Preise
galoppieren davon – Immer mehr Bauern schließen ihre
Hoftore für immer / Dramatische Entwicklung im
Bayreuther Land war Thema beim Betzensteiner
Bauerntag
Betzenstein.
Wie kann das Landwirtschaftsamt die Bauern am besten
unterstützten? Beim Bauerntag in Betzenstein
(Landkreis Bayreuth)
warf
der neue Chef des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg,
Michael Schmidt, die Frage in die Runde und die
Antwort war eindeutig: Indem es bei der Gesellschaft
mehr Verständnis für die Landbewirtschaftung und die
Nutztierhaltung weckt.
Michael Schmidt
war nach Betzenstein, dem südlichsten Bereich seines
Amtsgebietes, gekommen, um sich und die Arbeit der
Behörde vorzustellen. Schnell kamen die Bauern in
der Diskussion darauf, dass die Gesellschaft den
Bezug zur Landwirtschaft nahezu gänzlich verloren
hat. „Wir müssen rein in die Schulen“, war man sich
einig. Lehrer sollten Praktika auf Bauernhöfen
machen, um mit der Praxis konfrontiert zu werden.
Ganz so einfach sei das freilich nicht, wusste
Kreisbäuerin Angelika Seyferth zu berichten. Ihrer
Bemühungen hatten ergeben, dass nur ganz wenige
Schulen über entsprechende Möglichkeiten und
Angebote Bescheid wüssten. Gleichwohl sei es
unverzichtbar, das Thema in die Schulen zu tragen.
Zuvor hatte
Kreisobmann Karl Lappe beklagt, dass derzeit so
viele Betriebe aufhören. Aufgrund der extrem
schlechten Lage für Schweinehalter hätten gleich
mehrere große Betriebe aus dem Landkreis Bayreuth
aufgegeben. „Es tut schon weh, wenn der
Lebensmitteleinzelhandel mit Schäufele wirbt und
gleichzeitig riesige Betriebe im Ausland aufkauft,
während wir uns hier mit allen möglichen Auflagen
herumschlagen müssen“, sagte Lappe dazu. Doch damit
nicht genug. Obwohl mit der Milchviehhaltung derzeit
gute Preise zu erzielen seien, hörten ebenfalls
viele Bauern auf, weil ihnen die Kosten davon
galoppierten. „Viele Bauern treiben derzeit große
Sorgen um“, so Lappe.
Amtschef
Michael Schmidt konnte die Aussagen des Kreisobmanns
nur bestätigen. Während es 2016 noch 293
Schweinemäster im Landkreis Bayreuth gegeben habe,
sind es aktuell nur noch 184. Das bedeutet: In gut
sechs Jahren hätten über 100 Betriebe ihre Hoftore
für immer geschlossen. Oberfrankenweit seien die
Zahlen noch dramatischer: 2016 waren es noch rund
1800 Schweinebauern, aktuell sind es 1100.
Der
Behördenleiter appellierte trotz allem an die
Landwirte, nicht zu verzweifeln, sondern den Wandel
anzunehmen und zu versuchen damit umzugehen. „Es
wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht
wird“, sagte er. Und weiter: „Manchmal sind die
Emotionen höher als die Betroffenheit.
Michael Schmidt
steht seit 1. Oktober als Nachfolger von Georg
Dumpert an der Spitze des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg. Das
Amt ist für die drei Landkreise Bayreuth, Hof und
Wunsiedel zuständig, hat gut 150 Mitarbeiter und ist
Ansprechpartner für rund 3300 Betriebe. Zwei Drittel
davon werden im Nebenerwerb geführt. Michael Schmidt
war zuletzt als Bereichsleiter Forst beim
Landwirtschaftsamt in Kulmbach tätig. Zuvor
bekleidete der 45-Jährige verschiedene Stationen
unter anderem im Bayerischen
Landwirtschaftsministerium und in der Staatskanzlei.
Er hatte er Forstwissenschaften studiert und an der
TU München über Holzbau promoviert. Geboren wurde
Michael Schmidt in Bayreuth, aufgewachsen ist er in
Stadtsteinach im Kulmbacher Land.
Für das
Bayreuther Land ist Landrat Florian Wiedemann
zuständig. „Bayreuther Land“ heißt auch die
Dachmarke, die unter dem Dach des Landratsamtes vor
einigen Jahren gegründet wurde und die seitdem eine
echte Erfolgsgeschichte hinter sich hat. Ziel ist es
beim Verbraucher das Bewusstsein für regionale
Lebensmittel zu schaffen und den Erzeugern
tatkräftig bei der Vermarktung zu helfen. So gibt es
in einem neuen Edeka-Markt in der Stadt Bayreuth
einen „Laden im Laden“ nur mit Produkten aus dem
„Bayreuther Land“, ein weiterer derartiger Laden ist
bereits in Planung.
Beim
Betzensteiner Bauerntag zeichnete Kreisobmann Karl
Lappe die folgenden drei langjährigen Mitglieder mit
Urkunden und Ehrenzeichen aus: Klaus Lothes aus
Bronn für 15 Jahre, Werner Steger vom Ortsverband
Leupoldstein-Ottendorf für 25 Jahre und Willi Kalb
aus Bernheck für 35 Jahre.
Bilder.
1.
Beim Betzensteiner Bauerntag stellte sich Michael
Schmidt (rechts), der neue Leiter des
Landwirtschaftsamtes Bayreuth Münchberg vor.
Kreisobmann Karl Lappe bedankte sich mit einem
Präsentkorb aus dem „Bayreuther Land“.
2. Kreisobmann Karl Lappe (rechts) zeichnete die
langjährigen Mitglieder Klaus Lothes, Werner Steger
und Willi Kalb (von links) aus.
Hanf statt Mais
und Weizen/ Nachwachsende Rohstoffe von
oberfränkischen Feldern für Auto-, Bau-, Papier- und
Textilindustrie – Thurnauer Unternehmen sucht
Hanfbauern
Kulmbach.
Als nachwachsender Rohstoff bietet Hanf zahlreiche
Möglichkeiten der Nutzung. Hanf ist die älteste
Nutzpflanze der Welt, ihre Fasern können vielseitig
verwendet werden, aus den Samen, Blüten und Blättern
wird Öl hergestellt. Damit könnte Hanf für Landwirte
in der Region mehr als nur eine Alternative sein.
Keine Rolle spielt dabei allerdings die Erzeugung
von Haschisch und Marihuana aus den getrockneten
Hanfblättern, -blüten und -blütenständen. In der
Regel werden Hanfsorten angebaut, die auf einen ganz
schwachen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabis) gezüchtet
wurden und die zur einer Verarbeitung als
Rauschdroge völlig ungeeignet sind.
Ein junges
Unternehmen, das sich intensiv mit der
Rekultivierung von Nutzhanf beschäftigt, ist die
Natuvalis GmbH mit Sitz in Thurnau. Die beiden
Gründer Marc Töpfer und Fernando Reinl suchen
derzeit intensiv nach Landwirten, die auf ihren
Flächen Hanf anbauen würden. In spätestens zwei
Jahren möchten die beiden eine entsprechende Anlage
zur Gewinnung von Kurz- und Langfasern, sowie
Schäben (Teile des Pflanzenstängels) errichtet
haben. Nun suchen die beiden Landwirte, die bereit
sind, auf ihren Flächen Hanf anzubauen.
Nachhaltiges
Wirtschaften im Einklang mit der Natur ist das Gebot
der Stunde. Dazu biete Hanf alle Möglichkeiten, sind
sich die beiden Gründer einig. Ursprünglich wollten
sie aus dem Hanf medizinische Wirkstoffe gewinnen,
doch trotz angekündigter Lockerungen durch die
Politik habe man schnell gemerkt, dass die
gesetzlichen Regelungen alles andere als klar sind.
Daraufhin hatten sich Marc Töpfer und Fernando Reinl
auf Hanf für industrielle Zwecke konzentriert.
Die
Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen
vom Einsatz der Fasern in der Automobilindustrie, in
Dämmstoffen, in der Textil- und Papierindustrie bis
zur Herstellung von Baustoffen wie Hanfkalk oder
Hanfbeton. „Die Hanfpflanze birgt unglaubliches
Potenzial in sich“, sagt Marc Töpfer, der zuvor als
Ingenieur in der Industrie tätig war. Es gebe kaum
eine Pflanze, die dermaßen innovativ ist.
In
jedem Auto seien fünf bis zehn Kilogramm Naturfasern
verbaut, sagt Unternehmenssprecherin Katrin Witt.
Sie fänden sich unter anderem in Sitzauflagen,
Hutablagen, Türverkleidungen und in vielen anderen
Form – und Pressteilen. Derzeit seien es oft noch
Kohle- und Glasfasern, vereinzelt aber auch schon
Flachsfasern, doch schon bald könnten es Hanffasern
von oberfränkischen Feldern sein. Weitere
Einsatzmöglichkeiten seien etwa bei ökologischen
Sanierungsmaßnahmen denkbar, indem Dämmmaterial aus
mineralischen und fossilen Stoffen gegen Hanf
ausgetauscht wird.
Die
Natuvalis-Gründer gehen sogar soweit, dass sie sich
eine Wiederbelebung der oberfränkischen
Textilindustrie vorstellen könnten. Gestiegene
Anforderungen an die Produktionsbedingungen in den
meist asiatischen Ursprungsländern sowie Änderungen
in den Lieferkettengesetzen könnten die
Textilproduktion hierzulande durchaus wieder
attraktiver machen. Größter Abnehmer von Hanffasern
ist nach wie vor die Papierindustrie. Nicht zuletzt
seien sogar schon die erste Bibel und die
Unabhängigkeitserklärungen der Vereinigten Staaten
von Amerika auf Hanfpapier gedruckt worden.
Viele Märkte
würden derzeit noch mit künstlichen Stoffen bedient,
der Bedarf könnte aber leicht mit natürlichen
Stoffen gedeckt werden, was dem gesellschaftliche
geforderten und politisch gewünschten Zielen einer
nachhaltigen Kreislaufwirtschaft entsprechen würde.
Oberfranken
sehen die beiden Natuvalis-Gründer hervorragend für
den Hanfanbau geeignet. Die Anbautests der
zurückliegenden beiden Jahre auf verschiedenen
Flächen von Landwirten in den Landkreisen Kulmbach,
Kronach und Coburg hätten positive Ergebnisse
gebracht. Selbst die Trockenheit des zurückliegenden
Sommers habe der Hanfpflanze weniger geschadet als
den meisten anderen Feldfrüchten. „Unsere
Erwartungen haben sich zu 80 Prozent erfüllt“, so
Fernando Reinl. Pestizideinsätze seien nicht nötig
gewesen. Aufgrund des Humusaufbaus habe die
Folgefrucht auf den entsprechenden Böden sogar bis
zu 20 Prozent mehr Ertrag gebracht.
Konkret
sollen in den kommenden Monaten ein Lager und eine
entsprechende Anlage entstehen, in der das Stroh
gebrochen, die Fasern aufgeschlossen und separiert
werden. Aktuell gebe es bundesweit nur drei
Hersteller von Hanffasern, Frankreich oder die
Niederlande seien dagegen führend. Die Anbaufläche
in Deutschland liege aktuell bei 4500 Hektar.
Gute Chancen
für den Anbau von Hanf in unseren Breiten sieht auch
Harald Köppel, der Geschäftsführer des
Bauernverbandes für Bayreuth, Kulmbach und Kronach.
Der Hanfanbau könne auf jeden Fall eine Möglichkeit
für den einen oder anderen Landwirt sein, zum einen
die Fruchtfolge auszuweiten, zum anderen auch, um
Geld zu verdienen und Fuß zu fassen. Die
klimatischen Gegebenheiten seien für den Hanfanbau
in Ordnung. Die beiden Pioniere im Landkreis
Kronach. kämen trotz des rauen Klimas gut zurecht.
Hanfanbau führe derzeit noch ein komplettes
Nischendasein. Nicht vorstellbar sei es dagegen,
dass Hanf mit entsprechend hohem THC-Gehalt auf dem
freien Feld angebaut werden könnte, auch wenn die
Regierung entsprechende Cannabis-Freigaben plant.
„Da müssten die Felder ja eine Rund-um-Bewachung
haben.“
Nach den Worten
von Arno Eisenacher vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach wurden in
Oberfranken heuer von 21 Betrieben 47 Hektar Hanf
angebaut, vier Betriebe beschäftigen sich im
Landkreis Kulmbach mit Hanf. Die Anbaufläche liegt
bei knapp 10 Hektar. Einer der Betriebe ist der
Biohof Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau.
„Wir bauen
schon seit 2016 Hanf an“, sagt Manfred Distler. Bei
ihm werden die Samen nach dem Dreschen zu Öl
verarbeitet und im eigenen Hofladen vermarktet.
Seine Erfahrungen mit dem Anbau bezeichnet der
Biolandwirt als sehr gut. Die Hanfpflanze benötige
wenig Wasser und sei relativ hitzeresistent. Dem
Anbau von Hanf als nachwachsender Rohstoff gibt
Manfred Distler vor dem Hintergrund der
Energiekrise, der Rohstoffkrise mit Lieferproblemen
in unseren Breiten gute Chancen, vor allem deshalb,
weil Hanf so extrem vielseitig verwendbar sei.
Selbst eine Hanf-Jeans, Made in Bavaria, habe es
schon mal gegeben. Leider sei sie vom Markt nicht so
angenommen worden.
Bilder:
So sieht die Hanfpflanze auf den Feldern des Biohofs
Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau aus. (Fotos:
Biohof Distler)
Kein Aufruf zum
Fleischverzicht / Kirche trifft Landwirtschaft:
Evangelische Jugend stellte umstrittene Äußerungen
klar
Motschenbach.
Die Berichterstattung über einen Beschluss der
Evangelischen Jugend in Kulmbach hatte in den
zurückliegenden Tagen und Wochen hohe Wellen
geschlagen. „Zur Bewahrung der Schöpfung“ möchte die
evangelische Jugend fortan komplett auf Fleisch
verzichten, wurde Diakon Stefan Ludwig im lokalen
Radiosender und in einem Internet-Portal zitiert.
Auf Freizeiten sollte es künftig nur noch
vegetarische Gerichte geben.
Bei den
Landwirten im Raum Kulmbach hatte diese Aussage für
„Empörung, Enttäuschung und Fassungslosigkeit“
gesorgt. Der Bauernverband lud kurzerhand Diakon
Stefan Ludwig, Dekan Friedrich Hohenberger und
weitere Vertreter der Evangelischen Jugend auf den
landwirtschaftlichen Betrieb von Norbert Erhardt in
Motschenbach ein, um den Vertretern der Kirche zu
zeigen, wie Landwirtschaft tatsächlich aussieht.
Ergebnis: Man
wolle künftig miteinander und nicht übereinander
reden. Ganz so, wie es rübergekommen ist, sei das
auch gar nicht gemeint gewesen. Vielmehr habe man
mit dem Beschluss ausdrücken wollen, künftig auf
Billigfleisch vom Discounter zu verzichten, das aus
Massentierhaltung stammt. Man wolle fortan auf
Regionalität und Saisonalität setzen, erklärten
Eileen Hempfling und Moritz Mertel von der
Evangelischen Jugend. Da dies aber das Budget
speziell bei drei bis viertägigen Jugendfreizeiten
hergebe, wolle man dort aber lieber ganz auf Fleisch
verzichten, als Billigfleisch zu nehmen. „Was wir
nicht wollten ist, die Landwirtschaft als böse
darzustellen“, so Eileen Hempfling.
Die
Landwirtschaft habe nichts gegen vegetarische
Lebensmittel, stellte BBV-Kreisobmann Harald Peetz
klar. Die Bauern produzierten sowohl tierische als
auch pflanzliche Nahrungsmittel. Wenn es aber heiße,
dass Tierhalter die Schöpfung mit Füßen treten, dann
könne man das so nicht stehen lassen. „Dass uns
viele Organisationen immer wieder gerne in die
Pfanne hauen, sind wir gewohnt. Dass sich aber die
Kirche auch daran beteiligt, das ist neu“, so der
Kreisobmann. Er erinnerte vor allem auch daran, dass
die Bauern traditionell eine enge Verbindung zur
Kirche hätten.
Das Ganze sei
schief rüber gekommen, sagte Katrin Geyer von der
Evangelischen Kirche. Die grundsätzliche Überlegung
sei es vielmehr gewesen, die heimische
Landwirtschaft zu stärken, so Dekan Friedrich
Hohenberger. Nach den Worten des Dekans sei der Wurm
über die Medien reingekommen. Man sollte deshalb
miteinander reden und nicht über die Medien
übereinander. „Es war nie unsere Absicht, einen
ganzen Berufszweig in die Ecke zu stellen“, sagte
Diakon Stefan Ludwig, der in den Veröffentlichungen
als der Verantwortliche für die Aussagen dargestellt
wurde. Christina Flauder, stellvertretende Landrätin
im Landkreis Kulmbach und Mitglied der evangelischen
Landessynode war sichtlich um ein gutes Miteinander
bemüht und bescheinigte den heimischen Bauern, dass
sie einen ganz großen Beitrag für die
Lebensgrundlagen von uns allen leisten.
Wenn
tatsächlich falsch rüber gekommen ist, hätte man das
ja auch klarstellen können, entgegnete Kreis- und
Bezirksbäuerin Beate Opel. Die Bauern seien sich
ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst. Jeder könne
sich ernähren wie er will, so Beate Opel. Sie gab
aber auch zu bedenken, dass bei Kindern eine reine
vegetarische Ernährung fraglich sei.
Bild: Kirche
und Landwirtschaft: Auf dem Betrieb von Norbert
Erhardt in Motschenbach bei Mainleus trafen sich
Vertreter der Evangelischen Kirche mit den
Verantwortlichen des Bauernverbandes zur Aussprache.
Kompetent,
konsequent und klar: Führungswechsel bei der
Agrar-Technik in Franken / Christian Firsching löst
Günter Schuster als Geschäftsführer der
Agrar-Technik-Sparte in Franken ab
Bamberg.
Nach 46 Jahren bei der BayWa, davon 35 Jahre als
Geschäftsführer, hat der Konzern den Chef der
Agrar-Technik-Sparte in Franken Günter Schuster in
den Ruhestand verabschiedet. Gleichzeitig wurde sein
bisheriger Stellvertreter Christian Firsching als
Nachfolger in sein Amt eingeführt. Mit der internen
Neubesetzung dieser wichtigen Funktion möchte die
BayWa gegenüber ihren Kunden und Lieferanten ihre
Verlässlichkeit und Kontinuität unter Beweis
stellen.
Nach den Worten
von Günter Schuster hatte sich die BayWa-Agrarsparte
in Franken während der zurückliegenden Jahre überaus
erfreulich entwickelt. Die Techniksparte sei unter
seiner Verantwortung in den letzten 20 Jahren zum
Marktführer in ihrem Segment geworden. Die Zahl der
Arbeitsplätze bei Agrar und Technik in Franken gab
er mit 1100 an, den Jahresumsatz bezifferte er auf
600 Millionen Euro. Im Bereich Smart Farming habe
die Region sogar bundesweit Akzente setzen können.
Auch im Gebrauchtmaschinenmarkt sei die Sparte in
der Region sehr erfolgreich. So betreibe die BayWa
in Bamberg ihr größtes Gebrauchtwagenzentrum, das
stark international ausgerichtet sei. Nachfolger
Christian Firsching hatte 2005 seine Ausbildung bei
der BayWa begonnen. Set 2015 war er kaufmännischer
Leiter und seit 2020 stellvertretender
Spartengeschäftsführer.
Zahlreiche
namhafte Gäste aus der Agrarbranche waren zum
Führungswechsel in das Bamberger Welcome-Hotel
gekommen, um dich bei Günter Schuster zu bedenken
und seinem Nachfolger viel Glück zu wünschen. Der
neue Bauernverbandspräsident Günther Felßner nannte
Schuster einen gestandenen Manager und bot dessen
Nachfolger die Zusammenarbeit mit dem Bauernverband
an. An seine Berufskollegen appellierte Felßner:
„Wir müssen raus aus der Opfer- und Vorwurfsrolle“,
auch wenn die Stimmung teilweise unsäglich sei. „Wir
sind Mutmacher, wir schaffen Lebensgrundlagen und
wir werden existentiell gebraucht.“
Zur seiner
großartigen Lebensleistung gratulierte Franz Josef
Lutz, der Vorstandsvorsitzende der BayWa AG, dem
scheidenden Geschäftsführer. Er nannte Günther
Schuster einen Mann des Mutes, der Franken im besten
Sinne des Wortes aufgemischt und dabei sämtliche
Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit
übertroffen habe. „Günter Schuster ist als harter
Hund bekannt, aber er war immer konsequent,
berechenbar und damit stets zuverlässig“, so Franz
Josef Lutz.
Gregor
Scheller, Präsident des Bayerischen
Genossenschaftsverbandes, beschrieb Günther Schuster
ebenfalls als konsequent, aber auch als überaus
kompetent und klar. Er habe die BayWa vom
traditionellen Unternehmen hin zum modernen
Dienstleister mitgestaltet. Zum Abschied überreichte
der Genossenschaftspräsident dem scheidenden Günter
Schuster mit der Goldenen Ehrennadel die höchste
Auszeichnung des Deutschen Genossenschafts- und
Raiffeisenverbandes.
Von einer
Zierde des Wirtschaftsstandortes Bamberg sprach
Oberbürgermeister Andreas Starke. Der Bamberger
Hafen wäre ohne die BayWa undenkbar. Mit dem Ankauf
des ehemaligen Stadtlagerhauses habe die BayWa dort
1992 den Grundstein für den Erfolg gelegt. Insgesamt
habe die BayWa in der Domstadt bereits eine
annähernd 100-jährige Geschichte, so Andreas Starke.
Bilder:
1. Christian Firsching (links) und Günter Schuster.
2. Günter Schuster, der
Präsident des Bayerischen Genossenschaftsverbandes
Gregor Scheller und Christian Firsching (von links).
3.
Der Bamberger
BBV-Kreisobmann Tobias Kemmer, Günter Schuster, die
bisherige Landesbäuerin Anneliese Göller,
BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, Kreisbäuerin Marion
Link, BBV-Geschäftsführer Werner Nützel und
Christian Firsching (von links).
Rollende
Lichterketten und leuchtende Traktoren /
Weihnachtlich geschmückte Schlepper setzen „Lichter
der Hoffnung“
Kulmbach.
Tannenzweige, Lichterketten, bunt blinkende LEDs in
den riesigen Rädern und Nikolausmützen auf den
Köpfen der Fahrer: Nachdem die weihnachtlichen
Traktorkorsos in den zurückliegenden Jahren bei Groß
und Klein auf großen Anklang gestoßen waren, haben
sich auch diesmal wieder Bauern aus Kulmbach
zusammengetan. Sie haben ihre Schlepper festlich
geschmückt und sich am Freitag vor dem zweiten
Adventswochenende auf eine Rundfahrt durch die Stadt
gemacht.
Nach
der Corona-Pandemie und den vielen schlechten
Nachrichten über den Krieg in der Ukraine, die
Explosion der Kosten und einem drohenden
Energienotstand sollen „Lichter der Hoffnung“
gesetzt werden, waren sich die beiden
Hauptorganisatoren Kathrin Erhardt aus Motschenbach
und Stefan Seidel aus Wacholder vom Zusammenschluss
„Eure Kulmbacher Landwirte“ einig. „Wir wollten ein
Stückweit die Landwirtschaft in die Stadt bringen
und dabei eine weihnachtlichen Atmosphäre schaffen“,
so einer der Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt,
dass der eine oder andere etwas intensiver über die
heimischen Bauern nachdenkt, dann haben wir unser
Ziel schon erreicht“, sagt sein Berufskollege.
Die
Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum
Funkeln. Trotz der kurzfristigen Ankündigung auf
Facebook sowie in den lokalen Medien und trotz
heftigen Schneeregens säumten viele hundert
Schaulustige die Straßen und ließen sich von der
außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Ziel war es,
einen vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und
die Landwirtschaft ins Gespräch zu bringen.
Politische Banner gab es nicht. Bei der Fahrt wurde
aber Geld für einen sozialen Zweck gesammelt.
Der
Traktorkorso war mit ungefähr 40 Fahrzeugen am
Milchviehbetrieb von Hermann Grampp in Melkendorf
gestartet. Polizei und Feuerwehr sicherten dabei den
Konvoi ab. Nach der Fahrt kreuz und quer durch die
Innenstadt, unter anderem durch Weiher, über den
Holzmarkt und den Zentralparkplatz machten die
Schlepper auf dem Parkplatz des Schwimmbades am
Rande der Stadt halt. Dort gab es die Gelegenheit,
die Fahrzeuge zu fotografieren, mit den Bauern ins
Gespräch zu kommen und den Nikolaus höchstpersönlich
zu treffen. Außerdem gab es Glühwein, Früchtepunsch,
Tee und selbstgebackene Plätzchen für einen guten
Zweck. Die Spenden sollen demnächst der
Geschwister-Gummi-Stiftung überreicht werden.
Bilder: Einen
vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche
Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten
Adventssamstag in Kulmbach. Sämtliche Schlepper
waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich
beleuchtet
Rinderzüchter:
„Politik gängelt Bauern“ / Kreiszuchtgenossenschaft
Bayreuth traf sich zur Jahresversammlung auf dem
Betrieb Färber in Forkendorf
Bayreuth/Forkendorf.
Kritik an der Landwirtschaftspolitik der
Bundesregierung hat die Vorsitzende der
Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth Christiane Böhm
aus Neuhaus bei der Jahresversammlung geübt.
„Tierhaltung ist in Deutschland nicht mehr
erwünscht“, sagte sie. Anders könne man sich die
andauernden Gängeleien seitens der Politik nicht
erklären. Der Rinderzuchtverband sei für die Zukunft
gut gerüstet. „Wir hoffen allerdings, dass uns die
Politik auch eine Zukunft gibt“, sagte Christiane
Böhm.
Auffällig viele
Landwirte würden derzeit aufgeben. In erster Linie
betroffen davon sei der Schweinebereich. Was die
Milchviehhaltung und Rinderzucht angeht seien sowohl
Milch- als auch Schlachtviehpreise derzeit „in
Ordnung“. Allerdings seien auch die Kosten für
Energie und Futter explodiert, so dass von den
Mehrerlösen kaum noch etwas übrig bleibt.
„Vielleicht sollten wir uns so wie die letzte
Generation auch irgendwo festkleben, dann hätten wie
Bauern wenigstens die notwendige Publicity“, sagte
die Vorsitzende.
Ähnlich
argumentierte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. „Uns
werden immer wieder Steine in den Weg gelegt“, sagte
sie und nahm vor allem die Medien in die Pflicht.
„Es geht auf keine Kuhhaut mehr, was die Medien
manchmal veranstalten“, so die Kreisbäuerin. Ähnlich
argumentierte Manfred Neumeister, Kreis- und
Bezirksrat von den Grünen. 99 Prozent der Landwirte
leisteten hervorragende Arbeit, doch über das übrige
eine Prozent werde am meisten berichtet, so seine
Wahrnehmung. Manfred Neumeister plädierte für mehr
Miteinander und rief zu mehr Regionalität auf.
Widerspruch kam dagegen von Veterinärdirektor Dr.
Kai Braunmiller von der Stadt Bayreuth. Das
schlechte Image liege nicht an der Presse, sondern
an denen, die keine gute Arbeit machen, sagte er.
Oberfrankenweit
sei die Zahl der Betriebe erstmals unter die 1000er
Marke gefallen, sagte der Zuchtleiter des
Rinderzuchtverbandes Oberfranken Markus Schricker.
Mit 968 Betrieben habe die Zahl um 46 abgenommen.
Die Zahl der Kühe lag bei 63.900, das bedeutet 835
weniger als im Vorjahr. Nicht ganz so dramatisch
stellten sich die Zahlen in Stadt und Landkreis
Bayreuth dar. Hier gebe es immer noch 247 Betriebe
(zwölf weniger als im Vorjahr) mit zusammen 18.288
Kühen. Bei der Kuhzahl konnte dabei sogar eine ganz
kleine Steigerung um immerhin 16 Tiere verzeichnet
werden. Was die Vermarktung durch den
Rinderzuchtverband angeht, so seien die Zahlen zwar
gesunken, aber trotzdem immer noch „ganz
ordentlich“. Insgesamt hatte der Rinderzuchtverband
Oberfranken exakt 28.329 Bullen, Kühe, Zucht- und
Nutzkälber im Auftrag seiner Mitglieder vermarktet.
Im Vorjahr waren es noch 30.968.
Bei den
Rinderzüchtern ist das Geschäftsjahr nicht identisch
mit dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr des
Rinderzuchtverbandes beginnt immer am 1. Oktober und
endet am 30. September. Als die Betriebe mit den
besten Jahresleitungen wurden die folgenden vier
ausgezeichnet: Christian Popp aus Forthof, Martin
Bezold aus Gösseldorf, Holger Popp aus Zettlitz und
Udo Meister aus Brüderes.
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen der Kreiszuchtgenossenschaft
Bayreuth wurde Christiane Popp aus Neuhaus
einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Neuer zweiter
Vorsitzender ist Christian Engelbrecht aus
Lankendorf. Er löst Hans Potzel ab, der nicht mehr
zur Wahl angetreten war. Als Bayreuther Vertreter
für den Milcherzeugerring Oberfranken wurden Christa
Lauterbach aus Tressau und Horst Ponfick aus
Unterölschnitz gewählt.
Vor
ihrer Jahresversammlung hatten die Mitglieder der
Kreiszuchtgenossenschaft den Betrieb der Familie
Färber zwischen Forkendorf und Mistelbach
besichtigt. In dem 2018/2019 gebauten mehrhäusigen
offenen Laufstall sind 90 Kühe zuhause. Michael und
Maike Färber bewirtschaften zusammen mit ihren
Eltern Christine und Peter Färber rund 90 Hektar
Fläche. Mit ihrem modernen dreireihigen
Boxenlaufstall werden sie vor allem dem von der
Gesellschaft immer wieder gefordertem Wunsch nach
mehr Tierwohl gerecht. Die Tiere haben genügend
Platz, können sich aus dem Weg gehen, profitieren
von Licht und Luft und sind allgemein gesünder.
„Euterprobleme oder Probleme mit Nachgeburten gibt
es nicht“, sagt Michael Färber. Kein Problem sei die
offene Bauweise des Stalls: „Die Kühe friert es
nicht, wenn, dann friert es höchstens den Bauern“,
so Michael Färber scherzhaft.
Zweites
Standbein auf dem Hof der Familie Färber sind die
mittlerweile drei Hühnermobile mit zusammen rund 900
Hühnern. Die Vermarktung funktioniert unter anderem
in einem kleinen hofeigenen Eierhäuschen, das mit
entsprechenden Automaten bestückt ist
Bilder:
1.Die
Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach
besichtigten im Vorfeld ihrer Jahresversammlung den
Betrieb der Familie Färber zwischen Forkendorf und
Mistelgau.
2.Michael
Färber (rechts) stellte dem Kreis- und Bezirksrat
Manfred Neumeister, der Vorsitzenden der
Kreiszuchtgenossenschaft Christiane Böhm, dem
Zuchtleiter des Rinderzuchtverbandes Markus
Schricker und Veterinärdirektor Dr. Kai Braunmiller
seinen landwirtschaftlichen Betrieb vor.
3.Vorsitzende
Christiane Böhm und Zuchtleiter Markus Schricker
haben Martin Bezold und Holger Popp (von links) als
beste Betriebe nach Jahresleistung ausgezeichnet.
Werbung für
Christbäume aus heimischer Produktion / Amt für
Landwirtschaft spendierte der Kita Regenbogen einen
Frankenwaldbaum
Losau. Nun
stehen sie wieder, entlang der großen Straßen, auf
Parkplätzen oder vor Supermärkten: Die
Christbaumverkäufer. Doch Baum ist nicht gleich
Baum. Darauf weist das Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten hin. Zum Start der
Christbaumsaison auf der kleinen Plantage von
Hermann und Hildegard Geier in Losau bei Rugendorf
warb Revierleisterin Anja Mörtlbauer für Christbäume
aus heimischer Produktion.
„Es muss ja
nicht immer der Baum vom Baumarkt sein, der meist
aus Dänemark kommend schon 1000 Kilometer
Transportweg hinter sich hat“, sagte die Försterin.
Mit beim Saisonstart dabei waren die Kinder der Kita
Regenbogen aus Rugendorf. Ihnen spendierte das Amt
einen Weihnachtsbaum für die Tagesstätte. Das
Besondere an der Aktion war, dass die Kinder den
Baum selbst aussuchen und absägen durften, ehe ihn
Hermann Geier gut im Netz verpackt in die
Einrichtung brachte.
Auf einem Hang
oberhalb von Losau baut Hermann Geier seit rund drei
Jahrzehnten Christbäume an. Hobbymäßig, wie er sagt.
Früher sei die etwa zwei Tagwerk große Fläche reiner
Acker gewesen. Zunächst habe er dort Blaufichten
angebaut, mittlerweile nur mehr Nordmann-Tannen.
„Uns macht das große Freude“, sind sich Hildegard
und Hermann Geier einig. Normalerweise versorgen sie
Freunde und Bekannte mit den Bäumen. Alle dürften
sich ihre Bäumchen vor Ort selbst aussuchen. Neben
dem kommissarischen Abteilungsleiter des
Landwirtschaftsamtes Simon Stölzel war auch
Bürgermeister Gerhard Theuer gekommen, um den
Kindern die Vorzüge von heimischen Christbäumen zu
erklären und sie für die Belange des Waldes zu
sensibilisieren.
Bild:
Kindergärtnerin Waltraud Bauer, Simon Stölzel vom
Amt für Landwirtschaft, Hermann Geier, Bürgermeister
Gerhard Theuer, Hildegard Geier und Anna Mara
Kotschenreuther von der Kindertagesstätte (hinten
von links) starteten mit den Kindern der Kita
Regenbogen in Losau bei Rugendorf die
Christbaumsaison.
Gestiegene
Erlöse kommen bei den Bauern nicht an /
Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach traf sich zur
Jahresversammlung auf dem Betrieb Hartmann in
Gössenreuth
Gössenreuth.
Trotz relativ guter Marktlage investieren die
landwirtschaftlichen Betriebe derzeit so gut wie
nicht. Grund dafür ist, dass von den gestiegenen
Erlösen aufgrund der Kostenexplosionen an allen
Ecken und Enden kaum etwas bei den Bauern ankommt.
Ein weiterer Grund ist die relativ schwierige
politische Landschaft, die den Landwirten keine
Planungssicherheit gibt. Das alles hat auch
Auswirkungen auf Milchviehhalter und Rinderzüchter.
„Die Tierzahlen gehen überall zurück“, sagte der
Vorsitzende der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach,
Thomas Erlmann aus Waldau, bei der
Mitgliederversammlung in Gössenreuth.
Auf dem
gesamten Regierungsbezirk bezogen sei der Rückgang
bei Milchkühen und Milchkuhhaltern geradezu
dramatisch, so der Zuchtleiter des
Rinderzuchtverbandes Oberfranken Markus Schricker.
Nicht ganz so eklatant seien die Zahlen im Landkreis
Kulmbach zurückgegangen. Oberfrankenweit ist die
Zahl der Milchkühe den Worten Schrickers zufolge im
zurückliegenden Jahr erstmals unter 80.000 gesunken.
„Das ist relativ rapide gegangen“, so der
Zuchtleiter. 2019 seien es noch 85.000 gewesen.
Entsprechend habe auch die Zahl der Betriebe auf
oberfrankenweit auf 1.600 abgenommen. Das bedeute in
den zurückliegenden 13 Jahren praktisch eine
Halbierung. Oder anders ausgedrückt: „Jedes Jahr
hören 50 bis 60 Betriebe auf.“
Während
diese Statistik alle landwirtschaftlichen Betriebe
in Oberfranken betrifft, weist der Zuchtverband die
Zahlen der Kreiszuchtgenossenschaften und ihrer
Mitgliedsbetriebe extra aus. Hier sei
oberfrankenweit die 1000er Grenze mit 968 Betrieben
erstmals unterschritten worden. Das sind 46 weniger
als noch im Vorjahr. Die Zahl der Herdbuchkühe liegt
exakt bei 63852, was einen Rückgang um 835 Tieren
gleichkommt. Im Landkreis Kulmbach gibt es immerhin
noch 92 Zuchtbetriebe mit 5945 Kühen. Was die
Vermarktung angeht, so seien die Zahlen zwar
gesunken, aber trotzdem immer noch „ganz
ordentlich“. Insgesamt hatte der Rinderzuchtverband
Oberfranken exakt 28.329 Bullen, Kühe, Zucht- und
Nutzkälber im Auftrag seiner Mitglieder vermarktet.
Im Vorjahr waren es noch 30.968.
„Der Milchpreis
passt, doch die Kostenstruktur ist eine andere“,
sagte der Chef des Amts für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach, Harald
Weber. Er wies unter anderem darauf hin, dass 47
Prozent der Betriebe im Landkreis Kulmbach weniger
als 20 Kühe hätten. Bei den meisten davon gebe es
noch Anbindehaltung, was so keine Zukunft mehr hat.
„Das heißt, dort steht eine Umstellung bevor“, so
der Behördenleiter.
Bei
den Rinderzüchtern ist das Geschäftsjahr nicht
identisch mit dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr
des Rinderzuchtverbandes beginnt immer am 1. Oktober
und endet am 30. September. Als die Betriebe mit den
besten Jahresleitungen wurden die folgenden vier
ausgezeichnet: Thomas Erlwein aus Waldau, Andrea
Meister aus Schlockenau, Stephan Fuchs aus
Gössenreuth und Dietmar Schmidt aus Reuth. Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen der Kreiszuchtgenossenschaft
Kulmbach wurde, Thomas Erlmann aus Waldau als erster
und Bernd Schütz aus Dörfles als zweiter
Vorsitzender jeweils einstimmig bestätigt. Dem
Ausschuss, also der erweiterten Vorstandschaft,
gehören künftig Jochen Bär aus Buch am Sand,
Christian Schoberth aus Waldau und Michaela
Eckardt-Hartmann aus Gössenreuth an. Als Kulmbacher
Vertreter für den Milcherzeugerring Oberfranken
wurde Bernd Täuber aus Berndorf gewählt.
Vor ihrer
Jahresversammlung hatten die Mitglieder der
Kreiszuchtgenossenschaft den Betrieb von Rainer
Hartmann in Gössenreuth besichtigt. Das Besondere an
dem Betrieb ist, dass er energiemäßig praktisch
autark ist. Möglich machen dies eine
80-kW-Photovoltaikkanlage und ein
100-kW-Hackschnitzelheizwerk, mit dem die Familie
nicht nur Stallungen, Melkroboter und Wohnhaus,
sondern auch die umliegenden Häuser versorgt. „Das
Hackschnitzelheizwerk wird vor allem mit dem Holz
aus dem eigenen Wald versorgt. Die Familie
bewirtschaftet über 26 Hektar Wald in der Umgebung.
Auf den übrigen Flächen baut die Familie
Wintergerste, Winterweizen, Kleegras und Silomais
an. Den ursprünglichen Milchviehstall hatten die
Eltern noch 1995/1996 gebaut. Ein erster Anbau kam
2005, ein zweiter 2019 dazu. Gemolken wird mit
gleich drei Melkrobotern.
Bilder:
1.Die
Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach
besichtigten im Vorfeld ihrer Jahresversammlung den
Betrieb von Rainer Hartmann in Gössenreuth bei
Himmelkron.
2.Sie
führen den Milchviehbetrieb in Gössenreuth: Elke und
Rainer Hartmann, Tochter Michaela Eckardt-Hartmann
und Schwiegersohn Christian Eckardt.
3.150
Milchkühe sind in den Stallungen der Familie
Hartmann in Gössenreuth zuhause.
Brennholz: Vom
Massenprodukt zur Mangelware / Genug Holz ist
vorhanden, doch es muss erst getrocknet werden
Kulmbach. Die
Nachfrage nach Brennholz ist so hoch wie selten.
Immer mehr Menschen wollen sich für den Winter
eindecken. Brennholz habe sich vom Massenprodukt zur
Mangelware entwickelt, heißt es. Doch ganz so
einfach ist es nicht, denn das Holz muss erst lange
trocknen.
Bei der
Waldbewirtschaftung würden vor allem die schlecht
verkäuflichen Holzsortimente als Brennholz
verwertet, erläutert die Bayerische Landesanstalt
für Wald- und Forstwirtschaft in einer Mitteilung.
Bei der Holzverarbeitung anfallende Nebenprodukte
würden ebenfalls zu einem großen Teil der
energetischen Nutzung zugeführt. Weitere
Energieholzquellen seien unter anderem Altholz,
Flur- und Schwemmholz. Holz werde vor seiner
energetischen Verwendung meist noch aufbereitet für
schnellere Trocknung und um die Lagerung und
Verbrennung zu vereinfachen.
„Ja, die
Nachfrage nach Brennholz ist stark gestiegen“,
bestätigt Theo Kaiser, der Geschäftsführer der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach.
Problem sei es aber nicht, dass es kein Brennholz
mehr gibt. Vielmehr gebe es nur begrenzt
getrocknetes Brennholz. Brennholz müsse mindestens
einen Sommer im Freien trocknen oder künstlich
getrocknet werden. „Hier fehlt es einfach an
Vorräten und Kapazitäten“, so der Geschäftsführer.
Seinen Worten zufolge liegen die Preise im
Augenblick bei 80 bis 90 Euro pro Raummeter für
Weichholz und bei 120 bis 150 Euro pro Raummeter für
Hartholz. Die Beurteilung der Qualität erfordere vor
allem Erfahrung und könne nicht mit wenigen Worten
beschrieben werden. Ein Messgerät, auch darauf weist
Theo Kaiser hin, gebe es schon für wenige Euro im
Baumarkt.
Aus
Sicht von Christian Dormann (Bild), dem Vorsitzender
der Waldbesitzervereinigung Hollfeld, zu der auch
viele Kulmbacher Waldbesitzer gehören, besteht in
den urbanen Bereichen durchaus ein Nachfrageüberhang
nach Brennholz. Dahingehend reagierten auch die
Preise. „Allerdings ist meiner Meinung nach in den
ländlichen Regionen genug Brennholz vorhanden um die
aktuelle Nachfrage zu decken“, sagt Dormann. So
zeige ein Blick in Anzeigenplattformen, dass in der
weiteren Region Hollfeld durchaus ein hohes Angebot
da ist. „Wenn die urbanen Käufer bereit sind, 25
Kilometer aufs Land zu fahren um dort Ihr Brennholz
direkt abzuholen und dafür einen realistischen Preis
zu bezahlen sehe ich überhaupt kein Problem.“
Keine Angabe zu
den aktuellen Preisen kann Christof Maar,
Revierleiter des Forstrevier Kronach vom Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Coburg-Kulmbach machen. Doch auch er weiß von
gestiegenen Preisen. Bei den Waldbesitzern, die
Brennholz direkt an den Endverbraucher verkaufen,
sei das Preisniveau derzeit unterschiedlich. Manche
Waldbesitzer, die vom Borkenkäferbefall fortlaufend
mit hohen Massenanfällen besonders betroffen sind,
hätten ihre Preise kaum erhöht. Andere versuchten
höhere Preise zu erzielen, zum Beispiel durch
Verkauf in Regionen mit einem höheren Preisniveau.
Auch überregionale Abnehmer kauften
Brennholzsortimente in letzter Zeit zur erhöhten
Preisen aus der Region.
Schon in den
letzten Jahren und auch derzeit werde der
überwiegende Anteil an Holz, das üblicherweise zu
Brennholz verarbeitet werden kann, in andere
Regionen verbracht, da hier das Angebot die
Nachfrage bei weitem überschreitet.
Einen
gesamtüberblick, ob sich die Menschen bereits
eingedeckt haben hat Christof Maar nicht. Doch
hätten sich sicher viele mit einem Brennholzvorrat,
der über mehrere Jahre reichen dürfte eingedeckt.
Problem sei aber doch, dass Holz wegen der
Feuchtigkeit länger gelagert werden muss, bevor man
es als Brennholz verwenden kann. Und wie kann der
Laie die Qualität von Brennholz erkennen? Frisch
geschlagenes Holz aus dem Wald hat nach den Worten
des Fachmanns einen Wassergehalt um die 50 Prozent,
vom Borkenkäfer befallenes dürres Holz weniger. Für
eine effiziente und emissionsarme Verbrennung müsse
Scheitholz auf einen Wassergehalt von unter 20
Prozent herunter getrocknet werden. Bei optimaler
Aufbereitung und Lagerung könne dies in einem
Lagerzeitraum von etwa einen Jahr erreicht werden.
Die erste Bundesimmissionsschutzverordnung untersage
außerdem das Verheizen von Holz mit einem
Wassergehalt von über 20 Prozent.
Aus dem
Oberland für ganz Deutschland: Auf den Plantagen von
Uwe Witzgall hat die Ernte der Christbäume begonnen
Petschen.
„Den Weihnachtsbaum, den gönnt man sich“, sagt Uwe
Witzgall und blickt zuversichtlich auf die
anstehende Saison. In diesen Tagen hat für den
Landwirt aus Petschen, oberhalb von Stadtsteinach
die heiße Phase begonnen. Seit bald zehn Jahren baut
der 52-Jährige auf rund 30 Hektar Fläche
hauptsächlich Nordmanntannen, in geringerer
Stückzahlen auch Nobilis-Tannen, Blaufichten und
Schwarzkiefern, an und beliefert damit Händler in
ganz Deutschland.
Sogar im
oberbayerischen Kloster Seeon steht ein Baum aus dem
Kulmbacher Land, oder etwa bei Feinkost Käfer in
München. Die Bäume sind längst bestellt. In diesen
Tagen rollen die Laster zum Transport an. „Als
erstes gehen die Bäume für Firmen, Betriebe und
Gemeinden raus“, erläutert Uwe Witzgall, der
2013/2014 die Milchviehhaltung aufgegeben hatte und
sich fast gänzlich auf die Weihnachtsbäume
konzentrierte. Klar, diese Bäume werden ja auch
bereits zum ersten Advent aufgestellt, und der ist
extrem früh bereits am 27. November.
Fünf
festangestellte Mitarbeiter hat Uwe Witzgall und
noch eine Saisonkraft, die in diesen Tagen alles
geben müssen. Sie wohnen bis zum Weihnachtsfest
sogar in Petschen. „Fast alle sind seit vielen
Jahren hier“, sagt der Landwirt aus dem Oberland.
Einer sei bereits seit der Grenzöffnung jedes Jahr
in Petschen bei der Ernte mit dabei. Und in
Spitzenzeiten wird die ganze Familie eingespannt. Ob
Patenkind oder Schwager, sie alle verbringen ihre
freie Zeit auf dem Hof, der sich direkt auf der
Fränkischen Linie auf rund 540 Meter über Normalnull
befindet. An die 800 Bäume sind es, die derzeit pro
Tag geerntet werden. Im Schnitt sind sie so sechs
bis zehn Jahre alt.
Gute
Nachrichten hat Uwe Witzgall für alle Kunden. Zum
einen werde es, ganz entgegen dem Trend, keine
wesentlichen Preiserhöhungen geben, zum anderen
seien trotz der extremen Trockenheit in diesem
Sommer, genügend Bäume vorhanden. Ein wenig hätten
die Bäume schon gelitten, doch gerade der Regen im
zurückliegenden Herbst habe einiges wieder gut
gemacht. „Die Nordmanntanne ist aber auch extrem
widerstandsfähig, sagt er. Die Ausfälle durch die
Trockenheit beziffert Uwe Witzgall auf knapp 20
Prozent. Kein Problem sei dagegen der Borkenkäfer,
weil die Nordmann-Tanne ein Pfahlwurzler ist, den
der Käfer in der Regel links liegen lässt.
Um sich von der
Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe
Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das beweist
schon die Tatsache, dass in der Regel rund ein
Fünftel aller Bäume als Ausschuss eingestuft und als
Schnittgrün vermarktet werden. „Schrott geben wir
nicht raus“, macht Uwe Witzgall unmissverständlich
klar und ist fest davon überzeugt: Wer einmal einen
Qualitätsbaum aus seinen Plantagen hat, der kommt
immer wieder. Qualitätsbaum heißt, dass alle Bäume
aus Petschen seit 2018 das Siegel „geprüfte Qualität
Bayern” tragen dürfen. Das Gütesiegel besagt, dass
festgelegte Produktionskriterien eingehalten und
auch regelmäßig kontrolliert werden. Dazu gehört zum
Beispiel ein später Schnittzeitpunkt ab dem 15.
November. Außerdem wurde der Betrieb nach den
Standards von GLOBAL G.A.P. zertifiziert, was die
Erfüllung noch höherer Standards bedeutet. Sie
beginnen von der Anpflanzung über die Produktion bis
hin zur Ernte, praktisch in allen Bereichen.
Einen Trend
kann Uwe Witzgall aber doch feststellen: viele
Abnehmer hätten bereits angekündigt, dass sie heuer
aus Energiespargründen zwar nicht auf den Baum, aber
auf die Beleuchtung verzichten. Vor allem in den
Ämter, aber das kann dem Baumproduzenten egal sein.
Freilich wurde auch er von der Preisexplosion
getroffen, vor allem beim Dünger. Auch die Lastwagen
und Schlepper brauchen ihren Diesel und sogar die
Netze seien um 20 Prozent teurer geworden. Für das
kommende Jahr werde er die Preise wohl nicht halten
können und die Händler vor Ort stellten sich ja auch
nicht umsonst hin. Er selbst bezahlt seine
Mitarbeiter schon längst über den Mindestlohn.
Einen Tipp hat
Uwe Witzgall für alle Christbaumbesitzer: „Der
gekaufte Baum sollte drei Wochen schattig und im
Freien liegen, dann hält er am längsten“. In der
Wohnung sollte anschließend ein kleines Stück
abgesägt und der Ständer mit Wasser gefüllt werden.
So hat man am längsten seine Freude an den
Weihnachtsbäumen aus dem Frankenwald. Als weiteren
Trend hat er beobachtet, dass viele Menschen ihren
Baum bereits während der Adventszeit aufstellen und
schmücken. Nicht erst am Heiligen Abend, so wie
früher.
Wer Lust hat,
sich seinen Baum selbst auszusuchen und eventuell
sogar selbst zu schlagen, der kann am zweiten,
dritten und vierten Adventswochenende, jeweils
Samstag und Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr nach
Petschen kommen und sich seinen Baum direkt beim
Produzenten kaufen. Ansonsten gibt es Verkaufsstände
mit den Bäumen von Uwe Witzgall in Kulmbach am
Eulenhof bei Samen Hühnlein, aber unter anderem auch
in Himmelkron, Stammbach, Wonsees und sogar in der
Ludwigstraße am Rathausbrunnen in Hof.
Bild: Uwe
Witzgall (links) und seine Mannschaft hat in diesen
Tagen mit der Ernte auf den Christbaumplantagen im
Oberland begonnen.
„Waldkontroversen“: Verbauen, verbrennen oder
verrotten / Fachleute sagen bei Tagung an der Uni
Bayreuth dem Holz eine große Zukunft voraus
Bayreuth.
Hoffnungsträger Holz: Hinter diesem Titel der
„Waldkontroversen 2022“ an der Universität stand
nicht etwa ein Fragezeichen. Im Gegenteil: Sämtliche
Referenten berichteten von Steigerungen, bei den
Holzvorräten in deutschen Wäldern, beim Einschlag,
bei der Nachfrage nach Bauholz und nach Brennholz.
Bei den „Waldkontroversen“ handelt es sich um eine
Tagung, die vom Bayreuther Zentrum für Ökologie und
Umweltforschung, von der Campus-Akademie für
Weiterbildung und dem Ökologisch-Botanischen Garten
an der Universität veranstaltet wurde. Im Auditorium
saßen dabei nicht nur Studenten und Wissenschaftler,
sondern auch Waldbesitzer, Vertreter der staatlichen
Forstverwaltung, des Naturschutzes und des
Bausektors.
„Holz ist
unerlässlich, gestern heute und morgen, brachte es
Tobias Götz auf den Punkt. Der Chef der Pirmin Jung
GmbH aus Remagen, Deutschlands größtem Planungsbüro,
das sich mit Holz beschäftigt, sprach gar von einer
Renaissance des Baustoffes Holz. So neu ist das
alles allerdings gar nicht. „Holz ist der älteste
Baustoff, der sich seit Jahrhunderten bewährt hat“,
sagte Tobias Götz und zeigte viele Bilder von
Fachwerkbauten aus vergangenen Jahrhunderten.
Jetzt,
wo der Klimawandel direkt vor unserer Haustür
ankommt, habe man Holz endlich wieder als Baustoff
entdeckt. Holzneubauten, wie ein 13-geschossiges
Hochhaus in Amsterdam oder ein 15-geschossiges
Hochhaus in der Schweiz stellten eindrucksvoll unter
Beweis, dass sich Fichte, Tanne und viele andere
Baumarten nicht vor Beton verstecken müssen. Viele
Bauherren hätten die Vorteile des Holzes längst
erkannt, sagte Tobias Götz. Die problemlose
Erfüllung sämtlicher Umweltauflagen und die extrem
genaue Planbarkeit gehörten genauso dazu, wie die
Stabilität, das geringe Eigengewicht und natürlich
die Tatsache, dass es sich um einen nachwachsenden
Rohstoff handelt.
Verbauen,
verbrennen oder verrotten: Gregor Aas, der Leiter
des Ökologisch-Botanischen Gartens an der
Universität Bayreuth hatte hinter dem Untertitel der
„Waldkontroversen“ noch ein Fragezeichen gesetzt.
Eine eindeutige Antwort gab es freilich nicht, doch
die Marschrichtung war klar: „Holz ist eine
unglaublich wertvolle, vielfach nutzbare und
zunehmend begehrte Ressource“, so Gregor Aas.
Pia Bradler und
Clarissa Schmelzle, Studentinnen im Master Global
Change Ecology, hatten jede Menge Daten und Fakten
zusammengetragen, die sie den Teilnehmern
präsentierten. Wichtigste Aussage: Der
Gesamtverbrauch an Holz in Deutschland ist aktuell
größer als die Inlandsproduktion. Während bundesweit
knapp 83 Millionen Festmeter Holz pro Jahr in
Deutschland eingeschlagen werden, liege der
Verbrauch derzeit bei über 127 Millionen Kubikmeter.
Der Holzeinschlag nehme aktuell deutlich zu, waren
sich die beiden Studentinnen einig. Sie
prognostizierten eine weiter steigende Nachfrage
nach Bauholz genauso wie nach Brennholz. Bei
letzterem sei die Situation besonders dynamisch, wie
ein Blick auf den Preis zeigt: Während der Raummeter
Buchenholz noch vor Monaten bei 60 bis 80 Euro lag,
sei er aktuell bei einem Discounter für sage und
schreibe 489 Euro angepriesen worden.
Am zweiten Tag
der „Waldkontroversen“ gab es zwei interessante
Exkursionen: Geschäftsleiter Wolf-Christian Küspert
zeigte den Teilnehmern die GELO-Timber GmbH im
Energiepark Wunsiedel. Dort wurden Ansätze der
Kreislaufwirtschaft beim Nadelholz aus der Region
diskutiert, angefangen vom Schwachholzsägewerk über
die WUN Pellet GmbH bis hin zum Leuchtturmprojekt „Wunsiedler
Weg“ mit dezentraler Energieversorgung und
Wasserstoffhydrolyse. Das Heizwerk des 2021 in
Betrieb gegangenen neuen Sägewerks GELO-Timber kann
dank eines Zweigasbrenners sowohl mit Erdgas, als
auch zukünftig mit Wasserstoff betrieben werden.
Carmen Hombach,
Stadtförsterin und Vorsitzende der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach,
startete mit den Teilnehmern zu einem Rundgang durch
Schadflächen und Waldumbaumaßnahmen im Bereich der
WBV Die Wälder im Frankenwald waren von dem
trockenen Sommer und den Käferschäden besonders
stark betroffen.
Bilder:
1.Hier
im Frankenwald oberhalb von Stadtsteinach wird
gerade jede Menge Holz eingeschlagen.
2.„Holz
ist unerlässlich, gestern, heute, morgen“: Tobias
Götz, Zimmermann, Bauingenieur und Chef von Pirmin
Jung, Deutschlands größtes Planungsbüro in Sachen
Holz.
Keine
CO2-Abgabe auf Holz / Waldbesitzer prangern geplante
Energien-Richtlinie der EU an - MdL Martin Schöffel
bei der WBV Kulmbach/Stadtsteinach
Oberdornlach.
Nach dem Willen der Europäischen Union soll Holz
künftig nicht mehr nachhaltig sein. Bei der
Informationsveranstaltung der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach in
Oberdornlach sorgten die Pläne der EU für
Verwunderung und Kopfschütteln. „Das ist für normal
denkende Menschen nicht zu fassen“, sagte die
Vorsitzende Carmen Hombach. Doch die Erneuerbare
Energien-Richtlinie der EU soll dem Holz tatsächlich
seine Nachhaltigkeit absprechen.
In diesem
Vorgehen stecke eine ganz große Gefahr, sagte Carmen
Hombach. Gehen die Pläne so durch, würden nicht nur
bestimmte Förderungen wegfallen, auch müsste auf
Holz künftig, genauso wie bei Öl oder Gas, die
CO2-Abgabe geleistet werden, obwohl Holz ja
bekanntlich CO2 speichert. „Man könnte fast sagen,
sie wissen nicht, was sie tun“, so die Vorsitzende.
Nun könne man nur noch hoffen, dass dies alles nicht
so kommt.
Der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (CSU) nannte die
Pläne ein Alarmsignal. Im Bereich der energetischen
Nutzung von Holz müsse mehr, und nicht weniger
gemacht werden. Derartige Ideen könnten nur von
Leuten kommen, die in ihrem Leben weder einen Baum
gepflanzt, noch einen Wald bewirtschaftet haben.
„Wenn ein Baum verbrannt wird, dann wird nicht mehr
CO2 freigesetzt, als der Baum vorher gebunden hat.“
Ziel der
bayerischen Forstpolitik werde es deshalb sein, die
Holznutzung zu erhöhen. „Wenn wir den Waldumbau
weiter betreiben wollen, müssen wir die Holznutzung
nach oben fahren“, sagte der Abgeordnete. Schöffel
versprach, sich massiv gegen eine CO2-Abgabe zu
stemmen. Das seien Entwicklungen, die in die völlig
falsche Richtung gehen.
Schöffel
beklagte ganz allgemein den Einzug alter Ideologien
und neuer gefährlicher Entwicklungen in die Politik.
Im Mittelpunkt des europäischen Green Deals sollen
Artenvielfalt und Klimaschutz stehen. Doch viele
aktuelle politischen Vorhaben und Entscheidungen
stünden diesem Ziel entgegen und enthielten
grundsätzliche Webfehler.
„Irgendwo muss
jetzt mal Schluss sein“, forderte Martin Schöffel
und prangerte besonders die geplanten Stilllegungen
landwirtschaftlicher Flächen an. Vor dem Hintergrund
der aktuellen Entwicklungen könne man doch nicht auf
weniger Produktion und mehr Importe setzen.
Stattdessen sollten Eigenversorgung und
Ernährungssicherheit im Mittelpunkt stehen
Im Wald
bezeichnete der Parlamentarier die Stilllegungen
ohnehin als den „größten Blödsinn“. Ein vernünftiger
Waldumbau werde nur mit Waldbewirtschaftung
funktionieren. Holz müsse gerodet werden, sonst
verfault es, sagte Martin Schöffel. Zur
Bewirtschaftung gehöre auch der Einsatz von
zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. „Weniger
Produktion und Verbote von Pflanzenschutzmittel, das
kommt meiner Meinung nach einer Enteignung gleich“,
fand Martin Schöffel klare Worte.
Wie bedeutsam der Wald als CO2-Speicher ist, machte
WBV-Geschäftsführer Theo Kaiser am folgenden
Beispiel deutlich: So speichere jedes Hektar Wald
rund 13 Tonnen CO2 pro Jahr. Einen bedeutsamen
Beitrag zur Wiederbewaldung müssten aber auch die
Jäger leisten, so die Vorsitzende Carmen Hombach.
„Die Jäger müssen diesen Weg mitgehen“, sagte sie.
Mittlerweile sei das Rehwild nicht einmal mehr auf
den Wiesen anzutreffen, sondern bleibe gleich in den
Verjüngungen, weil sich dort ein gedeckter Tisch
bietet. Um die Abschusszahlen zu steigern sei auch
die Vermarktung des Wildbrets von Bedeutung. „Kein
Jäger wird rausgehen, wenn die Kühltruhen voll und
die Nachfrage gering ist.“ Carmen Hombach sprach
sich dafür aus, entsprechende Vermarktungsoffensiven
ins Leben zu rufen.
Bauern sehen
rot / „Landwirte werden unter Sippenhaft gestellt“ -
Demo beim Besuch von Ministerpräsident Söder in
Mechlenreuth
Mechlenreuth.
Über 100 Landwirte aus ganz Oberfranken haben am
Donnerstag in Mechlenreuth bei Münchberg gegen die
stark vergrößerten „Roten Gebiete“ demonstriert. Die
Neuabgrenzung macht den Bauern aufgrund zahlreicher
Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden
Flächen praktisch unmöglich. In Mechlenreuth fand
zeitgleich die offizielle Einweihung eines
Teilabschnitts des Ostbayernrings durch den
bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder statt.
In roten
Ganzkörperoveralls und mit zahlreichen Transparenten
machten die Bauern auf der Zufahrtsstraße ihrem
Unmut Luft. „Wer Bauern quält, wir abgewählt“, stand
unter anderem auf den Transparenten zu lesen. Die
Fahrzeugkolonne mit dem Ministerpräsidenten hielt
kurz an und Söder hörte sich für wenige Minuten die
Probleme der Bauern an. Er versprach ihnen für die
kommenden zwei Wochen eine Art Runden Tisch zusammen
mit Umweltministerium und Bauernverband. Dort soll
das Thema noch einmal aufgegriffen werden.
Nach
der Veröffentlichung des entsprechenden
Kartenmaterials steht nach den Worten des
oberfränkischen BBV-Bezirkspräsidenten Hermann Greif
fest: Bisher seien 25 Prozent der bayerischen
Flächen in den „Roten Gebieten“ gewesen, dann nach
der sogenannten „Binnendifferenzierung“ und
„Modellierung“ nur noch zwölf Prozent. Da sei aber
immer noch kein Trost für alle, die von den „Roten
Gebieten“ betroffen sind.
Im Gegenteil:
Die zwölf Prozent hätten der Europäischen Union
nicht ausgereicht, so dass nachjustiert wurde. Ämter
und Ministerien hätten die betroffenen Flächen
aktuell wieder auf 17 Prozent angehoben. Dabei habe
es insbesondere auch die Bauern im Landkreis Hof
heftig erwischt. „Unser Problem ist jetzt, dass man
uns faktisch unter Sippenhaft nimmt“, sagte Greif.
Betriebe, die umweltfreundlich wirtschaften, müssten
von der Verordnung ausgenommen werden. Während die
EU dies auch zulasse, weigere sich Deutschland,
Betriebe raus zu nehmen.
Die
Demo richte sich nicht gegen den bayerischen
Ministerpräsidenten, so Greif. „Wir wollen uns nur
bemerkbar machen und fordern Unterstützung von Seite
der heimischen Politik.“ Die Einordnung in Rote
Gebiete müsse definitiv noch einmal überprüft
werden. Wenn es um Phosphat oder Nitrat geht, gebe
es ja schließlich auch andere Einflüsse, als die
Landwirtschaft. Auch die sollten miteinbezogen
werden.
Als
„allergrößten Hammer“ bezeichnete es der
BBV-Bezirkspräsident, dass die Gebietsabgrenzung
auch teilweise in die Städte hineinreicht. Dort
seien beispielsweise auch Golfplätze betroffen, die
aber von Auflagen ausgenommen wurden, also auch
weiterhin ihre Flächen düngen dürfen. Greif: „Das
geht so nicht weiter, da müssen wir dagegen halten.
„Wir werden in
Sippenhaft genommen, für etwas, wofür wir nichts
können“, sagte der oberfränkische BBV-Vizepräsident
Michael Bienlein. Viele Bauern seien in ihrer
Existenz gefährdet. „Wir wollen doch auch weiterhin
Nahrungsmittel für unsere Mitmenschen produzieren.“
Für die Neuausweisung fehlten jegliche Grundlagen.
Doch die Einsicht in die entsprechenden Messungen
werde den Landwirten derzeit verwehrt.
Ministerpräsident
Söder sagte den Landwirten zeitnah eine Runde mit
Vertretern des Umweltministeriums und dem Präsidium
des Bauernverbandes zu. „Wir müssen schauen, dass
wir einen Weg finden“, sagte Söder. Man habe bewusst
die erste Karte der Roten Gebiete zurückgestellt, um
die Betroffenheit zu verhindern. Dort wo wenig
Wasser ist, sei die Frage der Nitratwerte schneller
ein Thema, weil die Verdünnungswirkung schlechter
ist. Unabhängig davon, dass im Fränkischen aufgrund
der Trockenheit auch Wasser benötigt werde, müssten
auch hier weiterhin Nahrungsmittel produzieren
werden können. „Ich setze mich ja nicht dafür ein,
dass wir Flächen nicht mehr stilllegen, um mehr
Nahrungsmittel produzieren zu können, wenn wir
gleichzeitig die Flächen nicht nutzen können.“
Bilder:
Der bayerische Ministerpräsident sprach am Rande der
Einweihung eines Ostbayernring-Teilstücks in
Mechlenreuth bei Münchberg mit Landwirten aus
Oberfranken. In rote Ganzkörperanzüge gehüllt,
protestierten die Bauern gegen die Neuabgrenzung der
„Roten Gebiete“.
Altes Haus -
Neuer Stall / Ferkelaufzucht, Mast, Wirtshaus und
Ferienwohnungen: Wo andere zusperren haben Katrin
und Rainer Markstein kräftig investiert
Gumpertsreuth.
Geplant war das alles so nicht, wie es schließlich
gekommen ist. Doch Katrin und Rainer Markstein aus
Gumpertsreuth bei Gattendorf im Landkreis Hof sind
fest überzeugt, den richtigen Weg gegangen zu sein.
Während Schweinehalter landauf landab aufgeben, hat
die Familie am Rande der Ortschaft mit einem
Investitionsvolumen von rund einer Million Euro
einen nagelneuen Schweinestall mit 750 Mastplätzen
errichtet. Die Strohschweine werden hauptsächlich an
zwei größere Metzgereibetriebe in Selb und Dörnthal
vermarktet. Ein weiterer Teil bleibt sozusagen auf
dem Hof und kommt in der eigenen Gastwirtschaft mit
dem Namen „Altes Haus“ auf den Tisch.
Lange Jahre
wurde der Hof im Nebenerwerb bewirtschaftet. 1995
hatte Rainer Markstein von seinen Eltern übernommen.
Der heute 50-Jährige war zuletzt als Kfz-Meister bei
den Hofer Stadtwerken beschäftigt, Ehefrau Katrin
ist gelernte Bäckerin. „Ein zweites Standbein
wollten wir schon immer“, sagt Rainer. So kam das
Paar auf die Idee in einem alten Gebäude des
Vierseithofes ein Café einzurichten. Als man im Jahr
2015 mit den Umbauarbeiten begann, war noch nicht
abzusehen, dass daraus einmal eine Art Geheimtipp im
Hofer Land entstehen würde.
„Wir
haben damals alles eingeschmissen“, sagt Rainer. Nur
die Außenwände und die Zwischendecken hätten noch
existiert. Dank der immensen Eigenleistung der
Familie mit ihren vier Kindern im Alter zwischen
sieben und 21 Jahren konnte das „Alte Haus“ schon im
Januar 2016 eröffnen, vom Café war man inzwischen
abgekommen und es wurde ein richtiges Dorfwirtshaus
daraus. Schon damals hatte Rainer Mut bewiesen, als
er seine Festanstellung im öffentlichen Dienst gegen
die Selbständigkeit eintauschte.
Der Erfolg gab
der Familie Recht. Während andere Gaststätten
ringsum zusperrten, wurden die Marksteins regelrecht
überrannt. „Das hat eingeschlagen, wie eine Bombe“,
so Katrin. In der Regel haben sie drei Tage in der
Woche offen, Donnerstag und Freitag mit Abendkarte,
Sonntag zum Mittagstisch und nachmittags zu Kaffee
und Kuchen. Samstags finden meist geschlossene
Veranstaltungen statt, mittwochs gibt es einmal im
Monat einen Pizzatag, ein anderes Mal steht die
Schlachtschüssel auf dem Plan. Zehn Mitarbeiter
beschäftigt die Familie im Service, drei weitere in
der Küche, alle auf geringfügiger Basis.
Im alten Stall
unmittelbar an der Hofstelle mit Platz für 400
Schweine werden mittlerweile die Ferkel aufgezogen,
ehe sie in den neuen Maststall wechseln. Dort
wachsen die Schweine innerhalb von vier Monaten auf
rund 140 Kilogramm heran. Rainer Markstein fährt die
Tiere mit dem eigenen Lkw in den Hofer,
beziehungsweise in den Helmbrechtser Schlachthof.
Das Fleisch wird in die Traditionsmetzgerei Sandner
nach Selb und in die Landmetzgerei Strobel nach
Dörnthal bei Selbitz geliefert. „Eine
Win-Win-Situation“, wie Rainer sagt. Auf die beiden
Betriebe könne man sich verlassen. „Wir arbeiten
Hand in Hand zusammen“. Das Fleisch hat aufgrund des
hohen Rohfaseranteils, der verfüttert wird,
keinerlei Wassereinlagerungen. Außerdem haben die
Strohschweine mehr Zeit zum „Reifen“ als Tiere aus
konventioneller Haltung.
Der
neue Offenfrontstall auf der grünen Wiese vor den
Toren des Dorfes ist 60 mal 16 Meter groß. Direkt
daneben wurde eine eigene Technikhalle errichtet.
Bei der Einweihung vor wenigen Wochen waren rund
1000 Besucher gekommen. „Mit einem solchen Ansturm
hätten wir nie gerechnet“, sagen beide.
Daneben
bewirtschaften die Marksteins noch 60 Hektar Flächen
und 25 Hektar Wald. Angebaut werden Sommer- und
Wintergerste, Erbsen und Weizen, ausschließlich zum
Eigenbedarf. Und noch ein weiteres Standbein gibt
es: über den Gasträumen wurden zwei schmucke, 80,
beziehungsweise 85 Quadratmeter große
Ferienwohnungen eingerichtet.
„Es ist nicht
schlecht, wenn man mehrere Standbeine hat“, ist sich
das Paar einig. Vor allem die Corona-Zeit hat den
beiden schwere zu schaffen gemacht. „Mit Corona ist
alles anders geworden“, so Katrin. Vielen
politischen Entscheidungen in Sachen Pandemie stehen
die beiden kritisch gegenüber. Nicht nur
wirtschaftliche, auch innerhalb der Gesellschaft sei
vieles unwiderruflich kaputt gegangen.
Bilder:
1. "Auf
der grünen Wiese" am Ortsrand von Gumpertsreuth hat
die Familie Markstein einen neuen Stall errichtet.
2.
Hier fühlen sich die Strohschweine wohl. Das Fleisch
kann in Ruhe heranreifen.
3. Rainer und Katrin Markstein (rechts) mit ihren
vier Kindern.
Ernährungssicherheit im Focus / Scharfe Kritik an
Bund und EU beim Königsfelder Jurabauerntag
Königsfeld.
Als „unverantwortlich, ideologisch und gegen das
eigene Volk gerichtet“ hat Martin Schöffel,
Landtagsabgeordneter aus Wunsiedel und Vorsitzender
des CSU-Arbeitskreises Landwirtschaft, die Politik
der Bundesregierung kritisiert. „Wir dürfen bei der
Nahrungsmittelversorgung auf keinen Fall im eine
ähnliche Situation kommen, wie bei der Energie“,
sagte Schöffel beim Königsfelder Jurabauerntag.
Zum einen
profitierten die Bauern mit Ausnahme des
Schweinebereichs von der weltweit aktuell riesigen
Nachfrage nach Lebensmitteln durch höhere
Erzeugerpreise. Zum anderen stünden Auflagen im
Raum, die man sich jetzt nicht leisten könne und
dürfe. Die geforderten Flächenstilllegungen gehörten
genauso dazu, wie das drohende Verbot von
Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten. „In
einer Zeit von Dürren, Inflation, Unsicherheiten und
Krisen auf der ganzen Welt muss es darum gehen,
Sicherheit bei der Ernährung herzustellen“, so
Schöffel.
Vor allem die
Vorschläge des stellvertretenden
EU-Kommissionspräsidenten Frans Timmermans ernteten
bei Schöffel Kritik. Die Stilllegungspläne würden
bedeuten, dass die Produktion hierzulande um 20
Prozent zurückgehen würde und Deutschland auf
Importe aus dem Ausland angewiesen sei. „Wer so
etwas fordert, der hat den Schlag noch nicht
gehört“, sagte Schöffel und forderte die Bauern dazu
auf, Timmermans zu stoppen.
Auch in den
Wäldern dürfe es keine Stilllegungen geben. „Wir
wollen keine Wildnis“, sagte Schöffel.
Bewirtschaftete Wälder hätten erwiesenermaßen die
gleiche Artenvielfalt aufzuweisen, wie
unbewirtschaftete Wälder. „Wir geben unsere Heimat
nicht auf und lassen uns nicht alles kaputt machen“,
so der Referent.
Trotz
aller Krisen und Herausforderungen freute sich der
neue Kreisobmann Tobias Kemmer, dass der
Königsfelder Jurabauerntag nach drei Jahren Pause
überhaupt wieder stattfinden könne. Bei allen
Schwierigkeiten sollte man sich auch über fruchtbare
Böden und regionale Lebensmittel freuen. Gleichwohl
hätten im Bamberger Land besonders der Mais, die
Sonnenblumen, Zuckerrüben und Soja unter der
anhaltenden Trockenheit gelitten.
Die Bauern
bräuchten aber auch Verlässlichkeit, so der
oberfränkische BBV-Vizepräsident Michael Bienlein
aus Lichtenfels. Jetzt werde gesät, aber niemand
wisse, was er ernte und wie viel er davon bekomme,
so Bienlein. Er sprach sich gegen die Pläne aus,
Pflanzenschutzmittel in sensiblen Gebieten zu
verbieten. „Wir schützen die Pflanzen doch deswegen,
weil wir sie gesund erhalten wollen und als
Nahrungsmittel und Futter für die Tiere brauchen.“
Auch der Königsfelder Bürgermeister Norbert Grasser
wusste von den Problemen der Bauern. Die gesamte
Bevölkerung habe derzeit Befürchtungen,
beispielsweise, dass die Wohnungen im Winter kalt
bleiben.
Vor dem
Jurabauerntag im Schleuppner-Saal feierten alle
Beteiligten einen festlichen Erntedankgottesdienst
mit Pfarrer Michael Herrmann in der nahen
St.-Jakobus-Kirche. Von dort aus setzte sich nach
dem Gottesdienst ein kleiner Festzug zum
Schleuppner-Saal in Bewegung, angeführt von der
örtlichen Blaskapelle und einigen Helfern mit der
stattlichen Erntekrone auf den Schultern.
Bilder:
1. Ein kleiner Festzug bewegte sich vom Gottesdienst
in der St.-Jakobus-Kirche zum Königsfelder
Jurabauerntag im Schleuppner-Saal.
2. Bürgermeister Norbert Grasse, MdL Martin Schöffel,
Kreisobmann Tobias Kemmer, BBV-Geschäftsführer
Werner Nützel und der stellvertretende
oberfränkische BBV-Präsident Michael Bienlein (von
links) vor der Erntekrone beim Königsfelder
Jurabauerntag
Streuobst mit
allen Sinnen genießen / Aktionstag zum Thema
Streuobst am Kompetenzzentrum für Ernährung
Kulmbach.
Streuobstwiesen sind nicht nur wichtig für die
Artenvielfalt, sondern auch durch alte und
regionalspezifische Sorten ein kulinarisches
Geschmackserlebnis. Deshalb hat das Kompetenzzentrum
für Ernährung in Kulmbach die Veranstaltungsreihe
mit dem Namen „Kulminarik“ („Kulinarik in Kulmbach“)
gestartet, Sie soll das Thema Streuobst den
Verbrauchern näherbringen und ihnen das gesamte
Geschmacksspektrum von Streuobst aufzeigen.
Zum Auftakt gab
es auf dem Gelände und in den Räumen der Museen im
Mönchshof in Kulmbach einen überaus gut besuchten
Aktionstag mit Vorträge, Verkostungen,
Kochvorführungen, einem Kinderprogramm mit
Streuobstpädagoginnen und mit Einblicken in die
experimentelle Küche. Es ging dabei nicht nur um
Äpfel, sondern auch um Beeren, Birnen, Walnüsse,
Weintrauben oder Zwetschgen.
Ziel des
aktuellen bayerischen Streuobstpakts ist es, den
derzeitigen Streuobstbestand in Bayern zu erhalten
und neue Streuobstbäume zu pflanzen. „Wir wollen dem
Rückgang der Streuobstbestände in Bayern
entgegenwirken“, sagte Ludwig Wanner vom Bayerischen
Landwirtschaftsministerium bei der Eröffnung. Er
verwies auf das neue bayerische Förderprogramm für
die Abgabe von bis zu einer Million Obstbäumen bis
zum Jahr 2035, das vor wenigen Tagen gestartet
wurde. Dabei sollte es nicht nur um Pflanzung und
Pflege, sondern auch um die Verwertung der Früchte
gehen, sagte Wanner. Nicht immer würde das Obst
richtig geschätzt, deshalb soll die Aktion des
Kompetenzzentrums dem Streuobst einen neuen Schub
geben.
„Zur Ernährung
gehört auch der Genuss“, so die neue Leiterin des
Kompetenzzentrums Christine Röger. Deshalb sollte
mit der Veranstaltung vor allem Werbung für das
Streuobst und die vielfältigen Produkte daraus
gemacht werden. Nicht zuletzt sei Streuobst auch ein
Beitrag zum aktiven Naturschutz, indem zahlreiche
Insektenarten von den Streuobstwiesen profitieren.
Wie
die Obstbäume richtig gepflegt werden, so dass am
Ende auch ein entsprechender Ertrag herauskommt, das
vermitteln die zahlreichen Obst- und
Gartenbauverbände mit ihren Pflegekursen, so die
Bezirksvorsitzende des Verbandes für Gartenbau und
Landespflege, die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer. Die „Kulminarik“-Veranstaltung
richtete sich aber auch an Kinder, denn, so Simon
Reitmeier vom Kompetenzzentrum: „Ernährungsbildung
muss früh ansetzen, damit man die Ernährung im
Erwachsenenalter richtig zu schätzen weiß“.
Agnes Kohler
von „Kohler´s Kulinarik“ führte beispielsweise vor,
wie ein kreatives Menü mit Streuobst entsteht.
Sternekoch Tobias Bätz von „Herrmann's Posthotel“
ließ sich beim Experimentieren mit Produkten von der
Streuobstwiese ebenfalls über die Schulter blicken.
Zusammengestellt wurde beispielsweise eine
Quittenkaltschale zum Aperitif, eine
Birnen-Selleriesuppe als Vorspeise und ein
gebratenes Kalbspflanzerl mit Zwetschen-„Ketchup“
und Apfel-Krautsalat.
In einer Reihe
von Vorträgen verriet Ernährungsberaterin Yvonne
Müller Tipps und Tricks zu Verwertung und
Haltbarmachung des Obstes, der frühere
Kreisfachberater Friedhelm Haun berichtete vom
Gesundheitswert der Walnuss sowie vom Lebensraum
Streuobstwiese und die Hauswirtschaftsmeisterin
Margot Findeiß von der „Vielfalt der Birne“
Ergänzt wurde
das Programm unter anderem mit Mitmachangeboten zum
Saftpressen und zur Sortenbestimmung sowie zu den
verschiedensten Verkostungen. Die Bayerische
Landesanstalt für Wein- und Gartenbau präsentierte
eine Nuss-Mühle zur Herstellung von frischem Nussmus
und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
war mit dem Verbraucherportal Regionales Bayern und
mit Information zu den Genuss Schätzen Bayern
vertreten.
Bilder:
1.Hauswirtschaftsmeisterin
Margot Findeiß und der frühere Kreisfachberater
Friedhelm Haun stellten die breite Palette an
heimischen Apfelsorten vor.
2. Zum Test der Geschmacksnerven lud Eva Stetter
(rechts) den früheren Kreisfachberater Friedhelm
Haun, die Bezirksvorsitzende des Verbandes für
Gartenbau und Landespflege, die Abgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer, Ludwig Wanner vom
Landwirtschaftsministerium, Martina Tröger vom
Kompetenzzentrum und dessen neue Leiterin Christine
Röger (von links).
Appell zu Ruhe
und Gelassenheit / BBV Bayreuth feierte
Kreiserntedankfest – Dank an ausgeschiedene
Ortsobleute
Bayreuth.
Der BBV-Kreisverband Bayreuth hat seine
Erntedankfeier dafür genutzt, allen Ortsbäuerinnen
und Ortsobmänner zu danken, die bei der
zurückliegenden Verbandswahlen nicht mehr angetreten
waren oder nicht mehr gewählt wurden. Genau 99
Persönlichkeiten aus allen Teilen des Bayreuther
Landkreises erhielten dabei eine Urkunde, eine
Anstecknadel und ein Geschenk des Bauernverbandes.
Vor den
Ehrungen feierten die evangelischen Pfarrerehepaar
Uschi und Christoph Aschoff von der Kirchengemeinde
St. Johannis und Günter Schloßmacher,
Gemeindereferent der katholischen St.-Hedwigs-Kirche
in Bayreuth zusammen mit den Landwirten einen
Erntedankgottesdienst in der mit allerlei Gaben
geschmückten Tierzuchtklause. Kreisobmann Karl Lappe
appellierte im Anschluss an seine Berufskollegen,
trotz aller Krisen um uns herum, Ruhe und
Gelassenheit zu bewahren. „Angst und Panikmache sind
fehl am Platz“, so Lappe.
Der Kreisobmann
sprach in seinem Rückblick von einem ganz besonderen
Jahr. Eine so lange und intensive Trockenheit habe
es schon lange nicht mehr gegeben. Wenn der
Klimawandel auch Anpassungen erforderlich macht, so
seien „Greta-Thunberg-Diskussionen“ fehl am Platz.
Lappe gab zu bedenken, dass Deutschland gerade
einmal rund zwei Prozent der Weltbevölkerung und
ebenfalls rund zwei Prozent der Weltagrarfläche
besitze. Das bedeute: „Alles, was wir auch machen,
kann den Klimawandel nicht verändern.“
Nachdem Lappe
in seinem Grußwort auch den Verkehrsversuch der
Stadt Bayreuth kritisiert hatte, in dessen Folge die
Erlanger- und die Bismarckstraße als die beiden
wichtigen Aus- und Einfallstraßen derzeit einspurig
angelegt sind, ging Stadt- und Bezirksrat Stefan
Specht in seinem Grußwort unmittelbar darauf ein. Er
sprach von einem kommunalpolitisch ganz heißen Eisen
und eine ganz schwierigen Thema. Specht nannte den
Verkehrsversuch fragwürdig, gab aber auch zu
bedenken, dass man derzeit noch die Chance habe,
darüber zu diskutieren. Ohne seine Fraktion wäre der
Beschluss zur Einspurigkeit längst gefallen. „Es ist
nicht so, dass wir das einfach durchwinken werden“,
versprach Specht. Karl Lappe gehörte zusammen mit
den Landwirten aus dem westlichen Landkreis, aber
auch zusammen mit seinen dortigen
Bürgermeisterkollegen und den von ihnen vertretenen
Bürgern zu den schärfsten Kritikern der Maßnahme,
die den gesamten Verkehr zwischen Stadt und
Landkreis entscheidend einschränke.
Die
Bundestagsabgeordnete Silke Launert hob in ihrem
Grußwort hervor, dass Nachhaltigkeit bei den Bauern
schon immer eine entscheidende Rolle gespielt habe.
Schon immer stünden Landwirte für Bodenständigkeit
und Bodenhaftung, schon immer hätten sie den Bezug
zur Natur und den Respekt vor Tieren gepflegt.
Eine
besondere Ehrung wurde Hedwig Loos aus Kornbach
zuteil. Sie gehörte von 2007 bis 2022 der
Kreisvorstandschaft des BBV Bayreuth an und konnte
bei den Neuwahlen im Mai aus Zeitgründen nicht mehr
kandidieren. Ihr Amt als Ortsbäuerin, das sie seit
2001 innehat, bleibt sie allerdings auch weiterhin
treu. Kreisbäuerin Angelika Seyferth, die zusammen
mit Kreisobmann eine Ehrenurkunde überreichte,
nannte Hedwig Loos die treue Seele der Landfrauen
und eine wertvolle Ideengeberin für den
Kreisverband.
Die folgenden
ausgeschiedenen Ortsobleute wurden zum Erntedankfest
geehrt:
Für fünf Jahre:
Anna Leichtenstern (Altencreußen), Waltraud Lang (Aufseß-Heckenhof),
Elfriede Schneider (Krögelstein), Gretel Hortelmaus
(Nankendorf), Martina Böhner (Neuhof), Claudia
Berger (Reizendorf), Gisela Hacker (Seulbitz), Ilse
Hösch (Truppach), Jenny Schmitt (Weidmannsgesees),
Andreas Ott (Büchenbach), Sven Stahlmann (Frankenhaag),
Florian Götz (Frankenberg), Roland Thiem (Langenloh),
Thomas Hauenstein (Mistelbach), Matthias Schatz (Moggendorf)
und Martin Bächmann (Neuhaus).
Für zehn Jahre:
Rosi Höhn (Frankenhaag), Brigitte Purrucker (Guttenthau),
Karin Wittmann (Körbeldorf), Heidi Teufel (Langenloh),
Margt Ströbel (Prebitz), Elfriede Berger (Thiergarten-Saas),
Brigitte Lehner (Troschenreuth), Christine Schilling
(Weiher), Gerd Böhner (Euben), Thomas Kolb (Kleinweiglarreuth),
Heinz Herold (Kornbach), Klaus Timm (Lützenreuth),
Alfons Neubauer (Rabeneck), Lorenz Fick
(Untersteinach), Andreas Schilling (Weiher) und
Alexander Kaiser (Wendelhöfen).
Für 15 Jahre:
Gudrun Pezold (Birk), Beate Schieder (Penzenreuth),
Cäcilia Brütting (Seelig), Gerd Schmidt
(Wendelhöfen), Johannes Handwerger (Drosendorf),
Bernd Scholz (Eschen), Reinhold Pöhlmann
(Guttenthau-Röslas), Horst Seitz (Nemnschenreuth),
Rudolf Hagen (St. Johannis), Günter Trautner
(Seidwitz), Thomas Neuner (Welkendorf), und Roland
Macht (Witzleshofen).
Für 20 Jahre:
Christine Stenglein (Breitenlesau), Ingrid Stiefler
(Regenthal), Christa Ordnung (st. Johannis),
Margarete Teufel (Schressendorf), Marianne Galster
(Stein), Angela Neuner (Volsbach) und Erwin Pfändner
(Kainach).
Für 25 Jahre:
Renate Oetterer (Aichig), Roswitha Müller (Busbach),
Erna Handwerger (Drosendorf), Gunda Potzel (Fenkensees),
Regina Pfändner (Kainach), Renate Böhm (Neuhaus),
Irmgard Macht (Witzleshofen), Irmgard Büttner
(Wolfsbach), Margarete Seiferth (Wülfersreuth),
Friedrich Köhler (Betzenstein-Mergners), Johann
Lochner (Obernsees), Erwin Hoffmann (Stechendorf)
und Hans-Martin Reif (Stierberg).
Für 30 Jahre:
Juliane Riedelbauch (Bärnreuth), Renate Ruder (Betzenstein-Mergners),
Margitta Reichel (Bischofsgrün), Karin Potzel (Cottenbach-Altenplos),
Gudrun Rank (Gefrees), Barbara Arnold Kaltenthal),
Resi Hartmann (Körzendorf), Monika Heinz (Lankendorf),
Angelika Grießhammer (Neudorf), Petra Legath
(Oberwarmensteinach), Margitta Zeilmann (Schobertsreuth),
Rita Hoffmann (Stechendorf), Heidi Popp (Zettitz),
Hans-Erhard Keller (Eckersdorf-Donndorf), Hans
Engelnrecht (Lankendorf), Hans Nickl (Lienlas),
Peter Zeilmann (Schobertsreuth), Gerhard Richter
(Siegritzberg), und Konrad Frank (Windischenlaibach).
Für 35 Jahre:
Lore Hohlweg (Bad Berneck), Christine Freyberger (Losau),
Brigitte Burghardt (Seitenbach), Lisbeth Fick
(Untersteinach), Hans Portzel (Fenkensees) und
Karl-Heinz Küffner (Hauendorf).
Für 40 Jahre:
LIselotte Ströbel (Hauendorf), Waltraud Dörfler (Lützenreuth)
und Peter Bauernfeind (Wolfsbach).
Für 45 Jahre:
Gerda Hofmann (Altstadt, Gunda Neuner (Welkendorf),
Heinz Leykauf (Großweiglareuth), Hemut Küfner (Mengersreuth)
und Friedrich Stiefler (Regenthal)
Für 50 Jahre:
Josef Ringler (Mandlau-Prüllsbirkig).
Für 55 Jahre:
Rainer Sack (Altstadt).
Bilder:
1.Sie
gehören zu den Dienstältesten Ortsobleuten des
Bauernverbandes im Landkreis Bayreuth (von links):
Josef Ringler, Liselotte Ströbel, Waltraud Dörfler
und Friedrich Stiefler. Kreisbäuerin Angelika
Seyerth und Kreisobmann Karl Lappe zeichneten die
ausgeschiedenen Ehrenamtsträger beim Kreiserntedank
aus.
2. 15 Jahre lang und damit drei Amtsperioden gehörte
Hedwig Loos (2. von links) dem Kreisvorstand des BBV
an. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links),
Kreisobmann Karl Lappe und sie stellvertretende
Kreisbäuerin Doris Schmidt zeichneten Hedwig Loos
mit der Ehrenurkunde des Bauernverbandes aus.
„Schönster,
spannendster und vielseitigster Beruf der Welt“ / 51
Landwirtschafts-Azubis aus dem Westen Oberfranken
freigesprochen
Hirschaid.
51 frischgebackene Landwirte aus dem westlichen
Oberfranken hat die Regierung von Oberfranken in
Hirschaid feierlich verabschiedet. Die 5 Damen und
46 Herren kamen aus den Städten und Landkreisen
Bamberg, Coburg, Forchheim, Kronach und Lichtenfels.
Sie alle haben eine dreijährige duale Ausbildung
hinter sich. Das bedeutet: Nach einem
Berufsschuljahr in Vollzeit waren sie zwei Jahre
lang in ihren Ausbildungsbetrieben tätig. Während
dieser Zeit besuchten sie einmal pro Woche die
Berufsschule. Dazu gab es die verschiedensten
Lehrgänge und Schulungen. Für die Berufsbildung ist
seit Juli 2021 die Regierung von Oberfranken
zuständig.
Die Erzeugung
wertvoller Nahrungsmittel ist und bleibt die
wichtigste Aufgabe des Landwirts, sagte Burkhard
Traub von der Regierung. Im Zuge von Krieg und
Krisen sei das der Bevölkerung jetzt erst weder so
richtig bewusst geworden. Alle Absolventen hätten es
in den zurückliegenden drei Jahren gelernt,
Nahrungsmittel umweltverträglich und nachhaltig zu
erzeugen und dabei auch das Tierwohl zu
berücksichtigen.
Kein Jahrgang
zuvor habe so vieles meistern müssen, wie der
aktuelle Jahrgang, so Tanja Schilling von der für
die angehenden Landwirte zuständigen
Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg. Der
mehrfache Wechsel von Präsenz- in den
Inline-Unterricht habe genauso dazugehört, wie
zahlreiche andere Hürden in Verbindung mit den
Corona-Auflagen. Als besten anwesenden Absolventen
zeichnete sie Korbinian Bischof aus. Er stammt aus
Pfaffenhofen an der Roth im schwäbischen Landkreis
Neu-Ulm und hatte in Oberfranken seine Ausbildung
absolviert. Bester wurde Michael Kilian aus
Viereth-Trunstadt im Landkreis Bamberg. Er konnte an
der Freisprechungsfeier nicht teilnehmen. Das Trio
der Jahrgangsbesten ergänzt Michael Endres aus
Wiesenttal.
Die
Leistungen aller Absolventen seien ein ganz
wesentlicher Beitrag für unsere Gesellschaft, sagte
der stellvertretende Bamberger Landrat Johannes
Maciejonczyk. Der Beruf des Landwirts sei um vieles
anspruchsvoller, als manch anderer Beruf. „Der
Landwirts kennt auch keine Uhrzeit, sondern viele
Uhrzeiten“, sagte Maciejonczyk. Einige aktuelle
Themen, die ihn und seinen Berufskollegen derzeit
umtreiben, sprach der neue BBV-Kreisobmann Tobias
Kemmer aus Bamberg an. Die seiner Meinung nach
völlig überzogenen Vorschläge der EU zur
Pflanzenschutzreduktion in Schutzgebieten gehörten
genauso dazu, wie die im Raum stehende Schließung
des Bamberger Schlachthofes. Um dagegen anzukämpfen
sei eine Interessensgemeinschaft gegründet worden,
weitere Mitstreiter aus den Reihen der Viehhalter
seien dringend gesucht.
Ein weiterer
Gratulant war Roland Reh, Vorsitzender des Bamberger
VLF-Kreisverbandes (Verband landwirtschaftlicher
Fachbildung). Mit der erfolgreichen Prüfung stünden
den Absolventen jetzt alles Wege offen. Doch Arbeit
und gewinn seien nicht alles, mahnte Reh. Er
appellierte an die jungen Leute, sich auch immer
wieder Freiräume zu schaffen, Hobbys nachzugehen,
aber auch Ehrenämter zu übernehmen. Konrad
Schrottenloher, der neue Leiter des Bamberger Amtes
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nannte den
Beruf des Landwirts den „schönsten, spannendsten und
vielseitigsten Beruf, den es auf der ganzen Welt
gibt“. Er rief die jungen Leute dazu auf, sich in
die aktuelle gesellschaftliche Diskussion immer
wieder einzubringen: „Tun sie mit der Landwirtschaft
nicht nur Gutes, sondern reden sie auch darüber“,
sagte der neue Amtschef.
Die
erfolgreichen Absolventen sind:
Landkreis
Bamberg:
Tobias
Aichinger (Hirschaid), Michael Blauberger
(Frensdorf), Christian Dotterweich
(Schönbrunn/Steigerwald), Lukas Engel (Burgebrach),
Niklas Geiger (Reckendorf), Sebastian Heberlein (Reundorf),
Michael Kilian (Viereth-Trunstadt), Raphael Kropf (Pommersfelden),
Rainer Richter (Heiligenstadt), Bernhard Schäfer
(Heiligenstadt), Tobias Schwarzmann (Altendorf),
Lukas Schwengler (Reckendorf) und Lukas Zenk
(Scheßlitz).
Landkreis
Coburg:
Tobias
Freiberger-Falk (Itzgrund), Lukas Köhn (Neustadt bei
Coburg), Gina Pohle (Seßlach), Jonas Spielmann
(Seßlach), Max Taschek (Großheirath), Jonathan
Waldert (Großheirat), Christian Wäschenfelder (Großheirath)
und Tobias Wöhner (Seßlach).
Landkreis
Forchheim:
Anna-Maria
Deinhardt (Ebermannstadt), Michael Endres (Wiesenttal),
Melissa Geyer (Hallerndorf), Johannes Götz
(Kirchehrenbach), Maria Götz (Kirchehrenbach),
Michael Götz (Kirchehrenbach), Christian Hübschmann
(Kirchehrenbach), Niklas Niedermann (Langensendelbach),
Christof Otzelberger (Hallerndorf), Michael Roppelt
(Kauernhofen), Max Singer (Hetzles), Johannes
Vollmann (Hausen) und Sebastian Wölfel (Igensdorf).
Landkreis
Kronach:
Tobias Backer (Marktrodach),
Tobias Bauer (Weißenbrunn), Kai Döhler (Küps), Jonas
Thiem (Ludwigstadt) und Jan Welcher (Kronach).
Landkreis
Lichtenfels:
Jonas Fischer
Hochstadt, Isabell Kremer (Lichtenfels), Martin
Lypold (Lichtenfels), Maximilian Reindl (Altenkunstadt),
Fabian Reinhardt (Lichtenfels), Maximilian Rieger
(Burgkunstadt) und Jakob Wunner (Ebensfeld).
Bild:
1.Als
besten anwesenden Absolventen hat Tanja Schillig von
der Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg
Korbinian Bischof aus Pfaffenhofen an der Roth
ausgezeichnet. Er hatte in Oberfranken seine
Ausbildung absolviert.
2. Sie alle haben die Ausbildung zum staatlich
anerkannten Landwirt erfolgreich absolviert und
wurden bei einer Feierstunde in Hirschaid
„freigesprochen“. Das Bild zeigt die erfolgreichen
Absolventen aus dem Landkreis Coburg zusammen mit
einigen Gratulanten.
Landwirt als
Beruf der Zukunft / 43 frischgebackene Landwirte aus
Ostoberfranken verabschiedet
Himmelkron.
43 Absolventen des Ausbildungsberufes Landwirt aus
den Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach
und Wunsiedel haben am Mittwoch in Himmelkron ihre
Zeugnisse und Urkunden erhalten. Für die
„Freisprechungsfeier“ war erstmals die Regierung von
Oberfranken statt wie bisher das jeweilige
Landwirtschaftsamt zuständig. Hintergrund ist die
Neuorganisation der Ämterstruktur, in deren Rahmen
seit Juli 2021 die Bezirksregierungen für die
Berufsausbildung der Landwirte zuständig sind.
Lediglich die Berufsberatung liegt weiterhin in den
Händen der Landwirtschaftsämter. Unter den 43
Absolventen waren neun Frauen.
Mit Loisa
Riedl, Jan Morath und Christopher Schramm kommen
alle drei Besten des Ausbildungsjahres aus der
Gemeinde Himmelkron. Bei der feierlichen
Verabschiedung betonten sämtliche Redner, wie
wichtig die regionale Erzeugung von Lebensmittel vor
dem Hintergrund der Corona-Pandemie und des Ukraine
Krieges ist. Ebenso ließ es kein Redner aus, an die
jungen Leute zu appellieren, Weiterbildungsangebote
anzunehmen.
„Die Bedeutung
von Nahrungsmittelsicherheit ist uns allen wieder
bewusst geworden“, sagte Burkhard Traub von der
Regierung. Doch Landwirte stünden noch für vieles
mehr, für den Erhalt der Kulturlandschaft für das
gesellschaftliche Leben auf dem Land, für ein
aktives Dorfleben und eine lebendige Dorfkultur.
Eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung
bezeichnete er als bestmögliche Vorbereitung auf das
künftige Berufsleben.
Es gebe kaum
einen anderen Beruf, der so abwechslungsriech und
vielfältig ist, wie der des Landwirts, so der
stellvertretende Hofer Landrat und Bürgermeister von
Naila Frank Stumpf. Noch immer machten sich viele
Menschen im Supermarkt keine Gedanken darüber, woher
das reichhaltige Angebot eigentlich kommt. Dazu
benötige es die Landwirte als hochqualifizierte
Fachkräfte, die sich ständig neuen Herausforderungen
stellen müssten.
Von
einem „Beruf der Zukunft“ sprach Andrea Brönner, die
Leiterin des Beruflichen Schulzentrums Stadt und
Landkreis Hof, zu dem auch die Berufsschule für
Landwirte in Münchberg gehört. Zusammen mit Martin
Abt, dem Leiter des Staatlichen Berufsschulzentrums
III in Bayreuth, sprach sie aber auch die
Herausforderungen an. „Das Problem ist die
Akademisierung der Bildung“, sagte Andrea Brönner.
Martin Abt bezeichnete im Rückblick den
Distanzunterricht als nicht einfach. Er sprach auch
den Lehrermangel an seinem Schulzentrum und an den
Berufsschulen allgemein an.
Glückwünsche
für den Bauernverband überbrachte der Kulmbacher
BBV-Kreisobmann Harald Peetz. Er bereitete die
jungen Leute darauf vor, dass sie es im Rahmen ihrer
künftigen Tätigkeit auch immer wieder mit Teilen der
Gesellschaft zu tun hätten, die „es nicht immer gut
mit uns meinen“. Er appellierte deshalb an die
frischgebackenen Landwirte, selbstbewusst zum
eigenen Berufsstand zu stehen, schließlich seien
seit den Krisen gerade die Bauern wieder mehr in den
Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt.
