Eigenverbrauch
am effizientesten / Aktionstag Photovoltaik in den
Landwirtschaftlichen Lehranstalten
Bayreuth.
„E-Mobilität ist effizient, zukunftsweisend und
macht Spaß.“ Gans so einfach, wie es Rita Haas vom
Technologie- und Förderzentrum Nachwachsende
Rohstoffe in Straubing beim Aktionstag Photovoltaik
an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in
Bayreuth formuliert hat, ist es im
landwirtschaftlichen Bereich dann allerdings doch
nicht. Thomas Ludwig vom Landmaschinenhersteller
Fendt aus Marktoberndorf sprach von Einschränkungen.
„In den
Volllastbereich können wir nicht rein“, sagte er.
Dennoch sei der E-Traktorlängst keine Zukunftsmusik
mehr. Mit dem Fendt e100 Vario sei bereits ein
Schlepper serienreif auf dem Markt. Die Akkuleistung
sei stark abhängig von der jeweiligen Arbeit.
Allerdings mache der e-Fendt eher Sinn mit einer
eigenen Photovoltaik-Anlage oder mit einem eigenen
Windpark. Ein regelmäßiges Laden an der nächsten
Station sei eher umständlich und aufwändig. Thomas
Ludwig sprach deshalb auch die Empfehlung aus, den
E-Traktor aus dem Hause Fendt für den kommunalen
Bereich, oder als Schmalspurversion für Weinbau,
Obstbau oder im Indoor-Bereich, also in
Gewächshäusern einzusetzen.
Eine weitere
Möglichkeit für die Zukunft könne nach den Worten
des Fendt-Managers die Brennstofftechnologie sein.
Hier gebe es bislang allerdings erst drei Schlepper,
die derzeit im Testbetrieb laufen. Wenn sie zur
Serienreife gelangten, dann allerdings auch nur für
den mittleren Leistungsbereich, schränkte er ein.
Thomas Ludwig gab dabei auch zu bedenken, dass die
Antriebstechnik im landwirtschaftlichen Bereich
gerade einmal 8,5 Prozent des gesamten
CO-2-Ausstoßes ausmacht.
Während sich
der Fendt-Sprecher mit der Nutzung der regenerativen
Energie beschäftigte, widmete sich Daniel F. Eisel
vom Technologie- und Förderzentrum Straubing mehr
der Erzeugung. „Alle Dächer voll machen“, so lautete
seine Devise, wenn es um die Installation von
Photovoltaik-Anlagen geht. Damit könne der Landwirt
Abhängigkeiten verringern, Einkommen erzeugen, seine
Energiekosten reduzieren, beziehungsweise auf
niedrigem Niveau fixieren. „Mit Hilfe der
Photovoltaik kann der Landwirt die Energieversorgung
dekarbonisieren“, sagte Daniel F. Eisel.
Doch was tun,
wenn, wie derzeit bei vielen Photovoltaik-Anlagen,
die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz
ausläuft? Raphael Haug, Produktmanager von der
Maschinenring Landenergie empfahl betroffenen
Bauern, die Umstellung auf Eigenverbrauch zu prüfen,
denn der sei noch immer die sinnvollste Möglichkeit.
Über die Landenergie der Maschinenring gebe es
außerdem die Möglichkeit zur Direktvermarktung, was
vor allem dann sinnvoll sei, wenn es keine Chance
zum Eigenverbrauch gebe. Dafür kämen allerdings nur
kleinere Anlagen mit einer Leistung zwischen 25 und
99 KW in Frage. Immerhin biete die Landenergie eine
Preisgarantie bis Ende des Jahres und die monatliche
Gutschrift biete auch entsprechende
Planungssicherheit.
Direktlieferungen an den Nachbarn seien zwar
rechtlich zulässig, jedoch praktisch nur schwer
umsetzbar. Als Grund dafür nannte Raphael Haug die
hohen Hürden bei den energierechtlichen Vorgaben.
Auch bei der Direktvermarktung auf eigene Faust
seien verschiedene gesetzliche Voraussetzungen zu
beachten.
Bild:
Hochkarätige Gäste konnte Bezirkstagspräsident Henry
Schramm (5. von rechts) beim Aktionstag Photovoltaik
auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen
Lehranstalten in Bayreuth willkommen heißen. Der
Bezirk ist Träger der Eirichtung.
Klauenpflege,
Kälberaufzucht und regionale Kreisläufe / 18
„Staatlich Geprüfte Wirtschafter für Landbau“ an
der Bayreuther Landwirtschaftsschule verabschiedet
Bayreuth.
Sie dürfen sich ab sofort als „Staatlich Geprüfter
Wirtschafter für Landbau“ bezeichnen: 18 junge
Leute, aus den sechs oberfränkischen Landkreisen
Bamberg, Bayreuth, Coburg, Kronach, Kulmbach und
Lichtenfels, die während der zurückliegenden drei
Semester die Landwirtschaftsschule in Bayreuth
absolviert haben. Aus den Händen von Schulleiter Uwe
Lucas erhielten die sechs Damen und 12 Herren im
Rahmen einer Feierstunde ihre Abschlusszeugnisse.
Die
Themenpalette der zurückliegenden eineinhalb Jahre
war breit gefächert. Sie reichte von erneuerbaren
Energien und Klauenpflege über muttergebundene
Kälberaufzucht bis zu Ökolandbau sowie den
verschiedensten Umwelt- und Naturschutzthemen. Das
dreisemestrige Studium setzte einen Berufsabschluss
in einem anerkannten Ausbildungsberuf der
Landwirtschaft und zusätzlich ein Jahr einschlägige
Berufspraxis voraus. Der jüngste der Absolventen war
18, der älteste 28 Jahre jung.
„Sie haben
einen großen Meilenstein in ihrer beruflichen
Fortbildung erreicht“, sagte Schulleiter Uwe Lucas
bei der Übergabe der Zeugnisse. Er zählte noch
einmal alle Fächer auf, in denen die Absolventen
mehr als 1000 Unterrichtsstunden absolviert hatten.
Dazu kam eine Vielzahl von Exkursionen,
Betriebsbesichtigungen und Seminaren.
Semesterleiterin Theresa Bauer erinnerte an einige
besondere Aktionen des Jahrgangs. So hätten die
Absolventen beispielsweise an den Bauerndemos in
Berlin teilgenommen, den Agrarausschuss im
Bayerischen Landtag besucht und Schülern des
Richard-Wagner-Gymnasiums in Bayreuth Landwirtschaft
nähergebracht.
Der Bayreuther
Landrat Florian Wiedemann bezeichnete die
Absolventen als Zukunft der Landwirtschaft in
unserer Region. Die Landwirtschaft benötige einen
bestens ausgebildeten Nachwuchs, denn die
Anforderungen An die Bauern würden immer größer. Die
Landwirte vor Ort seien diejenigen, die regionale
Wirtschaftskreisläufe aufrechterhalten und dafür
sorgten, dass Deutschland nicht auf Importe
angewiesen sei.
Aus dem
Bayerischen Landtag waren Stefan Frühbeißer (Freie
Wähler) und Tim Pargent (Grüne) als Gratulanten
gekommen. „Wir können stolz sein, dass derart
hochqualifizierte Landwirtschaft vor Ort
stattfindet“, sagte Frühbeißer. Pargent würdigte den
Gemeinschaftssinn der Absolventen und appellierte an
sie, Neugier und Wissbegierde beizubehalten.
Als die drei
Jahrgangsbesten wurden Louisa Riedl aus Lanzendorf,
Marina Grebner aus Wilhelmsthal undTobias Spiller
aus Himmelkron ausgezeichnet.
Die
19 künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter für
Landbau“ sind:
aus dem
Landkreis Bamberg: Johannes Hänchen (Neudorf),
Vanessa Sauer (Oberleinleiter), Bernhard Schäfer
(Neudorf) und Eva Willert (Dietendorf);
aus Stadt und
Landkreis Bayreuth: Anna Büttner (Neuhof), Paul
Jander (Bayreuth), Fabian Lang (Oberschwarzach),
Philipp Neithardt (Plösen), Leonie Rauh (Wiesentfeld)
und Andreas Ziegler (Eichenstruth);
aus dem
Landkreis Coburg: Edwin Herbst (Ebersdorf) und Elias
Thamm (Neustadt);
aus dem
Landkreis Kronach: Marina Grebner (Wilhelmsthal);
aus dem
Landkreis Kulmbach: Louisa Redl (Lanzendorf), Tobias
Spiller (Himmelkron) und Julia Stenglein (Oberpöllitz);
aus dem
Landkreis Lichtenfels: Maximilian Reindl (Altenkunstadt)
und Maximilian Rieger (Mainroth).
Bilder:
1. Schulleiter Uwe Lucas und Semesterleiterin
Theresa Bauer (von rechts) sowie Landrat Florian
Wiedemann (2. von links) gratulierten den
Jahrgangsbesten Marina Grebner (links), Louisa Riedl
und Tobias Spiller.
2. 18 künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter
für Landbau“ konnte Schulleiter Uwe Lucas (rechts)
nach drei Semestern an der Landwirtschaftsschule in
Bayreuth verabschieden.
Stallbau als
Visitenkarte der Landwirtschaft / Semesterarbeit an
der Coburger Hochschule beschäftigte sich mit
„Stallbau in fränkischer Kulturlandschaft“ –
Ausstellung in Münchberg
Münchberg.
Normalerweise haben Architekturstudenten mit
Landwirtschaft wenig zu tun. Nicht so an der
Hochschule für angewandte Wissenschaften in Coburg.
Dort hat sich das zweite Semester des Studiengangs
Architektur im Fach Baukonstruktion unter dem Titel
„Stallbauten in fränkischer Kulturlandschaft“ mit
zukunftsfähigen Lösungen beschäftigt. Ausgewählte
Ergebnisse in Form von Modellen, Plänen., Skizzen
und Beschreibungen haben die Studenten unter der
Federführung von Rainer Hirth, Professor für
Entwerfen und Konstruieren im Studiengang
Architektur zu einer kleinen Ausstellung
zusammengefasst, die aktuell im Grünen Zentrum in
Münchberg, Helmbrechtser Straße 22, zu sehen ist.
Die Schau soll später als Wanderausstellung auch an
anderen Orten zu sehen sein.
Ein Stall sei
bisher nur selten als architektonische Aufgabe
gesehen worden, sagte Professor Rainer Hirth. Für
den Landwirt sei der Stall teil seines Betriebes und
dabei stünden funktionale Aspekte im Vordergrund.
Doch die Landwirtschaft sei im Wandel. Qualität,
Nachhaltigkeit und Aspekte des Tierwohls würden
immer stärker an Bedeutung gewinnen. Dabei
bezeichnete es der Professor als wünschenswert, dass
auch die Architektur der Höfe und Ställe weit
größere Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfährt.
Konkret war es
die Aufgabe für die Studenten, einen Tiefstreu-Stall
für 25 bis 35 Rinder und drei bis vier Kälber zu
entwerfen, der bei Bedarf modular erweiterbar ist,
dazu ein Stroh- und Futterlager und einige
Nebenräume. Holz war als heimisches Material
besonders zu verwenden, Verschattung und Lüftung zu
beachten. Nicht zuletzt sollte dem Tierwohl eine
besondere Stellung eingeräumt werden. Das Besondere
an der Aufgabenstellung war, dass für zwei konkrete,
also real existierende Grundstücke geplant werden
sollte. Dabei handelte es sich um zwei Flächen in
Mitwitz (Landkreis Kronach) auf dem Betrieb der
Familie Konrad.
Herausgekommen
sind 22 Entwürfe von 43 Studenten, die sich meist in
Zweierteams zusammengefunden hatten. Sie sind nicht
nur in der Ausstellung zu sehen, sondern auch in
einem 224-Seiten-starken Buch mit vielen Abbildungen
zusammengefasst, das im Umfeld der Veranstaltung
erworben werden kann (ISBN: 978-3-948964-12-2).
Bei
der Ausstellungseröffnung sprach der Leiter des
Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg Michael
Schmidt von einer äußerst anspruchsvollen
architektonischen Aufgabe, schließlich gelte es
Wirtschaftlichkeit, Funktionalität, Tierwohl,
Umweltschutz und Integration in die Kulturlandschaft
zusammenzubringen. Dabei gehe es der Hochschule vor
allem um den immer wieder geforderten Transfer von
der Wissenschaft in die Praxis, so Referatsleiter
Markus Neufeld von der Hochschule.
Stallbau dürfe
nicht unterschätzt werden, denn er sei nicht selten
die Visitenkarte der Landwirtschaft, sagte Wilhelm
Pflanz, Professor an der Hochschule
Weihenstephan-Triesdorf. Vor 40 Jahren habe man noch
Ställe ohne Fenster gebaut. Mittlerweile habe sich
die Tierhaltung weiterentwickelt, die
gesellschaftlichen Anforderungen seien gestiegen und
so nehme Tierwohl mittlerweile eine wichtige Rolle
ein. Dazu gehören nach den Worten des Professors
Funktionsbereiche, die Ausstattung, genügend Platz
pro Tier, eine ausgeklügelte Lüftung für ein gutes
Stallklima, Auslaufmöglichkeiten und nicht zuletzt
verschiedene Möglichkeiten der Fütterung und der
Wasserversorgung.
Professor
Rainer Hirth stellte bei der Ausstellungseröffnung
auch klar, dass ein Landwirtschaftlicher Betrieb
immer auch ein Bauernhof und keine Fabrik ist. Er
kritisierte, dass viel zu oft rein funktionale
Gebäude wie Fabriken in der Landschaft stehen. In
früheren Zeiten sei der Bauernhof im Dorf ein fester
Bestandteil des Ortes gewesen. Er wünschte sich
deshalb auch, dass Aussiedlerhöfe wieder als
kleinteilige, dorfartige Cluster gebaut würden und
dass auch in der modernen Architektur Referenzen an
die Traditionen enthalten sein sollen. Nicht zuletzt
sollte landwirtschaftliches Bauen auch wieder teil
der Architekten-Ausbildung werden.
Bei der
Ausstellungseröffnung wurden aber auch kritische
Stimmen an den hehren Zielen der Studenten laut.
Preis und Wirtschaftlichkeit spielten beim Bauen
eine wesentliche Rolle, so Franz Stemmer von der
BBV-Landsiedlung. Funktionalität habe Priorität, für
architektonische Spielereien sei wenig Platz,
brachte es Thomas Erlmann, Kulmbacher
Kreisvorsitzender des Rinderzuchtverbandes auf den
Punkt. Neue Ställe würden gebraucht, weil sich die
Anforderungen verändert haben, leider würden
aufgrund der hohen Kosten derzeit aber kaum welche
gebaut.
Bild:
„Stallbauten in fränkischer Kulturlandschaft“: im
Grünen Zentrum in Münchberg sind die Entwürfe von
Studenten der Coburger Hochschule ausgestellt.
Jungzüchter-Nightshow: Premiere in Bayreuth für Kühe
auf dem „Laufsteg“ - Tierschützer demonstrierten vor
der Halle
Bayreuth.
„Uns ist es wichtig zu zeigen, dass Fleckvieh-Rinder
für uns Landwirte und Zuchtbegeisterte weit mehr
sind als Nutztiere oder Nummern im Stall“, das sagt
Anna-Lena Opel von den Jungzüchtern. „Wir haben eine
besondere Verbindung zu den Tieren und setzen uns
mit großer Hingabe für ihr Wohl ein“. Um das alles
einem breiten Publikum nahezubringen, haben die
jungen Landwirte in der Tierzuchthalle in Bayreuth
erstmals eine „Oberfränkische Jungzüchter-Night-Show“
veranstaltet.
Schon zum
Auftakt war die Halle komplett verdunkelt und in
farbiges Licht getaucht. Zahlreiche Infostände von
de verschiedensten Anbietern und Organisationen
waren um und in der Tierzuchthalle aufgebaut. Im
Laufe der Veranstaltung, die am Mittag begann und
erst zu später Stunde endete, dürften viele hundert
Interessierte die Show besucht haben.
„Unser Ziel ist
es, sowohl Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene
mit Interesse an der Landwirtschaft für die Zucht
von Fleckvieh-Kühen zu begeistern und unsere
Leidenschaft an die nächste Generation
weiterzugeben“, sagt Anna-Lena Opel. Gleichzeitig
sollten auch Menschen ohne direkten Bezug zur
Landwirtschaft die Möglichkeit haben, Einblicke in
die Rinderzucht zu erhalten und Verständnis für die
Leidenschaft zu entwickeln.
Die
Schau sollte auch eine Gelegenheit sein, den
Austausch zwischen Landwirten und einer breiten
Bevölkerung zu ermöglichen, so Christian Lappe,
erster Vorsitzender des Jungzüchterclubs. Der
Kontakt großer Teile der Bevölkerung zur
Landwirtschaft sei leider verloren gegangen. „Unsere
Veranstaltung wollen wir dazu nutzen, einen Beitrag
dazu zu leisten, diesen Bezug wieder herzustellen.“
Inspiriert
durch verschiedene Zuchtschauen der vergangenen
Jahre und den intensiven Austausch mit anderen
Jungzüchterclubs in Bayern sei der Wunsch
entstanden, eine eigene Zuchtshow in Oberfranken ins
Leben zu rufen. Vor knapp einem Jahr se dann die
Idee gekommen, eine solche Veranstaltung gemeinsam
mit anderen Clubs in Bayreuth zu organisieren.
„Stellvertretend für alle oberfränkischen
Jungzüchterclubs haben wir, der Jungzüchterclub
Bayreuth-Kulmbach, die Planung, Organisation und
Durchführung übernommen“ so Anna-Lena Opel.
Zu später
Stunde stieß auch noch der bayerische
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zur
Jungzüchtershow. Er hatte die Schirmherrschaft über
die Veranstaltung übernommen. Es sei beeindruckend
zu sehen, mit welcher Begeisterung sich die junge
Generation für die Zucht einsetzt, sagte er. Vor dem
Hintergrund der Tatsache, dass sowohl die Zahl der
Betriebe als auch die Zahl der Milchkühe in
Oberfranken rückläufig ist, bezeichnete es der
Bayreuther Landrat Florian Wiedemann als immens
wichtig, Werbung für den Berufsstand zu machen. „Wir
brauchen euch“, sagte er und beteuerte, dass bei ihm
kein Tag ohne Müsli und Milch beginne.
Im
Bambini-Cup zum Auftakt stellen Kinder im Alter von
4 bis 11 Jahren ihr Können unter Beweis, indem Sie
mit ihrem Kalb zusammen einen Parcours bewältigten.
Über die Teilnehmerzahl von fast 80 in drei
verschiedenen Altersklassen waren selbst die
Veranstalter erstaunt. Beim Rindervorführ- und
Typwettbewerb: traten Jugendliche zwischen 12 und 17
Jahren mit ihren Rindern gegeneinander an. Höhepunkt
war der Vorführ- und Typwettbewerb der „großen“
Jungzüchter, bei dem Fleckvieh-Kühe präsentiert
wurden. Die beiden Vorführ- und Typwettbewerbe
wurden von Lukas Gartner und Andreas Egger gerichtet
die extra aus Südtirol angereist waren. Daneben
wurden in einer „Elite-Auktion“ hochwertiger
Embryonenpakete und Zuchtrinder versteigert.Den
Abschluss bildete die große Jungzüchter-Party, bei
der die Junglandwirte eindrucksvoll unter
Beweisstellten, dass sie auch feiern können.
Nicht alle
hatten ihre Freude an der Jungzüchter-Show. Vor der
Halle protestierten etwa 20 Mitglieder verschiedener
Tierschutzorganisation dagegen. „Fleisch ist Mord“
oder „Zukunft ist vegan“, war auf den Transparenten
zu lesen. Die Polizei fuhr dazu auf und ab, ein
privater Sicherheitsdienst wachte streng darüber,
dass keiner der Demonstranten die Halle oder das
Gelände des Rinderzuchtverbandes betrat. „Wir
produzieren unter höchsten Standards, da brauchen
wir und nicht zu verstecken und von solchen Leuten
einschüchtern lassen“, kommentierte der Bayreuther
BBV-Kreisobmann die Aktion der sogenannten
Tierschützer.
Bilder:
1.Mächtig
ins Zeug legten sich die Bambinis bei der ersten
oberfränkischen Jungzüchter-Show.
2.Fast
während der gesamten Jungzüchter-Show waren die
Ränge der Tierzuchthalle in Bayreuth voll besetzt.
3.In
gespannter Erwartung waren die jüngsten, die
durchaus schon wussten, wie man mit den Tieren
umgeht.
Neue Dachmarke:
Genuss als Aushängeschild /Kulinarik und Tourismus
sollen künftig enger verzahnt werden –
Genusskonferenz in Bamberg
Bilder (im
Uhrzeigersinn): Angela Inselkammer (Präsidentin des
Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes),
Christine Röger (Leiterin des Kompetenzzentrums für
Ernährung in Kulmbach), Daniel Anthes
(Wirtschaftsgeograf, Betriebswirt, Food Experte und
Zukunftsforscher) sowie Wolfgang Wagner
Bereichsleiter von der Bayern Tourismus GmbH).
Bamberg. Bier,
Braten Bratwurst und Brezen: dafür und für vieles
andere steht die Genussregion Oberfranken. Im
Regierungsbezirk ist man längst darauf gekommen,
dass Kulinarik und Tourismus zusammengehören. Das
Erfolgsmodell soll nun bayernweit Furore machen.
Dazu wurde Anfang des Jahres vom
Landwirtschaftsministerium die neue Dachmarke
„Genuss Bayern“ gegründet. Sie soll dazu beitragen,
die vielfältigen Genüssen, die der Freistaat zu
bieten hat, touristisch nutzbar zu machen. Den
Auftakt bildete am Donnerstag eine „Genusskonferenz“
am „Genussort“ Bamberg, bei der sich zahlreiche
Akteure aus den Bereich Landwirtschaft,
Ernährungswirtschaft, Hotellerie und Gastronomie
sowie Tourismus zum Austausch trafen.
Holzofenbrot
und Hofer Rindfleischwurst, Käse aus dem Allgäu und
Kulmbacher Bratwürste, ein Glas Frankenweit mit
Blick auf die Weinberge oder ein Kulmbacher Bier mit
Blick auf die Plassenburg: der Freistaat Bayern
verbindet wie kein anderes Bundesland kulinarische
Genüsse mit touristischen Zielen. Doch Bayern steht
auch im Wettbewerb, etwa mit Österreich oder mit
Südtirol. „Deshalb wolle wir das Thema Genuss als
Aushängeschild stärken“, sagt Helmut Frank vom
bayerischen Landwirtschaftsministerium.
Das Ganze
geschehe nicht uneigennützig, denn die
Ernährungswirtschaft stelle genauso wie die
Tourismusbranche einen starken Wirtschaftszweig dar,
den es nicht nur zu erhalten, sondern auch zu
stärken gilt. So einfach sei das gar nicht, zum
einen befinde man sich aktuell in einem schwierigen
konjunkturellen Umfeld, zu anderen sei die Zahl der
Insolvenzen im Gastrobereich stark angestiegen. Mit
der neuen Dachmarke soll gegengesteuert werden,
schließlich sei 2024 in Sachen Tourismus ein
absolutes Rekordjahr mit 14,6 Millionen Gästen und
103 Millionen Übernachtungen in Bayern gewesen.
„Reisen ist für viele Menschen ein Grundbedürfnis“,
so Helmut Frank. Und weiter: „Wer kann, der spart
nicht am Urlaub“.
Reisen und
Essen seien seit Jeher untrennbar miteinander
verbunden und ermöglichten vielleicht so unmittelbar
wie kein anderer Lebensbereich das Eintauchen in
andere Kulturen, sagte
Daniel Anthes, Wirtschaftsgeograf, Betriebswirt,
Food Experte und Zukunftsforscher. Seinen Worten
zufolge spiele der kulinarische Faktor bei fast der
Hälfte aller Deutschen eine Rolle bei der
Urlaubsentscheidung. Im Zuge gesellschaftlicher
Umbrüche verändere sich aber auch vieles im
Zusammenspiel von Kulinarik und Touristik, hin zu
aktuellen Megatrends wie Gesundheit, Nachhaltigkeit,
Digitalisierung. Ob allerdings irgendwann
tatsächlich ein Roboter in der Küche steht und
aufgrund eklatanten Personalmangel das Essen
zubereitet oder die Nahrungsmittel aus dem
3-D-Drucker kommen? Daniel Anthes wollte das alles
nicht so ganz ausschließen.
Ein wenig
widersprach Wolfgang Wagner
von der Bayern Tourismus GmbH dem
Zukunftsforscher. Kulinarik sei zwar ein zentraler
Imagefaktor und stehe wie kaum ein anderer für das
bayerische Lebensgefühl, doch ein echter
Reiseanlass, das sei die Kulinarik nicht. Was noch
nicht ist, kann noch werden, denn, so der Sprecher:
„Bayern tickt schon immer ein bisschen anders als
die anderen Bundesländer.“ Deshalb gebe es auch die
Dachmarke und die aktuelle Kampagne: „Reine
Geschmackssache“. Ziel sei es, die Landschaft, ihre
Produkte und deren Genuss zusammenzubringen.
Beispiel dafür ist die Karpfenteichwirtschaft im
oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth. Vom
Abfischen bis zur Karpfenkerwa, vom Karpfenkochkurs
bis zum Karpfenwanderweg sei das so ziemlich alles
geboten.
Drohne und
VR-Brille, Roboter in der Küche oder 3-D-Drucker
seien im Brauereigasthof Aying von Angela
Inselkammer im Münchner Land erst einmal nicht zu
erwarten. Angela Inselkammer
ist die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und
Gaststättenverbandes und sie stellte klar, was
ihre Gäste von ihr erwarten: echte bayerische
Erlebnisse, nicht mehr und nicht weniger. Roboter
gehörten da definitiv nicht dazu. Für sie ist es
wichtig, dass die Menschen wieder einen Bezug zu den
Lebensmitteln finden. „Wer selbst mal einen Salat
angebaut hat, der schmeißt ihn später auch nicht so
einfach weg“, sagte sie. Ganz ausschließen wollte
aber auch die Präsidentin des Hotel- und
Gaststättenverbandes den Einsatz von Robotern nicht.
In der Systemgastronomie oder in der
Gemeinschaftsverpflegung würden die Roboter
vielleicht schon Einzug halten.
Für letzteres
ist Christine Röger, die
Leiterin des Kompetenzzentrums für Ernährung in
Kulmbach zuständig. Sie plädierte dafür gesunde
Nahrung nicht zu ideologisieren. Gesunde Ernährung
sei die Grundlage jeder Ernährungsbildung und dafür
arbeiteten sie und ihre Mitstreiter nicht mit
erhobenem Zeigefinger, sondern mit modernen
pädagogischen Konzepten.
Zukunft
gestalten, Talente entfalten / Bewusstsein für den
Bauernstand: Berufswettbewerb der Landjugend auf
oberfränkischer Bezirksebene
Bayreuth.
Die Bewältigung eines Hindernisparcours mit dem
Schlepper, die Bestimmung von Saatgut oder die
Überprüfung eines Traktors im Hinblick auf Betriebs-
und Verkehrssicherheit: Von angehenden Landwirten
wird so einiges verlangt. Dabei sind das nur drei
von einer Vielzahl an Aufgaben, die diesmal im
Berufswettbewerb der Deutschen Landjugend zu
bewältigen waren. Beim oberfränkischen
Bezirksentscheid in Bayreuth stellten sich die
Erstplatzierten aus den Landkreisen dem Vergleich
mit ihren Berufskollegen. Es ging nicht mehr und
nicht weniger als um den Einzug in den bayerischen
Landesentscheid am 9. und 10. April in Landsberg am
Lech.
Daran
teilnehmen werden die Sieger des Bezirksentscheids:
Johannes Renner aus Küps (Landkreis Kronach) und
Julian Mehringer aus Konradsreuth (Landkreis Hof).
Sie erzielten die meisten Punkte im der Gruppe L1,
in der die 18 Teilnehmer aus den Berufsschulen
versammelt waren. Die Teilnehmer aus den
landwirtschaftlichen Fachschulen traten wie schon in
den Vorjahren in der Gruppe L2 in Zweierteams an.
Dabei konnten sich Louisa Riedel und Tobias Spiller
beide aus Himmelkron (Landkreis Kulmbach) den Platz
auf dem Siegertreppchen und damit den Einzug in den
Landesentscheid sichern. Eine Besonderheit gab es in
Bayreuth: Hier traten die Fachschulen auch aus der
Oberpfalz an. Dabei schafften es Antonia Ziehrer aus
Bernhardswald (Landkreis Regensburg) und Celina
Herrnberger aus Cham auf den vordersten Platz. Auch
die beiden werden am Landesentscheid teilnehmen.
Den
hohen Stellenwert des Berufswettbewerbs machten auch
zahlreiche Gäste aus dem landwirtschaftlichen Umfeld
deutlich, die nicht nur zur Siegerehrung, sondern
teilweise bereits während des Wettbewerbs in die
Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks
Oberfranken gekommen waren, um den jungen Leuten
über die Schulter zu blicken. Sie alle bezeichneten
den Berufswettbewerb als wichtiges Ereignis für den
Bauernstand. Bezirksbäuerin Beate Opel bescheinigte
allen Teilnehmern, dass sie eindrucksvoll unter
Beweis gestellt hätten, wie kreativ und interessant
der Beruf des Landwirts ist. Keine Branche sei so
technisiert und digitalisiert, wie die
Landwirtschaft, auch das möchte man mit dem
Wettbewerb aufzeigen, so BBV-Direktor Wilhelm
Böhmer.
Der
Berufswettbewerb findet traditionell alle zwei Jahre
statt. Diesmal stand der unter dem Motto „Grüne
Berufe sind voller Leben: Zukunft gestalten, Talente
entfalten“.
Bilder:
1.Diese
Teilnehmer mussten die verschiedensten Sämereien
bestimmen.
2.Einen
Hindernisparcours mit dem Schlepper inklusive
Anhänger und Ladung zu durchfahren war eine der
Aufgaben im Praxisteil des Berufswettbewerbs.
3.Einen
Traktor im Hinblick auf seine Betriebs- und
Verkehrssicherheit überprüfen mussten die Teilnehmer
des Berufswettbewerbs der Landjugend.
4.20
Mängel waren in diesen Schlepper eingebaut. Für die
meisten Teilnehmer war es kein Problem, die Fehler
innerhalb der vorgegebenen Zeit zu erkennen.
„Wohlfühl-Stil
und Wow-Effekt“: Landfrauen auf dem Catwalk /
Modenschau beim Hofer Landfrauentag
Köditz.
Farb-, Typ- und Stilberatung statt endlos langer
Reden und langweiligen Vorträgen: Mit ihrem
Landfrauenabend beschreitet die Kreisvorstandschaft
der Hofer Landfrauen schon seit Jahren neue Wege.
Diesmal stellten sie eine Modenschau auf die Beine,
bei der die regionalen Hersteller hochwertiger
Damenmode, die Modelabels Frank Walder und Tuzzi,
ihre aktuellen Kollektionen vorstellten. Auf
hochbezahlte Models hatte man dabei verzichtet. Mit
Stil, viel Charme und auch mit Witz nahmen die
Landfrauen die Sache selbst in die Hand. Sogar
Kreisbäuerin Elke Browa war auf dem Laufsteg zu
erleben.
Zuvor hatten
allerdings doch einige Redner das Mikrofon ergriffen
und in launigen und kurzweiligen Grußworten die
Arbeit der Landfrauen gewürdigt. Allen voran Landrat
Oliver Bär: „Es ist schön, dass es euch gibt, ihr
seid sehr wertvoll für die Region“, sagte er und
bedankte sich für das große Engagement der
Landfrauen im Landkreis. Auch die Kulmbacher kreis-
und oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel
bezeichnete die Hofer Landfrauen als „starkes Team
mit vielen Ideen und Visionen. „Wir Landfrauen sind
authentisch und schaffen es, andere zum Mitmachen zu
bewegen.
Beate Opel
erinnerte auch an die Bauernproteste vor gut einem
Jahr. Wenn auch nicht alle Forderungen umgesetzt
wurden, so sei es doch einmal höchste zeit gewesen,
auf die Straße zu gehen. „Die Leute standen hinter
uns, und zwar noch viel mehr, als wir eigentlich
gedacht hatten. Zumindest die
Agrardieselrückvergütung werde in voller Höhe
kommen, versprach der neu gewählte Hofer
Bundestagsabgeordnete Heiko Hain. Landfrauen ließen
sich stets etwas besonderes einfallen und so sei
jeder er 15 Landfrauentage und -abende, die er als
Bürgermeister von Ködnitz begleiten durfte, etwas
Besonderes gewesen, so Matthias Beyer.
Bevor
Kreisbäuerin Elke Browa den Laufsteg betrat,
richtete sie noch einen dringenden Apell an ihre
Berufskolleginnen: „Lasst euch für die
Kommunalwahlen aufstellen und in die entsprechenden
Gremien wählen“, sagte sie mit Blick auf den März
2026. An diesem Tag werden die neuen Stadt- und
Gemeinderäte sowie Kreistage gewählt. „Demokratie
lebt vom Mitmachen“, sagte sie und augenzwinkernd
fügte sie an: „Mit Mädels wird es sowieso viel
harmonischer funktionieren.“
Werbung für den
einsemestrigen Studiengang Hauswirtschaft machte
Silke Braunmiller vom Landwirtschaftsamt
Bayreuth-Münchberg. Am Standort Münchberg laufe der
Studiengang aktuell, am Standort Bayreuth soll
Anfang Oktober ein neues Semester starten.
„Hauswirtschaftliche Fachkräfte werden derzeit nicht
nur dringend gebraucht, sie werden auch gut
bezahlt“, sagte Silke Braunmiller.
Um passende
Farben, individuelle Farbtypen, die richtigen
Farbkombinationen, den Wohlfühl-Stil und den „Wow“-Effekt
ging es bei der Vorstellung von Susanne Tschampel
aus Marxgrün. Was wären Landfrauentage und -abende
ohne Landfrauenchor. Unter der bewährten Leitung von
Helmut Lottes sang der preisgekrönte Chor unter
anderem Song von Abba und von den Byrds.
Bilder:
1.Kein
Landfrauenabend ohne Landfrauenchor: Unter der
Leitung von Helmut Lottes sangen die Damen aus dem
Hofer Land moderne Songs unter anderem von Abba und
von den Byrds.
2.Landfrauen
auf dem Laufsteg: zusammen mit ihren
Berufskolleginnen zeigte die Hofer Kreisbäuerin Elke
Browa aktuelle Modetrends.
Glaube, Sprache
und Traditionen statt Egoismus, / Adrian Roßner beim
Wunsiedler Landfrauentag in Weißenstadt
Weißenstadt.
Weg mit dem Egoismus, hin zu Besinnung auf
gemeinsame Werte. Das ist es, was unsere
Gesellschaft zusammenhalten kann. Im ländlichen Raum
ist das nichts Besonderes, denn da seien gemeinsame
Werte schon immer hochgehalten worden, sagte Adrian
Roßner beim Landfrauentag im vollbesetzten
Kurzentrum von Weißenstadt. „Hier lebt man im
Miteinander, hier setzt man sich füreinander ein und
hier kümmert sich der eine noch um den anderen“, so
der promovierte Historiker aus dem Fichtelgebirge.
Nicht immer
ganz so ernst ging es beim Vortrag von Adrian Roßner
zu. Der Wissenschaftler ist unter anderem am
Institut für Fränkische Landesgeschichte, eine
gemeinsame Einrichtung der Universitäten Bamberg und
Bayreuth mit Sitz in Thurnau, tätig. Einem breiten
Publikum ist er auch durch seine regelmäßige Rubrik
„Adrians G`schichtla“ im Bayerischen Fernsehen
bekannt. Er berichtete launig und in fröhlich
fränkischer Mundart vom Leben auf dem Dorf. Er riss
Witze, hatte aber auch tiefgründige Informationen
parat. Denn auch ihn beschäftigten die einen oder
anderen negativen gesellschaftlichen Entwicklungen.
Viele
Menschen hätten angefangen, sich mehr du mehr zu
entfernen. Damit sei Platz geworden für Egoismus
„Doch Egoismus ist Gift“, so Adrian Roßner. Unser
gesamtes Zusammenleben könne nur mit Werten
funktionieren, die aber vielfach verloren gegangen
seien. Dazu gehörten auch Dinge wie der Glaube, eine
gemeinsame Sprache, Traditionen wie Kerwas,
Maibaumaufstellen, Wiegenfeste und als Anker das
Wirtshaus und die Kirche.
„Es gibt noch
wahnsinnig viel zu tun, um unsere Höfe gut in die
Zukunft zu bringen“, sagte Kreisbäuerin Karin
Reichel zuvor. Über die zurückliegenden
Bundestagswahlen zog sie ein gemischtes Fazit. Zum
einen könne man froh sein, dass die Landwirtschaft
nicht wieder für alles herhalten musste, zum anderen
seien die Bauern doch wieder ein Thema gewesen und
von einigen Parteien auf Plakaten verunglimpft
worden. „Da müssen noch dicke Bretter gebohrt
werden“, so Karin Reichel.
In
einer Grußwortrunde hatten einige der Ehrengäste die
Gelegenheit, in wenigen Sätzen ihre Gedanken zum
Zusammenhalt der Gesellschaft zum Besten zu geben.
Gleichwertige Lebensverhältnisse, dann könnten sich
die Menschen auch auf Augenhöhe begegnen, lautete
das Rezept des neuen CSU-Bundestagsabgeordneten
Heiko Hain. Man benötige die entsprechenden
Entscheidungen dazu in Berlin, sagte
Finanzstaatssekretär Martin Schöffel. Wer arbeitet
müsse mehr haben als derjenige, der nicht arbeitet,
so Schöffel. Und wer einen landwirtschaftlichen
Betrieb führt, dürfe nicht mit Bürokratie
zugeschüttet werden.
Auf die
Vereine, Verbände und Organisationen vor Ort hören,
deren Probleme aufnehmen und an die entsprechenden
Stellen weitergeben, das will der Weißenstädter
Bürgermeister Matthias Beck. Auch die
Landwirtschaftsämter würden, beispielsweise durch
die Ausbildung von Hauswirtschafterinnen dazu
beitragen, Gesellschaft und Landwirtschaft
zusammenzubringen, sagte Andrea Eckl vom Amt in
Münchberg. „Auf dem Dorf, da kennt man sich“, so die
Kulmbacher Kreis- und oberfränkische Bezirksbäuerin
Beate Opel. Ihren Worten zufolge habe auch das
Erwachsenenbildungsprogramm der Landfrauen großen
Anteil daran, Menschen zusammenzubringen. Alles
Wesentliche im Leben könne nicht herbeireguliert
werden, sondern sei uns immer nur geschenkt, so der
Wunsiedler Dekan Peter Bauer.
Der
Landfrauentag wurde erstmals umrahmt von einem
großen „Projektchor“, in dem sich die „Sechsämtermoila“,
so heißt der Landfrauenchor in Wunsiedel, mit dem
Gesangverein Spielberg zusammengetan hatte. Nach
der Pause stand eine ungewöhnliche Modenschau zum
Thema Dessous unter der Regie von Elfriede Kraus und
Silvia Spieler auf dem Programm. Dabei ging es nicht
unbedingt immer ernst gemeint darum, wie sich die (Unter-)Wäsche
im Laufe der Jahre und Jahrzehnte entwickelt hat,
von zweckmäßig bis reizvoll.
Bilder:
1.Der
Wunsiedler Landfrauentag wurde von einem großen
„Projektchor“, in dem sich die „Sechsämtermoila“ mit
dem Gesangverein Spielberg zusammengetan hatten,
umrahmt.
2.Heimatforscher
und Historiker: Adrian Roßner berichtete in
humorvoller Art und Weise vom Zusammenleben auf dem
Land.
3.Kreisbäuerin
Karin Reichel (rechts) und ihre Stellvertreterin
Nicole Orschulok bedankten sich beim Referenten, dem
TV-bekannten Heimatforscher Adrian Roßner aus dem
Fichtelgebirge.
Nicht
unterkriegen lassen und selbstbewusst auftreten /
Regierung von Oberfranken verabschiedete 14
frischgebackene Meister der Landwirtschaft
Bayreuth.
14 junge Leute aus allen Teilen Oberfrankens haben
ihre Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister
erfolgreich bestanden. Aus den Händen von
Regierungspräsident Florian Luderschmid erhielten
die 10 Männer und vier Frauen ihre Zeugnisse. „Sie
sind auf der höchsten Stufe der Fortbildung im
praktischen Bereich angekommen“, sagte Luderschmid.
Der Regierungspräsident appellierte an die
frischgebackenen Meister, neben all den großen
Herausforderungen wie Sicherung der
Ernährungssouveränität, Versorgung mit regenerativer
Energie, Ressourcen und Artenschutz immer auch den
Dialog mit dem Verbraucher im Blick zu haben.
„Bildlich
gesprochen fahren sie heute ihre Ernte ein“, sagte
Florian Luderschmid zu den frischgebackenen
Meistern. Der Regierungspräsident appellierte an die
jungen Leute, stets im Dialog mit der Gesellschaft
zu bleiben, um Verständnis zu werben und sich
politisch einzubringen. Außerdem gab er den
Absolventen mit auf den Weg, sich auf eine
lebenslange Weiterbildung einzustellen. Der
Meisterbrief sei zwar ein gewaltiges Ziel gewesen,
doch er werde nicht das Ende in Sachen Bildung sein.
Festredner der
Meisterfeier in den Räumen der Regierung von
Oberfranken in Bayreuth war Adrian Roßner vom
Institut für Fränkische Landesgeschichte, eine
gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung der
Universitäten Bamberg und Bayreuth mit Sitz in
Thurnau. Roßner ist einem breiten Publikum auch
durch seine regelmäßige Rubrik „Adrians G`schichtla“
im Bayerischen Fernsehen bekannt. Landwirtschaft,
das sei viel mehr als Nahrungsmittelerzeugung, sagte
er. „Sie pflegen unsere Heimat, unsere Bräuche und
unsere Kulturlandschaft.“ An die künftigen
Landwirtschaftsmeister appellierte er: „Lassen sie
sich nicht unterkriegen und treten sie selbstbewusst
auf.
Im Namen der
oberfränkischen Landräte gratulierte der
stellvertretende Bayreuther Landkreischef Klaus
Bauer den jungen Leuten. „Sie sind es, die unsere
Wirtschaft am Laufen halten“, zollte er den
Absolventen Respekt und Anerkennung. Klaus Bauer
stellte aber auch fest, dass seit Corona das Ansehen
der Landwirte wieder gestiegen sei. Viele Menschen
hätten erkannt, wie wichtig die Selbstversorgung mit
qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln für unser
Land ist.
Zuletzt
hatte auch Matthias Roder, der Vorsitzende des
Meisterprüfungsausschusses einige Ratschläge parat:
„Bringen sie Beruf und Beziehung in die richtige
Balance“, sagte er. Den Eltern der künftigen Meister
gab Roder mit auf den Weg, den jungen Leuten Raum zu
geben, damit sie sich entwickeln könnten. „Versuchen
sie immer, gemeinsam die beste Lösung zu finden.“
Als
Prüfungsbeste wurden Frank Schwarz aus Hiltpoltstein
im Landkreis Forchheim, Marie Dippold aus Aufseß im
Landkreis Bayreuth und Johanna Rieger aus
Helmbrechts im Landkreis Hof ausgezeichnet.
Nach einem Jahr
praktischer Tätigkeit in einem landwirtschaftlichen
Betrieb besuchten die Absolventen für drei Semester
die Landwirtschaftsschule. Anschließend bereiteten
sie sich während eines weiteren Jahres mit
berufsbegleitenden Lehrgängen auf die
Abschlussprüfung zum Landwirtschaftsmeister vor.
Inhalte der Meisterprüfung waren unter anderem der
Vergleich und die Bewertung von Produktionsverfahren
bei der pflanzlichen oder tierischen Erzeugung
anhand eines zwölf Monate dauernden praktischen
Arbeitsprojekts, die Analyse und Beurteilung eines
fremden Betriebes sowie eine praktische
Arbeitsunterweisung.
Die folgenden
frischgebackenen Landwirtschaftsmeister haben ihre
Urkunden erhalten:
Aus dem
Landkreis Bayreuth: Marie Dippold (Aufseß), Luca Ehl
(Goldkronach), Florian Hauenstein und Tobias
Pfaffenberger (beide aus Mistelgau) und Andreas
Schüpferling (Betzenstein.
Aus dem
Landkreis Coburg: Hannes Kempf aus Grub am Forst.
Aus dem
Landkreis Forchheim: Frank Schwarz aus Hiltpoltstein.
Aus dem
Landkreis Hof: Johanna Rieger (Helmbrechts), Lena
Eckardt (Konradsreuth), Jonas Ross (Münchberg) und
Robert Sachs (Schauenstein).
Aus dem
Landkreis Kulmbach: Simon Raab (Mainleus) und
Franziska Wiener (Himmelkron).
Aus dem
Landkreis Wunsiedel: Hans Katholing (Marktredwitz).
Bilder:
1. Als Jahrgangsbeste wurden Johanna Rieger, Marie
Dippold und Frank Schwarz ausgezeichnet. Links im
Bild Regierungspräsident Florian Luderschmid, recht
der Vorsitzende des Meisterprüfungsausschusses
Matthias Roder
2. 14 Landwirte aus allen Teilen Oberfrankens, zehn
Herren und vier Damen, haben ihren Meisterbrief
erhalten.
Weniger
Betriebshilfe, mehr Maschinenvermittlung / MR
Wunsiedel: Stabile Zahlen auf hohem Niveau
Höchstädt.
Nach den immensen Steigerungen im zurückliegenden
Jahr haben sich die Zahlen beim Maschinen- und
Betriebshilfsring Wunsiedel in sämtlichen
Tätigkeitsfeldern auf hohem Niveau eingependelt.
Waren die geleisteten Stunden in der Betriebshilfe
geringfügig zurückgegangen, konnten die
Maschinenvermittlung und die Landschaftspflege
leicht zulegen. Der Verrechnungswert war um drei
Prozent auf gut 3,5 Millionen Euro angestiegen.
Auch diesmal
stellte Vorsitzender Martin Goldschald das
zurückliegende Jahr unter das Motto „Wirtschaften in
turbulenten Zeiten.“ Große Hoffnungen setzte er auf
eine neue Bundesregierung und deren Ankündigungen
auf eine Wiedereinführung er Dieselrückerstattung,
auf die Umsetzung einer Unternehmenssteuerreform,
von der auch Landwirte profitieren, und auf den
immer wieder geforderten Bürokratieabbau. Die
angekündigte Anhebung des Mindestlohns und die
Ausweitung von Freihandelsabkommen sehe die
Landwirtschaft dagegen eher skeptisch.
Wie wichtig die
Arbeit des Maschinenrings ist, zeigten die konkreten
Zahlen aus dem Geschäftsbericht. Da ist einmal die
Betriebshilfe, bei der die Einsatzstunden zwar um
gut 1000 auf 21865 zurückgegangen waren. Dazu muss
man allerdings auch wissen, dass das zurückliegende
Jahr so etwas wie in Rekordjahr war, so
Geschäftsführer Andreas Hager. Über 16000 Stunden
entfallen dabei auf die soziale Betriebshilfe, die
immer dann notwendig wird, wenn zum Beispiel ein
Betriebsleiter erkrankt, einen Unfall hat, wegen
einer Operation außer Gefecht ist oder zur Kur muss.
Knapp 6000 Stunden macht die wirtschaftliche
Betriebshilfe, meist zur Abdeckung von
Arbeitsspitzen aus.
Um fünf Prozent
auf einen Verrechnungswert von rund 2,5 Millionen
Euro angestiegen war dagegen die
Maschinenvermittlung, das zweite klassische
Tätigkeitsfeld der Maschinenringe. Stärkste Bereiche
waren dabei die Futter- und Strohernte, die
Körnerernte aber auch ganz allgemein der Einsatz von
Schleppern und Hängern zum Transport. Der gesamte
Verrechnungswert in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro
setzt sich aus der Maschinenvermittlung, der
Betriebshilfe und auch aus den Leistungen für den
Landschaftspflegeverband zusammen. In der
Landschaftspflege wurden nach den Worten des
Geschäftsführers rund 100 Einzelmaßnahmen von 50
beteiligten Landwirten mit einem Umsatz von knapp
140000 Euro durchgeführt.
Der gewerbliche
Bereich ist beim Maschinenring in die MR Hochfranken
GmbH ausgegliedert. Die Tochtergesellschaft kümmert
sich um den Winterdienst, die Baumpflege,
umweltschonende Mäharbeiten und um die Trassenpflege
für das Bayernwerk entlang der 20-KV- und der
Nebenspannungsleitungen. Die gewerbliche Tochter
übernimmt auch die Pflege von Sportplätzen und sie
ist an der Holzenergie Hochfranken beteiligt, die in
Weißenstadt dien Therme beheizt.
Nach den Worten
des 1. Vorsitzenden Andreas Goldschald hat der
Maschinenring Wunsiedel aktuell exakt 594
Mitglieder. 20 Neuzugängen standen 17 Austritte
gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften
eine Fläche von unverändert 22418 Hektar. Mit Sandra
Dornhöfer, Jürgen Goßler und Toni Pößl wurden bei
der Jahresversammlung auch die drei Betriebshelfer
geehrt, die im zurückliegenden Jahr die meisten
Stunden geleistet hatten.
Bild: Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat seine
stundenstärksten Betriebshelfer geehrt Im Bild von
links: Matthias Benker vom Maschinenring, die
Betriebshelfer Jürgen Goßler, Toni Pößl, Sandra
Dörnhöfer, Vorsitzender Martin Goldschald und
Geschäftsführer Andreas Hager.
Weniger
Mitglieder, mehr Fläche / Prekäre Personalsituation
beim Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach
Kulmbach.
Die angespannte Personalsituation beim Maschinen-
und Betriebshilfsring Kulmbach zog sich wie ein
roter Faden durch die Jahreshauptversammlung.
„Unsere Kernaufgabe ist es, die Betriebshilfe
gemeinsam zu organisieren und sicherzustellen“,
sagte der Vorsitzende Andreas Textores. Die
Sicherstellung werde allerdings immer schwieriger.
Man habe sogar schon Einsätze ablehnen müssen, so
Geschäftsführer Alexander Hollweg.
Ein Phänomen
sei es, dass die Einsätze zwar nicht weniger werden,
aber dafür immer länger dauerten. Alexander Hollweg
berichtete von einem landwirtschaftlichen Betrieb im
Landkreis, bei dem gleich drei Mann durch
Krankheiten und Unfälle ausgefallen sind. In einem
solchen Fall stoße auch der Maschinenring an seine
Grenzen.
Dem
Jahresbericht zufolge waren die Einsatzstunden in
der sozialen Betriebshilfe angestiegen, die Stunden
in der wirtschaftlichen Betriebshilfe
zurückgegangen. Waren es im Jahr zuvor noch 16.508
Stunden soziale Betriebshilfe, so kommen die
Verantwortlichen für 2024 nur mehr auf 19.239
Stunden. Soziale Betriebshilfe wird immer dann
notwendig, wenn beispielsweise ein Landwirt
erkrankt, einen Unfall hat, zu einer Reha-Maßnahme
oder zur Kur muss. In der wirtschaftlichen
Betriebshilfe, also zur Abdeckung von
Arbeitsspitzen, sank die Zahl der erbrachten Stunden
von 4.410 auf 2.671.
Ähnlich prekär
ist die Personalsituation bei den Klauenpflegern,
eine Dienstleistung, die der Maschinenring über
seine gewerbliche Tochterfirma, der MR Oberfranken
Mitte in Zusammenarbeit mit den Nachbarringen
Bayreuth und Fränkische Schweiz anbietet. „Wir
können keine Aufträge mehr annehmen, weil uns die
Leute fehlen“, so Alexander Hollweg, Ähnlich
problematisch gestalte sich die Situation beim
Winterdienst oder bei der Grünflächenpflege. „Wir
suchen ständig Leute“, so der Geschäftsführer.
Bezahlt werde pauschal, wer Lust und Zeit hat sollte
sich umgehend beim Maschinenring melden. Insgesamt
sind in der MR Oberfranken Mitte 170 Landwirte aus
den drei Ringen Bayreuth, Kulmbach und Fränkische
Schweiz tätig.
Der
Verrechnungswert aller erbrachten Leistungen wird
auf 4,2 Millionen Euro beziffert, im Vorjahr waren
es 4,4 Millionen Euro. Obwohl die Zahl der
Mitglieder zurückgegangen ist, war die
bewirtschaftete Fläche größer geworden. Der
Maschinenring Kulmbach hat aktuell 807 Mitglieder,
18 weniger als im Jahr zuvor. Sie alle
bewirtschaften zusammen eine Fläche von 27.173
Hektar, im Jahr davor waren es noch 26.692 Hektar.
Ebenfalls
leicht zurückgegangen war der zweite wesentliche
Aufgabenbereich des Rings, die Vermittlung von
Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter-
und Strohernte, das weite Feld der Landschaftspflege
sowie die Körnerernte und -aufbereitung zu Buche.
Darüber hinaus sieht sich der Maschinenring immer
mehr auch als Beratungszentrum, wie es
Geschäftsführer Alexander Hollweg bezeichnete. Das
weite Feld der Tätigkeit reiche von der
Düngeberatung über Futteranalysen bis hin zu
Sammeleinkäufen für Diesel und Heizöl oder
Silofoliensammlung, die heuer auf den 20. und 21.
Mai terminiert ist.
Bei der
Jahreshauptversammlung stellte der Vorsitzende auch
erste Pläne für einen Umzug des Büros vor. Zusammen
mit dem MR Oberfranken Mitte plant der Ring von
seinen jetzigen Räumen in der Konrad-Adenauer-Straße
4 in die Von-Linde-Straße 13 in die Räume einer
ehemaligen Autowerkstatt Dort sollen künftig auch
die auf derzeit auf Betriebe im gesamten Landkreis
untergestellten Maschinen untergebracht und
Lagerräume errichtet werden. Die Planungen dafür
stehen allerdings noch am Anfang, so dass es noch
keinen Termin für einen Umzug gibt.
Bei der
Jahreshauptversammlung wurden drei Betriebshelfer
geehrt, die im zurückliegenden Jahr die meisten
Einsatzstunden absolviert hatten: Astrid Masel aus
Großenhüll mit 1178 Stunden, Peter Hübner aus Krumme
Fohre mit 714 Stunden und Thomas Kraß aus Guttenberg
mit 711 Stunden.
Bild: Ehrung
für die Betriebshelfer mit den meisten
Einsatzstunden (von links): der stellvertretende
Vorsitzende Hans Herrmann Reinhardt, Geschäftsführer
Alexander Hollweg sowie die Betriebshelfer Astrid
Masel und Thomas Kraß. Peter Hübner war bei der
Versammlung verhindert.
„Bildung
bewegt“: Landfrauen als bedeutendster Bildungsträger
in Bayern / Stellvertretender BBV-Präsident Ely
Eibisch beim Kulmbacher Landfrauentag
Stadtsteinach.
Bildung ist diesmal das Jahresthema der
Landfrauenarbeit im Bauernverband. So zog sich das
Thema auch wie ein roter Faden durch den Kulmbacher
Landfrauentag am Sonntagnachmittag in der
Steinachtalhalle. Für den kurzfristig erkrankten
BBV-Präsidenten Günther Felßner war dessen
Stellvertreter Ely Eibisch aus Kaibitz bei Kemnath
im Landkreis Tirschenreuth eingesprungen.
„Landwirtschaft
ist der Beruf, der am meisten Bildung voraussetzt“,
sagte Ely Eibisch. Von der Lehre bis zur Höheren
Landbauschule, beziehungsweise zum Studium könnten
da schon einmal sieben bis acht Jahre vergehen. Aber
auch im Erwachsenenalter spiele Bildung eine immens
wichtige Rolle. Hier kämen die Landfrauen ins Spiel,
denn der Bauernverband ist nach den Worten des
stellvertretenden Präsidenten die größte und wohl
auch die beste Erwachsenenbildungseinrichtung im
Freistaat. Selbs Lehrkräfte an weiterführenden
Schulen wüssten oft nichts mit landwirtschaftlichen
Themen anzufangen und gingen von völlig falschen
Voraussetzungen oder von Klischees aus. „Deshalb ist
Erwachsenenbildung so wichtig“, sagte Ely Eibisch.
Die
Landwirtschaft steht nach den Worten von Ely Eibisch
für Bioökonomie, Biodiversität, für Energieerzeugung
und für Nahrungsmittelsicherheit. Besonders die
Bedeutung der Nahrungsmittelsicherheit sollte man
immer wieder vor Augen führen, so der Landwirt, der
einen 85 Hektar großen Betrieb bewirtschaftet, sich
besonders im Bereich der erneuerbaren Energien
engagiert und der auch Mitglied des Kemnather
Stadtrates und des Tirschenreuther Kreistages ist.
Ein Land, das sich nicht selbst mit Nahrungsmitteln
versorgen kann, sei abhängig, erpressbar und werde
schnell instabil, gab er zu bedenken.
„Bildung bewegt
vieles“, zitierte die Kulmbacher Kreis- und
oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel das
Jahresthema der Landfrauen. Bildung sei aber auch
stets präsent. Von Gymnastikkursen bis zu den
verschiedensten Lehrfahrten, von
Smartphone-Schulungen bis zur Erntedankfeier und von
Kochkursen bis zum „Bayerischen Superfood“ reichte
die Palette der Weiterbildungsangebote im Kulmbacher
Land. Die Landfrauen hätten schnell erkannt, dass
Bildungsarbeit weit über die Vermittlung von Wissen
hinaus geht und auch, dass alle Menschen Zugang zur
Bildung haben sollen, unabhängig vom Alter und vom
Wohnort. Um Bildung geht es auch beim Kenia-Projekt
der Landfrauen. Beate Opel war erst vor wenigen
Wochen aus dem afrikanischen Land wieder
zurückgekehrt, mit dem die bayerischen Bäuerinnen
eine gegenseitig befruchtende Partnerschaft
unterhalten.
Als
Rückgrat der bäuerlichen Betriebe bezeichnete der
Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig (Freie Wähler) die
Landfrauen. „Sie gestalten das Leben in vielfältiger
Art und Weise mit“, sagte er und würdigte die
wertvolle und unverzichtbare Arbeit der Landfrauen
für den Berufsstand und für die Gesellschaft. Rainer
Ludwig sprach aber auch den tiefgreifenden
Strukturwandel an, in dem sich die Landwirtschaft
derzeit befinde. Zahlreiche aktuelle Auflagen wie
etwa die überbordende Bürokratie und unverständliche
regulatorische Maßnahmen brächten den gesamten
Berufsstand an die grenzen der Umsetzbarkeit.
Der
Landfrauentag wurde umrahmt von fröhlichen und auch
nachdenklichen Schlagern, die der neue
Kulmbacher Landfrauenchor
unter der Leitung von Irmtraud Tröger-Franz zum
Besten gab, und einer ungewöhnlichen Modenschau zum
Thema Dessous unter der Regie von Elfriede Kraus und
Silvia Spieler. Dabei ging es vor allem darum, wie
sich die (Unter-)Wäsche im Laufe der Jahre und
Jahrzehnte entwickelt hat.
Bilder:
1.Sie
trafen sich beim Kulmbacher Landfrauentag in
Stadtsteinach (von links): der Landtagsabgeordnete
Rainer Ludwig, die stellvertretende Kreisbäuerin
Gudrun Passing, Landrat Klaus Peter Söllner, der
stellvertretende bayerische BBV-Präsident Ely
Eibisch, Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel und
der Stadtsteinacher Bürgermeister Roland Wolfrum.
2.Von
„Wochenend und Sonnenschein“ bis „Ein bisschen
Frieden“: Der Kulmbacher Landfrauenchor unter der
Leitung von Irmtraud Tröger-Franz sang fröhliche und
nachdenkliche Schlager.
3.Statt
des ursprünglich angekündigten BBV-Präsidenten
Günther Felßner konnte Kreis- und Bezirksbäuerin
Beate Opel dessen Stellvertreter Ely Eibisch
begrüßen.
Erfolgreiche
Holzvermarktung trotz Ziegler-Insolvenz / WBV
Bayreuth übernimmt Ausfälle bei Holzlieferanten –
2700 voll beladene Lkw mit Holz aus dem Bayreuther
Land
Bayreuth. Die
Mitglieder der Waldbesitzervereinigung Bayreuth
kommen nach der Insolvenz der Ziegler-Gruppe mit
einem blauen Auge davon. Bei der Jahresversammlung
haben die Mitglieder ohne Gegenstimme beschlossen,
dass der Teil der Ausfälle, der nicht durch
Versicherungen abgedeckt ist, von der WBV übernommen
wird. Fast 100 Holzlieferanten aus dem Bayreuther
Land sind dabei betroffen. Um welche Summen es geht,
wurde nicht bekannt.
Die Ziegler
Forstservice GmbH (ZFS), die 48 Einzelfirmen unter
ihrem Dach vereint und ihren Sitz im oberpfälzischen
Plößberg) Landkreis Tirschenreuth) hat, musste am
28. November überraschend einen Insolvenzantrag
stellen. Das größte Sägewerk Europas und Flaggschiff
der bayerischen und deutschen Holzindustrie war in
den zurückliegenden Jahren regelmäßig der stärkste
Abnehmer vom Holz der Waldbauern aus dem Raum
Bayreuth. Noch im vergangenen Jahr hatte die WBV bis
zur Insolvenz 22349 Festmeter Holz an die ZFS
geliefert.
„Wir waren mit
Ziegler eigentlich immer sehr zufrieden“, sagte
Geschäftsführer Gerhard Potzel. Bis zur Insolvenz
sei das Unternehmen nie im Zahlungsrückstand
gewesen. „Die haben stets pünktlich gezahlt, alles
ist immer bestens gelaufen“, so der Geschäftsführer.
Um so überraschender dann der Insolvenzantrag am 28.
November. Mittlerweile sei auch das
Insolvenzverfahren eröffnet worden.
Nun ist es so,
dass sämtliche Holzlieferungen gut versichert sind.
Die WBV geht davon aus, bis April das Geld von der
Versicherung zu bekommen. „Jedoch nicht die
komplette Ausfallsumme. Deshalb hatten die
Verantwortlichen beschlossen, die Differenz zwischen
dem Vertrag, den die Versicherung erstattet und dem
geltend gemachten Rechnungsbetrag aus der Kasse zu
erstatten.
Das werde die
Dachorganisation der Waldbesitzer im
Regierungsbezirk, die Forstwirtschaftliche
Vereinigung Oberfranken allen WBVen so auch
empfehlen, sagte der FVO-Vorsitzende Wolfgang
Schultheiß aus dem Coburger Land. Von ihm war zu
erfahren, dass Oberfrankenweit rund 500 Rechnungen
offen seien und die Versicherungen rund 90 Prozent
der Ausfälle übernehmen.
In mehreren
Berichten ist die Rede davon, dass die Ziegler-Grup
insgesamt mehr als 800 Millionen Euro Schulden haben
soll. Das Unternehmen hatte zuletzt über 3000
Mitarbeiter in den 48 formell eigenständigen
Gesellschaften.
Abgesehen von
der Hiobsbotschaft der Ziegler-Insolvenz sei das
zurückliegende Jahr aus Sicht der WBV aber dennoch
recht zufriedenstellen verlaufen. Insgesamt hatte de
WBV im Auftrag ihrer Mitglieder über 70500 Festmeter
Holz vermarktet. Nach den Worten von Gerhard Potzel
sind dies über 2700 Lkw voll beladen mit Holz aus
dem Bayreuther Land oder anders ausgedrückt, zehn
volle Lkw täglich.
Im Vergleich
zum Vorjahr mit über 100000 vermarkteten Festmetern
bedeutet die Zahl zwar einen Rückgang, doch muss man
wissen, dass im Vorjahr fast ausschließlich
Schadholz infolge des Borkenkäfers angefallen war.
Im zurückliegenden Jahr sei der Käfer nicht so stark
aufgetreten, da die Wasserversorgung gut war und
insgesamt acht Harvester dafür sorgten, Schadholz so
schnell wie möglich aus dem Wald zu bekommen.
Ein gutes
Zeichen ist es auch, dass der Waldumbau
voranschreitet. 62000 Festmeter von den über 70000
Festmetern waren Fichtenholz, weitere 5000 Festmeter
Kiefernholz, also alles Nadelhölzer. Gleichzeitig
wurde bei den alljährlich stattfinden
Sammelbestellungen über die WBV fast 54000 Pflanzen
geordert, 52 Prozent davon Laubhölzer.
Zusammenstehen
in Krisensituationen, das spreche für die
Gemeinschaft innerhalb der WBV, sagte Finanz- und
Heimatstaatssekretär Martin Schöffel. Er zeigte sich
zuversichtlich, dass die Forstpolitik nach dem
Ergebnis der Bundestagswahlen jetzt wieder in die
richtige Richtung geht. „Die Holzfeinde im
Bundesumweltamt dürfen nicht länger das Sagen
haben“, so Martin Schöffel. Aktive
Waldbewirtschaftung, das bedeutet seinen Worten
zufolge besserer Arten-, Heimat- und Klimaschutz
sowie optimale Rohstoffsicherung.
Die Arbeit der
Waldbesitzer sei vor allem auch ein Wirken für
künftige Generationen, so Landrat Florian Wiedemann,
der selbst fünf Hektar Wald bewirtschaftet und
Mitglied der WBV ist. Erfreulich ist dem Landrat
zufolge auch das aktuelle forstliche Gutachten
ausgefallen. Waren es vor vier Jahren noch acht
Hegegemeinschaften im Landkreis mit zu hohem
Verbiss, seien es mittlerweile nur noch fünf
Hegegemeinschaften. BBV-Kreisobmann Karl Lappe
zeigte sich zuversichtlich, dass grüne Ideologie
jetzt keine Chance mehr in der Landwirtschafts- und
Forstpolitik haben werde.
Die WBV
Bayreuth hat 1891 Mitglieder, die zusammen 9961
Hektar Wald bewirtschaften, Das bedeutet 47
Mitglieder und 251 Hektar mehr als vor Jahresfrist.
24 Mitglieder sind Körperschaften und Stiftungen mit
zusammen 1087 Hektar Wald.
Mitarbeiter
dringend gesucht / Deutliche Steigerung bei den
Einsatzstunden: Maschinen- und Betriebshilfsring
Bayreuth-Pegnitz zog positive Bilanz
Bayreuth. In
der Landwirtschaft zählt der Zusammenhalt unter den
Berufskollegen allen Unkenrufen zum Trotz noch
etwas. „In unserem Berufsstand gibt es noch
Solidarität“ sagte Johannes Scherm, Geschäftsführer
des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz bei der
Jahresversammlung in der Tierzuchtklause. Als Beweis
nannte er den Großbrand eines Stalles im Bayreuther
Stadtteil Wolfsbach am 4. Adventssonntag des
zurückliegenden Jahres. Die enorme Hilfsbereitschaft
das große Engagement von Freunden, Nachbarn und
Berufskollegen sei beeindruckend gewesen, so
Johannes Scherm. Er wünschte sich, dass dieser
großartigen Einstellung auch im normalen Alltag
wieder mehr Gewicht zukommt, auch ohne Notfall. Bei
dem Großbrand hatte es glücklicherweise weder
verletzte Menschen noch verendete Tiere gegeben.
Zusammenhalt
und Zusammenarbeit, das sind auch wichtige
Leitlinien für die Maschinenringe. Mit seiner
vorgelegten Bilanz spiele der Bayreuther Ring
bayernweit im oberen Drittel mit, so der Vorsitzende
Reinhard Sendelbeck. „Wir sind sehr gut aufgestellt,
um die landwirtschaftlichen Betriebe im Management
zu unterstützen.“ Allerdings sucht auch der
Maschinenring Personal, beispielsweise in der
geschäftsstelle, um zusätzliche Aufgaben bewältigen
zu können.
Mit insgesamt
31974 Einsatzstunden der haupt- und nebenberuflichen
Betriebshelfer konnte der Vorsitzende eine deutliche
Steigerung vermelden. Im Jahr zuvor waren es noch
29729 Stunden. Während die Zahl der sozialen
Einsatzstunden um rund 20 Prozent auf 23459 deutlich
gesteigert werden konnte, waren die wirtschaftlichen
Einsätze um rund 1700 Stunde auf 8515
zurückgegangen. Soziale Einsätze werden in der Regel
bei Notfällen notwendig, wenn zum Beispiel der
Betriebsleiter erkrankt ist, zur Kur oder Reha
musste oder aus sonstigen Gründen ausgefallen ist.
Wirtschaftliche Einsätze werden notwendig etwa zur
Abdeckung von Arbeitsspitzen in der Erntezeit oder
für eine Urlaubsvertretung.
Zweites
Standbein des Rings ist die Vermittlung von
Maschinen. Futterbau, Strohernte sowie organische
Düngung waren dabei die Bereiche, die am häufigsten
nachgefragt wurden. Alles zusammen, also in der
Summe aller erbrachten Leistungen kam der MR
Bayreuth-Pegnitz auf einen Verrechnungswert von
knapp 8,35 Millionen Euro. Gegenüber dem Wert von
2023 in Höhe von 8,40 Millionen Euro ist das ein
eher unbedeutender Rückgang.
Händeringend
nach personal sucht die MR Oberfranken Mitte GmbH,
in der die drei Nachbarringe Bayreuth, Kulmbach und
Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten
gebündelt haben. Ureigenste Aufgaben der GmbH sind
die Grünanlagenpflege, die Gehölzpflege und der
Winterdienst. „Wir würden das alles gerne weiter
ausbauen, es scheitert aber am Personal“, sagte
MR-Oberfranken-Mitte Geschäftsführer Bernd Müller.
Die Tätigkeit sei vor allem für Landwirte
interessant, die einen Zuerwerb suchen. Der
Maschinenring biete dabei eine breite Palette von
Tätigkeiten, übernimmt die komplette Abwicklung und
auch die Abrechnung mit dem Kunden. Gesucht seien
auch Klauenpfleger und Klauenpflegehelfer, ein
weiterer Tätigkeitsbereich, bei dem die MR
Oberfranken Mitte ein gefragter Partner ist.
Das Thema
Zusammenhalt stellte auch die Bundestagsabgeordnete
Silke Launert in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen.
„Das Wissen darum. Dass man sich auf den anderen
verlassen kann, zeichne den ländlichen Raum hier in
der Region besonders aus. Dafür stehe auch seit
Jahrzehnten der Maschinenring. Er sorge dafür, dass
landwirtschaftliche Betriebe effizient arbeiten
könnten, sei es durch das Ausleihen von Maschinen,
durch Fortbildungen oder durch die Betriebshilfe in
Notfällen.
Der
Maschinenring Bayreuth Pegnitz hat aktuell 1232
Mitglieder, 35 weniger als im Jahr davor. Sie alle
zusammen bewirtschaften eine Fläche von 41039
Hektar.
Nach der Wahl:
Hoffen auf Wende für die Landwirtschaft / Carl von
Butler beim Bayreuther Bauerntag
Bayreuth.
„Egal was kommt, nie aufgeben“ und „jede Chance
konsequent nutzen“: Diese beiden Empfehlungen hat
der Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes
Carl von Butler allen Landwirten ans herz gelegt.
Vor dem Hintergrund einer eher düsteren
weltpolitischen Lage, die Auswirkungen auf jeden
einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb vor Ort haben
werde, war der Generalsekretär zum Bayreuther
Bauerntag gekommen, um über nationale und
internationale Herausforderungen zu sprechen und mit
Blick auf eine neue Bundesregierung auch ein wenig
Optimismus zu verbreiten.
In der Land-
und Ernährungswirtschaft herrsche Unzufriedenheit
und Perspektivlosigkeit. „Wie soll man seinen
betrieb aufstellen, so dass ihn die nächste
Generation noch weiterführen kann“, das würden sich
gerade viele Bauern fragen. Verlässlich
Rahmenbedingungen und Hilfe, um einfacher zu
finanzieren und investieren zu können, das seien
zentrale Forderungen an die Politik. Gerade beim Bau
von Ställen sei Investitionssicherheit gefragt.
Auch wenn das
geplante Tierschutzgesetzt durch das Ampel-Aus
gerade noch verhindert werden konnte, so schrieb
Carl von Butler allen Tierschützern ins Stammbuch:
„Wenn wir glauben, in Deutschland die Welt retten zu
können, dann wandert die Produktion eben in das
Ausland ab.“ Wie das konkret aussieht, machte der
Generalsekretär am Beispiel der Legehennenhaltung
deutlich: Die hierzulande verbotenen Käfige seien in
der Ukraine wieder aufgebaut worden. Große
Flüssigei-Anteile würden heute aus der Ukraine
wieder importiert. „Das interessiert keinen
Menschen“, kritisierter Carl von Butler, der von
einem unhaltbaren Zustand sprach. Mit Blick auf die
immer wieder gefordert Ernährungssicherheit sei so
etwas extrem unklug.
Gesamtwirtschaftlich betrachtet, sah Carl von Butler
das deutsche Wirtschaftsmodell gescheitert. Mit der
billigen Energie aus Russland sei es erst einmal
vorbei, China als verlängerte Werkbank sei wohl
Geschichte und die USA stehe nicht mehr für die
Sicherheit in Europa. „2025 wird die deutsche
Wirtschaft erst einmal im Rückwärtsgang fahren“, so
der Redner. Damit werde der Etat für die
Landwirtschaft sicher auch nicht steigen. Auch wenn
die Wirtschaft in Bayern noch so einigermaßen läuft,
sei die Automobilindustrie als deren Motor bereits
in Stottern geraten.
Der
BBV-Generalsekretär hatte auch einen interessanten
Vorschlag zur Ankurbelung der Wirtschaft
mitgebracht. „20 Prozent Mehrarbeit würden die
Binnenkonjunktur ankurbeln“, sagte er. Konkret würde
dies statt einer 35-Stunden-Woche eine
42-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich bedeuten.
Zuvor hatte der
für den verhinderten Kreisobmann Karl Lappe
kurzfristig eingesprungene Stellvertreter Harald
Galster seine Hoffnung auf eine Wende in der
Landwirtschaft ausgedrückt. Wahlversprechen sind das
eine, deren Einhaltung das andere, sagte er. Auch
für den stellvertretenden Kreisobmann stand
Verlässlichkeit bei der Planung für all seine
Berufskollegen an erster Stelle.
Über die große
Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit in der
Landwirtschaft sprach Landrat Florian Wiedemann. Für
den Landkreis gehörten die Dachmarke Bayreuther Land
mit zwei „Hofläden“ in den großen Edeka-Märkten,
sowie der heuer wieder stattfindende Thermenmarkt
Obernsees mit einer Vielzahl regionaler Anbieter
dazu. „Wir müssen es in die Bevölkerung
hinaustragen, dass Fleisch, Milch und Eier in bester
Qualität vom Bauern aus der Nachbarschaft kommen, so
der Landrat. Auch Oberbürgermeister Thomas
Ebersberger warb für Produkte von den Bauern aus dem
Bayreuther Land, die es unter anderem auch auf dem
Bayreuther Wochenmarkt gebe.
Bild: Einen
Korb voller heimischer Produkte aus den Händen des
stellvertretenden Kreisobmanns Harald Galster konnte
auch Carl von Butler mit ins Generalsekretariat des
Bayerischen Bauernverbandes nach München nehmen.
Suchen, finden,
retten: Kitzrettung hilft Tierleid zu vermeiden /
Gute Erfolgsquote: Landwirte zollen ehrenamtlicher
Arbeit großen Respekt
Kulmbach.
Der Schulterschluss zwischen Landwirten und
Kitzrettung funktioniert. Im Kulmbacher Land sogar
beispielhaft. Bei einer gemeinsamen
Infoveranstaltung des Bauernverbandes, des
Maschinenrings, des Rings junger Landwirte und des
VLF, wurde zum einen deutlich, dass die Bauern die
Arbeit der ehrenamtlichen Kitzretter schätzen. Zum
anderen konnten auch die Verantwortlichen der
Kitzrettung eine eindrucksvolle Bilanz vorweisen.
Exakt 101
Rehkitze habe man im zurückliegenden Jahr nach dem
Motto „suchen, finden, retten“ vor dem Mähtod
bewahren können, sagte Hans Joachim Küfner, Jäger,
Jagsaufseher und Vorstand der Kulmbacher
Kitzrettung. Der 2022 gegründete Verein habe
mittlerweile 60 Mitglieder und sei während der
Saison regelmäßig mit drei Drohnen im Einsatz. Ein
Rehkitz im hohen Gras auszumachen, das sei meist gar
nicht so einfach, sagte Hans Joachim Küfner. Den
Landwirten legte er ans Herz, so schnell, wie nur
irgendwie möglich nach der Suchaktion zu mähen.
Nützliche Tipps
für alle Landwirte hatte Harald Köppel,
Geschäftsführer des Bauernverbandes Bayreuth,
Kronach, Kulmbach parat. Er zählte sämtliche
tierschutzrechtliche Vorgaben auf, aus denen
ersichtlich wird, dass die Kitzrettung alles andere
als eine Spielerei ist. Laut aktueller
Rechtsprechung habe der Landwirt alle nur denkbaren
Vorsorgemassnahmen zu treffen, damit es nicht zu
einem Zwischenfall komme. Unterlässt es der Bauer
und es kommt zu einem Mähtod, dann droht ihm im
Wiederholungsfall zumindest theoretisch eine
Freiheitsstrafe. „Deshalb muss das Thema auch in die
Köpfe rein“, so Harald Köppel. Den Landwirten legte
er ans Herz, Jäger und Jagdpächter möglichst immer
einzubinden und sofort nach der Suche zu mähen.
„Eigentlich müsste das Mähwerk sofort danach kommen,
sagte Harald Köppel. Oder noch besser: die Drohne
sollte vor dem Mähwerk fliegen.
Großen Respekt
zollte Thomas Erlmann, Landwirt aus Waldau, allen
Ehrenamtlichen der Kitzrettung. Er arbeite schon
seit über sechs Jahren erfolgreich mit der
Kitzrettung zusammen. „Die Erfolgsquote sei gut, die
Schlagkraft passt“, sagte Thomas Erlmann. Freilich
gebe es keine hundertprozentige Garantie, ein
Restrisiko bleibe immer, doch die Suche mit der
Drohne sei „das Beste, was wir machen können“.
Eine Brotzeit,
ein Kaffee und eine Spende sollte für die
ehrenamtlichen Helfer der Kitzrettung, die oft schon
morgens um vier vor Ort seien, sollte
selbstverständlich sein, sagte Thomas Erlmann. Auch
beim Infoabend ließen sich die Kulmbacher Bauern
nicht lumpen und überreichten dem Verein Kitzrettung
Kulmbach einen Scheck über 500 Euro.
Kritik an der
Arbeit der Kitzrettung ließ der Vorsitzende Hans
Joachim Küfner nicht gelten. Oberstes Ziel sei es,
Tierleid zu vermeiden. Für ihn sei es kein
Widerspruch, wenn das Tier später irgendwann einmal
geschossen und als gesundes und sauberes
Lebensmittel Verwendung finde. Zuvor hatte ein
Landwirt gefragt, wie es mit der Kitzrettung
zusammenpasse, dass aufgrund der hohen
Verbissbelastung in den Wäldern vor Ort die
Empfehlung ausgesprochen werde, die Abschussquoten
zu erhöhen.
Ob bio oder
konventionell, Lohnunternehmer oder Jagdpächter,
jeder sei von der Thematik irgendwie betroffen,
hatte zuvor, Heike Schleicher, Vorsitzende des
Vereins landwirtschaftliche Fachbildung,
festgestellt. Das Thema sei nicht nur immer wieder
aktuell, sondern auch hochemotional. „Wir wollen bei
den Landwirten Verständnis wecken und sie für das
Thema sensibilisieren.“ Schließlich gehe es auch um
das Image der Landwirtschaft.
Alexander
Hollweg, Geschäftsführer des Maschinenrings, machte
dabei auch deutlich, dass der Mähtod von Rehkitzen
schon immer ein Thema war und nicht etwa eine
Erfindung der Gegenwart ist. „Das Problem war schon
immer bekannt“, sagte er. Doch noch immer würden
Teile der Bevölkerung denken, dass Landwirte keine
Rücksicht nehmen. Ganz im Gegenteil: Sie hätten das
größte Interesse daran, und zwar nicht nur, um einen
Imageschaden zu vermeiden. Kommen Teile eines
Kitzkadavers ins Futter, könne das für die Kühe
tödlich enden. Der Verzehr von kontaminiertem Futter
könne zu schweren Vergiftungen führen. Deshalb habe
jeder Bauer das ureigenste Interesse daran, die
Rehkitze zu retten.
Bild: Landwirte
fördern die Arbeit der Kitzrettung: VLF-Vorsitzende
Heike Schleicher, Kreisobmann Harald Peetz (2. von
links) und der 2. Vorsitzende des Maschinenrings
Hans Herrmann Reinhardt (rechts) überreichten Hans
Joachim Küfner vom Verein Kitzrettung im Namen der
Kulmbacher Landwirte einen Scheck über 500 Euro.
Über 17
Millionen Euro: Weniger Tiere, mehr Umsatz /
Rinderzuchtverband Oberfranken zog trotz negativer
Rahmenbedingungen positive Bilanz
Bayreuth.
Trotz denkbar ungünstiger Rahmenbedingungen für die
Landwirtschaft in Deutschland und trotz zahlreicher
weltweiter Spannungen hat der Rinderzuchtverband
Oberfranken sein Ergebnis steigern können. Das geht
aus dem Geschäftsbericht hervor, den der Vorsitzende
Georg Hollfelder (Litzendorf) und Zuchtleiter Markus
Schricker (Bayreuth) bei der Jahresversammlung
vorgelegt haben.
Demnach war der
Gesamtumsatz von 15,2 auf 17,2 Millionen Euro
angestiegen. Die Vermarktungszahlen waren dagegen
rückläufig. Waren es im vorigen Geschäftsjahr noch
knapp 28000 Tiere, kommt die Bilanz aktuell auf rund
27400 Tiere aller Kategorien (Nutzkälber,
Zuchtkälber, Jungrinder, Jungkühe und Bullen). Den
größten Teil machten männliche und weibliche
Nutzkälber mit zusammen knapp 24000 Tieren aus.
Ursache für die Entwicklung sind der Preisanstieg
und die hervorragende Marktsituation. „Die
Kälberpreise befinden sich mittlerweile in
schwindelerregenden Höhen“, sagte Georg Hollfelder.
Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes ist nicht
identisch mit dem Kalenderjahr. Es beginnt immer am
1. Oktober und endet am 30. September.
Allerdings geht
die Milchviehhaltung insgesamt betrachtet dramatisch
zurück. Oberfrankenweit habe die Zahl der Milchkühe
in den zurückliegenden zehn Jahren um 10000
abgenommen, sagte Zuchtleiter Markus Schricker. Im
Regierungsbezirk war die Zahl der Betriebe um 33 auf
891 und die Zahl der Tiere um 1573 auf 61612
zurückgegangen. Blicke man zehn Jahre zurück, so
hätten seit 2014 im Regierungsbezirk 1188
Milchviehbetriebe mit rund 16000 Kühen aufgegeben.
In vielen
Ortschaften gebe es keinen einzigen Bauern mehr,
sagte der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann.
Deshalb sei es für die Landwirte umso wichtiger, mit
ihren Anliegen an die Öffentlichkeit zu gehen.
Schließlich dürfe sich Oberfranken nur deshalb
Genussregion nennen, weil es die Bauern gibt. Zwei
der drängendsten Probleme sprach Hermann Greif,
BBV-Bezirkspräsident an. Zum einen habe die Maul-
und Klauenseuche einmal mehr gezeigt, wie schnell
ein derartiges Thema im Land ist und wie lange es
dauert, um es wieder loszuwerden. Zum anderen treibe
die rinderhaltenden Biobetriebe derzeit die Pflicht
zur Weidehaltung um. Speziell für die Bauern in
Franken sei dies aktuell ein Riesenproblem.
Finanz- und
Heimatstaatssekretär Martin Schöffel konnte den
Landwirten dabei aber wenig Hoffnung machen. Er riet
allen Betroffenen, noch einmal die Beratung
aufzusuchen. Immerhin habe man bislang erreicht,
dass Betroffene, die aus der KULAP-Förderung
aussteigen keine Rückzahlungsverpflichtung haben.
Zwei Themen stehen bei der Bundestagsabgeordneten
Emmi Zeulner ganz oben auf der Agenda: Zum einen das
Interesse an guten und qualitativ hochwertigen
Lebensmitteln, zum anderen die Ernährungssicherheit.
„Es darf nicht passieren, dass wir abhängig werden“,
sagte sie.
Ein Thema
brannte den Rinderhaltern besonders auf den Nägeln.
Zum einen sollen wir Weidehaltung betreiben, zum
anderen nehmen die Wölfe immer mehr überhand. Wie
passt das zusammen?“, so eine Landwirtin aus dem
Landkreis Hof. „Das passt gar nicht zusammen“;
entgegnete Staatssekretär Martin Schöffel. Er nannte
die Dramatik gewaltig, die Wolfspopulation nehme
sichtbar zu. Mittlerweile seien sehr hohe
Nutztierverluste deutschlandweit bestätigt. „Es
muss endlich etwas passieren“, so Schöffel.
Für die
höchsten Jahresleistungen wurden die Familie Roth
aus Beiersdorf, Christian Popp aus Forthof, die
Schamel GbR aus Lenz und Reinhard Stelzner aus
Oberthölau ausgezeichnet.
Bild:
Auszeichnungen für die besten Jahresleistungen (von
links): Harald Roth, Vortsitzender Georg Hollfelder,
Elke Stelzner und Martin Schamel.
Rücksicht statt
Ellenbogendenken und Egoismus / Historiker mit
Entertainer-Qualitäten: Adrian Roßner über Egoismus
und Zusammenhalt
Steinberg.
Der ländliche Raum sollte eine Vorbildfunktion für
die Gesellschaft haben. Das hat Adrian Roßner beim
Landfrauentag in Steinberg bei Wilhelmsthal
festgestellt. „Hier lebt man im Miteinander, hier
setzt man sich füreinander ein und hier kümmert sich
der eine noch um den anderen“, so der promovierte
Historiker aus dem Fichtelgebirge.
Nicht immer
ganz so ernst ging es beim Vortrag von Adrian Roßner
zu. Der Wissenschaftler, der am Institut für
Fränkische Landesgeschichte seinen Doktortitel
erworben hatte, erzählte launig und in fröhlich
fränkischer Mundart vom Leben auf dem Dorf. Er riss
passend zur Faschingszeit Witze, hatte aber auch,
ganz so, wie man ihm vom Fernsehen kennt,
tiefgründige Informationen parat. Denn auch ihn
beschäftigten die einen oder anderen negativen
gesellschaftlichen Entwicklungen.
Der Egoismus
sei mittlerweile das größte Problem unserer
Gesellschaft, sagte er. „Doch Egoismus ist Gift.“
Unser gesamtes Zusammenleben funktioniere nur mit
Geben und Nehmen, und mit Werten, die vielfach
verloren gegangen seien. Er sei überzeugt davon,
dass wichtige Impulse, um die Situation wieder zu
ändern, aus dem ländlichen Raum kommen könnten. Auch
einen Blick zurück riskierte Adrian Roßner. Zurück
in die Zeit, als das Wirtshaus und die Kirche noch
die Mittelpunkte eines jeden Dorfes bildeten. Zurück
auch in die Zeit, als noch Rituale wichtig waren.
Kreisbäuerin
Marina Herr hatte zuvor die Bedeutung der Bildung in
der Landfrauenarbeit hervorgehoben. Hintergrund war
das aktuelle Thema der Landfrauenarbeit „Bildung
bewegt vieles“. Ob „Schule fürs Leben“, „Landfrauen
machen Schule“ oder erstmals der „Girls Day“ auf
landwirtschaftlichen Betrieben: „Wir haben den
Luxus, jederzeit auf Bildungsangeboten zurückgreifen
zu können“, sagte sie.
Ohne die Bauern
würde der Landkreis nicht blühen und gedeihen, so
der stellvertretende Kronacher Landrat Gerhard
Wunder und rief dazu auf, mit einer starken
Landwirtschaft optimistisch in die Zukunft zu
blicken. Susanne Grebner, Bürgermeisterin von
Wilhelmsthal, freute sich über die Frauenpower in
der Landwirtschaft und darüber, dass so viele junge
Frauen in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und am
elterlichen Hof bleiben.
Bilder:
1. Der Landfrauenchor
aus dem benachbarten Landkreis Coburg umrahmte den
Kronacher Landfrauentag mit modernen und
traditionellen Liedern.
2.Kreisbäuerin
Marina Herr bedankte sich bei dem TV-bekannten
Historiker Adrian Roßner, der die Besucher des
Landfrauentages nicht nur mit Information versorgt,
sondern auch zum Lachen gebracht hat.
Musterbeispiel:
Strom und Wärme aus regenerativen Energien /
Biogasanlage Hollfeld mit bundesweit bedeutsamem
Preis ausgezeichnet
Hollfeld.
Die Biogasanlage in Hollfeld ist ein Musterbeispiel
dafür, wie durch die Kooperation von Landwirten und
einem schlüssigen Konzept die Energiewende gelingen
kann. Deshalb wurde die Anlage der Bioenergie
Hollfeld GmbH vom Fachverband Biogas e. V.
nachträglich zur Anlage des Monats Januar 2025
gekürt. Eine bundesweite Auszeichnung, wie
Biogas-Regionalreferent Markus Bäuml bei der
Übergabe der Urkunde betonte.
Die
Gemeinschaftsanlage war 2011 ans Netz gegangen. Die
Substrate Rindergülle, Mais, Ganzpflanzensilage,
Gras und Getreide, stammen den Betreibern zufolge
von rund 40 viehhaltenden Betrieben aus der näheren
Umgebung, die das Gärprodukt als wertvollen Dünger
zurück auf die Felder ausbringen und die Anlage
zudem als Futterpuffer nutzen. In zwei
Blockheizkraftwerken mit einer installierten
Leistung von 800 Kilowattstunden bei 432
Kilowattstunden Bemessungsleistung werde wärme und
strommarktgeführt klimafreundliche Energie erzeugt.
3,8 Millionen Kilowattstunden Strom würden je nach
Bedarf ins Stromnetz eingespeist, rund zwei
Millionen Kilowattstunden Wärme gingen über die
Biomasseheizzentrale Hollfeld an 31 Wärmekunden. Pro
Jahr vermeidet die Biogasanlage nach den Worten von
Markus Bäuml rund 2500 Tonnen Kohlendioxid.
Aktuell
versorgt die Biogasanlage unter anderem die
Gesamtschule, die Grundschule, zwei Kindergärten,
das Rathaus, das Altenheim, Kirche und Stadtapotheke
und viele Privatleute mit Wärme. Pro Jahr werden, je
nachdem wie streng der Winter ausfällt, 700.000 bis
800.000 Liter Heizöl eingespart. Der erzeugte Strom
wird ins Netz eingespeist.
„Die
Hollfelder Anlage ist beispielhaft“, sagt Manuel
Appel vom Maschinenring Fränkische Schweiz, der als
Geschäftsführer an der Spitze der Biogasanlage
steht. Gesellschafter sind die beteiligten Bauern
über die MR Agrarservice GmbH, die Stadt Hollfeld,
der Zweckverband Gesamtschule, die
Waldbauernvereinigung Hollfeld und der
Maschinenring.
Nach den Worten
des bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber
gibt es im Freistaat rund 2550 Biogasanlagen,
bundesweit seien es an die 10000. „Damit sind wir
das Herz für Biogas in Deutschland“, so der
Minister, der von der Politik im Bund ein klares
Bekenntnis zu Gunsten von Biogas forderte. Hollfeld
habe von Beginn an auf Strom und Wärme gesetzt und
damit die Wirtschaftlichkeit hergestellt. Glauber:
„Was hier vor Ort entstanden ist, sichert
landwirtschaftliche Betriebe, sichert Einkommen und
damit die Wertschöpfung vor Ort.“
Bereits 2003
setzte man in Hollfeld auf regenerative Energien.
Als die Gesamtschule eine neue Heizung benötigte,
entschied man sich für die Wärme von Hackschnitzeln.
Schnell kamen Grundschule, Rathaus und einige
Privatleute dazu, so dass die Wärme schon bald nicht
mehr ausreichte. An der Leistungsgrenze angekommen
musste also eine weitere Energiequelle erschlossen
werden. Die Lösung sah man im Bau einer
Biogasanlage. 28 Landwirte aus der engsten Umgebung
hatten sich am Anfang daran beteiligt, brachten Geld
als Darlehen ein und gingen eine Lieferverpflichtung
ein. Die Investition lag damals bei 2,3 Millionen
Euro.
Pionier
in Sachen Biogasanlage war der Hollfelder Landwirt
Michael Schatz. Er hatte früher als viele andere die
entscheidenden Anstöße zum Bau einer
Hackschnitzelheizung und einer Biogasanlage gegeben.
Michael Schatz sieht im Biogas viele Vorteile
vereint. Vor allem könne man den Ertrag von den
Feldern dort verwenden, wo er am dringendsten
gebraucht wird, auf dem Teller, also für die
Nahrungsmittelproduktion, und für den Tank, also zur
Energieerzeugung mit Strom und Wärme. Als weiteren
Vorteil bezeichnete er es, dass man das für die
Anlage notwendige Material lagern und somit auch mal
ein Dürrejahr überbrücken kann
Bilder:. 1.
Großer Bahnhof zur Übergabe der
Urkunde durch den Fachverband Biogas e. V.: Die
Biogasanlage in Hollfeld wurde zur bundesweiten
Anlage des Monats gekürt.
2.Markus
Bäuml vom Fachverband Biogas e. V. übergab die
Urkunde an Betriebsleiter Roland Betz und
Geschäftsführer Manuel Appel (von links). Rechts im
Bild: der bayerische Umweltminister Thorsten
Glauber.
3.
Geschäftsführer Manuel
Appel vom Maschinenring Fränkische Schweiz.
Kein
Schutzstatus für den Wolf / Amtierende Vorsitzende
des Landwirtschaftsausschusses Petra Högl beim
Pottensteiner Bauerntag
Pottenstein.
Jede Menge Zahlen hatte Petra Högl, amtierende
Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im
Bayerischen Landtag, mit zum Pottensteiner Bauerntag
gebracht, um die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors
Landwirtschaft zu unterstreichen. 147 Menschen sind
es im Freistaat, die jeder Landwirt ernährt.
Zusammen mit dem vor- und nachgelagerten Bereich
hänge jeder siebte Arbeitsplatz im Freistaat von der
Landwirtschaft ab und schließlich pflegten die
bayerischen Landwirte rund 80 Prozent der
Landesfläche. Damit komme niemand mehr an der
bäuerlichen Landwirtschaft vorbei, sagte Petra Högl,
die mit ihrer Familie einen Ackerbau- und
Forstbetrieb in Abensberg in der Hallertau
bewirtschaftet. Seit 2018 ist sie Abgeordnete des
Bayerischen Landtags, seit 2023 stellvertretende
Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung,
Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Da für den
Ausschuss kein erster Vorsitzender gewählt wurde,
gilt Petra Högl als stellvertretende Vorsitzende
faktisch als Chefin.
In ihrer Rede
würdigte Petra Högl die Fränkische Schweiz als
gesegnete Kulturlandschaft, in der zwei Dinge eine
wichtige Rolle spielen: die Landwirtschaft und der
Tourismus. Beides gehöre untrennbar zusammen, denn
es seien die Bauern, die die Kulturlandschaft
pflegen, die das gesellschaftliche Leben in den
Dörfern prägen und die für Ernährungssicherheit
sorgen. Und das soll auch so bleiben: „Wir müssen
uns auf die heimische Landwirtschaft konzentrieren,
wenn wir nicht wollen, dass das Schnitzel künftig
aus einem Chinesischen Schweinehochhaus kommt.“
Ein
Wortbeitrag in der Diskussion ließ aufhorchen: Ein
Landwirt aus dem Veldensteiner Forst hatte nach
eigener Aussage Aufnahmen einer Wildkamera, auf der
ein komplettes Wolfsrudel mit 14 Tieren zu sehen
sei. „Wir haben in der Gegend fast kein Wild mehr,
die Situation ist untragbar“, sagte er.
Ausschussvorsitzender Petra Högl war das Problem
bekannt. Die Wolfsdichte sei in vielen teilen Bayern
zu groß, sagte sie. Die Risse hätten stark
zugenommen, da gelte es zu handeln. Petra Högl
sprach sich für eine Absenkung des Schutzstatus für
den Wolf aus. „Eine Bejagung muss künftig möglich
sein“, sagte sie. Der Wolf sei längst nicht mehr vom
Aussterben bedroht, auch wenn das bestimmte
Tierschutzorganisationen immer wieder behaupten.
Bilder:
1.Der
Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl Lappe bedankte sich
bei der amtierenden Vorsitzenden des
Landwirtschaftsausschusses im Landtag, Petra Högl,
mit einem Korb voller Spezialitäten aus der Region.
2.Politik
und Berufsvertreter beim Pottensteiner Bauerntag
(von links): Kreisbäuerin Angelika Seyferth, der
Pottensteiner Bürgermeister Christian Weber,
BBV-Kreisobmann Karl Lappe, die amtierende
Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im
Landtag, Petra Högl, und der Bayreuther Landrat
Florian Wiedemann.
Fleiß und
Leistungsbereitschaft statt Work-Life-Balance /
Staatssekretär Martin Schöffel beim Scheßlitzer
Bauerntag
Scheßlitz.
Mit einem großen Rundumschlag über alle
landwirtschaftlichen Themen hinweg, hat Martin
Schöffel (CSU) den Bauern im Bamberger Land den
Rücken gestärkt. Beim Scheßlitzer Bauerntag forderte
der Staatssekretär aus dem Bayerischen Finanz- und
Heimatministerium ein Umdenken in weiten Teilen der
Gesellschaft: „Wir brauchen Fleiß,
Leistungsbereitschaft und die Hinwendung zur
arbeitenden Bevölkerung, statt Vier-Tage-Woche,
immer mehr Teilzeit und Work-Life-Balance, wenn
unser Land wieder nach vorne gebracht werden soll.“
Den Bauern
brauchte er dies nicht zu sagen. „Sie erzeugten die
besten Nahrungsmittel der Welt, hätte eine
hervorragende Ausbildung, aber leider auch die
meisten Vorschriften zu beachten“, so Schöffel. Der
Staatssekretär ist vom Fach, hatte in Weihenstephan
studiert und ist unter anderem auch
stellvertretender Vorsitzender des oberfränkischen
Braugerstenvereins. „Lasst doch die Bauern einfach
wieder ihre Arbeit machen“, rief er. Dauerkritik sei
da fehl am Platz.
Mit scharfen
Worten protestierte er unter anderem gegen das
Bundesumweltamt. Es werde höchste Zeit, dass die
Ideologen dort aus ihren Ämtern enthoben werden,
sagte er. Waldbewirtschaftung sei praktizierter
Klimaschutz. Stilllegungspläne und das geplante
Bundeswaldgesetz seien fehl am Platz. Heftige Kritik
musste auch Cem Özdemir einstecken: Dieser
Landwirtschaftsminister mit all seinem ideologischem
Handeln sei völlig daneben. Landwirtschaft stehe für
Vielfalt und Biodiversität, da sollte man wirklich
einmal die Kirche im Dorf lassen.
Zuvor
hatte der Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU) einen
positiven Blick in die Zukunft der Landwirtschaft
gewagt. So langsam erkenne die Gesellschaft an,
welchen Wert die heimische Lebensmittelerzeugung
hat, so der Landkreischef. Auch er würdigte die hohe
Qualität der Nahrungsmittel, die direkt vor Ort
erzeugt und vermarktet werden. Nur eine starke
heimische Landwirtschaft könne das garantieren.
Landwirtschaft
sei etwas für Mutige, für Menschen, die die
Herausforderung lieben, so der Scheßlitzer
Bürgermeister Roland Kauper (CSU). Die Bauern seien
die Leistungsträger der Gesellschaft, denn ohne
Bauern keine Nahrung und ohne Nahrung keine Zukunft.
Bilder:
1.Kreisobmann
Tobias Kemmer konnte zum Scheßlitzer Bauerntag
Finanz- und Heimatstaatssekretär Martin Schöffel,
den Bamberger Landrat Johann Kalb, Bürgermeister
Roland Kauper und die frühere Landesbäuerin
Anneliese Göller (von links) begrüßen.
2.Staatssekretär
Martin Schöffel übte scharfe Kritik am
Bundesagrarminister und am Bundesumweltamt. Links:
Kreisbäuerin Marion Link und Kreisobmann Tobias
Kemmer.
Schule als
Lern- und Lebensraum / BLLV-Präsidentin Simone
Fleischmann beim Bayreuther Landfrauentag
Bayreuth.
Mit Simone Fleischmann war es den Bayreuther
Landfrauen gelungen, eine prominente und kompetente
Rednerin zu ihrem Landfrauentag zu gewinnen. Sie ist
die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und
Lehrerinnenverbandes (BLLV) und hatte so einiges zum
Jahresthema de Landfrauen zu sagen, das da heißt:
„Bildung bewegt vieles?!“ Das Ausrufezeichen stehe
für alles, was wir in der Landfrauenarbeit schon
erreicht haben, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth.
Das Fragezeichen aber stehe für die Zukunft.
Simone
Fleischmann, Lehrerin und Leiterin einer Grund- und
Mittelschule im oberbayerischen Poing, zeigte sich
auf einer Linie mit den Landfrauen, beispielsweise,
wenn es um die immer wieder eingeforderte
Vermittlung von Alltagskompetenzen geht. „Da geht es
um praktische Fähigkeiten“, sagte die
BLLV-Präsidentin. „Diese Fähigkeiten gehen uns
gerade abhanden.“ Für Simone Fleischmann bedeutet
Schule aber nicht nur Lernraum, sondern auch
Lebensraum. Dinge, wie Ernährung, Gesundheit,
Haushaltsführung gehörten da selbstverständlich mit
dazu.
Die
Referentin sagte aber auch, dass die Schulen mehr
professionelle Lehrer bräuchten. Auch in den Schulen
sei der Fachkräftemangel längst angekommen. Deshalb
seien externe Experten immer wichtiger. „Und das
wären dann sie“, sagte Simone Fleischmann zu den
Landfrauen. Dabei gehre es nicht nur um gesunde
Ernährung, sondern beispielsweise auch darum, einen
Schulgarten anzulegen.
Zuvor hatte
Kreisbäuerin Angelika Seyferth an die Geschichte des
BBV-Bildungswerkes erinnert, das im zurückliegenden
Jahr seinen 50. Geburtstag feiern konnte. Zunächst
sei es um Hauswirtschaft, Kälberaufzucht und
Melktechnik gegangen. Mehr und mehr seien Koch- und
Backkurse und alle möglichen Vorführungen dazu
gekommen. Heute seien die Themen vielfältiger
geworden. Kochkurse gebe es noch immer, doch
mittlerweile gehe es meist darum, viele
selbstverständlich gewordene Dinge von Grund auf neu
zu lernen.
Zu
Begin des Landfrauentages in der Tierzuchtklause
hatten der katholische Dekan Heinrich Hohl und de
evangelische Dekan Jürgen Hacker in einer
ökumenischen Andacht das für die Landwirtschaft
bedeutender Fest Maria Lichtmess gefeiert, das in
früheren Jahren eine große Zäsur des Bauernjahres
dargestellt hat.
Bilder:
1.Der
Bayreuther Landfrauenchor hat den gemeinsamen
Landfrauentag in der Tierzuchtklause mit
frühlingshaften Klängen bereichert.
2.Die
stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt und
Kreisbäuerin Angelika Seyferth bedanken sich bei den
beiden Dekanen Jürgen Hacker und Heinrich Hohl (von
rechts) für die Ausgestaltung des Bayreuther
Landfrauentages.
3.Kreisbäuerin
Angelika Seyferth (links) und ihre Stellvertreterin
Doris Schmidt (rechts) bedankten sich mit einem
Präsent bei der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann
für die Übernahme des Hauptreferates.
Fischotter
bedroht Fortbestand der Fischerei /
Teichgenossenschaft Oberfranken klagt über riesige
Verluste
Himmelkron. Die
oberfränkischen Teichwirte beschäftigt nach wie vor
das Dauerthema Fischotter. Bei der Jahresversammlung
der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron
war die Rede von Verlusten in Höhe von 80 Prozent in
vielen Teichen. Speziell in den östlichen
Landkreisen des Regierungsbezirks gebe es sogar
Komplettverluste, also restlos leer gefressene
Teiche.
Nach wie vor
bedrohten zahlreiche sogenannte Prädatoren die
heimische Fischwirtschaft. Silberreiher und
Graureiher gehörten dazu, noch immer der Kormoran
und auch der Biber als „Problemtier“. Sie alle haben
Riesenappetit auf Fisch: Doch keine Tierart
beschäftigt die Teichwirte mittlerweile in einem
derartigen Ausmaß, wie der Fischotter.
Diese kleinen
possierlichen Tierchen richteten einen Riesenschaden
an, sagte der Vorsitzende Dr. Peter Thoma aus
Wunsiedel. „Der Fischotter schaut nett aus, ist aber
tödlich“, so der Vorsitzende. Tatsächlich gibt es
nach den Worten von Dr. Reinhard Reiter,
Fischereireferent im Bayerischen
Landwirtschaftsministerium, aktuell rund 1500
Fischotter im Freistaat. Etwa die Hälfte Bayerns sei
besiedelt. Der Zuwachs betrage pro Jahr zwölf
Prozent. „Damit sind wir inzwischen bei Zahlen
angelangt, die nicht mehr erträglich sind“, so
Reinhard Reiter.
Wenn die
Bekämpfung noch immer so schwierig sei, dann vor
allem deshalb, weil es völlig unterschiedliche
Sichtweisen auf den Otter gibt, von „absolut
schützenswert“ bis „so kann es nicht mehr weiter
gehen“. Das Nachbarland Tschechien sei bereits
komplett besiedelt, von dort aus komme das Tier nach
Bayern, so dass Ostbayern mittlerweile einen
Schwerpunkt der Otterpopulation im Freistaat bilde.
Dabei sollte
der Fischotter nicht nur den Teichwirten, sondern
mittlerweile auch Naturschützern Kopfzerbrechen
bereiten. Denn dort wo der Otter zuhause ist, gebe
es längst auch keine Amphibien und keine Wasservögel
mehr, weil er Nester und Gelege komplett ausräumt.
„Wir hoffen, mit diesem Argument auch den letzten
Naturschützer zu überzeugen, dass man den Otter
entnehmen muss“, sagte Reinhard Reiter. Der
Fischotter gilt als geschützt und in der Regel darf
nur mit einzelnen aufwändigen Ausnahmegenehmigungen
entnommen werden.
Prävention im
klassischen Sinne könnten die Teichwirte nicht
leisten, da wirksame Schutzzäune einfach zu teuer
sind. Der Fischereireferent rechnete vor, dass für
einen drei Hektar großen Teich ein 400 Meter langer
Zaun benötigt würde. Dieser Zaun müsse unter anderem
mindestens 1,60 Meter hoch sein, einen 40 Zentimeter
tiefen Untergrabungsschutz besitzen und unter Strom
gesetzt werden können. Damit würde der 400 Meter
lange Zaun in etwa 30000 Euro kosten. „Eine solche
Investition kann nicht wirtschaftlich sein“, sagte
Reinhard Reiter.
Auch die
Entschädigung sei, zumindest für die oberfränkischen
Teichwirte nicht wirklich lukrativ, wie Alexander
Horn, Fischotterberater aus Helmbrechts, ausführte.
Von den 2,4 Millionen Euro gemeldeten Schäden im
zurückliegenden Jahr, seien zwar 2,2 Millionen Euro
ausbezahlt worden, doch nur etwa ein Prozent davon
sei nach Oberfranken geflossen.
„Mit den
Schäden steigt die Verzweiflung bei den
Teichwirten“, sagte Peter Mayer, Direktor der
oberfränkischen Bezirksverwaltung. Der Bezirk ist
Träger der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß
(Landkreis Bayreuth). Aufgrund der verzweifelten
Lage würden immer mehr Teichwirte aufgeben. Peter
Mayer kündigte an, dass der Neuerlass einer
Fischotterregelung auf den Weg gebracht werden soll,
der die Landkreise Hof und Wunsiedel sowie Teile des
Landkreises Bayreuth betrifft. Sie sollen als
Maßnahmegebiete ausgewiesen werden. „Wir brauchen
dringend Lösungen, denn wir wollen den Fortbestand
der Fischerei in Oberfranken. Schließlich sei Fisch
aus der Region die beste Bereicherung für den
heimischen Speiseplan.
Lösungen
erhoffen sich alle Verantwortlichen auch beim
Deutschen Fischereitag, der nach Hamburg im
vergangenen Jahr heuer vom 1. bis zum 3. Juni in
Franken stattfindet.
Himmelkron.
Planungssicherheit: Dieser Begriff ist am häufigsten
gefallen, beim Politikergespräch zwischen Vertretern
des Bauernverbandes und den Kandidaten zur
Bundestagswahl in Himmelkron. Planungssicherheit,
das ist auch die dringendste Forderung der Landwirte
an die Politik. „Was wir aber erleben ist
Bürokratie, Auflagenwahn, eine Verbotskultur und
ständige Gängelei“, sagte Kreisobmann Harald Peetz.
Das alles habe mit Planungssicherheit nichts zu tun.
Ein Jahr nach
den vielbeachteten Bauerndemos zog der Kreisobmann
ein ernüchterndes Fazit. Den Strukturwandel habe es
schon immer gegeben, doch mittlerweile müsse man von
einem regelrechten Strukturbruch sprechen. Selbst
größere Betriebe sperrten ihre Hoftore für immer zu.
Mehr und mehr würden bäuerliche Familienbetriebe
verschwinden. Die Folgen für die Gesellschaft seien
kaum absehbar. Die Kulturlandschaft könne nicht mehr
gepflegt werden, das Dorfleben bleibe auf der
Strecke, die Ernährungssicherheit stehe mehr und
mehr in Frage.
Sämtliche
Kandidaten für die Bundestagswahl am 23. Februar
stellten sich bei dem Gespräch als Anwälte der
Landwirtschaft dar, wenn auch mit unterschiedlichen
Positionen. Einzig die Grünen fehlten, deren
Kandidat ließ sich entschuldigen.
Die
Landwirtschaft sei für sie ein Schwerpunktthema,
Verlässlichkeit und Planungssicherheit stünden bei
ihr ganz oben auf der Agenda, so die
Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, Sie warb für den
BBV-Präsidenten Günther Felßner, der als
Bundeslandwirtschaftsminister im Gespräch ist und
machte sich vor allem für den Fortbestand des
Kulmbacher Schlachthofes stark.
Der Schlachthof
war auch für Oswald Greim von den Linken von großer
Bedeutung. Allerdings dürfe es weder
Sonderkonditionen für Großschlächter noch
irgendwelche Verluste durch den Schlachthofbetrieb
geben „Der Schlachthof muss sich aus eigener Kraft
aus dem Sumpf ziehen“, sagte er. Anstatt die
Agrardieselbeihilfe zu kürzen, schlug Oswald Greim
vor, das Dienstwagenprivileg zu streichen.
Sebastian
Görtler von der AfD will den landwirtschaftlichen
Betrieben mehr Eigenverantwortung und mehr
Freiheiten zugestehen und im Gegensatz dazu
Bürokratie und Vorschriften abbauen. Er und seine
Partei haben dabei vor allem das „Bürokratiemonster
Brüssel“ im Visier. Sebastian Görtler versprach,
nicht an Agrardieselsubventionen zu rütteln, sondern
im Gegenteil die CO2-Besteuerung wieder
zurückzunehmen. Seine Partei leugne die
Klimaveränderung keineswegs, stelle aber den
menschengemachten Klimawandel in Frage.
Christian
Penninger von der Partei Volt sprach sich für eine
Gemeinwohlprämie anstatt für Subventionen aus. Er
appellierte für mehr Nachhaltigkeit und für ein
Anheben von Tierwohlstandards. Für Volt sei die
Europäische Union ein wichtiges Konstrukt, das es
weiterzuentwickeln gelte. Weitere Forderungen von
Christian Penninger waren die nach einem
Digitalministerium und nach einem Ausbau des
öffentlichen Personennahverkehrs in ländlichen
Regionen.
Als einziger
Vertreter der Ampel-Regierung hatte Ali-Cemil Sat,
Kandidat der SPD, an dem Politiker Gespräch
teilgenommen. Der Student sprach sich für
finanzielle Entlastungen der Landwirte aus und
sicherte zu, den Bürokratieabbau „einfach mal
anzugehen“. Die Landwirtschaft spiele eine zentrale
Rolle für den Erhalt der Lebensgrundlagen und der
Artenvielfalt und gegen den Klimawandel, so der
Kandidat.
Bleibt noch
Jochen Bergmann von den Freien Wählern. Seine Partei
stehe zu hundert Prozent an der Seite der Landwirte,
sagte er. Die Landwirtschaft müsse wieder Luft zum
Atmen bekommen, dazu gelte es Rahmenbedingungen zu
setzen, in denen sich die Bauern frei bewegen
könnten. Billigimporte bezeichnete Jochen Bergmann
als unfair. ER sprach sich auch dafür aus, dass
Forschung und Landwirtschaft mehr zusammenarbeiten,
beispielsweise, wenn es um die Züchtung
schädlingsresistenter Pflanzen gehe.
Bild:
Landwirtschaft trifft Politik (von links): der
stellvertretende Kreisobmann Martin Baumgärtner,
Emmi Zeulner (CSU), Oswald Greim (Linke), Sebastian
Görtler (AfD), Jochen Bergmann (Freie Wähler),
Kreisobmann Harald Peetz, Ali Cemil Sat (SPD) und
Christian Penninger (Volt).
Weniger Tiere,
mehr Umsatz / Kulmbacher Kreiszuchtgenossenschaft
zog positive Bilanz
Wonsees.
Die Milchviehhaltung geht dramatisch zurück.
Oberfrankenweit habe die Zahl der Milchkühe in den
zurückliegenden zehn Jahren um 10000 abgenommen,
sagte Markus Schricker, Zuchtleiter des
Rinderzuchtverbandes Oberfranken bei der
Mitgliederversammlung der Kreiszuchtgenossenschaft
Kulmbach. Wenn der Landkreis Kulmbach dabei keine
Ausnahme bildet, so ist er dennoch im
zurückliegenden Jahr ganz gut davongekommen. Nur
drei Milchviehbetriebe mit zusammen 105 Kühen hatten
aufgegeben. Damit gibt es den Zahlen des
Zuchtverbandes zufolge noch 86 Milchviehbetriebe mit
zusammen 5767 Kühen im Landkreis.
Auf ganz
Oberfranken bezogen sehen die Zahlen dagegen schon
dramatischer aus. Hier war die Zahl der Betriebe um
33 auf 891 und die Zahl der Tiere um 1573 auf 61612
zurückgegangen. Trotz der nach unten gehenden Zahlen
hatte es bei der Vermarktung im zurückliegenden Jahr
keine Probleme gegeben. Nach den Worten von Georg
Hollfelder, dem Vorsitzenden des oberfränkischen
Rinderzuchtverbandes seien auf Bezirksebene über
27000 Tiere vermarktet worden. Den Umsatz bezifferte
er auf rund 17 Millionen Euro.
Den größten
Teil machten dabei männliche und weibliche
Nutzkälber mit zusammen knapp 24000 Tieren aus. Wenn
die absolute Zahl der vermarkteten Tiere auch leicht
rückläufig gewesen sei, so konnte der Umsatz, durch
die hervorragende Marktsituation doch leicht
gesteigert werden.
Grundsätzlich
sei das zurückliegende Jahr auch aus Kulmbacher
Sicht recht positiv verlaufen, so der
Kreisvorsitzende Thomas Erlmann aus Waldau. Das
liege nicht nur an den guten Erlösen, sondern auch
an der ausgezeichneten Futterversorgung. Auch Thomas
Erlmann berichtete von einem fortgesetzten
Höfesterben., Um so wichtiger sei die Arbeit der
verbleibenden Betriebe.
Wenn die Zahl
der Höfe und der Tiere auch kontinuierlich abnimmt,
so sei der Landkreis doch auf gutem Niveau, sagte
Landrat Klaus Peter Söllner. Er hoffte, dass die
Landwirte nach den Wahlen zum Bundestag wieder eine
bessere Ausgangsposition haben und zollte allen
Bauern im Kulmbacher Land Anerkennung und Respekt.
Einen derartig vielfältigen Berufsstand wie die
Landwirtschaft finde man selten, sagte Kreisobmann
Harald Peetz. Das werde an den breit aufgestellten
Betrieben im Kulmbacher Land deutlich. Die Politik
rief der Kreisobmann dazu auf, wieder auf
Sachverstand, statt auf grüne Ideologie zu setzen.
Für die besten
Herdenleistungen wurden bei der
Mitgliederversammlung die folgenden Betriebe
ausgezeichnet: der Vorsitzende der
Kreiszuchtgenossenschaft Thomas Erlmann aus Waldau,
Andrea Meister aus Schlockenau, Harald Küfner aus
Untergräfenthal, Dietmar Schmidt aus Reuth und die
Riedl GdBR aus Lanzendorf.
Vor
der Versammlung hatten die Mitglieder der
Kreiszuchtgenossenschaft den Milchviehbetrieb von
Heike und Wolfgang Schleicher in der Schlotzmühle
bei Wonsees besichtigt. Direkt an der
Landkreisgrenze zu Bayreuth gelegen bewirtschaften
Heike und Wolfgang Schleicher rund 100 Hektar
Ackerfläche und Grünland. Dort wird im Wesentlichen
das Futter für die 80 Milchkühe angebaut. Das
Besondere ist dabei, dass der Stall nicht neu
gebaut, sondern 2015 grundlegend umgebaut wurde. So
befindet sich der Futtertisch nicht wie bei den
meisten Betrieben in der Stallmitte, sondern an der
Außenseite. Trotzdem sei es kein echter Kaltstall,
da er nicht frostsicher ist, erklärte Wolfgang
Schleicher. Die Aufzucht der Tiere sei ausgelagert
worden und werde von zwei Partnerbetrieben im
Landkreis übernommen.
Bilder:
1.Vor
der Mitgliederversammlung hatte die
Kreiszuchtgenossenschaft den Milchviehbetrieb von
Heike und Wolfgang Schleicher in der Schlotzmühle
bei Wonsees besichtigt.
2.Kein
klassischer Kaltstall aber ein außenliegender
Futtertisch. 2015 hatte Wolfgang Schleicher sich für
einen grundlegenden Stallumbau entschieden.
3.Zuchtleiter
Thomas Schricker (links) und der Vorsitzende der
Kreiszuchtgenossenschaft Thomas Erlmann übergaben
Prüfplaketten des Verbandes an Martin Wagner, Bernd
Pfändner, Markus Unger und Bernd Schütz. Thomas
Erlmann wurde zudem für die beste Herdenleistung auf
Landkreisebene ausgezeichnet
Tierschauen
stehen auf der Kippe / Maul- und Klauenseuche:
Breitet sie sich weiter aus, wird es eine mittlere
Katastrophe
Kulmbach. Wird
es heuer Tage des offenen Hofes auf
landwirtschaftlichen Betrieben geben? Können
Tierschauen stattfinden und wie steht es um die 1.
Oberfränkische Jungzüchterschau, eine
Großveranstaltung, die von langer Hand geplant
wurde, und die am 22. März in der Tierzuchthalle in
Bayreuth stattfinden soll! „Wir hoffen, dass uns die
Maul- und Klauenseuche keinen Strich durch die
Rechnung macht“, sagt Markus Schricker, Zuchtleiter
beim Rinderzuchtverband Oberfranken.
Am 10. Januar
ist die anzeigepflichtige Maul- und Klauenseuche (MKS)
im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland bei
einem Wasserbüffelbestand ausgebrochen. Das
Friedrich-Loeffler-Institut hatte die
hochansteckende aber für den Menschen ungefährliche
Viruserkrankung schnell offiziell bestätigt. Der
Erreger konnte bei drei verendeten Wasserbüffeln in
einem kleinen Weidebetrieb nachgewiesen werden. Um
den betroffenen Betrieb wurden zwei Sperrkreise mit
einem Radius von drei und zehn Kilometern
eingerichtet, die auch die Landkreise Barnim,
Oder-Spree sowie die Stadt Berlin betreffen.
Innerhalb dieser Sperrzonen werden alle vorgesehenen
Maßnahmen durch das zuständige Veterinäramt
angeordnet, darunter die ordnungsgemäße Keulung der
restlichen Wasserbüffel des Bestandes, um eine
weitere Ausbreitung zu verhindern.
„Hoffen wir,
dass es bei Wasserbüffeln in Brandenburg bleibt“,
sagt Thomas Erlmann aus Waldau bei Neudrossenfeld,
Vorsitzender der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach.
„Dann kommen wir mit einem blauen Auge davon. Sollte
sich die Maul- und Klauenseuche allerdings
ausbreiten, dann sei dies eine mittlere Katastrophe.
Auch für Georg
Hollfelder, dem Vorsitzenden des
Rinderzuchtverbandes Oberfranken, sei die Maul- und
Klauenseuche derzeit das Bewegendste.
Glücklicherweise habe es seit dem 10.Januar keinen
Fall mehr gegeben, sämtliche Kontaktbetriebe seien
negativ gewesen und auch der Ziegenverdachtsfall im
brandenburgischen Landkreis Barnim habe sich nicht
bestätigt. Der Verdachtsfall war aufgetreten,
nachdem Ziegen MKS-verdächtige Symptome gezeigt
hatten. Die Tiere des Bestandes wurden umgehend
getötet und der Betrieb gesperrt, um zu verhindern,
dass sich das hoch ansteckende Virus weiter
ausbreitet. Nach derzeitigem Stand sei die
Jungzüchterschau am 22. März in Bayreuth nicht
gefährdet. „Wir sind guter Dinge, dass die seit
langem geplante 1. Oberfränkische Jungzüchterschau
stattfinden kann.“
Wenn
vermeintliche Tierschützer das Auftreten der Maul-
und Klauenseuche als Argument gegen „sogenannte
Massentierhaltung“ benutzten, wie es bei
Demonstrationen am Rande der Grünen Woche in Berlin
geschehen sei, dann gehe dies völlig an der Realität
vorbei, so der Kulmbacher Kreisobmann Harald Peetz.
Der Ausbruch in Brandenburg sei ja gerade in einem
extensiven Büffelbetrieb geschehen.
Die Ursache für
den Erregereintrag ist bislang noch nicht bekannt.
Trotzdem sind alle Betriebe, die empfängliche
Tierarten halten, zu höchster Einhaltung der
Biosicherheitsmaßnahmen aufgerufen. Alle
Erkrankungen, die auf Blauzungenkrankheit oder MKS
hindeuten, sollten schnellstmöglich vom
Tierarzt/Veterinäramt abgeklärt werden. Für
erkrankte Tiere gibt es keine
Behandlungsmöglichkeit. Ist in einem Betrieb auch
nur ein einziges Tier erkrankt, müssen alle
Klauentiere getötet werden.
Hintergrund:
Die Maul- und
Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende
Viruserkrankung bei Rindern, Schafen, Ziegen und
Schweinen. Auch Zoo- und Wildtiere können an MKS
erkranken. In Deutschland sind die letzten Fälle
1988 aufgetreten. Die MKS tritt allerdings in vielen
Ländern Afrikas und Asiens nach wie vor auf. Illegal
eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern
stellen damit eine Bedrohung für die heimische
Landwirtschaft dar. Für den Menschen als Verbraucher
von pasteurisierter Milch, daraus hergestellten
Milchprodukten oder von Fleisch besteht keine
Gefahr.
Ohne Abschuss
keine Naturverjüngung / Arbeitsgemeinschaft der
Jagdgenossenschaften im BBV: Keine Entwarnung bei
Wildschäden
Kulmbach.
Vom Wolf gerissene Schafe, vom Fischotter
geplünderte Teiche, vom Biber unter Wasser gesetztes
Grünland und vom Schwarzwild verwüstete Maisfelder:
das Thema Wildschaden ist auch im Kulmbacher Land
ein Dauerbrenner. Zwar seien einige Vorkommen leicht
zurückgegangen, doch konnte Burkhard Hartmann,
Kulmbacher Kreisvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
der Jagdgenossenschaften im Bauernverband bei der
Jahresversammlung bei weitem keine Entwarnung geben.
Der Biber
besetze längst jedes Gewässer im Landkreis, sagte
er. Auch der Fischotter macht sich mehr und mehr
breit. „Fischwirte, die einen Teich zu
bewirtschaften haben, sind arm dran“, so der
Vorsitzende. Leicht zurückgegangen sei das
Schwarzwild, was Burkhard Hartmann auch an Zahlen
festmachen konnte. Lag die Strecke im Jagdjahr
2022/2023 noch bei 656 erlegten Tieren, seien es
2023(2024 noch 613 Tiere gewesen. Vermutlich hänge
dies mit der Trockenheit zusammen, da der
Wildschweinnachwuchs bei trockener Witterung
zahlenmäßig offensichtlich geringer ausfällt. Das
Jagdjahr ist nicht identisch mit dem Kalenderjahr.
Es beginnt immer am 1. April und endet am 31. März.
Einen leichten
Rückgang habe es auch beim Rehwild gegeben. Hier sei
die Strecke 2023/2024 von 4413 im Vorjahr auf 4392
gesunken. Trotzdem habe das Verbissgutachten zuletzt
alle sechs Hegegemeinschaften im Landkreis als rot
ausgewiesen, was bedeutet, die Verbissschäden seien
eindeutig zu hoch. Als Empfehlung wurde
festgehalten, überall die Abschusszahlen weiter zu
erhöhen, im Fall der Hegegemeinschaft Kulmbach sogar
deutlich.
Sorge bereitet
Landwirten, Jägern und Jagdpächtern sowohl die
Afrikanische Schweinepest als auch die Maul- und
Klauenseuche. Während die Seuche derzeit nur
punktuell in Brandenburg vorkomme, sei die
Schweinepest bereits 40 Kilometer von Bayern
entfernt.
Dieter
Heberlein von der Hauptgeschäftsstelle des
Bauernverbandes in Bamberg, der seit vielen Jahren
die organisierten Jagdgenossenschaften betreut,
präsentierte bei der Versammlung die bayerischen
Zahlen zum Verbissgutachten, das eigentlich
Forstliches Gutachten heißt. Demnach erfüllten 48
Prozent der Hegegemeinschaft in Bayern nicht die
Forderungen nach einem angepassten Wildbestand, so
dass keine Naturverjüngung eintreten kann und auch
Laubbäume keine Chance hätten. Im Landkreis Kulmbach
seien die Hegegemeinschaften Frankenwald und
Frankenwald/Oberland besonders betroffen.
Trotzdem habe
die Rehwildstrecke oberfrankenweit im Vergleich zu
den Vorjahren kontinuierlich gesteigert werden
können, zuletzt von knapp 35000 auf über 36000 im
Jagdjahr 2023/2024. Der Landkreis Kulmbach liege
dabei mit 4392 Tieren eher im vorderen Bereich.
In Sachen Wolf
konnte Dieter Heberlein für Oberfranken zumindest
ein wenig für Beruhigung sorgen. Im Regierungsbezirk
gebe es keine Hinweise auf ein ansässiges Rudel.
Bisher seien nur Einzeltiere nachgewiesen worden.
Trotzdem konnte er auch hier keine Entwarnung geben.
Die Schäden würden zunehmen. Für 2022 weist die
Statistik 4366 vermisste, verletzte oder gerissene
Nutztiere aus. Im Jahr zuvor seien noch rund 1000
weniger gewesen. Unter den gerissenen Tieren hätten
sich nicht nur Rinder, Schafe, Ziegen und Gehegewild
befunden, sondern auch Pferde und Alpakas.
Bundesweit
seien zuletzt insgesamt 184 Wolfsrudel, 47
Wolfspaare und 22 sesshafte Einzelwölfe bestätigt
worden. „Wenn es um Nutztierhaltung geht, dann ist
der Tierschutz in aller Munde“, kritisierte Dieter
Heberlein mit Blick unter anderem auf die
Anbindehaltung. „Wenn aber der Wolf Nutztiere
verstümmelt und sie anschließend unter extremen
Qualen verenden, dann wird das akzeptiert.“
Bild:
Vorsitzender Burkhard Hartmann (rechts) von der
Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im
Bauernverband bedankte sich bei Dieter Heberlein vom
BBV, der die organisierten Genossenschaften betreut.
Europa aus
Sicht des Praktikers / Betzensteiner Bauerntag:
EU-Öko-Verordnung und Mercosur im Mittelpunkt
Betzenstein.
„Die Herausforderungen sind riesig, doch ich bin
nach wie vor optimistisch und hochmotiviert.“ Dieses
Fazit hat der unterfränkische BBV-Präsident Stefan
Köhler über die zurückliegenden Monate als
Abgeordneter des Europäischen Parlaments gezogen.
Beim Betzensteiner Bauerntag berichtete er in einer
Art Rundumschlag über seine bisherige Tätigkeit auf
europäischer Ebene. Stefan Köhler war im Juni für
die CSU ins Europaparlament gewählt worden. Viel gab
es allerdings noch nicht zu sagen, denn: „Die
Hauptarbeit beginnt erst jetzt“. Hintergrund ist,
dass die EU-Kommission erst seit Dezember steht.
Ein aktueller
Aufreger treibt den unterfränkischen BBV-Präsidenten
mit der EU-Öko-Verordnung bereits um. Die Verordnung
schreibt zwingend den Weideauslauf vor, andernfalls
werde die Bio-Zertifizierung nicht mehr erteilt. Ein
Freund dieser Verordnung ist Stefan Köhler nicht
gerade, doch gab er auch zu bedenken, dass die
deutschen Bio-Verbände das selbst so gefordert
hatten. Ziel einer künftigen gemeinsamen
europäischen Agrarpolitik (GAP) sollte es sein, den
Ökolandbau zu stärken. „Aber was im Moment passiert,
führt eher zum Rückgang“, sagte der Parlamentarier,
der im Gegensatz zu vielen anderen aus der Praxis
kommt.
Stefan Köhler
bewirtschaftet im Landkreis Aschaffenburg einen Hof
mit 60 bis 70 Mutterkühen, 140 Hektar Grünland und
weiteren 100 Hektar Ackerland, die er zusammen mit
Kollegen bewirtschaftet. Ein Teil davon ökologisch.
Er kritisierte, dass in Brüssel „zu vieles aus der
Verbraucherbrille“ betrachtet werde. Natürlich
würden Tiere auf der weide immer schön anzusehen
sein. „Doch es ist halt nicht immer machbar.“
Ein
weiterer Aufreger der zurückliegenden Wochen sei die
Unterzeichnung des Mercosur-Handelsabkommens
gewesen. Insgesamt befürchten die Bauern bei der
Umsetzung des Freihandelsabkommens schwerwiegende
Folgen für die heimische Landwirtschaft. Das
Abkommen führe zu einem weiter verstärkten
ungleichen Wettbewerb, zu mehr Marktdruck und
schlechteren Vorgaben für die heimischen Betriebe,
so heißt es beim BBV. Dabei sei doch die
wirtschaftliche Situation hierzulande ohnehin schon
dramatisch, so der Abgeordnete. Wenn jetzt noch
Wahnsinnszölle kommen sollen, müssten den Bauern im
Gegenzug auch Zugeständnisse gemacht werden,
forderte er.
Zuvor hatte der
Bayreuther Kreisobmann Kal Lappe alle Hoffnungen auf
eine neue Bundesregierung gesetzt. Vor rund einem
Jahr hatte es bei den Landwirten große Unruhen
gegeben, die sich in den Bauernprotesten entladen
haben. „Wir hätten uns mehr erhofft“, zog der
Kreisobmann ein eher negatives Fazit. Nun liege der
Ball bei der neuen Bundesregierung: Wir erwarten,
dass diese Fehler wieder zurückgenommen werden.“
Auch er hoffe,
dass nach der Bundestagswahl wieder gesunder
Menschenverstand einkehrt, sagte der Betzensteiner
Bürgermeister Claus Meyer (Freie Wähler). Aber auch
der Dialog mit der Gesellschaft werde immer
wichtiger, so Christa Reinert-Heinz vom Amt für
Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg und warb für das
Programm „Erlebnis Bauernhof“.
Bilder:
1.Die
Spitze des BBV Bayreuth mit dem stellvertretenden
Kreisobmann Harald Galster und Kreisobmann Karl
Lappe (von links) sowie Ehrenkreisobmann Hans
Escherich, der stellvertretenden Kreisbäuerin Doris
Schmidt und Kreisbäuerin Angelika Seyferth traf sich
mit dem unterfränkischen BBV-Präsidenten und
EU-Abgeordneten Stefan Köhler.
2.Der
Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe (links) bedankte
sich beim unterfränkischen BBV-Präsidenten Stefan
Köhler der beim Betzensteiner Bauerntag über seine
bisherige Tätigkeit als Abgeordneter des
Europäischen Parlaments berichtet hatte.
Biobetriebe vor
dem Aus / Neue EU-Bio-Verordnung schreibt Bauern
Pflicht zur Weidehaltung vor
Melkendorf.
Ab 1. Januar 2026 werden ökologisch wirtschaftende
landwirtschaftliche Betriebe ihre Zertifizierung nur
noch behalten können, wenn alle ihre Tiere ab einem
halben Lebensjahr Zugang zur Weide bekommen. Für
Hermann Grampp aus Melkendorf bedeutet dies aufgrund
fehlender Flächen, dass der bisherige Bio-Betrieb ab
dem kommenden Jahr in die konventionelle
Landwirtschaft rückabgewickelt werden muss.
„Dieser Schritt
wird wohl auch für zahlreiche weitere Ökobetriebe in
Bayern so kommen und den Bioanteil in der
Landwirtschaft deutlich reduzieren“, sagt Hermann
Grampp. Gerade im Zusammenhang mit den verzinsten
Rückforderungen der Bioprämie aus dem
Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) für die
zurückliegenden Jahre würden zahlreiche Betriebe in
der Region vor existenzielle Herausforderungen
gestellt. Aber auch die Milchhöfe und Schlachthöfe
würden nachgelagert große Probleme bekommen, da die
nachgefragte Menge an heimischer Milch und Fleisch
nicht mehr in dem aktuellen Maß am Markt zur
Verfügung stehen wird.
Hermann Grampp
hatte deshalb zusammen mit Florian Schleicher vom
Lindauer Biolandhof einen Informationstag
veranstaltet. Dazu besuchten die Teilnehmer zunächst
den Betrieb von Harald Küfner in Untergräfenthal bei
Neudrossenfeld und von Holger Hofmann in Esbach bei
Kulmbach, ehe sie sich auf dem Betrieb von Hermann
Grampp in Unterkodach bei Melkendorf zum Austausch
trafen.
„Mir bleibt
nichts anderes übrig, als die Reißleine zu ziehen
und auszusteigen“, sagte Hermann Grampp. Hintergrund
ist, dass, sich von den gut 200 Hektar Fläche, die
von ihm bewirtschaftet werden, nur ein kleiner Teil
in seinem Eigentum befindet. Der weitaus größte Teil
verteilt sich auf unterschiedlich große Feldstücke
von 34 verschiedenen Pächtern. Diese Konstellation
sei so oder ähnlich in ganz Oberfranken zu finden.
Sollte die Weidepflicht so umgesetzt werden, würden
schon allein deshalb alle großen
Bio-Milchviehbetriebe nach und nach aussteigen.
Auch
wenn die EU-Richtlinie in Sachen Weidehaltung
bereits seit über 20 Jahren im Gespräch ist, habe
keiner damit gerechnet, dass sie jetzt so Knall auf
Fall umgesetzt wird, sagte Florian Schleicher.
„Keiner hat uns gewarnt.“ Der Landwirt plädierte
stattdessen für individuelle Lösungen, ansonsten
werde der Ökobereich stagnieren.
Was hinter der
Richtlinie zur Weidehaltung steckt, erläuterte Klaus
Schiffer-Weigand, ehemaliger Ökoberater an den
hiesigen Ämtern für Landwirtschaft. Die
Anforderungen der Gesellschaft in Sachen Tierwohl
seien gestiegen, darauf gelte es zu reagieren. Er
wunderte sich zwar über die schnelle Einführung,
sagte aber trotzdem, dass die Weidemöglichkeiten
auch in Oberfranken möglich seien. „Da ist Fantasie
gefragt“, sagte er. Er warnte auch vor Illusionen:
„Die Weide werden wir im Ökobereich nicht mehr
wegbekommen“. Dafür sei es definitiv zu spät, doch:
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.
Immerhin seien
in der Verordnung noch viele Einzelheiten offen, so
Oliver Alletsee, Landesvorsitzender bei Bioland
Bayern. Fest stehe der ständige Zugang zum
Freigelände, solange es Witterung und Jahreszeit
erlauben. Strukturelle Bedingungen führten dagegen
zu keinen Einschränkungen der Weidepflicht. „Es war
klar, dass wir die Weide nicht wegbekommen“, so
Alletsee. Er machte aber auch unmissverständlich
klar, dass das ganze EU-Recht sei und nicht etwa
eine Bioland-Richtlinie. Kritik übte er am
Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Ursprünglich
habe sich der Verband in Sachen Umsetzung auf das
Jahr 2027 eingestellt. „Da hat uns die Ministerin
einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Michaela
Kaniber sei zu einer längeren Frist nicht bereit
gewesen.
Für Hermann
Grampp ist das keine Option. „Das Risiko werde ich
mit Sicherheit nicht eingehen“, sagte er. Er blieb
dabei: „Ich werde die Reißleine ziehen, weil ich das
nicht sauber umsetzen kann.“ Ein wenig Hoffnung kam
von Thomas Sonntag von der Marktgesellschaft der
Naturland-Bauern. „Wir versuchen noch zu erreichen,
dass das Ganze lockerer gehandhabt wird.“ Sein
Zusammenschluss habe bereits ein Moratorium
vorgeschlagen, um Zeit zu gewinnen und eventuell
eine Evaluierung durchführen zu können. „Es wird
schwierig, aber wir wollen es versuchen, schließlich
steht vieles auf dem Spiel.
Bilder:
1.
„Ich werde die Reißleine ziehen“: Landwirt Hermann
Grampp aus Unterkodach bei Melkendorf.
2.Auf
dem Betrieb von Hermann Grampp in Unterkodach bei
Melkendorf trafen sich zahlreiche Landwirte, um über
die EU-Richtlinie zur Weidehaltung zu diskutieren.
Mahnfeuer gegen
Mercosur / Landwirte protestieren gegen
Freihandelsabkommen
Kronach.
Die BBV Kreisverbände Bayreuth, Kulmbach und Kronach
haben mit einem Mahnfeuer auf dem Betrieb von
Herbert Hanna in Fröschbrunn bei Kronach gegen die
geplante Unterzeichnung des
Mercosur-Handelsabkommens protestiert. Die Bauern
aus allen drei Landkreisen folgten damit einer
Stellungnahme der BBV-Landesversammlung, bei dem die
Delegierten vor wenigen Tagen ein klares Nein der
bayerischen Landwirtschaft gegen das Abkommen
formuliert hatten.
„Wir Bauern
stehen einem offenen Handel grundsätzlich positiv
gegenüber, allerdings müssen Importe die gleichen
hohen Anforderungen einhalten, wie sie auch für die
heimische Erzeugung gelten“, sagte der Kulmbacher
BBV-Kreisobmann Harald Peetz aus Himmelkron. „Wir
befürchten gravierende Wettbewerbsnachteile für die
heimische Lebensmittelerzeugung, wenn das Abkommen
so in Kraft treten sollte“, so der
BBV-Kreisgeschäftsführer Harald Köppel.
Lebensmittelsicherheit, Umwelt-, Tier- und
Klimaschutz würden mit dem Abkommen auf der Strecke
bleiben, befürchtete der Kronacher BBV-Kreisobmann
Klaus Siegelin.
Insgesamt
befürchten die Bauern bei einer Umsetzung des
Freihandelsabkommens schwerwiegende Folgen für die
heimische Landwirtschaft. Das Abkommen führe zu
einem weiter verstärkten ungleichen Wettbewerb, zu
mehr Marktdruck und schlechteren Vorgaben für die
heimischen Betriebe, so der BBV.
Wie berichtet
wird das Abkommen aktuell verhandelt. Es sieht unter
anderem vor, dass zum Beispiel billiges Rind- und
Geflügelfleisch aus Südamerika nach Europa
eingeführt werden kann. Der BBV fordert deshalb
Maßnahmen, um Unterschiede in den internationalen
und europäischen Standards auszugleichen. Ei
weiteres Mahnfeuer wurde am Montagabend auf dem
Betrieb des Wunsiedler Kreisobmanns Harald Fischer
bei Marktleuthen entzündet.
Rekordbeteiligungen bei weihnachtlicher
Traktorrundfahrt / 1000 Schaulustige in der
Bayreuther Innenstadt
Bayreuth.
Nach der weihnachtlichen Traktorparade vor wenigen
Tagen in Kulmbach hat haben die Bayreuther Landwirte
am ersten Adventswochenende mit Rekordbeteiligungen,
sowohl bei den Teilnehmern als auch bei den
Zuschauern für Aufsehen gesorgt. Fast 65 aufwändig
geschmückte Schlepper waren es diesmal in Bayreuth.
Die Veranstalter sprachen von einem riesigen
Publikumszuspruch, der ganz offensichtlich Jahr für
Jahr immer mehr zunimmt. So stand auch diesmal
wieder die halbe Stadt Kopf, die Zahl der
Schaulustigen links und rechts der rund sechs
Kilometer langen Strecke wurde von offizieller Seite
auf etwa 5000 geschätzt.
„Eine
Woche schmücken, eine Stunde fahren, und trotzdem
hat es sich gelohnt“, sagte einer der Landwirte.
Sämtliche Traktoren samt Anhängern, Unimogs und
andere landwirtschaftliche Fahrzeuge waren mit
glitzerndem Weihnachtsschmuck und vielen tausend
Lichter ausgestattet. Einige hatten Christbäume,
beleuchtete Sterne oder Schneemänner auf ihren
Fahrzeugen, die Landwirte hatten sich funkelnde
Nikolausmützen aufgesetzt, der Fantasie waren
praktisch keine Grenzen gesetzt. Landwirtin Stefanie
Will aus Röthelbach bei Bindlach, die seit Beginn
der weihnachtlichen Traktorrundfahrten in Bayreuth
die Fäden der Veranstaltung in Händen hält, hatte
einmal mehr in tagelanger Kleinarbeit ihrem John
Deere zum Leuchten gebracht.
Nach
den vielen schlechten Nachrichten über Kriege,
Konflikte und Inflation sei es bitter nötig, mit den
Lichtern Zeichen der Hoffnung zu setzen, so die
Veranstalter. Für die Landwirtschaft war die Aktion
aber auch wieder eine überaus gelungene
Imagewerbung. „Wir wollten ein Stückweit die
Landwirtschaft in die Stadt bringen und dabei eine
weihnachtliche Atmosphäre schaffen“, so einer der
Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt, dass der eine
oder andere etwas intensiver über die heimischen
Bauern nachdenkt, dann haben wir unser Ziel schon
erreicht“, sagte sein Berufskollege.
Die
Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum
Funkeln. Obwohl kaum Werbung für die Rundfahrt
gemacht wurde, säumten die vielen Schaulustigen
schon über eine Stude vor dem Start die Straßen und
ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion
verzaubern. Sogar aus Mittelfranken, der Oberpfalz
und aus Thüringen waren Zuschauer angereist.
Politische Banner gab es nicht. Bei den Fahrten
wurde aber Geld für karitative Zwecke gesammelt. Die
Spenden sollen demnächst an den Kreisverband des
Bayerischen Roten Kreuzes für das Hospizmobil
„Herzenswunsch“ überreicht werden. Das Mobil führte
sogar den Zug an und war ebenfalls festlich
geschmückt.
In
Bayreuth ging es diesmal auf dem Geländer
Universität los, Polizei und Feuerwehr sicherten
dabei jeweils den Konvoi ab und sperrte kurzzeitig
sämtliche Kreuzungen. Nach der Fahrt über den
inneren Stadtkernring und den Stadtteil Hammerstatt
machten die Schlepper auf dem Volksfestplatz halt.
Dort gab es die Gelegenheit, die Fahrzeuge zu
fotografieren, mit den Bauern ins Gespräch zu kommen
und den Nikolaus höchstpersönlich zu treffen.
Außerdem hatten Landjugendgruppen und
Regionalvermarkter für Glühwein, Früchtepunsch, Tee,
Küchla, selbstgebackene Plätzchen und Bratwürste
gesorgt. Für Stimmung sorgte eine Samba-Formation
mit ihren Trommeln.
Bilder: Einen
vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche
Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten am ersten
Adventssamstag in Bayreuth. Sämtliche Schlepper
waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich
beleuchtet.
„Gans to go“:
Herausforderungen für die Gastronomie / Keine Chance
für lokale Produzenten / Weihnachtsgans spielt noch
immer wichtige Rolle
Wachenroth /
Bamberg. „Die Preise für Gänse und Enten werden
heuer tendenziell steigen“, sagt Horst Wichmann aus
Wachenroth. Er mästet und schlachtet Enten und Gänse
in seinem Familienbetrieb und vertreibt sie
bundesweit. Horst Wichmann ist damit weit und breit
einer der größten Geflügelproduzenten. Wachenroth im
Ebrachtal liegt im Dreiländereck Unter-, Mittel- und
Oberfranken und gehört zum Landkreis
Erlangen-Höchstadt.
Futtermittel,
Strom, alles werde teurer. Nach den Worten von Horst
Wichmann darf man vor allem die LKW-Maut nicht
unterschätzen. Dafür hätten sich die Kosten
praktisch verdoppelt, was sich für seine Sparte als
großes Problem erwiesen habe. Die Küken müssten hin-
und hergefahren, das Futter transportiert werden.
Die Importe aus
Osteuropa seien enorm, sagt der Enten- und
Gänseproduzent. Dazu müsse man allerdings auch
wissen, dass der Selbstversorgungsgrad in
Deutschland bei unter zehn Prozent liege und damit
den Takt vorgibt, wie es Horst Wichmann ausdrückt.
Natürlich machten die Importe aus Osteuropa das
Geschäft kaputt, lokale Anbieter hätten dagegen
keine Chance und könnten bei den Preisen in keiner
Weise mithalten.
Insgesamt
spiele die Enten- und Gänseproduktion in Bayern eine
untergeordnete Rolle. Es gebe ganz wenig
professionelle Betriebe, ganze drei produzierten im
größeren Ausmaß. Alles andere seien Landwirte, die
vielleicht mal 50 Enten oder Gänse mitproduzieren
oder es seien komplette Hobbyhaltungen mit einzelnen
Tieren.
„Die
Weihnachtsgans bleibt trotz der Herausforderungen
ein zentraler Bestandteil der oberfränkischen
Weihnachtsküche, sei es im Restaurant oder als Gans
to go für das Festessen zu Hause.“ Das sagt Joachim
Kastner, Bamberger Kreisvorsitzender und
oberfränkischer Bezirksvorsitzender des Hotel- und
Gaststättenverbandes (DEHOGA Bayern). Die
Verbraucher müssten sich allerdings in diesem Jahr
auf leicht steigende Preise einstellen. Grund dafür
seien neben der allgemeinen Inflation auch die
gestiegenen Einkaufspreise für Gänse. „Futtermittel,
Energie und Transportkosten sind im vergangenen Jahr
deutlich teurer geworden, was sich unmittelbar auf
die Preise auswirkt“, so Joachim Kastner.
Der Kreis- und
Bezirksvorsitzende sagt auch, dass in der
Gastronomie Importe aus osteuropäischen Ländern
durchaus eine Rolle spielten. Grund dafür sei, dass
der regionale Markt die hohe Nachfrage nach
Weihnachtsgänsen nicht vollständig decken kann. Die
Anzahl an einheimischen Geflügelzüchtern nehme durch
die starken Auflagen durch die EU und die
Lebensmittelbehörden immer mehr ab.
Nach den Worten
von Joachim Kastner hat die Weihnachtsgans in
Oberfranken eine lange Tradition und gehört für
viele Gäste einfach zur festlichen Jahreszeit dazu.
Restaurants und Gaststätten würden das Gericht
sowohl als besonderes Menü in festlicher Atmosphäre
als auch als Mitnahmeangebot anbieten, so dass
Familien die Gans im eigenen Zuhause genießen
könnten. „Die Gans bleibt ein wichtiges Symbol für
Genuss, Geselligkeit und Tradition – gerade in
diesen herausfordernden Zeiten.“
Die
Gastronomiebranche in Oberfranken sehe sich in
diesem Jahr mit erheblichen Herausforderungen
konfrontiert, so der Vorsitzende. Die stark
gestiegenen Kosten für Lebensmittel, Energie und
Personal belasteten die Betriebe massiv. Hinzu kommt
der seit Januar wieder auf 19 Prozent erhöhte
Mehrwertsteuersatz auf Speisen, der die
wirtschaftliche Situation vieler Gastronomen
zusätzlich erschwert. Während die meisten Betriebe
versuchen, die steigenden Kosten nicht 1:1 an die
Gäste weiterzugeben, seien Preisanpassungen
unumgänglich, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Der Hotel- und
Gaststättenverband in Oberfranken setze sich
weiterhin dafür ein, dass die politischen
Rahmenbedingungen für die Gastronomie verbessert
werden. Eine Rückkehr zum reduzierten
Mehrwertsteuersatz auf Speisen wäre ein
entscheidender Schritt, um die Branche langfristig
zu stabilisieren. Joachim Kastner: „Gleichzeitig
danken wir unseren Gästen, die mit ihrer Treue und
ihrem Besuch einen wichtigen Beitrag zur regionalen
Vielfalt leisten.“
Bild:
Eigentlich sind sie Weidetiere, aber die Endmast der
Weihnachtsgänse findet im Stall statt.
Oberfranken
statt Osteuropa / Weihnachtsgänse aus dem Kulmbacher
Land: Das Gut Dörnhof beliefert Privatleute und
Gastronomen
Dörnhof.
„Wir müssen ein bisschen teurer sein als im
Supermarkt. Trotzdem soll sich noch jeder seine
Weihnachtsgans leisten können. Das sagt Jana Zink
vom Gut Dörnhof bei Kulmbach. Zusammen mit ihrem
Mann Julian hatte sie vor gut sieben Jahren die
damals leerstehende Hofstelle, ein ehemaliger
Milchviehbetrieb, gekauft und einen
landwirtschaftlichen Betrieb aufgebaut, der momentan
noch im Nebenerwerb geführt wird.
Neben Rindern,
Schweinen, Ziegen und Schafen gibt es dort auch
Enten und Gänse. 150 Gänse waren es in diesem Jahr
und Jana Zink verspricht: „Wir werden die Preise
heuer noch nicht anheben“. Noch heißt, dass für das
kommende Jahr eine Preiserhöhung nicht
auszuschließen ist. „Es wird ja alles so unfassbar
teuer“, so die 29-Jährige. Momentan sei man schon
nahe an der Schmerzensgrenze.
Kunden des
Gutes Dörnhof sind in erster Linie Privatleute. Aber
auch einige Gastronomen sind darunter. Jana und
Julian Zink werben mit ihrer Internetseite und mit
Flyern für ihren Betrieb. Auch einen kleinen
Hofladen gibt es, der Zug um Zug ausgebaut werden
soll und der im Moment noch auf Vertrauensbasis
betrieben wird. Unter anderem ist Fleisch aus der
Tiefkühltruhe, Marmelade und sogar Honig von einem
befreundeten Imker aus Trebgast im Angebot.
Auch
geschlachtet soll schon bald auf dem eigenen Betrieb
werden. Julian hat nicht nur eine abgeschlossene
Schreinerlehre, sondern ist auch Metzgermeister mit
Sachkundenachweis zum Schlachten. Derzeit ist er
hauptamtlich im Kulmbacher Schlachthof beschäftigt,
so dass der Hof offiziell als Nebenerwerbsbetrieb
gilt.
Angefangen
hatte die Familie Zink mit 20 Gänsen für den
Eigenbedarf und für Freunde. Dann seien es immer
mehr geworden, sagt Julian, der mittlerweile von
einer Riesennachfrage spricht. Die Konkurrenz aus
Osteuropa fürchten die Familie Zinks dabei nicht so
sehr. Wer im Supermarkt kauft, der werde auch
weiterhin im Supermarkt kaufen. Und wer die Gans aus
Oberfranken bevorzugt, werde sich hier auf die Suche
machen.
„Gänse sind
eigentlich Weidetiere“, erklärt Julian Zink. Den
ganzen Sommer über haben sie auf der Wiese
verbracht, die Endmast findet jetzt im neu gebauten
Stall statt. „Zum Martinstag haben wir mit den
ersten Schlachtungen begonnen“, so Julian Zink. Bis
Weihnachten wird jedes Wochenende geschlachtet.
Viele Abnehmer gebe es hier im Fränkischen auch für
„Gansjung“ („Gänseklein“), also für die kleinen
Stücke des Geflügels.
Jana Zink würde
nicht behaupten, dass die Kunden aufgrund von
vegetarischen oder veganen Bestrebungen in der
Gesellschaft weniger werden. Im Gegenteil: „Wir
verzeichnen einen jährlichen Zuwachs an Kunden“.
Der
landwirtschaftliche Betrieb von Jana und Julian Zink
ist breit aufgestellt. Im Stall stehen 15
Fleischrinder, das Paar hat Strohschweine, Ziegen
zur Landschaftspflege im Auftrag der Stadt, drei
Wohnmobilstellplätze „mit Blick auf die Plassenburg“
stehen zur Verfügung und eine Ferienwohnung soll
noch dazu kommen. Der Hof ist nur 15 Hektar groß,
Ackerbau betreibt das Paar nicht.
Der Betrieb der
Familie Zink ist ein typischer Mehrgenerationenhof
„so wie er früher einmal war“. Vier Generationen
leben hier. Jana Zink kommt ursprünglich aus
Norddeutschland, ihre Eltern und Großeltern sind
mittlerweile nachgezogen. Sohn Jakob wurde 2001,
Tochter Johanna 2023 geboren.
Bild: Jana und
Julian Zink können sich über die Nachfrage nach
ihren Weihnachtsgänsen aus dem Kulmbacher Land nicht
beklagen.
Weniger Tiere,
steigende Preise / Trotz Rückgängen bei den
Vermarktungszahlen: Erzeugergemeinschaft
Franken-Schwaben blickt zuversichtlich nach vorne
Trieb.
Trotz zurückgehender Tierhaltung und trotz eines
sinkenden Pro-Kopf-Fleischverzehrs: bei der
Erzeugergemeinschaft Franken-Schwaben sind die
Verantwortlichen guter Dinge. Grund: Der
Mengenrückgang bei praktisch sämtlichen Tierarten
und Sparten habe zur Stabilität des Preisniveaus
geführt, wie es der neue Geschäftsführer Mario Flemm
ausdrückte. Bei der Mitgliederversammlung des
Zusammenschlusses fiel ein Begriff auffällig oft:
höhere Haltungsformen.
„Darin sehen
wir große Chancen“, so Vorstand Stephan Neher.
Geschäftsführer Flemm stellte aber auch klar: „Wir
sehen die Chancen, aber keine Notwendigkeit oder
Pflicht für höhere Haltungsformen.“ Wie dem auch
sei, der Lebensmitteleinzelhandel verlange immer
mehr danach. „Wir wollen es nicht um jeden Preis“,
so der Vorsitzende, auch die Haltungsstufe 1 werde
weiterhin verlangt. Die Nachfrage am Markt sei aber
da und damit auch eine gewisse Absatzsicherheit.
Weniger Tiere,
knappes Angebot, gute Nachfrage, steigende Preise:
Auf diesen Nenner brachte Geschäftsführer Flemm die
Bilanz des zurückliegenden Wirtschaftsjahres. Er sah
auch Licht am Ende des Tunnels, den zum ersten Mal
seit rund zehn Jahren gab es beim Pro-Kopf-Verbrauch
von Fleisch im zurückliegenden Jahr wieder einen
leichten Anstieg. Dazu müsse man wissen, dass es die
Jahre zuvor nur bergab ging. Nicht davon betroffen
sei der Geflügelbereich, der verzeichne seit Jahren
einen Anstieg.
Vorsitzender
Stephan Neher glaubt auch fest daran, dass die
Stimmung wieder kippt. Die Generation, die glaubt,
die Welt durch Fleischverzicht retten zu können,
sehe langsam ein, dass dies auch Geld koste. Vor
allem setzte er starke Hoffnungen darauf, dass
politisch wieder einiges ins rechte Licht gerückt
wird. „Die Landwirtschaft wird wieder einen anderen
Stellenwert bekommen“, sagte Neher und rief seine
Berufskollegen dazu auf, mit Zuversicht nach vorne
zu blicken.
Stephan Neher
räumte aber auch ein, dass neue Wege eingeschlagen
sind. Oft sei beim Catering gar kein Fleisch mehr
dabei. Der Raststättenbetreiber „Tank & Rast“ habe
gar nichts mehr vom Schwein im Angebot. Diesem Trend
werde man sich nicht entziehen können. „Es ist eben
alles im Umbruch“, so der Vorstand.
Der
Geschäftsführer legte unter anderem die folgenden
Zahlen vor: Beim Großvieh wurden 33537, sieben
Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des
Vorjahres vermarktet. Die Kühe gingen um 9,6 Prozent
auf 7591 zurück. Bei den Färsen lag der Rückgang nur
bei 1,5 Prozent auch 5177. Beim Nutzvieh wurden
24417 Stück und damit fünf Prozent weniger
vermarktet, bei den Fressern 6393, was sieben
Prozent weniger bedeutet. Bleiben noch die beiden
stärksten Bereiche, die Schweine mit 434639 (minus
fünf Prozent) und die Ferkel mit 728622 (minus 4,5
Prozent).
Der
Erzeugerring Franken-Schwaben hat 2655 Mitglieder du
beschäftigt 106 Mitarbeiter. Sie gilt als
bedeutendste Vermarktungsorganisation für Nutz- und
Schlachtvieh in Nord- und Westbayern. Hauptsitz ist
das schwäbische Wertingen. Weitere Standorte sind
Ansbach-Elpersdorf in Mittelfranken und
Rödental-Spittelstein in Oberfranken.
Bild: Vorstand
Stephan Neher, der bisherige Geschäftsführer
Burkhard Hoch und der neue Geschäftsführer Mario
Flemm (von links) stellten die Bilanz des
Erzeugerrings Franken-Schwaben in Trieb bei
Lichtenfels vor.
Leuchtende
Traktoren und rollende Lichterketten / Weihnachtlich
geschmückte Schlepper setzen „Lichter der Hoffnung“
Kulmbach. Sie
waren die ersten in diesem Jahr in Oberfranken: die
Kulmbacher Landwirte, die noch vor dem Totensonntag
mit festlich geschmückten Traktoren durch die
Innenstadt fuhren und besonders bei den vielen
Kindern am Straßenrand für ungläubiges Staunen und
funkelnde Augen sorgten.
Tannenzweige,
Lichterketten, bunt blinkende LEDs in den riesigen
Rädern und Nikolausmützen auf den Köpfen der Fahrer:
so präsentierten sich die Bauern aus dem Kulmbacher
Land der Stadtbevölkerung. „Wir wollen uns vor allem
bei den Menschen bedanken“, sagte Lukas Schütz vom
Organisationsteam. Bedanken dafür, dass die meisten
Menschen hinter den Landwirten stehen, Verständnis
für ihre Anliegen haben und deren Arbeit zu schätzen
wissen. Politische Botschaften suchte man deshalb
auch vergebens. Wir wollen lediglich auf uns
aufmerksam machen und mit den Verbrauchern ins
Gespräch kommen“, so Kathrin Erhard aus Motschenbach.
Nachdem
die weihnachtlichen Traktorkorsos in den
zurückliegenden Jahren bei Groß und Klein auf
riesigen Anklang gestoßen waren, haben sich auch
diesmal wieder zahlreiche Bauern aus Kulmbach mit
geschätzt 35 Fahrzeugen zusammengetan. Sie haben
ihre Schlepper festlich geschmückt und sich auf eine
Rundfahrt durch die Stadt gemacht.
Krieg,
Inflation und viele schlechte Nachrichten: dagegen
sollten auch diesmal wieder „Lichter der Hoffnung“
gesetzt werden, waren sich die beiden
Hauptorganisatoren Kathrin Erhardt aus Motschenbach
und Stefan Seidel aus Wacholder einig. „Wir wollten
ein Stückweit die Landwirtschaft in die Stadt
bringen und dabei eine weihnachtliche Atmosphäre
schaffen“, so einer der Fahrer. „Wenn es uns dabei
gelingt, dass der eine oder andere etwas intensiver
über die heimischen Bauern nachdenkt, dann haben wir
unser Ziel schon erreicht“, sagt sein Berufskollege.
Trotz
Temperaturen um die null Grad und einsetzenden
Schneefalls säumten viele hundert Schaulustige die
Straßen und ließen sich von der außergewöhnlichen
Aktion verzaubern. Ziel war es, einen
vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und die
Landwirtschaft ins Gespräch zu bringen.
Endpunkt war
heuer nicht der Schwimmbadparkplatz, wie noch im
zurückliegenden Jahr, sondern der Parkplatz am
Globus-Baumarkt an der Lichtenfelser Straße. Das war
gut so, denn auch dort gab es stellenweise kaum mehr
ein Durchkommen, so groß war der Andrang. An den
Glühwein- und Bratwurstständen bildeten sich indes
lange Schlangen.
Der
Traktorkorso war am Milchviehbetrieb von Hermann
Grampp in Melkendorf gestartet. Polizei und
Feuerwehr sicherten dabei den Konvoi ab. Nach der
Fahrt kreuz und quer durch die Innenstadt, unter
anderem durch Weiher, über den Holzmarkt und den
Zentralparkplatz gab es auf dem Baumarktparkplatz
die Gelegenheit, die Fahrzeuge zu fotografieren und
mit den Bauern ins Gespräch zu kommen. Glühwein,
Früchtepunsch, Tee und selbstgebackene Plätzchen
wurden dabei gegen eine Spende abgegeben. Der Erlös
kommt diesmal dem Hospizverein Kulmbach zugute.
Bilder: Einen
vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche
Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten in Kulmbach.
Sämtliche Schlepper waren dabei fantasievoll
geschmückt und festlich beleuchtet.
Neues Klima
trifft auf alte Baumarten / „Waldkontroversen“ an
der Universität Bayreuth: „Die Mischung macht es“
Bayreuth.
„Neue Bäume braucht der Wald?“ Das Fragezeichen
hätten die Veranstalter der „Waldkontroversen“ an
der Universität Bayreuth getrost weglassen können.
Die Redner waren sich einig: „Wenn sich das Klima
bewegt, können die Wälder nicht stillstehen“, so
formulierte es Christian Kölling, Bereichsleiter
Forst beim Landwirtschaftsamt Fürth-Uffenheim (Bild
links).
Für den
studierten Forstwirt stand fest: „Unser Wald hier
wird nicht zum Klima der Zukunft passen.“ Christian
Kölling sprach ganz offen von einer „Waldkrise“.
Dort, wo die Kiefer jahrhundertelang gestanden habe,
stehe sie jetzt nicht mehr. Im Frankenwald etwa.
Dort könne man das ganze Elend schon sehen. Der
Referent sprach von einem deprimierenden Zustand und
einer bedrückenden Situation. Und er zeichnete ein
düsteres Bild für die Zukunft: „Wir dürfen annehmen,
dass der Klimawandel munter weitergeht.“ Konkret
werde das hiesige Klima im mittleren Finnland
herrschen, während in unseren Breiten ein südliches
Klima dominieren wird, etwa wie in Kroatien, der
nordwestitalienischen Region Piemont oder im
südfranzösischen Languedoc.
Für
Muhidin Seho (Bild links) vom Bayerischen Amt für
Waldgenetik in Freising beginnt der Waldumbau bei
hochwertigem und herkunftsgesichertem Saatgut. „Die
Erbanlagen für den Zukunftswald stecken schon im
Saatgut“, sagte er. Schließlich gebe es für jede
Baumart auch Herkunftsunterschiede, die
berücksichtigt werden müssten. Der
Forstwissenschaftler sprach sich für mögliche
alternative Baumarten, aber auch für eine Stärkung
seltener heimischer Baumarten aus. Der Feldahorn
beispielsweise komme gut auf trockenen Standorten
zurecht. Muhidin Seho brachte auch heimische
Baumarten ins Gespräch, die bislang nur eine
Nebenrolle gespielt hätten, wie Spitzahorn,
Hainbuche oder Sommerlinde. Auch Flatterulme,
Speierling oder Eibe gehörten in diese Kategorie.
„Die
richtige Mischung macht es“. So lautete auch das
Credo von Andreas Bolte (Bild links) vom
Thünen-Institut für Waldökosysteme. Er gab zu
bedenken, dass Waldbauliche Entscheidungen in der
Regel für viele Jahrzehnte Bestand hätten. Der
Wissenschaftler hatte interessante Zahlen im Gepäck.
Laut Bundeswaldinventur sei in Deutschland zuletzt
die Douglasie gefolgt von der Japanischen Lärche und
der Roteiche mit fast fünf Prozent die wichtigste
nicht heimische Baumart im Hauptbestand gewesen.
Besonders stark verbreitet hätten sich in den
zurückliegenden zehn Jahren auch die Robinie und die
Spätblühende Traubenkirsche.
Die Wahl der
Roteiche zum Baum des Jahres 2025 zeigt nach den
Worten von Andreas Bolte aber auch, dass manch eine
Baumart zu Konflikten führen könne. Während der
Landesbund für Vogelschutz argumentiert, dass die
Roteiche die Artenvielfalt gefährde, hatten gleich
mehrere Naturschutzverbände darauf hingewiesen, dass
sich bei der Wahl einmal mehr Vertreter
gewinnorientierter Forstwirtschaft durchgesetzt
hätten.
Welche
Auswirkungen neue Baumarten auf das Waldökosystem
haben, zeigten die beiden Professorinnen Elisabeth
Obermaier und Johanna Pausch von der Universität
Bayreuth auf. Exotische Baumarten seien potenziell
wichtig, aber auch problematisch, so Elisabeth
Obermaier. Sie stellte fest, dass die
Insektendiversität mit zunehmender
verwandtschaftlicher Entfernung der Baumarten von
heimischen Referenzbaumarten abnehme. Deswegen
sollten neben den Chancen auch die Risiken
exotischer Baumarten im Hinblick auf ihre
Ökosystemfunktionen untersucht werden. Schließlich
stellten Insekten über 60 Prozent aller Arten
weltweit und seien eine wichtige Lebensgrundlage für
Vögel und viele Säugetiere. Dem pflichtete auch
Johanna Pausch bei. Sie hatte die Interaktion
zwischen Bäumen und Pilzen untersucht und war unter
anderem zu dem Ergebnis gekommen, dass Pilznetzwerke
gigantische Mengen an Kohlenstoff speichern.
Besonders Mischwälder würden diese Speicherung
fördern.
Borkenkäfer 2.0
im Anmarsch? / Augen offenhalten: Japankäfer ist in
Bayern angekommen
Kulmbach. Nach
der Schweiz und Baden-Württemberg ist der Japankäfer
(Popillia japonica) nun auch in Bayern angekommen.
Laut Bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
wurde der Käfer in einer Falle bei Lindau entdeckt
und mittlerweile auch amtlich bestätigt. Der
Blatthornkäfer stammt ursprünglich aus Asien, er
ernährt sich von mehr als 300 Wirtspflanzen. In
Europa gilt er offiziell als „prioritärer
Quarantäneschädling“ und ist meldepflichtig.
Zurzeit sei der
Japankäfer noch kein Problem, sagt Harald Köppel,
Geschäftsführer des Bauernverbandes für Bayreuth,
Kulmbach und Kronach. „im Moment haben wir ihn noch
nicht.“ Haralds Köppel geht aber davon aus, dass der
Käfer die nächste Katastrophe ist, „die auf uns
zurollt, dort, wo sich der Käfer ausbreitet.“
Der Japankäfer
konzentriere sich ja nicht nur auf Bäume oder gar
auf eine einzelne Baumart, wie der Borkenkäfer an
der Fichte. Im Gegenteil, der Käfer habe ein breites
Nahrungsspektrum, Mais gehöre dazu, Kartoffeln, auch
Obstbäume, Himbeeren, Brombeeren und sogar
Zierpflanzen. „Der Japankäfer nimmt sich einfach
das, was er bekommt. Wenn der mal bei uns kommen
sollte, dann wird es richtig gefährlich.“ Harald
Köppel geht allerdings davon aus, dass der Käfer in
diesem und wahrscheinlich auch im nächsten Jahr in
unseren Breiten noch kein Problem wird. Trotzdem:
„In Bayern ist er angekommen.“
Der
BBV-Geschäftsführer rät, die Bestände noch ein wenig
genauer zu kontrollieren als üblich. Eine richtige
Bekämpfungsstrategie gebe es ohnehin noch nicht.
„Man muss es halt wirklich im Auge behalten.“ Harald
Köppel weist auch darauf hin, dass der Käfer ein
markantes Erscheinungsbild habe und in jedem Fall
auffällt. Man müsse die Leute schon ein wenig
sensibilisieren, damit Auffälligkeiten sofort
gemeldet werden können, um eine mögliche
Bekämpfungsstrategie einzuleiten. Mit Sicherheit
werde an den entsprechenden Stellen schon daran
gearbeitet, was man gegen den Käfer unternehmen
könnte.
Harald Köppel
vergleicht den Japankäfer mit dem Maiswurzelbohrer (Diabrotica
virgifera). Das Auftauchen beider Schädlinge seien
Ergebnisse der Globalisierung, die man nicht
verhindern könne. Auch der Maiswurzelbohrer sei eine
Käferart, die ursprünglich im mittleren Amerika
angesiedelt war und die sich längst auch in Europa
eingebürgert habe und hierzulande in zunehmendem Maß
Maisanbauflächen schädigt.
„Der Japankäfer
ist bei uns gerade noch kein Thema“, sagt auch
Christian Dormann, Vorsitzender der
Waldbesitzervereinigung Hollfeld, zu der auch viele
Waldbauern aus dem Landkreis Kulmbach gehören.
Dormann sagt aber auch: „Das bedeutet nicht, dass
sich das in Zukunft nicht ändern könnte.“ Er erwarte
hier aber für unsere Region in den kommenden Jahren
noch keine unmittelbare Bedrohungslage wie beim
heimischen Fichtenborkenkäfer. „Langfristig werden
wir uns aber leider auf diesen neuen Schädling
einstellen müssen“, so Christian Dormann.
Auch Theo
Kaiser von der Waldbesitzervereinigung
Kulmbach/Stadtsteinach sieht noch keinen Grund zur
Panik. Für den Japankäfer seien Nadelhölzer nicht so
interessant. Die Käfer richteten den Hauptschaden in
Sträuchern und Laubholz an. Die Larven lebten im
Boden und schädigten vor allem die Wurzeln.
Die
Landesanstalt für Landwirtschaft ruft die
Bevölkerung auf ihrer Internetseite dazu auf,
eventuelle Sichtungen zu melden. Der Japankäfer
könne allerdings leicht mit anderen, nicht
meldepflichtigen und harmlosen einheimischen Käfern
verwechselt werden, so heißt es in der Mitteilung.
Daher komme es schon bisher zu etlichen
Falschmeldungen. Um diese zu reduzieren, bittet die
LfL, die Funde beziehungsweise die gemachten Fotos
vor der Meldung mit den Bildern auf der Homepage zu
vergleichen. Dort heißt es: „Wenn Sie sicher sind,
dass es sich bei Ihrer Sichtung um einen Japankäfer
handelt, dann melden Sie diesen bitte unter Popillia@lfl.bayern.de
mit Foto und Angabe des Fundorts. Die Käfer fangen
Sie nach Möglichkeit bitte lebend ein und lassen
Sie, wenn es sich um eine Verwechslung handelt,
wieder frei.“
„In meinem
Wirkungsbereich ist er zum Glück bisher nicht
aufgetreten, auch innerhalb unserer WBV ist mir
nichts bekannt“, sagt Stadtförsterin Carmen Hombach.
Ihre Empfehlung ist es, sich mit dem Käfer
auseinander zu setzen, damit man ihn erkennt, wenn
er da ist und immer die Augen offen zu halten, falls
Befallsmerkmale an den Bäumen da sind, die auf ihn
hindeuten würden. Carmen Hombach: „Ein Befall und
das Vorkommen des Käfers ist meldepflichtig, so dass
man auf jeden Fall wachsam bleiben muss.“
Woran erkennt
man einen Japankäfer:
Der Käfer
besitzt ein metallisch-grün schimmernden Halsschild
sowie braune Flügeldecken und ist nur etwa ein
Zentimeter groß. Er ähnelt dadurch dem in
Deutschland häufig vorkommenden heimischen
Gartenlaubkäfer und kann bei flüchtigem Hinsehen
leicht mit diesem verwechselt werden. Anders als der
Gartenlaubkäfer besitzt der Japankäfer aber deutlich
erkennbare weiße Haarbüschel seitlich am Körper
unterhalb der Flügeldecken und am Hinterleib.
Welche Pflanzen
befällt der Japankäfer:
Acker- und
Gemüsebau: Mais, Kartoffel, Spargel, Tomate und
Bohnen
Beerenobst: Himbeere, Brombeere, Erdbeere und
Heidelbeere
Ertragsobstsorten: Apfel, Kirsche und Zwetschge
Wein
Waldbäume: Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Linde, Ulme,
Pappel, Lärche
Fünf Sterne auf
dem Bauernhof / Großer Zuspruch beim Oberfränkischer
Tag der offenen Ferienwohnung im Hofer Land
Zedtwitz.
Selbstverständlich ist es nicht, dass Betriebe die
Türen für ihre Konkurrenz öffnen. Bei
landwirtschaftlichen Beherbergungsbetrieben ist das
etwas anderes. Da geht es darum Ideen und Anregungen
zu sammeln, mit den Mitbewerbern ins Gespräch zu
kommen und das zu betreiben, was man neudeutsch als
Networking bezeichnet. Beim ersten oberfränkischen
„Tag der offenen Ferienwohnung“ nach Corona haben
erstaunlich viele Anbieter von „Urlaub auf dem
Bauernhof“ dieses Angebot genutzt.
Neben zwei
Betrieben in Münchberg hatte auch der Bergrödelhof
in Zedtwitz seine Türen geöffnet. So ganz stimmt das
mit dem „Urlaub auf dem Bauernhof“ dort allerdings
nicht. „Wir wollen keine falschen Erwartungen
wecken“, sagt Daniela Rödel. Von zwei Katzen
abgesehen gibt es auf dem Bergrödelhof keine Tiere
mehr. „Wir haben keinen Streichelzoo“, so Daniela
Rödel. Attraktiv ist der Hof trotzdem, Und wie!
Sechs Ferienwohnungen sind in einem zuletzt
leerstehenden landwirtschaftlichen Gebäude
entstanden, darunter zwei exquisite Lofts, alles mit
fünf Sternen zertifiziert.
Bis
in die 1990er Jahre hinein gab es auf dem über 200
Jahre alten Bergrödelhof noch Milchvieh. Dann stand
der ehemalige Stall erst einmal leer. Vier
Generationen lebten zweitweise unter einem Dach, 70
Hektar landwirtschaftlicher Fläche wurden und werden
noch heute bewirtschaftet. Längst allerdings im
Nebenerwerb. Jürgen Rödel (55) ist hauptberuflich
als Firmenkundenbetreuer bei der Sparkasse tätig,
Ehefrau Daniela ist Betriebswirtin und arbeitet bei
der Rehau AG.
Nach entsprechenden Beratungen
beim Amt für Landwirtschaft entschloss sich die
Familie, richtig Geld in die Hand zu nehmen und im
großen Stil zu investieren. „Einen Neubau kann ja
jeder hinstellen, wir haben uns entschlossen, die
alte Substanz beizubehalten“, so Jürgen Rödel. Im
September 2020 und damit mitten in der Corona-Zeit
traf die Baugenehmigung ein, danach wurde die
früheren landwirtschaftlichen Gebäude Zug um Zug
zurückgebaut. Am 30. Dezember 2022 waren die ersten
Gäste auf dem Bergrödelhof eingetroffen und seitdem
kann sich die Familie nicht beklagen. Geworben wird
vor allem über die sozialen Medien Facebook,
Instagram und über die eigene Website
www.bergroedelhof.de.
„Unsere
Zielgruppe sind Aktivurlauber und Genießer“, sagt
Daniela Rödel. Die jüngsten Gäste bisher waren 20
Jahre alt, die ältesten 85 Jahre jung. Viele kommen
zum zweiten und dritten Mal, mittlerweile gebe es
schon richtige Stammgäste aus dem In- und Ausland.
Am weitesten angereist waren bislang Urlauber aus
Aserbaidschan. Sie alle bekommen aber auch einiges
geboten. Fichtelgebirge und Vogtland liegen
praktisch vor der Haustür, im Bergrödelhof selbst
gib es einen Wellnessbereich mit
Physiotherapiekabine und Kneippbecken eine
Aktivscheune mit Tischtennis, Kicker und vielen
anderen Angeboten.
Was eine
Ferienwohnung besonders auszeichnet, ist, dass es im
Gegensatz zu Hotels keine Anonymität gibt, sagte der
Landtagsabgeordnete Kristan von Waldenfels, der
genauso wie Landrat Oliver Bär die Gelegenheit
nutzte, den Bergrödelhof in Augenschein zu nehmen.
Vom großen touristischen Potenzial der Region
schwärmte der Landrat. Er appellierte an alle
Anbieter, selbstbewusst aufzutreten, schließlich sei
der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Die
anderen beiden Betriebe, die sich am „Tag der
offenen Ferienwohnung“ beteiligten waren „Höra´s
Appartements“ in Grund bei Münchberg und „Chalet VÜ“
der Familie Wolfrum in Mechlenreuth bei Münchberg.
Die Familie Höra bietet bereits seit über 40 Jahren
Urlaub auf dem Bauernhof an. Durch den Neubau eines
Gästehauses mit zehn Appartements wurde das
bisherige Angebot verdreifacht. Alle zehn
Appartements sind barrierefrei, zwei sogar
rollstuhlgerecht ausgebaut.
Den Neueinstieg
in die Vermietung hat die Familie Wolfrum in
Mechlenreuth gewagt. Nach dreijähriger Bauzeit
konnten drei luxuriöse Terrassenchalets mit
exklusiver Wellnessausstattung eröffnet werden.
Jedes Haus hat eine eigene Sauna und einen Whirlpool
auf der Terrasse.
Bilder:
1.Auf
dem Bergrödelhof in Zedtwitz fand die zentrale
Veranstaltung zum „Tag der offenen Ferienwohnung
statt (von links): Landrat Oliver Bär, Daniela und
Jürgen Rödel, Waltraud Seuß vom Amt für
Landwirtschaft, Amtschef Michael Schmidt und der
Landtagsabgeordnete Kristan von Waldenfels.
2.Freuten
sich über den großen Zuspruch: Daniela und Jürgen
Rödel vom Bergrödelhof in Zedtwitz.
3.Auf
das modernste ausgestattet sind die Küchen in den
Ferienwohnungen und Lofts, die Daniela Rödel den
Besuchern präsentierte.
4.Hier
lässt es sich träumen: So sehen die Schlafzimmer in
den Ferienwohnungen des Bergrödelhofes aus.
Weniger
Mitglieder, weniger Einsatzstunden / Maschinenring
Bamberg: Fördermitglieder müssen künftig tiefer in
die Tasche greifen
Pettstadt.
Preissteigerungen, die Corona-Nachwirkungen und ein
Mitgliederschwund machen dem Maschinen- und
Betriebshilfsring Bamberg zu schaffen. Trotzdem:
„Wir sind nicht auf dem absteigenden Ast“, so der
stellvertretende Vorsitzende Fred Einwich bei der
Mitgliederversammlung in Pettstadt. Im Gegenteil:
„Für die Zeit sind wir auf einem guten Weg“, so der
stellvertretende Vorsitzende weiter.
Tatsächlich
waren die Zahlen eher rückläufig. Vorsitzender
Andreas Hoffmann berichtete von 11029 geleisteten
sozialen Einsatzstunden der Betriebshelfer, rund 600
weniger als im Jahr zuvor, und rund 2500 weniger als
noch 2021. Soziale Arbeitsstunden fallen immer dann
an, wenn eine Arbeitskraft beispielsweise wegen
eines Krankenhausaufenthalts, einer Kur- oder
Rehamaßnahme ausfällt. Kaum eine Rolle spielt beim
Maschinenring Bamberg die wirtschaftliche
Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen
oder zur Urlaubsvertretung. Hier waren im
zurückliegenden Jahr gerade einmal knapp 550 Stunden
zusammengekommen.
Den weit
überwiegenden Teil des Verrechnungswertes, also der
Summe aller Leistungen, in Höhe von gut zwei
Millionen Euro macht der Maschinen- und
Technikverleih und damit das klassische Kerngeschäft
der Maschinenringe aus. Schwerpunkte waren dabei die
Bereiche Futterbau und Strohernte sowie die
Hackfruchternte. Eine Besonderheit in der
Gärtnerstadt Bamberg ist der Bereich der
Landschaftspflege, der ebenfalls zu einem großen
Teil mit in den gesamten Verrechnungswert
miteinfließt.
Der Maschinen-
und Betriebshilfering Bamberg hatte im
zurückliegenden Jahr der Statistik zufolge 701
Mitglieder, die zusammen eine Fläche von 31725
Hektar bewirtschaften. Dazu kommen 430
Fördermitglieder, also Mitglieder, die keinen
landwirtschaftlichen Betrieb haben, die aber den
Ring trotzdem unterstützen und dafür auch von den
zahlreichen Einkaufsvorteilen profitieren können.
Um auch
weiterhin so schlagkräftig zu bleiben, wurde der
Jahresbeitrag der Fördermitglieder ohne Diskussion
und Gegenstimme von bisher 80 auf künftig 95 Euro
erhöht. Damit bleibe für die meisten Mitglieder der
Beitrag stabil, sagte Vorsitzender Andreas Hoffmann.
Er räumte aber auch ein, dass die Zahl der
Fördermitglieder ebenfalls stark rückläufig ist.
Bei der
Mitgliederversammlung würdigten sämtliche Redner die
Arbeit des Maschinenrings und stellten dessen
existenzielle Bedeutung für die Landwirtschaft im
Bamberger Raum heraus. „Ohne Maschinenringe kein
starker ländlicher Raum, sagte der stellvertretende
Bamberger Landrat Bruno Kellner. Von einer wichtigen
Partnerorganisation sprach Matthias Görl vom Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Matthias Görl
war vor vielen Jahren selbst einmal als
festangestellter Betriebshelfer für den
Maschinenring tätig. „Die Ringe tragen wesentlich
dazu bei, dass die Landwirte modern aufgestellt sind
und wirtschaftlich arbeiten können“, so der 2.
Bürgermeister von Pettstadt Michael Reichert.
Neu im Team des
MR Bamberg ist Jonathan Leitner. Der 24-Jährige aus
dem unterfränkischen Nachbarlandkreis Hassberge ist
als Fachkraft Agrarservice tätig und hat die
Technikerschule in Triesdorf abgeschlossen. In der
Geschäftsstelle kümmert er sich hauptsächlich um die
Düngeberatung und die Mietmaschinen.
Bild: Jonathan
Leistner (Mitte) ist der neue beim Maschinen- und
Betriebshilfsring Bamberg. Vorsitzender Andreas
Hoffman (links) und dessen Stellvertreter Fred
Einwich stellten den 24-Jährigen bei der
Mitgliederversammlung vor.
Nordmanntannen
statt Kunststoffbäume / In diesen Tagen beginnt der
Einschlag auf den Christbaumplantagen im Kulmbacher
Oberland
Petschen.
Wenn überhaupt, dann wird es höchstens eine „sehr
moderate“ Preiserhöhung sein, verspricht Uwe
Witzgall, Landwirt aus Petschen bei Stadtsteinach.
Seit mittlerweile zwölf Jahren baut der 54-Jährige
auf rund 30 Hektar Fläche im Kulmbacher Oberland
Christbäume, hauptsächlich Nordmanntannen, in
geringerer Stückzahl auch Nobilis-Tannen,
Blaufichten und Schwarzkiefern, an und beliefert
damit Händler in ganz Deutschland. Der Hof und die
Plantagen liegen direkt auf der Fränkischen Linie
auf rund 540 Meter über Normalnull.
„Mir ist es
wichtig, dass die Leute überhaupt noch einen
Christbaum haben“, sagt er. Nicht nur wegen dem
Geschäft. Das sei doch schließlich eine Tradition,
die man nicht dem Zeitgeist opfern dürfe. Gerade
jetzt, wo so viele schlechte Nachrichten, etwa über
die Kriege in der Welt, das Geschehen beherrschten.
Uwe Witzgall ist aber auch fest entschlossen, das
Feld nicht den Kunststoffbäumen zu überlassen, ein
Trend, der immer wieder mal aufkommt und besonders
in großstädtischem Umfeld ein Thema sei.
Allerdings
merkt auch der Landwirt, dass die Bäume kleiner
werden. Wollten die Menschen früher einen
2,30-Meter-Baum, so tut es jetzt ein 1,80-Meter
großer Baum auch. Einfacher ist das Geschäft auch
für ihn nicht geworden. Steigende Energiekosten, ein
höherer Mindestlohn, sinkende
Mehrwertsteuer-Pauschalierungssätze für die
Landwirtschaft, Standmiete, Werbung, das alles
schlage schon gewaltig zu Buche.
Was das
Wachstum der Bäume betrifft, so spricht Uwe Witzgall
von einem ganz normalen Jahr. Die Frühjahrspflanzung
sei problemlos verlaufen, die Niederschläge hätten
ausgereicht und die Tage mit extremer Hitze hätten
sich in Grenzen gehalten. Nun beginnt der Einschlag.
Wobei die ersten Großbäume schon ausgeliefert
wurden, etwa für den Wintermarkt des
Porzellanherstellers Rosenthal in Selb. Auch
Schnittgrün für Garten- und Grabbedeckungen sowie
für Kränze sei schon bereitet worden und auch die
wenigen Topfbäume, die immer wieder verlangt würden.
Sechs festangestellte Mitarbeiter hat Uwe Witzgall,
einzelne Hilfskräfte kommen in den nächsten Tagen
noch dazu.
Der reguläre
Verkauf beginnt dann am Wochenende des 1. Advents.
An den beiden darauffolgenden Wochenenden (7. und 8.
Dezember sowie 14. und 15. Dezember zwischen 10 und
16 Uhr) kann man sich dann seinen Christbaum vor Ort
auf der Plantage zwischen Vorderreuth und Schwandt
selbst aussuchen und gegebenenfalls auch selbst
schlagen. Ansonsten gibt es die Christbäume aus dem
Kulmbacher Oberland beispielsweise in Kronach,
Kulmbach (Samen Hühnlein) oder Hof (Rathausbrunnen).
Neu ist bei Uwe
Witzgall, dass viele der Verpackungsnetze aus
biologisch abbaubarem Material sind. Viel Müll habe
man ja sowieso nicht, denn so ein Netz wiege gerade
mal 16 Gramm. Auch der Pflanzenschutz sei immer
wieder ein Thema, doch viel gespritzt werde auf den
Plantagen ohnehin nicht, nur, wenn es wirklich nicht
anders geht. Gegen Unkraut gehe man mechanisch vor.
Probleme bereitet dann schon eher das zunehmende
Rehwild. „Die Zäune müssen in Ordnung sein, sonst
kann es schnell richtig teuer werden“, sagt Uwe
Witzgall. Deshalb muss er ständig die Zäune
kontrollieren.
Um sich von der
Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe
Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das heißt,
dass alle Bäume aus Petschen seit 2018 das Siegel
„geprüfte Qualität Bayern” tragen dürfen. Das
Gütesiegel besagt, dass festgelegte
Produktionskriterien eingehalten und auch regelmäßig
kontrolliert werden. Dazu gehört zum Beispiel ein
späterer Schnittzeitpunkt. Außerdem wurde der
Betrieb nach den Standards von GLOBAL G.A.P.
zertifiziert, was die Erfüllung noch höherer
Standards bedeutet. Sie beginnen von der Anpflanzung
über die Produktion bis hin zur Ernte, praktisch in
allen Bereichen.
Einen Tipp hat
Uwe Witzgall für alle Christbaumbesitzer: „Der
gekaufte Baum sollte vor dem Aufstellen schattig und
im Freien liegen, dann hält er am längsten“. In der
Wohnung sollte anschließend ein kleines Stück
abgesägt und der Ständer mit Wasser gefüllt werden.
So hat man am längsten seine Freude an den
Weihnachtsbäumen aus dem Frankenwald.
Auch Norbert
Grass von Christbaumgrass in Wahl bei Presseck
spricht von guter Qualität. „Heuer schaut es sehr
gut aus“, sagt er. Das Wetter habe sich sehr positiv
auf die Bäume ausgewirkt. Es habe genug
Niederschläge und ausreichend Feuchtigkeit gegeben,
die Hitzetage hätten die Tannen gut überstanden. Zur
Monatsmitte gehe es mit dem Einschlag los, so
Norbert Grass. Die Tage und Wochen zuvor laufen die
Vorbereitungen auf Hochtouren. Da müssten
beispielsweise sämtliche Gerätschaften überprüft und
hergerichtet werden.
Die Bäume von
Christbaumgrass gibt es auf dem Hof in Wahl 5 bei
Presseck, immer donnerstags bis sonntags. Die ersten
Bäume könnten bereits so um den 25. November herum
abgeholt werden. Norbert Grass baut auf etwa sieben
Hektar Christbäume an.
Auch Norbert
Grass hat einen Tipp für alle Christbaumbesitzer, um
die Haltbarkeit zu verbessern: Die Bäume sollten auf
jeden Fall schattig und im Freien gelagert werden,
auf keinen Fall in der Sonne. Am besten ist ein
Platz unter einer Hecke, wo der Baum auch weiterhin
Feuchtigkeit bekommt, denn der Baum nimmt ja auch
weiterhin Feuchtigkeit über die Nadeln auf. Und ab
Heiligabend würde Norbert Grass auf jeden Fall einen
Wasserständer bevorzugen.
Auch bei
Günther Burger aus Wildenstein bei Presseck geh es
Mitte November mit dem Einschlag los. Er baut auf
rund acht Hektar hauptsächlich Nordmann-Tannen,
Nobilis und vereinzelt auch Kiefern an. „Die Bäume
sind gut gewachsen, haben eine gute Farbe und die
Nadeln sind voll“, sagt Günther Burger. Auch er geht
eventuell von einer moderaten Anhebung der Preise
aus, will aber versuchen, die Preise des Vorjahres
im Großen und Ganzen zu halten. Die Löhne seien
gestiegen, die Materialien seien teurer geworden.
Günther Burger verkauft seine Bäume in Kulmbach beim
Globus Baumarkt und nebenan auf dem Parkplatz beim
Tedox-Markt.
Schon Mitte
Oktober beginnt Günther Burger, Tannenzweige zu
machen. Durch die Entnahme von Schnittgrün könne man
die Kulturen pflegen. „Ist ein Baum nicht so schön
geraten, kann man die Äste wegmachen, dann wächst
der nebendran um so schöner.“ Das Schnittgrün sei
freilich nicht das große Geschäft, aber dadurch
könne man nicht zuletzt auch nachweisen, dass man
wirklich eigene Kulturen besitze.
Damit man lange
seine Freude am Baum hat, rät Günther Burger, den
Baum keinesfalls neben den Ofen oder neben die
Heizung zu stellen. Bei einer Fußbodenheizung sollte
man auf jeden Fall eine Decke unter den Baum legen,
damit die aufsteigende Hitze die Nadeln nicht dürr
werden lässt und der Baum austrocknet. Ein Fehler
sei es auch, den Baum vor dem Aufstellen in die
Garage oder in einen Schuppen zu stellen. Der Baum
sollte draußen im Freien stehen, am besten im Garten
an einen Baum gelehnt, so dass es drauf regnen oder
schneien kann, dann hält der Baum am längsten.
Pflegetipps vom
Verband Bayerischer Christbaumbesitzer:
-
Schützen Sie
den Baum beim Transport vor Sprühwasser von der
Straße (Salzwasser).
- Stellen Sie den Baum direkt nach dem Kauf im Netz
an einen kühlen Ort in einen Eimer Wasser.
- Empfehlenswert sind Ständer mit Wasserbehälter.
Bevor Sie den Baum dort hineinstellen, idealerweise
noch mal frisch anschneiden, aufrichten, dann das
Netz entfernen.
- Der Baum lässt sich leichter schmücken, wenn er
einen Tag zuvor aufgestellt wird, damit mit sich die
Zweige senken.
- Vermeiden Sie Heizungsnähe und gießen Sie
regelmäßig, denn ein zimmerhoher Baum braucht bis zu
2 l pro Tag.
Bild: Ruhe vor
dem Sturm: Schon in wenigen Tagen wird auf den
Christbaumplantagen von Uwe Witzgall in Petschen bei
Stadtsteinach Hochbetrieb herrschen.
Nicht nur zu
Halloween: Kürbisse aus dem Kulmbacher Land
Oberpöllitz.
Halloween-Zeit ist Kürbiszeit. Seitdem der Brauch
immer beliebter wird, machen sich auch immer mehr
Kürbisse auf deutschen Feldern breit. So recht
scheint das im Kulmbacher Land aber noch nicht
angekommen. Mit Kerstin Stenglein aus dem kleinen
Weiler Oberpöllitz bei Marktschorgast gibt es wohl
nur einen einzigen landwirtschaftlichen Betrieb, der
im großen Stil Kürbisse anbaut. Die Kürbisse, die an
den Bundesstraßen aufgetürmt sind, kommen von einer
niederbayerischen Firma, Zierkürbisse in den
Supermärkten meist aus dem Ausland.
Doch Kerstin
Stenglein macht sich tatsächlich noch die Mühe,
neben ihrer Landwirtschaft mit Ackerbau und
Bullenmast, alljährlich auch Kürbisse im großen Stil
anzubauen. Bis zu 10000 Kürbisse seien es in manchen
Jahren schon gewesen, mittlerweile habe sie die
Kürbisproduktion ein wenig zurückgefahren, doch ein
paar tausend waren es sicher auch heuer wieder, die
auf dem 0,35 Hektar großen Feldstück gewachsen sind.
2008
hatte sie mit den Kürbissen begonnen. Der damalige
BBV-Kreisobmann Hermann Mohr hatte in Österreich
Kürbisse entdeckt und wollte unbedingt, dass die
Frankenfarm in Himmelkron ebenfalls Kürbisse
anbietet. Kerstin Stengleins mittlerweile
verstorbener Vater Karl Kister, der wie Hermann Mohr
zu den Gründervätern der Frankenfarm gehörte, ebnete
den Weg und so gab es lange Jahre heimische Kürbisse
in der Frankenfarm. Sogar ein eigenes Kürbisfest
wurde dort bis zur Corona-Zeit veranstaltet.
Mittlerweile
gibt es Zier-, Schnitz- und Speisekürbisse nur noch
direkt auf dem idyllisch gelegenen Hof von Kerstin
Stenglein unweit der Gemeindeverbindungsstraße von
Wirsberg nach Marktschorgast. „Aufgrund der nassen
Witterung hatten wir heuer weniger“, sagt Kerstin
Stenglein. Was Speisekürbisse betrifft sei es schon
beinahe ein Totalausfall gewesen. Zier- und
Halloweenkürbisse habe es dagegen genug gegeben.
Kerstin Stenglein hat die Vermutung, dass der viele
Regen während der Blütezeit daran schuld war, dass
heuer eigentlich ein relativ schlechtes Kürbisjahr
gewesen sei. Doch noch kann sie auf dem Hof genug
anbieten, die Zierkürbisse in der Regel für einen
Euro, die großen Speisekürbisse für acht bis zehn
Euro.
Bei
Kerstin Stenglein werden die Kürbisse Mitte Mai
gesät. Heuer habe sie nicht einmal gegen Unkraut
gespritzt. Die Ernte finde dann am ersten
Septemberwochenende statt. Freunde und Bekannte
helfen bei der schweißtreibenden Arbeit tatkräftig
mit. Mitte September gibt es dann das Kürbisfest auf
dem Hof, sozusagen der offizielle Verkaufsstart mit
Kinderprogramm. Werbung hat sie gar nicht mehr
nötig. Mittlerweile sei die Vermarktung zum
Selbstläufer geworden und funktioniere über
Mund-zu-Mund-Propaganda. „Es gibt schon auch eine
treue Kundschaft, die jedes Jahr wiederkommt“, sagt
Kerstin Stenglein. Außerdem werbe sie auf den
sozialen Medien und an der Gemeindeverbindungsstraße
weist ein großes Schild auf den Kürbisverkauf hin.
Natürlich kann
man mit Kürbissen viel mehr machen, als ihn zu
Halloween möglichst kunstvoll zu präsentieren. Da
gibt es Kürbisöl und Kürbiskerne, die Kerstin
Schnell von einem Landwirt aus dem Nürnberger Land
bezieht. Doch auch mit den Kürbissen aus Oberpöllitz
kann man so einige leckere Speisen zubereiten.
Kürbis-Risotto beispielsweise, Kürbis-Gnocchi,
Kürbis-Gratin, oder einfach Kartoffelspalten und
Kürbisspalten aufs Backblech legen, würzen und mit
Öl verfeinern. Sogar Vanille-Eis mit Kürbiskernöl
hat Kerstin Stenglein schon mal angeboten.
Bilder: Kürbisse wohin man schaut: Kerstin Stenglein
in Oberpöllitz bei Marktschorgast baut Zier-,
Schnitz- und Speisekürbisse an.
Tanz, Technik
und Tradition / Erntedank in Bayreuth: Tag der
offenen Tür in den Landwirtschaftlichen
Lehranstalten
Bayreuth.
Normalerweise findet das große Erntedankfest auf dem
Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in
Bayreuth alle zwei Jahre statt. Nach der
Corona-Zwangspause war es diesmal tatsächlich das
erste Erntedankfest nach sechs Jahren Pause. Der
große Andrang hat dabei eindrucksvoll gezeigt, dass
das Fest vermisst wurde. Viele tausend Besucher
konnten die Veranstalter im Laufe des
Erntedanksonntags verzeichnen. Publikumsmagneten
waren neben der großen Landtechnikausstellung und
jeder Menge Essensstände ein Erntekronen- und ein
Volkstanzwettbewerb der Landjugend.
Brauchtum,
Genuss und Information standen im Mittelpunkt des
Festes, das Tradition und Moderne vereinen sollte.
In berster Linie gehe es um die Freude über die
zurückliegende Ernte, sagte Bezirkstagspräsident
Henry Schramm. Der Bezirk Oberfranken ist Träger der
Landwirtschaftlichen Lehranstalten. Der Präsident
sprach von extremen Wetterverhältnissen während der
zurückliegenden Monate, die eine höchst
unterschiedliche Ernte hervorgebracht hätten. Er
nannte das Kreiserntedankfest eine hervorragende
Gelegenheit, die Region und ihre
landwirtschaftlichen sowie kulinarischen
Besonderheiten zu würdigen.
„Landjugend
muss man erleben“, so Sebastian Feulner,
Vorsitzender des Landjugend-Kreisverbandes Bayreuth.
Er freute sich ganz besonders darüber, dass der
Volkstanzwettbewerb beim Publikum auf derart große
Resonanz gestoßen war. Zeitweise gab es kein
Durchkommen mehr in der großen Bodenhalle der
Lehranstalten. Mit diesem Fest werde eine wichtige
Tradition gepflegt und fortgeführt, sagte Sebastian
Thiem, Leiter der Lehranstalten. Außerdem sei es
eine hervorragende Möglichkeit für alle Besucher,
die vielfältigen Aufgaben der Bildungseinrichtung am
Rande der Stadt näher kennen zu lernen.
„Hut ab vor
dem, was die jungen Leute zum Erntedank in Bayreuth
auf die Beine gestellt haben“, sagte der
Landtagsabgeordnete Franc Dierl. Er gratulierte
besonders der Landjugend Schreez, die von Finanz-
und Heimatminister Albert Füracker in diesen Tagen
mit dem Preis für Heimatpflege ausgezeichnet wurde.
Der Ursprung aller Lebensgrundlagen liege bei den
Bauern, so Landrat Florian Wiedemann. Sie seien das
wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle
Rückrat des Landes.
Den
ganzen Tag über war unter anderem ein Blick hinter
die „offene Stalltür“ möglich. Dazu gab es
Informationsstände unter anderem des
Bauernverbandes, des Maschinenrings, der
Waldbauernvereinigung, von Bayernland, der
verschiedener Selbsthilfeeinrichtungen und von
zahlreichen Firmen. Regionale Produkte aus der
Genussregion Oberfranken rundeten das Angebot ab.
Auch Technikinteressierte kamen auf ihre Kosten:
allein 60 Schlepper waren zu sehen. Moderne Land-
und Gartenbautechnik wurde ebenso präsentiert wie
Informationen rund um erneuerbare Energien. Dazu
stellten verschiedene Dienstleister rund um Haus und
Hof ihre Arbeit vor.
Ein besonderer
Schwerpunkt lag auf den Aus- und
Fortbildungseinrichtungen der Landwirtschaft, die
sich den Besuchern vorstellten und Möglichkeiten zur
Weiterqualifizierung präsentierten. Ebenso
informierte ein Stand über Historisches aus dem
Grünen Zentrum, anlässlich 100 gemeinsamer Jahre der
„Gärtner Johann Popp´sche Stiftung“ und der
Landwirtschaftsschule Bayreuth. Ergänzend dazu ga es
eine Ausstellung bäuerlicher Arbeitsgeräte, die
einen spannenden Einblick in vergangene Zeiten
gewährte.
Beim
Volkstanz-Wettbewerb landeten die Landjugend Bad
Berneck-Bindlach vor Stockau-Lehen auf dem ersten
Platz. Die weiteren Teilnehmer waren die
Landjugenden aus Görschnitz, Schreez
Unterkonnersreuth-Cottenbach. Die ausgestellten und
prämierten Erntekronen kamen von den
Landjugendgruppen Stockau-Lehen, Gefrees und Schreez.
Bilder:
1.Landwirtschaft
am Rande der Stadt, das ließen sich die zahlreichen
Besucher nicht entgehen.
2.Blickfang
in der Bodenhalle: Die von den Landjugendgruppen
kunstvoll gebundenen Erntekronen.
3.Zum
Tag der offenen Stalltür haben die
Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks
Oberfranken eingeladen.
4.Was
man mit Schafwolle so alles machen kann, zeigte
Silvana Pezzi aus Neudrossenfeld den zahlreichen
Besuchern.
Einer der
Höhepunkte des Erntedankfestes war der
Volkstanzwettbewerb der Landjugendgruppen aus dem
Bayreuther Raum (links). Landtechnik zum Anfassen
und Bestaunen, dafür bot das weitläufige Gelände der
Lehranstalten reichlich Platz (rechts).
Pflanzen,
Pflügen und Persönlichkeit entwickeln /
Freisprechungsfeier für den Beruf Landwirt –
Abschlusszeugnisse für sechs Damen und 17 Herren aus
vier Landkreisen
Jeweils zwei
Absolventen des Beruflichen Schulzentrums Hof und
des Staatlichen Schulzentrums in Bayreuth haben mit
Bestnoten, also 1,0, beziehungsweise 1,1
abgeschlossen: Eva John aus Bad Berneck (Landkreis
Bayreuth) und Lucas Hirschmann aus Thurnau
(Landkreis Kulmbach) sowie Marie-Theres Puff aus
Selbitz (Landkreis Hof) und Lena Strößenreuther aus
Tröstau (Landkreis Wunsiedel). Die Arbeit des
Landwirts wird wieder wertgeschätzt, sagte der
Bayreuther Schulleiter Bernhard Grünewald. Das zeige
nicht zuletzt die steigende Zahl an Auszubildenden.
Die
Nahrungsproduktion werde trotz aller aktueller
Entwicklungen auch künftig die primäre Aufgabe von
Landwirten sein, sagte Burkhard Traub. Gerade die
aktuellen Krisen hätten die große Bedeutung der
Nahrungsmittelsicherheit wieder in den Focus einer
breiten Öffentlichkeit gerückt. Die Bauern hätten
aber auch auf viele andere Fragen die richtigen
Abtworten. Umweltverträgliche und nachhaltige
Produktion gehörten dazu, die Einhaltung von
Tierwohlstandards, der Erhalt und die Pflege der
Kulturlandschaft sowie ein unschätzbarer Beitrag zum
Dorfleben und zur Dorfkultur. Das alles zeige:
Landwirtschaft ist viel mehr als Säen, Melken,
Pflanzen und Pflügen.
Auch Manfred
Neumeister, weiterer Stellvertreter des Landrats,
bezeichnete den Beruf Landwirt als traditionsreich
und zukunftsweisend. Landwirte spielten eine
Schlüsselrolle beim Umwelt- und Naturschutz,
Landwirte seien das Rückgrat der ländlichen Regionen
und sie stünden wie kaum eine andere Berufsgruppe
für regionale Wirtschaftskreisläufe. Weitere
Gratulanten waren unter anderem der stellvertretende
Prüfungsausschussvorsitzende und Leiter der
Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth
Sebastian Thiem, der Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl
Lappe, der Kreisvorsitzende des Verbandes für
ländliche Fachbildung (VlF) Rainer Zimmermann und
Uwe Lucas vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten Bayreuth-Münchberg.
Sämtliche
Absolventen haben eine dreijährige duale Ausbildung
absolviert. Nach einem Berufsschuljahr in Vollzeit
arbeiteten sie zwei Jahre in landwirtschaftlichen
Ausbildungsbetrieben und besuchten parallel einmal
pro Woche die Berufsschule. Zusätzlich erhielten sie
praxisnahe Schulungen an Landmaschinen- und
Tierhaltungsschulen.
Die Absolventen
aus Ostoberfranken sind:
Landkreis
Bayreuth: Simon Böhner (Bindlach), Luca Eckert
(Waischenfeld), Lukas Hauenstein (Schnabelwaid), Eva
John (Bad Berneck), Felix Meyer (Hummeltal),
Christian Wolfrum (Bad Berneck) und Lorenz Härtig
(Bayreuth-Stadt).
Landkreis Hof:
Susanne Benker (Rehau), Hannes Hoffmann
(Schwarzenbach an der Saale), Jonas Pöhlmann
(Konradsreuth), Marie-Theres Puff (Selbitz), Philipp
Saalfranz (Schauenstein), Maria Schmidt (Töpen),
Maximilian Weiß (Schwarzenbach an der Saale) und Jan
Rödel aus Hof-Stadt).
Landkreis
Kulmbach: Jan Fischer (Kulmbach), René Hampel
(Neuenmarkt), Lucas Hirschmann (Thurnau), Julia
Mlawez (sie kommt zwar aus Bad Staffelstein, aber
hat ihre Ausbildung in Melkendorf absolviert) und
Andreas Pöhlmann (Neudrossenfeld).
Landkreis
Wunsiedel: Bastian Benker (Weißenstadt) und Lena
Strößenreuther (Tröstau).
Dazu kommt noch
Maik Schoer aus Bienenbüttel im niedersächsischen
Landkreis Uelzen, der seine Ausbildung in
Oberfranken absolviert hat.
Bilder:
1. Diese 23 jungen
Landwirte aus den vier ostoberfränkischen
Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel
haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und
ihre Abschlusszeugnisse erhalten.
2.Schulleiterin
Andrea Brönner (Mitte) vom Beruflichen Schulzentrum
Hof zeichnete Marie-Theres Puff (links) aus Selbitz
und Lena Strößenreuther aus Tröstau für ihre
Bestleistungen aus.
3.Bernhard
Grünewald (Mitte), der Leiter des Staatlichen
Berufsschulzentrums III in Bayreuth überbrachte
seine Glückwünsche an die beiden Besten Eva John aus
Bad Berneck und Lucas Hirschmann aus Thurnau.
Kirchliches
Tagungszentrum stellt Landwirtschaft in den Focus /
EBZ Bad Alexandersbad startet Veranstaltungsreihe
„Land – Wirtschaft – Gesellschaft“
Bad
Alexandersbad. Den Dialog zwischen Landwirtschaft
und Gesellschaft hat eine Veranstaltungsreihe zum
Ziel, mit der das Evangelische Bildungs- und
Tagungszentrum Bad Alexandersbad (EBZ) im
Winterhalbjahr an die Öffentlichkeit geht. „Unter
der Überschrift Land – Wirtschaft – Gesellschaft
wollen wir die zukunftsweisende Rolle der
Landwirtschaft für die Entwicklung der Region
aufzeigen“, sagt EBZ-Leiter Andreas Beneker. Die
Reihe startet am 10. Oktober, weitere Abende folgen
im November, Januar und Februar. Die
Verantwortlichen denken bereits jetzt über eine
eventuelle Fortsetzung nach.
Die Anfänge des
Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrums gehen
zurück auf die Landwirtschaft, so Andreas Beneker.
Zu Beginn sei das EBZ sogar komplett auf die
Landwirtschaft ausgerichtet gewesen. Erst in den
1980er Jahren habe sich das ein wenig geändert und
die geistlichen und politischen Themen seien mehr in
den Vordergrund gerückt. Was aber immer geblieben
ist, war die Einbeziehung der Landwirtschaft und des
ländlichen Raumes. „Die Verbindung zur
Landwirtschaft als gesellschaftlich und politisch
entscheidende Bevölkerungsgruppe ist imme
geblieben“, so der Leiter.
Daran
anknüpfend sollen nun in Form von Vorträgen und
Diskussionsveranstaltungen landwirtschaftliche
Themen wieder einmal in den Vordergrund gerückt
werden. Auch die Bauernproteste hätten dazu
beigetragen, dass sich wieder mehr Menschen mit
landwirtschaftlichen Themen befassen. Dazu will das
EBZ „mit einem weiteren Mosaikstein“ beitragen, wie
es Andreas Beneker formulierte. Jeder, der Lust hat,
sich zu beteiligen und vielleicht auch einzubringen
sei herzlich eingeladen.
Unterstützt
wird die Veranstaltungsreihe vom Verband für
landwirtschaftliche Fachbildung und vom
Bauernverband. „Bildung und Weiterbildung sind ja
auch unsere urspünglichen Ziele“, begründete der
Wunsiedler VLF-Kreisvorsitzende Jörg Fröber aus
Röslau das Engagement seines Verbandes. Für den
Bauernverband ist das Miteinander von Bevölkerung
und gesellschaft wichtig. „Es liegt uns am Herzen,
dass die Menschen auch die Probleme der Landwirte
mitbekommen“, so der stellvertretende Kreisobmann
Stephan Regnet.
Die Reihe
startet am Donnerstag, 10. Oktober um 19.30 Uhr mit
einem Abend zum Thema „Seelische Belastungen in der
Landwirtschaft“. Damit soll der Dialog gestartet und
vielleicht das eine oder andere Tabu aufgebrochen
werden. Referenten sind der Landwirt Christoph
Rothaupt aus der Rhön, der selbst betroffen war, und
Walter Engeler von der Landwitschaftlichen
Familienberatung der Evangelischen Landeskirche auf
dem Hesselberg.
Am 19. November
geht es dann unter dem Titel „Ackergold?“ um
Flächenverbrauch und Bodennutzung. Nicht nur
Landwirte, der gesamte ländliche Raum sei
schließlich unter anderem von Ortsumgehungen,
Neubaugebieten, Photovoltaikflächen oder Windrädern
betroffen. Referentin ist die aus New York (!)
stammende Professorin für Regionalmanagement und
sozialwissenschaftliche Methode an der
Landwirtschaftlichen Hochschule
Weihenstephan-Triesdorf.
Das Thema
Soziale Landwirtschaft steht am 23. Januar 2025 auf
dem Plan. Referenten sind Theresia Nüßlein von der
Landesanstalt für Landwirtschaft in Ruhstorf an der
Rott und Carsten Gleissner von der Diakonie
Wunsiedel. Den vorläufigen Abschluss bildet ein
Abend zum Thema „Genossenschaften als Weg regionaler
Entwicklung“ unter anderem mit Michael Diestel vom
BBV in der Rhön.
Weitere
Information: www.ebz-alexandersbad.de.
Bild: Sie
stecken hinter der neuen Veranstaltungsreihe „Land –
Wirtschaft – Gesellschaft“ an Evangelischen
Bildungs- und Tagungszentrum Bad Alexandersbad (von
links): der stellvertretende Wunsiedler
BBV-Kreisobmann Stephan Regnet, die stellvertretende
Kreisbäuerin Nicole Orschulok, Karl Fischer und Jörg
Fröber vom VLF Kreisverband, die Thiersheimer
Ortsbäuerin Kathrin Reichel und EBZ-Leiter Andreas
Beneker.
Ertrag in
Ordnung, Qualitäten stellenweise schwierig / Bauern
blicken optimistisch auf die Ernte im Kulmbacher
Land – Schlechte Ernte bei Obst
Kulmbach.
Oberfrankenweit geht der Bauernverband heuer von
einer durchschnittlichen Ernte aus. Während es in
der Vergangenheit stets zu heiß und zu trocken
gewesen sei, habe es heuer genügend Wasser gegeben.
Dabei sei der gesamte Regierungsbezirk aber noch
ganz gut davongekommen, denn von Überschwemmungen
blieb Oberfranken und damit auch das Kulmbacher Land
weitgehend verschont.
Von einer
durchschnittlich bis guten Ernte spricht der
Kulmbacher BBV-Kreisobmann Harald Peetz aus
Himmelkron. „Wir sind mit der Ernte rundum
zufrieden“, sagt er. Hauptgrund dafür: es habe genug
Regen gegeben, die Erträge seien im Gegensatz zum
bayerischen Durchschnitt teilweise sogar besser,
zumindest besser als in den zurückliegenden Jahren.
Harald Peetz wusste auch nichts von irgendwelchen
Ausreißern: „Es ist heuer wirklich einmal ein Jahr,
in dem alles gepasst hat, in dem alle Früchte genug
Wasser hatten.“ Auch bei der mittlerweile praktisch
abgeschlossenen Ernte habe das Wetter mitgespielt
und es habe keinerlei Schwierigkeiten gegeben. Von
größeren Unwettern oder gar von Hagelschäden seien
die Kulmbacher Landwirte verschont geblieben. Nicht
nur die Erntebedingungen seien gut gewesen, auch die
Qualitäten seien in Ordnung, selbst die Braugerste
habe heuer genügend Wasser gehabt. „Die Qualitäten
beim Weizen und bei der Braugerste passen heuer.“
Nicht einmal zwischen dem Oberland und dem Jura gebe
es, wie oft in den Jahren zuvor, gravierende
Unterschiede.
„Im Großen und
Ganzen hat es gepasst“, sagt auch Harald Köppel,
Geschäftsführer des Bauernverbandes
Bayreuth-Kulmbach-Kronach. Probleme gebe es
allenfalls mit dem Eiweißgehalt bei Braugerste
aufgrund des ständigen Wechsels zwischen Sonne und
Regen. Von Ertrag her haut es hin, die Qualitäten
haben ein wenig gelitten“, fasst Harald Köppel das
Erntejahr zusammen. Auf jeden Fall sei genug Wasser
da gewesen, deshalb habe mancherorts auch das
Unkraut überhandgenommen.
Natürlich gebe
es immer wieder regionale Unterschiede. Einzelne
Landwirte klagten über kleine Körner, andere über zu
wenig Körner, das könne aber auch andere Ursachen
haben. Einige Landhändler hätten das Getreide
aufgrund des niedrigen Eiweißgehalts unter Vorbehalt
angenommen, weil Mühlen und Mälzereien vereinzelt
über zu wenig Eiweiß geklagt hätten. Ein geringer
Eiweißgehalt mindert in der Regel die Backqualität.
Ganz anders sei die Sache beim Obstbau: „Da schaut
es heuer eher mau aus“, sagt Harald Köppel.
Von guten
Erträgen gehen die meisten Bauern bei der Braugerste
aus. Nach fünf mageren Ernten hoffen sie erstmals
wieder auf eine, vielleicht sogar leicht
überdurchschnittliche Ernte. Der Wachstumsverlauf
habe schöne dichte Bestände ergeben, den
Krankheitsdruck habe man auch aufgrund zahlreicher
resistenter Sorten und geringen Problemen mit dem
Mehltau sehr gut in den Griff bekommen, so Markus
Herz von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
kürzlich bei der oberfränkischen
Braugerstenrundfahrt. Er zeigte sich „vorsichtig
optimistisch“, dass der Ertrag heuer über dem
Fünf-Jahres-Mittel liegen könnte. Der Landkreis mit
der größten Sommergersten-Anbaufläche in Oberfranken
ist der Statistik zufolge Hof mit 6607 Hektar,
gefolgt von Kulmbach mit 3529 Hektar und Wunsiedel
mit 3437 Hektar.
Nicht ganz so
positiv wie im Kulmbacher Land und auch im gesamten
Regierungsbezirk ist die Situation einer Mitteilung
des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) zufolge, wenn
man ganz Bayern betrachtet. Die Ernte 2024 stehe im
Zeichen extremer Witterungsbedingungen, die die
Landwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt
haben. Vielerorts sei die Aussaat aufgrund der hohen
Niederschlagsmengen nur verspätet oder gar nicht
möglich gewesen. Auch der Frühling habe sich von
seiner launischen Seite gezeigt: Hochwasser in
Süddeutschland, Kälteeinbrüche und anhaltende
Trockenperioden hätten deutliche Spuren in den
Kulturen hinterlassen. Besonders der Sommer sei von
häufigen Regenfällen geprägt gewesen. „Landwirte
konnten aufgrund andauernd nasser Böden nicht für
Pflanzenschutz- und Pflegearbeiten auf den Acker
fahren. Das führte zu hohem Druck von Schaderregern,
vor allem durch Unkraut und Pilze“, so heißt es ijn
der Mitteilung des Bauernverbandes.
Die Misere beim
Obstanbau bestätigte auch Kreisfachberaterin Anna
Lena Ostermeier vom Landratsamt Kulmbach: „Dieses
Jahr ist eher bescheiden ausgefallen“, so die
Kreisfachberaterin. Als
Ursache dafür nennt sie den späten Frosteinbruch
Ende April, der gerade in die Zeit der Obstblüte
gefallen sei. Auffällig sei es aber auch, dass es
regional, selbst innerhalb des Landkreises, große
Unterschiede gibt. In manchen Lagen sei der späte
Frosteinbruch deutlich heftiger ausgefallen als in
anderen Bereichen.
Kirschen und
auch Pfirsiche seien heuer nahezu ein Totalausfall,
bei Zwetschgen, Pflaumen und auch bei Äpfeln sei die
Situation total unterschiedlich und sowohl vom
Standort, als auch von der Sorte abhängig. Insgesamt
gebe es vor allem bei Äpfeln weniger Ertrag als in
den zurückliegenden Jahren. Allerdings ließe sich
dabei im Gegensatz zu den Feldfrüchten der Landwirte
noch keine endgültige Aussage treffen.
Schlecht sei
das nass-warme Wetter auch für Tomaten, weil dadurch
Pilze gefördert würden. Gut gelaufen sei dagegen
heuer das Beerenobst, das vom Kälteeinbruch nicht
betroffen war. Ebenso gebe es Haselnüsse in Hülle
und Fülle. Hier seien die Pflanzen wassertechnisch
gut versorgt worden, Regen sei genug gefallen. Davon
hätten auch die Ziergärten profitiert. „Man musste
ja fast nicht gießen“, so Anna Lena Ostermeier.
„Sind und
bleiben Mitte der Gesellschaft“ / BBV zieht beim
Schirradorfer Bauerntag positives Fazit: Bauerndemos
haben mehr gebracht als jede Imagekampagne- Hohe
Ehrung für Reinhard Kortschack
Schirradorf.
Konstruktiv, innovativ und sympathisch: so sieht der
bayerische Bauernverbandspräsident Günther Felßner
seit den Großdemos Anfang des Jahres das Bild der
Landwirtschaft. „Wir wollen eine moderne
Interessensvertretung sein, eine Denkfabrik für die
gesamte Gesellschaft und nicht nur ein Lobbyverband
für die zwei Prozent Landwirte in der Bevölkerung“,
sagte er beim Schirradorfer Bauerntag.
Mit den
Bauernprotesten sei es gelungen, den
Leistungsgedanken wieder ein Stück weit auf die Füße
zu stellen. „Wer sich etwas leisten will, muss erst
selbst einmal etwas leisten“, so Günther Felßner.
Die Landwirte seien bei den Menschen angekommen,
„weil sie anständig waren und nicht chaotisch“,
sagte er mit einem Seitenhieb auf die Klimakleber
der Letzten Generation: „Nicht die Letzte Generation
wird die Zukunft gestalten, sondern die künftige.“
Keine
Imagekampagne hätte für den Bauernstand das
erreicht, was die Bauernproteste bewirkt haben. Da
gehe es auch um „zammhalten“ und um ein Miteinander,
Werte, für die die Landwirte stehen und die man
jetzt nicht leichtfertig wieder hergeben dürfe. „Wir
sind und wir bleiben die Mitte der Gesellschaft“,
sagte Günther Felßner.
Auch die
Kulmbacher Bauern hätten ihren Anteil dazu
geleistet, als es Anfang des Jahres mit den
Protesten losging. „Unser Landkreis war gut
vertreten“, sagte Kreisobmann Harald Peetz. Gleich
zu Beginn hätten rund 250 Schlepper ganz Kulmbach
lahmgelegt und die Menschen seien trotzdem hinter
den Bauern gestanden. An der großen Protestrundfahrt
durch den gesamten Landkreis hätten sich dann sogar
bis zu 600 Traktoren beteiligt. Auch bei den
Autobahnblockaden seien die Kulmbacher Bauern dabei
gewesen. Kritikern nahm Harald Peetz den Wind aus
den Segeln: „Bei uns ist alles nach Recht und Gesetz
und stets in Absprache mit dem Landratsamt
verlaufen.“
Der Kreisobmann
stellte aber auch die Frage: „Was hat es letztlich
gebracht?“ Lediglich die Kfz-Steuerbefreiung von
landwirtschaftlichen Maschinen sei entgegen
ursprünglichen Plänen beibehalten worden. Die
Vergünstigungen beim Agrardiesel seien aber
lediglich auf drei Jahre gestreckt worden, ehe sie
ganz wegfallen sollen. Hier machte BBV-Präsident
Felßner den Bauern durchaus Hoffnung, dass eine neue
Bundesregierung ab dem Herbst 2025 wieder
zurücknehmen könnte und dass der Agrardiesel
durchaus auch ein Wahlkampfthema für die nächste
Bundestagswahl werden könnte.
Auch Edwin
Nicklas, Chef des Landtechnikunternehmens Nicklas,
in dessen Halle der Schirradorfer Bauerntag
mittlerweile seit rund 20 Jahren stattfindet,
vertrat die Auffassung, dass die Landwirte mit den
Demonstrationen die Zustimmung der Bevölkerung
nachhaltig erreicht hätten. „Ein derartiger
Zusammenhalt zwischen den Landwirten und allen vor-
und nachgelagerten Berufsständen ist bislang
einmalig“, sagte Nicklas. ER sprach allerdings auch
von ernüchternden Ergebnissen des zurückliegenden
Anbaujahres. Grund dafür sei aktuell ein drastischer
Verfall des Getreidepreises. Bei sehr vielen
Nebenerwerbslandwirten aus der Region, die
ausschließlich Ackerbau betreiben, werde sich die
Frage stellen, wie lange sie das in einer Zeit
extremer Inflation noch durchhalten.
Eine ganz
besondere Ehrung wurde beim Bauerntag dem
langjährigen Kreisvorstandsmitglied Reinhard
Kortschack aus Fölschnitz zuteil. BBV-Präsident
Günther Felßner überreichte ihm die Ehrenurkunde des
Bauernverbandes. Reinhard Kortschack gehörte der
Kreisvorstandschaft 40 Jahre lang an. Er habe in
dieser Zeit vier Kreisobmänner und sieben Amtschefs
überdauert, sagte Harald Peetz. Dabei sei er nie in
die Kreisvorstandschaft gewählt worden, weil er
immer kraft Amtes automatisch dabei war. So war er
unter anderem Vorsitzender der bayerischen
Jungbauernschaft und Vorsitzender des Verbandes für
landwirtschaftliche Fachbildung (VlF).
Reinhard
Kortschack war Ortsobmann in Fölschnitz, war über 45
Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr Fölschnitz
aktiv, war Mitglied des Kirchenvorstandes in
Untersteinach und gehört noch immer den Ködnitzer
Gemeinderat für die Freien Wähler an. Daneben führte
er zusammen mit seiner Frau Renate einen
landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb mit
Milchviehhaltung. Und einen Hauptberuf hatte
Reinhard Kortschack auch: er war als Fußbodenleger
tätig.
Bilder:
1.Hohe
Ehrung für Reinhard Kortschack aus Fölschnitz (von
links): der stellvertretende Kreisobmann Martin
Baumgärtner, Renate und Reinhard Kortschack,
BBV-Präsident Günther Felßner, Kreisobmann Harald
Peetz und der stellvertretende Landrat Jörg
Kunstmann.
2.Kreisobmann
Harald Peetz und Friedbert Pflüger vom
mitveranstaltenden John-Deere-Fanclub überreichten
dem BBV-Präsidenten Günther Felßner (von rechts)
einen Präsentkorb mit Produkten aus dem Kulmbacher
Land.
Bayreuth.
Vom bewegten Jahresanfang mit den bundesweiten
Bauerndemos wegen der Streichung des Agrardiesels
ist wenig übrig geblieben. „Wir können keinesfalls
zufrieden sein, da ist von der Politik einfach zu
wenig gekommen“, sagte BBV-Kreisobmann Karl Lappe
bei einem Politikergespräch zwischen
Kreisverbandsmitgliedern und den örtlichen
Mandatsträgern. Insbesondere kritisierten Karl
Lappe, Kreisbäuerin Angelika Seyferth und Mitglieder
der Vorstandschaft einmal mehr die Bürokratie, mit
der die Landwirtschaft überzogen werde. Statt wie
versprochen weniger, werde es von Mal zu Mal mehr
Bürokratie.
„Es wird immer
mehr, als Betriebsleiterin hat man da ganz schön zu
tun“, sagte Johanna Hohlweg aus Bad Berneck.
Besonders für die ältere Generation sei es
mittlerweile ein echtes Problem, dass es nur noch
E-Rechnungen gebe und kaum noch Papierrechnungen.
Martin Gebhardt aus Görau bezweifelte, dass die
zunehmende Digitalisierung wirklich zur
Entbürokratisierung beiträgt. Vielmehr würden die
Betriebe immer gläserner und stünden immer mehr
unter Kontrolle. „Da wissen viele noch nicht, was
auf sie zukommt“, so Martin Gebhardt.
In Sachen
Bauerndemos übte Heimat- und Finanzstaatssekretär
Martin Schöffel (CSU) heftige Kritik an der Ampel in
Berlin. Dort sei man der Auffassung gewesen, man
dürfe sich von den Demonstrationen nicht
beeindrucken lassen. Das Ergebnis sehe man aktuell
bei den Wahlen in Thüringen und Sachsen. Als wenig
praktikabel bezeichnete Martin Schöffel die
sogenannten „GLÖZ“-Maßnahmen (Standards für den
Guten Landwirtschaftlichen und Ökologischen Zustand
von Flächen). Diese Grundbedingungen muss künftig
jeder Betrieb einhalten, der Direktzahlungen oder
flächen- und tierbezogene Fördermaßnahmen des
ländlichen Raumes beantragt. Die Maßnahmen seien
nicht praktikabel und müssten dringend verändert
werden. Stattdessen sollte die gute fachliche Praxis
wieder mehr Gewicht bekommen. Das würde dann auch
zur Entbürokratisierung führen. Überhaupt könne es
mit den Vorgaben aus Brüssel und Berlin so nicht
weitergehen. Als Beispiel nannte der Staatssekretär
die Kombihaltung, für die man flexible Regelungen
statt eines strikten Verbots der Anbindehaltung
benötige.
Die pauschale
Kritik an der Bundesregierung empfand der
Landtagsabgeordnete Tim Pargent von den Grünen als
unfair. Die Politik habe sehr wohl auf die
Bauerndemos reagiert. Das ließ Martin Schöffel
allerdings nicht gelten. Die Agrardieselregelung
werde trotzdem auslaufen, sie sei lediglich von
einem auf drei Jahre hinausgeschoben worden. Was die
Digitalisierung angeht, so erhofften sich sowohl Tim
Pargent als auch Thomas Hacker (FDP), dass davon
sehr wohl eine Entbürokatisierung ausgehe. Dort, wo
die E-Rechnung bereits vor zehn Jahren eingeführt
worden sei, würden die Unternehmen heute davon
schwärmen. Thomas Hacker gab zu bedenken, dass jede
Umstellung zunächst einmal als Belastung empfunden
werde. Trotzdem sei die Umstellung der einzige
mögliche Weg.
Ein weiteres
Thema des Politikergesprächs war die Zunahme von
Beutegreifern wie Wolf und Fischotter. Die Landwirte
begrüßten einhellig, dass es aktuell möglich gewesen
sei, einen „Problemwolf“ in Unterfranken zu
„entnehmen“. Zwar spiele der Wolf im Landkreis
Bayreuth derzeit nicht die große Rolle, Um so
heftiger sei die Situation aber beim Fischotter.
„Hier brauchen wir eine dauerhafte gerichtsfeste
Lösungt“, forderte BBV-Geschäftsführer Harald Köppel.
Viel zu viele Teichwirte hätten bereits aufgegeben
und wer einmal aufgegeben habe, der fange nicht
wieder an.
Gerne werde
übersehen, dass der Fischotter reihenweise seltene
Fische und Amphibien ausrotte, sagte Staatssekretär
Martin Schöffel. Ziel sollte es deshalb sein,
möglichst einfache Regelungen zur „Entnahme“ zu
finden. So sollten darüber künftig die Landratsämter
entscheiden, wo und wie viele entnommen werden
dürfen. „Man kann ja schließlich nicht jeden Teich
einzäunen“, sagte Martin Schöffel. Es müsse wieder
möglich werden, den Fischottger zu fangen und zu
schießen, anders gehe es nicht. Landtagsabgeordneter
Franc Dierl kritisierte in diesem Zusammenhang das
Verbandsklagerecht. So sei es beispielsweise einem
Verband aus Niedersachsen möglich gewesen, gegen
eine bayerische Regelung zu klagen. „Menschen, die
mit der Sache nichts zu tun und auch keine Ahnung
davon haben, können gegen alles klagen“, so der
Abgeordnete. Ein solches Verbandsklagerecht gebe es
beispielsweise in Österreich nicht.
Korn ist out,
Gin ist in / Tradition und Leidenschaft: Matthias
Erlwein aus der Fränkischen Schweiz ist mit dem
Staatsehrenpreis für Edelbrenner ausgezeichnet
worden
Weigelshofen.
Powerpoint und Strategie, Handarbeit und Genuss: die
beiden beruflichen Welten von Matthias Erlwein aus
Weigelshofen bei Eggolsheim könnten
unterschiedlicher nicht sein. Tagsüber ist er bei
Siemens in Erlangen im Service tätig, an den
Wochenenden macht er aus heimischem Obst edle
Brände. So edel, dass er vor wenigen Wochen mit
einem Staatsehrenpreis ausgezeichnet wurde.
„Eigentlich
wollte ich das nie machen“, gibt er unumwunden zu.
Und das, obwohl schon drei Generationen vor ihm in
Weigelshofen Brenner waren. Zu mühsam war ihm das
Ganze und er denkt noch immer mit Schrecken daran,
als er im Kindesalter stundenlang Stiele aus den
Birnen zupfen musste. Doch als 2016 ganz plötzlich
sein Vater verstarb, blieb die Brennerei erst einmal
an ihm hängen. Matthias Erlwein hat sich tief in die
Materie eingearbeitet, sogar einen Brennerkurs an
der schwäbischen Universität Hohenheim belegt.
Investiert hat er aber nicht nur in Know-how,
sondern auch in Technik, Gerätschaften und ins
Marketing. „Ich habe meine Leidenschaft gefunden“,
sagt er heute.
Über
die Technik des Brennens könnte er stundenlang
erzählen. Über die Maischebereitung und die
Vergärung von Obst, über Destillationsgrundlagen und
-techniken, die Verarbeitung bestimmter Rohstoffe
und über das Zollrecht, denn beim Brennen gibt es
nichts, was dem Zufall überlassen wäre. Alles ist
bis in das kleinste Detail geregelt. Jeder
Brennvorgang müsse Tage vorher beim Zoll in
Stuttgart angemeldet werden, der Zoll habe stets
Zugang zu den Brennräumen. Wer Alkohol erzeugt, der
unterliegt außerdem bestimmten steuerrechtlichen
Vorgaben und nicht zuletzt habe auch die
Lebensmittelkontrolle ein Wörtchen mitzureden.
Da der Betrieb
im Nebenerwerb ausgeübt wird, verbleiben nur die
Samstage zum Brennen. Der Brenntag beginnt meistens
um sechs Uhr morgens und endet um 20 Uhr. Größere
Pausen sind da gar nicht drin. „Es ist schon schwer
verdientes Geld“, sagt er, und doch merkt man ihm
die Liebe zu dem, was er macht, an. Auf Nachfrage
gibt es auch die Möglichkeit einer Brennereiführung,
getreu dem Motto von der Blüte in die Flasche.
Äpfel
und Birnen kommen von der eigenen Plantage.
Williams-Birnen sind dabei, Wahl´sche Schnapsbirnen
und Conference-Birnen, bei den Äpfeln setzt er ganz
klassisch auf Elstar, Gravensteiner und Boskop. Die
Plantage ist gut ein halbes Hektar groß, auf ihr
stehen rund 100 Bäume. Zur Erntezeit hilft die ganze
Familie mit, drei Tage dauert das mindestens, von
Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang, sogar gegessen
wird im Freien. Die eigene Fläche ist Vorschrift,
ohne sie würde Matthias Erlwein das Brennrecht
verlieren.
Alle anderen
Früchte, Himbeeren, Haselnüsse, Kirschen,
Mirabellen, Quitten, Schlehen, Vogelbeeren oder
Zwetschgen kauft er zu. Wenn irgendwie möglich
kommen sämtliche Früchte aus der Region. „Wir
verarbeiten alles, was hier wächst“, sagt er. Etwa
ein Dutzend verschiedener Sorten hat er im Angebot.
Nur wenn die Ernte mal total ausfällt, auch das ist
schon passiert, dann muss er Obst aus dem
Bodensee-Gebiet oder sogar auch mal aus Südtirol
zukaufen. Heuer rechnet er aufgrund der Spätfröste
mit Einbußen von bis zu 30 Prozent. Die
Schorfbildung auf den Früchten sei relativ hoch.
Manchmal war auch schon das ausbleibende Wasser ein
Problem. Dann musste er das Wasser zu den Bäumen
bringen, was ziemlich aufwändig und auch kostspielig
ist, doch ohne Wasser keine Ernte.
Die
Vermarktung erfolgt zu zwei Dritteln direkt.
Matthias Erlwein hat gleich neben der Brennerei eine
kleine Direktvermarktung aufgebaut, in der die 0,1
bis 0,5-Liter-Flaschen ansprechend präsentiert
werden. Ein-Liter-Flaschen gibt es auch, aber nur
auf Bestellung. Hier sind auch die vielen
Auszeichnungen der Brennereien-Verbände zu sehen,
immer wieder ist die fränkische Edelbrennerei schon
prämiert worden.
Mundpropaganda
ist das Wichtigste, aber auch das Internet. Bewusst
hat er sich aber gegen einen eigenen Webshop
entschieden, zu kompliziert sind die Regularien und
mit der Amazon-Mentalität „heute bestellt, morgen
geliefert“, kann und will er nicht mithalten. In der
Edeka Pfister im Nachbarort gibt es eine regionale
Theke und auch der gleichnamige Brauerei-Gasthof vor
Ort vertreibt seine Produkte.
Die Brennerei
ist im Untergeschoss seines Elternhauses direkt an
der Hauptstraße in Weigelshofen untergebracht. Im
Stockwerk darüber wohnt seine Mutter und ganz oben
gibt es eine hübsche Ferienwohnung, schließlich ist
Region touristisch durchaus gefragt. Er selbst wohnt
mit seiner Familie ein paar Straßen weiter, ist aber
auch wenn er nicht gerade brennt, oft hier
anzutreffen.
Wie
die gesamte Landwirtschaft, so klagt auch Mathias
Erlwein über die überbordende Bürokratie, aber auch
über die vielen unsinnigen Vorschriften. „Es gibt so
viele Auflagen, die das Wirtschaften erschweren“,
sagt er und hofft, dass die von der EU geforderte
Nährwertangabe auf Spirituosen bald wieder vom Tisch
ist. Er beklagt auch, dass seine Fläche, nicht
KULAP-gefördert wird. „Mit unter einem Hektar
erreiche ich die Basisprämie nicht.“ Zu schaffen
machen ihm nicht zuletzt die hohen Energiepreise.
Vor ein paar Jahren wurde alles mit Holz geheizt.
Jetzt hat er auf Strom umgestellt. Der ist natürlich
auch in der Fränkischen Schweiz teuer geworden. Doch
mit Strom sei es halt auch viel einfacher, die
Temperatur konstant zu halten und das wiederum ist
für die Qualität so wichtig.
Wichtig ist
auch die Qualität der Frucht. „Wir reißen alles mit
der Hand“, sagt er. „Je sauberer das Obst, desto
höher die Qualität.“ Fünf Tonnen Williams-Birnen
wollen allerdings erst einmal gepflückt sein. Damit
auch wirklich keine störenden Stoffe in die Maische
kommen, hat er eigens eine professionelle
Passiermaschine angeschafft.
Weniger
Probleme macht ihm der häufig geänderte Blick der
Gesellschaft auf das Thema Alkohol. „Wir produzieren
für Genießer“, sagt er. Lediglich beim Marketing
wird es halt schwieriger. Richtige Werbung sei
praktisch nicht mehr möglich. Da sei immer wieder
Aufklärung nötig. Auch deshalb halte er nichts von
einem Internetvertrieb. Wie sollte er sicherstellen,
dass der Amazon-Bote die Ware so zustellt, dass kein
Jugendlicher rankommt?
Mehr am Herzen
liegt ihm dagegen die Aufwertung der fränkischen
Region. Matthias Erlwein ist Mitglied der
Genussregion Oberfranken und setzt sich sehr für
Werbemaßnahmen ein, die der Fränkischen Schweiz
zugutekommen. Beim „Walberlafest“ war er auch
vertreten, das „Walberla“ ist der Kultberg der
Fränkischen Schweiz, und im „Landbierparadies“ in
Nürnberg gibt es die Brände aus Weigelshofen
ebenfalls.
Natürlich
bemerkt auch Matthias Erlwein Veränderungen bei den
Kundenwünschen. Der klassische Korn hat ausgedient.
„Jetzt trinkt man Whisky“, erklärt er. In ist auch
das Modegetränk Gin. Den habe mittlerweile jeder
fränkische Brenner im Programm. Ein absoluter
Kassenschlager ist bei ihm der fränkische Williams
mit Honig, eine Eigenkreation, wobei der Honig
ebenfalls lokal „von der Wiese nebenan“ kommt. Der
fränkische Williams ist auch sein ganz persönlicher
Favorit. Was immer geht sind die typisch fränkischen
Sorten Schlehe, Mirabelle, Zwetschge und Kirsch.
Mit seinen
beiden Kindern steht die fünfte Brennergeneration
aus Weigelshofen schon in den Startlöchern. Das wäre
dann die fünfte Generation. Gegründet hatte die
Brennerei sein Urgroßvater August Erlwein im Jahr
1926. Erst 1973 hat dessen Tochter Anna Erlwein
zusammen mit Ihrem Sohn Georg Erlwein ein neues
Brenngerät eingerichtet und das kleine Unternehmen
als Familienbetrieb weitergeführt, bis 2017 Matthias
übernahm. An die fünfte Generation denkt er aber
noch nicht. „Das hat noch viel Zeit“, sagt er.
Interesse am Brennen hätten die beiden jedenfalls
schon mal signalisiert.
Bilder:
1. Das ist die jüngste Urkunde, die Matthias Erlwein
vor wenigen Wochen vom Landwirtschaftsministerium
bekommen hat: der Staatsehrenpreis für Edelbrenner.
2. Technik, wohin man schaut: Matthias Erlwein in
seiner Brennerei.
3. Matthias Erlwein setzt vor allem auf
Direktvermarktung: in einem kleinen Hofladen hält er
das komplette Sortiment vor.
4. Zahlreiche Auszeichnungen hat Mathias Erlwein für
seine Edelbrände schon bekommen.
5. An der Hauptstraße in Weigelshofen weist diese
Tafel auf die Edelbrennerei Erlwein hin.
6. Oberfranken voranbringen möchte der Verein
Genussregion, bei dem Matthias Erlwein Mitglied ist.
„Rat zur Saat“
in Himmelkron und Scheßlitz / Erzeugerring
informiert über aktuelle Themen
Himmelkron/Scheßlitz.
Empfehlungen für den Wintergetreideanbau,
Pflanzenschutz in Winterraps und Wintergetreide
sowie Tipps zur Gräserbekämpfung bei
widerstandsfähigen und resistenten Ungräsern: diese
Themenschwerpunkte möchte der Erzeugerring für
landwirtschaftlich pflanzliche Qualitätsprodukte
Bayreuth in diesem Jahr bei seinen
Herbstveranstaltungen in Himmelkron (Landkreis
Kulmbach) und Neudorf bei Scheßlitz (Landkreis
Bamberg) aufgreifen.
Unter dem Motto
„Rat zur Saat“ werden die Pflanzenbauberater des
Erzeugerrings, Klaus Stadter, Wolfgang Söllner,
Dominik Schmitt sowie der Geschäftsführer und
Beratungsteamleiter des Erzeugerrings Frank Kerkhof
zu den ausgewählten Themen Stellung nehmen. Die
Veranstaltungsreihe „Rat zur Saat gibt es bereits
seit dem Jahr 2010.
Zielgruppe
seien alle interessierten Landwirte, so Frank
Kerkhoff, auch wenn sie nicht Mitglied des
Erzeugerrings sind. Neben den Informationen zur
Sortenwahl sollen auch die Ergebnisse aus den
Landessortenversuchen in Wolfsdorf und Almesbach in
der Oberpfalz vorgestellt werden. Vor allem gehe es
aber auch um die Mittelauswahl beim Pflanzenschutz
und um aktuelle Strategien zur Gräserbekämpfung bei
resistentem Weidegras und beim Ackerfuchsschwanz.
Auch die
Politik wird bei den Veranstaltungen nicht außen vor
bleiben. Unter andern werden die Referenten
erläutern, was es mit den GLÖZ-Maßnahmen (Standards
für den Guten Landwirtschaftlichen und Ökologischen
Zustand von Flächen auf sich hat. Diese
Grundbedingungen muss künftig jeder Betrieb
einhalten, der Direktzahlungen oder flächen- und
tierbezogene Fördermaßnahmen des ländlichen Raumes
beantragt.
Die
pflanzlichen Erzeugerringe Oberfranken sind eine
Selbsthilfeeinrichtung landwirtschaftlicher
Betriebe. Ihr Ziel ist die Förderung der
marktgerechten Produktion und die Verbesserung der
Qualität der jeweiligen pflanzlichen Erzeugnisse
seiner Mitgliedsbetriebe.
„Rat zur Saat“ in Himmelkron
findet am 29. August 2024 um 19.30 im Gasthof Opel,
Lindig 2 statt. Termin in Neudorf bei Scheßlitz ist
der 3. September um 19.30 Uhr im
Dorfgemeinschaftshaus in Neudorf 15. Die
Veranstaltungen werden jeweils zwei Stunden dauern.
Weitere Information:
www.er-ofr.de.
Methusalem-Bäume, ökologische Trittsteine und
Naturwälder / Forstbetrieb Forchheim stellt sein
regionales Naturschutzkonzept vor
Leesten.
Ökologie, Ökonomie und gesellschaftliche
Anforderungen: es gibt kaum einen Platz, an dem die
drei Ansprüche enger zusammenliegen, als den Wald.
Die Bayerischen Staatsforsten haben 2023 ein
eigenes Naturschutzkonzept verabschiedet, das vor
Ort auf Ebene der Forstbetriebe ergänzt wird. Damit
wird zum einen das Inventar an ökologischen
Besonderheiten in den Staatswäldern aufgezeigt, zum
anderen beschrieben, mit welchen Maßnahmen der
Forstbetrieb sensible Lebensräume und seltene Arten
schützt. Wie dieses regionale Konzept konkret vor
Ort aussieht, erläuterten die Verantwortlichen für
den Forstbetrieb Forchheim im Eichwald bei Leesten
in der gemeinde Strullendorf, östlich von Bamberg.
Kälberberger
Rangen heißt der locke bewaldete Landstrich, auf dem
eine Bewirtschaftung aufgrund des steilen Anstiegs
über eine weite Strecke nicht mehr wirtschaftlich
wäre. Er sei deshalb vollständig aus der Nutzung
genommen worden, erläutert der Leiter
Stephan Keilholz vom
zuständigen Forstbetrieb Forchheim der Bayerischen
Staatsforsten. Davon profitiere die
Artenvielfalt, Fledermäuse finden Unterschlupf,
Spechte sind zu sehen und zu hören, viele Käfer
krabbeln am Boden.
In anderen
Bereichen des Eichwaldes gibt es Trittsteine. Sie
verfolgten das Ziel, Biotope zu vernetzen oder
einzelne Arten durch besondere Maßnahmen zu
schützen. Die Baumarten würden hier gemischt, um das
Risiko zu streuen, so Axel Reichert, der für ganz
Nordbayern zuständige Naturschutzbeauftragter der
Bayerischen Staatsforsten. Mindestens vier Baumarten
sollten es schon sein, falle einer aus, könne man
immer noch mit den anderen drei weiterarbeiten. Die
reguläre Forstwirtschaft müsse auf den
Trittsteinflächn zurückstehen. Davon profitiert zum
Beispiel die seltene fränkische Mehlbeere, der Baum
des Jahres 2024. „Wir helfen der Mehlbeere, indem
wir die konkurrierenden Buchen wegschneiden“,
erläutert der Leiter des dortigen Forstreviers
Oberngrub Sebastian Feulner die Notwendigkeit der
einen oder anderen Maßnahme. Der Trittstein im
Eichwald ist knapp vier Hektar groß.
Nicht
weit davon haben die Staatsforsten einen neuen
Esskastanienbestand angelegt. Ziel sei es, Saatgut
zu gewinnen, so Forstbetriebsleiter Stephan
Keilholz. Die eingezäunte Fläche ist rund einen
Hektar groß. Bis die Kastanien die ersten Früchte
tragen, werde es aber schon noch 20 Jahre dauern.
Forstwirtschaft braucht eben einen langen Atem. Noch
viel länger dauert es, bis eine Baum zum Methusalem
wird. So bezeichnen die Forstspezialiste einen sehr
alten Baum mit einem Durchmesser von 80 bis 100
Zentimetern in einer Höhe von 1,30 Meter.
Eine weitere
überaus effektive Maßnahme zu Gunsten der
Artenvielfalt ist die Anlage eines Feuchtbiotops am
Rande einer Lichtung. „Hier wird kein Dünger benutzt
und der früheste Schnittzeitpunkt ist der 1. Juli“,
sagt Stephan Keilholz. Das Biotop, für das mehrere
Wurzelstöcke aufgeschichtet wurden, helfe vor allem
Reptilien und Amphibien. Da sonnt sich die
Waldeidechse, da schlängelt sich die Ringelnatter,
Grasfrösche und Erdkröten könne man hier beobachten,
anderswo durchaus auch mal eine Schlingnatter oder
eine Kreuzotter. „Naturschutz im Wald, da geht es
nicht nur um Bäume“, so der Forstbetriebsleiter.
Der
Forstbetrieb Forchheim der Bayerischen Staatsforsten
trägt die Verantwortung für die Staatswälder rund um
Bamberg, Forchheim und Erlangen. Vorrangiges Ziel
bei der Bewirtschaftung des Staatswaldes sind nach
den Worten von Stephan Keilholz der Umbau der noch
überwiegend aus Fichten und Kiefern bestehenden
Bestände in klimaresiliente, stabile Mischwälder und
eben auch die Förderung der biologischen Vielfalt.
Bilder:
1.Stephan Keilholz vom
Forstbetrieb Forchheim der Bayerischen Staatsforsten
zeigt in einem der neu ausgewiesenen Trittsteine ein
Exemplar der fränkischen Mehlbeere, Baum des Jahres
2024.
2.Naturschutzbeauftragter
Axel Reichert (links) und der Leiter des
Forstreviers Sebastian Feulner begutachten das
angesammelte Totholz im Naturwald am Kälberberger
Rangen.
Fischwirtschaft
seit über 800 Jahren / „Culmone“-Teiche nahe
Neustadt bei Coburg wurden als überregional
bedeutsames Kulturgut ausgezeichnet
Neustadt
bei Coburg. Die „Culmone“-Teiche in Thann bei
Neustadt bei Coburg sind mit dem Prädikat „Kulturgut
Teich“ ausgezeichnet worden. Der oberfränkische
Bezirkstagspräsident Henry Schramm überreichte eine
entsprechende Urkunde vor wenigen Tagen an die
Eigentümer und Bewirtschafter Elke und Otto Norbert
Grußka. Damit verbunden war auch die Aufstellung
einer Informationstafel direkt am Ufer der Teiche.
Die „Culmone“-Teiche
prägten als Rest des ehemaligen großen Mönchröder
Teichs die seit über 800 Jahren bestehende
Teichwirtschaft im Tal der Röden. Sie seien ein
wesentlicher Bestandteil des Landschaftsbildes und
würden in entscheidender Art und Weise zum Erhalt
der Artenvielfalt bei tragen. Ihren Namen haben die
Teiche von dem im Jahr 1380 verschwundenen Dorf „Culmone“.
Neben einer
traditionsreichen Geschichte komme es dabei vor
allem auf die landschaftsprägende und ökologische
Bedeutung an, erläuterte Vorsitzender Dr. Peter
Thoma. Die Auswahl treffe dabei eine Jury, die sich
aus Vertretern der Teichgenossenschaft, des Bezirks
Oberfranken und dessen Fachberatung für Fischerei
besteht. Aufgrund ihrer traditionsreichen Geschichte
stellten die „Culmone“-Teiche innerhalb der
oberfränkischen Teichlandschaft ein herausragendes
Kulturgut dar, begründete Thoma die Entscheidung.
„Die Zusammenarbeit aller Bewahrer der
Teichwirtschaft habe es auch bei diesem Kulturgut
möglich gemacht, den Teich in seiner von Alters her
überbrachten Nutzungsform der Nachwelt zu erhalten“,
so der Vorsitzende
Fischmeister
Otto Norbert Grußka unterhält und bewirtschaftet die
„Culmone“-Teiche zusammen mit seiner Frau Elke seit
1996. Mehrfach seien bereits umfangreiche
Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen
durchgeführt worden. Aufgrund der witterungsabhängig
nicht immer ausreichenden Wasserversorgung im Sommer
und Temperaturen an der Wasseroberfläche von bis zu
30 Grad Celsius sei eine Haltung von Salmoniden,
also Forellen oder Saiblingen, nicht möglich. So
beschränke sich die Fischhaltung auf wärmeresistente
Arten wie Spiegel-, Schuppen- oder Graskarpfen,
Waller, Hecht, Aal, Schleien und Giebel. Die
Besatzfische bezieht Otto Norbert Grußka dabei aus
dem Zuchtbetrieb von Walter Jacob im Aischgrund.
Die Abgabe von
Fische erfolge nur an Privatpersonen. Dabei werden
die Fische nur geschlachtet abgegeben. Sie würden
unabhängig vom Wochentag, maximal am Vortag des
Verzehrs unter Hinweis auf die Einhaltung der
Kühlkette abgegeben, um sicherzustellen, dass nur
frischer Fisch auf den Tisch kommt. Nach den Worten
von Otto Norbert Grußka bleiben die Fische in der
Regel zwei Perioden im Teich, das Abfischen finde
grundsätzlich am 3. Oktober eines jeden Jahres
statt. Dabei werden abwechselnd ein oder zwei von
den insgesamt drei Teichen abgefischt. „So wird auch
noch heute, nach etwa 800 Jahren, die einst von den
Benediktiner-Mönchen in Mönchröden begründete
Fischzucht zur Herstellung eines köstlichen
Nahrungsmittels fortgeführt“, so Otto Norbert Grußka.
Die
Teichgenossenschaft Oberfranken verleiht die
Auszeichnung „Kulturgut Teich“ seit 24 Jahren. Damit
werden kulturhistorisch bedeutsame Teiche prämiert,
die für den jeweiligen Raum eine besonders prägende
Bedeutung haben.
Bild:
Zahlreiche Ehrengäste waren dabei, als die neue
Informationstafel an den „Culmone“-Teichen in Thann
nahe Neustadt bei Coburg enthüllt wurde. Links von
der Tafel die Eigentümer und Bewirtschafter Elke und
Norbert Grußka, rechts davon der Vorsitzende der
Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma.
Verkorkste
Fußball-EM lässt Bierabsatz schrumpfen / Ernte
braucht stabile Witterung - Oberfränkische
Braugerstenrundfahrt: Hoffen auf gute Erträge
Kulmbach
/ Leupoldsgrün. „Das können wir nicht auf uns sitzen
lassen“, sagte Staatssekretär Martin Schöffel
augenzwinkernd. Martin Schöffel ist 2. Vorsitzender
des oberfränkischen Braugerstenvereins mit Sitz in
Kulmbach. Er musste gerade feststellen, dass im
„Bierland Oberfranken“ weniger Braugerste angebaut
wird, als in Oberbayern und in Unterfranken.
Die Statistik,
die bei der Braugerstenrundfahrt bekannt gegeben
wurde, spricht allerdings eine klare Sprache: Über
20000 Hektar Anbaufläche waren es heuer in
Oberbayern, rund 18300 Hektar in Unterfranken. Mit
17700 Hektar liegt Oberfranken nur auf Platz drei.
Dem Braugerstenverein war die Anbaufläche binnen
Jahresfrist um 5433 Hektar von exakt 23160 auf 17727
Hektar zurückgegangen. Die Gründe dafür seien
vielfältig, so Markus Herz von der Landesanstalt für
Landwirtschaft. Als erstes nannte er die Vielfalt an
Alternativen, die in der Landwirtschaft mittlerweile
geboten sind. Da sei der Braugerstenanbau eben nicht
mehr so attraktiv. „Viele Landwirte haben den Spaß
daran verloren“, sagte der Fachmann. Dafür wiederum
seien zahlreiche Neuregelungen und Auflagen schuld,
etwa die neuen Fruchtfolgeregelungen.
Doch auch der
Bierabsatz lässt bereits seit Jahren zu wünschen
übrig. Heuer hatten die brauer große Hoffnungen auf
die Fußballeuropameisterschaft gesetzt, doch de
Kicker ließen die Brauer im Stich. „Der Malz- und
Bierausstoß hat sich vielfach nicht so entwickelt,
wie erhofft“, sagte Markus Burteisen, Präsident des
Deutschen Mälzerbundes. Neben der verkorksten
Fußball-EM nannte er auch die galoppierende
Inflation sowie Kriege und Krisen auf der Welt, die
den Biertrinkern den Spaß verdorben hätten. Die
globale Bierproduktion sei rückläufig, deshalb seien
auch die Brauereien zurückhaltend.
Trotzdem gab es
bei der braugerstenrundfahrt aber auch positive
Stimmen. Nach fünf mageren Ernten hoffen die Bauern
heuer erstmals auf eine, vielleicht sogar leicht
überdurchschnittliche Ernte. Der Wachstumsverlauf
habe schöne dichte Bestände ergeben, den
Krankheitsdruck habe man auch aufgrund zahlreicher
resistenter Sorten und geringen Problemen mit dem
mehltau sehr gut in den Griff bekommen, so Markus
Herz von der LfL. Er zeigte sich „vorsichtig
optimistisch“, dass der Ertrag heuer über dem
Fünf-Jahres-Mittel liegen könnte.
Voraussetzung
dazu sei aber auch das entsprechende Erntewetter in
den kommenden Wochen. „Wir hoffen, dass das Wetter
hält, dann können wir auch die Früchte vom Feld
holen“, sagte Mälzerbundpräsident Markus Burteisen.
„Wenn der August trocken bleibt, können wir eine
tolle Ernte reinbringen“, so Frithjof Thiele vom
Braugerstenverein. Nach all den Turbulenzen der
zurückliegenden Monate hätten dies die Bauern auch
wirklich verdient, so Martin Schöffel.
Der Landkreis
mit der größten Sommergersten-Anbaufläche in
Oberfranken ist der Statistik zufolge Hof mit 6607
Hektar, gefolgt von Kulmbach mit 3529 Hektar und
Wunsiedel mit 3437 Hektar. Die
Sommergersten-Anbauflächen gibt es in Lichtgenfels
(1267 Hektar), Kronach (772 Hektar) und Coburg (480
Hektar).
Die
Braugerstenrundfahrt, die der Oberfränkische
Braugerstenverein regelmäßig zusammen mit dem Amt
für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg und der
Erzeugerring für pflanzliche Qualitätsprodukte
durchführt, machte heuer in Steinbach bei
Marktleugast im Landkreis Kulmbach auf dem Betrieb
Petzold und auf dem Betrieb Kießling in Plösen bei
Münchberg im Landkreis Hof Station. Außerdem wurde
der Landessortenversuch Sommergerste in Bärlas bei
Weißdorf im Landkreis Hof besichtigt.
Bild:
Optimismus nach schweren Jahren: Bei der
oberfränkischen Braugerstenrundfahrt nahmen die
Fachleute die Bestände, hier auf einem Feld bei
Marktleugast im Landkreis Kulmbach, genau unter die
Lupe.
Kühl und nass
statt heiß und trocken / Keine größeren Schäden:
Bauernverband blickt einigermaßen optimistisch auf
die Ernte in Oberfranken
Haig.
Von einer durchschnittlichen bis leicht
unterdurchschnittlichen Ernte geht der Bauernverband
in Oberfranken aus. Optisch sehen die Bestände gut
aus, sagte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif bei
der Erntepressekonferenz auf einem Feld des
stellvertretenden Kronacher Kreisobmanns Benedikt
Zehnter in Haig. Von überdurchschnittlichen Erträgen
sei man aber weit entfernt. Grund dafür: war es in
der Vergangenheit stets zu heiß und zu trocken, sei
es heuer eher kühl und fast schon ein wenig zu naß.
Dabei sei Oberfranken aber noch gut davon gekommen,
denn von Überschwemmungen blieb der Regierungsbezirk
weitgehend verschont.
Schon der
Herbst 2023 sei von Niederschlägen geprägt gewesen,
so dass Winterweizen, Wintergerste und Winterraps
wochenlang unter Wasser gestanden hätten. Ein
weiteres Problem sei dann der späte Wintereinbruch
mit Schnee und Temperaturen von unter 7 Grad Celsius
Ende April gewesen. Trotzdem zeigten sich die
fränkischen Landwirte dankbar, dass sie von lang
anhaltenden Starkregenereignissen und damit
einhergehenden dramatischen Überschwemmungen
verschont geblieben seien. Die gleichmäßig
verteilten Niederschläge der zurückliegenden Monate
hätten sogar ihr Gutes: Auf dem Grünland konnten
hohe Erträge und gute Qualitäten erzielt werden.
Damit hätten die Rinderhalter, allen voran die
Milchviehbetriebe, aber auch Biogasanlagenbetreiber
einen ordentlichen Grundfuttervorrat schaffen
können, der nach den mageren Ernten der letzten
Jahre aber auch dringend notwendig gewesen sei.
Von einem
geringeren Hektarertrag und niedrigeren Ölgehalten
gehen die oberfränkischen Landwirte beim Raps aus.
Aufgrund der Nässe und des Frostes hätten viele
Bestände gelitten. Bei Frühjahrtskulturen, wie Mais,
Kartoffeln oder Zuckerrüben würden erst die
kommenden Wochen über Erntemengen und Qualitäten
entscheiden. Wärmere Temperaturen förderten die
Photosynthese und damit auch die Einlagerung von
Zucker und Stärke in der Pflanze. „Deshalb sind uns
momentan trockene und sonnige Tage lieber, als der
Regen“, so Hermann Greif.
In Oberfranken
werden nach den Zahlen des Bauernverbandes rund
300,000 Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt.
Ein gutes Drittel davon ist Grünland, der rest
Ackerfläche. Während sich der Grünlandanteil in den
zurückliegenden zehn Jahren um rund 5000 Hektar
erhöht hatte, waren im gleichen Zeitraum etwa 15000
Hekta Ackerfläche verschwunden.
Interessant ist
ein Blick in die Statistiken der oberfränkischen
Landwirtschaftsämter: keine Kultur hat demnach einen
höheren Anteil als 17 Prozent. „Monokulturen sind
damit in Oberfranken ein Fremdwort“, sagte Hermann
Greif. Den Hauptumfang der Früchte machen Mais und
Winterweizen mit jeweils über 30000 Hektar, gefolgt
von Wintergerste (25000 Hektar) und Klee-/Ackergras
mit (21000 Hektar) aus.
Auffällig sei
vor allem, dass der für das „Bierland Oberfranken“
typische Anbau von Sommerbraugerste in den letzten
zehn Jahren massiv zurückgegangen ist. Machte die
Sommergerste 2015 noch einen Anteil von 15 Prozent
(32000 Hektar) aus, seien es heuer nur noch neun
Prozent (knapp 18000 Hektar). Als Gründe dafür
nannte der BBV-Präsident die eher niedrigeren und
unsicheren Erträge in Kombination mit sinkenden
Preisen und der alternative Anbau von
zwischenzeitlich bei Mälzern und Brauern anerkannten
Winterbraugersten-Sorten.
Die
Erntepressekonferenz des oberfränkischen
Bauernverbandes fand in diesem Jahr an einem
Feldstück von Benedikt Zehnter in Haig statt. 2017
hatte er von seinem Vater den ehemaligen Gutsbetrieb
am Fuße des Frankenwaldes übernommen, den er nun mit
seiner Frau zusammen führt. Zwei Standbeine hat der
Betrieb: Ackerbau und Fresseraufzucht, also die Mast
weiblicher Nutzkälber. Außerdem beschäftigt sich
Benedikt Zehnter sehr mit dem Thema
Saatgutvermehrung. Er bewirtschaftet eine Fläche vn
165 Hektar und baut darauf im Wesentlichen
Winterbraugerste, Winterweizen, Raps und Mais an.
Eine Besonderheit ist der Anbau von Zuckerrüben.
Bild:
Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif,
BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, der Kronacher
Kreisobmann Klaus Siegelin, Landwirt Benedikt
Zehnter aus Haig, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel
und Kreisbäuerin Marina Herr (von links bei der
Erntepressekonferenz im Landkreis Kronach.
Trockenschäden
trotz feuchter Witterung? / Blick in die Glaskugel:
Landwirte gehen von gemischten Ernteaussichten aus
Kulmbach.
Viele Landwirte in Bayern haben in den
zurückliegenden Wochen vor überschwemmtem Ackerland
gestanden. Während in Südbayern viele Bauern noch
gar nicht abschätzen können, wie sich das auf ihre
Ernte auswirkt und wie viel der Schäden sie ersetzt
bekommen, scheint Nordbayern mit einem blauen Auge
davongekommen zu sein. Hier ist sogar von
Trockenschäden die Rede.
