkind oder Schwager, sie alle verbringen ihre freie Zeit auf dem Hof, der sich direkt auf der Fränkischen Linie auf rund 540 Meter über Normalnull befindet. An die 800 Bäume sind es, die derzeit pro Tag geerntet werden. Im Schnitt sind sie so sechs bis zehn Jahre alt.
Gute Nachrichten hat Uwe Witzgall für alle Kunden. Zum einen werde es, ganz entgegen dem Trend, keine wesentlichen Preiserhöhungen geben, zum anderen seien trotz der extremen Trockenheit in diesem Sommer, genügend Bäume vorhanden. Ein wenig hätten die Bäume schon gelitten, doch gerade der Regen im zurückliegenden Herbst habe einiges wieder gut gemacht. „Die Nordmanntanne ist aber auch extrem widerstandsfähig, sagt er. Die Ausfälle durch die Trockenheit beziffert Uwe Witzgall auf knapp 20 Prozent. Kein Problem sei dagegen der Borkenkäfer, weil die Nordmann-Tanne ein Pfahlwurzler ist, den der Käfer in der Regel links liegen lässt.
Um sich von der Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das beweist schon die Tatsache, dass in der Regel rund ein Fünftel aller Bäume als Ausschuss eingestuft und als Schnittgrün vermarktet werden. „Schrott geben wir nicht raus“, macht Uwe Witzgall unmissverständlich klar und ist fest davon überzeugt: Wer einmal einen Qualitätsbaum aus seinen Plantagen hat, der kommt immer wieder. Qualitätsbaum heißt, dass alle Bäume aus Petschen seit 2018 das Siegel „geprüfte Qualität Bayern” tragen dürfen. Das Gütesiegel besagt, dass festgelegte Produktionskriterien eingehalten und auch regelmäßig kontrolliert werden. Dazu gehört zum Beispiel ein später Schnittzeitpunkt ab dem 15. November. Außerdem wurde der Betrieb nach den Standards von GLOBAL G.A.P. zertifiziert, was die Erfüllung noch höherer Standards bedeutet. Sie beginnen von der Anpflanzung über die Produktion bis hin zur Ernte, praktisch in allen Bereichen.
Einen Trend kann Uwe Witzgall aber doch feststellen: viele Abnehmer hätten bereits angekündigt, dass sie heuer aus Energiespargründen zwar nicht auf den Baum, aber auf die Beleuchtung verzichten. Vor allem in den Ämter, aber das kann dem Baumproduzenten egal sein. Freilich wurde auch er von der Preisexplosion getroffen, vor allem beim Dünger. Auch die Lastwagen und Schlepper brauchen ihren Diesel und sogar die Netze seien um 20 Prozent teurer geworden. Für das kommende Jahr werde er die Preise wohl nicht halten können und die Händler vor Ort stellten sich ja auch nicht umsonst hin. Er selbst bezahlt seine Mitarbeiter schon längst über den Mindestlohn.
Einen Tipp hat Uwe Witzgall für alle Christbaumbesitzer: „Der gekaufte Baum sollte drei Wochen schattig und im Freien liegen, dann hält er am längsten“. In der Wohnung sollte anschließend ein kleines Stück abgesägt und der Ständer mit Wasser gefüllt werden. So hat man am längsten seine Freude an den Weihnachtsbäumen aus dem Frankenwald. Als weiteren Trend hat er beobachtet, dass viele Menschen ihren Baum bereits während der Adventszeit aufstellen und schmücken. Nicht erst am Heiligen Abend, so wie früher.
Wer Lust hat, sich seinen Baum selbst auszusuchen und eventuell sogar selbst zu schlagen, der kann am zweiten, dritten und vierten Adventswochenende, jeweils Samstag und Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr nach Petschen kommen und sich seinen Baum direkt beim Produzenten kaufen. Ansonsten gibt es Verkaufsstände mit den Bäumen von Uwe Witzgall in Kulmbach am Eulenhof bei Samen Hühnlein, aber unter anderem auch in Himmelkron, Stammbach, Wonsees und sogar in der Ludwigstraße am Rathausbrunnen in Hof.
Bild: Uwe Witzgall (links) und seine Mannschaft hat in diesen Tagen mit der Ernte auf den Christbaumplantagen im Oberland begonnen.
„Waldkontroversen“: Verbauen, verbrennen oder verrotten / Fachleute sagen bei Tagung an der Uni Bayreuth dem Holz eine große Zukunft voraus
Bayreuth.
Hoffnungsträger Holz: Hinter diesem Titel der
„Waldkontroversen 2022“ an der Universität stand
nicht etwa ein Fragezeichen. Im Gegenteil: Sämtliche
Referenten berichteten von Steigerungen, bei den
Holzvorräten in deutschen Wäldern, beim Einschlag,
bei der Nachfrage nach Bauholz und nach Brennholz.
Bei den „Waldkontroversen“ handelt es sich um eine
Tagung, die vom Bayreuther Zentrum für Ökologie und
Umweltforschung, von der Campus-Akademie für
Weiterbildung und dem Ökologisch-Botanischen Garten
an der Universität veranstaltet wurde. Im Auditorium
saßen dabei nicht nur Studenten und Wissenschaftler,
sondern auch Waldbesitzer, Vertreter der staatlichen
Forstverwaltung, des Naturschutzes und des
Bausektors.
„Holz ist unerlässlich, gestern heute und morgen, brachte es Tobias Götz auf den Punkt. Der Chef der Pirmin Jung GmbH aus Remagen, Deutschlands größtem Planungsbüro, das sich mit Holz beschäftigt, sprach gar von einer Renaissance des Baustoffes Holz. So neu ist das alles allerdings gar nicht. „Holz ist der älteste Baustoff, der sich seit Jahrhunderten bewährt hat“, sagte Tobias Götz und zeigte viele Bilder von Fachwerkbauten aus vergangenen Jahrhunderten.
Jetzt,
wo der Klimawandel direkt vor unserer Haustür
ankommt, habe man Holz endlich wieder als Baustoff
entdeckt. Holzneubauten, wie ein 13-geschossiges
Hochhaus in Amsterdam oder ein 15-geschossiges
Hochhaus in der Schweiz stellten eindrucksvoll unter
Beweis, dass sich Fichte, Tanne und viele andere
Baumarten nicht vor Beton verstecken müssen. Viele
Bauherren hätten die Vorteile des Holzes längst
erkannt, sagte Tobias Götz. Die problemlose
Erfüllung sämtlicher Umweltauflagen und die extrem
genaue Planbarkeit gehörten genauso dazu, wie die
Stabilität, das geringe Eigengewicht und natürlich
die Tatsache, dass es sich um einen nachwachsenden
Rohstoff handelt.
Verbauen, verbrennen oder verrotten: Gregor Aas, der Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens an der Universität Bayreuth hatte hinter dem Untertitel der „Waldkontroversen“ noch ein Fragezeichen gesetzt. Eine eindeutige Antwort gab es freilich nicht, doch die Marschrichtung war klar: „Holz ist eine unglaublich wertvolle, vielfach nutzbare und zunehmend begehrte Ressource“, so Gregor Aas.
Pia Bradler und Clarissa Schmelzle, Studentinnen im Master Global Change Ecology, hatten jede Menge Daten und Fakten zusammengetragen, die sie den Teilnehmern präsentierten. Wichtigste Aussage: Der Gesamtverbrauch an Holz in Deutschland ist aktuell größer als die Inlandsproduktion. Während bundesweit knapp 83 Millionen Festmeter Holz pro Jahr in Deutschland eingeschlagen werden, liege der Verbrauch derzeit bei über 127 Millionen Kubikmeter. Der Holzeinschlag nehme aktuell deutlich zu, waren sich die beiden Studentinnen einig. Sie prognostizierten eine weiter steigende Nachfrage nach Bauholz genauso wie nach Brennholz. Bei letzterem sei die Situation besonders dynamisch, wie ein Blick auf den Preis zeigt: Während der Raummeter Buchenholz noch vor Monaten bei 60 bis 80 Euro lag, sei er aktuell bei einem Discounter für sage und schreibe 489 Euro angepriesen worden.
Am zweiten Tag der „Waldkontroversen“ gab es zwei interessante Exkursionen: Geschäftsleiter Wolf-Christian Küspert zeigte den Teilnehmern die GELO-Timber GmbH im Energiepark Wunsiedel. Dort wurden Ansätze der Kreislaufwirtschaft beim Nadelholz aus der Region diskutiert, angefangen vom Schwachholzsägewerk über die WUN Pellet GmbH bis hin zum Leuchtturmprojekt „Wunsiedler Weg“ mit dezentraler Energieversorgung und Wasserstoffhydrolyse. Das Heizwerk des 2021 in Betrieb gegangenen neuen Sägewerks GELO-Timber kann dank eines Zweigasbrenners sowohl mit Erdgas, als auch zukünftig mit Wasserstoff betrieben werden.
Carmen Hombach, Stadtförsterin und Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach, startete mit den Teilnehmern zu einem Rundgang durch Schadflächen und Waldumbaumaßnahmen im Bereich der WBV Die Wälder im Frankenwald waren von dem trockenen Sommer und den Käferschäden besonders stark betroffen.
Bilder:
1. Hier
im Frankenwald oberhalb von Stadtsteinach wird
gerade jede Menge Holz eingeschlagen.
2. „Holz
ist unerlässlich, gestern, heute, morgen“: Tobias
Götz, Zimmermann, Bauingenieur und Chef von Pirmin
Jung, Deutschlands größtes Planungsbüro in Sachen
Holz.
Keine CO2-Abgabe auf Holz / Waldbesitzer prangern geplante Energien-Richtlinie der EU an - MdL Martin Schöffel bei der WBV Kulmbach/Stadtsteinach
Oberdornlach. Nach dem Willen der Europäischen Union soll Holz künftig nicht mehr nachhaltig sein. Bei der Informationsveranstaltung der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach in Oberdornlach sorgten die Pläne der EU für Verwunderung und Kopfschütteln. „Das ist für normal denkende Menschen nicht zu fassen“, sagte die Vorsitzende Carmen Hombach. Doch die Erneuerbare Energien-Richtlinie der EU soll dem Holz tatsächlich seine Nachhaltigkeit absprechen.
In diesem Vorgehen stecke eine ganz große Gefahr, sagte Carmen Hombach. Gehen die Pläne so durch, würden nicht nur bestimmte Förderungen wegfallen, auch müsste auf Holz künftig, genauso wie bei Öl oder Gas, die CO2-Abgabe geleistet werden, obwohl Holz ja bekanntlich CO2 speichert. „Man könnte fast sagen, sie wissen nicht, was sie tun“, so die Vorsitzende. Nun könne man nur noch hoffen, dass dies alles nicht so kommt.
Der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (CSU) nannte die Pläne ein Alarmsignal. Im Bereich der energetischen Nutzung von Holz müsse mehr, und nicht weniger gemacht werden. Derartige Ideen könnten nur von Leuten kommen, die in ihrem Leben weder einen Baum gepflanzt, noch einen Wald bewirtschaftet haben. „Wenn ein Baum verbrannt wird, dann wird nicht mehr CO2 freigesetzt, als der Baum vorher gebunden hat.“
Ziel der bayerischen Forstpolitik werde es deshalb sein, die Holznutzung zu erhöhen. „Wenn wir den Waldumbau weiter betreiben wollen, müssen wir die Holznutzung nach oben fahren“, sagte der Abgeordnete. Schöffel versprach, sich massiv gegen eine CO2-Abgabe zu stemmen. Das seien Entwicklungen, die in die völlig falsche Richtung gehen.
Schöffel beklagte ganz allgemein den Einzug alter Ideologien und neuer gefährlicher Entwicklungen in die Politik. Im Mittelpunkt des europäischen Green Deals sollen Artenvielfalt und Klimaschutz stehen. Doch viele aktuelle politischen Vorhaben und Entscheidungen stünden diesem Ziel entgegen und enthielten grundsätzliche Webfehler.
„Irgendwo muss jetzt mal Schluss sein“, forderte Martin Schöffel und prangerte besonders die geplanten Stilllegungen landwirtschaftlicher Flächen an. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen könne man doch nicht auf weniger Produktion und mehr Importe setzen. Stattdessen sollten Eigenversorgung und Ernährungssicherheit im Mittelpunkt stehen
Im Wald bezeichnete der Parlamentarier die Stilllegungen ohnehin als den „größten Blödsinn“. Ein vernünftiger Waldumbau werde nur mit Waldbewirtschaftung funktionieren. Holz müsse gerodet werden, sonst verfault es, sagte Martin Schöffel. Zur Bewirtschaftung gehöre auch der Einsatz von zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. „Weniger Produktion und Verbote von Pflanzenschutzmittel, das kommt meiner Meinung nach einer Enteignung gleich“, fand Martin Schöffel klare Worte.
Wie bedeutsam der Wald als CO2-Speicher ist, machte WBV-Geschäftsführer Theo Kaiser am folgenden Beispiel deutlich: So speichere jedes Hektar Wald rund 13 Tonnen CO2 pro Jahr. Einen bedeutsamen Beitrag zur Wiederbewaldung müssten aber auch die Jäger leisten, so die Vorsitzende Carmen Hombach. „Die Jäger müssen diesen Weg mitgehen“, sagte sie. Mittlerweile sei das Rehwild nicht einmal mehr auf den Wiesen anzutreffen, sondern bleibe gleich in den Verjüngungen, weil sich dort ein gedeckter Tisch bietet. Um die Abschusszahlen zu steigern sei auch die Vermarktung des Wildbrets von Bedeutung. „Kein Jäger wird rausgehen, wenn die Kühltruhen voll und die Nachfrage gering ist.“ Carmen Hombach sprach sich dafür aus, entsprechende Vermarktungsoffensiven ins Leben zu rufen.Bauern sehen rot / „Landwirte werden unter Sippenhaft gestellt“ - Demo beim Besuch von Ministerpräsident Söder in Mechlenreuth
Mechlenreuth.
Über 100 Landwirte aus ganz Oberfranken haben am
Donnerstag in Mechlenreuth bei Münchberg gegen die
stark vergrößerten „Roten Gebiete“ demonstriert. Die
Neuabgrenzung macht den Bauern aufgrund zahlreicher
Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden
Flächen praktisch unmöglich. In Mechlenreuth fand
zeitgleich die offizielle Einweihung eines
Teilabschnitts des Ostbayernrings durch den
bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder statt.
In roten Ganzkörperoveralls und mit zahlreichen Transparenten machten die Bauern auf der Zufahrtsstraße ihrem Unmut Luft. „Wer Bauern quält, wir abgewählt“, stand unter anderem auf den Transparenten zu lesen. Die Fahrzeugkolonne mit dem Ministerpräsidenten hielt kurz an und Söder hörte sich für wenige Minuten die Probleme der Bauern an. Er versprach ihnen für die kommenden zwei Wochen eine Art Runden Tisch zusammen mit Umweltministerium und Bauernverband. Dort soll das Thema noch einmal aufgegriffen werden.
Nach
der Veröffentlichung des entsprechenden
Kartenmaterials steht nach den Worten des
oberfränkischen BBV-Bezirkspräsidenten Hermann Greif
fest: Bisher seien 25 Prozent der bayerischen
Flächen in den „Roten Gebieten“ gewesen, dann nach
der sogenannten „Binnendifferenzierung“ und
„Modellierung“ nur noch zwölf Prozent. Da sei aber
immer noch kein Trost für alle, die von den „Roten
Gebieten“ betroffen sind.
Im Gegenteil: Die zwölf Prozent hätten der Europäischen Union nicht ausgereicht, so dass nachjustiert wurde. Ämter und Ministerien hätten die betroffenen Flächen aktuell wieder auf 17 Prozent angehoben. Dabei habe es insbesondere auch die Bauern im Landkreis Hof heftig erwischt. „Unser Problem ist jetzt, dass man uns faktisch unter Sippenhaft nimmt“, sagte Greif. Betriebe, die umweltfreundlich wirtschaften, müssten von der Verordnung ausgenommen werden. Während die EU dies auch zulasse, weigere sich Deutschland, Betriebe raus zu nehmen.
Die
Demo richte sich nicht gegen den bayerischen
Ministerpräsidenten, so Greif. „Wir wollen uns nur
bemerkbar machen und fordern Unterstützung von Seite
der heimischen Politik.“ Die Einordnung in Rote
Gebiete müsse definitiv noch einmal überprüft
werden. Wenn es um Phosphat oder Nitrat geht, gebe
es ja schließlich auch andere Einflüsse, als die
Landwirtschaft. Auch die sollten miteinbezogen
werden.
Als „allergrößten Hammer“ bezeichnete es der BBV-Bezirkspräsident, dass die Gebietsabgrenzung auch teilweise in die Städte hineinreicht. Dort seien beispielsweise auch Golfplätze betroffen, die aber von Auflagen ausgenommen wurden, also auch weiterhin ihre Flächen düngen dürfen. Greif: „Das geht so nicht weiter, da müssen wir dagegen halten.
„Wir werden in Sippenhaft genommen, für etwas, wofür wir nichts können“, sagte der oberfränkische BBV-Vizepräsident Michael Bienlein. Viele Bauern seien in ihrer Existenz gefährdet. „Wir wollen doch auch weiterhin Nahrungsmittel für unsere Mitmenschen produzieren.“ Für die Neuausweisung fehlten jegliche Grundlagen. Doch die Einsicht in die entsprechenden Messungen werde den Landwirten derzeit verwehrt.
Ministerpräsident
Söder sagte den Landwirten zeitnah eine Runde mit
Vertretern des Umweltministeriums und dem Präsidium
des Bauernverbandes zu. „Wir müssen schauen, dass
wir einen Weg finden“, sagte Söder. Man habe bewusst
die erste Karte der Roten Gebiete zurückgestellt, um
die Betroffenheit zu verhindern. Dort wo wenig
Wasser ist, sei die Frage der Nitratwerte schneller
ein Thema, weil die Verdünnungswirkung schlechter
ist. Unabhängig davon, dass im Fränkischen aufgrund
der Trockenheit auch Wasser benötigt werde, müssten
auch hier weiterhin Nahrungsmittel produzieren
werden können. „Ich setze mich ja nicht dafür ein,
dass wir Flächen nicht mehr stilllegen, um mehr
Nahrungsmittel produzieren zu können, wenn wir
gleichzeitig die Flächen nicht nutzen können.“
Bilder: Der bayerische Ministerpräsident sprach am Rande der Einweihung eines Ostbayernring-Teilstücks in Mechlenreuth bei Münchberg mit Landwirten aus Oberfranken. In rote Ganzkörperanzüge gehüllt, protestierten die Bauern gegen die Neuabgrenzung der „Roten Gebiete“.
Altes Haus - Neuer Stall / Ferkelaufzucht, Mast, Wirtshaus und Ferienwohnungen: Wo andere zusperren haben Katrin und Rainer Markstein kräftig investiert
Gumpertsreuth.
Geplant war das alles so nicht, wie es schließlich
gekommen ist. Doch Katrin und Rainer Markstein aus
Gumpertsreuth bei Gattendorf im Landkreis Hof sind
fest überzeugt, den richtigen Weg gegangen zu sein.
Während Schweinehalter landauf landab aufgeben, hat
die Familie am Rande der Ortschaft mit einem
Investitionsvolumen von rund einer Million Euro
einen nagelneuen Schweinestall mit 750 Mastplätzen
errichtet. Die Strohschweine werden hauptsächlich an
zwei größere Metzgereibetriebe in Selb und Dörnthal
vermarktet. Ein weiterer Teil bleibt sozusagen auf
dem Hof und kommt in der eigenen Gastwirtschaft mit
dem Namen „Altes Haus“ auf den Tisch.
Lange Jahre wurde der Hof im Nebenerwerb bewirtschaftet. 1995 hatte Rainer Markstein von seinen Eltern übernommen. Der heute 50-Jährige war zuletzt als Kfz-Meister bei den Hofer Stadtwerken beschäftigt, Ehefrau Katrin ist gelernte Bäckerin. „Ein zweites Standbein wollten wir schon immer“, sagt Rainer. So kam das Paar auf die Idee in einem alten Gebäude des Vierseithofes ein Café einzurichten. Als man im Jahr 2015 mit den Umbauarbeiten begann, war noch nicht abzusehen, dass daraus einmal eine Art Geheimtipp im Hofer Land entstehen würde.
„Wir
haben damals alles eingeschmissen“, sagt Rainer. Nur
die Außenwände und die Zwischendecken hätten noch
existiert. Dank der immensen Eigenleistung der
Familie mit ihren vier Kindern im Alter zwischen
sieben und 21 Jahren konnte das „Alte Haus“ schon im
Januar 2016 eröffnen, vom Café war man inzwischen
abgekommen und es wurde ein richtiges Dorfwirtshaus
daraus. Schon damals hatte Rainer Mut bewiesen, als
er seine Festanstellung im öffentlichen Dienst gegen
die Selbständigkeit eintauschte.
Der Erfolg gab der Familie Recht. Während andere Gaststätten ringsum zusperrten, wurden die Marksteins regelrecht überrannt. „Das hat eingeschlagen, wie eine Bombe“, so Katrin. In der Regel haben sie drei Tage in der Woche offen, Donnerstag und Freitag mit Abendkarte, Sonntag zum Mittagstisch und nachmittags zu Kaffee und Kuchen. Samstags finden meist geschlossene Veranstaltungen statt, mittwochs gibt es einmal im Monat einen Pizzatag, ein anderes Mal steht die Schlachtschüssel auf dem Plan. Zehn Mitarbeiter beschäftigt die Familie im Service, drei weitere in der Küche, alle auf geringfügiger Basis.
Im alten Stall unmittelbar an der Hofstelle mit Platz für 400 Schweine werden mittlerweile die Ferkel aufgezogen, ehe sie in den neuen Maststall wechseln. Dort wachsen die Schweine innerhalb von vier Monaten auf rund 140 Kilogramm heran. Rainer Markstein fährt die Tiere mit dem eigenen Lkw in den Hofer, beziehungsweise in den Helmbrechtser Schlachthof. Das Fleisch wird in die Traditionsmetzgerei Sandner nach Selb und in die Landmetzgerei Strobel nach Dörnthal bei Selbitz geliefert. „Eine Win-Win-Situation“, wie Rainer sagt. Auf die beiden Betriebe könne man sich verlassen. „Wir arbeiten Hand in Hand zusammen“. Das Fleisch hat aufgrund des hohen Rohfaseranteils, der verfüttert wird, keinerlei Wassereinlagerungen. Außerdem haben die Strohschweine mehr Zeit zum „Reifen“ als Tiere aus konventioneller Haltung.
Der
neue Offenfrontstall auf der grünen Wiese vor den
Toren des Dorfes ist 60 mal 16 Meter groß. Direkt
daneben wurde eine eigene Technikhalle errichtet.
Bei der Einweihung vor wenigen Wochen waren rund
1000 Besucher gekommen. „Mit einem solchen Ansturm
hätten wir nie gerechnet“, sagen beide.
Daneben bewirtschaften die Marksteins noch 60 Hektar Flächen und 25 Hektar Wald. Angebaut werden Sommer- und Wintergerste, Erbsen und Weizen, ausschließlich zum Eigenbedarf. Und noch ein weiteres Standbein gibt es: über den Gasträumen wurden zwei schmucke, 80, beziehungsweise 85 Quadratmeter große Ferienwohnungen eingerichtet.
„Es ist nicht schlecht, wenn man mehrere Standbeine hat“, ist sich das Paar einig. Vor allem die Corona-Zeit hat den beiden schwere zu schaffen gemacht. „Mit Corona ist alles anders geworden“, so Katrin. Vielen politischen Entscheidungen in Sachen Pandemie stehen die beiden kritisch gegenüber. Nicht nur wirtschaftliche, auch innerhalb der Gesellschaft sei vieles unwiderruflich kaputt gegangen.
Bilder:
1. "Auf
der grünen Wiese" am Ortsrand von Gumpertsreuth hat
die Familie Markstein einen neuen Stall errichtet.
2.
Hier fühlen sich die Strohschweine wohl. Das Fleisch
kann in Ruhe heranreifen.
3. Rainer und Katrin Markstein (rechts) mit ihren
vier Kindern.
Ernährungssicherheit im Focus / Scharfe Kritik an Bund und EU beim Königsfelder Jurabauerntag
Königsfeld.
Als „unverantwortlich, ideologisch und gegen das
eigene Volk gerichtet“ hat Martin Schöffel,
Landtagsabgeordneter aus Wunsiedel und Vorsitzender
des CSU-Arbeitskreises Landwirtschaft, die Politik
der Bundesregierung kritisiert. „Wir dürfen bei der
Nahrungsmittelversorgung auf keinen Fall im eine
ähnliche Situation kommen, wie bei der Energie“,
sagte Schöffel beim Königsfelder Jurabauerntag.
Zum einen profitierten die Bauern mit Ausnahme des Schweinebereichs von der weltweit aktuell riesigen Nachfrage nach Lebensmitteln durch höhere Erzeugerpreise. Zum anderen stünden Auflagen im Raum, die man sich jetzt nicht leisten könne und dürfe. Die geforderten Flächenstilllegungen gehörten genauso dazu, wie das drohende Verbot von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten. „In einer Zeit von Dürren, Inflation, Unsicherheiten und Krisen auf der ganzen Welt muss es darum gehen, Sicherheit bei der Ernährung herzustellen“, so Schöffel.
Vor allem die Vorschläge des stellvertretenden EU-Kommissionspräsidenten Frans Timmermans ernteten bei Schöffel Kritik. Die Stilllegungspläne würden bedeuten, dass die Produktion hierzulande um 20 Prozent zurückgehen würde und Deutschland auf Importe aus dem Ausland angewiesen sei. „Wer so etwas fordert, der hat den Schlag noch nicht gehört“, sagte Schöffel und forderte die Bauern dazu auf, Timmermans zu stoppen.
Auch in den Wäldern dürfe es keine Stilllegungen geben. „Wir wollen keine Wildnis“, sagte Schöffel. Bewirtschaftete Wälder hätten erwiesenermaßen die gleiche Artenvielfalt aufzuweisen, wie unbewirtschaftete Wälder. „Wir geben unsere Heimat nicht auf und lassen uns nicht alles kaputt machen“, so der Referent.
Trotz
aller Krisen und Herausforderungen freute sich der
neue Kreisobmann Tobias Kemmer, dass der
Königsfelder Jurabauerntag nach drei Jahren Pause
überhaupt wieder stattfinden könne. Bei allen
Schwierigkeiten sollte man sich auch über fruchtbare
Böden und regionale Lebensmittel freuen. Gleichwohl
hätten im Bamberger Land besonders der Mais, die
Sonnenblumen, Zuckerrüben und Soja unter der
anhaltenden Trockenheit gelitten.
Die Bauern bräuchten aber auch Verlässlichkeit, so der oberfränkische BBV-Vizepräsident Michael Bienlein aus Lichtenfels. Jetzt werde gesät, aber niemand wisse, was er ernte und wie viel er davon bekomme, so Bienlein. Er sprach sich gegen die Pläne aus, Pflanzenschutzmittel in sensiblen Gebieten zu verbieten. „Wir schützen die Pflanzen doch deswegen, weil wir sie gesund erhalten wollen und als Nahrungsmittel und Futter für die Tiere brauchen.“ Auch der Königsfelder Bürgermeister Norbert Grasser wusste von den Problemen der Bauern. Die gesamte Bevölkerung habe derzeit Befürchtungen, beispielsweise, dass die Wohnungen im Winter kalt bleiben.
Vor dem Jurabauerntag im Schleuppner-Saal feierten alle Beteiligten einen festlichen Erntedankgottesdienst mit Pfarrer Michael Herrmann in der nahen St.-Jakobus-Kirche. Von dort aus setzte sich nach dem Gottesdienst ein kleiner Festzug zum Schleuppner-Saal in Bewegung, angeführt von der örtlichen Blaskapelle und einigen Helfern mit der stattlichen Erntekrone auf den Schultern.
Bilder:
1. Ein kleiner Festzug bewegte sich vom Gottesdienst
in der St.-Jakobus-Kirche zum Königsfelder
Jurabauerntag im Schleuppner-Saal.
2. Bürgermeister Norbert Grasse, MdL Martin Schöffel,
Kreisobmann Tobias Kemmer, BBV-Geschäftsführer
Werner Nützel und der stellvertretende
oberfränkische BBV-Präsident Michael Bienlein (von
links) vor der Erntekrone beim Königsfelder
Jurabauerntag
Streuobst mit allen Sinnen genießen / Aktionstag zum Thema Streuobst am Kompetenzzentrum für Ernährung
Kulmbach.
Streuobstwiesen sind nicht nur wichtig für die
Artenvielfalt, sondern auch durch alte und
regionalspezifische Sorten ein kulinarisches
Geschmackserlebnis. Deshalb hat das Kompetenzzentrum
für Ernährung in Kulmbach die Veranstaltungsreihe
mit dem Namen „Kulminarik“ („Kulinarik in Kulmbach“)
gestartet, Sie soll das Thema Streuobst den
Verbrauchern näherbringen und ihnen das gesamte
Geschmacksspektrum von Streuobst aufzeigen.
Zum Auftakt gab es auf dem Gelände und in den Räumen der Museen im Mönchshof in Kulmbach einen überaus gut besuchten Aktionstag mit Vorträge, Verkostungen, Kochvorführungen, einem Kinderprogramm mit Streuobstpädagoginnen und mit Einblicken in die experimentelle Küche. Es ging dabei nicht nur um Äpfel, sondern auch um Beeren, Birnen, Walnüsse, Weintrauben oder Zwetschgen.
Ziel des aktuellen bayerischen Streuobstpakts ist es, den derzeitigen Streuobstbestand in Bayern zu erhalten und neue Streuobstbäume zu pflanzen. „Wir wollen dem Rückgang der Streuobstbestände in Bayern entgegenwirken“, sagte Ludwig Wanner vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium bei der Eröffnung. Er verwies auf das neue bayerische Förderprogramm für die Abgabe von bis zu einer Million Obstbäumen bis zum Jahr 2035, das vor wenigen Tagen gestartet wurde. Dabei sollte es nicht nur um Pflanzung und Pflege, sondern auch um die Verwertung der Früchte gehen, sagte Wanner. Nicht immer würde das Obst richtig geschätzt, deshalb soll die Aktion des Kompetenzzentrums dem Streuobst einen neuen Schub geben.
„Zur Ernährung gehört auch der Genuss“, so die neue Leiterin des Kompetenzzentrums Christine Röger. Deshalb sollte mit der Veranstaltung vor allem Werbung für das Streuobst und die vielfältigen Produkte daraus gemacht werden. Nicht zuletzt sei Streuobst auch ein Beitrag zum aktiven Naturschutz, indem zahlreiche Insektenarten von den Streuobstwiesen profitieren.
Wie
die Obstbäume richtig gepflegt werden, so dass am
Ende auch ein entsprechender Ertrag herauskommt, das
vermitteln die zahlreichen Obst- und
Gartenbauverbände mit ihren Pflegekursen, so die
Bezirksvorsitzende des Verbandes für Gartenbau und
Landespflege, die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer. Die „Kulminarik“-Veranstaltung
richtete sich aber auch an Kinder, denn, so Simon
Reitmeier vom Kompetenzzentrum: „Ernährungsbildung
muss früh ansetzen, damit man die Ernährung im
Erwachsenenalter richtig zu schätzen weiß“.
Agnes Kohler von „Kohler´s Kulinarik“ führte beispielsweise vor, wie ein kreatives Menü mit Streuobst entsteht. Sternekoch Tobias Bätz von „Herrmann's Posthotel“ ließ sich beim Experimentieren mit Produkten von der Streuobstwiese ebenfalls über die Schulter blicken. Zusammengestellt wurde beispielsweise eine Quittenkaltschale zum Aperitif, eine Birnen-Selleriesuppe als Vorspeise und ein gebratenes Kalbspflanzerl mit Zwetschen-„Ketchup“ und Apfel-Krautsalat.
In einer Reihe von Vorträgen verriet Ernährungsberaterin Yvonne Müller Tipps und Tricks zu Verwertung und Haltbarmachung des Obstes, der frühere Kreisfachberater Friedhelm Haun berichtete vom Gesundheitswert der Walnuss sowie vom Lebensraum Streuobstwiese und die Hauswirtschaftsmeisterin Margot Findeiß von der „Vielfalt der Birne“
Ergänzt wurde das Programm unter anderem mit Mitmachangeboten zum Saftpressen und zur Sortenbestimmung sowie zu den verschiedensten Verkostungen. Die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau präsentierte eine Nuss-Mühle zur Herstellung von frischem Nussmus und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft war mit dem Verbraucherportal Regionales Bayern und mit Information zu den Genuss Schätzen Bayern vertreten.
Bilder:
1. Hauswirtschaftsmeisterin
Margot Findeiß und der frühere Kreisfachberater
Friedhelm Haun stellten die breite Palette an
heimischen Apfelsorten vor.
2. Zum Test der Geschmacksnerven lud Eva Stetter
(rechts) den früheren Kreisfachberater Friedhelm
Haun, die Bezirksvorsitzende des Verbandes für
Gartenbau und Landespflege, die Abgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer, Ludwig Wanner vom
Landwirtschaftsministerium, Martina Tröger vom
Kompetenzzentrum und dessen neue Leiterin Christine
Röger (von links).
Appell zu Ruhe und Gelassenheit / BBV Bayreuth feierte Kreiserntedankfest – Dank an ausgeschiedene Ortsobleute
Bayreuth.
Der BBV-Kreisverband Bayreuth hat seine
Erntedankfeier dafür genutzt, allen Ortsbäuerinnen
und Ortsobmänner zu danken, die bei der
zurückliegenden Verbandswahlen nicht mehr angetreten
waren oder nicht mehr gewählt wurden. Genau 99
Persönlichkeiten aus allen Teilen des Bayreuther
Landkreises erhielten dabei eine Urkunde, eine
Anstecknadel und ein Geschenk des Bauernverbandes.
Vor den Ehrungen feierten die evangelischen Pfarrerehepaar Uschi und Christoph Aschoff von der Kirchengemeinde St. Johannis und Günter Schloßmacher, Gemeindereferent der katholischen St.-Hedwigs-Kirche in Bayreuth zusammen mit den Landwirten einen Erntedankgottesdienst in der mit allerlei Gaben geschmückten Tierzuchtklause. Kreisobmann Karl Lappe appellierte im Anschluss an seine Berufskollegen, trotz aller Krisen um uns herum, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren. „Angst und Panikmache sind fehl am Platz“, so Lappe.
Der Kreisobmann sprach in seinem Rückblick von einem ganz besonderen Jahr. Eine so lange und intensive Trockenheit habe es schon lange nicht mehr gegeben. Wenn der Klimawandel auch Anpassungen erforderlich macht, so seien „Greta-Thunberg-Diskussionen“ fehl am Platz. Lappe gab zu bedenken, dass Deutschland gerade einmal rund zwei Prozent der Weltbevölkerung und ebenfalls rund zwei Prozent der Weltagrarfläche besitze. Das bedeute: „Alles, was wir auch machen, kann den Klimawandel nicht verändern.“
Nachdem Lappe in seinem Grußwort auch den Verkehrsversuch der Stadt Bayreuth kritisiert hatte, in dessen Folge die Erlanger- und die Bismarckstraße als die beiden wichtigen Aus- und Einfallstraßen derzeit einspurig angelegt sind, ging Stadt- und Bezirksrat Stefan Specht in seinem Grußwort unmittelbar darauf ein. Er sprach von einem kommunalpolitisch ganz heißen Eisen und eine ganz schwierigen Thema. Specht nannte den Verkehrsversuch fragwürdig, gab aber auch zu bedenken, dass man derzeit noch die Chance habe, darüber zu diskutieren. Ohne seine Fraktion wäre der Beschluss zur Einspurigkeit längst gefallen. „Es ist nicht so, dass wir das einfach durchwinken werden“, versprach Specht. Karl Lappe gehörte zusammen mit den Landwirten aus dem westlichen Landkreis, aber auch zusammen mit seinen dortigen Bürgermeisterkollegen und den von ihnen vertretenen Bürgern zu den schärfsten Kritikern der Maßnahme, die den gesamten Verkehr zwischen Stadt und Landkreis entscheidend einschränke.
Die Bundestagsabgeordnete Silke Launert hob in ihrem Grußwort hervor, dass Nachhaltigkeit bei den Bauern schon immer eine entscheidende Rolle gespielt habe. Schon immer stünden Landwirte für Bodenständigkeit und Bodenhaftung, schon immer hätten sie den Bezug zur Natur und den Respekt vor Tieren gepflegt.
Eine
besondere Ehrung wurde Hedwig Loos aus Kornbach
zuteil. Sie gehörte von 2007 bis 2022 der
Kreisvorstandschaft des BBV Bayreuth an und konnte
bei den Neuwahlen im Mai aus Zeitgründen nicht mehr
kandidieren. Ihr Amt als Ortsbäuerin, das sie seit
2001 innehat, bleibt sie allerdings auch weiterhin
treu. Kreisbäuerin Angelika Seyferth, die zusammen
mit Kreisobmann eine Ehrenurkunde überreichte,
nannte Hedwig Loos die treue Seele der Landfrauen
und eine wertvolle Ideengeberin für den
Kreisverband.
Die folgenden ausgeschiedenen Ortsobleute wurden zum Erntedankfest geehrt:
Für fünf Jahre: Anna Leichtenstern (Altencreußen), Waltraud Lang (Aufseß-Heckenhof), Elfriede Schneider (Krögelstein), Gretel Hortelmaus (Nankendorf), Martina Böhner (Neuhof), Claudia Berger (Reizendorf), Gisela Hacker (Seulbitz), Ilse Hösch (Truppach), Jenny Schmitt (Weidmannsgesees), Andreas Ott (Büchenbach), Sven Stahlmann (Frankenhaag), Florian Götz (Frankenberg), Roland Thiem (Langenloh), Thomas Hauenstein (Mistelbach), Matthias Schatz (Moggendorf) und Martin Bächmann (Neuhaus).
Für zehn Jahre: Rosi Höhn (Frankenhaag), Brigitte Purrucker (Guttenthau), Karin Wittmann (Körbeldorf), Heidi Teufel (Langenloh), Margt Ströbel (Prebitz), Elfriede Berger (Thiergarten-Saas), Brigitte Lehner (Troschenreuth), Christine Schilling (Weiher), Gerd Böhner (Euben), Thomas Kolb (Kleinweiglarreuth), Heinz Herold (Kornbach), Klaus Timm (Lützenreuth), Alfons Neubauer (Rabeneck), Lorenz Fick (Untersteinach), Andreas Schilling (Weiher) und Alexander Kaiser (Wendelhöfen).
Für 15 Jahre: Gudrun Pezold (Birk), Beate Schieder (Penzenreuth), Cäcilia Brütting (Seelig), Gerd Schmidt (Wendelhöfen), Johannes Handwerger (Drosendorf), Bernd Scholz (Eschen), Reinhold Pöhlmann (Guttenthau-Röslas), Horst Seitz (Nemnschenreuth), Rudolf Hagen (St. Johannis), Günter Trautner (Seidwitz), Thomas Neuner (Welkendorf), und Roland Macht (Witzleshofen).
Für 20 Jahre: Christine Stenglein (Breitenlesau), Ingrid Stiefler (Regenthal), Christa Ordnung (st. Johannis), Margarete Teufel (Schressendorf), Marianne Galster (Stein), Angela Neuner (Volsbach) und Erwin Pfändner (Kainach).