Auch Rainhard
Kortschack vom Verband für landwirtschaftliche
Fachbildung (VLF) sprach dieses Thema an. „So manch
Verbraucher träumt noch immer von der lila Kuh“,
sagte er. Die Landwirte müssten sich deshalb immer
wieder aufs Neue bemühen, in der Gesellschaft Gehör
zu finden.
Die folgenden
jungen Leute haben ihre Ausbildung zum Landwirt
erfolgreich bestanden.
Stadt und
Landkreis Bayreuth:
Christopher
Schramm (Bayreuth), Anna Büttner (Pegnitz), Mariella
Hannig (Hollfeld), Fabian Lang (Creußen) und Vanessa
Lochmüller (Weidenberg).
Stadt und
Landkreis Hof:
Moritz Gruber
(Hof), Martin Eckardt (Konradsreuth), Susann Eckardt
(Konradsreuth), Florian Feulner (Stammbach), Pascal
Findeiß (Selbitz), Johannes Häßler (Issigau),
Matthias Hermasch (Stammbach), Fabian Hüttner
(Schauenstein), Christoph Kothmann (Schauenstein),
Maximilian Kretzer (Regnitzlosau), Lukas Meyer
(Schwarzenbach an der Saale), Moritz Neudel (Zell),
Simon Rödel (Rehau), Paul Schaber (Döhlau), Stefan
Schlegel (Münchberg), Hannah Schmutzler (Döhlau),
Robert Sörgel (Konradsreuth), Moritz Tutsch
(Selbitz), Fabien Wolfrum (Schauenstein), Tobias
Wolfrum (Helmbrechts) und Lena Zuber (Köditz).
Stadt und
Landkreis Kulmbach:
Mirijam
Beierlein (Neuenmarkt), Stefan Köber (Kulmbach), Jan
Morath (Himmelkron), Louisa Riedl (Himmelkron),
Tobias Spiller (Himmelkron) und Florian Wehrfritz
(Kulmbach).
Landkreis
Wunsiedel:
Ralf Amann
(Röslau), Michel Döhler (Thiersheim), Moritz Friedel
(Höchstädt) und Jonas Gräbner (Kirchenlamitz).
Bilder:
1.Louisa
Riedl aus Himmelkron gilt mit einem Notenschnitt von
1,1 als Beste des Prüfungsjahrgangs. Dafür erhielt
sie aus den Händen von Schulleiter Martin Abt unter
anderem einen Staatspreis.
2. Diese frischgebackenen Landwirte aus den Städten
und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und
Wunsiedel haben ihren Berufsabschluss zum Landwirt
erfolgreich absolviert.
2.Zusammen
mit den Gratulanten stellten sich die Absolventen
aus den einzelnen Landkreisen zu Gruppenbildern
Landkreis Bayreuth (links) - Landkreis Hof (rechts)
Landkreis Kulmbach (links) - Landkreis Wunsiedel
(rechts)
Abschied von
Fichte und Kiefer / Bei der FBG Pegnitz spielt das
Thema Waldumbau eine immer größere Rolle – Gemischte
Bilanz bei Jahresversammlung
Pegnitz.
Auf zwei turbulente Jahre hat die
Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz bei ihrer
Jahresversammlung zurückgeblickt. Nach einem langen
Tief hat sich der Holzpreis seit Anfang des Jahres
wieder erholt und ist seitdem stabil. „Wir können im
Großen und Ganzen zufrieden sein“, sagte der
Vorsitzende Werner Lautner. Probleme gibt es
trotzdem noch genug.
Der zuständige
Forstdirektor Dirk Lüder vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg machte
den Waldbesitzern bei der Versammlung einmal mehr
klar, dass Fichte und Kiefer in unseren Breiten
künftig keine Chance mehr haben werden. Zwar sei das
Gebiet der FBG Pegnitz von den Kalamitäten durch den
Borkenkäfer nicht ganz so schlimm betroffen, wie
etwa das Fichtelgebirge und vor allem der
Frankenwald, weil der Laubholzanteil hier höher ist,
doch sollten sich die Waldbesitzer nicht allzu
sicher sein.
„Der
Klimawandel wird weitergehen“, sagte Dirk Lüder. Dem
müsse man ins Auge sehen, so der Forstdirektor, der
die Waldbesitzer zum Waldumbau aufrief. Dabei
sollten sie möglichst auf mehrere und nicht nur auf
ein oder zwei Baumarten setzen. Sicher sei nur
eines: „Die Zukunft wird für den Wald wirtschaftlich
schwieriger werden.
Die
Jahresversammlung bezog sich in erster Linie auf das
Jahr 2021. Damals seien 16972 Festmeter Holz
vermarktet worden, ungefähr 5000 Festmeter mehr als
im Jahr zuvor, so Förster und fachlicher Berater
Stefan Failner. 11500 Festmeter davon waren Fichten
und über 5000 Festmeter Kiefern. Das vermarktete
Laubholz macht dem Geschäftsbericht zufolge gerade
einmal gut 300 Festmeter aus. Als positiv bewertete
es der Sprecher, dass die FBG zu Jahresbeginn 1723
Mitglieder und damit fast 30 mehr als im Jahr zuvor
hatte. Sie alle zusammen bewirtschaften eine
Mitgliedsfläche von 12500 Hektar Wald, das sind 230
mehr als im Vorjahr.
Ehrenvositzender Hans Escherich, der die FBG viele
Jahre lang geleitet hatte, prangerte in seinem
Grußwort einige politische Entscheidungen an. So sei
es unverständlich, dass in der gegenwärtigen
Situation bei der Energieversorgung Brennholz bei
der Wärmeversorgung gedeckelt und über die
sogenannte CO-2-Bepreisung - laut Escherich eine
Umschreibung für Besteuerung - belastet werden soll.
„Von den Landesregierungen, und dem EU-Parlament,
die dem anscheinend auch schon zugestimmt haben, bin
ich enttäuscht“, so der Ehrenvorsitzende.
Eine Ehrung
wurde bei der Versammlung dem bisherigen Leiter des
Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg Georg
Dumpert zuteil. Er war zuletzt über dreieinhalb
Jahre lang Leiter des Amtes und zuvor drei Jahre
lang Chef des Bereichs Forsten. Während all dieser
Jahre habe Georg Dumpert auch die FBG Pegnitz
unterstützt und hervorragend fachlich beraten.
„Durch Georg Dumpert hat unsere FBG an
Professionalität gewonnen“, sagte Vorsitzender
Werner Lautner. Georg Dumpert tritt mit Ablauf des
Septembers in den Ruhestand. Wegen Krankheit
verhindert war der bisherige forstliche Berater
Klaus Eisinger. Er erfuhr ebenfalls eine Ehrung für
sein langjähriges Wirken von Juli 2005 bis März
2022.
„Der Wald
werde mit Sicherheit eine Zukunft haben“, sagte
Landrat Florian Wiedemann. Er zollte den
Waldbesitzern und Forstwirten seine Anerkennung für
den tägliche Leistung zum Wohl der Allgemeinheit,
für die vielfältigen Pflege und Aufbauarbeiten und
deren hohen Engagement. Die Bayreuther Region sei
seit jeher in besonderem Maße von der
Forstwirtschaft geprägt.
Bild: Die FBG
Pegnitz hat den bisherigen Leiter des Amtes für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Georg Dumpert
ausgezeichnet und sich für dessen jahrelangen
Einsatz bedankt. Im Bild von links:
Ehrenvorsitzender Hans Escherich 2. Vorsitzender
Bernd Kiefhaber, forstlicher Berater Stefan Failner,
Vorsitzender Werner Lautner, Georg Dumpert und der
Bayreuther Landrat Florian Wiedemann.
Bayerns größer
Bauernmarkt mit vielen tausend Besuchern
Bis
zum Nachmittag hatte das Wetter gehalten - und
tausende Menschen kamen, um Bayerns größten
Bauernmarkt zu besuchen. Auf dem Odeonsplatz und in
der Ludwigstraße boten mehr als 90 Direktvermarkter
aus ganz Bayern ihr vielfältiges Sortiment an selbst
erzeugten Produkten - es blieb kein kulinarischer
Wunsch offen.
Die
Standbetreiber auf der Bauernmarktmeile München
lockten mit regionalen Delikatessen:
Ochsenschmankerl, Fisch- Lamm- und Wildspezialitäten
oder Spezialitäten vom Strauß. Dazu die Vielfalt
regionaler Obst- und Gemüsesorten, eine Vielzahl an
Kartoffelsorten, Milchprodukte, Käse- und
Wurstdelikatessen, Brot Backwaren und feine Kuchen.
Säfte, Cidre, Liköre, Wein und Edelbrände aus
heimischem Obst durften nicht fehlen. Neben den
kulinarischen Genüssen bot die Bauernmarktmeile auch
Nützliches und Dekoratives für daheim wie
Alpaka-Wolle und Alpaka-Betten, handbedruckte
Leinenartikel, gedrechselte Holzwaren und
Trockenblumen-, Getreide und Hopfenkränze.
Doch es ging um
mehr als ums Einkaufen. Auch der Austausch mit den
Direktvermarktern Bauernmarktmeile kam gut an. Im
Bereich vor der Feldherrenhalle waren zahlreiche
Infostände aufgebaut. So konnten sich die Gäste
beispielsweise am Pavillon des Bayerischen
Bauernverbands über die heimische Landwirtschaft
informieren. Vor Ort dabei waren auch Obstbauern,
die Äpfel zur Verkostung anboten. Hauptveranstalter
der 11. Bauernmarktmeile war der Bayerische
Bauernverband., Mitveranstalter unter anderem das
Bayerische Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten.
Hälfte eines
normalen Erntejahres / Mehr Schatten als Licht:
Landwirte zogen Bilanz beim Kreiserntedankfest –
Eigenes Kirchenlied für den Bauernstand
Kulmbach.
Miteinander reden, statt übereinander schimpfen. Das
ist es, was sich der Kulmbacher BBV-Kreisobmann
Harald Peetz für die Zukunft wünschen würde. „Meine
Hoffnung ist es, dass Landwirte und Verbraucher
künftig zusammenhalten“, sagte Peetz beim
Kreiserntedank am Rande eines Gottesdienstes in der
festlich geschmückten Petrikirche.
Die Bilanz, die
der Kreisobmann über das zurückliegende Erntejahr
zog, hatte freilich mehr Schatten als Licht. Ab
Anfang Mai habe es im Landkreis monatelang nicht
mehr geregnet. „Das ist schlichtweg eine
Katastrophe“, so Peetz. Die Folge sei in etwa die
Hälfte des Ertrages einer normalen Erntejahres
gewesen, manchmal sogar noch weniger. Katastrophal
sei die Situation auch beim Futter. Schon jetzt
müsse das verfüttert werden, was eigentlich für den
Winter gedacht war. Dann müssten die Bauer das
notwendige Futter teuer zukaufen. Extrem getroffen
habe die Trockenheit auch die Waldbauern. Der
Borkenkäfer habe alles zunichte gemacht. „Wie und
womit forste ich auf?“, das sei die Frage, die
derzeit alle Forstleute umtreibt. Peetz: „Die
Waldbauern haben die Riesenaufgabe vor sich, die
Grüne Krone Bayerns wieder grün werden zu lassen.“
Was sich Peetz
besonders wünscht ist das gesunde Mittelmaß in der
Beziehung zwischen Landwirt und Verbraucher. „Wir
Bauern sind Lebensmittelproduzenten, Energiewirte,
setzen uns für Artenschutz und Biodiversität ein.“
Der gesamte Umweltschutz etwa sei nur mit den Bauern
und nicht gegen sie zu erreichen. Kein anderer
Berufszweig sei in der Lage Kohlendioxid zu
speichern, nur die Landwirtschaft. An die Adresse
mancher Kritiker richtete Peetz den Satz:
„Lebensmittel wachsen nicht in den Regalen der
Einzelhändler.“ Die Bauern hätten ihren Beruf von
der Pike auf gelernt, während Teile der Bevölkerung
ihr Wissen über die Landwirtschaft ausschließlich
aus YouTube oder Google hätten.
Zuvor hatte
Dekan Friedrich Hohenberger den feierlichen
Gottesdienst ausgestaltet. Fürbitten lasen neben dem
Kreisobmann und dessen Stellvertreter Martin
Baumgärtner unter anderem die Kreis- und
Bezirksbäuerin Beate Opel und der frühere
Kreisobmann Wilfried Löwinger. Unter den
ausgewählten Erntedankliedern ragte eines ganz
besonders heraus: Pfarrerin Bettina Weber aus
Mangersreuth hatte für das bekannte zeitgenössische
Kirchenlied „Danke für diesen guten Morgen“ von
Martin Gotthard Schneider einen neuen Text verfasst,
der ganz besonders die Landwirtschaft und ihre
Produkte in den Mittelpunkt rückt. In einem Vers
heißt es beispielsweise: „Danke für alle uns´ re
Bauern, danke, dass man sie hier noch sieht. Danke
für ihren großen Einsatz, dass es Ernte gibt.“
In mehreren
Grußworten drückten Landrat Klaus Peter Söllner,
Bezirkstagspräsident Henry Schramm, der Leiter des
Amtes für Landwirtschaft Harald Weber und der
stellvertretende oberfränkische BBV-Bezirkspräsident
Michael Bienlein ihre Verbundenheit zur
Landwirtschaft und zum Kulmbacher Kreisverband aus.
„Ohne die Bauern geht nichts, wir wissen, was wir an
unserer Landwirtschaft haben“, sagte Söllner. Henry
Schramm bescheinigte den Bauern eine großartige
Leistung für die gesamte Gesellschaft. „Ihr macht
einen super Job“, sagte er.
Bild:
Am geschmückten Erntedankaltar des Kulmbacher
Petrikirche zog BBV-Kreisobmann Harald Peetz Bilanz
über das zurückliegende Erntejahr, das von
Trockenheit und Dürre geprägt war.
Dialog zwischen
Stadt und Land / Kommenden Samstag: Bauernverband
feiert Erntedankfest mit Gottesdienst in der
Petrikirche
Kulmbach.
„Dank gemeinsam teilen.“ Unter diesem Motto steht
der Erntedankgottesdienst, den der Bauernverband am
Samstagabend gemeinsam mit den Menschen aus Stadt
und Land in der Petrikirche feiern möchte. „Mit der
Wahl der Petrikirche als Veranstaltungsort für unser
Erntedankfest suchen wir auch den Dialog zwischen
der Stadt- und der Landbevölkerung“, sagte
Kreisobmann Harald Peetz im Vorfeld bei einem
Ortstermin mit Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel
und Dekan Friedrich Hohenberger.
„Erntedank ist
der Sonntag, der den Bauern gehört“, so Dekan
Hohenberger. In früheren Jahren sei es fast schon
eine Ehre gewesen, an diesem Tag den Gottesdienst
besuchen zu dürfen. Oft habe man auch die
Erschöpfung der Bauern nach einem Jahr anstrengender
Arbeit förmlich gespürt, erinnerte sich Hohenberger.
Doch auch heute gelte immer noch: „Ohne die Bauern
geht in der Welt gar nichts“.
Die Krisen der
zurückliegenden Monate hätten gezeigt, dass nichts
selbstverständlich ist, so Kreis- und Bezirksbäuerin
Beate Opel. Aufgabe der heimischen Bauern sei es,
die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln
sicherzustellen. „Das können und das wollen wir auch
erfüllen“, so Opel. Allerdings benötige man dazu
auch die Wertschätzung der Menschen.
Mit dem
Einbringen der Ernte hätten die Bauern früher das
Jahr abgeschlossen, so Kreisobmann Harald Peetz.
Vieles habe sich mittlerweile geändert. Manche
Berufskollegen seien noch immer mit der Ernte,
andere bereits wieder mit der Aussaat beschäftigt.
Geblieben sei aber die große Bedeutung der
Lebensmittelsicherheit mit regionalen Produkten.
„Die Bevölkerung kann sich sicher sein, dass die
heimische Landwirtschaft die Menschen ernähren kann,
man muss die Landwirte aber auch machen lassen.“
In den
zurückliegenden Jahren hatte der BBV-Kreisverband
immer in einer Gemeinde des Landkreises gefeiert.
Diesmal bringt Kreisobmann Peetz die Himmelkroner
Erntekrone mit nach Kulmbach. Den Dankgottesdienst
wird Dekan Hohenberger halten, Kreisobmann Peetz
wird das zurückliegende Erntejahr Revue passieren
lassen und Kreis- und Bezirksbäuerin Opel wird einen
Ausblick wagen, ehe der Bauernverband in der Kirche
zu einem kleinen Imbiss einlädt. Für den
musikalischen Rahmen sorgt Stadt- und Dekanatskantor
Christian Reitenspieß an der Rieger-Orgel.
Der
Gottesdienst zum Kreiserntedankfest des Bayerischen
Bauernverbandes findet am Samstag, 24. September, um
19.30 Uhr in der Petrikirche, Kirchplatz 1 in
Kulmbach statt
Bild:
Dekan Friedrich Hohenberger (links) freut sich
zusammen mit Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel
und Kreisobmann Harald Peetz auf die Erntedankfeier
am Samstagabend in der Petrikirche.
„Betriebshelfer
wachsen nicht auf Bäumen“ / Maschinenring Münchberg:
Spitzenwerte trotz Pandemie
Selbitz-Dörnthal.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und
Umgebung ist dringend auf der Suche nach neuen
Kräften. Dies gilt sowohl für die klassische
Betriebshilfe, als auch für die gewerblichen
Aufgaben in der ausgelagerten GmbH. „Helfer wachsen
nicht auf Bäumen“, sagte der bisherige
Geschäftsführer Patrick Heerdegen, der den
Tätigkeitsbericht bei der Jahresversammlung in
Dörnthal für seinen erkrankten Nachfolger Simon
Weller erstattete.
„Viele
Familienbetriebe sind auf Betriebshelfer
angewiesen“, so der Vorsitzende Siegfried Hüttner
aus Mühldorf bei Schauenstein. Doch der feste Stamm
von Helfern werde altersbedingt weniger und
Nachwuchs sei nur schwer zu generieren. Allgemein
sei es auch schwierig, die Betriebshelfer bei Laune
zu halten, sagte Patrick Heerdegen. Durch Corona sei
die Arbeit vorübergehend weniger geworden und so
hätten sich die Helfer vom Maschinenring abgewendet
und andere Jobs gesucht. „Wer einmal weg ist, der
kommt nicht mehr zurück“, so Heerdegen, der bis März
als Geschäftsführer tätig war. Er sprach von einer
prima Möglichkeit des Zuerwerbs für Landwirte. Man
könne flexibel arbeiten und sich spontan für
Einsätze melden. Auch der Stundenlohn von netto rund
20 Euro sei nicht unbedingt der Schlechteste.
Wenn die Zahl
der Einsätze in der Betriebshilfe um etwa ein
Drittel zurückgegangen ist, dann vor allem deshalb,
weil aufgrund von Corona weniger
Krankenhausaufenthalte, Operationen und kaum
Rehabilitationsmaßnahmen stattgefunden hätten. Somit
wurden auf den Betrieben keine Helfer gebraucht.
Insgesamt kam der Geschäftsführer auf knapp 19000
Stunden geleisteter sozialer Betriebs- und
Haushaltshilfe und weiteren knapp 3400 Stunden
geleisteter wirtschaftlicher Betriebshilfe, etwa zur
Abdeckung von Arbeitsspitzen. Macht zusammen knapp
22400 Stunden Betriebshilfe und damit exakt 31
Prozent weniger als im Vorjahr.
Zweites
Standbein des Maschinenrings ist die klassische
Maschinenvermittlung, deren Verrechnungswert leicht
auf gut 3,1 Millionen Euro angestiegen war.
Besonders die Bereiche Futterbau und Strohernte
sowie Düngung, Saat und Pflege waren bei der
Vermittlung von Technik und Maschinen gefragt. Der
Gesamtverrechnungswert, also Betriebshilfe,
Maschinenvermittlung und auch ein kleiner Teil
Landschaftspflege zusammen liegt für 2021 bei knapp
4,7 Millionen Euro, was einen Anstieg um knapp sechs
Prozent gegenüber 2020 bedeutet. „Wenn wir den
Verrechnungswert trotz Pandemie steigern konnten,
dann ist das keine Selbstverständlichkeit“, sagte
der Vorsitzende Siegfried Hüttner.
Eine
Neustrukturierung hatte es bei der gewerblichen
Tochter gegeben. Seit 15. März ist der Maschinenring
Münchberg alleiniger Gesellschafter der GmbH. Bisher
war der Nachbarring aus Wunsiedel mit an Bord. Nach
den Worten des GmbH-Geschäftsführers Daniel Seuß
kümmert sich die GmbH in erster Linie um
Grünflächenpflege, Winterdienst, Stromtrassenpflege
und viele andere Dinge. Auftraggeber sind unter
anderem das Bayernwerk, die Stadt Hof, das
Landgericht in Hof, eine Vielzahl von Kommunen und
immer mehr auch Privatleute. „Wenn man mal nicht
mehr weiter weiß, dann hilft in der Regel die
Telefonnummer des Maschinenrings weiter“, sagte Seuß
und verwies auf einige Spezialaufträge wie die
Sturmschadenbeseitigung bei einem Eisenwerk in
Martinlamitz, auf die Gehölzpflege bei Windrädern
oder auf die Ansaat von Blumenwiesen.
Als
Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden wurden
bei der Jahreshauptversammlung Hannes Bodenschatz
und Holger Braun ausgezeichnet. Bodenschatz hatte im
zurückliegenden Jahr 1013 Stunden und Braun 608
Stunden geleistet.
Bild:
Vorsitzender Siegfried Hüttner (links) und Susanne
Taubald von der Geschäftsstelle zeichneten Hannes
Bodenschatz (2. von links) und Holger Braun als
Betriebshelfer mit den meisten geleisteten
Einsatzstunden aus.
Mit den
Auflagen steigt der Frust / Viele Probleme, keine
Lösungen: Bauernverband diskutierte mit Politikern
Bayreuth.
Bürokratie, immense Verteuerungen der
Produktionsmittel, Handelsverwerfungen, immer neue
Auflagen, hohe Energiepreise und eine ungewisse
Zukunft: Viele Bauern, nicht nur im Bayreuther Land,
wissen nicht, wie es weitergehen soll. „Da bist du
echt frustriert, die Lage ist zum Auswachsen“,
brachte es Gerhard Meyer aus Hummeltal bei einem
Gespräch der Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes
mit einigen Bundes- und Landtagsabgeordneten auf den
Punkt. Wer sich dabei Lösungen erhofft hatte, wurde
allerdings enttäuscht. „Gute Botschaften haben wir
alle nicht, dazu ist die Lage zu schwierig“, sagt
der Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker von der FDP.
Die Situation
für die Landwirte ist ernst, das machten Kreisobmann
Karl Lappe und Kreisbäuerin Angelika Seyferth klar.
Obwohl sämtliche Bundes- und Landespolitiker aller
Parteien eingeladen waren, stellten sich neben
Thomas Hacker lediglich Gudrun Brendel-Fischer
(CSU), Tim Pargent (Grüne) und Tobias Peterka (AFD)
den Landwirten.
„Der Ertrag
bringt derzeit nicht das, was ich an Ausgaben habe“,
sagte Angelika Seyferth. Vor allem die
Schweinemastbetriebe und die Ferkelerzeuger würden
derzeit reihenweise aufgeben, so Karl Lappe. „Auch
wir haben die hohen Energiekosten, kommen als Bauern
aber nicht in den Entlastungpaketen der
Bundesregierung vor“, monierte Angelika Seyferth.
Die Sorge, dass viele Landwirte im Landkreis ihre
Ställe für immer ausgeräumt haben, gehe um, so Karl
Lappe. Unter anderem ging es den Bauern im Einzelnen
darum:
Auflagen und
Bürokratie
Tierwohl sei ja
schön und gut, doch kaum hat man einen neuen Stall
gebaut, schon kommen die nächsten Auflagen, sagte
Doris Schmidt, stellvertretende Kreisbäuerin aus
Plech. So schnell komme man gar nicht mehr
hinterher, wie sich die Auflagen ändern, bemängelte
auch Martin Ponfick aus Unterölschnitz.
Energiekosten
Die
exorbitanten Steigerungen bei den Kraftstoffen müsse
man erst einmal schultern, so Christa Ziegler aus
Oberobsang, Vorsitzende des Verbandes
landwirtschaftlicher Fachschulbindung. Es sei nicht
mehr verwunderlich, wenn so viele Bauern aufhören,
denn die Dieselpreise seien ja kaum mehr zu stemmen,
sagte Doris Schmidt.
Gesellschaftliche Anerkennung
„Wir werden als
Luftverschmutzer und Tierquäler beschimpft“, sagte
Doris Schmidt. Die Landwirtschaft werde übel
behandelt. Auch Monika Daubinger aus Höfen beklagte
die immer weiter auseinanderklaffende Schere in der
Gesellschaft. „Viele haben von Tuten und Blasen
keine Ahnung, das ist ein ganz großes Problem.“
Große Teile der Gesellschaft seien nicht nur
weltfremd, sondern auch arrogant gegenüber den
Landwirten. Sie wünsche sich mehr Bezug zu Natur und
schlug vor: „Wer Bafög will, der muss erst einmal
ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr
leisten.“
Zwangsstilllegung
Auch wenn die
geplante Stilllegung von vier Prozent der
landwirtschaftlichen Fläche erst einmal auf
bestimmte Zeit ausgesetzt wurde, ist das Vorhaben
der Bundesregierung noch immer ein großer Aufreger,
gerade in einer Zeit, in der die große Bedeutung der
Lebensmittelproduktion im eigenen Land wieder einen
hohen Stellenwert haben müsste. Konkret geht es
dabei um die verpflichtende Flächenstilllegung ab
2023. Ursprünglich sollten Landwirte mindestens vier
Prozent ihrer Ackerfläche stilllegen, um die
Basisprämie zu erhalten. „Der Boden ist unser Hab
und Gut, den lass ich mir doch nicht wegnehmen“,
schimpfte Martin Ponfick. „Die Stilllegung ist
absolut nicht notwendig“, so Martin Gebhardt aus
Görau. Seiner Meinung nach schaffe der ökologische
Anbau genauso viel Artenvielfalt wie eine
stillgelegte Fläche. Versorgungssicherheit für
Mensch und Tier wäre jetzt ohnehin wichtiger.
Was sagt die
Politik dazu:
Gudrun
Brendel-Fischer bekräftigte, dass man einen gesunden
Bestand an Schweinehaltern auf jeden Fall
aufrechterhalten müsse. Was die Neuauflage des
Kultur- und Landschaftsprogramms (KULAP) angeht, so
sicherte sie zu, dass Bayern die EU-Mittel voll
ausschöpfen und mit eigenem Geld ergiebig ausstatten
werde. Wo die Landschaft in zehn Jahren steht, so
genau könne er das auch nicht sagen, meinte Tim
Pargent. Mit seiner Aussage, dass die Landwirte
endlich die Preise bekommen, die sie verdienen,
erntete er Widerspruch, denn schließlich seien ja
auch die Kosten explodiert.
„Die deutschen
Landwirte fallen hinten runter, weil sie nicht
kompatibel sind mit den Plänen der EU“, meinte
Tobias Peterka. Er sah das Problem Hauptsache in der
EU. „In Brüssel liegt der Hund begraben“, sagte
Peterka. Von dort käme die gesamte Bürokratie mit
all ihren Widersprüchen. Im Gegensatz zu anderen
Ländern halte Deutschland dann auch zu allem
Überfluss eisern daran fest. Die geplante
Flächenstilllegung nannte er schlichtweg einen
Wahnsinn. Vor dem Hintergrund des Getreidemangels
aufgrund des Ukraine-Krieges könne man doch nicht
auch noch in Kauf nehmen, dass wertvolle
Produktionsflächen einfach wegfallen. Thomas Hacker
sprach sich für preisdämpfende Maßnahmen im
Energiebereich aus. Die Kernkraftschraube dürfe man
dabei nicht komplett zurückdrehen. „Wir haben den
Ausstieg beschlossen, aber vergessen, den Umstieg zu
organisieren“, so Hacker mit Blick auf die
Diskussion um die Laufzeiten der Kernkraftwerke.
Bild:
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges werden
hierzulande alle Flächen gebraucht. Die geplante
Stilllegung von Produktionsflächen war deshalb auch
einer der Aufreger beim Abgeordnetengespräch des BBV
Bayreuth mit Bundes- und Landespolitikern.
Borkenkäfer
überlebt auch tiefgefroren / Katastrophale Situation
in vielen Wäldern des Kulmbacher Landes
Kulmbach/Marktschorgast.
„Die Situation ist absolut einmalig.“ Darin sind
sich Stadtförsterin Carmen Hombach und Theo Kaiser,
Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung
Kulmbach/Stadtsteinach einig. Der Borkenkäfer hat in
vielen Teilen des Kulmbacher Landkreises ganze
Arbeit geleistet. Besonders schlimm sei es in den
Gemeindegebieten von Grafengehaig, Presseck,
Rugendorf und Stadtsteinach. Aber auch viele andere
Orte bleiben nicht verschont. Derzeit sind die
Forstarbeiter unter anderem in einem Waldstück bei
Marktschorgast zugange.
Im Wald der
Kulmbacher Stadtwerke hat sich der Käfer dort auf
zwei bis drei Hektar ausgebreitet. Es sind viele
aneinander gereihte Nester, sagt Stadtförsterin
Hombach, die auch Vorsitzende der Waldbesitzer ist.
Je nach Bodenbeschaffenheit sei der Käfer mehr oder
weniger festzustellen. Flachgründige Standorte auf
der Fränkischen Linie seien besonders betroffen, so
Kaiser. Gerade im Frankenwald sei die Fichte über
viele Jahre hinweg an viel Wasser gewöhnt gewesen
und habe deshalb nicht besonders tief gewurzelt.
Plötzlich ist das Wasser weg und die Fichte
scheitert an der Trockenheit. Und mit der
Trockenheit kommt der Käfer.
Zwei bis vier
Monate wird es hier im Kulmbacher Stadtwald bei
Marktschorgast schon dauern, bis das gesamte
Käferholz abgefahren ist. „Die Nachfrage nach
Holzeinschlag und Abtransport ist derzeit einfach zu
groß“, so der WBV-Geschäftsführer. 5000 Festmeter
würden derzeit pro Woche im Kulmbacher Land
eingeschlagen, zu normalen Zeiten waren es 500
Festmeter. Klar, dass da die Kapazitäten eng werden.
„Das muss man erst einmal alles auf die Reihe
kriegen.“
Die mit großem
Abstand am meisten betroffene Baumart ist mit 95
Prozent die Fichte. „Wir rechnen damit, dass der
Fichtenbestand in unseren Breiten gewaltig
zurückgeht“, sagt die Stadtförsterin. Dann habe auch
der Käfer nichts mehr zu melden. Bleiben die Jahre
weiter so trocken wie jetzt, habe die Fichte unter
Umständen überhaupt keine Chance mehr.
Auf
einen besonders milden oder besonders strengen
Winter zu hoffen, bringt nichts. Der Käfer werde
überleben. Bleibt die Witterung mild, dann niste
sich der Käfer unter der Baumrinde ein, dann könne
man ihn sogar noch am ehesten bekämpfen. Wird der
Winter hart, gräbt sich der Borkenkäfer in die Erde
ein. „Dann haben wir keine Chance, ihn zu kriegen.“
Versuche hätten sogar ergeben, dass der Borkenkäfer
Temperaturen im tiefgefrorenen Zustand mit bis zu
minus 18 Grad Celsius überlebt.
Was passiert
auf den Flächen, von denen das Käferholz
abtransportiert wurde? In dem Waldstück bei
Marktschorgast sei bereits mit der Waldverjüngung
begonnen worden, erläutert Hombach. Hier wachse das
Laubholz schon nach, vor allem Buche und Ahorn. So
könne am schnellsten wieder ein geschlossener
Bestand heranwachsen. Die große Kunst sei es
allerdings, die befallenen Fichten so aus dem Wald
zu transportieren, dass die nachwachsenden Laubbäume
keinen Schaden nehmen. Da braucht es schon echte
Profis.
Ein Lichtblick
war es, dass zumindest die Preise im zweiten Quartal
des laufenden Jahres nicht schlecht waren. „Nun ist
die Entwicklung aber schon wieder rückläufig“, sagt
Theo Kaiser, der im Schnitt vom 60 bis 70 Euro pro
Festmeter Käferholz spricht. Gründe für die
rückläufige Entwicklung gibt es viele. Die Lager der
Sögewerke seien voll, die Baukonjunktur lasse
aufgrund befürchteter Risiken nach, dazu komme eine
unsichere Situation durch die Preissteigerungen.
„Die Menschen sind nicht mehr so zuversichtlich.“
Gut vermarkten
lasse sich dagegen Energieholz. Gerade bei den
Brennholzsortimenten würden die Preise wieder
anziehen. Allerdings verdienten sich die
Waldbesitzer bei weitem keine goldenen Nasen damit,
wie manche vermuten. Immerhin sei Brennholz noch bis
Mitte des Jahres defizitär gewesen.
Bilder:
1.In
diesem Waldstück nahe Marktschorgast sieht auch der
Laie die immensen Schäden, die der Borkenkäfer
angerichtet hat.
2. Stadtförsterin Carmen Hombach, Praktikant Noah
Partenfelder aus Kirchleus und der Geschäftsführer
der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach
begutachten das Holz, das im Wald der Kulmbacher
Stadtwerke bereits zum Abtransport bereit liegt.
Stimmung bei
den Bauern: „Zwischen gedämpften Optimismus und
purer Verzweiflung“ / Tag der Landwirtschaft lockte
viele hundert Besucher nach Schirradorf
Schirradorf.
Mit einer großen Land- und Forsttechnikausstellung
haben Bauernverband und das Unternehmen Nicklas
Landtechnik den Tag der Landwirtschaft gefeiert. Ein
Gottesdienst mit dem Posaunenchor Wonsees am Morgen
und zahlreiche Attraktionen lockten mehrere hundert
Besucher nach Schirradorf, obwohl die traditionelle
Oldtimer-Traktorrundfahrt diesmal nicht stattfand.
Dafür feierte das Unternehmen seine 25-jährige
Partnerschaft mit dem US-amerikanischen
Landmaschinenhersteller John Deere. Da durfte
natürlich der John-Deere-Fanclub mit seinem
Vorsitzenden Friedbert Weiß an der Spitze nicht
fehlen.
„Handwerk und
Landwirtschaft haben goldenen Boden.“ Davon zeigte
sich der Chef des Landtechnikunternehmens Edwin
Nicklas überzeugt. Er spielte damit auf den
Fachkräftemangel in seiner Branche an. „Wir brauchen
dringend Landmaschinenmechatroniker mit Leidenschaft
und Liebe zum Beruf“, sagte er. Keine Maschine werde
einen qualifizierten Handwerker jemals ersetzen
können. Deshalb müsse man den jungen Leuten zeigen,
wie gut und wichtig das Handwerk ist.
Wenn
der Fachkräftemangel nur das einzige Problem wäre.
Edwin Nicklas beschrieb die momentane Stimmung unter
den Landwirten als „zwischen gedämpften Optimismus
und purer Verzweiflung“. Er sprach von absoluten
Krisenzeiten. Eine so hohe Inflation mit
Abschwächung der Konjunktur und ein Nachlassen der
Investitionsbereitschaft: „So etwas habe ich mit
meinen 62 Jahren noch nicht erlebt.“ Verbindliche
Lieferzeiten könne er gar nicht mehr nennen, manche
Computer-Chips für Landmaschinen, die früher 14 Euro
gekostet hätten lägen mittlerweile bei 1400 Euro.
Edwin Nicklas
legt Wert darauf, dass die Landtechnik zu den
systemrelevanten und krisensicheren Branchen gehört.
Trotzdem rückten plötzlich Themen wie
Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie
in den Vordergrund. Lange habe in der Politik die
Meinung vorgeherrscht, was wir nicht selbst
produzieren besorgen wir uns auf den Weltmärkten.
Corona und der Krieg in der Ukraine hätten nun
gezeigt, wie kurzsichtig und unrealistisch diese
Sichtweise ist.
„Versorgungssicherheit,
mit landwirtschaftlichen Produkten im eigenen Land
und eine umweltverträgliche Landwirtschaft schließen
einander nicht aus“, sagte Edwin Nicklas. Doch statt
wirksam Hilfe zu leisten überziehe die Politik die
Landwirtschaft mit unendlichen Verordnungen, einer
ständig wachsenden Bürokratie,
Dokumentationspflichten oder neuen Rahmenbedingungen
in der Tierhaltung. „Die Regulierungswut und extrem
gestiegene Produktionskosten stellten viele
Familienbetriebe vor große Probleme oder zwingen sie
zum Aufhören.“
Im Rahmen der
Land- und Forsttechnikausstellung waren nicht nur
Traktoren, neu und gebraucht zu sehen, sondern auch
Mähdrescher, Lade- und Silierwagen, Düngestreuer und
vieles mehr sowie die gesamte Palette von Technik
zur Rasen und Grundstückspflege. Der Besucherstrom
aus dem gesamten Landkreis sowie den benachbarten
Regionen riss trotz des durchwachsenen Wetter bis
zum späten Nachmittag nicht ab..
Bilder:
1.Edwin
Nicklas (rechts) vom gleichnamigen
Landtechnikunternehmen und Friedbert Weiß vom
John-Deere-Fanclub freuten sich über den großen
Zuspruch beim Tag der Landwirtschaft in Schirradorf.
2.+3. Zahlreiche Besucher waren zur großen Land- und
Forsttechnikausstellung auf das Gelände von
Nicklas-Landtechnik in Schirradorf gekommen.
„Ohne Wald kein
Wild“ / Wald steht vor großen Herausforderungen -
Kulmbacher Jägerverein feierte 100. Geburtstag
Kulmbach.
„Jäger sind keine Killer.“ Der Satz fiel gleich
mehrfach bei der 100-Jahr-Feier des „Jagdschutz- und
Jägereins Kulmbach“ am Freitag in den Räumen der
Mönchshof-Museen. Die Jagd ist aber auch weder Hobby
noch Sport, sondern vielmehr Teil der Landwirtschaft
Jagd steht für Natur- und Artenschutz, für den
Einsatz der um die Artenvielfalt und für den Schutz
des Klimas.
Das Schießen
macht bei der Jagd den kleinsten Teil aus, sagte der
Vorsitzende Peter Müller aus Thurnau. „Wir wollen
vielmehr den Menschen Tiere und Natur näher
bringen.“ Ein wichtiger Teil spiele dabei die
Umweltbildung, beispielsweise bei Waldspaziergängen
für Schulklassen, die der Jägerverein immer wieder
anbietet. Wir wollen Wild, Wald, Natur und
Landschaft in den Focus rücken, so der
stellvertretende Vorsitzende Otto Kreil.
Peter Müller
ließ die Geschichte des Jägervereins Revue
passieren, der exakt am 26. März 1922 gegründet
wurde. Heinrich Hoferer hieß der erste Vorsitzende,
ihm folgen Manfred Jarosch, Christian Schröppel und
Berthold Höhn, ehe Peter Müller 2004 seine Amtszeit
antrat. Als einen Meilenstein nannte er 1950 die
Gründung des Kulmbacher Bläser-Corps. Überhaupt
seien Bläsergruppen, von denen es mittlerweile sogar
zwei gibt, ein bedeutender Bestandteil der
Öffentlichkeitsarbeit. Sowohl die Es-Hornbläser, als
auch die Parforce-Hornbläser umrahmen beispielsweise
regelmäßig die Erntedankgottesdienste oder sorgen
mit Standkonzerten für Aufsehen.
Prominente
Rednerin zum Jubiläum war die bayerische
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die
besonders auf die zahlreichen aktuellen Probleme von
Wild und Wald einging. Klimawandel, Trockenheit,
Dürrejahre, Borkenkäfer, das alles setze dem Wald
derzeit gehörig zu. „Ganze Landstriche vertrocknen
schlichtweg“, sagte sie mit Blick auf den
Frankenwald. Die Jagd alleine werde es nicht
schaffen, den Wald zu retten. Sie könne aber einen
wichtigen Beitrag dazu leisten. Schließlich müsse
gelten: „Es zählt jeder Hektar, den wir retten
können“.
Der Wildbestand
spielt nach Auffassung der Ministerin deshalb eine
wichtige Rolle, weil er in den allermeisten Regionen
einfach nicht mehr ausgeglichen sei. Auch in
sämtlichen Revieren des Kulmbacher Landkreises sei
die Verbissbelastung einfach zu hoch. Kaniber
bemühte dabei einmal mehr den Grundsatz „Wald vor
Wild“, der zwar im Gesetz so steht, der aber
mittlerweile völlig instrumentalisiert werde. „Wald
ohne Wild“, das möchte sicher keiner, „Wald und
Wild“ klinge zwar sanft, dabei dürfe man aber nicht
vergessen, dass es ohne den Wald auch kein Wild
gibt. „Mit ist beides wichtig, der Wald, aber auch
das Wild“, sagte die Ministerin. „Das eine geht
nicht ohne das andere.“
100
Jahre Jagdschutz bedeute auch 100 Jahre Tier- und
Naturschutz, sagte der Landtagsabgeordnete und
stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin
Schöffel. Jäger seien die echten Naturschützer, so
Schöffel, der selbst stellvertretender Vorsitzender
einer Kreisgruppe des Jagdverbandes im
Fichtelgebirge ist. Der oberfränkische
Bezirkstagspräsident Henry Schramm appellierte an
die Jäger, sich nicht von so manchen Tendenzen „in
unserer immer verrückter werdenden Gesellschaft“
abbringen zu lassen. „Lasst euch diese wichtige
gesellschaftliche Aufgabe bloß nicht ausreden“, so
Schramm. Jagd stehe aber auch für Tradition, so
Landrat Klaus-Peter Söllner. Er war sich sicher,
dass die Jagd in weiten Teilen der Gesellschaft noch
immer hoch angesehen ist. „Sie können auf ihre
Arbeit wirklich stolz sein“, brachte es der
Kulmbacher Oberbürgermeister Ingo Lehmann auf den
Punkt.
Bilder:
1.Seine
Parforce-Hornbläser sind für den Kulmbacher
Jägerverein ein wichtiger Teil der
Öffentlichkeitsarbeit. Zum 100-Jahr-Feier gaben sie
im Mönchshof ein kleines Standkonzert.
2.Zahlreiche
prominente Gratulanten konnte der Kulmbacher
Jägerverein begrüßen (von links): Vorsitzender Peter
Müller, BBV-Kreisobmann Harald Peetz, Landrat
Klaus-Peter Söllner, der Landtagsabgeordnete Rainer
Ludwig, Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann,
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber,
Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, der bayerische
Jagdpräsident Ernst Weidenbusch und
Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
3. Blumen für die Ministerin: Peter Müller
überreichte Michaela Kaniber einen bunten Strauß.
Bauern
kritisieren verfehlte Agrarpolitik / Schirradorfer
Bauerntag: Schlagabtausch mit der Ministerin
Schirradorf.
Zur Generalabrechnung mit der Agrarpolitik hat der
neue Kulmbacher Kreisobmann Harald Peetz den
Schirradorfer Bauerntag auf dem Gelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas genutzt. Peetz
sprach von einer völlig verfehlten Politik und ging
vor allem mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem
Özdemir hart ins Gericht. Der Kreisobmann sparte
aber auch nicht mit Kritik an der bayerischen
Politik und an Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber. Sie war die Hauptrednerin des Bauerntages.
Was die extreme
Dürre in diesem Sommer angeht, so könne es im
nächsten Jahr eigentlich nur noch besser werden. Von
der Politik habe er diese Hoffnung allerdings nicht
mehr. Vor allem Bundeslandwirtschaftsminister
Özdemir gebe ein „trauriges Bild“ ab. Der Minister
sei immer auf Seiten der anderen, nie auf der Seite
der Bauern. Mittlerweile würden die Bauern nicht
mehr vom Landwirtschafts-, sondern vom
Umweltministerium regiert. Aber auch in Bayern sei
längst nicht mehr alles Gold, was glänzt, so Harald
Peetz. Die Politik schiele nur mehr auf die Wähler
in den Ballungszentren. Das flache Land gerate dabei
in Vergessenheit.
Der
Kreisobmann wehrte sich vor allen dagegen, dass
überall grüne Ideologien durchgesetzt werden sollen.
Artenvielfalt, Biodiversität oder Insektenschutz
seien zwar richtig. Dabei gerate allerdings in
Vergessenheit, dass die Bauern die Versorgung der
Menschen mit Lebensmitteln sicherstellen. „Wenn ich
die Produktion hier einschränke, dann mache ich mich
vom Ausland abhängig“, sagte Harald Peetz. Niemand
könne dann mehr für Umweltstandards, Tierwohl oder
sachgerechten Pflanzenschutz garantieren.
Statt ständig
neuer Auflagen und immer mehr Bürokratie bräuchten
die Bauern eine zuverlässige Politik, die fest an
ihrer Seite steht. Jeder Betrieb, der jetzt aufgibt,
sei für immer verloren. Das Ende der Schweinehaltung
sei bereits eingeläutet.
Kreisobmann
Peetz ging Ministerin Kaniber aber auch direkt wegen
deren Aussagen zur Anbindehaltung an. Diese seien
„überflüssig wie ein Kropf“ gewesen und hätten nur
Wasser auf die Mühlen der Tierhaltungsgegner
gebracht. In Zukunft werde man noch froh sein, wenn
man überhaupt noch Milch habe, egal aus welcher
Haltungsform. Darüber hinaus würden in Deutschland
ohnehin keine Anbindeställe mehr gebaut und die
Anbindehaltung laufe sowieso aus.
Das
ließ die Ministerin so nicht auf sich sitzen. Einige
Molkereien hätten schon damals keine Milch mehr aus
Anbindehaltung angenommen. Als das bekannt wurde,
habe sie es auch gesagt. „Mir war es wichtig, dass
die bayerischen Bauern wissen, wohin die Reise
geht“, sagte Kaniber. Auf diese Situation müssten
sich die Landwirte einstellen. Die Ministerin hatte
im vergangenen Jahr in einer Regierungserklärung
angekündigt, dass die ganzjährige Anbindehaltung so
schnell wie möglich beendet werden muss.
Was die
Beurteilung der Bundespolitik aus Sicht der
Landwirtschaft anging, teilte die Michaela Kaniber
allerdings die Meinung von Kreisobmann Peetz und
fand dafür ungewöhnlich scharfe Worte. „Özdemir hat
weder Interesse an, noch Verständnis für die
Landwirtschaft“, sagte sie. „Die grünen Pazifisten
kennen sich mittlerweile mit Panzern besser aus, als
wir das jemals taten“. An dem Thema
Ernährungssicherheit hätten die Grünen dagegen kein
Interesse.
Die
Ministerin plädierte für eine grundlegende
Neubewertung des sogenannten Green Deals
(Reduzierung der Netto-Emissionen von Treibhausgasen
bis 2050 auf null), als auch der gesamten
gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Die Situation
habe sich mittlerweile völlig verändert. Nach
jetzigem Stand würden die geplanten
Flächenstilllegungen zu jeweils einem Drittel
weniger Rindfleisch und Getreide führen. Zudem würde
Özdemirs Ankündigung „öffentliches Geld nur noch für
öffentliche Leistungen“ nichts anderes bedeuten, als
50 Prozent weniger Einkommen für die Bauern.
Bilder:
1.Der Landtagsabgeordnete
Martin Schöffel, Kreisbäuerin Beate Opel,
Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig, Ministerin
Michaela Kaniber, Landrat Klaus-Peter Söllner, Gabi
und Edwin Nicklas, Bürgermeister Andreas Pöhner und
Kreisobmann Harald Peetz (von links) beim
Schirradorfer Bauerntag auf dem Gelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas.
2.BBV-Kreisobmann
Harald Peetz.
3.Die
bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber.
4. BBV-Kreisbäuerin Beate Opel und Kreisobmann
Harald Peetz überreichten der Ministerin einen
getöpferten Erinnerungsteller aus Thurnau als
Gastgeschenk.
Gemeinschaft
statt Leerstand / Förderoffensive macht es möglich:
Neues Dorfgemeinschaftshaus in Grafengehaig
eingeweiht
Grafengehaig.
Nach drei Jahren Umbauzeit und mit einem
Kostenaufwand von gut 1,4 Millionen Euro ist in der
Ortsmitte von Grafengehaig ein Dorfgemeinschaftshaus
mit Begegnungsstätte, Vereinszimmern, Praxisräumen
und einem Dorfladen entstanden. Das Projekt wurde zu
90 Prozent aus der Förderoffensive Nordostbayern
bezuschusst. „Damit unterstützen wir gezielt die
ländlichen Gemeinden in Oberfranken und der
Oberpfalz bei der Innenentwicklung“, sagte die für
das Programm zuständige Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber bei der Einweihung.
In dem
denkmalgeschützten Haus am Marktplatz war zuletzt
eine Sparkassenfiliale untergebracht. Früher
beherbergte das stattliche Gebäude einen Gasthof.
Nun hatte der Markt Grafengehaig das Haus erworben
und zu einer Begegnungsstätte umgewandelt. „Damit
geht auch der Wunsch vieler Grafengehaiger
Bürgerinnen und Bürger in Erfüllung“, so
Bürgermeister Werner Burger.
Marktplatz,
Dorfladen, ein Freisitz für Besucher und ein
Mehrgenerationenspielplatz sollen künftig eine
Einheit bilden, sagte das Gemeindeoberhaupt. Ein neu
erbautes barrierefreies Mehrfamilienhaus mit fünf
Wohneinheiten mit Mitteln aus dem bayerischen
Wohnraumförderprogramm runde die Lage hervorragend
ab. Als die Förderoffensive Nordostbayern im Jahr
2017 auf den Weg gebracht worden sei, habe
Grafengehaig sofort reagiert und die Projekte
angemeldet, erinnerte sich der Bürgermeister.
Zusammen mit einem kleinen Bürgergarten in
Eppenreuth könne das Projekt nun erfolgreich
abgeschlossen werden.
Genau das sei
auch der Zukunftsweg für die ländlichen Kommunen, so
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Es müsse
darum gehen, lebendige und attraktive Ortskerne zu
sichern, Flächen und Ressourcen zu schonen und den
eigenständigen Charakter des Dorfes zu bewahren. All
das sei in Grafengehaig hervorragend gelungen. Mit
diesem zentralen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft
habe der Ort ein Stück oberfränkische Heimat und
prägende Baukultur für die nächste Generation
erhalten. „Mit diesen Projekten in unmittelbarer
Nachbarschaft zum Rathaus ist aus der Ortsmitte von
Grafengehaig ein richtiges Schmuckstück geworden“,
sagte die Ministerin.
Insgesamt
hätten im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern
in Oberfranken und in der Oberpfalz 192 Vorhaben auf
den Weg gebracht werden können. Ihr Ministerium habe
dafür Mittel in Höhe von 70 Millionen Euro
bewilligt, bilanzierte Michaela Kaniber.
Dorfgemeinschaftshaus und Dorfladen stünden für
Gemeinschaft, sagte Landrat Klaus-Peter Söllner.
Gerade in den Dörfern sei die Gemeinschaft durch
nichts zu ersetzen, auch nicht durch soziale Medien.
Von einem Musterbeispiel in einer Modellkommune im
ländlichen Raum sprach der Landtagsabgeordnete und
stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin
Schöffel. Pfarrerin Heidrun Hemme nahm die
kirchliche Segnung des Anwesens vor, ehe sich die
Ministerin in das Goldene Buch der Gemeinde eintrug
und einen Rundgang durch das Dorfgemeinschaftshaus,
den Dorfladen und den Mehrgenerationenspielplatz
startete
Bilder:
1.Der
Kulmbacher Landrat Klaus-Peter Söllner,
Landtagsabgeordneter Martin Schöffel,
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber,
Bürgermeister Werner Burger und Landtagsabgeordneter
Rainer Ludwig (von links) freuten ich über den
gelungenen Umbau des zuletzt leerstehenden Anwesens
zum Dorfgemeinschaftshaus.
2.Ein
wichtiger Bestandteil des neuen Areals mitten in
Grafengehaig ist der Dorfladen.
Musterbeispiel:
Strom und Wärme aus regenerativen Energien /
Hackschnitzelheizwerk und Biogasanlage in Hollfeld
waren Vorreiter
Hollfeld.
Um die Energiewende bewältigen zu können, braucht es
einen Mix aller regenerativen Möglichkeiten. „Wenn
wir nicht von den fossilen Energieträgern wegkommen,
geht die Welt zugrunde“, meint Michael Schatz (65).
In Sachen Hackschnitzel und Biogas gehört der
Landwirt aus Hollfeld zu den Pionieren. Er hatte
viel früher als die meisten anderen die
entscheidenden Anstöße zum Bau einer
Hackschnitzelheizung und einer Biogasanlage gegeben.
Die Hollfelder Anlagen gelten heute gerade vor der
aktuellen Entwicklung mit einer Explosion der Preise
bei fossilen Brennstoffen in jeder Hinsicht als
mustergültig.
Aktuell
versorgen Hackschnitzelheizung und Biogasanlage
unter anderem die Gesamtschule, die Grundschule,
zwei Kindergärten, das Rathaus, das Altenheim,
Kirche und Stadtapotheke und viele Privatleute mit
Wärme. Pro Jahr werden, je nachdem wie streng der
Winter ausfällt, 700000 bis 800000 Liter Heizöl
eingespart. Der erzeugte Strom wird ins Netz
eingespeist.
„Die Hollfelder
Anlage ist beispielhaft“, sagt Schatz, der zusammen
mit Manuel Appel vom Maschinenring als
Geschäftsführer an der Spitze der Biogasanlage
steht. Gesellschafter sind in erster Linie die
beteiligten Bauern über die MR Agrarservice GmbH,
die Stadt Hollfeld, der Zweckverband Gesamtschule,
die Waldbauernvereinigung Hollfeld und der
Maschinenring Fränkische Schweiz.
Michael Schatz
sieht im Biogas ganz klar viele Vorteile vereint.
Vor allem könne man den Ertrag von den Feldern dort
verwenden, wo er am dringendsten gebracht wird, auf
dem Teller, also für die Nahrungsmittelproduktion,
oder für den Tank, also zur Energieerzeugung mit
Strom und Wärme. Als weiteren Vorteil bezeichnete er
es, dass man das für die Anlage notwendige Material
lagern und somit auch mal eine Dürrejahr, wie das
jetzige überbrücken kann.
Bereits 2003
setzte man in Hollfeld auf regenerative Energien.
Als die Gesamtschule eine neue Heizung benötigte,
entschied man sich für die Wärme von Hackschnitzeln.
Schnell kamen Grundschule, Rathaus und einige
Privatleute dazu, so dass die Wärme schon bald nicht
mehr ausreichte. An der Leistungsgrenze angekommen
musste also eine weitere Energiequelle erschlossen
werden. Die Lösung sah man im Bau einer
Biogasanlage. 28 Landwirte aus der engsten Umgebung
hatten sich von Anfang an daran beteiligt, brachten
Geld als Darlehen ein und gingen eine
Lieferverpflichtung ein. Die Investition lag damals
bei 2,3 Millionen Euro. Rein theoretisch erzeugt die
Anlage so viel Strom, wie in der Stadt Hollfeld
verbraucht wird. Mit der Abwärme könne man den
Bedarf gut decken.
Der Mix aus
Biogas und Hackschnitzeln sei absolut richtig
gewesen, sagt Michael Schatz. Im Moment könne man
sich vor Nachfragen kaum retten. „Wir haben Anfragen
von Privatleuten ohne Ende.“. Gerade habe man wieder
fünf neue Haushalte an das vier Kilometer lange
Leitungsnetz angeschlossen. Der jetzige
Hackschitzelofen habe eine Leistung von 1000 kw, die
Biogasanlage von zwei Mal 400 kw. Aktuell bestücken
30 Bauern die Anlage mit Gülle, Ganzpflanzensilage,
Gras und der Energiepflanzen Silphie. Den Gärrest
bekommen die Bauern zurück.
Trotz der
aktuell katastrophalen Ernte seien die Speicher
derzeit gut gefüllt und reichten auch über den
Winter. Ein zweites Dürrejahr, so wie das jetzige,
dürfe allerdings nicht noch einmal kommen. In der
Biogasanlage beschäftigt die GmbH mit
Landwirtschaftsmeister Roland Beetz als
Betriebsleiter eine Vollzeitkraft. Geschäftsführung
und Buchhaltung besorgt der Maschinenring.
Bild:
Geschäftsführer Michael Schatz (links) und
Betriebsleiter Roland Beetz sorgen auf der
Hollfelder Biogasanlage für die optimale Versorgung.
Landwirtschaft
wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken / Beate
Opel löst Anneliese Göller als oberfränkische
Bezirksbäuerin ab
Himmelkron.
Die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel aus Neufang
bei Wirsberg ist die neue oberfränkische
Bezirksbäuerin. Bei der Wahl in Himmelkron wurde sie
einstimmig für die nächsten fünf Jahre in das Amt
gewählt. Die 62-Jährige löst damit die bisherige
Bezirksbäuerin Anneliese Göller aus dem Landkreis
Bamberg ab, die nicht mehr zur Wahl angetreten war.
Beate Opel ist
bereits seit dem Jahr 2017 auf oberfränkischer Ebene
als stellvertretende Bezirksbäuerin aktiv. Sie wurde
erst vor kurzem zum dritten Mal zur Kulmbacher
Kreisbäuerin gewählt, gleichzeitig ist sie seit 30
Jahren als Ortsbäuerin tätig. Beate Opel hat zwei
Töchter und einen Sohn, zusammen mit ihrer Familie
bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb mit
Bullenmast.
Zur neuen
stellvertretenden Bezirksbäuerin wählten die
Delegierten mit großer Mehrheit die Lichtenfelser
Kreisbäuerin Marion Warmuth. Beisitzerinnen im
Bezirksvorstand sind die neue Forchheimer
Kreisbäuerin Christine Werner (43), die Wunsiedler
Kreisbäuerin Karin Reichel und Nicole Werthmann (40)
aus Sassanfahrt im Landkreis Bamberg.
In ihrer
Antrittsrede appellierte Beate Opel vor allem an den
Zusammenhalt. „Ich möchte, dass wir zu einer großen
Familie zusammenwachsen“, sagte sie vor dem
Hintergrund der anstehenden Herausforderungen nicht
nur in der Landwirtschaft, sondern in der gesamten
Gesellschaft. Die neue Bezirksbäuerin bedankte sich
bei ihrer Vorgängerin Anneliese Göller, die vieles
angestoßen und eine herausragende Arbeit geleistet
habe.
Ziel
der Landfrauenarbeit sollte es auch in Zukunft sein,
ein besonderes Augenmerk auf die
Öffentlichkeitsarbeit zu legen und dabei besonders
bei Kindern anzusetzen. Die Landwirtschaft sei
leider nicht mehr in der Gesellschaft verankert,
deshalb sollte es die Aufgabe der Landfrauen sein,
vor allem Kinder und Jugendliche auf die Höfe zu
holen, um Zusammenhänge aufzuzeigen und
Landwirtschaft zu erklären. Beate Opel appellierte
aber auch an das Selbstbewusstsein der Landfrauen:
„Wir leiste eine schwere Arbeit, das soll uns erst
einmal jemand nachmachen.“
Zuvor war
Anneliese Göller als oberfränkische Bezirksbäuerin
mit lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations
verabschiedet worden. Sie war 15 Jahre als
Bezirksbäuerin und vorher fünf Jahre als
Stellvertreterin tätig. As oberstes Ziel der
Landfrauenarbeit bezeichnete es Anneliese Göller,
die Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft zu
verankern. „Die Themen verändern sich, nicht aber
die gemeinsamen Ziele“, sagte sie. Der Erhalt der
bäuerlichen Landwirtschaft gehöre dazu genauso wie
die Schaffung einer lebenswerten Zukunft gerade für
den ländlichen Raum.
Ein besonderes
Augenmerk legte Anneliese Göller auf die
zurückliegende Wahlperiode, die aufgrund der
Corona-Pandemie anders als alle je zuvor gewesen
sei. „Corona hat uns ausgebremst und stellte uns vor
große Herausforderungen“, doch auch das hätten die
Landfrauen bewältigt, unter anderem mit dem ersten
bayerischen virtuellen Landfrauentag.
Bis zur Neuwahl
am 17. Oktober in Herrsching bleibt Anneliese Göller
als Landesbäuerin noch im Amt.
Bilder.
1. Beate Opel folgt auf Anneliese Göller als neue
oberfränkische Bezirksbäuerin Im Bild von links:
Anneliese Göller, BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer,
Christine Werner, Marion Warmuth, Beate Opel, Nicole
Werthmann, Karin Reichel und der oberfränkische
BBV-Präsident Hermann Greif.
2. Die bisherige Bezirksbäuerin Anneliese Göller
(rechts) gratulierte ihrer Nachfolger Beate Opel.
Bauern nehmen
Artenschutz ernst / Ortstermin zum Insektenschutz in
Laubersreuth bei Münchberg
Laubersreuth.
Imker, Jäger und Landwirte engagieren sich für
Insekten- und Artenschutz, und das nicht erst seit
dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Darauf hat
der Bauernverband Hof mit einer medienwirksamen
Aktion auf den Flächen von Klaus-Dieter Bäger
aufmerksam gemacht. Der Landwirt aus Konradsreuth
legt schon seit weit über zehn Jahren Blühwiesen
rund um seine Flächen in Laubersreuth bei Münchberg
an.
„Darunter sind
sowohl einjährige, als auch mehrjährige
Blühflächen“, sagt Klaus-Dieter Bäger, der die
verschiedensten Mischungen einsetzt, um damit die
Insektenvielfalt zu fördern. 600 Euro pro Hektar
koste allein das Saatgut, sagt der Landwirt. Die
Verarbeitung und die Pflege müsse man noch
hinzurechnen.
„Landwirtschaftliche Betriebe erbringen umfangreiche
kooperative Umweltleistungen auf freiwilliger Basis
auf ihren Flächen“, heißt es von Seiten des
Bauernverbandes. So legten sie unter anderem
Blühstreifen und Gewässerrandstreifen an oder
setzten auf eine besonders vielfältige Fruchtfolge.
„Ob es um Bienen oder Insekten geht, um bedrohte
Arten wie Lerchen oder Feldhamster, die Haltung
alter Haus- und Nutztierrassen oder den Anbau alter
Obst- und Gemüsesorten: „Bayerns Bäuerinnen und
Bauern nehmen den Artenschutz ernst“.
Auch die Jäger
investierten in Blühflächen, sagt Heinz Kammerer von
der Jägerschaft Münchberg. Allein an 25
verschiedenen Flächen habe man sich zwischen den
Jahren 2019 bis 2021 beteiligt, um
Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten zu
schaffen. Das sei auch dringend notwendig, so Robert
Bayreuther vom Imkerverein Münchberg. Seinen Worten
zufolge gibt es allein 550 verschiedene
Wildbienenarten in Deutschland. Nicht nur für sie
würden durch das Engagement von Bauern, Imkern und
Jägern Rückzugsorte für alle möglichen Insekten
geschaffen, sagt Wildlebensraumberaterin Lisa-Mareen
Fischer vom Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg.
Die
Kulturlandschaft um Münchberg, in Sichtweite zur
Bundesautobahn A9, weist schon durch ihre
Topographie einige Besonderheiten auf. Hier ist die
Flur schon seit jeher von Ödlandflächen, Böschungen,
Rainen und Hecken durchzogen, was den Insekten
besonders zu Gute kommt. Solche Standorte gelte es
zu erhalten, sagt die Wildlebensraumberaterin.
Der Einsatz für
Insekten sei aber auch eine gesamtgesellschaftliche
Verantwortung und nicht nur auf Landwirte, Jäger und
Imker beschränkt. Auch Gartenbesitzer in den
Siedlungen seien gefragt, wenn es um die Anlage und
Pflege ihres Rasens geht. „Sogar ein Balkonkasten
kann insektenfreundlich angepflanzt werden“, so
Theresa Hick vom Bauernverband. Jeder habe die
Möglichkeit, die Insektenvielfalt zu fördern, jeder
einzelne könne seinen Beitrag dazu leisten, indem er
auf insektenfreundliche Pflanzen setzt.
Bauern und
Imker verbindet auch die Aktion „Blühende Rahmen“,
die bereits seit 2011 läuft und die vom
Bauernverband und dem Landesverband der Bayerischen
Imker getragen wird. Jahr für Jahr werden im Rahmen
dieser Aktion nahezu unzählige Blühstreifen und
Blühflächen angelegt. Bereits 2014 haben die
bayerischen Bauern für dieses freiwillige Engagement
den „European Bee Award“ erhalten.
Bild:
Mitten in einer insektenfreundlichen Blühwiese
trafen sich zu einem öffentlichkeitswirksamen Termin
(von links): Lisa-Mareen Fischer, Heinz Kammerer,
Theresa Hick, Alfred Ott, Klaus-Dieter Bäger, Robert
Bayreuther und Andreea Strößner.
Mit einem
Lächeln geht alles leichter / Ernste und heitere
Worte beim ersten Bayreuther Landfrauentag nach
zweieinhalb Jahren Corona-Pause
Bayreuth.
Zwei Jahre ist es her, dass sich die Bayreuther
Landfrauen zum letzten Mal persönlich im großen
Rahmen getroffen haben. Jetzt war es endlich wieder
soweit. Zu diesem ganz besonderen Landfrauentag in
einer Halle der Landwirtschaftlichen Lehranstalten
hatte man sich deshalb auch viel Zeit genommen und
ein beinahe tagesfüllendes Programm ausgedacht. Es
reichte von einer Ökumenischen Andacht am Morgen bis
zu einer umfangreichen Tombola am späteren
Nachmittag. Höhepunkt war der Auftritt von Stargast
Volker Heißmann, ein Teil des TV-bekannten
Komiker-Duos Heißmann und Rassau aus Fürth.
So witzig
Volker Heißmann auch sprach, so ernst war seine
Botschaft: „Mit einem Lächeln geht alles leichter“.
Sein Ziel, den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu
zaubern, das hat er an diesem Nachmittag mehr als
erreicht. Mit manchmal fast ein wenig derber Komik
brachte er den Frankenfasching nach Bayreuth,
berichtete von seinen landwirtschaftlichen
Erfahrungen in der Kindheit, vom Aufwachsen im
Angesicht der Fürther Paulskirche und vom
Krippenspiel, in dem er dank seines Knabensoprans
die Maria darstellen musste. Zum Mariechen sei es da
gar nicht mehr weit gewesen, sagte er. Tatsächlich
war er über die Kirche zu Bühne gekommen, vom
Gemeindehaus in die Fürther „Comödie“ sozusagen, und
irgendwann erstreckten sich seine Auftritte nicht
mehr nur auf Nürnberg, Fürth und Erlangen, sondern
teilweise auch weit darüber hinaus, etwa bis Plech,
Gefrees und Bayreuth, so merkte er augenzwinkernd
an.
„Sie
können mit einem Lächeln ihr Leben besser meistern“,
gab Volker Heißmann den Landfrauen mit auf den Weg.
Egal, was im Leben passiere, das Lächeln kehre immer
wieder zurück. Wer lächelt, der schütte auch
Glückshormone aus, sagte er und riet den Damen, das
Lächeln mit nach Hause zu nehmen. Dann gehe auch auf
dem Hof die Arbeit viel besser von der Hand.
Für ernste
Gedanken stand auch die Rede von Kreisbäuerin
Angelika Seyferth. Durch die Corona-Krise und
zuletzt durch den Krieg in der Ukraine sei die
Wertschätzung von Lebensmitteln und damit auch der
Bauern vor Ort wieder etwas gestiegen, sagte sie.
Besonders die Direktvermarkter hätten das durchaus
zu spüren bekommen. Viele Menschen hätten wieder
gemerkt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist,
dass es in der Region genügend Lebensmittel gibt und
dass man sich hierzulande selbst versorgen kann. Die
Kreisbäuerin versprach: „Wir werden auch in Zukunft
die Versorgung mit hochwertigen regionalen und
Lebensmitteln sicherstellen.“
Nun aber treibe
nicht nur die Bauern die große Sorge um, wie es mit
der Rohstoff- und Energieversorgung weitergehen
soll. Was geschieht, wenn es kein Gas mehr gibt und
Schlachthöfe und Molkereien nicht mehr arbeiten
können? Auch wenn das Jahresthema der
Landfrauenarbeit im Bauernverband „Blick durch das
Schlüsselloch in Richtung Zukunft“ lautet, so hatte
doch niemand die Antworten auf Fragen wie diese.
Die
Ökumenische Andacht zum Auftakt des Landfrauentages
feierten Pfarrer Thomas Karukayil von der
katholischen Pfarrei Eckersdorf und der evangelische
Pegnitzer Dekan Markus Rausch aus Pegnitz. Auch der
Bayreuther Landfrauenchor kam nach zweieinhalb
Jahren Pause zum ersten Mal wieder zu einem
öffentlichen Auftritt zusammen. Die Einnahmen aus
einer Tombola und der Verkaufserlös von Kaffee,
Kuchen und Torten gingen an die vor zwei Jahren
abgebrannte Lebenswerk gGmbH (Werkstatt für
Behinderte) der Diakonie Bayreuth. Damit möchten
auch die Landfrauen einen kleinen Teil zum
Wiederaufbau beitragen, so Kreisbäuerin Angelika
Seyferth.
Bild (unten):
Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) und ihre
Stellvertreterin Doris Schmidt überraschten Volker
Heißmann mit einer Großpackung Gummibärchen als
außergewöhnliches Geschenk. Der Komiker hat dafür
eine ganz besondere Schwäche.
Borkenkäfer-Situation ist dramatisch / WBV
Kulmbach/Stadtsteinach warnt vor Katastrophe -
Sinkende Auftragslage trifft auf Überangebot
Himmelkron.
Eigentlich müsste man sich freuen über die riesige
Menge an Holz, die von der Waldbesitzervereinigung
Kulmbach/Stadtsteinach im Auftrag ihrer Mitglieder
im zurückliegenden Jahr vermarktet wurde. Der
riesige Anstieg von 150000 Festmeter in 2020 auf
210000 Festmeter Holz im zurückliegenden Jahr ist
allerdings im Wesentlichen auf den Borkenkäfer
zurückzuführen. „Es ist fast wie eine
Notschlachtung, aber das Käferholz muss weg“, sagte
Geschäftsführer Theo Kaiser bei der
Jahresversammlung in Himmelkron.
Dabei haben die
Preise im zurückliegenden Jahr schon wieder
angezogen. Die Talsohle des Jahres 2020 habe man
2021 mit Durchschnittserlösen von 51 Euro pro
Festmeter (Vorjahr 31 Euro) bei der Fichte und 46
Euro (Vorjahr 24 Euro) pro Festmeter bei der Kiefer
durchschritten. Dennoch bei der Fichte
beispielsweise treffe die sinkende Auftragslage der
Sägeindustrie auf ein zu erwartendes Überangebot
beim Rundholz.
Schuld an der
ganzen Misere sind nach den Worten des
Geschäftsführers einzig und allein Trockenheit und
Hitze. Sie setzten dem Wald massiv zu. Der
Borkenkäfer könne sich ungehindert vermehren, eine
weitere Massenvermehrung stehe bevor. „Die Situation
ist dramatisch“, sagte Theo Kaiser. Wenn es mit der
Hitze so weitergeht, sei eine echte Katastrophe zu
erwarten. Der Geschäftsführer appellierte deshalb
eindringlich an alle Waldbesitzer, den Waldumbau
aufgrund des Klimawandels rasant anzupacken.
Der Borkenkäfer
ist allerdings nicht das einzige Problem, mit dem
sich die Waldbesitzer derzeit herumschlagen müssen.
Ungemach droht auch von politischer Seite, wie die
Vorsitzende Carmen Hombach erläuterte. Größtes
Problem ist, dass sich Betriebe mit über 100 Hektar
verpflichten müssen, fünf Prozent Wald stillzulegen,
also nicht mehr zu bewirtschaften, wenn sie in den
Genuss der Bundesprämie kommen wollen. „Das ist
nicht zielführend, das passt nicht in unsere Zeit“,
sagte die Vorsitzende. „Wir brauchen unser Holz als
Gegenwarts- und Zukunftswerkstoff.“ Die
Zwangsstillegung komme einer Enteignung gleich.
Man könne
Waldflächen nicht aus der Nutzung nehmen und dafür
Holz aus fraglichen Quellen importieren und dann
auch noch für den weiten Transport wertvolle Energie
verschwenden. „Wir hier vor Ort wirtschaften
nachhaltig mit Sinn und Verstand, unsere Wälder sind
zertifiziert und wir handeln nach dem Grundsatz
schützen und nützen“, sagte die Vorsitzende. Sie gab
auch zu bedenken, dass man beim Holz den Kreislauf
selbst in der Hand habe. „Kein Hahn kann zugedreht
werden.“
Die steigende
Menge an vermarktetem Holz machte sich auch in der
Bilanz der WBV Kulmbach/Stadtsteinach bemerkbar.
Hatte der Zusammenschluss im Auftrag seiner
Mitglieder 2020 noch rund 2,6 Millionen Euro
umgesetzt, waren es 2021 mit 5,5 Millionen Euro mehr
als das Doppelte. Die Summe setzt sich im
Wesentlichen aus Handelsgeschäften, also aus Holz,
das im Auftrag der Mitglieder vermarktet wurde sowie
aus Dienstleistungen zusammen. Auch für das laufende
Jahr geht Kassiert Rudolf Hafner wieder von
Einnahmen in Höhe von fast sechs Millionen Euro aus.
Die WBV
Kulmbach/Stadtsteinach hatte zu Jahresbeginn 1955
Mitglieder, 77 mehr als noch im zurückliegenden
Jahr. Zusammen bewirtschaften sie eine Waldfläche
von 13286 Hektar. Seit Januar ist die Mitgliederzahl
den Worten von Theo Kaiser zufolge noch einmal auf
1987 angestiegen.
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen wurde die bisherige
Vorstandschaft im Wesentlich bestätigt. Vorsitzende
bleibt Carmen Hombach aus Kulmbach, Stellvertreter
Heinz Reiner aus Presseck, Kassier Rudolf Hafner aus
Mainleus und Schriftführer Horst Degelmann aus
Premeusel. Der „Ausschuss“, also die erweiterte
Vorstandschaft setzt sich zusammen aus: Robert Fürst
(Hohenberg), Peter Göppner (Altenreuth), Gerhard
Hahn (Dörnhof), Michael Milewski (Hanauerhof),
Siegfried Beyer (Presseck), Rainer Schmidt (Waizendorf),
Otto Schröppel (Neuenmarkt) und Markus Teller (Neuenreuth
am Sand).
Bild:
Auch im Kulmbacher Land, wie hier bei Marktleugast,
warten derzeit riesige Holzmengen auf den
Abtransport.
Schulkinder im
Focus der Landfrauen / Beate Opel bleibt
Kreisbäuerin – Große Veränderungen in der
Vorstandschaft
Kulmbach.
Beate Opel bleibt Kreisbäuerin von Kulmbach. Die
62-jährige aus Neufang bei Wirsberg wurde bei der
Verbandswahl der Landfrauengruppe im Bauernverband
ohne Gegenstimme in ihrem Amt bestätigt. Große
Veränderungen gibt es dagegen in der übrigen
Vorstandschaft. Gudrun Passing aus Oberdornlach löst
Silvia Schramm (Marktleugast) als stellvertretende
Kreisbäuerin ab. Schramm wiederum wurde in den
Beirat gewählt. Der übrige Beirat, also die
erweiterte Vorstandschaft, setzt sich aus Franziska
Bär (Buch am Sand), Manuela Vogler (Kunreuth),
Susanne Kraus (Gemlenz) und Marion Hartmann (Waldau)
zusammen.
Für Beate Opel
ist es die dritte Amtszeit. Sie wurde vor zehn
Jahren zum ersten Mal zur Kreisbäuerin gewählt.
Gleichzeitig ist sie seit 30 Jahren als Ortsbäuerin
tätig und seit 2017 auch stellvertretende
oberfränkische Bezirksbäuerin. Zusammen mit ihrer
Familie bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb
mit Bullenmast.
Die alte und
neue Kreisbäuerin ließ bei der Verbandsversammlung
noch einmal die zurückliegende Wahlperiode Revue
passieren, die zumindest bis zur Corona-Pandemie von
zahlreichen gesellschaftlichen politischen und
bildungspolitischen Veranstaltungen geprägt war. Als
ganz besonders wichtiges Thema der Landfrauenarbeit
bezeichnete sie das Projekt „Landfrauen machen
Schule“, bei dem Schulkinder mit der Arbeit der
Landwirte konfrontiert werden. „Wir müssen den
Kindern zeigen, wo ihr Essen herkommt“, sagte sie.
Die Landfrauen müssten zeigen, wie man gesundes
Essen zubereitet, wie man pfleglich mit der Natur
umgeht und wie die Bauern wirtschaften. Bei Kindern
könne man damit noch etwas bewirken, bei Erwachsenen
sei dies ungleich schwieriger.
Auch die
bayerische Landesbäuerin und oberfränkische
Bezirksbäuerin Anneliese Göller berichtete von den
Schwierigkeiten, die Corona in der Landfrauenarbeit
mit sich gebracht habe. „Es war eine Wahlperiode wie
keine andere zuvor“, sagte sie. Die Landfrauen seien
mit Schwung gestartet und dann jäh ausgebremst
worden. Auch wenn bei den Landfrauen stets die
persönliche Begegnung im Vordergrund steht, sei man
mit den technischen Möglichkeiten sehr gut
zurechtgekommen und habe die Arbeit gut
aufrechterhalten können.
Es werde immer
schwieriger Menschen zu finden, die bereit sind,
sich zu engagieren, sagte der für alle drei
fränkischen Regierungsbezirke zuständige
Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer. Umso
dankbarer könne man im Landkreis Kulmbach sein, dass
sich in nahezu allen Ortsverbänden wieder Frauen
gefunden hätten, um das Amt der Ortsbäuerin zu
begleiten. Auch ein politisches Thema sprach Böhmer
an. So wehrten sich die Landwirte derzeit gegen die
politische Vorgabe vier Prozent der Fläche
stillzulegen. Bei Bundeslandwirtschaftsminister Cem
Özdemir sei dabei auch beim Deutschen Bauerntag vor
wenigen Wochen keinerlei Bewegung erkennbar gewesen.
Allerdings gebe es vor dem Hintergrund des Krieges
in der Ukraine Signale aus Brüssel, nach denen es
die Länder künftig in der Hand haben sollen, ob die
vier Prozent Pflichtbrache durchgesetzt werden
sollen, oder nicht.
Bild:
Gruppenbild der neuen Kreisvorstandschaft der
Kulmbacher Landfrauen mit (hinten von links):
Geschäftsführer Harald Köppel, Marion Hartmann,
Franziska Bär, Silvia Schramm, Kreisobmann Harald
Peetz, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. Vorne von links:
Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller Manuela
Vogler, Susanne Kraus, Beate Opel und Gudrun Passing.
Braune Wiesen,
dünner Mais, kümmerliche Sommergerste / Bauern gehen
von unterdurchschnittlicher Ernteerwartung aus
Die
Landwirte in ganz Bayern rechnen in diesem Jahr mit
einer unterdurchschnittlichen Getreideernte. Während
in Südbayern relativ gute Bestände auf den Feldern
stehen, wird es in Nordbayern trockenheitsbedingt
geringere Getreideerträge geben. Dazu kommt eine
angespannte Situation auf dem Weltmarkt. Zum einen
sind die Aussichten auf die Ernte dem Bauernverband
zufolge in ganz Europa schlecht. Zum anderen sei die
Transportlogistik aus wichtigen Erzeugerländern wie
der Ukraine aufgrund des Krieges nach wie vor nicht
sicher. Sorge bereiten den Bauern auch die enormen
Preisanstiege in der gesamten Lieferkette. Wie ist
die Situation vor Ort?
„Es schaut
nicht gut aus“, sagt Harald Köppel, der als
Geschäftsführer des Bauernverbandes für die
Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Kronach tätig ist.
Die Witterung spreche für sich. Braune Wiesen,
kümmerlicher Mais, eine sehr dünne Sommergerste, das
alles hänge mit dem Wasser und der Temperatur
zusammen. Grünland oder Mais seien nicht mehr
gewachsen, Sommergerste habe teilweise verkürzte
Ähren, weil das Wasser schlicht und einfach gefehlt
habe. Teilweise seien die Ähren nicht einmal halb so
lang, wie sie sein sollten. Auch die Körner des
Wintergetreides seien nicht gefüllt worden, weil das
Wasser ausgeblieben ist.
Regional
gestalte sich die Situation dabei unterschiedlich.
Im Unterland sei es teilweise noch schlechter, als
im Oberland. Manchmal sei die Situation sogar von
Dorf zu Dorf unterschiedlich, je nachdem, wo ein
Gewitter war. Besonders trocken sei es um Himmelkron
herum, während es über den Berg im Harsdorfer
Bereich immer wieder mal geregnet habe.
„Alles in allem
muss man aufgrund des Wassermangels mit Ertrags- und
Qualitätseinbußen rechnen“, sagt Harald Köppel.
Genaueres könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch
nicht sagen. Auf jeden Fall unterdurchschnitt wird
die Ernte bei der Wintergerste ausfallen. Wie es bei
den anderen Früchten ausschaut, könne man erst
sagen, wenn der Mähdrescher darüber gefahren ist.
Beim Grünland
müsse man dagegen schon jetzt feststellen, der erste
Schnitt sei in Ordnung gewesen, den zweiten Schnitt
habe es dagegen schon fast nicht mehr gegeben und
der dritte Schnitt stehe in den Sternen. Ebenso beim
Mais: Während der zum jetzigen Zeitpunkt
normalerweise schon zweieinhalb Meter hoch sein
sollte, sei er im Moment bei einem halben bis
dreiviertel, höchstens einem Meter angelangt. Köppel:
„Da fehlt es hinten und vorne.“
Dabei sei das
Frühjahr noch ganz gut losgegangen. „Es war ein
super Start“, so Harald Köppel. Doch dann habe der
Regen aufgehört. Das Wintergetreide, das sich über
den Winter entwickeln konnte, sei dabei noch im
Vorteil gewesen. Zum Körner füllen sei das Wasser
aber auch zu wenig gewesen. Die Sommergerste habe es
allerdings komplett erwischt. Die Ernte laufe in
diesen Tagen so richtig an. Harald Köppel geht sogar
davon aus, dass sie noch im Juli abgeschlossen
werden kann und sich nicht wie sonst in den August
hineinziehen werde.
Genaues kann
Michael Greim aus Marktschorgast noch nicht sagen,
doch erwartet er eine Ernte, die etwa um die Hälfte
von der eines „normalen“ Jahres liegt. „Es schaut
nach vielen kleinen und dünnen Körnern aus“, sagt
Michael Greim. Schon allein deshalb rechne er mit
Verlusten. Beim Sommergetreide sei es noch viel
schlimmer als beim Wintergetreide. Einige Flächen
bei Ziegenburg seien ihm bereits fast vertrocknet.
Dazu kommt, dass das Getreide relativ kurz gewachsen
sei, das bedeute, dass auch wenig Stroh übrig
bleiben werde. Während beispielsweise der Hafer im
zurückliegenden Jahr 1,50 bis 1,60 Meter hoch wurde,
stehe er jetzt gerade einmal bei 30 bis 40
Zentimetern. „Da hat man das ganze Jahr Arbeit und
Aufwand reingesteckt, und dann kann man nichts
machen“, so Michael Greim. Er bewirtschaftet einen
Betrieb mit Mutterkuhhaltung, erzeugt alternativer
Energien und betreibt Ökolandbau. Gut 200 Hektar
Fläche bewirtschaftet Michael Greim. Darauf baut er
Winterweizen, Braugerste, Roggen, Dinkel und Hafer
an, das im Wesentlichen in der Backwarenindustrie
landet, die Braugerste geht zur Mälzerei Weyermann
nach Bamberg.
Von einem
einigermaßen durchschnittlichen Jahr geht dagegen
die Familie Jurkat aus Oberlangenroth aus, „sofern
die Qualität beim Wintergetreide ok ist“. In diesem
Jahr zeige sich wieder, dass nicht nur die Menge,
sondern vor allem die Verteilung der Niederschläge
eine Rolle spielt, sagt Christoph Jurkat. Zusammen
mit Bruder Michael und den Eltern Rosa und Ulrich
bewirtschaften er das Gut Oberlangenroth, das zur
Gemeinde Neuenmarkt gehört. Auf rund 75 Hektar baut
die Familie Bio-Getreide wie Dinkel, Hafer,
Sommergerste, Triticale und Ackerbohnen an.
Das Frühjahr
sei auf dem Standort mit seinen schweren tonige
Böden sogar fast zu nass gewesen. Dann aber folgte
eine deutliche Frühsommertrockenheit. Die
Winterungen wie Dinkel, Roggen, oder Triticale
hätten das relativ gut überstanden. Die Bestände
würden vielversprechend aussehen. Hier bleibe
allerdings die Kornqualität, also die Füllung der
Körner abzuwarten. Die Sommerungen wie Braugerste
und Hafer würden dagegen deutlich abfallen. „Hier
gehen wir von einer unterdurchschnittlichen Ernte
aus“, sagt Christoph Jurkat. Spannend bleibe auch
hier, ob die Qualität, also der Vollgerstenanteil
bei der Sommergerste und das Hektoliter-Gewicht beim
Hafer paßt.
Von Einbußen
bis hin zum Totalausfall sprcht dagegen ein weiterer
Landwirt aus dem Landkreis Kulmbach, der nicht
genannt werden möchte. Die bereits geerntete
Wintergerste sei noch knapp im Durchschnitt gewesen.
Bei den späteren Getreidearten wie Weizen und vor
allem beim Sommergetreide würden sicher 20 bis 40
Prozent fehlen. Besonders dramatisch sei die
Situation im Futterbau. „Bei Mais und auf dem
Grünland werden wir Einbußen von 50% bis zum
Totalausfall haben“, so der Landwirt.
Bild: Was die
Ernte betrifft gehen die Bauern im Kulmbacher Land
heuer eher von unterdurchschnittlichen Erträgen aus.
Pionier für
eine Landwirtschaft / Bittl´scher Gutsbetrieb
beteiligt sich an Pilotprojekt zur Biodiversität
Küps.
Nutzungs- und Schutzinteressen in der Landwirtschaft
zusammenzubringen, das ist das Ziel des Projektes
„Natur-positive Agrarsysteme“ (NaPA), an dem sich 19
ökologisch und konventionell wirtschaftende
Landwirte unter wissenschaftlicher Begleitung der
Humboldt-Universität Berlin beteiligen. Einer der
Betriebe ist dabei auch in Oberfranken: der
Bittl´sche Gutsbetrieb von Barbara und Hubertus von
Künsberg in Oberlangenstand bei Küps im Landkreis
Kronach.
Das Projekt
soll in den kommenden drei Jahren Daten über die
Auswirkungen unterschiedlicher Anbauarten und
Bewirtschaftungsformen auf die lokale Biodiversität,
Bodengesundheit sowie das Klima generieren. Außerdem
wollen die beteiligten Landwirte regelmäßig
praktische Erfahrungen auszutauschen. Ins Leben
gerufen wurde NaPA von dem Unternehmen Syngenta Agro
GmbH, ein internationaler Anbieter von
Agrartechnologie, der in Frankfurt am Main seine
deutsche Zentrale hat.
„Uns geht es um
Lern- und Entwicklungszusammenhänge in der
Landwirtschaft“, sagte Franz-Theo Gottwald,
Professor für Umweltethik an der
Humboldt-Universität Berlin. Schließlich sollen
Grund und Boden ja auch für die Enkelgeneration noch
zur Verfügung stehen. Eine Aufgabe des Projektes
wird es deshalb sein, Wege zu finden, um die
Bodenfruchtbarkeit und damit den Humusaufbau zu
steigern. Einen besonderen Focus wollen die
Beteiligten außerdem darauf legen, was passiert,
wenn Veränderungen in der Fruchtfolge vorgenommen
werden. „Wir hoffen, daraus neue Impulse für
künftige Anbauentscheidungen ableiten zu können“, so
Gottwald. Das Projekt soll aber auch einen Beitrag
dazu leisten, dass es nicht immer nur die Bauern
sind, die permanent angegriffen werden. Neu und
einzigartig ist nach den Worten des Professors die
wissenschaftliche Begleitung. Am Ende soll ein
Maßnamepaket für den jeweiligen Standort stehen.
Als ein
Beispiel für die konkrete Arbeit nannten Gottwald
und der örtliche Projektbetreuer Sebastian Funk
Untersuchung von Blühstreifen auf die lokale
Biodiversität durch Wissenschaftler des Leibnitz
Instituts. Sie sollen drei Jahre lang den
Biodiversitätswandels unter die Lupe nehmen. Die
NaPA-Landwirte haben dazu an oder mitten in ihren
Feldern Messstationen mit speziellen Fallen
eingerichtet, die sie regelmäßig leeren und
austauschen. Das Forschungsinstitut wertet in seinem
Labor daraufhin aus, welche Insekten und andere
Kleintiere in der Luft und in den Boden gefangen
wurden. Auch Bodenbeschaffenheit und
Nährstoffkonzentrationen werden untersucht und in
Beziehung zu Wetter, Temperaturentwicklung, den
angebauten Feldfrüchten und weiteren Faktoren
gesetzt. Dabei kommen testweise auch neue
Technologien und Analysemethoden zum Einsatz. „Im
Zeitverlauf ergibt sich so eine einzigartige
Datensammlung und -qualität für die Agrarflächen“,
sagte Gottwald.
Hubertus
Freiherr von Künsberg bewirtschaftet in
Oberlangenstadt die 400 Hektar Land des Bittl´schen
Guts. Die Schwerpunkte des Betriebs liegen auf der
Biogasproduktion und dem Ackerbau. Der
Agrartechniker und Fachagrarwirt für erneuerbare
Energien räumt dem Umweltschutz seit jeher einen
besonderen Stellenwert ein. So übertrifft er mit
seiner gewässerschonenden Bewirtschaftung bereits
seit Jahren das gesetzlich geforderte Mindestmaß an
Gewässerschutz. Eine von mehreren Maßnahmen in
diesem Zusammenhang sind die Pufferstreifen, die
zwischen seinen Feldern und angrenzenden Gewässern
verlaufen. Künsberg achtet auch darauf, den Einsatz
von chemischen Pflanzenschutzmitteln so in das
System seiner Anbaumaßnahmen einzubauen, dass der
Befallsdruck gesenkt und Pflanzenschutz reduziert
werden kann. Zum Schutz des Ackerbodens setzt der
Agrartechniker außerdem auf einer Teilfläche auf das
Verfahren der sogenannten Streifenbodenbearbeitung.
Dabei wird nur der unmittelbare Bereich, in dem
Pflanzen wachsen sollen, intensiv bearbeitet, der
Rest bleibt unberührt.
Bild:
Hubertus von Künsberg (links) und Professor Dr.
Franz-Theo Gottwald von der Humboldt-Universität
Berlin haben in Küps das Projekt „Natur-positive
Agrarsysteme“ (NaPA) gestartet.
Vollkornbrot
per Instagram und WhatsApp / Brot von den eigenen
Feldern - Die Familie Passing bewirtschaftet in
Oberdornlach einen Bio-Bauernhof
Oberdornlach.
Eigentlich ist das Ganze aus der Not heraus
entstanden. Im verregneten Sommer 2017 hatte der
Dinkel nicht ganz die geforderten Werte und so
probierte Gudrun Passing einfach einmal selbst, Brot
zu backen. Das Ergebnis konnte sich sehen und vor
allem schmecken lassen. Schnell sprach es sich in
der Verwandtschaft herum und so fand sie auch im
Freundes- und Bekanntenkreis schnell Abnehmer für
ihr selbstgebackenes Dinkel-Vollkornbrot.
Mittlerweile hat Gudrun Passing einen
Direktvermarktungskurs absolviert und einen eigenen,
von den Behörden nach strengen Vorgaben bereits
abgenommenen Backraum auf dem Hof in Oberdornlach
eingerichtet.
„Das gesamte
Getreide stammt aus eigenem Anbau“, sagt Gudrun
Passing. „Bei uns wird nichts für die Tonne
gebacken“, ergänzt ihr Mann Wolfgang. Zusammen
bewirtschaften sie den Hof in Oberdornlach, das zur
Stadt Kulmbach gehört, mit Junior Johannes. Die
beiden Schwestern Katharina und Lisa sind
außerlandwirtschaftlich tätig.
Geworben wird
per Instagram, auch eine eigene WhatsApp- Gruppe
gibt es schon. Eigentlich wollte man die Vermarktung
des Brotes über die Aktion „Marktschwärmer“ machen,
doch dort gibt es Anlaufschwierigkeiten. Noch sei
das Ganze nicht der Rede wert, wiegelt Gudrun
Passing ab. Doch die Geschichte mit dem Backen soll
auf jeden Fall ausgeweitet werden. Drei Sorten gibt
es derzeit schon, neben dem Dinkel-Vollkorn ein
Roggenmischbrot und ein Weißbrotbaguette. „Richtig
gute Qualität ist mir das Wichtigste“, so Gudrun
Passing. Eine erste Bewährungsprobe hat das Brot aus
dem Hause Passing bereits bestens bestanden. Auf dem
Kulmbacher Altstadtfest wurde das Weißbrot zusammen
mit dem Damwildfleisch des befreundeten Marcel
Wachter vom Lehenthaler Wildgehege angeboten.
Nach dem Besuch
der Landwirtschaftsschule hatte Wolfgang Passing,
heute 57, den Hof in der Ortsmitte von seinem damals
bereits schwer kranken Vater übernommen. Damals mit
25 Kühen in Anbindehaltung. Klar, dass man
Aufstocken musste und so entschied man sich für
einen damals noch völlig unbekannten Kaltstall, den
ersten derartigen Laufstall im Landkreis. Der hatte
sich nach entsprechenden Startschwierigkeiten („wir
konnten uns ja nirgends orientieren“) bewährt.
Mittlerweile tummeln sich 40 Kühe darin. Die
Bio-Milch wird an die Milchwerke Oberfranken-West in
Coburg geliefert. Bereits im Jahr 2000 hatte die
Familie den gesamten Betrieb auf EG-Bio-Standard
umgestellt, seit 2012 gehört er dem
Bioland-Anbauverband an.
Waren es bei
der Übernahme an die 50 Hektar bewirtschaftete
Fläche sind es heute exakt 76, die sich im
Wesentlichen um die Ortschaft herum gruppieren.
Angebaut werden Sommer- und Wintergerste, Weizen,
Triticale, Dinkel, Mais und im geringen Umfang auch
Linsen und Lein. Das Getreide wird, sofern nicht zum
Brotbacken benötigt, zum Teil als Futter selbst
genutzt, der Rest wird über die
Vermarktungsgesellschaft Biobauern im schwäbischen
Pöttmeß vertrieben. Einfach ist es für die
Biobranche derzeit nicht, weiß auch Wolfgang Passing.
„Schließlich müssen wir die Preissteigerungen
genauso mittragen, wie die übrige Landwirtschaft
auch.“ Dabei fallen die Kosten aufgrund der Vorgaben
von jeher höher aus.
An die zehn
Jahre wird Wolfgang Passing den Betrieb wohl schon
noch führen, ehe er an Sohn Johannes (25) übergibt.
Der bringt auf jeden Fall die besten Voraussetzungen
mit. Er hat im landwirtschaftlichen Bildungszentrum
Triesdorf die Ausbildung zum Techniker gemacht und
danach ein Landwirtschaftsstudium mit der
Fachrichtung Tier absolviert. Mittlerweile ist er
beim Kulmbacher Futtermittelhersteller Bergophor als
Produktentwickler tätig.
Als hätten sie
auf dem Hof nicht schon genug zu tun, nimmt die
gesamte Familie jede Menge verantwortungsvolle
Ehrenämter wahr. Vater Wolfgang ist nicht nur
Ortsobmann des Bauernverbandes, sondern auch
Dirigent des Posaunenchors Kirchleus-Gössersdorf und
2. Vorstand der Feuerwehr Oberdornlach. Gudrun
Passing engagiert sich in der Seniorenarbeit der
Kirchengemeinde und gehört der Kreisvorstandschaft
der BBV-Landfrauen an. Junior Johannes schließlich
ist ebenfalls im Posaunenchor aktiv, hat auch schon
in der Städtischen Jugendblaskapelle musiziert, ist
aktives Mitglied der Feuerwehr und der
Soldatenkameradschaft und spielt Fußball in der
ersten Mannschaft des 1. FC Kirchleus. „Das
Engagement und die Ehrenämter sind uns schon sehr
wichtig“ ist sich die Familie einig. Schließlich
gehe es ja auch darum, Verantwortung zu übernehmen.
Bild: Wolfgang,
Gudrun und Johannes Passing bewirtschaften den
landwirtschaftlichen Betrieb in Oberdornlach.
Heute Wurzeln,
morgen Humus / Pflanzenbautage in Lopp stießen auf
große Resonanz
Lopp.
Trockenheit und Wassermangel bringen es mit sich:
Ackerböden müssen in der Tiefe gelockert und
Untersaaten zur Humusbildung eingebracht werden.
Andernfalls werden die Erträge immer weniger und am
Schluss wächst gar nichts mehr auf den Feldern. Das
alles wurde beim Pflanzenbautag in Lopp bei
Kasendorf deutlich. Vor dem Hintergrund der
anhaltenden Trockenheit ging es diesmal vor allem
darum, wie Landwirte auf ihren Feldern den Humus in
die Tiefe bringen können, um den Wasserhaushalt zu
verbessern, so Geschäftsführer Horst Dupke vom
Maschinenring. Die Traditionsveranstaltung wird vom
Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung und vom
Maschinenring Kulmbach ausgerichtet.
Für Feldfrüchte
eigneten sich besonders die verschiedensten
Kleearten oder Kleemischungen als Untersaat. Beim
Mais schneiden Wicken am besten ab. Insgesamt gehe
es darum, dass Untersaaten tief wurzeln, um die
Humusbildung zu fördern, sagte Hans Koch von der
BayWa. „Die Wurzeln von heute sind der Humus von
morgen“, so der Referent.
Wichtig sei
auch die Begrünung der abgeernteten Fläche, um keine
trockene Brache entstehen zu lassen. Bleibt die
Fläche offen, verdunsten die letzten
Feuchtigkeitsreste, der Boden trocknet aus. Eine
geeignete Untersaat beschattet und durchwurzelt
dagegen das Feld. Untersaaten sollten bereits drei
bis vier Wochen vor der Ernte der eigentlichen
Frucht ausgebracht werden.
Daneben hatten
die Landwirte aus der Region beim Pflanzenbautag
auch die Gelegenheit, die Schauversuche mit Raps,
Winterweizen und Sommergerste auf den Flächen von
Gerhard Friedlein aus Lopp zu begutachten. Der
Besuch sei auch heuer nicht schlecht gewesen, sagt
Geschäftsführer Dupke. Viele Landwirte aus der
Region seien gekommen, um die Unterschiede bei den
verschiedenen Sorten, vor allem hinsichtlich Abreife
und Krankheitsresistenz kennen zu lernen. Favoriten
gibt es bei der Sortenwahl allerdings nicht, da jede
Sorte anders auf die jeweilige Bodenbeschaffenheit
und die klimatischen Standortbedingungen reagiert.
Mit einem Tiefenlockerer konnten die Bauern auch
testen, was der Geräteeinsatz bringt.
Um den
Fortschritt der Versuche längerfristig zu begleiten
ist ein weiterer Besichtigungstermin auf den
Versuchsfeldern bereits für August geplant. In den
zurückliegenden Jahren wurden auf den Feldern zwar
ebenfalls verschiedene Versuche durchgeführt, die
Erläuterungen dazu gab es allerdings nur
schriftlicher Form auf einem ausgelegten Beiblatt.
Trotzdem seien an den angekündigten Tagen rund 60
Interessierte vor Ort gewesen, sagt Geschäftsführer
Dupke. Dies zeige, dass der Pflanzenbautag bei den
Praktikern ein fester Termin ist.
Bild:
Erstmals wieder in Präsenzform: Beim Pflanzenbautag
in Lopp beschäftigten sich die Praktiker diesmal
unter anderem um Humusbildung durch Untersaaten.
Biogas, Biomast
und Bauernhofeis / Regierungspräsidentin Heidrun
Piwernetz erkundete Landwirtschaft im Fichtelgebirge
Wunsiedel.