„Das Erntejahr
2024 sieht bis jetzt ganz gut aus“, sagt der
Kulmbacher BBV-Kreisobmann Harald Peetz aus
Himmelkron. Die Bestände hätten den Winter ohne
Schäden überstanden und auch die zwei Nächte mit
Spätfrost bis minus sieben Grad, die im Wein und
Obstbau große Schäden angerichtet haben, hätten das
Getreide nicht nennenswert geschadet. Durch den
nassen Winter und die vielen Niederschläge im
Frühjahr bis jetzt seien die Böden gut mit Wasser
versorgt und die Bestände dadurch gut bis sehr gut
entwickelt. Durch die feuchte Witterung im ganzen
Jahr war der Krankheitsdruck vor allem durch
Pilzkrankheiten sehr hoch und man musste seine
Bestände häufig kontrollieren, um geeignete
Maßnahmen nicht zu verpassen.
In diesem Jahr
konnten sich nach den Worten von Harald Peetz auch
die Sommerkulturen einschließlich Mais, Klee und die
Dauerwiesen gut entwickeln, so dass zurzeit die
Futtersituation auf den Betrieben sehr gut ist.
„Gott sei Dank sind wir von den extremen Unwettern
der letzten Wochen in unserer Region, mit Ausnahme
von kleinen Überschwemmungen auf Wiesen an
Flussläufen, verschont geblieben, so dass wir
positiv der Ernte entgegensehen können“, sagt der
Kreisobmann. Und weiter: „Zur Ernte bräuchten wir
natürlich auch einmal ein paar schöne trockene
Wochen, dass das Getreide auch mit entsprechend
hoher Qualität geerntet werden kann.“
Momentan mit
Silage und Heu machen gut beschäftigt ist Martin
Baumgärtner aus Unterzaubach. Er ist einer von zwei
stellvertretenden Kreisobmännern im BBV-Kreisverband
Kulmbach und betreibt am Ortsrand von Unterzaubach
Mutterkuhhaltung mit rund 70 Tieren. „Die Ernte
schaut aktuell nicht schlecht aus, vom Hochwasser
sind wir überwiegend verschont geblieben“, sagt
Martin Baumgärtner. Eine Herausforderung werde heuer
aber die Ernte selbst, also die Bergung des
Getreides sein.
Die Silage sei
bis jetzt gut verlaufen, da reichten im Normalfall
auch zwei bis drei Tage ohne Regen für die Bergung
aus. Die Heuernte gestalte sich dagegen bislang sehr
schwierig, deshalb sei auch noch sehr viel Heu auf
den Fluren. Gut sei die Situation auch beim
Getreide, bei den Winterkulturen auf jeden Fall, bei
den Sommerkulturen komme es darauf an, wann gesät
wurde.
Durch die
„normalen Wetterbedingungen“ gegenüber den
zurückliegenden paar Jahren, sei sicherlich auch der
Pils und Krankheitsdruck beim Getreide wieder
gestiegen. Auch das Unkraut bekomme dieses Jahr
wieder verstärkt auf den Felder vor. Was die
Wassersättigung der Böden angeht, sagt Martin
Baumgärtner: „Das Grundwasser sollte jetzt wieder
auf dem Normalstand sein.“ Flächen, die schon immer
etwas feuchter waren, seien es auch in diesem Jahr
wieder. „Die Böden sind gut mit Wasser versorgt,
aber auch nicht überversorgt. Die Sonnenstrahlen und
Intensität sind extremer und stärker geworden.“
Ähnlich sieht
es Norbert Erhardt, der in Motschenbach, in der
Gemeinde Mainleus einen klassischen Milchviehbetrieb
mit rund 130 Kühen bewirtschaftet. Der
Grundwasserspiegel sei hoch. Da aber gerade die
Vegetationszeit ist und alles wächst, sei der
Wasserbedarf auch entsprechend hoch. Norbert Erhardt
machte sogar bereits erste Anzeichen von
Trockenschäden bei der Braugerste aus. Der Landwirt
bewirtschaftet rund 150 Hektar Fläche, alles im
Gemeindegebiet von Mainleus. Er baut unter anderem
auch Weizen, Wintergerste, Mais, Raps und Luzerne
an.
Durch die
feuchte Witterung rechnet Norbert Erhardt mit einer
guten Ernte, da die Wasserversorgung immer gegeben
war. „Für Landwirte war die Witterung bisher
optimal“, sagt er. Von Überschwemmungen sei er nicht
betroffen gewesen. Allerdings sei das Getreide
krankheitsanfälliger: „Ja, der Krankheitsdruck ist
durch die feuchte/warme Witterung extrem hoch. Der
Aufwand, es gesund zu halten, auch“, so Norbert
Erhardt. Was die Futtersituation angeht, antwortet
er mit einer Bauernregel: „Ist der Mai feucht und
nass, füllt er des Bauern Scheun` und Fass“. Die
Wettersituation sei für den Futterbau momentan
perfekt. Man habe einen guten Futtervorrat.
Wie die Ernte
ausfallen wird, das sei eher ein Blick in die
Glaskugel, so Anton Weig, Pflanzenbauexperte beim
Amt für Landwirtschaft Coburg-Kulmbach. Es komme vor
allem auch darauf an, wie sich das Wetter jetzt
weiterentwickelt. Für das Getreide sei das
kühl-feuchte Wetter eigentlich ideal gewesen, weil
es schön langsam wachsen konnte. Problem des
kühl-feuchten Wetters sei aber auch das Auftreten
zahlreicher Pilzkrankheiten gewesen. Es sei immer
gut, wenn es im Frühjahr nicht gleich so warm werde,
denn dann hätten die Pflanzen Zeit, sich zu
entwickeln. So habe auch der Raps gut gedeihen
können, habe auf der anderen Seite aber auch unter
einem höheren Krankheitsbefall gelitten.
Ein besonderes
Ereignis sei der kurzzeitige Wintereinbruch am
letzten Aprilwochenende im Zusammenhang mit einigen
Frostnächten davor gewesen. Da habe es vor allem im
Landkreis Bamberg ziemlich viel Raps „umgedrückt“,
nicht ganz so schlimm sei es in Kulmbach gewesen.
Bei Getreide und Raps habe es teilweise leichte
Frostschäden gegeben.
Während der
Januar und der Februar recht warm gewesen sei, waren
die folgenden Wochen eher einen Tick zu kühl und zu
feucht, so Pflanzenbauexperte Anton Weig. Aber
insgesamt bewege sich dies alles im Rahmen.
Geändert habe sich die Situation bei
Starkniederschlägen. Die hätten mittlerweile eine
wesentlich höhere Intensität, soll heißen, sie
kommen immer plötzlicher und die Tropfen würden
immer größer. Dadurch werde das Getreide nach unten
gedrückt und vor allem frisch bestellte Maisfelder
hätten stark unter Erosion und Verkrustung der
Oberflächen zu leiden.
Manche Tallagen
oder Senken seien momentan schon noch sehr feucht,
so dass man oft gar nicht hineinfahren kann.
Besonders problematisch sei dies beim Grünland, weil
die Zeitfenster zwischen den einzelnen Regenfällen
so kurz seien. Fährt der Landwirt dann doch hinein,
hinterlässt er tiefe Spuren. Viele Landwirte hätten
ihr Grünland heuer noch gar nicht mähen können. Nun
hofften alle auf beständigeres Sommerwetter.
Bild: Schaut
gar nicht so schlecht aus: Bauern aus dem Kulmbacher
Land blicken hoffnungsvoll auf die anstehende Ernte
Landwirtschaft
trifft Verbraucher, Bauernhof trifft Stadt /
Zentrale Veranstaltung zum Tag des offenen Hofes in
Oberfranken
Hirschberglein.
Schmecken, riechen, anfassen und mit den Menschen
sprechen. Per Facebook, Instagram oder Tik Tok geht
das nicht. Wer Landwirtschaft live erleben wollte,
der musste am Sonntag schon zu den Tagen des offenen
Hofes kommen. Die zentrale Eröffnungsveranstaltung
fand dabei in Bayern ganz oben statt, im
Geroldsgrüner Ortsteil Hirschberglein im Landkreis
Hof.
Hier hat die
Familie Browa ihren Betrieb. Eine bayernweite
Besonderheit: Elke Browa ist die Hofer Kreisbäuerin,
ihr Mann Ralph Kreisobmann. Hier, auf den Höhen des
Frankenwaldes, bewirtschaftet die Familie seit 2007
in fünfter Generation einen Milchviehbetrieb mit 80
Milchkühen plus Nachzucht. 75 der insgesamt rund 100
Hektar Fläche sind Ackerland, der Rest Grünland.
Ihre Milch liefert die Familie Browa an die
Milchwerke Oberfranken-West in Meeder bei Coburg,
das Schlachtvieh geht über die Nordbayerische
Vermarktungsgesellschaft (NVG) nach Bayreuth,
männliche Nutzkälber werden über den
Rinderzuchtverband Oberfranken vermarktet. Mit
Andrea, Nicole, Matthias und Carina hat das Ehepaar
Browa vier Kinder, die alle auf dem Hof kräftig
mitanpacken.
So
auch beim Tag des offenen Hofes. Da gab es vieles
vorzubereiten, wochenlang habe man geplant,
organisiert, aufgebaut und alles auf Hochglanz
gebracht. Nötig wäre das alles nicht gewesen, denn
der Hof ist auch so ein echter Vorzeigebetrieb.
Belohnt wurde die Familie Browa mit bestem Wetter
und mehreren tausend Besuchern, nicht nur aus dem
Hofer Land, sondern auch aus den Nachbarlandkreisen
Kronach und Kulmbach und teilweise auch von weiter
her.
Prominenteste
Gäste zur zentralen Eröffnung waren die neue
bayerische Milchkönigin Elisabeth Heimerl aus dem
oberpfälzischen Nittenau, BBV-Präsident Günther
Felßner und die stellvertretende Landesbäuerin
Christine Reitelshöfer. „Die Landwirtschaft ist die
Lösung für viele zentrale Zukunftsfragen“, sagte
BBV-Präsident Felßner. „Die Agrikultur ist die
Mutter aller Kulturen.“ Der Mensch könne auf einiges
verzichten, aber auf das Essen nicht, so Felßner.
Dabei gehe es den Landwirten schon lange nicht mehr
nur um die Ernährung, sondern auch um die Energie.
Auch die stofflichen Grundlagen könnten ohne die
Landwirtschaft nicht auf eine nachhaltige Basis
gestellt werden. Um all dies dem Verbraucher immer
wieder klarzumachen, seien Tage des offenen Hofes so
wichtig. „Das ist Öffentlichkeitsarbeit im besten
Sinne“, so der Präsident. Hier treffe die
Landwirtschaft den Verbraucher und der Bauernhof die
Stadt.
Für
die neue Milchkönigin Elisabeth Heimerl war es der
erste große öffentliche Auftritt. Ihr Ziel sei es,
den landwirtschaftlichen Betrieben eine Stimme zu
geben, sagte die 23-Jähriger aus dem Landkreis
Schwandorf. Dies sei wichtiger denn je zuvor, denn
die Verbraucher seien noch nie so kritisch gewesen.
Ihre Grüße überbrachten auch die beiden politischen
Vertreter, der Bundestagsabgeordnete Jonas Geissler
und der Landtagsabgeordnete Kristan von Waldenfels,
bei de CSU. Gerade den ländlichen Raum habe die
Politik derzeit nicht im Blick, kritisierte Geissler
und Waldenfels merkte an: „Euer Einsatz ist einfach
unglaublich, dafür können wir gar nicht genug
danken.“
Zuvor hatte
Pfarrer Klaus Wiesinger eine Andacht gehalten, in
der er sich als ein starker Fürsprecher der Bauern
erwies. Seinen Worten wurden sogar spontan mit
Applaus quittiert. Nahrung sei im Überfluss
vorhanden, deshalb seien die meisten Menschen auch
gar nicht interessiert daran, wie es in der
Landwirtschaft zugeht. Dazu kämen Verordnungen,
Vorschriften und immer wieder auch ungerechtfertigte
Vorwürfe. Das könne er schon verstehen, wenn den
Bauern die Landwirtschaft keine Freude mehr macht.
Allen Kritikern schrieb der evangelische Geistliche
aber ins Stammbuch: „Ohne Lebensmittel wäre das
Leben schnell zu Ende.“ Auf alles könne man notfalls
verzichten, nur auf das Essen nicht. Und das könne
nun mal nicht aus dem Reagenzglas kommen, denn
selbst für ein Steak aus dem Labor brauche man zuvor
eine lebendige Kuh.
Umrahmt
wurde die Eröffnungsfeier von den örtlichen
Jagdhornbläsern, dem Landfrauenchor Hof und der
Landjugend aus Weidesgrün. Den ganzen Tag über gab
es Informationsstände und Mitmachangebote von
Landtechnikunternehmen, Futtermittelfirmen, der
Maschinenring Münchberg war zur Stelle, mehrere
Direktvermarkter, die Besamungsstation Wölsau
stellte sich vor, für die kleinsten gab es
Ponyreiten und die Traktorfreunde Geroldsgrün hatten
zwischen all dem modernen Gerät sogar einige
Oldtimer postiert
Bilder:
1.BBV-Präsident
Günther Felßner, die stellvertretende Landesbäuerin
Christine Reitelshöfer, Milchkönigin Elisabeth
Heimerl sowie Elke und Ralph Browa (von links) bei
der Eröffnung zum Tag des offenen Hofes.
2.Einige
Volkstänze führte die Landjugend Geroldsgrün vor.
3.Ein
Besuchermagnet beim Tag des offenen Hofes war der
Jungviehstall.
4.Elke
Browa führte BBV-Präsident Günter Felßner durch den
großzügigen Laufviehstall.
5.Zu
jeder Tageszeit gut besucht war die Hofstelle der
Familie Browa in Hirschberglein in Landkreis Hof.
6.Landwirtschaft
live erleben: so lautete das Motto auf dem
Milchviehbetrieb der Familie Browa.
7.Mehrere
tausend Besucher hat der Tag des offenen Hofes in
den Landkreis Hof gelockt.
8.Historische
Traktoren und moderne Landtechnik: Zahlreiche
Mitstreiter sorgten für ein abwechslungsreiches
Programm.
Multifunktional, klimaeffizient und
ressourcenschonend / Zuverlässiger Partner für die
bayerische Landwirtschaft: BBJ-Unternehmensgruppe
eröffnete ortsbildprägenden Bürokomplex
Kulmbach.
Mit einem Festakt hat die BBJ-Unternehmensgruppe ihr
großes Bürohaus am Gumpersdorfer Weg in Kulmbach
eröffnet. Der Komplex beherbergt künftig den
Landwirtschaftlichen Buchführungsdienst (LBD), die
BERATA-Steuerberatungsgesellschaft für die
gewerbliche Buchführung und Steuerberatung sowie die
Wirtschafts-Revisions-Beratungs-GmbH (RWB). In dem
ortsbildprägenden Gebäude sind derzeit 70
Mitarbeiter tätig.
Von
Untersteinach auf der Umgehung kommend ist der
riesige moderne Bau mit seinem großen Glasfronten am
Gumpersdorfer Weg in Kauernburg kaum zu übersehen.
Er war in den zurückliegenden zwei Jahren an der
Stelle eines ehemaligen landwirtschaftlichen
Anwesens entstanden. Das Gebäude hat eine Nutzfläche
von 2300 Quadratmetern und ist mit neuester und
innovativster Technik ausgestattet. Beheizt und
gekühlt wird es von zwei Wärmepumpen, auf dem
Dachwurde eine Photovoltaikanlage zur
Eigenstromerzeugung installiert, Tiefgarage und
Parkdeck bieten Platz für 60 Fahrzeuge.
Die Einführung
der Buchhaltung habe in den Sechziger Jahren in
vielen Betrieben noch als Revolution gegolten, daran
erinnerte Staatssekretär Martin Schöffel bei der
Einweihung. Doch schnell habe sich gezeigt, dass
auch in dieser Branche großer Bedarf an
qualifizierter und umfassender Beratung herrscht,
der weit über die Buchhaltung hinaus geht. Daraus
habe sich ein starker Unternehmensverbund
entwickelt. Rahmenbedingungen, Auflagen,
Förderprogramme und steuerliche Vorgaben änderten
sich auf europäischer und nationaler Ebene konstant
und machten auch künftig eine fachliche Steuer- und
Unternehmensberatung unverzichtbar.
Der
Bayerische Bauernverbandspräsident Günther Felßner
sprach bei der Eröffnung mit Blick auf die
Unternehmen LBD und BERATA von einer bemerkenswerten
Erfolgsgeschichte für die bäuerlichen
Familienbetriebe während der zurückliegenden 40
Jahre. Den Büroneubau bezeichnete der BBV-Präsident
als Best-Practice-Beispiel, wie multifunktional,
klimaeffizient und ressourcenschonend gebaut werden
kann. Landrat Klaus Peter Söllner nannte die
Beratungsfirmen zuverlässige Partner für die
Landwirtschaft und für landwirtschaftsnahe Betriebe.
Mit innovativen Ideen, hohen persönlichen Einsatz
und außergewöhnlichem Engagement habe Gerhard Müller
als Gründungsvater die Kulmbacher Niederlassung
hervorragend positioniert.
Auch
Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig würdigte den
visionären Unternehmergeist von Gerhard Müller, der
für eine eindrucksvolle Erfolgsstory auf höchstem
Niveau stehe. Die BBJ-Unternehmensgruppe stehe für
ein qualifiziertes Dienstleistungsnetz nicht nur für
Landwirte, der Neubau drücke architektonische
Eleganz, funktionelle Ausstattung und
zukunftsweisende Planung aus.
Der
Buchführungsdienst der Bayerischen Jungbauernschaft
(BBJ) wurde 1968 als Verein gegründet. Nachdem die
Beratungsleistungen im Laufe der Jahre immer mehr
zugenommen hatten, entstanden 1978 die beiden
Gesellschaften LBD und BERATA. In den folgenden
Jahren wurde eine Reihe von Beteiligungen gegründet
und erworben, darunter die
Wirtschafts-Revisions-Beratungs-GmbH für
Wirtschaftsprüfungen und ähnliche Dienstleistungen.
Das Unternehmen umfasst derzeit eine Vielzahl von
Dienstleistungen mit mehr als 1200 Mitarbeitern in
über 40 Kanzleien in Bayern und in den östlichen
Bundesländern. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei über
100 Millionen Euro. Etwa ein Drittel komme davon aus
der Landwirtschaft, zwei Drittel aus dem
gewerblichen Bereich, wobei auch hier viele
Landwirte, etwa durch Photovoltaikanlagen, beteiligt
sind.
Die für ganz
Oberfranken zuständige Kanzlei in Kulmbach mit ihren
Außenstellen in Bayreuth, Hof, Scheßlitz und im
sächsischen Plauen hatte der ehemalige Landwirt und
gelernte Steuerberater Gerhard Müller 1981 im Keller
seines Wohnhauses gegründet. Nicht zuletzt deshalb
hatte ihn Landrat Klaus Peter Söllner bei der
Einweihung scherzhaft als „Bill Gates von Kauernburg“
bezeichnet. Nachdem Gerhard Müller die ehemalige
Hofstelle seiner Eltern abgerissen, um- oder neu
gebaut hatte, reichten die Kapazitäten nicht mehr
aus, so dass er sich 2015 für den Neubau entschied.
Die Kulmbacher Kanzlei betreut rund 2000 Landwirte
im gesamten Regierungsbezirk und angrenzenden
Gebieten sowie zahlreiche gewerbliche Kunden. Der
Umsatz im Kanzleiverbund vor Ort liegt bei rund 10,5
Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter bei rund
120.
Bilder:
1.Ortsbildprägend
ist das neue Bürogebäude der BBJ-Unternehmensgruppe
am Gumpersdorfer Weg in Kauernburg.
2.
Bauherr Gerhard Müller (links) hat den symbolischen
Schlüssel für den Bürokomplex an Gunter Nüssel, dem
Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen
Buchführungsdienstes und der
Steuerberatungsgesellschaft BERATA überreicht.
Landwirtschaft
im Landkreis: Steigende Kosten, sinkende Einnahmen /
Oberfränkischer Regierungspräsident informierte sich
über Sorgen und Nöte der Bauern im Kulmbacher Land
Kulmbach.
Vier Betriebe und das Klima-Arboretum im Stadtwald
hat der oberfränkische Regierungspräsident Florian
Luderschmid bei einer Landwirtschaftsrundfahrt duch
den Landkreis Kulmbach besucht. Ihm sei es wichtig
gewesen, verschiedene Aspekte der Land- und
Forstwirtschaft kennenzulernen, erklärte Luderschmid.
Neben dem Öko-Legehennenbetrieb von Sabrina und
Michael Grampp bei Fölschnitz besuchte der
Regierungspräsident den Bio-Milchviehbetrieb von
Kerstin und Hermann Grampp in Unterkodach und den
Biohof Distler in Esbach. Weitere Stationen waren
das Klima-Arboretum am Trimm-Dich-Pfad und der
Fruchtgemüsebetrieb Scherzer & Boss in Feulersdorf.
Begleitet wurde Florian Luderschmid vom Leiter des
Bereichs Landwirtschaft an der Regierung, Rainer
Prischenk, und von Harald Weber, dem Chef des Amtes
für Landwirtschaft.
Bei seiner Tour
durch den Landkreis erfuhr Florian Luderschmid auch
von den vielen Problemen der Bauern. Steigende
Kosten, sinkende Einnahmen, das ist es, was
beispielsweise Sabrina und Michael Grampp umtreibt.
„Die Futterpreise sind geradezu explodiert“,
berichtete Michael Grampp. Im Gegenzug gebe der
Verbraucher aufgrund der Inflation weniger aus und
greife wieder auf die Billigeier aus dem Discounter
zurück. „Wenigstens haben uns unsere Stammkunden die
Treue gehalten“, so Sabrina Grampp.
Regierungspräsident
Luderschmidt bewunderte den Mut der Familie, aus der
klassischen Schiene auszusteigen und einen völlig
neuen Weg zu gehen. Genau das haben Sabrina und
Michael Grampp vor acht Jahren getan. Sie haben
ihren alten Anbindestall mit 25 Milchkühen plus
Nachzucht im Ort aufgegeben und sich für die
Alternative der Hühnerhaltung entschieden. Im Herbst
2015 war Baubeginn,im Juni 2016 konnten bereits die
ersten Hühner einziehen.
Es sei gar
nicht so einfach, derartige Standorte für eine
Betriebsaussiedlung zu finden, so Behördenchef
Harald Weber. Das Immissionsrecht schreibe immer
schärfere Abstände zu Biotopen, zum Wald oder zur
nächsten Bebauung vor. Wenn bei der Familie Grampp
alles problemlos gelaufen ist, dann sei das schon
fast die Ausnahme.
Rund
9000 Hühner tummeln sich in den Stallungen bei
Fölschnitz, rund 8000 Eier werden pro Tag
produziert. Die Vermarktung erfolgt zum Teil direkt
im eigenen Hofladen, der größte Teil geht über den
Großhandel an Verbrauchermärkte. Auch das Posthotel
von Alexander Hermann im nahen Wirsberg wird mit den
Eiern aus Fölschnitz beliefert. Einen Teil des
Futters baut der Landwirt selbst an, den anderen
teil kauft er bei Bio.-Kollegen zu.
Ebenfalls nach
biologischen Kriterien wirtschaftet die Familie, die
auch Grampp heißt aber einen Milchviehbetrieb in
Unterkodach bei Melkendorf bewirtschaftet. Kerstin
und Hermann Grampp haben 2008 einen modernen
Laufstall am Ortsrand errichtet. Mit seiner Nähe zum
Stadtrand von Kulmbach, wenige Meter von der
Melkendorfer Umgehung entfernt, hat der Hof der
Familie Grampp schon eine ganz besondere Lage. War
die alte Hofstelle, in der noch immer das Jungvieh
sein Zuhause hat, gerade mal knapp 0,7 Hektar groß,
hat die jetzige Hofstelle eine Fläche von
stattlichen 2,7 Hektar.
Rund 200 Hektar
bewirtschaftet die Familie, 70 Hektar Grünland, 130
Hektar Ackerland, auf dem unter anderem Kleegras,
Getreide und Mais angebaut werden. Alles zum
Eigenbedarf, denn die rund 160 Kühe brauchen
schließlich genug zu Fressen. Nachdem das
automatische Melksystem gut ausgelastet war, wurde
später ein zweiter Melkroboter angeschafft. Seit
2017 wird der Betrieb nach den Bioland-Kriterien
bewirtschaftet. Die Milch geht an die Milchwerke
Oberfranken-West in Meeder bei Coburg.
Hauptproblem
der Familie Grampp aus Unterkodach ist die
EU-Öko-Verordnung, die künftig verpflichtend eine
Weidepflicht vorsieht. Für Hermann Grampp ein
absolutes Unding, denn von den 210 Hektar Fläche,
die von der Familie Grampp bewirtschaftet wird,
befindet sich nur ein kleiner Teil in seinem
Eigentum. Der weitaus größte Teil erstreckt sich auf
230 Feldstücke von 40 verschiedenen Pächtern. Die
Durchschnittsgröße eines Feldstücks liegt Hermann
Grampp zufolge bei einem einzigen Hektar. Diese
Konstellation ist so oder ähnlich in ganz
Oberfranken, wenn nicht in ganz Franken, zu finden.
Sollte die Weidepflicht so umgesetzt werden und es
keine Sonderregelung für Bestandsbetriebe gibt,
würden alle großen Bio-Milchviehbetriebe wieder
aussteigen, das befürchtet nicht nur Hermann Grampp
Das Ziel, 30 Prozent bio bis zum Jahr 2030 rückt
damit in weite Ferne.
Bilder:
1.Bereichsleiter
Rainer Prischenk, Bürgermeisterin Anita Sack,
Regierungspräsident Florian Luderschmid, Michael und
Sabrina Grampp sowie Behördenchef Harald Weber (von
links) besichtigen den Raum, in dem die Eier
sortiert und versandfertig gemacht werden.
2.So
sieht er aus, der Stall des Legehennenbetriebs von
Sabrina und Michael Grampp.
3.160
Milchkühe haben im Stall von Kerstin und Hermann
Grampp ein Zuhause gefunden.
4.Kerstin
Grampp erläutert dem oberfränkischen
Regierungspräsidenten Florian Luderschmid die
vielfgältige Technik in dem modernen Laufstall in
Unterkodach bei Melkendorf
Mit Linsenanbau
zum Meisterpreis / Tim Görl und seine Familie
bewirtschaften einen ökologischen
Nebenerwerbsbetrieb in der Fränkischen Schweiz
Neuhaus.
Miteinander statt gegeneinander: die Familie Görl,
die in Neuhaus bei Aufseß einen ökologischen
Nebenerwerbsbetrieb bewirtschaftet meint damit nicht
nur das Miteinander von konventioneller und
biologischer Landwirtschaft, sondern auch das
Miteinander mit der Gesellschaft. „Wenn ich als
Landwirt möchte, dass sich die Gesellschaft über
Lebensmittel Gedanken macht, dann muss ich auch auf
die Gesellschaft zugehen“, sagt Tim Görl.
Gerade hat der
23-jährige seinen Landwirtschaftsmeister an der
Schule in Landshut abgelegt. Weil er dort einer der
besten seines Jahrgangs war, ist er mit dem
Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung
ausgezeichnet worden. Bereits im zurückliegenden
Jahr hat er den Wirtschafter für ökologischen
Landbau absolviert. Und er hat Großes vor:
Vielleicht will er sogar aus dem heimischen
Nebenerwerbsbetrieb einen Vollerwerbsbetrieb machen,
aber das ist noch Zukunftsmusik. Derzeit ist er bei
einem landwirtschaftlichen Dienstleister
beschäftigt.
Er
sei schon immer praktisch veranlagt gewesen, sagt
Tim Görl, der sein Abitur an der Gesamtschule in
Hollfeld gemacht hat. Die Lehre dauerte aufgrund der
bestandenen Hochschulreife nur zwei Jahre, dann ging
es nach Landshut–Schönbrunn. Die Wahl fiel deshalb
auf das Agrarbildungszentrum in der
niederbayerischen Stadt, weil es dort einen
Schwerpunkt Ökolandbau gibt. Und auch, weil man
dort, fernab von zuhause, mit den Mitschülern offen
über den eigenen Betrieb reden kann, ohne dass die
Zahlen gleich kritisch beäugt werden. „Der Austausch
mit den anderen war mir immer ganz wichtig“, sagt
Tim Görl. Die Mitschüler kamen dabei nicht nur aus
allen Teilen Bayerns, sondern auch aus Baden
Württemberg und einer sogar aus Rügen. Nächtelang
habe man da oft diskutiert, habe sich ausgetauscht
und stehe noch immer in gutem Kontakt miteinander.
Mit dem
Meisterprojekt hat Tim Görl Neuland beschritten. Er
hat Anbauversuche mit Linsen unternommen. Obwohl, so
ganz neu ist die Linse nicht, die Hülsenfrucht gilt
als eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit.
Allerdings ist sie Hierzulande etwas in
Vergessenheit geraten. Erst mit den verschiedenen
Eiweißinitiativen wurde die Linse wieder
interessant. Auf einem Hektar bei Neuhaus hat Tim
Görl für sein Meisterprojekt verschiedene
Anbauvarianten untersucht und unterschiedliche
Linsensorten verglichen. Als Ergebnis könnte man
festhalten, dass die Linse durchaus eine
ernstzunehmende Alternative zu vielen anderen
Feldfrüchten darstellt, zumal sie Trockenheit sehr
gut wegsteckt und mit den hiesigen kargen Böden sehr
gut zurechtkommt. Vermarktet werden die Linsen
derzeit direkt im Hofladen eines befreundeten
Betriebes ganz in der Nähe.
In
Neuhaus, direkt am Bierwanderweg, betreibt die
Familie, das sind die Eltern Heike und Matthias Görl
sowie die beiden Schwestern Lea und Mona den
Nebenerwerbsbetrieb, der sich in erster Linie als
Ackerbaubetrieb versteht. Auf den Feldern ringsum
wird Roggen und Dinkel angebaut, das direkt an eine
Bäckerei nach Bamberg vermarktet wird. Die
Braugerste geht ebenfalls nach Bamberg zur Mälzerei
Weyermann. In kleinerem Umfang werden noch Ferkel
erzeugt und die Mutterschafe dienen der
Landschaftspflege. Im Hauptberuf ist Vater Matthias
als Berater beim Amt für Landwirtschaft in Bamberg
tätig. Nachdem die Familie den Betrieb 2006 von den
Eltern übernommen hatte, entschied man sich, auf
eine ökologische Bewirtschaftungsweise umzustellen.
Die Entscheidung fiel auf Naturland. „Wir waren
überzeugt, das ist unser Weg, das ist die Zukunft“,
so Matthias Görl.
Auch Mona und
Lea Görl setzen sich aktiv für die Landwirtschaft
ein. Mona (22) ist gelernte
Landmaschinenmechatronikerin und studiert derzeit
Metallbau, Lea (24) studiert Informatik in München.
Zusammen halten sie Vorträge und veranstalten
Seminare für die Hanns-Seidel-Stiftung. Unter dem
Titel „No farmers, no food“ erklären sie Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen zusammen mit Bruder Tim
und Vater Matthias, was Landwirtschaft ausmacht.
„Mit dem Thema Ernährung haben sich viele
beschäftigt, mit der Landwirtschaft kaum“, stellen
sie immer wieder fest. „Wir wollen anderen Menschen,
die wenig Berührungspunkte mit Landwirtschaft haben,
nahe bringen, warum Landwirtschaft jeden betrifft,
warum es wichtig ist zu informieren, sich eine
Meinung zu bilden und zu diskutieren.“
Bilder:
1. Die Familie Görl mit Mona, Matthias, Heike, Lea
und Tim (von links) bewirtschaftet in Neuhaus bei
Aufseß einen Nebenerwerbsbetrieb mit Ackerbau,
Ferkelerzeugung und Schafhaltung.
2. Ausgezeichnet mit dem Meisterpreis der
bayerischen Staatsregierung: Tim Görl ist
Landwirtschaftsmeister und hat mit seinem Projekt
des Linsenanbaus in der Fränkischen Schweiz bereits
für Aufsehen gesorgt.
Schauversuche
auf acht Hektar / Am 19. Juni findet der
Pflanzenbautag in Lopp statt
Lopp.
Für die Landwirte im Kulmbacher Raum ist er ein
fester Termin: der Pflanzenbautag nahe der kleinen
Ortschaft Lopp bei Kasendorf. Er findet in diesem
Jahr am 19. Juni statt, die beiden Führungen
beginnen um 13 und um 19 Uhr. Veranstalter sind der
Erzeugerring für landwirtschaftlich pflanzliche
Qualitätsprodukte Oberfranken, der Maschinenring
Kulmbach und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten Coburg-Kulmbach.
„Der
Grundgedanke ist es, die Landwirte im Kulmbacher
Raum in Sachen Sortenwahl zu beraten“, sagt Dominik
Schmitt, Pflanzenbauberater beim Erzeugerring, der
in Danndorf den Naturlandhof Schmitt bewirtschaftet.
Beim Pflanzenbautag in Lopp werden dazu zahlreiche
Schauversuche erörtert, bei denen verschiedene
Sorten, teilweise alte und bewährte, aber auch ganz
neue, auf Parzellen nebeneinander angebaut wurden.
Das Ganze finde unter praxisüblichen Bedingungen
statt was Düngung, Pflanzenschutz oder Aussaatstärke
angeht, so Dominik Schmitt.
Die acht Hektar
große Fläche, auf der Hafer, Raps, Weizen, Triticale,
Sommer- und Wintergerste eigens für den Schauversuch
angebaut wurde, gehört dem Landwirt Gerhard
Friedlein aus Lopp. Was die Saaten anbelangt, sei
einiges geboten, erklärt er. Pro Kultur gebe es
zwischen fünf und zehn Sorten zu begutachten, so
dass jeder Landwirt für sich einen individuellen
Nutzen aus der Veranstaltung ziehen könne.
Welche
Krankheiten treten bei welcher Sorte auf? Wie
reagiert die Pflanze auf Fungizide? Was ist für die
hiesigen Böden optimal? Wie reagieren die jeweiligen
Sorten auf die verminderte Düngung hier im roten
Gebiet? Um dieser und viele andere Fragen wird es
beim Pflanzenbautag gehen.
„Mein Antrieb
ist das Interesse an neuen Sorten“, sagt Gerhard
Friedlein, der für die Veranstaltung einen
gewaltigen Aufwand betreibt. Das Saatgut wurde in
der Regel von der Industrie zur Verfügung gestellt,
so Dominik Schmitt, der wieder mit knapp 100
Besuchern rechnet.
Bild:
Pflanzenbauberater Dominik Schmitt (links) und
Landwirt Gerhard Friedlein erwarten zum
Pflanzenbautag in Lopp an die 100 Landwirte aus der
Region.
Landwirtschaft
für die breite Bevölkerung / Tag des offenen Hofes:
Bayernweite Eröffnung in Hochfranken
Hirschberglein.
Der Tag des offenen Hofes wird in diesem Jahr in
Hirschberglein bei Geroldsgrün auf dem Betrieb von
Elke und Ralph Browa zentral für ganz Bayern
eröffnet. Dafür wird BBV-Präsident Günther Felßner
am 9. Juni in den oberfränkischen Landkreis Hof
kommen und alle Besucher willkommen heißen. Der
BBV-Kreisverband rechnet mit mindestens 2000
Besuchern, schönes Wetter vorausgesetzt.
„Es ist seit
sechs oder sieben Jahren der erste Tag des offenen
Hofes, der wieder im Landkreis Hof stattfindet“,
sagt BBV-Geschäftsführer Thomas Lippert. Ihm sei es
wichtig, die breite Bevölkerung anzusprechen. Warum
sich Günther Felßner ausgerechnet Hirschberglein
ausgesucht hat ist nicht nur mit den guten Kontakten
der Familie Browa zur Bauernverbandsspitze zu
erklären, sondern auch mit der bayernweit
einzigartigen Konstellation, dass Elke Browa die
Kreisbäuerin und ihr Mann Ralph der Kreisobmann des
Landkreises Hof sind.
Das Fest zum
Tag des offenen Hofes beginnt um 9.30 Uhr mit einer
Ökumenischen Andacht in der Maschinenhalle, an der
auch der weit über Landkreisgrenzen hinaus bekannte
Hofer Landfrauenchor unter der Leitung von Helmut
Lottes mitwirken wird. Danach gibt es Einblicke in
den modernen Laufviehstall, Hofführungen und eine
großangelegte Landtechnikausstellung sowie viele
Info-Stände land- und forstwirtschaftlicher
Organisationen, Verbände und handwerklicher
Betriebe. Für Unterhaltung sorgen die Jagdhornbläser
und die Tänze der Landjugend. Regionale
Spezialitäten an Bauernmarktständen runden das
breite Angebot ab. Dazu gibt es ein Kinderprogramm
mit einem Traktor-Parcours, Ponyreiten, einer
Hüpfburg und einer Schminkstation.
Elke und Ralph
Browa bewirtschaften hier auf den Höhen des
Frankenwaldes einen Milchviehbetrieb mit 80
Milchkühen plus Nachzucht. 75 der insgesamt rund 100
Hektar Fläche sind Ackerland, hier wird Mais,
Weizen, Kleegras, Winter- und Sommergerste sowie
Raps angebaut. Die restlichen 25 Hektar sind
Grünland, hier wächst das Futter für den
Eigenverbrauch. Die Milch liefert die Familie Browa
an die Milchwerke Oberfranken-West in Meeder bei
Coburg, das Schlachtvieh geht über die
Nordbayerische Vermarktungsgesellschaft (NVG) nach
Bayreuth, männliche Nutzkälber werden über den
Rinderzuchtverband Oberfranken vermarktet. Mit
Andrea, Nicole, Matthias und Carina hat das Ehepaar
Browa vier Kinder, die alle auf dem Hof kräftig
mitanpacken. Tochter Nicole hat erst vor kurzem die
Meisterprüfung abgelegt. Elke und Ralph Browa führen
den Betrieb seit 2007 in fünfter Generation.
Einen weiteren
Tag des offenen Hofes gibt es ebenfalls am 9. Juni
im Nachbarlandkreis Wunsiedel auf dem Buchberghof
von Martina und Florian Reichel in Fichtenhammer bei
Kirchenlamitz. Dort hat BBV-Präsident Günther
Felßner für 15 Uhr sein Kommen angekündigt.
Bild: Elke
Browa, Stefanie Schmidt, Tochter Nicole, Ralph Browa
und BBV-Geschäftsführer Thomas Lippert (von links)
bereiten den Tag des offenen Hofes in Hirschberglein
vor.
Bachsaiblinge
statt Bratwürste / Oberfränkische Teichwirte
eröffneten die Fischgrillsaison – Kritik am
Umweltpolitik: „Fischerei und Fischotter schließen
sich aus“
Lauter.
Es müssen nicht immer Steaks und Bratwürste sein.
Zur Eröffnung der Grillsaison auf dem Forellenhof
Deusdorfer Mühle bei Lauter im Landkreis Bamberg hat
die Teichgenossenschaft Oberfranken die Werbetrommel
für den heimischen Süßwasserfisch gerührt. Der
Zusammenschluss von rund 700 Teichwirten aus allen
Landkreisen des Regierungsbezirks will damit zeigen,
dass sich Bachsaiblinge und Regenbogenforellen
genauso gut zum Grillen eignen, wie T-Bone-Steaks
oder Spareribs.
„Der Fisch
kommt meistens zu kurz, wenn es ums Grillen geht“,
sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft, Peter
Thoma aus Thiersheim. Die Bemühungen des
Zusammenschlusses tragen inzwischen auch schon
Früchte: „Wir haben seit Jahren steigende
Absatzzahlen“, so der Vorsitzende.
Ein wenig
getrübt hat die Stimmung allerdings der Fischotter.
Hatten die Teichwirte, die ihre Gewässer meist im
Nebenerwerb bewirtschaften, in der Vergangenheit
immer wieder Ärger mit Kormoranen oder Bibern, so
sei der Fischotter mittlerweile zur echten
Katastrophe geworden, so hieß es. Am Mittwoch wurde
bekannt, dass die grüne Umweltministerin Steffi
Lemke mit rund 5,8 Millionen Euro die Verbreitung
des Fischotters fördern möchte.
„Das ist ein
Schlag ins Gesicht aller Teichwirte“, so hieß es.
„Das sind Steuergelder, mit denen die
Teichwirtschaft vernichtet werden soll“, schimpfte
Peter Thoma. „Fischerei und Fischotter schließen
sich weitgehend aus.“ Wertvolle heimische
Speisefische würden an den Fischotter verfüttert,
während gleichzeitig Fische aus Südostasien nach
Europa importiert werden. „Wo bleibt da die
Nachhaltigkeit?“, so Peter Thoma, der auch zu
bedenken gab, dass der Otter auch Amphibien,
Reptilien und sogar Vögel jagt. Früher habe es in
der nahen Oberpfalz sogar Prämien für den Abschuss
des Fischotters gegeben.
So weit wollte
die Politik bei der Eröffnung der Fischgrillsaison
dann doch nicht gehen, doch der Landtagsabgeordnete
Holger Dremel sagte zumindest zu, dass er sich für
rechtliche Rahmenbedingungen einsetzen werde, um die
heimische Fischversorgung sicherzustellen. „Wir
müssen den Fischotter aus dem Schutzstatus
rausbekommen.“ Ohne entsprechende Maßnahmen sei die
Fischzucht am Ende, so der oberfränkische
Bezirkstagsvizepräsident und Bamberger Landrat
Johann Kalb.
Der Forellenhof
Deusdorfer Mühle gilt als eine der bekanntesten
Fischspeisegaststätten Oberfrankens und ist in
Fachkreisen weit über den Regierungsbezirk hinaus
bekannt. Maria und Gerhard Rudolf bewirtschaften
dort mehrere Naturteiche und ziehen die Setzlinge
Jahr für Jahr in einem Quellwasserteich auf.
Bild: Fisch als
Grillgut, dafür warben (von links) der
Landtagsabgeordnete Holger Dremel, Maria und Gerhard
Rudolf vom Forellenhof Deusdorfer Mühle, der
Vorsitzender der Teichgenossenschaft Peter Thoma und
der oberfränkische Bezirkstagsvizepräsident und
Bamberger Landrat Johann Kalb.
Ohne
Pflanzenschutz kein Raps / „Vorboten des Sommers“:
Oberfränkische Landwirte erwarten durchschnittliche
Rapsernte
Schmölz.
Die goldgelb blühenden Rapsfelder in vielen Regionen
Oberfrankens sind aktuell ein echter Hingucker und
ein beliebtes Motiv. Selbstverständlich ist das
allerdings nicht. Der heftige Wintereinbruch mit
Schnee bis in die Niederungen und teilweise
zweistelligen Minustemperaturen Ende April hat
vielen Landwirten einen gehörigen Schrecken
eingejagt. Nun aber steht fest, wenn überhaupt, dann
hat der Schnee beim Raps zwar den Haupttrieb
abgebrochen, so dass die Seitentriebe den Schaden
einigermaßen kompensieren konnten. Die
oberfränkischen Landwirte können deshalb im
laufenden Jahr von einer durchschnittlichen
Rapsernte ausgehen. Das haben der Vorsitzende Klaus
Siegelin und Geschäftsführer Torsten Gunselmann von
der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps
Oberfranken bei einem Pressetermin auf einem
Rapsfeld des Landwirts Markus Koch oberhalb der
Ortschaft Schmölz im Landkreis Kronach bekannt
gegeben.
Gemeinhin
gelten die blühenden Felder im Mai als Vorboten des
Sommers. Vor allem im östlichen Oberfranken und in
den höheren Lagen der Fränkischen Schweiz hatte dies
bis vor kurzem allerdings noch ganz anders
ausgesehen. An Obstbäumen seien beispielsweise viele
Blüten dem späten Wintereinbruch zum Opfer gefallen.
Auch beim Raps könne später Frost und Schnee zur
Blütezeit große Schäden anrichten. Sollte der Schnee
ganze Blüten abgebrochen haben, können die Ausfälle
erheblich sein. Danach sieht es nach Angaben der
Verantwortlichen in der Erzeugergemeinschaft
allerdings nicht aus. Wie groß die Schäden aber
tatsächlich sind, könne man erst dann beurteilen,
wenn es wieder wärmer wird. „Eine richtige Prognose
ist noch nicht möglich, wir gehen aber davon aus,
dass es heuer eine durchschnittliche Ernte gibt“, so
Torsten Gunselmann, Geschäftsführer der
Erzeugergemeinschaft und Referent beim
oberfränkischen Bauernverband in Bamberg.
Raps sei eine
besondere Frucht, denn sie werde in der Regel im
August ausgesät und stehe bis zum Juli darauf auf
dem Feld, erläuterte Klaus Siegelin, Vorstand und
BBV-Kreisobmann von Kronach. „Mit seiner
elfmonatigen Bodenbedeckung schützt der Raps Boden
und Bodenlebewesen vor Erosion und Sonne.“ Trotzdem
sei der Rapsanbau in Oberfranken zwischen 2010 und
2019 stetig zurückgegangen. Waren es 2010 noch rund
21000 Hektar Raps im gesamten Regierungsbezirk, habe
der wert 2019 mit knapp unter 10000 Hektar seinen
Tiefststand erreicht. Aktuell geht man von einer
Anbaufläche von gut 14000 Hektar aus.
Grundsätzlich
komme der Raps sehr gut mit den klimatischen
Bedingungen und den Standortvoraussetzungen in
Oberfranken zurecht, sagte Klaus Siegelin. Leider
hätten in den zurückliegenden Jahren die nur noch
eingeschränkten Möglichkeiten im Pflanzenschutz den
Rapsanbau für die Landwirte unattraktiv gemacht.
Doch ohne Pflanzenschutz kein Raps, oder zumindest
kaum Raps, da sind sich die verantwortlichen von de
Erzeugergemeinschaft einig. Es gebe auch so gut wie
keine Ökobetriebe, die Raps anbauen, sagte Klaus
Siegelin. Dabei sei die neonicotinoide Beize ohnehin
nicht mehr zulässig. Der Schutz vor Rapsschädlinge
wie Erdfloh oder Kohlfliege könne damit nicht mehr
sichergestellt werden.
Auch die
Düngung mache Probleme. Die Frühjahrsdüngung mit
Stickstoff und Phosphor werde durch politische
Vorgaben und ideologisch behaftete Auflagen so
erschwert, dass eine rechtzeitige Düngung der
Bestände gar nicht mehr möglich ist. Außer, der
Landwirt sei bereit, Ertragseinbußen hinzunehmen,
für die es keinerlei Ausgleich gibt.
„Raps ist ein
Alleskönner“, so die Verantwortlichen der
Erzeugergemeinschaft. Mit einem Ölgehalt von über 40
Prozent gilt er als eine der wichtigsten Ölpflanzen
nach Palm und Soja. Ein Großteil des Rapses wird zu
Biodiesel verarbeitet. Neben der Verwendung als
technisches Öl wird Rapsöl auch in der
Lebensmittelherstellung genutzt und in der wohl
bekanntesten Form als Speiseöl angeboten und zum
Braten, Kochen, für Salate oder bei der
Margarineherstellung verwendet. Der Pressrückstand
gilt als eiweißreiches Futter für Rinder und
Schweine und obendrein bieten Rapsfelder für
Bienenvölker einen enormen Honigertrag.
Bild: Andreas
Sollmann von der Mara-Ölmühle Untersiemau, Vorstand
und Kreisobmann Klaus Siegelin, Landwirt Markus Koch
und Geschäftsführer Torsten Gunselmann (von links)
von der Erzeugergemeinschaft begutachten ein
Rapsfeld oberhalb der Ortschaft Schmölz im Landkreis
Kronach.
Mehrheiten für
vernünftigen Menschenverstand / Marlene Mortler
tritt bei den kommenden Europawahlen nicht mehr an –
BBV-Veranstaltung in Himmelkron
Himmelkron.
Am 9. Juni ist Europawahl. Vom Wahlkampf ist bislang
allerdings recht wenig zu spüren. Bei einer
Veranstaltung des BBV-Bildungswerkes in Himmelkron
hat mit Marlene Mortler aus Lauf an der Pegnitz eine
CSU-Politikerin, die gar nicht mehr zur Wahl steht,
über die Landwirtschaft aus europäischer Sicht
gesprochen. Dabei wurde auch klar: die Europaskepsis
ist groß.
Brüssel steht
überwiegend negativ da, sagte beispielsweise Hans
Engelbrecht, langjähriger Landwirtschaftsfunktionär
aus Weidenberg. Immer neue Gesetze und Verordnungen
schränkten nicht nur die Bauern ein. Die
verantwortlichen Politiker sollten endlich die
Zeichen der Zeit erkennen. Hans Engelbrecht wurde
noch deutlicher: „Die verfehlte Agrarpolitik geht
von Brüssel aus und wird in Deutschland vollzogen.“
Ähnlich argumentierte ein anderer Redner:
„Handwerker und Bauern sind das Herzstück der
Gesellschaft.“ Doch die Politik möchte dies alles
ganz offensichtlich kaputt machen.
Marlene Mortler,
ehemalige Nürnberger Kreis-, mittelfränkischen
Bezirks- und stellvertretende bayerische
Landesbäuerin sowie langjährige
Bundestagsabgeordnete und zuletzt sechs Jahre lang
Mitglied des Europäischen Parlaments widersprach den
Kritikern energisch. Viele Menschen seien skeptisch,
sie seien aber nicht in der Mehrheit. „Die Leute
wissen sehr wohl, was sie an Europa haben.“ Doch
auch Marlene Mortler fand kritische Worte. Auch in
Brüssel hätten sich mittlerweile Leute breit
gemacht, die eine „linke Denkschule“ haben und die
nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft verankert
sind.
So werde es
immer schwieriger, Mehrheiten für den normalen
Menschenverstand zu finden. Dabei habe man in Europa
die sichersten Lebensmittel in bester Qualität. Wenn
dies Aktivisten immer wieder in Frage stellen, dann
sei das jedes Mal ein neuer Schlag gegen die Bauern.
Als Beispiel nannte Marlene Mortler das
Pflanzenschutzgesetz, bei dem regelmäßig alle
Landwirte unter Generalverdacht gestellt werden. Als
weiteres Beispiel nannte sie die Erneuerbare
Energien-Richtlinie, nach der Holz keine erneuerbare
Energie mehr gewesen wäre. Keine Fraktion habe sich
bemüht, Änderungen herbeizuführen, lediglich die
Europäische Volkspartei habe derartige Vorhaben
immer wieder vom Kopf auf die Füße gestellt.
Die
Sicherstellung der eigenen Ernährung und der eigenen
Energieversorgung, das seien die zentralen Themen
des nächsten europäischen Parlaments, so die
Politikerin. Marlene Mortler sagte aber auch: „Und
bitte keine Hitparade der Nebensächlichkeiten wie
Mohrenapotheken, Gendersternchen oder
Zigeunerschnitzel.“ So würde die Politik nicht mehr
ernst genommen.
Auch gegen das
geplante Verbrennerverbot machte sich Marlene
Mortler stark. „Wir brauchen Technologieoffenheit“,
sagte sie. Pflanzenöle hätten schon einmal
hervorragend funktioniert. 2025 soll nun ein neuer
Versuch unternommen werden, die Entscheidung des
Verbrennerverbots ab 2035 zu korrigieren. Ähnlich
könnte es mit den geplanten Flächenstilllegungen
gehen. Zumindest bis zum Jahr 2027 sei dieses
Vorhaben erst einmal vom Tisch, wobei die
Bauerndemos zu Beginn des laufenden Jahres einen
großen Beitrag dazu geleistet hätten. „Ohne diesen
Druck wäre da nicht gelaufen“, so Marlene Mortler.
„Wo geht die
Landwirtschaft hin“, lautete das eigentliche Thema
des Abends. Manchmal aber habe man den Eindruck, mit
der Landwirtschaft gehe es dahin, hatte der
stellvertretende Kreisobmann Harald Unger zuvor
festgestellt. Egal ob GAP-Reform oder
Düngeverordnung: vieles sei schief gelaufen in den
zurückliegenden Jahren. Und immer wieder kämen neue
Bürokratiemonster auf die Bauern zu.
Bild:
1.„Keine
Hitparade der Nebensächlichkeiten“: die
CSU-Politikerin und langjährige Verbandsfunktionärin
Marlene Mortler tritt bei der kommenden Europawahl
nicht mehr an.
2.Die
Bamberger CSU-Europakandidatin Annamarie Bauer, der
stellvertretende Kulmbacher Kreisobmann Harald
Unger, Marlene Mortler und die Kulmbacher
Kreisbäuerin Beate Opel bei einer Veranstaltung des
BBV-Bildungswerks zur Europäischen Agrarpolitik in
Himmelkron.
„Das
Menschliche muss passen“ / Klaus Wiedemann aus dem
Fichtelgebirge gehört zu den Top-Ausbildern der
Region
Wintersreuth.
„Das haben wir schon immer so gemacht.“ Diesen Satz
wird man bei Klaus Wiedemann nicht hören. 25 oder 26
Lehrlinge hat er in den zurückliegenden 20 Jahren
schon ausgebildet. So genau weiß er das gar nicht.
Ist ja eigentlich auch egal, denn Klaus Wiedemann
gehört eher zu den Bescheidenen, zu denen, die nicht
unbedingt in der ersten Reihe stehen wollen. Ihm
geht es um die Sache. Das sieht man schon daran,
dass er schon lange kein berufsständisches Amt mehr
bekleidet. Ihm geht es um die Ausbildung, deshalb
ist er aktuell auch Vorsitzender im
Prüfungsausschuss. Und in der Kommission für den
Staatsehrenpreis. Das war es dann aber auch schon.
Genug
zu tun hat Klaus Wiedemann. Zusammen mit dem
festangestellten Mitarbeiter Christian Stöhr, einem
seiner ehemaligen Lehrlinge, seiner Auszubildenden
Susanne Benker und aktuell einer Betriebshelferin
bewirtschaftet er mitten im Fichtelgebirge nahe der
Festspielstadt Wunsiedel einen Milchviehbetrieb mit
130 Kühen. Auf den Flächen rund um den Hof baut er
fast ausschließlich Kleegras, Lucerne, Mais und ein
wenig Weizen, alles für den Eigenbedarf an. „Wir
sind ein reiner Futterbaubetrieb“, sagt er. Den
großzügigen Stall am Ortsrand hat er im Jahr 2010
errichtet. Seit sieben Jahren gehört er dem
Bioland-Anbauverband an.
„Ich
war schon immer offen für Neues“, sagt der
55-Jährige. Der Stallbau gehörte damals dazu, die
Umstellung auf die biologische Wirtschaftsweise,
aber vor allem auch die regen
Ausbildungsaktivitäten. Schon mit 22 hatte Klaus
Wiedemann den Meister gemacht und den Hof von seinen
Eltern übernommen.
Eine Art
Schlüsselerlebnis sei für ihn der Austausch mit
Praktikanten aus Osteuropa und aus Russland gewesen,
den das Landwirtschaftsamt damals angeboten hatte.
Er selbst sei zwar nicht groß weg gewesen, doch die
angehenden Landwirte aus den fremden Ländern hätten
bei ihm auf dem Hof mitgearbeitet. Als er dann den
Meister in der Tasche hatte, legte er so nach und
nach los mit der Ausbildung junger Leute.
Warum
er das macht, das ist gar nicht so einfach zu
erklären. Eigentlich sei er es sebst, der dabei am
meisten lernt: andere Menschen kennen, andere
Arbeitsweisen, Dinge zu hinterfragen. Wichtig ist
für ihn dabei, dass die jungen Leute selbstständig
arbeiten, selbstständig denken und selbst auch mal
kritisch sind. „Die sollen keine Revolution
veranstalten, sondern aus ihrer eigenen Perspektive
Dinge beurteilen.“ Dabei weiß er ganz genau, dass
man den Lehrlingen nichts vorspielen kann, was man
nicht selber lebt. Da ist das eine oder andere Mal
auch Selbstkritik gefragt. Eines ist dabei ganz
wichtig: „Das Menschliche muss passen.“
Bei
Susanne Benker passt alles. Die 20-Jährige kommt aus
dem 30 Kilometer entfernten Rehau, wo ihre Eltern
ebenfalls im Nebenerwerb einen Milchviehbetrieb
bewirtschaften. Nach ihrem Realschulabschluss
startete sie mit dem Berufsgrundschuljahr, leistete
zwei Fachpraktika ab und startete gleich bei Klaus
Wiedemann. Weil der elterliche Betrieb ebenfalls zum
Bioland-Anbauverband gehört, war der Kontakt
entstanden. Eigentlich sei es schon von Anfang an
klar gewesen, dass es eine landwirtschaftliche
Ausbildung wird, sagt Susanne Benker. Der ältere
Bruder ist Kfz-Mechatroniker, die jüngere Schwester
geht noch zur Schule.
„Die
Stimmung passt, das Arbeiten hier ist verdammt
cool“, zeigt sich Susanne Benker selbstbewusst.
Derzeit fährt sie jeden Abend nach Hause, zeitweise
hat sie aber auch schon auf dem Ausbildungsbetrieb
übernachtet. Ein eigenes Zimmer steht zur Verfügung.
„Eigentlich ist es wie zuhause“, sagt sie und lässt
nichts auf ihren Ausbilder kommen. Was nach der
Lehre kommt, da ist sie sich noch nicht so ganz
sicher. Die Übernahme des elterlichen Hofes
vielleicht und vorher die Meisterschule.
„Wahrscheinlich werde ich es schon versuchen“, lässt
sie ihren künftigen Weg noch etwas offen..
Bestimmt
wird das auch klappen, denn Klaus Wiedemann nimmt
sich Zeit für seine Lehrlinge und er lässt sie auch
machen: „Bei mir gibt es das nicht, dass ich den
Schlepper fahre und der Lehrling sitzt nur daneben.“
Natürlich muss der Auszubildende auch mit Interesse
dabei sein. Auf diese Weise hat es bei Klaus
Wiedemann fast immer geklappt. Zu vielen seiner
Azubis hat er noch heute prima Kontakte. Einige
erledigen Lohnarbeiten für ihn, mit anderen arbeitet
er auch vielfältige Art und Weise zusammen. Seine
weiblichen Lehrlinge sind auch der beste Beweis
dafür, dass Landwirtschaft alles andere als
Männersache ist. „Die Mädels machen ihre Arbeit“,
sagt er anerkennend. Einmal hatte er sogar eine
Auszubildende, die zuvor ein Studium der
Umwelttechnik abgeschlossen hatte. Ein anderes Mal
waren es (nacheinander) Bruder und Schwester, die
beide aus einem außerlandwirtschaftlichen Bereich
kamen.
Wenn
bei Klaus Wiedemann alles so gut funktioniert, dann
liegt das auch an seiner Persönlichkeit. „Ich kann
absolut ruhig bleiben, wenn wirklich mal etwas
passiert“, sagt er und man nimmt es ihm ab, dass er
die Dinge absolut gelassen sieht. Wirklich laut
werden, das kann man sich bei ihm beim besten Willen
nicht vorstellen. Selbst wenn das passiert, was er
absolut nicht leiden kann: Dass der Lehrling zu spät
kommt.
Tipps von Klaus
Wiedemann für eine gelingende Ausbildung (für den
Ausbilder):
-Es muss menschlich
passen.
-Ruhe bewahren und Dinge
zulassen.
-Sich selbst zurücknehmen
und sich selbst nicht so wichtig nehmen.
-Geben, nicht immer nur
nehmen, und Selbstbewusstsein vermitteln.
-Darauf achten, wo die
Stärken des Lehrlings sind.
Tipps für eine
gelingende Ausbildung (für den Auszubildenden):
-Betriebe vorher genau
ansehen und herausfinden, wo die Schwerpunkte
liegen.
-Vorher verschiedene
Betriebe besichtigen und mit den Betriebsleitern
sprechen.
-Überlegen, wo die
eigenen Ziele sind und wo man hin möchte.
-Nicht unter Wert
verkaufen.
-Mit Selbstbewusstsein in
die Ausbildung starten.
Sohn Marco,
Klaus Wiedemann, Auszubildende Susanne Benker,
Mitarbeiter Christian Stöhr, Tochter Sonja und deren
Freund Noah (von rechts).
Historische
Holzmenge vermarktet / Kritik an Forstpolitik der
Ampel: Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei den
Bayreuther Waldbauern
Bayreuth.
Über 115.000 Festmeter Holz hat die
Waldbesitzervereinigung Bayreuth im zurückliegenden
Jahr im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet.
Vorsitzender Hans Schirmer und Geschäftsführer
Gerhard Potzel sprachen bei der Jahresversammlung in
der Halle des oberfränkischen Rinderzuchtverbandes
in Bayreuth von einer historischen Menge. Die Zahl
bedeutet gegenüber dem Vorjahr die doppelte Menge,
gegenüber dem Jahr 2020 sogar die vierfache Menge.
Gerhard Potzel
hatte noch einen anderen Vergleich: 115.000
Festmeter bedeute auch die unvorstellbare Zahl von
exakt 4456 vollbeladenen Lkw oder anders
ausgedrückt, 17 Lkw pro Tag. „Diese Menge kann man
sich eigentlich gar nicht vorstellen“, sagte der
Geschäftsführer.
Nun hat die
Rekordmenge natürlich auch ihre Ursache, und die ist
für die Waldbesitzer weniger erfreulich. Es war der
Borkenkäfer, der ganze Wälder zerstört hat. Über
100.000 Festmeter der gesamten vermarkteten Menge
seien Schadholz, sagte der Vorsitzende Hans
Schirmer. Die Aufarbeitung laufe noch immer auf
Hochtouren. Allein die WBV Bayreuth habe aktuell
fünf Harvester im Einsatz. „Das Käferholz muss raus
aus dem Wald“, so der Vorsitzende. Er ging davon
aus, dass sich die Misere auch im laufenden Jahr
fortsetzt.
Diese
Auffassung vertrat auch Hubert Aiwanger. Der
bayerische Wirtschaftsminister war der prominenteste
Gast der Jahresversammlung. Er hatte sich zuvor im
Wald bei Gefrees ein Bild von der katastrophalen
Käfersituation gemacht. Aiwanger ging davon aus,
dass die Situation im laufenden Jahr noch
dramatischer werde als in den Vorjahren: „Wir werden
heuer eher vier Käferjahrgänge haben“. Zuletzt seien
es nur drei gewesen. Er appellierte deshalb an alle
Waldbesitzer, dem Käfer mit vorausschauender
Waldnutzung zuvorzukommen. „Nutzwald gehört
rechtzeitig geerntet“, sagte er.
Überhaupt sei
der wirtschaftlich stabile Wald auch der gesündeste
Wald, im Gegensatz zum stillgelegten
Borkenkäferwald. „Nutzung ist noch immer der beste
Schutz“, sagte Hubert Aiwanger und ging mit der
Forstpolitik der Bundesregierung hart ins Gericht.
Das geplante Bundeswaldgesetz nannte er
„hirnrissig“. Man könne nur hoffen, dass die dafür
Verantwortlichen noch vor der Umsetzung abgewählt
werden.
Nach wie vor
werde Biomasse politisch diskriminiert, statt
unterstützt. Auch von der EU, die den Waldbesitzer
verpflichten möchte, jeden einzelnen verkauften Baum
in einer Datei nach Brüssel zu melden. Dabei gab der
Minister auch zu bedenken, dass 1 Ster Holz 120
Liter Heizöl ersetzt und, dass in einem Kubikmeter
Holz eine Tonne Kohlendioxid gespeichert sei.
Nach
den Worten von Geschäftsführer Gerhard Potzel hat
die Waldbesitzervereinigung Bayreuth aktuell 1844
Mitglieder, 94 mehr als noch vor einem Jahr. Sie
bewirtschaften zusammen eine Waldfläche von
stattlichen 9710 Hektar. Unter den Mitgliedern sind
auch 19 Körperschaften und Stiftungen.
Von der
vermarkteten Holzmenge der Mitglieder waren über
103.000 Festmeter Fichten, gut 6.000 Festmeter
Kiefern und nur 107 Festmeter Laubholz. Trotzdem
zeige die Sammelbestellung bei den Pflanzen, dass
der Waldumbau auch in der Region im Gang sei. Von
den über 53.000 bestellten Pflanzen seien knapp drei
Viertel Laubhölzer gewesen.
Bilder:
1.Hemdsärmelig
und leutselig war der bayerische Wirtschaftsminister
Hubert Aiwanger bei der Jahresversammlung der
Waldbauern in der Halle des oberfränkischen
Rinderzuchtverbandes aufgetreten.
2.Einen
Geschenkkorb gab es für Wirtschaftsminister Hubert
Aiwanger aus den Händen von Geschäftsführer Gerhard
Potzel (links) und dem Vorsitzenden Hans Schirmer.
3.Mit
Urkunden, Gutscheinen und Sachgeschenken wurden bei
der Versammlung zahlreiche langjährige Mitglieder
geehrt.
Von den
Comedian Harmonists bis zu den Toten Hosen /
Ländliche Kultur und traditionelles Liedgut: Treffen
der oberfränkischen Landfrauenchöre
Landfrauenchor
Bayreuth
Trogen. Rund
100 Sängerinnen, fünf Chöre und fast drei Stunden
Musik: das oberfränkische Bezirkstreffen der
Landfrauenchöre im Bürgersaal von Trogen war eine
außergewöhnliche Veranstaltung. Nicht nur, dass der
gesamte Sonntag im Zeichen der Landfrauen stand,
schließlich gehörte zum Treffen der Chöre bereits
ein festlicher Gottesdienst in der Markgrafenkirche
mit Pfarrer Jochen Amarell. Zum Programm gehörte
auch die gesamte Bandbreite der Chormusik von
traditionellen Volksweisen bis hin zu Songs von
Peter Maffay oder den Toten Hosen.
Landfrauen
singen nicht nur bei Bauerntagen und in Konzerten,
sondern auch in Altenheimen und Krankenhäusern, bei
Maiandachten, Messen und bei vielen andere
Gelegenheiten. „Die Landfrauen geben ihre Freude am
Singen auch an Andere Menschen weiter“, sagte
Bezirksbäuerin Beate Opel. „So pflegen und erhalten
die Chöre die ländliche Kultur und das traditionelle
Liedgut.“ Nachwuchs sei jederzeit willkommen, um
mitzuerleben, wieviel Spaß und Freude das gemeinsame
Singen, als Ausgleich zum Alltag bringt, warb die
Bezirksbäuerin um die Chorarbeit der Landfrauen.
Für die
außergewöhnliche Veranstaltung im Trogener
Bürgersaal bedankten sich nicht nur Kreisbäuerin
Elke Browa und Bürgermeister Sven Dittrich sondern
auch der Hofer Landrat Oliver Bär. Jeder
Landfrauenchor repräsentiere seine Region, sagte der
Landrat. „Mit ihrem Gesang vermitteln sie den
Menschen Freude an der Musik, an der Heimat, die
Sängerinnen seien die besten Botschafter für das
Land.“
In zwei Blöcken
präsentierten die Landfrauenchöre jeweils zwei
Lieder aus ihrem Repertoire. Den Anfang machte der
Chor aus Hof unter der Leitung von Helmut Lottes.
Mit dem Song „An Tagen wie diesen“ schlug der
Zusammenschluss gleich zu Beginn ungewohnte Klänge
an. Um so traditioneller dann der Auftritt des
Lichtenfelser Chors in typischer Tracht unter der
Leitung von Eva-Maria Schnapp und begleitet von
Artur Häußinger am Akkordeon. Mit dem Titel „Berge
der Heimat“ hatten die Lichtenfelser Landfrauen
einen Titel des unvergessenen Rennsteig-Komponisten
Herbert Roth im Programm.
Dritter im
Bunde war der Landfrauenchor aus Bayreuth unter der
Leitung von Roland Küffner, der die Damen auch auf
dem Akkordeon begleitete. In traditioneller
Bayreuther Tracht erinnerten die 18 Sängerinnen mit
dem Schlager „Wochenend und Sonnenschein“ unter
anderem an die legendären Comedian Harmonists. Mit
dem Kulmbacher Landfrauenchor hatte erneut Helmut
Lottes seinen Auftritt. Ihn hatten sich die
Kulmbacher seit geraumer Zeit von Hof ausgeliehen
und auch wenn der Chor aus der Bierstadt zahlenmäßig
der kleinste war, so hatte er doch unter anderem mit
dem Carpenter-Song „Top oft the world“ eine
anspruchsvolle Auswahl getroffen. Fünfter und
letzter Chor war der aus Coburg unter der Leitung
von Brigitte Buron. Der Chor wurde vor 35 Jahren
gegründet und noch immer singen vier
Gründungsmitglieder mit, unter anderem die
Ehrenkreisbäuerin und ehemalige Bezirksbäuerin Hilde
Scheler.
Bayernweit gibt
es aktuell 58 Landfrauenchöre mit rund 1500
Sängerinnen. Der erste Landfrauenchor wurde 1972 in
Neustadt/Aisch-Bad Windsheim gegründet.
Beste
Landwirtschaftsmeisterin kommt aus Kulmbach –
Melissa Gräf aus Wickenreuth wurde für ihre
Bestleistung mit dem Meisterpreis der bayerischen
Staatsregierung ausgezeichnet
Kulmbach.
19 frischgebackene Landwirtschaftsmeister aus ganz
Oberfranken hat die Bezirksregierung vor kurzem
verabschiedet. Die Jahrgangsbeste Melissa Gräf kam
dabei aus Kulmbach, genauer gesagt aus dem Ortsteil
Wickenreuth. Hier packt die 27-Jährige auf dem
elterlichen Betrieb derzeit kräftig mit an, sonst
ist sie im Landwirtschaftsamt tätig und berät
Berufskollegen etwa beim Ausfüllen des
Mehrfachantrags.
„Es hat mich
schon gepackt“, sagt Melissa Gräf. Offen räumt sie
ein, ehrgeizig und auch sehr zielstrebig gewesen zu
sein. Anders wäre es wohl auch nicht möglich
gewesen, Jahrgangsbeste mit einer Eins vor dem Komma
zu werden. Melissa Gräf sagt aber auch, dass ihr die
gesamte Ausbildung viel Freude und Spaß gemacht
habe. Geholfen hat ihr dabei sicher auch die
Kombination ihrer Tätigkeit im Amt und auf dem
elterlichen Betrieb. „Durch den Kontakt mit den
Berufskollegen bekommt man halt einfach mehr mit“,
sagt sie.
Der Betrieb in
Wickenreuth hat zwei Schwerpunkte: die
Zuchtsauenhaltung und eine Biogasanlage. Die Familie
bewirtschaftet rund 75 Hektar Ackerland und etwa 45
Hektar Grünfläche, alles im Umkreis von wenigen
Kilometern. Das angebaute Getreide wird nahezu
komplett an die Schweine verfüttert.
Die
Biogasanlage wurde 2010 realisiert, als die Familie
die Rinderhaltung aufgegeben hatte und auf der Suche
nach einer Alternative war. Das Problem der
Gülleausbringung habe ihn schon länger beschäftigt,
sagt Melissas Vater Armin Gräf. Aufgrund der Nähe
zur Stadt und insbesondere zur Siedlung habe man
sich entschieden, die Anlage zu errichten. Mit der
Wärme wird das gesamte Anwesen, also das Wohnhaus
der Familie und der Zuchtsauenstall beheizt. „Das
war die beste Entscheidung überhaupt“, ist sich
Armin Gräf noch immer sicher.
Auch
Melissa Gräf hat eine gute Entscheidung getroffen,
als ihr klar wurde, dass der ganze Tag im Büro nicht
so ihr Ding sei. Nach dem Abschluss an der
Realschule hatte sie beim Lebensmittelproduzenten
Ireks in Kulmbach zunächst den Beruf der
Industriekauffrau erlernt. 2016, nach dem Abschluss
der Lehrzeit, habe sie ihre Zukunft allerdings
woanders gesehen. Schließlich wollte sie mit 13
schon den Führerschein für den Schlepper machen, was
freilich erst mit 16 möglich war.
Was lag also
näher, als eine Landwirtschaftsausbildung zu
starten. Aufgrund einer bereits erfolgreich
absolvierten Ausbildung in einem anderen Beruf
konnte die Lehrzeit auf zwei Jahre verkürzt werden.
Das praktische Jahr absolvierte sie zuhause, dann
legte sie eine kurze Pause ein, ehe sie 2021 die
dreisemestrige Ausbildung zur staatlich geprüften
Wirtschafterin für Landbau und schließlich ihre
Meisterarbeit zum Thema „Anbau von Silomais im
gelben Gebiet“ obendrauf setzte.
Wie es für
Melissa Gräf so ganz genau weitergeht, das steht
noch nicht fest. In den kommenden Monaten ist sie
erst einmal weiter halbtags im Amt für
Landwirtschaft als Beraterin tätig. Die restliche
zeit arbeitet sie auf dem Hof der Eltern mit. „Ich
genieße das erst einmal“, sagt sie Da der Bruder im
außerlandwirtschaftlichen Bereich tätig ist, käme
sie als potenzielle Hofnachfolgerin in Frage. Doch
ernsthafte Gedanken macht sich darüber noch niemand.
Wenn sie sich
tatsächlich einmal nicht mit der Landwirtschaft
beschäftigt, dann hat Melissa Gräf bei der
Kulmbacher Showtanzgarde einen idealen Ausgleich
gefunden. Sie habe schon von Kind auf gerne getanzt,
sagt sie. Ihre Mutter Sabine gehörte sogar zu den
Gründerinnen des sportlichen Zusammenschlusses.
Bilder: 1. Keine Angst vor
schwerem Gerät: Melissa Gräf ist die beste
Landwirtschaftsmeisterin des aktuellen Jahrgangs.
2. Armin, Melissa und
Sabine Gräf auf dem landwirtschaftlichen Betrieb in
dem zur Stadt Kulmbach gehörenden Ortsteil
Wickenreuth.
Landfrauen
machen Mode / Bauernverband lädt am 24. April ins
Modehaus ein
Naila.
„In der Mode zeigt man sein Ich“, sagt Silke
Spitzner, Chefin des Modehauses Pöpperl in Naila.
Das wollen sich künftig auch die Hofer Landfrauen zu
Herzen nehmen. Unter dem Motto „Modisches und
sicheres Auftreten“ veranstaltet der Bauernverband
deshalb am 24. April um 19.30 Uhr einen ganzen Abend
im Modehaus, bei dem es um individuelle und
typgerechte Kleidung, um Farben, Formen und Schnitte
sowie um die richtige Auswahl alltagstauglicher und
angesagter Mode gehen soll.
„Die Nachfrage
ist groß“, sagt Christina Thieroff, Ortsbäuerin von
Naila. Zusammen mit Kreisbäuerin Elke Browa aus
Hirschberglein hat sie den Abend in die Wege
geleitet. „Auch Landfrauen können sich stylisch und
modisch anziehen“, sagt Christina Thieroff. Das soll
an diesem Abend unter Beweis gestellt werden. Und
irgendwie geht es auch darum, mit einem Klischee
aufzuräumen, denn auch Bäuerinnen können chic sein
und mit der Mode gehen.
Silke Spitzner
will den Landfrauen dabei beratend zur Seite stehen.
Sie ist die Fachfrau, wenn es um Mode geht.
Schließlich gilt ihr Modehaus schon seit über 75
Jahren als eine der ersten Adressen in der Region.
Es soll kein langweiliger Vortrag oder eine öde
Schulungsveranstaltung werden. Vielmehr wird Silke
Spitzner mit ihrem Team individuell auf alle
Teilnehmerinnen eingehen und ihnen vermitteln, wie
sie sich möglichst vorteilhaft präsentieren können.
Wobei das mit
en Teilnehmerinnen nicht so ganz stimmt. „Es haben
sich sogar schon einige Männer angemeldet“, verrät
Christina Thieroff. Für Silke Spitzner kein Problem,
sie und ihr Haus ist vorbereitet. „Männer seien
durchaus willkommen, denn sie lockern die Runde
erfahrungsgemäß auf.“ Auch altersmäßig gebe es
keinerlei Grenzen, vom Teenager bis zur Oma ist Mode
stets ein Thema und an diesem Abend seien alle
willkommen.
„Wir wollen
einfach mal ein neuartiges Veranstaltungsformat
ausprobieren“, so die Ortsbäuerin. Auch wenn das
Thema Jeans im Vordergrund stehen soll, so wird es
insgesamt um sportliche und alltaugliche Kleidung
gehen, denn Kleidung habe stets auch mit
Selbstbewusstsein und einem gewissen Wohlgefühl zu
tun.
Das Modehaus
Pöpperl gibt es bereits seit 1947. Damen-, Herren-
und Kinderabteilung erstrecken sich auf circa 1300
Quadratmetern über fünf Stockwerke. Das Unternehmen
hat rund 20 Beschäftigte und ist dabei auch ein
wichtiger Arbeitgeber für Naila und die Umgebung.
Wer dabei sein
will, sollte sich beeilen. Die Teilnehmerzahl ist
begrenzt und die Nachfrage ist groß. Anmeldungen
sind noch bis zum 10. April in der Geschäftsstelle
des Bauernverbandes in Münchberg, Telefon
09251/438920 möglich. Es wird ein symbolischer
Unkostenbeitrag von drei Euro erhoben. Der Abend
findet am 24. April um 19.30 Uhr im Modehaus Pöpperl,
Hauptstraße 1-5 in 95119 Naila statt.
Bild: Die
Nailaer Ortsbäuerin Christina Thieroff (links) und
Silke Spitzner, Chefin des Modehauses Pöpperl,
bereiten sich auf den Abend mit dem Bauernverband am
24. April vor.
Anschlussboom
bei Photovoltaik / Bayreuther Bauerntag:
Energiewende nimmt an Fahrt auf
Bayreuth.
Die Energiewende ist in Bayern auf einem guten Weg.
Den Anteil regenerativer Energien m Netz des
Betreibers Bayernwerk bezifferte Markus Seidel,
Leiter des für Bayreuth zuständigen Kundencenters
Kulmbach, auf 70 Prozent. „Damit geht die
Energiewende in eine neue Phase und nimmt immer mehr
an Fahrt auf“, sagte Markus Seidel beim Bauerntag in
Bayreuth.
War die
Landwirtschaft bisher ausschließlich für die
Ernährungsproduktion zuständig, hat sie sich im
Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte mehr und mehr
auch zum Energieproduzenten entwickelt, sagte
BBV-Kreisobmann Karl Lappe. Er sprach auch von einer
Zeitenwende, weil Energie nicht mehr nur an großen
Kraftwerksstandorten produziert wird, sondern in der
Fläche. Dies stelle die Netzbetreiber vor große
Herausforderungen, was innerhalb des Berufsstandes
und in den Kommunen für große Diskussionen sorge. Da
gebe es Streit um Windkraftstandorte und ein
regelrechtes Pokerspiel um die Flächen. Trotzdem sah
auch Karl Lappe die Energiewende auf einem guten
Weg, was nicht zuletzt an der großen
Investitionsbereitschaft abzulesen sei.
Bereits im Jahr
2040 soll in Bayern die Klimaneutralität erreicht
sein, die Weichen dafür seien gestellt, sagte Markus
Seidel. Er rechnete vor, dass in seinem
Zuständigkeitsbereich im zurückliegenden Jahr rund
82000 Photovoltaikanlagen ans Netz gegangen seien,
satte 120 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies habe
unter anderem den Ersatzbau von über 1000 Kilometer
und den Neubau von 860 Kilometer Leitungen
erfordert. „Der Anschlussboom setzt sich weiter
fort“, sagte Markus Seidel. Mit derartigen Maßnahmen
sei das Bayernwerk unter anderem darauf vorbereitet,
dass im Jahr 2040 vier von fünf Haushalte ein
Elektrofahrzeug besitzen werden.
Das
Kulmbacher Kundencenter des Bayernwerks ist für die
Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Lichtenfels, sowie
für angrenzende Teilbereiche in den Landkreisen
Nürnberger Land, Tirschenreuth und Wunsiedel
zuständig. Im Freistaat beschäftigt das Bayernwerk
3400 Mitarbeiter und versorgt rund 1200 Kommunen.
Allein 800 davon sind Servicetechniker, die täglich
für ein störungsfreies Netz sorgen. Im Bereich des
Kulmbacher Kundencenters sind es aktuell 83
Mitarbeiter. Das Bayernwerk ist für Mittel- und
Niederspannungsnetze zuständig, das
Höchstspannungsnetz veratwortet der in Bayreuth
ansässigen Übertragungsnetzbetreiber Tennet.
Auf die
aktuellen Sorgen und Nöte der Landwirte ging Landrat
Florian Wiedemann ein. Kinder und Jugendliche würden
heute in der Regel fernab von der Landwirtschaft
aufwachsen und deshalb keinerlei Bezug mehr dazu
haben. Er appellierter deshalb an die Bauern, ihre
Arbeit immer wieder nach außen zu tragen und zu
zeigen, was Tag für Tag geleistet wird. Was das
Energiethema betrifft, ging Wiedemann auch auf die
Beiträge des Landkreises zur Energiewende ein. Zug
um Zug sollen sämtliche kommunalen Gebäude mit
Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Die
Kreisbauhöfe in Weidenberg und Hollfeld gehörten
dazu, genauso wie die Jugendstätte Heidenaab. Bei
Neubauten gehöre die Photovoltaikanlage immer gleich
dazu, wobei der erzeugte Strom in erster Linie für
den Eigenverbrauch genutzt werden soll.
Photovoltaik
auf Freiflächen bezeichnete der Landrat dagegen als
„Fluch und Segen zugleich“. Zwar könnten sie
entscheidend zum Gelingen der Energiewende
beitragen, doch würden sie auch die Pachtpreise in
die Höhe treiben. Er habe deshalb die Linie
vorgegeben, erst einmal die Dächer auszurüsten und
nicht überall alles zuzupflastern.
Bilder:
1.
Volkslieder aus der Region hatte der Bayreuther
Landfrauenchor eigens für den Bauerntag in der
Tierzuchtklause einstudiert.
2.BBV-Geschäftsführer
Harald Köppel (links), Kreisbäuerin Angelika
Seyferth und Kreisobmann Karl Lappe bedankten sich
bei Markus Seidel vom Bayernwerk für seinen Beitrag
beim Bayreuther Bauerntag.
Walnuss und
Esskastanien statt Fichte und Buche / Borkenkäfer:
WBV Kulmbach/Stadtsteinach musste Rekordmenge an
Holz vermarkten
Stadtsteinach.
Ausnahmezustand bei der Waldbesitzervereinigung
Kulmbach/Stadtsteinach. Die mit 2055 Mitgliedern
größte WBV in Oberfranken hat im zurückliegenden
Jahr rund 250.000 Festmeter Holz vermarktet. Das
sind etwa 100.000 Festmeter mehr als noch im Jahr
zuvor. „Und das bei einem geschrumpften
Personalstand“, wie die Vorsitzende Carmen Hombach
anmerkte. „So ein Jahr haben wir noch nicht erlebt“,
sagte sie bei der Jahresversammlung in
Stadtsteinach. Schuld daran ist der Borkenkäfer, der
aktuell schon wieder in den Startlöchern sitzt.
Geschäftsführer
Theo Kaiser rechnet mit knapp 2000 Holzabrechnungen
für die Mitglieder. Fast die Hälfte davon ist noch
offen, was der schlechten Personalsituation
geschuldet sei. Sie sollen in den kommenden Wochen
aber zügig erstellt werden, zumal eine neue
Teilzeitkraft für die Holzaufnahme bereits gefunden
werden konnte. „Wir suchen dringend Personal“, so
Carmen Hombach. Leider sei der Forstarbeitsmarkt
derzeit komplett leergefegt.
Geschäftsführer
Theo Kaiser rechnet aber auch damit, dass es in
zwei, drei Jahren mit den Riesenumsätzen wieder
vorbei sein wird. Bis dorthin gilt es, alle Kraft
auf die Bekämpfung des Borkenkäfers zu richten.
„Bitte kontrollieren sie ihre Bestände“, rief Carmen
Hombach die Waldbauern auf. Sie befürchtete für das
laufende Jahr das gleiche Chaos, wie 2023. „Ich
glaube, da kommt noch was Großes auf uns zu.“
Deshalb sollten alles Strategien eingesetzt werden,
um weitere Kahlflächen zu vermeiden.
Auch
Geschäftsführer Theo Kaiser richtete den dringenden
Appell an alle Waldbauern, die Bestände zu
kontrollieren sowie Windwurf und Schneebruch
aufzuarbeiten. Das Einzige, was immer hilft, sei die
Polterspritzung, also die Bearbeitung von liegend
gerücktem Holz mit entsprechenden Insektiziden. Dem
Geschäftsführer zufolge waren von der Gesamtmenge
des vermarkteten Holzes im zurückliegenden Jahr rund
85 Prozent Käferholz. Geht es so weiter, dann wird
spätestens in zwei bis drei Jahren die Fichte im
Kulmbacher Oberland komplett weg sein.
Insgesamt
hätten sich Theo Kaiser zufolge die Preise für
Fichten- und auch für Kieferholz trotz der Misere
wieder einigermaßen erholt. Wenig Nachfrage stelle
die WBV aktuell für Industrie- und Brennholz fest.
Praktisch gar nicht mehr zu vermarkten sei
Papierholz, während der Markt für Hackschnitzel
bestens laufe. Um die Holzmenge auch einigermaßen
bewältigen zu können, konnte die WBV im
zurückliegenden Jahr zwei neue Lagerplätze anlegen,
in Kunreuth und in Gössenreuth.
Alternative
Baumarten „für den neuen Wald“ stellte Gregor Aas,
der frühere Leiter des Ökologisch-Botanischen
Gartens der Universität Bayreuth den Waldbauern vor.
Das können bewährte heimische Arten sein, aber auch
neue Baumarten, die bislang in den hiesigen Breiten
noch nicht heimisch sind. Am besten sei eine gesunde
Mischung aus beiden, sagte Gregor Aas: „Vielfalt ist
die beste Absicherung für künftige Risiken.“
Als Beispiele
für solche neuen Baumarten nannte er unter anderem
die Esskastanie, die Zerr-Eiche, die Hemlock-Tanne,
den Walnuss-Baum, die Robinie oder die
Libanon-Zeder. „Das alles seien ernstzunehmende
Alternativen“, sagte der Experte. Eines ist sicher:
die Fichte werde im Jahr 2100 keinerlei Bedeutung
mehr haben, aber auch der Hoffnungsträger Douglasie
und selbst die Buche nicht.
Gregor Aas gab
aber auch zu bedenken, dass Waldumbau mehr sei als
neue Pflanzungen. Auch die Pflege der Bestände und
das Ausnutzen des Potenzials sowie eine angemessene
Wildstandsregelungen gehörteb dazu und dabei müsse
die Jagd mitspielen. Einzelschutzmaßnahmen würden
dagegen über kurz oder lang nicht mehr praktikabel
sein. Der Referent verschwieg dabei allerdings auch
nicht, dass jede neue Baumart auch mit Risiken
verbunden ist. Ob die Arten auch langfristig
gedeihen, könne man nicht mit absoluter Sicherheit
sagen. Die Gefahr neuer Krankheiten sei auch nicht
abzusehen. Die von Seiten des Naturschutzes immer
wieder ins Spiel gebrachte geringe oder fehlende
Bedeutung neuer Arten für Vögel, Insekten oder Pilze
sei ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.
Landwirtschaft
lehnt „Tierwohl-Cent“ ab / Keine Verbrauchssteuer
auf bestimmte tierische Produkte
Kulmbach. Das
Bundeslandwirtschaftsministerium hat vor wenigen
Tagen ein Eckpunktepapier für eine Verbrauchssteuer
auf bestimmte tierische Produkte vorgelegt.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir spricht in
diesem Zusammenhang von einem "Tierwohl-Cent",
anderswo ist auch von einer „Fleischsteuer“ die
Rede.
Die Einnahmen
daraus sollen „für wichtige vornehmlich
landwirtschafts- und ernährungspolitische Vorhaben“
genutzt werden, so heißt es. Der Bayerische
Bauernverband (BBV) hat den aktuellen Vorschlag
bereits als „Ablenkungsmanöver“ und „Nebelkerze“
abgelehnt. „Erst müssen Lösungen beim Agrardiesel
her, die alle Bauernfamilien entlasten“, sagt
Präsident Günther Felßner. Der Erhalt der
Tierhaltung in Bayern und die Sicherstellung der
Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch,
Milchprodukten oder Eiern habe höchste Priorität.
Die bisherigen Gesetzesvorhaben der aktuellen
Bundesregierung hätten aber nie auf ein
Gesamtkonzept gesetzt, sondern seien stets
lückenhaftes Stückwerk. Als Beispiele nannte er das
praxisferne Tierhaltungskennzeichnungsgesetz und
auch das völlig unzureichende Bundesförderprogramm
für die Schweinehaltung.
Der
„Tierwohl-Cent“ auf Fleisch und Fleischprodukte soll
nach Ansicht des BBV-Präsidenten unter dem
Deckmantel der Tierwohlförderung wohl vor allem dazu
dienen, Haushaltslöcher zu stopfen. Von einem
Gesamtkonzept für die Tierhaltung sei der Vorschlag
weit entfernt. Stattdessen drohe eine
bürokratieaufwendige Verbrauchssteuer. Und dabei
bleibt völlig unklar, wie sichergestellt werden
soll, dass das Geld bei den Bauern ankommt. Denn
eine so genannte Zweckbindung sei rechtlich nicht
möglich.
Deutliche Worte
findet der Kulmbacher Kreisobmann im Bayerischen
Bauernverband, Harald Peetz aus Himmelkron: „Von
einer Tierwohlabgabe auf Fleisch und Wurst halte ich
gar nichts, das ist der Versuch von den eigentlichen
Problemen in der Ampel in Berlin abzulenken und die
Verbraucher gegen die Landwirtschaft auszuspielen.“
Es sei ja noch nicht bekannt wie viele Prozent oder
wie viele Euro aufgeschlagen werden sollen, aber es
werde auf jeden Fall zu einer Verteuerung bei
Fleischprodukten führen, egal welcher Art oder
Herkunft.
„Ich kann mir
auch nicht vorstellen, wie eine nicht zweckgebundene
Steuer dann in der Landwirtschaft zum Bau von neuen
Ställen ankommen soll“, so Harald Peetz. In der
Vergangenheit sei es immer so gewesen, dass bei
einer Förderung für eine Maßnahme diese um die
Förderhöhe teurer geworden ist und nach Auslaufen
der Förderung so teuer geblieben ist. Es wäre viel
Sinnvoller die Ansprüche und die Bürokratie beim
Bauen zu vereinfachen, das würde nichts kosten, das
Umsetzen einer Baumaßnahme beschleunigen und das
Bauen bei gleichen Standards verbilligen und so
schnell zu mehr Tierwohl führen.
„Aber das will
man aus meiner Sicht mit dieser Abgabe gar nicht
erreichen, man will wieder einmal den Verbraucher
bevormunden und ihn in Richtung vegetarische
Ernährung zwingen und das auf dem Rücken der
Landwirtschaft“, sagt Harald Peetz. Nachdem der
Versuch mit Verboten und Vorschriften den
Verbraucher den Fleischkonsum zu vermiesen in den
letzten Jahren fehlgeschlagen sei, versuche man es
jetzt über die Hintertür die Tierwohlabgabe zu
erreichen. „Es ist nichts anderes als wieder ein
durch Ideologie getriebener Vorstoß ohne
Sachverstand und Praxistauglichkeit.“
Zusammenfassend will die Politik mit dieser Abgabe
aus Sicht des Kreisobmanns bewusst tierische
Lebensmittel verteuern, den Verbraucher bevormunden,
eine neue Einnahme für den Bundeshaushalt schaffen
und tierhaltende Betriebe weiter diskriminieren und
vom Markt drängen.
Auch Harald
Köppel, der für Kulmbach zuständige
BBV-Geschäftsführer, spricht von einem
Ablenkungsmanöver, um Ruhe in die Diskussion zu
bringen. Er gibt zu bedenken, dass beispielsweise
ein Ackerbauer gar nichts davon hat und Fleisch für
den Verbraucher wieder teurer wird. Einer Regierung,
die eine pflanzenbasierende Ernährungsform
favorisiert, komme dies natürlich gelegen, ihr
Wählerklientel wäre davon überhaupt nicht betroffen.
Der Tierwohl-Cent diene nach Ansicht des
BBV-Geschäftsführers einzig und allein dazu, von
Agrardiesel und ähnlichem abzulenken. „Das ist nicht
unbedingt anständig und fair.“
Harald Köppel
geht allerdings nicht davon aus, dass der
Tierwohl-Cent kommt, nachdem die FDP bereits ihren
Widerstand angekündigt hatte. Er gibt auch zu
bedenken: „Die reden zwar von Cent, aber
wahrscheinlich würden es deutlich mehr werden als
nur ein oder zwei Cent.“ Angeblich sei bereits eine
Höhe von 40 Cent in den Raum gestellt worden. Da
werde es sich so manche Familie, die nicht im Geld
schwimmt, überlegen müssen, ob es Schweine- oder
Rindfleisch oder doch „nur“ eine Gemüsesuppe gibt.
Ähnlich
argumentiert Landwirt Gerhard Reif aus
Gößmannsreuth: „Ich halte nichts davon, weil das nur
wieder Lebensmittel teurer macht“. Es gebe ja nicht
nur Fleisch- und Milcherzeuger, sondern auch
Getreide, Wein, Wald, Gemüse und vieles mehr. Er
glaube auch nicht, dass das Geld beim Bauern
ankommt. Sicher werde sich aber der Verbraucher auf
höhere Preise einstellen müssen. „Das ist das Ziel,
um das Verhältnis Landwirt-Verbraucher noch mehr zu
spalten“, sagt Gerhard Reif. „Jetzt bekommen die
Bauern noch mehr Geld“, heißt es dann
fälschlicherweise. Und dann wird er deutlich: „Ich
halte die Regierung für unfähig und finde deshalb,
man sollte sparen und nicht ständig den Leuten mehr
Geld abnehmen.“
Auch Michael
Greim, Landwirt aus Marktschorgast, der unter
anderem auf Mutterkuhhaltung mit Angus-Rindern setzt
hält von der Tierwohlabgabe überhaupt nichts.
„Wieder ein Büromonster“, schimpft er. „Wie soll das
funktionieren?“, so Michael Greim weiter. Durch den
ganzen Verwaltungsapparat, der hier wieder aufgebaut
werde, komme beim Bauern nichts mehr an. Sollen die
Bauern dann die nächste Subvention bekommen, die
dann wieder gekürzt wird?“ Hier seien die
Vermarkter und Metzger gefragt, damit Sie dem Bauern
für besonders tiergerechte Haltung mehr bezahlen.
Waldbauern:
Weiteres Käferjahr steht bevor / WBV Hollfeld:
Erneut über 100.000 Festmeter Holz vermarktet
Hollfeld.
Im dritten Jahr in Folge hat die
Waldbesitzervereinigung Hollfeld mehr als 100.000
Festmeter Holz vermarktet. „Das ist nicht mehr
normal“, sagte der Vorsitzende Christian Dormann bei
der Jahresversammlung in der Stadthalle. Grund dafür
ist die Kalamitätssituation. „Der Käfer hat uns fest
im Griff“, sagte Dormann. Die Mitglieder der WBV
Hollfeld kommen aus den drei Landkreisen Bamberg,
Bayreuth und Kulmbach, die Geschäftsstelle ist in
Hollfeld.
Dort hat die
WBV mitten in der Stadt, in der Forchheimer Straße 4
im zurückliegenden Jahr neue Räumlichkeiten bezogen.
Das ursprüngliche Vorhaben eines Neubaus sei damit
noch nicht vom Tisch. Mit den großzügigen Räumen in
der Forchheimer Straßer habe man aber eine gute
Interimslösung gefunden. Die bisherige
Geschäftsstelle war aus allen Nähten geplatzt, so
dass der Umzug dringend notwendig wurde. Die WBV
Hollfeld hat aktuell 1.746 Mitglieder, 49 mehr als
noch vor einem Jahr. Alle Mitglieder zusammen
bewirtschaften eine Waldfläche von 13.174 Hektar.
Nach den Worten
von Geschäftsführerin Stefanie Blumers wurden im
zurückliegenden Jahr exakt 101.550 Festmeter Holz
vermarktet, im Jahr zuvor waren es 104.481
Festmeter. „Die Regel ist eine solche Menge nicht“,
sagte sie. 2021 seien es noch gut 80.000 Festmeter
gewesen. Ursache für die riesige Menge ist natürlich
der Käferholzeinschlag und da wird sich erst einmal
auch nichts daran ändern. „Wir werden auf einem
ähnlich hohen Niveau bleiben“, so Stefanie Blumers.
Bis 2020 sei alles noch ganz normal gewesen, dann
habe der Käfer zugeschlagen. Mit Sicherheit habe der
Käfer im Boden überwintert, so dass auch das
laufende Jahr wieder ein Käferjahr werden wird. Von
den über 100.000 Festmetern Holz waren über 96.000
Festmeter Fichten, knapp 5.000 Festmeter Kiefern,
der Rest Tannen, Lärchen und sonstige.
„Fordernde
Jahre liegen hinter und fordernde Jahre werden vor
uns liegen“, sagt Vorsitzender Christian Dormann.
Und er gab zu bedenken: „Die Probleme des Waldes
sind auch unsere Probleme.“ An die Waldbesitzer
appellierte er: „Räumt euren Wald auf.“ Auch wenn
dies stellenweise ein hoffnungsloses Unterfangen
sei. „Nur wenn wir zusammenhalten, können wir dem
Käfer Paroli bieten.
Um den
Arbeitsaufwand bewältigen zu können, braucht die WBV
nicht nur Platz, sondern auch Personal. Die
Bearbeitung habe teilweise recht lange gedauert,
doch nun sei Besserung in Sicht, so Stefanie Blumers.
Forstwirt Christian Stier sei bereits seit September
als Einsatzleiter hauptsächlich für den Bereich
Hollfeld tätig, Försterin Rebekka Zeilmann als
Einsatzleiterin im südlichen Teil der WBV. Dazu
kommt seit Januar Forstwirtschaftsmeister Johannes
Blechschmidt. Auch im Büro gibt es mit Katharina
Schreiber seit Januar eine neue Kraft.
Auf großes
Interesse war bei der Jahresversammlung der Auftritt
von Wolfgang Kornder, dem
Bundesvorsitzenden und langjährigen bayerischen
Landesvorsitzenden des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV)
gestoßen. Sein Fazit lautete:
„Schalenwildbestände müssen im Focus der Jagd
liegen, wenn die Waldverjüngung eine Chance haben
soll.“ Maßstab für die Jagd müsse stets der Zustand
des Waldes sein. Als Böswillige Unterstellung
bezeichnete es Kornder, die Jagd als
Schädlingsbekämpfung zu bezeichnen. Rehwild richte
zwar Schäden an, „Wald vor Wild“ sei nicht
gleichzusetzen mit „Wald ohne Wild“. Nur bei
angepassten Wildbeständen gehe es dem Wald gut und
er könne wachsen. Alarmierend sei nicht zuletzt auch
die immens ansteigende Zahl an Wildunfällen. „Da
gehe es ja schließlich auch um Menschenleben“, sagte
Wolfgang Kornder.
Bild:
Vorsitzender Christian Dormann (links) und sein
Stellvertreter Matthias Weigand (rechts) bedankten
sich bei Wolfgang Kornder vom Ökologischen
Jagdverband.
Erdnüsse und
Kichererbsen statt Braugerste und Weizen/ Regierung
von Oberfranken verabschiedete 19 frischgebackene
Meister der Landwirtschaft – Jahrgangsbeste kommt
aus Kulmbach
Bayreuth: 19
junge Leute aus allen Teilen Oberfrankens haben ihre
Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister erfolgreich
bestanden. Aus den Händen von Regierungspräsident
Florian Luderschmid erhielten die 15 Männer und vier
Frauen ihre Zeugnisse. „Sie sind auf der höchsten
Stufe der Fortbildung im praktischen Bereich
angekommen“, sagte der Regierungspräsident. Alle 19
hätten ihren Traumberuf erreicht, sie müssten sich
aber auch darüber im Klaren sein, dass sie vor einer
Zukunft mit großen Herausforderungen stehen.
Die Absolventen
seien mit dem Meisterbrief in der Tasche bestens
gerüstet, den eigenen Betrieb zu bewirtschaften oder
als Führungskräfte in vor- und nachgelagerten
Bereichen tätig zu werden. Der Regierungspräsident
appellierte an die frischgebackenen Meister, neben
all den großen Herausforderungen wie Sicherung der
Ernährungssouveränität, Versorgung mit regenerativer
Energie, Ressourcen und Artenschutz immer auch den
Dialog mit dem Verbraucher im Blick zu haben.
Die
Meisterausbildung bezeichneter Finanz- und
Heimatsstaatssekretär Martin Schöffel als die
weltweit beste Ausbildung, wenn man einen
landwirtschaftlichen Betrieb leiten möchte. Schöffel
gab auch zu bedenken, dass man die heimische
Landwirttschaft zur eigenen Versorgung brauche. Auf
Importe zu setzen, so wie sich das
Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vorstellt,
werde mit Sicherheit nicht funktionieren, denn
niemand könne sagen, wo dann unsere Nahrung
herkommen soll.
Nach einem Jahr
praktischer Tätigkeit in einem landwirtschaftlichen
Betrieb besuchten die Absolventen für drei Semester
die Landwirtschaftsschule. Anschließend bereiteten
sie sich während eines weiteren Jahres mit
berufsbegleitenden Lehrgängen auf die
Abschlussprüfung zum Landwirtschaftsmeister vor.
Inhalte der Meisterprüfung waren unter anderem der
Vergleich und die Bewertung von Produktionsverfahren
bei der pflanzlichen oder tierischen Erzeugung
anhand eines zwölf Monate dauernden praktischen
Arbeitsprojekts, die Analyse und Beurteilung eines
fremden Betriebes sowie eine praktische
Arbeitsunterweisung.
Festredner
Stephan Sedlmayer von der Bayerischen Landesanstalt
für Landwirtschaft stellte einmal mehr den
Klimawandel in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.
„Die Veränderungen durch den Klimawandel werden uns
alle treffen und wir alle werden uns damit
auseinandersetzen müssen“, sagte er. Es gebe aber
kein Problem, das nicht gelöst werden kann. Außerdem
befinde sich Bayern in einer begünstigten Lage, so
dass der Freistaat nicht in existentieller Art und
Weise betroffen sein werde. „Andere Gegenden sind
heftiger betroffen“, sagte Stephan Sedlmayer.
Trotzdem empfahl er den jungen Meistern, auch einmal
an den Anbau alternativer Fruchtarten zu denken. Ob
es tatsächlich Kichererbsen, Trockenreis oder
Erdnüsse sein werden, vermochte er nicht
vorauszusagen. Über Körnerhirse, der fünftgrüßten
Getreideart weltweit, könne man aber schon ernsthaft
nachdenken.
Die folgenden
frischgebackenen Landwirtschaftsmeister haben ihre
Urkunden erhalten: Tabea Ritter und Moritz Starklauf
aus Buttenheim im Landkreis Bamberg, Laurenz
Albrecht aus Meeder, Georg Ehrsam aus Großheirath,
Maximilian Platsch ais Itzgrund und Patrick Sämann
aus Ahorn (alle Landkreis Coburg), Paul Schwarzmann
aus Eggolsheim
im Landkreis
Forchheim, Nicole Browa aus Geroldsgrün, Felix
Leucht aus Naila, Max Schaller aus Feilitzsch (alle
Landkreis Hof), Jonas Hofmann aus Weißenbrunn im
Landkreis Kronach, Melissa Gräf aus Kulmbach und
Dominik Pfändner aus Wonsees im Landkreis Kulmbach,
Anna Pösch aus Lichtenfels, Hannes Schilling aus
Bayreuth, Andreas Ritter aus Marktleuthen und Jakob
Sroka aus Marktredwitz im Landkreis Wunsiedel. Dazu
kommen aus den beiden oberpfälzischen
Nachbarandkreisen Neustadt an der Waldnaab und
Amberg-Sulzbach Gabriel Speckner aus Vorbach und
Simon Bauer aus Auerbach.
Jahrgangsbeste
ist Melissa Gräf aus Kulmbach mit einem
Notendurchschnitt von 1,29. Ihr überreichte Michael
Knarrer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium
den Meisterpreis der Staatsregierung.
Regierungspräsident Florian Luderschmid überreichte
den Meisterbrief an Dominik Pfändner aus Wonsees.
Als einziger
frischgebackener Landwirtschaftsmeister aus Bayreuth
wurde Hannes Schilling vom oberfränkischen
Regierungspräsidenten Florian Luderschmid
ausgezeichnet.
Immer auf der
Suche nach neuen Helfern / Maschinenring
Bayreuth-Pegnitz: Trotz Personalmangel,
Einsatzstunden auf nahezu gleichem Niveau
Bayreuth.
„Wir könnten mehr machen, wenn wir nur mehr Leute
hätten“: Der Helferengpass beherrscht derzeit
flächendeckend die Arbeit der Maschinen- und
Betriebshilfsringe. Beim MR Bayreuth-Pegnitz hat
sich die schwierige Personalsituation wie ein roter
Faden durch die Jahresversammlung gezogen. „Der
begrenzende Faktor ist nicht die Nachfrage, sondern
das Angebot“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm.
Zwei, die im
zurückliegenden Jahr beste Werbung für die
Betriebshilfe gemacht haben, sind Monika und Thomas
Kaufenstein aus Stemmenreuth bei Pegnitz. Wie wurden
im vergangenen Jahr mit dem Betriebshelfer-Award der
deutschen Maschinenringe ausgezeichnet und gehören
damit zu den besten Betriebshelfern Deutschlands.
Das Ehepaar ist für den Maschinen- und
Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz tätig und bringt
es zusammen auf fast 60 Jahre Tätigkeit für den
Maschinenring. Im Juni wurden sie dafür auf der
Bundesversammlung der 240 deutschen Maschinenringe
in Köln ausgezeichnet.
Das Ehepaar
bewirtschaftet in Stemmenreuth einen
landwirtschaftlichen Betrieb im Zuerwerb. Sie haben
schon vor Jahren die Milchviehhaltung aufgegeben und
den Schwerpunkt ihres Betriebes auf die Färsenmast,
also die Mast junger weiblicher Rinder zur
Fleischerzeugung, verlagert. Für den Maschinenring
sind die beiden nebenberuflich tätig. Monika und
Thomas Kaufenstein unterstützen landwirtschaftliche
Betriebe, die sich meist in einer schwierigen
Situation befinden nicht nur mit ihrer Arbeitskraft
sondern geben auch psychischen und menschlichen
Beistand.
Trotz des
personellen Engpasses konnte der MR Bayreuth-Pegnitz
die Zahl der Einsatzstunden im Vergleich zum Vorjahr
weitgehend gleich halten. 32681 Stunden haben die
haupt- und nebenamtlichen Helfer im zurückliegenden
Jahr geleistet. Gegenüber dem Vorjahr ist der
Rückgang nur marginal, 2022 waren es 312700 Stunden.
Gut zwei Drittel der Stunden waren soziale Einsätze,
also bei Notfällen, wenn der Betriebsleiter erkrankt
war, zur Kur oder Reha musste oder aus sonstigen
Gründen ausgefallen ist. Nur etwa ein knappes
Drittel der Stunden waren wirtschaftliche Einsätze,
etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen in der
Erntezeit oder für eine Urlaubsvertretung.
Zweites
Standbein des Rings ist die Vermittlung von
Maschinen. Futterbau, Stroh- und Körnerernte sowie
organische Düngung waren dabei die Bereiche, die am
häufigsten nachgefragt wurden. Alles zusammen, also
in der Summe aller erbrachten Leistungen kam der MR
Bayreuth-Pegnitz auf einen Verrechnungswert von 8,4
Millionen Euro. Gegenüber dem Wert von 2022 in Höhe
von 7,8 Millionen Euro ist das eine Steigerung in
Höhe von 7,5 Prozent.
Die
Maschinenring-Familie spiegelt auch immer den
Zusammenhalt innerhalb des Berufsstandes wider. „Der
Zusammenhalt war auch im zurückliegenden Jahr
gigantisch“, sagte der Vorsitzende Reinhard
Sendelbeck. Das gute Miteinander soll auch zu den
beiden Nachbarringen Fränkische Schweiz und Kulmbach
ausgebaut werden. „Wir wollen einen übergreifenden
Einsatz der Mitarbeiter realisieren“, sagte
Geschäftsführer Johannes Scherm. Ziel sei es, zum
einen, besser zu werden und zum anderen Kosten zu
sparen. Auch in der Geschäftsstelle hat sich im
zurückliegenden Jahr ein Personalwechsel ergeben:
Martin Freiberger ist auf eigenem Wunsch
ausgeschieden. Seine Nachfolgerin ist Tatjana
Felbinger. Zum zehnjährigen Jubiläum wurde die
Mitarbeiterin Sandra Schönauer ausgezeichnet.
Zum weiteren
Dienstleistungsangebot des Maschinenrings gehören
die biologische Maiszünslerbekämpfung durch die
Ausbringung von Schlupfwespen per Drohnen,
Seilwindenprüfungen, Beratungsleistungen aller Art,
vor allem rund um die Düngeverordnung, sowie alle
möglichen Sammelbestellungen. In der MR Oberfranken
Mitte GmbH hat der Maschinenring Bayreuth zusammen
mit den Nachbarringen aus Kulmbach und aus der
Fränkischen Schweiz seine gewerblichen Aktivitäten
gebündelt. Hier geht es beispielsweise um die
Klauenpflege oder um Futteranalysen. Geschäftsführer
Bernd Müller ist dabei ebenfalls händeringend auf
der Suche nach weiteren Helfern. „Wir könnten viel
mehr abdecken, wenn wir nur mehr Leute hätten“,
sagte er. Mit dem Ziel, Betriebshelfer zu gewinnen,
soll deshalb künftig auch in den Schulen für eine
landwirtschaftliche Ausbildung geworben werden.
Der Maschinen-
und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz hat aktuell
1.254 Mitglieder, 18 weniger als im Jahr zuvor. Sie
alle zusammen bewirtschaften eine Fläche von 41.536
Hektar, rund 120 Hektar mehr als im Vorjahr.
Bilder:
1. Sie
gehören zu den besten Betriebshelfern Deutschlands:
Monika und Thomas Kaufenstein aus Stemmenreuth bei
Pegnitz sind im zurückliegenden Jahr mit dem
Betriebshelfer-Award ausgezeichnet worden.
2.Personalwechsel
in der Geschäftsstelle des Maschinenrings
Bayreuth-Pegnitz: Geschäftsführer Johannes Scherm
(rechts) und Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (2.
Von links) haben den bisherigen Mitarbeiter Martin
Freiberger verabschiedet und Sandra Schönauer zu
ihrer zehnjährigen Tätigkeit für den Ring
gratuliert.
Weniger Rehwild
zur Rettung des Waldes / ARGE Jagdgenossenschaften
zum Start des forstlichen Gutachtens
Kulmbach.
Biber, Fischotter, Krähen und Gänse haben den
Landwirten im zurückliegenden Jahr auch im
Kulmbacher Raum wieder stark zu schaffen gemacht.
Wildschweine spielen dagegen nicht mehr die große
Rolle im Kulmbacher Land. „Die Schwarzwildstrecken
sind rückläufig“, sagte der Kreisvorsitzende der
Arbeitsgemeinschaft Jagdgenossenschaften im
Bauernverband, Burkhard Hartmann aus Lindau.
Als Gund für
die abnehmende Wildschweinpopulation nannte Hartmann
vor allem die Aujeszkysche Krankheit, eine
Viruserkrankung, die primär Schweine befällt. Sie
habe wohl dafür gesorgt, dass sich die
Schwarzwildproblematik der zurückliegenden Jahre
entspannt habe. Aktuell kein Thema sei der Wolf im
Kulmbacher Land, wobei der Vorsitzende zu bedenken
gab, dass es nach offiziellen Zählungen bereits fast
200 Wolfsrudel in Deutschland gibt. Rund 4500
Nutztiere seien im zurückliegenden Jahr durch Wölfe
gerissen worden, darunter auch mehrere hundert
Rinder, die allgemein als sehr wehrhaft gelten.
Echte Probleme
bereite im Landkreis aber der Biber, der
zwischenzeitlich alle Gewässer erster und zweiter
Ordnung besetzt habe. Einfangen und woanders
freilassen führe zu keinem Ergebnis, da der Biber
mittlerweile überall anzutreffen sei. Ebenfalls ein
großes Thema sei der Fischotter, der immense Schäden
verursacht, weil er ganze Fischteiche leer räumt.
Vor allem Im Nachbarlandkreis Lichtenfels, aber auch
schon im Kulmbacher Land trete seit dem
zurückliegenden Jahr die Gänseproblematik auf. Egal
ob Graugans, Nilgans, Kanadagans oder auch
Saatkrähen: sie alle hätten es auf Saatgut, Mais
oder Erbsen abgesehen. Während sie in früheren
Jahren durch Beizmittel, also Pflanzenschutzmittel
vergrämt wurden, könnten sie sich durch den immer
stärkeren Verzicht darauf jetzt ungehindert
ausbreiten.
Das große Thema
sei aktuell allerdings die immer weiter
voranschreitende Zunahme des Rehwildes. Die durch
eine Überpopulation verursachten Schäden seien auch
in der Region auf Rekordniveau. Burkhard Hartmann
plädierte unter anderem dafür, die allgemeinen
Jagdzeiten für Schalenwild flexibler zu gestalten
und beispielsweise auf den 1. April vorzuverlegen.
Hintergrund seien die veränderten Vegetationszeiten.
Bäume, Büsche und Hecken würden mittlerweile viel
früher austreiben, als in vergangenen Jahren und
Jahrzehnten. Geschlossene Schneedecken seien eher
selten geworden. An die Bevölkerung appellierte er,
den Jägern das Wildbret auch abzukaufen. Schließlich
sei Wild eine hochwertige Ernährung, trotzdem hapere
es immer wieder an der Vermarktung.
Von einer
großen Herausforderung sprach Bereichsleiter Jens
Haertel vom Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach. Er
meinte damit die Wiederbewaldung der zahlreichen
Kahlflächen, die durch die Trockenheit und die
Borkenkäferproblematik, aber auch durch den Einfluss
des Wildes entstanden seien. Dabei komme der
Landkreis Kulmbach mit über 1000 Hektar Kahlfläche
im Gegensatz zum Nachbarlandkreis Kronach mit über
8000 Hektar Kahlfläche noch ganz gut weg. Damit die
Wiederbewaldung gelingen kann gibt es das
„Forstliche Gutachten zur Situation der
Waldverjüngung“, wie das Verbissgutachten offiziell
heißt.
Es wird alle
drei Jahre erstellt, offizieller Start war jetzt im
Februar. Nach den Worten von Jens Haertel erstellt
die Bayerische Forstverwaltung für die rund 750
bayerischen Hegegemeinschaften das Gutachten zur
Situation der Waldverjüngung. Offizieller Start war
jetzt im Februar. Darin äußern sich die
Forstbehörden zum Zustand der Waldverjüngung und
ihre Beeinflussung durch Schalenwildverbiss. Sie
beurteilen die Verbiss-Situation in den
Hegegemeinschaften und geben Empfehlungen zur
künftigen Abschusshöhe ab. Die Forstlichen Gutachten
sollen die Beteiligten vor Ort in die Lage
versetzen, für die Schalenwild-Abschussperiode
einvernehmlich gesetzeskonforme Pläne aufzustellen.
Für die unteren Jagdbehörden stellen sie eine
wichtige Entscheidungsgrundlage bei der behördlichen
Abschussplanung dar.
Allein für das
Amtsgebiet kam Jens Haertel auf 13 Reviere mit exakt
1009 Meßpunkten in den vier Landkreisen Coburg,
Kronach, Kulmbach und Lichtenfels. Oberstes Ziel ist
es nach den Worten des Bereichsleiters, die
natürliche Waldverjüngung durch stadortgemäße
Baumarten ohne Schutzmaßnahmen zu ermöglichen. Die
Ergebnisse lägen bis Juli vor, den Sommer über
würden sie ausgewertet und im Herbst bekannt
gegeben. Dann werde auch klar sein, ob die Abschüsse
in den Hegegemeinschaften das Kulmbacher Landes
gesenkt oder gesteigert werden müssen. „Unser Ziel
ist ein transparentes und aussagekräftiges
Verfahren zur Ermittlung der Abschusszahlen, um
einen klimaresistenten Wald zu erhalten“, so Jens
Haertel.
Zuletzt wurden
im Kulmbacher Land gleich zwei „dauerhafte Rote
Hegegemeinschaften“ festgestellt. Dabei handelte es
sich um die Gemeinschaften „Jura“ und „Frankenwald“.
In beiden Gebieten sei die Verbiss-Situation dreimal
hintereinander zu hoch gewesen. Die
Verbiss-Situation hatte allgemein im Vergleich zu
den Vorjahren deutlich zugenommen und lag meist über
dem bayerischen Durchschnitt. Im
„Verbissgutachten“ war
nicht nur die Rede von schwerwiegenden ökonomischen
Auswirkungen für die Waldbesitzer, etwa durch hohe
Kosten für dringend notwendigen Bau von
Schutzzäunen, sondern auch von ökologischen
Auswirkungen, zum Beispiel durch das Aussterben
mancher Baumarten.
Bild:
Bereichsleiter Jens Haertel vom Landwirtschaftsamt
Coburg-Kulmbach informierte die ARGE
Jagdgenossenschaften mit dem Vorsitzenden Burkhard
Hartmann aus Lindau und dessen Stellvertreter
Michael Sack vom Maierhof in Ködnitz (von links)
über den Start des forstlichen Gutachtens.
Deutliche
Steigerung in allen Bereichen / Maschinen- und
Betriebshilfsring Wunsiedel: So viel Betriebshilfe
wie lange nicht mehr
Höchstädt.
„Wirtschaften in turbulenten Zeiten.“ Unter diesem
Motto hat der Maschinen- und Betriebshilfsring
Wunsiedel diesmal seine Jahresversammlung gestellt.
Tatsächlich konnte der Zusammenschluss in allen
seinen Tätigkeitsfeldern deutliche Anstiege
verzeichnen. Das zeigt, dass die Arbeit des Rings
wichtiger als je zuvor ist.
Da ist einmal
die Betriebshilfe, bei der die Einsatzstunden um 26
Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen sind.
Waren es 2022 noch 17560 Stunden kamen die
Verantwortlichen im zurückliegenden Jahr auf 23162
Stunden. „Man muss sich fast schon wundern, wie wir
das alles abdecken konnten“, sagte Geschäftsführer
Andreas Hager. Über 23000 Stunden, so viel habe es
schon lange nicht mehr gegeben. Fast drei Viertel
der Stunden entfallen dabei auf die soziale
Betriebshilfe, die immer dann notwendig wird, wenn
zum Beispiel ein Betriebsleiter erkrankt, einen
Unfall hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist
oder zur Kur muss. Ein gutes Viertel macht die
wirtschaftliche Betriebshilfe, meist zur Abdeckung
von Arbeitsspitzen aus.
Auch in der
Maschinenvermittlung, dem zweiten klassischen
Tätigkeitsfeld der Ringe, war Wunsiedel wieder gut
unterwegs. Absoluter Spitzenreiter war diesmal der
Bereich Futterbau und Strohernte mit einem
Verrechnungswert von allein über einer Million Euro.
„Das zeigt, dass die Silos gut gefüllt sind“, sagte
Geschäftsführer Hager. Insgesamt, also mit
Maschinenvermittlung, Betriebshilfe und auch der
Leistungen für den Landschaftspflegeverband hat der
Maschinenring einen Verrechnungswert von über 3,4
Millionen Euro erzielt, was gegenüber dem Vorjahr
eine Steigerung um 21 Prozent bedeutet.
Der gewerbliche
Bereich ist beim Maschinenring in die MR Hochfranken
GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft
ausgelagert. Der Maschinenring Münchberg, der
zuletzt 50 Prozent gehalten hatte, ist seit 2022
kein Teilhaber mehr. Als Hauptumsatzträger der GmbH
bezeichnete dessen Geschäftsführer Reinhard Rasp den
Winterdienst mit rund 200 Kunden. Ein weiterer
wichtiger Bereich sei die Baumpflege. Im Auftrag des
Straßenbauamtes führt die GmbH unter anderem
insektenschonende Mäharbeiten durch, für das
Bayernwerk erledigt die MR Hochfranken Trassenpflege
entlang der 20-KV- und der Nebenspannungsleitungen.
Die gewerbliche Tochter kümmere sich um die
Sportplatzpflege und ist an der Holzenergie
Hochfranken, die in Weißenstadt dien Therme beheizt,
beteiligt.
Nach den Worten
des 1. Vorsitzenden Martin Goldschald hat der
Maschinenring Wunsiedel aktuell exakt 591
Mitglieder. Acht Neuzugängen standen 14 Austritte
gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften
eine Fläche von 22418 Hektar, was nahezu komplett
der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Landkreis
entspricht. Mit Sandra Dornhöfer, Hans Tröger und
Toni Zeitler wurden bei der Jahresversammlung auch
die drei Betriebshelfer geehrt, die im
zurückliegenden Jahr am meisten Stunden geleistet
hatten.
Eine
Überraschung hatte Gerhard Fritsch aus Röthenbach
zur Jahresversammlung mitgebracht. Er überreichte
dem Betriebshelferausschuss des Maschinenrings einen
Scheck in Höhe von 5500 Euro. Das Geld stammt aus
dem Brandschadenshilfeverein Bergnersreuth und
Umgebung. Der Verein hatte sich im zurückliegenden
Jahr, ausgerechnet im 100. Jahr seines Bestehens
aufgelöst. „Die Zeit hat uns überholt“, sagte
Gerhard Fritsch. Zu Hochzeiten hatte der Verein über
300 Mitglieder, doch aufgrund des Strukturwandels
sei die Arbeit überflüssig geworden. Zum Schluss
seien noch 5500 Euro in der Kasse gewesen, üb er die
sich jetzt der Maschinenring freuen kann.
Bild: Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat seine
stundenstärksten Betriebshelfer geehrt und einen
Scheck über 5500 Euro in Empfang nehmen können. Im
Bild von links: Toni Zeitler, Hans Tröger, Matthias
Benker vom Maschinenring, Sandra Dörnhöfer,
Geschäftsführer Andreas Hager, Vorsitzender Martin
Goldschald, der stellvertretende Kreisobmann Stephan
Regnet, Gerhard Fritsch und Harald Schwarz vom
Brandschadenshilfeverein.
Personalmangel
beim Maschinenring / Minus im Haushalt macht satte
Beitragserhöhung notwendig – Alexander Hollweg wird
neuer Geschäftsführer
Kulmbach.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach sucht
Nachwuchs. Sowohl bei der sozialen, als auch bei
der wirtschaftlichen Betriebshilfe waren die Zahlen
im zurückliegenden Jahr rückläufig. „Da müssen und
wollen wir gegensteuern“, sagte Geschäftsführer
Horst Dupke bei der Jahresversammlung.
Waren es im
Jahr zuvor noch 17836 Stunden soziale Betriebshilfe,
so kommen die Verantwortlichen für 2023 nur mehr auf
16508 Stunden. Soziale Betriebshilfe wird immer dann
notwendig, wenn beispielsweise ein Landwirt
erkrankt, einen Unfall hat, zu einer Reha-Maßnahme
oder zur Kur muss. In der wirtschaftlichen
Betriebshilfe, also zur Abdeckung von Arbeitsspitzen
sank die Zahl der erbrachten Stundn von 6290 auf
4328.
Ähnlich ist die
Situation bei den Klauenpflegern, eine
Dienstleistung, die der Maschinenring über seine
gewerbliche Tochterfirma, der MR Oberfranken Mitte
in Zusammenarbeit mit den Nachbarringen Bayreuth und
Fränkische Schweiz anbietet. „Wir haben zu wenig
Klauenpfleger und zu viele Anfragen“, sagte
Geschäftsführer Dupke. Aktuell müsse man sämtliche
Anfragen absagen, weil die beiden Klauenpfleger
komplett ausgelastet sind. Ähnlich problematisch
gestaltet sich die Situation beim Winterdienst oder
bei der Grünflächenpflege. „Wir suchen ständig
Leute“, so der Geschäftsführer. Bezahlt werde
pauschal, wer Lust und Zeit hat sollte sich umgehend
beim Maschinenring melden.
Ein
umstrittener Punkt war bei der Jahresversammlung die
Beitragserhöhung. Demnach wird der Grundbetrag von
50 auf 75 Euro pro Jahr erhöht. Unangetastet bleibt
der Beitrag von einem Euro Hektar bewirtschafteter
Fläche und die Aufnahmegebühr von 12,50 Euro. Die
letzte Erhöhung des Grundbetrages liege 20 Jahre
zurück, gab Dupke zu bedenken. Das zurückliegende
Jahr schloss der Maschinenring vor allem wegen der
Kosten für den hohen Personalaufwand mit einem Minus
von über 30.000 Euro ab. Ohne Beutragserhöhung
stünde im Haushaltsvoranschlag für das laufende
Jahrmit ein Minus in ähnlicher Höhe.
Die beiden
Mitglieder, die sich gegen die Beitragsanpassung
aussprachen, nannten es „fies“ , dass mit der
Erhöhung kleine Bauern benachteiligt und große
bevorzugt würden. Ein ordentlicher Kompromiss wäre
es nach den Worten der beiden Gegner gewesen, den
Hektar Beitrag zu erhöhen und den Grundbetragn nur
maßvoll anzupassen. Geschäftsführer Dupke
bezeichnete die Erhöhung trotzdem als moderat, zumal
das Minus von 30.000 auf 300 Euro gesenkt werden
könne.
„Unser
gemeinsames Ziel ist es, die Betriebshilfe im
Landkreis Kulmbach auch künftig zu organisieren und
sicherzustellen“, sagte der Vorsitzende Andreas
Textores. Den Verrechnungswert aller erbrachten
Leistungen bezifferte er auf 4,4 Millionen Euro, im
Vorjahr waren es 3,96 Millionen Euro. Der
Maschinenring Kulmbach hat aktuell 825 Mitglieder,
neun weniger als im Jahr zuvor.
Wenn der
Verrechnungswertt trotz der Rückgänge bei der
Betriebshilfe trotzdem angestiegen ist, so lag das
am zweiter wesentlichen Aufgabenbereich des Rings,
der Vermittlung von Maschinen. Hier schlugen im
Wesentlichen die Futter- und Strohernte, das weite
Feld der Landschaftspflege sowie der Verleih von
Schleppern zu Buche. Darüber hinaus sieht sich der
Maschinenring als verlässlicher Partner, wenn es um
die Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um
Düngedokumentationen geht.
Eine wichtige
personelle Veränderung steht beim Kulmbacher
Maschinenring in den kommenden Wochen an.
Geschäftsführer Dupke wird in den Ruhestand
verabschiedet, der bisherige Assistent Alexabder
Hollweg wird zum 1. Mai die Nachfolge übernehmen.
Bei der Jahresversammlung wurden drei betriebshelfer
geehrt, die im zurückliegenden Jahr jeweils mehr als
1.000 Einsatzstunden absolviert hatten: Astrid Masel
aus Großenhüll, Elfriede Winkler aus Lanzenreuth und
Thomas Kraß aus Guttenberg.
Bilder:
1.Ehrung
für die Betriebshelfer mit den meisten
Einsatzstunden (von links): Landrat Klaus Peter
Söllner, Thomas Kraß, Dekan Friedrich Hohenberger,
Geschäftsführer Horst Dupke, Elfriede Winkler und
Vorsitzender Andreas Textores.
2.Obwohl
er noch bis Ende April hauptamtlich für den
Maschinenring Kulmbach tätig sein wird,
verabschiedete der Vorsitzende Andreas Textores
(Mitte) bei der Jahresversammlung den bisherigen
Geschäftsführer Horst Dupke (links) und stellte
Alexander Hollweg als Nachfolger vor.
Steigende
Zahlen in allen Bereichen / Maschinen- und
Betriebshilfsring Fränkische Schweiz setzt verstärkt
auf Bioenergie
Aufseß.
Maschinenverleih, Betriebshilfe und
Beratungsleistungen, das sind drei wesentliche
Säulen, auf denen sich die Arbeit der Maschinenringe
aufbaut. Eine weitere immer stärker werdende Säule
ist beim Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische
Schweiz der Bereich Energie. Zusammen mit den
Nachbarringen Bayreuth und Kulmbach hat man deshalb
die „MR Oberfranken Mitte Bioenergie GmbH“
gegründet. Gemeinsames Ziel sei die Förderung von
Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien“,
sagte Geschäftsführer Manuel Appel (Bild) bei der
Jahresversammlung des Maschinenrings Fränkische
Schweiz in Aufseß.
Konkret soll es
darum gehen, Verträge mit Abnehmern zu schließen und
potentiellen Lieferanten, etwa von Hackschnitzeln,
eine regelmäßige Absatzmöglichkeit zu vermitteln.
Ein Beispiel dafür ist die Biomasse Heizwerk
Gößweinstein. Hier hat der MR nicht nur Lieferrechte
für seine Mitglieder ausgehandelt, der Ring ist auch
einer der Gesellschafter. Weitere 60 Landwirte
beliefern die Stadtwerke Ebermannstadt mit zusammen
2500 Tonnen Hackschnitzel pro Jahr. Unter anderem
werden damitz das Schulzentrum, das Krankenhaus und
zahlreiche Privathäuser beheizt. Ähnliche Heizwerke
sollen auch in Pretzfeld und Waischenfeld entstehen.
„In diesem
Bereich ist ordentlich Musik drin“, sagte
Geschäftsführer Manuel Appel. Ganz neu ist das Thema
Energie für den MR Fränkische Schweiz allerdings
nicht. Schon seit Jahren gehören die Übernahme der
Geschäftsführung für das Biomasseheizwerk Hollfeld
und für die Bioenergie Hollfeld zum Aufgaben bereich
des Rings. In Hollfeld sollen auch heuer wieder
mehrere Häuser am zentralen Marienplatz an das
Biomasseheizwerk angeschlossen werden.
Was die
klassischen Aufgabenbereiche des Maschinenrings
Fränkische Schweiz angeht waren die Zahlen sowohl
bei der sozialen, als auch bei der wirtschaftlichen
Betriebshilfe angestiegen. Knapp 15274
Einsatzstunden wurden der Bilanz zufolge im
zurückliegenden Jahr geleistet, was einer Steigerung
im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent gleichkommt.
Gut zwei Drittel entfallen auf die soziale
Betriebshilfe, also in Notsituationen, bei
Krankheit, Kur oder Reha. Ein Drittel der Stunden
sind wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur
Abdeckung von Arbeitsspitzen.
Das wichtigste
Geschäftsfeld des Rings ist noch immer der
Maschineneinsatz. Fast alle Bereiche seien dabei
gestiegen, besonders die Sparten Schlepper und
Transport sowie Futterbau und Strohernte ragen
zahlenmäßig heraus. Insgesamt, also zusammen mit der
Betriebshilfe, kommt der Maschinenring Fränkische
Schweiz für 2023 auf einen Verrechnungswert von
knapp 3,3 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es
knapp 3,2 Millionen Euro.
Immer stärker
in Anspruch genommen werde der Maschinenring auch,
wenn es um das Thema Beratung geht. Egal ob
Düngeberatung, Mehrfachantrag oder Dieselanträge,
der Maschinenring ist immer ein wichtiger Adressat
für alle Ratsuchenden. Für die Beratung ist
Mitarbeiter Patrick Munzert von der Geschäftsstelle
in Aufseß zuständig.
Seine
gewerblichen Aktivitäten hat der MR Fränkische
Schweiz zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth und
Kulmbach in der Maschinenring Oberfranken Mitte
(OMI) GmbH gebündelt. Dazu gehört nach den Worten
von Rüdiger Haase beispielsweise die Klauenpflege
mit zwei eigenen Ständen, die biologischer
Maiszünslerbekämpfung mit Schlupfwespen oder die
Unkrautbekämpfung mit Heißwasserthermie.
Welche
Wirtschaftskraft hinter der MR Oberfranken Mitte
steht, machte Rüdiger Haase an den folgenden Zahlen
deutlich: So habe die OMI 30 festangestellte
Mitarbeiter, davon allein 15 Betriebshelfer. Die
Klauenpfleger hätten im zurückliegenden Jahr rund
18500 Tiere versorgt, so dass sie komplett
ausgelastet sind und keine weiteren Aufträge mehr
annehmen könnten.
Der
MR Fränkische Schweiz stellt ein besonderes
Konstrukt dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet auf
drei Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus
dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem
Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum
Landkreis Forchheim. Der Ring hat 741 Mitglieder,
fünf weniger als im Jahr zuvor.
Vorsitzender
Bernhard Hack (Bild) aus Weilersbach hatte zuvor
deutlich gemacht, dass der Maschinenring voll und
ganz hinterr den Protestaktionen der Landwirte
steht. Das gelte uneingeschränkt, auch wenn der Ring
selbst als unpolitischer Zusammenschluss keine
Aktionen organisiert, plant oder durchführt. Die
Aktionen weckten Hoffnung, sagte der Vorsitzende.
Als positiv bezeichnete er den Zusammenhalt
innerhalb der Landwirtschaft. Er drückte auch seine
Hoffnung aus, dass wieder ein Umdenken erfolgt und
die Gemeinschaft wieder als wichtiger
gesellschaftlicher Wert wahrgenommen werde,
Betriebshilfe
gefragter denn je zuvor / Rekordergebnisse beim
Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und
Umgebung
Dörnthal. Die
landwirtschaftliche Betriebshilfe ist gefragter denn
je zuv or. Um fast ein Viertel ist die Zahl der
geleisteten Stunden beim Maschinen- und
Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung im
vergangenen Jahr angestiegen. Waren es 2022 noch
24744 Stunden kommen die Verantwortlichen für 2023
auf exakt 30598 Stunden. „In Spitzenzeiten, wie der
Erntezeit, haten wir 37 Einsätze parallel“, sagte
Geschäftsführer Patrick Heerdegen bei der
Jahresversammlung in Dörnthal bei Selbitz.
Die Stunden
wurden in der Regel von selbstständigen,
eigenangestellten oder nebenberuflichen
Betriebshelfern geleistet. „Da ist Solidarität
gefragt“, sagte Heerdegen, Man könne aber auch
feststellen, dass sich der Berufsstand gegenseitig
unterstützt. Überwiegend war es dabei um
wirtschaftliche Einsätze, also zur Abdeckung von
Arbeitsspitzen oder zur Urlaubsvertretung, gegangen.
Eine nicht weniger wichtigere Rolle spielten aber
auch die sozialen Einsätze, beispielsweise wenn eine
Arbeitskraft wegen eines Krankenhausaufenthalts,
einer Kur- oder Rehamaßnahme ausfällt.
Die gestiegenen
Zahlen haben aber auch irhe Schattenseiten. Wie der
Vorsitzende Jürgen Becher ausführt könnten
beispielsweise aktuell vier Einsätze nicht abgedeckt
werden. „Da sieht man eigentlich erst einmal so
richtig, wie wertvoll unsere Arbeit ist“, sagte
Becher. Geschäftsführer Heerdegen nutzte denn auch
die Gunst der Stunde, bei den Mitgliedern einmal
mehr für die Tätigkeit als Betriebshelfer zu werben.
Bei einem Stundenlohn von 22,20 Euro vor Steuern
könne das eine hervorragende Zuverdienstmöglichkeit
sein. „Das kann sich doch sehen lassen“, sagte der
Geschäftsführer. Auch eine Festanstellung sei
denkbar. Derzeit hat der MR Münchberg drei
hauptberufliche Betriebshelfer.
Insgesamt kommt
der Münchberger Ring für das zurückliegende Jahr auf
einen Verrechnungswert von 5,3 Millionen Euro. Das
entspricht einer Steigerung von 26,6 Prozent
gegenüber dem Vorjahr. Neben der Betriebshilfe
fleißt mit der Maschinenvermittlung dabei vor allem
das Kerngeschäft des Rings mit ein. Schwerpunkte
waren dabei die Bereiche Schlepper und Transporte,
Futtervermittlung, Futterbau und Strohernte. Ein
weiteres immr stärker werdendes Geschäftsfeld sei
dioe Beratungstätigkeit. Da gehe es beispielsweise
um die Düngeverordnung, den Dieselantrag, um
Merfachanträge oder um Anträge für das
Kulturlandschaftsprogramm.
Die
gewerblichen Tätigkeiten hat der Ring in die MR
Münchberg GmbH ausgelagert. Dessen Geschäftsführer
Daniel Seuß sprach von einer konstanten und meist
sogar steigenden Nachfrage in allen drei Bereichen,
im gewerblichen, kommunalen und privaten Bereich.
Deshalb habe man mit der gelernten Gärtnerin,
Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, Christine
Jakob aus Rodesgrün auch zum 1. Februar eine weitere
Neueinstellung vorgenommen.
Der Maschinen-
und Betriebshilfsring Münchberg hat aktuell 917
Mitglieder, genauso viele, wie im cvergangenen Jahr.
Sie bewirtschaften zusammen eine Fläche von 41425
Hektar. Das sind 98 Prozent der landwirtschaftlich
genutzten Fläche im Landkreis Hof. Der Ring kann in
diesem Jahr auch sein 60-jähriges Bestehen feiern.
Dazu gratulierten bei der Jahresversammlung Landrat
Oliver Bär, der Landtagsabgeordnete Kristan von
Waldenfels und BBV-Kreisobmann Ralph Browa.
Die Aufgaben
würden in Zukunft wohl nicht weniger, sondern eher
mehr, sagte Landrat Bär. Vor allem das Thema
Waldumbau werde den Landkreis Hof in den kommenden
Jahren sehr beschäftigen. Ohne den Maschinenring
gäbe es die Landwirtschaft in dieser Form nicht,
ohne den Maschinenring wäre Landwirtschaft in Bayern
undenkbar, so Kristan von Waldenfels. Kreisobmann
Browa bedankte sich für die Unterstützung der
Mitglieder bei den Bauernprotesten und kündigte
weitere Aktionen an, unter anderem ein Mahnfeuer
zusammen mit den Berufskollegen aus Sachsen und
Thüringen.
Wissen um die
Dinge des Alltags / Landfrauen fordern eigenes
Schulfach „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“
Kulmbach.
Wo kommt eigentlich das Fleisch auf dem Burger her?
Wie ist das mit der Milch? Wie wasche ich die Wäsche
richtig und wie nähe ich einen Knopf an? Seitdem es
an den meisten allgemeinbildenden Schulen keine
Fächer wie Hauswirtschaft, Handarbeit, Kochen oder
Werken mehr gibt, weisen viele Schüler Defizite beim
Wissen um die Dinge des Alltags auf. Eine
Berufsgruppe gibt es, die auf all diese Fragen und
noch viele weitere Antworten geben könnte: Landwirte
und Landfrauen.
Deshalb wollen
sie sich verstärkt einbringen, wenn es gilt,
Schülern Alltagskompetenzen zu vermitteln. Die
Umsetzung des Projektes „Alltagskompetenzen – Schule
fürs Leben“ ist deshalb meist in Form einer eigenen
Woche an allen staatlichen Schulen verpflichtend. So
richtig funktioniert das allerdings noch nicht. Zum
einen gibt es zu wenige landwirtschaftliche
Betriebe, die dabei mitmachen. Zum anderen scheuen
viele Schulen den Besuch auf einem Bauernhof, aus
welchen Gründen auch immer.
Nun steht die
Einführung eines Schulfaches, das beispielsweise
Alltagskompetenzen und Lebensökonomie“ heißen könnte
im Koalitionsvertrag der bayerischen
Staatsregierung. Die Umsetzung lässt allerdings noch
auf sich warten. Dabei fordern es die Landfrauen
schon seit Jahren.
Eine Bäuerin,
die den Kindern und Jugendlichen an der Grund- und
Mittelschule Mainleus schon seit Jahren vermittelt,
wo das Brot herkommt ist Gudrun Passing, die
stellvertretende Kulmbacher Kreisbäuerin aus
Oberdornlach. Jeweils vier bis fünf Stunden erklärt
sie Fünf- und Sechsklässer, wie aus Getreide Mehl
wird, wie ein Teig ensteht und wie lange es dauert,
bis man eine Scheibe frisches Brot gernießen kann.
Sie setzt mit den Schülern einen Sauerteig an,
erläutert, welche Getreidesorten es gibt. „Im
ländlichen Raum wüßten die meisten schon noch, wo
das brot eigentlich herkommt“, sagt Gudrun Passing.
Ganz im
Gegensatz zu manchen Schülern hauptsächlich in den
Großstädten, weiß die Kulmbacher Kreisbäuerin und
oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel. Da gebe es
schon Schüler, die nur Cola und Chips kennen und die
Landwirte mit Massentierhaltern und Giftspritzern
gleichsetzten. Das zu ändern, stehe schon lange auf
der Agenda der Landfrauen. Doch das eigene Schulfach
lasse leider auf sich warten. Immerhin gebe es die
Projektwochen, bei denen entweder Landwirte und
Landfrauen in die Schulen kommen, oder Schulklassen
auf die Höfe. „Alle Schulen sind informiert, es gibt
viele Möglichkeiten, allerdings müssen die Schulen
von sich aus aktiv werden“. Die Forderung nach einem
regulären Schulfach für alle Jahrgangsstufen und
Schularten bleibt aber weiterhin bestehen, stellt
Beate Opel klar.
„Wir müssen den
Kindern einfach wieder Werte vermitteln, die ganz
normal sind“, sagt die Kreis- und Bezirksbäuerin.
„Wir wollen, dass die Kinder und Jugendlichen später
mit beiden Beinen im Leben stehen.“ Vielfach sei das
verloren gegangen. Dabei seien Ernährung und
Gesundheit doch Megathemen. Viele Kinder würden
keine Früchte mehr bestimmen können, wüssten nicht,
was es mit der Kulturlandschaft auf sich hat und
dass Wälder für den Klimaschutz wichtig sind. Dabei
gehen die Landfrsauen noch weiter: Früher sei es
selbstverständlich gewesen, wie man einen Haushalt
führt, das Geld einteilt, die Wäsche macht, bügelt
und zusammenlegt oder eben den berühmten Knopf
annäht.
Auch Diana
Wende, Kulmbacher Kreisvorsitzende des Bayerischen
Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) weiß, dass
die Umsetzung des Themas „Alltagskompetenzen –
Schule fürs Leben“ noch in den Kinderschuhen steckt.
Bereits in den vergangenen zwei Schuljahren sollte
ein größeres Augenmerk mittels eigenständiger
Projekte auf Alltagskompetenzen gelegt werden. Dazu
haben „Ernährung-und-Soziales-Gruppen“ von
Mittelschulen zum Beispiel das Gewürzmuseum in
Kulmbach besucht und die neu gewonnenen Erkenntnisse
in den Unterricht eingebunden. Ein weiteres
Beispiel: im Grundschulbereich konnte ein
Schwerpunkt „Gesundes Frühstück“ gesetzt werden.
Hier könnten Experten – also nicht schulisches
Personal wie etwas auch Ernährungsberater – mit
eingebunden werden.
Grundsätzlich
sollte die Projektwoche den fünf Themenschwerpunkten
Ernährung, Gesundheit, Haushaltsführung,
Umweltverhalten und selbstbestimmtes
Verbraucherverhalten zuzuordnen sein. Viele Aspekte
daraus würden bereits im regulären Unterricht
behandelt, da sie Teil des „LehrplansPLUS“ sind.
Eine
Verallgemeinerung der Defizite der Schüler in diesem
Bereich sei aber nicht möglich. Die Schulen würden
neben dem Elternhaus einen Bildungs- und
Erziehungsauftrag wahrnehmen und seien daher bemüht,
den Kindern „Handwerkszeug“ mitzugeben. Doch würden
sicherlich nicht alle Bereiche im Laufe des
Schullebens allein durch die Schule abgedeckt werden
können. Wie so oft, kann dieser Auftrag nur
gemeinsam von Elternhaus und Schule umgesetzt werden
und nicht allein der Schule zugeschrieben werden“,
so BLLV-Sprecherin Diana Wende.
Bild: Machen
sich für die Einführing eines Schulfaches
„Alltagskompetenz und Lebensökonomie“ stark: Gudrun
Passing (links) und Beate Opel.
Weniger Tiere,
weniger Bauern, weniger Umsatz / Rinderzuchtverband
Oberfranken konnte sich trotz schwieriger
Rahmenbedingungen noch immer gut positionieren –
Gesamtumsatz über 15 Millionen Euro
Bayreuth.
Trotzweltweiter Krisen und Sopannungen und trotz
denkbar ungünstiger Rahmenbedingungen für die
Landwirtschaft in Deutschland hat der
Rinderzuchtverband Oberfranken sein Ergebnis in etwa
halten können. Das geht aus dem Geschäftsbericht
hervor, den der Vorsitzende Georg Hollfelder
(Litzendorf) und Zuchtleiter Markus Schricker
(Bayreuth) bei der Jahresversammlung in der
Tierzuchtklause vorgelegt haben. Demnach war der
Gesamtumsatz von 15,4 auf 15,2 Millionen Euro
zurückgegangen. Auch die Vermarktungszahlen waren
rückläufig. Waren es im vorigen Geschäftsjahr noch
knapp 28329 Tiere, kommt die Bilanz aktuell auf
27955 Tiere aller Kategorien (Nutzkälber,
Zuchtkälber, Jungrinder, Jungkühe und Bullen). Das
Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes ist nicht
identisch mit dem Kalenderjahr. Es beginnt immer am
1. Oktober und endet am 30. September.
Der
Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im
zurückliegenden Zuchtjahr noch 924
Mitgliedsbetriebe. Im Geschäftsjahr zuvor waren es
noch 968 Mitgliedsbetriebe. Die Zahl der
Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls
gesunken, und zwar um 767 Kühe auf nun 63085. Die
Durchschnittsgröße der Betriebe wird mit gut 68
Kühen angegeben (Vorjahr 66).
Während diese
Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die
Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft,
listet der Jahresbericht von Zuchtleiter Schricker
traditionell auch die gesamte Milchviehhaltung in
Oberfranken auf. Hier sank die Zahl der Milchkühe um
1511 auf 78212. Die Zahl der Betriebe ging um 86 auf
1492 zurück. Vor zehn Jahren waren es noch oppekt so
viele Betriebe. Die meisten Milchkühe werden in den
Landkreisen Bayreuth und Hof gehalten, die wenigsten
in den Landkreisen Forchheim, Kronach und
Lichtenfels.Insgesamt habe Oberfranken einen
Rückgang bei den Milchkühen zu verkraften der über
dem bayerischen Durchschnitt liegt.
Von einem
übermäßig hohen Strukturwandel sprach der
Vorsitzende Georg Hollfelder, der auch
Landesvorsitzender der bayerischen Rinderzüchter
ist. Ursache dafür sei in erster Linie die gewaltige
Bürokratie, die den Betrieben mittlerweile
aufgebürdet werde und die immer noch zunehme. „Es
geht bei den Bauernprotesten nicht nur um den
Agrardiesel, es gibt so vieles, was uns das
Wirtschaften immer schwerer macht“, sagte Georg
Hollfelder. Er sprach offen von der „schlechtesten
Regierung, soweit ich mich zurückerinnern kann“. So
könne man nicht mit den Bauern und auch nicht mit
den Bürgern umgehen.
Die gleiche
Auffassung vertrat auch Peter Köninger,
mittelfränkischer BBV-Präsident und in dieser
Funktion für die Milcherzeuger zuständig. Er rief
die Landwirte dazu auf, auch weiterhin für die
Anliegen des Berufsstandes einzutreten. In den
zurückliegenden Wochen und Monaten hätten die Bauern
ein deutliches Zeichen gesetzt. Der Blick auf das
neue Tierschutzgesetz zeige aber auch: „Die haben es
noch immer bnicht begriffen.“ Auf keinen einzigen
Vorschlag aus den Reihern der Landwirtschaft sei
eingegangen worden, das zeige, dass der Druck
aufrechterhalten werden muss. In vielen Dingen hätte
er sich einen pragmatischen Ansatz erwartet. Zum
Beispiel in Sachen anbindehaltung. Sie wird
auslaufen, das sei jedem klar. Doch kann es wirklich
sein, dass so viele kleine Familienbetriebe jetzt
mit Gewalt dicht gemacht werden?“
„In der
Landwirtschaft ist die Basis noch in Ordnung“, das
wusste auch Bayreuths Oberbürgermeister Thomas
Ebersberger (CSU). Er stellte sich hinter die
Proteste der Bauern: „Wenn das Fass übergelaufen
ist, muss man etwas unternehmen.“ Einen schwereren
Stand hatte Stephan Unglaub (SPD), der in Vertretung
des Landrates sprach. Doch auch er beklagte, dass
der Weitblick und das Gespür für die landwirtschaft
häufig fehlten. Immerhin habe seit Corona ein
Umdenken stattgefunden. Viele Menschen wüßten
regional produzierte Produkte wieder zu schätzen,
ihnen sei klar geworden, dass die Landwirtschaft
einen unverzichtbarebn Beitrag zur
Ernährungssicherheit leistet.
Für
herausragende Leistungen wurden die Betriebe der
Familen Böhm (Neuhaus), Schmidt (Hainbronn),
Lauterbach (Tressau), Raab (Lessau) und Engelbrecht
(Lankendorf) ausgezeichnet.
Bild: Ehrung
für herausragende Verdienste um die Rinderzucht in
Oberfranken (von links): Zuchtleiter Markus
Schricker, Vorsitzender Georg Hollfelder, Gerhard
Schmidt (Hainbronn), Christiane Böhm (Neuhaus) der
stellvertretende Vorsitzende Thomas Erlmann,
Christian Engelbrecht (Lankendorf), Jürgen Raab (Lessau)
und Kathrin Lauterbach (Tressau).
Einmalige
Erinnerungen der Ehemaligen / Buchveröffentlichung
zum 100jährigen Jubiläum der Bayreuther
Landwirtschaftsschule vorgestellt
Bayreuth.
Es ist viel mehr als eine Festschrift, es ist ein
stattliches Kompendium, dass auf fast 160 Seiten
eindrucksvoll die gemeinsame 100-jährige Geschichte
der Landwirtschaftsschule in Bayreuth und der
„Gärtner Johann Popp´schen Stiftung“ dokumentiert.
Bei einer Feierstunde in der Tierzuchtklause in
Bayreuth hat Stiftungsgeschäftsführer Helmut
Schelhorn, langjähriger Amtschef und Leiter der
Landwirtschaftsschule, das neue Buch mit dem Titel
„Landwirtschaftsschule – und dann?“ mit dem
Untertitel „Erinnerungen an eine prägende Zeit“
zusammen mit Vertretern der Stiftung und der Schule
vorgestellt.
In der
Publikation haben fast 50
ehemalige Schüler der Fachschulen in Bayreuth und
Pegnitz mit persönlichen Beiträgen 75 Jahre zur
Schulgeschichte und zu ihren beruflichen Lebenswegen
beschrieben. Helmut Schelhorn zeigte sich bei
der Buchvorstellung begeistert von den „einmaligen,
lebendigen, anschaulichen und spannenden
Erinnerungen der Ehemaligen“. Sie alle seien in den
Fachschulen als Persönlichkeiten geformt worden,
überwiegend in der fachlichen Qualifikation, aber
auch als Menschen, die Verantwortung zu übernehmen
hatten. So seien danach Berufswege entstanden, die
ganz unterschiedlich verlaufen sind: Vom Verbleib in
der Landwirtschaft im Haupterwerb bis zum Ausstieg
aus dem erlernten Beruf und einem Neuanfang in ganz
anderem Wirkungsbereich, im Anstellungsverhältnis
oder in der Gründung eines Unternehmens.
Auch die
deutlichen Veränderungen im Schulbesuch zeigte
Helmut Schelhorn auf. Sie seien seiner Meinung nach
ein Spiegelbild der Entwicklungen im ländlichen
Raum. Klare Fakten hätten zu einer Minderung der
Schulstandorte geführt. Bayreuth sei heute mit
Münchberg ein gemeinsamer Schulstandort. Eine
Auswertung der letzten Jahre habe ergeben, dass in
Bayreuth nur noch rund die Hälfte der Studenten
direkt aus dem eigenen Landkreis kommen. Die andere
Hälfte kam aus zehn weiteren Landkreisen sowie aus
drei Regierungsbezirken. Teilweise müssen sie
täglich sehr weite Fahrstrecken zurücklegen, weil
Schulinternate, so wie früher, leider nicht mehr
bestünden.
Zur „Gärtner
Johann Popp´schen Stiftung“, von der heute die
Landwirtschaftsschule und das Grüne Zentrum in
Bayreuth profitieren, sagte Helmut Schelhorn:
„Bestimmt gibt es viele Stiftungen, die auf eine
ältere Vergangenheit und auf einen größeren
Finanzgrundstock aufbauen können, doch die Popp`sche
Stiftung hat sich von Beginn an in Bescheidenheit
entwickelt und daher den Stiftungszweck konstant auf
Bildung am Standort Bayreuth ausgerichtet.“ So habe
sie heute ein Vermögen erreicht, das ihr eine gute
Perspektive für das nächste Jahrhundert im Grünen
Zentrum in der Adolf-Wächter-Straße in Bayreuth
bietet. Zu Zeiten ihrer Gründung war es das Ziel der
Stiftung, bedürftige Junglandwirte bei ihrer
Ausbildung zu unterstützen.
Beim Festakt in
der Tierzuchtklause bestätigten die Grußworte des
stellvertretenden Regierungspräsidenten Thomas Engel
und des Bezirkstagspräsidenten Henry Schramm die
wertvollen Leistungen der Stiftung für die
Fachschulen sowie für die Schüler und Studenten am
Standort Bayreuth. Beide Redner bezogen dabei auch
Stellung zu den Bauernprotesten der zurückliegenden
Wochen. Sie zeigten Verständnis dafür, dass die
verursachenden politischen Entscheidungen eine
Gegenreaktion in dieser Art verlangten. Diese
Entscheidungen waren wohl der letzte Tropfen, die
das Fass zum Überlaufen brachten. Daher sei es
richtig, dass vieles im Miteinander mit der
Landwirtschaft nun gründlichst hinterfragt wird und
auch korrigiert oder angepasst werden muss.
Das Buch, bei
dem Helmut Schelhorn als verantwortlicher
Schriftleiter fungierte, wird kostenfrei an
Interessierte abgegeben. Erhältlich ist es in vielen
Gemeinden des Bayreuther Landkreises, im
Landratsamt, beim Bezirk Oberfranken und in den
Fachstellen im Grünen Zentrum, die auch als
Sponsoren bei der Herausgabe geholfen haben.
Tumulte beim
Scheßlitzer Bauerntag / Pfiffe und Buh-Rufe für
SPD-Abgeordneten – Präsident Felßner ging mit der
Bundesregierung scharf ins Gericht
Scheßlitz.
Tumulte und ein riesengroßer Andrang haben in diesem
Jahr den Scheßlitzer Bauerntag geprägt. Im Zentrum
der lautstarken Kritikstand der Bamberger
SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz. Erst im
zweiten Anlauf war es ihm gelungen, ein paar Worte
an die Landwirte in der Halle des TSV Scheßlitz zu
richten. Mit Pfiffen, Buh-Rufen und lärmenden
Instrumenten war ihm zuvor das Wort versagt worden.
Erst als Kreisobmann Tobias Kemmer seine
Berufskollegen aufforderte, Schwarz wenigstens
kurzzeitig zuzuhören, hatte sich die Situation für
einige Minuten beruhigt. Doch schnell wurde der
Abgeordnete wieder übertönt. „Die Ampel muss weg“,
skandierte die Halle.
Schon lange vor
dem Beginn des Bauerntages waren an die hundert
Traktoren mit Transparenten vorgefahren und hatten
in Scheßlitz für Aufsehen gesorgt. In der Halle ging
es dann drei Stunden lang hoch her. Die Zuhörer
standen teilweise bis ins Freie und harrten bis
zuletzt aus.
Er
sei sprachlos, so viele Leute habe er hier noch nie
gesehen, sagte der Bamberger Landrat Johann Kalb
(CSU). Er nannte es einen „riesengroßen Quatsch“,
wenn immer wieder erzählt werde, dass die
Bauerndemos unterwandert würden. „Die Bauern äußern
ihre Sorgen und das tun sie mit Recht“, so Johann
Kalb. Deutliche Worte fand auch der örtliche
CSU-Landtagsabgeordnete Holger Dremel. „Die Ampel
hätte können, doch sie wollte nicht“, sagte er unter
dem Jubel der Zuhörer.
Als dann
Andreas Schwarz das Mikrophon ergriff, konnte er
sich zunächst überhaupt nicht durchsetzen und trat
frustriert den Rückzug zu seinem Sitzplatz an.
Schwarz hatte mit seiner Partei für den Haushalt und
damit auch für die Abschaffung der
Agrardieselrückerstattung gestimmt. Schwarz nannte
es dann im zweiten Anlauf es einen Erfolg, dass die
grünen Nummernschilder bleiben. Damit hätten die
Proteste doch Erfolg gehabt. Weiter sagte er: „Was
sich hier aufstaut, ist die über Jahrzehnte
verfehlte Landwirtschaftspolitik und nicht die
Politik von zwei Jahren Ampel“. Bei den Zuhörern kam
er damit nicht an, der Unmut wurde nur noch größer.
Ganz
im Gegensatz zu Florian Köhler, dem Bamberger
Landtagsabgeordneten der AfD. Er wurde mit großem
Beifall begrüßt und bekam sogar Zwischenapplaus.
Köhler ist von Beruf Hufschmid und gehört dem
Bauernverband als Mitglied an. „Ich ziehe meinen Hut
vor ihnen, denn sie halten dieses Land am Laufen“,
sagte er zu den Landwirten. Arbeit müsse sich wieder
lohnen und der Fleißige dürfe am Ende nicht der
Gelackmeierte sein.
Mit
ungewöhnlich scharfen Worten ging schließlich
Präsident Günther Felßner mit den Politikern der
Ampel ins Gericht. „Wir Bauern haben schon vor 30
Jahren Photovoltaik auf die Dächer geschraubt, da
hat der Kinderbuchautor noch gar nicht gewusst, was
das ist“, sagte er mit Blick auf Wirtschaftsminister
Habeck. Direkt zum SPD-Abgeordneten gerichtet sagte
Felßner: „Sie haben absichtlich gegen uns gestimmt,
da wäre mir jetzt eine ehrliche Aussage lieber.“ Die
Abrechnung aber werde folgen, kündigte der Präsident
an: „Wer uns nicht hilft, der wird auch nicht
gewählt.“ Felßner kündigte auch an, die Proteste
fortzusetzen: „Wir werden keinen Millimeter
zurückweichen in Sachen Agrardiesel, bis wir
entweder am Ziel sind oder die Verantwortlichen in
die Wüste geschickt haben.“ Was die Bundesregierung
macht, sei ein einziger Skandal, das würden sich die
Bauern nicht gefallen lassen. Auf Bundeskanzler
Scholz gemünzt sagte Günther Felßner schließlich:
„Bei Versteckspiel war er der Beste, beim Memory der
Schlechteste.“
Deutliche
Worte gab es im Anschluss auch aus der
Zuhörerschaft. Von einem Schlag ins Gesicht der
Landwirte war immer wieder die Rede. Noch einmal
musste Andreas Schwarz das Mikrofon ergreifen, als
er von einem jungen Landwirt gefragt wurde, warum er
gegen die Bauern gestimmt habe. Er könne nicht den
kompletten 467-Milliarden-Haushalt ablehnen, „da
stecken ja auch sehr viele gute Dinge drin“, sagte
der Parlamentarier und wieder machte sich der Unmut
der Zuhörerschaft lautstark Luft. Am Ende gab es
aber auch zaghaften Applaus für den SPD-Politiker,
als er bekannte: „Ich wusste was mich heute hier
erwartet, ich bin trotzdem gekommen.“ Vertreter der
anderen beiden Ampel-Parteien FDP und Grüne waren
nicht zum Scheßlitzer Bauerntag erschienen.
Bilder:
1.„Die
Ampel muss weg“ skandierten die Zuhörer lautstark
und taten ihren Unmut mit Plakaten kund.
2.Schwerer
Stand für den SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas
Schwarz (am Mikrophon). Ihm lauschen (von links) die
Verbandsvertreter: Geschäftsführer Werner Nützel,
Bezirkspräsident Hermann Greif, Kreisbäuerin Marion
Link und Kreisobmann Tobias Kemmer.
3.Riesenandrang
beim Bauerntag in der Halle des TSV Scheßlitz.
4.Der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif,
Kreisbäuerin Marion Link, Geschäftsführer Werner
Nützel und der Bamberger Kreisobmann Tobias Kemmer
(von links) beim Scheßlitzer Bauerntag.
Fischotter
bedroht Teichwirtschaft / Weniger Mitglieder, mehr
Beutegreifer: Teichwirte fordern
Schutzstatusveränderung
Himmelkron.
Die oberfränkischen Teichwirte bangen um ihre
Existenz. Hintergrund sind die massiven Vorkommnisse
des Fischotters in weiten Teilen des
Regierungsbezirks. „Wenn es so weitergeht ist
Oberfranken bald trocken und es wird keine
Teichwirtschaft mehr geben“, sagte Peter Thoma,
Vorsitzender der Teichgenossenschaft bei der
Mitgliederversammlung in Himmelkron.
Om östlichen
Teil des Regierungsbezirks trete der Fischotter
bereits flächendeckend in Erscheinung und fresse die
Teiche leer, im westlichen Oberfranken sei er
bereits weit verbreitet. „Der vollständige
Zusammenbruch der Karpfenteichwirtschaft droht,
sagte Peter Thoma. Wenn nicht sofort etwas passiert,
dann sei es mit der Teichwirtschaft zu Ende.
Hintergrund
ist, dass der Bayerische Verwaltungsgerichtshof Ende
November eine entsprechende Otterverordnung gekippt
hatte. Damit gibt es auch keine Ausnahmegenehmigung
mehr für die begrenzte „Entnahme“ des Fischotters in
besonders betroffenen Gebieten. „Wir arbeiten
derzeit an einer neuen Verordnung“, kündigte der
örtliche Landtagsabgeordnete und Staatssekretär im
Finanz- und Heimatministerium Martin Schöffel (CSU)
an.
Schöffel
forderte eine dringende Änderung, was den
Schutzstatus des Fischotters betrifft. „Es kann
nicht sein, dass der Otter eine heilige Kuh ist“,
schimpfte Martin Schöffel. Auch er sprach von einer
„katastrophalen Gefahr für die Teichwirtschaft.
„Hoffentlich ist es noch nicht zu spät“, so der
Staatssekretär, denn zu viele Teichwirte hätten
bereits aufgegeben. Schließlich könne keiner vom
Draufzahlen leben. Wenn Naturschützer allen Eernstes
fordern, dass Teiche leer bleiben sollen, dann sei
das Ende der heimischen Teichwirtschaft nicht mehr
weit. Dann bleibe nur noch der Pangasius aus
Fernost.
Tatsächlich
haben schon viele Teichwirte aufgegeben. Das werde
schon allein in der Tatsache deutlich, dass die
Teichgenossenschaft mittlerweile nur mehr knapp 700
Mitglieder hat. Vor zehn Jahren seien es noch rund
1000 gewesen. „Der Verfall wird weitergehen, das
können wir nicht aufhalten“, sagte Vorsitzender
Peter Thoma. Freilich spiele dabei auch der
demographische Wandel eine große Rolle. Junge
Teichwirte kämen kaum nach. In Oberfranken werden
fast alle Teiche im Nebenerwerb bewirtschaftet, die
meisten Mitglieder sind Landwirte. Weitere Gründe
für den Mitgliederschwund sind, dass es keine
Zwangsmitgliedschaft gibt und dass für Förderanträge
keine Mitgliedschaft mehr notwendig ist.
Es könne nicht
sein, dass man die Schäden durch den Fischotter
entstehen lässt und dann glaubt, man könne mit
Schadensersatzzahlungen alles gut machen, sagte
Peter Meyer, Leiter der Bezirksverwaltung. Zum einen
werde ohnehin nur ein Teilschaden wirklich
entschädigt, zum anderen würden viele Teichwirte
ihre Schäden aufgrund der hohen bürokratischen
Hürden gar nicht erst melden. In der Lehranstalt für
Fischerei in Aufseß versuche der Bezirk Oberfranken
gerade, den Fischotter durch einen neuern Zaun fern
zu halten. Bei der Größe des Geländes in Aufseß
koste der Zaun rund 70000 Euro. Den Fischotter könne
man dadurch vielleicht fernhalten, nicht aber
Beutegreifer aus der Luft.
Auch sie
spielten noch eine Roller, sagte Vorsitzender Peter
Thoma. Insbesondere der vollständig geschützte
Silberreiher halte momentan überall Einzug und habe
etwa im Fichtelgebirge den Graureiher längst
abgelöst. Ganz vom Tisch sei der Kormoran auch noch
nicht. Zwar sei die Lager im östlichen Oberfranken
relativ entspannt, doch im westlichen
Regierungsbezirk gebe es noch immer entsprechende
Vorkommnisse. Für Walter Jacob, dem Vorsitzenden der
benachbarten Teichgenossenschaft Aischgrund, steht
die gesamte Teichwirtschaft gerade zur Disposition.
Genauso wenig, wie die Bundesregierung den Wert der
Landwirtschaft kennt, kenne sie den Wert der
Teichwirtschaft
Trotz aller
Ärgernisse: Fisch liegt noch immer im Trend, so der
Vorsitzende der oberpfälzischen ARGE Fisch Thomas
Berr aus Tirschenreuth. Der Zusammenschluss wurde
auf der Grünen Woche in Berlin gerade mit dem
Deutschen Kulturlandschaftspreis ausgezeichnet.
Thomas Berr gab zu bedenken, dass die Teichwirte für
den Rückhalt des Wassers in der Fläche sorgen. Genau
das werde vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen
und der niederschlagsarmen Sommermonate immer
wichtiger.
Bild: Bald wid
es keine Fische mehr aus heimischer Produktion
geben: Die oberfränkischen Teichwirte befürchten,
dass die Teichwirtschaft dem Fischotter weichen
muss.
Digitalisierung
und „Dorfbänkla“ / Landesbäuerin Christine Singer
beim Bayreuther Landfrauentag: Plädoyer für mehr
Miteinander
Bayreuth.
Der mangelnde Zusammenhalt in der Gesellschaft und
Lösungsansätze aus dem ländlichen Raum, damit
beschäftigen sich die Landfrauen im Bauernverband in
diesen Tagen. Beim gemeinsamen Bayreuther und
Pegnitzer Landfrauentag am Freitagnachmittag in der
Tierzuchtklause rief die bayerische Landesbäuerin
Christine Singer aus der Nähe von
Garmisch-Partenkirchen ihre Berufskolleginnen dazu
auf, wieder für mehr Abwechslung im Dorfleben zu
sorgen. „Raus aus der Eigenbrötlerei und wieder mehr
Miteinander“, das gab Christine Singer allen
Bäuerinnen mit auf den Weg.
Die
Landesbäuerin verteidigte dabei auch die aktuellen
Protestaktionen der Bauern und kündigte an, dass die
Demonstrationen wohl weitergehen werden. „Wir
versorgen die Gesellschaft mit Lebensmitteln und
Energie, wir sorgen für Artenvielfalt, Lebens- und
Erholungsräume“, so Christine Singer. Trotzdem
fühlten sich die Bauern der aktuellen
Bundesregierung nicht wertgeschätzt. „Deswegen sind
wir draußen unterwegs“, sagte sie. So wie jetzt,
könne es doch nicht weitergehen. Erzeugerkosten
explodierten, die gesetzlichen Auflagen würden immer
mehr, doch die Unterstützung für die Landwirte werde
scheibchenweise zurückgefahren.
Dabei gehe es
schon längst nicht mehr nur um den Agrardiesel. Es
müsse stattdessen darum gehen, den Abbau von
Bürokratie auf allen Ebenen zurückzufahren. Der
Mittelstand, das Handwerk, die Gastronomen,
eigentlich alle Steuerzahler stünden hinter den
Landwirten. „Diesen Rückhalt und diese Akzeptanz
dürfen wir nicht verlieren“, sagte Christine Singer
und ermahnt ihre Berufskollegen, Kritik stets in
angemessener Art und Weise vorzubringen.
Die
Landesbäuerin bedauerte, dass die Ereignisse der
zurückliegenden Jahre dazu beigetragen hätten, den
Zusammenhalt unter den Menschen geringer werden zu
lassen. Corona habe die sozialen Kontakte
eingeschränkt, die Konflikte in der Ukraine und in
Israel sorgten für Verunsicherung und die Inflation
treibe die Angst vor wachsender Armut voran. Da habe
man sich mit der Jogginghose auf dem heimischen Sofa
eingerichtet, so Christine Singer. Der Wert den
menschlichen Leben liege allerdings im Miteinander
und gerade da könne der ländliche Raum mit seiner
Vielfalt an Angeboten punkten.
Zuvor hatte die
Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth an alle
Zuhörer appelliert, wieder mehr auf menschliches
Miteinander, auf Beziehungen und auf gute
Nachbarschaft zu setzen. Globale Wirtschaft und
Digitalisierung prägen mittlerweile unser
Zusammenleben, der Plausch beim „Dorfbänkla“ sei
dabei auf der Strecke geblieben. Doch noch immer sei
es der ländliche Raum, in dem das gemeinsame Leben
hochgehalten werde, etwa in den Schulen, in der
Kirche oder bei Dorffesten. Angelikas Seyferth rief
dazu auf, immer auch an die Neubürger zu denken, sie
einzubinden und sie über die Zusammenhänge in der
Landwirtschaft aufzuklären. „Diese Wertschätzung und
diese Anerkennung brauchen wir“, sagte die
Kreisbäuerin.
Neben
zahlreichen Grußworten gehörte auch der Auftritt des
Bayreuther Landfrauenchors zu der
Traditionsveranstaltung, die immer an Maria
Lichtmess, einem in der Landwirtschaft bedeutendem
Datum stattfindet. Zuvor hatten Pfarrerin Stefanie
Kraus aus Glashütten und der katholische Dekan
Heinrich Hohl den Landfrauentag mit einer
ökumenischen Andacht eröffnet. Die beiden
Geistlichen hatten dabei den Psalm vom guten Hirten
in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen gestellt.
Bilder:
1.Der
Bayreuther Landfrauenchor umrahmte den Landfrauentag
in der Tierzuchtklause.
2.Kreisbäuerin
Angelika Seyferth (rechts) und ihre Stellvertreterin
Doris Schmidt (links) bedankten sich bei der
bayerischen Landesbäuerin Christine Singer für ihre
Teilnahme am Bayreuther Landfrauentag.
Marktschorgast.
Die Landwirte machen ernst, auch in Kulmbach. Am
Mittwoch wurden bundesweit Autobahnanschlussstellen
blockiert. Der Landkreis Kulmbach kam dabei noch gut
weg. Zwischen 10 und 12 Uhr wurden jeweils beide
Autobahnauffahrten der Anschlussstellen
Marktschorgast und Thurnau-West blockiert. In
Nachbarlandkreisen, wie etwa in Bamberg Bayreuth
oder Hof, waren deutlich mehr Auffahrten betroffen.
In und um
Marktschorgast gab es keinerlei Stauungen oder
Zwischenfälle. Die meisten Autofahrer waren wohl
informiert und hatten die Auffahrten von vornherein
gemieden. Nur vereinzelt mussten Bauern und
Polizisten Autofahrer, meist Pkw-Lenker, aufklären.
Dabei zeigten die Betroffenen durchwegs Verständnis.
„Die Bauern haben doch recht“, sagte einer,
schließlich demonstrieren sie ja auch für uns. Es
könne ja nicht angehen, dass alles noch teurer
werde.
Allerdings
waren nach Marktschorgast nicht so viele Traktoren
gekommen, wie zunächst erhofft. Kurz nach 10 Uhr
waren dann aber doch 25 Schlepper, einige
Kleintransporter und Firmen-Pkw von Handwerkern und
sogar ein mit einem Transparent ausgestattetes Mofa
vor Ort. „Wir wollen doch nicht die Autofahrer
ärgern, sondern unsere Botschaft an den Mann
bringen“, stellte Martin Baumgärtner, einer der
beiden stellvertretenden Kreisobmänner des BBV
Kulmbach von Anfang an klar. Die Botschaft
formulierte er so: „Der Bundeshaushalt soll mit Geld
aus der Landwirtschaft gestopft werden und wir
Bauern werden mit den zusätzlichen Belastungen
alleingelassen.“ Martin Baumgärtner hatte allerdings
schon im Vorfeld geäußert, dass er wenig Hoffnung
auf ein Umdenken in Berlin habe.
Hintergrund
der Aktionen ist, dass am Mittwoch im Bundestag die
Generaldebatte zum Haushalt 2024 und damit auch die
Entscheidung zur Agrardiesel-Regelung stattfand.
Geht es nach der Bundesregierung, soll die
Rückvergütung beim Agrardiesel abgeschafft werden.
Bislang bekommen landwirtschaftliche Betriebe einen
Teil der Mineralölsteuer zurück, da Traktoren und
Maschinen überwiegend auf den Feldern und nicht auf
öffentlichen Straßen bewegt werden.
Während ein
Großteil der Bevölkerung und viele andere
Wirtschaftsbereiche wie Spediteure, Handwerker oder
Gastronomen die Bauernproteste unterstützen und mit
den Landwirten gemeinsam auf die Straße gehen, habe
die Ampel auf stur geschaltet. Martin Baumgärtner
stellte klar: „Unsere Aktionen sind ein Hilferuf:
Diese Regierung setzt die Zukunft der heimischen
Landwirtschaft aufs Spiel." Man hoffe, mit den
Aktionen, den einen oder anderen Abgeordneten noch
zu bewegen, um gegen den Haushalt zu stimmen, so
Baumgärtner.
Um
Haushaltslöcher zu stopfen, wollte die
Ampel-Koalition ursprünglich neben der
Agrardiesel-Rückvergütung auch die
Kfz-Steuerbefreiung für land- und
forstwirtschaftliche Betriebe abschaffen. Nach einer
ersten Protestwelle soll nun die Kfz-Steuerbefreiung
erhalten bleiben, der Agrardiesel jedoch
schrittweise bis 2026 abgeschafft werden. „Doch dann
sind wir ja genauso wieder bei Null“, erklärte einer
der Demonstranten in Marktschorgast. Deshalb müsse
der Agrardiesel bleiben. Der Bauernverband fordert
zudem, dass regionale Biokraftstoffe steuerbefreit
werden.
Martin
Baumgärtner brachte auch noch einen anderen Aspekt
ins Gespräch: Die Bundesregierung habe sich ja 30
Prozent Biolandwirtschaft in Deutschland auf ihre
Fahnen geschrieben. Mit der Abschaffung des
Agrardiesels erziele sie aber genau das Gegenteil,
weil man als Biolandwirt mehr Diesel benötige als
ein konventioneller Landwirt. Hintergrund ist, dass
die biologische Bewirtschaftung auf Chemie
verzichte, dafür aber die Bodenbearbeitung viel mehr
mechanisch durchführen muss. „Das beginnt mit dem
Pflügen und geht weiter mit Striegeln und Hacken.
Dazu brauch ich den Schlepper, für den es keine
alternative Treibstoffquelle gibt“, so Martin
Baumgärtner, der selbst Biolandwirt ist.
Unweit
von Marktschorgast war auch die im Landkreis
Bayreuth gelegene Anschlussstelle Gefrees betroffen.
Der BBV-Kreisverband Bayreuth hatte neben den
Auffahrten Trockau, Pegnitz, Weidensees und Plech
auch Gefrees blockiert. Allerdings wurden dort kurze
Zeitfenster geschaffen, in denen die sich stauenden
Fahrzeuge auf die Autobahn auffahren konnten. Für
Auffahrten und nicht für Ausfahrten habe man sich
deshalb entschieden, um keinen Rückstau auf der
Autobahn zu riskieren. Im Landkreis Kulmbach habe
man bewusst einen Standort im Osten und einen im
Westen gewählt. Eigentlich habe man ursprünglich
Himmelkron dicht machen wollen, doch dort gebe es
einfach zu viel Verkehr. Das hätte so nicht
funktioniert, sagte Baumgärtner.
Wer es nicht
auf die A70 geschafft hatte, der dürfte aber auch
andernorts wenig Glück gehabt haben. Der
BBV-Kreisverband Bamberg richtete zwischen 9.30 und
11 Uhr eine Vollsperrung der Auffahrten bei Roßdorf
am Berg, sowie bei den Auffahrten Bamberg Hafen ein.
Weitere Sperrungen gab es auf der A73 zwischen
Breitengüßbach und Forchheim. Auch auf der A9 in
Richtung Hof waren zahlreiche Auffahrten, unter
anderem Münchberg-Süd, Naila und Rudolfstein
zeitweise gesperrt.
Wichtig
war es für die Veranstalter festzuhalten, dass die
Durchfahrt für Rettungsfahrzeuge, Feuerwehren und
andere Hilfsorganisationen jederzeit möglich war und
dass die Polizei die Blockadeaktionen vor Ort
begleitet hat. Sämtliche Proteste waren von den
jeweiligen Landratsämtern genehmigt worden. Auf
gesamtbayerische Ebene wurde auch das
Innenministerium einbezogen.
Nun hoffen die
Landwirte, dass zumindest der Bundesrat dagegen
stimmt und die Entscheidung in den
Vermittlungsausschuss muss. Dann müsse erneut der
Bundestag über das Vermittlungsergebnis entscheiden.
„Weitere Protestaktionen würde ich nicht
ausschließen“, sagte Martin Baumgärtner.
Bilder:
Blockadeaktion der Landwirte an der Anschlussstelle
Marktschorgast.
Bauernproteste
gehen weiter / Heute werden zwei Autobahnauffahrten
im Landkreis blockiert
Kulmbach. Die
Bauernproteste gehen weiter. Martin Baumgärtner,
einer der beiden stellvertretenden BBV-Kreisobmänner
kündigte am Dienstag an, dass er und seine
Berufskollegen am Mittwoch für zwei Stunden die
Aufobahnauffahrten Marktschorgast an der A9 und
Thurnau-West an der A 70 blockieren werden, um ein
Zeichen zu setzen. Hintergrund ist, dass am Mittwoch
die entscheidende Abstimmung über die Zukunft es
Agrardiesels im Bundestag und am Freitag im
Bundesrat stattfinden werden. Zu den beiden
Demonstrationen in Marktschorgast und Thurnau werden
an die 100 Traktoren erwartet.
Viel Hoffnung
hat Martin Baumgärtner nicht, dass sich noch etwas
ändern werde, schließlich herrscht im Bundestag
Fraktionszwang. Aufgeben kommt für die Bauern aber
nicht in Frage. Der Protest gegen die Pläne der
Bundesregierung, die Agrardiesel-Rückerstattung für
landwirtschaftliche Fahrzeuge schrittweise zu
streichen, ist Teil einer bayernweiten Aktion mit
dem der Bauernverband seine Ankündigung wahrmacht,
das angekündigte Aus für den Agrardiesel nicht auf
sich beruhen zu lassen. Bayernweit sollen dazu
Autobahnauffahrten außerhalb von Ballungsräumen
blockiert werden. Die Aktionen finden im Zeitraum
zwischen 9 und 15 Uhr statt, die beiden Auffahrten
auf die Autobahnen, nicht die Ausfahrten) im
Landkreis Kulmbach sollen aber nur zwischen 10 und
12 Uhr blockiert werden. Den Bauern ist es ganz
wichtigh, klarzustellen, dass auf keinen Fall
irgendwelche Rettungswege behindert werden. „Wir
müssen die Menschen hinter uns behalten“, hatte der
bayerische Bauernverbandspräsident Günter Felßner
bereits am Montag erklärt.
Died Aktion ist
mit dem Landratsamt und mit der Polizei
abgesprochen, erklärte Martin Baumgärtner. Auf
gesamtbayerische Ebene wurde auch das
Innenministerium einbezogen. Auch er stellte klar,
dass Rettungswege selbstverständlich frei bleiben
werden. Die Schlepper würden dabei auch auf keinen
Fall auf die Autobahn fahren. „Am blauen Schild ist
Schluss“, so Martin Baumgärtner. Kommen tatsächlich
100 Schlepper, so würden sie im Umfeld der
Auffahrten abgestellt. Für die direkte Blockade
seien zehn bis 15 Schlepper notwendig. Ursprünglich
hätte die Mittwochsaktion in Himmelkron stattfinde
sollen. Martin Baumgärtner geht allerdings davon
aus, dass dies nicht genehmigt worden wäre, da
hochfrequentierte Auffahrten ausgespart werden
sollen und im Falle eines Rückstaus auf der
Bundesstraße B303 gefährliche Situation befürchtet
wurden.
Wie berichtet
war es am Samstagvormittag im Vorfeld der Großdemo
in Bayreuth zu einer kurzzeitigen Blockade der A9
gekommen. Julia Küfner von der Pressestelle des
Polizeipräsidiums Oberfranken hatte von einer
„äußerst gefährlichen Aktion, die weder genehmigt
noch mit den Behörden abgesprochen war“ berichtet.
Einer Pressemitteilung zufolge sei der Verkehr ab
Gefrees in Richtung München mit insgesamt etwa 100
Fahrzeugen lahmgelegt worden. Mehrere
Polizeistreifen hätten dieses Fahrmanöver bei
Himmelkron beendet und die Personalien der
verantwortlichen Lenker festgestellt.
„Das Wichtigste
ist, dass wir unsere Botschaft vermitteln und nicht
die Autofahrer ärgern wollen“, sagte Martin
Baumgärtner. Neben dem eigentlichen Protest ist auch
eine kurze Kundgebung direkt auf der Auffahrt
geplant. In Marktschorgast wird Martin Baumgärtner
sprechen, in Thurnau der Harald Unger, ebenfalls
stellvertretender Kreisobmann.
Nur die Anpel
fehlte: Bauernproteste auf zahlreiche weitere
Branchen ausgeweitet / Zentrale oberfränkische
Demonstration in Bayreuth – Politiker der
Ampelparteien hatten ihre Teilnahme geschlossen
verweigert
Bayreuth. Die
bisher größte oberfränkische Demonstration gegen die
Pläne der Bundesregierung, die Erstattung beim
Agrardiesel zu streichen, hat am Wochenende in
Bayreuth stattgefunden. 1500 Fahrzeuge nahmen nach
Angaben des Organisationsteams daran teil. Mehr als
3000 Menschen dürfte dier Demo auf die Straße
gelockt haben.
Der
unerwartet große Zuspruch hatte mehrere Gründe. Zum
einen nahem daran nicht nur Landwirte teil, sondern
auch Handwerker und Dienstleister, Verantwortliche
und Mitarbeiter aus dem Transportgewerbe sowie
zahlreiche Gastronomen. Selbst Privatleute hatten
sich in großen Scharen den Bauern angeschlossen.
Zweiter Grund war, dass es längst nicht mehr nur um
den Agrardiesel ging. Der Landesverband Bayerischer
Transport- und Logistikunternehmen hatte sich
beispielsweise unter anderem die Rücknahme der
LWK-Mauterhöhung auf die Fahnen geschrieben.
Gastronomen warben für die Wiedereinführung der
siebenprozentigen Mehrwertsteuer. Insgesamt mahnten
die Teilnehmer einen verantwortungsvollen Umgang mit
Steuergeldern an und äußerten ihre Sorge um die
Zukunft der deutschen Wettbewerbsfähigkeit.
Bürokratieabbau und mittelstandsfreundliche
Wirtschaftspolitik waren weitere Schlagworte, die
immer wieder zu hören waren. Viele Demonstranten
wurden direkter: „Die Ampel muss weg“. Mit diesen
vier Worten lassen sich die Aussagen der
allermeisten Teilnehmer zusammenfassen.
Bei
den Fahrzeugen dominierten freilich die Traktoren.
Sie alle waren im Rahmen einer Sternfahrt aus allen
Landkreisen Oberfrankens auf den Bayreuther
Volksfestplatz gekommen. Von dort aus machten sich
die Teilnehmer auf den rund eineinhalb Kilometer
langen Fußweg zum Marktplatz. Im Ehrenhof des Alten
Schlosses gab es dann eine über 90 Minuten dauernde
Kundgebung.
Lautstarke
Pfiffe und Buhrufe gab es als Hauptorganisator Max
Raimund bekannt gab, dass er von allen drei
Ampelparteien Absagen erhalten hatte. Aus ganz
Oberfranken sei kein einziger Politiker von SPD, FDP
und Grünen bereit gewesen, zu den Demonstranten zu
sprechen. Max Raimund war früher Bezirksvorsitzender
der oberfränkischen Landjugend, kommt aus Creußen
und ist mittlerweile selbst im Speditionsgewerbe
tätig.
Neben
dem Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe sprachen die
Bundestagsabgeordneten Silke Launert (CSU) und
Tobias Peterka (AfD), die Landtagsabgeordneten Franc
Dierl (CSU) und Stefan Frühbeißer (Freie Wähler),
der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann (Freie
Wähler) und Christian Söllner, Geschäftsführender
Gesellschafter von Logistik Söllner aus Kleintettau
im Landkreis Kronach und Sprecher des
Landesverbandes der Transportunternehmer. Sie alle
erklärten sich solidarisch mit den Bauern und den
übrigen Unternehmern. „Es reicht“, war einer der
Sätze, die oft zu hören waren und weiter: „Die Ampel
fährt dieses Land an die Wand“.
„Nahrungsmittel
und Dienstleistungen braucht jeder, wir sind die
Leistungsträger, die dieses Land zusammenhalten“,
sagte Kreisobmann Karl Lappe. Er sprach sich dafür
aus, dass endlich wider Fachleute und Praktiker in
die Ministerien einziehen sollen. Die beabsichtigte
Tierwohlabgabe nannte er einen „Schmarrn“, weitere
Zertifizierungen seien nichts anderes als
Zusatzschikanen. Lappe: „Es kann doch nicht sein,
dass wir Bauern unsere Gummistiefel an den Nagel
hängen und die Spediteure ihre Lkw abmelden müssen.“
Ähnlich
argumentierten alle anderen Redner. Sie habe die
Hoffnung noch nicht aufgegeben, vielleicht gibt es
ja doch noch Neuwahlen, so MdB Silke Launert. Noch
eineinhalb Jahre könne man sich dier derzeitige
Politik, nicht mehr leisten, da gehe einfach zu viel
kaputt.An die Bauern richtete sie die dringende
Bitte: „Demonstriert weiter!“ In alle möglichen
Richtungen werde Geld ausgegeben, bemängelte MdL
Franc Dierl. „Doch wie es den Menschen vor Ort geht,
darauf schaut keiner.“ Dabei bemängelte er auch das
Bürgergeld: „Das ist der falsche Ansatz, wenn es
fürs Nichtstun staatliche Leistungen gibt.“
Durch
Verteuerungen erreiche man gar nichts, mache aber
alles kaputt, sagte MdL Stefan Frühbeißer. „Jeder
Politiker müsste in seinem Leben erst einmal etwas
ordentliches gearbeitet haben, bevor er in die
Politik geht, so Landrat Florian Wiedemann. „Das ist
der Anfang vom Ende des Mittelstandes“, rief
Christian Söllner von den Spediteuren ins Mikrofon
und auch MdB Tobias Peterka sprach ganz am Schluss
von einer wirtschafts- und bürgerfeindlichen Politik
der Ampelregierung. Zahlreiche Betriebe fürchten um
ihre Existenz, Arbeitnehmer um ihren Arbeitsplatz.
Bilder:
Bauernprotest in Bayreuth: Nach einer Sternfahrt
trafen sich Landwirte, Spediteure, Gastronomen,
Handwerker, Diestleister zur zentralen
oberfränkischen Großdemo in der Wagnerstadt.
Fragen –
Antworten: Vorurteile über Bauern – und was
dahintersteckt
Kulmbach. Kaum
eine Branche polarisiert mehr als die
Landwirtschaft. Am Stammtisch wird der Berufsstand
für Gift im Trinkwasser ebenso verantwortlich
gemacht wie für das Leid der Tiere oder die „Vermaisung“
der Landschaft. Stimmt das alles so wirklich? Wir
fragten nach bei Martin Baumgärtner, Landwirt aus
Unterzaubach
Landwirte
versuchen stets, ihre Felder auszudehnen. Mitunter
kommt es vor, dass im Laufe der Jahre sogar Wege
weggepflügt werden und verschwinden.
Wege werden
nicht einfach umgepflügt. Da die Rechtslage von
Wegen nicht immer einfach ist, wie zum Beispiel bei
Anliegerwegen, kann es dazu führen, dass nicht mehr
gebrauchte Wege wegen Grundstückszusammenführungen
oder wegen Flurbereinigungen aufgelöst werden.
Grundsätzlich wird versucht die Grundstücke optimal
zu nutzen. Der Landwirt wird auch zum Teil durch das
Fördersystem der EU dazu gezwungen. Zudem müssen die
nicht bewirtschafteten Feldränder, besonders in der
ökologischen Landbewirtschaftung, wegen dem
Unkrautdruck, gepflegt werden. Dies bedeutet
wiederum höhere Betriebsausgaben, die in den meisten
Fällen der Landwirt selbst bezahlen muss.
Gleichzeitig werden durch freiwillige Maßnahmen
immer mehr großzügige Abstände zu den Grenzen
eingehalten. Das funktioniert aber auch nur mit
öffentlichen Geldern, vorwiegen von der EU und dem
Freistaat Bayern. Die Aussage ist nicht ganz aus der
Luft gegriffen, gehört aber schon lange der
Vergangenheit an.
Die Qualität
des Grundwassers wird immer schlechter. Mitschuld
daran haben die Landwirte, die zu viel Gülle
ausbringen. Deshalb steigt der Nitratgehalt im
Grundwasser.
Diese Hypothese
ist nicht korrekt. Zum Ersten wird die Qualität des
Grundwassers grundsätzlich nicht schlechter und zum
Zweiten ist, falls eine Tiefenmessstelle schlechtere
Zahlen aufweist, aktuell nicht die Landwirtschaft
primär dafür verantwortlich. Es gibt eine Reihe an
Verursachern, auch natürlicher Art wie zum Beispiel
Stilllegungsflächen, die von einer Minderheit der
Gesellschaft gefordert werden und politisch gewollt
sind. Einen erheblichen Anteil haben auch die
Kläranlagen. Hierbei muss man auch zunächst zwischen
Oberflächenwasser und Grundwasserkörper
unterscheiden. Bis das Oberflächenwasser mit
Nitratgehalt im Grundwasserspiegel ankommt, kann es
sehr lange, bis zum Teil Jahrzehnte dauern. In
Regionen mit hohem Viehbesatz und gleichzeitig
geringen Niederschlag hatte die Landwirtschaft in
der Vergangenheit einen Anteil am gestiegenen
Nitratgehalt. Das ist aber schon vor Jahrzehnten
passiert. Allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht
wird kein Landwirt den wertvollen Dünger ziellos auf
den Flächen ausbringen, sondern maximal nur so viel,
wie die Pflanzen zum Wachsen benötigen. Zum Teil
wird die Landwirtschaft sogar gezwungen weniger
Nährstoffe den Pflanzen zur Verfügung zu stellen,
als sie benötigt.
Draußen in der
Flur sieht man vor allem Maisplantagen und
aufgeräumt wirkende Felder. Wo bleibt die Natur?
Ganz einfach,
gehen Sie in die Gemarkung Zaubach mit einem der
größten zusammenhängenden Heckengebiete Bayerns.
Ohne Flurbereinigung und mit immer noch sehr kleinen
Flächenstrukturen. Die Frage ist, wie lange noch?
Die politischen und gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen machen es der Landwirtschaft und
besonders den kleinen Familienbetrieben sehr
schwierig, diese Struktur noch zu erhalten.
Besonders die aktuelle Bundesregierung und
insbesondere die Grünen arbeiten mit aller Kraft
daran, diese kleinen Strukturen mit den
Familienbetrieben zu zerstören. Diese
Kulturlandschaft, die von der Gesellschaft so
geschätzt wird, muss auch gepflegt werden. Die
Hecken sind im letzten Jahrhundert entstanden, weil
die Landwirte durch die Bewirtschaftung der
Ackerflächen ihre Steine auf dem Feldrand
ablagerten. Dadurch ist die Heckenlandschaft
überhaupt entstanden. Zum anderen gibt es bayernweit
eine Vielzahl an Blühflächen mit Sonnenblumen, dazu
viele freiwillige Maßnahmen. Weiterhin hat sich der
Anteil an Maisflächen in Oberfranken während der
letzten Jahrzenten nicht groß verändert.
Gleichzeitig benötigen wir den Mais für den
Klimaschutz. Der Mais ist eine sogenannte C4-Pflanze
und produziert in der Nacht Sauerstoff. Wir müssten
viel mehr Mais anbauen, um den Klimawandel
entgegenzuwirken.
Landwirte
spritzen, was das Zeug hält: Pestizide, Herbizide
und Fungizide. Dies führt zum Insektensterben. Die
Artenvielfalt nimmt immer weiter ab.
Da kann ich nur
lachen! Erstmal zur Hypothese und dessen
Begrifflichkeiten. Pestizide ist nur ein anderes
Wort für chemischen Pflanzenschutz. Inbegriffen sind
die Herbizide, gegen Bei- und Unkräuter, dessen
Ausbringen keinen nennenswerten Einfluss auf das
Insektensterben haben kann. Fungizide sind gegen
krankheitsübertragende und zerstörende Parasiten,
aber auch Insekten. Ja, diese können einen Einfluss
darauf haben. Wird aber auch nur dann angewendet,
wenn die Pflanzen krank sind. Die Landwirtschaft
schützt nur Ihre Pflanzen. Dass es dabei zu
Zielkonflikten kommt, ist ganz normal. Bei fach- und
sachgerechter Ausbringung werden weder die
Artenvielfalt noch die gewünschten Insekten stark
beeinflusst. Zum anderen sind die Wirkstoffe und
auch die Vielzahl an Wirkstoffen stark
zurückgegangen. Zudem haben die gestiegenen Preise
dazu geführt, dass nur noch das Allernötigste
ausgebracht wird. Die Landwirtschaft hat sich auch
seit Jahrhunderten der Entwicklung angepasst. Nicht
nur im biologischen Anbau wird jetzt immer mehr der
mechanische Pflanzenschutz mit Striegel oder Hacke
in den landwirtschaftlichen Betrieben angewandt. Und
auch natürliche Feinde wie Marienkäfer oder Larven
werden zum Schutz der Kulturpflanzen verwendet.
Landwirte
jammern häufig über sinkende Preise. Auf der anderen
Seite erhält kaum eine Branche derart hohe
Subventionen aus Brüssel. Ist angesichts dessen,
Jammern gerechtfertigt?
Jammern ist nie
gut. Und ich würde diese Aussage auch nicht als
Jammern bezeichnen, sondern als Warnruf und Hinweis,
dass sich die landwirtschaftlichen Strukturen mit
unseren Dörfern und Vereine weiterhin negativ
verändern wird. Der hochgeschätzte und nach den
Weltkriegen gewünschte Selbstversorgungsgrad der
Ernährung beginnt schon lange zu wackeln. Einige
Grundnahrungsmittel konnten wir noch nie
hundertprozentig erzeugen, aber jetzt geht es um die
Substanz. Deutschland wird bei der Ernährung in
naher Zukunft so abhängig sein, wie wir aktuell bei
Kinderhustensaft und Medikamenten, Halbleitern oder
dem Strom. Mit der Förderung geht jeder Landwirt
auch Bedingungen und Einschränkungen mit ein, an den
er sich zusätzlich auch halten muss. Ohne diese
Zahlungen würde nur noch eine sehr intensivierte
landwirtschaftliche Produktion in den besten
Standorten Deutschlands durchgeführt. Der andere
Teil würde nicht mehr bewirtschaftet werden. Die
Produktivität, der Umsatz und der Gewinn sind auch
abhängig von der Lage der Böden und den
Rahmenbedingungen vor Ort. Um eine flächendeckende
Landbewirtschaftung mit der Pflege der
Kulturlandschaft und dem verbundenen Tourismus in
allen Gebieten von Bayern und Deutschland zu
erhalten, sind öffentlichen Gelder notwendig.
Bauern
verbringen heute fast mehr Zeit am Schreibtisch als
am Traktor.
Das stimmt,
zumindest hat man das Gefühl. Die Zeiten im Büro
sind auf jeden Fall wesentlich länger geworden. Zum
einen nimmt die Bürokratie, mit der verbundenen
Dokumentation- und Aufzeichnungspflicht, immer mehr
zu. Zum anderen braucht jeder landwirtschaftlicher
Unternehmer auch die Zeit Betriebsabläufe zu planen,
den Ein- und Verkauf zu steuern und Entscheidungen
zu treffen.
Landwirte
ruinieren mit ihren immer größer werdenden
Fahrzeugen Straßen und Wege.
Kann man so
auch nicht stehenlassen. Dass die Fahrzeuge sich
gegenüber den Pferdegespanne und den Anfängen der
Mechanisierung Anfang des 19. Jahrhunderts verändert
haben, ist offensichtlich. Die maximalen Breiten,
der landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte sind
schon lange in Gesetzen definiert. Nur die
dazugehörigen land- und forstwirtschaftlichen
Feldwege haben sich zum Teil nicht mitentwickelt.
Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass durch
breitere und luftdrucksenkende Reifen der Bodendruck
auf den Flächen erheblich reduziert werden kann und
somit auch Erosion entgegengewirkt wird.
Landwirte rasen
mit den Traktoren wie wild durch die Landschaft.
Außerdem werden die Fahrzeuge immer größer.
Die Aussage ich
viel zu pauschal formuliert. Nicht jeder der einen
Autoführerschein hat ist gleichzeitig auch ein
Raser. So wird es sicherlich auch Fahrzeugführer
geben, die mit keiner angemessenen Geschwindigkeit
Ihren Schlepper fahren. Dies ist die kleine
Minderheit und wird auch immer mehr zur Ausnahme.
Jeder der einen Führerschein hat muss mit seinem
entsprechenden Fahrzeug, je nach Wetterlage und
Situation seine Geschwindigkeit anpassen, unabhängig
was gesetzlich vorgeschrieben ist. Besonders die
jungen Fahrer werden von den landwirtschaftlichen
Betriebsleitern immer wieder daran erinnert und
gleichermaßen ermahnt, ihre Geschwindigkeiten
anzupassen.
Landwirte und
Tierwohl ist eine schwierige Beziehung, die der
Staat regeln muss.
Völliger
Blödsinn. Landwirte würden nie etwas tun, was ihren
Tieren schaden würde. Ganz im Gegenteil. Erst werden
die Tiere versorgt und sich darum gekümmert, erst
dann kommt der Mensch dran. Jeder Landwirt leidet
mit, wenn es einem seiner Tiere durch Krankheit
einmal nicht gut geht. Neben der emotionalen
Verbundenheit haben alle Landwirte eine hoch
qualifizierte Ausbildung, bis zum Studium. Über
Tierhaltung, Tierernährung und Tierwohl sind alle
Landwirte am besten qualifiziert. Bevor der Staat
die Beziehung zwischen Landwirt und seinen Tieren
regelt, sollte er viel besser auf Haustierbesitzer
achten. Teilweise unerträgliche Haltungsbedingungen
von Hunden und Katzen, auf engsten Raum, sind
vermehrt in den großen Städten zu finden. Jeder der
ein Haustier besitzt, sollte davor eine ausführliche
Schulung mit Prüfung ablegen. Ein letzter Punkt ist
noch das Thema Tierwohl und der „Wolf“. Der Wolf
zerfleischt die Schafe und Kälber ohne Betäubung
erbarmungslos und qualvoll. Dies sollte der Staat
unterbinden, wo bleibt hier das Tierwohl?
Zur Person:
2016 hatte
Martin Baumgärtner den Bauernhof am Ortsrand von
Unterzaubach von seinen Eltern übernommen. Damals
mit 30 Kühen mit Nachzucht in Anbindehaltung.
Seitdem ist viel geschehen. Er baute einen neuen
Stall, stellte auf ökologische Bewirtschaftung um
und betreibt heute Mutterkuhhaltung mit rund 70
Tieren. Martin Baumgärtner studierte in Triesdorf
Landwirtschaft und war mehrere Jahre lang beim
Bayerischen Bauernverband tätig. Anschließend war er
Lehrer an den Landwirtschaftsschulen in Bayreuth und
Münchberg. Martin Baumgärtner ist außerdem einer von
zwei stellvertretenden Kreisobmännern im
BBV-Kreisverband Kulmbach.
Proteste der
Bauern gehen weiter – Am Sonntag: Mahnfeuer im
gesamten Landkreis - Kulmbacher Bauern fahren nach
Berlin
Kulmbach. Die
Proteste der Bauern vom Montag gegen die Pläne der
Bundesregierung, die
Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung
für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu streichen,
werten die Veranstalter als vollen Erfolg. Nach
Angaben der Polizei haben daran oberfrankenweit rund
5600 Fahrzeuge mit zusammen über 7000 Menschen
teilgenommen. Rund 1000 Personen haben sich allein
an der „Landkreisrundfahrt“ in Kulmbach beteiligt.
Harald Köppel,
der für Kulmbach zuständige Geschäftsführer des
Bayerischen Bauernverbandes zog am Tag danach ein
positives Fazit. Er kündigte bereits weitere
Protestaktionen an, mit denen die Bauern in den
kommenden Tagen an die Öffentlichkeit treten werden.
So ist am kommenden Sonntag, 14. Januar, eine große
Mahnfeueraktion geplant. Das heißt, dass die Bauern
in vielen Orten des Landkreises Feuer entzünden
werden, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.
„Wir warten gerade noch auf entsprechende
Rückmeldungen, gehen aber davon aus, dass im
gesamten Landkreis flächendeckend Feuer geschürt
werden“, so Harald Köppel.
Mit den
Mahnfeuern sollen die Proteste weiterhin
aufrechterhalten werden, um die Forderungen der
Bauern gegenüber der Bundesregierung zu
unterstreichen. Der BBV-Kreisverband Kulmbach hat
die Mahnfeuer-Aktion entsprechend beim Landratsamt
angemeldet, damit diese Versammlungen unter freien
Himmel stattfinden können. Allerdings muss jeder
Ortsverband, beziehungsweise jeder Landwirt, der ein
Feuer entzündet, dieses Feuer noch bei der
zuständigen Gemeinde anmelden.
Bereits zuvor
beteiligen sich Landwirte aus Kulmbach und auch
allen anderen oberfränkischen Landkreisen an der
zentralen Großdemonstration am Freitag, 12. Januar,
in Nürnberg. Auch von Kulmbach aus werden Schlepper
zum Nürnberger Volksfestplatz fahren, kündigt der
Geschäftsführer an. Die Kundgebung in Nürnberg
startet um 11 Uhr, Anfahrt ist von 9 bis 10.30 Uhr.
Die Veranstaltung soll laut Bauernverband rund zwei
Stunden dauern. Die Landwirte werden dabei mit ihren
Traktoren von mehreren Sammelpunkten aus zur Demo
fahren. Mit der Polizei seien insgesamt sieben
Anfahrtswege besprochen worden. Erwartet werden dem
Bauernverband zufolge am Freitag in Nürnberg bis zu
10000 Besucher mit bis zu 5000 Fahrzeugen.
„Am Montag geht
es dann nach Berlin“, sagt Harald Köppel. Die
endgültigen Beschlüsse zur Zukunft der
Agrardiesel-Rückerstattung und zur Steuerbefreiung
für landwirtschaftliche Fahrzeuge erfolgen erst nach
dem 15. Januar im Bundestag und Bundesrat. Deshalb
wird es am 15. Januar die zweite deutschlandweite
Großkundgebung der Bauern am Brandenburger Tor
geben.
Eine erste
derartige Großdemo hatte bereits kurz vor
Weihnachten am 18. Dezember mit 10000 Bauern und
3000 Traktoren aus allen Regionen Deutschlands
stattgefunden. Für die Aktion am 15. Januar seien
von Oberfranken aus drei Reisebusse bereits
ausgebucht. „Wenn mehr Anmeldungen kommen werden wir
noch aufstocken.“ Mit dabei werden ebenfalls wieder
viele Landwirte aus Kulmbach und der Region sein.
Gemeinsames Ziel sei die vollständige Rücknahme
aller Streichungspläne.
Proteste in
Kulmbach Ein ganzer Landkreis im Zeichen der
Landwirte / Bauern gehen auf die Barrikaden: „Was zu
viel ist, ist zu viel“
Kulmbach.
Es war eine der größten Demonstrationen, die das
Kulmbacher Land je gesehen hat. Darin waren sich
Zaungäste wie Beteiligte einig. Die Proteste der
Bauern gegen die Pläne der Bundesregierung, die
Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung
für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu streichen,
haben am Montag fast 1000 Teilnehmer mit zusammen
400 Fahrzeugen auf die Straßen gebracht.
500 Teilnehmer
mit rund 200 Fahrzeugen waren angekündigt worden,
die doppelte Zahl dürfte leicht erreicht worden
sein. „Was zu viel ist, ist zu viel! Jetzt ist
Schluss“, lautete das Motto, mit dem der
Bauernverband nach den Worten von Kreisobmann Harald
Peetz die Berufskollegen zu der spektakulären Aktion
aufgerufen hatte. Neben dem BBV hatte auch der
Zusammenschluss Land schafft Verbindung (LsV) an die
Bauern appelliert, sich an der Aktion zu beteiligen.
Vertreter des Handwerks, der Gastronomie und von
Speditionen beteiligten sich ebenfalls, denn auch
sie sind von der Politik der Ampelregierung in
Berlin in besonderer Weise negativ betroffen.
Die
Landwirte hatten sich an den drei Standorten
Himmelkron, Kasendorf und Zaubach getroffen und
waren dann zu der mehrstündigen Rundfahrt mit einer
Länge von exakt 96 Kilometern kreuz und quer durch
den Landkreis aufgebrochen. Nach einer kurzen
Unterweisung durch Kreisobmann Harald Peetz in
Himmelkron und spontanen Ansprachen der
Landtagsabgeordneten Rainer Ludwig (Freie Wähler)
und Martin Schöffel (CSU), der Himmelkroner
Bürgermeisters Gerhard Schneider, der Kreisbäuerin
Beate Opel und des Innungsmeisters der Bäcker Ralf
Groß startete dort der Konvoi mit einer
Geschwindigkeit von 15 bis 20 Stundenkilometern auf
die folgende Routen: Von Himmelkron aus über die
Bundesstraße B303 über Ludwigschorgast, Kupferberg,
Marktleugast, Guttenberg, Stadtsteinach, über die
Bundesstraße B85 nach Kulmbach in Richtung Mainleus
über Melkendorf bis Kasendorf und dann über Thurnau,
Hutschdorf wieder auf die B85 in Richtung
Neudrossenfeld und über Pechgraben, Harsdorf und
Trebgast zurück nach Himmelkron.
Die
Auflagen von Seiten des Landratsamtes waren streng:
Es durfte keine Kolonnenfahrt durchgeführt werden,
Überholen und Nebeneinanderfahren war auf
zweispurigen Abschnitten nicht erlaubt, das
vorsätzliche Herbeiführen von Blockaden war
verboten.
Wie sehr die
Streichungspläne der Bundesregierung bei Agrardiesel
und Kfz-Steuerbefreiung die Bauern umtreiben machte
Kreisobmann Peetz beim Start in Himmelkron deutlich:
„Der Druck auf den Kessel ist groß“, sagte er. Peetz
und seine Berufskollegen forderten die
Ampel-Koalition auf, die Streichungspläne bei der
Steuervergünstigung für Agrardiesel und bei der
Kfz-Steuer-Befreiung von landwirtschaftlichen
Maschinen zurückzunehmen. Außerdem sollten regionale
Biokraftstoffe steuerbefreit werden, denn diese
Kraftstoffe sind Teil der Lösung auf dem Weg zur
Klimaneutralität.
„Die
Pläne der Bundesregierung müssen schleunigst vom
Tisch“, so der Kreisobmann. Peetz und seine
Berufskollegen appellierten an die
Bundestagsabgeordneten, vor allem der
Regierungsfraktionen von SPD, FDP und Grünen, sich
für Korrekturen bei den Beratungen ab Mitte Januar
einzusetzen. Ansonsten würden die Möglichkeiten der
heimischen Landwirtschaft als Teil der Lösung für
Ernährungssicherung, Klimaschutz, Bioökonomie und
Ressourcenschutz tiefgreifend beschädigt.
Nachdem die
Ampel vor einigen Tagen ein wenig mit ihren Plänen
zurückgerudert war, halten die Bauern allerdings
weiterhin an ihren Protesten fest. „Kürzungen bei
Landwirten müssen komplett vom Tisch“, lautete das
Motto. So war am Donnerstagabend bekannt geworden,
dass auf die Abschaffung der Begünstigung bei der
Kraftfahrzeugsteuer für Forst- und Landwirtschaft
verzichtet werden und die Rückvergütung der
Energiesteuer für Agrardiesel schrittweise
abgeschafft werden soll. Diese Korrekturen sind aus
unserer Sicht nicht ausreichend, sagte Harald Peetz.
In
Himmelkron vor Ort war auch der Landtagsabgeordnete
Rainer Ludwig (Freie Wähler). Er unterstütze
vollumfänglich die friedlichen Demos und zeige sich
solidarisch mit den Landwirten, so Ludwig. Die
Subventionskürzungen beim Agrardiesel nannte er
alarmierend. Derartige Maßnahmen aus rein
dogmatischen Gründen seien in unserem
systemrelevanten Agrarbereich realitätsfremd, weder
praxistauglich noch verhältnismäßig, sondern völlig
überzogen und unverantwortlich. Rainer Ludwig: „Es
geht hier um die blanke Existenz einer ganzen
Berufsgruppe.“
Es
sei schlimm, dass es in Deutschland so weit kommen
musste, sagte Finanzstaatssekretär Martin Schöffel.
Dabei gehe es längst nicht mehr nur um die
Landwirtschaft. Deshalb seien auch Gastronomie,
Transport und Handwerk mit unterwegs. Sie alle
würden von der Bundesregierung unter Druck gesetzt.
An die Adresse der Bundesregierung gerichtet sagte
Schöffel, dass sie sich mehr darum kümmern sollte,
was für unser Land wichtig ist. „Wer arbeitet muss
auch mehr haben als der, der nicht arbeitet.“ Wer in
unser Land komme, der müsse auch arbeiten und dürfe
sich nicht auf ein immer weiter steigendes
Bürgergeld verlassen.
An den
Protesten hatten sich auch Teile des Handwerks
beteiligt. So bekundeten beispielsweise Bäcker und
Metzger ihre Solidarität mit den Landwirten. Der
Innungsmeister der Bäcker, Ralf Groß, sorgte mit
seinem knallgelben Lieferwagen zwischen den
Traktoren für Aufsehen. Er machte vor allem darauf
aufmerksam, wie die Preise für Rohstoffe gestiegen
seien und kritisierter Billigimporte aus dem
Ausland. Der Protest der Lebensmittelhandwerker
richtet sich in erster Linie gegen die Erhöhung der
Mehrwertsteuer auf 19 Prozent im Café- und
Gastro-Bereich sowie gegen den Wegfall der Strom-
und Gaspreisbremsen, gegen die Erhöhung der
CO2-Abgabe. Spediteure protestierten gegen die neue
LKW-Maut.
Am
meisten Applaus gab es bei der spontanen Kundgebung
für den Himmelkroner Bürgermeister Gerhard
Schneider. „Das Land steht auf und lässt sich nicht
mehr alles gefallen“, rief er mit lauter Stimme ins
Mikrofon. Das sei auch das Signal, das von
Himmelkron ausgehen müsse.
Zeitgleich zu
den Protestaktionen in vielen Städten und
Landkreisen Bayerns gab es zum Auftakt auch eine
Großdemonstration in München. Weitere Demos sollen
am Mittwoch in Augsburg und am Freitag in Nürnberg
folgen. Am kommenden Montag wird dann zum Start der
Bundestagsberatungen wieder in Berlin demonstriert.
Keine Krawalle
und Blockaden: Sternrundfahrt der Bauern am
Montagnachmittag / Agrardiesel-Rückerstattung und
Kfz-Steuerbefreiung: Landwirte protestieren gegen
Streichung
Kulmbach. Der
kommende Montag, 8. Januar, steht im Landkreis
Kulmbach ganz im Zeichen der Bauernproteste. Um
gegen die Pläne der Bundesregierung, die
Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung
für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu streichen, zu
demonstrieren, veranstaltet der Bauernverband eine
Sternfahrt kreuz und quer durch den gesamten
Landkreis.
„Wir rechnen
mit mindestens 100, eher mit 200 Schleppern und
anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen“, sagt der
stellvertretender Kreisobmann Martin Baumgärtner.
Kreisobmann Harald Peetz stellt klar: „Nicht die
Bevölkerung ist unser Gegner, sondern die Politik in
Berlin.“ Trotzdem könne es zwischen 13 und 18 Uhr
durchaus zu Behinderungen kommen.
Start und Ziel
ist an drei Punkten: Am Sportplatz beim
Landjugendheim in Zaubach, auf einem Feldweg in
Heubsch bei Kasendorf und am Parkplatz der
ehemaligen Diskothek Halifax in Himmelkron. Von den
drei Punkten aus geht es über einen ausgeklügelten
Rundkurs mehrere Stunden lang kreuz und quer durch
den gesamten Landkreis, auch über die Bundesstraßen
B85 und B303, die Nordumgehung wird tangiert und
auch ein Schlenkerer durch die Stadt Kulmbach ist
eingeplant.
Großen Wert
legen die Verantwortlichen darauf, dass es eine
friedliche Demo wird. „Wir wollen nichts
blockieren“, stellt Kreisobmann Peetz klar.
Kreisbäuerin Beate Opel ergänzt: „Wir wollen keine
Krawalle machen, sondern das Ganze mit Niveau
durchführen“. Blockaden vor Firmen oder
Einkaufsmärkten oder gar der Autobahn werde es nicht
geben. Das hat auch innerhalb des Berufsstandes
schon zu Kritik geführt. Den Vorwurf einer
„weichgespülten Aktion“ weist der Bauernverband aber
klar von sich. Der Druck auf dem Kessel sei groß,
Resignation mache sich breit. Den Rückhalt in der
Bevölkerung möchte man deshalb auf keinen Fall
verlieren. „Es ist wichtig, dass wir durchhalten“,
sagt Kreisbäuerin Beate Opel.
Rückhalt haben
die Bauern Auch bei Teilen des Handwerks, der
Spediteure und anderen Berufsgruppen. Der
Bauernverband geht davon aus, dass sich auch der
eine oder andere Metzger, Bäcker oder Spediteur
beteiligt. Auch der Maschinenring zeigt sich nach
den Worten von Alexander Hollweg solidarisch und
stellt seinen Mitgliedern frei, bei den Aktionen
mitzumachen. „Wir sind voll auf Seiten der
Landwirtschaft“, so Alexander Hollweg. Schließlich
seien die meisten Mitglieder Bauern.
Schon jetzt
habe der Berufsstand eine nahezu unglaubliche Stärke
bewiesen. Schon einen Tag nach der Großdemo in
Berlin habe es eine spektakuläre Sternfahrt in
Kulmbach gegeben. „Zwischen den Jahren“ habe man mit
Gummistiefeln an allen Ortsschildern den „stillen
Protest“ geübt. Am dem kommenden Montag soll es dann
ernst werden. Neben den Aktionen vor Ort wird es
gleich vier Großdemos geben: am Montag in München,
Mittwoch in Augsburg, Freitag in Nürnberg und am
Montag, 15. Januar, erneut in Berlin. auch vor Ort
werde es weitere Aktionen geben. Kündigte Harald
Peetz an. Am Sonntag, 14. Januar, beispielsweise
sollen mehrere Mahnfeuer im Landkreis veranstaltet
werden.
Der Kreisobmann
machte auch noch einmal den Unterschied zu den
Demonstrationen anderer Berufsgruppen klar. „Uns
geht es nicht um mehr Geld oder um eine
Vier-Tage-Woche, uns geht es um unsere blanke
Existenz.“ So befürchtet der Bauernverband zum
einen, dass noch wesentlich mehr Betriebe aufhören
werden als bisher. Zum anderen werden die Preise für
regional erzeugte Lebensmitte drastisch teurer. Die
Folge wäre noch mehr Importe von Lebensmitteln aus
dem Ausland, wo es keinerlei Einfluss auf
Produktionsbedingungen gebe.
„Wir werden
nichtklein beigeben“, so Harald Peetz. Bislang habe
sich die Politik keinen Millimeter bewegt. Peetz
stellte aber auch klar, dass sämtliche Aktionen mit
den Behörden abgesprochen seien und die Polizei die
Rundfahrt begleiten werde. Das vorsätzliche
Herbeiführen von Blockaden sei ausdrücklich
verboten, heißt es in einem Schreiben, dass allen
Teilnehmern der Demo vorliegt.
Entlastungen
statt Steuererhöhungen / Handwerk und Gastronomie
zeigen sich mit den Bauern solidarisch
Kulmbach.
Zahlreiche Branchen beteiligen sich an der
bundesweiten Aktionswoche der Landwirte vom 8. bis
15. Januar gegen die Pläne der Bundesregierung, den
Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für die
Land- und Forstwirtschaft zu streichen. So wollen
sich auch Teile des Handwerks und der Gastronomie
solidarisch mit den Bauern zeigen. Umfragen zufolge
solidarisieren sich auch große Teile der Bevölkerung
mit dem Anliegen der Landwirte. Aufgerufen zur
Aktionswoche haben der Deutsche Bauernverband
gemeinsam mit den Landesbauernverbänden und dem
LsV-Deutschland (Land schafft Verbindung). In Bayern
wird es zum Auftakt eine Großdemonstration in
München geben. Weitere Demos gibt es in Augsburg und
Nürnberg. Am 15. Januar, zum Start der
Bundestagsberatungen, ist eine weitere
Großdemonstration in Berlin geplant. Was sagen
Handwerk und Gastronomie vor Ort?
„Offiziell
geben wir keine Empfehlung, weil wir als
Körperschaft des öffentlichen Rechts zur Neutralität
verpflichtet sind“, sagt Danny Dobmeier,
Geschäftsführer der neu gegründeten und neben
Bayreuth, Coburg und Lichtenfels auch für Kulmbach
zuständigen Kreishandwerkerschaft Oberfranken Mitte.
„Wir rufen nicht auf, haben aber vollstes
Verständnis für die Demonstranten. Wir begleiten das
wohlwollend“, so Dobmeier weiter. Es gebe auch
einige Handwerker, die mit demonstrieren werden,
sofern es ihnen die ohnehin knappe Zeit erlaubt. Man
stehe in Kontakt mit dem jeweiligen Bauernverband
vor Ort. Es stehe jedem frei, sich an den Aktionen
zu beteiligen, schließlich seien viele Handwerker
mit der aktuellen Politik „nicht ganz so zufrieden“.
Das große
Problem sei vor allem die Unberechenbarkeit der
Politik. So habe die aktuelle Politik unter anderem
dazu geführt, dass der Neubau komplett erloschen
sei. Dazu kämen die ganzen Unwägbarkeiten zum Thema
Heizung. Während beispielsweise bis Ende 2022 noch
Hackschnitzelanlagen gefördert worden seien, sollten
Hackschnitzel zwischenzeitlich sogar mal verboten
werden. „Die Planbarkeit ist komplett weg, alles
wirkt diffus.“ Deshalb würden auch viele Betriebe
geplante Investitionen erst einmal zurückhalten,
weil sie einfach nicht wissen, was passieren soll.
Deutlicher wird
Alexander Schütz, Kreisvorsitzender des Hotel- und
Gaststättenverbandes. Angesichts der Proteste der
Landwirte erkläre sich der Bayerische Hotel- und
Gaststättenverband mit den Bauern solidarisch. „Wir
können die Verzweiflung der Landwirte mehr als
verstehen, denn auch bei ihnen geht es um eine
Verteuerung ihrer Produktionsbedingungen“, so
Alexander Schütz. „Schließlich sind auch wir im
November in Berlin auf die Straße gegangen, um gegen
die Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen in
Restaurants zu demonstrieren.“ Die Entscheidungen
der Bundesregierung würden zu einer weiteren
Preisexplosion im Alltag der Menschen führen. Alles
werde mehr kosten. Zudem könne es doch nicht die
Lösung sein, auf billige Importe von Nahrungsmitteln
zu setzen, statt heimische Spezialitäten zu fördern,
auch im Sinne der Nachhaltigkeit.
Die
Leidtragenden der Steuererhöhungspolitik seien vor
allem die Verbraucher, denn Lebensmittelproduzenten,
wie die Bauern oder die Gastronomie, müssten die vom
Staat produzierten Mehrkosten weitergeben, um
überleben zu können. Das sei eine massive
Verschlechterung der Lebensqualität von Millionen
Menschen. „Regionalität ist pure Nachhaltigkeit.
Warum zerstören SPD, FDP und Grüne durch massive
Verteuerungen die regionalen Wertschöpfungsketten?
Bauern, Wirte, Bäcker und Metzger sind die Gesichter
unserer Dörfer und Städte. Der gesellschaftliche
Schaden ist immens, wenn diese Strukturen wegfallen.
Denn sie kommen nicht wieder. Wir brauchen
Entlastungen statt Steuererhöhungen“, sagt Alexander
Schütz
„Mein Vertrauen
in die Bundesregierung ist erschüttert“, so der
Vorsitzende, denn Olaf Scholz habe dem Gastgewerbe
versprochen, dass es beim reduzierten
Mehrwertsteuersatz auf Speisen bleibe, Christian
Lindner habe seine Unterstützung zugesichert. So
gehandelt hat jedoch keiner der beiden.“ Genauso
habe es geheißen, dass es keine Steuererhöhungen
geben werde, nun würden bei den Landwirten, die
unsere Lebensmittel produzieren, Subventionen
gestrichen und neue Steuern eingeführt, was zum
einen eine höhere Steuerlast bedeute, zum anderen
auch eine Verteuerung in allen nachgelagerten
Bereichen, so auch im Gastgewerbe, mit sich bringen
werde. „Deswegen werden wir nach wie vor auf allen
Ebenen weiter für die Mehrwertsteuerreduzierung
kämpfen. Und anders als die Bauern, die auf
öffentliche Aktionen angewiesen sind, um auf ihre
Notlage aufmerksam zu machen, haben wir die
Bevölkerung, und damit die Wähler, direkt an unseren
Tischen.“
Mit Streiks
haben die Gastwirte allerdings weniger am Hut: In
den Sozialen Medien werde immer wieder zu einem
„Generalstreik“ aufgerufen. Neben der Tatsache, dass
die Gastwirte in der Pandemie für die Öffnung ihrer
Betriebe gekämpft hätten und sie nun nicht wieder
schließen sollten, würden solche Aktionen die Gäste
eher abschrecken. „Wir verprellen damit doch unsere
Gäste und nicht die Politik.“ Gerne könnten
allerdings die Kollegen jederzeit vor Ort mit den
lokalen Vertretern des Streiks Kontakt suchen oder
Aktionen planen und umsetzen. Aus Sicht des Hotel-
und Gaststättenverbandes wäre es natürlich auch
wichtig, dass die Forderungen prominent von allen
unterstützt werden.
Voller
Steuersäckel, aber leere Teller / Kulmbacher Bauern
protestierten gegen Bundesregierung – Keine
Streichung des Agrardieselzuschusses und der
Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Maschinen
Kulmbach.
Mit einer spektakulären Aktion haben Kulmbacher und
einige Kronacher Landwirte am Nachmittag gegen die
Pläne der Bundesregierung protestiert, den
Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für
landwirtschaftliche Fahrzeuge abzuschaffen. Sie
fuhren in kleinen Gruppen kreuz und quer durch die
Innenstadt. Zusätzlich stellten Vertreter der
Kreisvorstandschaft, darunter Kreisobmann Harald
Peetz, seine beiden Stellvertreter Harald Unger und
Martin Baumgärtner sowie die stellvertretende
Kreisbäuerin Gudrun Passing vor dem SPD-Parteibüro
sowie vor den Privatwohnungen von Magdalena Pröbstl
(Die Grünen) und Thomas Nagel (FDP) symbolisch alte
Gummistiefel ab und warfen drei gleichlautende
Schreiben mit den Forderungen des Bauernverbandes in
die Briefkästen.
Landwirte wären
von der Einigung der Ampelkoalition im Streit über
den Bundeshaushalt 2024 besonders und einseitig
betroffen. Geht es nach den Spitzenvertretern von
SPD, FDP und Grüne soll die Steuerbegünstigung beim
Agrardiesel und auch die Vergünstigung auf die
Kraftfahrzeugsteuer für die Land- und
Forstwirtschaft abgeschafft werden. Am 11. Januar
soll eine Expertenanhörung stattfinden, ab 15.
Januar sollen die Haushaltsberatungen im Bundestag
beginnen. Wenn die Bundestagsabgeordneten von SPD,
FDP und Grünen den Vorschlägen zustimmen, wären
Zusatzbelastungen von 440 Millionen Euro beim Diesel
und rund 480 Millionen Euro bei der Kfz-Steuer für
deutschen Bauern die Folge.
„Unsere
Abgeordneten dürfen der Abschaffung des Agrardiesels
und der Einführung der Kfz-Steuer für land- und
forstwirtschaftliche Fahrzeuge keinesfalls
zustimmen“, machte Kreisobmann Harald Peetz deutlich
„Denn massive Kostensteigerungen für Landwirte sowie
höhere Preise für Verbraucher wären die Folge.
Klima- und umweltschädliche Billigimporte aus
anderen Teilen der Welt drohen dann die regionale
Ware zu verdrängen und die regionale Landwirtschaft
zu zerstören. Dann ist zwar der Steuersäckel prall
gefüllt, aber unsere Teller bleiben dann vielleicht
irgendwann leer. Dazu kann und darf es nicht kommen“
„Die Not und
die Betroffenheit bei sämtlichen Berufskollegen sind
groß“, sagte Harald Peetz. Der Bauernverband sei gut
aufgestellt und durchaus auch kampagnenfähig, so
Peetz weiter. Das zeige schon allein die Tatsache,
dass es innerhalb weniger Tage möglich gewesen sei,
so viele Protestaktionen bis hin zur Großdemo am
Montag in Berlin auf die Bein e zu stellen. Die
Beschlüsse der letzten Tage haben das Fass zum
Überlaufen gebracht“, so der Kreisobmann. ER bat die
Basis der Ampelparteien inständig um Unterstützung,
auf die Angeordneten einzuwirken, diese Beschlüsse
nicht mitzutragen. Harald Peetz: „Ich kann mit nicht
vorstellen, dass die Basis das Ende der bäuerlichen
Landwirtschaft möchte.“
„Die
Bundesregierung muss in Sachen Agrardiesel und
Kfz-Steuer dringend zurückrudern und der Bund muss
zudem Biokraftstoffe sofort von der Mineralölsteuer
befreien“, hieß es von Seiten der Bauern. Die
Landwirte hoffen nun, dass die Abgeordneten von SPD,
FDP und Grünen für die nötigen Korrekturen sorgen –
und die notwendigen Entlastungen für die
Landwirtschaft in Deutschland so erhalten und im
Sinne des Klimaschutzes weiterentwickelt werden
können. Der Bayerische und der Deutsche
Bauernverband hat bereits weitere Proteste und
Aktionen angekündigt. „Wenn die Ampel die Beschlüsse
nicht zurücknimmt, wird mehr Druck kommen“, sagte
Harald Peetz. ER sagte aber auch, dass die Bauern
jetzt erst einmal den Weihnachtsfrieden einhalten
werden. „Im Januar geht es dann weiter.“
Von
einem „schweren Schlag für die Landwirte in Bayern“
sprach der örtliche Landtagsabgeordnete und
bayerische Finanzstaatssekretär Martin Schöffel.
Landwirte benötigten ihre Maschinen zur
Bewirtschaftung ihrer Felder und Wiesen. Diese
Tätigkeit sei aufwändig und werde durch die
Verkaufserlöse oft nicht vollständig gedeckt. „Eine
Steuervergünstigung bei der Mineralölsteuer ist
genauso gerechtfertigt wie bei der KFZ-Steuer für
Landwirte“, so Martin Schöffel.
Als
inakzeptabel bezeichnete die Bundestagsabgeordnete
Emmi Zeulner das Vorhaben der Ampel-Koalition
Während der Staat Rekordsteuereinnahmen verbucht,
belastet die Ampel die Bürger, aber auch die
Wirtschaft mit neuen Steuern und hohen
Energiepreisen. Der ländliche Raum leidet dabei
besonders. Die Agrardiesel-Rückvergütung von aktuell
21,48 Cent pro Liter und die Kfz-Steuerbefreiung für
land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge schaffe die
Ampel ab 2024 ab, um ihr Haushaltsloch
aufzupolieren. Emmi Zeulner: „Das ist ein Schlag ins
Gesicht für unsere Landwirte. Ein Schlag ins Gesicht
derjenigen, die tagtäglich, 24/7, bei Wind und
Wetter dafür sorgen, dass bei uns etwas auf den
Teller kommt, und die das Herzstück und Gesicht des
ländlichen Raums sind.“
Von einem
„erneuten Versagen der Ampel“ sprach der
Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig (Freie Wähler).
Die Kürzungen bei den Agrarsubventionen brächten
viele Landwirte in Existenznot und belastetet die
Verbraucher. Rainer Ludwig kritisiert in seiner
Funktion als Mitglied des Wirtschaftsausschusses im
Bayerischen Landtag die jüngsten Entscheidungen der
Bundesregierung scharf, insbesondere die Kürzungen
bei den Agrarsubventionen im Rahmen der aktuellen
Haushaltsverhandlungen. „Das dilettantische Vorgehen
der Ampelkoalition hat nun einen neuen, traurigen
Höhepunkt erreicht.“
Unterdessen
meldete sich auch das oberfränkische Handwerk zu
Wort und zeigte sich mit den Landwirten solidarisch.
Die Bundesregierung konterkariere mit ihren
einseitigen Sparplänen jahrelange Bemühungen um eine
Stärkung der Regionalität und Nachhaltigkeit in der
Lebensmittelversorgung, sagte der Präsident der
Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann.
„Die Belastungen der Betriebe und der Menschen
steigt weiter. Allerdings ohne, dass es für den
Haushalt 2024 wenigstens ein durchgängiges Konzept
gäbe, das auch den Reformstau angehen würde, dessen
Auflösung für die Wirtschaft und das Handwerk so
wichtig wäre.“
Bilder:
1. In kleinen Gruppen fuhren Kulmbacher Landwirte
aus Protest gegen die Bundesregierung während der
Berufsverkehrszeit durch die Kulmbacher Innenstadt,
um die Bevölkerung auf die zusätzlichen Belastungen
für die Bauern aufmerksam zu machen.
2. Vor der Geschäftsstelle der SPD stellten
Kreisobmann Harald Peetz und
seine beiden Stellvertreter Harald Unger und Martin
Baumgärtner (von links) einige alte Gummistiefel
ab und warfen ein Schreiben mit den Forderungen des
Bauernverbandes in den Briefkasten.
Von Abba bis
zum Kiem-Pauli / Weihnachts-CD des Hofer
Landfrauenchor
Hof. Seit zwei
Jahren ist sie schon auf dem Markt und hat sich
seitdem zum wahren Renner entwickelt: die
Weihnachts-CD des Hofer Landfrauenchors mit dem
Titel „Es klingt vom Himmelszelt“. Zusammen mit der
Instrumentalgruppe „SaitenKlar“ interpretieren die
32 Sängerinnen unter der Leitung von Helmut Lottes
nicht nur traditionelle Weihnachtslieder, sondern
auch echte Klassiker wie Luigi Cherubinis „Dona
Pacem, Domine“ oder Cesar Francks „Panis Angelicus“,
volkstümliches Liedgut wie „Jetzt kimt die heilig´
Weihnachtszeit“ aus der Sammlung des Kiem-Pauli oder
Volksweisen aus Bolivien, Tschechien und Russland.
Mit Leonard Cohens „Halleluja“ ist sogar ein
moderner Ohrwurm dabei.
Beim Hofer
Landfrauenchor handelt es sich um einen reinen
Frauenchor, der seit vielen Jahren immer wieder bei
eigenen Konzerten und Liederabenden aber auch bei
Hochzeiten und Hoffesten auftritt. Zum Repertoire
gehören moderne Chorsätze, Schlager und
Operetten-Melodien sowie Volkslieder. Immer wieder
wirkt der Zusammenschluss auch bei Kirchenkonzerten
und Gottesdiensten mit.
2019 feierte
der Hofer Landfrauenchor sein 30-jähriges Bestehen.
Die Mitwirkenden, die zu den wöchentlichen
Singstunden nach Konradsreuth kommen, stammen aus
allen Teilen des Hofer Landkreises. Auch die frühere
Hofer Kreisbäuerin Karin Wolfrum gehört dazu. Der
Altersdurchschnitt liegt um die 50 Jahre, die
jüngste Sängerin ist 30 Lenze jung. Markenzeichen
des Chores ist die erneuerte bayrisch-vogtländische
Tracht. Der Chor ist Mitglied im BBV aber auch im
Sängerkreis Bayreuth.
Nach dem Erfolg
der Weihnachts-CD haben sich der Hofer
Landfrauenchor und die Instrumentalgruppe „SaitenKlar“
ein weiteres Projekt einfallen lassen. Eine weitere
CD, die den Namen „Unsere Lieblingslieder“ trägt.
Die Idee dazu ist während der Pandemie entstanden.
Der Landfrauenchor probte zumindest außerhalb des
Lockdowns jeden Mittwoch in der St.-Johannes-Kirche
in Hof. Auftritte fehlten, und so kam man auf die
Idee, das Einstudierte aufzunehmen.
Die Auswahl der
Lieder sollte das gesamte Spektrum des Chores
wiedergeben von Operette über Musical,
Traditionelles und Schlager. Entsprechend fiel die
Auswahl der 23 Lieblingslieder aus, um zu zeigen in
wie vielen Genres sich die Sängerinnen zuhause
fühlen. Da gibt es dann internationale Titel wie
„Dancing Queen“ von Abba oder Andrew Lloyd Webbers „Memory“
aus dem Musical „Cats“. Auch deutschsprachiges ist
dabei, etwa aus Peter Maffays „Tabaluga“ und sogar
eine ganz eigene Version von Helene Fischers
„Atemlos“ ist zu hören.
Die Stücke der
Instrumentalgruppe, die die Liedfolge abrunden, sind
fränkisch instrumentiert und traditionell im Klang.
Nach den Aufnahmen in der Rehauer Apostelkirche war
die CD unter den Händen des Musikproduzenten Heiner
Wolf entstanden und mit Unterstützung der Stadt und
des Landkreises Hof, des Bezirks Oberfranken, des
Bauernverbandes und der VR Bak Bayreuth-Hof bereits
vor gut einem Jahr veröffentlicht worden.
Vor Weihnachten
haben der Chor und die Instrumentalgruppe „SaitenKlar“
noch mehrere Auftritte:
Schlachthof
steht weiter auf der Kippe / Im Sommer soll über die
Zukunft des Traditionsbetriebes entschieden werden –
Infoveranstaltung in Hallstadt
Hallstadt.
Am Ende der Informationsveranstaltung zur Zukunft
des Bamberger Schlachthofes brachte es Landwirt
Klaus Schneider auf den Punkt: „Da werden uns immer
irgendwelche Tierwohlgeschichten um die Ohren
gehauen. Jetzt, wo man wirklich mal etwas in Sachen
Tierschutz machen könnte, wird nur übers Geld
geredet“. Hintergrund ist, dass die Bauern ihr
Schlachtvieh bei einer Schließung des Schlachthofes
in der Domstadt im ungünstigsten Fall zu
Großschlachthöfen bis nach Ingolstadt, Crailsheim,
Altenburg in Thüringen oder Weißenfels in
Sachsen-Anhalt transportieren müssten. „Da stoßen
wir an unsere Grenzen“, sagte Dieter Heberlein von
der Hauptgeschäftsstelle des Bauernverbandes. Die
erlaubten Tiertransportzeiten könnten dann nur noch
schwer eingehalten werden.
Dieter
Heberlein ist auch 2. Vorsitzender der eigens
gegründeten Interessensgemeinschaft Schlachthof
Bamberg. Sie hat nur ein Ziel: den über 120 Jahre
alten Traditionsbetrieb in der Stadt zu erhalten.
Dabei zeigte sich Heberlein durchaus optimistisch.
Signale seien seitens des Bayerischen
Wirtschaftsministeriums da, abseits der regulären
Fördermittel. Die regulären Fördertöpfe greifen
nicht, weil der Schlachthof seit 2020 als GmbH
geführt wird, von der die Stadt 100 Prozent hält.
Investitionen
in Höhe von mindestens rund fünf Millionen Euro
wären notwendig, rechnete
Schlachthof-Geschäftsführer Julian Müller vor. Unter
anderem stünden die Erneuerung de Abwassertechnik,
der Schlachttechnik, der Anlieferlogistik, der
Betäubungsanlagen und vor allem die Schaffung eines
erweiterten Emmissionsschutzes an. Auf die Stadt
Bamberg könne man dabei nicht zählen, denn dort sei
die Haushaltslage sehr schwierig, wie
Wirtschaftsreferent Stefan Goller ausführte. „Wir
machen uns das sicher nicht leicht“, sagte er. Doch
allein im laufenden Jahr stünden Kreditaufnahmen in
Höhe von 14 Millionen Euro an.
Aus den Reihen
der Teilnehmer an der Infoveranstaltung wurde
deshalb mehrfach der Ruf laut, den Landkreis Bamberg
mit ins Boot zu holen. Schließlich sei doch auch der
Landkreis der große Nutznießer des Schlachthofes. Im
Stadtgebiet selbst gebe es keinen einzigen Rinder-
oder Schweinehalter mehr.
Die drohende
Schließung des Bamberger Schlachthofes konnte
zuletzt mehrfach hinausgezögert werden. Unter
anderem hatte die Interessensgemeinschaft 12000
Unterschriften gesammelt und an Oberbürgermeister
Andreas Starke übergeben. „Das war ein klares
Zeichen“, so Dieter Heberlein. Nun soll im Sommer
2024 eine endgültige Entscheidung fallen. In
Schieflage geraten war der Schlachthof trotz guter
Auslastung ab 2020/2021 aufgrund Corona und der
damit verbundenen hohen Auflagen, wegen des
Ukraine-Krieges, der explodierenden Energiekosten
und der gestiegenen Löhne. Seit einigen Monaten
laufe der Betrieb wieder stabil, sagte
Wirtschaftsreferent Goller. „Allerdings ist der
Schlachthof bei weitem nicht in der Lage, die
notwendigen Investitionen zu stemmen. Da sind wir
unweigerlich auf die Hilfe Dritter angewiesen.“
In der
Diskussion wurde auch die Gründung eines
Zweckverbandes angeregt, was aber nicht auf
einhellige Zustimmung stieß. „Für alles ist Geld da,
nur für de Ernährungssicherheit nicht“, schimpfte
einer der Bauern und weiter: „Man sieht tatenlos zu,
wie das Ding an die Wand gefahren wird“. Das ließen
Wirtschaftsreferent Goller und Geschäftsführer
Müller allerdings so nicht stehen. Allein in den
Jahren 2013 bis 2021 seien rund zehn Millionen in
den Schlachthof investiert worden.
Im Bamberger
Schlachthof wird nur geschlachtet, nicht zerlegt.
Nach den Worten von Geschäftsführer Müller werden
derzeit zwischen 4500 und 6000 Schweine pro Woche
und zwischen 800 und 1200 Rinder pro Woche
geschlachtet.
Bild: Dieter
Heberlein vom Bauernverband, Geschäftsführer Julian
Müller und Wirtschaftsreferent Stefan Goller (von
links) informierten über die Zukunft des Bamberger
Schlachthofes.
Lichter der
Hoffnung: Rekordbeteiligungen bei weihnachtlichen
Traktorrundfahrten in Oberfranken
Bayreuth.
Während die weihnachtliche Traktorparade in Bamberg
aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde, verzeichneten
die Landwirte in Kulmbach und Bayreuth diesmal
jeweils Rekordbeteiligungen, sowohl bei den
Teilnehmern als auch bei den Zuschauern. Über 40
aufwändig geschmückte Schlepper waren es in
Kulmbach, über 60 in Bayreuth. Die Veranstalter
sprachen jeweils von einem Publikumszuspruch, wie
sie sich ihn nicht in den kühnsten Träumen hätten
ausmalen können. Speziell in Bayreuth stand die
halbe Stadt Kopf, die Zahl der Schaulustigen links
und rechts der rund sechs Kilometer langen Strecke
wurde von offizieller Seite auf über 1000 geschätzt.
Mit glitzerndem
Weihnachtsschmuck und tausenden Lichter waren die
Fahrzeuge ausgestattet. Neben den Traktoren waren
auch einige Unimogs darunter. Viele transportierten
Christbäume, bunte Sterne oder beleuchtete
Schneemänner, die Fahrer hatten funkelnde
Nikolausmützen auf, der Fantasie waren praktisch
keine Grenzen gesetzt.
„Wir
wollen mit der Aktion Lichter der Hoffnung setzen“,
sagten die beiden Kulmbacher Hauptorganisatoren
Kathrin Erhardt aus Motschenbach und Stefan Seidel
aus Wacholder vom Zusammenschluss „Eure Kulmbacher
Landwirte“. Landwirtin Stefanie Will aus der Nähe
von Bindlach, die für die Fahrt in Bayreuth
zuständig war hatte 60 bis 70 Stunden gebraucht, um
ihrem John Deere zum Leuchten zu bringen. Allein an
ihrem Schlepper hatten die Lichterketten eine
Gesamtlänge von fast 100 Metern.
Nach der noch
immer nachwirkenden Corona-Pandemie und den vielen
schlechten Nachrichten über die Kriege in der
Ukraine und in Nahost sowie die Inflation sei das
auch bitter nötig. Für die Landwirtschaft war die
Aktion aber auch wieder eine überaus gelungene
Imagewerbung. „Wir wollten ein Stückweit die
Landwirtschaft in die Stadt bringen und dabei eine
weihnachtliche Atmosphäre schaffen“, so einer der
Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt, dass der eine
oder andere etwas intensiver über die heimischen
Bauern nachdenkt, dann haben wir unser Ziel schon
erreicht“, sagte sein Berufskollege.
Die
Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum
Funkeln. Obwohl kaum Werbung für die Rundfahrt
gemacht wurde und die nasskalte Witterung nicht
gerade einladend war, säumten die vielen
Schaulustigen sowohl in Bayreuth als auch in
Kulmbach schon lange vor dem Start die Straßen und
ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion
verzaubern. Bis aus Nürnberg oder Neustadt an der
Waldnaab waren die Zuschauer angereist. Politische
Banner gab es nicht. Bei den Fahrten wurde aber Geld
für karitative Zwecke gesammelt.
In Kulmbach war
der Traktorkorso am Milchviehbetrieb von Hermann
Grampp in Melkendorf gestartet. In Bayreuth ging es
im Vorort Heinersreuth los, Polizei und Feuerwehr
sicherten dabei jeweils den Konvoi ab. Nach den
Fahrten kreuz und quer durch die Innenstädte,
machten die Schlepper in Kulmbach auf dem Parkplatz
des Schwimmbades, in Bayreuth auf dem Volksfestplatz
halt. Dort gab es die Gelegenheit, die Fahrzeuge zu
fotografieren, mit den Bauern ins Gespräch zu kommen
und den Nikolaus höchstpersönlich zu treffen.
Außerdem gab es Glühwein, Früchtepunsch, Tee, Küchla,
selbstgebackene Plätzchen und Bratwürste für einen
guten Zweck. Für Stimmung sorgte eine
Samba-Formation mit ihren Trommeln. Die Spenden
sollen demnächst überreicht werden, in Kulmbach an
das Kinderhaus der Geschwister-Gummi-Stiftung, in
Bayreuth an das Hospizmobil „Herzenswunsch“ des
Bayerischen Roten Kreuzes.
Während
in Bayreuth und Kulmbach die Zusammenarbeit mit
Stadt, beziehungsweise Landratsamt, mit Polizei und
den Feuerwehren hervorragend funktioniert hat, gab
es in Bamberg Probleme. Aufgrund zu hoher
Sicherheitsauflagen sagten die Veranstalter schon
einige Tage zuvor komplett ab. Unter anderem hätten
die Landwirte 100 Sicherheitskräfte stellen sollen.
Für Ärger
sorgte in Bayreuth auch ein Leserbrief in der
lokalen Zeitung. Darin versuchte eine Leserin aus
dem Fichtelgebirge Stimmung gegen die Aktion zu
machen. Sie schrieb von einem
„Monster-Traktoren-Theater“, prangerte die
angebliche Umweltbelastung an, fand den
Plastikschmuck grässlich und vermutete eine
Verschwendung von Steuergeldern. Die über 1000
Schaulustigen ließen sich davon aber nicht beirren.
Bilder: Einen
vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche
Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten
Adventssamstag in Bayreuth. Sämtliche Schlepper
waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich
beleuchtet.
Freund oder
Feind: Der Biber im Kulmbacher Land / Pro und Contra
Biber im Landkreis Kulmbach
Kulmbach.
Der Biber macht den oberfränkischen Teichwirten seit
Jahren zu schaffen. Mancherorts sind die
Biberschäden auch für den Laien deutlich zu sehen.
Etwa, wenn der Biber an einem Uferstreifen Bäume
gefällt hat, die dann im Wasser liegen. Von den
Stämmen unter der Wasseroberfläche nagt der Biber
dann die Rinde ab.
Den Teichwirten
geht es allerdings nicht um die Schäden an den
Gehölzen, sondern um die Dämme, die der Biber
aufstaut und um die unterirdischen Ausbuchtungen,
die ringsum Wege untergraben und die immer wieder
große Schäden anrichten. In der Haftung ist der
Teichwirt, denn er hat eine Sicherungspflicht für
den gesamten Uferbereich. Doch wovon soll er teure
Reparaturen bezahlen, etwas dann, wenn aufwändige
Baggerarbeiten notwendig werden?
Ein weiteres
Problem ist, dass der Biber die Karpfen aus der
Winterruhe treibt. Die Fische leiden dann unter
einem Energiemangelsyndrom. Das bedeute, dass der
Fisch dann im Frühjahr keine Energie mehr besitzt
und im weiteren Verlauf daran zu Grunde gehen kann.
Insgesamt
polarisiert der Biber durch seine Bautätigkeiten,
die schnell mal einem Landwirt zum Verhängnis werden
können. So könne beispielsweise ein Erdbau
gefährlich werden, wenn der Bauer mit dem Schlepper
drüber fährt und einbricht. Ähnliche Konflikte
treten seit Mitte der 1980er Jahre auch im Bereich
der Forst- und der Wasserwirtschaft auf. Dazu
gehört, dass der Biber als strenger Vegetarier
sämtliche Feldfrüchte vom Getreide über Mais bis zu
Zuckerrüben frisst,.
„Der Biber ist
nach wie vor da und macht seine Schäden“, sagt
Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes
in Kulmbach. Die geschädigten Landwirte seien
mittlerweile aber sehr frustriert, weil bei
gemeldeten Biberschäden fast nichts herauskommt.
Viele Landwirte seien mittlerweile schon so weit,
dass sie gar keinen Schaden mehr anmelden, weil der
Zeitaufwand in kaum einenm Verhältnis zum Ergebnis
steht. So sei es kein Wunder, dass die Biberschäden
in den Statistiken weniger werden, obwohl sie
unverändert da sind.
Ein
großes Problem sei es auch, dass der geschädigte
Landwirt aus dem Biberfonds des Freistaates im
besten Fall nur 70 Prozent des Schadens ersetzt
bekommt. Dazu müsse man wissen, dass der Biberfonds
gedeckelt ist, werden mehr Schäden bei der Unteren
Naturschutzbehörde angemeldet, gibt es sogar noch
weniger als 70 Prozent. „Das ganze behördliche
Verfahren hat die Leute so mürbe gemacht, dass kaum
noch Biberschäden gemeldet werden, obwohl es sie
nach wie vor gibt und bestimmt auch nicht weniger
werden.“
Mittlerweile
sei jedes Rinnsal von einem Biber besetzt. In der
Fränkischen Schweiz beispielsweise gebe es bereits
Rangkämpfe unter den Bibern um die Reviere. Weil es
so viele Biber gibt, seien die guten Lebensräume
weg. Jeder Biber habe sein Gebiet. Dazu müsse man
auch wissen, dass der Biber keine natürlichen Feinde
hat, „vom Wolf einmal abgesehen“. Dort wo der Wolf
unterwegs sei, gebe es auch keine Biberprobleme.
Gegen den Biber
könne man nichts unternehmen, denn er ist nach wie
vor streng geschützt. Harald Köppel rechnet auch
nicht damit, dass sich am Schutzstatus etwas ändert.
Die „Entnahme“ bei konkreten Schäden sei zwar
möglich, werde in der Praxis aber eher weniger
angewandt. Erst wenn der Biber mal wieder einen
Strommasten fällt und eine ganze Gemeinde ohne Strom
ist, werde die Biberproblematik wohl wieder akut, so
der BBV-Geschäftsführer.
Es gibt
Schäden, sagt auch Hans-Joachim Küfner, einer der
ehrenamtlichen Biberberater im Landkreis Kulmbach.
Nachdem allerdings die Teichwirtschaft im Landkreis
unterdimensioniert sei, spiele der Biber, was
relevante Schäden bei Teichwirten betrifft, kaum
eine Rolle. Schäden gebe es immer wieder mal bei
Privatleuten, wo beispielsweise ein Apfelbaum
angenagt, eine Thuja-Hecke angeknabbert oder eine
Uferböschung unterhöhlt wird. Im Verhältnis zu
anderen Landkreisen wie etwa Bayreuth oder gar in
Unterfranken komme Kulmbach gut weg. Über die Zahl
de Biberreviere gebe es keine Erhebungen.
Hans-Joachim Küfner gibt auch zu bedenken, dass
nicht jeder Bau zu sehen ist.
Das
Bibermanagement habe sich auf jeden Fall bewährt. Es
sei schon gelungen, einen Konsens zwischen Natur und
Bevölkerung zu schaffen. Hans-Joachim Küfner geht
sogar so weit, zu sagen, dass es in Stadt und
Landkreis Kulmbach eine gewisse Lobby für den Biber
gibt. “Die Leute sind eigentlich pro Biber
eingestellt.“ Eine gekappte Stromleitung durch einen
vom Biber gefällten Baum sei zwar unangenehm und
ärgerlich, könne aber genauso gut auch durch einen
Sturm verursacht werden. Man mache kein Feindbild
aus dem Biber. Der Biberberater sagt aber auch: „Die
Schäden, die da sind, die werden auch weiterhin da
sein.“ Der Biber werde vielleicht mehr sichtbar,
beispielsweise durch angeknabberte Weiden, aber das
seien keine Schäden im klassischen Sinn.
Bilder:
1. Diesen Biber hat Hans Joachim Küfner vor wenigen
Tagen bei Melkendorf selbst fotografiert.
Foto: Hans Joachim Küfner
2. So sehen Biberburgen aus. Das Bild entstand im
zurückliegenden Winter im Nachbarlandkreis Kronach.
„Dann ist der
Ärger auf Jahre festgeschrieben“ / Ohne Entnahmen
würde sich die Biberpopulation jährlich nahezu
verdoppeln - Interview mit Edwin Hartmann aus Waldau
Waldau.
Autofahrer, die auf der A70 kurz nach der Auffahrt
Kulmbach/Neudrossenfeld in Richtung Bayreuth
unterwegs sind, haben die Teichanlagen von Edwin
Hartmann mit Sicherheit schon einmal gesehen. Sie
befinden sich unmittelbar neben der Autobahn. Kaum
zu glauben, dass auch dort der Biber schon einmal
immense Schäden angerichtet hat. Wir haben mit dem
Teichwirt gesprochen:
Herr
Hartmann, Sie hatten selbst schon mal einen
Biberschaden?
Ja, ich hatte
selbst auch schon Biberschäden in meiner
Teichanlage. Mit achtzehn bis zu sechs Meter langen
Biberröhren und mehreren Biberhöhlen war 2018 der
Damm eines Teiches vollständig zerstört. Mit dem
Bagger wurde der Damm wieder instandgesetzt. Der
entstandene Kostenaufwand wurde mit etwa siebzig
Prozent entschädigt. Vom Landratsamt Kulmbach
erhielt der Jagdpächter daraufhin eine Genehmigung
zur Biberentnahme. Außerdem wurde meine Teichanlage
als biberfreier Bereich definiert.
Welche Rolle
spielt der Biber im Landkreis Kulmbach?
Im Landkreis
Kulmbach, ebenso wie in ganz Oberfranken, verursacht
der Biber flächendeckend Schäden. Aufgestaute Bäche,
gefällte Bäume, überflutete Wiesen und beschädigte
Teichanlagen findet man vielerorts.
Wo siedelt er
sich hauptsächlich an, am Roten Main, am Weißen Main
oder eher in den Seitengewässer?
Bleibt der
Biber weitgehend ungestört, dann siedelt er sich an
allen Gewässern mit vorhandenem Bewuchs an.
Hat sich das
Bibermanagement Ihrer Meinung nach bewährt?
Das
Bibermanagement hat sich insoweit bewährt, dass
jetzt die Entnahme von Bibern, mit entsprechendem
Nachdruck, genehmigt wird. Die anfänglich nur
beschwichtigenden Reden der Biberberater haben sich
der Realität angepasst. Vom Landratsamt Bayreuth
wurden diesbezüglich auch Pauschalgenehmigungen für
fünf Jahre erteilt. Das Landratsamt Kulmbach erteilt
Abschussgenehmigungen nur fallbezogen.
Werden
Biberschäden ihrer Meinung nach eher noch zunehmen?
Ohne
bestandsregulierende Faktoren würde sich die
Biberpopulation jährlich nahezu verdoppeln. Nur
durch den Straßenverkehr und durch gezielte
Entnahmen wird dies verhindert. Der Biber besiedelt
bereits jetzt eher ungeeignete Bereiche wie kleine
Bäuche und überschaubare Teichanlagen. Auch
Teichkläranlagen werden in Mitleidenschaft gezogen
und es entstehen hohe Instandsetzungskosten.
Der Biber fällt
unter das Naturschutzrecht, was kann der betroffene
Landwirt, beziehungsweise der Teichwirt machen?
Bedingt durch
den stringenten Schutzstatus sind betroffene
Landwirte und Teichwirte auf die Nachsicht der
unteren Naturschutzbehörden angewiesen. Schäden sind
frühzeitig zu melden und Maßnahmen müssen mit
Nachdruck eingefordert werden.
Gibt es
Schadensausgleich?
Es gibt die
Möglichkeit Schadensausgleich zu beantragen.
Entschädigt werden aber nur Schäden, welche
betriebswirtschaftliche Auswirkungen haben. Freizeit
angeln und Hobbyteichwirtschaft fallen nicht
darunter. Auch Bäume werden nur entschädigt, wenn
ein forstwirtschaftlicher Schaden vorliegt. Aufgrund
der begrenzten Finanzmittel wird die
Schadensregulierung dem Schadensaufkommen
entsprechend gekürzt.
Was passiert,
wenn der grundsätzliche Schutzstatus des Bibers
nicht geändert wird?
Dann ist der
aktuelle Ärger auf Jahre festgeschrieben. Hier zwei
Beispiele: Bei der Zoltmühle, nahe Pechgraben
konnten nach genehmigter Entnahme sechs Biber
geschossen werden. Jetzt nach zwei Jahren haben sich
schon wieder Biber angesiedelt und mit den
einhergehenden Schäden wird ein erneutes Eingreifen
erforderlich. In der Trebgast bei Fohlenhof wurden
Anfang des Jahres Biberdämme entfernt und aktuell
sind die angrenzenden Wiesen schon wieder
überflutet. Es zeigt sich, Schadensbeseitigung ohne
einhergehende Biberentnahme sind hinausgeworfenes
Geld.
Zur Person:
Edwin Hartmann
(67) aus Waldau betreibt Land-, Forst-, und
Teichwirtschaft im Nebenerwerb zusammen mit seiner
Familie. Sein Lebensmittel sind die Karpfen, die in
den vier eigenen Teichen am Ortsrand des
Neudrossenfelder Gemeindeteils Waldau heranreifen.
Vermarktet werden sie im Wesentlichen über die für
ihre Fischspezialitäten weit über die
Landkreisgrenze hinaus bekannte und bereits mehrfach
ausgezeichnete Gaststätte Fuchs direkt in der
Nachbarschaft der Familie Hartmann. Noch kürzer
können Transportwege kaum ausfallen, liegen doch
zwischen Teich und Wirtshaus nicht einmal 500 Meter
Luftlinie. Hauptamtlich war Edwin Hartmann bei der
Telekom in Bayreuth tätig. Die eigene Teichanlage
besteht aus vier Karpfenweihern mit einer
Gesamtwasserfläche eines Hektars. Der erste Teich
wurde bereits 1982 gebaut und bereits mehrfach
erweitert. 1990 und in den Jahren 2019 und 2020
entstanden die weiteren drei Weiher.
Bilder:
1. Einen seiner
kleineren Teiche hat Edwin Hartmann im Herbst
abgelassen.
2. Das ist der größte der vier Teiche, die Edwin
Hartmann am Ortsrand von Waldau bewirtschaftet.
Traktorkorso
für den guten Zweck / Weihnachtlich geschmückte
Schlepper werden am 8. Dezember wieder durch die
Stadt rollen
Kulmbach.
Die Lichterketten liegen bereit, die Tannenzweige
werden gerade hergerichtet und die LEDs werden noch
einmal überprüft: Nachdem die weihnachtlichen
Traktorkorsos in den vergangenen Jahren auf
unerwartet großen Anklang gestoßen waren, haben sich
auch in diesem Jahr Landwirte aus Kulmbach und
Umgebung zusammengetan, um am Freitag vor dem 2.
Advent eine spektakuläre Rundfahrt durch Kulmbach zu
starten.
„Wir waren im
zurückliegenden Jahr vom riesigen Zuspruch der
Bevölkerung völlig überwältigt“, sind sich die
beiden Organisatoren Kathrin Erhardt (30) aus
Motschenbach und Stefan Seidel (32) aus Wacholder
einig. Mit bis zu 25 Berufskollegen haben die beiden
den Zusammenschluss mit dem Namen „Eure Kulmbacher
Landwirte“ gegründet. „Es ist einfach eine schöne
Sache“, so Kathrin Erhardt. Ihre kleine Tochter
könne es schon jetzt kaum mehr erwarten, dass es
endlich losgeht.
Der
Traktorkorso durch die Stadt hat natürlich auch
ernste Gründe. Zum einen möchten die Landwirte ihr
völlig zu Unrecht bestehendes Image ein wenig
aufpolieren und Werbung für die Bauern vor Ort
machen. „Wir suchen den Dialog zum Verbraucher,
wollen mit den Menschen auf Augenhöhe kommunizieren
und uns für den Zuspruch bedanken“, sagt Stefan
Seidel. Zum anderen sollen Spenden für einen guten
Zweck gesammelt werden. Das Geld aus dem Verkauf von
Glühwein, den selbstgebackenen Plätzchen und den
Süßigkeiten, die zum einen vom Ring junger
Landfrauen und zum andern vom REWE-Markt Hollweg
großzügig zur Verfügung gestellt wurden, wird
komplett für das Kinderhaus „Sternstunden“ der
Geschwister-Gummi-Stiftung gespendet.
Der Aufwand sei
schon enorm, so Kathrin Erhardt. Feuerwehr, Polizei
und Sicherheitswacht seien mit im Boot, damit alles
wie am Schnürchen klappt. Seit September laufen
bereits die Planungen. Doch nun sei alles unter Dach
und Fach, die Genehmigung aus dem Landratsamt liegt
vor und es kann losgehen mit dem Schmücken der
Schlepper, die dann so viele Kinderaugen zum Funkeln
bringen werden.
Konkret rechnen
Kathrin Erhardt und Stefan Seidel mit bis zu 35
geschmückten Traktoren. Sie werden am Freitag, 8.
Dezember um 18 Uhr auf dem Betrieb Grampp in
Melkendorf starten und durch die Innenstadt, diesmal
auch wieder über die Obere Stadt, bis zum Parkplatz
des Freibades fahren. Dort wird ein Weihnachtsbaum
aufgestellt, es gibt mehrere Feuerschalen sowie
Glühwein, Plätzchen und die Gelegenheit, mit den
Bauern ins Gespräch zu kommen.
Zwei dringende
organisatorische Bitten haben die Veranstalter:
Besucher sollten möglichst am Großparkplatz
Schwedensteg parken. Parkplätze am Schwimmbad werden
nur in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung stehen.
Außerdem soll so jegliches Chaos bei der An- und
Abfahrt vermieden werden. Die zweite Bitte betrifft
den Glühweinausschank. „Am besten wäre es, wenn
möglichst viele Besucher ihre eigenen Tassen
mitbringen könnten“, sagt Kathrin Erhardt. Das
schont die Umwelt und erleichtert die Organisation.
Bilder: Die
weihnachtlich geschmückten Traktoren lockten im
zurückliegenden Jahr mehrere tausend Besucher an.
Jürgen Becher
ist 50 Jahre alt und bewirtschaftet einen
Milchviehbetrieb mit Ackerbau. Er ist auch
Kreisvorsitzender des Verbandes für
landwirtschaftliche Fachbildung (vlf), sowie
Aufsichtsratsmitglied der Käserei Bayreuth. Im
Maschinenring hatte er bislang keine Funktion. „Ich
bin also unbelastet, aber nicht unerfahren“, sagte
er bei seiner Vorstellung. Sein Vorgänger Siegfried
Hüttner war nach 17 Jahren im Amt nicht mehr zur
Wahl angetreten. Zum neuen 2. Vorsitzenden wählten
die Mitglieder Stefan Heinold aus Höhlmühle bei
Stammbach. Der 51-Jährige, der einen Mischbetrieb
führt, erhielt 124 von 128 möglichen Stimmen.
Corona-bedingt
fand die Mitgliederversammlung nicht wie gewohnt im
Februar, sondern erst jetzt statt. Die vorgelegten
Zahlen betreffen deshalb auch nicht das aktuelle
Jahr, sondern 2022. Geschäftsführer Patrick
Heerdegen konnte dafür einmal mehr Zahlen vorlegen,
die deutlich machen, wie wichtig die Arbeit der
bäuerlichen Selbsthilfeorganisation für die
Landwirtschaft und den ländlichen Raum im Landkreis
ist. Beispielsweise wurden weit über 21000 Stunden
soziale Betriebshilfe geleistet, fast 2000 mehr als
noch im Jahr zuvor. Soziale Betriebshilfe wird immer
dann erforderlich, wenn der Betriebsleiter oder eine
andere wichtige Kraft auf dem Hof ausfällt, etwa
wegen Krankheit, Reha-Aufenthalten oder bei
Todesfällen. Wenn das klassische Feld des
Maschinenrings, der Mietpark mit Schlepper, Pflug
und Scheibenegge etwas zurückgegangen war, so liegt
das an der Trockenheit. Trotzdem erreichte der
Maschinenring einen Verrechnungswert, also die Summe
aller erbrachten Leistungen, von knapp 4,2 Millionen
Euro (Vorjahr 4,7 Millionen Euro).
In der
Nachfrage immens zugenommen hatten nach den Worten
des Geschäftsführers allerdings die anderen
Standbeine der Ringarbeit. Die Beratungen zu
Düngeverordnung, Mehrfachanträgen oder
Kulap-Anträgen gehören dazu, genauso wie der
Dieselankauf. Allein 1,4 Millionen Liter Diesel
seien im Jahr 2022 für die Landwirte der Region über
den Maschinenring bestellt worden.
Das zeige auch,
wie sehr sich die Arbeit des Rings während seiner
Amtszeit verändert hat, sagte der bisherige
Vorsitzende Siegfried Hüttner. Während es vor 17
Jahren noch weitgehend um die klassische
Maschinenvermittlung und um die Betriebshilfe
gegangen sei, hätten die Beratungs- und
Dienstleistungen immer mehr Raum beansprucht.