Für 25 Jahre: Renate Oetterer (Aichig), Roswitha Müller (Busbach), Erna Handwerger (Drosendorf), Gunda Potzel (Fenkensees), Regina Pfändner (Kainach), Renate Böhm (Neuhaus), Irmgard Macht (Witzleshofen), Irmgard Büttner (Wolfsbach), Margarete Seiferth (Wülfersreuth), Friedrich Köhler (Betzenstein-Mergners), Johann Lochner (Obernsees), Erwin Hoffmann (Stechendorf) und Hans-Martin Reif (Stierberg).
Für 30 Jahre: Juliane Riedelbauch (Bärnreuth), Renate Ruder (Betzenstein-Mergners), Margitta Reichel (Bischofsgrün), Karin Potzel (Cottenbach-Altenplos), Gudrun Rank (Gefrees), Barbara Arnold Kaltenthal), Resi Hartmann (Körzendorf), Monika Heinz (Lankendorf), Angelika Grießhammer (Neudorf), Petra Legath (Oberwarmensteinach), Margitta Zeilmann (Schobertsreuth), Rita Hoffmann (Stechendorf), Heidi Popp (Zettitz), Hans-Erhard Keller (Eckersdorf-Donndorf), Hans Engelnrecht (Lankendorf), Hans Nickl (Lienlas), Peter Zeilmann (Schobertsreuth), Gerhard Richter (Siegritzberg), und Konrad Frank (Windischenlaibach).
Für 35 Jahre: Lore Hohlweg (Bad Berneck), Christine Freyberger (Losau), Brigitte Burghardt (Seitenbach), Lisbeth Fick (Untersteinach), Hans Portzel (Fenkensees) und Karl-Heinz Küffner (Hauendorf).
Für 40 Jahre: LIselotte Ströbel (Hauendorf), Waltraud Dörfler (Lützenreuth) und Peter Bauernfeind (Wolfsbach).
Für 45 Jahre: Gerda Hofmann (Altstadt, Gunda Neuner (Welkendorf), Heinz Leykauf (Großweiglareuth), Hemut Küfner (Mengersreuth) und Friedrich Stiefler (Regenthal)
Für 50 Jahre: Josef Ringler (Mandlau-Prüllsbirkig).
Für 55 Jahre: Rainer Sack (Altstadt).
Bilder:
1. Sie
gehören zu den Dienstältesten Ortsobleuten des
Bauernverbandes im Landkreis Bayreuth (von links):
Josef Ringler, Liselotte Ströbel, Waltraud Dörfler
und Friedrich Stiefler. Kreisbäuerin Angelika
Seyerth und Kreisobmann Karl Lappe zeichneten die
ausgeschiedenen Ehrenamtsträger beim Kreiserntedank
aus.
2. 15 Jahre lang und damit drei Amtsperioden gehörte
Hedwig Loos (2. von links) dem Kreisvorstand des BBV
an. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links),
Kreisobmann Karl Lappe und sie stellvertretende
Kreisbäuerin Doris Schmidt zeichneten Hedwig Loos
mit der Ehrenurkunde des Bauernverbandes aus.
„Schönster, spannendster und vielseitigster Beruf der Welt“ / 51 Landwirtschafts-Azubis aus dem Westen Oberfranken freigesprochen
Hirschaid.
51 frischgebackene Landwirte aus dem westlichen
Oberfranken hat die Regierung von Oberfranken in
Hirschaid feierlich verabschiedet. Die 5 Damen und
46 Herren kamen aus den Städten und Landkreisen
Bamberg, Coburg, Forchheim, Kronach und Lichtenfels.
Sie alle haben eine dreijährige duale Ausbildung
hinter sich. Das bedeutet: Nach einem
Berufsschuljahr in Vollzeit waren sie zwei Jahre
lang in ihren Ausbildungsbetrieben tätig. Während
dieser Zeit besuchten sie einmal pro Woche die
Berufsschule. Dazu gab es die verschiedensten
Lehrgänge und Schulungen. Für die Berufsbildung ist
seit Juli 2021 die Regierung von Oberfranken
zuständig.
Die Erzeugung wertvoller Nahrungsmittel ist und bleibt die wichtigste Aufgabe des Landwirts, sagte Burkhard Traub von der Regierung. Im Zuge von Krieg und Krisen sei das der Bevölkerung jetzt erst weder so richtig bewusst geworden. Alle Absolventen hätten es in den zurückliegenden drei Jahren gelernt, Nahrungsmittel umweltverträglich und nachhaltig zu erzeugen und dabei auch das Tierwohl zu berücksichtigen.
Kein Jahrgang zuvor habe so vieles meistern müssen, wie der aktuelle Jahrgang, so Tanja Schilling von der für die angehenden Landwirte zuständigen Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg. Der mehrfache Wechsel von Präsenz- in den Inline-Unterricht habe genauso dazugehört, wie zahlreiche andere Hürden in Verbindung mit den Corona-Auflagen. Als besten anwesenden Absolventen zeichnete sie Korbinian Bischof aus. Er stammt aus Pfaffenhofen an der Roth im schwäbischen Landkreis Neu-Ulm und hatte in Oberfranken seine Ausbildung absolviert. Bester wurde Michael Kilian aus Viereth-Trunstadt im Landkreis Bamberg. Er konnte an der Freisprechungsfeier nicht teilnehmen. Das Trio der Jahrgangsbesten ergänzt Michael Endres aus Wiesenttal.
Die
Leistungen aller Absolventen seien ein ganz
wesentlicher Beitrag für unsere Gesellschaft, sagte
der stellvertretende Bamberger Landrat Johannes
Maciejonczyk. Der Beruf des Landwirts sei um vieles
anspruchsvoller, als manch anderer Beruf. „Der
Landwirts kennt auch keine Uhrzeit, sondern viele
Uhrzeiten“, sagte Maciejonczyk. Einige aktuelle
Themen, die ihn und seinen Berufskollegen derzeit
umtreiben, sprach der neue BBV-Kreisobmann Tobias
Kemmer aus Bamberg an. Die seiner Meinung nach
völlig überzogenen Vorschläge der EU zur
Pflanzenschutzreduktion in Schutzgebieten gehörten
genauso dazu, wie die im Raum stehende Schließung
des Bamberger Schlachthofes. Um dagegen anzukämpfen
sei eine Interessensgemeinschaft gegründet worden,
weitere Mitstreiter aus den Reihen der Viehhalter
seien dringend gesucht.
Ein weiterer Gratulant war Roland Reh, Vorsitzender des Bamberger VLF-Kreisverbandes (Verband landwirtschaftlicher Fachbildung). Mit der erfolgreichen Prüfung stünden den Absolventen jetzt alles Wege offen. Doch Arbeit und gewinn seien nicht alles, mahnte Reh. Er appellierte an die jungen Leute, sich auch immer wieder Freiräume zu schaffen, Hobbys nachzugehen, aber auch Ehrenämter zu übernehmen. Konrad Schrottenloher, der neue Leiter des Bamberger Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nannte den Beruf des Landwirts den „schönsten, spannendsten und vielseitigsten Beruf, den es auf der ganzen Welt gibt“. Er rief die jungen Leute dazu auf, sich in die aktuelle gesellschaftliche Diskussion immer wieder einzubringen: „Tun sie mit der Landwirtschaft nicht nur Gutes, sondern reden sie auch darüber“, sagte der neue Amtschef.
Die erfolgreichen Absolventen sind:
Landkreis Bamberg:
Tobias Aichinger (Hirschaid), Michael Blauberger (Frensdorf), Christian Dotterweich (Schönbrunn/Steigerwald), Lukas Engel (Burgebrach), Niklas Geiger (Reckendorf), Sebastian Heberlein (Reundorf), Michael Kilian (Viereth-Trunstadt), Raphael Kropf (Pommersfelden), Rainer Richter (Heiligenstadt), Bernhard Schäfer (Heiligenstadt), Tobias Schwarzmann (Altendorf), Lukas Schwengler (Reckendorf) und Lukas Zenk (Scheßlitz).
Landkreis Coburg:
Tobias Freiberger-Falk (Itzgrund), Lukas Köhn (Neustadt bei Coburg), Gina Pohle (Seßlach), Jonas Spielmann (Seßlach), Max Taschek (Großheirath), Jonathan Waldert (Großheirat), Christian Wäschenfelder (Großheirath) und Tobias Wöhner (Seßlach).
Landkreis Forchheim:
Anna-Maria Deinhardt (Ebermannstadt), Michael Endres (Wiesenttal), Melissa Geyer (Hallerndorf), Johannes Götz (Kirchehrenbach), Maria Götz (Kirchehrenbach), Michael Götz (Kirchehrenbach), Christian Hübschmann (Kirchehrenbach), Niklas Niedermann (Langensendelbach), Christof Otzelberger (Hallerndorf), Michael Roppelt (Kauernhofen), Max Singer (Hetzles), Johannes Vollmann (Hausen) und Sebastian Wölfel (Igensdorf).
Landkreis Kronach:
Tobias Backer (Marktrodach), Tobias Bauer (Weißenbrunn), Kai Döhler (Küps), Jonas Thiem (Ludwigstadt) und Jan Welcher (Kronach).
Landkreis Lichtenfels:
Jonas Fischer Hochstadt, Isabell Kremer (Lichtenfels), Martin Lypold (Lichtenfels), Maximilian Reindl (Altenkunstadt), Fabian Reinhardt (Lichtenfels), Maximilian Rieger (Burgkunstadt) und Jakob Wunner (Ebensfeld).
Bild:
1. Als
besten anwesenden Absolventen hat Tanja Schillig von
der Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg
Korbinian Bischof aus Pfaffenhofen an der Roth
ausgezeichnet. Er hatte in Oberfranken seine
Ausbildung absolviert.
2. Sie alle haben die Ausbildung zum staatlich
anerkannten Landwirt erfolgreich absolviert und
wurden bei einer Feierstunde in Hirschaid
„freigesprochen“. Das Bild zeigt die erfolgreichen
Absolventen aus dem Landkreis Coburg zusammen mit
einigen Gratulanten.
Landwirt als Beruf der Zukunft / 43 frischgebackene Landwirte aus Ostoberfranken verabschiedet
Himmelkron.
43 Absolventen des Ausbildungsberufes Landwirt aus
den Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach
und Wunsiedel haben am Mittwoch in Himmelkron ihre
Zeugnisse und Urkunden erhalten. Für die
„Freisprechungsfeier“ war erstmals die Regierung von
Oberfranken statt wie bisher das jeweilige
Landwirtschaftsamt zuständig. Hintergrund ist die
Neuorganisation der Ämterstruktur, in deren Rahmen
seit Juli 2021 die Bezirksregierungen für die
Berufsausbildung der Landwirte zuständig sind.
Lediglich die Berufsberatung liegt weiterhin in den
Händen der Landwirtschaftsämter. Unter den 43
Absolventen waren neun Frauen.
Mit Loisa Riedl, Jan Morath und Christopher Schramm kommen alle drei Besten des Ausbildungsjahres aus der Gemeinde Himmelkron. Bei der feierlichen Verabschiedung betonten sämtliche Redner, wie wichtig die regionale Erzeugung von Lebensmittel vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und des Ukraine Krieges ist. Ebenso ließ es kein Redner aus, an die jungen Leute zu appellieren, Weiterbildungsangebote anzunehmen.
„Die Bedeutung von Nahrungsmittelsicherheit ist uns allen wieder bewusst geworden“, sagte Burkhard Traub von der Regierung. Doch Landwirte stünden noch für vieles mehr, für den Erhalt der Kulturlandschaft für das gesellschaftliche Leben auf dem Land, für ein aktives Dorfleben und eine lebendige Dorfkultur. Eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung bezeichnete er als bestmögliche Vorbereitung auf das künftige Berufsleben.
Es gebe kaum einen anderen Beruf, der so abwechslungsriech und vielfältig ist, wie der des Landwirts, so der stellvertretende Hofer Landrat und Bürgermeister von Naila Frank Stumpf. Noch immer machten sich viele Menschen im Supermarkt keine Gedanken darüber, woher das reichhaltige Angebot eigentlich kommt. Dazu benötige es die Landwirte als hochqualifizierte Fachkräfte, die sich ständig neuen Herausforderungen stellen müssten.
Von
einem „Beruf der Zukunft“ sprach Andrea Brönner, die
Leiterin des Beruflichen Schulzentrums Stadt und
Landkreis Hof, zu dem auch die Berufsschule für
Landwirte in Münchberg gehört. Zusammen mit Martin
Abt, dem Leiter des Staatlichen Berufsschulzentrums
III in Bayreuth, sprach sie aber auch die
Herausforderungen an. „Das Problem ist die
Akademisierung der Bildung“, sagte Andrea Brönner.
Martin Abt bezeichnete im Rückblick den
Distanzunterricht als nicht einfach. Er sprach auch
den Lehrermangel an seinem Schulzentrum und an den
Berufsschulen allgemein an.
Glückwünsche für den Bauernverband überbrachte der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Harald Peetz. Er bereitete die jungen Leute darauf vor, dass sie es im Rahmen ihrer künftigen Tätigkeit auch immer wieder mit Teilen der Gesellschaft zu tun hätten, die „es nicht immer gut mit uns meinen“. Er appellierte deshalb an die frischgebackenen Landwirte, selbstbewusst zum eigenen Berufsstand zu stehen, schließlich seien seit den Krisen gerade die Bauern wieder mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt.
Auch Rainhard Kortschack vom Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) sprach dieses Thema an. „So manch Verbraucher träumt noch immer von der lila Kuh“, sagte er. Die Landwirte müssten sich deshalb immer wieder aufs Neue bemühen, in der Gesellschaft Gehör zu finden.
Die folgenden jungen Leute haben ihre Ausbildung zum Landwirt erfolgreich bestanden.
Stadt und Landkreis Bayreuth:
Christopher Schramm (Bayreuth), Anna Büttner (Pegnitz), Mariella Hannig (Hollfeld), Fabian Lang (Creußen) und Vanessa Lochmüller (Weidenberg).
Stadt und Landkreis Hof:
Moritz Gruber (Hof), Martin Eckardt (Konradsreuth), Susann Eckardt (Konradsreuth), Florian Feulner (Stammbach), Pascal Findeiß (Selbitz), Johannes Häßler (Issigau), Matthias Hermasch (Stammbach), Fabian Hüttner (Schauenstein), Christoph Kothmann (Schauenstein), Maximilian Kretzer (Regnitzlosau), Lukas Meyer (Schwarzenbach an der Saale), Moritz Neudel (Zell), Simon Rödel (Rehau), Paul Schaber (Döhlau), Stefan Schlegel (Münchberg), Hannah Schmutzler (Döhlau), Robert Sörgel (Konradsreuth), Moritz Tutsch (Selbitz), Fabien Wolfrum (Schauenstein), Tobias Wolfrum (Helmbrechts) und Lena Zuber (Köditz).
Stadt und Landkreis Kulmbach:
Mirijam Beierlein (Neuenmarkt), Stefan Köber (Kulmbach), Jan Morath (Himmelkron), Louisa Riedl (Himmelkron), Tobias Spiller (Himmelkron) und Florian Wehrfritz (Kulmbach).
Landkreis Wunsiedel:
Ralf Amann (Röslau), Michel Döhler (Thiersheim), Moritz Friedel (Höchstädt) und Jonas Gräbner (Kirchenlamitz).
Bilder:
1. Louisa
Riedl aus Himmelkron gilt mit einem Notenschnitt von
1,1 als Beste des Prüfungsjahrgangs. Dafür erhielt
sie aus den Händen von Schulleiter Martin Abt unter
anderem einen Staatspreis.
2. Diese frischgebackenen Landwirte aus den Städten
und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und
Wunsiedel haben ihren Berufsabschluss zum Landwirt
erfolgreich absolviert.
2. Zusammen
mit den Gratulanten stellten sich die Absolventen
aus den einzelnen Landkreisen zu Gruppenbildern
Landkreis Bayreuth (links) - Landkreis Hof (rechts)
Landkreis Kulmbach (links) - Landkreis Wunsiedel
(rechts)
Abschied von Fichte und Kiefer / Bei der FBG Pegnitz spielt das Thema Waldumbau eine immer größere Rolle – Gemischte Bilanz bei Jahresversammlung
Pegnitz.
Auf zwei turbulente Jahre hat die
Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz bei ihrer
Jahresversammlung zurückgeblickt. Nach einem langen
Tief hat sich der Holzpreis seit Anfang des Jahres
wieder erholt und ist seitdem stabil. „Wir können im
Großen und Ganzen zufrieden sein“, sagte der
Vorsitzende Werner Lautner. Probleme gibt es
trotzdem noch genug.
Der zuständige Forstdirektor Dirk Lüder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg machte den Waldbesitzern bei der Versammlung einmal mehr klar, dass Fichte und Kiefer in unseren Breiten künftig keine Chance mehr haben werden. Zwar sei das Gebiet der FBG Pegnitz von den Kalamitäten durch den Borkenkäfer nicht ganz so schlimm betroffen, wie etwa das Fichtelgebirge und vor allem der Frankenwald, weil der Laubholzanteil hier höher ist, doch sollten sich die Waldbesitzer nicht allzu sicher sein.
„Der Klimawandel wird weitergehen“, sagte Dirk Lüder. Dem müsse man ins Auge sehen, so der Forstdirektor, der die Waldbesitzer zum Waldumbau aufrief. Dabei sollten sie möglichst auf mehrere und nicht nur auf ein oder zwei Baumarten setzen. Sicher sei nur eines: „Die Zukunft wird für den Wald wirtschaftlich schwieriger werden.
Die Jahresversammlung bezog sich in erster Linie auf das Jahr 2021. Damals seien 16972 Festmeter Holz vermarktet worden, ungefähr 5000 Festmeter mehr als im Jahr zuvor, so Förster und fachlicher Berater Stefan Failner. 11500 Festmeter davon waren Fichten und über 5000 Festmeter Kiefern. Das vermarktete Laubholz macht dem Geschäftsbericht zufolge gerade einmal gut 300 Festmeter aus. Als positiv bewertete es der Sprecher, dass die FBG zu Jahresbeginn 1723 Mitglieder und damit fast 30 mehr als im Jahr zuvor hatte. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Mitgliedsfläche von 12500 Hektar Wald, das sind 230 mehr als im Vorjahr.
Ehrenvositzender Hans Escherich, der die FBG viele Jahre lang geleitet hatte, prangerte in seinem Grußwort einige politische Entscheidungen an. So sei es unverständlich, dass in der gegenwärtigen Situation bei der Energieversorgung Brennholz bei der Wärmeversorgung gedeckelt und über die sogenannte CO-2-Bepreisung - laut Escherich eine Umschreibung für Besteuerung - belastet werden soll. „Von den Landesregierungen, und dem EU-Parlament, die dem anscheinend auch schon zugestimmt haben, bin ich enttäuscht“, so der Ehrenvorsitzende.
Eine Ehrung wurde bei der Versammlung dem bisherigen Leiter des Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg Georg Dumpert zuteil. Er war zuletzt über dreieinhalb Jahre lang Leiter des Amtes und zuvor drei Jahre lang Chef des Bereichs Forsten. Während all dieser Jahre habe Georg Dumpert auch die FBG Pegnitz unterstützt und hervorragend fachlich beraten. „Durch Georg Dumpert hat unsere FBG an Professionalität gewonnen“, sagte Vorsitzender Werner Lautner. Georg Dumpert tritt mit Ablauf des Septembers in den Ruhestand. Wegen Krankheit verhindert war der bisherige forstliche Berater Klaus Eisinger. Er erfuhr ebenfalls eine Ehrung für sein langjähriges Wirken von Juli 2005 bis März 2022.
„Der Wald werde mit Sicherheit eine Zukunft haben“, sagte Landrat Florian Wiedemann. Er zollte den Waldbesitzern und Forstwirten seine Anerkennung für den tägliche Leistung zum Wohl der Allgemeinheit, für die vielfältigen Pflege und Aufbauarbeiten und deren hohen Engagement. Die Bayreuther Region sei seit jeher in besonderem Maße von der Forstwirtschaft geprägt.
Bild: Die FBG Pegnitz hat den bisherigen Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Georg Dumpert ausgezeichnet und sich für dessen jahrelangen Einsatz bedankt. Im Bild von links: Ehrenvorsitzender Hans Escherich 2. Vorsitzender Bernd Kiefhaber, forstlicher Berater Stefan Failner, Vorsitzender Werner Lautner, Georg Dumpert und der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann.
Bayerns größer Bauernmarkt mit vielen tausend Besuchern
Bis
zum Nachmittag hatte das Wetter gehalten - und
tausende Menschen kamen, um Bayerns größten
Bauernmarkt zu besuchen. Auf dem Odeonsplatz und in
der Ludwigstraße boten mehr als 90 Direktvermarkter
aus ganz Bayern ihr vielfältiges Sortiment an selbst
erzeugten Produkten - es blieb kein kulinarischer
Wunsch offen.
Die Standbetreiber auf der Bauernmarktmeile München lockten mit regionalen Delikatessen: Ochsenschmankerl, Fisch- Lamm- und Wildspezialitäten oder Spezialitäten vom Strauß. Dazu die Vielfalt regionaler Obst- und Gemüsesorten, eine Vielzahl an Kartoffelsorten, Milchprodukte, Käse- und Wurstdelikatessen, Brot Backwaren und feine Kuchen. Säfte, Cidre, Liköre, Wein und Edelbrände aus heimischem Obst durften nicht fehlen. Neben den kulinarischen Genüssen bot die Bauernmarktmeile auch Nützliches und Dekoratives für daheim wie Alpaka-Wolle und Alpaka-Betten, handbedruckte Leinenartikel, gedrechselte Holzwaren und Trockenblumen-, Getreide und Hopfenkränze.
Doch es ging um mehr als ums Einkaufen. Auch der Austausch mit den Direktvermarktern Bauernmarktmeile kam gut an. Im Bereich vor der Feldherrenhalle waren zahlreiche Infostände aufgebaut. So konnten sich die Gäste beispielsweise am Pavillon des Bayerischen Bauernverbands über die heimische Landwirtschaft informieren. Vor Ort dabei waren auch Obstbauern, die Äpfel zur Verkostung anboten. Hauptveranstalter der 11. Bauernmarktmeile war der Bayerische Bauernverband., Mitveranstalter unter anderem das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Hälfte eines normalen Erntejahres / Mehr Schatten als Licht: Landwirte zogen Bilanz beim Kreiserntedankfest – Eigenes Kirchenlied für den Bauernstand
Kulmbach.
Miteinander reden, statt übereinander schimpfen. Das
ist es, was sich der Kulmbacher BBV-Kreisobmann
Harald Peetz für die Zukunft wünschen würde. „Meine
Hoffnung ist es, dass Landwirte und Verbraucher
künftig zusammenhalten“, sagte Peetz beim
Kreiserntedank am Rande eines Gottesdienstes in der
festlich geschmückten Petrikirche.
Die Bilanz, die der Kreisobmann über das zurückliegende Erntejahr zog, hatte freilich mehr Schatten als Licht. Ab Anfang Mai habe es im Landkreis monatelang nicht mehr geregnet. „Das ist schlichtweg eine Katastrophe“, so Peetz. Die Folge sei in etwa die Hälfte des Ertrages einer normalen Erntejahres gewesen, manchmal sogar noch weniger. Katastrophal sei die Situation auch beim Futter. Schon jetzt müsse das verfüttert werden, was eigentlich für den Winter gedacht war. Dann müssten die Bauer das notwendige Futter teuer zukaufen. Extrem getroffen habe die Trockenheit auch die Waldbauern. Der Borkenkäfer habe alles zunichte gemacht. „Wie und womit forste ich auf?“, das sei die Frage, die derzeit alle Forstleute umtreibt. Peetz: „Die Waldbauern haben die Riesenaufgabe vor sich, die Grüne Krone Bayerns wieder grün werden zu lassen.“
Was sich Peetz besonders wünscht ist das gesunde Mittelmaß in der Beziehung zwischen Landwirt und Verbraucher. „Wir Bauern sind Lebensmittelproduzenten, Energiewirte, setzen uns für Artenschutz und Biodiversität ein.“ Der gesamte Umweltschutz etwa sei nur mit den Bauern und nicht gegen sie zu erreichen. Kein anderer Berufszweig sei in der Lage Kohlendioxid zu speichern, nur die Landwirtschaft. An die Adresse mancher Kritiker richtete Peetz den Satz: „Lebensmittel wachsen nicht in den Regalen der Einzelhändler.“ Die Bauern hätten ihren Beruf von der Pike auf gelernt, während Teile der Bevölkerung ihr Wissen über die Landwirtschaft ausschließlich aus YouTube oder Google hätten.
Zuvor hatte Dekan Friedrich Hohenberger den feierlichen Gottesdienst ausgestaltet. Fürbitten lasen neben dem Kreisobmann und dessen Stellvertreter Martin Baumgärtner unter anderem die Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel und der frühere Kreisobmann Wilfried Löwinger. Unter den ausgewählten Erntedankliedern ragte eines ganz besonders heraus: Pfarrerin Bettina Weber aus Mangersreuth hatte für das bekannte zeitgenössische Kirchenlied „Danke für diesen guten Morgen“ von Martin Gotthard Schneider einen neuen Text verfasst, der ganz besonders die Landwirtschaft und ihre Produkte in den Mittelpunkt rückt. In einem Vers heißt es beispielsweise: „Danke für alle uns´ re Bauern, danke, dass man sie hier noch sieht. Danke für ihren großen Einsatz, dass es Ernte gibt.“
In mehreren Grußworten drückten Landrat Klaus Peter Söllner, Bezirkstagspräsident Henry Schramm, der Leiter des Amtes für Landwirtschaft Harald Weber und der stellvertretende oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Michael Bienlein ihre Verbundenheit zur Landwirtschaft und zum Kulmbacher Kreisverband aus. „Ohne die Bauern geht nichts, wir wissen, was wir an unserer Landwirtschaft haben“, sagte Söllner. Henry Schramm bescheinigte den Bauern eine großartige Leistung für die gesamte Gesellschaft. „Ihr macht einen super Job“, sagte er.
Bild: Am geschmückten Erntedankaltar des Kulmbacher Petrikirche zog BBV-Kreisobmann Harald Peetz Bilanz über das zurückliegende Erntejahr, das von Trockenheit und Dürre geprägt war.
Dialog zwischen Stadt und Land / Kommenden Samstag: Bauernverband feiert Erntedankfest mit Gottesdienst in der Petrikirche
Kulmbach.
„Dank gemeinsam teilen.“ Unter diesem Motto steht
der Erntedankgottesdienst, den der Bauernverband am
Samstagabend gemeinsam mit den Menschen aus Stadt
und Land in der Petrikirche feiern möchte. „Mit der
Wahl der Petrikirche als Veranstaltungsort für unser
Erntedankfest suchen wir auch den Dialog zwischen
der Stadt- und der Landbevölkerung“, sagte
Kreisobmann Harald Peetz im Vorfeld bei einem
Ortstermin mit Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel
und Dekan Friedrich Hohenberger.
„Erntedank ist der Sonntag, der den Bauern gehört“, so Dekan Hohenberger. In früheren Jahren sei es fast schon eine Ehre gewesen, an diesem Tag den Gottesdienst besuchen zu dürfen. Oft habe man auch die Erschöpfung der Bauern nach einem Jahr anstrengender Arbeit förmlich gespürt, erinnerte sich Hohenberger. Doch auch heute gelte immer noch: „Ohne die Bauern geht in der Welt gar nichts“.
Die Krisen der zurückliegenden Monate hätten gezeigt, dass nichts selbstverständlich ist, so Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel. Aufgabe der heimischen Bauern sei es, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen. „Das können und das wollen wir auch erfüllen“, so Opel. Allerdings benötige man dazu auch die Wertschätzung der Menschen.
Mit dem Einbringen der Ernte hätten die Bauern früher das Jahr abgeschlossen, so Kreisobmann Harald Peetz. Vieles habe sich mittlerweile geändert. Manche Berufskollegen seien noch immer mit der Ernte, andere bereits wieder mit der Aussaat beschäftigt. Geblieben sei aber die große Bedeutung der Lebensmittelsicherheit mit regionalen Produkten. „Die Bevölkerung kann sich sicher sein, dass die heimische Landwirtschaft die Menschen ernähren kann, man muss die Landwirte aber auch machen lassen.“
In den zurückliegenden Jahren hatte der BBV-Kreisverband immer in einer Gemeinde des Landkreises gefeiert. Diesmal bringt Kreisobmann Peetz die Himmelkroner Erntekrone mit nach Kulmbach. Den Dankgottesdienst wird Dekan Hohenberger halten, Kreisobmann Peetz wird das zurückliegende Erntejahr Revue passieren lassen und Kreis- und Bezirksbäuerin Opel wird einen Ausblick wagen, ehe der Bauernverband in der Kirche zu einem kleinen Imbiss einlädt. Für den musikalischen Rahmen sorgt Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß an der Rieger-Orgel.
Der Gottesdienst zum Kreiserntedankfest des Bayerischen Bauernverbandes findet am Samstag, 24. September, um 19.30 Uhr in der Petrikirche, Kirchplatz 1 in Kulmbach statt
Bild: Dekan Friedrich Hohenberger (links) freut sich zusammen mit Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel und Kreisobmann Harald Peetz auf die Erntedankfeier am Samstagabend in der Petrikirche.
„Betriebshelfer wachsen nicht auf Bäumen“ / Maschinenring Münchberg: Spitzenwerte trotz Pandemie
Selbitz-Dörnthal.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und
Umgebung ist dringend auf der Suche nach neuen
Kräften. Dies gilt sowohl für die klassische
Betriebshilfe, als auch für die gewerblichen
Aufgaben in der ausgelagerten GmbH. „Helfer wachsen
nicht auf Bäumen“, sagte der bisherige
Geschäftsführer Patrick Heerdegen, der den
Tätigkeitsbericht bei der Jahresversammlung in
Dörnthal für seinen erkrankten Nachfolger Simon
Weller erstattete.
„Viele Familienbetriebe sind auf Betriebshelfer angewiesen“, so der Vorsitzende Siegfried Hüttner aus Mühldorf bei Schauenstein. Doch der feste Stamm von Helfern werde altersbedingt weniger und Nachwuchs sei nur schwer zu generieren. Allgemein sei es auch schwierig, die Betriebshelfer bei Laune zu halten, sagte Patrick Heerdegen. Durch Corona sei die Arbeit vorübergehend weniger geworden und so hätten sich die Helfer vom Maschinenring abgewendet und andere Jobs gesucht. „Wer einmal weg ist, der kommt nicht mehr zurück“, so Heerdegen, der bis März als Geschäftsführer tätig war. Er sprach von einer prima Möglichkeit des Zuerwerbs für Landwirte. Man könne flexibel arbeiten und sich spontan für Einsätze melden. Auch der Stundenlohn von netto rund 20 Euro sei nicht unbedingt der Schlechteste.
Wenn die Zahl der Einsätze in der Betriebshilfe um etwa ein Drittel zurückgegangen ist, dann vor allem deshalb, weil aufgrund von Corona weniger Krankenhausaufenthalte, Operationen und kaum Rehabilitationsmaßnahmen stattgefunden hätten. Somit wurden auf den Betrieben keine Helfer gebraucht. Insgesamt kam der Geschäftsführer auf knapp 19000 Stunden geleisteter sozialer Betriebs- und Haushaltshilfe und weiteren knapp 3400 Stunden geleisteter wirtschaftlicher Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen. Macht zusammen knapp 22400 Stunden Betriebshilfe und damit exakt 31 Prozent weniger als im Vorjahr.
Zweites Standbein des Maschinenrings ist die klassische Maschinenvermittlung, deren Verrechnungswert leicht auf gut 3,1 Millionen Euro angestiegen war. Besonders die Bereiche Futterbau und Strohernte sowie Düngung, Saat und Pflege waren bei der Vermittlung von Technik und Maschinen gefragt. Der Gesamtverrechnungswert, also Betriebshilfe, Maschinenvermittlung und auch ein kleiner Teil Landschaftspflege zusammen liegt für 2021 bei knapp 4,7 Millionen Euro, was einen Anstieg um knapp sechs Prozent gegenüber 2020 bedeutet. „Wenn wir den Verrechnungswert trotz Pandemie steigern konnten, dann ist das keine Selbstverständlichkeit“, sagte der Vorsitzende Siegfried Hüttner.
Eine Neustrukturierung hatte es bei der gewerblichen Tochter gegeben. Seit 15. März ist der Maschinenring Münchberg alleiniger Gesellschafter der GmbH. Bisher war der Nachbarring aus Wunsiedel mit an Bord. Nach den Worten des GmbH-Geschäftsführers Daniel Seuß kümmert sich die GmbH in erster Linie um Grünflächenpflege, Winterdienst, Stromtrassenpflege und viele andere Dinge. Auftraggeber sind unter anderem das Bayernwerk, die Stadt Hof, das Landgericht in Hof, eine Vielzahl von Kommunen und immer mehr auch Privatleute. „Wenn man mal nicht mehr weiter weiß, dann hilft in der Regel die Telefonnummer des Maschinenrings weiter“, sagte Seuß und verwies auf einige Spezialaufträge wie die Sturmschadenbeseitigung bei einem Eisenwerk in Martinlamitz, auf die Gehölzpflege bei Windrädern oder auf die Ansaat von Blumenwiesen.
Als Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden wurden bei der Jahreshauptversammlung Hannes Bodenschatz und Holger Braun ausgezeichnet. Bodenschatz hatte im zurückliegenden Jahr 1013 Stunden und Braun 608 Stunden geleistet.
Bild: Vorsitzender Siegfried Hüttner (links) und Susanne Taubald von der Geschäftsstelle zeichneten Hannes Bodenschatz (2. von links) und Holger Braun als Betriebshelfer mit den meisten geleisteten Einsatzstunden aus.
Mit den Auflagen steigt der Frust / Viele Probleme, keine Lösungen: Bauernverband diskutierte mit Politikern
Bayreuth.
Bürokratie, immense Verteuerungen der
Produktionsmittel, Handelsverwerfungen, immer neue
Auflagen, hohe Energiepreise und eine ungewisse
Zukunft: Viele Bauern, nicht nur im Bayreuther Land,
wissen nicht, wie es weitergehen soll. „Da bist du
echt frustriert, die Lage ist zum Auswachsen“,
brachte es Gerhard Meyer aus Hummeltal bei einem
Gespräch der Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes
mit einigen Bundes- und Landtagsabgeordneten auf den
Punkt. Wer sich dabei Lösungen erhofft hatte, wurde
allerdings enttäuscht. „Gute Botschaften haben wir
alle nicht, dazu ist die Lage zu schwierig“, sagt
der Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker von der FDP.
Die Situation für die Landwirte ist ernst, das machten Kreisobmann Karl Lappe und Kreisbäuerin Angelika Seyferth klar. Obwohl sämtliche Bundes- und Landespolitiker aller Parteien eingeladen waren, stellten sich neben Thomas Hacker lediglich Gudrun Brendel-Fischer (CSU), Tim Pargent (Grüne) und Tobias Peterka (AFD) den Landwirten.
„Der Ertrag bringt derzeit nicht das, was ich an Ausgaben habe“, sagte Angelika Seyferth. Vor allem die Schweinemastbetriebe und die Ferkelerzeuger würden derzeit reihenweise aufgeben, so Karl Lappe. „Auch wir haben die hohen Energiekosten, kommen als Bauern aber nicht in den Entlastungpaketen der Bundesregierung vor“, monierte Angelika Seyferth. Die Sorge, dass viele Landwirte im Landkreis ihre Ställe für immer ausgeräumt haben, gehe um, so Karl Lappe. Unter anderem ging es den Bauern im Einzelnen darum:
Auflagen und Bürokratie
Tierwohl sei ja schön und gut, doch kaum hat man einen neuen Stall gebaut, schon kommen die nächsten Auflagen, sagte Doris Schmidt, stellvertretende Kreisbäuerin aus Plech. So schnell komme man gar nicht mehr hinterher, wie sich die Auflagen ändern, bemängelte auch Martin Ponfick aus Unterölschnitz.
Energiekosten
Die exorbitanten Steigerungen bei den Kraftstoffen müsse man erst einmal schultern, so Christa Ziegler aus Oberobsang, Vorsitzende des Verbandes landwirtschaftlicher Fachschulbindung. Es sei nicht mehr verwunderlich, wenn so viele Bauern aufhören, denn die Dieselpreise seien ja kaum mehr zu stemmen, sagte Doris Schmidt.
Gesellschaftliche Anerkennung
„Wir werden als Luftverschmutzer und Tierquäler beschimpft“, sagte Doris Schmidt. Die Landwirtschaft werde übel behandelt. Auch Monika Daubinger aus Höfen beklagte die immer weiter auseinanderklaffende Schere in der Gesellschaft. „Viele haben von Tuten und Blasen keine Ahnung, das ist ein ganz großes Problem.“ Große Teile der Gesellschaft seien nicht nur weltfremd, sondern auch arrogant gegenüber den Landwirten. Sie wünsche sich mehr Bezug zu Natur und schlug vor: „Wer Bafög will, der muss erst einmal ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten.“
Zwangsstilllegung
Auch wenn die geplante Stilllegung von vier Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erst einmal auf bestimmte Zeit ausgesetzt wurde, ist das Vorhaben der Bundesregierung noch immer ein großer Aufreger, gerade in einer Zeit, in der die große Bedeutung der Lebensmittelproduktion im eigenen Land wieder einen hohen Stellenwert haben müsste. Konkret geht es dabei um die verpflichtende Flächenstilllegung ab 2023. Ursprünglich sollten Landwirte mindestens vier Prozent ihrer Ackerfläche stilllegen, um die Basisprämie zu erhalten. „Der Boden ist unser Hab und Gut, den lass ich mir doch nicht wegnehmen“, schimpfte Martin Ponfick. „Die Stilllegung ist absolut nicht notwendig“, so Martin Gebhardt aus Görau. Seiner Meinung nach schaffe der ökologische Anbau genauso viel Artenvielfalt wie eine stillgelegte Fläche. Versorgungssicherheit für Mensch und Tier wäre jetzt ohnehin wichtiger.
Was sagt die Politik dazu:
Gudrun Brendel-Fischer bekräftigte, dass man einen gesunden Bestand an Schweinehaltern auf jeden Fall aufrechterhalten müsse. Was die Neuauflage des Kultur- und Landschaftsprogramms (KULAP) angeht, so sicherte sie zu, dass Bayern die EU-Mittel voll ausschöpfen und mit eigenem Geld ergiebig ausstatten werde. Wo die Landschaft in zehn Jahren steht, so genau könne er das auch nicht sagen, meinte Tim Pargent. Mit seiner Aussage, dass die Landwirte endlich die Preise bekommen, die sie verdienen, erntete er Widerspruch, denn schließlich seien ja auch die Kosten explodiert.
„Die deutschen Landwirte fallen hinten runter, weil sie nicht kompatibel sind mit den Plänen der EU“, meinte Tobias Peterka. Er sah das Problem Hauptsache in der EU. „In Brüssel liegt der Hund begraben“, sagte Peterka. Von dort käme die gesamte Bürokratie mit all ihren Widersprüchen. Im Gegensatz zu anderen Ländern halte Deutschland dann auch zu allem Überfluss eisern daran fest. Die geplante Flächenstilllegung nannte er schlichtweg einen Wahnsinn. Vor dem Hintergrund des Getreidemangels aufgrund des Ukraine-Krieges könne man doch nicht auch noch in Kauf nehmen, dass wertvolle Produktionsflächen einfach wegfallen. Thomas Hacker sprach sich für preisdämpfende Maßnahmen im Energiebereich aus. Die Kernkraftschraube dürfe man dabei nicht komplett zurückdrehen. „Wir haben den Ausstieg beschlossen, aber vergessen, den Umstieg zu organisieren“, so Hacker mit Blick auf die Diskussion um die Laufzeiten der Kernkraftwerke.