Die Themenpalette war breit gestreut: vom Waldumbau
über die Herstellung von Bauernhofeis, von der
Bio-Ochsenmast über Biogas bis hin zur
Ferkelerzeugung reichten die Punkte, mit denen sich
eine Delegation mit der oberfränkischen
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz an der
Spitze über Landwirtschaft im Fichtelgebirge
informierte.
Start war an
einem Hotspot, allerdings im negativen Sinn: am
Buchberg bei Reichholdgrün. Dort hat der Borkenkäfer
nach der Trockenheit der vergangenen Jahre gewaltig
zugeschlagen. „Unser Hausberg hat Wunden und
Narben“, brachte es Erich Reichel von der
Dorfgemeinschaft auf den Punkt. Tatsächlich sei an
dem 674 Meter hohen Buchberg exemplarisch zu sehen,
was die Forstwirtschaft in ganz Deutschland bewegt,
so Robert Geiser, Abteilungsleiter beim zuständigen
Amt für Landwirtschaft und Forsten
Bayreuth-Münchberg.
Der Buchberg
sei aber nicht nur ein Hotspot des Borkenkäfers,
sondern als ausgewiesenes FFH-Gebiet ein Hotspot des
Naturschutzes und der Artenvielfalt. Im
Waldmanagement sollte deshalb in Zukunft der Versuch
unternommen werden, Mischbestände zu erzeugen. Das
ist auch geplant: „Wir werden die Flächen wieder
aufforsten“, versprach der Revierförster Viktor
Klaus. Einen reinen Fichtenwald werde es in Zukunft
nicht mehr gaben, so der Landtagsabgeordnete und
stellvertretende Vorsitzendes des
Landwirtschaftsausschusses Martin Schöffel. „Es ist
absolut dramatisch, wie sich der Wald in den
zurückliegenden zwei Jahren verändert hat.“
Einen
erfreulicheren Blick in die Zukunft wagten Martina
und Florian Reichel vom Buchberghof in
Fichtenhammer. Sie betreiben nicht nur einen
Milchviehbetrieb mit knapp 80 Kühen sondern sind
auch in die Direktvermarktung eingestiegen und
vertreiben mit Erfolg ihr selbst produziertes
Bauernhofeis. Uwe Lucas vom Amt für Landwirtschaft
sprach vor Ort von einem „Familienbetrieb, der für
die Zukunft gerüstet ist“. 2017 hatte die Familie
den bisherigen Anbindestall aufgegeben und einen
hochmodernen Laufstall errichtet. Gleichzeitig waren
die Reichels in die Direktvermarktung eingestiegen,
mittlerweile gibt es ein Verkaufshäuschen an der
Hofeinfahrt mit zwei Automaten und einem
reichhaltigen Angebot.
Der Höhepunkt
im breiten Portfolio des Buchberghofes ist
allerdings das Bauernhofeis, das über
Verbrauchermärkte, Bauernläden und Gaststätten in
vielen Teilen Oberfrankens vertrieben und auch an
Wochenenden und Feiertagen im hofeigenen Café
angeboten wird. Einen mittleren sechsstelligen
Betrag hat die Familie investiert in die
Eisherstellung investiert. Dafür haben sie als
Lebensmittelhersteller mittlerweile sogar eine
EU-Zulassung. Die Milch kommt direkt aus dem
benachbarten Stall, wird zunächst pasteurisiert und
anschließend auf minus zehn Grad Celsius gefroren.
Mit normaler Eisherstellung sei dies alles nicht
vergleichbar, erläutert Martina Reichel. Großen Wert
legt sie auch darauf, dass jede Sorte ihr eigenes
Rezept hat. Mittlerweile werden pro Tag 500 bis 600
Liter Eis produziert.
Nicht ganz so
optimistisch in die Zukunft sieht die Familie Medick
aus Kothigenbibersbach bei Thiersheim. Der
Zuchtsauenbetrieb mit Ferkelaufzucht und
Marktfruchtanbau war die dritte Station der
Regierungspräsidentin. „Seit zwei Jahren konnten wir
kein Ferkel mehr kostendecken verkaufen“, sagte
Juniorchef Fabian Medick. Vor elf Jahren sei man in
den neuen Stall übersiedelt, aufgrund der aktuellen
Tierwohlauflagen müsse man jetzt schon wieder
umbauen. Konkret geht es um das geforderte
Platzangebot pro Tier. „Wir müssen den Stall
entweder erweitern oder den Bestand reduzieren, um
die Tierwohlauflagen erfüllen zu können“, sagte
Medick.
Den
Abschluss der Regierungstour bildete der Ökobetrieb
der Familie Schübel in Schönlind bei Wunsiedel.
Neben Marktfruchtanbau setzt die Familie auf
Ochsenmast, Biogas, Urlaub auf dem Bauernhof sowie
land- und forstwirtschaftliche Dienstleistungen. Der
Schübelhof versorgt die Wunsiedler über den
einheimischen Metzger nicht nur mit Bio-Rindfleisch
sondern sichert vielen Einheimischen über Scheitholz
und Hackschnitzel auch ein warmes zuhause und
betreibt eine Biogasanlage mit einer Leistung von
270 kW.
Regierungspräsidentin Piwernetz würdigte bei der
Rundfahrt die hervorragende Zusammenarbeit aller
Akteure, die sich in Oberfranken mit der
Landwirtschaft beschäftigen. „Hier herrscht ein
Miteinander und kein Gegeneinander“, sagte sie. Die
Landwirtschaft im Regierungsbezirk sei breit
aufgestellt, erzeuge regionale und qualitativ
hochwertige Lebensmittel und sorge für
Nahrungsmittelsicherheit. „Wir wollen die
Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft
rücken“, so Rainer Prischenk, Chef der
Landwirtschaftsverwaltung an der Regierung.
Nach den Worten
von Georg Dumpert, dem Leiter des Amtes für
Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg, werden knapp 40
Prozent der Fläche m Landkreis Wunsiedel
landwirtschaftliche genutzt, Weitere 46 Prozent
beträgt der Waldanteil. Damit sind rund 86 Prozent
der gesamten Landkreisfläche in land- und
forstwirtschaftlicher Nutzung.
Bilder:
1.Florian
und Martina Reichen zeigten der Delegation um
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz (Mitte)
ihren hochmodernen Milchviehstall.
2.Der
Buchberg bei Reichholdsgrün hat sich aufgrund des
Borkenkäferbefalls in den zurückliegenden Jahren
stark verändert.
3.Juniorchef
Florian Medick und die stellvertretende Kreisbäuerin
Christine Medick erläuterten der oberfränkischen
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz die Probleme
ihres Ferkelerzeugungsbetriebes.
Preissteigerungen kommen bei den Landwirten nicht an
/ Wahlen beim Bauernverband: Karl Lappe geht in
seine dritte Amtszeit als Bayreuther BBV-Kreisobmann
Bayreuth.
Karl Lappe bleibt auch in den kommenden fünf Jahren
Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Der
57-jährige Landwirt aus Schöchleins und Mistelgauer
Bürgermeister wurde bei der Kreisversammlung in
Bayreuth ohne Gegenstimme in seinem Amt bestätigt.
Lappe geht damit in seine dritte Amtsperiode.
Wenige
Veränderungen gab es auch in der weiteren
Kreisvorstandschaft. Harald Galster aus Gefrees
wurde ebenfalls ohne Gegenstimme erneut zum
stellvertretenden Kreisobmann gewählt. Neu im
fünfköpfigen Vorstand ist Christian Engelbrecht, der
einen Michvieh- und Ackerbaubetrieb in Lankendorf
bei Weidenberg bewirtschaftet. Er löst Andrea Mayer
aus Zips ab, der nicht mehr zur Wahl stand. Die
weiteren Vorstandsmitglieder sind: Martin Ponfick
aus Unterölschnitz bei Emtmannsberg, Martin Gebhardt
aus Görau, Christian Hannig aus Pilgerndorf bei
Hollfeld und Gerhard Meyer aus Creez bei Hummeltal.
Lappe drückte
in seinem Bericht die Hoffnung aus, dass die
Wertschätzung für die Bauern wieder zunimmt. „Die
Zukunftsaussichten sind besser, als viele denken“,
sagte er. Niemand hätte gedacht, dass bestimmte
Lebensmittel tatsächlich wieder einmal knapp werden
könnten. Keiner habe vorausgesagt, dass es zu einem
Paradigmenwechsel hin zu einem Nachfragemarkt sowohl
für Nahrungsmittel, als auch für Energie kommen
würde. „Jetzt sehen viele Menschen wieder, wie
bedeutsam die Lebensmittelerzeugung im eigenen Land
ist.“
„Die Preise
sind erfreulich, aber die Realität holt uns ein“,
sagte Lappe und spielte damit auf die Tatsache an,
dass die Preissteigerungen bei den Bauern gar nicht
ankämen. Sowohl die Kosten für Düngemittel würden
derzeit immens ansteigen, die Energiekoste geradezu
explodieren. „Besonders der Energiebereich macht uns
schwer zu schaffen“, so Lappe. Auch das
verarbeitende Gewerbe werde dadurch hart getroffen,
was beispielsweise das Milchgeld wieder schmälern
werde.
Von einer
„verrückten Zeit“ sprach bei der Versammlung auch
der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Vor
dem Hintergrund des Ukraine-Krieges würde die
Bevölkerung wieder erkennen, dass ein Land seine
Bevölkerung selbst ernähren kann. An der
„Teller-Trog-Tank-Diskussion“ wollte sich Greif
nicht beteiligen. Man brauche vielmehr die
Kreislaufwirtschaft, die auf zahlreichen
Synergieeffekten aufbaut. So werde beispielsweise
Gras ganz konkret durch Kühe verwertet, denn daraus
entstehe Milch und Fleisch. Nebenbei werde auch noch
die Landschaft gepflegt, was ohne Tierhaltung gar
nicht möglich wäre.
Die geplanten
Flächenstilllegungen kritisierte der für Ober-,
Mittel- und Unterfranken zuständige BBV-Direktor
Wilhelm Böhmer. Trotz der derzeitigen Situation
beharre Bundesagrarminister Cem Özdemir auf vier
Prozent Brache. Der Minister zeige keinerlei
Kompromissbereitschaft, obwohl die Flächen zur
Produktion von Nahrungsmitteln dringend gebraucht
würden.
Große Sorgen
bereiteten auch die Zuchtsauenhalter und
Ferkelerzeuger. 30 bis 40 Prozent der Betriebe seien
in den zurückliegenden Jahren aufgrund der
miserablen Preissituation verloren gegangen. Doch
nicht nur die schlechten Preise sondern auch die
ständigen Verschärfungen von verschiedensten
Auflagen seien für die Situation verantwortlich.
Statt zu investieren hörten viele einfach auf. Wer
aber einmal aufgegeben hat, der werde nie mehr
zurückkommen.
Bild: Wenig
Veränderungen gab es bei den Neuwahlen der
BBV-Kreisvorstandschaft (von links): Harald Galster,
Christian Hannig, Martin Gebhardt, Christian
Engelbrecht, Gerhard Meyer (hinten), Karl Lappe
(vorne), Harald Köppel, Direktor Wilhelm Böhmer und
der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.
Borkenkäfer
bescherte Rekordzahlen / Waldbauernvereinigung
Bayreuth: Wachstum in allen Bereichen
Bayreuth.
Mehr Mitglieder, mehr Fläche und weit über 40000
vermarktete Festmeter Holz: Die
Waldbauernvereinigung Bayreuth konnte bei ihrer
Jahresversammlung riesige Wachstumszahlen in allen
Bereichen vermelden. Die Ursachen dafür sind
allerdings weniger erfreulich. Vor allem die
extremen Trockenjahre hatten dafür gesorgt, dass
sich der Borkenkäfer ungehindert verbreiten konnte.
Vorsitzender
Hans Schirmer blickte allerdings auch mit einer
gewissen Skepsis in die Zukunft: „Niemand kann
vorhersagen, was in den nächsten Tagen und Wochen
passiert.“ Wie es dann mit dem Holzpreis weitergeht,
stehe in den Sternen. Schirmer äußerte unter anderem
die Befürchtung, dass sich die gute Baukonjunktur im
Herbst schnell wieder abschwächen kann, weil zum
Beispiel potentielle Häuslebauer aufgrund der hohen
Kosten und der Ungewissheit in vielen Bereichen von
ihren Vorhaben abweichen. Schon jetzt stünden einige
Baustellen still.
Nach den Zahlen
von Geschäftsführer Gerhard Potzel hat die WBV
Bayreuth aktuell 1685 Mitglieder mit einer
Waldfläche von zusammen 8747 Hektar. Unter den
Mitgliedern sind auch 22 Körperschaften, wie zum
Beispiel die Stadt Bayreuth. Somit war die
Mitgliederzahl um 106 und die Fläche um 355 Hektar
gestiegen. Insgesamt hatte die WBV im Auftrag ihrer
Mitglieder im Jahr 2021 genau 40126 Festmeter Holz
vermarktet, was einer Steigerung um satte 11837
Festmeter gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gut
40000 Festmeter, so rechnete Potzel vor, entspreche
1543 Lkw und damit mehr als fünf Holztransporter pro
Tag.
Die
ungewöhnlich hohe Steigerung begründete der
Geschäftsführer mit der verhältnismäßig großen
Trockenheit, die bereits Mitte 2018 eingesetzt
hatte. „Da hat der Käferbefall begonnen, seitdem
konnte er richtig wüten“, so Potzel. In den beiden
ersten Quartalen des laufenden Jahres sei der Absatz
aber schon wieder ein wenig eingebrochen. „Wir
müssen uns trotzdem nicht verstecken, wir haben
super Zahlen“, so Vorsitzender Schirmer.
Den hohen Wert
der WBV als bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung
stellten sämtliche Grußwortredner heraus. Holz sei
immer gefragter, die Waldbauernvereinigung sei für
die Stadt stets ein zuverlässiger, kompetenter und
loyaler Partner, sagte Bayreuths 2. Bürgermeister
Andreas Zippel. Holz erfreue sich derzeit als
Baustoff, aber auch als Biomasse einer guten
Nachfrage, so die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer (CSU). Ihr Kollege Tim Pargent von
den Grünen sagte: „Ohne Waldbauern wird es keinen
klimagerechten Waldumbau geben“. Es komme oft viel
zu kurz, dass die Waldbauern aktiven Klimaschutz
betreiben, so Landrat Florian Wiedemann.
Der Chef des
noch relativ neu gegründeten Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg, Georg
Dumpert, zählte auf, dass es im Amtsgebiet, also in
den drei Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof und
Wunsiedel, unvorstellbare 120000 Hektar Wald gebe,
mehr als die Hälfte davon in privater Hand. Dumpert
sprach von rund 23000 privaten Waldbesitzern und
sechs forstlichen Zusammenschlüssen. BBV-Kreisobmann
Karl Lappe sah im Wald der Zukunft mehr den Energie-
als den Baustofflieferanten. Die Errichtung einer
Holzhackschnitzelheizung, mit dem unter anderem das
Grüne Zentrum und das Ypsilon-Haus beheizt werden,
sei daher vor Jahren eine absolut zukunftsweisende
Entscheidung gewesen.
Über den Wald
der Zukunft und die Möglichkeiten, Kalamitätsschäden
vorzubeugen sprach bei der Versammlung Dirk Lüder,
der Bereichsleiter Forsten des Amtes für
Landwirtschaft. Er kam zu dem Schluss, dass künftig
viel mehr Baumarten als derzeit im Wald zuhause sein
müssten. „Wir müssen uns auf zunehmende Schäden, sei
es durch den Käfer durch Stürme oder durch
Trockenheit einstellen“, so Lüder. Neben einer
konsequenten Pflege und Durchforstung appellierte es
an die Waldbauern, schon jetzt Mischbaumarten, wie
Tannen oder Buchen, unter dem Altholzschirm aus
Kiefern und Fichten anzubauen. Gerade der Fichte
werde es im Bereich der WBV zunehmend schlechter
gehen.
Bildtext:
2021 hatte Klaus Wunderlich aus Gothendorf bei Bad
Berneck den Bayerischen Staatspreis für vorbildliche
Waldbewirtschaftung erhalten. Weil er sich seit
langem auch als Vorstandsmitglied bei der WBV
Bayreuth engagiert, wurde er hier noch einmal
gesondert ausgezeichnet. Im Bild von links:
Vorsitzender Hans Schirmer, Amtschef Georg Dumpert,
Klaus Wunderlich und Geschäftsführer Gerhard Potzel.
Hohe Kosten
belasten Bauern / Steigende Milchpreise kommen bei
den Landwirten nicht an - Langfristige Perspektiven
gefordert
Kulmbach.
Lange galt der Milchpreis als eine Art Sorgenkind,
jetzt auf einmal ist er im Höhenflug, die Bauern
sind aber trotzdem in Bedrängnis. Wie kann das sein.
Grund für die
steigenden Milchpreise ist, dass das Angebot an
Rohmilch und Milchprodukten weltweit als sehr knapp
gilt. Bundesweit sind die Erzeugerpreise im Mai
teilweise auf über 50 Cent je Kilogramm gestiegen.
Noch vor kurzem schien dies unvorstellbar. Die
Landwirte müssten eigentlich froh darüber sein. Doch
plötzlich werden auch die Kosten für die Erzeugung
in bislang unvorstellbare Höhen getrieben. Dazu
kommt, dass sämtliche Preise für Lebensmittel aber
auch alle anderen Dinge des täglichen Bedarfs stark
ansteigen. Die Nachfrage geht damit zurück, denn der
Verbraucher dreht jeden Euro zweimal um.
„Die Unkosten
laufen uns davon“, sagt Wilfried Löwinger,
Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Egal ob
Energie, Futter oder Dünger, alle Preise gingen
derzeit durch die Decke. Früher wäre ein Milchpreis
von an die 50 Cent pro Kilogramm Milch super
gewesen, doch heute kämen die Bauern nicht mehr
damit aus. Scharfe Kritik über Löwinger am
Lebensmitteleinzelhandel. Hier werde suggeriert,
dass die Rohstoffkosten höher seien. Doch in
Wirklichkeit klaffe die Schere zwischen
Rohstoffkosten und Verkaufspreis immer weiter
auseinander.
Einen Mangel
gibt es für den Kreisobmann nicht. Die hohen Preise
seien lediglich mit Spekulationen zu begründen. „Da
machen sich einige die Taschen voll“, so Löwinger.
Völlig unbegreiflich ist es für ihn, dass das
Kartellamt nicht eingreift. Es müsste dazu beitragen
eine Balance, zwischen Angebot und Nachfrage zu
schaffen. Besonders extrem spürten diese Auswüchse
die Biobauern, indem konventionell erzeugte
Milchpreis beinahe den gleichen Preis habe, wie
biologisch erzeugte Milch. Gleichwohl seien die
Kosten bei der biologisch erzeugten Milch noch
höher, so dass dem Biobauern am Ende noch weniger
bleibt.
Die derzeitige
Situation zeige leider auch: Wenn das Geld knapp
wird, spart der Verbraucher zuerst bei
Lebensmitteln. Bei der derzeitigen Situation habe er
zwar Verständnis, dass viele Menschen auf den Cent
rechnen müssten und es viele Familien hart trifft.
Auf der anderen Seite seien Nahrungsmittel doch für
jeden Menschen wichtiger als alles andere. Daran zu
sparen sei sicher der falsche Weg.
Auch Harald
Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes für die
Landkreis Bayreuth, Kulmbach und Kronach bestätigt,
dass den Milchbauern die Kosten davon laufen, ganz
egal ob Sie konventionell oder biologisch
wirtschaften. Bei Betriebsmittelen wie Diesel,
Dünger, Strom, Milchleistungsfutter, Ersatzteile,
Reinigungsmittel, und vielem mehr hätten sich die
Preise teilweise verdreifacht, wenn man überhaupt
etwas bekommt.
Die Nachfrage
nach Milchprodukten auf der ganzen Welt ist nach den
Worten Köppels sehr hoch und die Produktion der
Milch ist rückläufig. Die zurückliegenden Jahre mit
Milchkrisen und ständig steigende Auflagen hätten
bei den Milcherzeugern Spuren hinterlassen. Viele
Betriebe hätten die Milchviehhaltung aufgegeben,
neue Ställe würden nicht gebaut. Köppel: „Das ist
der Trend und dieser wird sich auch nicht aufhalten
lassen, wenn nicht endlich Signale aus der Politik
und dem Handel kommen, die den Erzeugern eine
langfristige Perspektive geben.“
Das sei aber
nicht nur bei der Milcherzeugung ein Problem,
sondern ebenfalls bei den Schweinehaltern und
weiteren Teilbereichen der Landwirtschaft. „Wenn
sich nicht bald was tut ist der Zug angefahren und
die Lebensmittel kommen aus dem Ausland“, so der
Geschäftsführer.
Was den
sinkenden Preisunterschied zwischen konventioneller
Milch zu Bio-Milch angeht merkte Köppel, dass die
Verbraucher anfangen zu sparen und deshalb immer
weniger zu teurer Bio- oder Markenprodukten greifen,
dadurch gehe die Nachfrage nach diesen Produkten
zurück. Es würden günstigere Milchprodukte gekauft
und hier würden dann auch Nachfrage und Preis
steigen.
Für Thomas
Erlmann ist das Problem relativ einfach zu
beschreiben. Kernproblem der gestiegenen
Verbraucherpreise sieht er darin, dass die
Lebensmittel in den zurückliegenden 30 Jahren viel
zu billig verramscht worden seien. Erlmann
bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie einen
Milchviehbetrieb am Ortsrand von Waldau mit 175
Hektar Fläche. Im Stall stehen rund 150 Kühe plus
weiblicher und männlicher Nachzucht.
Im
zurückliegenden Jahr sei der Preis für Diesel um 70
Prozent gestiegen, Futtermittel kosteten im Schnitt
das Doppelte und Mineraldünger das Drei- bis
Vierfache. Dazu kämen noch die Preissteigerungen für
Strom, Tierarzt, Ersatzteile, Maschinen, Baustoffe
und so weiter. Für Thomas Erlmann steh deshalb fest:
„Da ist die Steigerung beim Milchpreis um 30 Prozent
einfach zu wenig.“
Hermann Grampp
aus Melkendort ist der gleichen Meinung. Er
bewirtschaftet mit seiner Familie rund 200 Hektar
Fläche und hat ebenfalls rund 150 Kühe in seinem
Stall. Allerdings wirtschaftet Grampp seit 2017 nach
den Richtlinie des Bioland-Anbauverbandes. Er macht
eine einfache Rechnung auf. Einer Erhöhung beim
Milchpreis um zehn Prozent steht eine Verteuerung
der Produkte in den Läden um 30 Prozent (Käse) bis
50 Prozent (Butter) gegenüber. Auf der Kostenseite
müsse er eine Preissteigerung um 35 bis 50 Prozent
etwa bei Futtermitteln hinnehmen.
Biobauern seien
derzeit noch schlimmer betroffen, als konventionelle
Erzeuger, denn sie hätten nicht die
Preissteigerungen, die der konventionelle Markt
hergibt, müssten aber trotzdem die höheren Kosten
tragen. Völlig unverständlich ist es für Grampp,
wenn die immense Verteuerung beispielsweise bei
hochwertigem Eiweißfutter mit dem Krieg in der
Ukraine begründet wird. „Jeder stopft sich irgendwie
die Taschen voll“, so lautet sein Verdacht.
Info:
Der Preis, den
eine Molkerei dem Bauern auszahlt, ist der
Milchpreis. Er wird in Cent je Kilogramm berechnet.
Der Umrechnungsfaktor von Liter zu Kilogramm beträgt
1,03. Ein Liter Milch entspricht somit 1,03
Kilogramm. Wie viel Geld ein Landwirt für seine
Milch bekommt, hängt von der gelieferten
Rohmilchmenge, vom Fett- und Eiweißgehalt der
Rohmilch und von Qualitätsmerkmalen wie der
Keimzahl, der Zellzahl und den enthaltenden
Hemmstoffen der Rohmilch ab. Der Grundpreis der
Milch bezieht sich in der Regel auf einen Fettgehalt
von 4,0 Prozent und einen Eiweißgehalt von 3,4
Prozent.
Kulmbach.
Er ist ein Dienstleister für die Landwirtschaft,
aber in zunehmenden Maß auch für Firmen und
Privatleute: der Maschinen- und Betriebshilfsring
Kulmbach. Vor rund 60 Jahren wurde er gegründet und
hat seitdem eine stetige Aufwärtsentwicklung
genommen. Ihr breites Portfolio stellte die
bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung am Sonntag in
Neufang auf dem Gelände zwischen dem Reitstall von
Ralf Michel und dem Kulmbacher Flugplatz bei einem
„Tag der Landwirtschaft“ vor. Viele hundert Besucher
nutzten während des Nachmittags die Möglichkeit,
Technik zu bestaunen und sich über
landwirtschaftliche Zusammenhänge zu informieren.
Dazu gab es
eine große Maschinenausstellung zwischen Reitstall
und Flugplatz. Mit der Schau sollte die
Leistungsfähigkeit des Ringes eindrucksvoll unter
Beweis gestellt werden. Die Maschinen standen
freilich nicht nur so da, sondern konnten im Einsatz
bestaunt werden. An den praktischen Vorführungen
hatten sich viele Aktive und einige Firmen
beteiligt, die eng mit dem Maschinenring
zusammenarbeiten. Sie stellten ihre hohe
Einsatzbereitschaft und ihr enorme Know-how vor.
„Vom
Baumkletterer über Kehrmaschinen und
Klauenpflegestand bis zum Sägespalter haben wir auf
einem Rundweg unser gesamtes Programm
zusammengestellt“, sagte Geschäftsführer Dupke. Auch
die Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung sowie
Möglichkeiten, dem Eichenprozessionsspinner den
Garaus zu machen, gehören zur umfangreichen
Angebotspalette des Maschinenrings. Dazu gab es
mehrere Informationsstände unter anderem des Amtes
für Landwirtschaft und des Bauernverbandes.
Landwirte aus der Region, wie Daniel Kaßel mit
seinem Eierheisla oder Ben Berthold aus Eggenreuth
mit dem Kulmbacher Weideschwein, stellten einen
kleinen Bauernmarkt zusammen.
Der Maschinen-
und Betriebshilfsring hat mittlerweile 850
Mitglieder, sein Angebot reicht von der klassischen
Maschinenvermittlung und Betriebshilfe bis hin zur
Erschließung neuer Einkommensquellen für die
Landwirte. Abgewickelt werden sie über die
gewerbliche Tochtergesellschaft MR Oberfranken Mitte
zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth/Pegnitz und
Fränkische Schweiz. Historisch reicht die Geschichte
des Maschinenrings bis Anfang der 1960er Jahre
zurück. Damals gab es drei Maschinenringe auf dem
Gebiet des heutigen Landkreises Kulmbach. Mit dem
Zusammenschluss der drei Ringe war der Maschinen-
und Betriebshilfsring Kulmbach entstanden.
Bilder:
Mit einer großen
Maschinenausstellung feierte der Maschinenring
Kulmbach in Neufang auf dem Gelände zwischen
Reitstall Michel und dem Kulmbacher Flugplatz seinen
60. Geburtstag.
Betriebshilfe,
Beratung und Baumfällungen / Maschinen- und
Betriebshilfsring Kulmbach konnte sich im
Corona-Jahr 2021 gut behaupten
Neufang.
Ursprünglich ging es lediglich um die Vermittlung
von Maschinen. Mittlerweile bieten die Maschinen-
und Betriebshilfsringe ein weitverzweigtes Netz an
Dienstleistungen an. Bestes Beispiel dafür ist der
Maschinenring Kulmbach. Die bäuerliche
Selbsthilfeeinrichtung konnte im zurückliegenden
Jahr trotz Corona ihren Verrechnungswert, also den
Wert, der auf Basis der Kosten für die Leistungen
aller Bereiche angesetzt wird, von 3,7 auf gut vier
Millionen Euro steigern.
„Unser Ziel ist
es, die Betriebe im Landkreis Kulmbach auch
zukünftig zu organisieren und sicherzustellen“,
sagte der Vorsitzende Andreas Textores bei der
Jahresversammlung in der Reithalle von Ralf Michel
in Neufang. Immer mehr in den Focus gerate dabei
auch die Absicht, kommunale und private Aufträge zu
organisieren und abzuwickeln. Der Maschinen- und
Betriebshilfsring Kulmbach hat aktuell 650
Mitglieder, zwei weniger als im Jahr zuvor.
Bei der
sozialen Betriebshilfe, also immer dann, wenn zum
Beispiel ein Betriebseiter erkrankt, einen Unfall
hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist oder
zur Kur muss, stieg die Zahl der geleisteten Stunden
nach den Zahlen von Geschäftsführer Horst Dupke von
17145 in 2020 auf 22500 im Jahr 2021 an. Der
Maschinen- und Betriebshilfsring verstehe sich dabei
als der Ansprechpartner, der sämtliche Formalitäten
erledigt und die Verhandlungen mit dem
Sozialversicherungsträger führt. Kaum noch Nachfrage
gebe es im Kulmbacher Land nach wirtschaftlicher
Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von
Arbeitsspitzen. „Die wirtschaftliche Betriebshilfe
ist komplett auf dem absteigenden Ast, wir haben
auch kaum noch Helfer“, so Dupke.
Zweiter
wesentlicher Aufgabenbereich ist die Vermittlung von
Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter-
und Strohernte, das weite Feld der
Landschaftspflege, die Körnerernte und –aufbereitung
sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber
hinaus sieht sich der Maschinenring als
verlässlicher Partner, wenn es um die
Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um
Düngedokumentationen geht.
Seit 2021 ist
es im Kulmbacher Land möglich, den Maiszünsler
biologisch mit Schlupfwespen zu bekämpfen, die per
Drohne ausgebracht werden. Auch dieses Angebot des
Maschinenrings habe sich mittlerweile bewährt. Nicht
zuletzt ist der Maschinenring auch Träger der
dezentralen Grüngutkompostierung im Landkreis. Hier
seien im zurückliegenden Jahr 51613 Kubikmeter
Grüngut angeliefert worden.
Viel getan
hatte sich im zurückliegenden Jahr bei der
Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH, in der die
Ringe Kulmbach, Bayreuth und Fränkische Schweiz ihre
gewerblichen Aktivitäten ausgelagert haben. Hier
reicht das breite Portfolio von der Düngeberatung
über die biologische Unkrautbekämpfung per
Heißwasserthermie, die Bekämpfung des
Eichenprozessionsspinners bis zu Klauenpflege. Für
Firmen und Privatleute dürfte dabei das Angebot von
Problembaumfällungen, Winterdienst oder Arbeiten
rund um Haus und Garten interessant sein.
Drei
Betriebshelfer wurden diesmal für ihren Einsatz
ausgezeichnet: Thomas Kraß, Manfred Schuster und
Horst Hempfling. Jeder von ihnen hatte im
zurückliegenden Jahr mehr als 1000 Stunden
Betriebshife geleistet.
Bild:
Geschäftsführer Horst Dupke (links) und Vorsitzender
Andreas Textores zeichneten Thomas Kraß, Manfred
Schuster und Horst Hempfling als die Betriebshelfer
mit den meisten Stunden aus.
Kleiner Ring,
große Schlagkraft / Maschinen- und Betriebshilfsring
Wunsiedel: Vorstand bleibt unverändert –
Mitgliedsbeiträge verdoppelt
Höchstädt.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel ist
mit seinen gut 600 Mitgliedern einer der kleineren
Ringe in Bayern. „Doch wir sind nicht weniger
schlagfertig als die großen Ringe“, sagte der
Vorsitzende Martin Goldschald bei der
Jahresversammlung in Höchstädt. Die Schlagkraft der
bäuerlichen Selbsthilfeeinrichtung machte er unter
anderem auch daran fest, dass nahezu alle
landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis auch
Mitglied des Maschinenrings sind.
Wichtigster
Aufgabenbereich des Rings ist die Betriebshilfe.
15530 Stunden wurden nach den Zahlen von
Geschäftsführer Andreas Hager im zurückliegenden
Jahr geleistet, Corona-bedingt sind das rund 1500
weniger als noch im Jahr zuvor. Die Stunden teilen
sich auf in knapp zwei Dritteln sozialen Einsätzen,
also bei Krankheit, Unfällen, Reha-Maßnahmen,
Operationen oder gar einem Todesfall, und gut einem
Drittel wirtschaftlicher Betriebshilfe, also zur
Abdeckung von Arbeitsspitzen. Der Maschinenring sei
ständig auf der Suche nach neuen Betriebshelfern,
sagte der Geschäftsführer. „Meldet euch bei uns, wir
haben immer Arbeit“, so Hager.
Zweites
wichtiges Standbein des Rings sind der Verleih und
die Vermittlung von Maschinen. Hier hätten besonders
die Bereiche Schlepper und Transporte,
Pflanzenschutz und Körnermais das Geschäft
beherrscht. Fasst man die Betriebshilfe, die
Maschinenvermittlung und die Landschaftspflege, die
der Ring zusammen mit dem Landratsamt und dem
Naturpark Fichtelgebirge durchführt, zusammen, kommt
man auf einem Verrechnungswert von knapp 3,2
Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeute dies
eine rund zehnprozentige Steigerung.
Neu ist die
Auflösung der Maschinenrings Hochfranken GmbH, in
der die beiden Ringe Münchberg und Wunsiedel bis
Ende 2021 ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt
hatten. Der Wunsiedler Ring führt die gewerbliche
Tochter unter dem gleichen Namen weiter, genauso wie
der MR Münchberg ein eigenes Tochterunternehmen
gegründet hat. „Wir wollen aber auch weiterhin gut
zusammen arbeiten“, sagte Geschäftsführer Reinhard
Rasp.
Ohne Diskussion
und auch ohne Gegenstimme stimmten die Mitglieder
einer Erhöhung der Beiträge zu. So werden ab dem
kommenden Jahr 50 statt bisher 25 Euro pro Mitglied
fällig. Unberührt bleibt der Hektarbeitrag von einem
Euro. „Uns bleibt leider nichts anderes übrig“,
sagte Vorsitzender Martin Goldschald und verwies auf
die geradezu explodierenden Kosten und die immense
Erweiterung der Angebote.
In dieser Zeit
müsste auch dem Letzten klar sein, wie wichtig die
heimische Landwirtschaft für eine zuverlässige
Nahrungsmittelversorgung ist, sagte der
Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende
des Landtagsausschusses für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Martin Schöffel. Landrat
Peter Berek bescheinigte dem Maschinenring einen
unersetzlichen Dienst für die Landwirtschaft im
Landkreis. Auch für die Gemeinde sei der
Maschinenring mittlerweile zu einem wichtigen,
starken und zuverlässigen Partner geworden, so der
Höchstädter Bürgermeister Gerald Bauer.
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen wurden Martin Goldschald aus
Erkersreuth als erster und Michael Groschwitz aus
Vordorf als zweiter Vorsitzender in ihren Ämtern
bestätigt. Im erweiterten Vorstand gab es ebenfalls
keine Veränderungen. Er setzt sich aus den folgenden
Mitgliedern zusammen: Markus Bauer (Sichersreuth),
Frank Deistler (Hohenbuch), Klaus Gläßel (Grafenreuth),
Christian Hendel (Thiersheim), Udo Legath (Schacht),
Fabian Medick (Kothigenbibersbach), Anja Raithel (Bödlas),
Thomas Schlegel (Wustung) und Reinhard Schlötzer (Raumetengrün).
Foto:
Die drei Betriebshelfer mit den meisten Stunden
wurden von den Verantwortlichen des MR Wunsiedel
ausgezeichnet (von links): Hans Tröger,
Geschäftsführer Andreas Hager, Toni Pößl,
MR-Organisator Matthias Benker, Sandra Dörnhöfer, 2.
Vorsitzender Michael Groschwitz und Vorstand Martin
Goldschald.
Achtung,
Respekt und Wertschätzung für Betriebshelfer /
Maschinenring Fränkische Schweiz: Erfolgsbilanz
trotz Corona
Aufseß/Windischgaillenreuth.
Steigende Zahlen in nahezu allen Bereichen kann der
Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz
für sich verbuchen. Bei der Jahreshauptversammlung
bezifferte Geschäftsführer Manuel Appel den
Verrechnungswert für das zurückliegende Jahr auf 3,1
Millionen Euro und damit auf über 100000 Euro mehr
als noch 2020. Beim Verrechnungswert handelt es sich
um den Wert, der auf der Basis der Kosten für die
Leistungen aller Bereiche angesetzt wird.
Während die
Zahl bei der Betriebshilfe minimal zurückgegangen
war, können die Verantwortlichen für das
Kerngeschäft der Maschinenvermittlung nahezu überall
steigende Zahlen vermelden. Der Rückgang bei der
Betriebshilfe liegt allerdings daran, dass
hauptberufliche Kräfte mittlerweile über die Träger,
also hauptsächlich über den Evangelischen
Dorfhelferinnen und Betriebshelferdienst,
abgerechnet werden. Lediglich nebenberufliche Kräfte
rechnet der MR Fränkische Schweiz selbst ab.
Trotzdem wurden immer noch 7713 Stunden soziale und
4934 Stunden wirtschaftliche Betriebshilfe
geleistet. Während wirtschaftliche Betriebshilfe zur
Abdeckung von Arbeitsspitzen angefordert werden
kann, springt die soziale Betriebshilfe bei
Krankheits- oder Notfällen auf landwirtschaftlichen
Betrieben ein.
Diese Arbeit
könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte
der Vorsitzende Bernhard Hack aus Weilersbach. „Die
Tätigkeit der Betriebshelfer ist gerade in dieser
Zeit nicht einfach“, so Hack. Die Helfer würden
meistens mit Not, Krankheit oder Tod konfrontiert
und müssten sich von jetzt auf gleich immer wieder
auf eine neue Situation einstellen. Das sei absolut
bewundernswert und deshalb sollte ihnen auch mit
Achtung, Respekt und Wertschätzung begegnet werden.
Für den MR Fränkische Schweiz sind vier Kräfte
hauptamtlich, zwei weitere selbstständig und 20
nebenberuflich tätig.
Bei
der Maschinenvermittlung machte der Bereich
Futterbau und Strohernte mit rund 1,2 Millionen Euro
den weitaus größten Teil aus. Das sei immerhin eine
Steigerung um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr,
sagte Manuel Appel. Die Arbeit mit Schleppern und
der Transport, sowie die Körnerernte waren ebenfalls
ertragsmäßig ganz oben angesiedelt.
Zu den weiteren
Aufgaben des Maschinenrings Fränkische Schweiz
gehört die Übernahme der Geschäftsführung für die
Biomasseheizwerke Hollfeld und Gößweinstein, für die
Bioenergie Hollfeld und für die
Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH. Gewerbliche Aktivitäten
hat der Ring zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth
und Kulmbach in der Maschinenring Oberfranken Mitte
(OMI) GmbH gebündelt. Dazu gehört beispielsweise die
Klauenpflege, die Maiszünslerbekämpfung oder die
Unkrautbekämpfung mit Heißwasserthermie.
Der MR
Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt
dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei
Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem
Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem
Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum
Landkreis Forchheim. Der Ring hat 763 Mitglieder, 19
weniger als im Jahr zuvor.
In ihren
Grußworten würdigte der Bayreuther Landrat Florian
Wiedemann, der oberfränkische BBV-Präsident Hermann
Greif und der Forchheimer Dekan Enno Weidt die
Arbeit des Maschinenrings. „Ein Volk kann nur dann
zufrieden leben, wenn es sich auch selbst versorgen
kann“, sagte Greif. Was heute als Share Economy
angepriesen wird, also die gegenseitige
Unterstützung, sei bei den Maschinenringen schon
lange Realität, so Wiedemann und Dekan Weidt
erinnerte daran, dass Landwirtschaft und Kirche
traditionell vielfältige Verbindungen haben.
Bilder:
1. Vorsitzender Bernhard Hack.
2. Geschäftsführer Manuel Appel.
Am 12. Juni:
Tag der Landwirtschaft zwischen Reitstall und
Flugplatz / Maschinen- und Betriebshilfering
Kulmbach feiert 60. Geburtstag
Kulmbach.
Drei Maschinenringe gab es Anfang der 1960er Jahre
auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Kulmbach.
Alle drei wurden damals noch von der Sparkasse,
beziehungsweise den Raiffeisenbanken getragen. Mit
dem Zusammenschluss der drei Ringe genau vor 60
Jahren war der Maschinen- und Betriebshilfsring
Kulmbach entstanden. Den Geburtstag feiern die
Verantwortlichen um Vorsitzenden Andreas Textores
und Geschäftsführer Horst Dupke mit einem
großangelegten Tag der Landwirtschaft am Sonntag,
12. Juni von 13 bis 17 Uhr auf dem Gelände zwischen
dem Reitstall Michel und dem Kulmbacher Flugplatz.
Der Maschinen-
und Betriebshilfsring ist als Dienstleister für die
Landwirtschaft und den ländlichen Raum nicht mehr
aus Kulmbach wegzudenken. Der Ring hat mittlerweile
850 Mitglieder, sein Angebot reicht von der
klassischen Maschinenvermittlung und Betriebshilfe
bis hin zur Erschließung neuer Einkommensquellen für
die Landwirte. Abgewickelt werden sie über die
gewerbliche Tochtergesellschaft MR Oberfranken Mitte
zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth/Pegnitz und
Fränkische Schweiz. Die breite Palette an
Dienstleistungen im ländlichen Raum umfasst das
Schneeräumen genauso wie die Sportplatzpflege.
Im Mittelpunkt
des Tages der Landwirtschaft steht eine große
Maschinenausstellung mit der die Leistungsfähigkeit
der Selbsthilfeeinrichtung unter Beweis gestellt
werden soll. „Vom Baumkletterer über Kehrmaschinen
und Klauenpflegestand bis zum Sägespalter werden wir
auf einem Rundweg unser gesamtes Programm
vorstellen“, sagt Geschäftsführer Dupke. Auch die
Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung sowie
Möglichkeiten, dem Eichenprozessionsspinner den
Garaus zu machen, gehören zum umfangreichen
Portfolio des Maschinenrings. „Wir wollen zeigen,
dass wir auch für Privatgärten der richtige
Ansprechpartner sind“, so Dupke.
Dazu gibt es
mehrere Informationsstände unter anderem des Amtes
für Landwirtschaft, des Bauernverbandes und der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach-Stadtsteinach.
Landwirte aus der Region stellen einen kleinen
Bauernmarkt zusammen, Ralf Michel vom Reitstall
bietet zusammenmit den Bäuerinnen Kaffee und Kuchen,
Bratwürste und Getränke an. Für Kinder wird eigens
eine Hüpfburg aufgebaut, Hauptpreis einer Verlosung
wird ein Rundflug über Kulmbach sein.
Der Tag der
Landwirtschaft auf dem Gelände des Reitstalles
Michel in Neufang, direkt neben dem Kulmbacher
Flugplatz findet am 12. Juni von 13 bis 17 Uhr
statt. Am Abend ab 20 Uhr steht für alle Mitglieder
die Jahreshauptversammlung am gleichen Ort in der
Reithalle auf dem Programm. Für alle Gewerbekunden
und sonstige Interessenten gibt es dann am Montag,
13. Juni ab 9 Uhr einen Gewerbetag, bei dem der
Maschinenring Oberfranken-Mitte seine umfangreichen
Leistungen vorstellen wird. Bei schlechtem Wetter
werden weite Teile des Programms in der Reithalle
von Ralf Michel stattfinden.
Bild:
Mit einer großen Maschinenausstellung feiert der
Maschinenring Kulmbach am 12. Juni seinen 60.
Geburtstag.
Rekordzahlen
trotz Corona / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz
übertrifft beim Verrechnungswert erstmals die
Acht-Millionen-Euro-Grenze – Betriebshelfer dringend
gesucht
Bayreuth/Pegnitz.
Die Corona-Krise ist am Maschinen- und
Betriebshilfering Bayreuth-Pegnitz nicht spurlos
vorübergegangen. „Die Pandemie war eine große
Herausforderung, vor allem für unsere
Betriebshelfer“, sagte der Vorsitzende Reinhard
Sendelbeck bei der ersten Jahreshauptversammlung
seit drei Jahren. Gerade die Helfer hätten alles
möglich gemacht, um den Betrieb auf den Höfen
aufrechtzuerhalten. Trotzdem konnten sich die Zahlen
in den vergangenen Jahren sehen lassen. Beim
Verrechnungswert wurde sogar erstmals die
Acht-Millionen-Grenze deutlich überschritten.
Nach den Worten
von Geschäftsführer Johannes Scherm wurden 2021 über
21700 Stunden soziale Betriebshilfe geleistet, fast
1600 mehr als 2020. Soziale Betriebshilfe heißt,
dass ein Helfer einspringt, wenn es auf einem Hof zu
krankheitsbedingten Ausfällen kommt. Dazu sind für
den Maschinenring Bayreuth-Pegnitz über 40 haupt-
und nebenberufliche Kräfte tätig. Viel zu wenig, wie
Scherm feststellte. „Wir suchen dringend neue
Leute.“ Der Geschäftsführer sprach von einer idealen
Möglichkeit, Geld dazu zu verdienen. Als
Stundenvergütung werden aktuell stattliche 20,35
Euro ausbezahlt.
Zweites
wichtiges Standbein der Maschinenringe ist die
Vermietung von Maschinen und schlagkräftiger
Technik. Dazu hält der MR Bayreuth-Pegnitz unter
anderem Schlepper, Pflüge, eine neue
Kurzscheibenegge und einen Grubber vor. Die
insgesamt drei Schlepper seien mit fast 2000
Stunden, die beiden Pflüge mit fast 1000 Stunden
ausgelastet gewesen. 90 Mitglieder hätten den
Maschinenpark bei rund 200 Einsätzen genutzt. Als
Leistungsträger beim Verrechnungswert bezeichnete
Scherm den Futterbau, die Körnerernte und die
organische Düngung.
„Das alles sind
Zahlen, die sich absolut sehen lassen können“, sagte
der Geschäftsführer. Der Strukturwandel in der
Landwirtschaft sei an diesen Zahlen nicht ablesbar.
Auch die Zahl der Mitglieder ist mit 1287 (drei
weniger als 2020) nahezu gleich geblieben.
Als „Anwalt der
Bauern“ für den gesamten Landkreis bezeichnete der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, der auch
stellvertretender Vorsitzender des
Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten ist, den Maschinenring. Schöffel nannte
es schlimm genug, dass es erst Corona und den Krieg
gebraucht hat, um festzustellen, wie leistungsfähig
die heimische Landwirtschaft ist. „Ob Tank, Teller
oder Trog, die Bauern können alles“, sagte der
Politiker. Einer großen Mehrheit der Bevölkerung sei
nun wieder bewusst geworden, dass die Landwirte die
Ernährung sichern und den ländlichen Raum gestalten,
so Landrat Florian Wiedemann.
Bei den
turnusmäßigen Neuwahlen wurde der Vorsitzende
Reinhard Sendelbeck aus Gottsfeld ohne Gegenstimme
in seinem Amt für weitere fünf Jahre bestätigt. Die
beiden neuen Stellvertreter sind Martin Freiberger
aus Aichig und Michael Seitz aus Nemschenreuth. Sie
lösen den bisherigen zweiten Vorsitzenden Matthias
Roder aus Würnsreuth ab, der nicht mehr zur Wahl
angetreten war. Aufgrund der deutlich gestiegenen
Aufgaben des Maschinenrings hatte die Versammlung
vorher einer Satzungsänderung zugestimmt, nach der
es künftig immer zwei statt bisher einen
Stellvertreter geben soll.
Neu gewählt
wurden auch die Mitglieder des zehnköpfigen
Vorstandsteams: Andreas Weidinger (Weidensees),
Daniel Lodes (Hohenmirsberg), Stephan Knopf
(Unterölschnitz), Frank Lothes (Schnabelwaid), Jörg
Etterer (Kirchenlaibach), Mario Ströbel (Döberschütz),
Helmut Hacker (Seulbitz), Helmut Schlegel (Höflas-Gefrees),
Johannes Parchent (Hardt) und Martin Hofmann
(Mistelbach). Aus dem Vorstand ausgeschieden sind
Reinhard Preißinger (Einziegenhof), Armin Parchent
(Hardt) und Harald Baumann (Guttenthau).
Bild:
Die Spitze des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz mit
den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern und den
neuen Stellvertretern (von links): Michael Seitz,
Harald Baumann, Reinhard Preissinger, Reinhard
Sendelbeck, Johannes Scherm, Matthias Roder, Armin
Parchent und Martin Freiberger.
Nachhaltig und
regional: Damwild aus dem Kulmbacher Land / Die
Familie Wachter betreibt das Lehenthaler Wildgehege
Lehenthal.
Das Damwild in Lehenthal ist schon eine kleine
Attraktion. Immer wieder kommen junge Familien mit
kleinen Kindern, um die Tiere zu beobachten, und
auch, um sie zu füttern. „Wir haben da nichts
dagegen. Im Gegenteil, wir freuen uns, dass wir mit
dem Gehege und unseren Tieren auch anderen eine
Freude bereiten können.“, sagen Vater Erwin und Sohn
Marcel Wachter. Erwin (63) ist der Betreiber des
Geheges und Inhaber der 130 Tiere starken Herde.
Marcel kümmert sich zusammen mit Bruder Alexander
und Schwester Julia um die Tiere und um deren
Vermarktung.
In Lehenthal
ist das Elternhaus und auch der elterliche Hof von
Erwin. Sein inzwischen verstorbener Bruder Herbert
war es auch, der 1979 den Grundstein für die
Damwildherde legte und die ersten Pflöcke für das
Gehege einschlug. Dort wo früher ein Kartoffelacker
war, hielten an Ostern 1980 die ersten sieben Tiere
Einzug. Eigentlich wollte er einen neuen Rinderstall
bauen, doch dann ist er beim Damwild gelandet“,
erinnert sich Erwin. Aus einem ersten, zwei Hektar
großen Gatter wurden mittlerweile zehn Hektar. Dazu
kommen drum herum Flächen von über 20 Hektar, auf
denen das Futter, Grünland und Getreide, wächst und
gedeiht. „Wir erzeugen fast alles selbst“, sagt
Marcel, und der Vorrat reicht für ein ganzes Jahr,
was sich besonders in Trockenjahren bezahlt macht.
Auch wenn die
Damwildhaltung im Nebenerwerb erfolgt, ist sie doch
mehr als ein bloßes Hobby. Die Vermarktung erfolgt
zum einen von lebenden Tieren vorwiegend für
Zuchtzwecke nach Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen
und Thüringen bis Brandenburg. Zum anderen
schlachtet und zerlegt Erwin im eigenen
EU-zertifizierten Schlachthaus mit Kühlraum in
Lehenthal das Fleisch und verkauft es - überwiegend
als Direktvermarkter. Mit dem Steakhouse „Müllers-KU“,
dem ehemaligen kleinen Rathaus, wird saisonal aber
auch die Gastronomie beliefert. Perspektivisch soll
das Fleisch zudem über das lokale Erzeugerforum
„Marktschwärmer“ in der Mönchshof erhältlich sein.
Ganz so einfach
ist das aber auch alles nicht. Vater und Sohn
verweisen auf eine eigene Fanganlage,
Sachkundeprüfungen, Narkotisierungserlaubnisse, auch
den notwendigen Jagdschein haben beide. Der Sohn,
der in Stuttgart bei einem großen Konzern im
Hauptberuf tätig ist, hat dort an der Abendschule
auch die staatlich anerkannte Ausbildung zum
Landwirt gemacht.
Höchst
professionell wird auch für das Spezialitätenfleisch
aus dem Kulmbacher Land geworben. Ob Instagram,
Facebook oder Google, überall ist das Lehenthaler
Damwild zu finden. Auf der Straße nach Gemlenz gibt
es eine große Infotafel, auf der die Geschichte der
Ranch mit ihren Facetten ansprechend zusammengefasst
wurde.
„Wir wollen den
Leuten nichts vormachen“, sagt Marcel Wachter. „Hier
findet Natur statt.“ Dazu gehören Revierkämpfe
genauso wie die Tatsache, dass das Wild bei Wind und
Wetter, bei Regen und Schnee im Freien ist. Und
natürlich werden die Tiere auch geschossen. „Das
gehört halt auch dazu“, sagt Marcel. Für die Tiere
bedeute das aber auch einen absolut stressfreien
Tod, zum anderen stehe der Gedanke der
Nachhaltigkeit im Vordergrund. Transportwege gibt es
praktisch nicht.
Trotzdem müssen entweder Vater oder eines der Kinder
jeden Tag mindestens einmal nach dem Rechten sehen.
Immer wieder kommt es vor, dass sich beispielsweise
ein Jungtier im Zaun verfängt. Auch Ausbrüche gab es
schon. „Ich bin täglich ein bis zwei Stunden oben“,
sagte Erwin, der mit seiner Familie in Unterdornlach
zu Hause ist.
Landwirtschaft
am Rande der Stadt / Kerstin und Hermann Grampp
bewirtschaften in Melkendorf einen Milchviehbetrieb
Auch
wenn die Arbeitsbelastung enorm ist und von den
derzeitigen Preissteigerungen beim Bauern kaum etwas
ankommt: „Landwirtschaft, das ist für mich Beruf und
Hobby in einem“, sagt Hermann Grampp (54). Er ist
überzeugt davon, dass es weiter geht, dass
Landwirtschaft Zukunft hat, auch wenn es das Umfeld
einem nicht gerade leicht macht.
Mit seiner Nähe
zum Stadtrand von Kulmbach, wenige Meter von der
Melkendorfer Umgehung entfernt, hat der Hof der
Familie Grampp schon eine ganz besondere Lage. Das
war nicht immer so. 2007 vom Vater übernommen und im
Jahr drauf von der Ortsmitte ausgesiedelt, gab es
hier vielfältige Möglichkeiten der Expansion. War
die alte Hofstelle, in der noch immer das Jungvieh
sein Zuhause hat, gerade mal knapp 0,7 Hektar groß,
hat die jetzige Hofstelle eine Fläche von
stattlichen 2,7 Hektar.
Rund 200 Hektar
bewirtschaftet die Familie, 70 Hektar Grünland, 130
Hektar Ackerland, auf dem Kleegras, Getreide, Mais
und künftig auch Soja angebaut werden. Alles zum
Eigenbedarf, denn die rund 150 Kühe in dem modernen
offenen Laufstall brauchen schließlich genug zu
Fressen. Nachdem das automatische Melksystem gut
ausgelastet war, wurde später ein zweiter
Melkroboter angeschafft. Seit 2017 wird der Betrieb
nach den Bioland-Kriterien bewirtschaftet. Die Milch
geht an die Milchwerke Oberfranken-West in Meeder
bei Coburg.
Zwei
Hilfskräfte sind zweitweise auf dem Hof tätig, doch
im Wesentlichen erledigt die Familie alles selbst.
Da sind die Eltern von Hermann Grampp, die noch auf
der alten Hofstelle im Ort wohnen und dort das
Jungvieh versorgen. Der Sohn und die große Tochter
haben außerlandwirtschaftliche Berufe gefunden.
„Wenn man sie braucht, sind sie aber immer zur
Stelle““, sagt Hermann Grampp. Die jüngste Tochter
Larissa legt heuer ihr Abitur ab .
Ein ganz
besonderes Steckenpferd hat Ehefrau Kerstin. Sie
engagiert sich seit rund 20 Jahren für das Projekt
„Landfrauen machen Schule“. Dabei geht es darum,
hauptsächlich Erst- bis Viertklässlern
Landwirtschaft zu vermitteln. Kerstin Grampp ist
Ernährungsfachfrau und Meisterin der ländlichen
Hauswirtschaft. „Die Schüler sollen Landwirtschaft
sehen, riechen, schmecken und fühlen, kurz mit allen
Sinnen erfahren.“ Schließlich sei der Bezug zur
Landwirtschaft über weite Strecken völlig
abgerissen, in vielen Köpfen existiere ein völlig
falsches Bild. „Wir sind weder Zoo noch Museum“,
sagt Kerstin Grampp. Die jungen Leute sollen wieder
erfahren, wo die Grundnahrungsmittel herkommen und
was daraus entsteht.
Trotz der
großen Arbeitsbelastung bleibt auch für Hermann
Grampp noch Zeit fürs Ehrenamt. Er ist Ortsobmann
des Bauernverbandes und gehört auch der
BBV-Kreisvorstandschaft an. Er ist außerdem
Jagdvorstand und Kassier bei der örtlichen
Feuerwehr.
Bild: Hermann
Grampp glaubt fest an die Zukunft die
Landwirtschaft.
Frischer Wind
in der Steuerberatung / Kanzleiverbund Kulmbach der
BBJ-Unternehmensgruppe unter neuer Leitung –
Mandanten aus der Landwirtschaft im Focus
Himmelkron
/ Kulmbach. Jörg Deuerling, Martin Dietel und
Michael Schuberth stehen künftig an der Spitze des
Kulmbacher Kanzleiverbundes der BBJ
Unternehmensgruppe. Sie lösen damit Günter Engel ab,
der über zehn Jahre hinweg die Kanzlei erfolgreich
zu einem fränkisch-sächsischen Verbund
weiterentwickelt hatte. Dazu gehören die Kanzleien
in Kulmbach, Scheßlitz, Plauen, Hof und Bayreuth mit
zusammen rund 120 Mitarbeitern. Der Stabwechsel an
der Spitze wurde jetzt bei einer Festveranstaltung
in Himmelkron vollzogen.
Jörg Deuerling,
Martin Dietel und Michael Schuberth kennen die
Unternehmensgruppe bereits von der Pike auf. Martin
Dietel und Michael Schuberth sind bereits seit ihrer
Ausbildung zum Fachagrarwirt Rechnungswesen beim LBD
(Landwirtschaftlicher Buchführungsdienst) in
Kulmbach. Jörg Deuerling fand seinen Einstieg, nach
seinem Betriebswirtschaftsstudium mit Schwerpunkt
Steuern, bei der BERATA Kulmbach. Somit stehen dem
Kanzleiverbund zwei Experten in der Landwirtschaft
und mit Jörg Deuerling ein Profi im Gewerbe zur
Verfügung.
Die
BBJ-Unternehmensgruppe blickt auf eine lange
Historie zurück. Bereits 1968 wurde der
Buchführungsdienst der Bayerischen Jungbauernschaft
gegründet, um Landwirte bei der anstehenden
Buchführungspflicht zu unterstützen. Aus dem Verein
entstanden schnell mehrere Unternehmen: die LBD
Landwirtschaftlicher Buchführungsdienst GmbH, die
BERATA-GmbH Steuerberatungsgesellschaft und die rwb
Revisions- und Wirtschaftsberatungs-GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Mittlerweile
ist aus dem Verein eine große Unternehmensgruppe
geworden, die an 43 Standorten insgesamt rund 1200
Mitarbeiter beschäftigt. Dabei bündelt die BBJ die
Kompetenzen rund um Finanzen, Steuern und
Betriebsentwicklung in Bayern, Sachsen, Thüringen
und Brandenburg. „Unser Buchführungsdienst hilft
dabei Landwirten bei der Einhaltung ihrer
steuerlichen Pflichten“, sagte Geschäftsführer
Gunter Nüssel. Die BERATA widmet sich
verschiedensten Gewerben und freien Berufen.
Außerdem unterstützt sie auch Privatpersonen bei
allen Anliegen rund um die Steuererklärung. „Wir
haben auch bei Fragen zu Wirtschaftsprüfung,
Unternehmensberatung sowie -bewertung mit den
Fachleuten der rwb die richtigen Ansprechpartner für
unsere Mandanten“, so Nüssel.
„Vertrauensvoll
legen unsere Mandanten seit Jahrzehnten ihre
sensiblen Daten in unsere Hände“, sagte Nüssel.
„Stets entwickeln wir neue Lösungen, um die tägliche
Arbeit zu vereinfachen und die Sicherheit der Daten
zu gewährleisten. Wir nehmen unsere Kunden auf Ihrem
Weg in die Digitalisierung und in die Zukunft an die
Hand.“ Die rund 120 Mitarbeiter würden die
Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Mandanten oft
aus ihrem eigenen Umfeld kennen, denn viele von
ihnen stammen selbst aus der Landwirtschaft oder
sind privat eng mit ihr verbunden.
Diese Herkunft
spiegelt sich auch im Tätigkeitsfeld des
Kanzleiverbundes wider. Der Fokus liege klar auf der
Betreuung von Mandanten aus dem landwirtschaftlichen
Bereich sowie deren gewerblichen Nebenbetrieben. Die
Mitarbeiter helfen den Betrieben bei
wirtschaftlichen Fragen und unterstützen bei den
strategischen Planungen, wenn es zum Beispiel um
Betriebsübergaben oder Verpachtungen geht. Dafür
sind Außendienstler in großen Teilen Oberfrankens
sowie dem Südwesten von Sachsen und teilweise auch
im Südosten von Thüringen unterwegs.
Bild:
Martin Dietel, Jörg Deuerling (von links) und
Michael Schuberth (rechts) stehen künftig an der
Spitze des Kulmbacher Kanzleiverbundes der BBJ
Unternehmensgruppe. Sie lösen damit Günter Engel (2.
von rechts) ab, der über zehn Jahre hinweg die
Kanzlei geleitet hatte.
Landfrauen
suchen Dialog mit der Gesellschaft / Keine
Veränderungen an der Spitze: Angelika Seyferth als
Kreisbäuerin wiedergewählt
Bayreuth.
Die bisherige Kreisbäuerin ist auch die neue:
Angelika Seyferth (64) aus Mistelgau ist bei den
turnusmäßigen Verbandswahlen der Landfrauengruppe im
Bauernverband einstimmig für die kommenden fünf
Jahre in ihrem Amt bestätigt worden. Keine
Veränderungen gab es auch im Amt ihrer
Stellvertreterin. Doris Schmidt (54) aus Plech wurde
ebenso wie schon zuvor Angelika Seyferth mit 35 von
35 möglichen Stimmen gewählt.
Eine Verjüngung
gab es dagegen bei den fünf Beirätinnen. Sie bilden
zusammen mit Kreisbäuerin und deren Stellvertreterin
die engere Vorstandschaft der Landfrauen im
Landkreis Bayreuth. Mit Johanna Hohlweg aus Bad
Berneck (23) und Monika Daubinger (39) aus Höfen
wurden zwei Landfrauen jeweils mit großer Mehrheit
neu in den Beirat gewählt. In diesem Amt bestätigt
wurden Petra Lodes (54) aus Leups, Martina Heintke
(39) aus Gebhardshof und Gerlinde Ströbel (43) aus
Troschenreuth. Nicht mehr Mitglied des Vorstandes
sind Elfriede Adelhardt aus Pottenstein und Hedwig
Loos aus Kornbach.
Die alte und
neue BBV-Kreisbäuerin Angelika Seyfert sprach von
fünf lehrreichen Jahren, die hinter ihr liegen. Die
vielen Aufgabenbereiche, die trotz Corona angepackt
worden seien, hätten stets Spaß gemacht und seien
für alle Beteiligten wertvoll gewesen. Angelika
Seyferth ist seit 25 Jahren als Ortsbäuerin aktiv,
gehört seit 15 Jahren der Kreisvorstandschaft an und
ist seit fünf Jahren Kreisbäuerin. Den
Milchviehbetrieb mit Ackerbau, den sie mit ihrem
Mann führte, hat sie bereits an die nächste
Generation übergeben.
Die
Landfrauen seien das zuverlässige Spracherohr der
Landwirtschaft, sagte BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Er drückte seine Hoffnung aus, dass vor dem
Hintergrund der Ukraine-Krise wieder ein wenig mehr
Vernunft in die Diskussion um die Landwirtschaft
komme. „Unsere Botschaft lautet: bei uns ist die
Ernährung sicher“, so Wilhelm Böhmer. Beim Getreide
liege der Selbstversorgungsgrad bei 100 Prozent, bei
Kartoffeln sogar bei 150 Prozent. Was allerdings
geradezu explodiert sei, sind die Preise für
Düngemittel und Rohstoffe.
Prominenter
Gast bei der Wahlversammlung in der Tierzuchtklause
war die bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller.
Sie zitierte aus der jüngsten Bäuerinnenstudie, dass
die größte Sorge ihrer Berufskolleginnen eine
unzuverlässige Agrarpolitik sei. Hier gelte es sich
auch weiterhin einzusetzen und für den Berufsstand
am Ball zu bleiben. „Wir werden auch weiterhin den
Dialog mit der Gesellschaft suchen“, sagte Anneliese
Göller. Projekte und Aktionen wie „Landfrauen machen
Schule“ oder der Kindertag auf den Bauernhöfen
sollten deshalb unbedingt fortgesetzt werden.
Bild:
1. Die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth
(links) ist in ihrem Amt für weitere fünf Jahre
bestätigt worden. Prominenteste Gratulantin war die
bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller.
2. Die neue Vorstandschaft der Landfrauengruppe im
BBV (von links): BBV-Direktor Wilhelm Böhmer,
Johanna Hohlweg, Doris Schmidt, Gerlinde Ströbel,
Monika Daubinger, Petra Lodes, Kreisbäuerin Angelika
Seyferth, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Martina
Heintke und Landesbäuerin Anneliese Göller.
Schweinemarkt
vor gewaltigem Umbruch: Klasse statt Masse /
Insektenfleisch und „Clean Meat“ statt Spanferkel
und Schweinesteak – Fachgespräch mit Metzger und
Produzenten
Zettlitz.
Die Schweinehaltung wird sich in den kommenden
Jahren extrem verändern. Davon geht Rüdiger Strobel
von der gleichnamigen Landmetzgerei im Selbitzer
Ortsteil Dörnthal aus. „Die Entwicklung wird weg von
der Masse und dafür hin zur Klasse gehen“, sagt
Strobel, der vor Jahren mit seinen Strohschweinen
bekannt wurde.
Bei einem
Meinungsaustausch mit dem Kulmbacher BBV-Kreisobmann
und Ferkelerzeuger Wilfried Löwinger auf dem Betrieb
von Udo Köhler, ebenfalls Ferkelerzeuger, in
Zettlitz bei Gefrees sagt Strohschweinmetzger
Strobel voraus, dass der typische Kunde der Zukunft
nur noch ein- bis zweimal pro Woche Fleisch genießen
wird, dafür aber dann ein Top-Produkt für sich in
Anspruch nehmen möchte.
Den breiten
Markt werden Billigimporte von Tieren abdecken, die
nicht mehr aus Deutschland stammen. Auch
Insektenfleisch oder sogenanntes „Clean Meat“, also
künstlich erzeugtes Fleisch aus dem Labor, wären
denkbar. Mit Blick auf die zurückliegenden Jahre sei
der Fleischkonsum ohnehin schon deutlich
zurückgegangen. Denkbar sei auch, dass im Vergleich
zum jetzigen Stand in zehn bis 15 Jahren nur noch
halb so viele Schweine aus Deutschland kommen.
Dem pflichtet
der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger bei. So
seien bei der letzten Herbstzählung zehn Prozent der
Tiere und eineinhalb Prozent der Halter weniger
gezählt worden, als noch vor Jahresfrist. „Früher
war es stets anders herum“, so Löwinger. „Viele
Betriebe hören derzeit auf, das zeigt, wir gehen
einem echten Strukturwandel entgegen.“
Als Gründe für
die Fleischmisere nennt er unter anderem den
zurückgegangenen Fleischverbrauch aufgrund von
gestiegenem Gesundheitsbewusstsein und einer
wachsenden Zahl von Vegetariern und Veganern.
Allerdings ist Löwinger fest überzeugt davon, dass
allen Ideologien zum Trotz auch in Zukunft
hierzulande Fleischverzehr stattfinden wird.
Viel wichtiger
als die Einteilung in Haltungsstufen, wie sie der
Lebensmitteleinzelhandel derzeit vornimmt, erachtet
Löwinger eine Herkunftskennzeichnung. Haltungsstufen
seien austauschbar, das Fleisch könne dann zu
günstigeren Preisen auch direkt aus dem Ausland
importiert werden. Fleisch aus Deutschland und
besonders aus Bayern werde dagegen verstärkt
nachgefragt, doch daran hätten die großen Discounter
kein Interesse.
Die
Landmetzgerei Strobel gibt es bereits seit 40
Jahren. Seit 21 Jahren steht Rüdiger Strobel an der
Spitze. Er stellte 2015 auf Strohschweine um und
wurde dafür zunächst lange belächelt. Heute gibt ihm
der Erfolg Recht. Bis zu 30 Tiere werden pro Woche
geschlachtet. Die Tiere kommen von aktuell zehn
Bauern aus den Landkreisen Bayreuth, Hof und
Wunsiedel. Strobel ist außerdem in der
Interessensgemeinschaft Bayerisches Strohschwein
aktiv, ein Zusammenschluss, der sich um Kontakte zu
Großabnehmern und Produzenten kümmert.
Bild: Der
Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger,
Strohschweinmetzer Rüdiger Strobel mit Emmi Köhler
auf der Schulter und Ferkelerzeuger Udo Köhler (von
links) trafen sich zum Fachgespräch über die Zukunft
der Schweinehaltung in Zettlitz.
Klasse statt Masse / Familie Berthold vermarktet
Kulmbacher Weideschweine über Ihren Hofladen in
Kulmbach und online in ganz Deutschland
Eggenreuth.
Regional, transparent und fair: das sind die drei
wichtigsten Kriterien für das Kulmbacher
Weideschwein. Was mit einer Zuchtsau vor
mittlerweile über acht Jahren begann, hat sich
mittlerweile schon fast zum Selbstläufer entwickelt.
200 Schweine umfasst die Herde oberhalb der kleinen
Ortschaft Eggenreuth. Die außerordentliche Qualität
des Fleisches hat sich mittlerweile herumgesprochen,
so dass Kunden aus ganz Deutschland Steaks,
Schäufele, Würste, Koteletts und vieles mehr über
das Internet bestellen. „Kein Wunder,
Schweinehaltung in dieser Form ist nicht wirklich
verbreitet“, sagt Ben Berthold.
Der 35-jährige stammt aus dem nahen Mainleus, hat in
den Niederlanden Physiotherapie studiert und ist
noch heute als Yoga-Lehrer tätig. Seine Frau Johanna
lernte er in Finnland kennen. Zusammen entschloss
sich das Paar, wieder in die Heimat von Ben
zurückzukehren. Zunächst pachteten beide den Dörnhof
unterhalb von Eggenreuth, 2016 kauften sie dann das
zuletzt leer stehende landwirtschaftliche Anwesen in
Eggenreuth, um sich hier den Traum von der
Direktvermarktung alter Schweinerassen zu erfüllen.
Die Rassen tragen Namen wie Mangalica Wollschweine,
Bunte Bentheimer, Deutsches Sattelschwein Iberico
oder Duroc. Allen gemeinsam ist, dass sie als
besonders widerstandsfähig und robust gelten. Anders
wäre es auch nicht möglich, die Tiere ganzjährig im
Freien auf der Weide zu halten. Schutz vor Wind und
Wetter finden sie in Hütten mit reichlich Stroh.
„Wir wollen gutes Fleisch aus anständiger Haltung
produzieren“, sagt Ben Berthold.
Auf einem Teil der rund 15 Hektar Fläche tummelt
sich die Herde. Für den Nachwuchs sorgen zwei Eber
und zehn Zuchtsauen. Angebaut werden vor allem Klee,
aber auch verschiedene Getreidesorten, Leguminosen,
Wicken oder Sonnenblumen. Bei den benötigten zwei
Kilo Futter pro Tag und Tier müssen die Bertholds
freilich zukaufen, in der Regel Weizen, Gerste und
Erbsen von Bauern aus der Nachbarschaft. Da sich die
Tiere ständig bewegen, brauchen sie auch deutlich
mehr Energie, als in herkömmlichen Haltungsformen.
Einmal
im Monat werden drei bis vier Tiere im nahen
Kulmbach geschlachtet. Sie sind dann circa 14 Monate
alt und bringen rund 120 Kilogramm auf die Waage.
Das Zerlegen, die Verarbeitung und die Verpackung
erfolgt fachgerecht durch einen Metzger auf dem Hof
in Eggenreuth. Auf der Website der Kulmbacher
Weideschweine kann sich jeder sein individuelles
Fleischpaket zusammenzustellen. Großer Verkauf und
Abholung der vorbestellten Waren ist immer am ersten
Samstag im Monat. Tags darauf gibt es dann
allmonatlich eine Art „Tag der offenen Tür“, an dem
Ben Berthold allen Interessierten die
Schweinehaltung und alles, was dazugehört erklärt.
„Das ist aus der Not heraus entstanden, denn
irgendwann wollten immer mehr Menschen wissen, was
wir da so machen“, erinnert sich Ben Berthold.
„Unser Ziel ist Klasse, nicht Masse“, sagt er. Eine
Aufstockung der Herde schließt er deshalb auch aus.
„Mehr produzieren, das können andere besser“, so
Berthold. Dafür sei halt auch nicht immer alles
verfügbar. Das wissen die vielen Stammkunden. Sie
wissen aber auch die hohe Qualität zu schätzen und
sind dafür bereit, einen Preis zu zahlen, der
naturgemäß weit über dem des Discounters liegt.
Zweites Standbein ist das Leasen eines kompletten
Schweines. Der Kunde sucht sich bei dieser Form der
Lohnmast ein acht Wochen altes Ferkel aus, das in
Eggenreuth im Familienverband aufwächst. Für Futter
und Pflege sind monatlich 85 Euro fällig. Der Kunde
selbst bestimmt dann, wann das Schwein geschlachtet
wird und wie die Verarbeitung erfolgt.
Bilder:
1.Ein
ganz besonderes Geschmackserlebnis versprechen
Johanna und Ben Berthold mit ihren Spezialitäten vom
Kulmbacher Weideschwein.
2.Die
Weideschweine von Eggenreuth leben das ganze Jahr
über im Freien und sind ständig in Bewegung.
Krieg und
Corona rücken Landwirtschaft in die Mitte / Nach
zwei Jahren Corona-Zwangspause: Kulmbacher
Bäuerinnen trafen sich erstmals wieder zum
Landfrauentag
Stadtsteinach.
Einen „Blick durchs Schlüsselloch in Richtung
Zukunft der Landwirtschaft“ haben alle Redner beim
Kulmbacher Landfrauentag am Sonntagnachmittag in
Stadtsteinach gewagt. Kreisbäuerin Beate Opel und
der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel bedauerten
dabei, dass die Landwirte längst nicht mehr in der
Mitte der Gesellschaft stehen, sondern an den Rand
gedrängt wurden. „Früher war die Landwirtschaft
etwas Besonderes, heute kritisiert man nur noch an
uns herum“, sagte Beate Opel. Martin Schöffel, der
auch stellvertretender Vorsitzender des
Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten ist, sah aber auch eine Trendumkehr in
vielen Bereichen. Die Corona-Krise als auch der
Krieg in der Ukraine hätten gezeigt, wie wichtig
eine zuverlässige Versorgung mit gesunder Ernährung
im eigenen Land ist. „Es muss jetzt jedem bewusst
werden, dass wir eine leistungsfähige Landwirtschaft
brauchen“, so Schöffel.
Die Menschen im
Landkreis Kulmbach wüssten, was sie an ihren Bauern
haben, sagte der Abgeordnete. Mit ihrem Einsatz, ihr
hohes Wissen und ihre engagierte Tätigkeit seien die
Bauern sehr wohl etwas Besonderes und gehörten auch
in die Mitte der Gesellschaft. Schöffel zählte
mehrere sogenannte Megatrends auf, die alle mit dem
bäuerlichen Berufsstand in Verbindung stehen. Der
Trend zu einem gesunden Leben etwa, der ohne Bauern
nicht zu verwirklichen sei. Nicht umsonst seien
überall neue Hofläden oder andere Vermarktungsformen
entstanden.
Viele
Megatrends hätten sich aber auch längst umgekehrt.
Etwa der Trend zur Urbanisierung. Ein Blick auf die
zurückliegenden beiden Jahre zeigt, dass wieder mehr
Menschen aus Großstädten und Ballungsräumen
weggezogen als zugezogen seien. „Das Leben auf dem
Land wird durchaus wieder als wertvoll angesehen.
Gleiches treffe auf den Trend zur Globalisierung zu.
So habe der Verbraucher erkennen müssen, dass
insbesondere Nahrungsmittel aus dem Ausland eben
nicht unbegrenzt verfügbar seien. „Es muss jedem
bewusst werden, dass wir unseren hohen
Selbstversorgungsgrad nicht leichtfertig aufs Spiel
setzen dürfen.“
Kreisbäuerin
Beate Opel bedauerte, dass viele Grundkenntnisse bei
jungen Leuten einfach nicht mehr vorhanden seien.
Dies treffe ganz besonders auf Kenntnisse im
Zusammenhang mit der Ernährung zu. Da seien die
Bäuerinnen gefragt, etwa mit dem Projekt „Landfrauen
machen Schule“, mit dem Schülerinnen und Schülern
wieder Grundkenntnisse im Umgang mit Lebensmitteln
und bei der Nahrungszubereitung nahe gebracht werden
sollen. „Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit
sind durch den Krieg und durch Corona wieder in den
Focus gerückt“, so Beate Opel.
Der ländliche
Raum biete viele Vorteile, die gelte es nach außen
verstärkt darzustellen, dann werde auch die
Bedeutung der Landwirtschaft für unsere Gesellschaft
wieder mehr erkannt, sagte Landrat Klaus Peter
Söllner. Stadtsteinachs Bürgermeister Roland
Wolfrum, freute sich, dass sich die Kulmbacher
Landfrauen nach mittlerweile zwei Jahren endlich
wieder in der Steinachtalhalle treffen können. „Wenn
nicht jetzt, wann dann“, freute er sich schon auf
die nächsten Begegnungen.
Zum
Landfrauentag gehört natürlich immer ein
Rahmenprogramm. Statt eines Chores sangen diesmal
der Bariton Steffen Schmidt begleitet von Ludger
Ahrens am E-Piano italienische Lieder, Andrea Greim
und Ines Schramm führten einen Sketch auf und das
Modegeschäft PriVera Trend & Style aus Kulmbach
zeigte eine Modenschau.
Bild:
Kreisbäuerin Beate Opel (links) und Stellvertreterin
Silvia Schramm bedankten sich beim Referenten, dem
Landtagsabgeordneten Martin Schöffel mit einem
Präsent für die Übernahme des Referates beim
Landfrauentag in Stadtsteinach.
Waldbesitzer
planen Neubau / Borkenkäfer sorgte für Rekorde - WBV
will von Treppendorf nach Hollfeld umziehen
Hollfeld.
Die Waldbesitzervereinigung Hollfeld wird in den
kommenden Jahren eine neue Geschäftsstelle
errichten. Der Bau soll in Holzbauweise entstehen
und eine Nutzfläche von 250 bis 280 Quadratmetern
haben. Standort wird die Stadt Hollfeld sein, auf
ein konkretes Grundstück hat man sich allerdings
noch nicht festgelegt. Die WBV erstreckt sich über
drei Landkreise: Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.
Der
Grundstückserwerb soll allerdings der nächste
Schritt sein, nachdem die Mitgliederversammlung mit
77 zu 13 Stimmen ihre Zustimmung gegeben hat. Die
Kosten sollen weitgehend aus Eigenmitteln bestritten
werden. Nachdem es weder ein Grundstück, noch
konkrete Planungen gibt, steht die Investitionssumme
noch nicht fest. Genauso wenig wie der Zeitplan.
„Wir würden gerne baldmöglichst starten“, sagte der
wiedergewählte Vorsitzende Christian Dormann.
Aufgrund der derzeitigen Situation in der Baubranche
könnten allerdings keine verbindlichen Aussagen
getroffen werden. „Einen Baubeginn wird es nur
geben, wenn die Konditionen annehmbar sind“.
Der Neubau ist
notwendig, nachdem die bisherige, angemietete
Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten
platzt. „Wir stoßen an unsere Grenzen, nachdem die
Aufgaben immer mehr werden“, so der Vorsitzende.
Deshalb möchte man auch gleich groß genug bauen.
„Wir werden keinen Palast hinstellen“, versprach
Dormann. „Aber wer weiß, was in den nächsten Jahren
noch alles auf uns zukommt“.
Dabei seien
bereits die zurückliegenden Jahre überaus fordernd
gewesen. „Der Käfer fliegt und fliegt und bohrt auch
fleißig.“ Dormann appellierte deshalb an alle
Waldbesitzer, Käferholz schnellstmöglich zu
entfernen und für Waldhygiene zu sorgen.
„Andernfalls wird uns die nächste Käferwelle
komplett überrollen.“
Nach den Worten
von Stefanie Blumers hat die WBV aktuell 1674
Mitglieder, 20 mehr als vor zwei Jahren. Zusammen
bewirtschaften sie eine Waldfläche von knapp 13000
Hektar. Auch Blumers warnte vor dem Borkenkäfer:
„Wenn man ihn nicht frühzeitig erwischt, breitet er
sich ungehindert aus“, sagte sie. Ab Mitte Juli des
zurückliegenden Jahres sei es soweit gewesen. Im
Sommer seien teilweise bis zu sieben Harvester im
Vereinsgebiet im Einsatz gewesen, um das Schadholz
aus dem Wald zu bringen. „Da kamen alle an ihre
Grenzen“, sogar Aushilfskräfte habe man einsetzen
müssen. Habe die vermarktete Holzmenge 2020 noch bei
insgesamt knapp 29000 Festmeter gelegen, seien es
2021 fast 82000 Festmeter, zum weitaus größten Teil
Fichten, gewesen. Damit sei der Rekord von 2007
geknackt worden.
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen wurde Christian Dormann aus
Sachsendorf ohne Gegenstimme in seinem Amt
bestätigt. Auch der zweite Vorsitzende Matthias
Weigand wurde mit 67 von 84 abgegebenen Stimmen
wiedergewählt. Für das Amt des dritten Vorsitzenden
war mit Harald Gardill ein Gegenkandidat zum
bisherigen Amtsinhaber Benjamin Täuber angetreten.
Völlig überraschend konnte Gardill, bisher
Maschinenwart der WBV aus Drosendorf, die Wahl mit
37 Stimmen für sich entscheiden. Auf Täuber, den
bisherigen dritten Vorsitzenden aus Berndorf bei
Thurnau, waren nur 23 Stimmen entfallen.
Rechnungsführerin bleibt Carola Betz, neuer
Schriftführer ist Frank Drentwett aus Bayreuth. Er
löst den langjährigen Schriftführer Helmut Stenglein
ab, der sein Amt aus Altersgründen zur Verfügung
gestellt hatte.
Bild:
Helmut Stenglein wurde vom
Vorstandsmitglied Carola Betz und vom Vorsitzenden
Christian Dormann (von links) mit einem Präsent aus
den Reihen des Vorstandes verabschiedet.
Keine Importe
aus der Ukraine: Rapsmarkt komplett leergefegt /
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps Oberfranken:
Anbaufläche und Vermarktung konnten deutlich zulegen
Bamberg.
Die leuchtend gelben Rapsfelder sind derzeit kaum zu
übersehen. Das hat seinen Grund: Von einem
signifikanten Anstieg der Vermarktungsmenge konnten
Vorstand und Geschäftsführung der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in
Oberfranken berichten. „Wir sind wieder jemand im
Bereich der Rapsvermarktung“, sagte Vorsitzender
Klaus Siegelin aus Küps bei der Jahresversammlung in
Bamberg.
Insgesamt wird
die vermarktete Menge aus Oberfranken mit rund 45000
Tonnen angegeben. Nicht alles läuft dabei über die
Erzeugergemeinschaft, deren Aufgabe vor allem in der
Vermittlung liegt. „Uns geht es darum, den
Landwirten zu helfen, den besten Preis zu erzielen“,
sagte Geschäftsführer Thorsten Gunselmann vom
Bauernverband in Oberfranken. Raps liefert im
Wesentlichen Öl, aus dem Schrot wird ein
hochwertiges Eiweißfutter gewonnen, außerdem wird
Rapshonig immer mehr nachgefragt.
Sorgen bereitet
den Verantwortlichen allerding das Kriegsgeschehen
in der Ukraine. Die europäische Produktion (zuletzt
17,4 Millionen Tonnen pro Jahr), deckt den
europäischen Bedarf (22,8 Millionen Tonnen) nicht
ab. Über fünf Millionen Tonnen Raps müssen
importiert werden. Dabei kam bislang am meisten Raps
aus der Ukraine, gefolgt von Australien und Kanada.
„Der Rapsmarkt ist momentan total leer gefegt“,
sagte Geschäftsführer Gunselmann. Seinen Worten
zufolge reichen die weltweiten Rapsreserven gerade
einmal 20 Tage, so wenig wie selten zuvor.
Auf etwa fünf
Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in
Oberfranken wächst der Raps. Das sind zusammen rund
14000 Hektar, womit wieder das Niveau von 2014
erreicht worden sei. Zwischenzeitlich war die
Anbaufläche im Regierungsbezirk sogar auf unter
10000 Hektar gerutscht. Gesunken war allerdings auch
im zurückliegenden Jahr die Zahl der Mitglieder in
der Erzeugergemeinschaft. Der aktuelle Stand von 561
Mitgliedern bedeutet 33 weniger als noch vor
Jahresfrist, was ausnahmslos dem Strukturwandel
geschuldet ist.
Europaweit
ist das größte Anbauland in Europa nach wie vor
Frankreich. Deutschland liegt mit mehr als einer
Million Hektar Raps immerhin wieder auf Platz zwei,
nachdem die Anbaufläche 2019 und 2020 aufgrund der
miserablen Marktsituation nach unten gegangen war.
Auch beim Klimawandel kann Raps durchaus punkten.
Wir sind ein Teil der Lösung“, sagte Vorsitzender
Siegelin. Rapsanbau sei ganz klar als Beitrag zum
Klimaschutz anerkannt.
Die
Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft für
Qualitätsraps Oberfranken fand diesmal in den Räumen
der BayWa am Hafen in Bamberg statt. 56000
Quadratmeter hat der Konzern dort gepachtet. In
Bamberg erfasst die BayWa nach den Worten von
Regionalagrarleiter Alexander Weiß aus Münchberg
rund 65000 Tonnen Getreide pro Jahr, 80 Prozent
davon gehen per Schiff an die Weltmärkte.
Laut Günter
Schuster, dem Geschäftsführer der Sparten Agrar und
Technik in Franken kommen 60 Prozent des
Konzernumsatzes nach wie vor aus dem Agrarbereich.
In Franken beschäftigt die BayWa an 72 Standorten,
davon 35 zur Getreideerfassung, rund 1100
Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei rund 500
Millionen Euro
Bilder:
1. Die leuchtend geleben Rapsfelder, wie hier in der
Nähe von Thurnau sind derzeit kaum zu übersehen.
2. Alexander Weiß, der Regionalleiter der Sparte
Agrar, erläuterte den Mitgliedern der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in
Oberfranken die Abläufe von der Anlieferung bis zur
Verladung am BayWa-Standort Bamberg.
Pensionspferdehaltung: Wichtiger, aber oft
vernachlässigter Wirtschaftszweig / Ralf Michel
bewirtschaftet in Neufang einen Reitstall mit 60
Pferden
Neufang.
„Man muss die Arbeit gerne machen“, sagt Ralf Michel
aus Neufang. Der 52-Jährige ist Pferdewirt mit
Meisterprüfung und Chef auf seinem Reitstall in
Neufang nahe des Kulmbacher Flugplatzes. Zur Arbeit
gehört zum Beispiel auch das Aufstehen, jeden Morgen
und Viertel nach fünf. 60 Pferde, sechs eigene und
54 Pensionspferde wollen schließlich versorgt
werden. Doch das ist noch lange nicht alles, was auf
dem schmucken Reitstall oberhalb von Kulmbach so
anfällt.
Seit weit über
30 Jahren werden auf dem landwirtschaftlichen
Betrieb Pferde gehalten. Ralf Michel ist hier
aufgewachsen. Vater Fritz, der mit seinen 78 Jahren
noch immer tatkräftig mit anpackt, und die
mittlerweile verstorbene Mutter Margitta haben den
Betrieb zuletzt im Nebenerwerb geführt. 1998
übernahm Ralf den Betrieb. Die Milchviehhaltung und
auch die Schweine hatte man zu diesem Zeitpunkt
längst aufgegeben.
Ralf lernte
nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung den
Beruf des Pferdewirts, im renommierten Staatsgut
Schwaiganger, einem Bildungszentrum für
Pferdehaltung am Fuß der Alpen nahe
Garmisch-Partenkirchen. „Im Hinterkopf hatte ich es
wohl schon, den Betrieb hier in Neufang irgendwann
zu übernehmen“, sagt er. Bevor es soweit war,
absolvierte er aber noch eine Art Praxisjahr auf
einem Pferdebetrieb im fernen Schottland.
Zunächst
arbeitete er noch als Betriebshelfer für den
Maschinenring, ehe sich Ralf daran machte, den
elterlichen Betrieb auszubauen. Und so entstanden
nach und nach eine Reithalle, 20 mal 40 Meter groß,
eine Longierhalle, 15 mal 15 Meter, und ein großer
Reitplatz, 22 mal 50 Meter. Das alles sind
Dimensionen, mit denen man professionell arbeiten
kann, zumal er schon zuvor auch noch den
aufgelassenen Laufstall des Nachbarn pachtete und
dort Pferdeboxen einrichtete.
60 Tiere sind
also mittlerweile zu versorgen, Kaltblüter,
Haflinger sind darunter, relativ viele
Westernpferde, insbesondere Quarter Horses und
natürlich die Standardrasse Bayerisches Warmblut.
Zwei Mitarbeiterinnen beschäftigt er, darunter eine
gelernte Pferdewirtin, und der Vater mischt auch
noch kräftig mit. Von den sechs eigenen Pferden sind
zwei Zuchtstuten, der Nachwuchs wird ausgebildet und
dann nach vier bis fünf Jahren verkauft.
„Die
Pensionspferdehaltung ist durchaus ein wichtiger
Wirtschaftszweig“, sagt Ralf Michel und zählt die
vielen Reitställe auf, die es im Kulmbacher Land
gibt. Eigentümer der Pferde sind dabei nicht, wie
man sich das klischeehaft vorstellt die
„Superreichen“, sondern ein ganz normaler
Querschnitt der Bevölkerung. „Für viele ist das
Pferd eben ein Hobby“, so Michel. Kein Sportgerät,
wie vielleicht mancher denken könnte. Jeder zweite
Pferdebesitzer kommt täglich, alle anderen
mindestens jeden zweiten Tag.
Weil Pferde
jede Menge Heu benötigen, bewirtschaftet Ralf Michel
60 Hektar Grünland, teilweise gehört es ihm,
teilweise hat er es dazu gepachtet. Beim Mähen und
Pressen kommen auch Kräfte des Maschinenrings zum
Einsatz, um die Arbeitsspitzen abzudecken. Hafer
muss er komplett zukaufen, denn Ackerland
bewirtschaftet er nicht. In schlechten Jahren
reichen selbst die beiden Schnitte der 60 Hektar
nicht aus, so dass er auch das Heu teuer einkaufen
muss.
Natürlich gibt
es auch Probleme. Zum Beispiel zahlt die
Berufsgenossenschaft etwa bei Unfall oder Krankheit
keinen Betriebshelfer mehr. Begründung,
Pensionspferde sind ja nicht im Eigentum des
Reitstallinhabers. Ralf Michel kann das nicht
verstehen und würde sich eine Gleichbehandlung mit
„normalen“ landwirtschaftlichen Betrieben wünschen.
Kaum ein Problem war dagegen die Corona-Pandemie.
Man habe sich halt an die üblichen
Hygiene-Regelungen gehalten, was auf dem
weitläufigen Gelände und der großen Halle gar nicht
so schwer gefallen sei.
Bild:
Pferdewirtschaftsmeister Ralf Michel ist Eigentümer
und Leiter des Reitstalles in Neufang oberhalb von
Kulmbach
Mehr Respekt
für die Bauern / Leidenschaftlicher Landwirt:
Norbert Erhardt bewirtschaftet in Motschenbach einen
Milchviehbetrieb mit 130 Kühen
Motschenbach.
„Trotzdem gibt es nichts schöneres, als
Landwirtschaft“. Norbert Erhardt aus Motschenbach
geht mit der Politik und vor allem mit dem
Lebensmitteleinzelhandel hart ins Gericht, wenn es
um die Bauern geht. Doch etwas anderes zu machen,
das wäre für ihn niemals in Frage gekommen. Er
blickt trotz alles „Baustellen“ zuversichtlich in
die Zukunft.
1993 hatte er
den Hof mitten in Motschenbach, einem Gemeindeteil
von Mainleus, von seinem inzwischen verstorbenen
Vater Hans übernommen. Zuvor hatte er nach seiner
Landwirtschaftslehre gleich anschließend die
Meisterprüfung absolviert. 1988 war das, mit 22
Jahren. Damals hatte der Betrieb 20 Kühe, heute sind
es 130. Damals bewirtschaftete die Familie 16
Hektar, heute 150.
Klar, dass dies
mitten in der Ortschaft, direkt neben der
katholischen Pfarrkirche St. Maternus nicht mehr
möglich war, und so siedelte der Betrieb an den
Ortsrand aus. Zug um Zug wurde dort gebaut. „Im
Schnitt haben wir alle fünf Jahre erweitert“,
erinnert sich der heute 57-Jährige. Größter Brocken
war der geräumige Laufstall, der 2005 fertig
gestellt werden konnte.
Auf
den 160 Hektar Fläche, alle im Gemeindegebiet von
Mainleus, von denen 60 Eigenland sind, baut Norbert
Erhardt Weizen, Wintergerste, Mais, Raps und Luzerne
an. Das meiste davon zum Eigenbedarf, also als
Futter für die Milchkühe, Weizen und Raps wird
klassisch über den Landhandel vermarktet. Die Milch
geht nach Coburg an die Milchwerke Oberfranken West
und wird im Wesentlichen zu leckeren
Käsespezialitäten verarbeitet.
Neben seiner
Frau Margit helfen auch die Töchter Katrin, Annika
und Laura tatkräftig mit. Während Margit
hauptsächlich für das melken zuständig ist,
übernimmt Katrin die Büroarbeiten. Und dann gibt es
mit Lars Pühlhorn aus Zaubach noch einen
Mitarbeiter, der erst im zurückliegenden Sommer
seine Lehre abgeschlossen hatte. Auch das ein
Zeichen, dass Norbert Erhardt an die Zukunft glaubt:
während der zurückliegenden Jahre habe er regelmäßig
junge Leute ausgebildet, was längst nicht mehr
selbstverständlich ist.
Schon 2018 und
2019 seien für ihn und viele Berufskollegen extrem
harte Jahre gewesen. Aufgrund der damaligen
Trockenheit habe er Futter in großen Mengen zukaufen
müssen. Aktuell explodieren die Preise nicht nur für
Energie, sondern auch für Düngemittel. „Effektiv
arbeiten mussten wir schon immer, wo sollen wir noch
sparen“, sagt Norbert Erhardt. Ganz besonders im
Focus seiner Kritik steht der
Lebensmitteleinzelhandel: Daneben gehe es nur um
Profit. Beim Bauern komme nichts an. „Es ist einfach
respektlos gegen die Landwirtschaft, wie die ihr
Geld eintreiben“, schimpft er. Die Bauern erzeugten
super Nahrungsmittel zu günstigsten Preisen, der
Verbraucher könne sich alles leisten und am Ende
punkten Aldi, Lidl und Co mit simplen Werbegags.
Norbert Erhardt geht sogar so weit zu behaupten,
dass leere Regale gewollt sind, um die Preise nach
oben treiben zu können. Und trotzdem: auf die
Landwirtschaft lässt er nicht kommen.
„Wenn
die Landwirtschaft ausstirbt, dass stirbt auch das
Dorf aus“, ist sich Norbert Erhardt sicher. Der
Mainleuser Gemeindeteil Motschenbach ist in dieser
Hinsicht noch ganz gut aufgestellt. Zwei
Milchviehbetriebe gibt es noch und zwei
Ackerbaubetriebe, die im Nebenerwerb geführt werden.
Freilich vor gerade mal 25 Jahren waren es noch neun
Milchviehbetriebe.
Ganz so, als
hätte er mit seinem Hof nicht schon genug zu tun,
engagiert sich Norbert Erhardt seit 2012
ehrenamtlich für die CSU im Gemeinderat, ist seit
über 25 Jahren Ortsobmann des Bauernverbandes, wirkt
in der Kirchenverwaltung mit und geht auch gerne mal
als Jäger auf die Pirsch. Zusammen mit seiner Frau
lädt er auch immer wieder Schulklassen und
Kindergärten auf den Hof ein, um jungen Leuten
Landwirtschaft nahe zu bringen. „Die
Öffentlichkeitarbeit hat bei uns schon immer einen
hohen Stellenwert“, so der leidenschaftliche
Landwirt.
Bilder:
1.Gute
Tradition: viele Abzeichen des Milcherzeugerrings
für herausragende Leistungen hat Norbert
Erhardt an der Stalltüre angebracht.
2.
Landwirt
Norbert Erhardt und Mitarbeiter Lars Pühlhorn im
großzügigen Laufstall des Betriebes.
3.Leidenschaftlicher
Landwirt: Für Norbert Erhardt aus Motschenbach ist
sein Beruf eine echte Berufung.
„Waldumbau tut
Not“ / WBV Bamberg vor herausfordernden forstlichen
Zeiten
Scheßlitz.
Die extremen Schadholzanfälle im Vereinsgebiet haben
die Vermarktungszahlen der Waldbesitzervereinigung
Bamberg gehörig durcheinander gewirbelt. Mit weit
über 73000 Festmetern Holz habe die WBV 2021 fast
die doppelte Menge von 2020 und beinahe die
vierfache Menge eines „normalen“ Jahres vermarktet,
sagte der neue Geschäftsführer Konstantin Meyer bei
der Jahreshauptversammlung in Scheßlitz. Mit der
Steigerung einhergegangen sei ein Anwachsen des
Arbeitspensums weit über die Belastungsgrenze der
mittlerweile sieben angestellten Mitarbeiter.
Oberfranken
habe mit die höchsten Schadholzmengen in ganz Bayern
gehabt, sagte Meyer. „Wir sind eigentlich mehr oder
weniger dem Käfer hinterher gejagt.“ Konkret hätten
die Zahlen, die von der WBV im Auftrag ihrer
Mitglieder vermarktet wurden, 2021 bei 73377, 2020
bei 41747 und 2019 bei 33631 Festmetern Holz
gelegen. Den weitaus größten Teil unter den
Holzarten machten dabei naturgemäß die Fichten aus.
Die
Jahreshauptversammlung in der Turnhalle des TSV
Scheßlitz war die erste seit drei Jahren, die wieder
in Präsenz stattgefunden hatte. Dementsprechend groß
war der Bedarf, sich persönlich auszutauschen und
aktuelle Probleme zu diskutieren. Vorsitzende
Angelika Morgenroth schwor die Mitglieder vor dem
Hintergrund des „European Green Deal“ auf eine
„herausfordernde forstliche Zeitenwende“ ein. Ohne
ein Gegensteuern würden die Waldbesitzer
erschreckende Folgen für die Ressource Holz und den
Waldumbau erleben. „Da sind die Politiker gefordert,
um die geplanten ideologischen Auswirkungen
abzuwenden“, sagte Morgenroth.
Doch auch vor
Ort könne man von einer klimabedingten forstlichen
Katastrophe sprechen. Nach den Zahlen der
Vorsitzenden seien im Amtsbereich Bamberg in den
zurückliegenden drei Jahren rund 1000 Hektar Wald
verloren gegangen. Schuld daran sei die extreme
Ausbreitung der Kalamitäten, schon im Jahr 2019 mit
extremer Trockenheit und Wärme. „Viele
Fichtenflächen sind in noch nie dagewesener
Geschwindigkeit abgestorben“. Als Folge davon sei
der Preis für Nadelhölzer bundesweit in Bodenlose
gefallen.
„Einen Wald zu
besitzen ist kein reines Vergnügen mehr“, hatte
bereits zuvor der stellvertretende Bereichsleiter
Forsten Gregor Schießl vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten festgestellt.
Diskussionen fänden immer mehr unter einer
„ideologischen Käseglocke“ statt, an deren Ende die
Aussage steht: „Baum ab, nein danke“. Doch wer von
den Kritikern kümmere sich wirklich um die Sorge und
Nöte der Waldbesitzer? Dabei reiche schon der
Borkenkäfer aus, um für Frustrationen zu sorgen.
Schießl kam auf rund 200000 Kubikmeter reines
Käferholz allein im Amtsbereich. „Waldumbau tut Not“
sagte der Forstamtsleiter. „Die Mischung macht´s,
wer streut, rutscht nicht.“
Zur aktuellen
Situation sagte Geschäftsführer Meyer, dass sich die
Preise im ersten Quartal 2022 wieder auf höherem
Niveau bewegten. Er rief die Waldbesitzer zu
verstärkten Kontrollen der Fichtenbestände in den
kommenden Wochen auf. Vor allem die zahlreichen
Einzelwürfe vorgeschädigter Fichten nach den Stürmen
im Februar machten verstärkten Buchdrucker- und
Kupferstecherbefall wahrscheinlich.