Hintergrund sei, dass die Behörden nach und nach aus
der einzelbetrieblichen Beratung ausgestiegen sind.
Größtes Problem
für den Ring sei es aktuell, Nachwuchs in der
Betriebshilfe zu generieren. „Es wird immer
schwieriger, jeden Einsatz zu garantieren“,
bedauerte Hüttner. Ältere Mitarbeiter scheiden nach
und nach aus, jüngere kämen kaum nach. Dabei sei der
Maschinenring mit einem Stundenlohn von 21,50 Euro
vor Steuer ein interessanter Arbeitgeber.
Auch bei der
gewerblichen Tochter, der Maschinenring Münchberg
GmbH, laufen die Geschäfte gut, sagte deren
Geschäftsführer Daniel Seuß. Die GmbH ist unter
anderem für die Stromtrassenpflege des Bayernwerks
auch über die Grenzen des Landkreises Hof hinaus
zuständig, sie erledigt im Auftrag von Kommunen den
Winterdienst, erstellt Baumkataster und hat sogar
Großunternehmen als auch Privatleute als
Auftraggeber. Neu ist das Angebot der
Grenzsteinsuche per GPS. Dadurch wird die
Grenzsteinsuche ohne Vermessungsamt möglich, was
zwar nicht amtlich anerkannt wird, aber für viele
Landwirte eine hilfreiche Dienstleistung sein kann.
Bei den
Neuwahlen wurden die folgenden Persönlichkeiten in
den Vorstand gewählt: Georg Bergmann (Rieglersreuth),
Oliver Mehringer (Markersreuth), Jörg Müller (Martinsreuth),
Marina Müller (Baiergrün), Wilfried Schaller (Jehsen),
Reinhardt Seifferth (Poppenreuth), Johannes Vogel
(Selbitz), Markus Wolfrum (Osseck) und Hans Zeeh (Tiefengrün).
Bild: Jürgen
Becher (rechts) ist neuer Vorsitzender des
Maschinen- und Betriebshilfsrings Münchberg und
Umgebung. Er löst Siegfried Hüttner ab, der 17 Jahre
lang an der Spitze der Selbsthilfeorganisation
stand.
Vorwurf der
Tierquälerei: „Schlag ins Gesicht aller Bauern“ /
Interview mit BBV-Kreisobmann Harald Peetz zur
Anbindehaltung beim Milchvieh
Kulmbach.
Die Milchviehhaltung in Bayern ist geprägt von
vielen kleineren und mittleren bäuerlichen
Familienbetrieben. Viele dieser Milchviehbetriebe
halten ihre Rinder in Anbindehaltung, auch wenn die
Zahl dieser Betriebe stetig abnimmt. Nun möchte die
Politik diese Anbindehaltung schnellstmöglich
komplett verbieten. Dagegen wendet sich der
Bayerische Bauernverband (BBV). Er kämpft gegen ein
Verbot der Anbindehaltung, wirbt aber zugleich für
Weiterentwicklung und Alternativen zur ganzjährigen
Anbindehaltung. Eine Fristsetzung lehnt der Verband
dagegen entschieden ab. Wir sprachen mit Kreisobmann
Harald Peetz aus Himmelkron über die Anbindehaltung:
Herr Peetz, ist
die Anbindehaltung in unserer Region überhaupt noch
ein Thema?
Die
Anbindehaltung ist auch in unserer Region wie
überall in Bayern eine von selbst auslaufende
Haltungsform. Aber nicht, weil es den Tieren da
besonders schlecht geht, sondern weil die
Haltungsform besonders arbeitsintensiv ist und so
kein zum Überleben nötiger Viehbestand gehalten
werden kann.
Gibt es Zahlen
zur Anbindehaltung?
Auch ohne ein
Verbot sind die Betriebe mit Anbindehaltung in
Bayern von 37000 Betrieben im Jahr 2001 auf 13000
Betriebe im Jahr 2020 gesunken und sinken weiter,
von den 13000 Betrieben sind circa 9000 reine
Anbindehalter und circa 4000 Betriebe mit
Kombihaltung. Das gleiche Bild zeigt sich im
Landkreis Kulmbach da gab es 2022 nur noch 160
Milchviehbetriebe und ich schätze höchsten 25
Prozent davon hatten noch Anbindehaltung.
Warum ist die
Anbindehaltung trotzdem noch wichtig?
Die
Anbindehaltung ist trotzdem wichtig, weil es sich
bei den Betrieben meistens um solche ohne
Hofnachfolger, also auslaufende Betriebe handelt,
die es sich für ihre paar Jahre die sie noch Tiere
halten wollen, einfach nicht leisten können einen
neuen Stall zu bauen und das Auskommen der
Bauernfamilie ohne tierische Veredelung bei unseren
kleinen flächenarmen Betrieben nicht möglich ist.
Was sind das
genau für Betriebe, die noch Anbindehaltung
betreiben?
Das sind
Betriebe, die eng mit ihren Tieren verbunden sind wo
die Gesundheit und das Wohl der Tiere an erster
Stelle steht und danach erst die Bauernfamilie kommt
und der Bauer oder die Bäuerin meist mehr leidet als
das Tier, wenn es krank ist.
Tierschutzorganisationen sprechen offen von
Tierquälerei, was entgegnen sie?
Diese
Haltungsform als Tierquälerei und so die
Bauernfamilien als Tierquäler hinzustellen ist ein
Schlag ins Gesicht all derer die sich 365 Tage im
Jahr wenn es sein muss, 24 Stunden am Tag um das
wohl der Tiere kümmern und mit ihrer harten Arbeit
die Lebensmittel für die Gesellschaft produzieren.
Solch selbst ernannte Tierschützer und ihre
Organisationen, die meist selbst nicht in der Lage
sind, ihnen anvertraute Tiere artgerecht zu halten,
aber über die Medien einen ganzen Berufsstand in
Deutschland verunglimpfen, meist mit dem Ziel, das
sich ihre Konten mit Spendengeldern füllen, sollten
einmal ins Ausland schauen und sich dort um das
Tierwohl kümmern denn wenn wir in Deutschland unsere
Tierhalter gar kaputt gemacht haben, sind wir auf
solche Lieferungen angewiesen.
Warum wäre eine
Umstellung auf eine andere Haltungsform so
schwierig?
Das Umstellen
von Anbindehaltung auf Laufstallhaltung ist so
schwierig, weil es ein kompletter Systemwechsel ist.
In der Anbindehaltung kommt alles vom Futter, Wasser
bis zur Melktechnik zum Tier in der Laufstallhaltung
muss das Tier zum Futter und zum Melken gehen was
einen komplett anderen Stall erfordert. Deswegen
wäre die Kombihaltung die Weiterentwicklung und so
wichtig für diese kleinen bäuerlichen
Familienbetriebe.
Was versteht
man genau unter Kombihaltung und lässt sie sich in
unserer Gegend überhaupt praktikabel umsetzen?
In der
Kombihaltung wird der vorhandene Stall so umgebaut
oder erweitert das sich die Tiere zu bestimmten
Tageszeiten oder zu bestimmten Jahreszeiten in
Sammelboxen oder in Laufhöfen frei bewegen können
und früh und abends zum Melken auf ihren Platz
angebunden sind. Solche Umbauten sind in letzter
Zeit schon verwirklicht worden und sind bei guten
Willen aller Beteiligten auch in unseren Dorflagen
möglich.
Was würde ein
Verbot für die betroffenen Bauern konkret bedeuten?
Das Verbot der
Anbindehaltung auch in der eben geschilderten
Kombihaltung wäre das Ende all dieser Betriebe und
die Tiere würden keiner besseren Zukunft entgegen
gehen, sondern würden alle im Schlachthof ein jähes
Ende finden. Vor allem, auch weil in dem Gesetz eine
Übergangszeit von nur fünf Jahren für aktive
Betriebsleiter zugesagt ist aber eine Übergabe eines
solchen Betriebes auch während der fünf Jahre an die
nächste Generation vollkommen ausgeschlossen ist was
einem Berufsverbot gleichkommt.
Ihre Forderung
an die Politik:
An die Politik
gewandt kann ich nur immer wieder fordern von der
ideologisch voreingenommenen Herangehensweise zu
einer praktikablen, realistischen und für kleine
Betriebe umsetzbaren Lösung zu kommen. Die Bauern
erwarten eine Politik, die an ihrer Seite steht, die
ihre Arbeit für die Gesellschaft würdigt und
anerkennt und nicht immer wieder unerfüllbare
Forderungen und Auflagen bringt. Die Landwirtschaft
ist ein Berufszweig, der in Generationen und nicht
in Wahlperioden denkt, sie braucht von der Politik
Verlässlichkeit und Zusagen, auf die sich eine
Betriebsentscheidung für 20 oder 25 Jahre aufbauen
lässt, ansonsten ist eine Investition in die
Tierhaltung, egal welcher Haltungsform nicht möglich
und jeder Betrieb, der einmal aufgegeben hat, fängt
nicht mehr an. Und neben den Bauernfamilien sind
auch das dörfliche Leben und unsere Umwelt und
Kulturlandschaft die Leittragenden einer solchen
Politik. Wer meint mit einer solchen Politik zum
Erhalt einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft und zu
mehr Tierwohl und Umweltschutz beizutragen ist auf
dem Holzweg. Damit sind wir auf dem besten Weg das
zu zerstören, was wir fördern und erhalten sollten.
Bild:
Nur rund 25 Prozent der noch verbliebenen 160
Milchviehbetriebe im Landkreis Kulmbach halten ihre
Tiere in der Anbindehaltung.
Braugerstenanbau geht weiter zurück /
Braugerstenschau in Oberfranken: Landwirte zogen
negative Bilanz
Kulmbach.
Späte Aussaat, extreme Trockenheit, weniger Fläche
und unterdurchschnittliche Erträge: für die
Braugerstenanbauer war 2023 ein schwieriges Jahr.
Bei der oberfränkischen Braugerstenschau im
Kulmbacher Mönchshof berichtete Fritz Ernst vom Amt
für Landwirtschaft von deutlich höheren
Eiweißwerten, schwachen Vollgerstengehalten und
einer höheren Auswuchsgefahr.
Das Dilemma
fängt schon bei der Anbaufläche an. Hier lag der
Wert bei der Sommergerste bei 23160 Hektar. Das sind
über 5000 Hektar oder 17 Prozent weniger als noch im
Jahr zuvor. „Damit lag der Anbau auf dem niedrigsten
Wert seit Jahrzehnten“, sagte Fritz Ernst. Für das
kommende Jahr ging er sogar noch von einem stärkeren
Rückgang auf rund 20000 Hektar aus. Als Gründe dafür
nannte er die schlechten Erträge 2022 und 2023,
sowie die Fläche, die für den Bedarf an Futter und
Biogassubstrat verloren geht.
Dabei sollte
man nach den Worten des Fachberaters allerdings
nicht übersehen, dass Oberfranken nach wie vor gute
Voraussetzungen für den Sommergerstenanbau bietet.
Die Böden seien geeignet, die klimatischen
Bedingungen passten trotz allem noch und die
Landwirte seien leistungsfähig und hätten den Anbau
im Griff. „Mälzereien und Brauereien sind vor Ort
und de Landhandel ist auf Braugerste eingestellt.“
Damit werde in Oberfranken die von der Politik
vielfach propagierte Aussage “farm to fork“ (vom
Feld auf den Tisch“) durch kurze Verarbeitungswege
direkt umgesetzt. Durch Vertragsanbau könne das
Risiko zudem für alle Beteiligten begrenzt werden,
wenn auch die Preisfindung ein schwieriges Kapitel
bleibt.
Auch der
Vorsitzende des in Kulmbach ansässigen
Braugerstenvereins Oberfranken Hans Pezold zog ein
gemischtes Fazit. Die Witterung habe den Anbau für
die meisten Regionen erst viel zu spät zugelassen
und die Saatbedingungen seien nicht optimal gewesen,
so der Vorsitzende. Durch die Mitte Mai einsetzende
Trockenheit mit einhergehend hohen Temperaturen
seien die Triebe der ohnehin schwach bestockten
Bestände noch einmal stark reduziert worden. „In die
Abreife kamen dann die lang ersehnten Niederschläge,
aber viel zu spät und zur Unzeit.“
Der
Frust sei sehr groß, da es in manchen Gegenden die
dritte schlechte Ernte in Folge war, sagte Hans
Pezold. Dabei sei die Landwirtschaft durchaus in
Vorleistung gegangen. Der Vorsitzende sprach von
einer Verdreifachung der Düngekosten, von
exorbitanten Diesel- und Maschinenkosten und auf der
anderen Seite von ganz schwachen Naturalerträgen
gepaart mit überschaubaren Qualitäten, die dann im
schlimmsten Fall zu Futterpreisen abgerechnet worden
seien. Hans Pezold: „Für die Landwirtschaft mehr
oder weniger ein Totalschaden auf diesen Flächen.“
Noch schlimmer
als das Wetter sei allerdings de ideologisch
geprägte Politik, unter der die Bauern zu leiden
haben. „Berlin richtet noch mehr Schaden an als das
Wetter“, sagte der BBV-Kreisobmann Harald Peetz.
Während er beim Wetter allerdings noch Hoffnung auf
Besserung habe, gebe er die Hoffnung bei der Politik
auf. Nach den Worten des stellvertretenden
Kulmbacher Landrats Dieter Schaar leisteten die
Braugerstenanbauer einen wertvollen Beitrag zur
oberfränkischen Lebenskultur. „Ohne Braugerste kein
Malz, ohne Malz kein Bier und ohne Bier keine
Brauereien im Bierland Oberfranken.“
Aus den knapp
80 eingereichten Mustern wurden anhand
verschiedenster Kriterien wie Eiweißgehalt oder
Kornausbildung drei Bezirkssieger gekürt: Platz 1
erreichte die Gutsverwaltung Reitzenstein in Issigau
(Landkreis Hof), Platz 2 Alexander Stöhr aus Röslau
(Landkreis Wunsiedel) und auf Platz 3 landete Thomas
Kraus aus Stadelhofen (Landkreis Bamberg).
Bilder:
1.80
Muster wurden diesmal zur Braugerstenschau von
oberfränkischen Landwirten eingereicht, 50 kamen in
die Wertung und wurden bei der Braugerstenschau
ausgestellt.
2.„Die
Braugerstenernte 2023 ist in Ertrag und Qualität
bezogen auf den Vollgerstenanteil sehr schwach
ausgefallen“: Fritz Ernst vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg.
Raus aus der
fossilen Nutzung / Präsident Felßner bei der
öffentlichen BBV-Kreisversammlung in Hof
Dörnthal.
Der Landkreis Hof hat in jeder Hinsicht eine
hervorragende Ausgangsposition. Das hat Präsident
Günther Felßner bei der öffentlichen
Kreisverssammlung des BBV Hof in Dörnthal
festgestellt. „Hier sind die Menschen überaus
kreativ, erbringen außergewöhnliche Leistungen und
schaffen die besten Voraussetzungen für die
Zukunft“, sagte Felßner. Einzigartig sei Hof aber
auch noch aus einem anderen Grund. Bayernweit
einmalig stehe hier mit Elke und Ralph Browa aus
Hirschberglein bei Geroldsgrün ein Ehepaar als
Kreisbäuerin und Kreisobmann an der Spitze.
Rote und Gelbe
Gebiete, Erosionskataster, Tierarzneimittelgesetz,
der Borkenkäfer, Süd-Ost-Link, die FAL-BY-App: die
Auflistung der aktuellen Probleme durch Kreisobmann
Ralph Browa wollte scheinbar gar kein Ende nehmen.
„Wir machen eine Baustelle zu und drei neue auf“,
sagte er. Die Rahmenbedingungen passten nicht mehr,
so die Bezirksbäuerin Beate Opel aus dem
Nachbarlandkreis Kulmbach. Immer wieder neue
Auflagen, immer mehr Bürokratie und ständig
wachsende Herausforderungen: „Da verlieren viele die
Lust.“ Aus der Berufung, Bäuerin und Bauer zu sein
werde für viele einfach nur mehr eine Belastung. Als
Beispiel führte sie das drohende Ende der
Anbindehaltung an, gegen das der Bauernverband mit
der Aktion „Rettet Berta vor dem Schlachthoff und
Kleinbauern vor dem Aus“ ein eindrucksvolles Zeichen
gesetzt habe.
Auch
BBV-Präsident Felßner nahm sich des Themas an. Er
nannte die geplante Nutztierverhaltung einen
“Generalangriff auf alle Tierhalter“. Seit 30 Jahren
sei jeder neue Stall ein Laufstall. Damit sei klar,
dass die Anbindehaltung von selbst ausläuft. Auch zu
den Roten und Gelben Gebieten fand der Präsident
klare Worte: „Das ist absoluter Schwachsinn“, sagte
er. „Wir spüren doch alle, wie schräg und daneben
das ist“. Auch ihm gehe es darum, das Grundwasser zu
schützen, doch müsse dies Verursachergerecht
geschehen. Landwirte dürften nicht in Sippenhaft
genommen werden.
Felßner zählte
in seiner Rede vier Eckpunkte auf, die er als
Zukunftsfelder der Landwirtschaft bezeichnete: die
Sicherstellung der Ernährung, die Produktion von
Energie, die Dekarbonisierung und damit der Umstieg
von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien
sowie der Erhalt der Lebensgrundlagen und der Schutz
des Bodens. „Das sind die Funktionen, die wir als
Landwirte künftig bedienen müssen“, sagte er.
Die Lösungen
dafür lägen vor, sie müssten aber auch dringend
umgesetzt werden, denn die Bevölkerung nehme
weltweit gewaltig zu, die landwirtschaftliche
Nutzfläche werde im Gegenzug weniger und 80 Prozent
der Emissionen würden von 15 Prozent der Menschen
erzeugt. Zu den 15 Prozent gehörten die Menschen der
Industrienationen, also wir alle. „Unser Wohlstand
beruht auf die Nutzung fossiler Energien, sagte
Felßner und forderte ein „Raus aus der fossilen
Nutzung“ und ein „Rein in eine grüne Zukunft“.
Zuvor hatte
Landrat Oliver Bär ein Plädoyer für die
Landwirtschaft in der Region gehalten. „Die
Landwirtschaft hat Zukunft, weil sie auch Zukunft
schafft“, sagte er. Die Kulturlandschaft werde sich
verändern, so Bär. Land- und Forstwirte seien dabei
unabdingbar. Gerade was den Waldumbau aufgrund der
immensen Schäden im Frankenwald betrifft, müssten
alle an einem Strang ziehen. Ganz wichtig sei es
aber auch, dass die Bevölkerung dauerhaft den Wert
der Landwirtschaft erkennt. Landrat Bär: „Wir würfen
das Feld nicht anderen überlassen.“
Bild:
Öffentliche Kreisversammlung des BBV Hof in Dörnthal
(von links): Geschäftsführer Thomas Lippert,
Kreisobmann Ralph Browa, Präsident Günther Felßner
und Kreisbäuerin Elke Browa.
Drei Jahrzehnte
Engagement und Leidenschaft für den ländlichen Raum
/ Schule der Dorf- und Flurentwicklung
Klosterlangheim feierte 30. Geburtstag
Lichtenfels.
Vom Flaggschiff der Dorferneuerung war die Rede, von
einem Impulsgeber für den ländlichen Raum, von einer
beispiellosen Erfolgsgeschichte und von 30 Jahren
andauernder erfolgreicher Entwicklung: Die Schule
der Dorf- und Flurentwicklung in Klosterlangheim bei
Lichtenfels hat in einer Feierstunde ihren 30.
Geburtstag gefeiert.
Dabei ist sie
keine Schule im herkömmlichen Sinn. Die Einrichtung
begleitet in Seminaren und Workshops Dörfer und
Landschaften auf ihren Weg in die Zukunft, und zwar
in allen Fragen der Dorferneuerung, in der
Flurneuordnung, in der Integrierten Ländlichen
Entwicklung oder bei der Vorbereitung auf den
Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll
schöner werden“.
Drei derartige
Einrichtungen gibt es in Bayern, eine in
Plankstetten (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz),
eine weitere in Thierhaupten (Landkreis Augsburg)
und eben die in Klosterlangheim, ein Kirchdorf mit
rund 400 Einwohnern, das heute zur oberfränkischen
Stadt Lichtenfels gehört. Die Schule der Dorf- und
Flurentwicklung (SDF) ist dort im Konventbau des
ehemaligen Zisterzienser-Kloster Langheim
untergebracht.
An die
Gründungsversammlung am 29. September 1993 erinnerte
bei dem Festakt Lothar Winkler, stellvertretender
Vorsitzender des Trägervereins und Leiter des Amtes
für Ländliche Entwicklung Bamberg. Über 130
Interessierte seien damals zusammengekommen, um den
Verein zu gründen. Über die Jahre betrachtet, habe
fast jedes Wochenende ein Seminar stattgefunden,
sagte er.
Roland Spiller,
Referatsleiter Integrierte Ländliche Entwicklung und
Flurneuordnung im Landwirtschaftsministerium sprach
von drei Jahrzehnten Engagement und Leidenschaft für
die Menschen im ländlichen Raum. Unter dem Motto
„Gemeinsam erkennen, entwickeln und handeln“ würden
in der bundesweit einmaligen Einrichtung die Bürger
mitgenommen, sie seien eingeladen, sich einzubringen
und die Entwicklungen vor Ort aktiv zu begleiten.
Die Herausforderungen seien groß:
Ernährungssicherheit, regenerative Energien,
Klimawandel, Biodiversität. Bei all diesen Themen
spiele der ländliche Raum eine entscheidende Rolle.
Anfangs sei die
Dorf- und Flurentwicklung durchaus kritisch beäugt
worden, erinnerte sich Klaus Reder, der
Bezirksheimatpfleger vom Nachbarregierungsbezirk
Unterfranken. „Man dachte, es gebe künftig keinen
Platz mehr für Häslein und Gräslein“, so Reder. Die
Angst der Heimatpfleger vor der Flurbereinigung sei
groß gewesen. Mittlerweile habe man gelernt, dass
Flurbereinigung, Dorf und Heimat bestens
zusammenpassen.
Zum Festakt
hatten die Verantwortlichen auch einen Film
zusammengestellt, in dem zahlreiche beteiligte
Personen, Kommunalpolitiker, Entscheidungsträger und
Zeitzeugen über die Einrichtung sprachen. Holger
Magel etwa, ehemaliger Chef der Bayerischen
Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Seinen Worten
zufolge sei es von Anfang an das Ziel gewesen, dass
Bürger ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und
nichts von oben verordnet wird. Die Entwicklung der
Schulde der Dorf- und Flurentwicklung bezeichnete er
als sensationell. „Die Dörfer sind die Seele des
Landes, was gibt es Wichtigeres, als sich um die
Seele zu kümmern“, so Magel.
Bild: Trafen
sich bei der Feierstunde zum 30-jährigern Bestehen
der Schule der Dorf- und Flurentwicklung
Klosterlangheim (von links): der stellvertretende
Vorsitzende Lothar Winkler, der unterfränkische
Bezirksheimatpfleger Klaus Reder und Roland Spiller
vom Landwirtschaftsministerium.
Wildschäden
durch Vögel nehmen zu / BBV: Jagdseminar zu
rechtlichen Grundlagen im Schadensfall
Bayreuth.
Jäger, Jagdpächter, Landwirt und Grundeigentümer:
Wenn alle Beteiligten miteinander sprechen, ja
vielleicht sogar zusammenwirken, dann gibt es
draußen in der Flur auch keine Probleme. Auf diesen
einfachen Nenner lässt sich das Ergebnis des
BBV-Jagdseminars in Bayreuth bringen. „Kommunikation
ist das Wichtigste“, brachte es einer der Teilnehmer
auf den Punkt. Dann sei bei einem Wildschaden auch
eine gütliche Einigung vor Ort möglich. „Wenn man
miteinander redet, dann erreicht man viel“, sagte
Werner Kuhn, Sprecher der AG Jagdgenossenschaften in
Unterfranken. „Der Idealfall ist immer eine gütliche
Einigung“, so Torsten Gunselmann von der
Hauptgeschäftsstelle des oberfränkischen
Bauernverbandes in Bamberg.
Weil die
gütliche Einigung halt nicht immer möglich ist, gibt
es genaue Regelungen, die Gunselmann den Teilnehmern
des Jagdseminars, Mitglieder von
Jagdgenossenschaften und Grundstückseigentümer
vorstelle. Eine wichtige Rolle spielen dabei die
Wildschadensschätzer. Knapp 50 gibt es in
Oberfranken. Sie würden in der Regel vom
Bauernverband geschult und der Unteren
Naturschutzbehörde vorgeschlagen.
Ein Streitpunkt
sei immer wieder, bei welchen Wildarten ein Schaden
ersetzt wird, so der Referent. Doch genau das sei
ganz klar im Bundesjagdgesetz und im Bayerischen
Jagdgesetz geregelt. Die ganze Palette des
Schalenwilds vom Reh bis zum Wildschwein, fällt
darunter, ebenso Wildkaninchen und Fasane. Keinen
Ersatz gebe es dagegen beim Fuchs und bei den
Vogelarten, wie Krähen, Fischreiher, Möwen.,
Schwäne, Wildtauben, Wildenten, oder Wildgänsen. Die
Vögel stellten sich in Oberfranken in den letzten
Jahren allerdings als immer größer werdendes Problem
heraus. Gerade im Maintal nähmen die Schäden massiv
zu, sagte Gunselmann. Vor allem Schäden durch Gänse,
Krähen oder Schwäne, weil sie alle keine natürlichen
Feinde hätten. Wir setzen uns dafür ein, die Schäden
zu regulieren, denn so kann es nicht weitergehen“,
so der Referent.
Als weiteren
Streitpunkt nannte Gunselmann die Frage, welche
Kulturen bei Schadensfällen ersatzpflichtig sind.
Doch auch das sei gesetzlich klar geregelt. Alle
gängigen Kulturen auf Ackerland gehörten dazu, aber
auch Anpflanzungen im Wald, der Aufwuchs bei
Grünlandschäden und auch Streuobstwiesen. Nicht
entschädigungspflichtig, oder zumindest nur dann,
wenn intakte Schutzvorrichtungen vorhanden sind,
seien „Garten- und hochwertige Handelsgewächse“.
Dazu gehören Erdbeeren, Spargel oder Wein. Ganz
schlüssig war es bei der Aufzählung allerdings
nicht, warum Sonnenblumen nicht dazugehören, Raps
dagegen schon. Ersatzpflichtig sind nach den Worten
Gunselmanns grundsätzlich die Ernte, der
Substanzschaden, also Wühlschäden oder Schäden an
fest installierten Zäunen, sowie die Kosten der
Schadensermittlung.
Überall zu
hoch, wenn nicht sogar deutlich zu hoch, ist laut
des letzten vorliegenden Verbissgutachtens die
Situation im den Landkreisen Bayreuth, Hof und
Kulmbach. Die Verbiss-Situation habe im Vergleich zu
den Vorjahren deutlich zugenommen und liege meist
über dem bayerischen Durchschnitt, so Dieter
Heberlein von der BBV-Hauptgeschäftsstelle.
Tatsächlich war in den „Forstlichen Gutachten zur
Situation der Waldverjüngung“, wie das
Verbissgutachten offiziell heißt, nicht nur die Rede
von schwerwiegenden ökonomischen Auswirkungen für
die Waldbesitzer, etwa durch hohe Kosten für
dringend notwendigen Bau von Schutzzäunen, sondern
auch von ökologischen Auswirkungen, zum Beispiel
durch das Aussterben mancher Baumarten. Laut
Gutachten, das immer im dreijährigen Turnus
angefertigt wird, sind die Rehwildbestände in den
Landkreisen deutlich angestiegen. Damit steigt
natürlich auch die Verbiss-Problematik. Ein
wichtiges Ziel des Gutachtens ist es, die
behördliche Rehwild-Abschusspläne für die kommenden
drei Jahre zu erstellen. Eine Konsequenz ist es
deshalb, dass die Abschussempfehlung deutlich erhöht
werden muss.
Oberfrankenweit
gibt es nach den offiziellen Zahlen 670
Jagdgenossenschaften im BBV: Die meisten mit 126 im
Landkreis Bamberg, die wenigsten mit gerade mal 28
im Landkreis Wunsiedel.
Aus dem
Oberland für Deutschland: Christbaumsaison beginnt
in diesen Tagen / Beste Qualität ohne Käferschäden -
Mäßige Anhebung der Preise unumgänglich
Petschen.
Eine geringfügige Preisanpassung muss sein, sagt Uwe
Witzgall. Sie wird allerdings so moderat ausfallen,
dass man sich auch heuer den Christbaum leisten
kann, sagt der Landwirt aus Petschen oberhalb von
Stadtsteinach. Seit mittlerweile elf Jahren baut der
53-Jährige auf rund 30 Hektar Fläche hauptsächlich
Nordmanntannen, in geringerer Stückzahl auch
Nobilis-Tannen, Blaufichten und Schwarzkiefern an
und beliefert damit Händler in ganz Deutschland. Der
Hof und die Plantagen liegen direkt auf der
Fränkischen Linie auf rund 540 Meter über
Normalnull.
Auch bei ihm
sei alles teurer geworden. Allein bei den Netzen
haben es Preissteigerungen um bis zu 25 Prozent
gegeben. „Auch beim Lohn haben wir nachlegen
müssen“, sagt er. Uwe Witzgall beschäftigt vier
feste Mitarbeiter, drei weitere kommen in wenigen
Tagen, wenn die heiße Phase startet, dazu. „Wir
zahlen über Mindestlohn“, so der Landwirt. Anders
seien gute und zuverlässige Kräfte gar nicht mehr zu
bekommen. Die ganze Familie hilft ohnehin mit. Für
Kopfzerbrechen sorgten derzeit noch immer die hohen
Energiepreise. Außerdem habe der Gesetzgeber jetzt
auch noch eine Ausweitung der Maut auf kleinere
Transporter beschlossen.
Trotz der
Trockenheit im zurückliegenden Sommer kann Uwe
Witzgall all seinen Kunden eine hervorragende
Qualität der Bäume garantieren. „Zumindest die
größeren stecken das weg“, sagt er. Im Gegenteil:
„Die Qualität der Nadeln ist top.“ Der Wuchs sei
gut, der Regen im August habe nochmal für einen
zusätzlichen Wachstumsschub gesorgt. Lediglich bei
den Jungpflanzen habe die Trockenheit Spuren
hinterlassen. Besonders bei den Blaufichten und den
Nobilis-Edeltannen gebe es trockenheitsbedingte
Ausfälle. Nordmanntannen seien dagegen sehr
widerstandsfähig. „Die haben das weggesteckt“, so
Uwe Witzgall. Nordmann-Tannen stehen auf 85 Prozent
seiner Anbaufläche.
Derzeit sind er
und seine Mitarbeiter vor allem mit Schnittgrün
beschäftigt für Garten- und Grabbedeckungen sowie
für Kränze beschäftigt. Aber schon in wenigen Tagen
kommen die ersten Lkw zum Aufladen von Christbäumen.
Viele Kunden wollten ihren Baum schon früh, weil er
zum Beginn der Adventszeit bereits im vollen Schmuck
erstrahlen soll. Das können Rathäuser, Ämter und
Büros sein, oder auch Firmenkunden. Auch der große
Baum, den der Porzellanhersteller Rosenthal in Selb
aufstellt, wird von den Plantagen aus Petschen
kommen.
Uwe Witzgall
kann sich über Anfragen nicht beklagen., Kunden und
Händler hätten ziemlich konstant bestellt, sagt er.
Das ist gut so, denn andernorts gab es durchaus
unwetterbedingte Ausfälle. In Polen etwa soll ein
starker Frost großen Teile der dortigen Plantagen
schweren Schaden zugefügt haben. Auch in
Mittelfranken habe es aufgrund von Hagelschäden
größere Ausfälle gegeben. Engpässe seien aber nicht
zu befürchten, gibt Uwe Witzgall Entwarnung.
Auch der
Borkenkäfer sei bei den Nordmann-Tannen kein Thema.
Weil die Nordmann-Tanne ein Pfahlwurzler ist, lässt
sie der Käfer in der Regel links liegen. Probleme
bereitet dann schon eher das zunehmende Rehwild.
„Die Zäune müssen in Ordnung sein, sonst kann es
schnell richtig teuer werden“, sagt Uwe Witzgall.
Deshalb muss er ständig die Zäune kontrollieren.
Einen Tipp hat
Uwe Witzgall für alle Christbaumbesitzer: „Der
gekaufte Baum sollte vor dem Aufstellen schattig und
im Freien liegen, dann hält er am längsten“. In der
Wohnung sollte anschließend ein kleines Stück
abgesägt und der Ständer mit Wasser gefüllt werden.
So hat man am längsten seine Freude an den
Weihnachtsbäumen aus dem Frankenwald. Wie haltbar
die Bäume aus Petschen sind, konnte man im
zurückliegenden Jahr bei der Feuerwehr in Schwandt
beobachten. Der dortige Baum sei so in Schuss
gewesen, dass sein Stamm sogar noch als Spitze für
den Maibaum zu verwenden war.
Wer
Lust hat, sich seinen Baum selbst auszusuchen und
eventuell sogar selbst zu schlagen, der kann am
ersten, zweiten und dritten Adventswochenende,
jeweils Samstag und Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr
auf die Plantage zwischen Vorderreuth und Schwandt
kommen und sich seinen Baum direkt beim Produzenten
kaufen. Ansonsten gibt es Verkaufsstände mit den
Bäumen von Uwe Witzgall in Kulmbach am Eulenhof bei
Samen Hühnlein, aber unter anderem auch in
Himmelkron, Stammbach, Wonsees, ganz neu in
Hallstadt und sogar in der Ludwigstraße am
Rathausbrunnen in Hof.
Auch Norbert
Grass von Christbaumgrass in Wahl bei Presseck kann
eine geringfügige Preiserhöhung nicht ganz
ausschließen. „Ganz genau wissen wir es noch nicht,
aber wenn, dann nicht viel.“ Auf jeden Fall will man
versuchen, die Preise „mehr oder weniger“ zu halten.
Ab Mitte November werde eingeschlagen, der Verkauf
wird zum 1. Advent starten. Die Nachfrage werde so
sein, wie alle Jahre, da werde sich nichts ändern.
Keine Spuren
habe die Trockenheit bei Norbert Grass hinterlassen.
„Die Kulturen schauen alle sehr gut aus.“ Angebaut
würden ausschließlich Nordmann-Tannen. Deshalb sei
auch der Borkenkäfer kein Thema. Die Tanne sei nicht
der geschädigte Baum, ganz im Gegensatz zur Fichte.
Gegen Rehwild könne man sich nur durch Zäune
schützen, deshalb seien sämtliche Kulturen
eingezäunt und würden regelmäßig kontrolliert. Die
Christbäume von Norbert Grass gibt es ab 25.
November ab Hof und ab dem 1. Advent auf den
Plätzen, unter anderem in Helmbrechts, Münchberg
(Rewe) und in Hof (Möbel SB-Halle in der
Schaumbergstraße gegenüber dem Landratsamt). Sollte
jemand früher einen Baum benötigen, sei es kein
Problem, den frisch geschlagenen Baum direkt ab Hof
abzuholen.
Günter Schmidt
aus Heinersreuth bei Presseck beginnt ebenfalls in
diesen Tagen mit dem Einschlag. Er geht davon aus,
dass die Bäume „minimal teurer“ werden. Das bedeute
maximal fünf Euro mehr pro Baum. Anders sei es nicht
mehr machbar, gibt er zu bedenken, geht aber davon
aus, dass die Nachfrage gleichbleiben werde.
Trotzdem werde je nach Qualität für jeden Geldbeutel
etwas dabei sein, ist sich Günter Schmidt sicher.
Billige Bäume gebe es bereits ab 19 Euro, die
teuersten Bäume aus seinem Angebot beziffert er auf
80 bis 85 Euro. „Das ist natürlich eine reine
Qualitätsfrage.“
Auf die
stehenden Bäume habe die Trockenheit des
zurückliegenden Sommers keine Auswirkungen, bei den
Jungpflanzen habe er allerdings über einem Drittel
Ausfall. Mit Jungpflanzen meint Günter Schmidt die
Bäume, die er heuer im Frühjahr gepflanzt hatte.
Ursache für die Widerstandsfähigkeit der Tanne sei
einmal mehr die Tatsache, dass es sich um einen
Pfahlwurzler handle, dessen Wurzeln nach unten und
nicht in die Breite gingen. Von den rund 10000
frisch gepflanzten Bäumen seien bestimmt 4000 kaputt
gegangen.
Bei Günter
Schmidt gibt es ebenfalls nur Nordmann-Tannen.
Nobilis biete er wegen des ungleichen Wuchses nur
noch als Schnittgrün für Gärtnereien an. Bei ihm
seien weder Borkenkäfer noch Rehwild ein Thema
gewesen. Der Borkenkäfer gehe ohnehin nicht an die
Nordmann-Tannen und wegen des Rehwildes seien, wie
bei den Kollegen auch, alle Kulturen komplett
eingezäunt. „Ohne Zäune geht gar nichts“, so Günter
Schmidt. Seine Bäume gibt es unter anderem in
Bayreuth (Königsallee), in Hof (Holz Schödel) in
Thurnau und natürlich ab Mitte November auch ab Hof
in Heinersreuth.
Bilder:
1.Noch
ist alles ruhig, doch schon in wenigen Tagen wird
auf den Christbaumplantagen von Uwe Witzgall in
Petschen Hochbetrieb herrschen.
2.Direkt
auf der Fränkischen Linie liegen die Plantagen von
Uwe Witzgall in Petschen oberhalb von Stadtsteinach.
Das Beste fürs
Tierwohl vom Kalb bis zur Kuh / Gesetzesentwurf zum
Aus für Anbindehaltung würde Lichtenfelser Betrieb
schwer treffen
Reundorf.
Ob die Milchviehhaltung in den nächsten Jahren bei
Familie Seelmann in Reundorf, einem Ortsteil von
Lichtenfels, noch weiter betrieben wird, hängt
maßgeblich von der Gesetzgebung auf Bundesebene ab:
Wird die Anbindehaltung untersagt, sieht sich Stefan
Seelmann gezwungen, die Milchviehhaltung für immer
aufzugeben.
„Eigentlich
wollte der Sohn den Betrieb weiterführen, doch das
wird schwierig“, machen sich Stefan Seelmann und
seine Frau Manuela keine Illusionen. „Uns werden so
viele Steine in den Weg gelegt.“ Seit 40 Jahren ist
er als Landwirt tätig, hat den Beruf von der Pike
auf gelernt. „Und jetzt sind wir auf einmal draußen
die Bösen“, schüttelt Stefan Seelmann
beim
öffentlichkeitswirksamen Stallgespräch zur Aktion
„Rettet Berta vor dem Schlachthof und die
Kleinbauern vor dem Aus“ mit dem Kopf.
Der
Gesetzesentwurf zum Verbot der Anbindehaltung komme
praktisch einem Berufsverbot gleich, sagt der
Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein. Das
faktische Aus für die Anbindehaltung treffe die
Familie Seelmann schwer, denn sie hatten den kleinen
Anbindestall vor einigen Jahren sogar noch
erweitert. „Wir machen das Beste fürs Tierwohl, vom
Kalb bis zur Kuh“, ist der Betriebsleiter überzeugt.
Zusammen
mit seiner Frau Manuela bewirtschaftet Stefan
Seelmann den Milchviehbetrieb im Obermaintal im
Haupterwerb. Auf rund 75 Hektar landwirtschaftlicher
Fläche bauen sie hauptsächlich Futtergetreide,
Silomais, Luzerne und Kleegras für die eigene
Tierhaltung an. Auf dem Hof werden 33 Milchkühe in
Anbindehaltung sowie rund 50 Tiere für die Nachzucht
der eigenen Milchviehherde gehalten. Ein Stallneubau
scheitert schon an der nicht vorhandenen Fläche,
weil der Hof am Ortsrand an einer Seite an ein
Hochwasserschutzgebiet grenzt und sich an der
anderen Seite zu nahe an der Autobahn A73 befindet.
Mit Ausnahme
der bei Bedarf zugekauften GVO-freien
Eiweißkomponenten (GVO steht für gentechnisch
veränderte Organismen), erzeugt der Betrieb sein
Futter ausschließlich über die eigenen Flächen
selbst. Die Milch vermarktet der Betrieb an die
Milchwerke Oberfranken West in Meeder bei Coburg.
Deren Vorstand Harald Reblitz zufolge stammten nur
mehr vier Prozent der angelieferten Milchmenge aus
Anbindehaltung. Allerdings kämen diese vier Prozent
von 16 bis 18 Prozent der Betriebe, die regelmäßig
liefern.
Zusätzlich zur
Milchviehhaltung betreiben die Seelmanns noch eine
kleine Schweinemast mit rund 30 Tieren, die direkt
an einem örtlichen Metzger vermarktet werden. Die
Einnahmen aus einer Photovoltaikanlage mit rund 50
kW auf dem Dach der Maschinenhalle ergänzen das
Betriebseinkommen.
Kühe
werden in Anbindeställen doch nicht misshandelt“,
widersprach Kreisobmann Michael Bienlein den
Aussagen mancher sogenannter
Tierschutzorganisationen. Teilweise gehe es ihnen
sogar besser, wusste er aus seiner 35-jährigen
Tätigkeit als hauptberuflicher Betriebshelfer zu
berichten. Keine Notwendigkeit, Anbindeställe zu
verbieten sieht auch Kreisobmann Harald Peetz aus
dem Nachbarlandkreis Kulmbach: „Irgendwann hört die
Anbindehaltung doch von selbst auf, da mittlerweile
ausnahmslos nur noch Laufställe gebaut werden.“
Außerdem gab Harald Peetz zu bedenken: „Hier weiß
der Bauer noch, wie seine Kühe heißen, sie haben
nicht nur eine Nummer, wie in manchen
Großbetrieben.“
Bilder:
1.Familie
und Verbandsvertreter beim öffentlichkeitswirksamen
Stallgespräch zur Aktion „Rettet Berta vor dem
Schlachthof und die Kleinbauern vor dem Aus“.
2. Manuela und Stefan Seelmann im Stall, der erst
vor wenigen Jahren noch einmal erweitert wurde.
3. Kreisobmann Michael Bienlein war 35 Jahre lang
als Betriebshelfer tätig und kennt die Anbindeställe
in der Region.
Jagddruck nicht
immer zielführend / Forum „Waldkontroversen“ an der
Universität Bayreuth – Aussagen des
BJV-Vizepräsidenten sorgten für Widerspruch
Mit
seinen provokanten Thesen hat Eberhard Freiherr von
Gemmingen-Hornberg (Bild links) beim Forum
„Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth für
Aufsehen gesorgt. Das jetzige Desaster in den
Wäldern sei nichts anderes als die Folge früherer
falscher Forstwirtschaft, sagte der Baron, der einer
von drei stellvertretenden Vorsitzenden des
Bayerischen Jagdverbandes (BJV) ist.
Freiherr von
Gemmingen-Hornberg, der sich selbst als „jagender
Waldbesitzer“ bezeichnete, nannte es einen
Trugschluss, dass immer höhere Abschusszahlen zum
gewünschten Erfolg führen. Eine ständige Erhöhung
des Jagddrucks sei nicht immer zielführend. „Die
falsche Bejagung fördert die Waldschäden“, sagte er.
Insbesondere
kritisierte von Gemmingen-Hohenberg die Schaffung
von Monokulturen durch die Konzentration auf die
Fichte. Auch die Jagd habe einiges falsch gemacht
und sich vom Forst vor sich hertreiben lassen.
Jetzt, wo die Kalamitäten über den Wald
hereinbrechen, rufe man nach dem Jäger und glaube,
dass man mit maximalem Jagddruck den Karren aus dem
Dreck ziehen könne. Die Jäger seien jedenfalls
bereit, den Waldumbau konstruktiv zu begleiten und
mitzugestalten. Die vielgepriesene Jagdwende, die
auch das Thema des „Forums Waldkontroversen“ war,
müsse modern und zielgerichtet sein.
Der Sprecher
plädierte dafür, wieder so viel Natur wie möglich im
Wald zuzulassen, aber auch von der Ideologie der
Verjüngung ohne Zaunbau wegzukommen. So ließen sich
die waldbaulichen Fehlentscheidungen der
zurückliegenden Jahre eventuell korrigieren. Nicht
gerecht werde man mit dem Rezept, dass auf
zunehmenden Wildschaden eine Abschusserhöhung folgen
müsse.
Mit seinen
Aussagen forderte Freiherr von Gemmingen-Hornberg
erheblichen Widerspruch geradezu heraus. Da werde
die Situation deutlich heruntergespielt, sagte
Jagdvorsteher Georg Nützel. Auf die derzeitige
Situation müsse man doch reagieren, Gelassenheit sei
mit Sicherheit der falsche Weg. Man könne doch nicht
den Waldbesitzern die Schuld in die Schuhe schieben,
sagte Angelika Morgenroth, Vorsitzende der WBV
Bamberg. Sie erinnerte daran, dass Monokulturen in
den zurückliegenden Jahrzehnten Stand der Dinge
gewesen seien. „Wir als Kleinstwaldbesitzer sind auf
die Jagd angewiesen“; so Morgenroth. Ein weiterer
Zuhörer sprach von schwerer Kost und bemängelte,
dass der Bayerische Jagdverband offenbar kein
Leitbild habe. „Wahrscheinlich sind wir ihm nicht
wichtig genug“, so der Waldbesitzer.
Einig
war man sich dagegen bei einer Forderung, die Silvia
Backhaus (Bild links) vom Ökologischen Jagdverband
aufgestellt hatte. Ihr ging es darum die Jagdzeiten
zu verändern. „Wir sollten die Jagdzeiten nicht
verlängern, sondern optimieren“, sagte sie. Damit
konnte sich auch Freiherr von Gemmingen-Hornberg
anfreunden. Einig wurde man sich mit einer
Vorverlegung auf Mitte April aufgrund der Anpassung
an die Vegetation. Schluss sollte am 31. Dezember
sein, damit die Tiere eine mehrmonatige Ruhephase
haben. Neu eingeführt werden sollte eine
Sommerpause, mindestens von Mitte Juni bis Mitte
Juli. Mit der Bayerischen Staatsregierung sei das
aber leider nicht zu machen, bedauerte Silvia
Backhaus. Da würden offensichtlich persönliche
Jagdinteressen über das Gemeinwohl gestellt.
„Fakt ist, dass
der Wald leidet.“ Mit diesen Worten hatte Gregor
Aas, bisheriger Leiter des Ökologisch-Botanischen
Gartens an der Universität Bayreuth, die
„Waldkontroversen“ eröffnet. Die Schaffung
naturnaher Mischwälder, die dem künftigen Klima
standhalten und die Vielfalt der geforderten
Waldfunktionen gerecht werden, das sei die
Herausforderung der Zukunft.
Auch eine
Publikumsfrage gab es: Sollte für einen
erfolgreichen Waldumbau mehr oder weniger Wild als
bisher erlegt werden. Deutlicher hätte die Antwort
nicht ausfallen können: über 82 Prozent der
Teilnehmer, die sich an der Frage beteiligt hatten,
antworteten mit ja.
Glyphosat:
Fluch oder Segen für die Landwirtschaft? /
Naturschutzverbände lehnen Unkrautvernichtungsmittel
ab – Bauernverband befürwortet den Einsatz
In der
Europäischen Union wird aktuell darüber gestritten,
ob Glyphosat für weitere zehn Jahre zugelassen sein
sollte. Viele Landwirte würden das begrüßen. Das
Mittel gilt weltweit als der am häufigsten
eingesetzte Wirkstoff und steht deshalb besonders im
Brennpunkt. Die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit hat keine gravierenden
Bedenken geäußert. Glyphosat ist für die
Direktbestellung nötig. Das Verfahren gilt als
besonders bodenschonend, da es Humusabbau,
Bodenerosion sowie Bodenverdichtung vermeidet.
Allerdings ist Glyphosat auch nach Meinung vieler
Wissenschaftler mitverantwortlich für die
schwindende Artenvielfalt, vor allem bei Insekten.
Daraus ergeben sich Risiken für Landwirtschaft und
Obstbau. Statt auf Glyphosat sollte man auf
schonendere Methoden setzen, so heißt es.
Glyphosat ist
der am meisten und am besten überprüfte Wirkstoff
und alle unabhängigen und seriösen Gutachten
bestätigen keine schädlichen Wirkungen, sagt Harald
Peetz, der Kulmbacher Kreisobmann des
Bauernverbandes. Damit sei die Verlängerung der
Zulassung so wie sie die EU plant nur der logische
Schritt. „Dass unsere durch grüne Ideologien und
durch eine Ablehnung der konventionellen
Landwirtschaft geprägte Ampelregierung in Berlin
wieder mal einen Sonderweg zu Lasten der Deutschen
Bauern geht, haben wir in den letzten beiden Jahren
leider schon öfters erlebt und es verwundert mich
nicht mehr“, so Peetz.
Abgesehen
davon, dass in Deutschland der weitaus größere Teil
des Mittels nicht in der Landwirtschaft eingesetzt
wird, sondern vor allem seine Anwendung in
Privatgärten und Hofeinfahrten so wie bei der Bahn,
dem Straßenbauamt und auf Flughäfen findet, dürfe
Glyphosat von der Landwirtschaft in Deutschland nur
vor der Saat oder nach der Ernte eingesetzt werden.
Dadurch könne kein Wirkstoff in die Kulturpflanzen
kommen. Wenn es also Rückstände in Lebensmittel
geben sollte, müsse man sich die Herkunft der
Grundprodukte anschauen. Denn, dass in anderen
Ländern außerhalb der EU Glyphosat auch noch zur
Abreifbeschleunigung eingesetzt wird, dafür könne
der Deutsche oder Europäische Landwirt nichts. Oder,
dass in Nord- und Südamerika und in Asien Pflanzen
gentechnisch verändert würden, vor allem Soja, das
nicht nur im Tiertrog landet, sondern auch direkt
auf dem Teller, damit die Pflanzen Glyphosat
verträglich sind und der Wirkstoff dann während der
Vegetation eingesetzt werden kann. „Da wäre unsere
Regierung in Berlin gefordert, dafür zu sorgen das
solche Lebensmittel nicht auf den Europäischen Markt
kommen und nicht nur die Deutschen Bauern durch
immer neue Auflagen und Verbote zu benachteiligen.“
Für den
Kreisobmann ist klar: „Es kann auch eine
konventionelle Landwirtschaft ohne Glyphosat geben,
aber die Nachteile für die Umwelt werden groß sein.“
Nachteile beim Humusaufbau, weil wieder mehr
gepflügt werden muss, höhere Erosion, weil der Boden
nicht mehr so lange bedeckt sein kann, mehr CO2
Ausstoß durch mehr Überfahrten mit der Egge oder dem
Striegel bei der mechanischen Unkrautbekämpfung. Die
Biolandwirtschaft habe diese Probleme jetzt schon.
Daraus resultierte eine schlechterer CO-2-Fußabdruck
und natürlich werde die Produktion teurer, was die
heimische Landwirtschaft weiter schädigt und uns
noch mehr von nicht nach deutschen Standards im
Ausland produzierten Produkten abhängig macht. Peetz:
„Wir wollen ja alle Lebensmittel aus der Region
essen, aber das Kaufverhalten zeigt leider etwas
anderes.“
„Glyphosat ist
ein schönes Thema, wie wissenschaftsfremd und
Ideologiereich die aktuelle Bundesregierung und
besonders die Grünen agieren“, sagt Martin
Baumgärtner, Landwirt aus UNterzaubach und
stellvertretender BBV-Kreisobmann. „Nachdem wir die
eigenen letzten Atomkraftwerke abgeschaltet haben
und nun unseren fehlenden Strom mit grünen Atomstrom
aus den Nachbarländern beziehen, komme der nächste
Paukenschlag. „Ich hoffe nur, dass die Bahn und die
Kommunen keine Ausnahmegenehmigung erhalten“, so
Baumgärtner weiter. Grundsätzlich sei es mal wieder
eine Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU und eine
Egoistische Wählerbefriedigung der Grünen auf den
Rücken der Landwirtschaft.
Eine
grundlegend andere Position vertritt naturgemäß der
Landesbund für Vogelschutz: Glyphosat sei lange als
Wundermittel gegen Unkraut im Garten angepriesen
worden, sagt Sprecherin Katrin Geyer von der
Kreisgruppe Kulmbach. Doch es töte nicht nur
Pflanzen, sondern nehme Tieren auch wichtige
Nahrungsquellen und ihren Lebensraum. Die Anwendung
des Wirkstoffs im Haus- und Kleingarten sei deshalb
2021 verboten worden. Leider sei Glyphosat damit
nicht aus den Gärten verschwunden. Das Verbot gelte
nämlich immer erst dann, wenn die Zulassung eines
bestimmten Produktes ausläuft. Man könne
Unkrautvernichter, die Glyphosat enthalten, also
nach wie vor in Baumärkten und im Online-Handel
kaufen. Zudem dürfte es noch eine unbekannte Menge
solcher Mittel geben, die in Schuppen und Kellern
der Gartenbesitzer lagern.
In Frankreich
sei der Einsatz von Glyphosat im Haus- und
Gartenbereich schon lange verboten. „Solch ein
Verbot würde ich mir auch für Deutschland wünschen“,
sagt Katrin Geyer. Wer der Natur etwas Gutes tun
will, gärtnere also heute schon giftfrei, indem er
zum Beispiel Nützlinge in seinen Garten lockt oder
giftfrei gegen Unkraut vorgeht, zum Beispiel mit
Brennesseljauche.
Ähnlich
argumentiert der Bund Naturschutz: „Der BN lehnt die
von der EU geplante Verlängerung der Zulassung von
Glyphosat ab“, sagt Karlheinz Vollrath, 1.
Vorsitzender Kreisgruppe Kulmbach. Der massenhafte
Einsatz von Glyphosat gelte laut zahlreicher Studien
als wahrscheinlich krebserregend für Menschen und
als mitverantwortlich für das weltweite
Artensterben. „Glyphosat muss endlich verboten
werden“, so Karlheinz Vollrath.
Selbitz.
32 junge Leute aus dem östlichen Oberfranken haben
ihre Ausbildung zum Landwirt erfolgreich
abgeschlossen. Die zehn Frauen und 22 Männer stammen
aus den Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach,
Wunsiedel, einige wenige auch aus benachbarten
Landkreisen. Bei einer Feierstunde in der Eventhalle
Strobel in Dörnthal bei Selbitz wurden sie feierlich
verabschiedet und erhielten ihre Zeugnisse. Urkunden
gab es für die drei Jahrgangsbesten: Florian Eckl
aus Stammbach, Patrick Ponader aus Tröstau und Alina
Sendelbeck aus Creußen. Alle drei haben ihre
Ausbildung mit der Gesamtnote 1 beendet.
Bei der
Abschlussfeier hoben sämtliche Redner das hervor,
was den Landwirt von vielen anderen Berufen
unterscheidet. „Er ist Chemiker, Botaniker, Biologe,
Tierpfleger, Tierarzt, Arbeiter und Unternehmer in
einer Person“, brachte es Tim Schmidt vom
Beruflichen Schulzentrum Hof auf den Punkt. Die
duale Ausbildung besitze weltweit einen hohen
Stellenwert, so Bernhard Grünewald, Leiter der
Staatlichen Berufsschule in Bayreuth. Die Ausbildung
biete die besten Voraussetzungen, Herausforderungen
einer schnelllebigen Welt zu meistern. Trotzdem
werde das duale System nur selten nachgeahmt, weil
es anstrengend, teuer und aufwändig sei.
Der Nachwuchs
werde aber auch dringend gebraucht, sagte der Hofer
BBV-Kreisobmann Ralph Browa. „Wir sind froh über den
Nachwuchs auf den Höfen, brauchen jede Arbeitskraft
und auch der Maschinenring suche händeringend
Betriebshelfer“, so Browa. Er gab den Absolventen
fünf Dinge mit, die im Leben unabdingbar seien und
die alle mit dem Buchstaben „H“ beginnen: Herz,
Hirn, Handeln, Haltung und Humor.
Das Thema
Lebensmittelsicherheit sei durch die aktuellen
Krisen wieder in den Focus gerückt, sagte Burkhard
Traub von der für die Ausbildung der Landwirte
zuständigen Regierung von Oberfranken. Die
angehenden Landwirte könnten nun ihren Beitrag dazu
leisten, denn sie seien bestens darauf vorbereitet,
Lebensmittel umweltverträglich zu erzeugen. Sie
könnten damit einer überaus sinnhaften Tätigkeit
nachgehen, die darüber hinaus auch abwechslungsreich
wie kaum eine andere sei und die eine ausgewogene
Work-Life-Balance ermögliche.
Auch Jürgen
Becher vom Verband für Landwirtschaftliche
Fachbildung (vfl) Hof ging auf das Thema
Nahrungsmittelsicherheit ein. „Wenn wir alles
auslagern, werden wir zu 100 Prozent abhängig sein“,
sagte er. Das dürfe nicht das Ziel sein, denn nur
die heimische Landwirtschaft könne volle Teller und
eine dauerhaft sichere Versorgung mit Lebensmitteln
gewährleisten.
Die
erfolgreichen Absolventen sind:
Landkreis
Bayreuth
Katharina Bär
(Bindlach), Michael Görl (Waischenfeld), Tim Höme
(Pegnitz), Tim Knörl (Weidenberg), Matthias Knörrer
(Bindlach), Julius Läkamp (Goldkronach), Philipp
Neidhardt (Mistelgau), Tobias Opel (Speichersdorf),
Leonie Rauh (Hollfeld), Alina Sendelbeck (Creußen),
Christoph Weber (Bindlach) und Lisa Wunderlich (Bad
Berneck).
Landkreis Hof
Florian Eckl
(Stammbach), Axel Hick (Weißdorf), Felix Kießling
(Münchberg), Martin Köppel (Döhlau) und Emma
Seiferth (Zell).
Landkreis
Kulmbach
Franziska Bär
(Neudrossenfeld), Marc Elsner (Neuenmarkt), Simone
Schmidt (Kasendorf), Pascal Ströbel (Kulmbach) und
Nicolas Trapper (Kasendorf).
Landkreis
Wunsiedel
Julia Amann
(Röslau), Michael Braun (Arzberg)Nico Grießhammer
(Röslau), Patrick Ponader (Tröstau), Philip Spieler
(Selb) und Moritz Wunderlich (Weißenstadt).
Weitere
Landkreise
Jeremias
Püttner (Schlammersdorf), Moritz Müller (Bad
Lobenstein), Leonie Börner (Pullenreuth) und
Anna-Lena Steuer aus dem Allgäu
Bild: Sie alle
haben ihren Abschluss im Ausbildungsberuf Landwirt
erfolgreich gemeistert und erhielten bei der
Feierstunde für die Absolventen aus dem östlichen
Oberfranken ihre Zeugnisse.
Landwirt: „Der
wichtigste Beruf der Welt“ / 32 frischgebackene
Landwirte aus Westoberfranken verabschiedet
Kronach.
32 Absolventen des Ausbildungsberufes Landwirt aus
dem westlichen Oberfranken haben in Kronach ihre
Urkunden und Zeugnisse erhalten. Für die
„Freisprechungsfeier“ ist seit dem zurückliegenden
Jahr die Regierung von Oberfranken statt wie vorher
das jeweilige Landwirtschaftsamt zuständig.
Hintergrund ist die Neuorganisation der
Ämterstruktur im Jahr 2021. Lediglich die
Berufsberatung liegt weiterhin in den Händen der
Landwirtschaftsämter. Unter den 32 Absolventen aus
den Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Coburg, Forchheim
und Lichtenfels waren auch acht Frauen. Mit Isabell
Zenk und Lukas Krapp kamen zwei der Jahrgangsbesten
aus Scheßlitz im Landkreis Bamberg. Dritter unter
den Jahrgangsbesten war Christian Dinkel aus Bad
Staffelstein.
Isabell Zenk
wurde gleichzeitig als Schulbeste ausgezeichnet. Sie
hatte bereits eine Ausbildung zur Bankkauffrau
erfolgreich absolviert. Doch in der Bank sei es ihr
zu trocken gewesen, so dass sie kurzerhand eine
Ausbildung zur Landwirtin machte, sagte Jörg Zinn,
stellvertretender Schulleiter des Beruflichen
Bildungszentrums in Coburg. „Von der Sparkasse zur
Powerfrau in der Landwirtschaft“, so beschrieb es
Jörg Zinn. Tatsächlich bewirtschaftet Isabell Zink
zusammen mit ihrem Vater einen Mastbullenbetrieb bei
Scheßlitz, darüber hinaus ist sie auch für den
Maschinenring tätig und besitzt sogar den
Jagdschein.
Einfach war die
Ausbildung wohl für keinen der 32 Absolventen. Sie
hatten alle im Corona-Jahr 2020 begonnen und mussten
lange mit Online-Unterricht zurechtkommen. Doch das
ist noch lange nicht die einzige Schwierigkeit. Wie
der Prüfungsausschussvorsitzende Holger Heilingloh
sagte, stammten immer mehr Landwirtschafts-Azubis
nicht mehr aus landwirtschaftlichen Betrieben. So
sehr das auch zu begrüßen sei, so wenig
Hintergrundwissen über die Landwirtschaft sei bei
diesen Auszubildenden vorhanden. Für viele Betriebe
kein einfaches Unterfangen, zumal ja auch die
Ausbildungsbetriebe weniger würden.
Trotzdem,
Landwirt sei noch immer der wichtigste Beruf der
Welt, so der Kronacher Kreisobmann Klaus Siegelin.
In keinem anderen Beruf sei es möglich,
Nahrungsmittel und Energie zu erzeugen, CO2 in der
Fläche zu binden und gleichzeitig Natur- und
Artenschutz zu betreiben. „Ihr könnt das alles und
damit gehört euch die Zukunft“., rief der
Kreisobmann den jungen Leuten zu. Ähnlich
argumentierte Gerd Zehnter, Kreisvorsitzender des
Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf):
Wenn Landwirte auch nur mehr 1,4 Prozent der
arbeitenden Bevölkerung ausmachen, so seien doch
über 50 Prozent der Fläche in Deutschland in
Bauernhand. Damit habe die Landwirtschaft nicht nur
eine Sonderstellung, sondern trage auch eine große
Verantwortung.
„Die Bedeutung
von Nahrungsmittelsicherheit ist uns allen vor dem
Hintergrund der aktuellen Krisen wieder so richtig
bewusst geworden“, sagte Burkhard Traub von der
Regierung. Doch Landwirte stünden noch für vieles
mehr, für den Erhalt der Kulturlandschaft für das
gesellschaftliche Leben auf dem Land, für ein
aktives Dorfleben und eine lebendige Dorfkultur.
Eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung
bezeichnete Traub als bestmögliche Vorbereitung auf
das künftige Berufsleben. Der stellvertretende
Kronacher Landrat Gerhard Löffler gab den
Absolventen noch mit auf den Weg, dass die
Bereitschaft, neue Wege zu gehen, nicht unterschätzt
werden dürfe. An die Eltern appellierte er dabei,
„die Jungen auch mal gewähren zu lassen“.
Die folgenden
jungen Leute haben ihre Ausbildung zum Landwirt
erfolgreich bestanden.
Landkreis
Bamberg:
Sebastian
Görtler (Oberhaid), Johannes Hänchen
(Heiligenstadt), Lukas Krapp (Scheßlitz), Michael
Rehner (Burgebrach), Vanessa Sauer (Heiligenstadt),
Adrian Starklauf (Bamberg), Eva Willert
(Burgebrach), Regina Wolf (Hallstadt) und Isabell
Zenk (Scheßlitz).
Landkreis
Bayreuth: Lukas Schatz (Aufseß.
Stadt und
Landkreis Coburg:
Stefan
Angermüller (Rödental), Knut Kettel (Rödental),
Elias Thamm (Fürth am Berg) und Sarah Sandmann
(Coburg).
Stadt und
Landkreis Forchheim:
Lisa Dressel (Heroldsbach-Poppendorf),
Jakob Endres (Forchheim), Patrick Galster
(Leutenbach), und Johannes Heilmann (Hausen).
Landkreis
Kronach: Marina Grebner (Wilhelmsthal) und Kristina
Pfadenhauer (Pressig).
Landkreis
Lichtenfels:
Christian
Dinkel (Bad Staffelstein), Manuel Pfister (Weismain),
Julian Schaible (Altenkunstadt) und Jakob Weis (Bad
Staffelstein).
Aus
oberfränkischen Nachbarlandkreisen wurden
verabschiedet:
Marius Engel (Kalchreuth),
Matthias Parsche (Eckenthal), Oliver Ehrlich
(Untermerzbach), Jonas Vierling (Stettfeld), Marvin
Roth (Heldburg), Walter Morgenstern (Thüngen) und
Oliver Wolf (Uhlstädt-Kirchhasel).
Bilder:
1. Isabell Zenk gilt als Schulbeste des gesamten
Prüfungsjahrgangs. Dafür erhielt sie aus den Händen
des stellvertretenden Schulleiters Jörg Zinn aus
Coburg unter anderem eine Anerkennungsurkunde und
einen Geldpreis.
2. Diese jungen Leute aus den Städten und
Landkreisen Bamberg, Coburg, Forchheim und
Lichtenfels haben ihren Berufsabschluss zum Landwirt
erfolgreich absolviert.
BBV als
Denkfabrik für die gesamte Gesellschaft /
Kreiserntedank im Kronacher Land – Effelter feierte
Apfelfest zum Dorfjubiläum
Effelter.
Eingebettet in die Feierlichkeiten zum 800-jährigen
Bestehen des Dorfes Effelter auf dem Höhenrücken des
Frankenwaldes, hat der Kronacher BBV-Kreisverband
sein Erntedankfest gefeiert. Gleichzeitig wurde das
neue Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht und auch der
traditionelle Apfelmarkt fand passend zu Erntedank
statt, so dass die Dorfgemeinschaft und die
örtlichen Vereine ein ganzes Wochenende lang auf den
Beinen waren und mit ihren Aktivitäten viele Gäste
von weither angelockt haben.
Einer davon war
Günther Felßner. Große Worte fand der bayerische
BBV-Präsident bei seiner Festansprache: „Wir als
Landwirtschaft gehen in ein neues Zeitalter“, sagte
er. Ernährung sowieso, Energie auch, dazu die
Dekarbonisierung, also langfristig die Schaffung
einer kohlenstofffreien Wirtschaft, um die
Emissionen zu verringern, und natürlich auch der
Schutz der Artenvielfalt, das alles sollen die
Aufgaben der Landwirtschaft der Zukunft sein. „Das
ist unser Green Deal, sagte Felßner: „Die Menschen
ernähren, sie mit Energie zu versorgen, Erdöl in
Kunststoffen zu ersetzen und unsere Lebensgrundlagen
zu schützen.“ Der Bauernverband will dabei nicht
mehr nur für die zwei Prozent der Landwirte tätig
sein, sondern sich als „Denkfabrik in Sachen
Nachhaltigkeit für die gesamte Gesellschaft“
verstehen. Auch mit der bayerischen Landwirtschaft
hat Felßner Großes vor. Sie soll der erste Sektor
sein, der CO-2-neutral produzieren wird, und das
vielleicht sogar in Deutschland oder in ganz Europa.
Kreisobmann
Klaus Siegelin hatte zuvor Alarm geschlagen, was den
Zustand der Wälder im Frankenwald angeht. ER sprach
von einer wahren Katastrophe. Ganze Täler und ganze
Höhenzüge seien vom Borkenkäfer leer gefressen
worden. „Der Käfer hat bei uns ganze Arbeit
geleistet“, sagte Klaus Siegelin. Der Aufwand ganzer
Generationen sei binnen weniger Jahre zerstört
worden. Unmengen von Vermögen, Altersvorsorge und
auch von Heimat seien praktisch vernichtet. Die
wahren Folgen seien noch lange nicht absehbar.
Und auch auf
den Feldern fiel die Bilanz im Kronacher Land nicht
ungetrübt aus. Sonne satt bis Mitte August, dann
aber sei die Ernte von den heftigen Niederschlägen
jäh unterbrochen worden. „Aus Brotweizen und aus
Braugerste wurde Futtergetreide“, sagte der
Kreisobmann. So manche Hoffnung habe sich nicht
erfüllt. Auch was die Rahmenbedingungen seitens der
Politik angeht, zeigte sich Klaus Siegelin skeptisch
und schließlich machen auch die gestiegenen
Produktionskosten den Landwirten im Landkreis schwer
zu schaffen.
Nichts
gegen Vegetarier oder Veganer, so die
Europaabgeordnete Monika Hohlmeier. Wichtig sei aber
doch die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit der
Lebensmittel. Und da gehöre Fleisch eben auch dazu.
„Niemand soll einem anderen vorschreiben, was er
essen darf.“ Diese Auffassung vertrat der örtliche
CSU-Bundestagsabgeordnete Jonas Geissler. Wenn
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in seinem
Haus ein Fleischverbot ausgesprochen habe, so sei
das ein Schlag ins Gesicht aller Bauern. Angesichts
der vielen Probleme rief Landrat Klaus Löffler zu
Mut und Optimismus für die Zukunft auf. „Es sind die
Menschen unserer Heimat, die das Fundament des
Miteinanders bilden.“
Am
Rande des Kreiserntedankfestes wurde das neue
Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht. Das
ortsbildprägende Gebäude entstand während der
zurückliegenden drei Jahre an Stelle der ehemaligen
Schule und schlug mit knapp 1,3 Millionen Euro zu
Buche. Nun liege es An den Menschen, das Haus mit
Leben zu erfüllen, sagte Susanne Grebner,
Bürgermeisterin der Gemeinde Wilhelmstal, zu der
Effelter gehört. Vor dem Hintergrund eines überaus
lebendigen Vereinsleben im Dorf machte sie sich
allerdings wenig Sorgen über die künftige Auslastung
des Hauses. In dem großzügigen, über 100
Quadratmeter großen Gruppenraum war zu Erntedank
eine Ausstellung heimischer Äpfel zu sehen.
Bilder:
1.Zum
Erntedank war der ganze Ort auf den Beinen: Effelter
feierte nicht nur Erntedank, sondern auch ein
Dorfjubiläum.
2.Von
links: die Kronacher Kreisbäuerin Marina Herr,
Apfelkönigin Carina, BBV-Präsident Günthert Gelßner
und Kreisobmann Klaus Siegelin.
3. Neuer Mittelpunkt von Effeltrich: Zu Erntedank
wurde das künftige Gemeinschaftshaus seiner
Bestimmung übergeben.
4.Apfelausstellung
im Apfeldorf: Kaum zu glauben, wie viele
verschiedene Sorten es gibt.
Landfrauen
stehen ihren Mann / Gemischte Erntebilanz beim
Kulmbacher Kreiserntedankfest
Wirsberg.
Die Landfrauen und ihre Arbeit standen im
Mittelpunkt des Kulmbacher Kreiserntedankfestes, das
der Bauernverband im Wirsberger Bürgerzentrum
gefeiert hat. „Kinder, Küche, Kirche, das war
einmal, heute sind wir auf Augenhöhemit den Männern
auf den Bauernhöfen“ sagte die bayerische
Landesbäuerin Christine Singer aus Murnau. „Die
Landfrauen sind längst eine feste Größe“, so
Kreisobmann Harald Peetz und Landrat Klaus Peter
Söllner stellte fest: „Da hat sich wirklich viel
getan, Landfrauen organisieren, übernehmen
Verantwortung und überörtliche Aufgaben in Politik
und Gesellschaft.“
Hintergrund für
die zentrale Rolle der Landfrauenarbeit beim
Kreiserntedank war, dass die Landfrauenarbeit im
Bauernverband heuer ihr 75-jähriges Bestehen feiert.
1948, als in der Politik Frauen praktisch noch gar
nicht vorkamen, war s der Bauernverband, der auf die
Arbeit der Landfrauen setzte. Mit Christine Singer
stellte sich erstmals im Kulmbacher Land auch die
Landesbäuerin vor, die vor knapp einem Jahr in das
Amt gewählt wurde. Sie hatte damals die Nachfolge
von Anneliese Göller aus dem Bamberger Landkreis
angetreten.
Die
Erntekrone auf der reichhaltig geschmückten Bühne
des Bürgerzentrums im Blick teilte Christine Singer
jeder der vier Streben der Krone eine Funktion zu.
Freude, Dank, Sorge aber auch Hoffnung, dafür
stünden die vier Streben. Dank, „dass wir
Mitarbeiter Gottes sein und die Schöpfung bewahren
dürfen“, Freude über die aufgegangene Saat, Sorge
vor dem, was der Landwirtschaft derzeit alles
aufgebürdet wird und Hoffnung, dass es immer wieder
weiter geht. Zusammenhalten könne dies alles das
Miteinander von Bauern und Gesellschaft. Doch dafür
brauche es den Dialog. „Wir müssen uns einmischen,
in die Politik, die Vereine und Organisationen“,
sagte die Landesbäuerin. Nur dann könne man imstande
sein, die Herausforderungen anzunehmen und
Veränderungen zu gestalten.
Zuvor
hatte die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel
beklagt, dass Erntedank vielen Menschen egal
geworden sei. Viele Menschen hätten keinen Bezug zur
Landwirtschaft mehr. Deshalb sollten die
Berufskollegen ihre Höfe öffnen und immer wieder
zeigen, „dass wir ehrliche und saubere Arbeit
leisten“. Kirche und Bauern gehörten zusammen, denn
sie seien über die Schöpfung verbunden, sagte
Pfarrer Peter Brünnhäußer von der evangelischen
Kirchengemeinde Wirsberg. Seinen Worten zufolge
hatte die Corona-Pandemie auch ihr Gutes: „Viele
Menschen haben die Natur wieder zu schätzen
gelernt“.
Eine gemischte
Erntebilanz zog Kreisobmann Harald Peetz. „Die Ernte
im Kulmbacher Land war durchschnittlich, genau wie
die Qualität“, sagte er und fügte an: „zumindest,
wenn man rechtzeitig geerntet hat. Die nassen Tage
Anfang August hätten dann doch einiges zunichte
gemacht. Im Kulmbacher Land und speziell in Wirsberg
genieße die Landwirtschaft schon noch die notwendige
Wertschätzung, darauf legte Bürgermeister Jochen
Trier Wert. Wer, wenn nicht die Bauern, sollten die
Kulturlandschaft pflegen, wer stünde sonst für die
Genussregion? Diese Fragen stellte Landrat Klaus
Peter Söllner. Deshalb sei der Landkreis zwingend
auf die Arbeit der Bauern angewiesen.
Als
„solide Schlüsselbranche der gesamten Wirtschaft“
bezeichnete der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig
(Freie Wähler) die Landwirtschaft. Er erinnerte
daran, dass die Ernährungssicherheit und der
Wohlstand immer abhängig von er Landwirtschaft
seien. „Auch daran soll uns Erntedank erinnern“, so
Rainer Ludwig. In Zukunft werde es ganz besonders
auf die Landwirtschaft ankommen. Das stellte Martin
Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion
im Landtag, fest. Schließlich nehme die
landwirtschaftliche Fläche weltweit ab, während die
Bevölkerung gleichzeitig extrem ansteige. Schöffel:
„Wir sollten deshalb alles daransetzen, dass wir
auch in Zukunft noch unsere Bauern haben.“
Bilder:
1.Die
bayerische Landesbäuerin Christine Singer.
2. Karin Lauterbach und Lukas Tröger zeigten beim
Kreiserntedankfest, was die Genussregion so alles zu
bieten hat.
3.Von
links: Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel,
Landesbäuerin Christine Singer, die stellvertretende
Kreisbäuerin Gudrun Passing und Pfarrer Peter
Brünnhäußer.
4. Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel.
5.Von
links: Kreisobmann Harald Peetz, Landrat Klaus Peter
Söllner, Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel,
Landesbäuerin Christine Singer, MdL Rainer Ludwig,
die stellvertretende Kreisbäuerin Gudrun Passing und
MdL Martin Schöffel.
Wertschätzung
und Anerkennung für die Arbeit der Bauern /
Publikumsmagnet Landwirtschaft: Viele hundert
Besucher beim Erntedank auf dem Fischlhof
Heroldsreuth.
Zum ersten Mal nach vier Jahren gab es wieder den
Tag der Landwirtschaft in Pegnitz. Diesmal aber ganz
anders: nicht in der Christian-Sammet-Halle und auch
nicht auf dem Marktplatz, sondern direkt vor Ort auf
einem Bauernhof feierten die Interessensgemeinschaft
und der Bauernverband das Erntedankfest.
Den Besuchern
hat es gefallen. Viele hundert waren im Laufe des
Tages nach Heroldsreuth auf den Fischlhof der
Familie Strobl, einem biologisch ausgerichteten
Nebenerwerbsbetrieb mit Direktvermarktung, gekommen.
Weil Heroldsreuth aus genau zwei
landwirtschaftlichen Betrieben besteht, machte auch
der benachbarte Hof von Renate und Hermann Lehner
mit und öffnete seine Stalltür. Das Angebot, Stall
und Melkstand des konventionellen Milchviehbetriebs
zu besichtigen, wurde rege in Anspruch genommen.
Tag
der Landwirtschaft, das bedeutete auch zahlreiche
Aktivitäten rund um den Bauernhof. Fast 40
Informations- und Verkaufsstände,
Maschinenvorführungen, aber auch traditionelle
Handwerkskunst und natürlich viele Angebote extra
für Kinder. Da gab es einen Tretschlepperparcours
und ein Getreideschatzbad, die Käserei Bayreuth
präsentierte ihre Produkte anhand von Kostproben,
die BBV-Landfrauen zeigten, wie man Butter selbst
macht und die Jägervereinigung führte vor, wie sie
per Drohne Rehkitze vor dem Tod rettet.
Kräuterpädagogin Monika Börner aus Münchs bei
Betzenstein informierte über ihre segensreiche
Arbeit und darüber, was man aus vermeintlichen
Unkräutern alles machen kann. Imker Toni Herzing aus
Büchenbach weckte die Begeisterung für heimischen
Honig und Korbmacher Augustin Friedrich aus
Altendorf zeigte live vor Ort, wie er seine
Flechtwaren herstellt. Dazu gab es so ziemlich
alles, was die Genussregion zu bieten hat: Pulled
Beef Burger vom Biohof Brunner aus Kemnath, Eier von
den Gebhardtshofer Weidehennen aus Weidenberg und
Bauernhof-Eis von Rebekka Kießling und ihrer
Eis-Manufaktur aus Münchberg. Dazu waren viele
andere Zusammenschlüsse nach Heroldsreuth gekommen,
die alle zusammen Landwirtschaft ausmachen: Der
Maschinenring Bayreuth-Pegnitz, das Amt für
Landwirtschaft und der Landhandel unter anderem mit
der BayWa.
„Zum
ersten Mal feiert unser kompletter Weiler zu
Erntedank einen Tag der Landwirtschaft“, freute sich
Tanja Strobl, die den Fischlhof zusammen mit Ehemann
Markus und der Familie bewirtschaftet. Ziel der
Großveranstaltung sei es Landwirtschaft zu
vermitteln und die Wertschätzung dafür in den
Vordergrund stellen, so die Vorsitzende der
Interessensgemeinschaft und frühere Kreisbäuerin
Katrin Lang
Eröffnet wurde
der Tag der Landwirtschaft mit einem ökumenischen
Erntedankgottesdienst, den der evangelische Dekan
Markus Rausch und die katholische
Wortgottesdienst-Beauftagte Regina Schrembs in der
Maschinenhalle feierten. Dort begrüßte Kreisobmann
Karl Lappe später auch die Gäste. Ernährung sei das
höchste Gut, auch wenn die Versorgung mit
Lebensmitteln meist als selbstverständlich
hingenommen werde, sagte er. Wie wichtig es sein
kann, sich selbst zu versorgen habe die Energiefrage
im Zuge des Krieges in der Ukraine gezeigt.
Stilllegungspläne der Bundesregierung für
landwirtschaftliche Flächen seien deshalb völlig
unverständlich. „Diese Flächen fehlen am Ende für
Ernährung und Energie und bringen nichts für das
Klima.“
Wertschätzung
und Anerkennung für das große Engagement und die
harte Arbeit der Landwirte kam auch von Sandra
Huber, der zweiten Bürgermeisterin von Pegnitz.
Landrat Florian Wiedemann stellte klar, dass das
alltägliche Arbeitspensum in der Landwirtschaft von
keinem anderen Berufsstand übertroffen werde. „Wir
machen alle eine saubere Arbeit, wir lieben unsere
Tiere und wir wollen, dass es auch in Zukunft
Landwirtschaft in Bayern gibt“, sagte die
oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel.
Bilder:
1+2. Großer Andrang herrschte in dem kleinen Weiler
Heroldsreuth bei Pegnitz zum Tag der Landwirtschaft,
verbunden mit dem Kreiserntedankfest des Bayreuther
Bauernverbandes.
3. Auf ihren Schultern lag die wesentliche Arbeit
zum Tag der Landwirtschaft (von links): Katrin Lang,
Tanja Strobl, Hermann und Renate Lehnert mit ihren
Kindern Leonie und Emelie.
4. Wie kommt der Honig ins Glas? Bio-Imker Toni
Herzing aus Büchenbach sorgte beim Tag der
Landwirtschaft für Aufklärung.
Realismus statt
Ideologie und Nostalgie: Nutzung ist der beste
Schutz / Forstwirtschaftliche Vereinigung
Oberfranken feierte auf Kloster Banz ihr 50-jähriges
Bestehen
Kloster Banz.
Gegen die Ausweisung weiterer Schutzgebiete und
gegen Stilllegungspläne für den Wald hat sich der
bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger
ausgesprochen. Diese Herangehensweise an den
deutschen Wald sei nostalgisch und ideologisch, aber
nicht realistisch, sagte Aiwanger beim 50-jährigen
Jubiläum der Forstwirtschaftlichen Vereinigung
Oberfranken (FVO) auf Kloster Banz. Die
Forstwirtschaftliche Vereinigung ist die
Dachorganisation der zwölf oberfränkischen
Waldbesitzervereinigungen und
Forstbetriebsgemeinschaften mit zusammen rund 16500
Waldbesitzern und einer Fläche von etwa 115.000
Hektar Wald. Die Waldbesitzervereinigungen und
Forstbetriebsgemeinschaften haben zusammen 60
hauptamtliche Mitarbeiter.
„Wir brauchen
keinen dritten oder gar vierten Nationalpark in
Bayern“, so Aiwanger. Klimaangepasste Wälder müssten
gezielt durch menschliches Zutun geschaffen werden,
sie entstünden nicht, indem man den Wald sich selbst
überlässt. „Stilllegung ist keine Strategie“, sagte
Aiwanger und rief dazu auf, die Gegner der Nutzung
fachlich zu überzeugen.
„Völlig schräg“
sei es auch, wenn Brüssel jetzt wieder mit den
Diskussionen beginne, ob Holz eine nachhaltige
Energie sei und gleichzeitig auf fossile
Energieträger setzt. „Welche Verrenkungen man macht,
um Wälder still zu legen“, wunderte sich Aiwanger
und sprach sich stattdessen für eine intensivere
Waldwirtschaft aus. „Wir haben viel zu viel Holz in
der Fläche stehen, liegen und vor sich hingammeln.“
Der Minister rechnete vor, dass ein Ster Brennholz
120 Liter Heizöl ersetzt. Deshalb sollte man nicht
das zulassen, was ideologisch erwünscht, sondern
das, was technisch machbar ist.
Kritik übte
Aiwanger auch an der bayerischen Forstreform. Mit
der Reduzierung der Reviere und der dadurch
entstandenen viel zu großen Gebiete sei man deutlich
über das Ziel hinausgeschossen. Er forderte
stattdessen mehr Personal, kleinere Reviere und eine
höhere Betreuungsintensität.
Der
Forstwirtschaftlichen Vereinigung bescheinigte
Aiwanger eine unverzichtbare Arbeit, die Mitarbeiter
würden nicht selten bis an die Grenzen ihrer
Leistungsfähigkeit gehen. An die Waldbesitzer
appellierte er, noch mehr die Öffentlichkeit zu
suchen als bisher und die Menschen aufzuklären.
„Wenn Ideologen über anderer Eigentum bestimmen,
dann wird es gefährlich“. So Aiwanger.
Zuvor
hatte der FVO-Vorsitzende Wolfgang Schultheiß (Großheirath)
die wichtigsten Herausforderungen der Waldbesitzer
für die kommenden Jahre aufgezählt. Die
Wiederbewaldung der vom Borkenkäfer kahlgefressenen
Wälder gehört genauso dazu, wie der Waldumbau hin zu
klimatoleranten Baumarten. Gar nicht mehr so einfach
sei es, die Motivation der Waldbesitzer
aufrechtzuerhalten, da große Teile der Gesellschaft
den Wald nur noch als Freizeit- und Naturparadies
sieht. „Dieser Bewegung entgegenzuwirken, bedarf
großer Anstrengungen und benötige viel Kraft.“
Vor dem
Hintergrund des Einflusses radikaler Umweltverbände
und der Regulierungswut der Politik werde die Arbeit
der FVO in Zukunft noch wichtiger, sagte Josef
Ziegler, Präsident des Bayerischen
Waldbesitzerverbandes. „Wir müssen viel mehr, als in
der Vergangenheit unsere Interessen vertreten und
mit der Gesellschaft kommunizieren“, so Ziegler.
Weitere Herausforderungen sah er auch im
Strukturwandel der Eigentümer und dem zunehmenden
Beratungsbedarf der Waldbesitzer. Handlungsbedarf
gebe es schließlich auch durch die Klimaerwärmung,
die einen beschleunigten Baumartenwechsel notwendig
mache.
Trotzdem habe
die FVO allen Grund, positiv in die Zukunft zu
blicken, so die bayerische Waldprinzessin Simone
Brunner. Der Zusammenschuss habe sich als
All-Round-Dienstleister bewährt und fünf Jahrzehnte
lang erfolgreiche, vorausschauende und
zukunftsweisende Arbeit geleistet.
Bilder:
1.Gruppenbild
zum 50. Geburtstag der Forstwirtschaftlichen
Vereinigung Oberfranken mit Wirtschaftsminister
Hubert Aiwanger den Vertretern aller
Waldbesitzervereinigung und
Forstbetriebsgemeinschaften aus dem
Regierungsbezirk.
2. Zum Festakt anlässlich der 50-Jahr-Feier der
Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken
begrüßte der Vorsitzende Wolfgang Schultheiß den
bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger
(links). Rechts im Bild: FVO-Geschäftsführer Jörg
Ermert.
Erntedank auf
dem Fischlhof / Großveranstaltung im kleinen
Heroldsreuth: Tag der Landwirtschaft in Heroldsreuth
Heroldsreuth.
Nach vier Jahren Pause gibt es zum Erntedankfest
heuer erstmals wieder einen Tag der Landwirtschaft
in Pegnitz. Die im Zwei-Jahres-Turnus stattfindende
Veranstaltung musste zuletzt Corona-bedingt
ersatzlos gestrichen werden. Die Pause haben die
Verantwortlichen zum Anlass genommen, den Tag der
Landwirtschaft komplett neu aufzustellen. Er findet
erstmals weder in der Christian-Sammet-Halle noch
auf dem Marktplatz, sondern direkt auf einem
landwirtschaftlichen Betrieb statt.
Genau genommen
auf zwei Betrieben: dem Fischlhof der Familie Strobl
und auf dem benachbarten Betrieb der Familie Lehner
in Heroldsreuth. „Damit feiert der komplette Weiler
zu Erntedank einen Tag der Landwirtschaft“, freut
sich Tanja Strobl, die den Fischlhof zusammen mit
Ehemann Markus und der Familie bewirtschaftet.
„Wir wollen
Landwirtschaft vermitteln und die Wertschätzung
dafür in den Vordergrund stellen“, sagt Katrin Lang,
frühere Kreisbäuerin und Vorsitzende der
Interessendgemeinschaft zum Tag der Landwirtschaft.
Eröffnet wird die Veranstaltung um 11 Uhr mit einer
Begrüßung durch Kreisbäuerin Angelika Seyferth,
anschließend laden der evangelische Dekan Markus
Rausch und der katholische Pfarrer Norbert Förster
zu einem ökumenischer Erntedankgottesdienst in der
Maschinenhalle ein. Gegen 13 Uhr werden Kreisobmann
Karl Lappe, die zweite Bürgermeisterin von Pegnitz
Sandra Huber und die Familie Strobl die Gäste
begrüßen.
Bis mindestens
17 Uhr ist dann auf den beiden Höfen einiges
geboten. An fast 40 Ständen können sich die Besucher
informieren, Praktikern über die Schulter blicken
oder das reichhaltige Sortiment der Genussregion
probieren. Da kommen der Korbmacher Augustin
Friedrich und der Rechenmacher Konrad Berner.
Landtechnikunternehmen zeigen, wie moderne
Melktechnik funktioniert. Die Bayernland-Käserei
Bayreuth stellt ihr Sortiment vor, für Kinder gibt
es einen Tretschlepper-Parcours, wobei die Schlepper
später sogar verlost werden. Die Jägervereinigung
zeigt, wie die Kitzrettung per Drohne funktioniert,
der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz führt einen
Klauenpflegestand vor und Imker Tini Herzing zeigt,
wo der Honig herkommt und was man alles damit machen
kann.
Eine ganz
besondere Aktion im Milchjahr 2023 gibt es von den
Landfrauen. Sie zeigen, wie man richtig ausbuttert,
wie man Butter und Buttermilch selbst herstellt und
bieten auch entsprechende Kostproben an. Dazu gibt
es Pulled Beef Burger, Steaks, Bratwürste, Kaffee
und Kuchen Bauernhofeis und alles, was die heimische
Landwirtschaft zu bieten hat. “Ohne die Bauern wäre
nichts auf dem Tisch“, das ist die Botschaft, die
Tanja Strobl allen Besuchern beim Tag der
Landwirtschaft mit auf dem Weg geben möchte. Auch
der benachbarte konventionelle Milchviehbetrieb der
Familie Lehner wird sich mit einem Tag der offenen
Stalltür beteiligen und zur Besichtigung des Stalles
und des Melkstandes einladen.
Der Fischlhof
der Familie Strobl ist ein biologisch ausgerichteter
Nebenerwerbsbetrieb mit Direktvermarktung. Vor allem
die Vermarktung von Eiern und den entsprechenden
Produkten von Nudeln bis zum Eierlikör ist einer der
wichtigste Betriebszweige. Die Familie beliefert
Bioläden, Cafés und Bäckereien in der Umgebung.
Derzeit gibt es ein Hühnermobil mit rund 180 Tieren,
Ende des Monats soll ein weiteres Hühnermobil
dazukommen. Tanja Strobl ist ausgebildete
Erlebnisbäuerin, die immer wieder auch Schulklassen
das Thema Landwirtschaft näherbringt.
Der Tag der
Landwirtschaft findet am Sonntag, 24. September von
11 bis 17 Uhr in Heroldsreuth 1, 91257 Pegnitz
statt. Die Zufahrt ist von Pegnitz kommend nach
Horlach und Nemschenreuth in Richtung Weidlwang und
dann links ab nach Heroldsreuth.
Bild:
Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Tanja Strobl vom
Fischlhof und die frühere Kreisbäuerin und
Vorsitzende der Interessensgemeinschaft Katrin Lang
haben auf dem Fischlhof in Heroldsreuth die letzten
Vorbereitungen zum Tag der Landwirtschaft am 24.
September ab 11 Uhr getroffen.
Zentraler
Anlaufpunkt für die Landwirtschaft der Region / Fast
fünf Jahre nach dem ersten Spatenstich: Grünes
Zentrum in Münchberg eingeweiht
Münchberg.
Nicht nur der Name ist grün, es steckt auch viel
Grünes drin, zumindest aus baulicher Sicht: das neue
Grüne Zentrum in Münchberg ist in jeder Hinsicht ein
Vorzeigeprojekt. Die bayerische
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat das
rund elf Millionen Euro teure Bauwerk am nördlichen
Ortseingang von Münchberg am Donnerstag feierlich
eingeweiht. In dem Gebäude haben das Amt für
Landwirtschaft. Ernährung und Forsten
Bayreuth-Münchberg, die Landwirtschaftsschule, der
Bauernverband, der Maschinenring Münchberg und
Umgebung sowie die Zentrale Vergabestelle der
Führungsakademie eine neue Heimat gefunden.
Die Fassade ist
aus Fichtenholz, die Natursteine stammen aus dem
Fichtelgebirge, geheizt wird mit Pellets, das Klima
wird mit Hilfe einer Geothermie reguliert. Auf den
Dächern grünt und blüht es zwischen den
Solarmodulen, der Innenhof auf der hinteren Seite
ist ein Paradies für Insekten und sämtliche
Parkplätze wurden versickerungsoffen gestaltet. Dazu
wurden 30 neue Bäume und an die 300 neue Sträucher
gepflanzt. Kaum ein Punkt, der nicht berücksichtigt
wurde, kein Wunsch, der offen blieb.
Dabei
gilt in Münchberg der Spruch „Was lange währt wird
endlich gut“ in ganz besonderer Art und Weise. Schon
im Oktober 2018 fand der erste Spatenstich statt,
längst waren alle Mieter in das landkreiseigene
Gebäude eingezogen. Doch die offizielle Einweihung
ließ trotzdem lange auf sich warten. Corona-bedingt
wurde sie immer wieder verschoben. Für die
Verantwortlichen war es ein besonders gutes Zeichen,
dass die Einweihung nun am Geburtstag der
Landwirtschaftsministerin stattfand.
Michaela
Kaniber nannte das Haus wundervoll und einzigartig.
Besonders an der Verwendung des Baustoffes Holz fand
sie großen Gefallen. Sie sparte in ihrer Rede aber
auch nicht an Kritik an der Bundespolitik. Dort
würden jetzt gerade die Gelder gekürzt, die am
dringendsten benötigt würden. Gelder für den
gebeutelten Wald beispielsweise, Gelder für den
ländlichen Raum und für den ökologischen Landbau.
„Gerade das Fichtelgebirge und der Frankenwald
hätten jetzt die größtmögliche Unterstützung
verdient“, sagte Michaela Kaniber. Rhetorisch
stellte sie die Frage: „Wo bleibt die Verantwortung
diese grünen Lungen zu retten?“ Kurz vor der
Veranstaltung hatte Daniela Janker von der
Bayerischen Forstverwaltung die Ministerin vom
Ausmaß der Borgenkäferschäden in der Region
informiert.
Auch, dass die
Nutztierhaltung vom Bundeslandwirtschaftsministerium
immer wieder in Misskredit gebracht werde, prangerte
Michaela Kaniber an. Eine Reduzierung um 50 Prozent,
wie von einer Staatssekretärin aus dem
Bundeslandwirtschaftsministerium ins Gespräch
gebracht, käme in Bayern einer Katastrophe gleich.
Es würde nichts anderes bedeuten, als dass rund
11000 landwirtschaftliche Betriebe innerhalb der
nächsten fünf Jahre ihre Schotten dicht machen
müssten. „Wir müssen uns wehren gegen diese grüne
Ideologie, die Landwirtschaft ist der Problemlöser,
nicht der Problemmacher“, so die Ministerin.
Sämtliche
Redner in einer moderierten Grußwortrunde
pflichteten dem bei und würdigten den Neubau als
Gewinn für die gesamte Region. Das Grüne Zentrum sei
in vielerlei Hinsicht ein Gewinn für die Stadt,
sagte Bürgermeister Christian Zuber. Die räumliche
Näher zu den anderen Organisationen sei ein
Riesenvorteil für die tägliche Arbeit, so
Geschäftsführer Daniel Seuß vom Maschinenring
Münchberg. Nach den Worten von Behördenleiter
Michael Schmidt ist der moderne und innovative
Schulstandort Münchberg entscheidend für die
Weiterentwicklung der Region. Wilhelm Böhmer,
Direktor des Bauernverbandes für alle drei
fränkischen Regierungsbezirke, sprach von einem
„tollen Arbeits- und Beratungsumfeld“. Von der
Gemeinschaft mit dem Amt, der Schule und dem
Maschinenring könnten künftig alle Mitglieder nur
profitieren.
Das neue Grüne
Zentrum im Norden Münchbergs hat eine Nutzfläche von
über 3000 Quadratmeter, in dem Gebäude arbeiten 80
Menschen.
Bilder:
1.Markantes
Bauwerk im Norden von Münchberg: Das neue Grüne
Zentrum beherbergt das Landwirtschaftsamt, die
Landwirtschaftsschule, den Bauernverband, den
Maschinenring und die Vergabestelle der
Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten.
2.Behördenleiter
Michael Schmidt, Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber, Peter Scherm vom Maschinenring, der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel und Landrat
Oliver Bär (von links) informieren sich auf einer
Bildschirmpräsentation über die Aufgabenbereiche der
Organisationen.
3.Andreas
Fickenscher vom gleichnamigen Backhaus in Münchberg
überreichte Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber eine Geburtstagstorte. Links im Bild Landrat
Oliver Bär.
Ampfer, Distel,
Kreuzkraut: Mit „Rotoviper“ und „Rumbojet“ gegen
Unkraut im Grünland / High Tech in der
Landwirtschaft schont die Umwelt und macht die
Arbeit effektiver
Bayreuth.
Wie High Tech in der Landwirtschaft dazu beitragen
kann, den Umweltgedanken zu fördern, Ressourcen zu
schützen und gleichzeitig effektiver zu arbeiten,
das haben der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz, die
Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks und
das Amt für Landwirtschaft jetzt in Bayreuth
eindrucksvoll demonstriert. Konkret ging es bei
einem Feldtag auf dem Gelände der Lehranstalten
darum, Unkraut auf Grünland möglichst wirkungsvoll
zu bekämpfen und dabei den Herbizid-Einsatz auf ein
Minimum zu beschränken.
Die beteiligten
Partner hatten dazu drei Möglichkeiten aufgezeigt,
der Einsatz von Heißwasser, der „Rotoviper“, eine
Walze, die hochgeschossene Unkräuter gezielt mit
Herbiziden benetzt und, ganz neu, den „Rumbojet“,
der Unkräuter mittels eine Kamera punktgenau erkennt
und via Herbizid bekämpft. Alle drei Möglichkeiten
haben eines gemeinsam: Nicht mehr die gesamte Fläche
wird mit Herbiziden gespritzt.
Notwendig sei
die Bekämpfung von Ampfer, Distel und Kreuzkraut im
Grünland schon immer gewesen. Nachdem im
zurückliegenden Jahr der flächendeckende Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln auf Dauergrünland verboten
wurde, habe es jedoch dringenden Handlungsbedarf
gegeben, erklärte Johannes Scherm, Geschäftsführer
des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz.
Das Non Plus
Ultra ist der „Rumbojet“, eine Neuentwicklung des
Landtechnik-Herstellers Allgäu Automation, die der
Maschinenring Bayreuth-Pegnitz ab sofort seinen
Mitgliedern dank einer Zusammenarbeit mit dem
Nachbarring in Tirschenreuth anbieten kann. Das
High-Tech-Gerät arbeitet nach dem Motto: „So viel
Herbizid wie nötig, so wenig wie möglich“. Nach den
Worten von Felix Grosch vom Amt für Landwirtschaft
Bayreuth-Münchberg erkennen zwei
Multispektralkameras mittels eingespeicherter Bilder
Ampfer oder Kreuzkraut und bringen dem
Pflanzenschutz punktgenau auf der zu bekämpfenden
Pflanze aus. Bundesweit seien erst 80 Jets im
Einsatz, in Oberfranken ist der Maschinenring
Bayreuth der erste, der die neue Technik seinen
Mitgliedern anbieten kann.
„Unser Ziel ist
es, diese Technik auch bei uns zu etablieren“, sagt
Johannes Scherm. Das Gerät schafft fünf Hektar und
mehr pro Stunde und sei damit auch von der
Effektivität unschlagbar. Laut Hersteller beseitigt
das Gerät bis zu 80 Prozent der Unkräuter. Es
vermeidet Narben und wirkt sich aufgrund des
geringen Bodendrucks auch positiv auf die
entsprechende Fläche aus. Im Vergleich zur
Flächenbehandlung werden je nach Befall rund 90
Prozent der Spritzmittel eingespart, was zum einen
die Kosten erheblich senkt und die Umwelt schützt.
Total
chemiefrei sei die Bekämpfung mit Heißwasserthermie
zwar möglich, die Flächenleistung sei aber eher
begrenzt, so dass diese Methode nur im kommunalen
Bereich, etwa auf Friedhöfen oder in Parks oder zur
Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners Sinn macht.
Immerhin arbeitet der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz
schon seit fünf Jahren erfolgreich damit. Ein
Mitglied des Maschinenrings habe den „Rotoviper“ im
Einsatz, eine Art Walze auf zwei Rädern, die
Unkräuter aufgrund ihrer Wuchshöhe selektiert und
gezielt mit Herbizid benetzt. Die Nachfrage sei aber
eher überschaubar, da man unterschiedliche
Wuchshöhen von Grünland und Unkraut benötigt.
Beikräuter wie
zum Beispiel die stumpfblättrige Ampfer müssen unter
anderem deshalb bekämpft werden, weil sie wertvolle
Futtergräser verdrängen, zu einer schlechteren
Futterqualität führen und die Tiergesundheit
beeinträchtigen. Verschiedene, im Grünland
vorkommenden Kreuzkräuter enthalten höhere
Konzentrationen an hoch giftigen
Pyrrolizidin-Alkaloiden. Diese Stoffe sind besonders
für Pferde und Rinder sehr giftig und führen zu
akuten tödlichen Leberschäden.
Wer sich ein
Bild vom Erfolg der Unkrautbekämpfung und den
entsprechenden Mitteln dazu machen möchte, könne die
entsprechenden Flächen auf dem Gelände der
Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth
besichtigen, so Tobias Weggel von den Lehranstalten.
Die Demonstrationsflächen befinden sich in der Nähe
des Betonplattenweges vor dem Lehranstalten rechts
ab und sind ausgeschildert.
Bild: High Tech
auf Grünland: so futuristisch wird es schon bald in
der Region aussehen, wenn Landwirte das Unkraut auf
ihren Wiesen mit dem Rumbojet umweltschonend und
ressourcenschonend bekämpfen.
Kostbares Gut
Wasser optimal nutzen: App soll Landwirte bei der
Bewässerung unterstützen / Kaum Bedarf im Kulmbacher
Land
Kulmbach.
Trockenheit und tropische Temperaturen bereiten der
Landwirtschaft, Gärtnern, Waldbesitzern und auch den
Winzern immer mehr Probleme. Vor allem Nordbayern
ist von Hitze und Trockenheit betroffen. Abhilfe
könnte die Bewässerung von bestimmten Anbauflächen
schaffen. Harald Köppel, Geschäftsführer des
Bauernverbandes Bayreuth/Kulmbach/Kronach winkt
allerdings schon mal ab. In unseren Breiten würden
die Felder bis auf wenige Sonderkulturen kaum
bewässert.
Dem
Landwirtschaftsministerium zufolge werden in Bayern
aktuell etwa drei Prozent des Freilands bewässert.
Im Vergleich zu anderen Ländern sei das ein geringer
Wert. „Wir brauchen dennoch dringend intelligente
Lösungen zur Bewässerung, damit die Obst- und
Gemüsebauern vor allem in Nordbayern auch in Zukunft
heimische Lebensmittel herstellen können, denn
Wasser wird auch in Bayern immer mehr zum kostbaren
Gut“, sagte Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber vor wenigen Tagen bei der Vorstellung einer
neuen Bewässerungs-App.
Sie hat das
Ziel, Wasser möglichst sparsam einzusetzen. Die App
wurde im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums
unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft
Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in
Bayern und mit Unterstützung der Bayerischen
Landesanstalt für Landwirtschaft entwickelt. Das
webbasierte Entscheidungsinstrument hilft den
Landwirten und Anbauern, den besten
Bewässerungszeitpunkt und die richtige Wassermenge
genau zu berechnen. Dazu werden unter anderem
Messdaten von 680 Wetterstationen, die Bodengüte,
die genutzte Bewässerungstechnik und Daten zu der
angebauten Kultur berücksichtigt. So lassen sich
Ernteerträge und Qualitäten sichern und gleichzeitig
der Wasserverbrauch auf das unbedingt erforderliche
Maß begrenzen. Der Wassereinsatz soll so gesteuert
werden, dass nur dann bewässert wird, wenn der zur
Verfügung stehende Bodenvorrat aufgebraucht ist und
die Pflanzen den Grad der Bodenaustrocknung gerade
noch vertragen. Nur der von den Pflanzen
durchwurzelte Bodenraum soll Wasser erhalten,
nutzloses Versickern wird vermieden.
Und noch einen
Vorteil soll die App laut einer Mitteilug bieten:
Mit der App lasse sich nicht nur Wasser sparen. Die
optimierte Bewässerung sorge auch dafür, dass die
Düngung von den Pflanzen zuverlässig aufgenommen
werden kann. Damit werde vermieden, dass mit dem
nächsten Starkregen wertvollen Nährstoffe in tiefere
Bodenschichten oder ins Grundwasser verlagert
werden.
Außer den
Spargelkulturen in Rothwind, den Obstkulturen in
Lindenberg und einigen Erdbeerfeldern würden
zumindest in der Region kaum irgendwelche Kulturen
bewässert, sagt Harald Köppel vom BBV. Für den
normalen Getreideanbau oder für den Anbau von Futter
wäre das Bewässern viel zu kostspielig. „Bewässern
ist teuer, da braucht man eine Frucht, bei der es
sich trägt.“ Anders sei es im Nürnberger
Knoblauchsland und auch in Niederbayern, wo auch
schon mal der Körnermais oder Zuckerrüben bewässert
werden. Was Oberfranken betrifft, so könne sich
Köppel vorstellen, dass die Bamberger Gärtner oder
auch die Kirschenanbauer um Forchheim herum
entsprechende Bewässerungssysteme nutzen. Im
Bayreuther, Kulmbacher oder Kronacher Raum spiele
die Bewässerung aber kaum eine Rolle.
Was die Zukunft
bringt, könne man allerdings nicht sagen. Vielleicht
sei es eines Tages auch notwendig, die Felder zu
bewässern, um überhaupt noch etwas zu ernten. Noch
vor zehn oder 15 Jahren habe man ja auch hier nicht
absehen können, dass Oberfranken mal zum
Trockengebiet wird.
Die neue App ist für jeden
Nutzer in vollem Funktionsumfang kostenlos und
sowohl für die Nutzung am PC als auch über das
Smartphone geeignet. Zur Bewässerungs-App gelangt
man unter www.alb-bayern.de/app. Fundierte
Informationen zur Handhabung des
Entscheidungsinstruments wurden im Bewässerungsforum
Bayern ausgearbeitet, zu finden unter
www.alb-bayern.de/bef1.
Bild: Wasser möglichst sparsam einsetzen, das ist
das Ziel der neuen Bewässerungs-App. Im Kulmbacher
Land kommen derzeit Bewässerungssysteme allerdings
kaum zum Einsatz.
Landwirte
lehnen umstrittene App ab / BBV Bayreuth diskutierte
mit den Kandidaten zur Landtags- und Bezirkstagswahl
Bayreuth. Viele
Landwirte sperren in diesen Zeiten ihre Hoftore für
immer zu. Schuld daran sind eine überzogene
Bürokratie, praxisfremde Auflagen, die politischen
Rahmenbedingungen und das teilweise schlechte Image,
das Bauern in der Gesellschaft haben. In einem
Gespräch mit Kandidaten zur Landtags- und
Bezirkstagswahl aller Parteien hat der Bauernverband
in Bayreuth seine Forderungen und Probleme zur
Sprache gebracht. Konsens war dabei, dass die
Landwirtschaft vor Ort auch in Zukunft gebraucht
wird, um die Menschen mit qualitativ hochwertigen
Lebensmitteln zu versorgen.
Flächenstilllegungen seien da eher kontraproduktiv,
sagte Kreisobmann Karl Lappe. „Die politische
Vorgabe, vier Prozent der Fläche still zu legen
versteht doch kein Mensch, wo die Fläche doch
aktuell immer knapper wird“, schimpfte er. Das Thema
Flächenstilllegungen sah er beispielhaft für viele
andere Probleme, mit denen sich Bauern derzeit
rumschlagen müssten. Sachkunde und gute fachliche
Praxis stünden leider nicht mehr im Vordergrund,
stattdessen hätten die „Theoretiker in den
Amtsstuben“ das Sagen. Sie wollten den Bauern
vorschreiben, wie sie ihre Fläche zu bewirtschaften
hätten.
Als besonderes
Ärgernis erwies sich dabei die neue FAL-BY-App, mit
der die Angaben der Landwirte in ihren
Förderanträgen nachgeprüft werden. Die App soll den
Bauern helfen, die Flächenangaben im Mehrfachantrag
stets auf dem aktuellen Stand zu halten und damit
die Auszahlung der Fördergelder sicherzustellen.
Hintergrund dafür ist die Einführung eines
Flächenmonitoringsystems, das von der EU
verpflichtend vorgeschrieben ist. Kern dieses
Systems ist die Beobachtung landwirtschaftlicher
Fläche mithilfe von Satellitendaten. Die Satelliten
prüfen beispielsweise die angebauten Kulturen, die
Vorgaben zur Mindestbewirtschaftung oder die
Schnittnutzug auf Grünland.
So ist es
zumindest gedacht. In der Praxis scheint die App
allerdings alles andere als zu funktionieren.
Sonnenblumen seien etwa als Getreide identifiziert
worden, schmale Grundstücke seien erst gar nicht
erkannt worden, so Landwirt Christian Hannig aus
Hollfeld. Harald Galster, stellvertretender
BBV-Kreisobmann aus Gefrees bemängelte, dass sich
die App noch in der Erprobungsphase befinde, bei
eventuellen Fehlern aber schon Sanktionen drohten.
Harald Köppel, BBV-Geschäftsführer, sagte, dass die
App viele Landwirte überfordere, besonders ältere
Semester blieben auf der Strecke. Viele Bauern
befürchteten auch eine Art Totalüberwachung.
Davon könne
keine Rede sein, so Halil Tasdelen von der SPD.
Gleichzeitig kritisierte der Landtagskandidat aber
auch die zunehmende Bürokratisierung. Martin
Schöffel, Landtagsabgeordneter und stellvertretender
Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses, gab an,
dass auch weiterhin eine persönliche Überprüfung der
jeweiligen Fläche durch einen Mitarbeiter des
Landwirtschaftsamtes möglich sei. Der Mensch sollte
auf jeden Fall das Heft des Handelns in der Hand
haben, sagte Tim Pargent, Landtagsabgeordneter der
Grünen.
Ablehnung kam
dagegen von Stefan Frühbeißer von den Freien
Wählern. Es könne nicht sein, dass immer jemand über
einen sitzt und prüft, ob man alles richtig macht.
Hier stehe die Landwirtschaft mit dem Rücken zur
Wand. Ablehnung kam auch von der AfD: „Ich glaube
nicht, dass den Bauern von einer App gesagt werden
muss, was sie zu tun und lassen haben“, so Mario
Schulze. Die Landwirte seien schließlich die
Fachleute vor Ort. Er stehe deshalb für den
Grundsatz: „So wenig wie möglich regulieren, so viel
Freiraum wie möglich lassen“.
Als äußerst
bedenklich bezeichnete es Kreisbäuerin Angelika
Seyferth, dass sich die Gesellschaft immer weniger
mit der Landwirtschaft identifiziert. Sie werde sich
deshalb mit den Landfrauen weiterhin dafür
einsetzen, dass aus der Projektwoche mit dem Titel
„Schule fürs Leben“ ein eigenes Schulfach wird. Im
Landkreis Bayreuth laufe die Projektwoche derzeit
„mehr schlecht als recht“, weil der Aufwand für die
beteiligten Betriebe so groß sei, dass er kaum mehr
zu stemmen ist. Früher habe es ja auch das Fach
Hauswirtschaft gegeben, sagte Angelika Seyferth, die
auch dafür plädierte, landwirtschaftliche Themen in
die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrern zu
bringen.
Das sei auch
dringend notwendig, so der CSU-Landtagskandidat
Franc Dierl aus Speichersdorf. „Wir müssen den
Menschen erklären, was Landwirtschaft bedeutet und
dass die Milch nicht aus dem Supermarkt, sondern von
der Kuh kommt.“ Alle sollten daran mitarbeiten, das
Standing der Landwirtschaft zu verbessern, denn die
Landwirte seien es schließlich, die für die
Versorgung der Menschen zuständig sein. Dabei sei
Oberfranken derzeit weit davon entfernt, sich selbst
versorgen zu können.
Bild: BBV
trifft Politik: Die Kreisvorstandschaft des
Bauernverbandes in Bayreuth diskutierte mit den
Landtags- und Bezirkstagskandidaten über aktuelle
Themen.
Mit Hirse gegen
die Trockenheit / Landwirt Dominik Schmitt hat bei
Kirchleus eine Versuchsfläche für Hirseanbau
angelegt
Kirchleus.
Von der Aussaat Mitte Mai bis Ende Juli so gut wie
kein einziger Tropfen Regen und trotzdem vernünftige
Bestände. Kaum eine Kulturpflanze schafft das. Eine
Pflanze gibt es aber doch, die extrem
trockenheitstolerant ist und die weltweit gerade
deshalb oft angebaut wird.
„Hirse könnte
gerade in Zeiten des Klimawandels eine sehr
interessante Kultur für unsere Landwirte sein“, sagt
Dominik Schmitt, Pflanzenbauberater beim
Erzeugerring Oberfranken. In Danndorf bewirtschaftet
er den Naturlandhof Schmitt, einen Naturlandbetrieb,
am Stennesberg bei Kirchleus,
direkt an der Straße nach Esbach hat er heuer im
Internationalen Jahr der Hirse eine Versuchsfläche
mit neun verschiedenen Sorten angelegt. „Wir wollten
einfach mal verschiedene Sorten ausprobieren“, sagt
er. Auf den Flächen seines Naturland-Betriebs baut
Dominik Schmitt Rispenhirse für den
Legehennen-Halter Michael Grampp aus Fölschnitz an,
der damit die Futterration für seine rund 9000
Bio-Legehennen aufbessert.
Als sogenannte
C4-Pflanze sei die Hirse besonders auch vor dem
Hintergrund des Klimawandels und damit für
risikobehaftete Trockenstandorte als Kulturfrucht
interessant, so Dominik Schmitt. Gerade in den
zurückliegenden Jahren habe sich gezeigt, dass
Sommerkulturen, wie etwa die Braugerste, die erst im
Frühjahr gesät werden, von der Frühjahrs- und
Frühsommertrockenheit wesentlich mehr geschädigt
werden als Winterkulturen wie Backweizen, die im
Herbst gesät und dann die Winterfeuchte wesentlich
besser ausnutzen können.
Durch den
Wegfall von Pflanzenschutzmitteln, beziehungsweise
durch immer größer werdende Probleme mit „Ungräsern“
wie dem Ackerfuchsschwanz, gerate eine
abwechslungsreiche Fruchtfolge immer mehr in den
Fokus. Somit könne die Hirse mit ihrem hohen
Durchhaltevermögen in Trockenperioden ein wertvoller
Baustein einer abwechslungsreichen Fruchtfolge sein.
Auch
Naturland-Berater Werner Vogt-Kaute sieht in der
Hirse aufgrund ihrer guten Verträglichkeit von
Trockenheit eine gute Option für Landwirte. Im
Gegensatz zu vielen anderen Kulturen wie Buchweizen
oder Amaranth seien bei der Hirse vor allem auch
„vernünftige Erträge“ zu erzielen.
Hirse gilt als
eine der ältesten und noch immer wichtigsten
Kulturpflanzen weltweit. Die Kolbenhirse für den
Wellensittich kennt man. Doch es gibt noch viele
weitere verschiedene Arten, die Rispen-, Sorghum,
Perl- und Teffhirse. Sie alle seien eine wichtige
Nahrungsgrundlage in vielen Regionen, überwiegend in
Asien und Afrika.
Vor dem
Siegeszug der Kartoffel sei der Anbau von
Rispenhirse bis in die Neuzeit hinein auch in
Deutschland sehr bedeutend gewesen. In wenigen
Regionen wie der Lausitz und Südostbayern sei sie
noch im 20. Jahrhundert kultiviert worden.
Ein Problem
stellt nach den Worten von Dominik Schmitt
allerdings noch die Vermarktung dar. Darum sei es
wichtig den Verbraucher auf die Hirse aufmerksam zu
machen und zu Informieren. „Nur wenn ein Markt
entsteht, kann die Hirse auch wirtschaftlich
angebaut werden.“
Dabei gelte
Hirse als sehr gesund. Sie habe hohe Gehalte an
Vitaminen, Kieselsäure und Eisen und eigne sich
hervorragend als glutenfreies Produkt für Menschen
mit Zöliakie. Im Handel werde Hirse als gelb-goldene
Hirsekörner angeboten, als Flocken, Schrot oder als
Mehl. Hirse eigne sich darüber hinaus auch als
Reis-Alternative für Beilagen oder Füllungen. Ihr
milder Geschmack verträgt sich zudem gut mit
verschiedenen Gemüsen in Suppen, Eintöpfen, Currys
oder Salaten. Selbst im Müsli kommen Hirseflocken
zum Einsatz. Neben der menschlichen Ernährung sei
die Hirse auch schon immer als Geflügelfutter
eingesetzt worden. Methionin sei die erste
limitierende Aminosäure in der Öko-Geflügel- und
Schweinefütterung.
Doch nicht nur
für Biobetriebe sei Hirse interessant, aufgrund der
hohen Trockenheitstoleranz sei Hirse auch für
konventionelle Betriebe geeignet. Dominik Schmitt
verweist auf die Körner- oder Sorghumhirse, die
höhere Erträge liefern als die Rispenhirse und
vollständig als Ersatz für Futterweizen, etwa in der
Schweinefütterung dienen kann.
Bei einem
Feldtag auf seinen Versuchsflächen hat er
interessierten Landwirten die verschiedenen
Hirsesorten vor wenigen Tagen vorgestellt. Janina
Goldbach von der Landesanstalt für Landwirtschaft
berichtete dabei über verschiedene Anbauerfahrungen
und Pflanzenschutzexperten stellten den Einsatz von
Biostimulanzien vor.
Bild: Dominik
Schmitt auf seiner Versuchsfläche am Stennesberg bei
Kirchleus, wo er neun verschiedene Hirsesorten
angebaut hat.
Wald im
Trockenstress / Trotz der Niederschläge der
zurückliegenden Tage: Situation bleibt angespannt
Kulmbach. Die
Wälder in der Region leiden stark unter Trockenheit.
„Sorgenkinder“ sind vor allem die Nadelbaumarten
Kiefer und Fichte. Aber auch alle anderen Bäume sind
betroffen. Verfrühter Laubabfall, vertrocknete
Kronenteile oder komplett absterbende Bäume sind als
Stressreaktionen des Waldes nicht zu übersehen. Wie
sieht die Situation im Kulmbacher Land aus?
„Derzeit
überrollt uns eine riesige Borkenkäferwelle“, sagt
Carmen Hombach (Bild links), Kulmbacher
Stadtförsterin und Vorsitzende der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. „Wir
finden jeden Tag frisch eingebohrte Bäume, allein
für die WBV arbeiten derzeit 10 Harvester-Gespanne.“
Die Trockenheit sei ein massives Problem für die
Waldbesitzer. Die Fichten seien dadurch so
geschwächt, dass der Käfer ein leichtes Spiel hat.
Der Kiefer sei es ebenfalls zu warm, so dass auch
sie nach und nach dem Prachtkäfer und den
Kiefernborkenkäfern „Großer und Kleiner Waldgärtner“
zum Opfer fallen wird.
Die auf den
durch Käfer entstandenen Kahlflächen gepflanzten
jungen Bäume vertrocknen nach den Worten der
Stadtförsterin größtenteils. Es gebe Ausfälle
zwischen 30 und 100 Prozent je nach Standort, Lage
und gepflanzter Baumart. „Dass der Klimawandel
kommt, wussten wir, aber dass er sich in unseren
Wäldern so massiv und so schnell auswirken wird, war
für uns alle nicht absehbar“, so Carmen Hombach.
„Wir stehen im Wald vor riesigen Herausforderungen
und brauchen aufgrund der massiven, langen
Trockenphasen neue Strategien, um die
Wiederbewaldung zu schaffen.“
Die
Trockenheit trifft uns leider in mehreren Punkten
sehr schmerzlich, sagt Christian Dormann (rechts),
Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Hollfeld,
zu der auch weite Teile des Kulmbacher Landkreises
gehören. Einerseits begünstige die Trockenheit die
extreme Ausbreitung des Borkenkäfers der wiederrum
Kahlflächen schafft. Genau auf diesen bekommen wir
die nächste Folge extrem zu spüren. Auf den freien,
ungeschützten Flächen verdunste durch das fehlende
Waldklima viel mehr Wasser als normal. Dies komme
noch erschwerend zum fehlenden Niederschlag hinzu.
Diese Gesamtsituation sei gerade mit Hinblick auf
die Schaffung eines klimatoleranten Zukunftswaldes
mit Einbringung neuer Baumarten durch Pflanzung
extrem schlecht. Christian Dormann: „Uns vertrocknen
die Pflanzen auf der Fläche.“
„Gut, dass wir
seit einigen Tagen vermehrt Niederschläge haben, wir
erwarten davon schon einen positiven Effekt“, sagt
Jens Haertel, Bereichsleiter Forsten beim Amt für
Landwirtschaft Coburg-Kulmbach. Für den Wald könne
es nichts Besseres geben. Trotzdem sei die Situation
im gesamten Amtsgebiet relativ angespannt, so Jens
Härtel. Innerhalb des Bereiches sei die Situation
allerdings auch unterschiedlich. Da gebe es
laubholzreiche Wälder mit Eichen, Buchen, aber auch
die Fichtenwälder im Frankenwald. In letzteren seien
die größten Schäden festzustellen. „Da ist es
wichtig, dass man das Holz erntet, bevor der junge
Borkenkäfer wieder ausfliegen kann.“ Die Situation
habe bereits dazu geführt, dass in weiten Teilen vor
allem im Landkreis Kronach Kahlflächen entstanden
sind. Das sei schon deutlich mehr sichtbar als in
den anderen Bereichen des Amtsgebietes.
Insgesamt
sei „die Gesundheit der Wälder“ angespannter
geworden. Das könne man vor allem am Zustand der
Kronen festmachen. Dort seien dann weniger Nadeln,
beziehungsweise Blätter vorhanden, als bei einem
gesunden Baum. Die Trockenheit, die Wärme im Sommer,
vor allem die Spitzentemperaturen von über 30 Grad
hätten zugenommen und das könne man am Wald
mittlerweile deutlich sehen. Es gebe kaum mehr eine
Baumart, an der überhaupt keine
Gesundheitseinschränkungen festgestellt werden kann,
bei der einen mehr, bei der anderen weniger. „Der
Klimawandel spiegelt sich in allen Wäldern in
unterschiedlichen Ausprägungen wider.“ Um sich
zukunftssicher aufzustellen, sollte man möglichst
artenreiche und vom Alter unterschiedliche Bäume auf
der Fläche haben. „Desto höher die Splittung, umso
höher die Widerstandskraft.“
Den Frankenwald
im Kronacher Landkreis bezeichnete Jens Härtel als
bayernweiten Hotspot. Sowohl das Amt als auch die
Bayerischen Staatsforsten setzten deshalb in diesem
Bereich mehr Personal ein als anderswo. Im
Kulmbacher Landkreis seien ebenfalls die Ausläufer
des Frankenwaldes betroffen. Konkret nannte der
Bereichsleiter die gemeinden Neuenmarkt und
Presseck. Dort sei die Situation schwieriger als in
anderen Bereichen, aber dennoch nicht ganz so
schlimm, wie im Landkreis Kronach.
Bilder: Trotz
der Niederschläge in den zurückliegenden Tagen: Der
Wald leidet auch m Kulmbacher Land.
Weniger Bio
durch Weidepflicht / „Bio-Bayern-Tour“ des BBV:
Ökologisch wirtschaftende Milchviehhalter steigen
mangels Fläche aus der Produktion aus
Kulmbach.
Nach jahrzehntelangem Wachstum musste der Absatz bei
Ökoprodukten im zurückliegenden Jahr erstmals einen
Einbruch verzeichnen. Die Ursachen dafür sind
vielfältig. Ein Grund für den Rückgang ist laut
Bauernverband die EU-Öko-Verordnung, die ab dem
kommenden Jahr verpflichtend eine Weidepflicht
vorsieht. Diese Vorschrift, die besagt, dass die
Kühe einen Zugang zu einer Weide haben müssen, war
eines der beherrschenden Themen bei der „Bio-Bayern-Tour“,
die jetzt auf dem Betrieb von Kerstin und Hermann
Grampp in Unterkodach Station machte.
Eingeladen
waren sämtliche Direktkandidaten für die
Landtagswahl im Herbst. Ihnen stellte die Familie
Grampp ihren Milchviehbetrieb vor, ihnen berichtete
der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, was
seinen Berufskollegen unter den Nägeln brennt.
Landwirt Grampp kam schnell zur Sache: „Ein großer
Teil der biologisch wirtschaftenden
Milchviehbetriebe werden aussteigen“, sagte er.
Hintergrund ist, dass die Flächen für die
verpflichtende Weidehaltung meist gar nicht
vorhanden sind, und wenn, dann alles andere als in
Stallnähe.
Er selbst habe
regelmäßig 50 der insgesamt 200 Tiere im
ausgesiedelten Bereich seines Betriebes auf der
Weide, hauptsächlich Trockensteher und trächtige
Kalbinnen. Mehr geht nicht. Alle Kühe, die gemolken
werden müssen, könne er mangels Fläche rund um den
Bereich des 2008 errichteten Laufstalls am Ortsrand
nicht ins Freie lassen.
Dazu
muss man wissen, dass sich von den gut 200 Hektar
Fläche, die von der Familie Grampp bewirtschaftet
wird, nur ein kleiner Teil in seinem Eigentum
befindet. Der weitaus größte Teil verteilt sich auf
fast 200 Feldstücke von 34 verschiedenen Pächtern.
Die Durchschnittsgröße eines Feldstücks liegt
Hermann Grampp zufolge bei einem einzigen Hektar.
Diese Konstellation ist so oder ähnlich in ganz
Oberfranken, wenn nicht in ganz Franken, zu finden.
Sollte die Weidepflicht so umgesetzt werden, würden
alle großen Bio-Milchviehbetriebe wieder aussteigen,
das befürchten die Verantwortlichen.
Harald Reblitz
von den Milchwerken Oberfranken-West in Meeder bei
Coburg – dorthin liefert Hermann Grampp seine Milch
– geht davon aus, dass in Oberfranken 30 Prozent der
Betriebe mit 50 Prozent der Fläche die
Bio-Landwirtschaft aufgeben werden, wenn die
Weidepflicht kommt. „Man wird Kompromisse finden
müssen, andernfalls ist definitiv Schluss“, so
Harald Reblitz. Er kritisierte besonders, dass die
Politik auf der einen Seite die Zielvorgabe 30
Prozent Ökolandwirtschaft bis 2030 ausgegeben habe,
sie den Biobauern auf der anderen Seite das
Wirtschaften aber unnötig erschwere.
Nach den Worten
von Referent Torsten Gunselmann von der
Hauptgeschäftsstelle des Bauernverbandes in Bamberg
arbeiten aktuell elf Prozent der insgesamt gut 9000
landwirtschaftlichen Betriebe im Regierungsbezirk
ökologisch. Knapp 14 Prozent der
landwirtschaftlichen Nutzfläche werde ökologisch
bewirtschaftet. Damit liege Oberfranken voll im
Trend, bei der Fläche sogar leicht über dem
bayerischen Durchschnitt. Was den Anteil an der
gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche angeht,
hat der Landkreis Kronach die Nase vorn,
Schlusslicht ist der Landkreis Bayreuth.
Zusätzlich
verschärft werde das Problem der geforderten
Weidehaltung bei kleinen Flächenstrukturen und oft
beengten Hofstellen durch die Sommertrockenheit, da
auf den Weiden in den fränkischen Regionen einfach
kein Futter wächst. Auch Hermann Grampp würde sich
deshalb Ausnahmen von der Weidepflicht wünschen.
Sollte es keine Ausnahmen geben werde dies statt zu
mehr, zu weniger Biobetrieben und vor allen Dingen
zu einem Einbruch in der Öko-Tierhaltung führen.
Bilder:
1.Rund
200 Kühe tummeln sich im ausgesiedelten Laufstall
der Familie Grampp in Unterkodach.
2.Kandidaten
für die Landtagswahl im Herbst besichtigten den
Laufstall des Betriebes von Kerstin und Hermann
Grampp in Unterkod
3.„Kommt
die Weidepflicht, verlieren wir 30 Prozent der
Bio-Fläche“: Der oberfränkische BBV-Präsident
Hermann Greif (rechts) und Referent Torsten
Gunselmann vom Bauernverband diskutierten mit den
Direktkandidaten für die Landtagswahl.
ach.
„Ideologie
schlägt Hirn“: Landwirte kritisieren krankes System
/ Trockenheit, Inflation, Ukraine-Krieg:
Oberfrankens Bauern gehen von Mindererträgen aus
Buch am Forst.
Die ausgebliebenen Niederschläge zwischen Mai und
Mitte Juli sind bei den oberfränkischen Bauern das
zentrale Thema. „Als Konsequenz daraus müssen unsere
Landwirte in diesem Jahr mit niedrigeren Erträgen
rechnen“, sagte der BBV-Bezirkspräsident Hermann
Greif bei der Vorstellung der Erntebilanz auf dem
landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Angermüller
in Buch am Forst bei Lichtenfels.
Die Trockenheit
fordere in etlichen Getreidebeständen sichtlich
ihren Tribut. Auch in Oberfranken reagierten die
Feldfrüchte aufgrund der massiven Trockenheit und
Hitze mit Mindererträgen. Dabei habe eigentlich
alles ganz gut angefangen in diesem Jahr. Hermann
Greif berichtete von einem kalten und nassen
Frühjahr mit fast schon zu vielen Niederschlägen vor
allem im April. Doch dann sei es ihm und seinen
Berufskollegen so vorgekommen, als hätte jemand den
Schalter umgelegt und ab Mai sei der Regen die
absolute Ausnahme gewesen.
„Wir hatten
einfach zu wenig Wasser“, sagte der BBV-Präsident.
In nahezu allen Ecken Oberfrankens sei es zu trocken
gewesen. Durch den Wassermangel hätten die
Getreideähren automatisch kleinere Körner gebildet.
Damit sei auch der Mehlkörper in den Körnern
deutlich kleiner ausgefallen. Noch einigermaßen gut
davon gekommen sei man bei Wintergerste und
Winterraps. Diese Früchte seien noch am besten mit
der Trockenheit zurechtgekommen und die
Ertragserwartungen lägen noch auf durchschnittlichem
Niveau.
Anders sehe es
dagegen bei Weizen, Roggen und Triticale aus. Hier
hätten die fehlende Wasserversorgung und
Nährstoffaufnahme zu echten Problemen geführt. Auch
bei den typischen Sommerkulturen wie Zuckerrüben,
Körnerleguminosen, Kartoffeln oder beim Mais seien
die Trockenschäden deutlich zu erkennen. Ganz
besonders hab es die Braugerste getroffen. Einst als
„Königin der Anbaufrüchte“ gefeiert, sei aufgrund
der Probleme schon in den zurückliegenden Jahren die
Anbaufläche erneut zurückgegangen, binnen
Jahresfrist von 27000 auf mittlerweile nur noch
23200 Hektar.
Vor
allem für die Futterbaubetriebe stelle das alles
eine große Herausforderung dar. Auch in den
Vorjahren seien die Erträge schlecht gewesen und so
seien die Futterreserven mittlerweile aufgebraucht.
Vor allen Dingen Silomais und Grünland seien
ertragsmäßig stark unterdurchschnittlich
ausgefallen. „Viele Betriebe sind deshalb auf
Futtersuche oder bauen ihre Tierbestände ab“, sagte
Hermann Greif.
Dabei ist de
Trockenheit nur eines der Probleme, mit denen sich
die Bauern herumschlagen müssen. Hohe
Betriebsmittelpreise, hohe Dieselpreise, die
Inflation, der Ukraine-Krieg, der die gesamte
Wirtschaft beeinflusst und die noch immer weiter
ausufernde Bürokratie sind weitere Probleme, die
dafür sorgen, dass immer mehr Bauern resignieren und
aufgeben.
Kein gutes Haar
ließ Hermann Greif dabei an den agrarpolitischen
Weichenstellungen aus Brüssel und Berlin. Er
kritisierte beispielsweise das
„Naturwiederherstellungsgesetz“ der EU, das die
Landwirte künftig noch stärker in der
Bewirtschaftung ihrer Flächen einschränken soll, die
Pläne zur weiteren Beschränkung von
Pflanzenschutzmitteln. Auch die von der
Bundesregierung ab 2024 trotz Dürre und schwindender
Versorgungssicherheit angekündigte
Stilllegungspflicht stößt bei den Bauern auf pures
Unverständnis. „Hier ist Bundesagrarminister Cem
Özdemir auf dem Holzweg“, schimpfte der Präsident
und weiter: „Ideologie schlägt offenbar das Hirn“.
In keinem Beruf werde so hineinregiert, wie in die
Landwirtschaft, kein Beruf werde so überwacht, wie
die Landwirtschaft. „Das System ist vollkommen
krank“, so Hermann Greif.
Bei der
Vorstellung der Erntebilanz gab es allerdings auch
positive Meldungen. So würden derzeit viele alte
Kulturpflanzen wiederentdeckt. Landwirt Johannes
Angermüller aus Buch am Forst hatte beispielsweise
schon Zuckerhirse angebaut, auf 15 Hektar gedeiht
die „Durchwachsene Silphie“ (Becherpflanze), die vor
allem als Energiepflanze für Biogasanlagen genutzt
wird. Erstmals zur Aussaat sei bei ihm heuer der
Nutzhanf gekommen. In der Vergangenheit sei der Hanf
insbesondere als Faserpflanze zur Herstellung von
Textilien und Seilen verwendet worden. Heute würden
die Bastfasern und die holzigen Teile des Stängels
als Industriewerkstoff, in der Zell- und
Papierindustrie sowie als Baumaterial genutzt. Aus
den Samen werde Hanföl und Hanfmehl für die
Lebensmittel und Futtermittelindustrie gepresst.
Keine Rolle spiele beim Nutzhanf die Erzeugung von
Haschisch und Marihuana aus den getrockneten
Hanfblättern, da die angebauten Sorten auf einen
ganz schwachen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabis)
gezüchtet wurden und damit zur Verarbeitung als
Rauschdroge völlig ungeeignet sind.
Bilder:
1.Im
Kulmbacher Land ist die Ernte in diesen Tagen voll
im Gange. Doch die Trockenheit macht vielen Bauern
einen Strich durch die Rechnung.
2.Landwirt
Johannes Angermüller aus Buch am Forst, BBV-Direktor
Wilhelm Böhmer, Kreisbäuerin Marion Warmuth, der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif,
Vizepräsident Michael Bienlein und Gabriel Lieb (von
links) von der BBV-Geschäftsstelle Lichtenfels
besichtigten ein Hanffeld im Landkreis Lichtenfels.
Fachleute sehen den Anbau von Nutzhanf als große
Chance für fränkische Betriebe.
Holzhacker,
Helmtester, Hausbau: Forst und Holz im Focus / 6.
Frankenwaldtag lockte tausende Interessierte in die
Waldhauptstadt
Schwarzenbach
am Wald. Sie trägt nicht nur den Wald im Namen, sie
ist auch amtierender PEFC-Waldhauptstadt des Jahres:
Die Stadt Schwarzenbach im Wald. Wo, wenn nicht dort
hätte der Frankenwaldtag 2023 stattfinden sollen?
Mehrere tausend Besucher waren auf das Gelände am
Stadtrand in Sichtweite des Döbra-Berges, der mit
rund 800 Meter höchsten Erhebung des Frankenwaldes,
gekommen. Ziel war es zum einen, sich unter
forstlichen Berufskollegen auszutauschen, zum
anderen, die Themen Wald und Holz einer breiten
Bevölkerung nahezubringen.
Nun
war es freilich nicht der erste Frankenwaldtag,
sondern der sechste. Doch zwischen dem fünften und
dem sechsten Frankenwaldtag lagen coronabedingt sage
und schreibe fünf Jahre. Höchste Zeit also, dass der
Forst einmal wieder mit all dem Präsenz zeigte, was
den Wald so ausmacht: viel Technik, schweres Gerät,
Natur und Umwelt sowie jede Menge Information über
all diejenigen Ämter, Behörden und Zusammenschlüsse,
die mit den Themen verbunden sind, bis hin zum
brandaktuellen Thema Heizen mit Holz.
Über
letzterem lag allerdings ein dunkler Schatten: „Da
hat man doch tatsächlich den Energieträger Holz
infrage gestellt und darüber diskutiert, ob die
energetische Nutzung von Holz eingeschränkt, wenn
nicht gar verboten werden sollte“, wunderte sich
Andreas W. Bitter, Präsident des Bundesverbandes
„Die Waldeigentümer“ und damit oberster
Privatwaldbesitzer in Deutschland. Der Professor
hatte gleichzeitig die Schirmherrschaft über den
Frankenwaldtag übernommen. In seiner Festrede
beschrieb er das „Katastrophenszenario“, in dem sich
der deutsche Wald gerade befinde und nannte den
Frankenwald eine der am stärksten betroffenen
Regionen, wenn man vom „Waldsterben 2.0“ spreche.
Während er der Forstpolitik des Bundes ein
schlechtes Zeugnis ausstelle („Das ist keine
sachgerechte Politik“), lobte er den bayerischen Weg
mit dem erst vor wenigen Tagen geschlossenen
Waldpakt. „Ich bin mir sicher, dass im Freistaat die
Weichen richtig gestellt werden“, sagte er.
Das
ist auch dringend notwendig: „Überall sehen wir die
Narben in unserer Landschaft“, so der Hofer Landrat
Oliver Bär. Wenn man die gewohnte Kulturlandschaft
der nächsten Generation übergeben möchte, dann müsse
man jetzt handeln und gemeinsam anpacken. „Unsere
Region ist es wert, dass wir uns für sie einsetzen“,
sagte Oliver Bär. Ein Baustein dafür soll das neue
Naturparkzentrum sein, dass die Landkreise Hof,
Kronach und Kulmbach in dem ehemaligen Gasthof
„Fels“ am Schnittpunkt der drei Landkreise, direkt
an der Bundesstraße B173 errichten wollen.
Auch der
Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes
Josef Ziegler bezeichnete den Frankenwald als
Epizentrum des Wandels. Der Wiederaufbau des Waldes
müsse zum Gemeinschaftsprojekt der Region werden,
forderte er. Notwendig dazu werde neben dem Wechsel
der Baumarten auch die konsequente Jagd sein.
Wie
dramatisch die Situation aktuell ist, machte Manfred
Kröninger, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten,
deutlich. Allein in den beiden hiesigen
Forstbetrieben Nordhalben und Rothenkirchen seien
derzeit 50 Harvester-Züge im Einsatz. „Unsere
Strategie ist es prinzipiell, den Wald zu erhalten“,
sagte Manfred Kröninger. Neben millionenschweren
Investitionen in die Borkenkäferbekämpfung gehörten
dazu auch Investitionen in die Ausbildung junger
Forstwirte. Zehn Azubis habe der Forstbetrieb
Rothenkirchen derzeit, ab September kommen drei
weitere an der neuen Ausbildungsstätte Schwarzenbach
am Wald dazu.
Das freut vor
allem auch den Bürgermeister Reiner Feulner. „Wir
leben Wald und Holz“, bekräftigte er.
PEFC-Waldhauptstadt sei dabei nicht nur irgendein
beliebiger Titel. Er bescheinige vielmehr, dass die
Stadt in besonderer Form für eine nachhaltige
Waldbewirtschaftung engagiere und auf eine
langjährige Bewirtschaftung ihrer Wälder nach den
PEFC-Standards zurückblicken könne.
Bilder:
- Mehrere tausend Besucher waren zum 6.
Frankenwaldtag nach Schwarzenbach am Wald gekommen,
um sich über alle Themen rund um Forst und Holz zu
informieren.
- Große Maschinen, schweres Gerät: „Forstwirtschaft
live erleben“ wurde beim Frankenwaldtag
großgeschrieben.
Die
maßgeblichen Akteure des Frankenwaldtages in
Schwarzenbach am Wald (von links): Amtschef Michael
Schmidt, die bayerische Waldkönigin Antonia Hegele,
Waldeigentümer-Präsident Andreas W. Bitter, Urban
Treutlein, der stellvertretende Leiter der
Bayerischen Forstverwaltung, Bürgermeister Reiner
Feulner, Landrat Oliver Bär, Josef Ziegler,
Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes und
Manfred Kröninger von den Bayerischen Staatsforsten.
Landwirte
wollen Projektwoche mit Leben erfüllen /
Landwirtschaftsazubis beim Praxistag „Schule fürs
Leben“ – Kreisbäuerin sucht potentielle Nachahmer
Schönlind.
„Landwirtschaft ist weder Bullerbü, noch
Massentierhaltung.“ Das sagt Karin Reichel,
Kreisbäuerin von Wunsiedel. Sie gehört zu den ganz
besonders Engagierten, wenn es darum geht, Schülern
Landwirtschaft zu vermitteln. Rund 25 Schulklassen
hat sie so pro Jahr auf ihrem Hof in Reicholdsgrün.
Weil sie so engagiert ist, liegt es ihr besonders am
Herzen, weitere Mitstreiter zu gewinnen. So
veranstaltete sie mit dem Bauernverband einen
Praxistag, zu dem die Schüler eingeladen wurden, die
das Berufsgrundschuljahr in Münchberg besuchen. Ziel
war es, den einen oder anderen zu gewinnen, der
eventuell auf dem elterlichen Betrieb ebenfalls das
Konzept „Schule fürs Leben“ in die Tat umsetzt.
Es sollte aber
keine trockene, theoretische Veranstaltung mit den
Absolventen des Berufsgrundschuljahres sein.
Vielmehr wurde der Besuch einer Schulklasse
originalgetreu durchgeführt. Vom Aussteigen aus dem
Schulbus bis zur gemeinsamen Brotzeitt auf dem Hof.
Richard Schübel, Seniorchef auf dem Schübelhof in
Schönlind bei Wunsiedel, hatte seinen Betrieb dazu
geöffnet und so gab es verschiedene Stationen, wie
etwa: „Woher kommt das Frühstücksei?“, „Biogas –
Energie aus der Landwirtschaft“ oder „Gesund und
lecker, was steckt in unserem Essen“.
„Schon seit 20
Jahren gehen Landfrauen in die Schulen“, erläuterte
Karin Reichel. Das Projekt „Erlebnisbauernhof“ sei
der Einstieg gewesen, um Schule und Bauernhof
zusammen zu bringen. Leider habe es nicht zu dem
immer wieder geforderten Schulfach „Lebensökonomie
und Alltagskompetenzen“ gereicht. Statt dessen habe
es die Projektwochen „Schule fürs Leben“ gegeben und
diese gelte es nun von Seiten der Landwirte mit
Leben zu erfüllen.
Bevor es andere
tun, möchte man sagen, denn auch andere Anbieter
sind zugelassen, die verpflichtende Projektwoche
einmal in der Grundschule, einmal danach zu
veranstalten. „Wenn wir es nicht schaffen, ein
Angebot zu unterbreiten, wird die Projektwoche
anders durchgeführt und das vielleicht nicht in
unserem Sinne“, so Karin Reichel. Die Bauern sollten
dahinter sein, Kinder an die Landwirtschaft
heranzuführen und ihnen Themen wie Gesundheit,
Haushaltsführung, Ernährung und Verbraucherverhalten
nahe zu bringen.
Ganz wichtig
für alle potentiellen Anbieter der Praxiswoche
„Schule fürs Leben“: Die Hürden sind bewusst niedrig
gehalten worden. Der Betrieb muss nicht speziell
qualifiziert oder zertifiziert sein, eine
ausgebildete hauswirtschaftliche oder
landwirtschaftliche Kraft sollte allerdings schon
vorhanden sein.
„Vorbereitung
ist die halbe Miete“, gab Karin Reichel den
potentiellen Nachahmern der Projektwoche mit auf dem
Weg. So gelte es zunächst einige Schwerpunkte
abzufragen, auf die man sich konzentrieren möchte,
Sitzgelegenheiten bereitzustellen, den Schulbus
persönlich an der Hofeinfahrt zu empfangen und den
Schülern einige „Bauernhofregeln“ zu erläutern.
Vorsicht vor laufenden Maschinen und Fahrzeugen,
immer in der Gruppe bleiben, Tiere ansprechen, bevor
man sie anfasst, das alles sind solche
Bauernhofregeln.
Auch die
Verantwortlichen auf den Betrieben kämen manchmal
aus dem Staunen nicht heraus, etwa wenn es
tatsächlich Schüler gibt, die noch nie ein
Naturjoghurt gesehen und gegessen haben, die nicht
wissen, dass man Brot mit Kräutern essen kann, oder
die nicht so recht erklären können, wo das Ei
herkommt. Und noch einen wichtigen Tipp hatte Karin
Reichel für alle Betriebsleiter: „Hunde und Katzen
bitte einen Vormittag wegsperren, sonst ist die
Aufmerksamkeit dahin.“
Ansprechpartner
für alle Interessen der Projektwoche ist die
örtliche Geschäftsstelle des Bauernverbandes.
Natürlich findet das Ganze nicht für Gotteslohn
statt. Für eine dreistündige Unterrichtseinheit,
also üblicherweise von 9 bis 12 Uhr gibt es 220
Euro, Geld, das die Schulen bezahlen müssen und
selbst mit dem Kultusministerium abrechnen können.
Bild: Einmal
ein Huhn anfassen, nicht jeder traut sich das.
Kreisbäuerin Karin Reichel zeigt beim Praxistag
Schule fürs Leben in Schönlind, wie man es macht.
Tierhaltung im
Kreuzfeuer / Nur die Grünen beteiligten sich nicht
an der Diskussion um die Zukunft der Landwirtschaft
– Spitzengespräch auf dem Betrieb der Kreis- und
Bezirksbäuerin Beate Opel
Neufang.
Nur die Grünen hatten trotz Einladung keinen
Vertreter geschickt, zum Politikergespräch des
Bayerischen Bauernverbandes auf den Betrieb der
Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel in Neufang bei
Wirsberg. Sowohl von der CSU als auch von den Freien
Wählern, der SPD den Linken, der ÖDP und der AfD
waren entweder die Direktkandidaten zur Landtagswahl
im Herbst oder zumindest ein Vertreter anwesend, um
mit der Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes über
die Probleme des Berufsstandes zu diskutieren.
Dabei
entzündete sich die wesentliche Kritik an der
Politik der Grünen und vor allem an
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Die
Zukunft der Tierhaltung in unseren Breiten war dabei
eines der beherrschenden Themen. „Jeder muss sich
klar machen, dass wir eine eigene
Lebensmittelversorgung im Land brauchen“, sagte
Martin Schöffel (CSU). Das Gegenmodell dazu sei das,
was Özdemir praktiziere. Schöffel appellierte an
alle Politiker, die Tierhaltung besser zu
unterstützen. Die Fleischverbote im
Bundeslandwirtschaftsministerium seien reine
Ideologie, so Schöffel. „Das Rind ist kein
Klimakiller, sondern trägt zu vernünftigen
Kreisläufen bei.“
Ähnlich
argumentierte sein Landtagskollege Rainer Ludwig von
den Freien Wählern. Auch er kritisierte den
„ideologischen Kampf“ gegen die Tierhalter. „Wir
brauchen Planungssicherheit und keine
ideologiegetriebenen Vorhaben“, sagte Ludwig.
Gängelung und überbordende Bürokratie müssten ein
Ende haben. Holger Grießhammer, Landtagskandidat der
SPD stellte klar, dass er hinter der Tierhaltung
stehe und sich auch dafür einsetzen wird. Seine
Partei habe sich stets für eine bäuerliche
Landwirtschaft ausgesprochen.
Elisabeth
Schulze von der Ökologisch-Demokratischen Partei,
selbst Bio-Gärtnerin in Veitlahm, goss ein wenig Öl
ins Feuer mit ihrer Forderung, die Zahl der
Großvieheinheiten pro Hektar zu begrenzen. Es gebe
zwar keine seriöse Ernährungsempfehlung, feststeht
aber ihrer Meinung nach, dass die derzeitig übliche
Menge zu viel sei. Es sei die Frage, ob die
Tierhaltung unbedingt so weiterbetrieben werden
muss, wie derzeit, sagte sie. Sebastian
Engelhardt, Landtagskandidat der Linkern aus Hof, argumentierte ähnlich. „Wie viel
Fleisch wollen wir essen?“, das müsse man sich schon
fragen. Für ihn stand fest, dass es Veränderungen
geben wird. Gleichwohl sollte es nicht das Ziel
sein, Verbote auszusprechen.
Georg Hock von
der AfD warf Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir
vor, einen „Vernichtungskrieg“ gegen die
Landwirtschaft zu führen. „Ich lasse mir nicht
vorschreiben, was ich esse und auch nicht, wie ich
heize“, sagte er mit Blick auf die höchst
umstrittene Empfehlung zu zehn Gramm pro Tag.
Letztlich doktere man in der Landwirtschaftspolitik
nur an den Symptomen herum, das Höfesterben werde
man so aber nur hinauszögern, aufhalten werde man es
nicht. Hock sah das Problem in Brüssel bei der
Europäischen Union. Seine Forderung lautete deshalb,
dass die Agrarhaushalte wieder zurück in die
Mitgliedsländer sollten und nicht mehr in Brüssel
über den Etat entschieden werde.
Zuvor hatte
Kreisobmann Harald Peetz der Bundespolitik
vorgeworfen, grüne Ideologie hochzuhalten. „Die
Grünen versuchen die Landwirtschaft zu knebeln, wo
es nur geht“, sagte er. Da brauche sich niemand zu
wundern, wenn das fränkische Schäufele künftig aus
dem Schweinehochhaus in China kommt. Überhaupt sei
die gesamte Zukunft des ländlichen Raums nur mit der
Landwirtschaft und nicht gegen sie möglich.
Eindringliche
Worte fand auch Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel
und deren Mann Karl Heinz. Beate Opel sprach vom
„Krieg gegen die Landwirtschaft“. Freilich könne
sich jeder so ernähren, wie er möchte, Fleisch zu
verteufeln, das sei aber der falsche Weg. Auch Karl
Heinz Opel meinte, dass in Sachen Landwirtschaft
längst alles aus den Fugen geraten sei. Doch aus
seinen Worten sprach auch ein wenig Zuversicht: „Wir
kämpfen weiter und lassen uns nicht unterkriegen“.
Bild:
Direktkandidaten und Vertreter fast aller Parteien
trafen sich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von
Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel, um mit der
Kreisvorstandschaft des Bayerischen Bauernverbandes
über die die aktuelle Landwirtschaftspolitik zu
diskutieren.
Spezialisierung
wird künftig groß geschrieben / Michael Schreyer aus
Windischeschenbach landete beim Berufswettbewerb der
Landjugend auf Bundesebene im Mittelfeld
Windischeschenbach,
LKs. Neustadt an der Waldnaab. „Man knüpft Kontakte
aus ganz Bayern, Kontakte, die bleiben und so
entsteht ein riesiges Netzwerk.“ Michael Schreyer
(19) wird sein persönliches Netzwerk künftig noch
gewaltig erweitern können. Als bayerischer
Landessieger im Berufswettbewerb der Landjugend hat
er vor wenigen Tagen am Bundesentscheid in Echem in
Niedersachsen teilgenommen. Dort landete er im
Mittelfeld und belegte den 14. Platz unter 22
Teilnehmern. Ein wenig enttäuscht klang er danach
schon, doch auch Michael Bayer weiß: „Dabei sein ist
alles“.
Die geknüpften
Kontakte nimmt ihm sowieso keiner mehr und die
Erfahrung, die er beim Bundesentscheid gewinnen
konnte, auch nicht. „Hat halt leider nicht
gereicht“, sagt Michael Bayer, der nach dem
Wettbewerb gar nicht nach Hause kam, sondern gleich
auf seinen Ausbildungsbetrieb auf das Staatsgut in
Almesbach musste, weil er dort Wochenenddienst
hatte.
„Es war eine
super Veranstaltung“, sagt er. Schön wäre es
natürlich schon gewesen, wenn es für einen Platz auf
dem Siegertreppchen gereicht hätte. Das Niveau sei
ziemlich hoch gewesen. Da ging es beispielsweise
darum, einen Gesundheitscheck von einem Kalb zu
absolvieren und eine Getreidebonitur durchzuführen,
also die Körner unter anderem auf Krankheiten zu
untersuchen.
Die
Konkurrenz sei schon stark gewesen, obwohl bei fast
allen der Spaß, das Zusammensein und das
gegenseitige Kennenlernen im Vordergrund gestanden
hätten. Lediglich die Baden-Württemberger seien
recht zielorientiert gewesen, merkt Michael Bayer
an. Aber ansonsten sei man übereingekommen, auch
weiterhin in Kontakt zu bleiben. „Ich bin mit
einigen neuen Handynummern nach Hause gekommen.“
Sein drittes
Ausbildungsjahr hat Michael Schreyer in einem ganz
besonderen Betrieb absolviert: im Staatsgut in
Almesbach bei Weiden, dem Versuchs- und
Bildungszentrum für Rinderhaltung. Bald ist er
fertig und will erst einmal ein Praxisjahr
absolvieren, und zwar auf dem elterlichen Betrieb
zuhause in Gleißenthal bei Windischeschenbach.
„Dort gibt es
bestimmt genug zu tun“, ist er sich sicher. Seine
Eltern Monika und Martin Schreyer bewirtschaften
dort einen Milchviehbetrieb mit rund 100 Kühen in
einem erst 2020 neu erbauten Stall. An die 100
Hektar Fläche bewirtschaftet die Familie dort in der
nördlichen Oberpfalz. Ein Teil wird vermarktet, der
andere Teil ist zum Eigenverbrauch für die Kühe
bestimmt. Nach dem Praxisjahr strebt er entweder die
Meisterschule oder die Technikerschule in Triesdorf
an. Irgendwann wird er wohl auch den elterlichen Hof
übernehmen, die ältere Schwester ist am
Vermessungsamt in Straubing tätig, die jüngere
Schwester besucht noch die Realschule.
Michael
Schreyer hatte in Windischeschenbach die Grundschule
und in Neustadt an der Waldnaab die Realschule
absolviert. Nach seinem Abschluss 2020 besuchte er
das Berufliche Schulzentrum in Neustadt. Nach dem
Berufsgrundschuljahr war sein erster
Fremdlehrbetrieb ein Milchviehbetrieb in
Tirschenreuth.
Hier im
Staatsgut in Almesbach ist Michael Schreyer „voll
mit eingebunden“. Heute erledigt er so typische
Hofarbeiten, wie er es nennt. Er mischt die
Futterrationen für die Trockensteher, kümmert sich
um das Einstreu, füllt Verbrauchsmittel auf. Hier in
Almesbach fand auch schon der Bezirksentscheid des
Berufswettbewerbes statt, bei der er als Sieger in
der Sparte Landwirtschaft I. hervorgegangen war.
Obwohl es sozusagen ein Heimspiel war, hatte er sich
sowohl für den oberpfälzischen Bezirksentscheid als
auch für den bayerischen Landesentscheid gut
vorbereitet. Vor allem, was die Präsentation anging.
Beim Bezirksentscheid sei das ja noch relativ leicht
gewesen, dort musste der Ausbildungsbetrieb
vorgestellt werden. Beim Landesentscheid wurde es
dann schon schwieriger, da ging es um das Thema
„Digitalisierung in der Landwirtschaft“.
Insgesamt sei
ihm der praktische Teil immer leichter gefallen,
sagt Michael Schreyer. Er untertreibt, wenn er sagt,
dass er im theoretischen eher Durchschnitt sei. Die
Motivation sei jedenfalls von Mal zu Mal gestiegen.
Die
Zukunft der Landwirtschaft sieht Michael Schreyer
trotz so mancher Widrigkeiten eher positiv.
„Spezialisierung wird großgeschrieben“, sagt er. Die
Effizienz werde gesteigert werden müssen, das Thema
Klimaschutz weiter im Vordergrund stehen und
alternative Energien würden auch in Zukunft eine
große Rolle spielen. In Sachen Tierwohl sei dagegen
wohl schon alles Machbare umgesetzt worden.
Zum
Landesentscheid ist Michael Schreyer gemeinsam mit
den anderen bayerischen Teilnehmern mit einem Bus
angereist. Zuvor hatten sich die bayerischen Sieger
schon zu einem Vorbereitungsseminar in Herrsching
getroffen. Besonders beeindruckt hat ihn bei den
bisherigen Kreis-, Bezirks- und Landesentscheiden
das breite Altersspektrum der Teilnehmer. „Der
jüngste war 16, der älteste immerhin schon 33.“
Bilder:
1.Typische
Hofarbeiten erledigt Michael Schreyer auf dem
Staatsgut in Almesbach.
2.Nach
dem Abschluss steht für Michael Schreyer erst einmal
ein Praxisjahr auf dem elterlichen Betrieb an.
3.Hier
im Versuchs- und Bildungszentrum in Almesbach
kümmert sich Michael Schreyer um das Einstreuen in
den Boxen.
4.Im
Bayerischen Staatsgut in Almesbach, dem Lehrbetrieb
von Michael Schreyer, steht die Rinderhaltung im
Mittelpunkt.
Die Trockenheit
ist wieder da / Bislang keine Verbote – Schäden
schon jetzt festzustellen – Wasserversorgung als
Herausforderung
Kulmbach.
Wasser wird in Zukunft kostbarer. Das steht fest.
Auch heuer beschäftigt die Trockenheit einmal mehr
Landwirte, Gärtner und Privatleute. Wegen der
Trockenheit und wegen niedriger Grundwasserstände
schränken beispielsweise in Niedersachsen bereits
erste Landkreise die Wassernutzung ein. Im Landkreis
Vechta drohen Bußgelder bei Verstößen. Dort dürfen
die Bürger in der Zeit zwischen 12 und 18 Uhr
Gärten, Grünanlagen, Sportplätze und Äcker nicht
mehr bewässern. Auch im Landkreis Nienburg dürfen
die Bürger ihre Gärten ab einer Temperatur von 24
Grad Celsius Der Niederschlag aus dem Winter und dem
Frühjahr habe nicht ausgereicht, um die
Grundwasserstände nachhaltig zu erhöhen, heißt es.
Wie sieht die Lage im Landkreis Kulmbach aus?
Wasserwirtschaftsamt
„Das Thema
Trockenheit wird uns sicherlich auch in diesem Jahr
wieder beschäftigen“, sagt Gabriele Merz, Leiterin
des für Kulmbach zuständigen Wasserwirtschaftsamtes
Hof. Nicht zuletzt deshalb, weil nach einem etwas
nasserem Winterhalbjahr das hydrologische
Sommerhalbjahr schon wieder zu trocken startet. Der
Niederschlag im Winter habe in etwa dem langjährigen
Mittel 1971 bis 2000 entsprochen. Am Beispiel der
Station Presseck sei ersichtlich, dass die zweite
Maihälfte und die erste Junihälfte nahezu ohne
Niederschlag zu einem deutlichen Defizit beim
Niederschlag in diesem Jahr geführt habe. Dies macht
sich nach den Worten der Behördenleiterin dann auch
beim Niederschlags-Dürreindex der vergangenen 30
Tage bemerkbar, der für große Teile der Region
Oberfranken Ost extreme beziehungsweise sehr große
Trockenheit anzeigt.
Diese Bild habe
sich durch die Niederschläge in den vergangenen
Tagen wieder etwas entspannt, so dass insbesondere
im Landkreis Kulmbach wieder eher mäßige Trockenheit
vorherrscht. Demzufolge seher es auch hinsichtlich
der Abflüsse im Landkreis Kulmbach etwas günstiger
aus, als in der Region Oberfranken West. „Bei uns
schwanken die Abflüsse derzeit zwischen normal und
niedrig mit der Tendenz zu niedrig“, so Gabriele
Merz. „Mit Blick auf diese Situation sollten daher
alle, wie auch in den vergangenen Jahren, sorgsam
und sparsam mit den Wasser umgehen, ob nun aus
Brunnen und Quellen oder aus Flüssen und Bächen.
In der Region
Oberfranken-Ost habe man in den vergangenen Jahren
von Verboten abgesehen und in erster Linie an die
Vernunft appelliert. „Ausgenommen davon waren bei
uns lediglich die Flussperlmuschel-Gewässer im
Landkreis Hof, wo per Allgemeinverfügung des
Landratsamtes Hof die Wasserentnahme untersagt
wurde.“ Die Nutzung des Wassers, beziehungsweise
der Gewässer sei lediglich im Rahmen des
Gemeingebrauchs erlaubt. Für darüber hinaus gehende
Entnahmen von Wasser müsse eine Genehmigung beim
Landratsamt beantragt werden. Diese Genehmigung
werde dann jeweils in Abhängigkeit von der
wasserwirtschaftlichen Situation an der beantragten
Entnahmestelle begutachtet.
Landratsamt
Das Landratsamt
Kulmbach ist nach den Worten von Pressesprecher
Björn Karnstädt zuständig für die Regelung von
Wasserentnahmen aus den Oberflächengewässern und aus
dem Grundwasser. Im Rahmen dieser Aufgabe würden
auch öffentlichen Wasserversorgern wasserrechtliche
Erlaubnisse für die Wasserentnahme aus deren Brunnen
und Quellen erteilt, das daraus resultierende
Nutzungsverhalten der Endverbraucher bei
Wasserknappheit könne aber nur durch den
Wasserversorger selbst gesteuert werden.
Gleichwohl
bestehe grundsätzlich die Möglichkeit, die sonst
allgemein zulässige Wasserentnahme aus
Oberflächengewässern einzuschränken, um die Natur,
insbesondere die Tier- und Pflanzenwelt oder das
Gewässer und seine Ufer zu schützen. Inwieweit eine
solche Regelung zur Einschränkung an
Oberflächengewässern in diesem Sommer für einzelne
oder mehrere Gewässer getroffen wird, sei derzeit
nicht absehbar und hänge insbesondere von einer
wasserwirtschaftlichen Beurteilung des
Wasserwirtschaftsamtes ab.
In den
vergangenen Jahren seien die
Kreisverwaltungsbehörden seitens der Regierung von
Oberfranken mitunter gebeten worden, durch
Bekanntmachungen auf die Niedrigwassersituation
hinzuweisen und die Bevölkerung zu sensibilisieren,
von den Möglichkeiten des Gemein-, Eigentümer- und
Anliegergebrauchs zurückhaltend Gebrauch zu machen.
Dies würde natürlich auch Aktivitäten wie
Gartengießen oder Autowaschen betreffen, so Björn
Karnstädt.
Die Ausübung
des Gemeingebrauchs steht grundsätzlich jedermann
zu. Hierbei sei jedoch zu berücksichtigen, dass die
erlaubnisfreie Wasserentnahme laut Bayerischem
Wassergesetz nur durch Schöpfen mit Handgefäßen,
also nur in geringen Mengen, erfolgen darf. Eine
Entnahme mittels ein er Leitung mit oder ohne Pumpe
ist im Rahmen des Gemeingebrauchs lediglich in
geringen Mengen für das Tränken von Vieh und den
häuslichen Bedarf der Landwirtschaft möglich. Eine
Feldbewässerung scheide dabei jedoch aus.
Bei anhaltender
Trockenheit und entsprechend niedrigen Wasserständen
könnten bereits geringfügige Wasserentnahmen
nachteilige Auswirkungen auf die Gewässerökologie
haben, so dass die Entnahme dann nicht mehr vom
Eigentümer- beziehungsweise Anliegergebrauch gedeckt
ist. Anlieger seien hierbei die Eigentümer der an
oberirdische Gewässer angrenzenden Grundstücke und
die zur Nutzung der Grundstücke Berechtigten, so der
Sprecher des Landratsamtes. Einbauten jeder Art, die
zum Zwecke des Aufstauens ohne vorherige Gestattung
im Gewässer errichtet wurden, seien in jedem Falle
unerlaubt und müssen entfernt werden.
Bauernverband:
Was die
Trockenheit angeht, sei die Situation die Gleiche ,
wie im zurückliegenden Jahr, so Harald Köppel,
Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands
(BBV). Vorteil des vergangenen Jahres sei es
allerdings gewesen, dass es im Jahr davor noch eine
gute Ernte gab und entsprechend Futtervorräte. Der
erste Schnitt sei heuer in Ordnung gewesen, vom
zweiten Schnitt bleibe dagegen nicht mehr viel.
Trockenschäden seien bereits jetzt schon in
sämtlichen Getreidearten feststellbar. Bei der
Sommergerste beispielsweise würden die Blätter schon
jetzt von unten her gelb. Ursache dafür sei ganz
klar der Wassermangel. Wenn es in den
zurückliegenden Tagen und Wochen geregnet habe, dass
mehr punktuell und meist zu wenig. Auch bei der
Wintergerste sei jetzt schon zu sehen, dass das
Getreide in die Notreife übergeht. Viele Landwirte
überlegten jetzt schon, ob sie Weizen, Roggen,
Triticale als Ganzpflanzensilagen häckseln sollen,
um Futtervorräte aufzubauen. Noch gut sehe der Mais
aus, aber ohne baldigem Regen auf leichteren
Standorten, würde auch das nicht von Dauer sein. Er
habe die Trockenheit noch nie so früh erlebt, wie in
diesem Jahr, sagt Harald Köppel.
Fernwasserversorgung Oberfranken
Für die
Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) sagt
Verbandsdirektor Markus Rauh, dass es schon immer
eine, wenn nicht die zentrale Aufgabenstellung sei,
durchgängig die Versorgung mit Trinkwasser zu den
kommunalen Kunden (Gemeinden, Stadtwerke,
Zweckverbände) sicher zu stellen. „Hierfür halten
wir drei verschiedene Gewinnungsstandbeine vor,
ebenso wie ein Wasserwerk, das rund um die Uhr das
ganze Jahr besetzt ist.“ Hinsichtlich der
Ressourcenmenge stehe dem Bedarf auf Seiten der
Abnehmer von derzeit 15 Millionen Kubikmeter
Trinkwasser pro Jahr (in 2022 mit höchster
Abgabemenge) eine Gesamtmenge von 21 Millionen
Kubikmeter aus den drei Standbeinen gegenüber. Ein
viertes Standbein ist in Vorbereitung und könnte mit
entsprechendem Vorlauf aktiviert werden.
Grundsätzlich
sei bei der Diskussion zu bedenken, dass die große
Herausforderung die kurzfristige Belastung der
technischen Systeme durch Tagesspitzen darstellt, so
Markus Rauh . Gerade an Wochenenden im Sommer oder
bei heißen Tagen am Abend bedingt vor allem durch
das Gartenwässern, schnellten die Werte kurzfristig
nach oben. Dies bringe, je nach örtlichen
Bedingungen, die Gewinnung selbst, also zum Beispiel
die Quellen, die Speicher oder das Verteilnetz an
den Rand der Leistungsfähigkeit. Hier gelte es für
die Zukunft entsprechend Vorsorge zu betreiben und
wenn möglich mehrere Standbeine vorzuhalten, die
Möglichkeiten zum Zwischenspeichern in Hochbehältern
zu erweitern beziehungsweise zu ergänzen.
Auch der
FWO-Verbandsdirektor weiß, dass es in verschiedenen
anderen Regionen Deutschlands und auch Bayerns, zum
Beispiel im Bereich Grabfeld in Unterfranken,
bereits Bewässerungsverbote gebe. Inwieweit einzelne
Kommunen im Landkreis Kulmbach dies überlegen, sei
der FWO nicht bekannt.
Aufgrund des
Umstandes, dass die FWO „nur“ Vorlieferant für
andere Wasserversorger ist, will Markus Rauh keine
ausdrückliche Einschätzung abgeben, was
beispielsweise die Landwirtschaft betrifft.
Allgemein könne man sagen, dass die Landwirtschaft
wie auch andere Bereiche natürlich einen - durch den
Klimawandel ebenfalls gestiegenen – Bedarf an Wasser
habe. Diesen zu decken sei eine der zentralen
Aufgaben für die nächsten Jahre. Der Landkreis
Kulmbach gehört zum Versorgungsgebiet der
Fernwasserversorgung Oberfranken. Die FWO beliefert
rund 25 Prozent der oberfränkischen Wasserversorger.
Grünland im
Focus / Info- und Praxistag des Maschinenrings
Münchberg zur Grünlandverbesserung
Rieglersreuth.
„Wer einer hohe Grundfutterleistung aufweisen kann,
hat geringere Futterkosten und eine höhere
Milchleistung.“ Das sagt Lisa Schwemmlein von der
Abteilung Bildung und Beratung am Amt für
Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg. Beim
Informations- und Praxistag, den das Amt zusammen
mit dem Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg
und Umgebung sowie dem Ring Junger Landwirte heuer
auf dem Betrieb Bergmann in Rieglersreuth bei Zell
im Fichtelgebirge veranstaltet hat, gab es nicht nur
theoretische Informationen rund um die
Grünlandpflege, sondern auch technische Vorführungen
zur Grünlanderneuerung und zur Nachsaat.
Was sich
ständig ändert, sind die rechtlichen
Rahmenbedingungen. Der Erhalt von Dauergrünland ist
mittlerweile Bestandteil der Konditionalität, so
Frank Stübinger vom Amt, der den Landwirten bei der
Veranstaltung einen Überblick über den aktuellen
Stand gab. Ganz wichtig: Die Umwandlung von
Dauergrünland sei nur noch mit Genehmigung möglich.
„Für alles, was wir an der Grünlandnarbe machen,
brauchen wir eine Genehmigung“, so machte es der
Sprecher unmissverständlich klar.
Auch die
Grünlanderneuerung mit massiver Bodenbearbeitung,
also mit dem Pflug, gehöre dazu. Davon ausgenommen
sei lediglich Dauergrünland, das nach dem 1. Januar
2021 entstanden ist. Keine Umwandlung möglich sei
bei sensiblem Dauergrünland, also etwa bei
Natura-2000-Flächen, in FFH- oder
Vogelschutzgebieten. Für die Bearbeitung und Prüfung
des Antrags sei in der Regel das jeweilige Amt
zuständig. Ein Problem könnte auftauchen, weil die
entsprechende Fläche nach einer Genehmigung auch
fünf Jahre lang als Grünland genutzt werden muss.
Sollte also beispielsweise ein massiver Wildschaden
auftreten, müsste der betreffende Landwirt „höhere
Gewalt“ geltend machen.
Einen
Überblick, welche Arten sich für eine Nachsaat im
Intensiven Grünland eigenen gab Friedrich Asen vom
Amt für Landwirtschaft. Als wichtigstes Futtergras
in Bayern bezeichnete er den Wiesenfuchsschwanz vor
allem aufgrund seiner frühen Robustheit. Eine der
häufigsten Arten in den hiesigen Breiten sei die
Wiesenrispe. Sie vertrage nicht nur die Trockenheit,
sondern auch mehrere Schnitte und habe einen
ausgezeichneten Futterwert. Auch das Knaulgras oder
Knäuelgras könne mit seinem hohen Futterwert
mithalten und gelte zudem als das
trockenheitsverträglichste Gras im
Intensiv-Grünland.
Als Standard
für die meisten Nachsaaten bezeichnete Friedrich
Asen ebenfalls aufgrund seiner hervorragenden
Eigenschaften etwa in Sachen Futterertrag das
Deutsche Weidelgras. Einziges Problem dabei: es
benötige Feuchtigkeit. Für die Flächen im
vorgelagerten Fichtelgebirge, dem Geschäftsgebiet
des Maschinenrings Münchberg, sei es aber dennoch zu
empfehlen. Das Lieschgras und den Rotschwingel
nannte der Fachmann wertvolle, aber
konkurrenzschwächere Arten. Eher nicht geeignet sei
der Wiesenschwingel. Was Leguminosen angeht,
plädierte Friedrich Asen bei Nachsaaten für den
Weißklee als ausdauerndste und robusteste Kleeart
mit hohem Futterwert und guter
Trockenheitsverträglichkeit. Insgesamt zog Friedrich
Asen das Resümee: „Eine standortgerechte
Bewirtschaftung vor allem in Sachen Düngung und
Schnittfrequenz ist die Grundlage für stabiles
Grünland.“
Nach den
Informationen folgte die Praxis. Auf den
Versuchsflächen des Demonstrationsbetriebs Bergmann
nahe der A9 stellte Maschinenring-Geschäftsführer
Patrick Heerdegen mechanische Verfahrensvergleiche
zur Optimierung des Grünlandbestandes vor. Zum
Einsatz kamen unter anderem Ackerfräsen,
Umkehrfräsen, Sämaschinen mit Doppelscheibenscharen
sowie verschiedene Grünlandstriegel zur Nachsaat.
Bild:
Landtechnik im Einsatz: Beim Praxis- und
Informationstag des Maschinen- und
Betriebshilfsrings in Rieglersreuth wurden
verschiedene technische Möglichkeiten zur
Grünlanderneuerung und -nachsaat demonstriert.
Futtermittel
analysieren und Felder sensorgesteuert düngen /
Präsentation beim Pflanzenbautag in Lopp:
Maschinenring mit breiter Angebotspalette
Lopp.
Ihre breite Angebotspalette haben der Maschinen- und
Betriebshilfsring Kulmbach sowie der Maschinenring
Oberfranken Mitte beim Pflanzenbautag in Lopp bei
Kasendorf präsentiert. In praktischen Vorführungen
stellten die Verantwortlichen unter anderem die
Unkrautbekämpfung per Heißwasserthermie,
Möglichkeiten zur Weidezaunfreihaltung, die
Futtermittelanalyse als neues Angebot sowie
technische Möglichkeiten zur sensorgesteuerten
Düngung vor. In der MR Oberfranken Mitte haben die
drei Ringe Kulmbach, Bayreuth und Fränkische Schweiz
ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt.
Die
Heißwasserthermie habe sich als eine überaus
wirksame Behandlungsmethode für die Bekämpfung
beispielsweise von Ampfer erwiesen, erläuterte
Maschinenring-Geschäftsführer Horst Dupke. Dies sei
nicht nur für den biologisch wirtschaftenden
Betrieb, sondern durchaus auch für den
konventionellen Betrieb in der
Einzelpflanzenbekämpfung interessant. Die
Rückmeldungen von Betrieben geht von 70 bis 100
Prozent Bekämpfungserfolg nach bereits einer
Anwendung aus.
Mehrfach
erprobt habe der Maschinenring die Technik in den
vergangenen Jahren auch bei der Freihaltung von
Elektroweidezäunen, so der Geschäftsführer. Die
chemische Freihaltung sei verboten und scheide somit
aus. Für die mechanische Freihaltung sei die
mühselige Variante mit der Motorsense sehr
verbreitet und es gebe bereits zahlreiche weitere
technische Lösungen dafür, Was man zu all diesen
Varianten wissen sollte, ist, dass erstens jedes
Schneiden des Grases das Wachstum anregt und
zweitens das Schnittgut meistens an Ort und Stelle
verbleibt, was wiederum düngende Wirkung hat. „Durch
den Einsatz unserer Heißwassertechnik ist damit
Schluss“; so Horst Dupke Die Pflanzen würden
nachhaltig geschädigt und durch wiederkehrende
Behandlungen komplett zurückgedrängt.
Noch relativ
neu im Portfolio des Maschinenrings ist die
Futtermittelanalyse per mobiler
Nahinfrarot-Spektroskopie (NIR-Technologie). Das
Verfahren findet in der Regel Anwendung bei
Qualitätsanalysen landwirtschaftlicher Produkte und
eben auch von Futtermitteln zur Bestimmung unter
anderem von Feuchte, Proteinen, Rohfasern und dem
Fettgehalt. „Damit erhält der Landwirt schnell und
unkompliziert den vollen Einblick in die
Futterqualitäten“, erklärte Bernd Müller von der MR
Oberfranken Mitte. Mit der neuen Technologie sei es
möglich, die Ration und Futtereffizienz der Tiere zu
verbessern. Außerdem müssten nie wieder
Futtermittelproben verschickt werden. „Mit der
Echtzeit-Analyse kann der Landwirt im Handumdrehen
die Ration anpassen und so die Leistung des
Betriebes maßgeblich verbessern.“
Schließlich
führten die Verantwortlichen des Maschinenrings auch
entsprechende Geräte zur sensorgesteuerten Düngung
vor. „Viele unserer landwirtschaftlichen Flächen
sind sehr wechselhaft in ihrer Ertragsfähigkeit, und
das oftmals schon auf einem einzelnen Feldstück“, so
Horst Dupke. Ertragsschwache Bereiche auf dem
entsprechenden Feld könnten die einheitliche
Düngergabe gar nicht in Ertrag umsetzen und
belasteten am Jahresende die Nährstoffbilanzen,
kosteten unnötig Geld und brächten kaum Mehrertrag.
Eine mögliche Maßnahme dagegen sei die Optimierung
der Düngung durch Sensortechnik. Die Sensoren seien
aber auch auf allen anderen Flächen einsetzbar und
würden Einsparungspotentiale in Bezug auf Dünge- und
Pflanzenschutzmittel mit sich bringen.
Bild: Dominik
Seiferth (3. von rechts) aus Kupferberg erklärt den
Landwirten die Einsatzmöglichkeiten der
Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung.
Beste Werbung
für die Landwirtschaft / Tag der offenen Tür lockte
viele tausend Besucher in die Landwirtschaftlichen
Lehranstalten des Bezirks Oberfranken
Bayreuth.
Es war vor allem ein Fest für die Kinder. Ein Fest,
zu dem die Massen in Strömen kamen. Rund 7000 sollen
es gewesen sein, die der Bezirk Oberfranken beim Tag
der offenen Tür mit Familienfest auf dem Gelände
Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth
gezählt hat. Alles in allem war das Ganze beste
Werbung für Landwirtschaft, waren sich die
Veranstalter einig.
Kühe füttern,
auf dem Pony reiten, den Tretschlepper-Führerschein
machen, für Kinder können das erste attraktive
Berührungspunkte mit der Landwirtschaft sein. Diese
und viele Angebote funktionierten noch immer, trotz
der unbegrenzten Zahl an digitalen
Beschäftigungsmöglichkeiten, denen Kinder heute
ausgeliefert sind, waren sich die Veranstalter
sicher und sollten am Ende recht behalten. So waren
die gut 30 Mitmach- und Spielstationen den ganzen
Tag über belagert. Selbst der riesige Sandhaufen zum
Buddeln und Spielen, die Straßenlokomotive und das
Kasperle-Theater zogen da noch.
Ziel
war es, dass Kinder spielerisch etwas über Tiere,
Natur- und Umweltschutz sowie über die
Landwirtschaft allgemein erfahren sollten. Der
Kuhstall war geöffnet, auf den Wiesen des
großzügigen Geländes tummelten sich Schafe, Alpakas
und die Hühner vom mobilen Hühnerstall. Auch ein
Imker gab einen Einblick in seine Arbeit und
Hufschmied Florian Köhler aus Bamberg führte vor,
wie Pferde beschlagen werden. Mit
Informationsständen vertreten waren die
oberfränkische Naturparks Fichtelgebirge, Fränkische
Schweiz, Frankenwald und Steigerwald mit
verschiedenen Mitmach-Angeboten.
Am
Nachmittag stattete dann auch Ministerpräsident
Markus Söder dem Familienfest einen Besuch ab. Damit
war auch die große Polizeipräsenz schon ab den
Vormittagsstunden zu erklären. Söder sprach mit den
Besuchern, nahm sich Zeit für Selfies und trug sich
in das Goldene Buch des Bezirks ein.
Der
oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm
nannte den Besuch Söders einen Ausdruck von
Wertschätzung. Einen besonderen Dank richtete er an
die zahlreichen Helfer und Kooperationspartner des
Familienfests. Der Bezirk Oberfranken ist Träger der
Landwirtschaftlichen Lehranstalten. Neben dem
Bezirksjugendring, der Landjugend und den Landfrauen
waren auch wieder das THW und die Feuerwehr dabei.
Bilder:
1.Einen
Blick in die Ställe der Landwirtschaftlichen
Lehranstalten konnten die Besucher des Tages der
offenen Tür werfen.
2.Eine
dampfbetriebene Straßenlokomotive zog ihre Bahnen
über das weitläufige Gelände.
3.Aus
ganz Oberfranken und darüber hinaus kamen die
Besucher zum Tag der offenen Tür in die
landwirtschaftlichen Lehranstalten am Stadtrand von
Bayreuth.
4.Aus
dem Fichtelgebirge war die Familie Grießhammer mit
ihren Alpakas in die Lehranstalten gekommen.
5.Besonders
für Kinder war beim Tag der offenen Tür in den
Landwirtschaftlichen Lehranstalten viel geboten.
6.Hufschmid
Florian Köhler führte vor, wie Pferde fachgerecht
beschlagen werden.
Guter Absatz,
hohe Nachfrage, stabile Preise / Kritik an der
Jägerschaft: Bamberger Waldbauern blicken auf
turbulentes Jahr zurück
Baunach.
Mit scharfer Kritik am Jagdverband und am Bamberger
Landratsamt hat sich die bisherige und künftige
Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Bamberg,
Angelika Morgenroth aus Scheßlitz, zu Wort gemeldet.
Bei der Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus in
Baunach warf sie den Jägern einen katastrophalen
Umgang mit den Waldbesitzern vor. „Es fehlt
weitestgehend an Einsicht für unsere Sorgen und
Probleme“, sagte Angelika Morgenroth. Waldbesitzer
würden verunglimpft und verhöhnt, zuletzt auf der
Kreishegeschau Anfang April. Dem Landratsamt warf
die Vorsitzende vor, das Gebaren der Jäger auch noch
zu dulden. Dem Jagdbeirat sprach Angelika Morgenroth
Sachverstand und ausgleichendes Handeln ab.
Stattdessen zählten Parteibuch und Mitgliedschaft im
Jagdverband. Konkret fehlten beispielsweise bis
heute Abschusspläne. Dabei verhindere doch gerade
der hohe Verbiss Regeneration und Aufbau
klimaresilienter Wälder. „Der Wald ist die stärkste
Waffe gegen den Klimawandel“, so Angelika Morgenroth.
Für die WBV
Bamberg war 2022 ein überaus turbulentes Jahr. Das
lag nicht nur an den übermäßigen Wildbeständen, den
ausbleibenden Niederschlägen, dem Borkenkäfer oder
den mangelhaften politischen Rahmenbedingungen. Die
Waldbauern rund um den Markt Heiligenstadt im
südöstlichen Bamberger Landkreis hatten zudem im
Juli 2022 mit einem ungewöhnlich heftigen
Gewittersturm zu kämpfen. Laut Geschäftsführer
Konstantin Meyer seien dabei über 15.000 Festmeter
Schadholz angefallen. Das habe sämtliche Pläne zur
Aufarbeitung des Schadholzes zunichte gemacht, sagte
er. Ganze Fichtenflächen seien regelrecht abrasiert
worden, viele Wege hätten aufgrund der umgestürzten
Bäume nicht mehr passiert werden können.
Dem
Geschäftsführer zufolge hatte die WBV Bamberg im
zurückliegenden Jahr 49.200 Festmeter Holz
vermarktet. Im Jahr davor waren es aufgrund der
außergewöhnlichen Schadholzsituation 73.500
Festmeter, 2020 waren es 41700 Festmeter. Konstantin
Meyer räumte ein, dass der weitaus größte Teil davon
Fichten gefolgt von der Kiefer seien. Insgesamt
sprach er von einem guten Absatz, einer hohen
Nachfrage und von stabilen Preisen. Aufgrund der
Energiekrise seien die Restholzpreise „durch die
Decke“ gegangen. Für das laufende Jahr rechnet
Konstantin Meyer aufgrund der aktuellen
Wirtschaftslage aber eher wieder mit rückläufigen
Preisen.
Vorsitzende
Angelika Morgenroth hatte zuvor beklagt, dass „unser
aller Wald“ immer mehr in den Focus von Politik und
Gesellschaft gerate. Dem pflichtete Forstdirektor
Gregor Schießl, Abteilungsleiter am
Landwirtschaftsamt Bamberg, bei. Die Gesellschaft
habe jeden Bezug zur Realität der Land- und
Forstwirtschaft verloren, sagte er. Dabei
kritisierte er besonders den Anspruch vieler
Menschen auf das Eigentum anderer. Die Bevölkerung
habe vergessen, dass es die Waldbesitzer waren, die
über Generationen die Bestände geschaffen haben, die
sie der gesamten Bevölkerung kostenlos zur Verfügung
stellen. „Gesunde, stabile und ertragreiche Wälder
brauchen Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen,
das alles zu leisten.“
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen wurde Angelika Morgenroth
mit 74 von 77 möglichen Stimmen in ihrem Amt
bestätigt. 2. Vorsitzender bleibt Thomas Kraus aus
Stadelhofen. Als 3. Vorsitzender löst der bisherige
Rechnungsführer Roland Krapp Markus Dippold ab.
Beide kommen aus Scheßlitz. Markus Dippold wurde zu
einem von zwei Kassenprüfern gewählt. Der zweite
Kassenprüfer ist Matthias Schick. Schriftführer
bleibt Johannes Hölzl, ebenfalls aus Scheßlitz und
neue Rechnungsführerin ist Helga Ebitsch.
Bild:Rechnet im
laufenden Jahr eher wieder mit rückläufigen Preisen:
der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung
Bamberg Konstantin Meyer.
Artenschutz
oder störende Blütenflug / Strittiger
Schnittzeitpunkt von Grünland sorgt in Untersteinach
für Unstimmigkeiten
Untersteinach.
Das Thema Artenschutz ist in aller Munde. Den
Landwirten liegt das Thema besonders am Herzen.
„Aber kaum macht man was dafür, dann ist es auch
wieder nicht recht“, sagt Christoph Jurkat. Zusammen
mit seinem Bruder Michael und den Eltern
bewirtschaftet Christoph Jurkat das zu Neuenmarkt
gehörende Gut Oberlangenroth mit seinen rund 100
Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Auch gut
eineinhalb Hektar Grünland in Untersteinach gehören
dazu. Und genau das sorgt gerade für
Unstimmigkeiten.
Hintergrund ist
eine Bitte von Seiten der Gemeinde, die Wiese
gegenüber der katholischen Kirche zeitnah zu mähen,
da wiederholt Anrufe von Anwohnern in der Verwaltung
eingegangen seien. Ein Bürger habe sich wohl über
den Blütenflug, vor allem von Löwenzahn, verursacht
durch das „lange Gras", beschwert.
Für die Jurkats
grenzt es schon fast an Schizophrenie, in Zeiten von
Bürgerbegehren wie „Rettet die Bienen“ und Aufrufen
zum Erhalt der Artenvielfalt solch eine Bitte zu
erhalten. Die Wiese sei zwar von Wohnhäusern
umringt, aber vor allem hier wäre es die
Erwartungshaltung der Bewirtschafter gewesen, dass
sich um Artenschutz bemühte Bürger freuen, wenn ein
Landwirt durch einen späteren Schnittzeitpunkt einen
Beitrag dazu leistet.
Durch die
spätere Mahd, die unter anderem in
Biodiversitätsrichtlinien, beispielsweise vom
Bioland-Verband, gefordert und gefördert wird,
hätten Wildtiere Zeit, ihren Nachwuchs sicher auf
die Welt zu bringen. Da die Wiese innerhalb des
Ortes liegt sei dort eher nicht mit Rehkitzen, wohl
aber mit Feldhasen zu rechnen. Die Pflanzenwelt, vor
allem ökologisch wertvolle Pflanzen, hätten die
Möglichkeit zu blühen und auszusamen. „Es geht um
das gesamte Pflanzenspektrum“, so Christoph Jurkat,
der auch darauf verweist, dass die Wiese nicht
gedüngt werde.
Wenn erst ab
Mitte Juni gemäht wird, dann unter anderem auch
deshalb, weil die Jurkats nachhaltig, ökologisch und
gesund wirtschaften wollen und deshalb bereits 2016
dem Bioland-Anbauverband beigetreten sind. „Jeder
Mitgliedsbetrieb muss einen Maßnahmekatalog zur
Biodiversität erfüllen“, erklärt Christoph Jurkat.
Er räumt auch ein, dass es ganz natürlich zu
Pollenflug kommt. Doch wenn das Grünland länger
steht, gibt man auch der Natur eine Chance.
Die Jurkats
hatten das kleine Stück Grünland vor rund drei
Jahren von der >Gemeinde gepachtet. Zuvor sei es von
einem konventionellen Landwirt bewirtschaftet
worden. Der habe wohl schon deutlich früher gemäht.
Wahrscheinlich seien das die Anwohner noch so
gewohnt gewesen. Jetzt ist es der erste Schnitt, ein
zweiter folgt, je nach Niederschlag, wohl Ende
August.
Bild:
Christoph) links) und Michael Jurkat auf der Wiese
in Untersteinach, die wegen des späten
Mähzeitpunktes bei Anwohnern für Unstimmigkeiten
gesorgt hatte.
Menschlich und
fachlich überaus kompetent / Ehepaar Kaufenstein vom
Maschinenring Bayreuth-Pegnitz als beste
Betriebshelfer Deutschlands ausgezeichnet
Bayreuth/Pegnitz.
Sie gehören zu den besten Betriebshelfern
Deutschlands: Monika und Thomas Kaufenstein aus
Stemmenreuth bei Pegnitz. Das Ehepaar ist für den
Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz
tätig und wird in diesen Tagen bei der
Bundesversammlung der Maschinenringe in Köln mit dem
Betriebshilfe-Award ausgezeichnet.
Monika (49) und
Thomas Kaufenstein (48) bringen es zusammen auf fast
60 Jahre Tätigkeit für den Maschinenring. „Wir haben
unsere Bewerbung mit der menschlichen und fachlichen
Kompetenz der beiden begründet“, sagt Johannes
Scherm, Geschäftsführer des Maschinenrings in
Bayreuth. Das sah die Jury des Bundesverbandes der
Maschinenringe genauso und so erhielt das Ehepaar
aus Stemmenreuth die höchste Punktzahl. Insgesamt
konnten alle 240 Maschinen- und Betriebshilfsringe
aus Deutschland geeignete Bewerber vorschlagen.
Das Ehepaar
Kaufenstein bewirtschaftet in Stemmenreuth einen
landwirtschaftlichen Betrieb im Zuerwerb. Sie haben
schon vor Jahren die Milchviehhaltung aufgegeben und
den Schwerpunkt ihres Betriebes auf die Färsenmast,
also die Mast junger weiblicher Rinder zur
Fleischerzeugung, verlagert.
Für
den Maschinenring sind die beiden nebenberuflich
tätig. „Wir erhalten von den Einsatzbetrieben die
besten Rückmeldungen, die beiden werden sehr häufig
nachgefragt“, sagt Geschäftsführer Scherm. Er
beschreibt das Ehepaar als überaus aktive Helfer,
die es alljährlich auf eine hohe Zahl an
Einsatzstunden bringen. „Monika und Thomas
Kaufenstein unterstützen landwirtschaftliche
Betriebe, die sich meist in einer schwierigen
Situation befinden nicht nur mit ihrer Arbeitskraft
sondern geben auch psychischen und menschlichen
Beistand“, so Johannes Scherm. Beide seien stets
korrekt, aufrichtig, immer hilfsbereit und könnten
auch mal zuhören. „Das ist für mich die ideale
Mischung, die wir uns von unseren Betriebshelfern
wünschen“.
Der
Geschäftsführer legt aber auch großen Wert darauf,
dass die Kaufensteins den Preis stellvertretend für
alle Betriebshelfer erhalten. „Wir haben viele gute
Mitarbeiter.“ Trotzdem sei die Situation in der
Betriebshilfe überaus angespannt. „Wir suchen
dringen Leute“, so der Geschäftsführer. Obwohl die
Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter nach
unten geht, bleibe die Nachfrage auf stabilen
Niveau.
Intern wurde
der Preis bereits vor einigen Tagen auf dem Gelände
der Landwirtschaftlichen Lehranstalten übergeben.
Dabei wurde unter der Regie von
Bundesverbandsmitarbeiter Patrick Fischer nach Art
der Versteckten Kamera auch eine Art Imagefilm
erstellt, bei dem das Ehepaar mit dem Preis
überrascht wurde. Der Film portraitiert Monika und
Thomas Kaufenstein und wird unter anderem bei der
Preisverleihung in Köln gezeigt.
Bild:
1. Monikas und Thomas Kaufenstein.
2. Geschäftsführer Johannes Scherm (links) und
Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (rechts)
gratulierten Monika und Thomas Kaufenstein zum
Betriebshelfer-Award
Engpässe in der
Betriebshilfe / Der Maschinenring leistet einen
wichtigen Beitrag zur Landwirtschaft in der
Fränkischen Schweiz
Windischgaillenreuth. Die Situation ist überall die
Gleiche: auch der Maschinen- und Betriebshilfsring
Fränkische Schweiz sucht dringend Betriebshelfer.
„Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Kräften“,
sagte der alte und neue Vorsitzende Bernhard Hack
(Foto) aus Weilersbach bei der Jahresversammlung in der
Halle des Lohnunternehmers Klaus Wölfel in
Windischgaillenreuth. Gerade in den zurückliegenden
Wochen sei so mancher Engpass zu bewältigen gewesen.
Die Zahlen
waren sowohl bei der sozialen, als auch bei der
wirtschaftlichen Betriebshilfe angestiegen. Knapp
15600 Einsatzstunden wurden der Bilanz zufolge im
zurückliegenden Jahr geleistet, knapp 3000 mehr als
noch im Jahr zuvor. Etwa zwei Drittel entfallen auf
die soziale Betriebshilfe, also in Notsituationen,
bei Krankheit, Kur oder Reha. Ein Drittel der
Stunden sind wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur
Abdeckung von Arbeitsspitzen. Der Maschinenring
Fränkische Schweiz beschäftigt vier hauptberufliche
und 29 nebenberufliche Betriebshelfer. Zwei weitere
Helfer sind selbstständig tätig, dazu kommen einige
Dorfhelferinnen.
Das wichtigste
Geschäftsfeld des Maschinenrings ist mit einem
Verrechnungswert von rund 2,9 Millionen Euro noch
immer der Maschineneinsatz. Alle Bereiche seien
dabei gestiegen, bis auf die Sparten Schlepper und
Transport sowie Futterbau und Strohernte. Hier seien
die Verrechnungswerte rückläufig gewesen. Gleichwohl
machten diese beiden Bereiche noch immer mit die
größten Teile im Maschinenumsatz aus. Insgesamt,
also zusammen mit der Betriebshilfe, kommt der
Maschinenring Fränkische Schweiz für 2022 auf einen
Verrechnungswert von knapp 3,2 Millionen Euro. Im
Jahr zuvor waren es nur gut 40.000 Euro weniger.
Immer stärker
in Anspruch genommen werde der Maschinenring, wenn
es um das Thema Beratung geht. Egal ob
Düngeberatung, Mehrfachantrag oder Dieselanträge,
der Maschinenring ist immer ein wichtiger Adressat
für alle Ratsuchenden. „Manchmal könne man den
Strukturen kaum folgen, so schnell ändert sich
alles“, sagte der Vorsitzende. Geschäftsführer
Appel kritisierte dabei unter anderem die oftmals
nicht durchdachten und widersprüchlichen Vorgaben
und Programmfehler in der Antragsplattform. Für die
Beratung ist Mitarbeiter Patrick Munzert von der
Geschäftsstelle in Aufseß zuständig.
Auch die Themen
Maiszünslerbekämpfung durch Schlupfwespen sowie
Kitzrettung mit Hilfe des Drohnenüberflug gehöre
mittlerweile untrennbar zum Aufgabengebiet des
Rings. Weitere Tätigkeitsfelder des Maschinenrings
Fränkische Schweiz sind die Übernahme der
Geschäftsführung für das Biomasse Heizwerk Hollfeld,
die Bioenergie Hollfeld GmbH und die
Regnitz-Jura-Düngetrac GbR.
Bei den
turnusmäßigen Neuwahlen wurde Vorsitzender Bernhard
Hack aus Weilersbach mit 62 von 64 möglichen Stimmen
in seinem Amt bestätigt. Zwei stellvertretende
Vorsitzende gibt es: Rainer Merz aus Oberzaunsbach
wurde ebenfalls mit großer Mehrheit in seinem Amt
bestätigt. Für den ausscheidenden Franz Stenglein
aus Tiefenlesau wurde das bisherige
Ausschussmitglied Klaus Körber aus Hochstahl
gewählt.
Ausschussmitglieder sind Tobias Dippold (Hohenpölz),
Christian Dorn Neuses, Mario Güldner (Sachsendorf),
Klaus Kilian (Oberngrub), Markus Kügel (Niedermirsberg),
Florian Neuner (Stechendorf), Markus Nützel (Gößmannsberg),
Markus Pirkelmann (Schönfeld),Sonja Rauh (Wiesentfels)
und Stefan Schatz (Hollfeld).
Der
Maschinenring Fränkische Schweiz hat aktuell 746
Mitglieder (Vorjahr 763), die zusammen eine Fläche
von 17.541 Hektar (Vorjahr 17.392 Hektar)
bewirtschaften. Eine Besonderheit ist, dass die
Mitglieder aus den drei Landkreisen, Bamberg,
Bayreuth und Forchheim kommen.
„Kein Gebiet
wird vom Wolf verschont“ / Spielt der Wolf im
Kulmbacher Land eine Rolle? – Situation wird
unterschiedlich beurteilt
Kulmbach. Noch
ist kein Wolfsriss im Kulmbacher Land mit
hundertprozentiger Sicherheit nachgewiesen. Tatsache
ist aber, dass sich der Wolf in Bayern immer weiter
ausbreitet. Im Nachbarlandkreis Bayreuth gab es
bereits mehrere Wolfsrisse. Für viele Landwirte kann
das schnell zum existenziellen Problem werden.
Bayern hat deshalb eine eigene Wolfsverordnung
erlassen. Die neue Regelung sieht vor, dass der Wolf
leichter „entnommen“ werden kann. Umweltschützer
übten scharfe Kritik daran.
Die Bayerische
Wolfsverordnung ist nun zum 1. Mai in Kraft
getreten. Konkret sieht sie „in Ausnahmefällen den
Abschuss von Problemwölfen“ vor. Die Verordnung
ermöglicht vereinfachte Ausnahmen für
verhaltensauffällige sowie für schadensstiftende
Wölfe. Bereits ein Riss soll künftig ausreichen, um
den Wolf zu bejagen, sofern die Untere
Naturschutzbehörde zustimmt. Ein DNA-Nachweis ist
hierfür nicht mehr nötig. Allerdings schreibt die
Verordnung nach einem Abschuss vor, den Wolf zu
identifizieren. Erst danach dürfen weitere Maßnahmen
ergriffen werden. Die Naturschutzbehörde bestimmt,
wer den Wolf abschießen darf. Der Bund Naturschutz
hat bereits angekündigt, eine Klage dagegen zu
prüfen.
Mit Sicherheit
werde Kulmbach mit dem Thema Wolf konfrontiert
werden, sagt Harald Köppel, Geschäftsführer des
Bauernverbandes. Wölfe würden überall mehr, in
Thüringen genauso wie im Veldensteiner Forst.
Überall seien männliche junge Wölfe, die sich auf
die Suche nach einem Revier machten. Durchgezogen
seien Wölfe im Kulmbacher Land ohnehin schon,
wenngleich sich noch keiner niedergelassen habe. „Es
gibt kein Gebiet, das vom Wolf verschont wird“, so
Harald Köppel. Vor allem in größeren
zusammenhängenden Waldgebieten wie dem Limmersdorfer
Forst müsse man damit rechnen. „Man muss
mittlerweile immer darauf gefasst sei, dass einem
ein Wolf begegnet.“
Allerdings gebe
es im Landkreis nicht so viele Weidetierhalter. Wer
Weidetiere hält, für den sei das Thema Wolf
alltäglich. „Seit der Wolf zunimmt, schläft keiner
mehr ruhig.“ Was die Schutzzäune betrifft, so glaubt
der BBV-Geschäftsführer, dass es der Wolf
mittlerweile gelernt habe, mit dem Thema umzugehen.
Auch wenn viele behaupten, mit Schutzzäunen sei
alles möglich, so sei dies nichts anderes als ein
Wunschtraum. Wolfssichere Zäune gebe es nur im Zoo.
Die Bayerischer
Wolfsverordnung sei zwar grundsätzlich ein guter
Schritt, doch mehr für den Alpenraum gedacht. Darauf
sei die Definition „nicht zäunbare Gebiete“
abgestellt. Was bei uns zu einem Abschuss führen
könnte, wäre, wenn der Wolf zu nahe an die Menschen
herankommt. Harald Köppel rechnet außerdem damit,
dass der Bund Naturschutz gegen die Bayerische
Wolfsverordnung klagen werde.
Nach den Worten
von Katrin Geyer, Sprecherin der Kulmbacher
Kreisgruppe ist der Wolf im Landkreis bislang noch
kein Thema. Es werde zwar immer wieder einmal von
Wolfssichtungen berichtet, etwa vor einigen Jahren
in Oberlaitsch oder auch schon im Limmersdorfer
Forst. Sie seien aber nicht bestätigt. Katrin Geyer
zufolge ist es nicht auszuschließen, dass bei uns
hin und wieder einmal ein Wolf auftaucht. Dabei
handle es sich aber in der Regel um sogenannte
„Durchzieher“. Das seien Jungtiere, die noch kein
eigenes Revier haben und keinem Rudel angehören.
Solche Jungtiere könnten bis zu 80 Kilometer in
einer Nacht laufen. Das bedeutet, sie durchquerten
unsere Region nur und würden hier nicht sesshaft.
Natürlich könne
nicht ausgeschlossen werden, dass sich irgendwann
einmal Wölfe im Kulmbacher Landkreis niederlassen.
Das könnte am ehesten in den großen Waldgebieten im
Frankenwald oder im Limmersdorfer Forst der Fall
sein. Katrin Geyer gibt aber auch zu bedenken:
„Wölfe sind scheu und halten sich üblicherweise von
den Menschen fern.“ Sollten sich einmal Wölfe im
Landkreis niederlassen, könnten sich
Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände und
Jagdverbände auf die Richtlinien im
„Wildtiermanagement große Beutegreifer“ des
Bayerischen Landesamtes für Umwelt stützen. Hier
seien Maßnahmen von der Einzäunung von Weiden bis
hin zum Einsatz von Herdenschutzhunden aufgelistet
und erläutert.
Naturschutzfachlich liegt die Zuständigkeit beim
Thema „Wolf“ noch immer beim Bayerischen Landesamt
für Umwelt (LfU) im Referat 53 Wildtiermanagement,
teilt Björn Karnstädt, Pressesprecher des
Landratsamtes mit. Naturschutzrechtlich habe die
Zuständigkeit vor dem Inkrafttreten der neuen
Wolfsverordnung vollständig bei der Regierung von
Oberfranken als Höherer Naturschutzbehörde gelegen.
Deshalb habe die untere Naturschutzbehörde am
Landratsamt Kulmbach das Thema bisher zwar
aufmerksam verfolgt, aber mangels eigener
Zuständigkeit zunächst keine weiteren Maßnahmen
ergriffen. „Allerdings stehen wir diesbezüglich in
engem Austausch mit den anderen Naturschutzbehörden“
so Karnstädt.
Eindeutige
Beweise für die Anwesenheit von Wölfen im Landkreis
Kulmbach gebe es bisher nicht. Die dauerhafte
Ansiedelung eines Rudels ist aus Sicht der unteren
Naturschutzbehörde auch eher unwahrscheinlich, da es
an ausreichend großen, zusammenhängenden und
naturnahen Waldgebieten im Landkreis fehle.
Bei eindeutigen
Nachweisen von Wölfen würden für Weidetierhalter im
Landkreis gegebenenfalls höhere Anforderungen an den
Schutz ihrer Herden notwendig werden, zum Beispiel
Herdenschutzhunde, wolfshemmende Zäune, nächtliche
Stallhaltung oder ähnliches. Die untere
Naturschutzbehörde, wie auch das Landesamt für
Umwelt könnten dabei beratend unterstützen.
„Perspektivisch planen wir die Rekrutierung eines
ehrenamtlichen Wolfsberaters“, so der Sprecher.
Keine Stellung
zum Thema Wolf abgeben wollte die örtliche
Kreisgruppe des Bundes Naturschutz. Vorsitzender
Karlheinz Vollrath teilte mit, dass das Thema Wolf
im Landkreis Kulmbach keine Bedeutung habe.
Angus-Rinder,
Bisons und ein Hofcafé / Lukas und Linda Kießling
bewirtschaften ihren Landwirtschaftlichen Betrieb im
Nebenerwerb – und haben große Pläne
Birkenhof.
Er gelernter Landschaftsgärtner, sie medizinische
Fachangestellte: Lukas und Linda Kießling aus
Birkenhof sind in ihren Berufen eigentlich völlig
ausgelastet. Hätte Lukas, 34 Jahre jung, nicht 2014
den landwirtschaftlichen Betrieb von seinem Onkel
Norbert übernommen. Zusammen mit seiner Frau Linda
führte er die Angus-Rinderzucht des Onkels nicht nur
weiter, sondern baute sie auch aus. 2015 fing er
zusätzlich sogar noch mit Bisons an. Nun wollen die
beiden noch einen Schritt weiter gehen und demnächst
ein Hofcafé eröffnen.
Gerade kommt
Lukas Kießling aus dem Schlachtraum. Um
Tiertransporte zu vermeiden, hat er eigens einen
entsprechenden Lehrgang belegt und größtenteils in
Eigenleistung einen modernen Schlachtraum gebaut.
„Wir wollten die Tiere einfach nicht aus der Hand
geben“, sagt er. Das Fleisch der Angusrinder wird
direkt unter dem Slogan „Kießlings Qualitätsfleisch“
per Mundpropaganda vermarktet und auf Facebook- und
Instagram-Seiten beworben.
Rund 35
Mutterkühe stehen auf der Weide, zusammen mit der
Nachzucht kommt man auf etwa 80 Tiere. Etwa ein Jahr
lang bleiben die Tiere dort, gemästet wird nicht, so
dass das Fleisch absolut zart bleibt und später im
Ofen garantiert nicht schrumpft. Weil er eine zweite
Fleischsorte mit ins Angebt nehmen wollte, hat sich
Lukas Kießling mittlerweile auch noch fünf
Bison-Kühe angeschafft.
Insgesamt
bewirtschaften Lukas und Linda Kießling eine Fläche
von 46 Hektar, ausschließlich Grünland, das als
Futter für die Tiere dient. Die Bewirtschaftung
erfolgt nach biologischen Kriterien, darauf leben
beide großen Wert.
Lucas Kießling
sieht sich als typische Quereinsteiger. Er hat eine
Lehre als Landschaftsgärtner absolviert und ist
hauptberuflich im Kulmbacher Klinikum tätig. Auch
Linda hat einen medizinischen Beruf. Sie ist
medizinische Fachangestellte in einer
Allgemeinarztpraxis in Neuenmarkt.
Während der
Corona-Zeit war das Paar auf die Idee gekommen, ein
zusätzliches Standbein zu schaffen. Ein Blick in den
bisherigen privaten Party-Raum genügte und schon war
die Idee eines Hofcafés geboren. „Der Raum ist
eigentlich viel zu schade, um darin nur
Familienfeste zu veranstalten“, dachen sich Lukas
und Linda und so beuten wie während der
zurückliegenden Monate alles ein wenig um und
investierten in Technik und Geräte.
Von der ersten
Idee bis zur jetzt anstehenden Eröffnung war es
trotzdem noch ein weiter Weg. Lukas musste einen
Lehrgang bei der Industrie- und Handelskammer
absolvieren, Anträge für eine Nutzungsänderung
wurden gestellt, ein Architekt bescheinigte die
baurechtliche Eignung, und so weiter. Mittlerweile
liegen die fast fertigen „Speisekarten“ auf dem
Tisch, auf denen ein überschaubares Angebot an
selbstgebackenen Kuchen und Torten, sowie einige
Brotzeiten bis hin zum „Obatz´n“ aufgelistet ist.
Natürlich gibt es Kaffee, aber auch alkoholische
Getränkte, schließlich soll inmitten der Hofstelle
einen Biergarten errichtet werden. Im Innenbereich
bietet das Café 30 Plätze, draußen können es bis zu
100 werden.
Ganz fremd ist
den beiden die Bewirtung nicht, denn schließlich ist
vielen das alljährliche legendäre Hoffest, das immer
Ende Juli stattfand noch lebhaft in Erinnerung. „Wir
hoffen, in eine Marktlücke zu stoßen“, sagen Lucas
und Linda Kießling. Tatsächlich ist das Angebot an
klassischen Cafés außerhalb der Stadt eher dürftig.
Allerdings werden sie vorerst nur an zwei
Nachmittagen im Monat öffnen, immer am ersten und am
dritten Sonntag zwischen 13.30 und 18 Uhr. „Wir
müssen erst einmal sehen, wie es läuft“, sind sich
beide einig. Auch einen Namen für das neue Hofcafé
haben sich die beiden schon ausgedacht. Es wird „Freggerla“
heißen.
Die Eröffnung
des Hofcafés „Freggerla“ in Birkenhof, Gemeinde
Wirsberg, an der Gemeindeverbindungstraße zwischen
Kupferberg und Neufang gelegen, findet am 4. Juni
statt.
Bild: Lucas und
Linda Kießling bewirtschaften in Birkenhof einen
landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Ab
Anfang Juni kommt noch ein Hofcafé dazu, das an zwei
Sonntagen im Monat öffnen wird, saisonal dieses Jahr
von Juni bis einschließlich August.
„Hunde haben im
Grünland nichts zu suchen“ / Jäger, Landwirte und
Rehkitzretter starteten gemeinsame Aktion
Tauperlitz.
An vielen Wiesen im Landkreis sind sie derzeit zu
sehen: großflächige Plakate, die darauf hinweisen,
dass in diesen Tagen die Brut- und Setzzeit beginnt.
Was es mit den Schildern auf sich hat, erläuterten
gestern bei Tauperlitz Vertreter des
Bauernverbandes, der Jägerschaft und des Vereins
Kitzrettung Oberfranken.
Die Plakate
sollen zum einen darauf hinweisen, Hunde an die
Leine zu nehmen und Wege nicht zu verlassen. Zum
anderen erklären sie allen Passanten, dass die
Kitzrettung Landwirte und Jagdpächter beim Absuchen
von Wiesen unterstützt, um den meist qualvollen Tod
zahlreicher Rehkitze zu verhindern.
Freilaufende
Hunde im Grünland, das ist in mehreren Punkten
problematisch, wie die Verantwortlichen erläuterten.
Finden die Hunde ein Rehkitz und schnuppern daran,
dann sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die
Mutter des Kitzes aufgrund des fremden Geruchs nicht
mehr um das Jungtier kümmert und es elend verendet.
Hunde im Grünland, das bedeute aber auch jede Menge
Hinterlassenschaften. Das Grünland sei schließlich
das Futter für die Kühe, gab die stellvertretende
Kreisbäuerin Bettina Riedl zu Bedenken. Hundekot im
Futter könne aufgrund verschiedenster Giftstoffe
schlimmste Erkrankungen bei den Kühen hervorrufen.
Aber auch Hundespielzeug oder Holzstöckchen könnten
beim Mähvorgang für große Probleme sorgen.
„Spaziergänger, die unsere Wiesen für ihre
freilaufenden Hunde nützen, brauchen wir nicht“,
stellte Bettina Riedl unmissverständlich klar.
Vielen Menschen
sei eben nicht klar, das die Wiese für den Landwirt
eine elementar wichtige Fläche ist. In der Regel
beginnt die Nutzungszeit des Grünlandes alljährlich
am 1. Mai und dauert bis in den September hinein. So
ist es auch gesetzlich vorgesehen. Die Kitzrettung
setzt nach den Worten ihrer Vorsitzenden Britta
Engelhardt aus Münchberg allerdings schon viel
früher ein und gibt zu bedenken, dass schon ab 1.
März erste Junghasen in den Wiesen eine Kinderstube
finden. „Während dieser Zeit müssen Hunde an die
Leine“, sagt Jagdpächter Alexander Hager.
Dabei stellen
die Bauern derzeit auf ihren Grünlandflächen noch
ganz andere Störfaktoren fest. Mountainbiker und
sogar Motorradfahrer, die ohne Rücksicht auf
Verluste querfeldeinfahren, die Flur zerstören und
Jungtiere aufscheuchen. Extrem gefährlich seien auch
achtlos weggeworfene Glasflaschen. Einmal im
Mähwerk, könnten die Splitter große Schäden
anrichten, außerdem gelangten sie in das Grünfutter.
Ziel des
Vereins „Kitzrettung Oberfranken“ ist es, Wildtiere
kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und sie entweder zu
verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu
sichern, bis das Grünland gemäht ist. Vor allem die
Rehkitze seien in den ersten Lebenswochen sehr
gefährdet, denn die Wiesen sind in dieser Zeit so
eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten
in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt und
würden bei Gefahr regungslos an ihrem Platz
liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt damit die
Landwirte und die Jagdpächter beim Absuchen der
Wiesen und verhindert so den Tod der Kitze. „Wir
sehen uns als Partner der Landwirte“, sagt Britta
Engelhardt.
Früher habe man
die Grünflächen mühsam zu Fuß abgehen müssen,
erinnert sich Jörg Müller, selbst Landwirt und
BBV-Ortsvorsitzender. Heute erleichtere ein
Drohnenflug mit Wärmebildkamera die Arbeit gewaltig.
Die Kitzrettung habe drei Drohnen im Einsatz, auch
die Jägerschaft habe einige Drohnenpiloten in ihren
Reihen. Sie fliegen das Gebiet in der Regel früh
morgens in einer Höhe von 50 Metern ab. Die
Trefferquote, also die Anzahl aufgespürter
Jungtiere, sei deutlich besser, als beim
Kontrollgang zu Fuß. Allerdings spielten auch die
Kosten für eine solche Drohne eine Rolle. Das Gerät
komme mit allem notwendigen Equipment schnell mal
auf 7500 Euro.
Bild: Landwirte
, Jäger und Vertreter der Kitzrettung Oberfranken
haben bei Tauperlitz eine Plakataktion zum Beginn
der Brut- und Setzzeit gestartet.
Landwirte laden
zum Genusserlebnis ein / BBV-Aktion: „Frühstück auf
dem Bauernhof am 21. Mai – Anmeldung bis 12. Mai
Gebhardtshof.
Gesund, schmackhaft und aus der Region: bei der
Aktion „Frühstück am Bauernhof“ stammen alle
Zutaten, mit denen die Landfrauen ein leckeres
Frühstück anbieten, von Erzeugern aus der Umgebung.
So auch auf dem Legehennenbetrieb der Familie
Heintke in Gebhardtshof, das zu Weidenberg gehört
und das zwischen Stockau und Lessau liegt. Dort gibt
es am 21. Mai von 9 bis 12 Uhr ein Bauernhoffrühstück
mit allem Drum und Dran. Um Planen zu können, ist
eine Anmeldung allerdings erforderlich.
Die Aktion fand
2019 zum ersten Mal statt und war auf große Resonanz
gestoßen. „In diesem Jahr wollen wir den Verbraucher
wieder zeigen, was die Landwirtschaft alles kann“,
sagt Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Tochter Martina
und Mutter Heidrun Heintke setzen dabei ausnahmslos
auf Zutaten aus der Umgebung.
Die Milch kommt
vom Kellerhof, Kaffee von der Hollfelder
Kaffeerösterei, Saft von der Kelterei im nahen
Lehen, Joghurt vom Betrieb Raps in Würnsreuth,
sämtliche Wurstwaren von den Metzgern Parzen und
Lindner, Käse zum Teil aus Seulbitz, zum Teil aus
der eigenen Käserei, der Honig aus Weidenberg sowie
Brot und Brötchen von der Geseeser Landbäckerei. Die
Eier stammen natürlich vom eigenen Betrieb. „Damit
können wir wirklich ein komplett regionales Buffett
anbieten“, freut sich Heidrun Heintke.
Martina und
Heidrun Heintke bewirtschaften zusammen mit einer
Mitarbeiterin den Betrieb, der von der damaligen
Mutterkuhhaltung Zug um Zug zu einem
Legehennenbetrieb umgebaut wurde. Hauptabnehmer der
Eier sind die Edeka- und Rewe-Märkte in der Region,
die regionalen Metzger und Bäcker sowie der
Dorfladen Emtmannsberg. Martina und Heidrun Heintke
sind regelmäßig auf mehreren Märkten, unter anderem
auf dem Thermenmarkt in Obernsees vertreten. Wenn im
Herbst der neue Verkaufsanhänger mit Kühltheke
eintrifft, wird man die Familie mit ihren Produkten
noch häufiger auf entsprechenden Märkten antreffen.
Zu den Produkten gehören neben Masthähnchen auch
Nudeln und ein eigener Eierlikör. Die Familie
bewirtschaftet 38 Hektar landwirtschaftliche Fläche,
darauf wird im Großen und Ganzen das komplette
Futter für die Hennen angebaut.
„Wir wollen mit
der Aktion vor allem einen positiven Akzent für die
Landwirtschaft setzen“, sagt Kreisbäuerin Angelika
Seyferth. Die bayernweite Aktion „Frühstück auf dem
Bauernhof“ sei 2018 zum 70-jährigen Jubiläum der
BBV-Landfrauen ins Leben gerufen worden und findet
jährlich im Mai statt. Coronabedingt musste sie
allerdings zwei Mal ersatzlos ausfallen.
Gezeigt werden
soll dabei vor allem eines: Bayerns Bäuerinnen und
Bauern arbeiten mit hohen Standards und erzeugen
hochwertige Lebensmittel direkt vor der Haustür:
„Wir wollen dabei vor allem auch die Vielfalt der
Landwirtschaft in unserem Landkreis präsentieren“,
so die Kreisbäuerin.
Das Frühstück
auf dem Gebhardtshof findet bei jedem Wetter statt.
Es kostet (inklusive der Getränke vom Buffett) für
Erwachsene 15 Euro, für Kinder bis 12 Jahren 8 Euro.
Kinder bis 6 Jahren sind frei. Um planen zu können,
ist eine Anmeldung bis zum 12. Mai unter 09209/213
zwingend erforderlich.
Eine
bayernweite Übersicht über alle teilnehmenden
Betriebe gibt es im Internet unter
www.BayerischerBauernVerband.de/Fruehstueck.
Bild:
Die Gebhardtshofer Weidehennen stehen für
artgerechte Haltung ohne Gentechnik. Davon
überzeugten Martina und Heidrun Heintke die
Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth (von
rechts).
Start der
Spargelsaison: Genuss, Gesundheit und Geschmack /
Heimischer Spargel soll nicht teurer werden – Kurze
Transportwege, nachhaltig und fair
Rothwind.
Mit einer kleinen Verzögerung startet nun auch in
unseren Breiten die Spargelsaison. Während das
Wetter in großen Teilen der Landwirtschaft für
Unzufriedenheit sorgt, sind die Spargelbauern damit
ganz zufrieden. „Nach dem guten Vegetationsjahr 2022
mit dem trockenen Herbst und der Kälte im Winter
sind die Pflanzen sehr wüchsig und kraftvoll“, sagt
Matthias Stenglein aus Rothwind. Bereits Ende
Februar hätten die Pflanzen angetrieben, seien durch
die Kältephase im März aber im Wachstum noch einmal
ausgebremst worden. „Wenn es jetzt mit der Saison
losgeht, dann werden wir mit starken, äußerlich wie
innerlich qualitativ guten Spargelstanden rechnen
können.“
Rothwind, das
ist so eine Art Synonym für Spargel aus dem
Kulmbacher Land. Matthias Stenglein baut in dem
Mainleuser Ortsteil auf rund 20 Hektar Spargel an.
Er ist damit einer der größten Spargelanbauer in der
Region. Wichtigste Vertriebsschiene ist die
Direktvermarktung. Kleinere Teile der Ernte gehen an
die Gastronomie und an den Handel. Mitte der 1990
Jahre hatte der heute 53-Jährige den Betrieb von
seinen Eltern übernommen. Damals ein reiner
Milchviehbetrieb, heute ist die Milchviehhaltung das
zweite Standbein von Matthias Stenglein.
Weil Mitte der
1990er Jahre die Milchkontingentierung eingeführt
wurde, sei er auf den Spargel gekommen. Die
Milchviehhaltung hate er aber nie aufgegeben. Im
Gegenteil. Im modernen Stall tummeln sich rund 100
Kühe, die Milch geht an die Milchwerke Oberfranken
West im Coburger Land.
Zusammen mit
Ehefrau Sandra, Sohn Hans und einem festen
beschäftigten Helfer bewirtschaftet die Familie den
Hof. In der Spargelsaison kommen rund 20 Helfer
dazu, die dann für einige Monate auf dem Hof leben.
Die Anbaufläche erstreckt sich in einem Umkreis von
acht Kilometern um die Hofstelle.
Nun ist es
nicht so, dass es außerhalb der relativ kurzen
Saison von April bis Juni in Sachen Spargel nichts
zu tun gäbe. „Im Herbst werden schon die Dämme
gemacht, die Folien angebracht und die Drähte
gesteckt“, erklärt Matthias Stenglein. Mindestens
zwei der Saisonarbeiter werden auch da benötigt.
Der
Spargelbauer ist optimistisch, dass auch in Zukunft
der heimische Spargel eine wichtige Rolle spielen
wird. Der Kauf von heimischen Spargel sichere die
Selbstversorgung im eigenen Land, sei nachhaltig und
fair und durch kurze Transportwege werde eine Menge
CO2 eingespart.
Eine
Herausforderung sei es, geeignete Flächen zu finden.
Nach zehn Jahren ununterbrochenem Anbau auf der
gleichen Fläche sei der Boden „spargelmüde“ und man
müsse erst einmal auf Jahre hinaus pausieren. Da
hätten es die Landwirte in den von Natur aus
begünstigteren Flächen etwa im Gäuboden leichter.
Eine weitere
Herausforderung stelle der Mindestlohn dar. In
anderen Ländern kenne man das gar nicht. Vielerorts
liege der Mindestlohn auch weit unter den deutschen
Vorgaben. Mit zwölf Euro erhielten Erntehelfer in
Deutschland nach Luxemburg den europaweit höchsten
Mindestlohn. Da zu konkurrieren sei nicht immer
einfach. Ein weiterer Kostenfaktor seien die
dringend benötigten Folien. „Ohne geht es nicht“,
sagt Matthias Stenglein. Sie könnten zwar ganz im
Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaschutz
wiederverwertet werden, machten aber doch bei einer
Dreifachbedeckung so um die 20.000 Euro pro Hektar
aus.
Die gute
Nachricht für alle Spargelfans: Der Preis für die
gängige Hofsorte wird trotz Kostenexplosion in allen
Bereichen nur geringfügig angehoben, verspricht
Matthias Stenglein. Die Kunden wissen die Qualität
jedenfalls zu schätzen und kommen teilweise von
Bayreuth, Coburg oder aus dem Fichtelgebirge
regelmäßig in den kleinen Hofladen.
Michael Koch,
Bereichsleiter Gartenbau und Spargelmarkt-Experte
der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI)
schätzt die anstehende Spargelsaison so ein: „Die
Konsumenten sind insgesamt weiterhin hohen Preise
ausgesetzt. Der Krieg in der Ukraine wirkt sich in
diesem Jahr nicht mehr so stark auf das
Kaufverhalten aus.“ Im Endeffekt hänge viel davon
ab, wie das Wetter ist. Sonnige Frühlingstage
machten Lust auf Frühlingsgemüse.
Ähnlich
argumentiert Simon Schumacher, Vorstandsvorsitzender
des Verbands Süddeutscher Spargel- und
Erdbeeranbauer: „Die Konsumenten achten bei der
Inflation stärker darauf, wie sie ihr Geld ausgeben.
Genuss, Gesundheit und Geschmack sind vielen Käufern
weiterhin sehr wichtig, und dafür steht regionaler
Spargel.“ Ein weiterer Vorteil ist es nach den
Worten von Simon Schumacher, dass unterschiedliche
Sortierungen, also etwas zu dicke, dünne oder krumme
Stangen auch günstiger in der Direktvermarktung zu
haben sind, so dass für jeden Anlass und Geldbeutel
der richtige Spargel angeboten werden könne.
Laut AMI lag
der Selbstversorgungsgrad bei Spargel in Deutschland
im zurückliegenden Jahr bei rund 86 Prozent. 2021
waren es nur 83 Prozent. Damit sei Spargel eine der
wenigen Gemüsearten, die zu diesem hohen Grad in
Deutschland erzeugt und auch verzehrt werden. Die
Steigerung des Selbstversorgungsgrades sei darauf
zurückzuführen, dass wegen der geringeren Nachfrage
nach Spargel auch weniger Spargel importiert wurde.
Matthias
Stenglein gibt allerdings auch zu bedenken, dass
trotz Saisonstart noch nicht die volle Ernte zur
Verfügung steht. Er empfiehlt allen Spargelfreunden,
die von weiter her anreisen, erst einmal anzurufen
und nachzufragen. Schließlich vermarktet er seine
gesamte Ware feldfrisch. Da könne es schon
vorkommen, dass in den Mittagsstunde alles weg ist.
Weitere Infos:
www.rothwinder-spargel.de.
Bild: Blickt
optimistisch in die Zukunft: Matthias Stenglein baut
auf rund 20 Hektar den beliebten Rothwinder Spargel
an.
Plädoyer für
das fränkische Selbstbewusstsein / Adrian Roßner
beim Jubiläum 75 Jahre Landfrauen im Bauernverband
Bayreuth.
Ihr 75-jähriges Bestehen feiern die Landfrauen im
Bayerischen Bauernverband in diesem Jahr. Der
Kreisverband Bayreuth hat sich den Feierlichkeiten
mit einer eigenen Jubiläumsveranstaltung
angeschlossen. Dabei wurden zahlreiche aktive
Ortsbäuerinnen für ihr meist jahrzehntelanges
Engagement geehrt. „Mit den Landfrauen leben nicht
nur die Dörfer, mit den Landfrauen lebt die Heimat“,
sagte der populäre Historiker Adrian Roßner aus Zell
am Waldstein in seinem Festvortrag.
Gewürzt mit
allerlei Anekdoten, humoristischen Einlagen und
nicht so ganz bierernst gemeinten Statements sang
der TV-bekannte Wissenschaftler das Loblied auf die
Landfrau und auf seine Heimat, das Fichtelgebirge.
Auch der Dialekt gehöre zur Heimat und das
Fränkische sei ja wohl der „sexieste Dialekt“, den
es überhaupt geben kann, so Roßner. Schon immer
seien Dörfer wahre Netzwerke gewesen, in denen
Heimat entstanden ist. Die Zentren der Dörfer seien
zum einen das Wirtshaus und zum anderen die Kirche
gewesen.
Leider habe
sich bis heute vieles verändert. Aber noch immer sei
der Volksglaube elementar. Als Beispiel nannte er
die zahlreichen geschmückten Osterbrunnen. Das
Wissen um diese Brunnen sei allerdings zum großen
Teil verloren gegangen. Zum Beispiel sei kaum noch
jemandem bewusst, dass die geschmückten Brunnen ein
Ausdruck der Dankbarkeit für die Gaben der Schöpfung
sind.
Was die
fränkische Kultur laut Adrian Roßner ausmacht: „Wir
reden nicht so viel, wir machen einfach“, sagte er.
Seinen Worten zufolge sind die Dörfer die Zentren
der ursprünglichen Kultur. „Wir sind nicht München,
wir sind nicht Berlin, aber das haben wir auch nicht
nötig“, appellierte Roßner an mehr fränkisches
Selbstbewusstsein. Hier würden Probleme pragmatisch
angepackt und gelöst. Hier sei die Kultur noch echt
und müsse nicht erst durch ein Stadtmarketing
erfunden werden. Ein wichtiger Bestandteil dieser
Kultur seien die Landwirtschaft und damit auch die
Landfrauen.
Zuvor
hatte Kreisbäuerin Angelika Seyferth an die Gründung
der Landfrauengruppen 1948 erinnert, als die
Kreisbäuerinnen noch ernannt und nicht gewählt
wurden. Welche Kontinuität in der Landfrauenarbeit
steckt, macht die Tatsache deutlich, dass es seit
der Gründung mit Karoline Hacker, Margarethe
Bauernfein, Anna Brütting und Katrin Lang nur vier
Kreisbäuerinnen vor Angelika Seyferth gab. Welchen
Stellenwert die Landfrauen haben machte die Liste
prominenter Gäste bei den alljährlichen
Landfrauentagen deutlich. Sie reicht von
Ministerpräsident Markus Söder über Schwester
Theresa bis hin zu Monika Hohlmeier, Karin Stoiber
oder Stephanie zu Guttenberg. Gemeinsame Lehrfahrten
führten die Landfrauen aus dem Bayreuther
Kreisverband schon an den Bodensee oder gar bis nach
Rom. Großen Wert legte Angelika Seyferth auf die
Tatsache, dass sich die Landfrauen traditionell auch
immer dann einbringen, wenn es um agrarpolitische
Themen geht. Mittlerweile sei es aber immer
schwieriger, Veranstaltungen in den Dörfern
abzuhalten, weil es dort kaum noch gastronomische
Betriebe gibt, die dafür geeignet sind.
Zu den
Lehrfahrten wird demnächst auch eine weitere Fahrt
nach Berlin dazukommen, denn die
Bundestagsabgeordnete Silke Launert hatte als
Geburtstaggeschenk einen Gutschein für einen
kompletten Bus inklusive Besuch des Bundestags
dabei. „Frauen sind die wahren Architekten der
Gesellschaft“, sagte sie und würdigte das große
ehrenamtliche Engagement. Landtagsabgeordneter
Martin Schöffel bedauerte, dass der Bezug vieler
Menschen zur Landwirtschaft mittlerweile verloren
gegangen sei. Hier könnten die Landfrauen mit ihrem
Wissen gegensteuern, so dass die Bauern wieder mehr
Wertschätzung erfahren.
Landfrauen
stünden für Tradition und Brauchtum und seien stets
aufgeschlossen für neue Entwicklungen, so Landrat
Florian Wiedemann. Oft stehen Landfrauen aber auch
für eine menschlichere Sichtweise“, so Kreisobmann
Karl Lappe und die oberfränkische Bezirksbäuerin
Beate Opel rief ihre Kolleginnen auf, stolz auf
ihren Beruf zu sein und auf Zusammenhalt zu setzen:
„Ob bio oder konventionell, lasst euch nicht
auseinanderdividieren, gerade in der jetzigen Zeit“.
Bilder:
1. Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Bezirksbäuerin
Beate Opel (von links) sowie die stellvertretende
Kreisbäuerin Doris Schmidt (rechts) zeichneten Helga
Vogel aus Windischenlaibach für 50 Jahre
ehrenamtliche Tätigkeit als Ortsbäuerin aus.
2. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) und ihre
Stellvertreterin Doris Schmidt bedankten sich bei
dem Historiker Adrian Roßner für dessen launigen
Vortrag zum Landfrauenjubiläum.
100 Rotbuchen
für die FBG Pegnitz / Borkenkäfer wird für
Waldbesitzer immer mehr zur Bedrohung
Pegnitz.
So geht aktiver Waldumbau in Zeiten des
Klimawandels: Der Bayreuther Landrat Florian
Wiedemann spendierte bei der Jahresversammlung der
Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz spontan 100
Rotbuchen-Setzlinge. Sie sollen an die Mitglieder
verteilt und an entsprechenden Stellen gepflanzt
werden.
Damit die
Rotbuchen künftig nicht nur auf dem Gebiet der FBG
Pegnitz gedeihen, versprach der Landrat auch den
beiden anderen Waldbesitzervereinigungen im
Landkreis, der WBV Bayreuth und der WBV Hollfeld,
jeweils 100 Setzlingen. Ziel soll es sein, den
Waldumbau noch schneller hinzubekommen und ein Stück
weit dazu beitragen, den Klimawandel zu bewältigen.
„Damit soll ein kleines Zeichen gesetzt werden“,
sagte Florian Wiedemann. Jede Pflanzaktion sei
besser, als sich auf der Straße festzukleben, wenn
man wirklich etwas gegen den Klimawandel unternehmen
will. Er kündigte außerdem an, die Heizung im
Bayreuther Landratsamt perspektivisch auf Holz
umzustellen. Denn anders, als es die EU kürzlich
ausgegeben hatte, sei Holz CO2-neutral, habe kurze
Wege und stärke die regionale Wirtschaft.
Für die FBG
Pegnitz war 2022 ein sehr erfolgreiches Jahr, so
Förster Stefan Failner in seinem Geschäftsbericht.
Die für die Mitglieder vermittelte Holzmenge lag mit
knapp über 29.000 Festmetern weit über der des
Vorjahres. 2021 waren es lediglich knapp 17.000
Festmeter. Dazu kommen dem Bericht zufolge weitere
gut 3500 Festmeter Hackschnitzel die direkt an den
Handel gingen. Ein wesentlicher Grund für die
immense Steigerung ist der Borkenkäfer, der zwar im
Vereinsgebiet der FBG nicht so ausgeprägt war, wie
andernorts, doch immerhin rund ein Viertel von den
21.000 Festmetern vermarktetem Fichtenholz sei
Schadholz gewesen.
„Der
Trockenstreß hat unseren Wald geprägt“, sagte der
Vorsitzende Werner Lautner. Trotz allem seien die
Preise aber zufriedenstellend gewesen. Das Käferholz
habe sich gut verkaufen lassen, so dass für die
Waldbesitzer unterm Strich etwas übrig blieb. Nun
gelte es rechtzeitig mit dem Waldumbau vorwärts zu
kommen, denn: „Wir wissen nicht, wie lange sich die
Fichte bei uns noch hält.“
Nachdenkliche
Worte zur aktuellen Waldsituation kamen von Michael
Schmidt, dem Behördenleiter des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth Münchberg. „Was
die Trockenheit anrichten kann, das lässt uns alle
nicht kalt“, sagte er und zeigte Bilder von
gewaltigen Schäden im Frankenwald. Das sei gar nicht
so weit weg von hier und könne jederzeit überall
passieren. „Der Käfer wird zur ernsthaften
Bedrohung“, sagte Michael Schmidt. Von den 40.000
Hektar Frankenwald sei bereits ein Viertel der
Fläche völlig kahl. „Das kann uns hier auch
erwischen, wenn der Klimawandel so fortschreitet“,
meinte der Amtschef. Noch sei man hier im südlichen
Bayreuther Landkreis auf der Insel der
Glücksseligen, das könne sich aber schnell ändern.
Die FBG Pegnitz
hat aktuell 1735 Mitglieder, zwölf mehr als noch im
Jahr zuvor. Sie alle bewirtschaften zusammen eine
Waldfläche von 12.600 Hektar, 100 mehr als im
Vorjahr.
Bei den
turnusmäßigen Neuwahlen wurde die Vorstandschaft
nahezu komplett in ihren Ämtern bestätigt.
Vorsitzender bleibt Werner Lautner. Der 57-Jährige
steht seit 2018 an der Spitze der FBG Pegnitz. 2.
Vorsitzender bleibt Bernd Kiefhaber (57) aus
Ottenhof bei Plech. Die zwölf Vorstandsmitglieder,
die alle mit großer Mehrheit gewählt wurden, sind:
Volker Barthelmann (Arnoldsreuth), Reinhard
Dennerlein (Egloffstein), Markus Gebhardt (Buchau),
Gerd Gerstacker (Ahorntal), Heinz Götzke (Preunersfeld),
Jürgen Pfleghardt (Reipertsgesee), Johannes Schieder
(Neuhof bei Pegnitz), Matthias Schlenk (Reipertsgesee),
Hermann Schmitt (Haßlach), Johannes Stiefler (Waidach),
Stefan Ströbel (Prebitz) uns Karlheinz Ziegler
(Hüll). Neuer Kassenprüfer ist Matthias Keil aus
Hinterkleebach.
Bild: Großer
Bahnhof bei der Jahresversammlung der FBG Pegnitz in
der Christian-Sammet-Halle (von links): Vorsitzender
Werner Lautner, Jörg Ermer vom Dachverband
Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken,
BBV-Kreisobmann Karl Lappe, Behördenleiter Michael
Schmidt vom Amt für Landwirtschaft, Landrat Florian
Wiedemann und der zweite Vorsitzende Bernd Kiefhaber.
Bewusstsein für
den Bauernstand / „Mit Herz und Hand – smart fürs
Land“: Berufswettbewerb der Landjugend auf
Bezirksebene
Bayreuth.
Die Bewältigung eines Hindernisparcours mit dem
Schlepper, die Bestimmung von Saatgut oder die
Überprüfung eines Traktors im Hinblick auf Betriebs-
und Verkehrssicherheit: Von angehenden Landwirten
wird so einiges verlangt. Dabei sind das nur drei
von einer Vielzahl an Aufgaben die diesmal im
Berufswettbewerb der Deutschen Landjugend zu
bewältigen waren. Beim oberfränkischen
Bezirksentscheid in Bayreuth stellten sich die
Erstplatzierten aus den Landkreisen dem Vergleich
mit ihren Berufskollegen. Es ging nicht mehr und
nicht weniger als um den Einzug in den bayerischen
Landesentscheid Anfang Mai im oberpfälzischen
Almesbach.
Daran
teilnehmen werden die Sieger des Bezirksentscheids:
Lucas Hirschmann aus Thurnau und Patrick Ponader aus
Tröstau. Sie erzielten die meisten Punkte im der
Gruppe L1, in der die Teilnehmer aus den
Berufsschulen versammelt waren. Die Teilnehmer aus
den landwirtschaftlichen Fachschulen traten wie
schon in den Vorjahren in der Gruppe L2 in
Zweierteams an. Dabei konnten sich Janek Kießling
aus Töpen und Maximilian Voit aus Rehau den Platz
auf dem Siegertreppchen und damit den Einzug in den
Landesentscheid sichern. Eine Besonderheit gab es in
Bayreuth: Hier traten die Fachschulen auch aus der
Oberpfalz an. Mit Theresa Bäumler aus Waidhaus und
Johannes Götz aus Hemau schaffte es ein gemischtes
Team auf den vordersten Platz. Auch die beiden
werden am Landesentscheid teilnehmen.
Den
hohen Stellenwert des Berufswettbewerbs machten auch
die hochkarätigen Gäste deutlich, die nicht nur zur
Siegerehrung, sondern teilweise bereits während des
Wettbewerbs in die Landwirtschaftlichen
Lehranstalten des Bezirks Oberfranken gekommen
waren, um den jungen Leuten über die Schulter zu
blicken. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif sprach
dabei von einem ganz wichtigen Ereignis für den
Bauernstand. Bezirksbäuerin Beate Opel bescheinigte
allen Teilnehmern, dass sie eindrucksvoll unter
Beweis gestellt hätten, wie kreativ und interessant
der Beruf des Landwirts ist. Keine Branche sei so
technisiert und digitalisiert, wie die
Landwirtschaft, auch das möchte man mit dem
Wettbewerb aufzeigen, so BBV-Direktor Wilhelm
Böhmer.
Es
gehe vor allem auch darum, Verständnis für den
Bauernstand, für regionale Kreisläufe und die
heimische Wirtschaft zu wecken, so der
oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
Stefan Frühbeißer, Stellvertreter des Bayreuther
Landrats, appellierte an die jungen Leute, sich
nicht von so mancher negativer Diskussion entmutigen
zu lassen. Landwirte von heute müssten ein riesiges
Fachwissen mitbringen und das könnten sie beim
Berufswettbewerb unter Beweis stellen. Ähnlich
formulierte es der stellvertretende Bayreuther
Bürgermeister Stefan Schuh: Es gehe darum, die
Landwirtschaft mit cleveren und klugen Ideen nach
vorne zu bringen. „Bleiben sie am Ball, denn die
Landwirtschaft hat Zukunft“, sagte er zu den
Teilnehmern.“
Der
Berufswettbewerb findet traditionell alle zwei Jahre
statt. Diesmal stand der unter dem Motto „Mit Herz
und Hand - smart fürs Land“. Corona-bedingt musste
er beim letzten Mal allerdings ersatzlos gestrichen
werden.
Bilder:
1.Einen
Hindernisparcours mit dem Schlepper inklusive
Anhänger und Ladung zu durchfahren war eine der
Aufgaben im Praxisteil des Berufswettbewerb.
2.Wieviel
Dünger muss in den Streuer: für die meisten der
jungen Landwirte stellte diese Aufgabe kein Problem
dar.
3.Einen
Traktor im Hinblick auf seine Betriebs- und
Verkehrssicherheit überprüfen mussten die Teilnehmer
des Berufswettbewerbs der Landjugend.
4.Maximilian
Voit, Janek Kießling, Lucas Hirschmann, Patrick
Ponader, Theresa Bäumler und Johannes Götz (vordere
Reihe von links) sind die Sieger beim
Berufswettbewerb der Landjugend in Bayreuth. Mit auf
dem Bild: die Gratulanten und Verantwortlichen des
Bauernverbandes.
Der Käfer hat
Oberfranken fest im Griff / WBV
Kulmbach/Stadtsteinach konnte 2000. Mitglied
begrüßen
Stadtsteinach.
Mit einem Plus von 51 neuen Mitgliedern hat die
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach im
zurückliegenden Jahr einen ordentlichen Zuwachs
verzeichnen können. Insgesamt bewirtschaften die
aktuell 2006 Mitglieder eine Fläche von 13448 Hektar
Wald. Bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach
haben die Vorsitzende Carmen Hombach und
Geschäftsführer Theo Kaiser die positive
Mitgliederentwicklung zum Anlass genommen, das 2000.
Mitglied mit einer Ehrung besonders willkommen zu
heißen: Markus Suttner aus Marktleugast konnte sich
über einen Brotzeitkorb und ein forstliches Fachbuch
freuen.
Der Zustrom zur
WBV hat natürlich auch einen Grund: die notwendige
massenhafte Aufarbeitung von Schadholz durch den
Borkenkäfer. Waren es vor dem Jahr 2018 immer so um
die 50.000 Festmeter Holz, die von der WBV im
Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet wurden, sind es
im zurückliegenden Jahr 150.000 Festmeter gewesen.
Und das ist noch lange nicht alles: „Mindestens
30.000 bis 40.000 Festmeter sind noch im Wald“,
schätzt Theo Kaiser.
Seine Prognosen
klangen düster: „Wir sehen derzeit ein hohes
Potenzial für eine weitere Massenvermehrung“, sagte
er. Bislang sei das Käferholz nur teilweise
aufgearbeitet. Theo Kaiser empfahl allen
Waldbesitzern direkt nach dem Einschlag die
Polterspritzung, also die Behandlung der Holzpolter
mit zugelassenen Insektiziden als eine Art Ultima
Ratio, „auch wenn dies politisch nicht gewollt ist.
Hintergrund
ist, dass Oberfranken bayernweit die Hauptlast in
Sachen Borkenkäfer trägt. Von den insgesamt 5,2
Millionen Festmetern geschädigtem Holz, befänden
sich 2,1 Millionen Festmeter in Oberfranken. Die
Schadensprognose des Landwirtschaftsministeriums
geht für das laufende Jahr von weiteren 1,3
Millionen Festmetern geschädigtem Holz im
Regierungsbezirk aus.
Diese Zahlen
sind dem Geschäftsführer zu niedrig angesetzt. Theo
Kaiser glaubt, dass es heuer genauso schlimm wird,
wie im vergangenen Jahr, „eher noch schlimmer“.
Grund dafür: Während der Borkenkäfer bislang eher
westlich der Autobahn A9 sein Unwesen getrieben hat,
sei er mittlerweile auch im Fichtelgebirge
angekommen. Alle Hoffnungen ruhen nun auf den von
allen Seiten geforderten Waldumbau. „Die gute alte
Fichte wird es über kurz oder lang nicht mehr
geben“, so Theo Kaiser.
Die Zahlen der
Forstpflanzen, die im zurückliegenden Jahr von der
WBV bestellt und an ihre Mitglieder vermittelt
wurden, zeigen, dass die Botschaft des Waldumbaus im
Kulmbacher Land angekommen ist. Genau 96.140
Forstpflanzen seien 2022 bestellt worden, 71 Prozent
davon Laubholz, vor allem Eichen und Buchen.
Bei der
Holzvermarktung hatte sich der Markt für die Fichten
dennoch recht gut gestaltet und auch bei der Kiefer
habe man für das Schadholz gute Preise erzielen
können, sagte der Geschäftsführer. Überhaupt habe
sich der Holzmarkt stabilisiert, die weitere
Entwicklung hänge nun unter anderem stark vom Export
ab. Eine rege Nachfrage verzeichnete die WBV auch
für Industrie- und Brennholz sowie für
Hackschnitzel, während der Markt für Papierholz
komplett zusammengebrochen sei.
Götz Freiherr
von Rotenhan, der Vizepräsident des Bayerischen
Waldbesitzerverbandes, sprach bei der
Jahresversammlung einmal mehr über die Zusammenhänge
von Wald und Jagd. Beides gehöre zusammen, ohne
Jäger gehe es im Wald nicht, so Rotenhan. Der
notwendige Waldumbau werde nur gemeinsam gelingen,
und zwar mit einer waldangepassten Jagd.
„Wald vor
Wild“, so stehe es im Bayerischen Jagdgesetz. Das
bedeute aber keinesfalls „Wald ohne Wild“. Es
bedeute vielmehr, die Interessen des Ökosystems Wald
vor jagdlichen Einzelinteressen zu stellen“, so
Rotenhan. Was den Wildverbiss angeht, sehen er laut
den letzten vorliegenden Vegetationsgutachten für
ganz Bayern keine signifikante Trendwende zu einer
Verbesserung der Situation. Noch immer sei die
Hälfte aller Hegegemeinschaften im roten Bereich,
das heißt, die Verbissbelastung sei zu hoch.
Kulmbach sei
dabei mit sechs roten und zwei dauerhaft roten
Bereichen nicht gerade ein Vorzeigelandkreis.
Dauerhaft rot bedeute dabei, dass die
Verbissbelastung schon seit zehn Jahren zu hoch sei.
Folge einer hohen Belastung seien dabei vor allem
negative Auswirkungen auf die Biodiversität. Als
Lösungsmöglichkeiten schlug Rotenhan unter anderem
vor, die revierübergreifende Zusammenarbeit zu
forcieren, die Wildbretvermarktung auszubauen und
überhaupt erst einmal ein Problembewusstsein für die
Situation zu schaffen. Um das Verjüngungspotential
aufzuzeigen, könne auch schon die Anlage von
Weiserzäunen helfen, die sogar gefördert werden. Die
Flächen innerhalb der Weiserzäune sollen aufzeigen,
wie sich die Waldverjüngung ohne Wildverbiss
entwickeln kann.
Bild: Mit
Markus Suttner (Mitte) aus Marktleugast konnte die
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach bei
ihrer Jahresversammlung ihr 2000. Mitglied begrüßen.
Von der Vorsitzenden Carmen Hombach und von
Geschäftsführer Theo Kaiser gab es dafür einen
Brotzeitkorb mit regionalen Spezialitäten.
Landwirte sind
die Lösung / 16 „Staatlich Geprüfter Wirtschafter
für Landbau“ an der Bayreuther Landwirtschaftsschule
verabschiedet
Bayreuth. Sie
dürfen sich ab sofort als „Staatlich
Geprüfter Wirtschafter für Landbau“, oder auch
als „Bachelor professionell in Agrarwirtschaft“
bezeichnen: 16 junge Leute, im Wesentlichen aus den
drei oberfränkischen Landkreisen Bayreuth, Kulmbach
und Forchheim, die während der zurückliegenden drei
Semester die Landwirtschaftsschule in Bayreuth
absolviert haben. Jeweils ein Absolvent kommt aus
dem Nachbarlandkreisen Amberg-Sulzbach und Neustadt
an der Waldnaab. Aus den Händen von Schulleiter Uwe
Lucas erhielten die drei Damen und 13 Herren im
Rahmen einer Feierstunde ihre Abschlusszeugnisse.
Die
Themenpalette der zurückliegenden eineinhalb Jahre
war breit gefächert. Sie reichte von erneuerbaren
Energien über muttergebundene Kälberaufzucht bis zu
Ökolandbau sowie verschiedensten Umwelt- und
Naturschutzthemen. Noch unter Corona-Bedingungen
hatten die Studenten im Oktober 2021 das erste
Semester begonnen, nur einer der ursprünglich 17
Teilnehmer war vorzeitig ausgeschieden. Das
dreisemestrige Studium setzte einen Berufsabschluss
in einem anerkannten Ausbildungsberuf der
Landwirtschaft und zusätzlich ein Jahr einschlägige
Berufspraxis voraus. Der jüngste der Absolventen war
18 Jahre alt, der älteste 32. Unter den 16
erfolgreichen Teilnehmern waren auch drei Damen.
„Sie haben
einen großen Meilenstein in ihrer beruflichen
Fortbildung erreicht“, sagte Schulleiter Uwe Lucas
bei der Übergabe der Zeugnisse. Er zählte noch
einmal alles zwölf Fächer auf, in denen die
Absolventen mehr als 1000 Unterrichtsstunden
absolviert hatten. Dazu kam eine Vielzahl von
Exkursionen, Betriebsbesichtigungen und Seminaren.
Die Anforderungen an künftige Betriebsleiter würden
immer größer, sagte Semesterleiterin Theresa Bauer.
Sie appellierte deshalb an alle Absolventen, ihre
Bereitschaft zu stetiger Aus- und Fortbildung
beizubehalten.
Der
stellvertretende Bayreuther Landrat Klaus Bauer
bezeichnete die Absolventen als Zukunft der
Landwirtshaft in unserer Region. Die Landwirtschaft
benötige einen bestens ausgebildeten Nachwuchs, denn
die Anforderungen An die Bauern würden immer größer.
Für den Bayerischen Landtag waren die beiden
Abgeordneten Gudrun Brendel-Fischer und Martin
Schöffel als Gratulanten gekommen. Brendel-Fischer
zufolge nehme die Bildung heute in den
landwirtschaftlichen Familien einen viel höheren
Stellenwert ein als in früheren Jahren, sagte sie.
Leider lasse die Bereitschaft nach, Ehrenämter zu
übernehmen. Gerade im landwirtschaftlichen Bereich
könne das Ehrenamt aber immens viel bewirken.
„Landwirte üben den wichtigsten Beruf der Welt aus“,
sagte Schöffel, der auch stellvertretender
Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im
Landtag ist. Egal ob Ernährung oder Energie, beides
gehe nur mit der Landwirtschaft, nicht gegen sie.
„Raus aus der
Nische und hinein in die Gesellschaft“, forderte
Hermann Greif, oberfränkischer BBV-Präsident.
Landwirte seien nicht etwa das Problem, sondern die
Lösung, etwa für die CO-2-Problematik und Burkhard
Traub, Leiter des Sachgebietes Bildung in der Land-
und Hauswirtschaft an der Regierung für Oberfranken
sah die Aus- und Fortbildung als den entscheidenden
Standortfaktor für den künftigen Wettbewerb.
Die 16
künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter für
Landbau§ sind: Simon Bauer (Hagenohe / Landkreis
Amberg-Sulzbach), Marie Dippold (Geiersberg /
Bayreuth), Luca Ehl (Sandhof / Bayreuth), Martin
Galster (Dietzhof / Forchheim), Mathias Gollwitzer (Stockau
/ Bayreuth)), Melissa Gräf (Wickenreuth / Kulmbach,
Leon Hartmann (Lindau / Kulmbach), Kathrin
Lauterbach / Tressau / Bayreuth), Daniel Neus (Adlitz
/ Bayreuth), Tobias Pfaffenberger (Mistelgau /
Bayreuth), Simon Raab (Neuenreuth ( Kulmbach),
Hannes Schilling (Bayreuth), Andreas Schüpferling
(Betzenstein / Bayreuth), Frank Schwarz (Görbitz /
Forchheim), Gabriel Speckner (Oberhammermühle /
Neustadt an der Waldnaab), Hans Stenglein (Rothwind
/ Kulmbach). Die vier Prüfungsbesten waren Melissa
Gräf, Marie Dippold, Simon Bauer und Frank Schwarz.
Bild: 16
künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter für
Landbau“ konnte Schulleiter Uwe Lucas (links) nach
drei Semestern an der Landwirtschaftsschule in
Bayreuth verabschiedet.
100 Prozent bio,
regional und saisonal: Obst und Gemüse frei Haus /
Florian Blank hat bei Eckersdorf eine Solidarische
Landwirtschaft und einen regionalen Bio-Lieferdienst
aufgebaut
Eckersdorf/Kulmbach.
Es ist nicht die beste Zeit für die Bio-Branche.
Florian Blank (38), ehemaliger
Luftfahrt-Elektroniker und gelernter Landwirt hat es
trotzdem gewagt. In der Nähe von Eckersdorf in
Landkreis Bayreuth bewirtschaftet er kleinen
Betrieb, der zuletzt leer stand und für den ein
Nachfolger gesucht wurde. Zunächst baute er dort
eine Solidarische Landwirtschaft auf. Parallel dazu
ist er seit Oktober des vergangenen Jahres mit einem
Biolieferdienst am Markt vertreten. Neben dem
Großraum Bayreuth beliefert er seit einigen Wochen
auch den Raum Kulmbach und will hier weiter wachsen.
„Es braucht
alle Wege, um den Menschen einen leichten Zugang zu
Bio-Lebensmitteln zu ermöglichen“, sagt Peter
Ackermann, der im „Freigarten Stein“ für die
Vermarktung zuständig ist. Unter
www-freigarten.stein.de gibt es deshalb einen
Online-Shop, in dem sich jeder potentielle
Interessent ein Bild über die breite Angebotspalette
machen kann.
Auf einer
Fläche von rund einem Hektar bei der Einöde Stein
nahe der zu Eckersdorf gehörenden Ortschaft Busbach
hat Florian Blank seinen Obst- und Gemüsebaubetrieb
nach der Idee einer gemeinschaftliche betriebenen
Landwirtschaft errichtet. Das funktioniert so, dass
die aktuell rund 60 Mitglieder alle Koste für den
Obst- und Gemüseanbau tragen und im Gegenzug dazu
wöchentlich einen Anteil an der Ernte erhalten.
120 sogenannte
Ernteteiler wären für ein kostendeckendes
Wirtschaften nötig. Um trotzdem entsprechend
kostendeckend arbeiten zu können, entschloss sich
Florian Blank kurzerhand, einen regionalen
Bio-Lieferservice ins Leben zu rufen. Im Oktober
ging er damit an den Start und heute, wenige Monate
später gibt es bereits 50 bis 60 regelmäßige Kunden
pro Woche. Viele Produkte sind tatsächlich aus
eigener Produktion. Dazu kommen Bio-Lebensmittel von
regionalen Partnerbetrieben. Der Rest wird über den
Verband „Ökokiste“, ein Zusammenschluss von rund 50
Biolieferdiensten aus ganz Deutschland, zugekauft.
Eine
Besonderheit, alle Produkte sind ausnahmslos aus
biologischem Anbau, zu 60 Prozent nach EU-Standard,
zu 40 Prozent nach dem höheren Standard der
Anbauverbände wie Bioland oder Demeter. „Wir haben
35 bis 40 verschiedene Kulturen im Angebot“, erklärt
Peter Ackermann. Alle möglichen Kohlsorten sind
darunter, natürlich Tomaten und Paprika, Rote Beete,
Zwiebeln, Salat Bohnen, Zucchini und vieles mehr.
Das Brot stammt von der Biobäckerei Dieter Popp aus
Münchberg.
Im weiteren
Ausbau soll sämtliche zugekaufte Ware von Landwirten
aus der Region stammen. Entsprechende Verhandlungen
würden bereits geführt. „Wir müssen noch wachsen“,
sagt Peter Ackermann, Geplant sei beispielsweise
auch Pilze oder Süßkartoffeln ins Sortiment zu
nehmen. Und irgendwann auch Milchprodukte und
Fleisch, wofür aber noch eine entsprechende Logistik
mit ununterbrochenen Kühlketten aufgebaut werden
muss. Auch mit einem Teichwirt sind die Freigärtner
bereits in Verhandlung. Zu Weihnachten konnten
immerhin schon Weihnachtsgänse angeboten werden.
Neben Florian
Blank und Peter Ackermann beschäftigen die
Freigärtner schon heute zwei Teilzeitkräfte für die
Ernte und für das Zusammenstellen der Lieferungen,
zwei Fahrer in Teilzeit, beziehungsweise als
geringfügig Beschäftigte sowie eine Bürokraft
ebenfalls in einem geringfügigen
Beschäftigungsverhältnis. Bei der Werbung setzen die
Freigärtner zum einen auf die sozialen Medien, zum
anderen auf Mund-zu-Mund-Propaganda.
Bild:
„Freigärtner“ Florian Blank baut in Stein bei
Eckersdorf Obst und Gemüse an.
Foto: privat
Bauern als
Schutzverband für unsere Lebensgrundlagen /
BBV-Präsident Felßner: Landwirten gehört die
Zukunft“
Bayreuth.
Raus aus der Opferrolle, rein in die Macherrolle“.
Das fordert Günther Felßner, der neue bayerische
Bauernverbandspräsident. Beim Bayreuther Bauerntag
in der Tierzuchtklause sagte Felßner: „In Zukunft
kommt es mehr denn je auf uns Bauern an“. Um das zu
untermauern, stellte er vier Schlagworte in den
Raum: Ernährung, Energie, Dekarbonisierung und
Biodiversität.
Mehr Menschen,
weniger Fläche, das nannte der Präsident eine der
großen Herausforderungen der Zukunft. Günstige
Rohstoffe, günstige Energie, daraus sei das
europäische Wohlstandsmodell entstanden. Nun aber
würden auch noch Russland und China als Exportländer
wegfallen. „Unser Wohlstandsmodell wackelt“, so
Felßner. Die Bauern hätten die Lösung für viele
Probleme, sie erzeugten Lebensmittel und Energie und
spielten auch in Sachen Dekarbonisierung ganz vorne
mit.
Dekarbonisierung bedeutet so viel wie die
Dezimierung der Kohlenstoffintensität, wodurch die
Menge an Treibhausgasemissionen, die bei der
Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen,
verringert wird. Ziel ist weniger CO2-Ausstoß.
Einfacher gesagt: „Aus der stofflichen Verwertung
von Erdöl für Plastik und Kunststoffe müssen wir
raus bis 2050“, so Felßner. Bleibt noch die
Biodiversität: „Wir Bauern sind ein Schutzverband
für unsere Lebensgrundlagen“ Alles in allem müsse
eine intelligente und multifunktionale
Landwirtschaft die Lösung sein. Landwirte müssten
nicht wieder zurück in die Mitte der Gesellschaft,
sie sind und sie waren stets die Mitte der
Gesellschaft. „Was von den Rändern kam, sind die
Angriffe auf uns gewesen.“
Zuvor
hatte der Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe von
enormen Verwerfungen in sämtlichen Bereichen seit
Beginn des Ukraine-Kriegers gesprochen. Die
Landwirtschaft habe es unterschiedlich getroffen.
„Wir haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht“, sagte
er. Ferkelerzeuger hätten beispielsweise am meisten
leiden müssen, wobei sich die Situation aktuell ins
Positive verwandle. Bei den Milcherzeugern sei die
Situation genau andersherum. Wo der Milchpreis zu
einem ungeahnten Höhenflug angesetzt habe, sei er
derzeit wieder am Fallen. Dazu müssten er und seine
Berufskollegen mit den explodierenden Preisen für
Dünge- und Betriebsmittel, Energiekosten und Löhne
zurechtkommen. Der Strukturwandel setze sich
ungebremst fort, wer einmal die Hoftore zugesperrt
hat, der werde sie nicht mehr öffnen.
In ihren
Grußworten versicherten sämtliche Redner, eng an der
Seite der Landwirtschaft zu stehen. Die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU)
wünschte sich mehr Männer und Frauen aus der Praxis
in der Politik und im Staatsapparat, um
unrealistische Entscheidungen in Zukunft zu
vermeiden. MdL Tim Pargent von den Grünen beklagte
den immer noch weiter voranschreitenden Flächenfraß.
„Wenn die Fläche erst einmal weg ist, dann brauchen
wir nicht mehr über die Düngeverordnung oder über
mehr Öko-Landwirtschaft diskutieren“, sagte er.
Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger
wünschte sich mehr Produkte aus regionaler Erzeugung
in Schulen und Kantinen. So könnte man die
hochwertige Lebensmittelproduktion vor Ort sichern.
Beim Bauerntag
wurden zahlreiche aktive Ortsobmänner für ihre
langjährige Tätigkeit geehrt. Für 15 Jahre: Michael
Schmidt (Ortsverband Gefrees), Dieter Albrecht (Haag-Schreez),
Alfred Legath (Kirchenpingarten). Für 20 Jahre:
Marco Riedelbauch (Bärnreuth), Gerhard Meyer (Creez-Pettendorf),
Martin Gebhardt (Döhlau), Wolfgang Lochmüller
(Fischbach), Roland Hagen (Lessau), Rainer
Zimmermann (Lindenhardt), Siegfried Gerstacker (Wohnsgehaig).
Für 25 Jahre: Hermann Redel (Eschen-Busbach), Dieter
Dressendörfer (Emtmannsberg), Markus Böhm (Escherlich),
Harald Bauer (Glashütten), Dieter Wolfrum (Neudorf),
Hans Lindner (Neuhof), Günther Schirbel (Ramsenthal),
Gerhard Wunderlich (Würnsreuth). Für 30 Jahre:
Wolfgang Hacker (Bindlach-Crottendorf), Karl-Heinz
Probst (Draisenfeld), Ewald Kießling (Streitau-Witzleshofen),
Georg Schmidt (Nemmersdorf), Peter Reichenberger
(Oberwarmensteinach). Für 35 Jahre: Helmut Hohlweg
(Bad Berneck), Heinrich Geißler (Gottsfeld), Manfred
Etterer )Kirchenlaibach), Harald Galster (Stein).
Für 45 Jahre: Dietmar Höss (Mehlmeisel).
Bilder:
1. Ein Präsentkorb für den BBV-Präsidenten (von
links): der stellvertretende Kreisobmann Harald
Galster, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Günther
Felßner, Kreisobmann Karl Lappe und
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel.
2. Für seine 45jährige Tätigkeit als aktiver
Ortsobmann zeichneten der bayerische BBV-Präsident
Günther Felßner (links) Dietmar Höss aus Mehlmeisel
aus.
Landfrauen sind
stille Heldinnen / Wunsiedler Landfrauentag:
Christine Medick zur Ehrenkreisbäuerin ernannt
Bad
Alexandersbad, Lks. Wunsiedel. Die Ernennung von
Christine Medick zur Ehrenkreisbäuerin war der
Höhepunkt des Wunsiedler Landfrauentages im
Evangelischen Bildungszentrum (EBZ) von Bad
Alexandersbad. Sichtlich gerührt nahm die
langjährige Kreisbäuerin Urkunde und Geschenke
entgegen und appellierte an die Landfrauen, sich
ehrenamtlich zu engagieren.
Der Wunsiedler
Landfrauentag hatte diesen Namen auch wirklich
verdient, denn Kreisbäuerin Karin Reichel hatte ein
Programm zusammengestellt, das tatsächlich fast
einen ganzen Samstag ausfüllte. Schon am Vormittag
ging es mit einem ausgiebigen Brunch in der
Turnhalle des Bildungszentrums los. Am Nachmittag
folgten dann neben den Ansprachen und der
Auszeichnung von Christine Medick mehrere Auftritte
des Landfrauenchors, eine Andacht von Bäuerin und
Prädikantin Andrea Marth sowie der Auftritt der
Faschingsgesellschaft Rot-Weiß-Schirnding, der auch
außerhalb der Saison viel Zuspruch erfuhr.