Bild: Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges werden hierzulande alle Flächen gebraucht. Die geplante Stilllegung von Produktionsflächen war deshalb auch einer der Aufreger beim Abgeordnetengespräch des BBV Bayreuth mit Bundes- und Landespolitikern.
Borkenkäfer überlebt auch tiefgefroren / Katastrophale Situation in vielen Wäldern des Kulmbacher Landes
Kulmbach/Marktschorgast.
„Die Situation ist absolut einmalig.“ Darin sind
sich Stadtförsterin Carmen Hombach und Theo Kaiser,
Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung
Kulmbach/Stadtsteinach einig. Der Borkenkäfer hat in
vielen Teilen des Kulmbacher Landkreises ganze
Arbeit geleistet. Besonders schlimm sei es in den
Gemeindegebieten von Grafengehaig, Presseck,
Rugendorf und Stadtsteinach. Aber auch viele andere
Orte bleiben nicht verschont. Derzeit sind die
Forstarbeiter unter anderem in einem Waldstück bei
Marktschorgast zugange.
Im Wald der Kulmbacher Stadtwerke hat sich der Käfer dort auf zwei bis drei Hektar ausgebreitet. Es sind viele aneinander gereihte Nester, sagt Stadtförsterin Hombach, die auch Vorsitzende der Waldbesitzer ist. Je nach Bodenbeschaffenheit sei der Käfer mehr oder weniger festzustellen. Flachgründige Standorte auf der Fränkischen Linie seien besonders betroffen, so Kaiser. Gerade im Frankenwald sei die Fichte über viele Jahre hinweg an viel Wasser gewöhnt gewesen und habe deshalb nicht besonders tief gewurzelt. Plötzlich ist das Wasser weg und die Fichte scheitert an der Trockenheit. Und mit der Trockenheit kommt der Käfer.
Zwei bis vier Monate wird es hier im Kulmbacher Stadtwald bei Marktschorgast schon dauern, bis das gesamte Käferholz abgefahren ist. „Die Nachfrage nach Holzeinschlag und Abtransport ist derzeit einfach zu groß“, so der WBV-Geschäftsführer. 5000 Festmeter würden derzeit pro Woche im Kulmbacher Land eingeschlagen, zu normalen Zeiten waren es 500 Festmeter. Klar, dass da die Kapazitäten eng werden. „Das muss man erst einmal alles auf die Reihe kriegen.“
Die mit großem Abstand am meisten betroffene Baumart ist mit 95 Prozent die Fichte. „Wir rechnen damit, dass der Fichtenbestand in unseren Breiten gewaltig zurückgeht“, sagt die Stadtförsterin. Dann habe auch der Käfer nichts mehr zu melden. Bleiben die Jahre weiter so trocken wie jetzt, habe die Fichte unter Umständen überhaupt keine Chance mehr.
Auf
einen besonders milden oder besonders strengen
Winter zu hoffen, bringt nichts. Der Käfer werde
überleben. Bleibt die Witterung mild, dann niste
sich der Käfer unter der Baumrinde ein, dann könne
man ihn sogar noch am ehesten bekämpfen. Wird der
Winter hart, gräbt sich der Borkenkäfer in die Erde
ein. „Dann haben wir keine Chance, ihn zu kriegen.“
Versuche hätten sogar ergeben, dass der Borkenkäfer
Temperaturen im tiefgefrorenen Zustand mit bis zu
minus 18 Grad Celsius überlebt.
Was passiert auf den Flächen, von denen das Käferholz abtransportiert wurde? In dem Waldstück bei Marktschorgast sei bereits mit der Waldverjüngung begonnen worden, erläutert Hombach. Hier wachse das Laubholz schon nach, vor allem Buche und Ahorn. So könne am schnellsten wieder ein geschlossener Bestand heranwachsen. Die große Kunst sei es allerdings, die befallenen Fichten so aus dem Wald zu transportieren, dass die nachwachsenden Laubbäume keinen Schaden nehmen. Da braucht es schon echte Profis.
Ein Lichtblick war es, dass zumindest die Preise im zweiten Quartal des laufenden Jahres nicht schlecht waren. „Nun ist die Entwicklung aber schon wieder rückläufig“, sagt Theo Kaiser, der im Schnitt vom 60 bis 70 Euro pro Festmeter Käferholz spricht. Gründe für die rückläufige Entwicklung gibt es viele. Die Lager der Sögewerke seien voll, die Baukonjunktur lasse aufgrund befürchteter Risiken nach, dazu komme eine unsichere Situation durch die Preissteigerungen. „Die Menschen sind nicht mehr so zuversichtlich.“
Gut vermarkten lasse sich dagegen Energieholz. Gerade bei den Brennholzsortimenten würden die Preise wieder anziehen. Allerdings verdienten sich die Waldbesitzer bei weitem keine goldenen Nasen damit, wie manche vermuten. Immerhin sei Brennholz noch bis Mitte des Jahres defizitär gewesen.
Bilder:
1. In
diesem Waldstück nahe Marktschorgast sieht auch der
Laie die immensen Schäden, die der Borkenkäfer
angerichtet hat.
2. Stadtförsterin Carmen Hombach, Praktikant Noah
Partenfelder aus Kirchleus und der Geschäftsführer
der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach
begutachten das Holz, das im Wald der Kulmbacher
Stadtwerke bereits zum Abtransport bereit liegt.
Stimmung bei den Bauern: „Zwischen gedämpften Optimismus und purer Verzweiflung“ / Tag der Landwirtschaft lockte viele hundert Besucher nach Schirradorf
Schirradorf.
Mit einer großen Land- und Forsttechnikausstellung
haben Bauernverband und das Unternehmen Nicklas
Landtechnik den Tag der Landwirtschaft gefeiert. Ein
Gottesdienst mit dem Posaunenchor Wonsees am Morgen
und zahlreiche Attraktionen lockten mehrere hundert
Besucher nach Schirradorf, obwohl die traditionelle
Oldtimer-Traktorrundfahrt diesmal nicht stattfand.
Dafür feierte das Unternehmen seine 25-jährige
Partnerschaft mit dem US-amerikanischen
Landmaschinenhersteller John Deere. Da durfte
natürlich der John-Deere-Fanclub mit seinem
Vorsitzenden Friedbert Weiß an der Spitze nicht
fehlen.
„Handwerk und Landwirtschaft haben goldenen Boden.“ Davon zeigte sich der Chef des Landtechnikunternehmens Edwin Nicklas überzeugt. Er spielte damit auf den Fachkräftemangel in seiner Branche an. „Wir brauchen dringend Landmaschinenmechatroniker mit Leidenschaft und Liebe zum Beruf“, sagte er. Keine Maschine werde einen qualifizierten Handwerker jemals ersetzen können. Deshalb müsse man den jungen Leuten zeigen, wie gut und wichtig das Handwerk ist.
Wenn
der Fachkräftemangel nur das einzige Problem wäre.
Edwin Nicklas beschrieb die momentane Stimmung unter
den Landwirten als „zwischen gedämpften Optimismus
und purer Verzweiflung“. Er sprach von absoluten
Krisenzeiten. Eine so hohe Inflation mit
Abschwächung der Konjunktur und ein Nachlassen der
Investitionsbereitschaft: „So etwas habe ich mit
meinen 62 Jahren noch nicht erlebt.“ Verbindliche
Lieferzeiten könne er gar nicht mehr nennen, manche
Computer-Chips für Landmaschinen, die früher 14 Euro
gekostet hätten lägen mittlerweile bei 1400 Euro.
Edwin Nicklas legt Wert darauf, dass die Landtechnik zu den systemrelevanten und krisensicheren Branchen gehört. Trotzdem rückten plötzlich Themen wie Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie in den Vordergrund. Lange habe in der Politik die Meinung vorgeherrscht, was wir nicht selbst produzieren besorgen wir uns auf den Weltmärkten. Corona und der Krieg in der Ukraine hätten nun gezeigt, wie kurzsichtig und unrealistisch diese Sichtweise ist.
„Versorgungssicherheit,
mit landwirtschaftlichen Produkten im eigenen Land
und eine umweltverträgliche Landwirtschaft schließen
einander nicht aus“, sagte Edwin Nicklas. Doch statt
wirksam Hilfe zu leisten überziehe die Politik die
Landwirtschaft mit unendlichen Verordnungen, einer
ständig wachsenden Bürokratie,
Dokumentationspflichten oder neuen Rahmenbedingungen
in der Tierhaltung. „Die Regulierungswut und extrem
gestiegene Produktionskosten stellten viele
Familienbetriebe vor große Probleme oder zwingen sie
zum Aufhören.“
Im Rahmen der Land- und Forsttechnikausstellung waren nicht nur Traktoren, neu und gebraucht zu sehen, sondern auch Mähdrescher, Lade- und Silierwagen, Düngestreuer und vieles mehr sowie die gesamte Palette von Technik zur Rasen und Grundstückspflege. Der Besucherstrom aus dem gesamten Landkreis sowie den benachbarten Regionen riss trotz des durchwachsenen Wetter bis zum späten Nachmittag nicht ab..
Bilder:
1. Edwin
Nicklas (rechts) vom gleichnamigen
Landtechnikunternehmen und Friedbert Weiß vom
John-Deere-Fanclub freuten sich über den großen
Zuspruch beim Tag der Landwirtschaft in Schirradorf.
2.+3. Zahlreiche Besucher waren zur großen Land- und
Forsttechnikausstellung auf das Gelände von
Nicklas-Landtechnik in Schirradorf gekommen.
„Ohne Wald kein Wild“ / Wald steht vor großen Herausforderungen - Kulmbacher Jägerverein feierte 100. Geburtstag
Kulmbach.
„Jäger sind keine Killer.“ Der Satz fiel gleich
mehrfach bei der 100-Jahr-Feier des „Jagdschutz- und
Jägereins Kulmbach“ am Freitag in den Räumen der
Mönchshof-Museen. Die Jagd ist aber auch weder Hobby
noch Sport, sondern vielmehr Teil der Landwirtschaft
Jagd steht für Natur- und Artenschutz, für den
Einsatz der um die Artenvielfalt und für den Schutz
des Klimas.
Das Schießen macht bei der Jagd den kleinsten Teil aus, sagte der Vorsitzende Peter Müller aus Thurnau. „Wir wollen vielmehr den Menschen Tiere und Natur näher bringen.“ Ein wichtiger Teil spiele dabei die Umweltbildung, beispielsweise bei Waldspaziergängen für Schulklassen, die der Jägerverein immer wieder anbietet. Wir wollen Wild, Wald, Natur und Landschaft in den Focus rücken, so der stellvertretende Vorsitzende Otto Kreil.
Peter Müller ließ die Geschichte des Jägervereins Revue passieren, der exakt am 26. März 1922 gegründet wurde. Heinrich Hoferer hieß der erste Vorsitzende, ihm folgen Manfred Jarosch, Christian Schröppel und Berthold Höhn, ehe Peter Müller 2004 seine Amtszeit antrat. Als einen Meilenstein nannte er 1950 die Gründung des Kulmbacher Bläser-Corps. Überhaupt seien Bläsergruppen, von denen es mittlerweile sogar zwei gibt, ein bedeutender Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit. Sowohl die Es-Hornbläser, als auch die Parforce-Hornbläser umrahmen beispielsweise regelmäßig die Erntedankgottesdienste oder sorgen mit Standkonzerten für Aufsehen.
Prominente
Rednerin zum Jubiläum war die bayerische
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die
besonders auf die zahlreichen aktuellen Probleme von
Wild und Wald einging. Klimawandel, Trockenheit,
Dürrejahre, Borkenkäfer, das alles setze dem Wald
derzeit gehörig zu. „Ganze Landstriche vertrocknen
schlichtweg“, sagte sie mit Blick auf den
Frankenwald. Die Jagd alleine werde es nicht
schaffen, den Wald zu retten. Sie könne aber einen
wichtigen Beitrag dazu leisten. Schließlich müsse
gelten: „Es zählt jeder Hektar, den wir retten
können“.
Der Wildbestand spielt nach Auffassung der Ministerin deshalb eine wichtige Rolle, weil er in den allermeisten Regionen einfach nicht mehr ausgeglichen sei. Auch in sämtlichen Revieren des Kulmbacher Landkreises sei die Verbissbelastung einfach zu hoch. Kaniber bemühte dabei einmal mehr den Grundsatz „Wald vor Wild“, der zwar im Gesetz so steht, der aber mittlerweile völlig instrumentalisiert werde. „Wald ohne Wild“, das möchte sicher keiner, „Wald und Wild“ klinge zwar sanft, dabei dürfe man aber nicht vergessen, dass es ohne den Wald auch kein Wild gibt. „Mit ist beides wichtig, der Wald, aber auch das Wild“, sagte die Ministerin. „Das eine geht nicht ohne das andere.“
100
Jahre Jagdschutz bedeute auch 100 Jahre Tier- und
Naturschutz, sagte der Landtagsabgeordnete und
stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin
Schöffel. Jäger seien die echten Naturschützer, so
Schöffel, der selbst stellvertretender Vorsitzender
einer Kreisgruppe des Jagdverbandes im
Fichtelgebirge ist. Der oberfränkische
Bezirkstagspräsident Henry Schramm appellierte an
die Jäger, sich nicht von so manchen Tendenzen „in
unserer immer verrückter werdenden Gesellschaft“
abbringen zu lassen. „Lasst euch diese wichtige
gesellschaftliche Aufgabe bloß nicht ausreden“, so
Schramm. Jagd stehe aber auch für Tradition, so
Landrat Klaus-Peter Söllner. Er war sich sicher,
dass die Jagd in weiten Teilen der Gesellschaft noch
immer hoch angesehen ist. „Sie können auf ihre
Arbeit wirklich stolz sein“, brachte es der
Kulmbacher Oberbürgermeister Ingo Lehmann auf den
Punkt.
Bilder:
1. Seine
Parforce-Hornbläser sind für den Kulmbacher
Jägerverein ein wichtiger Teil der
Öffentlichkeitsarbeit. Zum 100-Jahr-Feier gaben sie
im Mönchshof ein kleines Standkonzert.
2. Zahlreiche
prominente Gratulanten konnte der Kulmbacher
Jägerverein begrüßen (von links): Vorsitzender Peter
Müller, BBV-Kreisobmann Harald Peetz, Landrat
Klaus-Peter Söllner, der Landtagsabgeordnete Rainer
Ludwig, Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann,
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber,
Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, der bayerische
Jagdpräsident Ernst Weidenbusch und
Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
3. Blumen für die Ministerin: Peter Müller
überreichte Michaela Kaniber einen bunten Strauß.
Bauern kritisieren verfehlte Agrarpolitik / Schirradorfer Bauerntag: Schlagabtausch mit der Ministerin
Schirradorf.
Zur Generalabrechnung mit der Agrarpolitik hat der
neue Kulmbacher Kreisobmann Harald Peetz den
Schirradorfer Bauerntag auf dem Gelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas genutzt. Peetz
sprach von einer völlig verfehlten Politik und ging
vor allem mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem
Özdemir hart ins Gericht. Der Kreisobmann sparte
aber auch nicht mit Kritik an der bayerischen
Politik und an Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber. Sie war die Hauptrednerin des Bauerntages.
Was die extreme Dürre in diesem Sommer angeht, so könne es im nächsten Jahr eigentlich nur noch besser werden. Von der Politik habe er diese Hoffnung allerdings nicht mehr. Vor allem Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir gebe ein „trauriges Bild“ ab. Der Minister sei immer auf Seiten der anderen, nie auf der Seite der Bauern. Mittlerweile würden die Bauern nicht mehr vom Landwirtschafts-, sondern vom Umweltministerium regiert. Aber auch in Bayern sei längst nicht mehr alles Gold, was glänzt, so Harald Peetz. Die Politik schiele nur mehr auf die Wähler in den Ballungszentren. Das flache Land gerate dabei in Vergessenheit.
Der
Kreisobmann wehrte sich vor allen dagegen, dass
überall grüne Ideologien durchgesetzt werden sollen.
Artenvielfalt, Biodiversität oder Insektenschutz
seien zwar richtig. Dabei gerate allerdings in
Vergessenheit, dass die Bauern die Versorgung der
Menschen mit Lebensmitteln sicherstellen. „Wenn ich
die Produktion hier einschränke, dann mache ich mich
vom Ausland abhängig“, sagte Harald Peetz. Niemand
könne dann mehr für Umweltstandards, Tierwohl oder
sachgerechten Pflanzenschutz garantieren.
Statt ständig neuer Auflagen und immer mehr Bürokratie bräuchten die Bauern eine zuverlässige Politik, die fest an ihrer Seite steht. Jeder Betrieb, der jetzt aufgibt, sei für immer verloren. Das Ende der Schweinehaltung sei bereits eingeläutet.
Kreisobmann Peetz ging Ministerin Kaniber aber auch direkt wegen deren Aussagen zur Anbindehaltung an. Diese seien „überflüssig wie ein Kropf“ gewesen und hätten nur Wasser auf die Mühlen der Tierhaltungsgegner gebracht. In Zukunft werde man noch froh sein, wenn man überhaupt noch Milch habe, egal aus welcher Haltungsform. Darüber hinaus würden in Deutschland ohnehin keine Anbindeställe mehr gebaut und die Anbindehaltung laufe sowieso aus.
Das
ließ die Ministerin so nicht auf sich sitzen. Einige
Molkereien hätten schon damals keine Milch mehr aus
Anbindehaltung angenommen. Als das bekannt wurde,
habe sie es auch gesagt. „Mir war es wichtig, dass
die bayerischen Bauern wissen, wohin die Reise
geht“, sagte Kaniber. Auf diese Situation müssten
sich die Landwirte einstellen. Die Ministerin hatte
im vergangenen Jahr in einer Regierungserklärung
angekündigt, dass die ganzjährige Anbindehaltung so
schnell wie möglich beendet werden muss.
Was die Beurteilung der Bundespolitik aus Sicht der Landwirtschaft anging, teilte die Michaela Kaniber allerdings die Meinung von Kreisobmann Peetz und fand dafür ungewöhnlich scharfe Worte. „Özdemir hat weder Interesse an, noch Verständnis für die Landwirtschaft“, sagte sie. „Die grünen Pazifisten kennen sich mittlerweile mit Panzern besser aus, als wir das jemals taten“. An dem Thema Ernährungssicherheit hätten die Grünen dagegen kein Interesse.
Die
Ministerin plädierte für eine grundlegende
Neubewertung des sogenannten Green Deals
(Reduzierung der Netto-Emissionen von Treibhausgasen
bis 2050 auf null), als auch der gesamten
gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Die Situation
habe sich mittlerweile völlig verändert. Nach
jetzigem Stand würden die geplanten
Flächenstilllegungen zu jeweils einem Drittel
weniger Rindfleisch und Getreide führen. Zudem würde
Özdemirs Ankündigung „öffentliches Geld nur noch für
öffentliche Leistungen“ nichts anderes bedeuten, als
50 Prozent weniger Einkommen für die Bauern.
Bilder:
1.
Der Landtagsabgeordnete
Martin Schöffel, Kreisbäuerin Beate Opel,
Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig, Ministerin
Michaela Kaniber, Landrat Klaus-Peter Söllner, Gabi
und Edwin Nicklas, Bürgermeister Andreas Pöhner und
Kreisobmann Harald Peetz (von links) beim
Schirradorfer Bauerntag auf dem Gelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas.
2. BBV-Kreisobmann
Harald Peetz.
3. Die
bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber.
4. BBV-Kreisbäuerin Beate Opel und Kreisobmann
Harald Peetz überreichten der Ministerin einen
getöpferten Erinnerungsteller aus Thurnau als
Gastgeschenk.
Gemeinschaft statt Leerstand / Förderoffensive macht es möglich: Neues Dorfgemeinschaftshaus in Grafengehaig eingeweiht
Grafengehaig.
Nach drei Jahren Umbauzeit und mit einem
Kostenaufwand von gut 1,4 Millionen Euro ist in der
Ortsmitte von Grafengehaig ein Dorfgemeinschaftshaus
mit Begegnungsstätte, Vereinszimmern, Praxisräumen
und einem Dorfladen entstanden. Das Projekt wurde zu
90 Prozent aus der Förderoffensive Nordostbayern
bezuschusst. „Damit unterstützen wir gezielt die
ländlichen Gemeinden in Oberfranken und der
Oberpfalz bei der Innenentwicklung“, sagte die für
das Programm zuständige Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber bei der Einweihung.
In dem denkmalgeschützten Haus am Marktplatz war zuletzt eine Sparkassenfiliale untergebracht. Früher beherbergte das stattliche Gebäude einen Gasthof. Nun hatte der Markt Grafengehaig das Haus erworben und zu einer Begegnungsstätte umgewandelt. „Damit geht auch der Wunsch vieler Grafengehaiger Bürgerinnen und Bürger in Erfüllung“, so Bürgermeister Werner Burger.
Marktplatz, Dorfladen, ein Freisitz für Besucher und ein Mehrgenerationenspielplatz sollen künftig eine Einheit bilden, sagte das Gemeindeoberhaupt. Ein neu erbautes barrierefreies Mehrfamilienhaus mit fünf Wohneinheiten mit Mitteln aus dem bayerischen Wohnraumförderprogramm runde die Lage hervorragend ab. Als die Förderoffensive Nordostbayern im Jahr 2017 auf den Weg gebracht worden sei, habe Grafengehaig sofort reagiert und die Projekte angemeldet, erinnerte sich der Bürgermeister. Zusammen mit einem kleinen Bürgergarten in Eppenreuth könne das Projekt nun erfolgreich abgeschlossen werden.
Genau das sei auch der Zukunftsweg für die ländlichen Kommunen, so Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Es müsse darum gehen, lebendige und attraktive Ortskerne zu sichern, Flächen und Ressourcen zu schonen und den eigenständigen Charakter des Dorfes zu bewahren. All das sei in Grafengehaig hervorragend gelungen. Mit diesem zentralen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft habe der Ort ein Stück oberfränkische Heimat und prägende Baukultur für die nächste Generation erhalten. „Mit diesen Projekten in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus ist aus der Ortsmitte von Grafengehaig ein richtiges Schmuckstück geworden“, sagte die Ministerin.
Insgesamt
hätten im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern
in Oberfranken und in der Oberpfalz 192 Vorhaben auf
den Weg gebracht werden können. Ihr Ministerium habe
dafür Mittel in Höhe von 70 Millionen Euro
bewilligt, bilanzierte Michaela Kaniber.
Dorfgemeinschaftshaus und Dorfladen stünden für Gemeinschaft, sagte Landrat Klaus-Peter Söllner. Gerade in den Dörfern sei die Gemeinschaft durch nichts zu ersetzen, auch nicht durch soziale Medien. Von einem Musterbeispiel in einer Modellkommune im ländlichen Raum sprach der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin Schöffel. Pfarrerin Heidrun Hemme nahm die kirchliche Segnung des Anwesens vor, ehe sich die Ministerin in das Goldene Buch der Gemeinde eintrug und einen Rundgang durch das Dorfgemeinschaftshaus, den Dorfladen und den Mehrgenerationenspielplatz startete
Bilder:
1. Der
Kulmbacher Landrat Klaus-Peter Söllner,
Landtagsabgeordneter Martin Schöffel,
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber,
Bürgermeister Werner Burger und Landtagsabgeordneter
Rainer Ludwig (von links) freuten ich über den
gelungenen Umbau des zuletzt leerstehenden Anwesens
zum Dorfgemeinschaftshaus.
2. Ein
wichtiger Bestandteil des neuen Areals mitten in
Grafengehaig ist der Dorfladen.
Musterbeispiel: Strom und Wärme aus regenerativen Energien / Hackschnitzelheizwerk und Biogasanlage in Hollfeld waren Vorreiter
Hollfeld.
Um die Energiewende bewältigen zu können, braucht es
einen Mix aller regenerativen Möglichkeiten. „Wenn
wir nicht von den fossilen Energieträgern wegkommen,
geht die Welt zugrunde“, meint Michael Schatz (65).
In Sachen Hackschnitzel und Biogas gehört der
Landwirt aus Hollfeld zu den Pionieren. Er hatte
viel früher als die meisten anderen die
entscheidenden Anstöße zum Bau einer
Hackschnitzelheizung und einer Biogasanlage gegeben.
Die Hollfelder Anlagen gelten heute gerade vor der
aktuellen Entwicklung mit einer Explosion der Preise
bei fossilen Brennstoffen in jeder Hinsicht als
mustergültig.
Aktuell versorgen Hackschnitzelheizung und Biogasanlage unter anderem die Gesamtschule, die Grundschule, zwei Kindergärten, das Rathaus, das Altenheim, Kirche und Stadtapotheke und viele Privatleute mit Wärme. Pro Jahr werden, je nachdem wie streng der Winter ausfällt, 700000 bis 800000 Liter Heizöl eingespart. Der erzeugte Strom wird ins Netz eingespeist.
„Die Hollfelder Anlage ist beispielhaft“, sagt Schatz, der zusammen mit Manuel Appel vom Maschinenring als Geschäftsführer an der Spitze der Biogasanlage steht. Gesellschafter sind in erster Linie die beteiligten Bauern über die MR Agrarservice GmbH, die Stadt Hollfeld, der Zweckverband Gesamtschule, die Waldbauernvereinigung Hollfeld und der Maschinenring Fränkische Schweiz.
Michael Schatz sieht im Biogas ganz klar viele Vorteile vereint. Vor allem könne man den Ertrag von den Feldern dort verwenden, wo er am dringendsten gebracht wird, auf dem Teller, also für die Nahrungsmittelproduktion, oder für den Tank, also zur Energieerzeugung mit Strom und Wärme. Als weiteren Vorteil bezeichnete er es, dass man das für die Anlage notwendige Material lagern und somit auch mal eine Dürrejahr, wie das jetzige überbrücken kann.
Bereits 2003 setzte man in Hollfeld auf regenerative Energien. Als die Gesamtschule eine neue Heizung benötigte, entschied man sich für die Wärme von Hackschnitzeln. Schnell kamen Grundschule, Rathaus und einige Privatleute dazu, so dass die Wärme schon bald nicht mehr ausreichte. An der Leistungsgrenze angekommen musste also eine weitere Energiequelle erschlossen werden. Die Lösung sah man im Bau einer Biogasanlage. 28 Landwirte aus der engsten Umgebung hatten sich von Anfang an daran beteiligt, brachten Geld als Darlehen ein und gingen eine Lieferverpflichtung ein. Die Investition lag damals bei 2,3 Millionen Euro. Rein theoretisch erzeugt die Anlage so viel Strom, wie in der Stadt Hollfeld verbraucht wird. Mit der Abwärme könne man den Bedarf gut decken.
Der Mix aus Biogas und Hackschnitzeln sei absolut richtig gewesen, sagt Michael Schatz. Im Moment könne man sich vor Nachfragen kaum retten. „Wir haben Anfragen von Privatleuten ohne Ende.“. Gerade habe man wieder fünf neue Haushalte an das vier Kilometer lange Leitungsnetz angeschlossen. Der jetzige Hackschitzelofen habe eine Leistung von 1000 kw, die Biogasanlage von zwei Mal 400 kw. Aktuell bestücken 30 Bauern die Anlage mit Gülle, Ganzpflanzensilage, Gras und der Energiepflanzen Silphie. Den Gärrest bekommen die Bauern zurück.
Trotz der aktuell katastrophalen Ernte seien die Speicher derzeit gut gefüllt und reichten auch über den Winter. Ein zweites Dürrejahr, so wie das jetzige, dürfe allerdings nicht noch einmal kommen. In der Biogasanlage beschäftigt die GmbH mit Landwirtschaftsmeister Roland Beetz als Betriebsleiter eine Vollzeitkraft. Geschäftsführung und Buchhaltung besorgt der Maschinenring.
Bild: Geschäftsführer Michael Schatz (links) und Betriebsleiter Roland Beetz sorgen auf der Hollfelder Biogasanlage für die optimale Versorgung.
Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken / Beate Opel löst Anneliese Göller als oberfränkische Bezirksbäuerin ab
Himmelkron.
Die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel aus Neufang
bei Wirsberg ist die neue oberfränkische
Bezirksbäuerin. Bei der Wahl in Himmelkron wurde sie
einstimmig für die nächsten fünf Jahre in das Amt
gewählt. Die 62-Jährige löst damit die bisherige
Bezirksbäuerin Anneliese Göller aus dem Landkreis
Bamberg ab, die nicht mehr zur Wahl angetreten war.
Beate Opel ist bereits seit dem Jahr 2017 auf oberfränkischer Ebene als stellvertretende Bezirksbäuerin aktiv. Sie wurde erst vor kurzem zum dritten Mal zur Kulmbacher Kreisbäuerin gewählt, gleichzeitig ist sie seit 30 Jahren als Ortsbäuerin tätig. Beate Opel hat zwei Töchter und einen Sohn, zusammen mit ihrer Familie bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb mit Bullenmast.
Zur neuen stellvertretenden Bezirksbäuerin wählten die Delegierten mit großer Mehrheit die Lichtenfelser Kreisbäuerin Marion Warmuth. Beisitzerinnen im Bezirksvorstand sind die neue Forchheimer Kreisbäuerin Christine Werner (43), die Wunsiedler Kreisbäuerin Karin Reichel und Nicole Werthmann (40) aus Sassanfahrt im Landkreis Bamberg.
In ihrer Antrittsrede appellierte Beate Opel vor allem an den Zusammenhalt. „Ich möchte, dass wir zu einer großen Familie zusammenwachsen“, sagte sie vor dem Hintergrund der anstehenden Herausforderungen nicht nur in der Landwirtschaft, sondern in der gesamten Gesellschaft. Die neue Bezirksbäuerin bedankte sich bei ihrer Vorgängerin Anneliese Göller, die vieles angestoßen und eine herausragende Arbeit geleistet habe.
Ziel
der Landfrauenarbeit sollte es auch in Zukunft sein,
ein besonderes Augenmerk auf die
Öffentlichkeitsarbeit zu legen und dabei besonders
bei Kindern anzusetzen. Die Landwirtschaft sei
leider nicht mehr in der Gesellschaft verankert,
deshalb sollte es die Aufgabe der Landfrauen sein,
vor allem Kinder und Jugendliche auf die Höfe zu
holen, um Zusammenhänge aufzuzeigen und
Landwirtschaft zu erklären. Beate Opel appellierte
aber auch an das Selbstbewusstsein der Landfrauen:
„Wir leiste eine schwere Arbeit, das soll uns erst
einmal jemand nachmachen.“
Zuvor war Anneliese Göller als oberfränkische Bezirksbäuerin mit lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations verabschiedet worden. Sie war 15 Jahre als Bezirksbäuerin und vorher fünf Jahre als Stellvertreterin tätig. As oberstes Ziel der Landfrauenarbeit bezeichnete es Anneliese Göller, die Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. „Die Themen verändern sich, nicht aber die gemeinsamen Ziele“, sagte sie. Der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft gehöre dazu genauso wie die Schaffung einer lebenswerten Zukunft gerade für den ländlichen Raum.
Ein besonderes Augenmerk legte Anneliese Göller auf die zurückliegende Wahlperiode, die aufgrund der Corona-Pandemie anders als alle je zuvor gewesen sei. „Corona hat uns ausgebremst und stellte uns vor große Herausforderungen“, doch auch das hätten die Landfrauen bewältigt, unter anderem mit dem ersten bayerischen virtuellen Landfrauentag.
Bis zur Neuwahl am 17. Oktober in Herrsching bleibt Anneliese Göller als Landesbäuerin noch im Amt.
Bilder.
1. Beate Opel folgt auf Anneliese Göller als neue
oberfränkische Bezirksbäuerin Im Bild von links:
Anneliese Göller, BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer,
Christine Werner, Marion Warmuth, Beate Opel, Nicole
Werthmann, Karin Reichel und der oberfränkische
BBV-Präsident Hermann Greif.
2. Die bisherige Bezirksbäuerin Anneliese Göller
(rechts) gratulierte ihrer Nachfolger Beate Opel.
Bauern nehmen Artenschutz ernst / Ortstermin zum Insektenschutz in Laubersreuth bei Münchberg
Laubersreuth.
Imker, Jäger und Landwirte engagieren sich für
Insekten- und Artenschutz, und das nicht erst seit
dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Darauf hat
der Bauernverband Hof mit einer medienwirksamen
Aktion auf den Flächen von Klaus-Dieter Bäger
aufmerksam gemacht. Der Landwirt aus Konradsreuth
legt schon seit weit über zehn Jahren Blühwiesen
rund um seine Flächen in Laubersreuth bei Münchberg
an.
„Darunter sind sowohl einjährige, als auch mehrjährige Blühflächen“, sagt Klaus-Dieter Bäger, der die verschiedensten Mischungen einsetzt, um damit die Insektenvielfalt zu fördern. 600 Euro pro Hektar koste allein das Saatgut, sagt der Landwirt. Die Verarbeitung und die Pflege müsse man noch hinzurechnen.
„Landwirtschaftliche Betriebe erbringen umfangreiche kooperative Umweltleistungen auf freiwilliger Basis auf ihren Flächen“, heißt es von Seiten des Bauernverbandes. So legten sie unter anderem Blühstreifen und Gewässerrandstreifen an oder setzten auf eine besonders vielfältige Fruchtfolge. „Ob es um Bienen oder Insekten geht, um bedrohte Arten wie Lerchen oder Feldhamster, die Haltung alter Haus- und Nutztierrassen oder den Anbau alter Obst- und Gemüsesorten: „Bayerns Bäuerinnen und Bauern nehmen den Artenschutz ernst“.
Auch die Jäger investierten in Blühflächen, sagt Heinz Kammerer von der Jägerschaft Münchberg. Allein an 25 verschiedenen Flächen habe man sich zwischen den Jahren 2019 bis 2021 beteiligt, um Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten zu schaffen. Das sei auch dringend notwendig, so Robert Bayreuther vom Imkerverein Münchberg. Seinen Worten zufolge gibt es allein 550 verschiedene Wildbienenarten in Deutschland. Nicht nur für sie würden durch das Engagement von Bauern, Imkern und Jägern Rückzugsorte für alle möglichen Insekten geschaffen, sagt Wildlebensraumberaterin Lisa-Mareen Fischer vom Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg.
Die Kulturlandschaft um Münchberg, in Sichtweite zur Bundesautobahn A9, weist schon durch ihre Topographie einige Besonderheiten auf. Hier ist die Flur schon seit jeher von Ödlandflächen, Böschungen, Rainen und Hecken durchzogen, was den Insekten besonders zu Gute kommt. Solche Standorte gelte es zu erhalten, sagt die Wildlebensraumberaterin.
Der Einsatz für Insekten sei aber auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und nicht nur auf Landwirte, Jäger und Imker beschränkt. Auch Gartenbesitzer in den Siedlungen seien gefragt, wenn es um die Anlage und Pflege ihres Rasens geht. „Sogar ein Balkonkasten kann insektenfreundlich angepflanzt werden“, so Theresa Hick vom Bauernverband. Jeder habe die Möglichkeit, die Insektenvielfalt zu fördern, jeder einzelne könne seinen Beitrag dazu leisten, indem er auf insektenfreundliche Pflanzen setzt.
Bauern und Imker verbindet auch die Aktion „Blühende Rahmen“, die bereits seit 2011 läuft und die vom Bauernverband und dem Landesverband der Bayerischen Imker getragen wird. Jahr für Jahr werden im Rahmen dieser Aktion nahezu unzählige Blühstreifen und Blühflächen angelegt. Bereits 2014 haben die bayerischen Bauern für dieses freiwillige Engagement den „European Bee Award“ erhalten.
Bild: Mitten in einer insektenfreundlichen Blühwiese trafen sich zu einem öffentlichkeitswirksamen Termin (von links): Lisa-Mareen Fischer, Heinz Kammerer, Theresa Hick, Alfred Ott, Klaus-Dieter Bäger, Robert Bayreuther und Andreea Strößner.
Mit einem Lächeln geht alles leichter / Ernste und heitere Worte beim ersten Bayreuther Landfrauentag nach zweieinhalb Jahren Corona-Pause
Bayreuth.
Zwei Jahre ist es her, dass sich die Bayreuther
Landfrauen zum letzten Mal persönlich im großen
Rahmen getroffen haben. Jetzt war es endlich wieder
soweit. Zu diesem ganz besonderen Landfrauentag in
einer Halle der Landwirtschaftlichen Lehranstalten
hatte man sich deshalb auch viel Zeit genommen und
ein beinahe tagesfüllendes Programm ausgedacht. Es
reichte von einer Ökumenischen Andacht am Morgen bis
zu einer umfangreichen Tombola am späteren
Nachmittag. Höhepunkt war der Auftritt von Stargast
Volker Heißmann, ein Teil des TV-bekannten
Komiker-Duos Heißmann und Rassau aus Fürth.
So witzig Volker Heißmann auch sprach, so ernst war seine Botschaft: „Mit einem Lächeln geht alles leichter“. Sein Ziel, den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, das hat er an diesem Nachmittag mehr als erreicht. Mit manchmal fast ein wenig derber Komik brachte er den Frankenfasching nach Bayreuth, berichtete von seinen landwirtschaftlichen Erfahrungen in der Kindheit, vom Aufwachsen im Angesicht der Fürther Paulskirche und vom Krippenspiel, in dem er dank seines Knabensoprans die Maria darstellen musste. Zum Mariechen sei es da gar nicht mehr weit gewesen, sagte er. Tatsächlich war er über die Kirche zu Bühne gekommen, vom Gemeindehaus in die Fürther „Comödie“ sozusagen, und irgendwann erstreckten sich seine Auftritte nicht mehr nur auf Nürnberg, Fürth und Erlangen, sondern teilweise auch weit darüber hinaus, etwa bis Plech, Gefrees und Bayreuth, so merkte er augenzwinkernd an.
„Sie
können mit einem Lächeln ihr Leben besser meistern“,
gab Volker Heißmann den Landfrauen mit auf den Weg.
Egal, was im Leben passiere, das Lächeln kehre immer
wieder zurück. Wer lächelt, der schütte auch
Glückshormone aus, sagte er und riet den Damen, das
Lächeln mit nach Hause zu nehmen. Dann gehe auch auf
dem Hof die Arbeit viel besser von der Hand.
Für ernste Gedanken stand auch die Rede von Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Durch die Corona-Krise und zuletzt durch den Krieg in der Ukraine sei die Wertschätzung von Lebensmitteln und damit auch der Bauern vor Ort wieder etwas gestiegen, sagte sie. Besonders die Direktvermarkter hätten das durchaus zu spüren bekommen. Viele Menschen hätten wieder gemerkt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass es in der Region genügend Lebensmittel gibt und dass man sich hierzulande selbst versorgen kann. Die Kreisbäuerin versprach: „Wir werden auch in Zukunft die Versorgung mit hochwertigen regionalen und Lebensmitteln sicherstellen.“
Nun aber treibe nicht nur die Bauern die große Sorge um, wie es mit der Rohstoff- und Energieversorgung weitergehen soll. Was geschieht, wenn es kein Gas mehr gibt und Schlachthöfe und Molkereien nicht mehr arbeiten können? Auch wenn das Jahresthema der Landfrauenarbeit im Bauernverband „Blick durch das Schlüsselloch in Richtung Zukunft“ lautet, so hatte doch niemand die Antworten auf Fragen wie diese.