Bild:
„Arbeitspensum weit über die Belastungsgrenze“:
Konstantin Meyer ist der neue Geschäftsführer der
Waldbesitzervereinigung Bamberg.
Krisen und
Krieg: Wertschätzung für die Landwirtschaft ist
wieder gewachsen / Familie Müller bewirtschaftet bei
Himmelkron einen klassischen Milchviehbetrieb
Schwärzhof.
Landwirtschaft, ganz normal: das ist es, was
Wolfgang Müller und seine Familie in dem zu
Himmelkron gehörenden Weiler Schwärzhof betreiben.
Die Lage ist allerdings außergewöhnlich: von der
unterhalb der Schiefen Ebene gelegenen Ortschaft hat
man einen gigantischen Blick über den Talkessel auf
Himmelkron. Fast könnte man meinen, in der Toskana
gelandet zu sein. „Nur das Meer fehlt“, sagt
Wolfgang Müller augenzwinkernd.
Im Grund ist es
ein ganz normaler Milchviehbetrieb mit 85 Kühen plus
Nachzucht. Vermarktet wird die Milch nicht, wie man
meinen könnte an die Käserei Bayreuth, sondern an
die Milchwerke Oberfranken West nach Coburg. Als
Bayreuth 2010 seine Eigenständigkeit aufgab und
Bayernland-Standort wurde, habe man sich Coburg
angeschlossen, berichtet Wolfgang Müller. Dabei sei
man auch geblieben: „Alles läuft gut, wir sind sehr
zufrieden.“
2005 hatte
Wolfgang Müller (47) den Betrieb vom Vater Hans
übernommen, der trotz seiner mittlerweile 82 Jahre
noch immer schwer aktiv ist und mithilft, wo er nur
kann. Auf dem Hof ist die ganze Familie im Einsatz,
vor allem der älteste Sohn Markus (24), aber wenn
irgendwie zeitlich möglich auch die beiden anderen
Söhne, von denen einer gerade seinen
Lebensmitteltechniker macht und der jüngst noch zur
Schule geht. „Alle helfen mit und alle können mit
Maschinen umgehen“, so Wolfgang Müller. Ehefrau
Kathrin ist sogar als Kreisbäuerin von Himmelkron
aktiv. Lediglich zur Abdeckung von Arbeitsspitzen,
beim Dreschen und beim Mais häckseln, holt man sich
einen Lohnunternehmer zur Hilfe.
2009 wurde der
neue Laufstall als Außenklimastall mit Melkroboter
errichtet. An Tierwohl mangelt es nicht, die Kühe
haben jede Menge Licht und Luft. Insgesamt
bewirtschaftet Wolfgang Müller 75 Hektar Land, rund
40 Hektar davon Grünland zum Eigenbedarf, also
Futter für die Kühe. Auf den restlichen Flächen wird
Silomais, Weizen und Gerste angebaut, vermarktet
wird klassisch über den Landhandel. Sämtliche
Flächen befinden sich in den Gemeindegebieten von
Himmelkron und Trebgast. Bei den derzeitigen
Energiepreisen sei es extrem wichtig, dass die
Anfahrtswege nicht zu lang sind. Auch sollte man
sich jeden einzelnen Bearbeitungsschritt genau
überlegen.
Wolfgang
Müller hatte nach einer ganz normalen
Landwirtschaftslehre die damalige Technikerschule
für Agrarwirtschaft in Bayreuth besucht und 1985
abgeschlossen. Sohn Markus absolvierte nach der
Realschule ebenfalls eine Lehre und besuchte nach
einem Praxisjahr die Technikerschule im
mittelfränkischen Triesdorf. „Eine Superzeit“,
schwärmt er. Er würde jederzeit wieder nach
Triesdorf gehen und könne die Schule nur
uneingeschränkt weiterempfehlen.
Ein wenig sieht
Sohn Markus die Wertschätzung der Landwirtschaft
wieder im Aufwind. Schuld daran seien die Krisen und
der Krieg. Dadurch sei Nahrungsmittelsicherheit
wieder ein Thema geworden. „Es hat doch lange keinen
mehr interessiert, wo die Lebensmittel herkommen“,
so Markus Müller. „Volle Regale waren Standard.“
Schwer aktiv
sind Vater und Sohn auch in ihrer Freizeit. Seit 18
Jahren ist Wolfgang Mitglied des Kirchenvorstandes,
seit den letzten Wahlen gehört der CSU/FWG-Liste des
Gemeinderates an. Und dann hat er noch ein ganz
besonderes Hobby: Für die Theatergruppe des
Gartenbauvereins Lanzendorf steht er nach der
Corona-Pause hoffentlich bald wieder auf den
Brettern, die die Welt bedeuten.
Sohn Markus,
der drei Tage pro Woche im Büro des Maschinenrings
Münchberg unter anderem für Abrechnungen und
Düngeberatung arbeitet, ist dritter Vorstand der
Landjugend Bad Berneck – Bindlach mit insgesamt rund
60 aktiven Mitgliedern, die nach Corona hoffentlich
alle auch wiederkommen. Markus Müller ist
zuversichtlich: „Wir haben das Beste daraus gemacht
und die Zeit genutzt“, sagt er. Sogar eine
Online-Weinprobe habe man arrangiert. Den
persönlichen Kontakt, auch das ist sich Markus
sicher, könne aber auch das beste Zoom-Meeting nicht
ersetzen.
Bilder:
1.Vater
Wolfgang und Sohn Markus Müller im Laufstall auf dem
Schwärzhof bei Hmmelkron.
2.Geschützt
vor Wind und Wetter und trotzdem im Freien hat man
für die Kälberiglus einen guten Platz gefunden.
Weidehaltung im
Visier / Oberfränkische Biobauern machen gegen
EU-Öko-Verordnung mobil
Melkendorf.
Kommt die Verpflichtung zur Weidehaltung, befürchten
viele Biomilchlieferanten aus Oberfranken, dass sie
mit allen negativen Konsequenzen wieder auf
konventionelle Erzeugung umstellen müssen. Einer der
betroffenen ist der Landwirt Hermann Grampp aus
Melkendorf bei Kulmbach. Er hat jetzt mehrere
Berufskollegen mobilisiert, um gegenüber Politik und
Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass viele
fränkische Milchviehhalter vor einer unlösbaren
Aufgabe stehen.
Die Europäische
Union drängt die deutschen Bauern dazu, die
EU-Öko-Verordnung in die Tat umzusetzen. Zentraler
Bestandteil der Verordnung ist die
Weideverpflichtung für Öko-Milchvieh. „Das ist für
uns nicht machbar“, sagen Hermann Grampp und seine
Berufskollegen. Ursache dafür sind die kleinteilige
Struktur der bewirtschafteten Flächen und die
massiven Streulagen aufgrund der typisch fränkischen
Realteilungsgebiete.
Die geforderten
Weiden müssten in Hofnähe, neben den Stallungen
sein, was, anders als zum Beispiel in
Norddeutschland oder in Oberbayern, schon aufgrund
der örtlichen Gegebenheiten unmöglich ist. Dazu
kommt, dass Bauern wie Hermann Grampp in den
zurückliegenden Jahren teilweise Millionenbeträge
investiert haben, um sämtliche Biostandards zu
erfüllen. „Und jetzt soll alles umsonst gewesen
sein?“, fragen sich er und seine Berufskollegen.
Markus Küfner
aus Bindlach im Landkreis Bayreuth beispielsweise.
Zusammen mit einem Partner bewirtschaftet er einen
Biobetrieb mit 170 Kühen. „Weidehaltung ist bei uns
unmöglich“, so Küfner. Auf der einen Seite grenzt
der Hof direkt an die Bundesautobahn A9, auf der
anderen Seite an die Eisenbahnlinie Bayreuth –
Neuenmarkt. Wo soll er die geforderten Weiden
hernehme? Harald Reblitz aus Coburg geht es ähnlich.
Er ist Vorstandsvorsitzender bei den Milchwerken
Oberfranken-West in Meeder bei Coburg. 15 bis 20
Prozent der angelieferten Milch sei Biomilch.
Reblitz befürchtet, dass die Hälfte davon wegfallen
würde, wenn die Weideverpflichtung Wirklichkeit
wird. Wie das zur politisch geforderten Steigerung
des Ökoanteils passen soll, erschließt sich keinem
der Beteiligten.
Auch die
Verpächter spielten nicht, wenn es darum geht,
wertvolles Ackerland in Grünland umzuwandeln, so
Harald Küfner aus Untergräfenthal. Er werde die
Milchviehhaltung notfalls ganz aufgeben, denn ein
zurück auf konventionelle Erzeugung komme für ihn
nicht in Frage. Auch Gerd Böhner vom Lärchenhof bei
Bindlach würde seine derzeit 180 Milchkühe deutlich
reduzieren müssen, wenn er zur Weidehaltung
gezwungen würde. Böhner spricht von einem echten
K.o.-Kriterium. Dabei hatte er so viel Herzblut in
die Milchviehhaltung gesteckt und immer wieder
investiert.
„Wir stehen vor
dem Nichts“, brachte Holger Hofmann aus Burghaig
seine Situation auf den Punkt. Er hatte erst 2015
einen neuen Laufstall gebaut und „aus Überzeugung“
auf bio umgestellt. Direkt an seinen Hof angrenzend
hat er überhaupt keine Flächen. Die nächsten seien
rund zwei Kilometer entfernt. Ähnlich ergeht es
Herbert Kunick aus Sonnefeld. Er müsste vier Kreis-
und Staatsstraßen queren, um sein Milchvieh auf eine
Weide und zurück zum Melkroboter zu bringen. Er
brachte allerdings einen Kompromiss ins Spiel: so
könnte man unter Umständen die Trockensteher, oder
das Jungvieh auf die Weiden bringen, um die
Öko-Verordnung zu erfüllen.
„Europa lässt
sich eben nicht überall eins zu eins umsetzen“, sagt
Martin Schöffel, Landtagsabgeordneter und
Vorsitzender des Arbeitskreises Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten. Er setzt bei der
Umsetzung der EU-Öko-Verordnung auf mögliche
Ausnahmen sowie auf lange Übergangsfristen.
Schließlich komme es auch darauf an, wie der Begriff
Weide definiert werden soll, so Harald Köppel,
Geschäftsführer des Bauernverbandes. Köppel geht
aber auch davon aus, dass der Handel die
Daumenschrauben weiter anziehen wird. Klaus
Schiffer-Weigand vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten, plädierte ebenfalls
dafür, nach Kompromissen zu suchen: „Eine
Totalverweigerung in Sachen Weide werden wir nicht
durchbringen.“
Bild:
Zahlreiche betroffene Berufskollegen hatte Hermann
Grampp (3. Von links) aus Melkendorf auf seinem Hof
versammelt, um Politik und Öffentlichkeit auf die
negativen Auswirkungen der geforderten Weidehaltung
aufmerksam zu machen.
Fleckvieh,
Angus- und Wagyu-Rinder aus dem Internet/ Hanf,
Quinoa, Kühe: Martin Baumgärtner setzt auf Qualität,
Nachhaltigkeit und Tierwohl
Unterzaubach.
Ein autarker Bauernhof, das wäre der Idealfall, den
Martin Baumgärtner in Unterzaubach anstrebt. Wenn
manche auch darüber lächeln mögen, auf dem Weg
dorthin ist er, zumindest theoretisch, schon
ziemlich weit. Strom wird mit einer
100-kw-Freiflächenanlage produziert und in das
öffentliche Netz eingespeist. Eine weitere
Photovoltaikanlage auf dem Stalldach ist geplant.
Nun müssten nur noch die Speichertechnologien so
weit sein. Für die Wasserversorgung gibt es einen
eigenen Brunnen und für die Wärme sorgen die
Holzhackschnitzel aus dem eigenen Wald.
Wichtig ist für
den 38-jährigen Landwirt auch die
Kreislaufwirtschaft. Das Futter für die Tiere wächst
auf den eigenen Feldern, die wiederum mit den
Hinterlassenschaften der Vierbeiner gedüngt werden.
Die Pflanzen produzieren Sauerstoff: „Somit haben
wir soweit nur irgendwie möglich eine klimaneutrale
Produktion“, sagt Baumgärtner, der es als früherer
Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft
nicht nur innerhalb des Berufsstandes auch
überregional zu Bekanntheit gebracht hat.
2016 hatte er
den Hof am Ortsrand von Unterzaubach von den Eltern
übernommen. Damals mit 30 Kühen mit Nachzucht in
Anbindehaltung. Das hatte keine Zukunft, so erkannte
es Martin Baumgärtner schnell. Also stand er vor der
Entscheidung, den Betrieb um- und auszubauen und im
Vollerwerb weiterzuführen, oder eben nicht.
Nun war es
nicht so, dass der Diplom-Agrarwirt keine anderen
Optionen gehabt hätte. Martin Baumgartner studierte
in Triesdorf Landwirtschaft und war mehrere Jahre
lang beim Bayerischen Bauernverband tätig.
Anschließend war er Lehrer an den
Landwirtschaftsschulen in Bayreuth und Münchberg.
Öffentlicher Dienst oder Selbstständigkeit, vor
dieser Frage habe er damals gestanden und entschied
sich für letzteres. Eigentlich hätte er sogar noch
eine weitere Option gehabt, er kandidierte bereits
als Kandidat der Freien Wähler für den Landtag und
ist heute Stadtrat und 3. Bürgermeister von
Stadtsteinach.
Heute ist die
Fleischvermarktung das Hauptstandbein seines
Betriebs, der 2017 auf ökologische Bewirtschaftung
umgestellt wurde. Martin Baumgartner betreibt im
2019 neugebauten Stall Mutterkuhhaltung mit 70
Tieren der Rassen Fleckvieh und Angus. Auch zwei
Wagyu-Edelrinder sind dabei. Dazu kommen etwa 30
Jungtiere. Auf das vielzitierte Tierwohl legte der
Landwirt von Anfang an größten Wert. „Die Kühe haben
ein Maximum an Licht, Luft und Freiraum und können
ihr Sozialverhalten so natürlich wie irgendwie
möglich ausleben“.
Eine weitere
Besonderheit auf dem Baumgärtner-Hof ist die
Saisonabkalbung. Der Natur folgend, kommt der Bulle
im Juli, August zur Herde. Die Kälber kommen dann so
ab Mai auf die Welt. Vorteil ist, dass alle
gleichzeitig das Licht der Welt erblicken, und zwar
in der angehenden warmen Jahreszeit, meist sogar auf
der Weide. . Man müsse normalerweise keine Sorge
haben, dass ein Kalb nicht durchkommt, was in einem
strengen Winter schon mal passieren kann. Danach
bleiben sie dann solange wie nur irgendwie möglich
bei der Mutter, meist bis in die Wintermonate
hinein. Dann benötigt die Mutterkuh eine
Erholungsphase. 28 Kälber plus drei Nachzügler haben
so im zurückliegenden Jahr das Licht der Welt
erblickt. Geschlachtet werden sie in der Regel erst
nach drei Jahren.
Martin
Baumgärtner legt bei allem, was er macht, höchsten
Wert auf Qualität. So haben die bei einem Metzger in
Himmelkron geschlachteten, zerlegten und vakuum
verpackten Fleischpakete eben auch ihren Preis. Das
Fünf-Kilo-Paket kostet 85 Euro und enthält unter
anderem 500 Gramm Steaks, Braten, Rouladen und
Beinscheiben. Vermarktet wird direkt, das heißt bei
Martin Baumgartner übers Internet. Er hat eine
eigene Website mit Online-Hofladen (hofgut-baumgaertner.friedhold.de)
und ist mit seiner eigens geschaffenen Marke Hofgut
Baumgärtner auf Facebook und Instagram präsent. Die
Pakete liefert er im Umkreis selbst aus, auch ein
Versand ist möglich.
30 Prozent der
bewirtschafteten Fläche ist Grünland. Auf weiteren
60 Hektar Ackerland baut Martin Baumgartner
Kleegras, Luzerne, Dinkel, Roggen, Hafer und
Sommergerste an. Die Vermarktung erfolgt, wenn nicht
zum Eigenbedarf als Futter benötigt, klassisch über
den Landhandel. Doch der 38-Jährige experimentiert
auch gerne und so reserviert er regelmäßig einige
wenige Hektar für Sonderkulturen, wie zum Beispiel
Quinoa oder Hanf.
Die
Kulturpflanze Quinoa ist für Müsli-Mischungen
interessant und aus Hanf wird Öl hergestellt. Wer
jetzt glaubt, er könne sich seine Joints künftig auf
den Feldern in Unterzaubach pflücken hat sich
getäuscht. Der Tetrahydrocannabinol-Gehalt (THC),
der bei Hanf für die berauschende Wirkung sorgt, ist
bei dem angebauten Hanf so verschwindend gering,
dass er zum Rauchen nicht taugt. Weitere
Sonderfrüchte, wie etwa Lupinen oder Buchweizen sind
in Planung, wobei verlässliche Erträge aufgrund der
extremen Frostempfindlichkeit aller dieser Arten in
unseren Breiten extrem schwierig sind. Man könne sie
erst nach den Eisheiligen aussäen und im Oktober
ernten
Einziger
Wermutstropfen bei allem Bemühungen um
Nachhaltigkeit: Diesel wird wohl auch weiterhin
benötigt, bei einem Biobetrieb sogar noch im
stärkeren Umfang als bei einem konventionellen
Betrieb. Die Bodenbearbeitung erfolgt intensiver mit
Striegel, Hacke und Co. Gepflügt werden muss auch.
Das tut bei den derzeitigen Dieselpreisen so richtig
weh, gehöre aber eben auch zur Wahrheit.
Bild:
Martin Baumgärtner kümmert sich um die Kälber in
seinem Stall am Ortsrand von Unterzaubach.
Landwirtschaft
als Grundlage des Lebens / Ackerbau, Biogas und
Lohnarbeiten: Agrarbetrieb Hahn in Dörnhof bei
Kupferberg
Dörnhof.
Immer schon innovativ und der Zeit etwas voraus. Das
könnte gleichsam ein Motto sein, für den
Agrarbetrieb der Familie Hahn in Dörnhof bei
Kupferberg. Bis 1992 Milchviehhaltung, bis 2011
Schweinemast wurde aus dem Hof bis heute ein breit
aufgestelltes Lohnunternehmen mit Wirkungskreis vom
Kulmbacher und Hofer Land aus bis weit nach Sachsen,
Thüringen und Sachsen-Anhalt hinein. Auf den gut 300
Hektar Fläche wird allerhand Getreide angebaut und
klassisch vermarktet. Die Energiepflanze Silphie und
das Grüngut gehen in eine Biogasanlage, die
mittlerweile auf 420 kW aufgerüstet wurde.
„Weitergehen
wird es auf jeden Fall, aber es wird
anspruchsvoller“, sagt Junior Dominik (29), der als
Landwirtschaftsmeister die Zügel schon fest in der
Hand hat und genau weiß, was er will. „Immer nur
alles billiger und immer mehr, das kann es doch
nicht sein.“ Vater Gerhard (57) hat schon allerhand
turbulente Zeiten in der Landwirtschaft erlebt und
kann es nicht verstehen, dass die Gesellschaft die
Bauern heutzutage als Sündenbock für alles hernimmt.
„Ich bin mir sicher, dass ein Teil unseres
Wohlstandes auf den Bauernstand aufgebaut ist“, sagt
er. Für ihn ist Landwirtschaft die Grundlage allen
Lebens. „Nahrungsmittel sind ein Grundbedürfnis des
Menschen und trotzdem wird der
Nahrungsmittelproduzent nur noch niedergemacht.“
Im
Jahr 2000 hatte Gerhard den Betrieb von seinem
inzwischen verstorbenen Vater Robert übernommen. Die
Milchviehhaltung mit zuletzt 26 Kühen war damals
schon längst Geschichte. Stattdessen setzte man
damals noch auf Schweinemast mit 800 Mastplätzen im
umgebauten Rinderstall damals schon auf Halbspalten
mit Stroheinlage. Damit war Gerhard Hahn
beispielsweise auch einer der Gründungsväter der
Frankenfarm in Himmelkron.
Erst 2011
hängte Gerhard auch das an den Nagel. „Wir hätten
technisch einfach zu viel umbauen müssen.“ Er ist
froh über diese Entscheidung, zumal die
Schweinepreise heute ein nie dagewesenes Tief
erreicht haben. Stattdessen konzentrierte sich der
Landwirt auf das, was ihn schon immer fasziniert
hat, auf die vielfältigsten Lohnarbeiten, also
Dreschen, Ballen pressen, Mais häckseln, die gesamte
Erntelogistik eben, aber auch das Ausbringen von
Gülle und vieles mehr, und stets auch Waldarbeiten
wie etwas Holz rücken.
„Das
Lohngeschäft steht bei uns im Mittelpunkt“, sagt
Gerhard Hahn. Und so ist auch das technische
Aufgebot außergewöhnlich. Zwei große Häcksler stehen
im ehemaligen Stallgebäude, zwei 350-PS-Schlepper,
zwei 300-PS-Schlepper, ein Agro-Truck und noch das
eine oder andere. Zwei Vollzeitkräfte beschäftigt
die Familie, der eine Landwirt, der andere
Landmaschinenmechatroniker. Dazu kommen je nach Lage
mehrere geringfügig beschäftigte Aushilfen. Mit dem
Lohnunternehmen von Jürgen Brendel in Presseck
verbindet dem Agrarbetrieb Hahn eine langjährige und
enge Zusammenarbeit.
Bereits
auf das Jahr 2005 geht der Bau der Biogasanlage
zurück, ursprünglich auf 180 kW geplant, dann gleich
mit 240 kW gebaut und mittlerweile auf 420 kW
aufgerüstet. Der gewonnene Strom wird komplett in
das öffentliche Netz eingespeist. Bestückt wird die
Anlage mit dem zweiten Schnitt des Grünlandes und
der Energiepflanze Nachwachsende Silphie (Silphium
perfoliatum), die auf stattlichen 40 Hektar angebaut
und biologisch, ohne Pflanzenschutz, bewirtschaftet
wird.
Auf den
restlichen Flächen wächst Winterraps, Sommergerste,
Mais, Dinkel, Weizen, Körnersenf. Das Getreide wird
konventionell über den Landhandel vermarktet. Weil
das alles noch nicht genug ist, betreibt Gerhard
Hahn auch die Kompostieranlage in Untersteinach im
Auftrag des Landkreises. Die Anlage selbst ist in
seinem Besitz.
Bilder:
1. „Technisch sind wir schon gut ausgerüstet“,
sagten Gerhard und Dominik Hahn, hier in der
Maschinenhalle ihres Agrarbetriebs.
2. Dominik Hahn bestückt die Biogasanlage in Dörnhof
bei Kupferberg.
3. Vater und Sohn: Gerhard und Dominik Hahn haben
einen echten Vorzeigebetrieb aufgebaut.
Im Einsatz für
Wettervorhersage und Klimaüberwachung / Deutscher
Wetterdienst sucht ehrenamtlichen Wetterbeobachter
für Niederschlagsstation im Raum Kulmbach
Kulmbach.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt in ganz
Deutschland ein Netz von knapp 1800 nebenamtlichen
Wetter- und Niederschlagsstationen. Für dieses
flächendeckende Messnetz sucht die Bundesbehörde im
Raum Kulmbach wetterbegeisterte Bürgerinnen oder
Bürger, die als ehrenamtliche Beobachter des
nationalen Wetterdienstes zur Wetter- und
Klimaüberwachung in Deutschland beitragen möchten.
Die jetzige
Beobachterin, Abiturientin Larissa Grampp aus
Melkendorf, muss zum 30. September aufhören, da sie
im Oktober ein Studium „Ernährungs- und
Versorgungsmanagement“ im mittelfränkischen
Triesdorf aufnimmt. Vater Hermann Grampp ist mit
seinem Milchviehbetrieb am Ortsrand von Melkendorf
komplett ausgelastet. „Viel Arbeit ist es zwar
nicht, aber es muss jeden Tag gemacht werden“, so
Larissa und Hermann Grampp. Früher war die Station
in Burghaig untergebracht.
Aktuell gibt es
oberfrankenweit im Schnitt alle 15 Kilometer eine
Station, so Frank Sievers von der zuständigen
regionalen Messgruppe des Deutschen Wetterdienstes
in München. Wettermelder zu finden sei nicht ganz
einfach, da die Station möglichst frei stehen muss,
damit die Messungen nicht beeinträchtigt werden.
Landwirte seien geradezu prädestiniert dafür, da sie
über entsprechende Flächen in geeigneten Lagen
verfügen und die Daten ja ohnehin auch für sich
benötigen. Im Übrigen handle es sich um ein
Ehrenamt, bei dem lediglich der Aufwand entschädigt
werde. Ein ehrenamtlicher Beobachter erhält derzeit
eine jährliche Aufwandsentschädigung von 760 Euro im
Jahr.
Jede
ehrenamtliche konventionelle Niederschlagsstation
wird mit einem Niederschlagsmesser ausgerüstet,
erklärt Frank Sievers. Voraussetzungen für die
Übernahme dieser verantwortungsvollen Tätigkeit
seien neben dem geeigneten Grundstück ein
internetfähiger Computer. Aufgabe der ehrenamtlichen
Beobachter ist es, jeden Tag möglichst genau um
06.50 Uhr (Sommerzeit um 07.50 Uhr), die
Niederschlagshöhe mit dem
Hellmann-Niederschlagsmesser und im Winter die
Schneedeckenhöhe zu messen.
Nach den Worten
von Frank Sievers sollten alle vom ehrenamtlichen
Beobachter erfassten Daten täglich, spätestens bis
08.15 Uhr (Sommerzeit bis 9.15 Uhr) über eine
Web-Anwendung in den heimischen Computer eingegeben
werden. „Das ist ein ganz einfaches Programm, das
auch ohne Computerkenntnisse jeder ausführen kann.“
Notfalls sei dies auch mit einem Smartphone möglich.
Bei Urlaub oder Krankheit sollte ein geeigneter
Vertreter zur Verfügung stehen.
Die vor Ort
gemessenen Daten und die Beobachtungen der
Wetterbeobachter werden vom nationalen Wetterdienst
zum Beispiel für die Wettervorhersage oder für
Gutachten bei Wetterschäden genutzt. Sie sollen aber
auch helfen, die Klimaveränderung in Deutschland
genau zu erfassen und deren Folgen besser
einschätzen zu können. Bei der Kulmbacher Station
handelt es sich um eine konventionelle
Niederschlagsstation, wie sie zum Beispiel auch
Fischer in Marktleuthen-Neudorf betreibt.
Ansprechpartner
bei Interesse: Frank Sievers vom der regionalen
Messgruppe des Deutschen Wetterdienstes, in der
Helene-Weber-Allee 21 in 80637 München. Telefon:
069/8062-9254, E-Mail: frank.sievers@dwd.de.
Bild:
Bei der Kulmbacher Wetterstation von Larissa Grampp
und Vater Hermann Grampp in Melkendorf handelt es
sich um eine konventionelle Niederschlagsstation, so
wie sie der Deutsche Wetterdienst an mehreren
Stationen in Oberfranken betreibt.
Corona, Krieg
und explodierende Kosten belasten die Bauern /
Maschinenring Bamberg konnte sich trotz leichter
Rückgänge bislang gut behaupten
Bamberg.
„Die Unsicherheit ist auf jeden Fall spürbar, man
weiß nicht, wo geht es hin.“ Andreas Hoffmann aus
Sassendorf, Vorsitzender des Maschinenrings Bamberg
e.V. und gleichzeitig Geschäftsführer der MR Bamberg
Dienstleistungs GmbH, bringt auf den Punkt, was die
Landwirte nicht nur im Landkreis Bamberg derzeit
umtreibt. Die Kosten für Dünger, Diesel und Energie
explodierten regelrecht, die Bauern hätten keine
Alternativen. Von den steigenden Preisen im
Lebensmittelhandel komme nichts bei den Landwirten
an und das Regelkorsett, in dem die Bauern stecken,
werde immer enger.
Dazu komme die
vor der Tür stehende Reform der europäischen
Agrarpolitik, bei der noch vieles im Ungewissen sei.
„Kein anderer Industriezweig wird in ein dermaßen
enges Regelwerk gesteckt, wie die Landwirtschaft“,
so Andreas Hoffmann. Dabei seien die Folgen der
Corona-Krise noch längst nicht überwunden. Auch beim
Maschinenring sei Corona durch einen Rückgang bei
der Betriebshilfe spürbar geworden. Viele
Operationen und Rehabilitationsmaßnahmen seien
verschoben worden, so dass gar kein Betriebshelfer
in Spruch genommen werden musste. Auch die
Kommunikation mit Fremdfirmen sei vielfach
schwieriger geworden, zum Beispiel deshalb, weil
sich die Ansprechpartner im Home Office befanden.
Der
Maschinenring Bamberg hat aktuell einen
Verrechnungswert von rund 2,04 Millionen Euro
(Vorjahr 2,28 Millionen Euro). Den Rückgang macht
Vorsitzender Hoffmann am klassischen
Maschinengeschäft aufgrund der Wetter- und
Erntesituation fest. Schwerpunkte waren die Bereiche
Körnerernte, Futterbau und Strohernte sowie
organische Düngung. Bei der sozialen Betriebshilfe
kommt Andreas Hoffmann auf gut 12700 Einsatzstunden,
die von zusammen 37 Einsatzkräften geleistet wurden.
Dabei gehe es einzig und allein um die
Aufrechterhaltung des Betriebsablaufs in sozialen
Notfällen. Die wirtschaftliche Betriebshilfe spielt
beim MR Bamberg dagegen kaum eine Rolle.
Als
Schwerpunkte in der alltäglichen Arbeit der GmbH, in
der die gewerblichen Aktivitäten ausgelagert sind,
bezeichnete der Vorsitzende unter anderem den
Winterdienst und die Grünanlagenpflege, die Pflege
von Obstbäumen, sie Betreuung von Parkplätzen sowie
die Beteiligung an den zwei Biomasseheizwerken am
Schwimmbad Bambados“ in der Stadt Bamberg und an
einer klassischen Hackschnitzelheizung in
Breitengüßbach. Kunden seien in erster Linie Firmen
und Kommunen, mittlerweile würden aber auch immer
mehr Privatleute auf die Dienste des Maschinenrings
zurückgreifen.
Der
Maschinenring Bamberg hatte nach den letzten
vorliegenden Zahlen 714 Mitglieder, was einen
leichten Rückgang um 34 Mitglieder binnen
Jahresfrist bedeutet. Sie alle bewirtschaften
zusammen eine Fläche von knapp 32300 Hektar, rund
900 Hektar weniger als im Vorjahr. Eine Besonderheit
gibt es beim Maschinenring Bamberg: Das Ringgebiet
ist nicht ganz deckungsgleich mit dem Landkreis
Bamberg, weil der Teil des früher eigenständigen
Landkreises Ebermannstadt zum Maschinenring
Fränkische Schweiz gehört. Bereits seit 1. September
2019 ist der MR Bamberg in den Geschäftsräumen im
Industriegebiet Laubanger zu finden. Dort sind vier
Vollzeit und zwei Teilzeitkräfte beschäftigt.
Bild:
„Man weiß nicht, wo geht es hin“: Andreas Hoffmann
aus Sassendorf, Vorsitzender des Maschinenrings
Bamberg e.V. und gleichzeitig Geschäftsführer der MR
Bamberg Dienstleistungs GmbH.
Galaktisch gut
aus Himmelkron: Aus Sojabohnen wird „Ufotofu“ /
Christopher Schramm aus Himmelkron hat die „Tofurei“
erfunden
Himmelkron.
Damit liegt Christopher Schramm voll im Trend: auf
rund einem Hektar Fläche bei Himmelkron baut der
32-Jährige Soja an und stellt aus den Bohnen die
Fleischalternative Tofu sowie einen Sojadrink her.
„Ich sehe durchaus Potential, denn fleischlos ist im
Kommen“, sagt der Landwirtssohn. Vermarktet wird
die, zugegeben derzeit noch recht überschaubare
Produktion entweder direkt ab Hof oder über den
Unverpackt-Laden „Hamsterbacke“, über den
Naturkostladen „Hollerbusch“, beide in Bayreuth, und
seit neuestem auch über den Hofladen der Frankenfarm
in Himmelkron. Pro Woche produziert Christopher
Schramm rund zehn Kilogramm sowie einige
Halbliterflachen Sojadrink.
Erst habe er
Käse produzieren wollen, schließlich stehen gleich
nebenan im Hof der Eltern die Milchkühe im Stall.
Doch die Investitionen seien zu groß, der zeitliche
Aufwand nicht zu stemmen gewesen. Ein Beitrag im
Landwirtschaftlichen Wochenblatt habe dann den
Ausschlag gegeben, es einmal mit Soja zu versuchen,
damit war die Idee eine „Tofurei“, ausgerechnet im
ehemaligen Schlachtraum des Hofes, geboren.
Dabei ist
Christopher Schramm weder Vegetarier noch Veganer.
„Ich wollte halt etwas machen, was noch keiner
macht“, sagt er und startete damals noch in der
eigenen Küche die ersten Versuche. „Ich habe mich da
ganz langsam herangetastet“, sagt er. Christopher
Schramm räumt ein, dass das Ganze derzeit eigentlich
nur „ein sehr zeitaufwändiges Hobby“ ist. Was nicht
heißt, dass noch viel mehr draus werden könnte. „Es
soll schon mal ein eigener Betriebszweig werde“, so
Schramm. Die Grundlagen sind gelegt, die Ausrüstung
ist bereits überaus professionell.
Hauptberuflich
ist Christopher Schramm seit zwei Jahren im
Ingenieurbüro GeoTeam in Bayreuth tätig und arbeitet
dort an der Schnittstelle zwischen Wasserversorgern
und Landwirten. Er ist gelernter Chemielaborant und
hat im Rahmen des „BiLa“-Programms eine Ausbildung
zum Landwirt absolviert. Die Eltern bewirtschaften
einen klassischen Milchviehbetrieb mit 65 Hektar
Fläche und 70 Kühen im Stall.
Im
zurückliegenden Jahr hat er Ende April zum ersten
Mal Soja ausgesät. Ernte war relativ spät Anfang
Oktober. Der gesamte Anbau erfolgte absolut
biologisch, also komplett ohne chemischen
Pflanzenschutz. „Wenn schon, denn schon“, sagt
Christopher Schramm.
Immer montags
geht es in der „Tofurei“ hoch her. Die in Wasser
aufgequollenen Bohnen werden in einem
60-Liter-Kessel eingekocht und mit einer Art
Entsafter in dickflüssige Soja-„Milch“ verwandelt.
Die „Milch“ wird dann rund 30 Minuten lang auf über
90 Grad erhitzt und unter Zugabe von aus Meersalz
gewonnenem Magnesiumchlorid als Gerinnungsmittel
gerührt und in Formen gepresst, ehe die
200-Gramm-Stücke im Glas oder im Becher mit Salzlake
verpackt werden. Hört sich auf den ersten Blick
leicht an, ist in Wirklichkeit aber gar nicht so
einfach. Bis die Konsistenz stimmte und der cremige
Eigengeschmack da war, habe es schon gedauert.
Bis
es soweit war, hat sich Christopher Schramm sein
Wissen nicht nur mit Hilfe umfangreicher
Fachliteratur angelesen, sondern auch Tofu-Betriebe
besucht. Auch einen eigenen Markennamen hat er
schon: „Ufotofu“. Das zeigt, dass Christopher
Schramm auch Humor hat, schließlich lautet der
augenzwinkernde Zusatz „galaktisch gut aus
Himmelkron“. „Da kommt man so in einer Bierlaune
drauf“, sagt er.
Auch die
Soja-Herstellung ist ein gutes Beispiel für
Nachhaltigkeit. So werden beispielsweise die Schalen
der Bohnen an die Kühe verfüttert. Ausbaufähig ist
das Ganze auch: „Ich könnte mir vorstellen, künftig
auch Sojajoghurt, oder Tofu in verschiedenen
Geschmacksrichtungen wie Kräuter oder Bärlauch
herzustellen“. Räuchertofu hat er bereits
produziert. Nur eines will er garantiert nicht:
Fleischesser überzeugen, Vegetarier oder Veganer zu
werden.
Bilder:
1.Christopher
Schramm zeigt in seiner „Tofurei“ die quellenden
Sojabohnen. Bis zum fertigen Tofu ist es noch ein
langer Weg.
2.Das
gab es bisher noch nicht: Tofu aus der Region und
für die Region: In Himmelkron produziert Christopher
Schramm derzeit eine noch recht überschaubare Menge.
Tierwohl wird
groß geschrieben / Thomas Erlmann bewirtschaftet in
Waldau einen Milchviehbetrieb und die ganze Familie
hilft mit
Waldau.
„Ohne Leidenschaft geht es nicht“, sagt Thomas
Erlmann. 2012 hat er den Hof am Ortsrand von Waldau
komplett übernommen. Heute bewirtschaftet er ihn
zusammen mit seinem Eltern Helmut und Getrud, seiner
Frau Anja, den drei Söhnen Lukas (15), Alexander
(13), Sebastian (10) und dem Auszubildenden Jan
Morath. 175 Hektar und 150 Kühe plus weiblicher und
männlicher Nachzucht im Stall kann man nicht so
nebenbei machen. Da muss alles gut organisiert sein.
Einfach mal so wegfahren, das geht nicht. „Man muss
auch schon mal bereit sein, einen Handgriff mehr zu
machen“, so Erlmann. „Und ohne die Unterstützung der
ganzen Familie wäre es ohnehin nicht zu schaffen.“
Am Tag zehn
Tonnen Futter, im Jahr 40000 Liter Diesel: Ein
Außenstehender würde das gar nicht verstehen, ist
sich der 42-Jährige sicher. Zu sehr hätten sich
weite Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft
entfernt. Auch was das viel zitierte Tierwohl
angeht. Dabei gehe es den Tieren so gut wie nie
zuvor.
Davon kann man
sich im großen Laufstall auf dem Hof nahe der
Bundesautobahn A70 überzeugen. Schon vor 22 Jahren
wurde der Stall gebaut, ursprünglich für 60 Kühe
konzipiert, wurde er zwischenzeitlich zwei Mal
erweitert. Alle Tiere können sich frei bewegen, die
Anbindehaltung hatte bereits Vater Helmut vor
Jahrzehnten abgeschafft. Vor zwei Jahren kam dann
ein hochmoderner Melkstand dazu, mit dem es möglich
ist, zu zweit 150 Kühe in eineinhalb Stunden zu
melken.
Mit der
vielgescholtenen Massentierhaltung hat das alles
nichts zu tun. „Wir stehen jeden Morgen um sechs Uhr
auf, und bevor wir selbst frühstücken, werden unsere
Tiere komplett versorgt“, sagt Thomas Erlmann.
1998/1999 hatte er die Landwirtschaftsschule
absolviert, in den darauffolgenden Jahren die
damalige Höhere Landbauschule (HLS) in Bayreuth und
anschließend folgte auch noch die Meisterprüfung.
Zehn Jahre lang führte er den Hof zusammen mit dem
Vater als GbR, nun ist Thomas Erlmann alleiniger
Betriebsleiter.
Zehn
Lehrlinge hat er in den zurückliegenden zwölf Jahren
ausgebildet. Eine ungewöhnlich hohe
Ausbildungsleistung, zumal es im Raum Kulmbach nur
wenige landwirtschaftliche Ausbildungsbetriebe gibt.
Eine Besonderheit ist auch Lehrling Jan Morath aus
der Nähe von Himmelkron. Der 21-jährige hat bereits
eine abgeschlossene Ausbildung, und zwar als
Bauzeichner. Obwohl er im Gegensatz zu vielen
anderen Landwirtschafts-Azubis keinen elterlichen
Betrieb vorweisen kann, wollte er die Ausbildung
unbedingt absolvieren.
Die Milch geht
komplett an die Bayernland-Käserei in Bayreuth. Auf
den 175 Hektar Fläche, die sich nahezu
ausschließlich über den Gemeindebereich von
Neudrossenfeld erstrecken, baut Thomas Erlmann im
Wesentlichen Gerste, Kleegras, Mais, Raps und Weizen
an. Der größte Teil als Futtergetreide für den
eigenen Betrieb. Ein kleiner Teil geht an einen
nahegelegenen Schweinebetrieb
Eine
Besonderheit ist auch die mit zweieinhalb Hektar
fast schon riesige Hofstelle. Ein Teil davon hat
einen prominenten Vorbesitzer: auf etwa einem Hektar
davon hatte vor Jahrzehnten der ehemalige bayerische
Bauernverbandspräsident und Bundestagsabgeordnete
Gustav Sühler (1922 – 1998) gewirtschaftet, der aus
dem benachbarten Lindau stammte.
Die Vielzahl
seiner Ehrenämter zeigt, dass Thomas Erlmann über
seinen Betrieb hinaus ein gefragter Mann ist.
Bereits in der zweiten Wahlperiode sitzt er für die
Wählergemeinschaft Waldau im Gemeinderat von
Neudrossenfeld, er ist Vorsitzender der Kulmbacher
Rinderzüchter und stellvertretender Vorsitzender des
oberfränkischen Rinderzuchtverbandes,
Vorstandsmitglied der Besamungsstation Neustadt,
Jagdvorstand und stellvertretender
Feuerwehrkommandant. Seine Mitarbeit im
oberfränkischen Meisterprüfungsausschuss hat Thomas
Erlmann jetzt aufgegeben, denn auch sein Tag hat nur
24 Stunden.
Bilder:
1.
Sie sind mit der Landwirtschaft aufgewachsen: die
drei Söhne Lukas, Alexander und Sebastian im
großzügig angelegten Laufstall, in dem Tierwohl groß
geschrieben wird.
2.Sie
alle helfen tatkräftig mit, damit alles rund läuft
auf dem Betrieb (von links): Lukas, Thomas,
Alexander, Anja, Getrud, Sebastian und Helmut
Erlmann, sowie Azubi Jan Morath.
Wald vor Wild:
Schwerwiegende ökonomische und ökologische
Auswirkungen / Forstliche Gutachten zur Situation
der Waldverjüngung: Rehwild-Abschusspläne sollen
deutlich erhöht werden
Kulmbach. Die
Wälder im Landkreis Kulmbach sind in schlechtem
Zustand. Die Verbiss-Situation hat im Vergleich zu
den Vorjahren deutlich zugenommen und liegt meist
deutlich über dem bayerischen Durchschnitt. Im
forstlichen Gutachten zur Situation der
Waldverjüngung („Vegetationsgutachten“ oder
„Verbissgutachten“), das Michael Schmidt vom Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Coburg-Kulmbach unlängst vorgelegt hat, ist nicht
nur die Rede von schwerwiegenden ökonomischen
Auswirkungen für die Waldbesitzer, etwa durch hohe
Kosten für dringend notwendigen Bau von
Schutzzäunen, sondern auch von ökologischen
Auswirkungen etwa durch das Aussterben mancher
Baumarten.
Laut Gutachten,
das immer im dreijährigen Turnus erstellt wird, sind
die Rehwildbestände im Landkreis Kulmbach zuletzt
deutlich angestiegen. Mit den Rehwildbeständen
steigt natürlich auch die Verbiss-Problematik.
Teilweise liegt der Verbiss sogar deutlich über den
bayerischen Durchschnitt, der mit 40 Prozent
angegeben wird. Ein wichtiges Ziel des Gutachtens
ist es, die Rehwild-Abschusspläne für die kommenden
drei Jahre zu erstellen. Eine weitere Konsequenz ist
es deshalb, dass die Abschussempfehlung deutlich
erhöht werden muss. Dramatisch verschärft wurde die
Situation zusätzlich durch die großen
Borkenkäferschäden der zurückliegenden Jahre.
Dadurch waren riesige Kahlflächen entstanden, allein
im Landkreis Kulmbach rund 2000 Hektar.
Sechs
Hegegemeinschaften gibt es im Landkreis Kulmbach,
bei allen sechs liegt der Verbiss deutlich über dem
bayerischen Schnitt. Im Einzelnen liegen die Zahlen
für die Hegegemeinschaft (HG) Kulmbach bei 70
Prozent, für die HG Roter Main bei 64 Prozent, für
die HG Jura bei 73 Prozent, für die HG Trebgast bei
65 Prozent, für die HG Frankenwald bei 51 Prozent
und für die HG Frankenwald-Oberland bei 50 Prozent.
Die offizielle Abschussempfehlung lautet bei
sämtlichen Hegegemeinschaften „erhöhen“, bei der HG
Kulmbach sogar „deutlich erhöhen“.
„Damit ist der
Verbiss in allen sechs Hegegemeinschaft zu hoch“,
sagt Forstdirektor Michael Schmidt. Er zitiert das
Bayerische Waldgesetz, dass ganz klar die Priorität
„Wald vor Wild“ definiert habe. Das bedeute nicht
Wald ohne Wild, so Schmidt, lege aber eine klare
Priorität zu Gunsten des Waldes durch den
Gesetzgeber fest. Deshalb sei auch die
Abschussplanung als Grundlage einer objektiven
Beurteilung der Waldverjüngung von so großer
Bedeutung. Für das forstliche Gutachten haben
Michael Schmidt und seine Mannschaft rund 14000
Pflanzen auf 200 Verjüngungsflächen auf
Verbiss-Schäden im gesamten Landkreis Kulmbach
untersucht.
Mit Schrecken
hat Burkhard Hartmann, Vorsitzender der AG
Jagdgenossenschaft, das forstliche Gutachten bereits
vor Wochen zur Kenntnis genommen. Nicht nur, dass
die Mehrzahl der Reviere in den sechs
Hegegemeinschaft mittlerweile zu hohe, teilweise
sogar deutlich zu hohe Verbiss-Zahlen aufweisen,
sondern auch, dass meist der besonders wichtige
Leittrieb betroffen sei. Damit sei der Baum von
vornherein nutzlos und wertlos und tauge später
allenfalls noch als Brennholz. „Die Situation ist
wirklich gravierend“, sagte Hartmann. Man müsse
aktiv nachpflanzen, anders gehe es nicht.
Nicht nur die
Jäger seien für den Wildbestand und einen
angemessenen Lebensraum für das Rehwild
verantwortlich, auch Waldbesitzer und Landwirte,
gibt Peter Müller, Vorsitzender des Jagdschutz- und
Jägervereins Kulmbach, zu Bedenken. Großflächige und
relativ monotone Feldstrukturen hätten das Rehwild
immer stärker zurückgedrängt, so dass einzig die
Waldfläche noch als Rückzugsmöglichkeit und
Lebensraum für das Rehwild bleibt. Dazu würden nicht
alle Waldbesitzer ihre Wälder optimal
bewirtschaften, so dass das Rehwild auf die
verbleibenden relativ kleinen, aber attraktiven
Flächen zurückgedrängt wird. „Rehe sind schließlich
absolute Feinschmecker“, gibt der Vorsitzende zu
bedenken. Für die Jägerschaft verspricht Peter
Müller dennoch: „Wir werden die Abschüsse stark nach
oben treiben“. Die offiziell geforderte Erhöhung der
Abschussempfehlung bedeute in Zahlen in etwa zehn
Prozent mehr Abschüsse bezogen auf die jeweilige
Fläche. Trotzdem könne die Gewährleistung
„ordentlicher Rehwildzahlen“ nicht alleinige Aufgabe
der Jagd sein.
Die Bayerische Forstverwaltung erstellt alle drei
Jahre für die rund 750 bayerischen
Hegegemeinschaften Gutachten zur Situation der
Waldverjüngung. Darin äußern sich die Forstbehörden
zum Zustand der Waldverjüngung und ihre
Beeinflussung durch Schalenwildverbiss. Sie
beurteilen die Verbiss-Situation in den
Hegegemeinschaften und geben Empfehlungen zur
künftigen Abschusshöhe ab. Die Forstlichen Gutachten
2021 sollen die Beteiligten vor Ort in die Lage
versetzen, für die Schalenwild-Abschussplanperiode
2022/25 einvernehmlich gesetzeskonforme
Abschusspläne aufzustellen. Für die unteren
Jagdbehörden stellen sie eine wichtige
Entscheidungsgrundlage bei der behördlichen
Abschussplanung dar. Bayernweit ergibt sich laut
einer Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums
folgendes Bild: Der Anteil der Laubbäume hat weiter
zugenommen und liegt jetzt bei 52 Prozent.
Vom Milchbauer
zum Christbaumerzeuger / Uwe Witzgall produziert im
Oberland Christbäume für ganz Deutschland
Petschen.
„Wenn, dann mit aller Konsequenz“. Das dachte sich
Uwe Witzgall in den Jahren 2013/2014, als er die von
seinen Eltern übernommene Milchviehhaltung aufgab
und auf die Produktion von Christbäumen setzte. Ein
gewagter Schritt in der kleinen Einöde Petschen,
weit oberhalb von Stadtsteinach, direkt auf der
Fränkischen Linie, rund 540 Meter über Normalnull.
Heute gibt ihn der Erfolg Recht. Der 51-Jährige baut
auf rund 30 Hektar Fläche hauptsächlich
Nordmanntannen, in geringerer Stückzahlen auch
Nobilis-Tannen, Blaufichten und Schwarzkiefern an
und beliefert damit Händler in ganz Deutschland.
Aber auch direkt auf der Plantage kann man sich in
der Adventszeit seinen Baum aussuchen.
Ackerbau
betreibt der gelernte Landwirt immer noch. Auf
weiteren rund 30 Hektar Fläche baut er Roggen,
Dinkel und Braugerste an. Der Roggen geht zum
Vollkorn-Spezialitäten-Hersteller Pema nach
Weißenstadt, Der Dinkel wird klassisch über den
hiesigen Landhandel vermarktet und die Braugerste
findet sich in den Bierspezialtäten der
Altenkunstädter Brauerei Leikeim wieder.
Doch Uwe
Witzgall ist mit Leib und Seele Christbaumerzeuger.
Über 5500 Bäume wachsen auf einem Hektar. Wer
glaubt, das wäre ein schnelles Geschäft, der hat
sich allerdings getäuscht. Die Jungpflanzen, meist
von örtlichen Händlern, werden mit drei Jahren
gesetzt. Die Ernte ist erst Jahre später möglich.
„Unsere Bäume wachsen im Schnitt sieben bis zehn
Jahre“, erklärt Uwe Witzgall. Bei ihm gibt es auch
Christbäume, die vier bis fünf Meter hoch sind und
die meist von Firmen oder der öffentlichen Hand
bestellt werden. Sie brauchen dann natürlich
entsprechend länger.
Zwei Drittel
der Bäume gehen an Wiederverkäufer in ganz
Deutschland. „Wir beliefern Christbaummärkte von
Rosenheim bis Niedersachsen“, sagt er. Aber auch in
der Region gibt es die Bäume aus dem Oberland an
vielen Verkaufsstellen. Ein Drittel vermarktet Uwe
Witzgall direkt an Endkunden. An jedem zweiten und
dritten Advent auch zum selbst aussuchen und zum
selbst schlagen. Alle Bäume werden bereits im Sommer
nach Größe und Qualität ausgezeichnet, ehe sie dann
im November gefällt, verpackt und verladen werden.
Um sich von der
Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe
Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das beweist
schon die Tatsache, dass in der Regel rund 20
Prozent aller Bäume als Ausschuss eingestuft und als
Schnittgrün vermarktet werden. „Schrott geben wir
nicht raus“, macht Uwe Witzgall unmissverständlich
klar und ist fest davon überzeugt: Wer einmal einen
Qualitätsbaum aus seinen Plantagen hat, der kommt
immer wieder.
Qualitätsbaum
heißt, dass alle Bäume aus Petschen seit 2018 das
Siegel „geprüfte Qualität Bayern” tragen dürfen. Das
Gütesiegel besagt, dass festgelegte
Produktionskriterien eingehalten und auch regelmäßig
kontrolliert werden. Dazu gehört zum Beispiel ein
später Schnittzeitpunkt ab dem 15. November.
Außerdem wurde der Betrieb nach den Standards von
GLOBAL G.A.P. zertifiziert, was die Erfüllung noch
höherer Standards bedeutet. Sie beginnen von der
Anpflanzung über die Produktion bis hin zur Ernte,
praktisch in allen Bereichen. „Somit kann man jedem
Baum einen eigenen Lebenslauf ausstellen“, erläutert
Uwe Witzgall.
Von Mitte
November bis zum zweiten Advent geht es in und um
Petschen rund. „In diesen Wochen haben wir so
richtig Stress“, sagt Uwe Witzgall, der vier
Mitarbeiter beschäftigt. Doch eigentlich gibt es das
ganze Jahr über viel zu tun. Im Moment ist er mit
der Entnahme von Bodenproben beschäftigt. Ist eine
Fläche erst einmal gerodet wird sie mit einer
Zwischenfrucht wie etwa Kleegras begrünt, ehe sie im
Herbst neu gepflanzt wird. Düngen, Pflanzenschutz
und Baumpflege sind ganzjährig ein Thema.
Auch technisch
ist der Christbaumproduzent bestens ausgerüstet. Da
gibt es neben den üblichen Gerätschaften, mit denen
auch Waldbauern arbeiten, Pflanzmaschinen,
Netzautomaten und Palettiermaschinen. 80 bis 100
Bäume passen auf eine Palette, zehn Paletten auf
einen Lkw, so rechnet Uwe Witzgall vor. Daraus wird
auch die Dimension ersichtlich, in der sich der
Christbaumerzeuger bewegt.
Natürlich ist
auch Uwe Witzgall, wie jeder andere Landwirt auch,
von Boden, Klima, Temperaturen, und Niederschlägen
abhängig. „Die Natur kann auch unser Gegner sein“,
sagt er und erinnert sich an die Eisheiligen im Jahr
2020, als es Mitte Mai noch einmal einen Nachfrost
gab. Die Knospen waren damals schon offen, die
frostempfindlichen Triebe schon draußen und so
entstand großer Schaden an vielen Bäumen. Auch die
Trockenjahre 2018 bis 2020 hätten sich in den
Kulturen bemerkbar gemacht, indem es massive
Ausfälle bei den Jungpflanzen gab. Das
zurückliegende Jahr sei dagegen klimatisch ganz gut
verlaufen und aktuell habe es im Winter genügend
Feuchtigkeit gegeben.
Eine schlechte
Nachricht hat Uwe Witzgall aber dann doch: Nachdem
die Preise im zurückliegenden Winter gehalten werden
konnten, wird er um eine moderate Erhöhung zum
nächsten Weihnachtsfest wohl nicht herum kommen.
Grund: Die Preise für Dünger und Diesel steigen
derzeit immens an und obwohl er seine Mitarbeiter
längst über Mindestlohn bezahlt, wird es auch
Lohnsteigerungen geben müssen, um die besten Kräfte
für die schwere Arbeit halten zu können.
Bilder:
1.Uwe
Witzgall inmitten einer Plantage, an der die
Jungpflanzen heranwachsen.
2.High
Tech für das Weihnachtsfest: hier werden die
Christbäume zur Verladung in die Netze gezogen.
Landschaftspflege und Lohnunternehmen / Baumpflege,
Baggern, Bierfestfahnen: Der Betrieb von Andreas
Textores ist breit aufgestellt
Gemlenz.
Es gibt nichts, was wir nicht machen“, sagt Andreas
Textores. Der 43-Jährige gelernte Landwirt betreibt
seit 2003 einen Landschaftspflegebetrieb und ein
Lohnunternehmen mit Sitz in Gemlenz bei Lehenthal.
Hervorgegangen aus dem elterlichen Hof mit zuletzt
25 Kühen und 40 Hektar Fläche ist der Betrieb heute
ungewöhnliche breit aufgestellt, vielfältig
technisiert und auch für den einen oder anderen
ungewöhnlichen Auftrag zu haben.
Eigentlich
hatte er damals nach der Übernahme des Betriebes von
den Eltern einen Milchviehstall bauen wollen. Doch
es kam anders. Nach dem Besuch der Winterschule in
Coburg 1999 arbeitete er zunächst drei Jahre als
angestellter Schlepperfahrer und kam so mit dem
Thema Landschaftspflege in Verbindung.
Die Flächen
rund um Gemlenz bewirtschaftet er noch immer und
baut darauf Braugerste, Kleegras, Mais an. Auch
Grünland gehört dazu. Während die Braugerste über
den Landhandel vermarktet wird, beliefert Andreas
Textores mit dem Rest die Biogasanlage in
Gössersdorf im Nachbarlandkreis Kronach.
Eine
wichtige Säule seiner Arbeit ist seit fast 20 Jahren
der Winterdienst. Von den größeren Unternehmen in
der Stadt Kulmbach greifen alle auf die Schlagkraft
und Erfahrung von Andreas Textores zurück. Seit
einiger Zeit ist beispielsweise der neue Schneepflug
mit einer Breite von fünf Metern im Einsatz, der
sich optimal für die Räumung von
Supermarktparkplätzen eignet.
Darüber hinaus
gehören Gülle- und Silage-Transporte zu den
Aufgaben, die Andreas Textores zusammen mit seinem
Angestellten Max Weigel, einem gelernten
Nutzfahrzeugmechatroniker, ausführt. Für
Arbeitsspitzen greift Textores in der Regel auf
Kräfte aus dem Maschinenring zurück.
Für die vielen
Pferdebetriebe in der Umgebung bietet er eine
umfangreiche Palette an Dienstleistungen an, vom
Mähen des Grünlandes bis hin zum Aufstapeln der
Heuballen in den Scheunen gehört alles dazu. Gute
Kunden sind die Verbrauchermärkte für die er auch im
Sommer die Anlagen rund um die Parkplätze pflegt,
Kehrdienste übernimmt und wenn es sein muss sogar
den Müll einsammelt. „Wir bieten einen
Rund-um-Service für unsere Kundschaft“, sagt Andreas
Textores und hat dabei nicht nur Firmen- sondern
auch Privatkunden im Blick.
Meist arbeitet
er dabei mit der Maschinenring Oberfranken Mitte
GmbH zusammen, in der die Ringe Bayreuth, Kulmbach
und Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten
gebündelt haben. Textores ist seit gut zehn Jahren
Vorsitzender des Kulmbacher Maschinenrings, der
heuer seinen 60-jähriges Bestehen feiert. Die
Zusammenarbeit mit dem Maschinenring biete
Riesenvorteile für alle Beteiligten, sagt er.
Kontinuierlich
gewachsen ist der Maschinenpark. Vom kleinen
Aufsitzmäher bis zur Quaderballenpresse, ein Bagger,
fünf Schlepper, ein Holzhäcksler, das und vieles
mehr steht in der Maschinenhalle in Gemlenz. Gleich
daneben will er im kommenden Jahr eine neue
beheizbare Halle errichten, in der auch im Winter
und bei Nacht schrauben, schweißen oder flexen kann.
Auch für
ungewöhnliche Aufträge ist sich Andreas Textores
nicht zu schade. Im Gegenteil: Zur Kulmbacher
Bierwoche war er es, der die Fahnen in der gesamten
Stadt aufgehängt hat. Mit der Corona-bedingten
Absage des Bierfestes wurden in den beiden
vergangenen Jahren zwar auch die Flaggen weniger,
doch irgendwann werden seine Dienste bestimmt wieder
gebraucht. Auf dem EKU-Platz ist er im Sommer
trotzdem unterwegs gewesen, um die neu gesetzten
Platanen im Auftrag der Stadt zu gießen. „Der Platz
ist ein Aushängeschild für die Stadt“, sagt Andreas
Textores. Eigens für diesen Auftrag hatte er sich
ein neues und größeres Wasserfass angeschafft. „Wir
haben auch schon viele Problembäume gefällt,
Hochregale abgebaut Baggerarbeiten durchgeführt und
Baukräne versetzt“, sagt er, dessen Eigenwerbung im
Wesentlichen aus Mund-zu-Mund-Propaganda besteht. Um
auch gewerbliche Transporte durchführen zu können,
ist er sogar in Besitz eines Güterverkehrsscheins.
Die
steigende Nachfrage im privaten Bereich erklärt
Andreas Textores damit, dass man sich gerade in
einer dörflichen Gemeinschaft früher viel mehr
selbst geholfen hat. Heute hätten viele Menschen gar
nicht mehr die Zeit dazu und würden beispielsweise
ihren Rasen viel lieber mähen lassen, als selbst
Hand anzulegen.
Andreas
Textores ist in der Szene bestens vernetzt. Als
Maschinenringvorsitzender gehört er automatisch der
Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes an. Früher
war er in der Landjugend aktiv die er auch heute
noch, genauso wie die Traktorfreunde Kirchleus-Lösau
oder die Dorfgemeinschaft Lehenthal unterstützt.
Bilder:
1.Andreas
Textores ist mit seinem Landschaftspflegebetrieb und
Lohnunternehmen technisch auf dem neuesten Stand.
2.Andreas
Textores und sein Mitarbeiter Max Weigel.
3.Die
Holzbearbeitung gehört zu den Kernaufgaben von
Andreas Textores aus Gemlenz.
Ehrlichkeit und
Verlässlichkeit / Die Familie Unger bewirtschaftet
in Leesau einen klassischen Milchviehbetrieb
Leesau.
Den Landwirten wird es nicht leicht gemacht in
diesen Zeiten. Die einen fordern mehr Klimaschutz,
die anderen mehr Tierwohl. Stets sind es die Bauern,
die in die Schusslinie von Politik, Handel und
Verbraucher geraten. Bezahlen will den geforderten
Mehraufwand keiner. Die Familie Unger aus Leesau bei
Thurnau glaubt trotzdem fest daran, dass die
Landwirtschaft Zukunft hat. Allerdings fordern Heike
und Harald Unger sowie Sohn Markus, zwei Dinge:
Verlässlichkeit von der Politik und Ehrlichkeit vom
Verbraucher.
„Wir müssen
schließlich auch langfristig planen können, und es
muss bezahlbar sein“, sagt Harald Unger an die
Politik gerichtet. Schließlich sei jede Investition
im Schnitt auf 20 Jahre ausgerichtet. Was aber, wenn
sich innerhalb dieser 20 Jahre die politischen
Vorgaben mehrfach ändern? Auch das
Verbraucherverhalten sieht er kritisch. Die Menschen
forderten immer mehr Tierwohl, gleichzeitig würden
sie immer weniger für gesunde Nahrungsmittel
ausgeben. In Vorleistung sind die Bauern längst
gegangen: waren früher pro Tier zwei Quadratmeter
Standard, sind es heute über acht Quadratmeter, und
das mit Licht und Luft, wie es die engen dunklen
Ställe der vergangenen Jahrzehnte nie bieten
konnten.
Zug um Zug hat
die Familie den Kuhstall von einst 16 Meter auf
mittlerweile stattliche 100 Meter Länge vergrößert.
Bis 1991, als Haralds Schwiegereltern den Hof noch
bewirtschafteten, waren es 24 Kühe im Anbindestall
plus Jungvieh und 20 Bullen in der Mast. Heute sind
es 90 Kühe und die weibliche Nachzucht. Schon 1996
baute die Familie den Stall teilweise zum Laufstall
um und setzten einen Melkstand ein. „Damals war
schon Überzeugungsarbeit notwendig“, erinnert sich
Harald Unger (51). Die heute so verpönte
Anbindehaltung war damals schließlich Stand der
Dinge und auch in Leesau waren die Trockensteher bis
2010 noch angebunden.
2006 übergaben
die Schwiegereltern dann den Betrieb an Heike und
Harald, der den Hof mittlerweile mit Sohn Markus
(24) als GbR führt. Klaus, der jüngere Bruder von
Markus ist als Elektriker außerhalb der
Landwirtschaft tätig. Bestimmt ist es kein Zufall,
dass auch Harald den Beruf des Elektrikers gelernt
hat, ehe er Anfang der 1990er Jahre in den Hof
einheiratete, nicht ohne eine ordentliche Ausbildung
zum Landwirt zu machen, die er, genauso wie
inzwischen Sohn Markus, mit dem Meister
abgeschlossen hat.
„Es verging
praktisch kein Jahr, in dem wir nicht gebaut haben“,
sagt Harald. Nach dem Wohnhausbau im Jahr 2001 wurde
2010 erst der Laufstallbereich erweitert, dann kamen
Abkalbeboxen dazu und die Anbindehaltung wurde für
Jungvieh umgebaut, bis schließlich zuletzt 2020 ein
Außenklimabereich mit Laufhof am Stallende dazu kam
um künftig die Forderungen des
Lebensmitteleinzelhandels erfüllen zu können.
Auf den rund
100 Hektar Fläche, die sich im Wesentlichen um die
Hofstelle herum erstrecken, bauen Harald und Markus
Unger Weizen, Braugerste und Winterraps an, der
Ertrag wird klassisch über den Landhandel
vermarktet. Auf den übrigen Flächen wachsen
Kleegras, Mais und Wintergerste. Zusammen mit dem
Grünland wird der Ertrag als Eigenbedarf, also als
Futter für die Kühe, gebraucht. Überhaupt stellt die
Wirtschaftsweise den Idealfall einer
Kreislaufwirtschaft dar. Sowohl der Biertreber, die
beim Brauen anfallenden Rückstände des Malzes, als
auch der Rapsextraktionsschrot, der bei der
Herstellung von Rapsöl entsteht, werden wieder an
die Kühe verfüttert.
Auch in Sachen
Energie kann die Familie Unger punkten: Ein großer
Teil des Stalldaches ist mit Fotovoltaikmodulen
versehen. „Ab 2003 waren wir damit eine der ersten“,
sagt Harald Unger. Natürlich wird der Strom ins
öffentliche Netz eingespeist, doch zumindest
rechnerisch wird der gesamte Stromverbrauch des
Hofes selbst erzeugt. Derzeit denkt man im Hause
Unger über die Anschaffung eines Speichers nach.
Symptomatisch
für die Entwicklung der Landwirtschaft stehen die
Betriebs- und Viehzahlen in Thurnau: Gab es vor zehn
Jahren noch 17 Betriebe, sind es heute nur mehr
sechs. Auch die Kühe sind weniger geworden,
wenngleich ihre Zahl nicht in der gleichen Dimension
abgenommen hat. Hier waren es vor zehn Jahren 618
Kühe, heute sind es immerhin noch 407. Insgesamt
hören offiziellen Zahlen zufolge jährlich 60 bis 70
Milchviehbetriebe in Oberfranken auf. „Auch das sind
alles Arbeitsplätze und Existenzen, die still und
heimlich wegbrechen“, sagt Harald Unger, der eine
Periode lang auch stellvertretender BBV-Kreisobmann
im Kulmbacher Land war und der aktuell die Freien
Wähler im Thurnauer Marktgemeinderat vertritt.
Bild: Harald,
Heike und Markus Unger im neuen Außenbereich des
zuletzt 2020 erweiterten Kuhstalles.
Braugerstenanbau in Gefahr / BBV-Kreisversammlung:
Ernährung sicherstellen, statt Flächen stillzulegen
Kulmbach. Die
Landwirtschaft steht vor riesigen Herausforderungen.
„Es ist nicht fünf vor, sondern bereits fünf nach
zwölf“, sagte BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei
der öffentlichen Online-Kreisversammlung. Der
Strukturwandel setze sich derzeit in ungeahnter Art
und Weise fort. Vor allem tierhaltende Betriebe
blieben auch im Kulmbacher Land auf der Strecke.
„Da kommt
einiges auf uns zu“, so Löwinger mit Blick auf die
geplante Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP)
der Jahre 2023 bis 2027. Bewegte Zeiten gebe es
derzeit freilich nicht nur in der Landwirtschaft,
sondern auch durch den Krieg in der Ukraine, dessen
Auswirkungen derzeit noch gar nicht abzusehen sind.
„Vor diesem Hintergrund müssen wir die Bedeutung der
Ernährungssicherung völlig neu bewerten“, sagte der
Kreisobmann. Zwangsstilllegungen, wie sie mit vier
Prozent vorgesehen sind, würden da so gar nicht mehr
in die Zeit passen. Löwinger rief deshalb dazu auf,
die künftige Ausrichtung der europäischen
Agrarpolitik noch einmal völlig neu zu überdenken.
Zu den bewegten
Zeiten gehöre derzeit auch die Tatsache, dass alles
extrem teurer werde. Alle spürten den Preisschock,
bei den Bauern schlage besonders die Kostenexplosion
bei den Betriebsmitteln zu Buche. Der Preis für
Düngemittel habe sich beispielsweise binnen der
zurückliegenden zwölf Monate glatt verdreifacht.
Gleichzeitig bleiben den Landwirten die Einnahmen
weg. „Bei uns kommt nichts an“, so Löwinger. Die
großen Gewinne gehen in die Taschen der
Handelskonzerne.
Konkret
kritisierte Löwinger unter anderem, dass mit dem
Ziel des Erosionsschutzes eine künftige
Winterbegrünung vorgeschrieben ist. Das sei mit dem
für das Kulmbacher Land so wichtigen
Braugerstenanbau nicht vereinbar, weil es bei der
Bewirtschaftung erhebliche Probleme mit sich bringt.
Neben einer Rücknahme überzogener Forderungen,
Vorschriften und Gesetze forderte der Kreisobmann
deshalb, Ausnahmeregelungen für bestimmt Gebiete von
der Winterbegrünung. „Es kann ja niemand daran
Interesse haben, dass die Braugerste bei uns vor dem
Aus steht.“
Im Mittelpunkt
der Kreisversammlung stand die zukünftige gemeinsame
Agrarpolitik der Europäischen Union für den
Förderzeitraum 2023 bis 2027. Matthias Borst vom
Fachbereich Agrar- und Umweltpolitik des BBV kam
dabei zu dem Schluss, dass die künftige
EU-Agrarpolitik noch komplexer und von den Bauern
noch mehr abverlangen werde. Zwar hätten ein solider
Finanzrahmen gesichert und eine ursprünglich
geplante 30-prozentige pauschale Kürzung verhindert
werden können. Trotzdem werde die Förderung für
manche Betriebe geringer ausfallen.
Schuld daran
seien neue Vorhaben, die unter Schlagworten wie
Konditionalität oder ECO-Schemes („Öko-Regelungen“)
fester Bestandteil der neuen EU-Agrarpolitik werden
sollen. Dabei geht es im Wesentlichen um Natur-,
Landschafts- und Klimaschutzmaßnahmen, zu denen die
Bauern teilweise verpflichtet werden sollen oder
deren freiwillige Umsetzung extra entlohnt werden
soll. Erosionsschutzmaßnahmen gehören genauso dazu,
wie der Verzicht auf chemisch-synthetische
Pflanzenschutzmittel.
Aufgrund der
Niederschlagssituation ging Borst davon aus, dass
die neuen Vorgaben für den Erosionsschutz in
Nordbayern nicht so ins Gewicht fallen. Trotzdem sei
festgelegt, dass, vereinfacht gesagt, immer etwas
auf dem Feld stehen muss, entweder eine
Zwischenfrucht oder Getreidestoppeln. Eine raue
Pflugfurch genüge dann zwischen dem 1 Dezember und
dem 15. Januar nicht mehr. Sonderregelungen gebe es
allerdings bereits, etwa für „spät räumende
Kulturen“ (ab 1. Oktober), wie Körnermais oder
Zuckerrüben,
Die geplanten verpflichtenden Stilllegungen von
besten Ackerflächen seien auf jeden Fall noch einmal
zu hinterfragen, sagte der Landtagsabgeordnete
Martin Schöffel. „Vor dem Hintergrund der aktuellen
Geschehnisse muss auf EU-Ebene kurzfristig reagiert
werden“, so Schöffel. In der jetzigen Situation
stehe die Versorgung im Mittelpunkt. Bleibe zu
hoffen, dass die Menschen jetzt wieder den Wert der
Landwirtschaft und der eigenen
Nahrungsmittelversorgung erkennen.
Kulmbach/Hollfeld
- Rekord bei der Waldbesitzervereinigung Hollfeld:
im zurückliegenden Jahr wurde erstmals die Menge von
100000 vermarkteten Festmetern übertroffen.
Christian Dormann, der Vorsitzende der WBV, spricht
von einem erfolgreichen und arbeitsintensiven Jahr.
Die WBV Hollfeld erstreckt sich über drei
Landkreise. Sie hat rund 1700 Mitglieder aus
Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.
2021 sei für
alle Beteiligten absolut an die Substanz gegangen.
Handelte es sich doch um mehr als die dreifache
Vermarktungsmenge eines normalen Jahres. „Der
Holzmarkt ist schon verrückt, man kann einfach
nichts planen“, sagt Dormann. Die eigentliche
Ursache für die Rekordmarke ist freilich weniger
erfreulich, denn die gewaltige Menge an Holz musste
vor allem wegen der Käferkatastrophe eingeschlagen
werden. Sogar Aushilfen hätten mobilisiert werden
müssen, um den Arbeitsaufwand zu bewältigen. „Wir
sind allen Mitarbeitern sehr dankbar, dass sie das
gestemmt haben“, betont Dormann.
Mittlerweile
habe man sogar die Geschäftsstelle verstärkt. Dort
sind jetzt vier, statt bisher drei Mitarbeiter
tätig, dazu kommt noch ein Mitarbeiter für den
Kundenservice und zwei im Büro. Weil die jetzige
Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten
platzt, planen die Verantwortlichen einen Umzug nach
Hollfeld, „in die Mitte unseres Vereinsgebietes“,
wie es Vorsitzender Dormann formuliert. Nachdem
bislang kein geeignetes Objekt gefunden werden
konnte, hat die Vorstandschaft bereits einen Neubau
ins Gespräch gebracht. „Wir sind noch am sondieren“,
meint der Vorsitzende. Schließlich soll zum Wohl
aller Mitarbeiter eine effektive Arbeit möglich
gemacht und für die Mitarbeiter ein positives
Arbeitsklima geschaffen werden.
Die
Baumart, die bei der Vermarktung mit rund 90 Prozent
zu Buche schlägt, ist einmal mehr die Fichte,
gefolgt von der Kiefer. Auch sie ist nach den Worten
Dormanns „definitiv kein Zukunftsbaum mehr“.
Ziemlich überlaufen ist er Markt mit Hackschnitzeln.
Bei der
vieldiskutierten Waldverjüngung ist die WBV Hollfeld
ganz vorne mit dabei. „Wir liefern gerade aus und
haben die Befürchtung, dass das Pflanzgut bei
bestimmten Laubarten wie etwa beim Feldahorn knapp
wird“, sagt Dormann. Positiv wertet er es, dass
mittlerweile auch viele neue Baumarten bestellt
werden.
Das Plus von
rund fünf Prozent bei den Mitgliedern begrünt der
Vorsitzende mit den zahlreichen Serviceleistungen,
die von der WBV beispielsweise in Sachen
Bundeswaldprämie angeboten wurden. „Wir haben für
einen geringen Unkostenbeitrag das gesamte
Management übernommen und die Online-Antragsstellung
für die Mitglieder erledigt“, erklärt Dormann. Etwa
200 Mitglieder hätten diesen Service in Anspruch
genommen.
Im
Serviceangebot sieht der Vorsitzende auch eine
wichtige Aufgabe für die Zukunft. Viele Waldbesitzer
hätten mit Land- und Forstwirtschaft kaum mehr etwas
zu tun. „Es werden immer weniger, die rausgehen und
selbst etwas machen, für sie bieten wir unsere
Waldpflegeverträge an“, sagt der Vorsitzende.
Was das
kommende Jahr angeht, ist der Vorsitzende
erwartungsvoll. Trotz des milden Winters habe es
ausreichend Feuchtigkeit gegeben. „Das Wasser kam
schön gleichmäßig und ist tief im Boden versickert,
sodass die Wasserspeicher aufgefüllt sind.“ Dormann
geht davon aus, dass sowohl der Schulungstag als
auch die Infoveranstaltungen der WBV wieder in
Präsenz stattfinden können. Sollte es irgendwie
möglich sein, werde man auch die
Jahreshauptversammlung im Sommer nachholen,
schließlich stehen Neuwahlen der Vorstandschaft an.
Bilder:
1. Mehr als dreimal so viel Holz hat die WBV Hollfeld im
vergangenen Jahr vermarktet.
2. Christian Dormann, Vorsitzender der WBV Hollfeld.
Frankenthaler vom Patersberg /
Teresa und Christian Jundt haben sich in Veitlahm der solidarischen
Landwirtschaft verschrieben
Veitlahm.
1985 beginnt die Geschichte eines echten Kleinods im Kulmbacher
Land. Damals hatte Alwin Schneider, der als Entwicklungshelfer in
Ecuador arbeitete, den Patersberghof übernommen. Was bis dahin ein
konventioneller Schweinezuchtbetrieb mit 25 Hektar
landwirtschaftliche Nutzfläche war, wurde von nun an Zug um Zug in
eine Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) verwandelt, die heute
Vorbildcharakter hat.
Dahinter stehen Teresa und Christian Jundt, sie aus Oldenburg, er
aus Biberach, beide haben sich beim Landwirtschaftsstudium
kennengelernt. Über
www.hofsuchtbauer.de waren sie Ende 2015
auf den Patersberghof gekommen. Im Februar 2016 waren die beiden
jungen Leute zum ersten Mal vor Ort und vereinbarten ein Probejahr,
zum Wirtschaftsjahr 2017/20128 haben sie den Patersberghof dann
übernommen.
Regional,
bio und ohne Gewinnabsicht, so lässt sich das Konzept
zusammenfassen. Von Anfang an wurde der Hof nach den
biologisch-dynamischen Richtlinien des Demeter-Anbauverbandes
bewirtschaftet. Dazu gehören neben artgerechter Haltung der Verzicht
auf pharmazeutisch-technische Pflanzenschutz- oder Düngemittel sowie
eine Fruchtfolgewirtschaft auf den Feldern zur Erhaltung der
Bodenvitalität und -qualität.
Eigentum
des Hofes ist der gemeinnützige und anthroposophisch orientierte
Trägerverein „Lebensraum-Entwicklung Wernstein“, dessen Ziel es ist,
das Leben insbesondere in und um den Patersberghof als wichtiges
Kulturgut zu erhalten. Teresa und Christian Jundt sind die Pächter
der Gebäude und der insgesamt 42 Hektar Fläche rund um Mainleus.
Neben den beiden ist eine Auszubildende zur Landwirtin tätig, einmal
pro Woche kommt ein Bäcker. Maschinen und Inventar gehören ihnen.
„Unser
Ansatz ist es, gesunde Lebensmittel für alle zu erzeugen“, sagte
Teresa und Christian Jundt. Die Idee der solidarischen
Landwirtschaft haben beide schon mit ins Kulmbacher Land gebracht.
„Die SoLawi war von Anfang an unser Ziel“, sagt Christian Jundt.
Alles miteinander zu verbinden nennt der 35-Jährige „zeitfüllend und
erfüllend“. Alles, was die beiden und ihre Helfer machen, hat Hand
und Fuß, das hat auch das Umfeld längst erkannt. „Wir sind nicht
irgendwelche Spinner“, stellten Teresa und Christian Jundt klar. Das
sagen mittlerweile selbst die Berufskollegen.
Auf
dem Patersberghof werden 15 Milchkühe mit dem nachwachsenden
Jungvieh, einige Legehühner und vier Schafe zur Grünlandpflege
gehalten. Die Kühe der Rasse „Fränkisches Gelbvieh“ leben in einem
großzügigen Laufstall am Ortsrand und werden zwei Mal am Tag
gemolken. Eine Besonderheit ist die „muttergebundene
Kälberaufzucht". Dabei sind die Kälber zunächst komplett mit dem
Muttertier in der Herde dabei. Dann kommen sie zu den älteren
Kälbern in einen separaten Stall und haben zunächst zweimal, dann
einmal pro Tag Kontakt zur Mutter. „So kann die Entwöhnung von
Mutter und Kalb langsam erfolgen“, erklärt Christian Jundt.
Insgesamt bekommen die Kälber zwölf Wochen lang Milch.
„Würden
die Kälber die ganze Zeit mit ihren Müttern zusammen sein, bliebe
für unsere Käserei keine Milch mehr übrig, so teilen wir uns die
Milch mit den Kälbern.“ Mehrmals in der Woche geht die Milch in die
eigene kleine Käserei. Hier wird sie handwerklich zu Quark,
Rohmilchkäse, cremigen Camembert mit dem Namen „Frankentaler“ und
bei genügend Rohstoff auch zu Weichkäse in verschiedenen Variationen
produziert.
Auf den
Ackerflächen werden Dinkel, Roggen, Hafer, Winterweizen und
Kartoffeln angebaut. Jeden Donnerstag wird das Getreide in der
Hofbäckerei in handwerklicher Arbeit zu einem kleinen, aber feinen
Sortiment von Broten und Backwaren verarbeitet. Gemahlen wird das
Getreide vor Ort.
Solidarische Landwirtschaft ist eine Form, gemeinschaftlich
Landwirtschaft zu finanzieren und diese Gemeinschaft dann mit den
Lebensmitteln des Hofes zu versorgen. Geregelt wird das in einer
Vereinbarung zwischen Verbraucher und Erzeuger. Die SoLawi am
Patersberg kalkuliert ihre Jahreskosten und teilt sie durch die Zahl
der Anteile. So entsteht ein Richtwert, zu dem die Landwirtschaft
oder Gärtnerei ihre Produkte des kommenden Jahres voraussichtlich
erzeugen kann. An die 200 Anteile könnte der Hof theoretisch
vergeben, 43 sind aktuell derzeit vergeben, ein Einstieg ist
jederzeit möglich.
„Bei uns
liegt der monatliche Richtwert bei 86 Euro für den großen und bei 43
Euro für den kleinen Anteil“. Dafür gibt es pro Woche vier Liter
Mich in Form von Milch, Quark, Joghurt oder Käse, ein Kilo Brot, im
Winterhalbjahr ein Kilo Kartoffeln sowie ein zwei Kilo Paket Fleisch
pro Jahr. Für den kleinen Anteil gilt jeweils die Hälfte. Alles
Übrige wird klassisch vermarktet. Die Produkte gibt es direkt vor
Ort und in den regionalen Bio-Naturkostläden. Zum Patersberghof
gehört auch eine Gärtnerei, die nach den gleichen solidarischen
Prinzipien wirtschaftet.
Bilder:
1.Teresa
und Christian Jundt (mit Aurelia) haben 2016 den Patersberghof
übernommen.
2.Immer
freitags und samstags gibt es Brot, das Teresa und Christan Jundt
hier präsentieren.
Bamberg.
Die Stürme der zurückliegenden Tage und Wochen haben in den
oberfränkischen Wäldern immense Schäden hinterlassen. Für Johann
Koch sind sie ein klares Zeichen für den Klimawandel. Trotzdem
glaubt der Waldreferent des Bayerischen Bauernverbandes, fest daran,
dass die Waldbesitzer nicht nur Opfer sind, sondern vielmehr die
Retter des Klimas sein könnten. Voraussetzung dafür sei es, dass
eine nachhaltige Forstwirtschaft betrieben wird. Waldstilllegungen
und neue Schutzgebiete seien der falsche Weg, so Koch bei einer
Veranstaltung des BBV Oberfranken. Bayernweit gibt es etwa 700000
Waldbesitzer. Im Schnitt bewirtschaftet jeder eine Fläche von 2,3
Hektar.
Derzeit
gehe man davon aus, dass aufgrund der aktuellen Sturmsituation keine
gravierenden Marktstörungen auftreten. Die Stürme hätten aber auch
eines gezeigt: „Der Klimawandel ist Fakt“. Bereits seit Jahren seien
zunehmende Wetterextreme, häufigere und heftigere Stürme, aber auch
lange Trocken- und Hitzeperioden, sowie weniger Niederschläge in der
Vegetationszeit zu beobachten. „Es sollte uns allen klar sein, dass
der Klimawandel längst angekommen ist“, so Waldreferent Koch.
Folge
davon seien massive Kalamitäten wie Sturmschäden und Schneebruch
sowie verstärkte Schädlingsaufkommen, vor allem durch den
Borkenkäfer. „Unsere Waldbesitzer haben gigantische Schäden zu
verzeichnen“, so der BBV-Sprecher. Er beziffert die Schadenssumme
bundesweit auf 13 Milliarden (!) Euro allein für die zurückliegenden
drei Jahre.
Einzige
Chance um gegenzusteuern sei es, standortgerechte Mischwälder
aufzubauen. Staatliche Hilfen würden den Waldbesitzern zwar
Perspektiven eröffnen, die Schäden ausgleichen könnten sie aber
nicht. Zum Aufbau stabiler Mischwälder gehörten auch tragbare
Wildbestände. Keine Lösung sei es, die nachhaltige Nutzung massiv
einzuschränken. „Forstwirtschaft und Naturschutz sind kein
Widerspruch“, so Koch. Noch immer werde deutlich weniger genutzt,
als nachwächst
Flächenstilllegungen oder die Ausweisung neuer Schutzgebiete, wie
sie Naturschutzverbände immer wieder fordern, seien der falsche Weg.
Keine Lösung seien amerikanische Verhältnisse wo auf der einen Seite
eine gewaltige intensive Nutzung des Waldes stattfindet, auf der
anderen riesige Nationalparks ausgewiesen wurden. Der natürliche
Zuwachs werde längst nicht abgeschöpft.
Scharfe
Kritik übt Koch an der EU-Forstpolitik, die einerseits den Wald als
unverzichtbaren Bestandteil zur Bewältigung des Klimawandels
einstuft, andererseits aber die nachhaltige Nutzung massiv
einschränkt. Kritik gibt es auch an der Waldstrategie der
Bundesregierung, die vorrangig nur auf heimische Baumarten setzen
möchte. Das werde langfristig nicht aufgehen, sagt der Waldreferent
und plädierte für die Libanon-Zeder oder Baumarten aus
Südost-Europa.
Koch ist
fest davon überzeugt, dass ohne eine nachhaltige Forstwirtschaft die
Klimaschutzziele nicht zu erreichen seien. Die gesamte Forst- und
Holzwirtschaft trage durch die Speicherung in Wald- und
Holzprodukten, besonders aber durch die Vermeidung von Emissionen
zum Klimaschutz bei. Eine herausragende Rolle werde dabei der
Holzbau einnehmen. „Wir sollten weg von Beton. Stahl und Ziegeln und
sollten hin zu regenerativen Baustoffen wie Holz.“
Bild:
Auch im
Kulmbacher Land warten derzeit an vielen Stellen riesige Holzmengen
auf den Abtransport.
Baumpflege, Beratung und
Betriebshilfe / Tendenz steigend: Maschinenring Kulmbach blickt
trotz Corona positiv in die Zukunft
Kulmbach.
Steigende Zahlen in der Maschinenvermittlung und ein deutlicher
Anstieg in der Betriebshilfe: die Arbeit des Maschinen- und
Betriebshilfsrings Kulmbach ist auch oder gerade in Corona-Zeiten
sehr gefragt. „Die Tendenz zeigt nach oben“, sagt Geschäftsführer
Horst Dupke. Wenn die Jahreshauptversammlung auch diesmal erneut
angesagt werden musste, sind die Verantwortlichen aber trotzdem
optimistisch, Mitte Juni das 60-jährige Bestehen des Maschinenrings
mit einem Tag der Landwirtschaft feiern zu können, und zwar nicht
virtuell, sondern in Präsenz mit Ausstellungen und Aktionen.
Obwohl dem
Ring im zurückliegenden Jahr zwei Betriebshelfer weniger, und damit
nur 33, zur Verfügung standen, war die Zahl der geleisteten Stunden
von gut 17100 auf knapp 22500 gewaltig angestiegen. Geschäftsführer
Dupke führt dies in erster Linie auf einige Langzeiteinsätze zurück,
bei denen die betreffenden Helfer aufgrund eines Unfalls des
Betriebsleiters das ganze Jahr an einen einzigen Einsatzort gebunden
waren. „Da kommt natürlich einiges an Stunden zusammen“, so Dupke.
Auch beim
weiteren Kerngeschäft des Rings, dem Maschinenverleih, zeige die
Tendenz eindeutig nach oben. Und das, obwohl der Strukturwandel in
der Landwirtschaft weiter voran schreitet und immer mehr
Lohnunternehmer immer breiter aufgestellt sind. Am meisten gefragt
seien die Bereiche Futterbau, Stroh- und Körnerernte sowie der
Verleih von leistungsfähigen Schleppern gewesen.
Den
gesamten Verrechnungswert des MR Kulmbach für das zurückliegende
Jahr bezifferte der Geschäftsführer auf über 3,8 Millionen Euro, was
einem Anstieg gegenüber 2020 von knapp 200000 Euro entspricht. Der
Kulmbacher Ring hat aktuell 850 Mitglieder, zwei weniger als im
Vorjahr. Die bewirtschaftete Fläche ist mit etwas über 27000 Hektar
nahezu gleich geblieben.
Ein
Höhepunkt im Jahreslauf des MR Kulmbach ist seit Jahren der
Pflanzenbautag im Kasendorfer Gemeindeteil Loop. Auch diese
Veranstaltung soll heuer wieder regulär stattfinden, war sie doch in
der Vergangenheit bei den Bauern im Kulmbacher Land stets auf große
Resonanz gestoßen. Im vergangenen Jahr seien die Versuche angelegt
und ausführlich schriftlich dokumentiert worden. Überraschenderweise
hätten zahlreiche Landwirte das Angebot gut angenommen. Das
ausgelegte Informationsmaterial habe kaum gereicht, so Dupke.
Zum
weiteren Dienstleistungsangebot des Maschinenrings für die Landwirte
gehören Hilfestellungen bei Mehrfachanträgen, und Gasverbilligung,
die immer komplexer werdende Düngeberatung, die mittlerweile beim
Nachbarring Fränkische Schweiz angesiedelt ist, sowie die
Vermittlung von passgenauen Stromverträgen durch das beim MR
Bayreuth angesiedelte Stromkompetenzzentrum. Schließlich ist der MR
Kulmbach auch Ansprechpartner für die 14 dezentralen
Grüngutkompostieranlagen im Landkreis.
Ihre
gewerblichen Aktivitäten haben die Ringe Bayreuth, Kulmbach und
Fränkische Schweiz in der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH
gebündelt. „Die Zusammenarbeit läuft sehrt gut, die Nachfrage nach
unserem Angebot steigt ständig an“, so der dafür zuständige
Alexander Hollweg. Allein in Kulmbach betreue die OMI 160
Winterdienstobjekte im Auftrag von Firmen, Industriebetrieben aber
auch Privatleuten. Als weitere Schwerpunkte nannte Hollweg die
Bereiche Baum- und Grünanlagenpflege. Immer stärker nachgefragt
werde vor allem von den Kommunen auch die biologische
Unkrautbekämpfung per Heißwasserthermie
Bild:
Erfolgreiche
Arbeit in Corona-Zeiten: Maschinenring-Geschäftsführer Horst Dupke
und der für die Oberfranken Mitte GmbH zuständige Mitarbeiter
Alexander Hollweg.
Angus-Rinder, Energie und
Ökolandbau / Michael Greim bewirtschaftet seinen Demeter-Biohof am
Ortsrand von Marktschorgast
Marktschorgast.
Auf dem Hof der Familie Greim war man schon immer der Zeit voraus:
1988, als das noch keiner so recht ernst nahm stellte Senior Martin
Greim auf Bio um, seitdem gehört der Betrieb dem
Demeter-Anbauverband an. Im Jahr 2000, lange vor dem Boom der
Biogasanlage, wurde auf dem Hof die erste Anlage in Betrieb
genommen, damals noch mit 30, heute aufgerüstet auf 75 kW.
Schließlich wurden ab 2009 Zug und Zug sämtliche Dächer,
mittlerweile sogar die Nordseiten, mit Photovoltaik-Anlagen
ausgestattet. Der erzeugte Strom wird teilweise zum Eigenverbrauch
genutzt, aber größtenteils ins Netz eingespeist. Ein eigenes
Windrad, das wäre noch der Traum, sagt Junior Michael Greim.
2007 hatte
Michael, heute 50, den Hof übernommen. Seine drei Schwerpunkte
lauten Mutterkuhhaltung mit Angus-Rindern, die Erzeugung
alternativer Energien und Ökolandbau. Gut 200 Hektar Fläche
bewirtschaftet er. Winterweizen, Braugerste, Roggen, Dinkel und
Hafer baut er darauf an. Im Wesentlichen landen die Erträge in der
Backwarenindustrie, die Braugerste geht zur Mälzerei Weyermann nach
Bamberg. Die Hälfte der Flächen macht Grünland und Kleegras aus, das
für den Eigenbedarf benötigt wird. Anders als bei vielen Bauern im
Landkreis, sind die Flächen breit gestreut. Sogar in Unterzettlitz,
Wartenfels und im Trebgaster Raum bewirtschaftet Michael Greim
Felder und Grünland.
Die
Geschichte des Demeter-Biohofs Greim an seinem jetzigen Standort
hinter dem Marktschorgaster Sportplatz und fast schon in Sichtweite
zu den Landkreisgrenzen in Richtung Bayreuth und Hof, beginnt
eigentlich schon im Jahr 1979. Die Hofstelle lag damals noch mitten
im Ort, die Eigentumsfläche betrug damals zwölf Hektar mit 30 Stück
Vieh. „Als die Flurbereinigung kam, ging es so langsam los“,
erinnert sich Michael, der damals noch ein Kind war. Nach dem Besuch
der Wirtschaftsschule absolvierter er seine Ausbildung zum Landwirt
und schloss mit der damaligen Technikerschule in Bayreuth ab.
„Wir haben
praktisch jahrelang nur gebaut“, erinnert er sich. Mitte der 1990er
Jahre und im Jahr 2000 kamen ein Tiefstreustall und der
Liegeboxenstall dazu, insgesamt ist er für rund 350 Stück Vieh
verantwortlich, alles schwarze und rote Angus-Rinder. Auch vier
Zuchtbullen sind darunter. „Ich wollte mich von Anfang an
spezialisieren“, erinnert er sich und so entschied er sich für die
vor allem zur Fleischproduktion gehaltene Rinderrasse Deutsch Angus.
Weibliche Jungtiere gehen zum Export ins Ausland, die
Fleischvermarktung erfolgt über eine mittelfränkische
Erzeugergemeinschaft und die Metzgerei Schimmel in Marktschorgast.
Eine
Vollzeithilfskraft beschäftigt Michael Greim, ansonsten hilft die
Familie, allen voran die Eltern und auch Bruder Dominik, der ganz in
der Nähe einen ökologischen Ackerbaubetrieb mit Schweinehaltung
betreibt. Arbeitsspitzen werden mit Saisonarbeitskräften oder durch
Lohnunternehmer abgedeckt. Die Direktvermarktung hatte die Familie
allerdings schon vor mittlerweile neun Jahren aufgegeben. „Da war
der zeitliche Aufwand dann doch zu groß“, sagt Michael Greim, der
mittlerweile auch schon acht Lehrlinge auf seinem Betrieb
ausgebildet hat.
Eine
weitere Besonderheit ist die Grüngutkompostierungsanlage auf dem
Gelände, die im Eigentum von Michael Greim steht und die er seit
1988 im Auftrag des Landkreises betreibt.
Von
der großen Politik, aber auch von der Kommunalpolitik, würde sich
Michael Greim nur eines wünschen, dass sie endlich hinter den Bauern
steht. Seiner eigenen Verantwortung ist sich Michael Greim durchaus
bewusst: „Dem Klimawandel müssen wir uns stellen“, sagte er und
denkt dabei an das absolute Trockenjahr 2018, das damals vielen
Landwirten schwer zu schaffen gemacht hatte.
Bilder:
1.Lieber
im Stall als auf dem Traktor: Michael Greim liebt die Arbeit mit den
Tieren.
2.Das
Futter für die Rinder stammt aus eigenem Anbau.
3.Hier
auf dem Hof von Michael Greim in Marktschorgast steht das Tierwohl
im Mittelpunkt.
4.Auf
schwarze und rote Rinder der Rasse Deutsch Angus hat sich Michael
Greim spezialisiert.
5.Der
große Stall am Ortsrand von Marktschorgast wurde im Jahr 2000
errichtet.
Weniger Betriebshilfe, mehr
Maschineneinsatz / MR Münchberg vor Wechsel an der Spitze
Münchberg.
Beim Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg stehen die Zeichen
auf Wechsel. Nicht nur Vorstand Siegfried Hüttner aus Mühldorf bei
Schauenstein wird nach 15 Jahren im Amt bei den anstehenden
Neuwahlen in diesem Jahr nicht mehr antreten, auch Geschäftsführer
Patrick Heerdegen wechselt bereits im März an die
Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken nach
Bayreuth.
Der
Nachfolger von Heerdegen, der 27-jährige Simon Weller, ist bereits
in den neuen Räumen des Maschinenrings im Grünen Zentrum in
Münchberg zur Einarbeitung präsent. Er stammt aus einem
landwirtschaftlichen Betrieb bei Erlangen und hat zuletzt
Landwirtschaft studiert. Um die Neuwahl des Vorstands durchführen zu
können, planen die Verantwortlichen, so wie im vergangenen Jahr
auch, die Durchführung einer Mitgliederversammlung im Sommer.
Derzeit sind alle optimistisch, wieder eine Präsenzveranstaltung
durchführen zu können.
Wie
wichtig die Arbeit des Maschinenrings ist, zeigt sich einmal mehr am
Verrechnungswert, der in Münchberg um fast sechs Prozent auf knapp
4,7 Millionen Euro angestiegen ist. Eigentlich wäre der Wert sogar
noch höher ausgefallen, wenn nicht die Kompostierung in den
eigenständigen Kompostring ausgegliedert worden wäre.
Den
Löwenanteil machte einmal mehr die Maschinenvermittlung aus.
„Letztes Jahr gab es viel Futter“, sagte Geschäftsführer Heerdegen
und so hätten die Bereiche Hofmaschinen und Futtermittel allein mit
über einer Million Euro und die Bereiche Futterbau und Strohernte
mit einer weiteren knappen Million Euro zu Buche geschlagen. Die
späte und teilweise verregnete Ernte hätte viele Landwirte und damit
auch den Maschinenring vor echte Herausforderungen gestellt.
Zum
Sorgenkind hätte sich dagegen das zweite große Standbein, die
Betriebshilfe entwickelt. Allein bei der sozialen Betriebshilfe,
also beim Einspringen in Krankheits- und Notfällen auf den Höfen
habe es einen Einbruch von rund knapp 10000 auf circa 19000 Stunden
gegeben. Rechnet man die wirtschaftlichen Einsätze, etwa zur
Abdeckung von Betriebsspitzen, dazu, kommt man auf gut 22000
Stunden. Das bedeutet ein Drittel weniger als noch im Vorjahr.
Geschäftsführer Heerdegen begründet den signifikanten Rückgang
damit, dass sämtliche Operationen, Kuren oder Reha-Maßnahmen
Corona-bedingt auf ein Minimum zurückgefahren worden seien. Somit
habe es deutlich weniger Ausfälle auf den Höfen gegeben. „Außerdem
macht sich langsam aber sicher auch der Strukturwandel bemerkbar“,
sagte Heerdegen. Viehhaltende Betriebe würden immer weniger, viele
kleinere Betriebe hören ganz auf und die Anbindehaltung gehe ihrem
Ende entgegen. Für den Maschinenring Münchberg sind drei angestellte
Vollzeitkräfte, zwei Helfer, die über den Evangelischen
Betriebshelferdienst Hesselberg angestellt sind, eine Dorfhelferin
und 30 nebenberufliche Kräfte tätig.
Der MR
Münchberg hat aktuell 929 Mitglieder, 21 mehr als noch im
vergangenen Jahr. Ihre gewerblichen Aktivitäten haben der MR
Münchberg und der MR Wunsiedel in der Maschinenring Hochfranken GmbH
gebündelt. Dazu gehören ganz klassisch Grünflächen-, Gehölz- und
Baumpflege sowie der Winterdienst. Eine Besonderheit der MR
Hochfranken GmbH ist die Übernahme der Trassenpflege für das
Bayernwerk. Ganz neu ist die Anschaffung einer eigenen Umkehrfräse,
mit deren Hilfe Blühflächen kostengünstig und in einem Arbeitsgang
angelegt werden können.
Bild:
In den neuen
Räumen des Grünen Zentrums stellten Vorstand Siegfried Hüttner,
Daniel Seuß von der MR-Hochfranken GmbH, der bisherige
Geschäftsführer Patrick Heerdegen und sein designierter Nachfolger
Simon Weller die Zahlen des zurückliegenden Jahres vor.
Auskömmliches Einkommen für die
Landwirte / Bayreuther Online-Bauerntag: Kritik an Ramschpreisen der
Discounter – Künftige EU-Agrarpolitik wird noch komplexer
Bayreuth.
Die Kritik an den Geschäftspraktiken des Lebensmitteleinzelhandels
wächst. Nach den Demonstrationen der Landwirte vor den Aldi-Filialen
in den zurückliegenden Tagen fanden auch beim Bayreuther
Online-Bauerntag sämtliche Redner klare Worte. Es könne nicht sein,
so hieß es, dass immer höhere Anforderungen an die Bauern gestellt
werden, aber immer weniger bei den Landwirten hängen bleibt.