Der
oberfränkischen Bezirksbäuerin Beate Opel kam der
Part zu, das Wirken von Christine Medick zu
würdigen. Ihren Worten zufolge wurde die künftige
Ehrenkreisbäuerin 1996 erstmals zur Ortsbäuerin
gewählt, ein Amt, das sie auch heute noch wahrnimmt.
Von 1997 bis 2002 sowie von 2017 bis 2022 war sie
stellvertretende Kreisbäuerin, von 2002 bis 2017
Kreisbäuerin. Christine Medick ist Gemeinderätin von
Thiersheim und gehört dem Wunsiedler Kreistag an,
zunächst für die CSU mittlerweile für die Freien
Wähler. Sie habe sich in herausragender Art und
Weise um den Berufsstand verdient gemacht“, sagte
Beate Opel.
Zuvor
hatte Kreisobmann Harald Fischer das Wirken von
Christine Medick in launigen Worten und untermalt
mit vielen Fotos Revue passieren lassen. Was dabei
auffiel: immer wieder hatte sie das Gespräch mit
Politikern gesucht, sie auf den Hof eingeladen oder
an prominenter Stelle das Wort ergriffen.
Beispielsweise bei der Fernsehsendung „Jetzt red i“.
Als der Bayerische Rundfunk in Marktredwitz Station
machte, legte sich Christine Medick für die
Einführung des Schulfaches Alltagskompetenzen ins
Zeug. Nicht ohne Erfolg, wie es scheint, denn erst
vor kurzem hatte Ministerpräsident Markus Söder
wieder Hoffnung gemacht, dass das Fach doch noch
kommt.
Neben der
Ehrung stand das Jubiläum 75 Jahre Landfrauenarbeit
im BBV im Mittelpunkt des Tages. Das klassische
Rollenbild Kinder, Küche, Kirche, das gebe es zwar
immer noch, doch längst nicht mehr so oft. Die
Landfrau von heute sei alles in einem:
Betriebsleiterin, Unternehmerin, Mittelpunkt und
Anlaufstation der Familie, Pflegerin, Macherin und
stille Heldin. „Wir lassen uns schon lange nicht
mehr aufs Tortenbacken reduzieren, sondern tragen
Mitverantwortung“, so Kreisbäuerin Karin Reichel.
Nun sei es wichtig, gegenüber Politik und
Gesellschaft selbstbewusst aufzutreten und Flagge
für den Berufsstand zu zeigen. Nur so könne es
gelingen genug junge Leute zu finden, um die
Betriebe weiterzuführen.
Bei der kleinen
Andacht in den Räumen des Evangelischen
Bildungszentrums stellte Andrea Marth aus Hildenbach
bei Wunsiedel die Jahreslosung „Du bist ein Gott,
der mich sieht“ in den Vordergrund. Andrea Marth
gehört seit den letzten Wahlen der
Kreisvorstandschaft der Wunsiedler Landfrauen an.
Sie ist Bäuerin, aber auch Prädikantin. Das
bedeutet, sie ist ehrenamtliche evangelische
Predigerin und darf auch eigene Gottesdienste
gestalten. Sie gab den Landfrauen viel
Selbstvertrauen mit auf den Weg und sagte: „Ihr alle
seid Powerfrauen“. Andrea Marth rief dabei auch dazu
auf, sich nicht vom Perfektionismus von TV-Sendungen
wie Landfrauenküche blenden zu lassen. „Das ist nur
ein kleiner Ausschnitt, gut inszeniert und perfekt
in Szene gesetzt“, sagte sie.
Bild:
1. Bezirksbäuerin Beate Opel und Kreisbäuerin Karin
Reichel (von links) sowie Kreisobmann Harald Fischer
und die stellvertretende Kreisbäuerin Nicole
Orschulok (von rechts) ernannten Christine Medick
zur Ehrenkreisbäuerin von Wunsiedel.
2. In Wunsiedel trägt er den Spitznamen „Sechsämter-Moila“:
Der Landfrauenchor unter der Leitung von Elke
Hofmann.
Bayreuth.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring
Bayreuth-Pegnitz sieht sich für die Zukunft gut
aufgestellt. Zwar war der Verrechnungswert, also die
Summe aller überbetrieblich erbrachten Leistungen
von knapp 8,2 auf gut 7,8 Millionen Euro
zurückgegangen, doch war dies vor allem dem
fortschreitenden Strukturwandel und der gesamten
Corona-Thematik geschuldet. Um auch weiterhin die
breite Dienstleistungspalette aufrechterhalten zu
können, wurden bei der Jahresversammlung in der
Tierzuchtklause die Mitgliedsbeiträge angehoben.
Der
Grundbeitrag pro Mitglied und Jahr liegt künftig bei
50 Euro und damit um zehn Euro höher als bisher.
Dazu kommt die Umlage, pro Hektar
landwirtschaftlicher Fläche werden künftig 1,50 Euro
fällig, bisher war es ein Euro. Außerdem gibt es
verschiedene Preissteigerungen bei einzelnen
Dienstleistungen. Belege, beispielsweise, die per
Post und nicht per E-Mail verschickt werden, kosten
künftig 2,50 Euro.
Die letzte
Beitragserhöhung liege mehr als zehn Jahre zurück,
sagte Vorsitzender Reinhard Sendelbeck aus Gottsfeld.
Allein um die inflationsbedingten Steigerungen
abzudecken seien pro Jahr 10.000 Euro an
Mehreinnahmen notwendig, wenn das umfangreiche
Dienstleistungsangebot des Maschinenrings
aufrechterhalten werden soll. Schon jetzt sei das
Arbeitsaufkommen mit dem bisherigen Personalstand
kaum noch zu bewältigen.
Im Zentrum der
Arbeit des Maschinenringes steht traditionell die
Vermittlungen von landwirtschaftlichem Gerät. Zwei
John-Deere-Schlepper, sechs Pflüge, alle mit
hydraulischer Schnittbreitenverstellung und
Steinsicherung, sowie mehrere Kurzscheibeneggen und
Grubber hat der Ring als Mietmaschinen im Angebot.
Während die Auslastung der Schlepper mit 1.192
Stunden rückläufig war, sind die Einsatzstunden der
Bodenbearbeitungsgeräte stabil geblieben. Über 100
Nutzer zählt der Jahresbericht auf, pro Betrieb bis
zu sechs Einsätze. „Damit bieten wir auch für kleine
Betriebe die Möglichkeit, schlagkräftige Technik
einzusetzen“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm.
Zweites
Standbein in der Arbeit des MR Bayreuth-Pegnitz ist
die Betriebshilfe. „Wir sind ständig auf der Suche
nach neuen Kräften“, sagte Geschäftsführer Johannes
Scherm. Er versprach eine abwechslungsreiche
Tätigkeit, mit täglich neuen Herausforderungen,
neuen Maschinen und dankbaren Einsatzbetrieben.
Aktuell sind 13 haupt- und 20 nebenberufliche Kräfte
für den Maschinenring tätig. Sie alle haben im
zurückliegenden Jahr insgesamt 23.391 Stunden
soziale Betriebshilfe geleistet, das heißt, sie
wurden in Krankheitsfällen, bei Klinik- oder
Reha-Aufenthalten oder schlimmstenfalls bei
Todesfällen auf landwirtschaftlichen Betrieben
eingesetzt, denn dort muss die Arbeit ja stets
weitergehen. Bei der sozialen Betriebshilfe war die
Zahl der geleisteten Stunden sogar angestiegen, im
Jahr zuvor waren es noch 21.711 Stunden. Keine so
große Rolle spielt dagegen mehr die wirtschaftliche
Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von
Arbeitsspitzen, mit nur noch 9.309 Arbeitsstunden.
Zum weiteren
Dienstleistungsangebot des Maschinenrings gehören
die biologische Maiszünslerbekämpfung durch die
Ausbringung von Schlupfwespen per Drohnen,
Seilwindenprüfungen, Beratungsleistungen aller Art,
vor allem rund um die Düngeverordnung, sowie alle
möglichen Sammelbestellungen. In der MR Oberfranken
Mitte GmbH hat der Maschinenring Bayreuth zusammen
mit den Nachbarringen aus Kulmbach und aus der
Fränkischen Schweiz seine gewerblichen Aktivitäten
gebündelt. Hier sind beispielsweise drei staatlich
geprüfte Klauenpfleger tätig. Ganz neu werden
Futteranalysen angeboten. Über die MR-Agrarservice
ist der Maschinenring außerdem für mehrere
Biomasseheizwerke zuständig.
Der Maschinen-
und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz hat aktuell
1.282 Mitglieder, fünf weniger als im Jahr zuvor.
Sie alle zusammen bewirtschaften eine Fläche von
41.419 Hektar, rund 500 mehr als im Vorjahr.
Bild:
Geschäftsführer Johannes Scherm (links) und
Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (rechts) haben den
Betriebshelfer Julius Seebach aus Tressau
ausgezeichnet, der seit zehn Jahren hauptberuflich
ununterbrochen für den Maschinenring Bayreuth tätig
ist.
Käfer hat
Waldbesitzer fest im Griff / WBV Hollfeld: Neuer Rekord in der
Holzvermarktung
Hollfeld.
Dem Käfer und der Trockenheit zum Trotz: Für die
Waldbesitzervereinigung Hollfeld war 2022 ein gutes
Jahr. „Unser Jahresabschluss ist sehr positiv“,
sagte der Vorsitzende Christian Dormann bei der
Jahresversammlung in der Stadthalle. Die Mitglieder
der WBV Hollfeld kommen aus den drei Landkreisen
Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.
Nach den Worten
von Stefanie Blumers von der Geschäftsstelle wurden
im zurückliegenden Jahr exakt 104.481 Festmeter Holz
vermarktet, so viel wie noch nie zuvor. „Sogar den
Rekord vom zurückliegenden Jahr haben wir noch
einmal übertroffen“, sagte Stefanie Blumers. Damals
waren es rund 82.000 Festmeter Holz. Ursache für die
riesige Menge ist natürlich der Käferholzeinschlag.
Bis 2020 sei alles noch ganz normal gewesen, dann
habe der Käfer zugeschlagen. Von den über 104.000
Festmetern Holz waren über 97.000 Festmeter Fichten,
gut 7.000 Festmeter Kiefern und nur 200 Festmeter
Laubholz. Während der Schnittholzmarkt weiter stabil
geblieben sei und man auch das Rundholz weiter gut
habe absetzen können, sei Industrieholz sehr gefragt
und auch preislich interessant gewesen.
Für
Unverständnis bei allen Waldbauern sorgten die
Überlegungen aus Brüssel, nach denen Holz als nicht
mehr nachhaltig eingestuft werden soll. „Dagegen
müssen wir mobil machen“, sagte Christian Dormann.
Er frage sich schon, was in den Köpfen derer
vorgeht, die sich so etwas ausdenken. „Holz, dass
man im eigenen Wald, vor der eigenen Haustür selbst
schlägt, soll plötzlich nicht mehr nachhaltig sei?“,
so der Vorsitzende. Hier müsse Druck von der Basis
kommen, denn die Situation nehme langsam bedrohliche
Züge an.,
Der Vorsitzende
musste bei der Versammlung den Mitgliedern eine
weitere negative Botschaft vermelden. Mit dem
bereits im vergangenen Jahr beschlossenen und
geplanten Neubau einer neuen Geschäftsstelle sei man
noch nicht weitergekommen. „Mit unserem großen
richtungsweisenden Projekt sind wir noch nicht viel
weiter“, sagte Christian Dormann. Wie berichtet gab
es noch keine Festlegung auf ein konkretes
Grundstück. Fest stehe allerdings, dass die
bisherige Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen
Nähten platzt. Deshalb hatten sich die
Verantwortlichen nun entschieden, bereits im April
in der Forchheimer Straße in Hollfeld ein
Interimsquartier zu beziehen. Der Neubau sei damit
aber keinesfalls vom Tisch.
Die WBV
Hollfeld hat aktuell 1.697 Mitglieder. 81
Neuaufnahmen standen 34 Austritte gegenüber. Alle
Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Waldfläche
von 13.010 Hektar.
Bei der
Jahresversammlung machte Christian Kölling, der
Bereichsleiter Forsten am Landwirtschaftsamt
Fürth-Uffenheim, den Mitgliedern noch einmal
deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, den
Waldumbau zügig anzugehen. „Der alte Wald geht
dahin, das Klima werde südlicher, unser Wald hier
wird nicht mehr zur Klimazukunft passen“. Als
Problembaumart definierte Christian Kölling wenig
überraschend die Fichte, die wohl nur noch bis zum
Jahr 2040 durchhalten wird. Der Kiefer gab der
Fachmann eine höhere Erwartung aber auch die Kiefer
werde ab 2060, spätestens 2080 hierzulande nicht
mehr vorkommen. „Das Klima erzwingt einen
Zukunftswald mit teilweise neuen Baumarten.“ Die
heißen dann beispielsweise Mann-Esche, Flaumeiche,
oder für Christian Kölling ein „echter Renner“, die
Edelkastanie. Ihr könne für die zweite Hälfte dieses
Jahrhunderts eine sehr gute Prognose gegeben werden.
Bild: „Der
Käfer hat uns nach wie vor fest im Griff“:
Vorsitzender Christian Dormann.
Mehr
Betriebshilfe, weniger Maschinen / Trotz leicht
gesunkenem Verrechnungswert: Maschinenring Wunsiedel
wieder im gewohnten Rhythmus
Höchstädt.
„Es bleibt spannend auf den Höfen.“ Das sagt Martin
Goldschald, der Vorsitzende des Maschinen- und
Betriebshilfsrings Wunsiedel. Bei der
Jahresversammlung in Höchstädt war die Freude groß,
dass der Zusammenschluss nach der Corona-bedingten
Pause wieder in den gewohnten Rhythmus zurückkehren
konnte. Das Auf und Ab auf den Märkten und die
geradezu explodierenden Preise vor allem für
Betriebsmittel und Treibstoff habe den Bauern im
Landkreis jedoch erhebliches Kopfzerbrechen
bereitet.
„Auch wenn die
Preise immer Moment wieder etwas nach unten gehe,
Dünger und Diesel kosten immer noch das Doppelte als
vor dem Krieg in der Ukraine“, sagte Goldschald. Vor
allem Veredler und Ackerbauern hätten abermals das
Nachsehen. Die unruhigen Zeiten hätten natürlich
auch dafür gesorgt, dass der Arbeitsaufwand in der
Geschäftsstelle des Maschinenrings nicht gerade
weniger wird. Ob Agrardieselanträge, Mehrfachantrag,
Düngebedarfsermittlung oder KULAP: Die Arbeit geht
dem Ring nicht aus.
Die beiden
wichtigsten Säulen in der Ringarbeit sind nach wie
vor die Vermittlung von Maschinen und die
Betriebshilfe. Insgesamt seien 17590 Stunden
Betriebshilfe geleistet worden, über 2000 mehr als
noch im Jahr zuvor, so Geschäftsführer Andreas
Hager. 12183 Stunden entfielen dabei auf die soziale
Betriebshilfe, also bei Krankheit oder sonstigen
Ausfällen auf dem Hof, nur 5407 Stunden seien der
wirtschaftlichen Betriebshilfe zuzuordnen, also etwa
zur Abdeckung von Arbeitsspitzen.
Zweites
Standbein des Rings ist die Vermittlung von
Maschinen und landwirtschaftlichem Gerät. Der
verrechnete Wert alles Maschineneinsätze war dabei
geringfügig um vier Prozent auf 2,15 Millionen Euro
nach unten gegangen. Während beispielsweise die
Bereiche Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz,
Körnermais bei der Nachfrage teilweise um bis zu 25
Prozent zulegten, nahmen die Sparten Futterbau und
Strohernte, sowie Schlepper und Transport um jeweils
bis zu 20 Prozent ab. Als Gründe dafür nannte der
Geschäftsführer die Tatsache, dass ein Silageschnitt
aufgrund der Trockenheit ausgefallen ist und weniger
Grünfutter gefahren werden musste.
Unter anderem
deshalb ist auch der Verrechnungswert, also die
Summe aller erbrachten Leistungen, geringfügig von
3,2 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 3,04 Millionen
Euro im zurückliegenden Jahr gesunken.
Der gewerbliche
Bereich ist beim Maschinenring in die MR Hochfranken
GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft
ausgelagert. Der Maschinenring Münchberg, der
zuletzt 50 Prozent gehalten hatte, ist seit 2022
kein Teilhaber mehr, man arbeite aber auch weiterhin
gut zusammen, so der Vorsitzende Martin Goldschald.
Hauptumsatzträger der GmbH sei der Winterdienst, so
dessen Geschäftsführer Reinhard Rasp. Ein weiterer
wichtiger Bereich sei die Baumpflege. Im Auftrag des
Straßenbauamtes führe die GmbH unter anderem auch
insektenschonende Mäharbeiten durch, kümmere sich um
die Sportplatzpflege und sei an der Holzenergie
Hochfranken, die in Weißenstadt dien Therme beheizt
beteiligt.
Nach den Worten
des Geschäftsführers hat der Maschinenring Wunsiedel
aktuell exakt 603 Mitglieder. Drei Neuzugängen
standen sieben Austritte gegenüber. Alle Mitglieder
zusammen bewirtschaften eine Fläche von 22418
Hektar, was nahezu komplett der landwirtschaftlichen
Nutzfläche im Landkreis entspreche. Mit Sandra
Dornhöfer, Simon Regnet und Toni Zeitler wurden bei
der Jahresversammlung auch die drei Betriebshelfer
geehrt, die am meisten Stunden geleistet hatten.
Bild: Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat seine
stundenstärksten Betriebshelfer geehrt. Im Bild von
links: Vorsitzender Martin Goldschald, Sandra
Dornhöfer, Geschäftsführer Andreas Hager, Toni
Zeitler, 2. Vorsitzender Michael Groschwitz, Simon
Regnet und Matthias Benker, der in der
Geschäftsstelle für die Organisation der
Betriebshilfe zuständig ist.
Ein dickes Lob
allen Landfrauen / Ministerpräsident Markus Söder
beim Kulmbacher Landfrauentag
Stadtsteinach.
Da tanzen sogar die Puppen, wenn der bayerische
Ministerpräsident Markus Söder nach Stadtsteinach
kommt. Zumindest in Gestalt des „Weiber-Balletts“
aus Stadtsteinach unter der Leitung von Verena
Ramming. „Heute ist ein ganz besonderer Tag unter
ganz besonderen Umständen“, wird die Kulmbacher
Kreisbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin Beate
Opel aus Neufang später sagen. Und mit seiner
launigen Rede, gespickt mit jeder Menge Gags, die
noch vom Aschermittwoch übrig waren, gelingt es
Markus Söder sofort, die Herzen der Landfrauen zu
gewinnen.
Gemunkelt wurde
ja schon länger, doch erst drei Tage vorher kam die
offizielle Bestätigung: der bayerische
Ministerpräsident besucht am Sonntagnachmittag den
Kulmbacher Landfrauentag in Stadtsteinach. Pünktlich
um 13 Uhr trifft er ein, die Sicherheitsleute halten
sich im Hintergrund und Markus Söder fühlt sich in
der nicht ganz voll besetzten Steinachtalhalle
sichtlich wohl.
Zwei
Versprechen gibt der Ministerpräsident an diesem
Nachmittag ab, eines davon ist den Landfrauen
besonders wichtig: Sollten die entsprechenden
Projektwochen an den Schulen nicht erfolgreich sein,
soll ab dem kommenden Schuljahr doch noch das
Schulfach „Lebens- und Alltagskompetenzen“
eingeführt werden. „Damit soll den jungen Leuten
vermittelt werden, wie wichtig in Bayern die
Ernährungsproduktion, die Arbeit der Landwirte und
der ländliche Raum sind“, so Söder. Diese Forderung
nach einem eigenen Schulfach ist so neu nicht. Die
stattdessen eingeführten Projektwochen haben bislang
nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Söders zweites
Versprechen dürfte speziell die Kulmbacher freuen:
„Ich komme auch heuer wieder zur Bierwoche“, ruft er
in die Halle und spannt einen Bogen vom
Starkbieranstich auf dem Nockherberg zwei Tage zuvor
bis zum Loblied für Bayern und besonders Franken.
„Bayern ist schön, aber Franken ist halt doch was
ganz Besonderes.“
Schließlich
kennt auch sein Lob für die Landfrauen kaum Grenzen:
„Sie sind Managerinnen, Finanzministerinnen,
Seelsorgerinnen und tragen ein hohes Maß an
politischem Engagement mit sich. Natürlich sind die
Landfrauen am Ende begeistert. Die Rede sei schon
sehr optimistisch gewesen, sagt Elke Browa,
Kreisbäuerin aus dem Nachbarlandkreis Hof. Nun hoffe
sie auch auf die Umsetzung, schließlich hätten die
Landfrauen stets für mehr Regionalität geworben.
Angelika Seyferth, Kreisbäuerin aus Bayreuth, die
sich schon lange für das Fach „Lebens- und
Alltagskompetenzen“ einsetzt, freut sich, dass Söder
ein entsprechendes Schulfach favorisiert. „Wir legen
Wert darauf, dass das auch umgesetzt wird, sagt sie.
Das Schulfach sei wichtig und auch die Umsetzung der
Forderung, dass in den Kantinen 50 Prozent des
Angebots aus regionaler Produktion kommen soll,
ergänzt die stellvertretende Bayreuther Kreisbäuerin
Doris Schmidt. Gut sei es, dass der
Ministerpräsident den Wert einer ausgewogenen
Ernährung sie in den Mittelpunkt gestellt habe und
nicht auf vegetarisch oder vegan setze.
In
ihren Grußworten versichern sämtliche Mandatsträger
aus Stadt und Land, dass sie fest an der Seite der
Landwirtschaft stehen. Ein großes Kompliment für
Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel haben Landrat
Klaus Peter Söllner und die Bundestagsabgeordnete
Emmi Zeulner im Gepäck. Auch der Landtagsabgeordnete
Martin Schöffel, lobt Beate Opel, die sich stets mit
aller Kraft für die Landwirtschaft und die
bäuerliche Kultur einsetze. Landtagskollege Rainer
Ludwig nennt Beate Opel eine „emsige, fleißige und
echte Powerfrau“. Ludwig wird aber auch ein wenig
politisch, indem er auf die Diskriminierung von
Bioenergie durch die Europäische Union eingeht: „Wer
den Rohstoff Holz ausbremst und als nicht mehr
nachhaltig anerkennt, der ist auf dem Holzweg“, sagt
Ludwig.
Bei solch
geballter Politprominenz geht der eigentliche Vortag
zum diesjährigen Motto der Landfrauenarbeit im
Bauernverband „Mit uns leben die Dörfer“, den die
stellvertretende bayerische Landesbäuerin Christine
Reitelshöfer aus Petersaurach im mittelfränkischen
Landkreis Ansbach hält, fast ein wenig unter. Schade
auch um die hörenswerten Lieder von Silvia Wachter
aus Marktrodach, sie ist „Singbegleiterin für
heilsames und gesundheitsförderndes Singen“ und
begleitet ihren Gesang ganz alleine auf der Gitarre.
Bilder oben:
1.Markus Söder.
2.„Weiber-Ballett“
Stadtsteinach.
3.Söder auf dem Weg in die
Halle.
4.Gruppenbild mit den
Mandatsträgern vor der Halle.
5.Von links: Kreisbäuerin
Beate Opel, MdL Martin Schöffel, Markus Söder,
MdL
Rainer Ludwig.
Von der Aussaat
bis zur Ernte: Landfrauen feiern 75-jährigen
Bestehen / Prominenteste Gratulantin beim
Landfrauenabend war die Kabarettistin Lizzy Aumeier
Köditz.
„Vom Bauernhof auf die Bühne.“ So lautete diesmal
das Motto des Hofer Landfrauenabends. Eine neue
Kreisvorstandschaft machte es möglich. Nicht nur,
dass es überhaupt wieder eine große
Landfrauenveranstaltung in der Göstrahalle gab,
erstmals fand der Landfrauentag in einem neuen
Format am Abend statt. Als Krönung hatten sich die
Verantwortlichen mit der Kabarettistin Lizzy Aumeier
einen prominenten Gast eingeladen. Mit viel
Spontanität und ihren teilweise derben Witzen sorgte
die aus der Oberpfalz stammende Künstlerin für so
manchen Schenkelklopfer.
Wenig zu lachen
hatte Bürgermeister Matthias Beyer, der von Anfang
an in das Programm von Lizzy Aumeier einbezogen
wurde. Da war es unvermeidlich, dass er irgendwann
auf die Bühne kommen musste, um mit der
Kabarettistin eine Szene aus dem Film „Titanic“
nachzuspielen. Mit jeder Menge zweideutigen
Anspielungen und viel Humor versteht sich. Den
brauchte man als Mann bei Lizzy Aumeier auch, denn
sie versteht sich als die Frau mit „Hang zum
Herrenwitz“. Da ist Schlagfertigkeit gefragt und
wegducken angesagt, wenn sie sich mal wieder ein
„Opfer“ aus dem Publikum sucht. Alles in allem war
der Auftritt von Lizzy Aumeier eine willkommene
Abwechslung nach drei Jahren Corona-Pause und ein
Beweis dafür, was Landfrauen so alles auf die Beine
stellen können.
Weil die
Landfrauen im Bauernverband in diesem Jahr ihr
75-jähriges Bestehen feiern, galt es diesmal auch,
ihre Leistungen besonders herauszustellen. Dafür war
nicht nur die Kreisbäuerin Elke Browa aus
Hirschberglein zuständig, sondern auch die gesamte
neue Vorstandschaft. „Wir haben den
abwechslungsreichsten Beruf, den es gibt“, sagte
beispielsweise Sandra Puchta aus Großlosnitz. Katrin
Kießling aus Edlendorf beschrieb die Landfrauen als
eine starke und lebendige Gesellschaft und Stefanie
Schmidt aus Isaar meinte, dass vor allem die
Landfrauen nach getaner Arbeit auch sehen könnten,
was sie geleistet haben, und das „von der Aussaat
bis zur Ernte“. Nicht zuletzt lerne man auch immer
wieder nette Menschen kennen, so Lisa Sachs aus
Straas und Christine Schmidt aus Selbitz ergänzte:
„Wer sonst, wenn nicht die Landfrauen, sollten die
Landwirtschaft Familien und Kindern nahe bringen“.
Landfrau
zu sein, das bedeute unter anderem: Verantwortung zu
übernehmen, überwiegend optimistisch zu sein, für
jedes Problem eine Lösung zu finden und gern in
geselliger Runde zu sein, so Kreisbäuerin Elke Browa.
„Wir sind das Beste, was dem Land und was den
Männern passieren kann“, sagte sie augenzwinkernd.
Ihre Vorgängerin Karin Wolfrum, die erst kürzlich
zur Ehrenkreisbäuerin ernannt wurde, wünschte der
Vorstandschaft viel Glück und Erfolg für die sicher
leichter werdenden Zeiten, die auf uns alle
zukommen. Allen Vorstandsmitgliedern überreichte sie
deshalb eine Hoffnungskerze.
Ganz von der
Bühne trat Karin Wolfrum allerdings nicht ab.
Zusammen mit dem Landfrauenchor unter der Leitung
von Helmut Lottes sang sie nicht nur Traditionelles
wie „Nimm die Stunden“ oder „Ich bin an Dorfkind“,
sondern auch eine Choradaption des Abba-Hits
„Dancing Queen“.
Eines hätten
die Landfrauen ihren Männern auf jeden Fall voraus,
so Bürgermeister Matthias Beyer zuvor in seinem
Grußwort. Sie hätten den Generationswechsel
vollzogen und wieder genügend Aktive gefunden, die
bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Er spielte
damit auf die Tatsache an, dass für den
ausgeschiedenen Kreisobmann Hermann Klug noch immer
kein Nachfolger gefunden wurde.
Bilder:
1. Kabarettistin Lizzy Aumeier nahm sich beim Hofer
Landfrauenabend unter anderem den Köditzer
Bürgermeister Matthias Beyer vor.
2.
Von
Volksliedern bis zu Popsongs: der Hofer
Landfrauenchor steht für Tradition und Moderne.
Ohne Bauern
keine Industrie / Regierung von Oberfranken
verabschiedete 13 frischgebackene Meister der
Landwirtschaft
Bayreuth.
13 junge Leute aus allen Teilen Oberfrankens haben
ihre Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister
erfolgreich bestanden. Aus den Händen von
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz erhielten
die zwölf Männer und mit Marisa Döhla aus Sparneck
im Landkreis Hof auch eine Frau ihre Zeugnisse. „Sie
sind auf der höchsten Stufe der Fortbildung im
praktischen Bereich angekommen“, sagte die
Regierungspräsidentin. Alle 13 seien in ihrem
Traumberuf angekommen, sie müssten sich aber auch
darüber im Klaren sein, dass sie vor einer Zukunft
mit großen Herausforderungen stehen.
Heidrun
Piwernetz bezeichnete die Landwirtschaft als
Schlüsselbranche des 21. Jahrhunderts. Deshalb
wünsche sie sich auch mehr Verständnis von Seiten
der Gesellschaft für die Situation der Bauern. Zumal
das Thema Nahrungsmittelsicherheit mit dem Krieg in
der Ukraine wieder in den Focus geraten sei. Doch
die Landwirte könnten noch viel mehr, als wertvolle
Lebensmittel erzeugen. Sie stünden für den Erhalt
und die Pflege des ländlichen Raumes, für ein
aktives Dorfleben und für die Erzeugung
regenerativer Energien. „Sie haben uns auf ihrer
Seite, wenn es darum geht, die Landwirtschaft
realistisch darzustellen“, sagte Heidrun Piwernetz
im Namen der Regierung von Oberfranken.
In seinen
„Anmerkungen zur Innovationskraft der
oberfränkischen Landwirte“ nannte der oberfränkische
Bezirksheimatpfleger Günther Dippold Bildung als das
sicherste Mittel, um die Zeiten des Wandels zu
bestehen. „Wissen und Können bleiben“, so Dippold,
der in seine Ausführungen einen weiten Bogen über
die Geschichte der Landwirtschaft in Oberfranken in
den zurückliegenden Jahrhunderten spannte. Die
Landwirtschaft sei dabei immer Veränderungen
ausgesetzt gewesen und habe stets die Kraft gehabt
sich immer wieder neu zu erfinden.
Ausgehend vom
bisher bekannten frühesten Kartoffelanbau um 1647 in
Pilgramsreuth im heutigen Landkreis Hof zog
Bezirksheimatpfleger Dippold den Schluss, dass es
ohne die Kartoffel keine industrielle Revolution
gegeben hätte, denn die Kartoffel sei schnell ein
beliebtes und weit verbreitetes Nahrungsmittel
geworden. Für Dippold war deshalb auch klar: „Ohne
Bauern keine Industrie“.
Fleiß, Wissen,
Einsatz und Talent, das alles bescheinigte der Hofer
Landrat Oliver Bär den erfolgreichen jungen Leuten,
von denen einige künftig als Betriebsleiter tätig
sein werden. „Wer sich in der Landwirtschaft
engagiert, der engagiert sich auch in der
Gesellschaft“, so der Landrat. Kaum eine Branche sei
so entwicklungsaffin wie die Landwirtschaft und kaum
eine Branche decke so viele Bereiche ab,.
Die folgenden
frischgebackenen Landwirtschaftsmeister haben ihre
Urkunden erhalten: Heinrich Ott aus Hirschaid im
Landkreis Bamberg, Jochen Albrecht aus Haag, Manuel
Arnold aus Pegnitz, Lukas Haberberger, ebenfalls aus
Pegnitz, und Christian Schirbel aus Bad Berneck
(alle Landkreis Bayreuth). Ferner Adrian Becker aus
Coburg, Jakob Wunder aus Wiesenttal im Landkreis
Forchheim, Matthias Bär aus Selbitz, Marisa Döhla
aus Sparneck, Arnold Köppel aus Schwarzenbach an der
Saale und Fabian Langheinrich aus Schauenstein (alle
Landkreis Hof), Peter Hübner (in Abwesenheit) aus
Kasendorf im Landkreis Kulmbach sowie Felix
Reisenweber aus Untermerzbach im unterfränkischen
Landkreis Hassberge.
Bilder:
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz überreichte
die Meisterbriefe an 13 junge Leuten aus allen
Teilen Oberfrankens.
Betriebshelfer
händeringend gesucht / Gute Zahlen trotz leichtem
Abwärtstrend: Maschinen- und Betriebshilfsring
Kulmbach als verlässlicher Partner der
Landwirtschaft
Kulmbach, Die
allgemeine Personalnot geht auch an den Maschinen-
und Betriebshilfsringen nicht spurlos vorüber. „Wir
brauchen dringend Leute, sonst können wir unsere
Aufgaben nicht mehr bewältigen“, sagte
Geschäftsführer Horst Dupke bei der
Jahresversammlung des Maschinenrings Kulmbach.
Trotz
Helferrückgangs habe der MR Kulmbach im
zurückliegenden Jahr immer noch rund 17500 Stunden
abdecken können. Der weitaus größte Teil davon
entfällt auf die sozialen Betriebshilfe, die immer
dann notwendig wird, wenn zum Beispiel ein
Betriebseiter erkrankt, einen Unfall hat, wegen
einer Operation außer Gefecht ist oder zur Kur muss.
Im Jahr 2021 waren es noch 22500 Stunden. Der
Maschinen- und Betriebshilfsring verstehe sich dabei
als der Ansprechpartner, der sämtliche Formalitäten
erledigt und die Verhandlungen mit dem
Sozialversicherungsträger führt. Kaum noch Nachfrage
gebe es im Kulmbacher Land nach wirtschaftlicher
Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von
Arbeitsspitzen.
Die Tätigkeit
als Betriebshelfer für den Maschinenring sei eine
gute Möglichkeit, wenn es darum geht, Geld
hinzuzuverdienen, sagte der Geschäftsführer. Auch
für landwirtschaftliche Betriebe, die ihre
Beschäftigten in weniger arbeitsintensiven Zeiten
nicht auslasten können. Gesucht seien aber auch
Betriebshelfer in Festanstellung, sei es in Teilzeit
oder in Vollzeit.
Auch die
Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) ist auf der
Suche nach Personal. In der GmbH haben die drei
Ringe Bayreuth-Pegnitz, Fränkische Schweiz und eben
Kulmbach ihre gewerblichen Aktivitäten ausgelagert.
Wie Alexander Hollweg berichtete, seien vor allem
Mitarbeiter für den Winterdienst, aber auch zur
Grünflächen und Gehölzpflege gesucht. Von den drei
Ringen seien zwar zusammen rund 170 Mitarbeiter im
Einsatz, doch um weitere gewerbliche Aufträge
annehmen zu können, seien auch weitere Arbeitskräfte
notwendig. Auch ein Nachfolger für einen
ausscheidenden Klauenpfleger werde händeringend
gesucht.
„Unser
gemeinsames Ziel ist es, die Betriebshilfe im
Landkreis Kulmbach auch künftig zu organisieren und
sicherzustellen“, sagte der Vorsitzende Andreas
Textores. Wenn auch der Trend leicht nach unten
zeigt, so könne man auf die vorliegenden Zahlen
dennoch stolz sein, so Geschäftsführern Horst Dupke.
Dern Verrechnungswert aller erbrachten Leistungen
bezifferte er auf 3,96 Millionen Euro, im Vorjahr
waren es mit 4,04 Millionen Euro nur geringfügig
mehr. Der Maschinenring Kulmbach hat aktuell 834
Mitglieder, 16 weniger als im Jahr zuvor.
Zweiter
wesentlicher Aufgabenbereich des MR Kulmbach ist die
Vermittlung von Maschinen. Hier schlugen im
Wesentlichen die Futter- und Strohernte, das weite
Feld der Landschaftspflege, die Körnerernte und –aufbereitung
sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber
hinaus sieht sich der Maschinenring als
verlässlicher Partner, wenn es um die
Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um
Düngedokumentationen geht.
Wie in jedem
Jahr wurden auch diesmal wieder die drei
Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden
besonders geehrt: Thomas Kraß aus Guttenberg,
Dominic Hofmann aus Buchau und Karl Ludwig Hain aus
Schwärzleinsdorf bei Stadtsteinach. Alle drei hatten
im zurückliegenden Jahr jeweils mehre als 1000
Stunden geleistet. Nur Karl Ludwig Hain konnte die
Ehrung persönlich entgegennehmen, die anderen beiden
waren verhindert.
Bei der
Jahresversammlung referierten Thomas Ludwig vom
AGCO-Fendt-Konzert und Stefan Sack von
CNH-Industrial-Konzern, zu dem die Marken Fendt und
Steyr gehören, über Antriebssysteme der Zukunft.
Beide kamen übereinstimmend zu dem Schluss, dass man
im Bereich großer Traktoren nach wie vor nicht auf
den Dieselmotor verzichten kann. Mittel- und
langfristig sahen sie die Zukunft bei dezentral zu
erzeugbaren Energien wie Methan, Methanol oder
Wasserstoff. Auch synthetische Kraftstoffe, die auf
chemischer Basis erzeugt werden, könnten eine Rolle
spielen. Beide Konzerne steckten derzeit große
Anstrengungen in entsprechende Forschungs- und
Entwicklungsaktivitäten. Den klassischen
Elektroantrieb stuften die beiden Experten zumindest
für den landwirtschaftlichen Bereich aufgrund der
dort herrschenden außergewöhnlichen Anforderungen
als eher unwahrscheinlich ein.
Mikroorganismen
für das Klimas / Sobac Deutschland GmbH zeigte
Landwirten neue Wege zu fruchtbaren Böden –
Infoveranstaltung in Alladorf
Alladorf.
Für Düngemittel müssen die Bauern seit geraumer Zeit
tief in die Tasche greifen, wenn sie überhaupt noch
mineralische Dünger bekommen. Oft sind Düngemittel
gar nicht mehr verfügbar und wenn, dann sind sie den
hohen Preisen hilflos ausgeliefert. Dazu kommt der
Ärger um die Gelben und Roten Gebiete, deren
Ausweisung betroffenen Landwirten das Wirtschaften
deutlich schwerer bis unmöglich macht.
„Wir sind an
einem Wendepunkt, wo wir nach neuen Möglichkeiten
suchen müssen“, so der für Oberfranken zuständige
Fachberater Michael Ohlmann vom Unternehmen Dehner
Agrar bei einer Informationsveranstaltung der Sobac
Deutschland GmbH in Alladorf bei Thurnau. „Die
Landwirte sind bereit umzudenken“ sagte Ohlmann. Wie
sehr das Thema den Bauern unter den Nägeln brennt,
zeigte der Besuch. Rund 120 Landwirte aus dem
Kulmbacher Raum aber auch aus den Nachbarlandkreis
Bamberg und Bayreuth waren ins neue Alladorfer
Dorfhaus gekommen.
Bei der Sobac
Deutschland GmbH handelt es sich um ein
französischen Unternehmen, das einen Spezialdünger
produziert, der auf pflanzlichen Komposten basiert
und der den Humusaufbau im Boden deutlich
verbessert. Der Einsatz von Mineraldünger wird dabei
deutlich reduziert, was sich wiederum positiv auf
die Bodenwerte auswirkt. Die Erträge bleiben
trotzdem stabil, steigen im besten Fall sogar.
„Wir bauen in
Ihren Böden Humus auf und erhöhen ihre
Fruchtbarkeit. Sie reduzieren die mineralische
Düngung und sind bestens gerüstet um den roten
Gebieten die Stirn zu bieten“, sagte Anne-Christine
von Mülmann (Bild), Chefin der Sobac Deutschland. Ihren
Worten zufolge basiert das Konzept auf ausgewählte
Kulturen sowie pflanzliche Mikroorganismen und deren
Trägerstoffen. Es ist einsetzbar bei allen denkbaren
Kulturen, wie Mais, Raps oder Weizen, aber auch bei
Sonderkulturen wir Obst, Gemüse oder Kattoffeln und
sogar im Grünland.
„Unser Ziel ist
es, die mineralische Düngung zu reduzieren“, so
Anne-Christine von Mülmann. Vor dem Hintergrund
zunehmender Trockenphasen müssten die Böden in
Zukunft flexibler werden, um beispielsweise mehr
Wasser und Nährstoffe speichern zu können.
Mikroorganismen seien dafür unverzichtbar, denn sie
ermöglichte es, dass die Böden mehr Humus
produzieren und damit von besserer Qualität sind.
Die Landwirte stellten damit nicht nur ihre
Verantwortung gegenüber der nächsten Generation
unter Beweis, sondern verbesserten auch die
Rentabilität ihres Betriebes.
In den obersten
30 Zentimetern des Bodens befinden sich im Schnitt
pro Hektar rund vier Tonnen Kalium, fünf Tonnen
Phosphor und zwischen zwei und acht Tonnen
Stickstoff, rechnete die Sprecherin vor. „Warum
nutzen wir diese Nährstoffe nicht aus?“ Möglich sei
dies durch den Einsatz verschiedenster
Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen, Algen oder
Pilzen. Mit deren Einsatz sei es möglich, pro Jahr
und Hektar im Schnitt fünf Tonnen Kohlenstoff und
250 Kilogramm Stickstoff zu speichern.
As Unternehmen
Sobac hat 150 Beschäftigte und erzielt einen
Jahresumsatz von im Schnitt 40 Millionen Euro.
Hergestellt wird der Spezialdünger im französischen
Bourre, rund 150 Kilometer südlich von Paris.
Vertrieben wird er unter dem Namen Quaterna Terra
und Quaterne Aktiva.
Trotz negativer
Rahmenbedingungen: WBV auf Wachstumskurs /
Borkenkäfer hat Waldbesitzer nach wie vor im Griff –
Kritik an europäischen Beschlüssen zur
Holzverbrennung
Bayreuth.
„Wir müssen beim Waldumbau deutlich zulegen.“ Das
hat Michael Schmidt, Chef des Amtes für
Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg gefordert. Bei der
Jahresversammlung der Waldbauernvereinigung Bayreuth
in der Tierzuchtklause sprach Schmidt von einer sehr
ausgeprägten Dürre in ganz Oberfranken. Am
schlimmsten sei die Situation im Frankenwald, wo es
mehr als 10.000 Hektar Kahlflächen gebe. Über eine
Million Festmeter Schadholz seien allein im
zurückliegenden Jahr angefallen, mancher
Waldbesitzer habe buchstäblich alles verloren.
Auch auf dem
Gebiet der WBV Bayreuth habe der Borkenkäfer den
Waldbesitzern im angelaufenen Jahr jede Menge
Schadholz beschert. „Der Borkenkäfer hat uns nach
wie vor im Griff“, sagte der Vorsitzende Hans
Schirmer. Die Aufarbeitung der Schadhölzer laufe auf
Hochtouren, teilweise seien vier Harvester
gleichzeitig im Einsatz. Auch wenn die
Rahmenbedingungen derzeit nicht optimal sind, so
seien die Preise glücklicherweise auf gutem Niveau
geblieben. Um den gestiegenen Holzmengen Herr zu
werden, habe die WBV zwischenzeitlich ihr Team um
eine Bürokraft und um Förster Sebastian Kaufmann
verstärkt.
Den Unmut des
Vorsitzenden hatte ein EU-Beschluss zur
Holzverbrennung hervorgerufen. Dem Beschluss vom
Herbst zufolge soll die energetische Nutzung von
Holz verringert und langfristig ausgebremst werden.
„Das ist ja wohl der Gipfel“, schimpfte Vorsitzender
Schirmer. Er sprach von einer „Riesensauerei“, wenn
Holz tatsächlich nicht mehr als erneuerbare Energie
gelten soll. Da könne man sich nur noch wundern, was
in diesen Köpfen vorgeht, sagte Schirmer. Seinen
Worten zufolge ist Holz der beste Klimaschützer, den
man sich vorstellen könne. Deshalb müssten sich die
Waldbauern gegen derartige Beschlüsse massiv zur
Wehr setzen.
Laut
Geschäftsführer Gerhard Potzel hat die WBV Bayreuth
aktuell 1750 Mitglieder, 65 mehr als vor einem Jahr.
Sie alle zusammen bewirtschaften eine Waldfläche von
9388 Hektar Wald, 641 Hektar mehr als im Vorjahr.
Insgesamt hatte die WBV 2022 für ihre Mitglieder
60.391 Festmeter Holz vermarktet. Im Jahr zuvor
waren es noch 40.120 Festmeter. Mit über 50.000
Festmetern war die Fichte die mit großem Abstand
häufigste Baumart. Der Rest setzt sich im
Wesentlichen aus Kiefern und aus Brennholz zusammen.
Größte Abnehmer sind die Sägewerke Ziegler in
Plößberg und Gelo in Weißenstadt, beziehungsweise
Wunsiedel.
Die WBV sei
deshalb von großer Bedeutung, da die Bayreuther
Region wesentlich von der Forstwirtschaft geprägt
ist und negativen Naturereignisse eher noch zunehmen
werden, sagte Landrat Florian Wiedemann bei der
Versammlung. Gegen weitere Stilllegungen von
Waldflächen sprach sich die Landtagsabgeordnete
Gudrun Brendel-Fischer aus. „Wir wollen weder
Stilllegungen, noch Ausweitungen von
Großschutzgebieten“, sagte sie. Dem pflichtete auch
Karl Lappe, zweiter Vorsitzender der WBV und
zugleich BBV-Kreisobmann bei. „Wald ist Natur und
Natur wächst, man kann sie nicht stilllegen“,
richtete er seine Worte an die Politik. Seinen
Worten zufolge sei der Wald ein Zukunftswald, weil
er immer mehr zum Energiewald wird und immer mehr
Holz in die energetische Verwertung gehen muss.
Bei den
turnusmäßigen Neuwahlen gab es wenig Veränderungen
in der Vorstandschaft der WBV Bayreuth. Vorsitzender
bleibt Hans Schirmer, 2. Vorsitzender der
BBV-Kreisobmann Karl Lappe, dritter Vorsitzender und
Geschäftsführer Gerhard Potzel. Stellvertretende
Geschäftsführerin und Protokollführerin Anja
Steinlein, Beisitzer Klaus Wunderlich. Neu gewählt
wurden die weiteren beiden Beisitzer: Jonas Hartmann
aus Bernreuth und Julian Hammon aus Weidenberg.
Bild: Der neue
und alte Vorsitzende der WBV Bayreuth Hans Schirmer
(rechts) überreichte dem Referenten Michael Schmidt,
dem Leiter des zuständigen Amtes für Landwirtschaft
Bayreuth-Münchberg einen Korb voller
landwirtschaftlicher Produkte als Präsent.
Wie das
Schnitzel auf den Teller kommt / Schule auf dem
Bauernhof: Landfrauen wollen verstärkt für
Projektwochen werben
Bayreuth.
Wo kommt eigentlich das Fleisch auf dem Burger her?
Wie ist das mit der Milch? Was ist eine
Biogasanlage? Auf all diese Fragen haben Landwirte
Antworten. Deshalb wollen sie sich verstärkt
einbringen, wenn es gilt, Schülern
Alltagskompetenzen zu vermitteln. Die Umsetzung des
Projektes „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“
ist deshalb meist in Form einer Projektwoche an
allen staatlichen Schulen verpflichtend. So richtig
funktioniert das allerdings noch nicht. Zum einen
gibt es zu wenige landwirtschaftliche Betriebe im
Landkreis, die dabei mitmachen. Zum anderen scheuen
viele Schulen den Besuch auf einem Bauernhof.
Auf Vermittlung
der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer
trafen sich deshalb Vertreter der Landfrauen mit
Martin Richter vom Staatlichen Schulamt im
Landkreis, um Wege zu finden, damit die
Landwirtschaft bei den Alltagskompetenzen wieder
eine Rolle spielt. Das sei auch dringend notwendig,
sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Große Teile
der Gesellschaft hätten den Bezug zur Landwirtschaft
komplett verloren. „Wir müssen bei den Kindern
ansetzen, um zu vermitteln, wo die Milch und das
Schnitzel herkommen“, sagte sie. Die Projektwochen
kämen nicht so recht in die Gänge, weil sich die
Akteure offensichtlich nicht finden, so Gudrun
Brendel-Fischer. Hier gebe es Optimierungsbedarf.
Ursprüngliches
Ziel der Landfrauen sei ein eigenes Schulfach
„Alltagskompetenzen“ gewesen, erinnerte Kreisbäuerin
Angelika Seyferth. Doch auch mit den Projektwochen
könne man Kinder und Jugendliche erreichen. Ihrer
Ansicht nach wäre es optimal, wenn sowohl dritte,
als auch siebte Jahrgangsstufen jeweils einen Tag
auf einem Bauernhof verbringen würden und das
Erlebte tags darauf nacharbeiten könnten. Immerhin
gebe es bereits an die zehn Betriebe im Landkreis
Bayreuth, die daran teilnehmen.
Von den Schulen
im Raum Bayreuth nannte sie konkret die Gesamtschule
Hollfeld, die Johannes Kepler-Realschule und das
Richard-Wagner-Gymnasium, beide in Bayreuth. Bei
diesen Schulen gebe es bereits erfolgreiche Ansätze
für eine Zusammenarbeit. Bei vielen anderen Schulen
scheitere die Projektwoche auf dem Bauernhof zum
einen am Lehrermangel, zum anderen am
Unterrichtsausfall in der Folge von Corona. Viele
Schulen würden sich für die Projektwochen gegen die
Landwirtschaft entscheiden und beispielsweise mit
dem Bayerischen Roten Kreuz zusammenarbeiten.
Die
Landwirtschaft stehe dabei in einem gewissen
Konkurrenzverhältnis, gab Schulrat Martin Richter zu
bedenken. Gerade wenn die Schüler in höheren Klassen
den Inhalt der Projektwoche mit entscheiden könnten,
stehe die Landwirtschaft oft nicht gerade an erster
Stelle. Er empfahl den Landfrauen, gezielte Pakete
auszuarbeiten und die Schulen darauf hinzuweisen.
Eine Bäuerin,
die bislang nur gute Erfahrungen mit Schulklassen
auf dem Bauernhof gemacht hat, ist Tanja Strobl vom
Fischlhof in Heroldsreuth bei Pegnitz. Viele Schüler
seien sehr interessiert gewesen, die Lehrkräfte
hätten das Angebot dankbar angenommen. Gerade jetzt,
wo es so viele Vorurteile gegen die Bauern gibt, sei
es wichtig, die Betriebe zu öffnen und die Realität
zu zeigen. Das Angebotsspektrum sei dabei riesig. Es
reiche von Energie und Ernährung über Holz und Wald
bis hin zu Geologie und Imkerei.
Als Ergebnis
des Gesprächs vereinbarten die Beteiligten, dass sie
bei einer der kommenden
Schulleiter-Dienstbesprechungen spätestens zu Beginn
des nächsten Schuljahres das Projekt persönlich
vorstellen. Dabei solle nicht nur um die breite
Themenvielfalt gehen, die ein Bauernhof für die
Durchführung einer Projektwoche bietet. Auch die
Kostenseite soll beleuchtet werden, um festzustellen
zu können, ob eventuell eine Beteiligung eines
Fördervereins notwendig ist.
Bild: Wollen
mehr Schulklassen auf landwirtschaftliche Betriebe
einladen: Bäuerin Tanja Strobl aus Pegnitz, die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer,
Kreisbäuerin Angelika Seyferth und Bäuerin Petra
Lodes aus Leups (von links).
Die Positionen
der Landwirtschaft klar vertreten / Bauernverband
vergab rund 100 Urkunden und Ehrenzeichen für
langjährige aktive Ortsobleute – Karin Wolfrum zur
Ehrenkreisbäuerin, Hermann Klug zum Ehrenkreisobmann
ernannt
Saalenstein.
Fast 100 Ortsbäuerinnen und Ortsobmänner aus dem
Hofer Land hat der Bauernverband am Freitagabend in
Saalenstein für ihren teils jahrzehntelangen Einsatz
geehrt. Urkunden und Ehrennadeln gab es auch für
ausgeschiedenen Mitglieder des Kreisvorstandes, der
sich vor wenigen Monaten neu konstituiert hatte. Dem
bisherigen Kreisobmann Hermann Klug wurde außerdem
der Titel Ehrenkreisobmann verliehen, die bisherige
Kreisbäuerin Karin Wolfrum wurde zur
Ehrenkreisbäuerin ernannt.
Karin Wolfrum
aus Gattendorf wurde 2002 als Nachfolgerin von Helga
Schörner zur Kreisbäuerin gewählt. Bereits seit 1996
ist sie als Gemeinde- und als Kreisrätin politisch
aktiv. Ihr wichtigstes Steckenpferd sei allerdings
der Hofer Landfrauenchor, so Bezirksbäuerin Beate
Opel. Sie überreichte Karin Wolfrum die
Ernennungsurkunde. Mit dem Chor habe Karin Wolfrum
viele Auslandsreisen absolviert und sei unter
anderem schon in Italien, Finnland, Frankreich,
Polen und Schweden aufgetreten. Landrat Oliver Bär
hatte Karin Wolfrum zuvor als „extrem wortgewaltig“
beschrieben. Sie habe inhaltlich stets den Finger in
die Wunde gelegt und die Positionen der
Landwirtschaft klar vertreten.
Hermann Klug
sei für den gesamten Verband ein stets verlässlicher
Partner gewesen, sagte der oberfränkische
BBV-Präsident Hermann Greif, der Klug als Mann des
Ausgleichs beschrieb, dessen Wort stets Gewicht
hatte. Hermann Klug wurde 1986 zum Ortsobmann von
Isaar in der Gemeinde Töpen gewählt. Von 2003 bis
2022 gehörte er dem Kreisvorstand an, von 2002 bis
2007 war er stellvertretender Kreisobmann, von 2007
bis 2022 Kreisobmann in der Nachfolge von Heinz
Bauer. Er gehörte unter anderem dem
„Landesfachausschuss Nachwachsende Rohstoffe und
Erneuerbare Energien“ an, war Mitglied im
Prüfungsausschuss, im Vorstand des
Rinderzuchtverbandes und in der Jagdgenossenschaft.
Der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif war zuvor
in seiner Rede vor allem mit den
Wasserwirtschaftsämtern hart ins Gericht gegangen.
Durch die Neuabgrenzung der Roten und Gelben
Gebiete, die den Bauern aufgrund zahlreicher
Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden
Flächen erschweren bis praktisch unmöglich machen,
würden viele Landwirte an ihre Existenzgrenzen
gedrückt, sagte er. „Es geht ums Eingemachte“, so
Greif. Nicht selten könnten betroffene Bauern
nachweisen, dass es über Jahrzehnte hinweg leine
Probleme gegeben habe, trotzdem würden sie aufgrund
gemessener Werte an der nächsten Messstelle in
Sippenhaft genommen. „Wir müssen mit dem Blödsinn
aufräumen, der da mit uns gemacht wird, sagte der
BBV-Bezirkschef. Allerdings machte er seinen
Berufskollegen keine Illusion, es könne noch Jahre
dauern, „bis wir aus der Show wieder raus sind“.
Landrat Oliver
Bär pflichtete dem Verbandspräsidenten in Sachen
Rote und gelbe Gebiete bei. Es sei rechtlich wenig
haltbar, aus wenigen Daten eine Verpflichtung für
viele zu machen. Absolut schwer nachvollziehbar sei
es, dass daraus eine Existenzgefahr für jene Bauern
herauskommt, die damit überhaupt nichts zu tun
haben. Bär nannte die Landwirtschaft einen absolut
prägenden Faktor in der Region, die
landwirtschaftlichen Betriebe stünden maßgeblich
dafür, wie sich ein Dort entwickelt. Der Landrat
würdigte auch die Verbundenheit der Bauern zu ihrer
Heimat und bedankte sich bei allen Aktiven, die über
so viele Jahre die Fahne der Landwirtschaft im
Landkreis hoch gehalten hätten.
Die Personen,
die am längsten als Ortsobleute in ihren Dörfern
aktiv waren sind: Rainer Findeiss (Maierhof),
Hannelore Klug (Isaar), Günter Martin (Wurlitz) und
Erika Streitberger (Töpen). Sie alle haben 35 Jahre
lang mitgewirkt. Für 40 Jahre wurden Inge Dötsch aus
Schönlind und Alfred Lottes aus Fleisnitz geehrt. 50
Jahre war Herbert Michl aus Löhmar dabei und 55
Jahre Erika Munzert aus Marlesreuth. Noch aktiv ist
die Ortsbäuerin Gerda Roßberg aus Kautendorf, die
für 40 Jahre geehrt wurde. Alle anderen Ehrungen
erfolgten für 15, 20, 25 und 30 Jahre aktive
Mitgliedschaft. Eine besondere Ehrung gab es für die
ausgeschiedenen Kreisvorstandsmitglieder Roland
Kießling, Uli Köppel, Irene Puchta-Döhler, Christina
Martin-Kleiner, Christine Hohberger-Puff, Rainer
Horn, Klaus-Dieter Bäger und Reinhard Köhler.
Bild: Hohe
Ehrung: Karin Wolfrum wurde zur Ehrenkreisbäuerin
und Hermann Klug zum Ehrenkreisobmann ernannt (von
links): BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif,
stellvertretender Kreisobmann Andreas Wolfrum, Karin
und Reinhard Wolfrum, Hermann und Hannelore Klug,
Bezirksbäuerin Beate Opel, Kreisbäuerin Elke Browa
und Landrat Oliver Bär.
„Denkfabrik für
die Gesellschaft“ / BBV-Präsident Felßner fordert
neues Selbstverständnis für den Bauernstand
Hirschaid.
„Umparken im Kopf“, das fordert der neue
BBV-Präsident Günther Felßner von seinen
Berufskollegen. Dem Verband will er dabei ein völlig
neues Selbstverständnis geben: „Wir sind nicht nur
für die zwei Prozent der Bevölkerung, also für die
Landwirte, da, wir haben vielmehr Zukunftslösungen
für alle Menschen, also für 100 Prozent“, sagt
Felßner bei der Bezirksversammlung des
oberfränkischen Bauernverbandes in Hirschaid.
Die Bauern
müssten nicht zurück in die Mitte der Gesellschaft,
wie es oft zu hören sei, die Bauern sind die Mitte
der Gesellschaft. Was vom Rand kommt seien die
Angriffe, etwa durch Tierrechtsaktivisten, die mit
fragwürdigen Methoden arbeiteten und beispielsweise
in Ställe einbrechen. „Wir liefern die Ideen für die
Bevölkerung, wir sind die Denkfabrik der
Gesellschaft, wir sind Anpacker“, machte er den
Landwirten Mut. Man dürfe die gesellschaftliche
Diskussion nicht denen überlassen, die sich auf der
Straße ankleben und dann nach Thailand fliegen, so
Felßner.
Ob Essen oder
Energie, die Landwirtschaft habe für alles die
Lösung. Deshalb würden die Bauern in Zukunft noch
wichtiger, als in der Vergangenheit. Zumal sich die
Weltbevölkerung innerhalb einer Generation
verdopple, während der Flächenverbrauch immer mehr
zunehme. Mehr Menschen und weniger Fläche: das könne
so nicht weitergehen. Deshalb müsse der Verband weg
von der reinen Lobbyarbeit und stattdessen neue
Ideen entwickeln, die für alle Menschen von
Bedeutung sind. „Raus aus der Opferhaltung und
selbstbewusst auftreten, das muss unsere knallharte
Strategie sein“, so Felßner.
Die Frage, ob
es sinnvoll sei, Fleisch zu essen, beantwortete der
BBV-Präsident mit einem klaren ja. Die gesamte
Wissenschaft komme zu dem Ergebnis, das eine
vielfältige und abwechslungsreiche Ernährung die
beste Ernährung ist. Damit gehörten tierische
Produkte unabdingbar dazu. Felßner räumte dabei auch
mit dem Märchen auf, dass Fleisch und Milch dem
Klima schade. Man könne doch eine Kuh nicht wie ein
Auto mit Auspuff betrachten. Vielmehr sei der
landwirtschaftliche Produktionsprozess CO-2-Neutral.
Zuvor
hatte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif Kritik an
der Politik geübt. Ob Pflanzenschutzreduktion oder
zweifelhafte Aussagen zum nachwachsenden Rohstoff
Holz: „Man fragt sich schon, was sich Politik und
Behörden so ausdenken“, sagte Greif. So gehe es
nicht weiter, für die konventionelle Landwirtschaft
sei die derzeitige Situation ohnehin schon ein
halber Todesstoß.
Bei der
Neuabgrenzung der Roten und Gelben Gebiete, die den
Bauern aufgrund zahlreicher Auflagen das
Wirtschaften auf den betreffenden Flächen erschweren
bis praktisch unmöglich machen, ging Greif mit den
Wasserwirtschaftsämtern hart ins Gericht. „Wir
kämpfen an allen Fronten dagegen“, sagte er. De
Erklärungen des Wasserwirtschaftsamtes nannte er
mitunter stümperhaft. „Da wird manchmal ein wenig
Augenwischerei betrieben“, so Greif. Neben dem
Flächenverbrauch stelle die Neuausweisung der Roten
und Gelben Gebiete auch das größte Problem in den
Landkreisen dar. Mehrere Kreisobmänner berichteten
davon, dass die Wasserwirtschaftsämter gar nicht mit
sich reden lassen, sondern den Bauern gleich
empfehlen, den Klageweg zu beschreiten.
Bei der
Bezirksversammlung wurde die langjährige Kreis-,
Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller aus
Wingersdorf im Landkreis Bamberg zur
Ehrenbezirksbäuerin ernannt. Urkunden erhielten auch
die ausgeschiedenen Kreisobleute Edgar Böhmer
(Bamberg), Heidi Bauersachs (Coburg), Rosi Kraus
(Forchheim), Karin Wolfrum (Hof), Rosa Zehnter
(Kronach), Wilfried Löwinger (Kulmbach) und
Bezirksvorstandsmitglied Peter Schlund (Bamberg).
Bilder:
1. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif,
Bezirksbäuerin Beate Opel (von links) sowie
BBV-Direktor Wilhelm Böhmer und BBV-Präsident
Günther Felßner (von rechts) haben Anneliese Göller
zur Ehrenbezirksbäuerin ernannt.
2.
Ehrung für ausgeschiedene Kreisobmänner und
Kreisbäuerinnen beim BBV Oberfranken (von links):
Peter Schlund, Wilfried Löwinger, Rosa Zehnter,
BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, Karin Wolfrum,
BBV-Präsident Günther Felßner, Edgar Böhmer, Rosi
Kraus, Heidi Bauersachs, Bezirksbäuerin Beate Opel
und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Ökofranken sind
pleite / Insolvenz des
„Vermarktungszusammenschlusses für
ökologisch-regionalen Landbau eG“
Itzgrund. Der Vermarktungszusammenschluss für
ökologisch-regionalen Landbau (Ökofranken) mit Sitz
in Welsberg, Gemeinde Itzgrund im Landkreis Coburg
ist insolvent. Das geht aus einem Schreiben von
Rechtsanwalt Gunther Neef von der Kanzlei
Schwarzrecht in Hof an ein Ökofranken-Mitglied
hervor, das der Redaktion vorliegt. Rechtsanwalt
Neef wurde vom Insolvenzgericht Coburg zum
vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. In dem
Schreiben macht der Anwalt Forderungen der
Insolvenzschuldnerin gegenüber dem Mitglied in
mittlerer fünfstelliger Höhe geltend, die binnen
zwei Wochen zu begleichen seien.
Das Mitglied,
ein Ökolandwirt aus dem Fränkischen, geht fest davon
aus, dass die Rückforderungen keine Grundlage haben.
Er habe schon lange mit der Insolvenz gerechnet, so
der Landwirt. Eigentlich seien die Ökofranken schon
vor zwei Jahren erledigt gewesen. „Die hätten schon
viel früher Insolvenz anmelden müssen.“ Er habe
mittlerweile einen Fachanwalt eingeschaltet, der
auch zahlreiche andere Mitglieder vertritt. Die
Ökofranken eG müsste nachweisen, dass die
Forderungen rechtens sein, was zum größten Teil wohl
nicht der Fall ist. Bestätigt sieht sich das
Mitglied dadurch, dass ein Gericht vor einiger Zeit
die Rückforderungsklage der Ökofranken gegen einen
Mitgliedsbetrieb bereits abgewiesen hatte.
Dem Vernehmen
nach stehen insgesamt Forderungen in Höhe von rund
zwei Millionen Euro im Raum. Wenn Vorstand und
Geschäftsführung kein persönliches Verschulden
nachzuweisen ist, bleiben die Mitglieder in jedem
Fall auf ihren Einlagen sitzen.
Die
Erzeugergemeinschaft Ökofranken war bereits in der
Vergangenheit immer wieder Vorwürfen des
Missmanagements ausgesetzt. Das System hätte so
funktionieren sollen, dass die beteiligten Landwirte
in einem Vermarktungspool einliefern und
entsprechend ihren Lieferungen zunächst
Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten für
Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie
vermarktet werden konnte, bekamen die Landwirte
danach eine Abschlusszahlung. Dabei konnte es
allerdings auch passieren, dass die
Abschlagszahlungen höher waren als die späteren
Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen wurden
Gelder aus den Abschlagszahlungen zurückgefordert.
Das hatte bei den Betroffenen für erheblichen Ärger
gesorgt. Die Verantwortlichen sahen das Hauptproblem
darin, dass die Andienungspflicht nicht konsequent
umgesetzt wurde. Allerdings wurden auch die
Vermarktungspools 2017 und 2018 erst verspätet
aufgelöst, wodurch die Ertragssituation nicht
besser, sondern schlechter wurde.
Vorstand Roland
Schrenker, Landwirt aus Treppendorf bei Hollfeld im
Landkreis Bayreuth, hatte noch vor gut einem Jahr
gegenüber dem Wochenblatt bestätigt, dass rund 120
von den insgesamt 300 Mitgliedern der Gemeinschaft
zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen leisten
sollten. Die Mitglieder zweifelten allerdings schon
damals an, ob die Rückforderungen rechtens und nicht
teilweise längst verjährt sind. Konkret sollten
Mitglieder, die zwischen 2017 und 2020 nicht
geliefert hatten pro zehn Hektar Fläche, für die sie
gezeichnet haben, mit 1500 Euro pro Hektar und Jahr
zur Kasse gebeten werden. Die Ordnungsgelder sollen
nach Ansicht von Mitgliedern allerdings schon damals
eher dazu dienen, eine Insolvenz abzuwenden. „Eine
Insolvenz steht im Raum, wenn es hart auf hart
kommt, wird sie unvermeidbar sein“, sagte ziemlich
genau vor einem Jahr ein Landwirt gegenüber dem
Wochenblatt. Nun ist die Insolvenz also Realität
geworden.
Damals wie
heute sieht der Landwirt, dessen Name der Redaktion
bekannt ist, das Problem hauptsächlich in der Person
des Geschäftsführers, der von Anfang an nicht in der
Lage gewesen sei, seine Aufgaben satzungsgemäß
durchzuführen. „Da sind Geschäfte getätigt worden,
bei denen nichts verdient wurde“, sagt der Landwirt.
Vermutlich sei sogar Vertragsware teuer zugekauft
worden, um Lieferverträge zu erfüllen.
Die Ökofranken
eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern
für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte
nach diversen Ökostandards. Die Genossenschaft
beschäftigte einen hauptamtlichen Geschäftsführer
und einen Mitarbeiter für Büro und Lager.
Torsten
Gunselmann vom BBV Oberfranken bedauert die
Eröffnung des Insolvenzverfahrens. „Wir sind
prinzipiell sehr daran interessiert, dass Landwirte
ihre Produkte bündeln können“, so Gunselmann, der
auch Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für
Qualitätsraps in Oberfranken ist. Gerade der
Ökolandbau sei auf diese Bündler angewiesen. Da sei
die Ökofranken eG schon ein wichtiger Partner
gewesen. Er hoffe nun sehr, dass anderen
Erzeugergemeinschaften nicht auch das Vertrauen
entzogen werde, „nur weil eine Gruppe weniger
Akteure offensichtlich handwerkliche Fehler gemacht
hat“. Gerade die Erzeugergemeinschaften seien ein
wichtiger Baustein.
Vorstand Roland
Schrenker teilte mit, dass er keine Stellung nehmen
könne, bestätigte jedoch, dass ein Beschluss des
Amtsgerichts Coburg vorliege. Über den Inhalt wollte
er zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben.
Insolvenzverwalter Gunther Neef hatte bis zum
Redaktionsschluss nicht auf eine entsprechende
Anfrage geantwortet.
Abenteuer
Afrika: Ein Beruf – Zwei Welten / Erfolgreiches
Partnerschaftstreffen mit Landfrauen aus Kenia –
Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel in Afrika:
„Wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben“
Kulmbach. „Dort
lebt man viel entspannter, da könnte man sich schon
mal eine Scheibe abschneiden“, sagt Beate Opel. Die
Kulmbacher Kreisbäuerin und oberfränkische
Bezirksbäuerin ist vor wenigen Tagen aus Afrika
zurückgekommen. Mit einer achtköpfigen Delegation
bayerischer Landfrauen hatte sie im Rahmen eines
ehrgeizigen Austauschprojektes in einigen Gemeinden
im Westen Kenias Berufskolleginnen besucht. Das
Ganze soll keine Einbahnstraße sein: „Wir wollen
unser Wissen weitergeben und dabei selbst auch etwas
lernen“, so Beate Opel.
Das Projekt
„Internationale Zusammenarbeit“ der bayerischen
Landfrauen, das bereits seit einigen Jahren läuft,
soll vor allem Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Es
gebe bereits einen Interessensverband für
kenianische Landfrauen, in dem junge Frauen
grundlegende Kenntnisse erwerben können. Ziel sei
es, ein nachhaltiges Einkommen zu generieren und
damit die Lebensverhältnisse vor Ort zu verbessern.
Für Beate Opel
war es vor allem ein Blick über den Tellerrand. Auch
dort finde Landwirtschaft statt, allerdings in
anderen Verhältnissen, aber sehr vielseitig
aufgestellt. Die am häufigsten angebaute Frucht sei
der Reis. Aber zum Beispiel auch Bananen spielten
eine große Rolle. Ansonsten gebe es Ackerbau,
Milchvieh und Geflügel. „Wir haben zwar den gleichen
Beruf, leben aber in zwei Welten“, sagt die Kreis-
und Bezirksbäuerin, für die es die erste Reise nach
Afrika war. Mit dabei waren diesmal unter anderem
die neue Landesbäuerin Christine Singer aus dem
Landkreis Garmisch-Partenkirchen, deren beide
Stellvertreterinnen Christine Reitelshöfer aus
Mittelfranken und Christiane Ade aus Schwaben sowie
Projektleiterin Angelika Eberl von der Gesellschaft
„BBV Landfrauen Internationale Zusammenarbeit“.
Seit 2017
bemühen sich Landfrauen in Bayern darum, die
Lebensverhältnisse ihrer Berufskolleginnen in
West-Kenia durch die Förderung neuer Erkenntnisse
und das Anstoßen von Innovationen zu verbessern. Das
Projekt findet unter dem Dach einer Sonderinitiative
des Bundesministeriums für Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung statt und wird von
dort auch gefördert und finanziert. Grundgedanke ist
es, die Ausbildungsmöglichkeiten zu fördern und
damit auch zur Gleichstellung von Frauen innerhalb
der Familien und der Gesellschaft beizutragen.
Kritischen
Stimmen des Afrika-Engagements bayerischer
Landfrauen hält Beate Opel entgegen, dass es doch
nichts schlechtes sein kann, sein Wissen an andere
weiterzugeben. „Auch wir können von den
afrikanischen Bäuerinnen lernen, wenn es
beispielsweise darum geht, unsere Ansprüche ein
wenig zurückzuschrauben.“ Ein Ziel sei durch das
Projekt bereits erreicht worden: In West-Kenia,
genauer in Siaya, Kakamega und Bungoma gibt es
bereits einen Landfrauenverband, die „Woman Farmers
Assoziation of Kenya“. Er organisiert
Weiterbildungen und veranstaltet sogar einen eigenen
Landfrauentag, bei dem sich die Bäuerinnen
untereinander austauschen können. „Wenn sie
erfolgreich sein wollen, müssen sie sich vernetzen,
ehrenamtlich engagieren, untereinander austauschen
und den Kontakt zur Politik suchen“, das legten die
bayerischen Landfrauen ihren kenianischen
Kolleginnen ganz besonders ans Herz.
Sprachliche
Probleme habe es nicht gegeben: Mit ein wenig
englisch komme man gut durch, außerdem war ein
Dolmetscher immer dabei. „Man versteht sich auch so,
schließlich sind wir durch die Landwirtschaft eng
miteinander verbunden.“ Um sich gegenseitig besser
kennen zu lernen, haben die Bayerischen Bäuerinnen
Fotos ihrer Familien und ihrer Betriebe mitgebracht.
So könnten auch die afrikanischen Landfrauen sehen,
wie hierzulande gelebt und gewirtschaftet wird. Was
die Kreis- und Bezirksbäuerin besonders schätzt: die
außergewöhnliche Gastfreundschaft. Bei sämtlichen
Zusammenkünften sei gesungen, getanzt und auch
gebetet worden. Überhaupt sei es ein beeindruckendes
Land, so die Kreis- und Bezirksbäuerin.
Damit das
Projekt nicht zur Einbahnstraße wird, waren vor
Corona auch acht Bäuerinnen aus Afrika zu Gast auf
bayerischen Höfen, konnten hier mitarbeiten und
wertvolle Erfahrungen sammeln. Sie sollen in ihrer
Heimat als Multiplikatoren wirken und ihre
erworbenen Kenntnisse an die Bäuerinnen zuhause
weitergeben. Das Projekt habe gute Chancen,
fortgesetzt zu werden. Auch diesmal werde es wohl
wieder einen Gegenbesuch geben, zeigt sich Beate
Opel optimistisch.
Bilder:
1.Auf
einer Farm trafen sich die bayerischen Landfrauen
mit Berufskolleginnen aus Kenia. Mit dabei war auch
die Kulmbacher Kreis- und oberfränkische
Bezirksbäuerin Beate Opel (7. von rechts).
2. Gruppenbild der Vorstandschaften der Counties
Kakamega, Siaya und Mongoma mit der bayerischen
Landfrauendelegation, darunter Kreis- und
Bezirksbäuerin Beate Opel (sitzend links).
3. Das Leben spielt sich auf der Straße ab: Die
Bananenverkäuferin trafen die bayerischen Landfrauen
in Kenia.
Premium-Qualität aus Süddeutschland /
Vertragsübergabe: Müller Grippe setzt verstärkt auf
Haltungsform 3
Bayreuth.
Für alle Beteiligten war es ein richtungsweisender
Schritt: Die Müller Gruppe setzt künftig bei Rindern
und Jungbullen verstärkt auf die Haltungsform 3.
Dazu wurden am Schlachthof in Bayreuth die
entsprechenden Verträge zwischen Erzeuger, Bündlern
und Vermarktern offiziell übergeben. „Damit setzen
wir künftig auf Premium-Qualität“, sagte Martin
Müller, Geschäftsführer der Müller Fleisch GmbH,
eines der führenden deutschen Unternehmen der
Fleischwirtschaft. Das produzierte Fleisch wird
künftig unter dem Label „Müller´s Landrind ***“
vermarktet.
Die Müller
Gruppe habe sich schon seit langem zur Initiative
Tierwohl bekannt, sagte der Geschäftsführer. Die
aktuellen Vertragsbindungen gelten für die drei
Standorte Birkenfeld bei Pforzheim, Ulm und
Bayreuth. Die nun unter Vertrag stehenden
landwirtschaftlichen Betriebe seien durch die
Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Agrar-
und Lebensmittelwirtschaft (QAL) in Vierkirchen
auditiert.
Mit der
Vertragsbindung honoriere die Müller Gruppe den
zusätzlichen Aufwand der Landwirte für die
Modifikation der betrieblichen Rahmenbedingungen an
die Haltungsform 3. Dazu gehörten unter anderem ein
größeres Platzangebot, ein Laufstall, das Angebot
von Außenklimareizen und die Fütterung ohne
gentechnisch veränderte Organismen. Zusätzlich seien
Qualitätsmerkmale wie Alter, Gewicht, Handelsklassen
und Rassen bei den Mastbullen vorgegeben. Nach den
Worten von Martin Müller sind bereits 50
Landwirtschaftliche Betriebe, im Wesentlichen aus
Bayern und Baden Württemberg mit dabei. Sie
lieferten in einem ersten Schritt jährlich mehr als
8000 Mastbullen. Sämtliche Verträge hätten eine
Laufzeit von ein bis zwei Jahren.
Die Belieferung
erfolge bereits seit Jahresbeginn. Der Müller Gruppe
und den Partnern lägen bereits zahlreiche positive
Rückmeldungen vom Handel in Süddeutschland vor.
Parallel dazu würden die bereits seit längerem
laufenden Jungbullenverträge der Haltungsform 2
beibehalten. Sie hätten nach wie vor ihre
Berechtigung am Markt. Gleichzeitig arbeite die
Müller Gruppe an einer Vermarktungsstrategie bei der
auch weibliche Rinder der Haltungsform 3 einer
besseren Wertschöpfung zugeführt werden.
„Wir wollen mit
diesem Schritt darstellen, dass das Ganze in
Bewegung ist“, sagte Geschäftsführer Sebastian
Brandmeier von der Viehvermarktungsgenossenschaft
Oberbayern-Schwaben. Er sprach von einer für die
Zukunft wegweisenden Entscheidung. Wichtig sei auch,
dass den Betrieben mit den Verträgen eine
Perspektive gegeben wird. Josef Ebert von der
Viehzentrale Südwest sah einen positiven Impuls,
„dass in der Landwirtschaft etwas vorwärts geht“.
Nun müsse man sehen, was der Markt hergibt.
Zur Müller
Gruppe gehören die Unternehmen Müller Fleisch,
Bayreuther Fleisch, Ulmer Fleisch, Ingolstädter
Fleisch sowie Süddeutsches Schweinefleischzentrum.
Bild: Die
Geschäftsführer Sebastian Brandmeier von der
Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben,
Martin Müller von der Müller Fleisch GmbH, Josef
Ebert von der Viehzentrale Südwest und Stefan
Rossmann von der Ulmer Fleisch GmbH (von rechts) bei
der Übergabe der Dreiecksverträge zwischen
Erzeugern, Bündlern und Vermarktern im Bayreuther
Schlachthof.
Bauern fordern
Mehr Toleranz und Wertschätzung / Landwirtschaft in
der Region klagt über hohe Belastungen durch
überzogene Forderungen
Hof.
Umweltvergifter, Luftverpester, Tierquäler: Bauern
sehen sich vielen Vorwürfen ausgesetzt. Kaum eine
Branche steht so im Kreuzfeuer der Kritik, wie die
Landwirtschaft. Doch stimmen die Vorwürfe wirklich?
In einigen wenigen Fällen mag dies zutreffen. Der
weitaus größte Teil der Betriebe steht genau für das
Gegenteil. Denn viele Landwirte in Bayern und auch
im Hofer Land haben pfiffige und auch nachhaltige
Ideen. Sie setzen auf Klimaschutz und Tierwohl, doch
Politik und Gesellschaft stellen dennoch ständig
neue Forderungen. Wie gehen sie damit um?
Auch Landwirte
haben Forderungen an die Gesellschaft. „Die Bauern
fordern vor allem Respekt und Vertrauen. Wir haben
bestmöglich ausgebildete Landwirte, die jeden Tag
unter Beweis stellen, was sie können“, sagt Thomas
Lippert, Geschäftsführer des Bauernverbandes
Hof/Wunsiedel. Allerdings sei die Halbwertszeit
politischer Ziele mit der Lebenswirklichkeit der
Landwirte nicht vereinbar. Richtungsänderung könnten
Landwirte erst mitgehen, wenn Investitionen auch
abbezahlt sind.
„Nachhaltigkeit
und Wirtschaftlichkeit schließen sich im Moment
schon aus“, meint Lippert und macht dies am Beispiel
der Tierhaltung fest: Sie sei die beste Alternative,
um Grünland zu verwerten, wirtschaftlich sei das
derzeit nicht immer. Ganz konkret nennt der
BBV-Geschäftsführer eine Pflichtstillegung von
Ackerland mit dem Flächenfrass nicht vereinbar. Als
große Herausforderungen für die Landwirtschaft
bezeichnet Lippert derzeit die Roten Gebiete in der
Düngeverordnung und den Bau des Süd-Ost-Links.
„Wer fordert
muss auch handeln“, sagt Andreas Wolfrum,
stellvertretender BBV-Kreisobmann aus Döberlitz.
„Möchte ich beispielsweise ausschließlich regionale
Produkte, dann sollte ich auch nur diese kaufen.
Denn damit unterstütze ich die heimische
Landwirtschaft am meisten.“ Lose Forderungen an
Landwirte stellen und letztlich an der Ladenkasse
doch wieder das billigste Produkt kaufen, das helfe
niemandem. Leider entscheide die Regierung derzeit
über die Köpfe der Bauern hinweg, so Wolfrum. Das
beste Beispiel dafür sei die neue Ausweisung der
Roten Gebiete. „Hier wurde wieder an jeder Realität
vorbei entschieden und keine Praktiker mit ins Boot
geholt um von Region zu Region Lösungen zu
erarbeiten“ Wolfrum zufolge schließen sich
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht aus. Im
Gegenteil: sie gingen auf landwirtschaftlichen
Familienbetrieben oft Hand in Hand. Leider brächten
politische Entscheidungen dies oft ins
Ungleichgewicht. „Wir arbeiten in Generationen,
entwickeln und stets weiter. Das wird leider oft
verkannt.“
Gerade die neue
Agrarreform aus Brüssel werde dazu führen das
innerhalb Europas besonders in Deutschland immer
weniger Lebensmittel angebaut werden können. Es
werde auf bestem Ackerland extensiviert. Oft
reichten die Qualitäten des Getreides dann maximal
noch als Tierfutter. Wolfrum: „Lebensmittel kommen
dann zukünftig aus Südamerika. Die Umweltstandards
dort? Fehlanzeige- es gibt keine! Wollen wir das?“
Für Wolfrum das größte Problem: die Bürokratie. „Ich
will Landwirt sein, mich um meine Tiere kümmern.
Meiner Felder und Wiesen nach bestem Wissen
bewirtschaften. Aber bis ich das darf muss ich erst
mal Monate lang Anträge stellen, Kontrollen
vorbereiten und abarbeiten, Programme mit
Düngermengen füllen, weiterbilden und so weiter.“
Für den
Nebenerwerbslandwirt Matthias Knöchel aus
Konradsreuth ist es die grundsätzliche Frage, ob ein
gegenseitiges Fordern von Bauern und Gesellschaft
zielführend ist, oder man nicht doch miteinander
gemeinsam eine Richtung in gewissen Thematiken
einschlagen sollte. Erfreulich wäre es, wenn die
Gesellschaft nicht immer direkt die Landwirte
verurteilt. Ein Wechsel des Blickwinkels, Aussagen
hinterfragen und nicht direkt jede Meldung glauben
und Mitläufer, beziehungsweise Stimmungsmacher sein,
wäre ein guter Anfang, sagt Knöchel.
Gefühlt wisse
jeder besser Bescheid als die vom Staat
ausgebildeten Landwirte. „Aber niemand traut sich zu
fragen warum und wieso machst du das so wie es
gemacht wird.“ Viele Meldungen beruhten nun mal
leider nicht mehr auf einer neutralen
Berichterstattung und schadeten damit auch in großen
Maßen dem Image. Auf im eigenen Land erzeugte
Produkte sollte mehr Wert gelegt werden, zumal diese
Branche auch Wirtschaftsmotor in jeder Region ist
und das Geld vor Ort bleibt.
Die Regierung
sei primär wegweisend durch Gesetze, Maßnahmen und
Förderung. Verbände und Zusammenschlüsse arbeiteten
konstruktiv mit, dass umsetzbare Lösungsansätze
entstehen. Jedoch fruchte dies nicht immer und bei
einem Wechsel der Regierung seien plötzlich ganz
andere Themen wieder wichtig und das bisher gelernte
komplett hinfällig. Knöchel: Die Landwirtschaft ist
so vielfältig, schnelllebig und komplex wie nie:
Boden, Natur, Technik, Niederschlag.“ Selbst
innerhalb eines Landkreises gebe es oft starke
Unterschiede. Die Entscheidungskraft und
Ermessensspielraum sollte wieder etwas weiter in
Richtung der Landwirtschaftsämter vor Ort gerückt
Was man oft hört, dass die Förderung ein „Bonus“ für
gute Landwirte sei, so ist dem nicht. Ohne Förderung
ist die Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit
nicht gegeben.
Auch Knöchel
meint, dass man gleichzeitig nachhaltig und auch
wirtschaftlich produzieren und arbeiten könne. Die
Frage sei aber doch, in welchem Rahmen man das
betrachtet. Bei globalen Märkten habe man
schlichtweg keine Chance, wenn man die höchsten
Qualitäts-, Umwelt- und Tierwohlstandards und
Mindestlohn hat. Dann sei das ausländische Produkt
mit Transport unterm Strich einfach billiger. Hier
sei man schlichtweg nicht auf einem Nenner, „Äpfel
und Birnen kann man nicht vergleichen.“
Knöchel gibt
auch zu bedenken, dass der Landwirt nicht mit einer
40-Stunden-Woche rechnet, sondern das macht, was
gemacht werden muss. Defizite würden durch mehr
Arbeit ausgeglichen, mit einem zweiten Standbein
oder einfach damit, dass man in ein
Anstellungsverhältnis geht und der Betrieb so nicht
weitergeführt wird. Außerdem sei die Bürokratie
mittlerweile nicht praktikabel. Der Landwirt spricht
von „Unmengen an Meldungen und Dokumentation,
teilweise mit Sinn oder nicht“. Auch hier gelte
wieder, wer bezahlt die Mehrarbeit?
In erster Linie
fordert Knöchel von der Bevölkerung mehr Toleranz
und Wertschätzung. „Wir haben Greening und Cross
Compliance erfüllt, das Volksbegehren „Rettet die
Bienen“, Gewässerschutzstreifen angelegt, überall
Schutzgebiete, Verbote und Einschränkungen bei der
Düngung und so weiter. Regelmäßig stellen wir uns
neu auf. „Im Privatgarten aber darf gemacht werden,
was man will. In der Industrie sieht man hinter der
schönen Glasfassade nicht was passiert. Eine
Entschärfung im Ton mancher Leute wäre einfach für
das Gemüt gut.
„Mit Herz und
Hand smart fürs Land“ / Landwirtschaftlicher
Berufswettbewerb auf Kreisebene gestartet
Bayreuth.
Sie sind aktuell die besten Junglandwirte aus den
Landkreisen Bayreuth und Kulmbach: Alexander Gahn
aus Burgkunstadt, der seine Ausbildung auf dem
Betrieb von Gerhard Reif in Gössmannsreuth macht,
Luca Eckert aus Waischenfeld und Nicolas Trapper aus
Peesten. Sie landeten beim landwirtschaftlichen
Berufswettbewerb auf Kreisebene auf den ersten drei
Plätzen. Nachdem sich die ersten sieben von
insgesamt 45 Teilnehmern für den Bezirksentscheid
qualifizierten, dürfen sich auch Rene Hampel aus
Neuenmarkt (4. Platz), Alexandra Winkler aus
Großhaberdorf (5. Platz), Lucas Hirschmann aus
Thurnau (6. Platz) und Alina Sendelbeck aus
Gottsfeld bei Creußen (7. Platz) über ihr
erfolgreiches Abschneiden beim Berufswettbewerb
freuen.
Die
Wettbewerbsaufgaben zeichneten sich auch diesmal
wieder durch Praxisnähe und einen starken Bezug zum
beruflichen Alltag aus. Nachdem er im zweijährigen
Turnus stattfindet und beim letzten Mal
Corona-bedingt ausgefallen war, nahmen diesmal
Absolventen des Berufsgrundschuljahres sowie des
ersten und zweiten Praxisjahres daran teil.
Gefragt
waren fachliche Kenntnisse, handwerkliche
Fertigkeiten, ein gutes Allgemeinwissen, dazu
Sozialkompetenz und Redegewandtheit. Da ging es
beispielsweise um Fragen aus den Bereichen Politik,
Zeitgeschichte, Geographie und Sport. Die Teilnehmer
sollten fünf Disziplinen des
Leichtathletik-Wettkampfes benennen und mussten
wissen, welches Nicht-EU-Land an Deutschland grenzt
(die Schweiz).
Im Praxisteil
sollten sich Auszubildende in der Landwirtschaft mit
Futtermitteln, mit Saatgut und mit einzelnen
Werkstoffen gut auskennen. Auch technisches Geschick
war gefragt, etwa als es darum ging, einen
Flaschenöffner aus Metall herzustellen. Außerdem
lautete eine Aufgabe, den eigenen Betrieb,
beziehungsweise den Lehrbetrieb in Form eines
Kurzreferates vorzustellen.
Der
Berufswettbewerb der Landjugend steht diesmal unter
dem Motto „Mit Herz und Hand – smart fürs Land“.
Bundesweit nehmen daran insgesamt rund 10000,
bayernweit rund 2000 junge Nachwuchskräfte im Alter
teil und stellen ihr berufliches Wissen und
praktisches Können unter Beweis. In Bayern findet
der Wettbewerb an 45 Schulstandorten statt.
Ziel ist es,
aufzuzeigen, dass die Ausbildung in einem Grünen
Beruf das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft
ist und Perspektiven zur Mitgestaltung eröffnet.
„Wer hier sein Können unter Beweis stellt, kann
nicht nur beim Berufswettbewerb punkten, sondern
schafft sich auch für das spätere Berufsleben beste
Grundlagen und ein berufliches Netzwerk mit
Gleichgesinnten“, heißt es von Seiten des
Bauernverbandes.
Im
Zuge der Corona-Lockdowns seien die Leistungen der
heimischen Landwirtschaft wieder mehr ins
öffentliche Bewusstsein gerückt, sagte der
Bayreuther Landrat Florian Wiedemann. Der Wettbewerb
soll dazu beitragen, der Öffentlichkeit vor Augen zu
führen, welche interessante und abwechslungsreiche
Berufe der Wirtschaftszweig Landwirtschaft zu bieten
habe, so Bayreuths 3. Bürgermeister Stefan Schuh.
„Der Wettbewerb ist auch ein stückweit Werbung für
unseren bäuerlichen Berufsstand“, sagte die
oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel. Sie
schrieb den jungen Leuten ins Stammbuch: „Ihr seid
die Zukunft, lasst uns gemeinsam den Bauernstand
hochhalten.“
Für die besten
jungen Frauen und Männer auf Kreisebene geht es am
28. März beim Bezirksentscheid weiter. Die
Bezirkssieger treffen sich am 3. und 4. Mai in
Weiden in der Oberpfalz zum Landesentscheid. Die
Entscheidung, wer zu Deutschlands Besten in den
Sparten Landwirtschaft, und Hauswirtschaft gehört,
fällt vom 19. bis 23. Juni 2023 in Echem in
Niedersachsen.
Bilder:
1. Eingerahmt von der Gratulanten präsentierten die
sieben Erstplatzierten ihre Urkunden. Alle sieben
nehmen Ende März am oberfränkischen Bezirksentscheid
teil.
2. - 4. Beim Landwirtschaftlichen Berufswettbewerb
war auch jede Menge technisches Geschick gefragt.
Himmelkron.
Oberfrankens Teichwirte klagen über immense Schäden
durch eine extrem angestiegene Fischotterpopulation.
„Wir können unsere Fische doch nicht als Vogelfutter
entwerten lassen“, sagte der Vorsitzende Dr. Peter
Thoma aus Thiersheim bei der Jahreshauptversammlung
der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron.
Er hatte einen seiner Teiche eigens für die
Eröffnung der Karpfensaison im September mit rund
100 Karpfen besetzt, fünf davon hatten die
Fischotter übrig gelassen. Ein Grund dafür, dass dem
bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder damals
bei den Eröffnungsfeierlichkeiten Schweineschäufele
statt Karpfen serviert werden musste, was bayernweit
für Aufsehen gesorgt hatte.
Notfalls müsse
man seine Teiche auch mal leer lassen, schlug Thoma
vor. Vielleicht könne man so der Bevölkerung klar
vor Augen führen, wie wichtig eine funktionierende
Teichwirtschaft ist. Wo sollten Frösche oder
Insekten hin, wenn es keine Uferrandstreifen mehr
gibt, sagte er. „Wir erwarten von der Regierung,
dass sie reagiert, wenn Gefahr in Verzug ist“, so
der oberfränkische Bauernverbandspräsident Hermann
Greif. Es könne nicht angehen, dass man derartige
Beutegreifer kommen und überhand nehmen lässt und
erst dann etwas unternimmt, wenn das Kind in den
Brunnen gefallen ist. Greif: „Wenn wir das nicht
endlich begreifen, dann war es das mit dem Kulturgut
Teich“.
„Die Zeit
drängt“, warnte auch Alexander Horn,
Fischotterberater für das östliche Oberfranken und
die nördliche Oberpfalz. Er ging davon aus, dass der
Otter die Teichwirte noch einige Zeit im Atem halten
werde. Alexander Horn wies aber auch darauf hin,
dass der Fischotter kein bayerisches und auch kein
deutsches, sondern ein internationales Problem ist.
Deshalb bedürfe es einer internationalen
Zusammenarbeit, um das Problem zu lösen.
Auch die
anderen Beutegreifer seien noch nicht vom Tisch,
sagte Vorsitzender Thoma. Vor allem beim
Silberreiher stelle man zunehmende Populationen
fest. Weniger Probleme mache dagegen im Moment der
Kormoran. Einiges getan habe sich auch beim Biber.
Nicht sein dürfe es allerdings, dass neue
Naturschutzgebiete wie derzeit in Nassanger bei
Trieb im Landkreis Lichtenfels ausgewiesen werden
sollen, in denen ein generelles Jagdverbot herrscht.
Im Falle der Ausweisung rechnen wird dort über kurz
oder lang mit neuen Brutkolonien des Kormoran.“
Doch
auch über die Problematik durch den Fischotter
hinaus hat es die Teichwirtschaft derzeit gerade
nicht leicht. Geschäftsführer Otto Norbert Grußka
musste berichten, dass zwei Teichbetriebe im
zurückliegenden Jahr wegen Wassermangels aufgegeben
haben. Der Wassermangel werde uns in den kommenden
Jahren noch verstärkt treffen, sagte er. „Wir
steuern dabei auf Verhältnisse zu, wie im Libanon“,
so Grußka. Ein weiterer Betrieb hatte wegen der
ebenfalls zunehmenden Starkregenereignisse einen
Totalschaden erlitten.
Bei der Politik
sei die Problematik längst angekommen, versicherte
Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU
im Bayerischen Landtag. „Wir brauchen einen
rechtssicheren Beschluss, dass der Fischotter
ebenfalls erlegt werden kann“, sagte er. Hintergrund
sei, dass die Naturschutzverbände bereits Klage
gegen eine solche Entscheidung angekündigt hatte. Es
werde kein Weg daran vorbeiführen, den Fischotter zu
dezimieren, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
Bei 650 Fischotterpärchen in der Region würden die
Fischereibestände weiter geplündert. Man dürfe sich
nicht von angeblichen städtischen Eliten
vorschreiben lassen, was zu tun ist, sagte der
Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner.
Teichwirtschaft bedeute nicht nur die Erzeugung
gesunder Lebensmittel, sondern auch einen wichtiger
Beitrag zu Ökologie und Artenschutz.
Bei den
turnusmäßigen Neuwahlen der Teichgenossenschaft
wurde der Vorsitzende Dr. Peter Thoma einstimmig für
weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Neuer
Stellvertreter ist der Forellenteichwirt Michael
Gahn aus Neustadt bei Coburg. Weiterer
Stellvertreter bleibt Karl-Peter Schwegel aus
Wüstenstein. Geschäftsführer ist Otto Norbert Grußka
aus Rödental. Zu Beiräten wurden für die kommenden
vier Jahre gewählt: Gerhard Rudolf (für den
Landkreis Bamberg), Karl-Heinz Herzing (Bayreuth),
Martin Heilmann (Forchheim), Christian Holoch
(Kronach), Edwin Hartmann (Kulmbach), Alexander
Krappmann (Lichtenfels) und Roland Medick
(Wunsiedel). Die Stelle des Beirats für den
Landkreis Coburg bleibt unbesetzt. Kassenprüfer sind
Simon Abt aus Hirschaid und Alfred Rippl aus
Thiersheim.
Eine besondere
Würdigung erfuhr der nicht mehr zur Wahl angetretene
Manfred Popp aus Benk (72), der sich seit
Jahrzehnten mit vollem Einsatz um die
Teichwirtschaft verdient gemacht hatte. Popp war
unter anderem Betriebsleiter der Lehranstalt für
Fischerei in Aufseß, er war in der
Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken tätig
und hatte selbst mehrere Teiche bewirtschaftet.
Bilder:
1.Glückwünsche
zur wieder-, beziehungsweise Neuwahl: der
Landtagsabgeordnete und agrarpolitische Sprecher der
CSU-Fraktion im Landtag Martin Schöffel (rechts)
wünschte dem Vorsitzenden Dr. Peter Thoma und seinen
beiden Stellvertretern Karl-Peter Schwegel und
Michael Gahn alles Gute für die nächsten vier Jahre.
2.Der
Vorsitzende Dr. Peter Thomas und sein Stellvertreter
Karl-Peter Schwegel ehrten Manfred Popp (von links)
für seinen jahrzehntelangen Einsatz um die
Teichwirtschaft in Oberfranken.
„Landfrauen
stehen ihren Mann“ / Landfrauen fordern verlässliche
und realistisch Rahmenbedingungen für die
Landwirtschaft der Zukunft
„Mit
uns leben die Dörfer“, lautet in diesem Jahr das
Motto der Landfrauenarbeit im Bayerischen
Bauernverband. Mit Kathrin Riedel vom Amt für
ländliche Entwicklung Oberfranken hatten sich die
Landfrauen dabei eine Expertin eingeladen, die für
zahlreiche Projekte in den Dörfern des Bayreuther
Landes zuständig ist.
Bayreuth. „Wir
sorgen für ein schönes Dorf“, sagte Kreisbäuerin
Angelika Seyferth und machte damit
unmissverständlich klar, dass die Landfrauen so wie
niemand anders für das Jahresmotto stehen. Die
Landfrauen seien es, die entscheidend dazu
beitragen, dass Tradition und Brauchtum erhalten
bleiben und somit Leben in den Dörfern herrscht. Vom
Gemeinderat über die Feuerwehr bis hin zur
Landjugend: „Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig“,
sagte sie. Doch auch auf den Höfen und Betrieben
stünden die Landfrauen ihren Mann. Zumal mit den
Landfrauen nicht nur die Dörfer, sondern auch die
Städte lebten, denn schließlich seien es die
Landwirte, die hochwertige Lebensmittel erzeugten
und die in den Discountern für volle Regale sorgten.
Der Blick in
die Zukunft fiel allerdings weniger optimistisch
aus. „Landwirtschaft wird es in Zukunft mit
Sicherheit auch noch geben, die Frage ist nur wie
und wo“, so Angelika Seyferth. Gestiegene
Betriebskosten, immer mehr Auflagen und
Reglementierungen und immer höhere Anforderungen an
Tierwohl und Umweltschutz: „Immer mehr Betriebe
geben auf und schließen ihre Hoftore für immer“,
sagte die Kreisbäuerin. Wenn aber Rindfleisch aus
Argentinien und Schweinefleisch aus China importiert
werden müssten, dann frage dort niemand mehr nach
Haltungsbedingungen.
„Was wir
brauchen sind verlässliche und auch realistische
Rahmenbedingungen“, so Angelika Seyferth. Auch
auskömmliche Preise seien notwendig, denn „vom
Draufzahlen können auch wir nicht leben“. Nur wenn
diese Forderungen erfüllt werden können, dann werde
auch die nächste Generation noch sagen können: „Mit
uns leben die Dörfer“.
Kathrin Riedel,
als Abteilungsleisterin vom Amt für Ländliche
Entwicklung für die Landkreise Bayreuth, Hof,
Kulmbach und Wunsiedel zuständig, kümmert sich
ebenfalls um die Fortentwicklung lebendiger Dörfer.
„Ziel unserer Arbeit ist die Förderung und Sicherung
gleichwertiger Lebensverhältnisse in den ländlichen
Regionen“, sagte sie.
Doch
was machen lebendige und vitale Dörfer aus? Die
Referentin sprach unter anderem von Nahversorgern,
Handwerksbetrieben Bäckereien und Metzgereien,
Freizeitanlagen, einer intakten Natur und auch von
Landwirten in den Dörfern. Von den rund 350
Projekten, die aktuell bearbeitet werden, entfielen
über 100 auf den Landkreis Bayreuth. „Damit ist
Bayreuth ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit“, so
die Abteilungsleiterin. Ziel der meisten Projekte
sei es, wieder Leben ins Dorf zu bringen.
Dazu komme
außerdem die klassische Flurbereinigung. „Hier
wollen wird die Landwirte behutsam unterstützten.“.
Flurbereinigung beruhe dabei stets auf
Freiwilligkeit. Das Image, dass wir mit eiserner
Hand durch die Flur gehen, stimme schon lange nicht
mehr.“ Das Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken
hat seinen Sitz in Bamberg und ist eines von sieben
derartigen Ämtern in Bayern. Im zurückliegenden Jahr
wurden nach den Worten von Kathrin Riedel rund 28
Millionen Euro an die verschiedensten Projekte
ausbezahlt.
Der
Landfrauentag wurde in diesem Jahr wieder einmal mit
einer ökumenischen Andacht eröffnet. Passend zum
Lichtmesstag hatten sich der evangelische Pfarrer
Christian Parchent aus Lindenhardt und der
katholische Diakon Roland Huppmann von der Pfarrei
Heilig Kreuz des Themas „Licht“ angenommen. Mit
vielen Dutzend kleinen Kerzen visualisierten die
Landfrauen das Thema kreativ und brachten das Licht
stimmungsvoll von Tisch zu Tisch, so dass in der
Tierzuchtklause die passende festliche Stimmung
entstanden war.
Bilder:
1.„Licht
der Liebe, Lebenslicht“: Der Bayreuther
Landfrauenchor umrahmte die ökumenische Andacht beim
Landfrauenchor.
2.Der
stellvertretende Kreisobmann Harald Galster, die
stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt (von
links) und Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts)
bedankten sich bei Kathrin Riedel die den Landfrauen
einen Einblick in die Arbeit des Amtes für ländliche
Entwicklung gegeben hatte.
Milchpreis
unter Druck / „Zuerst wird an Lebensmittel gespart“:
Gestiegene Kosten fressen Mehreinnahmen auf –
Verteuerung im Supermarkt für Landwirte nicht
nachvollziehbar
Kulmbach. Noch
nie war der Milchpreis so hoch, wie zum Jahresende
2022. Der durchschnittliche Auszahlungspreis lag bei
mindestens 60 Cent pro Kilogramm Milch. Im Dezember
2019 waren es noch 34 Cent. Doch für die Bauern ist
das Rekordhoch alles andere als ein Grund zum
Jubeln. Zum einen fressen die Kosten die
Mehreinnahmen auf, zum anderen ist der Preis schon
wieder im Sinken.
Mit 60 Cent,
vereinzelt sogar noch darüber, war ein Niveau
erreicht, das man noch vor wenigen Jahren für völlig
unmöglich gehalten hätte. Grund dafür war, dass die
Milchmenge auf dem Markt kontinuierlich abgenommen
hatte, unter anderem deshalb, weil viele Betriebe
ihre Hoftore für immer zusperrten. Bis vor wenigen
Jahren war dagegen noch zu viel Milch am Markt. Dazu
kommt, dass vor allem die Nachfrage nach Milchpulver
und Butter auf dem Weltmarkt enorm gestiegen war.
„Der
Milchpreis ist zur Zeit auf einen Rekordhoch und
unsere Milchbauern können ihre sehr hohen Kosten bei
Energie, Treibstoff, Futtermitteln und bei den
Maschinenkosten gut kompensieren“, sagt der
Kulmbacher Kreisobmann des Bauernverbandes Harald
Peetz aus Himmelkron. Der Preisanstieg kommt seiner
Meinung nach, weil eine geringe verfügbare Menge auf
gestiegene Nachfrage nach Milchprodukten und Käse
vor allem aus Asien getroffen ist. Natürlich spiele
auch der Krieg in der Ukraine und die dadurch zurück
gegangene Milchproduktion in dem wichtigen Agrarland
eine Rolle.
„Ich bin zwar
kein Hellseher aber meiner Meinung nach hat der
Milchpreis seinen Höchststand erreicht,
beziehungsweise überschritten und wird wieder
sinken“, so Harald Peetz. Erste Anzeichen seien
schon zu sehen. Der Preis für Milch auf dem
Spotmarkt, das ist Milch die nicht mit Verträgen an
Molkereien gebunden ist, stehe jetzt schon nur noch
bei 40 Cent, dem Preisniveau vor dem Anstieg. Auch
würden jetzt schon vom Lebensmitteleinzelhandel neue
Verträge nur noch zu geringeren Preisen gemacht, vor
allem bei der weißen Linie, also bei Frischmilch und
Jogurt. Bei Käse gebe es dagegen meist
längerfristige Lieferverträge, da komme der
Preisrückgang etwas später aber er werde auch dort
kommen.
„Die Bauern
haben natürlich durch die hohen Milchpreise eine gut
Einnahme und haben auch die Produktion gesteigert,
aber auf der anderen Seite stehen die hohen Kosten
die sie tragen müssen, dadurch wird mehr Geld
umgesetzt und das Risiko für den einzelnen Betrieb
steigt“, so Kreisobmann Peetz. Es sei leider auch zu
erwarten, dass bei wieder sinkenden Milchpreisen die
Ausgaben der Betriebe für Energie, Diesel,
Futtermittel und dergleichen nicht zurückgehen. „Im
Gegenteil, sie werden weiter steigen, so dass sich
die Lage für die Betriebe sehr schnell ins Negative
umkehren kann.“
Schon vor dem
Milchpreisanstieg habe eine große Zahl an
Kuhbetrieben vor der Aufgabe ihrer Produktion
gestanden. Das sei durch den guten Milchpreis nur
etwas verschoben worden. „Ich bin mir sicher, dass
sobald der Milchpreis wieder sinkt, das Zusperren
der Ställe weiter gehen wird. Das habe aber vor
allem seinen Ausgangspunkt bei den übertriebenen und
einseitigen Auflagen und Anforderungen an die
Betriebe in Deutschland. Es habe auch etwas mit der
Akzeptanz und der Wertschätzung der Landwirte in der
Gesellschaft zu tun: „Wer viele Stunden hart
arbeitet und für die Versorgungssicherheit der
Bürger auf Freizeit und Urlaub für das Wohl seiner
Tiere verzichtet und dann als Tierquäler,
Umweltvergifter oder Klimakiller dargestellt wird,
dem ist nicht zu verdenken wenn er keine Lust mehr
hat.“
Norbert
Erhardt, Milchviehhalter aus Motschenbach bei
Mainleus (Bild links), bestätigt ebenfalls, dass der
Milchpreis bereits wieder sinkt. Der Milchpreis
werde aber auch „runter geredet“ weil seiner Ansicht
nach gewisse Gewerke zu wenig daran verdienen.
Erhardt gibt zu bedenken, dass Angebot und Nachfrage
den Preis regeln. Milch sei nicht viel auf den
Markt, schließlich hörten immer mehr
Milchviehbetriebe auf, weil sie keine Aussicht
sehen, wie sie die ganzen Auflagen, Stichwort
Tierwohl, erfüllen sollen. Neu investieren sei für
die meisten unmöglich.
Durch die
gestiegenen Kosten von Gas, Öl, Diesel, Kraftfutter,
Strom, Lohnkosten für Reparaturen, Ersatzteile und
den dreifach gestiegen Düngerpreisen bleibe von den
„Rekordpreis“ nicht viel übrig. Wären die
aufgeführten Posten beim „normalen Preis“ geblieben,
hätten die Landwirte etwas verdient. „Derzeit geht
es aber ziemlich null auf null.“ Was die Bio-Schiene
angeht entscheide der Verbraucher. Wenn das andere
Produkt billiger ist, werde eben kein Bio gekauft.
Da alles andere, vor allem die Energiekosten, teurer
geworden ist, wird seiner Meinung nach zuerst an den
Lebensmittel gespart.
„Der
Milchpreis ist bei uns noch stabil“, sagt Hermann
Grampp (Bild rechts) aus Melkendorf. Der 54-Jährige
bewirtschaftet seinen Betrieb nach den Kriterien des
Bioland-Anbauverbandes. Grund dafür ist, dass die
Molkerei Coburg die Milch als Käse veredelt.
„Dadurch sind wir den Schwankungen am Milchmarkt
weniger stark ausgesetzt.“ Nachteil sei es aber,
dass die vergangenen Preissteigerungen bei der Milch
immer erst einige Monate später an die Bauern
weitergegeben werden konnten, als bei Milchhöfen,
die sich stärker auf nicht veredelte Milchprodukte
konzentrieren. Ob der Milchpreis weiterhin stabil
bleibt ist nach den Worten von Hermann Grampp
fraglich. Für die kommenden Monate erwartet er
leicht sinkende Milchpreise, da es zurzeit eine
steigende Milchproduktion gibt.
Erhöht hätten
sich die Preise deshalb, weil neben der allgemeinen
Inflation die Nachfrage nach Milch europaweit
gesehen um rund vier Prozent größer war, als das
Angebot. Das Angebot habe nicht mit der Nachfrage
mithalten können, da steigende Produktionskosten den
Landwirten zu schaffen machen. Das sei auch der
Grund, warum die Bauern recht wenig von dem
gestiegenen Milchpreis haben, weil eben die
Produktionsausgaben so stark gestiegen sind. Die
enormen Preissteigerungen für Milchprodukte im
Supermarkt seien für uns Landwirte aber nicht ganz
nachvollziehbar, da sich der Preis mancher Produkte
oft verdoppelt hat. „Wir als Milchlieferant haben
für unsere Milch hingegen nur eine Erhöhung von
zirka ein Drittel bekommen.
Stark
rückläufig sei der Absatz mit Biomilch, weil es das
Einkommen des Verbrauchers oft nicht mehr zulässt,
Bio-Produkte zu kaufen. Der schlechtere Absatz von
Bio-Produkten habe dazu geführt, dass die
Erzeugerpreise von Biomilch und konventioneller
Milch jetzt oft gleich hoch sind. „Wir als
Biomilch-Erzeuger haben jetzt nur noch einen
Preisunterschied von vier Cent zur konventionellen
Milch und bei anderen Milchhöfen ist es oft noch
weniger.“
Info:
Der Grundpreis
der Milch bezieht sich in allen Regionen
Deutschlands, auf einen Fettgehalt von 4,0 Prozent
und einen Eiweißgehalt von 3,4 Prozent. Jede
Molkerei hat aufgrund ihrer Struktur ihren „eigenen
Milchpreis“, saisonal und regional schwankend. Der
Milchpreis wird in Cent je Kilogramm berechnet. Der
Umrechnungsfaktor von Liter zu Kilogramm beträgt
1,03. Ein Liter Milch entspricht somit 1,03
Kilogramm. Wie viel Geld ein Bauer für seine Milch
genau bekommt, hängt von der gelieferten
Rohmilchmenge, vom Fett- und Eiweißgehalt der
Rohmilch und von weiteren Qualitätsmerkmalen wie der
Keimzahl, der Zellzahl und den enthaltenden
Hemmstoffen der Rohmilch ab.
Emotionen,
Eye-Catcher und Aha-Erlebnisse / Oberfränkischer
Direktvermarktertag: Marketing im Focus
Trieb.
„Das Auge isst immer mit.“ Das sagt Daniel
Kükenhöhner, vom Planungsbüro Petzinger aus München.
Er berät inhabergeführte Hofläden, Bioläden,
Unverpackt-Läden und Reformhäuser über alles, was
mit Warenpräsentation und Marketing zu tun hat. Beim
Oberfränkischen Direktvermarktertag in Trieb bei
Lichtenfels gab er den exakt 55 Teilnehmern aus
allen Teilen des Regierungsbezirks wertvolle Tipps
dazu, wie sie erfolgreicher auftreten und sich gegen
die scheinbar übermächtige Konkurrenz des
Lebensmitteleinzelhandels behaupten können.
Obwohl, gerade
von den Supermärkten und Discountern könnten die
landwirtschaftlichen Direktvermarkter auch lernen.
Denn viele Tipps, die der Referent den
(potentiellen) Direktvermarktern mit auf dem Weg
gab, sind von den „Großen“ längst erfolgreiche
umgesetzt worden. Doch s manches, was der kleine
Hofladen kann, geht beim Discounter eben nicht,
denn, so Daniel Kükenhöhner: „Auch in einem kleinen
Laden kann man eine Erlebniswelt aufbauen.“
Kunden würden
nicht nur Produkte, sondern auch Emotionen und
Geschichten kaufen. Gerade da habe die
Landwirtschaft viel zu erzählen. „Schaffen die ein
Aha-Erlebnis“, appellierte Kükenhöhner an die
Bauern. „Stellen sie ihre Arbeit realistisch dar,
zeigen sie, was sie tun und lassen sie die Kunden
daran teilhaben.“
Im Idealfall „shoppen“
die Kunden Lebensmittel, so wie sie Kleidung oder
Elektronikartikel „shoppen“. Doch erst einmal muss
man die Kunden in den Laden bekommen. Kreative
Hinweisschilder, ein einheitlich aufeinander
abgestimmtes Design, Wareninszenierungen schon vor
der Ladentür, das alles gehört dazu. Was die
Inszenierung angeht, so stellen für den Fachmann der
Ladenbau und die richtige Beleuchtung das A und dar.
Ladenbau sei wie Kulissenbau, man schafft eine Bühne
für die Inszenierung der Ware.
Die regale
seien dabei nicht so wichtig sagte Daniel
Kükenhöhner, der eigentlich gelernter Schreiner ist.
Von Ikea sollten sie nicht unbedingt sein, denn das
passe nicht zur Philosophie eines Hofladens.
Ansonsten aber seien Beleuchtung, Konzept und
Strategie viel wichtiger. Und natürlich Kreativität.
Ein alter, schön restaurierter Traktor sei als
Eyecatcher beispielsweise hervorragend geeignet.
Wenn sich Kinder dann auch noch draufsetzen dürfen,
von den Eltern fotografiert werden und die Bilder in
den sozialen Medien wieder auftauchen, dann könne
dem Hofladenbetreiber nichts Besseres passieren.
Was
einen Hofladen noch nach vorne bringen kann? Nach
den Worten von Daniel Kükenhöhner könnten das
Aktionen, Workshops, Vorträge, Veranstaltungen,
Events und Sponsoring-Maßnahmen sein. „Warum nicht
mal das Buffet für den Elternabend liefern, wenn man
dafür ganz kurz seinen Laden vorstellen kann“, so
der Referent. Hilfreich könnten auch verschiedene
Kooperationen sein, etwa wenn der Imker einmal im
Monat einen Vormittag lang in den Laden kommt und
seine Produkte persönlich vorstellt.
Noch einen
wichtigen Tipp hatte der Referent für alle Betreiber
von Hofläden, die gleichzeitig auch Warenautomaten
vorhalten: „Schalten sie zu den Ladenöffnungszeiten
die Automaten einfach aus, sonst kommt der Kunde
erst gar nicht in den Laden rein.“
„Wichtig bei
der Werbung für Direktvermarkter ist die Überlegung
vorher, denn Positionierung ist die Basis allen
Marketings“, so Praktikerin Marion Deinlein aus
Hollfeld von der Initiative „HeimatEntwickler
Oberfranken“. Dabei sollte man sich immer wieder die
Frage stellen: „An welche Zielgruppe will ich mich
richten?“ Bei Werbemaßnahmen sei es ratsam, nicht
nach dem Gießkannenprinzip zu werben, sondern
zielgerichtet die Personen anzusprechen, die man
erreichen will. Idealerweise auch dort, wo man sie
antrifft , zum Beispiel bei Familien mit Kindern in
Kitas. Wichtig sei es auch, die eigene
Positionierung immer zu überdenken und sich selbst
immer wieder Fragen zu stellen: Wer bin ich? Was
mache ich? Was ist mir wichtig? Was haben andere
davon, dass es mich und mein Produkt gibt? Eine ganz
wichtige Rolle spiele auch das „Storytelling“: „Die
Leute wollen auch immer die Geschichte und die
Menschen hinter den Produkten kennenlernen.“
Zuvor hatte
Sophia Gossner von der Bayerischen Landesanstalt für
Landwirtschaft die gesetzlichen Anforderungen in
Sachen Verpackung vorgestellt. Mit dem Ziel, die
Umwelt zu schützen, einen fairen Wettbewerb zu
fördern und vor allem den Anteil von Mikroplastik
aus den Weltmeeren einzudämmen, gibt es da auch für
Betreiber von Hofläden viele neue Gesetze und
Auflagen zu beachten. Ob Registrierungspflicht oder
Datenmeldepflicht: „Nehmen sie die Vorgaben wirklich
ernst“, riet die Sprechern allen Hofladenbetreibern.
Verpackungen seien aber auch die Visitenkarte eines
jeden Unternehmens und hier könne jeder
Direktvermarkter beim Verbraucher punkten.
Bilder:
1. Behördenleiter Harald Weber und Simone Vetter vom
Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach konnten zum
Oberfränkischen Direktvermarktertag Daniel
Kükenhöhner (von rechts) vom Planungsbüro Petzinger
aus München begrüßen, das sich auf die Beratung von
Hofläden spezialisiert hat.
2. Sie kümmern sich um die Direktvermarkter in
Oberfranken (von links): Simone Vetter (Coburg),
Tina Langenscheidt (Kulmbach), Marcel Lortz
(Bamberg) und Andrea Eckl (Bayreuth-Münchberg).
Preise
galoppieren davon – Immer mehr Bauern schließen ihre
Hoftore für immer / Dramatische Entwicklung im
Bayreuther Land war Thema beim Betzensteiner
Bauerntag
Betzenstein.
Wie kann das Landwirtschaftsamt die Bauern am besten
unterstützten? Beim Bauerntag in Betzenstein
(Landkreis Bayreuth)
warf
der neue Chef des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg,
Michael Schmidt, die Frage in die Runde und die
Antwort war eindeutig: Indem es bei der Gesellschaft
mehr Verständnis für die Landbewirtschaftung und die
Nutztierhaltung weckt.
Michael Schmidt
war nach Betzenstein, dem südlichsten Bereich seines
Amtsgebietes, gekommen, um sich und die Arbeit der
Behörde vorzustellen. Schnell kamen die Bauern in
der Diskussion darauf, dass die Gesellschaft den
Bezug zur Landwirtschaft nahezu gänzlich verloren
hat. „Wir müssen rein in die Schulen“, war man sich
einig. Lehrer sollten Praktika auf Bauernhöfen
machen, um mit der Praxis konfrontiert zu werden.
Ganz so einfach sei das freilich nicht, wusste
Kreisbäuerin Angelika Seyferth zu berichten. Ihrer
Bemühungen hatten ergeben, dass nur ganz wenige
Schulen über entsprechende Möglichkeiten und
Angebote Bescheid wüssten. Gleichwohl sei es
unverzichtbar, das Thema in die Schulen zu tragen.
Zuvor hatte
Kreisobmann Karl Lappe beklagt, dass derzeit so
viele Betriebe aufhören. Aufgrund der extrem
schlechten Lage für Schweinehalter hätten gleich
mehrere große Betriebe aus dem Landkreis Bayreuth
aufgegeben. „Es tut schon weh, wenn der
Lebensmitteleinzelhandel mit Schäufele wirbt und
gleichzeitig riesige Betriebe im Ausland aufkauft,
während wir uns hier mit allen möglichen Auflagen
herumschlagen müssen“, sagte Lappe dazu. Doch damit
nicht genug. Obwohl mit der Milchviehhaltung derzeit
gute Preise zu erzielen seien, hörten ebenfalls
viele Bauern auf, weil ihnen die Kosten davon
galoppierten. „Viele Bauern treiben derzeit große
Sorgen um“, so Lappe.
Amtschef
Michael Schmidt konnte die Aussagen des Kreisobmanns
nur bestätigen. Während es 2016 noch 293
Schweinemäster im Landkreis Bayreuth gegeben habe,
sind es aktuell nur noch 184. Das bedeutet: In gut
sechs Jahren hätten über 100 Betriebe ihre Hoftore
für immer geschlossen. Oberfrankenweit seien die
Zahlen noch dramatischer: 2016 waren es noch rund
1800 Schweinebauern, aktuell sind es 1100.
Der
Behördenleiter appellierte trotz allem an die
Landwirte, nicht zu verzweifeln, sondern den Wandel
anzunehmen und zu versuchen damit umzugehen. „Es
wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht
wird“, sagte er. Und weiter: „Manchmal sind die
Emotionen höher als die Betroffenheit.
Michael Schmidt
steht seit 1. Oktober als Nachfolger von Georg
Dumpert an der Spitze des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg. Das
Amt ist für die drei Landkreise Bayreuth, Hof und
Wunsiedel zuständig, hat gut 150 Mitarbeiter und ist
Ansprechpartner für rund 3300 Betriebe. Zwei Drittel
davon werden im Nebenerwerb geführt. Michael Schmidt
war zuletzt als Bereichsleiter Forst beim
Landwirtschaftsamt in Kulmbach tätig. Zuvor
bekleidete der 45-Jährige verschiedene Stationen
unter anderem im Bayerischen
Landwirtschaftsministerium und in der Staatskanzlei.
Er hatte er Forstwissenschaften studiert und an der
TU München über Holzbau promoviert. Geboren wurde
Michael Schmidt in Bayreuth, aufgewachsen ist er in
Stadtsteinach im Kulmbacher Land.
Für das
Bayreuther Land ist Landrat Florian Wiedemann
zuständig. „Bayreuther Land“ heißt auch die
Dachmarke, die unter dem Dach des Landratsamtes vor
einigen Jahren gegründet wurde und die seitdem eine
echte Erfolgsgeschichte hinter sich hat. Ziel ist es
beim Verbraucher das Bewusstsein für regionale
Lebensmittel zu schaffen und den Erzeugern
tatkräftig bei der Vermarktung zu helfen. So gibt es
in einem neuen Edeka-Markt in der Stadt Bayreuth
einen „Laden im Laden“ nur mit Produkten aus dem
„Bayreuther Land“, ein weiterer derartiger Laden ist
bereits in Planung.
Beim
Betzensteiner Bauerntag zeichnete Kreisobmann Karl
Lappe die folgenden drei langjährigen Mitglieder mit
Urkunden und Ehrenzeichen aus: Klaus Lothes aus
Bronn für 15 Jahre, Werner Steger vom Ortsverband
Leupoldstein-Ottendorf für 25 Jahre und Willi Kalb
aus Bernheck für 35 Jahre.
Bilder.
1.
Beim Betzensteiner Bauerntag stellte sich Michael
Schmidt (rechts), der neue Leiter des
Landwirtschaftsamtes Bayreuth Münchberg vor.
Kreisobmann Karl Lappe bedankte sich mit einem
Präsentkorb aus dem „Bayreuther Land“.
2. Kreisobmann Karl Lappe (rechts) zeichnete die
langjährigen Mitglieder Klaus Lothes, Werner Steger
und Willi Kalb (von links) aus.
Hanf statt Mais
und Weizen/ Nachwachsende Rohstoffe von
oberfränkischen Feldern für Auto-, Bau-, Papier- und
Textilindustrie – Thurnauer Unternehmen sucht
Hanfbauern
Kulmbach.
Als nachwachsender Rohstoff bietet Hanf zahlreiche
Möglichkeiten der Nutzung. Hanf ist die älteste
Nutzpflanze der Welt, ihre Fasern können vielseitig
verwendet werden, aus den Samen, Blüten und Blättern
wird Öl hergestellt. Damit könnte Hanf für Landwirte
in der Region mehr als nur eine Alternative sein.
Keine Rolle spielt dabei allerdings die Erzeugung
von Haschisch und Marihuana aus den getrockneten
Hanfblättern, -blüten und -blütenständen. In der
Regel werden Hanfsorten angebaut, die auf einen ganz
schwachen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabis) gezüchtet
wurden und die zur einer Verarbeitung als
Rauschdroge völlig ungeeignet sind.
Ein junges
Unternehmen, das sich intensiv mit der
Rekultivierung von Nutzhanf beschäftigt, ist die
Natuvalis GmbH mit Sitz in Thurnau. Die beiden
Gründer Marc Töpfer und Fernando Reinl suchen
derzeit intensiv nach Landwirten, die auf ihren
Flächen Hanf anbauen würden. In spätestens zwei
Jahren möchten die beiden eine entsprechende Anlage
zur Gewinnung von Kurz- und Langfasern, sowie
Schäben (Teile des Pflanzenstängels) errichtet
haben. Nun suchen die beiden Landwirte, die bereit
sind, auf ihren Flächen Hanf anzubauen.
Nachhaltiges
Wirtschaften im Einklang mit der Natur ist das Gebot
der Stunde. Dazu biete Hanf alle Möglichkeiten, sind
sich die beiden Gründer einig. Ursprünglich wollten
sie aus dem Hanf medizinische Wirkstoffe gewinnen,
doch trotz angekündigter Lockerungen durch die
Politik habe man schnell gemerkt, dass die
gesetzlichen Regelungen alles andere als klar sind.
Daraufhin hatten sich Marc Töpfer und Fernando Reinl
auf Hanf für industrielle Zwecke konzentriert.
Die
Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen
vom Einsatz der Fasern in der Automobilindustrie, in
Dämmstoffen, in der Textil- und Papierindustrie bis
zur Herstellung von Baustoffen wie Hanfkalk oder
Hanfbeton. „Die Hanfpflanze birgt unglaubliches
Potenzial in sich“, sagt Marc Töpfer, der zuvor als
Ingenieur in der Industrie tätig war. Es gebe kaum
eine Pflanze, die dermaßen innovativ ist.
In
jedem Auto seien fünf bis zehn Kilogramm Naturfasern
verbaut, sagt Unternehmenssprecherin Katrin Witt.
Sie fänden sich unter anderem in Sitzauflagen,
Hutablagen, Türverkleidungen und in vielen anderen
Form – und Pressteilen. Derzeit seien es oft noch
Kohle- und Glasfasern, vereinzelt aber auch schon
Flachsfasern, doch schon bald könnten es Hanffasern
von oberfränkischen Feldern sein. Weitere
Einsatzmöglichkeiten seien etwa bei ökologischen
Sanierungsmaßnahmen denkbar, indem Dämmmaterial aus
mineralischen und fossilen Stoffen gegen Hanf
ausgetauscht wird.
Die
Natuvalis-Gründer gehen sogar soweit, dass sie sich
eine Wiederbelebung der oberfränkischen
Textilindustrie vorstellen könnten. Gestiegene
Anforderungen an die Produktionsbedingungen in den
meist asiatischen Ursprungsländern sowie Änderungen
in den Lieferkettengesetzen könnten die
Textilproduktion hierzulande durchaus wieder
attraktiver machen. Größter Abnehmer von Hanffasern
ist nach wie vor die Papierindustrie. Nicht zuletzt
seien sogar schon die erste Bibel und die
Unabhängigkeitserklärungen der Vereinigten Staaten
von Amerika auf Hanfpapier gedruckt worden.
Viele Märkte
würden derzeit noch mit künstlichen Stoffen bedient,
der Bedarf könnte aber leicht mit natürlichen
Stoffen gedeckt werden, was dem gesellschaftliche
geforderten und politisch gewünschten Zielen einer
nachhaltigen Kreislaufwirtschaft entsprechen würde.
Oberfranken
sehen die beiden Natuvalis-Gründer hervorragend für
den Hanfanbau geeignet. Die Anbautests der
zurückliegenden beiden Jahre auf verschiedenen
Flächen von Landwirten in den Landkreisen Kulmbach,
Kronach und Coburg hätten positive Ergebnisse
gebracht. Selbst die Trockenheit des zurückliegenden
Sommers habe der Hanfpflanze weniger geschadet als
den meisten anderen Feldfrüchten. „Unsere
Erwartungen haben sich zu 80 Prozent erfüllt“, so
Fernando Reinl. Pestizideinsätze seien nicht nötig
gewesen. Aufgrund des Humusaufbaus habe die
Folgefrucht auf den entsprechenden Böden sogar bis
zu 20 Prozent mehr Ertrag gebracht.
Konkret
sollen in den kommenden Monaten ein Lager und eine
entsprechende Anlage entstehen, in der das Stroh
gebrochen, die Fasern aufgeschlossen und separiert
werden. Aktuell gebe es bundesweit nur drei
Hersteller von Hanffasern, Frankreich oder die
Niederlande seien dagegen führend. Die Anbaufläche
in Deutschland liege aktuell bei 4500 Hektar.
Gute Chancen
für den Anbau von Hanf in unseren Breiten sieht auch
Harald Köppel, der Geschäftsführer des
Bauernverbandes für Bayreuth, Kulmbach und Kronach.
Der Hanfanbau könne auf jeden Fall eine Möglichkeit
für den einen oder anderen Landwirt sein, zum einen
die Fruchtfolge auszuweiten, zum anderen auch, um
Geld zu verdienen und Fuß zu fassen. Die
klimatischen Gegebenheiten seien für den Hanfanbau
in Ordnung. Die beiden Pioniere im Landkreis
Kronach. kämen trotz des rauen Klimas gut zurecht.
Hanfanbau führe derzeit noch ein komplettes
Nischendasein. Nicht vorstellbar sei es dagegen,
dass Hanf mit entsprechend hohem THC-Gehalt auf dem
freien Feld angebaut werden könnte, auch wenn die
Regierung entsprechende Cannabis-Freigaben plant.
„Da müssten die Felder ja eine Rund-um-Bewachung
haben.“
Nach den Worten
von Arno Eisenacher vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach wurden in
Oberfranken heuer von 21 Betrieben 47 Hektar Hanf
angebaut, vier Betriebe beschäftigen sich im
Landkreis Kulmbach mit Hanf. Die Anbaufläche liegt
bei knapp 10 Hektar. Einer der Betriebe ist der
Biohof Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau.
„Wir bauen
schon seit 2016 Hanf an“, sagt Manfred Distler. Bei
ihm werden die Samen nach dem Dreschen zu Öl
verarbeitet und im eigenen Hofladen vermarktet.
Seine Erfahrungen mit dem Anbau bezeichnet der
Biolandwirt als sehr gut. Die Hanfpflanze benötige
wenig Wasser und sei relativ hitzeresistent. Dem
Anbau von Hanf als nachwachsender Rohstoff gibt
Manfred Distler vor dem Hintergrund der
Energiekrise, der Rohstoffkrise mit Lieferproblemen
in unseren Breiten gute Chancen, vor allem deshalb,
weil Hanf so extrem vielseitig verwendbar sei.
Selbst eine Hanf-Jeans, Made in Bavaria, habe es
schon mal gegeben. Leider sei sie vom Markt nicht so
angenommen worden.
Bilder:
So sieht die Hanfpflanze auf den Feldern des Biohofs
Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau aus. (Fotos:
Biohof Distler)
Kein Aufruf zum
Fleischverzicht / Kirche trifft Landwirtschaft:
Evangelische Jugend stellte umstrittene Äußerungen
klar
Motschenbach.
Die Berichterstattung über einen Beschluss der
Evangelischen Jugend in Kulmbach hatte in den
zurückliegenden Tagen und Wochen hohe Wellen
geschlagen. „Zur Bewahrung der Schöpfung“ möchte die
evangelische Jugend fortan komplett auf Fleisch
verzichten, wurde Diakon Stefan Ludwig im lokalen
Radiosender und in einem Internet-Portal zitiert.
Auf Freizeiten sollte es künftig nur noch
vegetarische Gerichte geben.
Bei den
Landwirten im Raum Kulmbach hatte diese Aussage für
„Empörung, Enttäuschung und Fassungslosigkeit“
gesorgt. Der Bauernverband lud kurzerhand Diakon
Stefan Ludwig, Dekan Friedrich Hohenberger und
weitere Vertreter der Evangelischen Jugend auf den
landwirtschaftlichen Betrieb von Norbert Erhardt in
Motschenbach ein, um den Vertretern der Kirche zu
zeigen, wie Landwirtschaft tatsächlich aussieht.
Ergebnis: Man
wolle künftig miteinander und nicht übereinander
reden. Ganz so, wie es rübergekommen ist, sei das
auch gar nicht gemeint gewesen. Vielmehr habe man
mit dem Beschluss ausdrücken wollen, künftig auf
Billigfleisch vom Discounter zu verzichten, das aus
Massentierhaltung stammt. Man wolle fortan auf
Regionalität und Saisonalität setzen, erklärten
Eileen Hempfling und Moritz Mertel von der
Evangelischen Jugend. Da dies aber das Budget
speziell bei drei bis viertägigen Jugendfreizeiten
hergebe, wolle man dort aber lieber ganz auf Fleisch
verzichten, als Billigfleisch zu nehmen. „Was wir
nicht wollten ist, die Landwirtschaft als böse
darzustellen“, so Eileen Hempfling.
Die
Landwirtschaft habe nichts gegen vegetarische
Lebensmittel, stellte BBV-Kreisobmann Harald Peetz
klar. Die Bauern produzierten sowohl tierische als
auch pflanzliche Nahrungsmittel. Wenn es aber heiße,
dass Tierhalter die Schöpfung mit Füßen treten, dann
könne man das so nicht stehen lassen. „Dass uns
viele Organisationen immer wieder gerne in die
Pfanne hauen, sind wir gewohnt. Dass sich aber die
Kirche auch daran beteiligt, das ist neu“, so der
Kreisobmann. Er erinnerte vor allem auch daran, dass
die Bauern traditionell eine enge Verbindung zur
Kirche hätten.
Das Ganze sei
schief rüber gekommen, sagte Katrin Geyer von der
Evangelischen Kirche. Die grundsätzliche Überlegung
sei es vielmehr gewesen, die heimische
Landwirtschaft zu stärken, so Dekan Friedrich
Hohenberger. Nach den Worten des Dekans sei der Wurm
über die Medien reingekommen. Man sollte deshalb
miteinander reden und nicht über die Medien
übereinander. „Es war nie unsere Absicht, einen
ganzen Berufszweig in die Ecke zu stellen“, sagte
Diakon Stefan Ludwig, der in den Veröffentlichungen
als der Verantwortliche für die Aussagen dargestellt
wurde. Christina Flauder, stellvertretende Landrätin
im Landkreis Kulmbach und Mitglied der evangelischen
Landessynode war sichtlich um ein gutes Miteinander
bemüht und bescheinigte den heimischen Bauern, dass
sie einen ganz großen Beitrag für die
Lebensgrundlagen von uns allen leisten.
Wenn
tatsächlich falsch rüber gekommen ist, hätte man das
ja auch klarstellen können, entgegnete Kreis- und
Bezirksbäuerin Beate Opel. Die Bauern seien sich
ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst. Jeder könne
sich ernähren wie er will, so Beate Opel. Sie gab
aber auch zu bedenken, dass bei Kindern eine reine
vegetarische Ernährung fraglich sei.
Bild: Kirche
und Landwirtschaft: Auf dem Betrieb von Norbert
Erhardt in Motschenbach bei Mainleus trafen sich
Vertreter der Evangelischen Kirche mit den
Verantwortlichen des Bauernverbandes zur Aussprache.
Kompetent,
konsequent und klar: Führungswechsel bei der
Agrar-Technik in Franken / Christian Firsching löst
Günter Schuster als Geschäftsführer der
Agrar-Technik-Sparte in Franken ab
Bamberg.
Nach 46 Jahren bei der BayWa, davon 35 Jahre als
Geschäftsführer, hat der Konzern den Chef der
Agrar-Technik-Sparte in Franken Günter Schuster in
den Ruhestand verabschiedet. Gleichzeitig wurde sein
bisheriger Stellvertreter Christian Firsching als
Nachfolger in sein Amt eingeführt. Mit der internen
Neubesetzung dieser wichtigen Funktion möchte die
BayWa gegenüber ihren Kunden und Lieferanten ihre
Verlässlichkeit und Kontinuität unter Beweis
stellen.
Nach den Worten
von Günter Schuster hatte sich die BayWa-Agrarsparte
in Franken während der zurückliegenden Jahre überaus
erfreulich entwickelt. Die Techniksparte sei unter
seiner Verantwortung in den letzten 20 Jahren zum
Marktführer in ihrem Segment geworden. Die Zahl der
Arbeitsplätze bei Agrar und Technik in Franken gab
er mit 1100 an, den Jahresumsatz bezifferte er auf
600 Millionen Euro. Im Bereich Smart Farming habe
die Region sogar bundesweit Akzente setzen können.
Auch im Gebrauchtmaschinenmarkt sei die Sparte in
der Region sehr erfolgreich. So betreibe die BayWa
in Bamberg ihr größtes Gebrauchtwagenzentrum, das
stark international ausgerichtet sei. Nachfolger
Christian Firsching hatte 2005 seine Ausbildung bei
der BayWa begonnen. Set 2015 war er kaufmännischer
Leiter und seit 2020 stellvertretender
Spartengeschäftsführer.
Zahlreiche
namhafte Gäste aus der Agrarbranche waren zum
Führungswechsel in das Bamberger Welcome-Hotel
gekommen, um dich bei Günter Schuster zu bedenken
und seinem Nachfolger viel Glück zu wünschen. Der
neue Bauernverbandspräsident Günther Felßner nannte
Schuster einen gestandenen Manager und bot dessen
Nachfolger die Zusammenarbeit mit dem Bauernverband
an. An seine Berufskollegen appellierte Felßner:
„Wir müssen raus aus der Opfer- und Vorwurfsrolle“,
auch wenn die Stimmung teilweise unsäglich sei. „Wir
sind Mutmacher, wir schaffen Lebensgrundlagen und
wir werden existentiell gebraucht.“
Zur seiner
großartigen Lebensleistung gratulierte Franz Josef
Lutz, der Vorstandsvorsitzende der BayWa AG, dem
scheidenden Geschäftsführer. Er nannte Günther
Schuster einen Mann des Mutes, der Franken im besten
Sinne des Wortes aufgemischt und dabei sämtliche
Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit
übertroffen habe. „Günter Schuster ist als harter
Hund bekannt, aber er war immer konsequent,
berechenbar und damit stets zuverlässig“, so Franz
Josef Lutz.
Gregor
Scheller, Präsident des Bayerischen
Genossenschaftsverbandes, beschrieb Günther Schuster
ebenfalls als konsequent, aber auch als überaus
kompetent und klar. Er habe die BayWa vom
traditionellen Unternehmen hin zum modernen
Dienstleister mitgestaltet. Zum Abschied überreichte
der Genossenschaftspräsident dem scheidenden Günter
Schuster mit der Goldenen Ehrennadel die höchste
Auszeichnung des Deutschen Genossenschafts- und
Raiffeisenverbandes.
Von einer
Zierde des Wirtschaftsstandortes Bamberg sprach
Oberbürgermeister Andreas Starke. Der Bamberger
Hafen wäre ohne die BayWa undenkbar. Mit dem Ankauf
des ehemaligen Stadtlagerhauses habe die BayWa dort
1992 den Grundstein für den Erfolg gelegt. Insgesamt
habe die BayWa in der Domstadt bereits eine
annähernd 100-jährige Geschichte, so Andreas Starke.
Bilder:
1. Christian Firsching (links) und Günter Schuster.
2. Günter Schuster, der
Präsident des Bayerischen Genossenschaftsverbandes
Gregor Scheller und Christian Firsching (von links).
3.
Der Bamberger
BBV-Kreisobmann Tobias Kemmer, Günter Schuster, die
bisherige Landesbäuerin Anneliese Göller,
BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, Kreisbäuerin Marion
Link, BBV-Geschäftsführer Werner Nützel und
Christian Firsching (von links).
Rollende
Lichterketten und leuchtende Traktoren /
Weihnachtlich geschmückte Schlepper setzen „Lichter
der Hoffnung“
Kulmbach.
Tannenzweige, Lichterketten, bunt blinkende LEDs in
den riesigen Rädern und Nikolausmützen auf den
Köpfen der Fahrer: Nachdem die weihnachtlichen
Traktorkorsos in den zurückliegenden Jahren bei Groß
und Klein auf großen Anklang gestoßen waren, haben
sich auch diesmal wieder Bauern aus Kulmbach
zusammengetan. Sie haben ihre Schlepper festlich
geschmückt und sich am Freitag vor dem zweiten
Adventswochenende auf eine Rundfahrt durch die Stadt
gemacht.
Nach
der Corona-Pandemie und den vielen schlechten
Nachrichten über den Krieg in der Ukraine, die
Explosion der Kosten und einem drohenden
Energienotstand sollen „Lichter der Hoffnung“
gesetzt werden, waren sich die beiden
Hauptorganisatoren Kathrin Erhardt aus Motschenbach
und Stefan Seidel aus Wacholder vom Zusammenschluss
„Eure Kulmbacher Landwirte“ einig. „Wir wollten ein
Stückweit die Landwirtschaft in die Stadt bringen
und dabei eine weihnachtlichen Atmosphäre schaffen“,
so einer der Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt,
dass der eine oder andere etwas intensiver über die
heimischen Bauern nachdenkt, dann haben wir unser
Ziel schon erreicht“, sagt sein Berufskollege.
Die
Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum
Funkeln. Trotz der kurzfristigen Ankündigung auf
Facebook sowie in den lokalen Medien und trotz
heftigen Schneeregens säumten viele hundert
Schaulustige die Straßen und ließen sich von der
außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Ziel war es,
einen vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und
die Landwirtschaft ins Gespräch zu bringen.
Politische Banner gab es nicht. Bei der Fahrt wurde
aber Geld für einen sozialen Zweck gesammelt.
Der
Traktorkorso war mit ungefähr 40 Fahrzeugen am
Milchviehbetrieb von Hermann Grampp in Melkendorf
gestartet. Polizei und Feuerwehr sicherten dabei den
Konvoi ab. Nach der Fahrt kreuz und quer durch die
Innenstadt, unter anderem durch Weiher, über den
Holzmarkt und den Zentralparkplatz machten die
Schlepper auf dem Parkplatz des Schwimmbades am
Rande der Stadt halt. Dort gab es die Gelegenheit,
die Fahrzeuge zu fotografieren, mit den Bauern ins
Gespräch zu kommen und den Nikolaus höchstpersönlich
zu treffen. Außerdem gab es Glühwein, Früchtepunsch,
Tee und selbstgebackene Plätzchen für einen guten
Zweck. Die Spenden sollen demnächst der
Geschwister-Gummi-Stiftung überreicht werden.
Bilder: Einen
vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche
Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten
Adventssamstag in Kulmbach. Sämtliche Schlepper
waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich
beleuchtet
Rinderzüchter:
„Politik gängelt Bauern“ / Kreiszuchtgenossenschaft
Bayreuth traf sich zur Jahresversammlung auf dem
Betrieb Färber in Forkendorf
Bayreuth/Forkendorf.
Kritik an der Landwirtschaftspolitik der
Bundesregierung hat die Vorsitzende der
Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth Christiane Böhm
aus Neuhaus bei der Jahresversammlung geübt.
„Tierhaltung ist in Deutschland nicht mehr
erwünscht“, sagte sie. Anders könne man sich die
andauernden Gängeleien seitens der Politik nicht
erklären. Der Rinderzuchtverband sei für die Zukunft
gut gerüstet. „Wir hoffen allerdings, dass uns die
Politik auch eine Zukunft gibt“, sagte Christiane
Böhm.
Auffällig viele
Landwirte würden derzeit aufgeben. In erster Linie
betroffen davon sei der Schweinebereich. Was die
Milchviehhaltung und Rinderzucht angeht seien sowohl
Milch- als auch Schlachtviehpreise derzeit „in
Ordnung“. Allerdings seien auch die Kosten für
Energie und Futter explodiert, so dass von den
Mehrerlösen kaum noch etwas übrig bleibt.
„Vielleicht sollten wir uns so wie die letzte
Generation auch irgendwo festkleben, dann hätten wie
Bauern wenigstens die notwendige Publicity“, sagte
die Vorsitzende.
Ähnlich
argumentierte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. „Uns
werden immer wieder Steine in den Weg gelegt“, sagte
sie und nahm vor allem die Medien in die Pflicht.
„Es geht auf keine Kuhhaut mehr, was die Medien
manchmal veranstalten“, so die Kreisbäuerin. Ähnlich
argumentierte Manfred Neumeister, Kreis- und
Bezirksrat von den Grünen. 99 Prozent der Landwirte
leisteten hervorragende Arbeit, doch über das übrige
eine Prozent werde am meisten berichtet, so seine
Wahrnehmung. Manfred Neumeister plädierte für mehr
Miteinander und rief zu mehr Regionalität auf.
Widerspruch kam dagegen von Veterinärdirektor Dr.
Kai Braunmiller von der Stadt Bayreuth. Das
schlechte Image liege nicht an der Presse, sondern
an denen, die keine gute Arbeit machen, sagte er.
Oberfrankenweit
sei die Zahl der Betriebe erstmals unter die 1000er
Marke gefallen, sagte der Zuchtleiter des
Rinderzuchtverbandes Oberfranken Markus Schricker.
Mit 968 Betrieben habe die Zahl um 46 abgenommen.
Die Zahl der Kühe lag bei 63.900, das bedeutet 835
weniger als im Vorjahr. Nicht ganz so dramatisch
stellten sich die Zahlen in Stadt und Landkreis
Bayreuth dar. Hier gebe es immer noch 247 Betriebe
(zwölf weniger als im Vorjahr) mit zusammen 18.288
Kühen. Bei der Kuhzahl konnte dabei sogar eine ganz
kleine Steigerung um immerhin 16 Tiere verzeichnet
werden. Was die Vermarktung durch den
Rinderzuchtverband angeht, so seien die Zahlen zwar
gesunken, aber trotzdem immer noch „ganz
ordentlich“. Insgesamt hatte der Rinderzuchtverband
Oberfranken exakt 28.329 Bullen, Kühe, Zucht- und
Nutzkälber im Auftrag seiner Mitglieder vermarktet.
Im Vorjahr waren es noch 30.968.
Bei den
Rinderzüchtern ist das Geschäftsjahr nicht identisch
mit dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr des
Rinderzuchtverbandes beginnt immer am 1. Oktober und
endet am 30. September. Als die Betriebe mit den
besten Jahresleitungen wurden die folgenden vier
ausgezeichnet: Christian Popp aus Forthof, Martin
Bezold aus Gösseldorf, Holger Popp aus Zettlitz und
Udo Meister aus Brüderes.
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen der Kreiszuchtgenossenschaft
Bayreuth wurde Christiane Popp aus Neuhaus
einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Neuer zweiter
Vorsitzender ist Christian Engelbrecht aus
Lankendorf. Er löst Hans Potzel ab, der nicht mehr
zur Wahl angetreten war. Als Bayreuther Vertreter
für den Milcherzeugerring Oberfranken wurden Christa
Lauterbach aus Tressau und Horst Ponfick aus
Unterölschnitz gewählt.
Vor
ihrer Jahresversammlung hatten die Mitglieder der
Kreiszuchtgenossenschaft den Betrieb der Familie
Färber zwischen Forkendorf und Mistelbach
besichtigt. In dem 2018/2019 gebauten mehrhäusigen
offenen Laufstall sind 90 Kühe zuhause. Michael und
Maike Färber bewirtschaften zusammen mit ihren
Eltern Christine und Peter Färber rund 90 Hektar
Fläche. Mit ihrem modernen dreireihigen
Boxenlaufstall werden sie vor allem dem von der
Gesellschaft immer wieder gefordertem Wunsch nach
mehr Tierwohl gerecht. Die Tiere haben genügend
Platz, können sich aus dem Weg gehen, profitieren
von Licht und Luft und sind allgemein gesünder.
„Euterprobleme oder Probleme mit Nachgeburten gibt
es nicht“, sagt Michael Färber. Kein Problem sei die
offene Bauweise des Stalls: „Die Kühe friert es
nicht, wenn, dann friert es höchstens den Bauern“,
so Michael Färber scherzhaft.
Zweites
Standbein auf dem Hof der Familie Färber sind die
mittlerweile drei Hühnermobile mit zusammen rund 900
Hühnern. Die Vermarktung funktioniert unter anderem
in einem kleinen hofeigenen Eierhäuschen, das mit
entsprechenden Automaten bestückt ist
Bilder:
1.Die
Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach
besichtigten im Vorfeld ihrer Jahresversammlung den
Betrieb der Familie Färber zwischen Forkendorf und
Mistelgau.
2.Michael
Färber (rechts) stellte dem Kreis- und Bezirksrat
Manfred Neumeister, der Vorsitzenden der
Kreiszuchtgenossenschaft Christiane Böhm, dem
Zuchtleiter des Rinderzuchtverbandes Markus
Schricker und Veterinärdirektor Dr. Kai Braunmiller
seinen landwirtschaftlichen Betrieb vor.
3.Vorsitzende
Christiane Böhm und Zuchtleiter Markus Schricker
haben Martin Bezold und Holger Popp (von links) als
beste Betriebe nach Jahresleistung ausgezeichnet.
Werbung für
Christbäume aus heimischer Produktion / Amt für
Landwirtschaft spendierte der Kita Regenbogen einen
Frankenwaldbaum
Losau. Nun
stehen sie wieder, entlang der großen Straßen, auf
Parkplätzen oder vor Supermärkten: Die
Christbaumverkäufer. Doch Baum ist nicht gleich
Baum. Darauf weist das Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten hin. Zum Start der
Christbaumsaison auf der kleinen Plantage von
Hermann und Hildegard Geier in Losau bei Rugendorf
warb Revierleisterin Anja Mörtlbauer für Christbäume
aus heimischer Produktion.
„Es muss ja
nicht immer der Baum vom Baumarkt sein, der meist
aus Dänemark kommend schon 1000 Kilometer
Transportweg hinter sich hat“, sagte die Försterin.
Mit beim Saisonstart dabei waren die Kinder der Kita
Regenbogen aus Rugendorf. Ihnen spendierte das Amt
einen Weihnachtsbaum für die Tagesstätte. Das
Besondere an der Aktion war, dass die Kinder den
Baum selbst aussuchen und absägen durften, ehe ihn
Hermann Geier gut im Netz verpackt in die
Einrichtung brachte.
Auf einem Hang
oberhalb von Losau baut Hermann Geier seit rund drei
Jahrzehnten Christbäume an. Hobbymäßig, wie er sagt.
Früher sei die etwa zwei Tagwerk große Fläche reiner
Acker gewesen. Zunächst habe er dort Blaufichten
angebaut, mittlerweile nur mehr Nordmann-Tannen.
„Uns macht das große Freude“, sind sich Hildegard
und Hermann Geier einig. Normalerweise versorgen sie
Freunde und Bekannte mit den Bäumen. Alle dürften
sich ihre Bäumchen vor Ort selbst aussuchen. Neben
dem kommissarischen Abteilungsleiter des
Landwirtschaftsamtes Simon Stölzel war auch
Bürgermeister Gerhard Theuer gekommen, um den
Kindern die Vorzüge von heimischen Christbäumen zu
erklären und sie für die Belange des Waldes zu
sensibilisieren.
Bild:
Kindergärtnerin Waltraud Bauer, Simon Stölzel vom
Amt für Landwirtschaft, Hermann Geier, Bürgermeister
Gerhard Theuer, Hildegard Geier und Anna Mara
Kotschenreuther von der Kindertagesstätte (hinten
von links) starteten mit den Kindern der Kita
Regenbogen in Losau bei Rugendorf die
Christbaumsaison.
Gestiegene
Erlöse kommen bei den Bauern nicht an /
Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach traf sich zur
Jahresversammlung auf dem Betrieb Hartmann in
Gössenreuth
Gössenreuth.
Trotz relativ guter Marktlage investieren die
landwirtschaftlichen Betriebe derzeit so gut wie
nicht. Grund dafür ist, dass von den gestiegenen
Erlösen aufgrund der Kostenexplosionen an allen
Ecken und Enden kaum etwas bei den Bauern ankommt.
Ein weiterer Grund ist die relativ schwierige
politische Landschaft, die den Landwirten keine
Planungssicherheit gibt. Das alles hat auch
Auswirkungen auf Milchviehhalter und Rinderzüchter.
„Die Tierzahlen gehen überall zurück“, sagte der
Vorsitzende der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach,
Thomas Erlmann aus Waldau, bei der
Mitgliederversammlung in Gössenreuth.
Auf dem
gesamten Regierungsbezirk bezogen sei der Rückgang
bei Milchkühen und Milchkuhhaltern geradezu
dramatisch, so der Zuchtleiter des
Rinderzuchtverbandes Oberfranken Markus Schricker.
Nicht ganz so eklatant seien die Zahlen im Landkreis
Kulmbach zurückgegangen. Oberfrankenweit ist die
Zahl der Milchkühe den Worten Schrickers zufolge im
zurückliegenden Jahr erstmals unter 80.000 gesunken.
„Das ist relativ rapide gegangen“, so der
Zuchtleiter. 2019 seien es noch 85.000 gewesen.
Entsprechend habe auch die Zahl der Betriebe auf
oberfrankenweit auf 1.600 abgenommen. Das bedeute in
den zurückliegenden 13 Jahren praktisch eine
Halbierung. Oder anders ausgedrückt: „Jedes Jahr
hören 50 bis 60 Betriebe auf.“
Während
diese Statistik alle landwirtschaftlichen Betriebe
in Oberfranken betrifft, weist der Zuchtverband die
Zahlen der Kreiszuchtgenossenschaften und ihrer
Mitgliedsbetriebe extra aus. Hier sei
oberfrankenweit die 1000er Grenze mit 968 Betrieben
erstmals unterschritten worden. Das sind 46 weniger
als noch im Vorjahr. Die Zahl der Herdbuchkühe liegt
exakt bei 63852, was einen Rückgang um 835 Tieren
gleichkommt. Im Landkreis Kulmbach gibt es immerhin
noch 92 Zuchtbetriebe mit 5945 Kühen. Was die
Vermarktung angeht, so seien die Zahlen zwar
gesunken, aber trotzdem immer noch „ganz
ordentlich“. Insgesamt hatte der Rinderzuchtverband
Oberfranken exakt 28.329 Bullen, Kühe, Zucht- und
Nutzkälber im Auftrag seiner Mitglieder vermarktet.
Im Vorjahr waren es noch 30.968.
„Der Milchpreis
passt, doch die Kostenstruktur ist eine andere“,
sagte der Chef des Amts für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach, Harald
Weber. Er wies unter anderem darauf hin, dass 47
Prozent der Betriebe im Landkreis Kulmbach weniger
als 20 Kühe hätten. Bei den meisten davon gebe es
noch Anbindehaltung, was so keine Zukunft mehr hat.
„Das heißt, dort steht eine Umstellung bevor“, so
der Behördenleiter.
Bei
den Rinderzüchtern ist das Geschäftsjahr nicht
identisch mit dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr
des Rinderzuchtverbandes beginnt immer am 1. Oktober
und endet am 30. September. Als die Betriebe mit den
besten Jahresleitungen wurden die folgenden vier
ausgezeichnet: Thomas Erlwein aus Waldau, Andrea
Meister aus Schlockenau, Stephan Fuchs aus
Gössenreuth und Dietmar Schmidt aus Reuth. Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen der Kreiszuchtgenossenschaft
Kulmbach wurde, Thomas Erlmann aus Waldau als erster
und Bernd Schütz aus Dörfles als zweiter
Vorsitzender jeweils einstimmig bestätigt. Dem
Ausschuss, also der erweiterten Vorstandschaft,
gehören künftig Jochen Bär aus Buch am Sand,
Christian Schoberth aus Waldau und Michaela
Eckardt-Hartmann aus Gössenreuth an. Als Kulmbacher
Vertreter für den Milcherzeugerring Oberfranken
wurde Bernd Täuber aus Berndorf gewählt.
Vor ihrer
Jahresversammlung hatten die Mitglieder der
Kreiszuchtgenossenschaft den Betrieb von Rainer
Hartmann in Gössenreuth besichtigt. Das Besondere an
dem Betrieb ist, dass er energiemäßig praktisch
autark ist. Möglich machen dies eine
80-kW-Photovoltaikkanlage und ein
100-kW-Hackschnitzelheizwerk, mit dem die Familie
nicht nur Stallungen, Melkroboter und Wohnhaus,
sondern auch die umliegenden Häuser versorgt. „Das
Hackschnitzelheizwerk wird vor allem mit dem Holz
aus dem eigenen Wald versorgt. Die Familie
bewirtschaftet über 26 Hektar Wald in der Umgebung.
Auf den übrigen Flächen baut die Familie
Wintergerste, Winterweizen, Kleegras und Silomais
an. Den ursprünglichen Milchviehstall hatten die
Eltern noch 1995/1996 gebaut. Ein erster Anbau kam
2005, ein zweiter 2019 dazu. Gemolken wird mit
gleich drei Melkrobotern.
Bilder:
1.Die
Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach
besichtigten im Vorfeld ihrer Jahresversammlung den
Betrieb von Rainer Hartmann in Gössenreuth bei
Himmelkron.
2.Sie
führen den Milchviehbetrieb in Gössenreuth: Elke und
Rainer Hartmann, Tochter Michaela Eckardt-Hartmann
und Schwiegersohn Christian Eckardt.
3.150
Milchkühe sind in den Stallungen der Familie
Hartmann in Gössenreuth zuhause.
Brennholz: Vom
Massenprodukt zur Mangelware / Genug Holz ist
vorhanden, doch es muss erst getrocknet werden
Kulmbach. Die
Nachfrage nach Brennholz ist so hoch wie selten.
Immer mehr Menschen wollen sich für den Winter
eindecken. Brennholz habe sich vom Massenprodukt zur
Mangelware entwickelt, heißt es. Doch ganz so
einfach ist es nicht, denn das Holz muss erst lange
trocknen.
Bei der
Waldbewirtschaftung würden vor allem die schlecht
verkäuflichen Holzsortimente als Brennholz
verwertet, erläutert die Bayerische Landesanstalt
für Wald- und Forstwirtschaft in einer Mitteilung.
Bei der Holzverarbeitung anfallende Nebenprodukte
würden ebenfalls zu einem großen Teil der
energetischen Nutzung zugeführt. Weitere
Energieholzquellen seien unter anderem Altholz,
Flur- und Schwemmholz. Holz werde vor seiner
energetischen Verwendung meist noch aufbereitet für
schnellere Trocknung und um die Lagerung und
Verbrennung zu vereinfachen.
„Ja, die
Nachfrage nach Brennholz ist stark gestiegen“,
bestätigt Theo Kaiser, der Geschäftsführer der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach.
Problem sei es aber nicht, dass es kein Brennholz
mehr gibt. Vielmehr gebe es nur begrenzt
getrocknetes Brennholz. Brennholz müsse mindestens
einen Sommer im Freien trocknen oder künstlich
getrocknet werden. „Hier fehlt es einfach an
Vorräten und Kapazitäten“, so der Geschäftsführer.
Seinen Worten zufolge liegen die Preise im
Augenblick bei 80 bis 90 Euro pro Raummeter für
Weichholz und bei 120 bis 150 Euro pro Raummeter für
Hartholz. Die Beurteilung der Qualität erfordere vor
allem Erfahrung und könne nicht mit wenigen Worten
beschrieben werden. Ein Messgerät, auch darauf weist
Theo Kaiser hin, gebe es schon für wenige Euro im
Baumarkt.
Aus
Sicht von Christian Dormann (Bild), dem Vorsitzender
der Waldbesitzervereinigung Hollfeld, zu der auch
viele Kulmbacher Waldbesitzer gehören, besteht in
den urbanen Bereichen durchaus ein Nachfrageüberhang
nach Brennholz. Dahingehend reagierten auch die
Preise. „Allerdings ist meiner Meinung nach in den
ländlichen Regionen genug Brennholz vorhanden um die
aktuelle Nachfrage zu decken“, sagt Dormann. So
zeige ein Blick in Anzeigenplattformen, dass in der
weiteren Region Hollfeld durchaus ein hohes Angebot
da ist. „Wenn die urbanen Käufer bereit sind, 25
Kilometer aufs Land zu fahren um dort Ihr Brennholz
direkt abzuholen und dafür einen realistischen Preis
zu bezahlen sehe ich überhaupt kein Problem.“
Keine Angabe zu
den aktuellen Preisen kann Christof Maar,
Revierleiter des Forstrevier Kronach vom Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Coburg-Kulmbach machen. Doch auch er weiß von
gestiegenen Preisen. Bei den Waldbesitzern, die
Brennholz direkt an den Endverbraucher verkaufen,
sei das Preisniveau derzeit unterschiedlich. Manche
Waldbesitzer, die vom Borkenkäferbefall fortlaufend
mit hohen Massenanfällen besonders betroffen sind,
hätten ihre Preise kaum erhöht. Andere versuchten
höhere Preise zu erzielen, zum Beispiel durch
Verkauf in Regionen mit einem höheren Preisniveau.
Auch überregionale Abnehmer kauften
Brennholzsortimente in letzter Zeit zur erhöhten
Preisen aus der Region.
Schon in den
letzten Jahren und auch derzeit werde der
überwiegende Anteil an Holz, das üblicherweise zu
Brennholz verarbeitet werden kann, in andere
Regionen verbracht, da hier das Angebot die
Nachfrage bei weitem überschreitet.
Einen
gesamtüberblick, ob sich die Menschen bereits
eingedeckt haben hat Christof Maar nicht. Doch
hätten sich sicher viele mit einem Brennholzvorrat,
der über mehrere Jahre reichen dürfte eingedeckt.
Problem sei aber doch, dass Holz wegen der
Feuchtigkeit länger gelagert werden muss, bevor man
es als Brennholz verwenden kann. Und wie kann der
Laie die Qualität von Brennholz erkennen? Frisch
geschlagenes Holz aus dem Wald hat nach den Worten
des Fachmanns einen Wassergehalt um die 50 Prozent,
vom Borkenkäfer befallenes dürres Holz weniger. Für
eine effiziente und emissionsarme Verbrennung müsse
Scheitholz auf einen Wassergehalt von unter 20
Prozent herunter getrocknet werden. Bei optimaler
Aufbereitung und Lagerung könne dies in einem
Lagerzeitraum von etwa einen Jahr erreicht werden.
Die erste Bundesimmissionsschutzverordnung untersage
außerdem das Verheizen von Holz mit einem
Wassergehalt von über 20 Prozent.
Aus dem
Oberland für ganz Deutschland: Auf den Plantagen von
Uwe Witzgall hat die Ernte der Christbäume begonnen
Petschen.
„Den Weihnachtsbaum, den gönnt man sich“, sagt Uwe
Witzgall und blickt zuversichtlich auf die
anstehende Saison. In diesen Tagen hat für den
Landwirt aus Petschen, oberhalb von Stadtsteinach
die heiße Phase begonnen. Seit bald zehn Jahren baut
der 52-Jährige auf rund 30 Hektar Fläche
hauptsächlich Nordmanntannen, in geringerer
Stückzahlen auch Nobilis-Tannen, Blaufichten und
Schwarzkiefern, an und beliefert damit Händler in
ganz Deutschland.
Sogar im
oberbayerischen Kloster Seeon steht ein Baum aus dem
Kulmbacher Land, oder etwa bei Feinkost Käfer in
München. Die Bäume sind längst bestellt. In diesen
Tagen rollen die Laster zum Transport an. „Als
erstes gehen die Bäume für Firmen, Betriebe und
Gemeinden raus“, erläutert Uwe Witzgall, der
2013/2014 die Milchviehhaltung aufgegeben hatte und
sich fast gänzlich auf die Weihnachtsbäume
konzentrierte. Klar, diese Bäume werden ja auch
bereits zum ersten Advent aufgestellt, und der ist
extrem früh bereits am 27. November.
Fünf
festangestellte Mitarbeiter hat Uwe Witzgall und
noch eine Saisonkraft, die in diesen Tagen alles
geben müssen. Sie wohnen bis zum Weihnachtsfest
sogar in Petschen. „Fast alle sind seit vielen
Jahren hier“, sagt der Landwirt aus dem Oberland.
Einer sei bereits seit der Grenzöffnung jedes Jahr
in Petschen bei der Ernte mit dabei. Und in
Spitzenzeiten wird die ganze Familie eingespannt. Ob
Patenkind oder Schwager, sie alle verbringen ihre
freie Zeit auf dem Hof, der sich direkt auf der
Fränkischen Linie auf rund 540 Meter über Normalnull
befindet. An die 800 Bäume sind es, die derzeit pro
Tag geerntet werden. Im Schnitt sind sie so sechs
bis zehn Jahre alt.
Gute
Nachrichten hat Uwe Witzgall für alle Kunden. Zum
einen werde es, ganz entgegen dem Trend, keine
wesentlichen Preiserhöhungen geben, zum anderen
seien trotz der extremen Trockenheit in diesem
Sommer, genügend Bäume vorhanden. Ein wenig hätten
die Bäume schon gelitten, doch gerade der Regen im
zurückliegenden Herbst habe einiges wieder gut
gemacht. „Die Nordmanntanne ist aber auch extrem
widerstandsfähig, sagt er. Die Ausfälle durch die
Trockenheit beziffert Uwe Witzgall auf knapp 20
Prozent. Kein Problem sei dagegen der Borkenkäfer,
weil die Nordmann-Tanne ein Pfahlwurzler ist, den
der Käfer in der Regel links liegen lässt.
Um sich von der
Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe
Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das beweist
schon die Tatsache, dass in der Regel rund ein
Fünftel aller Bäume als Ausschuss eingestuft und als
Schnittgrün vermarktet werden. „Schrott geben wir
nicht raus“, macht Uwe Witzgall unmissverständlich
klar und ist fest davon überzeugt: Wer einmal einen
Qualitätsbaum aus seinen Plantagen hat, der kommt
immer wieder. Qualitätsbaum heißt, dass alle Bäume
aus Petschen seit 2018 das Siegel „geprüfte Qualität
Bayern” tragen dürfen. Das Gütesiegel besagt, dass
festgelegte Produktionskriterien eingehalten und
auch regelmäßig kontrolliert werden. Dazu gehört zum
Beispiel ein später Schnittzeitpunkt ab dem 15.
November. Außerdem wurde der Betrieb nach den
Standards von GLOBAL G.A.P. zertifiziert, was die
Erfüllung noch höherer Standards bedeutet. Sie
beginnen von der Anpflanzung über die Produktion bis
hin zur Ernte, praktisch in allen Bereichen.
Einen Trend
kann Uwe Witzgall aber doch feststellen: viele
Abnehmer hätten bereits angekündigt, dass sie heuer
aus Energiespargründen zwar nicht auf den Baum, aber
auf die Beleuchtung verzichten. Vor allem in den
Ämter, aber das kann dem Baumproduzenten egal sein.
Freilich wurde auch er von der Preisexplosion
getroffen, vor allem beim Dünger. Auch die Lastwagen
und Schlepper brauchen ihren Diesel und sogar die
Netze seien um 20 Prozent teurer geworden. Für das
kommende Jahr werde er die Preise wohl nicht halten
können und die Händler vor Ort stellten sich ja auch
nicht umsonst hin. Er selbst bezahlt seine
Mitarbeiter schon längst über den Mindestlohn.
Einen Tipp hat
Uwe Witzgall für alle Christbaumbesitzer: „Der
gekaufte Baum sollte drei Wochen schattig und im
Freien liegen, dann hält er am längsten“. In der
Wohnung sollte anschließend ein kleines Stück
abgesägt und der Ständer mit Wasser gefüllt werden.
So hat man am längsten seine Freude an den
Weihnachtsbäumen aus dem Frankenwald. Als weiteren
Trend hat er beobachtet, dass viele Menschen ihren
Baum bereits während der Adventszeit aufstellen und
schmücken. Nicht erst am Heiligen Abend, so wie
früher.
Wer Lust hat,
sich seinen Baum selbst auszusuchen und eventuell
sogar selbst zu schlagen, der kann am zweiten,
dritten und vierten Adventswochenende, jeweils
Samstag und Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr nach
Petschen kommen und sich seinen Baum direkt beim
Produzenten kaufen. Ansonsten gibt es Verkaufsstände
mit den Bäumen von Uwe Witzgall in Kulmbach am
Eulenhof bei Samen Hühnlein, aber unter anderem auch
in Himmelkron, Stammbach, Wonsees und sogar in der
Ludwigstraße am Rathausbrunnen in Hof.
Bild: Uwe
Witzgall (links) und seine Mannschaft hat in diesen
Tagen mit der Ernte auf den Christbaumplantagen im
Oberland begonnen.
„Waldkontroversen“: Verbauen, verbrennen oder
verrotten / Fachleute sagen bei Tagung an der Uni
Bayreuth dem Holz eine große Zukunft voraus
Bayreuth.
Hoffnungsträger Holz: Hinter diesem Titel der
„Waldkontroversen 2022“ an der Universität stand
nicht etwa ein Fragezeichen. Im Gegenteil: Sämtliche
Referenten berichteten von Steigerungen, bei den
Holzvorräten in deutschen Wäldern, beim Einschlag,
bei der Nachfrage nach Bauholz und nach Brennholz.
Bei den „Waldkontroversen“ handelt es sich um eine
Tagung, die vom Bayreuther Zentrum für Ökologie und
Umweltforschung, von der Campus-Akademie für
Weiterbildung und dem Ökologisch-Botanischen Garten
an der Universität veranstaltet wurde. Im Auditorium
saßen dabei nicht nur Studenten und Wissenschaftler,
sondern auch Waldbesitzer, Vertreter der staatlichen
Forstverwaltung, des Naturschutzes und des
Bausektors.
„Holz ist
unerlässlich, gestern heute und morgen, brachte es
Tobias Götz auf den Punkt. Der Chef der Pirmin Jung
GmbH aus Remagen, Deutschlands größtem Planungsbüro,
das sich mit Holz beschäftigt, sprach gar von einer
Renaissance des Baustoffes Holz. So neu ist das
alles allerdings gar nicht. „Holz ist der älteste
Baustoff, der sich seit Jahrhunderten bewährt hat“,
sagte Tobias Götz und zeigte viele Bilder von
Fachwerkbauten aus vergangenen Jahrhunderten.
Jetzt,
wo der Klimawandel direkt vor unserer Haustür
ankommt, habe man Holz endlich wieder als Baustoff
entdeckt. Holzneubauten, wie ein 13-geschossiges
Hochhaus in Amsterdam oder ein 15-geschossiges
Hochhaus in der Schweiz stellten eindrucksvoll unter
Beweis, dass sich Fichte, Tanne und viele andere
Baumarten nicht vor Beton verstecken müssen. Viele
Bauherren hätten die Vorteile des Holzes längst
erkannt, sagte Tobias Götz. Die problemlose
Erfüllung sämtlicher Umweltauflagen und die extrem
genaue Planbarkeit gehörten genauso dazu, wie die
Stabilität, das geringe Eigengewicht und natürlich
die Tatsache, dass es sich um einen nachwachsenden
Rohstoff handelt.
Verbauen,
verbrennen oder verrotten: Gregor Aas, der Leiter
des Ökologisch-Botanischen Gartens an der
Universität Bayreuth hatte hinter dem Untertitel der
„Waldkontroversen“ noch ein Fragezeichen gesetzt.
Eine eindeutige Antwort gab es freilich nicht, doch
die Marschrichtung war klar: „Holz ist eine
unglaublich wertvolle, vielfach nutzbare und
zunehmend begehrte Ressource“, so Gregor Aas.
Pia Bradler und
Clarissa Schmelzle, Studentinnen im Master Global
Change Ecology, hatten jede Menge Daten und Fakten
zusammengetragen, die sie den Teilnehmern
präsentierten. Wichtigste Aussage: Der
Gesamtverbrauch an Holz in Deutschland ist aktuell
größer als die Inlandsproduktion. Während bundesweit
knapp 83 Millionen Festmeter Holz pro Jahr in
Deutschland eingeschlagen werden, liege der
Verbrauch derzeit bei über 127 Millionen Kubikmeter.
Der Holzeinschlag nehme aktuell deutlich zu, waren
sich die beiden Studentinnen einig. Sie
prognostizierten eine weiter steigende Nachfrage
nach Bauholz genauso wie nach Brennholz. Bei
letzterem sei die Situation besonders dynamisch, wie
ein Blick auf den Preis zeigt: Während der Raummeter
Buchenholz noch vor Monaten bei 60 bis 80 Euro lag,
sei er aktuell bei einem Discounter für sage und
schreibe 489 Euro angepriesen worden.
Am zweiten Tag
der „Waldkontroversen“ gab es zwei interessante
Exkursionen: Geschäftsleiter Wolf-Christian Küspert
zeigte den Teilnehmern die GELO-Timber GmbH im
Energiepark Wunsiedel. Dort wurden Ansätze der
Kreislaufwirtschaft beim Nadelholz aus der Region
diskutiert, angefangen vom Schwachholzsägewerk über
die WUN Pellet GmbH bis hin zum Leuchtturmprojekt „Wunsiedler
Weg“ mit dezentraler Energieversorgung und
Wasserstoffhydrolyse. Das Heizwerk des 2021 in
Betrieb gegangenen neuen Sägewerks GELO-Timber kann
dank eines Zweigasbrenners sowohl mit Erdgas, als
auch zukünftig mit Wasserstoff betrieben werden.
Carmen Hombach,
Stadtförsterin und Vorsitzende der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach,
startete mit den Teilnehmern zu einem Rundgang durch
Schadflächen und Waldumbaumaßnahmen im Bereich der
WBV Die Wälder im Frankenwald waren von dem
trockenen Sommer und den Käferschäden besonders
stark betroffen.
Bilder:
1.Hier
im Frankenwald oberhalb von Stadtsteinach wird
gerade jede Menge Holz eingeschlagen.
2.„Holz
ist unerlässlich, gestern, heute, morgen“: Tobias
Götz, Zimmermann, Bauingenieur und Chef von Pirmin
Jung, Deutschlands größtes Planungsbüro in Sachen
Holz.
Keine
CO2-Abgabe auf Holz / Waldbesitzer prangern geplante
Energien-Richtlinie der EU an - MdL Martin Schöffel
bei der WBV Kulmbach/Stadtsteinach
Oberdornlach.
Nach dem Willen der Europäischen Union soll Holz
künftig nicht mehr nachhaltig sein. Bei der
Informationsveranstaltung der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach in
Oberdornlach sorgten die Pläne der EU für
Verwunderung und Kopfschütteln. „Das ist für normal
denkende Menschen nicht zu fassen“, sagte die
Vorsitzende Carmen Hombach. Doch die Erneuerbare
Energien-Richtlinie der EU soll dem Holz tatsächlich
seine Nachhaltigkeit absprechen.
In diesem
Vorgehen stecke eine ganz große Gefahr, sagte Carmen
Hombach. Gehen die Pläne so durch, würden nicht nur
bestimmte Förderungen wegfallen, auch müsste auf
Holz künftig, genauso wie bei Öl oder Gas, die
CO2-Abgabe geleistet werden, obwohl Holz ja
bekanntlich CO2 speichert. „Man könnte fast sagen,
sie wissen nicht, was sie tun“, so die Vorsitzende.
Nun könne man nur noch hoffen, dass dies alles nicht
so kommt.
Der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (CSU) nannte die
Pläne ein Alarmsignal. Im Bereich der energetischen
Nutzung von Holz müsse mehr, und nicht weniger
gemacht werden. Derartige Ideen könnten nur von
Leuten kommen, die in ihrem Leben weder einen Baum
gepflanzt, noch einen Wald bewirtschaftet haben.
„Wenn ein Baum verbrannt wird, dann wird nicht mehr
CO2 freigesetzt, als der Baum vorher gebunden hat.“
Ziel der
bayerischen Forstpolitik werde es deshalb sein, die
Holznutzung zu erhöhen. „Wenn wir den Waldumbau
weiter betreiben wollen, müssen wir die Holznutzung
nach oben fahren“, sagte der Abgeordnete. Schöffel
versprach, sich massiv gegen eine CO2-Abgabe zu
stemmen. Das seien Entwicklungen, die in die völlig
falsche Richtung gehen.
Schöffel
beklagte ganz allgemein den Einzug alter Ideologien
und neuer gefährlicher Entwicklungen in die Politik.
Im Mittelpunkt des europäischen Green Deals sollen
Artenvielfalt und Klimaschutz stehen. Doch viele
aktuelle politischen Vorhaben und Entscheidungen
stünden diesem Ziel entgegen und enthielten
grundsätzliche Webfehler.
„Irgendwo muss
jetzt mal Schluss sein“, forderte Martin Schöffel
und prangerte besonders die geplanten Stilllegungen
landwirtschaftlicher Flächen an. Vor dem Hintergrund
der aktuellen Entwicklungen könne man doch nicht auf
weniger Produktion und mehr Importe setzen.
Stattdessen sollten Eigenversorgung und
Ernährungssicherheit im Mittelpunkt stehen
Im Wald
bezeichnete der Parlamentarier die Stilllegungen
ohnehin als den „größten Blödsinn“. Ein vernünftiger
Waldumbau werde nur mit Waldbewirtschaftung
funktionieren. Holz müsse gerodet werden, sonst
verfault es, sagte Martin Schöffel. Zur
Bewirtschaftung gehöre auch der Einsatz von
zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. „Weniger
Produktion und Verbote von Pflanzenschutzmittel, das
kommt meiner Meinung nach einer Enteignung gleich“,
fand Martin Schöffel klare Worte.
Wie bedeutsam der Wald als CO2-Speicher ist, machte
WBV-Geschäftsführer Theo Kaiser am folgenden
Beispiel deutlich: So speichere jedes Hektar Wald
rund 13 Tonnen CO2 pro Jahr. Einen bedeutsamen
Beitrag zur Wiederbewaldung müssten aber auch die
Jäger leisten, so die Vorsitzende Carmen Hombach.
„Die Jäger müssen diesen Weg mitgehen“, sagte sie.
Mittlerweile sei das Rehwild nicht einmal mehr auf
den Wiesen anzutreffen, sondern bleibe gleich in den
Verjüngungen, weil sich dort ein gedeckter Tisch
bietet. Um die Abschusszahlen zu steigern sei auch
die Vermarktung des Wildbrets von Bedeutung. „Kein
Jäger wird rausgehen, wenn die Kühltruhen voll und
die Nachfrage gering ist.“ Carmen Hombach sprach
sich dafür aus, entsprechende Vermarktungsoffensiven
ins Leben zu rufen.
Bauern sehen
rot / „Landwirte werden unter Sippenhaft gestellt“ -
Demo beim Besuch von Ministerpräsident Söder in
Mechlenreuth
Mechlenreuth.
Über 100 Landwirte aus ganz Oberfranken haben am
Donnerstag in Mechlenreuth bei Münchberg gegen die
stark vergrößerten „Roten Gebiete“ demonstriert. Die
Neuabgrenzung macht den Bauern aufgrund zahlreicher
Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden
Flächen praktisch unmöglich. In Mechlenreuth fand
zeitgleich die offizielle Einweihung eines
Teilabschnitts des Ostbayernrings durch den
bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder statt.
In roten
Ganzkörperoveralls und mit zahlreichen Transparenten
machten die Bauern auf der Zufahrtsstraße ihrem
Unmut Luft. „Wer Bauern quält, wir abgewählt“, stand
unter anderem auf den Transparenten zu lesen. Die
Fahrzeugkolonne mit dem Ministerpräsidenten hielt
kurz an und Söder hörte sich für wenige Minuten die
Probleme der Bauern an. Er versprach ihnen für die
kommenden zwei Wochen eine Art Runden Tisch zusammen
mit Umweltministerium und Bauernverband. Dort soll
das Thema noch einmal aufgegriffen werden.
Nach
der Veröffentlichung des entsprechenden
Kartenmaterials steht nach den Worten des
oberfränkischen BBV-Bezirkspräsidenten Hermann Greif
fest: Bisher seien 25 Prozent der bayerischen
Flächen in den „Roten Gebieten“ gewesen, dann nach
der sogenannten „Binnendifferenzierung“ und
„Modellierung“ nur noch zwölf Prozent. Da sei aber
immer noch kein Trost für alle, die von den „Roten
Gebieten“ betroffen sind.
Im Gegenteil:
Die zwölf Prozent hätten der Europäischen Union
nicht ausgereicht, so dass nachjustiert wurde. Ämter
und Ministerien hätten die betroffenen Flächen
aktuell wieder auf 17 Prozent angehoben. Dabei habe
es insbesondere auch die Bauern im Landkreis Hof
heftig erwischt. „Unser Problem ist jetzt, dass man
uns faktisch unter Sippenhaft nimmt“, sagte Greif.
Betriebe, die umweltfreundlich wirtschaften, müssten
von der Verordnung ausgenommen werden. Während die
EU dies auch zulasse, weigere sich Deutschland,
Betriebe raus zu nehmen.
Die
Demo richte sich nicht gegen den bayerischen
Ministerpräsidenten, so Greif. „Wir wollen uns nur
bemerkbar machen und fordern Unterstützung von Seite
der heimischen Politik.“ Die Einordnung in Rote
Gebiete müsse definitiv noch einmal überprüft
werden. Wenn es um Phosphat oder Nitrat geht, gebe
es ja schließlich auch andere Einflüsse, als die
Landwirtschaft. Auch die sollten miteinbezogen
werden.
Als
„allergrößten Hammer“ bezeichnete es der
BBV-Bezirkspräsident, dass die Gebietsabgrenzung
auch teilweise in die Städte hineinreicht. Dort
seien beispielsweise auch Golfplätze betroffen, die
aber von Auflagen ausgenommen wurden, also auch
weiterhin ihre Flächen düngen dürfen. Greif: „Das
geht so nicht weiter, da müssen wir dagegen halten.
„Wir werden in
Sippenhaft genommen, für etwas, wofür wir nichts
können“, sagte der oberfränkische BBV-Vizepräsident
Michael Bienlein. Viele Bauern seien in ihrer
Existenz gefährdet. „Wir wollen doch auch weiterhin
Nahrungsmittel für unsere Mitmenschen produzieren.“
Für die Neuausweisung fehlten jegliche Grundlagen.
Doch die Einsicht in die entsprechenden Messungen
werde den Landwirten derzeit verwehrt.
Ministerpräsident
Söder sagte den Landwirten zeitnah eine Runde mit
Vertretern des Umweltministeriums und dem Präsidium
des Bauernverbandes zu. „Wir müssen schauen, dass
wir einen Weg finden“, sagte Söder. Man habe bewusst
die erste Karte der Roten Gebiete zurückgestellt, um
die Betroffenheit zu verhindern. Dort wo wenig
Wasser ist, sei die Frage der Nitratwerte schneller
ein Thema, weil die Verdünnungswirkung schlechter
ist. Unabhängig davon, dass im Fränkischen aufgrund
der Trockenheit auch Wasser benötigt werde, müssten
auch hier weiterhin Nahrungsmittel produzieren
werden können. „Ich setze mich ja nicht dafür ein,
dass wir Flächen nicht mehr stilllegen, um mehr
Nahrungsmittel produzieren zu können, wenn wir
gleichzeitig die Flächen nicht nutzen können.“
Bilder:
Der bayerische Ministerpräsident sprach am Rande der
Einweihung eines Ostbayernring-Teilstücks in
Mechlenreuth bei Münchberg mit Landwirten aus
Oberfranken. In rote Ganzkörperanzüge gehüllt,
protestierten die Bauern gegen die Neuabgrenzung der
„Roten Gebiete“.
Altes Haus -
Neuer Stall / Ferkelaufzucht, Mast, Wirtshaus und
Ferienwohnungen: Wo andere zusperren haben Katrin
und Rainer Markstein kräftig investiert
Gumpertsreuth.
Geplant war das alles so nicht, wie es schließlich
gekommen ist. Doch Katrin und Rainer Markstein aus
Gumpertsreuth bei Gattendorf im Landkreis Hof sind
fest überzeugt, den richtigen Weg gegangen zu sein.
Während Schweinehalter landauf landab aufgeben, hat
die Familie am Rande der Ortschaft mit einem
Investitionsvolumen von rund einer Million Euro
einen nagelneuen Schweinestall mit 750 Mastplätzen
errichtet. Die Strohschweine werden hauptsächlich an
zwei größere Metzgereibetriebe in Selb und Dörnthal
vermarktet. Ein weiterer Teil bleibt sozusagen auf
dem Hof und kommt in der eigenen Gastwirtschaft mit
dem Namen „Altes Haus“ auf den Tisch.
Lange Jahre
wurde der Hof im Nebenerwerb bewirtschaftet. 1995
hatte Rainer Markstein von seinen Eltern übernommen.
Der heute 50-Jährige war zuletzt als Kfz-Meister bei
den Hofer Stadtwerken beschäftigt, Ehefrau Katrin
ist gelernte Bäckerin. „Ein zweites Standbein
wollten wir schon immer“, sagt Rainer. So kam das
Paar auf die Idee in einem alten Gebäude des
Vierseithofes ein Café einzurichten. Als man im Jahr
2015 mit den Umbauarbeiten begann, war noch nicht
abzusehen, dass daraus einmal eine Art Geheimtipp im
Hofer Land entstehen würde.
„Wir
haben damals alles eingeschmissen“, sagt Rainer. Nur
die Außenwände und die Zwischendecken hätten noch
existiert. Dank der immensen Eigenleistung der
Familie mit ihren vier Kindern im Alter zwischen
sieben und 21 Jahren konnte das „Alte Haus“ schon im
Januar 2016 eröffnen, vom Café war man inzwischen
abgekommen und es wurde ein richtiges Dorfwirtshaus
daraus. Schon damals hatte Rainer Mut bewiesen, als
er seine Festanstellung im öffentlichen Dienst gegen
die Selbständigkeit eintauschte.
Der Erfolg gab
der Familie Recht. Während andere Gaststätten
ringsum zusperrten, wurden die Marksteins regelrecht
überrannt. „Das hat eingeschlagen, wie eine Bombe“,
so Katrin. In der Regel haben sie drei Tage in der
Woche offen, Donnerstag und Freitag mit Abendkarte,
Sonntag zum Mittagstisch und nachmittags zu Kaffee
und Kuchen. Samstags finden meist geschlossene
Veranstaltungen statt, mittwochs gibt es einmal im
Monat einen Pizzatag, ein anderes Mal steht die
Schlachtschüssel auf dem Plan. Zehn Mitarbeiter
beschäftigt die Familie im Service, drei weitere in
der Küche, alle auf geringfügiger Basis.
Im alten Stall
unmittelbar an der Hofstelle mit Platz für 400
Schweine werden mittlerweile die Ferkel aufgezogen,
ehe sie in den neuen Maststall wechseln. Dort
wachsen die Schweine innerhalb von vier Monaten auf
rund 140 Kilogramm heran. Rainer Markstein fährt die
Tiere mit dem eigenen Lkw in den Hofer,
beziehungsweise in den Helmbrechtser Schlachthof.
Das Fleisch wird in die Traditionsmetzgerei Sandner
nach Selb und in die Landmetzgerei Strobel nach
Dörnthal bei Selbitz geliefert. „Eine
Win-Win-Situation“, wie Rainer sagt. Auf die beiden
Betriebe könne man sich verlassen. „Wir arbeiten
Hand in Hand zusammen“. Das Fleisch hat aufgrund des
hohen Rohfaseranteils, der verfüttert wird,
keinerlei Wassereinlagerungen. Außerdem haben die
Strohschweine mehr Zeit zum „Reifen“ als Tiere aus
konventioneller Haltung.
Der
neue Offenfrontstall auf der grünen Wiese vor den
Toren des Dorfes ist 60 mal 16 Meter groß. Direkt
daneben wurde eine eigene Technikhalle errichtet.
Bei der Einweihung vor wenigen Wochen waren rund
1000 Besucher gekommen. „Mit einem solchen Ansturm
hätten wir nie gerechnet“, sagen beide.
Daneben
bewirtschaften die Marksteins noch 60 Hektar Flächen
und 25 Hektar Wald. Angebaut werden Sommer- und
Wintergerste, Erbsen und Weizen, ausschließlich zum
Eigenbedarf. Und noch ein weiteres Standbein gibt
es: über den Gasträumen wurden zwei schmucke, 80,
beziehungsweise 85 Quadratmeter große
Ferienwohnungen eingerichtet.
„Es ist nicht
schlecht, wenn man mehrere Standbeine hat“, ist sich
das Paar einig. Vor allem die Corona-Zeit hat den
beiden schwere zu schaffen gemacht. „Mit Corona ist
alles anders geworden“, so Katrin. Vielen
politischen Entscheidungen in Sachen Pandemie stehen
die beiden kritisch gegenüber. Nicht nur
wirtschaftliche, auch innerhalb der Gesellschaft sei
vieles unwiderruflich kaputt gegangen.
Bilder:
1. "Auf
der grünen Wiese" am Ortsrand von Gumpertsreuth hat
die Familie Markstein einen neuen Stall errichtet.
2.
Hier fühlen sich die Strohschweine wohl. Das Fleisch
kann in Ruhe heranreifen.
3. Rainer und Katrin Markstein (rechts) mit ihren
vier Kindern.
Ernährungssicherheit im Focus / Scharfe Kritik an
Bund und EU beim Königsfelder Jurabauerntag
Königsfeld.
Als „unverantwortlich, ideologisch und gegen das
eigene Volk gerichtet“ hat Martin Schöffel,
Landtagsabgeordneter aus Wunsiedel und Vorsitzender
des CSU-Arbeitskreises Landwirtschaft, die Politik
der Bundesregierung kritisiert. „Wir dürfen bei der
Nahrungsmittelversorgung auf keinen Fall im eine
ähnliche Situation kommen, wie bei der Energie“,
sagte Schöffel beim Königsfelder Jurabauerntag.
Zum einen
profitierten die Bauern mit Ausnahme des
Schweinebereichs von der weltweit aktuell riesigen
Nachfrage nach Lebensmitteln durch höhere
Erzeugerpreise. Zum anderen stünden Auflagen im
Raum, die man sich jetzt nicht leisten könne und
dürfe. Die geforderten Flächenstilllegungen gehörten
genauso dazu, wie das drohende Verbot von
Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten. „In
einer Zeit von Dürren, Inflation, Unsicherheiten und
Krisen auf der ganzen Welt muss es darum gehen,
Sicherheit bei der Ernährung herzustellen“, so
Schöffel.
Vor allem die
Vorschläge des stellvertretenden
EU-Kommissionspräsidenten Frans Timmermans ernteten
bei Schöffel Kritik. Die Stilllegungspläne würden
bedeuten, dass die Produktion hierzulande um 20
Prozent zurückgehen würde und Deutschland auf
Importe aus dem Ausland angewiesen sei. „Wer so
etwas fordert, der hat den Schlag noch nicht
gehört“, sagte Schöffel und forderte die Bauern dazu
auf, Timmermans zu stoppen.
Auch in den
Wäldern dürfe es keine Stilllegungen geben. „Wir
wollen keine Wildnis“, sagte Schöffel.
Bewirtschaftete Wälder hätten erwiesenermaßen die
gleiche Artenvielfalt aufzuweisen, wie
unbewirtschaftete Wälder. „Wir geben unsere Heimat
nicht auf und lassen uns nicht alles kaputt machen“,
so der Referent.
Trotz
aller Krisen und Herausforderungen freute sich der
neue Kreisobmann Tobias Kemmer, dass der
Königsfelder Jurabauerntag nach drei Jahren Pause
überhaupt wieder stattfinden könne. Bei allen
Schwierigkeiten sollte man sich auch über fruchtbare
Böden und regionale Lebensmittel freuen. Gleichwohl
hätten im Bamberger Land besonders der Mais, die
Sonnenblumen, Zuckerrüben und Soja unter der
anhaltenden Trockenheit gelitten.
Die Bauern
bräuchten aber auch Verlässlichkeit, so der
oberfränkische BBV-Vizepräsident Michael Bienlein
aus Lichtenfels. Jetzt werde gesät, aber niemand
wisse, was er ernte und wie viel er davon bekomme,
so Bienlein. Er sprach sich gegen die Pläne aus,
Pflanzenschutzmittel in sensiblen Gebieten zu
verbieten. „Wir schützen die Pflanzen doch deswegen,
weil wir sie gesund erhalten wollen und als
Nahrungsmittel und Futter für die Tiere brauchen.“
Auch der Königsfelder Bürgermeister Norbert Grasser
wusste von den Problemen der Bauern. Die gesamte
Bevölkerung habe derzeit Befürchtungen,
beispielsweise, dass die Wohnungen im Winter kalt
bleiben.
Vor dem
Jurabauerntag im Schleuppner-Saal feierten alle
Beteiligten einen festlichen Erntedankgottesdienst
mit Pfarrer Michael Herrmann in der nahen
St.-Jakobus-Kirche. Von dort aus setzte sich nach
dem Gottesdienst ein kleiner Festzug zum
Schleuppner-Saal in Bewegung, angeführt von der
örtlichen Blaskapelle und einigen Helfern mit der
stattlichen Erntekrone auf den Schultern.
Bilder:
1. Ein kleiner Festzug bewegte sich vom Gottesdienst
in der St.-Jakobus-Kirche zum Königsfelder
Jurabauerntag im Schleuppner-Saal.
2. Bürgermeister Norbert Grasse, MdL Martin Schöffel,
Kreisobmann Tobias Kemmer, BBV-Geschäftsführer
Werner Nützel und der stellvertretende
oberfränkische BBV-Präsident Michael Bienlein (von
links) vor der Erntekrone beim Königsfelder
Jurabauerntag
Streuobst mit
allen Sinnen genießen / Aktionstag zum Thema
Streuobst am Kompetenzzentrum für Ernährung
Kulmbach.
Streuobstwiesen sind nicht nur wichtig für die
Artenvielfalt, sondern auch durch alte und
regionalspezifische Sorten ein kulinarisches
Geschmackserlebnis. Deshalb hat das Kompetenzzentrum
für Ernährung in Kulmbach die Veranstaltungsreihe
mit dem Namen „Kulminarik“ („Kulinarik in Kulmbach“)
gestartet, Sie soll das Thema Streuobst den
Verbrauchern näherbringen und ihnen das gesamte
Geschmacksspektrum von Streuobst aufzeigen.
Zum Auftakt gab
es auf dem Gelände und in den Räumen der Museen im
Mönchshof in Kulmbach einen überaus gut besuchten
Aktionstag mit Vorträge, Verkostungen,
Kochvorführungen, einem Kinderprogramm mit
Streuobstpädagoginnen und mit Einblicken in die
experimentelle Küche. Es ging dabei nicht nur um
Äpfel, sondern auch um Beeren, Birnen, Walnüsse,
Weintrauben oder Zwetschgen.
Ziel des
aktuellen bayerischen Streuobstpakts ist es, den
derzeitigen Streuobstbestand in Bayern zu erhalten
und neue Streuobstbäume zu pflanzen. „Wir wollen dem
Rückgang der Streuobstbestände in Bayern
entgegenwirken“, sagte Ludwig Wanner vom Bayerischen
Landwirtschaftsministerium bei der Eröffnung. Er
verwies auf das neue bayerische Förderprogramm für
die Abgabe von bis zu einer Million Obstbäumen bis
zum Jahr 2035, das vor wenigen Tagen gestartet
wurde. Dabei sollte es nicht nur um Pflanzung und
Pflege, sondern auch um die Verwertung der Früchte
gehen, sagte Wanner. Nicht immer würde das Obst
richtig geschätzt, deshalb soll die Aktion des
Kompetenzzentrums dem Streuobst einen neuen Schub
geben.
„Zur Ernährung
gehört auch der Genuss“, so die neue Leiterin des
Kompetenzzentrums Christine Röger. Deshalb sollte
mit der Veranstaltung vor allem Werbung für das
Streuobst und die vielfältigen Produkte daraus
gemacht werden. Nicht zuletzt sei Streuobst auch ein
Beitrag zum aktiven Naturschutz, indem zahlreiche
Insektenarten von den Streuobstwiesen profitieren.
Wie
die Obstbäume richtig gepflegt werden, so dass am
Ende auch ein entsprechender Ertrag herauskommt, das
vermitteln die zahlreichen Obst- und
Gartenbauverbände mit ihren Pflegekursen, so die
Bezirksvorsitzende des Verbandes für Gartenbau und
Landespflege, die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer. Die „Kulminarik“-Veranstaltung
richtete sich aber auch an Kinder, denn, so Simon
Reitmeier vom Kompetenzzentrum: „Ernährungsbildung
muss früh ansetzen, damit man die Ernährung im
Erwachsenenalter richtig zu schätzen weiß“.
Agnes Kohler
von „Kohler´s Kulinarik“ führte beispielsweise vor,
wie ein kreatives Menü mit Streuobst entsteht.
Sternekoch Tobias Bätz von „Herrmann's Posthotel“
ließ sich beim Experimentieren mit Produkten von der
Streuobstwiese ebenfalls über die Schulter blicken.
Zusammengestellt wurde beispielsweise eine
Quittenkaltschale zum Aperitif, eine
Birnen-Selleriesuppe als Vorspeise und ein
gebratenes Kalbspflanzerl mit Zwetschen-„Ketchup“
und Apfel-Krautsalat.
In einer Reihe
von Vorträgen verriet Ernährungsberaterin Yvonne
Müller Tipps und Tricks zu Verwertung und
Haltbarmachung des Obstes, der frühere
Kreisfachberater Friedhelm Haun berichtete vom
Gesundheitswert der Walnuss sowie vom Lebensraum
Streuobstwiese und die Hauswirtschaftsmeisterin
Margot Findeiß von der „Vielfalt der Birne“
Ergänzt wurde
das Programm unter anderem mit Mitmachangeboten zum
Saftpressen und zur Sortenbestimmung sowie zu den
verschiedensten Verkostungen. Die Bayerische
Landesanstalt für Wein- und Gartenbau präsentierte
eine Nuss-Mühle zur Herstellung von frischem Nussmus
und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
war mit dem Verbraucherportal Regionales Bayern und
mit Information zu den Genuss Schätzen Bayern
vertreten.
Bilder:
1.Hauswirtschaftsmeisterin
Margot Findeiß und der frühere Kreisfachberater
Friedhelm Haun stellten die breite Palette an
heimischen Apfelsorten vor.
2. Zum Test der Geschmacksnerven lud Eva Stetter
(rechts) den früheren Kreisfachberater Friedhelm
Haun, die Bezirksvorsitzende des Verbandes für
Gartenbau und Landespflege, die Abgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer, Ludwig Wanner vom
Landwirtschaftsministerium, Martina Tröger vom
Kompetenzzentrum und dessen neue Leiterin Christine
Röger (von links).
Appell zu Ruhe
und Gelassenheit / BBV Bayreuth feierte
Kreiserntedankfest – Dank an ausgeschiedene
Ortsobleute
Bayreuth.
Der BBV-Kreisverband Bayreuth hat seine
Erntedankfeier dafür genutzt, allen Ortsbäuerinnen
und Ortsobmänner zu danken, die bei der
zurückliegenden Verbandswahlen nicht mehr angetreten
waren oder nicht mehr gewählt wurden. Genau 99
Persönlichkeiten aus allen Teilen des Bayreuther
Landkreises erhielten dabei eine Urkunde, eine
Anstecknadel und ein Geschenk des Bauernverbandes.
Vor den
Ehrungen feierten die evangelischen Pfarrerehepaar
Uschi und Christoph Aschoff von der Kirchengemeinde
St. Johannis und Günter Schloßmacher,
Gemeindereferent der katholischen St.-Hedwigs-Kirche
in Bayreuth zusammen mit den Landwirten einen
Erntedankgottesdienst in der mit allerlei Gaben
geschmückten Tierzuchtklause. Kreisobmann Karl Lappe
appellierte im Anschluss an seine Berufskollegen,
trotz aller Krisen um uns herum, Ruhe und
Gelassenheit zu bewahren. „Angst und Panikmache sind
fehl am Platz“, so Lappe.
Der Kreisobmann
sprach in seinem Rückblick von einem ganz besonderen
Jahr. Eine so lange und intensive Trockenheit habe
es schon lange nicht mehr gegeben. Wenn der
Klimawandel auch Anpassungen erforderlich macht, so
seien „Greta-Thunberg-Diskussionen“ fehl am Platz.
Lappe gab zu bedenken, dass Deutschland gerade
einmal rund zwei Prozent der Weltbevölkerung und
ebenfalls rund zwei Prozent der Weltagrarfläche
besitze. Das bedeute: „Alles, was wir auch machen,
kann den Klimawandel nicht verändern.“
Nachdem Lappe
in seinem Grußwort auch den Verkehrsversuch der
Stadt Bayreuth kritisiert hatte, in dessen Folge die
Erlanger- und die Bismarckstraße als die beiden
wichtigen Aus- und Einfallstraßen derzeit einspurig
angelegt sind, ging Stadt- und Bezirksrat Stefan
Specht in seinem Grußwort unmittelbar darauf ein. Er
sprach von einem kommunalpolitisch ganz heißen Eisen
und eine ganz schwierigen Thema. Specht nannte den
Verkehrsversuch fragwürdig, gab aber auch zu
bedenken, dass man derzeit noch die Chance habe,
darüber zu diskutieren. Ohne seine Fraktion wäre der
Beschluss zur Einspurigkeit längst gefallen. „Es ist
nicht so, dass wir das einfach durchwinken werden“,
versprach Specht. Karl Lappe gehörte zusammen mit
den Landwirten aus dem westlichen Landkreis, aber
auch zusammen mit seinen dortigen
Bürgermeisterkollegen und den von ihnen vertretenen
Bürgern zu den schärfsten Kritikern der Maßnahme,
die den gesamten Verkehr zwischen Stadt und
Landkreis entscheidend einschränke.
Die
Bundestagsabgeordnete Silke Launert hob in ihrem
Grußwort hervor, dass Nachhaltigkeit bei den Bauern
schon immer eine entscheidende Rolle gespielt habe.
Schon immer stünden Landwirte für Bodenständigkeit
und Bodenhaftung, schon immer hätten sie den Bezug
zur Natur und den Respekt vor Tieren gepflegt.
Eine
besondere Ehrung wurde Hedwig Loos aus Kornbach
zuteil. Sie gehörte von 2007 bis 2022 der
Kreisvorstandschaft des BBV Bayreuth an und konnte
bei den Neuwahlen im Mai aus Zeitgründen nicht mehr
kandidieren. Ihr Amt als Ortsbäuerin, das sie seit
2001 innehat, bleibt sie allerdings auch weiterhin
treu. Kreisbäuerin Angelika Seyferth, die zusammen
mit Kreisobmann eine Ehrenurkunde überreichte,
nannte Hedwig Loos die treue Seele der Landfrauen
und eine wertvolle Ideengeberin für den
Kreisverband.
Die folgenden
ausgeschiedenen Ortsobleute wurden zum Erntedankfest
geehrt:
Für fünf Jahre:
Anna Leichtenstern (Altencreußen), Waltraud Lang (Aufseß-Heckenhof),
Elfriede Schneider (Krögelstein), Gretel Hortelmaus
(Nankendorf), Martina Böhner (Neuhof), Claudia
Berger (Reizendorf), Gisela Hacker (Seulbitz), Ilse
Hösch (Truppach), Jenny Schmitt (Weidmannsgesees),
Andreas Ott (Büchenbach), Sven Stahlmann (Frankenhaag),
Florian Götz (Frankenberg), Roland Thiem (Langenloh),
Thomas Hauenstein (Mistelbach), Matthias Schatz (Moggendorf)
und Martin Bächmann (Neuhaus).
Für zehn Jahre:
Rosi Höhn (Frankenhaag), Brigitte Purrucker (Guttenthau),
Karin Wittmann (Körbeldorf), Heidi Teufel (Langenloh),
Margt Ströbel (Prebitz), Elfriede Berger (Thiergarten-Saas),
Brigitte Lehner (Troschenreuth), Christine Schilling
(Weiher), Gerd Böhner (Euben), Thomas Kolb (Kleinweiglarreuth),
Heinz Herold (Kornbach), Klaus Timm (Lützenreuth),
Alfons Neubauer (Rabeneck), Lorenz Fick
(Untersteinach), Andreas Schilling (Weiher) und
Alexander Kaiser (Wendelhöfen).
Für 15 Jahre:
Gudrun Pezold (Birk), Beate Schieder (Penzenreuth),
Cäcilia Brütting (Seelig), Gerd Schmidt
(Wendelhöfen), Johannes Handwerger (Drosendorf),
Bernd Scholz (Eschen), Reinhold Pöhlmann
(Guttenthau-Röslas), Horst Seitz (Nemnschenreuth),
Rudolf Hagen (St. Johannis), Günter Trautner
(Seidwitz), Thomas Neuner (Welkendorf), und Roland
Macht (Witzleshofen).
Für 20 Jahre:
Christine Stenglein (Breitenlesau), Ingrid Stiefler
(Regenthal), Christa Ordnung (st. Johannis),
Margarete Teufel (Schressendorf), Marianne Galster
(Stein), Angela Neuner (Volsbach) und Erwin Pfändner
(Kainach).
Für 25 Jahre:
Renate Oetterer (Aichig), Roswitha Müller (Busbach),
Erna Handwerger (Drosendorf), Gunda Potzel (Fenkensees),
Regina Pfändner (Kainach), Renate Böhm (Neuhaus),
Irmgard Macht (Witzleshofen), Irmgard Büttner
(Wolfsbach), Margarete Seiferth (Wülfersreuth),
Friedrich Köhler (Betzenstein-Mergners), Johann
Lochner (Obernsees), Erwin Hoffmann (Stechendorf)
und Hans-Martin Reif (Stierberg).
Für 30 Jahre:
Juliane Riedelbauch (Bärnreuth), Renate Ruder (Betzenstein-Mergners),
Margitta Reichel (Bischofsgrün), Karin Potzel (Cottenbach-Altenplos),
Gudrun Rank (Gefrees), Barbara Arnold Kaltenthal),
Resi Hartmann (Körzendorf), Monika Heinz (Lankendorf),
Angelika Grießhammer (Neudorf), Petra Legath
(Oberwarmensteinach), Margitta Zeilmann (Schobertsreuth),
Rita Hoffmann (Stechendorf), Heidi Popp (Zettitz),
Hans-Erhard Keller (Eckersdorf-Donndorf), Hans
Engelnrecht (Lankendorf), Hans Nickl (Lienlas),
Peter Zeilmann (Schobertsreuth), Gerhard Richter
(Siegritzberg), und Konrad Frank (Windischenlaibach).
Für 35 Jahre:
Lore Hohlweg (Bad Berneck), Christine Freyberger (Losau),
Brigitte Burghardt (Seitenbach), Lisbeth Fick
(Untersteinach), Hans Portzel (Fenkensees) und
Karl-Heinz Küffner (Hauendorf).
Für 40 Jahre:
LIselotte Ströbel (Hauendorf), Waltraud Dörfler (Lützenreuth)
und Peter Bauernfeind (Wolfsbach).
Für 45 Jahre:
Gerda Hofmann (Altstadt, Gunda Neuner (Welkendorf),
Heinz Leykauf (Großweiglareuth), Hemut Küfner (Mengersreuth)
und Friedrich Stiefler (Regenthal)
Für 50 Jahre:
Josef Ringler (Mandlau-Prüllsbirkig).
Für 55 Jahre:
Rainer Sack (Altstadt).
Bilder:
1.Sie
gehören zu den Dienstältesten Ortsobleuten des
Bauernverbandes im Landkreis Bayreuth (von links):
Josef Ringler, Liselotte Ströbel, Waltraud Dörfler
und Friedrich Stiefler. Kreisbäuerin Angelika
Seyerth und Kreisobmann Karl Lappe zeichneten die
ausgeschiedenen Ehrenamtsträger beim Kreiserntedank
aus.
2. 15 Jahre lang und damit drei Amtsperioden gehörte
Hedwig Loos (2. von links) dem Kreisvorstand des BBV
an. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links),
Kreisobmann Karl Lappe und sie stellvertretende
Kreisbäuerin Doris Schmidt zeichneten Hedwig Loos
mit der Ehrenurkunde des Bauernverbandes aus.
„Schönster,
spannendster und vielseitigster Beruf der Welt“ / 51
Landwirtschafts-Azubis aus dem Westen Oberfranken
freigesprochen
Hirschaid.
51 frischgebackene Landwirte aus dem westlichen
Oberfranken hat die Regierung von Oberfranken in
Hirschaid feierlich verabschiedet. Die 5 Damen und
46 Herren kamen aus den Städten und Landkreisen
Bamberg, Coburg, Forchheim, Kronach und Lichtenfels.
Sie alle haben eine dreijährige duale Ausbildung
hinter sich. Das bedeutet: Nach einem
Berufsschuljahr in Vollzeit waren sie zwei Jahre
lang in ihren Ausbildungsbetrieben tätig. Während
dieser Zeit besuchten sie einmal pro Woche die
Berufsschule. Dazu gab es die verschiedensten
Lehrgänge und Schulungen. Für die Berufsbildung ist
seit Juli 2021 die Regierung von Oberfranken
zuständig.
Die Erzeugung
wertvoller Nahrungsmittel ist und bleibt die
wichtigste Aufgabe des Landwirts, sagte Burkhard
Traub von der Regierung. Im Zuge von Krieg und
Krisen sei das der Bevölkerung jetzt erst weder so
richtig bewusst geworden. Alle Absolventen hätten es
in den zurückliegenden drei Jahren gelernt,
Nahrungsmittel umweltverträglich und nachhaltig zu
erzeugen und dabei auch das Tierwohl zu
berücksichtigen.
Kein Jahrgang
zuvor habe so vieles meistern müssen, wie der
aktuelle Jahrgang, so Tanja Schilling von der für
die angehenden Landwirte zuständigen
Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg. Der
mehrfache Wechsel von Präsenz- in den
Inline-Unterricht habe genauso dazugehört, wie
zahlreiche andere Hürden in Verbindung mit den
Corona-Auflagen. Als besten anwesenden Absolventen
zeichnete sie Korbinian Bischof aus. Er stammt aus
Pfaffenhofen an der Roth im schwäbischen Landkreis
Neu-Ulm und hatte in Oberfranken seine Ausbildung
absolviert. Bester wurde Michael Kilian aus
Viereth-Trunstadt im Landkreis Bamberg. Er konnte an
der Freisprechungsfeier nicht teilnehmen. Das Trio
der Jahrgangsbesten ergänzt Michael Endres aus
Wiesenttal.
Die
Leistungen aller Absolventen seien ein ganz
wesentlicher Beitrag für unsere Gesellschaft, sagte
der stellvertretende Bamberger Landrat Johannes
Maciejonczyk. Der Beruf des Landwirts sei um vieles
anspruchsvoller, als manch anderer Beruf. „Der
Landwirts kennt auch keine Uhrzeit, sondern viele
Uhrzeiten“, sagte Maciejonczyk. Einige aktuelle
Themen, die ihn und seinen Berufskollegen derzeit
umtreiben, sprach der neue BBV-Kreisobmann Tobias
Kemmer aus Bamberg an. Die seiner Meinung nach
völlig überzogenen Vorschläge der EU zur
Pflanzenschutzreduktion in Schutzgebieten gehörten
genauso dazu, wie die im Raum stehende Schließung
des Bamberger Schlachthofes. Um dagegen anzukämpfen
sei eine Interessensgemeinschaft gegründet worden,
weitere Mitstreiter aus den Reihen der Viehhalter
seien dringend gesucht.
Ein weiterer
Gratulant war Roland Reh, Vorsitzender des Bamberger
VLF-Kreisverbandes (Verband landwirtschaftlicher
Fachbildung). Mit der erfolgreichen Prüfung stünden
den Absolventen jetzt alles Wege offen. Doch Arbeit
und gewinn seien nicht alles, mahnte Reh. Er
appellierte an die jungen Leute, sich auch immer
wieder Freiräume zu schaffen, Hobbys nachzugehen,
aber auch Ehrenämter zu übernehmen. Konrad
Schrottenloher, der neue Leiter des Bamberger Amtes
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nannte den
Beruf des Landwirts den „schönsten, spannendsten und
vielseitigsten Beruf, den es auf der ganzen Welt
gibt“. Er rief die jungen Leute dazu auf, sich in
die aktuelle gesellschaftliche Diskussion immer
wieder einzubringen: „Tun sie mit der Landwirtschaft
nicht nur Gutes, sondern reden sie auch darüber“,
sagte der neue Amtschef.
Die
erfolgreichen Absolventen sind:
Landkreis
Bamberg:
Tobias
Aichinger (Hirschaid), Michael Blauberger
(Frensdorf), Christian Dotterweich
(Schönbrunn/Steigerwald), Lukas Engel (Burgebrach),
Niklas Geiger (Reckendorf), Sebastian Heberlein (Reundorf),
Michael Kilian (Viereth-Trunstadt), Raphael Kropf (Pommersfelden),
Rainer Richter (Heiligenstadt), Bernhard Schäfer
(Heiligenstadt), Tobias Schwarzmann (Altendorf),
Lukas Schwengler (Reckendorf) und Lukas Zenk
(Scheßlitz).
Landkreis
Coburg:
Tobias
Freiberger-Falk (Itzgrund), Lukas Köhn (Neustadt bei
Coburg), Gina Pohle (Seßlach), Jonas Spielmann
(Seßlach), Max Taschek (Großheirath), Jonathan
Waldert (Großheirat), Christian Wäschenfelder (Großheirath)
und Tobias Wöhner (Seßlach).
Landkreis
Forchheim:
Anna-Maria
Deinhardt (Ebermannstadt), Michael Endres (Wiesenttal),
Melissa Geyer (Hallerndorf), Johannes Götz
(Kirchehrenbach), Maria Götz (Kirchehrenbach),
Michael Götz (Kirchehrenbach), Christian Hübschmann
(Kirchehrenbach), Niklas Niedermann (Langensendelbach),
Christof Otzelberger (Hallerndorf), Michael Roppelt
(Kauernhofen), Max Singer (Hetzles), Johannes
Vollmann (Hausen) und Sebastian Wölfel (Igensdorf).
Landkreis
Kronach:
Tobias Backer (Marktrodach),
Tobias Bauer (Weißenbrunn), Kai Döhler (Küps), Jonas
Thiem (Ludwigstadt) und Jan Welcher (Kronach).
Landkreis
Lichtenfels:
Jonas Fischer
Hochstadt, Isabell Kremer (Lichtenfels), Martin
Lypold (Lichtenfels), Maximilian Reindl (Altenkunstadt),
Fabian Reinhardt (Lichtenfels), Maximilian Rieger
(Burgkunstadt) und Jakob Wunner (Ebensfeld).
Bild:
1.Als
besten anwesenden Absolventen hat Tanja Schillig von
der Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg
Korbinian Bischof aus Pfaffenhofen an der Roth
ausgezeichnet. Er hatte in Oberfranken seine
Ausbildung absolviert.
2. Sie alle haben die Ausbildung zum staatlich
anerkannten Landwirt erfolgreich absolviert und
wurden bei einer Feierstunde in Hirschaid
„freigesprochen“. Das Bild zeigt die erfolgreichen
Absolventen aus dem Landkreis Coburg zusammen mit
einigen Gratulanten.
Landwirt als
Beruf der Zukunft / 43 frischgebackene Landwirte aus
Ostoberfranken verabschiedet
Himmelkron.
43 Absolventen des Ausbildungsberufes Landwirt aus
den Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach
und Wunsiedel haben am Mittwoch in Himmelkron ihre
Zeugnisse und Urkunden erhalten. Für die
„Freisprechungsfeier“ war erstmals die Regierung von
Oberfranken statt wie bisher das jeweilige
Landwirtschaftsamt zuständig. Hintergrund ist die
Neuorganisation der Ämterstruktur, in deren Rahmen
seit Juli 2021 die Bezirksregierungen für die
Berufsausbildung der Landwirte zuständig sind.
Lediglich die Berufsberatung liegt weiterhin in den
Händen der Landwirtschaftsämter. Unter den 43
Absolventen waren neun Frauen.
Mit Loisa
Riedl, Jan Morath und Christopher Schramm kommen
alle drei Besten des Ausbildungsjahres aus der
Gemeinde Himmelkron. Bei der feierlichen
Verabschiedung betonten sämtliche Redner, wie
wichtig die regionale Erzeugung von Lebensmittel vor
dem Hintergrund der Corona-Pandemie und des Ukraine
Krieges ist. Ebenso ließ es kein Redner aus, an die
jungen Leute zu appellieren, Weiterbildungsangebote
anzunehmen.
„Die Bedeutung
von Nahrungsmittelsicherheit ist uns allen wieder
bewusst geworden“, sagte Burkhard Traub von der
Regierung. Doch Landwirte stünden noch für vieles
mehr, für den Erhalt der Kulturlandschaft für das
gesellschaftliche Leben auf dem Land, für ein
aktives Dorfleben und eine lebendige Dorfkultur.
Eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung
bezeichnete er als bestmögliche Vorbereitung auf das
künftige Berufsleben.
Es gebe kaum
einen anderen Beruf, der so abwechslungsriech und
vielfältig ist, wie der des Landwirts, so der
stellvertretende Hofer Landrat und Bürgermeister von
Naila Frank Stumpf. Noch immer machten sich viele
Menschen im Supermarkt keine Gedanken darüber, woher
das reichhaltige Angebot eigentlich kommt. Dazu
benötige es die Landwirte als hochqualifizierte
Fachkräfte, die sich ständig neuen Herausforderungen
stellen müssten.
Von
einem „Beruf der Zukunft“ sprach Andrea Brönner, die
Leiterin des Beruflichen Schulzentrums Stadt und
Landkreis Hof, zu dem auch die Berufsschule für
Landwirte in Münchberg gehört. Zusammen mit Martin
Abt, dem Leiter des Staatlichen Berufsschulzentrums
III in Bayreuth, sprach sie aber auch die
Herausforderungen an. „Das Problem ist die
Akademisierung der Bildung“, sagte Andrea Brönner.
Martin Abt bezeichnete im Rückblick den
Distanzunterricht als nicht einfach. Er sprach auch
den Lehrermangel an seinem Schulzentrum und an den
Berufsschulen allgemein an.
Glückwünsche
für den Bauernverband überbrachte der Kulmbacher
BBV-Kreisobmann Harald Peetz. Er bereitete die
jungen Leute darauf vor, dass sie es im Rahmen ihrer
künftigen Tätigkeit auch immer wieder mit Teilen der
Gesellschaft zu tun hätten, die „es nicht immer gut
mit uns meinen“. Er appellierte deshalb an die
frischgebackenen Landwirte, selbstbewusst zum
eigenen Berufsstand zu stehen, schließlich seien
seit den Krisen gerade die Bauern wieder mehr in den
Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt.
Auch Rainhard
Kortschack vom Verband für landwirtschaftliche
Fachbildung (VLF) sprach dieses Thema an. „So manch
Verbraucher träumt noch immer von der lila Kuh“,
sagte er. Die Landwirte müssten sich deshalb immer
wieder aufs Neue bemühen, in der Gesellschaft Gehör
zu finden.
Die folgenden
jungen Leute haben ihre Ausbildung zum Landwirt
erfolgreich bestanden.
Stadt und
Landkreis Bayreuth:
Christopher
Schramm (Bayreuth), Anna Büttner (Pegnitz), Mariella
Hannig (Hollfeld), Fabian Lang (Creußen) und Vanessa
Lochmüller (Weidenberg).
Stadt und
Landkreis Hof:
Moritz Gruber
(Hof), Martin Eckardt (Konradsreuth), Susann Eckardt
(Konradsreuth), Florian Feulner (Stammbach), Pascal
Findeiß (Selbitz), Johannes Häßler (Issigau),
Matthias Hermasch (Stammbach), Fabian Hüttner
(Schauenstein), Christoph Kothmann (Schauenstein),
Maximilian Kretzer (Regnitzlosau), Lukas Meyer
(Schwarzenbach an der Saale), Moritz Neudel (Zell),
Simon Rödel (Rehau), Paul Schaber (Döhlau), Stefan
Schlegel (Münchberg), Hannah Schmutzler (Döhlau),
Robert Sörgel (Konradsreuth), Moritz Tutsch
(Selbitz), Fabien Wolfrum (Schauenstein), Tobias
Wolfrum (Helmbrechts) und Lena Zuber (Köditz).
Stadt und
Landkreis Kulmbach:
Mirijam
Beierlein (Neuenmarkt), Stefan Köber (Kulmbach), Jan
Morath (Himmelkron), Louisa Riedl (Himmelkron),
Tobias Spiller (Himmelkron) und Florian Wehrfritz
(Kulmbach).
Landkreis
Wunsiedel:
Ralf Amann
(Röslau), Michel Döhler (Thiersheim), Moritz Friedel
(Höchstädt) und Jonas Gräbner (Kirchenlamitz).
Bilder:
1.Louisa
Riedl aus Himmelkron gilt mit einem Notenschnitt von
1,1 als Beste des Prüfungsjahrgangs. Dafür erhielt
sie aus den Händen von Schulleiter Martin Abt unter
anderem einen Staatspreis.
2. Diese frischgebackenen Landwirte aus den Städten
und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und
Wunsiedel haben ihren Berufsabschluss zum Landwirt
erfolgreich absolviert.
2.Zusammen
mit den Gratulanten stellten sich die Absolventen
aus den einzelnen Landkreisen zu Gruppenbildern
Landkreis Bayreuth (links) - Landkreis Hof (rechts)
Landkreis Kulmbach (links) - Landkreis Wunsiedel
(rechts)
Abschied von
Fichte und Kiefer / Bei der FBG Pegnitz spielt das
Thema Waldumbau eine immer größere Rolle – Gemischte
Bilanz bei Jahresversammlung
Pegnitz.
Auf zwei turbulente Jahre hat die
Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz bei ihrer
Jahresversammlung zurückgeblickt. Nach einem langen
Tief hat sich der Holzpreis seit Anfang des Jahres
wieder erholt und ist seitdem stabil. „Wir können im
Großen und Ganzen zufrieden sein“, sagte der
Vorsitzende Werner Lautner. Probleme gibt es
trotzdem noch genug.
Der zuständige
Forstdirektor Dirk Lüder vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg machte
den Waldbesitzern bei der Versammlung einmal mehr
klar, dass Fichte und Kiefer in unseren Breiten
künftig keine Chance mehr haben werden. Zwar sei das
Gebiet der FBG Pegnitz von den Kalamitäten durch den
Borkenkäfer nicht ganz so schlimm betroffen, wie
etwa das Fichtelgebirge und vor allem der
Frankenwald, weil der Laubholzanteil hier höher ist,
doch sollten sich die Waldbesitzer nicht allzu
sicher sein.
„Der
Klimawandel wird weitergehen“, sagte Dirk Lüder. Dem
müsse man ins Auge sehen, so der Forstdirektor, der
die Waldbesitzer zum Waldumbau aufrief. Dabei
sollten sie möglichst auf mehrere und nicht nur auf
ein oder zwei Baumarten setzen. Sicher sei nur
eines: „Die Zukunft wird für den Wald wirtschaftlich
schwieriger werden.
Die
Jahresversammlung bezog sich in erster Linie auf das
Jahr 2021. Damals seien 16972 Festmeter Holz
vermarktet worden, ungefähr 5000 Festmeter mehr als
im Jahr zuvor, so Förster und fachlicher Berater
Stefan Failner. 11500 Festmeter davon waren Fichten
und über 5000 Festmeter Kiefern. Das vermarktete
Laubholz macht dem Geschäftsbericht zufolge gerade
einmal gut 300 Festmeter aus. Als positiv bewertete
es der Sprecher, dass die FBG zu Jahresbeginn 1723
Mitglieder und damit fast 30 mehr als im Jahr zuvor
hatte. Sie alle zusammen bewirtschaften eine
Mitgliedsfläche von 12500 Hektar Wald, das sind 230
mehr als im Vorjahr.
Ehrenvositzender Hans Escherich, der die FBG viele
Jahre lang geleitet hatte, prangerte in seinem
Grußwort einige politische Entscheidungen an. So sei
es unverständlich, dass in der gegenwärtigen
Situation bei der Energieversorgung Brennholz bei
der Wärmeversorgung gedeckelt und über die
sogenannte CO-2-Bepreisung - laut Escherich eine
Umschreibung für Besteuerung - belastet werden soll.
„Von den Landesregierungen, und dem EU-Parlament,
die dem anscheinend auch schon zugestimmt haben, bin
ich enttäuscht“, so der Ehrenvorsitzende.
Eine Ehrung
wurde bei der Versammlung dem bisherigen Leiter des
Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg Georg
Dumpert zuteil. Er war zuletzt über dreieinhalb
Jahre lang Leiter des Amtes und zuvor drei Jahre
lang Chef des Bereichs Forsten. Während all dieser
Jahre habe Georg Dumpert auch die FBG Pegnitz
unterstützt und hervorragend fachlich beraten.
„Durch Georg Dumpert hat unsere FBG an
Professionalität gewonnen“, sagte Vorsitzender
Werner Lautner. Georg Dumpert tritt mit Ablauf des
Septembers in den Ruhestand. Wegen Krankheit
verhindert war der bisherige forstliche Berater
Klaus Eisinger. Er erfuhr ebenfalls eine Ehrung für
sein langjähriges Wirken von Juli 2005 bis März
2022.
„Der Wald
werde mit Sicherheit eine Zukunft haben“, sagte
Landrat Florian Wiedemann. Er zollte den
Waldbesitzern und Forstwirten seine Anerkennung für
den tägliche Leistung zum Wohl der Allgemeinheit,
für die vielfältigen Pflege und Aufbauarbeiten und
deren hohen Engagement. Die Bayreuther Region sei
seit jeher in besonderem Maße von der
Forstwirtschaft geprägt.
Bild: Die FBG
Pegnitz hat den bisherigen Leiter des Amtes für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Georg Dumpert
ausgezeichnet und sich für dessen jahrelangen
Einsatz bedankt. Im Bild von links:
Ehrenvorsitzender Hans Escherich 2. Vorsitzender
Bernd Kiefhaber, forstlicher Berater Stefan Failner,
Vorsitzender Werner Lautner, Georg Dumpert und der
Bayreuther Landrat Florian Wiedemann.
Bayerns größer
Bauernmarkt mit vielen tausend Besuchern
Bis
zum Nachmittag hatte das Wetter gehalten - und
tausende Menschen kamen, um Bayerns größten
Bauernmarkt zu besuchen. Auf dem Odeonsplatz und in
der Ludwigstraße boten mehr als 90 Direktvermarkter
aus ganz Bayern ihr vielfältiges Sortiment an selbst
erzeugten Produkten - es blieb kein kulinarischer
Wunsch offen.
Die
Standbetreiber auf der Bauernmarktmeile München
lockten mit regionalen Delikatessen:
Ochsenschmankerl, Fisch- Lamm- und Wildspezialitäten
oder Spezialitäten vom Strauß. Dazu die Vielfalt
regionaler Obst- und Gemüsesorten, eine Vielzahl an
Kartoffelsorten, Milchprodukte, Käse- und
Wurstdelikatessen, Brot Backwaren und feine Kuchen.
Säfte, Cidre, Liköre, Wein und Edelbrände aus
heimischem Obst durften nicht fehlen. Neben den
kulinarischen Genüssen bot die Bauernmarktmeile auch
Nützliches und Dekoratives für daheim wie
Alpaka-Wolle und Alpaka-Betten, handbedruckte
Leinenartikel, gedrechselte Holzwaren und
Trockenblumen-, Getreide und Hopfenkränze.
Doch es ging um
mehr als ums Einkaufen. Auch der Austausch mit den
Direktvermarktern Bauernmarktmeile kam gut an. Im
Bereich vor der Feldherrenhalle waren zahlreiche
Infostände aufgebaut. So konnten sich die Gäste
beispielsweise am Pavillon des Bayerischen
Bauernverbands über die heimische Landwirtschaft
informieren. Vor Ort dabei waren auch Obstbauern,
die Äpfel zur Verkostung anboten. Hauptveranstalter
der 11. Bauernmarktmeile war der Bayerische
Bauernverband., Mitveranstalter unter anderem das
Bayerische Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten.
Hälfte eines
normalen Erntejahres / Mehr Schatten als Licht:
Landwirte zogen Bilanz beim Kreiserntedankfest –
Eigenes Kirchenlied für den Bauernstand
Kulmbach.
Miteinander reden, statt übereinander schimpfen. Das
ist es, was sich der Kulmbacher BBV-Kreisobmann
Harald Peetz für die Zukunft wünschen würde. „Meine
Hoffnung ist es, dass Landwirte und Verbraucher
künftig zusammenhalten“, sagte Peetz beim
Kreiserntedank am Rande eines Gottesdienstes in der
festlich geschmückten Petrikirche.
Die Bilanz, die
der Kreisobmann über das zurückliegende Erntejahr
zog, hatte freilich mehr Schatten als Licht. Ab
Anfang Mai habe es im Landkreis monatelang nicht
mehr geregnet. „Das ist schlichtweg eine
Katastrophe“, so Peetz. Die Folge sei in etwa die
Hälfte des Ertrages einer normalen Erntejahres
gewesen, manchmal sogar noch weniger. Katastrophal
sei die Situation auch beim Futter. Schon jetzt
müsse das verfüttert werden, was eigentlich für den
Winter gedacht war. Dann müssten die Bauer das
notwendige Futter teuer zukaufen. Extrem getroffen
habe die Trockenheit auch die Waldbauern. Der
Borkenkäfer habe alles zunichte gemacht. „Wie und
womit forste ich auf?“, das sei die Frage, die
derzeit alle Forstleute umtreibt. Peetz: „Die
Waldbauern haben die Riesenaufgabe vor sich, die
Grüne Krone Bayerns wieder grün werden zu lassen.“
Was sich Peetz
besonders wünscht ist das gesunde Mittelmaß in der
Beziehung zwischen Landwirt und Verbraucher. „Wir
Bauern sind Lebensmittelproduzenten, Energiewirte,
setzen uns für Artenschutz und Biodiversität ein.“
Der gesamte Umweltschutz etwa sei nur mit den Bauern
und nicht gegen sie zu erreichen. Kein anderer
Berufszweig sei in der Lage Kohlendioxid zu
speichern, nur die Landwirtschaft. An die Adresse
mancher Kritiker richtete Peetz den Satz:
„Lebensmittel wachsen nicht in den Regalen der
Einzelhändler.“ Die Bauern hätten ihren Beruf von
der Pike auf gelernt, während Teile der Bevölkerung
ihr Wissen über die Landwirtschaft ausschließlich
aus YouTube oder Google hätten.
Zuvor hatte
Dekan Friedrich Hohenberger den feierlichen
Gottesdienst ausgestaltet. Fürbitten lasen neben dem
Kreisobmann und dessen Stellvertreter Martin
Baumgärtner unter anderem die Kreis- und
Bezirksbäuerin Beate Opel und der frühere
Kreisobmann Wilfried Löwinger. Unter den
ausgewählten Erntedankliedern ragte eines ganz
besonders heraus: Pfarrerin Bettina Weber aus
Mangersreuth hatte für das bekannte zeitgenössische
Kirchenlied „Danke für diesen guten Morgen“ von
Martin Gotthard Schneider einen neuen Text verfasst,
der ganz besonders die Landwirtschaft und ihre
Produkte in den Mittelpunkt rückt. In einem Vers
heißt es beispielsweise: „Danke für alle uns´ re
Bauern, danke, dass man sie hier noch sieht. Danke
für ihren großen Einsatz, dass es Ernte gibt.“
In mehreren
Grußworten drückten Landrat Klaus Peter Söllner,
Bezirkstagspräsident Henry Schramm, der Leiter des
Amtes für Landwirtschaft Harald Weber und der
stellvertretende oberfränkische BBV-Bezirkspräsident
Michael Bienlein ihre Verbundenheit zur
Landwirtschaft und zum Kulmbacher Kreisverband aus.
„Ohne die Bauern geht nichts, wir wissen, was wir an
unserer Landwirtschaft haben“, sagte Söllner. Henry
Schramm bescheinigte den Bauern eine großartige
Leistung für die gesamte Gesellschaft. „Ihr macht
einen super Job“, sagte er.
Bild:
Am geschmückten Erntedankaltar des Kulmbacher
Petrikirche zog BBV-Kreisobmann Harald Peetz Bilanz
über das zurückliegende Erntejahr, das von
Trockenheit und Dürre geprägt war.
Dialog zwischen
Stadt und Land / Kommenden Samstag: Bauernverband
feiert Erntedankfest mit Gottesdienst in der
Petrikirche
Kulmbach.
„Dank gemeinsam teilen.“ Unter diesem Motto steht
der Erntedankgottesdienst, den der Bauernverband am
Samstagabend gemeinsam mit den Menschen aus Stadt
und Land in der Petrikirche feiern möchte. „Mit der
Wahl der Petrikirche als Veranstaltungsort für unser
Erntedankfest suchen wir auch den Dialog zwischen
der Stadt- und der Landbevölkerung“, sagte
Kreisobmann Harald Peetz im Vorfeld bei einem
Ortstermin mit Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel
und Dekan Friedrich Hohenberger.
„Erntedank ist
der Sonntag, der den Bauern gehört“, so Dekan
Hohenberger. In früheren Jahren sei es fast schon
eine Ehre gewesen, an diesem Tag den Gottesdienst
besuchen zu dürfen. Oft habe man auch die
Erschöpfung der Bauern nach einem Jahr anstrengender
Arbeit förmlich gespürt, erinnerte sich Hohenberger.
Doch auch heute gelte immer noch: „Ohne die Bauern
geht in der Welt gar nichts“.
Die Krisen der
zurückliegenden Monate hätten gezeigt, dass nichts
selbstverständlich ist, so Kreis- und Bezirksbäuerin
Beate Opel. Aufgabe der heimischen Bauern sei es,
die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln
sicherzustellen. „Das können und das wollen wir auch
erfüllen“, so Opel. Allerdings benötige man dazu
auch die Wertschätzung der Menschen.
Mit dem
Einbringen der Ernte hätten die Bauern früher das
Jahr abgeschlossen, so Kreisobmann Harald Peetz.
Vieles habe sich mittlerweile geändert. Manche
Berufskollegen seien noch immer mit der Ernte,
andere bereits wieder mit der Aussaat beschäftigt.
Geblieben sei aber die große Bedeutung der
Lebensmittelsicherheit mit regionalen Produkten.
„Die Bevölkerung kann sich sicher sein, dass die
heimische Landwirtschaft die Menschen ernähren kann,
man muss die Landwirte aber auch machen lassen.“
In den
zurückliegenden Jahren hatte der BBV-Kreisverband
immer in einer Gemeinde des Landkreises gefeiert.
Diesmal bringt Kreisobmann Peetz die Himmelkroner
Erntekrone mit nach Kulmbach. Den Dankgottesdienst
wird Dekan Hohenberger halten, Kreisobmann Peetz
wird das zurückliegende Erntejahr Revue passieren
lassen und Kreis- und Bezirksbäuerin Opel wird einen
Ausblick wagen, ehe der Bauernverband in der Kirche
zu einem kleinen Imbiss einlädt. Für den
musikalischen Rahmen sorgt Stadt- und Dekanatskantor
Christian Reitenspieß an der Rieger-Orgel.
Der
Gottesdienst zum Kreiserntedankfest des Bayerischen
Bauernverbandes findet am Samstag, 24. September, um
19.30 Uhr in der Petrikirche, Kirchplatz 1 in
Kulmbach statt
Bild:
Dekan Friedrich Hohenberger (links) freut sich
zusammen mit Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel
und Kreisobmann Harald Peetz auf die Erntedankfeier
am Samstagabend in der Petrikirche.
„Betriebshelfer
wachsen nicht auf Bäumen“ / Maschinenring Münchberg:
Spitzenwerte trotz Pandemie
Selbitz-Dörnthal.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und
Umgebung ist dringend auf der Suche nach neuen
Kräften. Dies gilt sowohl für die klassische
Betriebshilfe, als auch für die gewerblichen
Aufgaben in der ausgelagerten GmbH. „Helfer wachsen
nicht auf Bäumen“, sagte der bisherige
Geschäftsführer Patrick Heerdegen, der den
Tätigkeitsbericht bei der Jahresversammlung in
Dörnthal für seinen erkrankten Nachfolger Simon
Weller erstattete.
„Viele
Familienbetriebe sind auf Betriebshelfer
angewiesen“, so der Vorsitzende Siegfried Hüttner
aus Mühldorf bei Schauenstein. Doch der feste Stamm
von Helfern werde altersbedingt weniger und
Nachwuchs sei nur schwer zu generieren. Allgemein
sei es auch schwierig, die Betriebshelfer bei Laune
zu halten, sagte Patrick Heerdegen. Durch Corona sei
die Arbeit vorübergehend weniger geworden und so
hätten sich die Helfer vom Maschinenring abgewendet
und andere Jobs gesucht. „Wer einmal weg ist, der
kommt nicht mehr zurück“, so Heerdegen, der bis März
als Geschäftsführer tätig war. Er sprach von einer
prima Möglichkeit des Zuerwerbs für Landwirte. Man
könne flexibel arbeiten und sich spontan für
Einsätze melden. Auch der Stundenlohn von netto rund
20 Euro sei nicht unbedingt der Schlechteste.
Wenn die Zahl
der Einsätze in der Betriebshilfe um etwa ein
Drittel zurückgegangen ist, dann vor allem deshalb,
weil aufgrund von Corona weniger
Krankenhausaufenthalte, Operationen und kaum
Rehabilitationsmaßnahmen stattgefunden hätten. Somit
wurden auf den Betrieben keine Helfer gebraucht.
Insgesamt kam der Geschäftsführer auf knapp 19000
Stunden geleisteter sozialer Betriebs- und
Haushaltshilfe und weiteren knapp 3400 Stunden
geleisteter wirtschaftlicher Betriebshilfe, etwa zur
Abdeckung von Arbeitsspitzen. Macht zusammen knapp
22400 Stunden Betriebshilfe und damit exakt 31
Prozent weniger als im Vorjahr.
Zweites
Standbein des Maschinenrings ist die klassische
Maschinenvermittlung, deren Verrechnungswert leicht
auf gut 3,1 Millionen Euro angestiegen war.
Besonders die Bereiche Futterbau und Strohernte
sowie Düngung, Saat und Pflege waren bei der
Vermittlung von Technik und Maschinen gefragt. Der
Gesamtverrechnungswert, also Betriebshilfe,
Maschinenvermittlung und auch ein kleiner Teil
Landschaftspflege zusammen liegt für 2021 bei knapp
4,7 Millionen Euro, was einen Anstieg um knapp sechs
Prozent gegenüber 2020 bedeutet. „Wenn wir den
Verrechnungswert trotz Pandemie steigern konnten,
dann ist das keine Selbstverständlichkeit“, sagte
der Vorsitzende Siegfried Hüttner.
Eine
Neustrukturierung hatte es bei der gewerblichen
Tochter gegeben. Seit 15. März ist der Maschinenring
Münchberg alleiniger Gesellschafter der GmbH. Bisher
war der Nachbarring aus Wunsiedel mit an Bord. Nach
den Worten des GmbH-Geschäftsführers Daniel Seuß
kümmert sich die GmbH in erster Linie um
Grünflächenpflege, Winterdienst, Stromtrassenpflege
und viele andere Dinge. Auftraggeber sind unter
anderem das Bayernwerk, die Stadt Hof, das
Landgericht in Hof, eine Vielzahl von Kommunen und
immer mehr auch Privatleute. „Wenn man mal nicht
mehr weiter weiß, dann hilft in der Regel die
Telefonnummer des Maschinenrings weiter“, sagte Seuß
und verwies auf einige Spezialaufträge wie die
Sturmschadenbeseitigung bei einem Eisenwerk in
Martinlamitz, auf die Gehölzpflege bei Windrädern
oder auf die Ansaat von Blumenwiesen.
Als
Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden wurden
bei der Jahreshauptversammlung Hannes Bodenschatz
und Holger Braun ausgezeichnet. Bodenschatz hatte im
zurückliegenden Jahr 1013 Stunden und Braun 608
Stunden geleistet.
Bild:
Vorsitzender Siegfried Hüttner (links) und Susanne
Taubald von der Geschäftsstelle zeichneten Hannes
Bodenschatz (2. von links) und Holger Braun als
Betriebshelfer mit den meisten geleisteten
Einsatzstunden aus.
Mit den
Auflagen steigt der Frust / Viele Probleme, keine
Lösungen: Bauernverband diskutierte mit Politikern
Bayreuth.
Bürokratie, immense Verteuerungen der
Produktionsmittel, Handelsverwerfungen, immer neue
Auflagen, hohe Energiepreise und eine ungewisse
Zukunft: Viele Bauern, nicht nur im Bayreuther Land,
wissen nicht, wie es weitergehen soll. „Da bist du
echt frustriert, die Lage ist zum Auswachsen“,
brachte es Gerhard Meyer aus Hummeltal bei einem
Gespräch der Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes
mit einigen Bundes- und Landtagsabgeordneten auf den
Punkt. Wer sich dabei Lösungen erhofft hatte, wurde
allerdings enttäuscht. „Gute Botschaften haben wir
alle nicht, dazu ist die Lage zu schwierig“, sagt
der Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker von der FDP.
Die Situation
für die Landwirte ist ernst, das machten Kreisobmann
Karl Lappe und Kreisbäuerin Angelika Seyferth klar.
Obwohl sämtliche Bundes- und Landespolitiker aller
Parteien eingeladen waren, stellten sich neben
Thomas Hacker lediglich Gudrun Brendel-Fischer
(CSU), Tim Pargent (Grüne) und Tobias Peterka (AFD)
den Landwirten.
„Der Ertrag
bringt derzeit nicht das, was ich an Ausgaben habe“,
sagte Angelika Seyferth. Vor allem die
Schweinemastbetriebe und die Ferkelerzeuger würden
derzeit reihenweise aufgeben, so Karl Lappe. „Auch
wir haben die hohen Energiekosten, kommen als Bauern
aber nicht in den Entlastungpaketen der
Bundesregierung vor“, monierte Angelika Seyferth.
Die Sorge, dass viele Landwirte im Landkreis ihre
Ställe für immer ausgeräumt haben, gehe um, so Karl
Lappe. Unter anderem ging es den Bauern im Einzelnen
darum:
Auflagen und
Bürokratie
Tierwohl sei ja
schön und gut, doch kaum hat man einen neuen Stall
gebaut, schon kommen die nächsten Auflagen, sagte
Doris Schmidt, stellvertretende Kreisbäuerin aus
Plech. So schnell komme man gar nicht mehr
hinterher, wie sich die Auflagen ändern, bemängelte
auch Martin Ponfick aus Unterölschnitz.
Energiekosten
Die
exorbitanten Steigerungen bei den Kraftstoffen müsse
man erst einmal schultern, so Christa Ziegler aus
Oberobsang, Vorsitzende des Verbandes
landwirtschaftlicher Fachschulbindung. Es sei nicht
mehr verwunderlich, wenn so viele Bauern aufhören,
denn die Dieselpreise seien ja kaum mehr zu stemmen,
sagte Doris Schmidt.
Gesellschaftliche Anerkennung
„Wir werden als
Luftverschmutzer und Tierquäler beschimpft“, sagte
Doris Schmidt. Die Landwirtschaft werde übel
behandelt. Auch Monika Daubinger aus Höfen beklagte
die immer weiter auseinanderklaffende Schere in der
Gesellschaft. „Viele haben von Tuten und Blasen
keine Ahnung, das ist ein ganz großes Problem.“
Große Teile der Gesellschaft seien nicht nur
weltfremd, sondern auch arrogant gegenüber den
Landwirten. Sie wünsche sich mehr Bezug zu Natur und
schlug vor: „Wer Bafög will, der muss erst einmal
ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr
leisten.“
Zwangsstilllegung
Auch wenn die
geplante Stilllegung von vier Prozent der
landwirtschaftlichen Fläche erst einmal auf
bestimmte Zeit ausgesetzt wurde, ist das Vorhaben
der Bundesregierung noch immer ein großer Aufreger,
gerade in einer Zeit, in der die große Bedeutung der
Lebensmittelproduktion im eigenen Land wieder einen
hohen Stellenwert haben müsste. Konkret geht es
dabei um die verpflichtende Flächenstilllegung ab
2023. Ursprünglich sollten Landwirte mindestens vier
Prozent ihrer Ackerfläche stilllegen, um die
Basisprämie zu erhalten. „Der Boden ist unser Hab
und Gut, den lass ich mir doch nicht wegnehmen“,
schimpfte Martin Ponfick. „Die Stilllegung ist
absolut nicht notwendig“, so Martin Gebhardt aus
Görau. Seiner Meinung nach schaffe der ökologische
Anbau genauso viel Artenvielfalt wie eine
stillgelegte Fläche. Versorgungssicherheit für
Mensch und Tier wäre jetzt ohnehin wichtiger.
Was sagt die
Politik dazu:
Gudrun
Brendel-Fischer bekräftigte, dass man einen gesunden
Bestand an Schweinehaltern auf jeden Fall
aufrechterhalten müsse. Was die Neuauflage des
Kultur- und Landschaftsprogramms (KULAP) angeht, so
sicherte sie zu, dass Bayern die EU-Mittel voll
ausschöpfen und mit eigenem Geld ergiebig ausstatten
werde. Wo die Landschaft in zehn Jahren steht, so
genau könne er das auch nicht sagen, meinte Tim
Pargent. Mit seiner Aussage, dass die Landwirte
endlich die Preise bekommen, die sie verdienen,
erntete er Widerspruch, denn schließlich seien ja
auch die Kosten explodiert.
„Die deutschen
Landwirte fallen hinten runter, weil sie nicht
kompatibel sind mit den Plänen der EU“, meinte
Tobias Peterka. Er sah das Problem Hauptsache in der
EU. „In Brüssel liegt der Hund begraben“, sagte
Peterka. Von dort käme die gesamte Bürokratie mit
all ihren Widersprüchen. Im Gegensatz zu anderen
Ländern halte Deutschland dann auch zu allem
Überfluss eisern daran fest. Die geplante
Flächenstilllegung nannte er schlichtweg einen
Wahnsinn. Vor dem Hintergrund des Getreidemangels
aufgrund des Ukraine-Krieges könne man doch nicht
auch noch in Kauf nehmen, dass wertvolle
Produktionsflächen einfach wegfallen. Thomas Hacker
sprach sich für preisdämpfende Maßnahmen im
Energiebereich aus. Die Kernkraftschraube dürfe man
dabei nicht komplett zurückdrehen. „Wir haben den
Ausstieg beschlossen, aber vergessen, den Umstieg zu
organisieren“, so Hacker mit Blick auf die
Diskussion um die Laufzeiten der Kernkraftwerke.
Bild:
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges werden
hierzulande alle Flächen gebraucht. Die geplante
Stilllegung von Produktionsflächen war deshalb auch
einer der Aufreger beim Abgeordnetengespräch des BBV
Bayreuth mit Bundes- und Landespolitikern.
Borkenkäfer
überlebt auch tiefgefroren / Katastrophale Situation
in vielen Wäldern des Kulmbacher Landes
Kulmbach/Marktschorgast.
„Die Situation ist absolut einmalig.“ Darin sind
sich Stadtförsterin Carmen Hombach und Theo Kaiser,
Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung
Kulmbach/Stadtsteinach einig. Der Borkenkäfer hat in
vielen Teilen des Kulmbacher Landkreises ganze
Arbeit geleistet. Besonders schlimm sei es in den
Gemeindegebieten von Grafengehaig, Presseck,
Rugendorf und Stadtsteinach. Aber auch viele andere
Orte bleiben nicht verschont. Derzeit sind die
Forstarbeiter unter anderem in einem Waldstück bei
Marktschorgast zugange.
Im Wald der
Kulmbacher Stadtwerke hat sich der Käfer dort auf
zwei bis drei Hektar ausgebreitet. Es sind viele
aneinander gereihte Nester, sagt Stadtförsterin
Hombach, die auch Vorsitzende der Waldbesitzer ist.
Je nach Bodenbeschaffenheit sei der Käfer mehr oder
weniger festzustellen. Flachgründige Standorte auf
der Fränkischen Linie seien besonders betroffen, so
Kaiser. Gerade im Frankenwald sei die Fichte über
viele Jahre hinweg an viel Wasser gewöhnt gewesen
und habe deshalb nicht besonders tief gewurzelt.
Plötzlich ist das Wasser weg und die Fichte
scheitert an der Trockenheit. Und mit der
Trockenheit kommt der Käfer.
Zwei bis vier
Monate wird es hier im Kulmbacher Stadtwald bei
Marktschorgast schon dauern, bis das gesamte
Käferholz abgefahren ist. „Die Nachfrage nach
Holzeinschlag und Abtransport ist derzeit einfach zu
groß“, so der WBV-Geschäftsführer. 5000 Festmeter
würden derzeit pro Woche im Kulmbacher Land
eingeschlagen, zu normalen Zeiten waren es 500
Festmeter. Klar, dass da die Kapazitäten eng werden.
„Das muss man erst einmal alles auf die Reihe
kriegen.“
Die mit großem
Abstand am meisten betroffene Baumart ist mit 95
Prozent die Fichte. „Wir rechnen damit, dass der
Fichtenbestand in unseren Breiten gewaltig
zurückgeht“, sagt die Stadtförsterin. Dann habe auch
der Käfer nichts mehr zu melden. Bleiben die Jahre
weiter so trocken wie jetzt, habe die Fichte unter
Umständen überhaupt keine Chance mehr.
Auf
einen besonders milden oder besonders strengen
Winter zu hoffen, bringt nichts. Der Käfer werde
überleben. Bleibt die Witterung mild, dann niste
sich der Käfer unter der Baumrinde ein, dann könne
man ihn sogar noch am ehesten bekämpfen. Wird der
Winter hart, gräbt sich der Borkenkäfer in die Erde
ein. „Dann haben wir keine Chance, ihn zu kriegen.“
Versuche hätten sogar ergeben, dass der Borkenkäfer
Temperaturen im tiefgefrorenen Zustand mit bis zu
minus 18 Grad Celsius überlebt.
Was passiert
auf den Flächen, von denen das Käferholz
abtransportiert wurde? In dem Waldstück bei
Marktschorgast sei bereits mit der Waldverjüngung
begonnen worden, erläutert Hombach. Hier wachse das
Laubholz schon nach, vor allem Buche und Ahorn. So
könne am schnellsten wieder ein geschlossener
Bestand heranwachsen. Die große Kunst sei es
allerdings, die befallenen Fichten so aus dem Wald
zu transportieren, dass die nachwachsenden Laubbäume
keinen Schaden nehmen. Da braucht es schon echte
Profis.
Ein Lichtblick
war es, dass zumindest die Preise im zweiten Quartal
des laufenden Jahres nicht schlecht waren. „Nun ist
die Entwicklung aber schon wieder rückläufig“, sagt
Theo Kaiser, der im Schnitt vom 60 bis 70 Euro pro
Festmeter Käferholz spricht. Gründe für die
rückläufige Entwicklung gibt es viele. Die Lager der
Sögewerke seien voll, die Baukonjunktur lasse
aufgrund befürchteter Risiken nach, dazu komme eine
unsichere Situation durch die Preissteigerungen.
„Die Menschen sind nicht mehr so zuversichtlich.“
Gut vermarkten
lasse sich dagegen Energieholz. Gerade bei den
Brennholzsortimenten würden die Preise wieder
anziehen. Allerdings verdienten sich die
Waldbesitzer bei weitem keine goldenen Nasen damit,
wie manche vermuten. Immerhin sei Brennholz noch bis
Mitte des Jahres defizitär gewesen.
Bilder:
1.In
diesem Waldstück nahe Marktschorgast sieht auch der
Laie die immensen Schäden, die der Borkenkäfer
angerichtet hat.
2. Stadtförsterin Carmen Hombach, Praktikant Noah
Partenfelder aus Kirchleus und der Geschäftsführer
der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach
begutachten das Holz, das im Wald der Kulmbacher
Stadtwerke bereits zum Abtransport bereit liegt.
Stimmung bei
den Bauern: „Zwischen gedämpften Optimismus und
purer Verzweiflung“ / Tag der Landwirtschaft lockte
viele hundert Besucher nach Schirradorf
Schirradorf.
Mit einer großen Land- und Forsttechnikausstellung
haben Bauernverband und das Unternehmen Nicklas
Landtechnik den Tag der Landwirtschaft gefeiert. Ein
Gottesdienst mit dem Posaunenchor Wonsees am Morgen
und zahlreiche Attraktionen lockten mehrere hundert
Besucher nach Schirradorf, obwohl die traditionelle
Oldtimer-Traktorrundfahrt diesmal nicht stattfand.
Dafür feierte das Unternehmen seine 25-jährige
Partnerschaft mit dem US-amerikanischen
Landmaschinenhersteller John Deere. Da durfte
natürlich der John-Deere-Fanclub mit seinem
Vorsitzenden Friedbert Weiß an der Spitze nicht
fehlen.
„Handwerk und
Landwirtschaft haben goldenen Boden.“ Davon zeigte
sich der Chef des Landtechnikunternehmens Edwin
Nicklas überzeugt. Er spielte damit auf den
Fachkräftemangel in seiner Branche an. „Wir brauchen
dringend Landmaschinenmechatroniker mit Leidenschaft
und Liebe zum Beruf“, sagte er. Keine Maschine werde
einen qualifizierten Handwerker jemals ersetzen
können. Deshalb müsse man den jungen Leuten zeigen,
wie gut und wichtig das Handwerk ist.
Wenn
der Fachkräftemangel nur das einzige Problem wäre.
Edwin Nicklas beschrieb die momentane Stimmung unter
den Landwirten als „zwischen gedämpften Optimismus
und purer Verzweiflung“. Er sprach von absoluten
Krisenzeiten. Eine so hohe Inflation mit
Abschwächung der Konjunktur und ein Nachlassen der
Investitionsbereitschaft: „So etwas habe ich mit
meinen 62 Jahren noch nicht erlebt.“ Verbindliche
Lieferzeiten könne er gar nicht mehr nennen, manche
Computer-Chips für Landmaschinen, die früher 14 Euro
gekostet hätten lägen mittlerweile bei 1400 Euro.
Edwin Nicklas
legt Wert darauf, dass die Landtechnik zu den
systemrelevanten und krisensicheren Branchen gehört.
Trotzdem rückten plötzlich Themen wie
Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie
in den Vordergrund. Lange habe in der Politik die
Meinung vorgeherrscht, was wir nicht selbst
produzieren besorgen wir uns auf den Weltmärkten.
Corona und der Krieg in der Ukraine hätten nun
gezeigt, wie kurzsichtig und unrealistisch diese
Sichtweise ist.
„Versorgungssicherheit,
mit landwirtschaftlichen Produkten im eigenen Land
und eine umweltverträgliche Landwirtschaft schließen
einander nicht aus“, sagte Edwin Nicklas. Doch statt
wirksam Hilfe zu leisten überziehe die Politik die
Landwirtschaft mit unendlichen Verordnungen, einer
ständig wachsenden Bürokratie,
Dokumentationspflichten oder neuen Rahmenbedingungen
in der Tierhaltung. „Die Regulierungswut und extrem
gestiegene Produktionskosten stellten viele
Familienbetriebe vor große Probleme oder zwingen sie
zum Aufhören.“
Im Rahmen der
Land- und Forsttechnikausstellung waren nicht nur
Traktoren, neu und gebraucht zu sehen, sondern auch
Mähdrescher, Lade- und Silierwagen, Düngestreuer und
vieles mehr sowie die gesamte Palette von Technik
zur Rasen und Grundstückspflege. Der Besucherstrom
aus dem gesamten Landkreis sowie den benachbarten
Regionen riss trotz des durchwachsenen Wetter bis
zum späten Nachmittag nicht ab..
Bilder:
1.Edwin
Nicklas (rechts) vom gleichnamigen
Landtechnikunternehmen und Friedbert Weiß vom
John-Deere-Fanclub freuten sich über den großen
Zuspruch beim Tag der Landwirtschaft in Schirradorf.
2.+3. Zahlreiche Besucher waren zur großen Land- und
Forsttechnikausstellung auf das Gelände von
Nicklas-Landtechnik in Schirradorf gekommen.
„Ohne Wald kein
Wild“ / Wald steht vor großen Herausforderungen -
Kulmbacher Jägerverein feierte 100. Geburtstag
Kulmbach.
„Jäger sind keine Killer.“ Der Satz fiel gleich
mehrfach bei der 100-Jahr-Feier des „Jagdschutz- und
Jägereins Kulmbach“ am Freitag in den Räumen der
Mönchshof-Museen. Die Jagd ist aber auch weder Hobby
noch Sport, sondern vielmehr Teil der Landwirtschaft
Jagd steht für Natur- und Artenschutz, für den
Einsatz der um die Artenvielfalt und für den Schutz
des Klimas.
Das Schießen
macht bei der Jagd den kleinsten Teil aus, sagte der
Vorsitzende Peter Müller aus Thurnau. „Wir wollen
vielmehr den Menschen Tiere und Natur näher
bringen.“ Ein wichtiger Teil spiele dabei die
Umweltbildung, beispielsweise bei Waldspaziergängen
für Schulklassen, die der Jägerverein immer wieder
anbietet. Wir wollen Wild, Wald, Natur und
Landschaft in den Focus rücken, so der
stellvertretende Vorsitzende Otto Kreil.
Peter Müller
ließ die Geschichte des Jägervereins Revue
passieren, der exakt am 26. März 1922 gegründet
wurde. Heinrich Hoferer hieß der erste Vorsitzende,
ihm folgen Manfred Jarosch, Christian Schröppel und
Berthold Höhn, ehe Peter Müller 2004 seine Amtszeit
antrat. Als einen Meilenstein nannte er 1950 die
Gründung des Kulmbacher Bläser-Corps. Überhaupt
seien Bläsergruppen, von denen es mittlerweile sogar
zwei gibt, ein bedeutender Bestandteil der
Öffentlichkeitsarbeit. Sowohl die Es-Hornbläser, als
auch die Parforce-Hornbläser umrahmen beispielsweise
regelmäßig die Erntedankgottesdienste oder sorgen
mit Standkonzerten für Aufsehen.
Prominente
Rednerin zum Jubiläum war die bayerische
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die
besonders auf die zahlreichen aktuellen Probleme von
Wild und Wald einging. Klimawandel, Trockenheit,
Dürrejahre, Borkenkäfer, das alles setze dem Wald
derzeit gehörig zu. „Ganze Landstriche vertrocknen
schlichtweg“, sagte sie mit Blick auf den
Frankenwald. Die Jagd alleine werde es nicht
schaffen, den Wald zu retten. Sie könne aber einen
wichtigen Beitrag dazu leisten. Schließlich müsse
gelten: „Es zählt jeder Hektar, den wir retten
können“.
Der Wildbestand
spielt nach Auffassung der Ministerin deshalb eine
wichtige Rolle, weil er in den allermeisten Regionen
einfach nicht mehr ausgeglichen sei. Auch in
sämtlichen Revieren des Kulmbacher Landkreises sei
die Verbissbelastung einfach zu hoch. Kaniber
bemühte dabei einmal mehr den Grundsatz „Wald vor
Wild“, der zwar im Gesetz so steht, der aber
mittlerweile völlig instrumentalisiert werde. „Wald
ohne Wild“, das möchte sicher keiner, „Wald und
Wild“ klinge zwar sanft, dabei dürfe man aber nicht
vergessen, dass es ohne den Wald auch kein Wild
gibt. „Mit ist beides wichtig, der Wald, aber auch
das Wild“, sagte die Ministerin. „Das eine geht
nicht ohne das andere.“
100
Jahre Jagdschutz bedeute auch 100 Jahre Tier- und
Naturschutz, sagte der Landtagsabgeordnete und
stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin
Schöffel. Jäger seien die echten Naturschützer, so
Schöffel, der selbst stellvertretender Vorsitzender
einer Kreisgruppe des Jagdverbandes im
Fichtelgebirge ist. Der oberfränkische
Bezirkstagspräsident Henry Schramm appellierte an
die Jäger, sich nicht von so manchen Tendenzen „in
unserer immer verrückter werdenden Gesellschaft“
abbringen zu lassen. „Lasst euch diese wichtige
gesellschaftliche Aufgabe bloß nicht ausreden“, so
Schramm. Jagd stehe aber auch für Tradition, so
Landrat Klaus-Peter Söllner. Er war sich sicher,
dass die Jagd in weiten Teilen der Gesellschaft noch
immer hoch angesehen ist. „Sie können auf ihre
Arbeit wirklich stolz sein“, brachte es der
Kulmbacher Oberbürgermeister Ingo Lehmann auf den
Punkt.
Bilder:
1.Seine
Parforce-Hornbläser sind für den Kulmbacher
Jägerverein ein wichtiger Teil der
Öffentlichkeitsarbeit. Zum 100-Jahr-Feier gaben sie
im Mönchshof ein kleines Standkonzert.
2.Zahlreiche
prominente Gratulanten konnte der Kulmbacher
Jägerverein begrüßen (von links): Vorsitzender Peter
Müller, BBV-Kreisobmann Harald Peetz, Landrat
Klaus-Peter Söllner, der Landtagsabgeordnete Rainer
Ludwig, Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann,
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber,
Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, der bayerische
Jagdpräsident Ernst Weidenbusch und
Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
3. Blumen für die Ministerin: Peter Müller
überreichte Michaela Kaniber einen bunten Strauß.
Bauern
kritisieren verfehlte Agrarpolitik / Schirradorfer
Bauerntag: Schlagabtausch mit der Ministerin
Schirradorf.
Zur Generalabrechnung mit der Agrarpolitik hat der
neue Kulmbacher Kreisobmann Harald Peetz den
Schirradorfer Bauerntag auf dem Gelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas genutzt. Peetz
sprach von einer völlig verfehlten Politik und ging
vor allem mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem
Özdemir hart ins Gericht. Der Kreisobmann sparte
aber auch nicht mit Kritik an der bayerischen
Politik und an Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber. Sie war die Hauptrednerin des Bauerntages.
Was die extreme
Dürre in diesem Sommer angeht, so könne es im
nächsten Jahr eigentlich nur noch besser werden. Von
der Politik habe er diese Hoffnung allerdings nicht
mehr. Vor allem Bundeslandwirtschaftsminister
Özdemir gebe ein „trauriges Bild“ ab. Der Minister
sei immer auf Seiten der anderen, nie auf der Seite
der Bauern. Mittlerweile würden die Bauern nicht
mehr vom Landwirtschafts-, sondern vom
Umweltministerium regiert. Aber auch in Bayern sei
längst nicht mehr alles Gold, was glänzt, so Harald
Peetz. Die Politik schiele nur mehr auf die Wähler
in den Ballungszentren. Das flache Land gerate dabei
in Vergessenheit.
Der
Kreisobmann wehrte sich vor allen dagegen, dass
überall grüne Ideologien durchgesetzt werden sollen.
Artenvielfalt, Biodiversität oder Insektenschutz
seien zwar richtig. Dabei gerate allerdings in
Vergessenheit, dass die Bauern die Versorgung der
Menschen mit Lebensmitteln sicherstellen. „Wenn ich
die Produktion hier einschränke, dann mache ich mich
vom Ausland abhängig“, sagte Harald Peetz. Niemand
könne dann mehr für Umweltstandards, Tierwohl oder
sachgerechten Pflanzenschutz garantieren.
Statt ständig
neuer Auflagen und immer mehr Bürokratie bräuchten
die Bauern eine zuverlässige Politik, die fest an
ihrer Seite steht. Jeder Betrieb, der jetzt aufgibt,
sei für immer verloren. Das Ende der Schweinehaltung
sei bereits eingeläutet.
Kreisobmann
Peetz ging Ministerin Kaniber aber auch direkt wegen
deren Aussagen zur Anbindehaltung an. Diese seien
„überflüssig wie ein Kropf“ gewesen und hätten nur
Wasser auf die Mühlen der Tierhaltungsgegner
gebracht. In Zukunft werde man noch froh sein, wenn
man überhaupt noch Milch habe, egal aus welcher
Haltungsform. Darüber hinaus würden in Deutschland
ohnehin keine Anbindeställe mehr gebaut und die
Anbindehaltung laufe sowieso aus.