Die
Ökumenische Andacht zum Auftakt des Landfrauentages
feierten Pfarrer Thomas Karukayil von der
katholischen Pfarrei Eckersdorf und der evangelische
Pegnitzer Dekan Markus Rausch aus Pegnitz. Auch der
Bayreuther Landfrauenchor kam nach zweieinhalb
Jahren Pause zum ersten Mal wieder zu einem
öffentlichen Auftritt zusammen. Die Einnahmen aus
einer Tombola und der Verkaufserlös von Kaffee,
Kuchen und Torten gingen an die vor zwei Jahren
abgebrannte Lebenswerk gGmbH (Werkstatt für
Behinderte) der Diakonie Bayreuth. Damit möchten
auch die Landfrauen einen kleinen Teil zum
Wiederaufbau beitragen, so Kreisbäuerin Angelika
Seyferth.
Bild (unten): Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt überraschten Volker Heißmann mit einer Großpackung Gummibärchen als außergewöhnliches Geschenk. Der Komiker hat dafür eine ganz besondere Schwäche.
Borkenkäfer-Situation ist dramatisch / WBV Kulmbach/Stadtsteinach warnt vor Katastrophe - Sinkende Auftragslage trifft auf Überangebot
Himmelkron.
Eigentlich müsste man sich freuen über die riesige
Menge an Holz, die von der Waldbesitzervereinigung
Kulmbach/Stadtsteinach im Auftrag ihrer Mitglieder
im zurückliegenden Jahr vermarktet wurde. Der
riesige Anstieg von 150000 Festmeter in 2020 auf
210000 Festmeter Holz im zurückliegenden Jahr ist
allerdings im Wesentlichen auf den Borkenkäfer
zurückzuführen. „Es ist fast wie eine
Notschlachtung, aber das Käferholz muss weg“, sagte
Geschäftsführer Theo Kaiser bei der
Jahresversammlung in Himmelkron.
Dabei haben die Preise im zurückliegenden Jahr schon wieder angezogen. Die Talsohle des Jahres 2020 habe man 2021 mit Durchschnittserlösen von 51 Euro pro Festmeter (Vorjahr 31 Euro) bei der Fichte und 46 Euro (Vorjahr 24 Euro) pro Festmeter bei der Kiefer durchschritten. Dennoch bei der Fichte beispielsweise treffe die sinkende Auftragslage der Sägeindustrie auf ein zu erwartendes Überangebot beim Rundholz.
Schuld an der ganzen Misere sind nach den Worten des Geschäftsführers einzig und allein Trockenheit und Hitze. Sie setzten dem Wald massiv zu. Der Borkenkäfer könne sich ungehindert vermehren, eine weitere Massenvermehrung stehe bevor. „Die Situation ist dramatisch“, sagte Theo Kaiser. Wenn es mit der Hitze so weitergeht, sei eine echte Katastrophe zu erwarten. Der Geschäftsführer appellierte deshalb eindringlich an alle Waldbesitzer, den Waldumbau aufgrund des Klimawandels rasant anzupacken.
Der Borkenkäfer ist allerdings nicht das einzige Problem, mit dem sich die Waldbesitzer derzeit herumschlagen müssen. Ungemach droht auch von politischer Seite, wie die Vorsitzende Carmen Hombach erläuterte. Größtes Problem ist, dass sich Betriebe mit über 100 Hektar verpflichten müssen, fünf Prozent Wald stillzulegen, also nicht mehr zu bewirtschaften, wenn sie in den Genuss der Bundesprämie kommen wollen. „Das ist nicht zielführend, das passt nicht in unsere Zeit“, sagte die Vorsitzende. „Wir brauchen unser Holz als Gegenwarts- und Zukunftswerkstoff.“ Die Zwangsstillegung komme einer Enteignung gleich.
Man könne Waldflächen nicht aus der Nutzung nehmen und dafür Holz aus fraglichen Quellen importieren und dann auch noch für den weiten Transport wertvolle Energie verschwenden. „Wir hier vor Ort wirtschaften nachhaltig mit Sinn und Verstand, unsere Wälder sind zertifiziert und wir handeln nach dem Grundsatz schützen und nützen“, sagte die Vorsitzende. Sie gab auch zu bedenken, dass man beim Holz den Kreislauf selbst in der Hand habe. „Kein Hahn kann zugedreht werden.“
Die steigende Menge an vermarktetem Holz machte sich auch in der Bilanz der WBV Kulmbach/Stadtsteinach bemerkbar. Hatte der Zusammenschluss im Auftrag seiner Mitglieder 2020 noch rund 2,6 Millionen Euro umgesetzt, waren es 2021 mit 5,5 Millionen Euro mehr als das Doppelte. Die Summe setzt sich im Wesentlichen aus Handelsgeschäften, also aus Holz, das im Auftrag der Mitglieder vermarktet wurde sowie aus Dienstleistungen zusammen. Auch für das laufende Jahr geht Kassiert Rudolf Hafner wieder von Einnahmen in Höhe von fast sechs Millionen Euro aus.
Die WBV Kulmbach/Stadtsteinach hatte zu Jahresbeginn 1955 Mitglieder, 77 mehr als noch im zurückliegenden Jahr. Zusammen bewirtschaften sie eine Waldfläche von 13286 Hektar. Seit Januar ist die Mitgliederzahl den Worten von Theo Kaiser zufolge noch einmal auf 1987 angestiegen.
Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurde die bisherige Vorstandschaft im Wesentlich bestätigt. Vorsitzende bleibt Carmen Hombach aus Kulmbach, Stellvertreter Heinz Reiner aus Presseck, Kassier Rudolf Hafner aus Mainleus und Schriftführer Horst Degelmann aus Premeusel. Der „Ausschuss“, also die erweiterte Vorstandschaft setzt sich zusammen aus: Robert Fürst (Hohenberg), Peter Göppner (Altenreuth), Gerhard Hahn (Dörnhof), Michael Milewski (Hanauerhof), Siegfried Beyer (Presseck), Rainer Schmidt (Waizendorf), Otto Schröppel (Neuenmarkt) und Markus Teller (Neuenreuth am Sand).
Bild: Auch im Kulmbacher Land, wie hier bei Marktleugast, warten derzeit riesige Holzmengen auf den Abtransport.
Schulkinder im Focus der Landfrauen / Beate Opel bleibt Kreisbäuerin – Große Veränderungen in der Vorstandschaft
Kulmbach.
Beate Opel bleibt Kreisbäuerin von Kulmbach. Die
62-jährige aus Neufang bei Wirsberg wurde bei der
Verbandswahl der Landfrauengruppe im Bauernverband
ohne Gegenstimme in ihrem Amt bestätigt. Große
Veränderungen gibt es dagegen in der übrigen
Vorstandschaft. Gudrun Passing aus Oberdornlach löst
Silvia Schramm (Marktleugast) als stellvertretende
Kreisbäuerin ab. Schramm wiederum wurde in den
Beirat gewählt. Der übrige Beirat, also die
erweiterte Vorstandschaft, setzt sich aus Franziska
Bär (Buch am Sand), Manuela Vogler (Kunreuth),
Susanne Kraus (Gemlenz) und Marion Hartmann (Waldau)
zusammen.
Für Beate Opel ist es die dritte Amtszeit. Sie wurde vor zehn Jahren zum ersten Mal zur Kreisbäuerin gewählt. Gleichzeitig ist sie seit 30 Jahren als Ortsbäuerin tätig und seit 2017 auch stellvertretende oberfränkische Bezirksbäuerin. Zusammen mit ihrer Familie bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb mit Bullenmast.
Die alte und neue Kreisbäuerin ließ bei der Verbandsversammlung noch einmal die zurückliegende Wahlperiode Revue passieren, die zumindest bis zur Corona-Pandemie von zahlreichen gesellschaftlichen politischen und bildungspolitischen Veranstaltungen geprägt war. Als ganz besonders wichtiges Thema der Landfrauenarbeit bezeichnete sie das Projekt „Landfrauen machen Schule“, bei dem Schulkinder mit der Arbeit der Landwirte konfrontiert werden. „Wir müssen den Kindern zeigen, wo ihr Essen herkommt“, sagte sie. Die Landfrauen müssten zeigen, wie man gesundes Essen zubereitet, wie man pfleglich mit der Natur umgeht und wie die Bauern wirtschaften. Bei Kindern könne man damit noch etwas bewirken, bei Erwachsenen sei dies ungleich schwieriger.
Auch die bayerische Landesbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin Anneliese Göller berichtete von den Schwierigkeiten, die Corona in der Landfrauenarbeit mit sich gebracht habe. „Es war eine Wahlperiode wie keine andere zuvor“, sagte sie. Die Landfrauen seien mit Schwung gestartet und dann jäh ausgebremst worden. Auch wenn bei den Landfrauen stets die persönliche Begegnung im Vordergrund steht, sei man mit den technischen Möglichkeiten sehr gut zurechtgekommen und habe die Arbeit gut aufrechterhalten können.
Es werde immer schwieriger Menschen zu finden, die bereit sind, sich zu engagieren, sagte der für alle drei fränkischen Regierungsbezirke zuständige Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer. Umso dankbarer könne man im Landkreis Kulmbach sein, dass sich in nahezu allen Ortsverbänden wieder Frauen gefunden hätten, um das Amt der Ortsbäuerin zu begleiten. Auch ein politisches Thema sprach Böhmer an. So wehrten sich die Landwirte derzeit gegen die politische Vorgabe vier Prozent der Fläche stillzulegen. Bei Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sei dabei auch beim Deutschen Bauerntag vor wenigen Wochen keinerlei Bewegung erkennbar gewesen. Allerdings gebe es vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine Signale aus Brüssel, nach denen es die Länder künftig in der Hand haben sollen, ob die vier Prozent Pflichtbrache durchgesetzt werden sollen, oder nicht.
Bild: Gruppenbild der neuen Kreisvorstandschaft der Kulmbacher Landfrauen mit (hinten von links): Geschäftsführer Harald Köppel, Marion Hartmann, Franziska Bär, Silvia Schramm, Kreisobmann Harald Peetz, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. Vorne von links: Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller Manuela Vogler, Susanne Kraus, Beate Opel und Gudrun Passing.
Braune Wiesen, dünner Mais, kümmerliche Sommergerste / Bauern gehen von unterdurchschnittlicher Ernteerwartung aus
Die
Landwirte in ganz Bayern rechnen in diesem Jahr mit
einer unterdurchschnittlichen Getreideernte. Während
in Südbayern relativ gute Bestände auf den Feldern
stehen, wird es in Nordbayern trockenheitsbedingt
geringere Getreideerträge geben. Dazu kommt eine
angespannte Situation auf dem Weltmarkt. Zum einen
sind die Aussichten auf die Ernte dem Bauernverband
zufolge in ganz Europa schlecht. Zum anderen sei die
Transportlogistik aus wichtigen Erzeugerländern wie
der Ukraine aufgrund des Krieges nach wie vor nicht
sicher. Sorge bereiten den Bauern auch die enormen
Preisanstiege in der gesamten Lieferkette. Wie ist
die Situation vor Ort?
„Es schaut nicht gut aus“, sagt Harald Köppel, der als Geschäftsführer des Bauernverbandes für die Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Kronach tätig ist. Die Witterung spreche für sich. Braune Wiesen, kümmerlicher Mais, eine sehr dünne Sommergerste, das alles hänge mit dem Wasser und der Temperatur zusammen. Grünland oder Mais seien nicht mehr gewachsen, Sommergerste habe teilweise verkürzte Ähren, weil das Wasser schlicht und einfach gefehlt habe. Teilweise seien die Ähren nicht einmal halb so lang, wie sie sein sollten. Auch die Körner des Wintergetreides seien nicht gefüllt worden, weil das Wasser ausgeblieben ist.
Regional gestalte sich die Situation dabei unterschiedlich. Im Unterland sei es teilweise noch schlechter, als im Oberland. Manchmal sei die Situation sogar von Dorf zu Dorf unterschiedlich, je nachdem, wo ein Gewitter war. Besonders trocken sei es um Himmelkron herum, während es über den Berg im Harsdorfer Bereich immer wieder mal geregnet habe.
„Alles in allem muss man aufgrund des Wassermangels mit Ertrags- und Qualitätseinbußen rechnen“, sagt Harald Köppel. Genaueres könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. Auf jeden Fall unterdurchschnitt wird die Ernte bei der Wintergerste ausfallen. Wie es bei den anderen Früchten ausschaut, könne man erst sagen, wenn der Mähdrescher darüber gefahren ist.
Beim Grünland müsse man dagegen schon jetzt feststellen, der erste Schnitt sei in Ordnung gewesen, den zweiten Schnitt habe es dagegen schon fast nicht mehr gegeben und der dritte Schnitt stehe in den Sternen. Ebenso beim Mais: Während der zum jetzigen Zeitpunkt normalerweise schon zweieinhalb Meter hoch sein sollte, sei er im Moment bei einem halben bis dreiviertel, höchstens einem Meter angelangt. Köppel: „Da fehlt es hinten und vorne.“
Dabei sei das Frühjahr noch ganz gut losgegangen. „Es war ein super Start“, so Harald Köppel. Doch dann habe der Regen aufgehört. Das Wintergetreide, das sich über den Winter entwickeln konnte, sei dabei noch im Vorteil gewesen. Zum Körner füllen sei das Wasser aber auch zu wenig gewesen. Die Sommergerste habe es allerdings komplett erwischt. Die Ernte laufe in diesen Tagen so richtig an. Harald Köppel geht sogar davon aus, dass sie noch im Juli abgeschlossen werden kann und sich nicht wie sonst in den August hineinziehen werde.
Genaues kann Michael Greim aus Marktschorgast noch nicht sagen, doch erwartet er eine Ernte, die etwa um die Hälfte von der eines „normalen“ Jahres liegt. „Es schaut nach vielen kleinen und dünnen Körnern aus“, sagt Michael Greim. Schon allein deshalb rechne er mit Verlusten. Beim Sommergetreide sei es noch viel schlimmer als beim Wintergetreide. Einige Flächen bei Ziegenburg seien ihm bereits fast vertrocknet. Dazu kommt, dass das Getreide relativ kurz gewachsen sei, das bedeute, dass auch wenig Stroh übrig bleiben werde. Während beispielsweise der Hafer im zurückliegenden Jahr 1,50 bis 1,60 Meter hoch wurde, stehe er jetzt gerade einmal bei 30 bis 40 Zentimetern. „Da hat man das ganze Jahr Arbeit und Aufwand reingesteckt, und dann kann man nichts machen“, so Michael Greim. Er bewirtschaftet einen Betrieb mit Mutterkuhhaltung, erzeugt alternativer Energien und betreibt Ökolandbau. Gut 200 Hektar Fläche bewirtschaftet Michael Greim. Darauf baut er Winterweizen, Braugerste, Roggen, Dinkel und Hafer an, das im Wesentlichen in der Backwarenindustrie landet, die Braugerste geht zur Mälzerei Weyermann nach Bamberg.
Von einem einigermaßen durchschnittlichen Jahr geht dagegen die Familie Jurkat aus Oberlangenroth aus, „sofern die Qualität beim Wintergetreide ok ist“. In diesem Jahr zeige sich wieder, dass nicht nur die Menge, sondern vor allem die Verteilung der Niederschläge eine Rolle spielt, sagt Christoph Jurkat. Zusammen mit Bruder Michael und den Eltern Rosa und Ulrich bewirtschaften er das Gut Oberlangenroth, das zur Gemeinde Neuenmarkt gehört. Auf rund 75 Hektar baut die Familie Bio-Getreide wie Dinkel, Hafer, Sommergerste, Triticale und Ackerbohnen an.
Das Frühjahr sei auf dem Standort mit seinen schweren tonige Böden sogar fast zu nass gewesen. Dann aber folgte eine deutliche Frühsommertrockenheit. Die Winterungen wie Dinkel, Roggen, oder Triticale hätten das relativ gut überstanden. Die Bestände würden vielversprechend aussehen. Hier bleibe allerdings die Kornqualität, also die Füllung der Körner abzuwarten. Die Sommerungen wie Braugerste und Hafer würden dagegen deutlich abfallen. „Hier gehen wir von einer unterdurchschnittlichen Ernte aus“, sagt Christoph Jurkat. Spannend bleibe auch hier, ob die Qualität, also der Vollgerstenanteil bei der Sommergerste und das Hektoliter-Gewicht beim Hafer paßt.
Von Einbußen bis hin zum Totalausfall sprcht dagegen ein weiterer Landwirt aus dem Landkreis Kulmbach, der nicht genannt werden möchte. Die bereits geerntete Wintergerste sei noch knapp im Durchschnitt gewesen. Bei den späteren Getreidearten wie Weizen und vor allem beim Sommergetreide würden sicher 20 bis 40 Prozent fehlen. Besonders dramatisch sei die Situation im Futterbau. „Bei Mais und auf dem Grünland werden wir Einbußen von 50% bis zum Totalausfall haben“, so der Landwirt.
Bild: Was die Ernte betrifft gehen die Bauern im Kulmbacher Land heuer eher von unterdurchschnittlichen Erträgen aus.
Pionier für eine Landwirtschaft / Bittl´scher Gutsbetrieb beteiligt sich an Pilotprojekt zur Biodiversität
Küps.
Nutzungs- und Schutzinteressen in der Landwirtschaft
zusammenzubringen, das ist das Ziel des Projektes
„Natur-positive Agrarsysteme“ (NaPA), an dem sich 19
ökologisch und konventionell wirtschaftende
Landwirte unter wissenschaftlicher Begleitung der
Humboldt-Universität Berlin beteiligen. Einer der
Betriebe ist dabei auch in Oberfranken: der
Bittl´sche Gutsbetrieb von Barbara und Hubertus von
Künsberg in Oberlangenstand bei Küps im Landkreis
Kronach.
Das Projekt soll in den kommenden drei Jahren Daten über die Auswirkungen unterschiedlicher Anbauarten und Bewirtschaftungsformen auf die lokale Biodiversität, Bodengesundheit sowie das Klima generieren. Außerdem wollen die beteiligten Landwirte regelmäßig praktische Erfahrungen auszutauschen. Ins Leben gerufen wurde NaPA von dem Unternehmen Syngenta Agro GmbH, ein internationaler Anbieter von Agrartechnologie, der in Frankfurt am Main seine deutsche Zentrale hat.
„Uns geht es um Lern- und Entwicklungszusammenhänge in der Landwirtschaft“, sagte Franz-Theo Gottwald, Professor für Umweltethik an der Humboldt-Universität Berlin. Schließlich sollen Grund und Boden ja auch für die Enkelgeneration noch zur Verfügung stehen. Eine Aufgabe des Projektes wird es deshalb sein, Wege zu finden, um die Bodenfruchtbarkeit und damit den Humusaufbau zu steigern. Einen besonderen Focus wollen die Beteiligten außerdem darauf legen, was passiert, wenn Veränderungen in der Fruchtfolge vorgenommen werden. „Wir hoffen, daraus neue Impulse für künftige Anbauentscheidungen ableiten zu können“, so Gottwald. Das Projekt soll aber auch einen Beitrag dazu leisten, dass es nicht immer nur die Bauern sind, die permanent angegriffen werden. Neu und einzigartig ist nach den Worten des Professors die wissenschaftliche Begleitung. Am Ende soll ein Maßnamepaket für den jeweiligen Standort stehen.
Als ein Beispiel für die konkrete Arbeit nannten Gottwald und der örtliche Projektbetreuer Sebastian Funk Untersuchung von Blühstreifen auf die lokale Biodiversität durch Wissenschaftler des Leibnitz Instituts. Sie sollen drei Jahre lang den Biodiversitätswandels unter die Lupe nehmen. Die NaPA-Landwirte haben dazu an oder mitten in ihren Feldern Messstationen mit speziellen Fallen eingerichtet, die sie regelmäßig leeren und austauschen. Das Forschungsinstitut wertet in seinem Labor daraufhin aus, welche Insekten und andere Kleintiere in der Luft und in den Boden gefangen wurden. Auch Bodenbeschaffenheit und Nährstoffkonzentrationen werden untersucht und in Beziehung zu Wetter, Temperaturentwicklung, den angebauten Feldfrüchten und weiteren Faktoren gesetzt. Dabei kommen testweise auch neue Technologien und Analysemethoden zum Einsatz. „Im Zeitverlauf ergibt sich so eine einzigartige Datensammlung und -qualität für die Agrarflächen“, sagte Gottwald.
Hubertus Freiherr von Künsberg bewirtschaftet in Oberlangenstadt die 400 Hektar Land des Bittl´schen Guts. Die Schwerpunkte des Betriebs liegen auf der Biogasproduktion und dem Ackerbau. Der Agrartechniker und Fachagrarwirt für erneuerbare Energien räumt dem Umweltschutz seit jeher einen besonderen Stellenwert ein. So übertrifft er mit seiner gewässerschonenden Bewirtschaftung bereits seit Jahren das gesetzlich geforderte Mindestmaß an Gewässerschutz. Eine von mehreren Maßnahmen in diesem Zusammenhang sind die Pufferstreifen, die zwischen seinen Feldern und angrenzenden Gewässern verlaufen. Künsberg achtet auch darauf, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln so in das System seiner Anbaumaßnahmen einzubauen, dass der Befallsdruck gesenkt und Pflanzenschutz reduziert werden kann. Zum Schutz des Ackerbodens setzt der Agrartechniker außerdem auf einer Teilfläche auf das Verfahren der sogenannten Streifenbodenbearbeitung. Dabei wird nur der unmittelbare Bereich, in dem Pflanzen wachsen sollen, intensiv bearbeitet, der Rest bleibt unberührt.
Bild: Hubertus von Künsberg (links) und Professor Dr. Franz-Theo Gottwald von der Humboldt-Universität Berlin haben in Küps das Projekt „Natur-positive Agrarsysteme“ (NaPA) gestartet.
Vollkornbrot per Instagram und WhatsApp / Brot von den eigenen Feldern - Die Familie Passing bewirtschaftet in Oberdornlach einen Bio-Bauernhof
Oberdornlach.
Eigentlich ist das Ganze aus der Not heraus
entstanden. Im verregneten Sommer 2017 hatte der
Dinkel nicht ganz die geforderten Werte und so
probierte Gudrun Passing einfach einmal selbst, Brot
zu backen. Das Ergebnis konnte sich sehen und vor
allem schmecken lassen. Schnell sprach es sich in
der Verwandtschaft herum und so fand sie auch im
Freundes- und Bekanntenkreis schnell Abnehmer für
ihr selbstgebackenes Dinkel-Vollkornbrot.
Mittlerweile hat Gudrun Passing einen
Direktvermarktungskurs absolviert und einen eigenen,
von den Behörden nach strengen Vorgaben bereits
abgenommenen Backraum auf dem Hof in Oberdornlach
eingerichtet.
„Das gesamte Getreide stammt aus eigenem Anbau“, sagt Gudrun Passing. „Bei uns wird nichts für die Tonne gebacken“, ergänzt ihr Mann Wolfgang. Zusammen bewirtschaften sie den Hof in Oberdornlach, das zur Stadt Kulmbach gehört, mit Junior Johannes. Die beiden Schwestern Katharina und Lisa sind außerlandwirtschaftlich tätig.
Geworben wird per Instagram, auch eine eigene WhatsApp- Gruppe gibt es schon. Eigentlich wollte man die Vermarktung des Brotes über die Aktion „Marktschwärmer“ machen, doch dort gibt es Anlaufschwierigkeiten. Noch sei das Ganze nicht der Rede wert, wiegelt Gudrun Passing ab. Doch die Geschichte mit dem Backen soll auf jeden Fall ausgeweitet werden. Drei Sorten gibt es derzeit schon, neben dem Dinkel-Vollkorn ein Roggenmischbrot und ein Weißbrotbaguette. „Richtig gute Qualität ist mir das Wichtigste“, so Gudrun Passing. Eine erste Bewährungsprobe hat das Brot aus dem Hause Passing bereits bestens bestanden. Auf dem Kulmbacher Altstadtfest wurde das Weißbrot zusammen mit dem Damwildfleisch des befreundeten Marcel Wachter vom Lehenthaler Wildgehege angeboten.
Nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule hatte Wolfgang Passing, heute 57, den Hof in der Ortsmitte von seinem damals bereits schwer kranken Vater übernommen. Damals mit 25 Kühen in Anbindehaltung. Klar, dass man Aufstocken musste und so entschied man sich für einen damals noch völlig unbekannten Kaltstall, den ersten derartigen Laufstall im Landkreis. Der hatte sich nach entsprechenden Startschwierigkeiten („wir konnten uns ja nirgends orientieren“) bewährt. Mittlerweile tummeln sich 40 Kühe darin. Die Bio-Milch wird an die Milchwerke Oberfranken-West in Coburg geliefert. Bereits im Jahr 2000 hatte die Familie den gesamten Betrieb auf EG-Bio-Standard umgestellt, seit 2012 gehört er dem Bioland-Anbauverband an.
Waren es bei der Übernahme an die 50 Hektar bewirtschaftete Fläche sind es heute exakt 76, die sich im Wesentlichen um die Ortschaft herum gruppieren. Angebaut werden Sommer- und Wintergerste, Weizen, Triticale, Dinkel, Mais und im geringen Umfang auch Linsen und Lein. Das Getreide wird, sofern nicht zum Brotbacken benötigt, zum Teil als Futter selbst genutzt, der Rest wird über die Vermarktungsgesellschaft Biobauern im schwäbischen Pöttmeß vertrieben. Einfach ist es für die Biobranche derzeit nicht, weiß auch Wolfgang Passing. „Schließlich müssen wir die Preissteigerungen genauso mittragen, wie die übrige Landwirtschaft auch.“ Dabei fallen die Kosten aufgrund der Vorgaben von jeher höher aus.
An die zehn Jahre wird Wolfgang Passing den Betrieb wohl schon noch führen, ehe er an Sohn Johannes (25) übergibt. Der bringt auf jeden Fall die besten Voraussetzungen mit. Er hat im landwirtschaftlichen Bildungszentrum Triesdorf die Ausbildung zum Techniker gemacht und danach ein Landwirtschaftsstudium mit der Fachrichtung Tier absolviert. Mittlerweile ist er beim Kulmbacher Futtermittelhersteller Bergophor als Produktentwickler tätig.
Als hätten sie auf dem Hof nicht schon genug zu tun, nimmt die gesamte Familie jede Menge verantwortungsvolle Ehrenämter wahr. Vater Wolfgang ist nicht nur Ortsobmann des Bauernverbandes, sondern auch Dirigent des Posaunenchors Kirchleus-Gössersdorf und 2. Vorstand der Feuerwehr Oberdornlach. Gudrun Passing engagiert sich in der Seniorenarbeit der Kirchengemeinde und gehört der Kreisvorstandschaft der BBV-Landfrauen an. Junior Johannes schließlich ist ebenfalls im Posaunenchor aktiv, hat auch schon in der Städtischen Jugendblaskapelle musiziert, ist aktives Mitglied der Feuerwehr und der Soldatenkameradschaft und spielt Fußball in der ersten Mannschaft des 1. FC Kirchleus. „Das Engagement und die Ehrenämter sind uns schon sehr wichtig“ ist sich die Familie einig. Schließlich gehe es ja auch darum, Verantwortung zu übernehmen.
Bild: Wolfgang, Gudrun und Johannes Passing bewirtschaften den landwirtschaftlichen Betrieb in Oberdornlach.
Heute Wurzeln, morgen Humus / Pflanzenbautage in Lopp stießen auf große Resonanz
Lopp.
Trockenheit und Wassermangel bringen es mit sich:
Ackerböden müssen in der Tiefe gelockert und
Untersaaten zur Humusbildung eingebracht werden.
Andernfalls werden die Erträge immer weniger und am
Schluss wächst gar nichts mehr auf den Feldern. Das
alles wurde beim Pflanzenbautag in Lopp bei
Kasendorf deutlich. Vor dem Hintergrund der
anhaltenden Trockenheit ging es diesmal vor allem
darum, wie Landwirte auf ihren Feldern den Humus in
die Tiefe bringen können, um den Wasserhaushalt zu
verbessern, so Geschäftsführer Horst Dupke vom
Maschinenring. Die Traditionsveranstaltung wird vom
Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung und vom
Maschinenring Kulmbach ausgerichtet.
Für Feldfrüchte eigneten sich besonders die verschiedensten Kleearten oder Kleemischungen als Untersaat. Beim Mais schneiden Wicken am besten ab. Insgesamt gehe es darum, dass Untersaaten tief wurzeln, um die Humusbildung zu fördern, sagte Hans Koch von der BayWa. „Die Wurzeln von heute sind der Humus von morgen“, so der Referent.
Wichtig sei auch die Begrünung der abgeernteten Fläche, um keine trockene Brache entstehen zu lassen. Bleibt die Fläche offen, verdunsten die letzten Feuchtigkeitsreste, der Boden trocknet aus. Eine geeignete Untersaat beschattet und durchwurzelt dagegen das Feld. Untersaaten sollten bereits drei bis vier Wochen vor der Ernte der eigentlichen Frucht ausgebracht werden.
Daneben hatten die Landwirte aus der Region beim Pflanzenbautag auch die Gelegenheit, die Schauversuche mit Raps, Winterweizen und Sommergerste auf den Flächen von Gerhard Friedlein aus Lopp zu begutachten. Der Besuch sei auch heuer nicht schlecht gewesen, sagt Geschäftsführer Dupke. Viele Landwirte aus der Region seien gekommen, um die Unterschiede bei den verschiedenen Sorten, vor allem hinsichtlich Abreife und Krankheitsresistenz kennen zu lernen. Favoriten gibt es bei der Sortenwahl allerdings nicht, da jede Sorte anders auf die jeweilige Bodenbeschaffenheit und die klimatischen Standortbedingungen reagiert. Mit einem Tiefenlockerer konnten die Bauern auch testen, was der Geräteeinsatz bringt.
Um den Fortschritt der Versuche längerfristig zu begleiten ist ein weiterer Besichtigungstermin auf den Versuchsfeldern bereits für August geplant. In den zurückliegenden Jahren wurden auf den Feldern zwar ebenfalls verschiedene Versuche durchgeführt, die Erläuterungen dazu gab es allerdings nur schriftlicher Form auf einem ausgelegten Beiblatt. Trotzdem seien an den angekündigten Tagen rund 60 Interessierte vor Ort gewesen, sagt Geschäftsführer Dupke. Dies zeige, dass der Pflanzenbautag bei den Praktikern ein fester Termin ist.
Bild: Erstmals wieder in Präsenzform: Beim Pflanzenbautag in Lopp beschäftigten sich die Praktiker diesmal unter anderem um Humusbildung durch Untersaaten.
Biogas, Biomast und Bauernhofeis / Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz erkundete Landwirtschaft im Fichtelgebirge
Wunsiedel.
Die Themenpalette war breit gestreut: vom Waldumbau
über die Herstellung von Bauernhofeis, von der
Bio-Ochsenmast über Biogas bis hin zur
Ferkelerzeugung reichten die Punkte, mit denen sich
eine Delegation mit der oberfränkischen
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz an der
Spitze über Landwirtschaft im Fichtelgebirge
informierte.
Start war an einem Hotspot, allerdings im negativen Sinn: am Buchberg bei Reichholdgrün. Dort hat der Borkenkäfer nach der Trockenheit der vergangenen Jahre gewaltig zugeschlagen. „Unser Hausberg hat Wunden und Narben“, brachte es Erich Reichel von der Dorfgemeinschaft auf den Punkt. Tatsächlich sei an dem 674 Meter hohen Buchberg exemplarisch zu sehen, was die Forstwirtschaft in ganz Deutschland bewegt, so Robert Geiser, Abteilungsleiter beim zuständigen Amt für Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg.
Der Buchberg sei aber nicht nur ein Hotspot des Borkenkäfers, sondern als ausgewiesenes FFH-Gebiet ein Hotspot des Naturschutzes und der Artenvielfalt. Im Waldmanagement sollte deshalb in Zukunft der Versuch unternommen werden, Mischbestände zu erzeugen. Das ist auch geplant: „Wir werden die Flächen wieder aufforsten“, versprach der Revierförster Viktor Klaus. Einen reinen Fichtenwald werde es in Zukunft nicht mehr gaben, so der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzendes des Landwirtschaftsausschusses Martin Schöffel. „Es ist absolut dramatisch, wie sich der Wald in den zurückliegenden zwei Jahren verändert hat.“
Einen
erfreulicheren Blick in die Zukunft wagten Martina
und Florian Reichel vom Buchberghof in
Fichtenhammer. Sie betreiben nicht nur einen
Milchviehbetrieb mit knapp 80 Kühen sondern sind
auch in die Direktvermarktung eingestiegen und
vertreiben mit Erfolg ihr selbst produziertes
Bauernhofeis. Uwe Lucas vom Amt für Landwirtschaft
sprach vor Ort von einem „Familienbetrieb, der für
die Zukunft gerüstet ist“. 2017 hatte die Familie
den bisherigen Anbindestall aufgegeben und einen
hochmodernen Laufstall errichtet. Gleichzeitig waren
die Reichels in die Direktvermarktung eingestiegen,
mittlerweile gibt es ein Verkaufshäuschen an der
Hofeinfahrt mit zwei Automaten und einem
reichhaltigen Angebot.
Der Höhepunkt im breiten Portfolio des Buchberghofes ist allerdings das Bauernhofeis, das über Verbrauchermärkte, Bauernläden und Gaststätten in vielen Teilen Oberfrankens vertrieben und auch an Wochenenden und Feiertagen im hofeigenen Café angeboten wird. Einen mittleren sechsstelligen Betrag hat die Familie investiert in die Eisherstellung investiert. Dafür haben sie als Lebensmittelhersteller mittlerweile sogar eine EU-Zulassung. Die Milch kommt direkt aus dem benachbarten Stall, wird zunächst pasteurisiert und anschließend auf minus zehn Grad Celsius gefroren. Mit normaler Eisherstellung sei dies alles nicht vergleichbar, erläutert Martina Reichel. Großen Wert legt sie auch darauf, dass jede Sorte ihr eigenes Rezept hat. Mittlerweile werden pro Tag 500 bis 600 Liter Eis produziert.
Nicht ganz so optimistisch in die Zukunft sieht die Familie Medick aus Kothigenbibersbach bei Thiersheim. Der Zuchtsauenbetrieb mit Ferkelaufzucht und Marktfruchtanbau war die dritte Station der Regierungspräsidentin. „Seit zwei Jahren konnten wir kein Ferkel mehr kostendecken verkaufen“, sagte Juniorchef Fabian Medick. Vor elf Jahren sei man in den neuen Stall übersiedelt, aufgrund der aktuellen Tierwohlauflagen müsse man jetzt schon wieder umbauen. Konkret geht es um das geforderte Platzangebot pro Tier. „Wir müssen den Stall entweder erweitern oder den Bestand reduzieren, um die Tierwohlauflagen erfüllen zu können“, sagte Medick.
Den
Abschluss der Regierungstour bildete der Ökobetrieb
der Familie Schübel in Schönlind bei Wunsiedel.
Neben Marktfruchtanbau setzt die Familie auf
Ochsenmast, Biogas, Urlaub auf dem Bauernhof sowie
land- und forstwirtschaftliche Dienstleistungen. Der
Schübelhof versorgt die Wunsiedler über den
einheimischen Metzger nicht nur mit Bio-Rindfleisch
sondern sichert vielen Einheimischen über Scheitholz
und Hackschnitzel auch ein warmes zuhause und
betreibt eine Biogasanlage mit einer Leistung von
270 kW.
Regierungspräsidentin Piwernetz würdigte bei der Rundfahrt die hervorragende Zusammenarbeit aller Akteure, die sich in Oberfranken mit der Landwirtschaft beschäftigen. „Hier herrscht ein Miteinander und kein Gegeneinander“, sagte sie. Die Landwirtschaft im Regierungsbezirk sei breit aufgestellt, erzeuge regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel und sorge für Nahrungsmittelsicherheit. „Wir wollen die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken“, so Rainer Prischenk, Chef der Landwirtschaftsverwaltung an der Regierung.
Nach den Worten von Georg Dumpert, dem Leiter des Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg, werden knapp 40 Prozent der Fläche m Landkreis Wunsiedel landwirtschaftliche genutzt, Weitere 46 Prozent beträgt der Waldanteil. Damit sind rund 86 Prozent der gesamten Landkreisfläche in land- und forstwirtschaftlicher Nutzung.
Bilder:
1. Florian
und Martina Reichen zeigten der Delegation um
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz (Mitte)
ihren hochmodernen Milchviehstall.
2. Der
Buchberg bei Reichholdsgrün hat sich aufgrund des
Borkenkäferbefalls in den zurückliegenden Jahren
stark verändert.
3. Juniorchef
Florian Medick und die stellvertretende Kreisbäuerin
Christine Medick erläuterten der oberfränkischen
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz die Probleme
ihres Ferkelerzeugungsbetriebes.
Preissteigerungen kommen bei den Landwirten nicht an / Wahlen beim Bauernverband: Karl Lappe geht in seine dritte Amtszeit als Bayreuther BBV-Kreisobmann
Bayreuth.
Karl Lappe bleibt auch in den kommenden fünf Jahren
Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Der
57-jährige Landwirt aus Schöchleins und Mistelgauer
Bürgermeister wurde bei der Kreisversammlung in
Bayreuth ohne Gegenstimme in seinem Amt bestätigt.
Lappe geht damit in seine dritte Amtsperiode.
Wenige Veränderungen gab es auch in der weiteren Kreisvorstandschaft. Harald Galster aus Gefrees wurde ebenfalls ohne Gegenstimme erneut zum stellvertretenden Kreisobmann gewählt. Neu im fünfköpfigen Vorstand ist Christian Engelbrecht, der einen Michvieh- und Ackerbaubetrieb in Lankendorf bei Weidenberg bewirtschaftet. Er löst Andrea Mayer aus Zips ab, der nicht mehr zur Wahl stand. Die weiteren Vorstandsmitglieder sind: Martin Ponfick aus Unterölschnitz bei Emtmannsberg, Martin Gebhardt aus Görau, Christian Hannig aus Pilgerndorf bei Hollfeld und Gerhard Meyer aus Creez bei Hummeltal.
Lappe drückte in seinem Bericht die Hoffnung aus, dass die Wertschätzung für die Bauern wieder zunimmt. „Die Zukunftsaussichten sind besser, als viele denken“, sagte er. Niemand hätte gedacht, dass bestimmte Lebensmittel tatsächlich wieder einmal knapp werden könnten. Keiner habe vorausgesagt, dass es zu einem Paradigmenwechsel hin zu einem Nachfragemarkt sowohl für Nahrungsmittel, als auch für Energie kommen würde. „Jetzt sehen viele Menschen wieder, wie bedeutsam die Lebensmittelerzeugung im eigenen Land ist.“
„Die Preise sind erfreulich, aber die Realität holt uns ein“, sagte Lappe und spielte damit auf die Tatsache an, dass die Preissteigerungen bei den Bauern gar nicht ankämen. Sowohl die Kosten für Düngemittel würden derzeit immens ansteigen, die Energiekoste geradezu explodieren. „Besonders der Energiebereich macht uns schwer zu schaffen“, so Lappe. Auch das verarbeitende Gewerbe werde dadurch hart getroffen, was beispielsweise das Milchgeld wieder schmälern werde.