„Der
Lebensmitteleinzelhandel darf nicht zum Totengräber der Tierhaltung
werden“, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (CSU). Er
nannte das Verhalten der Discounter indiskutabel. Wenn der
Lebensmitteleinzelhandel nur auf Druck reagiert, dann müsse eben
mehr Druck kommen, von der Politik, von den Verbänden und den
Landwirten selbst. „Die Ramschpreise sind nicht in Ordnung“ stellte
auch Landtagskollege Tim Pargent von den Grünen klar. Er gab der
Preispolitik der Konzerne eine Mitverantwortung für das Höfesterben.
Alles, was von den Bauern an Leistung gefordert wird, müsse auch
bezahlt werden.
Landrat
Florian Wiedemann und Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger
wollen deshalb verstärkt auf Direktvermarktung setzen. Zu einem
vernünftigen Umwelt- und Klimaschutz gehöre auch eine gesunde
Ernährung mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln, sagte
Ebersberger. Genau dafür stünde der Zusammenschluss „Dachmarke
Bayreuther Land“. Sie soll bei den Bauern für ein auskömmliches
Einkommen sorgen, indem man auf Zwischenhändler verzichte und die
Ware direkt vermarkte. Mit entsprechenden Aktionen in Schulen und
Kindergärten sollen dabei nach den Worten von Landrat Wiedemann
schon die Jüngsten mit dem Thema Landwirtschaft in Kontakt gebracht
werden.
Zuvor
hatte Kreisobmann Karl Lappe bemängelt, dass der Handel mittlerweile
für seine Eigenmarken mehr bezahle, als für etablierte
Handelsmarken. Dies führe dazu, dass beispielsweise ein bayerisches
Produkt künftig problemlos gegen ein polnisches oder tschechisches
ausgetauscht werden könne, ohne dass es der Verbraucher auf den
ersten Blick bemerkt. Im Gegenzug würden aber immer mehr Verbraucher
regionale Marken wünschen und auf „geprüfte Qualität aus Bayern“
setzen. Mit einer regionalen „Alibi-Theke“ bei Discounter sei es da
nicht getan, so Lappe
Im
Mittelpunkt des Bauerntages stand die zukünftige Gemeinsame
Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union für den Förderzeitraum
2023 bis 2027. „Die Würfel sind gefallen, die Beschlüsse sind
gefasst“, sagte Matthias Borst vom Fachbereich Agrar- und
Umweltpolitik des BBV. ER kam zu dem Schluss, dass die künftige
EU-Agrarpolitik noch komplexer und von den Bauern noch mehr
abverlangen werde.
Der
Referent zählte zahlreiche Eckpunkte auf, für die sich der
Bauernverband in besonderer Weise stark gemacht hatte und für der
Verband auch Verbesserungen erzielen konnte. Vor allem hätten ein
solider Finanzrahmen gesichert und eine ursprünglich geplante
30-prozentige pauschale Kürzung verhindert werden können. Das hätte
schmerzhafte Einschnitte bedeutet, sagte Borst. Vor allem gehe es
aber auch um Wirtschaftskraft im ländlichen Raum und um
Arbeitsplätze auf den Bauernhöfen.
Trotzdem werde
die Förderung für manche Betriebe geringer ausfallen. Auch das
verschwieg Borst nicht. Schuld daran seien neue Vorhaben, die unter
Schlagworten wie Konditionalität oder ECO-Schemes („Öko-Regelungen“)
fester Bestandteil der neuen EU-Agrarpolitik werden sollen. Dabei
geht es im Wesentlichen um Natur-, Landschafts- und
Klimaschutzmaßnahmen, zu denen die Bauern teilweise verpflichtet
werden sollen oder deren freiwillige Umsetzung extra entlohnt werden
soll. Erosionsschutzmaßnahmen gehören genauso dazu, wie der Verzicht
auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Neu ist eine soziale
Komponente, bei der den Bauern Sanktionen drohen für den Fall
drohen, dass sie bei Mitarbeitern gegen Arbeits- und
Beschäftigungsregelungen verstoßen. Einen gewissen Ausgleich für
mögliche Kürzungen in der Förderung erhoffte sich Borst von
bayerischen Programmen wie das Kultur- und Landschaftsprogramm (KULAP)
oder von der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete. Derartige
Förderprogramme gebe es in anderen Bundesländern nicht, so der
Referent.
Bild:
Screenshot beim Bayreuther Online-Bauerntag (im Uhrzeigersinn):
Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Landrat Florian
Wiedemann, die Landtagsabgeordneten Martin Schöffel (CSU) und Tim
Pargent (Grüne) sowie BBV-Kreisobmann Karl Lappe.
Kritik an Photovoltaikanlage /
Größter Solarpark des Frankenwaldes in Issigau geplant
Issigau.
Der größte Solarpark des Frankenwaldes soll in Issigau (Landkreis
Hof) entstehen. In der rund 1000 Einwohner zählenden Gemeinde hat
sich im Dezember bereits die Mehrheit in einem Bürgerentscheid dafür
ausgesprochen. Widerstand gegen das Großprojekt kommt dagegen aus
den Nachbargemeinden Lichtenberg, Naila und Selbitz.
Die
„Sonnenwerk Issigau Reitzenstein GmbH“ plant eine „Agri-Photovoltaik-Anlage“,
bei der die Fläche unter den Solarpaneelen weiterhin
landwirtschaftliche genutzt werden kann. Die GmbH besteht aus dem
Elektrotechnik- und Energieunternehmen Mario Münch aus Rugendorf
(Landkreis Kulmbach) und dem Issigauer Landwirt Constantin von
Reitzenstein. Die beiden Investoren wollen den Solarpark mit einem
Investitionsvolumen von für rund 40 Millionen Euro errichtet. Die
Größe der geplanten Anlage wurde inzwischen von 75 auf 58 Hektar
verkleinert.
Die Kritik
an dem Vorhaben entzündet sich vor allem Standort, einem großen
Südhang bei Issigau, der auch als „Frankenwald-Blick“ bekannt ist.
Weithin sichtbare Hang- und Kuppenlagen sowie landschaftsprägende
Höhenrücken seien als Standorte für Photovoltaik-Anlagen nicht
geeignet, heißt es in einem Papier des Umweltministeriums, auf das
sich die beiden Nachbargemeinden beziehen. Laut Ministerium sollten
Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen vorrangig auf Grundstücken direkt
an Autobahnen gebaut werden. Die Nachbargemeinden haben inzwischen
ihre Zustimmung zum Bebauungsplan verweigert.
Lage und
Sichtbarkeit sowie die nach wie vor außerordentliche Größe der
Anlage würden zu negativen Konsequenzen führen, heißt es aus dem
Lichtenberger Rathaus. Auswirkungen befürchtet man vor allem auf den
Tourismus. Kritik kommt auch von der Stadt Naila, deren Ortsteil
Marxgrün direkt an das geplante Solarfeld angrenzt. Naila fordert
unter anderem die Anlage von Absickerungsmulden, damit der Ort
Marxgrün bei Starkregen nicht durch Hochwasser beeinträchtigt wird.
Nun liegt es
am Gemeinderat von Issigau den Bebauungsplan abzusegnen. Dann
könnten die Investoren den Bauantrag für den Solarpark vorlegen und
bereits im Sommer mit dem Bau beginnen. Bereits Mitte 2023 soll
einer Mitteilung zufolge Ökostrom aus der Anlage fließen. Die
Einwohner von Issigau sollen nach dem Willen der Investoren mit
einem speziellen Stromtarif von der Anlage profitieren, außerdem
können sie sich daran beteiligen.
Existenzangst auf vielen Höfen
/ Gute Bilanz trotz Corona: Maschinenring Fränkische Schweiz konnte
sich erneut gut behaupten
Aufseß.
Eine verstärkte Nachfrage nach seinem Beratungsangebot stellt der
Maschinenring Fränkische Schweiz fest. „Wir müssen an den Leuten
dranbleiben und unsere Volksnähe beibehalten, aber gleichzeitig auch
verstärkt über den Tellerrand blicken“, sagt Geschäftsführer Manuel
Appel. Trotz Corona kann der Ring mit Sitz in Aufseß auf ein
erfolgreiches Jahr zurückblicken. „Corona hat uns wenig
beeinträchtigt, die Arbeit in der Landwirtschaft muss schließlich
weitergehen“, so der Vorsitzende Bernhard Hack aus Weilersbach.
Allerdings
spielten die Märkte derzeit extrem verrückt. Die
Versorgungssicherheit mit Betriebsmitteln sei auf den Höfen längst
nicht mehr gewährleistet, sagt Hack. Dazu komme die immense
Teuerung, nicht nur beim Diesel und beim Strom, sondern auch beim
Dünger. Der koste beispielsweise das zwei- bis zweieinhalbfache im
Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig würden die Anforderungen an die
Effizienz steigen. „Die Stimmung ist extrem schlecht, kein Wunder,
wenn auf vielen Höfen die Existenzangst umgeht“, so Appel.
Klassischer Aufgabenbereiche der Maschinenringe sind die
Maschinenvermittlung und die Betriebshilfe. Größter Umsatzträger
sind dabei traditionell die Maschinen. Wobei die Bereiche Futterbau,
Getreideernte und Transport an erster Stelle stehen. „Wir sind eine
viehstarke Region mit vielen Grünlandflächen“, begründet Appel die
Schwerpunkte.
Auf
stabilem Niveau geblieben seien auch die Einsätze in der
Betriebshilfe, wobei die Arbeit mittlerweile hauptsächlich von den
festangestellten Kräften erledigt wird. Nebenberufliche gebe es kaum
noch, so der Geschäftsführer. Insgesamt sind für den MR Fränkische
Schweiz 15 Helfer und Helferinnen tätig,
Zum
Portfolio des Maschinenrings Fränkische Schweiz gehört auch die
Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasse Heizwerk Hollfeld,
für die Bioenergie Hollfeld und für die Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH.
Neu ist seit November die Beteiligung als Mitgesellschafter am
Biomasseheizwerk Gößweinstein, für das der Ring auch die
Hackschnitzellieferung koordiniert.
Insgesamt
kann der MR Fränkische Schweiz für 2021 trotz Corona eine gute
Bilanz vorweisen. Nach den Worten des Geschäftsführers konnte der
Verrechnungswert sogar geringfügig auf 3,14 Millionen Euro
gesteigert werden.
Sehr gut
funktioniere die Zusammenarbeit nach Aussage von Vorstand und
Geschäftsführung mit der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH,
in der die die Ringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz ihre
gewerblichen Aktivitäten gebündelt haben. In der OMI sind
beispielsweise die Klauenpflege, die aufgrund verbesserter Förderung
immer stärker nachgefragte Maiszünslerbekämpfung oder die
Unkrautbekämpfung mit der Heißwasserthermie organisiert. Eine
derartige Zusammenarbeit werde in Zukunft noch eine wesentlich
stärkere Bedeutung bekommen, sagt Appel. Neu im Team ist dabei der
23-jährige Patrick Munzert aus Trebgast (Landkreis Kulmbach), der
künftig für die Bereiche Betriebs- und Düngeberatung zuständig ist
und dabei von Aufseß aus auch die Nachbarringe Bayreuth und Kulmbach
abdeckt.
Der MR
Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich
sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise erstreckt. Neben
zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus
dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis
Forchheim. Begründet wird dies mit der Historie des Rings, die auf
den ehemaligen Landkreis Ebermannstadt zurückgeht, der während der
Gebietsreform in den 1970er Jahren auf Bamberg, Bayreuth und
Forchheim aufgeteilt wurde. Die beiden „Ur-Ringe“ wurden vor genau
60 Jahren gegründet. Ob es dazu heuer auch eine Festveranstaltung
geben wird, stehe derzeit noch in den Sternen.
Bild:
Vorsitzender
Bernhard Hack (links) und Geschäftsführer Manuel Appel (rechts) vom
Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz haben Patrick
Munzert als neuen Mitarbeiter in der Geschäftsstelle in Aufseß
begrüßt. Der Trebgaster wird künftig für die Bereiche
Betriebsberatung und Düngedokumentation zuständig sein.
Tradition und Moderne / Fast
500 Jahre im Familienbesitz: Die Familie Jurkat betreibt das Gut
Oberlangenroth im Nebenerwerb
Oberlangenroth.
„Wir haben keine großen Hobbys, außer der Landwirtschaft“. In diesem
Punkt sind sich Christoph und Michael Jurkat absolut einig. Zusammen
mit den Eltern Rosa und Ulrich bewirtschaften sie das Gut
Oberlangenroth, das zur Gemeinde Neuenmarkt gehört und das eine
Jahrtausend alte Tradition besitzt. Ein Blick auf das breite
Tätigkeitsfeld, in dem sich der über 100 Hektar große Betrieb
bewegt, zeigt allerdings schnell, dass es sich bei dem Gutshof und
weit mehr als um eine Hobby-Landwirtschaft, sondern um einen überaus
professionellen Betrieb handelt.
„Wir
lieben, was wir tun“, sagen die Brüder Jurkat, die nachhaltig,
ökologisch und gesund wirtschaften. Tradition und Moderne vereint,
lautet ihr Motto. 2016 sind sie dem Bioland-Anbauverband
beigetreten, dessen Konzept sie am meisten angesprochen hat.
Der
Gutshof wurde vor über 1000 Jahren 1096 erstmals urkundlich erwähnt.
Seit 1592 ist er in Familienbesitz. Seit 1992 wirtschaftet die
Familie ökologisch. Im April 2016 haben die Eltern Rosa und Ulrich
(67), die den Hof bis dahin noch im Vollerwerb führten, an Michael
(32) und Christoph (33) übergeben. Seitdem betreiben die Brüder den
Betrieb im Nebenerwerb. Michael, der Landwirtschaft in Triesdorf
studiert hat, ist Steuerfachangestellter bei der BBV-Steuerberatung
in Bayreuth. Christoph hat Fahrzeugtechnik studiert, nebenbei das
Bildungsprogramm Landwirt (BiLa) absolviert und arbeitet bei Audi.
„Der Landwirtschaft sind wir immer treu geblieben“, sagen die
beiden.
Nebenerwerb
bedeutet aber auch, dass sie sich nahezu jede freie Minute um den
Ackerbau, das Grünland und die Tiere kümmern. Vater Ulrich (68) ist
der Herr der Brennerei, Mutter Rosa, die hauptberuflich in der
Landwirtschaftsverwaltung tätig ist, verarbeitet die Brände und das
Obst, bereitet die Fruchtaufstriche zu und organisiert Blumenfelder,
Hofladen und das kleine Verkaufshäuschen an der
Gemeindeverbindungsstraße zwischen See und Neuenmarkt.
„Wir
handeln aus Überzeugung“, sagt Christoph. Als zertifizierter
Bio-Betrieb setzen sich er und seine Familie für artgerechte
Tierhaltung und Nachhaltigkeit ein. Auf rund 75 Hektar bauen sie
Bio-Getreide wie Dinkel, Hafer, Sommergerste, Triticale und
Ackerbohnen an. „Damit gehen wir weg von hochgezüchteten zurück zu
den alten Sorten, die widerstandsfähig sind“, erläutert Christoph
Jurkat. Unkräuter werden mit dem Striegel und ganz ohne Einsatz von
Spritzmitteln beseitigt. Gedüngt wird allein mit dem Mist der
eigenen Kühe oder der Gülle vom nahegelegenen Kooperationsbetrieb
Maierhof, der auch den Futterüberschuss übernimmt. 80 Prozent des
Getreides werden regulär entweder regional oder über die
Gesellschaft Bio-Bauern im schwäbischen Pöttmess vermarktet. Dazu
werden etwa 27 Hektar Grünland bewirtschaftet. Auch fünf Hektar
Blühflächen als Bienenweide gehören dazu.
Nicht
aufgegeben hat man die biologische Färsenmast, die Tiere gehören der
Rasse Fleckvieh an. Außer einer kurzen Winterstallphase, in der die
rund 40 Kühe über einen großzügigen Außenfreilaufbereich verfügen,
verbringen sie das Jahr über auf der vier Hektar großen Weidefläche.
Daneben gibt es auch einen 14 Hektar großen Wald ganz unmittelbar in
der Nähe. In Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsamt wurden
Biotopbäume ausgewiesen. Damit hat sich die Familie verpflichtet,
diese Bäume nicht zu fällen, um Lebensraum für seltene Tiere wie den
Specht zu erhalten. Baum- und Heckenschnitt werden in der hofeigenen
Hackschnitzelheizung verwertet.
In der
hauseigenen Brennerei werden Brände, Liköre und Fruchtaufstriche aus
dem Obst der Bio-Streuobstwiese hergestellt. „Das Brennrecht haben
wir bereits seit Generationen“, sagt Christoph. Im
Selbstbedienungs-Verkaufshäuschen oder direkt bei der Familie gibt
es seit neustem auch Kartoffeln, und alles, was gerade reif ist,
Äpfel, Birnen, Zwetschgen und sogar Säfte.
Bilder:
1. Kleines Häuschen, großes Angebot: Christoph Jurkat zeigt das
Selbstbedienungs-Häuschen an der Gemeindeverbindungsstraße zwischen
dem Ort See und Neuenmarkt.
2.Auslauf
auch im Winter: Direkt auf dem Hof gibt es einen großzügigen
Freilaufbereich.
3.Breites
Sortiment: Michael (rechts) und Christoph Jurkat präsentieren selbst
hergestellte Brände, Liköre, Säfte und Fruchtaufstriche.
Bäuerlicher Nachwuchs: Gute
Stimmung trotz Gegenwind / Unternehmertag zur
Zukunft der Landwirtschaft
Bayreuth.
Die klassischen Absatzmärkte laufen über. Wenn Landwirte mit ihren
Produkten heute einen Mehrwert generieren wollen, dann müssen sie manche Dinge neu und
anders machen. Diese Empfehlungen hat Fritz Gronauer-Weddige, Leiter
der Staatlich Höheren Landbauschule in Triesdorf, dem bäuerlichen
Nachwuchs mitgegeben. Beim oberfränkischen Unternehmertag der
Bezirksregierung, des Verbandes Landwirtschaftlicher Fachbildung und
der Landwirtschaftsschulen Bayreuth und Münchberg legte
Gronauer-Weddige den Jungbauern eine selbstkritische
Bestandsaufnahme ans Herz: „Wir sollten manchmal versuchen, über
unseren Schatten zu springen.“
Marktmechanismen funktionieren nicht mehr, so der Triesdorfer
Schulleiter. Ebenso habe der Rohstoff nicht mehr die entscheidende
Bedeutung. Das werde beispielsweise daraus ersichtlich, dass bei
Brot gerade noch vier Prozent des Endverbrauchspreises beim
Landwirt, bei Fleisch immerhin noch 23 Prozent ankämen. „Wir haben
einen Unterbietungswettkampf“, so Gronauer-Weddige. Ware gebe es
genug, was, außer bei Obst und Gemüse, wiederum mit
Selbstversorgungsgraden von weit über 100 Prozent zusammenhängt.
Ein
Patentrezept, um etwa der Macht des Lebensmitteleinzelhandels zu
entkommen, hatte der Schulleiter auch nicht parat. Jedoch zählte er
eine ganze Reihe von Beispielen auf, die zeigen, dass Landwirte mit
neuen Ideen, mit der Besetzung von Nischen und mit dem einen oder
anderen Wagnis durchaus Erfolg haben können. Die gemeinsame
Vermarktung von Spezialitäten gehöre dazu, wie es zum Beispiel die
bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall mit dem Fleisch des
Schwäbisch-Hällischen Landschweins seit vielen Jahren höchst
erfolgreich praktiziert. Auch die Vermarktung von Fleisch des
Wagyu-Rindes, einer Rasse japanischen Ursprungs, zu der auch das
Kobe-Rind gehört, kann durchaus erfolgreich sein, da es einen
bestimmten Verbraucherkreis gibt, den auch astronomische Preise von
40 Euro pro 100 Gramm nicht abschrecken können.
Der
Sprecher hatte auch einige Beispiele parat, die so bestimmt kein
zweites Mal funktionieren, die aber zeigen sollen, dass man manchmal
weniger Geld, dafür aber umso mehr Mut benötigt. Ein ehemaliger
Schüler aus dem Münchner Raum sei beispielsweise überaus erfolgreich
mit dem Anbau von Wassermelonen, in Holland beschäftige man sich
bereits mit der Produktion von Insekten als Tierfutter, auch eine
Algenfarm und eine Regenwurmplantage gebe es bereits. Diese
Beispiele zeigten, was alles möglich ist, sagte Gronauer-Weddige.
Wenn man nur bereit ist, sich etwas zu trauen, und wenn man auch
manchmal das Scheitern mit einkalkuliere.
Ein
weiteres Signal sah der Schulleiter in der Tatsache, dass selbst
konservative Parteien mittlerweile auf Ökologisierung setzen. Von
1990 bis 2020 sei der Anteil der Ökoanbaufläche in Deutschland an
der gesamten landwirtschaftlichen Fläche von rund zwei auf gut zehn
Prozent angestiegen. Die Politik gebe als Zielmarke für die
kommenden Jahre 30 Prozent vor. Es werde sich zeige, ob das die
Märkte wirklich hergeben, trotzdem sei die gewaltige
Umsatzsteigerung bei Biolebensmittel von bundesweit 12,3 auf 15
Milliarden Euro zwischen 2018 und 2021 ein guter Hinweis.
Aus der
Wirtschafterarbeit des dritten Semesters an der
Landwirtschaftsschule Münchberg geht jedenfalls hervor, dass der
bäuerliche Nachwuchs trotz Gegenwind durchaus positiv gestimmt ist.
Laut Lehrkraft Matthias Dotzler stehen bei der Frage nach Maßnahmen
zur Optimierung des eigenen Betriebes Investitionen in die
Betriebstechnik klar im Vordergrund. Denkbar sei es bei vielen
Schülern auch, dass es in Richtung Ökoladbau geht. Auf die Frage,
was sie in den kommenden fünf Jahren erreichen möchten, nannte die
überwiegende Zahl der Absolventen Maßnahmen, die in Richtung
Tierwohl gehen. Kritisch merkten die Junglandwirte an, dass die
Arbeitsbelastung in den meisten betrieben deutlich zugenommen hatte.
Im Studierendenbeitrag stellten Lea Meyer und Matthias Bär heraus,
dass die Preise für Diesel, Strom, Sojaschrot, Mineraldünger, für
Pacht und Baumaßnahmen derzeit immens ansteigen, während
gleichzeitig staatliche Prämien ab 2023 weniger werden sollen.
Bauern wehren sich gegen
Verniedlichung des Wolfes / „Causa Wolf“ beschäftigt Landwirte im
Veldensteiner Forst – „Gewisse Koexistenz“ nicht mehr zu verhindern
Betzenstein. Die Wolfspopulationen und damit auch die Übergriffe auf
Nutztiere sind in den zurückliegenden Jahren in Deutschland
exorbitant angestiegen. Darauf hat Philip Bust, Referent für Jagd
und Wildtiermanagement beim BBV hingewiesen. Beim Betzensteiner
Online-Bauerntag sprach Bust von einer bundesweit jährlichen
Zuwachsrate an Wölfen um 30 Prozent. Das bedeutet, dass sich die
Population aktuell gut alle drei Jahre verdoppelt. Die Zahl der
Wölfe in Deutschland wird seinen Worten zufolge auf rund 2700
geschätzt. Im Vorjahr seien es noch 1500 Wölfe gewesen. Die
Nutztierrisse bezifferte Bust auf 4000, was einer Zunahme um rund
1000 gleichkommt.
Zweifel an
diesen Zahlen hat der Landwirt Christian Leißner aus Illafeld bei
Betzenstein. „Die Zahlen sind massiv untertrieben“, so Leißner. In
seinem Wildgehege war es vor ziemliche genau einem Jahr zur
Katastrophe gekommen. Dort wurden 18 gerissene Tiere aufgefunden, in
einem Gehege im nur zwei Kilometer entfernten Riegelstein weitere
sieben tote Tiere. Experten waren sich sicher, dass das Damwild
einem oder mehreren Wölfen zum Opfer gefallen ist. Bei dem Vorfall
waren allen Tieren die Kehlen durchgebissen worden.
Der Schock
sitzt bei dem Landwirt noch immer tief. Zwar hat er sein Gehege
mittlerweile mit Schutzzäunen abgesichert, was rund 40000 Euro
kostete. Dafür habe er eine großzügige Förderung bekommen, doch habe
er den Betrag komplett vorfinanzieren müssen. Leißner äußert auch
Zweifel daran, dass es nach amtlichen Angaben derzeit nur acht Wölfe
im Veldensteiner Forst gibt. Erst vor wenigen Tagen seien 14 Tiere
nahezu gleichzeitig dokumentiert worden. Allein in den
zurückliegenden beiden Wochen habe es zwei Vorfälle gegeben, einmal
sei ein Hundehalter von einem Wolf angegriffen worden, das andere
Mal hätten zwei Radfahrerinnen am helllichtem Tag Hals über Kopf
flüchten müssen.
Für den
Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl Lappe steht deshalb fest, dass mehr
Beweissicherungen etwa durch Fotofallen notwendig sind, um mit
glaubhaften Fakten in der Diskussion bestehen zu können. „Noch immer
wird der Wolf viel zu sehr verniedlicht“, so Lappe. Er befürchtet,
dass es eher noch schlimmer kommt, als dass sich die Lage wieder
entspannt.
Nach den
Worten von Georg Dumpert, dem Leiter des Landwirtschaftsamtes
Bayreuth-Münchberg, seien in seiner Behörde im zurückliegenden Jahr
rund 150 Anträge auf die Förderung von Schutzzäunen eingegangen. Bis
auf zwei habe man all diesen Anträgen stattgegeben. Doch nicht
überall sind, beispielsweise aufgrund des steinigen Untergrundes,
Umzäunungen möglich, sagt der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident
Hermann Greif. Er befürchtet, dass die kleinen Weidetierhalter auf
der Strecke bleiben werden, weil sie sich trotz der großzügigen
Förderung weder Umzäunungen, noch Schutzhunde leisten können.
Dazu
kommt, dass es wirklich wolfssichere Zäune höchsten im Zoo gibt, so
BBV-Sprecher Philip Bust. Dort seien die Zäune 3,50 Meter hoch und
hätten zusätzlich einen Überkletterschutz. Das sei in freier
Wildbahn nicht machbar. Trotzdem appellierte er an die Landwirte und
Wildtierhalter Zäune zu errichten. Er schwörte die Bauern auch
darauf ein, dass sie sich schon aufgrund der gesellschaftlichen
Haltung auf eine gewisse Koexistenz mit dem Wolf einzustellen
hätten. Alles andere sei gar nicht mehr durchsetzbar.
Das liege
vor allem daran, dass es ein sehr großes Lager an Wolfsbefürwortern
gibt. „Die Masse dieser Wolfsbefürworter kommt aber nicht aus dem
ländlichen Raum, sondern aus dem urbanen Bereich“, so Bust.
Kernforderungen der eigens ins Leben gerufenen AG Wolf, der nicht
nur der Bauernverband, sondern unter anderem auch die Verbände der
Schafhalter, Rinder- und Ziegenzüchter, die Reitverbände und sogar
der Hotel- und Gaststättenverband angehören, bleiben deshalb die
Herabsetzung des Schutzstatus für Wölfe sowie unbürokratische
Regelungen zur „Entnahme“, also zum Abschuss.
Auf Kreisebene
soll es außerdem künftig lokale Ansprechpartner geben, bei denen
alle Fäden in der „Causa Wolf“ zusammenlaufen. Sie sollen Sichtungen
dokumentieren und zwischen Betroffenen, Verbänden und Behörden
vermitteln.
Konventionell, regional,
nachhaltig und ehrlich / Getreide für Kulmbacher Bäckereien - Hans
Hermann Reinhardt aus Wickenreuth setzt neben seinem
Milchviehbetrieb auf regionale Vermarktung
Wickenreuth.
Sechs Stunden am Tag komplett mit den Tieren beschäftigt, dazu kommt
die Außenwirtschaft, 125 Hektar wollen schließlich bewirtschaftet
werden, wenn der Ertrag und die Qualität stimmen soll. Doch für Hans
Hermann Reinhardt aus Wickenreuth bei Kulmbach ist die
Landwirtschaft viel mehr als nur sein Beruf. „Es macht einfach
Spaß“, sagt er, trotz aller Probleme und Herausforderungen, denen
sich die Bauern tagtäglich stellen müssen.
Ein Urlaub
auf Mallorca, das käme für Hans Hermann Reinhard nie in Frage, er
sitzt viel lieber auf seinem Bulldog, um die Felder zu bestellen.
„Ich bin zufrieden“, sagt der 54-Jährige. Wenn, ja wenn bloß so
manche Entscheidung aus der Politik nicht wäre. Besonders hat er das
Bundesumweltamt im Visier. Vor allem wünscht er sich weniger
Auflagen, Vorschriften und Richtlinien und wenn, dann praxisnah. So
manches, was aus dem Bundesumweltamt kommt, entbehre jeglicher
praktischer Erfahrung. „Dabei wären wir Bauern doch blöd, wenn wir
unseren Grund und Boden zerstören würden.“
Hans
Hermann Reinhardt bewirtschaftet im Umkreis von sechs bis sieben
Kilometer um Wickenreuth 125 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.
Etwa 40 Prozent davon sind Dauergrünland. Zusammen mit dem Silomais,
der Wintergerste und der Triticale verfüttert er den Ertrag im
Wesentlichen an die 65 Milchkühe, die sich mit noch einmal so vielen
Jungtieren im Stall tummeln. Die gentechnikfrei erzeugte Milch geht
nahezu komplett an die Milchwerke Oberfranken West in Meeder bei
Coburg, eine Genossenschaft, die im Gegensatz zu anderen komplett
für den Endkunden produziert. „80 Prozent unseres Einkommens
erwirtschaften wir aus der Milch“, sagt Hans Hermann Reinhardt, der
sich damit als klassischer Milchviehbetrieb sieht.
Eine
Besonderheit stellen die restlichen 20 Prozent dar. Die kommen aus
dem Ackerbau. Hans Hermann Reinhard baut vor allem Winterweizen an,
der komplett regional vermarktet wird. Gemahlen wird in der
historischen Stadtsteinacher Partheimühle, das Mehl geht an
ausschließlich an Kulmbacher Bäckereien.
1995 hatte
Hans Hermann Reinhardt den Betrieb von seinen Eltern übernommen.
Zuvor absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre, besuchte die
Landwirtschaftsschule in Kulmbach und packte schon immer kräftig auf
dem Hof mit an. Auch als Betriebshelfer und Klauenpfleger war er
damals nebenberuflich für den Maschinenring Kulmbach tätig, für den
er sich heute als 2. Vorsitzender ehrenamtlich engagiert.
Schon
1987 hatte der inzwischen verstorbene Vater einen neuen Stall,
damals für 25 Kühe, errichtet. 1997, und damit lange vor der
jetzigen Diskussion um die Anbindehaltung, baute Hans Hermann
Reinhardt den Stall zum Laufstall um, 2010 kam ein Laufhof für die
Kühe im Freien dazu. „Mehr geht halt am Standort leider nicht, denn
sonst müsste man komplett neu bauen“, sagt Hans Hermann Reinhardt.
Auch der Umstieg auf ökologischen Landbau ist wegen fehlender
Weideflächen nicht durchführbar. Überhaupt hält er nichts von der
Bevorzugung der biologischen Wirtschaftsweise durch die Politik und
weite Teile der Öffentlichkeit, zum Beispiel durch überzogene
Förderungen. „Ehrlich ist das nicht“, stellt er unmissverständlich
fest.
Hoch
zufrieden ist Hans Hermann Reinhardt auch mit seinen Verpächtern.
Die hätten großes Interesse daran, dass die Felder ordentlich
bewirtschaftet werden und würden nicht auf den schnellen Euro
blicken. Woanders gehe es längst darum, das meiste rauszuholen.
Insofern sei die Welt im Kulmbacher Landkreis schon noch in Ordnung.
Auf dem
Hof hilft im Wesentlichen Ehefrau Elke mit. In seiner Freizeit ist
auch Hofnachfolger Pascal Sandler aus der Nachbarschaft tatkräftig
mit dabei. Weitere feste Arbeitskräfte gibt es nicht. „Man hilft
sich halt gegenseitig, so gut es geht“, sagt Hans Hermann Reinhardt.
Und für alle Fälle, etwa bei einer Erkrankung käme ein
Betriebshelfer über den Maschinenring ins Spiel. Wenn er seinen
Betrieb beschreiben sollte, dann mit den vier Adjektiven:
konventionell, regional, nachhaltig und ehrlich.
„Momentan
stagniert alles im Bereich der Landwirtschaft“, sagt Hans Hermann
Reinhardt. Er ist aber fest davon überzeugt, dass es wieder
weitergehen wird. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln sei hat für
weite Teile der Gesellschaft etwas ganz selbstverständliches
geworden. Doch so ist es nicht. „Wenn die Leute zu Beginn der
Corona-Krise schon Klopapier gehortet haben, was würden sie dann
erst tun, wenn die Nahrungsmittel einmal knapp werden?“, sagt er und
warnt davor, auf eine Abhängigkeit aus dem Ausland zu setzen.
Bilder:
1.Mit
65 Milchkühen ist der Hof von Hans Hermann Reinhardt ein klassischer
Milchviehbetrieb.
2.Von
Technik fasziniert: Hier bereitet Hans Hermann Reinhard eine
Drillmschine für die Aussaat vor.
Geld muss bei den
Bauern ankommen / BBV-Protestaktionen vor Aldi-Filialen in
Breitengüßbach, Himmelkron und Hollfeld
Breitengüßbach/Himmelkron/Hollfeld.
Gegen das Preisdumping bei Aldi haben Landwirte aus dem Raum Bamberg
protestiert. Mit Schleppern und Transparenten zogen sie vor die
Filiale des Discounters in Breitengüßbach (Landkreis Bamberg),
Himmelkron (Landkreis Kulmbach) und Hollfeld (Landkreis Bayreuth)
und machten ihrem Ärger Luft. Corona-bedingt fanden die Aktionen
ganz bewusst nicht im großen Stil statt. Allerdings gab es auch an
vielen anderen Orten Bayerns ähnliche Proteste.
„Wir
fühlen uns verraten und verkauft“, schimpfte Landwirt Albert Hümmer
aus Trosdorf. Von einer klaren Verbrauchertäuschung sprach auch der
Bamberger Kreisobmann Edgar Böhmer. Der Verbraucher sollte wissen,
dass Produkte von der Haltungsstufe 3 und 4 nur in Frischfleisch und
Frischmilch Verwendung finden. Wenn schon, dann sollten die
Anforderungen für das gesamte Sortiment gelten. Dann würde nämlich
auch beim Landwirt mehr ankommen.
„Aldi
schmeißt mit Werbegeld um sich und knausert beim Tierwohl“,
begründete der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger die Aktion.
Der Discounter inszeniere sich als Hüter und Unterstützer von
Tierwohl in der Landwirtschaft, tatsächlich aber fahre Aldi eine
aggressive Niedrigpreisstrategien, die auf dem Rücken der Bauern
ausgetragen werde. Für Löwinger stelle die Herkunftsbezeichnung
ohnehin die viel wichtigere Verbraucherinformation dar, als die
Haltungsform.
Der
Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe kritisierte auch, dass
Markenhersteller mittlerweile bedrängt werden, für ihre Produkte
weniger zu verlangen, als sie für Produkte erhalten, die unter dem
Eigennamen der Discounter verkauft werden. Bei den Eigenmarken sei
der Produzent aber völlig austauschbar und der Verbraucher könne in
der Regel gar nicht nachvollziehen, woher das Produkt kommt.
Kreisbäuerin Angelika Seyfferth sprach genauso wie ihre Kulmbacher
Kollegin Beate Opel von einem Etikettenschwindel, der auf den Rücken
der Bauern ausgetragen werde.
Die
Ablehnung von Haltungsstufe 1 für Frischmilch, also von Produkten
aus Anbindehaltung, bedeute das Aus für rund 10000 Betriebe in
Bayern. Betroffen seien insbesondere kleine Milchviehbetriebe in
Süddeutschland. Damit beschleunige der Handel den Strukturwandel in
Bayern. Die Kreisobmänner sind sich einig, dass damit auch die
Existenz dutzender Höfe in Oberfranken auf dem Spiel stehe.
„Beim
Bauern, der die Lebensmittel erzeugt, muss einfach ein höherer Preis
ankommen“, so der Bamberger BBV-Geschäftsführer Werner Nützel. Die
Landwirte benötigten höhere Erzeugerpreise um das Überleben vor
allem der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern. „Aldi
muss an die Molkereien und an die Schlachthöfe höhere Preise zahlen
und das Geld muss bei den Bauern ankommen, sonst müssen viele kleine
Bauernhöfe für immer zusperren“, so der BBV-Geschäftsführer von
Bayreuth und Kulmbach Harald Köppel.
In Bamberg
bekamen die Landwirte vom Discounter ein Hausverbot ausgesprochen,
obwohl die Aktion vom Landratsamt mit zehn Teilnehmern und zwei
Schleppern genehmigt wurde. Die Bauern ließen sich davon aber nicht
beirren. Auch nicht von den beiden Polizeifahrzeugen, mit jeweils
zwei Beamten, die schon lange vor der Aktion aufgefahren waren und
das Geschehen genau beobachteten. In Himmelkron und Hollfeld gab es
dagegen keine Probleme, was wohl auch daran lag, dass dort bewusst
nur eine jeweils kleine Gruppe mit einem einzigen Schleppern auf den
Parkplätzen vorgefahren war.
Bild:
1. Landwirte aus
dem Raum Bamberg protestierten vor der Aldi-Filiale in
Breitengüßbach mit zwei Schleppern gegen die Werbeaktionen des
Discounters. Mit dabei waren auch der Bamberger BBV-Geschäftsführer
Werner Nützel (links) und Kreisobmann Edgar Böhmer (3. von links).
2. Aus dem
Kulmbacher Land protestierten die Bauern, darunter auch der
Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger und Kreisbäuerin Beate Opel
(3. und 4. von links) vor der Aldi-Filiale in Himmelkron mit
mehreren Plakaten und einem Schlepper.
3.
BBV-Kreisobmann Karl Lappe, Kreisbäuerin Angelika Seyfferth und die
Landwirte Mariella und Christian Hanning (von links) protestierten
vor der Aldi-Filiale in Hollfeld mit einem Schleppern gegen die
Werbeaktionen des Discounters.
Arbeit der Bauern
nicht zum Nulltarif / Pottensteiner Online-Bauerntag:
Erfolgsgeschichte „Dachmarke Bayreuther Land“ vorgestellt
Pottenstein. Knapp fünf Jahre nach Gründung des Vereins und
zweieinhalb Jahre nach dem offiziellen Start der „Dachmarke
Bayreuther Land“ haben alle Beteiligten ein positives Fazit gezogen.
„Je mehr Menschen den Wert regionaler Produkte verinnerlichen und
verstehen, umso mehr Menschen kaufen diese Produkte auch“, sagte
Jana-Lisa Mönch von der Wirtschaftsförderung des Bayreuther
Landkreises beim Pottensteiner Online-Bauerntag.
Die
„Dachmarke Bayreuther Land“ soll nicht eine beliebige Marke unter
vielen Marken sein. Sie soll vielmehr Erzeugnisse und Hersteller aus
der Region erkennbar machen, um ihre Produzenten und Verarbeiter zu
stärken, so Jana-Lisa Mönch, die im Rahmen des Regionalmanagements
Bayreuth Stadt und Land wesentlich an der Einführung der Dachmarke
beteiligt war. Als Ziel nannte sie es, die Vielfalt an regionalen
Spezialitäten und Produkten zu erhalten, damit die Wertschöpfung in
der Region bleibt.
Kriterien
sind unter anderem, dass der Betrieb, aus dem das jeweilige
Erzeugnis stammt, inhaber- und familiengeführt ist, dass die
Herstellung des Produkts ausschließlich in handwerklicher Qualität
erfolgt, und, dass Grund- und Rohstoffe zu hundert Prozent aus
Bayreuth Stadt und Land stammen. Die Dachmarke hat derzeit über 60
Mitglieder, hauptsächlich Landwirte, Gärtner, Bäcker und Metzger.
Die Finanzierung erfolgt zu 90 Prozent über das Bayerische
Wirtschaftsministerium die restlichen zehn Prozent teilen sich Stadt
und Landkreis Bayreuth.
Als
kommende Aktionen kündigte Jana-Lisa Mönch an, die heimische
Gastronomie über eine regionale Speisekarte mit einzubinden, das
touristische Potenzial in Form von Genusstouren zu stärken und
Führungen durch Betriebe für Schulklassen zu veranstalten. Außerdem
soll die „Dachmarke Bayreuther Land“ im neuen großen Edeka-Center in
Bayreuth als eigener Hofladen im Markt präsent sein.
„Alle
Mitglieder der Dachmarke leisten einen wertvollen Beitrag zur
kulinarischen Vielfalt unserer Heimat“, sagte Landrat Florian
Wiedemann. Er wies darauf hin, dass durch die Pandemie neue
Gewohnheiten und neue Verhaltensweisen bei vielen Menschen
entstanden sind. Die Wertschätzung regional erzeugter Lebensmittel
gehöre dazu. Damit werde die wertvolle Arbeit der Landwirte und der
verarbeitenden Betriebe wieder mehr in den Focus gerückt. Wiedemann
stellte aber auch klar, dass es dies alles nicht zum Nulltarif geben
kann: „Qualität hat eben auch ihren Preis, das muss uns allen klar
sein.“
Die
zunehmende Nachfrage des Verbrauchers nach regionalen Erzeugnissen
zeige, dass der Landkreis mit der Gründung der Dachmarke richtig
gelegen sei, so Wiedemanns Vorgänger Hermann Hübner, der zu den
Ideengebern gehörte. Das erklärte Ziel, Erzeuger und Verbraucher
zusammenzubringen, sei erreicht worden. Hübner könne sich nun auch
eine stärkere Ausweitung der Dachmarke auf die Bereiche Wild und
Fischerei vorstellen.
Seine
Berufskollegen seien auf Werbung dieser Art dringend angewiesen,
sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Reinhold Thiem
vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg
wünschte sich, dass nun auch die großen Discounter Wertschätzung für
die heimische Landwirtschaft und ihre Produkte erbringen.
Doch genau
daran scheitert es derzeit, so Kreisobmann Karl Lappe. Er
kritisierte den aktuellen Preisdumping-Angriff der großen
Handelsketten, die den Produzenten ihrer Eigenmarken derzeit mehr
bezahlen, als den Erzeugern von Fremdmarken. „Hersteller und
Produzenten sind damit austauschbar geworden“, sagte Lappe. Er
forderte seine Berufskollegen zu Geschlossenheit auf, um in diesem
Preiskampf nicht als Verlierer hervorzugehen.
Mehr Rehwild in
heimischen Wäldern / „Wald vor Wild“: Forstliches Gutachten zur
Waldverjüngung vorgestellt
Kulmbach.
Die Rehwildbestände im Landkreis Kulmbach sind im zurückliegenden
Jahr deutlich angestiegen. Das geht aus dem Gutachten zur
Waldverjüngung hervor, das Michael Schmidt vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten bei der Online-Jahresversammlung der
Jagdgenossenschaften im Bauernverband vorgestellt hat. Demnach hat
die Verbiss-Problematik in allen sechs Hegegemeinschaften des
Kulmbacher Landes deutlich zugenommen. Darauf müsse reagiert werden,
waren sich sämtliche Akteure einig.
Teilweise
liege der Verbiss sogar deutlich über den bayerischen Durchschnitt,
berichtete Forstdirektor Schmidt. Die Ökonomischen Auswirkungen für
die Waldbesitzer nannte er schwerwiegend, weil beispielsweise der
Bau von notwendigen Schutzzäunen hohe Kosten verursache. Aber auch
ökologisch seien Auswirkungen feststellbar, weil einzelne Baumarten
durch das hohe Verbiss-Geschehen immer weniger werden, teilweise
sogar vom Aussterben bedroht sind.
Dramatisch
verschärft wurde die Situation zusätzlich durch die großen
Borkenkäferschäden der zurückliegenden Jahre. „Durch den Käfer sind
riesige Kahlflächen in unseren Wäldern entstanden“, sagte Schmidt.
Der Forstfachmann schätzte die Fläche allein im Landkreis Kulmbach
auf rund 2000 Hektar. Die Kosten der Schutzmaßnahmen dafür
bezifferte er auf sechs bis neun Millionen Euro.
Bayernweit
liege der Verbiss beim Laubholz bei 40 Prozent. Ale sechs
Hegegemeinschaften des Landkreises lägen deutlich darüber, so
Forstdirektor Schmidt. Im Einzelnen liegen die Zahlen für die
Hegegemeinschaft (HG) Kulmbach bei 70 Prozent, für die HG Roter Main
bei 64 Prozent, für die HG Jura bei 73 Prozent, für die HG Trebgast
bei 65 Prozent, für die HG Frankenwald bei 51 Prozent und für die
HG Frankenwald-Oberland bei 50 Prozent. „Damit ist der Verbiss in
allen sechs Hegegemeinschaft zu hoch“, sagte Schmidt. Die
Abschussempfehlung müsse deshalb überall erhöht werden.
Einmal
mehr zitierte er das Bayerische Waldgesetz, dass ganz klar die
Priorität „Wald vor Wild“ definiert habe. Das bedeute nicht Wald
ohne Wild, sagte Schmidt, lege aber eine klare Priorität zu Gunsten
des Waldes durch den Gesetzgeber fest. Deshalb sei auch die
Abschussplanung als Grundlage einer objektiven Beurteilung der
Waldverjüngung von so großer Bedeutung. Aus dem Gutachten werden die
Rehwild-Abschusspläne für die kommenden drei Jahre erstellt. Für das
forstliche Gutachten haben Michael Schmidt und seine Mannschaft rund
14000 Pflanzen auf 200 Verjüngungsflächen auf Verbiss-Schäden im
gesamten Landkreis Kulmbach untersucht.
Mit
Schrecken nahm Burkhard Hartmann, Vorsitzender der AG
Jagdgenossenschaft, das forstliche Gutachten zur Kenntnis. Nicht
nur, dass die Mehrzahl der Reviere in den sechs Hegegemeinschaft
mittlerweile zu hohe, teilweise sogar deutlich zu hohe
Verbiss-Zahlen aufweisen, sondern auch, dass meist der besonders
wichtige Leittrieb betroffen sei. Damit sei der Baum von vornherein
nutzlos und wertlos und tauge später allenfalls noch als Brennholz.
„Die Situation ist wirklich gravierend“, sagte Hartmann. Man müsse
aktiv nachpflanzen, anders gehe es nicht.
Neben dem
Rehwild bereitet weiterhin auch die Zunahme des Schwarzwildes
Probleme. So seien zuletzt in Oberfranken rund 11000 Wildschweine
erlegt worden, Im Jahr zuvor waren es noch rund 16000. Als eine
Ursache für den Rückgang nannte Hartmann die Corona-Situation.
Zahlreiche Drückjagden seien deshalb erst gar nicht angesetzt,
andere im letzten Moment wieder abgeblasen worden. „Die fehlenden
Drückjagden schlagen sich in den Zahlen ganz klar nieder“, so
Hartmann.
Klasse statt Masse /
Geringe Besatzdichte, beste Wasserqualität: Vitale Fische aus der
Kleinrehmühle
Kleinrehmühle.
Das ist der Idealfall regionaler Vermarktung: „Der Bedarf ist so
groß, dass wir über einen Umkreis von höchstens 100 Kilometer hinaus
gar nicht verkaufen“, sagt Daniel Wagner von der Fischzucht
Kleinrehmühle. Viele der produzierten Fische gehen an die eigene
Ausflugsgaststätte vor Ort. Damit fällt überhaupt kein Transportweg
an, mehr Tierwohl geht nicht.
In über 30
naturnahen Erdteichen, Becken und Fließkanälen produziert die
Familie Wagner Regenbogenforellen, Bachforellen und Elsässer
Saiblinge. Zum Team gehören neben Daniel Wagner und Lebensgefährtin
Tina fünf fachkundige und langjährig erfahrene Mitarbeiter, zwei
Fischwirte und drei weitere Kräfte, die mit Herzblut für die Fische
und die Fischzucht leben.
Im
Einzelnen gehören Setzlinge, Speisefische, Besatzfische,
Lachsforellen, Räucherfische und ein hochwertiges
Fischfuttersortiment zum Angebot des Betriebs. „Wir achten von
Anfang an auf eine erstklassige Zuchtauslese, so dass wir unseren
Kunden sowohl im Setzlingsbereich als auch im Speisefischbereich
immer gesunde, kräftige und kernfleischige Fische anbieten können“,
sagt Daniel Wagner, der sich um die zum Betrieb gehörende
Ausflugsgaststätte kümmert, während Lebensgefährtin Tina die
Fischzucht übernommen hat.
Die
Vermarktung erfolgt im Wesentlichen an Gaststätten, Wiederverkäufer
auf Märkten, andere Direktvermarkter und an Privatleute. Auch den
Verkauf ab Hof bietet die Kleinrehmühle an. „Die Werbung erfolgt
ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt Daniel Wagner.
Geliefert wird mit einem Lkw und zwei Kleintransportern, die so
umgebaut wurden, dass sie für den Lebendtransport von Fischern
geeignet sind.
Die
Kleinrehmühle ist eigentlich eine Einöde, die zum Teil zum
Gemeindegebiet von Marktleugast, zum anderen Teil zu Presseck
gehört, Bemerkenswert ist die Höhenlage von 585 Meter über dem
Meeresspiegel. Sämtliche Teiche und Becken werden mit dem frischen
Quellwasser des Kleinen Rehbachs gespeist, der laut Daniel Wagner
Gewässergüte 1 aufweist. Auch technisch sind die Anlagen auf
modernstem Stand. Sonden in jedem Teich und in jedem Becken messen
den Sauerstoffgehalt des Wassers. Dazu trägt die geringe
Besatzdichte zu größtmöglichem Fischwohl bei.
Mit zur
Fischzucht Kleinrehmühle gehört auch die Kosermühle bei
Marktleugast, die von der Familie Wagner im Jahr 2008 zugekauft
wurde. „Auch dort produzieren wir Lachsforellen und Saiblinge“,
erläutert Daniel Wagner.
Ebenfalls
zur Kleinrehmühle gehört die gleichnamige und weithin bekannte
Ausflugsgaststätte mit ihren 55 Sitzplätzen und weiteren 350 Plätzen
im Biergarten. Dort gibt es von Mittwoch bis Sonntag immer ab 12 Uhr
geräucherte Forellen aus der eigenen Produktion. Auf dem Gelände
tummeln sich jede Menge Ziegen, Schafe, Enten und Hühner, außerdem
gibt es einen großen Spielplatz. Damit bietet die Kleinrehmühle ein
ideales Ausflugsziel für Familien, sagt Daniel Wagner, der den
Betrieb mit Fischzucht und Gaststätte 2002 von seinem Großvater
übernommen und seitdem immer wieder ausgebaut hat.
„Klasse
statt Masse und dies zu einem vernünftigen Preis, das ist und bleibt
die Devise der Fischzucht Kleinrehmühle“, so Wagner. Auch in Zukunft
will er vitale Fische züchten und freut sich, wenn Gäste die Anlage
besuchen und den Fischwirten bei ihrer Arbeit über die Schultern
schauen.
Bild:
Fischwirt Sebastian Scherz gehört zu den Mitarbeitern der Fischzucht
Kleinrehmühle.
Milchviehhalter in
Oberfranken: Pro Woche zwei Betriebe weniger / Rinderzuchtverband
Oberfranken legte Jahresbericht vor – Umsatz konnte endlich wieder
gesteigert werden
Bayreuth.
Trotz Corona und aller damit verbundenen Einschränkungen konnte der
Rinderzuchtverband Oberfranken sein Ergebnis im zurückliegenden
Zuchtjahr um 1,6 Millionen Euro auf insgesamt rund 16,5 Millionen
Euro steigern. Das ist umso erfreulicher, als dass in den
vergangenen beiden Jahren das Ergebnis rückläufig war. Wie aus dem
druckfrisch vorliegenden Jahresbericht hervorgeht, sind die
Vermarktungszahlen um gut 500 auf exakt 30968 Tiere aller Kategorien
(Nutzkälber, Zuchtkälber, Jungrinder, Jungkühe und Bullen)
gestiegen. Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes ist nicht
identisch mit dem Kalenderjahr. Es beginnt am 1. Oktober und endet
am 30. September.
Vorsitzender Georg Hollfelder führt die Steigerungen auf die
gestiegenen Tierzahlen, vor allem aber auf die höheren Preise bei
den Nutzkälbern zurück. Während im zurückliegenden Jahr noch
zahlreiche Märkte abgesagt werden mussten oder nicht in gewohnter
Weise stattfinden konnten, hatte sich die Situation mittlerweile
wieder geändert. Alle Märkte wurden abgehalten, wenn auch die
Besucherzahl auf den Großviehmärkten zeitweise geringer gewesen sei,
so heißt es in der Bilanz.
Einschränkungen gab es aber trotzdem: Durch die Umbaumaßnahmen im
Großviehstall in Bayreuth seien Bullen, Jungkühe und hochtragende
Kalbinnen ab Februar im Exportstall, die Jungrinder im Kälberstall
untergebracht worden. Im April hätten dann die Anbaumaßnahmen für
den Kälberstall begonnen, wodurch der Körplatz blockiert wurde und
die Körung zwischen Großviehstall und Exportstall stattfinden
musste.
Der
Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr
noch 1014 Mitgliedsbetriebe, 50 weniger als im Jahr zuvor. Somit sei
die 1000er-Grenze noch nicht, wie befürchtet, unterschritten worden.
Die Zahl der Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls
deutlich gesunken, und zwar um weit über zwei Prozent oder 1568
Stück auf nun 64687. Die Durchschnittsgröße der Betriebe wird mit
knapp 64 Kühen angegeben (Vorjahr 62).
Während
diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die
Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, listet der
umfangreiche Jahresbericht traditionell auch die gesamte
Milchviehhaltung in Oberfranken auf. Hier sank die Zahl der
Milchkühe um 1700 auf 81175. Damit liege Oberfranken im bayerischen
Trend, so Zuchtleiter Markus Schricker.
Unverändert fortgesetzt hätten sich auch die Betriebsaufgaben.
Wieder 101 Betriebe weniger bedeute noch 1665 Milchviehhalter in
Oberfranken. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt statistisch
bei 48,8 Kühen pro Betrieb. Die meisten Milchkühe werden in den
Landkreisen Bayreuth und Hof gehalten, die wenigsten in den
Landkreisen Kronach und Lichtenfels.
Wenn auch
der Rückgang in den Milchkuhzahlen und Betriebszahlen etwas gebremst
wurde, sei der Trend klar: kontinuierliche Betriebsaufgaben und kaum
Neuinvestitionen. 101 Betriebe weniger bedeute in etwa, dass zwei
Betriebe pro Woche aufgeben. Die Zeichen würden dabei nicht für eine
Trendwende sprechen.
Beim
Rinderzuchtverband standen nach den Worten des Vorsitzenden Georg
Hollfelder im vergangenen Jahr vor allem Investitionen in mehr
Tierwohl im Fokus. Der Umbau auf die freilaufende Auktion im
Großviehstall konnte abgeschlossen werden, die Umgestaltung und
Erweiterung des Kälberstalles wurde begonnen und soll 2022
abgeschlossen werden. „Das alles sind Investitionen für die
Mitglieder, für eine regionale und in die Zukunft gerichtete
Viehvermarktung.“
Von der
Politik wünschen sich die Verantwortlichen ein Bekenntnis zu einer
„modernen und spezialisierten Landwirtschaft ohne
Bilderbuchträumereien“. Das Spannungsfeld Ökonomie, Tierschutz,
Klimaschutz werde bleiben. „Darauf müssen wir uns einstellen, aber
wir erwarten Anerkennung unserer Arbeit, unseres Berufstandes und
vielleicht doch klare Perspektiven“, so der Vorsitzende.
Bild:
Die
Umbaumaßnahmen in den Stallungen des Rinderzuchtverbandes
Oberfranken im Grünen Zentrum in Bayreuth sind nahezu abgeschlossen.
Mit Waldumbau gegen
den Klimawandel / Höhere Temperaturen, weniger Niederschläge – BBV
informiert Waldbauern über geeignete Gegenmaßnahmen
Bamberg.
Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die
Forstwirtschaft. Das sagt Hans-Joachim Klemmt, neuer Leiter der
Abteilung Waldbau und Bergwald an der Landesanstalt für Wald- und
Forstwirtschaft in Freising-Weihenstephan. Einzige wirksame Maßnahme
ist dabei der frühzeitige Aufbau klimastabiler und zukunftsfähiger
Wälder, so der Fachmann bei einer Online-Veranstaltungsreihe zum
Thema Klima des BBV Oberfranken.
Wälder
sind ein Teil der Lösung der Klimaproblematik, weil sie Kohlendioxid
binden. „Doch egal, wie viel wir auch aufforsten, wir werden den
Klimawandel damit nicht stoppen können“, sagt Klemmt. Den Waldbauern
legt der aus Neuhaus an der Pegnitz stammende Referent nahe,
frühzeitig mit dem Waldumbau zu beginnen. „Warten sie nicht, bis die
Natur sie zwingt, ihre Wälder zu verjüngen.“ Dabei sollten
baldmöglichst auch geeignete klimaresistente Mischbaumarten in
geeigneter Form, also durch Pflanzung oder Saat in den vorhandenen
Bestand eingebracht werden.
Was Klemmt
die 4-Plus-Regel nennt, bedeutet auf mehrere, mindestens vier
Baumarten zu setzen, um das Risiko zu minimieren. Dabei sollte vor
allem darauf geachtet werden, dass Klima, Boden und Baumartenwahl
auch zusammenpassen. So könne der Waldbewirtschafter Licht-, Wasser-
und Nährstoffverfügbarkeit steuern. Stets sollte man dabei auch den
Wildeinfluss durch geeignete Maßnahmen gering halten.
Laut
Hans-Joachim Klemmt ist der Klimawandel in Bayern längst spürbar und
auch nachweisbar. Er warnt aber auch: „Es wird noch deutlich wärmer
werden, als wir es bisher erfahren haben.“ Als Beleg dafür zählt der
Experte auf, wie die bayerischen Durchschnittstemperaturen seit 1986
angestiegen und die Niederschläge abgenommen hatten. 2018 sei die
laut Deutschem Wetterdienst mit 9,9 Grad Celsius heißeste jemals
gemessene Durchschnittstemperatur im Freistaat gemessen worden. Das
Mittel lag zwischen 1961 und 1990 bei 7,5 Grad Celsius. Gleichzeitig
seien 2018 die Gesamtniederschläge die drittniedrigsten seit
Aufzeichnungsbeginn 1881 gewesen.
Für die
Wälder bedeute dies schon heute großflächige Schäden. „Und diese
Schadensphänomene werden mit zunehmendem Klimawandel noch häufiger
auftreten“, warnt Klemmt. Besonders auffällig sei es dabei, dass
Nordbayern viel stärker als Südbayern betroffen ist. Hier sei der
Nadel- und Blattverlust als Trockenheitsreaktion viel stärker
festzustellen. Allgemein sei die Mortalitätsrate besonders bei
Fichten und Kiefern überdurchschnittlich. Klemmt: „Insgesamt haben
wir bereits großflächigen Schäden in unseren Wäldern beobachten
müssen.“
Dieter
Heberlein, Jagd- und Waldreferent des BBV Oberfranken, weist darauf
hin, dass der Grundwasserspiegel in Oberfranken während der
zurückliegenden zehn Jahren um fast einen halben Meter abgesackt
ist. Allerdings habe sich der Wald zuletzt in 2021 wenigstens wieder
leicht von der extremen Trockenheit der Vorjahre erholen können.
„Nach drei heißen und trockenen Sommern war 2021 wieder ein relativ
normales Jahr“, so Heberlein. Das habe man vielfach gar nicht so
wahrgenommen, weil man sich schon an die trockene und heiße
Witterung der Vorjahre gewöhnt hatte. Dennoch werde es keinen Weg
mehr an dem Thema Klimawandel vorbei geben.
Bild:
Viel ist nicht
mehr übrig geblieben vom einst so üppigen Fichtenwald bei
Wilhelmsthal im Landkreis Kronach. Schuld daran sind die trockenen
und heißen Sommer, die für eine Massenvermehrung des Borkenkäfers
gesorgt haben.
Weniger Betriebe,
weniger Schweine / „Stallgespräch“ bei den Ferkelerzeugern Deinlein
in Neudorf
Neudorf.
Ihren Viehbestand haben sie schon drastisch reduziert. Waren es im
Herbst noch 350 Schweine auf dem Ferkelerzeugungsbetrieb von Dagmar
und Jörg Deinlein in Neudorf, nahe Scheßlitz, sind es mittlerweile
nur mehr 190. Die Preise sind einfach zu schlecht. Wie es
weitergehen soll, ist völlig offen. „Die ständig neuen Anforderungen
machen uns schon schwer zu schaffen“, sagte Jörg Deinlein beim
„Stallgespräch“ des BBV Bamberg.
Aufgrund
neuester Vorgaben müsste die Familie ihren Stall schon wieder
umbauen. Das sei aber am jetzigen Standort aufgrund von
Abstandsvorgaben gar nicht möglich. Eine notwendige Investition von
rund einer viertel Million Euro ist schon gar nicht drin bei den
derzeitigen Preisen. „Also bleibt uns nur eines übrig: den Bestand
zu reduzieren“, so Jörg Deinlein.
BBV-Geschäftsführer Werner Nützel machte dabei eine einfache
Rechnung auf. Während der Erzeugerpreis für den Bauern pro Kilo
erzeugtem Schweinefleisch in Deutschland ohne Mehrwertsteuer im Jahr
2015 bei 1,26 Euro lag, liege er heute bei 1,28 Euro. Der
Verbraucherpreis habe allerdings schon 2015 bei 6,06 Euro gelegen,
heute macht er 7,22 Euro aus. Soll heißen: „Beim Landwirt kommt
nichts an.“ Völlig außer Acht gelassen wurde dabei, dass die
Betriebskosten in den zurückliegenden Jahren gewaltig angestiegen
sind.
Kein
Wunder, dass die Zahl der schweinehaltenden Betriebe in Bayern im
Zehn-Jahres-Vergleich um 45 Prozent abgenommen habe und zuletzt bei
4200 lag. Wie viele werden diesmal übrig bleiben, fragen sich die
Landwirte. Die Zahl der Tiere sei dabei nicht so stark
zurückgegangen, sie lag zuletzt im Freistaat bei knapp 2,9
Millionen, was im Zehn-Jahres-Vergleich aber trotzdem einen Rückgang
um 18 Prozent ausmachte. Die Umfragen lassen nichts Gutes ahnen: 70
Prozent der Schweinehalter in Deutschland wollen in den kommenden
Jahren aufgeben.
Nützel
kritisierte auch die zahlreichen Lockangebote des
Lebensmitteleinzelhandels, die einzig und allein auf Kosten der
Landwirte gehen. „Die fünf großen Discounter machen den Preis
kaputt“, sagte er. Wenn der Lebensmitteleinzelhandel schon mehr
Tierwohl fordere und dafür einen höheren Preis verlange, müsse das
auch beim Bauern ankommen, so Kreis-, Bezirks- und Landesbäuerin
Anneliese Göller. „Die Marktmacht der großen Handelsketten ist das
Problem“, sagte Kreisobmann Edgar Böhmer.
Die
Familie Deinlein hat für sich zumindest einen kleinen Ausweg aus der
Misere gefunden. Sie arbeitet mit einem zertifizierten
Schlachtbetrieb zusammen und vermarktet die Schweine in Form von
Schlachtpaketen selbst. „Wir müssen einfach schauen, dass mehr bei
uns bleibt“, so Dagmar Deinlein. Für Ehemann ist sowieso klar, dass
es im Moment einfacher ist, Kaffee zu vermarkten, als Schweine.
Deshalb wollen sie auch ab März ihr Hofcafé wieder regelmäßig an den
Sonntagen öffnen.
Bild:
Katharina
Schrenker und Fabian Deinlein sowie Jörg und Dagmar Deinlein trafen
sich vor ihrem Hofcafé in Neudorf mit BBV-Geschäftsführer Werner
Nützel, Kreis- Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller und
Kreisobmann Edgar Böhmer (von links).
Ein halbes Jahrhundert
Mühlentradition / Familienbetrieb in 18. Generation - Qualitätsmehle
aus regionaler Herstellung
Stadtsteinach.
Aus der Region für die Region: das könnte ein Slogan sein, mit dem
Dirk Partheimüller Werbung für seine Produkte macht. Doch der
Inhaber der historischen Partheimühle in Stadtsteinach hat das ganz
nicht nötig. Über ein gutes Dutzend Landwirte aus den Landkreisen
Bayreuth, Kronach und Kulmbach gehören seit eh und je zu seinen
Lieferanten. Das Korn kommt also von den Feldern der Region. Das
produzierte Weizen-, Roggen- und Dinkelmehl findet nahezu
ausschließlich in Bäckereien und Pizzerien Oberfrankens Verwendung.
Nahezu heißt, dass auch Privatleute ihr Mehl entweder direkt beim
Partheimüller oder bei Rewe- und Edeka-Märkten in und um Kulmbach
erwerben können.
Seit
Jahrhunderten kommt Qualitätsmehl aus Stadtsteinach. Bereits 1558
wurde die Mühle erstmals urkundlich erwähnt. Dirk Partheimüller
stellt heute wie damals aus regionalem Getreide Weizen-, Roggen- und
Dinkelmehle ohne chemische Zusatzstoffe her. „Wir kaufen
ausschließlich Getreide aus Oberfranken, das ist nachhaltig, weil
wir so den Kohlendioxid-Ausstoß vermindern“, sagt der Partheimüller.
Mehr als 30 Kilometer Transportweg hat keine Getreidelieferung mehr
hinter sich, wenn sie in Stadtsteinach ankommt.
Feste
und zuverlässige Lieferanten, „auf die man sich verlassen kann“, das
ist für Dirk Partheimüller wichtig. Schließlich hat auch er mit
stark schwankenden Rohstoffpreisen zu tun, wenn zum Beispiel wie im
zurückliegenden Jahr die Preise gewaltig steigen, weil deutsches
Getreide ins Ausland abwandert.
Insgesamt
werden in Stadtsteinach jedes Jahr gut 1000 Tonnen Getreide
verarbeitet. „Regionalität ist unser Prinzip“, so Dirk Partheimüller,
der auch Mitglied der Genussregion Oberfranken ist und natürlich
auch deren strenge Kriterien erfüllt. Neben Weizenmehlen sowie
Roggenmehlen unterschiedlicher Typen gibt es in Stadtsteinach auch
Dinkelmehle und ein eigenes Pizzamehl. Jeder Abnehmer kann dabei mit
Säcken zu 2,5 bis 25 Kilogramm den jeweiligen individuell
gewünschten Bedarf abdecken.
Dirk
Partheimüller stellt bereits die 18. Generation in diesem
außergewöhnlichen Familienbetrieb. Mit seiner Frau Sonja hat der
54-Jährige schon für die nächste Generation vorgesorgt, Sohn Luca
(14) kennt sich im Betrieb jedenfalls bestens aus.
Trotz der
altehrwürdigen Tradition ist die aus den 1960er Jahren stammende
Produktionsstätte relativ neu. Damals wurde sie neben dem
denkmalgeschützten historischen Gebäude mit dem Mühlrad errichtet.
Die parallel zur Getreidemühle betriebene Sägemühle wurde schon vor
rund 100 Jahren eingestellt. Die Landwirtschaft, die noch lange
betrieben wurde, ist erst vor gut 20 Jahren aufgegeben worden.
Was heute
vielfach als Gläserne Produktion angepriesen wird, lebt der
Partheimüller schon lange. In seinen Mühlenführungen erklärt er
immer wieder gerne, wie das Korn zum Mehl gemahlen wird. Ganz so
einfach ist das nämlich nicht, viele Produktionsschritte sind dazu
notwendig. „Die wenigsten wissen, wie das wirklich funktioniert“,
sagt er. Wie so oft, hat auch hier Corona für eine Unterbrechung
gesorgt. Trotzdem hofft der Partheimüller schon bald wieder mit den
Führungen beginnen zu können.
Was
bei vielen Bauern der Hofladen, ist bei Dirk Partheimüller das
Mühlenlädla gleich am Eingang, das täglich geöffnet hat. Im Angebot
hat er auch die Produkte der befreundeten Minderleinsmühle bei
Neunkirchen am Brand. Dirk Partheimüller hat auch beobachtet, dass
gerade jüngere Leute verstärkt wieder selbst backen, eine
Entwicklung, die durch Corona noch forciert worden ist und die der
Stadtsteinacher Partheimühle nur zu Gute kommt.
Bilder:
1.Dirk
Partheimüller bedient Walzenstühle, die teilweise schon seit 100
Jahren im Betrieb sind.
2.Sonja,
Luca und Dirk Partheimüller betreiben die gleichnamige Mühle in
Stadtsteinach in 18. Generation seit 1558.
3.Die
Partheimühle im Stadtsteinacher Dammweg ist ein ortsbildprägender
Bau mit langer Geschichte.
4. In Zeiten von Corona backen viele Verbraucher wieder selbst und
finden so den Weg ins Mühlenlädla.
Generationengerechter Übergang bei der Anbindehaltung / Landwirte
diskutierten mit CSU-Abgeordneten
Lichtenfels/Kulmbach. In der Kritik am Koalitionsvertrag war man
sich einig beim Online-Gespräch tragender bäuerlicher Organisationen
aus Coburg, Kronach und Kulmbach mit den beiden
CSU-Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (Lichtenfels/Kulmbach) und
Jonas Geissler (Coburg/Kronach). So ganz verinnerlicht hatten es
manche Teilnehmer freilich noch nicht, dass CSU im Bund jetzt
Opposition heißt.
„Wir sind
abgewählt worden und können künftig nur Anträge stellen“, sagte Emmi
Zeulner. Als Opposition sitze man eben nicht mehr mit am
Verhandlungstisch. Einfacher werde das sicher nicht. Jonas Geissler,
neu gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Coburg, zu dem auch
Kronach gehört, räumte Fehler der CSU in der Vergangenheit ein. „Wir
wissen, dass wir wahnsinnig viele Landwirte enttäuscht haben“, sagte
er.
Der
Koalitionsvertrag stelle die Landwirte eher als Umweltschützer dar,
monierte Zeulner. „Das sind sie zwar, sie sind aber auch
Nahrungsmittelproduzenten“, so die Angeordnete. Ziel sollte es sein,
Deutschland in Sachen Ernährung ein stückweit autark zu machen. Wenn
der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse gerade einmal bei 30
Prozent liegt, dann sei das entschieden zu wenig. „Wir dürfen uns
nicht abhängig machen“, warnte die Politikerin.
Diese
Auffassung vertrat auch Michael Bienlein, BBV-Kreisobmann von
Lichtenfels: Es bringt uns doch nichts, wenn wir die
Nahrungsmittelproduktion ins Ausland verlagern und nur noch als
Umweltschützer tätig sind“. Die Lebensmittelsouveränität werde
sträflich vernachlässigt, so Harald Weber, Leiter des
Landwirtschaftsamtes Coburg-Kulmbach. Kreisobmann Bienlein
bemängelte, dass bei vielen Dingen wie etwa bei der Düngeverordnung
die fachliche Praxis völlig außen vor bleibe.
Ein großes
Thema, das viele Landwirte umtreibt ist die Diskussion um die
Zukunft der Anbindehaltung. Wie berichtet, listen Teile des
Lebensmitteleinzelhandels bereits Frischmilch aus, die aus
Anbindehaltung stammt. „Ob es einem Tier gut oder schlecht geht,
hängt doch nicht ausschließlich von der Haltungsform ab“, sagte
Bienlein. Es liege vielmehr an den Menschen, die das Tier versorgen.
Emmi
Zeulner sprach sich dabei für individuelle Lösungen aus. Statt eines
fixierten Stichtages sollte es einen generationengerechten Übergang
geben. „Wir werben in Berlin für eine entsprechende Initiative“,
versprach sie. Der Umbau in der Struktur müsse massiv unterstützt
werden. Zuvor hatte auch Behördenleiter Weber für Übergangslösungen
plädiert. Von den 147 Milchviehhaltern im Landkreis Lichtenfels
hätte über die Hälfte weniger als 20 Kühe. Dabei könne man sicher
davon ausgehen, dass es bei diesen kleinen Landwirten noch überall
Anbindehaltung gibt. Nur 36 von den 147 Milchviehhaltern hätten mehr
als 50 Kühe im Stall, der dann wohl ziemlich sicher ein Laufstall
ist
Landwirt
Bernhard Hofmann äußerte große Sorgen, was den Nachwuchs angeht.
Hofnachfolger würden die Lust am Beruf verlieren, wenn sie keinerlei
Wertschätzung mehr erfahren. „Immer steht die Landwirtschaft im
Kreuzfeuer der Kritik, Vielflieger und Kreuzfahrer bleiben dagegen
außen vor“, sagte er.
Einig war man
sich darin, dass der Landwirt wieder einen ordentlichen Preis für
sein Produkt bekommen muss. In Sachen Selbstbewusstsein des
Berufsstandes sei aber schon noch Luft nach oben, so Zeulner. „Wir
wissen um die Leistung, die erbracht wird“, sagte sie. „Unser
Kernanliegen sollte deshalb die Wertschätzung der Bauern sein“, so
Jonas Geissler. Landwirte dürften nicht länger unter Generalverdacht
gestellt werden.
Bauern am Scheideweg /
BBV-Stallgespräch bei Schweinebauer Jan Schrijer im Coburger Land
Ottowind.
Die Schweinerhalter sind seit Monaten die eigentlichen Sorgenkinder.
„Derzeit werden die Kosten nicht annähernd gedeckt“, sagte der
Coburger Kreisobmann Martin Flohrschütz beim traditionellen
Pressegespräch, das viele Kreisverbände alljährlich im Umfeld der
Grünen Woche veranstalten. Wenn es heuer Corona-bedingt auch schon
zum zweiten Mal hintereinander keine Grüne Woche gibt, so hält der
BBV trotzdem an seinen „Stallgesprächen“ fest, um auf die
dringendsten Probleme der Branche hinzuweisen.
Die Gründe
für die Misere sind schnell aufgezählt: explodierende Energie- und
Futterkosten, eine zunehmende Zahl an Vegetariern und Veganern, das
Auftauchen der Afrikanischen Schweinepest und daraus resultierende
Exportstopps sowie die seit bald zwei Jahren andauernde
Corona-Krise. „Uns fehlt die Rückendeckung, sagt Schweinebauer Jan
Schrijer aus Ottowind bei Meeder im Landkreis Coburg. Er meint damit
die Rückendeckung aus der Politik, deren immer neue Auflagen richtig
Geld kosten. Aber auch die fehlende Rückendeckung aus dem
Lebensmitteleinzelhandel macht den Bauern zu schaffen. „Wenn wir zu
Aldi-Konditionen produzieren sollen, dann hören wir lieber gleich
auf“, so Schrijer.
Genau das
haben viele Bauern schon getan, auch im Landkreis Coburg. „Viele
Ställe stehen bereits leer“, sagte Kreisobmann Flohschütz. Er hat
bereits beobachten müssen, dass die Landwirte nach Alternativen
suchen, die Tierhaltung zum Beispiel ganz aufgeben, den Betrieb nur
noch im Nebenerwerb führen oder sich eine außerlandwirtschaftliche
Einkommensquelle suchen.
„Wir
wollen doch nicht mehr und nicht weniger als ein ganz normales
Einkommen“, sagt Jan Schrijer, der auch Vorstand des
Fleischerzeugerrings Oberfranken ist. Es müsse einfach besser
honoriert werden, wenn Landwirte sich um das Tierwohl kümmern. Seine
Schweine hätten zum Beispiel stets Auslauf und könnten jederzeit an
die frische Luft. Beim Stallgespräch mit der örtlichen Presse
konnten sich alle Beteiligten davon überzeugen, dass die Schweine
dies auch bei winterlichen Temperaturen gerne in Anspruch nehmen.
Den
Prozess der Fleischproduktion, den sich die Gesellschaft in der
öffentlichen Diskussion wünscht, würde aus Sicht von Kreisobmann
Flohschütz schon längst flächendeckend vorhanden sei, wenn der Markt
dafür da wäre. „Anspruch und Wirklichkeit klaffen jedoch
auseinander“, sagt Flohrschütz. In Nischen würden diese Märkte in
einzelnen Programmen von Teilen des Lebensmitteleinzelhandels und
von Direktvermarkter zwar schon bedient. Die breite Masse entlohne
jedoch nicht die von der Gesellschaft geforderten
Haltungsbedingungen.
Behördenleiter Harald Weber vom Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach
sieht die Landwirtschaft an einem Scheideweg. „Die Nutztierhaltung
sei mittlerweile generell ein Problem geworden. Sowohl die Zahl der
Halter, als auch die Zahl der Tiere nehme dramatisch ab, weil sich
die höheren Kosten nicht in höheren Preisen niederschlagen. Wir
wissen nicht, wie wir die höheren Preise durchsetzen können“, so
Weber.
Dabei geht
es schon längst nicht mehr nur ums Geld. „Die fehlende Wertschätzung
macht vielen jungen Leuten schwer zu schaffen“, sagt er. Es sei
nicht immer unbedingt positiv, was da an den potentiellen Nachwuchs
herangetragen werde, so der Behördenchef, der auch Fällen des
sogenannten „Bauern-Bashings“ wusste. Schon in der Schule stünden
Kinder von Landwirten im Zentrum des Spotts. Das könne so nicht
weitergehen.
Bild:
Stallgespräch
auf dem Hof von Jan Schrijer in Ottowind bei Meeder im Landkreis
Coburg: hier habe die Schweine jederzeit Auslauf und könnten auch
bei winterlichen Temperaturen an die frische Luft.
Wettermeldungen
digital und online / Georg Zenk aus Bad Staffelstein und Harald
Fischer aus dem Fichtelgebirge sind offizielle Melder des Deutschen
Wetterdienstes - Ehrenamtliche Helfer gesucht
Bad
Staffelstein/Marktleuthen. Der Deutsche Wetterdienst sucht in
Oberfranken einen Wetterbeobachter. Hintergrund ist, dass Waldfried
Männlein aus Königsfeld im Landkreis Bamberg aus Altersgründen seine
ehrenamtliche Tätigkeit vor kurzem eingestellt hat. Er betreute
zuletzt eine der ältesten Stationen überhaupt, die bereits im Jahr
1899 ihren Betrieb aufgenommen hatte.
Aktuell
gibt es oberfrankenweit im Schnitt alle 15 Kilometer eine Station,
so Frank Sievers von der Abteilung Messnetze und Daten des Deutschen
Wetterdienstes in München. Wettermelder zu finden sei nicht ganz
einfach, da die Station möglichst frei stehen muss, damit die
Messungen nicht beeinträchtigt werden. Landwirte seien geradezu
prädestiniert dafür, da sie über entsprechende Flächen in geeigneten
Lagen verfügen und die Daten ja ohnehin auch für sich benötigen. Im
Übrigen handle es sich um ein Ehrenamt, bei dem lediglich der
Aufwand entschädigt werde.
Eine der
oberfränkischen Stationen befindet sich im Bad Staffelsteiner
Ortsteil Stublang bei Landwirtschaftsmeister Georg Zenk.
Wettertechnisch sei er schon immer interessiert gewesen, berichtet
der 33-Jährige. Seit knapp zwei Jahren ist er offizieller Melder.
„Mich hat das schon lange fasziniert, wie das alles zustande kommt“,
so Zenk, der den elterlichen Hof als Betriebsleiter führt.
Durch
einen Artikel im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt war er
damals darauf gekommen, dass Wetterbeobachter gesucht werden.
Schnell war der Kontakt zustande gekommen und das Gebiet nahe dem
Stallneubau am Ortsrand stuften die Fachleute als absolut geeignet
ein.
Nun ist es
bei Georg Zenk nicht mehr so, dass er jeden Morgen an seiner
Wetterstation Daten in Tabellen einträgt und sie nach München
durchtelefoniert. Die Station arbeitet vollautomatisch, sämtliche
Werte werden digital übermittelt. Der Melder muss die Station und
das Umfeld regelmäßig warten und pflegen, freihalten von Unkraut,
die Gerätschaften säubern und eventuell neu hochfahren, ähnlich wie
beim Computer. Lediglich die Schneehöhen werden noch per Hand
gemessen.
Die
Station selbst ist eigentlich ganz unscheinbar mit Erdbodenfeld,
Niederschlags- und Luftfeuchtigkeitsmesser. Vollautomatisch wird
hier 320 Meter über Normalnull die Lufttemperatur fünf Zentimeter
über dem Boden gemessen, werden Frosttemperaturen festgestellt und
die Regenmengen bestimmt.
Im
Stallneubau nebenan sind 70 Milchkühe zuhause, insgesamt
bewirtschaftet Georg Zenk 110 Hektar Fläche, der Großteil davon
Grünland zur Selbstverwertung, aber auch Weizen und Roggen zur
Vermarktung über den Landhandel. Vor zehn Jahren war er bereits in
die GdbR der Eltern miteinagestiegen, vor zwei Jahren hatte er die
Betriebsleitung übernommen.
Bei Harald
Fischer aus Neudorf, einem Ortsteil von Marktleuthen im
Fichtelgebirge ist die Situation ganz ähnlich. Bei ihm war die Suche
im Schaukasten des Ortes ausgeschrieben, nachdem der Vorgänger
aufgegeben hatte. Der 62-Jährige ist ohnehin als Stadtrat, Kreisrat,
Feldgeschworener, Jagdvorstand und als Kreisobmann des
Bauernverbandes recht gut unterwegs. Auf ein Ehrenamt mehr oder
weniger kam es dabei auch nicht an. Im März 2017 legte er los.
Seitdem übermittelt er online täglich um sieben, beziehungsweise
acht Uhr die Niederschlagsmengen und Schneehöhen. Ist er einmal
krank oder anderweitig verhindert, hilft Sohn Andreas aus.
Luftfeuchtigkeit und Temperaturen werden in Neudorf nicht gemessen,
da es sich um eine konventionelle Niederschlagsstation handelt.
Harald
Fischer bewirtschaftet in Form einer GdbR zusammen mit Ehefrau
Irmtraud und Sohn Andreas in und um das 40-Seelen-Ort Neudorf rund
100 Hektar, 60 Milchkühe plus Nachzucht stehen in dem 2005 an- und
umgebauten Stall. Auf seinen Flächen baut er Mais zum Eigenbedarf
als Futter und Braugerste an. Auch bei ihm besteht ein großer Teil
der Fläche aus Grünland.
Was Harald
Fischer im Umfeld seiner Arbeit für den Wetterdienst besonders
aufgefallen ist, sind die zunehmenden Starkregenereignisse, die
regional meist unterschiedlich begrenzt sind. Land unter in Neudorf
könne durchaus auch bedeuten, dass es im Nachbarort komplett trocken
geblieben ist. Die Station Neudorf liegt auf einer Höhe von gut 600
Metern über Normalnull.
Bilder:
1.In
Stublang betreibt Georg Zenk seine Wetterstation am Ortsrand.
2.Bei
der Wetterstation von Harald Fischer handelt es sich um eine
konventionelle Niederschlagsstation.
Kurze
Transportwege, frische Fische / Teichwirt Edwin Hartmann produziert
Karpfen am Ortsrand von Waldau
Waldau.
„Gesunde Lebensmittel in den eigenen Teichen zu produzieren, das
erfüllt einen auch mit Stolz“, sagt Edwin Hartmann (66) aus Waldau.
Sein Lebensmittel sind die Karpfen, die in den vier eigenen Teichen
am Ortsrand des Neudrossenfelder Gemeindeteils heranreifen.
Vermarktet werden sie im Wesentlichen über die für ihre
Fischspezialitäten weit über die Landkreisgrenze hinaus bekannte und
bereits mehrfach ausgezeichnete Gaststätte Fuchs direkt in der
Nachbarschaft der Familie Hartmann. Noch kürzer können Transportwege
kaum ausfallen, liegen doch zwischen Teich und Wirtshaus nicht
einmal 500 Meter Luftlinie.
Edwin
Hartmann, der hauptamtlich als Ingenieur bei der Telekom in Bayreuth
tätig war und der jetzt eigentlich seinen Ruhestand genießen könnte,
betreibt Land-, Forst-, und Teichwirtschaft im Nebenerwerb zusammen
mit seiner Ehefrau Claudia, Tochter Jennifer und den Söhnen
Alexander, Philip und Leon. Für den zwölf Hektar großen Betrieb
wurde eine landwirtschaftliche GbR gegründet, um auch gegenüber dem
Finanzamt die Gewinnerzielungsabsicht in einem rechtssicheren Rahmen
zu dokumentieren.
Die
eigene Teichanlage besteht aus vier Karpfenweihern mit einer
Gesamtwasserfläche von einem Hektar. Der erste Teich wurde bereits
1982 gebaut und bereits mehrfach erweitert. 1990 und in den Jahren
2019 und 2020 entstanden die weiteren drei Weiher, die jeder
Autofahrer kennt, der auf der A70 kurz nach der Auffahrt
Kulmbach/Neudrossenfeld in Richtung Bayreuth unterwegs ist.
Besetzt
werden die Teiche mit zweijährigen Karpfen (K2). Schleien und
Graskarpfen werden in geringen Stückzahlen als Beifische gehalten.
Zur im Teich vorhandenen Naturnahrung wird Getreide aus eigenem
Ackerbau zugefüttert. Das Getreide baut Edwin Hartmann auf sechs
Hektar Fläche an, die er bis 2015 verpachtet hatte und seitdem
wieder selbst bewirtschaftet.
In
einem guten Jahr werden bis zu 500 kg schlachtreife dreijährige
Karpfen (K3) geerntet und verkauft. „Das sind zwischen 250 und 300
Karpfen“, sagt Edwin Hartmann. Wenn etwas für den Eigenbedarf übrig
bleibt, kommen die von Ehefrau Claudia zubereiteten Karpfen blau,
gebacken oder heiß geräuchert gerne auch auf den heimischen Tisch.
Heuer seien es allerdings deutlich weniger Karpfen gewesen, da die
Temperaturen den Sommer über einfach zu kalt waren. Auch in den
beiden Jahren davor habe es aufgrund der Trockenheit eine geringere
Ausbeute gegeben.
Damit die
Karpfen ihren Teichmoder verlieren, ist die Hälterung in fließendem
Wasser unabdingbar. Nur so könne der Fischliebhaber den
unbeeinträchtigten Karpfengeschmack genießen, erklärt Edwin
Hartmann. In der heimischen Hälterung schwimmen daher meistens
einige Prachtexemplare.
Auch
ehrenamtlich engagiert sich Edwin Hartmann. Als Fischereibeirat der
Teichgenossenschaft Oberfranken vertritt er seit 2013 den Landkreis
Kulmbach, der aufgrund einer geringeren Zahl an kleinen
Fließgewässern teichwirtschaftlich nicht so gut aufgestellt ist, wie
andere Regionen Oberfrankens.
Die
Freude und der Erfolg in der Teichwirtschaft würden allerdings von
mehreren Fischprädatoren getrübt, sagt Edwin Hartmann. Neben Grau-
und Silberreiher dezimieren alljährlich auch Kormorane die
eingesetzten Fische. 2016 wurde die Teichanlage von Bibern
heimgesucht, dabei wurden die Teichdämme durch eine Vielzahl von
Biberröhren zerstört. „Die haben immensen Schaden angerichtet“,
erinnert sich der Teichwirt. Erst nach der vom Landratsamt Kulmbach
genehmigten Entnahme konnte diesem Spuk ein Ende bereitet werden.
Zwar sei er zu einem gewissen Teil finanziell entschädigt worden,
der Arbeitsaufwand sei aber trotzdem enorm gewesen. Auch Spuren des
Fischotters wurden im vorbei fließenden Schlitterbach schon
gesichtet.
„Wenn man
aber gegen die Fischräuber nichts unternehmen darf, dann ist es um
diesen Wirtschaftszweig schlecht bestellt“, spricht Edwin Hartmann
eines der größten Probleme der Branche an. Der unbestrittene
ökologische Wert einer Teichanlage werde daher nur erhalten bleiben,
wenn den Teichwirten auch ein wirtschaftlicher Erfolg aus ihrer
Arbeit zugestanden wird.
Bilder:
1.Hier
in der Fischhälterung auf dem Anwesen von Teichwirt Edwin Hartmann
verlieren die Karpfen ihren modrigen Geschmack.
2.Das
ist der größte der vier Teiche, die Edwin Hartmann am Ortsrand von
Waldau bewirtschaftet.
3.Einen
seiner kleineren Teiche hat Edwin Hartmann im Herbst abgelassen.
4. Kurze
Transportwege garantieren, dass die angebotenen Karpfen auch
wirklich frisch sind.
Regionales nicht zum
Ramschpreis / Wertschätzung und Wirtschaftlichkeit: Klinikum und
Landratsamt setzen auf heimische Verpflegung
Kulmbach.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium macht unter seinem neuen Chef
Cem Özdemir Druck. Die bereits von Vorgängerin Julia Klöckner
angestoßene Initiative, in Kantinen und Gemeinschaftsverpflegung
mehr auf Bio-Lebensmittel zu setzen, soll schnell Realität werden.
„Als Bund
setzen wir auf mehr Bio, mehr Tierwohl und fairen Handel“, heißt es
aus dem Ministerium. Gleichzeitig soll aufgezeigt werden, wie mehr
Bio-Lebensmittel bezahlbar für alle angeboten werden können. Konkret
ist eine Erhöhung des Anteils von Bio-Lebensmitteln in Kantinen und
Gemeinschaftsverpflegungen bis 2025 auf 20 Prozent geplant. Noch
einen Schritt weiter ist Bayern. Hier gibt es einen Beschluss, nach
dem bis spätestens 2025 in allen staatlichen Kantinen ein
Warenanteil von mindestens 50 Prozent aus regionaler oder
biologischer Erzeugung angeboten werden soll.
Grundsätzlich ein guter Vorschlag, um die Bio-Landwirtschaft zu
fördern und auszubauen, findet Harald Köppel, Geschäftsführer des
Bauernverbandes für Kulmbach, Kronach und Bayreuth. Da seien solche
Ansätze mit Sicherheit nicht schlecht. Es müsse aber auch jeden klar
sein, dass man das Bio-Menü nicht zum Preis einer herkömmlichen
Mahlzeit bekommt.
Für Köppel
ist der Vorschlag aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium nicht
unbedingt neu. Schon seit Jahren sollen Bio-Lebensmittel in
öffentlichen Kantinen gepusht werden. In staatlichen Stellen sei
dies einfacher zu machen, weil es dort angeordnet werden könne. Bei
privatbetriebenen Kantinen gebe es dagegen häufig Probleme mit dem
Budget, weil pro Mahlzeit nur so und so viel Euro zur Verfügung
stehen. Bio benötige einfach einen höheren Aufwand, der auch bezahlt
werden muss. „Wenn der Verbraucher nicht bereit ist, den höheren
Preis zu bezahlen, werden wir auch da auf der Stelle treten“, so
Köppel. „Regional erzeugte Bio-Lebensmittel wird es nicht zum
Ramschpreis geben.“
Sehr nahe
am Vorschlag der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber sieht Harald Weber, Leiter des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach, die Absichtserklärung
von Özdemir hinsichtlich der Erhöhung des Bio-Anteils. Nahe auch an
den Initiativen zur Forcierung der Regionalvermarktung, deren
Potential jetzt auch zunehmend vom Lebensmitteleinzelhandel entdeckt
werde. Weber erinnert dabei auch an die langjährigen Arbeit des
ehemaligen Fachzentrums Gemeinschaftsverpflegung, das mit der
Neuorganisation der Ämter in ein gleichlautendes überregionales
Sachgebiet am Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg überführt worden
sei. Ergänzend soll ab März an den Bezirksregierungen im Bereich
Landwirtschaft ein Koordinator für regionale Vermarktungsinitiativen
auf Regierungsbezirksebene installiert werden.
Für
Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen in den drei oberfränkischen
Ökomodellregionen gebe es das Angebot des BioRegio-Coachings, in dem
sich Kitas, Schulen, Betriebsgastronomien und Senioreneinrichtungen
vom Sachgebiet Gemeinschaftsverpflegung Oberfranken bei der
Steigerung des Anteils bio-regionaler Lebensmittel begleiten lassen
können, berichtet Susanne Dobelke vom Sachgebiet
Gemeinschaftsverpflegung am Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg.
Die Coaching-Angebote befassen sich mit den vier Leitgedanken
Gesundheit, Nachhaltigkeit, Wertschätzung und Wirtschaftlichkeit.
Dazu gehöre auch, wieweit der Bezug regional bzw. bioregional
erzeugter Lebensmittel gesteigert werden kann.
Die
Versorgung mit Lebensmitteln aus der Region ist am Klinikum Kulmbach
schon seit vielen Jahren ein echtes und bewusst verfolgtes Anliegen,
sagt Küchenleiter Christian Hofmann. „Ob das der Spargel aus
Rothwind ist oder das Brot aus der Bäckerei Dumler, die ihr Mehl aus
Stadtsteinach bekommt: Wir kaufen, wenn das möglich ist, regional.“
Wenn am Klinikum Wild auf der Speisenkarte steht, dann haben Jäger
aus dem Kulmbacher Land die Tiere geschossen. „Als Metzger haben wir
die Frankenfarm unter unseren Lieferanten.“ Auch sogenannte
„Ursprungsware“, von der Firma Transgourmet bezieht das Klinikum
regelmäßig. Das Unternehmen setzt auf kulinarische Nachhaltigkeit
mit einem Sortiment aus regionalen Produkten, die auch von Klein-
und Kleinsterzeugern kommen.
Die Küche
habe jeden Tag alle Hände voll zu tun. Je nach Belegung des Hauses
würden zusammen mit dem Personalessen an manchen Tagen bis zu 1000
Mittagessen täglich ausgegeben, so Hofmann. Von den Patienten und
auch in der Belegschaft werde es durchaus geschätzt, dass regionale
Waren oft einen Schwerpunkt darstellen. „Die Leute wollen schon
wissen, woher die Speisen kommen, und es gefällt ihnen auch, dass
die Ware aus der Region kommt“, weiß der Küchenchef und sieht darin
eine Bestätigung für den richtigen Kurs, den sich die Klinikumsküche
gegeben hat.
Auf
Anfrage teilte Martin Willert von der Hauptverwaltung des
Landratsamtes Kulmbach mit, dass die in der Kantine angebotene
Mittagsverpflegung ebenfalls vom Klinikum Kulmbach geliefert werde.
Als Fairtrade-Landkreis decke Kulmbach zudem einen großen Teil des
verkauften Kaffees durch „Fair Trade-Kaffee“ ab, der unter anderem
auch Bioqualität besitzt. „Die angebotenen Speisen und Getränke
werden nicht nur von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
sondern auch von unseren Gästen gerne nachgefragt“, so Martin
Willert.
Kitzrettung sorgt für
positive Image der Landwirtschaft / Neue Ämterstruktur vorgestellt
Bayreuth.
Eine überaus positive Bilanz über die Wildtierrettung während des
zurückliegenden Jahres hat Johannes Scherm, Geschäftsführer des
Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz, gezogen. „Das Image der
Landwirtschaft wurde damit deutlich verbessert“, sagte er bei einer
gemeinsamen Online-Gebietsversammlung von Maschinenring,
Bauernverband, Landwirtschaftsamt und Verband landwirtschaftlicher
Fachbildung.
Bedingt
durch den späten Zeitpunkt und die kurzen Schönwetterperioden sei
der erste Schnitt für alle Beteiligten eine echte Herausforderung
gewesen. Trotzdem seien über 400 Rehkitze vor dem sicheren Mähtod
bewahrt worden. Für alle Beteiligten war es aber auch wichtig, dass
Berührungsängste abgebaut werden konnten. „Kitzretter sind keine
militanten Tierschützer“, stellte Scherm klar. Vielmehr habe sich
das Thema zu einem echten gesellschaftlichen Anliegen entwickelt,
nicht selten würden sich sogar Dorfgemeinschaften oder Sportvereine
mit einbringen. Ziel sei es nun, die Vernetzung aller Akteure zu
verbessern, damit die Zusammenarbeit aller Beteiligten noch besser
läuft. „Eine Mahd auf gefährdeten Flächen ohne jede
Vorsichtsmaßnahme ist künftig nicht mehr zu akzeptieren“, stellte
Scherm klar.
Ziel der
Kitzrettung ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und
sie entweder zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu
sichern, bis das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze sind in
den ersten Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in
dieser Zeit so eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten
in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr
regungslos an ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt
damit Landwirte und Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und
verhindert so den meist qualvollen Tod der Kitze. Das Tätigkeitsfeld
der Rehkitzrettung erstreckt sich auf die Landkreis Bayreuth, Hof,
Wunsiedel und Kulmbach.
Die Städte
und Landkreise Bayreuth, Hof und Wunsiedel bilden auch das künftige
Dienstgebiet des neu gebildeten Amtes für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten Bayreuth-Münchberg. Laut Reinhold Thiem gibt es im
Dienstgebiet 3282 Mehrfachantragssteller, also landwirtschaftliche
Betriebe, die Fördermaßnahmen und Ausgleichszahlungen beantragt
haben. „Auf jeden Bauern kommen damit zwischen 100 und 150
Einwohner“, so Thiem. Die meisten Landwirte gibt es dabei im
Landkreis Bayreuth mit etwa 50 Prozent gefolgt vom Landeis Hof mit
30 Prozent und dem Landkreis Wunsiedel mit zehn Prozent. Der Rest
entfällt auf das Gebiet der kreisfreien Städte Bayreuth und Hof. Bei
insgesamt rund 128000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche beträgt
die durchschnittliche Betriebsgröße 39 Hektar. Relativ klein
strukturiert sei dabei der Landkreis Bayreuth mit 30 Hektar im
Durchschnitt, während der Landkreis Hof mit fast 50 deutlich größere
Betriebe aufzuweisen hat.
Reinhold
Thiem hatte bei seiner Präsentation des neuen Dienstgebietes noch
weitere Zahlen parat: Etwa ein Drittel aller Betriebe wird im
Haupterwerb geführt, wobei hier die durchschnittlichen Größen mit 85
Hektar im Landkreis Hof, 80 Hektar im Landkreis Bayreuth und 70
Hektar im Landkreis Wunsiedel deutlich größer sind. Gut zwei Drittel
aller Landwirte betreiben noch Viehhaltung und immerhin 11,5 Prozent
aller Betriebe ökologischen Landbau. Auch hier liege der Landkreis
Hof mit 144 Betrieben knapp vor dem Landkreis Bayreuth (133
Betriebe). Im Landkreis Wunsiedel gibt es immerhin noch knapp 90
Öko-Betriebe. Entwarnung konnte Thiem geben, was die künftigen
Zuständigkeiten der Förderung anbelangt. Hier werde sich in Zukunft
kaum etwas ändern. Sämtliche Ansprechpartner bleiben in der Regel
die gleichen wie vor der Neustrukturierung der
Landwirtschaftsverwaltung.
Im Konsens zwischen
konventionell und bio / Ferkelerzeugung, Lohnarbeiten,
Getreidebearbeitung: Gerhard Reif aus Gößmannsreuth setzt auf
mehrere Betriebszweige
Gößmannsreuth.
Der Blick über den Tellerrand, das ist heute das Wichtigste für
jeden landwirtschaftlichen Unternehmer. Gerhard Reif aus
Gößmannsreuth, weiß ganz genau, wovon er spricht. Sein Betrieb hat
sich seit der Übernahme 1997 vom kleinen Bauernhof zum breit
aufgestellten landwirtschaftlichen Unternehmen entwickelt und ist
durch Höhen und Tiefen gegangen. „Man muss neue Wege gehen und sich
auch mal was trauen“, sagt der 55-Jährige. Ein „weiter so“ werde
heute nicht mehr funktionieren. Dafür sei schon die Zeit viel zu
schnelllebig geworden.
Gerhard
Reif hatte die Landwirtschaftsschule in Kulmbach, dann die
Jungbauernschule in Grainau besucht und danach seinen Meister
gemacht. Der elterliche Betrieb, das war damals ein kleiner Hofraum
mit Zuchtsauenstall und kleinem Kuhstall mitten im Dorf. „Meine 2018
fertiggestellte Maschinenhalle ist größer als damals der ganze
Betrieb“, erinnert sich Gerhard Reif.