Das
ließ die Ministerin so nicht auf sich sitzen. Einige
Molkereien hätten schon damals keine Milch mehr aus
Anbindehaltung angenommen. Als das bekannt wurde,
habe sie es auch gesagt. „Mir war es wichtig, dass
die bayerischen Bauern wissen, wohin die Reise
geht“, sagte Kaniber. Auf diese Situation müssten
sich die Landwirte einstellen. Die Ministerin hatte
im vergangenen Jahr in einer Regierungserklärung
angekündigt, dass die ganzjährige Anbindehaltung so
schnell wie möglich beendet werden muss.
Was die
Beurteilung der Bundespolitik aus Sicht der
Landwirtschaft anging, teilte die Michaela Kaniber
allerdings die Meinung von Kreisobmann Peetz und
fand dafür ungewöhnlich scharfe Worte. „Özdemir hat
weder Interesse an, noch Verständnis für die
Landwirtschaft“, sagte sie. „Die grünen Pazifisten
kennen sich mittlerweile mit Panzern besser aus, als
wir das jemals taten“. An dem Thema
Ernährungssicherheit hätten die Grünen dagegen kein
Interesse.
Die
Ministerin plädierte für eine grundlegende
Neubewertung des sogenannten Green Deals
(Reduzierung der Netto-Emissionen von Treibhausgasen
bis 2050 auf null), als auch der gesamten
gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Die Situation
habe sich mittlerweile völlig verändert. Nach
jetzigem Stand würden die geplanten
Flächenstilllegungen zu jeweils einem Drittel
weniger Rindfleisch und Getreide führen. Zudem würde
Özdemirs Ankündigung „öffentliches Geld nur noch für
öffentliche Leistungen“ nichts anderes bedeuten, als
50 Prozent weniger Einkommen für die Bauern.
Bilder:
1.Der Landtagsabgeordnete
Martin Schöffel, Kreisbäuerin Beate Opel,
Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig, Ministerin
Michaela Kaniber, Landrat Klaus-Peter Söllner, Gabi
und Edwin Nicklas, Bürgermeister Andreas Pöhner und
Kreisobmann Harald Peetz (von links) beim
Schirradorfer Bauerntag auf dem Gelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas.
2.BBV-Kreisobmann
Harald Peetz.
3.Die
bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber.
4. BBV-Kreisbäuerin Beate Opel und Kreisobmann
Harald Peetz überreichten der Ministerin einen
getöpferten Erinnerungsteller aus Thurnau als
Gastgeschenk.
Gemeinschaft
statt Leerstand / Förderoffensive macht es möglich:
Neues Dorfgemeinschaftshaus in Grafengehaig
eingeweiht
Grafengehaig.
Nach drei Jahren Umbauzeit und mit einem
Kostenaufwand von gut 1,4 Millionen Euro ist in der
Ortsmitte von Grafengehaig ein Dorfgemeinschaftshaus
mit Begegnungsstätte, Vereinszimmern, Praxisräumen
und einem Dorfladen entstanden. Das Projekt wurde zu
90 Prozent aus der Förderoffensive Nordostbayern
bezuschusst. „Damit unterstützen wir gezielt die
ländlichen Gemeinden in Oberfranken und der
Oberpfalz bei der Innenentwicklung“, sagte die für
das Programm zuständige Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber bei der Einweihung.
In dem
denkmalgeschützten Haus am Marktplatz war zuletzt
eine Sparkassenfiliale untergebracht. Früher
beherbergte das stattliche Gebäude einen Gasthof.
Nun hatte der Markt Grafengehaig das Haus erworben
und zu einer Begegnungsstätte umgewandelt. „Damit
geht auch der Wunsch vieler Grafengehaiger
Bürgerinnen und Bürger in Erfüllung“, so
Bürgermeister Werner Burger.
Marktplatz,
Dorfladen, ein Freisitz für Besucher und ein
Mehrgenerationenspielplatz sollen künftig eine
Einheit bilden, sagte das Gemeindeoberhaupt. Ein neu
erbautes barrierefreies Mehrfamilienhaus mit fünf
Wohneinheiten mit Mitteln aus dem bayerischen
Wohnraumförderprogramm runde die Lage hervorragend
ab. Als die Förderoffensive Nordostbayern im Jahr
2017 auf den Weg gebracht worden sei, habe
Grafengehaig sofort reagiert und die Projekte
angemeldet, erinnerte sich der Bürgermeister.
Zusammen mit einem kleinen Bürgergarten in
Eppenreuth könne das Projekt nun erfolgreich
abgeschlossen werden.
Genau das sei
auch der Zukunftsweg für die ländlichen Kommunen, so
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Es müsse
darum gehen, lebendige und attraktive Ortskerne zu
sichern, Flächen und Ressourcen zu schonen und den
eigenständigen Charakter des Dorfes zu bewahren. All
das sei in Grafengehaig hervorragend gelungen. Mit
diesem zentralen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft
habe der Ort ein Stück oberfränkische Heimat und
prägende Baukultur für die nächste Generation
erhalten. „Mit diesen Projekten in unmittelbarer
Nachbarschaft zum Rathaus ist aus der Ortsmitte von
Grafengehaig ein richtiges Schmuckstück geworden“,
sagte die Ministerin.
Insgesamt
hätten im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern
in Oberfranken und in der Oberpfalz 192 Vorhaben auf
den Weg gebracht werden können. Ihr Ministerium habe
dafür Mittel in Höhe von 70 Millionen Euro
bewilligt, bilanzierte Michaela Kaniber.
Dorfgemeinschaftshaus und Dorfladen stünden für
Gemeinschaft, sagte Landrat Klaus-Peter Söllner.
Gerade in den Dörfern sei die Gemeinschaft durch
nichts zu ersetzen, auch nicht durch soziale Medien.
Von einem Musterbeispiel in einer Modellkommune im
ländlichen Raum sprach der Landtagsabgeordnete und
stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin
Schöffel. Pfarrerin Heidrun Hemme nahm die
kirchliche Segnung des Anwesens vor, ehe sich die
Ministerin in das Goldene Buch der Gemeinde eintrug
und einen Rundgang durch das Dorfgemeinschaftshaus,
den Dorfladen und den Mehrgenerationenspielplatz
startete
Bilder:
1.Der
Kulmbacher Landrat Klaus-Peter Söllner,
Landtagsabgeordneter Martin Schöffel,
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber,
Bürgermeister Werner Burger und Landtagsabgeordneter
Rainer Ludwig (von links) freuten ich über den
gelungenen Umbau des zuletzt leerstehenden Anwesens
zum Dorfgemeinschaftshaus.
2.Ein
wichtiger Bestandteil des neuen Areals mitten in
Grafengehaig ist der Dorfladen.
Musterbeispiel:
Strom und Wärme aus regenerativen Energien /
Hackschnitzelheizwerk und Biogasanlage in Hollfeld
waren Vorreiter
Hollfeld.
Um die Energiewende bewältigen zu können, braucht es
einen Mix aller regenerativen Möglichkeiten. „Wenn
wir nicht von den fossilen Energieträgern wegkommen,
geht die Welt zugrunde“, meint Michael Schatz (65).
In Sachen Hackschnitzel und Biogas gehört der
Landwirt aus Hollfeld zu den Pionieren. Er hatte
viel früher als die meisten anderen die
entscheidenden Anstöße zum Bau einer
Hackschnitzelheizung und einer Biogasanlage gegeben.
Die Hollfelder Anlagen gelten heute gerade vor der
aktuellen Entwicklung mit einer Explosion der Preise
bei fossilen Brennstoffen in jeder Hinsicht als
mustergültig.
Aktuell
versorgen Hackschnitzelheizung und Biogasanlage
unter anderem die Gesamtschule, die Grundschule,
zwei Kindergärten, das Rathaus, das Altenheim,
Kirche und Stadtapotheke und viele Privatleute mit
Wärme. Pro Jahr werden, je nachdem wie streng der
Winter ausfällt, 700000 bis 800000 Liter Heizöl
eingespart. Der erzeugte Strom wird ins Netz
eingespeist.
„Die Hollfelder
Anlage ist beispielhaft“, sagt Schatz, der zusammen
mit Manuel Appel vom Maschinenring als
Geschäftsführer an der Spitze der Biogasanlage
steht. Gesellschafter sind in erster Linie die
beteiligten Bauern über die MR Agrarservice GmbH,
die Stadt Hollfeld, der Zweckverband Gesamtschule,
die Waldbauernvereinigung Hollfeld und der
Maschinenring Fränkische Schweiz.
Michael Schatz
sieht im Biogas ganz klar viele Vorteile vereint.
Vor allem könne man den Ertrag von den Feldern dort
verwenden, wo er am dringendsten gebracht wird, auf
dem Teller, also für die Nahrungsmittelproduktion,
oder für den Tank, also zur Energieerzeugung mit
Strom und Wärme. Als weiteren Vorteil bezeichnete er
es, dass man das für die Anlage notwendige Material
lagern und somit auch mal eine Dürrejahr, wie das
jetzige überbrücken kann.
Bereits 2003
setzte man in Hollfeld auf regenerative Energien.
Als die Gesamtschule eine neue Heizung benötigte,
entschied man sich für die Wärme von Hackschnitzeln.
Schnell kamen Grundschule, Rathaus und einige
Privatleute dazu, so dass die Wärme schon bald nicht
mehr ausreichte. An der Leistungsgrenze angekommen
musste also eine weitere Energiequelle erschlossen
werden. Die Lösung sah man im Bau einer
Biogasanlage. 28 Landwirte aus der engsten Umgebung
hatten sich von Anfang an daran beteiligt, brachten
Geld als Darlehen ein und gingen eine
Lieferverpflichtung ein. Die Investition lag damals
bei 2,3 Millionen Euro. Rein theoretisch erzeugt die
Anlage so viel Strom, wie in der Stadt Hollfeld
verbraucht wird. Mit der Abwärme könne man den
Bedarf gut decken.
Der Mix aus
Biogas und Hackschnitzeln sei absolut richtig
gewesen, sagt Michael Schatz. Im Moment könne man
sich vor Nachfragen kaum retten. „Wir haben Anfragen
von Privatleuten ohne Ende.“. Gerade habe man wieder
fünf neue Haushalte an das vier Kilometer lange
Leitungsnetz angeschlossen. Der jetzige
Hackschitzelofen habe eine Leistung von 1000 kw, die
Biogasanlage von zwei Mal 400 kw. Aktuell bestücken
30 Bauern die Anlage mit Gülle, Ganzpflanzensilage,
Gras und der Energiepflanzen Silphie. Den Gärrest
bekommen die Bauern zurück.
Trotz der
aktuell katastrophalen Ernte seien die Speicher
derzeit gut gefüllt und reichten auch über den
Winter. Ein zweites Dürrejahr, so wie das jetzige,
dürfe allerdings nicht noch einmal kommen. In der
Biogasanlage beschäftigt die GmbH mit
Landwirtschaftsmeister Roland Beetz als
Betriebsleiter eine Vollzeitkraft. Geschäftsführung
und Buchhaltung besorgt der Maschinenring.
Bild:
Geschäftsführer Michael Schatz (links) und
Betriebsleiter Roland Beetz sorgen auf der
Hollfelder Biogasanlage für die optimale Versorgung.
Landwirtschaft
wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken / Beate
Opel löst Anneliese Göller als oberfränkische
Bezirksbäuerin ab
Himmelkron.
Die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel aus Neufang
bei Wirsberg ist die neue oberfränkische
Bezirksbäuerin. Bei der Wahl in Himmelkron wurde sie
einstimmig für die nächsten fünf Jahre in das Amt
gewählt. Die 62-Jährige löst damit die bisherige
Bezirksbäuerin Anneliese Göller aus dem Landkreis
Bamberg ab, die nicht mehr zur Wahl angetreten war.
Beate Opel ist
bereits seit dem Jahr 2017 auf oberfränkischer Ebene
als stellvertretende Bezirksbäuerin aktiv. Sie wurde
erst vor kurzem zum dritten Mal zur Kulmbacher
Kreisbäuerin gewählt, gleichzeitig ist sie seit 30
Jahren als Ortsbäuerin tätig. Beate Opel hat zwei
Töchter und einen Sohn, zusammen mit ihrer Familie
bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb mit
Bullenmast.
Zur neuen
stellvertretenden Bezirksbäuerin wählten die
Delegierten mit großer Mehrheit die Lichtenfelser
Kreisbäuerin Marion Warmuth. Beisitzerinnen im
Bezirksvorstand sind die neue Forchheimer
Kreisbäuerin Christine Werner (43), die Wunsiedler
Kreisbäuerin Karin Reichel und Nicole Werthmann (40)
aus Sassanfahrt im Landkreis Bamberg.
In ihrer
Antrittsrede appellierte Beate Opel vor allem an den
Zusammenhalt. „Ich möchte, dass wir zu einer großen
Familie zusammenwachsen“, sagte sie vor dem
Hintergrund der anstehenden Herausforderungen nicht
nur in der Landwirtschaft, sondern in der gesamten
Gesellschaft. Die neue Bezirksbäuerin bedankte sich
bei ihrer Vorgängerin Anneliese Göller, die vieles
angestoßen und eine herausragende Arbeit geleistet
habe.
Ziel
der Landfrauenarbeit sollte es auch in Zukunft sein,
ein besonderes Augenmerk auf die
Öffentlichkeitsarbeit zu legen und dabei besonders
bei Kindern anzusetzen. Die Landwirtschaft sei
leider nicht mehr in der Gesellschaft verankert,
deshalb sollte es die Aufgabe der Landfrauen sein,
vor allem Kinder und Jugendliche auf die Höfe zu
holen, um Zusammenhänge aufzuzeigen und
Landwirtschaft zu erklären. Beate Opel appellierte
aber auch an das Selbstbewusstsein der Landfrauen:
„Wir leiste eine schwere Arbeit, das soll uns erst
einmal jemand nachmachen.“
Zuvor war
Anneliese Göller als oberfränkische Bezirksbäuerin
mit lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations
verabschiedet worden. Sie war 15 Jahre als
Bezirksbäuerin und vorher fünf Jahre als
Stellvertreterin tätig. As oberstes Ziel der
Landfrauenarbeit bezeichnete es Anneliese Göller,
die Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft zu
verankern. „Die Themen verändern sich, nicht aber
die gemeinsamen Ziele“, sagte sie. Der Erhalt der
bäuerlichen Landwirtschaft gehöre dazu genauso wie
die Schaffung einer lebenswerten Zukunft gerade für
den ländlichen Raum.
Ein besonderes
Augenmerk legte Anneliese Göller auf die
zurückliegende Wahlperiode, die aufgrund der
Corona-Pandemie anders als alle je zuvor gewesen
sei. „Corona hat uns ausgebremst und stellte uns vor
große Herausforderungen“, doch auch das hätten die
Landfrauen bewältigt, unter anderem mit dem ersten
bayerischen virtuellen Landfrauentag.
Bis zur Neuwahl
am 17. Oktober in Herrsching bleibt Anneliese Göller
als Landesbäuerin noch im Amt.
Bilder.
1. Beate Opel folgt auf Anneliese Göller als neue
oberfränkische Bezirksbäuerin Im Bild von links:
Anneliese Göller, BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer,
Christine Werner, Marion Warmuth, Beate Opel, Nicole
Werthmann, Karin Reichel und der oberfränkische
BBV-Präsident Hermann Greif.
2. Die bisherige Bezirksbäuerin Anneliese Göller
(rechts) gratulierte ihrer Nachfolger Beate Opel.
Bauern nehmen
Artenschutz ernst / Ortstermin zum Insektenschutz in
Laubersreuth bei Münchberg
Laubersreuth.
Imker, Jäger und Landwirte engagieren sich für
Insekten- und Artenschutz, und das nicht erst seit
dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Darauf hat
der Bauernverband Hof mit einer medienwirksamen
Aktion auf den Flächen von Klaus-Dieter Bäger
aufmerksam gemacht. Der Landwirt aus Konradsreuth
legt schon seit weit über zehn Jahren Blühwiesen
rund um seine Flächen in Laubersreuth bei Münchberg
an.
„Darunter sind
sowohl einjährige, als auch mehrjährige
Blühflächen“, sagt Klaus-Dieter Bäger, der die
verschiedensten Mischungen einsetzt, um damit die
Insektenvielfalt zu fördern. 600 Euro pro Hektar
koste allein das Saatgut, sagt der Landwirt. Die
Verarbeitung und die Pflege müsse man noch
hinzurechnen.
„Landwirtschaftliche Betriebe erbringen umfangreiche
kooperative Umweltleistungen auf freiwilliger Basis
auf ihren Flächen“, heißt es von Seiten des
Bauernverbandes. So legten sie unter anderem
Blühstreifen und Gewässerrandstreifen an oder
setzten auf eine besonders vielfältige Fruchtfolge.
„Ob es um Bienen oder Insekten geht, um bedrohte
Arten wie Lerchen oder Feldhamster, die Haltung
alter Haus- und Nutztierrassen oder den Anbau alter
Obst- und Gemüsesorten: „Bayerns Bäuerinnen und
Bauern nehmen den Artenschutz ernst“.
Auch die Jäger
investierten in Blühflächen, sagt Heinz Kammerer von
der Jägerschaft Münchberg. Allein an 25
verschiedenen Flächen habe man sich zwischen den
Jahren 2019 bis 2021 beteiligt, um
Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten zu
schaffen. Das sei auch dringend notwendig, so Robert
Bayreuther vom Imkerverein Münchberg. Seinen Worten
zufolge gibt es allein 550 verschiedene
Wildbienenarten in Deutschland. Nicht nur für sie
würden durch das Engagement von Bauern, Imkern und
Jägern Rückzugsorte für alle möglichen Insekten
geschaffen, sagt Wildlebensraumberaterin Lisa-Mareen
Fischer vom Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg.
Die
Kulturlandschaft um Münchberg, in Sichtweite zur
Bundesautobahn A9, weist schon durch ihre
Topographie einige Besonderheiten auf. Hier ist die
Flur schon seit jeher von Ödlandflächen, Böschungen,
Rainen und Hecken durchzogen, was den Insekten
besonders zu Gute kommt. Solche Standorte gelte es
zu erhalten, sagt die Wildlebensraumberaterin.
Der Einsatz für
Insekten sei aber auch eine gesamtgesellschaftliche
Verantwortung und nicht nur auf Landwirte, Jäger und
Imker beschränkt. Auch Gartenbesitzer in den
Siedlungen seien gefragt, wenn es um die Anlage und
Pflege ihres Rasens geht. „Sogar ein Balkonkasten
kann insektenfreundlich angepflanzt werden“, so
Theresa Hick vom Bauernverband. Jeder habe die
Möglichkeit, die Insektenvielfalt zu fördern, jeder
einzelne könne seinen Beitrag dazu leisten, indem er
auf insektenfreundliche Pflanzen setzt.
Bauern und
Imker verbindet auch die Aktion „Blühende Rahmen“,
die bereits seit 2011 läuft und die vom
Bauernverband und dem Landesverband der Bayerischen
Imker getragen wird. Jahr für Jahr werden im Rahmen
dieser Aktion nahezu unzählige Blühstreifen und
Blühflächen angelegt. Bereits 2014 haben die
bayerischen Bauern für dieses freiwillige Engagement
den „European Bee Award“ erhalten.
Bild:
Mitten in einer insektenfreundlichen Blühwiese
trafen sich zu einem öffentlichkeitswirksamen Termin
(von links): Lisa-Mareen Fischer, Heinz Kammerer,
Theresa Hick, Alfred Ott, Klaus-Dieter Bäger, Robert
Bayreuther und Andreea Strößner.
Mit einem
Lächeln geht alles leichter / Ernste und heitere
Worte beim ersten Bayreuther Landfrauentag nach
zweieinhalb Jahren Corona-Pause
Bayreuth.
Zwei Jahre ist es her, dass sich die Bayreuther
Landfrauen zum letzten Mal persönlich im großen
Rahmen getroffen haben. Jetzt war es endlich wieder
soweit. Zu diesem ganz besonderen Landfrauentag in
einer Halle der Landwirtschaftlichen Lehranstalten
hatte man sich deshalb auch viel Zeit genommen und
ein beinahe tagesfüllendes Programm ausgedacht. Es
reichte von einer Ökumenischen Andacht am Morgen bis
zu einer umfangreichen Tombola am späteren
Nachmittag. Höhepunkt war der Auftritt von Stargast
Volker Heißmann, ein Teil des TV-bekannten
Komiker-Duos Heißmann und Rassau aus Fürth.
So witzig
Volker Heißmann auch sprach, so ernst war seine
Botschaft: „Mit einem Lächeln geht alles leichter“.
Sein Ziel, den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu
zaubern, das hat er an diesem Nachmittag mehr als
erreicht. Mit manchmal fast ein wenig derber Komik
brachte er den Frankenfasching nach Bayreuth,
berichtete von seinen landwirtschaftlichen
Erfahrungen in der Kindheit, vom Aufwachsen im
Angesicht der Fürther Paulskirche und vom
Krippenspiel, in dem er dank seines Knabensoprans
die Maria darstellen musste. Zum Mariechen sei es da
gar nicht mehr weit gewesen, sagte er. Tatsächlich
war er über die Kirche zu Bühne gekommen, vom
Gemeindehaus in die Fürther „Comödie“ sozusagen, und
irgendwann erstreckten sich seine Auftritte nicht
mehr nur auf Nürnberg, Fürth und Erlangen, sondern
teilweise auch weit darüber hinaus, etwa bis Plech,
Gefrees und Bayreuth, so merkte er augenzwinkernd
an.
„Sie
können mit einem Lächeln ihr Leben besser meistern“,
gab Volker Heißmann den Landfrauen mit auf den Weg.
Egal, was im Leben passiere, das Lächeln kehre immer
wieder zurück. Wer lächelt, der schütte auch
Glückshormone aus, sagte er und riet den Damen, das
Lächeln mit nach Hause zu nehmen. Dann gehe auch auf
dem Hof die Arbeit viel besser von der Hand.
Für ernste
Gedanken stand auch die Rede von Kreisbäuerin
Angelika Seyferth. Durch die Corona-Krise und
zuletzt durch den Krieg in der Ukraine sei die
Wertschätzung von Lebensmitteln und damit auch der
Bauern vor Ort wieder etwas gestiegen, sagte sie.
Besonders die Direktvermarkter hätten das durchaus
zu spüren bekommen. Viele Menschen hätten wieder
gemerkt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist,
dass es in der Region genügend Lebensmittel gibt und
dass man sich hierzulande selbst versorgen kann. Die
Kreisbäuerin versprach: „Wir werden auch in Zukunft
die Versorgung mit hochwertigen regionalen und
Lebensmitteln sicherstellen.“
Nun aber treibe
nicht nur die Bauern die große Sorge um, wie es mit
der Rohstoff- und Energieversorgung weitergehen
soll. Was geschieht, wenn es kein Gas mehr gibt und
Schlachthöfe und Molkereien nicht mehr arbeiten
können? Auch wenn das Jahresthema der
Landfrauenarbeit im Bauernverband „Blick durch das
Schlüsselloch in Richtung Zukunft“ lautet, so hatte
doch niemand die Antworten auf Fragen wie diese.
Die
Ökumenische Andacht zum Auftakt des Landfrauentages
feierten Pfarrer Thomas Karukayil von der
katholischen Pfarrei Eckersdorf und der evangelische
Pegnitzer Dekan Markus Rausch aus Pegnitz. Auch der
Bayreuther Landfrauenchor kam nach zweieinhalb
Jahren Pause zum ersten Mal wieder zu einem
öffentlichen Auftritt zusammen. Die Einnahmen aus
einer Tombola und der Verkaufserlös von Kaffee,
Kuchen und Torten gingen an die vor zwei Jahren
abgebrannte Lebenswerk gGmbH (Werkstatt für
Behinderte) der Diakonie Bayreuth. Damit möchten
auch die Landfrauen einen kleinen Teil zum
Wiederaufbau beitragen, so Kreisbäuerin Angelika
Seyferth.
Bild (unten):
Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) und ihre
Stellvertreterin Doris Schmidt überraschten Volker
Heißmann mit einer Großpackung Gummibärchen als
außergewöhnliches Geschenk. Der Komiker hat dafür
eine ganz besondere Schwäche.
Borkenkäfer-Situation ist dramatisch / WBV
Kulmbach/Stadtsteinach warnt vor Katastrophe -
Sinkende Auftragslage trifft auf Überangebot
Himmelkron.
Eigentlich müsste man sich freuen über die riesige
Menge an Holz, die von der Waldbesitzervereinigung
Kulmbach/Stadtsteinach im Auftrag ihrer Mitglieder
im zurückliegenden Jahr vermarktet wurde. Der
riesige Anstieg von 150000 Festmeter in 2020 auf
210000 Festmeter Holz im zurückliegenden Jahr ist
allerdings im Wesentlichen auf den Borkenkäfer
zurückzuführen. „Es ist fast wie eine
Notschlachtung, aber das Käferholz muss weg“, sagte
Geschäftsführer Theo Kaiser bei der
Jahresversammlung in Himmelkron.
Dabei haben die
Preise im zurückliegenden Jahr schon wieder
angezogen. Die Talsohle des Jahres 2020 habe man
2021 mit Durchschnittserlösen von 51 Euro pro
Festmeter (Vorjahr 31 Euro) bei der Fichte und 46
Euro (Vorjahr 24 Euro) pro Festmeter bei der Kiefer
durchschritten. Dennoch bei der Fichte
beispielsweise treffe die sinkende Auftragslage der
Sägeindustrie auf ein zu erwartendes Überangebot
beim Rundholz.
Schuld an der
ganzen Misere sind nach den Worten des
Geschäftsführers einzig und allein Trockenheit und
Hitze. Sie setzten dem Wald massiv zu. Der
Borkenkäfer könne sich ungehindert vermehren, eine
weitere Massenvermehrung stehe bevor. „Die Situation
ist dramatisch“, sagte Theo Kaiser. Wenn es mit der
Hitze so weitergeht, sei eine echte Katastrophe zu
erwarten. Der Geschäftsführer appellierte deshalb
eindringlich an alle Waldbesitzer, den Waldumbau
aufgrund des Klimawandels rasant anzupacken.
Der Borkenkäfer
ist allerdings nicht das einzige Problem, mit dem
sich die Waldbesitzer derzeit herumschlagen müssen.
Ungemach droht auch von politischer Seite, wie die
Vorsitzende Carmen Hombach erläuterte. Größtes
Problem ist, dass sich Betriebe mit über 100 Hektar
verpflichten müssen, fünf Prozent Wald stillzulegen,
also nicht mehr zu bewirtschaften, wenn sie in den
Genuss der Bundesprämie kommen wollen. „Das ist
nicht zielführend, das passt nicht in unsere Zeit“,
sagte die Vorsitzende. „Wir brauchen unser Holz als
Gegenwarts- und Zukunftswerkstoff.“ Die
Zwangsstillegung komme einer Enteignung gleich.
Man könne
Waldflächen nicht aus der Nutzung nehmen und dafür
Holz aus fraglichen Quellen importieren und dann
auch noch für den weiten Transport wertvolle Energie
verschwenden. „Wir hier vor Ort wirtschaften
nachhaltig mit Sinn und Verstand, unsere Wälder sind
zertifiziert und wir handeln nach dem Grundsatz
schützen und nützen“, sagte die Vorsitzende. Sie gab
auch zu bedenken, dass man beim Holz den Kreislauf
selbst in der Hand habe. „Kein Hahn kann zugedreht
werden.“
Die steigende
Menge an vermarktetem Holz machte sich auch in der
Bilanz der WBV Kulmbach/Stadtsteinach bemerkbar.
Hatte der Zusammenschluss im Auftrag seiner
Mitglieder 2020 noch rund 2,6 Millionen Euro
umgesetzt, waren es 2021 mit 5,5 Millionen Euro mehr
als das Doppelte. Die Summe setzt sich im
Wesentlichen aus Handelsgeschäften, also aus Holz,
das im Auftrag der Mitglieder vermarktet wurde sowie
aus Dienstleistungen zusammen. Auch für das laufende
Jahr geht Kassiert Rudolf Hafner wieder von
Einnahmen in Höhe von fast sechs Millionen Euro aus.
Die WBV
Kulmbach/Stadtsteinach hatte zu Jahresbeginn 1955
Mitglieder, 77 mehr als noch im zurückliegenden
Jahr. Zusammen bewirtschaften sie eine Waldfläche
von 13286 Hektar. Seit Januar ist die Mitgliederzahl
den Worten von Theo Kaiser zufolge noch einmal auf
1987 angestiegen.
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen wurde die bisherige
Vorstandschaft im Wesentlich bestätigt. Vorsitzende
bleibt Carmen Hombach aus Kulmbach, Stellvertreter
Heinz Reiner aus Presseck, Kassier Rudolf Hafner aus
Mainleus und Schriftführer Horst Degelmann aus
Premeusel. Der „Ausschuss“, also die erweiterte
Vorstandschaft setzt sich zusammen aus: Robert Fürst
(Hohenberg), Peter Göppner (Altenreuth), Gerhard
Hahn (Dörnhof), Michael Milewski (Hanauerhof),
Siegfried Beyer (Presseck), Rainer Schmidt (Waizendorf),
Otto Schröppel (Neuenmarkt) und Markus Teller (Neuenreuth
am Sand).
Bild:
Auch im Kulmbacher Land, wie hier bei Marktleugast,
warten derzeit riesige Holzmengen auf den
Abtransport.
Schulkinder im
Focus der Landfrauen / Beate Opel bleibt
Kreisbäuerin – Große Veränderungen in der
Vorstandschaft
Kulmbach.
Beate Opel bleibt Kreisbäuerin von Kulmbach. Die
62-jährige aus Neufang bei Wirsberg wurde bei der
Verbandswahl der Landfrauengruppe im Bauernverband
ohne Gegenstimme in ihrem Amt bestätigt. Große
Veränderungen gibt es dagegen in der übrigen
Vorstandschaft. Gudrun Passing aus Oberdornlach löst
Silvia Schramm (Marktleugast) als stellvertretende
Kreisbäuerin ab. Schramm wiederum wurde in den
Beirat gewählt. Der übrige Beirat, also die
erweiterte Vorstandschaft, setzt sich aus Franziska
Bär (Buch am Sand), Manuela Vogler (Kunreuth),
Susanne Kraus (Gemlenz) und Marion Hartmann (Waldau)
zusammen.
Für Beate Opel
ist es die dritte Amtszeit. Sie wurde vor zehn
Jahren zum ersten Mal zur Kreisbäuerin gewählt.
Gleichzeitig ist sie seit 30 Jahren als Ortsbäuerin
tätig und seit 2017 auch stellvertretende
oberfränkische Bezirksbäuerin. Zusammen mit ihrer
Familie bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb
mit Bullenmast.
Die alte und
neue Kreisbäuerin ließ bei der Verbandsversammlung
noch einmal die zurückliegende Wahlperiode Revue
passieren, die zumindest bis zur Corona-Pandemie von
zahlreichen gesellschaftlichen politischen und
bildungspolitischen Veranstaltungen geprägt war. Als
ganz besonders wichtiges Thema der Landfrauenarbeit
bezeichnete sie das Projekt „Landfrauen machen
Schule“, bei dem Schulkinder mit der Arbeit der
Landwirte konfrontiert werden. „Wir müssen den
Kindern zeigen, wo ihr Essen herkommt“, sagte sie.
Die Landfrauen müssten zeigen, wie man gesundes
Essen zubereitet, wie man pfleglich mit der Natur
umgeht und wie die Bauern wirtschaften. Bei Kindern
könne man damit noch etwas bewirken, bei Erwachsenen
sei dies ungleich schwieriger.
Auch die
bayerische Landesbäuerin und oberfränkische
Bezirksbäuerin Anneliese Göller berichtete von den
Schwierigkeiten, die Corona in der Landfrauenarbeit
mit sich gebracht habe. „Es war eine Wahlperiode wie
keine andere zuvor“, sagte sie. Die Landfrauen seien
mit Schwung gestartet und dann jäh ausgebremst
worden. Auch wenn bei den Landfrauen stets die
persönliche Begegnung im Vordergrund steht, sei man
mit den technischen Möglichkeiten sehr gut
zurechtgekommen und habe die Arbeit gut
aufrechterhalten können.
Es werde immer
schwieriger Menschen zu finden, die bereit sind,
sich zu engagieren, sagte der für alle drei
fränkischen Regierungsbezirke zuständige
Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer. Umso
dankbarer könne man im Landkreis Kulmbach sein, dass
sich in nahezu allen Ortsverbänden wieder Frauen
gefunden hätten, um das Amt der Ortsbäuerin zu
begleiten. Auch ein politisches Thema sprach Böhmer
an. So wehrten sich die Landwirte derzeit gegen die
politische Vorgabe vier Prozent der Fläche
stillzulegen. Bei Bundeslandwirtschaftsminister Cem
Özdemir sei dabei auch beim Deutschen Bauerntag vor
wenigen Wochen keinerlei Bewegung erkennbar gewesen.
Allerdings gebe es vor dem Hintergrund des Krieges
in der Ukraine Signale aus Brüssel, nach denen es
die Länder künftig in der Hand haben sollen, ob die
vier Prozent Pflichtbrache durchgesetzt werden
sollen, oder nicht.
Bild:
Gruppenbild der neuen Kreisvorstandschaft der
Kulmbacher Landfrauen mit (hinten von links):
Geschäftsführer Harald Köppel, Marion Hartmann,
Franziska Bär, Silvia Schramm, Kreisobmann Harald
Peetz, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. Vorne von links:
Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller Manuela
Vogler, Susanne Kraus, Beate Opel und Gudrun Passing.
Braune Wiesen,
dünner Mais, kümmerliche Sommergerste / Bauern gehen
von unterdurchschnittlicher Ernteerwartung aus
Die
Landwirte in ganz Bayern rechnen in diesem Jahr mit
einer unterdurchschnittlichen Getreideernte. Während
in Südbayern relativ gute Bestände auf den Feldern
stehen, wird es in Nordbayern trockenheitsbedingt
geringere Getreideerträge geben. Dazu kommt eine
angespannte Situation auf dem Weltmarkt. Zum einen
sind die Aussichten auf die Ernte dem Bauernverband
zufolge in ganz Europa schlecht. Zum anderen sei die
Transportlogistik aus wichtigen Erzeugerländern wie
der Ukraine aufgrund des Krieges nach wie vor nicht
sicher. Sorge bereiten den Bauern auch die enormen
Preisanstiege in der gesamten Lieferkette. Wie ist
die Situation vor Ort?
„Es schaut
nicht gut aus“, sagt Harald Köppel, der als
Geschäftsführer des Bauernverbandes für die
Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Kronach tätig ist.
Die Witterung spreche für sich. Braune Wiesen,
kümmerlicher Mais, eine sehr dünne Sommergerste, das
alles hänge mit dem Wasser und der Temperatur
zusammen. Grünland oder Mais seien nicht mehr
gewachsen, Sommergerste habe teilweise verkürzte
Ähren, weil das Wasser schlicht und einfach gefehlt
habe. Teilweise seien die Ähren nicht einmal halb so
lang, wie sie sein sollten. Auch die Körner des
Wintergetreides seien nicht gefüllt worden, weil das
Wasser ausgeblieben ist.
Regional
gestalte sich die Situation dabei unterschiedlich.
Im Unterland sei es teilweise noch schlechter, als
im Oberland. Manchmal sei die Situation sogar von
Dorf zu Dorf unterschiedlich, je nachdem, wo ein
Gewitter war. Besonders trocken sei es um Himmelkron
herum, während es über den Berg im Harsdorfer
Bereich immer wieder mal geregnet habe.
„Alles in allem
muss man aufgrund des Wassermangels mit Ertrags- und
Qualitätseinbußen rechnen“, sagt Harald Köppel.
Genaueres könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch
nicht sagen. Auf jeden Fall unterdurchschnitt wird
die Ernte bei der Wintergerste ausfallen. Wie es bei
den anderen Früchten ausschaut, könne man erst
sagen, wenn der Mähdrescher darüber gefahren ist.
Beim Grünland
müsse man dagegen schon jetzt feststellen, der erste
Schnitt sei in Ordnung gewesen, den zweiten Schnitt
habe es dagegen schon fast nicht mehr gegeben und
der dritte Schnitt stehe in den Sternen. Ebenso beim
Mais: Während der zum jetzigen Zeitpunkt
normalerweise schon zweieinhalb Meter hoch sein
sollte, sei er im Moment bei einem halben bis
dreiviertel, höchstens einem Meter angelangt. Köppel:
„Da fehlt es hinten und vorne.“
Dabei sei das
Frühjahr noch ganz gut losgegangen. „Es war ein
super Start“, so Harald Köppel. Doch dann habe der
Regen aufgehört. Das Wintergetreide, das sich über
den Winter entwickeln konnte, sei dabei noch im
Vorteil gewesen. Zum Körner füllen sei das Wasser
aber auch zu wenig gewesen. Die Sommergerste habe es
allerdings komplett erwischt. Die Ernte laufe in
diesen Tagen so richtig an. Harald Köppel geht sogar
davon aus, dass sie noch im Juli abgeschlossen
werden kann und sich nicht wie sonst in den August
hineinziehen werde.
Genaues kann
Michael Greim aus Marktschorgast noch nicht sagen,
doch erwartet er eine Ernte, die etwa um die Hälfte
von der eines „normalen“ Jahres liegt. „Es schaut
nach vielen kleinen und dünnen Körnern aus“, sagt
Michael Greim. Schon allein deshalb rechne er mit
Verlusten. Beim Sommergetreide sei es noch viel
schlimmer als beim Wintergetreide. Einige Flächen
bei Ziegenburg seien ihm bereits fast vertrocknet.
Dazu kommt, dass das Getreide relativ kurz gewachsen
sei, das bedeute, dass auch wenig Stroh übrig
bleiben werde. Während beispielsweise der Hafer im
zurückliegenden Jahr 1,50 bis 1,60 Meter hoch wurde,
stehe er jetzt gerade einmal bei 30 bis 40
Zentimetern. „Da hat man das ganze Jahr Arbeit und
Aufwand reingesteckt, und dann kann man nichts
machen“, so Michael Greim. Er bewirtschaftet einen
Betrieb mit Mutterkuhhaltung, erzeugt alternativer
Energien und betreibt Ökolandbau. Gut 200 Hektar
Fläche bewirtschaftet Michael Greim. Darauf baut er
Winterweizen, Braugerste, Roggen, Dinkel und Hafer
an, das im Wesentlichen in der Backwarenindustrie
landet, die Braugerste geht zur Mälzerei Weyermann
nach Bamberg.
Von einem
einigermaßen durchschnittlichen Jahr geht dagegen
die Familie Jurkat aus Oberlangenroth aus, „sofern
die Qualität beim Wintergetreide ok ist“. In diesem
Jahr zeige sich wieder, dass nicht nur die Menge,
sondern vor allem die Verteilung der Niederschläge
eine Rolle spielt, sagt Christoph Jurkat. Zusammen
mit Bruder Michael und den Eltern Rosa und Ulrich
bewirtschaften er das Gut Oberlangenroth, das zur
Gemeinde Neuenmarkt gehört. Auf rund 75 Hektar baut
die Familie Bio-Getreide wie Dinkel, Hafer,
Sommergerste, Triticale und Ackerbohnen an.
Das Frühjahr
sei auf dem Standort mit seinen schweren tonige
Böden sogar fast zu nass gewesen. Dann aber folgte
eine deutliche Frühsommertrockenheit. Die
Winterungen wie Dinkel, Roggen, oder Triticale
hätten das relativ gut überstanden. Die Bestände
würden vielversprechend aussehen. Hier bleibe
allerdings die Kornqualität, also die Füllung der
Körner abzuwarten. Die Sommerungen wie Braugerste
und Hafer würden dagegen deutlich abfallen. „Hier
gehen wir von einer unterdurchschnittlichen Ernte
aus“, sagt Christoph Jurkat. Spannend bleibe auch
hier, ob die Qualität, also der Vollgerstenanteil
bei der Sommergerste und das Hektoliter-Gewicht beim
Hafer paßt.
Von Einbußen
bis hin zum Totalausfall sprcht dagegen ein weiterer
Landwirt aus dem Landkreis Kulmbach, der nicht
genannt werden möchte. Die bereits geerntete
Wintergerste sei noch knapp im Durchschnitt gewesen.
Bei den späteren Getreidearten wie Weizen und vor
allem beim Sommergetreide würden sicher 20 bis 40
Prozent fehlen. Besonders dramatisch sei die
Situation im Futterbau. „Bei Mais und auf dem
Grünland werden wir Einbußen von 50% bis zum
Totalausfall haben“, so der Landwirt.
Bild: Was die
Ernte betrifft gehen die Bauern im Kulmbacher Land
heuer eher von unterdurchschnittlichen Erträgen aus.
Pionier für
eine Landwirtschaft / Bittl´scher Gutsbetrieb
beteiligt sich an Pilotprojekt zur Biodiversität
Küps.
Nutzungs- und Schutzinteressen in der Landwirtschaft
zusammenzubringen, das ist das Ziel des Projektes
„Natur-positive Agrarsysteme“ (NaPA), an dem sich 19
ökologisch und konventionell wirtschaftende
Landwirte unter wissenschaftlicher Begleitung der
Humboldt-Universität Berlin beteiligen. Einer der
Betriebe ist dabei auch in Oberfranken: der
Bittl´sche Gutsbetrieb von Barbara und Hubertus von
Künsberg in Oberlangenstand bei Küps im Landkreis
Kronach.
Das Projekt
soll in den kommenden drei Jahren Daten über die
Auswirkungen unterschiedlicher Anbauarten und
Bewirtschaftungsformen auf die lokale Biodiversität,
Bodengesundheit sowie das Klima generieren. Außerdem
wollen die beteiligten Landwirte regelmäßig
praktische Erfahrungen auszutauschen. Ins Leben
gerufen wurde NaPA von dem Unternehmen Syngenta Agro
GmbH, ein internationaler Anbieter von
Agrartechnologie, der in Frankfurt am Main seine
deutsche Zentrale hat.
„Uns geht es um
Lern- und Entwicklungszusammenhänge in der
Landwirtschaft“, sagte Franz-Theo Gottwald,
Professor für Umweltethik an der
Humboldt-Universität Berlin. Schließlich sollen
Grund und Boden ja auch für die Enkelgeneration noch
zur Verfügung stehen. Eine Aufgabe des Projektes
wird es deshalb sein, Wege zu finden, um die
Bodenfruchtbarkeit und damit den Humusaufbau zu
steigern. Einen besonderen Focus wollen die
Beteiligten außerdem darauf legen, was passiert,
wenn Veränderungen in der Fruchtfolge vorgenommen
werden. „Wir hoffen, daraus neue Impulse für
künftige Anbauentscheidungen ableiten zu können“, so
Gottwald. Das Projekt soll aber auch einen Beitrag
dazu leisten, dass es nicht immer nur die Bauern
sind, die permanent angegriffen werden. Neu und
einzigartig ist nach den Worten des Professors die
wissenschaftliche Begleitung. Am Ende soll ein
Maßnamepaket für den jeweiligen Standort stehen.
Als ein
Beispiel für die konkrete Arbeit nannten Gottwald
und der örtliche Projektbetreuer Sebastian Funk
Untersuchung von Blühstreifen auf die lokale
Biodiversität durch Wissenschaftler des Leibnitz
Instituts. Sie sollen drei Jahre lang den
Biodiversitätswandels unter die Lupe nehmen. Die
NaPA-Landwirte haben dazu an oder mitten in ihren
Feldern Messstationen mit speziellen Fallen
eingerichtet, die sie regelmäßig leeren und
austauschen. Das Forschungsinstitut wertet in seinem
Labor daraufhin aus, welche Insekten und andere
Kleintiere in der Luft und in den Boden gefangen
wurden. Auch Bodenbeschaffenheit und
Nährstoffkonzentrationen werden untersucht und in
Beziehung zu Wetter, Temperaturentwicklung, den
angebauten Feldfrüchten und weiteren Faktoren
gesetzt. Dabei kommen testweise auch neue
Technologien und Analysemethoden zum Einsatz. „Im
Zeitverlauf ergibt sich so eine einzigartige
Datensammlung und -qualität für die Agrarflächen“,
sagte Gottwald.
Hubertus
Freiherr von Künsberg bewirtschaftet in
Oberlangenstadt die 400 Hektar Land des Bittl´schen
Guts. Die Schwerpunkte des Betriebs liegen auf der
Biogasproduktion und dem Ackerbau. Der
Agrartechniker und Fachagrarwirt für erneuerbare
Energien räumt dem Umweltschutz seit jeher einen
besonderen Stellenwert ein. So übertrifft er mit
seiner gewässerschonenden Bewirtschaftung bereits
seit Jahren das gesetzlich geforderte Mindestmaß an
Gewässerschutz. Eine von mehreren Maßnahmen in
diesem Zusammenhang sind die Pufferstreifen, die
zwischen seinen Feldern und angrenzenden Gewässern
verlaufen. Künsberg achtet auch darauf, den Einsatz
von chemischen Pflanzenschutzmitteln so in das
System seiner Anbaumaßnahmen einzubauen, dass der
Befallsdruck gesenkt und Pflanzenschutz reduziert
werden kann. Zum Schutz des Ackerbodens setzt der
Agrartechniker außerdem auf einer Teilfläche auf das
Verfahren der sogenannten Streifenbodenbearbeitung.
Dabei wird nur der unmittelbare Bereich, in dem
Pflanzen wachsen sollen, intensiv bearbeitet, der
Rest bleibt unberührt.
Bild:
Hubertus von Künsberg (links) und Professor Dr.
Franz-Theo Gottwald von der Humboldt-Universität
Berlin haben in Küps das Projekt „Natur-positive
Agrarsysteme“ (NaPA) gestartet.
Vollkornbrot
per Instagram und WhatsApp / Brot von den eigenen
Feldern - Die Familie Passing bewirtschaftet in
Oberdornlach einen Bio-Bauernhof
Oberdornlach.
Eigentlich ist das Ganze aus der Not heraus
entstanden. Im verregneten Sommer 2017 hatte der
Dinkel nicht ganz die geforderten Werte und so
probierte Gudrun Passing einfach einmal selbst, Brot
zu backen. Das Ergebnis konnte sich sehen und vor
allem schmecken lassen. Schnell sprach es sich in
der Verwandtschaft herum und so fand sie auch im
Freundes- und Bekanntenkreis schnell Abnehmer für
ihr selbstgebackenes Dinkel-Vollkornbrot.
Mittlerweile hat Gudrun Passing einen
Direktvermarktungskurs absolviert und einen eigenen,
von den Behörden nach strengen Vorgaben bereits
abgenommenen Backraum auf dem Hof in Oberdornlach
eingerichtet.
„Das gesamte
Getreide stammt aus eigenem Anbau“, sagt Gudrun
Passing. „Bei uns wird nichts für die Tonne
gebacken“, ergänzt ihr Mann Wolfgang. Zusammen
bewirtschaften sie den Hof in Oberdornlach, das zur
Stadt Kulmbach gehört, mit Junior Johannes. Die
beiden Schwestern Katharina und Lisa sind
außerlandwirtschaftlich tätig.
Geworben wird
per Instagram, auch eine eigene WhatsApp- Gruppe
gibt es schon. Eigentlich wollte man die Vermarktung
des Brotes über die Aktion „Marktschwärmer“ machen,
doch dort gibt es Anlaufschwierigkeiten. Noch sei
das Ganze nicht der Rede wert, wiegelt Gudrun
Passing ab. Doch die Geschichte mit dem Backen soll
auf jeden Fall ausgeweitet werden. Drei Sorten gibt
es derzeit schon, neben dem Dinkel-Vollkorn ein
Roggenmischbrot und ein Weißbrotbaguette. „Richtig
gute Qualität ist mir das Wichtigste“, so Gudrun
Passing. Eine erste Bewährungsprobe hat das Brot aus
dem Hause Passing bereits bestens bestanden. Auf dem
Kulmbacher Altstadtfest wurde das Weißbrot zusammen
mit dem Damwildfleisch des befreundeten Marcel
Wachter vom Lehenthaler Wildgehege angeboten.
Nach dem Besuch
der Landwirtschaftsschule hatte Wolfgang Passing,
heute 57, den Hof in der Ortsmitte von seinem damals
bereits schwer kranken Vater übernommen. Damals mit
25 Kühen in Anbindehaltung. Klar, dass man
Aufstocken musste und so entschied man sich für
einen damals noch völlig unbekannten Kaltstall, den
ersten derartigen Laufstall im Landkreis. Der hatte
sich nach entsprechenden Startschwierigkeiten („wir
konnten uns ja nirgends orientieren“) bewährt.
Mittlerweile tummeln sich 40 Kühe darin. Die
Bio-Milch wird an die Milchwerke Oberfranken-West in
Coburg geliefert. Bereits im Jahr 2000 hatte die
Familie den gesamten Betrieb auf EG-Bio-Standard
umgestellt, seit 2012 gehört er dem
Bioland-Anbauverband an.
Waren es bei
der Übernahme an die 50 Hektar bewirtschaftete
Fläche sind es heute exakt 76, die sich im
Wesentlichen um die Ortschaft herum gruppieren.
Angebaut werden Sommer- und Wintergerste, Weizen,
Triticale, Dinkel, Mais und im geringen Umfang auch
Linsen und Lein. Das Getreide wird, sofern nicht zum
Brotbacken benötigt, zum Teil als Futter selbst
genutzt, der Rest wird über die
Vermarktungsgesellschaft Biobauern im schwäbischen
Pöttmeß vertrieben. Einfach ist es für die
Biobranche derzeit nicht, weiß auch Wolfgang Passing.
„Schließlich müssen wir die Preissteigerungen
genauso mittragen, wie die übrige Landwirtschaft
auch.“ Dabei fallen die Kosten aufgrund der Vorgaben
von jeher höher aus.
An die zehn
Jahre wird Wolfgang Passing den Betrieb wohl schon
noch führen, ehe er an Sohn Johannes (25) übergibt.
Der bringt auf jeden Fall die besten Voraussetzungen
mit. Er hat im landwirtschaftlichen Bildungszentrum
Triesdorf die Ausbildung zum Techniker gemacht und
danach ein Landwirtschaftsstudium mit der
Fachrichtung Tier absolviert. Mittlerweile ist er
beim Kulmbacher Futtermittelhersteller Bergophor als
Produktentwickler tätig.
Als hätten sie
auf dem Hof nicht schon genug zu tun, nimmt die
gesamte Familie jede Menge verantwortungsvolle
Ehrenämter wahr. Vater Wolfgang ist nicht nur
Ortsobmann des Bauernverbandes, sondern auch
Dirigent des Posaunenchors Kirchleus-Gössersdorf und
2. Vorstand der Feuerwehr Oberdornlach. Gudrun
Passing engagiert sich in der Seniorenarbeit der
Kirchengemeinde und gehört der Kreisvorstandschaft
der BBV-Landfrauen an. Junior Johannes schließlich
ist ebenfalls im Posaunenchor aktiv, hat auch schon
in der Städtischen Jugendblaskapelle musiziert, ist
aktives Mitglied der Feuerwehr und der
Soldatenkameradschaft und spielt Fußball in der
ersten Mannschaft des 1. FC Kirchleus. „Das
Engagement und die Ehrenämter sind uns schon sehr
wichtig“ ist sich die Familie einig. Schließlich
gehe es ja auch darum, Verantwortung zu übernehmen.
Bild: Wolfgang,
Gudrun und Johannes Passing bewirtschaften den
landwirtschaftlichen Betrieb in Oberdornlach.
Heute Wurzeln,
morgen Humus / Pflanzenbautage in Lopp stießen auf
große Resonanz
Lopp.
Trockenheit und Wassermangel bringen es mit sich:
Ackerböden müssen in der Tiefe gelockert und
Untersaaten zur Humusbildung eingebracht werden.
Andernfalls werden die Erträge immer weniger und am
Schluss wächst gar nichts mehr auf den Feldern. Das
alles wurde beim Pflanzenbautag in Lopp bei
Kasendorf deutlich. Vor dem Hintergrund der
anhaltenden Trockenheit ging es diesmal vor allem
darum, wie Landwirte auf ihren Feldern den Humus in
die Tiefe bringen können, um den Wasserhaushalt zu
verbessern, so Geschäftsführer Horst Dupke vom
Maschinenring. Die Traditionsveranstaltung wird vom
Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung und vom
Maschinenring Kulmbach ausgerichtet.
Für Feldfrüchte
eigneten sich besonders die verschiedensten
Kleearten oder Kleemischungen als Untersaat. Beim
Mais schneiden Wicken am besten ab. Insgesamt gehe
es darum, dass Untersaaten tief wurzeln, um die
Humusbildung zu fördern, sagte Hans Koch von der
BayWa. „Die Wurzeln von heute sind der Humus von
morgen“, so der Referent.
Wichtig sei
auch die Begrünung der abgeernteten Fläche, um keine
trockene Brache entstehen zu lassen. Bleibt die
Fläche offen, verdunsten die letzten
Feuchtigkeitsreste, der Boden trocknet aus. Eine
geeignete Untersaat beschattet und durchwurzelt
dagegen das Feld. Untersaaten sollten bereits drei
bis vier Wochen vor der Ernte der eigentlichen
Frucht ausgebracht werden.
Daneben hatten
die Landwirte aus der Region beim Pflanzenbautag
auch die Gelegenheit, die Schauversuche mit Raps,
Winterweizen und Sommergerste auf den Flächen von
Gerhard Friedlein aus Lopp zu begutachten. Der
Besuch sei auch heuer nicht schlecht gewesen, sagt
Geschäftsführer Dupke. Viele Landwirte aus der
Region seien gekommen, um die Unterschiede bei den
verschiedenen Sorten, vor allem hinsichtlich Abreife
und Krankheitsresistenz kennen zu lernen. Favoriten
gibt es bei der Sortenwahl allerdings nicht, da jede
Sorte anders auf die jeweilige Bodenbeschaffenheit
und die klimatischen Standortbedingungen reagiert.
Mit einem Tiefenlockerer konnten die Bauern auch
testen, was der Geräteeinsatz bringt.
Um den
Fortschritt der Versuche längerfristig zu begleiten
ist ein weiterer Besichtigungstermin auf den
Versuchsfeldern bereits für August geplant. In den
zurückliegenden Jahren wurden auf den Feldern zwar
ebenfalls verschiedene Versuche durchgeführt, die
Erläuterungen dazu gab es allerdings nur
schriftlicher Form auf einem ausgelegten Beiblatt.
Trotzdem seien an den angekündigten Tagen rund 60
Interessierte vor Ort gewesen, sagt Geschäftsführer
Dupke. Dies zeige, dass der Pflanzenbautag bei den
Praktikern ein fester Termin ist.
Bild:
Erstmals wieder in Präsenzform: Beim Pflanzenbautag
in Lopp beschäftigten sich die Praktiker diesmal
unter anderem um Humusbildung durch Untersaaten.
Biogas, Biomast
und Bauernhofeis / Regierungspräsidentin Heidrun
Piwernetz erkundete Landwirtschaft im Fichtelgebirge
Wunsiedel.
Die Themenpalette war breit gestreut: vom Waldumbau
über die Herstellung von Bauernhofeis, von der
Bio-Ochsenmast über Biogas bis hin zur
Ferkelerzeugung reichten die Punkte, mit denen sich
eine Delegation mit der oberfränkischen
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz an der
Spitze über Landwirtschaft im Fichtelgebirge
informierte.
Start war an
einem Hotspot, allerdings im negativen Sinn: am
Buchberg bei Reichholdgrün. Dort hat der Borkenkäfer
nach der Trockenheit der vergangenen Jahre gewaltig
zugeschlagen. „Unser Hausberg hat Wunden und
Narben“, brachte es Erich Reichel von der
Dorfgemeinschaft auf den Punkt. Tatsächlich sei an
dem 674 Meter hohen Buchberg exemplarisch zu sehen,
was die Forstwirtschaft in ganz Deutschland bewegt,
so Robert Geiser, Abteilungsleiter beim zuständigen
Amt für Landwirtschaft und Forsten
Bayreuth-Münchberg.
Der Buchberg
sei aber nicht nur ein Hotspot des Borkenkäfers,
sondern als ausgewiesenes FFH-Gebiet ein Hotspot des
Naturschutzes und der Artenvielfalt. Im
Waldmanagement sollte deshalb in Zukunft der Versuch
unternommen werden, Mischbestände zu erzeugen. Das
ist auch geplant: „Wir werden die Flächen wieder
aufforsten“, versprach der Revierförster Viktor
Klaus. Einen reinen Fichtenwald werde es in Zukunft
nicht mehr gaben, so der Landtagsabgeordnete und
stellvertretende Vorsitzendes des
Landwirtschaftsausschusses Martin Schöffel. „Es ist
absolut dramatisch, wie sich der Wald in den
zurückliegenden zwei Jahren verändert hat.“
Einen
erfreulicheren Blick in die Zukunft wagten Martina
und Florian Reichel vom Buchberghof in
Fichtenhammer. Sie betreiben nicht nur einen
Milchviehbetrieb mit knapp 80 Kühen sondern sind
auch in die Direktvermarktung eingestiegen und
vertreiben mit Erfolg ihr selbst produziertes
Bauernhofeis. Uwe Lucas vom Amt für Landwirtschaft
sprach vor Ort von einem „Familienbetrieb, der für
die Zukunft gerüstet ist“. 2017 hatte die Familie
den bisherigen Anbindestall aufgegeben und einen
hochmodernen Laufstall errichtet. Gleichzeitig waren
die Reichels in die Direktvermarktung eingestiegen,
mittlerweile gibt es ein Verkaufshäuschen an der
Hofeinfahrt mit zwei Automaten und einem
reichhaltigen Angebot.
Der Höhepunkt
im breiten Portfolio des Buchberghofes ist
allerdings das Bauernhofeis, das über
Verbrauchermärkte, Bauernläden und Gaststätten in
vielen Teilen Oberfrankens vertrieben und auch an
Wochenenden und Feiertagen im hofeigenen Café
angeboten wird. Einen mittleren sechsstelligen
Betrag hat die Familie investiert in die
Eisherstellung investiert. Dafür haben sie als
Lebensmittelhersteller mittlerweile sogar eine
EU-Zulassung. Die Milch kommt direkt aus dem
benachbarten Stall, wird zunächst pasteurisiert und
anschließend auf minus zehn Grad Celsius gefroren.
Mit normaler Eisherstellung sei dies alles nicht
vergleichbar, erläutert Martina Reichel. Großen Wert
legt sie auch darauf, dass jede Sorte ihr eigenes
Rezept hat. Mittlerweile werden pro Tag 500 bis 600
Liter Eis produziert.
Nicht ganz so
optimistisch in die Zukunft sieht die Familie Medick
aus Kothigenbibersbach bei Thiersheim. Der
Zuchtsauenbetrieb mit Ferkelaufzucht und
Marktfruchtanbau war die dritte Station der
Regierungspräsidentin. „Seit zwei Jahren konnten wir
kein Ferkel mehr kostendecken verkaufen“, sagte
Juniorchef Fabian Medick. Vor elf Jahren sei man in
den neuen Stall übersiedelt, aufgrund der aktuellen
Tierwohlauflagen müsse man jetzt schon wieder
umbauen. Konkret geht es um das geforderte
Platzangebot pro Tier. „Wir müssen den Stall
entweder erweitern oder den Bestand reduzieren, um
die Tierwohlauflagen erfüllen zu können“, sagte
Medick.
Den
Abschluss der Regierungstour bildete der Ökobetrieb
der Familie Schübel in Schönlind bei Wunsiedel.
Neben Marktfruchtanbau setzt die Familie auf
Ochsenmast, Biogas, Urlaub auf dem Bauernhof sowie
land- und forstwirtschaftliche Dienstleistungen. Der
Schübelhof versorgt die Wunsiedler über den
einheimischen Metzger nicht nur mit Bio-Rindfleisch
sondern sichert vielen Einheimischen über Scheitholz
und Hackschnitzel auch ein warmes zuhause und
betreibt eine Biogasanlage mit einer Leistung von
270 kW.
Regierungspräsidentin Piwernetz würdigte bei der
Rundfahrt die hervorragende Zusammenarbeit aller
Akteure, die sich in Oberfranken mit der
Landwirtschaft beschäftigen. „Hier herrscht ein
Miteinander und kein Gegeneinander“, sagte sie. Die
Landwirtschaft im Regierungsbezirk sei breit
aufgestellt, erzeuge regionale und qualitativ
hochwertige Lebensmittel und sorge für
Nahrungsmittelsicherheit. „Wir wollen die
Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft
rücken“, so Rainer Prischenk, Chef der
Landwirtschaftsverwaltung an der Regierung.
Nach den Worten
von Georg Dumpert, dem Leiter des Amtes für
Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg, werden knapp 40
Prozent der Fläche m Landkreis Wunsiedel
landwirtschaftliche genutzt, Weitere 46 Prozent
beträgt der Waldanteil. Damit sind rund 86 Prozent
der gesamten Landkreisfläche in land- und
forstwirtschaftlicher Nutzung.
Bilder:
1.Florian
und Martina Reichen zeigten der Delegation um
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz (Mitte)
ihren hochmodernen Milchviehstall.
2.Der
Buchberg bei Reichholdsgrün hat sich aufgrund des
Borkenkäferbefalls in den zurückliegenden Jahren
stark verändert.
3.Juniorchef
Florian Medick und die stellvertretende Kreisbäuerin
Christine Medick erläuterten der oberfränkischen
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz die Probleme
ihres Ferkelerzeugungsbetriebes.
Preissteigerungen kommen bei den Landwirten nicht an
/ Wahlen beim Bauernverband: Karl Lappe geht in
seine dritte Amtszeit als Bayreuther BBV-Kreisobmann
Bayreuth.
Karl Lappe bleibt auch in den kommenden fünf Jahren
Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Der
57-jährige Landwirt aus Schöchleins und Mistelgauer
Bürgermeister wurde bei der Kreisversammlung in
Bayreuth ohne Gegenstimme in seinem Amt bestätigt.
Lappe geht damit in seine dritte Amtsperiode.
Wenige
Veränderungen gab es auch in der weiteren
Kreisvorstandschaft. Harald Galster aus Gefrees
wurde ebenfalls ohne Gegenstimme erneut zum
stellvertretenden Kreisobmann gewählt. Neu im
fünfköpfigen Vorstand ist Christian Engelbrecht, der
einen Michvieh- und Ackerbaubetrieb in Lankendorf
bei Weidenberg bewirtschaftet. Er löst Andrea Mayer
aus Zips ab, der nicht mehr zur Wahl stand. Die
weiteren Vorstandsmitglieder sind: Martin Ponfick
aus Unterölschnitz bei Emtmannsberg, Martin Gebhardt
aus Görau, Christian Hannig aus Pilgerndorf bei
Hollfeld und Gerhard Meyer aus Creez bei Hummeltal.
Lappe drückte
in seinem Bericht die Hoffnung aus, dass die
Wertschätzung für die Bauern wieder zunimmt. „Die
Zukunftsaussichten sind besser, als viele denken“,
sagte er. Niemand hätte gedacht, dass bestimmte
Lebensmittel tatsächlich wieder einmal knapp werden
könnten. Keiner habe vorausgesagt, dass es zu einem
Paradigmenwechsel hin zu einem Nachfragemarkt sowohl
für Nahrungsmittel, als auch für Energie kommen
würde. „Jetzt sehen viele Menschen wieder, wie
bedeutsam die Lebensmittelerzeugung im eigenen Land
ist.“
„Die Preise
sind erfreulich, aber die Realität holt uns ein“,
sagte Lappe und spielte damit auf die Tatsache an,
dass die Preissteigerungen bei den Bauern gar nicht
ankämen. Sowohl die Kosten für Düngemittel würden
derzeit immens ansteigen, die Energiekoste geradezu
explodieren. „Besonders der Energiebereich macht uns
schwer zu schaffen“, so Lappe. Auch das
verarbeitende Gewerbe werde dadurch hart getroffen,
was beispielsweise das Milchgeld wieder schmälern
werde.
Von einer
„verrückten Zeit“ sprach bei der Versammlung auch
der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Vor
dem Hintergrund des Ukraine-Krieges würde die
Bevölkerung wieder erkennen, dass ein Land seine
Bevölkerung selbst ernähren kann. An der
„Teller-Trog-Tank-Diskussion“ wollte sich Greif
nicht beteiligen. Man brauche vielmehr die
Kreislaufwirtschaft, die auf zahlreichen
Synergieeffekten aufbaut. So werde beispielsweise
Gras ganz konkret durch Kühe verwertet, denn daraus
entstehe Milch und Fleisch. Nebenbei werde auch noch
die Landschaft gepflegt, was ohne Tierhaltung gar
nicht möglich wäre.
Die geplanten
Flächenstilllegungen kritisierte der für Ober-,
Mittel- und Unterfranken zuständige BBV-Direktor
Wilhelm Böhmer. Trotz der derzeitigen Situation
beharre Bundesagrarminister Cem Özdemir auf vier
Prozent Brache. Der Minister zeige keinerlei
Kompromissbereitschaft, obwohl die Flächen zur
Produktion von Nahrungsmitteln dringend gebraucht
würden.
Große Sorgen
bereiteten auch die Zuchtsauenhalter und
Ferkelerzeuger. 30 bis 40 Prozent der Betriebe seien
in den zurückliegenden Jahren aufgrund der
miserablen Preissituation verloren gegangen. Doch
nicht nur die schlechten Preise sondern auch die
ständigen Verschärfungen von verschiedensten
Auflagen seien für die Situation verantwortlich.
Statt zu investieren hörten viele einfach auf. Wer
aber einmal aufgegeben hat, der werde nie mehr
zurückkommen.
Bild: Wenig
Veränderungen gab es bei den Neuwahlen der
BBV-Kreisvorstandschaft (von links): Harald Galster,
Christian Hannig, Martin Gebhardt, Christian
Engelbrecht, Gerhard Meyer (hinten), Karl Lappe
(vorne), Harald Köppel, Direktor Wilhelm Böhmer und
der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.
Borkenkäfer
bescherte Rekordzahlen / Waldbauernvereinigung
Bayreuth: Wachstum in allen Bereichen
Bayreuth.
Mehr Mitglieder, mehr Fläche und weit über 40000
vermarktete Festmeter Holz: Die
Waldbauernvereinigung Bayreuth konnte bei ihrer
Jahresversammlung riesige Wachstumszahlen in allen
Bereichen vermelden. Die Ursachen dafür sind
allerdings weniger erfreulich. Vor allem die
extremen Trockenjahre hatten dafür gesorgt, dass
sich der Borkenkäfer ungehindert verbreiten konnte.
Vorsitzender
Hans Schirmer blickte allerdings auch mit einer
gewissen Skepsis in die Zukunft: „Niemand kann
vorhersagen, was in den nächsten Tagen und Wochen
passiert.“ Wie es dann mit dem Holzpreis weitergeht,
stehe in den Sternen. Schirmer äußerte unter anderem
die Befürchtung, dass sich die gute Baukonjunktur im
Herbst schnell wieder abschwächen kann, weil zum
Beispiel potentielle Häuslebauer aufgrund der hohen
Kosten und der Ungewissheit in vielen Bereichen von
ihren Vorhaben abweichen. Schon jetzt stünden einige
Baustellen still.
Nach den Zahlen
von Geschäftsführer Gerhard Potzel hat die WBV
Bayreuth aktuell 1685 Mitglieder mit einer
Waldfläche von zusammen 8747 Hektar. Unter den
Mitgliedern sind auch 22 Körperschaften, wie zum
Beispiel die Stadt Bayreuth. Somit war die
Mitgliederzahl um 106 und die Fläche um 355 Hektar
gestiegen. Insgesamt hatte die WBV im Auftrag ihrer
Mitglieder im Jahr 2021 genau 40126 Festmeter Holz
vermarktet, was einer Steigerung um satte 11837
Festmeter gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gut
40000 Festmeter, so rechnete Potzel vor, entspreche
1543 Lkw und damit mehr als fünf Holztransporter pro
Tag.
Die
ungewöhnlich hohe Steigerung begründete der
Geschäftsführer mit der verhältnismäßig großen
Trockenheit, die bereits Mitte 2018 eingesetzt
hatte. „Da hat der Käferbefall begonnen, seitdem
konnte er richtig wüten“, so Potzel. In den beiden
ersten Quartalen des laufenden Jahres sei der Absatz
aber schon wieder ein wenig eingebrochen. „Wir
müssen uns trotzdem nicht verstecken, wir haben
super Zahlen“, so Vorsitzender Schirmer.
Den hohen Wert
der WBV als bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung
stellten sämtliche Grußwortredner heraus. Holz sei
immer gefragter, die Waldbauernvereinigung sei für
die Stadt stets ein zuverlässiger, kompetenter und
loyaler Partner, sagte Bayreuths 2. Bürgermeister
Andreas Zippel. Holz erfreue sich derzeit als
Baustoff, aber auch als Biomasse einer guten
Nachfrage, so die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer (CSU). Ihr Kollege Tim Pargent von
den Grünen sagte: „Ohne Waldbauern wird es keinen
klimagerechten Waldumbau geben“. Es komme oft viel
zu kurz, dass die Waldbauern aktiven Klimaschutz
betreiben, so Landrat Florian Wiedemann.
Der Chef des
noch relativ neu gegründeten Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg, Georg
Dumpert, zählte auf, dass es im Amtsgebiet, also in
den drei Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof und
Wunsiedel, unvorstellbare 120000 Hektar Wald gebe,
mehr als die Hälfte davon in privater Hand. Dumpert
sprach von rund 23000 privaten Waldbesitzern und
sechs forstlichen Zusammenschlüssen. BBV-Kreisobmann
Karl Lappe sah im Wald der Zukunft mehr den Energie-
als den Baustofflieferanten. Die Errichtung einer
Holzhackschnitzelheizung, mit dem unter anderem das
Grüne Zentrum und das Ypsilon-Haus beheizt werden,
sei daher vor Jahren eine absolut zukunftsweisende
Entscheidung gewesen.
Über den Wald
der Zukunft und die Möglichkeiten, Kalamitätsschäden
vorzubeugen sprach bei der Versammlung Dirk Lüder,
der Bereichsleiter Forsten des Amtes für
Landwirtschaft. Er kam zu dem Schluss, dass künftig
viel mehr Baumarten als derzeit im Wald zuhause sein
müssten. „Wir müssen uns auf zunehmende Schäden, sei
es durch den Käfer durch Stürme oder durch
Trockenheit einstellen“, so Lüder. Neben einer
konsequenten Pflege und Durchforstung appellierte es
an die Waldbauern, schon jetzt Mischbaumarten, wie
Tannen oder Buchen, unter dem Altholzschirm aus
Kiefern und Fichten anzubauen. Gerade der Fichte
werde es im Bereich der WBV zunehmend schlechter
gehen.
Bildtext:
2021 hatte Klaus Wunderlich aus Gothendorf bei Bad
Berneck den Bayerischen Staatspreis für vorbildliche
Waldbewirtschaftung erhalten. Weil er sich seit
langem auch als Vorstandsmitglied bei der WBV
Bayreuth engagiert, wurde er hier noch einmal
gesondert ausgezeichnet. Im Bild von links:
Vorsitzender Hans Schirmer, Amtschef Georg Dumpert,
Klaus Wunderlich und Geschäftsführer Gerhard Potzel.
Hohe Kosten
belasten Bauern / Steigende Milchpreise kommen bei
den Landwirten nicht an - Langfristige Perspektiven
gefordert
Kulmbach.
Lange galt der Milchpreis als eine Art Sorgenkind,
jetzt auf einmal ist er im Höhenflug, die Bauern
sind aber trotzdem in Bedrängnis. Wie kann das sein.
Grund für die
steigenden Milchpreise ist, dass das Angebot an
Rohmilch und Milchprodukten weltweit als sehr knapp
gilt. Bundesweit sind die Erzeugerpreise im Mai
teilweise auf über 50 Cent je Kilogramm gestiegen.
Noch vor kurzem schien dies unvorstellbar. Die
Landwirte müssten eigentlich froh darüber sein. Doch
plötzlich werden auch die Kosten für die Erzeugung
in bislang unvorstellbare Höhen getrieben. Dazu
kommt, dass sämtliche Preise für Lebensmittel aber
auch alle anderen Dinge des täglichen Bedarfs stark
ansteigen. Die Nachfrage geht damit zurück, denn der
Verbraucher dreht jeden Euro zweimal um.
„Die Unkosten
laufen uns davon“, sagt Wilfried Löwinger,
Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Egal ob
Energie, Futter oder Dünger, alle Preise gingen
derzeit durch die Decke. Früher wäre ein Milchpreis
von an die 50 Cent pro Kilogramm Milch super
gewesen, doch heute kämen die Bauern nicht mehr
damit aus. Scharfe Kritik über Löwinger am
Lebensmitteleinzelhandel. Hier werde suggeriert,
dass die Rohstoffkosten höher seien. Doch in
Wirklichkeit klaffe die Schere zwischen
Rohstoffkosten und Verkaufspreis immer weiter
auseinander.
Einen Mangel
gibt es für den Kreisobmann nicht. Die hohen Preise
seien lediglich mit Spekulationen zu begründen. „Da
machen sich einige die Taschen voll“, so Löwinger.
Völlig unbegreiflich ist es für ihn, dass das
Kartellamt nicht eingreift. Es müsste dazu beitragen
eine Balance, zwischen Angebot und Nachfrage zu
schaffen. Besonders extrem spürten diese Auswüchse
die Biobauern, indem konventionell erzeugte
Milchpreis beinahe den gleichen Preis habe, wie
biologisch erzeugte Milch. Gleichwohl seien die
Kosten bei der biologisch erzeugten Milch noch
höher, so dass dem Biobauern am Ende noch weniger
bleibt.
Die derzeitige
Situation zeige leider auch: Wenn das Geld knapp
wird, spart der Verbraucher zuerst bei
Lebensmitteln. Bei der derzeitigen Situation habe er
zwar Verständnis, dass viele Menschen auf den Cent
rechnen müssten und es viele Familien hart trifft.
Auf der anderen Seite seien Nahrungsmittel doch für
jeden Menschen wichtiger als alles andere. Daran zu
sparen sei sicher der falsche Weg.
Auch Harald
Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes für die
Landkreis Bayreuth, Kulmbach und Kronach bestätigt,
dass den Milchbauern die Kosten davon laufen, ganz
egal ob Sie konventionell oder biologisch
wirtschaften. Bei Betriebsmittelen wie Diesel,
Dünger, Strom, Milchleistungsfutter, Ersatzteile,
Reinigungsmittel, und vielem mehr hätten sich die
Preise teilweise verdreifacht, wenn man überhaupt
etwas bekommt.
Die Nachfrage
nach Milchprodukten auf der ganzen Welt ist nach den
Worten Köppels sehr hoch und die Produktion der
Milch ist rückläufig. Die zurückliegenden Jahre mit
Milchkrisen und ständig steigende Auflagen hätten
bei den Milcherzeugern Spuren hinterlassen. Viele
Betriebe hätten die Milchviehhaltung aufgegeben,
neue Ställe würden nicht gebaut. Köppel: „Das ist
der Trend und dieser wird sich auch nicht aufhalten
lassen, wenn nicht endlich Signale aus der Politik
und dem Handel kommen, die den Erzeugern eine
langfristige Perspektive geben.“
Das sei aber
nicht nur bei der Milcherzeugung ein Problem,
sondern ebenfalls bei den Schweinehaltern und
weiteren Teilbereichen der Landwirtschaft. „Wenn
sich nicht bald was tut ist der Zug angefahren und
die Lebensmittel kommen aus dem Ausland“, so der
Geschäftsführer.
Was den
sinkenden Preisunterschied zwischen konventioneller
Milch zu Bio-Milch angeht merkte Köppel, dass die
Verbraucher anfangen zu sparen und deshalb immer
weniger zu teurer Bio- oder Markenprodukten greifen,
dadurch gehe die Nachfrage nach diesen Produkten
zurück. Es würden günstigere Milchprodukte gekauft
und hier würden dann auch Nachfrage und Preis
steigen.
Für Thomas
Erlmann ist das Problem relativ einfach zu
beschreiben. Kernproblem der gestiegenen
Verbraucherpreise sieht er darin, dass die
Lebensmittel in den zurückliegenden 30 Jahren viel
zu billig verramscht worden seien. Erlmann
bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie einen
Milchviehbetrieb am Ortsrand von Waldau mit 175
Hektar Fläche. Im Stall stehen rund 150 Kühe plus
weiblicher und männlicher Nachzucht.
Im
zurückliegenden Jahr sei der Preis für Diesel um 70
Prozent gestiegen, Futtermittel kosteten im Schnitt
das Doppelte und Mineraldünger das Drei- bis
Vierfache. Dazu kämen noch die Preissteigerungen für
Strom, Tierarzt, Ersatzteile, Maschinen, Baustoffe
und so weiter. Für Thomas Erlmann steh deshalb fest:
„Da ist die Steigerung beim Milchpreis um 30 Prozent
einfach zu wenig.“
Hermann Grampp
aus Melkendort ist der gleichen Meinung. Er
bewirtschaftet mit seiner Familie rund 200 Hektar
Fläche und hat ebenfalls rund 150 Kühe in seinem
Stall. Allerdings wirtschaftet Grampp seit 2017 nach
den Richtlinie des Bioland-Anbauverbandes. Er macht
eine einfache Rechnung auf. Einer Erhöhung beim
Milchpreis um zehn Prozent steht eine Verteuerung
der Produkte in den Läden um 30 Prozent (Käse) bis
50 Prozent (Butter) gegenüber. Auf der Kostenseite
müsse er eine Preissteigerung um 35 bis 50 Prozent
etwa bei Futtermitteln hinnehmen.
Biobauern seien
derzeit noch schlimmer betroffen, als konventionelle
Erzeuger, denn sie hätten nicht die
Preissteigerungen, die der konventionelle Markt
hergibt, müssten aber trotzdem die höheren Kosten
tragen. Völlig unverständlich ist es für Grampp,
wenn die immense Verteuerung beispielsweise bei
hochwertigem Eiweißfutter mit dem Krieg in der
Ukraine begründet wird. „Jeder stopft sich irgendwie
die Taschen voll“, so lautet sein Verdacht.
Info:
Der Preis, den
eine Molkerei dem Bauern auszahlt, ist der
Milchpreis. Er wird in Cent je Kilogramm berechnet.
Der Umrechnungsfaktor von Liter zu Kilogramm beträgt
1,03. Ein Liter Milch entspricht somit 1,03
Kilogramm. Wie viel Geld ein Landwirt für seine
Milch bekommt, hängt von der gelieferten
Rohmilchmenge, vom Fett- und Eiweißgehalt der
Rohmilch und von Qualitätsmerkmalen wie der
Keimzahl, der Zellzahl und den enthaltenden
Hemmstoffen der Rohmilch ab. Der Grundpreis der
Milch bezieht sich in der Regel auf einen Fettgehalt
von 4,0 Prozent und einen Eiweißgehalt von 3,4
Prozent.
Kulmbach.
Er ist ein Dienstleister für die Landwirtschaft,
aber in zunehmenden Maß auch für Firmen und
Privatleute: der Maschinen- und Betriebshilfsring
Kulmbach. Vor rund 60 Jahren wurde er gegründet und
hat seitdem eine stetige Aufwärtsentwicklung
genommen. Ihr breites Portfolio stellte die
bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung am Sonntag in
Neufang auf dem Gelände zwischen dem Reitstall von
Ralf Michel und dem Kulmbacher Flugplatz bei einem
„Tag der Landwirtschaft“ vor. Viele hundert Besucher
nutzten während des Nachmittags die Möglichkeit,
Technik zu bestaunen und sich über
landwirtschaftliche Zusammenhänge zu informieren.
Dazu gab es
eine große Maschinenausstellung zwischen Reitstall
und Flugplatz. Mit der Schau sollte die
Leistungsfähigkeit des Ringes eindrucksvoll unter
Beweis gestellt werden. Die Maschinen standen
freilich nicht nur so da, sondern konnten im Einsatz
bestaunt werden. An den praktischen Vorführungen
hatten sich viele Aktive und einige Firmen
beteiligt, die eng mit dem Maschinenring
zusammenarbeiten. Sie stellten ihre hohe
Einsatzbereitschaft und ihr enorme Know-how vor.
„Vom
Baumkletterer über Kehrmaschinen und
Klauenpflegestand bis zum Sägespalter haben wir auf
einem Rundweg unser gesamtes Programm
zusammengestellt“, sagte Geschäftsführer Dupke. Auch
die Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung sowie
Möglichkeiten, dem Eichenprozessionsspinner den
Garaus zu machen, gehören zur umfangreichen
Angebotspalette des Maschinenrings. Dazu gab es
mehrere Informationsstände unter anderem des Amtes
für Landwirtschaft und des Bauernverbandes.
Landwirte aus der Region, wie Daniel Kaßel mit
seinem Eierheisla oder Ben Berthold aus Eggenreuth
mit dem Kulmbacher Weideschwein, stellten einen
kleinen Bauernmarkt zusammen.
Der Maschinen-
und Betriebshilfsring hat mittlerweile 850
Mitglieder, sein Angebot reicht von der klassischen
Maschinenvermittlung und Betriebshilfe bis hin zur
Erschließung neuer Einkommensquellen für die
Landwirte. Abgewickelt werden sie über die
gewerbliche Tochtergesellschaft MR Oberfranken Mitte
zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth/Pegnitz und
Fränkische Schweiz. Historisch reicht die Geschichte
des Maschinenrings bis Anfang der 1960er Jahre
zurück. Damals gab es drei Maschinenringe auf dem
Gebiet des heutigen Landkreises Kulmbach. Mit dem
Zusammenschluss der drei Ringe war der Maschinen-
und Betriebshilfsring Kulmbach entstanden.
Bilder:
Mit einer großen
Maschinenausstellung feierte der Maschinenring
Kulmbach in Neufang auf dem Gelände zwischen
Reitstall Michel und dem Kulmbacher Flugplatz seinen
60. Geburtstag.
Betriebshilfe,
Beratung und Baumfällungen / Maschinen- und
Betriebshilfsring Kulmbach konnte sich im
Corona-Jahr 2021 gut behaupten
Neufang.
Ursprünglich ging es lediglich um die Vermittlung
von Maschinen. Mittlerweile bieten die Maschinen-
und Betriebshilfsringe ein weitverzweigtes Netz an
Dienstleistungen an. Bestes Beispiel dafür ist der
Maschinenring Kulmbach. Die bäuerliche
Selbsthilfeeinrichtung konnte im zurückliegenden
Jahr trotz Corona ihren Verrechnungswert, also den
Wert, der auf Basis der Kosten für die Leistungen
aller Bereiche angesetzt wird, von 3,7 auf gut vier
Millionen Euro steigern.
„Unser Ziel ist
es, die Betriebe im Landkreis Kulmbach auch
zukünftig zu organisieren und sicherzustellen“,
sagte der Vorsitzende Andreas Textores bei der
Jahresversammlung in der Reithalle von Ralf Michel
in Neufang. Immer mehr in den Focus gerate dabei
auch die Absicht, kommunale und private Aufträge zu
organisieren und abzuwickeln. Der Maschinen- und
Betriebshilfsring Kulmbach hat aktuell 650
Mitglieder, zwei weniger als im Jahr zuvor.
Bei der
sozialen Betriebshilfe, also immer dann, wenn zum
Beispiel ein Betriebseiter erkrankt, einen Unfall
hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist oder
zur Kur muss, stieg die Zahl der geleisteten Stunden
nach den Zahlen von Geschäftsführer Horst Dupke von
17145 in 2020 auf 22500 im Jahr 2021 an. Der
Maschinen- und Betriebshilfsring verstehe sich dabei
als der Ansprechpartner, der sämtliche Formalitäten
erledigt und die Verhandlungen mit dem
Sozialversicherungsträger führt. Kaum noch Nachfrage
gebe es im Kulmbacher Land nach wirtschaftlicher
Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von
Arbeitsspitzen. „Die wirtschaftliche Betriebshilfe
ist komplett auf dem absteigenden Ast, wir haben
auch kaum noch Helfer“, so Dupke.
Zweiter
wesentlicher Aufgabenbereich ist die Vermittlung von
Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter-
und Strohernte, das weite Feld der
Landschaftspflege, die Körnerernte und –aufbereitung
sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber
hinaus sieht sich der Maschinenring als
verlässlicher Partner, wenn es um die
Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um
Düngedokumentationen geht.
Seit 2021 ist
es im Kulmbacher Land möglich, den Maiszünsler
biologisch mit Schlupfwespen zu bekämpfen, die per
Drohne ausgebracht werden. Auch dieses Angebot des
Maschinenrings habe sich mittlerweile bewährt. Nicht
zuletzt ist der Maschinenring auch Träger der
dezentralen Grüngutkompostierung im Landkreis. Hier
seien im zurückliegenden Jahr 51613 Kubikmeter
Grüngut angeliefert worden.
Viel getan
hatte sich im zurückliegenden Jahr bei der
Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH, in der die
Ringe Kulmbach, Bayreuth und Fränkische Schweiz ihre
gewerblichen Aktivitäten ausgelagert haben. Hier
reicht das breite Portfolio von der Düngeberatung
über die biologische Unkrautbekämpfung per
Heißwasserthermie, die Bekämpfung des
Eichenprozessionsspinners bis zu Klauenpflege. Für
Firmen und Privatleute dürfte dabei das Angebot von
Problembaumfällungen, Winterdienst oder Arbeiten
rund um Haus und Garten interessant sein.
Drei
Betriebshelfer wurden diesmal für ihren Einsatz
ausgezeichnet: Thomas Kraß, Manfred Schuster und
Horst Hempfling. Jeder von ihnen hatte im
zurückliegenden Jahr mehr als 1000 Stunden
Betriebshife geleistet.
Bild:
Geschäftsführer Horst Dupke (links) und Vorsitzender
Andreas Textores zeichneten Thomas Kraß, Manfred
Schuster und Horst Hempfling als die Betriebshelfer
mit den meisten Stunden aus.
Kleiner Ring,
große Schlagkraft / Maschinen- und Betriebshilfsring
Wunsiedel: Vorstand bleibt unverändert –
Mitgliedsbeiträge verdoppelt
Höchstädt.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel ist
mit seinen gut 600 Mitgliedern einer der kleineren
Ringe in Bayern. „Doch wir sind nicht weniger
schlagfertig als die großen Ringe“, sagte der
Vorsitzende Martin Goldschald bei der
Jahresversammlung in Höchstädt. Die Schlagkraft der
bäuerlichen Selbsthilfeeinrichtung machte er unter
anderem auch daran fest, dass nahezu alle
landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis auch
Mitglied des Maschinenrings sind.
Wichtigster
Aufgabenbereich des Rings ist die Betriebshilfe.
15530 Stunden wurden nach den Zahlen von
Geschäftsführer Andreas Hager im zurückliegenden
Jahr geleistet, Corona-bedingt sind das rund 1500
weniger als noch im Jahr zuvor. Die Stunden teilen
sich auf in knapp zwei Dritteln sozialen Einsätzen,
also bei Krankheit, Unfällen, Reha-Maßnahmen,
Operationen oder gar einem Todesfall, und gut einem
Drittel wirtschaftlicher Betriebshilfe, also zur
Abdeckung von Arbeitsspitzen. Der Maschinenring sei
ständig auf der Suche nach neuen Betriebshelfern,
sagte der Geschäftsführer. „Meldet euch bei uns, wir
haben immer Arbeit“, so Hager.
Zweites
wichtiges Standbein des Rings sind der Verleih und
die Vermittlung von Maschinen. Hier hätten besonders
die Bereiche Schlepper und Transporte,
Pflanzenschutz und Körnermais das Geschäft
beherrscht. Fasst man die Betriebshilfe, die
Maschinenvermittlung und die Landschaftspflege, die
der Ring zusammen mit dem Landratsamt und dem
Naturpark Fichtelgebirge durchführt, zusammen, kommt
man auf einem Verrechnungswert von knapp 3,2
Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeute dies
eine rund zehnprozentige Steigerung.
Neu ist die
Auflösung der Maschinenrings Hochfranken GmbH, in
der die beiden Ringe Münchberg und Wunsiedel bis
Ende 2021 ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt
hatten. Der Wunsiedler Ring führt die gewerbliche
Tochter unter dem gleichen Namen weiter, genauso wie
der MR Münchberg ein eigenes Tochterunternehmen
gegründet hat. „Wir wollen aber auch weiterhin gut
zusammen arbeiten“, sagte Geschäftsführer Reinhard
Rasp.
Ohne Diskussion
und auch ohne Gegenstimme stimmten die Mitglieder
einer Erhöhung der Beiträge zu. So werden ab dem
kommenden Jahr 50 statt bisher 25 Euro pro Mitglied
fällig. Unberührt bleibt der Hektarbeitrag von einem
Euro. „Uns bleibt leider nichts anderes übrig“,
sagte Vorsitzender Martin Goldschald und verwies auf
die geradezu explodierenden Kosten und die immense
Erweiterung der Angebote.
In dieser Zeit
müsste auch dem Letzten klar sein, wie wichtig die
heimische Landwirtschaft für eine zuverlässige
Nahrungsmittelversorgung ist, sagte der
Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende
des Landtagsausschusses für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Martin Schöffel. Landrat
Peter Berek bescheinigte dem Maschinenring einen
unersetzlichen Dienst für die Landwirtschaft im
Landkreis. Auch für die Gemeinde sei der
Maschinenring mittlerweile zu einem wichtigen,
starken und zuverlässigen Partner geworden, so der
Höchstädter Bürgermeister Gerald Bauer.
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen wurden Martin Goldschald aus
Erkersreuth als erster und Michael Groschwitz aus
Vordorf als zweiter Vorsitzender in ihren Ämtern
bestätigt. Im erweiterten Vorstand gab es ebenfalls
keine Veränderungen. Er setzt sich aus den folgenden
Mitgliedern zusammen: Markus Bauer (Sichersreuth),
Frank Deistler (Hohenbuch), Klaus Gläßel (Grafenreuth),
Christian Hendel (Thiersheim), Udo Legath (Schacht),
Fabian Medick (Kothigenbibersbach), Anja Raithel (Bödlas),
Thomas Schlegel (Wustung) und Reinhard Schlötzer (Raumetengrün).
Foto:
Die drei Betriebshelfer mit den meisten Stunden
wurden von den Verantwortlichen des MR Wunsiedel
ausgezeichnet (von links): Hans Tröger,
Geschäftsführer Andreas Hager, Toni Pößl,
MR-Organisator Matthias Benker, Sandra Dörnhöfer, 2.
Vorsitzender Michael Groschwitz und Vorstand Martin
Goldschald.
Achtung,
Respekt und Wertschätzung für Betriebshelfer /
Maschinenring Fränkische Schweiz: Erfolgsbilanz
trotz Corona
Aufseß/Windischgaillenreuth.
Steigende Zahlen in nahezu allen Bereichen kann der
Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz
für sich verbuchen. Bei der Jahreshauptversammlung
bezifferte Geschäftsführer Manuel Appel den
Verrechnungswert für das zurückliegende Jahr auf 3,1
Millionen Euro und damit auf über 100000 Euro mehr
als noch 2020. Beim Verrechnungswert handelt es sich
um den Wert, der auf der Basis der Kosten für die
Leistungen aller Bereiche angesetzt wird.
Während die
Zahl bei der Betriebshilfe minimal zurückgegangen
war, können die Verantwortlichen für das
Kerngeschäft der Maschinenvermittlung nahezu überall
steigende Zahlen vermelden. Der Rückgang bei der
Betriebshilfe liegt allerdings daran, dass
hauptberufliche Kräfte mittlerweile über die Träger,
also hauptsächlich über den Evangelischen
Dorfhelferinnen und Betriebshelferdienst,
abgerechnet werden. Lediglich nebenberufliche Kräfte
rechnet der MR Fränkische Schweiz selbst ab.
Trotzdem wurden immer noch 7713 Stunden soziale und
4934 Stunden wirtschaftliche Betriebshilfe
geleistet. Während wirtschaftliche Betriebshilfe zur
Abdeckung von Arbeitsspitzen angefordert werden
kann, springt die soziale Betriebshilfe bei
Krankheits- oder Notfällen auf landwirtschaftlichen
Betrieben ein.
Diese Arbeit
könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte
der Vorsitzende Bernhard Hack aus Weilersbach. „Die
Tätigkeit der Betriebshelfer ist gerade in dieser
Zeit nicht einfach“, so Hack. Die Helfer würden
meistens mit Not, Krankheit oder Tod konfrontiert
und müssten sich von jetzt auf gleich immer wieder
auf eine neue Situation einstellen. Das sei absolut
bewundernswert und deshalb sollte ihnen auch mit
Achtung, Respekt und Wertschätzung begegnet werden.
Für den MR Fränkische Schweiz sind vier Kräfte
hauptamtlich, zwei weitere selbstständig und 20
nebenberuflich tätig.
Bei
der Maschinenvermittlung machte der Bereich
Futterbau und Strohernte mit rund 1,2 Millionen Euro
den weitaus größten Teil aus. Das sei immerhin eine
Steigerung um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr,
sagte Manuel Appel. Die Arbeit mit Schleppern und
der Transport, sowie die Körnerernte waren ebenfalls
ertragsmäßig ganz oben angesiedelt.
Zu den weiteren
Aufgaben des Maschinenrings Fränkische Schweiz
gehört die Übernahme der Geschäftsführung für die
Biomasseheizwerke Hollfeld und Gößweinstein, für die
Bioenergie Hollfeld und für die
Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH. Gewerbliche Aktivitäten
hat der Ring zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth
und Kulmbach in der Maschinenring Oberfranken Mitte
(OMI) GmbH gebündelt. Dazu gehört beispielsweise die
Klauenpflege, die Maiszünslerbekämpfung oder die
Unkrautbekämpfung mit Heißwasserthermie.
Der MR
Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt
dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei
Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem
Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem
Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum
Landkreis Forchheim. Der Ring hat 763 Mitglieder, 19
weniger als im Jahr zuvor.
In ihren
Grußworten würdigte der Bayreuther Landrat Florian
Wiedemann, der oberfränkische BBV-Präsident Hermann
Greif und der Forchheimer Dekan Enno Weidt die
Arbeit des Maschinenrings. „Ein Volk kann nur dann
zufrieden leben, wenn es sich auch selbst versorgen
kann“, sagte Greif. Was heute als Share Economy
angepriesen wird, also die gegenseitige
Unterstützung, sei bei den Maschinenringen schon
lange Realität, so Wiedemann und Dekan Weidt
erinnerte daran, dass Landwirtschaft und Kirche
traditionell vielfältige Verbindungen haben.
Bilder:
1. Vorsitzender Bernhard Hack.
2. Geschäftsführer Manuel Appel.
Am 12. Juni:
Tag der Landwirtschaft zwischen Reitstall und
Flugplatz / Maschinen- und Betriebshilfering
Kulmbach feiert 60. Geburtstag
Kulmbach.
Drei Maschinenringe gab es Anfang der 1960er Jahre
auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Kulmbach.
Alle drei wurden damals noch von der Sparkasse,
beziehungsweise den Raiffeisenbanken getragen. Mit
dem Zusammenschluss der drei Ringe genau vor 60
Jahren war der Maschinen- und Betriebshilfsring
Kulmbach entstanden. Den Geburtstag feiern die
Verantwortlichen um Vorsitzenden Andreas Textores
und Geschäftsführer Horst Dupke mit einem
großangelegten Tag der Landwirtschaft am Sonntag,
12. Juni von 13 bis 17 Uhr auf dem Gelände zwischen
dem Reitstall Michel und dem Kulmbacher Flugplatz.
Der Maschinen-
und Betriebshilfsring ist als Dienstleister für die
Landwirtschaft und den ländlichen Raum nicht mehr
aus Kulmbach wegzudenken. Der Ring hat mittlerweile
850 Mitglieder, sein Angebot reicht von der
klassischen Maschinenvermittlung und Betriebshilfe
bis hin zur Erschließung neuer Einkommensquellen für
die Landwirte. Abgewickelt werden sie über die
gewerbliche Tochtergesellschaft MR Oberfranken Mitte
zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth/Pegnitz und
Fränkische Schweiz. Die breite Palette an
Dienstleistungen im ländlichen Raum umfasst das
Schneeräumen genauso wie die Sportplatzpflege.
Im Mittelpunkt
des Tages der Landwirtschaft steht eine große
Maschinenausstellung mit der die Leistungsfähigkeit
der Selbsthilfeeinrichtung unter Beweis gestellt
werden soll. „Vom Baumkletterer über Kehrmaschinen
und Klauenpflegestand bis zum Sägespalter werden wir
auf einem Rundweg unser gesamtes Programm
vorstellen“, sagt Geschäftsführer Dupke. Auch die
Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung sowie
Möglichkeiten, dem Eichenprozessionsspinner den
Garaus zu machen, gehören zum umfangreichen
Portfolio des Maschinenrings. „Wir wollen zeigen,
dass wir auch für Privatgärten der richtige
Ansprechpartner sind“, so Dupke.
Dazu gibt es
mehrere Informationsstände unter anderem des Amtes
für Landwirtschaft, des Bauernverbandes und der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach-Stadtsteinach.
Landwirte aus der Region stellen einen kleinen
Bauernmarkt zusammen, Ralf Michel vom Reitstall
bietet zusammenmit den Bäuerinnen Kaffee und Kuchen,
Bratwürste und Getränke an. Für Kinder wird eigens
eine Hüpfburg aufgebaut, Hauptpreis einer Verlosung
wird ein Rundflug über Kulmbach sein.
Der Tag der
Landwirtschaft auf dem Gelände des Reitstalles
Michel in Neufang, direkt neben dem Kulmbacher
Flugplatz findet am 12. Juni von 13 bis 17 Uhr
statt. Am Abend ab 20 Uhr steht für alle Mitglieder
die Jahreshauptversammlung am gleichen Ort in der
Reithalle auf dem Programm. Für alle Gewerbekunden
und sonstige Interessenten gibt es dann am Montag,
13. Juni ab 9 Uhr einen Gewerbetag, bei dem der
Maschinenring Oberfranken-Mitte seine umfangreichen
Leistungen vorstellen wird. Bei schlechtem Wetter
werden weite Teile des Programms in der Reithalle
von Ralf Michel stattfinden.
Bild:
Mit einer großen Maschinenausstellung feiert der
Maschinenring Kulmbach am 12. Juni seinen 60.
Geburtstag.
Rekordzahlen
trotz Corona / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz
übertrifft beim Verrechnungswert erstmals die
Acht-Millionen-Euro-Grenze – Betriebshelfer dringend
gesucht
Bayreuth/Pegnitz.
Die Corona-Krise ist am Maschinen- und
Betriebshilfering Bayreuth-Pegnitz nicht spurlos
vorübergegangen. „Die Pandemie war eine große
Herausforderung, vor allem für unsere
Betriebshelfer“, sagte der Vorsitzende Reinhard
Sendelbeck bei der ersten Jahreshauptversammlung
seit drei Jahren. Gerade die Helfer hätten alles
möglich gemacht, um den Betrieb auf den Höfen
aufrechtzuerhalten. Trotzdem konnten sich die Zahlen
in den vergangenen Jahren sehen lassen. Beim
Verrechnungswert wurde sogar erstmals die
Acht-Millionen-Grenze deutlich überschritten.
Nach den Worten
von Geschäftsführer Johannes Scherm wurden 2021 über
21700 Stunden soziale Betriebshilfe geleistet, fast
1600 mehr als 2020. Soziale Betriebshilfe heißt,
dass ein Helfer einspringt, wenn es auf einem Hof zu
krankheitsbedingten Ausfällen kommt. Dazu sind für
den Maschinenring Bayreuth-Pegnitz über 40 haupt-
und nebenberufliche Kräfte tätig. Viel zu wenig, wie
Scherm feststellte. „Wir suchen dringend neue
Leute.“ Der Geschäftsführer sprach von einer idealen
Möglichkeit, Geld dazu zu verdienen. Als
Stundenvergütung werden aktuell stattliche 20,35
Euro ausbezahlt.
Zweites
wichtiges Standbein der Maschinenringe ist die
Vermietung von Maschinen und schlagkräftiger
Technik. Dazu hält der MR Bayreuth-Pegnitz unter
anderem Schlepper, Pflüge, eine neue
Kurzscheibenegge und einen Grubber vor. Die
insgesamt drei Schlepper seien mit fast 2000
Stunden, die beiden Pflüge mit fast 1000 Stunden
ausgelastet gewesen. 90 Mitglieder hätten den
Maschinenpark bei rund 200 Einsätzen genutzt. Als
Leistungsträger beim Verrechnungswert bezeichnete
Scherm den Futterbau, die Körnerernte und die
organische Düngung.
„Das alles sind
Zahlen, die sich absolut sehen lassen können“, sagte
der Geschäftsführer. Der Strukturwandel in der
Landwirtschaft sei an diesen Zahlen nicht ablesbar.
Auch die Zahl der Mitglieder ist mit 1287 (drei
weniger als 2020) nahezu gleich geblieben.
Als „Anwalt der
Bauern“ für den gesamten Landkreis bezeichnete der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, der auch
stellvertretender Vorsitzender des
Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten ist, den Maschinenring. Schöffel nannte
es schlimm genug, dass es erst Corona und den Krieg
gebraucht hat, um festzustellen, wie leistungsfähig
die heimische Landwirtschaft ist. „Ob Tank, Teller
oder Trog, die Bauern können alles“, sagte der
Politiker. Einer großen Mehrheit der Bevölkerung sei
nun wieder bewusst geworden, dass die Landwirte die
Ernährung sichern und den ländlichen Raum gestalten,
so Landrat Florian Wiedemann.
Bei den
turnusmäßigen Neuwahlen wurde der Vorsitzende
Reinhard Sendelbeck aus Gottsfeld ohne Gegenstimme
in seinem Amt für weitere fünf Jahre bestätigt. Die
beiden neuen Stellvertreter sind Martin Freiberger
aus Aichig und Michael Seitz aus Nemschenreuth. Sie
lösen den bisherigen zweiten Vorsitzenden Matthias
Roder aus Würnsreuth ab, der nicht mehr zur Wahl
angetreten war. Aufgrund der deutlich gestiegenen
Aufgaben des Maschinenrings hatte die Versammlung
vorher einer Satzungsänderung zugestimmt, nach der
es künftig immer zwei statt bisher einen
Stellvertreter geben soll.
Neu gewählt
wurden auch die Mitglieder des zehnköpfigen
Vorstandsteams: Andreas Weidinger (Weidensees),
Daniel Lodes (Hohenmirsberg), Stephan Knopf
(Unterölschnitz), Frank Lothes (Schnabelwaid), Jörg
Etterer (Kirchenlaibach), Mario Ströbel (Döberschütz),
Helmut Hacker (Seulbitz), Helmut Schlegel (Höflas-Gefrees),
Johannes Parchent (Hardt) und Martin Hofmann
(Mistelbach). Aus dem Vorstand ausgeschieden sind
Reinhard Preißinger (Einziegenhof), Armin Parchent
(Hardt) und Harald Baumann (Guttenthau).
Bild:
Die Spitze des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz mit
den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern und den
neuen Stellvertretern (von links): Michael Seitz,
Harald Baumann, Reinhard Preissinger, Reinhard
Sendelbeck, Johannes Scherm, Matthias Roder, Armin
Parchent und Martin Freiberger.
Nachhaltig und
regional: Damwild aus dem Kulmbacher Land / Die
Familie Wachter betreibt das Lehenthaler Wildgehege
Lehenthal.
Das Damwild in Lehenthal ist schon eine kleine
Attraktion. Immer wieder kommen junge Familien mit
kleinen Kindern, um die Tiere zu beobachten, und
auch, um sie zu füttern. „Wir haben da nichts
dagegen. Im Gegenteil, wir freuen uns, dass wir mit
dem Gehege und unseren Tieren auch anderen eine
Freude bereiten können.“, sagen Vater Erwin und Sohn
Marcel Wachter. Erwin (63) ist der Betreiber des
Geheges und Inhaber der 130 Tiere starken Herde.
Marcel kümmert sich zusammen mit Bruder Alexander
und Schwester Julia um die Tiere und um deren
Vermarktung.
In Lehenthal
ist das Elternhaus und auch der elterliche Hof von
Erwin. Sein inzwischen verstorbener Bruder Herbert
war es auch, der 1979 den Grundstein für die
Damwildherde legte und die ersten Pflöcke für das
Gehege einschlug. Dort wo früher ein Kartoffelacker
war, hielten an Ostern 1980 die ersten sieben Tiere
Einzug. Eigentlich wollte er einen neuen Rinderstall
bauen, doch dann ist er beim Damwild gelandet“,
erinnert sich Erwin. Aus einem ersten, zwei Hektar
großen Gatter wurden mittlerweile zehn Hektar. Dazu
kommen drum herum Flächen von über 20 Hektar, auf
denen das Futter, Grünland und Getreide, wächst und
gedeiht. „Wir erzeugen fast alles selbst“, sagt
Marcel, und der Vorrat reicht für ein ganzes Jahr,
was sich besonders in Trockenjahren bezahlt macht.
Auch wenn die
Damwildhaltung im Nebenerwerb erfolgt, ist sie doch
mehr als ein bloßes Hobby. Die Vermarktung erfolgt
zum einen von lebenden Tieren vorwiegend für
Zuchtzwecke nach Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen
und Thüringen bis Brandenburg. Zum anderen
schlachtet und zerlegt Erwin im eigenen
EU-zertifizierten Schlachthaus mit Kühlraum in
Lehenthal das Fleisch und verkauft es - überwiegend
als Direktvermarkter. Mit dem Steakhouse „Müllers-KU“,
dem ehemaligen kleinen Rathaus, wird saisonal aber
auch die Gastronomie beliefert. Perspektivisch soll
das Fleisch zudem über das lokale Erzeugerforum
„Marktschwärmer“ in der Mönchshof erhältlich sein.
Ganz so einfach
ist das aber auch alles nicht. Vater und Sohn
verweisen auf eine eigene Fanganlage,
Sachkundeprüfungen, Narkotisierungserlaubnisse, auch
den notwendigen Jagdschein haben beide. Der Sohn,
der in Stuttgart bei einem großen Konzern im
Hauptberuf tätig ist, hat dort an der Abendschule
auch die staatlich anerkannte Ausbildung zum
Landwirt gemacht.
Höchst
professionell wird auch für das Spezialitätenfleisch
aus dem Kulmbacher Land geworben. Ob Instagram,
Facebook oder Google, überall ist das Lehenthaler
Damwild zu finden. Auf der Straße nach Gemlenz gibt
es eine große Infotafel, auf der die Geschichte der
Ranch mit ihren Facetten ansprechend zusammengefasst
wurde.
„Wir wollen den
Leuten nichts vormachen“, sagt Marcel Wachter. „Hier
findet Natur statt.“ Dazu gehören Revierkämpfe
genauso wie die Tatsache, dass das Wild bei Wind und
Wetter, bei Regen und Schnee im Freien ist. Und
natürlich werden die Tiere auch geschossen. „Das
gehört halt auch dazu“, sagt Marcel. Für die Tiere
bedeute das aber auch einen absolut stressfreien
Tod, zum anderen stehe der Gedanke der
Nachhaltigkeit im Vordergrund. Transportwege gibt es
praktisch nicht.
Trotzdem müssen entweder Vater oder eines der Kinder
jeden Tag mindestens einmal nach dem Rechten sehen.
Immer wieder kommt es vor, dass sich beispielsweise
ein Jungtier im Zaun verfängt. Auch Ausbrüche gab es
schon. „Ich bin täglich ein bis zwei Stunden oben“,
sagte Erwin, der mit seiner Familie in Unterdornlach
zu Hause ist.
Landwirtschaft
am Rande der Stadt / Kerstin und Hermann Grampp
bewirtschaften in Melkendorf einen Milchviehbetrieb
Auch
wenn die Arbeitsbelastung enorm ist und von den
derzeitigen Preissteigerungen beim Bauern kaum etwas
ankommt: „Landwirtschaft, das ist für mich Beruf und
Hobby in einem“, sagt Hermann Grampp (54). Er ist
überzeugt davon, dass es weiter geht, dass
Landwirtschaft Zukunft hat, auch wenn es das Umfeld
einem nicht gerade leicht macht.
Mit seiner Nähe
zum Stadtrand von Kulmbach, wenige Meter von der
Melkendorfer Umgehung entfernt, hat der Hof der
Familie Grampp schon eine ganz besondere Lage. Das
war nicht immer so. 2007 vom Vater übernommen und im
Jahr drauf von der Ortsmitte ausgesiedelt, gab es
hier vielfältige Möglichkeiten der Expansion. War
die alte Hofstelle, in der noch immer das Jungvieh
sein Zuhause hat, gerade mal knapp 0,7 Hektar groß,
hat die jetzige Hofstelle eine Fläche von
stattlichen 2,7 Hektar.
Rund 200 Hektar
bewirtschaftet die Familie, 70 Hektar Grünland, 130
Hektar Ackerland, auf dem Kleegras, Getreide, Mais
und künftig auch Soja angebaut werden. Alles zum
Eigenbedarf, denn die rund 150 Kühe in dem modernen
offenen Laufstall brauchen schließlich genug zu
Fressen. Nachdem das automatische Melksystem gut
ausgelastet war, wurde später ein zweiter
Melkroboter angeschafft. Seit 2017 wird der Betrieb
nach den Bioland-Kriterien bewirtschaftet. Die Milch
geht an die Milchwerke Oberfranken-West in Meeder
bei Coburg.
Zwei
Hilfskräfte sind zweitweise auf dem Hof tätig, doch
im Wesentlichen erledigt die Familie alles selbst.
Da sind die Eltern von Hermann Grampp, die noch auf
der alten Hofstelle im Ort wohnen und dort das
Jungvieh versorgen. Der Sohn und die große Tochter
haben außerlandwirtschaftliche Berufe gefunden.
„Wenn man sie braucht, sind sie aber immer zur
Stelle““, sagt Hermann Grampp. Die jüngste Tochter
Larissa legt heuer ihr Abitur ab .
Ein ganz
besonderes Steckenpferd hat Ehefrau Kerstin. Sie
engagiert sich seit rund 20 Jahren für das Projekt
„Landfrauen machen Schule“. Dabei geht es darum,
hauptsächlich Erst- bis Viertklässlern
Landwirtschaft zu vermitteln. Kerstin Grampp ist
Ernährungsfachfrau und Meisterin der ländlichen
Hauswirtschaft. „Die Schüler sollen Landwirtschaft
sehen, riechen, schmecken und fühlen, kurz mit allen
Sinnen erfahren.“ Schließlich sei der Bezug zur
Landwirtschaft über weite Strecken völlig
abgerissen, in vielen Köpfen existiere ein völlig
falsches Bild. „Wir sind weder Zoo noch Museum“,
sagt Kerstin Grampp. Die jungen Leute sollen wieder
erfahren, wo die Grundnahrungsmittel herkommen und
was daraus entsteht.
Trotz der
großen Arbeitsbelastung bleibt auch für Hermann
Grampp noch Zeit fürs Ehrenamt. Er ist Ortsobmann
des Bauernverbandes und gehört auch der
BBV-Kreisvorstandschaft an. Er ist außerdem
Jagdvorstand und Kassier bei der örtlichen
Feuerwehr.
Bild: Hermann
Grampp glaubt fest an die Zukunft die
Landwirtschaft.
Frischer Wind
in der Steuerberatung / Kanzleiverbund Kulmbach der
BBJ-Unternehmensgruppe unter neuer Leitung –
Mandanten aus der Landwirtschaft im Focus
Himmelkron
/ Kulmbach. Jörg Deuerling, Martin Dietel und
Michael Schuberth stehen künftig an der Spitze des
Kulmbacher Kanzleiverbundes der BBJ
Unternehmensgruppe. Sie lösen damit Günter Engel ab,
der über zehn Jahre hinweg die Kanzlei erfolgreich
zu einem fränkisch-sächsischen Verbund
weiterentwickelt hatte. Dazu gehören die Kanzleien
in Kulmbach, Scheßlitz, Plauen, Hof und Bayreuth mit
zusammen rund 120 Mitarbeitern. Der Stabwechsel an
der Spitze wurde jetzt bei einer Festveranstaltung
in Himmelkron vollzogen.
Jörg Deuerling,
Martin Dietel und Michael Schuberth kennen die
Unternehmensgruppe bereits von der Pike auf. Martin
Dietel und Michael Schuberth sind bereits seit ihrer
Ausbildung zum Fachagrarwirt Rechnungswesen beim LBD
(Landwirtschaftlicher Buchführungsdienst) in
Kulmbach. Jörg Deuerling fand seinen Einstieg, nach
seinem Betriebswirtschaftsstudium mit Schwerpunkt
Steuern, bei der BERATA Kulmbach. Somit stehen dem
Kanzleiverbund zwei Experten in der Landwirtschaft
und mit Jörg Deuerling ein Profi im Gewerbe zur
Verfügung.
Die
BBJ-Unternehmensgruppe blickt auf eine lange
Historie zurück. Bereits 1968 wurde der
Buchführungsdienst der Bayerischen Jungbauernschaft
gegründet, um Landwirte bei der anstehenden
Buchführungspflicht zu unterstützen. Aus dem Verein
entstanden schnell mehrere Unternehmen: die LBD
Landwirtschaftlicher Buchführungsdienst GmbH, die
BERATA-GmbH Steuerberatungsgesellschaft und die rwb
Revisions- und Wirtschaftsberatungs-GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Mittlerweile
ist aus dem Verein eine große Unternehmensgruppe
geworden, die an 43 Standorten insgesamt rund 1200
Mitarbeiter beschäftigt. Dabei bündelt die BBJ die
Kompetenzen rund um Finanzen, Steuern und
Betriebsentwicklung in Bayern, Sachsen, Thüringen
und Brandenburg. „Unser Buchführungsdienst hilft
dabei Landwirten bei der Einhaltung ihrer
steuerlichen Pflichten“, sagte Geschäftsführer
Gunter Nüssel. Die BERATA widmet sich
verschiedensten Gewerben und freien Berufen.
Außerdem unterstützt sie auch Privatpersonen bei
allen Anliegen rund um die Steuererklärung. „Wir
haben auch bei Fragen zu Wirtschaftsprüfung,
Unternehmensberatung sowie -bewertung mit den
Fachleuten der rwb die richtigen Ansprechpartner für
unsere Mandanten“, so Nüssel.
„Vertrauensvoll
legen unsere Mandanten seit Jahrzehnten ihre
sensiblen Daten in unsere Hände“, sagte Nüssel.
„Stets entwickeln wir neue Lösungen, um die tägliche
Arbeit zu vereinfachen und die Sicherheit der Daten
zu gewährleisten. Wir nehmen unsere Kunden auf Ihrem
Weg in die Digitalisierung und in die Zukunft an die
Hand.“ Die rund 120 Mitarbeiter würden die
Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Mandanten oft
aus ihrem eigenen Umfeld kennen, denn viele von
ihnen stammen selbst aus der Landwirtschaft oder
sind privat eng mit ihr verbunden.
Diese Herkunft
spiegelt sich auch im Tätigkeitsfeld des
Kanzleiverbundes wider. Der Fokus liege klar auf der
Betreuung von Mandanten aus dem landwirtschaftlichen
Bereich sowie deren gewerblichen Nebenbetrieben. Die
Mitarbeiter helfen den Betrieben bei
wirtschaftlichen Fragen und unterstützen bei den
strategischen Planungen, wenn es zum Beispiel um
Betriebsübergaben oder Verpachtungen geht. Dafür
sind Außendienstler in großen Teilen Oberfrankens
sowie dem Südwesten von Sachsen und teilweise auch
im Südosten von Thüringen unterwegs.
Bild:
Martin Dietel, Jörg Deuerling (von links) und
Michael Schuberth (rechts) stehen künftig an der
Spitze des Kulmbacher Kanzleiverbundes der BBJ
Unternehmensgruppe. Sie lösen damit Günter Engel (2.
von rechts) ab, der über zehn Jahre hinweg die
Kanzlei geleitet hatte.
Landfrauen
suchen Dialog mit der Gesellschaft / Keine
Veränderungen an der Spitze: Angelika Seyferth als
Kreisbäuerin wiedergewählt
Bayreuth.
Die bisherige Kreisbäuerin ist auch die neue:
Angelika Seyferth (64) aus Mistelgau ist bei den
turnusmäßigen Verbandswahlen der Landfrauengruppe im
Bauernverband einstimmig für die kommenden fünf
Jahre in ihrem Amt bestätigt worden. Keine
Veränderungen gab es auch im Amt ihrer
Stellvertreterin. Doris Schmidt (54) aus Plech wurde
ebenso wie schon zuvor Angelika Seyferth mit 35 von
35 möglichen Stimmen gewählt.
Eine Verjüngung
gab es dagegen bei den fünf Beirätinnen. Sie bilden
zusammen mit Kreisbäuerin und deren Stellvertreterin
die engere Vorstandschaft der Landfrauen im
Landkreis Bayreuth. Mit Johanna Hohlweg aus Bad
Berneck (23) und Monika Daubinger (39) aus Höfen
wurden zwei Landfrauen jeweils mit großer Mehrheit
neu in den Beirat gewählt. In diesem Amt bestätigt
wurden Petra Lodes (54) aus Leups, Martina Heintke
(39) aus Gebhardshof und Gerlinde Ströbel (43) aus
Troschenreuth. Nicht mehr Mitglied des Vorstandes
sind Elfriede Adelhardt aus Pottenstein und Hedwig
Loos aus Kornbach.
Die alte und
neue BBV-Kreisbäuerin Angelika Seyfert sprach von
fünf lehrreichen Jahren, die hinter ihr liegen. Die
vielen Aufgabenbereiche, die trotz Corona angepackt
worden seien, hätten stets Spaß gemacht und seien
für alle Beteiligten wertvoll gewesen. Angelika
Seyferth ist seit 25 Jahren als Ortsbäuerin aktiv,
gehört seit 15 Jahren der Kreisvorstandschaft an und
ist seit fünf Jahren Kreisbäuerin. Den
Milchviehbetrieb mit Ackerbau, den sie mit ihrem
Mann führte, hat sie bereits an die nächste
Generation übergeben.
Die
Landfrauen seien das zuverlässige Spracherohr der
Landwirtschaft, sagte BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Er drückte seine Hoffnung aus, dass vor dem
Hintergrund der Ukraine-Krise wieder ein wenig mehr
Vernunft in die Diskussion um die Landwirtschaft
komme. „Unsere Botschaft lautet: bei uns ist die
Ernährung sicher“, so Wilhelm Böhmer. Beim Getreide
liege der Selbstversorgungsgrad bei 100 Prozent, bei
Kartoffeln sogar bei 150 Prozent. Was allerdings
geradezu explodiert sei, sind die Preise für
Düngemittel und Rohstoffe.
Prominenter
Gast bei der Wahlversammlung in der Tierzuchtklause
war die bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller.
Sie zitierte aus der jüngsten Bäuerinnenstudie, dass
die größte Sorge ihrer Berufskolleginnen eine
unzuverlässige Agrarpolitik sei. Hier gelte es sich
auch weiterhin einzusetzen und für den Berufsstand
am Ball zu bleiben. „Wir werden auch weiterhin den
Dialog mit der Gesellschaft suchen“, sagte Anneliese
Göller. Projekte und Aktionen wie „Landfrauen machen
Schule“ oder der Kindertag auf den Bauernhöfen
sollten deshalb unbedingt fortgesetzt werden.
Bild:
1. Die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth
(links) ist in ihrem Amt für weitere fünf Jahre
bestätigt worden. Prominenteste Gratulantin war die
bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller.
2. Die neue Vorstandschaft der Landfrauengruppe im
BBV (von links): BBV-Direktor Wilhelm Böhmer,
Johanna Hohlweg, Doris Schmidt, Gerlinde Ströbel,
Monika Daubinger, Petra Lodes, Kreisbäuerin Angelika
Seyferth, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Martina
Heintke und Landesbäuerin Anneliese Göller.
Schweinemarkt
vor gewaltigem Umbruch: Klasse statt Masse /
Insektenfleisch und „Clean Meat“ statt Spanferkel
und Schweinesteak – Fachgespräch mit Metzger und
Produzenten
Zettlitz.
Die Schweinehaltung wird sich in den kommenden
Jahren extrem verändern. Davon geht Rüdiger Strobel
von der gleichnamigen Landmetzgerei im Selbitzer
Ortsteil Dörnthal aus. „Die Entwicklung wird weg von
der Masse und dafür hin zur Klasse gehen“, sagt
Strobel, der vor Jahren mit seinen Strohschweinen
bekannt wurde.
Bei einem
Meinungsaustausch mit dem Kulmbacher BBV-Kreisobmann
und Ferkelerzeuger Wilfried Löwinger auf dem Betrieb
von Udo Köhler, ebenfalls Ferkelerzeuger, in
Zettlitz bei Gefrees sagt Strohschweinmetzger
Strobel voraus, dass der typische Kunde der Zukunft
nur noch ein- bis zweimal pro Woche Fleisch genießen
wird, dafür aber dann ein Top-Produkt für sich in
Anspruch nehmen möchte.
Den breiten
Markt werden Billigimporte von Tieren abdecken, die
nicht mehr aus Deutschland stammen. Auch
Insektenfleisch oder sogenanntes „Clean Meat“, also
künstlich erzeugtes Fleisch aus dem Labor, wären
denkbar. Mit Blick auf die zurückliegenden Jahre sei
der Fleischkonsum ohnehin schon deutlich
zurückgegangen. Denkbar sei auch, dass im Vergleich
zum jetzigen Stand in zehn bis 15 Jahren nur noch
halb so viele Schweine aus Deutschland kommen.
Dem pflichtet
der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger bei. So
seien bei der letzten Herbstzählung zehn Prozent der
Tiere und eineinhalb Prozent der Halter weniger
gezählt worden, als noch vor Jahresfrist. „Früher
war es stets anders herum“, so Löwinger. „Viele
Betriebe hören derzeit auf, das zeigt, wir gehen
einem echten Strukturwandel entgegen.“
Als Gründe für
die Fleischmisere nennt er unter anderem den
zurückgegangenen Fleischverbrauch aufgrund von
gestiegenem Gesundheitsbewusstsein und einer
wachsenden Zahl von Vegetariern und Veganern.
Allerdings ist Löwinger fest überzeugt davon, dass
allen Ideologien zum Trotz auch in Zukunft
hierzulande Fleischverzehr stattfinden wird.
Viel wichtiger
als die Einteilung in Haltungsstufen, wie sie der
Lebensmitteleinzelhandel derzeit vornimmt, erachtet
Löwinger eine Herkunftskennzeichnung. Haltungsstufen
seien austauschbar, das Fleisch könne dann zu
günstigeren Preisen auch direkt aus dem Ausland
importiert werden. Fleisch aus Deutschland und
besonders aus Bayern werde dagegen verstärkt
nachgefragt, doch daran hätten die großen Discounter
kein Interesse.
Die
Landmetzgerei Strobel gibt es bereits seit 40
Jahren. Seit 21 Jahren steht Rüdiger Strobel an der
Spitze. Er stellte 2015 auf Strohschweine um und
wurde dafür zunächst lange belächelt. Heute gibt ihm
der Erfolg Recht. Bis zu 30 Tiere werden pro Woche
geschlachtet. Die Tiere kommen von aktuell zehn
Bauern aus den Landkreisen Bayreuth, Hof und
Wunsiedel. Strobel ist außerdem in der
Interessensgemeinschaft Bayerisches Strohschwein
aktiv, ein Zusammenschluss, der sich um Kontakte zu
Großabnehmern und Produzenten kümmert.
Bild: Der
Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger,
Strohschweinmetzer Rüdiger Strobel mit Emmi Köhler
auf der Schulter und Ferkelerzeuger Udo Köhler (von
links) trafen sich zum Fachgespräch über die Zukunft
der Schweinehaltung in Zettlitz.
Klasse statt Masse / Familie Berthold vermarktet
Kulmbacher Weideschweine über Ihren Hofladen in
Kulmbach und online in ganz Deutschland
Eggenreuth.
Regional, transparent und fair: das sind die drei
wichtigsten Kriterien für das Kulmbacher
Weideschwein. Was mit einer Zuchtsau vor
mittlerweile über acht Jahren begann, hat sich
mittlerweile schon fast zum Selbstläufer entwickelt.
200 Schweine umfasst die Herde oberhalb der kleinen
Ortschaft Eggenreuth. Die außerordentliche Qualität
des Fleisches hat sich mittlerweile herumgesprochen,
so dass Kunden aus ganz Deutschland Steaks,
Schäufele, Würste, Koteletts und vieles mehr über
das Internet bestellen. „Kein Wunder,
Schweinehaltung in dieser Form ist nicht wirklich
verbreitet“, sagt Ben Berthold.
Der 35-jährige stammt aus dem nahen Mainleus, hat in
den Niederlanden Physiotherapie studiert und ist
noch heute als Yoga-Lehrer tätig. Seine Frau Johanna
lernte er in Finnland kennen. Zusammen entschloss
sich das Paar, wieder in die Heimat von Ben
zurückzukehren. Zunächst pachteten beide den Dörnhof
unterhalb von Eggenreuth, 2016 kauften sie dann das
zuletzt leer stehende landwirtschaftliche Anwesen in
Eggenreuth, um sich hier den Traum von der
Direktvermarktung alter Schweinerassen zu erfüllen.
Die Rassen tragen Namen wie Mangalica Wollschweine,
Bunte Bentheimer, Deutsches Sattelschwein Iberico
oder Duroc. Allen gemeinsam ist, dass sie als
besonders widerstandsfähig und robust gelten. Anders
wäre es auch nicht möglich, die Tiere ganzjährig im
Freien auf der Weide zu halten. Schutz vor Wind und
Wetter finden sie in Hütten mit reichlich Stroh.
„Wir wollen gutes Fleisch aus anständiger Haltung
produzieren“, sagt Ben Berthold.
Auf einem Teil der rund 15 Hektar Fläche tummelt
sich die Herde. Für den Nachwuchs sorgen zwei Eber
und zehn Zuchtsauen. Angebaut werden vor allem Klee,
aber auch verschiedene Getreidesorten, Leguminosen,
Wicken oder Sonnenblumen. Bei den benötigten zwei
Kilo Futter pro Tag und Tier müssen die Bertholds
freilich zukaufen, in der Regel Weizen, Gerste und
Erbsen von Bauern aus der Nachbarschaft. Da sich die
Tiere ständig bewegen, brauchen sie auch deutlich
mehr Energie, als in herkömmlichen Haltungsformen.
Einmal
im Monat werden drei bis vier Tiere im nahen
Kulmbach geschlachtet. Sie sind dann circa 14 Monate
alt und bringen rund 120 Kilogramm auf die Waage.
Das Zerlegen, die Verarbeitung und die Verpackung
erfolgt fachgerecht durch einen Metzger auf dem Hof
in Eggenreuth. Auf der Website der Kulmbacher
Weideschweine kann sich jeder sein individuelles
Fleischpaket zusammenzustellen. Großer Verkauf und
Abholung der vorbestellten Waren ist immer am ersten
Samstag im Monat. Tags darauf gibt es dann
allmonatlich eine Art „Tag der offenen Tür“, an dem
Ben Berthold allen Interessierten die
Schweinehaltung und alles, was dazugehört erklärt.
„Das ist aus der Not heraus entstanden, denn
irgendwann wollten immer mehr Menschen wissen, was
wir da so machen“, erinnert sich Ben Berthold.
„Unser Ziel ist Klasse, nicht Masse“, sagt er. Eine
Aufstockung der Herde schließt er deshalb auch aus.
„Mehr produzieren, das können andere besser“, so
Berthold. Dafür sei halt auch nicht immer alles
verfügbar. Das wissen die vielen Stammkunden. Sie
wissen aber auch die hohe Qualität zu schätzen und
sind dafür bereit, einen Preis zu zahlen, der
naturgemäß weit über dem des Discounters liegt.
Zweites Standbein ist das Leasen eines kompletten
Schweines. Der Kunde sucht sich bei dieser Form der
Lohnmast ein acht Wochen altes Ferkel aus, das in
Eggenreuth im Familienverband aufwächst. Für Futter
und Pflege sind monatlich 85 Euro fällig. Der Kunde
selbst bestimmt dann, wann das Schwein geschlachtet
wird und wie die Verarbeitung erfolgt.
Bilder:
1.Ein
ganz besonderes Geschmackserlebnis versprechen
Johanna und Ben Berthold mit ihren Spezialitäten vom
Kulmbacher Weideschwein.
2.Die
Weideschweine von Eggenreuth leben das ganze Jahr
über im Freien und sind ständig in Bewegung.
Krieg und
Corona rücken Landwirtschaft in die Mitte / Nach
zwei Jahren Corona-Zwangspause: Kulmbacher
Bäuerinnen trafen sich erstmals wieder zum
Landfrauentag
Stadtsteinach.
Einen „Blick durchs Schlüsselloch in Richtung
Zukunft der Landwirtschaft“ haben alle Redner beim
Kulmbacher Landfrauentag am Sonntagnachmittag in
Stadtsteinach gewagt. Kreisbäuerin Beate Opel und
der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel bedauerten
dabei, dass die Landwirte längst nicht mehr in der
Mitte der Gesellschaft stehen, sondern an den Rand
gedrängt wurden. „Früher war die Landwirtschaft
etwas Besonderes, heute kritisiert man nur noch an
uns herum“, sagte Beate Opel. Martin Schöffel, der
auch stellvertretender Vorsitzender des
Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten ist, sah aber auch eine Trendumkehr in
vielen Bereichen. Die Corona-Krise als auch der
Krieg in der Ukraine hätten gezeigt, wie wichtig
eine zuverlässige Versorgung mit gesunder Ernährung
im eigenen Land ist. „Es muss jetzt jedem bewusst
werden, dass wir eine leistungsfähige Landwirtschaft
brauchen“, so Schöffel.
Die Menschen im
Landkreis Kulmbach wüssten, was sie an ihren Bauern
haben, sagte der Abgeordnete. Mit ihrem Einsatz, ihr
hohes Wissen und ihre engagierte Tätigkeit seien die
Bauern sehr wohl etwas Besonderes und gehörten auch
in die Mitte der Gesellschaft. Schöffel zählte
mehrere sogenannte Megatrends auf, die alle mit dem
bäuerlichen Berufsstand in Verbindung stehen. Der
Trend zu einem gesunden Leben etwa, der ohne Bauern
nicht zu verwirklichen sei. Nicht umsonst seien
überall neue Hofläden oder andere Vermarktungsformen
entstanden.
Viele
Megatrends hätten sich aber auch längst umgekehrt.
Etwa der Trend zur Urbanisierung. Ein Blick auf die
zurückliegenden beiden Jahre zeigt, dass wieder mehr
Menschen aus Großstädten und Ballungsräumen
weggezogen als zugezogen seien. „Das Leben auf dem
Land wird durchaus wieder als wertvoll angesehen.
Gleiches treffe auf den Trend zur Globalisierung zu.
So habe der Verbraucher erkennen müssen, dass
insbesondere Nahrungsmittel aus dem Ausland eben
nicht unbegrenzt verfügbar seien. „Es muss jedem
bewusst werden, dass wir unseren hohen
Selbstversorgungsgrad nicht leichtfertig aufs Spiel
setzen dürfen.“
Kreisbäuerin
Beate Opel bedauerte, dass viele Grundkenntnisse bei
jungen Leuten einfach nicht mehr vorhanden seien.
Dies treffe ganz besonders auf Kenntnisse im
Zusammenhang mit der Ernährung zu. Da seien die
Bäuerinnen gefragt, etwa mit dem Projekt „Landfrauen
machen Schule“, mit dem Schülerinnen und Schülern
wieder Grundkenntnisse im Umgang mit Lebensmitteln
und bei der Nahrungszubereitung nahe gebracht werden
sollen. „Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit
sind durch den Krieg und durch Corona wieder in den
Focus gerückt“, so Beate Opel.
Der ländliche
Raum biete viele Vorteile, die gelte es nach außen
verstärkt darzustellen, dann werde auch die
Bedeutung der Landwirtschaft für unsere Gesellschaft
wieder mehr erkannt, sagte Landrat Klaus Peter
Söllner. Stadtsteinachs Bürgermeister Roland
Wolfrum, freute sich, dass sich die Kulmbacher
Landfrauen nach mittlerweile zwei Jahren endlich
wieder in der Steinachtalhalle treffen können. „Wenn
nicht jetzt, wann dann“, freute er sich schon auf
die nächsten Begegnungen.
Zum
Landfrauentag gehört natürlich immer ein
Rahmenprogramm. Statt eines Chores sangen diesmal
der Bariton Steffen Schmidt begleitet von Ludger
Ahrens am E-Piano italienische Lieder, Andrea Greim
und Ines Schramm führten einen Sketch auf und das
Modegeschäft PriVera Trend & Style aus Kulmbach
zeigte eine Modenschau.
Bild:
Kreisbäuerin Beate Opel (links) und Stellvertreterin
Silvia Schramm bedankten sich beim Referenten, dem
Landtagsabgeordneten Martin Schöffel mit einem
Präsent für die Übernahme des Referates beim
Landfrauentag in Stadtsteinach.
Waldbesitzer
planen Neubau / Borkenkäfer sorgte für Rekorde - WBV
will von Treppendorf nach Hollfeld umziehen
Hollfeld.
Die Waldbesitzervereinigung Hollfeld wird in den
kommenden Jahren eine neue Geschäftsstelle
errichten. Der Bau soll in Holzbauweise entstehen
und eine Nutzfläche von 250 bis 280 Quadratmetern
haben. Standort wird die Stadt Hollfeld sein, auf
ein konkretes Grundstück hat man sich allerdings
noch nicht festgelegt. Die WBV erstreckt sich über
drei Landkreise: Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.
Der
Grundstückserwerb soll allerdings der nächste
Schritt sein, nachdem die Mitgliederversammlung mit
77 zu 13 Stimmen ihre Zustimmung gegeben hat. Die
Kosten sollen weitgehend aus Eigenmitteln bestritten
werden. Nachdem es weder ein Grundstück, noch
konkrete Planungen gibt, steht die Investitionssumme
noch nicht fest. Genauso wenig wie der Zeitplan.
„Wir würden gerne baldmöglichst starten“, sagte der
wiedergewählte Vorsitzende Christian Dormann.
Aufgrund der derzeitigen Situation in der Baubranche
könnten allerdings keine verbindlichen Aussagen
getroffen werden. „Einen Baubeginn wird es nur
geben, wenn die Konditionen annehmbar sind“.
Der Neubau ist
notwendig, nachdem die bisherige, angemietete
Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten
platzt. „Wir stoßen an unsere Grenzen, nachdem die
Aufgaben immer mehr werden“, so der Vorsitzende.
Deshalb möchte man auch gleich groß genug bauen.
„Wir werden keinen Palast hinstellen“, versprach
Dormann. „Aber wer weiß, was in den nächsten Jahren
noch alles auf uns zukommt“.
Dabei seien
bereits die zurückliegenden Jahre überaus fordernd
gewesen. „Der Käfer fliegt und fliegt und bohrt auch
fleißig.“ Dormann appellierte deshalb an alle
Waldbesitzer, Käferholz schnellstmöglich zu
entfernen und für Waldhygiene zu sorgen.
„Andernfalls wird uns die nächste Käferwelle
komplett überrollen.“
Nach den Worten
von Stefanie Blumers hat die WBV aktuell 1674
Mitglieder, 20 mehr als vor zwei Jahren. Zusammen
bewirtschaften sie eine Waldfläche von knapp 13000
Hektar. Auch Blumers warnte vor dem Borkenkäfer:
„Wenn man ihn nicht frühzeitig erwischt, breitet er
sich ungehindert aus“, sagte sie. Ab Mitte Juli des
zurückliegenden Jahres sei es soweit gewesen. Im
Sommer seien teilweise bis zu sieben Harvester im
Vereinsgebiet im Einsatz gewesen, um das Schadholz
aus dem Wald zu bringen. „Da kamen alle an ihre
Grenzen“, sogar Aushilfskräfte habe man einsetzen
müssen. Habe die vermarktete Holzmenge 2020 noch bei
insgesamt knapp 29000 Festmeter gelegen, seien es
2021 fast 82000 Festmeter, zum weitaus größten Teil
Fichten, gewesen. Damit sei der Rekord von 2007
geknackt worden.
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen wurde Christian Dormann aus
Sachsendorf ohne Gegenstimme in seinem Amt
bestätigt. Auch der zweite Vorsitzende Matthias
Weigand wurde mit 67 von 84 abgegebenen Stimmen
wiedergewählt. Für das Amt des dritten Vorsitzenden
war mit Harald Gardill ein Gegenkandidat zum
bisherigen Amtsinhaber Benjamin Täuber angetreten.
Völlig überraschend konnte Gardill, bisher
Maschinenwart der WBV aus Drosendorf, die Wahl mit
37 Stimmen für sich entscheiden. Auf Täuber, den
bisherigen dritten Vorsitzenden aus Berndorf bei
Thurnau, waren nur 23 Stimmen entfallen.
Rechnungsführerin bleibt Carola Betz, neuer
Schriftführer ist Frank Drentwett aus Bayreuth. Er
löst den langjährigen Schriftführer Helmut Stenglein
ab, der sein Amt aus Altersgründen zur Verfügung
gestellt hatte.
Bild:
Helmut Stenglein wurde vom
Vorstandsmitglied Carola Betz und vom Vorsitzenden
Christian Dormann (von links) mit einem Präsent aus
den Reihen des Vorstandes verabschiedet.
Keine Importe
aus der Ukraine: Rapsmarkt komplett leergefegt /
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps Oberfranken:
Anbaufläche und Vermarktung konnten deutlich zulegen
Bamberg.
Die leuchtend gelben Rapsfelder sind derzeit kaum zu
übersehen. Das hat seinen Grund: Von einem
signifikanten Anstieg der Vermarktungsmenge konnten
Vorstand und Geschäftsführung der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in
Oberfranken berichten. „Wir sind wieder jemand im
Bereich der Rapsvermarktung“, sagte Vorsitzender
Klaus Siegelin aus Küps bei der Jahresversammlung in
Bamberg.
Insgesamt wird
die vermarktete Menge aus Oberfranken mit rund 45000
Tonnen angegeben. Nicht alles läuft dabei über die
Erzeugergemeinschaft, deren Aufgabe vor allem in der
Vermittlung liegt. „Uns geht es darum, den
Landwirten zu helfen, den besten Preis zu erzielen“,
sagte Geschäftsführer Thorsten Gunselmann vom
Bauernverband in Oberfranken. Raps liefert im
Wesentlichen Öl, aus dem Schrot wird ein
hochwertiges Eiweißfutter gewonnen, außerdem wird
Rapshonig immer mehr nachgefragt.
Sorgen bereitet
den Verantwortlichen allerding das Kriegsgeschehen
in der Ukraine. Die europäische Produktion (zuletzt
17,4 Millionen Tonnen pro Jahr), deckt den
europäischen Bedarf (22,8 Millionen Tonnen) nicht
ab. Über fünf Millionen Tonnen Raps müssen
importiert werden. Dabei kam bislang am meisten Raps
aus der Ukraine, gefolgt von Australien und Kanada.
„Der Rapsmarkt ist momentan total leer gefegt“,
sagte Geschäftsführer Gunselmann. Seinen Worten
zufolge reichen die weltweiten Rapsreserven gerade
einmal 20 Tage, so wenig wie selten zuvor.
Auf etwa fünf
Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in
Oberfranken wächst der Raps. Das sind zusammen rund
14000 Hektar, womit wieder das Niveau von 2014
erreicht worden sei. Zwischenzeitlich war die
Anbaufläche im Regierungsbezirk sogar auf unter
10000 Hektar gerutscht. Gesunken war allerdings auch
im zurückliegenden Jahr die Zahl der Mitglieder in
der Erzeugergemeinschaft. Der aktuelle Stand von 561
Mitgliedern bedeutet 33 weniger als noch vor
Jahresfrist, was ausnahmslos dem Strukturwandel
geschuldet ist.
Europaweit
ist das größte Anbauland in Europa nach wie vor
Frankreich. Deutschland liegt mit mehr als einer
Million Hektar Raps immerhin wieder auf Platz zwei,
nachdem die Anbaufläche 2019 und 2020 aufgrund der
miserablen Marktsituation nach unten gegangen war.
Auch beim Klimawandel kann Raps durchaus punkten.
Wir sind ein Teil der Lösung“, sagte Vorsitzender
Siegelin. Rapsanbau sei ganz klar als Beitrag zum
Klimaschutz anerkannt.
Die
Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft für
Qualitätsraps Oberfranken fand diesmal in den Räumen
der BayWa am Hafen in Bamberg statt. 56000
Quadratmeter hat der Konzern dort gepachtet. In
Bamberg erfasst die BayWa nach den Worten von
Regionalagrarleiter Alexander Weiß aus Münchberg
rund 65000 Tonnen Getreide pro Jahr, 80 Prozent
davon gehen per Schiff an die Weltmärkte.
Laut Günter
Schuster, dem Geschäftsführer der Sparten Agrar und
Technik in Franken kommen 60 Prozent des
Konzernumsatzes nach wie vor aus dem Agrarbereich.
In Franken beschäftigt die BayWa an 72 Standorten,
davon 35 zur Getreideerfassung, rund 1100
Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei rund 500
Millionen Euro
Bilder:
1. Die leuchtend geleben Rapsfelder, wie hier in der
Nähe von Thurnau sind derzeit kaum zu übersehen.
2. Alexander Weiß, der Regionalleiter der Sparte
Agrar, erläuterte den Mitgliedern der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in
Oberfranken die Abläufe von der Anlieferung bis zur
Verladung am BayWa-Standort Bamberg.
Pensionspferdehaltung: Wichtiger, aber oft
vernachlässigter Wirtschaftszweig / Ralf Michel
bewirtschaftet in Neufang einen Reitstall mit 60
Pferden
Neufang.
„Man muss die Arbeit gerne machen“, sagt Ralf Michel
aus Neufang. Der 52-Jährige ist Pferdewirt mit
Meisterprüfung und Chef auf seinem Reitstall in
Neufang nahe des Kulmbacher Flugplatzes. Zur Arbeit
gehört zum Beispiel auch das Aufstehen, jeden Morgen
und Viertel nach fünf. 60 Pferde, sechs eigene und
54 Pensionspferde wollen schließlich versorgt
werden. Doch das ist noch lange nicht alles, was auf
dem schmucken Reitstall oberhalb von Kulmbach so
anfällt.
Seit weit über
30 Jahren werden auf dem landwirtschaftlichen
Betrieb Pferde gehalten. Ralf Michel ist hier
aufgewachsen. Vater Fritz, der mit seinen 78 Jahren
noch immer tatkräftig mit anpackt, und die
mittlerweile verstorbene Mutter Margitta haben den
Betrieb zuletzt im Nebenerwerb geführt. 1998
übernahm Ralf den Betrieb. Die Milchviehhaltung und
auch die Schweine hatte man zu diesem Zeitpunkt
längst aufgegeben.
Ralf lernte
nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung den
Beruf des Pferdewirts, im renommierten Staatsgut
Schwaiganger, einem Bildungszentrum für
Pferdehaltung am Fuß der Alpen nahe
Garmisch-Partenkirchen. „Im Hinterkopf hatte ich es
wohl schon, den Betrieb hier in Neufang irgendwann
zu übernehmen“, sagt er. Bevor es soweit war,
absolvierte er aber noch eine Art Praxisjahr auf
einem Pferdebetrieb im fernen Schottland.
Zunächst
arbeitete er noch als Betriebshelfer für den
Maschinenring, ehe sich Ralf daran machte, den
elterlichen Betrieb auszubauen. Und so entstanden
nach und nach eine Reithalle, 20 mal 40 Meter groß,
eine Longierhalle, 15 mal 15 Meter, und ein großer
Reitplatz, 22 mal 50 Meter. Das alles sind
Dimensionen, mit denen man professionell arbeiten
kann, zumal er schon zuvor auch noch den
aufgelassenen Laufstall des Nachbarn pachtete und
dort Pferdeboxen einrichtete.
60 Tiere sind
also mittlerweile zu versorgen, Kaltblüter,
Haflinger sind darunter, relativ viele
Westernpferde, insbesondere Quarter Horses und
natürlich die Standardrasse Bayerisches Warmblut.
Zwei Mitarbeiterinnen beschäftigt er, darunter eine
gelernte Pferdewirtin, und der Vater mischt auch
noch kräftig mit. Von den sechs eigenen Pferden sind
zwei Zuchtstuten, der Nachwuchs wird ausgebildet und
dann nach vier bis fünf Jahren verkauft.
„Die
Pensionspferdehaltung ist durchaus ein wichtiger
Wirtschaftszweig“, sagt Ralf Michel und zählt die
vielen Reitställe auf, die es im Kulmbacher Land
gibt. Eigentümer der Pferde sind dabei nicht, wie
man sich das klischeehaft vorstellt die
„Superreichen“, sondern ein ganz normaler
Querschnitt der Bevölkerung. „Für viele ist das
Pferd eben ein Hobby“, so Michel. Kein Sportgerät,
wie vielleicht mancher denken könnte. Jeder zweite
Pferdebesitzer kommt täglich, alle anderen
mindestens jeden zweiten Tag.
Weil Pferde
jede Menge Heu benötigen, bewirtschaftet Ralf Michel
60 Hektar Grünland, teilweise gehört es ihm,
teilweise hat er es dazu gepachtet. Beim Mähen und
Pressen kommen auch Kräfte des Maschinenrings zum
Einsatz, um die Arbeitsspitzen abzudecken. Hafer
muss er komplett zukaufen, denn Ackerland
bewirtschaftet er nicht. In schlechten Jahren
reichen selbst die beiden Schnitte der 60 Hektar
nicht aus, so dass er auch das Heu teuer einkaufen
muss.
Natürlich gibt
es auch Probleme. Zum Beispiel zahlt die
Berufsgenossenschaft etwa bei Unfall oder Krankheit
keinen Betriebshelfer mehr. Begründung,
Pensionspferde sind ja nicht im Eigentum des
Reitstallinhabers. Ralf Michel kann das nicht
verstehen und würde sich eine Gleichbehandlung mit
„normalen“ landwirtschaftlichen Betrieben wünschen.
Kaum ein Problem war dagegen die Corona-Pandemie.
Man habe sich halt an die üblichen
Hygiene-Regelungen gehalten, was auf dem
weitläufigen Gelände und der großen Halle gar nicht
so schwer gefallen sei.
Bild:
Pferdewirtschaftsmeister Ralf Michel ist Eigentümer
und Leiter des Reitstalles in Neufang oberhalb von
Kulmbach
Mehr Respekt
für die Bauern / Leidenschaftlicher Landwirt:
Norbert Erhardt bewirtschaftet in Motschenbach einen
Milchviehbetrieb mit 130 Kühen
Motschenbach.
„Trotzdem gibt es nichts schöneres, als
Landwirtschaft“. Norbert Erhardt aus Motschenbach
geht mit der Politik und vor allem mit dem
Lebensmitteleinzelhandel hart ins Gericht, wenn es
um die Bauern geht. Doch etwas anderes zu machen,
das wäre für ihn niemals in Frage gekommen. Er
blickt trotz alles „Baustellen“ zuversichtlich in
die Zukunft.
1993 hatte er
den Hof mitten in Motschenbach, einem Gemeindeteil
von Mainleus, von seinem inzwischen verstorbenen
Vater Hans übernommen. Zuvor hatte er nach seiner
Landwirtschaftslehre gleich anschließend die
Meisterprüfung absolviert. 1988 war das, mit 22
Jahren. Damals hatte der Betrieb 20 Kühe, heute sind
es 130. Damals bewirtschaftete die Familie 16
Hektar, heute 150.
Klar, dass dies
mitten in der Ortschaft, direkt neben der
katholischen Pfarrkirche St. Maternus nicht mehr
möglich war, und so siedelte der Betrieb an den
Ortsrand aus. Zug um Zug wurde dort gebaut. „Im
Schnitt haben wir alle fünf Jahre erweitert“,
erinnert sich der heute 57-Jährige. Größter Brocken
war der geräumige Laufstall, der 2005 fertig
gestellt werden konnte.
Auf
den 160 Hektar Fläche, alle im Gemeindegebiet von
Mainleus, von denen 60 Eigenland sind, baut Norbert
Erhardt Weizen, Wintergerste, Mais, Raps und Luzerne
an. Das meiste davon zum Eigenbedarf, also als
Futter für die Milchkühe, Weizen und Raps wird
klassisch über den Landhandel vermarktet. Die Milch
geht nach Coburg an die Milchwerke Oberfranken West
und wird im Wesentlichen zu leckeren
Käsespezialitäten verarbeitet.
Neben seiner
Frau Margit helfen auch die Töchter Katrin, Annika
und Laura tatkräftig mit. Während Margit
hauptsächlich für das melken zuständig ist,
übernimmt Katrin die Büroarbeiten. Und dann gibt es
mit Lars Pühlhorn aus Zaubach noch einen
Mitarbeiter, der erst im zurückliegenden Sommer
seine Lehre abgeschlossen hatte. Auch das ein
Zeichen, dass Norbert Erhardt an die Zukunft glaubt:
während der zurückliegenden Jahre habe er regelmäßig
junge Leute ausgebildet, was längst nicht mehr
selbstverständlich ist.
Schon 2018 und
2019 seien für ihn und viele Berufskollegen extrem
harte Jahre gewesen. Aufgrund der damaligen
Trockenheit habe er Futter in großen Mengen zukaufen
müssen. Aktuell explodieren die Preise nicht nur für
Energie, sondern auch für Düngemittel. „Effektiv
arbeiten mussten wir schon immer, wo sollen wir noch
sparen“, sagt Norbert Erhardt. Ganz besonders im
Focus seiner Kritik steht der
Lebensmitteleinzelhandel: Daneben gehe es nur um
Profit. Beim Bauern komme nichts an. „Es ist einfach
respektlos gegen die Landwirtschaft, wie die ihr
Geld eintreiben“, schimpft er. Die Bauern erzeugten
super Nahrungsmittel zu günstigsten Preisen, der
Verbraucher könne sich alles leisten und am Ende
punkten Aldi, Lidl und Co mit simplen Werbegags.
Norbert Erhardt geht sogar so weit zu behaupten,
dass leere Regale gewollt sind, um die Preise nach
oben treiben zu können. Und trotzdem: auf die
Landwirtschaft lässt er nicht kommen.
„Wenn
die Landwirtschaft ausstirbt, dass stirbt auch das
Dorf aus“, ist sich Norbert Erhardt sicher. Der
Mainleuser Gemeindeteil Motschenbach ist in dieser
Hinsicht noch ganz gut aufgestellt. Zwei
Milchviehbetriebe gibt es noch und zwei
Ackerbaubetriebe, die im Nebenerwerb geführt werden.
Freilich vor gerade mal 25 Jahren waren es noch neun
Milchviehbetriebe.
Ganz so, als
hätte er mit seinem Hof nicht schon genug zu tun,
engagiert sich Norbert Erhardt seit 2012
ehrenamtlich für die CSU im Gemeinderat, ist seit
über 25 Jahren Ortsobmann des Bauernverbandes, wirkt
in der Kirchenverwaltung mit und geht auch gerne mal
als Jäger auf die Pirsch. Zusammen mit seiner Frau
lädt er auch immer wieder Schulklassen und
Kindergärten auf den Hof ein, um jungen Leuten
Landwirtschaft nahe zu bringen. „Die
Öffentlichkeitarbeit hat bei uns schon immer einen
hohen Stellenwert“, so der leidenschaftliche
Landwirt.
Bilder:
1.Gute
Tradition: viele Abzeichen des Milcherzeugerrings
für herausragende Leistungen hat Norbert
Erhardt an der Stalltüre angebracht.
2.
Landwirt
Norbert Erhardt und Mitarbeiter Lars Pühlhorn im
großzügigen Laufstall des Betriebes.
3.Leidenschaftlicher
Landwirt: Für Norbert Erhardt aus Motschenbach ist
sein Beruf eine echte Berufung.
„Waldumbau tut
Not“ / WBV Bamberg vor herausfordernden forstlichen
Zeiten
Scheßlitz.
Die extremen Schadholzanfälle im Vereinsgebiet haben
die Vermarktungszahlen der Waldbesitzervereinigung
Bamberg gehörig durcheinander gewirbelt. Mit weit
über 73000 Festmetern Holz habe die WBV 2021 fast
die doppelte Menge von 2020 und beinahe die
vierfache Menge eines „normalen“ Jahres vermarktet,
sagte der neue Geschäftsführer Konstantin Meyer bei
der Jahreshauptversammlung in Scheßlitz. Mit der
Steigerung einhergegangen sei ein Anwachsen des
Arbeitspensums weit über die Belastungsgrenze der
mittlerweile sieben angestellten Mitarbeiter.
Oberfranken
habe mit die höchsten Schadholzmengen in ganz Bayern
gehabt, sagte Meyer. „Wir sind eigentlich mehr oder
weniger dem Käfer hinterher gejagt.“ Konkret hätten
die Zahlen, die von der WBV im Auftrag ihrer
Mitglieder vermarktet wurden, 2021 bei 73377, 2020
bei 41747 und 2019 bei 33631 Festmetern Holz
gelegen. Den weitaus größten Teil unter den
Holzarten machten dabei naturgemäß die Fichten aus.
Die
Jahreshauptversammlung in der Turnhalle des TSV
Scheßlitz war die erste seit drei Jahren, die wieder
in Präsenz stattgefunden hatte. Dementsprechend groß
war der Bedarf, sich persönlich auszutauschen und
aktuelle Probleme zu diskutieren. Vorsitzende
Angelika Morgenroth schwor die Mitglieder vor dem
Hintergrund des „European Green Deal“ auf eine
„herausfordernde forstliche Zeitenwende“ ein. Ohne
ein Gegensteuern würden die Waldbesitzer
erschreckende Folgen für die Ressource Holz und den
Waldumbau erleben. „Da sind die Politiker gefordert,
um die geplanten ideologischen Auswirkungen
abzuwenden“, sagte Morgenroth.
Doch auch vor
Ort könne man von einer klimabedingten forstlichen
Katastrophe sprechen. Nach den Zahlen der
Vorsitzenden seien im Amtsbereich Bamberg in den
zurückliegenden drei Jahren rund 1000 Hektar Wald
verloren gegangen. Schuld daran sei die extreme
Ausbreitung der Kalamitäten, schon im Jahr 2019 mit
extremer Trockenheit und Wärme. „Viele
Fichtenflächen sind in noch nie dagewesener
Geschwindigkeit abgestorben“. Als Folge davon sei
der Preis für Nadelhölzer bundesweit in Bodenlose
gefallen.
„Einen Wald zu
besitzen ist kein reines Vergnügen mehr“, hatte
bereits zuvor der stellvertretende Bereichsleiter
Forsten Gregor Schießl vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten festgestellt.
Diskussionen fänden immer mehr unter einer
„ideologischen Käseglocke“ statt, an deren Ende die
Aussage steht: „Baum ab, nein danke“. Doch wer von
den Kritikern kümmere sich wirklich um die Sorge und
Nöte der Waldbesitzer? Dabei reiche schon der
Borkenkäfer aus, um für Frustrationen zu sorgen.
Schießl kam auf rund 200000 Kubikmeter reines
Käferholz allein im Amtsbereich. „Waldumbau tut Not“
sagte der Forstamtsleiter. „Die Mischung macht´s,
wer streut, rutscht nicht.“
Zur aktuellen
Situation sagte Geschäftsführer Meyer, dass sich die
Preise im ersten Quartal 2022 wieder auf höherem
Niveau bewegten. Er rief die Waldbesitzer zu
verstärkten Kontrollen der Fichtenbestände in den
kommenden Wochen auf. Vor allem die zahlreichen
Einzelwürfe vorgeschädigter Fichten nach den Stürmen
im Februar machten verstärkten Buchdrucker- und
Kupferstecherbefall wahrscheinlich.
Bild:
„Arbeitspensum weit über die Belastungsgrenze“:
Konstantin Meyer ist der neue Geschäftsführer der
Waldbesitzervereinigung Bamberg.
Krisen und
Krieg: Wertschätzung für die Landwirtschaft ist
wieder gewachsen / Familie Müller bewirtschaftet bei
Himmelkron einen klassischen Milchviehbetrieb
Schwärzhof.
Landwirtschaft, ganz normal: das ist es, was
Wolfgang Müller und seine Familie in dem zu
Himmelkron gehörenden Weiler Schwärzhof betreiben.
Die Lage ist allerdings außergewöhnlich: von der
unterhalb der Schiefen Ebene gelegenen Ortschaft hat
man einen gigantischen Blick über den Talkessel auf
Himmelkron. Fast könnte man meinen, in der Toskana
gelandet zu sein. „Nur das Meer fehlt“, sagt
Wolfgang Müller augenzwinkernd.
Im Grund ist es
ein ganz normaler Milchviehbetrieb mit 85 Kühen plus
Nachzucht. Vermarktet wird die Milch nicht, wie man
meinen könnte an die Käserei Bayreuth, sondern an
die Milchwerke Oberfranken West nach Coburg. Als
Bayreuth 2010 seine Eigenständigkeit aufgab und
Bayernland-Standort wurde, habe man sich Coburg
angeschlossen, berichtet Wolfgang Müller. Dabei sei
man auch geblieben: „Alles läuft gut, wir sind sehr
zufrieden.“
2005 hatte
Wolfgang Müller (47) den Betrieb vom Vater Hans
übernommen, der trotz seiner mittlerweile 82 Jahre
noch immer schwer aktiv ist und mithilft, wo er nur
kann. Auf dem Hof ist die ganze Familie im Einsatz,
vor allem der älteste Sohn Markus (24), aber wenn
irgendwie zeitlich möglich auch die beiden anderen
Söhne, von denen einer gerade seinen
Lebensmitteltechniker macht und der jüngst noch zur
Schule geht. „Alle helfen mit und alle können mit
Maschinen umgehen“, so Wolfgang Müller. Ehefrau
Kathrin ist sogar als Kreisbäuerin von Himmelkron
aktiv. Lediglich zur Abdeckung von Arbeitsspitzen,
beim Dreschen und beim Mais häckseln, holt man sich
einen Lohnunternehmer zur Hilfe.
2009 wurde der
neue Laufstall als Außenklimastall mit Melkroboter
errichtet. An Tierwohl mangelt es nicht, die Kühe
haben jede Menge Licht und Luft. Insgesamt
bewirtschaftet Wolfgang Müller 75 Hektar Land, rund
40 Hektar davon Grünland zum Eigenbedarf, also
Futter für die Kühe. Auf den restlichen Flächen wird
Silomais, Weizen und Gerste angebaut, vermarktet
wird klassisch über den Landhandel. Sämtliche
Flächen befinden sich in den Gemeindegebieten von
Himmelkron und Trebgast. Bei den derzeitigen
Energiepreisen sei es extrem wichtig, dass die
Anfahrtswege nicht zu lang sind. Auch sollte man
sich jeden einzelnen Bearbeitungsschritt genau
überlegen.
Wolfgang
Müller hatte nach einer ganz normalen
Landwirtschaftslehre die damalige Technikerschule
für Agrarwirtschaft in Bayreuth besucht und 1985
abgeschlossen. Sohn Markus absolvierte nach der
Realschule ebenfalls eine Lehre und besuchte nach
einem Praxisjahr die Technikerschule im
mittelfränkischen Triesdorf. „Eine Superzeit“,
schwärmt er. Er würde jederzeit wieder nach
Triesdorf gehen und könne die Schule nur
uneingeschränkt weiterempfehlen.
Ein wenig sieht
Sohn Markus die Wertschätzung der Landwirtschaft
wieder im Aufwind. Schuld daran seien die Krisen und
der Krieg. Dadurch sei Nahrungsmittelsicherheit
wieder ein Thema geworden. „Es hat doch lange keinen
mehr interessiert, wo die Lebensmittel herkommen“,
so Markus Müller. „Volle Regale waren Standard.“
Schwer aktiv
sind Vater und Sohn auch in ihrer Freizeit. Seit 18
Jahren ist Wolfgang Mitglied des Kirchenvorstandes,
seit den letzten Wahlen gehört der CSU/FWG-Liste des
Gemeinderates an. Und dann hat er noch ein ganz
besonderes Hobby: Für die Theatergruppe des
Gartenbauvereins Lanzendorf steht er nach der
Corona-Pause hoffentlich bald wieder auf den
Brettern, die die Welt bedeuten.
Sohn Markus,
der drei Tage pro Woche im Büro des Maschinenrings
Münchberg unter anderem für Abrechnungen und
Düngeberatung arbeitet, ist dritter Vorstand der
Landjugend Bad Berneck – Bindlach mit insgesamt rund
60 aktiven Mitgliedern, die nach Corona hoffentlich
alle auch wiederkommen. Markus Müller ist
zuversichtlich: „Wir haben das Beste daraus gemacht
und die Zeit genutzt“, sagt er. Sogar eine
Online-Weinprobe habe man arrangiert. Den
persönlichen Kontakt, auch das ist sich Markus
sicher, könne aber auch das beste Zoom-Meeting nicht
ersetzen.
Bilder:
1.Vater
Wolfgang und Sohn Markus Müller im Laufstall auf dem
Schwärzhof bei Hmmelkron.
2.Geschützt
vor Wind und Wetter und trotzdem im Freien hat man
für die Kälberiglus einen guten Platz gefunden.
Weidehaltung im
Visier / Oberfränkische Biobauern machen gegen
EU-Öko-Verordnung mobil
Melkendorf.
Kommt die Verpflichtung zur Weidehaltung, befürchten
viele Biomilchlieferanten aus Oberfranken, dass sie
mit allen negativen Konsequenzen wieder auf
konventionelle Erzeugung umstellen müssen. Einer der
betroffenen ist der Landwirt Hermann Grampp aus
Melkendorf bei Kulmbach. Er hat jetzt mehrere
Berufskollegen mobilisiert, um gegenüber Politik und
Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass viele
fränkische Milchviehhalter vor einer unlösbaren
Aufgabe stehen.
Die Europäische
Union drängt die deutschen Bauern dazu, die
EU-Öko-Verordnung in die Tat umzusetzen. Zentraler
Bestandteil der Verordnung ist die
Weideverpflichtung für Öko-Milchvieh. „Das ist für
uns nicht machbar“, sagen Hermann Grampp und seine
Berufskollegen. Ursache dafür sind die kleinteilige
Struktur der bewirtschafteten Flächen und die
massiven Streulagen aufgrund der typisch fränkischen
Realteilungsgebiete.
Die geforderten
Weiden müssten in Hofnähe, neben den Stallungen
sein, was, anders als zum Beispiel in
Norddeutschland oder in Oberbayern, schon aufgrund
der örtlichen Gegebenheiten unmöglich ist. Dazu
kommt, dass Bauern wie Hermann Grampp in den
zurückliegenden Jahren teilweise Millionenbeträge
investiert haben, um sämtliche Biostandards zu
erfüllen. „Und jetzt soll alles umsonst gewesen
sein?“, fragen sich er und seine Berufskollegen.
Markus Küfner
aus Bindlach im Landkreis Bayreuth beispielsweise.
Zusammen mit einem Partner bewirtschaftet er einen
Biobetrieb mit 170 Kühen. „Weidehaltung ist bei uns
unmöglich“, so Küfner. Auf der einen Seite grenzt
der Hof direkt an die Bundesautobahn A9, auf der
anderen Seite an die Eisenbahnlinie Bayreuth –
Neuenmarkt. Wo soll er die geforderten Weiden
hernehme? Harald Reblitz aus Coburg geht es ähnlich.
Er ist Vorstandsvorsitzender bei den Milchwerken
Oberfranken-West in Meeder bei Coburg. 15 bis 20
Prozent der angelieferten Milch sei Biomilch.
Reblitz befürchtet, dass die Hälfte davon wegfallen
würde, wenn die Weideverpflichtung Wirklichkeit
wird. Wie das zur politisch geforderten Steigerung
des Ökoanteils passen soll, erschließt sich keinem
der Beteiligten.
Auch die
Verpächter spielten nicht, wenn es darum geht,
wertvolles Ackerland in Grünland umzuwandeln, so
Harald Küfner aus Untergräfenthal. Er werde die
Milchviehhaltung notfalls ganz aufgeben, denn ein
zurück auf konventionelle Erzeugung komme für ihn
nicht in Frage. Auch Gerd Böhner vom Lärchenhof bei
Bindlach würde seine derzeit 180 Milchkühe deutlich
reduzieren müssen, wenn er zur Weidehaltung
gezwungen würde. Böhner spricht von einem echten
K.o.-Kriterium. Dabei hatte er so viel Herzblut in
die Milchviehhaltung gesteckt und immer wieder
investiert.
„Wir stehen vor
dem Nichts“, brachte Holger Hofmann aus Burghaig
seine Situation auf den Punkt. Er hatte erst 2015
einen neuen Laufstall gebaut und „aus Überzeugung“
auf bio umgestellt. Direkt an seinen Hof angrenzend
hat er überhaupt keine Flächen. Die nächsten seien
rund zwei Kilometer entfernt. Ähnlich ergeht es
Herbert Kunick aus Sonnefeld. Er müsste vier Kreis-
und Staatsstraßen queren, um sein Milchvieh auf eine
Weide und zurück zum Melkroboter zu bringen. Er
brachte allerdings einen Kompromiss ins Spiel: so
könnte man unter Umständen die Trockensteher, oder
das Jungvieh auf die Weiden bringen, um die
Öko-Verordnung zu erfüllen.
„Europa lässt
sich eben nicht überall eins zu eins umsetzen“, sagt
Martin Schöffel, Landtagsabgeordneter und
Vorsitzender des Arbeitskreises Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten. Er setzt bei der
Umsetzung der EU-Öko-Verordnung auf mögliche
Ausnahmen sowie auf lange Übergangsfristen.
Schließlich komme es auch darauf an, wie der Begriff
Weide definiert werden soll, so Harald Köppel,
Geschäftsführer des Bauernverbandes. Köppel geht
aber auch davon aus, dass der Handel die
Daumenschrauben weiter anziehen wird. Klaus
Schiffer-Weigand vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten, plädierte ebenfalls
dafür, nach Kompromissen zu suchen: „Eine
Totalverweigerung in Sachen Weide werden wir nicht
durchbringen.“
Bild:
Zahlreiche betroffene Berufskollegen hatte Hermann
Grampp (3. Von links) aus Melkendorf auf seinem Hof
versammelt, um Politik und Öffentlichkeit auf die
negativen Auswirkungen der geforderten Weidehaltung
aufmerksam zu machen.
Fleckvieh,
Angus- und Wagyu-Rinder aus dem Internet/ Hanf,
Quinoa, Kühe: Martin Baumgärtner setzt auf Qualität,
Nachhaltigkeit und Tierwohl
Unterzaubach.
Ein autarker Bauernhof, das wäre der Idealfall, den
Martin Baumgärtner in Unterzaubach anstrebt. Wenn
manche auch darüber lächeln mögen, auf dem Weg
dorthin ist er, zumindest theoretisch, schon
ziemlich weit. Strom wird mit einer
100-kw-Freiflächenanlage produziert und in das
öffentliche Netz eingespeist. Eine weitere
Photovoltaikanlage auf dem Stalldach ist geplant.
Nun müssten nur noch die Speichertechnologien so
weit sein. Für die Wasserversorgung gibt es einen
eigenen Brunnen und für die Wärme sorgen die
Holzhackschnitzel aus dem eigenen Wald.
Wichtig ist für
den 38-jährigen Landwirt auch die
Kreislaufwirtschaft. Das Futter für die Tiere wächst
auf den eigenen Feldern, die wiederum mit den
Hinterlassenschaften der Vierbeiner gedüngt werden.
Die Pflanzen produzieren Sauerstoff: „Somit haben
wir soweit nur irgendwie möglich eine klimaneutrale
Produktion“, sagt Baumgärtner, der es als früherer
Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft
nicht nur innerhalb des Berufsstandes auch
überregional zu Bekanntheit gebracht hat.
2016 hatte er
den Hof am Ortsrand von Unterzaubach von den Eltern
übernommen. Damals mit 30 Kühen mit Nachzucht in
Anbindehaltung. Das hatte keine Zukunft, so erkannte
es Martin Baumgärtner schnell. Also stand er vor der
Entscheidung, den Betrieb um- und auszubauen und im
Vollerwerb weiterzuführen, oder eben nicht.
Nun war es
nicht so, dass der Diplom-Agrarwirt keine anderen
Optionen gehabt hätte. Martin Baumgartner studierte
in Triesdorf Landwirtschaft und war mehrere Jahre
lang beim Bayerischen Bauernverband tätig.
Anschließend war er Lehrer an den
Landwirtschaftsschulen in Bayreuth und Münchberg.
Öffentlicher Dienst oder Selbstständigkeit, vor
dieser Frage habe er damals gestanden und entschied
sich für letzteres. Eigentlich hätte er sogar noch
eine weitere Option gehabt, er kandidierte bereits
als Kandidat der Freien Wähler für den Landtag und
ist heute Stadtrat und 3. Bürgermeister von
Stadtsteinach.
Heute ist die
Fleischvermarktung das Hauptstandbein seines
Betriebs, der 2017 auf ökologische Bewirtschaftung
umgestellt wurde. Martin Baumgartner betreibt im
2019 neugebauten Stall Mutterkuhhaltung mit 70
Tieren der Rassen Fleckvieh und Angus. Auch zwei
Wagyu-Edelrinder sind dabei. Dazu kommen etwa 30
Jungtiere. Auf das vielzitierte Tierwohl legte der
Landwirt von Anfang an größten Wert. „Die Kühe haben
ein Maximum an Licht, Luft und Freiraum und können
ihr Sozialverhalten so natürlich wie irgendwie
möglich ausleben“.
Eine weitere
Besonderheit auf dem Baumgärtner-Hof ist die
Saisonabkalbung. Der Natur folgend, kommt der Bulle
im Juli, August zur Herde. Die Kälber kommen dann so
ab Mai auf die Welt. Vorteil ist, dass alle
gleichzeitig das Licht der Welt erblicken, und zwar
in der angehenden warmen Jahreszeit, meist sogar auf
der Weide. . Man müsse normalerweise keine Sorge
haben, dass ein Kalb nicht durchkommt, was in einem
strengen Winter schon mal passieren kann. Danach
bleiben sie dann solange wie nur irgendwie möglich
bei der Mutter, meist bis in die Wintermonate
hinein. Dann benötigt die Mutterkuh eine
Erholungsphase. 28 Kälber plus drei Nachzügler haben
so im zurückliegenden Jahr das Licht der Welt
erblickt. Geschlachtet werden sie in der Regel erst
nach drei Jahren.
Martin
Baumgärtner legt bei allem, was er macht, höchsten
Wert auf Qualität. So haben die bei einem Metzger in
Himmelkron geschlachteten, zerlegten und vakuum
verpackten Fleischpakete eben auch ihren Preis. Das
Fünf-Kilo-Paket kostet 85 Euro und enthält unter
anderem 500 Gramm Steaks, Braten, Rouladen und
Beinscheiben. Vermarktet wird direkt, das heißt bei
Martin Baumgartner übers Internet. Er hat eine
eigene Website mit Online-Hofladen (hofgut-baumgaertner.friedhold.de)
und ist mit seiner eigens geschaffenen Marke Hofgut
Baumgärtner auf Facebook und Instagram präsent. Die
Pakete liefert er im Umkreis selbst aus, auch ein
Versand ist möglich.
30 Prozent der
bewirtschafteten Fläche ist Grünland. Auf weiteren
60 Hektar Ackerland baut Martin Baumgartner
Kleegras, Luzerne, Dinkel, Roggen, Hafer und
Sommergerste an. Die Vermarktung erfolgt, wenn nicht
zum Eigenbedarf als Futter benötigt, klassisch über
den Landhandel. Doch der 38-Jährige experimentiert
auch gerne und so reserviert er regelmäßig einige
wenige Hektar für Sonderkulturen, wie zum Beispiel
Quinoa oder Hanf.
Die
Kulturpflanze Quinoa ist für Müsli-Mischungen
interessant und aus Hanf wird Öl hergestellt. Wer
jetzt glaubt, er könne sich seine Joints künftig auf
den Feldern in Unterzaubach pflücken hat sich
getäuscht. Der Tetrahydrocannabinol-Gehalt (THC),
der bei Hanf für die berauschende Wirkung sorgt, ist
bei dem angebauten Hanf so verschwindend gering,
dass er zum Rauchen nicht taugt. Weitere
Sonderfrüchte, wie etwa Lupinen oder Buchweizen sind
in Planung, wobei verlässliche Erträge aufgrund der
extremen Frostempfindlichkeit aller dieser Arten in
unseren Breiten extrem schwierig sind. Man könne sie
erst nach den Eisheiligen aussäen und im Oktober
ernten
Einziger
Wermutstropfen bei allem Bemühungen um
Nachhaltigkeit: Diesel wird wohl auch weiterhin
benötigt, bei einem Biobetrieb sogar noch im
stärkeren Umfang als bei einem konventionellen
Betrieb. Die Bodenbearbeitung erfolgt intensiver mit
Striegel, Hacke und Co. Gepflügt werden muss auch.
Das tut bei den derzeitigen Dieselpreisen so richtig
weh, gehöre aber eben auch zur Wahrheit.
Bild:
Martin Baumgärtner kümmert sich um die Kälber in
seinem Stall am Ortsrand von Unterzaubach.
Landwirtschaft
als Grundlage des Lebens / Ackerbau, Biogas und
Lohnarbeiten: Agrarbetrieb Hahn in Dörnhof bei
Kupferberg
Dörnhof.
Immer schon innovativ und der Zeit etwas voraus. Das
könnte gleichsam ein Motto sein, für den
Agrarbetrieb der Familie Hahn in Dörnhof bei
Kupferberg. Bis 1992 Milchviehhaltung, bis 2011
Schweinemast wurde aus dem Hof bis heute ein breit
aufgestelltes Lohnunternehmen mit Wirkungskreis vom
Kulmbacher und Hofer Land aus bis weit nach Sachsen,
Thüringen und Sachsen-Anhalt hinein. Auf den gut 300
Hektar Fläche wird allerhand Getreide angebaut und
klassisch vermarktet. Die Energiepflanze Silphie und
das Grüngut gehen in eine Biogasanlage, die
mittlerweile auf 420 kW aufgerüstet wurde.
„Weitergehen
wird es auf jeden Fall, aber es wird
anspruchsvoller“, sagt Junior Dominik (29), der als
Landwirtschaftsmeister die Zügel schon fest in der
Hand hat und genau weiß, was er will. „Immer nur
alles billiger und immer mehr, das kann es doch
nicht sein.“ Vater Gerhard (57) hat schon allerhand
turbulente Zeiten in der Landwirtschaft erlebt und
kann es nicht verstehen, dass die Gesellschaft die
Bauern heutzutage als Sündenbock für alles hernimmt.
„Ich bin mir sicher, dass ein Teil unseres
Wohlstandes auf den Bauernstand aufgebaut ist“, sagt
er. Für ihn ist Landwirtschaft die Grundlage allen
Lebens. „Nahrungsmittel sind ein Grundbedürfnis des
Menschen und trotzdem wird der
Nahrungsmittelproduzent nur noch niedergemacht.“
Im
Jahr 2000 hatte Gerhard den Betrieb von seinem
inzwischen verstorbenen Vater Robert übernommen. Die
Milchviehhaltung mit zuletzt 26 Kühen war damals
schon längst Geschichte. Stattdessen setzte man
damals noch auf Schweinemast mit 800 Mastplätzen im
umgebauten Rinderstall damals schon auf Halbspalten
mit Stroheinlage. Damit war Gerhard Hahn
beispielsweise auch einer der Gründungsväter der
Frankenfarm in Himmelkron.
Erst 2011
hängte Gerhard auch das an den Nagel. „Wir hätten
technisch einfach zu viel umbauen müssen.“ Er ist
froh über diese Entscheidung, zumal die
Schweinepreise heute ein nie dagewesenes Tief
erreicht haben. Stattdessen konzentrierte sich der
Landwirt auf das, was ihn schon immer fasziniert
hat, auf die vielfältigsten Lohnarbeiten, also
Dreschen, Ballen pressen, Mais häckseln, die gesamte
Erntelogistik eben, aber auch das Ausbringen von
Gülle und vieles mehr, und stets auch Waldarbeiten
wie etwas Holz rücken.
„Das
Lohngeschäft steht bei uns im Mittelpunkt“, sagt
Gerhard Hahn. Und so ist auch das technische
Aufgebot außergewöhnlich. Zwei große Häcksler stehen
im ehemaligen Stallgebäude, zwei 350-PS-Schlepper,
zwei 300-PS-Schlepper, ein Agro-Truck und noch das
eine oder andere. Zwei Vollzeitkräfte beschäftigt
die Familie, der eine Landwirt, der andere
Landmaschinenmechatroniker. Dazu kommen je nach Lage
mehrere geringfügig beschäftigte Aushilfen. Mit dem
Lohnunternehmen von Jürgen Brendel in Presseck
verbindet dem Agrarbetrieb Hahn eine langjährige und
enge Zusammenarbeit.
Bereits
auf das Jahr 2005 geht der Bau der Biogasanlage
zurück, ursprünglich auf 180 kW geplant, dann gleich
mit 240 kW gebaut und mittlerweile auf 420 kW
aufgerüstet. Der gewonnene Strom wird komplett in
das öffentliche Netz eingespeist. Bestückt wird die
Anlage mit dem zweiten Schnitt des Grünlandes und
der Energiepflanze Nachwachsende Silphie (Silphium
perfoliatum), die auf stattlichen 40 Hektar angebaut
und biologisch, ohne Pflanzenschutz, bewirtschaftet
wird.
Auf den
restlichen Flächen wächst Winterraps, Sommergerste,
Mais, Dinkel, Weizen, Körnersenf. Das Getreide wird
konventionell über den Landhandel vermarktet. Weil
das alles noch nicht genug ist, betreibt Gerhard
Hahn auch die Kompostieranlage in Untersteinach im
Auftrag des Landkreises. Die Anlage selbst ist in
seinem Besitz.
Bilder:
1. „Technisch sind wir schon gut ausgerüstet“,
sagten Gerhard und Dominik Hahn, hier in der
Maschinenhalle ihres Agrarbetriebs.
2. Dominik Hahn bestückt die Biogasanlage in Dörnhof
bei Kupferberg.
3. Vater und Sohn: Gerhard und Dominik Hahn haben
einen echten Vorzeigebetrieb aufgebaut.
Im Einsatz für
Wettervorhersage und Klimaüberwachung / Deutscher
Wetterdienst sucht ehrenamtlichen Wetterbeobachter
für Niederschlagsstation im Raum Kulmbach
Kulmbach.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt in ganz
Deutschland ein Netz von knapp 1800 nebenamtlichen
Wetter- und Niederschlagsstationen. Für dieses
flächendeckende Messnetz sucht die Bundesbehörde im
Raum Kulmbach wetterbegeisterte Bürgerinnen oder
Bürger, die als ehrenamtliche Beobachter des
nationalen Wetterdienstes zur Wetter- und
Klimaüberwachung in Deutschland beitragen möchten.
Die jetzige
Beobachterin, Abiturientin Larissa Grampp aus
Melkendorf, muss zum 30. September aufhören, da sie
im Oktober ein Studium „Ernährungs- und
Versorgungsmanagement“ im mittelfränkischen
Triesdorf aufnimmt. Vater Hermann Grampp ist mit
seinem Milchviehbetrieb am Ortsrand von Melkendorf
komplett ausgelastet. „Viel Arbeit ist es zwar
nicht, aber es muss jeden Tag gemacht werden“, so
Larissa und Hermann Grampp. Früher war die Station
in Burghaig untergebracht.
Aktuell gibt es
oberfrankenweit im Schnitt alle 15 Kilometer eine
Station, so Frank Sievers von der zuständigen
regionalen Messgruppe des Deutschen Wetterdienstes
in München. Wettermelder zu finden sei nicht ganz
einfach, da die Station möglichst frei stehen muss,
damit die Messungen nicht beeinträchtigt werden.
Landwirte seien geradezu prädestiniert dafür, da sie
über entsprechende Flächen in geeigneten Lagen
verfügen und die Daten ja ohnehin auch für sich
benötigen. Im Übrigen handle es sich um ein
Ehrenamt, bei dem lediglich der Aufwand entschädigt
werde. Ein ehrenamtlicher Beobachter erhält derzeit
eine jährliche Aufwandsentschädigung von 760 Euro im
Jahr.
Jede
ehrenamtliche konventionelle Niederschlagsstation
wird mit einem Niederschlagsmesser ausgerüstet,
erklärt Frank Sievers. Voraussetzungen für die
Übernahme dieser verantwortungsvollen Tätigkeit
seien neben dem geeigneten Grundstück ein
internetfähiger Computer. Aufgabe der ehrenamtlichen
Beobachter ist es, jeden Tag möglichst genau um
06.50 Uhr (Sommerzeit um 07.50 Uhr), die
Niederschlagshöhe mit dem
Hellmann-Niederschlagsmesser und im Winter die
Schneedeckenhöhe zu messen.
Nach den Worten
von Frank Sievers sollten alle vom ehrenamtlichen
Beobachter erfassten Daten täglich, spätestens bis
08.15 Uhr (Sommerzeit bis 9.15 Uhr) über eine
Web-Anwendung in den heimischen Computer eingegeben
werden. „Das ist ein ganz einfaches Programm, das
auch ohne Computerkenntnisse jeder ausführen kann.“
Notfalls sei dies auch mit einem Smartphone möglich.
Bei Urlaub oder Krankheit sollte ein geeigneter
Vertreter zur Verfügung stehen.
Die vor Ort
gemessenen Daten und die Beobachtungen der
Wetterbeobachter werden vom nationalen Wetterdienst
zum Beispiel für die Wettervorhersage oder für
Gutachten bei Wetterschäden genutzt. Sie sollen aber
auch helfen, die Klimaveränderung in Deutschland
genau zu erfassen und deren Folgen besser
einschätzen zu können. Bei der Kulmbacher Station
handelt es sich um eine konventionelle
Niederschlagsstation, wie sie zum Beispiel auch
Fischer in Marktleuthen-Neudorf betreibt.
Ansprechpartner
bei Interesse: Frank Sievers vom der regionalen
Messgruppe des Deutschen Wetterdienstes, in der
Helene-Weber-Allee 21 in 80637 München. Telefon:
069/8062-9254, E-Mail: frank.sievers@dwd.de.
Bild:
Bei der Kulmbacher Wetterstation von Larissa Grampp
und Vater Hermann Grampp in Melkendorf handelt es
sich um eine konventionelle Niederschlagsstation, so
wie sie der Deutsche Wetterdienst an mehreren
Stationen in Oberfranken betreibt.
Corona, Krieg
und explodierende Kosten belasten die Bauern /
Maschinenring Bamberg konnte sich trotz leichter
Rückgänge bislang gut behaupten
Bamberg.
„Die Unsicherheit ist auf jeden Fall spürbar, man
weiß nicht, wo geht es hin.“ Andreas Hoffmann aus
Sassendorf, Vorsitzender des Maschinenrings Bamberg
e.V. und gleichzeitig Geschäftsführer der MR Bamberg
Dienstleistungs GmbH, bringt auf den Punkt, was die
Landwirte nicht nur im Landkreis Bamberg derzeit
umtreibt. Die Kosten für Dünger, Diesel und Energie
explodierten regelrecht, die Bauern hätten keine
Alternativen. Von den steigenden Preisen im
Lebensmittelhandel komme nichts bei den Landwirten
an und das Regelkorsett, in dem die Bauern stecken,
werde immer enger.
Dazu komme die
vor der Tür stehende Reform der europäischen
Agrarpolitik, bei der noch vieles im Ungewissen sei.
„Kein anderer Industriezweig wird in ein dermaßen
enges Regelwerk gesteckt, wie die Landwirtschaft“,
so Andreas Hoffmann. Dabei seien die Folgen der
Corona-Krise noch längst nicht überwunden. Auch beim
Maschinenring sei Corona durch einen Rückgang bei
der Betriebshilfe spürbar geworden. Viele
Operationen und Rehabilitationsmaßnahmen seien
verschoben worden, so dass gar kein Betriebshelfer
in Spruch genommen werden musste. Auch die
Kommunikation mit Fremdfirmen sei vielfach
schwieriger geworden, zum Beispiel deshalb, weil
sich die Ansprechpartner im Home Office befanden.
Der
Maschinenring Bamberg hat aktuell einen
Verrechnungswert von rund 2,04 Millionen Euro
(Vorjahr 2,28 Millionen Euro). Den Rückgang macht
Vorsitzender Hoffmann am klassischen
Maschinengeschäft aufgrund der Wetter- und
Erntesituation fest. Schwerpunkte waren die Bereiche
Körnerernte, Futterbau und Strohernte sowie
organische Düngung. Bei der sozialen Betriebshilfe
kommt Andreas Hoffmann auf gut 12700 Einsatzstunden,
die von zusammen 37 Einsatzkräften geleistet wurden.
Dabei gehe es einzig und allein um die
Aufrechterhaltung des Betriebsablaufs in sozialen
Notfällen. Die wirtschaftliche Betriebshilfe spielt
beim MR Bamberg dagegen kaum eine Rolle.
Als
Schwerpunkte in der alltäglichen Arbeit der GmbH, in
der die gewerblichen Aktivitäten ausgelagert sind,
bezeichnete der Vorsitzende unter anderem den
Winterdienst und die Grünanlagenpflege, die Pflege
von Obstbäumen, sie Betreuung von Parkplätzen sowie
die Beteiligung an den zwei Biomasseheizwerken am
Schwimmbad Bambados“ in der Stadt Bamberg und an
einer klassischen Hackschnitzelheizung in
Breitengüßbach. Kunden seien in erster Linie Firmen
und Kommunen, mittlerweile würden aber auch immer
mehr Privatleute auf die Dienste des Maschinenrings
zurückgreifen.
Der
Maschinenring Bamberg hatte nach den letzten
vorliegenden Zahlen 714 Mitglieder, was einen
leichten Rückgang um 34 Mitglieder binnen
Jahresfrist bedeutet. Sie alle bewirtschaften
zusammen eine Fläche von knapp 32300 Hektar, rund
900 Hektar weniger als im Vorjahr. Eine Besonderheit
gibt es beim Maschinenring Bamberg: Das Ringgebiet
ist nicht ganz deckungsgleich mit dem Landkreis
Bamberg, weil der Teil des früher eigenständigen
Landkreises Ebermannstadt zum Maschinenring
Fränkische Schweiz gehört. Bereits seit 1. September
2019 ist der MR Bamberg in den Geschäftsräumen im
Industriegebiet Laubanger zu finden. Dort sind vier
Vollzeit und zwei Teilzeitkräfte beschäftigt.
Bild:
„Man weiß nicht, wo geht es hin“: Andreas Hoffmann
aus Sassendorf, Vorsitzender des Maschinenrings
Bamberg e.V. und gleichzeitig Geschäftsführer der MR
Bamberg Dienstleistungs GmbH.
Galaktisch gut
aus Himmelkron: Aus Sojabohnen wird „Ufotofu“ /
Christopher Schramm aus Himmelkron hat die „Tofurei“
erfunden
Himmelkron.
Damit liegt Christopher Schramm voll im Trend: auf
rund einem Hektar Fläche bei Himmelkron baut der
32-Jährige Soja an und stellt aus den Bohnen die
Fleischalternative Tofu sowie einen Sojadrink her.
„Ich sehe durchaus Potential, denn fleischlos ist im
Kommen“, sagt der Landwirtssohn. Vermarktet wird
die, zugegeben derzeit noch recht überschaubare
Produktion entweder direkt ab Hof oder über den
Unverpackt-Laden „Hamsterbacke“, über den
Naturkostladen „Hollerbusch“, beide in Bayreuth, und
seit neuestem auch über den Hofladen der Frankenfarm
in Himmelkron. Pro Woche produziert Christopher
Schramm rund zehn Kilogramm sowie einige
Halbliterflachen Sojadrink.
Erst habe er
Käse produzieren wollen, schließlich stehen gleich
nebenan im Hof der Eltern die Milchkühe im Stall.
Doch die Investitionen seien zu groß, der zeitliche
Aufwand nicht zu stemmen gewesen. Ein Beitrag im
Landwirtschaftlichen Wochenblatt habe dann den
Ausschlag gegeben, es einmal mit Soja zu versuchen,
damit war die Idee eine „Tofurei“, ausgerechnet im
ehemaligen Schlachtraum des Hofes, geboren.
Dabei ist
Christopher Schramm weder Vegetarier noch Veganer.
„Ich wollte halt etwas machen, was noch keiner
macht“, sagt er und startete damals noch in der
eigenen Küche die ersten Versuche. „Ich habe mich da
ganz langsam herangetastet“, sagt er. Christopher
Schramm räumt ein, dass das Ganze derzeit eigentlich
nur „ein sehr zeitaufwändiges Hobby“ ist. Was nicht
heißt, dass noch viel mehr draus werden könnte. „Es
soll schon mal ein eigener Betriebszweig werde“, so
Schramm. Die Grundlagen sind gelegt, die Ausrüstung
ist bereits überaus professionell.
Hauptberuflich
ist Christopher Schramm seit zwei Jahren im
Ingenieurbüro GeoTeam in Bayreuth tätig und arbeitet
dort an der Schnittstelle zwischen Wasserversorgern
und Landwirten. Er ist gelernter Chemielaborant und
hat im Rahmen des „BiLa“-Programms eine Ausbildung
zum Landwirt absolviert. Die Eltern bewirtschaften
einen klassischen Milchviehbetrieb mit 65 Hektar
Fläche und 70 Kühen im Stall.
Im
zurückliegenden Jahr hat er Ende April zum ersten
Mal Soja ausgesät. Ernte war relativ spät Anfang
Oktober. Der gesamte Anbau erfolgte absolut
biologisch, also komplett ohne chemischen
Pflanzenschutz. „Wenn schon, denn schon“, sagt
Christopher Schramm.
Immer montags
geht es in der „Tofurei“ hoch her. Die in Wasser
aufgequollenen Bohnen werden in einem
60-Liter-Kessel eingekocht und mit einer Art
Entsafter in dickflüssige Soja-„Milch“ verwandelt.
Die „Milch“ wird dann rund 30 Minuten lang auf über
90 Grad erhitzt und unter Zugabe von aus Meersalz
gewonnenem Magnesiumchlorid als Gerinnungsmittel
gerührt und in Formen gepresst, ehe die
200-Gramm-Stücke im Glas oder im Becher mit Salzlake
verpackt werden. Hört sich auf den ersten Blick
leicht an, ist in Wirklichkeit aber gar nicht so
einfach. Bis die Konsistenz stimmte und der cremige
Eigengeschmack da war, habe es schon gedauert.
Bis
es soweit war, hat sich Christopher Schramm sein
Wissen nicht nur mit Hilfe umfangreicher
Fachliteratur angelesen, sondern auch Tofu-Betriebe
besucht. Auch einen eigenen Markennamen hat er
schon: „Ufotofu“. Das zeigt, dass Christopher
Schramm auch Humor hat, schließlich lautet der
augenzwinkernde Zusatz „galaktisch gut aus
Himmelkron“. „Da kommt man so in einer Bierlaune
drauf“, sagt er.
Auch die
Soja-Herstellung ist ein gutes Beispiel für
Nachhaltigkeit. So werden beispielsweise die Schalen
der Bohnen an die Kühe verfüttert. Ausbaufähig ist
das Ganze auch: „Ich könnte mir vorstellen, künftig
auch Sojajoghurt, oder Tofu in verschiedenen
Geschmacksrichtungen wie Kräuter oder Bärlauch
herzustellen“. Räuchertofu hat er bereits
produziert. Nur eines will er garantiert nicht:
Fleischesser überzeugen, Vegetarier oder Veganer zu
werden.
Bilder:
1.Christopher
Schramm zeigt in seiner „Tofurei“ die quellenden
Sojabohnen. Bis zum fertigen Tofu ist es noch ein
langer Weg.
2.Das
gab es bisher noch nicht: Tofu aus der Region und
für die Region: In Himmelkron produziert Christopher
Schramm derzeit eine noch recht überschaubare Menge.
Tierwohl wird
groß geschrieben / Thomas Erlmann bewirtschaftet in
Waldau einen Milchviehbetrieb und die ganze Familie
hilft mit
Waldau.
„Ohne Leidenschaft geht es nicht“, sagt Thomas
Erlmann. 2012 hat er den Hof am Ortsrand von Waldau
komplett übernommen. Heute bewirtschaftet er ihn
zusammen mit seinem Eltern Helmut und Getrud, seiner
Frau Anja, den drei Söhnen Lukas (15), Alexander
(13), Sebastian (10) und dem Auszubildenden Jan
Morath. 175 Hektar und 150 Kühe plus weiblicher und
männlicher Nachzucht im Stall kann man nicht so
nebenbei machen. Da muss alles gut organisiert sein.
Einfach mal so wegfahren, das geht nicht. „Man muss
auch schon mal bereit sein, einen Handgriff mehr zu
machen“, so Erlmann. „Und ohne die Unterstützung der
ganzen Familie wäre es ohnehin nicht zu schaffen.“
Am Tag zehn
Tonnen Futter, im Jahr 40000 Liter Diesel: Ein
Außenstehender würde das gar nicht verstehen, ist
sich der 42-Jährige sicher. Zu sehr hätten sich
weite Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft
entfernt. Auch was das viel zitierte Tierwohl
angeht. Dabei gehe es den Tieren so gut wie nie
zuvor.
Davon kann man
sich im großen Laufstall auf dem Hof nahe der
Bundesautobahn A70 überzeugen. Schon vor 22 Jahren
wurde der Stall gebaut, ursprünglich für 60 Kühe
konzipiert, wurde er zwischenzeitlich zwei Mal
erweitert. Alle Tiere können sich frei bewegen, die
Anbindehaltung hatte bereits Vater Helmut vor
Jahrzehnten abgeschafft. Vor zwei Jahren kam dann
ein hochmoderner Melkstand dazu, mit dem es möglich
ist, zu zweit 150 Kühe in eineinhalb Stunden zu
melken.
Mit der
vielgescholtenen Massentierhaltung hat das alles
nichts zu tun. „Wir stehen jeden Morgen um sechs Uhr
auf, und bevor wir selbst frühstücken, werden unsere
Tiere komplett versorgt“, sagt Thomas Erlmann.
1998/1999 hatte er die Landwirtschaftsschule
absolviert, in den darauffolgenden Jahren die
damalige Höhere Landbauschule (HLS) in Bayreuth und
anschließend folgte auch noch die Meisterprüfung.
Zehn Jahre lang führte er den Hof zusammen mit dem
Vater als GbR, nun ist Thomas Erlmann alleiniger
Betriebsleiter.
Zehn
Lehrlinge hat er in den zurückliegenden zwölf Jahren
ausgebildet. Eine ungewöhnlich hohe
Ausbildungsleistung, zumal es im Raum Kulmbach nur
wenige landwirtschaftliche Ausbildungsbetriebe gibt.
Eine Besonderheit ist auch Lehrling Jan Morath aus
der Nähe von Himmelkron. Der 21-jährige hat bereits
eine abgeschlossene Ausbildung, und zwar als
Bauzeichner. Obwohl er im Gegensatz zu vielen
anderen Landwirtschafts-Azubis keinen elterlichen
Betrieb vorweisen kann, wollte er die Ausbildung
unbedingt absolvieren.
Die Milch geht
komplett an die Bayernland-Käserei in Bayreuth. Auf
den 175 Hektar Fläche, die sich nahezu
ausschließlich über den Gemeindebereich von
Neudrossenfeld erstrecken, baut Thomas Erlmann im
Wesentlichen Gerste, Kleegras, Mais, Raps und Weizen
an. Der größte Teil als Futtergetreide für den
eigenen Betrieb. Ein kleiner Teil geht an einen
nahegelegenen Schweinebetrieb
Eine
Besonderheit ist auch die mit zweieinhalb Hektar
fast schon riesige Hofstelle. Ein Teil davon hat
einen prominenten Vorbesitzer: auf etwa einem Hektar
davon hatte vor Jahrzehnten der ehemalige bayerische
Bauernverbandspräsident und Bundestagsabgeordnete
Gustav Sühler (1922 – 1998) gewirtschaftet, der aus
dem benachbarten Lindau stammte.
Die Vielzahl
seiner Ehrenämter zeigt, dass Thomas Erlmann über
seinen Betrieb hinaus ein gefragter Mann ist.
Bereits in der zweiten Wahlperiode sitzt er für die
Wählergemeinschaft Waldau im Gemeinderat von
Neudrossenfeld, er ist Vorsitzender der Kulmbacher
Rinderzüchter und stellvertretender Vorsitzender des
oberfränkischen Rinderzuchtverbandes,
Vorstandsmitglied der Besamungsstation Neustadt,
Jagdvorstand und stellvertretender
Feuerwehrkommandant. Seine Mitarbeit im
oberfränkischen Meisterprüfungsausschuss hat Thomas
Erlmann jetzt aufgegeben, denn auch sein Tag hat nur
24 Stunden.
Bilder:
1.
Sie sind mit der Landwirtschaft aufgewachsen: die
drei Söhne Lukas, Alexander und Sebastian im
großzügig angelegten Laufstall, in dem Tierwohl groß
geschrieben wird.
2.Sie
alle helfen tatkräftig mit, damit alles rund läuft
auf dem Betrieb (von links): Lukas, Thomas,
Alexander, Anja, Getrud, Sebastian und Helmut
Erlmann, sowie Azubi Jan Morath.
Wald vor Wild:
Schwerwiegende ökonomische und ökologische
Auswirkungen / Forstliche Gutachten zur Situation
der Waldverjüngung: Rehwild-Abschusspläne sollen
deutlich erhöht werden
Kulmbach. Die
Wälder im Landkreis Kulmbach sind in schlechtem
Zustand. Die Verbiss-Situation hat im Vergleich zu
den Vorjahren deutlich zugenommen und liegt meist
deutlich über dem bayerischen Durchschnitt. Im
forstlichen Gutachten zur Situation der
Waldverjüngung („Vegetationsgutachten“ oder
„Verbissgutachten“), das Michael Schmidt vom Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Coburg-Kulmbach unlängst vorgelegt hat, ist nicht
nur die Rede von schwerwiegenden ökonomischen
Auswirkungen für die Waldbesitzer, etwa durch hohe
Kosten für dringend notwendigen Bau von
Schutzzäunen, sondern auch von ökologischen
Auswirkungen etwa durch das Aussterben mancher
Baumarten.
Laut Gutachten,
das immer im dreijährigen Turnus erstellt wird, sind
die Rehwildbestände im Landkreis Kulmbach zuletzt
deutlich angestiegen. Mit den Rehwildbeständen
steigt natürlich auch die Verbiss-Problematik.
Teilweise liegt der Verbiss sogar deutlich über den
bayerischen Durchschnitt, der mit 40 Prozent
angegeben wird. Ein wichtiges Ziel des Gutachtens
ist es, die Rehwild-Abschusspläne für die kommenden
drei Jahre zu erstellen. Eine weitere Konsequenz ist
es deshalb, dass die Abschussempfehlung deutlich
erhöht werden muss. Dramatisch verschärft wurde die
Situation zusätzlich durch die großen
Borkenkäferschäden der zurückliegenden Jahre.
Dadurch waren riesige Kahlflächen entstanden, allein
im Landkreis Kulmbach rund 2000 Hektar.
Sechs
Hegegemeinschaften gibt es im Landkreis Kulmbach,
bei allen sechs liegt der Verbiss deutlich über dem
bayerischen Schnitt. Im Einzelnen liegen die Zahlen
für die Hegegemeinschaft (HG) Kulmbach bei 70
Prozent, für die HG Roter Main bei 64 Prozent, für
die HG Jura bei 73 Prozent, für die HG Trebgast bei
65 Prozent, für die HG Frankenwald bei 51 Prozent
und für die HG Frankenwald-Oberland bei 50 Prozent.
Die offizielle Abschussempfehlung lautet bei
sämtlichen Hegegemeinschaften „erhöhen“, bei der HG
Kulmbach sogar „deutlich erhöhen“.
„Damit ist der
Verbiss in allen sechs Hegegemeinschaft zu hoch“,
sagt Forstdirektor Michael Schmidt. Er zitiert das
Bayerische Waldgesetz, dass ganz klar die Priorität
„Wald vor Wild“ definiert habe. Das bedeute nicht
Wald ohne Wild, so Schmidt, lege aber eine klare
Priorität zu Gunsten des Waldes durch den
Gesetzgeber fest. Deshalb sei auch die
Abschussplanung als Grundlage einer objektiven
Beurteilung der Waldverjüngung von so großer
Bedeutung. Für das forstliche Gutachten haben
Michael Schmidt und seine Mannschaft rund 14000
Pflanzen auf 200 Verjüngungsflächen auf
Verbiss-Schäden im gesamten Landkreis Kulmbach
untersucht.
Mit Schrecken
hat Burkhard Hartmann, Vorsitzender der AG
Jagdgenossenschaft, das forstliche Gutachten bereits
vor Wochen zur Kenntnis genommen. Nicht nur, dass
die Mehrzahl der Reviere in den sechs
Hegegemeinschaft mittlerweile zu hohe, teilweise
sogar deutlich zu hohe Verbiss-Zahlen aufweisen,
sondern auch, dass meist der besonders wichtige
Leittrieb betroffen sei. Damit sei der Baum von
vornherein nutzlos und wertlos und tauge später
allenfalls noch als Brennholz. „Die Situation ist
wirklich gravierend“, sagte Hartmann. Man müsse
aktiv nachpflanzen, anders gehe es nicht.
Nicht nur die
Jäger seien für den Wildbestand und einen
angemessenen Lebensraum für das Rehwild
verantwortlich, auch Waldbesitzer und Landwirte,
gibt Peter Müller, Vorsitzender des Jagdschutz- und
Jägervereins Kulmbach, zu Bedenken. Großflächige und
relativ monotone Feldstrukturen hätten das Rehwild
immer stärker zurückgedrängt, so dass einzig die
Waldfläche noch als Rückzugsmöglichkeit und
Lebensraum für das Rehwild bleibt. Dazu würden nicht
alle Waldbesitzer ihre Wälder optimal
bewirtschaften, so dass das Rehwild auf die
verbleibenden relativ kleinen, aber attraktiven
Flächen zurückgedrängt wird. „Rehe sind schließlich
absolute Feinschmecker“, gibt der Vorsitzende zu
bedenken. Für die Jägerschaft verspricht Peter
Müller dennoch: „Wir werden die Abschüsse stark nach
oben treiben“. Die offiziell geforderte Erhöhung der
Abschussempfehlung bedeute in Zahlen in etwa zehn
Prozent mehr Abschüsse bezogen auf die jeweilige
Fläche. Trotzdem könne die Gewährleistung
„ordentlicher Rehwildzahlen“ nicht alleinige Aufgabe
der Jagd sein.
Die Bayerische Forstverwaltung erstellt alle drei
Jahre für die rund 750 bayerischen
Hegegemeinschaften Gutachten zur Situation der
Waldverjüngung. Darin äußern sich die Forstbehörden
zum Zustand der Waldverjüngung und ihre
Beeinflussung durch Schalenwildverbiss. Sie
beurteilen die Verbiss-Situation in den
Hegegemeinschaften und geben Empfehlungen zur
künftigen Abschusshöhe ab. Die Forstlichen Gutachten
2021 sollen die Beteiligten vor Ort in die Lage
versetzen, für die Schalenwild-Abschussplanperiode
2022/25 einvernehmlich gesetzeskonforme
Abschusspläne aufzustellen. Für die unteren
Jagdbehörden stellen sie eine wichtige
Entscheidungsgrundlage bei der behördlichen
Abschussplanung dar. Bayernweit ergibt sich laut
einer Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums
folgendes Bild: Der Anteil der Laubbäume hat weiter
zugenommen und liegt jetzt bei 52 Prozent.
Vom Milchbauer
zum Christbaumerzeuger / Uwe Witzgall produziert im
Oberland Christbäume für ganz Deutschland
Petschen.
„Wenn, dann mit aller Konsequenz“. Das dachte sich
Uwe Witzgall in den Jahren 2013/2014, als er die von
seinen Eltern übernommene Milchviehhaltung aufgab
und auf die Produktion von Christbäumen setzte. Ein
gewagter Schritt in der kleinen Einöde Petschen,
weit oberhalb von Stadtsteinach, direkt auf der
Fränkischen Linie, rund 540 Meter über Normalnull.
Heute gibt ihn der Erfolg Recht. Der 51-Jährige baut
auf rund 30 Hektar Fläche hauptsächlich
Nordmanntannen, in geringerer Stückzahlen auch
Nobilis-Tannen, Blaufichten und Schwarzkiefern an
und beliefert damit Händler in ganz Deutschland.
Aber auch direkt auf der Plantage kann man sich in
der Adventszeit seinen Baum aussuchen.
Ackerbau
betreibt der gelernte Landwirt immer noch. Auf
weiteren rund 30 Hektar Fläche baut er Roggen,
Dinkel und Braugerste an. Der Roggen geht zum
Vollkorn-Spezialitäten-Hersteller Pema nach
Weißenstadt, Der Dinkel wird klassisch über den
hiesigen Landhandel vermarktet und die Braugerste
findet sich in den Bierspezialtäten der
Altenkunstädter Brauerei Leikeim wieder.
Doch Uwe
Witzgall ist mit Leib und Seele Christbaumerzeuger.
Über 5500 Bäume wachsen auf einem Hektar. Wer
glaubt, das wäre ein schnelles Geschäft, der hat
sich allerdings getäuscht. Die Jungpflanzen, meist
von örtlichen Händlern, werden mit drei Jahren
gesetzt. Die Ernte ist erst Jahre später möglich.
„Unsere Bäume wachsen im Schnitt sieben bis zehn
Jahre“, erklärt Uwe Witzgall. Bei ihm gibt es auch
Christbäume, die vier bis fünf Meter hoch sind und
die meist von Firmen oder der öffentlichen Hand
bestellt werden. Sie brauchen dann natürlich
entsprechend länger.
Zwei Drittel
der Bäume gehen an Wiederverkäufer in ganz
Deutschland. „Wir beliefern Christbaummärkte von
Rosenheim bis Niedersachsen“, sagt er. Aber auch in
der Region gibt es die Bäume aus dem Oberland an
vielen Verkaufsstellen. Ein Drittel vermarktet Uwe
Witzgall direkt an Endkunden. An jedem zweiten und
dritten Advent auch zum selbst aussuchen und zum
selbst schlagen. Alle Bäume werden bereits im Sommer
nach Größe und Qualität ausgezeichnet, ehe sie dann
im November gefällt, verpackt und verladen werden.
Um sich von der
Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe
Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das beweist
schon die Tatsache, dass in der Regel rund 20
Prozent aller Bäume als Ausschuss eingestuft und als
Schnittgrün vermarktet werden. „Schrott geben wir
nicht raus“, macht Uwe Witzgall unmissverständlich
klar und ist fest davon überzeugt: Wer einmal einen
Qualitätsbaum aus seinen Plantagen hat, der kommt
immer wieder.
Qualitätsbaum
heißt, dass alle Bäume aus Petschen seit 2018 das
Siegel „geprüfte Qualität Bayern” tragen dürfen. Das
Gütesiegel besagt, dass festgelegte
Produktionskriterien eingehalten und auch regelmäßig
kontrolliert werden. Dazu gehört zum Beispiel ein
später Schnittzeitpunkt ab dem 15. November.
Außerdem wurde der Betrieb nach den Standards von
GLOBAL G.A.P. zertifiziert, was die Erfüllung noch
höherer Standards bedeutet. Sie beginnen von der
Anpflanzung über die Produktion bis hin zur Ernte,
praktisch in allen Bereichen. „Somit kann man jedem
Baum einen eigenen Lebenslauf ausstellen“, erläutert
Uwe Witzgall.
Von Mitte
November bis zum zweiten Advent geht es in und um
Petschen rund. „In diesen Wochen haben wir so
richtig Stress“, sagt Uwe Witzgall, der vier
Mitarbeiter beschäftigt. Doch eigentlich gibt es das
ganze Jahr über viel zu tun. Im Moment ist er mit
der Entnahme von Bodenproben beschäftigt. Ist eine
Fläche erst einmal gerodet wird sie mit einer
Zwischenfrucht wie etwa Kleegras begrünt, ehe sie im
Herbst neu gepflanzt wird. Düngen, Pflanzenschutz
und Baumpflege sind ganzjährig ein Thema.
Auch technisch
ist der Christbaumproduzent bestens ausgerüstet. Da
gibt es neben den üblichen Gerätschaften, mit denen
auch Waldbauern arbeiten, Pflanzmaschinen,
Netzautomaten und Palettiermaschinen. 80 bis 100
Bäume passen auf eine Palette, zehn Paletten auf
einen Lkw, so rechnet Uwe Witzgall vor. Daraus wird
auch die Dimension ersichtlich, in der sich der
Christbaumerzeuger bewegt.
Natürlich ist
auch Uwe Witzgall, wie jeder andere Landwirt auch,
von Boden, Klima, Temperaturen, und Niederschlägen
abhängig. „Die Natur kann auch unser Gegner sein“,
sagt er und erinnert sich an die Eisheiligen im Jahr
2020, als es Mitte Mai noch einmal einen Nachfrost
gab. Die Knospen waren damals schon offen, die
frostempfindlichen Triebe schon draußen und so
entstand großer Schaden an vielen Bäumen. Auch die
Trockenjahre 2018 bis 2020 hätten sich in den
Kulturen bemerkbar gemacht, indem es massive
Ausfälle bei den Jungpflanzen gab. Das
zurückliegende Jahr sei dagegen klimatisch ganz gut
verlaufen und aktuell habe es im Winter genügend
Feuchtigkeit gegeben.
Eine schlechte
Nachricht hat Uwe Witzgall aber dann doch: Nachdem
die Preise im zurückliegenden Winter gehalten werden
konnten, wird er um eine moderate Erhöhung zum
nächsten Weihnachtsfest wohl nicht herum kommen.
Grund: Die Preise für Dünger und Diesel steigen
derzeit immens an und obwohl er seine Mitarbeiter
längst über Mindestlohn bezahlt, wird es auch
Lohnsteigerungen geben müssen, um die besten Kräfte
für die schwere Arbeit halten zu können.
Bilder:
1.Uwe
Witzgall inmitten einer Plantage, an der die
Jungpflanzen heranwachsen.
2.High
Tech für das Weihnachtsfest: hier werden die
Christbäume zur Verladung in die Netze gezogen.
Landschaftspflege und Lohnunternehmen / Baumpflege,
Baggern, Bierfestfahnen: Der Betrieb von Andreas
Textores ist breit aufgestellt
Gemlenz.
Es gibt nichts, was wir nicht machen“, sagt Andreas
Textores. Der 43-Jährige gelernte Landwirt betreibt
seit 2003 einen Landschaftspflegebetrieb und ein
Lohnunternehmen mit Sitz in Gemlenz bei Lehenthal.
Hervorgegangen aus dem elterlichen Hof mit zuletzt
25 Kühen und 40 Hektar Fläche ist der Betrieb heute
ungewöhnliche breit aufgestellt, vielfältig
technisiert und auch für den einen oder anderen
ungewöhnlichen Auftrag zu haben.
Eigentlich
hatte er damals nach der Übernahme des Betriebes von
den Eltern einen Milchviehstall bauen wollen. Doch
es kam anders. Nach dem Besuch der Winterschule in
Coburg 1999 arbeitete er zunächst drei Jahre als
angestellter Schlepperfahrer und kam so mit dem
Thema Landschaftspflege in Verbindung.
Die Flächen
rund um Gemlenz bewirtschaftet er noch immer und
baut darauf Braugerste, Kleegras, Mais an. Auch
Grünland gehört dazu. Während die Braugerste über
den Landhandel vermarktet wird, beliefert Andreas
Textores mit dem Rest die Biogasanlage in
Gössersdorf im Nachbarlandkreis Kronach.
Eine
wichtige Säule seiner Arbeit ist seit fast 20 Jahren
der Winterdienst. Von den größeren Unternehmen in
der Stadt Kulmbach greifen alle auf die Schlagkraft
und Erfahrung von Andreas Textores zurück. Seit
einiger Zeit ist beispielsweise der neue Schneepflug
mit einer Breite von fünf Metern im Einsatz, der
sich optimal für die Räumung von
Supermarktparkplätzen eignet.
Darüber hinaus
gehören Gülle- und Silage-Transporte zu den
Aufgaben, die Andreas Textores zusammen mit seinem
Angestellten Max Weigel, einem gelernten
Nutzfahrzeugmechatroniker, ausführt. Für
Arbeitsspitzen greift Textores in der Regel auf
Kräfte aus dem Maschinenring zurück.
Für die vielen
Pferdebetriebe in der Umgebung bietet er eine
umfangreiche Palette an Dienstleistungen an, vom
Mähen des Grünlandes bis hin zum Aufstapeln der
Heuballen in den Scheunen gehört alles dazu. Gute
Kunden sind die Verbrauchermärkte für die er auch im
Sommer die Anlagen rund um die Parkplätze pflegt,
Kehrdienste übernimmt und wenn es sein muss sogar
den Müll einsammelt. „Wir bieten einen
Rund-um-Service für unsere Kundschaft“, sagt Andreas
Textores und hat dabei nicht nur Firmen- sondern
auch Privatkunden im Blick.
Meist arbeitet
er dabei mit der Maschinenring Oberfranken Mitte
GmbH zusammen, in der die Ringe Bayreuth, Kulmbach
und Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten
gebündelt haben. Textores ist seit gut zehn Jahren
Vorsitzender des Kulmbacher Maschinenrings, der
heuer seinen 60-jähriges Bestehen feiert. Die
Zusammenarbeit mit dem Maschinenring biete
Riesenvorteile für alle Beteiligten, sagt er.
Kontinuierlich
gewachsen ist der Maschinenpark. Vom kleinen
Aufsitzmäher bis zur Quaderballenpresse, ein Bagger,
fünf Schlepper, ein Holzhäcksler, das und vieles
mehr steht in der Maschinenhalle in Gemlenz. Gleich
daneben will er im kommenden Jahr eine neue
beheizbare Halle errichten, in der auch im Winter
und bei Nacht schrauben, schweißen oder flexen kann.
Auch für
ungewöhnliche Aufträge ist sich Andreas Textores
nicht zu schade. Im Gegenteil: Zur Kulmbacher
Bierwoche war er es, der die Fahnen in der gesamten
Stadt aufgehängt hat. Mit der Corona-bedingten
Absage des Bierfestes wurden in den beiden
vergangenen Jahren zwar auch die Flaggen weniger,
doch irgendwann werden seine Dienste bestimmt wieder
gebraucht. Auf dem EKU-Platz ist er im Sommer
trotzdem unterwegs gewesen, um die neu gesetzten
Platanen im Auftrag der Stadt zu gießen. „Der Platz
ist ein Aushängeschild für die Stadt“, sagt Andreas
Textores. Eigens für diesen Auftrag hatte er sich
ein neues und größeres Wasserfass angeschafft. „Wir
haben auch schon viele Problembäume gefällt,
Hochregale abgebaut Baggerarbeiten durchgeführt und
Baukräne versetzt“, sagt er, dessen Eigenwerbung im
Wesentlichen aus Mund-zu-Mund-Propaganda besteht. Um
auch gewerbliche Transporte durchführen zu können,
ist er sogar in Besitz eines Güterverkehrsscheins.
Die
steigende Nachfrage im privaten Bereich erklärt
Andreas Textores damit, dass man sich gerade in
einer dörflichen Gemeinschaft früher viel mehr
selbst geholfen hat. Heute hätten viele Menschen gar
nicht mehr die Zeit dazu und würden beispielsweise
ihren Rasen viel lieber mähen lassen, als selbst
Hand anzulegen.
Andreas
Textores ist in der Szene bestens vernetzt. Als
Maschinenringvorsitzender gehört er automatisch der
Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes an. Früher
war er in der Landjugend aktiv die er auch heute
noch, genauso wie die Traktorfreunde Kirchleus-Lösau
oder die Dorfgemeinschaft Lehenthal unterstützt.
Bilder:
1.Andreas
Textores ist mit seinem Landschaftspflegebetrieb und
Lohnunternehmen technisch auf dem neuesten Stand.
2.Andreas
Textores und sein Mitarbeiter Max Weigel.
3.Die
Holzbearbeitung gehört zu den Kernaufgaben von
Andreas Textores aus Gemlenz.
Ehrlichkeit und
Verlässlichkeit / Die Familie Unger bewirtschaftet
in Leesau einen klassischen Milchviehbetrieb
Leesau.
Den Landwirten wird es nicht leicht gemacht in
diesen Zeiten. Die einen fordern mehr Klimaschutz,
die anderen mehr Tierwohl. Stets sind es die Bauern,
die in die Schusslinie von Politik, Handel und
Verbraucher geraten. Bezahlen will den geforderten
Mehraufwand keiner. Die Familie Unger aus Leesau bei
Thurnau glaubt trotzdem fest daran, dass die
Landwirtschaft Zukunft hat. Allerdings fordern Heike
und Harald Unger sowie Sohn Markus, zwei Dinge:
Verlässlichkeit von der Politik und Ehrlichkeit vom
Verbraucher.
„Wir müssen
schließlich auch langfristig planen können, und es
muss bezahlbar sein“, sagt Harald Unger an die
Politik gerichtet. Schließlich sei jede Investition
im Schnitt auf 20 Jahre ausgerichtet. Was aber, wenn
sich innerhalb dieser 20 Jahre die politischen
Vorgaben mehrfach ändern? Auch das
Verbraucherverhalten sieht er kritisch. Die Menschen
forderten immer mehr Tierwohl, gleichzeitig würden
sie immer weniger für gesunde Nahrungsmittel
ausgeben. In Vorleistung sind die Bauern längst
gegangen: waren früher pro Tier zwei Quadratmeter
Standard, sind es heute über acht Quadratmeter, und
das mit Licht und Luft, wie es die engen dunklen
Ställe der vergangenen Jahrzehnte nie bieten
konnten.
Zug um Zug hat
die Familie den Kuhstall von einst 16 Meter auf
mittlerweile stattliche 100 Meter Länge vergrößert.
Bis 1991, als Haralds Schwiegereltern den Hof noch
bewirtschafteten, waren es 24 Kühe im Anbindestall
plus Jungvieh und 20 Bullen in der Mast. Heute sind
es 90 Kühe und die weibliche Nachzucht. Schon 1996
baute die Familie den Stall teilweise zum Laufstall
um und setzten einen Melkstand ein. „Damals war
schon Überzeugungsarbeit notwendig“, erinnert sich
Harald Unger (51). Die heute so verpönte
Anbindehaltung war damals schließlich Stand der
Dinge und auch in Leesau waren die Trockensteher bis
2010 noch angebunden.
2006 übergaben
die Schwiegereltern dann den Betrieb an Heike und
Harald, der den Hof mittlerweile mit Sohn Markus
(24) als GbR führt. Klaus, der jüngere Bruder von
Markus ist als Elektriker außerhalb der
Landwirtschaft tätig. Bestimmt ist es kein Zufall,
dass auch Harald den Beruf des Elektrikers gelernt
hat, ehe er Anfang der 1990er Jahre in den Hof
einheiratete, nicht ohne eine ordentliche Ausbildung
zum Landwirt zu machen, die er, genauso wie
inzwischen Sohn Markus, mit dem Meister
abgeschlossen hat.
„Es verging
praktisch kein Jahr, in dem wir nicht gebaut haben“,
sagt Harald. Nach dem Wohnhausbau im Jahr 2001 wurde
2010 erst der Laufstallbereich erweitert, dann kamen
Abkalbeboxen dazu und die Anbindehaltung wurde für
Jungvieh umgebaut, bis schließlich zuletzt 2020 ein
Außenklimabereich mit Laufhof am Stallende dazu kam
um künftig die Forderungen des
Lebensmitteleinzelhandels erfüllen zu können.
Auf den rund
100 Hektar Fläche, die sich im Wesentlichen um die
Hofstelle herum erstrecken, bauen Harald und Markus
Unger Weizen, Braugerste und Winterraps an, der
Ertrag wird klassisch über den Landhandel
vermarktet. Auf den übrigen Flächen wachsen
Kleegras, Mais und Wintergerste. Zusammen mit dem
Grünland wird der Ertrag als Eigenbedarf, also als
Futter für die Kühe, gebraucht. Überhaupt stellt die
Wirtschaftsweise den Idealfall einer
Kreislaufwirtschaft dar. Sowohl der Biertreber, die
beim Brauen anfallenden Rückstände des Malzes, als
auch der Rapsextraktionsschrot, der bei der
Herstellung von Rapsöl entsteht, werden wieder an
die Kühe verfüttert.
Auch in Sachen
Energie kann die Familie Unger punkten: Ein großer
Teil des Stalldaches ist mit Fotovoltaikmodulen
versehen. „Ab 2003 waren wir damit eine der ersten“,
sagt Harald Unger. Natürlich wird der Strom ins
öffentliche Netz eingespeist, doch zumindest
rechnerisch wird der gesamte Stromverbrauch des
Hofes selbst erzeugt. Derzeit denkt man im Hause
Unger über die Anschaffung eines Speichers nach.
Symptomatisch
für die Entwicklung der Landwirtschaft stehen die
Betriebs- und Viehzahlen in Thurnau: Gab es vor zehn
Jahren noch 17 Betriebe, sind es heute nur mehr
sechs. Auch die Kühe sind weniger geworden,
wenngleich ihre Zahl nicht in der gleichen Dimension
abgenommen hat. Hier waren es vor zehn Jahren 618
Kühe, heute sind es immerhin noch 407. Insgesamt
hören offiziellen Zahlen zufolge jährlich 60 bis 70
Milchviehbetriebe in Oberfranken auf. „Auch das sind
alles Arbeitsplätze und Existenzen, die still und
heimlich wegbrechen“, sagt Harald Unger, der eine
Periode lang auch stellvertretender BBV-Kreisobmann
im Kulmbacher Land war und der aktuell die Freien
Wähler im Thurnauer Marktgemeinderat vertritt.
Bild: Harald,
Heike und Markus Unger im neuen Außenbereich des
zuletzt 2020 erweiterten Kuhstalles.
Braugerstenanbau in Gefahr / BBV-Kreisversammlung:
Ernährung sicherstellen, statt Flächen stillzulegen
Kulmbach. Die
Landwirtschaft steht vor riesigen Herausforderungen.
„Es ist nicht fünf vor, sondern bereits fünf nach
zwölf“, sagte BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei
der öffentlichen Online-Kreisversammlung. Der
Strukturwandel setze sich derzeit in ungeahnter Art
und Weise fort. Vor allem tierhaltende Betriebe
blieben auch im Kulmbacher Land auf der Strecke.
„Da kommt
einiges auf uns zu“, so Löwinger mit Blick auf die
geplante Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP)
der Jahre 2023 bis 2027. Bewegte Zeiten gebe es
derzeit freilich nicht nur in der Landwirtschaft,
sondern auch durch den Krieg in der Ukraine, dessen
Auswirkungen derzeit noch gar nicht abzusehen sind.
„Vor diesem Hintergrund müssen wir die Bedeutung der
Ernährungssicherung völlig neu bewerten“, sagte der
Kreisobmann. Zwangsstilllegungen, wie sie mit vier
Prozent vorgesehen sind, würden da so gar nicht mehr
in die Zeit passen. Löwinger rief deshalb dazu auf,
die künftige Ausrichtung der europäischen
Agrarpolitik noch einmal völlig neu zu überdenken.
Zu den bewegten
Zeiten gehöre derzeit auch die Tatsache, dass alles
extrem teurer werde. Alle spürten den Preisschock,
bei den Bauern schlage besonders die Kostenexplosion
bei den Betriebsmitteln zu Buche. Der Preis für
Düngemittel habe sich beispielsweise binnen der
zurückliegenden zwölf Monate glatt verdreifacht.
Gleichzeitig bleiben den Landwirten die Einnahmen
weg. „Bei uns kommt nichts an“, so Löwinger. Die
großen Gewinne gehen in die Taschen der
Handelskonzerne.
Konkret
kritisierte Löwinger unter anderem, dass mit dem
Ziel des Erosionsschutzes eine künftige
Winterbegrünung vorgeschrieben ist. Das sei mit dem
für das Kulmbacher Land so wichtigen
Braugerstenanbau nicht vereinbar, weil es bei der
Bewirtschaftung erhebliche Probleme mit sich bringt.
Neben einer Rücknahme überzogener Forderungen,
Vorschriften und Gesetze forderte der Kreisobmann
deshalb, Ausnahmeregelungen für bestimmt Gebiete von
der Winterbegrünung. „Es kann ja niemand daran
Interesse haben, dass die Braugerste bei uns vor dem
Aus steht.“
Im Mittelpunkt
der Kreisversammlung stand die zukünftige gemeinsame
Agrarpolitik der Europäischen Union für den
Förderzeitraum 2023 bis 2027. Matthias Borst vom
Fachbereich Agrar- und Umweltpolitik des BBV kam
dabei zu dem Schluss, dass die künftige
EU-Agrarpolitik noch komplexer und von den Bauern
noch mehr abverlangen werde. Zwar hätten ein solider
Finanzrahmen gesichert und eine ursprünglich
geplante 30-prozentige pauschale Kürzung verhindert
werden können. Trotzdem werde die Förderung für
manche Betriebe geringer ausfallen.
Schuld daran
seien neue Vorhaben, die unter Schlagworten wie
Konditionalität oder ECO-Schemes („Öko-Regelungen“)
fester Bestandteil der neuen EU-Agrarpolitik werden
sollen. Dabei geht es im Wesentlichen um Natur-,
Landschafts- und Klimaschutzmaßnahmen, zu denen die
Bauern teilweise verpflichtet werden sollen oder
deren freiwillige Umsetzung extra entlohnt werden
soll. Erosionsschutzmaßnahmen gehören genauso dazu,
wie der Verzicht auf chemisch-synthetische
Pflanzenschutzmittel.
Aufgrund der
Niederschlagssituation ging Borst davon aus, dass
die neuen Vorgaben für den Erosionsschutz in
Nordbayern nicht so ins Gewicht fallen. Trotzdem sei
festgelegt, dass, vereinfacht gesagt, immer etwas
auf dem Feld stehen muss, entweder eine
Zwischenfrucht oder Getreidestoppeln. Eine raue
Pflugfurch genüge dann zwischen dem 1 Dezember und
dem 15. Januar nicht mehr. Sonderregelungen gebe es
allerdings bereits, etwa für „spät räumende
Kulturen“ (ab 1. Oktober), wie Körnermais oder
Zuckerrüben,
Die geplanten verpflichtenden Stilllegungen von
besten Ackerflächen seien auf jeden Fall noch einmal
zu hinterfragen, sagte der Landtagsabgeordnete
Martin Schöffel. „Vor dem Hintergrund der aktuellen
Geschehnisse muss auf EU-Ebene kurzfristig reagiert
werden“, so Schöffel. In der jetzigen Situation
stehe die Versorgung im Mittelpunkt. Bleibe zu
hoffen, dass die Menschen jetzt wieder den Wert der
Landwirtschaft und der eigenen
Nahrungsmittelversorgung erkennen.
Kulmbach/Hollfeld
- Rekord bei der Waldbesitzervereinigung Hollfeld:
im zurückliegenden Jahr wurde erstmals die Menge von
100000 vermarkteten Festmetern übertroffen.
Christian Dormann, der Vorsitzende der WBV, spricht
von einem erfolgreichen und arbeitsintensiven Jahr.
Die WBV Hollfeld erstreckt sich über drei
Landkreise. Sie hat rund 1700 Mitglieder aus
Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.
2021 sei für
alle Beteiligten absolut an die Substanz gegangen.
Handelte es sich doch um mehr als die dreifache
Vermarktungsmenge eines normalen Jahres. „Der
Holzmarkt ist schon verrückt, man kann einfach
nichts planen“, sagt Dormann. Die eigentliche
Ursache für die Rekordmarke ist freilich weniger
erfreulich, denn die gewaltige Menge an Holz musste
vor allem wegen der Käferkatastrophe eingeschlagen
werden. Sogar Aushilfen hätten mobilisiert werden
müssen, um den Arbeitsaufwand zu bewältigen. „Wir
sind allen Mitarbeitern sehr dankbar, dass sie das
gestemmt haben“, betont Dormann.
Mittlerweile
habe man sogar die Geschäftsstelle verstärkt. Dort
sind jetzt vier, statt bisher drei Mitarbeiter
tätig, dazu kommt noch ein Mitarbeiter für den
Kundenservice und zwei im Büro. Weil die jetzige
Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten
platzt, planen die Verantwortlichen einen Umzug nach
Hollfeld, „in die Mitte unseres Vereinsgebietes“,
wie es Vorsitzender Dormann formuliert. Nachdem
bislang kein geeignetes Objekt gefunden werden
konnte, hat die Vorstandschaft bereits einen Neubau
ins Gespräch gebracht. „Wir sind noch am sondieren“,
meint der Vorsitzende. Schließlich soll zum Wohl
aller Mitarbeiter eine effektive Arbeit möglich
gemacht und für die Mitarbeiter ein positives
Arbeitsklima geschaffen werden.
Die
Baumart, die bei der Vermarktung mit rund 90 Prozent
zu Buche schlägt, ist einmal mehr die Fichte,
gefolgt von der Kiefer. Auch sie ist nach den Worten
Dormanns „definitiv kein Zukunftsbaum mehr“.
Ziemlich überlaufen ist er Markt mit Hackschnitzeln.
Bei der
vieldiskutierten Waldverjüngung ist die WBV Hollfeld
ganz vorne mit dabei. „Wir liefern gerade aus und
haben die Befürchtung, dass das Pflanzgut bei
bestimmten Laubarten wie etwa beim Feldahorn knapp
wird“, sagt Dormann. Positiv wertet er es, dass
mittlerweile auch viele neue Baumarten bestellt
werden.
Das Plus von
rund fünf Prozent bei den Mitgliedern begrünt der
Vorsitzende mit den zahlreichen Serviceleistungen,
die von der WBV beispielsweise in Sachen
Bundeswaldprämie angeboten wurden. „Wir haben für
einen geringen Unkostenbeitrag das gesamte
Management übernommen und die Online-Antragsstellung
für die Mitglieder erledigt“, erklärt Dormann. Etwa
200 Mitglieder hätten diesen Service in Anspruch
genommen.
Im
Serviceangebot sieht der Vorsitzende auch eine
wichtige Aufgabe für die Zukunft. Viele Waldbesitzer
hätten mit Land- und Forstwirtschaft kaum mehr etwas
zu tun. „Es werden immer weniger, die rausgehen und
selbst etwas machen, für sie bieten wir unsere
Waldpflegeverträge an“, sagt der Vorsitzende.
Was das
kommende Jahr angeht, ist der Vorsitzende
erwartungsvoll. Trotz des milden Winters habe es
ausreichend Feuchtigkeit gegeben. „Das Wasser kam
schön gleichmäßig und ist tief im Boden versickert,
sodass die Wasserspeicher aufgefüllt sind.“ Dormann
geht davon aus, dass sowohl der Schulungstag als
auch die Infoveranstaltungen der WBV wieder in
Präsenz stattfinden können. Sollte es irgendwie
möglich sein, werde man auch die
Jahreshauptversammlung im Sommer nachholen,
schließlich stehen Neuwahlen der Vorstandschaft an.
Bilder:
1. Mehr als dreimal so viel Holz hat die WBV Hollfeld im
vergangenen Jahr vermarktet.
2. Christian Dormann, Vorsitzender der WBV Hollfeld.
Frankenthaler vom Patersberg /
Teresa und Christian Jundt haben sich in Veitlahm der solidarischen
Landwirtschaft verschrieben
Veitlahm.
1985 beginnt die Geschichte eines echten Kleinods im Kulmbacher
Land. Damals hatte Alwin Schneider, der als Entwicklungshelfer in
Ecuador arbeitete, den Patersberghof übernommen. Was bis dahin ein
konventioneller Schweinezuchtbetrieb mit 25 Hektar
landwirtschaftliche Nutzfläche war, wurde von nun an Zug um Zug in
eine Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) verwandelt, die heute
Vorbildcharakter hat.
Dahinter stehen Teresa und Christian Jundt, sie aus Oldenburg, er
aus Biberach, beide haben sich beim Landwirtschaftsstudium
kennengelernt. Über
www.hofsuchtbauer.de waren sie Ende 2015
auf den Patersberghof gekommen. Im Februar 2016 waren die beiden
jungen Leute zum ersten Mal vor Ort und vereinbarten ein Probejahr,
zum Wirtschaftsjahr 2017/20128 haben sie den Patersberghof dann
übernommen.
Regional,
bio und ohne Gewinnabsicht, so lässt sich das Konzept
zusammenfassen. Von Anfang an wurde der Hof nach den
biologisch-dynamischen Richtlinien des Demeter-Anbauverbandes
bewirtschaftet. Dazu gehören neben artgerechter Haltung der Verzicht
auf pharmazeutisch-technische Pflanzenschutz- oder Düngemittel sowie
eine Fruchtfolgewirtschaft auf den Feldern zur Erhaltung der
Bodenvitalität und -qualität.
Eigentum
des Hofes ist der gemeinnützige und anthroposophisch orientierte
Trägerverein „Lebensraum-Entwicklung Wernstein“, dessen Ziel es ist,
das Leben insbesondere in und um den Patersberghof als wichtiges
Kulturgut zu erhalten. Teresa und Christian Jundt sind die Pächter
der Gebäude und der insgesamt 42 Hektar Fläche rund um Mainleus.
Neben den beiden ist eine Auszubildende zur Landwirtin tätig, einmal
pro Woche kommt ein Bäcker. Maschinen und Inventar gehören ihnen.
„Unser
Ansatz ist es, gesunde Lebensmittel für alle zu erzeugen“, sagte
Teresa und Christian Jundt. Die Idee der solidarischen
Landwirtschaft haben beide schon mit ins Kulmbacher Land gebracht.
„Die SoLawi war von Anfang an unser Ziel“, sagt Christian Jundt.
Alles miteinander zu verbinden nennt der 35-Jährige „zeitfüllend und
erfüllend“. Alles, was die beiden und ihre Helfer machen, hat Hand
und Fuß, das hat auch das Umfeld längst erkannt. „Wir sind nicht
irgendwelche Spinner“, stellten Teresa und Christian Jundt klar. Das
sagen mittlerweile selbst die Berufskollegen.
Auf
dem Patersberghof werden 15 Milchkühe mit dem nachwachsenden
Jungvieh, einige Legehühner und vier Schafe zur Grünlandpflege
gehalten. Die Kühe der Rasse „Fränkisches Gelbvieh“ leben in einem
großzügigen Laufstall am Ortsrand und werden zwei Mal am Tag
gemolken. Eine Besonderheit ist die „muttergebundene
Kälberaufzucht". Dabei sind die Kälber zunächst komplett mit dem
Muttertier in der Herde dabei. Dann kommen sie zu den älteren
Kälbern in einen separaten Stall und haben zunächst zweimal, dann
einmal pro Tag Kontakt zur Mutter. „So kann die Entwöhnung von
Mutter und Kalb langsam erfolgen“, erklärt Christian Jundt.
Insgesamt bekommen die Kälber zwölf Wochen lang Milch.
„Würden
die Kälber die ganze Zeit mit ihren Müttern zusammen sein, bliebe
für unsere Käserei keine Milch mehr übrig, so teilen wir uns die
Milch mit den Kälbern.“ Mehrmals in der Woche geht die Milch in die
eigene kleine Käserei. Hier wird sie handwerklich zu Quark,
Rohmilchkäse, cremigen Camembert mit dem Namen „Frankentaler“ und
bei genügend Rohstoff auch zu Weichkäse in verschiedenen Variationen
produziert.
Auf den
Ackerflächen werden Dinkel, Roggen, Hafer, Winterweizen und
Kartoffeln angebaut. Jeden Donnerstag wird das Getreide in der
Hofbäckerei in handwerklicher Arbeit zu einem kleinen, aber feinen
Sortiment von Broten und Backwaren verarbeitet. Gemahlen wird das
Getreide vor Ort.
Solidarische Landwirtschaft ist eine Form, gemeinschaftlich
Landwirtschaft zu finanzieren und diese Gemeinschaft dann mit den
Lebensmitteln des Hofes zu versorgen. Geregelt wird das in einer
Vereinbarung zwischen Verbraucher und Erzeuger. Die SoLawi am
Patersberg kalkuliert ihre Jahreskosten und teilt sie durch die Zahl
der Anteile. So entsteht ein Richtwert, zu dem die Landwirtschaft
oder Gärtnerei ihre Produkte des kommenden Jahres voraussichtlich
erzeugen kann. An die 200 Anteile könnte der Hof theoretisch
vergeben, 43 sind aktuell derzeit vergeben, ein Einstieg ist
jederzeit möglich.
„Bei uns
liegt der monatliche Richtwert bei 86 Euro für den großen und bei 43
Euro für den kleinen Anteil“. Dafür gibt es pro Woche vier Liter
Mich in Form von Milch, Quark, Joghurt oder Käse, ein Kilo Brot, im
Winterhalbjahr ein Kilo Kartoffeln sowie ein zwei Kilo Paket Fleisch
pro Jahr. Für den kleinen Anteil gilt jeweils die Hälfte. Alles
Übrige wird klassisch vermarktet. Die Produkte gibt es direkt vor
Ort und in den regionalen Bio-Naturkostläden. Zum Patersberghof
gehört auch eine Gärtnerei, die nach den gleichen solidarischen
Prinzipien wirtschaftet.
Bilder:
1.Teresa
und Christian Jundt (mit Aurelia) haben 2016 den Patersberghof
übernommen.
2.Immer
freitags und samstags gibt es Brot, das Teresa und Christan Jundt
hier präsentieren.
Bamberg.
Die Stürme der zurückliegenden Tage und Wochen haben in den
oberfränkischen Wäldern immense Schäden hinterlassen. Für Johann
Koch sind sie ein klares Zeichen für den Klimawandel. Trotzdem
glaubt der Waldreferent des Bayerischen Bauernverbandes, fest daran,
dass die Waldbesitzer nicht nur Opfer sind, sondern vielmehr die
Retter des Klimas sein könnten. Voraussetzung dafür sei es, dass
eine nachhaltige Forstwirtschaft betrieben wird. Waldstilllegungen
und neue Schutzgebiete seien der falsche Weg, so Koch bei einer
Veranstaltung des BBV Oberfranken. Bayernweit gibt es etwa 700000
Waldbesitzer. Im Schnitt bewirtschaftet jeder eine Fläche von 2,3
Hektar.
Derzeit
gehe man davon aus, dass aufgrund der aktuellen Sturmsituation keine
gravierenden Marktstörungen auftreten. Die Stürme hätten aber auch
eines gezeigt: „Der Klimawandel ist Fakt“. Bereits seit Jahren seien
zunehmende Wetterextreme, häufigere und heftigere Stürme, aber auch
lange Trocken- und Hitzeperioden, sowie weniger Niederschläge in der
Vegetationszeit zu beobachten. „Es sollte uns allen klar sein, dass
der Klimawandel längst angekommen ist“, so Waldreferent Koch.
Folge
davon seien massive Kalamitäten wie Sturmschäden und Schneebruch
sowie verstärkte Schädlingsaufkommen, vor allem durch den
Borkenkäfer. „Unsere Waldbesitzer haben gigantische Schäden zu
verzeichnen“, so der BBV-Sprecher. Er beziffert die Schadenssumme
bundesweit auf 13 Milliarden (!) Euro allein für die zurückliegenden
drei Jahre.
Einzige
Chance um gegenzusteuern sei es, standortgerechte Mischwälder
aufzubauen. Staatliche Hilfen würden den Waldbesitzern zwar
Perspektiven eröffnen, die Schäden ausgleichen könnten sie aber
nicht. Zum Aufbau stabiler Mischwälder gehörten auch tragbare
Wildbestände. Keine Lösung sei es, die nachhaltige Nutzung massiv
einzuschränken. „Forstwirtschaft und Naturschutz sind kein
Widerspruch“, so Koch. Noch immer werde deutlich weniger genutzt,
als nachwächst
Flächenstilllegungen oder die Ausweisung neuer Schutzgebiete, wie
sie Naturschutzverbände immer wieder fordern, seien der falsche Weg.
Keine Lösung seien amerikanische Verhältnisse wo auf der einen Seite
eine gewaltige intensive Nutzung des Waldes stattfindet, auf der
anderen riesige Nationalparks ausgewiesen wurden. Der natürliche
Zuwachs werde längst nicht abgeschöpft.
Scharfe
Kritik übt Koch an der EU-Forstpolitik, die einerseits den Wald als
unverzichtbaren Bestandteil zur Bewältigung des Klimawandels
einstuft, andererseits aber die nachhaltige Nutzung massiv
einschränkt. Kritik gibt es auch an der Waldstrategie der
Bundesregierung, die vorrangig nur auf heimische Baumarten setzen
möchte. Das werde langfristig nicht aufgehen, sagt der Waldreferent
und plädierte für die Libanon-Zeder oder Baumarten aus
Südost-Europa.
Koch ist
fest davon überzeugt, dass ohne eine nachhaltige Forstwirtschaft die
Klimaschutzziele nicht zu erreichen seien. Die gesamte Forst- und
Holzwirtschaft trage durch die Speicherung in Wald- und
Holzprodukten, besonders aber durch die Vermeidung von Emissionen
zum Klimaschutz bei. Eine herausragende Rolle werde dabei der
Holzbau einnehmen. „Wir sollten weg von Beton. Stahl und Ziegeln und
sollten hin zu regenerativen Baustoffen wie Holz.“
Bild:
Auch im
Kulmbacher Land warten derzeit an vielen Stellen riesige Holzmengen
auf den Abtransport.
Baumpflege, Beratung und
Betriebshilfe / Tendenz steigend: Maschinenring Kulmbach blickt
trotz Corona positiv in die Zukunft
Kulmbach.
Steigende Zahlen in der Maschinenvermittlung und ein deutlicher
Anstieg in der Betriebshilfe: die Arbeit des Maschinen- und
Betriebshilfsrings Kulmbach ist auch oder gerade in Corona-Zeiten
sehr gefragt. „Die Tendenz zeigt nach oben“, sagt Geschäftsführer
Horst Dupke. Wenn die Jahreshauptversammlung auch diesmal erneut
angesagt werden musste, sind die Verantwortlichen aber trotzdem
optimistisch, Mitte Juni das 60-jährige Bestehen des Maschinenrings
mit einem Tag der Landwirtschaft feiern zu können, und zwar nicht
virtuell, sondern in Präsenz mit Ausstellungen und Aktionen.
Obwohl dem
Ring im zurückliegenden Jahr zwei Betriebshelfer weniger, und damit
nur 33, zur Verfügung standen, war die Zahl der geleisteten Stunden
von gut 17100 auf knapp 22500 gewaltig angestiegen. Geschäftsführer
Dupke führt dies in erster Linie auf einige Langzeiteinsätze zurück,
bei denen die betreffenden Helfer aufgrund eines Unfalls des
Betriebsleiters das ganze Jahr an einen einzigen Einsatzort gebunden
waren. „Da kommt natürlich einiges an Stunden zusammen“, so Dupke.
Auch beim
weiteren Kerngeschäft des Rings, dem Maschinenverleih, zeige die
Tendenz eindeutig nach oben. Und das, obwohl der Strukturwandel in
der Landwirtschaft weiter voran schreitet und immer mehr
Lohnunternehmer immer breiter aufgestellt sind. Am meisten gefragt
seien die Bereiche Futterbau, Stroh- und Körnerernte sowie der
Verleih von leistungsfähigen Schleppern gewesen.
Den
gesamten Verrechnungswert des MR Kulmbach für das zurückliegende
Jahr bezifferte der Geschäftsführer auf über 3,8 Millionen Euro, was
einem Anstieg gegenüber 2020 von knapp 200000 Euro entspricht. Der
Kulmbacher Ring hat aktuell 850 Mitglieder, zwei weniger als im
Vorjahr. Die bewirtschaftete Fläche ist mit etwas über 27000 Hektar
nahezu gleich geblieben.
Ein
Höhepunkt im Jahreslauf des MR Kulmbach ist seit Jahren der
Pflanzenbautag im Kasendorfer Gemeindeteil Loop. Auch diese
Veranstaltung soll heuer wieder regulär stattfinden, war sie doch in
der Vergangenheit bei den Bauern im Kulmbacher Land stets auf große
Resonanz gestoßen. Im vergangenen Jahr seien die Versuche angelegt
und ausführlich schriftlich dokumentiert worden. Überraschenderweise
hätten zahlreiche Landwirte das Angebot gut angenommen. Das
ausgelegte Informationsmaterial habe kaum gereicht, so Dupke.
Zum
weiteren Dienstleistungsangebot des Maschinenrings für die Landwirte
gehören Hilfestellungen bei Mehrfachanträgen, und Gasverbilligung,
die immer komplexer werdende Düngeberatung, die mittlerweile beim
Nachbarring Fränkische Schweiz angesiedelt ist, sowie die
Vermittlung von passgenauen Stromverträgen durch das beim MR
Bayreuth angesiedelte Stromkompetenzzentrum. Schließlich ist der MR
Kulmbach auch Ansprechpartner für die 14 dezentralen
Grüngutkompostieranlagen im Landkreis.
Ihre
gewerblichen Aktivitäten haben die Ringe Bayreuth, Kulmbach und
Fränkische Schweiz in der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH
gebündelt. „Die Zusammenarbeit läuft sehrt gut, die Nachfrage nach
unserem Angebot steigt ständig an“, so der dafür zuständige
Alexander Hollweg. Allein in Kulmbach betreue die OMI 160
Winterdienstobjekte im Auftrag von Firmen, Industriebetrieben aber
auch Privatleuten. Als weitere Schwerpunkte nannte Hollweg die
Bereiche Baum- und Grünanlagenpflege. Immer stärker nachgefragt
werde vor allem von den Kommunen auch die biologische
Unkrautbekämpfung per Heißwasserthermie
Bild:
Erfolgreiche
Arbeit in Corona-Zeiten: Maschinenring-Geschäftsführer Horst Dupke
und der für die Oberfranken Mitte GmbH zuständige Mitarbeiter
Alexander Hollweg.
Angus-Rinder, Energie und
Ökolandbau / Michael Greim bewirtschaftet seinen Demeter-Biohof am
Ortsrand von Marktschorgast
Marktschorgast.
Auf dem Hof der Familie Greim war man schon immer der Zeit voraus:
1988, als das noch keiner so recht ernst nahm stellte Senior Martin
Greim auf Bio um, seitdem gehört der Betrieb dem
Demeter-Anbauverband an. Im Jahr 2000, lange vor dem Boom der
Biogasanlage, wurde auf dem Hof die erste Anlage in Betrieb
genommen, damals noch mit 30, heute aufgerüstet auf 75 kW.
Schließlich wurden ab 2009 Zug und Zug sämtliche Dächer,
mittlerweile sogar die Nordseiten, mit Photovoltaik-Anlagen
ausgestattet. Der erzeugte Strom wird teilweise zum Eigenverbrauch
genutzt, aber größtenteils ins Netz eingespeist. Ein eigenes
Windrad, das wäre noch der Traum, sagt Junior Michael Greim.
2007 hatte
Michael, heute 50, den Hof übernommen. Seine drei Schwerpunkte
lauten Mutterkuhhaltung mit Angus-Rindern, die Erzeugung
alternativer Energien und Ökolandbau. Gut 200 Hektar Fläche
bewirtschaftet er. Winterweizen, Braugerste, Roggen, Dinkel und
Hafer baut er darauf an. Im Wesentlichen landen die Erträge in der
Backwarenindustrie, die Braugerste geht zur Mälzerei Weyermann nach
Bamberg. Die Hälfte der Flächen macht Grünland und Kleegras aus, das
für den Eigenbedarf benötigt wird. Anders als bei vielen Bauern im
Landkreis, sind die Flächen breit gestreut. Sogar in Unterzettlitz,
Wartenfels und im Trebgaster Raum bewirtschaftet Michael Greim
Felder und Grünland.
Die
Geschichte des Demeter-Biohofs Greim an seinem jetzigen Standort
hinter dem Marktschorgaster Sportplatz und fast schon in Sichtweite
zu den Landkreisgrenzen in Richtung Bayreuth und Hof, beginnt
eigentlich schon im Jahr 1979. Die Hofstelle lag damals noch mitten
im Ort, die Eigentumsfläche betrug damals zwölf Hektar mit 30 Stück
Vieh. „Als die Flurbereinigung kam, ging es so langsam los“,
erinnert sich Michael, der damals noch ein Kind war. Nach dem Besuch
der Wirtschaftsschule absolvierter er seine Ausbildung zum Landwirt
und schloss mit der damaligen Technikerschule in Bayreuth ab.
„Wir haben
praktisch jahrelang nur gebaut“, erinnert er sich. Mitte der 1990er
Jahre und im Jahr 2000 kamen ein Tiefstreustall und der
Liegeboxenstall dazu, insgesamt ist er für rund 350 Stück Vieh
verantwortlich, alles schwarze und rote Angus-Rinder. Auch vier
Zuchtbullen sind darunter. „Ich wollte mich von Anfang an
spezialisieren“, erinnert er sich und so entschied er sich für die
vor allem zur Fleischproduktion gehaltene Rinderrasse Deutsch Angus.
Weibliche Jungtiere gehen zum Export ins Ausland, die
Fleischvermarktung erfolgt über eine mittelfränkische
Erzeugergemeinschaft und die Metzgerei Schimmel in Marktschorgast.
Eine
Vollzeithilfskraft beschäftigt Michael Greim, ansonsten hilft die
Familie, allen voran die Eltern und auch Bruder Dominik, der ganz in
der Nähe einen ökologischen Ackerbaubetrieb mit Schweinehaltung
betreibt. Arbeitsspitzen werden mit Saisonarbeitskräften oder durch
Lohnunternehmer abgedeckt. Die Direktvermarktung hatte die Familie
allerdings schon vor mittlerweile neun Jahren aufgegeben. „Da war
der zeitliche Aufwand dann doch zu groß“, sagt Michael Greim, der
mittlerweile auch schon acht Lehrlinge auf seinem Betrieb
ausgebildet hat.
Eine
weitere Besonderheit ist die Grüngutkompostierungsanlage auf dem
Gelände, die im Eigentum von Michael Greim steht und die er seit
1988 im Auftrag des Landkreises betreibt.
Von
der großen Politik, aber auch von der Kommunalpolitik, würde sich
Michael Greim nur eines wünschen, dass sie endlich hinter den Bauern
steht. Seiner eigenen Verantwortung ist sich Michael Greim durchaus
bewusst: „Dem Klimawandel müssen wir uns stellen“, sagte er und
denkt dabei an das absolute Trockenjahr 2018, das damals vielen
Landwirten schwer zu schaffen gemacht hatte.
Bilder:
1.Lieber
im Stall als auf dem Traktor: Michael Greim liebt die Arbeit mit den
Tieren.
2.Das
Futter für die Rinder stammt aus eigenem Anbau.
3.Hier
auf dem Hof von Michael Greim in Marktschorgast steht das Tierwohl
im Mittelpunkt.
4.Auf
schwarze und rote Rinder der Rasse Deutsch Angus hat sich Michael
Greim spezialisiert.
5.Der
große Stall am Ortsrand von Marktschorgast wurde im Jahr 2000
errichtet.
Weniger Betriebshilfe, mehr
Maschineneinsatz / MR Münchberg vor Wechsel an der Spitze
Münchberg.
Beim Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg stehen die Zeichen
auf Wechsel. Nicht nur Vorstand Siegfried Hüttner aus Mühldorf bei
Schauenstein wird nach 15 Jahren im Amt bei den anstehenden
Neuwahlen in diesem Jahr nicht mehr antreten, auch Geschäftsführer
Patrick Heerdegen wechselt bereits im März an die
Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken nach
Bayreuth.
Der
Nachfolger von Heerdegen, der 27-jährige Simon Weller, ist bereits
in den neuen Räumen des Maschinenrings im Grünen Zentrum in
Münchberg zur Einarbeitung präsent. Er stammt aus einem
landwirtschaftlichen Betrieb bei Erlangen und hat zuletzt
Landwirtschaft studiert. Um die Neuwahl des Vorstands durchführen zu
können, planen die Verantwortlichen, so wie im vergangenen Jahr
auch, die Durchführung einer Mitgliederversammlung im Sommer.
Derzeit sind alle optimistisch, wieder eine Präsenzveranstaltung
durchführen zu können.
Wie
wichtig die Arbeit des Maschinenrings ist, zeigt sich einmal mehr am
Verrechnungswert, der in Münchberg um fast sechs Prozent auf knapp
4,7 Millionen Euro angestiegen ist. Eigentlich wäre der Wert sogar
noch höher ausgefallen, wenn nicht die Kompostierung in den
eigenständigen Kompostring ausgegliedert worden wäre.
Den
Löwenanteil machte einmal mehr die Maschinenvermittlung aus.
„Letztes Jahr gab es viel Futter“, sagte Geschäftsführer Heerdegen
und so hätten die Bereiche Hofmaschinen und Futtermittel allein mit
über einer Million Euro und die Bereiche Futterbau und Strohernte
mit einer weiteren knappen Million Euro zu Buche geschlagen. Die
späte und teilweise verregnete Ernte hätte viele Landwirte und damit
auch den Maschinenring vor echte Herausforderungen gestellt.
Zum
Sorgenkind hätte sich dagegen das zweite große Standbein, die
Betriebshilfe entwickelt. Allein bei der sozialen Betriebshilfe,
also beim Einspringen in Krankheits- und Notfällen auf den Höfen
habe es einen Einbruch von rund knapp 10000 auf circa 19000 Stunden
gegeben. Rechnet man die wirtschaftlichen Einsätze, etwa zur
Abdeckung von Betriebsspitzen, dazu, kommt man auf gut 22000
Stunden. Das bedeutet ein Drittel weniger als noch im Vorjahr.
Geschäftsführer Heerdegen begründet den signifikanten Rückgang
damit, dass sämtliche Operationen, Kuren oder Reha-Maßnahmen
Corona-bedingt auf ein Minimum zurückgefahren worden seien. Somit
habe es deutlich weniger Ausfälle auf den Höfen gegeben. „Außerdem
macht sich langsam aber sicher auch der Strukturwandel bemerkbar“,
sagte Heerdegen. Viehhaltende Betriebe würden immer weniger, viele
kleinere Betriebe hören ganz auf und die Anbindehaltung gehe ihrem
Ende entgegen. Für den Maschinenring Münchberg sind drei angestellte
Vollzeitkräfte, zwei Helfer, die über den Evangelischen
Betriebshelferdienst Hesselberg angestellt sind, eine Dorfhelferin
und 30 nebenberufliche Kräfte tätig.
Der MR
Münchberg hat aktuell 929 Mitglieder, 21 mehr als noch im
vergangenen Jahr. Ihre gewerblichen Aktivitäten haben der MR
Münchberg und der MR Wunsiedel in der Maschinenring Hochfranken GmbH
gebündelt. Dazu gehören ganz klassisch Grünflächen-, Gehölz- und
Baumpflege sowie der Winterdienst. Eine Besonderheit der MR
Hochfranken GmbH ist die Übernahme der Trassenpflege für das
Bayernwerk. Ganz neu ist die Anschaffung einer eigenen Umkehrfräse,
mit deren Hilfe Blühflächen kostengünstig und in einem Arbeitsgang
angelegt werden können.
Bild:
In den neuen
Räumen des Grünen Zentrums stellten Vorstand Siegfried Hüttner,
Daniel Seuß von der MR-Hochfranken GmbH, der bisherige
Geschäftsführer Patrick Heerdegen und sein designierter Nachfolger
Simon Weller die Zahlen des zurückliegenden Jahres vor.
Auskömmliches Einkommen für die
Landwirte / Bayreuther Online-Bauerntag: Kritik an Ramschpreisen der
Discounter – Künftige EU-Agrarpolitik wird noch komplexer
Bayreuth.
Die Kritik an den Geschäftspraktiken des Lebensmitteleinzelhandels
wächst. Nach den Demonstrationen der Landwirte vor den Aldi-Filialen
in den zurückliegenden Tagen fanden auch beim Bayreuther
Online-Bauerntag sämtliche Redner klare Worte. Es könne nicht sein,
so hieß es, dass immer höhere Anforderungen an die Bauern gestellt
werden, aber immer weniger bei den Landwirten hängen bleibt.
„Der
Lebensmitteleinzelhandel darf nicht zum Totengräber der Tierhaltung
werden“, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (CSU). Er
nannte das Verhalten der Discounter indiskutabel. Wenn der
Lebensmitteleinzelhandel nur auf Druck reagiert, dann müsse eben
mehr Druck kommen, von der Politik, von den Verbänden und den
Landwirten selbst. „Die Ramschpreise sind nicht in Ordnung“ stellte
auch Landtagskollege Tim Pargent von den Grünen klar. Er gab der
Preispolitik der Konzerne eine Mitverantwortung für das Höfesterben.
Alles, was von den Bauern an Leistung gefordert wird, müsse auch
bezahlt werden.
Landrat
Florian Wiedemann und Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger
wollen deshalb verstärkt auf Direktvermarktung setzen. Zu einem
vernünftigen Umwelt- und Klimaschutz gehöre auch eine gesunde
Ernährung mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln, sagte
Ebersberger. Genau dafür stünde der Zusammenschluss „Dachmarke
Bayreuther Land“. Sie soll bei den Bauern für ein auskömmliches
Einkommen sorgen, indem man auf Zwischenhändler verzichte und die
Ware direkt vermarkte. Mit entsprechenden Aktionen in Schulen und
Kindergärten sollen dabei nach den Worten von Landrat Wiedemann
schon die Jüngsten mit dem Thema Landwirtschaft in Kontakt gebracht
werden.
Zuvor
hatte Kreisobmann Karl Lappe bemängelt, dass der Handel mittlerweile
für seine Eigenmarken mehr bezahle, als für etablierte
Handelsmarken. Dies führe dazu, dass beispielsweise ein bayerisches
Produkt künftig problemlos gegen ein polnisches oder tschechisches
ausgetauscht werden könne, ohne dass es der Verbraucher auf den
ersten Blick bemerkt. Im Gegenzug würden aber immer mehr Verbraucher
regionale Marken wünschen und auf „geprüfte Qualität aus Bayern“
setzen. Mit einer regionalen „Alibi-Theke“ bei Discounter sei es da
nicht getan, so Lappe
Im
Mittelpunkt des Bauerntages stand die zukünftige Gemeinsame
Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union für den Förderzeitraum
2023 bis 2027. „Die Würfel sind gefallen, die Beschlüsse sind
gefasst“, sagte Matthias Borst vom Fachbereich Agrar- und
Umweltpolitik des BBV. ER kam zu dem Schluss, dass die künftige
EU-Agrarpolitik noch komplexer und von den Bauern noch mehr
abverlangen werde.
Der
Referent zählte zahlreiche Eckpunkte auf, für die sich der
Bauernverband in besonderer Weise stark gemacht hatte und für der
Verband auch Verbesserungen erzielen konnte. Vor allem hätten ein
solider Finanzrahmen gesichert und eine ursprünglich geplante
30-prozentige pauschale Kürzung verhindert werden können. Das hätte
schmerzhafte Einschnitte bedeutet, sagte Borst. Vor allem gehe es
aber auch um Wirtschaftskraft im ländlichen Raum und um
Arbeitsplätze auf den Bauernhöfen.
Trotzdem werde
die Förderung für manche Betriebe geringer ausfallen. Auch das
verschwieg Borst nicht. Schuld daran seien neue Vorhaben, die unter
Schlagworten wie Konditionalität oder ECO-Schemes („Öko-Regelungen“)
fester Bestandteil der neuen EU-Agrarpolitik werden sollen. Dabei
geht es im Wesentlichen um Natur-, Landschafts- und
Klimaschutzmaßnahmen, zu denen die Bauern teilweise verpflichtet
werden sollen oder deren freiwillige Umsetzung extra entlohnt werden
soll. Erosionsschutzmaßnahmen gehören genauso dazu, wie der Verzicht
auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Neu ist eine soziale
Komponente, bei der den Bauern Sanktionen drohen für den Fall
drohen, dass sie bei Mitarbeitern gegen Arbeits- und
Beschäftigungsregelungen verstoßen. Einen gewissen Ausgleich für
mögliche Kürzungen in der Förderung erhoffte sich Borst von
bayerischen Programmen wie das Kultur- und Landschaftsprogramm (KULAP)
oder von der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete. Derartige
Förderprogramme gebe es in anderen Bundesländern nicht, so der
Referent.
Bild:
Screenshot beim Bayreuther Online-Bauerntag (im Uhrzeigersinn):
Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Landrat Florian
Wiedemann, die Landtagsabgeordneten Martin Schöffel (CSU) und Tim
Pargent (Grüne) sowie BBV-Kreisobmann Karl Lappe.
Kritik an Photovoltaikanlage /
Größter Solarpark des Frankenwaldes in Issigau geplant
Issigau.
Der größte Solarpark des Frankenwaldes soll in Issigau (Landkreis
Hof) entstehen. In der rund 1000 Einwohner zählenden Gemeinde hat
sich im Dezember bereits die Mehrheit in einem Bürgerentscheid dafür
ausgesprochen. Widerstand gegen das Großprojekt kommt dagegen aus
den Nachbargemeinden Lichtenberg, Naila und Selbitz.
Die
„Sonnenwerk Issigau Reitzenstein GmbH“ plant eine „Agri-Photovoltaik-Anlage“,
bei der die Fläche unter den Solarpaneelen weiterhin
landwirtschaftliche genutzt werden kann. Die GmbH besteht aus dem
Elektrotechnik- und Energieunternehmen Mario Münch aus Rugendorf
(Landkreis Kulmbach) und dem Issigauer Landwirt Constantin von
Reitzenstein. Die beiden Investoren wollen den Solarpark mit einem
Investitionsvolumen von für rund 40 Millionen Euro errichtet. Die
Größe der geplanten Anlage wurde inzwischen von 75 auf 58 Hektar
verkleinert.
Die Kritik
an dem Vorhaben entzündet sich vor allem Standort, einem großen
Südhang bei Issigau, der auch als „Frankenwald-Blick“ bekannt ist.
Weithin sichtbare Hang- und Kuppenlagen sowie landschaftsprägende
Höhenrücken seien als Standorte für Photovoltaik-Anlagen nicht
geeignet, heißt es in einem Papier des Umweltministeriums, auf das
sich die beiden Nachbargemeinden beziehen. Laut Ministerium sollten
Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen vorrangig auf Grundstücken direkt
an Autobahnen gebaut werden. Die Nachbargemeinden haben inzwischen
ihre Zustimmung zum Bebauungsplan verweigert.
Lage und
Sichtbarkeit sowie die nach wie vor außerordentliche Größe der
Anlage würden zu negativen Konsequenzen führen, heißt es aus dem
Lichtenberger Rathaus. Auswirkungen befürchtet man vor allem auf den
Tourismus. Kritik kommt auch von der Stadt Naila, deren Ortsteil
Marxgrün direkt an das geplante Solarfeld angrenzt. Naila fordert
unter anderem die Anlage von Absickerungsmulden, damit der Ort
Marxgrün bei Starkregen nicht durch Hochwasser beeinträchtigt wird.
Nun liegt es
am Gemeinderat von Issigau den Bebauungsplan abzusegnen. Dann
könnten die Investoren den Bauantrag für den Solarpark vorlegen und
bereits im Sommer mit dem Bau beginnen. Bereits Mitte 2023 soll
einer Mitteilung zufolge Ökostrom aus der Anlage fließen. Die
Einwohner von Issigau sollen nach dem Willen der Investoren mit
einem speziellen Stromtarif von der Anlage profitieren, außerdem
können sie sich daran beteiligen.
Existenzangst auf vielen Höfen
/ Gute Bilanz trotz Corona: Maschinenring Fränkische Schweiz konnte
sich erneut gut behaupten
Aufseß.