Von einer „verrückten Zeit“ sprach bei der Versammlung auch der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges würde die Bevölkerung wieder erkennen, dass ein Land seine Bevölkerung selbst ernähren kann. An der „Teller-Trog-Tank-Diskussion“ wollte sich Greif nicht beteiligen. Man brauche vielmehr die Kreislaufwirtschaft, die auf zahlreichen Synergieeffekten aufbaut. So werde beispielsweise Gras ganz konkret durch Kühe verwertet, denn daraus entstehe Milch und Fleisch. Nebenbei werde auch noch die Landschaft gepflegt, was ohne Tierhaltung gar nicht möglich wäre.
Die geplanten Flächenstilllegungen kritisierte der für Ober-, Mittel- und Unterfranken zuständige BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. Trotz der derzeitigen Situation beharre Bundesagrarminister Cem Özdemir auf vier Prozent Brache. Der Minister zeige keinerlei Kompromissbereitschaft, obwohl die Flächen zur Produktion von Nahrungsmitteln dringend gebraucht würden.
Große Sorgen bereiteten auch die Zuchtsauenhalter und Ferkelerzeuger. 30 bis 40 Prozent der Betriebe seien in den zurückliegenden Jahren aufgrund der miserablen Preissituation verloren gegangen. Doch nicht nur die schlechten Preise sondern auch die ständigen Verschärfungen von verschiedensten Auflagen seien für die Situation verantwortlich. Statt zu investieren hörten viele einfach auf. Wer aber einmal aufgegeben hat, der werde nie mehr zurückkommen.
Bild: Wenig Veränderungen gab es bei den Neuwahlen der BBV-Kreisvorstandschaft (von links): Harald Galster, Christian Hannig, Martin Gebhardt, Christian Engelbrecht, Gerhard Meyer (hinten), Karl Lappe (vorne), Harald Köppel, Direktor Wilhelm Böhmer und der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.
Borkenkäfer bescherte Rekordzahlen / Waldbauernvereinigung Bayreuth: Wachstum in allen Bereichen
Bayreuth.
Mehr Mitglieder, mehr Fläche und weit über 40000
vermarktete Festmeter Holz: Die
Waldbauernvereinigung Bayreuth konnte bei ihrer
Jahresversammlung riesige Wachstumszahlen in allen
Bereichen vermelden. Die Ursachen dafür sind
allerdings weniger erfreulich. Vor allem die
extremen Trockenjahre hatten dafür gesorgt, dass
sich der Borkenkäfer ungehindert verbreiten konnte.
Vorsitzender Hans Schirmer blickte allerdings auch mit einer gewissen Skepsis in die Zukunft: „Niemand kann vorhersagen, was in den nächsten Tagen und Wochen passiert.“ Wie es dann mit dem Holzpreis weitergeht, stehe in den Sternen. Schirmer äußerte unter anderem die Befürchtung, dass sich die gute Baukonjunktur im Herbst schnell wieder abschwächen kann, weil zum Beispiel potentielle Häuslebauer aufgrund der hohen Kosten und der Ungewissheit in vielen Bereichen von ihren Vorhaben abweichen. Schon jetzt stünden einige Baustellen still.
Nach den Zahlen von Geschäftsführer Gerhard Potzel hat die WBV Bayreuth aktuell 1685 Mitglieder mit einer Waldfläche von zusammen 8747 Hektar. Unter den Mitgliedern sind auch 22 Körperschaften, wie zum Beispiel die Stadt Bayreuth. Somit war die Mitgliederzahl um 106 und die Fläche um 355 Hektar gestiegen. Insgesamt hatte die WBV im Auftrag ihrer Mitglieder im Jahr 2021 genau 40126 Festmeter Holz vermarktet, was einer Steigerung um satte 11837 Festmeter gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gut 40000 Festmeter, so rechnete Potzel vor, entspreche 1543 Lkw und damit mehr als fünf Holztransporter pro Tag.
Die ungewöhnlich hohe Steigerung begründete der Geschäftsführer mit der verhältnismäßig großen Trockenheit, die bereits Mitte 2018 eingesetzt hatte. „Da hat der Käferbefall begonnen, seitdem konnte er richtig wüten“, so Potzel. In den beiden ersten Quartalen des laufenden Jahres sei der Absatz aber schon wieder ein wenig eingebrochen. „Wir müssen uns trotzdem nicht verstecken, wir haben super Zahlen“, so Vorsitzender Schirmer.
Den hohen Wert der WBV als bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung stellten sämtliche Grußwortredner heraus. Holz sei immer gefragter, die Waldbauernvereinigung sei für die Stadt stets ein zuverlässiger, kompetenter und loyaler Partner, sagte Bayreuths 2. Bürgermeister Andreas Zippel. Holz erfreue sich derzeit als Baustoff, aber auch als Biomasse einer guten Nachfrage, so die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU). Ihr Kollege Tim Pargent von den Grünen sagte: „Ohne Waldbauern wird es keinen klimagerechten Waldumbau geben“. Es komme oft viel zu kurz, dass die Waldbauern aktiven Klimaschutz betreiben, so Landrat Florian Wiedemann.
Der Chef des noch relativ neu gegründeten Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg, Georg Dumpert, zählte auf, dass es im Amtsgebiet, also in den drei Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof und Wunsiedel, unvorstellbare 120000 Hektar Wald gebe, mehr als die Hälfte davon in privater Hand. Dumpert sprach von rund 23000 privaten Waldbesitzern und sechs forstlichen Zusammenschlüssen. BBV-Kreisobmann Karl Lappe sah im Wald der Zukunft mehr den Energie- als den Baustofflieferanten. Die Errichtung einer Holzhackschnitzelheizung, mit dem unter anderem das Grüne Zentrum und das Ypsilon-Haus beheizt werden, sei daher vor Jahren eine absolut zukunftsweisende Entscheidung gewesen.
Über den Wald der Zukunft und die Möglichkeiten, Kalamitätsschäden vorzubeugen sprach bei der Versammlung Dirk Lüder, der Bereichsleiter Forsten des Amtes für Landwirtschaft. Er kam zu dem Schluss, dass künftig viel mehr Baumarten als derzeit im Wald zuhause sein müssten. „Wir müssen uns auf zunehmende Schäden, sei es durch den Käfer durch Stürme oder durch Trockenheit einstellen“, so Lüder. Neben einer konsequenten Pflege und Durchforstung appellierte es an die Waldbauern, schon jetzt Mischbaumarten, wie Tannen oder Buchen, unter dem Altholzschirm aus Kiefern und Fichten anzubauen. Gerade der Fichte werde es im Bereich der WBV zunehmend schlechter gehen.
Bildtext:
2021 hatte Klaus Wunderlich aus Gothendorf bei Bad Berneck den Bayerischen Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung erhalten. Weil er sich seit langem auch als Vorstandsmitglied bei der WBV Bayreuth engagiert, wurde er hier noch einmal gesondert ausgezeichnet. Im Bild von links: Vorsitzender Hans Schirmer, Amtschef Georg Dumpert, Klaus Wunderlich und Geschäftsführer Gerhard Potzel.Hohe Kosten belasten Bauern / Steigende Milchpreise kommen bei den Landwirten nicht an - Langfristige Perspektiven gefordert
Kulmbach.
Lange galt der Milchpreis als eine Art Sorgenkind,
jetzt auf einmal ist er im Höhenflug, die Bauern
sind aber trotzdem in Bedrängnis. Wie kann das sein.
Grund für die steigenden Milchpreise ist, dass das Angebot an Rohmilch und Milchprodukten weltweit als sehr knapp gilt. Bundesweit sind die Erzeugerpreise im Mai teilweise auf über 50 Cent je Kilogramm gestiegen. Noch vor kurzem schien dies unvorstellbar. Die Landwirte müssten eigentlich froh darüber sein. Doch plötzlich werden auch die Kosten für die Erzeugung in bislang unvorstellbare Höhen getrieben. Dazu kommt, dass sämtliche Preise für Lebensmittel aber auch alle anderen Dinge des täglichen Bedarfs stark ansteigen. Die Nachfrage geht damit zurück, denn der Verbraucher dreht jeden Euro zweimal um.
„Die Unkosten laufen uns davon“, sagt Wilfried Löwinger, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Egal ob Energie, Futter oder Dünger, alle Preise gingen derzeit durch die Decke. Früher wäre ein Milchpreis von an die 50 Cent pro Kilogramm Milch super gewesen, doch heute kämen die Bauern nicht mehr damit aus. Scharfe Kritik über Löwinger am Lebensmitteleinzelhandel. Hier werde suggeriert, dass die Rohstoffkosten höher seien. Doch in Wirklichkeit klaffe die Schere zwischen Rohstoffkosten und Verkaufspreis immer weiter auseinander.
Einen Mangel gibt es für den Kreisobmann nicht. Die hohen Preise seien lediglich mit Spekulationen zu begründen. „Da machen sich einige die Taschen voll“, so Löwinger. Völlig unbegreiflich ist es für ihn, dass das Kartellamt nicht eingreift. Es müsste dazu beitragen eine Balance, zwischen Angebot und Nachfrage zu schaffen. Besonders extrem spürten diese Auswüchse die Biobauern, indem konventionell erzeugte Milchpreis beinahe den gleichen Preis habe, wie biologisch erzeugte Milch. Gleichwohl seien die Kosten bei der biologisch erzeugten Milch noch höher, so dass dem Biobauern am Ende noch weniger bleibt.
Die derzeitige Situation zeige leider auch: Wenn das Geld knapp wird, spart der Verbraucher zuerst bei Lebensmitteln. Bei der derzeitigen Situation habe er zwar Verständnis, dass viele Menschen auf den Cent rechnen müssten und es viele Familien hart trifft. Auf der anderen Seite seien Nahrungsmittel doch für jeden Menschen wichtiger als alles andere. Daran zu sparen sei sicher der falsche Weg.
Auch Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes für die Landkreis Bayreuth, Kulmbach und Kronach bestätigt, dass den Milchbauern die Kosten davon laufen, ganz egal ob Sie konventionell oder biologisch wirtschaften. Bei Betriebsmittelen wie Diesel, Dünger, Strom, Milchleistungsfutter, Ersatzteile, Reinigungsmittel, und vielem mehr hätten sich die Preise teilweise verdreifacht, wenn man überhaupt etwas bekommt.
Die Nachfrage nach Milchprodukten auf der ganzen Welt ist nach den Worten Köppels sehr hoch und die Produktion der Milch ist rückläufig. Die zurückliegenden Jahre mit Milchkrisen und ständig steigende Auflagen hätten bei den Milcherzeugern Spuren hinterlassen. Viele Betriebe hätten die Milchviehhaltung aufgegeben, neue Ställe würden nicht gebaut. Köppel: „Das ist der Trend und dieser wird sich auch nicht aufhalten lassen, wenn nicht endlich Signale aus der Politik und dem Handel kommen, die den Erzeugern eine langfristige Perspektive geben.“
Das sei aber nicht nur bei der Milcherzeugung ein Problem, sondern ebenfalls bei den Schweinehaltern und weiteren Teilbereichen der Landwirtschaft. „Wenn sich nicht bald was tut ist der Zug angefahren und die Lebensmittel kommen aus dem Ausland“, so der Geschäftsführer.
Was den sinkenden Preisunterschied zwischen konventioneller Milch zu Bio-Milch angeht merkte Köppel, dass die Verbraucher anfangen zu sparen und deshalb immer weniger zu teurer Bio- oder Markenprodukten greifen, dadurch gehe die Nachfrage nach diesen Produkten zurück. Es würden günstigere Milchprodukte gekauft und hier würden dann auch Nachfrage und Preis steigen.
Für Thomas Erlmann ist das Problem relativ einfach zu beschreiben. Kernproblem der gestiegenen Verbraucherpreise sieht er darin, dass die Lebensmittel in den zurückliegenden 30 Jahren viel zu billig verramscht worden seien. Erlmann bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb am Ortsrand von Waldau mit 175 Hektar Fläche. Im Stall stehen rund 150 Kühe plus weiblicher und männlicher Nachzucht.
Im zurückliegenden Jahr sei der Preis für Diesel um 70 Prozent gestiegen, Futtermittel kosteten im Schnitt das Doppelte und Mineraldünger das Drei- bis Vierfache. Dazu kämen noch die Preissteigerungen für Strom, Tierarzt, Ersatzteile, Maschinen, Baustoffe und so weiter. Für Thomas Erlmann steh deshalb fest: „Da ist die Steigerung beim Milchpreis um 30 Prozent einfach zu wenig.“
Hermann Grampp aus Melkendort ist der gleichen Meinung. Er bewirtschaftet mit seiner Familie rund 200 Hektar Fläche und hat ebenfalls rund 150 Kühe in seinem Stall. Allerdings wirtschaftet Grampp seit 2017 nach den Richtlinie des Bioland-Anbauverbandes. Er macht eine einfache Rechnung auf. Einer Erhöhung beim Milchpreis um zehn Prozent steht eine Verteuerung der Produkte in den Läden um 30 Prozent (Käse) bis 50 Prozent (Butter) gegenüber. Auf der Kostenseite müsse er eine Preissteigerung um 35 bis 50 Prozent etwa bei Futtermitteln hinnehmen.
Biobauern seien derzeit noch schlimmer betroffen, als konventionelle Erzeuger, denn sie hätten nicht die Preissteigerungen, die der konventionelle Markt hergibt, müssten aber trotzdem die höheren Kosten tragen. Völlig unverständlich ist es für Grampp, wenn die immense Verteuerung beispielsweise bei hochwertigem Eiweißfutter mit dem Krieg in der Ukraine begründet wird. „Jeder stopft sich irgendwie die Taschen voll“, so lautet sein Verdacht.
Info:
Der Preis, den eine Molkerei dem Bauern auszahlt, ist der Milchpreis. Er wird in Cent je Kilogramm berechnet. Der Umrechnungsfaktor von Liter zu Kilogramm beträgt 1,03. Ein Liter Milch entspricht somit 1,03 Kilogramm. Wie viel Geld ein Landwirt für seine Milch bekommt, hängt von der gelieferten Rohmilchmenge, vom Fett- und Eiweißgehalt der Rohmilch und von Qualitätsmerkmalen wie der Keimzahl, der Zellzahl und den enthaltenden Hemmstoffen der Rohmilch ab. Der Grundpreis der Milch bezieht sich in der Regel auf einen Fettgehalt von 4,0 Prozent und einen Eiweißgehalt von 3,4 Prozent.
Publikumsmagnet Landwirtschaft / Maschinenring feierte 60. Geburtstag
Kulmbach.
Er ist ein Dienstleister für die Landwirtschaft,
aber in zunehmenden Maß auch für Firmen und
Privatleute: der Maschinen- und Betriebshilfsring
Kulmbach. Vor rund 60 Jahren wurde er gegründet und
hat seitdem eine stetige Aufwärtsentwicklung
genommen. Ihr breites Portfolio stellte die
bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung am Sonntag in
Neufang auf dem Gelände zwischen dem Reitstall von
Ralf Michel und dem Kulmbacher Flugplatz bei einem
„Tag der Landwirtschaft“ vor. Viele hundert Besucher
nutzten während des Nachmittags die Möglichkeit,
Technik zu bestaunen und sich über
landwirtschaftliche Zusammenhänge zu informieren.
Dazu gab es eine große Maschinenausstellung zwischen Reitstall und Flugplatz. Mit der Schau sollte die Leistungsfähigkeit des Ringes eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden. Die Maschinen standen freilich nicht nur so da, sondern konnten im Einsatz bestaunt werden. An den praktischen Vorführungen hatten sich viele Aktive und einige Firmen beteiligt, die eng mit dem Maschinenring zusammenarbeiten. Sie stellten ihre hohe Einsatzbereitschaft und ihr enorme Know-how vor.
„Vom
Baumkletterer über Kehrmaschinen und
Klauenpflegestand bis zum Sägespalter haben wir auf
einem Rundweg unser gesamtes Programm
zusammengestellt“, sagte Geschäftsführer Dupke. Auch
die Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung sowie
Möglichkeiten, dem Eichenprozessionsspinner den
Garaus zu machen, gehören zur umfangreichen
Angebotspalette des Maschinenrings. Dazu gab es
mehrere Informationsstände unter anderem des Amtes
für Landwirtschaft und des Bauernverbandes.
Landwirte aus der Region, wie Daniel Kaßel mit
seinem Eierheisla oder Ben Berthold aus Eggenreuth
mit dem Kulmbacher Weideschwein, stellten einen
kleinen Bauernmarkt zusammen.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring hat mittlerweile 850 Mitglieder, sein Angebot reicht von der klassischen Maschinenvermittlung und Betriebshilfe bis hin zur Erschließung neuer Einkommensquellen für die Landwirte. Abgewickelt werden sie über die gewerbliche Tochtergesellschaft MR Oberfranken Mitte zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth/Pegnitz und Fränkische Schweiz. Historisch reicht die Geschichte des Maschinenrings bis Anfang der 1960er Jahre zurück. Damals gab es drei Maschinenringe auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Kulmbach. Mit dem Zusammenschluss der drei Ringe war der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach entstanden.
Bilder: Mit einer großen Maschinenausstellung feierte der Maschinenring Kulmbach in Neufang auf dem Gelände zwischen Reitstall Michel und dem Kulmbacher Flugplatz seinen 60. Geburtstag.
Betriebshilfe, Beratung und Baumfällungen / Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach konnte sich im Corona-Jahr 2021 gut behaupten
Neufang.
Ursprünglich ging es lediglich um die Vermittlung
von Maschinen. Mittlerweile bieten die Maschinen-
und Betriebshilfsringe ein weitverzweigtes Netz an
Dienstleistungen an. Bestes Beispiel dafür ist der
Maschinenring Kulmbach. Die bäuerliche
Selbsthilfeeinrichtung konnte im zurückliegenden
Jahr trotz Corona ihren Verrechnungswert, also den
Wert, der auf Basis der Kosten für die Leistungen
aller Bereiche angesetzt wird, von 3,7 auf gut vier
Millionen Euro steigern.
„Unser Ziel ist es, die Betriebe im Landkreis Kulmbach auch zukünftig zu organisieren und sicherzustellen“, sagte der Vorsitzende Andreas Textores bei der Jahresversammlung in der Reithalle von Ralf Michel in Neufang. Immer mehr in den Focus gerate dabei auch die Absicht, kommunale und private Aufträge zu organisieren und abzuwickeln. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach hat aktuell 650 Mitglieder, zwei weniger als im Jahr zuvor.
Bei der sozialen Betriebshilfe, also immer dann, wenn zum Beispiel ein Betriebseiter erkrankt, einen Unfall hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist oder zur Kur muss, stieg die Zahl der geleisteten Stunden nach den Zahlen von Geschäftsführer Horst Dupke von 17145 in 2020 auf 22500 im Jahr 2021 an. Der Maschinen- und Betriebshilfsring verstehe sich dabei als der Ansprechpartner, der sämtliche Formalitäten erledigt und die Verhandlungen mit dem Sozialversicherungsträger führt. Kaum noch Nachfrage gebe es im Kulmbacher Land nach wirtschaftlicher Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen. „Die wirtschaftliche Betriebshilfe ist komplett auf dem absteigenden Ast, wir haben auch kaum noch Helfer“, so Dupke.
Zweiter wesentlicher Aufgabenbereich ist die Vermittlung von Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter- und Strohernte, das weite Feld der Landschaftspflege, die Körnerernte und –aufbereitung sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber hinaus sieht sich der Maschinenring als verlässlicher Partner, wenn es um die Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um Düngedokumentationen geht.
Seit 2021 ist es im Kulmbacher Land möglich, den Maiszünsler biologisch mit Schlupfwespen zu bekämpfen, die per Drohne ausgebracht werden. Auch dieses Angebot des Maschinenrings habe sich mittlerweile bewährt. Nicht zuletzt ist der Maschinenring auch Träger der dezentralen Grüngutkompostierung im Landkreis. Hier seien im zurückliegenden Jahr 51613 Kubikmeter Grüngut angeliefert worden.
Viel getan hatte sich im zurückliegenden Jahr bei der Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH, in der die Ringe Kulmbach, Bayreuth und Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten ausgelagert haben. Hier reicht das breite Portfolio von der Düngeberatung über die biologische Unkrautbekämpfung per Heißwasserthermie, die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners bis zu Klauenpflege. Für Firmen und Privatleute dürfte dabei das Angebot von Problembaumfällungen, Winterdienst oder Arbeiten rund um Haus und Garten interessant sein.
Drei Betriebshelfer wurden diesmal für ihren Einsatz ausgezeichnet: Thomas Kraß, Manfred Schuster und Horst Hempfling. Jeder von ihnen hatte im zurückliegenden Jahr mehr als 1000 Stunden Betriebshife geleistet.
Bild: Geschäftsführer Horst Dupke (links) und Vorsitzender Andreas Textores zeichneten Thomas Kraß, Manfred Schuster und Horst Hempfling als die Betriebshelfer mit den meisten Stunden aus.
Kleiner Ring, große Schlagkraft / Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel: Vorstand bleibt unverändert – Mitgliedsbeiträge verdoppelt
Höchstädt.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel ist
mit seinen gut 600 Mitgliedern einer der kleineren
Ringe in Bayern. „Doch wir sind nicht weniger
schlagfertig als die großen Ringe“, sagte der
Vorsitzende Martin Goldschald bei der
Jahresversammlung in Höchstädt. Die Schlagkraft der
bäuerlichen Selbsthilfeeinrichtung machte er unter
anderem auch daran fest, dass nahezu alle
landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis auch
Mitglied des Maschinenrings sind.
Wichtigster Aufgabenbereich des Rings ist die Betriebshilfe. 15530 Stunden wurden nach den Zahlen von Geschäftsführer Andreas Hager im zurückliegenden Jahr geleistet, Corona-bedingt sind das rund 1500 weniger als noch im Jahr zuvor. Die Stunden teilen sich auf in knapp zwei Dritteln sozialen Einsätzen, also bei Krankheit, Unfällen, Reha-Maßnahmen, Operationen oder gar einem Todesfall, und gut einem Drittel wirtschaftlicher Betriebshilfe, also zur Abdeckung von Arbeitsspitzen. Der Maschinenring sei ständig auf der Suche nach neuen Betriebshelfern, sagte der Geschäftsführer. „Meldet euch bei uns, wir haben immer Arbeit“, so Hager.
Zweites wichtiges Standbein des Rings sind der Verleih und die Vermittlung von Maschinen. Hier hätten besonders die Bereiche Schlepper und Transporte, Pflanzenschutz und Körnermais das Geschäft beherrscht. Fasst man die Betriebshilfe, die Maschinenvermittlung und die Landschaftspflege, die der Ring zusammen mit dem Landratsamt und dem Naturpark Fichtelgebirge durchführt, zusammen, kommt man auf einem Verrechnungswert von knapp 3,2 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeute dies eine rund zehnprozentige Steigerung.
Neu ist die Auflösung der Maschinenrings Hochfranken GmbH, in der die beiden Ringe Münchberg und Wunsiedel bis Ende 2021 ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt hatten. Der Wunsiedler Ring führt die gewerbliche Tochter unter dem gleichen Namen weiter, genauso wie der MR Münchberg ein eigenes Tochterunternehmen gegründet hat. „Wir wollen aber auch weiterhin gut zusammen arbeiten“, sagte Geschäftsführer Reinhard Rasp.
Ohne Diskussion und auch ohne Gegenstimme stimmten die Mitglieder einer Erhöhung der Beiträge zu. So werden ab dem kommenden Jahr 50 statt bisher 25 Euro pro Mitglied fällig. Unberührt bleibt der Hektarbeitrag von einem Euro. „Uns bleibt leider nichts anderes übrig“, sagte Vorsitzender Martin Goldschald und verwies auf die geradezu explodierenden Kosten und die immense Erweiterung der Angebote.
In dieser Zeit müsste auch dem Letzten klar sein, wie wichtig die heimische Landwirtschaft für eine zuverlässige Nahrungsmittelversorgung ist, sagte der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin Schöffel. Landrat Peter Berek bescheinigte dem Maschinenring einen unersetzlichen Dienst für die Landwirtschaft im Landkreis. Auch für die Gemeinde sei der Maschinenring mittlerweile zu einem wichtigen, starken und zuverlässigen Partner geworden, so der Höchstädter Bürgermeister Gerald Bauer.
Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurden Martin Goldschald aus Erkersreuth als erster und Michael Groschwitz aus Vordorf als zweiter Vorsitzender in ihren Ämtern bestätigt. Im erweiterten Vorstand gab es ebenfalls keine Veränderungen. Er setzt sich aus den folgenden Mitgliedern zusammen: Markus Bauer (Sichersreuth), Frank Deistler (Hohenbuch), Klaus Gläßel (Grafenreuth), Christian Hendel (Thiersheim), Udo Legath (Schacht), Fabian Medick (Kothigenbibersbach), Anja Raithel (Bödlas), Thomas Schlegel (Wustung) und Reinhard Schlötzer (Raumetengrün).
Foto: Die drei Betriebshelfer mit den meisten Stunden wurden von den Verantwortlichen des MR Wunsiedel ausgezeichnet (von links): Hans Tröger, Geschäftsführer Andreas Hager, Toni Pößl, MR-Organisator Matthias Benker, Sandra Dörnhöfer, 2. Vorsitzender Michael Groschwitz und Vorstand Martin Goldschald.
Achtung, Respekt und Wertschätzung für Betriebshelfer / Maschinenring Fränkische Schweiz: Erfolgsbilanz trotz Corona
Aufseß/Windischgaillenreuth.
Steigende Zahlen in nahezu allen Bereichen kann der
Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz
für sich verbuchen. Bei der Jahreshauptversammlung
bezifferte Geschäftsführer Manuel Appel den
Verrechnungswert für das zurückliegende Jahr auf 3,1
Millionen Euro und damit auf über 100000 Euro mehr
als noch 2020. Beim Verrechnungswert handelt es sich
um den Wert, der auf der Basis der Kosten für die
Leistungen aller Bereiche angesetzt wird.
Während die Zahl bei der Betriebshilfe minimal zurückgegangen war, können die Verantwortlichen für das Kerngeschäft der Maschinenvermittlung nahezu überall steigende Zahlen vermelden. Der Rückgang bei der Betriebshilfe liegt allerdings daran, dass hauptberufliche Kräfte mittlerweile über die Träger, also hauptsächlich über den Evangelischen Dorfhelferinnen und Betriebshelferdienst, abgerechnet werden. Lediglich nebenberufliche Kräfte rechnet der MR Fränkische Schweiz selbst ab. Trotzdem wurden immer noch 7713 Stunden soziale und 4934 Stunden wirtschaftliche Betriebshilfe geleistet. Während wirtschaftliche Betriebshilfe zur Abdeckung von Arbeitsspitzen angefordert werden kann, springt die soziale Betriebshilfe bei Krankheits- oder Notfällen auf landwirtschaftlichen Betrieben ein.
Diese Arbeit könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte der Vorsitzende Bernhard Hack aus Weilersbach. „Die Tätigkeit der Betriebshelfer ist gerade in dieser Zeit nicht einfach“, so Hack. Die Helfer würden meistens mit Not, Krankheit oder Tod konfrontiert und müssten sich von jetzt auf gleich immer wieder auf eine neue Situation einstellen. Das sei absolut bewundernswert und deshalb sollte ihnen auch mit Achtung, Respekt und Wertschätzung begegnet werden. Für den MR Fränkische Schweiz sind vier Kräfte hauptamtlich, zwei weitere selbstständig und 20 nebenberuflich tätig.
Bei
der Maschinenvermittlung machte der Bereich
Futterbau und Strohernte mit rund 1,2 Millionen Euro
den weitaus größten Teil aus. Das sei immerhin eine
Steigerung um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr,
sagte Manuel Appel. Die Arbeit mit Schleppern und
der Transport, sowie die Körnerernte waren ebenfalls
ertragsmäßig ganz oben angesiedelt.
Zu den weiteren Aufgaben des Maschinenrings Fränkische Schweiz gehört die Übernahme der Geschäftsführung für die Biomasseheizwerke Hollfeld und Gößweinstein, für die Bioenergie Hollfeld und für die Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH. Gewerbliche Aktivitäten hat der Ring zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth und Kulmbach in der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH gebündelt. Dazu gehört beispielsweise die Klauenpflege, die Maiszünslerbekämpfung oder die Unkrautbekämpfung mit Heißwasserthermie.
Der MR Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis Forchheim. Der Ring hat 763 Mitglieder, 19 weniger als im Jahr zuvor.
In ihren Grußworten würdigte der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann, der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif und der Forchheimer Dekan Enno Weidt die Arbeit des Maschinenrings. „Ein Volk kann nur dann zufrieden leben, wenn es sich auch selbst versorgen kann“, sagte Greif. Was heute als Share Economy angepriesen wird, also die gegenseitige Unterstützung, sei bei den Maschinenringen schon lange Realität, so Wiedemann und Dekan Weidt erinnerte daran, dass Landwirtschaft und Kirche traditionell vielfältige Verbindungen haben.
Bilder:
1. Vorsitzender Bernhard Hack.
2. Geschäftsführer Manuel Appel.
Am 12. Juni: Tag der Landwirtschaft zwischen Reitstall und Flugplatz / Maschinen- und Betriebshilfering Kulmbach feiert 60. Geburtstag
Kulmbach.
Drei Maschinenringe gab es Anfang der 1960er Jahre
auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Kulmbach.
Alle drei wurden damals noch von der Sparkasse,
beziehungsweise den Raiffeisenbanken getragen. Mit
dem Zusammenschluss der drei Ringe genau vor 60
Jahren war der Maschinen- und Betriebshilfsring
Kulmbach entstanden. Den Geburtstag feiern die
Verantwortlichen um Vorsitzenden Andreas Textores
und Geschäftsführer Horst Dupke mit einem
großangelegten Tag der Landwirtschaft am Sonntag,
12. Juni von 13 bis 17 Uhr auf dem Gelände zwischen
dem Reitstall Michel und dem Kulmbacher Flugplatz.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring ist als Dienstleister für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum nicht mehr aus Kulmbach wegzudenken. Der Ring hat mittlerweile 850 Mitglieder, sein Angebot reicht von der klassischen Maschinenvermittlung und Betriebshilfe bis hin zur Erschließung neuer Einkommensquellen für die Landwirte. Abgewickelt werden sie über die gewerbliche Tochtergesellschaft MR Oberfranken Mitte zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth/Pegnitz und Fränkische Schweiz. Die breite Palette an Dienstleistungen im ländlichen Raum umfasst das Schneeräumen genauso wie die Sportplatzpflege.
Im Mittelpunkt des Tages der Landwirtschaft steht eine große Maschinenausstellung mit der die Leistungsfähigkeit der Selbsthilfeeinrichtung unter Beweis gestellt werden soll. „Vom Baumkletterer über Kehrmaschinen und Klauenpflegestand bis zum Sägespalter werden wir auf einem Rundweg unser gesamtes Programm vorstellen“, sagt Geschäftsführer Dupke. Auch die Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung sowie Möglichkeiten, dem Eichenprozessionsspinner den Garaus zu machen, gehören zum umfangreichen Portfolio des Maschinenrings. „Wir wollen zeigen, dass wir auch für Privatgärten der richtige Ansprechpartner sind“, so Dupke.
Dazu gibt es mehrere Informationsstände unter anderem des Amtes für Landwirtschaft, des Bauernverbandes und der Waldbesitzervereinigung Kulmbach-Stadtsteinach. Landwirte aus der Region stellen einen kleinen Bauernmarkt zusammen, Ralf Michel vom Reitstall bietet zusammenmit den Bäuerinnen Kaffee und Kuchen, Bratwürste und Getränke an. Für Kinder wird eigens eine Hüpfburg aufgebaut, Hauptpreis einer Verlosung wird ein Rundflug über Kulmbach sein.
Der Tag der Landwirtschaft auf dem Gelände des Reitstalles Michel in Neufang, direkt neben dem Kulmbacher Flugplatz findet am 12. Juni von 13 bis 17 Uhr statt. Am Abend ab 20 Uhr steht für alle Mitglieder die Jahreshauptversammlung am gleichen Ort in der Reithalle auf dem Programm. Für alle Gewerbekunden und sonstige Interessenten gibt es dann am Montag, 13. Juni ab 9 Uhr einen Gewerbetag, bei dem der Maschinenring Oberfranken-Mitte seine umfangreichen Leistungen vorstellen wird. Bei schlechtem Wetter werden weite Teile des Programms in der Reithalle von Ralf Michel stattfinden.
Bild: Mit einer großen Maschinenausstellung feiert der Maschinenring Kulmbach am 12. Juni seinen 60. Geburtstag.
Rekordzahlen trotz Corona / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz übertrifft beim Verrechnungswert erstmals die Acht-Millionen-Euro-Grenze – Betriebshelfer dringend gesucht
Bayreuth/Pegnitz.
Die Corona-Krise ist am Maschinen- und
Betriebshilfering Bayreuth-Pegnitz nicht spurlos
vorübergegangen. „Die Pandemie war eine große
Herausforderung, vor allem für unsere
Betriebshelfer“, sagte der Vorsitzende Reinhard
Sendelbeck bei der ersten Jahreshauptversammlung
seit drei Jahren. Gerade die Helfer hätten alles
möglich gemacht, um den Betrieb auf den Höfen
aufrechtzuerhalten. Trotzdem konnten sich die Zahlen
in den vergangenen Jahren sehen lassen. Beim
Verrechnungswert wurde sogar erstmals die
Acht-Millionen-Grenze deutlich überschritten.
Nach den Worten von Geschäftsführer Johannes Scherm wurden 2021 über 21700 Stunden soziale Betriebshilfe geleistet, fast 1600 mehr als 2020. Soziale Betriebshilfe heißt, dass ein Helfer einspringt, wenn es auf einem Hof zu krankheitsbedingten Ausfällen kommt. Dazu sind für den Maschinenring Bayreuth-Pegnitz über 40 haupt- und nebenberufliche Kräfte tätig. Viel zu wenig, wie Scherm feststellte. „Wir suchen dringend neue Leute.“ Der Geschäftsführer sprach von einer idealen Möglichkeit, Geld dazu zu verdienen. Als Stundenvergütung werden aktuell stattliche 20,35 Euro ausbezahlt.
Zweites wichtiges Standbein der Maschinenringe ist die Vermietung von Maschinen und schlagkräftiger Technik. Dazu hält der MR Bayreuth-Pegnitz unter anderem Schlepper, Pflüge, eine neue Kurzscheibenegge und einen Grubber vor. Die insgesamt drei Schlepper seien mit fast 2000 Stunden, die beiden Pflüge mit fast 1000 Stunden ausgelastet gewesen. 90 Mitglieder hätten den Maschinenpark bei rund 200 Einsätzen genutzt. Als Leistungsträger beim Verrechnungswert bezeichnete Scherm den Futterbau, die Körnerernte und die organische Düngung.
„Das alles sind Zahlen, die sich absolut sehen lassen können“, sagte der Geschäftsführer. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft sei an diesen Zahlen nicht ablesbar. Auch die Zahl der Mitglieder ist mit 1287 (drei weniger als 2020) nahezu gleich geblieben.
Als „Anwalt der Bauern“ für den gesamten Landkreis bezeichnete der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, der auch stellvertretender Vorsitzender des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist, den Maschinenring. Schöffel nannte es schlimm genug, dass es erst Corona und den Krieg gebraucht hat, um festzustellen, wie leistungsfähig die heimische Landwirtschaft ist. „Ob Tank, Teller oder Trog, die Bauern können alles“, sagte der Politiker. Einer großen Mehrheit der Bevölkerung sei nun wieder bewusst geworden, dass die Landwirte die Ernährung sichern und den ländlichen Raum gestalten, so Landrat Florian Wiedemann.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen wurde der Vorsitzende Reinhard Sendelbeck aus Gottsfeld ohne Gegenstimme in seinem Amt für weitere fünf Jahre bestätigt. Die beiden neuen Stellvertreter sind Martin Freiberger aus Aichig und Michael Seitz aus Nemschenreuth. Sie lösen den bisherigen zweiten Vorsitzenden Matthias Roder aus Würnsreuth ab, der nicht mehr zur Wahl angetreten war. Aufgrund der deutlich gestiegenen Aufgaben des Maschinenrings hatte die Versammlung vorher einer Satzungsänderung zugestimmt, nach der es künftig immer zwei statt bisher einen Stellvertreter geben soll.
Neu gewählt wurden auch die Mitglieder des zehnköpfigen Vorstandsteams: Andreas Weidinger (Weidensees), Daniel Lodes (Hohenmirsberg), Stephan Knopf (Unterölschnitz), Frank Lothes (Schnabelwaid), Jörg Etterer (Kirchenlaibach), Mario Ströbel (Döberschütz), Helmut Hacker (Seulbitz), Helmut Schlegel (Höflas-Gefrees), Johannes Parchent (Hardt) und Martin Hofmann (Mistelbach). Aus dem Vorstand ausgeschieden sind Reinhard Preißinger (Einziegenhof), Armin Parchent (Hardt) und Harald Baumann (Guttenthau).
Bild: Die Spitze des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz mit den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern und den neuen Stellvertretern (von links): Michael Seitz, Harald Baumann, Reinhard Preissinger, Reinhard Sendelbeck, Johannes Scherm, Matthias Roder, Armin Parchent und Martin Freiberger.
Landwirtschaft hat Zukunft (25):
Nachhaltig und regional: Damwild aus dem Kulmbacher Land / Die Familie Wachter betreibt das Lehenthaler Wildgehege
Lehenthal.
Das Damwild in Lehenthal ist schon eine kleine
Attraktion. Immer wieder kommen junge Familien mit
kleinen Kindern, um die Tiere zu beobachten, und
auch, um sie zu füttern. „Wir haben da nichts
dagegen. Im Gegenteil, wir freuen uns, dass wir mit
dem Gehege und unseren Tieren auch anderen eine
Freude bereiten können.“, sagen Vater Erwin und Sohn
Marcel Wachter. Erwin (63) ist der Betreiber des
Geheges und Inhaber der 130 Tiere starken Herde.
Marcel kümmert sich zusammen mit Bruder Alexander
und Schwester Julia um die Tiere und um deren
Vermarktung.
In Lehenthal ist das Elternhaus und auch der elterliche Hof von Erwin. Sein inzwischen verstorbener Bruder Herbert war es auch, der 1979 den Grundstein für die Damwildherde legte und die ersten Pflöcke für das Gehege einschlug. Dort wo früher ein Kartoffelacker war, hielten an Ostern 1980 die ersten sieben Tiere Einzug. Eigentlich wollte er einen neuen Rinderstall bauen, doch dann ist er beim Damwild gelandet“, erinnert sich Erwin. Aus einem ersten, zwei Hektar großen Gatter wurden mittlerweile zehn Hektar. Dazu kommen drum herum Flächen von über 20 Hektar, auf denen das Futter, Grünland und Getreide, wächst und gedeiht. „Wir erzeugen fast alles selbst“, sagt Marcel, und der Vorrat reicht für ein ganzes Jahr, was sich besonders in Trockenjahren bezahlt macht.