Mit der
Übernahme nach dem Tod des Vaters 1997 gab Gerhard Reif erst einmal
die Kühe auf. Die kleinen Stallungen im Ort hat die Familie heute
längst aufgegeben und zum Heizraum, Holz- und Getreidelager sowie
zur Werkstatt umfunktioniert. 2005 dann folgte der Bau eines neuen
Schweinestalles mit dem Focus auf Ferkelerzeugung, die noch heute
den Schwerpunkt seiner Arbeit ausmacht. 160 bis 170 Zuchtsauen
tummeln sich aktuell im Stall, für die Ferkel gibt es trotz der
aktuellen Krise auf dem Schweinemarkt feste Abnehmer.
Ein
Großteil des auf den 120 Hektar Ackerland angebauten Getreides, vor
allem Wintergerste und Weizen, wird selbst verfüttert. Der Rest,
hauptsächlich Raps und Körnermais, wird ganz normal gedroschen,
gereinigt und vermarktet. „Glyphosatbauern sind wir nicht“, stellt
Gerhard Reif unmissverständlich fest. Er versuche stets, einen
Konsens zwischen konventionell und bio zu finden. Man müsse ja auch
nicht gleich gegen jedes Unkraut spritzen, sondern sollte versuchen,
das Aufkommen im Rahmen der Fruchtfolge zu vermeiden. „Insofern
können wir uns von der biologischen Bewirtschaftung auch etwa
abschauen.“
Der
erstmalige Anbau von Sonnenblumen auf 20 Hektar in diesem Jahr sei
ein vielversprechender Versuch gewesen, einmal eine neue Kultur zu
testen. Gefragt sind die Kerne nicht nur in der Backindustrie oder
bei Müsliherstellern, sondern auch bei Privatleuten als Vogelfutter.
Die Ein-, Fünf- oder 15-Kilo-Säcke gehen jedenfalls ganz gut weg und
das blühende Sonnenblumenfeld hat den ganzen Sommer über als prima
Kulisse für private Fotoshootings gedient.
Die
maschinelle Aufrüstung ab 2007 sei der Anstoß dazu gewesen,
Agrardienstleistungen und Lohnarbeiten anzubieten. Ein Sektor, der
schnell zum zweiten wichtigen Standbein wurde und es bis heute ist.
„Diese Lohnarbeiten haben uns über schwere Zeiten getragen“, sagt
er. „Wir pflügen, säen, düngen, dreschen und bieten
Pflanzenschutzmaßnahmen an“, sagt Gerhard Reif, der auf einen
ordentlichen Stamm fester Kunden im Landkreis verweisen kann. Über
entsprechende Nachfrage könne er sich jedenfalls nicht beklagen,
besonders während der Erntezeit.
Doch damit
nicht genug. Aus den ursprünglich angedachten drei kleinen
Getreidesilos in der Maschinenhalle wurde mittlerweile eine
hochmoderne Getreideanlage zur Aufbereitung, Reinigung und Trocknung
mit den vier markanten Silos unmittelbar an der Kreisstraße zwischen
Donnersreuth und Dreschen. Sie haben eine Lagerkapazität von jeweils
rund 100 Tonnen. Im Umlauftrockner können 14 Tonnen Getreide je nach
Feuchtigkeitsgrad binnen zwei Stunden getrocknet werden. Auch hier
hat Gerhard Reif einen festen Kundenstamm, nicht nur aus Kulmbach
und Umgebung, sondern auch aus den Nachbarlandkreisen Bamberg und
Lichtenfels.
Die drei
Standbeine sind natürlich eine gewaltige Arbeitsbelastung für die
gesamte Familie. Auf dem Betrieb sind neben Gerhard Reif und seiner
Frau Elke auch Sohn Max (29), der ebenfalls die Meisterprüfung
abgelegt hat, tätig. Seit August hat Gerhard Reif auch zum ersten
Mal einen Lehrling. Zur Abdeckung von Arbeitsspitzen, etwa während
der Ernte gibt es den einen oder anderen geringfügig Beschäftigten.
Bilder:
1.Technisch
bestens ausgestattet bietet der Betrieb von Gerhard Reif und Sohn
Max die vielfältigsten Lohnarbeiten an.
2. Die hochmoderne Getreideanlage steuert Gerhard Reif vom
Schreibtisch aus. Ehefrau und Elke sieht ihm dabei über die
Schulter.
Bio-Milch für die
Eisdiele / Michael Sack bewirtschaftet den Maierhof bei Ködnitz
Ködnitz.
„Ich war zehn Jahre lang nur unterwegs“, sagt Michael Sack. Jetzt,
mit 34, ist er angekommen, und zwar auf dem Maierhof, ein Einzelhof
nahe der Kulmbacher Stadtgrenze, der zur Gemeinde Ködnitz gehört.
2016 hat er den Betrieb, den bis dahin seine Eltern Anita und
Gerhard Sack führten, übernommen. Der Milchviehbetrieb mit
ausgelagertem Jungvieh und dem Schwerpunkt Futterbau ist seitdem zum
Lebensmittelpunkt geworden.
Michael
Sack hatte in Freising studiert und war in der Folge als
Rübenanbauberater für die Südzucker AG, dem größten
Zuckerproduzenten der Welt, tätig. In Österreich, Polen, ja sogar in
Russland war er als „Zuckerinspektor“ eingesetzt. Zurück ins
Kulmbacher Land wollte er immer, schließlich ist seine Frau
Christina hier als Berufsschullehrerin tätig. Die Söhne Moritz und
Toni sind ein und vier Jahre jung.
Jetzt
bewirtschaftet Michael Sack den Betrieb mit seinen 120 Kühen im
Stall und einer Fläche von 80 Hektar, auf der Hauptsächlich
Kleegras, Mais und Roggen angebaut werden. Vater Gerhard wird noch
kräftig eingesetzt, Mutter Anita hat seit der Wahl zur Ködnitzer
Bürgermeisterin im März 2020 nur noch wenig Zeit, managt aber noch
immer die vier Ferienwohnungen direkt auf dem Hof. Die Wohnungen
sind komplett im fränkischen Stil gehalten und tragen Namen wie
Schwalbennest, Kuckucksnest, Spatzennest oder Taubenschlag. Dazu
kommen noch zwei geringfügig Beschäftigte, die mithelfen, den
Betrieb am Laufen zu halten.
Gleich
nach der Übernahme errichtete Michael Sack den neuen Laufstall
oberhalb des bestehenden Hofes auf dem Höhenzug des Rangens. Fünf
Partnerbetriebe hat Michael Sack in der direkten Umgebung, die ihm
zusätzlich mit Futter versorgen, im Gegenzug liefert er ihnen
Nährstoffe in Form von Mist und Gülle. Für Michael Sack ist diese
Form der Zusammenarbeit von Ackerbau und Milchviehbetrieben ein
echtes Zukunftsmodell.
Schon
Vater Gerhard wollte immer auf ökologischen Landbau umstellen. Doch
erst mit dem neuen Stall, der von vornherein auf 120 Milchkühe
ausgelegt war, wurde die Umstellung mit Hilfe des
Bioland-Anbauverbandes Wirklichkeit. Michael Sack lobt besonders die
hervorragende Beratungsleistung von Bioland, dem führenden Verband
für ökologischen Landbau in Deutschland. Zwei Jahre hat das
gedauert. Den weitaus größten Teil der Bio-Milch liefert der
Maierhof zur Bayernland-Käserei nach Bayreuth. Nur ein ganz geringer
Teil wird selbst vermarktet, einer der Abnehmer ist die Eisdiele San
Remo in Kulmbach.
Noch in
der Umsetzung befindet sich gerade eine weitere Besonderheit des
Hofes, die Weidehaltung. „Die Kühe sollen möglichst viel draußen
fressen“, sagt Michael Sack. Dazu probiert er die verschiedensten
Saatmischungen als Eiweiß- und Nährstofflieferanten aus, damit nicht
zu viel zugefüttert werden muss. Jede Kuh könne frei entscheiden, ob
sie lieber draußen auf der Weide oder im Stall ist. „Bei warmen
Temperaturen sind sie alle drin“, hat Michael Sack beobachtet.
Ansonsten würden sie sich aber für die Weide entscheiden.
Bilder:
1.Michael
Sack (34) ist der Chef auf dem Maierhof bei Ködnitz.
2. 120 Kühe
sind in dem neuen Stall auf dem Höhenzug hinter dem Maierhof
zuhause.
3.
Die Bewirtschaftung erfolgt nach den Richtlinien des
Bioland-Verbandes, dem größten Anbauverband für ökologischen Landbau
in Deutschland.
Direktvermarktung in
dritter Generation / Kurze Wege und eigene Erzeugung: Hinter der
Metzgerei Rahm in Döllnitz steht der landwirtschaftliche
Traditionsbetrieb der Familie
Döllnitz.
Kesselfleisch, Blut- und Leberwürste und die Döllnitzer Bratwürste:
für diese und viele andere typisch fränkische Spezialitäten ist die
Metzgerei Rahm bekannt. Hinter der Metzgerei steht ein
landwirtschaftlicher Betrieb mit langer Geschichte und Tradition.
Seit fast
30 Jahren vermarktet die Familie Rahm ihre Rinder und Schweine im
eigenen Hofladen im Kasendorfer Ortsteil Döllnitz. Gegründet wurde
die Direktvermarktung im Sommer 1992 von Fritz Rahm. Damals hatte
man den landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben empfohlen, bei
sinkenden Erzeugerpreisen sich ein zweites Standbein zu suchen. Mit
dem Wissen und der Berufserfahrung von Fritz Rahm entschloss sich
die Familie, die eigenen Schweine und Bullen selbst zu vermarkten.
„Mein
Vater war weit und breit für seine Hausschlachtungen bekannt“,
erinnert sich Sohn Bernd (60), der nach seiner Lehre 1977 in den
landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern eingestiegen war. Als zu
Beginn der 1990er Jahre nach und nach die Hausschlachtungen weniger
wurden, hatte die Familie zunächst in kleinem Rahmen Wurst und
Fleisch in Dosen verkauft. Fritz Rahm hatte irgendwann eine alte
Dosenverschlussmaschine mit Handkurbel nach Hause gebracht, und
schon ging es mit Bauerngeräuchertem los. „Aus der zündenden Idee
mit den Wurstkonserven ist schnell ein Selbstläufer geworden“, so
Bernd Rahn. Als einer der ersten Hofläden im Landkreis eröffnete die
Familie 1993 ihr Geschäft in Döllnitz.
Bereits
1997 wurden ein moderner Zerlegeraum und eine geräumige Wurstküche
gebaut. 1999 erfolgte die Erweiterung durch einen großen Kühlraum
mit Aufzug und Rohrbahn. Im Mai 2000, als der Vater 65 wurde, hatte
Bernd Rahm den Betrieb übernommen, den er seitdem weiterführt und
ständig ausbaut. Mit Tochter Anja Rahm und deren Mann Alexander
bringt sich schon die dritte Generation in die Direktvermarktung
ein. Der Hofladen versteht sich mittlerweile als Vollsortimenter.
Geschlachtet
wird in Kulmbach, was wiederum kurze Transportzeiten und eine
schnelle Zerlegung und Verarbeitung garantiert. Gewürzt wird zum
großen Teil nach einem alten fränkischen Hausschlachtrezept.
Zusammen mit den eigenen Familienangehörigen sind aktuell neun
Mitarbeiter als Voll- oder Teilzeitkräfte in der Direktvermarktung
Rahm tätig. Die Metzgerei beliefert auch die Edeka-Märkte in
Kulmbach, Neuenmarkt und Thurnau, die Bäckereien Kreuzer,
Grünwehrbeck und Dippold sowie den Getränkehandel Dresel in
Guttenberg. Auch ein Automat, der mit Nudeln und Eier aus Kasendorf
aufgestockt wird, bietet jeden Tag 24 Stunden lang seine Dienste an.
Den
Milchviehbetrieb hatte Bernd Rahm bereits 2010 aufgegeben. Jetzt
gibt es nur noch Rinder und Schweine in den Ställen, die Schweine
sind zu hundert Prozent für den eigenen Verkauf, die Rinder etwa zur
Hälfte, der Rest wird anderweitig vermarktet.
Das Futter
für die Tiere, etwa 100 Rinder und 200 Schweine, wird auf den rund
90 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche rund um Döllnitz nahezu
komplett selbst erzeugt. „Wir bauen hauptsächlich Luzerne und
Kleegras an“, so Bernd Rahm. Lediglich Soja zum Zufüttern muss
angekauft werden. Ein wenig Brauweizen ist auch dabei, der über die
Mälzerei Weyermann in Bamberg vermarktet wird. Sogar Wild gibt es im
Laden der Direktvermarktung Rahm. Das stammt aus dem
Gemeinschaftsrevier Döllnitz.
„Wir
fahren nicht weiter als zwei Kilometer zu unseren Flächen“, so Bernd
Rahm. Der landwirtschaftliche Betrieb ist zertifiziert in den
Programmen „Qualität und Sicherheit” und „Geprüfte Qualität” für den
Rinder und Schweinebestand. Die Ferkel werden von dem
Erzeugerbetrieb von Gerhard Reif aus dem nahen Gößmannsreuth
zugekauft, um den Infektionsdruck so niedrig wie möglich zu halten.
Reif ist es auch, der als moderner Agrardiensteister sämtliche
Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen mit modernster GPS-Technik auf
den Feldern der Familie Rahm übernimmt.
Bilder:
1.Zwei
Generationen der Familie Rahm: Bernd, Ehefrau Christine, Tochter
Anja und Schwiegersohn Alexander (von links) in den
Produktionsräumen in Döllnitz.
2. Silke Beumer, Juniorchefin Anja Rahm und Erika Fichtner im
Hofladen der Direktvermarktung Rahm.
Ökofranken:
Juristische Auseinandersetzung droht / Bauernverband schaltet
Rechtsanwaltsgesellschaft ein
Coburg.
Wenn die Erzeugergemeinschaft Ökofranken Forderungen gegen ihre
Mitglieder tatsächlich durchsetzt, drohen dem Zusammenschluss
zahlreiche Rechtsverfahren. Das ist das Ergebnis einer
Videokonferenz, zu dem der Bauernverband eingeladen hatte. „Wir
sehen gute Chancen, sich dagegen zu wehren“, sagte Hans Rebelein,
BBV-Geschäftsführer aus Coburg, auf Anfrage nach der
nichtöffentlichen Konferenz, an der rund 100 Landwirte teilgenommen
hatten. „Wir waren über die große Zahl an Teilnehmern völlig
überrascht“, so Rebelein.
Wie
berichtet sollen rund 120 von insgesamt 300 Mitglieder der
Erzeugergemeinschaft zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen
leisten. Konkret sollen Mitglieder, die zwischen 2017 und 2020 nicht
geliefert haben pro zehn Hektar Fläche, für die sie gezeichnet
haben, mit 1500 Euro pro Jahr zur Kasse gebeten werden. Nach
Auskunft des BBV wurde Anton Hess von der auf landwirtschaftliche
Themenkreise spezialisierten und in ganz Bayern vertretenen
Rechtsanwaltsgesellschaft Landvocat mit der Sache beauftragt.
Die
bereits verschickten Forderungen seitens der Ökofranken seien sehr
unterschiedlich, sagte Rebelein. Sie bewegten sich im fünfstelligen
Bereich und reichten von 10000 bis 40000 Euro. Die Betroffenen
müssten allerdings derzeit nicht von sich aus vor Gericht gehen,
sondern die Forderungen lediglich erst einmal selbst oder über einen
Anwalt zurückweisen. Das müsse auch nicht groß begründet werden.
Dann gelte es abzuwarten, ob Ökofranken Mahnbescheide rausschickt
und Klage einreicht. Die Frage sei, ob Ökofranken die Forderungen
gerichtlich umsetzt. „Traut sich Ökofranken, seine Mitglieder zu
verklagen oder nicht, das ist die Fragte“, so Rebelein. Juristisch
sehe man sehr gute Chancen, sich dagegen zu wehren.
Über die
Rückforderungen aus dem Pool seien bereits Zivilklagen vor dem
Landgericht in Coburg anhängig, dabei gehe es allerdings nicht um
die Ordnungsgeldforderungen, sondern vielmehr darum, ob die
Andienungspflicht berechtigt ist, oder nicht. In der Satzung stehe
sie drin, sei aber nie richtig umgesetzt worden. Schließlich sei den
Mitgliedern von Anfang an auch gesagt worden, sie könnten weiter
ihre Handelspartner bedienen oder selbst neue erschließen. So sei
die Andienungspflicht eigentlich von Anfang an aufgehoben worden.
Im Moment
gelte es jetzt erst einmal abzuwarten, sagte Rebelein. Nachdem die
Mitgliederversammlung der Ökofranken vor wenigen Wochen aufgrund von
Formalien gescheitert war, werde jetzt eine schriftliche Abstimmung
über die Entlastung getätigt. Man geht davon aus, dass viele die
Entlastung ablehnen.
Die
Erzeugergemeinschaft Ökofranken mit Sitz in Welsberg, Gemeinde
Itzgrund im Landkreis Coburg, war in der Vergangenheit immer wieder
Vorwürfen des Missmanagements ausgesetzt. Das System funktioniert
so, dass alle Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und
entsprechend ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich
der Kosten für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie
vermarktet werden konnte, bekamen die Landwirte danach eine
Abschlusszahlung. Dabei kann es allerdings auch passieren, dass die
Abschlagszahlungen höher waren als die späteren
Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen werden Gelder aus den
Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das hatte bei den Betroffenen
für erheblichen Ärger gesorgt. Die Verantwortlichen sahen das
Hauptproblem darin, dass die Andienungspflicht nicht konsequent
umgesetzt wurde. Allerdings wurden auch die Vermarktungspools 2017
und 2018 erst verspätet aufgelöst, wodurch die Ertragssituation
nicht besser, sondern schlechter wurde.
Große Nachfrage nach
klassischer Direktvermarktung / Das „Eierhaisla“ der Familie Kaßel
in Windischenhaig ist weit und breit bekannt
Windischenhaig.
Nudeln, Eier, komplette Hähnchen, Kartoffeln und demnächst auch
Eierlikör: Der Nebenerwerbsbetrieb der Familie Kaßel in
Windischenhaig setzt zum größten Teil auf Direktvermarktung. Obwohl
ziemlich ab vom Schuss gelegen, ist das „Eierhaisla“ weit und breit
bekannt. Jeder, der hier einkauft kann sich davon überzeugen, dass
die Hühner optimalen Auslauf haben.
Die
Familien von Seniorchef Reinhold und Junior Daniel Kaßel betreiben
den ursprünglichen Ackerbaubetrieb zusammen. Vater Reinhold (62)
arbeitet hauptberuflich in der Brauerei, Sohn Daniel (27) hat in
Triesdorf Landwirtschaft studiert und ist beim Bauernverband
Bayreuth/Kulmbach als Fachberater tätig.
Erst im
Herbst 2018 war die Familie in die Legehennenhaltung eingestiegen,
damals mit 65 Hühnern in einem selbstgebauten Stall. Daraus sind
mittlerweile zwei mobile Ställe mit zusammen rund 450 Tieren
geworden. „Wir haben darüber nachgedacht, wie wir uns langfristig
wirtschaftlich sinnvoll aufstellen können“, erinnert sich Daniel.
Als Ergebnis war man auf die Hühnerhaltung gestoßen, wobei man von
Anfang an kleine Stalleinheiten bevorzugt hat. Heute läuft die
Hühnerhaltung komplett nach den biologischen Kriterien des
EU-Standards ab, auch wenn der Betrieb keinem Anbauverband angehört.
Die
Nachfrage gibt den Kaßels recht. Rund 2000 Eier werden pro Woche
vermarktet. Die Kunden kommen nicht nur aus Kulmbach, sondern aus
dem gesamten Landkreis. Zweimal im Jahr werden 120 zudem frisch
geschlachtete Masthähnchen aus dem neuen Hähnchenmobil in der
Direktvermarktung angeboten. Die Werbung läuft im Wesentlichen über
Mund-zu-Mund-Propaganda und natürlich über Facebook und Instagram.
Seit geraumer Zeit sind die Kaßel-Eier auch bei der Bäckerei Dippold
in Melkendorf zu haben.
„Besser
geht es eigentlich nicht, denn bei uns gibt es überhaupt keine
Transportwege“, sagt Daniel Kaßel, der auch als Beirat im Vorstand
des Maschinenrings sowie als stellvertretender Ortsobmann des
Bauernverbandes ehrenamtlich aktiv ist. Dazu muss man auch wissen,
dass der Bestand in etwa alle 18 Monate komplett ausgetauscht werden
muss, da die Legeleistung ansonsten merklich nachlässt. Die
Legehühner werden dann zumindest zum Teil geschlachtet und zu
Suppenhühnern verarbeitet. Ein Teil bleibt aber auch am Leben und
wird an Kleintierhalter verkauft.
„Die
ganze Familie hilft mit“, erläuterte Junior Daniel. Dazu gehört auch
Mutter Gudrun und wenn es notwendig ist, etwa zur Kartoffelernte,
auch die beiden Schwestern. Zum Beispiel muss der über Photovoltaik
komplett autarke Stall einmal pro Woche versetzt werden. Wenn sich
zwischen den Hühnern manchmal mehrere Ziegen tummeln, dann deshalb,
um dadurch den Habicht fernzuhalten. Trotzdem hat der Raubvogel
gerade in den zurückliegenden Wochen wieder mehrfach zugeschlagen.
Auf den 15
Hektar Fläche rund um den Betrieb in Windischenhaig baut die Familie
Raps, Weizen, Futtergerste und Futtererbsen als Marktfrucht zum
Verkauf an. Seit 2018 ist auch ein halber Hektar Kartoffeln
dazugekommen. Derzeit plant die Familie, eine Getreidetrocknung
aufzubauen. Somit wird in dem kleinen Nebenerwerbsbetrieb auch der
klassische Ackerbau nicht vernachlässigt.
Bilder:
1.Hier
rund um das Hühnermobil von Daniel Kaßel haben die Tiere optimalen
Auslauf.
2. Im „Eierhaisla“
an der Hauptstraße in Windischenhaig gibt es nicht nur Eier sondern
auch verschiedene Nudelvariationen.
Spielburg, Sauna und
Salzgrotte: Ein ganzes Dorf zum Urlaub machen / Familie Schramm
betreibt am Rande von Marktleugast das Feriendorf Kosertal
Marktleugast.
„Unvergessliche Momente inmitten des Naturparks Frankenwald“. Mit
diesem Slogan verspricht die Familie Schramm aus Marktleugast nicht
zu viel. Aus einem einfachen landwirtschaftlichen Betrieb mitten im
Ort hervorgegangen, hat die Familie auf dem Hochplateau nahe der
Ortschaft ein ganzes Feriendorf mit über 50 Betten verteilt auf neun
Häusern errichtet. Die klassische Landwirtschaft kommt dabei nicht
zu kurz. Noch immer bewirtschaften Sylvia und Ferdinand Schramm 180
Hektar Land, betreiben Viehzucht und Rindermast. „Wir sind eben ein
innovativer Betrieb in alle Richtungen“, sagte Ferdinand Schramm
(53).
Schon 1984
hatte Schramms Vater den Betrieb ausgesiedelt, 1990 baute die
Familie ihr Wohnhaus, ab dem Jahr 2000 entstand ein Ferienhaus nach
dem anderen. Das war die Gründung des Feriendorfes Kosertal, ehe
Ferdinand 2012 den Betrieb ganz vom Vater übernahm. 18 Beschäftigte
hat der Betrieb mittlerweile, 15 im Bereich des Ferienhofes, drei
für die Landwirtschaft.
Zwei
Portale gibt es zwar noch, die das Feriendorf bewerben, doch im
Wesentlichen läuft mittlerweile alles über Mund-zu-Mund-Propaganda.
Vor allem Gäste aus dem Osten Deutschlands, aus Berlin und aus dem
Rhein-Main-Gebiet wüssten die herrliche Lage zu schätzen. An den
Erfolg des Feriendorfes hatte Ferdinand Schramm von Anfang an
geglaubt: „Dort wo es landwirtschaftlich schwierig wird, ist es
landschaftlich eine super Gegend, um Urlaub zu machen.“
Allerdings
weiß der Chef auch, wie man seine Gäste verwöhnt. Die Ausstattung
des Feriendorfes kann mit jedem Hotel der gehobenen Klasse
mithalten. Hier gibt es Sauna, Whirl-Pool, eine Salzgrotte, einen
kleinen Teich mit Floß, einen Dart-Raum, für Kinder Streichelzoo,
Spielburg eine Märchenalm und das volle Reitprogramm, für das
Tochter Nadine , eine ausgebildete Reittherapeutin, zuständig ist.
Einige Häuser sind sogar behindertengerecht ausgebaut, einmal in der
Woche gibt es einen Pizza-Abend in der Koser-Alm.
Die
touristische Schiene macht freilich nur einen Teil, wenn auch den
augenfälligsten, aus. Auf einem großen Teil der 180 Hektar Ackerland
wird Braugerste angebaut, die Ferdinand Schramm an die Augustiner
Brauerei in München vermarktet. Neben einem Drittel Grünland wird
auf den Flächen auch Raps, Dinkel. Emmer und Leinsamen produziert.
Mehr und mehr soll eine eigene Vermarktung entstehen, nach den
Richtlinien des ökologischen Landbaus.
Immer mit
im Boot ist Raphael Roth aus Kupferberg. Der 21-jähige hat eine
landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und war als Lehrling auf dem
Betrieb von Ferdinand Schramm. Mittlerweile ist er in Vollzeit hier
und bereitet sich auf seine Meisterprüfung vor. „Wir arbeiten eng
zusammen“, sagt Ferdinand Schramm.
Er
bedauert, dass der Bezug zur Landwirtschaft in der Gesellschaft
größtenteils verlorengegangen ist. Egal ob lila Kuh oder die Milch,
die von den Bären kommt, bis hin zu unberechtigten Vorwürfen in
Sachen Tierwohl sei alles dabei. Doch Ferdinand Schramm versucht
gegenzusteuern. „Wir zeigen, wie es früher war und wie es heute
ist.“ Grund und Boden bezeichnet er als das wichtigste
Produktionsgut. Kein verantwortungsvoller Landwirt würde das kaputt
fahren, verdichten, Erosionen verursachen. Vielmehr gelte es, das
natürliche Bodenleben anzuregen. Dann habe man den Ertrag, auch wenn
man wenig düngt. Ferdinand Schramm: „Am wichtigsten ist es, mit der
Natur und nicht gegen sie zu arbeiten.“
Bilder:
1.Sie
wissen immer, wo man gerade anpacken muss: Ferdinand Schramm und
Mitarbeiter Raphael Roth.
2.Keine
Ferienwohnung, sondern ein ganzes Feriendorf, bietet die Familie
Schramm ihren Gästen.
3.Mit
originellen und witzigen Ideen hebt sich das Feriendorf Kosertal von
der breiten Masse touristischer Angebote ab.
4. Sogar ein eigenes Ortsschild besitzt der Ferienhof.
Wie die Landschaft der
Zukunft aussehen kann / Umweltvergifter,
Luftverpester, Tierquäler: Bauern sehen sich vielen Vorwürfen
ausgesetzt
Kulmbach
Kaum eine Branche steht so im Kreuzfeuer der Kritik, wie die
Landwirtschaft. Doch stimmen die Vorwürfe wirklich? In einigen
wenigen Fällen mag dies zutreffen. Der weitaus größte Teil der
Betriebe steht genau für das Gegenteil. Denn viele Landwirte in
Bayern und auch im Kulmbacher Land haben pfiffige und auch
nachhaltige Ideen.
Fast 900
Betriebe gibt es im Landkreis. Sie erzeugen nicht nur hochwertige
Lebensmittel, sind als Energiewirte aktiv und besetzen Nischen, wie
„Urlaub auf dem Bauernhof“, sondern leisten auch ihren Beitrag zum
Erhalt der Artenvielfalt im Tier- und Pflanzenreich. Und das in
einer Zeit, in der die Stimmung bei vielen von ihnen nicht die beste
ist. Zu groß sind die Einbußen nach den zurückliegenden
Trockenjahren, zu groß ist der Frust vor allem bei jungen Leuten,
weil die Landwirtschaft aus ihrer Sicht für vieles verantwortlich
gemacht.
Die
Betriebe aus dem Landkreis stehen für heimische Erzeugnisse.
Verbraucher haben häufig die Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu
machen von der Arbeit auf den Feldern und auf den Höfen und von den
Bemühungen, die Umwelt zu schützen. Die Bauern sind auf diese Umwelt
angewiesen.
Wer, wenn
nicht unsere Bauern hätten ein ureigenes Interesse daran, mit dem
Land, das sie bewirtschaften, sorgsam umzugehen? Landwirte arbeiten
mit der Natur. Die Arbeit ist aber immer auch ein Ringen mit der
Natur. Viele Verbraucher wissen dies nicht mehr zu schätzen. Sie
stellten stattdessen romantisierende Forderungen auf, die mit der
Realität wenig zu tun haben.
Genauso
wie sie die ihnen anvertrauten Tiere behandeln. Stichwort Tierwohl:
Niemand möchte mehr die dunklen, zugigen und engen Stallungen, in
denen Kühe noch vor wenigen Jahrzehnten ihr ganzes Leben frusten
mussten. Modernste Laufställe bieten heute höchsten Komfort und
beste Bedingungen. Um das alles zu verwirklichen, müssen die Bauern
aber auch gehört werden, praxisfremde Vorschläge müssen vom Tisch,
die Landwirtschaft darf nicht zusätzlich belastet und benachteiligt
werden, so lauten die Forderungen des Berufsverbandes. Schließich
müssen die Bauernfamilien auch morgen noch von der Landwirtschaft
leben können und ihre Höfe für kommende Generationen erhalten.
Doch
brauchen sie dazu wirklich weitere Vorschriften. Verschärfung setzen
den gesamten Berufsstand weiter unter Druck. So berechtigt einzelne
Anliegen auch sein mögen, so kann es nicht angehen, dass immer nur
die Landwirtschaft an den Pranger gestellt wird. Vieles kann und
muss man anders regeln, als durch immer wieder neue Verordnungen und
Vorschriften, sind sich die Praktiker einig.
Die
engagierten Landwirte in der Region sind sich sicher: Landwirtschaft
hat Zukunft. Mit der Produktion hochwertiger Nahrungsmittel sorgen
sie für die Lebensgrundlage von uns allen. Landwirte sind
Energiewirte und sie pflegen die Kulturlandschaft. Die
Landwirtschaft ist ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder.
Landwirtschaft
wird nicht ohne Grund als der primäre Sektor bezeichnet. Die
Herausforderungen werden wohl auch in Zukunft nicht weniger und die
finanziellen Schwankungen für die Bauern nicht geringer, doch die
zentrale Aufgabe bleibt, die Menschen zu ernähren. Klar ist: Ohne
die Bauern geht es nicht.
Kulmbach,
Bayreuth, Bamberg. Tannenzweige, Lichterketten, bunt blinkende LEDs
in den riesigen Rädern: Nachdem die Traktorkorsos im vergangenen
Jahr auf großen Anklang gestoßen waren, haben sich auch in diesem
Jahr Bauern aus Bamberg, Bayreuth und Kulmbach wieder zusammengetan,
ihre Bulldogs festlich geschmückt und sich am zweiten Adventssamstag
auf eine Rundfahrt durch die Städte gemacht.
Die
Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum Funkeln. Trotz
der kurzfristigen Ankündigung in den lokalen Medien und trotz
teilweise strömenden Regens säumten zahlreiche Passanten die Straßen
und ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Ziel
war es nach übereinstimmenden Aussagen aller Organisatoren, einen
vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und die Landwirtschaft
ins Gespräch zu bringen. Politische Banner gab es nicht, wenngleich
es auch ein Ziel war, auf die prekäre Lage vieler Familienbetriebe
hinzuweisen. Die Traktorkorsos waren Teil der bundesweiten und im
Wesentlichen von dem Verein „Land schafft Verbindung“ (LSV)
getragenen Aktion „Ein Funken Hoffnung“. Bei jeder Fahrt wurde Geld
für einen sozialen Zweck gesammelt.
In
Kulmbach war der Traktorkorso mit ungefähr 30 Fahrzeugen im Ortsteil
Melkendorf gestartet. Nach einer Fahrt quer durch die Innenstadt
machten die Schlepper in der Oberen Stadt halt, wo es Gelegenheit
gab, die Fahrzeuge zu fotografieren und mit den Bauern ins Gespräch
zu kommen. Hauptorganisatoren waren Kathrin Erhardt aus Motschenbach
und Stefan Seidel aus Wacholder. Während der Fahrt machten die
Schlepper einen Stopp am Kinderhaus „Sternstunden“ der
Geschwister-Gummi-Stiftung, wo Schokonikoläuse, Süßigkeiten und
weitere Spenden überreicht wurden.
Vorbild
für die Fahrt in Kulmbach war Bayreuth: waren es dort im vergangenen
Jahr noch 30 Landwirte haben in Bayreuth diesmal über 50 mitgemacht.
Corona-bedingt war es hier allerdings nicht möglich, an einem
zentralen Punkt anzuhalten, um mit den Menschen ins Gespräch zu
kommen. Organisatorin Stefanie Will aus Röthelbach bei Bindlach
hatten deshalb eine besonders lange Route ausgearbeitet, die bei
Eckersdorf im Landkreis startete und für die über zwei Stunden
Fahrzeit nötig war. Über Mistelbach, Hummeltal, Gesees und
Forkendorf fuhr der Korso über den Saaser Berg in die Innenstadt, wo
die Bauern unter anderem auch ein Stück auf dem Nordring und auf dem
Innenstadtring unterwegs waren. Endpunkt war, wie bereits im letzten
Jahr die Gemeinde Bindlach nördlich von Bayreuth. Dort wurde der
Tross aufgelöst und jeder fuhr zu sich auf den Hof zurück.
Auch
in Bamberg haben sich gut 50 festlich geschmückte 50 Schlepper auf
eine Fahrt quer durch die Domstadt gemacht, obgleich die Strecke im
Vorfeld mehrfach geändert werden musste. Startpunkt war dabei die
Gärtnerei Hans-Jürgen Eichfelder im Norden, Endpunkt die „Brose
Arena“ im Süden. Dazwischen ging es unter anderem am Bahnhof vorbei,
über die Luitpoldstraße zum Rhein-Man-Donau-Damm und dann über den
Münchner Ring zur Brose-Arena. Laut Hauptorganisatoren Marco Übel
sollten die Bulldogs ursprünglich durch die belebte „Lange Straße“
fahren, was dann aus Sicherheitsgründen doch nicht zustande kam. Der
Großteil der Bauern kam aus dem Bamberger Landkreis, einige waren
auch aus Coburg und den angrenzenden Haßbergen angereist. Einige
Traktoren machten sich danach noch auf den Weg zur Kinderstation des
Bamberger Klinikums, um kleine Geschenke zu übergeben.
Bilder:
Einen
vorweihnachtlichen Glanzpunkt brachten zahlreiche Landwirte aus
Oberfranken mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten Adventssamstag
in die Innenstädte von Bamberg, Bayreuth und Kulmbach. Sämtliche
Schlepper waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich
beleuchtet.
Wolf auf Standby /
„Ruhe vor dem Sturm“: Landwirte rechnen mit weiteren Übergriffen
Bayreuth.
„Es kann eigentlich nur die Ruhe vor dem Sturm sein“, sagt Harald
Köppel, BBV-Geschäftsführer für Bayreuth, Kronach und Kulmbach. Der
Wolf sei nach wie vor ein Thema, auch wenn es derzeit keine größeren
Risse gibt. Wolfsspuren würden mal wieder um die Gehege und Weiden
gefunden, insbesondere im südlichen Landkreis Bayreuth zwischen
Betzenstein und Plankenfels. Ab und zu sehe man auch immer wieder
mal Trittsiegel. Ein größerer Übergriff sei aber seit dem Frühjahr
ausgeblieben.
Ende
Februar, Anfang März war es in einem Wildgehege in Illafeld nahe
Betzenstein zur Katastrophe gekommen. Dort wurden 18 gerissene Tiere
aufgefunden, in einem Gehege im nur zwei Kilometer entfernten
Riegelstein weitere sieben tote Tiere. Experten waren sich sicher,
dass das Damwild einem oder mehreren Wölfen zum Opfer gefallen ist.
Bei dem Vorfall waren allen Tieren die Kehlen durchgebissen worden.
Einer der Kadaver in Illafeld zeige zudem ein für Wölfe typisches
Fraßbild. Außerdem war der Zaun an einer Stelle untergraben worden.
Der Schock bei den beiden betroffenen Landwirten Christian Leißner
aus Riegelstein und Hans Ertel aus Illafeld saß damals tief.
Zunächst
sei die Befürchtung groß gewesen, dass die Wölfe nach diesen beiden
großen Übergriffen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Geschmack
gekommen seien, sagt BBV-Geschäftsführer Köppel. Schließlich sei das
Büfett im Gehege praktisch gedeckt. Mittlerweile seien aber auch
einige Weiden per Elektrozaun geschützt. „Meines Erachtens ist der
Wolf nur auf Standby“, so Köppel. Er ist sich sicher, dass es in der
Region weitere Übergriffe geben werden. Insbesondere auf den
Gebieten der nahen Truppenübungsplätze Hohenfels und Grafenwöhr in
der angrenzenden Oberpfalz sowie im großen Waldgebiet des
Limmersdorfer Forstes im Raum Bayreuth hätten sich Wölfe
niedergelassen.
Landwirt
Christian Leißner hat inzwischen genauso wie sein Berufskollege Hans
Ertel, für das betroffene Gehege einen Untergrabschutz errichten
lassen und dafür rund 50000 Euro investiert, die er bis heute
komplett vorgestreckt hat. „Wir warten seit September auf das Geld“,
sagt er. Erst vor wenigen Tagen hatte seine Freundin bei einer
Drückjagd zwei Wölfe mit eigenen Augen gesehen. Weitere
Wolfssichtungen in den vergangenen Tagen bei Plech seien verbrieft.
Leißner rechnet damit, dass sich das Problem dann wieder verschärft,
wenn der erste Schnee fällt. Mit Sicherheit würden dann vermehrt
wieder Trittsiegel auftreten. „Dann geht es mit Sicherheit weder
nach oben“, so Leißner.
Bei
Norbert Böhmer, Landwirt aus Schrenkersberg bei Plankenfels, gab es
schon im Jahr 2009, als noch niemand den Wolf auf dem Plan hatte,
erste Schäden. Fünf Kälber seien in den darauffolgenden Jahren
gerissen worden, lediglich Überreste habe man noch auffinden konnte.
Sieben Herdenschutzhunde hatte sich Schrenker seit 2016 angeschafft.
„Die Hunde machen eine gute Arbeit“, sagt er und ist fest überzeugt
davon, dass allein durch die Anwesenheit der Hunde Übergriffe durch
den Wolf verhindert werden konnte. Nachweisbare Wolfsschäden habe es
aktuell jedenfalls nicht mehr gegeben.
Auch in
den Landkreisen Hof und Wunsiedel, die direkt an Tschechien
angrenzen, würden immer mal wieder Wölfe festgestellt,
beispielsweise auf Fotofallen der Staatsforsten. Übergriffe seien
aber nicht bekannt, obwohl auch das Fichtelgebirge größere
zusammenhängende Waldgebiete besitzt.
Unterdessen
tritt der Wolf aktuell auch in den anderen beiden fränkischen
Regierungsbezirken auf. So wurde einem Zeitungsbericht zufolge erst
vor wenigen Tagen ein Wolfsangriff im Landkreis Rhön-Grabfeld
offiziell bestätigt. Dabei seien mehrere Schafe und Ziegen gerissen
worden. Der Vorfall hatte sich demnach bei einem Schafhalter in
Oberelsbach unweit der Landesgrenze zu Hessen ereignet. Dort seien
zwei Ziegen und ein junges Schaf gerissen worden. In Mittelfranken
gab es bereits Wolfssichtungen unter anderem in den Gegenden um
Ansbach und Bad Windsheim
Ökofranken könnte
Insolvenz drohen / Erzeugergemeinschaft fordert 900000 Euro zurück –
Generalversammlung an nicht eingehaltener Ladungsfrist gescheitert
Welsberg.
Rund 120 von insgesamt 300 Mitglieder der Erzeugergemeinschaft
Ökofranken sollen aktuell zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen
leisten. Das hat Vorstand Roland Schrenker, Landwirt aus Treppendorf
bei Hollfeld im Landkreis Bayreuth, bestätigt. Die bilanzwirksamen
Rückforderungen sollten eigentlich auch Gegenstand der turnusmäßigen
Generalversammlung vor wenigen Tagen sein.
Weil dabei
die gesetzlich vorgegebene Ladungsfrist nicht eingehalten wurde,
fand die Generalversammlung nicht als solche statt. „Wir sind von
sieben Tagen Ladungsfrist ausgegangen, es hätten aber 14 sein
müssen“, so Schrenker. Die Generalversammlung habe man dann
kurzerhand zur Informationsveranstaltung umdeklariert, um die
Mitglieder unter anderem über den Stand der Rückforderungen zu
informieren. „Die Rückforderungen sind nahezu alle verschickt
worden“, so Schrenker. Ebenso die Ordnungsgelder, also
Strafzahlungen für diejenigen, die nicht geliefert haben. Der
Vorstand bestätigte auch, dass mittlerweile Klagen dagegen anhängig
sind.
Dem
Vernehmen nach zweifeln Mitglieder vor allem an, ob Rückforderungen
und Ordnungsgelder überhaupt rechtens und wenn, dann nicht teilweise
schon verjährt sind. Konkret sollen Mitglieder, die zwischen 2017
und 2020 nicht geliefert haben pro zehn Hektar Fläche, für die sie
gezeichnet haben, mit 1500 Euro pro Jahr zur Kasse gebeten werden.
Die Ordnungsgelder sollen nach Ansicht von Mitgliedern allerdings
eher dazu dienen, eine drohende Insolvenz abzuwenden. „Eine
Insolvenz steht im Raum, wenn es hart auf hart kommt, wird sie
unvermeidbar sein“, sagte ein Landwirt gegenüber dem Wochenblatt.
Gegen die
Erzeugergemeinschaft Ökofranken mit Sitz in Welsberg, Gemeinde
Itzgrund, hat es in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfe wegen
Missmanagements gegeben. Das System funktioniert so, dass alle
Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und entsprechend
ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten
für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie vermarktet
werden konnte, bekommen die Landwirte danach eine Abschlusszahlung.
Dabei kann es allerdings auch passieren, dass die Abschlagszahlungen
höher waren als die späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen
Fällen werden Gelder aus den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das
ist bei einzelnen Mitgliedern seit 2017 der Fall und hat für
erheblichen Ärger gesorgt. Bei zahlreichen Mitgliedern sollen
Abschlagszahlungen im kleinen dreistelligen Bereich bis hin zu
fünfstelligen Forderungen für die Jahre 2017 bis 2019 im Raum
stehen, die teilweise bereits mit den neuen Anlieferungen verrechnet
wurden.
Das
Hauptproblem sehen die Verantwortlichen darin, dass die, in der
Satzung fixierte, sogenannte Andienungspflicht nicht konsequent
umgesetzt wurde. Die Bauern müssen in der Regel im Frühjahr melden,
wie viel Getreide sie in etwa anliefern möchten, damit die
Genossenschaft entsprechende Vermarktungsverträge abschließen kann.
Zu viele Mitglieder hätten mal viel weniger oder auch mal viel mehr
geliefert, wodurch die Vermarktung gehörig durcheinander gewirbelt
wurde. Damit erklärten die Verantwortlichen auch, dass die
Vermarktungspools 2017 und 2018 erst verspätet aufgelöst wurden. Das
Ergebnis habe damals nicht den Erwartungen entsprochen. So hätten
die Verantwortlichen versucht, den Pool ein Jahr stehen zu lassen,
um von potentiell besseren Preisen zu profitieren. Die
Ertragssituation wurde allerdings nicht besser, sondern schlechter.
Von einem
„Kasperltheater“ spricht indes ein langjähriges Mitglied „im
gekündigten Status“ aus Oberfranken. Der Landwirt, dessen Name der
Redaktion bekannt ist, sieht das Problem hauptsächlich in der Person
des Geschäftsführers, der von Anfang an nicht in der Lage gewesen
sei, seine Aufgaben satzungsgemäß durchzuführen. „Da sind Geschäfte
getätigt worden, bei denen nichts verdient wurde“, sagt der
Landwirt. Vermutlich sei sogar Vertragsware teuer zugekauft worden,
um Lieferverträge zu erfüllen. Vernünftiger wäre dem Mitglied
zufolge eine Poolabrechnung, bei der nur das ausbezahlt wird, was
auch eingenommen wurde.
Die Ökofranken
eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch
erzeugte landwirtschaftliche Produkte nach diversen Ökostandards.
Die Genossenschaft beschäftigt einen hauptamtlichen Geschäftsführer
und einen Mitarbeiter für Büro und Lager.
Nahrungsmittelsicherheit ins Grundgesetz / BBV-Gebietsversammlung:
Gemischte Bilanz und schlechte Stimmung - Maschinenring sucht
dringend Betriebshelfer
Kulmbach.
„Bei den Bauern herrscht nur noch großer Frust.“ So hat
BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der Kulmbacher
Gebietsversammlung die aktuelle Stimmungslage in der Landwirtschaft
beschrieben. Schuld daran seien immer mehr Bürokratie, Angriffe aus
der Gesellschaft sowie praxisfremde Richtlinien und Gesetze aus der
Politik. „Betriebe hören derzeit reihenweise auf“, sagte Löwinger.
Im Moment sei ein Strukturwandel festzustellen, wie es ihn noch nie
vorher gegeben habe.
Bei der
Gebietsversammlung, die aufgrund der aktuellen Situation einmal mehr
online durchgeführt werden musste, stellte Löwinger die Forderung
auf, Nahrungsmittelsicherheit ins Grundgesetz aufzunehmen.
Hintergrund ist der Eindruck der meisten Berufskollegen, dass
Gesellschaft und Politik die Tierhaltung in Deutschland „kaputt
machen“ möchten. „Von Ernährungssicherheit spricht kein Mensch
mehr.“ Der Kreisobmann warnte allerdings davor, dass man sich gerade
bei der Ernährung vom Ausland abhängig macht. Damit dies nicht
geschieht, benötigten die Bauern eine gewisse Intensität in der
Produktion. „Unsere Landwirtschaft war in den zurückliegenden
Jahrzehnten stets ein Erfolgsmodell“, sagte Löwinger. Da sei
mittlerweile vieles verloren gegangen.
Trotzdem
müssten Tag für Tag rund 83 Millionen Bundesbürger satt werden.
Diese Tatsache gerate viel zu oft in Vergessenheit. Eine Verlagerung
ins Ausland käme auf keinen Fall billiger und die Qualität würde
auch nicht unbedingt besser werden. Überhaupt sollte die Qualität
wieder mehr herausgestellt werden. „Darin unterscheiden wir uns von
großen Teilen der Welt.“ Ursache dafür seien die hierzulande
geltenden hohen Auflagen. Das müsse dem Verbraucher immer wieder
klargemacht werden.
Die Bilanz
des Kreisobmanns über das zurückliegende Jahr fiel durchaus gemischt
aus. Vom Wetter her hätten die Bauern nach drei Dürrejahren in Folge
erstmals wieder zufrieden sein können. Während sich die Märkte beim
Rindfleisch aktuell im Höhenflug befänden, Getreide und auch Raps
derzeit fast täglich nach oben kletterten und die Milch einigermaßen
als mittelmäßig einzustufen sei, ist die Lage im Schweinebereich
absolut katastrophal. „Hier kann kein Geld mehr verdient werden“,
sagte Löwinger. Als Hauptursache nannte er die Corona-bedingt
ausgefallene Sommersaison in der Gastronomie. Dazu komme die
Afrikanische Schweinepest, die in Mecklenburg-Vorpommern nun
erstmals auch bei Hausschweinen angekommen ist.
Eventuelle
Mehreinnahmen der Bauern müssten allerdings an anderer Stelle wieder
ausgegeben werden. So würden derzeit Rohstoffe knapp, bei
Baumaterialien gebe es lange Wartezeiten und Ersatzteile seien kaum
zu bekommen. Die Preise für Stickstoffdünger würden genauso wie die
für Pflanzenschutzmittel oder gar für Diesel zu ungeahnten
Höhenflügen ansetzen. „Egal ob Diesel, Dünger oder Pflanzenschutz,
alles geht nach oben.“
Trotz
aller Probleme und Schwierigkeiten sah Kreisobmann Löwinger eine
Zukunft für die Landwirtschaft. „Wir sollten eines nicht tun, den
Kopf in den Sand stecken“, ermunterte er seine Berufskollegen. Er
gab aber auch zu bedenken, dass man sich stets auf Veränderungen
einstellen sollte. Das gelte insbesondere mit Blick auf die neue
Bundesregierung.
Am Rande
der Gebietsversammlung richtete der Geschäftsführer des Kulmbacher
Maschinenrings Horst Dupke den Appell an alle Landwirte, dass
derzeit Betriebshelfer dringend gesucht würden. „Wir sind dankbar um
jeden, der sich meldet“, sagte Dupke. Hintergrund ist die derzeit
überaus angespannte Lage durch zahlreiche Langzeiteinsätze, durch
die viele der Helfer an einen Betrieb gebunden seien. „Unsere Helfer
laufen wirklich am Limit“, sagte der Geschäftsführer.
Bild:
„Keine
Abhängigkeiten vom Ausland“: der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Wilfried
Löwinger bei der Online-Gebietsversammlung.
Hundert Prozent
Wasser, null Chemie / Erfolgsmodell umweltfreundliche
Unkrautbekämpfung mit Heißwasser – Einsatz auf dem Neuenmarkter
Friedhof
Neuenmarkt.
Umweltfreundlicher geht es nicht, auch wenn es manche nicht glauben
wollen: Unkraut lässt sich am besten mit Heißwasser bekämpfen. Wie
das geht, hat die Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH in diesen
Tagen auf dem Neuenmarkter Friedhof gezeigt. Dort war Florian Maser
mit dem nagelneuen Trägerfahrzeug mit Heißwassertechnik unterwegs,
um Löwenzahn und Co von den Gehwegen zu verbannen.
Die
Heißwassertechnik setzt vereinfacht gesprochen darauf, dass Eiweiß
bei 70 Grad Celsius gerinnt. Wurzel und Pflanze sterben ab, die
Blätter und Stängel verwittern und zerfallen, für das Umfeld
entsteht keinerlei Schaden. Das sei nicht nur umweltfreundlich,
sondern auch kostengünstig, erklärt Harald Hubert vom MR Oberfranken
Mitte, in dem die Maschinenringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische
Schweiz ihre gewerbliche Aktivitäten gebündelt haben. „Es ist nur
Wasser, keine Chemie“, erklärt Huber immer wieder, wenn sich
Passanten um Insekten sorgen und die Mitarbeiter darauf ansprechen.
„Wir gießen Unkraut mit heißem Wasser“, so Huber.
Ein
Erfolgsfaktor der Methode ist es, dass nicht nur die Oberfläche
behandelt wird, sondern das Wasser tief in das Erdreich eindringt.
Während chemische Mittel die Pflanze nur oberflächlich zerstören,
packt Heißwasser das Übel an der Wurzel, sogar an der Pfahlwurzel.
Selbst gegen den giftigen Riesenbärenklau sei die umweltfreundliche
Unkrautbekämpfung erfolgreich.
Nun könnte
man sagen, da hätte man doch schon viel früher drauf kommen können.
In anderen Länder sei man auch schon früher drauf gekommen,
erläutert Alexander Hollweg vom Maschinenring Kulmbach. Speziell in
den nordischen Ländern oder auch in den Niederlanden. Hierzulande
seien chemische Pflanzenschutzmittel wie das umstrittene Glyphosat
für jedermann greifbar, deshalb auch üblich und wahrscheinlich sogar
günstiger gewesen. Die Technik der Unkrautbekämpfung mit Heißwasser
steckt dagegen noch immer ein wenig in den Kinderschuhen.
Während
die Maschinenring-Mitarbeiter in der Testphase im zurückliegenden
Jahr noch mit kleinen Tanks und Lanzen das Heißwasser ans Unkraut
brachten, können sie mittlerweile auf neueste Technik setzen. Der
Selbstfahrer mit aufgebauter Technik hat einen 650 Liter Wasser
fassenden Tank, der in der Regel für bis zu eineinhalb Stunden
ausreicht. Die Bearbeitungsbreite liegt bei fast 1,50 Metern, statt
wie bisher bei 30 Zentimetern, so dass die Wege wesentlich schneller
unkrautfrei gemacht werden können.
Immer mehr
Kommunen würden zwischenzeitlich auf die Dienstleistung der
Maschinenringe zurückgreifen. So kommt die Heißwassertechnik aktuell
auch auf dem Friedhof von Kulmbach zum Einsatz. Aber auch im
Landkreis Bayreuth, etwa in Aufseß, Gefrees oder Hollfeld mache man
sich die Formel „Heißwasser statt Glyphosat“ zunutze. Denkbar sei
die Anwendung auch auf ganzen Straßenzügen, Parkplätzen oder im
privaten Bereich.
Für den
Neuenmarkter Bürgermeister Alexander Wunderlich hat sich die
Unkrautbekämpfung per Heißwasser längst bewährt. Nach der Testphase
im vergangenen Jahr spricht er von einer Erfolgsgeschichte, mit
deren Hilfe die örtlichen Bauhofmitarbeiter entlastet werden. Der
Friedhof soll schließlich ein Aushängeschild der Gemeinde sein,
deshalb werde die Unkrautbekämpfung dort ganz gezielt
vorangetrieben.
Bild:
Bürgermeister Alexander Wunderlich, Alexander Hollweg und Harald
Huber (von links) von der Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH
verfolgen den Einsatz des von Florian Masel gesteuerten
Trägerfahrzeugs zur Unkrautbekämpfung mit Heißwasser auf dem
Neuenmarkter Friedhof.
Dankbarkeit als
Grundhaltung des Lebens / Hofer Landwirte feierten Erntedank in der
Michaeliskirche
Hof.
Mehr Wertschätzung für den bäuerlichen Berufsstand hat Kreisobmann
Hermann Klug beim Erntedankfest in Hof gefordert. „Unsere
Hauptaufgabe ist es, die Ernährung zu sichern, wir werden aber auch
unseren Beitrag zur Bewältigung des Klimawandel leisten“, sagte der
BBV-Kreisobmann bei einem Gottesdienst in der Michaeliskirche, der
größten evangelischen Kirche in Oberfranken.
Das
Besondere an dem Erntedankgottesdienst war nicht nur seine reiche
musikalische Ausgestaltung mit den Instrumentalgruppen Viererblech
und Saitenklar sowie der jungen Organistin Sejin Kim an der
Heidenreich-Orgel des Gotteshauses. Es war auch der
Erntekronenwettbewerb, den die Hofer Landjugend im zweijährigen
Turnus veranstaltet. Damit kehrt endlich wieder ein Stück Normalität
in das Landjugendleben ein, freuten sich Tobias Puchta, Vorsitzender
des Kreisverbandes Hof/Wunsiedel. Die Platzierung sollte dabei gar
nicht mehr die große Rolle spielen, wenngleich die Jury die
kunstvoll gebundene Erntekrone der Landjugend Schwarzenbach an der
Saale auf den ersten Platz wählte. Gewonnen hatten eigentlich alle
Teilnehmer, auch die der Landjugendgruppen aus Plösen, Reuthlas,
Großlosnitz und Zettlitz.
Kreisobmann Klug wusste, dass trotz des Dankes für die Ernte nicht
bei jedem Bauern Feierlaune aufkommt. Berufskollegen, die vom
Hochwasser betroffen waren oder die ihren Schweinestall leer stehen
lassen müssen, weil sie damit keine Erlöse mehr erzielen, hätten
bestimmt keinen Grund zu feiern. Trotzdem plädierte der Hofer Dekan
Günter Saalfrank für Dankbarkeit als Grundhaltung des Lebens, gerade
in schwierigen und ungewissen Zeiten. Dazu gehöre auch die leidvolle
Tatsache, dass die Gesellschaft die wertvolle Arbeit der Bauern,
aber auch die der Metzger und Bäcker, der Brauer und Winzer nicht
immer hoch genug einschätzt. „Gott sei Dank, dass es sie gibt“,
sagte der Dekan.
Landwirtschaft
werde nicht ohne Grund als der primäre Sektor bezeichnet, sagte
Landrat Oliver Bär. De Herausforderungen würden wohl auch in Zukunft
nicht weniger und die finanziellen Schwankungen für die Bauern nicht
geringer, doch die Aufgabe bleibe die größte, nämlich die Menschen
zu ernähren. Der Erntekronenwettbewerb zeige, dass die Landjugend
nicht nur ein bloßer Verein ist. „Die Landjugend lebt die Identität
unserer Heimat“, sagte Bär. Lange und intensiv habe er zusammen mit
Dekan Saalfrank, Heimatpfleger Adrian Roßner und Bernd Schnabel vom
Vorstand der VR-Bank Bayreuth/Hof die Bewertung vorgenommen und sei
sich dabei sehrt wohl bewusst gewesen, welche Arbeit hinter dieser
Art von gelebten Brauchtum steckt.
Neben der
Mitwirkung von Pfarrerin Anette Jahnel trug auch Mundartdichterin
Sonja Keil einige Gedanken zu Erntedank vor. Die Kollekte des
Erntedankgottesdienstes kommt den Flutopfern in Nordrhein-Westfalens
und Rheinland-Pfalz zu Gute.
Bilder:
1. Festlich geschmückt präsentierte die Hofer Michaeliskirche zum
Erntedankfest des Bauernverbandes.
2. Die Erntekrone des Landjugendverbandes Schwarzenbach an der Saale
wurde von der Jury auf den 1. Platz gewählt.
Sorge um Zukunft der
Landwirtschaft / Steigerungen trotz Corona beim Maschinenring
Münchberg
Dörnthal. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich die große Bedeutung
bäuerlicher Selbsthilfeeinrichtungen. So konnte der eher zu den
kleineren gehörende Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und
Umgebung auch im Corona-Jahr 2020 steigende Zahlen verbuchen. Die
Arbeit war also mehr denn je gefragt, wie auf der Jahresversammlung
in Dörnthal bei Selbitz deutlich wurde. „Wir werten das als Zeichen,
dass man mit unserer Arbeit zufrieden ist“, sagte der Vorsitzende
Siegfried Hüttner aus Mühldorf bei Schauenstein.
So konnte
der Gesamtverrechnungswert trotz Corona um etwa zehn Prozent auf
über 4,4 Millionen Euro gesteigert werden. Den Löwenanteil davon
macht die Maschinenvermittlung mit knapp 3,1 Millionen Euro aus. Die
Steigerung liegt dabei sogar bei fast 13 Prozent. Stärkste Bereiche
waren die Segmente Futterbau und Strohernte, Düngung, Saat und
Pflege, sowie die Vermittlung von Schleppern und Transporten.
Zweite
Säule der Arbeit ist die Betriebshilfe, die mit über 310000 Euro zu
Buche schlug. Weit über 32000 Stunden seien dabei geleistet worden,
im Vorjahr waren es noch knapp 31000. Mit 153 habe dabei die Zahl
der wirtschaftlichen Einsätze über der Zahl der sozialen Einsätze
(107) gelegen, so Geschäftsführer Patrick Heerdegen.
Auch wenn
der Weg der Betriebshilfe steiniger wird, wie es Vorsitzender
Hüttner ausdrückte, weil der Sozialversicherungsträger die
Einsatzstunden immer stärker kürzt, so sei der Maschinenring
trotzdem auf der Suche nach weiteren Betriebshelfern. Vor allem für
nebenberufliche Kräfte sei das bei einem Stundenlohn von 19,50 Euro
interessant, so Geschäftsführer Heerdegen.
Weitere
Tätigkeitsfelder des Maschinenrings Münchberg waren die
Beratungsleistungen, vor allem zur Düngeverordnung, die
Futtervermittlung und die durchaus lohnenswerte
Dieselsammelbestellung, die einen Preisvorteil von vier Cent pro
Liter bringt. Der MR Münchberg hat gut 900 Mitglieder, die zusammen
eine Fläche von über 42000 Hektar bewirtschaften.
Trotz der
positiven Entwicklung äußerste Vorsitzender Hüttner bei der
Jahresversammlung auch seine große Sorge um die Zukunft der
Landwirtschaft. Vor allem die Gängelung durch Politik und Teilen der
Medien machten den Bauer schwer zu schaffen. Nun komme auch noch die
eklatante Preissteigerung bei Betriebsmitteln, wie etwa beim Dünger
dazu. Auch die Politik der neuen Regierung lasse nichts Gutes
erahnen.
Nach 15
Jahren an der Spitze kündigte der Vorsitzende außerdem seinen
Rückzug an. Wer Nachfolger werden könnte, stehe allerdings noch in
den Sternen. Hüttner selbst hatte seinen Betrieb im zurückliegenden
Jahr aufgegeben.
Für das
zusammen mit dem Nachbarring in Wunsiedel gemeinsame
Tochterunternehmen Maschinenring Hochfranken GmbH ist seit Januar
Daniel Seuß aus Förstenreuth bei Stammbach als Geschäftsführer
tätig. Die MR Hochfranken GmbH ist hauptsächlich in der
Grünflächen-, Gehölz- und Stromtrassenpflege, im Winterdienst tätig
und erzielte in 2020 einen Umsatz von rund 1,7 Millionen Euro.
Neu im
Team des MR Münchberg ist der 23-jährige Markus Müller aus
Schwärzhof bei Himmelkron im Landkreis Kulmbach. Der Absolvent der
Staatlichen Technikerschule in Triesdorf verstärkt das Team künftig
als Organisationskraft. Als Betriebshelferin mit den meisten
Einsatzstunden haben der Vorsitzende und sein Geschäftsführer
Brigitte Stange aus Schwarzenbach an der Saale mit einem Präsent
ausgezeichnet.
Bilder:
1. Arbeit für die Landwirte in der Region: das ist die Mannschaft
des Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung.
2. Im Dauereinsatz für den Maschinen-
und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung: Brigitte Stange wurde
vom Vorsitzenden Siegfried Hüttner (links) und von Geschäftsführer
Patrick Heerdegen für die meisten geleisteten Stunden im Jahr 2020
ausgezeichnet.
Gesunder
Menschenverstand und gerechte Preise / Statements statt Erntedank –
Neue Projekte im Landkreis Wunsiedel
Bergnersreuth.
Corona-bedingt hat es im Landkreis Wunsiedel heuer kein
Erntedankfest gegeben. „Wir wollten traditionell wieder im
Volkskundlichen Gerätemuseum in Bergnersreuth feiern, doch der
Aufwand hätte in keinem Verhältnis zum Ergebnis gestanden“, bedauert
Kreisobmann Harald Fischer. Die Akteure der Bauernverbandes, der
Kirche und der Politik versammelten sich trotzdem zu einem Termin
mit Pressevertretern auf der Museumswiese, um in kurzen Statements
an die Bedeutung des Erntedank zu erinnern, aber auch, um die eine
oder andere Neuigkeit zu verkünden.
„Wir
Bauern pflegen 3G schon lange“, sagte Fischer augenzwinkernd:
„Gesät, gepflegt und geerntet“. Nun bräuchten die Landwirte auch non
ein viertes und ein fünftes G: „gerechte Preise und einen gesunden
Menschenverstand“. Vieles, was derzeit passiert, sei für die Bauern
einfach nicht mehr nachvollziehbar. Während zum Beispiel an der
Ladentheke die Preise für Schweinefleisch steigen, würden die Erlöse
für die Bauern sinken. Trotz allem sei die Ernte im Landkreis
Wunsiedel gut verlaufen und man sei überwiegend von
Starkregenereignissen verschont worden.
Landwirte
arbeiten mit der Natur, so der stellvertretende Wunsiedler Landrat
Wolfgang Kreil. Die Arbeit sei aber immer auch ein Ringen mit der
Natur. Das wüssten viele Verbraucher nicht mehr zu schätzen und
stellten romantisierende Forderungen auf, die mit der Realität wenig
zu tun haben.
Bayern und
Deutschland müssten alles daran setzen, eine eigene
Nahrungsmittelproduktion zu haben. Das nannte der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel eine zentrale Botschaft aus den
zurückliegenden Corona-Zeiten. Schöffel appellierte aber auch an
alle Verbraucher, verstärkt darauf zu achten, wo die gekauften
Lebensmittel herkommen.
Eine
Neuigkeit konnte Kreisbäuerin Karin Reichen verkünden. Nachdem es
mit der Einführung eines Schulfaches „Alltagskompetenzen“ nicht
geklappt hatte, gebe es künftig verpflichtende Projektwochen. Im
Landkreis Wunsiedel sollen diese Wochen in Kooperation mit dem
Volkskundlichen Gerätemuseum Bergnersreuth durchgeführt werden.
Damit könne man die gesamte Infrastruktur des Museums nutzen und die
Landfrauen könnten ihr Fachwissen vor Ort an die jungen Leute
weitergeben. Viele Betriebe seien schon mit Feuereifer dabei.
„Wir
können ein echtes Grünes Klassenzimmer anbieten“, so Museumsleiterin
Sabine Zehetmeier. Ihr sei es ein ganz großes Anliegen, die
vorhandenen Räumlichkeiten zu nutzen und mit den Ausstellungen den
entsprechenden Rahmen dafür zu bieten. Schließlich hätten ja viele
Schulen keine Schulküchen oder Wirtschaftsräume mehr. Mit diesem
Projekt sei der Fortbestand des Museums mehr als gesichert,
bekräftigte der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking.
Eine
weitere Neuigkeit präsentierte der Wunsiedler Dekan Peter Bauer. So
stehe ein Regionalportal im Internet kurz vor dem Start, mit dessen
Hilfe vor allem Großverbraucher, wie die Heime des Diakonievereins
oder des Evangelischen Bildungszentrums Bad Alexandersbad, aber auch
Privatleute ihren benötigten Bedarf bestellen können. Das Portal
soll in Kooperation von Bauernverband und Diakonie über einen
kostenneutralen Zusammenschluss, etwa eine gemeinnützige GmbH, ohne
Gewinnorientierung betrieben werden. Für die Landwirte sei es das
Ziel, gerechte Preise und sichere Abnehmer zu bieten. Auch das
verarbeitende Handwerk, wie Bäckereien und Metzgereien hätten
bereits ihre Bereitschaft zur Mitwirkung signalisiert.
Bild:
Auf der
Museumswiese trafen sich Vertreter von Bauernverband, Kirche und
Politik, um der Presse ihre Gedanken zu Erntedank zu verkünden.
Mehr Anerkennung
für die Ökos / Bio-Bauern dürfen nicht auf der Strecke bleiben -
Video-Konferenz der oberfränkischen Öko-Betriebe
Bayreuth/Bamberg.
Mehrere tausend Mitglieder des Bauernverbandes bewirtschaften
Bio-Betriebe, Tendenz steigend. Grund genug, dass sich Ralf Huber,
Vorsitzender des Landesfachausschusses für ökologischen Landbau bei
einer Videokonferenz des BBV Oberfranken den Mitgliedern einmal
vorstellte. Huber ist nicht nur Bio-Bauer, sondern seit Februar auch
oberbayerischer BBV-Bezirkspräsident in der Nachfolge des
verstorbenen Anton Kreitmair.
Laut
Mitgliedsbarometer des Deutschen Bauernverbandes könnten sich 17
Prozent der Betriebe vorstellen, in den kommenden zwei Jahren auf
eine ökologische Bewirtschaftung umzusteigen, sagte Huber. Das liege
auch daran, dass sich die Anerkennung für die „Ökos“ nicht nur in
der Gesellschaft, sondern auch im Verband selbst geändert hat. „Wenn
wir etwas sagen, dann hat das auch Bedeutung“, so der
Bezirkspräsident, der zusammen mit seinem Sohn in der Nähe von
Allershausen im Landkreis Freising einen Ackerbaubetrieb mit 180
Hektar Fläche bewirtschaftet.
In der
Videokonferenz befürchtete Michael Bienlein, Kreisobmann aus
Lichtenfels, trotzdem, dass vor dem Hintergrund der Öko-Ziele des
Staates viele Biobauern auf der Strecke bleiben. Wenn die Politik 20
bis 30 Prozent Öko-Anteil fordert, der Lebensmitteleinzelhandel vor
Ort aber gerade fünf Prozent des Gesamtsortimentes mit Öko umsetzt,
werde vielen Betrieben auf Dauer das Wasser abgegraben. „Ich mache
mir Sorgen, um diejenigen, die es aus Leidenschaft machen“, so
Bienlein. „Wenn wir zu stark in das Bio-Wachstum reingehen, wird der
Markt überschwemmt.
Diese
Befürchtungen wollte Daniela Gehler, Referentin für ökologischen
Landbau beim BBV-Generalsekretariat, nicht teilen. Die Märkte und
die Verbraucherausgaben würden seit Jahren nur eine Richtung kennen,
und zwar die nach oben. Freilich spiele sich das ganze derzeit noch
auf relativ niedrigem Niveau ab. Deshalb sei es wichtig, die
Nachfrageseite zu bearbeiten und dabei verstärkt auf Regionalität zu
setzen. Große Hoffnungen setzte sie dabei auf den Außer-Haus-Verzehr
etwa in Kantinen.
Wichtig
ist auch die Öffentlichkeitsarbeit für den ökologischen Landbau.
Hans Rebelein, langjähriger Geschäftsführer der BBV-Kreisverbände
Coburg und Lichtenfels berichtete dabei von einer
Öko-Erlebnisradtour, die er vor wenigen Wochen im Landkreis Coburg
veranstaltet hatte. „Diese Radtour hat voll eingeschlagen“, so
Rebelein. Vor allem habe man damit auch viele Personen aus einem
nichtlandwirtschaftlichen Umfeld erreicht. Bei den zwei Touren an
zwei Tagen mit jeweils 20 Teilnehmern wurden mehrere Biobetriebe
angefahren, die sich den Radlern präsentieren konnten. Dabei seien
gute Gespräche und Diskussionen, etwa zum Thema Tierwohl zustande
gekommen. Die Betriebe hätten dabei weder Aufwand noch Mühen
gescheut, was in Corona-Zeiten nicht hoch genug eingeschätzt werden
kann.
Damit die
Öko-Betriebe ihre Ware in Zukunft noch besser vermarkten können, ist
bereits im Januar die Main-Öko Erzeugergemeinschaft gegründet
worden, die Geschäftsführer Thomas Zehnter den Mitgliedern bei der
Videokonferenz vorstellte. Das Interesse der Handelspartner an
ökologisch erzeugter Ware steige, auch konventionelle Abnehmer
suchten verstärkt Bio-Ware. Dinkel sei heuer bereits erfolgreich
vermarktet worden, Im Focus stünden noch Roggen und Weizen, auch
Nischenprodukte wie Emmer, Soja, Quinoa und Amaranth sollen künftig
zum Angebot gehören.
Vermarktet
wird laut Geschäftsführer Zehnter unabhängig von der
Verbandszugehörigkeit, zum Geschäftsgebiet gehören alle drei
fränkischen Regierungsbezirke. Die Main-Öko-EG hat keine eigenen
Lagerhäuser, kauft die Ware nicht an, sondern vermittelt lediglich
die entsprechenden Verträge. „Damit grenzen wir uns auch von der
Erzeugergemeinschaft Ökofranken ab“, sagte Zehnter. Auch eine
Andienungspflicht gebe es nicht. Der Geschäftsführer stellte dabei
auch klar, dass sich die Main-Öko-EG nicht über den Markt
hinwegsetzen kann. Zehnter: „Wir können nicht zaubern, haben aber
schon das eine oder andere vermittelt, das sich sehen lassen kann.“
An den
bisher bekannten frühesten Kartoffelanbau in Bayern und sogar in
ganz Deutschland erinnert das Kartoffeldenkmal in Pilgramsreuth bei
Rehau im Landkreis Hof. Die Bronzeplastik im Kirchhof neben der
Markgrafenkirche zeigt einen Landwirt mit einem Gerät zum Graben und
eine Bäuerin mit einem Kartoffelkorb, beide gekleidet in bäuerlichen
Gewändern des 17. Jahrhunderts. Das Denkmal soll daran erinnern,
dass etwa um das Jahr 1647 herum der Pilgramsreuther Landwirt und
Kartoffelpionier Hans Rogler zusammen mit einigen Berufskollegen mit
dem systematischen Feldanbau des Erdapfels begonnen hatte.
Erfolgreiches Jahr
trotz Corona / Maschinenring Fränkische Schweiz sucht Betriebshelfer
Aufseß/Windischgaillenreuth.
Mit der Erhöhung des Mitgliedsbeitrages von bisher 50 auf künftig 65
Euro im Jahr will der Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische
Schweiz den wachsenden Bedürfnissen der Selbsthilfeorganisation und
ihrer Mitglieder Stand halten. Ein entsprechender Beschluss wurde
auf der Jahreshauptversammlung am Freitag in Windischgaillenreuth
gegen drei Stimmen gefasst. Unverändert bleibt der Hektarsatz von
1,30 Euro pro Hektar, der auf 150 Hektar gedeckelt ist und der von
den Mitgliedern zusätzlich zum Grundbetrag aufgewandt werden muss.
Für das
Geld hat der MR Fränkische Schweiz mit Sitz in Aufseß seinen 782
Mitgliedern aber auch einiges zu bieten. Besonders zugenommen hat
nach den Worten von Geschäftsführer Manuel Appel der Bereich
Beratung. Egal ob Düngeverordnung, Mehrfachantrag oder Dieselantrag,
Statistikmeldungen, Waldprämie oder die Meldung zur EEG-Umlage: All
diese Dinge seien mittlerweile so komplex geworden, dass ihre
Bearbeitung einen immensen Zeitaufwand in Anspruch nimmt. „Hier ist
der Maschinenring der richtige Ansprechpartner“, sagte Appel.
Manchmal sei es aber auch so, dass ein Betrieb die Bearbeitung zwar
gerne machen würde, es letztlich aber an einer leistungsfähigen
Internetverbindung scheitert.
Erfolgreich war der MR Fränkische Schweiz in seinen klassischen
Aufgabenbereichen, der Betriebshilfe und der Maschinenvermitttlung.
Mit 16 Prozent hat der Bereich Bodenbearbeitung im Vergleich zum
Vorjahr besonders stark zugenommen. Viele Betriebe hätten zwar
leistungsfähige Schlepper, doch fehle es an der angebauten Technik.
Ebenfalls im Plus: die Bereiche Düngung, Saat und Pflanzenschutz. Um
fast 17 Prozent rückläufig seien dagegen die Bereiche Futterbau und
Strohernte sowie die organische Düngung gewesen. Hier hätten die
Betriebe im Ringgebiet wohl in letzter Zeit selbst sehr stark in
leistungsfähige Technik investiert.
Bei der
Betriebshilfe verzeichnete der MR Fränkische Schweiz in 2020 laut
Geschäftsbericht gut 8700 Stunden im sozialen Bereich, also wenn auf
einem Hof ein Unfall, eine Krankheit oder ein Todesfall eintritt.
Knapp 4500 Stunden entfallen auf die wirtschaftliche Betriebshilfe,
etwa zur Abdeckung von Auftragsspitzen. Der Ring beschäftigt derzeit
fünf hauptamtliche Kräfte, einen Selbstständigen und 29
nebenberufliche Kräfte. Ohne die Betriebshilfe könnten sich viele
Höfe nicht mehr weiterentwickeln, sagte der Vorsitzende Bernhard
Hack. Gute Mitarbeiter seien deshalb immer gefragt, egal ob haupt-
oder nebenberuflich, selbstständig oder auf Minijob-Basis.
Zum
Portfolio des Maschinenrings Fränkische Schweiz gehört auch die
Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasse Heizwerk Hollfeld,
für die Bioenergie Hollfeld und für die Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH.
Neu ist ab dem laufenden Jahr die Beteiligung am künftigen
Biomasseheizwerk Gößweinstein, das im November seinen Betrieb
aufnehmen wird.
Insgesamt
kann der MR Fränkische Schweiz für 2020 trotz Corona eine gute
Bilanz vorweisen. Nach den Worten des Geschäftsführers wurde der
Verrechnungswert sogar geringfügig auf gut drei Millionen Euro
gesteigert, knapp 2,8 Millionen davon macht allein die Vermittlung
von Maschinen aus.
Der MR
Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich
sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise erstreckt. Neben
zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus
dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis
Forchheim. Begründet wird dies mit der Historie des Rings, die auf
den ehemaligen Landkreis Ebermannstadt zurückgeht, der während der
Gebietsreform in den 1970er Jahren auf Bamberg, Bayreuth und
Forchheim aufgeteilt wurde.
Bild:
Erfolgreiches
Jahr trotz Corona: Geschäftsführer Manuel Appel (rechts) und
Vorsitzender Bernhard Hack vom Maschinen- und Betriebshilfsring
Fränkische Schweiz.
Ökofranken üben
Selbstkritik / Mangelnde Transparenz und fehlende Konsequenz: „Nicht
alles richtig gemacht“
Welsberg,
Lks. Coburg. Nach teilweise heftigen Vorwürfen wegen Missmanagements
gegen die Erzeugergemeinschaft Ökofranken mit Sitz in Welsberg,
Gemeinde Itzgrund, haben die Verantwortlichen erstmals Stellung zu
der Misere genommen. Im Gespräch mit dem Wochenblatt räumten
Vorstand Roland Schrenker und der eigens engagierte Berater Hero
Schulte aus dem niedersächsischen Westerstede dabei auch
Versäumnisse ein. „Wir haben sicherlich nicht alles richtig
gemacht“, sagte der ehrenamtliche Vorstand Schrenker, Landwirt aus
Treppendorf bei Hollfeld im Landkreis Bayreuth.
Die
Ökofranken eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für
ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte nach diversen
Ökostandards. Kunden sind im Wesentlichen die Backwaren- und die
Flockenindustrie sowie Brauereien und Mälzereien. Das System
funktioniert so, dass alle Landwirte in einem Vermarktungspool
einliefern und entsprechend ihren Lieferungen zunächst
Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten für Transport und Reinigung
bekommen. Je nachdem, wie gut vermarktet werden konnte, bekommen die
Landwirte danach eine Abschlusszahlung. Dabei kann es allerdings
auch passieren, dass die Abschlagszahlungen höher waren als die
späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen werden Gelder aus
den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das ist bei einzelnen
Mitgliedern seit 2017 der Fall und hat für erheblichen Ärger bei den
Betroffenen gesorgt.
Das
Hauptproblem sehen die Verantwortlichen darin, dass die, in der
Satzung fixierte, sogenannte Andienungspflicht nicht konsequent
umgesetzt worden sei. „Viele Mitglieder haben sich nicht mehr an die
Spielregeln gehalten“, sagte Schulte, der sich im
landwirtschaftlichen Umfeld als Berater bundesweit einen Namen
gemacht hat, und der seit Juli daran arbeitet Lösungsmodelle zu
entwickeln, um die Ökofranken in eine bessere Zukunft zu führen. Die
Bauern müssen in der Regel im Frühjahr melden, wie viel Getreide sie
anliefern möchten. „Natürlich nicht auf die Dezitonne genau, das
geht ja schon aufgrund der immer häufiger vorkommenden
Wetterkapriolen gar nicht“, so Schulte. Trotzdem sollte es eine
realistische Menge mit Hektar-Angabe sein, damit die Genossenschaft
entsprechende Vermarktungsverträge abschließen kann. Zu viele
Mitglieder hätten aber, bewusst oder unbewusst, mal viel weniger
oder auch mal viel mehr geliefert, wodurch die Vermarktung gehörig
durcheinander gewirbelt wurde. Und die Genossenschaft hat nicht
eingegriffen. „Das ist nicht so gelaufen, wie es hätte laufen
sollen“, sagte Schrenker.
So sei es
auch zu erklären, dass die Vermarktungspools 2017 und 2018 erst
verspätet aufgelöst worden seien. Das Ergebnis habe damals nicht den
Erwartungen entsprochen. So hätten die Verantwortlichen versucht,
den Pool ein Jahr stehen zu lassen, um von potentiell besseren
Preisen zu profitieren. Allerdings hatte man sich da gehörig
verschätzt, denn im Folgejahr wurde die Ertragssituation nicht
besser. „Heute wissen wir, dass das verkehrt war“, so der Vorstand.
Hintergrund ist, dass der Markt für Bioprodukte vor allem aufgrund
der Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels extrem schwierig
geworden sei.
Als
weiteren Punkt nannten Schrenker und Schulte die mangelnde
Transparenz. „Die Probleme seien nicht von Anfang an kommuniziert
worden“, sagte Schulte. „Wir hätten den Mitgliedern gleich reinen
Wein einschenken sollen“, so Schrenker, der davon überzeugt ist,
dass ein offener und ehrlicher Umgang respektiert worden wäre. Das
soll sich nun ändern. Die Ökofranken haben bereits eine Task Force
gegründet, deren Ziel es ist, die Versäumnisse aufzuarbeiten und
unter anderem für mehr Transparenz zu sorgen. Eine Internetseite mit
geschütztem Mitgliederbereich für tagesaktuelle Informationen sei
bereits in Arbeit.
Das alles
ändere freilich nichts daran, dass bei zahlreichen Mitgliedern
Abschlagszahlungen im kleinen dreistelligen Bereich bis hin zu
fünfstelligen Forderungen für die Jahre 2017 bis 2019 im Raum
stehen, die teilweise bereits mit den neuen Anlieferungen verrechnet
wurden. Auch Gerichte mussten schon bemüht werden. Dennoch sieht
Schrenker die Nicht-Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat bei der
zurückliegenden Mitgliederversammlung nicht als Misstrauensvotum an.
Vielmehr sei er als Vorstand ja für weitere zwei Jahre im Amt
bestätigt worden.
Die Ökofranken
eG beschäftigt einen hauptamtlichen Geschäftsführer und einen
Mitarbeiter für Büro und Lager.
Regionalität und
erneuerbare Energien / BBV gab Grünen-Kandidatin Susanne Bauer seine
Anliegen mit auf den Weg
Mistelgau.
Sie wollte sich nicht dem Vorwurf aussetzen, kein Interesse an der
Landwirtschaft zu haben. Susanne Bauer, Bundestagskandidatin der
Grünen aus Pegnitz, war beim offiziellen Politikergespräch des
Bauernverbandes mit den Kandidaten der im Bundestag vertretenen
Parteien verhindert. Kurzerhand setzte der BBV einen zweiten Termin
an, zu dem Bauer mit dem Grünen-Kreisvorstandsmitglied und
Geoökologen Andreas von Heßberg sogar Verstärkung mitbrachte.
„Wir haben
die Sorge, dass die Landwirtschaft nach Kernkraft und Kohle der
nächste Zweig ist, dem der Garaus gemacht werden soll“, brachte
Kreisobmann Karl Lappe die Situation auf den Punkt. Schon jetzt
würden die Landwirte viel zu oft an den Pranger gestellt und
pauschal verunglimpft. „Was uns wehtut, ist die Kampfansage an die
Nutztierhaltung“, so Lappe in Richtung Grünen-Wahlprogramm. Man
glaubt, man benötige die Bauern einfach nicht mehr, sagte
BBV-Kreisvorstandsmitglied Christa Ziegler. Für viele sind wir nur
noch Umweltverschmutzer. „Da braucht man sich gar nicht mehr blicken
lassen, wenn man mit dem Schlepper durch die Stadt fährt.“
Susanne
Bauer, Sozialarbeiterin und gelernte Ergotherapeutin, setzt in ihrer
Politik vor allem auf Regionalität. Kein Schlagwort fiel an diesem
Abend öfter. Wenn die Sojabutter aus Südamerika kommt, der Bio-Apfel
aus Neuseeland, oder Avocados aus Peru, dann sei einfach der Bogen
überspannt. Andersherum könne es nicht sein, dass beispielsweise
Hähnchenflügel nach Ghana exportiert werden und die Existenzen der
dortigen Geflügelzüchter vernichten. Als Paradebeispiel nannte sie
das Zehn-Kilometer-Bier, das eine Brauerei in Gräfenberg anbiete.
Dabei kämen sämtliche Zutaten aus einem Umkreis von zehn Kilometern.
Nicht
gelten ließ Bauer den Einwand des Kreisobmanns, dass Deutschland mit
jeweils zwischen einen und zwei Prozent Anteil an der
Weltbevölkerung und an der weltweiten Fläche in Sachen Klimawandel
ohnehin kaum etwas ausrichten werde. „Wir sind von der Fläche her
zwar klein, sind aber auch die viertgrößte Volkswirtschaft und haben
den weltweit viertgrößten Anteil an Kohlendioxidausstoß“, entgegnete
die Kandidatin. Deshalb sei es schon richtig, in erneuerbare
Energien zu investieren.
Ein
wichtiges Thema für die engere Kreisvorstandschaft des BBV Bayreuth
war die Zukunft der Anbindehaltung. Lappe forderte längere
Übergangsfristen, so wie bei den Kastenständen für Zuchtsauenhalter.
Rund 15000 Betriebe gebe es noch bei der Anbindehaltung für
Milchkühe in Bayern. Keine 1000 werden übrig bleiben, da sich für
sie das Investieren nicht mehr lohne, befürchtete der Kreisobmann.
Deshalb seien erträgliche Ausstiegsregelungen notwendig. Lappe
stellte das Ende der Anbindehaltung aber auch grundsätzlich in
Frage. Seit Jahrhunderten existiere diese Haltungsform, on vielen
Ländern sei sie gängige Praxis. „Wir wollen nicht, dass das Gleiche
passiert, wie bei der Käfighaltung für Hühner.“ Die sei in
Deutschland verboten worden. Nun werde etwa Flüssigei für die
Backindustrie aus Ländern mit Käfighaltung importiert.
Auch das Thema
Wald spielte bei dem Gespräch eine Rolle. Lappe forderte dabei, bei
der Bundeswaldprämie künftig auf den Zertifizierungsnachweis zu
verzichten. Warum sollte der kleine Waldbesitzer, der sein Holz
regional verkauft, den drei zugelassenen Zertifizierungsfirmen zehn
Jahre lang „das Geld hinterherwerfen“. Er fand dabei die Zustimmung
von dem an der Universität Bayreuth tätig Geoökologen Andreas von
Heßberg. Von den Zertifizierern gebe es letztlich nichts anderes als
einen Ablassbrief. „Wir brauchen keine zertifizierten Wälder“, sagte
Heßberg. Besser sei eine klimaakzeptable Bewirtschaftung, die auf
natürliche Prozesse setzt. „Man muss den Wald auch mal walten
lassen.“
Kulmbach.
Zum 125-jährigen Jubiläum des Bezirksfischereivereins Kulmbach haben
sich die Verantwortlichen selbst ein ganz besonderes
Geburtstagsgeschenk gemacht: Vor ihrem Vereinsheim an der Mainaue
haben die Mitglieder einen „Phantastischen Karpfen“ aufgestellt. Er
soll alle vorbeikommenden Passanten in dem beliebten
Naherholungsgebiet darauf hinweisen, dass der Verein mit rund 800
Mitgliedern der zweitstärkste Verein in der Bierstadt und
gleichzeitig der drittgrößte unter den oberfränkischen
Fischereivereinen ist. Die Aufmerksamkeit ist dem Fischereiverein
gewiss, steht die vom Bayreuther Kreativverein „Rote Katze“ bemalte
Skulptur doch gleichzeitig nahe des Kiosks, den Ausflügler,
Spaziergänger und Wanderer gerne zur Rast nutzen. Auf dem
Karpfen-Unikat wurde unter anderem der Verlauf des Roten und des
Weißen Mains skizziert, auch das Kulmbacher Wahrzeichen, die
Plassenburg ist zu sehen.
Mister Maschinenring
geht in den Ruhestand / Geschäftsführer Werner Friedlein
verabschiedet – Positive Bilanz – Keine Veränderung bei Neuwahlen
Kulmbach.
Mit dem Ausscheiden von Geschäftsführer Werner Friedlein geht nicht
nur für den Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach eine Ära zu
Ende. Friedlein war weit über Kulmbach hinaus hoch geschätzt und
geachtet. Nach fast 40 Jahren Tätigkeit wurde der Mann, dessen
Markenzeichen ein Cowboyhut ist, jetzt bei der
Jahreshauptversammlung in den Ruhestand verabschiedet.
Corona-bedingt fand die Jahreshauptversammlung diesmal nicht im
Frühjahr, sondern im Spätsommer statt. Veranstaltungsort war die
großzügige Reithalle von Ralf Michel in Neufang. Die Laudatio auf
Friedlein hielt der Mann, der am längsten mit ihm zusammengearbeitet
hatte: Dieter Eschenbacher, Maschinenringvorsitzender von 1980 bis
2006 und heute Ehrenvorsitzender. Er erinnerte an Friedlein als den
Bauernsohn aus Lopp bei Kasendorf, der nach seinem Agrarstudium vor
knapp 40 Jahren in der Nachfolge von Herbert Sattler die Stelle des
Geschäftsführers übernahm. „Aus der damaligen Anstellung wurde eine
Lebensaufgabe“, sagte Eschenbacher.
Als
Verdienste von Friedlein nannte Eschenbacher unter anderem die
Mitbegründung und Betreuung der gewerblichen Tochter MR Oberfranken
Mitte GmbH, die Gründung mehrerer Maschinengemeinschaften, die
Geschäftsführung des Kompostrings Oberfranken sowie die Einführung
der Kompostierung auf dezentralen Anlagen, die von Landwirten
betrieben werden. Friedlein hatte außerdem den Arbeitskreis
Bäuerinnen und den Betriebshelferstammtisch gegründet, den
Pflanzenbautag in Lopp ins Leben gerufen und lange vor der Gründung
einer gewerblichen Tochter die Sportplatz- und Grünflächenpflege als
Geschäftsfeld entdeckt.
„Es gibt
wenige Einrichtungen, in denen ein Geschäftsführer so mit Leib und
Seele tätig ist“, sagte der Landtagsabgeordneter Martin Schöffel.
Friedlein habe in seiner über 40-jährigen Tätigkeit Großartiges für
die Landwirtschaft geleistet. „Auf Werner Friedlein konnten sich
Bauern im Landkreis Kulmbach verlassen.“ Auch Landrat Klaus-Peter
Söllner würdigte Friedlein, der stets neue Geschäftsfelder aufgetan
habe und mit dem der Landkreis stets hervorragend zusammengearbeitet
hatte.
Auch
wenn die Stunden in der klassischen sozialen als auch in der
wirtschaftlichen Betriebshilfe dem Trend entsprechend 2020
rückgängig waren, konnte Friedlein in seinem letzten
Geschäftsbericht eine positive Bilanz ziehen. Bei der sozialen
Betriebshilfe musste der Maschinenring einen Rückgang im
Verrechnungswert von knapp 189000 Euro im Jahr 2019 auf gut 143000
Euro im zurückliegenden Jahr hinnehmen. Auch die wirtschaftliche
Betriebshilfe war rückläufig, und zwar von über 200000 Euro in 2019
auf 176000 Euro in 2020.
Steigende
Zahlen gab es dagegen bei den Maschineneinsätzen. Insbesondere die
Bereiche Futter- und Strohernte, Landschaftspflege sowie Körnerernte
und Aufbereitung sowie die Vermittlung von Schleppern verbuchten
höhere Einsatzzahlen. Der Verrechnungswert bei den
Maschineneinsätzen stieg leicht von 2,5 auf 2,6 Millionen Euro.
Für den
Maschinenring Kulmbach sind aktuell zwei Dorfhelferinnen, vier
hauptberufliche Betriebshelfer über das Evangelische Bildungszentrum
Hesselberg, drei selbst eingestellte Kräfte und ein selbstständiger
Betriebshelfer tätig. Der MR hat aktuell 852 Mitglieder, vier
weniger als im Jahr zuvor. Sie alle bewirtschaften eine Fläche von
zusammen 27171 Hektar (Vorjahr 27680 Hektar).
Wenig
Veränderungen gab es bei den turnusgemäßen Neuwahlen. Vorsitzender
bleibt Andreas Textores, Stellvertreter Hans-Herrmann Reinhardt,
beide aus Kulmbach. Beide wurden ohne Gegenstimme gewählt. Der
Beirat besteht künftig aus: Wolfgang Biedermann (Unterlangenroth),
Heiko Kaiser (Appenberg), Daniel Kaßel (Windschenhaig), Oliver
Kienesberger (Grafendobrach), Michael Sack (Maierhof) und Alexander
Wölfel (Eulenhof).
Bilder:
1. Der langjährige Geschäftsführer Werner Friedlein (links) wurde
vom Vorsitzenden Andreas Textores und von MR-Mitarbeiterin Angela
Schmidt verabschiedet. Als Symbol für die Ballonfahrt als
Abschiedsgeschenk gab es schon mal einen Miniballon.
2. Vorsitzender Andreas Textores (links) und Einsatzleiter Horst
Dupke (rechts) haben Johannes Heimann und Manfred Schuster als die
beiden Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden ausgezeichnete.
„BioGenussmarkt“ zum
800. Geburtstag / Öko-Modellregion Siebenstern präsentierte
Direktvermarkter aus dem Fichtelgebirge
Bernstein.
Corona und dem wechselhaften Wetter zum Trotz: Mehrere hundert
Besucher waren nach Bernstein, einem Ortsteil von Wunsiedel,
gekommen, um das 800-jährige Bestehen des kleinen Dorfes mit seinen
rund 240 Einwohnern zu feiern. Dazu gehörte auch der „BioGenussmarkt“
der Ökomodellregion Siebenstern, den die Veranstalter mitten auf
einer Wiese am Ortsrand aufgebaut hatten.
Unter dem
Motto „Vielfältig, regional und biologisch“ stellten sich dabei
Direktvermarkter aus dem Fichtelgebirge mit ihren Produkten vor. Da
gab es Eier und Nudeln, Kartoffeln und Hanföl, Wein und Wurst, aber
auch Pflanzen für den eigenen Garten sowie Fell- und Wollprodukte
der Schäferei Frank.
Der Markt
war gleichzeitig der Auftakt zu den Bio-Erlebnistagen im
Fichtelgebirge. Dabei stehen noch bis zum 10. Oktober unter anderem
geführte Hofrundgänge, Vorträge, Radl-Touren und verschiedene
Mitmach-Aktionen auf dem Programm. Einen Überblick über die
einzelnen Veranstaltungen und die Möglichkeiten, sich anzumelden
gibt es im Internet unter
www.oekomodellregionen.bayern/siebenstern/termine.
Die
Öko-Modellregion Siebenstern ist seit 2019 eine von insgesamt 27
bayerischen Öko-Modellregionen. In ihr haben sich die Gemeinden Bad
Alexandersbad, Nagel und Tröstau sowie die Städte Weißenstadt und
Wunsiedel zusammengeschlossen. Ziel ist es unter anderem, regionale
Wertschöpfungsketten zu etablieren und weiter auszubauen.
Bild:
Mitten auf
einer Wiese am Ortsrand hatten Direktvermarkter aus dem
Fichtelgebirge ihre Stände aufgebaut.
„Blühende Rahmen“ für
Umweltschutz und Artenvielfalt / Landwirt Matthias Kießling bietet
Blühpatenschaften an
Tiefendorf. Koriander, Malven, Fenchel und viele andere Arten blühen
auf den Feldrändern in Tiefendorf nahe Töpen im Landkreis Hof. Wie
so viele andere Bauern im Landkreis hat auch Landwirt Matthias
Kießling eine Blühfläche angelegt, um Lebensraum für Bienen,
Insekten und andere Wildtiere zu schaffen. Bei einem Pressetermin
stellte der BBV Hof die Initiative der Öffentlichkeit vor und warb
gleichzeitig für die Blühpatenschaften, die Matthias Kießling
anbietet.
„Es tut
schon weh, wenn wir Bauern von der Heimatzeitung als schuldig für
den Klimawandel hingestellt werden und wenn es heißt, dass wir
Zahlungen bedingungslos erhalten“, machte Kreisobmann Hermann Klug
seinem Ärger über einen entsprechenden Kommentar tags zuvor in der
örtlichen Zeitung Luft. Die Aktion „Blühende Rahmen“ zeige genau das
Gegenteil. Sie zeige, dass die Bauern für die Umwelt und
Artenvielfalt in Feld einstehen. Bereits seit 2011 gebe es diese
Aktion, die der Bauernverband zusammen mit dem Landesverband der
Bayerischen Imker durchgeführt wird. Viele Bauern legten dabei
freiwillig und auf eigene Kosten Blühstreifen um ihre Felder an.
Alle
Bauern, die mitmachen, können ihre Blühflächen auf eine interaktive
Karte eintragen (www.BayerischerBauernVerband.de/Bluehstreifen-Karte)
und so gemeinsam mit ihren Berufskollegen zeigen, mit welch großem
Engagement sie sich für Umweltschutz und Artenvielfalt einsetzen.
Landwirt Matthias Kießling geht dabei noch einen Schritt weiter und
stellt seine Blühstreifen allen Interessierten für Patenschaften zur
Verfügung. Die Patenschaft erstreckt sich auf ein Jahr und kostet 60
Euro. Dafür gibt es eine personalisierte Patenurkunde mit der man
seinen Einsatz für die Artenvielfalt unter Beweis stellen kann.
Matthias Kießling arbeitet dafür mit zertifiziertem Saatgut mit über
50 verschiedenen einheimischen mehrjährigen Kräuter- und
Blühpflanzen, das im Frühjahr ausgebracht wird. Die Fläche bleibt
natürlich, wird weder gedüngt, noch gespritzt und auch nicht
abgeerntet.
Begrüßt
wird die Aktion auch von den örtlichen Imkern. „Bienen brauchen die
Blüten und die Blüten brauchen die Bienen“, bringt es der Imker
Alois Goebel auf den Punkt. Die Blühflächen der Landwirte sorgten
für ein hervorragendes Nahrungsangebot für die Bienen und alle
anderen Insekten.
Bild:
Sie treten für
Artenvielfalt ein (von links): Alexa-Leander Kießling, Matthias
Kießling, Jannek Kießling, Thomas Lippert und Theresa Hick vn der
BBV-Geschäftsstelle, Ortsobmann Bernhard Schmid, Jäger Gerhard
Hüttner, Kreisbäuerin Karin Wolfrum, Kreisobmann Hermann Klug und
Imker Alois Goebel.
Bestandsschutz für die
Bauern / SPD und Grüne glänzten durch Abwesenheit: Politikergespräch
des BBV Bayreuth zur Bundestagswahl
Mistelgau.
Planungssicherheit: das ist das Wort, das beim Politikergespräch des
BBV Bayreuth zur Bundestagswahl am häufigsten genannt wurde. „Wir
haben den Eindruck, dass die Landwirtschaft in Deutschland gar nicht
mehr gewünscht ist“, sagte der stellvertretende Kreisobmann Harald
Galster vor dem Hintergrund ständig neuer Verordnungen, mit denen
die Bauern zurechtkommen müssen.
Enttäuscht
war der BBV-Kreisvorstand auch, dass die beiden Vertreterinnen von
SPD und Grüne ihre Teilnahme zum Politikergespräch im Feuerwehrhaus
von Mistelgau kurzfristig abgesagt hatten. Immerhin waren mit Silke
Launert (CSU), Thomas Hacker (FDP) und Tobias Peterka (AFD) drei
Bundestagsabgeordnete gekommen, um sich die Sorgen und Nöte der
Bauern im Raum Bayreuth anzuhören.
Egal ob
Milchkühe, Schweine oder Rinder, die Vorschriften besonders in der
Tierhaltung werden immer mehr, so Kreisobmann Karl Lappe. Die
Auflagen und Vorschriften grenzen schon manchmal an Schikane, sagte
Kreisvorstandsmitglied Gerhard Meyer, der einen Milchviehbetrieb in
Hummeltal bewirtschaftet. Wegen dem drohenden Ende der
Anbindehaltung habe ihr Betrieb die Tierhaltung bereits aufgegeben,
so Christa Ziegler aus Bayreuth.
Christa
Ziegler brachte noch ein ganz anderes Problem ins Gespräch. Viele
Hundehalter glaubten, die Feldwege gehörten ihnen. Sie stellten sich
nicht nur den Landwirten in den Weg, in einigen Fällen sei es sogar
schon zu Bedrohungen gekommen. Darüber hinaus gebe es große Probleme
mit Hundekot und Kotbeuteln im Futter. „Die Situation ist
mittlerweile echt dramatisch“, so Christa Ziegler.
Mehr
Wertschätzung für den ländlichen Rau forderte die stellvertretende
Kreisbäuerin Doris Schmidt ein. Apotheken würden immer weniger. Wenn
Arzt- und Facharztpraxen aufhören, sei meist kein Nachfolger mehr zu
finden und nach der Schließung der Geburtenstation in Pegnitz
müssten Frauen aus dem südlichen Landkreis zur Entbindung entweder
nach Bayreuth oder nach Nürnberg.