Eine verstärkte Nachfrage nach seinem Beratungsangebot stellt der
Maschinenring Fränkische Schweiz fest. „Wir müssen an den Leuten
dranbleiben und unsere Volksnähe beibehalten, aber gleichzeitig auch
verstärkt über den Tellerrand blicken“, sagt Geschäftsführer Manuel
Appel. Trotz Corona kann der Ring mit Sitz in Aufseß auf ein
erfolgreiches Jahr zurückblicken. „Corona hat uns wenig
beeinträchtigt, die Arbeit in der Landwirtschaft muss schließlich
weitergehen“, so der Vorsitzende Bernhard Hack aus Weilersbach.
Allerdings
spielten die Märkte derzeit extrem verrückt. Die
Versorgungssicherheit mit Betriebsmitteln sei auf den Höfen längst
nicht mehr gewährleistet, sagt Hack. Dazu komme die immense
Teuerung, nicht nur beim Diesel und beim Strom, sondern auch beim
Dünger. Der koste beispielsweise das zwei- bis zweieinhalbfache im
Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig würden die Anforderungen an die
Effizienz steigen. „Die Stimmung ist extrem schlecht, kein Wunder,
wenn auf vielen Höfen die Existenzangst umgeht“, so Appel.
Klassischer Aufgabenbereiche der Maschinenringe sind die
Maschinenvermittlung und die Betriebshilfe. Größter Umsatzträger
sind dabei traditionell die Maschinen. Wobei die Bereiche Futterbau,
Getreideernte und Transport an erster Stelle stehen. „Wir sind eine
viehstarke Region mit vielen Grünlandflächen“, begründet Appel die
Schwerpunkte.
Auf
stabilem Niveau geblieben seien auch die Einsätze in der
Betriebshilfe, wobei die Arbeit mittlerweile hauptsächlich von den
festangestellten Kräften erledigt wird. Nebenberufliche gebe es kaum
noch, so der Geschäftsführer. Insgesamt sind für den MR Fränkische
Schweiz 15 Helfer und Helferinnen tätig,
Zum
Portfolio des Maschinenrings Fränkische Schweiz gehört auch die
Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasse Heizwerk Hollfeld,
für die Bioenergie Hollfeld und für die Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH.
Neu ist seit November die Beteiligung als Mitgesellschafter am
Biomasseheizwerk Gößweinstein, für das der Ring auch die
Hackschnitzellieferung koordiniert.
Insgesamt
kann der MR Fränkische Schweiz für 2021 trotz Corona eine gute
Bilanz vorweisen. Nach den Worten des Geschäftsführers konnte der
Verrechnungswert sogar geringfügig auf 3,14 Millionen Euro
gesteigert werden.
Sehr gut
funktioniere die Zusammenarbeit nach Aussage von Vorstand und
Geschäftsführung mit der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH,
in der die die Ringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz ihre
gewerblichen Aktivitäten gebündelt haben. In der OMI sind
beispielsweise die Klauenpflege, die aufgrund verbesserter Förderung
immer stärker nachgefragte Maiszünslerbekämpfung oder die
Unkrautbekämpfung mit der Heißwasserthermie organisiert. Eine
derartige Zusammenarbeit werde in Zukunft noch eine wesentlich
stärkere Bedeutung bekommen, sagt Appel. Neu im Team ist dabei der
23-jährige Patrick Munzert aus Trebgast (Landkreis Kulmbach), der
künftig für die Bereiche Betriebs- und Düngeberatung zuständig ist
und dabei von Aufseß aus auch die Nachbarringe Bayreuth und Kulmbach
abdeckt.
Der MR
Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich
sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise erstreckt. Neben
zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus
dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis
Forchheim. Begründet wird dies mit der Historie des Rings, die auf
den ehemaligen Landkreis Ebermannstadt zurückgeht, der während der
Gebietsreform in den 1970er Jahren auf Bamberg, Bayreuth und
Forchheim aufgeteilt wurde. Die beiden „Ur-Ringe“ wurden vor genau
60 Jahren gegründet. Ob es dazu heuer auch eine Festveranstaltung
geben wird, stehe derzeit noch in den Sternen.
Bild:
Vorsitzender
Bernhard Hack (links) und Geschäftsführer Manuel Appel (rechts) vom
Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz haben Patrick
Munzert als neuen Mitarbeiter in der Geschäftsstelle in Aufseß
begrüßt. Der Trebgaster wird künftig für die Bereiche
Betriebsberatung und Düngedokumentation zuständig sein.
Tradition und Moderne / Fast
500 Jahre im Familienbesitz: Die Familie Jurkat betreibt das Gut
Oberlangenroth im Nebenerwerb
Oberlangenroth.
„Wir haben keine großen Hobbys, außer der Landwirtschaft“. In diesem
Punkt sind sich Christoph und Michael Jurkat absolut einig. Zusammen
mit den Eltern Rosa und Ulrich bewirtschaften sie das Gut
Oberlangenroth, das zur Gemeinde Neuenmarkt gehört und das eine
Jahrtausend alte Tradition besitzt. Ein Blick auf das breite
Tätigkeitsfeld, in dem sich der über 100 Hektar große Betrieb
bewegt, zeigt allerdings schnell, dass es sich bei dem Gutshof und
weit mehr als um eine Hobby-Landwirtschaft, sondern um einen überaus
professionellen Betrieb handelt.
„Wir
lieben, was wir tun“, sagen die Brüder Jurkat, die nachhaltig,
ökologisch und gesund wirtschaften. Tradition und Moderne vereint,
lautet ihr Motto. 2016 sind sie dem Bioland-Anbauverband
beigetreten, dessen Konzept sie am meisten angesprochen hat.
Der
Gutshof wurde vor über 1000 Jahren 1096 erstmals urkundlich erwähnt.
Seit 1592 ist er in Familienbesitz. Seit 1992 wirtschaftet die
Familie ökologisch. Im April 2016 haben die Eltern Rosa und Ulrich
(67), die den Hof bis dahin noch im Vollerwerb führten, an Michael
(32) und Christoph (33) übergeben. Seitdem betreiben die Brüder den
Betrieb im Nebenerwerb. Michael, der Landwirtschaft in Triesdorf
studiert hat, ist Steuerfachangestellter bei der BBV-Steuerberatung
in Bayreuth. Christoph hat Fahrzeugtechnik studiert, nebenbei das
Bildungsprogramm Landwirt (BiLa) absolviert und arbeitet bei Audi.
„Der Landwirtschaft sind wir immer treu geblieben“, sagen die
beiden.
Nebenerwerb
bedeutet aber auch, dass sie sich nahezu jede freie Minute um den
Ackerbau, das Grünland und die Tiere kümmern. Vater Ulrich (68) ist
der Herr der Brennerei, Mutter Rosa, die hauptberuflich in der
Landwirtschaftsverwaltung tätig ist, verarbeitet die Brände und das
Obst, bereitet die Fruchtaufstriche zu und organisiert Blumenfelder,
Hofladen und das kleine Verkaufshäuschen an der
Gemeindeverbindungsstraße zwischen See und Neuenmarkt.
„Wir
handeln aus Überzeugung“, sagt Christoph. Als zertifizierter
Bio-Betrieb setzen sich er und seine Familie für artgerechte
Tierhaltung und Nachhaltigkeit ein. Auf rund 75 Hektar bauen sie
Bio-Getreide wie Dinkel, Hafer, Sommergerste, Triticale und
Ackerbohnen an. „Damit gehen wir weg von hochgezüchteten zurück zu
den alten Sorten, die widerstandsfähig sind“, erläutert Christoph
Jurkat. Unkräuter werden mit dem Striegel und ganz ohne Einsatz von
Spritzmitteln beseitigt. Gedüngt wird allein mit dem Mist der
eigenen Kühe oder der Gülle vom nahegelegenen Kooperationsbetrieb
Maierhof, der auch den Futterüberschuss übernimmt. 80 Prozent des
Getreides werden regulär entweder regional oder über die
Gesellschaft Bio-Bauern im schwäbischen Pöttmess vermarktet. Dazu
werden etwa 27 Hektar Grünland bewirtschaftet. Auch fünf Hektar
Blühflächen als Bienenweide gehören dazu.
Nicht
aufgegeben hat man die biologische Färsenmast, die Tiere gehören der
Rasse Fleckvieh an. Außer einer kurzen Winterstallphase, in der die
rund 40 Kühe über einen großzügigen Außenfreilaufbereich verfügen,
verbringen sie das Jahr über auf der vier Hektar großen Weidefläche.
Daneben gibt es auch einen 14 Hektar großen Wald ganz unmittelbar in
der Nähe. In Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsamt wurden
Biotopbäume ausgewiesen. Damit hat sich die Familie verpflichtet,
diese Bäume nicht zu fällen, um Lebensraum für seltene Tiere wie den
Specht zu erhalten. Baum- und Heckenschnitt werden in der hofeigenen
Hackschnitzelheizung verwertet.
In der
hauseigenen Brennerei werden Brände, Liköre und Fruchtaufstriche aus
dem Obst der Bio-Streuobstwiese hergestellt. „Das Brennrecht haben
wir bereits seit Generationen“, sagt Christoph. Im
Selbstbedienungs-Verkaufshäuschen oder direkt bei der Familie gibt
es seit neustem auch Kartoffeln, und alles, was gerade reif ist,
Äpfel, Birnen, Zwetschgen und sogar Säfte.
Bilder:
1. Kleines Häuschen, großes Angebot: Christoph Jurkat zeigt das
Selbstbedienungs-Häuschen an der Gemeindeverbindungsstraße zwischen
dem Ort See und Neuenmarkt.
2.Auslauf
auch im Winter: Direkt auf dem Hof gibt es einen großzügigen
Freilaufbereich.
3.Breites
Sortiment: Michael (rechts) und Christoph Jurkat präsentieren selbst
hergestellte Brände, Liköre, Säfte und Fruchtaufstriche.
Bäuerlicher Nachwuchs: Gute
Stimmung trotz Gegenwind / Unternehmertag zur
Zukunft der Landwirtschaft
Bayreuth.
Die klassischen Absatzmärkte laufen über. Wenn Landwirte mit ihren
Produkten heute einen Mehrwert generieren wollen, dann müssen sie manche Dinge neu und
anders machen. Diese Empfehlungen hat Fritz Gronauer-Weddige, Leiter
der Staatlich Höheren Landbauschule in Triesdorf, dem bäuerlichen
Nachwuchs mitgegeben. Beim oberfränkischen Unternehmertag der
Bezirksregierung, des Verbandes Landwirtschaftlicher Fachbildung und
der Landwirtschaftsschulen Bayreuth und Münchberg legte
Gronauer-Weddige den Jungbauern eine selbstkritische
Bestandsaufnahme ans Herz: „Wir sollten manchmal versuchen, über
unseren Schatten zu springen.“
Marktmechanismen funktionieren nicht mehr, so der Triesdorfer
Schulleiter. Ebenso habe der Rohstoff nicht mehr die entscheidende
Bedeutung. Das werde beispielsweise daraus ersichtlich, dass bei
Brot gerade noch vier Prozent des Endverbrauchspreises beim
Landwirt, bei Fleisch immerhin noch 23 Prozent ankämen. „Wir haben
einen Unterbietungswettkampf“, so Gronauer-Weddige. Ware gebe es
genug, was, außer bei Obst und Gemüse, wiederum mit
Selbstversorgungsgraden von weit über 100 Prozent zusammenhängt.
Ein
Patentrezept, um etwa der Macht des Lebensmitteleinzelhandels zu
entkommen, hatte der Schulleiter auch nicht parat. Jedoch zählte er
eine ganze Reihe von Beispielen auf, die zeigen, dass Landwirte mit
neuen Ideen, mit der Besetzung von Nischen und mit dem einen oder
anderen Wagnis durchaus Erfolg haben können. Die gemeinsame
Vermarktung von Spezialitäten gehöre dazu, wie es zum Beispiel die
bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall mit dem Fleisch des
Schwäbisch-Hällischen Landschweins seit vielen Jahren höchst
erfolgreich praktiziert. Auch die Vermarktung von Fleisch des
Wagyu-Rindes, einer Rasse japanischen Ursprungs, zu der auch das
Kobe-Rind gehört, kann durchaus erfolgreich sein, da es einen
bestimmten Verbraucherkreis gibt, den auch astronomische Preise von
40 Euro pro 100 Gramm nicht abschrecken können.
Der
Sprecher hatte auch einige Beispiele parat, die so bestimmt kein
zweites Mal funktionieren, die aber zeigen sollen, dass man manchmal
weniger Geld, dafür aber umso mehr Mut benötigt. Ein ehemaliger
Schüler aus dem Münchner Raum sei beispielsweise überaus erfolgreich
mit dem Anbau von Wassermelonen, in Holland beschäftige man sich
bereits mit der Produktion von Insekten als Tierfutter, auch eine
Algenfarm und eine Regenwurmplantage gebe es bereits. Diese
Beispiele zeigten, was alles möglich ist, sagte Gronauer-Weddige.
Wenn man nur bereit ist, sich etwas zu trauen, und wenn man auch
manchmal das Scheitern mit einkalkuliere.
Ein
weiteres Signal sah der Schulleiter in der Tatsache, dass selbst
konservative Parteien mittlerweile auf Ökologisierung setzen. Von
1990 bis 2020 sei der Anteil der Ökoanbaufläche in Deutschland an
der gesamten landwirtschaftlichen Fläche von rund zwei auf gut zehn
Prozent angestiegen. Die Politik gebe als Zielmarke für die
kommenden Jahre 30 Prozent vor. Es werde sich zeige, ob das die
Märkte wirklich hergeben, trotzdem sei die gewaltige
Umsatzsteigerung bei Biolebensmittel von bundesweit 12,3 auf 15
Milliarden Euro zwischen 2018 und 2021 ein guter Hinweis.
Aus der
Wirtschafterarbeit des dritten Semesters an der
Landwirtschaftsschule Münchberg geht jedenfalls hervor, dass der
bäuerliche Nachwuchs trotz Gegenwind durchaus positiv gestimmt ist.
Laut Lehrkraft Matthias Dotzler stehen bei der Frage nach Maßnahmen
zur Optimierung des eigenen Betriebes Investitionen in die
Betriebstechnik klar im Vordergrund. Denkbar sei es bei vielen
Schülern auch, dass es in Richtung Ökoladbau geht. Auf die Frage,
was sie in den kommenden fünf Jahren erreichen möchten, nannte die
überwiegende Zahl der Absolventen Maßnahmen, die in Richtung
Tierwohl gehen. Kritisch merkten die Junglandwirte an, dass die
Arbeitsbelastung in den meisten betrieben deutlich zugenommen hatte.
Im Studierendenbeitrag stellten Lea Meyer und Matthias Bär heraus,
dass die Preise für Diesel, Strom, Sojaschrot, Mineraldünger, für
Pacht und Baumaßnahmen derzeit immens ansteigen, während
gleichzeitig staatliche Prämien ab 2023 weniger werden sollen.
Bauern wehren sich gegen
Verniedlichung des Wolfes / „Causa Wolf“ beschäftigt Landwirte im
Veldensteiner Forst – „Gewisse Koexistenz“ nicht mehr zu verhindern
Betzenstein. Die Wolfspopulationen und damit auch die Übergriffe auf
Nutztiere sind in den zurückliegenden Jahren in Deutschland
exorbitant angestiegen. Darauf hat Philip Bust, Referent für Jagd
und Wildtiermanagement beim BBV hingewiesen. Beim Betzensteiner
Online-Bauerntag sprach Bust von einer bundesweit jährlichen
Zuwachsrate an Wölfen um 30 Prozent. Das bedeutet, dass sich die
Population aktuell gut alle drei Jahre verdoppelt. Die Zahl der
Wölfe in Deutschland wird seinen Worten zufolge auf rund 2700
geschätzt. Im Vorjahr seien es noch 1500 Wölfe gewesen. Die
Nutztierrisse bezifferte Bust auf 4000, was einer Zunahme um rund
1000 gleichkommt.
Zweifel an
diesen Zahlen hat der Landwirt Christian Leißner aus Illafeld bei
Betzenstein. „Die Zahlen sind massiv untertrieben“, so Leißner. In
seinem Wildgehege war es vor ziemliche genau einem Jahr zur
Katastrophe gekommen. Dort wurden 18 gerissene Tiere aufgefunden, in
einem Gehege im nur zwei Kilometer entfernten Riegelstein weitere
sieben tote Tiere. Experten waren sich sicher, dass das Damwild
einem oder mehreren Wölfen zum Opfer gefallen ist. Bei dem Vorfall
waren allen Tieren die Kehlen durchgebissen worden.
Der Schock
sitzt bei dem Landwirt noch immer tief. Zwar hat er sein Gehege
mittlerweile mit Schutzzäunen abgesichert, was rund 40000 Euro
kostete. Dafür habe er eine großzügige Förderung bekommen, doch habe
er den Betrag komplett vorfinanzieren müssen. Leißner äußert auch
Zweifel daran, dass es nach amtlichen Angaben derzeit nur acht Wölfe
im Veldensteiner Forst gibt. Erst vor wenigen Tagen seien 14 Tiere
nahezu gleichzeitig dokumentiert worden. Allein in den
zurückliegenden beiden Wochen habe es zwei Vorfälle gegeben, einmal
sei ein Hundehalter von einem Wolf angegriffen worden, das andere
Mal hätten zwei Radfahrerinnen am helllichtem Tag Hals über Kopf
flüchten müssen.
Für den
Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl Lappe steht deshalb fest, dass mehr
Beweissicherungen etwa durch Fotofallen notwendig sind, um mit
glaubhaften Fakten in der Diskussion bestehen zu können. „Noch immer
wird der Wolf viel zu sehr verniedlicht“, so Lappe. Er befürchtet,
dass es eher noch schlimmer kommt, als dass sich die Lage wieder
entspannt.
Nach den
Worten von Georg Dumpert, dem Leiter des Landwirtschaftsamtes
Bayreuth-Münchberg, seien in seiner Behörde im zurückliegenden Jahr
rund 150 Anträge auf die Förderung von Schutzzäunen eingegangen. Bis
auf zwei habe man all diesen Anträgen stattgegeben. Doch nicht
überall sind, beispielsweise aufgrund des steinigen Untergrundes,
Umzäunungen möglich, sagt der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident
Hermann Greif. Er befürchtet, dass die kleinen Weidetierhalter auf
der Strecke bleiben werden, weil sie sich trotz der großzügigen
Förderung weder Umzäunungen, noch Schutzhunde leisten können.
Dazu
kommt, dass es wirklich wolfssichere Zäune höchsten im Zoo gibt, so
BBV-Sprecher Philip Bust. Dort seien die Zäune 3,50 Meter hoch und
hätten zusätzlich einen Überkletterschutz. Das sei in freier
Wildbahn nicht machbar. Trotzdem appellierte er an die Landwirte und
Wildtierhalter Zäune zu errichten. Er schwörte die Bauern auch
darauf ein, dass sie sich schon aufgrund der gesellschaftlichen
Haltung auf eine gewisse Koexistenz mit dem Wolf einzustellen
hätten. Alles andere sei gar nicht mehr durchsetzbar.
Das liege
vor allem daran, dass es ein sehr großes Lager an Wolfsbefürwortern
gibt. „Die Masse dieser Wolfsbefürworter kommt aber nicht aus dem
ländlichen Raum, sondern aus dem urbanen Bereich“, so Bust.
Kernforderungen der eigens ins Leben gerufenen AG Wolf, der nicht
nur der Bauernverband, sondern unter anderem auch die Verbände der
Schafhalter, Rinder- und Ziegenzüchter, die Reitverbände und sogar
der Hotel- und Gaststättenverband angehören, bleiben deshalb die
Herabsetzung des Schutzstatus für Wölfe sowie unbürokratische
Regelungen zur „Entnahme“, also zum Abschuss.
Auf Kreisebene
soll es außerdem künftig lokale Ansprechpartner geben, bei denen
alle Fäden in der „Causa Wolf“ zusammenlaufen. Sie sollen Sichtungen
dokumentieren und zwischen Betroffenen, Verbänden und Behörden
vermitteln.
Konventionell, regional,
nachhaltig und ehrlich / Getreide für Kulmbacher Bäckereien - Hans
Hermann Reinhardt aus Wickenreuth setzt neben seinem
Milchviehbetrieb auf regionale Vermarktung
Wickenreuth.
Sechs Stunden am Tag komplett mit den Tieren beschäftigt, dazu kommt
die Außenwirtschaft, 125 Hektar wollen schließlich bewirtschaftet
werden, wenn der Ertrag und die Qualität stimmen soll. Doch für Hans
Hermann Reinhardt aus Wickenreuth bei Kulmbach ist die
Landwirtschaft viel mehr als nur sein Beruf. „Es macht einfach
Spaß“, sagt er, trotz aller Probleme und Herausforderungen, denen
sich die Bauern tagtäglich stellen müssen.
Ein Urlaub
auf Mallorca, das käme für Hans Hermann Reinhard nie in Frage, er
sitzt viel lieber auf seinem Bulldog, um die Felder zu bestellen.
„Ich bin zufrieden“, sagt der 54-Jährige. Wenn, ja wenn bloß so
manche Entscheidung aus der Politik nicht wäre. Besonders hat er das
Bundesumweltamt im Visier. Vor allem wünscht er sich weniger
Auflagen, Vorschriften und Richtlinien und wenn, dann praxisnah. So
manches, was aus dem Bundesumweltamt kommt, entbehre jeglicher
praktischer Erfahrung. „Dabei wären wir Bauern doch blöd, wenn wir
unseren Grund und Boden zerstören würden.“
Hans
Hermann Reinhardt bewirtschaftet im Umkreis von sechs bis sieben
Kilometer um Wickenreuth 125 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.
Etwa 40 Prozent davon sind Dauergrünland. Zusammen mit dem Silomais,
der Wintergerste und der Triticale verfüttert er den Ertrag im
Wesentlichen an die 65 Milchkühe, die sich mit noch einmal so vielen
Jungtieren im Stall tummeln. Die gentechnikfrei erzeugte Milch geht
nahezu komplett an die Milchwerke Oberfranken West in Meeder bei
Coburg, eine Genossenschaft, die im Gegensatz zu anderen komplett
für den Endkunden produziert. „80 Prozent unseres Einkommens
erwirtschaften wir aus der Milch“, sagt Hans Hermann Reinhardt, der
sich damit als klassischer Milchviehbetrieb sieht.
Eine
Besonderheit stellen die restlichen 20 Prozent dar. Die kommen aus
dem Ackerbau. Hans Hermann Reinhard baut vor allem Winterweizen an,
der komplett regional vermarktet wird. Gemahlen wird in der
historischen Stadtsteinacher Partheimühle, das Mehl geht an
ausschließlich an Kulmbacher Bäckereien.
1995 hatte
Hans Hermann Reinhardt den Betrieb von seinen Eltern übernommen.
Zuvor absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre, besuchte die
Landwirtschaftsschule in Kulmbach und packte schon immer kräftig auf
dem Hof mit an. Auch als Betriebshelfer und Klauenpfleger war er
damals nebenberuflich für den Maschinenring Kulmbach tätig, für den
er sich heute als 2. Vorsitzender ehrenamtlich engagiert.
Schon
1987 hatte der inzwischen verstorbene Vater einen neuen Stall,
damals für 25 Kühe, errichtet. 1997, und damit lange vor der
jetzigen Diskussion um die Anbindehaltung, baute Hans Hermann
Reinhardt den Stall zum Laufstall um, 2010 kam ein Laufhof für die
Kühe im Freien dazu. „Mehr geht halt am Standort leider nicht, denn
sonst müsste man komplett neu bauen“, sagt Hans Hermann Reinhardt.
Auch der Umstieg auf ökologischen Landbau ist wegen fehlender
Weideflächen nicht durchführbar. Überhaupt hält er nichts von der
Bevorzugung der biologischen Wirtschaftsweise durch die Politik und
weite Teile der Öffentlichkeit, zum Beispiel durch überzogene
Förderungen. „Ehrlich ist das nicht“, stellt er unmissverständlich
fest.
Hoch
zufrieden ist Hans Hermann Reinhardt auch mit seinen Verpächtern.
Die hätten großes Interesse daran, dass die Felder ordentlich
bewirtschaftet werden und würden nicht auf den schnellen Euro
blicken. Woanders gehe es längst darum, das meiste rauszuholen.
Insofern sei die Welt im Kulmbacher Landkreis schon noch in Ordnung.
Auf dem
Hof hilft im Wesentlichen Ehefrau Elke mit. In seiner Freizeit ist
auch Hofnachfolger Pascal Sandler aus der Nachbarschaft tatkräftig
mit dabei. Weitere feste Arbeitskräfte gibt es nicht. „Man hilft
sich halt gegenseitig, so gut es geht“, sagt Hans Hermann Reinhardt.
Und für alle Fälle, etwa bei einer Erkrankung käme ein
Betriebshelfer über den Maschinenring ins Spiel. Wenn er seinen
Betrieb beschreiben sollte, dann mit den vier Adjektiven:
konventionell, regional, nachhaltig und ehrlich.
„Momentan
stagniert alles im Bereich der Landwirtschaft“, sagt Hans Hermann
Reinhardt. Er ist aber fest davon überzeugt, dass es wieder
weitergehen wird. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln sei hat für
weite Teile der Gesellschaft etwas ganz selbstverständliches
geworden. Doch so ist es nicht. „Wenn die Leute zu Beginn der
Corona-Krise schon Klopapier gehortet haben, was würden sie dann
erst tun, wenn die Nahrungsmittel einmal knapp werden?“, sagt er und
warnt davor, auf eine Abhängigkeit aus dem Ausland zu setzen.
Bilder:
1.Mit
65 Milchkühen ist der Hof von Hans Hermann Reinhardt ein klassischer
Milchviehbetrieb.
2.Von
Technik fasziniert: Hier bereitet Hans Hermann Reinhard eine
Drillmschine für die Aussaat vor.
Geld muss bei den
Bauern ankommen / BBV-Protestaktionen vor Aldi-Filialen in
Breitengüßbach, Himmelkron und Hollfeld
Breitengüßbach/Himmelkron/Hollfeld.
Gegen das Preisdumping bei Aldi haben Landwirte aus dem Raum Bamberg
protestiert. Mit Schleppern und Transparenten zogen sie vor die
Filiale des Discounters in Breitengüßbach (Landkreis Bamberg),
Himmelkron (Landkreis Kulmbach) und Hollfeld (Landkreis Bayreuth)
und machten ihrem Ärger Luft. Corona-bedingt fanden die Aktionen
ganz bewusst nicht im großen Stil statt. Allerdings gab es auch an
vielen anderen Orten Bayerns ähnliche Proteste.
„Wir
fühlen uns verraten und verkauft“, schimpfte Landwirt Albert Hümmer
aus Trosdorf. Von einer klaren Verbrauchertäuschung sprach auch der
Bamberger Kreisobmann Edgar Böhmer. Der Verbraucher sollte wissen,
dass Produkte von der Haltungsstufe 3 und 4 nur in Frischfleisch und
Frischmilch Verwendung finden. Wenn schon, dann sollten die
Anforderungen für das gesamte Sortiment gelten. Dann würde nämlich
auch beim Landwirt mehr ankommen.
„Aldi
schmeißt mit Werbegeld um sich und knausert beim Tierwohl“,
begründete der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger die Aktion.
Der Discounter inszeniere sich als Hüter und Unterstützer von
Tierwohl in der Landwirtschaft, tatsächlich aber fahre Aldi eine
aggressive Niedrigpreisstrategien, die auf dem Rücken der Bauern
ausgetragen werde. Für Löwinger stelle die Herkunftsbezeichnung
ohnehin die viel wichtigere Verbraucherinformation dar, als die
Haltungsform.
Der
Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe kritisierte auch, dass
Markenhersteller mittlerweile bedrängt werden, für ihre Produkte
weniger zu verlangen, als sie für Produkte erhalten, die unter dem
Eigennamen der Discounter verkauft werden. Bei den Eigenmarken sei
der Produzent aber völlig austauschbar und der Verbraucher könne in
der Regel gar nicht nachvollziehen, woher das Produkt kommt.
Kreisbäuerin Angelika Seyfferth sprach genauso wie ihre Kulmbacher
Kollegin Beate Opel von einem Etikettenschwindel, der auf den Rücken
der Bauern ausgetragen werde.
Die
Ablehnung von Haltungsstufe 1 für Frischmilch, also von Produkten
aus Anbindehaltung, bedeute das Aus für rund 10000 Betriebe in
Bayern. Betroffen seien insbesondere kleine Milchviehbetriebe in
Süddeutschland. Damit beschleunige der Handel den Strukturwandel in
Bayern. Die Kreisobmänner sind sich einig, dass damit auch die
Existenz dutzender Höfe in Oberfranken auf dem Spiel stehe.
„Beim
Bauern, der die Lebensmittel erzeugt, muss einfach ein höherer Preis
ankommen“, so der Bamberger BBV-Geschäftsführer Werner Nützel. Die
Landwirte benötigten höhere Erzeugerpreise um das Überleben vor
allem der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern. „Aldi
muss an die Molkereien und an die Schlachthöfe höhere Preise zahlen
und das Geld muss bei den Bauern ankommen, sonst müssen viele kleine
Bauernhöfe für immer zusperren“, so der BBV-Geschäftsführer von
Bayreuth und Kulmbach Harald Köppel.
In Bamberg
bekamen die Landwirte vom Discounter ein Hausverbot ausgesprochen,
obwohl die Aktion vom Landratsamt mit zehn Teilnehmern und zwei
Schleppern genehmigt wurde. Die Bauern ließen sich davon aber nicht
beirren. Auch nicht von den beiden Polizeifahrzeugen, mit jeweils
zwei Beamten, die schon lange vor der Aktion aufgefahren waren und
das Geschehen genau beobachteten. In Himmelkron und Hollfeld gab es
dagegen keine Probleme, was wohl auch daran lag, dass dort bewusst
nur eine jeweils kleine Gruppe mit einem einzigen Schleppern auf den
Parkplätzen vorgefahren war.
Bild:
1. Landwirte aus
dem Raum Bamberg protestierten vor der Aldi-Filiale in
Breitengüßbach mit zwei Schleppern gegen die Werbeaktionen des
Discounters. Mit dabei waren auch der Bamberger BBV-Geschäftsführer
Werner Nützel (links) und Kreisobmann Edgar Böhmer (3. von links).
2. Aus dem
Kulmbacher Land protestierten die Bauern, darunter auch der
Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger und Kreisbäuerin Beate Opel
(3. und 4. von links) vor der Aldi-Filiale in Himmelkron mit
mehreren Plakaten und einem Schlepper.
3.
BBV-Kreisobmann Karl Lappe, Kreisbäuerin Angelika Seyfferth und die
Landwirte Mariella und Christian Hanning (von links) protestierten
vor der Aldi-Filiale in Hollfeld mit einem Schleppern gegen die
Werbeaktionen des Discounters.
Arbeit der Bauern
nicht zum Nulltarif / Pottensteiner Online-Bauerntag:
Erfolgsgeschichte „Dachmarke Bayreuther Land“ vorgestellt
Pottenstein. Knapp fünf Jahre nach Gründung des Vereins und
zweieinhalb Jahre nach dem offiziellen Start der „Dachmarke
Bayreuther Land“ haben alle Beteiligten ein positives Fazit gezogen.
„Je mehr Menschen den Wert regionaler Produkte verinnerlichen und
verstehen, umso mehr Menschen kaufen diese Produkte auch“, sagte
Jana-Lisa Mönch von der Wirtschaftsförderung des Bayreuther
Landkreises beim Pottensteiner Online-Bauerntag.
Die
„Dachmarke Bayreuther Land“ soll nicht eine beliebige Marke unter
vielen Marken sein. Sie soll vielmehr Erzeugnisse und Hersteller aus
der Region erkennbar machen, um ihre Produzenten und Verarbeiter zu
stärken, so Jana-Lisa Mönch, die im Rahmen des Regionalmanagements
Bayreuth Stadt und Land wesentlich an der Einführung der Dachmarke
beteiligt war. Als Ziel nannte sie es, die Vielfalt an regionalen
Spezialitäten und Produkten zu erhalten, damit die Wertschöpfung in
der Region bleibt.
Kriterien
sind unter anderem, dass der Betrieb, aus dem das jeweilige
Erzeugnis stammt, inhaber- und familiengeführt ist, dass die
Herstellung des Produkts ausschließlich in handwerklicher Qualität
erfolgt, und, dass Grund- und Rohstoffe zu hundert Prozent aus
Bayreuth Stadt und Land stammen. Die Dachmarke hat derzeit über 60
Mitglieder, hauptsächlich Landwirte, Gärtner, Bäcker und Metzger.
Die Finanzierung erfolgt zu 90 Prozent über das Bayerische
Wirtschaftsministerium die restlichen zehn Prozent teilen sich Stadt
und Landkreis Bayreuth.
Als
kommende Aktionen kündigte Jana-Lisa Mönch an, die heimische
Gastronomie über eine regionale Speisekarte mit einzubinden, das
touristische Potenzial in Form von Genusstouren zu stärken und
Führungen durch Betriebe für Schulklassen zu veranstalten. Außerdem
soll die „Dachmarke Bayreuther Land“ im neuen großen Edeka-Center in
Bayreuth als eigener Hofladen im Markt präsent sein.
„Alle
Mitglieder der Dachmarke leisten einen wertvollen Beitrag zur
kulinarischen Vielfalt unserer Heimat“, sagte Landrat Florian
Wiedemann. Er wies darauf hin, dass durch die Pandemie neue
Gewohnheiten und neue Verhaltensweisen bei vielen Menschen
entstanden sind. Die Wertschätzung regional erzeugter Lebensmittel
gehöre dazu. Damit werde die wertvolle Arbeit der Landwirte und der
verarbeitenden Betriebe wieder mehr in den Focus gerückt. Wiedemann
stellte aber auch klar, dass es dies alles nicht zum Nulltarif geben
kann: „Qualität hat eben auch ihren Preis, das muss uns allen klar
sein.“
Die
zunehmende Nachfrage des Verbrauchers nach regionalen Erzeugnissen
zeige, dass der Landkreis mit der Gründung der Dachmarke richtig
gelegen sei, so Wiedemanns Vorgänger Hermann Hübner, der zu den
Ideengebern gehörte. Das erklärte Ziel, Erzeuger und Verbraucher
zusammenzubringen, sei erreicht worden. Hübner könne sich nun auch
eine stärkere Ausweitung der Dachmarke auf die Bereiche Wild und
Fischerei vorstellen.
Seine
Berufskollegen seien auf Werbung dieser Art dringend angewiesen,
sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Reinhold Thiem
vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg
wünschte sich, dass nun auch die großen Discounter Wertschätzung für
die heimische Landwirtschaft und ihre Produkte erbringen.
Doch genau
daran scheitert es derzeit, so Kreisobmann Karl Lappe. Er
kritisierte den aktuellen Preisdumping-Angriff der großen
Handelsketten, die den Produzenten ihrer Eigenmarken derzeit mehr
bezahlen, als den Erzeugern von Fremdmarken. „Hersteller und
Produzenten sind damit austauschbar geworden“, sagte Lappe. Er
forderte seine Berufskollegen zu Geschlossenheit auf, um in diesem
Preiskampf nicht als Verlierer hervorzugehen.
Mehr Rehwild in
heimischen Wäldern / „Wald vor Wild“: Forstliches Gutachten zur
Waldverjüngung vorgestellt
Kulmbach.
Die Rehwildbestände im Landkreis Kulmbach sind im zurückliegenden
Jahr deutlich angestiegen. Das geht aus dem Gutachten zur
Waldverjüngung hervor, das Michael Schmidt vom Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten bei der Online-Jahresversammlung der
Jagdgenossenschaften im Bauernverband vorgestellt hat. Demnach hat
die Verbiss-Problematik in allen sechs Hegegemeinschaften des
Kulmbacher Landes deutlich zugenommen. Darauf müsse reagiert werden,
waren sich sämtliche Akteure einig.
Teilweise
liege der Verbiss sogar deutlich über den bayerischen Durchschnitt,
berichtete Forstdirektor Schmidt. Die Ökonomischen Auswirkungen für
die Waldbesitzer nannte er schwerwiegend, weil beispielsweise der
Bau von notwendigen Schutzzäunen hohe Kosten verursache. Aber auch
ökologisch seien Auswirkungen feststellbar, weil einzelne Baumarten
durch das hohe Verbiss-Geschehen immer weniger werden, teilweise
sogar vom Aussterben bedroht sind.
Dramatisch
verschärft wurde die Situation zusätzlich durch die großen
Borkenkäferschäden der zurückliegenden Jahre. „Durch den Käfer sind
riesige Kahlflächen in unseren Wäldern entstanden“, sagte Schmidt.
Der Forstfachmann schätzte die Fläche allein im Landkreis Kulmbach
auf rund 2000 Hektar. Die Kosten der Schutzmaßnahmen dafür
bezifferte er auf sechs bis neun Millionen Euro.
Bayernweit
liege der Verbiss beim Laubholz bei 40 Prozent. Ale sechs
Hegegemeinschaften des Landkreises lägen deutlich darüber, so
Forstdirektor Schmidt. Im Einzelnen liegen die Zahlen für die
Hegegemeinschaft (HG) Kulmbach bei 70 Prozent, für die HG Roter Main
bei 64 Prozent, für die HG Jura bei 73 Prozent, für die HG Trebgast
bei 65 Prozent, für die HG Frankenwald bei 51 Prozent und für die
HG Frankenwald-Oberland bei 50 Prozent. „Damit ist der Verbiss in
allen sechs Hegegemeinschaft zu hoch“, sagte Schmidt. Die
Abschussempfehlung müsse deshalb überall erhöht werden.
Einmal
mehr zitierte er das Bayerische Waldgesetz, dass ganz klar die
Priorität „Wald vor Wild“ definiert habe. Das bedeute nicht Wald
ohne Wild, sagte Schmidt, lege aber eine klare Priorität zu Gunsten
des Waldes durch den Gesetzgeber fest. Deshalb sei auch die
Abschussplanung als Grundlage einer objektiven Beurteilung der
Waldverjüngung von so großer Bedeutung. Aus dem Gutachten werden die
Rehwild-Abschusspläne für die kommenden drei Jahre erstellt. Für das
forstliche Gutachten haben Michael Schmidt und seine Mannschaft rund
14000 Pflanzen auf 200 Verjüngungsflächen auf Verbiss-Schäden im
gesamten Landkreis Kulmbach untersucht.
Mit
Schrecken nahm Burkhard Hartmann, Vorsitzender der AG
Jagdgenossenschaft, das forstliche Gutachten zur Kenntnis. Nicht
nur, dass die Mehrzahl der Reviere in den sechs Hegegemeinschaft
mittlerweile zu hohe, teilweise sogar deutlich zu hohe
Verbiss-Zahlen aufweisen, sondern auch, dass meist der besonders
wichtige Leittrieb betroffen sei. Damit sei der Baum von vornherein
nutzlos und wertlos und tauge später allenfalls noch als Brennholz.
„Die Situation ist wirklich gravierend“, sagte Hartmann. Man müsse
aktiv nachpflanzen, anders gehe es nicht.
Neben dem
Rehwild bereitet weiterhin auch die Zunahme des Schwarzwildes
Probleme. So seien zuletzt in Oberfranken rund 11000 Wildschweine
erlegt worden, Im Jahr zuvor waren es noch rund 16000. Als eine
Ursache für den Rückgang nannte Hartmann die Corona-Situation.
Zahlreiche Drückjagden seien deshalb erst gar nicht angesetzt,
andere im letzten Moment wieder abgeblasen worden. „Die fehlenden
Drückjagden schlagen sich in den Zahlen ganz klar nieder“, so
Hartmann.
Klasse statt Masse /
Geringe Besatzdichte, beste Wasserqualität: Vitale Fische aus der
Kleinrehmühle
Kleinrehmühle.
Das ist der Idealfall regionaler Vermarktung: „Der Bedarf ist so
groß, dass wir über einen Umkreis von höchstens 100 Kilometer hinaus
gar nicht verkaufen“, sagt Daniel Wagner von der Fischzucht
Kleinrehmühle. Viele der produzierten Fische gehen an die eigene
Ausflugsgaststätte vor Ort. Damit fällt überhaupt kein Transportweg
an, mehr Tierwohl geht nicht.
In über 30
naturnahen Erdteichen, Becken und Fließkanälen produziert die
Familie Wagner Regenbogenforellen, Bachforellen und Elsässer
Saiblinge. Zum Team gehören neben Daniel Wagner und Lebensgefährtin
Tina fünf fachkundige und langjährig erfahrene Mitarbeiter, zwei
Fischwirte und drei weitere Kräfte, die mit Herzblut für die Fische
und die Fischzucht leben.
Im
Einzelnen gehören Setzlinge, Speisefische, Besatzfische,
Lachsforellen, Räucherfische und ein hochwertiges
Fischfuttersortiment zum Angebot des Betriebs. „Wir achten von
Anfang an auf eine erstklassige Zuchtauslese, so dass wir unseren
Kunden sowohl im Setzlingsbereich als auch im Speisefischbereich
immer gesunde, kräftige und kernfleischige Fische anbieten können“,
sagt Daniel Wagner, der sich um die zum Betrieb gehörende
Ausflugsgaststätte kümmert, während Lebensgefährtin Tina die
Fischzucht übernommen hat.
Die
Vermarktung erfolgt im Wesentlichen an Gaststätten, Wiederverkäufer
auf Märkten, andere Direktvermarkter und an Privatleute. Auch den
Verkauf ab Hof bietet die Kleinrehmühle an. „Die Werbung erfolgt
ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt Daniel Wagner.
Geliefert wird mit einem Lkw und zwei Kleintransportern, die so
umgebaut wurden, dass sie für den Lebendtransport von Fischern
geeignet sind.
Die
Kleinrehmühle ist eigentlich eine Einöde, die zum Teil zum
Gemeindegebiet von Marktleugast, zum anderen Teil zu Presseck
gehört, Bemerkenswert ist die Höhenlage von 585 Meter über dem
Meeresspiegel. Sämtliche Teiche und Becken werden mit dem frischen
Quellwasser des Kleinen Rehbachs gespeist, der laut Daniel Wagner
Gewässergüte 1 aufweist. Auch technisch sind die Anlagen auf
modernstem Stand. Sonden in jedem Teich und in jedem Becken messen
den Sauerstoffgehalt des Wassers. Dazu trägt die geringe
Besatzdichte zu größtmöglichem Fischwohl bei.
Mit zur
Fischzucht Kleinrehmühle gehört auch die Kosermühle bei
Marktleugast, die von der Familie Wagner im Jahr 2008 zugekauft
wurde. „Auch dort produzieren wir Lachsforellen und Saiblinge“,
erläutert Daniel Wagner.
Ebenfalls
zur Kleinrehmühle gehört die gleichnamige und weithin bekannte
Ausflugsgaststätte mit ihren 55 Sitzplätzen und weiteren 350 Plätzen
im Biergarten. Dort gibt es von Mittwoch bis Sonntag immer ab 12 Uhr
geräucherte Forellen aus der eigenen Produktion. Auf dem Gelände
tummeln sich jede Menge Ziegen, Schafe, Enten und Hühner, außerdem
gibt es einen großen Spielplatz. Damit bietet die Kleinrehmühle ein
ideales Ausflugsziel für Familien, sagt Daniel Wagner, der den
Betrieb mit Fischzucht und Gaststätte 2002 von seinem Großvater
übernommen und seitdem immer wieder ausgebaut hat.
„Klasse
statt Masse und dies zu einem vernünftigen Preis, das ist und bleibt
die Devise der Fischzucht Kleinrehmühle“, so Wagner. Auch in Zukunft
will er vitale Fische züchten und freut sich, wenn Gäste die Anlage
besuchen und den Fischwirten bei ihrer Arbeit über die Schultern
schauen.
Bild:
Fischwirt Sebastian Scherz gehört zu den Mitarbeitern der Fischzucht
Kleinrehmühle.
Milchviehhalter in
Oberfranken: Pro Woche zwei Betriebe weniger / Rinderzuchtverband
Oberfranken legte Jahresbericht vor – Umsatz konnte endlich wieder
gesteigert werden
Bayreuth.
Trotz Corona und aller damit verbundenen Einschränkungen konnte der
Rinderzuchtverband Oberfranken sein Ergebnis im zurückliegenden
Zuchtjahr um 1,6 Millionen Euro auf insgesamt rund 16,5 Millionen
Euro steigern. Das ist umso erfreulicher, als dass in den
vergangenen beiden Jahren das Ergebnis rückläufig war. Wie aus dem
druckfrisch vorliegenden Jahresbericht hervorgeht, sind die
Vermarktungszahlen um gut 500 auf exakt 30968 Tiere aller Kategorien
(Nutzkälber, Zuchtkälber, Jungrinder, Jungkühe und Bullen)
gestiegen. Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes ist nicht
identisch mit dem Kalenderjahr. Es beginnt am 1. Oktober und endet
am 30. September.
Vorsitzender Georg Hollfelder führt die Steigerungen auf die
gestiegenen Tierzahlen, vor allem aber auf die höheren Preise bei
den Nutzkälbern zurück. Während im zurückliegenden Jahr noch
zahlreiche Märkte abgesagt werden mussten oder nicht in gewohnter
Weise stattfinden konnten, hatte sich die Situation mittlerweile
wieder geändert. Alle Märkte wurden abgehalten, wenn auch die
Besucherzahl auf den Großviehmärkten zeitweise geringer gewesen sei,
so heißt es in der Bilanz.
Einschränkungen gab es aber trotzdem: Durch die Umbaumaßnahmen im
Großviehstall in Bayreuth seien Bullen, Jungkühe und hochtragende
Kalbinnen ab Februar im Exportstall, die Jungrinder im Kälberstall
untergebracht worden. Im April hätten dann die Anbaumaßnahmen für
den Kälberstall begonnen, wodurch der Körplatz blockiert wurde und
die Körung zwischen Großviehstall und Exportstall stattfinden
musste.
Der
Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr
noch 1014 Mitgliedsbetriebe, 50 weniger als im Jahr zuvor. Somit sei
die 1000er-Grenze noch nicht, wie befürchtet, unterschritten worden.
Die Zahl der Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls
deutlich gesunken, und zwar um weit über zwei Prozent oder 1568
Stück auf nun 64687. Die Durchschnittsgröße der Betriebe wird mit
knapp 64 Kühen angegeben (Vorjahr 62).
Während
diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die
Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, listet der
umfangreiche Jahresbericht traditionell auch die gesamte
Milchviehhaltung in Oberfranken auf. Hier sank die Zahl der
Milchkühe um 1700 auf 81175. Damit liege Oberfranken im bayerischen
Trend, so Zuchtleiter Markus Schricker.
Unverändert fortgesetzt hätten sich auch die Betriebsaufgaben.
Wieder 101 Betriebe weniger bedeute noch 1665 Milchviehhalter in
Oberfranken. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt statistisch
bei 48,8 Kühen pro Betrieb. Die meisten Milchkühe werden in den
Landkreisen Bayreuth und Hof gehalten, die wenigsten in den
Landkreisen Kronach und Lichtenfels.
Wenn auch
der Rückgang in den Milchkuhzahlen und Betriebszahlen etwas gebremst
wurde, sei der Trend klar: kontinuierliche Betriebsaufgaben und kaum
Neuinvestitionen. 101 Betriebe weniger bedeute in etwa, dass zwei
Betriebe pro Woche aufgeben. Die Zeichen würden dabei nicht für eine
Trendwende sprechen.
Beim
Rinderzuchtverband standen nach den Worten des Vorsitzenden Georg
Hollfelder im vergangenen Jahr vor allem Investitionen in mehr
Tierwohl im Fokus. Der Umbau auf die freilaufende Auktion im
Großviehstall konnte abgeschlossen werden, die Umgestaltung und
Erweiterung des Kälberstalles wurde begonnen und soll 2022
abgeschlossen werden. „Das alles sind Investitionen für die
Mitglieder, für eine regionale und in die Zukunft gerichtete
Viehvermarktung.“
Von der
Politik wünschen sich die Verantwortlichen ein Bekenntnis zu einer
„modernen und spezialisierten Landwirtschaft ohne
Bilderbuchträumereien“. Das Spannungsfeld Ökonomie, Tierschutz,
Klimaschutz werde bleiben. „Darauf müssen wir uns einstellen, aber
wir erwarten Anerkennung unserer Arbeit, unseres Berufstandes und
vielleicht doch klare Perspektiven“, so der Vorsitzende.
Bild:
Die
Umbaumaßnahmen in den Stallungen des Rinderzuchtverbandes
Oberfranken im Grünen Zentrum in Bayreuth sind nahezu abgeschlossen.
Mit Waldumbau gegen
den Klimawandel / Höhere Temperaturen, weniger Niederschläge – BBV
informiert Waldbauern über geeignete Gegenmaßnahmen
Bamberg.
Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die
Forstwirtschaft. Das sagt Hans-Joachim Klemmt, neuer Leiter der
Abteilung Waldbau und Bergwald an der Landesanstalt für Wald- und
Forstwirtschaft in Freising-Weihenstephan. Einzige wirksame Maßnahme
ist dabei der frühzeitige Aufbau klimastabiler und zukunftsfähiger
Wälder, so der Fachmann bei einer Online-Veranstaltungsreihe zum
Thema Klima des BBV Oberfranken.
Wälder
sind ein Teil der Lösung der Klimaproblematik, weil sie Kohlendioxid
binden. „Doch egal, wie viel wir auch aufforsten, wir werden den
Klimawandel damit nicht stoppen können“, sagt Klemmt. Den Waldbauern
legt der aus Neuhaus an der Pegnitz stammende Referent nahe,
frühzeitig mit dem Waldumbau zu beginnen. „Warten sie nicht, bis die
Natur sie zwingt, ihre Wälder zu verjüngen.“ Dabei sollten
baldmöglichst auch geeignete klimaresistente Mischbaumarten in
geeigneter Form, also durch Pflanzung oder Saat in den vorhandenen
Bestand eingebracht werden.
Was Klemmt
die 4-Plus-Regel nennt, bedeutet auf mehrere, mindestens vier
Baumarten zu setzen, um das Risiko zu minimieren. Dabei sollte vor
allem darauf geachtet werden, dass Klima, Boden und Baumartenwahl
auch zusammenpassen. So könne der Waldbewirtschafter Licht-, Wasser-
und Nährstoffverfügbarkeit steuern. Stets sollte man dabei auch den
Wildeinfluss durch geeignete Maßnahmen gering halten.
Laut
Hans-Joachim Klemmt ist der Klimawandel in Bayern längst spürbar und
auch nachweisbar. Er warnt aber auch: „Es wird noch deutlich wärmer
werden, als wir es bisher erfahren haben.“ Als Beleg dafür zählt der
Experte auf, wie die bayerischen Durchschnittstemperaturen seit 1986
angestiegen und die Niederschläge abgenommen hatten. 2018 sei die
laut Deutschem Wetterdienst mit 9,9 Grad Celsius heißeste jemals
gemessene Durchschnittstemperatur im Freistaat gemessen worden. Das
Mittel lag zwischen 1961 und 1990 bei 7,5 Grad Celsius. Gleichzeitig
seien 2018 die Gesamtniederschläge die drittniedrigsten seit
Aufzeichnungsbeginn 1881 gewesen.
Für die
Wälder bedeute dies schon heute großflächige Schäden. „Und diese
Schadensphänomene werden mit zunehmendem Klimawandel noch häufiger
auftreten“, warnt Klemmt. Besonders auffällig sei es dabei, dass
Nordbayern viel stärker als Südbayern betroffen ist. Hier sei der
Nadel- und Blattverlust als Trockenheitsreaktion viel stärker
festzustellen. Allgemein sei die Mortalitätsrate besonders bei
Fichten und Kiefern überdurchschnittlich. Klemmt: „Insgesamt haben
wir bereits großflächigen Schäden in unseren Wäldern beobachten
müssen.“
Dieter
Heberlein, Jagd- und Waldreferent des BBV Oberfranken, weist darauf
hin, dass der Grundwasserspiegel in Oberfranken während der
zurückliegenden zehn Jahren um fast einen halben Meter abgesackt
ist. Allerdings habe sich der Wald zuletzt in 2021 wenigstens wieder
leicht von der extremen Trockenheit der Vorjahre erholen können.
„Nach drei heißen und trockenen Sommern war 2021 wieder ein relativ
normales Jahr“, so Heberlein. Das habe man vielfach gar nicht so
wahrgenommen, weil man sich schon an die trockene und heiße
Witterung der Vorjahre gewöhnt hatte. Dennoch werde es keinen Weg
mehr an dem Thema Klimawandel vorbei geben.
Bild:
Viel ist nicht
mehr übrig geblieben vom einst so üppigen Fichtenwald bei
Wilhelmsthal im Landkreis Kronach. Schuld daran sind die trockenen
und heißen Sommer, die für eine Massenvermehrung des Borkenkäfers
gesorgt haben.
Weniger Betriebe,
weniger Schweine / „Stallgespräch“ bei den Ferkelerzeugern Deinlein
in Neudorf
Neudorf.
Ihren Viehbestand haben sie schon drastisch reduziert. Waren es im
Herbst noch 350 Schweine auf dem Ferkelerzeugungsbetrieb von Dagmar
und Jörg Deinlein in Neudorf, nahe Scheßlitz, sind es mittlerweile
nur mehr 190. Die Preise sind einfach zu schlecht. Wie es
weitergehen soll, ist völlig offen. „Die ständig neuen Anforderungen
machen uns schon schwer zu schaffen“, sagte Jörg Deinlein beim
„Stallgespräch“ des BBV Bamberg.
Aufgrund
neuester Vorgaben müsste die Familie ihren Stall schon wieder
umbauen. Das sei aber am jetzigen Standort aufgrund von
Abstandsvorgaben gar nicht möglich. Eine notwendige Investition von
rund einer viertel Million Euro ist schon gar nicht drin bei den
derzeitigen Preisen. „Also bleibt uns nur eines übrig: den Bestand
zu reduzieren“, so Jörg Deinlein.
BBV-Geschäftsführer Werner Nützel machte dabei eine einfache
Rechnung auf. Während der Erzeugerpreis für den Bauern pro Kilo
erzeugtem Schweinefleisch in Deutschland ohne Mehrwertsteuer im Jahr
2015 bei 1,26 Euro lag, liege er heute bei 1,28 Euro. Der
Verbraucherpreis habe allerdings schon 2015 bei 6,06 Euro gelegen,
heute macht er 7,22 Euro aus. Soll heißen: „Beim Landwirt kommt
nichts an.“ Völlig außer Acht gelassen wurde dabei, dass die
Betriebskosten in den zurückliegenden Jahren gewaltig angestiegen
sind.
Kein
Wunder, dass die Zahl der schweinehaltenden Betriebe in Bayern im
Zehn-Jahres-Vergleich um 45 Prozent abgenommen habe und zuletzt bei
4200 lag. Wie viele werden diesmal übrig bleiben, fragen sich die
Landwirte. Die Zahl der Tiere sei dabei nicht so stark
zurückgegangen, sie lag zuletzt im Freistaat bei knapp 2,9
Millionen, was im Zehn-Jahres-Vergleich aber trotzdem einen Rückgang
um 18 Prozent ausmachte. Die Umfragen lassen nichts Gutes ahnen: 70
Prozent der Schweinehalter in Deutschland wollen in den kommenden
Jahren aufgeben.
Nützel
kritisierte auch die zahlreichen Lockangebote des
Lebensmitteleinzelhandels, die einzig und allein auf Kosten der
Landwirte gehen. „Die fünf großen Discounter machen den Preis
kaputt“, sagte er. Wenn der Lebensmitteleinzelhandel schon mehr
Tierwohl fordere und dafür einen höheren Preis verlange, müsse das
auch beim Bauern ankommen, so Kreis-, Bezirks- und Landesbäuerin
Anneliese Göller. „Die Marktmacht der großen Handelsketten ist das
Problem“, sagte Kreisobmann Edgar Böhmer.
Die
Familie Deinlein hat für sich zumindest einen kleinen Ausweg aus der
Misere gefunden. Sie arbeitet mit einem zertifizierten
Schlachtbetrieb zusammen und vermarktet die Schweine in Form von
Schlachtpaketen selbst. „Wir müssen einfach schauen, dass mehr bei
uns bleibt“, so Dagmar Deinlein. Für Ehemann ist sowieso klar, dass
es im Moment einfacher ist, Kaffee zu vermarkten, als Schweine.
Deshalb wollen sie auch ab März ihr Hofcafé wieder regelmäßig an den
Sonntagen öffnen.
Bild:
Katharina
Schrenker und Fabian Deinlein sowie Jörg und Dagmar Deinlein trafen
sich vor ihrem Hofcafé in Neudorf mit BBV-Geschäftsführer Werner
Nützel, Kreis- Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller und
Kreisobmann Edgar Böhmer (von links).
Ein halbes Jahrhundert
Mühlentradition / Familienbetrieb in 18. Generation - Qualitätsmehle
aus regionaler Herstellung
Stadtsteinach.
Aus der Region für die Region: das könnte ein Slogan sein, mit dem
Dirk Partheimüller Werbung für seine Produkte macht. Doch der
Inhaber der historischen Partheimühle in Stadtsteinach hat das ganz
nicht nötig. Über ein gutes Dutzend Landwirte aus den Landkreisen
Bayreuth, Kronach und Kulmbach gehören seit eh und je zu seinen
Lieferanten. Das Korn kommt also von den Feldern der Region. Das
produzierte Weizen-, Roggen- und Dinkelmehl findet nahezu
ausschließlich in Bäckereien und Pizzerien Oberfrankens Verwendung.
Nahezu heißt, dass auch Privatleute ihr Mehl entweder direkt beim
Partheimüller oder bei Rewe- und Edeka-Märkten in und um Kulmbach
erwerben können.
Seit
Jahrhunderten kommt Qualitätsmehl aus Stadtsteinach. Bereits 1558
wurde die Mühle erstmals urkundlich erwähnt. Dirk Partheimüller
stellt heute wie damals aus regionalem Getreide Weizen-, Roggen- und
Dinkelmehle ohne chemische Zusatzstoffe her. „Wir kaufen
ausschließlich Getreide aus Oberfranken, das ist nachhaltig, weil
wir so den Kohlendioxid-Ausstoß vermindern“, sagt der Partheimüller.
Mehr als 30 Kilometer Transportweg hat keine Getreidelieferung mehr
hinter sich, wenn sie in Stadtsteinach ankommt.
Feste
und zuverlässige Lieferanten, „auf die man sich verlassen kann“, das
ist für Dirk Partheimüller wichtig. Schließlich hat auch er mit
stark schwankenden Rohstoffpreisen zu tun, wenn zum Beispiel wie im
zurückliegenden Jahr die Preise gewaltig steigen, weil deutsches
Getreide ins Ausland abwandert.
Insgesamt
werden in Stadtsteinach jedes Jahr gut 1000 Tonnen Getreide
verarbeitet. „Regionalität ist unser Prinzip“, so Dirk Partheimüller,
der auch Mitglied der Genussregion Oberfranken ist und natürlich
auch deren strenge Kriterien erfüllt. Neben Weizenmehlen sowie
Roggenmehlen unterschiedlicher Typen gibt es in Stadtsteinach auch
Dinkelmehle und ein eigenes Pizzamehl. Jeder Abnehmer kann dabei mit
Säcken zu 2,5 bis 25 Kilogramm den jeweiligen individuell
gewünschten Bedarf abdecken.
Dirk
Partheimüller stellt bereits die 18. Generation in diesem
außergewöhnlichen Familienbetrieb. Mit seiner Frau Sonja hat der
54-Jährige schon für die nächste Generation vorgesorgt, Sohn Luca
(14) kennt sich im Betrieb jedenfalls bestens aus.
Trotz der
altehrwürdigen Tradition ist die aus den 1960er Jahren stammende
Produktionsstätte relativ neu. Damals wurde sie neben dem
denkmalgeschützten historischen Gebäude mit dem Mühlrad errichtet.
Die parallel zur Getreidemühle betriebene Sägemühle wurde schon vor
rund 100 Jahren eingestellt. Die Landwirtschaft, die noch lange
betrieben wurde, ist erst vor gut 20 Jahren aufgegeben worden.
Was heute
vielfach als Gläserne Produktion angepriesen wird, lebt der
Partheimüller schon lange. In seinen Mühlenführungen erklärt er
immer wieder gerne, wie das Korn zum Mehl gemahlen wird. Ganz so
einfach ist das nämlich nicht, viele Produktionsschritte sind dazu
notwendig. „Die wenigsten wissen, wie das wirklich funktioniert“,
sagt er. Wie so oft, hat auch hier Corona für eine Unterbrechung
gesorgt. Trotzdem hofft der Partheimüller schon bald wieder mit den
Führungen beginnen zu können.
Was
bei vielen Bauern der Hofladen, ist bei Dirk Partheimüller das
Mühlenlädla gleich am Eingang, das täglich geöffnet hat. Im Angebot
hat er auch die Produkte der befreundeten Minderleinsmühle bei
Neunkirchen am Brand. Dirk Partheimüller hat auch beobachtet, dass
gerade jüngere Leute verstärkt wieder selbst backen, eine
Entwicklung, die durch Corona noch forciert worden ist und die der
Stadtsteinacher Partheimühle nur zu Gute kommt.
Bilder:
1.Dirk
Partheimüller bedient Walzenstühle, die teilweise schon seit 100
Jahren im Betrieb sind.
2.Sonja,
Luca und Dirk Partheimüller betreiben die gleichnamige Mühle in
Stadtsteinach in 18. Generation seit 1558.
3.Die
Partheimühle im Stadtsteinacher Dammweg ist ein ortsbildprägender
Bau mit langer Geschichte.
4. In Zeiten von Corona backen viele Verbraucher wieder selbst und
finden so den Weg ins Mühlenlädla.
Generationengerechter Übergang bei der Anbindehaltung / Landwirte
diskutierten mit CSU-Abgeordneten
Lichtenfels/Kulmbach. In der Kritik am Koalitionsvertrag war man
sich einig beim Online-Gespräch tragender bäuerlicher Organisationen
aus Coburg, Kronach und Kulmbach mit den beiden
CSU-Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (Lichtenfels/Kulmbach) und
Jonas Geissler (Coburg/Kronach). So ganz verinnerlicht hatten es
manche Teilnehmer freilich noch nicht, dass CSU im Bund jetzt
Opposition heißt.
„Wir sind
abgewählt worden und können künftig nur Anträge stellen“, sagte Emmi
Zeulner. Als Opposition sitze man eben nicht mehr mit am
Verhandlungstisch. Einfacher werde das sicher nicht. Jonas Geissler,
neu gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Coburg, zu dem auch
Kronach gehört, räumte Fehler der CSU in der Vergangenheit ein. „Wir
wissen, dass wir wahnsinnig viele Landwirte enttäuscht haben“, sagte
er.
Der
Koalitionsvertrag stelle die Landwirte eher als Umweltschützer dar,
monierte Zeulner. „Das sind sie zwar, sie sind aber auch
Nahrungsmittelproduzenten“, so die Angeordnete. Ziel sollte es sein,
Deutschland in Sachen Ernährung ein stückweit autark zu machen. Wenn
der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse gerade einmal bei 30
Prozent liegt, dann sei das entschieden zu wenig. „Wir dürfen uns
nicht abhängig machen“, warnte die Politikerin.
Diese
Auffassung vertrat auch Michael Bienlein, BBV-Kreisobmann von
Lichtenfels: Es bringt uns doch nichts, wenn wir die
Nahrungsmittelproduktion ins Ausland verlagern und nur noch als
Umweltschützer tätig sind“. Die Lebensmittelsouveränität werde
sträflich vernachlässigt, so Harald Weber, Leiter des
Landwirtschaftsamtes Coburg-Kulmbach. Kreisobmann Bienlein
bemängelte, dass bei vielen Dingen wie etwa bei der Düngeverordnung
die fachliche Praxis völlig außen vor bleibe.
Ein großes
Thema, das viele Landwirte umtreibt ist die Diskussion um die
Zukunft der Anbindehaltung. Wie berichtet, listen Teile des
Lebensmitteleinzelhandels bereits Frischmilch aus, die aus
Anbindehaltung stammt. „Ob es einem Tier gut oder schlecht geht,
hängt doch nicht ausschließlich von der Haltungsform ab“, sagte
Bienlein. Es liege vielmehr an den Menschen, die das Tier versorgen.
Emmi
Zeulner sprach sich dabei für individuelle Lösungen aus. Statt eines
fixierten Stichtages sollte es einen generationengerechten Übergang
geben. „Wir werben in Berlin für eine entsprechende Initiative“,
versprach sie. Der Umbau in der Struktur müsse massiv unterstützt
werden. Zuvor hatte auch Behördenleiter Weber für Übergangslösungen
plädiert. Von den 147 Milchviehhaltern im Landkreis Lichtenfels
hätte über die Hälfte weniger als 20 Kühe. Dabei könne man sicher
davon ausgehen, dass es bei diesen kleinen Landwirten noch überall
Anbindehaltung gibt. Nur 36 von den 147 Milchviehhaltern hätten mehr
als 50 Kühe im Stall, der dann wohl ziemlich sicher ein Laufstall
ist
Landwirt
Bernhard Hofmann äußerte große Sorgen, was den Nachwuchs angeht.
Hofnachfolger würden die Lust am Beruf verlieren, wenn sie keinerlei
Wertschätzung mehr erfahren. „Immer steht die Landwirtschaft im
Kreuzfeuer der Kritik, Vielflieger und Kreuzfahrer bleiben dagegen
außen vor“, sagte er.
Einig war man
sich darin, dass der Landwirt wieder einen ordentlichen Preis für
sein Produkt bekommen muss. In Sachen Selbstbewusstsein des
Berufsstandes sei aber schon noch Luft nach oben, so Zeulner. „Wir
wissen um die Leistung, die erbracht wird“, sagte sie. „Unser
Kernanliegen sollte deshalb die Wertschätzung der Bauern sein“, so
Jonas Geissler. Landwirte dürften nicht länger unter Generalverdacht
gestellt werden.
Bauern am Scheideweg /
BBV-Stallgespräch bei Schweinebauer Jan Schrijer im Coburger Land
Ottowind.
Die Schweinerhalter sind seit Monaten die eigentlichen Sorgenkinder.
„Derzeit werden die Kosten nicht annähernd gedeckt“, sagte der
Coburger Kreisobmann Martin Flohrschütz beim traditionellen
Pressegespräch, das viele Kreisverbände alljährlich im Umfeld der
Grünen Woche veranstalten. Wenn es heuer Corona-bedingt auch schon
zum zweiten Mal hintereinander keine Grüne Woche gibt, so hält der
BBV trotzdem an seinen „Stallgesprächen“ fest, um auf die
dringendsten Probleme der Branche hinzuweisen.
Die Gründe
für die Misere sind schnell aufgezählt: explodierende Energie- und
Futterkosten, eine zunehmende Zahl an Vegetariern und Veganern, das
Auftauchen der Afrikanischen Schweinepest und daraus resultierende
Exportstopps sowie die seit bald zwei Jahren andauernde
Corona-Krise. „Uns fehlt die Rückendeckung, sagt Schweinebauer Jan
Schrijer aus Ottowind bei Meeder im Landkreis Coburg. Er meint damit
die Rückendeckung aus der Politik, deren immer neue Auflagen richtig
Geld kosten. Aber auch die fehlende Rückendeckung aus dem
Lebensmitteleinzelhandel macht den Bauern zu schaffen. „Wenn wir zu
Aldi-Konditionen produzieren sollen, dann hören wir lieber gleich
auf“, so Schrijer.
Genau das
haben viele Bauern schon getan, auch im Landkreis Coburg. „Viele
Ställe stehen bereits leer“, sagte Kreisobmann Flohschütz. Er hat
bereits beobachten müssen, dass die Landwirte nach Alternativen
suchen, die Tierhaltung zum Beispiel ganz aufgeben, den Betrieb nur
noch im Nebenerwerb führen oder sich eine außerlandwirtschaftliche
Einkommensquelle suchen.
„Wir
wollen doch nicht mehr und nicht weniger als ein ganz normales
Einkommen“, sagt Jan Schrijer, der auch Vorstand des
Fleischerzeugerrings Oberfranken ist. Es müsse einfach besser
honoriert werden, wenn Landwirte sich um das Tierwohl kümmern. Seine
Schweine hätten zum Beispiel stets Auslauf und könnten jederzeit an
die frische Luft. Beim Stallgespräch mit der örtlichen Presse
konnten sich alle Beteiligten davon überzeugen, dass die Schweine
dies auch bei winterlichen Temperaturen gerne in Anspruch nehmen.
Den
Prozess der Fleischproduktion, den sich die Gesellschaft in der
öffentlichen Diskussion wünscht, würde aus Sicht von Kreisobmann
Flohschütz schon längst flächendeckend vorhanden sei, wenn der Markt
dafür da wäre. „Anspruch und Wirklichkeit klaffen jedoch
auseinander“, sagt Flohrschütz. In Nischen würden diese Märkte in
einzelnen Programmen von Teilen des Lebensmitteleinzelhandels und
von Direktvermarkter zwar schon bedient. Die breite Masse entlohne
jedoch nicht die von der Gesellschaft geforderten
Haltungsbedingungen.
Behördenleiter Harald Weber vom Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach
sieht die Landwirtschaft an einem Scheideweg. „Die Nutztierhaltung
sei mittlerweile generell ein Problem geworden. Sowohl die Zahl der
Halter, als auch die Zahl der Tiere nehme dramatisch ab, weil sich
die höheren Kosten nicht in höheren Preisen niederschlagen. Wir
wissen nicht, wie wir die höheren Preise durchsetzen können“, so
Weber.
Dabei geht
es schon längst nicht mehr nur ums Geld. „Die fehlende Wertschätzung
macht vielen jungen Leuten schwer zu schaffen“, sagt er. Es sei
nicht immer unbedingt positiv, was da an den potentiellen Nachwuchs
herangetragen werde, so der Behördenchef, der auch Fällen des
sogenannten „Bauern-Bashings“ wusste. Schon in der Schule stünden
Kinder von Landwirten im Zentrum des Spotts. Das könne so nicht
weitergehen.
Bild:
Stallgespräch
auf dem Hof von Jan Schrijer in Ottowind bei Meeder im Landkreis
Coburg: hier habe die Schweine jederzeit Auslauf und könnten auch
bei winterlichen Temperaturen an die frische Luft.
Wettermeldungen
digital und online / Georg Zenk aus Bad Staffelstein und Harald
Fischer aus dem Fichtelgebirge sind offizielle Melder des Deutschen
Wetterdienstes - Ehrenamtliche Helfer gesucht
Bad
Staffelstein/Marktleuthen. Der Deutsche Wetterdienst sucht in
Oberfranken einen Wetterbeobachter. Hintergrund ist, dass Waldfried
Männlein aus Königsfeld im Landkreis Bamberg aus Altersgründen seine
ehrenamtliche Tätigkeit vor kurzem eingestellt hat. Er betreute
zuletzt eine der ältesten Stationen überhaupt, die bereits im Jahr
1899 ihren Betrieb aufgenommen hatte.
Aktuell
gibt es oberfrankenweit im Schnitt alle 15 Kilometer eine Station,
so Frank Sievers von der Abteilung Messnetze und Daten des Deutschen
Wetterdienstes in München. Wettermelder zu finden sei nicht ganz
einfach, da die Station möglichst frei stehen muss, damit die
Messungen nicht beeinträchtigt werden. Landwirte seien geradezu
prädestiniert dafür, da sie über entsprechende Flächen in geeigneten
Lagen verfügen und die Daten ja ohnehin auch für sich benötigen. Im
Übrigen handle es sich um ein Ehrenamt, bei dem lediglich der
Aufwand entschädigt werde.
Eine der
oberfränkischen Stationen befindet sich im Bad Staffelsteiner
Ortsteil Stublang bei Landwirtschaftsmeister Georg Zenk.
Wettertechnisch sei er schon immer interessiert gewesen, berichtet
der 33-Jährige. Seit knapp zwei Jahren ist er offizieller Melder.
„Mich hat das schon lange fasziniert, wie das alles zustande kommt“,
so Zenk, der den elterlichen Hof als Betriebsleiter führt.
Durch
einen Artikel im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt war er
damals darauf gekommen, dass Wetterbeobachter gesucht werden.
Schnell war der Kontakt zustande gekommen und das Gebiet nahe dem
Stallneubau am Ortsrand stuften die Fachleute als absolut geeignet
ein.
Nun ist es
bei Georg Zenk nicht mehr so, dass er jeden Morgen an seiner
Wetterstation Daten in Tabellen einträgt und sie nach München
durchtelefoniert. Die Station arbeitet vollautomatisch, sämtliche
Werte werden digital übermittelt. Der Melder muss die Station und
das Umfeld regelmäßig warten und pflegen, freihalten von Unkraut,
die Gerätschaften säubern und eventuell neu hochfahren, ähnlich wie
beim Computer. Lediglich die Schneehöhen werden noch per Hand
gemessen.
Die
Station selbst ist eigentlich ganz unscheinbar mit Erdbodenfeld,
Niederschlags- und Luftfeuchtigkeitsmesser. Vollautomatisch wird
hier 320 Meter über Normalnull die Lufttemperatur fünf Zentimeter
über dem Boden gemessen, werden Frosttemperaturen festgestellt und
die Regenmengen bestimmt.
Im
Stallneubau nebenan sind 70 Milchkühe zuhause, insgesamt
bewirtschaftet Georg Zenk 110 Hektar Fläche, der Großteil davon
Grünland zur Selbstverwertung, aber auch Weizen und Roggen zur
Vermarktung über den Landhandel. Vor zehn Jahren war er bereits in
die GdbR der Eltern miteinagestiegen, vor zwei Jahren hatte er die
Betriebsleitung übernommen.
Bei Harald
Fischer aus Neudorf, einem Ortsteil von Marktleuthen im
Fichtelgebirge ist die Situation ganz ähnlich. Bei ihm war die Suche
im Schaukasten des Ortes ausgeschrieben, nachdem der Vorgänger
aufgegeben hatte. Der 62-Jährige ist ohnehin als Stadtrat, Kreisrat,
Feldgeschworener, Jagdvorstand und als Kreisobmann des
Bauernverbandes recht gut unterwegs. Auf ein Ehrenamt mehr oder
weniger kam es dabei auch nicht an. Im März 2017 legte er los.
Seitdem übermittelt er online täglich um sieben, beziehungsweise
acht Uhr die Niederschlagsmengen und Schneehöhen. Ist er einmal
krank oder anderweitig verhindert, hilft Sohn Andreas aus.
Luftfeuchtigkeit und Temperaturen werden in Neudorf nicht gemessen,
da es sich um eine konventionelle Niederschlagsstation handelt.
Harald
Fischer bewirtschaftet in Form einer GdbR zusammen mit Ehefrau
Irmtraud und Sohn Andreas in und um das 40-Seelen-Ort Neudorf rund
100 Hektar, 60 Milchkühe plus Nachzucht stehen in dem 2005 an- und
umgebauten Stall. Auf seinen Flächen baut er Mais zum Eigenbedarf
als Futter und Braugerste an. Auch bei ihm besteht ein großer Teil
der Fläche aus Grünland.
Was Harald
Fischer im Umfeld seiner Arbeit für den Wetterdienst besonders
aufgefallen ist, sind die zunehmenden Starkregenereignisse, die
regional meist unterschiedlich begrenzt sind. Land unter in Neudorf
könne durchaus auch bedeuten, dass es im Nachbarort komplett trocken
geblieben ist. Die Station Neudorf liegt auf einer Höhe von gut 600
Metern über Normalnull.
Bilder:
1.In
Stublang betreibt Georg Zenk seine Wetterstation am Ortsrand.
2.Bei
der Wetterstation von Harald Fischer handelt es sich um eine
konventionelle Niederschlagsstation.
Kurze
Transportwege, frische Fische / Teichwirt Edwin Hartmann produziert
Karpfen am Ortsrand von Waldau
Waldau.
„Gesunde Lebensmittel in den eigenen Teichen zu produzieren, das
erfüllt einen auch mit Stolz“, sagt Edwin Hartmann (66) aus Waldau.
Sein Lebensmittel sind die Karpfen, die in den vier eigenen Teichen
am Ortsrand des Neudrossenfelder Gemeindeteils heranreifen.
Vermarktet werden sie im Wesentlichen über die für ihre
Fischspezialitäten weit über die Landkreisgrenze hinaus bekannte und
bereits mehrfach ausgezeichnete Gaststätte Fuchs direkt in der
Nachbarschaft der Familie Hartmann. Noch kürzer können Transportwege
kaum ausfallen, liegen doch zwischen Teich und Wirtshaus nicht
einmal 500 Meter Luftlinie.
Edwin
Hartmann, der hauptamtlich als Ingenieur bei der Telekom in Bayreuth
tätig war und der jetzt eigentlich seinen Ruhestand genießen könnte,
betreibt Land-, Forst-, und Teichwirtschaft im Nebenerwerb zusammen
mit seiner Ehefrau Claudia, Tochter Jennifer und den Söhnen
Alexander, Philip und Leon. Für den zwölf Hektar großen Betrieb
wurde eine landwirtschaftliche GbR gegründet, um auch gegenüber dem
Finanzamt die Gewinnerzielungsabsicht in einem rechtssicheren Rahmen
zu dokumentieren.
Die
eigene Teichanlage besteht aus vier Karpfenweihern mit einer
Gesamtwasserfläche von einem Hektar. Der erste Teich wurde bereits
1982 gebaut und bereits mehrfach erweitert. 1990 und in den Jahren
2019 und 2020 entstanden die weiteren drei Weiher, die jeder
Autofahrer kennt, der auf der A70 kurz nach der Auffahrt
Kulmbach/Neudrossenfeld in Richtung Bayreuth unterwegs ist.
Besetzt
werden die Teiche mit zweijährigen Karpfen (K2). Schleien und
Graskarpfen werden in geringen Stückzahlen als Beifische gehalten.
Zur im Teich vorhandenen Naturnahrung wird Getreide aus eigenem
Ackerbau zugefüttert. Das Getreide baut Edwin Hartmann auf sechs
Hektar Fläche an, die er bis 2015 verpachtet hatte und seitdem
wieder selbst bewirtschaftet.
In
einem guten Jahr werden bis zu 500 kg schlachtreife dreijährige
Karpfen (K3) geerntet und verkauft. „Das sind zwischen 250 und 300
Karpfen“, sagt Edwin Hartmann. Wenn etwas für den Eigenbedarf übrig
bleibt, kommen die von Ehefrau Claudia zubereiteten Karpfen blau,
gebacken oder heiß geräuchert gerne auch auf den heimischen Tisch.
Heuer seien es allerdings deutlich weniger Karpfen gewesen, da die
Temperaturen den Sommer über einfach zu kalt waren. Auch in den
beiden Jahren davor habe es aufgrund der Trockenheit eine geringere
Ausbeute gegeben.
Damit die
Karpfen ihren Teichmoder verlieren, ist die Hälterung in fließendem
Wasser unabdingbar. Nur so könne der Fischliebhaber den
unbeeinträchtigten Karpfengeschmack genießen, erklärt Edwin
Hartmann. In der heimischen Hälterung schwimmen daher meistens
einige Prachtexemplare.
Auch
ehrenamtlich engagiert sich Edwin Hartmann. Als Fischereibeirat der
Teichgenossenschaft Oberfranken vertritt er seit 2013 den Landkreis
Kulmbach, der aufgrund einer geringeren Zahl an kleinen
Fließgewässern teichwirtschaftlich nicht so gut aufgestellt ist, wie
andere Regionen Oberfrankens.
Die
Freude und der Erfolg in der Teichwirtschaft würden allerdings von
mehreren Fischprädatoren getrübt, sagt Edwin Hartmann. Neben Grau-
und Silberreiher dezimieren alljährlich auch Kormorane die
eingesetzten Fische. 2016 wurde die Teichanlage von Bibern
heimgesucht, dabei wurden die Teichdämme durch eine Vielzahl von
Biberröhren zerstört. „Die haben immensen Schaden angerichtet“,
erinnert sich der Teichwirt. Erst nach der vom Landratsamt Kulmbach
genehmigten Entnahme konnte diesem Spuk ein Ende bereitet werden.
Zwar sei er zu einem gewissen Teil finanziell entschädigt worden,
der Arbeitsaufwand sei aber trotzdem enorm gewesen. Auch Spuren des
Fischotters wurden im vorbei fließenden Schlitterbach schon
gesichtet.
„Wenn man
aber gegen die Fischräuber nichts unternehmen darf, dann ist es um
diesen Wirtschaftszweig schlecht bestellt“, spricht Edwin Hartmann
eines der größten Probleme der Branche an. Der unbestrittene
ökologische Wert einer Teichanlage werde daher nur erhalten bleiben,
wenn den Teichwirten auch ein wirtschaftlicher Erfolg aus ihrer
Arbeit zugestanden wird.
Bilder:
1.Hier
in der Fischhälterung auf dem Anwesen von Teichwirt Edwin Hartmann
verlieren die Karpfen ihren modrigen Geschmack.
2.Das
ist der größte der vier Teiche, die Edwin Hartmann am Ortsrand von
Waldau bewirtschaftet.
3.Einen
seiner kleineren Teiche hat Edwin Hartmann im Herbst abgelassen.
4. Kurze
Transportwege garantieren, dass die angebotenen Karpfen auch
wirklich frisch sind.
Regionales nicht zum
Ramschpreis / Wertschätzung und Wirtschaftlichkeit: Klinikum und
Landratsamt setzen auf heimische Verpflegung
Kulmbach.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium macht unter seinem neuen Chef
Cem Özdemir Druck. Die bereits von Vorgängerin Julia Klöckner
angestoßene Initiative, in Kantinen und Gemeinschaftsverpflegung
mehr auf Bio-Lebensmittel zu setzen, soll schnell Realität werden.
„Als Bund
setzen wir auf mehr Bio, mehr Tierwohl und fairen Handel“, heißt es
aus dem Ministerium. Gleichzeitig soll aufgezeigt werden, wie mehr
Bio-Lebensmittel bezahlbar für alle angeboten werden können. Konkret
ist eine Erhöhung des Anteils von Bio-Lebensmitteln in Kantinen und
Gemeinschaftsverpflegungen bis 2025 auf 20 Prozent geplant. Noch
einen Schritt weiter ist Bayern. Hier gibt es einen Beschluss, nach
dem bis spätestens 2025 in allen staatlichen Kantinen ein
Warenanteil von mindestens 50 Prozent aus regionaler oder
biologischer Erzeugung angeboten werden soll.
Grundsätzlich ein guter Vorschlag, um die Bio-Landwirtschaft zu
fördern und auszubauen, findet Harald Köppel, Geschäftsführer des
Bauernverbandes für Kulmbach, Kronach und Bayreuth. Da seien solche
Ansätze mit Sicherheit nicht schlecht. Es müsse aber auch jeden klar
sein, dass man das Bio-Menü nicht zum Preis einer herkömmlichen
Mahlzeit bekommt.
Für Köppel
ist der Vorschlag aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium nicht
unbedingt neu. Schon seit Jahren sollen Bio-Lebensmittel in
öffentlichen Kantinen gepusht werden. In staatlichen Stellen sei
dies einfacher zu machen, weil es dort angeordnet werden könne. Bei
privatbetriebenen Kantinen gebe es dagegen häufig Probleme mit dem
Budget, weil pro Mahlzeit nur so und so viel Euro zur Verfügung
stehen. Bio benötige einfach einen höheren Aufwand, der auch bezahlt
werden muss. „Wenn der Verbraucher nicht bereit ist, den höheren
Preis zu bezahlen, werden wir auch da auf der Stelle treten“, so
Köppel. „Regional erzeugte Bio-Lebensmittel wird es nicht zum
Ramschpreis geben.“
Sehr nahe
am Vorschlag der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber sieht Harald Weber, Leiter des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach, die Absichtserklärung
von Özdemir hinsichtlich der Erhöhung des Bio-Anteils. Nahe auch an
den Initiativen zur Forcierung der Regionalvermarktung, deren
Potential jetzt auch zunehmend vom Lebensmitteleinzelhandel entdeckt
werde. Weber erinnert dabei auch an die langjährigen Arbeit des
ehemaligen Fachzentrums Gemeinschaftsverpflegung, das mit der
Neuorganisation der Ämter in ein gleichlautendes überregionales
Sachgebiet am Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg überführt worden
sei. Ergänzend soll ab März an den Bezirksregierungen im Bereich
Landwirtschaft ein Koordinator für regionale Vermarktungsinitiativen
auf Regierungsbezirksebene installiert werden.
Für
Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen in den drei oberfränkischen
Ökomodellregionen gebe es das Angebot des BioRegio-Coachings, in dem
sich Kitas, Schulen, Betriebsgastronomien und Senioreneinrichtungen
vom Sachgebiet Gemeinschaftsverpflegung Oberfranken bei der
Steigerung des Anteils bio-regionaler Lebensmittel begleiten lassen
können, berichtet Susanne Dobelke vom Sachgebiet
Gemeinschaftsverpflegung am Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg.
Die Coaching-Angebote befassen sich mit den vier Leitgedanken
Gesundheit, Nachhaltigkeit, Wertschätzung und Wirtschaftlichkeit.
Dazu gehöre auch, wieweit der Bezug regional bzw. bioregional
erzeugter Lebensmittel gesteigert werden kann.
Die
Versorgung mit Lebensmitteln aus der Region ist am Klinikum Kulmbach
schon seit vielen Jahren ein echtes und bewusst verfolgtes Anliegen,
sagt Küchenleiter Christian Hofmann. „Ob das der Spargel aus
Rothwind ist oder das Brot aus der Bäckerei Dumler, die ihr Mehl aus
Stadtsteinach bekommt: Wir kaufen, wenn das möglich ist, regional.“
Wenn am Klinikum Wild auf der Speisenkarte steht, dann haben Jäger
aus dem Kulmbacher Land die Tiere geschossen. „Als Metzger haben wir
die Frankenfarm unter unseren Lieferanten.“ Auch sogenannte
„Ursprungsware“, von der Firma Transgourmet bezieht das Klinikum
regelmäßig. Das Unternehmen setzt auf kulinarische Nachhaltigkeit
mit einem Sortiment aus regionalen Produkten, die auch von Klein-
und Kleinsterzeugern kommen.
Die Küche
habe jeden Tag alle Hände voll zu tun. Je nach Belegung des Hauses
würden zusammen mit dem Personalessen an manchen Tagen bis zu 1000
Mittagessen täglich ausgegeben, so Hofmann. Von den Patienten und
auch in der Belegschaft werde es durchaus geschätzt, dass regionale
Waren oft einen Schwerpunkt darstellen. „Die Leute wollen schon
wissen, woher die Speisen kommen, und es gefällt ihnen auch, dass
die Ware aus der Region kommt“, weiß der Küchenchef und sieht darin
eine Bestätigung für den richtigen Kurs, den sich die Klinikumsküche
gegeben hat.
Auf
Anfrage teilte Martin Willert von der Hauptverwaltung des
Landratsamtes Kulmbach mit, dass die in der Kantine angebotene
Mittagsverpflegung ebenfalls vom Klinikum Kulmbach geliefert werde.
Als Fairtrade-Landkreis decke Kulmbach zudem einen großen Teil des
verkauften Kaffees durch „Fair Trade-Kaffee“ ab, der unter anderem
auch Bioqualität besitzt. „Die angebotenen Speisen und Getränke
werden nicht nur von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
sondern auch von unseren Gästen gerne nachgefragt“, so Martin
Willert.
Kitzrettung sorgt für
positive Image der Landwirtschaft / Neue Ämterstruktur vorgestellt
Bayreuth.
Eine überaus positive Bilanz über die Wildtierrettung während des
zurückliegenden Jahres hat Johannes Scherm, Geschäftsführer des
Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz, gezogen. „Das Image der
Landwirtschaft wurde damit deutlich verbessert“, sagte er bei einer
gemeinsamen Online-Gebietsversammlung von Maschinenring,
Bauernverband, Landwirtschaftsamt und Verband landwirtschaftlicher
Fachbildung.
Bedingt
durch den späten Zeitpunkt und die kurzen Schönwetterperioden sei
der erste Schnitt für alle Beteiligten eine echte Herausforderung
gewesen. Trotzdem seien über 400 Rehkitze vor dem sicheren Mähtod
bewahrt worden. Für alle Beteiligten war es aber auch wichtig, dass
Berührungsängste abgebaut werden konnten. „Kitzretter sind keine
militanten Tierschützer“, stellte Scherm klar. Vielmehr habe sich
das Thema zu einem echten gesellschaftlichen Anliegen entwickelt,
nicht selten würden sich sogar Dorfgemeinschaften oder Sportvereine
mit einbringen. Ziel sei es nun, die Vernetzung aller Akteure zu
verbessern, damit die Zusammenarbeit aller Beteiligten noch besser
läuft. „Eine Mahd auf gefährdeten Flächen ohne jede
Vorsichtsmaßnahme ist künftig nicht mehr zu akzeptieren“, stellte
Scherm klar.
Ziel der
Kitzrettung ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und
sie entweder zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu
sichern, bis das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze sind in
den ersten Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in
dieser Zeit so eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten
in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr
regungslos an ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt
damit Landwirte und Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und
verhindert so den meist qualvollen Tod der Kitze. Das Tätigkeitsfeld
der Rehkitzrettung erstreckt sich auf die Landkreis Bayreuth, Hof,
Wunsiedel und Kulmbach.
Die Städte
und Landkreise Bayreuth, Hof und Wunsiedel bilden auch das künftige
Dienstgebiet des neu gebildeten Amtes für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten Bayreuth-Münchberg. Laut Reinhold Thiem gibt es im
Dienstgebiet 3282 Mehrfachantragssteller, also landwirtschaftliche
Betriebe, die Fördermaßnahmen und Ausgleichszahlungen beantragt
haben. „Auf jeden Bauern kommen damit zwischen 100 und 150
Einwohner“, so Thiem. Die meisten Landwirte gibt es dabei im
Landkreis Bayreuth mit etwa 50 Prozent gefolgt vom Landeis Hof mit
30 Prozent und dem Landkreis Wunsiedel mit zehn Prozent. Der Rest
entfällt auf das Gebiet der kreisfreien Städte Bayreuth und Hof. Bei
insgesamt rund 128000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche beträgt
die durchschnittliche Betriebsgröße 39 Hektar. Relativ klein
strukturiert sei dabei der Landkreis Bayreuth mit 30 Hektar im
Durchschnitt, während der Landkreis Hof mit fast 50 deutlich größere
Betriebe aufzuweisen hat.
Reinhold
Thiem hatte bei seiner Präsentation des neuen Dienstgebietes noch
weitere Zahlen parat: Etwa ein Drittel aller Betriebe wird im
Haupterwerb geführt, wobei hier die durchschnittlichen Größen mit 85
Hektar im Landkreis Hof, 80 Hektar im Landkreis Bayreuth und 70
Hektar im Landkreis Wunsiedel deutlich größer sind. Gut zwei Drittel
aller Landwirte betreiben noch Viehhaltung und immerhin 11,5 Prozent
aller Betriebe ökologischen Landbau. Auch hier liege der Landkreis
Hof mit 144 Betrieben knapp vor dem Landkreis Bayreuth (133
Betriebe). Im Landkreis Wunsiedel gibt es immerhin noch knapp 90
Öko-Betriebe. Entwarnung konnte Thiem geben, was die künftigen
Zuständigkeiten der Förderung anbelangt. Hier werde sich in Zukunft
kaum etwas ändern. Sämtliche Ansprechpartner bleiben in der Regel
die gleichen wie vor der Neustrukturierung der
Landwirtschaftsverwaltung.
Im Konsens zwischen
konventionell und bio / Ferkelerzeugung, Lohnarbeiten,
Getreidebearbeitung: Gerhard Reif aus Gößmannsreuth setzt auf
mehrere Betriebszweige
Gößmannsreuth.
Der Blick über den Tellerrand, das ist heute das Wichtigste für
jeden landwirtschaftlichen Unternehmer. Gerhard Reif aus
Gößmannsreuth, weiß ganz genau, wovon er spricht. Sein Betrieb hat
sich seit der Übernahme 1997 vom kleinen Bauernhof zum breit
aufgestellten landwirtschaftlichen Unternehmen entwickelt und ist
durch Höhen und Tiefen gegangen. „Man muss neue Wege gehen und sich
auch mal was trauen“, sagt der 55-Jährige. Ein „weiter so“ werde
heute nicht mehr funktionieren. Dafür sei schon die Zeit viel zu
schnelllebig geworden.
Gerhard
Reif hatte die Landwirtschaftsschule in Kulmbach, dann die
Jungbauernschule in Grainau besucht und danach seinen Meister
gemacht. Der elterliche Betrieb, das war damals ein kleiner Hofraum
mit Zuchtsauenstall und kleinem Kuhstall mitten im Dorf. „Meine 2018
fertiggestellte Maschinenhalle ist größer als damals der ganze
Betrieb“, erinnert sich Gerhard Reif.
Mit der
Übernahme nach dem Tod des Vaters 1997 gab Gerhard Reif erst einmal
die Kühe auf. Die kleinen Stallungen im Ort hat die Familie heute
längst aufgegeben und zum Heizraum, Holz- und Getreidelager sowie
zur Werkstatt umfunktioniert. 2005 dann folgte der Bau eines neuen
Schweinestalles mit dem Focus auf Ferkelerzeugung, die noch heute
den Schwerpunkt seiner Arbeit ausmacht. 160 bis 170 Zuchtsauen
tummeln sich aktuell im Stall, für die Ferkel gibt es trotz der
aktuellen Krise auf dem Schweinemarkt feste Abnehmer.
Ein
Großteil des auf den 120 Hektar Ackerland angebauten Getreides, vor
allem Wintergerste und Weizen, wird selbst verfüttert. Der Rest,
hauptsächlich Raps und Körnermais, wird ganz normal gedroschen,
gereinigt und vermarktet. „Glyphosatbauern sind wir nicht“, stellt
Gerhard Reif unmissverständlich fest. Er versuche stets, einen
Konsens zwischen konventionell und bio zu finden. Man müsse ja auch
nicht gleich gegen jedes Unkraut spritzen, sondern sollte versuchen,
das Aufkommen im Rahmen der Fruchtfolge zu vermeiden. „Insofern
können wir uns von der biologischen Bewirtschaftung auch etwa
abschauen.“
Der
erstmalige Anbau von Sonnenblumen auf 20 Hektar in diesem Jahr sei
ein vielversprechender Versuch gewesen, einmal eine neue Kultur zu
testen. Gefragt sind die Kerne nicht nur in der Backindustrie oder
bei Müsliherstellern, sondern auch bei Privatleuten als Vogelfutter.
Die Ein-, Fünf- oder 15-Kilo-Säcke gehen jedenfalls ganz gut weg und
das blühende Sonnenblumenfeld hat den ganzen Sommer über als prima
Kulisse für private Fotoshootings gedient.
Die
maschinelle Aufrüstung ab 2007 sei der Anstoß dazu gewesen,
Agrardienstleistungen und Lohnarbeiten anzubieten. Ein Sektor, der
schnell zum zweiten wichtigen Standbein wurde und es bis heute ist.
„Diese Lohnarbeiten haben uns über schwere Zeiten getragen“, sagt
er. „Wir pflügen, säen, düngen, dreschen und bieten
Pflanzenschutzmaßnahmen an“, sagt Gerhard Reif, der auf einen
ordentlichen Stamm fester Kunden im Landkreis verweisen kann. Über
entsprechende Nachfrage könne er sich jedenfalls nicht beklagen,
besonders während der Erntezeit.
Doch damit
nicht genug. Aus den ursprünglich angedachten drei kleinen
Getreidesilos in der Maschinenhalle wurde mittlerweile eine
hochmoderne Getreideanlage zur Aufbereitung, Reinigung und Trocknung
mit den vier markanten Silos unmittelbar an der Kreisstraße zwischen
Donnersreuth und Dreschen. Sie haben eine Lagerkapazität von jeweils
rund 100 Tonnen. Im Umlauftrockner können 14 Tonnen Getreide je nach
Feuchtigkeitsgrad binnen zwei Stunden getrocknet werden. Auch hier
hat Gerhard Reif einen festen Kundenstamm, nicht nur aus Kulmbach
und Umgebung, sondern auch aus den Nachbarlandkreisen Bamberg und
Lichtenfels.
Die drei
Standbeine sind natürlich eine gewaltige Arbeitsbelastung für die
gesamte Familie. Auf dem Betrieb sind neben Gerhard Reif und seiner
Frau Elke auch Sohn Max (29), der ebenfalls die Meisterprüfung
abgelegt hat, tätig. Seit August hat Gerhard Reif auch zum ersten
Mal einen Lehrling. Zur Abdeckung von Arbeitsspitzen, etwa während
der Ernte gibt es den einen oder anderen geringfügig Beschäftigten.
Bilder:
1.Technisch
bestens ausgestattet bietet der Betrieb von Gerhard Reif und Sohn
Max die vielfältigsten Lohnarbeiten an.
2. Die hochmoderne Getreideanlage steuert Gerhard Reif vom
Schreibtisch aus. Ehefrau und Elke sieht ihm dabei über die
Schulter.
Bio-Milch für die
Eisdiele / Michael Sack bewirtschaftet den Maierhof bei Ködnitz
Ködnitz.
„Ich war zehn Jahre lang nur unterwegs“, sagt Michael Sack. Jetzt,
mit 34, ist er angekommen, und zwar auf dem Maierhof, ein Einzelhof
nahe der Kulmbacher Stadtgrenze, der zur Gemeinde Ködnitz gehört.
2016 hat er den Betrieb, den bis dahin seine Eltern Anita und
Gerhard Sack führten, übernommen. Der Milchviehbetrieb mit
ausgelagertem Jungvieh und dem Schwerpunkt Futterbau ist seitdem zum
Lebensmittelpunkt geworden.
Michael
Sack hatte in Freising studiert und war in der Folge als
Rübenanbauberater für die Südzucker AG, dem größten
Zuckerproduzenten der Welt, tätig. In Österreich, Polen, ja sogar in
Russland war er als „Zuckerinspektor“ eingesetzt. Zurück ins
Kulmbacher Land wollte er immer, schließlich ist seine Frau
Christina hier als Berufsschullehrerin tätig. Die Söhne Moritz und
Toni sind ein und vier Jahre jung.
Jetzt
bewirtschaftet Michael Sack den Betrieb mit seinen 120 Kühen im
Stall und einer Fläche von 80 Hektar, auf der Hauptsächlich
Kleegras, Mais und Roggen angebaut werden. Vater Gerhard wird noch
kräftig eingesetzt, Mutter Anita hat seit der Wahl zur Ködnitzer
Bürgermeisterin im März 2020 nur noch wenig Zeit, managt aber noch
immer die vier Ferienwohnungen direkt auf dem Hof. Die Wohnungen
sind komplett im fränkischen Stil gehalten und tragen Namen wie
Schwalbennest, Kuckucksnest, Spatzennest oder Taubenschlag. Dazu
kommen noch zwei geringfügig Beschäftigte, die mithelfen, den
Betrieb am Laufen zu halten.
Gleich
nach der Übernahme errichtete Michael Sack den neuen Laufstall
oberhalb des bestehenden Hofes auf dem Höhenzug des Rangens. Fünf
Partnerbetriebe hat Michael Sack in der direkten Umgebung, die ihm
zusätzlich mit Futter versorgen, im Gegenzug liefert er ihnen
Nährstoffe in Form von Mist und Gülle. Für Michael Sack ist diese
Form der Zusammenarbeit von Ackerbau und Milchviehbetrieben ein
echtes Zukunftsmodell.
Schon
Vater Gerhard wollte immer auf ökologischen Landbau umstellen. Doch
erst mit dem neuen Stall, der von vornherein auf 120 Milchkühe
ausgelegt war, wurde die Umstellung mit Hilfe des
Bioland-Anbauverbandes Wirklichkeit. Michael Sack lobt besonders die
hervorragende Beratungsleistung von Bioland, dem führenden Verband
für ökologischen Landbau in Deutschland. Zwei Jahre hat das
gedauert. Den weitaus größten Teil der Bio-Milch liefert der
Maierhof zur Bayernland-Käserei nach Bayreuth. Nur ein ganz geringer
Teil wird selbst vermarktet, einer der Abnehmer ist die Eisdiele San
Remo in Kulmbach.
Noch in
der Umsetzung befindet sich gerade eine weitere Besonderheit des
Hofes, die Weidehaltung. „Die Kühe sollen möglichst viel draußen
fressen“, sagt Michael Sack. Dazu probiert er die verschiedensten
Saatmischungen als Eiweiß- und Nährstofflieferanten aus, damit nicht
zu viel zugefüttert werden muss. Jede Kuh könne frei entscheiden, ob
sie lieber draußen auf der Weide oder im Stall ist. „Bei warmen
Temperaturen sind sie alle drin“, hat Michael Sack beobachtet.
Ansonsten würden sie sich aber für die Weide entscheiden.
Bilder:
1.Michael
Sack (34) ist der Chef auf dem Maierhof bei Ködnitz.
2. 120 Kühe
sind in dem neuen Stall auf dem Höhenzug hinter dem Maierhof
zuhause.
3.
Die Bewirtschaftung erfolgt nach den Richtlinien des
Bioland-Verbandes, dem größten Anbauverband für ökologischen Landbau
in Deutschland.
Direktvermarktung in
dritter Generation / Kurze Wege und eigene Erzeugung: Hinter der
Metzgerei Rahm in Döllnitz steht der landwirtschaftliche
Traditionsbetrieb der Familie
Döllnitz.
Kesselfleisch, Blut- und Leberwürste und die Döllnitzer Bratwürste:
für diese und viele andere typisch fränkische Spezialitäten ist die
Metzgerei Rahm bekannt. Hinter der Metzgerei steht ein
landwirtschaftlicher Betrieb mit langer Geschichte und Tradition.
Seit fast
30 Jahren vermarktet die Familie Rahm ihre Rinder und Schweine im
eigenen Hofladen im Kasendorfer Ortsteil Döllnitz. Gegründet wurde
die Direktvermarktung im Sommer 1992 von Fritz Rahm. Damals hatte
man den landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben empfohlen, bei
sinkenden Erzeugerpreisen sich ein zweites Standbein zu suchen. Mit
dem Wissen und der Berufserfahrung von Fritz Rahm entschloss sich
die Familie, die eigenen Schweine und Bullen selbst zu vermarkten.
„Mein
Vater war weit und breit für seine Hausschlachtungen bekannt“,
erinnert sich Sohn Bernd (60), der nach seiner Lehre 1977 in den
landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern eingestiegen war. Als zu
Beginn der 1990er Jahre nach und nach die Hausschlachtungen weniger
wurden, hatte die Familie zunächst in kleinem Rahmen Wurst und
Fleisch in Dosen verkauft. Fritz Rahm hatte irgendwann eine alte
Dosenverschlussmaschine mit Handkurbel nach Hause gebracht, und
schon ging es mit Bauerngeräuchertem los. „Aus der zündenden Idee
mit den Wurstkonserven ist schnell ein Selbstläufer geworden“, so
Bernd Rahn. Als einer der ersten Hofläden im Landkreis eröffnete die
Familie 1993 ihr Geschäft in Döllnitz.
Bereits
1997 wurden ein moderner Zerlegeraum und eine geräumige Wurstküche
gebaut. 1999 erfolgte die Erweiterung durch einen großen Kühlraum
mit Aufzug und Rohrbahn. Im Mai 2000, als der Vater 65 wurde, hatte
Bernd Rahm den Betrieb übernommen, den er seitdem weiterführt und
ständig ausbaut. Mit Tochter Anja Rahm und deren Mann Alexander
bringt sich schon die dritte Generation in die Direktvermarktung
ein. Der Hofladen versteht sich mittlerweile als Vollsortimenter.
Geschlachtet
wird in Kulmbach, was wiederum kurze Transportzeiten und eine
schnelle Zerlegung und Verarbeitung garantiert. Gewürzt wird zum
großen Teil nach einem alten fränkischen Hausschlachtrezept.
Zusammen mit den eigenen Familienangehörigen sind aktuell neun
Mitarbeiter als Voll- oder Teilzeitkräfte in der Direktvermarktung
Rahm tätig. Die Metzgerei beliefert auch die Edeka-Märkte in
Kulmbach, Neuenmarkt und Thurnau, die Bäckereien Kreuzer,
Grünwehrbeck und Dippold sowie den Getränkehandel Dresel in
Guttenberg. Auch ein Automat, der mit Nudeln und Eier aus Kasendorf
aufgestockt wird, bietet jeden Tag 24 Stunden lang seine Dienste an.
Den
Milchviehbetrieb hatte Bernd Rahm bereits 2010 aufgegeben. Jetzt
gibt es nur noch Rinder und Schweine in den Ställen, die Schweine
sind zu hundert Prozent für den eigenen Verkauf, die Rinder etwa zur
Hälfte, der Rest wird anderweitig vermarktet.
Das Futter
für die Tiere, etwa 100 Rinder und 200 Schweine, wird auf den rund
90 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche rund um Döllnitz nahezu
komplett selbst erzeugt. „Wir bauen hauptsächlich Luzerne und
Kleegras an“, so Bernd Rahm. Lediglich Soja zum Zufüttern muss
angekauft werden. Ein wenig Brauweizen ist auch dabei, der über die
Mälzerei Weyermann in Bamberg vermarktet wird. Sogar Wild gibt es im
Laden der Direktvermarktung Rahm. Das stammt aus dem
Gemeinschaftsrevier Döllnitz.
„Wir
fahren nicht weiter als zwei Kilometer zu unseren Flächen“, so Bernd
Rahm. Der landwirtschaftliche Betrieb ist zertifiziert in den
Programmen „Qualität und Sicherheit” und „Geprüfte Qualität” für den
Rinder und Schweinebestand. Die Ferkel werden von dem
Erzeugerbetrieb von Gerhard Reif aus dem nahen Gößmannsreuth
zugekauft, um den Infektionsdruck so niedrig wie möglich zu halten.
Reif ist es auch, der als moderner Agrardiensteister sämtliche
Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen mit modernster GPS-Technik auf
den Feldern der Familie Rahm übernimmt.
Bilder:
1.Zwei
Generationen der Familie Rahm: Bernd, Ehefrau Christine, Tochter
Anja und Schwiegersohn Alexander (von links) in den
Produktionsräumen in Döllnitz.
2. Silke Beumer, Juniorchefin Anja Rahm und Erika Fichtner im
Hofladen der Direktvermarktung Rahm.
Ökofranken:
Juristische Auseinandersetzung droht / Bauernverband schaltet
Rechtsanwaltsgesellschaft ein
Coburg.
Wenn die Erzeugergemeinschaft Ökofranken Forderungen gegen ihre
Mitglieder tatsächlich durchsetzt, drohen dem Zusammenschluss
zahlreiche Rechtsverfahren. Das ist das Ergebnis einer
Videokonferenz, zu dem der Bauernverband eingeladen hatte. „Wir
sehen gute Chancen, sich dagegen zu wehren“, sagte Hans Rebelein,
BBV-Geschäftsführer aus Coburg, auf Anfrage nach der
nichtöffentlichen Konferenz, an der rund 100 Landwirte teilgenommen
hatten. „Wir waren über die große Zahl an Teilnehmern völlig
überrascht“, so Rebelein.
Wie
berichtet sollen rund 120 von insgesamt 300 Mitglieder der
Erzeugergemeinschaft zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen
leisten. Konkret sollen Mitglieder, die zwischen 2017 und 2020 nicht
geliefert haben pro zehn Hektar Fläche, für die sie gezeichnet
haben, mit 1500 Euro pro Jahr zur Kasse gebeten werden. Nach
Auskunft des BBV wurde Anton Hess von der auf landwirtschaftliche
Themenkreise spezialisierten und in ganz Bayern vertretenen
Rechtsanwaltsgesellschaft Landvocat mit der Sache beauftragt.
Die
bereits verschickten Forderungen seitens der Ökofranken seien sehr
unterschiedlich, sagte Rebelein. Sie bewegten sich im fünfstelligen
Bereich und reichten von 10000 bis 40000 Euro. Die Betroffenen
müssten allerdings derzeit nicht von sich aus vor Gericht gehen,
sondern die Forderungen lediglich erst einmal selbst oder über einen
Anwalt zurückweisen. Das müsse auch nicht groß begründet werden.
Dann gelte es abzuwarten, ob Ökofranken Mahnbescheide rausschickt
und Klage einreicht. Die Frage sei, ob Ökofranken die Forderungen
gerichtlich umsetzt. „Traut sich Ökofranken, seine Mitglieder zu
verklagen oder nicht, das ist die Fragte“, so Rebelein. Juristisch
sehe man sehr gute Chancen, sich dagegen zu wehren.
Über die
Rückforderungen aus dem Pool seien bereits Zivilklagen vor dem
Landgericht in Coburg anhängig, dabei gehe es allerdings nicht um
die Ordnungsgeldforderungen, sondern vielmehr darum, ob die
Andienungspflicht berechtigt ist, oder nicht. In der Satzung stehe
sie drin, sei aber nie richtig umgesetzt worden. Schließlich sei den
Mitgliedern von Anfang an auch gesagt worden, sie könnten weiter
ihre Handelspartner bedienen oder selbst neue erschließen. So sei
die Andienungspflicht eigentlich von Anfang an aufgehoben worden.
Im Moment
gelte es jetzt erst einmal abzuwarten, sagte Rebelein. Nachdem die
Mitgliederversammlung der Ökofranken vor wenigen Wochen aufgrund von
Formalien gescheitert war, werde jetzt eine schriftliche Abstimmung
über die Entlastung getätigt. Man geht davon aus, dass viele die
Entlastung ablehnen.
Die
Erzeugergemeinschaft Ökofranken mit Sitz in Welsberg, Gemeinde
Itzgrund im Landkreis Coburg, war in der Vergangenheit immer wieder
Vorwürfen des Missmanagements ausgesetzt. Das System funktioniert
so, dass alle Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und
entsprechend ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich
der Kosten für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie
vermarktet werden konnte, bekamen die Landwirte danach eine
Abschlusszahlung. Dabei kann es allerdings auch passieren, dass die
Abschlagszahlungen höher waren als die späteren
Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen werden Gelder aus den
Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das hatte bei den Betroffenen
für erheblichen Ärger gesorgt. Die Verantwortlichen sahen das
Hauptproblem darin, dass die Andienungspflicht nicht konsequent
umgesetzt wurde. Allerdings wurden auch die Vermarktungspools 2017
und 2018 erst verspätet aufgelöst, wodurch die Ertragssituation
nicht besser, sondern schlechter wurde.
Große Nachfrage nach
klassischer Direktvermarktung / Das „Eierhaisla“ der Familie Kaßel
in Windischenhaig ist weit und breit bekannt
Windischenhaig.
Nudeln, Eier, komplette Hähnchen, Kartoffeln und demnächst auch
Eierlikör: Der Nebenerwerbsbetrieb der Familie Kaßel in
Windischenhaig setzt zum größten Teil auf Direktvermarktung. Obwohl
ziemlich ab vom Schuss gelegen, ist das „Eierhaisla“ weit und breit
bekannt. Jeder, der hier einkauft kann sich davon überzeugen, dass
die Hühner optimalen Auslauf haben.
Die
Familien von Seniorchef Reinhold und Junior Daniel Kaßel betreiben
den ursprünglichen Ackerbaubetrieb zusammen. Vater Reinhold (62)
arbeitet hauptberuflich in der Brauerei, Sohn Daniel (27) hat in
Triesdorf Landwirtschaft studiert und ist beim Bauernverband
Bayreuth/Kulmbach als Fachberater tätig.
Erst im
Herbst 2018 war die Familie in die Legehennenhaltung eingestiegen,
damals mit 65 Hühnern in einem selbstgebauten Stall. Daraus sind
mittlerweile zwei mobile Ställe mit zusammen rund 450 Tieren
geworden. „Wir haben darüber nachgedacht, wie wir uns langfristig
wirtschaftlich sinnvoll aufstellen können“, erinnert sich Daniel.
Als Ergebnis war man auf die Hühnerhaltung gestoßen, wobei man von
Anfang an kleine Stalleinheiten bevorzugt hat. Heute läuft die
Hühnerhaltung komplett nach den biologischen Kriterien des
EU-Standards ab, auch wenn der Betrieb keinem Anbauverband angehört.
Die
Nachfrage gibt den Kaßels recht. Rund 2000 Eier werden pro Woche
vermarktet. Die Kunden kommen nicht nur aus Kulmbach, sondern aus
dem gesamten Landkreis. Zweimal im Jahr werden 120 zudem frisch
geschlachtete Masthähnchen aus dem neuen Hähnchenmobil in der
Direktvermarktung angeboten. Die Werbung läuft im Wesentlichen über
Mund-zu-Mund-Propaganda und natürlich über Facebook und Instagram.
Seit geraumer Zeit sind die Kaßel-Eier auch bei der Bäckerei Dippold
in Melkendorf zu haben.
„Besser
geht es eigentlich nicht, denn bei uns gibt es überhaupt keine
Transportwege“, sagt Daniel Kaßel, der auch als Beirat im Vorstand
des Maschinenrings sowie als stellvertretender Ortsobmann des
Bauernverbandes ehrenamtlich aktiv ist. Dazu muss man auch wissen,
dass der Bestand in etwa alle 18 Monate komplett ausgetauscht werden
muss, da die Legeleistung ansonsten merklich nachlässt. Die
Legehühner werden dann zumindest zum Teil geschlachtet und zu
Suppenhühnern verarbeitet. Ein Teil bleibt aber auch am Leben und
wird an Kleintierhalter verkauft.
„Die
ganze Familie hilft mit“, erläuterte Junior Daniel. Dazu gehört auch
Mutter Gudrun und wenn es notwendig ist, etwa zur Kartoffelernte,
auch die beiden Schwestern. Zum Beispiel muss der über Photovoltaik
komplett autarke Stall einmal pro Woche versetzt werden. Wenn sich
zwischen den Hühnern manchmal mehrere Ziegen tummeln, dann deshalb,
um dadurch den Habicht fernzuhalten. Trotzdem hat der Raubvogel
gerade in den zurückliegenden Wochen wieder mehrfach zugeschlagen.
Auf den 15
Hektar Fläche rund um den Betrieb in Windischenhaig baut die Familie
Raps, Weizen, Futtergerste und Futtererbsen als Marktfrucht zum
Verkauf an. Seit 2018 ist auch ein halber Hektar Kartoffeln
dazugekommen. Derzeit plant die Familie, eine Getreidetrocknung
aufzubauen. Somit wird in dem kleinen Nebenerwerbsbetrieb auch der
klassische Ackerbau nicht vernachlässigt.
Bilder:
1.Hier
rund um das Hühnermobil von Daniel Kaßel haben die Tiere optimalen
Auslauf.
2. Im „Eierhaisla“
an der Hauptstraße in Windischenhaig gibt es nicht nur Eier sondern
auch verschiedene Nudelvariationen.
Spielburg, Sauna und
Salzgrotte: Ein ganzes Dorf zum Urlaub machen / Familie Schramm
betreibt am Rande von Marktleugast das Feriendorf Kosertal
Marktleugast.
„Unvergessliche Momente inmitten des Naturparks Frankenwald“. Mit
diesem Slogan verspricht die Familie Schramm aus Marktleugast nicht
zu viel. Aus einem einfachen landwirtschaftlichen Betrieb mitten im
Ort hervorgegangen, hat die Familie auf dem Hochplateau nahe der
Ortschaft ein ganzes Feriendorf mit über 50 Betten verteilt auf neun
Häusern errichtet. Die klassische Landwirtschaft kommt dabei nicht
zu kurz. Noch immer bewirtschaften Sylvia und Ferdinand Schramm 180
Hektar Land, betreiben Viehzucht und Rindermast. „Wir sind eben ein
innovativer Betrieb in alle Richtungen“, sagte Ferdinand Schramm
(53).
Schon 1984
hatte Schramms Vater den Betrieb ausgesiedelt, 1990 baute die
Familie ihr Wohnhaus, ab dem Jahr 2000 entstand ein Ferienhaus nach
dem anderen. Das war die Gründung des Feriendorfes Kosertal, ehe
Ferdinand 2012 den Betrieb ganz vom Vater übernahm. 18 Beschäftigte
hat der Betrieb mittlerweile, 15 im Bereich des Ferienhofes, drei
für die Landwirtschaft.
Zwei
Portale gibt es zwar noch, die das Feriendorf bewerben, doch im
Wesentlichen läuft mittlerweile alles über Mund-zu-Mund-Propaganda.
Vor allem Gäste aus dem Osten Deutschlands, aus Berlin und aus dem
Rhein-Main-Gebiet wüssten die herrliche Lage zu schätzen. An den
Erfolg des Feriendorfes hatte Ferdinand Schramm von Anfang an
geglaubt: „Dort wo es landwirtschaftlich schwierig wird, ist es
landschaftlich eine super Gegend, um Urlaub zu machen.“
Allerdings
weiß der Chef auch, wie man seine Gäste verwöhnt. Die Ausstattung
des Feriendorfes kann mit jedem Hotel der gehobenen Klasse
mithalten. Hier gibt es Sauna, Whirl-Pool, eine Salzgrotte, einen
kleinen Teich mit Floß, einen Dart-Raum, für Kinder Streichelzoo,
Spielburg eine Märchenalm und das volle Reitprogramm, für das
Tochter Nadine , eine ausgebildete Reittherapeutin, zuständig ist.
Einige Häuser sind sogar behindertengerecht ausgebaut, einmal in der
Woche gibt es einen Pizza-Abend in der Koser-Alm.
Die
touristische Schiene macht freilich nur einen Teil, wenn auch den
augenfälligsten, aus. Auf einem großen Teil der 180 Hektar Ackerland
wird Braugerste angebaut, die Ferdinand Schramm an die Augustiner
Brauerei in München vermarktet. Neben einem Drittel Grünland wird
auf den Flächen auch Raps, Dinkel. Emmer und Leinsamen produziert.
Mehr und mehr soll eine eigene Vermarktung entstehen, nach den
Richtlinien des ökologischen Landbaus.
Immer mit
im Boot ist Raphael Roth aus Kupferberg. Der 21-jähige hat eine
landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und war als Lehrling auf dem
Betrieb von Ferdinand Schramm. Mittlerweile ist er in Vollzeit hier
und bereitet sich auf seine Meisterprüfung vor. „Wir arbeiten eng
zusammen“, sagt Ferdinand Schramm.
Er
bedauert, dass der Bezug zur Landwirtschaft in der Gesellschaft
größtenteils verlorengegangen ist. Egal ob lila Kuh oder die Milch,
die von den Bären kommt, bis hin zu unberechtigten Vorwürfen in
Sachen Tierwohl sei alles dabei. Doch Ferdinand Schramm versucht
gegenzusteuern. „Wir zeigen, wie es früher war und wie es heute
ist.“ Grund und Boden bezeichnet er als das wichtigste
Produktionsgut. Kein verantwortungsvoller Landwirt würde das kaputt
fahren, verdichten, Erosionen verursachen. Vielmehr gelte es, das
natürliche Bodenleben anzuregen. Dann habe man den Ertrag, auch wenn
man wenig düngt. Ferdinand Schramm: „Am wichtigsten ist es, mit der
Natur und nicht gegen sie zu arbeiten.“
Bilder:
1.Sie
wissen immer, wo man gerade anpacken muss: Ferdinand Schramm und
Mitarbeiter Raphael Roth.
2.Keine
Ferienwohnung, sondern ein ganzes Feriendorf, bietet die Familie
Schramm ihren Gästen.
3.Mit
originellen und witzigen Ideen hebt sich das Feriendorf Kosertal von
der breiten Masse touristischer Angebote ab.
4. Sogar ein eigenes Ortsschild besitzt der Ferienhof.
Wie die Landschaft der
Zukunft aussehen kann / Umweltvergifter,
Luftverpester, Tierquäler: Bauern sehen sich vielen Vorwürfen
ausgesetzt
Kulmbach
Kaum eine Branche steht so im Kreuzfeuer der Kritik, wie die
Landwirtschaft. Doch stimmen die Vorwürfe wirklich? In einigen
wenigen Fällen mag dies zutreffen. Der weitaus größte Teil der
Betriebe steht genau für das Gegenteil. Denn viele Landwirte in
Bayern und auch im Kulmbacher Land haben pfiffige und auch
nachhaltige Ideen.
Fast 900
Betriebe gibt es im Landkreis. Sie erzeugen nicht nur hochwertige
Lebensmittel, sind als Energiewirte aktiv und besetzen Nischen, wie
„Urlaub auf dem Bauernhof“, sondern leisten auch ihren Beitrag zum
Erhalt der Artenvielfalt im Tier- und Pflanzenreich. Und das in
einer Zeit, in der die Stimmung bei vielen von ihnen nicht die beste
ist. Zu groß sind die Einbußen nach den zurückliegenden
Trockenjahren, zu groß ist der Frust vor allem bei jungen Leuten,
weil die Landwirtschaft aus ihrer Sicht für vieles verantwortlich
gemacht.
Die
Betriebe aus dem Landkreis stehen für heimische Erzeugnisse.
Verbraucher haben häufig die Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu
machen von der Arbeit auf den Feldern und auf den Höfen und von den
Bemühungen, die Umwelt zu schützen. Die Bauern sind auf diese Umwelt
angewiesen.
Wer, wenn
nicht unsere Bauern hätten ein ureigenes Interesse daran, mit dem
Land, das sie bewirtschaften, sorgsam umzugehen? Landwirte arbeiten
mit der Natur. Die Arbeit ist aber immer auch ein Ringen mit der
Natur. Viele Verbraucher wissen dies nicht mehr zu schätzen. Sie
stellten stattdessen romantisierende Forderungen auf, die mit der
Realität wenig zu tun haben.
Genauso
wie sie die ihnen anvertrauten Tiere behandeln. Stichwort Tierwohl:
Niemand möchte mehr die dunklen, zugigen und engen Stallungen, in
denen Kühe noch vor wenigen Jahrzehnten ihr ganzes Leben frusten
mussten. Modernste Laufställe bieten heute höchsten Komfort und
beste Bedingungen. Um das alles zu verwirklichen, müssen die Bauern
aber auch gehört werden, praxisfremde Vorschläge müssen vom Tisch,
die Landwirtschaft darf nicht zusätzlich belastet und benachteiligt
werden, so lauten die Forderungen des Berufsverbandes. Schließich
müssen die Bauernfamilien auch morgen noch von der Landwirtschaft
leben können und ihre Höfe für kommende Generationen erhalten.
Doch
brauchen sie dazu wirklich weitere Vorschriften. Verschärfung setzen
den gesamten Berufsstand weiter unter Druck. So berechtigt einzelne
Anliegen auch sein mögen, so kann es nicht angehen, dass immer nur
die Landwirtschaft an den Pranger gestellt wird. Vieles kann und
muss man anders regeln, als durch immer wieder neue Verordnungen und
Vorschriften, sind sich die Praktiker einig.
Die
engagierten Landwirte in der Region sind sich sicher: Landwirtschaft
hat Zukunft. Mit der Produktion hochwertiger Nahrungsmittel sorgen
sie für die Lebensgrundlage von uns allen. Landwirte sind
Energiewirte und sie pflegen die Kulturlandschaft. Die
Landwirtschaft ist ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder.
Landwirtschaft
wird nicht ohne Grund als der primäre Sektor bezeichnet. Die
Herausforderungen werden wohl auch in Zukunft nicht weniger und die
finanziellen Schwankungen für die Bauern nicht geringer, doch die
zentrale Aufgabe bleibt, die Menschen zu ernähren. Klar ist: Ohne
die Bauern geht es nicht.
Kulmbach,
Bayreuth, Bamberg. Tannenzweige, Lichterketten, bunt blinkende LEDs
in den riesigen Rädern: Nachdem die Traktorkorsos im vergangenen
Jahr auf großen Anklang gestoßen waren, haben sich auch in diesem
Jahr Bauern aus Bamberg, Bayreuth und Kulmbach wieder zusammengetan,
ihre Bulldogs festlich geschmückt und sich am zweiten Adventssamstag
auf eine Rundfahrt durch die Städte gemacht.
Die
Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum Funkeln. Trotz
der kurzfristigen Ankündigung in den lokalen Medien und trotz
teilweise strömenden Regens säumten zahlreiche Passanten die Straßen
und ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Ziel
war es nach übereinstimmenden Aussagen aller Organisatoren, einen
vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und die Landwirtschaft
ins Gespräch zu bringen. Politische Banner gab es nicht, wenngleich
es auch ein Ziel war, auf die prekäre Lage vieler Familienbetriebe
hinzuweisen. Die Traktorkorsos waren Teil der bundesweiten und im
Wesentlichen von dem Verein „Land schafft Verbindung“ (LSV)
getragenen Aktion „Ein Funken Hoffnung“. Bei jeder Fahrt wurde Geld
für einen sozialen Zweck gesammelt.
In
Kulmbach war der Traktorkorso mit ungefähr 30 Fahrzeugen im Ortsteil
Melkendorf gestartet. Nach einer Fahrt quer durch die Innenstadt
machten die Schlepper in der Oberen Stadt halt, wo es Gelegenheit
gab, die Fahrzeuge zu fotografieren und mit den Bauern ins Gespräch
zu kommen. Hauptorganisatoren waren Kathrin Erhardt aus Motschenbach
und Stefan Seidel aus Wacholder. Während der Fahrt machten die
Schlepper einen Stopp am Kinderhaus „Sternstunden“ der
Geschwister-Gummi-Stiftung, wo Schokonikoläuse, Süßigkeiten und
weitere Spenden überreicht wurden.
Vorbild
für die Fahrt in Kulmbach war Bayreuth: waren es dort im vergangenen
Jahr noch 30 Landwirte haben in Bayreuth diesmal über 50 mitgemacht.
Corona-bedingt war es hier allerdings nicht möglich, an einem
zentralen Punkt anzuhalten, um mit den Menschen ins Gespräch zu
kommen. Organisatorin Stefanie Will aus Röthelbach bei Bindlach
hatten deshalb eine besonders lange Route ausgearbeitet, die bei
Eckersdorf im Landkreis startete und für die über zwei Stunden
Fahrzeit nötig war. Über Mistelbach, Hummeltal, Gesees und
Forkendorf fuhr der Korso über den Saaser Berg in die Innenstadt, wo
die Bauern unter anderem auch ein Stück auf dem Nordring und auf dem
Innenstadtring unterwegs waren. Endpunkt war, wie bereits im letzten
Jahr die Gemeinde Bindlach nördlich von Bayreuth. Dort wurde der
Tross aufgelöst und jeder fuhr zu sich auf den Hof zurück.
Auch
in Bamberg haben sich gut 50 festlich geschmückte 50 Schlepper auf
eine Fahrt quer durch die Domstadt gemacht, obgleich die Strecke im
Vorfeld mehrfach geändert werden musste. Startpunkt war dabei die
Gärtnerei Hans-Jürgen Eichfelder im Norden, Endpunkt die „Brose
Arena“ im Süden. Dazwischen ging es unter anderem am Bahnhof vorbei,
über die Luitpoldstraße zum Rhein-Man-Donau-Damm und dann über den
Münchner Ring zur Brose-Arena. Laut Hauptorganisatoren Marco Übel
sollten die Bulldogs ursprünglich durch die belebte „Lange Straße“
fahren, was dann aus Sicherheitsgründen doch nicht zustande kam. Der
Großteil der Bauern kam aus dem Bamberger Landkreis, einige waren
auch aus Coburg und den angrenzenden Haßbergen angereist. Einige
Traktoren machten sich danach noch auf den Weg zur Kinderstation des
Bamberger Klinikums, um kleine Geschenke zu übergeben.
Bilder:
Einen
vorweihnachtlichen Glanzpunkt brachten zahlreiche Landwirte aus
Oberfranken mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten Adventssamstag
in die Innenstädte von Bamberg, Bayreuth und Kulmbach. Sämtliche
Schlepper waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich
beleuchtet.
Wolf auf Standby /
„Ruhe vor dem Sturm“: Landwirte rechnen mit weiteren Übergriffen
Bayreuth.
„Es kann eigentlich nur die Ruhe vor dem Sturm sein“, sagt Harald
Köppel, BBV-Geschäftsführer für Bayreuth, Kronach und Kulmbach. Der
Wolf sei nach wie vor ein Thema, auch wenn es derzeit keine größeren
Risse gibt. Wolfsspuren würden mal wieder um die Gehege und Weiden
gefunden, insbesondere im südlichen Landkreis Bayreuth zwischen
Betzenstein und Plankenfels. Ab und zu sehe man auch immer wieder
mal Trittsiegel. Ein größerer Übergriff sei aber seit dem Frühjahr
ausgeblieben.
Ende
Februar, Anfang März war es in einem Wildgehege in Illafeld nahe
Betzenstein zur Katastrophe gekommen. Dort wurden 18 gerissene Tiere
aufgefunden, in einem Gehege im nur zwei Kilometer entfernten
Riegelstein weitere sieben tote Tiere. Experten waren sich sicher,
dass das Damwild einem oder mehreren Wölfen zum Opfer gefallen ist.
Bei dem Vorfall waren allen Tieren die Kehlen durchgebissen worden.
Einer der Kadaver in Illafeld zeige zudem ein für Wölfe typisches
Fraßbild. Außerdem war der Zaun an einer Stelle untergraben worden.
Der Schock bei den beiden betroffenen Landwirten Christian Leißner
aus Riegelstein und Hans Ertel aus Illafeld saß damals tief.
Zunächst
sei die Befürchtung groß gewesen, dass die Wölfe nach diesen beiden
großen Übergriffen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Geschmack
gekommen seien, sagt BBV-Geschäftsführer Köppel. Schließlich sei das
Büfett im Gehege praktisch gedeckt. Mittlerweile seien aber auch
einige Weiden per Elektrozaun geschützt. „Meines Erachtens ist der
Wolf nur auf Standby“, so Köppel. Er ist sich sicher, dass es in der
Region weitere Übergriffe geben werden. Insbesondere auf den
Gebieten der nahen Truppenübungsplätze Hohenfels und Grafenwöhr in
der angrenzenden Oberpfalz sowie im großen Waldgebiet des
Limmersdorfer Forstes im Raum Bayreuth hätten sich Wölfe
niedergelassen.
Landwirt
Christian Leißner hat inzwischen genauso wie sein Berufskollege Hans
Ertel, für das betroffene Gehege einen Untergrabschutz errichten
lassen und dafür rund 50000 Euro investiert, die er bis heute
komplett vorgestreckt hat. „Wir warten seit September auf das Geld“,
sagt er. Erst vor wenigen Tagen hatte seine Freundin bei einer
Drückjagd zwei Wölfe mit eigenen Augen gesehen. Weitere
Wolfssichtungen in den vergangenen Tagen bei Plech seien verbrieft.
Leißner rechnet damit, dass sich das Problem dann wieder verschärft,
wenn der erste Schnee fällt. Mit Sicherheit würden dann vermehrt
wieder Trittsiegel auftreten. „Dann geht es mit Sicherheit weder
nach oben“, so Leißner.
Bei
Norbert Böhmer, Landwirt aus Schrenkersberg bei Plankenfels, gab es
schon im Jahr 2009, als noch niemand den Wolf auf dem Plan hatte,
erste Schäden. Fünf Kälber seien in den darauffolgenden Jahren
gerissen worden, lediglich Überreste habe man noch auffinden konnte.
Sieben Herdenschutzhunde hatte sich Schrenker seit 2016 angeschafft.
„Die Hunde machen eine gute Arbeit“, sagt er und ist fest überzeugt
davon, dass allein durch die Anwesenheit der Hunde Übergriffe durch
den Wolf verhindert werden konnte. Nachweisbare Wolfsschäden habe es
aktuell jedenfalls nicht mehr gegeben.
Auch in
den Landkreisen Hof und Wunsiedel, die direkt an Tschechien
angrenzen, würden immer mal wieder Wölfe festgestellt,
beispielsweise auf Fotofallen der Staatsforsten. Übergriffe seien
aber nicht bekannt, obwohl auch das Fichtelgebirge größere
zusammenhängende Waldgebiete besitzt.
Unterdessen
tritt der Wolf aktuell auch in den anderen beiden fränkischen
Regierungsbezirken auf. So wurde einem Zeitungsbericht zufolge erst
vor wenigen Tagen ein Wolfsangriff im Landkreis Rhön-Grabfeld
offiziell bestätigt. Dabei seien mehrere Schafe und Ziegen gerissen
worden. Der Vorfall hatte sich demnach bei einem Schafhalter in
Oberelsbach unweit der Landesgrenze zu Hessen ereignet. Dort seien
zwei Ziegen und ein junges Schaf gerissen worden. In Mittelfranken
gab es bereits Wolfssichtungen unter anderem in den Gegenden um
Ansbach und Bad Windsheim
Ökofranken könnte
Insolvenz drohen / Erzeugergemeinschaft fordert 900000 Euro zurück –
Generalversammlung an nicht eingehaltener Ladungsfrist gescheitert
Welsberg.
Rund 120 von insgesamt 300 Mitglieder der Erzeugergemeinschaft
Ökofranken sollen aktuell zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen
leisten. Das hat Vorstand Roland Schrenker, Landwirt aus Treppendorf
bei Hollfeld im Landkreis Bayreuth, bestätigt. Die bilanzwirksamen
Rückforderungen sollten eigentlich auch Gegenstand der turnusmäßigen
Generalversammlung vor wenigen Tagen sein.
Weil dabei
die gesetzlich vorgegebene Ladungsfrist nicht eingehalten wurde,
fand die Generalversammlung nicht als solche statt. „Wir sind von
sieben Tagen Ladungsfrist ausgegangen, es hätten aber 14 sein
müssen“, so Schrenker. Die Generalversammlung habe man dann
kurzerhand zur Informationsveranstaltung umdeklariert, um die
Mitglieder unter anderem über den Stand der Rückforderungen zu
informieren. „Die Rückforderungen sind nahezu alle verschickt
worden“, so Schrenker. Ebenso die Ordnungsgelder, also
Strafzahlungen für diejenigen, die nicht geliefert haben. Der
Vorstand bestätigte auch, dass mittlerweile Klagen dagegen anhängig
sind.
Dem
Vernehmen nach zweifeln Mitglieder vor allem an, ob Rückforderungen
und Ordnungsgelder überhaupt rechtens und wenn, dann nicht teilweise
schon verjährt sind. Konkret sollen Mitglieder, die zwischen 2017
und 2020 nicht geliefert haben pro zehn Hektar Fläche, für die sie
gezeichnet haben, mit 1500 Euro pro Jahr zur Kasse gebeten werden.
Die Ordnungsgelder sollen nach Ansicht von Mitgliedern allerdings
eher dazu dienen, eine drohende Insolvenz abzuwenden. „Eine
Insolvenz steht im Raum, wenn es hart auf hart kommt, wird sie
unvermeidbar sein“, sagte ein Landwirt gegenüber dem Wochenblatt.
Gegen die
Erzeugergemeinschaft Ökofranken mit Sitz in Welsberg, Gemeinde
Itzgrund, hat es in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfe wegen
Missmanagements gegeben. Das System funktioniert so, dass alle
Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und entsprechend
ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten
für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie vermarktet
werden konnte, bekommen die Landwirte danach eine Abschlusszahlung.
Dabei kann es allerdings auch passieren, dass die Abschlagszahlungen
höher waren als die späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen
Fällen werden Gelder aus den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das
ist bei einzelnen Mitgliedern seit 2017 der Fall und hat für
erheblichen Ärger gesorgt. Bei zahlreichen Mitgliedern sollen
Abschlagszahlungen im kleinen dreistelligen Bereich bis hin zu
fünfstelligen Forderungen für die Jahre 2017 bis 2019 im Raum
stehen, die teilweise bereits mit den neuen Anlieferungen verrechnet
wurden.
Das
Hauptproblem sehen die Verantwortlichen darin, dass die, in der
Satzung fixierte, sogenannte Andienungspflicht nicht konsequent
umgesetzt wurde. Die Bauern müssen in der Regel im Frühjahr melden,
wie viel Getreide sie in etwa anliefern möchten, damit die
Genossenschaft entsprechende Vermarktungsverträge abschließen kann.
Zu viele Mitglieder hätten mal viel weniger oder auch mal viel mehr
geliefert, wodurch die Vermarktung gehörig durcheinander gewirbelt
wurde. Damit erklärten die Verantwortlichen auch, dass die
Vermarktungspools 2017 und 2018 erst verspätet aufgelöst wurden. Das
Ergebnis habe damals nicht den Erwartungen entsprochen. So hätten
die Verantwortlichen versucht, den Pool ein Jahr stehen zu lassen,
um von potentiell besseren Preisen zu profitieren. Die
Ertragssituation wurde allerdings nicht besser, sondern schlechter.
Von einem
„Kasperltheater“ spricht indes ein langjähriges Mitglied „im
gekündigten Status“ aus Oberfranken. Der Landwirt, dessen Name der
Redaktion bekannt ist, sieht das Problem hauptsächlich in der Person
des Geschäftsführers, der von Anfang an nicht in der Lage gewesen
sei, seine Aufgaben satzungsgemäß durchzuführen. „Da sind Geschäfte
getätigt worden, bei denen nichts verdient wurde“, sagt der
Landwirt. Vermutlich sei sogar Vertragsware teuer zugekauft worden,
um Lieferverträge zu erfüllen. Vernünftiger wäre dem Mitglied
zufolge eine Poolabrechnung, bei der nur das ausbezahlt wird, was
auch eingenommen wurde.
Die Ökofranken
eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch
erzeugte landwirtschaftliche Produkte nach diversen Ökostandards.
Die Genossenschaft beschäftigt einen hauptamtlichen Geschäftsführer
und einen Mitarbeiter für Büro und Lager.
Nahrungsmittelsicherheit ins Grundgesetz / BBV-Gebietsversammlung:
Gemischte Bilanz und schlechte Stimmung - Maschinenring sucht
dringend Betriebshelfer
Kulmbach.
„Bei den Bauern herrscht nur noch großer Frust.“ So hat
BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der Kulmbacher
Gebietsversammlung die aktuelle Stimmungslage in der Landwirtschaft
beschrieben. Schuld daran seien immer mehr Bürokratie, Angriffe aus
der Gesellschaft sowie praxisfremde Richtlinien und Gesetze aus der
Politik. „Betriebe hören derzeit reihenweise auf“, sagte Löwinger.
Im Moment sei ein Strukturwandel festzustellen, wie es ihn noch nie
vorher gegeben habe.
Bei der
Gebietsversammlung, die aufgrund der aktuellen Situation einmal mehr
online durchgeführt werden musste, stellte Löwinger die Forderung
auf, Nahrungsmittelsicherheit ins Grundgesetz aufzunehmen.
Hintergrund ist der Eindruck der meisten Berufskollegen, dass
Gesellschaft und Politik die Tierhaltung in Deutschland „kaputt
machen“ möchten. „Von Ernährungssicherheit spricht kein Mensch
mehr.“ Der Kreisobmann warnte allerdings davor, dass man sich gerade
bei der Ernährung vom Ausland abhängig macht. Damit dies nicht
geschieht, benötigten die Bauern eine gewisse Intensität in der
Produktion. „Unsere Landwirtschaft war in den zurückliegenden
Jahrzehnten stets ein Erfolgsmodell“, sagte Löwinger. Da sei
mittlerweile vieles verloren gegangen.
Trotzdem
müssten Tag für Tag rund 83 Millionen Bundesbürger satt werden.
Diese Tatsache gerate viel zu oft in Vergessenheit. Eine Verlagerung
ins Ausland käme auf keinen Fall billiger und die Qualität würde
auch nicht unbedingt besser werden. Überhaupt sollte die Qualität
wieder mehr herausgestellt werden. „Darin unterscheiden wir uns von
großen Teilen der Welt.“ Ursache dafür seien die hierzulande
geltenden hohen Auflagen. Das müsse dem Verbraucher immer wieder
klargemacht werden.
Die Bilanz
des Kreisobmanns über das zurückliegende Jahr fiel durchaus gemischt
aus. Vom Wetter her hätten die Bauern nach drei Dürrejahren in Folge
erstmals wieder zufrieden sein können. Während sich die Märkte beim
Rindfleisch aktuell im Höhenflug befänden, Getreide und auch Raps
derzeit fast täglich nach oben kletterten und die Milch einigermaßen
als mittelmäßig einzustufen sei, ist die Lage im Schweinebereich
absolut katastrophal. „Hier kann kein Geld mehr verdient werden“,
sagte Löwinger. Als Hauptursache nannte er die Corona-bedingt
ausgefallene Sommersaison in der Gastronomie. Dazu komme die
Afrikanische Schweinepest, die in Mecklenburg-Vorpommern nun
erstmals auch bei Hausschweinen angekommen ist.
Eventuelle
Mehreinnahmen der Bauern müssten allerdings an anderer Stelle wieder
ausgegeben werden. So würden derzeit Rohstoffe knapp, bei
Baumaterialien gebe es lange Wartezeiten und Ersatzteile seien kaum
zu bekommen. Die Preise für Stickstoffdünger würden genauso wie die
für Pflanzenschutzmittel oder gar für Diesel zu ungeahnten
Höhenflügen ansetzen. „Egal ob Diesel, Dünger oder Pflanzenschutz,
alles geht nach oben.“
Trotz
aller Probleme und Schwierigkeiten sah Kreisobmann Löwinger eine
Zukunft für die Landwirtschaft. „Wir sollten eines nicht tun, den
Kopf in den Sand stecken“, ermunterte er seine Berufskollegen. Er
gab aber auch zu bedenken, dass man sich stets auf Veränderungen
einstellen sollte. Das gelte insbesondere mit Blick auf die neue
Bundesregierung.
Am Rande
der Gebietsversammlung richtete der Geschäftsführer des Kulmbacher
Maschinenrings Horst Dupke den Appell an alle Landwirte, dass
derzeit Betriebshelfer dringend gesucht würden. „Wir sind dankbar um
jeden, der sich meldet“, sagte Dupke. Hintergrund ist die derzeit
überaus angespannte Lage durch zahlreiche Langzeiteinsätze, durch
die viele der Helfer an einen Betrieb gebunden seien. „Unsere Helfer
laufen wirklich am Limit“, sagte der Geschäftsführer.
Bild:
„Keine
Abhängigkeiten vom Ausland“: der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Wilfried
Löwinger bei der Online-Gebietsversammlung.
Hundert Prozent
Wasser, null Chemie / Erfolgsmodell umweltfreundliche
Unkrautbekämpfung mit Heißwasser – Einsatz auf dem Neuenmarkter
Friedhof
Neuenmarkt.
Umweltfreundlicher geht es nicht, auch wenn es manche nicht glauben
wollen: Unkraut lässt sich am besten mit Heißwasser bekämpfen. Wie
das geht, hat die Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH in diesen
Tagen auf dem Neuenmarkter Friedhof gezeigt. Dort war Florian Maser
mit dem nagelneuen Trägerfahrzeug mit Heißwassertechnik unterwegs,
um Löwenzahn und Co von den Gehwegen zu verbannen.
Die
Heißwassertechnik setzt vereinfacht gesprochen darauf, dass Eiweiß
bei 70 Grad Celsius gerinnt. Wurzel und Pflanze sterben ab, die
Blätter und Stängel verwittern und zerfallen, für das Umfeld
entsteht keinerlei Schaden. Das sei nicht nur umweltfreundlich,
sondern auch kostengünstig, erklärt Harald Hubert vom MR Oberfranken
Mitte, in dem die Maschinenringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische
Schweiz ihre gewerbliche Aktivitäten gebündelt haben. „Es ist nur
Wasser, keine Chemie“, erklärt Huber immer wieder, wenn sich
Passanten um Insekten sorgen und die Mitarbeiter darauf ansprechen.
„Wir gießen Unkraut mit heißem Wasser“, so Huber.
Ein
Erfolgsfaktor der Methode ist es, dass nicht nur die Oberfläche
behandelt wird, sondern das Wasser tief in das Erdreich eindringt.
Während chemische Mittel die Pflanze nur oberflächlich zerstören,
packt Heißwasser das Übel an der Wurzel, sogar an der Pfahlwurzel.
Selbst gegen den giftigen Riesenbärenklau sei die umweltfreundliche
Unkrautbekämpfung erfolgreich.
Nun könnte
man sagen, da hätte man doch schon viel früher drauf kommen können.
In anderen Länder sei man auch schon früher drauf gekommen,
erläutert Alexander Hollweg vom Maschinenring Kulmbach. Speziell in
den nordischen Ländern oder auch in den Niederlanden. Hierzulande
seien chemische Pflanzenschutzmittel wie das umstrittene Glyphosat
für jedermann greifbar, deshalb auch üblich und wahrscheinlich sogar
günstiger gewesen. Die Technik der Unkrautbekämpfung mit Heißwasser
steckt dagegen noch immer ein wenig in den Kinderschuhen.
Während
die Maschinenring-Mitarbeiter in der Testphase im zurückliegenden
Jahr noch mit kleinen Tanks und Lanzen das Heißwasser ans Unkraut
brachten, können sie mittlerweile auf neueste Technik setzen. Der
Selbstfahrer mit aufgebauter Technik hat einen 650 Liter Wasser
fassenden Tank, der in der Regel für bis zu eineinhalb Stunden
ausreicht. Die Bearbeitungsbreite liegt bei fast 1,50 Metern, statt
wie bisher bei 30 Zentimetern, so dass die Wege wesentlich schneller
unkrautfrei gemacht werden können.
Immer mehr
Kommunen würden zwischenzeitlich auf die Dienstleistung der
Maschinenringe zurückgreifen. So kommt die Heißwassertechnik aktuell
auch auf dem Friedhof von Kulmbach zum Einsatz. Aber auch im
Landkreis Bayreuth, etwa in Aufseß, Gefrees oder Hollfeld mache man
sich die Formel „Heißwasser statt Glyphosat“ zunutze. Denkbar sei
die Anwendung auch auf ganzen Straßenzügen, Parkplätzen oder im
privaten Bereich.
Für den
Neuenmarkter Bürgermeister Alexander Wunderlich hat sich die
Unkrautbekämpfung per Heißwasser längst bewährt. Nach der Testphase
im vergangenen Jahr spricht er von einer Erfolgsgeschichte, mit
deren Hilfe die örtlichen Bauhofmitarbeiter entlastet werden. Der
Friedhof soll schließlich ein Aushängeschild der Gemeinde sein,
deshalb werde die Unkrautbekämpfung dort ganz gezielt
vorangetrieben.
Bild:
Bürgermeister Alexander Wunderlich, Alexander Hollweg und Harald
Huber (von links) von der Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH
verfolgen den Einsatz des von Florian Masel gesteuerten
Trägerfahrzeugs zur Unkrautbekämpfung mit Heißwasser auf dem
Neuenmarkter Friedhof.
Dankbarkeit als
Grundhaltung des Lebens / Hofer Landwirte feierten Erntedank in der
Michaeliskirche
Hof.
Mehr Wertschätzung für den bäuerlichen Berufsstand hat Kreisobmann
Hermann Klug beim Erntedankfest in Hof gefordert. „Unsere
Hauptaufgabe ist es, die Ernährung zu sichern, wir werden aber auch
unseren Beitrag zur Bewältigung des Klimawandel leisten“, sagte der
BBV-Kreisobmann bei einem Gottesdienst in der Michaeliskirche, der
größten evangelischen Kirche in Oberfranken.
Das
Besondere an dem Erntedankgottesdienst war nicht nur seine reiche
musikalische Ausgestaltung mit den Instrumentalgruppen Viererblech
und Saitenklar sowie der jungen Organistin Sejin Kim an der
Heidenreich-Orgel des Gotteshauses. Es war auch der
Erntekronenwettbewerb, den die Hofer Landjugend im zweijährigen
Turnus veranstaltet. Damit kehrt endlich wieder ein Stück Normalität
in das Landjugendleben ein, freuten sich Tobias Puchta, Vorsitzender
des Kreisverbandes Hof/Wunsiedel. Die Platzierung sollte dabei gar
nicht mehr die große Rolle spielen, wenngleich die Jury die
kunstvoll gebundene Erntekrone der Landjugend Schwarzenbach an der
Saale auf den ersten Platz wählte. Gewonnen hatten eigentlich alle
Teilnehmer, auch die der Landjugendgruppen aus Plösen, Reuthlas,
Großlosnitz und Zettlitz.
Kreisobmann Klug wusste, dass trotz des Dankes für die Ernte nicht
bei jedem Bauern Feierlaune aufkommt. Berufskollegen, die vom
Hochwasser betroffen waren oder die ihren Schweinestall leer stehen
lassen müssen, weil sie damit keine Erlöse mehr erzielen, hätten
bestimmt keinen Grund zu feiern. Trotzdem plädierte der Hofer Dekan
Günter Saalfrank für Dankbarkeit als Grundhaltung des Lebens, gerade
in schwierigen und ungewissen Zeiten. Dazu gehöre auch die leidvolle
Tatsache, dass die Gesellschaft die wertvolle Arbeit der Bauern,
aber auch die der Metzger und Bäcker, der Brauer und Winzer nicht
immer hoch genug einschätzt. „Gott sei Dank, dass es sie gibt“,
sagte der Dekan.
Landwirtschaft
werde nicht ohne Grund als der primäre Sektor bezeichnet, sagte
Landrat Oliver Bär. De Herausforderungen würden wohl auch in Zukunft
nicht weniger und die finanziellen Schwankungen für die Bauern nicht
geringer, doch die Aufgabe bleibe die größte, nämlich die Menschen
zu ernähren. Der Erntekronenwettbewerb zeige, dass die Landjugend
nicht nur ein bloßer Verein ist. „Die Landjugend lebt die Identität
unserer Heimat“, sagte Bär. Lange und intensiv habe er zusammen mit
Dekan Saalfrank, Heimatpfleger Adrian Roßner und Bernd Schnabel vom
Vorstand der VR-Bank Bayreuth/Hof die Bewertung vorgenommen und sei
sich dabei sehrt wohl bewusst gewesen, welche Arbeit hinter dieser
Art von gelebten Brauchtum steckt.
Neben der
Mitwirkung von Pfarrerin Anette Jahnel trug auch Mundartdichterin
Sonja Keil einige Gedanken zu Erntedank vor. Die Kollekte des
Erntedankgottesdienstes kommt den Flutopfern in Nordrhein-Westfalens
und Rheinland-Pfalz zu Gute.
Bilder:
1. Festlich geschmückt präsentierte die Hofer Michaeliskirche zum
Erntedankfest des Bauernverbandes.
2. Die Erntekrone des Landjugendverbandes Schwarzenbach an der Saale
wurde von der Jury auf den 1. Platz gewählt.
Sorge um Zukunft der
Landwirtschaft / Steigerungen trotz Corona beim Maschinenring
Münchberg
Dörnthal. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich die große Bedeutung
bäuerlicher Selbsthilfeeinrichtungen. So konnte der eher zu den
kleineren gehörende Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und
Umgebung auch im Corona-Jahr 2020 steigende Zahlen verbuchen. Die
Arbeit war also mehr denn je gefragt, wie auf der Jahresversammlung
in Dörnthal bei Selbitz deutlich wurde. „Wir werten das als Zeichen,
dass man mit unserer Arbeit zufrieden ist“, sagte der Vorsitzende
Siegfried Hüttner aus Mühldorf bei Schauenstein.
So konnte
der Gesamtverrechnungswert trotz Corona um etwa zehn Prozent auf
über 4,4 Millionen Euro gesteigert werden. Den Löwenanteil davon
macht die Maschinenvermittlung mit knapp 3,1 Millionen Euro aus. Die
Steigerung liegt dabei sogar bei fast 13 Prozent. Stärkste Bereiche
waren die Segmente Futterbau und Strohernte, Düngung, Saat und
Pflege, sowie die Vermittlung von Schleppern und Transporten.
Zweite
Säule der Arbeit ist die Betriebshilfe, die mit über 310000 Euro zu
Buche schlug. Weit über 32000 Stunden seien dabei geleistet worden,
im Vorjahr waren es noch knapp 31000. Mit 153 habe dabei die Zahl
der wirtschaftlichen Einsätze über der Zahl der sozialen Einsätze
(107) gelegen, so Geschäftsführer Patrick Heerdegen.
Auch wenn
der Weg der Betriebshilfe steiniger wird, wie es Vorsitzender
Hüttner ausdrückte, weil der Sozialversicherungsträger die
Einsatzstunden immer stärker kürzt, so sei der Maschinenring
trotzdem auf der Suche nach weiteren Betriebshelfern. Vor allem für
nebenberufliche Kräfte sei das bei einem Stundenlohn von 19,50 Euro
interessant, so Geschäftsführer Heerdegen.
Weitere
Tätigkeitsfelder des Maschinenrings Münchberg waren die
Beratungsleistungen, vor allem zur Düngeverordnung, die
Futtervermittlung und die durchaus lohnenswerte
Dieselsammelbestellung, die einen Preisvorteil von vier Cent pro
Liter bringt. Der MR Münchberg hat gut 900 Mitglieder, die zusammen
eine Fläche von über 42000 Hektar bewirtschaften.
Trotz der
positiven Entwicklung äußerste Vorsitzender Hüttner bei der
Jahresversammlung auch seine große Sorge um die Zukunft der
Landwirtschaft. Vor allem die Gängelung durch Politik und Teilen der
Medien machten den Bauer schwer zu schaffen. Nun komme auch noch die
eklatante Preissteigerung bei Betriebsmitteln, wie etwa beim Dünger
dazu. Auch die Politik der neuen Regierung lasse nichts Gutes
erahnen.
Nach 15
Jahren an der Spitze kündigte der Vorsitzende außerdem seinen
Rückzug an. Wer Nachfolger werden könnte, stehe allerdings noch in
den Sternen. Hüttner selbst hatte seinen Betrieb im zurückliegenden
Jahr aufgegeben.
Für das
zusammen mit dem Nachbarring in Wunsiedel gemeinsame
Tochterunternehmen Maschinenring Hochfranken GmbH ist seit Januar
Daniel Seuß aus Förstenreuth bei Stammbach als Geschäftsführer
tätig. Die MR Hochfranken GmbH ist hauptsächlich in der
Grünflächen-, Gehölz- und Stromtrassenpflege, im Winterdienst tätig
und erzielte in 2020 einen Umsatz von rund 1,7 Millionen Euro.
Neu im
Team des MR Münchberg ist der 23-jährige Markus Müller aus
Schwärzhof bei Himmelkron im Landkreis Kulmbach. Der Absolvent der
Staatlichen Technikerschule in Triesdorf verstärkt das Team künftig
als Organisationskraft. Als Betriebshelferin mit den meisten
Einsatzstunden haben der Vorsitzende und sein Geschäftsführer
Brigitte Stange aus Schwarzenbach an der Saale mit einem Präsent
ausgezeichnet.
Bilder:
1. Arbeit für die Landwirte in der Region: das ist die Mannschaft
des Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung.
2. Im Dauereinsatz für den Maschinen-
und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung: Brigitte Stange wurde
vom Vorsitzenden Siegfried Hüttner (links) und von Geschäftsführer
Patrick Heerdegen für die meisten geleisteten Stunden im Jahr 2020
ausgezeichnet.
Gesunder
Menschenverstand und gerechte Preise / Statements statt Erntedank –
Neue Projekte im Landkreis Wunsiedel
Bergnersreuth.
Corona-bedingt hat es im Landkreis Wunsiedel heuer kein
Erntedankfest gegeben. „Wir wollten traditionell wieder im
Volkskundlichen Gerätemuseum in Bergnersreuth feiern, doch der
Aufwand hätte in keinem Verhältnis zum Ergebnis gestanden“, bedauert
Kreisobmann Harald Fischer. Die Akteure der Bauernverbandes, der
Kirche und der Politik versammelten sich trotzdem zu einem Termin
mit Pressevertretern auf der Museumswiese, um in kurzen Statements
an die Bedeutung des Erntedank zu erinnern, aber auch, um die eine
oder andere Neuigkeit zu verkünden.
„Wir
Bauern pflegen 3G schon lange“, sagte Fischer augenzwinkernd:
„Gesät, gepflegt und geerntet“. Nun bräuchten die Landwirte auch non
ein viertes und ein fünftes G: „gerechte Preise und einen gesunden
Menschenverstand“. Vieles, was derzeit passiert, sei für die Bauern
einfach nicht mehr nachvollziehbar. Während zum Beispiel an der
Ladentheke die Preise für Schweinefleisch steigen, würden die Erlöse
für die Bauern sinken. Trotz allem sei die Ernte im Landkreis
Wunsiedel gut verlaufen und man sei überwiegend von
Starkregenereignissen verschont worden.
Landwirte
arbeiten mit der Natur, so der stellvertretende Wunsiedler Landrat
Wolfgang Kreil. Die Arbeit sei aber immer auch ein Ringen mit der
Natur. Das wüssten viele Verbraucher nicht mehr zu schätzen und
stellten romantisierende Forderungen auf, die mit der Realität wenig
zu tun haben.
Bayern und
Deutschland müssten alles daran setzen, eine eigene
Nahrungsmittelproduktion zu haben. Das nannte der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel eine zentrale Botschaft aus den
zurückliegenden Corona-Zeiten. Schöffel appellierte aber auch an
alle Verbraucher, verstärkt darauf zu achten, wo die gekauften
Lebensmittel herkommen.
Eine
Neuigkeit konnte Kreisbäuerin Karin Reichen verkünden. Nachdem es
mit der Einführung eines Schulfaches „Alltagskompetenzen“ nicht
geklappt hatte, gebe es künftig verpflichtende Projektwochen. Im
Landkreis Wunsiedel sollen diese Wochen in Kooperation mit dem
Volkskundlichen Gerätemuseum Bergnersreuth durchgeführt werden.
Damit könne man die gesamte Infrastruktur des Museums nutzen und die
Landfrauen könnten ihr Fachwissen vor Ort an die jungen Leute
weitergeben. Viele Betriebe seien schon mit Feuereifer dabei.
„Wir
können ein echtes Grünes Klassenzimmer anbieten“, so Museumsleiterin
Sabine Zehetmeier. Ihr sei es ein ganz großes Anliegen, die
vorhandenen Räumlichkeiten zu nutzen und mit den Ausstellungen den
entsprechenden Rahmen dafür zu bieten. Schließlich hätten ja viele
Schulen keine Schulküchen oder Wirtschaftsräume mehr. Mit diesem
Projekt sei der Fortbestand des Museums mehr als gesichert,
bekräftigte der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking.
Eine
weitere Neuigkeit präsentierte der Wunsiedler Dekan Peter Bauer. So
stehe ein Regionalportal im Internet kurz vor dem Start, mit dessen
Hilfe vor allem Großverbraucher, wie die Heime des Diakonievereins
oder des Evangelischen Bildungszentrums Bad Alexandersbad, aber auch
Privatleute ihren benötigten Bedarf bestellen können. Das Portal
soll in Kooperation von Bauernverband und Diakonie über einen
kostenneutralen Zusammenschluss, etwa eine gemeinnützige GmbH, ohne
Gewinnorientierung betrieben werden. Für die Landwirte sei es das
Ziel, gerechte Preise und sichere Abnehmer zu bieten. Auch das
verarbeitende Handwerk, wie Bäckereien und Metzgereien hätten
bereits ihre Bereitschaft zur Mitwirkung signalisiert.
Bild:
Auf der
Museumswiese trafen sich Vertreter von Bauernverband, Kirche und
Politik, um der Presse ihre Gedanken zu Erntedank zu verkünden.
Mehr Anerkennung
für die Ökos / Bio-Bauern dürfen nicht auf der Strecke bleiben -
Video-Konferenz der oberfränkischen Öko-Betriebe
Bayreuth/Bamberg.
Mehrere tausend Mitglieder des Bauernverbandes bewirtschaften
Bio-Betriebe, Tendenz steigend. Grund genug, dass sich Ralf Huber,
Vorsitzender des Landesfachausschusses für ökologischen Landbau bei
einer Videokonferenz des BBV Oberfranken den Mitgliedern einmal
vorstellte. Huber ist nicht nur Bio-Bauer, sondern seit Februar auch
oberbayerischer BBV-Bezirkspräsident in der Nachfolge des
verstorbenen Anton Kreitmair.
Laut
Mitgliedsbarometer des Deutschen Bauernverbandes könnten sich 17
Prozent der Betriebe vorstellen, in den kommenden zwei Jahren auf
eine ökologische Bewirtschaftung umzusteigen, sagte Huber. Das liege
auch daran, dass sich die Anerkennung für die „Ökos“ nicht nur in
der Gesellschaft, sondern auch im Verband selbst geändert hat. „Wenn
wir etwas sagen, dann hat das auch Bedeutung“, so der
Bezirkspräsident, der zusammen mit seinem Sohn in der Nähe von
Allershausen im Landkreis Freising einen Ackerbaubetrieb mit 180
Hektar Fläche bewirtschaftet.
In der
Videokonferenz befürchtete Michael Bienlein, Kreisobmann aus
Lichtenfels, trotzdem, dass vor dem Hintergrund der Öko-Ziele des
Staates viele Biobauern auf der Strecke bleiben. Wenn die Politik 20
bis 30 Prozent Öko-Anteil fordert, der Lebensmitteleinzelhandel vor
Ort aber gerade fünf Prozent des Gesamtsortimentes mit Öko umsetzt,
werde vielen Betrieben auf Dauer das Wasser abgegraben. „Ich mache
mir Sorgen, um diejenigen, die es aus Leidenschaft machen“, so
Bienlein. „Wenn wir zu stark in das Bio-Wachstum reingehen, wird der
Markt überschwemmt.
Diese
Befürchtungen wollte Daniela Gehler, Referentin für ökologischen
Landbau beim BBV-Generalsekretariat, nicht teilen. Die Märkte und
die Verbraucherausgaben würden seit Jahren nur eine Richtung kennen,
und zwar die nach oben. Freilich spiele sich das ganze derzeit noch
auf relativ niedrigem Niveau ab. Deshalb sei es wichtig, die
Nachfrageseite zu bearbeiten und dabei verstärkt auf Regionalität zu
setzen. Große Hoffnungen setzte sie dabei auf den Außer-Haus-Verzehr
etwa in Kantinen.
Wichtig
ist auch die Öffentlichkeitsarbeit für den ökologischen Landbau.
Hans Rebelein, langjähriger Geschäftsführer der BBV-Kreisverbände
Coburg und Lichtenfels berichtete dabei von einer
Öko-Erlebnisradtour, die er vor wenigen Wochen im Landkreis Coburg
veranstaltet hatte. „Diese Radtour hat voll eingeschlagen“, so
Rebelein. Vor allem habe man damit auch viele Personen aus einem
nichtlandwirtschaftlichen Umfeld erreicht. Bei den zwei Touren an
zwei Tagen mit jeweils 20 Teilnehmern wurden mehrere Biobetriebe
angefahren, die sich den Radlern präsentieren konnten. Dabei seien
gute Gespräche und Diskussionen, etwa zum Thema Tierwohl zustande
gekommen. Die Betriebe hätten dabei weder Aufwand noch Mühen
gescheut, was in Corona-Zeiten nicht hoch genug eingeschätzt werden
kann.
Damit die
Öko-Betriebe ihre Ware in Zukunft noch besser vermarkten können, ist
bereits im Januar die Main-Öko Erzeugergemeinschaft gegründet
worden, die Geschäftsführer Thomas Zehnter den Mitgliedern bei der
Videokonferenz vorstellte. Das Interesse der Handelspartner an
ökologisch erzeugter Ware steige, auch konventionelle Abnehmer
suchten verstärkt Bio-Ware. Dinkel sei heuer bereits erfolgreich
vermarktet worden, Im Focus stünden noch Roggen und Weizen, auch
Nischenprodukte wie Emmer, Soja, Quinoa und Amaranth sollen künftig
zum Angebot gehören.
Vermarktet
wird laut Geschäftsführer Zehnter unabhängig von der
Verbandszugehörigkeit, zum Geschäftsgebiet gehören alle drei
fränkischen Regierungsbezirke. Die Main-Öko-EG hat keine eigenen
Lagerhäuser, kauft die Ware nicht an, sondern vermittelt lediglich
die entsprechenden Verträge. „Damit grenzen wir uns auch von der
Erzeugergemeinschaft Ökofranken ab“, sagte Zehnter. Auch eine
Andienungspflicht gebe es nicht. Der Geschäftsführer stellte dabei
auch klar, dass sich die Main-Öko-EG nicht über den Markt
hinwegsetzen kann. Zehnter: „Wir können nicht zaubern, haben aber
schon das eine oder andere vermittelt, das sich sehen lassen kann.“
An den
bisher bekannten frühesten Kartoffelanbau in Bayern und sogar in
ganz Deutschland erinnert das Kartoffeldenkmal in Pilgramsreuth bei
Rehau im Landkreis Hof. Die Bronzeplastik im Kirchhof neben der
Markgrafenkirche zeigt einen Landwirt mit einem Gerät zum Graben und
eine Bäuerin mit einem Kartoffelkorb, beide gekleidet in bäuerlichen
Gewändern des 17. Jahrhunderts. Das Denkmal soll daran erinnern,
dass etwa um das Jahr 1647 herum der Pilgramsreuther Landwirt und
Kartoffelpionier Hans Rogler zusammen mit einigen Berufskollegen mit
dem systematischen Feldanbau des Erdapfels begonnen hatte.
Erfolgreiches Jahr
trotz Corona / Maschinenring Fränkische Schweiz sucht Betriebshelfer
Aufseß/Windischgaillenreuth.
Mit der Erhöhung des Mitgliedsbeitrages von bisher 50 auf künftig 65
Euro im Jahr will der Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische
Schweiz den wachsenden Bedürfnissen der Selbsthilfeorganisation und
ihrer Mitglieder Stand halten. Ein entsprechender Beschluss wurde
auf der Jahreshauptversammlung am Freitag in Windischgaillenreuth
gegen drei Stimmen gefasst. Unverändert bleibt der Hektarsatz von
1,30 Euro pro Hektar, der auf 150 Hektar gedeckelt ist und der von
den Mitgliedern zusätzlich zum Grundbetrag aufgewandt werden muss.
Für das
Geld hat der MR Fränkische Schweiz mit Sitz in Aufseß seinen 782
Mitgliedern aber auch einiges zu bieten. Besonders zugenommen hat
nach den Worten von Geschäftsführer Manuel Appel der Bereich
Beratung. Egal ob Düngeverordnung, Mehrfachantrag oder Dieselantrag,
Statistikmeldungen, Waldprämie oder die Meldung zur EEG-Umlage: All
diese Dinge seien mittlerweile so komplex geworden, dass ihre
Bearbeitung einen immensen Zeitaufwand in Anspruch nimmt. „Hier ist
der Maschinenring der richtige Ansprechpartner“, sagte Appel.
Manchmal sei es aber auch so, dass ein Betrieb die Bearbeitung zwar
gerne machen würde, es letztlich aber an einer leistungsfähigen
Internetverbindung scheitert.
Erfolgreich war der MR Fränkische Schweiz in seinen klassischen
Aufgabenbereichen, der Betriebshilfe und der Maschinenvermitttlung.
Mit 16 Prozent hat der Bereich Bodenbearbeitung im Vergleich zum
Vorjahr besonders stark zugenommen. Viele Betriebe hätten zwar
leistungsfähige Schlepper, doch fehle es an der angebauten Technik.
Ebenfalls im Plus: die Bereiche Düngung, Saat und Pflanzenschutz. Um
fast 17 Prozent rückläufig seien dagegen die Bereiche Futterbau und
Strohernte sowie die organische Düngung gewesen. Hier hätten die
Betriebe im Ringgebiet wohl in letzter Zeit selbst sehr stark in
leistungsfähige Technik investiert.
Bei der
Betriebshilfe verzeichnete der MR Fränkische Schweiz in 2020 laut
Geschäftsbericht gut 8700 Stunden im sozialen Bereich, also wenn auf
einem Hof ein Unfall, eine Krankheit oder ein Todesfall eintritt.
Knapp 4500 Stunden entfallen auf die wirtschaftliche Betriebshilfe,
etwa zur Abdeckung von Auftragsspitzen. Der Ring beschäftigt derzeit
fünf hauptamtliche Kräfte, einen Selbstständigen und 29
nebenberufliche Kräfte. Ohne die Betriebshilfe könnten sich viele
Höfe nicht mehr weiterentwickeln, sagte der Vorsitzende Bernhard
Hack. Gute Mitarbeiter seien deshalb immer gefragt, egal ob haupt-
oder nebenberuflich, selbstständig oder auf Minijob-Basis.
Zum
Portfolio des Maschinenrings Fränkische Schweiz gehört auch die
Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasse Heizwerk Hollfeld,
für die Bioenergie Hollfeld und für die Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH.
Neu ist ab dem laufenden Jahr die Beteiligung am künftigen
Biomasseheizwerk Gößweinstein, das im November seinen Betrieb
aufnehmen wird.
Insgesamt
kann der MR Fränkische Schweiz für 2020 trotz Corona eine gute
Bilanz vorweisen. Nach den Worten des Geschäftsführers wurde der
Verrechnungswert sogar geringfügig auf gut drei Millionen Euro
gesteigert, knapp 2,8 Millionen davon macht allein die Vermittlung
von Maschinen aus.
Der MR
Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich
sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise erstreckt. Neben
zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus
dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis
Forchheim. Begründet wird dies mit der Historie des Rings, die auf
den ehemaligen Landkreis Ebermannstadt zurückgeht, der während der
Gebietsreform in den 1970er Jahren auf Bamberg, Bayreuth und
Forchheim aufgeteilt wurde.
Bild:
Erfolgreiches
Jahr trotz Corona: Geschäftsführer Manuel Appel (rechts) und
Vorsitzender Bernhard Hack vom Maschinen- und Betriebshilfsring
Fränkische Schweiz.
Ökofranken üben
Selbstkritik / Mangelnde Transparenz und fehlende Konsequenz: „Nicht
alles richtig gemacht“
Welsberg,
Lks. Coburg. Nach teilweise heftigen Vorwürfen wegen Missmanagements
gegen die Erzeugergemeinschaft Ökofranken mit Sitz in Welsberg,
Gemeinde Itzgrund, haben die Verantwortlichen erstmals Stellung zu
der Misere genommen. Im Gespräch mit dem Wochenblatt räumten
Vorstand Roland Schrenker und der eigens engagierte Berater Hero
Schulte aus dem niedersächsischen Westerstede dabei auch
Versäumnisse ein. „Wir haben sicherlich nicht alles richtig
gemacht“, sagte der ehrenamtliche Vorstand Schrenker, Landwirt aus
Treppendorf bei Hollfeld im Landkreis Bayreuth.
Die
Ökofranken eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für
ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte nach diversen
Ökostandards. Kunden sind im Wesentlichen die Backwaren- und die
Flockenindustrie sowie Brauereien und Mälzereien. Das System
funktioniert so, dass alle Landwirte in einem Vermarktungspool
einliefern und entsprechend ihren Lieferungen zunächst
Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten für Transport und Reinigung
bekommen. Je nachdem, wie gut vermarktet werden konnte, bekommen die
Landwirte danach eine Abschlusszahlung. Dabei kann es allerdings
auch passieren, dass die Abschlagszahlungen höher waren als die
späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen werden Gelder aus
den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das ist bei einzelnen
Mitgliedern seit 2017 der Fall und hat für erheblichen Ärger bei den
Betroffenen gesorgt.
Das
Hauptproblem sehen die Verantwortlichen darin, dass die, in der
Satzung fixierte, sogenannte Andienungspflicht nicht konsequent
umgesetzt worden sei. „Viele Mitglieder haben sich nicht mehr an die
Spielregeln gehalten“, sagte Schulte, der sich im
landwirtschaftlichen Umfeld als Berater bundesweit einen Namen
gemacht hat, und der seit Juli daran arbeitet Lösungsmodelle zu
entwickeln, um die Ökofranken in eine bessere Zukunft zu führen. Die
Bauern müssen in der Regel im Frühjahr melden, wie viel Getreide sie
anliefern möchten. „Natürlich nicht auf die Dezitonne genau, das
geht ja schon aufgrund der immer häufiger vorkommenden
Wetterkapriolen gar nicht“, so Schulte. Trotzdem sollte es eine
realistische Menge mit Hektar-Angabe sein, damit die Genossenschaft
entsprechende Vermarktungsverträge abschließen kann. Zu viele
Mitglieder hätten aber, bewusst oder unbewusst, mal viel weniger
oder auch mal viel mehr geliefert, wodurch die Vermarktung gehörig
durcheinander gewirbelt wurde. Und die Genossenschaft hat nicht
eingegriffen. „Das ist nicht so gelaufen, wie es hätte laufen
sollen“, sagte Schrenker.
So sei es
auch zu erklären, dass die Vermarktungspools 2017 und 2018 erst
verspätet aufgelöst worden seien. Das Ergebnis habe damals nicht den
Erwartungen entsprochen. So hätten die Verantwortlichen versucht,
den Pool ein Jahr stehen zu lassen, um von potentiell besseren
Preisen zu profitieren. Allerdings hatte man sich da gehörig
verschätzt, denn im Folgejahr wurde die Ertragssituation nicht
besser. „Heute wissen wir, dass das verkehrt war“, so der Vorstand.
Hintergrund ist, dass der Markt für Bioprodukte vor allem aufgrund
der Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels extrem schwierig
geworden sei.
Als
weiteren Punkt nannten Schrenker und Schulte die mangelnde
Transparenz. „Die Probleme seien nicht von Anfang an kommuniziert
worden“, sagte Schulte. „Wir hätten den Mitgliedern gleich reinen
Wein einschenken sollen“, so Schrenker, der davon überzeugt ist,
dass ein offener und ehrlicher Umgang respektiert worden wäre. Das
soll sich nun ändern. Die Ökofranken haben bereits eine Task Force
gegründet, deren Ziel es ist, die Versäumnisse aufzuarbeiten und
unter anderem für mehr Transparenz zu sorgen. Eine Internetseite mit
geschütztem Mitgliederbereich für tagesaktuelle Informationen sei
bereits in Arbeit.
Das alles
ändere freilich nichts daran, dass bei zahlreichen Mitgliedern
Abschlagszahlungen im kleinen dreistelligen Bereich bis hin zu
fünfstelligen Forderungen für die Jahre 2017 bis 2019 im Raum
stehen, die teilweise bereits mit den neuen Anlieferungen verrechnet
wurden. Auch Gerichte mussten schon bemüht werden. Dennoch sieht
Schrenker die Nicht-Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat bei der
zurückliegenden Mitgliederversammlung nicht als Misstrauensvotum an.
Vielmehr sei er als Vorstand ja für weitere zwei Jahre im Amt
bestätigt worden.
Die Ökofranken
eG beschäftigt einen hauptamtlichen Geschäftsführer und einen
Mitarbeiter für Büro und Lager.
Regionalität und
erneuerbare Energien / BBV gab Grünen-Kandidatin Susanne Bauer seine
Anliegen mit auf den Weg
Mistelgau.
Sie wollte sich nicht dem Vorwurf aussetzen, kein Interesse an der
Landwirtschaft zu haben. Susanne Bauer, Bundestagskandidatin der
Grünen aus Pegnitz, war beim offiziellen Politikergespräch des
Bauernverbandes mit den Kandidaten der im Bundestag vertretenen
Parteien verhindert. Kurzerhand setzte der BBV einen zweiten Termin
an, zu dem Bauer mit dem Grünen-Kreisvorstandsmitglied und
Geoökologen Andreas von Heßberg sogar Verstärkung mitbrachte.
„Wir haben
die Sorge, dass die Landwirtschaft nach Kernkraft und Kohle der
nächste Zweig ist, dem der Garaus gemacht werden soll“, brachte
Kreisobmann Karl Lappe die Situation auf den Punkt. Schon jetzt
würden die Landwirte viel zu oft an den Pranger gestellt und
pauschal verunglimpft. „Was uns wehtut, ist die Kampfansage an die
Nutztierhaltung“, so Lappe in Richtung Grünen-Wahlprogramm. Man
glaubt, man benötige die Bauern einfach nicht mehr, sagte
BBV-Kreisvorstandsmitglied Christa Ziegler. Für viele sind wir nur
noch Umweltverschmutzer. „Da braucht man sich gar nicht mehr blicken
lassen, wenn man mit dem Schlepper durch die Stadt fährt.“
Susanne
Bauer, Sozialarbeiterin und gelernte Ergotherapeutin, setzt in ihrer
Politik vor allem auf Regionalität. Kein Schlagwort fiel an diesem
Abend öfter. Wenn die Sojabutter aus Südamerika kommt, der Bio-Apfel
aus Neuseeland, oder Avocados aus Peru, dann sei einfach der Bogen
überspannt. Andersherum könne es nicht sein, dass beispielsweise
Hähnchenflügel nach Ghana exportiert werden und die Existenzen der
dortigen Geflügelzüchter vernichten. Als Paradebeispiel nannte sie
das Zehn-Kilometer-Bier, das eine Brauerei in Gräfenberg anbiete.
Dabei kämen sämtliche Zutaten aus einem Umkreis von zehn Kilometern.
Nicht
gelten ließ Bauer den Einwand des Kreisobmanns, dass Deutschland mit
jeweils zwischen einen und zwei Prozent Anteil an der
Weltbevölkerung und an der weltweiten Fläche in Sachen Klimawandel
ohnehin kaum etwas ausrichten werde. „Wir sind von der Fläche her
zwar klein, sind aber auch die viertgrößte Volkswirtschaft und haben
den weltweit viertgrößten Anteil an Kohlendioxidausstoß“, entgegnete
die Kandidatin. Deshalb sei es schon richtig, in erneuerbare
Energien zu investieren.
Ein
wichtiges Thema für die engere Kreisvorstandschaft des BBV Bayreuth
war die Zukunft der Anbindehaltung. Lappe forderte längere
Übergangsfristen, so wie bei den Kastenständen für Zuchtsauenhalter.
Rund 15000 Betriebe gebe es noch bei der Anbindehaltung für
Milchkühe in Bayern. Keine 1000 werden übrig bleiben, da sich für
sie das Investieren nicht mehr lohne, befürchtete der Kreisobmann.
Deshalb seien erträgliche Ausstiegsregelungen notwendig. Lappe
stellte das Ende der Anbindehaltung aber auch grundsätzlich in
Frage. Seit Jahrhunderten existiere diese Haltungsform, on vielen
Ländern sei sie gängige Praxis. „Wir wollen nicht, dass das Gleiche
passiert, wie bei der Käfighaltung für Hühner.“ Die sei in
Deutschland verboten worden. Nun werde etwa Flüssigei für die
Backindustrie aus Ländern mit Käfighaltung importiert.
Auch das Thema
Wald spielte bei dem Gespräch eine Rolle. Lappe forderte dabei, bei
der Bundeswaldprämie künftig auf den Zertifizierungsnachweis zu
verzichten. Warum sollte der kleine Waldbesitzer, der sein Holz
regional verkauft, den drei zugelassenen Zertifizierungsfirmen zehn
Jahre lang „das Geld hinterherwerfen“. Er fand dabei die Zustimmung
von dem an der Universität Bayreuth tätig Geoökologen Andreas von
Heßberg. Von den Zertifizierern gebe es letztlich nichts anderes als
einen Ablassbrief. „Wir brauchen keine zertifizierten Wälder“, sagte
Heßberg. Besser sei eine klimaakzeptable Bewirtschaftung, die auf
natürliche Prozesse setzt. „Man muss den Wald auch mal walten
lassen.“
Kulmbach.
Zum 125-jährigen Jubiläum des Bezirksfischereivereins Kulmbach haben
sich die Verantwortlichen selbst ein ganz besonderes
Geburtstagsgeschenk gemacht: Vor ihrem Vereinsheim an der Mainaue
haben die Mitglieder einen „Phantastischen Karpfen“ aufgestellt. Er
soll alle vorbeikommenden Passanten in dem beliebten
Naherholungsgebiet darauf hinweisen, dass der Verein mit rund 800
Mitgliedern der zweitstärkste Verein in der Bierstadt und
gleichzeitig der drittgrößte unter den oberfränkischen
Fischereivereinen ist. Die Aufmerksamkeit ist dem Fischereiverein
gewiss, steht die vom Bayreuther Kreativverein „Rote Katze“ bemalte
Skulptur doch gleichzeitig nahe des Kiosks, den Ausflügler,
Spaziergänger und Wanderer gerne zur Rast nutzen. Auf dem
Karpfen-Unikat wurde unter anderem der Verlauf des Roten und des
Weißen Mains skizziert, auch das Kulmbacher Wahrzeichen, die
Plassenburg ist zu sehen.
Mister Maschinenring
geht in den Ruhestand / Geschäftsführer Werner Friedlein
verabschiedet – Positive Bilanz – Keine Veränderung bei Neuwahlen
Kulmbach.
Mit dem Ausscheiden von Geschäftsführer Werner Friedlein geht nicht
nur für den Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach eine Ära zu
Ende. Friedlein war weit über Kulmbach hinaus hoch geschätzt und
geachtet. Nach fast 40 Jahren Tätigkeit wurde der Mann, dessen
Markenzeichen ein Cowboyhut ist, jetzt bei der
Jahreshauptversammlung in den Ruhestand verabschiedet.
Corona-bedingt fand die Jahreshauptversammlung diesmal nicht im
Frühjahr, sondern im Spätsommer statt. Veranstaltungsort war die
großzügige Reithalle von Ralf Michel in Neufang. Die Laudatio auf
Friedlein hielt der Mann, der am längsten mit ihm zusammengearbeitet
hatte: Dieter Eschenbacher, Maschinenringvorsitzender von 1980 bis
2006 und heute Ehrenvorsitzender. Er erinnerte an Friedlein als den
Bauernsohn aus Lopp bei Kasendorf, der nach seinem Agrarstudium vor
knapp 40 Jahren in der Nachfolge von Herbert Sattler die Stelle des
Geschäftsführers übernahm. „Aus der damaligen Anstellung wurde eine
Lebensaufgabe“, sagte Eschenbacher.
Als
Verdienste von Friedlein nannte Eschenbacher unter anderem die
Mitbegründung und Betreuung der gewerblichen Tochter MR Oberfranken
Mitte GmbH, die Gründung mehrerer Maschinengemeinschaften, die
Geschäftsführung des Kompostrings Oberfranken sowie die Einführung
der Kompostierung auf dezentralen Anlagen, die von Landwirten
betrieben werden. Friedlein hatte außerdem den Arbeitskreis
Bäuerinnen und den Betriebshelferstammtisch gegründet, den
Pflanzenbautag in Lopp ins Leben gerufen und lange vor der Gründung
einer gewerblichen Tochter die Sportplatz- und Grünflächenpflege als
Geschäftsfeld entdeckt.
„Es gibt
wenige Einrichtungen, in denen ein Geschäftsführer so mit Leib und
Seele tätig ist“, sagte der Landtagsabgeordneter Martin Schöffel.
Friedlein habe in seiner über 40-jährigen Tätigkeit Großartiges für
die Landwirtschaft geleistet. „Auf Werner Friedlein konnten sich
Bauern im Landkreis Kulmbach verlassen.“ Auch Landrat Klaus-Peter
Söllner würdigte Friedlein, der stets neue Geschäftsfelder aufgetan
habe und mit dem der Landkreis stets hervorragend zusammengearbeitet
hatte.
Auch
wenn die Stunden in der klassischen sozialen als auch in der
wirtschaftlichen Betriebshilfe dem Trend entsprechend 2020
rückgängig waren, konnte Friedlein in seinem letzten
Geschäftsbericht eine positive Bilanz ziehen. Bei der sozialen
Betriebshilfe musste der Maschinenring einen Rückgang im
Verrechnungswert von knapp 189000 Euro im Jahr 2019 auf gut 143000
Euro im zurückliegenden Jahr hinnehmen. Auch die wirtschaftliche
Betriebshilfe war rückläufig, und zwar von über 200000 Euro in 2019
auf 176000 Euro in 2020.
Steigende
Zahlen gab es dagegen bei den Maschineneinsätzen. Insbesondere die
Bereiche Futter- und Strohernte, Landschaftspflege sowie Körnerernte
und Aufbereitung sowie die Vermittlung von Schleppern verbuchten
höhere Einsatzzahlen. Der Verrechnungswert bei den
Maschineneinsätzen stieg leicht von 2,5 auf 2,6 Millionen Euro.
Für den
Maschinenring Kulmbach sind aktuell zwei Dorfhelferinnen, vier
hauptberufliche Betriebshelfer über das Evangelische Bildungszentrum
Hesselberg, drei selbst eingestellte Kräfte und ein selbstständiger
Betriebshelfer tätig. Der MR hat aktuell 852 Mitglieder, vier
weniger als im Jahr zuvor. Sie alle bewirtschaften eine Fläche von
zusammen 27171 Hektar (Vorjahr 27680 Hektar).
Wenig
Veränderungen gab es bei den turnusgemäßen Neuwahlen. Vorsitzender
bleibt Andreas Textores, Stellvertreter Hans-Herrmann Reinhardt,
beide aus Kulmbach. Beide wurden ohne Gegenstimme gewählt. Der
Beirat besteht künftig aus: Wolfgang Biedermann (Unterlangenroth),
Heiko Kaiser (Appenberg), Daniel Kaßel (Windschenhaig), Oliver
Kienesberger (Grafendobrach), Michael Sack (Maierhof) und Alexander
Wölfel (Eulenhof).
Bilder:
1. Der langjährige Geschäftsführer Werner Friedlein (links) wurde
vom Vorsitzenden Andreas Textores und von MR-Mitarbeiterin Angela
Schmidt verabschiedet. Als Symbol für die Ballonfahrt als
Abschiedsgeschenk gab es schon mal einen Miniballon.
2. Vorsitzender Andreas Textores (links) und Einsatzleiter Horst
Dupke (rechts) haben Johannes Heimann und Manfred Schuster als die
beiden Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden ausgezeichnete.
„BioGenussmarkt“ zum
800. Geburtstag / Öko-Modellregion Siebenstern präsentierte
Direktvermarkter aus dem Fichtelgebirge
Bernstein.
Corona und dem wechselhaften Wetter zum Trotz: Mehrere hundert
Besucher waren nach Bernstein, einem Ortsteil von Wunsiedel,
gekommen, um das 800-jährige Bestehen des kleinen Dorfes mit seinen
rund 240 Einwohnern zu feiern. Dazu gehörte auch der „BioGenussmarkt“
der Ökomodellregion Siebenstern, den die Veranstalter mitten auf
einer Wiese am Ortsrand aufgebaut hatten.
Unter dem
Motto „Vielfältig, regional und biologisch“ stellten sich dabei
Direktvermarkter aus dem Fichtelgebirge mit ihren Produkten vor. Da
gab es Eier und Nudeln, Kartoffeln und Hanföl, Wein und Wurst, aber
auch Pflanzen für den eigenen Garten sowie Fell- und Wollprodukte
der Schäferei Frank.
Der Markt
war gleichzeitig der Auftakt zu den Bio-Erlebnistagen im
Fichtelgebirge. Dabei stehen noch bis zum 10. Oktober unter anderem
geführte Hofrundgänge, Vorträge, Radl-Touren und verschiedene
Mitmach-Aktionen auf dem Programm. Einen Überblick über die
einzelnen Veranstaltungen und die Möglichkeiten, sich anzumelden
gibt es im Internet unter
www.oekomodellregionen.bayern/siebenstern/termine.
Die
Öko-Modellregion Siebenstern ist seit 2019 eine von insgesamt 27
bayerischen Öko-Modellregionen. In ihr haben sich die Gemeinden Bad
Alexandersbad, Nagel und Tröstau sowie die Städte Weißenstadt und
Wunsiedel zusammengeschlossen. Ziel ist es unter anderem, regionale
Wertschöpfungsketten zu etablieren und weiter auszubauen.
Bild:
Mitten auf
einer Wiese am Ortsrand hatten Direktvermarkter aus dem
Fichtelgebirge ihre Stände aufgebaut.
„Blühende Rahmen“ für
Umweltschutz und Artenvielfalt / Landwirt Matthias Kießling bietet
Blühpatenschaften an
Tiefendorf. Koriander, Malven, Fenchel und viele andere Arten blühen
auf den Feldrändern in Tiefendorf nahe Töpen im Landkreis Hof. Wie
so viele andere Bauern im Landkreis hat auch Landwirt Matthias
Kießling eine Blühfläche angelegt, um Lebensraum für Bienen,
Insekten und andere Wildtiere zu schaffen. Bei einem Pressetermin
stellte der BBV Hof die Initiative der Öffentlichkeit vor und warb
gleichzeitig für die Blühpatenschaften, die Matthias Kießling
anbietet.
„Es tut
schon weh, wenn wir Bauern von der Heimatzeitung als schuldig für
den Klimawandel hingestellt werden und wenn es heißt, dass wir
Zahlungen bedingungslos erhalten“, machte Kreisobmann Hermann Klug
seinem Ärger über einen entsprechenden Kommentar tags zuvor in der
örtlichen Zeitung Luft. Die Aktion „Blühende Rahmen“ zeige genau das
Gegenteil. Sie zeige, dass die Bauern für die Umwelt und
Artenvielfalt in Feld einstehen. Bereits seit 2011 gebe es diese
Aktion, die der Bauernverband zusammen mit dem Landesverband der
Bayerischen Imker durchgeführt wird. Viele Bauern legten dabei
freiwillig und auf eigene Kosten Blühstreifen um ihre Felder an.
Alle
Bauern, die mitmachen, können ihre Blühflächen auf eine interaktive
Karte eintragen (www.BayerischerBauernVerband.de/Bluehstreifen-Karte)
und so gemeinsam mit ihren Berufskollegen zeigen, mit welch großem
Engagement sie sich für Umweltschutz und Artenvielfalt einsetzen.
Landwirt Matthias Kießling geht dabei noch einen Schritt weiter und
stellt seine Blühstreifen allen Interessierten für Patenschaften zur
Verfügung. Die Patenschaft erstreckt sich auf ein Jahr und kostet 60
Euro. Dafür gibt es eine personalisierte Patenurkunde mit der man
seinen Einsatz für die Artenvielfalt unter Beweis stellen kann.
Matthias Kießling arbeitet dafür mit zertifiziertem Saatgut mit über
50 verschiedenen einheimischen mehrjährigen Kräuter- und
Blühpflanzen, das im Frühjahr ausgebracht wird. Die Fläche bleibt
natürlich, wird weder gedüngt, noch gespritzt und auch nicht
abgeerntet.
Begrüßt
wird die Aktion auch von den örtlichen Imkern. „Bienen brauchen die
Blüten und die Blüten brauchen die Bienen“, bringt es der Imker
Alois Goebel auf den Punkt. Die Blühflächen der Landwirte sorgten
für ein hervorragendes Nahrungsangebot für die Bienen und alle
anderen Insekten.
Bild:
Sie treten für
Artenvielfalt ein (von links): Alexa-Leander Kießling, Matthias
Kießling, Jannek Kießling, Thomas Lippert und Theresa Hick vn der
BBV-Geschäftsstelle, Ortsobmann Bernhard Schmid, Jäger Gerhard
Hüttner, Kreisbäuerin Karin Wolfrum, Kreisobmann Hermann Klug und
Imker Alois Goebel.
Bestandsschutz für die
Bauern / SPD und Grüne glänzten durch Abwesenheit: Politikergespräch
des BBV Bayreuth zur Bundestagswahl
Mistelgau.
Planungssicherheit: das ist das Wort, das beim Politikergespräch des
BBV Bayreuth zur Bundestagswahl am häufigsten genannt wurde. „Wir
haben den Eindruck, dass die Landwirtschaft in Deutschland gar nicht
mehr gewünscht ist“, sagte der stellvertretende Kreisobmann Harald
Galster vor dem Hintergrund ständig neuer Verordnungen, mit denen
die Bauern zurechtkommen müssen.
Enttäuscht
war der BBV-Kreisvorstand auch, dass die beiden Vertreterinnen von
SPD und Grüne ihre Teilnahme zum Politikergespräch im Feuerwehrhaus
von Mistelgau kurzfristig abgesagt hatten. Immerhin waren mit Silke
Launert (CSU), Thomas Hacker (FDP) und Tobias Peterka (AFD) drei
Bundestagsabgeordnete gekommen, um sich die Sorgen und Nöte der
Bauern im Raum Bayreuth anzuhören.
Egal ob
Milchkühe, Schweine oder Rinder, die Vorschriften besonders in der
Tierhaltung werden immer mehr, so Kreisobmann Karl Lappe. Die
Auflagen und Vorschriften grenzen schon manchmal an Schikane, sagte
Kreisvorstandsmitglied Gerhard Meyer, der einen Milchviehbetrieb in
Hummeltal bewirtschaftet. Wegen dem drohenden Ende der
Anbindehaltung habe ihr Betrieb die Tierhaltung bereits aufgegeben,
so Christa Ziegler aus Bayreuth.
Christa
Ziegler brachte noch ein ganz anderes Problem ins Gespräch. Viele
Hundehalter glaubten, die Feldwege gehörten ihnen. Sie stellten sich
nicht nur den Landwirten in den Weg, in einigen Fällen sei es sogar
schon zu Bedrohungen gekommen. Darüber hinaus gebe es große Probleme
mit Hundekot und Kotbeuteln im Futter. „Die Situation ist
mittlerweile echt dramatisch“, so Christa Ziegler.
Mehr
Wertschätzung für den ländlichen Rau forderte die stellvertretende
Kreisbäuerin Doris Schmidt ein. Apotheken würden immer weniger. Wenn
Arzt- und Facharztpraxen aufhören, sei meist kein Nachfolger mehr zu
finden und nach der Schließung der Geburtenstation in Pegnitz
müssten Frauen aus dem südlichen Landkreis zur Entbindung entweder
nach Bayreuth oder nach Nürnberg.
Als sehr
ernst bezeichnete die CSU-Bundestagsabgeordnete Silke Launert die
Lage. Sie gab aber auch zu bedenken, dass sich in der Gesellschaft
vieles verändert habe und sich die Bevölkerung nicht mehr mit der
Landwirtschaft identifiziere. Zusätzliche Erwartungen beispielsweise
in Sachen Tierschutz müsse der Landwirt vergütet bekommen, um ein
Auskommen erwirtschaften zu können.
Thomas
Hacker von der FDP appellierte an die Bevölkerung, der
Landwirtschaft wieder mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Es könne
doch nicht sein, dass Hunde mehr zählen als die Landwirte, ging er
auch das von Christa Ziegler geschilderte Problem mit den
Hundehaltern ein. Zur Wertschätzung gehöre auch, dass endlich
Schluss damit sein muss, die Dinge immer komplizierter zu machen.
„Im Gegenteil: vieles muss einfacher werden“, sagte Hacker und
versprach weniger Bürokratie. Hacker ging auch auf die geforderte
Planungssicherheit ein. „Wenn wir die nicht bieten können, werden
viele Betriebe kein Nachfolger mehr finden.“ Was heute Gültigkeit
hat, könne nicht in fünf Jahren Makulatur sein.
Man möchte
eine schöne Natur, aber der Bauernhof dürfe dabei nur als Dekoration
dienen, beschrieb Tobias Peterka von der AFD die Situation. Es müsse
endlich Schluss damit sein, die Landwirte als Klimakiller und
Tierquäler darzustellen. Was die Planungssicherheit angeht plädierte
Peterka zum einen dafür, nicht ständig mit neuen Vorschriften zu
kommen, zum anderen aber auch dafür, nicht alles „mit der Lupe“
auszulegen. Deutschland regle mehr, als eigentlich gefordert wird,
jede Umsetzung erfolge zu mindestens 100 Prozent, während man etwa
in Spanien oder Frankreich gar nicht so genau hinsehe.
Bild:
Politikergespräch unter Corona-Bedingen (von links) Silke Launert,
Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Kreisobmann Karl Lappe, Thomas
Hacker und Tobias Peterka im Feuerwehrhaus von Mistelgau im
Landkreis Bayreuth.
Ohne Wegebau kein
Abtransport / Vermarktete Holzmenge mehr als verdoppelt - WBV
Kulmbach/Stadtsteinach fordert mehr Personal in den Ämtern
Langenstadt. Die Käferproblematik hat es deutlich gemacht: „Wir
haben große Aufgaben vor uns“, so Carmen Hombach, Vorsitzende der
Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. Sie meint damit in
erster Linie den Wegebau, um das Holz aus dem Wald zu schaffen.
„Eine vernünftige Erschließung ist das A und O.“ Ihre Forderung
lautet deshalb, neue Stellen an den Ämtern zu schaffen, die sich
ausschließlich um die Erschließung des Privatwaldes kümmern.
Auch für
die WBV Kulmbach war der Borkenkäfer in den zurückliegenden Monaten
das alles beherrschende Thema. „Der Käfer hat uns voll im Griff“, so
Carmen Hombach. Erste Kahlflächen würden bereits sichtbar und
trotzdem wollten es viele Waldbesitzer noch immer nicht wahrhaben.
Für die Vorsitzende ist der Käfer auch der Beweis dafür, dass die
Klimaprognosen nicht nur zutreffen, sondern noch übertroffen werden.
„Der Borkenkäfer wird uns auch in den kommenden Jahren begleiten“,
ist sie sich sicher.
Derzeit
komme man kaum mehr nach, das Holz aus dem Wald zu holen. Dabei sind
nicht nur die fehlenden Wege das Problem, auch die mangelnden
Kapazitäten. 150 Anrufe pro Tag mit dem Auftrag, Holz
abzutransportieren, seien derzeit keine Seltenheit. Eine Ursache
dafür seien auch die neuen Fördersätze für die insektizidfreie
Borkenkäferbekämpfung von bis zu 30 Euro pro Festmeter für besonders
betroffene Regionen. Darunter fallen im Bereich der WBV Kulmbach die
Regionen nördliche der fränkischen Linie, die dem Frankenwald
zugerechnet werden.
Was den
Wegebau angeht, fordert Carmen Hombach nicht nur Personal in den
Ämtern, sondern auch 100 Prozent Förderung für Waldbesitzer, die
bereits Kahlflächen haben. „Wir brauchen die Erschließung, um das
Holz zu jedem Zeitpunkt und bei jedem Wetter aus dem Wald
transportieren zu können.“ Es könne doch nicht angehen, dass man
erst eine Rückeweg bauen muss, um das Holz aus den dem Wald zu
bekommen. Im Übrigen seien Erschließungswege auch für Jagd, für
Rettungsmaßnahmen und nicht zuletzt für den Brandschutz wichtig.
Insgesamt
sind laut Geschäftsführer Theo Kaiser im zurückliegenden Jahr rund
150.000 Festmeter Holz und damit mehr als doppelt so viel wie 2019
im Auftrag der Mitglieder vermarktet worden. Für das laufende Jahr
rechnet Kaiser mit einer Holzmenge von rund 200.000 Festmetern. Die
Zahl der Mitglieder bezifferte der Geschäftsführer auf 1878, was ein
Plus von 43 bedeutet. Zusammen bewirtschaften die Mitglieder eine
Waldfläche von 12.658 Hektar im gesamten Landkreis Kulmbach.
Lediglich die drei südlichen Gemeinden Thurnau, Wonsees und
Kasendorf gehören traditionell zur benachbarten WBV Hollfeld.
Interessant ist, dass bei der Forstpflanzenvermittlung im
zurückliegenden Jahr die Fichte mit einem einzigen Prozent praktisch
keine Rolle mehr gespielt hat, während der Laubholzanteil bei 60
Prozent lag. Die Bundeswaldprämie haben 512 Mitglieder mit zusammen
6803 Hektar beantragt.
Bild:
Der Käfer ist
das Problem, sind sich die Vorsitzende der WBV Kulmbach/Stadtsteinch
Carmen Hombach und Geschäftsführer Theo Kaiser einig.
„Taskforce“ soll für
Klarheit sorgen / Ökofranken fordern Geld von ihren Mitgliedern
zurück – Erzeugergemeinschaft weiter in Schwierigkeiten
Itzgrund.
Vieles läuft hinter verschlossenen Türen und kommt nicht an die
Öffentlichkeit. Auch entsprechende Kontrollen durch den
Genossenschaftsverband haben nicht gefruchtet. Es sind schwere
Vorwürfe, die Mitglieder gegen die Erzeugergemeinschaft Ökofranken
erheben. Bei der Jahreshauptversammlung Ende vergangenen Jahres
wurden weder Vorstand noch Aufsichtsrat entlastet, aber geändert hat
sich seitdem kaum etwas.
Ökofranken
eG. Ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch
erzeugte landwirtschaftliche Produkte in Oberfranken und
angrenzenden Gebieten mit Sitz in Itzgrund (Landkreis Coburg). Die
Bauern müssen dabei keinem Anbauverband angehören, sie können auch
die nach niedrigeren Standards erzeigte EU-Ökoware liefern.
Das System
der Ökofranken funktioniert vereinfacht ausgedrückt so, dass alle
Landwirte entsprechend ihren Lieferungen zunächst einen Abschlag aus
einem Pool bekommen. Je nachdem, wie gut vermarktet werden konnte,
bekommen die Landwirte danach bei einer Art Endabrechnung weitere
Gelder ausbezahlt. So lief es zumindest bis zum Jahr 2017. Nachdem
der Vermarktungspool seit dem Jahr 2017 allerdings nicht mehr
aufgelöst worden sei, sollen weit über 100 Bauern teilweise bis zu
fünfstellige Beträge plötzlich zurückzahlen. Grund dafür sei
angeblich die schlechte Marktlage.
Auch ein
Ökolandwirt aus dem Raum Kulmbach wird derzeit für eine Lieferung
aus dem Jahr 2019 zur Kasse gebeten. „Ich bin ganz konkret selbst
betroffen“, sagt er. Um die 1000 Euro soll er zurückbezahlen. Als
Hintergrund vermutet er Kredite, die von der Genossenschaft
aufgenommen wurden und die jetzt getilgt werden müssen. „Wäre
ordentlich abgerechnet worden, hätte das nicht passieren dürfen“, so
der Landwirt, der seinen Betrieb bereits vor Jahrzehnten ökologisch
umgestellt hatte. Damals sei es nicht so einfach gewesen,
Ökoprodukte zu vermarkten, deshalb sei er bei den Ökofranken
gelandet. Mit der Geschäftsführer habe es aber von Anfang an
Probleme gegeben.
Bereits im
Umfeld der nichtöffentlichen Jahreshautpversammlung Ende 2020 haben
mehrere Mitglieder von Versäumnissen in der Geschäftsführung
gesprochen. Dort sei schlecht gewirtschaftet, sprich schlecht
verkauft worden. Außerdem könne man doch nicht erst 2020
feststellen, dass man 2017 keine Erlöse gehabt habe.
Vorstand
Roland Schrenker hatte Anfang des Jahres mitgeteilt, dass sich die
Verbindlichkeiten der Genossenschaft durch Forderungen aufheben. Er
wies auch darauf hin, dass die Ökofranken der jährlichen Prüfung
durch den Genossenschaftsverband unterlägen.
Nun gibt
es ein Rundschreiben, das der Redaktion vorliegt und in dem der
Vermarktungszusammenschluss von einer „zunehmenden Unzufriedenheit
der Mitglieder über die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft“
spricht. As dem Schreiben geht hervor, dass man nun eine „Taskforce“
gegründet hat, mit deren Hilfe die Vergangenheit aufgearbeitet
werden soll. „Diese Arbeiten laufen und über die Ergebnisse wird
später ausführlich berichtet“, so heißt es. Auch ein Zukunftsmodell
soll mit Hilfe eines Fragebogens erarbeitet werden, um künftig
verlässliche Aussagen über Preisgestaltung und Zahlungsmodalitäten
machen zu können. Als erster Schritt möchten die Ökofranken die
Kommunikation mit ihren Mitgliedern verbessern. Im Gespräch ist
unter anderem eine Internetseite mit einem Mitgliederportal.
Vorstand
Roland Schrenker wollte sich auf Nachfrage aktuell nicht zur
derzeitigen Situation äußern, hat aber eine Stellungnahme innerhalb
der kommenden Wochen zugesagt.
Gute Aussaat, wenig
Auswinterungen, viel Wasser / Oberfränkische Landwirte gehen von
tendenziell guter Ernte aus
Neudorf,
Lks. Bamberg. In Oberfranken gehen die Landwirte heuer von einer
„vernünftigen Erntesituation“ aus. „Die Ernteaussichten sind
tendenziell noch gut“, sagte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif aus
Forchheim bei einem Pressetermin zum Start der Ernte auf dem Betrieb
von Dagmar und Jörg Deinlein in Neudorf bei Scheßlitz.
Das liegt
vor allem an den Niederschlägen der zurückliegenden Monate. „Was wir
heuer in Franken endlich einmal hatten, war Wasser“, so Greif, der
auch Pflanzenbaupräsident des Bauernverbandes ist. Mittlerweile
könne man in Teilen Oberfranken, wie etwa im nördlichen Landkreis
Hof, allerdings auch fast schon wieder von zu viel des Guten
sprechen. Umso mehr komme es nun auf eine beständige und trockene
Witterung an, damit die Flächen für die Mähdrescher und Feldhäcksler
befahrbar sind und die Ernte trocken eingebracht werden kann.
Zu den
guten Voraussetzungen im Anbaujahr 2020/2021 gehörten vor allem auch
die meist optimalen Aussaatbedingungen im Herbst und im Frühjahr.
Auswinterungen durch Kahlfröste seien durch die geschlossenen
Schneedecken kaum zu verzeichnen gewesen. Gefährlich seien
allenfalls mancherorts die Wechselfröste Anfang März mit nächtlichen
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und tagsüber schnell
ansteigenden Temperaturen ohne schützende Schneedecke gewesen. Die
Kulturen hätten aber bereits die nötige Winterhärte entwickelt und
seien ohne Schäden davongekommen.
Eine
der wichtigsten Feldfrüchte ist und bleibt in Oberfranken die
Braugerste. „In keiner anderen Region wird so viel Braugerste
angebaut, wie bei uns“, sagte Greif. Rund ein Drittel der
bayerischen Erntemenge komme aus dem Regierungsbezirk. Dennoch sei
die Anbaufläche in den vergangenen fünf Jahren um etwa 7000 Hektar
zurückgegangen. Als Gründe dafür nannte der BBV-Präsident vor allem
die eher schlechteren Preise und die durch die Trockenheit der
letzten Jahre eher unterdurchschnittlichen Erträge. Aktuell sei der
Braugerstenpreis allerdings auf einem eher niedrigeren Niveau. Grund
dafür sei die Corona-Pandemie, die gerade die Brauereien, deren
Hauptgeschäft bei den Gaststätten liegt, stark belastet hat.
Der
steigende Bedarf nach klimafreundlichen Biokraftstoffen, um die
Vorgaben der Treibhausgaseinsparungen zu erfüllen, hat nach Angaben
des BBV für einen positiven Preisverlauf bei Raps und Mais gesorgt.
Die hochwertige und bienenfreundlichen Blattfrucht Raps hatte Anfang
des Jahres mir rund 500 Euro pro Tonne sogar einen Rekordpreis
erzielt. Auch der Mais hatte richtig Schwung in die Märkte gebracht,
weil die Nachfrage konstant gewachsen sei.
Ganz
wichtig in Oberfranken ist auch das Grünland, das in den ersten
beiden Schnitten aufgrund der Niederschläge bisher gute Mengen und
gute Qualitäten hervorgebracht hatte. Besonders nach der
trockenheitsbedingt oft angespannten Futtersituation in den
zurückliegenden Jahren sei dies von großer Bedeutung für viele
Betriebe.
Insgesamt
sei 2021 oberfrankenweit weniger Raps und Sommergerste angebaut
worden, während die Fläche bei Mais, Klee und Ackergras deutlich
anstieg. Hier spiegle sich der Futterbedarf von Tierhaltern nach den
trockenen Jahren wider. Auch sei bei den Druschfrüchten eine
Verschiebung von Winterweizen und Wintergerste zu Gunsten des
Dinkelanbaus erkennbar.
Das
Ernte-Pressegespräch fand diesmal auf dem Franzenhof der Familie
Deinlein in Neudorf im Landkreis Bamberg statt. Dagmar und Jörg
Deinlein bewirtschaften dort rund 300 Hektar Fläche. Wichtigstes
Standbein ist die Ferkelerzeugung, ein weiteres Standbein ist eine
Biogasanlage, mit der Strom produziert wird. Der Betrieb ist
qualifiziertes Mitglied der Interessensgemeinschaft „Lernort
Bauernhof“, Dagmar Deinlein ist staatliche geprüfte
Hauswirtschafterin und qualifizierte Erlebnisbäuerin. Jüngste
Errungenschaft ist ein kleines Hofcafe, das immer Sonntagnachmittag
geöffnet hat.
Oberfrankenweit gibt es rund 8000 landwirtschaftliche Betriebe
(Mehrfachantragsteller), etwa zwei Drittel davon werden im
Nebenerwerb geführt.
Bilder:
1.Freuen
sich über tendenziell gute Ernteaussichten: Der oberfränkische
BBV-Präsident Hermann Greif, die Landwirte Jörg und Dagmar Deinlein
sowie BBV-Direktor Wilhelm Böhmer (von links).
2. In weiten Teilen Oberfrankens ist die Ernte bereits in vollem
Gang.
3.Mit
dem BBV-Schlepper in Neudorf bei Scheßlitz im Landkreis Bamberg (von
links): die Landwirte Dagmar und Jörg Deinlein, BBV-Präsident
Hermann Greif und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Regional konsumieren statt
importieren / Oberfränkische Landjugend wirbt in der Bayreuther
Innenstadt für Lebensmittel aus heimischer Erzeugung
Bayreuth
Einen besseren Platz hätte die Jungbauernschaft kaum finden können:
Mitten auf dem Bayreuther Marktplatz und damit im Herzen der Stadt
hat die BBV-Traktortour 2021 zur besten Einkaufszeit am
Samstagvormittag Station gemacht. „Wir wollen dem Verbraucher den
Wert der Direktvermarktung nahebringen und auf die große Bedeutung
regionaler Lebensmittel hinweisen“, erklärte Maximilian Raimund,
Bezirksvorsitzender der oberfränkischen Landjugend.
Die
Jungbauernschaft war es auch, die zusammen mit 15 Aktiven fünf
Stunden lang auf dem Stadtparkett das Gespräch mit den Verbrauchern
suchte. Als Blickfang diente dabei der Essen-aus-Bayern-Traktor,
direkt daneben am großen Infostand gab es nicht nur jede Menge
Informationsmaterial und das kleine Kochbuch der Landjugendküche,
sondern auch Eier, Nudeln, Buchweizen und Kartoffeln in
Probierpackungen zum Mitnehmen.
Mit der
Landjugend möchte sich auch die nächste Generation an der
Schleppertour beteiligen und für die regionale Erzeugung von
Lebensmitteln in bester Qualität werben, sagte Jugendreferentin
Alexandra Münchberg von der Bezirksgeschäftsstelle in Bayreuth.
Viele Leute in der Stadt würden die Landjugend nur mit den
Dorffesten verbinden, so Maximilian Raimund. Doch neben einem
starken Gemeinschaftsgefühl gehe es bei der Landjugend vor allem
auch um inhaltliche Arbeit. Ein Motto laute deshalb auch: „Regional
konsumieren statt importieren“.
Die
Landjugendlichen hatten den Standort Stadtparkett in der
Fußgängerzone Maxstraße auch deshalb ausgewählt, weil es von dort
nur wenige Minuten zum Wochenmarkt in der Bayreuther Rotmainhalle
sind. Jeden Mittwoch und jeden Samstag bieten dort Direktvermarkter
aus dem Bayreuther Land ihre frischen Produkte an.
Am
Infostand vor Ort waren mit Michael und Maike Färber vom Forkenhof
bei Mistelbach auch Direktvermarkter aus dem Landkreis. Beide
berichteten aus erster Hand von den Produktionsbedingungen vor Ort
und warben für die Direktvermarktung in ihrem „Milchhäusla“, wo es
neben frischer Mich auch Eier sowie selbst erzeugte und regionale
Produkte wie Nudeln, Bienenhonig oder Kartoffeln gibt.
Unter dem
Motto „Essen aus Bayern“ ist der von Deutz-Fahr gesponserte
Schlepper seit 1. Juni kreuz und quer durch Bayern unterwegs, um in
allen Landkreisen für regionale Erzeugung zu werben und aufzuzeigen,
woher das Essen aus Bayern kommt.
Bild:
Mitten in der
Bayreuther Fußgängerzone warben (von links)
Landjugend-Bezirksvorsitzender Maximilian Raimund, Jana-Lisa Mönch
vom Regionalmanagement des Bayreuther Landkreises, Jugendreferentin
Alexandra Münchberg, die Direktvermarkter Michael und Maike Färber
sowie die Vorstandsmitglieder Franziska Hahn, Theresa Hofmann und
Sebastian Feulner für Lebensmittel aus heimischer Erzeugung.
Mit Digitalisierung zu
mehr Tierwohl / BBV-Traktortour machte im Landkreis Hof Station
Großlosnitz.
Beispiele mustergültiger Erzeugung und Produktion mit dem
Schwerpunkt Regionalität möchte der Bauernverband mit seiner
Traktortour 2021 aufzeigen. Im „Milchlandkreis“ Hof konnte das
natürlich nur ein Milchviehbetrieb sein, und zwar der von Tobias
Puchta in Großlosnitz, das zur Gemeinde Zell im Fichtelgebirge
gehört.
Nicht weit
davon entfernt ist Kleinlosnitz, bekannt durch das Oberfränkische
Bauernhofmuseum. Dort kann jeder Besucher sehen, wie ein Kuhstall
früher ausgesehen hat: eng, muffig, dunkel, klein und stickig. „Von
wegen gute alte Zeit“, sagt Karin Wolfrum. Jedes Tier ist ein
Individuum und jedes Tier hat Achtung und Respekt verdient“, so die
Kreisbäuerin.
Tobias
Puchta (25) und seine Eltern Klaus und Sandra Puchta haben in Sachen
Stallbau vorbildliches auf die Beine gestellt. Die Tiere haben
frische Luft, Auslauf, Tageslicht und jede Menge Komfort. Sogar nach
draußen können sie, Regen, Schnee oder auch Hitze erleben. Letzteres
ist allerdings gar nicht so gefragt.
2019 hatte
die Familie mit dem Stallbau begonnen, Ende März 2020 war der
Einzug. 95 Milchkühe plus Nachzucht, haben hier ein neues Zuhause
gefunden, 130 Kühe sollen es im Endausbau sein. Der Stall ist weit
rund 2400 Quadratmeter groß, so dass jedes Tier einen Liegeplatz
hat. Gemolken wird per Melkroboter, die Überwachung der Tiere findet
digital per Transponder statt, so dass Tobias Puchta sofort auf
seinem Bildschirm sieht, wenn mit einer Kuh etwas nicht stimmt. So
könne die Digitalisierung auch gut zum Tierwohl beitragen.
„Der
Stallbau war schon ein großer Schritt“, sagt Seniorchefin Sandra
Puchta. Schließlich sei es nicht so einfach, wenn man bedenkt, womit
die Bauern derzeit so alles zu kämpfen hätten. Doch irgendwann sei
man vor der Frage gestanden, die Sandra Puchta mit dem alten Spruch
beschreibt: „Wachsen oder weichen“.
Die
erzeugte Milch, Tobias Puchta spricht von 1,4 bis 1,5 Millionen
Kilogramm Milch pro Jahr, geht zur Weiterverarbeitung an die zur
Bayernland eG gehörende Käserei im etwa 25 Kilometer entfernten
Bayreuth.
„Für uns
steht regionale Wertschöpfung an erster Stelle“, so Annika Popp. Die
stellvertretende Landrätin und Bürgermeisterin von Leupoldsgrün war
eigens zum Schleppertour gekommen, um sich selbst ein Bild vom
zukunftsgerichteten modernen Stallbau der Familie Puchta zu machen.
Im Landkreis Hof sei die Landwirtschaft sehr kleinteilig
ausgerichtet mit noch verhältnismäßig vielen Betrieben. Dem
Landkreis sei die große Bedeutung der Landwirtschaft vor Ort sehr
wohl bewusst, deshalb unterstützte er sie auch nach Kräften,
versicherte Annika Popp.
Bild:
- Landwirt Tobias Puchta steht für mustergültige Erzeugung und
Produktion.
-Der
neue Milchviehstall der Familie Puchta in Großlosnitz war einer der
Stationen der BBV-Traktortour.
Bestes Beispiel für
Regionalität / Galloways als Burger und Braten - BBV-Traktortour
machte in Kornbach Station
Kornbach.
So funktioniert Regionalität: Johannes Herold erzeugt auf seinem
Betrieb in Kornbach bei Gefrees hochwertiges Weidefleisch von
Galloways-Rindern, gleich nebenan im Gasthof Kornbachtal von
Sebastian Loos kommt das Fleisch auf den Teller, und zwar in vielen
verschieden Variationen, etwa als Burger, Rouladen, Braten oder
Steaks.
„Ein ganz
tolle Symbiose und ein Musterbeispiel für regionale Erzeugung und
Vermarktung“, findet der Kreisgeschäftsführer des Bauernverbandes
Harald Köppel. Um darauf aufmerksam zu machen, war Kornbach auch
eine der Stationen im Rahmen der BBV-Traktortour 2021. Unter dem
Motto „Essen aus Bayern“ ist der von Deutz-Fahr gesponserte
Schlepper seit 1. Juni kreuz und quer durch Bayern unterwegs, um in
allen Landkreisen für regionale Erzeugung zu werben und aufzuzeigen,
woher das Essen aus Bayern kommt.
Eigentlich
ist alles, was es im Gasthof Kornbachtal gibt aus regionaler
Erzeugung, Fleisch, Eier, Brot, Bier, Fleisch sowieso und sogar das
Eis. „Regionalität wird bei uns gelebt“, sagt Sebastian Loos, der
den Gasthof zum 1. Januar dieses Jahres zusammen mit seiner Frau
Svenja von seinen Eltern Hedwig und Konrad Loos übernommen hatte.
Zunächst galt es erst einmal einige Monate Lockdown zu überstehen,
bis endlich Ende Mai der Biergarten wieder öffnen konnte..
2017 kam
zum ersten Mal ein Galloway-Rind auf den Tisch. Jedes Jahr gibt es
seitdem ein Weidefest, Galloway-Abende oder Fleischpakete zum
Außer-Haus-Verkauf. Mittlerweile stehe die aus Schottland stammende
Rinderrasse in allen Variationen sogar auf der Karte, erklärt
Sebastian Loos, gelernter Koch, der zuvor in der Bischofsgrüner
Höhenklinik tätig war. „Die kurzen Wege sind einfach unschlagbar“,
sagt er. Jeder Gast könne vom Biergarten direkt auf die Weide
blicken und den Galloways beim Grasen zusehen. Zugegeben,
geschlachtet werden müssen die Rinder noch, aber auch das passiert
ganz in der Nähe in Lanzendorf im Nachbarlandkreis Kulmbach.
Die Herde
gehört Johannes Herold, der seinen Betrieb im Nebenerwerb führt und
aktuell 40 Tiere hat. Jahrzehntelang wurden auf dem Hof Mastschweine
gehalten, bis er aufgrund der Rahmenbedingungen sich auf die Suche
nach etwas neuem machte. „Wir wollten nicht von den Märkten abhängig
sein“ sagt Johannes Loos. So sei man nach einiger Recherche auf die
Galloways gestoßen und hatte erst einmal mit fünf Tieren begonnen.
50 bis 60 sollen es noch werden.
Bild:
In Kornbach bei Gefrees machte der Essen-aus-Bayern-Traktor des BBV
Station. Um für regionale Erzeugung zu werben trafen sich (von
links): BBV-Kreisgeschäftsführer Harald Köppel, Kreisbäuerin
Angelika Seyferth, die Seniorchefin des Gasthofs Kornbachtal Hedwig
Loos, Juniorchef Sebastian Loos und Galloway-Halter Johannes Herold.
Rohstoffe aus der
Region / Braugerste im Focus - BBV-Traktortour machte Station im
Landkreis Wunsiedel
Wunsiedel.
Im Landkreis haben die Verantwortlichen die BBV-Traktortour dafür
genutzt, um für die Hauptfrucht des gesamten Fichtelgebirges, die
Braugerste, die Trommel zu rühren. Auf knapp 4000 Hektar und damit
auf über einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird
die Sommergerste im Landkreis angebaut. Also machte der „Essen-aus-Bayern-Traktor“
zunächst auf einem Acker von Landwirt Werner Schricker im Ortsteil
Holenbrunn Station, dann ging es weiter zur Traditionsbrauerei Lang
im nahen Schönbrunn.
In
Oberfranken passt die Sommergerste einfach zu den Böden. Auch wenn
die Anbaufläche insgesamt ein wenig zurückgegangen ist, so wird
immer noch auf 25661 Hektar Sommergerste angebaut. Etwa 80 Prozent
davon sind von der Qualität her Braugerste, so Martin Schöffel,
Landtagsabgeordneter und zugleich stellvertretender Vorsitzender des
oberfränkischen Braugerstenvereins. Die restlichen 20 Prozent werden
in der Regel zu Futtergerste. Das entspreche rund 7,5 Millionen
Hektoliter Bier, rechnete er vor. „Was wir hier in hervorragender
Qualität anbauen hat weit überregionale, ja bundesweite Bedeutung“,
sagte Schöffel. Er verschwieg aber auch nicht, dass der Bierabsatz
aufgrund der Pandemie zuletzt stark gelitten hatte. Die Gastronomie
sei monatelang geschlossen gewesen, Volksfeste hätten nicht
stattgefunden.
Einer, der
auf Braugerste aus der Region setzt, ist Richard Hopf von der
Brauerei Lang im Wunsiedler Ortsteil Schönbrunn, ein „Aushängeschild
der Region“, wie es Kreisobmann Harald Fischer formulierte, zugleich
aber auch noch eine von insgesamt vier verbliebenen Brauereien im
Landkreis. „Wir setzen seit Generationen auf Rohstoffe aus der
Region“, so Hopf. Er kenne seine Landwirte noch persönlich. Die
Brauerei Lang hat insgesamt 14 Biersorten in ihrem Portfolio,
darunter die Klassiker wie Helles, Dunkle, Pils, Weißbier, aber auch
saisonale Biere, Craft-Biere und, wie es Richard Lang nennt,
Spaßsorten, wie zum Beispiel, kein Witz, ein „Erotikbier“.
Insgesamt
hofft Kreisobmann Harald Fischer in diesem Jahr auf gute Erträge.
Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig die regionale
Lebensmittelerzeugung ist. „Deshalb wollen wir auch das Bewusstsein
für die regionale Erzeugung fördern und den Konsum heimischer
Lebensmittel ankurbeln“, so Fischer. Die Auswahl im Supermarkt sei
heute bei nahezu jedem Produkt riesengroß. „Wer die heimische
Landwirtschaft gezielt unterstützen möchte, kauft regional“.
Landtagsabgeordneter Schöffel sprach sich in diesem Zusammenhang
dafür aus, dass die Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln in
Deutschland im Grundgesetz verankert werden soll. „Wir müssen darauf
achten, dass Lebensmittel dauerhaft aus dem eigenen Land kommen“,
Schöffel. Gerade in Zeiten, in denen der Lebensmitteleinzelhandel
die Bedingungen nach oben schraubt, sollte auch darauf geachtet
werden, dass bei Importen unsere Standards gelten. Preisdruck mit
ausländischer Ware dürfe man nicht zulassen.
Bild:
In einem Feld
bei Holenbrunn hat der „Essen-aus-Bayern-Traktor“ Station gemacht.
Mit dabei waren (von links): Bürgermeister Nicolas Lahovnik, der
stellvertretender Kreisobmann Stephan Regnet, Kreisbäuerin Karin
Reichel, Kreisobmann Harald Fischer, der stellvertretende Landrat
Roland Schöffel, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel und Landwirt
Werner Schricker.
Drosendorf.
Ihren neuen Rückewagen hat die Waldbesitzervereinigung Hollfeld in
diesen Tagen in Betrieb genommen. Es ist bereits der vierte
Rückewagen der über 1600 Mitglieder starken WBV.
„Der
Bedarf nach einem weiteren Rückewagen war da“, sagt Vorsitzender
Christian Dormann. Die bisherigen drei Wägen seien ständig
ausgebucht gewesen, oft hätten Mitglieder sogar Wartezeiten in Kauf
nehmen müssen. Deshalb hatte sich die WBV schon Ende des
zurückliegenden Jahres um Verstärkung bemüht. Wer jetzt bestellt,
müsse aufgrund der guten Fördersituation durch das
Investitionsprogramm des Bundes meist noch viel länger warten.
„Gerade bei Forstmaschinen sei der Markt wegen der Prämien
überhitzt“, so 2. Vorsitzender Matthias Weigand.
Der neue
Wagen der Marke Stepa gilt als „Mercedes“ unter den Rückewagen und
kostet rund 35000 Euro. Dafür ist er auch absolut robust und
zuverlässig. „Genau das brauchen unsere Mitglieder“, so Harald
Gardill, auf dessen Hof in Drosendorf bei Hollfeld sich der
Maschinenstützpunkt der WBV befindet.
Die
Mitglieder der WBV Hollfeld kommen aus den Landkreis Bamberg,
Bayreuth und Kulmbach. Die Menge des für die Mitglieder vermarkteten
Holzes lag im vergangenen Jahr bei rund 30000 Festmeter. Die knapp
1600 Mitglieder der WBV Hollfeld bewirtschaften zusammen eine Fläche
von rund 12400 Hektar.
Bild:
Die Vorstandschaft der WBV Hollfeld hat den neuen Rückewagen in
Empfang genommen (von links): 2. Vorsitzender Matthias Weigand,
Vorsitzender Christian Dormann, Kassenwartin Carola Betz,
Schriftführer Helmut Stenglein sowie Maschinenwart Helmut Gardill
mit Ehefrau Sonja.
Kohl und Knoblauch aus
dem Knast / Gefängnisgärtnerei hinter barocken Mauern – Genügsame
Sorten und flexible Bewirtschaftung
Bayreuth.
Man mag es kaum für möglich halten, doch einer der größten
Gemüseanbaubetriebe der Region liegt tatsächlich hinter dicken
Gefängnismauern. „Wir produzieren rund 40 bis 45 Tonnen eigenes
Gemüse im Jahr“, sagt der leitende Gärtnereimeister der
Justizvollzugsanstalt Bayreuth–St. Georgen Jörg Eckel. Knapp die
Hälfte davon bleibt zur Eigenversorgung in der JVA, der Rest geht in
den freien Verkauf an jedermann.
Das
Besondere an der Gefängnisgärtnerei: hier werden nicht nur 55 bis 60
verschiedene Gemüsesorten angebaut, alles ist auch biologisch, denn
der Betrieb ist seit 2020 EU-bio-zertifiziert. Welche Philosophie
hinter der Gemüseproduktion im Gefängnis steckt, davon konnte sich
eine Delegation des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege
bei einer Besichtigung in der Reihe „Gartengespräche“ jetzt ein Bild
machen.
Bis etwa
zum Jahr 2000 wurden hauptsächlich Blumen und Zierpflanzen angebaut,
erinnert sich Gärtnermeister Eckel. Irgendwann habe aber auch die
Gefängnisgärtnerei nicht mehr mit dem Billigangebot von Baumärkten
und Lebensmitteleinzelhandel mithalten können, so dass sich die
verantwortlichen für den Umstieg zu Nutzpflanzen entschieden haben.
Schnell
sei allerdings klar geworden, dass die Nachfrage der Kunden nach
biologisch produzierter Ware immer größer wurde. So habe man zum
Beispiel nach und nach von konservativen Düngemitteln auf
biologischen Pflanzenschutz und Naturdünger umgestellt. Auch das
Saatgut wird in der Regel selbst produziert. Zu Gute kam der
Gefängnisgärtnerei bei der Umstellung auf eine biologische
Wirtschaftsweise unter anderem aufgrund der kurzen Wege die
innerstädtische Lage der Anbaufläche. „Ansonsten muss man aber schon
wesentlich flexibler sein, als beim konservativen Anbau“, sagt
Eckel. Man benötige auch Sorten, die genügsamer sind.
So gibt es
in einem der zahlreichen Gewächshäuser rund 850 Tomatenpflanzen auf
einer Fläche von 300 Quadratmeter. Direkt daneben wachsen in einem
weiteren Gewächshaus die Gurken. Pro Jahr werde etwa 900
Quadratmeter Feldsalat gepflanzt. Die Kunden, hauptsächlich aus der
Stadt Bayreuth, profitieren vor allem von der Frische des Angebots.
„Bei uns gibt es praktisch keine Transportwege, alles kommt vom Feld
frisch auf die Theke“, so Völkl.
Neben Jörg
Eckel sind in der Gärtnerei ein weiterer Gärtnermeister, ein
Landschaftsgärtnermeister und zwei qualifizierte Kräfte beschäftigt.
Dazu kommt eine stark wechselnde Zahl an Häftlingen, die allerdings
genau auf ihre Zuverlässigkeit hin ausgewählt werden. „Es ist ein
begehrter Arbeitsplatz, wir können aber nur handverlesene Leute“
nehmen, so der Leiter der Arbeitsverwaltung Rainer Völkl.
Die
JVA Bayreuth – St. Georgen ist eine der ältesten und gleichzeitig
eine der größten Haftanstalten Bayerns. Sie wurde nach den Worten
von Anstaltsleiter Matthias Konopka 1724 von Markgraf Friedrich als
Zucht- und Arbeitshaus errichtet. Hinter Mauern und Stacheldraht
verbüßen derzeit rund 800 Häftlinge Freiheitsstrafen von wenigen
Wochen Dauer bis zu lebenslang, darunter auch gut 100
Untersuchungshäftlinge, die noch auf ihren Prozess warten.
Da
Gefangene zur Arbeit verpflichtet sind, gibt es in Bayreuth 15
handwerkliche Eigenbetriebe, von der Kfz-Werkstatt bis zur
Schlosserei, so Rainer Völkl von der Arbeitsverwaltung. Sie arbeiten
teilweise für die Eigenversorgung der Anstalt, teilweise für
Unternehmen von außerhalb.
Bilder:
1.
Rund 850 Tomatenpflanzen beherbergt alleine dieses eine Gewächshaus
auf dem Areal an der Markgrafenallee in Bayreuth. 2. Gärtnermeister
Jörg Eckel (links) und Rainer Völkl von der Arbeitsverwaltung der
JVA erläuterten die Wirtschaftsweise der Gefängnisgärtnerei. 3. Die biologisch
betriebenen Anstalts-Gärtnerei der Justizvollzugsanstalt St.-Georgen
Bayreuth hat der Verband für Gartenbau und Landespflege besichtigt.
Über 400 Tiere vor dem
Mähtod bewahrt - Rehkitzrettung Oberfranken zieht positive Bilanz
Bayreuth.
Landwirte und Tierschützer Hand in Hand. Das ist durchaus möglich.
Ein Musterbeispiel für die Zusammenarbeit ist die Kitzrettung
Oberfranken. „Wir konnten heuer beim ersten Schnitt schon über 400
Rehkitze vor dem sicheren Mähtod bewahren“, sagt Britta Engelhardt
von der Kitzrettung. Angst, dass man sich militante Tierschützer auf
seine Wiese holt, haben die Bauern in der Region nicht mehr. „Wir
sehen die Arbeit der Kitzrettung als Praktiker sehr positiv“, sagt
Reinhard Sendelbeck, Vorsitzender des Maschinenrings
Bayreuth-Pegnitz. Harald Köppel, Geschäftsführer des BBV in Bayreuth
ergänzt: „Wir sind zusammen mit der Kitzrettung auf einem guten
Weg“. Anerkennung kommt schließlich auch aus der Jägerschaft. „Wir
zollen den ehrenamtlichen Mitstreitern Respekt“, sagt
Kreisjagdberater Georg Bayer.
Ziel des
Vereins „Kitzrettung Oberfranken“ mit seinen rund 40 bis 50 Aktiven
ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und sie entweder
zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu sichern, bis
das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze seien in den ersten
Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in dieser Zeit so
eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten in den ersten
Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr regungslos an
ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt damit die
Landwirte und die Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und
verhindert so den meist qualvollen Tod der Kitze. Das Tätigkeitsfeld
der Rehkitzrettung erstreckt sich auf die Landkreis Bayreuth, Hof,
Wunsiedel und Kulmbach.
„Wir sehen
uns als Partner der Landwirte“, sagt Britta Engelhardt. Heuer hätten
sie und ihre Mitstreiter gar nicht alle Anfragen bearbeiten können.
„Wir konnten gar nicht alle Bauern unterstützen, weil das
Zeitfenster der Mahd wetterbedingt so eng war.“ Trotzdem fällt die
Bilanz mit 314 direkt geretteten Jungtieren und weiteren 100, die
von externen Drohnenpiloten aufgespürt werden konnten, überaus
positiv aus. Im Jahr zuvor waren es nur 193 Kitze.
Trotz der
positiven Zahlen gibt es immer wieder spektakuläre Einzelfälle, bei
denen ein Rehkitz verendet. „Wir machen den Landwirten keinen
Vorwurf“, stellt Britta Engelhardt klar. Eine hundertprozentige
Garantie könne niemand geben: „Wir können vieles möglich machen,
aber wir können natürlich nicht zaubern“. Sie appelliert an alle
Landwirte, zeitnah nach dem Drohnenüberflug zu mähen. Immerhin habe
die Hälfte der geretteten Tiere per Drohne aufgespürt werden können.
Dabei
beschäftigt das Thema die Bauern nicht erst seit gestern, wie Harald
Köppel vom Bauernverband feststellt. Technische Lösungen gebe es
bereits, sie seien aber noch ausbaufähig, so dass man auf die Arbeit
der Rehkitzrettung keineswegs verzichten könne. Insgesamt könne man
feststellen, dass die Aufmerksamkeit vieler Menschen für das Thema
immens gestiegen ist.
Technische
Lösungen, bei denen das Mähwerk automatisch abschaltet, wenn
Temperatur- und Farbindexmessung sowie Infrarotsensoren anspringen
seien bereits in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks
getestet worden, so Lehrkraft Tobias Weggel. Sie hätten zwar
funktioniert, doch seien auch Probleme aufgetreten. Zum einen seien
die Systeme auf ein Mähtempo von nur acht Stundenkilometern
ausgelegt, was die Arbeit erheblich einschränkt. Zum anderen sei die
Zahl der Fehlalarme sehr groß gewesen, weil die Abschaltsysteme auch
auf Hundekotbeutel, weggeworfene Chipstüten und anderen Müll
reagiert hätten.
Nach den
Worten von Kreisjagdfachberater Peter Meister steigt durch die
Rehkitzrettung das gesellschaftliche Verständnis für die Arbeit der
Bauern. Auch der Jägerverein hat bereits zwei Drohnen angeschafft,
mit denen Rehkitze im hohen Gras aufgespürt werden können, so Adolf
Reinel vom Jägerverein.
Mit der
Vernetzung aller beteiligten Akteure sei man auf dem richtigen Weg,
sagte Reinhard Sendelbeck vom Maschinenring. Er bezeichnete die
Drohne als derzeit wichtigstes Instrument. Allerdings könne man auch
damit keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten.
Bild:
Von der
Wildscheuche bis zur Drohne gibt es bereits Hilfsmittel um Rehkitze
aufzuspüren. Eine positive Bilanz nach dem ersten Schnitt zogen (von
links): Tobias Weggel, Georg Bayer, Harald Köppel, Britta
Engelhardt, Johannes Scherm, Reinhard Sendelbeck, Norbert Dörfler,
Adolf Reinel und Peter Meister.
Bioenergie und
Borkenkäfer / Land- und Forstwirtschaft im Frankenwald –
Informationsfahrt von Regierungspräsidentin Piwernetz
Wilhelmsthal.
Das Bioenergiedorf Effelter und die Borkenkäferschäden bei
Eichenbühl waren zwei Stationen der Landwirtschaftsfahrt von
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, die heuer in den Landkreis
Kronach geführt hat. „Es wird viel zu wenig darüber diskutiert, was
die Bauern hier alles leisten“, zog Piwernetz eine positive Bilanz.
Jeder siebte Arbeitsplatz hänge im Landkreis von der Landwirtschaft
ab. Die Regierungspräsidentin rief Landwirte und Verbraucher dazu
auf, im Dialog zu bleiben. Trotz der vielen kritischen Stimmen in
der Öffentlichkeit sei man aber insgesamt auf einem guten Weg.
Zum Start
der Informationstour gab es zunächst eine kleine Wanderung durch den
Wald auf den Steinberg bei Eichenbühl in der Gemeinde Wilhelmsthal.
Viel ist dort nicht mehr üblich geblieben vom einst so üppigen
Fichtenwald. Als Ursache dafür nannte Michael Schmidt, Leiter des
Landwirtschaftsamte4s Kulmbach die extreme Borkenkäferplage im
Frankenwald. Auslöser für die Massenvermehrung seien die heißen und
trockenen Sommer der letzten Jahre gewesen. „Viele Waldflächen sind
abgestorben oder werden in diesem Jahr noch absterben“, so Schmidt.
Seinen Worten zufolge sind seit 2018 bereits rund fünf Prozent des
Waldes im Landkreis abgestorben. Die Wiederaufforstung dieser
Kahlflächen bezeichnete er als riesige Aufgabe.
Vor
Ort waren auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der 11.
Jahrgangsstufe des Frankenwaldgymnasiums Kronach, die sich im Rahmen
zweier Seminarreihen mit dem Thema beschäftigen. Sie planen die
Wiederaufforstung der Kahlfläche. Gemeinsam mit dem Waldbesitzer
wollen die Schüler noch im Herbst 2021 selbst mit Hand anlegen und
klimatolerante Bäume pflanzen. Als mögliche Baumarten schlugen die
Elftklässer unter anderem die Stieleiche, die Roteiche, die
Libanon-Zeder, die korsische Schwarzkiefer vor. Das W-Seminar
(früher Facharbeit) der Schüler trägt bezeichnenderweise den Namen:
„SOS – Frankenwald in Not“.
Ebenfalls
in der Gemeinde Wilhelmsthal liegen der Betrieb der Familie Appel
und das Bioenergiedorf Effelter. Die Familie bewirtschaftet rund 300
Hektar landwirtschaftliche Fläche, wobei die Flächen auf einer Höhe
zwischen 400 und 700 Meter über NN liegen. Im Stall sind 135
Milchkühe, zusammen mit der weiblichen Nachzucht kommt
Betriebsleiter Ewald Appel auf rund 300 Tiere.
Zweites
Standbein des Betriebes ist die Erzeugung von Strom und Wärme. Neben
einer großen Photovoltaikanlage betreibt die Familie eine
Biogasanlage, die über 40 Einheiten in Effelter mit Wärme versorgt.
Die Anlage wurde 2002 als erste im Landkreis gebaut und 2014
erweitert. „Diese nachhaltige, klimaneutrale und kleinteilige
Energieerzeugung ist wichtig. Zudem wird der Aufwuchs extensiv
bewirtschafteter Wiesen genutzt. Das kommt auch der Natur zugute“,
betont Behördenleiter Schmidt.
Letzte
Station der Informationsfahrt war der „Daumahof“ im nahen
Rechenbach. Der Biobetrieb mit Schwerpunkt Milchviehhaltung und
Urlaub auf dem Bauernhof wird von der Familie Förtsch geführt. Sie
bewirtschaften 150 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 45
Hektar Wald und halten drei Ferienwohnungen vor.
„Die
Corona-Pandemie hat uns eindringlich vor Augen geführt, welche
Bedeutung die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel vor der Haustür
hat“, zog Regierungspräsidentin Piwernetz am Ende ein positives
Fazit. Die Leistungen der oberfränkischen Bauern zur Erhaltung der
natürlichen Lebensgrundlagen verdienten wahrlich Anerkennung.
Der
Landkreis Kronach umfasst eine Gesamtfläche von über 65000 Hektar.
Davon sind rund 18000 Hektar landwirtschaftliche genutzte Fläche,
die Waldfläche beträgt zirka 38500 Hektar. Damit ist der Landkreis
Kronach mit fast 60 Prozent Waldanteil eine der waldreichsten
Landschaften in Bayern. Von den rund 700 landwirtschaftlichen
Betrieben haben nur gut 100 mehr als 50 Hektar Fläche. Punkten kann
der Landkreis mit dem oberfrankenweit höchsten Ökoflächenanteil von
etwa 23 Prozent.
Bilder:
1. Der
Leiter des Kulmbacher Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten Michael Schmidt erläuterte der oberfränkischen
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz die Borkenkäfersituation.
2. Auf dem
Steinberg bei Eichenbühl im Landkreis Kronach hat der Borkenkäfer
große Schäden angerichtet.
3.Milchviehhaltung und Energieerzeugung
stand auf dem Betrieb Appel in Effelter im Mittelpunkt.
4. Ewald Appel hat die erste Biogasanlage im Landkreis Kronach
gebaut.
Üppige Bestände und
wenig Schädlinge / Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in
Oberfranken zieht positive Bilanz
Medlitz.
Draußen auf den Feldern steht ein Super-Raps und die Preise dafür
sind auf einem historischen Hoch: „Rapsanbau macht wieder Spaß“. Das
hat Klaus Siegelin, alter und neuer Vorsitzender der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken bei der
Mitgliederversammlung in Medlitz bei Rattelsdorf festgestellt.
Schon die
Tatsache, dass die Versammlung endlich wieder als
Präsenzveranstaltung stattfinden konnte, wurde von den Mitgliedern
positiv bewertet. Umso besser, dass die Bilanz auch noch durchweg
positiv ausgefallen ist. „Raps ist schließlich auch eine überaus
interessante Kultur und was den Klimawandel und die Energiewende
angeht ein wichtiger Teil der Lösung“, so Geschäftsführer Torsten
Gunselmann von der BBV-Geschäftsstelle in Bamberg.
Schon bei
der Aussaat im Herbst habe alles bestens funktioniert. Fluffige
Böden hätten für leichtes Arbeiten und der anschließende Regen für
üppige Bestände gesorgt. Zumindest ab und zu schneebedeckte Böden im
Winter und genügend Wasser im Frühjahr hätten schließlich für die
wirklich guten Bestände gesorgt, so Vorsitzender Siegelin. Auch von
Schädlingsseite sei die Situation deutlich besser als in den Jahren
zuvor. Die Einstiche des Stängelrüsslers habe der Raps gut
verkraftet und das Auftreten des Rapsglanzkäfers sei historisch
gering gewesen.
Wo viel
Licht ist, da gibt es natürlich auch Schatten. Nach den Worten von
Geschäftsführer Torsten Gunselmann ist die Anbaufläche in
Oberfranken seit 2010 von damals rund 20000 Hektar auf mittlerweile
etwa 13000 Hektar zurückgegangen. Vor zwei Jahren seien es sogar nur
noch cirka 10000 Hektar gewesen. Dies entspreche exakt dem
europäischen Trend seit einigen Jahren. Europa sei beim Raps ohnehin
auf Importe angewiesen. Der Abstand zwischen Verbrauch und Erzeugung
in der EU sei derzeit so groß wie nie zuvor.
Rückläufig
war schließlich auch die Mitgliederentwicklung der
Erzeugergemeinschaft. Immerhin hat der Zusammenschluss noch knapp
600 Mitglieder, geringfügig weniger als noch im Jahr zuvor. Die
Mitgliedschaft lohnt sich allerdings, zumal die Erzeugergemeinschaft
mit einer eigenen Whats-App-Gruppe absolut auf der Höhe der Zeit
ist. Dort gibt es ständig aktuelle Marktdaten und interessante
Informationen über den Rapsanbau exklusiv für alle Mitglieder.
Insgesamt
hatte Vorsitzender Siegelin, der auch stellvertretender Kreisobmann
in Kronach ist, gehofft, dass die Landwirtschaft gestärkt aus der
Pandemie hervorgeht. Doch auch wenn die Landwirtschaft als
systemrelevant eingestuft worden ist, sei von den Bauerddemos nicht
mehr viel übrig geblieben. Siegelin: „Ich habe gedacht, wir zählen
wieder was bei der Politik, doch dem war leider nicht so.“
Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen gab es wenig Veränderungen. Vorsitzender
bleibt Klaus Siegelin aus Küps, 2. Vorsitzender Jürgen Finkel aus
Ummersberg bei Ebensfeld und als weiterer stellvertretender
Vorsitzender wurde Jürgen Dederl aus Bayreuth gewählt. Sie alle
erhielten keine einzige Gegenstimme. Für jeden Landkreis
Oberfrankens hat die Erzeugergemeinschaft einen Beisitzer: Jörg
Marth aus Arzberg (Landkreis Wunsiedel), Markus Koch aus Küps
(Landkreis Kronach) Martin Flohrschütz, aus Lautertal (Landkreis
Coburg), Christoph Seitz aus Himmelkron (Landkreis Kulmbach),
Johannes Angermüller aus Lichtenfels, Markus Ziegler aus Bayreuth,
Jens Körber aus Schönbrunn (Landkreis Bamberg). Neu sind Dominik
Galster aus Pinzberg (Landkreis Forchheim) und Patrick Heerdegen aus
Stammbach (Landkreis Hof).
Bild:
Sie stehen an der Spitze der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps
in Oberfranken (von links): Geschäftsführer Torsten Gunselmann,
Vorsitzender Klaus Siegelin, 2. Vorsitzender Jürgen Finkel und der
weitere stellvertretende Vorsitzende Jürgen Dederl.
"Fliegender Bauer" /
Das Flurbereinigungsdenkmal in Wüstenstein
„Fliegender Bauer“ hat der Künstler Herbert Hunstein aus Haag in der
Fränkischen Schweiz sein Kunstwerk genannt, das von Streitberg
kommend am Ortseingang von Wüstenstein (Landkreis Forchheim) steht.
Vor genau fünf Jahren hat der „Haager Schmied“ mit seiner
Eisenskulptur dem damals gerade zu Ende gegangenen
Flurbereinigungsverfahrens in Wüstenstein, einem Ortsteil des
Marktes Wiesentthal, einen ganz besonderen Abschluss beschert. Heute
ist der stilisierte Landwirt, dessen völlig veralteter Pflug ihm
regelrecht aus den Händen fliegt, ein beliebtes Fotomotiv für
Ausflügler und Wanderer.
Bauern sind keine
Buhmänner / Botschaft des Spaßes: Virtueller Landfrauentag des BBV
Bayreuth
Bayreuth.
Glaube und Humor, das muss kein Widerspruch sein. Im Gegenteil:
Glaube und Humor geben sich die Hand. Das hat Pfarrer Hannes Schott
in seinem Referat beim ersten Online-Landfrauentag für Bayreuth und
Pegnitz festgestellt. Ähnlich ist es mit dem Thema der
Landfrauenarbeit in diesem Jahr. „Richtig gut leben“ lautet das
Generalthema. Doch wie soll das gehen, in Zeiten einer Vielzahl von
Vorwürfen gegen die Landwirtschaft.
„Die
Bauern sind bei allem die Buhmänner“, sagte Kreisbäuerin Angelika
Seyferth. Sie sprach von einer „ganz harten Zeit“. Viele Betriebe
stünden in den kommenden Monaten vor dem Aus. Als einen Grund dafür
nannte sie das angekündigte Verbot der Anbindehaltung. „Viele fragen
sich wie soll es weitergehen“, so Seyferth.
Doch sie
hatte nicht nur negative Botschaften. Corona habe gezeigt, dass die
Landwirte systemrelevant sind. Deshalb konnten sie auch der Arbeit
nachgehen und gerade als Direktvermarkter seien sie gefragt gewesen.
Es habe sich auch herausgestellt, dass die Forderung nach einem
eigenen Schulfach Alltagskompetenzen richtig ist. Denn gerade in
Zeiten von Lockdown und Homeoffice habe zum Beispiel das Kochen zu
Hause wieder einen ganz neuen Stellenwert erfahren.
„Es ist
dringend notwendig, dass auch die Kirche wieder mehr Freude und Spaß
zeigt“, sagte Pfarrer Hannes Schott, der heute an der
evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Jakob in Nürnberg tätig
ist, den aber viele noch aus seiner Zeit an der
Katharina-von-Bora-Kirche in Bayreuth-Meyernberg kannten. Schott
weiß, wovon er spricht, wurde er doch besonders durch seine
humorvollen Andachten auf Radio Mainwelle, seine Mitwirkung beim
Kirchenkabarett „Zammgebicht“ und seine Buchveröffentlichungen auch
einem breiten Zuhörerkreis bekannt.
Der Glaube
trage durch schwere Zeiten, sagte Schott, der aus Heinersreuth
stammt. Deshalb wäre auch vieles leichter, wenn die Kirche etwas
lockerer wäre. Jesus sei ein froher und freundlicher Mensch gewesen,
auch wenn er, geprägt von Passion, Karfreitag und Kreuzestod, meist
ernst dargestellt wird. Nicht umsonst sei ja von der frohen
Botschaft die Rede.
Zahlreiche
Grußwortredner hatten sich zu den rund 60 Teilnehmern des virtuellen
Landfrauentages eingeklinkt. Sie alle drückten den Landfrauen ihre
Anerkennung aus und bedankten sich dafür, dass der Landfrauentag
trotz Corona stattfinden konnte. Landfrauen hätten viel mehr
Wertschätzung verdient, so der Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker.
Leben auf dem Land bedeute vor allem auch Bodenständigkeit,
Verwurzelung und Tradition, so die Abgeordnete Silke Launert.
Landfrauen
hätten sich schon immer neuen Herausforderungen stellen müssen und
dies auch erfolgreich getan, so Landrat Florian Wiedemann. Er
betonte besonders die starke Funktion der Landwirtschaft als
Bewahrer unserer Naturschönheiten. „Sie tragen dazu bei, dass unser
schöner Landkreis Bayreuth so liebenswert erhalten wird, wie er
ist“, so Wiedemann zu den Landfrauen. Bayreuths zweiter
Bürgermeister Andreas Zippel würdigte die Landfrauen als einen der
größten Verbände im ländlichen Raum. Die Landfrauen schafften es
scheinbar problemlos, Alltag, Familie, Beruf und Ehrenamt unter
einem Hut zu bringen.
Christa
Reinert-Heinz vom Amt für Landwirtschaft erinnerte daran, dass die
Ämter Bayreuth und Münchberg zum 1. Juli zusammengelegt werden. Der
Dienstbetrieb gehe jedoch wie gewohnt weiter, versicherte sie, und
auch die Landwirtschaftsschulen sollen erhalten bleiben. Im
September werde in Bayreuth außerdem ein neues Semester
Hauswirtschaft starten.
„Wenn wir
richtig gut leben wollen, müssen wir auch deutlich machen, wo uns
der Schuh drückt in der Landwirtschaft. Nur so können wir
Veränderungen bewirken“, sagte Landesbäuerin Anneliese Göller.
Landfrauen seien mit verantwortlich für den Betrieb und leisteten
einen großen Beitrag. Deshalb rief sie alle ihre Berufskolleginnen
auf, am Ball zu bleiben und Themen mitzugestalten.
Statt des
Bayreuther Landfrauenchores, der bislang alle Landfrauentage
musikalisch umrahmt hatte, spielte Corona-bedingt diesmal
Alleinunterhalter Siggi Stadter auf und schaffte es, auch online für
Stimmung zu sorgen.
Bild: Botschafter des Spaßes:
Pfarrer Hannes Schott beim virtuellen Bayreuther Landfrauentag.
Wichtiger Betrag zum
Klimaschutz / Anbaufläche und Preise ziehen wieder an: Raps bleibt
attraktive Marktfrucht für fränkische Betriebe
Ebensfeld.
Der erste Eindruck täuscht: Auch wenn so viele Felder leuchtend gelb
blühen, Raps ist auf dem absteigenden Ast. Wurde vor zehn Jahren in
Oberfranken noch auf rund 21000 Hektar Raps angebaut, waren es vor
zwei Jahren nur noch 9800 Hektar. Auch wenn es derzeit wieder
bergauf zu gehen scheint und bezirksweit immerhin bereits wieder auf
fast 14000 Raps zu finden ist, suchen viele Bauern verstärkt nach
Alternativen. Das hat Klaus Siegelin, Vorsitzender der
Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken und
stellvertretender BBV-Kreisobmann von Kronach, bei einem
Pressetermin auf Gut Ummersberg bei Ebensfeld im Landkreis
Loichtenfels festgestellt.
Die Gründe
für den Rückgang sind vielschichtig. An erster Stelle steht dabei
nach den Worten Siegelins der Preisverfall. Dazu kämen die
schlechten Ernten aufgrund der Trockenheit in den zurückliegenden
Jahren und auch das fehlende Verständnis in der Bevölkerung, dass
Raps so intensiv bearbeitet werden muss. Siegelin bedauerte, dass
die nur noch eingeschränkten Möglichkeiten im Pflanzenschutz den
Rapsanbau unattraktiv gemacht hätten.
Immerhin
in Sachen Preis hatte Torsten Gunselmann, Geschäftsführer der gut
600 Mitglieder starken Erzeugergemeinschaft, gute Nachrichten. Waren
es zuletzt nur mehr 35 bis 36 Euro pro Doppelzentner, könnten die
Bauern heuer mit rund 50 Euro rechnen. „Damit ist und bleibt Raps
eine interessante und wirtschaftliche Marktfrucht für viele
fränkische Betriebe“, so Gunselmann. Zurückzuführen ist der bessere
Preis sowohl auf zu erwartende globale Nachfragesteigerungen als
auch auf die höheren Erträge, mit denen Experten aktuell rechnen.
Grundsätzlich komme Raps sehr gut mit den klimatischen Bedingungen
und Standortvoraussetzungen in Oberfranken zurecht, sagte Gunselmann.
Allerdings hätten viele Tierhalter aufgrund der Trockenheit die
schlechten Erträge im Futterbau durch eine Reduzierung des
Rapsanbaus ausgleichen müssen. Dennoch bleibe der Raps in vielen
Betrieben ein wichtiger Bestandteil der mehrgliedrigen Fruchtfolge.
Zum einen sorge der Raps mit seiner tiefen Wurzelbildung für eine
gute Durchlüftung und Lockerung des Bodens, zum anderen werde die
biologische Aktivität des Bodens gefördert und der Verbleib von
Wurzeln und Stroh auf den Äckern rege die Humusbildung an.
Raps gilt
weltweit als eine der wichtigsten Ölpflanzen nach Palm und Soja. Der
Großteil des Rapses werde zu Biodiesel verarbeitet und spare so über
50 Prozent der Treibhausgasemission Vergleich zu fossilen
Kraftstoffen ein. „Damit ist Raps ein wichtiger Beitrag zum
Klimaschutz“, so der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein.
Neben der Verwendung als technisches Öl wird Rapsöl auch in der
Lebensmittelherstellung genutzt und in der wohl bekanntesten Form
als Speiseöl angeboten. Darüber hinaus fällt bei der Erzeugung von
Biokraftstoff der Pressrückstand an, der als wertvolles
gentechnikfreies Eiweißfuttermittel in der Rinder- und
Schweinehaltung Verwendung findet.
Aufgeteilt
auf die Landkreise sind die meisten Rapsfelder im Landkreis Bamberg
gefolgt von den Landkreisen Lichtenfels und Hof zu finden. Den
idyllisch gelegenen Gutshof Ummersberg mit Rindermast und Ackerbau
betreibt die Familie Finkel seit 1964. Zum Gut gehören 400 Hektar
landwirtschaftliche Nutzfläche im Umkreis von zehn Kilometern
Luftlinie. Auf einem Viertel wird Raps angebaut. „Raps hat auf
unserem Betrieb seit jeher einen hohen Stellenwert“, sagt Junior
Jochen Finkel. Auf den anderen Flächen Zuckerrüben, Mais,
Winterweizen und Wintergerste. Auch 20 Hektar Grünland gehören dazu.
Außerdem betreibt die Familie Photovoltaikanlagen und bietet Urlaub
auf dem Bauernhof an. Auf dem Betrieb sind neben der Familie zwei
festangestellte Vollzeitkräfte tätig.
Bild:
Ortstermin an
einem blühendem Rapsfeld auf Gut Ummersberg (von links): Juniorchef
Jochen Finkel, Adolf Ruff vom Amt für Landwirtschaft Coburg,
EZG-Vorsitzender Klaus Siegelin, Seniorchef Jürgen Finkel,
EZG-Geschäftsführer Torsten Gunselmann und Kreisobmann Michael
Bienlein.
Dialogforum an der Uni
Bayreuth: „Kampf ums Wasser“ / Fachleute und Praktiker diskutierten
über Trockenheit in Franken – Wasser in der Fläche halten
Bayreuth.
Einen Paradigmenwechsel im Gewässermanagement haben mehrere
Teilnehmer einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zu wenig, zu warm:
Niedrigwasser in Bächen und Flüssen“ gefordert. Die Ämter für
Wasserwirtschaft und die Ämter für Landwirtschaft sollten dabei
künftig verstärkt zusammen und nicht gegeneinander arbeiten, so
lautete eine der Forderungen. „Wir müssen sämtliche Akteure
zusammenbringen, um Lösungen zu fordern“, sagte der Hydrogeologe
Jürgen Geist vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan.
Die online
durchgeführte Podiumsdiskussion war zugleich der Auftakt für das
„Dialogforum Wasserkontroversen“ an der Universität Bayreuth. Dabei
wollen Fachleute aus Wissenschaft und Praxis künftig die
Herausforderungen diskutieren, die der Klimawandel rund ums Wasser
mit sich bringt und zu deren Lösung es immer wieder kontroverse
Positionen gibt. „Das Thema Niedrigwasser gilt schließlich als einer
der wichtigsten Aspekte des Klimawandels“, so Frauke Preißinger vom
Bayerischen Wissenschaftsministerium.
Die Lage
ist bekannt: Drei trockene Jahre in Folge haben im fränkischen
Wasserhaushalt ihre Spuren hinterlassen. Davon zeugen gesunkene
Grundwasserpegel, Niedrigwasser in vielen Bächen und Flüssen und
ausgetrocknete Quellen. Professor Stefan Pfeiffer vom Lehrstuhl für
Hydrologie an der Universität Bayreuth bezeichnete die in Nordbayern
besonders ausgeprägte zunehmende Trockenheit und den Rückgang der
Quellschüttungen als alarmierend. Die trockenen Sommer der
zurückliegenden Jahre hätten vielfältige Auswirkungen auf Felder und
Wälder, auf Bäche und Flüsse und damit immer auch auf das
Grundwasser.
„Schädigen wir das Wasser, schädigen wir uns“. Auf diesen
gemeinsamen Nenner brachte Isabella Hirsch, Vorsitzende der
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Franken die
Problematik. In Franken, wo das Wasser seit jeher ein knappes Gut
ist, sei die Landwirtschaft von den Folgen ganz besonders betroffen.
Isabella Hirsch bewirtschaftet mit ihrer Familie einen
landwirtschaftlichen Betrieb bei Feuchtwangen. Sie befürchtet, dass
irgendwann der „Kampf ums Wasser“ kommen wird. Für Kontroversen
werde in vielen Fällen die Frage sorgen, wer bei Niedrigwasser das
verbleibende Wasser in Bächen und Flüssen für welche Zwecke nutzen
darf, zum Beispiel zum Bewässern von Gemüseplantagen oder
Obsthainen.
„Der
Zustand des Wasserhaushalts ist dramatisch“, sagte Sebastian
Schönauer, langjähriger Sprecher des Arbeitskreis Wasser im Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland und stellvertretender
BN-Landesvorsitzender. Er sah dringenden Handlungsbedarf, vor allem,
wenn es um die Rückhaltung der Gewässer in der Landschaft geht.
Während man das Wasser früher aus der Landschaft über Gräben und
Drainage abfließen ließ, müsse man es heute wieder in der Landschaft
halten.
Die Reihe
„Wasserkontroversen“ an der Universität Bayreuth soll in den
kommenden Monaten mit weiteren Veranstaltungen fortgesetzt werden.
Bild:
Teiche, wie
der Nassanger Weiher bei Trieb im Landkreis Lichtenfels, werden
immer wichtiger, denn sie halten das Wasser in der Fläche.
Mit Comics gegen
Futterverschmutzung / Mit Schildern appellieren Landwirte an die
Vernunft der Hundeführer
Melkendorf.
Wer kennt sie nicht, die Tretminen auf den Gehwegen. Ein ganz
besonderes Problem haben Landwirte mit den Hinterlassenschaften von
Vierbeinern. Mit einer pfiffigen Idee macht derzeit der
Bauernverband in Melkendorf bei Kulmbach alle Hundebesitzer darauf
aufmerksam, dass Hundekot im Grünland schnell zu eine großen Problem
werden kann.
„Wir
wollen die Hundebesitzer nicht angreifen“, sagt Manuela Berthold.
Sie hat die Schilder zusammen mit ihrem Mann Stefan, der zugleich
stellvertretender BBV-Ortsobmann ist, entworfen. Unter dem Motto „Nimm´s
mit - bleib fit!“, weisen die Schilder in Form eines kurzen
Comic-Strips auf das Problem der Futterverschmutzung durch Hundekot
hin. Unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger werden die Gefahren
schwerer Erkrankung bei Kühen aufgezeigt, wenn sich im Grünfutter
Hinterlassenschaften von Hunden befinden. Besser ist es, die
Tretmine im Beuten aufzusammeln und an geeigneter Stelle zu
entsorgen, lautet die Botschaft.
Der
Hundekot kann beim Mähen ins Heu oder in die Silage gelangen.
Fressen Kühe die verdorbenen Futterbestandteile mit, können damit
auch Erreger wie Salmonellen oder den Hundebandwurm aufgenommen
werde. Das führt in der Regel zu Verdauungsstörungen oder
Euterentzündungen bis hin fütterungsbedingte Totgeburten.
„Das
Problem ist nicht neu“, sagt Ortsobmann Hermann Grampp. Immer wieder
gebe es entsprechende Vorkommnisse. Man habe sich deshalb
entschlossen, mit Hilfe der witzigen Schilder an die Vernunft der
Hundehalter zu appellieren. Acht großformatige Schilder wurden
bislang entlang einiger Wiesen und Felder westlich von Kulmbach
aufgestellt. Realisiert wurde das Ganze mit Hilfe der Kulmbacher
Firma FH Werbetechnik, die Kosten hat der Bauernverband übernommen.
Nicht nur
Hundehalter sollen sich dabei angesprochen fühlen, auch
Spaziergänger und Wanderer seien aufgerufen, ihren Müll wieder
mitzunehmen, so BBV-Geschäftsführer Harald Köppel. „Wenn plötzlich
Cola-Dosen in der Silage auftauchen, wird es für die Bauern
schwierig“, so Köppel. Er hofft, dass die Schilder zum Stehenbleiben
und zum Nachdenken anregen.
BiId:
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, sowie die Landwirte Hermann
Grampp, Stefan und Manuela Berthold (von links) weisen rund um
Kulmbach mit großformatigen Schildern auf die Problematik der
Futterverschmutzung durch Hundekot hin.
Wolf oder
Weidetierhaltung / Angst vor weiteren Rissen – Schutzstatus absenken
/ Online-Diskussion oberfränkischer Landwirte mit Ministerin Kaniber
Bayreuth.
Die Wolfsrisse bei Betzenstein beschäftigen die Landwirte in
Oberfranken derzeit wie kein anderes Thema. Kaum ein Redner, der
sich bei einer von der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer
initiierten Online-Konferenz mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber nicht zum Wolf äußerte.
Eines
wurde dabei klar: es muss dringend eine Lösung her. Andreas
Weidinger, Landwirt aus Weidensees bei Betzenstein hat
beispielsweise Angst um seinen Milchviehbetrieb. Eine wolfssichere
Einzäunung, so hat er es errechnen lassen, würde ihm rund 100000
Euro kosten. Wenn die Gesellschaft den Wolf will, müssen wir das
irgendwie schultern können“, sagte er. Dabei ist längst nicht
erwiesen, ob die Einzäunung überhaupt etwas nützt. Ein 30 Zentimeter
tiefer Untergrabungsschutz spiele für den Wolf keine Rolle. „Da
gräbt er sich locker durch“, sagte Christian Leißner aus
Riegelstein. Er ist einer der betroffenen Landwirte, in seinem
Damwildgehege sind vor wenigen Wochen sieben Tiere, im benachbarten
Illafeld 18 Tiere dem Wolf zum Opfer gefallen. Auch die geforderte
Höhe von zwei Metern für einen Schutzzaun zweifelt Leißner an, weil
der Wolf da ohne weiteres drüber springen könnte. „Bei uns läuft der
Wolf mittlerweile kreuz und quer durch die Gegend, sogar tagsüber“,
so der betroffene Landwirt.