Auch wenn die Damwildhaltung im Nebenerwerb erfolgt, ist sie doch mehr als ein bloßes Hobby. Die Vermarktung erfolgt zum einen von lebenden Tieren vorwiegend für Zuchtzwecke nach Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Thüringen bis Brandenburg. Zum anderen schlachtet und zerlegt Erwin im eigenen EU-zertifizierten Schlachthaus mit Kühlraum in Lehenthal das Fleisch und verkauft es - überwiegend als Direktvermarkter. Mit dem Steakhouse „Müllers-KU“, dem ehemaligen kleinen Rathaus, wird saisonal aber auch die Gastronomie beliefert. Perspektivisch soll das Fleisch zudem über das lokale Erzeugerforum „Marktschwärmer“ in der Mönchshof erhältlich sein.
Ganz so einfach ist das aber auch alles nicht. Vater und Sohn verweisen auf eine eigene Fanganlage, Sachkundeprüfungen, Narkotisierungserlaubnisse, auch den notwendigen Jagdschein haben beide. Der Sohn, der in Stuttgart bei einem großen Konzern im Hauptberuf tätig ist, hat dort an der Abendschule auch die staatlich anerkannte Ausbildung zum Landwirt gemacht.
Höchst professionell wird auch für das Spezialitätenfleisch aus dem Kulmbacher Land geworben. Ob Instagram, Facebook oder Google, überall ist das Lehenthaler Damwild zu finden. Auf der Straße nach Gemlenz gibt es eine große Infotafel, auf der die Geschichte der Ranch mit ihren Facetten ansprechend zusammengefasst wurde.
„Wir wollen den Leuten nichts vormachen“, sagt Marcel Wachter. „Hier findet Natur statt.“ Dazu gehören Revierkämpfe genauso wie die Tatsache, dass das Wild bei Wind und Wetter, bei Regen und Schnee im Freien ist. Und natürlich werden die Tiere auch geschossen. „Das gehört halt auch dazu“, sagt Marcel. Für die Tiere bedeute das aber auch einen absolut stressfreien Tod, zum anderen stehe der Gedanke der Nachhaltigkeit im Vordergrund. Transportwege gibt es praktisch nicht.
Trotzdem müssen entweder Vater oder eines der Kinder jeden Tag mindestens einmal nach dem Rechten sehen. Immer wieder kommt es vor, dass sich beispielsweise ein Jungtier im Zaun verfängt. Auch Ausbrüche gab es schon. „Ich bin täglich ein bis zwei Stunden oben“, sagte Erwin, der mit seiner Familie in Unterdornlach zu Hause ist.Landwirtschaft hat Zukunft (24):
Landwirtschaft am Rande der Stadt / Kerstin und Hermann Grampp bewirtschaften in Melkendorf einen Milchviehbetrieb
Auch
wenn die Arbeitsbelastung enorm ist und von den
derzeitigen Preissteigerungen beim Bauern kaum etwas
ankommt: „Landwirtschaft, das ist für mich Beruf und
Hobby in einem“, sagt Hermann Grampp (54). Er ist
überzeugt davon, dass es weiter geht, dass
Landwirtschaft Zukunft hat, auch wenn es das Umfeld
einem nicht gerade leicht macht.
Mit seiner Nähe zum Stadtrand von Kulmbach, wenige Meter von der Melkendorfer Umgehung entfernt, hat der Hof der Familie Grampp schon eine ganz besondere Lage. Das war nicht immer so. 2007 vom Vater übernommen und im Jahr drauf von der Ortsmitte ausgesiedelt, gab es hier vielfältige Möglichkeiten der Expansion. War die alte Hofstelle, in der noch immer das Jungvieh sein Zuhause hat, gerade mal knapp 0,7 Hektar groß, hat die jetzige Hofstelle eine Fläche von stattlichen 2,7 Hektar.
Rund 200 Hektar bewirtschaftet die Familie, 70 Hektar Grünland, 130 Hektar Ackerland, auf dem Kleegras, Getreide, Mais und künftig auch Soja angebaut werden. Alles zum Eigenbedarf, denn die rund 150 Kühe in dem modernen offenen Laufstall brauchen schließlich genug zu Fressen. Nachdem das automatische Melksystem gut ausgelastet war, wurde später ein zweiter Melkroboter angeschafft. Seit 2017 wird der Betrieb nach den Bioland-Kriterien bewirtschaftet. Die Milch geht an die Milchwerke Oberfranken-West in Meeder bei Coburg.
Zwei Hilfskräfte sind zweitweise auf dem Hof tätig, doch im Wesentlichen erledigt die Familie alles selbst. Da sind die Eltern von Hermann Grampp, die noch auf der alten Hofstelle im Ort wohnen und dort das Jungvieh versorgen. Der Sohn und die große Tochter haben außerlandwirtschaftliche Berufe gefunden. „Wenn man sie braucht, sind sie aber immer zur Stelle““, sagt Hermann Grampp. Die jüngste Tochter Larissa legt heuer ihr Abitur ab .
Ein ganz
besonderes Steckenpferd hat Ehefrau Kerstin. Sie
engagiert sich seit rund 20 Jahren für das Projekt
„Landfrauen machen Schule“. Dabei geht es darum,
hauptsächlich Erst- bis Viertklässlern
Landwirtschaft zu vermitteln. Kerstin Grampp ist
Ernährungsfachfrau und Meisterin der ländlichen
Hauswirtschaft. „Die Schüler sollen Landwirtschaft
sehen, riechen, schmecken und fühlen, kurz mit allen
Sinnen erfahren.“ Schließlich sei der Bezug zur
Landwirtschaft über weite Strecken völlig
abgerissen, in vielen Köpfen existiere ein völlig
falsches Bild. „Wir sind weder Zoo noch Museum“,
sagt Kerstin Grampp. Die jungen Leute sollen wieder
erfahren, wo die Grundnahrungsmittel herkommen und
was daraus entsteht.
Trotz der großen Arbeitsbelastung bleibt auch für Hermann Grampp noch Zeit fürs Ehrenamt. Er ist Ortsobmann des Bauernverbandes und gehört auch der BBV-Kreisvorstandschaft an. Er ist außerdem Jagdvorstand und Kassier bei der örtlichen Feuerwehr.
Bild: Hermann Grampp glaubt fest an die Zukunft die Landwirtschaft.
Frischer Wind in der Steuerberatung / Kanzleiverbund Kulmbach der BBJ-Unternehmensgruppe unter neuer Leitung – Mandanten aus der Landwirtschaft im Focus
Himmelkron
/ Kulmbach. Jörg Deuerling, Martin Dietel und
Michael Schuberth stehen künftig an der Spitze des
Kulmbacher Kanzleiverbundes der BBJ
Unternehmensgruppe. Sie lösen damit Günter Engel ab,
der über zehn Jahre hinweg die Kanzlei erfolgreich
zu einem fränkisch-sächsischen Verbund
weiterentwickelt hatte. Dazu gehören die Kanzleien
in Kulmbach, Scheßlitz, Plauen, Hof und Bayreuth mit
zusammen rund 120 Mitarbeitern. Der Stabwechsel an
der Spitze wurde jetzt bei einer Festveranstaltung
in Himmelkron vollzogen.
Jörg Deuerling, Martin Dietel und Michael Schuberth kennen die Unternehmensgruppe bereits von der Pike auf. Martin Dietel und Michael Schuberth sind bereits seit ihrer Ausbildung zum Fachagrarwirt Rechnungswesen beim LBD (Landwirtschaftlicher Buchführungsdienst) in Kulmbach. Jörg Deuerling fand seinen Einstieg, nach seinem Betriebswirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Steuern, bei der BERATA Kulmbach. Somit stehen dem Kanzleiverbund zwei Experten in der Landwirtschaft und mit Jörg Deuerling ein Profi im Gewerbe zur Verfügung.
Die BBJ-Unternehmensgruppe blickt auf eine lange Historie zurück. Bereits 1968 wurde der Buchführungsdienst der Bayerischen Jungbauernschaft gegründet, um Landwirte bei der anstehenden Buchführungspflicht zu unterstützen. Aus dem Verein entstanden schnell mehrere Unternehmen: die LBD Landwirtschaftlicher Buchführungsdienst GmbH, die BERATA-GmbH Steuerberatungsgesellschaft und die rwb Revisions- und Wirtschaftsberatungs-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Mittlerweile ist aus dem Verein eine große Unternehmensgruppe geworden, die an 43 Standorten insgesamt rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt. Dabei bündelt die BBJ die Kompetenzen rund um Finanzen, Steuern und Betriebsentwicklung in Bayern, Sachsen, Thüringen und Brandenburg. „Unser Buchführungsdienst hilft dabei Landwirten bei der Einhaltung ihrer steuerlichen Pflichten“, sagte Geschäftsführer Gunter Nüssel. Die BERATA widmet sich verschiedensten Gewerben und freien Berufen. Außerdem unterstützt sie auch Privatpersonen bei allen Anliegen rund um die Steuererklärung. „Wir haben auch bei Fragen zu Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung sowie -bewertung mit den Fachleuten der rwb die richtigen Ansprechpartner für unsere Mandanten“, so Nüssel.
„Vertrauensvoll legen unsere Mandanten seit Jahrzehnten ihre sensiblen Daten in unsere Hände“, sagte Nüssel. „Stets entwickeln wir neue Lösungen, um die tägliche Arbeit zu vereinfachen und die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. Wir nehmen unsere Kunden auf Ihrem Weg in die Digitalisierung und in die Zukunft an die Hand.“ Die rund 120 Mitarbeiter würden die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Mandanten oft aus ihrem eigenen Umfeld kennen, denn viele von ihnen stammen selbst aus der Landwirtschaft oder sind privat eng mit ihr verbunden.
Diese Herkunft spiegelt sich auch im Tätigkeitsfeld des Kanzleiverbundes wider. Der Fokus liege klar auf der Betreuung von Mandanten aus dem landwirtschaftlichen Bereich sowie deren gewerblichen Nebenbetrieben. Die Mitarbeiter helfen den Betrieben bei wirtschaftlichen Fragen und unterstützen bei den strategischen Planungen, wenn es zum Beispiel um Betriebsübergaben oder Verpachtungen geht. Dafür sind Außendienstler in großen Teilen Oberfrankens sowie dem Südwesten von Sachsen und teilweise auch im Südosten von Thüringen unterwegs.
Bild: Martin Dietel, Jörg Deuerling (von links) und Michael Schuberth (rechts) stehen künftig an der Spitze des Kulmbacher Kanzleiverbundes der BBJ Unternehmensgruppe. Sie lösen damit Günter Engel (2. von rechts) ab, der über zehn Jahre hinweg die Kanzlei geleitet hatte.
Landfrauen suchen Dialog mit der Gesellschaft / Keine Veränderungen an der Spitze: Angelika Seyferth als Kreisbäuerin wiedergewählt
Bayreuth.
Die bisherige Kreisbäuerin ist auch die neue:
Angelika Seyferth (64) aus Mistelgau ist bei den
turnusmäßigen Verbandswahlen der Landfrauengruppe im
Bauernverband einstimmig für die kommenden fünf
Jahre in ihrem Amt bestätigt worden. Keine
Veränderungen gab es auch im Amt ihrer
Stellvertreterin. Doris Schmidt (54) aus Plech wurde
ebenso wie schon zuvor Angelika Seyferth mit 35 von
35 möglichen Stimmen gewählt.
Eine Verjüngung gab es dagegen bei den fünf Beirätinnen. Sie bilden zusammen mit Kreisbäuerin und deren Stellvertreterin die engere Vorstandschaft der Landfrauen im Landkreis Bayreuth. Mit Johanna Hohlweg aus Bad Berneck (23) und Monika Daubinger (39) aus Höfen wurden zwei Landfrauen jeweils mit großer Mehrheit neu in den Beirat gewählt. In diesem Amt bestätigt wurden Petra Lodes (54) aus Leups, Martina Heintke (39) aus Gebhardshof und Gerlinde Ströbel (43) aus Troschenreuth. Nicht mehr Mitglied des Vorstandes sind Elfriede Adelhardt aus Pottenstein und Hedwig Loos aus Kornbach.
Die alte und neue BBV-Kreisbäuerin Angelika Seyfert sprach von fünf lehrreichen Jahren, die hinter ihr liegen. Die vielen Aufgabenbereiche, die trotz Corona angepackt worden seien, hätten stets Spaß gemacht und seien für alle Beteiligten wertvoll gewesen. Angelika Seyferth ist seit 25 Jahren als Ortsbäuerin aktiv, gehört seit 15 Jahren der Kreisvorstandschaft an und ist seit fünf Jahren Kreisbäuerin. Den Milchviehbetrieb mit Ackerbau, den sie mit ihrem Mann führte, hat sie bereits an die nächste Generation übergeben.
Die
Landfrauen seien das zuverlässige Spracherohr der
Landwirtschaft, sagte BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Er drückte seine Hoffnung aus, dass vor dem
Hintergrund der Ukraine-Krise wieder ein wenig mehr
Vernunft in die Diskussion um die Landwirtschaft
komme. „Unsere Botschaft lautet: bei uns ist die
Ernährung sicher“, so Wilhelm Böhmer. Beim Getreide
liege der Selbstversorgungsgrad bei 100 Prozent, bei
Kartoffeln sogar bei 150 Prozent. Was allerdings
geradezu explodiert sei, sind die Preise für
Düngemittel und Rohstoffe.
Prominenter Gast bei der Wahlversammlung in der Tierzuchtklause war die bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller. Sie zitierte aus der jüngsten Bäuerinnenstudie, dass die größte Sorge ihrer Berufskolleginnen eine unzuverlässige Agrarpolitik sei. Hier gelte es sich auch weiterhin einzusetzen und für den Berufsstand am Ball zu bleiben. „Wir werden auch weiterhin den Dialog mit der Gesellschaft suchen“, sagte Anneliese Göller. Projekte und Aktionen wie „Landfrauen machen Schule“ oder der Kindertag auf den Bauernhöfen sollten deshalb unbedingt fortgesetzt werden.
Bild:
1. Die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth
(links) ist in ihrem Amt für weitere fünf Jahre
bestätigt worden. Prominenteste Gratulantin war die
bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller.
2. Die neue Vorstandschaft der Landfrauengruppe im
BBV (von links): BBV-Direktor Wilhelm Böhmer,
Johanna Hohlweg, Doris Schmidt, Gerlinde Ströbel,
Monika Daubinger, Petra Lodes, Kreisbäuerin Angelika
Seyferth, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Martina
Heintke und Landesbäuerin Anneliese Göller.
Schweinemarkt vor gewaltigem Umbruch: Klasse statt Masse / Insektenfleisch und „Clean Meat“ statt Spanferkel und Schweinesteak – Fachgespräch mit Metzger und Produzenten
Zettlitz.
Die Schweinehaltung wird sich in den kommenden
Jahren extrem verändern. Davon geht Rüdiger Strobel
von der gleichnamigen Landmetzgerei im Selbitzer
Ortsteil Dörnthal aus. „Die Entwicklung wird weg von
der Masse und dafür hin zur Klasse gehen“, sagt
Strobel, der vor Jahren mit seinen Strohschweinen
bekannt wurde.
Bei einem Meinungsaustausch mit dem Kulmbacher BBV-Kreisobmann und Ferkelerzeuger Wilfried Löwinger auf dem Betrieb von Udo Köhler, ebenfalls Ferkelerzeuger, in Zettlitz bei Gefrees sagt Strohschweinmetzger Strobel voraus, dass der typische Kunde der Zukunft nur noch ein- bis zweimal pro Woche Fleisch genießen wird, dafür aber dann ein Top-Produkt für sich in Anspruch nehmen möchte.
Den breiten Markt werden Billigimporte von Tieren abdecken, die nicht mehr aus Deutschland stammen. Auch Insektenfleisch oder sogenanntes „Clean Meat“, also künstlich erzeugtes Fleisch aus dem Labor, wären denkbar. Mit Blick auf die zurückliegenden Jahre sei der Fleischkonsum ohnehin schon deutlich zurückgegangen. Denkbar sei auch, dass im Vergleich zum jetzigen Stand in zehn bis 15 Jahren nur noch halb so viele Schweine aus Deutschland kommen.
Dem pflichtet der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger bei. So seien bei der letzten Herbstzählung zehn Prozent der Tiere und eineinhalb Prozent der Halter weniger gezählt worden, als noch vor Jahresfrist. „Früher war es stets anders herum“, so Löwinger. „Viele Betriebe hören derzeit auf, das zeigt, wir gehen einem echten Strukturwandel entgegen.“
Als Gründe für die Fleischmisere nennt er unter anderem den zurückgegangenen Fleischverbrauch aufgrund von gestiegenem Gesundheitsbewusstsein und einer wachsenden Zahl von Vegetariern und Veganern. Allerdings ist Löwinger fest überzeugt davon, dass allen Ideologien zum Trotz auch in Zukunft hierzulande Fleischverzehr stattfinden wird.
Viel wichtiger als die Einteilung in Haltungsstufen, wie sie der Lebensmitteleinzelhandel derzeit vornimmt, erachtet Löwinger eine Herkunftskennzeichnung. Haltungsstufen seien austauschbar, das Fleisch könne dann zu günstigeren Preisen auch direkt aus dem Ausland importiert werden. Fleisch aus Deutschland und besonders aus Bayern werde dagegen verstärkt nachgefragt, doch daran hätten die großen Discounter kein Interesse.
Die Landmetzgerei Strobel gibt es bereits seit 40 Jahren. Seit 21 Jahren steht Rüdiger Strobel an der Spitze. Er stellte 2015 auf Strohschweine um und wurde dafür zunächst lange belächelt. Heute gibt ihm der Erfolg Recht. Bis zu 30 Tiere werden pro Woche geschlachtet. Die Tiere kommen von aktuell zehn Bauern aus den Landkreisen Bayreuth, Hof und Wunsiedel. Strobel ist außerdem in der Interessensgemeinschaft Bayerisches Strohschwein aktiv, ein Zusammenschluss, der sich um Kontakte zu Großabnehmern und Produzenten kümmert.
Bild: Der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger, Strohschweinmetzer Rüdiger Strobel mit Emmi Köhler auf der Schulter und Ferkelerzeuger Udo Köhler (von links) trafen sich zum Fachgespräch über die Zukunft der Schweinehaltung in Zettlitz.
Landwirtschaft hat Zukunft (23):
Klasse statt Masse / Familie Berthold vermarktet Kulmbacher Weideschweine über Ihren Hofladen in Kulmbach und online in ganz Deutschland
Eggenreuth.
Regional, transparent und fair: das sind die drei
wichtigsten Kriterien für das Kulmbacher
Weideschwein. Was mit einer Zuchtsau vor
mittlerweile über acht Jahren begann, hat sich
mittlerweile schon fast zum Selbstläufer entwickelt.
200 Schweine umfasst die Herde oberhalb der kleinen
Ortschaft Eggenreuth. Die außerordentliche Qualität
des Fleisches hat sich mittlerweile herumgesprochen,
so dass Kunden aus ganz Deutschland Steaks,
Schäufele, Würste, Koteletts und vieles mehr über
das Internet bestellen. „Kein Wunder,
Schweinehaltung in dieser Form ist nicht wirklich
verbreitet“, sagt Ben Berthold.
Der 35-jährige stammt aus dem nahen Mainleus, hat in den Niederlanden Physiotherapie studiert und ist noch heute als Yoga-Lehrer tätig. Seine Frau Johanna lernte er in Finnland kennen. Zusammen entschloss sich das Paar, wieder in die Heimat von Ben zurückzukehren. Zunächst pachteten beide den Dörnhof unterhalb von Eggenreuth, 2016 kauften sie dann das zuletzt leer stehende landwirtschaftliche Anwesen in Eggenreuth, um sich hier den Traum von der Direktvermarktung alter Schweinerassen zu erfüllen.
Die Rassen tragen Namen wie Mangalica Wollschweine, Bunte Bentheimer, Deutsches Sattelschwein Iberico oder Duroc. Allen gemeinsam ist, dass sie als besonders widerstandsfähig und robust gelten. Anders wäre es auch nicht möglich, die Tiere ganzjährig im Freien auf der Weide zu halten. Schutz vor Wind und Wetter finden sie in Hütten mit reichlich Stroh. „Wir wollen gutes Fleisch aus anständiger Haltung produzieren“, sagt Ben Berthold.
Auf einem Teil der rund 15 Hektar Fläche tummelt sich die Herde. Für den Nachwuchs sorgen zwei Eber und zehn Zuchtsauen. Angebaut werden vor allem Klee, aber auch verschiedene Getreidesorten, Leguminosen, Wicken oder Sonnenblumen. Bei den benötigten zwei Kilo Futter pro Tag und Tier müssen die Bertholds freilich zukaufen, in der Regel Weizen, Gerste und Erbsen von Bauern aus der Nachbarschaft. Da sich die Tiere ständig bewegen, brauchen sie auch deutlich mehr Energie, als in herkömmlichen Haltungsformen.
Einmal
im Monat werden drei bis vier Tiere im nahen
Kulmbach geschlachtet. Sie sind dann circa 14 Monate
alt und bringen rund 120 Kilogramm auf die Waage.
Das Zerlegen, die Verarbeitung und die Verpackung
erfolgt fachgerecht durch einen Metzger auf dem Hof
in Eggenreuth. Auf der Website der Kulmbacher
Weideschweine kann sich jeder sein individuelles
Fleischpaket zusammenzustellen. Großer Verkauf und
Abholung der vorbestellten Waren ist immer am ersten
Samstag im Monat. Tags darauf gibt es dann
allmonatlich eine Art „Tag der offenen Tür“, an dem
Ben Berthold allen Interessierten die
Schweinehaltung und alles, was dazugehört erklärt.
„Das ist aus der Not heraus entstanden, denn
irgendwann wollten immer mehr Menschen wissen, was
wir da so machen“, erinnert sich Ben Berthold.
„Unser Ziel ist Klasse, nicht Masse“, sagt er. Eine Aufstockung der Herde schließt er deshalb auch aus. „Mehr produzieren, das können andere besser“, so Berthold. Dafür sei halt auch nicht immer alles verfügbar. Das wissen die vielen Stammkunden. Sie wissen aber auch die hohe Qualität zu schätzen und sind dafür bereit, einen Preis zu zahlen, der naturgemäß weit über dem des Discounters liegt.
Zweites Standbein ist das Leasen eines kompletten Schweines. Der Kunde sucht sich bei dieser Form der Lohnmast ein acht Wochen altes Ferkel aus, das in Eggenreuth im Familienverband aufwächst. Für Futter und Pflege sind monatlich 85 Euro fällig. Der Kunde selbst bestimmt dann, wann das Schwein geschlachtet wird und wie die Verarbeitung erfolgt.
Bilder:
1. Ein
ganz besonderes Geschmackserlebnis versprechen
Johanna und Ben Berthold mit ihren Spezialitäten vom
Kulmbacher Weideschwein.
2. Die
Weideschweine von Eggenreuth leben das ganze Jahr
über im Freien und sind ständig in Bewegung.
Krieg und Corona rücken Landwirtschaft in die Mitte / Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause: Kulmbacher Bäuerinnen trafen sich erstmals wieder zum Landfrauentag
Stadtsteinach.
Einen „Blick durchs Schlüsselloch in Richtung
Zukunft der Landwirtschaft“ haben alle Redner beim
Kulmbacher Landfrauentag am Sonntagnachmittag in
Stadtsteinach gewagt. Kreisbäuerin Beate Opel und
der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel bedauerten
dabei, dass die Landwirte längst nicht mehr in der
Mitte der Gesellschaft stehen, sondern an den Rand
gedrängt wurden. „Früher war die Landwirtschaft
etwas Besonderes, heute kritisiert man nur noch an
uns herum“, sagte Beate Opel. Martin Schöffel, der
auch stellvertretender Vorsitzender des
Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten ist, sah aber auch eine Trendumkehr in
vielen Bereichen. Die Corona-Krise als auch der
Krieg in der Ukraine hätten gezeigt, wie wichtig
eine zuverlässige Versorgung mit gesunder Ernährung
im eigenen Land ist. „Es muss jetzt jedem bewusst
werden, dass wir eine leistungsfähige Landwirtschaft
brauchen“, so Schöffel.
Die Menschen im Landkreis Kulmbach wüssten, was sie an ihren Bauern haben, sagte der Abgeordnete. Mit ihrem Einsatz, ihr hohes Wissen und ihre engagierte Tätigkeit seien die Bauern sehr wohl etwas Besonderes und gehörten auch in die Mitte der Gesellschaft. Schöffel zählte mehrere sogenannte Megatrends auf, die alle mit dem bäuerlichen Berufsstand in Verbindung stehen. Der Trend zu einem gesunden Leben etwa, der ohne Bauern nicht zu verwirklichen sei. Nicht umsonst seien überall neue Hofläden oder andere Vermarktungsformen entstanden.
Viele Megatrends hätten sich aber auch längst umgekehrt. Etwa der Trend zur Urbanisierung. Ein Blick auf die zurückliegenden beiden Jahre zeigt, dass wieder mehr Menschen aus Großstädten und Ballungsräumen weggezogen als zugezogen seien. „Das Leben auf dem Land wird durchaus wieder als wertvoll angesehen. Gleiches treffe auf den Trend zur Globalisierung zu. So habe der Verbraucher erkennen müssen, dass insbesondere Nahrungsmittel aus dem Ausland eben nicht unbegrenzt verfügbar seien. „Es muss jedem bewusst werden, dass wir unseren hohen Selbstversorgungsgrad nicht leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen.“
Kreisbäuerin Beate Opel bedauerte, dass viele Grundkenntnisse bei jungen Leuten einfach nicht mehr vorhanden seien. Dies treffe ganz besonders auf Kenntnisse im Zusammenhang mit der Ernährung zu. Da seien die Bäuerinnen gefragt, etwa mit dem Projekt „Landfrauen machen Schule“, mit dem Schülerinnen und Schülern wieder Grundkenntnisse im Umgang mit Lebensmitteln und bei der Nahrungszubereitung nahe gebracht werden sollen. „Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit sind durch den Krieg und durch Corona wieder in den Focus gerückt“, so Beate Opel.
Der ländliche Raum biete viele Vorteile, die gelte es nach außen verstärkt darzustellen, dann werde auch die Bedeutung der Landwirtschaft für unsere Gesellschaft wieder mehr erkannt, sagte Landrat Klaus Peter Söllner. Stadtsteinachs Bürgermeister Roland Wolfrum, freute sich, dass sich die Kulmbacher Landfrauen nach mittlerweile zwei Jahren endlich wieder in der Steinachtalhalle treffen können. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, freute er sich schon auf die nächsten Begegnungen.
Zum Landfrauentag gehört natürlich immer ein Rahmenprogramm. Statt eines Chores sangen diesmal der Bariton Steffen Schmidt begleitet von Ludger Ahrens am E-Piano italienische Lieder, Andrea Greim und Ines Schramm führten einen Sketch auf und das Modegeschäft PriVera Trend & Style aus Kulmbach zeigte eine Modenschau.
Bild: Kreisbäuerin Beate Opel (links) und Stellvertreterin Silvia Schramm bedankten sich beim Referenten, dem Landtagsabgeordneten Martin Schöffel mit einem Präsent für die Übernahme des Referates beim Landfrauentag in Stadtsteinach.
Waldbesitzer planen Neubau / Borkenkäfer sorgte für Rekorde - WBV will von Treppendorf nach Hollfeld umziehen
Hollfeld.
Die Waldbesitzervereinigung Hollfeld wird in den
kommenden Jahren eine neue Geschäftsstelle
errichten. Der Bau soll in Holzbauweise entstehen
und eine Nutzfläche von 250 bis 280 Quadratmetern
haben. Standort wird die Stadt Hollfeld sein, auf
ein konkretes Grundstück hat man sich allerdings
noch nicht festgelegt. Die WBV erstreckt sich über
drei Landkreise: Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.
Der Grundstückserwerb soll allerdings der nächste Schritt sein, nachdem die Mitgliederversammlung mit 77 zu 13 Stimmen ihre Zustimmung gegeben hat. Die Kosten sollen weitgehend aus Eigenmitteln bestritten werden. Nachdem es weder ein Grundstück, noch konkrete Planungen gibt, steht die Investitionssumme noch nicht fest. Genauso wenig wie der Zeitplan. „Wir würden gerne baldmöglichst starten“, sagte der wiedergewählte Vorsitzende Christian Dormann. Aufgrund der derzeitigen Situation in der Baubranche könnten allerdings keine verbindlichen Aussagen getroffen werden. „Einen Baubeginn wird es nur geben, wenn die Konditionen annehmbar sind“.
Der Neubau ist notwendig, nachdem die bisherige, angemietete Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten platzt. „Wir stoßen an unsere Grenzen, nachdem die Aufgaben immer mehr werden“, so der Vorsitzende. Deshalb möchte man auch gleich groß genug bauen. „Wir werden keinen Palast hinstellen“, versprach Dormann. „Aber wer weiß, was in den nächsten Jahren noch alles auf uns zukommt“.
Dabei seien bereits die zurückliegenden Jahre überaus fordernd gewesen. „Der Käfer fliegt und fliegt und bohrt auch fleißig.“ Dormann appellierte deshalb an alle Waldbesitzer, Käferholz schnellstmöglich zu entfernen und für Waldhygiene zu sorgen. „Andernfalls wird uns die nächste Käferwelle komplett überrollen.“
Nach den Worten von Stefanie Blumers hat die WBV aktuell 1674 Mitglieder, 20 mehr als vor zwei Jahren. Zusammen bewirtschaften sie eine Waldfläche von knapp 13000 Hektar. Auch Blumers warnte vor dem Borkenkäfer: „Wenn man ihn nicht frühzeitig erwischt, breitet er sich ungehindert aus“, sagte sie. Ab Mitte Juli des zurückliegenden Jahres sei es soweit gewesen. Im Sommer seien teilweise bis zu sieben Harvester im Vereinsgebiet im Einsatz gewesen, um das Schadholz aus dem Wald zu bringen. „Da kamen alle an ihre Grenzen“, sogar Aushilfskräfte habe man einsetzen müssen. Habe die vermarktete Holzmenge 2020 noch bei insgesamt knapp 29000 Festmeter gelegen, seien es 2021 fast 82000 Festmeter, zum weitaus größten Teil Fichten, gewesen. Damit sei der Rekord von 2007 geknackt worden.
Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurde Christian Dormann aus Sachsendorf ohne Gegenstimme in seinem Amt bestätigt. Auch der zweite Vorsitzende Matthias Weigand wurde mit 67 von 84 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Für das Amt des dritten Vorsitzenden war mit Harald Gardill ein Gegenkandidat zum bisherigen Amtsinhaber Benjamin Täuber angetreten. Völlig überraschend konnte Gardill, bisher Maschinenwart der WBV aus Drosendorf, die Wahl mit 37 Stimmen für sich entscheiden. Auf Täuber, den bisherigen dritten Vorsitzenden aus Berndorf bei Thurnau, waren nur 23 Stimmen entfallen. Rechnungsführerin bleibt Carola Betz, neuer Schriftführer ist Frank Drentwett aus Bayreuth. Er löst den langjährigen Schriftführer Helmut Stenglein ab, der sein Amt aus Altersgründen zur Verfügung gestellt hatte.
Bild: Helmut Stenglein wurde vom Vorstandsmitglied Carola Betz und vom Vorsitzenden Christian Dormann (von links) mit einem Präsent aus den Reihen des Vorstandes verabschiedet.
Keine Importe aus der Ukraine: Rapsmarkt komplett leergefegt / Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps Oberfranken: Anbaufläche und Vermarktung konnten deutlich zulegen
Bamberg.
Die leuchtend gelben Rapsfelder sind derzeit kaum zu
übersehen. Das hat seinen Grund: Von einem
signifikanten Anstieg der Vermarktungsmenge konnten
Vorstand und Geschäftsführung der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in
Oberfranken berichten. „Wir sind wieder jemand im
Bereich der Rapsvermarktung“, sagte Vorsitzender
Klaus Siegelin aus Küps bei der Jahresversammlung in
Bamberg.
Insgesamt wird die vermarktete Menge aus Oberfranken mit rund 45000 Tonnen angegeben. Nicht alles läuft dabei über die Erzeugergemeinschaft, deren Aufgabe vor allem in der Vermittlung liegt. „Uns geht es darum, den Landwirten zu helfen, den besten Preis zu erzielen“, sagte Geschäftsführer Thorsten Gunselmann vom Bauernverband in Oberfranken. Raps liefert im Wesentlichen Öl, aus dem Schrot wird ein hochwertiges Eiweißfutter gewonnen, außerdem wird Rapshonig immer mehr nachgefragt.
Sorgen bereitet den Verantwortlichen allerding das Kriegsgeschehen in der Ukraine. Die europäische Produktion (zuletzt 17,4 Millionen Tonnen pro Jahr), deckt den europäischen Bedarf (22,8 Millionen Tonnen) nicht ab. Über fünf Millionen Tonnen Raps müssen importiert werden. Dabei kam bislang am meisten Raps aus der Ukraine, gefolgt von Australien und Kanada. „Der Rapsmarkt ist momentan total leer gefegt“, sagte Geschäftsführer Gunselmann. Seinen Worten zufolge reichen die weltweiten Rapsreserven gerade einmal 20 Tage, so wenig wie selten zuvor.
Auf etwa fünf Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Oberfranken wächst der Raps. Das sind zusammen rund 14000 Hektar, womit wieder das Niveau von 2014 erreicht worden sei. Zwischenzeitlich war die Anbaufläche im Regierungsbezirk sogar auf unter 10000 Hektar gerutscht. Gesunken war allerdings auch im zurückliegenden Jahr die Zahl der Mitglieder in der Erzeugergemeinschaft. Der aktuelle Stand von 561 Mitgliedern bedeutet 33 weniger als noch vor Jahresfrist, was ausnahmslos dem Strukturwandel geschuldet ist.
Europaweit
ist das größte Anbauland in Europa nach wie vor
Frankreich. Deutschland liegt mit mehr als einer
Million Hektar Raps immerhin wieder auf Platz zwei,
nachdem die Anbaufläche 2019 und 2020 aufgrund der
miserablen Marktsituation nach unten gegangen war.
Auch beim Klimawandel kann Raps durchaus punkten.
Wir sind ein Teil der Lösung“, sagte Vorsitzender
Siegelin. Rapsanbau sei ganz klar als Beitrag zum
Klimaschutz anerkannt.
Die Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps Oberfranken fand diesmal in den Räumen der BayWa am Hafen in Bamberg statt. 56000 Quadratmeter hat der Konzern dort gepachtet. In Bamberg erfasst die BayWa nach den Worten von Regionalagrarleiter Alexander Weiß aus Münchberg rund 65000 Tonnen Getreide pro Jahr, 80 Prozent davon gehen per Schiff an die Weltmärkte.
Laut Günter Schuster, dem Geschäftsführer der Sparten Agrar und Technik in Franken kommen 60 Prozent des Konzernumsatzes nach wie vor aus dem Agrarbereich. In Franken beschäftigt die BayWa an 72 Standorten, davon 35 zur Getreideerfassung, rund 1100 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei rund 500 Millionen Euro
Bilder:
1. Die leuchtend geleben Rapsfelder, wie hier in der
Nähe von Thurnau sind derzeit kaum zu übersehen.
2. Alexander Weiß, der Regionalleiter der Sparte
Agrar, erläuterte den Mitgliedern der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in
Oberfranken die Abläufe von der Anlieferung bis zur
Verladung am BayWa-Standort Bamberg.
Landwirtschaft hat Zukunft (22):
Pensionspferdehaltung: Wichtiger, aber oft vernachlässigter Wirtschaftszweig / Ralf Michel bewirtschaftet in Neufang einen Reitstall mit 60 Pferden
Neufang.
„Man muss die Arbeit gerne machen“, sagt Ralf Michel
aus Neufang. Der 52-Jährige ist Pferdewirt mit
Meisterprüfung und Chef auf seinem Reitstall in
Neufang nahe des Kulmbacher Flugplatzes. Zur Arbeit
gehört zum Beispiel auch das Aufstehen, jeden Morgen
und Viertel nach fünf. 60 Pferde, sechs eigene und
54 Pensionspferde wollen schließlich versorgt
werden. Doch das ist noch lange nicht alles, was auf
dem schmucken Reitstall oberhalb von Kulmbach so
anfällt.
Seit weit über 30 Jahren werden auf dem landwirtschaftlichen Betrieb Pferde gehalten. Ralf Michel ist hier aufgewachsen. Vater Fritz, der mit seinen 78 Jahren noch immer tatkräftig mit anpackt, und die mittlerweile verstorbene Mutter Margitta haben den Betrieb zuletzt im Nebenerwerb geführt. 1998 übernahm Ralf den Betrieb. Die Milchviehhaltung und auch die Schweine hatte man zu diesem Zeitpunkt längst aufgegeben.
Ralf lernte nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung den Beruf des Pferdewirts, im renommierten Staatsgut Schwaiganger, einem Bildungszentrum für Pferdehaltung am Fuß der Alpen nahe Garmisch-Partenkirchen. „Im Hinterkopf hatte ich es wohl schon, den Betrieb hier in Neufang irgendwann zu übernehmen“, sagt er. Bevor es soweit war, absolvierte er aber noch eine Art Praxisjahr auf einem Pferdebetrieb im fernen Schottland.
Zunächst arbeitete er noch als Betriebshelfer für den Maschinenring, ehe sich Ralf daran machte, den elterlichen Betrieb auszubauen. Und so entstanden nach und nach eine Reithalle, 20 mal 40 Meter groß, eine Longierhalle, 15 mal 15 Meter, und ein großer Reitplatz, 22 mal 50 Meter. Das alles sind Dimensionen, mit denen man professionell arbeiten kann, zumal er schon zuvor auch noch den aufgelassenen Laufstall des Nachbarn pachtete und dort Pferdeboxen einrichtete.
60 Tiere sind also mittlerweile zu versorgen, Kaltblüter, Haflinger sind darunter, relativ viele Westernpferde, insbesondere Quarter Horses und natürlich die Standardrasse Bayerisches Warmblut. Zwei Mitarbeiterinnen beschäftigt er, darunter eine gelernte Pferdewirtin, und der Vater mischt auch noch kräftig mit. Von den sechs eigenen Pferden sind zwei Zuchtstuten, der Nachwuchs wird ausgebildet und dann nach vier bis fünf Jahren verkauft.
„Die Pensionspferdehaltung ist durchaus ein wichtiger Wirtschaftszweig“, sagt Ralf Michel und zählt die vielen Reitställe auf, die es im Kulmbacher Land gibt. Eigentümer der Pferde sind dabei nicht, wie man sich das klischeehaft vorstellt die „Superreichen“, sondern ein ganz normaler Querschnitt der Bevölkerung. „Für viele ist das Pferd eben ein Hobby“, so Michel. Kein Sportgerät, wie vielleicht mancher denken könnte. Jeder zweite Pferdebesitzer kommt täglich, alle anderen mindestens jeden zweiten Tag.
Weil Pferde jede Menge Heu benötigen, bewirtschaftet Ralf Michel 60 Hektar Grünland, teilweise gehört es ihm, teilweise hat er es dazu gepachtet. Beim Mähen und Pressen kommen auch Kräfte des Maschinenrings zum Einsatz, um die Arbeitsspitzen abzudecken. Hafer muss er komplett zukaufen, denn Ackerland bewirtschaftet er nicht. In schlechten Jahren reichen selbst die beiden Schnitte der 60 Hektar nicht aus, so dass er auch das Heu teuer einkaufen muss.