Als sehr
ernst bezeichnete die CSU-Bundestagsabgeordnete Silke Launert die
Lage. Sie gab aber auch zu bedenken, dass sich in der Gesellschaft
vieles verändert habe und sich die Bevölkerung nicht mehr mit der
Landwirtschaft identifiziere. Zusätzliche Erwartungen beispielsweise
in Sachen Tierschutz müsse der Landwirt vergütet bekommen, um ein
Auskommen erwirtschaften zu können.
Thomas
Hacker von der FDP appellierte an die Bevölkerung, der
Landwirtschaft wieder mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Es könne
doch nicht sein, dass Hunde mehr zählen als die Landwirte, ging er
auch das von Christa Ziegler geschilderte Problem mit den
Hundehaltern ein. Zur Wertschätzung gehöre auch, dass endlich
Schluss damit sein muss, die Dinge immer komplizierter zu machen.
„Im Gegenteil: vieles muss einfacher werden“, sagte Hacker und
versprach weniger Bürokratie. Hacker ging auch auf die geforderte
Planungssicherheit ein. „Wenn wir die nicht bieten können, werden
viele Betriebe kein Nachfolger mehr finden.“ Was heute Gültigkeit
hat, könne nicht in fünf Jahren Makulatur sein.
Man möchte
eine schöne Natur, aber der Bauernhof dürfe dabei nur als Dekoration
dienen, beschrieb Tobias Peterka von der AFD die Situation. Es müsse
endlich Schluss damit sein, die Landwirte als Klimakiller und
Tierquäler darzustellen. Was die Planungssicherheit angeht plädierte
Peterka zum einen dafür, nicht ständig mit neuen Vorschriften zu
kommen, zum anderen aber auch dafür, nicht alles „mit der Lupe“
auszulegen. Deutschland regle mehr, als eigentlich gefordert wird,
jede Umsetzung erfolge zu mindestens 100 Prozent, während man etwa
in Spanien oder Frankreich gar nicht so genau hinsehe.
Bild:
Politikergespräch unter Corona-Bedingen (von links) Silke Launert,
Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Kreisobmann Karl Lappe, Thomas
Hacker und Tobias Peterka im Feuerwehrhaus von Mistelgau im
Landkreis Bayreuth.
Ohne Wegebau kein
Abtransport / Vermarktete Holzmenge mehr als verdoppelt - WBV
Kulmbach/Stadtsteinach fordert mehr Personal in den Ämtern
Langenstadt. Die Käferproblematik hat es deutlich gemacht: „Wir
haben große Aufgaben vor uns“, so Carmen Hombach, Vorsitzende der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. Sie meint damit in
erster Linie den Wegebau, um das Holz aus dem Wald zu schaffen.
„Eine vernünftige Erschließung ist das A und O.“ Ihre Forderung
lautet deshalb, neue Stellen an den Ämtern zu schaffen, die sich
ausschließlich um die Erschließung des Privatwaldes kümmern.
Auch für
die WBV Kulmbach war der Borkenkäfer in den zurückliegenden Monaten
das alles beherrschende Thema. „Der Käfer hat uns voll im Griff“, so
Carmen Hombach. Erste Kahlflächen würden bereits sichtbar und
trotzdem wollten es viele Waldbesitzer noch immer nicht wahrhaben.
Für die Vorsitzende ist der Käfer auch der Beweis dafür, dass die
Klimaprognosen nicht nur zutreffen, sondern noch übertroffen werden.
„Der Borkenkäfer wird uns auch in den kommenden Jahren begleiten“,
ist sie sich sicher.
Derzeit
komme man kaum mehr nach, das Holz aus dem Wald zu holen. Dabei sind
nicht nur die fehlenden Wege das Problem, auch die mangelnden
Kapazitäten. 150 Anrufe pro Tag mit dem Auftrag, Holz
abzutransportieren, seien derzeit keine Seltenheit. Eine Ursache
dafür seien auch die neuen Fördersätze für die insektizidfreie
Borkenkäferbekämpfung von bis zu 30 Euro pro Festmeter für besonders
betroffene Regionen. Darunter fallen im Bereich der WBV Kulmbach die
Regionen nördliche der fränkischen Linie, die dem Frankenwald
zugerechnet werden.
Was den
Wegebau angeht, fordert Carmen Hombach nicht nur Personal in den
Ämtern, sondern auch 100 Prozent Förderung für Waldbesitzer, die
bereits Kahlflächen haben. „Wir brauchen die Erschließung, um das
Holz zu jedem Zeitpunkt und bei jedem Wetter aus dem Wald
transportieren zu können.“ Es könne doch nicht angehen, dass man
erst eine Rückeweg bauen muss, um das Holz aus den dem Wald zu
bekommen. Im Übrigen seien Erschließungswege auch für Jagd, für
Rettungsmaßnahmen und nicht zuletzt für den Brandschutz wichtig.
Insgesamt
sind laut Geschäftsführer Theo Kaiser im zurückliegenden Jahr rund
150.000 Festmeter Holz und damit mehr als doppelt so viel wie 2019
im Auftrag der Mitglieder vermarktet worden. Für das laufende Jahr
rechnet Kaiser mit einer Holzmenge von rund 200.000 Festmetern. Die
Zahl der Mitglieder bezifferte der Geschäftsführer auf 1878, was ein
Plus von 43 bedeutet. Zusammen bewirtschaften die Mitglieder eine
Waldfläche von 12.658 Hektar im gesamten Landkreis Kulmbach.
Lediglich die drei südlichen Gemeinden Thurnau, Wonsees und
Kasendorf gehören traditionell zur benachbarten WBV Hollfeld.
Interessant ist, dass bei der Forstpflanzenvermittlung im
zurückliegenden Jahr die Fichte mit einem einzigen Prozent praktisch
keine Rolle mehr gespielt hat, während der Laubholzanteil bei 60
Prozent lag. Die Bundeswaldprämie haben 512 Mitglieder mit zusammen
6803 Hektar beantragt.
Bild:
Der Käfer ist
das Problem, sind sich die Vorsitzende der WBV Kulmbach/Stadtsteinch
Carmen Hombach und Geschäftsführer Theo Kaiser einig.
„Taskforce“ soll für
Klarheit sorgen / Ökofranken fordern Geld von ihren Mitgliedern
zurück – Erzeugergemeinschaft weiter in Schwierigkeiten
Itzgrund.
Vieles läuft hinter verschlossenen Türen und kommt nicht an die
Öffentlichkeit. Auch entsprechende Kontrollen durch den
Genossenschaftsverband haben nicht gefruchtet. Es sind schwere
Vorwürfe, die Mitglieder gegen die Erzeugergemeinschaft Ökofranken
erheben. Bei der Jahreshauptversammlung Ende vergangenen Jahres
wurden weder Vorstand noch Aufsichtsrat entlastet, aber geändert hat
sich seitdem kaum etwas.
Ökofranken
eG. Ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch
erzeugte landwirtschaftliche Produkte in Oberfranken und
angrenzenden Gebieten mit Sitz in Itzgrund (Landkreis Coburg). Die
Bauern müssen dabei keinem Anbauverband angehören, sie können auch
die nach niedrigeren Standards erzeigte EU-Ökoware liefern.
Das System
der Ökofranken funktioniert vereinfacht ausgedrückt so, dass alle
Landwirte entsprechend ihren Lieferungen zunächst einen Abschlag aus
einem Pool bekommen. Je nachdem, wie gut vermarktet werden konnte,
bekommen die Landwirte danach bei einer Art Endabrechnung weitere
Gelder ausbezahlt. So lief es zumindest bis zum Jahr 2017. Nachdem
der Vermarktungspool seit dem Jahr 2017 allerdings nicht mehr
aufgelöst worden sei, sollen weit über 100 Bauern teilweise bis zu
fünfstellige Beträge plötzlich zurückzahlen. Grund dafür sei
angeblich die schlechte Marktlage.
Auch ein
Ökolandwirt aus dem Raum Kulmbach wird derzeit für eine Lieferung
aus dem Jahr 2019 zur Kasse gebeten. „Ich bin ganz konkret selbst
betroffen“, sagt er. Um die 1000 Euro soll er zurückbezahlen. Als
Hintergrund vermutet er Kredite, die von der Genossenschaft
aufgenommen wurden und die jetzt getilgt werden müssen. „Wäre
ordentlich abgerechnet worden, hätte das nicht passieren dürfen“, so
der Landwirt, der seinen Betrieb bereits vor Jahrzehnten ökologisch
umgestellt hatte. Damals sei es nicht so einfach gewesen,
Ökoprodukte zu vermarkten, deshalb sei er bei den Ökofranken
gelandet. Mit der Geschäftsführer habe es aber von Anfang an
Probleme gegeben.
Bereits im
Umfeld der nichtöffentlichen Jahreshautpversammlung Ende 2020 haben
mehrere Mitglieder von Versäumnissen in der Geschäftsführung
gesprochen. Dort sei schlecht gewirtschaftet, sprich schlecht
verkauft worden. Außerdem könne man doch nicht erst 2020
feststellen, dass man 2017 keine Erlöse gehabt habe.
Vorstand
Roland Schrenker hatte Anfang des Jahres mitgeteilt, dass sich die
Verbindlichkeiten der Genossenschaft durch Forderungen aufheben. Er
wies auch darauf hin, dass die Ökofranken der jährlichen Prüfung
durch den Genossenschaftsverband unterlägen.
Nun gibt
es ein Rundschreiben, das der Redaktion vorliegt und in dem der
Vermarktungszusammenschluss von einer „zunehmenden Unzufriedenheit
der Mitglieder über die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft“
spricht. As dem Schreiben geht hervor, dass man nun eine „Taskforce“
gegründet hat, mit deren Hilfe die Vergangenheit aufgearbeitet
werden soll. „Diese Arbeiten laufen und über die Ergebnisse wird
später ausführlich berichtet“, so heißt es. Auch ein Zukunftsmodell
soll mit Hilfe eines Fragebogens erarbeitet werden, um künftig
verlässliche Aussagen über Preisgestaltung und Zahlungsmodalitäten
machen zu können. Als erster Schritt möchten die Ökofranken die
Kommunikation mit ihren Mitgliedern verbessern. Im Gespräch ist
unter anderem eine Internetseite mit einem Mitgliederportal.
Vorstand
Roland Schrenker wollte sich auf Nachfrage aktuell nicht zur
derzeitigen Situation äußern, hat aber eine Stellungnahme innerhalb
der kommenden Wochen zugesagt.
Gute Aussaat, wenig
Auswinterungen, viel Wasser / Oberfränkische Landwirte gehen von
tendenziell guter Ernte aus
Neudorf,
Lks. Bamberg. In Oberfranken gehen die Landwirte heuer von einer
„vernünftigen Erntesituation“ aus. „Die Ernteaussichten sind
tendenziell noch gut“, sagte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif aus
Forchheim bei einem Pressetermin zum Start der Ernte auf dem Betrieb
von Dagmar und Jörg Deinlein in Neudorf bei Scheßlitz.
Das liegt
vor allem an den Niederschlägen der zurückliegenden Monate. „Was wir
heuer in Franken endlich einmal hatten, war Wasser“, so Greif, der
auch Pflanzenbaupräsident des Bauernverbandes ist. Mittlerweile
könne man in Teilen Oberfranken, wie etwa im nördlichen Landkreis
Hof, allerdings auch fast schon wieder von zu viel des Guten
sprechen. Umso mehr komme es nun auf eine beständige und trockene
Witterung an, damit die Flächen für die Mähdrescher und Feldhäcksler
befahrbar sind und die Ernte trocken eingebracht werden kann.
Zu den
guten Voraussetzungen im Anbaujahr 2020/2021 gehörten vor allem auch
die meist optimalen Aussaatbedingungen im Herbst und im Frühjahr.
Auswinterungen durch Kahlfröste seien durch die geschlossenen
Schneedecken kaum zu verzeichnen gewesen. Gefährlich seien
allenfalls mancherorts die Wechselfröste Anfang März mit nächtlichen
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und tagsüber schnell
ansteigenden Temperaturen ohne schützende Schneedecke gewesen. Die
Kulturen hätten aber bereits die nötige Winterhärte entwickelt und
seien ohne Schäden davongekommen.
Eine
der wichtigsten Feldfrüchte ist und bleibt in Oberfranken die
Braugerste. „In keiner anderen Region wird so viel Braugerste
angebaut, wie bei uns“, sagte Greif. Rund ein Drittel der
bayerischen Erntemenge komme aus dem Regierungsbezirk. Dennoch sei
die Anbaufläche in den vergangenen fünf Jahren um etwa 7000 Hektar
zurückgegangen. Als Gründe dafür nannte der BBV-Präsident vor allem
die eher schlechteren Preise und die durch die Trockenheit der
letzten Jahre eher unterdurchschnittlichen Erträge. Aktuell sei der
Braugerstenpreis allerdings auf einem eher niedrigeren Niveau. Grund
dafür sei die Corona-Pandemie, die gerade die Brauereien, deren
Hauptgeschäft bei den Gaststätten liegt, stark belastet hat.
Der
steigende Bedarf nach klimafreundlichen Biokraftstoffen, um die
Vorgaben der Treibhausgaseinsparungen zu erfüllen, hat nach Angaben
des BBV für einen positiven Preisverlauf bei Raps und Mais gesorgt.
Die hochwertige und bienenfreundlichen Blattfrucht Raps hatte Anfang
des Jahres mir rund 500 Euro pro Tonne sogar einen Rekordpreis
erzielt. Auch der Mais hatte richtig Schwung in die Märkte gebracht,
weil die Nachfrage konstant gewachsen sei.
Ganz
wichtig in Oberfranken ist auch das Grünland, das in den ersten
beiden Schnitten aufgrund der Niederschläge bisher gute Mengen und
gute Qualitäten hervorgebracht hatte. Besonders nach der
trockenheitsbedingt oft angespannten Futtersituation in den
zurückliegenden Jahren sei dies von großer Bedeutung für viele
Betriebe.
Insgesamt
sei 2021 oberfrankenweit weniger Raps und Sommergerste angebaut
worden, während die Fläche bei Mais, Klee und Ackergras deutlich
anstieg. Hier spiegle sich der Futterbedarf von Tierhaltern nach den
trockenen Jahren wider. Auch sei bei den Druschfrüchten eine
Verschiebung von Winterweizen und Wintergerste zu Gunsten des
Dinkelanbaus erkennbar.
Das
Ernte-Pressegespräch fand diesmal auf dem Franzenhof der Familie
Deinlein in Neudorf im Landkreis Bamberg statt. Dagmar und Jörg
Deinlein bewirtschaften dort rund 300 Hektar Fläche. Wichtigstes
Standbein ist die Ferkelerzeugung, ein weiteres Standbein ist eine
Biogasanlage, mit der Strom produziert wird. Der Betrieb ist
qualifiziertes Mitglied der Interessensgemeinschaft „Lernort
Bauernhof“, Dagmar Deinlein ist staatliche geprüfte
Hauswirtschafterin und qualifizierte Erlebnisbäuerin. Jüngste
Errungenschaft ist ein kleines Hofcafe, das immer Sonntagnachmittag
geöffnet hat.
Oberfrankenweit gibt es rund 8000 landwirtschaftliche Betriebe
(Mehrfachantragsteller), etwa zwei Drittel davon werden im
Nebenerwerb geführt.
Bilder:
1.Freuen
sich über tendenziell gute Ernteaussichten: Der oberfränkische
BBV-Präsident Hermann Greif, die Landwirte Jörg und Dagmar Deinlein
sowie BBV-Direktor Wilhelm Böhmer (von links).
2. In weiten Teilen Oberfrankens ist die Ernte bereits in vollem
Gang.
3.Mit
dem BBV-Schlepper in Neudorf bei Scheßlitz im Landkreis Bamberg (von
links): die Landwirte Dagmar und Jörg Deinlein, BBV-Präsident
Hermann Greif und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Regional konsumieren statt
importieren / Oberfränkische Landjugend wirbt in der Bayreuther
Innenstadt für Lebensmittel aus heimischer Erzeugung
Bayreuth
Einen besseren Platz hätte die Jungbauernschaft kaum finden können:
Mitten auf dem Bayreuther Marktplatz und damit im Herzen der Stadt
hat die BBV-Traktortour 2021 zur besten Einkaufszeit am
Samstagvormittag Station gemacht. „Wir wollen dem Verbraucher den
Wert der Direktvermarktung nahebringen und auf die große Bedeutung
regionaler Lebensmittel hinweisen“, erklärte Maximilian Raimund,
Bezirksvorsitzender der oberfränkischen Landjugend.
Die
Jungbauernschaft war es auch, die zusammen mit 15 Aktiven fünf
Stunden lang auf dem Stadtparkett das Gespräch mit den Verbrauchern
suchte. Als Blickfang diente dabei der Essen-aus-Bayern-Traktor,
direkt daneben am großen Infostand gab es nicht nur jede Menge
Informationsmaterial und das kleine Kochbuch der Landjugendküche,
sondern auch Eier, Nudeln, Buchweizen und Kartoffeln in
Probierpackungen zum Mitnehmen.
Mit der
Landjugend möchte sich auch die nächste Generation an der
Schleppertour beteiligen und für die regionale Erzeugung von
Lebensmitteln in bester Qualität werben, sagte Jugendreferentin
Alexandra Münchberg von der Bezirksgeschäftsstelle in Bayreuth.
Viele Leute in der Stadt würden die Landjugend nur mit den
Dorffesten verbinden, so Maximilian Raimund. Doch neben einem
starken Gemeinschaftsgefühl gehe es bei der Landjugend vor allem
auch um inhaltliche Arbeit. Ein Motto laute deshalb auch: „Regional
konsumieren statt importieren“.
Die
Landjugendlichen hatten den Standort Stadtparkett in der
Fußgängerzone Maxstraße auch deshalb ausgewählt, weil es von dort
nur wenige Minuten zum Wochenmarkt in der Bayreuther Rotmainhalle
sind. Jeden Mittwoch und jeden Samstag bieten dort Direktvermarkter
aus dem Bayreuther Land ihre frischen Produkte an.
Am
Infostand vor Ort waren mit Michael und Maike Färber vom Forkenhof
bei Mistelbach auch Direktvermarkter aus dem Landkreis. Beide
berichteten aus erster Hand von den Produktionsbedingungen vor Ort
und warben für die Direktvermarktung in ihrem „Milchhäusla“, wo es
neben frischer Mich auch Eier sowie selbst erzeugte und regionale
Produkte wie Nudeln, Bienenhonig oder Kartoffeln gibt.
Unter dem
Motto „Essen aus Bayern“ ist der von Deutz-Fahr gesponserte
Schlepper seit 1. Juni kreuz und quer durch Bayern unterwegs, um in
allen Landkreisen für regionale Erzeugung zu werben und aufzuzeigen,
woher das Essen aus Bayern kommt.
Bild:
Mitten in der
Bayreuther Fußgängerzone warben (von links)
Landjugend-Bezirksvorsitzender Maximilian Raimund, Jana-Lisa Mönch
vom Regionalmanagement des Bayreuther Landkreises, Jugendreferentin
Alexandra Münchberg, die Direktvermarkter Michael und Maike Färber
sowie die Vorstandsmitglieder Franziska Hahn, Theresa Hofmann und
Sebastian Feulner für Lebensmittel aus heimischer Erzeugung.
Mit Digitalisierung zu
mehr Tierwohl / BBV-Traktortour machte im Landkreis Hof Station
Großlosnitz.
Beispiele mustergültiger Erzeugung und Produktion mit dem
Schwerpunkt Regionalität möchte der Bauernverband mit seiner
Traktortour 2021 aufzeigen. Im „Milchlandkreis“ Hof konnte das
natürlich nur ein Milchviehbetrieb sein, und zwar der von Tobias
Puchta in Großlosnitz, das zur Gemeinde Zell im Fichtelgebirge
gehört.
Nicht weit
davon entfernt ist Kleinlosnitz, bekannt durch das Oberfränkische
Bauernhofmuseum. Dort kann jeder Besucher sehen, wie ein Kuhstall
früher ausgesehen hat: eng, muffig, dunkel, klein und stickig. „Von
wegen gute alte Zeit“, sagt Karin Wolfrum. Jedes Tier ist ein
Individuum und jedes Tier hat Achtung und Respekt verdient“, so die
Kreisbäuerin.
Tobias
Puchta (25) und seine Eltern Klaus und Sandra Puchta haben in Sachen
Stallbau vorbildliches auf die Beine gestellt. Die Tiere haben
frische Luft, Auslauf, Tageslicht und jede Menge Komfort. Sogar nach
draußen können sie, Regen, Schnee oder auch Hitze erleben. Letzteres
ist allerdings gar nicht so gefragt.
2019 hatte
die Familie mit dem Stallbau begonnen, Ende März 2020 war der
Einzug. 95 Milchkühe plus Nachzucht, haben hier ein neues Zuhause
gefunden, 130 Kühe sollen es im Endausbau sein. Der Stall ist weit
rund 2400 Quadratmeter groß, so dass jedes Tier einen Liegeplatz
hat. Gemolken wird per Melkroboter, die Überwachung der Tiere findet
digital per Transponder statt, so dass Tobias Puchta sofort auf
seinem Bildschirm sieht, wenn mit einer Kuh etwas nicht stimmt. So
könne die Digitalisierung auch gut zum Tierwohl beitragen.
„Der
Stallbau war schon ein großer Schritt“, sagt Seniorchefin Sandra
Puchta. Schließlich sei es nicht so einfach, wenn man bedenkt, womit
die Bauern derzeit so alles zu kämpfen hätten. Doch irgendwann sei
man vor der Frage gestanden, die Sandra Puchta mit dem alten Spruch
beschreibt: „Wachsen oder weichen“.
Die
erzeugte Milch, Tobias Puchta spricht von 1,4 bis 1,5 Millionen
Kilogramm Milch pro Jahr, geht zur Weiterverarbeitung an die zur
Bayernland eG gehörende Käserei im etwa 25 Kilometer entfernten
Bayreuth.
„Für uns
steht regionale Wertschöpfung an erster Stelle“, so Annika Popp. Die
stellvertretende Landrätin und Bürgermeisterin von Leupoldsgrün war
eigens zum Schleppertour gekommen, um sich selbst ein Bild vom
zukunftsgerichteten modernen Stallbau der Familie Puchta zu machen.
Im Landkreis Hof sei die Landwirtschaft sehr kleinteilig
ausgerichtet mit noch verhältnismäßig vielen Betrieben. Dem
Landkreis sei die große Bedeutung der Landwirtschaft vor Ort sehr
wohl bewusst, deshalb unterstützte er sie auch nach Kräften,
versicherte Annika Popp.
Bild:
- Landwirt Tobias Puchta steht für mustergültige Erzeugung und
Produktion.
-Der
neue Milchviehstall der Familie Puchta in Großlosnitz war einer der
Stationen der BBV-Traktortour.
Bestes Beispiel für
Regionalität / Galloways als Burger und Braten - BBV-Traktortour
machte in Kornbach Station
Kornbach.
So funktioniert Regionalität: Johannes Herold erzeugt auf seinem
Betrieb in Kornbach bei Gefrees hochwertiges Weidefleisch von
Galloways-Rindern, gleich nebenan im Gasthof Kornbachtal von
Sebastian Loos kommt das Fleisch auf den Teller, und zwar in vielen
verschieden Variationen, etwa als Burger, Rouladen, Braten oder
Steaks.
„Ein ganz
tolle Symbiose und ein Musterbeispiel für regionale Erzeugung und
Vermarktung“, findet der Kreisgeschäftsführer des Bauernverbandes
Harald Köppel. Um darauf aufmerksam zu machen, war Kornbach auch
eine der Stationen im Rahmen der BBV-Traktortour 2021. Unter dem
Motto „Essen aus Bayern“ ist der von Deutz-Fahr gesponserte
Schlepper seit 1. Juni kreuz und quer durch Bayern unterwegs, um in
allen Landkreisen für regionale Erzeugung zu werben und aufzuzeigen,
woher das Essen aus Bayern kommt.
Eigentlich
ist alles, was es im Gasthof Kornbachtal gibt aus regionaler
Erzeugung, Fleisch, Eier, Brot, Bier, Fleisch sowieso und sogar das
Eis. „Regionalität wird bei uns gelebt“, sagt Sebastian Loos, der
den Gasthof zum 1. Januar dieses Jahres zusammen mit seiner Frau
Svenja von seinen Eltern Hedwig und Konrad Loos übernommen hatte.
Zunächst galt es erst einmal einige Monate Lockdown zu überstehen,
bis endlich Ende Mai der Biergarten wieder öffnen konnte..
2017 kam
zum ersten Mal ein Galloway-Rind auf den Tisch. Jedes Jahr gibt es
seitdem ein Weidefest, Galloway-Abende oder Fleischpakete zum
Außer-Haus-Verkauf. Mittlerweile stehe die aus Schottland stammende
Rinderrasse in allen Variationen sogar auf der Karte, erklärt
Sebastian Loos, gelernter Koch, der zuvor in der Bischofsgrüner
Höhenklinik tätig war. „Die kurzen Wege sind einfach unschlagbar“,
sagt er. Jeder Gast könne vom Biergarten direkt auf die Weide
blicken und den Galloways beim Grasen zusehen. Zugegeben,
geschlachtet werden müssen die Rinder noch, aber auch das passiert
ganz in der Nähe in Lanzendorf im Nachbarlandkreis Kulmbach.
Die Herde
gehört Johannes Herold, der seinen Betrieb im Nebenerwerb führt und
aktuell 40 Tiere hat. Jahrzehntelang wurden auf dem Hof Mastschweine
gehalten, bis er aufgrund der Rahmenbedingungen sich auf die Suche
nach etwas neuem machte. „Wir wollten nicht von den Märkten abhängig
sein“ sagt Johannes Loos. So sei man nach einiger Recherche auf die
Galloways gestoßen und hatte erst einmal mit fünf Tieren begonnen.
50 bis 60 sollen es noch werden.
Bild:
In Kornbach bei Gefrees machte der Essen-aus-Bayern-Traktor des BBV
Station. Um für regionale Erzeugung zu werben trafen sich (von
links): BBV-Kreisgeschäftsführer Harald Köppel, Kreisbäuerin
Angelika Seyferth, die Seniorchefin des Gasthofs Kornbachtal Hedwig
Loos, Juniorchef Sebastian Loos und Galloway-Halter Johannes Herold.
Rohstoffe aus der
Region / Braugerste im Focus - BBV-Traktortour machte Station im
Landkreis Wunsiedel
Wunsiedel.
Im Landkreis haben die Verantwortlichen die BBV-Traktortour dafür
genutzt, um für die Hauptfrucht des gesamten Fichtelgebirges, die
Braugerste, die Trommel zu rühren. Auf knapp 4000 Hektar und damit
auf über einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird
die Sommergerste im Landkreis angebaut. Also machte der „Essen-aus-Bayern-Traktor“
zunächst auf einem Acker von Landwirt Werner Schricker im Ortsteil
Holenbrunn Station, dann ging es weiter zur Traditionsbrauerei Lang
im nahen Schönbrunn.
In
Oberfranken passt die Sommergerste einfach zu den Böden. Auch wenn
die Anbaufläche insgesamt ein wenig zurückgegangen ist, so wird
immer noch auf 25661 Hektar Sommergerste angebaut. Etwa 80 Prozent
davon sind von der Qualität her Braugerste, so Martin Schöffel,
Landtagsabgeordneter und zugleich stellvertretender Vorsitzender des
oberfränkischen Braugerstenvereins. Die restlichen 20 Prozent werden
in der Regel zu Futtergerste. Das entspreche rund 7,5 Millionen
Hektoliter Bier, rechnete er vor. „Was wir hier in hervorragender
Qualität anbauen hat weit überregionale, ja bundesweite Bedeutung“,
sagte Schöffel. Er verschwieg aber auch nicht, dass der Bierabsatz
aufgrund der Pandemie zuletzt stark gelitten hatte. Die Gastronomie
sei monatelang geschlossen gewesen, Volksfeste hätten nicht
stattgefunden.
Einer, der
auf Braugerste aus der Region setzt, ist Richard Hopf von der
Brauerei Lang im Wunsiedler Ortsteil Schönbrunn, ein „Aushängeschild
der Region“, wie es Kreisobmann Harald Fischer formulierte, zugleich
aber auch noch eine von insgesamt vier verbliebenen Brauereien im
Landkreis. „Wir setzen seit Generationen auf Rohstoffe aus der
Region“, so Hopf. Er kenne seine Landwirte noch persönlich. Die
Brauerei Lang hat insgesamt 14 Biersorten in ihrem Portfolio,
darunter die Klassiker wie Helles, Dunkle, Pils, Weißbier, aber auch
saisonale Biere, Craft-Biere und, wie es Richard Lang nennt,
Spaßsorten, wie zum Beispiel, kein Witz, ein „Erotikbier“.
Insgesamt
hofft Kreisobmann Harald Fischer in diesem Jahr auf gute Erträge.
Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig die regionale
Lebensmittelerzeugung ist. „Deshalb wollen wir auch das Bewusstsein
für die regionale Erzeugung fördern und den Konsum heimischer
Lebensmittel ankurbeln“, so Fischer. Die Auswahl im Supermarkt sei
heute bei nahezu jedem Produkt riesengroß. „Wer die heimische
Landwirtschaft gezielt unterstützen möchte, kauft regional“.
Landtagsabgeordneter Schöffel sprach sich in diesem Zusammenhang
dafür aus, dass die Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln in
Deutschland im Grundgesetz verankert werden soll. „Wir müssen darauf
achten, dass Lebensmittel dauerhaft aus dem eigenen Land kommen“,
Schöffel. Gerade in Zeiten, in denen der Lebensmitteleinzelhandel
die Bedingungen nach oben schraubt, sollte auch darauf geachtet
werden, dass bei Importen unsere Standards gelten. Preisdruck mit
ausländischer Ware dürfe man nicht zulassen.
Bild:
In einem Feld
bei Holenbrunn hat der „Essen-aus-Bayern-Traktor“ Station gemacht.
Mit dabei waren (von links): Bürgermeister Nicolas Lahovnik, der
stellvertretender Kreisobmann Stephan Regnet, Kreisbäuerin Karin
Reichel, Kreisobmann Harald Fischer, der stellvertretende Landrat
Roland Schöffel, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel und Landwirt
Werner Schricker.
Drosendorf.
Ihren neuen Rückewagen hat die Waldbesitzervereinigung Hollfeld in
diesen Tagen in Betrieb genommen. Es ist bereits der vierte
Rückewagen der über 1600 Mitglieder starken WBV.
„Der
Bedarf nach einem weiteren Rückewagen war da“, sagt Vorsitzender
Christian Dormann. Die bisherigen drei Wägen seien ständig
ausgebucht gewesen, oft hätten Mitglieder sogar Wartezeiten in Kauf
nehmen müssen. Deshalb hatte sich die WBV schon Ende des
zurückliegenden Jahres um Verstärkung bemüht. Wer jetzt bestellt,
müsse aufgrund der guten Fördersituation durch das
Investitionsprogramm des Bundes meist noch viel länger warten.
„Gerade bei Forstmaschinen sei der Markt wegen der Prämien
überhitzt“, so 2. Vorsitzender Matthias Weigand.
Der neue
Wagen der Marke Stepa gilt als „Mercedes“ unter den Rückewagen und
kostet rund 35000 Euro. Dafür ist er auch absolut robust und
zuverlässig. „Genau das brauchen unsere Mitglieder“, so Harald
Gardill, auf dessen Hof in Drosendorf bei Hollfeld sich der
Maschinenstützpunkt der WBV befindet.
Die
Mitglieder der WBV Hollfeld kommen aus den Landkreis Bamberg,
Bayreuth und Kulmbach. Die Menge des für die Mitglieder vermarkteten
Holzes lag im vergangenen Jahr bei rund 30000 Festmeter. Die knapp
1600 Mitglieder der WBV Hollfeld bewirtschaften zusammen eine Fläche
von rund 12400 Hektar.
Bild:
Die Vorstandschaft der WBV Hollfeld hat den neuen Rückewagen in
Empfang genommen (von links): 2. Vorsitzender Matthias Weigand,
Vorsitzender Christian Dormann, Kassenwartin Carola Betz,
Schriftführer Helmut Stenglein sowie Maschinenwart Helmut Gardill
mit Ehefrau Sonja.
Kohl und Knoblauch aus
dem Knast / Gefängnisgärtnerei hinter barocken Mauern – Genügsame
Sorten und flexible Bewirtschaftung
Bayreuth.
Man mag es kaum für möglich halten, doch einer der größten
Gemüseanbaubetriebe der Region liegt tatsächlich hinter dicken
Gefängnismauern. „Wir produzieren rund 40 bis 45 Tonnen eigenes
Gemüse im Jahr“, sagt der leitende Gärtnereimeister der
Justizvollzugsanstalt Bayreuth–St. Georgen Jörg Eckel. Knapp die
Hälfte davon bleibt zur Eigenversorgung in der JVA, der Rest geht in
den freien Verkauf an jedermann.
Das
Besondere an der Gefängnisgärtnerei: hier werden nicht nur 55 bis 60
verschiedene Gemüsesorten angebaut, alles ist auch biologisch, denn
der Betrieb ist seit 2020 EU-bio-zertifiziert. Welche Philosophie
hinter der Gemüseproduktion im Gefängnis steckt, davon konnte sich
eine Delegation des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege
bei einer Besichtigung in der Reihe „Gartengespräche“ jetzt ein Bild
machen.
Bis etwa
zum Jahr 2000 wurden hauptsächlich Blumen und Zierpflanzen angebaut,
erinnert sich Gärtnermeister Eckel. Irgendwann habe aber auch die
Gefängnisgärtnerei nicht mehr mit dem Billigangebot von Baumärkten
und Lebensmitteleinzelhandel mithalten können, so dass sich die
verantwortlichen für den Umstieg zu Nutzpflanzen entschieden haben.
Schnell
sei allerdings klar geworden, dass die Nachfrage der Kunden nach
biologisch produzierter Ware immer größer wurde. So habe man zum
Beispiel nach und nach von konservativen Düngemitteln auf
biologischen Pflanzenschutz und Naturdünger umgestellt. Auch das
Saatgut wird in der Regel selbst produziert. Zu Gute kam der
Gefängnisgärtnerei bei der Umstellung auf eine biologische
Wirtschaftsweise unter anderem aufgrund der kurzen Wege die
innerstädtische Lage der Anbaufläche. „Ansonsten muss man aber schon
wesentlich flexibler sein, als beim konservativen Anbau“, sagt
Eckel. Man benötige auch Sorten, die genügsamer sind.
So gibt es
in einem der zahlreichen Gewächshäuser rund 850 Tomatenpflanzen auf
einer Fläche von 300 Quadratmeter. Direkt daneben wachsen in einem
weiteren Gewächshaus die Gurken. Pro Jahr werde etwa 900
Quadratmeter Feldsalat gepflanzt. Die Kunden, hauptsächlich aus der
Stadt Bayreuth, profitieren vor allem von der Frische des Angebots.
„Bei uns gibt es praktisch keine Transportwege, alles kommt vom Feld
frisch auf die Theke“, so Völkl.
Neben Jörg
Eckel sind in der Gärtnerei ein weiterer Gärtnermeister, ein
Landschaftsgärtnermeister und zwei qualifizierte Kräfte beschäftigt.
Dazu kommt eine stark wechselnde Zahl an Häftlingen, die allerdings
genau auf ihre Zuverlässigkeit hin ausgewählt werden. „Es ist ein
begehrter Arbeitsplatz, wir können aber nur handverlesene Leute“
nehmen, so der Leiter der Arbeitsverwaltung Rainer Völkl.
Die
JVA Bayreuth – St. Georgen ist eine der ältesten und gleichzeitig
eine der größten Haftanstalten Bayerns. Sie wurde nach den Worten
von Anstaltsleiter Matthias Konopka 1724 von Markgraf Friedrich als
Zucht- und Arbeitshaus errichtet. Hinter Mauern und Stacheldraht
verbüßen derzeit rund 800 Häftlinge Freiheitsstrafen von wenigen
Wochen Dauer bis zu lebenslang, darunter auch gut 100
Untersuchungshäftlinge, die noch auf ihren Prozess warten.
Da
Gefangene zur Arbeit verpflichtet sind, gibt es in Bayreuth 15
handwerkliche Eigenbetriebe, von der Kfz-Werkstatt bis zur
Schlosserei, so Rainer Völkl von der Arbeitsverwaltung. Sie arbeiten
teilweise für die Eigenversorgung der Anstalt, teilweise für
Unternehmen von außerhalb.
Bilder:
1.
Rund 850 Tomatenpflanzen beherbergt alleine dieses eine Gewächshaus
auf dem Areal an der Markgrafenallee in Bayreuth. 2. Gärtnermeister
Jörg Eckel (links) und Rainer Völkl von der Arbeitsverwaltung der
JVA erläuterten die Wirtschaftsweise der Gefängnisgärtnerei. 3. Die biologisch
betriebenen Anstalts-Gärtnerei der Justizvollzugsanstalt St.-Georgen
Bayreuth hat der Verband für Gartenbau und Landespflege besichtigt.
Über 400 Tiere vor dem
Mähtod bewahrt - Rehkitzrettung Oberfranken zieht positive Bilanz
Bayreuth.
Landwirte und Tierschützer Hand in Hand. Das ist durchaus möglich.
Ein Musterbeispiel für die Zusammenarbeit ist die Kitzrettung
Oberfranken. „Wir konnten heuer beim ersten Schnitt schon über 400
Rehkitze vor dem sicheren Mähtod bewahren“, sagt Britta Engelhardt
von der Kitzrettung. Angst, dass man sich militante Tierschützer auf
seine Wiese holt, haben die Bauern in der Region nicht mehr. „Wir
sehen die Arbeit der Kitzrettung als Praktiker sehr positiv“, sagt
Reinhard Sendelbeck, Vorsitzender des Maschinenrings
Bayreuth-Pegnitz. Harald Köppel, Geschäftsführer des BBV in Bayreuth
ergänzt: „Wir sind zusammen mit der Kitzrettung auf einem guten
Weg“. Anerkennung kommt schließlich auch aus der Jägerschaft. „Wir
zollen den ehrenamtlichen Mitstreitern Respekt“, sagt
Kreisjagdberater Georg Bayer.
Ziel des
Vereins „Kitzrettung Oberfranken“ mit seinen rund 40 bis 50 Aktiven
ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und sie entweder
zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu sichern, bis
das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze seien in den ersten
Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in dieser Zeit so
eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten in den ersten
Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr regungslos an
ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt damit die
Landwirte und die Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und
verhindert so den meist qualvollen Tod der Kitze. Das Tätigkeitsfeld
der Rehkitzrettung erstreckt sich auf die Landkreis Bayreuth, Hof,
Wunsiedel und Kulmbach.
„Wir sehen
uns als Partner der Landwirte“, sagt Britta Engelhardt. Heuer hätten
sie und ihre Mitstreiter gar nicht alle Anfragen bearbeiten können.
„Wir konnten gar nicht alle Bauern unterstützen, weil das
Zeitfenster der Mahd wetterbedingt so eng war.“ Trotzdem fällt die
Bilanz mit 314 direkt geretteten Jungtieren und weiteren 100, die
von externen Drohnenpiloten aufgespürt werden konnten, überaus
positiv aus. Im Jahr zuvor waren es nur 193 Kitze.
Trotz der
positiven Zahlen gibt es immer wieder spektakuläre Einzelfälle, bei
denen ein Rehkitz verendet. „Wir machen den Landwirten keinen
Vorwurf“, stellt Britta Engelhardt klar. Eine hundertprozentige
Garantie könne niemand geben: „Wir können vieles möglich machen,
aber wir können natürlich nicht zaubern“. Sie appelliert an alle
Landwirte, zeitnah nach dem Drohnenüberflug zu mähen. Immerhin habe
die Hälfte der geretteten Tiere per Drohne aufgespürt werden können.
Dabei
beschäftigt das Thema die Bauern nicht erst seit gestern, wie Harald
Köppel vom Bauernverband feststellt. Technische Lösungen gebe es
bereits, sie seien aber noch ausbaufähig, so dass man auf die Arbeit
der Rehkitzrettung keineswegs verzichten könne. Insgesamt könne man
feststellen, dass die Aufmerksamkeit vieler Menschen für das Thema
immens gestiegen ist.
Technische
Lösungen, bei denen das Mähwerk automatisch abschaltet, wenn
Temperatur- und Farbindexmessung sowie Infrarotsensoren anspringen
seien bereits in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks
getestet worden, so Lehrkraft Tobias Weggel. Sie hätten zwar
funktioniert, doch seien auch Probleme aufgetreten. Zum einen seien
die Systeme auf ein Mähtempo von nur acht Stundenkilometern
ausgelegt, was die Arbeit erheblich einschränkt. Zum anderen sei die
Zahl der Fehlalarme sehr groß gewesen, weil die Abschaltsysteme auch
auf Hundekotbeutel, weggeworfene Chipstüten und anderen Müll
reagiert hätten.
Nach den
Worten von Kreisjagdfachberater Peter Meister steigt durch die
Rehkitzrettung das gesellschaftliche Verständnis für die Arbeit der
Bauern. Auch der Jägerverein hat bereits zwei Drohnen angeschafft,
mit denen Rehkitze im hohen Gras aufgespürt werden können, so Adolf
Reinel vom Jägerverein.
Mit der
Vernetzung aller beteiligten Akteure sei man auf dem richtigen Weg,
sagte Reinhard Sendelbeck vom Maschinenring. Er bezeichnete die
Drohne als derzeit wichtigstes Instrument. Allerdings könne man auch
damit keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten.
Bild:
Von der
Wildscheuche bis zur Drohne gibt es bereits Hilfsmittel um Rehkitze
aufzuspüren. Eine positive Bilanz nach dem ersten Schnitt zogen (von
links): Tobias Weggel, Georg Bayer, Harald Köppel, Britta
Engelhardt, Johannes Scherm, Reinhard Sendelbeck, Norbert Dörfler,
Adolf Reinel und Peter Meister.
Bioenergie und
Borkenkäfer / Land- und Forstwirtschaft im Frankenwald –
Informationsfahrt von Regierungspräsidentin Piwernetz
Wilhelmsthal.
Das Bioenergiedorf Effelter und die Borkenkäferschäden bei
Eichenbühl waren zwei Stationen der Landwirtschaftsfahrt von
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, die heuer in den Landkreis
Kronach geführt hat. „Es wird viel zu wenig darüber diskutiert, was
die Bauern hier alles leisten“, zog Piwernetz eine positive Bilanz.
Jeder siebte Arbeitsplatz hänge im Landkreis von der Landwirtschaft
ab. Die Regierungspräsidentin rief Landwirte und Verbraucher dazu
auf, im Dialog zu bleiben. Trotz der vielen kritischen Stimmen in
der Öffentlichkeit sei man aber insgesamt auf einem guten Weg.
Zum Start
der Informationstour gab es zunächst eine kleine Wanderung durch den
Wald auf den Steinberg bei Eichenbühl in der Gemeinde Wilhelmsthal.
Viel ist dort nicht mehr üblich geblieben vom einst so üppigen
Fichtenwald. Als Ursache dafür nannte Michael Schmidt, Leiter des
Landwirtschaftsamte4s Kulmbach die extreme Borkenkäferplage im
Frankenwald. Auslöser für die Massenvermehrung seien die heißen und
trockenen Sommer der letzten Jahre gewesen. „Viele Waldflächen sind
abgestorben oder werden in diesem Jahr noch absterben“, so Schmidt.
Seinen Worten zufolge sind seit 2018 bereits rund fünf Prozent des
Waldes im Landkreis abgestorben. Die Wiederaufforstung dieser
Kahlflächen bezeichnete er als riesige Aufgabe.
Vor
Ort waren auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der 11.
Jahrgangsstufe des Frankenwaldgymnasiums Kronach, die sich im Rahmen
zweier Seminarreihen mit dem Thema beschäftigen. Sie planen die
Wiederaufforstung der Kahlfläche. Gemeinsam mit dem Waldbesitzer
wollen die Schüler noch im Herbst 2021 selbst mit Hand anlegen und
klimatolerante Bäume pflanzen. Als mögliche Baumarten schlugen die
Elftklässer unter anderem die Stieleiche, die Roteiche, die
Libanon-Zeder, die korsische Schwarzkiefer vor. Das W-Seminar
(früher Facharbeit) der Schüler trägt bezeichnenderweise den Namen:
„SOS – Frankenwald in Not“.
Ebenfalls
in der Gemeinde Wilhelmsthal liegen der Betrieb der Familie Appel
und das Bioenergiedorf Effelter. Die Familie bewirtschaftet rund 300
Hektar landwirtschaftliche Fläche, wobei die Flächen auf einer Höhe
zwischen 400 und 700 Meter über NN liegen. Im Stall sind 135
Milchkühe, zusammen mit der weiblichen Nachzucht kommt
Betriebsleiter Ewald Appel auf rund 300 Tiere.
Zweites
Standbein des Betriebes ist die Erzeugung von Strom und Wärme. Neben
einer großen Photovoltaikanlage betreibt die Familie eine
Biogasanlage, die über 40 Einheiten in Effelter mit Wärme versorgt.
Die Anlage wurde 2002 als erste im Landkreis gebaut und 2014
erweitert. „Diese nachhaltige, klimaneutrale und kleinteilige
Energieerzeugung ist wichtig. Zudem wird der Aufwuchs extensiv
bewirtschafteter Wiesen genutzt. Das kommt auch der Natur zugute“,
betont Behördenleiter Schmidt.
Letzte
Station der Informationsfahrt war der „Daumahof“ im nahen
Rechenbach. Der Biobetrieb mit Schwerpunkt Milchviehhaltung und
Urlaub auf dem Bauernhof wird von der Familie Förtsch geführt. Sie
bewirtschaften 150 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 45
Hektar Wald und halten drei Ferienwohnungen vor.
„Die
Corona-Pandemie hat uns eindringlich vor Augen geführt, welche
Bedeutung die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel vor der Haustür
hat“, zog Regierungspräsidentin Piwernetz am Ende ein positives
Fazit. Die Leistungen der oberfränkischen Bauern zur Erhaltung der
natürlichen Lebensgrundlagen verdienten wahrlich Anerkennung.
Der
Landkreis Kronach umfasst eine Gesamtfläche von über 65000 Hektar.
Davon sind rund 18000 Hektar landwirtschaftliche genutzte Fläche,
die Waldfläche beträgt zirka 38500 Hektar. Damit ist der Landkreis
Kronach mit fast 60 Prozent Waldanteil eine der waldreichsten
Landschaften in Bayern. Von den rund 700 landwirtschaftlichen
Betrieben haben nur gut 100 mehr als 50 Hektar Fläche. Punkten kann
der Landkreis mit dem oberfrankenweit höchsten Ökoflächenanteil von
etwa 23 Prozent.
Bilder:
1. Der
Leiter des Kulmbacher Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten Michael Schmidt erläuterte der oberfränkischen
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz die Borkenkäfersituation.
2. Auf dem
Steinberg bei Eichenbühl im Landkreis Kronach hat der Borkenkäfer
große Schäden angerichtet.
3.Milchviehhaltung und Energieerzeugung
stand auf dem Betrieb Appel in Effelter im Mittelpunkt.
4. Ewald Appel hat die erste Biogasanlage im Landkreis Kronach
gebaut.
Üppige Bestände und
wenig Schädlinge / Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in
Oberfranken zieht positive Bilanz
Medlitz.
Draußen auf den Feldern steht ein Super-Raps und die Preise dafür
sind auf einem historischen Hoch: „Rapsanbau macht wieder Spaß“. Das
hat Klaus Siegelin, alter und neuer Vorsitzender der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken bei der
Mitgliederversammlung in Medlitz bei Rattelsdorf festgestellt.
Schon die
Tatsache, dass die Versammlung endlich wieder als
Präsenzveranstaltung stattfinden konnte, wurde von den Mitgliedern
positiv bewertet. Umso besser, dass die Bilanz auch noch durchweg
positiv ausgefallen ist. „Raps ist schließlich auch eine überaus
interessante Kultur und was den Klimawandel und die Energiewende
angeht ein wichtiger Teil der Lösung“, so Geschäftsführer Torsten
Gunselmann von der BBV-Geschäftsstelle in Bamberg.
Schon bei
der Aussaat im Herbst habe alles bestens funktioniert. Fluffige
Böden hätten für leichtes Arbeiten und der anschließende Regen für
üppige Bestände gesorgt. Zumindest ab und zu schneebedeckte Böden im
Winter und genügend Wasser im Frühjahr hätten schließlich für die
wirklich guten Bestände gesorgt, so Vorsitzender Siegelin. Auch von
Schädlingsseite sei die Situation deutlich besser als in den Jahren
zuvor. Die Einstiche des Stängelrüsslers habe der Raps gut
verkraftet und das Auftreten des Rapsglanzkäfers sei historisch
gering gewesen.
Wo viel
Licht ist, da gibt es natürlich auch Schatten. Nach den Worten von
Geschäftsführer Torsten Gunselmann ist die Anbaufläche in
Oberfranken seit 2010 von damals rund 20000 Hektar auf mittlerweile
etwa 13000 Hektar zurückgegangen. Vor zwei Jahren seien es sogar nur
noch cirka 10000 Hektar gewesen. Dies entspreche exakt dem
europäischen Trend seit einigen Jahren. Europa sei beim Raps ohnehin
auf Importe angewiesen. Der Abstand zwischen Verbrauch und Erzeugung
in der EU sei derzeit so groß wie nie zuvor.
Rückläufig
war schließlich auch die Mitgliederentwicklung der
Erzeugergemeinschaft. Immerhin hat der Zusammenschluss noch knapp
600 Mitglieder, geringfügig weniger als noch im Jahr zuvor. Die
Mitgliedschaft lohnt sich allerdings, zumal die Erzeugergemeinschaft
mit einer eigenen Whats-App-Gruppe absolut auf der Höhe der Zeit
ist. Dort gibt es ständig aktuelle Marktdaten und interessante
Informationen über den Rapsanbau exklusiv für alle Mitglieder.
Insgesamt
hatte Vorsitzender Siegelin, der auch stellvertretender Kreisobmann
in Kronach ist, gehofft, dass die Landwirtschaft gestärkt aus der
Pandemie hervorgeht. Doch auch wenn die Landwirtschaft als
systemrelevant eingestuft worden ist, sei von den Bauerddemos nicht
mehr viel übrig geblieben. Siegelin: „Ich habe gedacht, wir zählen
wieder was bei der Politik, doch dem war leider nicht so.“
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen gab es wenig Veränderungen. Vorsitzender
bleibt Klaus Siegelin aus Küps, 2. Vorsitzender Jürgen Finkel aus
Ummersberg bei Ebensfeld und als weiterer stellvertretender
Vorsitzender wurde Jürgen Dederl aus Bayreuth gewählt. Sie alle
erhielten keine einzige Gegenstimme. Für jeden Landkreis
Oberfrankens hat die Erzeugergemeinschaft einen Beisitzer: Jörg
Marth aus Arzberg (Landkreis Wunsiedel), Markus Koch aus Küps
(Landkreis Kronach) Martin Flohrschütz, aus Lautertal (Landkreis
Coburg), Christoph Seitz aus Himmelkron (Landkreis Kulmbach),
Johannes Angermüller aus Lichtenfels, Markus Ziegler aus Bayreuth,
Jens Körber aus Schönbrunn (Landkreis Bamberg). Neu sind Dominik
Galster aus Pinzberg (Landkreis Forchheim) und Patrick Heerdegen aus
Stammbach (Landkreis Hof).
Bild:
Sie stehen an der Spitze der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps
in Oberfranken (von links): Geschäftsführer Torsten Gunselmann,
Vorsitzender Klaus Siegelin, 2. Vorsitzender Jürgen Finkel und der
weitere stellvertretende Vorsitzende Jürgen Dederl.
"Fliegender Bauer" /
Das Flurbereinigungsdenkmal in Wüstenstein
„Fliegender Bauer“ hat der Künstler Herbert Hunstein aus Haag in der
Fränkischen Schweiz sein Kunstwerk genannt, das von Streitberg
kommend am Ortseingang von Wüstenstein (Landkreis Forchheim) steht.
Vor genau fünf Jahren hat der „Haager Schmied“ mit seiner
Eisenskulptur dem damals gerade zu Ende gegangenen
Flurbereinigungsverfahrens in Wüstenstein, einem Ortsteil des
Marktes Wiesentthal, einen ganz besonderen Abschluss beschert. Heute
ist der stilisierte Landwirt, dessen völlig veralteter Pflug ihm
regelrecht aus den Händen fliegt, ein beliebtes Fotomotiv für
Ausflügler und Wanderer.
Bauern sind keine
Buhmänner / Botschaft des Spaßes: Virtueller Landfrauentag des BBV
Bayreuth
Bayreuth.
Glaube und Humor, das muss kein Widerspruch sein. Im Gegenteil:
Glaube und Humor geben sich die Hand. Das hat Pfarrer Hannes Schott
in seinem Referat beim ersten Online-Landfrauentag für Bayreuth und
Pegnitz festgestellt. Ähnlich ist es mit dem Thema der
Landfrauenarbeit in diesem Jahr. „Richtig gut leben“ lautet das
Generalthema. Doch wie soll das gehen, in Zeiten einer Vielzahl von
Vorwürfen gegen die Landwirtschaft.
„Die
Bauern sind bei allem die Buhmänner“, sagte Kreisbäuerin Angelika
Seyferth. Sie sprach von einer „ganz harten Zeit“. Viele Betriebe
stünden in den kommenden Monaten vor dem Aus. Als einen Grund dafür
nannte sie das angekündigte Verbot der Anbindehaltung. „Viele fragen
sich wie soll es weitergehen“, so Seyferth.
Doch sie
hatte nicht nur negative Botschaften. Corona habe gezeigt, dass die
Landwirte systemrelevant sind. Deshalb konnten sie auch der Arbeit
nachgehen und gerade als Direktvermarkter seien sie gefragt gewesen.
Es habe sich auch herausgestellt, dass die Forderung nach einem
eigenen Schulfach Alltagskompetenzen richtig ist. Denn gerade in
Zeiten von Lockdown und Homeoffice habe zum Beispiel das Kochen zu
Hause wieder einen ganz neuen Stellenwert erfahren.
„Es ist
dringend notwendig, dass auch die Kirche wieder mehr Freude und Spaß
zeigt“, sagte Pfarrer Hannes Schott, der heute an der
evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Jakob in Nürnberg tätig
ist, den aber viele noch aus seiner Zeit an der
Katharina-von-Bora-Kirche in Bayreuth-Meyernberg kannten. Schott
weiß, wovon er spricht, wurde er doch besonders durch seine
humorvollen Andachten auf Radio Mainwelle, seine Mitwirkung beim
Kirchenkabarett „Zammgebicht“ und seine Buchveröffentlichungen auch
einem breiten Zuhörerkreis bekannt.
Der Glaube
trage durch schwere Zeiten, sagte Schott, der aus Heinersreuth
stammt. Deshalb wäre auch vieles leichter, wenn die Kirche etwas
lockerer wäre. Jesus sei ein froher und freundlicher Mensch gewesen,
auch wenn er, geprägt von Passion, Karfreitag und Kreuzestod, meist
ernst dargestellt wird. Nicht umsonst sei ja von der frohen
Botschaft die Rede.
Zahlreiche
Grußwortredner hatten sich zu den rund 60 Teilnehmern des virtuellen
Landfrauentages eingeklinkt. Sie alle drückten den Landfrauen ihre
Anerkennung aus und bedankten sich dafür, dass der Landfrauentag
trotz Corona stattfinden konnte. Landfrauen hätten viel mehr
Wertschätzung verdient, so der Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker.
Leben auf dem Land bedeute vor allem auch Bodenständigkeit,
Verwurzelung und Tradition, so die Abgeordnete Silke Launert.
Landfrauen
hätten sich schon immer neuen Herausforderungen stellen müssen und
dies auch erfolgreich getan, so Landrat Florian Wiedemann. Er
betonte besonders die starke Funktion der Landwirtschaft als
Bewahrer unserer Naturschönheiten. „Sie tragen dazu bei, dass unser
schöner Landkreis Bayreuth so liebenswert erhalten wird, wie er
ist“, so Wiedemann zu den Landfrauen. Bayreuths zweiter
Bürgermeister Andreas Zippel würdigte die Landfrauen als einen der
größten Verbände im ländlichen Raum. Die Landfrauen schafften es
scheinbar problemlos, Alltag, Familie, Beruf und Ehrenamt unter
einem Hut zu bringen.
Christa
Reinert-Heinz vom Amt für Landwirtschaft erinnerte daran, dass die
Ämter Bayreuth und Münchberg zum 1. Juli zusammengelegt werden. Der
Dienstbetrieb gehe jedoch wie gewohnt weiter, versicherte sie, und
auch die Landwirtschaftsschulen sollen erhalten bleiben. Im
September werde in Bayreuth außerdem ein neues Semester
Hauswirtschaft starten.
„Wenn wir
richtig gut leben wollen, müssen wir auch deutlich machen, wo uns
der Schuh drückt in der Landwirtschaft. Nur so können wir
Veränderungen bewirken“, sagte Landesbäuerin Anneliese Göller.
Landfrauen seien mit verantwortlich für den Betrieb und leisteten
einen großen Beitrag. Deshalb rief sie alle ihre Berufskolleginnen
auf, am Ball zu bleiben und Themen mitzugestalten.
Statt des
Bayreuther Landfrauenchores, der bislang alle Landfrauentage
musikalisch umrahmt hatte, spielte Corona-bedingt diesmal
Alleinunterhalter Siggi Stadter auf und schaffte es, auch online für
Stimmung zu sorgen.
Bild: Botschafter des Spaßes:
Pfarrer Hannes Schott beim virtuellen Bayreuther Landfrauentag.
Wichtiger Betrag zum
Klimaschutz / Anbaufläche und Preise ziehen wieder an: Raps bleibt
attraktive Marktfrucht für fränkische Betriebe
Ebensfeld.
Der erste Eindruck täuscht: Auch wenn so viele Felder leuchtend gelb
blühen, Raps ist auf dem absteigenden Ast. Wurde vor zehn Jahren in
Oberfranken noch auf rund 21000 Hektar Raps angebaut, waren es vor
zwei Jahren nur noch 9800 Hektar. Auch wenn es derzeit wieder
bergauf zu gehen scheint und bezirksweit immerhin bereits wieder auf
fast 14000 Raps zu finden ist, suchen viele Bauern verstärkt nach
Alternativen. Das hat Klaus Siegelin, Vorsitzender der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken und
stellvertretender BBV-Kreisobmann von Kronach, bei einem
Pressetermin auf Gut Ummersberg bei Ebensfeld im Landkreis
Loichtenfels festgestellt.
Die Gründe
für den Rückgang sind vielschichtig. An erster Stelle steht dabei
nach den Worten Siegelins der Preisverfall. Dazu kämen die
schlechten Ernten aufgrund der Trockenheit in den zurückliegenden
Jahren und auch das fehlende Verständnis in der Bevölkerung, dass
Raps so intensiv bearbeitet werden muss. Siegelin bedauerte, dass
die nur noch eingeschränkten Möglichkeiten im Pflanzenschutz den
Rapsanbau unattraktiv gemacht hätten.
Immerhin
in Sachen Preis hatte Torsten Gunselmann, Geschäftsführer der gut
600 Mitglieder starken Erzeugergemeinschaft, gute Nachrichten. Waren
es zuletzt nur mehr 35 bis 36 Euro pro Doppelzentner, könnten die
Bauern heuer mit rund 50 Euro rechnen. „Damit ist und bleibt Raps
eine interessante und wirtschaftliche Marktfrucht für viele
fränkische Betriebe“, so Gunselmann. Zurückzuführen ist der bessere
Preis sowohl auf zu erwartende globale Nachfragesteigerungen als
auch auf die höheren Erträge, mit denen Experten aktuell rechnen.
Grundsätzlich komme Raps sehr gut mit den klimatischen Bedingungen
und Standortvoraussetzungen in Oberfranken zurecht, sagte Gunselmann.
Allerdings hätten viele Tierhalter aufgrund der Trockenheit die
schlechten Erträge im Futterbau durch eine Reduzierung des
Rapsanbaus ausgleichen müssen. Dennoch bleibe der Raps in vielen
Betrieben ein wichtiger Bestandteil der mehrgliedrigen Fruchtfolge.
Zum einen sorge der Raps mit seiner tiefen Wurzelbildung für eine
gute Durchlüftung und Lockerung des Bodens, zum anderen werde die
biologische Aktivität des Bodens gefördert und der Verbleib von
Wurzeln und Stroh auf den Äckern rege die Humusbildung an.
Raps gilt
weltweit als eine der wichtigsten Ölpflanzen nach Palm und Soja. Der
Großteil des Rapses werde zu Biodiesel verarbeitet und spare so über
50 Prozent der Treibhausgasemission Vergleich zu fossilen
Kraftstoffen ein. „Damit ist Raps ein wichtiger Beitrag zum
Klimaschutz“, so der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein.
Neben der Verwendung als technisches Öl wird Rapsöl auch in der
Lebensmittelherstellung genutzt und in der wohl bekanntesten Form
als Speiseöl angeboten. Darüber hinaus fällt bei der Erzeugung von
Biokraftstoff der Pressrückstand an, der als wertvolles
gentechnikfreies Eiweißfuttermittel in der Rinder- und
Schweinehaltung Verwendung findet.
Aufgeteilt
auf die Landkreise sind die meisten Rapsfelder im Landkreis Bamberg
gefolgt von den Landkreisen Lichtenfels und Hof zu finden. Den
idyllisch gelegenen Gutshof Ummersberg mit Rindermast und Ackerbau
betreibt die Familie Finkel seit 1964. Zum Gut gehören 400 Hektar
landwirtschaftliche Nutzfläche im Umkreis von zehn Kilometern
Luftlinie. Auf einem Viertel wird Raps angebaut. „Raps hat auf
unserem Betrieb seit jeher einen hohen Stellenwert“, sagt Junior
Jochen Finkel. Auf den anderen Flächen Zuckerrüben, Mais,
Winterweizen und Wintergerste. Auch 20 Hektar Grünland gehören dazu.
Außerdem betreibt die Familie Photovoltaikanlagen und bietet Urlaub
auf dem Bauernhof an. Auf dem Betrieb sind neben der Familie zwei
festangestellte Vollzeitkräfte tätig.
Bild:
Ortstermin an
einem blühendem Rapsfeld auf Gut Ummersberg (von links): Juniorchef
Jochen Finkel, Adolf Ruff vom Amt für Landwirtschaft Coburg,
EZG-Vorsitzender Klaus Siegelin, Seniorchef Jürgen Finkel,
EZG-Geschäftsführer Torsten Gunselmann und Kreisobmann Michael
Bienlein.
Dialogforum an der Uni
Bayreuth: „Kampf ums Wasser“ / Fachleute und Praktiker diskutierten
über Trockenheit in Franken – Wasser in der Fläche halten
Bayreuth.
Einen Paradigmenwechsel im Gewässermanagement haben mehrere
Teilnehmer einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zu wenig, zu warm:
Niedrigwasser in Bächen und Flüssen“ gefordert. Die Ämter für
Wasserwirtschaft und die Ämter für Landwirtschaft sollten dabei
künftig verstärkt zusammen und nicht gegeneinander arbeiten, so
lautete eine der Forderungen. „Wir müssen sämtliche Akteure
zusammenbringen, um Lösungen zu fordern“, sagte der Hydrogeologe
Jürgen Geist vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan.
Die online
durchgeführte Podiumsdiskussion war zugleich der Auftakt für das
„Dialogforum Wasserkontroversen“ an der Universität Bayreuth. Dabei
wollen Fachleute aus Wissenschaft und Praxis künftig die
Herausforderungen diskutieren, die der Klimawandel rund ums Wasser
mit sich bringt und zu deren Lösung es immer wieder kontroverse
Positionen gibt. „Das Thema Niedrigwasser gilt schließlich als einer
der wichtigsten Aspekte des Klimawandels“, so Frauke Preißinger vom
Bayerischen Wissenschaftsministerium.
Die Lage
ist bekannt: Drei trockene Jahre in Folge haben im fränkischen
Wasserhaushalt ihre Spuren hinterlassen. Davon zeugen gesunkene
Grundwasserpegel, Niedrigwasser in vielen Bächen und Flüssen und
ausgetrocknete Quellen. Professor Stefan Pfeiffer vom Lehrstuhl für
Hydrologie an der Universität Bayreuth bezeichnete die in Nordbayern
besonders ausgeprägte zunehmende Trockenheit und den Rückgang der
Quellschüttungen als alarmierend. Die trockenen Sommer der
zurückliegenden Jahre hätten vielfältige Auswirkungen auf Felder und
Wälder, auf Bäche und Flüsse und damit immer auch auf das
Grundwasser.
„Schädigen wir das Wasser, schädigen wir uns“. Auf diesen
gemeinsamen Nenner brachte Isabella Hirsch, Vorsitzende der
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Franken die
Problematik. In Franken, wo das Wasser seit jeher ein knappes Gut
ist, sei die Landwirtschaft von den Folgen ganz besonders betroffen.
Isabella Hirsch bewirtschaftet mit ihrer Familie einen
landwirtschaftlichen Betrieb bei Feuchtwangen. Sie befürchtet, dass
irgendwann der „Kampf ums Wasser“ kommen wird. Für Kontroversen
werde in vielen Fällen die Frage sorgen, wer bei Niedrigwasser das
verbleibende Wasser in Bächen und Flüssen für welche Zwecke nutzen
darf, zum Beispiel zum Bewässern von Gemüseplantagen oder
Obsthainen.
„Der
Zustand des Wasserhaushalts ist dramatisch“, sagte Sebastian
Schönauer, langjähriger Sprecher des Arbeitskreis Wasser im Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland und stellvertretender
BN-Landesvorsitzender. Er sah dringenden Handlungsbedarf, vor allem,
wenn es um die Rückhaltung der Gewässer in der Landschaft geht.
Während man das Wasser früher aus der Landschaft über Gräben und
Drainage abfließen ließ, müsse man es heute wieder in der Landschaft
halten.
Die Reihe
„Wasserkontroversen“ an der Universität Bayreuth soll in den
kommenden Monaten mit weiteren Veranstaltungen fortgesetzt werden.
Bild:
Teiche, wie
der Nassanger Weiher bei Trieb im Landkreis Lichtenfels, werden
immer wichtiger, denn sie halten das Wasser in der Fläche.
Mit Comics gegen
Futterverschmutzung / Mit Schildern appellieren Landwirte an die
Vernunft der Hundeführer
Melkendorf.
Wer kennt sie nicht, die Tretminen auf den Gehwegen. Ein ganz
besonderes Problem haben Landwirte mit den Hinterlassenschaften von
Vierbeinern. Mit einer pfiffigen Idee macht derzeit der
Bauernverband in Melkendorf bei Kulmbach alle Hundebesitzer darauf
aufmerksam, dass Hundekot im Grünland schnell zu eine großen Problem
werden kann.
„Wir
wollen die Hundebesitzer nicht angreifen“, sagt Manuela Berthold.
Sie hat die Schilder zusammen mit ihrem Mann Stefan, der zugleich
stellvertretender BBV-Ortsobmann ist, entworfen. Unter dem Motto „Nimm´s
mit - bleib fit!“, weisen die Schilder in Form eines kurzen
Comic-Strips auf das Problem der Futterverschmutzung durch Hundekot
hin. Unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger werden die Gefahren
schwerer Erkrankung bei Kühen aufgezeigt, wenn sich im Grünfutter
Hinterlassenschaften von Hunden befinden. Besser ist es, die
Tretmine im Beuten aufzusammeln und an geeigneter Stelle zu
entsorgen, lautet die Botschaft.
Der
Hundekot kann beim Mähen ins Heu oder in die Silage gelangen.
Fressen Kühe die verdorbenen Futterbestandteile mit, können damit
auch Erreger wie Salmonellen oder den Hundebandwurm aufgenommen
werde. Das führt in der Regel zu Verdauungsstörungen oder
Euterentzündungen bis hin fütterungsbedingte Totgeburten.
„Das
Problem ist nicht neu“, sagt Ortsobmann Hermann Grampp. Immer wieder
gebe es entsprechende Vorkommnisse. Man habe sich deshalb
entschlossen, mit Hilfe der witzigen Schilder an die Vernunft der
Hundehalter zu appellieren. Acht großformatige Schilder wurden
bislang entlang einiger Wiesen und Felder westlich von Kulmbach
aufgestellt. Realisiert wurde das Ganze mit Hilfe der Kulmbacher
Firma FH Werbetechnik, die Kosten hat der Bauernverband übernommen.
Nicht nur
Hundehalter sollen sich dabei angesprochen fühlen, auch
Spaziergänger und Wanderer seien aufgerufen, ihren Müll wieder
mitzunehmen, so BBV-Geschäftsführer Harald Köppel. „Wenn plötzlich
Cola-Dosen in der Silage auftauchen, wird es für die Bauern
schwierig“, so Köppel. Er hofft, dass die Schilder zum Stehenbleiben
und zum Nachdenken anregen.
BiId:
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, sowie die Landwirte Hermann
Grampp, Stefan und Manuela Berthold (von links) weisen rund um
Kulmbach mit großformatigen Schildern auf die Problematik der
Futterverschmutzung durch Hundekot hin.
Wolf oder
Weidetierhaltung / Angst vor weiteren Rissen – Schutzstatus absenken
/ Online-Diskussion oberfränkischer Landwirte mit Ministerin Kaniber
Bayreuth.
Die Wolfsrisse bei Betzenstein beschäftigen die Landwirte in
Oberfranken derzeit wie kein anderes Thema. Kaum ein Redner, der
sich bei einer von der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer
initiierten Online-Konferenz mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber nicht zum Wolf äußerte.
Eines
wurde dabei klar: es muss dringend eine Lösung her. Andreas
Weidinger, Landwirt aus Weidensees bei Betzenstein hat
beispielsweise Angst um seinen Milchviehbetrieb. Eine wolfssichere
Einzäunung, so hat er es errechnen lassen, würde ihm rund 100000
Euro kosten. Wenn die Gesellschaft den Wolf will, müssen wir das
irgendwie schultern können“, sagte er. Dabei ist längst nicht
erwiesen, ob die Einzäunung überhaupt etwas nützt. Ein 30 Zentimeter
tiefer Untergrabungsschutz spiele für den Wolf keine Rolle. „Da
gräbt er sich locker durch“, sagte Christian Leißner aus
Riegelstein. Er ist einer der betroffenen Landwirte, in seinem
Damwildgehege sind vor wenigen Wochen sieben Tiere, im benachbarten
Illafeld 18 Tiere dem Wolf zum Opfer gefallen. Auch die geforderte
Höhe von zwei Metern für einen Schutzzaun zweifelt Leißner an, weil
der Wolf da ohne weiteres drüber springen könnte. „Bei uns läuft der
Wolf mittlerweile kreuz und quer durch die Gegend, sogar tagsüber“,
so der betroffene Landwirt.
„Auf der
einen Seite will man die Weidetierhaltung, auf der anderen Seite
will man den Wolf“, übte Ministerin Kaniber Kritik an der
doppeldeutigen Haltung in weiten Teilen der Gesellschaft. Sie
plädierte unter anderem für ein europaweites Wolfsmonitoring, denn
schließlich mache der Wolf ja nicht vor Grenzen halt. Darüber hinaus
müsse der Schutzstatus des Wolfes abgesenkt werden, um weitere
Entnahmen herbeizuführen, denn schließlich könne man in vielen Lagen
Bayerns gar keine Zäune errichten. Kaniber gab aber auch zu
bedenken, dass übergriffige Wölfe schon jetzt entnommen werden
könnten.
Ein
Reizwort für viele Bauern ist, und auch das wurde bei der Konferenz
wieder einmal deutlich, der Begriff Tierwohl. „Wir haben beste
Betriebe, die alle wahnsinnig viel Geld investiert haben“, sagte
Hans Engelbrecht. Mit völlig überzogenen Forderungen habe man
bereits die Hühnerhaltung aus Deutschland heraus in andere Länder
vertrieben, bei den Schweinen sei man gerade dabei und mit dem
Verbot der Anbindehaltung drohe dieses Schicksal auch der
Milchviehhaltung. „Da haben viele die Schnauze voll und hören auf“,
sagte Engelbrecht.
Damit das
nicht passiert, benötigten die Bauern Planungssicherheit für die
nächsten zehn bis 15 Jahre, so Jens Pöhlmann, 24 Jahre jung und
frischgebackener Landwirtschaftsmeister. Er investiere gerade eine
beträchtliche Summe in einen neuen Milchviehstall und da sei es
Voraussetzung, dass die derzeitigen Auflagen Bestand haben.
Keinesfalls dürfe das Hamsterrad mit immer neuen Anforderungen immer
schneller gedreht werden, wie es Reinhard Sendelbeck vom
Maschinenring Bayreuth-Pegnitz formulierte.
„Wir
wollen so viele bäuerliche Betriebe wie möglich in die Zukunft
führen“, sagte Kaniber und versprach für menschliche und
wirtschaftlich gute Rahmenbedingungen zu kämpfen. Sie gab aber auch
zu bedenken, dass letztlich der Verbraucher an der Ladentheke die
Entscheidung treffe und dass man sich einem gewissen
gesellschaftlichen Wandel stellen müsse. Der Fleischkonsum gehe
insgesamt zurück, alternative Nahrungsmittel nähmen eher zu.
Heftige
Kritik gab es in der Diskussion auch an der weiter fortschreitenden
Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels. Er könne die
Entscheidung des Bundeskartellamtes nicht nachvollziehen, nach der
Edeka nun auch einen Teil der Real-Märkte übernehmen darf, so Markus
Täuber aus Hollfeld, der eine weitere Monopolstellung befürchtete.
Das Kartellamt arbeite allerdings autonom, entgegnete Ministerin
Kaniber. Da seien der Politik die Hände gebunden.
Sie
verfolge derzeit allerdings einen anderen Ansatz, in dem sie sich
zusammen mit dem Lebensmitteleinzelhandel für Produkte aus dem
Freistaat stark machen möchte. So soll ein Modellprojekt des
Discounters Lidl mit einem eigenen Bayern-Regal aufgrund seines
großen Erfolges nun auf den gesamten Freistaat ausgedehnt werden.
„Ich
kämpfe für Bayern“, so Kaniber, die den Landwirten gerade in der
Krise höchste Anerkennung zollte. Die Sorge, dass Lieferketten
abreißen und die Lebensmittelversorgung in Gefahr gerät, sei
aufgrund der großen Leistung der bayerischen Landwirte völlig
unbegründet gewesen
Bild:
Online-Konferenz mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber.
Terra Preta aus
Thurnau / Bionero produziert schwarze Wundererde – Abgeordnete
Brendel-Fischer besuchte Unternehmen im Kulmbacher Land
Thurnau.
Die Wiederentdeckung der schwarzen Wundererde „Terra Preta“ hat
ihren Anfang in Oberfranken genommen. Hier waren Vater Uwe und Sohn
Aaron Saßmannshausen zusammen mit dem aus dem Fichtelgebirge
stammenden Bodenbiogeochemiker Bruno Glaser zum ersten Mal auf das
Thema gekommen. Heute wird die nach dem Vorbild der
Amazonas-Ureinwohner gefertigte Erde industriell in Thurnau
hergestellt. Gebrauchsfertig bekommt man sie in (fast) jedem Bau-
und Gartenmarkt. Damit werden Ökonomie und Ökologie sinnvoll
verbunden, sagte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer bei
einem Besuch auf dem Firmengelände im Industriegebiet von Thurnau.
Bionero
heißt das Unternehmen, das aus biogenen Reststoffen und
Holzhackschnitzeln hochwertige Pflanzenkohle herstellt und zu
fruchtbaren Schwarzerden verwandelt. Ursprünglich wollte der
geschäftsführende Gesellschafter Aaron Saßmannshausen seine Mutter
in deren Pensionspferdestall bei Eckersdorf bei der Entsorgung des
Pferdemistes unterstützen. Wegen zahlreicher düngerechtlicher
Verschärfungen war die Entsorgung des Mistes ab 2016 in allen
landwirtschaftlichen Betrieben zu einem sehr sensiblen Thema
geworden. Neben der Suche nach einer technischen Entsorgungslösung
wollte er die wertvollen Inhaltsstoffe des Pferdemistes erhalten und
in die natürlichen Stoffkreisläufe zurückzuführen. Aber auch der
sich schon damals abzeichnende gesellschaftliche Wandel im Sinne von
Ökologie und Nachhaltigkeit habe im Mittelpunkt seiner Überlegungen
gestanden.
So war
Saßmannshausen 2016 auf die beiden Themen „Pflanzenkohle“ und „Terra
Preta“ gestoßen. Bereits im 16. Jahrhundert hatten spanische
Pioniere von einer florierenden Hochkultur im Amazonas berichtet,
die ihre mehreren 100000 Einwohner durch eine üppige Landwirtschaft
ernährte, obwohl das Gebiet vorwiegend aus ausgewaschenen und
nährstoffarmen Tropenböden bestand.
Erst im
20. Jahrhundert konnte das Geheimnis um die fruchtbare „Terra Preta“
(portugiesisch für „schwarze Erde“) schließlich gelüftet werden.
Wissenschaftler identifizierten bei der Entschlüsselung als den
wesentlichsten Wirk- und Inhaltsstoff eine Pflanzenkohle, die auch
für die tiefschwarze Färbung der Erde verantwortlich ist. Mit einer
spezifischen Oberfläche von bis zu 800 Quadratmeter pro Gramm kann
die Pflanzenkohle wie eine Art Superschwamm Wasser, Nährstoffe sowie
Mikroorganismen speichern und gibt die Speicherstoffe wieder an die
Pflanze ab, wenn diese sie abruft. Diese Eigenschaften haben dazu
geführt, dass Terra Preta heute als „wiederentdeckte Wundererde“
bezeichnet wird.
Aus Liebe
und der Ehrfurcht zur Natur entwickelte Saßmannshausen mit Hilfe von
Professor Bruno Glaser, der 1999 an der Universität Bayreuth
promoviert hatte und der heute an der Universität Halle-Wittenberg
lehrt, ein hochmodernes, industrialisiertes Pyrolyseverfahren, das
aus biogenen Reststoffen und Holzhackschnitzeln eine höchstwertige
Pflanzenkohle herstellt. Glaser gilt heute in Fachkreisen als
Pionier der schwarzen Wundererde. Die Pflanzenkohle wird in weiteren
Verarbeitungsschritten veredelt und reift zu einem hochwirksamen und
gebrauchsfertigen Kultursubstrat, das die Qualität der „Ur-Terra
Preta“ sogar noch übertrifft, sagt Prof. Glaser. „bionero‘s
Bio-Aktiverde“ ist damit die erste und einzige industriell
hergestellte gebrauchsfertige Terra Preta in Deutschland.
Gerade im
Hinblick auf die Düngeverordnung sieht die Abgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer bei einer möglichen Erweiterung großes Potenzial für
Landwirte aus der Region. Bionero sei ein vorbildliches innovatives
Unternehmen, das den Grundgedanken der Nachhaltigkeit beispielhaft
verwirklicht habe.
Bild:
Die beiden
Bionero-Geschäftsführer Aaron und Uwe Saßmannshausen zeigen der
Abgeordneten Gudrun Brendel-Fischer wie die schwarze Wundererde
produziert wird.
Nudeln und Bier aus
der Dicken Trespe / Pilotprojekt an den Landwirtschaftlichen
Lehranstalten: Back und Braueigenschaften einer vergessenen Sorte
Bayreuth.
Ihr Name klingt so, als hätte sie Wilhelm Busch für eine seiner
Bildergeschichten erfunden. Doch die seltene Dicke Trespe (Bromus
grossus) heißt wirklich so. Im Gegensatz zu anderen Trespenarten ist
sie bei weitem kein Unkraut, sondern eine uralte, schon in der
Steinzeit kultivierte und noch im Mittelalter genutzte Grasart, die
im 20. Jahrhundert nahezu völlig verschwunden war. Pedro Gerstberger,
bislang am Lehrstuhl für Pflanzenökologie an der Universität
Bayreuth tätig, führt derzeit mit den Landwirtschaftlichen
Lehranstalten des Bezirks Oberfranken, dem Kulmbacher
Lebensmittelhersteller IREKS und dem Uni-Lehrstuhl für
Bioprozesstechnik ein Forschungsprojekt durch , in dem die Dicke
Trespe erstmals auf Back- und Bierbraueigenschaften untersucht wird.
Gefördert wird das Projekt von der Oberfrankenstiftung.
Angefangen
habe alles mit der Roggentrespe (Bromus secalinus), so Gerstberger.
Bei einem Testbrauverfahren mit der Verwendung von Gerste und
Roggentrespe, habe man immerhin 40 Liter Bier brauen können, das
ähnlich wie ein Weizenbier geschmeckt habe. Dann startete
Gerstberger einen Versuch mit der kurz vor dem Aussterben stehenden
Dicken Trespe. Von Art-Erhaltungskulturen aus den Botanischen Gärten
in Bonn und Frankfurt erhielt er eine Handvoll Körner, die er
fachgerecht vermehrte und das gewonnene Saatgut, immerhin vier
Kilogramm, auf einer Fläche von 1300 Quadratmetern auf dem Gelände
der Lehranstalten ausbrachte. Im zweiten Jahr habe der Ertrag dann
bereits bei einer halben Tonne gelegen. Geerntet wurde mit einem
kleinen Parzellenmähdrescher im vergangenen Sommer durch das
oberfränkische Versuchswesen beim AELF.
Gerstberger zufolge erreichen die Körner der Trespe die Größe von
primitiven Getreidearten. Sie fallen nach der Reife nicht aus der
Rispe, wie bei Wildgräsern, sondern verbleiben an der Pflanze und
können so ohne Verluste geerntet werden. Zudem erfolge die Keimung
rasch und die Keimungsrate sei sehr hoch, was besonders wichtig für
die Mälzung der Körner ist.
Das
Besondere an der Trespe ist, dass sie im 20. Jahrhundert infolge der
modernen Reinigung des Getreide-Saatgutes nahezu völlig verschwunden
war und einheimische Vorkommen mittlerweile extrem selten sind. „Es
ist zu befürchten, dass sie gänzlich ausstirbt“, so Gerstberger.
Durch die FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat) und durch die
Bundesartenschutzverordnungsind Wildvorkommen der Trespe
mittlerweile geschützt.
Ähnlich
wie beim Roggen entwickelte sich die Trespe aus einer Wildart durch
die Jahrtausende lange Inkulturnahme und unbewusste Auslese durch
den Menschen. „Die Dicke Trespe hat es fast zu einem Getreide
geschafft´, indem sie sich an die besonderen Bedingungen des
Ackerbaus und der nachfolgenden Ernte angepasst hat“, erläutert
Gerstberger. Am besten sei die Trespe noch mit Hafer vergleichbar.
Der Wissenschaftler rechnet mit einem Ertrag von gut 40
Doppelzentner pro Hektar. Doch bis es soweit ist, müsse man erst
einmal herausfinden, was man mit der Trespe eigentlich alles
anstellen kann.
Ziel der
Studie sei es deshalb, Back-Versuche mit einem gewissen Anteil an
Trespenmehl durchzuführen. Da das Korn nicht viel Stärke besitzt,
habe sich der Prozess des Mahlens bislang schwieriger als gedacht
gestaltet. Aufgrund des hohen Proteingehalts der Körner wäre
allerdings auch die Herstellung von Nudeln möglich. Darüber hinaus
sollen im Lehrstuhl für Bioprozesstechnik an der Universität
Bayreuth Biersorten gebraut und mit unterschiedlichen Anteilen des
Trespenmalzes zum Gerstenmalz geschmacklich bewertet werden.
Gleichzeitig laufen auf der produktionsbiologischen Seite auch
Züchtungsanstrengungen, die zum Ziel haben, die Körnerzahl pro
Pflanze zu erhöhen. Damit sollen letztlich Erkenntnisse gewonnen und
Nutzungsmöglichkeiten erkundet werden, um die Trespe vor dem
völligen Aussterben zu bewahren und sie wieder einer
landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen.
„Jede Art,
die verschwindet, ist ein unwiederbringlicher Verlust“, sagt Volker
Höltkemeyer, Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in
Bayreuth. Gerade in Zeiten des Klimawandels müsse man sich dies
immer wieder vor Augen führen. Die Zusammenarbeit mit der
Universität habe eine gute Tradition, vor allem Wissenschaftler aus
verschiedenen Fachbereichen seien immer wieder auf dem Gelände
tätig. Nicht zuletzt habe Pedro Gerstberger hier auch bereits vor
Jahren erste Anbauversuche mit der Energiepflanze Silphie gestartet.
Bilder:
1.
Noch am besten
mit Hafer zu vergleichen: Die seltene Dicke Trespe (Bromus grossus)
ist alles andere als Unkraut.
2. Mit einem
Parzellenmähdrescher des AELF wurde die Dicke Trespe im
zurückliegenden Sommer auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen
Lehranstalten in Bayreuth geerntet.
Erfolgreiche Arbeit
trotz Corona / Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach zog
überwiegend positive Bilanz
Kulmbach.
Eine überwiegend positive Bilanz ziehen die Verantwortlichen beim
Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach über das zurückliegende
Jahr. Zwar seien die geleisteten Stunden sowohl bei der klassischen
sozialen Betriebshilfe als auch bei der wirtschaftlichen
Betriebshilfe zurückgegangen, jedoch habe man den Verrechnungswert
bei der Maschinenvermittlung steigern können, so Geschäftsführer
Werner Friedlein.
Bei der
sozialen Betriebshilfe musste der Maschinenring einen Rückgang im
Verrechnungswert von knapp 189000 Euro im Jahr 2019 auf gut 143000
Euro im zurückliegenden Jahr hinnehmen. Auch die wirtschaftliche
Betriebshilfe war rückläufig, und zwar von über 200000 Euro in 2019
auf 176000 Euro in 2020. Für den Maschinenring Kulmbach sind aktuell
zwei Dorfhelferinnen, vier hauptberufliche Betriebshelfer über das
Evangelische Bildungszentrum Hesselberg, drei selbst eingestellte
Kräfte und ein selbstständiger Betriebshelfer tätig. Im Kulmbacher
Büro sind mit Geschäftsführer Friedlein vier Personen beschäftigt.
Steigende
Zahlen konnte der Ring bei den Maschineneinsätzen verbuchen.
Insbesondere die Bereiche Futter- und Strohernte, Landschaftspflege
sowie Körnerernte und Aufbereitung sowie die Vermittlung von
Schleppern verbuchten höhere Einsatzzahlen. Der Verrechnungswert bei
den Maschineneinsätzen stieg leicht von 2,5 auf 2,6 Millionen Euro.
Eine
Besonderheit in Kulmbach ist der Betrieb von Sammel- und
Kompostierungsplätzen für Rasen- und Strauchschnittgut aus dem
privaten Haus- und Gartenbereich unter der Regie des Maschinenrings.
Die gesammelte Menge konnte 2020 um rund 5000 auf 47000 Kubikmeter
gesteigert werden. „Wahrscheinlich haben viele Menschen aufgrund der
Corona-Situation verstärkt im eigenen Garten gearbeitet“, so
Friedlein. Seit Beginn der Gartenabfall- und Grüngutsammlung kommt
Friedlein auf eine Menge über 1,1 Millionen Kubikmeter. Beim
„Kulmbacher Kompostmodell“ geht es darum, Grüngutabfälle auf kurzem
Weg wieder in natürliche Kreisläufe zurückzuführen. Dazu werden die
Mengen zerkleinert und zur Heißrotte auf Mieten aufgesetzt. Danach
werden die Mengen zu einem großen Teil wieder einer
landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt.
Insgesamt
sei die Arbeit aufgrund der Corona-Situation nicht unbedingt
einfacher geworden, sagt Mitarbeiter Horst Dupke. Die Hilfestellung
bei der Bearbeitung von Anträgen, wie dem Mehrfachantrag, sei in der
Regel online oder telefonisch erfolgt. Schulungen, Lehrgänge und
Veranstaltungen seien praktisch komplett ersatzlos gestrichen
worden. Aufgrund der anstehenden Neuwahlen haben es Friedlein und
Dupke aber noch nicht aufgegeben, eventuell im Herbst eine
Mitgliederversammlung im Präsenzmodus durchführen zu können.
Stattgefunden hatte dagegen der traditionelle Pflanzenbautag unter
Federführung des Maschinenrings auf der Sorten-Demoanlage in Lopp
bei Kasendorf. Allerdings anders als gewohnt. Alle Interessierten
konnten sich mit bereitgestellten Handzetteln und über Schaukästen
über die Feldversuche mit den verschiedensten Getreidearten
informieren. Der Aufwand hat sich gelohnt, sagt Friedlein, der von
mindestens 60 Interessierten Landwirten aus der Region ausgeht, die
vor Ort waren.
Ausgezeichnet wurde der MR Kulmbach für seine herausragenden
Anstrengungen im Bereich der Agrarfoliensammlung, die trotz Corona
im zurückliegenden Herbst durchgeführt werden konnte. Über 30 Tonnen
Folien kamen dabei zusammen. Dafür gab es das Klimaschutz-Zertifikat
der entsprechenden Verbände. Durch die Zuführung des Materials zum
Recycling seien rechnerisch 34600 Kilogramm Treibhausgase eingespart
worden, dies entspreche den Treibhausemissionen, die knapp 2500
Bäume in Euro pro Jahr binden.
Hervorragend laufe auch die Zusammenarbeit mit dem gewerblichen
Tochterunternehmen Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI), zu dem
neben Kulmbach auch die Ringe Bayreuth und Fränkische Schweiz
gehören. Kulmbach sei dabei mit einem guten Marktsegment im Bereich
des Winterdienstes vertreten. Auch die Nachfrage nach Grünpflege
nehme derzeit zu. Dazu kommen die Unkrautbekämpfung mit Heißwasser,
die Klauenpflege und die Baumbearbeitung.
Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach hat aktuell 852
Mitglieder, vier weniger als noch im Jahr zuvor. Sie alle
bewirtschaften eine Fläche zusammen 27171 Hektar (Vorjahr 27680).
Bild:
Auf ein
gemischtes Jahr blicken Werner Friedlein (links) und Horst Dupke vom
Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach zurück.
Berg- und Talfahrt:
Holzmenge angestiegen, Umsatz eingebrochen / WBV Hollfeld will
weiter investieren – Angespannte Lage bei der Pflanzenvermittlung
Hollfeld.
Die Situation ist bei allen Waldbesitzervereinigungen die gleiche:
die Menge des vermarkteten Holzes ist gewaltig angestiegen,
gleichzeitig sind die Erlöse immens eingebrochen. Schuld daran sind
Corona und der Borkenkäfer. Ganz besonders hat es die WBV Hollfeld
mit ihren knapp 1600 Mitgliedern aus den Landkreisen Bamberg,
Bayreuth und Kulmbach erwischt. „Der Umsatz hat rapide abgenommen
und ist um etwa ein Drittel eingebrochen“, sagt der Vorsitzende
Christian Dormann. Gleichzeitig sei die Menge des für die Mitglieder
vermarkteten Holzes von rund 25000 auf etwa 30000 Festmeter
angestiegen.
„Es war
kein schönes Jahr“, blickt der Vorsitzende auf 2020 zurück. „Den
Wald zu Grabe zu tragen, das ist eigentlich nicht das, was wir
wollen“, so Dormann. Eine Berg- und Talfahrt habe es ja schon immer
gegeben, aber nicht so extrem.
Mehr als
90 Prozent der vermarkteten Holzmenge seien Fichten gewesen, über
zwei Drittel davon Schadholz. Doch manche Säger hätten gar nicht
mehr unterschieden zwischen Käferholz und gesunden Bäumen.
Stattdessen hätten sie nur mehr Einheitspreise geboten. Wenn die
Menge des vermarkteten Holzes nicht noch größer ausgefallen sei,
dann nur deshalb, weil viel Holz über den Jahreswechsel hinaus auf
den Lagerplätzen befand und erst jetzt so langsam in die Vermarktung
gelangte. Zum Glück für die Waldbesitzer, denn die Preise ziehen
wieder an.
Sprunghaft
angestiegen sei mittlerweile die Vermittlung von Pflanzen. „Es tritt
das ein, was wir befürchtet haben“, sagt Dormann. Teilweise seien
gar keine Laubhölzer mehr zu bekommen und wenn, dann zu horrenden
Preisen. „Teilweise müsse das Doppelte bezahlt werden, weiß der
Vorsitzende. Man könne nur hoffen, dass sich die Lage wieder
entspannt, damit die Waldverjüngung wieder angegangen werden kann.
Auch bei
der WBV Hollfeld hatte die Abwicklung der Bundeswaldprämie im
zurückliegenden Jahr einen großen Teil der Arbeit ausgemacht. Eine
Besonderheit in Hollfeld ist, dass alle Mitglieder bereits
PEFC-zertifiziert sind. „Das hat uns viel Arbeit erspart“, so der
Vorsitzende. Wahrgenommen hätten das Angebot der Prämie etwa 60
Prozent der Mitglieder. Die Restlichen wollten sich entweder zu
nichts verpflichten oder hätten Waldstücke, die kleiner als ein
Hektar sind und die somit keinen Anspruch auf die Prämie haben.
Wichtigstes Vorhaben im laufenden Jahr ist es für Dormann, zu
investieren. Zum einen in Personal, zum anderen in Technik. So soll
die Geschäftsstelle in Treppendorf, die derzeit mit drei
Forstkräften und einer Bürokraft besetzt ist, um eine Person ergänzt
werden, um den Mitgliedern mehr Service bieten zu können. Zum
anderen soll ein neuer Rückewagen angeschafft werden, weil die WBV
an ihre Grenzen stoße, was den Verleih der Maschinen angeht.
Ein wenig
für Optimismus sorgt die derzeitige Preisentwicklung. Im ersten
Quartal hätten die Preise wieder angezogen und da kann der
Vorsitzende der Corona-Situation sogar etwas Positives abgewinnen.
Weil die Grenzen zum Beispiel nach Tschechien dicht sind und die
Sägewerke dringend Holz benötigten, könnten sie bei dem derzeitigen
Bedarf gar nicht anders, als das Holz der Waldbesitzer aus der
Region anzukaufen.
Keine
Rolle spiele derzeit allerdings der Markt mit Hackschnitzeln. Die
Läger seien voll. Da ist es wie bei den Negativzinsen, man müsse für
die Abholung sogar noch etwas verlangen.
Die knapp
1600 Mitglieder der Waldbesitzervereinigung Hollfeld bewirtschaften
zusammen eine Fläche von rund 12400 Hektar.
Bild:
Christian
Dormann ist seit einem Jahr Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung
Hollfeld
Lobby für den Wald /
Waldbauernvereinigung Bamberg klagt über Trockenheit, Käferbefall
und die Folgen von Corona
Scheßlitz.
Für die Waldbesitzer im Landkreis Bamberg ist es im zurückliegenden
Jahr knüppeldick gekommen. Von der Gesamtmenge von rund 42000
vermarkteten Festmetern Holz seien 39500 Festmeter Fichtenholz
gewesen, „und zwar zu 100 Prozent Schadholz“, sagt Geschäftsführer
Patrick Hammerschmidt.
„Das war
wirklich der Gipfel“, so der Geschäftsführer. Nach zwei absoluten
Trockenjahren habe man ausnahmslos geschädigte Flächen bearbeiten
müssen, die Waldbauern seien aufgrund des starken Befalls kaum mehr
nachgekommen. Mit der Aufarbeitung seien viele noch immer
beschäftigt, die Kosten dafür könnten nicht mehr gedeckt werden.
Unterm Strich hätten viele Waldbesitzer drauflegen müssen.
Hammerschmidt: „Der Holzpreis war total im Keller.“
Dabei
seien die 39500 Festmeter Schadholz, die in den Büchern der WBV
stehen, wohl nur die Spitze des Eisbergs. Geschäftsführer
Hammerschmitt rechnet mindestens mit der doppelten Menge,
Abteilungsleiter Gregor Schießl sogar mit der vier- bis fünffachen
Menge an tatsächlichem Schadholz, das wohl hauptsächlich den
Brennholzlagern zugeführt worden sei. Dabei sei keine Baumart
wirklich verschont geblieben.
Als
Hauptursache für das ganze Dilemma bezeichnete Hans-Rüdiger
Schmittnägel, Chef des Amts für Landwirtschaft in Bamberg und Leiter
des Bereiches Forsten die große Trockenheit. Der Borkenkäfer sei nur
die logische Folge davon. Man müsse sich immer wieder klar machen,
dass der Käfer ausnahmslos in geschwächte Bäume geht. „Im dritten
Trockenjahr in Folge hätten eben viele Bestände nicht mehr
mitgemacht.“
Irgendwie
ist an dem Dilemma aber auch die Corona-Situation mit schuld, denn
die WBV konnte keine Schulungen veranstalten, so dass ausnahmslos
Einzelberatungen stattfinden mussten. Die Fachleute haben damit nur
einen kleinen Teil der Betroffenen erreicht. „Das war vor Corona
alles viel einfacher“, so die Vorsitzende Angelika Morgenroth.
Landkreisweit ist die Situation die gleiche, wie Amtschef
Schmittnägel erläutert. Er spricht von rund 220 Hektar Kahlflächen
im Amtsbereich, zu dem neben dem Landkreis Bamberg auch der
Nachbarlandkreis Forchheim gehört. Weitere 130 Hektar an Kahlflächen
seien bereits prognostiziert worden. Schmittnägel kündigte an, ein
Konzept zur Wiederaufforstung mit verschiedenen klimatoleranten
Baumarten zu erstellen, zum einen um das Risiko künftig breiter zu
streuen, zum anderen, um die Biodiversität zu fördern.
Allerdings
sehen die Verantwortlichen auch einen Silberstreif am Horizont.
Mittlerweile seien die Preise wieder gestiegen. Die Nachfrage ziehe
an, sogar aus dem Ausland kämen Anfragen an die WBV. Außerdem hätte
die winterlichen Niederschläge der zurückliegenden Wochen das
Wasserreservoir der Böden wieder aufgefüllt.
Potential
sieht die WBV als Vermittler von Dienstleister gerade für urbane
Waldbesitzer. Hier sei ein großer Markt am Entstehen, zumal immer
mehr Waldbesitzer Pflanzung, Pflege, oder Durchforstung nicht mehr
selbst machen und die Arbeiten an Profis auslagern.
Die WBV
Bamberg hat rund 2500 Mitglieder, die zusammen rund 11500 Hektar
Wald bewirtschaften. Das entspricht einem Plus bei den Mitgliedern
um etwa 150 und bei der Fläche um rund 350 Hektar. Allerdings seien
landkreisweit nur etwa 25 Prozent der Waldbesitzer in der WBV
organisiert. Von den etwa 2000 Mitgliedern, die eine Förderung durch
die Bundeswaldprämie in Anspruch nehmen können, weil sie mehr als
einen Hektar Wald bewirtschaften, habe bislang rund jedes zweite
Mitglied eine entsprechenden Antrag gestellt.
Bild:
Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt und die erste Vorsitzende
Angelika Morgenroth.
Schweinestau und ASP
ließen Preise abstürzen / Virtueller Stallrundgang auf dem Hof von
Marina und Reiner Herr
Küps. Die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest
haben in den zurückliegenden Monaten dazu geführt, dass
Ferkelerzeuger in große Bedrängnis geraten sind. „Die Preise sind
ins Bodenlose gefallen“, sagt Reiner Herr vom „Schafhof“ bei Küps.
Bei einem virtuellen Stallgespräch für die örtliche Presse ließ er
zusammen mit seiner Frau Marina nicht nur einen offenen und
ehrlichen Einblick in seine Stallungen zu, sondern nahm auch
Stellung zur derzeitigen Situation. Marina Herr ist stellvertretende
Kreisbäuerin und Ernährungsfachfrau des BBV, Reiner Herr ist
Ortsobmann.
Ein
ziemliches Auf und Ab war es ja schon immer bei den Schweinepreisen.
Was Marina und Reiner Herr aber in den zurückliegenden Monaten
erlebt haben, war einmalig. 60 Euro pro Ferkel bezeichnete Reiner
Herr als kostendeckend, bei rund 90 Euro wäre sogar etwas verdient,
doch zeitweise war der Preis pro Ferkel auf bis zu 30 Euro
abgestürzt. „Man hat pro Arbeitsstunde mehr draufgezahlt, als der
Mindestlohn in Deutschland ausmacht“, so der Landwirt.
Das
Ehepaar Herr bewirtschaftet den „Schafhof“ bereits in siebter
Generation. Aus einem relativ kleinen Betrieb mit Milchviehhaltung
kommend haben die Eltern von Reiner Herr einen bereits in den 70
Jahren auf Sauenhaltung umgestellt. Zuletzt hat das Ehepaar 2013
umfassend investiert und auf modernste Technik im Deckzentrum,
Tragebereich und in den Abferkelbuchten gesetzt. Aktuell sind 200
Muttersauen auf dem Hof. Wenn die Ferkel etwa 30 Kilogramm schwer
sind, werden sie an Mäster in der Region verkauft.