„Auf der
einen Seite will man die Weidetierhaltung, auf der anderen Seite
will man den Wolf“, übte Ministerin Kaniber Kritik an der
doppeldeutigen Haltung in weiten Teilen der Gesellschaft. Sie
plädierte unter anderem für ein europaweites Wolfsmonitoring, denn
schließlich mache der Wolf ja nicht vor Grenzen halt. Darüber hinaus
müsse der Schutzstatus des Wolfes abgesenkt werden, um weitere
Entnahmen herbeizuführen, denn schließlich könne man in vielen Lagen
Bayerns gar keine Zäune errichten. Kaniber gab aber auch zu
bedenken, dass übergriffige Wölfe schon jetzt entnommen werden
könnten.
Ein
Reizwort für viele Bauern ist, und auch das wurde bei der Konferenz
wieder einmal deutlich, der Begriff Tierwohl. „Wir haben beste
Betriebe, die alle wahnsinnig viel Geld investiert haben“, sagte
Hans Engelbrecht. Mit völlig überzogenen Forderungen habe man
bereits die Hühnerhaltung aus Deutschland heraus in andere Länder
vertrieben, bei den Schweinen sei man gerade dabei und mit dem
Verbot der Anbindehaltung drohe dieses Schicksal auch der
Milchviehhaltung. „Da haben viele die Schnauze voll und hören auf“,
sagte Engelbrecht.
Damit das
nicht passiert, benötigten die Bauern Planungssicherheit für die
nächsten zehn bis 15 Jahre, so Jens Pöhlmann, 24 Jahre jung und
frischgebackener Landwirtschaftsmeister. Er investiere gerade eine
beträchtliche Summe in einen neuen Milchviehstall und da sei es
Voraussetzung, dass die derzeitigen Auflagen Bestand haben.
Keinesfalls dürfe das Hamsterrad mit immer neuen Anforderungen immer
schneller gedreht werden, wie es Reinhard Sendelbeck vom
Maschinenring Bayreuth-Pegnitz formulierte.
„Wir
wollen so viele bäuerliche Betriebe wie möglich in die Zukunft
führen“, sagte Kaniber und versprach für menschliche und
wirtschaftlich gute Rahmenbedingungen zu kämpfen. Sie gab aber auch
zu bedenken, dass letztlich der Verbraucher an der Ladentheke die
Entscheidung treffe und dass man sich einem gewissen
gesellschaftlichen Wandel stellen müsse. Der Fleischkonsum gehe
insgesamt zurück, alternative Nahrungsmittel nähmen eher zu.
Heftige
Kritik gab es in der Diskussion auch an der weiter fortschreitenden
Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels. Er könne die
Entscheidung des Bundeskartellamtes nicht nachvollziehen, nach der
Edeka nun auch einen Teil der Real-Märkte übernehmen darf, so Markus
Täuber aus Hollfeld, der eine weitere Monopolstellung befürchtete.
Das Kartellamt arbeite allerdings autonom, entgegnete Ministerin
Kaniber. Da seien der Politik die Hände gebunden.
Sie
verfolge derzeit allerdings einen anderen Ansatz, in dem sie sich
zusammen mit dem Lebensmitteleinzelhandel für Produkte aus dem
Freistaat stark machen möchte. So soll ein Modellprojekt des
Discounters Lidl mit einem eigenen Bayern-Regal aufgrund seines
großen Erfolges nun auf den gesamten Freistaat ausgedehnt werden.
„Ich
kämpfe für Bayern“, so Kaniber, die den Landwirten gerade in der
Krise höchste Anerkennung zollte. Die Sorge, dass Lieferketten
abreißen und die Lebensmittelversorgung in Gefahr gerät, sei
aufgrund der großen Leistung der bayerischen Landwirte völlig
unbegründet gewesen
Bild:
Online-Konferenz mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber.
Terra Preta aus
Thurnau / Bionero produziert schwarze Wundererde – Abgeordnete
Brendel-Fischer besuchte Unternehmen im Kulmbacher Land
Thurnau.
Die Wiederentdeckung der schwarzen Wundererde „Terra Preta“ hat
ihren Anfang in Oberfranken genommen. Hier waren Vater Uwe und Sohn
Aaron Saßmannshausen zusammen mit dem aus dem Fichtelgebirge
stammenden Bodenbiogeochemiker Bruno Glaser zum ersten Mal auf das
Thema gekommen. Heute wird die nach dem Vorbild der
Amazonas-Ureinwohner gefertigte Erde industriell in Thurnau
hergestellt. Gebrauchsfertig bekommt man sie in (fast) jedem Bau-
und Gartenmarkt. Damit werden Ökonomie und Ökologie sinnvoll
verbunden, sagte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer bei
einem Besuch auf dem Firmengelände im Industriegebiet von Thurnau.
Bionero
heißt das Unternehmen, das aus biogenen Reststoffen und
Holzhackschnitzeln hochwertige Pflanzenkohle herstellt und zu
fruchtbaren Schwarzerden verwandelt. Ursprünglich wollte der
geschäftsführende Gesellschafter Aaron Saßmannshausen seine Mutter
in deren Pensionspferdestall bei Eckersdorf bei der Entsorgung des
Pferdemistes unterstützen. Wegen zahlreicher düngerechtlicher
Verschärfungen war die Entsorgung des Mistes ab 2016 in allen
landwirtschaftlichen Betrieben zu einem sehr sensiblen Thema
geworden. Neben der Suche nach einer technischen Entsorgungslösung
wollte er die wertvollen Inhaltsstoffe des Pferdemistes erhalten und
in die natürlichen Stoffkreisläufe zurückzuführen. Aber auch der
sich schon damals abzeichnende gesellschaftliche Wandel im Sinne von
Ökologie und Nachhaltigkeit habe im Mittelpunkt seiner Überlegungen
gestanden.
So war
Saßmannshausen 2016 auf die beiden Themen „Pflanzenkohle“ und „Terra
Preta“ gestoßen. Bereits im 16. Jahrhundert hatten spanische
Pioniere von einer florierenden Hochkultur im Amazonas berichtet,
die ihre mehreren 100000 Einwohner durch eine üppige Landwirtschaft
ernährte, obwohl das Gebiet vorwiegend aus ausgewaschenen und
nährstoffarmen Tropenböden bestand.
Erst im
20. Jahrhundert konnte das Geheimnis um die fruchtbare „Terra Preta“
(portugiesisch für „schwarze Erde“) schließlich gelüftet werden.
Wissenschaftler identifizierten bei der Entschlüsselung als den
wesentlichsten Wirk- und Inhaltsstoff eine Pflanzenkohle, die auch
für die tiefschwarze Färbung der Erde verantwortlich ist. Mit einer
spezifischen Oberfläche von bis zu 800 Quadratmeter pro Gramm kann
die Pflanzenkohle wie eine Art Superschwamm Wasser, Nährstoffe sowie
Mikroorganismen speichern und gibt die Speicherstoffe wieder an die
Pflanze ab, wenn diese sie abruft. Diese Eigenschaften haben dazu
geführt, dass Terra Preta heute als „wiederentdeckte Wundererde“
bezeichnet wird.
Aus Liebe
und der Ehrfurcht zur Natur entwickelte Saßmannshausen mit Hilfe von
Professor Bruno Glaser, der 1999 an der Universität Bayreuth
promoviert hatte und der heute an der Universität Halle-Wittenberg
lehrt, ein hochmodernes, industrialisiertes Pyrolyseverfahren, das
aus biogenen Reststoffen und Holzhackschnitzeln eine höchstwertige
Pflanzenkohle herstellt. Glaser gilt heute in Fachkreisen als
Pionier der schwarzen Wundererde. Die Pflanzenkohle wird in weiteren
Verarbeitungsschritten veredelt und reift zu einem hochwirksamen und
gebrauchsfertigen Kultursubstrat, das die Qualität der „Ur-Terra
Preta“ sogar noch übertrifft, sagt Prof. Glaser. „bionero‘s
Bio-Aktiverde“ ist damit die erste und einzige industriell
hergestellte gebrauchsfertige Terra Preta in Deutschland.
Gerade im
Hinblick auf die Düngeverordnung sieht die Abgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer bei einer möglichen Erweiterung großes Potenzial für
Landwirte aus der Region. Bionero sei ein vorbildliches innovatives
Unternehmen, das den Grundgedanken der Nachhaltigkeit beispielhaft
verwirklicht habe.
Bild:
Die beiden
Bionero-Geschäftsführer Aaron und Uwe Saßmannshausen zeigen der
Abgeordneten Gudrun Brendel-Fischer wie die schwarze Wundererde
produziert wird.
Nudeln und Bier aus
der Dicken Trespe / Pilotprojekt an den Landwirtschaftlichen
Lehranstalten: Back und Braueigenschaften einer vergessenen Sorte
Bayreuth.
Ihr Name klingt so, als hätte sie Wilhelm Busch für eine seiner
Bildergeschichten erfunden. Doch die seltene Dicke Trespe (Bromus
grossus) heißt wirklich so. Im Gegensatz zu anderen Trespenarten ist
sie bei weitem kein Unkraut, sondern eine uralte, schon in der
Steinzeit kultivierte und noch im Mittelalter genutzte Grasart, die
im 20. Jahrhundert nahezu völlig verschwunden war. Pedro Gerstberger,
bislang am Lehrstuhl für Pflanzenökologie an der Universität
Bayreuth tätig, führt derzeit mit den Landwirtschaftlichen
Lehranstalten des Bezirks Oberfranken, dem Kulmbacher
Lebensmittelhersteller IREKS und dem Uni-Lehrstuhl für
Bioprozesstechnik ein Forschungsprojekt durch , in dem die Dicke
Trespe erstmals auf Back- und Bierbraueigenschaften untersucht wird.
Gefördert wird das Projekt von der Oberfrankenstiftung.
Angefangen
habe alles mit der Roggentrespe (Bromus secalinus), so Gerstberger.
Bei einem Testbrauverfahren mit der Verwendung von Gerste und
Roggentrespe, habe man immerhin 40 Liter Bier brauen können, das
ähnlich wie ein Weizenbier geschmeckt habe. Dann startete
Gerstberger einen Versuch mit der kurz vor dem Aussterben stehenden
Dicken Trespe. Von Art-Erhaltungskulturen aus den Botanischen Gärten
in Bonn und Frankfurt erhielt er eine Handvoll Körner, die er
fachgerecht vermehrte und das gewonnene Saatgut, immerhin vier
Kilogramm, auf einer Fläche von 1300 Quadratmetern auf dem Gelände
der Lehranstalten ausbrachte. Im zweiten Jahr habe der Ertrag dann
bereits bei einer halben Tonne gelegen. Geerntet wurde mit einem
kleinen Parzellenmähdrescher im vergangenen Sommer durch das
oberfränkische Versuchswesen beim AELF.
Gerstberger zufolge erreichen die Körner der Trespe die Größe von
primitiven Getreidearten. Sie fallen nach der Reife nicht aus der
Rispe, wie bei Wildgräsern, sondern verbleiben an der Pflanze und
können so ohne Verluste geerntet werden. Zudem erfolge die Keimung
rasch und die Keimungsrate sei sehr hoch, was besonders wichtig für
die Mälzung der Körner ist.
Das
Besondere an der Trespe ist, dass sie im 20. Jahrhundert infolge der
modernen Reinigung des Getreide-Saatgutes nahezu völlig verschwunden
war und einheimische Vorkommen mittlerweile extrem selten sind. „Es
ist zu befürchten, dass sie gänzlich ausstirbt“, so Gerstberger.
Durch die FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat) und durch die
Bundesartenschutzverordnungsind Wildvorkommen der Trespe
mittlerweile geschützt.
Ähnlich
wie beim Roggen entwickelte sich die Trespe aus einer Wildart durch
die Jahrtausende lange Inkulturnahme und unbewusste Auslese durch
den Menschen. „Die Dicke Trespe hat es fast zu einem Getreide
geschafft´, indem sie sich an die besonderen Bedingungen des
Ackerbaus und der nachfolgenden Ernte angepasst hat“, erläutert
Gerstberger. Am besten sei die Trespe noch mit Hafer vergleichbar.
Der Wissenschaftler rechnet mit einem Ertrag von gut 40
Doppelzentner pro Hektar. Doch bis es soweit ist, müsse man erst
einmal herausfinden, was man mit der Trespe eigentlich alles
anstellen kann.
Ziel der
Studie sei es deshalb, Back-Versuche mit einem gewissen Anteil an
Trespenmehl durchzuführen. Da das Korn nicht viel Stärke besitzt,
habe sich der Prozess des Mahlens bislang schwieriger als gedacht
gestaltet. Aufgrund des hohen Proteingehalts der Körner wäre
allerdings auch die Herstellung von Nudeln möglich. Darüber hinaus
sollen im Lehrstuhl für Bioprozesstechnik an der Universität
Bayreuth Biersorten gebraut und mit unterschiedlichen Anteilen des
Trespenmalzes zum Gerstenmalz geschmacklich bewertet werden.
Gleichzeitig laufen auf der produktionsbiologischen Seite auch
Züchtungsanstrengungen, die zum Ziel haben, die Körnerzahl pro
Pflanze zu erhöhen. Damit sollen letztlich Erkenntnisse gewonnen und
Nutzungsmöglichkeiten erkundet werden, um die Trespe vor dem
völligen Aussterben zu bewahren und sie wieder einer
landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen.
„Jede Art,
die verschwindet, ist ein unwiederbringlicher Verlust“, sagt Volker
Höltkemeyer, Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in
Bayreuth. Gerade in Zeiten des Klimawandels müsse man sich dies
immer wieder vor Augen führen. Die Zusammenarbeit mit der
Universität habe eine gute Tradition, vor allem Wissenschaftler aus
verschiedenen Fachbereichen seien immer wieder auf dem Gelände
tätig. Nicht zuletzt habe Pedro Gerstberger hier auch bereits vor
Jahren erste Anbauversuche mit der Energiepflanze Silphie gestartet.
Bilder:
1.
Noch am besten
mit Hafer zu vergleichen: Die seltene Dicke Trespe (Bromus grossus)
ist alles andere als Unkraut.
2. Mit einem
Parzellenmähdrescher des AELF wurde die Dicke Trespe im
zurückliegenden Sommer auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen
Lehranstalten in Bayreuth geerntet.
Erfolgreiche Arbeit
trotz Corona / Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach zog
überwiegend positive Bilanz
Kulmbach.
Eine überwiegend positive Bilanz ziehen die Verantwortlichen beim
Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach über das zurückliegende
Jahr. Zwar seien die geleisteten Stunden sowohl bei der klassischen
sozialen Betriebshilfe als auch bei der wirtschaftlichen
Betriebshilfe zurückgegangen, jedoch habe man den Verrechnungswert
bei der Maschinenvermittlung steigern können, so Geschäftsführer
Werner Friedlein.
Bei der
sozialen Betriebshilfe musste der Maschinenring einen Rückgang im
Verrechnungswert von knapp 189000 Euro im Jahr 2019 auf gut 143000
Euro im zurückliegenden Jahr hinnehmen. Auch die wirtschaftliche
Betriebshilfe war rückläufig, und zwar von über 200000 Euro in 2019
auf 176000 Euro in 2020. Für den Maschinenring Kulmbach sind aktuell
zwei Dorfhelferinnen, vier hauptberufliche Betriebshelfer über das
Evangelische Bildungszentrum Hesselberg, drei selbst eingestellte
Kräfte und ein selbstständiger Betriebshelfer tätig. Im Kulmbacher
Büro sind mit Geschäftsführer Friedlein vier Personen beschäftigt.
Steigende
Zahlen konnte der Ring bei den Maschineneinsätzen verbuchen.
Insbesondere die Bereiche Futter- und Strohernte, Landschaftspflege
sowie Körnerernte und Aufbereitung sowie die Vermittlung von
Schleppern verbuchten höhere Einsatzzahlen. Der Verrechnungswert bei
den Maschineneinsätzen stieg leicht von 2,5 auf 2,6 Millionen Euro.
Eine
Besonderheit in Kulmbach ist der Betrieb von Sammel- und
Kompostierungsplätzen für Rasen- und Strauchschnittgut aus dem
privaten Haus- und Gartenbereich unter der Regie des Maschinenrings.
Die gesammelte Menge konnte 2020 um rund 5000 auf 47000 Kubikmeter
gesteigert werden. „Wahrscheinlich haben viele Menschen aufgrund der
Corona-Situation verstärkt im eigenen Garten gearbeitet“, so
Friedlein. Seit Beginn der Gartenabfall- und Grüngutsammlung kommt
Friedlein auf eine Menge über 1,1 Millionen Kubikmeter. Beim
„Kulmbacher Kompostmodell“ geht es darum, Grüngutabfälle auf kurzem
Weg wieder in natürliche Kreisläufe zurückzuführen. Dazu werden die
Mengen zerkleinert und zur Heißrotte auf Mieten aufgesetzt. Danach
werden die Mengen zu einem großen Teil wieder einer
landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt.
Insgesamt
sei die Arbeit aufgrund der Corona-Situation nicht unbedingt
einfacher geworden, sagt Mitarbeiter Horst Dupke. Die Hilfestellung
bei der Bearbeitung von Anträgen, wie dem Mehrfachantrag, sei in der
Regel online oder telefonisch erfolgt. Schulungen, Lehrgänge und
Veranstaltungen seien praktisch komplett ersatzlos gestrichen
worden. Aufgrund der anstehenden Neuwahlen haben es Friedlein und
Dupke aber noch nicht aufgegeben, eventuell im Herbst eine
Mitgliederversammlung im Präsenzmodus durchführen zu können.
Stattgefunden hatte dagegen der traditionelle Pflanzenbautag unter
Federführung des Maschinenrings auf der Sorten-Demoanlage in Lopp
bei Kasendorf. Allerdings anders als gewohnt. Alle Interessierten
konnten sich mit bereitgestellten Handzetteln und über Schaukästen
über die Feldversuche mit den verschiedensten Getreidearten
informieren. Der Aufwand hat sich gelohnt, sagt Friedlein, der von
mindestens 60 Interessierten Landwirten aus der Region ausgeht, die
vor Ort waren.
Ausgezeichnet wurde der MR Kulmbach für seine herausragenden
Anstrengungen im Bereich der Agrarfoliensammlung, die trotz Corona
im zurückliegenden Herbst durchgeführt werden konnte. Über 30 Tonnen
Folien kamen dabei zusammen. Dafür gab es das Klimaschutz-Zertifikat
der entsprechenden Verbände. Durch die Zuführung des Materials zum
Recycling seien rechnerisch 34600 Kilogramm Treibhausgase eingespart
worden, dies entspreche den Treibhausemissionen, die knapp 2500
Bäume in Euro pro Jahr binden.
Hervorragend laufe auch die Zusammenarbeit mit dem gewerblichen
Tochterunternehmen Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI), zu dem
neben Kulmbach auch die Ringe Bayreuth und Fränkische Schweiz
gehören. Kulmbach sei dabei mit einem guten Marktsegment im Bereich
des Winterdienstes vertreten. Auch die Nachfrage nach Grünpflege
nehme derzeit zu. Dazu kommen die Unkrautbekämpfung mit Heißwasser,
die Klauenpflege und die Baumbearbeitung.
Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach hat aktuell 852
Mitglieder, vier weniger als noch im Jahr zuvor. Sie alle
bewirtschaften eine Fläche zusammen 27171 Hektar (Vorjahr 27680).
Bild:
Auf ein
gemischtes Jahr blicken Werner Friedlein (links) und Horst Dupke vom
Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach zurück.
Berg- und Talfahrt:
Holzmenge angestiegen, Umsatz eingebrochen / WBV Hollfeld will
weiter investieren – Angespannte Lage bei der Pflanzenvermittlung
Hollfeld.
Die Situation ist bei allen Waldbesitzervereinigungen die gleiche:
die Menge des vermarkteten Holzes ist gewaltig angestiegen,
gleichzeitig sind die Erlöse immens eingebrochen. Schuld daran sind
Corona und der Borkenkäfer. Ganz besonders hat es die WBV Hollfeld
mit ihren knapp 1600 Mitgliedern aus den Landkreisen Bamberg,
Bayreuth und Kulmbach erwischt. „Der Umsatz hat rapide abgenommen
und ist um etwa ein Drittel eingebrochen“, sagt der Vorsitzende
Christian Dormann. Gleichzeitig sei die Menge des für die Mitglieder
vermarkteten Holzes von rund 25000 auf etwa 30000 Festmeter
angestiegen.
„Es war
kein schönes Jahr“, blickt der Vorsitzende auf 2020 zurück. „Den
Wald zu Grabe zu tragen, das ist eigentlich nicht das, was wir
wollen“, so Dormann. Eine Berg- und Talfahrt habe es ja schon immer
gegeben, aber nicht so extrem.
Mehr als
90 Prozent der vermarkteten Holzmenge seien Fichten gewesen, über
zwei Drittel davon Schadholz. Doch manche Säger hätten gar nicht
mehr unterschieden zwischen Käferholz und gesunden Bäumen.
Stattdessen hätten sie nur mehr Einheitspreise geboten. Wenn die
Menge des vermarkteten Holzes nicht noch größer ausgefallen sei,
dann nur deshalb, weil viel Holz über den Jahreswechsel hinaus auf
den Lagerplätzen befand und erst jetzt so langsam in die Vermarktung
gelangte. Zum Glück für die Waldbesitzer, denn die Preise ziehen
wieder an.
Sprunghaft
angestiegen sei mittlerweile die Vermittlung von Pflanzen. „Es tritt
das ein, was wir befürchtet haben“, sagt Dormann. Teilweise seien
gar keine Laubhölzer mehr zu bekommen und wenn, dann zu horrenden
Preisen. „Teilweise müsse das Doppelte bezahlt werden, weiß der
Vorsitzende. Man könne nur hoffen, dass sich die Lage wieder
entspannt, damit die Waldverjüngung wieder angegangen werden kann.
Auch bei
der WBV Hollfeld hatte die Abwicklung der Bundeswaldprämie im
zurückliegenden Jahr einen großen Teil der Arbeit ausgemacht. Eine
Besonderheit in Hollfeld ist, dass alle Mitglieder bereits
PEFC-zertifiziert sind. „Das hat uns viel Arbeit erspart“, so der
Vorsitzende. Wahrgenommen hätten das Angebot der Prämie etwa 60
Prozent der Mitglieder. Die Restlichen wollten sich entweder zu
nichts verpflichten oder hätten Waldstücke, die kleiner als ein
Hektar sind und die somit keinen Anspruch auf die Prämie haben.
Wichtigstes Vorhaben im laufenden Jahr ist es für Dormann, zu
investieren. Zum einen in Personal, zum anderen in Technik. So soll
die Geschäftsstelle in Treppendorf, die derzeit mit drei
Forstkräften und einer Bürokraft besetzt ist, um eine Person ergänzt
werden, um den Mitgliedern mehr Service bieten zu können. Zum
anderen soll ein neuer Rückewagen angeschafft werden, weil die WBV
an ihre Grenzen stoße, was den Verleih der Maschinen angeht.
Ein wenig
für Optimismus sorgt die derzeitige Preisentwicklung. Im ersten
Quartal hätten die Preise wieder angezogen und da kann der
Vorsitzende der Corona-Situation sogar etwas Positives abgewinnen.
Weil die Grenzen zum Beispiel nach Tschechien dicht sind und die
Sägewerke dringend Holz benötigten, könnten sie bei dem derzeitigen
Bedarf gar nicht anders, als das Holz der Waldbesitzer aus der
Region anzukaufen.
Keine
Rolle spiele derzeit allerdings der Markt mit Hackschnitzeln. Die
Läger seien voll. Da ist es wie bei den Negativzinsen, man müsse für
die Abholung sogar noch etwas verlangen.
Die knapp
1600 Mitglieder der Waldbesitzervereinigung Hollfeld bewirtschaften
zusammen eine Fläche von rund 12400 Hektar.
Bild:
Christian
Dormann ist seit einem Jahr Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung
Hollfeld
Lobby für den Wald /
Waldbauernvereinigung Bamberg klagt über Trockenheit, Käferbefall
und die Folgen von Corona
Scheßlitz.
Für die Waldbesitzer im Landkreis Bamberg ist es im zurückliegenden
Jahr knüppeldick gekommen. Von der Gesamtmenge von rund 42000
vermarkteten Festmetern Holz seien 39500 Festmeter Fichtenholz
gewesen, „und zwar zu 100 Prozent Schadholz“, sagt Geschäftsführer
Patrick Hammerschmidt.
„Das war
wirklich der Gipfel“, so der Geschäftsführer. Nach zwei absoluten
Trockenjahren habe man ausnahmslos geschädigte Flächen bearbeiten
müssen, die Waldbauern seien aufgrund des starken Befalls kaum mehr
nachgekommen. Mit der Aufarbeitung seien viele noch immer
beschäftigt, die Kosten dafür könnten nicht mehr gedeckt werden.
Unterm Strich hätten viele Waldbesitzer drauflegen müssen.
Hammerschmidt: „Der Holzpreis war total im Keller.“
Dabei
seien die 39500 Festmeter Schadholz, die in den Büchern der WBV
stehen, wohl nur die Spitze des Eisbergs. Geschäftsführer
Hammerschmitt rechnet mindestens mit der doppelten Menge,
Abteilungsleiter Gregor Schießl sogar mit der vier- bis fünffachen
Menge an tatsächlichem Schadholz, das wohl hauptsächlich den
Brennholzlagern zugeführt worden sei. Dabei sei keine Baumart
wirklich verschont geblieben.
Als
Hauptursache für das ganze Dilemma bezeichnete Hans-Rüdiger
Schmittnägel, Chef des Amts für Landwirtschaft in Bamberg und Leiter
des Bereiches Forsten die große Trockenheit. Der Borkenkäfer sei nur
die logische Folge davon. Man müsse sich immer wieder klar machen,
dass der Käfer ausnahmslos in geschwächte Bäume geht. „Im dritten
Trockenjahr in Folge hätten eben viele Bestände nicht mehr
mitgemacht.“
Irgendwie
ist an dem Dilemma aber auch die Corona-Situation mit schuld, denn
die WBV konnte keine Schulungen veranstalten, so dass ausnahmslos
Einzelberatungen stattfinden mussten. Die Fachleute haben damit nur
einen kleinen Teil der Betroffenen erreicht. „Das war vor Corona
alles viel einfacher“, so die Vorsitzende Angelika Morgenroth.
Landkreisweit ist die Situation die gleiche, wie Amtschef
Schmittnägel erläutert. Er spricht von rund 220 Hektar Kahlflächen
im Amtsbereich, zu dem neben dem Landkreis Bamberg auch der
Nachbarlandkreis Forchheim gehört. Weitere 130 Hektar an Kahlflächen
seien bereits prognostiziert worden. Schmittnägel kündigte an, ein
Konzept zur Wiederaufforstung mit verschiedenen klimatoleranten
Baumarten zu erstellen, zum einen um das Risiko künftig breiter zu
streuen, zum anderen, um die Biodiversität zu fördern.
Allerdings
sehen die Verantwortlichen auch einen Silberstreif am Horizont.
Mittlerweile seien die Preise wieder gestiegen. Die Nachfrage ziehe
an, sogar aus dem Ausland kämen Anfragen an die WBV. Außerdem hätte
die winterlichen Niederschläge der zurückliegenden Wochen das
Wasserreservoir der Böden wieder aufgefüllt.
Potential
sieht die WBV als Vermittler von Dienstleister gerade für urbane
Waldbesitzer. Hier sei ein großer Markt am Entstehen, zumal immer
mehr Waldbesitzer Pflanzung, Pflege, oder Durchforstung nicht mehr
selbst machen und die Arbeiten an Profis auslagern.
Die WBV
Bamberg hat rund 2500 Mitglieder, die zusammen rund 11500 Hektar
Wald bewirtschaften. Das entspricht einem Plus bei den Mitgliedern
um etwa 150 und bei der Fläche um rund 350 Hektar. Allerdings seien
landkreisweit nur etwa 25 Prozent der Waldbesitzer in der WBV
organisiert. Von den etwa 2000 Mitgliedern, die eine Förderung durch
die Bundeswaldprämie in Anspruch nehmen können, weil sie mehr als
einen Hektar Wald bewirtschaften, habe bislang rund jedes zweite
Mitglied eine entsprechenden Antrag gestellt.
Bild:
Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt und die erste Vorsitzende
Angelika Morgenroth.
Schweinestau und ASP
ließen Preise abstürzen / Virtueller Stallrundgang auf dem Hof von
Marina und Reiner Herr
Küps. Die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest
haben in den zurückliegenden Monaten dazu geführt, dass
Ferkelerzeuger in große Bedrängnis geraten sind. „Die Preise sind
ins Bodenlose gefallen“, sagt Reiner Herr vom „Schafhof“ bei Küps.
Bei einem virtuellen Stallgespräch für die örtliche Presse ließ er
zusammen mit seiner Frau Marina nicht nur einen offenen und
ehrlichen Einblick in seine Stallungen zu, sondern nahm auch
Stellung zur derzeitigen Situation. Marina Herr ist stellvertretende
Kreisbäuerin und Ernährungsfachfrau des BBV, Reiner Herr ist
Ortsobmann.
Ein
ziemliches Auf und Ab war es ja schon immer bei den Schweinepreisen.
Was Marina und Reiner Herr aber in den zurückliegenden Monaten
erlebt haben, war einmalig. 60 Euro pro Ferkel bezeichnete Reiner
Herr als kostendeckend, bei rund 90 Euro wäre sogar etwas verdient,
doch zeitweise war der Preis pro Ferkel auf bis zu 30 Euro
abgestürzt. „Man hat pro Arbeitsstunde mehr draufgezahlt, als der
Mindestlohn in Deutschland ausmacht“, so der Landwirt.
Das
Ehepaar Herr bewirtschaftet den „Schafhof“ bereits in siebter
Generation. Aus einem relativ kleinen Betrieb mit Milchviehhaltung
kommend haben die Eltern von Reiner Herr einen bereits in den 70
Jahren auf Sauenhaltung umgestellt. Zuletzt hat das Ehepaar 2013
umfassend investiert und auf modernste Technik im Deckzentrum,
Tragebereich und in den Abferkelbuchten gesetzt. Aktuell sind 200
Muttersauen auf dem Hof. Wenn die Ferkel etwa 30 Kilogramm schwer
sind, werden sie an Mäster in der Region verkauft.
Doch genau
das sei in letzter Zeit nicht mehr so ganz rund gelaufen, sagt
Reiner Herr. Aufgrund der Corona-Situation seien die Schlachtungen
verzögert, teilweise sogar massiv zurückgefahren worden. In der
Folge kam es zu einem Schweinestau mit hohen Preisrückgängen. Der
normale Drei-Wochen-Rhythmus sei gehörig durcheinander gewirbelt
worden, so dass die Familie Herr auf ihrem Hof schon bald
Platzprobleme bekam.
Die zweite
Baustelle, mit der sich Schweinehalter derzeit herumplagen müssen,
ist die Afrikanische Schweinepest. Die ASP habe den Sprung nach
Deutschland geschafft. Dadurch sei es zu Exportproblemen gekommen,
die Erlöse hätten die Unkosten einfach nicht mehr gedeckt. „Wir
haben binnen kürzester Zeit sehr viel draufgezahlt“, so Marina Herr,
die daran erinnerte, dass sämtliche Verpflichtungen ja unvermindert
weiterlaufen.
Was vielen
Bauern letztlich das Genick bricht, wie es der stellvertretende
Kronach Kreisobmann Klaus Siegelin, ebenfalls Ferkelerzeuger,
ausdrückte, seien die hohen Kosten für immer neue Auflagen. Die
aktuellen Beschlüsse sehen einen tierwohlgerechteren Umbau
bestehender Ställe vor. Viele Änderungen müssten sofort umgesetzt
werden, doch der Mehraufwand könne nicht auf den Verbraucher
umgelegt werden. „Unterm Strich verdienen wir ja nicht mehr“, so
Siegelin.
Wenig
Verständnis hat die Familie Herr für den Trend zum Strohschwein. Die
Gefahr, sich Keime in den Stall zu schleppen, sei gerade in Zeiten
von ASP enorm. Überhaupt habe Stroh immense Nachteile. Durch die
hohe Feuchtigkeit des Strohs sei der Spaltenboden wesentlich
hygienischer und auch der Arbeitsaufwand sei für den Landwirt viel
höher. Für Klaus Siegelin sind Strohschweine ein klarer Beleg dafür,
dass nicht etwa das Tierwohl, sondern eher ein gutes Gewissen
vermarktet werden soll.
Bild:
Stallgespräch
virtuell: Marina uns Reiner Herr führten durch ihrem
Ferkelerzeugerbetrieb bei Küps im Landkreis Kronach.
Mehr Holz, weniger
Geld / Waldbauernvereinigung Bayreuth: Borkenkäfer sorgte für
historisch niedrige Erlöse
Bayreuth.
Auf den ersten Blick klingt die Bilanz gut: Rund 28300 Festmeter
Holz hat die Waldbauernvereinigung Bayreuth im zurückliegenden Jahr
im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet, das ist deutlich mehr, als
noch im Jahr zuvor (rund 22800 Festmeter). Das allerdings ist nur
die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit kommt die Zahl einem Einbruch
gleich. Schuld daran ist der Borkenkäfer, der 2020 wie lange nicht
mehr sein Unwesen getrieben hat. Der Preis pro Festmeter Käferholz
fiel auf etwa 25 Euro, der eine oder andere Waldbesitzer hat
aufgrund schlechterer Qualitäten im Schnitt nur mehr 18 Euro
bekommen, was einem historisch niedrigem Niveau gleichkommt, so dass
viele Waldbesitzer letztlich draufzahlen mussten.
„Die
Situation war wirklich dramatisch“, sagt Hans Schirmer, Vorsitzender
der WBV Bayreuth. Bei derartigen Preisen komme einfach nichts mehr
raus. Viele Waldbesitzer hätten bereits aufgegeben, andere würden
das Käferholz einfach stehen lassen, obwohl sie eigentlich dazu
verpflichtet sind, Käferholz zu beseitigen. Schirmer: „Mich wundert
es nicht, wenn der Waldbesitzer sagt, ich bin nicht mehr bereit,
Arbeit und Geld in Aufforstung zu investieren.“
Wenig
entschädigen konnten dabei staatlichen Zuschüsse für die schnelle
Abfuhr und Außerwaldbringung von Käferholz. Die Sägewerke seien gar
nicht nachgekommen, sagt Schirmer, außerdem seien Lohnunternehmer
für den Einschlag und Transport des Holzes aus dem Wald auf Wochen
ausgebucht gewesen. Entstandene Nebenkosten für die angemieteten
Sammellagerplätze konnten durch die Fördergelder oftmals nicht
gedeckt werden. Die Waldbauern würden sich deshalb auch wünschen,
dass Bedingungen für die Auszahlung von Fördermitteln
praxistauglicher ausgestaltet werden.
Im
Mittelpunkt der Arbeit der WBV Bayreuth stand vor allem zum
Jahresende hin die Durchführung des Verfahrens für die
Bundeswaldprämie. Vor allem im November und Dezember habe es pro Tag
immer so um die 50 Anrufe in Sachen Waldprämie gegeben, erinnert
sich Geschäftsführer Gerhard Potzel. Letztlich seien bislang rund
400 Anträge gestellt worden. Es sei zwar gut, dass der Staat den
Wald mit einer Prämie von 100 Euro pro Hektar unterstützt, sagt
Vorsitzender Schirmer. Allerdings gelte dies nur für Wald, der nach
PEFC-Standards für nachhaltige Waldbewirtschaftung zertifiziert ist.
Alle anderen Waldbesitzer, die ebenfalls ordentlich wirtschaften,
sich aber nicht binden wollen, blieben auf der Strecke.
Zum
Kerngeschäft der WBV gehört auch die Vermittlung von zuletzt über
36000 Pflanzen im zurückliegenden Jahr, was zeige, dass wieder
aufgeforstet wird. Auch die Vermittlung von Equipment wie
Zaunmaterial oder Schutzhüllen sowie die Sammelbestellungen von
Diesel und Schmierstoffe seien wieder gut angenommen worden.
Trotz der
Umstände blickt die WBV Bayreuth optimistisch in die Zukunft. Grund
dafür ist, dass sich die Preissituation mittlerweile wieder
verbessert habe. Aktuell würden für den Festmeter Käferholz im
Schnitt zwischen 35 und 40 Euro gezahlt. Die Tendenz steigt, die
Nachfrage ist gut, so Geschäftsführer Potzel. Optimistisch stimmt
ihn auch, dass Holz als Baustoff immer mehr benötigt werde. Dazu
kommt, dass Säger aus grenznahen Gebieten aufgrund der
Corona-Situation auf Holzlieferungen aus Tschechien verzichten
müssen.
Die WBV
Bayreuth hat aktuell rund 1579 Mitglieder mit einer Gesamtfläche von
8340 Hektar Wald, was einem Zuwachs von 46 Mitgliedern und 572
Hektar gegenüber dem Vorjahr entspricht. Aufgrund des
Generationenwechsels werde immer mehr Wald vererbt und damit
zersplittert. So gebe es immer mehr Kleinwaldbesitzer.
Bild:
Trotz Corona konnte die Waldbauernvereinigung Bayreuth auch 2020
einige Pflanzenschulungen durchführen.
Käfer und Corona ließ
Holzpreise einbrechen / Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz beklagt
Einbruch bei der Abnahme von Hackschnitzeln
Betzenstein.
„Es hätte schlimmer kommen können“, sagt Werner Lautner, erster
Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz. Trotz Corona und
trotz Käfer stehe die FBG gar nicht so schlecht da. Trotzdem mache
der Lockdown den Waldbauern gewaltig zu schaffen.
Die FBG
vermittelt für ihre Mitglieder unter anderem die Holzhackschnitzel
für die Heizwerke des Cabriosol-Bades in Pegnitz und der Raststätte
Pegnitz entlang der Bundesautobahn A9. Allein beim Cabriosol seien
es dabei im vergangenen Jahr über zwei Drittel weniger gewesen, als
im Jahr zuvor. Lautner berichtet von rund 3500 Schüttraummetern
Hackschnitzel noch in 2019. Im Corona-Jahr 2020 seien es höchstens
noch 1000 Schüttraummeter gewesen. Gleiches gelte für die Tank und
Rast, nachdem Gastronomie und Motels seit Monaten geschlossen sind.
„Da ist uns richtig was weggebrochen“, so Lautner.
Ein wenig
ausgeglichen werden konnte der Wegfall durch die Lieferungen an die
Klinik Hohe Warte in Bayreuth. Dort konnte die Liefermenge aufgrund
einer baulichen Erweiterung auf rund 4000 Schüttraummeter sogar
leicht gesteigert werden. Gut läuft auch die Belieferung der
Heizanlage Kellerberg der Wohnungsgenossenschaft Pegnitz, die durch
die Naturwärme Pegnitz versorgt wird. Das alles könne aber nicht
darüber hinwegtäuschen, dass die Lagerhalle in Neudorf derzeit mit
rund 4500 Schüttraummeter komplett voll ist.
Trotzdem
würde sich der Vorsitzende mehr Unterstützung für die Waldbesitzer
von Seiten der Politik wünschen, beispielsweise dann, wenn
Modernisierungen anstehen. Bei jedem Einschlag fallen etwa 20
Prozent Fällholz an, das zu Hackschnitzeln verarbeitet wird. Dort,
wo es Sinn macht, wo also keine großen Leitungsnetze möglich sind,
wäre die Umstellung auf regenerative Energien statt Öl oder Gas eine
große Hilfe. Vor allem Kommunen seien gefragt, etwa bei Schulen,
Krankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen.
Nicht nur
wegen Corona, auch wegen des Borkenkäfers war der Holzpreis im
zurückliegenden Jahr komplett eingebrochen. Meist seien nicht einmal
mehr die Kosten der Aufarbeitung gedeckt gewesen, so der forstliche
Mitarbeiter Stefan Failner. Die gesamte Holzvermarktung der FBG
Pegnitz war im zurückliegenden Jahr von gut 15000 auf rund 13000
Festmetern gesunken.
Allerdings
hätten sich zum ersten Quartal 2021 erstmals wieder nennenswerte
Preissteigerungen eingestellt. Aktuell liegen die Preise laut den
Zahlen der FBG bei der Fichte bei 50 bis 66 Euro pro Festmeter, für
Käferholz wird 30 bis 35 Euro bezahlt. Weiterhin nur sehr mäßig
nachgefragt wird die Kiefer, die preislich bei rund 45 Euro pro
Festmeter liegt.
Im Büro
der FBG in Betzenstein waren die Verantwortlichen 2020 hauptsächlich
mit der Bundeswaldprämie beschäftigt. Alle etwa 1500 Waldbesitzer,
die Mitglieder sind und mehr als ein Hektar Wald haben, seien
angeschrieben worden, etwa die Hälfte davon habe sich
zurückgemeldet, um in einem, zugegeben recht umständlichen Verfahren
die Prämie in Höhe von 100 Euro pro Hektar zu bekommen. Vorsitzender
Lautner spricht von einem hohen Verwaltungsaufwand und von viel
Bürokratie. Allerdings habe sich die Prämie für viele Waldbesitzer
auch wirklich ausbezahlt.
Die FBG
Pegnitz hat aktuell 1676 Mitglieder mit einer Waldfläche von
zusammen 11760 Hektar. Die Zahlen entsprechen einer leichten
Steigerung um 31 Mitglieder und rund 1000 Hektar gegenüber dem
Vorjahr.
Bild:
Vorsitzender
Werner Lautner begutachtet die Holzhackschnitzel, von denen die
Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz derzeit rund 4500 Schüttraummeter
in der Halle in Neudorf bei Pegnitz zwischenlagert.
„Sachlichkeit und
Fachlichkeit bleiben auf der Strecke“ / Digitale
BBV-Kreisversammlung in Kulmbach: Frust sitzt bei Landwirten tief
Kulmbach.
Von einem echten Sorgenjahr für die Landwirtschaft hat
BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der ersten digitalen
Kreisversammlung gesprochen. Dabei war und ist es nicht nur die
Corona-Pandemie, die den Bauern zu schaffen macht, sondern auch
viele andere Dinge machen ihnen das Leben schwer. Als Beispiele
nannte der Kreisobmann die Verschärfung von Dünge- und
Nutztierhalteverordnung, die Afrikanische Schweinepest, die
Diskussionen um die Neuausrichtung der gemeinsamen europäischen
Agrarpolitik, die Beratungen um die Insektenschutzverordnung, der
Preisverfall auf dem Schweinemarkt oder die Diskussion um erste
große Wolfsrisse in Oberfranken.
Besondere
Zeiten erforderten besondere Maßnahmen, sagte Löwinger. Er sprach
von schmerzhaften Einschnitten auf vielen Gebieten. „Nichts ist mehr
so, wie es einmal war.“ Trotz allem: die Arbeit geht für die Bauern
auch im Kulmbacher Land weiter. Die Politik habe die Landwirtschaft
als systemrelevant eingestuft, doch trotzdem setze die Politik
derzeit „ohne Skrupel“ Maßnahmen durch, die auf viele Bauern wie
Nadelstiche wirken. „So geht man nicht mit systemrelevanten Gruppen
um“, schimpfe der Kreisobmann. Fachlichkeit und Sachlichkeit blieben
auf der Strecke, draußen herrsche großer Frust, und das bei weitem
nicht nur wegen Corona.
Die
Landwirtschaft habe in den zurückliegenden Jahren große Leistungen
vollbracht, doch jetzt habe man mit Gesetzen und Verordnungen jeden
Bezug zur Realität verloren. „Die Planwirtschaft haben wir im Osten
abgeschafft, unter dem Deckmantel der Demokratie bauen wir sie
gerade wieder auf“, fand Löwinger deutliche Worte.
BBV-Generalsekretär Georg Wimmer bestätigte: „Der Frust sitzt tief.“
Er rief die Bauern dazu auf, sich gemeinsam dagegen zu stemmen und
in die Zukunft zu blicken. Denn trotz Pandemie gehe auch die
politische Arbeit weiter. Am Beispiel der Ausgestaltung einer neuen
europäischen Agrarpolitik machte Wimmer deutlich, dass gerade der
Bauernverband in Hintergrundgesprächen schon vieles erreicht habe.
Es laufe unwahrscheinlich viel hinter den Kulissen, das sei eine
wahre Sissiphus-Arbeit, sagte er. Dabei konnte sich Wimmer einen
Seitenhieb auf den Zusammenschluss „Land schafft Verbindung“ nicht
verkneifen: „Es läuft eben nicht alles nur durch Schlepperfahren.“
Nicht so
ohne weiteres stehen ließ der Generalsekretär die Kritik an der
„Bauernmilliarde“. Die Probleme mit der Düngeverordnung seien damit
freilich nicht gelöst und Auflagen und Bürokratie könne man damit
auch nicht regeln, doch kämen im ersten Antragsfenster bei den
baulichen Anlagen 53 Prozent und bei den Maschinen immerhin 41
Prozent der Antragssteller aus Bayern. „Wir sind schon froh, dass es
immer noch so viele Landwirte im Freistaat gibt, die investieren
wollen“, so Wimmer.
Einmal
mehr forderte der Generalsekretär, die Marktmacht des
Lebensmitteleinzelhandels einzudämmen und kritisierte die
UTP-Richtlinien zur Eindämmung unlauterer Handelspraktiken. Der
Lebensmitteleinzelhandel versuche, sich mit aller Macht, davon zu
stehen, die Zeche zahle am Ende der Landwirt. Das könne nicht sein,
so Wimmer. Er sprach sich dafür aus, das Verramschen von
Lebensmitteln endlich zu verbieten. „Die Zeit ist reif dafür“, so
der Generalsekretär.
Auch zum Thema
Wolf nahm Wimmer Stellung. Die Wolfsrisse bei Betzenstein im
Landkreis Bayreuth dominieren seit Tagen die öffentliche Diskussion
in Oberfranken. „Wir brauchen ein Umdenken, der Wolf gehört ins
Jagdrecht“, sagte der Generalsekretär und sprach sich klar für eine
schnelle Entnahme aus. Wolf und Weidehaltung werde es parallel nicht
geben können, so Wimmer, auch wenn Umweltverbände immer wieder
massiv für den Wolf werben.
Ursachen statt
Symptome bekämpfen / Ortstermin an dem von Wolfsrissen geplagten
Wildgehegen in Betzenstein
Betzenstein.
In einem Wildgehege in Illafeld bei Betzenstein waren 18 gerissene
Tiere gefunden worden, in einem Gehege im nur zwei Kilometer
entfernten Riegelstein sieben tote Tiere. Experten sind sich sicher,
dass das Damwild einem oder mehreren Wölfen zum Opfer gefallen ist.
Bei dem Vorfall waren allen Tieren die Kehlen durchgebissen worden.
Einer der Kadaver in Illafeld zeige zudem ein für Wölfe typisches
Fraßbild. Wie viele Wölfe in das Wildgehege eingedrungen waren,
könne derzeit noch nicht gesagt werden, heißt es. Zwar sei der Zaun
an einer Stelle untergraben worden, über die Anzahl der
eingedrungenen Tiere lasse das aber keine Rückschlüsse zu.
Zusammen
mit den betroffenen Landwirten Christian Leißner aus Riegelstein und
Hans Ertel aus Illafeld traf sich die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer jetzt zu einem Ortstermin an den beiden Gehegen. Mit
dabei waren auch der Landwirt, ehemalische oberbayerische
BBV-Präsident und frühere Abgeordnete Max Weichenrieder sowie der
Betzensteiner Bürgermeister Claus Meyer. Dabei wurde klar, die Scheu
der Tiere wird immer geringer. Eine Aufrüstung des ohnehin schon
vorhandenen Elektrozauns sei unter anderem deshalb finanziell so
kostspielig, weil ein 20 Zentimeter tiefer Untergrabenschutz
notwendig sei.
Der
südlichste Zipfel des Bayreuther Landkreises sei ein immens
gefährdetes Gebiet, sagte die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer.
Bayern sei ein dicht besiedeltes Land, in dem die zunehmende
Wolfspopulation keinen Platz habe. „Wer die von der Gesellschaft
erwünschte Weidehaltung auch in Zukunft gesichert sehen will, der
muss sich von der Illusion des friedlichen Zusammenlebens mit dem
Wolf verabschieden“, so die Abgeordnete. Ansonsten sehe sie die
Gefahr, dass es der Wolf jeden Tag wieder versucht. Ein kompletter
Schutz durch Umzäunungen scheine schon aus finanziellen Gründen für
viele kleinere aber auch größere Viehhalter aus.
Schon
allein die Tatsache, dass der Wolf nun ein zweites Mal im selben
Umfeld zugeschlagen hat, beweise ihr die Notwendigkeit einer raschen
Handlungsanweisung durch das zuständige Landesamt für Umwelt, das
dem Umweltministerium unterstellt ist. Umweltminister Thorsten
Glauber habe die Möglichkeit bei besonderer Auffälligkeit des Wolfes
eine Entnahme anzuordnen. „Ich erwarte, dass der Umweltminister
umgehend reagiert, bevor es zu weiteren Vorfällen kommt“, so
Brendel-Fischer. Es könne nicht angehen, dass man nur die Symptome,
aber nicht die Ursachen bekämpft. „Ohne Bestandsminimierung und ohne
Eingriffe wird es ohnehin nicht gehen“, sagte Max Weichenrieder. Er
sah die Zukunft der Weidehaltung generell in Gefahr.
Auch ob
die Tiere aus dem Rudel des nahe gelegenen Veldensteiner Forsts
stammen, könne erst nach Auswertung der DNA-Proben sicher gesagt
werden. Ob es sich überhaupt um einen Wolf handelte, soll die
obligatorische Wolfsbeprobung zeigen, wobei Christian Leißner
beklagte, dass er auf das Ergebnis „zwischen sieben und 30 Tagen“
warten müsse.
Dass ein
Tier alleine eine derart große Anzahl an Wild reißt, halten
Wildtierexperten für durchaus möglich. Während sich der Wolf in
freier Wildbahn mit dem schwächsten Tier einer Gruppe zufrieden gibt
und dieses nach dem Reißen in Ruhe auffrisst, gleiche ein Wildgehege
einem gedeckten Tisch, da es das Wild an der Flucht hindere. Schon
vor Jahren hatten sich Wölfe im Veldensteiner Forst angesiedelt.
Jetzt hätten sie offenbar bemerkt, dass sich das Wild in Gattern
leichter jagen lasse, als in freier Wildbahn.
Bild:
Ortstermin in
Riegelstein: Dieses Wildgehege war vor wenigen Tagen aller
Wahrscheinlichkeit nach Ziel einer Wolfsattacke.
Ämterreform: Keine
Änderung für Landwirte vor Ort / Erster Bayreuther Online-Bauerntag
– Ärger über den Wolf im Landkreis
Bayreuth.
Keine Brotzeit, kein Landfrauenchor, keine Geselligkeit: der
momentanen Zeit entsprechend fand der Bayreuther Bauerntag in diesem
Jahr erstmals online statt. Zur besten Zeit waren es bis zu 84
Teilnehmer, die sich zugeschaltet hatten. Damit sei fast schon die
Zahl erreicht worden, die einer Präsenzveranstaltung entspricht,
freute sich Kreisobmann Karl Lappe.
Im
Mittelpunkt stand die Vorstellung von Landrat Florian Wiedemann
(Freie Wähler), der seit den Kommunalwahlen im zurückliegenden Jahr
an der Spitze des Bayreuther Landkreises steht. Eines der zentralen
Themen in der Diskussion war allerdings die Zukunft des Grünen
Zentrums in Bayreuth. „Wie geht es weiter mit dem Amt und mit den
Schulen in Bayreuth“, wollte Hans Engelbrecht aus Weidenberg wissen.
Bei der
letzten Ämterreform wurde Bayreuth mit Münchberg im Landkreis Hof
zusammengelegt. „Nun stehen wir im Konkurrenzkampf der
Schulstandorte“, sagte Engelbrecht und erwartete klare Worte vom
Landrat, immerhin sei der Landkreis Sachaufwandsträger der Schulen.
Landrat Wiedemann antwortete prompt und rief alle Beteiligten auf,
„an einem Strang zu ziehen, damit uns nichts weggenommen wird“.
Entwarnung
konnte Amtschef Georg Dumpert aus Bayreuth geben. „Für die Landwirte
wird sich wenig ändern“, sagte er. Sämtliche Ansprechpartner vor Ort
sollen bleiben. Insgesamt komme das neue Amt Bayreuth-Münchberg auf
rund 150 Beschäftigte. Neu in Bayreuth werde das Sachgebiet
Nutztierhaltung sein. Darüber hinaus werde jedes relevante Thema wie
bisher auch an jedem Standort angeboten. Dumpert bekräftigte, dass
auch die Schulen zusammengelegt werden. Es soll jeweils ein Jahrgang
abwechselnd in Bayreuth und in Münchberg starten. Voraussetzung
dafür ist, wie bisher auch, die Mindestanzahl von 16 Teilnehmern.
Unverändert bestehen bleiben soll die Hauswirtschaftsschule.
Während
das Bamberger Amt unangetastet bleibt und für Forchheim mit
zuständig ist, werden Coburg und Kulmbach zu einem Amt
zusammengelegt, das auch für Kronach und Lichtenfels mit zuständig
ist. Das Bayreuther Amt kommt mit dem Hofer Amt in Münchberg
zusammen und wird außerdem auch für den Landkreis Wunsiedel mit
zuständig sein.
Ein
weiteres Thema, das den Bauern im Bayreuther Land auf den Nägeln
brannte, war das Auftauchen des Wolfes. Bei Betzenstein seien
bereits erste Nutztiere im Landkreis gerissen worden, sagte
Kreisobmann Karl Lappe. „Müssen in einem derart dichtbesiedelten und
bevölkerungsstarken Land wie Deutschland Wölfe wirklich sein?“,
wollte der Kreisobmann wissen. Mit dem Wolf seien in jedem Fall
Risiken verbinden, so die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer.
Gerade in den zurückliegenden Monaten hätten sich Schadensbestände
erhöht. Die Abgeordnete kritisierte die Doppelmoral der
Gesellschaft, die einerseits die Weidehaltung möchte, andererseits
sich aber auch für den Wolf ausspreche. Brendel-Fischer
befürwortete, den Schutzstatus zu reduzieren. Heftiger Gegenwind
komme aber von Naturschutzverbänden wie dem NABU, der offen
bedauere, dass es nicht noch mehr Wölfe gibt.
Landrat
Wiedemann hatte zuvor in seinem Referat an Verbraucher und
Agrarwirtschaft appelliert, sich mehr aufeinander zuzubewegen und
sich gegenseitig zu respektieren. Um regional erzeugten
Lebensmitteln noch mehr Wertschätzung zukommen zu lassen, habe die
Bayerische Staatsregierung acht Modellregionen für die Belieferung
von Kantinen mit regionalen Lebensmitteln ins Leben gerufen.
Zusammen mit der Stadt Bayreuth und dem Landkreis Wunsiedel gehöre
auch der Landkreis Bayreuth dazu.
Aufseß.
Die Stimmung bei den Landwirten ist schlecht. „Viele Bauern sind
frustriert und verunsichert und wissen nicht, wie es weitergehen
soll“, sagt Manuel Appel, Geschäftsführer des Maschinenrings
Fränkische Schweiz mit Sitz in Aufseß. Dabei stehe nicht nur die
Düngeverordnung im Zentrum der Kritik, sondern vor allem die
ausufernde Bürokratie durch immer neue Dokumentationspflichten. Beim
Maschinenring bekommen Appel und seine Mitstreiter den Ärger der
Bauern derzeit immer wieder zu spüren.
Für 2020
kann der Maschinenring Fränkische Schweiz trotz Corona eine gute
Bilanz vorweisen. Nach den Worten des Geschäftsführers wurde der
Verrechnungswert geringfügig auf drei Millionen Euro gesteigert, den
weitaus größten Teil davon macht die Vermittlung von Maschinen aus.
Hauptumsatzträger sind dabei die Bereiche Futterernte und
Körnerernte, wobei der Sektor Gülleausbringung aufgrund der immer
komplexer werdenden Technik ebenfalls stark angestiegen ist.
Zuwächse
konnte Appel auch im Bereich der sozialen Betriebshilfe verzeichnen,
was hauptsächlich über die hauptberuflichen Mitarbeiter abgedeckt
werden konnte. Für den Maschinenring Fränkische Schweiz waren 2020
zwischen zehn und zwölf nebenberufliche und vier hauptberufliche
Betriebshelfer tätig. Der Rest wird über die Kräfte der MR
Oberfranken Mitte GmbH abgedeckt. Dazu gehören neben dem
Maschinenring Fränkische Schweiz auch die Ringe Bayreuth-Pegnitz
sowie Kulmbach. Unverändert geblieben ist 2020 die Mitgliederzahl
bei 782.
„Im
Vergleich zu anderen Branchen haben wir durch Corona relativ wenige
Einschränkungen hinnehmen müssen“, so Appel. So sei die
Geschäftsstelle durchgehend besetzt und für die Mitglieder zumindest
telefonisch stets erreichbar gewesen. Das sei auch wichtig, denn
Manuel Appel stellte durchaus einen höheren Beratungsbedarf,
beispielsweise aufgrund der neuen Düngeverordnung fest. Viele Bauern
seien stark verunsichert, mit dem Maschinenring hätten sie stets
einen kompetenten Ansprechpartner.
Für das
laufende Jahr planen die Verantwortlichen unter anderem eine
Erweiterung des Wärmenetzes in Hollfeld. Dort hat der Maschinenring
die Geschäftsführung für das Heizwerk und die Biogasanlage. Nicht
nur fortgesetzt, sondern auch ausgebaut werden sollen die
Geschäftsfelder unter dem Dach der MR Oberfranken-Mitte GmbH. Dazu
gehören die chemiefreie Unkrautbekämpfung sowie die Bekämpfung des
Eichenprozessionsspinners mit der bewährten Heißwassermethode, der
Einsatz gegen den Maiszünsler sowie die Verstärkung des eigenen
Klauenpflegetrupps.
Der
Maschinenring Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt
dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise
erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören
vier Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum
Landkreis Forchheim. Manuel Appel begründet dies mit der Historie
des Rings, die auf den ehemaligen Landkreis Ebermannstadt
zurückgeht, der während der Gebietsreform in den 1970er Jahren auf
Bamberg, Bayreuth und Forchheim aufgeteilt wurde. Deshalb kann der
Maschinenring Fränkische Schweiz auch 2022 bereits sein 60-jähriges
Bestehen feiern. „Hoffentlich wieder unter normalen Umständen“, sagt
der Geschäftsführer. Das Jubiläum bezieht sich auf die Gründung der
beiden „Ur-Ringe“ in Ebermannstadt und Hollfeld.
Bild:
Gute Bilanz trotz Corona: Manuel Appel, Geschäftsführer des
Maschinenrings Fränkische Schweiz.
Maschinenring
Münchberg stemmt sich erfolgreich gegen den Trend / Deutlicher
Anstieg bei Betriebshilfe und Maschinenvermittlung
Ahornberg.
Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung hat sich
im Corona-Jahr 2020 erfolgreich gegen den Trend gestemmt. „Der
Verrechnungswert des Vorjahres wurde um rund elf Prozent übertroffen
und stieg von knapp 3,9 auf über 4,3 Millionen Euro an“, sagt
Geschäftsführer Patrick Heerdegen, der von einem „wirklich tollen
Ergebnis“ spricht. Man könne sich über die wirtschaftliche Lage
nicht beklagen, „bei uns läuft es richtig gut“.
„Wir sind
da, wir waren immer da und wir wollen immer da sein“, so der
Vorsitzende Siegfried Hüttner. Trotz der positiven Zahlen bedauert
er sehr, dass die Nähe zu den Mitgliedern derzeit nicht stattfinden
kann. Allerdings gibt sich der Vorstand vorsichtig optimistisch,
dass eventuell im Sommer doch noch eine Mitgliederversammlung,
vielleicht sogar im Open-Air-Modus, also unter freiem Himmel,
stattfinden kann.
Der
Anstieg beim Verrechnungswert stützt sich in erster Linie auf die
Maschinenvermittlung in den Bereichen Futterbau und Strohernte (von
873000 auf 905000 Euro) sowie Schlepper und Transporte (von 448000
auf 703000 Euro). Aber auch die klassische soziale Betriebshilfe
konnte gesteigert werden, von 221000 auf 300000 Euro).
„Es war
immer unser Anliegen, Kräfte zu reaktivieren und den Leuten eine
Zusatzperspektive zu geben“, sagt Geschäftsführer Heerdegen, der
etwa in der Landwirtschaftsschule auch schon mal aktiv für den
Maschinenring geworben hat. Derzeit sind für den Maschinenring
Münchberg drei selbstangestellte hauptberufliche Kräfte, vier
weitere, die über den evangelischen Betriebs- und
Dorfhelferinnendienst am Hesselberg beschäftigt sind, drei
selbstständige sowie 35 nebenberufliche Kräfte tätig.
Heerdegen
sagte aber auch, dass es bei der Betriebshilfe momentan einen
starken Einbruch gebe. Operationen würden aufgeschoben,
Rehabilitationsmaßnahmen und Kuren fänden nicht statt, so dass die
soziale Betriebshilfe nur dann benötigt wird, wenn es auf den Höfen
zu schweren Unfällen oder gar zu Todesfällen kommt. Ganz ausfallen
lassen musste der Maschinenring im zurückliegenden Jahr auch
sämtliche Fortbildungsveranstaltungen sowie den Praxistag, ob es
heuer einen geben wird, stehe derzeit noch nicht fest.
Wichtigstes Vorhaben für den Maschinenring ist im laufenden Jahr der
Umzug von der bisherigen ehemaligen VR-Bank-Geschäftsstelle in
Ahornberg in das neue Grüne Zentrum Münchberg. „Wir streben einen
nahtlosen Übergang an“, sagt Heerdegen, gleichwohl stehe das genaue
Datum aufgrund von Verzögerungen an dem stattlichen Neubau noch
nicht fest.
Neu ist
für den Ring auch der Einstieg in den Bereich der MR
Personaldienste, einer Tochterfirma des Landesverbandes. Bereits
seit Anfang Februar ist mit Uwe Heckel ein eigener Standortleiter
vor Ort in der Geschäftsstelle tätig, der sich um
Personaldienstleistungen, Arbeitnehmerüberlassung und Arbeitsrecht
kümmert. „Unser Ziel ist es, unsere Leute in möglichst vielen
Bereichen einzusetzen.“
Zum
Maschinenring Münchberg gehört als gewerbliche Tochtergesellschaft
seit 2004 zusammen mit dem Ring in Wunsiedel die MR Hochfranken
GmbH. Auch hier habe die Arbeit im Corona-Jahr 2020 unverändert
fortgesetzt werden können, der Gesamtumsatz lag 2020 bei rund 1,8
Millionen Euro. Haupttätigkeitsfelder der MR Hochfranken GmbH sind
die Stromtrassenpflege, die Baumpflege sowie der Winterdienst.
Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung hat 910
Mitglieder, einer mehr als im zurückliegenden Jahr.
Bild:
Sie blicken
trotz Corona optimistisch in die Zukunft: Vorsitzender Siegfried
Hüttner (links) und Geschäftsführer Patrick Heerdegen vom
Maschinenring Münchberg und Umgebung.
Steigerungen trotz
Corona / Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel. Starker
Dienstleister im ländlichen Raum
Wunsiedel.
Im Fichtelgebirge geht die Arbeit des Maschinen- und
Betriebshilfsrings trotz der Corona-Pandemie unverändert weiter. Der
Gesamtverrechnungswert des Rings in Wunsiedel konnte im
zurückliegenden Jahr sogar leicht gesteigert werden, was sich im
Wesentlichen auf einen Anstieg bei der Maschinenvermittlung
zurückführen lässt. In der Betriebshilfe ging der Wert nur minimal
zurück. Abgesagt werden mussten allerdings zahlreiche
Präsenzveranstaltungen wie der Praxistag mit den Jungzüchtern, die
Betriebshelferfortbildungen oder das traditionelle Sommerfest mit
dem die Arbeit aller Beteiligten gewürdigt werden sollte, die
turnusgemäßen Neuwahlen stehen dagegen erst im kommenden Jahr an.
Nach den
Worten von Geschäftsführer Andreas Hager war der Verrechnungswert
bei der Betriebshilfe von gut 234000 auf knapp 226000 Euro
zurückgegangen. Mit knapp 164000 Euro entfiel dabei der weitaus
größte Teil auf die Sozialeinsätze, während die wirtschaftlichen
Einsätze rund 62000 Euro ausmachten. Für den Ring sind in Wunsiedel
18 nebenberufliche Kräfte tätig, vier weitere sind über den
Berufsverband und eine Kraft über den Evangelischen
Betriebshelferdienst Bayern (Hesselberg) beschäftigt.
Ein
leichtes Plus konnte der Maschinenring Wunsiedel bei der
Maschinenvermittlung verzeichnen. Hier war der Verrechnungswert im
abgelaufenen Jahr von rund 1,9 auf rund zwei Millionen angestiegen
wobei die Bereiche Futterbau, Düngung, Saat und Pflege im
Vordergrund standen. Zusammen mit den Geschäftsfeldern
Landschaftspflege, Hilfsmittel und Futter kommt der MR Wunsiedel für
2020 auf einen Gesamtverrechnungswert von 2,89 Millionen Euro
gegenüber 2,81 Millionen Euro im Vorjahr.
Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat aktuell 607
Mitglieder, eines mehr als im Vorjahr. „Damit sind ca. 95 Prozent
der aktiven Landwirte bei uns Mitglied“, sagt Geschäftsführer Hager.
Die ca. 95 Prozent bewirtschaften 22500 Hektar von insgesamt rund
23000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche im Landkreis.
Für
gewerbliche Dienstleistungen aller Art hat der Maschinenring
Wunsiedel zusammen mit dem Ring in Münchberg bereits 2004 die
Maschinenring Hochfranken GmbH als Tochtergesellschaft gegründet.
Auch hier habe die Arbeit im Corona-Jahr 2020 unverändert
fortgesetzt werden können, so Geschäftsführer Reinhard Rasp. Den
Gesamtumsatz der GmbH für 2020 bezifferte er auf rund 1,8 Millionen
Euro.
Hauptkunde
der Hochfranken GmbH ist der Netzbetreiber Bayernwerk, für den die
beteiligten Landwirte Trassenpflegemaßnahmen auf einer Länge von
zusammen 280 Kilometern durchführen. Im Zentrum steht außerdem der
Winterdienst mit einem Anteil von 60 Prozent am Gesamtumsatz, wobei
die GmbH größtenteils für Gewerbekunden tätig ist. In den
zurückliegenden Jahren hinzugekommen sind Hausmeisterdienste für die
Verbrauchermärkte in der Region.
Weitere
Betätigungsfelder im reichhaltigen Portfolio der Hochfranken GmbH
sind die Beteiligung an der Holzenergie Hochfranken GmbH (HEH), die
für die Wärmeversorgung des Gesundheitshotels in Weißenstadt, des
Hallenbades in Selb und des Schulzentrums in Hof zuständig ist. Eine
weitere Beteiligung besteht an der Gemeinschaft für Sportplatzpflege
im Landkreis Wunsiedel. Hinzu kommen Auftragsarbeiten im Bereich der
Landschaftspflege für den Naturpark Fichtelgebirge.
Bild:
Gute Zahlen
trotz Corona: die Spitze des Maschinen- und Betriebshilfsrings
Wunsiedel mit (von links) Reinhard Rasp (Geschäftsführer MR
Hochfranken GmbH), dem stellvertretenden Vorsitzenden Michael
Groschwitz, Vorsitzender Martin Goldschald und Geschäftsführer
Andreas Hager.
Kitzrettung,
Klauenpflege und Unkrautbekämpfung / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz
verzeichnet Corona-bedingten Rückgang bei der Betriebshilfe
Bayreuth.
Natürlich hat die Corona-Pandemie die Arbeit der Maschinenringe im
zurückliegenden Jahr stark beeinflusst. „Trotzdem,
Abrechnungsservice, Futtervermittlung, Maschinenvermittlung und
Maschinenverleih laufen unverändert weiter“, so Geschäftsführer
Johannes Scherm vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz. Auch die
Geschäftsstelle in Bayreuth sei durchgehend besetzt gewesen und habe
nicht geschlossen werden müssen. Der Besucherverkehr sei freilich
auf ein Mindestmaß reduziert worden.
Was stark
zurückgegangen ist, sind die Zahlen der Betriebshilfe. „Wir haben
rund 20 Prozent weniger Einsatzstunden zu verzeichnen, weil eben
auch weniger Reha-Maßnahmen oder Operationen stattgefunden haben“,
so Scherm. Wichtig für den Maschinenring: Die Betriebshilfe läuft
auch in Corona-bedingten Einsätzen unter Einhaltung strikter
Hygienemaßnahmen weiter.
Um vor
allem die soziale Betriebshilfe zukunftsfest zu machen, sei die
Möglichkeit der Festanstellung in 2020 sogar weiter ausgebaut
worden. Die Arbeit in der Betriebshilfe habe sich deutlich von der
Neben- zur Haupttätigkeit verlagert, wobei der Maschinenring
Bayreuth-Pegnitz die Mitarbeiter seit 2018 selbst anstellen und mit
der landwirtschaftlichen Sozialversicherung selbst abrechnen kann.
In
absoluten Zahlen ist die Betriebshilfe von 38500 auf 35900 Stunden
zurückgegangen. Die wirtschaftliche Betriebshilfe macht davon 15800
Stunden, die soziale Betriebshilfe 20100 Stunden aus. Den gesamten
Verrechnungswert beziffert der Maschinenring auf 7,23 Millionen Euro
(Vorjahr 7,57 Millionen Euro). Die Anzahl der Mitglieder war
ebenfalls leicht rückläufig und verringerte sich um 42 auf 1290.
Trotz des
außergewöhnlichen Jahres hat der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz auch
2020 einige zukunftsweisende Projekte auf den Weg gebracht, die im
laufenden Jahr weiter ausgebaut werden sollen. Ein wichtiger Punkt
dabei ist die Wildtierrettung. Dazu wurde eine Zusammenarbeit mit
dem Verein Kitzrettung Oberfranken in die Wege geleitet. Hier geht
es um den Abbau von Barrieren und eine Zusammenarbeit zum Wohl der
Tiere“, erläuterte der zweite Vorsitzende Matthias Roder. Es gehe
dabei keinesfalls um militante Tierschützer, sondern vielmehr um das
Annehmen der Hilfe von Menschen, die sich ehrenamtlich zum Wohl der
Rehkitze engagieren. „Wir Landwirte freuen uns über jede
Unterstützung“, sagt Roder.
Weiter
ausgebaut werden soll auch die biologische Maiszünslerbekämpfung,
die der Maschinenring seit 2018 anbietet. Neu ist, dass diese Form
der Schädlingsbekämpfung über das Kulturlandschaftsprogramm jetzt
mit 50 Euro pro Hektar gefördert wird. „Die Nachfrage wird steigen“,
ist sich Geschäftsführer Scherm sicher, zumal der Maschinenring als
Marktführer in der biologischen Schädlingsbekämpfung gilt und die
günstigsten Konditionen anbietet.
Ebenfalls
erweitert werden soll im laufenden Jahr die eigene Heißwassertechnik
zur chemiefreien Unkrautbeseitigung und zur Bekämpfung des
Eichenprozessionsspinners. „Der Druck, Unkraut ohne chemische Keule
zu bekämpfen, wird gerade für unsere Hauptkunden, die Kommunen,
immer größer“, so Bernd Müller vom Maschinenring Oberfranken-Mitte,
zu dem die Ringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz gehören.
Deshalb soll in zusätzliche Technik investiert werden.
Ein
weiteres wichtiges Vorhaben, vor allem für die Milchviehhalter in
der Region, ist die Verstärkung des eigenen Klauenpflegetrupps. Seit
2017 ist der Maschinenring auf diesem Geschäftsfeld unterwegs, im
zurückliegenden Jahr wurde mit Sebastian Schmidt aus Schirradorf
eine zweite Kraft beschäftigt, die gerade zum staatlich gepflegten
Klauenpfleger ausgebildet wird. Hier gehe es nicht nur um eine
wichtige Dienstleistung für die Landwirte, sondern auch um eine
Verbesserung des Tierwohls, sind sich die verantwortlichen einig.
Alles in
allem werde es für den Maschinenring immer wichtiger, in eigene
Technik zu investieren, so Geschäftsführer Scherm. Darüber hinaus
suche der Ring auch immer wieder neue Kräfte zur Mitarbeit in allen
Bereichen. Allein der Zusammenschuss Oberfranken-Mitte beschäftigt
aktuell 23 Personen mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit
zwischen 30 und 35 Stunden, also nahezu in Vollzeit.
Bild:
So sieht der
Klauenpflegestand des Maschinenrings Oberfranken-Mitte aus.
Weniger Kühe, weniger
Umsatz / Rinderzuchtverband Oberfranken leidet unter negativen
Rahmenbedingungen
Bayreuth.
Für das zurückliegende Zuchtjahr muss der Rinderzuchtverband
Oberfranken erneut ein rückläufiges Ergebnis vermelden. Wie aus dem
jetzt vorgelegten Jahresbericht hervorgeht, sind die
Vermarktungszahlen um gut 1600 auf 30400 Tiere zurückgegangen, der
Umsatz verringerte sich um etwa eine Million Euro auf rund 14,9
Millionen Euro. Als wesentliche Ursachen dafür nennen der
Vorsitzende Georg Hollfelder aus Litzendorf im Landkreis Bamberg und
Zuchtleiter Markus Schricker die verminderten Kuhzahlen, niedrigere
Preise, das Wetter und die Corona-Krise. Das Geschäftsjahr des
Rinderzuchtverbandes ist nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Es
beginnt immer am 1. Oktober und endet am 30. September.
Der
Rückgang im Gesamtumsatz geht dem Bericht zufolge auf einen wiederum
gefallenen Preis bei den männlichen Nutzkälbern und auf die
geringeren Stückzahlen zurück. Die Kälbermärkte konnten trotz Corona
und ursprünglichem Verbot abgehalten werden, bei den Großviehmärkten
seien die Termine im März und April abgesagt worden, der Mai-Markt
habe dann wieder stattgefunden, allerdings ohne Zuchtbullen. Von den
ursprünglich zehn angesetzten Märkten hätten letztlich nur sieben in
gewohnter Weise stattfinden können. Die Bullen von den ausgefallenen
Märkten seien dann ab Stall ober per Telefonkonferenz vermarktet,
beziehungsweise versteigert worden.
Es gebe
wohl kaum einen Bereich, der nicht durch Covid 19 beeinflusst wurde
und beeinflusst wird, heißt es in dem Bericht. Durch Schließungen
der Gastronomie und Behinderungen beim Fleischexport sei auch der
Verzehr von Rindfleisch weiter zurückgegangen. Daneben habe es den
Schlacht- und Verarbeitungsbereich mit Schließungen und verringerten
Schlachtzahlen schwer getroffen. Als weitere Gründe für das
rückläufige Ergebnis gilt die anhaltende Trockenheit, aber auch die
zunehmende Ablehnung von Lebensmitteln tierischen Ursprungs durch
weite Teile der Bevölkerung.
Der
Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr
noch 1064 Mitgliedsbetriebe, 61 weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl
der Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls deutlich
gesunken, und zwar um 1544 auf nun 66255. Die Durchschnittsgröße der
Betriebe wird mit 62 Kühen angegeben (Vorjahr 60).
Während
diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die
Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, listet der
umfangreiche Jahresbericht traditionell auch die gesamte
Milchviehhaltung in Oberfranken auf. Hier sank die Zahl der
Milchkühe um 2700 auf 82921. Damit liege Oberfranken deutlich über
dem deutschen und bayerischen Trend, so Zuchtleiter Schricker.
Unverändert fortgesetzt hätten sich auch die Betriebsaufgaben.
Wieder 115 Betriebe weniger bedeute noch 1766 Milchviehhalter in
Oberfranken. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt statistisch
bei 48,5 Kühen pro Betrieb. Die meisten Milchkühe werden in den
Landkreisen Bayreuth und Hof gehalten, die wenigsten in den
Landkreisen Kronach, Forchheim und Lichtenfels.
Die Zahlen
seien ein Indiz dafür, dass die Investitionen in den
Milchviehbereich deutlich nachgelassen haben und die aufstockenden
Betriebe die Kuhzahl nicht konstant halten. Die Betriebsaufgaben
hätten sich fast ungebremst fortgesetzt und bei weitem nicht mehr
nur auf Betreibe unter 30 Kühe beschränkt. Die derzeitigen
Vorzeichen sprechen nach Ansicht des Rinderzuchtverbandes
Oberfranken eher dafür, dass sich diese Entwicklung noch
beschleunigt.
Bild:
Der
Strukturwandel in der Landwirtschaft geht weiter, das zeigt die
aktuelle Bilanz des oberfränkischen Rinderzuchtverbandes.
Starker
Strukturwandel, große Betriebe / Milcherzeugerring Oberfranken legte
Bilanz 2020 vor
Bayreuth.
Der Ausstieg aus der Milchviehhaltung geht weiter. Das geht aus dem
aktuellen Jahresbericht des Milcherzeugerrings Oberfranken hervor.
Demnach zeichnet sich auch in Zukunft ein relativ konstanter
Ausstieg ab.
Auf
ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren bewege sich auch heuer die
Anzahl der Betriebsaufgaben in Oberfranken, heißt es in dem Bericht.
Durch den Rückgang von insgesamt 93 Betrieben sei die Zahl der
Milchviehhalter nunmehr auf 1256 Betriebe gesunken. Auf fast
gleichem Niveau habe sich auch der Rückgang der Milchkühe belaufen.
Dem Bericht zufolge reduzierte sich der oberfränkische
Milchviehbestand um 2141 auf 73242 Kühe. Ein Zuwachs des Bestandes
bleibe bereits seit einigen Jahren aus.
Bayernweit
gibt es die meisten Milchkühe in Oberbayern mit über 31 Prozent des
gesamtbayerischen Bestandes, gefolgt von Schwaben (24 Prozent) und
der Oberpfalz (12 Prozent). Oberfranken liegt mit knapp acht Prozent
an vorletzter Stelle unter den sieben bayerischen
Regierungsbezirken. Ein ähnliches Bild ergibt sich der Statistik
zufolge bei den Milchviehhaltern. Auch hier steht Oberbayern mit
34,5 Prozent der Betriebe an der Spitze, gefolgt von Schwaben (23,2
Prozent) und Niederbayern (12,8 Prozent). Auch hier steht
Oberfranken mit 6,9 Prozent an vorletzter Stelle. Den letzten Platz
nimmt jeweils Unterfranken mit 2,4 Prozent der bayerischen Milchkühe
und 2,1 Prozent der Milchviehhalter ein.
An der
Spitze liegt Ober- und auch Mittelfranken dagegen bei der
durchschnittlichen Betriebsgröße. In beiden Regierungsbezirken kommt
man statistisch auf 58,3 Tiere pro Betrieb. Als Grund dafür wird
genannt, dass es sowohl in Ober- als auch in Mittelfranken bereits
einen starken Strukturwandel gegeben habe und sich deshalb auch dort
die größten Milchviehbetriebe befinden.
Als
überaus positiv wertet der Bericht die enormen Leistungssteigerungen
in den einzelnen Landkreisen. Ganz Oberfranken liege mit einer
Leistungssteigerung von 300 Kilogramm pro Kuh und Jahr im
bayerischen Schnitt mit ganz vorne. „Im Vergleich zum Vorjahr
konnten in allen Landkreisen hohe bis sehr hohe Leistungszuwächse in
den Herden erreicht werden“, heißt es in dem Bericht. Allen voran
steht der Landkreis Kronach mit einem satten Plus von 397 Kilogramm,
gefolgt von Hof mit 393 Kilogramm.
In diesem
Zusammenhang stellt Milcherzeugerring in seinem Jahresbericht auch
klar, dass eine hohe Milchleistung nicht mit negativem Tierwohl in
Verbindung zu bringen ist. Ganz im Gegenteil: wie die Zahlen zeigen,
steige die Herdenleistung mit der Betriebsgröße kontinuierlich an.
„Es ist wohl auch unbestritten, dass Tiere nur hohe Leistungen
hervorbringen können, wenn sie sich wohl fühlen.“
Größere
Unterschiede findet man in den einzelnen Landkreisen bei der
Herdengröße. So sind die größten Milchviehbetriebe im Landkreis
Bayreuth mit durchschnittlich 64 Kühen pro Betrieb zu finden. Als
zweiter Landkreis hat Coburg mit rechnerisch 60,7 Milchkühen die
60-Kuh-Marke überschritten.
Durchschnittlich stehen in den oberfränkischen Ställen 58,3
Milchkühe, bayernweit sind es nur 50,4 Kühe pro Betrieb. Zum
Stichtag 30. September 2020 standen exakt 72288 Milchkühe in 1179
Betrieben unter der Milchleistungsprüfung. Im Vorjahr waren es noch
74340, also über 2000 mehr.
Zukunft der naturnahen
Teichwirtschaft in Gefahr/ Oberfränkische Teichwirte beklagen
immense Biberschäden
Mitwitz.
Der Biber macht den oberfränkischen Teichwirten derzeit wieder
immens zu schaffen. „Alle Beteiligten müssen sich Gedanken machen,
wie wir mit dieser Problematik umgehen, wenn wir eine naturnahe
Teichwirtschaft auch in Zukunft aufrechterhalten wollen“, sagt
Christian Holoch, Betriebsleiter der forstlichen Güterverwaltung in
Mitwitz. (Landkreis Kronach) Holoch ist auch Beirat der
Teichgenossenschaft Oberfranken, er bewirtschaftet rund 30 Hektar
Gewässer rund um Mitwitz.
Dazu
gehört auch der Breitensee am Ortsrand des Markts Mitwitz, den
Holoch bereits seit 20 Jahren bewirtschaftet und der aufgrund seiner
Jahrhunderte alten Historie bereits als „Kulturgut Teich“
ausgezeichnet worden ist. Hier sind die Biberschäden auch für den
Laien deutlich zu sehen. „Wir haben seit einigen Jahren eine
komplette Population hier“, sagt Holoch und zeigt auf gut ein
Dutzend Zitterpappeln am Ufer, die der Biber schon gefällt hat und
die im Wasser liegen. Von den Stämmen unter der Wasseroberfläche
nagt der Biber dann die Rinde ab. Auf einer kleinen Insel ist die
riesige Biberburg zu sehen, die der Nager im zurückliegenden Sommer
gebaut hat.
Den
Teichwirten geht es freilich nicht um die Schäden an den Gehölzen,
sondern um die Dämme, die der Biber aufstaut und um die
unterirdischen Ausbuchtungen, die ringsum Wege untergraben und die
immer wieder große Schäden anrichten. In der Haftung ist der
Teichwirt, denn er hat eine Sicherungspflicht für den gesamten
Uferbereich. Doch wovon soll er teure Reparaturen bezahlen, etwas
dann, wenn aufwändige Baggerarbeiten notwendig werden? Die Erlöse
decken den Aufwand längst nicht mehr.
Ein
weiteres Problem ist, dass der Biber die Karpfen aus der Winterruhe
treibt. Die Fische leiden dann unter einem Energiemangelsyndrom,
erläutert Kay Kuhlen von der Fischereifachberatung des Bezirks
Oberfranken. Das bedeute, dass der Fisch dann im Frühjahr keine
Energie mehr besitzt und im weiteren Verlauf daran zu Grunde gehen
kann.
Sauer
stößt es den betroffenen Teichwirten auf, wenn die Situation von
Seite des Naturschutzes verharmlost wird. In den Naturschutzbehörden
sei vielerorts bereits ein Problembewusstsein entstanden, ganz im
Gegensatz zu den Naturschutzverbänden. Dort sei es oft noch nicht
klar, dass die seit Jahrhunderten gewachsene Teichwirtschaft ein
ebenso schützenswertes Gut sei.
Dabei ist
der Karpfen, der beispielsweise hier im Breitensee heranwächst, das
Bio-Lebensmittel schlechthin. Der Breitensee ist Bestandteil des
Naturschutzprogramms des Freistaates, die Fische fressen
ausschließlich Naturfutter. „Noch mehr Einklang mit der Natur ist
nicht möglich“, sagt Kay Kuhlen. „Wir wollen nützen und schützen“,
so Holoch. Das sei doch allemal besser, als wenn Fische künftig in
riesigen Bassins in Fabrikhallen heranwachsen müssen. Diese Form der
industriellen Erzeugung ist in Fernost schon längst an der
Tagesordnung.
Holoch
räumt auch offen ein, dass er keine Patentlösung parat hat. Sicher
ist nur, dass den Teichwirten mit dem Fischotter neues Ungemach ins
Haus steht. Wenn auch noch nicht am Breitensee, so ist der
Fischotter in ganz Oberfranken bereits verbreitet. Er ist deshalb so
gefürchtet, da er nicht nur ganze Teiche leer frisst, sondern sich
oft nur die „Filetstücke“ des Fisches, also die fett- und
eiweißreichen Innereien herauspickt und den restlichen Kadaver
liegen lässt. Einzäunen sei beispielsweise bei der Größe des
Breitensees unmöglich, auch das Einziehen von Stahlmatten komme viel
zu teuer und stehe in keinem Verhältnis.
Bilder:
1.Hier
hat der Biber schon sein Unwesen getrieben: Teichwirt Christian
Holoch zeigt eine gefällten Zitterpappeln am Ufer des Breitensees in
Mitwitz.
2. Auf
dieser kleinen Insel hat der Biber seine stattliche Burg gebaut.
„Wasserkraft soll die
Wirtschaftlichkeit entzogen werden“ / Anlagenbetreiber aus dem Raum
Bayreuth werfen Behörden Zerstörung von Existenzen vor
Döhlau.
Einst markierte sie den Beginn der Elektrifizierung, jetzt soll sie
vielerorts platt gemacht werden: die Kleine Wasserkraft. „Die
Betreiber werden mit Auflagen so sehr gegängelt, dass sie den
Forderungen nicht mehr nachkommen können und aufgeben müssen“, sagt
Reinhard Moosdorf aus Tüchersfeld von der Interessengemeinschaft
„Strom aus Wasserkraft“. Die Mitglieder sprechen einhellig von einer
„Zerstörung von Existenzen“ und vom „Kahlschlag in der
Gewässerökologie“. Dabei gibt es die Anlagen schon seit
Jahrhunderten und jetzt sollen sie plötzlich bedenklich für den
Fischbestand sein.
Doch um
den Fischartenschutz und die Durchgängigkeit für sämtliche Fische
gehe es nur vordergründig, sagen die Betreiber. In Wirklichkeit sei
die Wasserkraft einfach nicht gewünscht. Investitionen von 100000
bis 200000 Euro für den Einbau von Aufstiegshilfen seien von den
Betreibern einfach nicht leistbar. „Die Intention der Behörden ist
es, uns die Wirtschaftlichkeit zu entziehen oder zumindest in Frage
zu stellen“, so Norbert Hedler, Betreiber einer Wasserkraftanlage in
Mittlernhammer bei Warmensteinach im Fichtelgebirge.
Dabei wäre
die Wasserkraft vor dem Hintergrund der Energiewende ein wichtiger
Beitrag dazu, die Klimaproblematik in den Griff zu bekommen. „Wir
sprechen hier von einer sinnvollen Art der Energieerzeugung in
dezentralen Anlagen, die wir als Ergänzung unbedingt brauchen“ so
Reinhard Moosdorf. Energisch widerspricht er dem Argument, dass die
Wasserkraft nur etwa vier Prozent an der gesamten Stromerzeugung
ausmache. Das sei nur der in das öffentliche Netz eingespeiste
Strom. Man müsse mindestens noch einmal vier Prozent dazu rechnen,
wenn man den Strom zum Eigenverbrauch der Betreiber miteinbeziehe.
Die
Schuldigen sehen Reinhard Moosdorf und seine Mitstreiter unter
anderem beim Landratsamt Bayreuth und der zuständigen Fachbehörde,
das für den Landkreis Bayreuth zuständige Wasserwirtschaftsamt Hof.
Die vor rund einem Jahr aus einem Stammtisch hervorgegangene
Interessengemeinschaft vertritt die Inhaber und Betreiber von etwa
30 Wasserkraftanlagen in der Region. Die Gemeinschaft wirft den
Behörden fadenscheinige ökologische Begründungen vor, um die
Wasserkraft kaputt zu machen.
Waren es
vor 100 Jahren noch 23 Wasserkraftanlagen entlang der
Steinach im Landkreis Bayreuth seien es heute gerade einmal noch
neun Anlagen. Eine davon betreibt Müllermeister Konrad Switalski im
Weidenberger Ortsteil Döhlau. Seit dem Jahr 1398 existiere die Mühle
schon, seit 1954 befinde sie sich in Familienbesitz, sagt Switalski,
der im Nürnberger Land noch eine zweite Mühle besitzt, 15
Mitarbeiter beschäftigt und der hauptsächlich die Gastronomie mit
Weizen- und Roggenmehl beliefert.
Er würde
gerne statt des derzeitigen Schützenwehrs ein Klappenwehr einbauen,
um Hochwasserereignissen vorzubeugen, bei denen manchmal ganze
Baumstämme aus dem Fichtelgebirge angeschwemmt werden. Landratsamt
und Wasserwirtschaftsamt würden dies aber nur genehmigen wenn auch
ein Fischauf- und -abstieg realisiert wird. Laut Konrad Switalski
würde dies die veranschlagten Kosten von geschätzten 100000 Euro auf
etwa 300000 Euro verdreifachen und damit die gesamte Mühle in den
Ruin treiben.
Was den
oft ins Spiel gebrachten Fischreichtum angeht, so habe es vor 100
Jahren, also zu Zeiten der zehnfachen Zahl an Wasserkraftanlagen,
wesentlich mehr Arten und Individuen gegeben, als heute. Die wahren
Gründe für den Rückgang seien ganz woanders zu suchen, als bei den
Wasserkraftanlagen. Der Fischbestand gehe aufgrund der chemischen
Belastung vor allem durch Schwermetalle, aber auch durch den oft
unterschätzten Reifenabrieb allgemein zurück. „Doch der schwarze
Peter wird einfach auf die Wasserkraft geschoben“, so Reinhard
Moosdorf.
Darüber
hinaus seien die kleinen Bäche ohnehin nie ganz durchgängig gewesen.
Doch „Theoretiker und Ideologen“ wollten die Europäische
Wasserrahmenrichtlinie am liebsten bis ganz zur Quelle durchsetzen,
mutmaßt Norbert Hedler. Dabei seien die Wasserkraftanlagen gerade in
Trockenzeiten wichtig für den Fischbestand, weil die Staubereiche
vor den Anlagen wichtige Rückzugsmöglichkeiten für Bachforellen oder
Saiblinge bieten.
Bestes
Beispiel für die Vorwürfe der Anlagenbetreiber ist eine
Wasserkraftanlage, die der Speichersdorfer Landwirt Herbert Nickl in
Ranna, zwischen Auerbach und Pegnitz betrieben hat. Er wollte die
Anlage mit einer Jahreserzeugung von 110000 bis 120000
Kilowattstunden vor vier Jahren an einen Nachfolger übergeben, doch
der Freistaat hatte von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht.
Nun soll die seit dem 12. Jahrhundert bestehende Anlage trotz
bestehender Fischtreppe platt gemacht werden. Klagen dagegen wurden
bereits abgewiesen. Dabei hatte Umweltminister Thorsten Glauber
versprochen, unter seiner Leitung kein einziges Wasserkraftwerk
stillzulegen.
Bild:
Müllermeister
Konrad Switalski (links) und der Speichersdorfer Landwirt Herbert
Nickl in der Mühle im Weidenberger Ortsteil Döhlau.
Ökofranken in
Schwierigkeiten / Erzeugergemeinschaft verlangt hohe Rückforderungen
- Mitglieder sprechen von einem Skandal
Itzgrund.
Gegen den Erzeugerzusammenschluss Ökofranken werden von Mitgliedern
schwere Vorwürfe erhoben. Nachdem der Vermarktungspool seit dem Jahr
2017 nicht mehr aufgelöst worden sei, sollen weit über 100 Bauern
jeweils hohe fünfstellige Beträge zurückzahlen. Grund dafür sei die
schlechte Marktlage. Ökofranken eG. Ist ein Zusammenschluss mit rund
300 Mitgliedern für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte
in Oberfranken und angrenzenden Gebieten mit Sitz in Itzgrund
(Landkreis Coburg). Die Bauern müssen dabei keinem Anbauverband
angehören, sie können auch die nach niedrigeren Standards erzeigte
EU-Ökoware liefern.
Ein
Biobauer aus Oberfranken spricht von horrenden Rückforderungen, weil
der Vermarktungszusammenschluss gewaltig in die Roten Zahlen
gerutscht sei. Ihm liege eine entsprechende Liste von Landwirten
vor. „Die Situation ist äußerst verfahren“ so der Landwirt.
Abgerechnet werde nach einem Poolsystem, bei dem der Preis je nach
Vermarktungslage höher oder tiefer liegen kann. Allerdings sei
dieser Pool seit 2017 nicht mehr aufgelöst worden. „Das hätte längst
passieren müssen.“ Die Rückforderungen schwanken dabei je nach
Liefermenge gewaltig. Wer nur fünf Tonnen angeliefert hat, müsse nur
50 bis 100 Euro zurückzahlen, wer allerdings 1000 Tonnen und mehr
geliefert hat, bei dem würde es sich entsprechend summieren.
Die
schlechte Marktsituation nimmt der Biobauer dem Zusammenschluss
nicht ab. Er sieht vielmehr Versäumnisse in der Geschäftsführung.
Dort sei schlecht gewirtschaftet worden. „Die haben dermaßen
schlecht verkauft, das hätte man doch längst merken müssen.“ So sei
Bio-Roggen zuletzt beispielsweise für 15 Euro pro Doppelzentner
abgerechnet worden. Hätte er herkömmlichen Roggen ohne jeden
Qualitätsanspruch an Biogasanlagenbetreiber verkauft, hätte er mehr
bekommen.
Außerdem
könne man doch nicht erst 2020 merken, dass man 2017 keine Erlöse
gehabt habe. Angeblich seien 2017, 2018 und 2019 ausschließlich
miserable Preise erzielt worden. Schon die Ernte 2019 sei ihm nicht
ausbezahlt worden, berichtet der Landwirt. Angeblich, weil bei ihm
Rückzahlen von über 10000 Euro offen stünden, da habe die
Geschäftsführung seine Lieferung einfach einbehalten.
Einem
Mitglied zufolge hat die Erzeugergenossenschaft bei den Banken
Verbindlichkeiten von rund einer Million Euro. „Das Geld will man
wahrscheinlich wieder reinholen.“. Der Biolandwirt fasst sich aber
auch an die eigene Nase. „Es war Leichtsinn von uns allen.“ Die
Preise seien ja wirklich nicht besonders hoch gewesen. Auf der
anderen Seite sei bis zum Jahr 2017 alles nahezu glatt gelaufen.
Meist habe es eine Nachzahlung gegeben, weil letztlich doch zu einem
besseren Preis verkauft wurde. Außerdem seien eventuelle Forderungen
für die Jahre vor 2017 ohnehin verjährt. Illusionen macht er sich
nicht: „Die Bauern werden wahrscheinlich wieder bluten müssen.“
Zu den
Vorwürfen wollte sich Vorstand Roland Schrenker auf Nachfrage nicht
äußern. Die Mitgliederversammlung vor wenigen Tagen fand nur online
statt, nur Mitglieder durften daran teilnehmen. Schriftlich teilte
Schrenker mit, dass die Ökofranken eG. über 300 Mitglieder hat.
Einige von ihnen bekämen eine Nachzahlung, andere, die über das
Poolsystem zu viel erhalten hätten, müssten es zurückzahlen. Was die
Verbindlichkeiten angeht, könnten die Mitglieder aus der Bilanz 2019
entnehmen, dass sich diese durch Forderungen aufheben, so Schrenker.
Er wies auch darauf hin, dass die Genossenschaft der jährlichen
Prüfung durch den Genossenschaftsverband unterliege. Mehr könne er
zum jetzigen Stand der Dinge nicht sagen. Dem Vernehmen nach wurden
Vorstand und Aufsichtsrat
bei der Jahreshauptversammlung nicht entlastet.
Foto:
Bei der Erzeugergemeinschaft Ökofranken
scheint es derzeit gewaltig zu stauben: Für Verluste aus den letzten
Jahren werden von den Mitgliedern Rückforderungen erhoben.
(Symbolbild).
„Schluss mit lustig“:
Landwirte fordern deutlich höhere Markterlöse / Forderungspapier an
Molkereien überreicht - 15 Cent mehr pro Liter Milch
Scheßlitz.
Unter dem Motto „Schluss mit lustig – uns geht die Luft aus“ haben
Mitglieder der Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LSV) und des
Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) ein Forderungspapier
an die Verantwortlichen von Molkereien und Schlachtbetriebe
überreicht. Darin verlangen sie deutlich höhere Erlöse für Milch,
Rinder, Schweine und Geflügel. In Scheßlitz (Landkreis Bamberg)
überreichten Marianne Schuster aus Pödeldorf für den BDM und Michael
Gabler aus Straßgiech (LSV) ein entsprechendes Papier an
Geschäftsleiter Wolfgang Dötzer und an zuständigen Betreuer der
Landwirte Johannes Mahr von dem zur Frischli-Gruppe gehörenden
Milchhof Albert.
Wir
fordern schon lange einen besseren Milchpreis, damit die
gesamtwirtschaftliche Situation für uns besser wird, sagte Michael
Gabler. „Wir bekommen seit Jahren immer weniger“, so der
Nebenerwerbslandwirt. Der Aufwand zur Produktion der Milch sei nicht
mehr gedeckt. Durch die Dürre und dem teureren Futterzukauf sei die
Situation in den zurückliegenden Jahren noch zusätzlich schlimmer
geworden. Gabler: „Für mich als kleinen Betrieb ist es einfach
schwierig, eigentlich legen wir im Moment drauf und müssen über
andere Betriebszweige wie dem Ackerbau querfinanzieren.“
In der
gleichen Situation befindet sich Marianne Schuster, die einen
Betrieb im Haupterwerb bewirtschaftet. „Wir müssen unsere Rechnungen
bezahlen, haben aber nicht den Erlös, den wir dafür brauchen. Bei
der BayWa zahlen wir beispielsweise 89 Euro für die Stunde und
selbst wird es uns verwehrt, zehn Euro in der Stunde zu verdienen“,
so die Landwirtin. In diesem Jahr fehlten ihrem Betrieb bereits rund
50000 Euro. Dabei arbeiteten die Landwirte jeden Samstag, jeden
Samstag, manchmal auch in der Nacht sowie an sämtlichen Feiertagen.
„Ich bin
mir sicher, bei den Molkereien bleibt genug hängen“, sagte Marianne
Schuster. 30, beziehungsweise 31 Cent pro Liter seien einfach zu
wenig. „Wir brauchen einen anderen Preis.“ Sie bekräftigte deshalb
noch einmal die Forderung nach 15 Cent mehr, zuzüglich der
Mehrwertsteuer.
Die
Situation der Vertragspartner sei auch der Molkerei bewusst, sagte
Johannes Mahr vom Milchhof Albert. Allerdings hatte man vor zehn
Jahren in Deutschland 28 Milliarden Kilogramm Milch, derzeit seien
es 34 Milliarden, von denen die Hälfte in den Export gehe. „Wenn wir
an dieser Situation wirklich etwas ändern wollen, wird das nur
funktionieren, wenn die gesamte Wertschöpfungskette, also
Verbraucher, Handel, Politik, Verarbeiter und Landwirte, an einem
Strang ziehen.“ Mahr gab auch zu bedenken, dass 70 Prozent der
deutschen Milch in genossenschaftlicher Hand, also in Bauernhand,
sind. Damit hätten es die Bauern doch auch selbst in der Hand, etwas
zu verändern. Er habe Verständnis für die Forderungen der Landwirte,
doch auch in den Molkereien werde im Schichtbetrieb an 365 Tagen im
Jahr und 24 Stunden am Tag gearbeitet. Kritisch merkte der
Molkerei-Sprecher an, dass es immer noch Expansionstendenzen bei den
Landwirten gebe, es werde immer noch gebaut und ausgebaut. Notwendig
sei nicht zuletzt eine konkrete europäische Mengensteuerung.
Bild:
Die beiden
Landwirte Marianne Schuster und Michael Gabler überreichten ein
Papier mit der Forderung nach deutlich höheren Markterlösen an
Johannes Mahr (rechts) vom Milchhof Albert in Scheßlitz.
Geld für Aufforstung
statt Prämien für Stilllegung / Bundesministerin Klöckner besichtigte
Waldschadensflächen im Coburger Land
Großheirath.
„Nicht nur am Amazonas brennen die Wälder, auch Frankens Wälder
brennen, jedoch ohne Rauch. Die Folgen aber sind die Gleichen.“ Mit
diesen dramatischen Worten hat der Vorsitzende der
Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken Wolfgang Schultheiß
beschrieben, was die oberfränkischen Waldbauern derzeit umtreibt.
Bei einem Besuch von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner
in Großheirath machte Schultheiß klar, dass ein Nachwachsen des
Rohstoffes Holz künftig so nicht mehr stattfinden wird. Nicht nur
die Erholungsfunktion der Wälder gehe dabei verloren, auch ein Stück
Heimat bleibe auf der Strecke.
Mit
Oberfranken war die Ministerin in eine der waldreichsten Regionen
Bayerns gekommen. Der dortige CSU-Bundestagsabgeordnete nannte
seinen Wahlkreis Coburg zusammen mit dem Nachbarlandkreis Kronach
den waldreichsten in Oberfranken. Deshalb habe die Politik hier auch
die Ernsthaftigkeit der Situation erkannt, versicherte Michelbach,
der von schweren Schäden in den Wäldern des Coburger Landes und vom
einem dramatischen Preisverfall auf dem Holzmarkt sprach.
Ministerin
Klöckner kündigte das mit 1,5 Milliarden Euro ausgestattete „größte
Aufforstungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik“ an. Damit
sollen rund 285000 Hektar wiederbewaldet werden. 99,5 Millionen
würden dabei nach Bayern fließen, acht Millionen Euro nach
Oberfranken, 1,3 Millionen Euro in das Coburger Land. Mit dem Geld
sollen vor allem standortangepasste Bäume gepflanzt und Schadholz
geräumt werden. Oberstes Ziel seien klimastabile Mischwälder.
Als
absolut falsch bezeichnete Klöckner die Forderung aus dem
Bundesumweltministerium, Wald stillzulegen. Waldstilllegungsprämien
stellten ein großes Problem dar, sagte sie. Stattdessen sollte ein
Mix zur Naturverjüngung standortangepasster Wälder geschaffen
werden. Auch die Ausgewogenheit von Wald und Wild lag der Ministerin
am Herzen. „Es dürfe weder Wald vor Wild, noch Wild vor Wald
heißen“, so Klöckner. Derartige Schlagworte würden nicht
weiterhelfen. Vielmehr seien die Waldbauern aufgefordert, durch
entsprechende Maßnahmen einen Verbissschutz zu schaffen.
Auch
Klöckner wusste, dass viele Waldbauern derzeit mit dem Rücken zu
Wand stehen. „Halten sie durch“, appellierte sie deshalb an die
Waldbauern und gab zu bedenken, dass deren Arbeit für kommende
Generationen geschehe. Insofern sei die Arbeit der Waldbauern auch
ein Stückweit Bewahrung der Schöpfung.
Bundesministerin Klöckner hatte sich bei ihrem Termin in Coburg
nicht nur mit Verantwortlichen der Waldbesitzervereinigungen und der
Fortwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken getroffen, sie
besichtigte auch eine große Schadfläche und ein
Wiederaufforstungsprojekt im Ortsteil Watzendorf.
Zuvor
hatte der Abgeordnete Michelbach die über 18000 Hektar Wald in
seinem Landkreis nicht nur als wichtiges Erholungsgebiet und
bedeutenden Lebensraum für Tiere und Pflanzen bezeichnet. Der Wald
sei vor allem auch wichtiger Wirtschaftsfaktor. Geld für den Wald
sei deshalb auch immer gut angelegtes Geld.
Auch für
die Gemeinde Großheirath habe der Wald eine großes Bedeutung, so
Bürgermeister Udo Siegel. Von den 320 Hektar Wald seien 80 Hektar im
Gemeindebesitz. An vielen Stellen würden der Borkenkäferbefall und
das enorme Schadholzaufkommen bereits erschreckend ins Auge fallen.
Bilder:
1. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei ihrem Besuch
in Großheirath im Landkreis Coburg. 2. Wolfgang
Schultheiß (rechts), zeigt Ministerin Julia Klöckner eine
Schadfläche bei Watzendorf in der Gemeinde Großheirath. Links im
Bild der örtliche Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach.
3. Unter den Augen ihres Stimmkreiskollegen hat sich
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in das Goldene Buch
der Gemeinde Großheirath eingetragen.
Facebook und Co
erklären Landwirtschaft / VMB zog Bilanz: Corona hat Milchmarkt
durcheinandergewirbelt
Bayreuth.
Bodenvergifter, Giftspritzer, Tierquäler: Das Image der
Landwirtschaft in weiten Teilen der Bevölkerung ist nicht gerade das
Beste. Andreas Wolfrum aus Döberlitz im Landkreis Hof hat bereits
2017 eine umfassende Social-Media-Kampagne gestartet, um das zu
ändern. Beim Infotreff Milch des Verbandes der Bayerischen
Milcherzeuger (VMB) in Bayreuth stellte der 29-.jährige Landwirt
seine Aktivitäten vor und ermunterte die Berufskollegen, aktiv zu
werden: „Wir müssen selbst agieren und nicht immer nur reagieren“.
Über 11000
Abonnenten hat allein seine Facebook-Seite, seine Bilder und
Kurzvideos sehen regelmäßig viele Tausend User. Auch auf Instagram
und You Tube ist Andreas Wolfrum unterwegs. Nicht nur das örtliche
Fernsehen, auch der Radiosender Antenne Bayern und viele andere
Medien sind dadurch bereits auf ihn aufmerksam geworden. Andreas
Wolfrum bewirtschaftet im nördlichsten Teil Oberfrankens einen
konventionellen Milchviehbetrieb mit rund 100 Milchkühen, außerdem
betreibt er mit einem Nachbarn eine Biogasanlage.
„Nutztierhaltung wird in Zukunft nur noch funktionieren, wenn wir
die Landwirtschaft der Öffentlichkeit und der Politik erklären“, so
Andreas Wolfrum, Mitglied der BBV-Kreisvorstandschaft in Hof und
Sohn von Kreisbäuerin Karin Wolfrum. Man müsse nach außen
kommunizieren, dass Tierwohl entgegen mancher Meinung für die Bauern
ganz oben auf der Agenda steht.
Größtes
Problem dabei sei es, dass es immer weniger Landwirte gibt und
dadurch auch der Bezug der Gesellschaft zur Landwirtschaft immer
mehr abnimmt. Dazu komme, dass viele Verbraucher idyllische
Vorstellungen von der Landwirtschaft haben und dass sie empfänglich
für Negativschlagzeilen sind. Dabei entstehe so manche Diskrepanz:
„Jeder will regionale Lebensmittel, aber keinen will einen
Stallneubau“, so Andreas Wolfrum. Dieses Phänomen gelte auch für
andere Bereiche: „Jeder will erneuerbare Energien, aber keiner will
Windräder“.
Mit seinen
Facebook-, Instagram- und You Tube-Aktivitäten will Andreas Wolfrum
die klassische Öffentlichkeitsarbeit nicht in Abrede stellen. Ein
Vorteil sei es allerdings, absolut spontan auf alles reagieren und
selbst bestimmen zu können, was dargestellt werden soll. Unschlagbar
sei die Verbreitung: „Wir kommen mit den sozialen Medien vom
tiefsten Land in das höchste Hochhaus der Stadt“. Außerdem könne man
mit einer realistischen Darstellung auch mit so manchen Vorurteil
aufräumen. Das Bauer-sucht-Frau-Klischee etwa, sei nicht gerade
hilfreich und viele Menschen glaubten immer noch, dass Landwirte den
ganzen Tag mit zerrissenen Hosen und verdreckten Hemden herumlaufen.
Den Strukturwandel werde man freilich nicht aufhalten können und so
manch abwegige Meinung werde man aushalten müssen. „Jeden zu
bekehren, das geht nicht“, so Andreas Wolfrum.
Neben dem
Hauptreferat von Andreeas Wolfrum zog Geschäftsstellenleiter Jürgen
Geyer aus Kempten eine gemischte Bilanz über den Milchmarkt der
zurückliegenden Monate. Corona habe alles kräftig
durcheinandergewirbelt, so sein Fazit. Eigentlich sei man gut ins
Frühjahr gestartet. Doch mit Corona seien die Absätze im globalen
Handel binnen kürzester Zeit eingebrochen. „Corona hat uns komplett
aus den Socken gehoben und Gesellschaft wir Wirtschaft total
durcheinandergebracht. Grenzen seien geschlossen, Handelsströme
unterbrochen worden und die Welthandelspreise seien komplett nach
unten gegangen. Den Tiefststand habe man dann im Juni mit einem
durchschnittlichen Milchpreis von 31 Cent pro Kilogramm
konventionell erzeugter Milch erreicht.
Auch wenn
beispielsweise alle Weihnachtsfeiern wegfallen werden und Hotels,
Großküchen und Kantinen immense Probleme haben, blicken die
Verantwortlichen optimistisch in Zukunft. Positive Tendenzen und
Zeichen der Entspannung seien erkennbar, der Warentransfer werde
sich wieder normalisieren. Trotzdem rechne man unterm Strich für
2020 mit einem Gesamtmilchpreis, der um etwa einen Cent unter dem
des Jahres 2019 liegen werden.
Bild:
Setzt auf
Facebook, Instagram und You Tube zu einer besseren Außendarstellung
der Landwirtschaft: Andreas Wolfrum aus dem Landkreis Hof.
Zufrieden mit der
Ernte – Unzufrieden mit der Politik / BBV: „Jeder zweite
Ferkelerzeuger wird 2021 aufgeben“ - Bauernverband zieht zum
Erntedankfest gemischte Bilanz
Kulmbach.
Auf eine knapp unterdurchschnittliche Ernte können die Landwirte im
Landkreis Kulmbach zurückblicken. „Die Bestände sind nicht
überragend, aber trotz aller Wetterkapriolen können wir mit dem
zurückliegenden Erntejahr zufrieden sein“, sagte BBV-Kreisobmann
Wilfried Löwinger im Vorfeld des Erntedankfestes, das heuer
Corona-bedingt nicht, wie ursprünglich geplant, in großem Rahmen
gefeiert werden kann.
Erntedank
sei eines der größten Feste in der Landwirtschaft. Es habe nach wie
vor seine Berechtigung, auch wenn die Regale voll sind, so Löwinger.
Das zurückliegende Erntejahr sei von einer so großen
Frühjahrstrockenheit geprägt gewesen, dass man im April und Mai noch
mit sehr gemischten Gefühle auf die weitere Entwicklung blicken
musste. „Eine Frühjahrstrockenheit in derart ausgeprägter Form
hatten wir noch nie“, sagte der Kreisobmann. Nachdem in den
Sommermonaten die ganz große Hitze ausgeblieben sei, habe man aber
wieder zuversichtlich nach vorne blicken können.
Als
Sorgenkind bezeichnete Löwinger die Wintergerste mit minderen
Erträgen. Zufriedenstellend sei die Situation dagegen beim Mais und
beim Grünland. Nachdem der erste Schnitt katastrophal gewesen sei,
habe der zweite und dritte Schnitt wieder einigermaßen Erträge
gebracht, so dass genug Futter für den Winter da ist.
So
zufrieden die Bauern mit der Ernte sind, so unzufrieden sind sie mit
dem politischen Umfeld. „Wir sind auf dem besten Weg, die
Landwirtschaft und vor allem die Tierhaltung hierzulande kaputt zu
machen“, so Löwinger. Schuld daran seien politische Entscheidungen,
die in keiner Weise mehr der Praxis entsprechen und von den
Landwirten nicht mehr nachvollzogen werden können. Als Beispiel
nannte er die Nutztierverordnung, die längst nicht mehr mit der
Praxis vereinbar sei. Das gleiche gelte für die Düngeverordnung oder
für das Kastrationsverbot.
Schließlich müssten alle Bauern, aber ganz besonders die
Schweinehalter und Ferkelerzeuger derzeit die Zeche für den
„Tönnies-Skandal“ zahlen. Die Preise seien im Keller und jetzt
müssten die Landwirte auch noch mit dem Ausbruch der Afrikanischen
Schweinepest kämpfen. „Das hat das Fass jetzt wirklich zum
Überlaufen gebracht“, so Löwinger. Dabei habe man noch Glück im
Unglück gehabt, dass es eineinhalb Jahre dauerte, bis die für den
Menschen völlig ungefährliche Tierseuche nach Deutschland
übergeschwappt ist. Löwinger geht davon aus, dass aufgrund der
aktuellen Entwicklungen im kommenden Jahr 50 Prozent aller
Ferkelerzeuger aufgeben werden.
„Wir
wissen, was wir an unseren Landwirten haben“, stellte sich Landrat
Klaus Peter Söllner demonstrativ an die Seite der Bauern. Söllner
bedauerte, dass es heuer keine Erntedankveranstaltungen gibt, seien
sie doch immer die beste Werbung für die Landwirtschaft gewesen. Die
Bauern im Kulmbacher Land arbeiteten mit höchster Verantwortung und
versorgten die Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln. „Für uns im
ländlichen Raum ist die Landwirtschaft ein ganz wichtiger Partner.“
Bewahren
und erhalten, das gelte für den Bauernstand seit Jahrhunderten,
sagte Kreisbäuerin Beate Opel. Die Auflagen und Verordnungen seitens
der Politik seien nicht nur kaum umzusetzen, sie würden auch die
Bauernfamilien extrem belasten. Der Kreisbäuerin zufolge zeige
Corona auch, dass man auf die einfachen Dinge des Lebens wieder mehr
Wert legen und nicht immer nach größer, besser und weiter streben
sollte. Für Beate Opel sei die Corona-Krise insofern besonders
belastend, als dass die Landfrauenarbeit praktisch zum Erliegen
gekommen ist. „Ich vermisse meine Landfrauen sehr“, sagte sie und
kündigte für das Winterhalbjahr zumindest wieder Treffen auf
kleinerer Ebene an.
Der
Bauernverband sei trotz Corona stets für seine Mitglieder da
gewesen, so Geschäftsführer Harald Köppel. Die Geschäftsstelle sei
stets offen gewesen und die Online-Bewältigung aller Aufgaben habe
besser funktioniert, als zunächst gedacht. Gleichwohl gab auch
Köppel zu bedenken, dass viele persönliche Kontakte auf der Strecke
geblieben sind.
Bild:
Mit gemischten
Gefühlen blicken die Kulmbacher Landwirte zum Erntedankfest in die
Zukunft. Im Bild von rechts: Kreisobmann Wilfried Löwinger,
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Kreisbäuerin Beate Opel und der
Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner.
Ökologisch sinnvoll
und auf Dauer günstiger / Solare Trocknungsanlage reduziert
Klärschlamm um weit über die Hälfte
Bayreuth.
Die Ausbringung von Klärschlamm auf landwirtschaftlich genutzten
Flächen ist nach der Novellierung der Düngemittelverordnung
eigentlich nicht mehr möglich. Also muss man sich auf der Suche nach
neuen Lösungen machen. Eine besonders innovative Lösung gibt es
schon seit 2016 im Bayreuther Klärwerk. Hier entstand eine solare
Trocknungsanlage, mit deren Hilfe die Menge des mechanisch
entwässerten Schlamms aus den Faultürmen von rund 11000 Tonnen pro
Jahr auf etwa 3700 Tonnen pro Jahr verringert wird. Wie das
funktioniert, das konnten zahlreiche Bürgermeister aus dem Landkreis
bei einer von der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel Fischer
organisierten Führung durch das Klärwerk erleben.
Durch die
Trocknung wir die Menge wesentlich reduziert, sagte Lothar Ziegler,
Leiter des Abwasserbetriebs im Klärwerk Bayreuth. Die rund sechs
Millionen Euro teure solare Trocknungsanlage, die 2016 in Betrieb
gegangen war, sei von Anfang an ökologisch sinnvoll gewesen und
werde sich in vier Jahren amortisiert. Die Ersparnis an
Entsorgungskosten pro Jahr bezifferte Ziegler auf rund 800000 Euro.
Vertragspartner
für die Klärschlammentsorgung ist das Unternehmen Südwasser. Das
Tochterunternehmen der Bayernwerk AG verwertet den Klärschlamm
thermisch über Zementwerke, Kohlekraftwerke und
Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen. Konkret hat die solare
Trocknungsanlage eine Größe von 120 mal 60 Metern, sie ist damit so
groß wie ein Fußballfeld. Sie sieht aus, wie ein herkömmliches
Gewächshaus, in dem sich der Schlamm zur Trocknung auf fünf Straßen
verteilt. Die Wärme kommt von der Sonne und von der benachbarten
Biogasanlage. Wie beim einem Heuwender wird der trockene Schlamm
ständig nach unten und der feuchte nach oben transportiert. Die
feuchte Luft wird über Abluftwäscher nach außen transportiert. Nach
einem Monat bleiben 90 Prozent Trockenmasse und zehn Prozent Wasser
übrig. Die Trockenmasse wird wöchentlich von drei Lkw abgeholt.
Nachdem
die Ausbringung von Klärschlamm in der Landwirtschaft kritisch
geworden ist, seien innovative Lösungen wie in Bayreuth von großer
Bedeutung, sagte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Der
stellvertretende Landrat Klaus Bauer bezeichnete die Abwärmenutzung
durch die benachbarte Biogasanlage als echten Glücksfall für beide
Partner. Die Reduzierung von Klärschlamm sei genauso wie beim Müll
extrem wichtig geworden, so Oberbürgermeister Thomas Ebersberger.
Die Müllverbrennungsanlage Schwandorf habe keinerlei
Erweiterungskapazitäten mehr und nehme spätestens in zwei Jahren
keinen Gewerbemüll mehr an.
An das
Klärwerk Bayreuth sind neben der Stadt auch die Umlandgemeinden
Eckersdorf, Creußen sowie Teile von Haag und damit etwa 90000
Einwohner angeschlossen. Im kommenden Jahr sollen außerdem
Neunkirchen, Mistelbach und die restlichen Ortsteile von Haag
dazukommen. „Wir hätten aber noch Kapazitäten frei“, sagt Lothar
Ziegler. Die Haupteinleitungen kämen allerdings nicht von
Privathaushalten, sondern von großen Industriebetrieben, wie dem
Schlachthof, der Käserei oder der Brauerei Gebrüder Maisel. Das
Klärwerk hat eine Größe von zehn Hektar Fläche, zwischen dem Zulauf
und dem Anlauf liegt ein Kilometer Strecke. Tagsüber ist die Anlage
mit 22 Mitarbeitern besetzt.
Bilder:
1. Lothar
Ziegler leitet den Abwasserbetrieb im KLärwerk Bayreuth.
2, Lothar Ziegler erläutert, wie
Klärschlamm um weit über die Hälfte reduziert werden kann. Rechts im
Bild die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer.
2. Wie ein Gewächshaus, nur ohne Pflanzen: die solare
Trocknungsanlage im Klärwerk Bayreuth.
Flächenprämien nur für
aktive Landwirte / Europaabgeordnete Monika Hohlmeier bei
BBV-Bezirksversammlung
Himmekron,
Lks. Kulmbach. Die oberfränkische Europa-Abgeordnete Monika
Hohlmeier (CSU) will sich für eine gerechtere Verteilung von
Flächenprämien stark machen. „Die EU-Zahlungen an Landwirte sollen
ein Einkommensausgleich sein und kein attraktives Investment“, sagte
sie bei der BBV-Bezirksversammlung vor den oberfränkischen
Kreisbäuerinnen und Kreisobmännern in Himmelkron.
Die
Kommission müsse einen genauen Überblick darüber haben, wer
eigentlich die Flächenprämien bekommt. Es könne nicht sein, dass
große Flächen von Investoren angekauft, und dann gar nicht
landwirtschaftlich genutzt werden. Für den Investor lohne sich die
Hektarprämie, doch beim Landwirt entstehe ein gewaltiger
Konkurrenzdruck.
Um das
künftig zu verhindern kündigte Hohlmeier ein „Echtzeit-Info-System“,
an, das vor allem mehr Transparenz schaffen soll. Darüber hinaus
sollen die Obergrenzen der Zahlungen gekappt und ausschließlich auf
natürliche, nicht auf juristische Personen ausgelegt werden. Davon
würden alle bäuerlichen Betriebe profitieren. „Millionäre, die
tausende von Hektar aufkaufen, werden bei der Flächenprämie dagegen
künftig leer ausgehen“, sagte die Abgeordnete. Hohlmeier: „Wenn wir
das Geld vernünftig verteilen, dann kriegen es auch die Richtigen.“
Wer dagegen kein aktiver Landwirt sei, der benötige auch keinen
Einkommensausgleich.
Nach den
Worten der Abgeordneten sollen in der künftigen gemeinsamen
Agrarpolitik außerdem 40 Prozent der Gelder für Klimamaßnahmen
verwendet werden. Das große Problem dabei werde sein, was die
Kommission als klimarelevant einstuft. Daneben sollen in der
künftigen GAP auch soziale Belange ihren Niederschlag finden.
Illegale Beschäftigung dürfe dann kein Thema mehr sein. In
Deutschland existierten entsprechende Regelungen, ganz im Gegensatz
zu anderen EU-Staaten allerdings längst.
Der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif forderte die Abgeordnete
bei allen ihren Aktivitäten auf, dafür zu sorgen, dass die Landwirte
nicht mit noch mehr Bürokratie überzogen werden. Vor allem kleine
Familienbetriebe, die vielleicht nebenbei noch die eine oder andere
Ferienwohnung anbieten, dürften nicht mit noch mehr Bürokratie
belastet werden.
Immer mehr
Auflagen sorgten dafür, dass immer weniger junge Leute die
Landwirtschaft weiterführen, sagte der Bamberger Kreisobmann Edgar
Böhmer. Er kritisierte vor allem die Umsetzung von EU-Vorgaben auf
Bundes- und Landesebene, wo „immer noch eins draufgesetzt“ werde. Da
stelle sich für ihn schon die grundsätzliche Frage, ob
landwirtschaftliche Produktion so noch gewollt sei, oder nicht. Die
Bauern hätten derzeit Null-Planungssicherheit, was durch die
Corona-Krise noch einmal verschärft worden sei. Nur Erschwernisse
und Auflagen, das könne mit der Zeit nicht gut gehen, schon jetzt
würde viele Berufskollegen den psychischen Druck nicht mehr
standhalten.
Das Verbot
der betäubungslosen Ferkelkastration bedauerte bei dem Gespräch die
Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. Für sie sei die Sache aber noch
nicht gelaufen, denn das Verbot sei ausschließlich auf den
Koalitionspartner SPD zurückzuführen. Unter einer neuen politischen
Konstellation werde sie das Thema erneut zur Sprache bringen.
Bild:
Diskutierten bei der oberfränkischen Bezirksversammlung in
Himmelkron mit den Kreisbäuerinnen und Kreisobmännern (von links):
der Bundestagsabgeordnete Friedrich, die Europaabgeordnete Monika
Hohlmeier und die Bundestagabgeordnete Emmi Zeulner.
Nächtliche Sternfahrt
und Mahnfeuer zum Auftakt der Agrarministerkonferenz
Lahm.
Aus Solidarität mit den Berufskollegen bei der
EU-Agrarministerkonferenz in Koblenz hat der Zusammenschluss „Land
schafft Verbindung - Landwirtschaft verbindet Bayern“ eine
Sternrundfahrt über Lichtenfels, Bad Staffelstein und Ebensfeld nach
Lahm im Itzgrund veranstaltet. Dort tauschten sich die Aktivisten am
Abend bei einem Mahnfeuer unter dem Motto „Wegen uns muss der
Regenwald nicht brennen“ aus, nachdem Lothar Teuchgräber,
stellvertretender Lichtenfelser BBV-Kreisobmann aus Bad
Staffelstein, noch einmal die wichtigsten Forderungen des
Bauernprotestes verkündet hatte. Eine Änderung der Umwelt- und
Tierwohlstandards dürfe nicht zu Lasten der Sozialstandards und der
Einkommen der Bauern gehen, lautete eine der zentralen Botschaften.
Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland verlagere die Probleme
nur. Je mehr Agrarprodukte importiert werden, desto mehr Regenwald
wird gerodet“, so Teuchgräber. An der Sternfahrt hatten sich an die
50 Schlepper, teilweise mit Transparenten, beteiligt.
Trockenheit und
Kalamitäten machen Coburger Wald zu schaffen / WBV beklagt fehlende
politische Unterstützung
Watzendorf.
Soll man die Fichte aufgeben oder nicht, darüber streiten sich
selbst Fachleute. Ralf Keller, stellvertretender Geschäftsführer der
Waldbauernvereinigung Coburger Land, meint, man sollte die
restlichen Fichten, die es noch gibt, schützen. Etwa durch
Waldhygiene. Dort, wo die Fichte noch steht, müsse man den Wald vom
Borkenkäfer frei räumen. Andernfalls würde das benötigte Fichtenholz
aus dem Ausland, etwa aus Sibirien, importiert.
Eine ganz
andere Auffassung vertrat bei einem Ortstermin in Watzendorf bei
Seßlach der stellvertretende Coburger Landrat Christian Gunsenheimer
(Freie Wähler). Die Kombination von Trockenheit und Kalamitäten
werde dazu führen, dass man sich gedanklich von der Fichte
verabschieden muss, sagte er. „Wir werden generell mit der Fichte
nicht mehr glücklich werden“, so Gunsenheimer.
Vor dem
Hintergrund des Klimawandels sagte er voraus, dass die Trockenheit
der zurückliegenden drei Jahren künftig der Dauerzustand sein wird.
„Trockenheit und Sturmschäden werden wir noch öfter bekommen“, so
der stellvertretende Landrat. Deshalb müsse man mit dem Thema
ganzheitlich umgehen, das bedeute zum Beispiel,
Holzhackschnitzelheizungen stärker zu forcieren, mehr mit Holz zu
bauen und dies auch in den Regularien der Bauvorschriften so
festsetzen.
Die große
Bedeutung des Waldes im Landkreis Coburg machte der WBV-Vorsitzende
Wolfgang Schultheiß an einer ganzen Reihe an Zahlen deutlich. Er
bezeichnete die WBV als „größte Klimaschutzorganisation Coburgs“.
Gehe man davon aus, dass der Wald rund zehn Tonnen Kohlendioxid pro
Hektar und Jahr bindet, dann komme man im Landkreis auf rund 200000
Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Das entspreche dem Jahresausstoß von
etwa 100000 Pkw, wobei es im Landkreis Coburg aber nur etwa 50000
Pkw gebe.
Aktuell
sprach Schultheiß von der „größten Käferkalamität seit
Menschengedenken“. Der Verfall des durchschnittlichen Holzpreises
von 90 auf 25 Euro pro Festmeter spreche für sich. Minderwerte
Sortimente und Hackschnitzel seien derzeit absolut unverkäuflich.
Der Vorsitzende beklagte außerdem, dass es aktuell weder finanziell
noch emotional irgendeine politische Unterstützung für die
Waldbesitzer gebe. Dazu kämen unglückliche Aussage von
Ministerpräsident Markus Söder, der sich für einen „urigen Wald mit
Totholz“ statt eines Wirtschaftswaldes ausgesprochen hatte und das
ständige Gerede von Waldstilllegungen.
Schultheiß
hatte aber auch eine Reihe von Handlungsempfehlungen parat, die er
bei dem Ortstermin dem stellvertretenden Landrat und dem Coburger
CSU-Landtagsabgeordneten Martin Mittag erläuterte. Dazu gehöre die
Borkenkäferbekämpfung mit Insektiziden genauso, wie entsprechende
Rahmenbedingungen für eine zügige Abfuhr des Holzes aus dem Wald.
Möglich sollte es auch wieder sein, das Holz mit 500 Metern Abstand
aus dem Wald zu bringen und auf landwirtschaftlichen Flächen zu
lagern, ohne dass es mit dem Kulturlandschaftsprogramm Konflikte
gebe. Alle Waldbesitzer, die nicht in der Lage seien, innerhalb von
einigen Wochen ihre Wälder aufzuarbeiten, sollten aufgefordert
werden, sich an Sammeldurchforstungen und –vermarktungen zu
beteiligen.
Was den
Wildverbiss angeht, forderte der WBV-Vorsitzende eine höhere
Abschussquote sowie eine Förderung des Baus von Schutzzäunen. Nicht
zuletzt sei auch eine Neuauflage der Förderung für Biomasseheizungen
notwendig. Corona-bedingt seien der WBV Coburg, die zusammen mit der
WBV Kronach und der WBV Lichtenfels eine Biomasse GmbH betreibt,
einige große Abnehmer von Hackschnitzeln wie etwa die Therme Bad
Staffelstein weggebrochen, so dass sogar die Auflösung der Biomasse
GmbH im Raum steht.
Die WBV
Coburg hat rund 1000 Mitglieder mit einer Waldfläche von zusammen
12000 Hektar.
Bild:
Der
stellvertretende WBV-Vorsitzende Daniel Angermüller,
stellvertretender Landrat Christian Gunsenheimer, WBV-Vorsitzender
Wolfgang Schultheiss und der Landtagsabgeordnete Martin Mittag (von
links) bei einem Ortstermin nahe Watzendorf bei Seßlach.
Klöckner in Kulmbach:
Tierwohl und Trockenheit / Bundeslandwirtschaftsministerin
diskutierte mit Junglandwirten
Kulmbach.
Die Region Kulmbach steht für Ernährung, für gute fachliche Praxis
sowie für Einklang von Natur und Produktion. Dieses Fazit zog
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei ihrem Besuch in
der Region. Klöckner besichtigte unter anderem das Unternehmen Raps
und das Max-Rubner-Institut und sprach mit Vertretern des Uni Campus
Kulmbach. Während der Unternehmensbesuch und die Stippvisite im
Max-Rubner-Institut weitgehend nichtöffentlich stattfanden, gab es
zuvor eine Diskussion mit Junglandwirten auf einem Feld zwischen
Appenberg und Gundersreuth bei Mainleus. Gleich zu Beginn ihres
Besuches hatte sie die Aufgabe, die Bauern mit einer negativen
Meldung zu konfrontieren: Die für Januar 2021 geplante weltweite
Leitmesse der Agrarbranche, die Grüne Woche in Berlin, werde
Corona-bedingt ausfallen.
Es
gehe ihr bei dem Besuch in Kulmbach darum, zu erfahren, was junge
Landwirte an Hilfestellungen brauchen, um das leisten zu können, was
die Gesellschaft von ihnen verlange, sagte Klöckner. Da gehe es um
mehr Umweltschutz und um mehr Klimaschutz, aber auch um die
Sicherung unserer Ernährung. Landwirtschaft sei schon immer dem
Wandel unterworfen gewesen. Genauso habe die Gesellschaft auch schon
immer wechselnde Anforderungen an die Nahrungsmittelproduktion.
Während es vor 40, 50 Jahren darum gegangen sei, Ernten zu sichern,
stünden heute die Produktionsbedingungen im Vordergrund, so die
Ministerin.
Landwirte
müssten heute vor dem Hintergrund des Klimawandels aber auch in
ihrem eigenem Interesse viel mehr an Erwartungen erfüllen. Der
Klimawandel habe sich an drei sehr trockenen Jahren hintereinander
bemerkbar gemacht. Das bedeute, man brauche viel mehr Fruchtwechsel,
viel mehr Zwischenfrüchte, um den Boden locker zu halten und
Feuchtigkeit zu speichern. Genauso gut gehöre die Reduktion von
Pflanzenschutz- und Düngemitteln dazu.
In der
Tierhaltung spiele das Tierwohl eine ganz große Rolle. Wenn Ställe
dafür umgebaut werden sollen, müsse man die Landwirte begleiten.
Klöckner gab dabei auch zu bedenken: „Wenn kleine Landwirte vor Ort
aufgeben und wir dann die Produkte importieren müssen, haben wir auf
die Produktionsstandards keinen Einfluss mehr.“ Es könne nicht
angehen, dass sich jeder Verbraucher eine regionale
Lebensmittelerzeugung wünsche, im Supermarkt aber gleichzeitig
Cent-Beträge für die Kaufentscheidung ausschlaggebend seien.
Großes
Lob zollte die Ministerin der jungen Generation an Landwirten. Die
jungen Leute würden sich nicht beklagen, sondern wollen
Landwirtschaft betreiben, seien offen für neue Züchtungen und für
die Digitalisierung. Dafür fordere sie völlig zurecht auch
Planungssicherheit ein. Das soll jetzt auch bei der nächsten
EU-Agrarministerkonferenz, die in Deutschland stattfindet,
eingebracht werden. Dabei machte die Ministerin aber auch keinen
Hehl daraus, dass die künftige gemeinsame europäische Agrarpolitik
„grüner und nachhaltiger“ werde und dass es in Sachen Tierwohl kein
Zurück mehr geben werde. Eine betäubungslose Ferkelkastration werde
es beispielsweise nicht mehr geben. „Tierwohl geht vor, wenn sie von
der Gesellschaft akzeptiert sein wollen.“
Die
jungen Landwirte gaben der Ministerin allerdings auch zahlreiche
Forderungen mit auf den Weg. Der Anbau von Zwischenfrüchten zur
Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit müssten halt auch honoriert werden,
sagte Tobias Weggel. Bestandsschutz für Ferkelerzeuger forderte
Heiko Kaiser. Wenn aufgrund der Tierwohldiskussionen Ausbauten in
den Ställen notwendig werden, bedeute das für viele Landwirte, dass
sie die erforderlichen Investitionen nicht mehr stemmen können und
stattdessen aufgeben. Zu viel Bürokratie beim Bau von Güllegruben
kritisierte Milchviehhalter Manuel Faßold aus dem Landkreis
Lichtenfels. Aufgrund der vielen Sonderauflagen für jedes einzelne
Bauteil habe niemand mehr Lust, eine Güllegrube zu bauen. Dabei
seien sie so dringend notwendig, sagte Berufskollege Andreas Popp.
Auf der einen Seite soll im Herbst keine Gülle mehr ausgebracht
werden, auf der anderen Seite werde der Bau von Güllegruben
erschwert.
Ein
weiteres Thema war auch der katastrophale Zustand des Waldes
aufgrund der Trockenheit. „Wir müssen hektarweise Wald wegschlagen“,
so Johannes Hick aus Königsfeld. Mittlerweile sei bereits die dritte
Borkenkäfergeneration dieses Jahres zugange. Die Waldbesitzer seien
ganz einfach überfordert, sagte Susanne Löblein, ebenfalls aus dem
Landkreis Bamberg. Bei der Holzvermarktung lege man im Moment drauf.
Den „extremen Druck“ seitens des Lebensmitteleinzelhandels prangerte
schließlich Stefan Scherzer vom gleichnamigen Gemüsebaubetrieb an.
Während sein Betrieb mit hohen Investitionen aufgrund immer weiter
steigender Anforderung zurechtkommen müsse, zähle für den
Lebensmitteleinzelhandel am Ende jeder Cent, alles andere, auch die
regionale Erzeugung sei nachrangig.
Zuvor
hatte die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner der Ministerin die
kleinstrukturierte Landwirte in der Region vorgestellt, die etwa zur
Hälfe im Voll- und im Nebenerwerb betrieben werde. Die Region sei
extrem von der Trockenheit geprägt, so Zeulner zum derzeitigen
Hauptproblem der Landwirte in der Region.
Bilder:
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und die
Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner im Gespräch mit Junglandwirten
auf einem Feld in der Gemeinde Mainleus.
Vom Laichfisch bis zum
Grillfisch: Wichtige Institution für die Umweltbildung / Lehranstalt
für Fischerei des Bezirks Oberfranken feierte 40-jähriges Bestehen
Aufseß.
Mit der Enthüllung einer Karpfenskulptur hat der Bezirk Oberfranken
das 40-jährige Bestehen der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß
gefeiert. Der „Phantastische Karpfen“, der künftig vor dem
Verwaltungsgebäude alle Besucher begrüßen wird, wurde von der
Künstlergruppe des Vereins „Rote Katze“ aus Bayreuth gestaltet. Der
Verein unterstützt Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen bei
der Entdeckung und Entwicklung ihrer kreativen Begabungen.
Als
„Kompetenzzentrum rund um den Fisch“ bezeichnete
Bezirkstagspräsident Henry Schramm die Lehranstalt für Fischerei,
die am 1. Mai 1980 ihren Betrieb aufgenommen hatte. Oberstes Ziel
sei es von Anfang an gewesen, den heimischen Fisch und seine
Lebensbedingungen in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu
rücken. Das sei auch gelungen, sagte Schramm. Er sprach von 5000
Menschen, die jedes Jahr den Weg nach Aufseß finden. Viele
Teichwirte seien darunter, aber auch Schulklassen und Kindergärten,
denen die große Bedeutung von Fischen und Gewässern nahe gebracht
werden soll. Schwerpunkt der Lehrgänge zur Fortbildung von Fischern
und Teichwirten ist nach den Worten des Bezirkstagspräsidenten die
Verwertung heimischer Fischarten, aber auch deren Nachzucht, kurz:
„vom Laichfisch bis zum Grillfisch“.
Mit über
2000 registrierten Betrieben sei die Teichwirtschaft in Oberfranken
bayernweit ganz vorne angesiedelt, sagte Bezirkstagspräsident
Schramm. Über 14000 Teiche mit fast 3000 Hektar Fläche und rund 2000
Kilometer Uferstreifen würden für sich sprechen.
Die Idee
zur Lehranstalt, die damals noch Beispielbetrieb hieß, hatte der
langjährige Leiter der beim Bezirk angesiedelten
Fischereifachberatung Robert Klupp. Er habe frühzeitig den Bedarf an
fischereilicher Aus- und Fortbildung erkannt, sagte Schramm.
Wichtige Mitstreiter seien von Anfang an der Bezirksfischereiverband
und die Teichgenossenschaft Oberfranken gewesen. Heute ist die
Lehranstalt sogar ein Ausbildungsbetrieb mit aktuell drei Lehrlingen
zum Fischwirt.
Peter
Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken, würdigte
die enge Zusammenarbeit mit der Lehranstalt, sprach aber auch die
Probleme an, mit denen die Teichwirte derzeit zu kämpfen haben. Dazu
gehörten zum einen die aufgrund der Trockenheit zurückgehenden
Wasserreserven sowie die immense Zunahme tierischer Schädlinge, ganz
besonders des Fischotters. „Wenn wir dieses Problem nicht lösen,
werden viele Teichwirte aufgeben müssen“, so Thoma. Auch die
Angelfischerei finde in der Lehranstalt immer wieder kompetente
Ansprechpartner, sagte der zweite Vorsitzende des
Bezirksfischereiverbandes Reinhard Krug, Er sprach von einer
wichtigen Institution zur Umweltbildung mit dem Projekt „Fische
machen Schule“. Aber auch die Erzeugung und Bereitstellung
hervorragender Besatzfische sei der Lehranstalt zu verdanken.
Der
farbenfrohe Entwurf für den „Phantastischen Karpfen“ stammt von
Petra Blume aus Bayreuth, die selbst Mitglied der Künstlergruppe
„Rote Katze“ ist. Umgesetzt wurde der Entwurf von vier weiteren
Mitgliedern, die daran mehrere Tage lang in einer eigens
angemieteten Scheune im Landkreis gearbeitet hätten. Aufgrund der
Corona-bedingt geforderten Abstandsregelungen sei das angestammte
Atelier zu klein gewesen, so dass das Projekt beinahe gescheitert
wäre, berichtete Petra Blume. Nun freue sie sich umso mehr über den
neu entstandenen Blickfang.
Bild:
Vor dem
Verwaltungsgebäude der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß hat der
Bezirk Oberfranken zum 40-jährigen Bestehen einen „Phantastischen
Karpfen“ enthüllt.
Ideale Botschafterin
für die Landwirtschaft / Energiepflanze zur Papiergewinnung –
Donau-Silphie-Tour machte Station bei Leo Göller in Hirschaid
Hirschaid.
Die Durchwachsene Silphie („silphium perfoliatum“) kennt man als
Energiepflanze zur Verarbeitung in der Biogasanlage. Doch was ist,
wenn das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ausläuft? Auf seiner Tour
durch ganz Deutschland stellte das Saatgutunternehmen Metzler &
Brodmann Saaten, das vom „Hahnennest“ im baden-württembergischen
Ostrach aus die „Donau-Silphie“ vertreibt eine neue Form der
Verwertung vor. „Wir möchten die Fasern der Silphie zur
Papierherstellung, vornehmlich zur Herstellung von
Verpackungsmaterial nutzen“, sagte Produktmanagerin Alexandra Kipp
bei der 13. von 20 Stationen im oberfränkischen Hirschaid bei
Bamberg.
Dort baut
Landwirt Leo Göller die Silphie seit drei Jahren an, aktuell auf
einer Fläche von vier Hektar. Der Bestand aus dem Jahr 2018 hatte
schon so einiges durchgemacht, von extremer Trockenheit bis zum
Hagel, steht aber trotzdem hervorragend da. Es handele sich dabei um
ein Projekt im Wasserschutzgebiet, das von der Regierung von
Oberfranken, den Wasserversorgern von Bamberg und Hirschaid mit
betreut wird. Bisher hatte er die Ernte in Biogasanlagen
verarbeitet, neue Versuche für Papierproduktion laufen.
Alexandra
Kipp schwärmt von der Silphie als die ideale „Botschafterin für die
Landwirtschaft“. Die Pflanze habe viele Vorteile, sie bringe
Insektenschutz, Klimaschutz und Wasserschutz unter einem Hut. Ihr
Unternehmen arbeite derzeit intensiv an zukunftsfähigen Lösungen für
die Zeit nach dem EEG und habe vor wenigen Monaten eine neu gebaute
Fasergewinnungsanlage in Betrieb nehmen können. „Wir wollen
Silphienfasern für die Papierherstellung gewinnen und soweit
aufbereiten, dass sie in einer Papierfabrik direkt weiterverarbeitet
werden können“, so die Produktmanagerin. Die Testphase laufe bereits
auf Hochtouren, erste Ergebnisse konnte sie bei dem Feldtermin in
Hirschaid bereits den Landwirten vorstellen. Rund 100 Bauern aus
allen Teilen Oberfrankens waren gekommen, was zeigt, dass das
Interesse groß ist. Die Energiepflanze könnte damit auch für
diejenigen Landwirte interessant sind, die keine Biogasablage
betreiben.
Die
Papierherstellung könnte ein interessanter Markt sein, sagte
Alexandra Kipp und zeigte mehrere Verwendungsmöglichkeiten für die
unterschiedlichsten Qualitäten. Die reichen von Eierkartons bis hin
zu Verpackungen für Teebeutel. Deutschland habe 2,5 Mal mehr Bedarf
an Papier, als es selbst erzeugt. Die Silphie wäre hervorragend dazu
geeignet, Papier in großen Mengen zu erzeugen und damit die
Einzelhandelsketten zu beliefern, zumal der Chemieeinsatz deutlich
unter dem der herkömmlichen Papierherstellung liegt. Die
Aufbereitungsschritte sollten dabei bei der Landwirtschaft liegen,
denn am Ende sollte das Geld rausspringen, das dann nicht mehr aus
dem EEG-Topf kommt.
Während
die Energiepflanze bislang auf Flächen angebaut worden sei, die
nicht so hundertprozentig in die landwirtschaftliche Produktion
gepasst haben, sei dann auch der Anbau der Silphie auf besseren
Flächen denkbar. Geerntet werden könne ganz normal mit dem
Maishäcksler. Produktmanagerin Alexandra Wild verriet am Rande der
Veranstaltung auch den Saatgutpreis fü die „Donau-Silphie“. Er liegt
bei 1950 Euro pro Hektar.
Die
Durchwachsene Silphie stammt ursprünglich aus Nordamerika und gehört
zur Pflanzenfamilie der Korbblütler. Sie wird bis zu 3,50 Meter
hoch, blüht von Juni bis September leuchtend gelb, wurzelt bis zu
zwei Meter tief und gilt als relativ anspruchslos. Im ersten Jahr
wächst sie allerdings nur kniehoch, deshalb wird sie in der Regel
als Untersaat zum Mais gesät. So kann das erste Silphie-Jahr ohne
Ertragsausfall überbrückt werden
Bilder:
1.Auf
einem Versuchsfeld in Hirschaid machte die Donau-Silphie-Tour
Station um für die Energierpflanze und deren Vwrwendungsmöglichkeit
zur Papierproduktion zu werben. 2.
Papiergewinnung als zukunftsfähige Lösung: Produktmanagerin
Alexandra Kipp vom Energiepark Hahnennest erläuterte die Vorzüge der
Silphie.
3.Baut
die Durchwachsene Silphie seit vier Jahren an: Landwirt Leo Göller
aus Hirschaid bei Bamberg.
Entspannung in Sachen
Futternot / Gemischte Erntebilanz des BBV Oberfranken – Corona hat
auch in der Landwirtschaft Spuren hinterlassen
Isaar.
Von einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte geht der
Bauernverband für Oberfranken aus. Die Landwirte im Regierungsbezirk
sind aber trotz aller regionalen Unterschiede guter Dinge: „Noch so
ein Trockenjahr wie 2018 und 2019 hätte das endgültige Aus für viele
Betriebe bedeutet“, so BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif bei der
oberfränkischen Erntepressekonferenz auf dem Hof von Kreisobmann
Hermann Klug in Isaar bei Töpen.
Diesmal
sei es nicht die Trockenheit gewesen, die den Bauern Kopfzerbrechen
bereitete, obwohl noch im April und Mai einiges daraufhin gedeutet
habe. Diesmal sei das Problem eher der Spätfrost rund um die
Eisheiligen gewesen, die zum Beispiel den Obstbauern im Landkreis
Forchheim Ernteausfälle von 50 bis 100 Prozent einbrachten.
Auch die
Wintergerste, die zu 100 Prozent ins Futter geht, habe unter den
Spätfrösten gelitten. „Die Eisheiligen kosteten richtig Ertrag“,
sagte Greif. Vor allem im nordwestlichen Oberfranken sei die Kälte
zur Unzeit gekommen, so dass die Befruchtung der Kornkammer
ausblieb. Wintergerste wurde in Oberfranken auf fast 24000 Hektar
angesät.
Die größte
Anbaufläche belegt mit fast 34000 Hektar der Mais. Auch er sei
diesmal etwas zögerlich aufgegangen, habe sich aber nach dem
Maifrost wieder erholen können. Die zweitgrößte Anbaufrucht belegte
der Winterweisen. Hier rechneten die Bauern mit einer
durchschnittlichen Ernte, weil die Trockenheit des Frühjahrs durch
den Niederschlag im Juni absolut ausgeglichen werden konnte.
Bayernweit Spitze ist Oberfranken bei der Sommergerste,
beziehungsweise der Braugerste, auch wenn die Anbaufläche erneut
rückläufig gewesen sei, diesmal von 30500 auf 26250 Hektar. Bleibt
noch der Raps, als einer der wichtigsten Lieferanten für
nachhaltiges und heimisches Proteinfutter. Er wurde wieder mehr
angebaut, die Fläche stieg binnen Jahresfrist von 9800 auf rund
12000 Hektar, wobei die Erträge aber durch die fehlende Beizung des
Saatgutes eher unterdurchschnittlich sein werden.
Absolut
auf Normalniveau liegen die Erträge dem BBV-Präsidenten zufolge beim
Grünland. Während die Landwirte in den zurückliegenden Beiden Jahren
mit großer Sorge betrachteten, habe der erste Schnitt heuer schon
frühzeitig durchgeführt werden können, um das dringend benötigte
Futter einzufahren. Durch den Regen der zurückliegenden Wochen sei
das Grünland gut gewachsen, so dass der zweite und wohl auch der
dritte Schnitt zufriedenstellend sein werden. Greif: „Dies dürfte
Futterengpässe erst einmal beenden.“
Ihre
Spuren hinterlassen hat die Corona-Krise in der Landwirtschaft, auch
wenn sie als systemrelevant eingestuft wurde. Schlagartig sei der
Bevölkerung bewusst gemacht worden, wie abhängig wir vom weltweiten
Warenverkehr sind, wie wichtig in Sondersituationen aber auch
ausländische Arbeitskräfte sind. „Wir hoffen, unsere Bevölkerung hat
wahrgenommen, dass in Krisenzeiten eine sichere heimische Versorgung
notwendig ist.“ Die Versorgung habe funktioniert, darauf könnten die
Bauern stolz sein.
Eine
mittlere Ernte erwartet Kreisobmann Hermann Klug für seinen Betrieb.
Er bewirtschaftet einen Steinwurf von der bayerisch-thüringischen
Grenze entfernt insgesamt rund 150 Hektar Land, hat 74 Milchkühe im
Stall zuzüglich der Nachzucht und er betreibt eine Biogasanlage mit
rund einem Drittel Gülleanteil. Auf einem Viertel seiner Fläche baut
er Mais an, auf dem Rest Triticale, Sommer- und Wintergerste,
Winterweizen und Kleegras. Größte Sorge bereiten ihm derzeit die 20
Hektar Wald, weil die Bäume aufgrund der Dürre der vergangenen Jahre
nach und nach absterben.
Dem
Kreisobmann zufolge, habe Corona das Übrige dazugetan, dass die
Preise eher im Keller angesiedelt seien. Oft werde Corona aber auch
nur vorgeschoben. Nicht zuletzt werde Corona nach Ansicht von
Hermann Klug auch mit Blick auf die Düngeverordnung und die
Tierwohldiskussion von der Politik dazu benutzt, um den Bauern einer
Auflage nach der anderen aufzubürden.
Bild:
Kreisobmann Hermann Klug begutachtete zusammen mit den
oberfränkischen BBV-Präsidenten Hermann Greif, BBV-Direktor Dr.
Wilhelm Böhmer und Kreisgeschäftsführer Thomas Lippert (von links)
die Qualität auf seinen Beständen.
Windischletten.
Mit einem dramatischen Appell wenden sich die Verantwortlichen der
Waldbesitzervereinigung Bamberg derzeit an Politik und
Öffentlichkeit. Ohne finanzielle und ideelle Unterstützung werde der
Wald in Oberfranken großflächig absterben, so befürchten es die
Fachleute. Erste Anzeichen dafür seien bereits nicht mehr zu
übersehen.
„Es
brennt, und zwar im übertragenen Sinne“, sagt Angelika Morgenroth,
1. Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Bamberg. Große Teile der
Wälder nicht nur im Raum Bamberg sondern in ganz Oberfranken sowie
in Mittel- und Unterfranken leuchteten rotbraun durch
Schädlingsbefall und Trockenheit. „Den Waldbesitzern brennt das
Waldvermögen unter der Säge weg“, so Morgenroth und bei den
Waldbesitzervereinigungen würden inzwischen die Telefonleitungen
durchbrennen.
„Wenn das
so weiter geht, werden wir in wenigen Jahren fast überall freie
Bergkuppen sehen“, bestätigte auch der forstliche Berater Hans Peter
Schreier vom Landwirtschaftsamt in Scheßlitz. Auf Grund der
anhaltenden Trockenheit könnten allein in Oberfranken Waldflächen im
fünfstelligen Bereich verloren gehen. Zusätzlich werde die Situation
durch den starken Wind und die heftige Sonneneinstrahlung
beschleunigt. Die Winterfeuchtigkeit fehle mittlerweile völlig und
das Frühjahr starte bereits mit extremer Trockenheit. „Die
Geschwindigkeit, mit der der Klimawandel zuschlägt, überrascht
selbst Förster und Waldbesitzer“, so Schreier.
Viele
Waldbesitzer seien in der Folge nicht mehr in der Lage, den vom
Bayerischen Waldgesetz gebotenen Waldschutz bei Räumungskosten zu
leisten. Die Kosten würden bei weiten die Erlöse durch den
Holzverkauf überschreiten. Teilweise gebe es für verschiedene
Sortimente überhaupt keinen Markt mehr. Deshalb würden Waldbesitzer
verzweifelt aufgeben.
Die
Förderrichtlinien der Bayerischen Staatsregierung für waldbauliche
Maßnahmen scheitern nach Ansicht der Beteiligten an den regionalen
Problemen in Franken und sind einfach nicht oder nur schwer
anwendbar. Trotz vieler positiver und neuer Fördertatbestände
könnten sie teilweise nicht abgerufen werden. Angelika Morgenroth
und Hans Peter Schreier fordern deshalb ganz konkret ein
Trockenprogramm für ganz Franken, ein Aufarbeitungsprogramm für die
Kleinstprivatwaldbesitzer sowie stärkere personelle Unterstützung
für die Forstverwaltung. Die WBV könne die Arbeit alleine nicht mehr
leisten.
Dabei geht
es den Verantwortlichen aber nicht nur um finanzielle Unterstützung.
Auch die Einsicht, dass der Wald die Basis für unsere Existenz ist,
sei bei weitem nicht überall verbreitet. Ob Speicherung von
Kohlendioxyd oder die Zukunft der Trinkwasserversorgung, ob
Mountain-Biking oder der Modetrend „Waldbaden“: ohne Wald geht
nichts. „Jeder will den Wad nutzen, aber keiner will Verantwortung
dafür übernehmen“, so Angelika Morgenroth.
Eine
Lehre, die Wald- und Forstexperten aus der derzeitigen Situation
ziehen lautet: „Wir müssen den Waldumbau forcieren.“ Dort, wo ein
Waldumbau schon länger stattgefunden habe, sei die Situation
zumindest optisch nicht ganz so dramatisch.
Unter dem
Motto „Oberfranken brennt“ hat die WBV Bamberg zusammen mit den
beiden Landtagsabgeordneten Martin Schöffel und Holger Dremel (beide
CSU) vor kurzem auch ein Krisengespräch an der Windischlettener
Linde durchgeführt. Zahlreiche Funktionsträger und Waldbesitzer auch
aus benachbarten Amtsbereichen sowie ein Team des Bayerischen
Fernsehens war dabei. Sie alle konnten an diesem markanten Punkt des
Regierungsbezirks die „brennenden“, also abgestorbenen Bergkuppen
vom Jura, über den Steigerwald, den Hassbergen, Thüringer Wald,
Frankenwald und den Gottesacker des Maintals erkennen. Allen
Teilnehmern sei dabei schnell klar geworden: „So dramatisch war die
Situation noch nie.“
Bild:
Bei einem Krisengespräch an der Windischlettener Linde
verdeutlichte WBV-Vorsitzende Angelika Morgenroth den Abgeordneten
Martin Schöffel (links) und Holger Dremel die dramatische Situation
des Waldes.
Grünes Zentrum für
grüne Berufe / In Münchberg setzt der Landkreis Hof ein Zeichen für
die Landwirtschaft
Münchberg.
Mit einem Kostenvolumen von rund elf Millionen Euro entsteht derzeit
in Münchberg ein Grünes Zentrum. Der stattliche Neubau nahe der
Autobahnanschlussstelle Münchberg-Nord soll ab Ende des Jahres
gleich mehrere landwirtschaftliche Institutionen unter einem Dach
vereinen: das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, den
Bauernverband, den Maschinenring, die Landwirtschaftsschule und die
zentrale Vergabestelle der staatlichen landwirtschaftlichen
Führungsakademie.
„Wir wolle
ein Zeichen für die Land- und Forstwirtschaft sowie für die grünen
Berufe setzen“, sagt Landrat Oliver Bär. „Wir wollen hier in
Münchberg die Dinge zusammenführen und Synergien schaffen.“ Er sei
fest davon überzeugt, dass die Landwirtschaft im Landkreis Hof eine
Zukunft habe. Die Betriebe seien gut aufgestellt, durch das neue
Grüne Zentrum könnten sie die bestmöglichste Unterstützung erfahren.
Der Landrat spricht von einer bewussten Standortentscheidung
aufgrund der guten Erreichbarkeit aufgrund der Nähe zur Autobahn und
der prägnanten Lage am Ortseingang der Stadt Münchberg.
Nach den
Worten von Christine Schmoelzer-Glier, der Leiterin des Fachbereichs
Hochbau am Hofer Landratsamt, beträgt die reine Nutzfläche des neuen
Grünen Zentrums rund 2000 Quadratmeter. Im Gebäude wird Platz für 80
Büroarbeitsplätze sein. Daneben gibt es zwei Unterrichtsräume für
jeweils 24 Schüler sowie 72 Stellplätze auf dem großzügig angelegten
und ansprechend gestalteten Freigelände. Schmoelzer-Glier spricht
von einem abgewinkelten Baukörper, der sich hervorragend in die
topographische Lage einfügt. In die Räume des bisherigen Amtes
unweit des Neubaus wird übergangsweise zu Beginn des kommenden
Jahres die Krankenhausverwaltung des Klinikums Münchberg einziehen.
Eine
Besonderheit des Baus ist nach den Worten von Karsten Hilbert und
Ulrich Wendland vom Architekturbüro ghsw-Architekten in Hof die
Verwendung von Holz von der Fassade bis zu den Echtholztüren im
Innern. „Hier wird ausschließlich mit hochwertigen, naturnahem
Materialien gearbeitet“, so die Architekten. Für die Wärme soll eine
Pellets-Heizung, für die Kälte ein Geothermie-System sorgen.
Außerdem werde auf den Dächern eine Photovoltaikanlage installiert.
Froh über
die neuen Räumlichkeiten zeigt sich Karl Fischer, Leiter des AELF
Münchbergs, auch wenn er selbst nicht mehr einziehen wird, da er zum
Sommer seinen Ruhestand antritt. Er gehe davon aus, dass das neue
Erstsemester im Herbst noch im alten Schulgebäude starten und später
in das Grüne Zentrum umziehen wird. Fischer zufolge gebe es bei den
Anmeldezahlen für das neue Schuljahr keinesfalls einen Einbruch, im
Gegenteil, der Ausbildungswille sei klar erkennbar und die magische
Zahl von 16 Studierenden werde man deutlich übertreffen. Der
Behördenchef spricht dabei auch von einer Zukunftsoffensive für die
Landwirtschaft im Landkreis Hof. Eine herausragende, aber auch
ortsnahe Ausbildung sei für die Zukunft der Landwirtschaft
unabdingbar.
Baubeginn
für das neue Grüne Zentrum war bereits im August 2018, im Oktober
2018 fand die Grundsteinlegung statt und im September 2019 konnte
Richtfest gefeiert werden. Derzeit läuft der Innenausbau auf
Hochtouren, so dass bis zum Ende des Jahres 2020 mit der
Fertigstellung gerechnet wird.
Bilder:
1.Mit
einem Kostenaufwand von rund 11 Millionen Euro entsteht an einer der
Einfallsstraße nach Münchberg derzeit das künftige Grüne Zentrum des
Landkreises Hof.
2.
Behördenleiter Karl Fischer vom Amt für Landwirtschaft, die
Architekten Karsten Hilbert und Ulrich Wendland, Christine
Schmoelzer-Glier vom Fachbereich Hochbau am Hofer Landratsamt sowie
Landrat Oliver Bär, (von links) bei einer Baustellenbegehung.
Heißwasser statt
Glyphosat / Maschinenring Oberfranken Mitte setzt im Kulmbacher Land
auf umweltfreundliche Unkrautbekämpfung
Neuenmarkt/Himmelkron.
Hundert Prozent Wasser, null Prozent Chemie: das ist die
Erfolgsformel gegen Unkraut und Schädlinge. Im Kulmbacher Land ist
der Maschinenring in diesen Tagen wieder unterwegs, um die Wege des
Friedhofs in Neuenmarkt von Unkraut und die Eichen entlang der
Bundesstraße B303 bei Himmelkron vom Eichenprozessionsspinner zu
befreien.
„Eigentlich ist die Sache ganz einfach“, so Geschäftsführer Bernd
Müller vom Maschinenring Oberfranken Mitte, der gewerblichen
Tochterfirma der Maschinenringe Bayreuth, Kulmbach und der
Fränkischen Schweiz. Eiweiß gerinnt bei 70 Grad Celsius, also wird
sowohl das Unkraut als auch der Eichenprozessionsspinner mit 100 bis
110 Grad heißem Wasser besprüht. Das sei nicht nur umweltfreundlich,
sondern auch kostengünstig, so Müller. Immer mehr Kommunen würden
deshalb auf diese Dienstleistung des Maschinenrings zurückgreifen.
In
Neuenmarkt kam der Auftrag von der Gemeinde. „Für uns ist es eine
Testphase, um zu prüfen, inwiefern wir den Bauhof entlasten können“,
so Bürgermeister Alexander Wunderlich. Der Friedhof soll schließlich
ein Aushängeschild der Gemeinde sein, deshalb werde die
Unkrautbekämpfung dort ganz gezielt vorangetrieben.
MR-Geschäftsführer Müller geht von vier Durchgängen aus, bis die
Wege tatsächlich unkrautfrei sind. Im Tank von Uwe Glass aus
Creußen, der für den Maschinenring tätig ist, sind 800 Liter Wasser.
Zwölf Liter benötigt er pro Minute.
Spektakulärer gestaltet sich der Heißwassereinsatz in Himmelkron
entlang der B303. Die Bundesstraße musste für den Einsatz mit einer
Ampelregelung gesperrt werden, damit Harald Galster aus Gefrees und
Gerhard Schultheiß aus Kleinweiglareuth von einer Hebebühne aus die
Nester des Eichenprozessionsspinners gezielt besprühen können. Auch
hier sei die Arbeit durchaus von Nachhaltigkeit geprägt. Während im
zurückliegenden Jahr auf dem Gelände der Bundespolizei in Bayreuth
drei volle Tage notwendig gewesen waren, um den Prozessionsspinner
den Garaus zu machen, sei man heuer schon in einem halben Tag fertig
gewesen, so sehr konnte die Verbreitung durch die Heißwassermethode
eingeschränkt werden.
An
manchen der über 30 befallenen Eichen seien die Auswirkungen des
Schädlings schon deutlich zu sehen, so Harald Huber vom
Maschinenring. Er spricht von rund 40 Nestern an manchen Bäumen, an
besonders stark befallene Bäume habe er auch schon 80 Nester
gezählt. Das gefährliche an dem Schädling, der bei weitem nicht nur
Eichen befällt, sind die Brennhaare, die im Extremfall
lebensbedrohliche allergische Reaktionen bei manchen Menschen
auslösen können. „Die Haare der Raupen führen zu Allergien, Asthma
und mitunter zu einem allergischen Schock“, so Müller. Zu den
häufigsten Symptomen gehörten lokale Hautausschläge, begleitend dazu
könnten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und
Bindehautentzündungen auftreten.
Die
Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH hatte im zurückliegenden Jahr
mit dem Einsatz der Heißwassertechnik begonnen. Geschäftsführer
Müller kann bereits jetzt ein positives Zwischenfazit ziehen. Die
Unkraut- und Schädlingsbekämpfung mit der Heißwassermethode habe
sich bewährt. Gegen Heißwasser sei kein Unkraut resistent, Wurzel
und Pflanze würden absterben, für das Umfeld entstehe keinerlei
Schaden. Konkret würden die Raupen und speziell deren Nesselhaare
„gekocht“ und damit das auf Eiweißbasis aufgebaute Nesselgift
vollständig zerstört.
Prominenteste Einsatzorte seien die markgräflichen Parks der
Eremitage und des Hofgarten gewesen, wo sich ebenfalls der
Eichenprozessionsspinner breit gemacht hatte. Selbst in den Parks
habe sich der Schädling so rasant vermehrt, so dass bereits Bereiche
abgesperrt werden mussten. Vorrangig müsse die Bekämpfung überall
dort in Erwägung gezogen werden, wo Menschen durch die Gifthaare
gefährdet sind. Zur Abwehr der Gesundheitsgefahr auf öffentlichem
Gelände seien die Gemeinden, bei Privatgrundstücken die Eigentümer
zuständig.
Bilder:
1.Uwe
Glass aus Creußen bearbeitet die Wege des Neuenmarkter Friedhofs mit
der Heißwassertechnik. Über die Schulter blicken ihm dabei
Bürgermeister Alexander Wunderlich, Harald Fischer vom Bauhof in
Neuenmarkt und Geschäftsführer Bernd Müller vom Maschinenring
Oberfranken Mitte.
2. Entlang der Bundesstraße B3030 im Gemeindegebiet von Himmelkron
ist der Maschinenring im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner im
Einsatz.
50 historische Gebäude
aus 300 Jahren / Im Oberpfälzischen Freilandmuseum Neustadt-Perschen
scheint die Zeit stehen geblieben zu sein
Neusath-Perschen.
Früher müssen die Menschen alle kleiner gewesen sein. In sämtlichen
Räumen sind die Zimmerdecken bedrohlich nah. Unbeschadet hinein
kommt man meist nur dann, wenn man im Türstock den Kopf einzieht.
Das ist nicht die einige Überraschung in den rund 50 historischen
Gebäuden aus den zurückliegenden 300 Jahren, die im Oberpfälzischen
Freilandmuseum in Neusath-Perschen, einem Ortsteil von Nabburg im
Landkreis Schwandorf, wiederaufgebaut wurden.
Die größte
Überraschung ist eigentlich die kaum beschreibbare Idylle auf dem
rund 30 Hektar großen Gelände, über das der gut zwei Kilometer lange
Rundweg führt. Überall gackern die Hühner, Enten laufen über den
Weg, Frösche springen in den Dorfweiher. Weit und breit kein Auto.
Es ist gerade so, als sei die Zeit stehen geblieben. Oder ist man in
einen der kitschigen Heimatfilme der 50er Jahre geraten? Als
perfekte Kulisse dafür wäre das Freilandmuseum bestens geeignet.
Wohnen und
Leben der Menschen in der Oberpfalz zu zeigen und zu dokumentieren,
das hat sich der Bezirk als Betreiber auf die Fahnen geschrieben.
Seit den 1970er Jahren wurde hier ein gewaltiger Aufwand betrieben,
um die Häuser und Hofstellen von Bauern, Häuslern, Tagelöhnern,
Hirten, Müllern und vielen anderen an ihrem Originalstandort
abzubrechen und in dem Museumsdorf neu aufzubauen und liebevoll
einzurichten.
Dazu
verbindet der Rundweg gleich fünf kleine „Dörfer“, besser Weiler,
die den historischen Regionen der Oberpfalz entsprechen sollen: da
gibt es ein Stiftlanddorf, weiter geht es ins Waldlerdorf, ins
Naabtaldorf und in das Juradorf, sowie in das Mühlental. Die breiten
sonnigen Spazierwege sind den alten Landstraßen aus dem 19.
Jahrhundert nachempfunden, sie wechseln sich ab mit schmalen,
schattigen Waldpfaden. Sogar eine schmucke Kapelle aus dem Jahr 1870
gibt es. Sie stand einst bei Hirschau und wurde hier im
Originalzustand mit der kompletten Inneneinrichtung wiederaufgebaut.
Ausgestellt werden zahlreiche landwirtschaftliche Geräte zum
Beispiel zum Kartoffelanbau und zur Kartoffelernte. Da gibt es einen
Kohlenmeiler, eine Sägemühle. Im Mühlental wird die Teichwirtschaft
erklärt, die in der wasserreichen Oberpfalz seit jeher eine große
Rolle spielt, als Stauwasser für die Mühlen, als Tiertränke, als
Löschwasser, zur Flößerei und Grünlandbewässerung und natürlich zur
Fischzucht, über die es im ehemaligen Herrenhaus eine eigene
Ausstellung gibt.
Auf
dem gesamten Gelände werden auch traditionelle Pflanzen- und
Getreidesorten angebaut. Nicht nur Sommer- oder Winterweizen ist
hier zu sehen, sondern auch seltenere Saaten wie zum Beispiel Öllein,
Schwarzhafer oder Emmer. Im Hopfengarten wird die Sorte „Hersbrucker
Spät“ angebaut. Bewirtschaftet werden die Flächen von Landwirten,
die das Museum beauftragt hat. Dazu gehört auch die große
Streuobstwiese, die der örtliche Kreisverband für Gartenbau und
Landespflege zusammen mit den Oberpfälzer Kreisfachberatern angelegt
hatte. Hier ist es das erklärte Ziel, alte heimische Obstsorten zu
pflegen und zu erhalten.
Viele
Tiere bevölkern das Museumsdorf, Pinzgauer Rinder, eine ganz alte
Rasse mit dem Namen „Voigtländer Schlag“, Schwäbisch-Hällische
Schweine, Coburger Fuchsschafe, weiße deutsche Edelziegen und alle
möglichen Hühner, Enten und Gänse.
In
einem der ältesten Museen dieser Art in Bayern hat aber auch die
Neuzeit Einzug gehalten: Auf einem großen Holzschuppen wurde ein
Solardach installiert. Die Anlage aus dem Jahr 2002 liefert ein
Drittel der Energie für die Temperierung der benachbarten
Rauberweihermühle.
Info:
-Für
jedes Alter
-Halb-/Ganztagesausflug
-Lage:
Neusath-Perschen liegt nahe der Stadt Nabburg. Die A 93 garantiert
eine günstige Anbindung.
-Öffnungszeiten:
Von Frühlingsbeginn bis zur ersten Novemberwoche jeweils Dienstag
bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr.
-Eintritt:
Erwachsene 6 Euro, Schüler, Studenten, Behinderte, Teilnehmer am
Freiwilligendienst, Inhaber der Bayerischen Ehrenamtskarte 4 Euro
-Parken:
viele kostenlose Parkplätze im Eingangsbereich
-Einkehr:
Das Museumswirtshaus „Beim Wirth“ bietet während der Saison
regionale Brotzeiten und Spezialitäten, bei schönem Wetter auch im
Biergarten vor dem Haus, außerdem gibt es im nahen Nabburg
zahlreiche Einkehrmöglichkeiten.
-Oberpfälzisches
Freilandmuseum Neusath-Perschen, Neusath 200, 92507 Nabburg,
Telefon: 09433/2442-0,
freilandmuseum@bezirk-oberpfalz.de,www.freilandmuseum.org.
Bilder:
1.Ganze
Hofstellen aus allen Teilen der Oberpfalz wurden in dem Museumsdorf
wieder aufgebaut.
2.Alte
Bauerngärten zieren die meisten historischen Häuser.
3.Alle
liebevoll eingerichtete Stuben darf der Besucher betreten.
4.Viele
Tiere bevölkern das Museumsdorf.
Die
Rauberweihermühle, ein herrschaftliches Jagdhaus mit Mahlmühle aus
dem Jahr 1710, stand einst in Wackersdorf bei Schwandorf.
Fast schon
etwas kitschig, aber trotzdem wunderschön: der Museumsbesucher
trifft auch echte Postkartenidylle.
Der
Schallerhof war einst in der Weidener Umgebung angesiedelt, jetzt
ist er im Freilandmuseum wiedererrichtet worden.
Sogar einen
Dorfteich gibt es im „Stiftlanddorf“.
Vor der
Kulisse des Kleinstädtchens Nabburg grasen diese Rinder, die zum
Freilandmuseum gehören.
Wie im Heimatfilm: die alten Bauernhäuser sind von allen Seiten
eine wahre Augenweide.
Rettung von Rehkitzen
und Bekämpfung von Borkenkäfern / Biologisch, fortschrittlich und
sicher: Drohneneinsatz in der Landwirtschaft
Bayreuth.
Allein schon das Wort klingt wie eine Bedrohung: Drohne. Doch diese
für viele unheimlichen Flugobjekte müssen nicht automatisch
Misstrauen wecken. Ganz im Gegenteil: in der Landwirtschaft können
sie auch ein Segen sein. Geschäftsführer Johannes Scherm,
Vorsitzender Reinhard Sendelbeck und sein Stellvertreter Matthias
Roder vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz zeigen auf, wofür Drohnen
alles gut sein können, und warum sie in der Landwirtschaft eine
echte Bereicherung darstellen, egal ob zur biologischen
Schädlingsbekämpfung, zur Rehkitzrettung oder zur Feststellung von
Borkenkäferbeständen. Der Maschinenring sei in der Lage, die
passenden Dienstleister für nahezu alle Einsatzmöglichkeiten von
Drohnen zu vermitteln, so Geschäftsführer Scherm.
„Wir
wollen die Drohne nicht schönreden“, sagt er. Doch dann, wenn eine
Drohne über ein Maisfeld fliegt, müsse niemand gleich die Polizei
rufen. Nicht selten handele es sich um die Bekämpfung des
Maiszünslers auf biologischen Weg durch die Ausbringung von
Schlupfwespen. Scherm erklärt, wie das funktioniert: Die Larven der
Schlupfwespen (Richogramma brassicae) werden in Kugeln aus
Maisstärke über befallenen Beständen abgeworfen. Das Insekt ist ein
natürlicher Feind des Maiszünslers (Ostrinia nubilalis). Bei
rechtzeitiger Ausbringung werden die Eier parasitiert und so
effizient bekämpft. Konkret werden im 14-tägigen Abstand zwei Mal
jeweils um die 100000 Wespen punktgenau pro Hektar verteilt.
Genau hier
kommt auch der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz ins Spiel, der seinen
Mitgliedern die Wespenkugeln und die Drohnenausbringung durch einen
externen Unternehmer günstig anbieten kann. Mit Kosten von rund 72
Euro pro Hektar für Wespen und Ausbringung sei die biologische
Variante nur unwesentlich teurer als die chemische. Der Wirkungsgrad
sei aber nahezu der gleiche.
Von den
Landwirten wird dies längst honoriert. Waren es 2018 exakt 158
Hektar Mais im Landkreis Bayreuth und auf dem Gebiet des
benachbarten Maschinenrings Fränkische Schweiz, wurden 2019 bereits
294 Hektar Mais biologisch behandelt. „So lange wir Erfolg mit
dieser Art von biologischen Schädlingsbekämpfung haben, müssen wir
nicht mit der Spritze übers Feld“, so Scherm, der davon ausgeht,
dass sich die Maiszünslerbekämpfung per Schlupfwespe schon bald als
Standardverfahren etablieren wird.
Als großen
Fortschritt sehen die Verantwortlichen des Maschinenrings auch den
Einsatz von Drohnen in Kombination mit einer Wärmebildkamera bei der
Rettung von Rehkitzen. „Für den Landwirt ist es Schlimmste, was
passieren kann, wenn er ein Kitz erwischt“, versichert Vorsitzender
Sendelbeck. Der Einsatz von den ehrenamtlich tätigen Beobachtern der
Rehkitzrettung Oberfranken wird allgemein begrüßt. Noch effektiver
ist er in Verbindung mit einem Drohnenüberflug.
Der kann
aber auch helfen, sandige und trockene Stellen auf den Feldern
auszuspüren, um dadurch die ideale Düngung für jede Fläche zu
ermitteln. Im Wald trage die Drohne dazu bei, Trockenschäden oder
sogar Borkenkäferbefall rechtzeitig aus der Luft zu erkennen. „Eine
einfache Kamera reicht dazu aus“, so der zweite Vorsitzender
Matthias Roder aus Würnsreuth bei Seybothenreuth. Als weitere
Einsatzgebiete nennt er das Aufspüren von Wespennestern, die
Erkennung von Dachschäden auf landwirtschaftlichen Gebäuden oder das
Feststellung von defekten Solarmodulen.
Nicht
zuletzt könne die Drohne auch effektiv zur Bekämpfung von
Schwarzwild eingesetzt werden. Bestehe der Verdacht, dass ein Rudel
wieder einmal ein Maisfeld verwüstet, könne dies per Drohne aus der
Luft bestätigt werden, ehe die Jägerschaft am Boden ihrer Aufgabe
nachkommt.
Matthias
Roder, der auch als „Drohnenpilot“ unterwegs ist, weiß worauf man
achten muss. Das Fliegen unter anderem über Menschenansammlungen,
Autobahnen oder militärischen Einrichtungen oder generell bei Nacht
sei natürlich strikt verboten. Bei Geräten, die mehr als zwei
Kilogramm wiegen ist ein „Führerschein“ notwendig und bei Drohnen
mit einem Gesamtgewicht über fünf Kilogramm müsse sogar die
Luftfahrtbehörde eingeschaltet werden.
Bild:
Geschäftsführer Johannes Scherm, Vorsitzender Reinhard Sendelbeck
und sein Stellvertreter Matthias Roder (von links) vom Maschinenring
Bayreuth-Pegnitz zeigen worauf es beim Drohneneinsatz in der
Landwirtschaft ankommt.
„Nicht prinzipiell
gegen Photovoltaik“ / Kronacher Landwirte befürchten Verlust
wertvoller Ackerflächen durch Solarpark-Vorhaben – Betreiber
widerspricht: „Viele Chancen für den ländlichen Raum“
Gössersdorf. Die Landwirte rund um den kleinen Ort Gössersdorf bei
Weißenbrunn sind sauer. Weil das Energieunternehmen Münch Energie
aus dem benachbarten Ort Rugendorf (Landkreis Kulmbach) immer mehr
Flächen pachten möchte, um dort Solarparks zu installieren,
befürchten sie den Verlust wertvoller Ackerfläche. Klarer
Widerspruch kommt von Mario Münch, geschäftsführender Inhaber von
Münch Energie und selbst Sohn eines Landwirts. Seinen Worten zufolge
gibt es genug Potential um für alle eine Win-Win-Situation
herzustellen.
„Jede
Photovoltaikanlage auf der Grünen Wiese ist der Tod für den
praktizierenden Landwirt“, sagt Dittmar Alex, Land- und Gastwirt aus
Gössersdorf. Was die Bauern vor allem antreibt, das
Energieunternehmen treibt die Pachtpreise ihrer Meinung nach in
schwindelnde Höhen. Ralf Sachs, der in Gössersdorf zusammen mit
seinen Nachbarn Dieter Hofmann als GbR einen Milchviehbetrieb und
eine Biogasanlage betreibt, spricht von Pachtpreisen, die bis zum
Zehnfachen in die Höhe schießen. Den Eigentümern könne man da keinen
Vorwurf machen, doch bei solchen Preisen könnten die Bauern einfach
nicht mithalten.
An die 17
Hektar Fläche seien bereits für die Photovoltaikanlagen genehmigt,
weitere 20 seien dafür geplant, und das allein auf Gössersdorfer
Flurgebiet. Zwischen Grafendobrach im Landkreis Kulmbach und
Fischbach bei Kronach sollen es sogar rund 130 Hektar sein, die für
den Bau der Photovoltaikanlagen geplant sind, nicht nur durch das
Unternehmen Münch Energie sondern auch durch den Ökostromanbieter
Naturstrom, der Flächen für geplante Windkraftanlagen beanspruchen
soll. Darüber hinaus sei auch ein über 40 Hektar großes
Gewerbegebiet auf der Grünen Wiese zwischen Gössersdorf und
Rugendorf in der Planung, das mit dem Strom aus den Solarparks
versorgt werden soll.
„Für die
Landwirte vor Ort wäre die wertvolle Ackerfläche dann für immer
verloren“, sagt Ralf Sachs, der zusammen mit Dieter Hofmann in den
zurückliegenden Jahren gewaltig investiert hat und die für ihre 70
Kühe im modernen Freilaufstall dringend auf das Grünfutter
angewiesen sind. Ausgleichsflächen gibt es nicht, so Sachs. Warum
werden die Photovoltaikanlagen nicht woanders realisiert, auf schwer
zu bewirtschaftenden Steilhängen beispielsweise. „Wir sind ja
prinzipiell nicht gegen Photovoltaik, aber nicht auf wertvollen
Äckern, sondern auf Dächern, an Böschungen oder entlang der
Autobahn“, so Dittmar Alex und Ralf Sachs ergänzt: „Wir haben keine
Alternativen.“
Burkhard
Hartmann, Kreisvorsitzender der BBV-Arbeitsgemeinschaft
Jagdgenossenschaften, bringt noch ein anderes Argument ins Spiel:
„Wenn wir nicht mehr vor Ort produzieren können, dann muss künftig
alles importiert werden“. Gerade in Zeiten, in denen wieder
verstärkt über Selbstversorgung nachgedacht wird, könne das doch
kein vernünftiger Mensch wirklich wollen. Dittmar Alex hat ebenfalls
noch ein weiteres Argument: Für ihn sind auch die
Photovoltaikanlagen Flächenfraß. Zwar würden die Böden nicht
versiegelt, doch sie fallen dauerhaft aus der landwirtschaftlichen
Produktion. Und nicht zuletzt sieht er auch einen großen Einschnitt
in das Tourismuspotenzial, schließlich führe der mehrfach
ausgezeichnete Wanderweg mit dem Namen Frankenwaldsteig direkt an
den geplanten Photovoltaikflächen vorbei.
Mario
Münch sieht die Sache ganz anders. „Unser aktuelles Projekt birgt
wahnsinnig vielen Chancen für den ländlichen Raum“, sagt er. Anders
als in anderen Regionen Deutschlands habe man in Gössersdorf die
Besonderheit, dass für alle Interessengruppen ausreichend Flächen
zur Verfügung stehen. Denn tatsächlich handele es sich im ersten
Schritt in Gössersdorf nur um 15 Hektar, wovon zehn Hektar
familieneigenen Flächen und fünf Hektar Flächen eines bald in Rente
gehenden Landwirtes sind. In vier bis sechs Jahren sollen weitere
zehn Hektar von Münch bewirtschaftete Flächen folgen, sowie 7,8
Hektar, bei denen schon Ausgleichsflächen für die Biogasbetreiber
verbindlich zugesagt worden seien. „In beiden Schritten entfallen
faktisch und nachweislich keine Flächen für die darauf angewiesenen
Landwirte“, so Münch.
Zudem
bekräftigte er nochmals seine bereits getroffene Zusage, gemeinsam
mit den Biogasanlagenbetreibern weitere 50 Hektar für Ihre
Biogasanlage in Einzelgesprächen mit den im Dorf noch existierenden
Flächen von Rentnern oder Nebenerwerbslandwirten zu akquirieren.
„Auch das Angebot bezüglich der Zukunftsperspektive der bestehenden
Biogasanlage wollen wir nochmals aussprechen.“ Mit dem direkten
Anschluss der Biogasanlage an das geplante Gewerbegebiet und der
direkten Versorgung von Industriellen Abnehmern von Wärme,
Regelstrom oder direkter Biogaslieferung könne die Biogasanlage
nicht nur nach dem Ende der staatlichen Förderung weiterbetrieben
werden, sondern durch die daraus entstehende Direktvermarktung könne
dann mit deutlich weniger Flächenverbrauch und Arbeitseinsatz
deutlich wirtschaftlicher betrieben werden.
Beim
angesprochenen Gewerbegebiet handelt es sich Münch zufolge um einen
mit ökologisch nachhaltigem Energiepark. Energie soll dort nicht wie
bisher über Förderungen oder Subventionen erzeugt und von anderen
vermarktet, sondern vor Ort hergestellt und nicht über Umwege
sondern direkt an die Abnehmer verkauft werden. Das erhöhe die
Wertschöpfung für eine Ortschaft wie Gössersdorf ungemein und habe
zudem vielfältige positive Auswirkungen auf die Arbeitsplätze und
den Wohlstand der Region insgesamt.
„Aktuell
stehen wir aufgrund des Klimawandels und des extrem trockenen
Frühjahres an einem wesentliche Punkt der Agrarwende“, sagt Münch.
Es müsse jedem klar sein, dass es ein weiter so, beziehungsweise ein
Hoffen auf „nächstes Jahr wird die Ernte wohl besser“ schon keine
Lösung mehr ist. Die Veränderungen seien unumgänglich. Münch: „Wir
Landwirtsfamilien sind für unsere Anpassungsfähigkeit bekannt.“
Bilder:
Rechts: Die Landwirte aus Gössersdorf und Umgebung sind sauer. So
haben sie sich die Energiewende nicht vorgestellt. Im Bild von
links: Gernot Hofmann, Burkhard Hartmann, Ralf Sachs, Alex Dittmar
und Dieter Hofmann.
Links: Mario Münch, geschäftsführender Inhaber des
Energieunternehmens Münch Energie.
Ohne Pflanzenschutz
und Düngung keine gelben Felder: Rapsanbau ist in Oberfranken
dramatisch zurückgegangen
Altenreuth.
Jetzt leuchten sie wieder, die gelben Felder landauf landab: Der
Raps steht in voller Blüte. Doch der Schein trügt. Die Anbaufläche
in Oberfranken ist während der zurückliegenden zehn Jahre um 50 bis
60 Prozent zurückgegangen. Allein von 2018 bis 2019 sank der
Rapsanbau im Regierungsbezirk von knapp 16300 Hektar auf unter 10000
Hektar. Um auf diesen dramatischen Rückgang aufmerksam zu machen,
hatten sich Vertreter der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps
Oberfranken auf einem Rapsfeld von Wilfried Löwinger in Altenreuth
bei Harsdorf im Landkreis Kulmbach getroffen. Löwinger ist nicht nur
BBV-Kreisobmann in Kulmbach, sondern auch stellvertretender
Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft.
Vorsitzender ist Klaus Siegelin aus Tiefenklein bei Küps im
Nachbarlandkreis Kronach. „Uns Rapsbauern ist in den zurückliegenden
Jahren vieles genommen worden in Sachen Pflanzenschutz“, begründet
er den regelrechten Einbruch. Für die Zukunft hat Siegelin
schlimmste Befürchtungen. Durch die Düngeverordnung könnte dem
Rapsanbau in Oberfranken endgültig der Garaus gemacht werden. „Wenn
keine Herbstdüngung mehr möglich ist, dann geht die Pflanzen hungrig
in den Winter“, so der Vorsitzende, der daran erinnert, dass die
Rapssaat in der Regel schon unmittelbar nach der Ernte ab dem 20.
August beginnt. Doch damit nicht genug: auch die Frühjahrsdüngung
soll den Rapsanbauern mit der Düngeverordnung noch verboten werden.
„Eigentlich müsste man doch alles dafür tun, dass die Pflanze nicht
verhungert“, sagte Wilfried Löwinger. Gerade in der jetzigen Zeit,
in der wieder von der Notwendigkeit nationaler Versorgung gesprochen
werde, könne es sich doch niemand leisten, die
Nahrungsmittelproduktion wieder zurückzufahren. Doch fachliches
Wissen zähle scheinbar nichts mehr, so Löwinger.
Grundsätzlich komme Raps sehr gut mit den Anbaubedingungen in
Oberfranken zurecht, sagte Tobias Wunner, der Geschäftsführer des
Erzeugerverbandes. Raps sei in vielen Betrieben noch Bestandteil der
vielgliedrigen Fruchtfolge. Durch die tiefe Durchwurzelung des
Bodens sorge er für eine gute Durchlüftung und Lockerung. Im Wechsel
mit dem Getreideanbau habe Raps große Vorteile als Vorfrucht: die
biologische Aktivität des Bodens wird gefördert, der Verbleib von
Wurzeln und Stroh auf den Äckern rege zur Humusbildung an und führe
zur Erholung des Ackers.
Doch was
geschieht eigentlich mit dem Ras aus Oberfranken? Raps sei ein
hochwertiges Eiweißfutter, das in der Lage ist, Sojaschrot eins zu
eins zu ersetzen, so Klaus Siegelin. Fast noch wichtiger sei das
Rapsöl als eigentliches „Abfallprodukt“. Etwa zwei Drittel des
gepressten Öls gehe in die Erzeugung von Biodiesel, der Rest werde
zu Speiseöl verarbeitet.
An den
einzelnen Kulturen auf oberfränkischen Äckern hat Raps nach Angaben
des Bauernverbandes nur noch einen Anteil von fünf Prozent. Zum
Vergleich: Winterweizen und Silomais liegen mit jeweils 17 Prozent
Anteil vorne. Aufgeteilt nach Landkreisen wird im Bamberger Land
noch am meisten Raps (knapp 2900 Hektar) angebaut, gefolgt von Hof
(1950 Hektar) und Bayreuth (1170 Hektar). Am wenigsten Raps ist in
den Landkreisen Kronach (240 Hektar) und Forchheim (320 Hektar) zu
finden.
Bild:
Schaut im
Moment besser aus, als er eigentlich ist, der Raps auf dem Feld von
Wilfried Löwinger (rechts) in Harsdorf im oberfränkischen Landkreis
Kulmbach. Zusammen mit Klaus Siegelin (Mitte) und Tobias Wunner vom
Rapserzeugerring begutachtete er die diesjährige Qualität.
Konventionell auf
extensivem Weg /
Bauer und Bürgermeister: Fast 87 Prozent für Thomas Betz aus
Wattendorf
Wattendorf.
Vier halbe Tage pro Woche verbringt Thomas Betz in seinem Büro im
Rathaus des Stadelhofener Ortsteils Steinfeld. Hier hat die
Verwaltungsgemeinschaft Steinfeld, zu der seit der Gebietsreform
1978 die Gemeinden Königsfeld, Stadelhofen und Wattendorf gehören
ihren Sitz. Der 50-Jährige ist ehrenamtlicher Bürgermeister von
Wattendorf, die mit rund 650 Einwohnern kleinste Gemeinde im
Landkreis Bamberg und eine der kleinsten in ganz Oberfranken. In
seine zweiten Leben ist Thomas Betz Landwirt. Er bewirtschaftet rund
100 Hektar Ackerland.
Gerade
wurde er von den Wattendorfern mit einem Traumergebnis in seine
zweite Amtsperiode geschickt. Fast 87 Prozent der Stimmen konnte er
auf sich vereinen. Gegenkandidaten hatte er keinen. Das war bei
seiner ersten Wahl 2014 noch anders. Damals kam er auf 72 Prozent,
mit einem Gegenkandidaten. Doch Thomas Betz hatte damals schon eine
Amtsperiode im Gemeinderat vorzuweisen, ebenso ehrenamtliches
Engagement in vielen Bereichen, etwa als Feldgeschworener oder als
Feuerwehrvorstand.
Zweitranging ist für Thomas Betz, dass er auch von der CSU nominiert
worden war. Viel wichtiger ist in Wattendorf eine ausgewogene
Interessensvertretung der fünf Ortsteile. Betz ist in Bojendorf
zuhause, folglich gehört er der Liste Bojendorfer Wählergemeinschaft
(BWG) an.
Einen
Schritt weiter weg als jeder andere Landwirt ist er durch das
Bürgermeisteramt schon von seinem Betrieb, räumt Thomas Betz ein.
Aber da kommt ihm sein Organisationstalent zugute. Ebenso seine
Einstellung: „Ich arbeite konventionell auf extensivem Weg“, sagt er
und meint damit, dass er versucht, mit einem überschaubaren Aufwand
ordentliche Ware zu erzielen. Aktuell baut er auf knapp der Hälfe
seiner bewirtschafteten 100 Hektar Getreide an, auf etwa 15 Hektar
Mais, der Rest ist Grünland.
Das war
nicht immer so. Zunächst hatte er sich gegen den elterlichen
Vollerwerbsbetrieb entschieden und eine Lehre zum
Fernmeldehandwerker in Bamberg absolviert. Dann leistete er bei der
Caritas in Bamberg seinen Zivildienst ab. In dieser Zeit sei auch
die Entscheidung gereift, es doch mit der Landwirtschaft zu
versuchen. Als Quereinsteiger besuchte er die Landwirtschaftsschule,
machte seine Gesellenprüfung und ließ ein Jahr Technikerschule in
Bayreuth folgen. Diese Schule gibt es schon lange nicht mehr, doch
damals habe sie ihm eine prima Gelegenheit geboten, über den
Tellerrand zu blicken.
Zurück auf
dem elterlichen Hof reifte die Erkenntnis, dass der Gewinn nicht für
zwei Familien reicht. Zunächst arbeitete er deshalb unter anderem
bei der Biogasanlage eines Berufskollegen mit, drei Jahre lang war
er Leistungsoberprüfer und Futterberater bei der LKV
(Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredlung) in
Bayreuth und leistete Betriebshilfe über den Maschinenring.
Als sich
abzeichnete, dass die Rahmenbedingungen für den Milchviehbetrieb mit
Anfang 30, zuletzt noch 15 Kühen immer schwieriger werden, und der
Anbindestall mitten in der Ortschaft ohnehin keine Zukunft mehr
haben wird, schaffte er die Tierhaltung ab. Seitdem sieht er sich
gut aufgestellt. Als Landwirt und Bürgermeister ist er für die
Bürger stets greifbar. Feste Sprechstunden hätten sich nicht
bewährt, er ist immer ansprechbar.
Als
Bürgermeister treiben ihn derzeit mehrere Baustellen um. Da ist zum
einen der Ausbau der Mobilfunkversorgung, zum anderen der schlechte
Zustand der Ortsdurchfahrten. Hohe Fixkosten verursachen zudem die
vier kleinen Kläranlagen. Derzeit werde an einer Machbarkeitsstudie
gearbeitet, um einen Teil der Abwasserentsorgung vor dem Hintergrund
weiter steigender Auflagen und anders zu lösen.
Doch auch
viel Positives kann der alte und neue Bürgermeister vermelden: vor
eineinhalb Jahren war es gelungen, das große Kreismusikfest ins
kleine Wattendorf zu bringen, die Breitbandversorgung ist in der
gesamten Ortschaft mit 50 Mbit angekommen und erst vor wenigen Tagen
wurde eine versteinerte Riesenschildkröte aus der Jurazeit im
Bamberger Naturkundemuseum präsentiert. Gefunden wurde das 150
Millionen Jahre alte Fossil im Steinbruch Schorr in Wattendorf.
Bild:
Im Rathaus von
Steinfeld hat der Wattendorfer Bürgermeister Thomas Betz sein
Amtszimmer.
Schlepperdemo an der
bayerisch-thüringischen Grenze / Über 500 Landwirte haben beim
Besuch von Bundesagrarministerin Klöckner protestiert
Töpen.
Für eine „Tierwohl-Umlage“ hat sich Bundeslandwirtschaftsministerin
Julia Klöckner ausgesprochen. „Wir brauchen vier bis fünf Milliarden
Euro pro Jahr mehr, um die Erwartungen der Verbraucher umzusetzen“,
sagte Klöckner bei einem Gespräch mit Vertretern zahlreicher
landwirtschaftlicher Verbände in Töpen bei Hof. Die Umlage soll auf
Fleischprodukte erhoben werden und in einen Fonds fließen, aus dem
tierwohlbedingte Stallneu- und -umbauten gefördert werden. In Töpen,
am Sitz des Bio-Großhändlers Dennree, hatte die Ministerin zuvor ein
nichtöffentliches Gespräch mit der Unternehmensspitze geführt.
Während
des Gesprächs waren nach offiziellen Angaben über 500 Landwirte aus
Oberfranken und dem benachbarten Sachsen und Thüringen vorgefahren,
um lautstark ihrem Unmut über die Agrarpolitik im Bund und in der EU
Luft zu machen. Die Polizei hatte trotz eines Riesenaufgebots alle
Hände voll zu tun, um die Verkehrssicherheit in dem rund 1000
Einwohner zählenden Dorf direkt an der thüringischen Grenze
aufrechtzuerhalten. Nach dem offiziellen Gespräch mit den
Landwirtschaftsvertretern im Rathaus von Töpen wandte sich die
Ministerin per Megaphon nur kurz direkt an die Demonstranten,
sicherte ihnen ihre Unterstützung zu und lud eine Abordnung von
„Land schafft Verbindung“ spontan zum Gespräch ins
Landwirtschaftsministerium ein.
Im
Sitzungssaal des Rathauses sprach Julia Klöckner dagegen ausführlich
Klartext. Etwa wenn es darum ging, die sogenannte Bauernmilliarde zu
verteidigen. „Es ist nicht fair, zu sagen das brauchen wir nicht“,
so die Ministerin. Sie forderte von den Bauern offen Zustimmung
statt Ablehnung, schließlich habe sie, genauso wie der bayerische
Ministerpräsident Markus Söder, um das Geld gekämpft. „Da wären wir
doch bescheuert gewesen, das jetzt wieder abzulehnen“, sagte
Klöckner, die sich ausdrücklich gegen den Begriff der
Bauernmilliarde wehrte und stattdessen von einem
Investitionsprogramm für die Landwirtschaft sprach.
Immer
wieder appellierte Klöckner an einen fairen Umgang miteinander. „Die
Wahrheit liegt meiste in der Mitte“, sagte sie. Scharfe Kritik übte
sie am Lebensmitteleinzelhandel, der mit Lockpreisen für Fleisch,
Gemüse und Obst werbe und die Differenz am Ende auf andere Produkte
wieder draufschlage. Trotzdem gab sie aber auch zu bedenken, dass
die Politik keine Preise machen könne. „Wer das glaubt, der will ein
anderes Wirtschaftssystem“, so die Politikerin.
Obwohl
die Bundesagrarministerin im Zeitdruck war, ließ sie zahlreiche
Beiträge von Vertretern der verschiedenen Organisationen zu. Die
Bauern im „Milchlandkreis Hof“, wo die Quote der
Haupterwerbsbetriebe noch bei über 50 Prozent liegt, stünden vor
riesigen Problemen, so Kreisbäuerin Karin Wolfrum. Kreisobmann
Hermann Klug machte seinem Unmut über die Düngeverordnung Luft. Die
Getreidebestände zeigten jetzt schon Nährstoffmangel, weil sie nicht
gedüngt werden. Hintergrund ist, dass es während des zurückliegenden
Winters selbst im Hofer Land keinen richtigen Frost gegeben hatte.
„Allen
Bauern, die mit ihren Schleppern demonstrieren, geht es um die
blanke Existenz“, so Andreas Wolfrum von Land schafft Verbindung.
„Wir stehen vor einer echten Zerreißprobe“, sagte er. Wolfrum
appellierte an die Ministerin, in Sachen Lebensmitteleinzelhandel
ein Machtwort zu sprechen. Andernfalls würden die
kleinstrukturierten Familienbetriebe abgeschafft.
Zuvor
hatte Klöckner den Hauptsitz der Bio-Großhandelsunternehmensgruppe
Dennree besucht und mit der Geschäftsleitung hinter verschlossenen
Türen gesprochen. Lediglich beim Besuch einer der rieseigen Hallen
für Gemüse durften Pressevertreter dabei sein. Dennree beliefert mit
rund 5500 Mitarbeitern und einem Sortiment aus circa 13000 Artikeln
über 1400 Biomärkte und Bio-Supermärkte in Deutschland, Österreich,
Luxemburg und Südtirol/Italien. Dennree ist der umsatzstärkste
Fachgroßhändler für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik im
deutschsprachigen Raum.
Bilder:
1.Ministerin
Klöckner im Dennree-Zentrallager, links Dennree-Chef Thomas Geim,
rechts Landrat Oliver Bär und Marketingleiter Lukas Nossol.
2.Von
links: Dennree-Chef Thmas Greim, Ministerin Julia Klöckner, Landrat
Oliver Bär und Bürgermeister Klaus Grünzner.
3.Ministerin
Klöckner beim Fachgespräch im Rathaussaal von Töpen.
4.Landrat
Oliver Bär und Ministerin Julia Klöckner.
5.Landrat
Oliver Bär, Ministerin Julia Klöckner und Bürgermeister Klaus
Grünzner.
6.Andreas
Wolfrum von Land schafft Verbindung und Minnisterin Julia Klöckner.
Weniger Betriebe,
weniger Kühe, weniger Umsatz/
Rinderzuchtverband Oberfranken leidet
unter negativen Rahmenbedingungen
Bayreuth.
Im zurückliegenden Zuchtjahr hat der Rinderzuchtverband Oberfranken
sein hohes Ergebnis aus dem Jahr zuvor nicht halten können. Laut
Jahresbericht, den der Vorsitzende Georg Hollfelder aus Litzendorf
im Landkreis Bamberg und Zuchtleiter Markus Schricker bei der
Jahresversammlung in der Tierzuchtklause in Bayreuth vorlegten,
waren es mit gut 32000 Tieren aller Kategorien über 400 weniger, der
Gesamtnettoumsatz habe sich um etwa zwei Million Euro auf rund 16
Millionen Euro verringert. „Der Rückgang ist das Ergebnis aus den
niedrigen Preisen, besonders bei Nutzkälbern“, sagte Zuchtleiter
Schricker.
Das
abgelaufene Jahr sei von Hitze, Trockenheit, Ernteausfällen und dem
Exportstopp für Kälber nach Spanien geprägt gewesen, so Hollfelder.
Die seit dem Sommer praktizierte Vorgehensweise der
Veterinärbehörden, Kälberexporte auf eine Transportdauer von maximal
acht Stunden zu beschränken, hatte allerdings im Dezember ein
Verwaltungsgericht in Baden-Württemberg wieder gekippt, so dass
zumindest von Baden-Württemberg aus wieder Transporte nach Spanien
möglich sind. „Wir sehen uns gezwungen, nun ebenfalls Klage
einzureichen, kündigte Hollfelder an, der auch Vorsitzender des
Landesverbandes Bayerischer Rinderzüchter ist.
Ausdrückliches Lob zollte Hollfelder der Bewegung „Land schafft
Verbindung“, die mit ihren Schlepperdemos für großes Aufsehen
gesorgt habe. Das sei auch nötig, denn auf vielen Höfen gehe die
blanke Existenzangst um. Mit der sogenannten Bauernmilliarde sei
dies nicht so einfach gut zu machen. „Was auf uns Bauern so alles
eindrischt, geht auf keine Kuhhaut mehr“, so Hollfelder.
Der
Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr,
das immer am 30. September endet, noch 1125 Mitgliedsbetriebe, 144
weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Herdbuchkühe ist dem
Jahresbericht zufolge ebenfalls deutlich gesunken, und zwar um 2818
auf nun 67799. Die Durchschnittsgröße der Betriebe wird mit 60 Kühen
angegeben (Vorjahr 55).
Während
diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die
Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, wurde bei der
Jahresversammlung traditionell auch die gesamte Milchviehhaltung in
Oberfranken betrachtet. Hier sank die Zahl der Milchkühe den
Berichten zufolge um 2700 auf 85589. „Die Grenze von 90000
Milchkühen scheint also dauerhaft unterschritten“, sagte Zuchtleiter
Schricker.
Unverändert weiter seien auch die Betriebsaufgaben gegangen. Wieder
150 Betriebe weniger bedeute noch 1881 Milchviehhalter. Im Vorjahr
seien es noch 2031 gewesen. Die durchschnittliche Betriebsgröße
liegt statistisch bei 45,5 Kühen pro Betrieb. Die meisten Milchkühe
werden mit knapp 21000 in Stadt und Landkreis Bayreuth gehalten, die
wenigsten mit 3583 im Landkreis Kronach.
Von
großen Herausforderungen sprach der Landtagsabgeordnete und
Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses Martin Schöffel. Was die
Bauern machen, sei von großer Sachkunde geprägt. Kritik übte
Schöffel deshalb nicht nur an großen Teilender Verbraucher und deren
Einstellung zur Nutztierhaltung, sondern auch an überzogenen
Kontrollen auf den Höfen und an Aussagen der Grünen, die nichts mit
der Realität zu tun hätten.
Vom großen
Frust in der Landwirtschaft berichtete die stellvertretende
Bayreuther Landrätin Christa Reinert-Heinz. Sie forderte von der
Gesellschaft wieder mehr Wertschätzung ein. In vielen anderen
Ländern rüste die Landwirtschaft derzeit auf und mache sich
unabhängig, bei uns habe man oft den Eindruck, geschehe das
Gegenteil.
Trotz oder
gerade wegen der prekären Situation gebe es aber auch viele junge
Leute, die in der Landwirtschaft eine Zukunft sehen. Georg Dumpert,
der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
sprach von 19 Schülern, die an der Landwirtschaftsschule jetzt mit
dem ersten Semester begonnen hätten. Dazu kämen weitere 16 junge
Damen im Bereich Hauswirtschaft plus jeweils 25 junge Leute im den
Bildungsprogrammen (BiLa) Landwirtschaft und Wald.
Erwin
Schwarz, der stellvertretende BBV-Präsident von Oberfranken aus
Kronach wehrte sich dagegen, dass wohl auf Druck des Ministeriums
die Leistungsprüfung durch ein Monitoring ersetzt werden soll.
„Wohin kommen wir, wenn die Leistung der Tiere nicht mehr honoriert
wird“ sagte er.
Bei der
Jahresversammlung wurden zwei Betriebe für ihre herausragenden
Leistungen ausgezeichnet: Christa Lauterbach aus Tressau bei
Kirchenpingarten und Christiane Böhm aus Neuhaus bei Aufseß.
Bilder:
1. Der Vorsitzende des Rinderzuchtverbandes Oberfranken Georg
Hollfelder aus Litzendorf im Landkreis Bamberg ist gleichzeitig
Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Rinderzüchter. 2. Für
ihre Verdienste um die Förderung der Rinderzucht ist Christa
Lauterbach aus Tressau bei Kirchenpingarten mit der staatlichen
Züchtermedaille in Silber ausgezeichnet worden. Im Bild von links:
Zuchtleiter Markus Schricker, Vorsitzender Georg Hollfelder, der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, Christa Lauterbach und der
stellvertretende Vorsitzende Thomas Erlmann.
Keine Wertschöpfung
ohne Wertschätzung /
Bayreuther Bauerntag: Weniger Bürokratie durch
Reform der Grundsteuer
Bayreuth.
Mit der Grundsteuerreform und ihre Auswirkungen auf die
Landwirtschaft stand beim Bayreuther Bauerntag diesmal ein
fachliches Thema im Vordergrund. Nachdem das
Bundesverfassungsgericht die aktuelle Situation im April 2018 als
verfassungswidrig erklärt hatte liegen mittlerweile ein neuer
Beschluss des Bundes und dank der Länderöffnungsklausel auch
Entwürfe der Neugestaltung für Bayern vor. „Das bayerische Modell
könnte weniger Bürokratie enthalten“, machte Martin Bauer den
Landwirten vor Ort Hoffnung. „Wir sind damit auf einem guten Weg“,
so der juristischer Referent beim BBV-Generalsekretariat in München.
Bayern
werde sich bei der Grundsteuer A an der Bundesregelung orientieren
und nur für die Grundsteuer B – zu der künftig auch der Wohnteil der
Land- und Forstwirtschaft gehören soll – eine eigene Regelung
treffen, so Martin Bauer. Bei der Grundsteuer B dürfte das von
Bayern favorisierte wertunabhängige Modell vom bürokratischen
Aufwand deutlich einfacher sein. Allerdings werde für „unbebaute,
baureife Grundstücke“ die Einführung einer Grundsteuer C in Erwägung
gezogen.
Die
Gundsteuer ist für die Gemeinden neben der Gewerbesteuer die
wichtigste Einnahmequelle. „Die Gemeinden sind darauf angewiesen“,
gab Landrat Hermann Hübner zu bedenken. Sofern die Grundsteuer fair
geregelt sei, dürfte es seiner Ansicht nach aber keine Probleme
geben.
Fairness
forderte der Landrat auch für die Bauern ein. Zwischen den
Landwirten und der Gesellschaft sei einiges aus den Fugen geraten,
sagte Hübner. Es könne aber nicht angehen, dass ausgerechnet die
Bauern immer stärker ins Visier genommen werden. Stattdessen sollten
die Verbraucher reagieren und an der Ladentheke fragen, woher die
angebotenen Lebensmittel kommen. Es stimme optimistisch, dass immer
mehr Menschen über ihre Nahrungsmittel nachdenken. Wenn die Bauern
wieder mehr Wertschätzung erfahren, dann könne auch die geforderte
Wertschöpfung vor Ort bleiben.
Auch die
Demonstrationen von „Land schafft Verbindung“ (LSV) hätten einige
wachgerüttelt, sagte Kreisobmann Karl Lappe. Er gab einmal mehr zu
bedenken, dass es die Bauern sind, die qualitativ hochwertigste
Nahrungsmittel erzeugen und ohne die eine Energiewende gar nicht
denkbar sei. Allerdings müssten hinter allen Entscheidungen, die
Landwirte betreffen, mehr Fachlichkeit und weniger Bürokratie
stehen.
Eng
mit der Landwirtschaft verbunden sah Bayreuths 2. Bürgermeister
Thomas Ebersberger die Stadt Bayreuth. Deshalb habe sich die Stadt
auch an dem neuen Label „Bayreuther Land“ beteiligt. Oberstes Ziel
sei es dabei, den Absatz regionaler Lebensmittel zu stärken. Dies
sei auch notwendig, denn, so Ebersberger: „Die landwirtschaftlichen
Familienbetriebe sind das Herzstück und das Gesicht unseres
ländlichen Raumes, gerade in den Tourismusregionen Fränkische
Schweiz und Fichtelgebirge.“
Domkapitular Josef Zerndl plädierte in seinem Grußwort dafür, dass
sich Kirche und Landwirtschaft nicht auseinanderdividieren lassen.
Hintergrund ist die über weite Strecken unterschiedliche Haltung
beim Artenschutzvolksbegehren vor rund einem Jahr. Der Kirche sei
durchaus bewusst, dass es die Bauern sind, die zum Erhalt der
Schöpfung beitragen und die dafür sorgen, dass die Welt
erhaltenswert bleibt.
Eine ganz
besondere Ehrung wurde beim Bauerntag Stefan Murrmann vom
„Bierzapfhof“ aus Fernreuth bei Hollfeld zuteil. Sein Hof ist seit
dem Jahr 1509 amtlich nachgewiesen. Deshalb wurde er „in Anerkennung
der Treue zur Heimatscholle“ in das Altbesitzer-Matrikel des
Bayerischen Bauernstandes eingetragen, was der BBV mit einer Urkunde
dokumentierte.
Bilder:
1.Vom
BBV-Generalsekretariat konnte Kreisobmann Karl Lappe beim Bayreuther
Bauerntag den Steuerfachmann Martin Bauer in Bayreuth willkommen
heißen.
2. Hohe Ehrung für Stefan Murrmann (Mitte) vom „Bierzapfhof“ in
Fernreuth bei
Hollfeld. Sein Betrieb wurde in das Altbesitzer-Matrikel des
Bayerischen Bauernstandes aufgenommen. Kreisobmann Karl Lappe
(rechts) und BBV-Geschäftsführer Harald Köppel überreichten die
dazugehörige Urkunde.
Kein Land ohne
Landwirtschaft / Festakt für 19 frischgebackene
Landwirtschaftsmeister aus Oberfranken
Bayreuth.
Über mangelnde Wertschätzung konnten sich die 19 frischgebackenen
Landwirtschaftsmeister aus Oberfranken nicht beklagen. Mit dem
Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der oberfränkischen
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz waren zwei hochrangige
Vertreter aus dem Regierungsbezirk angetreten, um den Meistern, 18
junge Männer und eine Frau, zu gratulieren.
Was der
Erzbischof verlauten ließ, das ließ durchaus aufhorchen. Er sei auf
dem Land aufgewachsen und habe als junger Mann selbst schon auf
einem landwirtschaftlichen Betrieb innerhalb der Familie gearbeitet,
sagte der Oberhirte von rund 670000 Katholiken im Erzbistum Bamberg.
Er könnte Traktoren und Mähmaschinen fahren, Melkmaschinen bedienen
und notfalls auch mit der Hand melken, sagte Schick. Sogar beim
Kalben habe er schon geholfen, sagte Schick, der 1949 im hessischen
Marburg geboren wurde. Auch auf die Jagd sei er schon gegangen und
nicht zuletzt habe er gern geangelt. „Ich bin mit der Landwirtschaft
verbunden, Hand und Fuß, Kopf und Herz“, so der Erzbischof.
Was
folgte, war ein Plädoyer für das Land und für die Landwirtschaft.
„Land ohne Landwirtschaft wird es nicht geben“, sagte Schick. Er
plädierte für mehr Regionalisierung bei der Nahrungsmittelerzeugung
und für einen guten Mix aus ökologischer und konventioneller
Bewirtschaftung. Der Erzbischof räumte auch ein, dass ihm die
Artenvielfalt am Herzen liege. Allerdings sei die Erhaltung der
Artenvielfalt ein Gemeinschaftswerk, das nicht einseitig den
Landwirten aufgebürdet werden dürfe. Deshalb befürwortete er auch
nicht alle Punkte des umstrittenen Volksbegehrens.
Ebenfalls
nah an der Landwirtschaft dran ist Regierungspräsidentin Piwernetz.
So habe die Landwirtschaft seit 2018 wieder einen festen Anker an
den bayerischen Bezirksregierungen. Der wiedergeschaffene Bereich
IV. sei auch hervorragend gestartet. Seit August 2019 sind die
Bezirksregierungen auch die zuständige Stelle für die Ausbildung im
Bereich der Landwirtschaft und deshalb fand der Festakt zur
Meisterbriefübergabe nach Jahren erstmals wieder im schmucken
Landratssaal der Regierung von Oberfranken in Bayreuth statt.
Den
frischgebackenen Landwirtschaftsmeistern gab die
Regierungspräsidentin mit auf den Weg, dass eine Zukunft mir großen
Herausforderungen vor ihnen liege. Unter anderem nannte Piwernetz
die Stichpunkte Klimawandel, Digitalisierung, demographischer Wandel
und Biodiversität. Die Anforderungen wachsen ständig weiter, deshalb
werde lebenslanges Lernen unabdingbar zur Zukunft der
Landwirtschaftsmeister gehören. Sicher sei vor allem auch eines:
„Die Landwirtschaft bleibt eine der Schlüsselbranchen des 21.
Jahrhunderts.“
Eine
wichtige Rolle in der landwirtschaftlichen Ausbildung spielen die
Landkreise. Mit Ausnahme von Coburg sind sie Sachaufwandsträger der
Landwirtschaftsschulen und tragen damit einen nicht unerheblichen
Teil zur Bildung bei. Der Bayreuther Landrat Hermann Hübner nannte
die Landwirtschaftsmeister echte Mutmacher und einen Segen für ganz
Oberfranken. Sie zeigten, dass es eine Zukunft gibt, auch und gerade
für die Landwirtschaft, die es eigentlich nie leicht hatte. „Woher
sollen die Menschen denn die Wertschätzung für die Landwirtschaft
nehmen, wenn ihnen allwöchentlich von den großen Discountern
Lebensmittelpreise im Sturzflug vorgeführt werden“, so Hübner.
Bilder:
1.Das
sind die frischgebackenen Landwirtschaftsmeister des aktuellen
Jahrgangs aus Oberfranken.
2.Plädoyer
für die Landwirtschaft: Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick.
Die
Landwirtschaftsmeister sind:
Landkreis
Bayreuth: Andreas Degen (Hollfeld), Reiner Dittmer (Weidenberg),
Andreas Hacker und Jens Pöhlmann (beide aus Bindlach), Christian
Lappe (Mistelgau) und Tobias Schlegel (Gefrees).
Landkreis
Bamberg: Jochen Bauer (Pommersfelden) und Lukas Brehm (Viereth-Trunstadt).
Landkreis
Coburg: Johannes Ruppert (Seßlach) und André Steiner (Meeder).
Landkreis
Hof: Maximilian Niederle (Stammbach) und Simon Schleicher
(Regnitzlosau).
Landkreis
Kulmbach: Patrick Burkhardt (Presseck), Andreas Kauper (Wonsees) und
Markus Unger (Thurnau).
Landkreis
Lichtenfels: Andreas Hagel (Ebensfeld) und Stefan Schnapp
(Hochstadt).
Landkreis
Wunsiedel: Lukas Purucker (Marktleuthen).
Aus dem
unterfränkischen Landkreis Haßfurth kommt die einige Dame: Lea
Schleicher (Pfarrweisach).
LSV contra
Bauernverband: Aufgeheizte Stimmung beim Scheßlitzer Bauerntag /
Marlene Mortler verteidigte BBV – Aufruf zu Geschlossenheit
Scheßlitz,
Lks. Bamberg. Da kochten die Emotionen beim Scheßlitzer Bauerntag
diesmal richtig hoch. Nicht nur, dass „Land schafft Verbindung“ mit
über 30 Schleppern vor der TSV-Turnhalle vorgefahren war und der
Saal so voll war, dass viele Besucher sogar mit einem Stehplatz
vorlieb nehmen mussten. LSV-Sprecher Dieter Laub kritisierte mit
scharfen Worten sowohl den Bauernverband als auch die CSU.
Dass ließ
Hauptrednerin Marlene Mortler, Europaabgeordnete und frühere
Bundestagsabgeordnete; so freilich nicht stehen. Sie verteidigte
nicht nur ihre Partei, sondern auch den Bauernverband. „Wenn jemand
in jahrzehntelanger Arbeit versucht hat, alles für die Bauern
rauszuholen“, dann doch der Bauernverband“, so Mortler. Den BBV in
Bausch und Bogen sei völlig fehl am Platz. Wenn man wirklich etwas
erreichen möchte dann nur zusammen, rief sie die Landwirte zu
Geschlossenheit auf. Jetzt einen Keil in den Bauernstand zu treiben
und den Berufsstand zu spalten bringe gar nichts.
Dabei
hatte Mortler zuvor in ihrer Rede noch überaus lobende Worte für die
Bewegung „Land schafft Verbindung“ gefunden. Durch die LSV-Aktionen
hätten wirklich alle erkannt, dass es den Landwirten ernst ist.
Gerade die bestens ausgebildeten jungen Bauern, die jetzt in der
Verantwortung stehen, seien es gewesen, die mit spektakulären
Aktionen für Aufsehen gesorgt hätten. „Ihr habt es geschafft, dass
das Thema Landwirtschaft ganz oben ist“, so Mortler. Das Verständnis
in der Bevölkerung nehme wieder zu, die Mehrzahl der Menschen stehe
auf der Seite der Bauern.
Auch die
Kritik an der sogenannten Bauernmilliarde konnte Mortler verstehen.
„Die Bauern wollen Wertschätzung und fair behandelt werden“, sagte
sie. LSV-Sprecher Laub rechnete dagegen vor, dass er die 950 Euro
pro Jahr und Betrieb längst bei den Aktionen mit seinem Schlepper
verfahren habe. Damit habe die Bewegung aber auch „verdammt viel“
erreicht, ganz im Gegensatz zum BBV, wie es der Sprecher ausdrückte.
Das
ließ auch Kreisobmann Edgar Böhmer so nicht auf sich sitzen. Auch er
sei nicht immer mit allem einverstanden, aber genau deshalb
engagiere er sich ja als Kreisobmann. Er rief alle Aktivisten auf,
sich ebenfalls einzubringen, beispielsweise in den Gemeinderäten
oder Kreistagen. Dort könne man wirklich etwas bewegen.
Auch wenn
die Stimmung aufgeheizt war und der Streit zwischen LSV und BBV den
Bauerntag diesmal überschattete, so kamen Sachthemen trotzdem nicht
zu kurz. Am besten brachte die Vielfalt der Anliegen ein Sketch auf
den Punkt, in dem die wichtigsten Anliegen gleich zu Beginn der
Veranstaltung auf den Punkt gebracht wurden. Kreisobmann Böhmer und
Georg Deinlein aus Neudorf kritisierten dabei witzig und überspitzt,
aber durchaus mit ernstem Hintergrund als „Franz und Gerch“ die
vielen Auflagen, die Bürokratie, die negativen Rahmenbedingungen,
das Freihandelsabkommen Mercosur und schließlich auch den
bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder: „Wer die Bauern quält,
wird nicht gewählt“, skandierten beide am Ende des Sketches..
Bilder:
1.Scheßlitzer
Bauerntag (von links): Landesbäuerin Anneliese Göller, Landrat
Johann Kalb, die Europaabgeordnete Marlene Mortler,
Landtagsabgeordneter Holger Dremel, die stellvertretende
Kreisbäuerin Marion Link, Kreisobmann Edgar Böhmer und
Geschäftsführer Werner Nützel.
2.Trotz
Faschingsdeko im Sportheim: die Stimmung beim Scheßlitzer Bauerntag
war ernst und emotional.
3. Als Franz und Gerch nahmen Georg Deinlein (links) und Edgar
Böhmer in ihrem Sketch die Politik aufs Korn.
Ohne Landwirte werden
die Dörfer zu reinen Schlafstätten / Bayreuther Landfrauentag:
„Leistung der Bauern ist nicht selbstverständlich“
Bayreuth.
Ähnlich wie den Landfrauen geht es dem gesamten Bauernstand. Die
Leistungen werden als selbstverständlich empfunden. Was bei den
Landfrauen für Haus und Hof gilt, ist bei der Landwirtschaft die
gesamte Gesellschaft. „Ohne unsere Bauernhöfe gäbe es kein Leben im
ländlichen Raum“, sagte der Wunsiedler Landtagsabgeordnete Martin
Schöffel beim Bayreuther Landfrauentag.
Es passe
einfach nicht zusammen, wenn große Teile der Verbraucher den Bauern
vorschreiben möchten, wie sie Nahrungsmittel zu produzieren haben,
sie aber nicht bereit sein, auch entsprechend dafür zu zahlen, so
Schöffel, der auch stellvertretender Vorsitzender des
Landwirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag ist. Für die
Landwirte habe es schon immer höchsten Stellenwert, dass es den
Tieren gut geht, dass Wasser und Böden sauber sind und die
Landschaft intakt ist.
Allerdings
benötigten die Bauern dafür auch eine faire Entlohnung und deshalb
müssten Lebensmittel eben auch ihren Preis haben. „Kampfpreise“,
also Verkaufspreise unter dem Einstandspreis seien ohnehin verboten.
Aber auch die regelmäßigen Lockangebote führten den Verbraucher in
die völlig falsche Richtung.
Zuvor
hatte Kreisbäuerin Angelika Seyferth darauf hingewiesen, dass die
Zahl der Dörfer weiter zunimmt, in denen es keinen Landwirt, aber
auch keinen Metzger oder Bäcker mehr gibt. „Wir müssen aufpassen,
dass unsere Dörfer nicht zu reinen Schlafstätten werden“, sagte sie.
Denn eines stehe fest: Ohne Landwirte gibt es keine heimische
Nahrungsmittelproduktion, keinen Erhalt der Kulturlandschaft und
auch keine Tradition und kein Brauchtum mehr. Angelika Seyferth
forderte deshalb gute Nahverkehrsanbindungen für den ländlichen
Raum, die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung, den Erhalt
der Schulverbünde sowie das Eintreten für Arbeitsplätze in Industrie
und Handwerk.
Ziel
müsse es in jedem Fall sein, die Lebensmittelproduktion auch künftig
im eigenen Land zu halten. Wenn die Dinge erst einmal aus dem
Ausland kommen, dann habe niemand mehr Einfluss auf die
Produktionsbedingungen. Deshalb sollte man mit allen Mitteln
verhindern, dass man sich hierzulande aus der Produktion
zurückzieht.
Die
Einführung von Projektwochen zum Thema Alltagskompetenz begrüßte die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Schon vor Jahren hätten
dies die Landfrauen angestoßen. Es sei auch zu begrüßen, dass
Praktiker dafür zuständig sein sollen, denn gerade die Landfrauen
führten ihren Haushalt meist nachhaltiger als so mancher
Klimaaktivist. Lobende Worte für die Arbeit der Landfrauen fand auch
Beate Kuhn, 3. Bürgermeisterin der Stadt Bayreuth. „Sie gestalten
die Region, Sie setzen sich für berufsständische Belange ein und Sie
tragen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen bei“,
sagte Kuhn zu den Landfrauen. Die große Frustration habe aber nicht
nur die Landwirtschaft, sondern die gesamte Gesellschaft erfasst, so
die stellvertretende Landrätin Christa Reinert-Heinz. Es sei noch
nie so viel „gemeckert und gemotzt“ worden, und das, obwohl es den
meisten Menschen in der Gesellschaft doch eigentlich gut gehe.
Zum
Landfrauentag gehörte auch ein Auftritt des Bayreuther
Landfrauenchors unter der Leitung von Martina Schill, eine
Vorstellung der Stadt Pegnitz durch Bürgermeister Uwe Raab sowie
eine Spendenaktion zu Gunsten des Vereins „Pegnitz für Kinder“, der
sich für die Förderung von Vorschulkindern und für die Verbesserung
der Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen und
Grundschulen einsetzt.
Bilder:
1. Der Bayreuther Landfrauenchor eröffnete den Landfrauentag in der
Tierzuchtklause.
2. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) und ihre Stellvertreterin
Doris Schmidt bedankten sich bei Martin Schöffel, dem Hauptredner
des Landfrauentages in Bayreuth.
Teichwirtschaft als
integraler Bestandteil der Genussregion / Teichgenossenschaft
Oberfranken:
„Gigantische Leistungen für die Allgemeinheit“
Himmelkron.
Gerade in Zeiten des Klimawandels kann die heimische Teichwirtschaft
ganz massiv punkten. Das haben nahezu alle Redner bei der
Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron
hervorgehoben. Doch leider fehlt den Teichwirten oft die
entsprechende Wertschätzung, auch das wurde bei der Zusammenkunft
deutlich.
Im
Gegenteil: Ausgerechnet Teichwirten wird nicht selten mangelnde
fachliche Praxis vorgeworden, beispielsweise von PETA. Die
Tierrechtsorganisation hatte vor rund eineinhalb Jahren Anzeige bei
der Staatsanwaltschaft Hof gegen Verantwortliche der
Teichgenossenschaft wegen angeblicher Verstöße gegen das
Tierschutzgesetz bei der Karpfensaisoneröffnung in Bad Alexandersbad
erstattet. Nicht nur der dortige Teichwirt sei betroffen gewesen,
auch Vorsitzender Dr. Peter Thoma und eine Reihe von Politiken,
darunter die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.
Nun konnte
Thoma vermelden, dass sämtliche Anzeigen eingestellt worden seien.
„Für uns ist ein vernünftiger Umgang mit den Fischen ohnehin
selbstverständlich“, sagte Thoma. Das Verbringen der Fische zum
Sortiertisch entspreche sämtlichen tierschutzrechtlichen Vorgaben,
außerdem sei der Vorgang notwendig, unter anderem um die Fische auf
Verletzungen durch Prädatoren und Außenparasiten zu kontrollieren.
Trotzdem habe man bei der einen oder anderen Karpfensaisoneröffnung
zwischenzeitlich feststellen müssen, dass sich, vermutlich aus Angst
vor einer ähnlichen Anzeige, kaum ein Außenstehender mehr einen
Karpfen anzufassen traut. „Wir lassen uns nicht abschrecken“, sagte
Thoma und verurteilte das Vorgehen von PETA scharf.
Der
Vorsitzende sprach stattdessen von gigantischen Leistungen der
Teichwirte für die Allgemeinheit, indem sie sich für den Gewässer-
und Artenschutz stark machen und dabei gesunde Lebensmittel
erzeugen. De traditionelle Teichwirtschaft zu erhalten und zu
fördern ist auch das Ziel des Bezirks Oberfranken mit seiner
Fachberatung für Fischerei, so der Leiter der Bezirksverwaltung
Peter Meyer. Aufgrund erschwerter Rahmenbedingungen vor allem durch
die Klimaveränderung plädierte er für eine höhere Wertschätzung der
Teichwirte und ihrer Arbeit. Unabdingbar dazu gehörten auch
effektive Förderprogramme, praktikable Teichbauempfehlungen und eine
Stärkung der Fachberatung bei den Bezirken.
Die enorm
wichtige Funktion der Teichwirte für die Sicherung der
Wasserversorgung sprach der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner
an. Er bezeichnete die Teichwirte aber auch als „integralen
Bestandteil der Genussregion“. Fisch aus der Region habe nicht nur
einen hohen Gesundheitswert, sondern sei auch für die ökologischen
Zusammenhänge immens wichtig.
Trotzdem
musste Vorsitzende Thoma eine abnehmende Nachfrage nach Mitteln aus
der Teichbauförderung feststellen. Als Ursache dafür vermutete er,
dass sich die Förderung mittlerweile zu einem „bürokratischen
Monster“ entwickelt habe. Auch die neuen Teichbaurichtlinien, die
noch verabschiedet werden müssen und gegen die noch Einsprüche
erhoben werden können, würden nicht gerade zu einer Vereinfachung
beitragen. Beispielsweise sei eine Verschärfung bei den Auflagen zum
Hochwasserschutz geplant.
Scharfe
Kritik am Volksbegehren zum Artenschutz übte unter anderem Walter
Jacob, der Vorsitzende der Nachbarteichgenossenschaft Aischgrund.
Die Kritik von großen Teilen der Gesellschaft sei symptomatisch für
die Bevölkerung, die sich weit von der landwirtschaftlichen
Produktion entfernt habe. Albert Deß, Vorsitzender des Verbandes der
Bayerischen Berufsfischer, sprach von einer „großen
Volksverdummung“. De Ziele des Volksbegehrens kämen für viele Land-
und Teichbewirtschafter einer Enteignung gleich. Der großstädtischen
Bevölkerung, die sich hauptsächlich für das Volksbegehren
ausgesprochen habe, warf Deß arrogantes Verhalten vor.
Für seine
seit vielen Jahren andauernde Tätigkeit als Justitiar der
Teichgenossenschaft wurde der frühere oberfränkischen
Regierungsvizepräsident Horst Müller ausgezeichnet. Mit seinen
herausragenden Kenntnissen im Verwaltungsrecht und seinem
exzellenten Wissen und Können habe sich Müller stets für die Belange
der Teichwirtschaft eingesetzt, sagte der Vorsitzende Dr. Thoma.
Müller konnte erst kürzlich seinen 80. Geburtstag feiern.
Bild:
Für seinen
Einsatz zu Gunsten der Teichgenossenschaft Oberfranken wurde der
frühere oberfränkische Regierungsvizepräsident Horst Müller (rechts)
vom Vorsitzenden Dr. Peter Thomas ausgezeichnet. Müller ist als
Justitiar für die Teichgenossenschaft tätig.
Wertschöpfung contra
Wertschätzung / Betzensteiner Bauerntag: Landwirtschaft steht zu
Unrecht im Focus der Kritik
Betzenstein.
Der Wind bläst der Landwirtschaft immer stärker ins Gesicht. Diesmal
seien es aber nicht nur die rein wirtschaftlichen Ursachen, sondern
Bürokratie, Auflagen und Vorschriften, die sich in nie gekanntem
Ausmaß über die Landwirtschaft erstrecken, so der Bayreuther
Kreisobmann Karl Lappe. Da könne nicht einmal mehr die sogenannte
Bauernmilliarde“ etwas daran ändern. Grund dafür ist: Was sich
zunächst nach sehr viel anhört, ist am Ende vielleicht gerade einmal
1000 Euro pro Betrieb und Jahr. Da bleibt nicht viel, so Lappe beim
Betzensteiner Bauerntag.
In weiser
Voraussicht hatte man sich deshalb auch mit Veterinärdirektorin Dr.
Iris Fuchs aus Pegnitz eine Fachreferentin eingeladen. Die Leiterin
des Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz am Landratsamt
Bayreuth ist zudem auch Erste Vizepräsidentin der
Bundestierärztekammer und damit bundesweit keine Unbekannte.
Die
Landwirtschaft habe so viel getan zum Thema Tiergesundheit und
trotzdem stehe sie permanent im Focus der Kritik, sagte Dr. Fuchs.
Als Ursache dafür nannte sie die Tatsache, dass Anspruch und
Wirklichkeit sowohl beim Handel als auch beim Verbraucher weit
auseinandergehen. „Der Handel hält den Verbraucher für dumm“, fand
sie klare Worte. Die aktuellen Lebensmittelpreise spiegelten den
Aufwand zur Erzeugung nicht wider. Dazu komme eine
Lebensverschwendung, die mittlerweile ein gigantisches Ausmaß
angenommen habe. 90 Millionen Tonnen Lebensmittel landeten in Europa
pro Jahr auf dem Müll. Zwischen Wertschöpfung und Wertschätzung
klaffe eben eine große Lücke.
Zuvor war
Kreisobmann Karl Lappe zum einen auf die Düngeverordnung, zum
anderen auf die Afrikanische Schweinepest eingegangen. Was die
Düngeverordnung angeht, sei das Ziel aus fachlicher Sicht weit
verfehlt worden. „In den wenigen Frühsommermonaten soll die Gülle
des ganzen Jahres ausgebracht werden“, stellte Lappe fest.
Pflanzenbiologisch sei dies mehr als in Frage zu stellen. Ein
absolutes Chaos sah der Kreisobmann für den wahrscheinlichen Fall
des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest auf die Bauern
zukommen. Nach zwei Jahren absoluter Trockenheit würden die Bauern
das geplante Ernteverbot im 30-Kilometer-Radius um die Kernzone
nicht überstehen. Völlig offen sei, was entsprechende Versicherungen
abdecken.
Deutliche
Worte zur aktuellen Situation in der Landwirtschaft fand die die
stellvertretende Bayreuther Landrätin Christa Reinert-Heinz.
„Identifizieren sie sich nicht mit den schwarzen Schafen der
Branche“, sagte sie. De allergrößte Mehrzahl der Bauern arbeite
korrekt und vorbildlich. Wenn das drei Prozent nicht tun, dann müsse
man das auch sagen. Es sei zutiefst ungerecht, wenn alle Betriebe
über einen Kamm geschoren werden. Alle Entscheider in der Politik
rief Reinert-Heinz dazu auf, alles zu tun, um die Landwirtschaft in
den derzeitigen Strukturen zu erhalten. Andernfalls sei nicht mehr
zu garantieren, dass Landwirtschaft in unseren Breiten überhaupt
noch stattfindet.
Bild:
Kreisbäuerin
Angelika Seyferth (links), Stellvertreterin Doris Schmidt (rechts)
und Kreisobmann Karl Lappe konnten mit Dr. Iris Fuchs die
Veterinärchefin aus dem Bayreuther Landratsamt beim Betzensteiner
Bauerntag begrüßen.
Die Region positiv
gestalten / Pegnitzer Landfrauentag im ASV-Sportheim
Pegnitz.
Die immer schwerer werdende Erzeugung von Lebensmitteln hat
Kreisbäuerin Angelika Seyferth beim Pegnitzer Landfrauentag im
ASV-Sportheim angeprangert. Es wird immer schwieriger
wirtschaftliche zu arbeiten“, sagte Seyferth. Schuld daran seien
zahlreiche Auflagen wie die Düngeverordnung, Einschränkungen bei der
Bewirtschaftung von Gewässerrandstreifen, das Mercosur-Abkommen und
vieles mehr. „Wir brauchen wieder Rahmenbedingungen, die auch
umsetzbar sind“, appellierte sie an die Politik. An den Verbraucher
gerichtet, forderte sie, regionale Lebensmittel zu bevorzugen. Der
Verbraucher bestimme die Nachfrage, die Discounter richteten sich
danach.
Hauptrednerin des Landfrauentages war diesmal die Europa-Abgeordnete
und frühere Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler aus dem Nürnberger
Land. Sie zählte auf, was in unserem Land alles in Schieflage
geraten sei und forderte gegenzusteuern. Jeder einzelne könne seinen
Beitrag leisten und die Region positiv gestalten, sagte Mortler und
griff damit auch gleich das Jahresthema der Landfrauenarbeit im
Bauernverband „Die Region gestalten“ auf. Dazu gehöre es
beispielsweise die heimischen Einzelhändler, Bäcker und Metzgereien
zu unterstützen anstatt im Internet bei Amazon oder Doc Morris zu
bestellen. Nur dann sei noch eine gewisse Grundversorgung in
ländlichen Regionen möglich. Man müsse sich stets vor Augen halten,
was eine Kaufentscheidung für meine Region bedeutet.
Gegen
Intoleranz und die Radikalisierung der Gesellschaft machte sich die
Bundestagsabgeordnete Silke Launert stark. So sehr sie sich zunächst
darüber gefreut habe, dass sich die Jugend engagiere, so sehr mache
es ihr nun Angst, wenn eine gewisse Radikalisierung eintritt. Das
sogenannte „Oma-Lied“ bezeichnete Launert als absolute Dreistigkeit.
Ausgerechnet die Generation werde beschimpft, die mit ganz wenig
Dingen zurechtgekommen ist. Ohnehin brauche man den Bäuerinnen
nichts von Nachhaltigkeit erzählen. Niemand anderes stehe so für
Nachhaltigkeit wie die Landfrauen, da gebe es nichts, was nicht noch
wiederverwertet werde. Launert warnte, dass die derzeit zu
beobachtende Radikalisierung nicht nur klimamotiviert, sondern gegen
das gesamte System gerichtet sei. „Nicht nur das rechte Lager, auch
das linke Lager möchte das System abschaffen“, so die Abgeordnete.
Auch der
Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab stellte immer mehr Polarisierung,
Spaltung und Populismus fest. „Setzen wir ein Zeichen dagegen und
stehen für Zusammenhalt und Gemeinschaft“, sagte er. Nur so werde es
weiterhin gelingen, in diesem Land in Frieden zu leben.
Froh über
die Einführung von verbindlichen Projektwochen zum Thema
Alltagskompetenz an allen Schularten zeigte sich die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Schon vor zehn Jahren
hätten die Landfrauen dafür mit Unterschriftenaktionen intensive
Vorarbeit geleistet. Es dürfe dabei aber nicht nur um Kochen lernen
oder rein theoretische Vorträge gehen. Im Vordergrund sollte
vielmehr der Praxisbezug stehen. „Welterklärer haben wir genug“, so
Brendel Fischer.
Die
stellvertretende Landrätin Christa Reinert-Heinz zog für die
Dachmarke „Bayreuther Land“ ein erste positive Resümee. Seit der
Einführung Anfang Oktober habe sich die Dachmarke sehr gut
entwickelt. Ziel sei es, dass mehr Wertschöpfung bei den Landwirten
hängen bleibt. Reinert-Heinz machte sich außerdem für die
Hotelfachschule Pegnitz stark. „Lassen wir uns im Landkreis nicht
auseinander dividieren“, warnte sie. Die Schule sei gerade in Zeiten
des Fachkräftemangels für den Landkreis eminent wichtig.
Zum
Rahmenprogramm des Pegnitzer Landfrauentages gehörte auch der
Auftritt des Bayreuther Landfrauenchors unter der Leitung von
Martine Schill sowie ein Vortrag des dritten Bürgermeisters von
Bischofsgrün Jens Stenglein, der den Landfrauen seine Gemeinde
präsentierte.
Bilder:
1. Kreisbäuerin Angelika
Seyferth und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt bedankten sich bei
der jetzigen Europaabgeordneten Marlene Mortler mit einem
Blumenstrauß.
2. Frauenpower beim Pegnitzer Landfrauentag (von links): die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, die Europaabgeordnete
Marlene Mortler, Kreisbäuerin Angelika Seyferth und die
Bundestagsabgeordnete Silke Launert.
3. Der Bayreuther Landfrauenchor unter der Leitung von Martina
Schill.
Umweltminister
Glauber: „Landwirte müssen wieder mit einer Stimme sprechen“ /
Selbstbewusstsein statt Büßergewand - Schlepperdemo im Vorfeld der
vlf-Landesversammlung
Kloster
Banz. Rund 250 Bauern haben mit ihren Schleppern im Umfeld der
vlf-Landesversammlung auf Kloster Banz demonstriert. Hintergrund der
spektakulären Aktion der Vereinigung „Land schafft Verbindung“: der
bayerische Umweltminister Torsten Glauber war einer der Hauptredner
beim Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf). Ihm
überreichten sie einen Forderungskatalog, der unter anderem einen
Abbau der Bürokratie, Nachbesserungen beim Agrarpaket und bei der
Düngeverordnung sowie bei der Umwidmung von landwirtschaftlichen
Nutzflächen zu Naturschutzflächen, wie Streuobstwiesen, beinhaltet.
Die Bauern blockierten mit
ihren Schleppern auf über zwei Kilometern teilweise die Zufahrten
zur Tagungsstätte und erzwangen so das Gespräch mit dem Minister.
Pünktlich zu Beginn der Versammlung zogen die Landwirte wieder ab.
Vlf-Landesvorsitzender Hans Koller sprach im Anschluss von einer
disziplinierten und sachlichen Diskussion der Betroffenen mit dem
Minister.
Glauber
stellte sich in seiner Ansprache vor den bayerischen vlf-Mitgliedern
auf die Seite der Bauern. Er ermahnte die Landwirte aber auch,
künftig doch bitte wieder mit einer Stimme zu sprechen. „Die
Landwirtschaft in Bayern ist völlig heterogen und nicht mehr mit
einer Stimme unterwegs“, sagte er. Ob Bauernverband, BdM oder
Almbäuerinnen, alle legten völlig unterschiedliche Sichtweisen an
den Tag. „Sorgen Sie als Verband dafür, dass die Landwirtschaft
wieder mit einer Stimme spricht, andernfalls wird die Arbeit noch
schwieriger“, sagte Glauber zu den vlf-Mitgliedern.
Das ließ Landesvorsitzender
Koller nicht so stehen: Von der Politik habe man den Eindruck, dass
sie kleinere Randgruppen befeuert, sagte er unter dem Applaus der
Mitglieder. Der Dialog mit dem Verbraucher werde immer wichtiger,
dabei dürfe man sich aber nicht dem Zeitgeist anpassen, so Koller.
Der Vorsitzende kritisierte die Verunsachlichung der Diskussion,
etwa im Umgriff des Volksbegehrens zum Artenschutz. Dies werde schon
im veränderten Sprachgebrauch deutlich, wenn etwa immer wieder von
Pestiziden, Ackergiften oder von industrieller Landwirtschaft die
Rede sei. Seine Berufskollegen rief er auf, sich keinesfalls ein
Büßergewand überzustreifen, sondern selbstbewusst an die
Öffentlichkeit zu gehen.
Ganz
so leicht macht es die Öffentlichkeit den Bauern derzeit allerdings
nicht. Der Berufsstand des Bauern sei in der Stadt hoch angesehen,
das was die Bauern machen allerdings nicht, berichtete Andreas
Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung in Berlin.
Der Wissenschaftler gab den Bauern mit auf den Weg, die Kluft
zwischen Experten und Laien kleiner zu machen, um Vertrauensverluste
zu mindern, „soweit es geht“. Grundlage jeder Kommunikation müsse
die Transparenz sein, wenn Glaubwürdigkeit das Ziel ist. Im
unternehmerischen Bereich möge Transparenz eher suspekt klingen und
Besorgnisse um Betriebsgeheimnisse aufkommen lassen. Erfolgreiche
Vorbilder zeigten jedoch den Mehrwert für den einzelnen Betrieb, zum
Beispiel von Prüfzeichen, die unabhängig, neutral und eben
transparent von Verbänden oder Testzentren organisiert werden.
Die ihren Worten nach stilvolle
Demonstration der Landwirte nicht nur auf Kloster Banz, sondern auch
vor kurzem am Brandenburger Tor in Berlin habe vielen Leuten die
Bedeutung der Landwirtschaft bewusst gemacht, sagte die örtliche
Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU). Trotzdem müsse sich
einiges ändern, damit auf den Höfen wieder Mut aufkommt, so der
oberfränkische vlf-Bezirksvorsitzende Mario Güldner. Eine fachlich
fundierte Ausbildung und eine umfassende berufliche Fortbildung sei
eine essentielle Voraussetzung für den Berufsstand, so Landesbäuerin
Anneliese Göller.
Für
ihr herausragendes Engagement für den vlf wurden die folgenden
Persönlichkeiten mit dem Goldenen Verbandsabzeichen geehrt: Dagmar
Hartleb (Meeder, Lks. Coburg), Rudi Steuer (Burgkunstadt, Lks.
Lichtenfels), Konrad Rosenzweig (Wiesenthal, Lks. Forchheim),
Reinhard Kortschak (Ködnitz, Lks. Kulmbach), Georg Hollfelder
(Litzendorf, Lks. Bamberg), Werner Schwarz (Völkenreuth, Lks. Hof),
Finni Herb (Kempten), Alois Kling Pfronten, Inge Kaspar (Neukirchen,
Lks. Sulzbach-Rosenberg), Johann Ziegler (Albenried, Lks.
Schwandorf), Georg Neidlein, Wassertrüdingen, Lks. Ansbach) sowie
der langjährige Europaabgeordnete Albert Deß aus Röckersbühl, Lks.
Neumarkt) und Ministerialdirigent Wolfram Schöhl vom Bayerischen
Landwirtschaftsministerium in München.
Bilder:
1. Der Landfrauenchor Lichtenfels umrahmte die Landesversammlung
musikalisch.
2. Umweltminister Thorsten Glauber bei seiner Ansprache vor der
vlf-Landesversammlung.
3. Aus ganz Bayern waren vlf-Mitglieder zur Landesversammlung ins
oberfränkische Kloster Banz gekommen.
4. Der bayerische vlf-Landesvorsitzende Hans Koller.
Vier Punkte für den
Wald von Morgen / Projekt „Neue Baumarten“ im Rahmen der Initiative
„Zukunftswald Bayern“ gestartet – Kritik an
Fridays-for-Future-Bewegung
Heiligenstadt.
Die Mischung macht´s: Olaf Schmidt, Präsident der Bayerischen
Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft Freising plädiert dafür,
auf der Suche nach zukunftsfähigen, klimatoleranten Wäldern auf
Risikostreuung zu setzen. „Ein anpassungsfähiger Mischwald ist die
beste Strategie“, sagte Schmidt in Heiligenstadt beim Start des
Projekts „Neue Baumarten“ im Rahmen der Initiative „Zukunftswald
Bayern“.
Bei der Eröffnungsveranstaltung
im evangelischen Gemeindezentrum, bei der symbolisch auch eine
Libanon-Zeder gepflanzt wurde, stellte Schmidt vier Punkte für den
Wald von Morgen vor. Zunächst sollten heimische Baumarten, abseits
von Fichte, Buche, Kiefer und Eiche, gefördert werden. Die vier
genannten Arten würden kaum noch eine Chance haben, war sich der
Präsident sicher. Ganz im Gegensatz etwa zur Weißtanne. Dann sollte
man seltene heimische Baumarten forcieren, Feld- und Spitzahorn
gehörten dazu, aber auch die Elsbeere, die Hainbuche oder der
Speierling. In einem dritten Schritt kommt das, was Schmidt
Pionierarten nennt: Aspe, Salweide, Vogelbeere oder Traubenkirsche.
Erst danach spricht der Präsident von hierzulande wirklich neuen
Baumarten wie Edelkastanien, Silberlinden, Baumhasel, Zerreiche,
Mannaesche, oder die amerikanischen Arten wie Roteiche, Edeltanne
oder der Riesenlebensbaum.
Freilich
gebe es immer auch „Nebenwirkungen“. Manche der neuen Baumarten
ziehen keine Insekten an. Ein ausbleibendes Nahrungsangebot für
Vögel und Fledermäuse ist die Folge. Auch mit dem schwer
zersetzbaren Streu, etwa bei der Roteiche, müsse man noch
klarkommen. Trotz aller neuen Baumarten: Palmen am Chiemsee oder
Olivenbäume in Franken werde es auch in Zukunft nicht geben. Mildere
Winter bedeutet nicht automatisch, dass es keine Frostnächte mehr
gibt, sagte Schmidt. Die Trockenheit werde aber weiter zunehmen, und
damit auch Insektenkalamitäten, Sturmereignisse oder Waldbrände.
Besonders betroffen davon wird Nordbayern sein.
Zuvor hatte sich der
Heiligenstädter Bürgermeister Helmut Krämer kritisch über die
Fridays-for-Future-Bewegung geäußert. „Wir demonstrieren nicht, wir
handeln“, sagte er mit Blick auf das neue Baumarten-Projekt. Im
Gegensatz zu manch öffentlich geäußerter Meinung stellte der
Bürgermeister klar, dass gerade im Landkreis Bamberg schon viele
Initiativen und Aktionen durchgeführt worden seien, um der
Klimaveränderung zu begegnen. „Aktionismus und Hysterie helfen da
nicht weiter“, sagte er vor dem Hintergrund der Ausrufung des
Klimanotstandes auf europäischer Ebene.
Absolut vorbildlich sei dabei
der Markt Heiligenstadt, wie der Bürgermeister an den folgenden
Zahlen verdeutlichte: Gut elf Millionen Kilowatt Strom seien 2018 in
Heiligenstadt verbraucht worden, satte 24 Millionen Kilowattstunden
seien im gleichen Zeitraum aus regenerativen Energien, also
Photovoltaik, Biomasse und Windkraft, erzeugt worden. Der Anteil
erneuerbarer Energien am Energiebedarf von Heiligenstadt liege dabei
rechnerisch bei 218 Prozent. Das müsse erst einmal jemand
nachmachen.
„Der
Wald der Zukunft wird ein anderer Wald sein, als der, den wir seit
Jahrzehnten kennen“, sagte der Landtagsabgeordnete Holger Dremel.
Deshalb sei der Versuchsanbau neuer Baumarten so wichtig. Das alles
sehe das Projekt vor. Am Ende sollte ein „echter Zukunftswald“
stehen, an dessen Entstehen sich möglichst alle Waldbesitzer
beteiligen. „Wir wollen nicht schwarzmalen, aber auch nichts
beschönigen“, stellte zuvor der Leiter des Bamberger
Landwirtschaftsamtes Hans-Rüdiger Schmittnägel fest. Der schlechte
Zustand der Wälder sei mittlerweile im Bewusstsein der Bevölkerung
angekommen. Schmittnägel bezeichnete den Wald als Opfer der
Klimaerwärmung, aber auch als Teil der Lösung, denn schließlich sei
der Wald der CO2-Spender schlechthin.
Das Projekt „Neue Baumarten“ im
Rahmen der Initiative „Zukunftswald Bayern“ sieht die Anlage von
mehreren Versuchsflächen im Landkreis Bamberg vor, auf denen die
Standorteignung verschiedener neuer Baumarten,
Mischungsmöglichkeiten und Pflanzverbände getestet werden sollen.
Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt, wird von der
Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, der Uni Freising, der
FH Weihenstephan und dem Ökologisch Botanischen Garten Bayreuth
wissenschaftlich begleitet. Projektpartner sind die
Waldbauernvereinigung Oberfranken, die Waldbesitzervereinigung, die
Naturschutzverbände und die Naturschutzverwaltung. Projektmanager
ist ab 1. Januar der Forstwirt David Schwarzmann aus Coburg.
Bilder:
1. Sie alle wollen dazu
beitragen, dass aus dem Projekt „Neue Baumarten“ krisenfeste
Zukunftswälder für den Landkreis Bamberg und weit darüber hinaus
entstehen.
2. Amtschef Hans-Rüdiger Schmittnägel (links) bedankte sich beim
Präsidenten der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft Olaf
Schmidt, der das Projekt „Neue Baumarten“ in Heiligenstadt
symbolisch gestartet hat.
3ine
Libanon-Zeder haben Vertreter der beteiligten Verbände und
Institutionen symbolisch zum Auftakt des Projektes „Neue Baumarten“
in Heiligenstadt geplanzt.
Bundesinstitut für
Risikobewertung: „Glyphosat-Grenzwerte reichen aus“ / Am
Artenschwund sind nicht nur Pflanzenschutzmittel schuld
Kulmbach.
Artensterben und Klimawandel: viele Verbraucher geben den Bauern die
Schuld. Meistens geschieht dies aus Unwissenheit. Alle wollen
mitreden, doch die genauen Hintergründe kennen nur die Wenigsten. Um
aufzuklären, hat der Ring junger Landwirte Kulmbach zu einer
gemeinsamen Informationsveranstaltungen zusammen mit dem Verband für
landwirtschaftliche Fachbildung mit Jens Schuberth einen
Spezialisten eingeladen.
Schuberth
ist bei dem 2002 gegründeten und zum Geschäftsbereich des
Bundeslandwirtschaftsministeriums gehörenden Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) tätig, das unter anderem Bundesministerien
berät, wenn es um die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln geht. Das
Berliner Institut mit seinen rund 1000 Mitarbeitern erstellt
weisungsunabhängig Risikobewertungen, allerdings nicht nur für
Pestizide, sondern beispielsweise auch für E-Zigaretten, Shishas und
alle möglichen Chemikalien.
„Pflanzenschutzmittel sind nicht alleine verantwortlich für den
Artenschwund“, sagte der Wissenschaftler. Auch der zunehmende
Flächenverbrauch oder die Anlage von Monokulturen hauptsächlich im
Norden Deutschlands gehörten zu den Verursachern.
In der
Gemeinschaftsveranstaltung ging es hauptsächlich um das überaus
kontrovers diskutierte Thema Glyphosat. Anhand des mittlerweile seit
acht Jahren andauernden Verfahrens machte Schuberth deutlich, mit
welchem immensen Aufwand seine Behörde arbeitet. 2011 sei die
Neubewertung gestartet worden, es folgten Kommentierungsphasen der
einzelnen EU-Staaten, Expertenrunden auf nationaler und
internationaler Ebene sowie immer wieder neue Bewertungen aufgrund
des großen öffentlichen Drucks und aktueller, teils
widersprüchlicher Studien. Erst 2017 konnte die Genehmigung erneuert
werden, aber nur für fünf Jahre bis zum 15. Dezember 2022 und nicht
wie üblich für 15 Jahre.
Auch wenn
der endgültige Glyphosat-Ausstieg durch das
Bundeslandwirtschaftsministerium für 2023 bereits beschlossen ist,
blieb der Fachmann bei seiner Einschätzung, dass der geltende
Grenzwert von 0,5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag bei der
Aufnahme durch den Menschen ungefährlich und deshalb völlig
ausreichend sei.
Schubert
machte keinen Hehl daraus, dass Glyphosat-Rückstände im Bier
durchaus nachvollziehbar seien, da die Anwendung im Getreide ja auch
zugelassen ist. Allerdings in so geringer Menge, dass man
unglaubliche 1000 Liter Bier pro Tag trinken müsste, um die
festgelegten Grenzwerte tatsächlich zu übersteigen. Während aber
über die Glyphosat-Rückstände im Gerstensaft leidenschaftlich
diskutiert werde, sei das Thema Gesundheitsgefahren durch Alkohol
kaum mehr Gegenstand öffentlicher Diskussionen, kritisierte
Schuberth.
Überhaupt
gab der Experte Teilen der Medien eine Mitschuld daran, dass über
Pflanzenschutzmittel so einseitig diskutiert werde. Wenn darüber
berichtet werde, dann sei meist von Giftcocktails oder von Ackergift
die Rede. Niemand kümmere es da, wenn sein Institut über 1000
wissenschaftliche Studien allein zum Thema Glyphosat ausgewertet
hatte. Auch nicht die Politik, denn die habe, wie es BBV-Kreisobmann
Wilfried Löwinger ausdrückte, mit dem Glyphosat-Verbot eine rein
ideologische und keine fachliche Entscheidung getroffen. „Ist das
nicht frustrierend?“, sagte Löwinger zum Referenten. Der ließ aber
auch von politischen Entscheidungen nicht beirren: „Wir werden nicht
aufhören, unsere Meinung fachlich fundiert zu kommunizieren“, sagte
er.
Bild:
Einen
Geschenkkorb mit Spezialitäten aus der Genussregion Oberfranken
überreichte der Kulmbacher Vlf-Vorsitzende Reinhard Kortschack
(rechts) an Jens Schubert vom Bundesinstitut für Risikobewertung.
Kulmbach.
Die Aktion „HeimatWurzeln“ des Landjugend-Bezirksverbandes
Oberfranken ist noch nicht zu Ende. Zum 70. Geburtstag des
Grundgesetzes und zugleich zum 70. Geburtstag des Dachverbandes
„Bund der Deutschen Landjugend“ sollen in ganz Oberfranken insgesamt
70 verschiedene Bäume gepflanzt werden. Einen der letzten der 70
„Grundgesetzbäume“ haben Vertreter der Landjugend jetzt in der
Kulmbacher „Flutmulde“ entlang des Weißen Mains gepflanzt.
Pate des
Apfelbäumchens ist der Kulmbacher Bauernverband. Die
Verantwortlichen haben Artikel 14, Absatz 1 und 2 des Grundgesetzes
gewählt: „Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt
und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt. Eigentum
verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der
Allgemeinheit dienen“ Weitere Bäume sind bereits auf dem Grundstück
des ehemaligen oberfränkischen BJB-Bezirks- und -Landesvorsitzenden
Manfred Nüssel in Rimlas bei Bad Berneck, sowie von mehreren
oberfränkischen Bundes- und Landtagsabgeordneten gepflanzt worden.
Bild:
Ein Baum zu Ehren des Grundgesetzes (von links): Sebastian Feulner
von der Kulmbacher Landjugend, Bezirksvorsitzender Maximilian
Raimund aus Creußen, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel und der
stellvertretende Kulmbacher Kreisobmann Harald Peetz.
Zukunftsfähige Wälder
brauchen Zeit / WBV Bamberg: Diskussion über die Zukunft des Waldes
Steinfeld.
Alle sind guten Willens, doch wirklich weiter hilft das keinen. Ein
wenig Resignation war schon zu spüren bei der Diskussions- und
Informationsveranstaltung mit dem Titel „Hat unser Wald noch
Zukunft“, die von der Waldbesitzervereinigung Bamberg in Steinfeld
veranstaltet wurde. Die Analyse ist einfach: die Temperaturen waren
in den beiden zurückliegenden Jahren zu hoch, die Niederschläge zu
gering. In der Folge ist es in relativ kurzer Zeit viel wärmer und
gleichzeitig viel trockener geworden. Das haut die stärkste Fichte
um, möchte man sagen, und tatsächlich wird die Situation von den
Waldbesitzern aktuell als katastrophal eingeschätzt.
Vor zwei Jahren war die Welt
noch in Ordnung, sagte Forstoberrat Gregor Schießl, Abteilungsleiter
Forsten am Amt für Landwirtschaft in Bamberg. „Nun aber schaut es
böse aus um die Zukunft des Waldes.“ Schießl sprach von starken
Schäden an den Nadelhölzern, von großflächigem Absterben der
Kiefernbestände, von einem streckenweisen Komplettausfall der
Tannenbestände, von dramatischem Absterben der Buchenwälder und von
starken Schäden an Laubhölzern. Fichten zum Beispiel, seien einfach
vertrocknet, da habe es gar keinen Käfer mehr gebraucht, so der
Fachmann.
Schießl
(Bild links) machte eine einfache Rechnung auf: Ein
Kleinwaldbesitzer mit 3,6 Hektar Fläche, bei dem die Hälfte vom
Borkenkäfer betroffen ist, sei nun gezwungen, das Holz
aufzuarbeiten, zu verwerten und die Fläche zu räumen. Nimmt man 540
Festmeter Schadholz an, koste die Aufarbeitung rund 5400 Euro. Bei
2,50 Euro pro benötigter Pflanze komme man trotz staatlicher
Förderung von 1,10 Euro pro Pflanze auf 7560 Euro. Macht alles in
allem fast 13000 Euro an Kosten, um die Schadenssituation zu
beheben. Früher hätte der Waldbesitzer für die gleiche Holzmenge
eine stattliche fünfstellige Summe bekommen.
„Da ist noch mehr Unterstützung
notwendig“, sagte der Landtagsabgeordnete Holger Dremel aus
Scheßlitz. Er rief dazu auf, die besondere Situation Oberfrankens
immer wieder nach München zu tragen. Der Wald habe Zukunft, aber es
würden noch große Anstrengungen notwendig sein. Ein weiteres Problem
sah die Vorsitzende der WBV Bamberg Angelika Morgenroth in der
Gesellschaft. Viele Menschen würden Waldbesitzer völlig zu Unrecht
als die Schuldigen ausmachen. Dabei seien es gerade die
Waldbesitzer, die große Leistungen für die Gesellschaft erbringen.
„Wir
brauchen halt etwas Zeit, um zukunftsfähige Wälder zu schaffen“, so
Andreas Hahn (linkls) von der Landesanstalt für Wald- und
Forstwirtschaft in Weihenstephan. Der Wald werde nicht sterben, aber
er werde sich verändern, und zwar in Richtung lichte, südländische
Wälder. Eine Baumart ganz ohne Schädlinge werde es aber auch in
Zukunft nicht geben. Holz sei der Rohstoff des nächsten
Jahrtausends, machte der Steinfelder Revierleiter Michael Bug den
Waldbesitzern Hoffnung. Grund dafür ist, dass Holz der einzige
Rohstoff ist, der nachwächst.
Weniger dramatisch sah Muhidin
Seho vom Bayerischen Amt für Waldgenetik in Teisendorf die
Situation. Klimatolerante Baumarten müssten ganz schnell her. Im
Zusammenspiel mit heimischen Baumarten würden sie künftig das
Rückgrat des Waldes der Zukunft bilden. Ähnlich wie auf dem
Aktienparkett empfahl Seho den Waldbesitzern, das Risiko auf mehrere
Baumarten zu verteilen.
Bild oben: Diskutierten in
Steinfeld über die Zukunft des Waldes (von links): Holger Dremel,
Andreas Hahn, Muhidin Seho, Michael Bug, und Gregor Schießl.
Verfahren mit vielen
Höhen und Tiefen / Nach 40 Jahren: Dorferneuerung und Flurneuordnung
im Steinwiesener Ortsteil Nurn abgeschlossen
Nurn.
Was lange währt, wird endlich gut: 40 Jahre nach dem Start sind das
Dorferneuerungs- und Flurneuordnungsverfahren in Nurn, einem
Ortsteil von Steinwiesen im oberfränkischen Landkreis Kronach, jetzt
abgeschlossen worden. Bei der Segnung eines Gedenksteines am neuen
Ringweg oberhalb der Ortschaft und bei einer Feierstunde im
Mehrzweckhaus wurde deutlich, dass dieses Verfahren ungewöhnlich
viele Höhen und Tiefen erlebt hat. Das Ergebnis aber hat sich
gelohnt, sowohl für die 490 Einwohner der Ortschaft, als auch für
alle beteiligten Landwirte.
Rund 2,3
Millionen Euro haben Dorferneuerung und Flurneuordnung nach den
Worten des Steinwiesener Bürgermeisters Gerhard Wunder gekostet.
Weitere 2,7 Millionen Euro haben die Nurner Grundstückseigentümer
für entsprechende Maßnahmen wie energetische Sanierungen,
Erneuerungen von Fenstern und Dächern und vieles mehr ausgegeben.
Die dafür eingereichten 184 Förderanträge wurden mit fast einer
halben Million Euro vom Markt Steinwiesen, vom Freistaat, vom Bund
und von der EU bezuschusst.
Alle diese
Zahlen können sich sehen lassen: „Es ist schon absolut vorbildlich,
was da in Nurn gelaufen ist“, sagte Anton Hepple, der Leiter des
oberfränkischen Amtes für Ländliche Entwicklung. 184 Anträge bei 490
Einwohnern: für Hepple ein echter Grund, den Bewohnern von Nurn ein
Riesenkompliment zu machen. Schließlich sei dies auch alles Geld,
das nicht nur dem Ort, sondern auch den Unternehmen in der Region zu
Gute kommt.
Bürgermeister Wunder erinnerte in seinen Worten noch einmal an den
Start des Verfahrens am 29. Juni 1979. Allein 14 Jahre habe es
aufgrund von Widerständen aus Teilen der Bevölkerung gedauert, bis
die ersten Maßnahmen anliefen. Sogar ein Petitionsverfahren im
Landtag sei notwendig gewesen, ehe es den Verantwortlichen gelang,
die Mehrheit der Landwirte von der Notwendigkeit der Flurbereinigung
zu überzeugen. Später gab es dann im Jahr 2012 für die Bodenordnung
und das Beweidungskonzept sogar einen Staatspreis des
Landwirtschaftsministeriums.
Nun
seien die Ziele der Dorf- und Flurneuordnung endlich in vollem
Umfang erreicht. Es habe sich gezeigt, dass eine intakte
Dorfgemeinschaft Voraussetzung dafür ist, dass Visionen und Träume
eines Tages Wirklichkeit werden, so der Bürgermeister. Alle
Maßnahmen hätten die Infrastruktur in Nurn verbessert und die
Attraktivität des ländlichen Raumes erhöht.