Natürlich gibt es auch Probleme. Zum Beispiel zahlt die Berufsgenossenschaft etwa bei Unfall oder Krankheit keinen Betriebshelfer mehr. Begründung, Pensionspferde sind ja nicht im Eigentum des Reitstallinhabers. Ralf Michel kann das nicht verstehen und würde sich eine Gleichbehandlung mit „normalen“ landwirtschaftlichen Betrieben wünschen. Kaum ein Problem war dagegen die Corona-Pandemie. Man habe sich halt an die üblichen Hygiene-Regelungen gehalten, was auf dem weitläufigen Gelände und der großen Halle gar nicht so schwer gefallen sei.
Bild: Pferdewirtschaftsmeister Ralf Michel ist Eigentümer und Leiter des Reitstalles in Neufang oberhalb von Kulmbach
Landwirtschaft hat Zukunft (21):
Mehr Respekt für die Bauern / Leidenschaftlicher Landwirt: Norbert Erhardt bewirtschaftet in Motschenbach einen Milchviehbetrieb mit 130 Kühen
Motschenbach.
„Trotzdem gibt es nichts schöneres, als
Landwirtschaft“. Norbert Erhardt aus Motschenbach
geht mit der Politik und vor allem mit dem
Lebensmitteleinzelhandel hart ins Gericht, wenn es
um die Bauern geht. Doch etwas anderes zu machen,
das wäre für ihn niemals in Frage gekommen. Er
blickt trotz alles „Baustellen“ zuversichtlich in
die Zukunft.
1993 hatte er den Hof mitten in Motschenbach, einem Gemeindeteil von Mainleus, von seinem inzwischen verstorbenen Vater Hans übernommen. Zuvor hatte er nach seiner Landwirtschaftslehre gleich anschließend die Meisterprüfung absolviert. 1988 war das, mit 22 Jahren. Damals hatte der Betrieb 20 Kühe, heute sind es 130. Damals bewirtschaftete die Familie 16 Hektar, heute 150.
Klar, dass dies mitten in der Ortschaft, direkt neben der katholischen Pfarrkirche St. Maternus nicht mehr möglich war, und so siedelte der Betrieb an den Ortsrand aus. Zug um Zug wurde dort gebaut. „Im Schnitt haben wir alle fünf Jahre erweitert“, erinnert sich der heute 57-Jährige. Größter Brocken war der geräumige Laufstall, der 2005 fertig gestellt werden konnte.
Auf
den 160 Hektar Fläche, alle im Gemeindegebiet von
Mainleus, von denen 60 Eigenland sind, baut Norbert
Erhardt Weizen, Wintergerste, Mais, Raps und Luzerne
an. Das meiste davon zum Eigenbedarf, also als
Futter für die Milchkühe, Weizen und Raps wird
klassisch über den Landhandel vermarktet. Die Milch
geht nach Coburg an die Milchwerke Oberfranken West
und wird im Wesentlichen zu leckeren
Käsespezialitäten verarbeitet.
Neben seiner Frau Margit helfen auch die Töchter Katrin, Annika und Laura tatkräftig mit. Während Margit hauptsächlich für das melken zuständig ist, übernimmt Katrin die Büroarbeiten. Und dann gibt es mit Lars Pühlhorn aus Zaubach noch einen Mitarbeiter, der erst im zurückliegenden Sommer seine Lehre abgeschlossen hatte. Auch das ein Zeichen, dass Norbert Erhardt an die Zukunft glaubt: während der zurückliegenden Jahre habe er regelmäßig junge Leute ausgebildet, was längst nicht mehr selbstverständlich ist.
Schon 2018 und 2019 seien für ihn und viele Berufskollegen extrem harte Jahre gewesen. Aufgrund der damaligen Trockenheit habe er Futter in großen Mengen zukaufen müssen. Aktuell explodieren die Preise nicht nur für Energie, sondern auch für Düngemittel. „Effektiv arbeiten mussten wir schon immer, wo sollen wir noch sparen“, sagt Norbert Erhardt. Ganz besonders im Focus seiner Kritik steht der Lebensmitteleinzelhandel: Daneben gehe es nur um Profit. Beim Bauern komme nichts an. „Es ist einfach respektlos gegen die Landwirtschaft, wie die ihr Geld eintreiben“, schimpft er. Die Bauern erzeugten super Nahrungsmittel zu günstigsten Preisen, der Verbraucher könne sich alles leisten und am Ende punkten Aldi, Lidl und Co mit simplen Werbegags. Norbert Erhardt geht sogar so weit zu behaupten, dass leere Regale gewollt sind, um die Preise nach oben treiben zu können. Und trotzdem: auf die Landwirtschaft lässt er nicht kommen.
„Wenn
die Landwirtschaft ausstirbt, dass stirbt auch das
Dorf aus“, ist sich Norbert Erhardt sicher. Der
Mainleuser Gemeindeteil Motschenbach ist in dieser
Hinsicht noch ganz gut aufgestellt. Zwei
Milchviehbetriebe gibt es noch und zwei
Ackerbaubetriebe, die im Nebenerwerb geführt werden.
Freilich vor gerade mal 25 Jahren waren es noch neun
Milchviehbetriebe.
Ganz so, als hätte er mit seinem Hof nicht schon genug zu tun, engagiert sich Norbert Erhardt seit 2012 ehrenamtlich für die CSU im Gemeinderat, ist seit über 25 Jahren Ortsobmann des Bauernverbandes, wirkt in der Kirchenverwaltung mit und geht auch gerne mal als Jäger auf die Pirsch. Zusammen mit seiner Frau lädt er auch immer wieder Schulklassen und Kindergärten auf den Hof ein, um jungen Leuten Landwirtschaft nahe zu bringen. „Die Öffentlichkeitarbeit hat bei uns schon immer einen hohen Stellenwert“, so der leidenschaftliche Landwirt.
Bilder:
1. Gute
Tradition: viele Abzeichen des Milcherzeugerrings
für herausragende Leistungen hat Norbert
Erhardt an der Stalltüre angebracht.
2.
Landwirt
Norbert Erhardt und Mitarbeiter Lars Pühlhorn im
großzügigen Laufstall des Betriebes.
3. Leidenschaftlicher
Landwirt: Für Norbert Erhardt aus Motschenbach ist
sein Beruf eine echte Berufung.
„Waldumbau tut Not“ / WBV Bamberg vor herausfordernden forstlichen Zeiten
Scheßlitz.
Die extremen Schadholzanfälle im Vereinsgebiet haben
die Vermarktungszahlen der Waldbesitzervereinigung
Bamberg gehörig durcheinander gewirbelt. Mit weit
über 73000 Festmetern Holz habe die WBV 2021 fast
die doppelte Menge von 2020 und beinahe die
vierfache Menge eines „normalen“ Jahres vermarktet,
sagte der neue Geschäftsführer Konstantin Meyer bei
der Jahreshauptversammlung in Scheßlitz. Mit der
Steigerung einhergegangen sei ein Anwachsen des
Arbeitspensums weit über die Belastungsgrenze der
mittlerweile sieben angestellten Mitarbeiter.
Oberfranken habe mit die höchsten Schadholzmengen in ganz Bayern gehabt, sagte Meyer. „Wir sind eigentlich mehr oder weniger dem Käfer hinterher gejagt.“ Konkret hätten die Zahlen, die von der WBV im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet wurden, 2021 bei 73377, 2020 bei 41747 und 2019 bei 33631 Festmetern Holz gelegen. Den weitaus größten Teil unter den Holzarten machten dabei naturgemäß die Fichten aus.
Die Jahreshauptversammlung in der Turnhalle des TSV Scheßlitz war die erste seit drei Jahren, die wieder in Präsenz stattgefunden hatte. Dementsprechend groß war der Bedarf, sich persönlich auszutauschen und aktuelle Probleme zu diskutieren. Vorsitzende Angelika Morgenroth schwor die Mitglieder vor dem Hintergrund des „European Green Deal“ auf eine „herausfordernde forstliche Zeitenwende“ ein. Ohne ein Gegensteuern würden die Waldbesitzer erschreckende Folgen für die Ressource Holz und den Waldumbau erleben. „Da sind die Politiker gefordert, um die geplanten ideologischen Auswirkungen abzuwenden“, sagte Morgenroth.
Doch auch vor Ort könne man von einer klimabedingten forstlichen Katastrophe sprechen. Nach den Zahlen der Vorsitzenden seien im Amtsbereich Bamberg in den zurückliegenden drei Jahren rund 1000 Hektar Wald verloren gegangen. Schuld daran sei die extreme Ausbreitung der Kalamitäten, schon im Jahr 2019 mit extremer Trockenheit und Wärme. „Viele Fichtenflächen sind in noch nie dagewesener Geschwindigkeit abgestorben“. Als Folge davon sei der Preis für Nadelhölzer bundesweit in Bodenlose gefallen.
„Einen Wald zu besitzen ist kein reines Vergnügen mehr“, hatte bereits zuvor der stellvertretende Bereichsleiter Forsten Gregor Schießl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten festgestellt. Diskussionen fänden immer mehr unter einer „ideologischen Käseglocke“ statt, an deren Ende die Aussage steht: „Baum ab, nein danke“. Doch wer von den Kritikern kümmere sich wirklich um die Sorge und Nöte der Waldbesitzer? Dabei reiche schon der Borkenkäfer aus, um für Frustrationen zu sorgen. Schießl kam auf rund 200000 Kubikmeter reines Käferholz allein im Amtsbereich. „Waldumbau tut Not“ sagte der Forstamtsleiter. „Die Mischung macht´s, wer streut, rutscht nicht.“
Zur aktuellen Situation sagte Geschäftsführer Meyer, dass sich die Preise im ersten Quartal 2022 wieder auf höherem Niveau bewegten. Er rief die Waldbesitzer zu verstärkten Kontrollen der Fichtenbestände in den kommenden Wochen auf. Vor allem die zahlreichen Einzelwürfe vorgeschädigter Fichten nach den Stürmen im Februar machten verstärkten Buchdrucker- und Kupferstecherbefall wahrscheinlich.
Bild: „Arbeitspensum weit über die Belastungsgrenze“: Konstantin Meyer ist der neue Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Bamberg.
Landwirtschaft hat Zukunft (20):
Krisen und Krieg: Wertschätzung für die Landwirtschaft ist wieder gewachsen / Familie Müller bewirtschaftet bei Himmelkron einen klassischen Milchviehbetrieb
Schwärzhof.
Landwirtschaft, ganz normal: das ist es, was
Wolfgang Müller und seine Familie in dem zu
Himmelkron gehörenden Weiler Schwärzhof betreiben.
Die Lage ist allerdings außergewöhnlich: von der
unterhalb der Schiefen Ebene gelegenen Ortschaft hat
man einen gigantischen Blick über den Talkessel auf
Himmelkron. Fast könnte man meinen, in der Toskana
gelandet zu sein. „Nur das Meer fehlt“, sagt
Wolfgang Müller augenzwinkernd.
Im Grund ist es ein ganz normaler Milchviehbetrieb mit 85 Kühen plus Nachzucht. Vermarktet wird die Milch nicht, wie man meinen könnte an die Käserei Bayreuth, sondern an die Milchwerke Oberfranken West nach Coburg. Als Bayreuth 2010 seine Eigenständigkeit aufgab und Bayernland-Standort wurde, habe man sich Coburg angeschlossen, berichtet Wolfgang Müller. Dabei sei man auch geblieben: „Alles läuft gut, wir sind sehr zufrieden.“
2005 hatte Wolfgang Müller (47) den Betrieb vom Vater Hans übernommen, der trotz seiner mittlerweile 82 Jahre noch immer schwer aktiv ist und mithilft, wo er nur kann. Auf dem Hof ist die ganze Familie im Einsatz, vor allem der älteste Sohn Markus (24), aber wenn irgendwie zeitlich möglich auch die beiden anderen Söhne, von denen einer gerade seinen Lebensmitteltechniker macht und der jüngst noch zur Schule geht. „Alle helfen mit und alle können mit Maschinen umgehen“, so Wolfgang Müller. Ehefrau Kathrin ist sogar als Kreisbäuerin von Himmelkron aktiv. Lediglich zur Abdeckung von Arbeitsspitzen, beim Dreschen und beim Mais häckseln, holt man sich einen Lohnunternehmer zur Hilfe.
2009 wurde der neue Laufstall als Außenklimastall mit Melkroboter errichtet. An Tierwohl mangelt es nicht, die Kühe haben jede Menge Licht und Luft. Insgesamt bewirtschaftet Wolfgang Müller 75 Hektar Land, rund 40 Hektar davon Grünland zum Eigenbedarf, also Futter für die Kühe. Auf den restlichen Flächen wird Silomais, Weizen und Gerste angebaut, vermarktet wird klassisch über den Landhandel. Sämtliche Flächen befinden sich in den Gemeindegebieten von Himmelkron und Trebgast. Bei den derzeitigen Energiepreisen sei es extrem wichtig, dass die Anfahrtswege nicht zu lang sind. Auch sollte man sich jeden einzelnen Bearbeitungsschritt genau überlegen.
Wolfgang
Müller hatte nach einer ganz normalen
Landwirtschaftslehre die damalige Technikerschule
für Agrarwirtschaft in Bayreuth besucht und 1985
abgeschlossen. Sohn Markus absolvierte nach der
Realschule ebenfalls eine Lehre und besuchte nach
einem Praxisjahr die Technikerschule im
mittelfränkischen Triesdorf. „Eine Superzeit“,
schwärmt er. Er würde jederzeit wieder nach
Triesdorf gehen und könne die Schule nur
uneingeschränkt weiterempfehlen.
Ein wenig sieht Sohn Markus die Wertschätzung der Landwirtschaft wieder im Aufwind. Schuld daran seien die Krisen und der Krieg. Dadurch sei Nahrungsmittelsicherheit wieder ein Thema geworden. „Es hat doch lange keinen mehr interessiert, wo die Lebensmittel herkommen“, so Markus Müller. „Volle Regale waren Standard.“
Schwer aktiv sind Vater und Sohn auch in ihrer Freizeit. Seit 18 Jahren ist Wolfgang Mitglied des Kirchenvorstandes, seit den letzten Wahlen gehört der CSU/FWG-Liste des Gemeinderates an. Und dann hat er noch ein ganz besonderes Hobby: Für die Theatergruppe des Gartenbauvereins Lanzendorf steht er nach der Corona-Pause hoffentlich bald wieder auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Sohn Markus, der drei Tage pro Woche im Büro des Maschinenrings Münchberg unter anderem für Abrechnungen und Düngeberatung arbeitet, ist dritter Vorstand der Landjugend Bad Berneck – Bindlach mit insgesamt rund 60 aktiven Mitgliedern, die nach Corona hoffentlich alle auch wiederkommen. Markus Müller ist zuversichtlich: „Wir haben das Beste daraus gemacht und die Zeit genutzt“, sagt er. Sogar eine Online-Weinprobe habe man arrangiert. Den persönlichen Kontakt, auch das ist sich Markus sicher, könne aber auch das beste Zoom-Meeting nicht ersetzen.
Bilder:
1. Vater
Wolfgang und Sohn Markus Müller im Laufstall auf dem
Schwärzhof bei Hmmelkron.
2. Geschützt
vor Wind und Wetter und trotzdem im Freien hat man
für die Kälberiglus einen guten Platz gefunden.
Weidehaltung im Visier / Oberfränkische Biobauern machen gegen EU-Öko-Verordnung mobil
Melkendorf.
Kommt die Verpflichtung zur Weidehaltung, befürchten
viele Biomilchlieferanten aus Oberfranken, dass sie
mit allen negativen Konsequenzen wieder auf
konventionelle Erzeugung umstellen müssen. Einer der
betroffenen ist der Landwirt Hermann Grampp aus
Melkendorf bei Kulmbach. Er hat jetzt mehrere
Berufskollegen mobilisiert, um gegenüber Politik und
Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass viele
fränkische Milchviehhalter vor einer unlösbaren
Aufgabe stehen.
Die Europäische Union drängt die deutschen Bauern dazu, die EU-Öko-Verordnung in die Tat umzusetzen. Zentraler Bestandteil der Verordnung ist die Weideverpflichtung für Öko-Milchvieh. „Das ist für uns nicht machbar“, sagen Hermann Grampp und seine Berufskollegen. Ursache dafür sind die kleinteilige Struktur der bewirtschafteten Flächen und die massiven Streulagen aufgrund der typisch fränkischen Realteilungsgebiete.
Die geforderten Weiden müssten in Hofnähe, neben den Stallungen sein, was, anders als zum Beispiel in Norddeutschland oder in Oberbayern, schon aufgrund der örtlichen Gegebenheiten unmöglich ist. Dazu kommt, dass Bauern wie Hermann Grampp in den zurückliegenden Jahren teilweise Millionenbeträge investiert haben, um sämtliche Biostandards zu erfüllen. „Und jetzt soll alles umsonst gewesen sein?“, fragen sich er und seine Berufskollegen.
Markus Küfner aus Bindlach im Landkreis Bayreuth beispielsweise. Zusammen mit einem Partner bewirtschaftet er einen Biobetrieb mit 170 Kühen. „Weidehaltung ist bei uns unmöglich“, so Küfner. Auf der einen Seite grenzt der Hof direkt an die Bundesautobahn A9, auf der anderen Seite an die Eisenbahnlinie Bayreuth – Neuenmarkt. Wo soll er die geforderten Weiden hernehme? Harald Reblitz aus Coburg geht es ähnlich. Er ist Vorstandsvorsitzender bei den Milchwerken Oberfranken-West in Meeder bei Coburg. 15 bis 20 Prozent der angelieferten Milch sei Biomilch. Reblitz befürchtet, dass die Hälfte davon wegfallen würde, wenn die Weideverpflichtung Wirklichkeit wird. Wie das zur politisch geforderten Steigerung des Ökoanteils passen soll, erschließt sich keinem der Beteiligten.
Auch die Verpächter spielten nicht, wenn es darum geht, wertvolles Ackerland in Grünland umzuwandeln, so Harald Küfner aus Untergräfenthal. Er werde die Milchviehhaltung notfalls ganz aufgeben, denn ein zurück auf konventionelle Erzeugung komme für ihn nicht in Frage. Auch Gerd Böhner vom Lärchenhof bei Bindlach würde seine derzeit 180 Milchkühe deutlich reduzieren müssen, wenn er zur Weidehaltung gezwungen würde. Böhner spricht von einem echten K.o.-Kriterium. Dabei hatte er so viel Herzblut in die Milchviehhaltung gesteckt und immer wieder investiert.
„Wir stehen vor dem Nichts“, brachte Holger Hofmann aus Burghaig seine Situation auf den Punkt. Er hatte erst 2015 einen neuen Laufstall gebaut und „aus Überzeugung“ auf bio umgestellt. Direkt an seinen Hof angrenzend hat er überhaupt keine Flächen. Die nächsten seien rund zwei Kilometer entfernt. Ähnlich ergeht es Herbert Kunick aus Sonnefeld. Er müsste vier Kreis- und Staatsstraßen queren, um sein Milchvieh auf eine Weide und zurück zum Melkroboter zu bringen. Er brachte allerdings einen Kompromiss ins Spiel: so könnte man unter Umständen die Trockensteher, oder das Jungvieh auf die Weiden bringen, um die Öko-Verordnung zu erfüllen.
„Europa lässt sich eben nicht überall eins zu eins umsetzen“, sagt Martin Schöffel, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Arbeitskreises Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er setzt bei der Umsetzung der EU-Öko-Verordnung auf mögliche Ausnahmen sowie auf lange Übergangsfristen. Schließlich komme es auch darauf an, wie der Begriff Weide definiert werden soll, so Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes. Köppel geht aber auch davon aus, dass der Handel die Daumenschrauben weiter anziehen wird. Klaus Schiffer-Weigand vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, plädierte ebenfalls dafür, nach Kompromissen zu suchen: „Eine Totalverweigerung in Sachen Weide werden wir nicht durchbringen.“
Bild: Zahlreiche betroffene Berufskollegen hatte Hermann Grampp (3. Von links) aus Melkendorf auf seinem Hof versammelt, um Politik und Öffentlichkeit auf die negativen Auswirkungen der geforderten Weidehaltung aufmerksam zu machen.
Landwirtschaft hat Zukunft (19):
Fleckvieh, Angus- und Wagyu-Rinder aus dem Internet/ Hanf, Quinoa, Kühe: Martin Baumgärtner setzt auf Qualität, Nachhaltigkeit und Tierwohl
Unterzaubach.
Ein autarker Bauernhof, das wäre der Idealfall, den
Martin Baumgärtner in Unterzaubach anstrebt. Wenn
manche auch darüber lächeln mögen, auf dem Weg
dorthin ist er, zumindest theoretisch, schon
ziemlich weit. Strom wird mit einer
100-kw-Freiflächenanlage produziert und in das
öffentliche Netz eingespeist. Eine weitere
Photovoltaikanlage auf dem Stalldach ist geplant.
Nun müssten nur noch die Speichertechnologien so
weit sein. Für die Wasserversorgung gibt es einen
eigenen Brunnen und für die Wärme sorgen die
Holzhackschnitzel aus dem eigenen Wald.
Wichtig ist für den 38-jährigen Landwirt auch die Kreislaufwirtschaft. Das Futter für die Tiere wächst auf den eigenen Feldern, die wiederum mit den Hinterlassenschaften der Vierbeiner gedüngt werden. Die Pflanzen produzieren Sauerstoff: „Somit haben wir soweit nur irgendwie möglich eine klimaneutrale Produktion“, sagt Baumgärtner, der es als früherer Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft nicht nur innerhalb des Berufsstandes auch überregional zu Bekanntheit gebracht hat.
2016 hatte er den Hof am Ortsrand von Unterzaubach von den Eltern übernommen. Damals mit 30 Kühen mit Nachzucht in Anbindehaltung. Das hatte keine Zukunft, so erkannte es Martin Baumgärtner schnell. Also stand er vor der Entscheidung, den Betrieb um- und auszubauen und im Vollerwerb weiterzuführen, oder eben nicht.
Nun war es nicht so, dass der Diplom-Agrarwirt keine anderen Optionen gehabt hätte. Martin Baumgartner studierte in Triesdorf Landwirtschaft und war mehrere Jahre lang beim Bayerischen Bauernverband tätig. Anschließend war er Lehrer an den Landwirtschaftsschulen in Bayreuth und Münchberg. Öffentlicher Dienst oder Selbstständigkeit, vor dieser Frage habe er damals gestanden und entschied sich für letzteres. Eigentlich hätte er sogar noch eine weitere Option gehabt, er kandidierte bereits als Kandidat der Freien Wähler für den Landtag und ist heute Stadtrat und 3. Bürgermeister von Stadtsteinach.
Heute ist die Fleischvermarktung das Hauptstandbein seines Betriebs, der 2017 auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt wurde. Martin Baumgartner betreibt im 2019 neugebauten Stall Mutterkuhhaltung mit 70 Tieren der Rassen Fleckvieh und Angus. Auch zwei Wagyu-Edelrinder sind dabei. Dazu kommen etwa 30 Jungtiere. Auf das vielzitierte Tierwohl legte der Landwirt von Anfang an größten Wert. „Die Kühe haben ein Maximum an Licht, Luft und Freiraum und können ihr Sozialverhalten so natürlich wie irgendwie möglich ausleben“.
Eine weitere Besonderheit auf dem Baumgärtner-Hof ist die Saisonabkalbung. Der Natur folgend, kommt der Bulle im Juli, August zur Herde. Die Kälber kommen dann so ab Mai auf die Welt. Vorteil ist, dass alle gleichzeitig das Licht der Welt erblicken, und zwar in der angehenden warmen Jahreszeit, meist sogar auf der Weide. . Man müsse normalerweise keine Sorge haben, dass ein Kalb nicht durchkommt, was in einem strengen Winter schon mal passieren kann. Danach bleiben sie dann solange wie nur irgendwie möglich bei der Mutter, meist bis in die Wintermonate hinein. Dann benötigt die Mutterkuh eine Erholungsphase. 28 Kälber plus drei Nachzügler haben so im zurückliegenden Jahr das Licht der Welt erblickt. Geschlachtet werden sie in der Regel erst nach drei Jahren.
Martin Baumgärtner legt bei allem, was er macht, höchsten Wert auf Qualität. So haben die bei einem Metzger in Himmelkron geschlachteten, zerlegten und vakuum verpackten Fleischpakete eben auch ihren Preis. Das Fünf-Kilo-Paket kostet 85 Euro und enthält unter anderem 500 Gramm Steaks, Braten, Rouladen und Beinscheiben. Vermarktet wird direkt, das heißt bei Martin Baumgartner übers Internet. Er hat eine eigene Website mit Online-Hofladen (hofgut-baumgaertner.friedhold.de) und ist mit seiner eigens geschaffenen Marke Hofgut Baumgärtner auf Facebook und Instagram präsent. Die Pakete liefert er im Umkreis selbst aus, auch ein Versand ist möglich.
30 Prozent der bewirtschafteten Fläche ist Grünland. Auf weiteren 60 Hektar Ackerland baut Martin Baumgartner Kleegras, Luzerne, Dinkel, Roggen, Hafer und Sommergerste an. Die Vermarktung erfolgt, wenn nicht zum Eigenbedarf als Futter benötigt, klassisch über den Landhandel. Doch der 38-Jährige experimentiert auch gerne und so reserviert er regelmäßig einige wenige Hektar für Sonderkulturen, wie zum Beispiel Quinoa oder Hanf.
Die Kulturpflanze Quinoa ist für Müsli-Mischungen interessant und aus Hanf wird Öl hergestellt. Wer jetzt glaubt, er könne sich seine Joints künftig auf den Feldern in Unterzaubach pflücken hat sich getäuscht. Der Tetrahydrocannabinol-Gehalt (THC), der bei Hanf für die berauschende Wirkung sorgt, ist bei dem angebauten Hanf so verschwindend gering, dass er zum Rauchen nicht taugt. Weitere Sonderfrüchte, wie etwa Lupinen oder Buchweizen sind in Planung, wobei verlässliche Erträge aufgrund der extremen Frostempfindlichkeit aller dieser Arten in unseren Breiten extrem schwierig sind. Man könne sie erst nach den Eisheiligen aussäen und im Oktober ernten
Einziger Wermutstropfen bei allem Bemühungen um Nachhaltigkeit: Diesel wird wohl auch weiterhin benötigt, bei einem Biobetrieb sogar noch im stärkeren Umfang als bei einem konventionellen Betrieb. Die Bodenbearbeitung erfolgt intensiver mit Striegel, Hacke und Co. Gepflügt werden muss auch. Das tut bei den derzeitigen Dieselpreisen so richtig weh, gehöre aber eben auch zur Wahrheit.
Bild: Martin Baumgärtner kümmert sich um die Kälber in seinem Stall am Ortsrand von Unterzaubach.
Landwirtschaft hat Zukunft (18):
Landwirtschaft als Grundlage des Lebens / Ackerbau, Biogas und Lohnarbeiten: Agrarbetrieb Hahn in Dörnhof bei Kupferberg
Dörnhof.
Immer schon innovativ und der Zeit etwas voraus. Das
könnte gleichsam ein Motto sein, für den
Agrarbetrieb der Familie Hahn in Dörnhof bei
Kupferberg. Bis 1992 Milchviehhaltung, bis 2011
Schweinemast wurde aus dem Hof bis heute ein breit
aufgestelltes Lohnunternehmen mit Wirkungskreis vom
Kulmbacher und Hofer Land aus bis weit nach Sachsen,
Thüringen und Sachsen-Anhalt hinein. Auf den gut 300
Hektar Fläche wird allerhand Getreide angebaut und
klassisch vermarktet. Die Energiepflanze Silphie und
das Grüngut gehen in eine Biogasanlage, die
mittlerweile auf 420 kW aufgerüstet wurde.
„Weitergehen wird es auf jeden Fall, aber es wird anspruchsvoller“, sagt Junior Dominik (29), der als Landwirtschaftsmeister die Zügel schon fest in der Hand hat und genau weiß, was er will. „Immer nur alles billiger und immer mehr, das kann es doch nicht sein.“ Vater Gerhard (57) hat schon allerhand turbulente Zeiten in der Landwirtschaft erlebt und kann es nicht verstehen, dass die Gesellschaft die Bauern heutzutage als Sündenbock für alles hernimmt. „Ich bin mir sicher, dass ein Teil unseres Wohlstandes auf den Bauernstand aufgebaut ist“, sagt er. Für ihn ist Landwirtschaft die Grundlage allen Lebens. „Nahrungsmittel sind ein Grundbedürfnis des Menschen und trotzdem wird der Nahrungsmittelproduzent nur noch niedergemacht.“
Im
Jahr 2000 hatte Gerhard den Betrieb von seinem
inzwischen verstorbenen Vater Robert übernommen. Die
Milchviehhaltung mit zuletzt 26 Kühen war damals
schon längst Geschichte. Stattdessen setzte man
damals noch auf Schweinemast mit 800 Mastplätzen im
umgebauten Rinderstall damals schon auf Halbspalten
mit Stroheinlage. Damit war Gerhard Hahn
beispielsweise auch einer der Gründungsväter der
Frankenfarm in Himmelkron.
Erst 2011 hängte Gerhard auch das an den Nagel. „Wir hätten technisch einfach zu viel umbauen müssen.“ Er ist froh über diese Entscheidung, zumal die Schweinepreise heute ein nie dagewesenes Tief erreicht haben. Stattdessen konzentrierte sich der Landwirt auf das, was ihn schon immer fasziniert hat, auf die vielfältigsten Lohnarbeiten, also Dreschen, Ballen pressen, Mais häckseln, die gesamte Erntelogistik eben, aber auch das Ausbringen von Gülle und vieles mehr, und stets auch Waldarbeiten wie etwas Holz rücken.
„Das Lohngeschäft steht bei uns im Mittelpunkt“, sagt Gerhard Hahn. Und so ist auch das technische Aufgebot außergewöhnlich. Zwei große Häcksler stehen im ehemaligen Stallgebäude, zwei 350-PS-Schlepper, zwei 300-PS-Schlepper, ein Agro-Truck und noch das eine oder andere. Zwei Vollzeitkräfte beschäftigt die Familie, der eine Landwirt, der andere Landmaschinenmechatroniker. Dazu kommen je nach Lage mehrere geringfügig beschäftigte Aushilfen. Mit dem Lohnunternehmen von Jürgen Brendel in Presseck verbindet dem Agrarbetrieb Hahn eine langjährige und enge Zusammenarbeit.
Bereits
auf das Jahr 2005 geht der Bau der Biogasanlage
zurück, ursprünglich auf 180 kW geplant, dann gleich
mit 240 kW gebaut und mittlerweile auf 420 kW
aufgerüstet. Der gewonnene Strom wird komplett in
das öffentliche Netz eingespeist. Bestückt wird die
Anlage mit dem zweiten Schnitt des Grünlandes und
der Energiepflanze Nachwachsende Silphie (Silphium
perfoliatum), die auf stattlichen 40 Hektar angebaut
und biologisch, ohne Pflanzenschutz, bewirtschaftet
wird.
Auf den restlichen Flächen wächst Winterraps, Sommergerste, Mais, Dinkel, Weizen, Körnersenf. Das Getreide wird konventionell über den Landhandel vermarktet. Weil das alles noch nicht genug ist, betreibt Gerhard Hahn auch die Kompostieranlage in Untersteinach im Auftrag des Landkreises. Die Anlage selbst ist in seinem Besitz.
Bilder:
1. „Technisch sind wir schon gut ausgerüstet“,
sagten Gerhard und Dominik Hahn, hier in der
Maschinenhalle ihres Agrarbetriebs.
2. Dominik Hahn bestückt die Biogasanlage in Dörnhof
bei Kupferberg.
3. Vater und Sohn: Gerhard und Dominik Hahn haben
einen echten Vorzeigebetrieb aufgebaut.
Im Einsatz für Wettervorhersage und Klimaüberwachung / Deutscher Wetterdienst sucht ehrenamtlichen Wetterbeobachter für Niederschlagsstation im Raum Kulmbach
Kulmbach.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt in ganz
Deutschland ein Netz von knapp 1800 nebenamtlichen
Wetter- und Niederschlagsstationen. Für dieses
flächendeckende Messnetz sucht die Bundesbehörde im
Raum Kulmbach wetterbegeisterte Bürgerinnen oder
Bürger, die als ehrenamtliche Beobachter des
nationalen Wetterdienstes zur Wetter- und
Klimaüberwachung in Deutschland beitragen möchten.
Die jetzige Beobachterin, Abiturientin Larissa Grampp aus Melkendorf, muss zum 30. September aufhören, da sie im Oktober ein Studium „Ernährungs- und Versorgungsmanagement“ im mittelfränkischen Triesdorf aufnimmt. Vater Hermann Grampp ist mit seinem Milchviehbetrieb am Ortsrand von Melkendorf komplett ausgelastet. „Viel Arbeit ist es zwar nicht, aber es muss jeden Tag gemacht werden“, so Larissa und Hermann Grampp. Früher war die Station in Burghaig untergebracht.
Aktuell gibt es oberfrankenweit im Schnitt alle 15 Kilometer eine Station, so Frank Sievers von der zuständigen regionalen Messgruppe des Deutschen Wetterdienstes in München. Wettermelder zu finden sei nicht ganz einfach, da die Station möglichst frei stehen muss, damit die Messungen nicht beeinträchtigt werden. Landwirte seien geradezu prädestiniert dafür, da sie über entsprechende Flächen in geeigneten Lagen verfügen und die Daten ja ohnehin auch für sich benötigen. Im Übrigen handle es sich um ein Ehrenamt, bei dem lediglich der Aufwand entschädigt werde. Ein ehrenamtlicher Beobachter erhält derzeit eine jährliche Aufwandsentschädigung von 760 Euro im Jahr.
Jede ehrenamtliche konventionelle Niederschlagsstation wird mit einem Niederschlagsmesser ausgerüstet, erklärt Frank Sievers. Voraussetzungen für die Übernahme dieser verantwortungsvollen Tätigkeit seien neben dem geeigneten Grundstück ein internetfähiger Computer. Aufgabe der ehrenamtlichen Beobachter ist es, jeden Tag möglichst genau um 06.50 Uhr (Sommerzeit um 07.50 Uhr), die Niederschlagshöhe mit dem Hellmann-Niederschlagsmesser und im Winter die Schneedeckenhöhe zu messen.
Nach den Worten von Frank Sievers sollten alle vom ehrenamtlichen Beobachter erfassten Daten täglich, spätestens bis 08.15 Uhr (Sommerzeit bis 9.15 Uhr) über eine Web-Anwendung in den heimischen Computer eingegeben werden. „Das ist ein ganz einfaches Programm, das auch ohne Computerkenntnisse jeder ausführen kann.“ Notfalls sei dies auch mit einem Smartphone möglich. Bei Urlaub oder Krankheit sollte ein geeigneter Vertreter zur Verfügung stehen.
Die vor Ort gemessenen Daten und die Beobachtungen der Wetterbeobachter werden vom nationalen Wetterdienst zum Beispiel für die Wettervorhersage oder für Gutachten bei Wetterschäden genutzt. Sie sollen aber auch helfen, die Klimaveränderung in Deutschland genau zu erfassen und deren Folgen besser einschätzen zu können. Bei der Kulmbacher Station handelt es sich um eine konventionelle Niederschlagsstation, wie sie zum Beispiel auch Fischer in Marktleuthen-Neudorf betreibt.
Ansprechpartner bei Interesse: Frank Sievers vom der regionalen Messgruppe des Deutschen Wetterdienstes, in der Helene-Weber-Allee 21 in 80637 München. Telefon: 069/8062-9254, E-Mail: frank.sievers@dwd.de.
Bild: Bei der Kulmbacher Wetterstation von Larissa Grampp und Vater Hermann Grampp in Melkendorf handelt es sich um eine konventionelle Niederschlagsstation, so wie sie der Deutsche Wetterdienst an mehreren Stationen in Oberfranken betreibt.
Corona, Krieg und explodierende Kosten belasten die Bauern / Maschinenring Bamberg konnte sich trotz leichter Rückgänge bislang gut behaupten
Bamberg.
„Die Unsicherheit ist auf jeden Fall spürbar, man
weiß nicht, wo geht es hin.“ Andreas Hoffmann aus
Sassendorf, Vorsitzender des Maschinenrings Bamberg
e.V. und gleichzeitig Geschäftsführer der MR Bamberg
Dienstleistungs GmbH, bringt auf den Punkt, was die
Landwirte nicht nur im Landkreis Bamberg derzeit
umtreibt. Die Kosten für Dünger, Diesel und Energie
explodierten regelrecht, die Bauern hätten keine
Alternativen. Von den steigenden Preisen im
Lebensmittelhandel komme nichts bei den Landwirten
an und das Regelkorsett, in dem die Bauern stecken,
werde immer enger.
Dazu komme die vor der Tür stehende Reform der europäischen Agrarpolitik, bei der noch vieles im Ungewissen sei. „Kein anderer Industriezweig wird in ein dermaßen enges Regelwerk gesteckt, wie die Landwirtschaft“, so Andreas Hoffmann. Dabei seien die Folgen der Corona-Krise noch längst nicht überwunden. Auch beim Maschinenring sei Corona durch einen Rückgang bei der Betriebshilfe spürbar geworden. Viele Operationen und Rehabilitationsmaßnahmen seien verschoben worden, so dass gar kein Betriebshelfer in Spruch genommen werden musste. Auch die Kommunikation mit Fremdfirmen sei vielfach schwieriger geworden, zum Beispiel deshalb, weil sich die Ansprechpartner im Home Office befanden.
Der Maschinenring Bamberg hat aktuell einen Verrechnungswert von rund 2,04 Millionen Euro (Vorjahr 2,28 Millionen Euro). Den Rückgang macht Vorsitzender Hoffmann am klassischen Maschinengeschäft aufgrund der Wetter- und Erntesituation fest. Schwerpunkte waren die Bereiche Körnerernte, Futterbau und Strohernte sowie organische Düngung. Bei der sozialen Betriebshilfe kommt Andreas Hoffmann auf gut 12700 Einsatzstunden, die von zusammen 37 Einsatzkräften geleistet wurden. Dabei gehe es einzig und allein um die Aufrechterhaltung des Betriebsablaufs in sozialen Notfällen. Die wirtschaftliche Betriebshilfe spielt beim MR Bamberg dagegen kaum eine Rolle.
Als Schwerpunkte in der alltäglichen Arbeit der GmbH, in der die gewerblichen Aktivitäten ausgelagert sind, bezeichnete der Vorsitzende unter anderem den Winterdienst und die Grünanlagenpflege, die Pflege von Obstbäumen, sie Betreuung von Parkplätzen sowie die Beteiligung an den zwei Biomasseheizwerken am Schwimmbad Bambados“ in der Stadt Bamberg und an einer klassischen Hackschnitzelheizung in Breitengüßbach. Kunden seien in erster Linie Firmen und Kommunen, mittlerweile würden aber auch immer mehr Privatleute auf die Dienste des Maschinenrings zurückgreifen.