Doch genau
das sei in letzter Zeit nicht mehr so ganz rund gelaufen, sagt
Reiner Herr. Aufgrund der Corona-Situation seien die Schlachtungen
verzögert, teilweise sogar massiv zurückgefahren worden. In der
Folge kam es zu einem Schweinestau mit hohen Preisrückgängen. Der
normale Drei-Wochen-Rhythmus sei gehörig durcheinander gewirbelt
worden, so dass die Familie Herr auf ihrem Hof schon bald
Platzprobleme bekam.
Die zweite
Baustelle, mit der sich Schweinehalter derzeit herumplagen müssen,
ist die Afrikanische Schweinepest. Die ASP habe den Sprung nach
Deutschland geschafft. Dadurch sei es zu Exportproblemen gekommen,
die Erlöse hätten die Unkosten einfach nicht mehr gedeckt. „Wir
haben binnen kürzester Zeit sehr viel draufgezahlt“, so Marina Herr,
die daran erinnerte, dass sämtliche Verpflichtungen ja unvermindert
weiterlaufen.
Was vielen
Bauern letztlich das Genick bricht, wie es der stellvertretende
Kronach Kreisobmann Klaus Siegelin, ebenfalls Ferkelerzeuger,
ausdrückte, seien die hohen Kosten für immer neue Auflagen. Die
aktuellen Beschlüsse sehen einen tierwohlgerechteren Umbau
bestehender Ställe vor. Viele Änderungen müssten sofort umgesetzt
werden, doch der Mehraufwand könne nicht auf den Verbraucher
umgelegt werden. „Unterm Strich verdienen wir ja nicht mehr“, so
Siegelin.
Wenig
Verständnis hat die Familie Herr für den Trend zum Strohschwein. Die
Gefahr, sich Keime in den Stall zu schleppen, sei gerade in Zeiten
von ASP enorm. Überhaupt habe Stroh immense Nachteile. Durch die
hohe Feuchtigkeit des Strohs sei der Spaltenboden wesentlich
hygienischer und auch der Arbeitsaufwand sei für den Landwirt viel
höher. Für Klaus Siegelin sind Strohschweine ein klarer Beleg dafür,
dass nicht etwa das Tierwohl, sondern eher ein gutes Gewissen
vermarktet werden soll.
Bild:
Stallgespräch
virtuell: Marina uns Reiner Herr führten durch ihrem
Ferkelerzeugerbetrieb bei Küps im Landkreis Kronach.
Mehr Holz, weniger
Geld / Waldbauernvereinigung Bayreuth: Borkenkäfer sorgte für
historisch niedrige Erlöse
Bayreuth.
Auf den ersten Blick klingt die Bilanz gut: Rund 28300 Festmeter
Holz hat die Waldbauernvereinigung Bayreuth im zurückliegenden Jahr
im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet, das ist deutlich mehr, als
noch im Jahr zuvor (rund 22800 Festmeter). Das allerdings ist nur
die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit kommt die Zahl einem Einbruch
gleich. Schuld daran ist der Borkenkäfer, der 2020 wie lange nicht
mehr sein Unwesen getrieben hat. Der Preis pro Festmeter Käferholz
fiel auf etwa 25 Euro, der eine oder andere Waldbesitzer hat
aufgrund schlechterer Qualitäten im Schnitt nur mehr 18 Euro
bekommen, was einem historisch niedrigem Niveau gleichkommt, so dass
viele Waldbesitzer letztlich draufzahlen mussten.
„Die
Situation war wirklich dramatisch“, sagt Hans Schirmer, Vorsitzender
der WBV Bayreuth. Bei derartigen Preisen komme einfach nichts mehr
raus. Viele Waldbesitzer hätten bereits aufgegeben, andere würden
das Käferholz einfach stehen lassen, obwohl sie eigentlich dazu
verpflichtet sind, Käferholz zu beseitigen. Schirmer: „Mich wundert
es nicht, wenn der Waldbesitzer sagt, ich bin nicht mehr bereit,
Arbeit und Geld in Aufforstung zu investieren.“
Wenig
entschädigen konnten dabei staatlichen Zuschüsse für die schnelle
Abfuhr und Außerwaldbringung von Käferholz. Die Sägewerke seien gar
nicht nachgekommen, sagt Schirmer, außerdem seien Lohnunternehmer
für den Einschlag und Transport des Holzes aus dem Wald auf Wochen
ausgebucht gewesen. Entstandene Nebenkosten für die angemieteten
Sammellagerplätze konnten durch die Fördergelder oftmals nicht
gedeckt werden. Die Waldbauern würden sich deshalb auch wünschen,
dass Bedingungen für die Auszahlung von Fördermitteln
praxistauglicher ausgestaltet werden.
Im
Mittelpunkt der Arbeit der WBV Bayreuth stand vor allem zum
Jahresende hin die Durchführung des Verfahrens für die
Bundeswaldprämie. Vor allem im November und Dezember habe es pro Tag
immer so um die 50 Anrufe in Sachen Waldprämie gegeben, erinnert
sich Geschäftsführer Gerhard Potzel. Letztlich seien bislang rund
400 Anträge gestellt worden. Es sei zwar gut, dass der Staat den
Wald mit einer Prämie von 100 Euro pro Hektar unterstützt, sagt
Vorsitzender Schirmer. Allerdings gelte dies nur für Wald, der nach
PEFC-Standards für nachhaltige Waldbewirtschaftung zertifiziert ist.
Alle anderen Waldbesitzer, die ebenfalls ordentlich wirtschaften,
sich aber nicht binden wollen, blieben auf der Strecke.
Zum
Kerngeschäft der WBV gehört auch die Vermittlung von zuletzt über
36000 Pflanzen im zurückliegenden Jahr, was zeige, dass wieder
aufgeforstet wird. Auch die Vermittlung von Equipment wie
Zaunmaterial oder Schutzhüllen sowie die Sammelbestellungen von
Diesel und Schmierstoffe seien wieder gut angenommen worden.
Trotz der
Umstände blickt die WBV Bayreuth optimistisch in die Zukunft. Grund
dafür ist, dass sich die Preissituation mittlerweile wieder
verbessert habe. Aktuell würden für den Festmeter Käferholz im
Schnitt zwischen 35 und 40 Euro gezahlt. Die Tendenz steigt, die
Nachfrage ist gut, so Geschäftsführer Potzel. Optimistisch stimmt
ihn auch, dass Holz als Baustoff immer mehr benötigt werde. Dazu
kommt, dass Säger aus grenznahen Gebieten aufgrund der
Corona-Situation auf Holzlieferungen aus Tschechien verzichten
müssen.
Die WBV
Bayreuth hat aktuell rund 1579 Mitglieder mit einer Gesamtfläche von
8340 Hektar Wald, was einem Zuwachs von 46 Mitgliedern und 572
Hektar gegenüber dem Vorjahr entspricht. Aufgrund des
Generationenwechsels werde immer mehr Wald vererbt und damit
zersplittert. So gebe es immer mehr Kleinwaldbesitzer.
Bild:
Trotz Corona konnte die Waldbauernvereinigung Bayreuth auch 2020
einige Pflanzenschulungen durchführen.
Käfer und Corona ließ
Holzpreise einbrechen / Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz beklagt
Einbruch bei der Abnahme von Hackschnitzeln
Betzenstein.
„Es hätte schlimmer kommen können“, sagt Werner Lautner, erster
Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz. Trotz Corona und
trotz Käfer stehe die FBG gar nicht so schlecht da. Trotzdem mache
der Lockdown den Waldbauern gewaltig zu schaffen.
Die FBG
vermittelt für ihre Mitglieder unter anderem die Holzhackschnitzel
für die Heizwerke des Cabriosol-Bades in Pegnitz und der Raststätte
Pegnitz entlang der Bundesautobahn A9. Allein beim Cabriosol seien
es dabei im vergangenen Jahr über zwei Drittel weniger gewesen, als
im Jahr zuvor. Lautner berichtet von rund 3500 Schüttraummetern
Hackschnitzel noch in 2019. Im Corona-Jahr 2020 seien es höchstens
noch 1000 Schüttraummeter gewesen. Gleiches gelte für die Tank und
Rast, nachdem Gastronomie und Motels seit Monaten geschlossen sind.
„Da ist uns richtig was weggebrochen“, so Lautner.
Ein wenig
ausgeglichen werden konnte der Wegfall durch die Lieferungen an die
Klinik Hohe Warte in Bayreuth. Dort konnte die Liefermenge aufgrund
einer baulichen Erweiterung auf rund 4000 Schüttraummeter sogar
leicht gesteigert werden. Gut läuft auch die Belieferung der
Heizanlage Kellerberg der Wohnungsgenossenschaft Pegnitz, die durch
die Naturwärme Pegnitz versorgt wird. Das alles könne aber nicht
darüber hinwegtäuschen, dass die Lagerhalle in Neudorf derzeit mit
rund 4500 Schüttraummeter komplett voll ist.
Trotzdem
würde sich der Vorsitzende mehr Unterstützung für die Waldbesitzer
von Seiten der Politik wünschen, beispielsweise dann, wenn
Modernisierungen anstehen. Bei jedem Einschlag fallen etwa 20
Prozent Fällholz an, das zu Hackschnitzeln verarbeitet wird. Dort,
wo es Sinn macht, wo also keine großen Leitungsnetze möglich sind,
wäre die Umstellung auf regenerative Energien statt Öl oder Gas eine
große Hilfe. Vor allem Kommunen seien gefragt, etwa bei Schulen,
Krankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen.
Nicht nur
wegen Corona, auch wegen des Borkenkäfers war der Holzpreis im
zurückliegenden Jahr komplett eingebrochen. Meist seien nicht einmal
mehr die Kosten der Aufarbeitung gedeckt gewesen, so der forstliche
Mitarbeiter Stefan Failner. Die gesamte Holzvermarktung der FBG
Pegnitz war im zurückliegenden Jahr von gut 15000 auf rund 13000
Festmetern gesunken.
Allerdings
hätten sich zum ersten Quartal 2021 erstmals wieder nennenswerte
Preissteigerungen eingestellt. Aktuell liegen die Preise laut den
Zahlen der FBG bei der Fichte bei 50 bis 66 Euro pro Festmeter, für
Käferholz wird 30 bis 35 Euro bezahlt. Weiterhin nur sehr mäßig
nachgefragt wird die Kiefer, die preislich bei rund 45 Euro pro
Festmeter liegt.
Im Büro
der FBG in Betzenstein waren die Verantwortlichen 2020 hauptsächlich
mit der Bundeswaldprämie beschäftigt. Alle etwa 1500 Waldbesitzer,
die Mitglieder sind und mehr als ein Hektar Wald haben, seien
angeschrieben worden, etwa die Hälfte davon habe sich
zurückgemeldet, um in einem, zugegeben recht umständlichen Verfahren
die Prämie in Höhe von 100 Euro pro Hektar zu bekommen. Vorsitzender
Lautner spricht von einem hohen Verwaltungsaufwand und von viel
Bürokratie. Allerdings habe sich die Prämie für viele Waldbesitzer
auch wirklich ausbezahlt.
Die FBG
Pegnitz hat aktuell 1676 Mitglieder mit einer Waldfläche von
zusammen 11760 Hektar. Die Zahlen entsprechen einer leichten
Steigerung um 31 Mitglieder und rund 1000 Hektar gegenüber dem
Vorjahr.
Bild:
Vorsitzender
Werner Lautner begutachtet die Holzhackschnitzel, von denen die
Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz derzeit rund 4500 Schüttraummeter
in der Halle in Neudorf bei Pegnitz zwischenlagert.
„Sachlichkeit und
Fachlichkeit bleiben auf der Strecke“ / Digitale
BBV-Kreisversammlung in Kulmbach: Frust sitzt bei Landwirten tief
Kulmbach.
Von einem echten Sorgenjahr für die Landwirtschaft hat
BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der ersten digitalen
Kreisversammlung gesprochen. Dabei war und ist es nicht nur die
Corona-Pandemie, die den Bauern zu schaffen macht, sondern auch
viele andere Dinge machen ihnen das Leben schwer. Als Beispiele
nannte der Kreisobmann die Verschärfung von Dünge- und
Nutztierhalteverordnung, die Afrikanische Schweinepest, die
Diskussionen um die Neuausrichtung der gemeinsamen europäischen
Agrarpolitik, die Beratungen um die Insektenschutzverordnung, der
Preisverfall auf dem Schweinemarkt oder die Diskussion um erste
große Wolfsrisse in Oberfranken.
Besondere
Zeiten erforderten besondere Maßnahmen, sagte Löwinger. Er sprach
von schmerzhaften Einschnitten auf vielen Gebieten. „Nichts ist mehr
so, wie es einmal war.“ Trotz allem: die Arbeit geht für die Bauern
auch im Kulmbacher Land weiter. Die Politik habe die Landwirtschaft
als systemrelevant eingestuft, doch trotzdem setze die Politik
derzeit „ohne Skrupel“ Maßnahmen durch, die auf viele Bauern wie
Nadelstiche wirken. „So geht man nicht mit systemrelevanten Gruppen
um“, schimpfe der Kreisobmann. Fachlichkeit und Sachlichkeit blieben
auf der Strecke, draußen herrsche großer Frust, und das bei weitem
nicht nur wegen Corona.
Die
Landwirtschaft habe in den zurückliegenden Jahren große Leistungen
vollbracht, doch jetzt habe man mit Gesetzen und Verordnungen jeden
Bezug zur Realität verloren. „Die Planwirtschaft haben wir im Osten
abgeschafft, unter dem Deckmantel der Demokratie bauen wir sie
gerade wieder auf“, fand Löwinger deutliche Worte.
BBV-Generalsekretär Georg Wimmer bestätigte: „Der Frust sitzt tief.“
Er rief die Bauern dazu auf, sich gemeinsam dagegen zu stemmen und
in die Zukunft zu blicken. Denn trotz Pandemie gehe auch die
politische Arbeit weiter. Am Beispiel der Ausgestaltung einer neuen
europäischen Agrarpolitik machte Wimmer deutlich, dass gerade der
Bauernverband in Hintergrundgesprächen schon vieles erreicht habe.
Es laufe unwahrscheinlich viel hinter den Kulissen, das sei eine
wahre Sissiphus-Arbeit, sagte er. Dabei konnte sich Wimmer einen
Seitenhieb auf den Zusammenschluss „Land schafft Verbindung“ nicht
verkneifen: „Es läuft eben nicht alles nur durch Schlepperfahren.“
Nicht so
ohne weiteres stehen ließ der Generalsekretär die Kritik an der
„Bauernmilliarde“. Die Probleme mit der Düngeverordnung seien damit
freilich nicht gelöst und Auflagen und Bürokratie könne man damit
auch nicht regeln, doch kämen im ersten Antragsfenster bei den
baulichen Anlagen 53 Prozent und bei den Maschinen immerhin 41
Prozent der Antragssteller aus Bayern. „Wir sind schon froh, dass es
immer noch so viele Landwirte im Freistaat gibt, die investieren
wollen“, so Wimmer.
Einmal
mehr forderte der Generalsekretär, die Marktmacht des
Lebensmitteleinzelhandels einzudämmen und kritisierte die
UTP-Richtlinien zur Eindämmung unlauterer Handelspraktiken. Der
Lebensmitteleinzelhandel versuche, sich mit aller Macht, davon zu
stehen, die Zeche zahle am Ende der Landwirt. Das könne nicht sein,
so Wimmer. Er sprach sich dafür aus, das Verramschen von
Lebensmitteln endlich zu verbieten. „Die Zeit ist reif dafür“, so
der Generalsekretär.
Auch zum Thema
Wolf nahm Wimmer Stellung. Die Wolfsrisse bei Betzenstein im
Landkreis Bayreuth dominieren seit Tagen die öffentliche Diskussion
in Oberfranken. „Wir brauchen ein Umdenken, der Wolf gehört ins
Jagdrecht“, sagte der Generalsekretär und sprach sich klar für eine
schnelle Entnahme aus. Wolf und Weidehaltung werde es parallel nicht
geben können, so Wimmer, auch wenn Umweltverbände immer wieder
massiv für den Wolf werben.
Ursachen statt
Symptome bekämpfen / Ortstermin an dem von Wolfsrissen geplagten
Wildgehegen in Betzenstein
Betzenstein.
In einem Wildgehege in Illafeld bei Betzenstein waren 18 gerissene
Tiere gefunden worden, in einem Gehege im nur zwei Kilometer
entfernten Riegelstein sieben tote Tiere. Experten sind sich sicher,
dass das Damwild einem oder mehreren Wölfen zum Opfer gefallen ist.
Bei dem Vorfall waren allen Tieren die Kehlen durchgebissen worden.
Einer der Kadaver in Illafeld zeige zudem ein für Wölfe typisches
Fraßbild. Wie viele Wölfe in das Wildgehege eingedrungen waren,
könne derzeit noch nicht gesagt werden, heißt es. Zwar sei der Zaun
an einer Stelle untergraben worden, über die Anzahl der
eingedrungenen Tiere lasse das aber keine Rückschlüsse zu.
Zusammen
mit den betroffenen Landwirten Christian Leißner aus Riegelstein und
Hans Ertel aus Illafeld traf sich die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer jetzt zu einem Ortstermin an den beiden Gehegen. Mit
dabei waren auch der Landwirt, ehemalische oberbayerische
BBV-Präsident und frühere Abgeordnete Max Weichenrieder sowie der
Betzensteiner Bürgermeister Claus Meyer. Dabei wurde klar, die Scheu
der Tiere wird immer geringer. Eine Aufrüstung des ohnehin schon
vorhandenen Elektrozauns sei unter anderem deshalb finanziell so
kostspielig, weil ein 20 Zentimeter tiefer Untergrabenschutz
notwendig sei.
Der
südlichste Zipfel des Bayreuther Landkreises sei ein immens
gefährdetes Gebiet, sagte die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer.
Bayern sei ein dicht besiedeltes Land, in dem die zunehmende
Wolfspopulation keinen Platz habe. „Wer die von der Gesellschaft
erwünschte Weidehaltung auch in Zukunft gesichert sehen will, der
muss sich von der Illusion des friedlichen Zusammenlebens mit dem
Wolf verabschieden“, so die Abgeordnete. Ansonsten sehe sie die
Gefahr, dass es der Wolf jeden Tag wieder versucht. Ein kompletter
Schutz durch Umzäunungen scheine schon aus finanziellen Gründen für
viele kleinere aber auch größere Viehhalter aus.
Schon
allein die Tatsache, dass der Wolf nun ein zweites Mal im selben
Umfeld zugeschlagen hat, beweise ihr die Notwendigkeit einer raschen
Handlungsanweisung durch das zuständige Landesamt für Umwelt, das
dem Umweltministerium unterstellt ist. Umweltminister Thorsten
Glauber habe die Möglichkeit bei besonderer Auffälligkeit des Wolfes
eine Entnahme anzuordnen. „Ich erwarte, dass der Umweltminister
umgehend reagiert, bevor es zu weiteren Vorfällen kommt“, so
Brendel-Fischer. Es könne nicht angehen, dass man nur die Symptome,
aber nicht die Ursachen bekämpft. „Ohne Bestandsminimierung und ohne
Eingriffe wird es ohnehin nicht gehen“, sagte Max Weichenrieder. Er
sah die Zukunft der Weidehaltung generell in Gefahr.
Auch ob
die Tiere aus dem Rudel des nahe gelegenen Veldensteiner Forsts
stammen, könne erst nach Auswertung der DNA-Proben sicher gesagt
werden. Ob es sich überhaupt um einen Wolf handelte, soll die
obligatorische Wolfsbeprobung zeigen, wobei Christian Leißner
beklagte, dass er auf das Ergebnis „zwischen sieben und 30 Tagen“
warten müsse.
Dass ein
Tier alleine eine derart große Anzahl an Wild reißt, halten
Wildtierexperten für durchaus möglich. Während sich der Wolf in
freier Wildbahn mit dem schwächsten Tier einer Gruppe zufrieden gibt
und dieses nach dem Reißen in Ruhe auffrisst, gleiche ein Wildgehege
einem gedeckten Tisch, da es das Wild an der Flucht hindere. Schon
vor Jahren hatten sich Wölfe im Veldensteiner Forst angesiedelt.
Jetzt hätten sie offenbar bemerkt, dass sich das Wild in Gattern
leichter jagen lasse, als in freier Wildbahn.
Bild:
Ortstermin in
Riegelstein: Dieses Wildgehege war vor wenigen Tagen aller
Wahrscheinlichkeit nach Ziel einer Wolfsattacke.
Ämterreform: Keine
Änderung für Landwirte vor Ort / Erster Bayreuther Online-Bauerntag
– Ärger über den Wolf im Landkreis
Bayreuth.
Keine Brotzeit, kein Landfrauenchor, keine Geselligkeit: der
momentanen Zeit entsprechend fand der Bayreuther Bauerntag in diesem
Jahr erstmals online statt. Zur besten Zeit waren es bis zu 84
Teilnehmer, die sich zugeschaltet hatten. Damit sei fast schon die
Zahl erreicht worden, die einer Präsenzveranstaltung entspricht,
freute sich Kreisobmann Karl Lappe.
Im
Mittelpunkt stand die Vorstellung von Landrat Florian Wiedemann
(Freie Wähler), der seit den Kommunalwahlen im zurückliegenden Jahr
an der Spitze des Bayreuther Landkreises steht. Eines der zentralen
Themen in der Diskussion war allerdings die Zukunft des Grünen
Zentrums in Bayreuth. „Wie geht es weiter mit dem Amt und mit den
Schulen in Bayreuth“, wollte Hans Engelbrecht aus Weidenberg wissen.
Bei der
letzten Ämterreform wurde Bayreuth mit Münchberg im Landkreis Hof
zusammengelegt. „Nun stehen wir im Konkurrenzkampf der
Schulstandorte“, sagte Engelbrecht und erwartete klare Worte vom
Landrat, immerhin sei der Landkreis Sachaufwandsträger der Schulen.
Landrat Wiedemann antwortete prompt und rief alle Beteiligten auf,
„an einem Strang zu ziehen, damit uns nichts weggenommen wird“.
Entwarnung
konnte Amtschef Georg Dumpert aus Bayreuth geben. „Für die Landwirte
wird sich wenig ändern“, sagte er. Sämtliche Ansprechpartner vor Ort
sollen bleiben. Insgesamt komme das neue Amt Bayreuth-Münchberg auf
rund 150 Beschäftigte. Neu in Bayreuth werde das Sachgebiet
Nutztierhaltung sein. Darüber hinaus werde jedes relevante Thema wie
bisher auch an jedem Standort angeboten. Dumpert bekräftigte, dass
auch die Schulen zusammengelegt werden. Es soll jeweils ein Jahrgang
abwechselnd in Bayreuth und in Münchberg starten. Voraussetzung
dafür ist, wie bisher auch, die Mindestanzahl von 16 Teilnehmern.
Unverändert bestehen bleiben soll die Hauswirtschaftsschule.
Während
das Bamberger Amt unangetastet bleibt und für Forchheim mit
zuständig ist, werden Coburg und Kulmbach zu einem Amt
zusammengelegt, das auch für Kronach und Lichtenfels mit zuständig
ist. Das Bayreuther Amt kommt mit dem Hofer Amt in Münchberg
zusammen und wird außerdem auch für den Landkreis Wunsiedel mit
zuständig sein.
Ein
weiteres Thema, das den Bauern im Bayreuther Land auf den Nägeln
brannte, war das Auftauchen des Wolfes. Bei Betzenstein seien
bereits erste Nutztiere im Landkreis gerissen worden, sagte
Kreisobmann Karl Lappe. „Müssen in einem derart dichtbesiedelten und
bevölkerungsstarken Land wie Deutschland Wölfe wirklich sein?“,
wollte der Kreisobmann wissen. Mit dem Wolf seien in jedem Fall
Risiken verbinden, so die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer.
Gerade in den zurückliegenden Monaten hätten sich Schadensbestände
erhöht. Die Abgeordnete kritisierte die Doppelmoral der
Gesellschaft, die einerseits die Weidehaltung möchte, andererseits
sich aber auch für den Wolf ausspreche. Brendel-Fischer
befürwortete, den Schutzstatus zu reduzieren. Heftiger Gegenwind
komme aber von Naturschutzverbänden wie dem NABU, der offen
bedauere, dass es nicht noch mehr Wölfe gibt.
Landrat
Wiedemann hatte zuvor in seinem Referat an Verbraucher und
Agrarwirtschaft appelliert, sich mehr aufeinander zuzubewegen und
sich gegenseitig zu respektieren. Um regional erzeugten
Lebensmitteln noch mehr Wertschätzung zukommen zu lassen, habe die
Bayerische Staatsregierung acht Modellregionen für die Belieferung
von Kantinen mit regionalen Lebensmitteln ins Leben gerufen.
Zusammen mit der Stadt Bayreuth und dem Landkreis Wunsiedel gehöre
auch der Landkreis Bayreuth dazu.
Aufseß.
Die Stimmung bei den Landwirten ist schlecht. „Viele Bauern sind
frustriert und verunsichert und wissen nicht, wie es weitergehen
soll“, sagt Manuel Appel, Geschäftsführer des Maschinenrings
Fränkische Schweiz mit Sitz in Aufseß. Dabei stehe nicht nur die
Düngeverordnung im Zentrum der Kritik, sondern vor allem die
ausufernde Bürokratie durch immer neue Dokumentationspflichten. Beim
Maschinenring bekommen Appel und seine Mitstreiter den Ärger der
Bauern derzeit immer wieder zu spüren.
Für 2020
kann der Maschinenring Fränkische Schweiz trotz Corona eine gute
Bilanz vorweisen. Nach den Worten des Geschäftsführers wurde der
Verrechnungswert geringfügig auf drei Millionen Euro gesteigert, den
weitaus größten Teil davon macht die Vermittlung von Maschinen aus.
Hauptumsatzträger sind dabei die Bereiche Futterernte und
Körnerernte, wobei der Sektor Gülleausbringung aufgrund der immer
komplexer werdenden Technik ebenfalls stark angestiegen ist.
Zuwächse
konnte Appel auch im Bereich der sozialen Betriebshilfe verzeichnen,
was hauptsächlich über die hauptberuflichen Mitarbeiter abgedeckt
werden konnte. Für den Maschinenring Fränkische Schweiz waren 2020
zwischen zehn und zwölf nebenberufliche und vier hauptberufliche
Betriebshelfer tätig. Der Rest wird über die Kräfte der MR
Oberfranken Mitte GmbH abgedeckt. Dazu gehören neben dem
Maschinenring Fränkische Schweiz auch die Ringe Bayreuth-Pegnitz
sowie Kulmbach. Unverändert geblieben ist 2020 die Mitgliederzahl
bei 782.
„Im
Vergleich zu anderen Branchen haben wir durch Corona relativ wenige
Einschränkungen hinnehmen müssen“, so Appel. So sei die
Geschäftsstelle durchgehend besetzt und für die Mitglieder zumindest
telefonisch stets erreichbar gewesen. Das sei auch wichtig, denn
Manuel Appel stellte durchaus einen höheren Beratungsbedarf,
beispielsweise aufgrund der neuen Düngeverordnung fest. Viele Bauern
seien stark verunsichert, mit dem Maschinenring hätten sie stets
einen kompetenten Ansprechpartner.
Für das
laufende Jahr planen die Verantwortlichen unter anderem eine
Erweiterung des Wärmenetzes in Hollfeld. Dort hat der Maschinenring
die Geschäftsführung für das Heizwerk und die Biogasanlage. Nicht
nur fortgesetzt, sondern auch ausgebaut werden sollen die
Geschäftsfelder unter dem Dach der MR Oberfranken-Mitte GmbH. Dazu
gehören die chemiefreie Unkrautbekämpfung sowie die Bekämpfung des
Eichenprozessionsspinners mit der bewährten Heißwassermethode, der
Einsatz gegen den Maiszünsler sowie die Verstärkung des eigenen
Klauenpflegetrupps.
Der
Maschinenring Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt
dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise
erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören
vier Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum
Landkreis Forchheim. Manuel Appel begründet dies mit der Historie
des Rings, die auf den ehemaligen Landkreis Ebermannstadt
zurückgeht, der während der Gebietsreform in den 1970er Jahren auf
Bamberg, Bayreuth und Forchheim aufgeteilt wurde. Deshalb kann der
Maschinenring Fränkische Schweiz auch 2022 bereits sein 60-jähriges
Bestehen feiern. „Hoffentlich wieder unter normalen Umständen“, sagt
der Geschäftsführer. Das Jubiläum bezieht sich auf die Gründung der
beiden „Ur-Ringe“ in Ebermannstadt und Hollfeld.
Bild:
Gute Bilanz trotz Corona: Manuel Appel, Geschäftsführer des
Maschinenrings Fränkische Schweiz.
Maschinenring
Münchberg stemmt sich erfolgreich gegen den Trend / Deutlicher
Anstieg bei Betriebshilfe und Maschinenvermittlung
Ahornberg.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung hat sich
im Corona-Jahr 2020 erfolgreich gegen den Trend gestemmt. „Der
Verrechnungswert des Vorjahres wurde um rund elf Prozent übertroffen
und stieg von knapp 3,9 auf über 4,3 Millionen Euro an“, sagt
Geschäftsführer Patrick Heerdegen, der von einem „wirklich tollen
Ergebnis“ spricht. Man könne sich über die wirtschaftliche Lage
nicht beklagen, „bei uns läuft es richtig gut“.
„Wir sind
da, wir waren immer da und wir wollen immer da sein“, so der
Vorsitzende Siegfried Hüttner. Trotz der positiven Zahlen bedauert
er sehr, dass die Nähe zu den Mitgliedern derzeit nicht stattfinden
kann. Allerdings gibt sich der Vorstand vorsichtig optimistisch,
dass eventuell im Sommer doch noch eine Mitgliederversammlung,
vielleicht sogar im Open-Air-Modus, also unter freiem Himmel,
stattfinden kann.
Der
Anstieg beim Verrechnungswert stützt sich in erster Linie auf die
Maschinenvermittlung in den Bereichen Futterbau und Strohernte (von
873000 auf 905000 Euro) sowie Schlepper und Transporte (von 448000
auf 703000 Euro). Aber auch die klassische soziale Betriebshilfe
konnte gesteigert werden, von 221000 auf 300000 Euro).
„Es war
immer unser Anliegen, Kräfte zu reaktivieren und den Leuten eine
Zusatzperspektive zu geben“, sagt Geschäftsführer Heerdegen, der
etwa in der Landwirtschaftsschule auch schon mal aktiv für den
Maschinenring geworben hat. Derzeit sind für den Maschinenring
Münchberg drei selbstangestellte hauptberufliche Kräfte, vier
weitere, die über den evangelischen Betriebs- und
Dorfhelferinnendienst am Hesselberg beschäftigt sind, drei
selbstständige sowie 35 nebenberufliche Kräfte tätig.
Heerdegen
sagte aber auch, dass es bei der Betriebshilfe momentan einen
starken Einbruch gebe. Operationen würden aufgeschoben,
Rehabilitationsmaßnahmen und Kuren fänden nicht statt, so dass die
soziale Betriebshilfe nur dann benötigt wird, wenn es auf den Höfen
zu schweren Unfällen oder gar zu Todesfällen kommt. Ganz ausfallen
lassen musste der Maschinenring im zurückliegenden Jahr auch
sämtliche Fortbildungsveranstaltungen sowie den Praxistag, ob es
heuer einen geben wird, stehe derzeit noch nicht fest.
Wichtigstes Vorhaben für den Maschinenring ist im laufenden Jahr der
Umzug von der bisherigen ehemaligen VR-Bank-Geschäftsstelle in
Ahornberg in das neue Grüne Zentrum Münchberg. „Wir streben einen
nahtlosen Übergang an“, sagt Heerdegen, gleichwohl stehe das genaue
Datum aufgrund von Verzögerungen an dem stattlichen Neubau noch
nicht fest.
Neu ist
für den Ring auch der Einstieg in den Bereich der MR
Personaldienste, einer Tochterfirma des Landesverbandes. Bereits
seit Anfang Februar ist mit Uwe Heckel ein eigener Standortleiter
vor Ort in der Geschäftsstelle tätig, der sich um
Personaldienstleistungen, Arbeitnehmerüberlassung und Arbeitsrecht
kümmert. „Unser Ziel ist es, unsere Leute in möglichst vielen
Bereichen einzusetzen.“
Zum
Maschinenring Münchberg gehört als gewerbliche Tochtergesellschaft
seit 2004 zusammen mit dem Ring in Wunsiedel die MR Hochfranken
GmbH. Auch hier habe die Arbeit im Corona-Jahr 2020 unverändert
fortgesetzt werden können, der Gesamtumsatz lag 2020 bei rund 1,8
Millionen Euro. Haupttätigkeitsfelder der MR Hochfranken GmbH sind
die Stromtrassenpflege, die Baumpflege sowie der Winterdienst.
Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung hat 910
Mitglieder, einer mehr als im zurückliegenden Jahr.
Bild:
Sie blicken
trotz Corona optimistisch in die Zukunft: Vorsitzender Siegfried
Hüttner (links) und Geschäftsführer Patrick Heerdegen vom
Maschinenring Münchberg und Umgebung.
Steigerungen trotz
Corona / Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel. Starker
Dienstleister im ländlichen Raum
Wunsiedel.
Im Fichtelgebirge geht die Arbeit des Maschinen- und
Betriebshilfsrings trotz der Corona-Pandemie unverändert weiter. Der
Gesamtverrechnungswert des Rings in Wunsiedel konnte im
zurückliegenden Jahr sogar leicht gesteigert werden, was sich im
Wesentlichen auf einen Anstieg bei der Maschinenvermittlung
zurückführen lässt. In der Betriebshilfe ging der Wert nur minimal
zurück. Abgesagt werden mussten allerdings zahlreiche
Präsenzveranstaltungen wie der Praxistag mit den Jungzüchtern, die
Betriebshelferfortbildungen oder das traditionelle Sommerfest mit
dem die Arbeit aller Beteiligten gewürdigt werden sollte, die
turnusgemäßen Neuwahlen stehen dagegen erst im kommenden Jahr an.
Nach den
Worten von Geschäftsführer Andreas Hager war der Verrechnungswert
bei der Betriebshilfe von gut 234000 auf knapp 226000 Euro
zurückgegangen. Mit knapp 164000 Euro entfiel dabei der weitaus
größte Teil auf die Sozialeinsätze, während die wirtschaftlichen
Einsätze rund 62000 Euro ausmachten. Für den Ring sind in Wunsiedel
18 nebenberufliche Kräfte tätig, vier weitere sind über den
Berufsverband und eine Kraft über den Evangelischen
Betriebshelferdienst Bayern (Hesselberg) beschäftigt.
Ein
leichtes Plus konnte der Maschinenring Wunsiedel bei der
Maschinenvermittlung verzeichnen. Hier war der Verrechnungswert im
abgelaufenen Jahr von rund 1,9 auf rund zwei Millionen angestiegen
wobei die Bereiche Futterbau, Düngung, Saat und Pflege im
Vordergrund standen. Zusammen mit den Geschäftsfeldern
Landschaftspflege, Hilfsmittel und Futter kommt der MR Wunsiedel für
2020 auf einen Gesamtverrechnungswert von 2,89 Millionen Euro
gegenüber 2,81 Millionen Euro im Vorjahr.
Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat aktuell 607
Mitglieder, eines mehr als im Vorjahr. „Damit sind ca. 95 Prozent
der aktiven Landwirte bei uns Mitglied“, sagt Geschäftsführer Hager.
Die ca. 95 Prozent bewirtschaften 22500 Hektar von insgesamt rund
23000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche im Landkreis.
Für
gewerbliche Dienstleistungen aller Art hat der Maschinenring
Wunsiedel zusammen mit dem Ring in Münchberg bereits 2004 die
Maschinenring Hochfranken GmbH als Tochtergesellschaft gegründet.
Auch hier habe die Arbeit im Corona-Jahr 2020 unverändert
fortgesetzt werden können, so Geschäftsführer Reinhard Rasp. Den
Gesamtumsatz der GmbH für 2020 bezifferte er auf rund 1,8 Millionen
Euro.
Hauptkunde
der Hochfranken GmbH ist der Netzbetreiber Bayernwerk, für den die
beteiligten Landwirte Trassenpflegemaßnahmen auf einer Länge von
zusammen 280 Kilometern durchführen. Im Zentrum steht außerdem der
Winterdienst mit einem Anteil von 60 Prozent am Gesamtumsatz, wobei
die GmbH größtenteils für Gewerbekunden tätig ist. In den
zurückliegenden Jahren hinzugekommen sind Hausmeisterdienste für die
Verbrauchermärkte in der Region.
Weitere
Betätigungsfelder im reichhaltigen Portfolio der Hochfranken GmbH
sind die Beteiligung an der Holzenergie Hochfranken GmbH (HEH), die
für die Wärmeversorgung des Gesundheitshotels in Weißenstadt, des
Hallenbades in Selb und des Schulzentrums in Hof zuständig ist. Eine
weitere Beteiligung besteht an der Gemeinschaft für Sportplatzpflege
im Landkreis Wunsiedel. Hinzu kommen Auftragsarbeiten im Bereich der
Landschaftspflege für den Naturpark Fichtelgebirge.
Bild:
Gute Zahlen
trotz Corona: die Spitze des Maschinen- und Betriebshilfsrings
Wunsiedel mit (von links) Reinhard Rasp (Geschäftsführer MR
Hochfranken GmbH), dem stellvertretenden Vorsitzenden Michael
Groschwitz, Vorsitzender Martin Goldschald und Geschäftsführer
Andreas Hager.
Kitzrettung,
Klauenpflege und Unkrautbekämpfung / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz
verzeichnet Corona-bedingten Rückgang bei der Betriebshilfe
Bayreuth.
Natürlich hat die Corona-Pandemie die Arbeit der Maschinenringe im
zurückliegenden Jahr stark beeinflusst. „Trotzdem,
Abrechnungsservice, Futtervermittlung, Maschinenvermittlung und
Maschinenverleih laufen unverändert weiter“, so Geschäftsführer
Johannes Scherm vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz. Auch die
Geschäftsstelle in Bayreuth sei durchgehend besetzt gewesen und habe
nicht geschlossen werden müssen. Der Besucherverkehr sei freilich
auf ein Mindestmaß reduziert worden.
Was stark
zurückgegangen ist, sind die Zahlen der Betriebshilfe. „Wir haben
rund 20 Prozent weniger Einsatzstunden zu verzeichnen, weil eben
auch weniger Reha-Maßnahmen oder Operationen stattgefunden haben“,
so Scherm. Wichtig für den Maschinenring: Die Betriebshilfe läuft
auch in Corona-bedingten Einsätzen unter Einhaltung strikter
Hygienemaßnahmen weiter.
Um vor
allem die soziale Betriebshilfe zukunftsfest zu machen, sei die
Möglichkeit der Festanstellung in 2020 sogar weiter ausgebaut
worden. Die Arbeit in der Betriebshilfe habe sich deutlich von der
Neben- zur Haupttätigkeit verlagert, wobei der Maschinenring
Bayreuth-Pegnitz die Mitarbeiter seit 2018 selbst anstellen und mit
der landwirtschaftlichen Sozialversicherung selbst abrechnen kann.
In
absoluten Zahlen ist die Betriebshilfe von 38500 auf 35900 Stunden
zurückgegangen. Die wirtschaftliche Betriebshilfe macht davon 15800
Stunden, die soziale Betriebshilfe 20100 Stunden aus. Den gesamten
Verrechnungswert beziffert der Maschinenring auf 7,23 Millionen Euro
(Vorjahr 7,57 Millionen Euro). Die Anzahl der Mitglieder war
ebenfalls leicht rückläufig und verringerte sich um 42 auf 1290.
Trotz des
außergewöhnlichen Jahres hat der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz auch
2020 einige zukunftsweisende Projekte auf den Weg gebracht, die im
laufenden Jahr weiter ausgebaut werden sollen. Ein wichtiger Punkt
dabei ist die Wildtierrettung. Dazu wurde eine Zusammenarbeit mit
dem Verein Kitzrettung Oberfranken in die Wege geleitet. Hier geht
es um den Abbau von Barrieren und eine Zusammenarbeit zum Wohl der
Tiere“, erläuterte der zweite Vorsitzende Matthias Roder. Es gehe
dabei keinesfalls um militante Tierschützer, sondern vielmehr um das
Annehmen der Hilfe von Menschen, die sich ehrenamtlich zum Wohl der
Rehkitze engagieren. „Wir Landwirte freuen uns über jede
Unterstützung“, sagt Roder.
Weiter
ausgebaut werden soll auch die biologische Maiszünslerbekämpfung,
die der Maschinenring seit 2018 anbietet. Neu ist, dass diese Form
der Schädlingsbekämpfung über das Kulturlandschaftsprogramm jetzt
mit 50 Euro pro Hektar gefördert wird. „Die Nachfrage wird steigen“,
ist sich Geschäftsführer Scherm sicher, zumal der Maschinenring als
Marktführer in der biologischen Schädlingsbekämpfung gilt und die
günstigsten Konditionen anbietet.
Ebenfalls
erweitert werden soll im laufenden Jahr die eigene Heißwassertechnik
zur chemiefreien Unkrautbeseitigung und zur Bekämpfung des
Eichenprozessionsspinners. „Der Druck, Unkraut ohne chemische Keule
zu bekämpfen, wird gerade für unsere Hauptkunden, die Kommunen,
immer größer“, so Bernd Müller vom Maschinenring Oberfranken-Mitte,
zu dem die Ringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz gehören.
Deshalb soll in zusätzliche Technik investiert werden.
Ein
weiteres wichtiges Vorhaben, vor allem für die Milchviehhalter in
der Region, ist die Verstärkung des eigenen Klauenpflegetrupps. Seit
2017 ist der Maschinenring auf diesem Geschäftsfeld unterwegs, im
zurückliegenden Jahr wurde mit Sebastian Schmidt aus Schirradorf
eine zweite Kraft beschäftigt, die gerade zum staatlich gepflegten
Klauenpfleger ausgebildet wird. Hier gehe es nicht nur um eine
wichtige Dienstleistung für die Landwirte, sondern auch um eine
Verbesserung des Tierwohls, sind sich die verantwortlichen einig.
Alles in
allem werde es für den Maschinenring immer wichtiger, in eigene
Technik zu investieren, so Geschäftsführer Scherm. Darüber hinaus
suche der Ring auch immer wieder neue Kräfte zur Mitarbeit in allen
Bereichen. Allein der Zusammenschuss Oberfranken-Mitte beschäftigt
aktuell 23 Personen mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit
zwischen 30 und 35 Stunden, also nahezu in Vollzeit.
Bild:
So sieht der
Klauenpflegestand des Maschinenrings Oberfranken-Mitte aus.
Weniger Kühe, weniger
Umsatz / Rinderzuchtverband Oberfranken leidet unter negativen
Rahmenbedingungen
Bayreuth.
Für das zurückliegende Zuchtjahr muss der Rinderzuchtverband
Oberfranken erneut ein rückläufiges Ergebnis vermelden. Wie aus dem
jetzt vorgelegten Jahresbericht hervorgeht, sind die
Vermarktungszahlen um gut 1600 auf 30400 Tiere zurückgegangen, der
Umsatz verringerte sich um etwa eine Million Euro auf rund 14,9
Millionen Euro. Als wesentliche Ursachen dafür nennen der
Vorsitzende Georg Hollfelder aus Litzendorf im Landkreis Bamberg und
Zuchtleiter Markus Schricker die verminderten Kuhzahlen, niedrigere
Preise, das Wetter und die Corona-Krise. Das Geschäftsjahr des
Rinderzuchtverbandes ist nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Es
beginnt immer am 1. Oktober und endet am 30. September.
Der
Rückgang im Gesamtumsatz geht dem Bericht zufolge auf einen wiederum
gefallenen Preis bei den männlichen Nutzkälbern und auf die
geringeren Stückzahlen zurück. Die Kälbermärkte konnten trotz Corona
und ursprünglichem Verbot abgehalten werden, bei den Großviehmärkten
seien die Termine im März und April abgesagt worden, der Mai-Markt
habe dann wieder stattgefunden, allerdings ohne Zuchtbullen. Von den
ursprünglich zehn angesetzten Märkten hätten letztlich nur sieben in
gewohnter Weise stattfinden können. Die Bullen von den ausgefallenen
Märkten seien dann ab Stall ober per Telefonkonferenz vermarktet,
beziehungsweise versteigert worden.
Es gebe
wohl kaum einen Bereich, der nicht durch Covid 19 beeinflusst wurde
und beeinflusst wird, heißt es in dem Bericht. Durch Schließungen
der Gastronomie und Behinderungen beim Fleischexport sei auch der
Verzehr von Rindfleisch weiter zurückgegangen. Daneben habe es den
Schlacht- und Verarbeitungsbereich mit Schließungen und verringerten
Schlachtzahlen schwer getroffen. Als weitere Gründe für das
rückläufige Ergebnis gilt die anhaltende Trockenheit, aber auch die
zunehmende Ablehnung von Lebensmitteln tierischen Ursprungs durch
weite Teile der Bevölkerung.
Der
Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr
noch 1064 Mitgliedsbetriebe, 61 weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl
der Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls deutlich
gesunken, und zwar um 1544 auf nun 66255. Die Durchschnittsgröße der
Betriebe wird mit 62 Kühen angegeben (Vorjahr 60).
Während
diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die
Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, listet der
umfangreiche Jahresbericht traditionell auch die gesamte
Milchviehhaltung in Oberfranken auf. Hier sank die Zahl der
Milchkühe um 2700 auf 82921. Damit liege Oberfranken deutlich über
dem deutschen und bayerischen Trend, so Zuchtleiter Schricker.
Unverändert fortgesetzt hätten sich auch die Betriebsaufgaben.
Wieder 115 Betriebe weniger bedeute noch 1766 Milchviehhalter in
Oberfranken. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt statistisch
bei 48,5 Kühen pro Betrieb. Die meisten Milchkühe werden in den
Landkreisen Bayreuth und Hof gehalten, die wenigsten in den
Landkreisen Kronach, Forchheim und Lichtenfels.
Die Zahlen
seien ein Indiz dafür, dass die Investitionen in den
Milchviehbereich deutlich nachgelassen haben und die aufstockenden
Betriebe die Kuhzahl nicht konstant halten. Die Betriebsaufgaben
hätten sich fast ungebremst fortgesetzt und bei weitem nicht mehr
nur auf Betreibe unter 30 Kühe beschränkt. Die derzeitigen
Vorzeichen sprechen nach Ansicht des Rinderzuchtverbandes
Oberfranken eher dafür, dass sich diese Entwicklung noch
beschleunigt.
Bild:
Der
Strukturwandel in der Landwirtschaft geht weiter, das zeigt die
aktuelle Bilanz des oberfränkischen Rinderzuchtverbandes.
Starker
Strukturwandel, große Betriebe / Milcherzeugerring Oberfranken legte
Bilanz 2020 vor
Bayreuth.
Der Ausstieg aus der Milchviehhaltung geht weiter. Das geht aus dem
aktuellen Jahresbericht des Milcherzeugerrings Oberfranken hervor.
Demnach zeichnet sich auch in Zukunft ein relativ konstanter
Ausstieg ab.
Auf
ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren bewege sich auch heuer die
Anzahl der Betriebsaufgaben in Oberfranken, heißt es in dem Bericht.
Durch den Rückgang von insgesamt 93 Betrieben sei die Zahl der
Milchviehhalter nunmehr auf 1256 Betriebe gesunken. Auf fast
gleichem Niveau habe sich auch der Rückgang der Milchkühe belaufen.
Dem Bericht zufolge reduzierte sich der oberfränkische
Milchviehbestand um 2141 auf 73242 Kühe. Ein Zuwachs des Bestandes
bleibe bereits seit einigen Jahren aus.
Bayernweit
gibt es die meisten Milchkühe in Oberbayern mit über 31 Prozent des
gesamtbayerischen Bestandes, gefolgt von Schwaben (24 Prozent) und
der Oberpfalz (12 Prozent). Oberfranken liegt mit knapp acht Prozent
an vorletzter Stelle unter den sieben bayerischen
Regierungsbezirken. Ein ähnliches Bild ergibt sich der Statistik
zufolge bei den Milchviehhaltern. Auch hier steht Oberbayern mit
34,5 Prozent der Betriebe an der Spitze, gefolgt von Schwaben (23,2
Prozent) und Niederbayern (12,8 Prozent). Auch hier steht
Oberfranken mit 6,9 Prozent an vorletzter Stelle. Den letzten Platz
nimmt jeweils Unterfranken mit 2,4 Prozent der bayerischen Milchkühe
und 2,1 Prozent der Milchviehhalter ein.
An der
Spitze liegt Ober- und auch Mittelfranken dagegen bei der
durchschnittlichen Betriebsgröße. In beiden Regierungsbezirken kommt
man statistisch auf 58,3 Tiere pro Betrieb. Als Grund dafür wird
genannt, dass es sowohl in Ober- als auch in Mittelfranken bereits
einen starken Strukturwandel gegeben habe und sich deshalb auch dort
die größten Milchviehbetriebe befinden.
Als
überaus positiv wertet der Bericht die enormen Leistungssteigerungen
in den einzelnen Landkreisen. Ganz Oberfranken liege mit einer
Leistungssteigerung von 300 Kilogramm pro Kuh und Jahr im
bayerischen Schnitt mit ganz vorne. „Im Vergleich zum Vorjahr
konnten in allen Landkreisen hohe bis sehr hohe Leistungszuwächse in
den Herden erreicht werden“, heißt es in dem Bericht. Allen voran
steht der Landkreis Kronach mit einem satten Plus von 397 Kilogramm,
gefolgt von Hof mit 393 Kilogramm.
In diesem
Zusammenhang stellt Milcherzeugerring in seinem Jahresbericht auch
klar, dass eine hohe Milchleistung nicht mit negativem Tierwohl in
Verbindung zu bringen ist. Ganz im Gegenteil: wie die Zahlen zeigen,
steige die Herdenleistung mit der Betriebsgröße kontinuierlich an.
„Es ist wohl auch unbestritten, dass Tiere nur hohe Leistungen
hervorbringen können, wenn sie sich wohl fühlen.“
Größere
Unterschiede findet man in den einzelnen Landkreisen bei der
Herdengröße. So sind die größten Milchviehbetriebe im Landkreis
Bayreuth mit durchschnittlich 64 Kühen pro Betrieb zu finden. Als
zweiter Landkreis hat Coburg mit rechnerisch 60,7 Milchkühen die
60-Kuh-Marke überschritten.
Durchschnittlich stehen in den oberfränkischen Ställen 58,3
Milchkühe, bayernweit sind es nur 50,4 Kühe pro Betrieb. Zum
Stichtag 30. September 2020 standen exakt 72288 Milchkühe in 1179
Betrieben unter der Milchleistungsprüfung. Im Vorjahr waren es noch
74340, also über 2000 mehr.
Zukunft der naturnahen
Teichwirtschaft in Gefahr/ Oberfränkische Teichwirte beklagen
immense Biberschäden
Mitwitz.
Der Biber macht den oberfränkischen Teichwirten derzeit wieder
immens zu schaffen. „Alle Beteiligten müssen sich Gedanken machen,
wie wir mit dieser Problematik umgehen, wenn wir eine naturnahe
Teichwirtschaft auch in Zukunft aufrechterhalten wollen“, sagt
Christian Holoch, Betriebsleiter der forstlichen Güterverwaltung in
Mitwitz. (Landkreis Kronach) Holoch ist auch Beirat der
Teichgenossenschaft Oberfranken, er bewirtschaftet rund 30 Hektar
Gewässer rund um Mitwitz.
Dazu
gehört auch der Breitensee am Ortsrand des Markts Mitwitz, den
Holoch bereits seit 20 Jahren bewirtschaftet und der aufgrund seiner
Jahrhunderte alten Historie bereits als „Kulturgut Teich“
ausgezeichnet worden ist. Hier sind die Biberschäden auch für den
Laien deutlich zu sehen. „Wir haben seit einigen Jahren eine
komplette Population hier“, sagt Holoch und zeigt auf gut ein
Dutzend Zitterpappeln am Ufer, die der Biber schon gefällt hat und
die im Wasser liegen. Von den Stämmen unter der Wasseroberfläche
nagt der Biber dann die Rinde ab. Auf einer kleinen Insel ist die
riesige Biberburg zu sehen, die der Nager im zurückliegenden Sommer
gebaut hat.
Den
Teichwirten geht es freilich nicht um die Schäden an den Gehölzen,
sondern um die Dämme, die der Biber aufstaut und um die
unterirdischen Ausbuchtungen, die ringsum Wege untergraben und die
immer wieder große Schäden anrichten. In der Haftung ist der
Teichwirt, denn er hat eine Sicherungspflicht für den gesamten
Uferbereich. Doch wovon soll er teure Reparaturen bezahlen, etwas
dann, wenn aufwändige Baggerarbeiten notwendig werden? Die Erlöse
decken den Aufwand längst nicht mehr.
Ein
weiteres Problem ist, dass der Biber die Karpfen aus der Winterruhe
treibt. Die Fische leiden dann unter einem Energiemangelsyndrom,
erläutert Kay Kuhlen von der Fischereifachberatung des Bezirks
Oberfranken. Das bedeute, dass der Fisch dann im Frühjahr keine
Energie mehr besitzt und im weiteren Verlauf daran zu Grunde gehen
kann.
Sauer
stößt es den betroffenen Teichwirten auf, wenn die Situation von
Seite des Naturschutzes verharmlost wird. In den Naturschutzbehörden
sei vielerorts bereits ein Problembewusstsein entstanden, ganz im
Gegensatz zu den Naturschutzverbänden. Dort sei es oft noch nicht
klar, dass die seit Jahrhunderten gewachsene Teichwirtschaft ein
ebenso schützenswertes Gut sei.
Dabei ist
der Karpfen, der beispielsweise hier im Breitensee heranwächst, das
Bio-Lebensmittel schlechthin. Der Breitensee ist Bestandteil des
Naturschutzprogramms des Freistaates, die Fische fressen
ausschließlich Naturfutter. „Noch mehr Einklang mit der Natur ist
nicht möglich“, sagt Kay Kuhlen. „Wir wollen nützen und schützen“,
so Holoch. Das sei doch allemal besser, als wenn Fische künftig in
riesigen Bassins in Fabrikhallen heranwachsen müssen. Diese Form der
industriellen Erzeugung ist in Fernost schon längst an der
Tagesordnung.
Holoch
räumt auch offen ein, dass er keine Patentlösung parat hat. Sicher
ist nur, dass den Teichwirten mit dem Fischotter neues Ungemach ins
Haus steht. Wenn auch noch nicht am Breitensee, so ist der
Fischotter in ganz Oberfranken bereits verbreitet. Er ist deshalb so
gefürchtet, da er nicht nur ganze Teiche leer frisst, sondern sich
oft nur die „Filetstücke“ des Fisches, also die fett- und
eiweißreichen Innereien herauspickt und den restlichen Kadaver
liegen lässt. Einzäunen sei beispielsweise bei der Größe des
Breitensees unmöglich, auch das Einziehen von Stahlmatten komme viel
zu teuer und stehe in keinem Verhältnis.
Bilder:
1.Hier
hat der Biber schon sein Unwesen getrieben: Teichwirt Christian
Holoch zeigt eine gefällten Zitterpappeln am Ufer des Breitensees in
Mitwitz.
2. Auf
dieser kleinen Insel hat der Biber seine stattliche Burg gebaut.
„Wasserkraft soll die
Wirtschaftlichkeit entzogen werden“ / Anlagenbetreiber aus dem Raum
Bayreuth werfen Behörden Zerstörung von Existenzen vor
Döhlau.
Einst markierte sie den Beginn der Elektrifizierung, jetzt soll sie
vielerorts platt gemacht werden: die Kleine Wasserkraft. „Die
Betreiber werden mit Auflagen so sehr gegängelt, dass sie den
Forderungen nicht mehr nachkommen können und aufgeben müssen“, sagt
Reinhard Moosdorf aus Tüchersfeld von der Interessengemeinschaft
„Strom aus Wasserkraft“. Die Mitglieder sprechen einhellig von einer
„Zerstörung von Existenzen“ und vom „Kahlschlag in der
Gewässerökologie“. Dabei gibt es die Anlagen schon seit
Jahrhunderten und jetzt sollen sie plötzlich bedenklich für den
Fischbestand sein.
Doch um
den Fischartenschutz und die Durchgängigkeit für sämtliche Fische
gehe es nur vordergründig, sagen die Betreiber. In Wirklichkeit sei
die Wasserkraft einfach nicht gewünscht. Investitionen von 100000
bis 200000 Euro für den Einbau von Aufstiegshilfen seien von den
Betreibern einfach nicht leistbar. „Die Intention der Behörden ist
es, uns die Wirtschaftlichkeit zu entziehen oder zumindest in Frage
zu stellen“, so Norbert Hedler, Betreiber einer Wasserkraftanlage in
Mittlernhammer bei Warmensteinach im Fichtelgebirge.
Dabei wäre
die Wasserkraft vor dem Hintergrund der Energiewende ein wichtiger
Beitrag dazu, die Klimaproblematik in den Griff zu bekommen. „Wir
sprechen hier von einer sinnvollen Art der Energieerzeugung in
dezentralen Anlagen, die wir als Ergänzung unbedingt brauchen“ so
Reinhard Moosdorf. Energisch widerspricht er dem Argument, dass die
Wasserkraft nur etwa vier Prozent an der gesamten Stromerzeugung
ausmache. Das sei nur der in das öffentliche Netz eingespeiste
Strom. Man müsse mindestens noch einmal vier Prozent dazu rechnen,
wenn man den Strom zum Eigenverbrauch der Betreiber miteinbeziehe.
Die
Schuldigen sehen Reinhard Moosdorf und seine Mitstreiter unter
anderem beim Landratsamt Bayreuth und der zuständigen Fachbehörde,
das für den Landkreis Bayreuth zuständige Wasserwirtschaftsamt Hof.
Die vor rund einem Jahr aus einem Stammtisch hervorgegangene
Interessengemeinschaft vertritt die Inhaber und Betreiber von etwa
30 Wasserkraftanlagen in der Region. Die Gemeinschaft wirft den
Behörden fadenscheinige ökologische Begründungen vor, um die
Wasserkraft kaputt zu machen.
Waren es
vor 100 Jahren noch 23 Wasserkraftanlagen entlang der
Steinach im Landkreis Bayreuth seien es heute gerade einmal noch
neun Anlagen. Eine davon betreibt Müllermeister Konrad Switalski im
Weidenberger Ortsteil Döhlau. Seit dem Jahr 1398 existiere die Mühle
schon, seit 1954 befinde sie sich in Familienbesitz, sagt Switalski,
der im Nürnberger Land noch eine zweite Mühle besitzt, 15
Mitarbeiter beschäftigt und der hauptsächlich die Gastronomie mit
Weizen- und Roggenmehl beliefert.
Er würde
gerne statt des derzeitigen Schützenwehrs ein Klappenwehr einbauen,
um Hochwasserereignissen vorzubeugen, bei denen manchmal ganze
Baumstämme aus dem Fichtelgebirge angeschwemmt werden. Landratsamt
und Wasserwirtschaftsamt würden dies aber nur genehmigen wenn auch
ein Fischauf- und -abstieg realisiert wird. Laut Konrad Switalski
würde dies die veranschlagten Kosten von geschätzten 100000 Euro auf
etwa 300000 Euro verdreifachen und damit die gesamte Mühle in den
Ruin treiben.
Was den
oft ins Spiel gebrachten Fischreichtum angeht, so habe es vor 100
Jahren, also zu Zeiten der zehnfachen Zahl an Wasserkraftanlagen,
wesentlich mehr Arten und Individuen gegeben, als heute. Die wahren
Gründe für den Rückgang seien ganz woanders zu suchen, als bei den
Wasserkraftanlagen. Der Fischbestand gehe aufgrund der chemischen
Belastung vor allem durch Schwermetalle, aber auch durch den oft
unterschätzten Reifenabrieb allgemein zurück. „Doch der schwarze
Peter wird einfach auf die Wasserkraft geschoben“, so Reinhard
Moosdorf.
Darüber
hinaus seien die kleinen Bäche ohnehin nie ganz durchgängig gewesen.
Doch „Theoretiker und Ideologen“ wollten die Europäische
Wasserrahmenrichtlinie am liebsten bis ganz zur Quelle durchsetzen,
mutmaßt Norbert Hedler. Dabei seien die Wasserkraftanlagen gerade in
Trockenzeiten wichtig für den Fischbestand, weil die Staubereiche
vor den Anlagen wichtige Rückzugsmöglichkeiten für Bachforellen oder
Saiblinge bieten.
Bestes
Beispiel für die Vorwürfe der Anlagenbetreiber ist eine
Wasserkraftanlage, die der Speichersdorfer Landwirt Herbert Nickl in
Ranna, zwischen Auerbach und Pegnitz betrieben hat. Er wollte die
Anlage mit einer Jahreserzeugung von 110000 bis 120000
Kilowattstunden vor vier Jahren an einen Nachfolger übergeben, doch
der Freistaat hatte von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht.
Nun soll die seit dem 12. Jahrhundert bestehende Anlage trotz
bestehender Fischtreppe platt gemacht werden. Klagen dagegen wurden
bereits abgewiesen. Dabei hatte Umweltminister Thorsten Glauber
versprochen, unter seiner Leitung kein einziges Wasserkraftwerk
stillzulegen.
Bild:
Müllermeister
Konrad Switalski (links) und der Speichersdorfer Landwirt Herbert
Nickl in der Mühle im Weidenberger Ortsteil Döhlau.
Ökofranken in
Schwierigkeiten / Erzeugergemeinschaft verlangt hohe Rückforderungen
- Mitglieder sprechen von einem Skandal
Itzgrund.
Gegen den Erzeugerzusammenschluss Ökofranken werden von Mitgliedern
schwere Vorwürfe erhoben. Nachdem der Vermarktungspool seit dem Jahr
2017 nicht mehr aufgelöst worden sei, sollen weit über 100 Bauern
jeweils hohe fünfstellige Beträge zurückzahlen. Grund dafür sei die
schlechte Marktlage. Ökofranken eG. Ist ein Zusammenschluss mit rund
300 Mitgliedern für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte
in Oberfranken und angrenzenden Gebieten mit Sitz in Itzgrund
(Landkreis Coburg). Die Bauern müssen dabei keinem Anbauverband
angehören, sie können auch die nach niedrigeren Standards erzeigte
EU-Ökoware liefern.
Ein
Biobauer aus Oberfranken spricht von horrenden Rückforderungen, weil
der Vermarktungszusammenschluss gewaltig in die Roten Zahlen
gerutscht sei. Ihm liege eine entsprechende Liste von Landwirten
vor. „Die Situation ist äußerst verfahren“ so der Landwirt.
Abgerechnet werde nach einem Poolsystem, bei dem der Preis je nach
Vermarktungslage höher oder tiefer liegen kann. Allerdings sei
dieser Pool seit 2017 nicht mehr aufgelöst worden. „Das hätte längst
passieren müssen.“ Die Rückforderungen schwanken dabei je nach
Liefermenge gewaltig. Wer nur fünf Tonnen angeliefert hat, müsse nur
50 bis 100 Euro zurückzahlen, wer allerdings 1000 Tonnen und mehr
geliefert hat, bei dem würde es sich entsprechend summieren.
Die
schlechte Marktsituation nimmt der Biobauer dem Zusammenschluss
nicht ab. Er sieht vielmehr Versäumnisse in der Geschäftsführung.
Dort sei schlecht gewirtschaftet worden. „Die haben dermaßen
schlecht verkauft, das hätte man doch längst merken müssen.“ So sei
Bio-Roggen zuletzt beispielsweise für 15 Euro pro Doppelzentner
abgerechnet worden. Hätte er herkömmlichen Roggen ohne jeden
Qualitätsanspruch an Biogasanlagenbetreiber verkauft, hätte er mehr
bekommen.
Außerdem
könne man doch nicht erst 2020 merken, dass man 2017 keine Erlöse
gehabt habe. Angeblich seien 2017, 2018 und 2019 ausschließlich
miserable Preise erzielt worden. Schon die Ernte 2019 sei ihm nicht
ausbezahlt worden, berichtet der Landwirt. Angeblich, weil bei ihm
Rückzahlen von über 10000 Euro offen stünden, da habe die
Geschäftsführung seine Lieferung einfach einbehalten.
Einem
Mitglied zufolge hat die Erzeugergenossenschaft bei den Banken
Verbindlichkeiten von rund einer Million Euro. „Das Geld will man
wahrscheinlich wieder reinholen.“. Der Biolandwirt fasst sich aber
auch an die eigene Nase. „Es war Leichtsinn von uns allen.“ Die
Preise seien ja wirklich nicht besonders hoch gewesen. Auf der
anderen Seite sei bis zum Jahr 2017 alles nahezu glatt gelaufen.
Meist habe es eine Nachzahlung gegeben, weil letztlich doch zu einem
besseren Preis verkauft wurde. Außerdem seien eventuelle Forderungen
für die Jahre vor 2017 ohnehin verjährt. Illusionen macht er sich
nicht: „Die Bauern werden wahrscheinlich wieder bluten müssen.“
Zu den
Vorwürfen wollte sich Vorstand Roland Schrenker auf Nachfrage nicht
äußern. Die Mitgliederversammlung vor wenigen Tagen fand nur online
statt, nur Mitglieder durften daran teilnehmen. Schriftlich teilte
Schrenker mit, dass die Ökofranken eG. über 300 Mitglieder hat.
Einige von ihnen bekämen eine Nachzahlung, andere, die über das
Poolsystem zu viel erhalten hätten, müssten es zurückzahlen. Was die
Verbindlichkeiten angeht, könnten die Mitglieder aus der Bilanz 2019
entnehmen, dass sich diese durch Forderungen aufheben, so Schrenker.
Er wies auch darauf hin, dass die Genossenschaft der jährlichen
Prüfung durch den Genossenschaftsverband unterliege. Mehr könne er
zum jetzigen Stand der Dinge nicht sagen. Dem Vernehmen nach wurden
Vorstand und Aufsichtsrat
bei der Jahreshauptversammlung nicht entlastet.
Foto:
Bei der Erzeugergemeinschaft Ökofranken
scheint es derzeit gewaltig zu stauben: Für Verluste aus den letzten
Jahren werden von den Mitgliedern Rückforderungen erhoben.
(Symbolbild).
„Schluss mit lustig“:
Landwirte fordern deutlich höhere Markterlöse / Forderungspapier an
Molkereien überreicht - 15 Cent mehr pro Liter Milch
Scheßlitz.
Unter dem Motto „Schluss mit lustig – uns geht die Luft aus“ haben
Mitglieder der Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LSV) und des
Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) ein Forderungspapier
an die Verantwortlichen von Molkereien und Schlachtbetriebe
überreicht. Darin verlangen sie deutlich höhere Erlöse für Milch,
Rinder, Schweine und Geflügel. In Scheßlitz (Landkreis Bamberg)
überreichten Marianne Schuster aus Pödeldorf für den BDM und Michael
Gabler aus Straßgiech (LSV) ein entsprechendes Papier an
Geschäftsleiter Wolfgang Dötzer und an zuständigen Betreuer der
Landwirte Johannes Mahr von dem zur Frischli-Gruppe gehörenden
Milchhof Albert.
Wir
fordern schon lange einen besseren Milchpreis, damit die
gesamtwirtschaftliche Situation für uns besser wird, sagte Michael
Gabler. „Wir bekommen seit Jahren immer weniger“, so der
Nebenerwerbslandwirt. Der Aufwand zur Produktion der Milch sei nicht
mehr gedeckt. Durch die Dürre und dem teureren Futterzukauf sei die
Situation in den zurückliegenden Jahren noch zusätzlich schlimmer
geworden. Gabler: „Für mich als kleinen Betrieb ist es einfach
schwierig, eigentlich legen wir im Moment drauf und müssen über
andere Betriebszweige wie dem Ackerbau querfinanzieren.“
In der
gleichen Situation befindet sich Marianne Schuster, die einen
Betrieb im Haupterwerb bewirtschaftet. „Wir müssen unsere Rechnungen
bezahlen, haben aber nicht den Erlös, den wir dafür brauchen. Bei
der BayWa zahlen wir beispielsweise 89 Euro für die Stunde und
selbst wird es uns verwehrt, zehn Euro in der Stunde zu verdienen“,
so die Landwirtin. In diesem Jahr fehlten ihrem Betrieb bereits rund
50000 Euro. Dabei arbeiteten die Landwirte jeden Samstag, jeden
Samstag, manchmal auch in der Nacht sowie an sämtlichen Feiertagen.
„Ich bin
mir sicher, bei den Molkereien bleibt genug hängen“, sagte Marianne
Schuster. 30, beziehungsweise 31 Cent pro Liter seien einfach zu
wenig. „Wir brauchen einen anderen Preis.“ Sie bekräftigte deshalb
noch einmal die Forderung nach 15 Cent mehr, zuzüglich der
Mehrwertsteuer.
Die
Situation der Vertragspartner sei auch der Molkerei bewusst, sagte
Johannes Mahr vom Milchhof Albert. Allerdings hatte man vor zehn
Jahren in Deutschland 28 Milliarden Kilogramm Milch, derzeit seien
es 34 Milliarden, von denen die Hälfte in den Export gehe. „Wenn wir
an dieser Situation wirklich etwas ändern wollen, wird das nur
funktionieren, wenn die gesamte Wertschöpfungskette, also
Verbraucher, Handel, Politik, Verarbeiter und Landwirte, an einem
Strang ziehen.“ Mahr gab auch zu bedenken, dass 70 Prozent der
deutschen Milch in genossenschaftlicher Hand, also in Bauernhand,
sind. Damit hätten es die Bauern doch auch selbst in der Hand, etwas
zu verändern. Er habe Verständnis für die Forderungen der Landwirte,
doch auch in den Molkereien werde im Schichtbetrieb an 365 Tagen im
Jahr und 24 Stunden am Tag gearbeitet. Kritisch merkte der
Molkerei-Sprecher an, dass es immer noch Expansionstendenzen bei den
Landwirten gebe, es werde immer noch gebaut und ausgebaut. Notwendig
sei nicht zuletzt eine konkrete europäische Mengensteuerung.
Bild:
Die beiden
Landwirte Marianne Schuster und Michael Gabler überreichten ein
Papier mit der Forderung nach deutlich höheren Markterlösen an
Johannes Mahr (rechts) vom Milchhof Albert in Scheßlitz.
Geld für Aufforstung
statt Prämien für Stilllegung / Bundesministerin Klöckner besichtigte
Waldschadensflächen im Coburger Land
Großheirath.
„Nicht nur am Amazonas brennen die Wälder, auch Frankens Wälder
brennen, jedoch ohne Rauch. Die Folgen aber sind die Gleichen.“ Mit
diesen dramatischen Worten hat der Vorsitzende der
Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken Wolfgang Schultheiß
beschrieben, was die oberfränkischen Waldbauern derzeit umtreibt.
Bei einem Besuch von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner
in Großheirath machte Schultheiß klar, dass ein Nachwachsen des
Rohstoffes Holz künftig so nicht mehr stattfinden wird. Nicht nur
die Erholungsfunktion der Wälder gehe dabei verloren, auch ein Stück
Heimat bleibe auf der Strecke.
Mit
Oberfranken war die Ministerin in eine der waldreichsten Regionen
Bayerns gekommen. Der dortige CSU-Bundestagsabgeordnete nannte
seinen Wahlkreis Coburg zusammen mit dem Nachbarlandkreis Kronach
den waldreichsten in Oberfranken. Deshalb habe die Politik hier auch
die Ernsthaftigkeit der Situation erkannt, versicherte Michelbach,
der von schweren Schäden in den Wäldern des Coburger Landes und vom
einem dramatischen Preisverfall auf dem Holzmarkt sprach.
Ministerin
Klöckner kündigte das mit 1,5 Milliarden Euro ausgestattete „größte
Aufforstungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik“ an. Damit
sollen rund 285000 Hektar wiederbewaldet werden. 99,5 Millionen
würden dabei nach Bayern fließen, acht Millionen Euro nach
Oberfranken, 1,3 Millionen Euro in das Coburger Land. Mit dem Geld
sollen vor allem standortangepasste Bäume gepflanzt und Schadholz
geräumt werden. Oberstes Ziel seien klimastabile Mischwälder.
Als
absolut falsch bezeichnete Klöckner die Forderung aus dem
Bundesumweltministerium, Wald stillzulegen. Waldstilllegungsprämien
stellten ein großes Problem dar, sagte sie. Stattdessen sollte ein
Mix zur Naturverjüngung standortangepasster Wälder geschaffen
werden. Auch die Ausgewogenheit von Wald und Wild lag der Ministerin
am Herzen. „Es dürfe weder Wald vor Wild, noch Wild vor Wald
heißen“, so Klöckner. Derartige Schlagworte würden nicht
weiterhelfen. Vielmehr seien die Waldbauern aufgefordert, durch
entsprechende Maßnahmen einen Verbissschutz zu schaffen.
Auch
Klöckner wusste, dass viele Waldbauern derzeit mit dem Rücken zu
Wand stehen. „Halten sie durch“, appellierte sie deshalb an die
Waldbauern und gab zu bedenken, dass deren Arbeit für kommende
Generationen geschehe. Insofern sei die Arbeit der Waldbauern auch
ein Stückweit Bewahrung der Schöpfung.
Bundesministerin Klöckner hatte sich bei ihrem Termin in Coburg
nicht nur mit Verantwortlichen der Waldbesitzervereinigungen und der
Fortwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken getroffen, sie
besichtigte auch eine große Schadfläche und ein
Wiederaufforstungsprojekt im Ortsteil Watzendorf.
Zuvor
hatte der Abgeordnete Michelbach die über 18000 Hektar Wald in
seinem Landkreis nicht nur als wichtiges Erholungsgebiet und
bedeutenden Lebensraum für Tiere und Pflanzen bezeichnet. Der Wald
sei vor allem auch wichtiger Wirtschaftsfaktor. Geld für den Wald
sei deshalb auch immer gut angelegtes Geld.
Auch für
die Gemeinde Großheirath habe der Wald eine großes Bedeutung, so
Bürgermeister Udo Siegel. Von den 320 Hektar Wald seien 80 Hektar im
Gemeindebesitz. An vielen Stellen würden der Borkenkäferbefall und
das enorme Schadholzaufkommen bereits erschreckend ins Auge fallen.
Bilder:
1. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei ihrem Besuch
in Großheirath im Landkreis Coburg. 2. Wolfgang
Schultheiß (rechts), zeigt Ministerin Julia Klöckner eine
Schadfläche bei Watzendorf in der Gemeinde Großheirath. Links im
Bild der örtliche Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach.
3. Unter den Augen ihres Stimmkreiskollegen hat sich
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in das Goldene Buch
der Gemeinde Großheirath eingetragen.
Facebook und Co
erklären Landwirtschaft / VMB zog Bilanz: Corona hat Milchmarkt
durcheinandergewirbelt
Bayreuth.
Bodenvergifter, Giftspritzer, Tierquäler: Das Image der
Landwirtschaft in weiten Teilen der Bevölkerung ist nicht gerade das
Beste. Andreas Wolfrum aus Döberlitz im Landkreis Hof hat bereits
2017 eine umfassende Social-Media-Kampagne gestartet, um das zu
ändern. Beim Infotreff Milch des Verbandes der Bayerischen
Milcherzeuger (VMB) in Bayreuth stellte der 29-.jährige Landwirt
seine Aktivitäten vor und ermunterte die Berufskollegen, aktiv zu
werden: „Wir müssen selbst agieren und nicht immer nur reagieren“.
Über 11000
Abonnenten hat allein seine Facebook-Seite, seine Bilder und
Kurzvideos sehen regelmäßig viele Tausend User. Auch auf Instagram
und You Tube ist Andreas Wolfrum unterwegs. Nicht nur das örtliche
Fernsehen, auch der Radiosender Antenne Bayern und viele andere
Medien sind dadurch bereits auf ihn aufmerksam geworden. Andreas
Wolfrum bewirtschaftet im nördlichsten Teil Oberfrankens einen
konventionellen Milchviehbetrieb mit rund 100 Milchkühen, außerdem
betreibt er mit einem Nachbarn eine Biogasanlage.
„Nutztierhaltung wird in Zukunft nur noch funktionieren, wenn wir
die Landwirtschaft der Öffentlichkeit und der Politik erklären“, so
Andreas Wolfrum, Mitglied der BBV-Kreisvorstandschaft in Hof und
Sohn von Kreisbäuerin Karin Wolfrum. Man müsse nach außen
kommunizieren, dass Tierwohl entgegen mancher Meinung für die Bauern
ganz oben auf der Agenda steht.
Größtes
Problem dabei sei es, dass es immer weniger Landwirte gibt und
dadurch auch der Bezug der Gesellschaft zur Landwirtschaft immer
mehr abnimmt. Dazu komme, dass viele Verbraucher idyllische
Vorstellungen von der Landwirtschaft haben und dass sie empfänglich
für Negativschlagzeilen sind. Dabei entstehe so manche Diskrepanz:
„Jeder will regionale Lebensmittel, aber keinen will einen
Stallneubau“, so Andreas Wolfrum. Dieses Phänomen gelte auch für
andere Bereiche: „Jeder will erneuerbare Energien, aber keiner will
Windräder“.
Mit seinen
Facebook-, Instagram- und You Tube-Aktivitäten will Andreas Wolfrum
die klassische Öffentlichkeitsarbeit nicht in Abrede stellen. Ein
Vorteil sei es allerdings, absolut spontan auf alles reagieren und
selbst bestimmen zu können, was dargestellt werden soll. Unschlagbar
sei die Verbreitung: „Wir kommen mit den sozialen Medien vom
tiefsten Land in das höchste Hochhaus der Stadt“. Außerdem könne man
mit einer realistischen Darstellung auch mit so manchen Vorurteil
aufräumen. Das Bauer-sucht-Frau-Klischee etwa, sei nicht gerade
hilfreich und viele Menschen glaubten immer noch, dass Landwirte den
ganzen Tag mit zerrissenen Hosen und verdreckten Hemden herumlaufen.
Den Strukturwandel werde man freilich nicht aufhalten können und so
manch abwegige Meinung werde man aushalten müssen. „Jeden zu
bekehren, das geht nicht“, so Andreas Wolfrum.
Neben dem
Hauptreferat von Andreeas Wolfrum zog Geschäftsstellenleiter Jürgen
Geyer aus Kempten eine gemischte Bilanz über den Milchmarkt der
zurückliegenden Monate. Corona habe alles kräftig
durcheinandergewirbelt, so sein Fazit. Eigentlich sei man gut ins
Frühjahr gestartet. Doch mit Corona seien die Absätze im globalen
Handel binnen kürzester Zeit eingebrochen. „Corona hat uns komplett
aus den Socken gehoben und Gesellschaft wir Wirtschaft total
durcheinandergebracht. Grenzen seien geschlossen, Handelsströme
unterbrochen worden und die Welthandelspreise seien komplett nach
unten gegangen. Den Tiefststand habe man dann im Juni mit einem
durchschnittlichen Milchpreis von 31 Cent pro Kilogramm
konventionell erzeugter Milch erreicht.
Auch wenn
beispielsweise alle Weihnachtsfeiern wegfallen werden und Hotels,
Großküchen und Kantinen immense Probleme haben, blicken die
Verantwortlichen optimistisch in Zukunft. Positive Tendenzen und
Zeichen der Entspannung seien erkennbar, der Warentransfer werde
sich wieder normalisieren. Trotzdem rechne man unterm Strich für
2020 mit einem Gesamtmilchpreis, der um etwa einen Cent unter dem
des Jahres 2019 liegen werden.
Bild:
Setzt auf
Facebook, Instagram und You Tube zu einer besseren Außendarstellung
der Landwirtschaft: Andreas Wolfrum aus dem Landkreis Hof.
Zufrieden mit der
Ernte – Unzufrieden mit der Politik / BBV: „Jeder zweite
Ferkelerzeuger wird 2021 aufgeben“ - Bauernverband zieht zum
Erntedankfest gemischte Bilanz
Kulmbach.
Auf eine knapp unterdurchschnittliche Ernte können die Landwirte im
Landkreis Kulmbach zurückblicken. „Die Bestände sind nicht
überragend, aber trotz aller Wetterkapriolen können wir mit dem
zurückliegenden Erntejahr zufrieden sein“, sagte BBV-Kreisobmann
Wilfried Löwinger im Vorfeld des Erntedankfestes, das heuer
Corona-bedingt nicht, wie ursprünglich geplant, in großem Rahmen
gefeiert werden kann.
Erntedank
sei eines der größten Feste in der Landwirtschaft. Es habe nach wie
vor seine Berechtigung, auch wenn die Regale voll sind, so Löwinger.
Das zurückliegende Erntejahr sei von einer so großen
Frühjahrstrockenheit geprägt gewesen, dass man im April und Mai noch
mit sehr gemischten Gefühle auf die weitere Entwicklung blicken
musste. „Eine Frühjahrstrockenheit in derart ausgeprägter Form
hatten wir noch nie“, sagte der Kreisobmann. Nachdem in den
Sommermonaten die ganz große Hitze ausgeblieben sei, habe man aber
wieder zuversichtlich nach vorne blicken können.
Als
Sorgenkind bezeichnete Löwinger die Wintergerste mit minderen
Erträgen. Zufriedenstellend sei die Situation dagegen beim Mais und
beim Grünland. Nachdem der erste Schnitt katastrophal gewesen sei,
habe der zweite und dritte Schnitt wieder einigermaßen Erträge
gebracht, so dass genug Futter für den Winter da ist.
So
zufrieden die Bauern mit der Ernte sind, so unzufrieden sind sie mit
dem politischen Umfeld. „Wir sind auf dem besten Weg, die
Landwirtschaft und vor allem die Tierhaltung hierzulande kaputt zu
machen“, so Löwinger. Schuld daran seien politische Entscheidungen,
die in keiner Weise mehr der Praxis entsprechen und von den
Landwirten nicht mehr nachvollzogen werden können. Als Beispiel
nannte er die Nutztierverordnung, die längst nicht mehr mit der
Praxis vereinbar sei. Das gleiche gelte für die Düngeverordnung oder
für das Kastrationsverbot.
Schließlich müssten alle Bauern, aber ganz besonders die
Schweinehalter und Ferkelerzeuger derzeit die Zeche für den
„Tönnies-Skandal“ zahlen. Die Preise seien im Keller und jetzt
müssten die Landwirte auch noch mit dem Ausbruch der Afrikanischen
Schweinepest kämpfen. „Das hat das Fass jetzt wirklich zum
Überlaufen gebracht“, so Löwinger. Dabei habe man noch Glück im
Unglück gehabt, dass es eineinhalb Jahre dauerte, bis die für den
Menschen völlig ungefährliche Tierseuche nach Deutschland
übergeschwappt ist. Löwinger geht davon aus, dass aufgrund der
aktuellen Entwicklungen im kommenden Jahr 50 Prozent aller
Ferkelerzeuger aufgeben werden.
„Wir
wissen, was wir an unseren Landwirten haben“, stellte sich Landrat
Klaus Peter Söllner demonstrativ an die Seite der Bauern. Söllner
bedauerte, dass es heuer keine Erntedankveranstaltungen gibt, seien
sie doch immer die beste Werbung für die Landwirtschaft gewesen. Die
Bauern im Kulmbacher Land arbeiteten mit höchster Verantwortung und
versorgten die Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln. „Für uns im
ländlichen Raum ist die Landwirtschaft ein ganz wichtiger Partner.“
Bewahren
und erhalten, das gelte für den Bauernstand seit Jahrhunderten,
sagte Kreisbäuerin Beate Opel. Die Auflagen und Verordnungen seitens
der Politik seien nicht nur kaum umzusetzen, sie würden auch die
Bauernfamilien extrem belasten. Der Kreisbäuerin zufolge zeige
Corona auch, dass man auf die einfachen Dinge des Lebens wieder mehr
Wert legen und nicht immer nach größer, besser und weiter streben
sollte. Für Beate Opel sei die Corona-Krise insofern besonders
belastend, als dass die Landfrauenarbeit praktisch zum Erliegen
gekommen ist. „Ich vermisse meine Landfrauen sehr“, sagte sie und
kündigte für das Winterhalbjahr zumindest wieder Treffen auf
kleinerer Ebene an.
Der
Bauernverband sei trotz Corona stets für seine Mitglieder da
gewesen, so Geschäftsführer Harald Köppel. Die Geschäftsstelle sei
stets offen gewesen und die Online-Bewältigung aller Aufgaben habe
besser funktioniert, als zunächst gedacht. Gleichwohl gab auch
Köppel zu bedenken, dass viele persönliche Kontakte auf der Strecke
geblieben sind.
Bild:
Mit gemischten
Gefühlen blicken die Kulmbacher Landwirte zum Erntedankfest in die
Zukunft. Im Bild von rechts: Kreisobmann Wilfried Löwinger,
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Kreisbäuerin Beate Opel und der
Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner.
Ökologisch sinnvoll
und auf Dauer günstiger / Solare Trocknungsanlage reduziert
Klärschlamm um weit über die Hälfte
Bayreuth.
Die Ausbringung von Klärschlamm auf landwirtschaftlich genutzten
Flächen ist nach der Novellierung der Düngemittelverordnung
eigentlich nicht mehr möglich. Also muss man sich auf der Suche nach
neuen Lösungen machen. Eine besonders innovative Lösung gibt es
schon seit 2016 im Bayreuther Klärwerk. Hier entstand eine solare
Trocknungsanlage, mit deren Hilfe die Menge des mechanisch
entwässerten Schlamms aus den Faultürmen von rund 11000 Tonnen pro
Jahr auf etwa 3700 Tonnen pro Jahr verringert wird. Wie das
funktioniert, das konnten zahlreiche Bürgermeister aus dem Landkreis
bei einer von der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel Fischer
organisierten Führung durch das Klärwerk erleben.
Durch die
Trocknung wir die Menge wesentlich reduziert, sagte Lothar Ziegler,
Leiter des Abwasserbetriebs im Klärwerk Bayreuth. Die rund sechs
Millionen Euro teure solare Trocknungsanlage, die 2016 in Betrieb
gegangen war, sei von Anfang an ökologisch sinnvoll gewesen und
werde sich in vier Jahren amortisiert. Die Ersparnis an
Entsorgungskosten pro Jahr bezifferte Ziegler auf rund 800000 Euro.
Vertragspartner
für die Klärschlammentsorgung ist das Unternehmen Südwasser. Das
Tochterunternehmen der Bayernwerk AG verwertet den Klärschlamm
thermisch über Zementwerke, Kohlekraftwerke und
Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen. Konkret hat die solare
Trocknungsanlage eine Größe von 120 mal 60 Metern, sie ist damit so
groß wie ein Fußballfeld. Sie sieht aus, wie ein herkömmliches
Gewächshaus, in dem sich der Schlamm zur Trocknung auf fünf Straßen
verteilt. Die Wärme kommt von der Sonne und von der benachbarten
Biogasanlage. Wie beim einem Heuwender wird der trockene Schlamm
ständig nach unten und der feuchte nach oben transportiert. Die
feuchte Luft wird über Abluftwäscher nach außen transportiert. Nach
einem Monat bleiben 90 Prozent Trockenmasse und zehn Prozent Wasser
übrig. Die Trockenmasse wird wöchentlich von drei Lkw abgeholt.
Nachdem
die Ausbringung von Klärschlamm in der Landwirtschaft kritisch
geworden ist, seien innovative Lösungen wie in Bayreuth von großer
Bedeutung, sagte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Der
stellvertretende Landrat Klaus Bauer bezeichnete die Abwärmenutzung
durch die benachbarte Biogasanlage als echten Glücksfall für beide
Partner. Die Reduzierung von Klärschlamm sei genauso wie beim Müll
extrem wichtig geworden, so Oberbürgermeister Thomas Ebersberger.
Die Müllverbrennungsanlage Schwandorf habe keinerlei
Erweiterungskapazitäten mehr und nehme spätestens in zwei Jahren
keinen Gewerbemüll mehr an.
An das
Klärwerk Bayreuth sind neben der Stadt auch die Umlandgemeinden
Eckersdorf, Creußen sowie Teile von Haag und damit etwa 90000
Einwohner angeschlossen. Im kommenden Jahr sollen außerdem
Neunkirchen, Mistelbach und die restlichen Ortsteile von Haag
dazukommen. „Wir hätten aber noch Kapazitäten frei“, sagt Lothar
Ziegler. Die Haupteinleitungen kämen allerdings nicht von
Privathaushalten, sondern von großen Industriebetrieben, wie dem
Schlachthof, der Käserei oder der Brauerei Gebrüder Maisel. Das
Klärwerk hat eine Größe von zehn Hektar Fläche, zwischen dem Zulauf
und dem Anlauf liegt ein Kilometer Strecke. Tagsüber ist die Anlage
mit 22 Mitarbeitern besetzt.
Bilder:
1. Lothar
Ziegler leitet den Abwasserbetrieb im KLärwerk Bayreuth.
2, Lothar Ziegler erläutert, wie
Klärschlamm um weit über die Hälfte reduziert werden kann. Rechts im
Bild die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer.
2. Wie ein Gewächshaus, nur ohne Pflanzen: die solare
Trocknungsanlage im Klärwerk Bayreuth.
Flächenprämien nur für
aktive Landwirte / Europaabgeordnete Monika Hohlmeier bei
BBV-Bezirksversammlung
Himmekron,
Lks. Kulmbach. Die oberfränkische Europa-Abgeordnete Monika
Hohlmeier (CSU) will sich für eine gerechtere Verteilung von
Flächenprämien stark machen. „Die EU-Zahlungen an Landwirte sollen
ein Einkommensausgleich sein und kein attraktives Investment“, sagte
sie bei der BBV-Bezirksversammlung vor den oberfränkischen
Kreisbäuerinnen und Kreisobmännern in Himmelkron.
Die
Kommission müsse einen genauen Überblick darüber haben, wer
eigentlich die Flächenprämien bekommt. Es könne nicht sein, dass
große Flächen von Investoren angekauft, und dann gar nicht
landwirtschaftlich genutzt werden. Für den Investor lohne sich die
Hektarprämie, doch beim Landwirt entstehe ein gewaltiger
Konkurrenzdruck.
Um das
künftig zu verhindern kündigte Hohlmeier ein „Echtzeit-Info-System“,
an, das vor allem mehr Transparenz schaffen soll. Darüber hinaus
sollen die Obergrenzen der Zahlungen gekappt und ausschließlich auf
natürliche, nicht auf juristische Personen ausgelegt werden. Davon
würden alle bäuerlichen Betriebe profitieren. „Millionäre, die
tausende von Hektar aufkaufen, werden bei der Flächenprämie dagegen
künftig leer ausgehen“, sagte die Abgeordnete. Hohlmeier: „Wenn wir
das Geld vernünftig verteilen, dann kriegen es auch die Richtigen.“
Wer dagegen kein aktiver Landwirt sei, der benötige auch keinen
Einkommensausgleich.
Nach den
Worten der Abgeordneten sollen in der künftigen gemeinsamen
Agrarpolitik außerdem 40 Prozent der Gelder für Klimamaßnahmen
verwendet werden. Das große Problem dabei werde sein, was die
Kommission als klimarelevant einstuft. Daneben sollen in der
künftigen GAP auch soziale Belange ihren Niederschlag finden.
Illegale Beschäftigung dürfe dann kein Thema mehr sein. In
Deutschland existierten entsprechende Regelungen, ganz im Gegensatz
zu anderen EU-Staaten allerdings längst.
Der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif forderte die Abgeordnete
bei allen ihren Aktivitäten auf, dafür zu sorgen, dass die Landwirte
nicht mit noch mehr Bürokratie überzogen werden. Vor allem kleine
Familienbetriebe, die vielleicht nebenbei noch die eine oder andere
Ferienwohnung anbieten, dürften nicht mit noch mehr Bürokratie
belastet werden.
Immer mehr
Auflagen sorgten dafür, dass immer weniger junge Leute die
Landwirtschaft weiterführen, sagte der Bamberger Kreisobmann Edgar
Böhmer. Er kritisierte vor allem die Umsetzung von EU-Vorgaben auf
Bundes- und Landesebene, wo „immer noch eins draufgesetzt“ werde. Da
stelle sich für ihn schon die grundsätzliche Frage, ob
landwirtschaftliche Produktion so noch gewollt sei, oder nicht. Die
Bauern hätten derzeit Null-Planungssicherheit, was durch die
Corona-Krise noch einmal verschärft worden sei. Nur Erschwernisse
und Auflagen, das könne mit der Zeit nicht gut gehen, schon jetzt
würde viele Berufskollegen den psychischen Druck nicht mehr
standhalten.
Das Verbot
der betäubungslosen Ferkelkastration bedauerte bei dem Gespräch die
Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. Für sie sei die Sache aber noch
nicht gelaufen, denn das Verbot sei ausschließlich auf den
Koalitionspartner SPD zurückzuführen. Unter einer neuen politischen
Konstellation werde sie das Thema erneut zur Sprache bringen.
Bild:
Diskutierten bei der oberfränkischen Bezirksversammlung in
Himmelkron mit den Kreisbäuerinnen und Kreisobmännern (von links):
der Bundestagsabgeordnete Friedrich, die Europaabgeordnete Monika
Hohlmeier und die Bundestagabgeordnete Emmi Zeulner.
Nächtliche Sternfahrt
und Mahnfeuer zum Auftakt der Agrarministerkonferenz
Lahm.
Aus Solidarität mit den Berufskollegen bei der
EU-Agrarministerkonferenz in Koblenz hat der Zusammenschluss „Land
schafft Verbindung - Landwirtschaft verbindet Bayern“ eine
Sternrundfahrt über Lichtenfels, Bad Staffelstein und Ebensfeld nach
Lahm im Itzgrund veranstaltet. Dort tauschten sich die Aktivisten am
Abend bei einem Mahnfeuer unter dem Motto „Wegen uns muss der
Regenwald nicht brennen“ aus, nachdem Lothar Teuchgräber,
stellvertretender Lichtenfelser BBV-Kreisobmann aus Bad
Staffelstein, noch einmal die wichtigsten Forderungen des
Bauernprotestes verkündet hatte. Eine Änderung der Umwelt- und
Tierwohlstandards dürfe nicht zu Lasten der Sozialstandards und der
Einkommen der Bauern gehen, lautete eine der zentralen Botschaften.
Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland verlagere die Probleme
nur. Je mehr Agrarprodukte importiert werden, desto mehr Regenwald
wird gerodet“, so Teuchgräber. An der Sternfahrt hatten sich an die
50 Schlepper, teilweise mit Transparenten, beteiligt.
Trockenheit und
Kalamitäten machen Coburger Wald zu schaffen / WBV beklagt fehlende
politische Unterstützung
Watzendorf.
Soll man die Fichte aufgeben oder nicht, darüber streiten sich
selbst Fachleute. Ralf Keller, stellvertretender Geschäftsführer der
Waldbauernvereinigung Coburger Land, meint, man sollte die
restlichen Fichten, die es noch gibt, schützen. Etwa durch
Waldhygiene. Dort, wo die Fichte noch steht, müsse man den Wald vom
Borkenkäfer frei räumen. Andernfalls würde das benötigte Fichtenholz
aus dem Ausland, etwa aus Sibirien, importiert.
Eine ganz
andere Auffassung vertrat bei einem Ortstermin in Watzendorf bei
Seßlach der stellvertretende Coburger Landrat Christian Gunsenheimer
(Freie Wähler). Die Kombination von Trockenheit und Kalamitäten
werde dazu führen, dass man sich gedanklich von der Fichte
verabschieden muss, sagte er. „Wir werden generell mit der Fichte
nicht mehr glücklich werden“, so Gunsenheimer.
Vor dem
Hintergrund des Klimawandels sagte er voraus, dass die Trockenheit
der zurückliegenden drei Jahren künftig der Dauerzustand sein wird.
„Trockenheit und Sturmschäden werden wir noch öfter bekommen“, so
der stellvertretende Landrat. Deshalb müsse man mit dem Thema
ganzheitlich umgehen, das bedeute zum Beispiel,
Holzhackschnitzelheizungen stärker zu forcieren, mehr mit Holz zu
bauen und dies auch in den Regularien der Bauvorschriften so
festsetzen.
Die große
Bedeutung des Waldes im Landkreis Coburg machte der WBV-Vorsitzende
Wolfgang Schultheiß an einer ganzen Reihe an Zahlen deutlich. Er
bezeichnete die WBV als „größte Klimaschutzorganisation Coburgs“.
Gehe man davon aus, dass der Wald rund zehn Tonnen Kohlendioxid pro
Hektar und Jahr bindet, dann komme man im Landkreis auf rund 200000
Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Das entspreche dem Jahresausstoß von
etwa 100000 Pkw, wobei es im Landkreis Coburg aber nur etwa 50000
Pkw gebe.
Aktuell
sprach Schultheiß von der „größten Käferkalamität seit
Menschengedenken“. Der Verfall des durchschnittlichen Holzpreises
von 90 auf 25 Euro pro Festmeter spreche für sich. Minderwerte
Sortimente und Hackschnitzel seien derzeit absolut unverkäuflich.
Der Vorsitzende beklagte außerdem, dass es aktuell weder finanziell
noch emotional irgendeine politische Unterstützung für die
Waldbesitzer gebe. Dazu kämen unglückliche Aussage von
Ministerpräsident Markus Söder, der sich für einen „urigen Wald mit
Totholz“ statt eines Wirtschaftswaldes ausgesprochen hatte und das
ständige Gerede von Waldstilllegungen.
Schultheiß
hatte aber auch eine Reihe von Handlungsempfehlungen parat, die er
bei dem Ortstermin dem stellvertretenden Landrat und dem Coburger
CSU-Landtagsabgeordneten Martin Mittag erläuterte. Dazu gehöre die
Borkenkäferbekämpfung mit Insektiziden genauso, wie entsprechende
Rahmenbedingungen für eine zügige Abfuhr des Holzes aus dem Wald.
Möglich sollte es auch wieder sein, das Holz mit 500 Metern Abstand
aus dem Wald zu bringen und auf landwirtschaftlichen Flächen zu
lagern, ohne dass es mit dem Kulturlandschaftsprogramm Konflikte
gebe. Alle Waldbesitzer, die nicht in der Lage seien, innerhalb von
einigen Wochen ihre Wälder aufzuarbeiten, sollten aufgefordert
werden, sich an Sammeldurchforstungen und –vermarktungen zu
beteiligen.
Was den
Wildverbiss angeht, forderte der WBV-Vorsitzende eine höhere
Abschussquote sowie eine Förderung des Baus von Schutzzäunen. Nicht
zuletzt sei auch eine Neuauflage der Förderung für Biomasseheizungen
notwendig. Corona-bedingt seien der WBV Coburg, die zusammen mit der
WBV Kronach und der WBV Lichtenfels eine Biomasse GmbH betreibt,
einige große Abnehmer von Hackschnitzeln wie etwa die Therme Bad
Staffelstein weggebrochen, so dass sogar die Auflösung der Biomasse
GmbH im Raum steht.
Die WBV
Coburg hat rund 1000 Mitglieder mit einer Waldfläche von zusammen
12000 Hektar.
Bild:
Der
stellvertretende WBV-Vorsitzende Daniel Angermüller,
stellvertretender Landrat Christian Gunsenheimer, WBV-Vorsitzender
Wolfgang Schultheiss und der Landtagsabgeordnete Martin Mittag (von
links) bei einem Ortstermin nahe Watzendorf bei Seßlach.
Klöckner in Kulmbach:
Tierwohl und Trockenheit / Bundeslandwirtschaftsministerin
diskutierte mit Junglandwirten
Kulmbach.
Die Region Kulmbach steht für Ernährung, für gute fachliche Praxis
sowie für Einklang von Natur und Produktion. Dieses Fazit zog
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei ihrem Besuch in
der Region. Klöckner besichtigte unter anderem das Unternehmen Raps
und das Max-Rubner-Institut und sprach mit Vertretern des Uni Campus
Kulmbach. Während der Unternehmensbesuch und die Stippvisite im
Max-Rubner-Institut weitgehend nichtöffentlich stattfanden, gab es
zuvor eine Diskussion mit Junglandwirten auf einem Feld zwischen
Appenberg und Gundersreuth bei Mainleus. Gleich zu Beginn ihres
Besuches hatte sie die Aufgabe, die Bauern mit einer negativen
Meldung zu konfrontieren: Die für Januar 2021 geplante welt