Der Maschinenring Bamberg hatte nach den letzten vorliegenden Zahlen 714 Mitglieder, was einen leichten Rückgang um 34 Mitglieder binnen Jahresfrist bedeutet. Sie alle bewirtschaften zusammen eine Fläche von knapp 32300 Hektar, rund 900 Hektar weniger als im Vorjahr. Eine Besonderheit gibt es beim Maschinenring Bamberg: Das Ringgebiet ist nicht ganz deckungsgleich mit dem Landkreis Bamberg, weil der Teil des früher eigenständigen Landkreises Ebermannstadt zum Maschinenring Fränkische Schweiz gehört. Bereits seit 1. September 2019 ist der MR Bamberg in den Geschäftsräumen im Industriegebiet Laubanger zu finden. Dort sind vier Vollzeit und zwei Teilzeitkräfte beschäftigt.
Bild: „Man weiß nicht, wo geht es hin“: Andreas Hoffmann aus Sassendorf, Vorsitzender des Maschinenrings Bamberg e.V. und gleichzeitig Geschäftsführer der MR Bamberg Dienstleistungs GmbH.
Landwirtschaft hat Zukunft (17):
Galaktisch gut aus Himmelkron: Aus Sojabohnen wird „Ufotofu“ / Christopher Schramm aus Himmelkron hat die „Tofurei“ erfunden
Himmelkron.
Damit liegt Christopher Schramm voll im Trend: auf
rund einem Hektar Fläche bei Himmelkron baut der
32-Jährige Soja an und stellt aus den Bohnen die
Fleischalternative Tofu sowie einen Sojadrink her.
„Ich sehe durchaus Potential, denn fleischlos ist im
Kommen“, sagt der Landwirtssohn. Vermarktet wird
die, zugegeben derzeit noch recht überschaubare
Produktion entweder direkt ab Hof oder über den
Unverpackt-Laden „Hamsterbacke“, über den
Naturkostladen „Hollerbusch“, beide in Bayreuth, und
seit neuestem auch über den Hofladen der Frankenfarm
in Himmelkron. Pro Woche produziert Christopher
Schramm rund zehn Kilogramm sowie einige
Halbliterflachen Sojadrink.
Erst habe er Käse produzieren wollen, schließlich stehen gleich nebenan im Hof der Eltern die Milchkühe im Stall. Doch die Investitionen seien zu groß, der zeitliche Aufwand nicht zu stemmen gewesen. Ein Beitrag im Landwirtschaftlichen Wochenblatt habe dann den Ausschlag gegeben, es einmal mit Soja zu versuchen, damit war die Idee eine „Tofurei“, ausgerechnet im ehemaligen Schlachtraum des Hofes, geboren.
Dabei ist Christopher Schramm weder Vegetarier noch Veganer. „Ich wollte halt etwas machen, was noch keiner macht“, sagt er und startete damals noch in der eigenen Küche die ersten Versuche. „Ich habe mich da ganz langsam herangetastet“, sagt er. Christopher Schramm räumt ein, dass das Ganze derzeit eigentlich nur „ein sehr zeitaufwändiges Hobby“ ist. Was nicht heißt, dass noch viel mehr draus werden könnte. „Es soll schon mal ein eigener Betriebszweig werde“, so Schramm. Die Grundlagen sind gelegt, die Ausrüstung ist bereits überaus professionell.
Hauptberuflich
ist Christopher Schramm seit zwei Jahren im
Ingenieurbüro GeoTeam in Bayreuth tätig und arbeitet
dort an der Schnittstelle zwischen Wasserversorgern
und Landwirten. Er ist gelernter Chemielaborant und
hat im Rahmen des „BiLa“-Programms eine Ausbildung
zum Landwirt absolviert. Die Eltern bewirtschaften
einen klassischen Milchviehbetrieb mit 65 Hektar
Fläche und 70 Kühen im Stall.
Im zurückliegenden Jahr hat er Ende April zum ersten Mal Soja ausgesät. Ernte war relativ spät Anfang Oktober. Der gesamte Anbau erfolgte absolut biologisch, also komplett ohne chemischen Pflanzenschutz. „Wenn schon, denn schon“, sagt Christopher Schramm.
Immer montags geht es in der „Tofurei“ hoch her. Die in Wasser aufgequollenen Bohnen werden in einem 60-Liter-Kessel eingekocht und mit einer Art Entsafter in dickflüssige Soja-„Milch“ verwandelt. Die „Milch“ wird dann rund 30 Minuten lang auf über 90 Grad erhitzt und unter Zugabe von aus Meersalz gewonnenem Magnesiumchlorid als Gerinnungsmittel gerührt und in Formen gepresst, ehe die 200-Gramm-Stücke im Glas oder im Becher mit Salzlake verpackt werden. Hört sich auf den ersten Blick leicht an, ist in Wirklichkeit aber gar nicht so einfach. Bis die Konsistenz stimmte und der cremige Eigengeschmack da war, habe es schon gedauert.
Bis
es soweit war, hat sich Christopher Schramm sein
Wissen nicht nur mit Hilfe umfangreicher
Fachliteratur angelesen, sondern auch Tofu-Betriebe
besucht. Auch einen eigenen Markennamen hat er
schon: „Ufotofu“. Das zeigt, dass Christopher
Schramm auch Humor hat, schließlich lautet der
augenzwinkernde Zusatz „galaktisch gut aus
Himmelkron“. „Da kommt man so in einer Bierlaune
drauf“, sagt er.
Auch die Soja-Herstellung ist ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit. So werden beispielsweise die Schalen der Bohnen an die Kühe verfüttert. Ausbaufähig ist das Ganze auch: „Ich könnte mir vorstellen, künftig auch Sojajoghurt, oder Tofu in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Kräuter oder Bärlauch herzustellen“. Räuchertofu hat er bereits produziert. Nur eines will er garantiert nicht: Fleischesser überzeugen, Vegetarier oder Veganer zu werden.
Bilder:
1. Christopher
Schramm zeigt in seiner „Tofurei“ die quellenden
Sojabohnen. Bis zum fertigen Tofu ist es noch ein
langer Weg.
2. Das
gab es bisher noch nicht: Tofu aus der Region und
für die Region: In Himmelkron produziert Christopher
Schramm derzeit eine noch recht überschaubare Menge.
Landwirtschaft hat Zukunft (16):
Tierwohl wird groß geschrieben / Thomas Erlmann bewirtschaftet in Waldau einen Milchviehbetrieb und die ganze Familie hilft mit
Waldau.
„Ohne Leidenschaft geht es nicht“, sagt Thomas
Erlmann. 2012 hat er den Hof am Ortsrand von Waldau
komplett übernommen. Heute bewirtschaftet er ihn
zusammen mit seinem Eltern Helmut und Getrud, seiner
Frau Anja, den drei Söhnen Lukas (15), Alexander
(13), Sebastian (10) und dem Auszubildenden Jan
Morath. 175 Hektar und 150 Kühe plus weiblicher und
männlicher Nachzucht im Stall kann man nicht so
nebenbei machen. Da muss alles gut organisiert sein.
Einfach mal so wegfahren, das geht nicht. „Man muss
auch schon mal bereit sein, einen Handgriff mehr zu
machen“, so Erlmann. „Und ohne die Unterstützung der
ganzen Familie wäre es ohnehin nicht zu schaffen.“
Am Tag zehn Tonnen Futter, im Jahr 40000 Liter Diesel: Ein Außenstehender würde das gar nicht verstehen, ist sich der 42-Jährige sicher. Zu sehr hätten sich weite Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft entfernt. Auch was das viel zitierte Tierwohl angeht. Dabei gehe es den Tieren so gut wie nie zuvor.
Davon kann man sich im großen Laufstall auf dem Hof nahe der Bundesautobahn A70 überzeugen. Schon vor 22 Jahren wurde der Stall gebaut, ursprünglich für 60 Kühe konzipiert, wurde er zwischenzeitlich zwei Mal erweitert. Alle Tiere können sich frei bewegen, die Anbindehaltung hatte bereits Vater Helmut vor Jahrzehnten abgeschafft. Vor zwei Jahren kam dann ein hochmoderner Melkstand dazu, mit dem es möglich ist, zu zweit 150 Kühe in eineinhalb Stunden zu melken.
Mit der vielgescholtenen Massentierhaltung hat das alles nichts zu tun. „Wir stehen jeden Morgen um sechs Uhr auf, und bevor wir selbst frühstücken, werden unsere Tiere komplett versorgt“, sagt Thomas Erlmann. 1998/1999 hatte er die Landwirtschaftsschule absolviert, in den darauffolgenden Jahren die damalige Höhere Landbauschule (HLS) in Bayreuth und anschließend folgte auch noch die Meisterprüfung. Zehn Jahre lang führte er den Hof zusammen mit dem Vater als GbR, nun ist Thomas Erlmann alleiniger Betriebsleiter.
Zehn
Lehrlinge hat er in den zurückliegenden zwölf Jahren
ausgebildet. Eine ungewöhnlich hohe
Ausbildungsleistung, zumal es im Raum Kulmbach nur
wenige landwirtschaftliche Ausbildungsbetriebe gibt.
Eine Besonderheit ist auch Lehrling Jan Morath aus
der Nähe von Himmelkron. Der 21-jährige hat bereits
eine abgeschlossene Ausbildung, und zwar als
Bauzeichner. Obwohl er im Gegensatz zu vielen
anderen Landwirtschafts-Azubis keinen elterlichen
Betrieb vorweisen kann, wollte er die Ausbildung
unbedingt absolvieren.
Die Milch geht komplett an die Bayernland-Käserei in Bayreuth. Auf den 175 Hektar Fläche, die sich nahezu ausschließlich über den Gemeindebereich von Neudrossenfeld erstrecken, baut Thomas Erlmann im Wesentlichen Gerste, Kleegras, Mais, Raps und Weizen an. Der größte Teil als Futtergetreide für den eigenen Betrieb. Ein kleiner Teil geht an einen nahegelegenen Schweinebetrieb
Eine Besonderheit ist auch die mit zweieinhalb Hektar fast schon riesige Hofstelle. Ein Teil davon hat einen prominenten Vorbesitzer: auf etwa einem Hektar davon hatte vor Jahrzehnten der ehemalige bayerische Bauernverbandspräsident und Bundestagsabgeordnete Gustav Sühler (1922 – 1998) gewirtschaftet, der aus dem benachbarten Lindau stammte.
Die Vielzahl seiner Ehrenämter zeigt, dass Thomas Erlmann über seinen Betrieb hinaus ein gefragter Mann ist. Bereits in der zweiten Wahlperiode sitzt er für die Wählergemeinschaft Waldau im Gemeinderat von Neudrossenfeld, er ist Vorsitzender der Kulmbacher Rinderzüchter und stellvertretender Vorsitzender des oberfränkischen Rinderzuchtverbandes, Vorstandsmitglied der Besamungsstation Neustadt, Jagdvorstand und stellvertretender Feuerwehrkommandant. Seine Mitarbeit im oberfränkischen Meisterprüfungsausschuss hat Thomas Erlmann jetzt aufgegeben, denn auch sein Tag hat nur 24 Stunden.
Bilder:
1.
Sie sind mit der Landwirtschaft aufgewachsen: die
drei Söhne Lukas, Alexander und Sebastian im
großzügig angelegten Laufstall, in dem Tierwohl groß
geschrieben wird.
2. Sie
alle helfen tatkräftig mit, damit alles rund läuft
auf dem Betrieb (von links): Lukas, Thomas,
Alexander, Anja, Getrud, Sebastian und Helmut
Erlmann, sowie Azubi Jan Morath.
Wald vor Wild: Schwerwiegende ökonomische und ökologische Auswirkungen / Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung: Rehwild-Abschusspläne sollen deutlich erhöht werden
Kulmbach. Die Wälder im Landkreis Kulmbach sind in schlechtem Zustand. Die Verbiss-Situation hat im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen und liegt meist deutlich über dem bayerischen Durchschnitt. Im forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung („Vegetationsgutachten“ oder „Verbissgutachten“), das Michael Schmidt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach unlängst vorgelegt hat, ist nicht nur die Rede von schwerwiegenden ökonomischen Auswirkungen für die Waldbesitzer, etwa durch hohe Kosten für dringend notwendigen Bau von Schutzzäunen, sondern auch von ökologischen Auswirkungen etwa durch das Aussterben mancher Baumarten.
Laut Gutachten, das immer im dreijährigen Turnus erstellt wird, sind die Rehwildbestände im Landkreis Kulmbach zuletzt deutlich angestiegen. Mit den Rehwildbeständen steigt natürlich auch die Verbiss-Problematik. Teilweise liegt der Verbiss sogar deutlich über den bayerischen Durchschnitt, der mit 40 Prozent angegeben wird. Ein wichtiges Ziel des Gutachtens ist es, die Rehwild-Abschusspläne für die kommenden drei Jahre zu erstellen. Eine weitere Konsequenz ist es deshalb, dass die Abschussempfehlung deutlich erhöht werden muss. Dramatisch verschärft wurde die Situation zusätzlich durch die großen Borkenkäferschäden der zurückliegenden Jahre. Dadurch waren riesige Kahlflächen entstanden, allein im Landkreis Kulmbach rund 2000 Hektar.
Sechs Hegegemeinschaften gibt es im Landkreis Kulmbach, bei allen sechs liegt der Verbiss deutlich über dem bayerischen Schnitt. Im Einzelnen liegen die Zahlen für die Hegegemeinschaft (HG) Kulmbach bei 70 Prozent, für die HG Roter Main bei 64 Prozent, für die HG Jura bei 73 Prozent, für die HG Trebgast bei 65 Prozent, für die HG Frankenwald bei 51 Prozent und für die HG Frankenwald-Oberland bei 50 Prozent. Die offizielle Abschussempfehlung lautet bei sämtlichen Hegegemeinschaften „erhöhen“, bei der HG Kulmbach sogar „deutlich erhöhen“.
„Damit ist der Verbiss in allen sechs Hegegemeinschaft zu hoch“, sagt Forstdirektor Michael Schmidt. Er zitiert das Bayerische Waldgesetz, dass ganz klar die Priorität „Wald vor Wild“ definiert habe. Das bedeute nicht Wald ohne Wild, so Schmidt, lege aber eine klare Priorität zu Gunsten des Waldes durch den Gesetzgeber fest. Deshalb sei auch die Abschussplanung als Grundlage einer objektiven Beurteilung der Waldverjüngung von so großer Bedeutung. Für das forstliche Gutachten haben Michael Schmidt und seine Mannschaft rund 14000 Pflanzen auf 200 Verjüngungsflächen auf Verbiss-Schäden im gesamten Landkreis Kulmbach untersucht.
Mit Schrecken hat Burkhard Hartmann, Vorsitzender der AG Jagdgenossenschaft, das forstliche Gutachten bereits vor Wochen zur Kenntnis genommen. Nicht nur, dass die Mehrzahl der Reviere in den sechs Hegegemeinschaft mittlerweile zu hohe, teilweise sogar deutlich zu hohe Verbiss-Zahlen aufweisen, sondern auch, dass meist der besonders wichtige Leittrieb betroffen sei. Damit sei der Baum von vornherein nutzlos und wertlos und tauge später allenfalls noch als Brennholz. „Die Situation ist wirklich gravierend“, sagte Hartmann. Man müsse aktiv nachpflanzen, anders gehe es nicht.
Nicht nur die Jäger seien für den Wildbestand und einen angemessenen Lebensraum für das Rehwild verantwortlich, auch Waldbesitzer und Landwirte, gibt Peter Müller, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Kulmbach, zu Bedenken. Großflächige und relativ monotone Feldstrukturen hätten das Rehwild immer stärker zurückgedrängt, so dass einzig die Waldfläche noch als Rückzugsmöglichkeit und Lebensraum für das Rehwild bleibt. Dazu würden nicht alle Waldbesitzer ihre Wälder optimal bewirtschaften, so dass das Rehwild auf die verbleibenden relativ kleinen, aber attraktiven Flächen zurückgedrängt wird. „Rehe sind schließlich absolute Feinschmecker“, gibt der Vorsitzende zu bedenken. Für die Jägerschaft verspricht Peter Müller dennoch: „Wir werden die Abschüsse stark nach oben treiben“. Die offiziell geforderte Erhöhung der Abschussempfehlung bedeute in Zahlen in etwa zehn Prozent mehr Abschüsse bezogen auf die jeweilige Fläche. Trotzdem könne die Gewährleistung „ordentlicher Rehwildzahlen“ nicht alleinige Aufgabe der Jagd sein.
Die Bayerische Forstverwaltung erstellt alle drei Jahre für die rund 750 bayerischen Hegegemeinschaften Gutachten zur Situation der Waldverjüngung. Darin äußern sich die Forstbehörden zum Zustand der Waldverjüngung und ihre Beeinflussung durch Schalenwildverbiss. Sie beurteilen die Verbiss-Situation in den Hegegemeinschaften und geben Empfehlungen zur künftigen Abschusshöhe ab. Die Forstlichen Gutachten 2021 sollen die Beteiligten vor Ort in die Lage versetzen, für die Schalenwild-Abschussplanperiode 2022/25 einvernehmlich gesetzeskonforme Abschusspläne aufzustellen. Für die unteren Jagdbehörden stellen sie eine wichtige Entscheidungsgrundlage bei der behördlichen Abschussplanung dar. Bayernweit ergibt sich laut einer Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums folgendes Bild: Der Anteil der Laubbäume hat weiter zugenommen und liegt jetzt bei 52 Prozent.Landwirtschaft hat Zukunft (15):
Vom Milchbauer zum Christbaumerzeuger / Uwe Witzgall produziert im Oberland Christbäume für ganz Deutschland
Petschen.
„Wenn, dann mit aller Konsequenz“. Das dachte sich
Uwe Witzgall in den Jahren 2013/2014, als er die von
seinen Eltern übernommene Milchviehhaltung aufgab
und auf die Produktion von Christbäumen setzte. Ein
gewagter Schritt in der kleinen Einöde Petschen,
weit oberhalb von Stadtsteinach, direkt auf der
Fränkischen Linie, rund 540 Meter über Normalnull.
Heute gibt ihn der Erfolg Recht. Der 51-Jährige baut
auf rund 30 Hektar Fläche hauptsächlich
Nordmanntannen, in geringerer Stückzahlen auch
Nobilis-Tannen, Blaufichten und Schwarzkiefern an
und beliefert damit Händler in ganz Deutschland.
Aber auch direkt auf der Plantage kann man sich in
der Adventszeit seinen Baum aussuchen.
Ackerbau betreibt der gelernte Landwirt immer noch. Auf weiteren rund 30 Hektar Fläche baut er Roggen, Dinkel und Braugerste an. Der Roggen geht zum Vollkorn-Spezialitäten-Hersteller Pema nach Weißenstadt, Der Dinkel wird klassisch über den hiesigen Landhandel vermarktet und die Braugerste findet sich in den Bierspezialtäten der Altenkunstädter Brauerei Leikeim wieder.
Doch Uwe Witzgall ist mit Leib und Seele Christbaumerzeuger. Über 5500 Bäume wachsen auf einem Hektar. Wer glaubt, das wäre ein schnelles Geschäft, der hat sich allerdings getäuscht. Die Jungpflanzen, meist von örtlichen Händlern, werden mit drei Jahren gesetzt. Die Ernte ist erst Jahre später möglich. „Unsere Bäume wachsen im Schnitt sieben bis zehn Jahre“, erklärt Uwe Witzgall. Bei ihm gibt es auch Christbäume, die vier bis fünf Meter hoch sind und die meist von Firmen oder der öffentlichen Hand bestellt werden. Sie brauchen dann natürlich entsprechend länger.
Zwei Drittel der Bäume gehen an Wiederverkäufer in ganz Deutschland. „Wir beliefern Christbaummärkte von Rosenheim bis Niedersachsen“, sagt er. Aber auch in der Region gibt es die Bäume aus dem Oberland an vielen Verkaufsstellen. Ein Drittel vermarktet Uwe Witzgall direkt an Endkunden. An jedem zweiten und dritten Advent auch zum selbst aussuchen und zum selbst schlagen. Alle Bäume werden bereits im Sommer nach Größe und Qualität ausgezeichnet, ehe sie dann im November gefällt, verpackt und verladen werden.
Um sich von der Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das beweist schon die Tatsache, dass in der Regel rund 20 Prozent aller Bäume als Ausschuss eingestuft und als Schnittgrün vermarktet werden. „Schrott geben wir nicht raus“, macht Uwe Witzgall unmissverständlich klar und ist fest davon überzeugt: Wer einmal einen Qualitätsbaum aus seinen Plantagen hat, der kommt immer wieder.
Qualitätsbaum
heißt, dass alle Bäume aus Petschen seit 2018 das
Siegel „geprüfte Qualität Bayern” tragen dürfen. Das
Gütesiegel besagt, dass festgelegte
Produktionskriterien eingehalten und auch regelmäßig
kontrolliert werden. Dazu gehört zum Beispiel ein
später Schnittzeitpunkt ab dem 15. November.
Außerdem wurde der Betrieb nach den Standards von
GLOBAL G.A.P. zertifiziert, was die Erfüllung noch
höherer Standards bedeutet. Sie beginnen von der
Anpflanzung über die Produktion bis hin zur Ernte,
praktisch in allen Bereichen. „Somit kann man jedem
Baum einen eigenen Lebenslauf ausstellen“, erläutert
Uwe Witzgall.
Von Mitte November bis zum zweiten Advent geht es in und um Petschen rund. „In diesen Wochen haben wir so richtig Stress“, sagt Uwe Witzgall, der vier Mitarbeiter beschäftigt. Doch eigentlich gibt es das ganze Jahr über viel zu tun. Im Moment ist er mit der Entnahme von Bodenproben beschäftigt. Ist eine Fläche erst einmal gerodet wird sie mit einer Zwischenfrucht wie etwa Kleegras begrünt, ehe sie im Herbst neu gepflanzt wird. Düngen, Pflanzenschutz und Baumpflege sind ganzjährig ein Thema.
Auch technisch ist der Christbaumproduzent bestens ausgerüstet. Da gibt es neben den üblichen Gerätschaften, mit denen auch Waldbauern arbeiten, Pflanzmaschinen, Netzautomaten und Palettiermaschinen. 80 bis 100 Bäume passen auf eine Palette, zehn Paletten auf einen Lkw, so rechnet Uwe Witzgall vor. Daraus wird auch die Dimension ersichtlich, in der sich der Christbaumerzeuger bewegt.
Natürlich ist auch Uwe Witzgall, wie jeder andere Landwirt auch, von Boden, Klima, Temperaturen, und Niederschlägen abhängig. „Die Natur kann auch unser Gegner sein“, sagt er und erinnert sich an die Eisheiligen im Jahr 2020, als es Mitte Mai noch einmal einen Nachfrost gab. Die Knospen waren damals schon offen, die frostempfindlichen Triebe schon draußen und so entstand großer Schaden an vielen Bäumen. Auch die Trockenjahre 2018 bis 2020 hätten sich in den Kulturen bemerkbar gemacht, indem es massive Ausfälle bei den Jungpflanzen gab. Das zurückliegende Jahr sei dagegen klimatisch ganz gut verlaufen und aktuell habe es im Winter genügend Feuchtigkeit gegeben.
Eine schlechte Nachricht hat Uwe Witzgall aber dann doch: Nachdem die Preise im zurückliegenden Winter gehalten werden konnten, wird er um eine moderate Erhöhung zum nächsten Weihnachtsfest wohl nicht herum kommen. Grund: Die Preise für Dünger und Diesel steigen derzeit immens an und obwohl er seine Mitarbeiter längst über Mindestlohn bezahlt, wird es auch Lohnsteigerungen geben müssen, um die besten Kräfte für die schwere Arbeit halten zu können.
Bilder:
1. Uwe
Witzgall inmitten einer Plantage, an der die
Jungpflanzen heranwachsen.
2. High
Tech für das Weihnachtsfest: hier werden die
Christbäume zur Verladung in die Netze gezogen.
Landwirtschaft hat Zukunft (14):
Landschaftspflege und Lohnunternehmen / Baumpflege, Baggern, Bierfestfahnen: Der Betrieb von Andreas Textores ist breit aufgestellt
Gemlenz.
Es gibt nichts, was wir nicht machen“, sagt Andreas
Textores. Der 43-Jährige gelernte Landwirt betreibt
seit 2003 einen Landschaftspflegebetrieb und ein
Lohnunternehmen mit Sitz in Gemlenz bei Lehenthal.
Hervorgegangen aus dem elterlichen Hof mit zuletzt
25 Kühen und 40 Hektar Fläche ist der Betrieb heute
ungewöhnliche breit aufgestellt, vielfältig
technisiert und auch für den einen oder anderen
ungewöhnlichen Auftrag zu haben.
Eigentlich hatte er damals nach der Übernahme des Betriebes von den Eltern einen Milchviehstall bauen wollen. Doch es kam anders. Nach dem Besuch der Winterschule in Coburg 1999 arbeitete er zunächst drei Jahre als angestellter Schlepperfahrer und kam so mit dem Thema Landschaftspflege in Verbindung.
Die Flächen rund um Gemlenz bewirtschaftet er noch immer und baut darauf Braugerste, Kleegras, Mais an. Auch Grünland gehört dazu. Während die Braugerste über den Landhandel vermarktet wird, beliefert Andreas Textores mit dem Rest die Biogasanlage in Gössersdorf im Nachbarlandkreis Kronach.
Eine
wichtige Säule seiner Arbeit ist seit fast 20 Jahren
der Winterdienst. Von den größeren Unternehmen in
der Stadt Kulmbach greifen alle auf die Schlagkraft
und Erfahrung von Andreas Textores zurück. Seit
einiger Zeit ist beispielsweise der neue Schneepflug
mit einer Breite von fünf Metern im Einsatz, der
sich optimal für die Räumung von
Supermarktparkplätzen eignet.
Darüber hinaus gehören Gülle- und Silage-Transporte zu den Aufgaben, die Andreas Textores zusammen mit seinem Angestellten Max Weigel, einem gelernten Nutzfahrzeugmechatroniker, ausführt. Für Arbeitsspitzen greift Textores in der Regel auf Kräfte aus dem Maschinenring zurück.
Für die vielen Pferdebetriebe in der Umgebung bietet er eine umfangreiche Palette an Dienstleistungen an, vom Mähen des Grünlandes bis hin zum Aufstapeln der Heuballen in den Scheunen gehört alles dazu. Gute Kunden sind die Verbrauchermärkte für die er auch im Sommer die Anlagen rund um die Parkplätze pflegt, Kehrdienste übernimmt und wenn es sein muss sogar den Müll einsammelt. „Wir bieten einen Rund-um-Service für unsere Kundschaft“, sagt Andreas Textores und hat dabei nicht nur Firmen- sondern auch Privatkunden im Blick.
Meist arbeitet er dabei mit der Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH zusammen, in der die Ringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt haben. Textores ist seit gut zehn Jahren Vorsitzender des Kulmbacher Maschinenrings, der heuer seinen 60-jähriges Bestehen feiert. Die Zusammenarbeit mit dem Maschinenring biete Riesenvorteile für alle Beteiligten, sagt er.
Kontinuierlich gewachsen ist der Maschinenpark. Vom kleinen Aufsitzmäher bis zur Quaderballenpresse, ein Bagger, fünf Schlepper, ein Holzhäcksler, das und vieles mehr steht in der Maschinenhalle in Gemlenz. Gleich daneben will er im kommenden Jahr eine neue beheizbare Halle errichten, in der auch im Winter und bei Nacht schrauben, schweißen oder flexen kann.
Auch für ungewöhnliche Aufträge ist sich Andreas Textores nicht zu schade. Im Gegenteil: Zur Kulmbacher Bierwoche war er es, der die Fahnen in der gesamten Stadt aufgehängt hat. Mit der Corona-bedingten Absage des Bierfestes wurden in den beiden vergangenen Jahren zwar auch die Flaggen weniger, doch irgendwann werden seine Dienste bestimmt wieder gebraucht. Auf dem EKU-Platz ist er im Sommer trotzdem unterwegs gewesen, um die neu gesetzten Platanen im Auftrag der Stadt zu gießen. „Der Platz ist ein Aushängeschild für die Stadt“, sagt Andreas Textores. Eigens für diesen Auftrag hatte er sich ein neues und größeres Wasserfass angeschafft. „Wir haben auch schon viele Problembäume gefällt, Hochregale abgebaut Baggerarbeiten durchgeführt und Baukräne versetzt“, sagt er, dessen Eigenwerbung im Wesentlichen aus Mund-zu-Mund-Propaganda besteht. Um auch gewerbliche Transporte durchführen zu können, ist er sogar in Besitz eines Güterverkehrsscheins.
Die
steigende Nachfrage im privaten Bereich erklärt
Andreas Textores damit, dass man sich gerade in
einer dörflichen Gemeinschaft früher viel mehr
selbst geholfen hat. Heute hätten viele Menschen gar
nicht mehr die Zeit dazu und würden beispielsweise
ihren Rasen viel lieber mähen lassen, als selbst
Hand anzulegen.
Andreas Textores ist in der Szene bestens vernetzt. Als Maschinenringvorsitzender gehört er automatisch der Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes an. Früher war er in der Landjugend aktiv die er auch heute noch, genauso wie die Traktorfreunde Kirchleus-Lösau oder die Dorfgemeinschaft Lehenthal unterstützt.
Bilder:
1. Andreas
Textores ist mit seinem Landschaftspflegebetrieb und
Lohnunternehmen technisch auf dem neuesten Stand.
2. Andreas
Textores und sein Mitarbeiter Max Weigel.
3. Die
Holzbearbeitung gehört zu den Kernaufgaben von
Andreas Textores aus Gemlenz.
Landwirtschaft hat Zukunft (13):
Ehrlichkeit und Verlässlichkeit / Die Familie Unger bewirtschaftet in Leesau einen klassischen Milchviehbetrieb
Leesau.
Den Landwirten wird es nicht leicht gemacht in
diesen Zeiten. Die einen fordern mehr Klimaschutz,
die anderen mehr Tierwohl. Stets sind es die Bauern,
die in die Schusslinie von Politik, Handel und
Verbraucher geraten. Bezahlen will den geforderten
Mehraufwand keiner. Die Familie Unger aus Leesau bei
Thurnau glaubt trotzdem fest daran, dass die
Landwirtschaft Zukunft hat. Allerdings fordern Heike
und Harald Unger sowie Sohn Markus, zwei Dinge:
Verlässlichkeit von der Politik und Ehrlichkeit vom
Verbraucher.
„Wir müssen schließlich auch langfristig planen können, und es muss bezahlbar sein“, sagt Harald Unger an die Politik gerichtet. Schließlich sei jede Investition im Schnitt auf 20 Jahre ausgerichtet. Was aber, wenn sich innerhalb dieser 20 Jahre die politischen Vorgaben mehrfach ändern? Auch das Verbraucherverhalten sieht er kritisch. Die Menschen forderten immer mehr Tierwohl, gleichzeitig würden sie immer weniger für gesunde Nahrungsmittel ausgeben. In Vorleistung sind die Bauern längst gegangen: waren früher pro Tier zwei Quadratmeter Standard, sind es heute über acht Quadratmeter, und das mit Licht und Luft, wie es die engen dunklen Ställe der vergangenen Jahrzehnte nie bieten konnten.
Zug um Zug hat die Familie den Kuhstall von einst 16 Meter auf mittlerweile stattliche 100 Meter Länge vergrößert. Bis 1991, als Haralds Schwiegereltern den Hof noch bewirtschafteten, waren es 24 Kühe im Anbindestall plus Jungvieh und 20 Bullen in der Mast. Heute sind es 90 Kühe und die weibliche Nachzucht. Schon 1996 baute die Familie den Stall teilweise zum Laufstall um und setzten einen Melkstand ein. „Damals war schon Überzeugungsarbeit notwendig“, erinnert sich Harald Unger (51). Die heute so verpönte Anbindehaltung war damals schließlich Stand der Dinge und auch in Leesau waren die Trockensteher bis 2010 noch angebunden.
2006 übergaben die Schwiegereltern dann den Betrieb an Heike und Harald, der den Hof mittlerweile mit Sohn Markus (24) als GbR führt. Klaus, der jüngere Bruder von Markus ist als Elektriker außerhalb der Landwirtschaft tätig. Bestimmt ist es kein Zufall, dass auch Harald den Beruf des Elektrikers gelernt hat, ehe er Anfang der 1990er Jahre in den Hof einheiratete, nicht ohne eine ordentliche Ausbildung zum Landwirt zu machen, die er, genauso wie inzwischen Sohn Markus, mit dem Meister abgeschlossen hat.
„Es verging praktisch kein Jahr, in dem wir nicht gebaut haben“, sagt Harald. Nach dem Wohnhausbau im Jahr 2001 wurde 2010 erst der Laufstallbereich erweitert, dann kamen Abkalbeboxen dazu und die Anbindehaltung wurde für Jungvieh umgebaut, bis schließlich zuletzt 2020 ein Außenklimabereich mit Laufhof am Stallende dazu kam um künftig die Forderungen des Lebensmitteleinzelhandels erfüllen zu können.
Auf den rund 100 Hektar Fläche, die sich im Wesentlichen um die Hofstelle herum erstrecken, bauen Harald und Markus Unger Weizen, Braugerste und Winterraps an, der Ertrag wird klassisch über den Landhandel vermarktet. Auf den übrigen Flächen wachsen Kleegras, Mais und Wintergerste. Zusammen mit dem Grünland wird der Ertrag als Eigenbedarf, also als Futter für die Kühe, gebraucht. Überhaupt stellt die Wirtschaftsweise den Idealfall einer Kreislaufwirtschaft dar. Sowohl der Biertreber, die beim Brauen anfallenden Rückstände des Malzes, als auch der Rapsextraktionsschrot, der bei der Herstellung von Rapsöl entsteht, werden wieder an die Kühe verfüttert.
Auch in Sachen Energie kann die Familie Unger punkten: Ein großer Teil des Stalldaches ist mit Fotovoltaikmodulen versehen. „Ab 2003 waren wir damit eine der ersten“, sagt Harald Unger. Natürlich wird der Strom ins öffentliche Netz eingespeist, doch zumindest rechnerisch wird der gesamte Stromverbrauch des Hofes selbst erzeugt. Derzeit denkt man im Hause Unger über die Anschaffung eines Speichers nach.
Symptomatisch für die Entwicklung der Landwirtschaft stehen die Betriebs- und Viehzahlen in Thurnau: Gab es vor zehn Jahren noch 17 Betriebe, sind es heute nur mehr sechs. Auch die Kühe sind weniger geworden, wenngleich ihre Zahl nicht in der gleichen Dimension abgenommen hat. Hier waren es vor zehn Jahren 618 Kühe, heute sind es immerhin noch 407. Insgesamt hören offiziellen Zahlen zufolge jährlich 60 bis 70 Milchviehbetriebe in Oberfranken auf. „Auch das sind alles Arbeitsplätze und Existenzen, die still und heimlich wegbrechen“, sagt Harald Unger, der eine Periode lang auch stellvertretender BBV-Kreisobmann im Kulmbacher Land war und der aktuell die Freien Wähler im Thurnauer Marktgemeinderat vertritt.
Bild: Harald, Heike und Markus Unger im neuen Außenbereich des zuletzt 2020 erweiterten Kuhstalles.
Braugerstenanbau in Gefahr / BBV-Kreisversammlung: Ernährung sicherstellen, statt Flächen stillzulegen
Kulmbach. Die Landwirtschaft steht vor riesigen Herausforderungen. „Es ist nicht fünf vor, sondern bereits fünf nach zwölf“, sagte BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der öffentlichen Online-Kreisversammlung. Der Strukturwandel setze sich derzeit in ungeahnter Art und Weise fort. Vor allem tierhaltende Betriebe blieben auch im Kulmbacher Land auf der Strecke.
„Da kommt einiges auf uns zu“, so Löwinger mit Blick auf die geplante Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) der Jahre 2023 bis 2027. Bewegte Zeiten gebe es derzeit freilich nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch durch den Krieg in der Ukraine, dessen Auswirkungen derzeit noch gar nicht abzusehen sind. „Vor diesem Hintergrund müssen wir die Bedeutung der Ernährungssicherung völlig neu bewerten“, sagte der Kreisobmann. Zwangsstilllegungen, wie sie mit vier Prozent vorgesehen sind, würden da so gar nicht mehr in die Zeit passen. Löwinger rief deshalb dazu auf, die künftige Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik noch einmal völlig neu zu überdenken.
Zu den bewegten Zeiten gehöre derzeit auch die Tatsache, dass alles extrem teurer werde. Alle spürten den Preisschock, bei den Bauern schlage besonders die Kostenexplosion bei den Betriebsmitteln zu Buche. Der Preis für Düngemittel habe sich beispielsweise binnen der zurückliegenden zwölf Monate glatt verdreifacht. Gleichzeitig bleiben den Landwirten die Einnahmen weg. „Bei uns kommt nichts an“, so Löwinger. Die großen Gewinne gehen in die Taschen der Handelskonzerne.
Konkret kritisierte Löwinger unter anderem, dass mit dem Ziel des Erosionsschutzes eine künftige Winterbegrünung vorgeschrieben ist. Das sei mit dem für das Kulmbacher Land so wichtigen Braugerstenanbau nicht vereinbar, weil es bei der Bewirtschaftung erhebliche Probleme mit sich bringt. Neben einer Rücknahme überzogener Forderungen, Vorschriften und Gesetze forderte der Kreisobmann deshalb, Ausnahmeregelungen für bestimmt Gebiete von der Winterbegrünung. „Es kann ja niemand daran Interesse haben, dass die Braugerste bei uns vor dem Aus steht.“
Im Mittelpunkt der Kreisversammlung stand die zukünftige gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union für den Förderzeitraum 2023 bis 2027. Matthias Borst vom Fachbereich Agrar- und Umweltpolitik des BBV kam dabei zu dem Schluss, dass die künftige EU-Agrarpolitik noch komplexer und von den Bauern noch mehr abverlangen werde. Zwar hätten ein solider Finanzrahmen gesichert und eine ursprünglich geplante 30-prozentige pauschale Kürzung verhindert werden können. Trotzdem werde die Förderung für manche Betriebe geringer ausfallen.
Schuld daran seien neue Vorhaben, die unter Schlagworten wie Konditionalität oder ECO-Schemes („Öko-Regelungen“) fester Bestandteil der neuen EU-Agrarpolitik werden sollen. Dabei geht es im Wesentlichen um Natur-, Landschafts- und Klimaschutzmaßnahmen, zu denen die Bauern teilweise verpflichtet werden sollen oder deren freiwillige Umsetzung extra entlohnt werden soll. Erosionsschutzmaßnahmen gehören genauso dazu, wie der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel.
Aufgrund der Niederschlagssituation ging Borst davon aus, dass die neuen Vorgaben für den Erosionsschutz in Nordbayern nicht so ins Gewicht fallen. Trotzdem sei festgelegt, dass, vereinfacht gesagt, immer etwas auf dem Feld stehen muss, entweder eine Zwischenfrucht oder Getreidestoppeln. Eine raue Pflugfurch genüge dann zwischen dem 1 Dezember und dem 15. Januar nicht mehr. Sonderregelungen gebe es allerdings bereits, etwa für „spät räumende Kulturen“ (ab 1. Oktober), wie Körnermais oder Zuckerrüben,
Die geplanten verpflichtenden Stilllegungen von besten Ackerflächen seien auf jeden Fall noch einmal zu hinterfragen, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse muss auf EU-Ebene kurzfristig reagiert werden“, so Schöffel. In der jetzigen Situation stehe die Versorgung im Mittelpunkt. Bleibe zu hoffen, dass die Menschen jetzt wieder den Wert der Landwirtschaft und der eigenen Nahrungsmittelversorgung erkennen.