Der
Vorstandsvorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Nurn Karl Saueressig
freute sich besonders über die neuen Wege mit einer Gesamtlänge von
acht Kilometern. Allein die Kosten dafür hätten bei 1,1 Millionen
Euro gelegen. Rund 300000 Euro davon seien an Eigenleistung
notwendig gewesen, vieles davon hätten die Nurner in Form von Hand-
und Spanndiensten etwa beim Pflastern oder bei der Bepflanzung
geleistet. Nun aber seien sämtliche Wege im besten Zustand und
würden auch gerne angenommen.
„Der
ländliche Raum braucht Dorferneuerungsmaßnahmen“, so Anton Hepple.
So wie in Nurn müssten zu den öffentlichen Maßnahmen wie etwa den
komplett neu hergerichteten Plätzen in der Ortsmitte, am
Gemeinschaftshaus oder an der Schule auch immer private kommen,
sonst werde die Dorferneuerung kein Erfolg. Für ihre aktive
Mitwirkung überreichte Hepple Dankurkunden an die
Vorstandsmitglieder Stefan Schuberth, Josef und Edgar Hader, Bruno
Franz, Markus Merkl sowie an Anneliese, Karlheinz, Otto und Fritz
Deuerling.
Bilder:
1. Mit einem Festzug vom neuen Gedenkstein zum Mehrzweckhaus wurde
der gesamte Ort in die Feierlichkeiten zum Abschluss der
Dorferneuerung und Flurneuordnung einbezogen.
2. Pfarrer Richard Reis aus Steinwiesen hat den neuen Gedenkstein am
oberen Ringweg von Nurn
feierlich gesegnet.
Bauern demonstrieren –
Bayreuth steht still / „Land schafft Verbindungen“: Protestfahrt der
Landwirte legte Verkehr über Stunden lahm
Bayreuth.
Es war eine der größten Demonstrationen, die Bayreuth je erlebt hat.
Nach Veranstalterangaben waren es über 1000 Landwirte aus ganz
Oberfranken und den angrenzenden Regionen, die mit ihren Traktoren
in einem zwölf Kilometer langen Konvoi von der Gemeinde Bindlach
nördlich der Stadt bis zum Grünen Zentrum ganz im Süden Bayreuths
fuhren. Nicht nur der Verkehr, sondern auch Teile des öffentlichen
Lebens standen dabei über mehrere Stunden lang still. So fiel zum
Beispiel an mehreren Schulen ab dem späten Vormittag der Unterricht
aus, zahlreiche Linien des Stadtbusverkehrs stellten ihren Betrieb
ein.
Bayreuth
war neben München und Würzburg Teil der Aktionen, die von der
Bewegung „Land schafft Verbindung“ veranstaltet wurden. Start war in
Eckershof bei Bindlach, Ziel war die Tierzuchtklause des
oberfränkischen Rinderzuchtverbandes in der Adolf-Wächter-Straße.
Sämtliche Kreuzungen und Einmündungen dazwischen wurden von der
Polizei abgesperrt, kreuzender Verkehr konnte die Route nur
eingeschränkt passieren. Bereits im Vorfeld hatten Stadt und
Straßenverkehrsamt empfohlen, großräumig auszuweichen.
Alle
gut 40 Ampeln entlang der Route waren mit Polizisten besetzt, Sogar
ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. Laut Pressesprecher Jan Koch
und dem Leiter der Verkehrsbetriebe Werner Schreiner konnten die
Stadtbusse etwa ein Drittel der rund 370 Haltestellen in Bayreuth ab
11 Uhr nicht mehr erreichen. Grundsätzlich gab es auf fast allen
Linien Verspätungen.
Der Konvoi
selbst schien einfach nicht enden zu wollen. De letzten Traktoren
waren noch gar nicht in Bindlach losgefahren, als die ersten bereits
die Tierzuchthalle erreicht hatten. Den Kfz-Kennzeichen zufolge
nahmen auch Landwirte aus Regensburg, Cham und Schwandorf teil,
ebenso wie aus dem thüringischen Saalfeld. Gerhard Ehrlich, Coburger
BBV-Kreisobmann, der selbst morgens um 5.30 Uhr von seinem Betrieb
in Neuses losgefahren war, wertete die Aktion als Erfolg. Nicht ein
einziger Stinkefinder sei ihm gezeigt worden, nur hochgestreckte
Daumen als Zeichen der Zustimmung. Das zeige eindrucksvoll, was die
Bevölkerung will.
Die
Landwirte hätten in den vergangenen Monaten versucht, sich Gehör zu
verschaffen, mit der Politik ins Gespräch zu kommen. „Aber wir
werden einfach nicht gehört“, sagte Andreas Wolfrum aus dem mehr als
15-köpfigen oberfränkischen Organisationsteam bei der Kundgebung.
Viele Familienbetriebe, auch und gerade in Oberfranken, würden sich
in einer ausweglosen Situation befinden, so der junge Landwirt aus
Gattendorf bei Hof.
Zuletzt sei
das Image der Landwirtschaft durch das Artenschutz-Volksbegehren in
Bayern erheblich in Misskredit gezogen worden. „Wir werden
hingestellt als die, die die Insekten vergiften und das Grundwasser
verschmutzen, doch das stimmt einfach nicht.“ Schließlich brauchen
die Bauern die Natur. Die Demonstration sieht Wolfrum als „Weckruf
an den Verbraucher“. Ein Weckruf für ein neues Bewusstsein, regional
zu kaufen, die Landwirtschaft und die nachgelagerten Betriebe, also
Bäcker, Metzger und den regionalen Handel, zu unterstützen.
Faire Preise sind
keine Armutsfalle / Landtagsabgeordneter Holger Dremel beim
Königsfelder Jurabauerntag
Königsfeld.
Von einer regional höchst unterschiedlichen Ernte im Landkreis
Bamberg hat Kreisobmann Edgar Böhmer berichtet. Beim Jurabauerntag
zum Erntedankfest in Königsfeld sprach er von einer größtenteils
zufriedenstellenden Getreideernte, aber auch von Ertragseinbußen
beispielsweise beim Mais um rund ein Drittel. Die Futtersituation
sei etwas besser gewesen als im Trockenjahr 2018, aber längst noch
nicht so, wie sie sich die Bauern gewünscht hätten.
Grund, für
die Ernte zu danken, habe man trotzdem, sagte der Kreisobmann, auch
wenn man sich von der Politik unverstanden fühle. Dieses Bild gerade
zu rücken, dazu war erstmals Holger Dremel, seit 2018
CSU-Stimmkreisabgeordneter des Bamberger Landes, zum Jurabauerntag
gekommen. „Unsere Bauern haben es nicht verdient, von den Grünen und
Co so an den Pranger gestellt zu werden“, sagte er und verwahrte
sich gegen einseitige Schuldzuweisungen zu Lasten der Bauern.
Zum
Artenschutz-Volksbegehren stellte Dremel aber auch klar, dass es
keine andere Möglichkeit gegeben habe, den Gesetzesentwurf
anzunehmen und ihm mit einem Begleitgesetz zu modifizieren. „Hätten
wir eine Abstimmung gemacht, dann hätten wir das auch 1:1 annehmen
müssen“, stellte Dremel klar. Immerhin hätten sich bayernweit rund
1,8 Millionen Menschen und damit 18,4 Prozent der Stimmberechtigten
in die Listen eingetragen. „Was glauben sie, wie da eine Abstimmung
zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ausgegangen wäre?“, so
Dremel.
Der
Abgeordnete forderte nun vor allem praktikable Regelungen, die
zusammen mit den Bauern erarbeitet werden sollten, etwa bei der
Novellierung der Düngeverordnung, bei den neuen Anforderungen zum
Tierwohl, bei der Anbindehaltung oder beim Einsatz von Glyphosat.
Dremel ging auch auf die große Bedeutung der Landwirtschaft ein, die
jeden 7. Arbeitsplatz in Bayern sichere. „Landwirtschaft hat
Zukunft“, sagte er. Allerdings müssten die Verbraucher auch bereit
sein, an der Ladentheke etwas mehr für gesunde Lebensmittel
auszugeben. In keinem anderen Industrieland seien Nahrungsmittel
billiger als in Deutschland, da seien faire Preise wirklich keine
Armutsfalle.
„Im
weltweiten Vergleich sind wir auf einem absolut hohen Niveau und das
hat auch seinen Preis, pflichtete ihm Anneliese Goller, Bamberger
Kreisbäuerin, oberfränkische Bezirksbäuerin und bayerische
Landesbäuerin bei. Kurze Wege und regionale Produkte, das sei
gelebter Klimaschutz. Deshalb müsse es aufhören, dass die Bauern
permanent an den Pranger gestellt werden. Sie sollten stattdessen
wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden.
In
Vertretung von Bürgermeisterin Gisela Hofmann hieß der dienstälteste
Gemeinderat Ottmar Grasser die Gäste in Königsfeld willkommen. Auch
er beklagte Unkenntnis, fehlende Informationen und Stimmungsmache
bei Teilen der Bevölkerung zu Lasten der Bauern. Generationen zuvor
sei dies noch ganz anders gewesen. Doch der Kontakt zu den Bauern
und das Wissen um die Landwirtschaft seien längst verloren gegangen.
Vor dem
Jurabauerntag im Schleuppner-Saal feierten alle Beteiligten einen
festlichen Erntedankgottesdienst mit Pfarrer Michael Herrmann in der
nahen St.-Jakobus-Kirche. Von dort aus setzte sich nach dem
Gottesdienst ein Festzug zum Schleuppner-Saal in Bewegung, angeführt
von der Aufseßtaler Blaskapelle und Helfern des
Fränkische-Schweiz-Vereins mit der stattlichen Erntekrone auf den
Schultern.
Bilder:
1.Ein
stattlicher Festzug bewegte sich vom Gottesdienst in der
St.-Jakobus-Kirche zum Jura-bauerntag im Schleuppner-Saal.
2. BBV-Geschäftsführer Werner Nützel, Kreisobmann Edgar Böhmer, der
Landtagsabgeordnete Holger Dremel, Kreis-, Bezirks- und
Landesbäuerin Anneliese Göller und der dienstälteste Gemeinderat
Ottmar Grasser (von links) vor der Erntekrone beim Königsfelder
Jurabauerntag.
Auch Vegetarier und
Veganer brauchen die Bauern / Landwirtschaftsministerin Kaniber
verteidigte Annahme des Artenschutz-Volksbegehrens
Betzenstein.
„Umwelt- und Naturschutz passieren längst, und zwar durch
Bauernhand.“ Das hat die bayerische Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber bei einer Veranstaltung der Jungen Union
Bayreuth-Land in Betzenstein unmissverständlich klar gemacht. Die
Politikerin verteidigte dabei in erster Linie die Annahme des
Volksbegehrend zum Artenschutz durch die Staatsregierung.
„Andernfalls hätten wir den Gesetzesentwurf der Organisatoren eins
zu eins übernehmen müssen“, sagte sie.
So aber
habe man im Begleitgesetz noch Einfluss nehmen und das Schlimmste
für die Bauern verhindern können. Egal ob die umstrittenen
Vorschriften zum Walzen oder Mähverbote, all das konnten wir noch
ausbessern“, so Kaniber. Nun müsse sich allerdings die gesamte
Gesellschaft fragen lassen, was sie denn für den Artenschutz
unternehme. Kirchen, Kommunen und vor allem Privatleute seien jetzt
gefragt, ihr Verhalten auf den Prüfstand zu stellen. Es könne nicht
sein, dass alles auf den Bauern abgeladen werde.
Nun sei
der Verbraucher gefragt. Kaniber bezeichnete es als großen
Widerspruch, wenn 84 Prozent der Bevölkerung Bioprodukte super
finden, sie aber nur sieben Prozent wirklich kaufen. Deswegen werde
die Staatsregierung auch keine Bioquote festschreiben und die Bauern
damit in eine Ecke drängen, die für sie unrentabel ist. Ziel sei es
dennoch bis zum Jahr 2030 den Ökolandbau von derzeit zehn auf dann
30 Prozent der bewirtschafteten Fläche auszudehnen. Die Ministerin
nannte diese Zahl eine Zielvorgabe, erzwingen könne man das nicht.
Allerdings sei der Freistaat schon jetzt innerhalb Deutschlands das
Bioland Nummer 1, denn in keinem anderen Bundesland würden so viele
so viele Ökoflächen bewirtschaftet.
Bei der
Veranstaltung gab sie auch erste Details zur neuen Imagekampagne für
die Landwirtschaft bekannt. Vor allem in den Schulen soll die
Landwirtschaft erklärt werden. „Damit die jungen Leute wieder
wissen, woher Brot und Milch kommen“, so die Ministerin. Auch wenn
es abgedroschen klinge, noch immer glauben viele Kinder an die lila
Kuh. Die neue Imagekampagne soll durchaus auch provokant ausfallen
und in erster Linie die sozialen Medien bedienen. „Wir müssen die
Bevölkerung aufrütteln, denn wir haben klasse Produkte, die weltweit
nachgefragt werden“. Doch leider sei der Kontakt zum Verbraucher
über weite Strecken völlig abgerissen.
Zuvor
hatte sich der stellvertretende Vorsitzende der JU Bayreuth-Land
Friedrich Ziegler gegen die massive Kritik an der Landwirtschaft
gewehrt: „Niemand sollte je vergessen, der Bauer sorgt für das
Essen“, sagte er und gab zu bedenken, dass dies auch für Vegetarier
und Veganer gelte. In einer Diskussion am Ende beklagte Hans
Engelbrecht aus Lankendorf die noch immer zunehmende Bürokratie,
Landjugend-Bezirksvorsitzender Max Raimund warb für regionale
Produkte und Matthias Roder aus Seybothenreuth forderte langfristige
Leitlinien für die Landwirtschaftspolitik. Andernfalls werde aus dem
Strukturwandel ein Strukturbruch und den würden vor allem viele
kleinere Betriebe in der Region nicht überleben.
Bild: Eine Mini-Milchkanne und ein Glas Honig aus dem Landkreis
überreichten JU-Vorsitzender Matthias Straub und sein Stellvertreter
Friedrich Ziegler der Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber.
Libanon-Zeder und
Esskastanie statt Fichte und Tanne /
Startschuss für Initiative Zukunftswald
Kulmbach.
Atlas-Zeder, Libanon-Zeder oder Esskastanie: diese Baumarten
vertragen Trockenheit, Hitze und Kälte gleichermaßen. Sie könnten
die Bäume für den Wald der Zukunft sein und langfristig Fichten und
Tannen ersetzen. Um erste Erfahrungen mit diesen Baumarten sammeln
zu können, ist im Stadtwald von Kulmbach einen Versuchspflanzgarten
für Bäume angelegt worden, ein sogenanntes „Arboretum“. Die Fläche
ist Teil der Initiative Zukunftswald Bayern. Den ersten Baum
pflanzte jetzt die Landwirtschaftsministerin Michaelas Kaniber
zusammen mit der siebenjährigen Amelie Löffler.
„Der Wald
steckt in einer ganz großen Krise“, sagte Kaniber. Wetterkapriolen,
Sturmereignisse, Borkenkäferplagen, das alles zeige, wie sehr der
Wald unter den zunehmenden Klimaveränderungen leide. Dabei sei doch
gerade der Wad nicht nur die grüne Lunge, sondern der Klimaschützer
Nummer 1. Dem Waldumbau komme deshalb die höchste Priorität zu.
Kaniber bezeichnete es als wichtigste Aufgabe der Forstverwaltung
die Wälder gemeinsam mit privaten und körperschaftlichen
Waldbesitzern zukunftsfähig zu machen.
Die
Ministerin sprach von einer echten Mammutaufgabe, bis zum Jahr 2030
rund 200000 Hektar labile Nadelholzwälder in Bayern in klimastabile
Mischwälder umzubauen. Weil dies alles Geld kostet, hat der Bund auf
dem nationalen Waldgipfel vor kurzem 550 Millionen Euro vor allem
für die Schadensbeseitigung und die Wiederbewaldung zur Verfügung
gestellt. Rund 100 Millionen sollen davon voraussichtlich nach
Bayern fließen.
Dazu
kommt jetzt die Initiative Zukunftswald Bayern, zu der die
Kulmbacher Versuchsfläche gehört. Hier soll nach den Worten Kanibers
getestet werden, unter welchen Voraussetzungen welche Bäume am
besten wachsen. „So können wir unseren Waldbesitzer künftig
bestmöglich beraten, welche Auswahl an Bäumen sie für ihre Wälder
zur Verfügung haben.
Michael
Schmidt, Leider des Landwirtschaftsamtes in Kulmbach, bezeichnete
die Fränkische Linie in den Landkreisen Kulmbach und Kronach als
einen Brennpunkt des derzeitigen Borkenkäfergeschehens. Mit den
350000 Euro, die in den kommenden Jahren im Rahmen der Initiative
Zukunftswald nach Kulmbach fließen, sollen deshalb unter anderem
zwei Projektkräfte beschäftigt werden, um die Schäden zu erfassen
und um Lösungen zu erarbeiten. „Es muss etwas geschehen“, sagte
Schmidt. „Sollte sich der Klimawandel weiter verstärken, wird es
wirklich eng für unseren Wald.“
Auch
Landrat Klaus Peter Söllner sprach von einer extrem problematischen
Situation. Er könne nachvollziehen, dass bei den Waldbesitzern
derzeit der totale Frust herrscht. Gerade im Landkreis Kulmbach,
genauso wie im Nachbarlandkreis Kronach spiele der Wald eine ganz
große Rolle und erfülle ganz wichtige Funktionen, für Klima, Luft
und Boden, aber auch für den Tourismus. So betrage der Anteil des
Waldes im Landkreis Kronach rund 60 Prozent, im Kulmbach geringfügig
weniger. Der Versuchspflanzgarten im Kulmbacher Stadtwald sei
deshalb enorm wichtig und eine überaus positive Geschichte, mit der
Kulmbach bayernweit eine Vorreiterrolle übernehme.
Bild
oben:
Zusammen mit
der siebenjährigen Amelie pflanzte Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber den ersten Baum im neuen Versuchspflanzgarten des
Kulmbacher Stadtwaldes.
Bild unten (von links): Landrat Klaus Peter Söllner, der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber, der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig und
Kulmbachs 2. Bürgermeister Ralf Hartnack bei der Baumpflanzung
zusammen mit der siebenjährigen Amelie.
Vielfalt statt
Landwirtschaft aus dem Bilderbuch /
Agrarpolitischer Sprecher Artur Auernhammer bei Fachgespräch in Bayreuth
Bayreuth.
Beim derzeitigen Megathema Klimaschutz ist die Landwirtschaft nicht
das Problem, sondern die Lösung. Das hat der Agrarpolitische
Sprecher der CSU im Bundestag, Artur Auernhammer aus dem
mittelfränkischen Weißenburg, bei einem agrarpolitischen
Fachgespräch von Dr. Silke Launert und der Landtagsabgeordneten
Gudrun Brendel-Fischer festgestellt. Ob in Sachen Erneuerbare
Energien oder beim Wald und Forst, die Landwirtschaft habe großes
Potenzial, um zum Klimaschutz beizutragen.
„Gerade in
der Landwirtschaft wissen wir, dass der Klimawandel stattfindet“,
sagte Auernhammer. Allen sollte klar sein, dass etwas geschehen
muss. Für die Landwirtschaft sei es nun wichtig, bei den
Lösungsansätzen dabei zu sein. Beispielsweise könnten die Waldbauern
dazu beitragen mit Holzhackschnitzel die Lücke zu schließen, wenn es
keine Ölheizungen mehr in Neubauten geben soll.
Einen
Königsweg, um alle Probleme der Landwirtschaft zu lösen gibt es
nicht, sagte Auernhammer. Ebenso wenig gebe es die
Bilderbuchlandwirtschaft, von der viele träumen. Was die
Landwirtschaft heute ausmacht, sei eine nahezu unglaubliche Vielfalt
und gerade die gelte es zu nutzen. So setze er beispielsweise beim
Thema Regionalität auf den Verbraucher. Im Nachbarland Österreich
sei das Regionalbewusstsein schon wesentlich stärker ausgeprägt als
hierzulande. Regionalität sei außerdem das beste Rezept gegen
ungeliebte Handelsabkommen. „Den Welthandel werden wir nicht
stoppen, schon gar nicht als deutsche Landwirtschaft“, so
Auernhammer. „Aber wir sollten versuchen, ihn intelligent für uns zu
nutzen.
Auch wenn
die Landwirtschaft derzeit vor vielen Problemen und
Herausforderungen steht, habe man Grund zu danken, sagte die
Abgeordnete Launert vor dem Hintergrund der vielen Erntedankfeste in
unseren Breiten. Der Gesellschaft gehe es gut, die Menschen
hierzulande seien vor großen Naturkatastrophen verschont geblieben.
Aufgrund der aktuellen Ernteeinbußen, der Dürrephasen der beiden
zurückliegenden Jahre, mancher umstrittener gesetzlicher Regelung
und auch aufgrund des Klimawandels fehle allerdings gerade jungen
Landwirten die Planungssicherheit. Dabei sollte es allen
Verbrauchern klar sein: wenn es hierzulande keine Landwirtschaft
mehr gibt, müssten Nahrungsmittel aus Ländern importiert werden, in
denen deutlich niedrigere Umwelt- und Tierwohlstandards gelten.
Die
Landtagsabgeordnete Brendel-Fischer sagte, dass man bei den
Auswirkungen des Volksbegehrens zum Artenschutz Kompromisse finden
müsse, mit denen sowohl die Befürworter als auch die Bauern leben
könnten. Abgesehen von den Schutzmaßnahmen für Gewässerstreifen soll
deshalb bei sämtlichen Maßnahmen auf Freiwilligkeit gesetzt werden.
Was die künftige Ausgestaltung einer gemeinsamen europäischen
Agrarpolitik angeht, will Bayern erreichen, dass die Förderung bei
den ersten Hektaren noch einmal deutlich aufgestockt wird. Gerade
die kleinteilige Landwirtschaft in unserer Region würde davon
profitieren.
Bei der
anschließenden Diskussion spielte unter anderem das Reizthema Wolf
eine wichtige Rolle. „Der Wolf muss in Zaum gehalten werden“,
forderte Karl-Heinz Frank, Vorsitzender des Ziegenzuchtverbandes
Oberfranken. Während in unseren Breiten bislang nur einzelne Tiere
aufgetaucht sind, habe man in Brandenburg bereits ganze Rudel
festgestellt. Agrarsprecher Auernhammer plädierte dafür, den Wolf in
bestimmten Gebieten zuzulassen, in allen anderen Regionen aber
jagdlich einzugreifen, also abzuschießen. „Wenn wir nicht
rechtzeitig eingreifen, passiert uns das Gleiche wie bei den
Wildschweinen“, so Auernhammer. Während das Schwarzwild noch vor
wenigen Jahrzehnten als Seltenheit galt, hat es sich längst zur
Plage entwickelt.
Scharfe
Kritik am Klimaschutzpaket der Bundesregierung übte Hans Engelbrecht
aus Lankendorf. Benzinsteuer, Kfz-Steuer, Mehrwertsteuer und jetzt
soll auch noch die CO-2-Steuer kommen. Davon wäre die Landwirtschaft
besonders betroffen, sagte Engelbrecht und forderte deshalb das Geld
über die Dieselrückvergütung wieder zurück. MdB Auernhammer konnte
ihm da allerdings wenig Hoffnung machen. Fast alle anderen Parteien
wollten die Dieselrückvergütung für Landwirte völlig abschaffen, das
könne man schon zufrieden sein, den jetzigen Stand zu halten.
Bild:
Die
Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert (rechts) und ihre
Landtagskollegin Gudrun Brendel-Fischer bedankten sich bei Artur
Auernhammer, der zu einem agrarpolitischen Fachgespräch nach
Bayreuth gekommen war.
Keine Höchstleistung
zu Tiefstpreisen /
Kulmbacher Kreiserntedank: Kritik an der „großen
Politik“
Himmelkron.
Die schlechte Ernte im Landkreis Kulmbacher haben Vertreter der
Politik und des Bauernverbandes beim Kreiserntedank in Himmelkron
beklagt. Speziell im Kulmbacher Land seien Trockenheit und Dürre
besonders ausgeprägt gewesen, sagte Kreisobmann Wilfried Löwinger.
Bei vielen Bauernfamilien lägen die Nerven deshalb blank.
Ganz so einfach falle es
deshalb nicht, für die Ernte zu danken. Zu tief sitze der Frust.
Wenn es trotzdem Grund zur Dankbarkeit gebe, dann deshalb, weil man
von gravierenden Unwettern, Starkregen und Überschwemmungen, wie in
vielen anderen Teil der Welt, verschont geblieben sei.
Löwinger sprach aber auch von
einer erneut außergewöhnlichen Hitzeperiode von Ende Mai bis Ende
August. Die bis dato guten Bestände seien dahin gewesen. Der
Kreisobmann bezifferte die Ertragsausfälle beim Weizen im Landkreis
Kulmbach auf 30 Prozent, bei der „Königsfrucht“, der Braugerste,
sogar auf 50 Prozent. Als regelrechte Naturkatastrophe bezeichnete
er den Zustand der Wälder. Ohne entsprechende staatliche Programme
werde keine Aufforstung möglich sein.
Auch der „großen Politik“, wie
es Löwinger nannte, zu danken, falle schwer. Zu sehr bestimmten
Ideologie, Aktionismus, Populismus und Geschäftemacherei das
Geschehen, fachliches Wissen bleibe auf der Strecke. Zuvor hatte
schon der stellvertretende Kreisobmann und Himmelkroner Ortobmann
Harald Peetz mahnende Worte an die Politik gerichtet. Er sprach von
vielen meist praxisfremden und unsinnigen Auflagen. Vor dem
Hintergrund des Volksbegehrens seien auch die Parteien mittlerweile
der einseitigen Berichterstattung in den Medien und dem
„Gutmenschentum“ verfallen.
In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft habe man in Sachen
Volksbegehren vieles abfedern können, verteidigte sich der örtliche
Stimmkreisabgeordnete Martin Schöffel (CSU), stellvertretender
Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im Landtag. Alle
Beteiligten hätten einen Schritt aufeinander zugemacht, alle Seiten
seien berücksichtigt worden.
Für
Schöffel steht es nun an erster Stelle, die gesellschaftliche
Akzeptanz wiederherzustellen. „Da hilft es nur, aufeinander
zuzugehen“, sagte er. Aus der Verteidigung heraus könne man ein
Spiel nicht gewinnen, zog er eine Parallele zum Fußball. Der
Abgeordnete kündigte an, mehr Aufklärung über die Landwirtschaft
sowie über Ernährung und Alltagskompetenzen in die Schulen zu
bringen. In einem weiteren Vorhaben soll speziell die
Großstadtbevölkerung informiert und emotional an die Landwirtschaft
herangeführt werden.
„Andernfalls verlieren wir das
wichtigste, was wir haben, und das ist die heimische
Nahrungsmittelproduktion“. Doch viele Menschen realisierten
überhaupt nicht mehr, wie Landwirtschaft wirklich funktioniert.
Grund dafür: Die Regale der Discounter seien immer voll. Doch
Höchstleistung zu Tiefstpreisen sei eben nicht möglich. Daneben
müssten die Bauern auch das produzieren, was der Markt abnimmt, und
das seien eben mal nicht hundert Prozent bio, sondern nur zehn
Prozent.
Im weltweiten Vergleich lägen
wir bei den Standards für Qualität, Umwelt- und Tierschutz auf ganz
hohem Niveau, sagte die stellvertretende Kulmbacher Landrätin
Christina Flauder (SPD). Nur nachhaltig bewirtschaftete Äcker würden
auch gute Ernten hervorbringen, nur nachhaltig betriebene
Tierhaltung sein eine Tierhaltung im Respekt vor dem Mitgeschöpf.
Der sorgsame Umgang mit der Natur und der Schöpfung sei für
Landwirte nicht nur Verpflichtung sondern lebensnotwendig.
Zum Kulmbacher Kreiserntedank
in der Himmelkroner Frankenfarm gehörte neben Auftritten des
Landfrauenchors auch ein geistlicher Impuls von Ortspfarrer Michael
Krug. Landwirtschaft verdiene Respekt und Wertschätzung, sagte er
und begrüßte ausdrücklich die Aktionen mit den mahnenden grünen
Kreuzen auf vielen Feldern. Der Geistliche rief die Bauern dazu auf,
die neue Begeisterung in weiten Teilen der Gesellschaft für die
Natur in ein neues Interesse für die Landwirtschaft umzusetzen.
Bilder:
1.Kreisobmann
Winfried Löwinger (links) bedankte sich beim örtlichen
Stimmkreisabgeordneten Martin Schöffel.
2. Der Kulmbacher Landfrauenchor umrahmte die Erntedankfeier in der
Himmelkroner Frankenfarm.
Regional ist optimal /
Ernste Worte zu Erntedank - Mehrere zehntausend Besucher beim
Genussfest im Landkreis Bamberg
Scheßlitz.
Mit diesem Ansturm hatte kaum einer gerechnet. Mehrere zehntausend
Besucher haben ersten Schätzungen zufolge den 4. Genusstag der
Region Bamberg verbunden mit dem BBV-Kreiserntedankfest besucht. An
den meisten der über 60 Stände der Anbieter regionaler Produkte
bildeten schon kurz nach dem offiziellen Auftakt lange Schlangen und
in der für den Verkehr gesperrten Hauptstraße des Jura-Städtchens
gab es schon am frühen Nachmittag kaum mehr ein Durchkommen.
Höhepunkt
des Genusstages und des Kreiserntedankfestes war ein stattlicher
Festzug durch den Ort, der den Jahresablauf der Feldarbeit von der
Aussaat bis zur Ernte anhand historischer Landmaschinen und Geräte
mit alten Traktoren zeigte. Allein dabei wurden über 350 Teilnehmer,
mehrere Blaskapellen und zahlreiche Gespanne mit historischen
Gerätschaften gezählt. Zuvor hatte Domkapitular Norbert Jung des
Festgottesdienstes in der Pfarrkirche St. Kilian zelebriert. Dabei
wirkte erstmals der Bamberger Landfrauenchor unter der Leitung von
Gudrun Kraus mit.
In
den Ansprachen später im Festzelt ließ kaum ein Redner das
derzeitige Topthema Klimawandel aus. Einig waren sich dabei alle:
„Die Landwirtschaft ist nicht das Problem, sondern ein Teil der
Lösung“. Schließlich seien es die Bauern, die den Klimawandel als
erste spürten, sagte Kreisobmann Edgar Böhmer.
Eine gute
Ernte entsteht durch die Kräfte der Natur und die Arbeit des
Menschen. Während man auf die Natur keinen Einfluss habe, würden die
Bauern alles unternehmen, um eine gute Ernte einzufahren, so Böhmer.
Trotzdem fehle ihnen derzeit die Akzeptanz aus Teilen der
Bevölkerung, was gerade bei jungen Leuten für große Unsicherheit
sorge. Die Ernte 2019 im Landkreis Bamberg bezeichnete der
Kreisobmann als regional höchst unterschiedlich. Die fehlenden
Futterreserven aus dem Vorjahr hätten allerdings nicht aufgefüllt
werden können.
Dank
unserer heimischen Landwirtschaft brauche man keine Angst haben,
Hunger leiden zu müssen, sagte BBV-Vizepräsident Günter Felßner.
Wenn hierzulande alle satt sein können, dann liege das an der
modernen Landwirtschaft, sie sei die Ursache für unseren hohen
Lebensstandard. Trotzdem sei diese Landwirtschaft gerade dabei sich
zu verabschieden. „Unserer deutschen Bevölkerung laufen die Bauern
davon“, fand er drastische Worte. Und erklärte die BBV-Aktion mit
den grünen Feldkreuzen, die derzeit überall aufgestellt werden. Die
Stimmung unter den Landwirten sei so schlecht wie nie zuvor, unser
aller Konsumverhalten stehe auf dem Prüfstand. „Bauern und Bürger
müssen wieder eine Einheit werden, momentan sind wir davon
allerdings meilenweit entfernt“.
Positiv
stimmte allerdings der Zuspruch für das Genussfest. Damit feierte
die Regionalkampagne des Landkreises Bamberg gleichzeitig ihr
15-jähriges Bestehen. Aus den Anfangs 30 Gründungsmitgliedern ist
mittlerweile eine Kampagne mit 130 Betrieben und rund 300 Produkten
entstanden. Ziele sind nach den Worten von Landrat Johann Kalb die
Nachhaltigkeit, Natur- und Klimaschutz aber auch die Freude am
Genuss und die Wertschätzung regionaler Produkte.
„Regional
ist optimal“ gab Thomas Silberhorn als Devise für das Genussfest und
Kreiserntedank aus. Der örtliche Bundestagsabgeordnete,
Verteidigungsstaatssekretär und Schirmherr des Genussfestes
plädierte vor dem Hintergrund der aufgeheizten Diskussionen dafür,
wieder ein Maß der Mitte zu finden. „Ökologisches Wirtschaften ja,
aber es muss auch ökonomisch sein“, sagte Silberhorn. Bamberg, das
seien für ihn nicht nur die Symphoniker und die Basketballer sondern
auch fränkische Gemütlichkeit mit Bier, Bratwürsten und allerhand
Spezialitäten.
„Fast
schon geflasht“, wie sie es ausdrückte zeigte sich wegen des großen
Zuspruchs in Scheßlitz die neue bayerische Milchkönigin Beatrice
Scheitz. Auch sie warb für die große Vielfalt regionaler Produkte
und rief dazu auf, mit jedem Schluck Milch auch einen wenig die
bayerische Heimat zu genießen.
Bilder:
1.Im
Schatten der Scheßlitzer Pfarrkirche präsentierten beim Festzug die
einzelnen Ortsverbände ihre Erntekronen.
2.Historische
Traktoren, festlich geschmückt zogen alle Blicke auf sich.
3.Alte
Traditionen verkörperten einige Gespanne des stattlichen Festzuges
zum Kreiserntedank in Bamberg.
4. Geschenke für die Hoheiten (von links): Staatssekretär Thomas
Silberhorn, die Fränkische Kirschkönigin Rebekka, die Bayerische
Milchkönigin Beatrice, die Bamberger Hörnla-Königin Annalena und
Landrat Johann Kalb.
5. Kürbis zum Einmachen oder als Deko, auch das hatte der
Genussmarkt in Scheßlitz im Angebot.
Retter des Rotviehs /
Kleinwendern ist Bayerns erstes Arche-Dorf
Kleinwendern.
Rotes Höhenvieh, Thüringer Wald Ziege, Coburger Fuchsschaf: ob sie und viele
andere Tiere auf Noahs Arche waren, ist nicht überliefert. Im Arche-Dorf
Kleinwendern, eine Ortsteil von Bad Alexandersbad im Fichtelgebirge haben
sie und einige andere Haustierrassen jetzt ein neues Zuhause gefunden und
konnten damit vor dem Aussterben gerettet werden.
Naturschutz, Artenschutz, Erhalt von Biodiversität, das sind Schlagworte,
die derzeit in aller Munde sind. In dem Dorf Kleinwendern, das aktuell 80
Einwohner und 185 Tiere zählt, wollte man keine Schlagworte mehr hören,
sondern Nägel mit Köpfen machen. „Uns geht es vor allem darum, die alten
Nutztierrassen zu erhalten“, sagt Ronald Ledermüller (45), Ideengeber für
das Arche-Dorf und hauptamtlicher Geschäftsführer des Naturparks
Fichtelgebirge. Erst in zweiter Linie geht es ihm und seinen Mitstreitern
aus dem Dorf um die touristische Vermarktung von Kleinwendern.
Wanderer, Mountaine-Biker und Nordic-Walker sind schon da und gehen an der
Weide entlang, auf denen die Rotviehherde von Landwirt Rudi Küspert zuhause
ist. „Mit dem Rotvieh fing alles an“, erinnert sich Ronald Ledermüller. Über
ein Projekt des Bayerischen Landschaftspflegeverbandes war er vor rund zehn
Jahre darauf gestoßen, dass im Fichtelgebirge einst das Sechsämterrotvieh
gehalten wurde. Davon zeugt nicht nur ein Bild des Malers Johann Christoph
Ziegler aus dem Jahr 1829, auch der Dichter Jean Paul hatte „die rote Kuh“
im Fichtelgebirge literarisch verewigt („Was Wunder? Die sehr rote Kuh …
gibt weiße Milch, Quarkkäs dazu“). Tatsächlich handelt es sich beim Roten
Höhenvieh um eine der ältesten Rinderrassen Europas, da sind sich Fachleute
sicher.
Ab
den 1930er/1940er Jahren wurde die Rasse aufgrund ihrer zu geringen
Milchleistung nicht mehr gehalten, ja sogar hierzulande verboten. 26 Tiere
soll es zuletzt noch gegeben haben, als Rudi Küspert anfing, die seltenen
Kühe zu halten. „Zuerst herrschte Skepsis vor, doch irgendwann war der
Knoten geplatzt“, sagte Ronald Ledermüller. Die Investitionen wurden vom
Bayerischen Umweltministerium und von der Unteren Naturschutzbehörde
gefördert. Heute vermarktet Rudi Küspert das Fleisch der Rinder in
Bio-Qualität für 15 Euro pro Kilo und hat damit einen so großen Erfolg, dass
er die Nachfrage jetzt beim ersten Mal bei weitem nicht befriedigen konnte
Mit dem Rotvieh startete gleichzeitig ein bayernweit einzigartiges
bürgerschaftliches Gemeinschaftsprojekt. Mit Begeisterung begannen die
Kleinwenderner alte Nutztierrassen zu züchten. Erst im Frühjahr dieses
Jahres wurde Kleinwendern zum Arche-Dorf nach den Kriterien der Gesellschaft
zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen erklärt. Nach Steinlah in
Niedersachsen ist Kleinwendern somit das zweite Arche-Dorf in Deutschland
und das erste in Bayern.
Bevor die Anerkennungsurkunde überreicht wurde, zogen nach und nach
Sundheimer Hühner, Reichshühner, Coburger Fuchsschafe, Thüringer Wald
Ziegen, Bayerische Landgänse, Rheinische Schecken und blauäugige
Hermelinkaninchen in dem Ortsteil von Bad Alexandersbad ein. Voraussetzung
für die Ernennung zum Arche-Dorf ist die Haltung von mindestens sechs
verschiedenen Rassen aus drei verschiedenen Tierartenkategorien, die auf der
Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter
Haustierrassen stehen. Die Rassen müssen in Herdbuchzucht geführt werden.
Vom Bayerischen Rundfunk bis zur Westdeutschen Allgemeinen Zeitung geben
sich mittlerweile Journalisten und Presseteams in Kleinwendern die Klinke in
die Hand. „Für den Naturpark Fichtelgebirge ist es eine großartige Werbung“,
so Ronald Ledermüller, der auch Vorsitzender des Fichtelgebirgsvereins Bad
Alexandersbad ist. Er hebt besonders die großartige Dorfgemeinschaft hervor,
die mit der Verwirklichung des Projekts entstanden ist. Egal ob
Haupterwerbslandwirt, Nebenerwerbslandwirt oder Hobbyzüchter, alle ziehen in
Kleinwendern an eine Strang. Die Stimmung im Dorf habe sich gewandelt,
mittlerweile seien sogar wieder junge Familien hierher gezogen. Auch ein
Dorffest hat man nach vielen, vielen Jahren wieder einmal gefeiert und dabei
auf die Ernennung zum Arche-Dorf angestoßen.
Bild:
Ronald Ledermüller ist der Ideengeber des
Arche-Dorfes Kleinwendern. Er ist der Ideengeber des Archeprojektes, mit dem
das Rotvieh im Fichtelgebirge wieder eine Heimat gefunden hat.
Bienen im Zangengriff von
Mobilfunk und Insektiziden / Bayerischer Imkertag: Katharina II. und
Alexandra I. sind neuen bayerischen Honighoheiten
Amberg.
Katharina Gegg aus Neuburg an der Donau und Alexandra Krumbachner aus
Traunstein sind die neuen bayerischen Honighoheiten. Die neue Honigkönigin
und die neue Honigprinzessin wurden beim Bayerischen Imkertag in Amberg von
Verbandspräsident Stefan Spiegl und von BBV-Präsident Walter Heidl
vorgestellt und gekrönt. Die beiden jungen Frauen lösen Katharina Eder aus
Vilsbiburg und Doris Grünbauer aus Weiden ab. Sie waren in den
zurückliegenden beiden Jahren als die Honigbotschafterinnen aus dem
Freistaat unterwegs.
Zusammen hätten sie dabei fast 60000 Kilometer zurückgelegt und rund 220
Termine, von der Grünen Woche bis zum Zentralen Landwirtschaftsfest
wahrgenommen, berichtete Katharina Eder. „Langweilig war es nie“, sagte
Doris Grünbauer und beide waren sich einig: „Uns hören die Verbraucher
besser zu als den Politikern“.
Die
neue Honigkönigin Katharina Gegg ist 25 Jahre jung und zusammen mit fünf
Geschwistern auf dem Hof der Eltern groß geworden. „Papa hat seit seiner
Kindheit Bienen gehalten“, sagte sie. Bis vor zehn Jahren, dann sei die
Arbeitsbelastung zu groß geworden. Katharina sei es schließlich gewesen, die
sich dafür stark gemacht habe, die Honigbienen wieder zurückzuholen.
Inzwischen gebe es zwei Völker auf dem elterlichen Hof im oberbayerischen
Neuburg an der Donau. Neben ihrem Studium „Management und Technology“
absolvierte sie bereits einen Imkerkurs. „Durch das Volksbegehren ist die
Biene wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen gerückt“, sagte Katharina II.
in ihrer Antrittsrede. Nun seien alle gefordert, Flächenverbrach und
Versiegelung zu reduzieren, um eine insektenfreundliche Umgebung zu
schaffen.
Honigprinzessin Alexandra Krumbachner ist 24 Jahre jung, gelernte
Hauswirtschaftsmeisterin, sie arbeitet als Besamungstechnikerin. Auf dem
elterlichen Hof werden bereits seit mehreren Generationen Bienen gehalten.
Alexandra I. übernimmt bereits alle imkerlichen Aufgaben bis hin zur Zucht.
Auch in ihrer Abschlussarbeit zur Hauswirtschaftsmeisterin behandelte sie
die Themen Honig und Bienenprodukte. Die Arbeit mit den Bienen sei der
perfekte Ausgleich, sagte sie. Als wichtigstes Ziel bezeichnete sie es,
Erwachsenen und vor allem Kindern die Vielseitigkeit der Biene zu zeigen.
Die beiden frisch gekürten Hoheiten werben gemeinsam mit den rund 30000
Imkern des Landesverbandes Bayerischer Imker und den rund 4000 Mitgliedern
des Verbandes Bayerischer Bienenzüchter für Honig aus Bayern. Sie
repräsentieren damit circa ein Drittel der gesamten deutschen Imkerschaft.
Inhaltlich
ging es beim Imkertag diesmal vor allem um das weltweite Phänomen des
Insektenrückgangs und die hohe Sensibilisierung in der Bevölkerung für das
Thema. „Die Bienen befinden sich in einer Art Zangengriff“, sagte Dr. Gernot
Spielvogel aus Memmingen. Nach den Worten des Geologen liege der Schwarze
Peter aber nicht allein bei der Landwirtschaft. Landverbrauch,
Straßenverkehr, Dieselsmog, Stickstoffemissionen: das alle seien Gründe für
den Insektenrückgang. Und eben auch der Mobilfunk, weil er nahezu
flächendeckend vorhanden und immer aktiv sei. In den elektromagnetischen
Feldern, die vom Mobilfunk, aber auch von Überlandleitungen ausgehen, seien
besonders die Bienen beeinträchtigt. Versuche hätten gezeigt, dass Bienen
unter dem Einfluss elektromagnetischer Wellen mehr und mehr aggressiv
werden, ihre Brut ausräumen und letztlich die gesamte Honigproduktion zum
Erliegen kommt.
Ganz besonders im Focus steht dabei neue 5-G-Technologie. Sie werde von der
Weltgesundheitsorgansation WHO als möglicherweise krebserregend eingestuft.
„Würde ein Medikament als möglicherweise krebserregend eingestuft, bekäme es
keine Zulassung“, sagte Spielvogel. Er plädierte deshalb für einen
vernünftigen Umgang mit dem Mobilfunk. Natürlich wolle niemand zurück ins
Mittelalter, doch sollten alle beteiligten so viel Einsicht haben, mit der
neuen Technologie maßvoll umzugehen.
Was
den Bienen noch zu schaffen macht, sind nach Aussage von Professor Dr. Dr.
Randolf Menzel vom Institut für Biologie der Freien Universität Berlin
Pflanzenschutzmittel. Besonders die Gruppe der Neonicotinoide seien
„Gehirndrogen für Insekten“, sagte der Neurobiologe. Auch hier seien Bienen
wieder besonders gefährdet, weil sie die Funktion des Umweltindikators
hätten. Bienen könnten kommunizieren, sie seien in der Lage, Signale
wahrzunehmen, sicher zu navigieren und ein gutes Gedächtnis auszubilden.
Obwohl das Gehirn der Biene gerade mal so groß ist wie ein Sandkorn,
befänden sich darin rund eine Million Nervenzellen.
Der Wissenschaftler hatte herausgefunden, dass diese Zellen selbst unter dem
Einfluss extrem niedriger Dosen der Insektizide durcheinander geraten. Die
Bienen seien in ihrer Wahrnehmung gestört und verlieren ihr Gedächtnis. In
der Folge könnten sie beispielsweise nicht mehr nach Hause zurückkehren.
Selbst wenn ein Insektizid als „bienenungefährlich“ deklariert werde,
bedeutet dies noch lange nicht, dass es ungefährlich sei. Nach den Worten
des Professors seien in Frankreich seit kurzem sämtliche Neonicotinoide
verboten.
As
wahre Fundgrube für alle Freunde der Biene stellte die Biologin und
Naturheilkundlerin Dr. Elke Puchtler schließlich den Aromagarten Erlangen,
einen Teil des dortigen Botanischen Gartens vor. Vom Bärlauch über das
Duftveilchen bis zu Süßdolde sei dort auf 9000 Quadratmetern alles
vertreten, was für die Artenvielfalt und damit auch für die Bienen wichtig
sei.
Beim
Bayerischen Imkertag wurde Eckhard Radke aus Dietmannsried mit der
Zander-Medaille in Gold, der höchsten Auszeichnung des Landesverbandes
Bayerischer Imker, ausgezeichnet. Radke war unter anderem von 2012 bis 2018
Präsident des Verbandes. Daneben ist er bis heute Präsidiumsmitglied auf
Bundesebene. Er hatte das Patenimkermodell, das sogenannte „Dietmannsrieder
Modell“ ins Leben gerufen und sei damit weit über die bayerischen Grenzen
hinweg bekannt geworden, sagte der deutsche Imkerpräsident Peter Maske, der
die Ehrung vornahm.
Der nächste Bayerische Imkertag findet am 5. und 6. September 2020 im
niederbayerischen Ruhstorf an der Rott statt.
Bilder:
1.Die
neuen und die bisherigen Honighoheiten mit Imkerverbandspräsident Stefan
Spiegl und von BBV-Präsident Walter Heidl. Honigkönigin Katharina Gegg
(sitzend links) und Honigprinzessin Alexandra Krumbachner (sitzend rechts).
Sie lösten Katharina Eder (stehend lins) und Doris Grünbauer (stehend
rechts) ab.
2.BBV-Präsident
Walter Heidl bei der Inthronisation von Honigkönigin Katharina Gegg (links)
und Honigprinzessin Alexandra Krumbachner.
3. Der Geologe Dr. Gernot Spielvogel aus Memmingen.
4. Der Neurobiologe Professor Dr. Dr. Randolf Menzel vom Institut für
Biologie der Freien Universität Berlin.
5. Hohe Auszeichnung für Eckhard Radke aus Dietmannsried. Er wurde vom
Deutschen Imkerpräsidenten Peter Maske mit der Zander-Medaille in Gold
ausgezeichnet. Im Bild von links: Honigkönigin Katharina Gegg, Eckhard Radke
mit Ehefrau Annemarie, der deutsche Imkerpräsident Peter Maske und der
bayerische Imkerpräsident Stefan Spiegl.
Vom „Wooch-Heisla“ in
den Schlachthof / In Kornbach bei Gefrees existiert eine der letzten
noch voll funktionierenden Viehwaagen
Kornbach.
In jedem Dorf gab es früher mindestens eine Viehwaage. Seit den
1980er Jahren wurden sie sukzessive abgebaut, Schlachtvieh wurde von
nun an in den Schlachthöfen gewogen. Ein Ort, in dem noch immer eine
geeichte Viehwaage existiert ist Kornbach, ein keiner Ortsteil von
Gefrees im Landkreis Bayreuth. Eigentümer der Viehwaage mitten im
Dorf ist die Stadt Gefrees. Dem Bauernverband wurde die Waage schon
1981 zusammen mit dem dazugehörigen Gebäude und der Zufahrt zur
mietfreien Nutzung überlassen. Heute kümmert sich ein eigenes Team
um den Erhalt des alten bäuerlichen Kulturgutes.
„Früher
haben alle im Dorf Tiere gehalten, heute gibt es nur noch einen
einzigen Nebenerwerbsandwirt, sagt Claudia Drescher, die sich
zusammen mit einigen Mitstreitern rührend um die alte Viehwaage
kümmert. Über den Bau und die Geschichte der Waage gibt es kaum noch
Unterlagen. Weder bei der Stadt, noch im Dorf. Einzig die Nachkommen
von Karl Brey, dem letzten vereidigten Wiegemeister besitzen noch
das letzte Waagbuch, in dem Käufer, Verkäufer, die gewogenen Tiere
und die Waaggebühren eingetragen wurden.
Mit
Hilde der Gebühren wurde die Waage instand gehalten und geeicht, so
Karin Brey. Ihr 2009 verstorbener Schwiegervater war in Kornbach der
letzte amtlich vereidigte „Wäger“. 1955 hatte er beim Eichamt in
Münchberg seine Prüfung abgelegt. Erzählungen aus dem Dorf zufolge
hatte man ihn den Apotheker genannt, weil er sich immer sehr viel
Zeit genommen habe, das Gewicht ganz genau zu ermitteln.
Aus den
Aufzeichnungen von Karl Brey ergibt sich, dass die Waage zwischen
1971 und 1984 durchschnittlich 112 Mal pro Jahr genutzt wurde. 195
Tiere wurden dabei im Schnitt pro Jahr gewogen, hauptsächlich
Schweine, Kühe, Kälber, Bullen, aber auch Hirschen und immer wieder
Kleinvieh, also Schafe und Ziegen. Einmal soll sogar die Polizei
gekommen sein, um ein Motorrad zu wiegen, das man ganz in der Nähe
wegen offensichtlicher Überladung aus dem Verkehr gezogen hatte.
Immerhin hat die Waage, deren Waagbalken von der Firma Steinbauer
aus Eppingen stammt, eine Höchstlast von 1300 Kilogramm, wobei in
500-Gramm-Schritten gewogen wird. Nach 1984 ging die Zahl der
gewogenen Tiere massiv zurück. Schon 1984 und 1985 waren es jährlich
nur mehr etwa 130 Tiere, die gewogen wurden.
Als
Erinnerung an die alten Zeiten, in denen die Viehwaage noch eine
wichtige Rolle spielte, wird in Kornbach alljährlich am
Pfingstmontag das „Woochheisla-Fest“, also das Fest zu Ehren des
Waage-Häuschens, gefeiert. Dazu gibt es ein eigenes „Woochheisla-Team“,
das aus einem Pferdestammtisch entstanden ist. 2002 habe mal wieder
das Eichen angestanden, doch die 300 Euro dafür seien nicht
aufzutreiben gewesen, erinnert sich Klaus Kopp, einer der
Initiatoren des Festes. Auch ihm war daran gelegen, die alte
Einrichtung in der Ortsmitte wiederzubeleben. Zwischenzeitlich wurde
sogar ein neuer Dachstuhl aufgebracht und das Wiegehäuschen ein
wenig erhöht, damit auch größere Pferde problemlos gewogen werden
können. Auch mehrere kleine Schrifttafeln vermitteln dem
Interessierten die Geschichte der Einrichtung.
Heuer am
Pfingstmontag durfte das Team das Gewicht von immerhin 72 Pferden,
fünf Hunden und fünf Zweibeinern feststellen. Zwei Euro kostete das
Wiegen für die großen Tiere. Hunde und Menschen mussten nur die
Hälfte zahlen. Schwiegermütter werden kostenlos gewogen, heißt es
augenzwinkernd auf der Preisliste. Mit dem Erlös kann die Kornbacher
Viehwaage regelmäßig geeicht werden. Das nächste „Wooch-Heisla-Fest“
findet am Pfingstmontag 2020 statt.
Bilder:
1.Mitten
in Kornbach steht das Wiegehäuschen.
2.Claudia
Drescher, Klaus Kopp, Karin Brey, Christine Seibel und Andrea Kraft
(von links) kümmern sich liebevoll um den Erhalt des alten
Kulturgutes.
3. So sieht es aus, wenn alljährlich zum Pfingstmontag in Kornbach
die Pferde gewogen werden.
Schleppertour des
Bauernverbandes: Artenvielfalt im Blick / Positive Zwischenbilanz zum Anbau
der Energiepflanze Sylphie
Sachsendorf.
Er habe schon immer die Artenvielfalt im Blick gehabt, sagt Landwirt Mario
Güldner aus Sachsendorf bei Aufseß. Deshalb habe ihn auch das Volksbegehren
zum Artenschutz und die damit verbundene Kritik an den Bauern sehr
getroffen. Weil er mit gutem Beispiel vorangehen möchte hatte er auf einem
Teil seiner Felder die durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum) angebaut
und sich damit an einem von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium
geförderten Demonstrationsprojekt „Silphie-Anbau in der nördlichen
Frankenalb“ beteiligt. Erste Ergebnisse stellten die Verantwortlichen bei
der „Schleppertour“ des Bauernverbandes vor, mit der die vielfältigen
Leistungen der Landwirtschaft herausgestellt werden sollen.
Der Anbau der Energiepflanze Sylphie, auch Becherpflanze genannt, leistet
einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt, hielt Franz Moder vom Büro Opus
(Ökologische Planungen, Umweltstudien und Service) als wichtigstes Ergebnis
fest. Zusammen mit dem Geo-Team Bayreuth, einer Gesellschaft für
umweltgerechte Land- und Wasserwirtschaft, und in Kooperation mit der
Universität Bayreuth hatte er unter anderem die Auswirkungen auf die Umwelt
untersucht und das Projekt naturschutzfachlich begleitet.
Auch die Bodenfauna hatte das Büro genau unter die Lupe genommen und war zu
dem Ergebnis gekommen, dass sich allein 20 verschiedene Spinnenarten, dazu
jede Menge Laufkäfer und Regenwürmer in der Erde tummeln. Was blütensuchende
Insekten angeht, sei die Energiepflanze ohnehin nahezu unschlagbar. Nachdem
die Pflanze den Boden das ganze Jahr über begrünt, liege der
Restnitratgehalt deutlich unter dem von Mais, so Reinhard Wesinger vom
Geo-Team.
Dabei sei die durchwachsene Silphie nicht nur aus landwirtschaftlicher,
sondern genauso aus wasserwirtschaftlicher Sicht von Bedeutung, sagte Walter
Fischer von der Regierung von Oberfranken. Zumindest ab dem zweiten Jahr sei
kaum mehr Unkrautbekämpfung notwendig, die Silphie halte das Nitrat zurück
und funktioniere als ausgezeichneter Erosionsschutz.
Es
gehe nicht darum, den Mais komplett zu ersetzen, vielmehr sollten
Alternativen geboten werden, so Klaus Schiffer-Weigand vom Fachzentrum
Diversifizierung und Strukturentwicklung am Amt für Landwirtschaft in
Münchberg. Als entscheidenden Vorteil sprach er davon, dass die Silphie eine
Dauerkultur sei, die nicht jährlich neu angesät werden müsse. Die
Artenvielfalt sei auf jeden Fall gegeben, das werde schon alleine daran
deutlich, dass man es auf fast jeder Blüte summen hört. Dazu sei die Silphie
im Kultur- und Landschaftsprogramm Kulap enthalten und für
Greening-Maßnahmen geeignet.
Insgesamt sind es im Landkreis Bayreuth 50 Landwirte, die sich mit 70
Feldstücken und insgesamt 110 Hektar an dem Projekt beteiligen. Damit hatte
sich die Anbaufläche in den zurückliegenden beiden Jahren nahezu verdoppelt.
Als Energiepflanze kann die durchwachsene Silphie unter Umständen den Mais
gut ergänzen, sagt Kreisobmann Karl Lappe. Die Silphie stehe auch
symptomatisch für die Vielfalt des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus, neben
Getreide, Mais und Hackfrüchten (Kartoffeln, Futterrüben, Feldgemüse) auch
Lein (Flachs), Kleegras und Sonnenblumen anbaut. Schließlich ist auch die
Abnahme der Silphie gesichert, sie wird größtenteils in die Hollfelder
Biogasanlage geliefert.
Bild:
Ein Silphie-Feld zwischen Sachsendorf und Hollfeld bildete die Kulisse für
die Schleppertour des Bauernverbandes, bei der alle Beteiligten auf die
vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft zum Artenschutz hingewiesen
hatten.
Prädikat für ein Juwel der
Teichwirtschaft / Münchteich bei Kothigenbibersbach zum Kulturgut erklärt
Kothigenbibersbach.
Der Münchteich bei Kothigenbibersbach, Gemeinde Thiersheim im Landkreis
Wunsiedel, ist ganz offiziell zu einem überregional bedeutsamen Kulturgut
erklärt worden. Der Weiher präge seit Jahrhunderte die Landschaft, werde bis
heute teichwirtschaftlich genutzt und trage maßgeblich zum Erhalt der
Artenvielfalt bei, heißt es auf der Urkunde, die der Direktor der
Bezirksverwaltung Peter Meyer und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft
Oberfranken Dr. Peter Thoma an die Eigentümer und den Bewirtschafter
überreichten. Vergeben wird die Auszeichnung „Kulturgut Teich“ seit 1998 von
der Teichgenossenschaft. Dokumentiert wird die Auszeichnung durch eine
Informationstafel, die nahe des Münchteichs wurde.
Neben einer traditionsreichen Geschichte komme es dabei vor allem auf die
landschaftsprägende und ökologische Bedeutung an, erläuterte Vorsitzender
Thoma. Die Auswahl treffe dabei eine Jury, die sich aus Vertretern der
Teichgenossenschaft, des Bezirks Oberfranken und dessen Fachberatung für
Fischerei besteht. Aufgrund seiner traditionsreichen Geschichte stelle der
Münchteich innerhalb der oberfränkischen Teichlandschaft ein herausragendes
Kulturgut dar, begründete Thoma die Entscheidung.
Die
erste urkundliche Erwähnung des Münchteichs ist auf das Jahr 1499 datiert.
Wahrscheinlich ist der Teich aber noch viel älter. Zunächst gehörte er dem
Orden der Barfußmönche in Eger, später hatten ihn sechs Mühlen in der
Umgebung erworben und genutzt. Die Mühlen gibt es heute längst nicht mehr,
den Teich schon. Er gehört Georg Tröger und Artur Steinel und wird von dem
Teichwirt Markus Fuchs bewirtschaftet.
„Der Münchteich ist seit 500 Jahren ein fester Bestandteil der Landschaft
und trägt drüber hinaus viel zur heimischen Artenvielfalt bei“, sagte Peter
Meyer vom Bezirk Oberfranken. Meyer erinnerte auch an die lange Tradition
der Teichwirtschaft im Wunsiedler Becken, die auf das Zisterzienserstift
Waldsassen zurückgeht. Aber auch klimatisch stellt die Region eine
Besonderheit dar. Durch die kühleren Temperaturen benötige der Karpfen zwar
länger bis zu Reife, besitze dafür aber eine ganz herausragende Qualität.
Als
örtliche Besonderheit wurde auf Initiative des Thiersheimer Heimatpflegers
Siegfried Schelter gleich neben der neuen Informationstafel ein
Flurnamenstein errichtet, der ebenfalls auf den Münchteich hinweist.
Bilder:
1. Der Direktor der Bezirksverwaltung Peter Meyer (rechts) und der
Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma haben die
neue Informationstafel nahe des Münchteichs enthüllt.
2. Urkunden gab es für die Eigentümer des Münchteichs Arthur Steinel und
Georg Tröger aus den Händen des Vorsitzenden Dr. Peter Thoma und Peter Meyer
vom Bezirk Oberfranken, sowie für den Bewirtschafter Markus Fuchs (von
links), im Bild mit den Kindern Fiona und Philipp.
3. Wanderer und Spaziergänger werden künftig mit dieser Informationstafel
und einem Flurnamenstein an die traditionsreiche Geschichte des Münchteichs
erinnert.
Trachten, Traktoren
und Tradition / Wochenende der Landwirtschaft bei Landtechnik
Nicklas lockte trotz der Hitze viele hundert Besucher nach
Schirradorf
Schirradorf.
In seinen Adern fließt kein Blut, in seinen Adern fließt Benzin:
Raimund Schramm (55) aus dem kleinen Örtchen Dankenfeld im
unterfränkischen Landkreis Haßberge. Zusammen mit Tochter Katharina
und Sohn Johannes hatte er am Sonntag bei der traditionellen
Oldtimerrundfahrt beim Tag der Landwirtschaft in Schirradorf
teilgenommen.
Er selbst mit einem Johan Deere
Lanz 500 aus dem Jahr 1964, Johannes mit einem John Deere 820
Baujahr 1975, Katharina mit einem Lanz 2016 von 1958 mit immerhin
230 PS. Weil die Anfahrt mit den drei historischen Schleppern aus
Dankenfeld über dreieinhalb Stunden dauert, war die Familie bereits
am Vorabend angereist und hatte in Schirradorf übernachtet. 15 Liter
braucht der John Deere Lanz auf 100 Kilometer, aber das zählt in
diesem Falle nicht. „Was zählt ist der Spaßfaktor“, so der
Oldtimerfreund und Kfz-Mechaniker, der auch stellvertretender
Vorsitzender des mitveranstaltenden John-Deere-Fanclubs ist.
Die
große Oldtimerrundfahrt durch Schirradorf mit dem Firmengelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas als Start und Ziel war einmal mehr
der Höhepunkt des Familiensonntags. 30 historische Traktoren waren
diesmal dabei, starke Abordnungen schickten unter anderem die
Bulldog-Freunde Rotmaintal, die Traktorfreunde Kirchleus-Lösau und
als stärkste Gruppe die Traktorfreunde Altenplos. Zu den ältesten
Fahrzeugen gehörte dem Organisator Friedbert Weiß vom
John-Deere-Fanclub zufolge ein Güldner GUN, mit dem Dieter Thein aus
Ruppach vorgefahren war. Die längst aufgelösten Güldner Motorenwerke
Aschaffenburg hatten den Schlepper 1950 gebaut.
Bei der Rundfahrt gab es
beispielsweise einen Eicher Panther mit 19 PS aus dem Jahr 1961 zu
bestaunen. Das Fahrzeug gehört Norbert Tribhe von den Bulldog
Freunden Rotmaintal. Kenner der Szene staunten ebenfalls über einen
Kramer KLS 140 mit 14 PS. Das reichte in diesem Fall aus, denn der
Besitzer Sebastian Born kam direkt aus dem benachbarten Wonsees.
Hersteller wie Eicher, Allgaier oder McCormick sind heute längst
Geschichte und wer hätte gedacht, dass Porsche bis 1963 tatsächlich
auch Traktoren gebaut hat. Ein besonders schönes Exemplar machte
sich mit einem Standard Star 219 immerhin mit 30 PS auf dem Weg
durch Schirradorf und hatte auch bei den Steigungen nicht die
geringsten Probleme. Am Steuer des immerhin 40 PS starken Gefährts
saß der Besitzer Georg Düthorn aus Görau. „Überhaupt habe es keine
besonderen Vorkommnisse gegeben, so Organisator Friedbert Weiß, auch
wenn einige der älteren Maschinen am Berg schon alles geben mussten.
Einen
besonderen Blickfang hatte Andreas Dormann aus Wüstenstein bei
Wiesentthal in der Fränkischen Schweiz mit diesem Mercedes 170 DA
OTP mitgebracht. Das 40 PS starke Fahrzeug wurde 1951 als
Polizeifahrzeug beim Bundesinnenministerium in Bann zugelassen und
befindet sich noch heute im Topzustand.
Überhaupt war am Sonntag in der
großen Halle von Edwin Nicklas, wo sonst die schweren Schlepper und
Mähdrescher stehen einiges geboten. Da gab es trachtiges für Damen
und Herren sowie Kindermode samt Accessoires zu sehen, authentisch
vorgeführt von 17 Damen und Herren. „Wir zeigen Trachtenmode für die
ganze Familie, modisch, elegant und zünftig“, sagte Annelinde
Rußwurm vom gleichnamigen Landhausmodengeschäft in Schwürbitz.
Eingebettet
war die Vorführung in ein buntes Programm, das trotz tropischer
Temperaturen viele hundert Besucher auf das Betriebsgelände der
Firma Nicklas gelockt hatte. Da gab es Roulade und Schäuferla mit
Kloß und Kraut, Backwaren und Bauernhofeis. Hoher Besuch war mit dem
bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger schon am Freitag auf
dem Firmengelände. Nun startete der Familiensonntag mit einem
Gottesdienst, den der Posaunenchor Wonsees und der Landfrauenchor
Kulmbach feierlich umrahmten und den der evangelische Pfarrer Daniel
Städler aus Wonsees zelebriert hatte.
Bilder:
1.Raimund
Schramm aus Dankenfeld mit seinem Jahn Deere Lanz 500 aus dem Jahr
1964.
2.Marcel
Merkmann aus Untersteinbach zeigt seinen 18 PS starken John Deere
Lanz 100.
3.Mit
Gleichgesinnten fachsimpeln, das war beim Tag der Landwirtschaft in
Schirradorf immer wieder zu erleben.
4.Trotz
tropischer Temperaturen machten sich am Sonntag 30 Traktoren auf
einer Rundfahrt durch Schirradorf.
5.Dort,
wo sonst Traktoren und Mähdrescher ausgestellt werden, gab es zum
Wochenende der Landwirtschaft eine unterhaltsame Modenschau. Dabei
zeigten diese Models, dass Tracht längst wieder in ist.
Kümmel, Klatschmohn und
Königskerzen: Staatsforsten sorgen für blühenden Wald – Artenschutz schon vor
dem Volksbegehren
Pottenstein.
Artenschutz ist in aller Munde. Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit haben
die Bayerischen Staatsforsten schon im vergangenen Jahr damit begonnen,
entsprechende Blühflächen auf ihren Flächen anzulegen. „Wir haben
viereinhalb Hektar Blühflächen in allen unseren Revieren angelegt“, sagte
Gerhard Steininger, Servicestellenleiter des Forstbetriebs Pegnitz bei einem
Ortstermin mit der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer.
Kümmel, Schafgarbe, Klatschmohn, Totklee, Königskerzen, Spitzwegerich: in
der neu angelegten, rund 0,15 Hektar großen Fläche mitten in einem Waldstück
zwischen Prüllsbirkig und Haselhof bei Pottenstein summt und brummt es.
Nahezu alle blütensuchenden Insektenarten würden dadurch begünstigt, vor
allem Wildbienen, aber auch Schmetterlinge und viele Käferarten, so Thomas
Kreil vom Forstbetrieb. Auch insektenfressende Vögel und Bodenbrüter würden
von den Blühflächen profitieren. Möglich machten dies über 30 Kräuter und
vier Grassorten der speziellen Saatgutmischung, die von den Forstleuten im
vergangenen Jahr ausgebracht wurden. Fünf Jahre lang soll die Fläche jeweils
von Anfang ai bis Ende September aufblühen, langfristig sei die Überführung
in blütenreiches Dauergrünland geplant, sagt der stellvertretende Leiter des
Forstbetriebs Eduard Meyerhuber.
Was von den Staatsforsten tatkräftig umgesetzt wird, finanziert der
Freistaat über das Sonderprogramm Naturschutz mit dem Titel: Der Wald blüht
auf“. Oberstes Ziel sei es, die Artenvielfalt zu erhöhen, erklärte die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Ganz wichtig: Staatsregierung
und Staatsforsten hätten das Programm lange vor dem umstrittenen
Volksbegehren zum Artenschutz umgesetzt. Brendel-Fischer begrüßte das
Engagement aller Beteiligten und nannte die Aktion absolut vorbildlich. „Das
ist praktizierter Artenschutz“, sagte sie. Jeder Euro, der dafür ausgegeben
wurde sei gut angelegtes Geld.
Bild:
Ortstermin auf einer
Blühwiese in eine Waldstück bei Pottenstein (von links): Thomas Kreil,
Eduard Meyerhuber, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und
Gerhard Steininger.
Mehr gesunder Menschenverstand /
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger beim Schirradorfer Bauerntag
Schirradorf,
Lks. Kulmbach. Ein klares Bekenntnis zur bäuerlichen Landwirtschaft haben
sämtliche Redner beim Schirradorfer Bauerntag abgelegt. Allen voran Hubert
Aiwanger, bayerischer Wirtschaftsminister und stellvertretender
Ministerpräsident. „Wir brauchen uns nicht zu verstecken und wir brauchen uns
auch nicht belehren lassen“, sagte Aiwanger in der großen Halle des
Landtechnikunternehmens Nicklas. Die Bauern seien die Garanten dafür, dass
dieses Land ernährt wird und dass es so schön erhalten wird, wie es ist. Diese
Leistung wollten die Bauern aber auch ehrlich anerkannt wissen.
Freilich wusste auch der Wirtschaftsminister, dass sich die Landwirtschaft
derzeit so sehr an den Pranger gestellt sieht, wie nie zuvor. Er verteidigte,
dass die Staatsregierung das Volksbegehren angenommen hatte und nun mit einem
Begleitgesetz für Entschärfungen sorgen möchte. „Hätten wir das nicht getan,
wäre das Begehren bei einem Volksentscheid im Herbst eins zu eins umgesetzt
worden.“ Dies habe man verhindert. Aiwanger zeigte sich überzeugt, davon und
versprach auch sich dafür einzusetzen, dass die Staatsregierung nun das Beste
aus der Situation machen werde. „Wir haben gerettet, was zu retten war“, sagte
er. Aiwanger sagte aber auch: „Ich finde es nicht in Ordnung, dass der
Bauernverband uns dafür jetzt kritisiert“.
Vor
dem Hintergrund einer „gefährlichen Entfremdung der Bevölkerung von der
Landwirtschaft“ plädierte der Minister wieder für mehr gesunden
Menschenverstand. Freilich müsse alles seine Ordnung haben, doch gewisse
Spielräume seien immer möglich. Und deswegen werde er alles daran setzen, um zu
verhindern, dass die Landwirtschaft jetzt wieder in die Bredouille gebracht
wird.
Zuvor
hatte Kreisobmann Wilfried Löwinger ein düsteres Bild des Berufsstandes
gezeichnet. Düngeverordnung, Blauzungenkrankheit, Wolf und jetzt auch noch das
Volksbegehren. Viele Landwirte hätten Angst vor der Zukunft. Fachliches Wissen
zähle nicht mehr, stattdessen gehe es nur noch um Ideologie. Mit der Trockenheit
und den heißen Temperaturen im Juni drohe den Bauern neues Ungemach. Noch seien
die Folgen der Dürre des vergangenen Jahres nicht überwunden, da gebe es schon
wieder keine nennenswerten Niederschläge. „Wir befürchten schlimmstes“, sagte
Löwinger. Wenn es so weitergeht, werde es noch eine größere Katastrophe geben
als im zurückliegenden Jahr, weil unter anderem die Futtervorräte aufgebraucht
sind.
Über
Personal- und Fachkräftemangel klagte Edwin Nicklas, Chef des Schirradorfer
Landtechnikunternehmens. „Ich weiß nicht, wo die künftigen Handwerker herkommen
sollen“, sagte er und kritisierte die hohen Abitur- und Studienquoten. Kritisch
stufte Nicklas auch die Europäische Datenschutzgrundverordnung ein, die in
Deutschland gleich zu 200 Prozent umgesetzt worden sei. Ihm als typischen
mittelständischen Betrieb habe dies bereits eine fünfstellige Summe und viel,
viel Zeit gekostet.
Großen
Einsatz für die heimischen Bauern versprach der Landtagsabgeordnete Rainer
Ludwig. Arbeitsplätze, vorbildlicher Umweltschutz, innovative Energiekonzepte
aber auch Tradition und Brauchtumspflege: all das mache die Landwirtschaft in
Bayern aus und deswegen sei es so wichtig, die Bauern zu stärken. Nicht zulassen
dürfe man dagegen, dass die gesamte Branche schlecht geredet wird. Ludwig: „Wir
sehen sie in der Mitte unserer Gesellschaft, sie genießen Vertrauen, Respekt und
höchste Wertschätzung.“
Bilder:
1."Ich
will unsere bäuerliche Landwirtschaft erhalten“: der bayerische
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger beim Schirradorfer Bauerntag.
2. Die Kulmbacher
BBV-Kreisvorstandschaft traf sich auf dem Gelände des Landtechnikunternehmens
Nicklas in Schirradorf zum Meinungsaustausch mit dem bayerischen
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.
3. Einen Präsentkorb mit Spezialitäten aus der Genussregion Oberfranken
überreichten Kreisobmann
Wilfried Löwinger (rechts) und Friedbert Weiß (links) vom mitveranstaltenden
John-Deere-Fanclub an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.
Naturschutz und Landwirtschaft
an einem Tisch: Ausstieg bedeutet Artenverlust / Zehn Jahre
„Wiesenmeisterschaft“: BN und LfL ziehen positive Bilanz
Körbeldorf.
Neben dem weiteren Ausbau der Förderung extensiver Wiesen- und
Weidebewirtschaftung fordert der Bund Naturschutz mehr Fachkräfte an den
Unteren Naturschutzbehörden und eine aktive Programmberatung an den Ämtern
für Landwirtschaft. „Notwendig ist eine bessere Beratung und eine bessere
Ausstattung der Naturschutzbehörden“, sagte BN-Agrarreferentin Marion
Ruppaner bei einer Bilanz zu zehn Jahren „Wiesenmeisterschaft“ auf dem
Betrieb von Günter Braun und Gertraud Wagner-Braun in Körbeldorf bei Pegnitz
im Landkreis Bayreuth.
Das Ziel dieser „Wiesenmeisterschaft“ könnte vor dem Hintergrund des
Volksbegehrens zum Artenschutz aktueller nicht sein: „Wir wollen die
Leistungen der Landwirte für die Artenvielfalt durch eine extensive und
besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden würdigen“,
sagte Marion Ruppaner. Gleichzeitig soll die Aktion ein Impuls sein, sich
intensiver mit der Artenvielfalt zu beschäftigen.
Zehn Jahre nach der ersten „Wiesenmeisterschaft“ haben der BN sowie die
Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) nun noch einmal nachgefragt, wie die
Preisträger der zurückliegenden Jahre die Situation der artenreichen Wiesen
und Weiden auf ihren Betrieben bewerten. Das Ergebnis sei durchwegs positiv
ausgefallen. Die Möglichkeit, den Wiesenaufwuchs wirtschaftlich für die
Fütterung zu nutzen sowie gut ausgestattete und langfristig sichere
staatliche Förderprogramme seien ein wesentlicher Anreiz für die Bauern
extensive Wiesen nicht nur zu erhalten, sondern auch weiterhin extensiv zu
nutzen. Dazu sei allerdings eine neutrale Beratung seitens der Ämter
notwendig, sagte Marion Ruppaner. Noch immer komme es vor. Dass den
Landwirten von vornherein abgeraten wird.
Extensiv nutzen, das macht auch die Familie Braun auf ihrem
Naturland-Betrieb im Pegnitzer Ortsteil Körbeldorf unmittelbar an der A9 im
Landkreis Bayreuth. Der Vollerwerbsbetrieb mit Milchviehhaltung hatte mit
dem Konzept einer abgestuften Nutzung bei den „Wiesenmeisterschaften“ 2010
den zweiten Platz erreicht. Abgestuft heißt, dass der wüchsigere Unterhang
der rund 1,6 Hektar großen Wiese zwei Mal pro Jahr gemäht wird und vorrangig
als Futterfläche für das Fleckvieh dient. Am Oberhang hatte sich ein
landschaftstypischer Halbtrockenrasen mit über 40 Kräutern und Leguminosen
entwickelt, der nur einmal pro Jahr gemäht wird und durch mehr als acht
Rote-Liste-Arten besticht.
Günter Braun hatte 1993 den damals im Nebenerwerb geführten elterlichen
Betrieb übernommen und auf ökologischen Landbau umgestellt. Mittlerweile
bewirtschaftet das Ehepaar 140 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon
45 Hektar Ackerland und 95 Hektar Grünland. In dem Außenklimastall am
Ortsrand haben 80 Milchkühe, 50 Jungrinder und 25 Mastrinder Platz und
Auslauf. Zur Fütterung wird ausschließlich hofeigenes Futter eingesetzt.
So
wie die Familie Braun haben sich an den „Wiesenmeisterschaften“ in den
zurückliegenden zehn Jahren über 450 Landwirte beteiligt, ein knappes
Drittel davon waren Ökobetriebe. Fast alle „Meisterwiesen“ der jeweils fünf
Erstplatzierten existierten noch, sagte Ruppaner. Damit
Laut Sabine Heinz von der LfL sind die Artenzahlen auf Flächen mit
Agrarumweltmaßnahmen eindeutig höher, als auf Flächen ohne Maßnahmen. Oft
liege die Artenzahl auch deutlich höher als der bayerische Durchschnitt von
derzeit 20 Arten pro 25 Quadratmeter. Die Neuaufnahme, beziehungsweise
Beibehalten von Agrarumweltmaßnahmen lassen die Artenzahlen nochmals
steigen, während umgekehrt der Ausstieg einen Artenverlust bedeutet. „Wenn
öfter gemäht wird, geht auch die Zahl der für Bestäuber attraktiven Blüten
zurück“, sagte Sabine Heinz.
Für den 22. Oktober kündigte BN-Sprecherin Marion Ruppaner ein Symposium zu
dem Thema im Landwirtschaftsministerium an. Bis dahin soll nicht nur eine
ergänzte und aktualisierte Broschüre zu zehn Jahren Bayerische
„Wiesenmeisterschaften“ erscheinen, auch wie die Aktion fortgeführt wird,
soll dann bekanntgegeben werden.
Bild:
Hier wird
ausschließlich hofeigenes Futter verwendet (von links): Sabine Heinz von der
LfL, BN-Agrarreferentin Marion Ruppaner, sowie Gertraud Wagner-Braun und
Günter Braun.
Bezirkschöretreffen in
Bischofsgrün / Bayreuther Landfrauenchor feierte 40-jähriges Bestehen
Bischofsgrün
„Wenn mal ein falscher Ton dabei ist, dann ist es halt so“. Die
Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth bringt es auf den Punkt,
was das Singen im Landfrauenchor ausmacht: Singen in der
Gemeinschaft, Pflege von Tradition, Geselligkeit und Miteinander.
Auch das Bezirkschöretreffen zum 40. Geburtstag des Bayreuther
Landfrauenchors im Kurhaus von Bischofsgrün war kein Wettbewerb,
sondern eine Zusammenkunft von allen, die Freude an der Musik haben.
40 Jahre
ist der Bayreuther Landfrauenchor jung und damit der drittälteste in
Oberfranken nach Wunsiedel und Kronach. Mit Anne Gubitz, Elisabeth
Haupt, Erna Will und Margarethe Bauernfeind gibt es noch vier
Gründungsmitglieder, von denen sich drei auch beim Chöretreffen in
Bischofsgrün dabei waren. Für Margarethe Bauernfeind nahm ihre
Tochter Elisabeth Raps die Urkunde aus den Händen von Landesbäuerin
Anneliese Göller entgegen. Die große Urkunde zum 30-jährigen
Bestehen ging an die Chorbeauftragte Helga Vogel.
Neben
dem Bayreuther Landfrauenchor unter der Leitung der engagierten
Kirchenmusikerin Martina Schill aus Creußen traten beim
Bezirkstreffen in Bischofsgrün die Chöre aus Hof, Coburg, Bamberg
und Lichtenfels aus. Letzterer ist noch älter als der Bayreuther
Chor und hat die Feier zum 40. Geburtstag bereits hinter sich. Hier
besteht sogar die Hälfte des Chores noch aus Gründungsmitgliedern.
30 Jahre jung wurde heuer der Coburger Chor, der in einer erneuerten
Coburger Tracht auftrat. Mit 13 Jahren ist der Bamberger Chor
relativ jung, dafür zählt er von der Mitgliederzahl her zu den
stärksten. Bleibt noch der Hofer Chor, der erst zwei Tage zuvor
ebenfalls sein 30-jähriges Bestehen gefeiert hatte. Die Liedauswahl
des Bezirkschöretreffens reichte von geistlichem Liedgut über
volkstümliche Weisen bis hin zu Schlagern und Pop-Songs.
Es kommt
nicht auf den Ton und den Text an, wichtig sei es, dass das Singen
seinen Zweck erfüllt und der ist ganz einfach die Freude, sagte
Pfarrerin Beate Winkler zu Beginn des Treffens. Sie stellte auch
fest: „Singen ist eine Gabe Gottes, die jedem geschenkt wurde“. Das
Gefühl anderen Menschen eine Freude zu bereiten, das sei der Lohn
für die vielen Singstunden, so Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Als
die sympathischen Botschafter des Berufsstandes bezeichnete
Landesbäuerin Anneliese Göller die Landfrauenchöre. „Singende
Bäuerinnen schlagen eine Brücke und die Landwirtschaft zeigt sich
mit einem anderen Gesicht.“
Bilder
oben: 1. Landfrauenchor Bayreuth. 2.
Bezirkschorbeauftragte Karin Wolfrum (links), Dieter Heberlein von
der Bezirksgeschäftsstelle und Landesbäuerin (Anneliese Göller (2.
von rechts) überreichten an Helga Vogel eine Urkunde zum 40.
Geburtstag des Bayreuther Landfrauenchors.
Im Uhrzeigersinn: die
Landfrauenchöre Coburg. Lichtenfels, Bamberg und Hof.
Milch im Mittelpunkt /
Käsesommelier beim Milchmarkt am Maxplatz
Hof.
Zum Tag der Milch hat der Bauernverband den traditionellen Wochenmarkt am Hofer
Maxplatz diesmal durch einen eigenen Milchmarkt bereichert. Zusammen mit der
neuen bayerischen Milchprinzessin Miriam Weiß aus Kempten und Käsesommelier
Markus Raupach aus Bamberg rührte die Vorstandschaft die Werbetrommel für Milch
und Käse sowie das breite Sortiment regionaler Molkereien.
Von
den rund 1100 landwirtschaftlichen Betrieben im Landkreis Hof produziere nahezu
die Hälfte Milch, die von regionalen Molkereien verarbeitet wird, erläuterte
Kreisobmann Hermann Klug. Ihm und seinen Berufskollegen ging es vor allem darum,
über Erzeugerpreise und die kritische Situation in der Milchwirtschaft zu
informieren. „Wir möchten die Verbraucher in der Region dafür sensibilisieren,
dass Schleuderpreise für Lebensmittel eine nachhaltige Landwirtschaft und eine
Lebensmittelerzeugung zu hohen Standards unmöglich machen“, so Klug.
Das
wusste auch der Hofer Oberbürgermeister Harald Fichtner, der die Aktion des
Bauernverbandes nachdrücklich unterstützte. Freilich freue sich der Verbraucher
zunächst einmal über günstige Lebensmittelpreise. Doch Fichtner zeigte ich auch
überzeugt davon, dass viele Menschen bei besserer Kenntnis durchaus auch bereit
wären, mehr Geld für die hohe Qualität der Lebensmittel auszugeben. Fichtner
warb zugleich auch für den Hofer Wochenmarkt: „Wer hier kauft, der kann sicher
sein, dass die Produkte aus der Region kommen und nicht kreuz und quer durch
Europa gekarrt wurden.
Werbung für Franken als Genussregion machte schließlich auch Käsesommelier
Markus Raupach, der bereits zahlreiche Bücher zum Thema Essen und Trinken in
Franken veröffentlicht hatte. Franken sei zwar nicht das Land, das den Käse
erfunden hatte, aber das Land, das ihn beständig weiterentwickelt, so Raupach.
Er kritisierte vor allem, dass hierzulande noch immer so viele Lebensmittel
einfach weggeworfen werden. Nicht das Mindesthaltbarkeitsdatum sei immer
ausschlaggebend. Bestes Beispiel dafür sei ein reifender und sich immer weiter
entwickelnder Käse.
Zusammen
mit Milchprinzessin Miriam Weiß bereitete der Käsesommelier zahlreiche
Variationen und Genusskombinationen zu, die von den Besuchern des Milchmarktes
gleich vor Ort verkostet werden konnten. Bürgermeister Fichtner, der Zweite
Bürgermeister Eberhard Siller und der Landtagsabgeordnete Alexander König, die
SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Eva Döhla und Kreishandwerksmeister
Christian Herpich hatten danach die Aufgabe leckere Brotzeitvariationen mit Käse
und heimischen Kräutern zuzubereiten und damit auf die verschiedenen Produkte
hinzuweisen, die aus regionaler Milch hergestellt werden.
Bilder:
1.Käsesommelier
Markus Raupach und Milchprinzessin Miriam Weiß rührten die Werbetrommel für
Milch und Käse.
2.Kreisbäuerin
Karin Wolfrum (rechts) stellten verschiedene Kostproben zusammen. 3.Milchprinzessin
Miriam Weiß blickt dem Hofer Oberbürgermeister Harald Fichtner beim Zubereiten
einer Brotzeit aus regionalen Zutaten über die Schulter.
Fisch aus heimischer
Produktion: Gesund, leicht verdaulich und kalorienarm / Teichgenossenschaft
eröffnete oberfränkische Fischgrillsaison
Büchenbach.
Es muss nicht immer Fleisch sein. Auch Fisch aus heimischen Gewässern kann
durchaus auch auf dem Grill landen. Dafür setzt sich seit Jahren die
Teichgenossenschaft Oberfranken ein. Mit Erfolg: Längst ziehen viele
Verbraucher Bachsaiblinge und Regenbogenforellen den sonst üblichen Steaks
und Bratwürsten vor. Um die heimische Fischvielfalt noch bekannter zu
machen, eröffnet die Teichgenossenschaft alljährlich werbewirksam die
Fischgrillsaison. Diesmal auf dem Vollerwerbsbetrieb von Karl-Heinz Herzing
in Büchenbach bei Pegnitz im Landkreis Bayreuth.
Karl-Heinz Herzing, der als Beirat die Interessen der Teichgenossenschaft
für den Landkreis Bayreuth vertritt, ist der Inhaber des seit 30 Jahren
aus Naturteichen bestehenden Quellwasserbetriebes. Seine Fische stammen
ausschließlich aus eigener Zucht. In der Hauptanlage am Ortsrand von Büchenbach werden die Fische als Sömmerlinge und Satzfische gezüchtet und
verkauft. In einem weiteren Quellwasserbetrieb im nahen Bodendorf hält er
Bachforellen, Bachsaiblinge und Regenbogenforellen als Speisefische für den
Besatz in heimischen Gewässern. Im Bruthaus Birklmühle erfolgt die Erbrütung
zum Sömmerling.
„Wir wollen den Verbrauchern mit unserer Aktion das regionale Lebensmittel
Fisch näher bringen“, sagt Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der
Teichgenossenschaft. Von einer steigenden Nachfrage berichtete auch
Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Fisch aus heimischer Produktion sei
gesund, leicht verdaulich, kalorienarm und die Transportwege vom Erzeuger
zum Verbraucher seien extrem kurz.
Das
war auch für Tim Pargent, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Bayreuth, ein
wichtiges Argument. Es könne nicht sein, dass beispielsweise Shrimps aus
großen Aquakulturen in den Skandinavischen Ländern nach Afrika zur
Weiterverarbeitung transportiert werden, um anschließende in unseren
Supermärkten zu landen. „Dabei haben wir doch alles, was wir brauchen“, so Pargent, der ganz besonders die Arbeit der Teichwirte für die Artenvielfalt
herausstellte.
Das soll in Zukunft auch so bleiben, sagte der Abgeordnete, der sich für
einen offenen Dialog mit den Teichwirten aussprach. Bezirkstagspräsident
hatte bereits zuvor die immer größer werdenden Herausforderungen
angesprochen und als Beispiel den Fischotter erwähnt, der längst auch im
Landkreis Bayreuth zur Bedrohung geworden sei. „Für viele Kleinbetriebe
lohnt sich die Teichwirtschaft einfach nicht mehr, weil das Risiko zu groß
ist“, sagte Schramm. Doch die Betriebe sind wichtig, denn so Karl-Heinz
Herzing: „Fischer und Teichwirte sind mit Leib und Seele Naturschützer.“
Bilder:
1. Grillmeister Gerhard Rudolf vom Forellenhof Deusdorfer Mühle im Landkreis
Bamberg demonstrierte, wie hervorragend sich heimischer Fisch auf dem Grill
eignet.
2. Fisch als Grillgut, dafür warben (von links)
Vorsitzender Dr. Peter Thoma, MdL Tim Pargent, der 2. Bürgermeister von
Pegnitz Wolfgang Nierhoff, Dr. Thomas Speyerl von der Fischereifachberatung
des Bezirks, Margit und Karl-Heinz Herzing, Bezirkstagspräsident Henry
Schramm und Grillmeister Gerhard Rudolf von der Deusdorfer Mühle.
Freiwilligkeit statt Ordnungsrecht / Volksbegehren und
Versöhnungsgesetz Ministerin Kaniber startete in Oberfranken Reihe der
Regionalkonferenzen
Kulmbach.
Das Maß ist längst voll, das Ende der Fahnenstange ist erreicht, die Bauern
werden enteignet: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber musste sich zum
Auftakt der bayernweiten Regionalkonferenzen zum Volksbegehren Artenschutz
in der Kulmbacher Stadthalle harsche Kritik von Seiten der Bauern anhören.
Nach französischem Vorbild waren viele der Bauern in Gelbwesten angetreten,
hatten Transparente dabei und Trillerpfeifen. Die Stimmung war angeheizt und
obwohl der neue Kulmbacher Amtschef Michael Schmidt an die Bauern
appellierte, sich mit Pfeifkonzerten zurückzuhalten, musste die Ministerin
manch persönlichen Angriff hinnehmen.
„Sie können wunderschön reden, aber die Wirklichkeit sieht ganz anders aus“,
sagte Landwirt Peter Hofmann aus dem Landkreis Forchheim. Sie sehe es als
Armutszeugnis für die Politik, wenn eine Ministerin durchs Land reisen muss,
um die Bauern wieder einzufangen, so die Wunsiedler Kreisbäuerin Karin
Reichel. Landwirt Hermann Hildner aus dem Landkreis Kulmbach mutmaßte gar,
dass zwei Prozent an Bauern geopfert werden, um die Wähler in der Stadt
wieder einzufangen.
Viele
Redner äußerten aber auch schlicht und einfach ihre tiefen Sorgen und
Zukunftsängste. „Mir wird Angst um meinen Berufsstand“, so die Coburger
Kreisbäuerin Heidi Bauersachs. Vieler sind einfach nicht mehr bereit, nach
ihrer Ausbildung in diesem Beruf zu bleiben, so Wolfgang Schultheiß aus dem
Landkreis Coburg. Von einer klaren Enteignung sprach Peter Hofmann: „Von
Landwirten erschaffene Biotope werden unter Schutz gestellt, damit sind sie
nichts mehr wert.“
Ministerin Kaniber hatte zuvor den Stand der Dinge in Sachen „Volksbegehren
und Versöhnungsgesetz“ erläutert und dabei klargestellt, dass die
Staatsregierung auf Freiwilligkeit statt auf Ordnungsrecht setze.
„Freiwilligkeit ist die zentrale Botschaft für unsere Bauern“, sagte sie. Kaniber sah in dem Volksbegehren auch ein stückweit die Chance, den Menschen
den Spiegel vorzuhalten. Nicht zulassen dürfe man es, dass eine gesamte
Branche so schlecht geredet werde.
Sie räumte aber auch ganz offen ein, dass man 1,8 Millionen Unterschriften
nicht so einfach ignorieren könne. „Uns geht es nicht drum, die Landwirte zu
gängeln, doch ohne gesellschaftliche Akzeptanz hat die Landwirtschaft keine
Zukunft.“ Sie wisse sehr wohl, dass Kompromisse nie einfach sind, aber die
Politik lebe nun einmal davon.
Viele
konkrete Beispiele der beabsichtigten Ausgestaltung erläuterte Kaniber den
Bauern. Etwa, dass die jeweiligen Bezirksregierungen spezifisch über das
Walzverbot von Grünland entscheiden und somit unterschiedliche Walzzeiten
ermöglichen sollen. Als machbar bezeichnete die Ministerin eine Reduzierung
bei Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent durch moderne Präzisionstechnik.
Auch was den Ökolandbau betrifft, soll niemand zu einer Umstellung gezwungen
werden. Die Zielvorgabe von 30 Prozent bis zum Jahr 2030, soll vielmehr „am
Markt entlang“ geschehen.
Mit einem Appell zum Zusammenhalt innerhalb des Berufsstandes hatte der neue
Leiter des Amtes für Landwirtschaft in Kulmbach, Michael Schmidt, den Abend
eröffnet. Auch wenn es kein einfacher Abwägungsprozess sei, müsse man jetzt
konstruktiv den Dialog suchen.
Bilder:
1. Von links:
Michael Schmidt vom Amt für Landwirtschaft in Kulmbach, Konrad Schmid vom
Landwirtschaftsministerium, Ministerin Michaela Kaniber, Friedrich Meyer vom
Ministerium und LfL-Präsident Jakob Opperer.
2. Hermann
Greif in der vollbesetzten Kulmbacher Stadthalle.
3. Sorgen um die Zukunft der oberfränkischen Landwirte äußerte der
BBV-Bezirkspräsident
Kooperation statt Konfrontation /
Landfrauen luden Politiker zum „Frühstück auf dem Bauernhof“ ein
Windischenhaig.
Landfrauen stehen für Dialog und gesunde Ernährung. Im Landkreis Kulmbach hat
sich der Bauernverband deshalb entschieden, die bayernweite Aktion „Frühstück
auf dem Bauernhof“ mit dem 70. Geburtstag der Landfrauenbewegung zu verbinden
und Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Berufsstand auf dem Betrieb der
Familie Kaßel in Windischenhaig einzuladen.
Die
Familien von Seniorchef Reinhold und Junior Daniel Kaßel betreiben dort im
Nebenerwerb einen Ackerbaubetrieb mit Direktvermarktung und Hühnerhaltung in
einem mobilen Laufstall. Erst 2018 war die Familie in die Legehennenhaltung
eingestiegen, damals mit 65 Hühnern in einem selbstgebauten Stall. Der ist
mittlerweile einem mobilen Stall mit einer Kapazität für über 200 Hühner
gewichen. Eine weitere Herausforderung ist die derzeit laufende Umstellung auf
Ökolandbau.
„Die
ganze Familie hilft mit“, erläuterte Junior Daniel Kaßel, der in Triesdorf
Landwirtschaft studiert hatte und der hauptamtlich beim Bauernverband in Bamberg
beschäftigt ist. Zum Beispiel muss der über Photovoltaik komplett autarke Stall
einmal pro Woche versetzt werden. Wenn sich zwischen den Hühnern mehrere Ziegen
tummeln, dann deshalb, um dadurch den Habicht fernzuhalten. „Die Hühner haben
optimalen Auslauf“, so Kaßel. Neben den Eiern werden auch Nudeln und Kartoffeln
im „24-Stunden-Eier-Heisla“ direkt vermarktet.
Natürlich
gab es zum Frühstück auf dem Bauernhof ausnahmslos heimische Produkte. Die Damen
aus der Kreisvorstandschaft hatten unter anderem selbstgebackene Küchla, Wurst
Käse, Obatzn, Joghurt und sogar leckere Smoothies vorbereitet. Aber auch ernste
Worte waren zu hören. „Wir haben Angst um unsere landwirtschaftlichen Betriebe,
sagte Kreisbäuerin Beate Opel vor dem Hintergrund des erfolgreichen
Volksbegehrens zum Artenschutz. Wenn die Bürokratie weiter zunimmt, könne man
die Höfe bald zusperren. An den Berufsstand appellierte sie, noch enger
zusammenzurücken. „Sonst machen die da vorne mit uns, was sie wollen“, fand die
Kreisbäuerin deutliche Worte.
Als
eine Möglichkeit, den Menschen moderne Landwirtschaft wieder näher zu bringen,
bezeichnete sie es, bereits bei den jüngsten anzusetzen. Beate Opel begrüßte
deshalb die Initiative, Alltags- und Lebenskompetenz als Schulfach einzuführen.
Aber auch in den Schulbüchern sollte die Landwirtschaft wieder realitätsnah und
nicht romantisierend dargestellt werden.
Auf
den Punkt brachte die Misere Kreisobmann Wilfried Löwinger: „Den Menschen ist es
noch nie so gut gegangen, den Tieren ging es noch nie so gut, wir haben blühende
Landschaften und trotzdem ist keiner zufrieden.“ Nicht die Landwirtschaft habe
sich verändert, sondern der Mensch, sagte Löwinger. Die Betroffenheit bei seinen
Berufskollegen sein deshalb riesengroß, zumal die Spaltung innerhalb der
Gesellschaft immer größer werde.
Bei
den Vertretern aus der Politik ernteten die Verbandsvertreter ausnahmslos
Zustimmung. Die Landwirtschaft im Landkreis Kulmbach sei vorbildlich und schon
deshalb von den Regelungen des Volksbegehrens kaum betroffen, stellte
beispielsweise der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel fest. Einzelne
Regelungen, wie etwa das Walzverbot zum Schutz von Bodenbrütern ab 15. März,
müssten freilich noch flexibel ausgestaltet werden.
Bezirkstagspräsident und Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm erinnerte
daran, dass nicht der Supermarkt die Nahrung liefert, sondern der Bauer. „Das
vergessen viele Menschen in unserer schnelllebigen Zeit“, sagte er. Schramm rief
dazu auf, die Arbeit der Bauern wieder mehr zu schätzen und nicht als
selbstverständlich hinzunehmen. Er selbst habe größten Respekt von der Arbeit
der Landwirte.
Auch
Jörg Kunstmann, stellvertretender Landrat, rief zu „Kooperation statt
Konfrontation“ auf. „Wir brauchen unsere Bauern vor Ort“, sagte er. Als falschen
Weg bezeichnete Kunstmann die strikte Trennung von konventionell und biologisch.
Das eine sei nicht schlechter als das andere. Alle Nahrungsmittel, die von den
Bauern vor Ort produziert werden, seien gesund und wohlschmeckend.
Bilder:
1.Optimaler
Auslauf für die Hühner: Daniel (links) und Reinhold Kaßel auf ihrem Hof in
Windischenhaig.
2.Der
stellvertretende Landrat Jörg Kunstmann, Bezirkstagspräsident und
Oberbürgermeister Henry Schramm, Kreisbäuerin Beate Opel, der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel und der stellvertretende BBV-Kreisobmann
Harald Peetz (von links) beim „Frühstück auf dem Bauernhof“.
3. So sieht der vollmobile Hühnerstall auf dem Bauernhof der Familie Kaßel in
Windischenhaig aus.
Hochwertige Nahrungsmittel
natürlich produziert / Kirche und Landwirtschaft: Regionalbischöfin
Dorothea Greiner besuchte Milchviehbetrieb
Schollenreuth.
Anfeindungen der Gesellschaft machen den Bauern derzeit schwer zu
schaffen. „Vor allem das Volksbegehren zum Artenschutz hat viele
Berufskollegen total verunsichert“, sagte der Hofer Kreisobmann
Hermann Klug bei einem Besuch von Regionalbischöfin Dorothea Greiner
auf dem Milchviehbetrieb von Bettina und Martin Riedel in
Schollenreuth bei Feilitzsch im Landkreis Hof.
Neben
Gemeindebesuchen, Firmenbesichtigungen und Gesprächen mit den
Mitarbeitern kirchlicher Einrichtungen hatte sich die
Regionalbischöfin auch Zeit für den Austausch mit Vertretern des
Bauernverbandes und für den Besuch des modernen Laufstalls am
Ortsrand von Schollenreuth genommen. Bettina Riedel und ihr Mann
Martin führten Greiner und den Hofer Dekan Günter Saalfrank zusammen
mit Kreisbäuerin Karin Wolfrum, Kreisobmann Klug und einigen
Vorstandsmitgliedern durch den Stall und erläuterten unter anderem
die Funktionsweise des Melkroboters.
Bettina
Riedel hatte den Hof von ihren Eltern übernommen, Ehemann Martin
stammt zwar auch aus der Landwirtschaft, ist aber trotzdem
Quereinsteiger. Er hatte zunächst eine Ausbildung als
Landschaftsgärtner abgeschlossen und dann den Abschluss zum Landwirt
über Abendkurse nachgeholt. Vor acht Jahren löste der moderne Stall
mit derzeit rund 80 Tieren die Anbindehaltung ab, vor zwei Jahren
wurde der Stall noch einmal mit viel Platz für das Jungvieh
erweitert.
„Wir
produzieren auf natürlichem Weg hochwertige Nahrungsmittel“, sagte
Martin Riedel. Leicht sei dies im Moment nicht. Leichtfertig würden
die Bauern von großen Teilen der Gesellschaft in eine Schublade
gesteckt „Wir werden als die Bösen dargestellt“, so Riedel, der
offen zugab, dass dies eine große Belastung für ihn und seine
Berufskollegen sei.
„Es war
mein ausdrücklicher Wunsch, dass wir bei der Visitation zusammen mit
den regionalen Vertretern des Bauernverbandes auch einen
landwirtschaftlichen Betrieb besuchen“, sagte Regionalbischöfin
Greiner. „Landwirte arbeiten oft ohne Urlaub und freie Tage, tragen
mit ihrem Unternehmen oft große finanzielle Risiken, doch die
Wertsteigerung ihrer Erzeugnisse bleibt in unserem Land aus“. Nach
den Worten Greiners verdienen die Bauern unseren Rückhalt und unsere
Wertschätzung. Landwirte mit biologischen und konventionellen
Betrieben seien die wichtigsten Landschaftspfleger und erarbeiteten
unsere Grundnahrungsmittel. Dabei gelten die Bauern auch als Säulen
unserer Gesellschaft und unserer Kirche. Ihr sei es ein großes
Anliegen gewesen, diese Botschaft zu transportieren und sie könne
gegenwärtig wohl nicht oft genug vermittelt werden. Greiner: „Wir
brauchen für den Schöpfungsschutz den Schulterschluss mit den
Bauern“.
„Die
Sorgen und Nöte der Landwirte sind uns sehr wichtig“, so Dekan
Saalfrank. Hintergrund sei, dass die Landwirtschaft gerade im Raum
Hof eine ganz exponierte Rolle spiele. Saalfrank zeigte sich froh
darüber, dass es keinerlei Agrarfabriken in der Region gibt
Gerade der Betrieb der Familie Riedel zeige, dass der Landwirt noch
einen echten Bezug zu seinen Tieren hat und mit einem Blick erkennt,
ob es ihnen gut geht oder nicht.
Bild:
Auf
Tuchfühlung mit den Milchkühen der Familie Riedel ging
Regionalbischöfin Dorothea Greiner bei einem Stallbesuch in
Schollenreuth.
Für Miteinander und gegen
Individualismus / Gute Tradition: Landjugend Stockau-Lehen startet
mit eigener Maikönigin in den Wonnemonat
Gedanken
zum Thema Heimat und wahre Lobeshymnen auf die Landjugend standen
diesmal im Mittelpunkt des traditionellen Maibaumfestes der
Landjugend Stockau-Lehen. Auch wenn der Heimatbegriff jahrzehntelang
als rückständig und überholt galt: „Jeder Mensch braucht Heimat“,
sagte der Bayreuther Dekan Jürgen Hacker, der diesmal die Festrede
übernommen hatte.
„Wer
Menschen die Heimat nimmt, der entwurzelt sie“, so Hacker. Er
erinnerte daran, dass Heimat auch vergänglich sein kann, sagte er
mit Blick auf die vielen Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg und
auch die Millionen Menschen, die heute auf der Flucht vor Hunger,
Krieg, Krankheiten und Seuchen sind. Mit ihrem Maibaumfest setze die
Landjugend Stockau-Lehen ein starkes Zeichen für Miteinander und
gegen Individualismus. „So eine Gemeinschaft ist zugleich die beste
Demokratieschule, die man sich denken kann“, sagte Hacker.
Lobende
Worte für die Landjugend fanden auch die Bundestagsabgeordnete Dr.
Silke Launert, die stellvertretende Landrätin Christa Reinert-Heinz
und der Weidenberger Bürgermeister Hans Wittauer. Die Landjugend
Stockau-Lehen pflege damit ein Brauchtum, „das Teil unserer Heimat
und unserer kulturellen Identität ist“, sagte die
Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Den großen Einsatz der
Landjugend für den ländlichen Raum stellte Christa Reinert-Heinz
ganz besonders heraus und Bürgermeister Wittauer würdigte den
Gemeinschaftssinn, der bei der Landjugend groß geschrieben werde.
Das vorbildliche Miteinander zu verschiedenen Anlässen sei ein
wichtiger Bestandteil der Jugendarbeit in einer Gemeinde.
Tatsächlich wäre das Aufstellen des geschmückten Maibaumes ohne
gelebtes Miteinander nicht möglich gewesen. Zum 64. Mal in
ununterbrochener Reihenfolge hatte die Landjugendgruppe ihre
Maifeier rund um die Großraumhalle der Obstkelterei Rauh unmittelbar
an der Bundesstraße 22 Weiden-Bayreuth im Ortsteil Lehen
ausgerichtet. Rund 30 starke Helfer waren notwendig, um den fast 25
Meter hohen Fichtenstamm fachmännisch aufzurichten, ohne Hilfsmittel
wie etwa einem Kran, sondern ausschließlich mit Holzstangen und viel
Muskelkraft.
Besinnliche
Gedanken trug Maikönigin Annika Keil vor, die traditionell aus der
Feder des Altmitgliedes und EKD-Synodalen Günter Meyer aus Stockau
stammen. Die Maikönigin wird von der Landjugendgruppe immer schon
vor Ostern in geheimer Wahl gewählt.
Keine grünen Ideologien auf dem
Rücken der Bauern / Wirtschaftsminister Aiwanger beim 1. Hollfelder Bauerntag
zur Eröffnung der neuen Claas-Niederlassung
Hollfeld,
Lks. Bayreuth. Für Hollfeld war es eine echte Premiere: zur offiziellen
Standorteröffnung der neuen Claas-Niederlassung gab es hier erstmals einen
Bauerntag. Als prominenten Gast konnte der BBV den bayerischen
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger gewinnen. In einer launigen Rede spannte er
einen weiten Bogen über eine Vielzahl landwirtschaftlich relevanter Themen und
zeigte sich dabei als engagierter Fürsprecher der Bauern.
Das
Volksbegehren zum Artenschutz bezeichnete Aiwanger dabei offen als „großen Mist“
und sicherte den Bauern zu, aus der jetzigen Situation das Beste zu machen. Er
sprach sich dafür aus, landwirtschaftliche genutzte Flächen im Gegenzug vor
unkontrolliertem Konsumverhalten zu schützen. So hätten beispielsweise Hunde auf
Grünland nichts verloren. Es könne ja nicht sein, dass Hunde dort Gassi gehen
könnten, wo der Bauer nicht mehr reinfahren darf.
„Erhalten wir die Landwirtschaft, damit wir auch morgen noch gesunde
Lebensmittel bekommen“, lautete Aiwangers Aufforderung. „Grünen Ideologen“
schrieb er ins Stammbuch, dass deren Tagträume nicht auf den Rücken der Bauern
ausgetragen werden dürfen. Und wenn es schon Nutzungseinschränkungen gebe, dann
müssten die Bauern dafür auch entschädigt werden. Um künftig sach- und
praxisfremden Entscheidungen vorzubeugen, will der Minister wieder
Alltagskompetenzen an die Schulen bringen. „Wir müssen aufpassen, dass der
Unsinn nicht immer noch größer wird“, sagte er
Zuvor
hatte Hausherr Georg Appel, Geschäftsführer der Claas Bordostbayern sein
Unternehmen vorgestellt. Die Claas Nordostbayern GmbH ist demnach an acht
Standorten in Oberfranken und der Oberpfalz vertreten und beschäftigt 118
Mitarbeiter, 23 davon sind Auszubildende. Größter Standort ist Hollfeld mit
einer Fläche von rund 10000 Quadratmetern und 24 Mitarbeitern. In dem neuen
dreistöckigen Lager seien Ersatzteile im Wert von einer halben Million Euro
permanent verfügbar. Bereits Ende Mai möchte Claas einen weiteren Standort in
Hof eröffnen.
Begeistert über den großen Zuspruch, den der Hollfelder Bauerntag erfahren
hatte, zeigte sich Kreisobmann Karl Lappe. „Wenn Technik und Maschinen dabei
sind, dann stimmt auch die Besucherzahl“, sagte er. Als größte Baustellen, die
derzeit zu bislang nie gekannter Resignation bei den Bauern führten, bezeichnete
er neben dem Volksbegehren die Düngeverordnung und die gesamten Auflagen in der
Tierhaltung. Aufgeben sei aber der falsche Weg: „Die Landwirtschaft ist der
Ernährungsproduzent schlechthin, und das wollen wir auch bleiben“, rief Lappe
seinen Berufskollegen zu.
Unter
den Grußworten ragte eines ganz besonders heraus: das der bayerischen
Milchkönigin Sonja Wagner, die aus dem nahen Wonsees im Landkreis Kulmbach
kommt. Für sie, die auf einem Milchviehbetrieb groß geworden war, war es einer
der letzten offiziellen Auftritte im Amt. Sonja Wagner zog eine überaus positive
Bilanz ihrer zweijährigen Amtszeit mit vielen interessanten Begegnungen. Einfach
sei der Verbraucherdialog nicht immer gewesen, sagte die Milchkönigin. Wichtig
sei es ihr beispielsweise, den Menschen zu erklären, dass die Existenz von rund
400 verschiedenen Käsesorten nur „mit dem großen Knowhow und dem Herzblut
unserer Landwirte“ möglich sei.
Bild:
Von links: Die Hollfelder
Bürgermeisterin Karin Barwisch, Milchkönigin Sonja Wagner, Kreisbäuerin Angelika
Seyferth, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Kreisobmann Karl Lappe.
Waldbauern suchen alternative
Baumarten / Klimawandel und Trockenheit: WBV Kulmbach/Stadtsteinach zog
gemischte Bilanz
Stadtsteinach.
Die Trockenheit und der Käfer haben bei der Waldbesitzervereinigung
Kulmbach/Stadtsteinach im zurückliegenden Jahr für große Probleme gesorgt. „Der
Markt ist gekennzeichnet von einem Überangebot und vollen Sägewerken“, sagte
Geschäftsführer Theo Kaiser bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach. Trotz
aller Probleme hat die WBV im zurückliegenden Jahr 47000 Festmeter Holz
vermarktet, deutlich mehr als im Jahr zuvor (35000 Festmeter).
Der
Geschäftsführer wünscht sich für die kommenden Monate vor allem Regen und
kühlere Temperaturen. „Die künftige Witterung wird entscheidend sein“, sagte
Kaiser, räumte aber auch ein: „Ich befürchte, dass es eher schlimmer wird“. Man
könne froh sein, wenn man das Holz noch zu einigermaßen vernünftigen Preisen
loswerde.
Schuld
an dem Dilemma sind der Klimawandel und die Erderwärmung. Doch die Waldbesitzer
im Kulmbacher Land hätten den Ernst der Lage erkannt. So seien 2018 exakt 31149
Forstpflanzen vermittelt worden, knapp ein Drittel davon waren Laubbäume. „Wir
müssen den Waldumbau stärker beschleunigen“, sagte Kaiser. Als „ganz dramatisch“
bezeichnete er die Lage bei der Kiefer. Befallene Stämme seien derzeit nur mehr
als Paletten zu vermarkten, so schwach ist die Nachfrage. Dazu würden
Kupferstecher und Trockenheit auch beim Industrieholz dafür sorgen, dass große
Mengen auf den Markt kommen und die Nachfrage im Großen und Ganzen eher
schleppend ist.
Den
Ernst der Lage müsste nun auch der letzte verstanden haben, brachte die
Vorsitzende Carmen Hombach die schwierige Situation auf den Punkt. Sie sprach
von ganz vielen Herausforderungen, die nur mit einer ganzen Reihe von Partnern
und Verbündeten bewältigt werden könnten. Die Politik gehöre dazu, um die
notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und um die Waldbauern von der
Bürokratie zu befreien. Aber auch die Forschung, die sich auf die Suche nach
alternativen Baumarten machen sollte. Ein ganz wichtiger Partner sei die Jagd,
denn ohne Jagd kein verträglicher Rehwildbestand und ohne diesen keinen
Waldumbau. Schließlich seien auch die Gemeinden gefordert Holzlagerplätze
außerhalb des Waldes auszuweisen.
Ein
Unternehmen, das beim Waldumbau schon einen Schritt weitergekommen ist, sind die
Esterhazy-Forstbetriebe im österreichischen Bundesland Burgenland. David Simon,
Forstingenieur und Mitglied der Esterhazy-Geschäftsführung. „Den Wald, wie wir
ihn heute haben, wird es in Zukunft nicht mehr geben“, sagte er. Sein
Unternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 2,1 Millionen Euro auf
einer forstwirtschaftlich genutzten Fläche von 22400 Hektar und kommt auf einen
Jahreseinschlag von 24000 Festmeter.
Die
Esterhazy-Forstbetriebe haben nach den Worten von David Simon bereits ernst
gemacht mit der Baumartenvielfalt. Die Fichte macht hier nur mehr neun Prozent
aus. „Fichten hat keine Zukunft, das haben wir eingesehen“, sagte der Referent.
Als gute Alternativbaumarten nannte er die Robinie, die Douglasie, die Küsten
und die Weißtanne sowie die amerikanische Roteiche. Massive klimatische
Veränderungen seien nicht mehr zu leugnen, darauf haben wir reagiert“, so Simon.
Neben dem Waldbau seien Bereiche wie forstliche Nebennutzungen, Naturschutz,
Biodiversität und die Jagd wichtige Bausteine einer erfolgreichen,
zukunftsweisenden Waldbewirtschaftung. Am Ende des Tages werde die
Klimaerwärmung schneller da sein, als die Forstwirtschaft reagieren kann.
Die
WBV Kulmbach/Stadtsteinach hat aktuell 1801 Mitglieder, 47 mehr als im Vorjahr.
Sie alle bewirtschaften zusammen eine Waldfläche von 11856 Hektar.
Bild: Geschäftsführer Theo Kaiser (links) und die Vorsitzende Carmen Hombach
konnten bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach David Simon von den
Esterhazy-Forstbestrieben in Österreich begrüßen.
Erst Stürme dann Käfer:
Waldbesitzervereinigung Bamberg zog gemischte Bilanz
Steinfeld.
Der Umbau des Waldes hin zu stabilen Mischbeständen schreitet voran. „Wir haben
das Problem erkannt und sind bereits gut vorangekommen“, sagte Urban Treutlein
vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium bei der Jahresversammlung der
Waldbesitzervereinigung Bamberg in Steinfeld. Seinen Worten zufolge ist der
Laubwaldanteil im Freistaat während der zurückliegenden 35 Jahre von 22 auf
mittlerweile 36 Prozent stetig angestiegen.
Als
eine der größten Herausforderungen für die Zukunft bezeichnete Treutlein den
Generationswechsel. Bis zum Jahr 2030 sei über ein Drittel aller Waldbesitzer
mit einer Fläche von bayernweit 400000 bis 450000 Hektar betroffen. Viele
Menschen seien darunter, die noch nie mit dem Wald in Kontakt standen und oft
gar nicht wüssten, wo ihre Fläche genau ist. Hier seien die
Selbsthilfeeinrichtungen ganz besonders gefordert. Deshalb werde auch der Bedarf
an forstlichen Dienstleistungen steigen sagte der Ministerialrat und sah im
Ausbau des Dienstleistungsangebotes eine wichtige Zukunftsaufgabe und auch
Chance für die Waldbesitzervereinigungen.
„Erst
Stürme, dann Käfer“, so fasste Wolfgang Schultheiß, Vorsitzender der
forstwirtschaftlichen Vereinigungen Oberfranken (FVO) das zurückliegende Jahr
zusammen. Insgesamt hätten die Waldbauern im Regierungsbezirk ganz schöne
Abschläge hinnehmen müssen, denn die Holzpreise seien im Keller.
Auf
die WBV Bamberg treffe dies nur bedingt zu, so Geschäftsführer Patrick
Hammerschmidt. „Im Gegensatz zu den Kollegen aus dem Steigerwald, die gleich
zwei Mal schwer getroffen wurde, sind wir in Bamberg einigermaßen verschont
geblieben“, so Hammerschmidt. Mittlerweile seien sowohl die Preise als auch die
Mengenkontingente von allen Vertragspartnern gesenkt worden. Die WBV Bamberg sei
allerdings durch ihre kontinuierliche Vertragspartnerschaft relativ gut
weggekommen.
Nach
den Zahlen von Geschäftsführer Hammerschmidt habe die WBV Bamberg im
zurückliegenden Jahr insgesamt 21229 Festmeter Holz vermarktet, 2000 Festmeter
mehr als 2017. 54 Prozent davon sei Fichtenholz, 31 Prozent Kieferholz. Den
Laubholzanteil bezifferte Hammerschmidt auf 15 Prozent. Für das laufende Jahr
bezeichnete es der Geschäftsführer als das wichtigste Ziel, jetzt erst einmal
das Material aus dem Wald zu bekommen. Fichte und Kiefer seien stark unter Druck
geraten und die steigenden Schadholzmengen sorgten für eher mäßige Aussichten.
Die
Werbetrommel für heimische Hackschnitzel rührte die Vorsitzende Angelika
Morgenroth. „Wir müssen uns verstärkt um den Absatz heimischer Hackschnitzel
kümmern“, sagte sie. Warum Pellets oder Gas, wenn das Material da ist. Deshalb
sollten die Waldbauern verstärkt Druck auf die Kommunalpolitik ausüben.
Bei
den turnusmäßigen Neuwahlen gab es nur geringe Veränderungen. Vorsitzende bleibt
Angelika Morgenroth, 2. Vorsitzender Thomas Kraus, 3. Vorsitzender Markus
Dippold, Rechnungsführer Roland Krapp. Als Schriftführer löst Johannes Hölzl,
Leiter der Stadtforstverwaltung Bamberg, den bisherigen Schriftführer Christian
Heuer ab. Neue Kassenprüfer sind Johannes Hösch und Matthias Schick. Zu Beiräten
wurden gewählt: Walter Beringer, Christian Dorsch, Helga Ebitsch, Willi
Hennemann, Rainer Hoh, Christian Hojer, Hans-Georg Klauer, Edmund Klaus,
Hans-Jürgen Knoblach, Manfred Knorr, Johann Georg Kriebel und Josef Pfeufer.
Für
ihr langjähriges Engagement für die WBV Bamberg wurden die folgenden
Persönlichkeiten geehrt: Schriftführer Christian Hoyer, die Beiräte Klaus Schulz
und Alfred Deinlein, Obfrau Beate Zenck, Obmann Herbert Eichhorn und
Kassenprüfer Hans Helmreich.
Bild:
Ehrungen bei der WBV
Bamberg (von links): Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt, Alfred Deinlein,
Beate Zenck, Ministerialrat Urban Treutlein vom Bayerischen
Landwirtschaftsministerium, Vorsitzende Angelika Morgenroth, Christian Hoyer,
Hans Helmreich, Herbert Eichhorn und Klaus Schulz.
Topthema Landwirtschaft:
Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung / Wechsel an der Spitze des
Amtes in Bayreuth: Georg Dumpert folgt auf Ernst Heidrich
Bayreuth.
Georg Dumpert ist der neue Leiter des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth. Der 62-jährige Forstdirektor
löst damit Ernst Heidrich ab, der seit November 2009 an der
Spitze der Behörde stand. Bei einer Feierstunde in der
Tierzuchtklause in Bayreuth verabschiedete Walter Christl,
Abteilungsleiter im Bayerischen Landwirtschaftsministerium, Heidrich
in den Ruhestand und führte Dumpert in sein neues Amt ein.
So neu ist
das Amt für Dumpert allerdings nicht mehr. Seit November 2016
leitete er bereits den Bereich Forsten in Bayreuth und war
gleichzeitig Stellvertreter des Behördenleiters. Inoffiziell steht
er bereits seit 1. Februar an der Spitze des Bayreuther Amtes.
„Was lange
währt wird endlich gut“, sagte der neue stellvertretende Amtsleiter
Klaus Meier-Harnecker, der künftig neben der Abteilung Förderung nun
auch die Abteilung Landwirtschaft übernehmen und als Leiter der
Landwirtschaftsschule fungieren wird. Meier-Harnecker spielte damit
auf die Tatsache an, dass Heidrich bereits im Juli seinen Ruhestand
angetreten hatte. Es sei höchste Zeit geworden, dass die Stelle
jetzt wieder besetzt ist, so Harald Raps von der Personalvertretung
des Amtes. Es gebe Entscheidungen, die eben nur ein Behördenleiter
fällen kann.
Landwirtschaftliche Themen stünden im Focus der Gesellschaft, es
seien echte Zukunftsthemen, sagte Ministerialdirigent Walter Christl.
Nicht umsonst habe sich die Landwirtschaftsverwaltung für dieses
Jahr die Themen Artenvielfalt und Biodiversität auf die Fahnen
geschrieben, und das lange vor dem Volksbegehren. Wenn sich
Landwirte dadurch an den Pranger gestellt sehen, so gebe es keinen
Grund dafür, sagte der Ministeriumssprecher.
Zu den
Gratulanten gehörte unter anderem die Bayreuther
Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Sie bezeichnete
Landwirtschaft und Ernährung als Topthemen. Jeder glaube, plötzlich
mitreden zu können, doch die wirklichen Fachleute seien die bestens
ausgebildeten Bäuerinnen und Bauern und genau für die sei das Amt
zuständig. Während sie begrüßte, dass in der Gesellschaft ein neues
Bewusstsein für Nachhaltigkeit, für gesunde Ernährung und für die
Schöpfung entstanden sei, sah sie das Volksbegehren in seiner
konkreten Ausgestaltung kritisch Es sei wichtig, dass wir unsere
familiengeführten landwirtschaftlichen Betriebe erhalten und, dass
die Familien nicht frustriert aufgeben.
Uwe Raab,
stellvertretender Bayreuther Landrat und Bürgermeister von Pegnitz,
erinnerte sich an viele konstruktive, freundschaftliche und nette
Begegnungen mit dem bisherigen Behördenleiter, etwa bei den
regelmäßigen Tagen der Landwirtschaft oder bei den Landfrauentagen.
Nachfolger Dumpert habe von 1998 bis 2005 das Pegnitzer Forstamt
geleitet und gelte mit diesen sieben Jahren Einsatz bereits als
halber „Bengatzer“, scherzte der der Bürgermeister.
Auf die
großen Veränderungen in der Landwirtschaft, die Heidrich stets
konstruktiv begleitet hatte, sprach der Bayreuther Stadtrat Thomas
Hacker an. BBV-Kreisobmann Karl Lappe stellte besonders den Einsatz
Heidrichs um den Erhalt des Schulstandortes heraus und Rudi Steuer
vom oberfränkischen Meister- und Ausbilderverband nannte Heidrichs
Leistungen für die Verbände VLF und VLM, deren Geschäftsführung
Heidrich 2010 übernommen hatte und die er zu einer gemeinsamen
Bezirksversammlung zusammen führte.
Bild:
Wechsel an der
Spitze des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in
Bayreuth (von links): Georg Dumpert, die Bundestagsabgeordnete Dr.
Silke Launert , Ministerialdirigent Walter Christl und Ernst Heidrich.
Einwendungen als Eintrittskarte
zum Erörterungstermin / BBV und Bürgerinitiative machen gegen
Stromtrasse mobil – Planungen nehmen an Fahrt auf
Stammbach,
Lks. Hof. Es wird ernst in Sachen Süd-Ost-Link: Nachdem bis Mitte
März die Verfahrensunterlagen für die geplante
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ-Leitung)
öffentlich ausgelegen haben, sind nun bis zum 12. April Einwendungen
gegen die Planungen im Abschnitt C, das ist der Bereich zwischen Hof
und Schwandorf, möglich. „Die Planungen für die Trasse nehmen an
Fahrt auf, sagte Jürgen Becher, Vorsitzender der Bürgerinitiative
Ölschnitztal bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung
zusammen mit dem Bauernverband in Stammbach.
Zwei Dinge
wurden dabei unmissverständlich festgestellt: Wenn die Leitung
tatsächlich gebaut wird, dann ist der Landkreis Hof in jedem Fall
betroffen. Das bestätigte unter anderem Landrat Oliver Bär.
Hauptbetroffene sind nach den Worten von Harald Köppel,
BBV-Geschäftsführer für Bayreuth, Kronach und Kulmbach, die Land-
und Forstwirte. Die Leitung stelle in ihrer Planung als Erdkabel
eine massive Beeinträchtigung und einen Wertverlust der Fläche dar,
sagte er. „Alles in allem führt die Trasse letztendlich zu
Ertragsverlusten“, so Köppel.
Ganz
wichtig für alle betroffenen Landwirte: Nach Ende der
Einspruchsfrist wird die Bundesnetzagentur einen Erörterungstermin
festsetzen. Zutritt dazu habe allerdings nur, wer eine Einwendung
gemacht hat. „Einwendungen sind die Eintrittskarten für den
Erörterungstermin“, sagte Köppel und ermunterte die Berufskollegen,
tätig zu werden. Der Bauernverband stehe dazu jederzeit helfend zur
Seite. Trotzdem sollten die Einwendungen individuell sein.
Vorgefertigte Textbausteine würden kaum weiterhelfen.
Argumente
gegen die Trasse gibt es aus Sicht der Land- und Forstwirtschaft
genügend. Sie reichen vom Flächenverbrauch, nicht nur für die
eigentliche Trasse, sondern auch für Projekt- und Ausgleichsflächen,
über Beeinträchtigungen des land- und forstwirtschaftlichen
Wegenetzes bis hin zu befürchteter Bodenverdichtung, Bodenerwärmung
und Grundwasserbeeinträchtigung. „So ein Eingriff lässt sich nicht
einfach abschütteln“, sagte Köppel. Und weiter: „Man kann sich auf
keinen Fall zurücklehnen und hoffe, dass der Kelch an einem
vorbeigeht.“
Auch der
Hofer Landrat Oliver Bär nannte es sinnvoll, dass all diejenigen,
die potentiell betroffen sind, ihre Einwände vorbringen. Auch der
Landkreis werde gemeinsam mit den Kommunen wie übrigens auch der BBV
Einwände gegen die Trasse vorbringen. „Wir sind in einem
Verfahrensstadium, bei dem es sich lohnt zu sagen, das und das
wollen wir nicht.“ Auch aus Sicht des Landkreischefs gebe es noch
viele offene Fragen: Warum muss die Trasse bis zu 30 Meter breit
sein? Warum wird der Verlauf nicht mit den Bundesautobahnen
gebündelt? Wie entwickelt sich die Energiepolitik insgesamt weiter?
Aktuell
gibt es für die Stromtrasse zwei mögliche Varianten: Eine durch das
Fichtelgebirge und eine weitere grob entlang des Bundesautobahn A9.
Die Entscheidung trifft die Bundesnetzagentur. Nur massive Proteste
können den Trassenbau verzögern oder vielleicht auch noch
verhindern“, sagte BI-Vorsitzender Jürgen Becher. Scharf ins Gericht
ging er mit dem geplanten Beschleunigungsgesetz von
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, das
Einspruchsmöglichkeiten reduzieren soll. Becher bezeichnete die
Leitung einmal mehr als unnötig. „Wir lehnen die Trasse ab, egal, wo
sie gebaut wird.“
Bild:
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel ermunterte die Landwirte Einspruch
gegen die Planungen für die Stromtrasse zu erheben.
Dürresommer bestimmte das Holzjahr
/
WBV Hollfeld feierte 50-jähriges Bestehen
Hollfeld.
Auf ein in jeder Hinsicht schwieriges Holzjahr musste die
Waldbesitzervereinigung Hollfeld zurückblicken. Schuld daran war der trockene
Sommer 2018, der spätestens ab Anfang August zunehmend für Käferholz sorgte. Bei
der Jahresversammlung in der Hollfelder Stadthalle wurde zugleich der 50.
Geburtstag der Selbsthilfeeinrichtung gefeiert.
Von
einem echten Dürresommer sprach der forstliche Mitarbeiter Lars Andersen.
Allerdings habe schon im Januar das damalige Sturmtief Friederike den Holzmarkt
negativ beeinflusst. Ab August bestimmte dann der Käfer das Bild. „Da ging es
richtig zur Sache“, so der Mitarbeiter aus der Geschäftsstelle. Mangelnde
Kapazitäten, etwa bei den Einschlagsunternehmern, bei den Holztransportern oder
bei den Sägewerken seien die Folge gewesen.
Andersen berichtete von einem bundesweiten Überangebot an Rundholz mit
schlechter Qualität. Trotzdem habe die WBV die laufenden Altverträge alle noch
zu einigermaßen akzeptablen Preisen bedienen können. Die vermarktete Holzmenge
bezifferte der forstliche Mitarbeiter auf 19698 Festmeter. Im Jahr zuvor seien
es 21970 Festmeter gewesen. Vor dem Hintergrund der Gesamtumstände sprach
Andersen dennoch von einem guten Ergebnis.
Bei
den Sammelbestellungen kam der Experte auf 31340 Pflanzen, wobei sich Nadel- und
Laubhölzer in etwa die Waage halten. Die WBV Hollfeld hat aktuell 1573
Mitglieder, 19 Neuaufnahmen habe nur eine einzige Kündigung gegenübergestanden.
Bei 90 Prozent der Mitglieder ist die Waldfläche nicht größer als zehn Hektar.
Von
einer Käferkatastrophe sprach Wolfgang Schultheiß, 1. Vorsitzender der
Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken (FVO). Schultheiß kommt aus dem
Coburger Land, wo es zwei Grad Celsius wärmer ist und der Käfer deshalb noch
heftiger in Erscheinung getreten ist. „Noch so ein Trockenjahr, und die Fichte
ist bei uns Vergangenheit“, so der Vorsitzende. Im Coburger Land seien bereits
50 Prozent des Waldes betroffen.
Die
hohe Mitgliederzahl zeige eindrucksvoll wie wichtig die WBV ist, sagte die
Hollfelder Bürgermeisterin Karin Barwisch. „Ohne WBV könnten wir die Vermarktung
gar nicht bewerkstelligen“, so das Stadtoberhaupt. Der neue Bayreuther Amtschef
Georg Dumpert wies die Waldbesitzer auf gut gefüllte Fördertöpfe hin. „Nutzen
sie diese, um Waldumbau- und Waldverjüngungsmaßnahmen durchzuführen“, sagte er.
Der stellvertretende Bamberger Landrat Johann Pfister bezeichnete den Wald als
ganz wichtigen Wirtschaftsfaktor, der gehegt und gepflegt werden muss. Obwohl
Hollfeld im Landkreis Bayreuth liegt, gehören die Bereiche Stadelhofen und
Königsfeld im Landkreis Bamberg zur WBV Hollfeld.
Einen
Rückblick auf die vergangenen fünf Jahrzehnte gestaltete der forstliche Berater
Klaus Wagner. Die Aufgaben seien die gleichen wie bei der Gründung geblieben,
nur die Namen hätten sich verändert, sagte Wagner. Er erinnerte an die
Vereinsgründung am 25. Februar 1969 mit 244 Mitgliedern und einer Waldfläche von
zusammen 2649 Hektar aus 16 Gemeinden. Heute bewirtschaften die 1573 Mitglieder
zusammen 11301 Hektar Wald. Zwei Persönlichkeiten ragten in seiner Chronik
besonders heraus: Gründungsmitglied Christian Schramm ist seit 1969 als
Kassenprüfer tätig und Gründungsmitglied Peter Winkler war bis 2006 37 Jahre
lang als Kassier tätig.
Notwendig wurde auch eine Nachwahl: Weil der bisherige 2. Vorsitzende Wolfgang
Tempel aus beruflichen Gründen im Herbst zurückgetreten war, wählten die
Mitglieder einstimmig den bisherigen 3. Vorsitzenden Christian Dormann zum
Nachfolger. Ein neuer 3. Vorsitzender wird aus formalen Gründen allerdings erst
im kommenden Jahr gewählt.
Bild:
Christian Dormann ist
neuer 2. Vorsitzender der WBV Hollfeld. Die Nachwahl wurde notwendig, weil der
bisherige 2. Vorsitzende Wolfgang Tempel zurückgetreten war.
Mutbotschafterin beim
Landfrauentag /
Kulmbacher Landfrauen stellten eigenes Kochbuch vor
Stadtsteinach.
Jungen Landwirten Mut zu machen, eigene Ideen zu verwirklichen. Das ist das Ziel
von Anne Körkel aus Kehl in Baden-Württemberg. Die 35-Jährige ist nicht nur
Agraringenieurin und praktizierende Bäuerin, sondern auch ausgezeichnete
Unternehmerin des Jahres 2017 und „Mutbotschafterin“. Beim Kulmbacher
Landfrauentag in Stadtsteinach hat sie ihre Berufskollegen dazu aufgerufen,
mutig in die Zukunft zu blicken. „Unsere Branche braucht Mut mehr denn je, denn
sie ist eine tolle Branche“, sagte sie.
Zuvor
hatte die engagierte Öffentlichkeitsarbeiterin in Sachen Landwirtschaft sich und
ihre noch junge Unternehmensgeschichte vorgestellt. Nach dem Wiesenhof-Skandal
von 2013 hatte sie mit 280 Tieren begonnen, frische, küchenfertige
Freilandhähnchen aufzuziehen und zu vermarkten. Mit regionaler Schlachtung, ohne
Medikamente, ohne Antibiotika, aber mit großem Erfolg. 80 Prozent des Futters
stammen vom Hof der Schwiegereltern.
Unter
der Marke „Annes Ha(h)nauer“ verlangt sie aktuell 9,20 Euro pro Kilogramm bei
einem Durchschnittsgewicht von 2,3 Kilogramm pro Tier. Heute ist sie bei knapp
1000 Freilandhähnchen angelangt und hat einen Kundenstamm von 1100 Menschen aus
einem Radius von rund 80 Kilometern. Die Kunden müssen telefonisch oder per
Internet vorbestellten, verkauft werden nur ganze oder halbe Hähnchen, keine
Edelstücke.
Der
Konsument von heute will jemand, dem er vertrauen kann, sagte Anne Körkel. Bei
ihr kauften die Verbraucher eben auch ein Stück Heimat, deshalb habe sie nie das
Ziel schneller, höher und weiter verfolgt, sondern konsequent auf Qualität
gesetzt. Das sei für den Erfolg unabdingbar, ebenso wie Öffentlichkeitsarbeit in
eigener Sache und vor allem auch in den neue Medien, also im Internet oder auf
Facebook. Die Bäuerin wusste auch, dass es viele ihrer Berufskollegen leid sein,
zu kämpfen. Anders aber würden sie aus dem Fadenkreuz, in das die Landwirtschaft
geraten ist, nicht mehr herauskommen. Oberste Gebote seien es, authentisch und
ehrlich zu bleiben und vor allem immer wieder zu erklären.
Zuvor
hatte Kreisbäuerin Beate Opel die Landfrauenarbeit im Bauernverband vorgestellt.
„Wir engagieren uns für alle Themen rund um Ernährung und Hauswirtschaft“, sagte
sie. Landfrauen seien prädestiniert dafür, zu zeigen, was Landwirtschaft
wirklich ist. Das sei heute wichtiger denn je zuvor, denn gerade einmal zwei
Prozent der Menschen seien noch in der Landwirtschaft tätig, 98 Prozent hätten
kaum mehr Berührungspunkte. Deshalb sei es auch so wichtig, mit dem Verbraucher
im Dialog zu bleiben.
Eine
Form der Öffentlichkeit ist das neue Kochbuch, das die Kulmbacher Landfrauen zum
70-jährigen Jubiläum der Landfrauenarbeit im Bauernverband vorgestellt haben.
Unter dem Titel „Komm koch und back mit uns“, enthält es zahlreiche Rezepte für
deftige Suppen, Salate, leckere Hauptgerichte mit Fisch, Geflügel, Rind, Schwein
und Wild, zauberhafte Nachspeisen, Torten und Kuchen. Mit in das repräsentative
Buch aufgenommen wurden auch Tipps und Tricks, Tischgebete und Anleitungen für
den gedeckten Tisch. „Die Kulmbacher Landfrauen haben das Buch mit viel Liebe
zusammengetragen“, sagte Beate Opel. Sponsoren sind die Sparkasse
Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken Mitte, die Ireks GmbH, der Neff
Landmaschinenpark, Bäcker Ralph Groß sowie der Ferienhof Kosertal und die
Familie Karl-Heinz Opel aus Neufang. Das Kochbuch ist zum Preis von 15 Euro in
der BBV-Geschäftsstelle in Kulmbach erhältlich.
Bilder:
1. Die bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller, Kreisbäuerin Beate Opel (von
links) und ihre Stellvertreterin Silvia Schramm (rechts) bedankten sich bei
„Mutbotschafterin“ Anne Körkel“.
2. Stellten das neue Kochbuch der Kulmbacher Landfrauen vor (von links): Frank
Ramming von der Sparkasse, Kreisbäuerin Beate Opel, Landrat Klaus Peter Söllner,
die stellvertretende Kreisbäuerin Silvia Schramm und Helmut Potzel von der
VR-Bank.
Vielseitig, innovativ und
bestens ausgebildet / Elke Pelz-Thaller beim Hofer Landfrauentag
Köditz,
Lks. Hof. Mit einer Mischung aus Trauer und Empörung haben einige
Sprecher beim Hofer Landfrauentag auf den Ausgang des Volksbegehrens
Artenschutz reagiert. „Das Volksbegehren hat uns völlig erschlagen“,
sagte Kreisbäuerin Karin Wolfrum und Landesbäuerin Anneliese Göller
stellte fest: „Wir haben so viel für den Artenschutz gemacht, aber
es wird einfach nicht gesehen.
Obwohl
alle Forderung des Volksbegehrens die Landwirte betreffen, werde
nicht mit ihnen gesprochen, so Karin Wolfrum. Dabei seien es doch
gerade die Bauern, die sich schon immer um die Artenvielfalt
kümmern. Jeder Einzelne kann etwas dafür tun und mithelfen, da gebe
es unzählige Möglichkeiten, aber gerade an den Landwirten bleibe
alles hängen. Landesbäuerin Anneliese Göller rief die
Berufskolleginnen dazu auf, sich nicht auseinanderdividieren zu
lassen. „Wir müssen zusammen stehen“, sagte sie. Klar sei allerdings
auch, dass viele Landwirte die freiwilligen Maßnahmen künftig nicht
mehr mitmachen.
Zuvor
hatte Karin Wolfrum den Berufsstand als vielseitig, innovativ und
bestens ausgebildet beschrieben. „Wir begleiten die Natur,
unterstützen und pflegen sie“, sagte die Kreisbäuerin. Die Landwirte
müssten aber auch davon leben können. Immerhin würden im Landkreis
Hof 50 Prozent der Familienbetriebe noch im Haupterwerb geführt.
Hier würden Lebensmittel in bester Qualität erzeugt, leider meist
nicht zum angemessenen Preis.
„Stargast“
des Landfrauentages war die Mental- und Persönlichkeitstrainerin
Elke Pelz-Thaller, die selbst Bäuerin auf einem Aussiedlerhof in der
Hallertau ist. Unter dem Motto „Eigheirat“ (Eigeheiratet) sprach sie
in ihrem ehrlichen und humorvollen Vortrag ein brisantes Thema mit
vielen Facetten und noch mehr Zündstoff an. Das mutige Thema stehe
auch irgendwie für das Jahresthema der Landfrauenarbeit im BBV, die
heuer unter dem Motto „Im Dialog bleiben“ steht. In der gewohnten
Mischung aus Comedy, Lebens- und Überlebenstipps, charmanter
Plauderei und persönlichen Erlebnissen zog die „Bäuerin mit Leib und
Seele“ dabei wieder alle Register und hatte schon nach wenigen
Sätzen die gesamten Zuhörerschaft auf ihrer Seite.
Das Fazit
der Mentalbuerin lautete: Für ein gutes Miteinander ist zunächst ein
Perspektivwechsel nötig. Notwendig sei es, sich in die vorhandenen
Personen einzufühlen, ihren Standpunkt zu verstehen und Brücken zu
bauen, statt einen Platz einzufordern: „Nicht der andere muss sich
bewegen, damit es mir besser geht, sondern ich habe diesen Schritt
zuerst zu machen“, so Elke Pelz-Thaller
Traditionell
stellten sich beim Hofer Landfrauentag in der Köditzer Göstrahalle
auch einige Persönlichkeiten den Zuhörerinnen vor. Dr. Henning Wendt
beispielsweise, der aus Niedersachsen stammende neue Geschäftsführer
und Stationstierarzt der Besamungsstation Wölsau bei Marktredwitz.
Simone Baumann, gelernte Hauswirtschafterin aus Geroldsgrün im
Landkreis Hof ist die neue Dorfhelferin des Maschinenrings
Münchberg. Susanne Taubald ist ebenfalls beim Maschinenring
Münchberg die neue Organisationskraft und der erst 25-jährige
Patrick Heerdegen aus Marktschorgast im Landkreis Kulmbach der neue
Geschäftsführer.
Der
Landfrauentag wurde einmal mehr vom Hofer Landfrauenchor unter der
Leitung von Helmut Lottes umrahmt. Der Chor wird heuer am 31. Mai
mit einem großen Jubiläumskonzert mit vielen Gästen in Helmbrechts
sein 30-jähriges Bestehen feiern.
Bilder:
1.Der
Hofer Landfrauenchor unter der Leitung von Helmut Lottes feiert
heuer sein 30-jähriges Bestehen.
2.Stellten
sich beim Hofer Landfrauentag vor (von links): Dorfhelferin Simone
Baumann, Landesbäuerin Anneliese Göller, Geschäftsführer Dr. Henning
Wendt, Kreisbäuerin Karin Wolfrum, Maschinenring-Mitarbeiterin
Susanne Taubald und Maschinenring-Geschäftsführer Patrick Heerdegen.
3. Mentaltrainerin und Bäuerin Elke Pelz-Thaller in der Köditzer
Göstrahalle in Aktion.
Gesellschaftlicher Konsens als
zentrale Herausforderung der Zukunft / Anton Dippold beim Bayreuther
Bauerntag – Kritik am Ausgang des Volksbegehrens
Bayreuth.
Die Sicherung von Arbeitsplätzen und eine stärkere Wertschöpfung vor Ort,
das sind zwei der wichtigsten Ziele bayerischer Landwirtschaftspolitik.
Anton Dippold, Leiter des Referats Bayerische Agrarpolitik im
Landwirtschaftsministerium, hat diese Ziele den Besuchern des Bayreuther
Bauerntags in der Tierzuchtklause vorgestellt. Bittner war dabei für den
dienstlich kurzfristig verhinderten Amtschef des Landwirtschaftsministeriums
Hubert Bittlmayer eingesprungen. Das Thema „Was kommt auf die Landwirte zu?“
ist allerdings das gleiche geblieben und es hätte nicht aktueller sein
können, so Kreisobmann Karl Lappe.
Tatsächlich sprach Dippold einige Herausforderungen der Zukunft offen an.
Eine davon sei der gesellschaftliche Konsens. Ihn zu erreichen werde schwer
sein, sagte er. Gleichwohl dürfe man sich nichts vormachen, der Konsens sei
wichtig. Als weitere Herausforderung bezeichnete er die veränderten
Nahrungs- und Ernährungsgewohnheiten bei vielen Verbrauchern, die manches
bisher gewohnte auf den Kopf stellen.
Zur gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020 merkte der Ministerialrat an, dass
eine Aufstockung der bisherigen Umverteilungsprämie für die ersten Hektare
der bayerischen Struktur sehr entgegen käme. Deshalb kämpfe man im Freistaat
aktuell dafür, diese Prämie von derzeit 46 Hektar weiter aufzustocken. Auch
die Einführung einer Junglandwirteprämie begrüße Bayern, denn es sei längst
nicht mehr selbstverständlich, dass stets ein Hofnachfolger bereit stehe.
Als wichtiges Ziel des Ministeriums bezeichnete Dippold den Ausbau der
bayerischen Premiumstrategie und damit der Marle Bayern. „Wir wollen
heimische Produkte vermarkten und damit noch mehr Wertschöpfung generieren“,
sagte er. Aktionen und Projekte wie die Auszeichnung von Genussorten, die
Klassifizierung „Ausgezeichnete Bayerische Küche“ aber auch das Setzen auf
unternehmerische Vielfalt durch Einkommenskombinationen gehörten unabdingbar
dazu.
Im
Mittelpunkt der Ausführungen sämtlicher Redner stand einmal mehr das
erfolgreiche Volksbegehren zum Artenschutz. „Das hat uns schwer getroffen“,
bekannte Kreisobmann Lappe ganz offen. Viel zu kurz sei seiner Meinung nach
bislang der Aspekt gekommen, dass Millionen an Fördergeldern leichtfertig
verspielt werden, weil gesetzliche Vorgaben im Gegensatz zu freiwilligen
Leistungen nicht mehr gefördert werden können. Ohne Pflanzenschutz werde es
kaum noch blühende Rapsfelder geben, warnte Lappe.
Das Volksbegehren sei einfach zu kurz gedacht gewesen, so der Bayreuther
Landrat Hermann Hübner. Er rief dazu auf, noch mehr miteinander zu sprechen
und zeigte sich zuversichtlich, dass der Runde Tisch positive Ansätze
bringt. Der Landrat erinnerte aber auch daran, dass die Bauern gerade in der
jetzigen Zeit Perspektiven und Vertrauen bräuchten. Andernfalls sehe es
düster aus. Hübner: „Wenn der letzte Bauer zugesperrt hat, wird unser Dorf
nicht mehr das sein, das es einmal war.“ Die gleiche Auffassung vertrat auch
die 3. Bürgermeisterin der Stadt Bayreuth Beate Kuhn: „Was wäre die
Fränkische Schweiz noch wert, wenn es keine Bewirtschaftung durch die Bauern
mehr gibt?“, wollte sie wissen.
Von einer ganz schlechten Stimmung vor allem bei den jungen Berufskollegen
sprach der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Nicht nur das
Volksbegehren, auch die geplanten Verschärfungen in der
Düngemittelverordnung oder in der Anlagenverordnung hätten die Landwirte
extrem verärgert. Er habe deshalb mittlerweile Angst vor einem weiteren
massiven Abbau an Betrieben. Richtig Spaß mache dies zurzeit alles nicht
mehr, ließ Greif seinem Ärger freien Lauf.
Bild:
Kreisobmann Karl Lappe (links) und Kreisbäuerin Angelika Seyferth bedankten
sich bei Anton Dippold vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium mit einem
Präsentkorb aus der Genussregion.
Qualifikation heißt auch
Verantwortung / 17 frischgebackene Landwirtschaftsmeister aus Oberfranken
verabschiedet
Bayreuth.
17 frischgebackene Landwirtschaftsmeister aus ganz Oberfranken haben bei einem
Festakt in Bayreuth ihren Meisterbrief bekommen. Glückwünsche gingen dabei auch
an die sieben Meisterinnen der Hauswirtschaft, die ihren Brief bereits bei
anderer Gelegenheit erhalten hatten.
Alle
17 stünden nun auf der höchsten Stufe der Fortbildung im praktischen Bereich,
sagte Gerhard Gradl von dem für die Meisterausbildung in Oberfranken zuständigen
Fortbildungszentrum für Landwirtschaft und Hauswirtschaft in Almesbach bei
Weiden. Der Bildungsweg sei damit aber hoffentlich noch nicht zu Ende, denn
gerade für Landwirte gehöre lebenslange Weiterbildung genauso dazu, wie neue
Ziele für Haus, Hof und Familie.
Qualifikation habe immer auch mit Verantwortung zu tun, sagte
Regierungsvizepräsident Thomas Engel. Dazu gehöre Verantwortung für den Betrieb
genauso wie für die Familie. Kostendruck und schwankende Märkte erforderten
immer wieder neue Anstrengungen. Eine ganz besondere Herausforderung werde es
schließlich sein, der veränderten Erwartungshaltung der Verbraucher gerecht zu
werden. Trotzdem seien Agrarberufe die Berufe der Zukunft, so die
stellvertretende Bayreuther Landrätin Christa Reinert-Heinz. Das gelte auch für
die Hauswirtschaft. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels seien diese
Kompetenzen mehr denn je zuvor gefragt.
Unternehmensberater Theo Bergauer aus Waldsassen gab den jungen Leuten einige
Tipps mit auf den Weg, wie sie die eine oder andere Hürde in ihrem Berufsleben
besser meistern können. Dazu zähle beispielsweise die Fähigkeit, Hilfestellungen
anzunehmen und Hilfe nicht als Schwäche auszulegen, Herausforderungen
aufzunehmen und auch mal etwas Neues zu probieren sowie Rahmenbedingungen zu
akzeptieren, denn einen Idealzustand werde es nie geben. Gerade in der Zeit von
Facebook, Twitter und Instagram sei es wichtig, zu seinem Wort zu stehen und
sein Wort zu halten. „Seid zufrieden und dankbar und genießt jeden Tag“, rief
Bergauer den jungen Leuten zu.
Mit
einem Stipendium des Bayerischen Bauernverbandes wurden für ihre herausragenden
Leistungen die beiden Brüder Daniel Paschold und Christoph Paschold aus
Untersiemau ausgezeichnet. Das Stipendium überreichte Landesbäuerin Anneliese
Göller. Außerdem wurden die folgenden vier Ausbilder ausgezeichnet, die zwischen
15 und 25 Lehrlinge auf ihren Betrieben ausgebildet hatten: Horst Reichel aus
Kirchenlamitz, Edgar Böhmer aus Rattelsdorf, Hans Popp aus Weismain und Jörg
Deinlein aus Scheßlitz.
Die
frischgebackenen Landwirtschaftsmeister sind:
Landkreis Bamberg: Susanne Löhrlein aus Stadelhofen und Johannes Gick aus
Königsfeld.
Landkreis Bayreuth: Elke Neuner aus Hollfeld, Julian Raps aus Seybothenreuth,
Sebastian Schmidt aus Plech und Christian Zimmermann aus Emtmannsberg.
Landkreis Coburg: Daniel Paschold und Christoph Paschold aus Untersiemau sowie
Christoph Rosenau aus Lautertal.
Landkreis Forchheim: Johann Zöllner aus Kleinsendelbach.
Landkreis Hof: Tobias Puchta aus Zell und Stefanie Deistler aus Kirchenlamitz.
Landkreis Lichtenfels: Jonas Amon aus Ebensfeld.
Landkreis Wunsiedel: Sabrina Kohler aus Marktredwitz und Christian Stöhr aus
Wunsiedel.
Dazu
kommen Johannes Steger aus Kirchenthumbach im oberpfälzischen Landkreis Neustadt
an der Waldnaab und Mandy Nothnagel aus Schmalkalden. Beide hatten ihre
Meisterausbildung in Oberfranken absolviert.
Bilder:
1. Das sind frischgebackenen Landwirtschaftsmeisterinnen und –meister sowie die
Hauswirtschaftsmeisterinnen, die in Oberfranken verabschiedet wurden.
2. Beste Absolventen des Jahrgangs waren die beiden Brüder Daniel Paschold und
Christoph Paschold aus Untersiemau. Sie bekamen aus den Händen von Landesbäuerin
Anneliese Göller jeweils ein Stipendium des Bauernverbandes.
Schwarzwild: Keine Trendwende
in Sicht / Jäger im Landkreis konnten Abschusszahlen um ein Drittel steigern
- Jagdgenossenschaften im BBV zogen Bilanz
Kulmbach.
Die Schäden durch Schwarzwild im Landkreis Kulmbach werden einer aktuellen
Erhebung zufolge auf weit über 300000 Euro beziffert. Diese Zahl hat
Burkhard Hartmann (Lindau), Kreisvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der
Jagdgenossenschaften im Bauernverband, genannt. Bei der Jahresversammlung in
Kulmbach sprach Hartmann von exakt 1753 Wildschweinen, die im Jagdjahr
2017/2018 erlegt worden seien. Das sei fast ein Drittel mehr als im
vergleichbaren Jahreszeitraum des Vorjahres.
Der Großteil der Schäden sei dabei nicht beglichen worden. Nur gut 41000
Euro seien amtlich bestätigt, das heißt durch einen Gutachter festgestellt
worden. Rund 76000 Euro Schäden seien zwar nicht amtlich bestätigt,
allerdings habe eine gütliche Einigung zwischen Jäger und Landwirt erzielt
werden können. Auf den restlichen Schäden seien die Bauern sitzen geblieben.
Der Vorsitzende begrüßte die vor knapp eine Jahr in Kraft getretene Änderung
des Jagdschutzgesetzes, nach der Schwarzwild ganzjährig bejagt werden darf.
Lediglich führende Bachen seien zu schonen. Hintergrund für die
Gesetzesänderung sei das massive Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in
einigen europäischen Ländern gewesen. Nach dem aktuellen Vorkommen in
Belgien gehen Fachleute mittlerweile davon aus, dass es nur noch eine Frage
der Zeit sei, bis auch in Deutschland der erste Fall auftritt. Trotz der
Gesetzesänderung sei allerdings eine Trendwende bei der massiven Zunahme von
Wildschweinen noch nicht in Sicht.
In
Mittelpunkt der Jahresversammlung stand die Vorstellung des forstlichen
Gutachtens zur Situation der Waldverjüngung 2018 im Landkreis durch Michael
Schmidt, den neuen Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft in
Kulmbach. Dieses sogenannte Wildverbissgutachten wird alle drei Jahre mit
großem Aufwand neu erstellt, um einen Abschussplan festzulegen und die
Situation der Waldverjüngung zu erfassen. Im Landkreis Kulmbach wurden dazu
226 Verjüngungsflächen mit über 17000 Pflanzen genauer unter die Lupe
genommen.
Als ein Ergebnis hielt Schmidt fest, dass sich der Wald im Landkreis ähnlich
wie in ganz Bayern auf einem guten Weg hin zu stabilen Mischwäldern
befindet. „Wir können zuversichtlich in die Zukunft blicken, wenn die
Abschusszahlen weiterhin so eingehalten werden“, sagte der Forstdirektor.
Dennoch gibt es auch im Landkreis einige Probleme. In den beiden
Hegegemeinschaften Roter Main und Trebgast hatte sich die Verbisssituation
verschlechtert, dass die Abschussempfehlung nach oben geschraubt werden
musste. Besonders in den 18 Revieren der Hegegemeinschaft Roter Main hätten
die Pflanzen mit Verbissschäden den höchsten Wert im gesamten Landkreis.
Schmidt gab dabei auch zu bedenken, dass bei einem Verbisswert von 50
Prozent jede Pflanze binnen drei Jahren theoretisch einmal angeknabbert
wird.
Neben der Schwarzwildproblematik und dem Verbissgutachten beschäftigt die
Jagdgenossenschaften derzeit auch das Bürokratiemonster
Datenschutzgrundverordnung. Obwohl für Facebook, Google oder Amazon gedacht,
müssten sich auch die Jagdgenossenschaften damit herumschlagen, so Harald
Köppel, BBV-Geschäftsführer für Bayreuth, Kulmbach und Kronach. Entwarnung
konnte er zumindest in einem Punkt geben: Da die Jagdgenossenschaften in der
Regel zur Führung eines Jagdkatasters verpflichtet sind, ist keine extra
Einwilligung für die vertraglich erfasste Datenverarbeitung erforderlich.
Allerdings müssten alle Jagdgenossenschaften künftig einen
Datenschutzbeauftragten als Ansprechpartner für sämtliche
datenschutzrechtlichen Fragen benennen. Er muss im Falle eines Falles
beispielsweise darüber Auskunft geben, welche Daten wo und wie lange
gespeichert sind. Der Vorstand selbst oder ein engeres Vorstandsmitglied
dürfe dabei nicht gleichzeitig Datenschutzbeauftragter sein. Das werde
schwierig, jemanden für dieses Amt zu finden, zumal einige
Jagdgenossenschaften schon Schwierigkeiten hätten, überhaupt einen Vorstand
zu finden. Köppel riet allen Beteiligten, das Thema
Datenschutzgrundverordnung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Allerdings werde wohl nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, zumal
der BBV noch auch Erleichterungen für die Jagdgenossenschaften hofft. Beim
Verband seien auch die entsprechenden Mustervorlagen erhältlich.
Geschäftsführer Köppel: „Lediglich der Papierkrieg wird bei der ganzen
Geschichte immer mehr.“
Bild:
Der Vorsitzende der
Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im BBV Burkhard Hartmann
(links) bedankte sich beim neuen Bereichsleiter Forsten am Amt für
Landwirtschaft in Kulmbach Michael Schmidt für die Vorstellung des
Verbissgutachtens.
Mit Mut und
Zuversicht in die Zukunft /
Scheßlitzer Bauerntag: Mit Optimismus gegen düstere Grundstimmung –
"Bayern blüht auf": Leo Göller aus Hirschaid geehrt
Scheßlitz,
Lks. Bamberg. Dieser Gegensatz ist mit vernünftigen Argumenten nicht
zu erklären: Das Interesse an den Landwirten ist deutlich gestiegen,
sie werden als zweitwichtigste Berufsgruppe überhaupt wahrgenommen,
der Landwirt ist also positiv besetzt. Und trotzdem: Das „System
Landwirtschaft“ wird deutlich kritischer beurteilt, es wird nicht
verstanden und die meisten Menschen haben keinen Kontakt mehr dazu.
Was also tun? Dieser Frage ging der Amtschef
des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums Hubert Bittlmayer beim
Bauerntag in Scheßlitz nach. Er kam zu dem Ergebnis, dass die
Landwirte mit Stolz und Selbstbewusstsein nach außen auftreten und
die Menschen aufklären sollten. Persönlich auf dem Hof mit dem
Verbraucher, aber auch über die neuen Medien sollten die Landwirte
mit Mut und Zuversicht in die Zukunft gehen. Dabei dürften sie nie
vergessen, dass sie nicht nur ein ganz starker Wirtschafsfaktor,
sondern auch das prägende Element des ländlichen Raumes sind. „Wir
Bauern, wir sind das Gesicht Bayerns“, sagte Bittlmayer.
Zuvor hatte der Bamberger Kreisobmann Edgar
Böhmer einen eher düsteren Blick in die Zukunft gewagt: „Die
Anforderungen, die auf uns zukommen, sind eigentlich der Wahnsinn“,
sagte er. Die gesamte Branche stehe vor unheimlichen Veränderungen.
Wie sollten junge Leute da noch Planungssicherheit, geschweige denn
eine Zukunftsperspektive finden? Scharf griff Böhmer den
Umweltpopulismus an, der viele Verbraucher total verunsichere. Dabei
werde die bayerische Kulturlandschaft maßgeblich von der
Nutztierhaltung geprägt. Doch die Tierhalter fühlten sich im Stich
gelassen.
Mit
der Ehrung von Leo Göller aus Hirschaid gab es beim Scheßlitzer
Bauerntag aber doch auch einen Lichtblick. Göller hatte beim
Wettbewerb „Bayern blüht auf“ auf Landesebene den dritten Platz
erzielt und bekam dafür aus den Händen von Landesbäuerin Anneliese
Göller und von Oberfrankens BBV-Präsident Herman Greif eine Urkunde.
„ Solche engagierte Blühbotschafter brauchen wir“, sagte die
Landebäuerin.
Auch die Grußwortredner waren bemüht,
Optimismus zu verbreiten. Ihr sei es ein Herzensanliegen, dass die
Familienbetriebe Zukunft haben, sagte die Bundestagsabgeordnete Emmi
Zeulner. „Probleme sind lösbar“, so Landrat Johann Kalb, der an alle
Beteiligten appellierte, sich nicht vom Dialog zu verabschieden.
Landwirte sollten versuchen mit prägnanten Bildern und einprägsamen
Schlagworten die Diskussion in der Öffentlichkeit zu beherrschen,
meinte der Scheßlitzer Bürgermeister Roland Kauper und Georg
Hollfelder, Landesvorsitzender der bayerischen Rinderzüchter stellte
fest, dass es das Grundproblem der Gesellschaft ist, dass sie satt
sei. Hollfelder: „Wer Hunger hat, der hat ein Problem. Wer satt ist,
findet jeden Tag ein neues Problem.“
Bilder: 1. Der Bamberger Kreisobmann
Edgard Böhmer (links) bedankte sich beim Amtschef des Bayerischen
Landwirtschaftsministeriums Hubert Bittlmayer mit einem Korb voller
Spezialitäten aus dem Bamberger Land. 2. Für den dritten Platz
beim Wettbewerb Bayern blüht auf“ wurde Leo Göller aus Hirschaid
geehrt. Im Bild (von links): BBV-Geschäftsführer Werner Nützel,
Kreisobmann Edgar Böhmer, Landesbäuerin Anneliese Göller, Pia und
Leo Göller, Landrat Johann Kalb, Amtschef Hubert Bittlmayer und der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.
Messen des Wissens mitten in
der Ausbildung / Rekordverdächtige Teilnahme beim Berufswettbewerb
der Landjugend
Bayreuth.
Nein, nicht Konrad Adenauer ist der Kanzler der Wiedervereinigung,
sondern Helmut Kohl. Die Mauer ist auch nicht 1990 gefallen, sondern
bereits 1989. „Beim Allgemeinwissen könnte man sich grundsätzlich
noch verbessern“, sagte Hauswirtschafterin Sabine Raupach von der
Berufsschule III in Bayreuth. Sie gehörte zum Prüfungsteam im Land-
und Hauswirtschaftlichen Berufswettbewerb der Landjugend, bei dem
diesmal rekordverdächtige 53 angehende Landwirte und zehn angehende
Hauswirtschafterinnen teilgenommen hatten.
Wenn auch beim Allgemeinwissen bei dem einen
oder anderen etwas haperte, im fachlichen waren alle bestens
vorbereitet. Hier ging es bei den Landwirten beispielsweise darum,
Getreide und Sämereien zu unterscheiden, eine Düngeberechnung
anzustellen, Kenntnisse im Pflanzenbau unter Beweis zu stellen,
sowie Werkstoffe und Futtermittel zu bestimmen. Wenn diese
fachlichen Fragen rundum gut gelöst worden seien, so habe es bei der
praktischen Aufgabe trotzdem ein Problem gegeben, sagte Fritz Asen
vom Amts für Landwirtschaft in Bayreuth, der ebenfalls dem
Prüferteam angehörte. Bei der Konstruktion und beim Bau eines
Flaschenöffners aus Metall, zu dem auch das ziemlich komplizierte
Heraussägen einer Acht-Kant-Schraube gehörte, sei nämlich meist der
Arbeitsschutz vergessen worden. Gerade der sei aber wichtig, so
Asen. Er wusste auch von einigen Flaschenöffnern, die einfach nicht
funktionieren wollten.
Unterm
Strich habe der Leistungswettbewerb der Landjugend auf Kreisebene
aber beeindruckende Ergebnisse gebracht und den hohen
Ausbildungsstand der jungen Leute eindrucksvoll unter Beweis
gestellt, sagte BBV-Kreisobmann Karl Lappe, Die angehenden Landwirte
und Hauswirtschafterinnen rief er auf, den Berufsstand selbstbewusst
nach außen zu vertreten. Es gebe allen Grund dazu.
Das Messen des Wissens mitten in der Ausbildung
soll auch ein Stück weit Orientierung geben, so der Bayreuther
Landrat Hermann Hübner, der allen Teilnehmer persönlich seine
Anerkennung aussprach. Die Verbraucher seien kritischer geworden und
wollten wissen, woher die erzeugten Lebensmittel kommen, so Hübner.
Nicht zuletzt deshalb sei höchste Qualität in den Grünen Berufen so
gefragt.
Die drei Erstplatzierten im Bereich
Hauswirtschaft sind der Reihe nach: Kordelen Esmer aus Wunsiedel,
Gastschülerin Johanna Gößwein aus Wolframs-Eschenbach und Anja
Herold aus Weismain. Bei den Landwirten siegte Raphael Roth aus
Kupferberg, zweite wurden mit gleicher Punktzahl Lukas Haberberger
aus Pegnitz und Achim Leicht aus Heiligenstadt.
Bilder:
1. Zusammen mit Ehrengästen und Verbandsvertretern präsentierten
sich die jeweiligen Erstplatzierten des Berufswettbewerbs der
Landjugend zum offiziellen Siegerfoto. 2. Beim
Berufswettbewerb der Landjugend siegten im Bereich Hauswirtschaft
(von links): Kordelen Esmer aus Wunsiedel, Johanna Gößwein aus
Wolframs-Eschenbach und Anja Herold aus Weismain.
„Wer lacht, kann nicht
aggressiv sein“ / Ordensschwester Teresa Zukic beim Bayreuther
Landfrauentag – Erzeuger-Verbraucher-Dialog soll gestärkt werden
Bayreuth.
Zu mehr Gelassenheit hat Schwester Teresa Zukic die Bayreuther
Landfrauen aufgerufen. Bei ihrem Auftritt beim Bayreuther
Landfrauentag in der Tierzuchtklause rief die TV-bekannte
Ordensschwester von der Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu aus
Weisendorf bei Erlangen dazu auf, mehr zu lachen, jeden Tag
bewusster zu genießen und vor allem sich selbst stets treu zu
bleiben.
Wenn Schwester Teresa auftritt ist der Saal
voll. Auch am Samstagnachmittag. Gerade in der Region, denn vom
Landkreis Bayreuth aus, genauer gesagt von Pegnitz aus, startete
Schwester Teresa in den 1990er Jahren ihren Siegeszug. Hier gründete
sie 1994 die Kleine Kommunität und wurde nach einem Fernsehauftritt
bei Margarethe Schreinemakers als Skateboard fahrende Nonne bekannt.
Egal ob Beckmann, Lanz oder Pilawa, mittlerweile ist sie in jeder
TV-Sendung aufgetreten, sogar als Sängerin bei „Immer wieder
sonntags“, sie hat Bücher geschrieben, neun Musicals komponiert,
eine eigene Kochshow auf YouTube und hält unermüdlich Vorträge.
So auch am Samstagnachmittag beim Landfrauentag
in Bayreuth. „Jeder ist normal, bis du ihn kennst“, lautete ihr
Thema und nach einer guten Stunde kam sie zu dem Schluss: „Wir
müssen gar nicht normal sein, denn wir sind alle Originale,
Originale Gottes“. Und so tut Schwester Teresa das, was man von
einer Ordensschwester kaum erwartet hätte: sie erzählt ihre
Lieblingswitze. „Lachen stärkt das Immunsystem und hat keine
negativen Nebenwirkungen“, sagt sie. Wer lacht, der könne auch nicht
aggressiv sein.
Überhaupt seien negative Gedanken ziemlich
überflüssig. „Negative Gedanken führen zu negativen Gefühlen“. Dabei
sei es das meiste gar nicht wert, dass man sich darüber aufregt.
Wozu Zeit verschwenden. Worauf sollen wir warten, wenn dieser Tag
vorbei ist, kommt er nie wieder, gab Schwester Teresa zu bedenken.
Und auch, dass jeder Mensch so seine Schönheitsfehler habe,
äußerlich wie innerlich. „Jeder ist irgendwie seltsam, so will es
auch die Bibel vermitteln.“
Zuvor hatte sich Kreisbäuerin Angelika Seyferth
dagegen verwahrt, dass die Landwirtschaft für alles und jedes als
Sündenbock herhalten muss. „Ob Feinstaub oder Insektensterben: die
Landwirtschaft ist doch nicht Versucher all dieser Probleme“, sagte
sie. Ganz im Gegenteil: die Bauern wirkten mit ihrer Arbeit vielen
Problemen massiv entgegen.
Jeder
habe seinen Anteil am Insektensterben, so die Bundestagsabgeordnete
Dr. Silke Launert. Sie ging auch auf das Jahresthema der Landfrauen
„Im Dialog bleiben“ ein. Der Dialog sei gefragt: In der
Partnerschaft, in der Familie, zwischen den Generationen, in der
Nachbarschaft, vor Ort im Dorf genauso wie in der Gesellschaft
insgesamt. „Im Dialog zu bleiben, ist keine Einbahnstraße, sondern
bedeutet zuhören und aufeinander eingehen.
Gerade der Erzeuger-Verbraucher-Dialog zwischen
bäuerlichen Familien und der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung
komme meist zu kurz, so die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer. Ein echter Austausch finde viel zu wenig statt.
Dabei sei es wichtiger als je zuvor, den Menschen aufzuzeigen, was
durch die Pflege der Kulturlandschaft alles entstanden ist. „Wir
brauchen eine Werbekampagne im positiven Sinn, und kein
Volksbegehren“, so Brendel-Fischer.
Konventionelle und ökologisch wirtschaftende
Betriebe sollten sich auf Augenhöhe begegnen, denn auch die
konventionelle Landwirtschaft werde zunehmen ökologischer, sagte
Christa Reinert-Heinz, Stellvertreterin des Landrats und
Abteilungsleiterin beim Amt für Landwirtschaft in Bayreuth.
Landfrauen zeigten Flagge und würden nicht müde, die vielfältigen
Leistungen der Landwirtschaft immer wieder öffentlich darzustellen,
so Bayreuths dritte Bürgermeisterin Dr. Beate Kuhn.
Zum Landfrauentag gehörten diesmal auch eine
Präsentation der Stadt Pottenstein durch Bürgermeister Stefan
Frühbeißer, eine Trachtenmodenschau und der Auftritt des
Landfrauenchors unter der Leitung von Martina Schill.
Bilder: -
Die TV-bekannte Ordensschwester Teresa Zukic von der Kleinen
Kommunität der Geschwister Jesu aus Weisendorf bei Erlangen bei
ihrem Auftritt beim Bayreuther Landfrauentag. -
Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) und ihre Stellvertreterin
Doris Schmidt (rechts) bedankten sich bei Schwester Teresa für ihren
Vortrag beim Bayreuther Landfrauentag.
Otter bedroht Oberfrankens
Teiche / Teichwirtschaft soll als immaterielles Kulturerbe anerkannt werden
- Teichgenossenschaft ernannte Günther Denzler zum Ehrenmitglied
Himmelkron.
Während die oberfränkischen Teichwirte die Kormoran- und
Graureiher-Problematik einigermaßen im Griff haben, werden die Schäden durch
Fischotter immer schlimmer. Bei der Mitgliederversammlung der
Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron sprach der Vorsitzende Dr.
Peter Thoma aus Thiersheim von einem „Riesendrama“.
Ein ganzer Teich, komplett vom Fischotter leergefressen, diese Erfahrung
musste selbst der Vorsitzende jetzt machen. „Die Schäden sind
unbeschreiblich“, sagte Thoma. Der Otter werde die komplette Fischerei
ruinieren, wenn nicht schnellstmöglich Gegenmaßnahmen ergriffen werden, so
Thoma, der das Raubtier auch als „Sargnagel der Fischerei“ bezeichnete.
Einigermaßen im Griff habe man dagegen die Kormoran-Problematik. Als Grund
dafür nannte der Vorsitzende die Allgemeinverfügung zum Abschuss des Vogels.
„Wir sind damit in der Lage uns zu wehren“, sagte Thoma. Gleiches gelte für
den Graureiher, den die Teichwirte nach entsprechender Erlaubniserteilung
mittlerweile ebenfalls schießen dürfen. Ein größeres Problem stelle dagegen
der Silberreiher dar, bei dem die sogenannte Vergrämung nicht erlaubt ist.
Ein Ziel für die kommenden Monate ist die Anerkennung der Teichwirtschaft
als immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Eine solche Anerkennung wäre auch
mit einem entsprechenden Schutzstatus verbunden, sagte Thoma. Als
immaterielles Kulturerbe werden kulturelle Ausdrucksformen bezeichnet, die
unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen und die von
Generation zu Generation weitervermittelt werden. Die flächengebundene
Teichwirtschaft gehöre unbedingt dazu, so der Vorsitzende. Er appellierte an
alle Teichwirte auch künftig, auf höchste Qualität zu achten, denn nur durch
Qualität könne man sich von den Billigimporten aus östlichen Ländern
abgrenzen.
Einen Einschnitt muss die oberfränkische Teichwirtschaft derzeit durch
personelle Veränderungen an entscheidender Stelle hinnehmen. So wurde
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler nach 15 Jahren an der Spitze des
Bezirks in den Ruhestand verabschiedet und zum Ehrenmitglied der
Teichgenossenschaft ernannt. Der Bezirk ist traditionell sehr eng mit der
Fischerei verbunden, weil bei ihm die entsprechende Fachberatung für
Fischerei angesiedelt ist.
Denzler habe allen neuen Ideen der Teichwirte offen und kooperativ
gegenübergestanden, Traditionen fortgeführt, aber auch neue Akzente gesetzt,
sagte Hartmut Koschyk, früherer Bundestagsabgeordneter und
Finanzstaatssekretär, aber auch früherer Vorsitzender der
Teichgenossenschaft in seiner Laudatio. Denzler habe während seiner
15-jährigen Amtszeit vieles für die Teichwirtschaft und für die Fischerei in
Oberfranken getan und sich damit hohe Verdienste erworben.
Ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet wurde der langjährige Leiter des
Referats Fischerei und Fischwirtschaft beim bayerischen
Landwirtschaftsministerium, Dr. Franz Geldhauser. Der Fischereireferent habe
für Oberfranken stets ein offenes Ohr gehabt, sagte der frühere Leiter der
Fischereifachberatung Dr. Robert Klupp. Geldhauser habe die
Teichbauprogramme im Regierungsbezirk ganz wesentlich mitgestaltet. „Dr.
Franz Geldhauser hat der Fischerei den Stellenwert gegeben, den sie auch
verdient“, so Klupp
Die dritte Persönlichkeit, die von der Teichgenossenschaft verabschiedet
wurde, ist der langjährige Beirat Michael Lindenberger aus Heroldsbach im
Landkreis Forchheim. Zum Nachfolger des 82-Jährigen wählten die Mitglieder
Martin Heilmann, ebenfalls aus dem Landkreis Forchheim. Bei den
turnusgemäßen Neuwahlen gab es keine Veränderungen. Dr. Peter Thoma wurde
als Vorsitzender, Manfred Popp aus Benk und Karl-Peter Schlegel aus
Wiesenttal als Stellvertreter und Otto Norbert Grußka aus Rödental jeweils
einstimmig in ihren Ämtern für die kommenden vier Jahre bestätigt.
Die Teichwirtschaft zu bewahren und zu fördern, das sei das Ziel, das den
Bezirk und die Teichgenossenschaft verbinde, sagte der Direktor der
Bezirksverwaltung Peter Meyer. Die hiesigen Teichwirte sollten künftig noch
stärker herausstellen, dass in Oberfranken die besten Karpfen produziert
werden, so der Forchheimer Landtagsabgeordnete Michael Hofmann. Von der
traditionell großen Bedeutung der Teichwirtschaft sprach auch der Kulmbacher
Landrat Klaus Peter Söllner. „Teichwirte sind es, die Tradition und Zukunft
verbinden“, so Söllner.
Bild:
Der bisherige Bezirkstagspräsident Dr.
Günther Denzler (Mitte) ist vom Vorsitzenden Dr. Peter Thoma (rechts) und
früheren Vorsitzenden und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk
zum Ehrenmitglied der Teichgenossenschaft Oberfranken ernannt worden.
Mehr Effizienz, mehr Automatisierung und Revolutionen beim
Pflanzenschutz / Hofer Lichtmessempfang des BBV: „Öffentlichkeitsarbeit 2.0“
und ein Blick in die Zukunft
Kleinlosnitz.
Allen derzeitigen Widrigkeiten zum Trotz: die Bedeutung und die
Verantwortung der Landwirtschaft als globaler Ernährer werden in den
kommenden Jahren und Jahrzehnten noch deutlich zunehmen. Diese Auffassung
vertritt Otto Körner, Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in
Triesdorf. Beim Lichtmessempfang des BBV Hof im Oberfränkischen
Bauernhofmuseum Kleinlosnitz wagte er einen Blick weit voraus bis in das
Jahr 2050 gestützt auf Statistiken, Zahlen und Tabellen, an deren Ende eine
wichtige Erkenntnis stand: „Wir können die Ernährung 2050 nur dann
sicherstellen, wenn wir die Produktion steigern, Ackerbauflächen und
Anbauerträge verdoppeln sowie Nahrungs- und Verarbeitungsverluste
reduzieren“.
Was bedeuten diese globalen Voraussagen für den Landwirt vor Ort? Otto
Körner wagte auch hier eine Prognose, die nicht unbedingt positiv ist. Den
typisch bäuerlichen Familienbetrieb werde es dann so nicht mehr geben. „Es
wird nicht mehr ohne Fremdarbeitskräfte gehen“, sagte der Agraringenieur.
Dazu müsse mehr Effizienz, etwa durch eine noch stärkere Automatisierung
etwa durch eine wahre Revolution beim Pflanzenschutz kommen.
Zu
den romantisierenden Erwartungen der Gesellschaft einer bäuerlichen,
vielfältigen und kleinstrukturierten Landwirtschaft passe dies alles nicht,
doch auch die gesellschaftlichen Tendenzen stimmten damit nicht überein. 80
Prozent der unter 30-jährigen würden im Jahr 2050 in den immer größer
werdenden Städten leben. Dabei sei der urbane Ernährungskonsum, den meist
Fast-Food-Ketten abdecken, schon heute von Schnelligkeit, Standardisierung,
Einfachheit und ständiger Verfügbarkeit aus globaler Produktion geprägt.
Ebenfalls in die Zukunft gerichtet war der Vortrag der beiden Hofer
Junglandwirte Christian Findeiss und Andreas Wolfrum. Ihnen war es
tatsächlich gelungen, mit ihrer Imagewerbung für die Landwirtschaft nicht
nur in Fachkreisen einen gewissen Bekanntheitsgrad vor Ort zu erreichen.
Unter dem Motto „Öffentlichkeitsarbeit 2.0“ zeigen sie auf Facebook,
Instagram und YouTube wie Landwirtschaft von heute aussieht.
„Es wird immer schwieriger, die Menschen auf die Höfe zu bekommen, also
müssen wir mit unseren Höfen zu den Menschen und das geht über die
Social-Media-Kanäle“, sagte Andreas Wolfrum, der den Verbrauchern vor allem
mit interessanten Videos einen Einblick in seine tägliche Arbeit gestattet.
Auch Christian Findeiss, der auf seinem Hof unter anderem eine
Milchtankstelle betreibt, geht es darum, aufzuklären, beispielsweise in dem
er zeigt, wie viel Arbeit in einem Liter Milch steckt. „Trauen sie sich in
die Öffentlichkeit und sprechen sie mit den Leuten, man kann letztlich nur
gewinnen“, waren sich die beiden Junglandwirte einig. Die Welt könne man
deswegen nicht retten, aber vielleicht doch ein Stückchen besser machen.
Zuvor hatte Kreisobmann Hermann Klug vom größten Trockenjahr seit Beginn
der Wetteraufzeichnungen gesprochen, von der Diskussion um die geplanten
Stromtrassen, die nach derzeitigem Stand wohl auch den Landkreis Hof
tangieren würden, und von der Feinstaubdiskussion, an der plötzlich die
Landwirtschaft schuld sein soll. Da kamen die aufmunternden Worte von
Landrat Oliver Bär gerade recht. „Wenn es der Landwirtschaft gut geht, geht
es auch dem Land gut“, sagte er. Die Landwirtschaft habe zwar breite
Schultern, doch alles könne sie nicht aushalten. Zur Unterstützung der
Landwirtschaft trage der Landkreis unter anderem durch sein Engagement für
ein Grünes Zentrum in Münchberg bei. Dort sollen künftig die Kompetenzen von
Amt, Schule, Bauernverband und Maschinenring unter einem Dach gebündelt
werden.
Bild:
Ihre
„Öffentlichkeitsarbeit 2.0“ zu Gunsten der Landwirtschaft stellten die
beiden Hofer Junglandwirten Christian Findeiss (rechts) und Andreas Wolfrum
vor.
Faire Preise für fairen Handel
/
Bewerbung zur Öko-Modellregion Fränkische Schweiz auf den Weg gebracht
Bayreuth.
Die Bewerbung für eine Öko-Modellregion Fränkische Schweiz (ÖMR) ist auf den
Weg gebracht. Bei einem Treffen von Vertretern der ÖMR-Lenkungsgruppe und
der Landwirtschaft in Bayreuth haben sich alle beteiligten Akteure unter der
Federführung der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer zuversichtlich
gezeigt, dass die Region genügend Alleinstellungsmerkmale besitzt, um als
Öko-Modellregion anerkannt zu werden.
Ziel dieser Regionen ist neben der Förderung des ökologischen Landbaus und
der regionalen landwirtschaftlichen Erzeugung auch die entsprechende
Vermarktung von Lebensmitteln sowie die Bewusstseinsbildung für eine
nachhaltige Entwicklung. Die Öko-Modellregion Fränkische Schweiz wäre die
erste derartige Einrichtung in Oberfranken und zugleich eine von sechs neuen
Öko-Modellregionen, die das Bayerische Landwirtschaftsministerium ab
April/Mai festschreiben will. Damit verbunden ist auch eine Förderung auf
zwei Jahre in Höhe von 150.000 Euro für eine Projektstelle, bei der die
Fäden zusammenlaufen sollen.
Den Öko-Modellregionen liegt der Gedanke zugrunde, dass vor dem Hintergrund
der großen globalen Konkurrenz regionale Lebensmittel zunehmend wertvoller
werden. Durch die Modellregionen sollen ökologische Produkte aus der Region
im ländlichen Raum deshalb einen höheren Stellenwert bekommen. Dabei geht es
aber nicht nur um die Steigerung des Anteils an Bio-Produktion, sondern auch
um regionale Identität, um wertschätzenden Umgang mit der Natur.
Tätigkeitsschwerpunkte der Öko-Modellregionen sind unter anderem die
Stärkung des ländlichen Raumes und die Identifikation von Perspektiven für
die bäuerliche Landwirtschaft, die Steigerung des Bioanteils in der
Gastronomie und die Einbindung in das touristische Angebot sowie die
Bewusstseinsbildung für regionale, transparente Kreisläufe.
„In Begleitung des Teams der ILE und der Beratungsangebote des
Landwirtschaftsministeriums haben die Initiatoren ein schlüssiges Konzept
entworfen und werden damit die Bewerbungshürden gut überspringen“, sagte
Brendel-Fischer. Der Bewerbung zugrunde liegt eine Initiative innerhalb des
Gemeindeverbundes der Integrierten Ländlichen Entwicklung „Wirtschaftsband
A9 Fränkische Schweiz“ in Kooperation mit der ILE Fränkische Schweiz AKTIV.
„Wir wollen das Bewusstsein nicht nun bei den Erzeugern optimieren, sondern
vor alle auch bei den Verbrauchern“, sagte Brendel-Fischer. Fairer Handel
soll dabei nicht nur mit Erzeugern aus anderen Kontinenten, sondern auch und
vor allem aus der näheren Umgebung betrieben werden. „Wir wollen auch ein
Bewusstsein für faire Preise schaffen“, so die Abgeordnete. Schließlich
würden vor Ort qualitativ hochwertigste Lebensmittel erzeugt.
Die Initiative richte sich ausdrücklich nicht gegen jemanden, alle sollten
davon profitieren, so Dieter Hoch, früherer Lehrer und Stadtrat von
Pottenstein sowie einer der Motoren der geplanten Öko-Modellregion. Er sei
zuversichtlich, dass es gemeinsam vorangeht, sagte Michael Breitenfelder,
ILE-Manager des Wirtschaftsbandes A9 Fränkische Schweiz, der die Bewerbung
für die Öko-Modellregion vorstellte.
So
soll zum Beispiel ein ökologisches Getreidelager entstehen, um Landwirten
die Umstellung auf den ökologischen Landbau zu erleichtern. Auch die
Zusammenarbeit regionaler Erzeuger und Vermarkter mit Großküchen, Kantinen
und Versorgungseinrichtungen soll angestrebt werden, um regionale Strukturen
zu stärken. Ein bereits existierendes Alleinstellungsmerkmal ist das Projekt
„100 Hektar Silphie“. Dabei geht es um den Anbau der ausdauernden und
mehrjährigen Pflanze mit dem Namen Silphie-Becherpflanze, die aufgrund ihrer
großen Biomasseproduktion als Energiepflanze und damit als idealer Ersatz
für Mais angebaut werden kann.
Miteinbezogen werden sollen in die weiteren Überlegungen auch Schäfer und
Waldbauern, Jäger und Imker aber auch Vertreter von Bildungsträgern, Ämtern
und Verbänden.
Bild:
Machen sich für die
Öko-Modellregion Fränkische Schweiz stark: „Motor“ Dieter Hoch und die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer
Dürreperiode machten Bauern zu
schaffen /
BBV-Neujahrsgespräch: Landwirtschafts-Bashing muss endlich aufhören
Bamberg.
Die Trockenheit des zurückliegenden Jahres war das alles beherrschende Thema
beim Neujahrspressegespräch des oberfränkischen Bauernverbandes in Bamberg.
Bezirkspräsident Hermann Greif sprach von einer „Dürreperiode, wie ich sie noch
nie erlebt habe“. Überhaupt sei Franken 2018 „der Hitzepol in ganz Bayern“
gewesen.
Viele
Landwirte hätten von der schlechtesten Ernte seit 40 Jahren berichtet. Selbst
der „Jahrhundertsommer“ 2003 habe nicht diese negativen Auswirkungen gehabt,
weil die Trockenperiode damals nicht so lange, beinahe bis in den Winter hinein,
angehalten habe. Besonders stark betroffen gewesen seien der Raps und die
Wintergerste. Deutliche Qualitätseinbußen habe es beim Weizen gegeben. Beim
Grünland sei oft nur ein einziger Schnitt möglich gewesen. Insgesamt berichteten
die Bauern im Regierungsbezirk von Ernteeinbußen um durchschnittlich ein Drittel
im Vergleich zu 2017.
BBV-Präsident Greif sagte aber auch, dass man zumindest in manchen Gebieten mit
einem blauen Auge davongekommen sei. Ein Gutes hätten die dürrebedingten
Ertragsausfälle auch gebracht: viele Bauern hätten sich gegenseitig geholfen.
Noch einmal dürfe ein solcher Trockensommer aber nicht kommen. „Noch so ein
Ding, dann wird es richtig haarig“, sagte Greif. Selbst jetzt, zu Beginn des
Jahres seien die Böden noch immer nicht richtig wassergesättigt.
Was
den Bauern nicht nur in Oberfranken noch zu schaffen macht ist, dass sie für
alles verantwortlich gemacht und an den Pranger gestellt werden. „Gerade bei den
jungen Leuten macht sich der Frust breit“, so die oberfränkische Bezirksbäuerin
und bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller. Egal ob Klima, Wasser oder Luft,
überall soll die Landwirtschaft schuld sein. Dabei hätten doch alle
Betriebsleiter ein hohes Ausbildungsniveau und die Qualität der Erzeugnisse sei
hervorragend. „Wir haben so gute und sichere Lebensmittel wie nie zuvor“, sagte
Göller, und weiter: „Dieses Landwirtschafts-Bashing muss irgendwann mal
aufhören.“
Als
bestes Bespiel dafür bezeichnete Präsident Greif das aktuell laufende
Volksbegehren der ÖDP. „Auch wir sind am Erhalt der Artenvielfalt interessiert,
der Schutz der Bienen und Insekten ist uns schon deshalb ein Anliegen, weil sie
wichtig sind für die Bestäubung unserer Kulturpflanzen.“ Nachdem die Zahlen der
Imker und die der Bienenvölker sogar steigend sind, vermutet der Bauernverband,
dass die Bienen nur als Vorwand genommen werden, um ganz andere Dinge
durchzudrücken.
Landwirte sollen mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen gegängelt und der Ökolandbau
soll so per Gesetz durchgedrückt werden. Dabei seien die Ökobetriebe im BBV
ohnehin schon eine große und wachsende Mitgliedergruppe. In Oberfranken hätten
im zurückliegenden Jahr beispielsweise 709 Betriebe insgesamt 30400 Hektar
Fläche nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Dazu komme
das große Engagement bei Agrarumweltmaßnahmen sowie Aktionen wie „Blühende
Rahmen“ um die Felder. „Wehren wir uns gegen die Botschaften, die da in die Welt
gesetzt werden, obwohl sie jeglicher Grundlage entbehren“, sagte BBV-Direktor
Dr. Wilhelm Böhmer, der auch von Populismus sprach.
Um den
ländlichen Raum, aber auch um modernste Technik geht es schließlich bei der
Forderung nach einer flächendeckenden Digitalisierung, möglichst mit dem
superschnellen 5G-Netz. „Wir brauchen das schnelle Netz, nicht nur an jeder
Milchkanne, auch auf jedem Acker“, so Präsident Greif. Er sieht großes Potenzial
vor allem bei der Arbeit auf dem Feld, wenn es beispielsweise um die Ausbringung
von Pflanzenschutzmitteln geht. Digitale Daten müssten überall zur Verfügung
stehen, dann könnten die Landwirte in Zukunft noch effizienter und vor allem
noch umweltschonender arbeiten.
Bild:
Auf viele
Herausforderungen blickten Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller,
Bezirkspräsident Hermann Greif (Mitte) und BBV-Direktor Dr. Gerhard Böhmer beim
oberfränkischen Neujahrsgespräch in Bamberg zurück.
Vorurteile erwiesen sich als
haltlos / Bio-Legehennenhof wird mittlerweile größtenteils akzeptiert -
Kulmbacher BBV-Kreisvorstandschaft traf sich zum „Stallgespräch“ auf dem Betrieb
der Familie Haas
Mannsflur.
Erst wurde gegen den Neubau eines Hühnerstalles protestiert, demonstriert und
sogar geklagt, jetzt, knapp drei Jahre später, kommen einige der früheren Gegner
und kaufen die Bio-Eier selbst. „Manche der ehemaligen Demonstranten haben sich
sogar entschuldigt“, sagt Landwirt Stephan Haas aus Mannsflur. „Solche Gesten
sind schön, das baut einen auf“, so der 43-Jährige.
Für
den Kulmbacher BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger ist diese Situation absolut
typisch: „Jeder will bio und jeder will regional, aber bloß nicht vor der
eigenen Haustür“, sagte er bei einem „Stallgespräch“, das parallel zur Grünen
Woche in Berlin auf dem Bio-Legehennenhof der Familie Haas in Mannsflur
stattgefunden hat. Das Beispiel zeige auch, wie viele falsche Vorstellungen und
Vorurteile über die Landwirtschaft von heute in der Gesellschaft kursieren, die
sich am Ende als völlig haltlos erweisen.
Um die
12000 Hühner sind es, die in dem Bio-Legehennenstall am Ortsrand des
Marktleugaster Ortsteiles Mannsflur unterwegs sind. Gut 10000 Eier liefern sie
täglich, der Großteil, davon geht an die Gutshof-Ei GmbH im sächsischen Taucha,
von wo aus die Eier bundesweit vermarktet werden.
Noch
bis vor einigen Jahren gab es statt der Legehennen rund 40 Milchkühe auf dem Hof
der Familie Haas. Zu wenig, um den Hof wirtschaftlich weiter zu betreiben.
Irgendwann konnten die Eltern nicht mehr, wollten, beziehungsweise mussten
aufgeben. Zum einen waren die Stallungen 40 bis 60 Jahre alt und mussten
dringend erneuert werden, zum anderen herrschte noch die Anbindehaltung vor. Als
Stephan Haas und seine Frau Karolin den Hof übernahmen, hatten sie sich schon
jahrelang Gedanken über die Zukunft gemacht und waren nach der Besichtigung von
Bio-Legehennenställen in ganz Deutschland sicher, das wollten sie auch machen.
Vor drei Jahren erfolgte dann die Umstellung auf bio, im Juli 2018 der Einzug in
den neuen 30 mal 90 Meter großen Stall. Die Milchviehhaltung läuft derweil
langsam aus
Insgesamt bewirtschaftet Stephan Haas, der zusätzlich halbtags noch bei der
BayWa in Kronach tätig ist, 80 Hektar Ackerbau- und Grünland. Den Weizen
verfüttert er direkt an seine Hühner, Klee und Luzerne werden zu Grünpellets
verarbeitet und an eine Futtermühle geliefert, Im Gegenzug bekommt er weiteres
Futter für die Hühner. Auch der Hühnerkot wird als Dünger auf den eigenen
Flächen ausgebracht, so dass auf dem Biohof ein geschlossener Kreislauf
herrscht, bei dem alles verwertet wird.
Nach
dem Anfangs erbitterten Streit sei in Mannsflur mittlerweile längst wieder Ruhe
eingekehrt. Nur einige wenige Hardliner habe er noch gegen sich. Kreisobmann
Wilfried Löwinger spricht sogar von einem Vorzeigebetrieb, weil man sich hier
viele Gedanken gemacht habe. Gedanken über die Hofnachfolge, über die
Weiterentwicklung des Betriebes und über dessen Wirtschaftlichkeit. Löwinger
lobt auch, dass sich Stephan Haas nicht von den Protesten beirren habe lassen
und konsequent seinen Weg gegangen sei.
„Wir
Bauern machen die Menschen satt“, das sei die Botschaft der Landwirte und nicht
wie es auf den Demonstrationen am Rande der Grünen Woche in Berlin heißt: „Wir
haben es satt“. Es könne nicht sein, dass die Landwirtschaft zum Sündenbock
abgestempelt und für alles vom Klimawandel bis zum Bienensterben verantwortlich
gemacht werde. „Auch wir Bauern wollen fair behandelt werden“, sagte Löwinger.
Bild:
Hier werden die Bio-Eier
Tag für Tag aussortiert und verpackt. Im Bild von links: BBV-Kreisobmann
Wilfried Löwinger, Stephan Haas, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Kreisböuerin
Beate Opel, Vorstandsmitglied Harald Unger, Karolin Haas, VLF-Kreisvorsitzender
Reinhard Kortschack und die stellvertretende Kreisbäuerin Silvia Schramm.
Dialoge nicht ins Digitale
verlagern /
Klinikseelsorger Josef Epp beim Pegnitzer
Landfrauentag
Pegnitz.
Dialoge sind heute weitgehend ins Digitale verlagert, echte
Zwiegespräche bleiben auf der Strecke. Das hat Josef Epp,
Klinikseelsorger und Religionslehrer aus dem Allgäu beim Pegnitzer
Landfrauentag am Dienstagnachmittag im ASV-Sportheim bedauert. Er
rief dazu auf, wieder zu echter Kommunikation zurückzukehren, denn
„wir brauchen den Dialog, wenn es um unsere Zukunft geht“.
„Im Dialog bleiben“ lautet das Jahresmotto der
Landfrauenarbeit im Bauernverband. Es sei wichtig, miteinander zu
reden und sich auszutauschen, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth.
Gerade auf den Bauernhöfen, wo oft noch mehrere Generationen unter
einem Dach leben. Im Dialog sollte man als Landwirt aber auch mit
den Verbrauchern bleiben und immer wieder die eigene Arbeit
darstellen, von der viele Menschen in den Städten überhaupt keine
Ahnung mehr haben. „Klären sie auf, wenn es beispielsweise darum
geht, die Leistungen der Landwirtschaft für den Naturschutz
herauszustellen“, sagte Seyferth.
Zuvor hatte die Kreisbäuerin eine gemischte
Bilanz über das zurückliegende Jahr gezogen. Die Erntebedingungen
seien gut, die Ernte selbst sei aber schlecht gewesen, sagte sie.
Aktuell würden viele Berufskollegen in Südbayern unter den großen
Schneemassen leiden. Von Skifahrern und Ausflüglern werde immer
wieder berichtet, von den Bauern, zu denen kein Milchwagen mehr
durchkommt, sei in der Öffentlichkeit kaum die Rede. „Auf solche
Wetterkapriolen müssen wir uns wohl in Zukunft noch mehr
einstellen“, so Seyferth.
Im Dialog bleiben setze voraus, dass man sich
überhaupt im Dialog befinde, sagte Referent Josef Epp, der auch
durch seine Buchveröffentlichungen bekannt geworden war. Er
bezweifelte das. Immer weniger seien Menschen bereit, sich zu öffnen
und anderen wirklich mitzuteilen. Viele Entscheidungen seien von
Egoismus geprägt, der Konsens gehe verloren, die Gesellschaft drifte
auseinander.
Doch
wer keinen Dialog mehr führt, der verweigere sich auch dem sozialen
Umfeld. Gerade auf den Dörfern mache sich dies schon bemerkbar, wenn
beispielsweise Vereine keine Vorstände mehr finden. „Jeder macht
sein Ding, das Miteinander bleibt auf der Strecke.“ Josef Epp rief
deshalb dazu auf, wieder zum Dialog zurückzukehren, eigene
Positionen zu vertreten, aber nicht ohne dem Gegenüber offen,
aufmerksam und mit entsprechender Wertschätzung zu begegnen. Dialog
benötige Zeit, Dialog benötige Humor, dann könnte nicht nur wieder
ein Miteinander der Generationen möglich sein, sondern auch ein
Konsens bei wichtigen Fragen innerhalb der Gesellschaft.
Für die großartige und ehrenamtliche Arbeit der
Landfrauen bedankten sich in ihren Grußworten unter anderem Landrat
Hermann Hübner, Bürgermeister Uwe Raab, Christa Reinert-Heinz vom
Amt für Landwirtschaft und die stellvertretende oberfränkische
Bezirksbäuerin Beate Opel aus dem Landkreis Kulmbach. Landrat Hübner
merkte positiv an, dass heimische Produkte wieder hoch im Kurs
stünden und der Verbraucher meist auch bereit sei, den Preis dafür
zu bezahlen. Bürgermeister Raab appellierte an die Landwirtschaft,
immer wieder den Dialog mit der Gesellschaft zu führen und so zu
einem konstruktiven Miteinander zu kommen.
Umrahmt wurde der Pegnitzer Landfrauentag
einmal mehr mit den Liedern des Bayreuther Landfrauenchors unter der
Leitung von Martina Schill. Neben einer Trachtenmodenschau gab es
auch eine Präsentation des Marktes Weidenberg durch die 3.
Bürgermeisterin und frühere stellvertretende Bayreuther Kreisbäuerin
Martina Meyer-Gollwitzer.
Bilder: 1.Der Bayreuther Landfrauenchor unter der Leitung von
Martina Schill eröffnete den Landfrauentag im ASV-Sportheim. 2.Die stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt (rechts)
und Kreisbäuerin Angelika Seyferth bedankten sich beim Referenten
Josef Epp, der eigens aus dem Allgäu zum Pegnitzer Landfrauentag
angereist war.
Klarer Verfechter der
Genossenschaftsidee / Erwin Schwarz aus Burggrub bringt als Delegierter
oberfränkische Anliegen in den VMB ein
Burggrub. „Wenn Ehrenamt Spaß macht, dann ist das keine Arbeit.“ Das sagt Erwin
Schwarz, seit 2011 Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes in Kronach, seit
1998 stellvertretender Vorsitzender des Maschinenrings
Coburg-Kronach-Lichtenfels, und seit 22 Jahren ehrenamtlich für die Milchwerke
Oberfranken-West tätig, davon seit zwölf Jahren als Vorstandsmitglied. Der
58-Jährige ist außerdem bei der Raiffeisenbank Mitwitz-Stockheim-Küps, im
Landschaftspflegeverband, im Verein der Ökologischen Bildungsstätte sowie bei
der Maschinenring-Tochter MARA aktiv jeweils an führender Stelle tätig. Für den
Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) bringt er als Delegierter die
oberfränkischen Anliegen ein.
Für
jeden anderen wäre das alles schon genug, denn der Tag hat eben einmal nur 24
Stunden. Bei Erwin Schwarz scheint dies anders zu sein. Er bewirtschaftet so
ganz neben bei noch rund 200 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, auf der er
unter anderem Raps, Winterweizen und Wintergerste, Silomais, Kleegras und
Triticale anbaut. In dem 1992 errichteten Laufstall und einem weiteren 2003
gebauten Außenklimastall gleich hinter dem Wohnhaus stehen 180 Milchkühe. Zwei
Fremdarbeitskräfte beschäftigen er und seine Frau Ute auf dem Hof in Vollzeit,
dazu kommt die junge Auszubildende Tina Wenske aus Redwitz
„Es
geht viel über das Telefon, deshalb dauert das Frühstück auch immer etwas
länger“, verrät der Landwirt, der den Hof in Burggrub, einem Ortsteil der
Gemeinde Stockheim im oberfränkischen Landkreis Kronach, 1985 nach dem Tod
seines Vaters übernommen hatte. Außerdem gibt es ja nicht immer nur Probleme.
Vieles läuft auch glatt, abgesehen vom schlechten Handy-Empfang hier in Burggrub.
„Da,
wo man etwas ändern kann, da werde ich es auch versuchen“, zeigt sich Erwin
Schwarz selbstbewusst und erinnert an den 2. Juni 2017. Damals hatte er eine
Demonstration gegen einen möglichen Nationalparkt Frankenwald angeregt und damit
mehrere hundert Land- und Forstwirte mit rund 120 Schleppern,
landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Holztransportern mobilisiert.
Auch
der Milchstreik vor einigen Jahren sei so ein Ärgernis gewesen. Nicht bei den
Milchwerken Oberfranken-West, einem der international führenden Hersteller von
Käsespezialitäten mit Sitz in Meeder bei Coburg. „In Gebieten mit
Genossenschaften war meist Ruhe“, zeigt sich Erwin Schwarz als klaren Verfechter
der Genossenschaftsidee. Allerdings müsse er seinen Berufskollegen immer wieder
erklären, dass sie es sind, denen die Molkerei (mit)gehört. Die Bauern hätten
ein Mitspracherecht, etwa, wenn es um anstehende Investitionen geht. Und sie
würden regelmäßig informiert, zum Beispiel in der jährlichen Generalversammlung
oder in den Gebietsversammlungen draußen in den Regionen. Von den gut 800
Milchlieferanten, die nicht nur aus Franken und dem angrenzenden Gebieten in
Thüringen sondern sogar aus Hessen kommen, würde dies alles bestens angenommen,
so dass Erwin Schwarz die Genossenschaft bestens aufgestellt sieht.
Überhaupt sieht Erwin Schwarz die genossenschaftliche Idee etwas zu kurz
gekommen. Etwa 50 Prozent der Milch in Bayern würden in Genossenschaften
verarbeitet. Trotzdem sei der Stellenwert der Genossenschaften gering, weil sie
nicht so in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Dabei seien gerade die
Genossenschaften der Garant für einen guten Milchpreis.
Allerdings treibt Erwin Schwarz und seine Frau Ute noch ein ganz anderes Problem
um. Er führt seinen Hof mindestens in der sechsten Generation. Bis zurück zum
Jahr 1750 sei die Hofstelle nachweisbar. Doch nun ist die Zukunft offen. Obwohl
das Paar drei Kinder hat, machte es Erwin Schwarz beim letzten
Kreiserntedankfest öffentlich, „um Spekulationen vorzubeugen“, wie er sagt: „Wir
suchen ein Hofnachfolger. Die älteste Tochter Yvonne (37) geht sowohl beruflich
als auch privat andere Wege, Sohn Erich (32) ist als Maschinenbauingenieur in
Amerika tätig und der jüngste Sohn Uwe kann den Betrieb aufgrund einer
Behinderung nicht übernehmen.
„Wer führt unser
Lebenswerk weiter?“, diese Frage treibt die Familie Schwarz seit geraumer Zeit
um. Vielleicht sind es die derzeitigen Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft,
vielleicht ist es die schwach strukturierte Gegend in Sichtweite zum ehemaligen
Eisernen Vorhang. Bisherige Interessenten seien abgesprungen, sie hatten sich
die Landwirtschaft irgendwie anders vorgestellt. Auch unter den zwölf
Auszubildenden der zurückliegenden Jahre sei kein geeigneter Interessent
gewesen. „Und das, obwohl der Betrieb von seiner Größe her leicht ein
gesichertes Einkommen bietet“, zuckt Erwin Schwarz mit den Schultern. Doch die
Hoffnung stirbt zuletzt.
Bewusstsein für Wald und Holz
schaffen/
Neue Infotafel soll auf vielfältige Leistungen der Waldbauern
aufmerksam machen
Scheßlitz,
Lks. Bamberg. „Holz ist in, auf den Zug sollten wir aufspringen.“ Eva Kaube
von Pro-Holz-Bayern bringt es auf den Punkt, was die Waldbauern derzeit
antreibt. Sie wollen darauf aufmerksam machen, wie bedeutsam die
Waldbewirtschaftung ist. Im Scheßlitzer Stadtwald im Landkreis Bamberg
geschieht dies mit einer großformatigen Tafel entlang eines beliebten
Wanderweges. „In wenigen Worten wollen wir hier den Menschen klar machen,
dass Holznutzung eine gute Tat für den Wald ist“, so Forstdirektor Michael
Kreppel vom Amt für Landwirtschaft in Bamberg.
Auch wenn es abgedroschen klingt: „Nur wenn wir die Wälder nützen, schützen
wir sie auch“, sagte Angelika Morgenroth, die Vorsitzende der
Waldbesitzervereinigung Bamberg bei der Enthüllung der Informationstafel im
Scheßlitzer Stadtwald. Die Tafel soll deshalb ganz besonders auf die großen
Leistungen der Forstwirtschaft aufmerksam machen.
Holznutzung sei doch nichts falsches, wehrte sich Forstdirektor Kreppel
gegen entsprechende Vorwürfe, wie sie manchmal von Teilen der Gesellschaft
zu hören sind. Nur die Nutzung von Holz binde auch das Kohlendioxid. Die
Tafel soll deshalb auch die vielfältigen Funktionen des Waldes in den
Mittelpunkt stellen: Natur-, Wasser- und Artenschutz, aber auch die
Erholungsfunktion für die Bevölkerung und eben auch die Einkommensfunktion
für die Waldbauern.
Ganz wichtig werde es in Zukunft sein, bei Menschen außerhalb der Branche
ein Bewusstsein für Wald und Holz zu schaffen, sagte Geschäftsführerin Eva
Veit von Pro-Holz-Bayern. Sie erinnerte auch daran, dass die Forstwirtschaft
nicht nur äußerst nachhaltig arbeitet, sondern auch sehr langlebig ist: „Was
wir jetzt angehen, wird in 100 Jahren geerntet.“
Der örtliche Landtagsabgeordnete Holger Dremel (CSU) warb dafür, Wald und
Holz schon im Kindesalter erlebbar zu machen. „Ein schöner Wald muss auch
gepflegt werden, damit es ein schöner Wald bleibt“, sagte Bürgermeister
Roland Kauper. Seine Stadt ist nicht nur die größte Kommune im Landkreis
Bamberg sondern auch eine Gemeinde mit einem überaus großem Waldanteil.
Allein der Stadtwald umfasst rund 400 Hektar.
Bei dem Termin zur Enthüllung der Informationstafel wurde auch immer wieder
darauf angesprochen, dass 2018 ein Katastrophenjahr für den Wald mit
langfristigen Auswirkungen sein wird. „Durch den Käfer und durch den
Klimawandel werden wir in den kommenden Jahren viele Wälder verlieren“,
sagte Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt von der WBV Bamberg. „Wir
steuern auf ein Waldsterben 2.0 hin“, so die Vorsitzende Angelika Morgenroth.
Sie sprach von bundesweit 80000 Hektar Wald, die allein wegen der
Trockenheit aktuell wieder aufgeforstet werden müssen.
Die Waldbesitzervereinigung Bamberg betreut im nordöstlichen Landkreis
Bamberg rund 11500 Hektar Wald. Die Selbsthilfeorganisation hat circa 2350
Mitglieder. Im Waldkompetenzzentrum am Neumarkt in Scheßlitz sind neben dem
Bereich Forsten des Amtes für Landwirtschaft, der Waldbesitzervereinigung
Bamberg, der Revierverwaltung der Bayerischen Staatsforsten auch die
Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken (FVO) und seit Juli der
Bayerische Waldbesitzerverband mit einer Außenstelle unter einem Dach
vertreten.
Bild:
Kaum zu übersehen ist
diese neue Infotafel im Stadtwald von Scheßlitz. Im Bild von links:
FVO-Geschäftsführer Jörg Ermert, Iris Götting-Henneberg vom Bayerischen
Waldbesitzerverband, Ingrid Palecek von der WBV, Revierleiter Matthias Ott,
WBV-Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt, WBV-Vorsitzende Angelika
Morgenroth, MdL Holger Dremel, Eva Veit von Pro Holz, der forstliche Berater
Hans-Peter Schreier, Bürgermeister Roland Kauper und Forstdirektor Michael
Kreppel.
Braugerstenbonus für Franken“ /
Oberfränkische Braugerstenschau: Größere Anbaufläche und höherer Ertrag trotz
Rekordtrockenheit
Kulmbach.
Bei der Braugerste war Oberfranken im zurückliegenden Jahr zweigeteilt: Während
in den Landkreisen Hof und Wunsiedel sowie im Kulmbacher Oberland eine fast
normale Ernte mit ausgezeichneter Qualität eingefahren werden konnte, haben die
Bauern im südlichen und westlichen Oberfranken massive Ernteverluste zu
beklagen. „Je nach Boden und Niederschlag liegt das Minus bei 30 bis 50
Prozent“, sagte Vorsitzender Hans Pezold (Marktleugast) vom oberfränkischen
Braugerstenverein. Bei der Braugerstenschau im Kulmbacher Mönchshof war der
trockene Sommer diesmal das alles beherrschende Thema.
Kreisobmann Wilfried Löwinger sprach von einer katastrophalen Ernte in Teilen
des Landkreises Kulmbach. 2017 sei noch schlimmer gewesen als das Trockenjahr
1976. Damals sei wenigstens noch im Herbst ein wenig Regen gefallen. Deshalb,
und vor allem auch wegen der Tatsache, dass der regionale Markt derzeit nicht in
der Lage ist, den Bedarf zu decken, forderte Löwinger einen „Braugerstenbonus
für Franken“. Noch so ein Trockenjahr würde eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes
bedeuten, warnte der Kreisobmann.
Aktuelle
Zahlen zur Trockenheit hatte Friedrich Ernst vom Fachzentrum Pflanzenbau beim
Amt für Landwirtschaft in Bayreuth im Gepäck. Insgesamt hätten zwischen Mai und
Juli mindestens 50, je nach Standorten auch über 70 Prozent Niederschlag des
langjährigen Durchschnitts gefehlt. Die Gerste habe sich deshalb in ihren
Hauptanbaugebieten, also in den Mittelgebirgslagen und im Jura, nur schwach
entwickeln können. Wenn der Ertrag deshalb auch meist knapp gewesen sei, so
konnte Friedrich Ernst dennoch von einer „oft zufriedenstellenden Qualität“
sprechen.
Insgesamt hatte die Anbaufläche für Sommergerste in Oberfranken nach den Zahlen
des Fachzentrums um fast neun Prozent auf gut 33120 Hektar zugelegt. Das sind 16
Prozent der gesamten Ackerfläche im Regierungsbezirk, oder anders ausgedrückt:
„Auf jedem sechsten Hektar stand heuer Braugerste“, so Friedrich Ernst. Bei
einem Durchschnittsertrag von knapp 52 Zentner pro Hektar kam der Sprecher auf
ein Braugerstenaufkommen von 128500 Tonnen, elf Prozent mehr als im Vorjahr.
Bei
den Braugerstenmustern lag die Sorte „Solist“ mit 66 Prozent mit deutlichem
Vorsprung vor „Catameran“ (13 Prozent) und „Avalon“ (11 Prozent) an der Spitze.
Am Anteil stark abgenommen habe die Sorte „RGT Planet“ (von 13 auf 6 Prozent).
Andere Sorten wie zum Beispiel „Grace“ (2,5 Prozent) oder „Laureate“ (unter 1
Prozent) hätten nur noch einen sehr geringen Anteil gehabt.
Preisträger der Braugerstenschau wurden in diesem Jahr: Maxi Küspert aus
Wunsiedel (1. Preis), Roland Kolb aus Wonsees im Landkreis Kulmbach (2. Preis)
und Tina Küspert aus Wunsiedel (3. Preis). Damit sind erstmals zwei Schwestern
unter den Bestplatzierten. Landkreissieger wurden: Thomas Betz aus Wattendorf
(für die Landkreise Bamberg/Forchheim), Bruno Bächmann aus Aufseß (Bayreuth),
Axel Baumgärtner aus Meeder (Coburg), Rainer Michel aus Gattendorf (Hof),
Vorsitzender Hans Pezold aus Marktleugast (Kulmbach/Kronach), Georg Tempel aus
Weismain (Lichtenfels) und Reinhard Jarsch aus Arzberg (Wunsiedel).
Bilder:
1.Siegerbild
mit den Preisträgern der oberfränkischen Braugerstenschau (von links): Kulmbachs
stellvertretender Bürgermeister Frank Wilzok, Roland Kolb, Vorsitzender Hans
Pezold, Maxi Küspert, der stellvertretende Vorsitzende und Landtagsabgeordnete
Martin Schöffel und Tina Küspert.
2.Auf
großes Interesse war die Musterausstellung zur oberfränkischen Braugerstenschau
im Kulmbacher Mönchshof gestoßen.
3. Durchschnittlicher Ertrag trotz katastrophalem Trockenjahr: Friedrich Ernst
vom Fachzentrum Pflanzenbau beim Amt für Landwirtschaft in Bayreuth.
Monströse Maschinen und
grazile Girls /
Landjugend im Lokschuppen: Kalendergirlparty im
Deutschen Dampflokomotivmuseum
Neuenmarkt,
Lks. Kulmbach. Super Stimmung, eine perfekte Location und jede Menge
sexy Mädels: nicht nur der Jungbauernkalender ist längst Kult, auch
die dazugehörige „Kalendergirl-Party“. Diesmal fand sie im Deutschen
Dampflokomotivmuseum (DDM) im Neuenmarkt statt. Rund 1500
Landjugendliche aus ganz Bayern fanden den Weg nach Oberfranken.
Schlanke Models und schwere Dampfrösser,
grazile Girls und monströse Maschinen: die Heldinnen der
Landwirtschaft hatten hier einen grandiosen Auftritt, live und in
Lebensgröße, als wären sie gerade dem Kalenderblatt entstiegen.
Dabei machten sie nicht nur auf den Bildern des Salzburger
Fotografen Christian Maislinger eine ausgesprochen gute Figur. Sie
alle haben auch einen landwirtschaftlichen Bezug:
Vermessungstechnikerin Erika (28) aus Unterfranken,
Fahrzeuginnenausstatterin Julia (20) aus der Oberpfalz,
Agrarmanagementstudentin Sina (25) aus Schwaben, Hauswirtschafterin
Theresa (22) aus Oberbayern, die tiermedizinische Fachangestellte
Barbara (21) aus dem Allgäu und Physiotherapeutin Stefanie (27),
ebenfalls aus der Oberpfalz. Sie alle waren sich einig und wurden
nicht müde zu immer wieder zu betonen: „So vielfältig und
abwechslungsreich wir die Landwirtschaft ist kein anderer Beruf.“
Beim
Landjugend Bezirksverband Oberfranken freute man sich besonders,
dass es die Kalendergirlparty als erste ehrenamtliche
Großveranstaltung in dieser Dimension ins DDM geschafft hatte. „Wir
möchten nicht nur den Kalender feiern und die Models präsentieren,
sondern auch eine Lanze für die Landwirtschaft brechen“, sagte
Bezirksvorsitzender Max Raimund von der Landjugend Schreez.
Im Mittelpunkt stand natürlich der spektakuläre
Kalender der Jungbauernschaft, der spätestens seit der Party die
eine oder andere Stalltür schmücken wird. Auf jedem der zwölf Bilder
wurden die sechs Mädels künstlerisch und höchst professionell in
Szene gesetzt. Im riesigen Lokschuppen von Neuenmarkt spielte die
Coverband „Blechhulza“ aus der Fränkischen Schweiz mit Sängerin
Jasmin, angeheizt wurde die Stimmung durch die Cheerleadergruppe aus
Kulmbach und durch Moderator Christian Höreth vom Lokalsender Radio
Mainwelle.
Am
Rande stellt der Landjugend-Bezirksverband erstmals seine neue
Landjugend-App vor. Sie soll ein ganz neues Werkzeug der
Jugendarbeit sein, alle Ortsgruppen in Bayern vernetzen und noch im
Herbst allen Usern zur Verfügung gestellt werden, so Michael
Kießling vom Arbeitskreis Jugend- und Gesellschaftspolitik. Allein
in Oberfranken gibt es 35 Ortsgruppen.
Außerdem kündigten die Verantwortlichen das
neue Großprojekt 2019 mit dem Titel „HeimatWurzeln“ an. Dabei sollen
zum 70. Geburtstag der Landjugend und zum 70. Geburtstag des
Grundgesetzes 70 Obstbäume in ganz Oberfranken gepflanzt werden. An
jedem Baum soll ein graviertes Blechschild mit einem Artikel des
Grundgesetzes angebracht werden.
„Wir sind die, die draußen auf dem Dorf dafür
sorgen, dass was los ist“, sagte Kießling. In Neuenmarkt hat die
Landjugend einmal mehr gezeigt, was sie alles kann: eine Super-Party
ehrenamtlich organisieren, der Landwirtschaft ein jugendliches,
modernes Image verpassen und dabei auch noch erotisch rüberkommen.
„Das schafft nur die Landjugend“, so Kießling.
Bilder:
1.Machen
auch in Tracht eine gute Figur; die Kalendergirls des Jahres 2018.
2.September-Girl
Julia. 3. Januar-Girl Sina.. 3.April-Girl
Teresa.
unten:.
o.l.:Wo
sonst schwere Maschinen eingeheizt werden, heizten die sechs
Kalendergirls der 2018er Edition ein. o.r.:Die
Cover-Band Blechhulza aus der Fränkischen Schweiz mit Sängerin
Jasmin. u.l.:Cheerleaders
aus Kulmbach und Moderator Christian Höreth sorgten im DDM für
Stimmung. u.r.:Landjugend
im Lokschuppen: das Dampflokomotivmuseum hatte Platz für 1500
Partygäste.
Begeisterung auf eigenen Betrieben
umsetzen /
VLF- und VLM in Oberfranken verabschiedeten Geschäftführer Ernst
Heidrich
Selb.
Verantwortung, Erfahrung und eine gute Ausbildung: darauf sollten die Bäuerinnen
und Bauern setzen, um die Zukunft zu meistern. „Sie wissen seit Generationen,
wie es geht, da brauchen sie das Feld nicht selbsternannten Experten
überlassen“, sagte der Wunsiedler Landtagsabgeordnete Martin Schöffel bei der
Bezirksversammlung der beiden Verbände für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF)
sowie für landwirtschaftliche Meister und Ausbilder (VLM) in Selb zu den
Vertretern der einzelnen Kreisverbände.
Der
Landwirtschaft sagte Schöffel, der auch Mitglied im Agrarausschuss des Landtags
ist, eine gute Zukunft und große Chancen voraus. Allerdings müssten die Bauern
alles daran setzen, die Menschen besser darüber zu informieren, was auf den
Höfen wirklich los ist. Nur dann könnten die Menschen auch die Zusammenhänge
verstehen.
Zuvor
hatte sich Mario Güldner als neuer oberfränkischer VLF-Bezirksvorsitzender
vorgestellt. Der 34-Jährige hatte nach einer kurzen Zeit der Vakanz den Vorsitz
von Konrad Rosenzweig übernommen. Güldner kommt aus Aufseß im Landkreis
Bayreuth. Dort bewirtschaftet er einen Milchviehbetrieb und ist als
landwirtschaftlicher Lohnunternehmer tätig. Güldner ist nicht nur ausgebildeter
Landwirt, sondern hat auch eine Lehre als Landmaschinenmechaniker absolviert.
Dem VLF gehört er seit 2012 an.
Für
ihr vielfältiges Engagement und ihren großen Einsatz zu Gunsten der
landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung wurden bi der Bezirksversammlung
Christa Ziegler, Gudrun Pezold, und Harald Galster (alles aus dem Landkreis
Bayreuth) sowie Renate Mitlacher (Landkreis Coburg) mit dem Silbernen
Verbandsabzeichen geehrt.
Goldene Meisterbriefe gab es für Petra Mergner aus Saalenstein im Landkreis Hof
sowie für Erwin Fröber und Richard Schübel, beide aus Schönlind im Landkreis
Wunsiedel. „Sie gehören zur Spitze der rund 10000 aktiven landwirtschaftlichen
Ausbildungsbetriebe in Deutschland“, sagte der VLM-Bezirksvorsitzende Rudi
Steuer zu den drei Geehrten. Alle drei seien das beste Beispiel dafür, wie man
Betriebe vorausschauend und der Nachfrage entsprechend ausrichtet. Dazu komme
es, dass die Betriebsinhaber ihr Wissen und ihre Freude am Beruf immer wieder
jungen Leuten weitergeben, damit sie diese Begeisterung nach ihrer Ausbildung
auf ihren eigenen Betrieben umsetzen können.
Bei
der Bezirksversammlung wurde außerdem Dr. Ernst Heidrich verabschiedet. Er
führte zehn Jahren lang die beiden Bezirksverbände als Geschäftsführer. Heidrich
war bis Ende Juni Leiter des Amtes für Landwirtschaft in Bayreuth. Heidrich
plädierte unter anderem dafür, die jetzige Struktur der beiden Verbände auch auf
Bezirks- und Landesebene so beizubehalten. Nur dann würden VLF und VLM von
Politik und Gesellschaft auch wahrgenommen. Heidrich: „Wenn wir die breite
Anerkennung der Landwirtschaft wollen, müssen wir uns auch Gehör verschaffen.“
Dem
pflichtete auch der stellvertretende VLF-Landesvorsitzende Harald Schäfer bei.
Aus- und Weiterbildung müsse in der Landwirtschaft höchste Priorität haben. Der
Einsatz für flächendeckende und qualitativ hohe Landwirtschaftsschulen gehöre
unabdingbar dazu. „Wir brauchen den VLF und den VLM, um mit entsprechenden
Bildungsoffensiven hinein in Politik und Gesellschaft zu wirken“, sagte der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Die stellvertretende Vorsitzende des
Meisterverbandes Dagmar Hartleb nannte VLF und VLM wichtige Interessensvertreter
im Bereich der agrarischen Bildung, die mittlerweile zu einem festen Bestandteil
der Gesellschaft geworden seien.
Die
große Bedeutung der Landwirtschaft im Landkreis Wunsiedel machte der
stellvertretende Landrat Roland Schöffel an den folgenden Zahlen deutlich: Von
den 65000 Hektar des Wunsiedler Landkreises seien 45 Prozent Wald, 38 Prozent
landwirtschaftliche Nutzfläche und 1,5 Prozent Gewässer. Damit seien fast 85
Prozent der gesamten Landkreisfläche Naturraum. Der Rest setze sich aus
besiedelter Fläche und Verkehrsflächen zusammen.
Bilder:
1.
VLF-Bezirksvorsitzender Mario Güldner (links) und die
stellvertretende VLM-Vorsitzende Dagmar Hartleb
verabschiedeten den langjährigen Geschäftsführer Dr. Ernst Heidrich.
2. Silbernes Verbandsabzeichen (von links): Geschäftsführer Dr. Ernst Heidrich,
VLF-Bezirksvorsitzender Mario Güldner, die stellvertretende VLM-Vorsitzende
Dagmar Hartleb, Christa Ziegler, Gudrun Pezold, Renate Mitlacher und Harald
Galster.
3. Goldene Meisterbriefe (von links): der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel,
Geschäftsführer Dr. Ernst Heidrich, der stellvertretende VLF-Landesvorsitzende
Harald Schäfer, die stellvertretende VLM-Vorsitzende Dagmar Hartleb, Erwin
Fröber, Petra Mergner, Richard Schübel und der VLM-Bezirksvorsitzende Rudi
Steuer.
Extreme werden extremer /
Forum „Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth zeichnet düsteres Bild
von den Auswirkungen des Klimawandels
Bayreuth. Eines steht fest: der Wald wird ein anderer werden. Die
Veränderungen in unseren Wäldern scheinen vor dem Hintergrund des
Klimawandels auch wirklich das einzige Beständige zu sein. Dieses Bild
zeichnete das 2. Forum „Waldkontroversen“, das die Campus-Akademie für
Weiterbildung, das Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung und
der Ökologisch-Botanische Garten an der Universität Bayreuth veranstaltet
haben.
Konkrete
Ergebnisse, wie der Wald der Zukunft mit dem Klimawandel zurechtkommen
könne, stellte Christian Ammer (links), Professor für Waldbau und
Waldökologie an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der
Georg-August-Universität Göttingen den rund 120 Vertretern der Staatlichen
Forstverwaltung, des Privatwaldes, der Jagd und des Naturschutzes vor. Je
unterschiedlich die Baumarten und ihre Ansprüche sind, umso eher sind
positive Effekte zu erwarten, das heißt, umso besser können die Bäume
trockene Phasen tolerieren. Die Begründung von Mischbeständen bezeichnete
der Waldprofessor als eine Option, um den Klimawandel zumindest etwas
abzufedern. Ammer nannte dabei die Große Küstentanne, die Schwarzkiefer, die
Douglasie und die Roteiche als zu empfehlende Arten, für die einiges
spreche.
Was die Bestandsbehandlung angeht, so setzt der Fachmann auf Durchforstung.
Je stärker durchforstet wird, umso mehr Wasser komme in den Boden. Ammer
sprach von kräftigen, aber nicht zu starken Durchforstungen, die das
Trockenstressrisiko gerade in Fichtenbeständen wirkungsvoll begrenzen
könnten. Er stellte aber auch klar, dass die genannten Optionen die Symptome
des Klimawandels lediglich lindern, die Ursachen aber nicht bekämpfen
können. „Hier sind wir vielmehr in unserer Rolle als Konsumenten gefordert“,
so Ammer.
Der
Klimawandel ist längst im Gange, das stellte einmal mehr Johannes Lüers
(links) von der Abteilung Mikrometeorologie an der Universität Bayreuth
klar. Alle Messreihen zeigten seit Mitte der 1980er Jahre einen Knick nach
oben, auch in Oberfranken. Seit Beginn der 1980er Jahre gebe es immer mehr
heißte Tage und immer weniger kalte Tage, Oberfranken werde wärmer, und zwar
zu allen Jahreszeiten. Dazu kommt es nach den Worten des Wissenschaftlers,
dass Starkregenereignisse sowohl an Häufigkeit, als auch an Intensität
zunehmen und dass es schon lange keinen einzigen Monat mehr mit Dauerfrost
gegeben hat.
Das
wiederum führe zu neuen Schädlingen und Baumkrankheiten, so Ralf Petercord
(links) von der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft.
Insekten reagierten etwa durch eine schnellere Generationenfolge, durch ein
erhöhtes Vermehrungspotenzial, durch eine Zunahme der Aggressivität und
durch die Änderung der Verbreitungsgebiete auf den Klimawandel. „Es gibt
keine Baumart ohne Risiko“, sagte Petercord. Klare Gewinner des Klimawandels
seien schon jetzt der Eichenprozessionsspinner oder etwa der Schwammspinner.
Sogenannte Jahrhundertsommer kämen jetzt schon alle drei bis fünf Jahre,
zeichnete Petercord ein düsteres Bild. „Extreme werden extremer“, sagte er.
Für den Wissenschaftler stand deshalb auch fest: „Wir werden die Fichte über
kurz oder lang auf einer ganz großen Fläche verlieren.“
Von Wandern bis Wellness: Urlaub
auf dem Bauernhof wird digital /
Landesversammlung Bauernhof- und Landurlaub in
der Oberpfalz
Falkenberg,
Lks. Tirschenreuth. Von der Planung über die Vorbereitung bis hin zum
eigentlichen Aufenthalt: die Digitalisierung hat den Urlaub komplett erfasst.
Auch den Urlaub auf dem Bauernhof: „Der Online-Bereich wird weiter auf uns
zurollen“, sagte Susanne Wibbeke, Geschäftsführerin des Landesverbandes
Bauernhof- und Landurlaub in Bayern. Bei der Mitgliederversammlung im
oberpfälzischen Falkenberg sprach sie von einer großen Herausforderung, der
Verband sei allerdings schon heute hervorragend aufgestellt.
Pinterest, Instagram, Facebook oder Twitter: auf den Social-Media-Kanälen ist
der Bauernhof-Urlaub überall präsent. „Wir haben unser Online-Budget
aufgestockt“, sagte die Vorsitzende Gerda Walser. Auf der Website
www.bauernhof-urlaub.com gibt es zwei nagelneue
höchstprofessionelle Videos, den Unterschied zwischen Bauernhof- und Landurlaub
visuell darstellen, für Messen eine digitale Katalogstele, Online-Gewinnspiele
und Schnittstellen zu sämtlichen Buchungsportalen.
So
sehen auch die Planungen für 2019 jede Menge Online-Aktivitäten vor. So sollen
die Online-Buchungsmöglichkeiten eingeführt, Suchmaschinen optimiert, weiterer
Content erstellt und die Social-Media-Kanäle weiter ausgebaut werden.
Gleichwohl haben die guten alten Prospekte aber noch lange nicht ausgedient. Um
Gegenteil: die 30000 Urlaubskataloge des Jahres 2018 waren diesmal schon im
August vergriffen. Damit das im Jahr 2020 zum Zentralen Landwirtschaftsfest (ZLF)
nicht passiert, soll die Auflage sogar erhöht werden. „Wir brauchen den Katalog
unbedingt“, so die Vorsitzende. Ihren Worten zufolge wurden zuletzt rund 7000
Exemplare online angefordert, rund 6000 gingen bei Veranstaltungen weg, die
Übrigen fanden über Werbepartner, Touristikunternehmen über Katalogservices ihre
Abnehmer.
Bildung
und Beratung sollen auch bei der künftigen Arbeit des Verbandes im Mittelpunkt
stehen, so Anja Hensel-Lieberth von Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Sie
sagte die weitere Unterstützung für die Kampagnen des Verbandes zu und mahnte
auch für die Zukunft ein einheitliches Auftreten an. „Der Landesverband wirbt
als Marketingorganisation und Interessensvertretung bayernweit für die
Anbietergemeinschaften, er ist damit das Sprachrohr für den Urlaub auf dem
Bauernhof“, so Hensel-Lieberth.
„Wir
wollen ja nicht nur Familien mit Kindern, sondern vor allem außerhalb der
Ferienzeiten auch Wanderer oder Wellnesstouristen ansprechen“, sagte Gerda
Walser. Der Landesverband hat aktuell 1927 Mitglieder aus 17
Anbietergemeinschaften. Der Großteil kommt mit 571 Mitgliedern aus Oberbayern,
gefolgt von 501 aus dem Bereich Schwaben/Allgäu, Der Rest ist im Bayerischen
Wald, Niederbayern und der Oberpfalz sowie in Franken zuhause.
Bilder:
1. Sämtliche Teilnehmer an der Landesverbandsversammlung Bauernhof- und
Landurlaub Bayern versammelten sich zum Gruppenbild vor der imposanten Burg
Falkenberg in der Oberpfalz.
2. Die erste Vorsitzende Gerda Walser (links) und die zweite Vorsitzende
Angelika Soyer.
3. Thorsten Alms von der Geschäftsstelle, Vorsitzende Gerda Walser,
Geschäftsführerin Susanne Wibbeke und die zweite Vorsitzende Angelika Soyer (von
links).
Selbstbewusst und stolz, bloß
nicht emotional /
Gerd Sonnleitner bei der Landesversammlung Bauernhof- und
Landurlaub Bayern
Falkenstein,
Lks. Tirschenreuth. „Wer sich selber klein, hässlich und niedrig macht, der wird
auch so behandelt.“ Das sagt Gerd Sonnleitner, ehemaliger Präsident des
bayerischen, des deutschen und des europäischen Bauernverbandes. Bei der
Landesverbandsversammlung Bauernhof- und Landurlaub Bayern in Falkenstein rief
der jetzige BBV-Ehrenpräsident die Mitglieder zu mehr Selbstbewusstsein auf.
„Seien sie stolz auf das, was sie tun“, sagte er.
Der
echte kritische Gast verbringe seinen Urlaub ja ohnehin nicht auf dem Bauernhof.
Aber auch der suchende und vielleicht sogar lernwillige Gast könne kritische
Fragen stellen. Sonnleitner rief dazu auf, stets ruhig und selbstbewusst zu
bleiben und vor allem eines: „Bloß nicht emotional werden.“
Alle
Anbieter sollten sich stets klarmachen, dass Urlaubsbauernhöfe die besten
Werbeträger für die Landwirtschaft sind. „Urlaub auf dem Bauernhof, das ist die
glaubwürdigte und kostengünstigste PR-Arbeit für alle Betriebe“, sagte der
frühere BBV-Präsident. Diese Art von Imagearbeit sei unbezahlbar, weil sie ja
stets für die gesamte Landwirtschaft und den ländlichen Raum geschieht.
Als
Ergebnis hielt Sonneitner fest, dass die öffentliche Wahrnehmung und die
Sympathien der Menschen ganz stark auf Seiten der Bauern sind. „Für die sind wir
nicht die Umweltvergifter, Tierquäler und Sadisten, als die wir manchmal
dargestellt werden.“ Die schweigende Mehrheit stehe auf Seiten der Bauern. Diese
Masse der Sympathisanten gelte es zu erreichen und zu gewinnen, ihnen müsse man
die Augen öffnen für die Vielfalt und die Schönheit der Regionen, die von den
Bauern gestaltet wurden.
Wie
wichtig das richtige Image ist, machte Sonnleitner daran fest, dass für
bayerische Produkte fast überall höhere Preise erzielt werden könnten. Der
Imageeffekt sei sehr wichtig, um zu besseren Konditionen zu kommen. Die schöne
Landschaft gehöre dazu, aber auch die emotionale Bindung, und dabei spiele der
Urlaub auf dem Bauernhof eine große Rolle.
Allen
Anbietern schrieb Sonnleitner eine konsequente Qualitätsausrichtung ins
Stammbuch genauso wie Geschlossenheit, enge Zusammenarbeit und, vor dem
Hintergrund politischer Unwägbarkeiten, ein starkes Auftreten. Er erinnerte
dabei auch an die Anfänge von Urlaub auf dem Bauernhof, die damals gar nicht so
positiv gesehen wurden. Von zusätzlichen Belastungen der ohnehin überlasteten
Bäuerin war die Rede und von offener Ablehnung.
Diese Zeiten seien gottlob
längst vorbei und der Bauernhofurlaub sei längst als wichtige Einkommensquelle
für die Anbieter sowie als Gesundbrunnen für Körper und Geist für den Gast
angesehen. „Urlaub auf dem Bauernhof ist ein wichtiger Teil unsrer bayerischen
Landwirtschaft“, sagte Sonnleitner, und weiter: „Je digitaler alles wird, desto
mehr brauchen wir die analoge Welt“.
Bilder:
1.„Bloß
nicht emotional werden“: BBV-Ehrenpräsident Gerd Sonnleitner bei der
Landesverbandsversammlung Bauernhof- und Landurlaub Bayern.
2.Die
Vorsitzende Gerda Walser (rechts) und ihre Stellvertreterin Angelika Soyer
bedankten sich beim BBV-Ehrenpräsidenten Gerd Sonnleitner für sein Referat bei
der Landesverbandsversammlung.
Goldkronach gegen den Südost-Link /
BBV und Bürgerinitiative
demonstrierten mit riesigem Traktor-Konvoi gegen Stromtrasse
Goldkronach,
Lks. Bayreuth. Mit einer Großdemonstration haben der BBV und die örtliche
Bürgerinitiative gegen die geplante
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ-Leitung) demonstriert.
Landwirte und ihre Familien aus dem Landkreis Bayreuth und den
Nachbarlandkreisen Hof und Kulmbach waren mit über 80 Traktoren gekommen, um im
Konvoi von den Ortschaften Kottersreuth und Leisau auf der Kreisstraße BT 12 an
der Stadt Goldkronach und dem Ortsteil Nemmersdorf vorbei bis zum Kreuzstein zu
fahren. Auf diesem Korridor könnte die Trasse nach den vorliegenden
Informationen verlaufen.
Man
habe bewusst keine Kundgebung eingeplant, sollte wollte lediglich ein kurzes und
prägnantes Zeichen gegen die flächenverschwendende und unnötige Wahnsinnstrasse
setzen, deren einziges Ziel es ist, Braunkohlestrom von Ost nach Süd zu
transportieren, erklärten der stellvertretende Kreisobmann Harald Galster,
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel und Martin Förster für die Bürgerinitiative
Goldkronach. Für Aufsehen sorgte der Bulldog-Konvoi trotzdem, zumal viele Bauern
ihre Fahrzeuge mit Transparenten und großen Plakaten geschmückt hatten.
„Monstertrasse – nein danke“, stand darauf, oder: „Die echte Energiewende
braucht Stromspeicher und intelligenten Netzausbau, aber keine
Gleichstrompassagen“.
Als
Hauptleidtragende einer im Moment geplanten Erdverkabelung bezeichnete der
stellvertretende Kreisobmann die Landwirtschaft. Die rund zwei Meter tiefen und
etwa 20 Meter breiten Rinnen, die gegraben werden müssten um die Kabel zu
verlegen, würden das Bodengefüge völlig durcheinander bringen. Hinzu komme eine
Erwärmung des Bodens in der Nähe der Kabel um bis zu vier Grad Celsius. Nach den
Worten von Martin Förster von der Bürgerinitiative „Goldkronach gegen den
Südost-Link“ stelle die Leitung falsche Weichen in der Energiepolitik und
verbrauche vor allem zu viel Fläche.
Von
der Politik äußerte sich lediglich die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer (CSU) zu der Aktion. Sie wies darauf hin, dass der Netzbetreiber
Tennet die Erdverkabelung mittlerweile mit einer boden- und flächenschonenden
Technik ausführen kann. Dass dies dennoch einen erheblichen Eingriff darstellt,
räumt sie aber ein. Deshalb habe die Staatsregierung in dem kürzlich
geschlossenen Eigentumspakt auch die HGÜ-Leitung besonders herausgestellt und
setze sich für wiederkehrende Entschädigungsleistungen betroffener
Grundeigentümer ein. „Dadurch sollen dauerhafte Bewirtschaftungsnachteile
verhindert werden“, erklärt Brendel-Fischer. Sie bezweifelt allerdings die
Entbehrlichkeit der Trasse. Dies hätten mehrere unabhängige Expertisen
bestätigt. Dass der alternative Intensivausbau von Biomasseanlagen,
Flächen-Photovoltaikanlagen und Windkraft als notwendiger Ersatz für
Stromimporte auf keine gesellschaftliche Akzeptanz stoße, zeige sich regelmäßig.
Bilder:
Rund 80 Traktoren rollten
aus Protest gegen die geplante HGÜ-Leitung an Goldkronach und Nemmersdorf
vorbei.
Engagiert, modern und aktiv /
Landesbäuerin Anneliese Göller über 70 Jahre Landfrauen - Erntedank in
Höchstädt im Fichtelgebirge
Höchstädt
im Fichtelgebirge, Lks. Wunsiedel. Zusammen mit Landesbäuerin Anneliese
Göller hat der BBV-Kreisverband Wunsiedel in der Peter-und-Paul-Kirche von
Höchstädt im Fichtelgebirge Erntedank gefeiert. Im Mittelpunkt stand dabei
die „Frauenpower vom Land“, wie es Göller formulierte. Göller, die auch
oberfränkische Bezirksbäuerin und Bamberger Kreisbäuerin ist, sprach zum
Jubiläum 70 Jahre Landfrauen im Bauernverband, während der Posaunenchor
Höchstädt-Thierstein und der Landfrauenchor „Sechsämtermoila“ die passende
musikalische Umrahmung in der prächtig geschmückten Kirche beisteuerten.
Zuvor hatte Pfarrer Knut Meinel aus Thierstein dazu aufgerufen, auch in
Zeiten leerer Scheunen, staubtrockener Felder und Verlusten von rund 30
Prozent im Landkreis das Danken nicht zu vergessen. „Uns geht es gut in
diesem Land“, sagte der Geistliche. Mit Blick auf das Landfrauenjubiläum
sagte Meinel: „70 Jahre Landfrauen bedeutet auch 70 Jahre des Wohlstandes“.
Doch
nicht nur das: 70 Jahre Wachstum und Fortentwicklung seien auch 70 Jahre
Frieden, so Kreisobmann Harald Fischer. Das sei keine
Selbstverständlichkeit, genauso wie die Versorgung mit heimischen
Lebensmitteln gerade in einem Jahr wie diesem. „Wir sind dankbar für die
Ernte, die wir trotz der Trockenheit einfahren durften“, so Fischer. Immer
wieder sollte man die Menschen daran erinnern, dass die gefüllten Regale in
den Lebensmittelmärkten das Ergebnis bäuerlichen Wirtschaftens sind.
Vernetzung und Dialog, Bildung und Kultur, soziale Anliegen und ein stetiges
Miteinander, dafür stünden seit Jahrzehnten die Landfrauen, sagte Anneliese
Göller. Vieles habe man für Frauen im ländlichen Raum erreicht. Heute sei es
allerdings wichtiger denn je zuvor, mit den Verbrauchern in den Dialog zu
treten und sich für ein lebenswertes Leben auf dem Land einzusetzen. Eine
aktive Bildungsarbeit gehört zwangsläufig dazu, ebenso wie
Veranstaltungsangebote wie der Kindertag auf Bauernhöfen. „Kinder sollen den
Weg der Lebensmittel von der Erzeugung bis zum Verzehr kennen und schätzen
lernen“, sagte Göller. Deshalb sei es wichtiges Anliegen, das Wissen der
Landfrauen an die junge Generation weiterzugeben.
„Engagiert,
modern, aktiv, so sind wir“, sagte die Landesbäuerin und berichtete von 70
Landfrauenchören mit rund 1500 Sängerinnen, von circa 26000 ehrenamtlichen
Kräften auf Orts-, Kreis- und Bezirksebene. Jüngstes Projekt der
Landfrauenarbeit sei die vom Bundesentwicklungsministerium finanzierte
Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen in Kenia. In Afrika gehe es darum, dortige
Milchviehhaltung durch Seminare für die Kälberaufzucht voranzubringen und
die Bäuerinnen beim Aufbau von Selbsthilfeorganisationen zu unterstützen. 75
Prozent der Arbeit auf dem Land werde dort von Frauen geleistet, doch sie
hätten bislang keine Stimme.
Bilder:
1.Kreisobmann
Harald Fischer, Kreisbäuerin Karin Reichel und ihre Stellvertreterin
Christine Medick bedankten sich bei Landesbäuerin Anneliese Göller für ihre
Ansprache zum Kreiserntedank in Wunsiedel.
2.In
der Peter-und-Paul-Kirche von Höchstädt im Fichtelgebirge hat der BBV
Kreisverband Wunsiedel sein Erntedankfest gefeiert.
3. Die Bamberger Kreisbäuerin, oberfränkische Bezirksbäuerin und bayerische
Landesbäuerin Anneliese Göller war die Festrednerin in der prächtig
geschmückten Kirche von Höchstädt im Fichtelgebirge.
EU-Agrarpolitik nach 2020:
Furcht vor noch mehr Bürokratie / Matthias Borst beim Königsfelder
Jurabauerntag – Ernteeinbußen bei rund 30 Prozent im Bamberger Land
Königsfeld.
Konditionalität statt Cross Compliance und Greening: Einen Ausblick auf die
EU-Agrarpolitik nach 2020 hat der stellvertretende BBV-Generalsekretär
Matthias Borst beim Königsfelder Jurabauerntag gewagt. Vieles soll anders
werden, nicht unbedingt alles besser, das wurde dabei schnell deutlich.
Tatsächlich wird
es die Begriffe Greening und Cross Compliance nicht mehr geben. „Die Inhalte
werden aber bleiben“, nahm Borst den Bauern alle Illusionen. Der neue Namen
Konditionalität stehe dabei für Bedingungen, die bei den Direktzahlungen als
Bezugspunkte gelten sollen. Eine Basisprämie werde es nach wie vor geben,
dazu einen Junglandwirtezuschlag und eine Umverteilungsprämie für die ersten
Hektare, um bäuerliche Strukturen stärker zu fördern. Dazu soll außerdem
eine Nachhaltigkeitsprämie kommen.
„Die Frage wird
sein: Ist das alles Praxistauglich umsetzbar und wie sehen die Kontrollen
aus“, sagte der Generalsekretär. Er befürchtete außerdem mehr Verwaltungs-
und Kontrollbürokratie. Nicht ausgehebelt werden dürften dabei die ohnehin
bestehenden Kulturlandschafts- und Vertragsnaturschutzprogramme. Auch ein
Ausschluss von Nebenerwerbslandwirten und Einkommenkombinierern stehe zu
befürchten.
Bis das Ganze
allerdings spruchreif wird, kann es noch dauern. Die Diskussionen auf
europäischer Ebene seien nicht einfach, sagte Borst. Dazu komme der
schwierige Zeitplan bedingt durch die Brexit-Verhandlungen und die
Europa-Wahl 2019. Der Referent ging deshalb davon aus, dass bis zum Jahr
2022 erst einmal Übergangsregelungen gelten werden.
Neben
der fachlichen Information stand beim Königsfelder Jurabauerntag auch die
Erntedankfeier im Mittelpunkt. Nach dem Gottesdienst, den der Ortsgeistliche
Michael Herrmann in der St.-Jakobus-Kirche zelebriert hatte, wurde die
Erntekrone an der Spitze eines Festzuges zu den Klängen der Aufseßtaler
Blaskapelle in den Schleuppner-Saal getragen.
Dort erinnerte
Kreisobmann Edgar Böhmer an eine Zeit, in der eine gute Ernte noch
überlebenswichtig war. Trotz der Trockenheit heuer und trotz der
Ernteausfälle von durchschnittlich rund 30 Prozent im Bamberger Land könne
seien die Bauern froh und dankbar, dass sie überhaupt eine Ernte einbringen
konnten. Andernorts seien die Ausfälle noch viel schlimmer.
Auch
Bürgermeisterin Gisela Hofmann vertrat die Ansicht, dass Dankbarkeit am Ende
von allem stehen sollte, auch wenn es für die Landwirte nach dieser langen
Trockenperiode schwer falle. Viele Betriebe seien am Rande der Existenz,
hoffentlich nicht darüber hinaus. „Ein weiteres Leugnen der selbstgemachten
Klimakatastrophe werden der Menschheit nichts nützen“, fand die
Bürgermeisterin ernste Worte.
Hoffnungsvoll
blickten Melanie Huml, bayerische Gesundheitsministerin und Bamberger
Abgeordnete, sowie Landrat Johann Kalb in die Zukunft. „Ländlicher Raum ist
für mich Lebensraum“, sagte Huml. Es gäbe die wunderbare Kulturlandschaft
nicht, wenn die Bauern nicht so unwahrscheinlich verantwortungsvoll mit der
Natur umgegangen wären. Landrat Kalb erinnerte daran, dass die vielzitierte
Genussregion Oberfranken kein Selbstläufer ist. „Ohne Bauern auch keine
Genussregion. Landwirtschaft und Genuss, das gehöre einfach zusammen.“
Bilder:
1.Mit
einem Festzug von der Pfarrkirche St.-Jakobus zum Jurabauerntag im
Schleuppner-Saal wurde in Königsfeld Erntedank gefeiert.
2.Einen
Geschenkkorb mit Produkten aus dem Bamberger Land überreichte Kreisobmann
Edgar Böhmer (links) dem stellvertretenden BBV-Generalsekretär Matthias
Borst.
Raus aus der Kohle,
rein ins Gas / Veranstaltung des BBV-Bildungswerks: N-Ergie
Vorstandschef stellte HGÜ-Stromtrasse in Frage
Nemmersdorf.
Gegen neue Netze und für Dezentralität in der Stromversorgung hat
sich Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender des Nürnberger
Regionalversorgers N-Ergie ausgesprochen. Bei einer Veranstaltung
des BBV-Bildungswerks zur geplanten
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ-Leitung) in
Nemmersdorf bei Goldkronach stellte Hasler den Neubau des
sogenannten Süd-Ost-Links in Frage.
Das Thema hat schon einmal hohe
Wellen geschlagen. Aufgrund der gesellschaftlich wie politisch
gewünschten Energiewende sollten die HGÜ-Leitungen von Norden nach
Süden gebaut werden. Nachdem eine oberirdische Trasse wieder
verworfen wurde, soll die Stromautobahn nun unterirdisch verlaufen.
„Aus Sicht der Landwirtschaft ein zweischneidiges Schwert“, so
BBV-Kreisobmann Karl Lappe. Die großen Masten seien zwar vom Tisch,
doch auch die unterirdische Trasse verbrauche immens Fläche, in der
Regel landwirtschaftliche Nutzfläche. Ist das wirklich notwendig,
und wenn ja, wie sollen die Landwirte dafür entschädigt werden, das
seien die zentralen Fragen. Der Bauernverband habe seinen
Mitgliedern jedenfalls erst einmal dazu geraten, nichts zu
unterschreiben, auch keine Absichtserklärungen.
Josef Hasler,
Betriebswirtschaftler und Energieexperte, der auch schon im
Kernkraftwerk Isar bei Landshut und für den E.on-Konzern in Ungarn
tätig war, fand bei der Veranstaltung im randvoll besetzten
Nemmersdorfer Sportheim deutliche Worte. „Wir sprechen über
Industrie 4.0, über das Internet der Dinge, über autonomes Fahren
und in der Energieversorgung fällt uns nichts anderes ein, als
Leitungen von A nach B zu bauen“, sagte er.
Nur mit regenerativen Energien
sei die Versorgungssicherheit nicht zu schaffen. Konventionelle
Energie sei weiterhin notwendig. Um die Klimaziele zu erreichen
könne die Lösung deshalb nur lauten: Raus aus der Braunkohle, raus
aus der Steinkohle, rein ins Gas. Was noch dazu kommen muss, sei die
Investition in Speichertechnologien. Der Bau der 600 Kilometer
langen Südosttrasse, deren Kosten noch nicht einmal seriös beziffert
werden könnten, gehöre nicht dazu.
In der Energieversorgung der
Zukunft setzt N-Ergie-Vorstandschef Hasler auf die rund 800
Regionalversorger und nicht auf die vier großen Stromkonzerne.
Natürlich sei es für die Politik einfacher, mit den vier großen
Konzernen zu verhandeln, als mit den etwa 800 Stadtwerken in ganz
Deutschland. Für den Verbraucher sei die Energieversorgung
allerdings deutlich sicherer, wenn sie auf 800 Schultern ruht, als
auf den vier Pfeilern der großen Konzerne.
Insgesamt sprach sich Hasler
dafür aus, das gesamte Thema neu zu justieren. Die Energiewende
fordere Kreativität, die entsprechenden Techniken seien da. Über die
langfristigen Auswirkungen eines Erdkabels gebe es allerdings
keinerlei Erfahrungen. Er persönlich glaube ohnehin nicht an die
anvisierte Fertigstellung der Trasse bis zum Jahr 2025.
Deutliche Worte fand auch Hans
Engelbrecht, Landwirt aus Lankendorf: Für die 600 Kilometer
unterirdische Trasse querfeldein seien rund 50000 Hektar Land und
zusätzlich weitere 50000 Hektar als Ausgleichsfläche nötig.
Abgesehen vom gigantischen Flächenverbrauch werde dieses Vorhaben
nur über Landenteignung durchzusetzen sein. Für Engelbrecht
unmögliche Zustände, über die Folgen habe sich noch niemand Gedanken
gemacht.
Bild:
BBV-Kreisobmann Karl Lappe (rechts) bedankte sich bei
N-Ergie-Vorstandschef Josef Hasler für die Informationen zum
geplanten Süd-Ost-Link. Links im Bild der Bürgermeister der
gastgebenden Gemeinde Goldkronach Holger Bär.
Landwirtschaft ist der
Problemlöser der Zukunft /
Forchheimer Kreiserntedank lockte viele tausend
Besucher nach Muggendorf
Muggendorf,
Lks. Forchheim. Das Forchheimer Kreiserntedankfest im Wiesenttaler Ortsteil
Muggendorf ist traditionell eines der größten in Oberfranken. Doch diesmal
konnte sich keiner der Beteiligten daran erinnern, dass jemals zuvor so
viele Besucher ins Herz der Fränkischen Schweiz gekommen waren. Viele
tausend Besucher säumten bei prächtigem Herbstwetter die Straßen von
Muggendorf um den Erntedankfestzug mit vielen hundert Mitwirkenden, mehreren
aufwändig geschmückten Wagen, Blaskapellen, Tanzgruppen, Landfrauen und
sogar Böllerschützen zu verfolgen. Zu den Mitwirkenden gehörten unter
anderem auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, die
Landtagsabgeordneten Michael Hofmann und Thorsten Glauber, „gekrönte
Häupter“, wie die Fränkische Kirschkönigin Sandra Grau, die Spargelkönigin
Theresa Bub, die Forchheimer Bierkönigin Miriam Leiner und mehrere
Weinprinzessinen, genauso wie Vertreter von Vereinen, Tanzgruppen, Kirchen,
Schulen und Fahnenabordnungen.
Laut
Bürgermeister Helmut Taut war es das 45 Kreiserntedankfest in Zusammenarbeit
mit dem BBV, einen Festzug gibt es bereits seit 1949 und das gleichzeitig
stattfindende Kürbisfest wird schon seit gut 150 Jahren gefeiert. Auch für
den Bürgermeister hat der Festzug diesmal alles Dagewesene übertroffen. „Der
Zug war s groß, wie schon lange nicht mehr“, sagte er und bedankte sich bei
den vielen ehrenamtlichen Helfern, die ein Woche lang mit vollstem Einsatz
gearbeitet haben.
Trotz aller Feiern stehe der Dank im Vordergrund sagte der oberfränkische
BBV-Bezirkspräsident und Forchheimer Kreisobmann Hermann Greif. Er rief dazu
auf, dankbar zu sein, auch wenn der Ertrag heuer geringer ausgefalle ist.
„Die Ernte war schlechter, aber es gab eine Ernte und das ist nicht
selbstverständlich“, sagte Greif. Weite Teile der Bevölkerung merkten
allerdings gar nicht mehr, ob die Ernte gut oder schlecht war. Die Regale
seien schließlich immer voll.
Darauf
zielte auch der unterfränkische BBV-Bezirkspräsident Stefan Köhler ab.
Leider habe Erntedank heute seine Bedeutung verloren, bedauerte er. „Die
Milch fließt endlos aus dem Tetrapack“, Gemüse, Fleisch und Eier liegen
massenweise in den Regalen und Brot und Brötchen werden aus dem Automaten
geworfen“. Allzu sicher sollte man sich trotzdem nicht sein. Deutschland
habe nur noch einen Selbstversorgungsgrad von 85 Prozent. Das bedeutet, 15
Prozent der erforderlichen Nahrungsmittel müssten bereits importiert werden.
Köhler stellte außerdem klar, dass die Landwirtschaft keine Branche der
Vergangenheit, sondern der Problemlöser der Zukunft ist.
Ernährungssicherheit, Energieversorgung und Klimaschutz, das seien die
Herausforderungen der Zukunft und für alles habe die Landwirtschaft Lösungen
parat.
In
den Dienst der guten Sache stellten sich auch heuer wieder die Landfrauen.
Sie spendeten nach den Worten von Kreisbäuerin Rosi Kraus diesmal wieder
zwischen 80 und 90 Kuchen und Torten sowie über 800 „Küchla“. Der Erlös in
Höhe von mehreren 1000 Euro kommt dem bäuerlichen Hilfsdienst und der
Lebenshilfe Forchheim zugute.
Bilder:
1. Ein stattlicher Festzug bewegte sich durch Muggendorf,
einem Ortsteil des Marktes Wiesenttal in der Fränkischen Schweiz.
2.Schulen
und Kindergärten bereicherten den Festzug mit liebevoll geschmückten
Kürbiswägen.
3. Mehrere aufwändig herausgeputzte Erntedankgespanne waren einer der
Höhepunkte des Festzuges
4. Kreisbäuerin Rosi Kraus und der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident und
Forchheimer Kreisobmann Hermann Greif (rechts) überreichten dem
unterfränkischen Bezirkspräsidenten Stefan Köhler einen Geschenkkorb mit
Spezialitäten aus der Region.
Bauern stellen Versorgung in
Krisenzeiten sicher /
Günther Felßner beim Erntedankfest im Kulmbacher Land
Pechgraben,
Lks. Kulmbach. Im Kulmbacher Land wurde heuer die schlechteste Ernte seit dem
Trockenjahr 1976 verzeichnet. Das hat Kreisobmann Wilfried Löwinger
festgestellt. Er sprach von Einbußen in Höhe von 30 bis 50 Prozent. Wenn
trotzdem Erntedank gefeiert wurde, dann deshalb, weil man hierzulande von
schlimmen Unwettern verschont geblieben sei und auch in diesem Jahr jedem
ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung gestanden hätten. Vor dem Hintergrund
von vielen Millionen Menschen, die auf der Welt hungern müssten, sei dies keine
Selbstverständlichkeit.
Löwinger sprach von enormer Futterknappheit. Der erste Schnitt sei mäßig
gewesen, der zweite habe nur noch den halben Ertrag erbracht, der dritte und
vierte Schnitt sei dann völlig der Trockenheit zum Opfer gefallen. „Nur
Betriebe, die noch Vorräte hatten, kamen über die Runde“, sagte der Kreisobmann.
Alle anderen hätten bereits ihre Viehbestände reduziert, was wiederum zur Folge
hatte, dass der Schlachtpreis in den Keller gerutscht sei.
Mittlerweile sei die Situation sogar noch schlimmer als im großen Trockenjahr
1976. „Noch so ein Jahr, und wir müssen die schlimmste Katastrophe befürchten“,
so Löwinger. Die Situation zeige aber auch einmal mehr, dass sich das Land auf
seine Bauern verlassen könne. Die Versorgung sei selbst in Krisenzeiten
sichergestellt, wenngleich das wirtschaftliche Risiko die Bauern selbst tragen
müssten. Löwinger: „Es sind die Bauern, die uns satt machen, nicht Aldi. Lidl
und Co“.
„Unsere
Produkte sind lebensnotwendig und lebenswichtig, das unterscheidet uns von
anderen Branchen“, sagte Festredner Günther Felßner, stellvertretender
BBV-Präsident aus dem Nürnberger Land. Die zentrale Erntedankbitte „Unser
tägliches Brot gib uns heute“, habe deshalb nicht an Aktualität verloren.
Erntedank gerade in einem solchen schwierigen Jahr zu feiern, das bedeutet nach
den Worten Felßners auch, das Wunder des Lebens zu feiern. Ein Getreidekorn sei
so ein Wunder des Lebens. Letztlich sei alles Leben auf ein solches Samenkorn
aufgebaut und dafür gelte es zu denken.
Im
Landmaschinenpark Neff, der gleichzeitig mit dem Erntedankfest sein 60-jähriges
Betriebsjubiläum feierte, war die Bühne in der Maschinenhalle üppig mit Obst,
Gemüse und Feldfrüchten dekoriert. Zuvor gab es dort einen festlichen
Gottesdienst, den der evangelische Pfarrer Elmar Cromer zelebrierte. Er ging in
seiner Predigt auch auf den Preisdruck der Lebensmittelkonzerne und auf das
Höfesterben ein. Früheren Zeiten nachzutrauern, mache aber keinen Sinn. Das Rad
der Zeit drehe sich immer schneller und sei die zentrale Herausforderung, damit
umzugehen. Umrahmt wurde der Gottesdienst vom Kulmbacher Landfrauenchor unter
der Leitung von Regina-Ulrike Böhmann.
Auf
dem weiten Gelände der Firma Neff in Pechgraben bei Neudrossenfeld hatten der
Ring junger Landfrauen und Landwirte, das Amt für Landwirtschaft und die
Waldbauern sowie der Maschinenring ihre Stände aufgebaut. Das Unternehmen zeigte
nicht nur modernste Technik, sondern sorgte auch dafür, dass der Nachwuchs einen
abwechslungsreichen Tag mit verschiedenen Spielen verbringen konnte.
Bilder:
1.Prächtig
geschmückt war die Bühne in der großen
Halle des Landmaschinenparks Neff zum kreiserntedankfest, als Kreisobmann
Wilfried Löwinger die zahlreichen Gäste begrüßte.
2. Der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger
(rechts) überreichte dem stellvertretenden BBV-Präsidenten Günther Felßner einen
Geschenkkorb mit Kulmbacher Spezialitäten.
„Alle tierschutzrechtlichen
Vorgaben eingehalten“ /
Peta-Anzeigen wegen Karpfensaisoneröffnung
Bad
Alexandersbad. Wegen angeblicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz hat die
Organisation Peta gegen alle aktiv Beteiligten an der Eröffnung der
bayerischen Karpfensaison Ende August in Bad Alexandersbad Anzeige
erstattet. Dazu gehören neben der bayerischen Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber auch die beiden Landtagsabgeordneten Ludwig von Lerchenfeld
und Martin Schöffel, Bezirkstagspräsident Günther Denzler, Landrat Karl
Döhler, der Bürgermeister von Bad Alexandersbad, Peter Berek und der
Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma.
Peta spricht von Tierquälerei und hat nicht nur wegen vermeintlicher
Verstöße gegen das Tierschutzgesetz sondern auch gegen die
Tierschutzschlachtverordnung Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Hoff
eingereicht. „Wir haben die Zeitungsberichte über die Veranstaltung gesehen.
Auch ist uns ein Video zugespielt worden, das panisch zappelnde Karpfen in
einem Bottich mit sehr flachem Wasser zeigt. Schließlich sind die Fische von
Politikern in die Hand genommen worden", wird Edmund Haferbeck von Peta in
der örtlichen Presse zitiert. Lebende Fische dürften nur in Behältern
aufbewahrt werden, deren Wasservolumen den Tieren ausreichende
Bewegungsmöglichkeiten biete.
„Heute wissen wir, dass ein Fisch ein Jemand ist und kein Etwas. Da ist das
bewusste Zufügen von Angst, Leid und Atemnot und für eine PR-Aktion ethisch
und juristisch inakzeptabel“, so Dr Tanja Breining, Meeresbiologin und
Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei Peta. In einer auf der
Internetseite der Organisation veröffentlichten Pressemitteilung ist
außerdem von „um Luft ringenden Fischen“ und „panisch zappelnden Karpfen“
die Rede. Fische seien neugierige und freundliche Wirbeltiere mit
individuellen Persönlichkeiten, heißt es weiter.
Diesen Aussagen widerspricht Teichgenossenschafts-Vorsitzender Dr. Peter
Thoma energisch: „Zu den Vorwürfen ist zu sagen, dass alle
tierschutzrechtlichen Vorgaben vollständig eingehalten wurden“, so Thoma.
Das Verbringen der Fische zum Sortiertisch sei mit wassergefüllten Bottichen
erfolgt. Der Sortiertisch sei mit vorgenässter Glattbeschichtung versehen
gewesen und die „Wasserspritzer“ beim Aufgeben der Fische auf den
Sortiertisch seien in den Aufnehmen deutlich zu sehen.
„Die Politiker waren vorher eingewiesen wurden, wie das Handling der Fische
zu erfolgen habe und die Zeit der Fische an Luft hat sich nicht vom normalen
Sortiervorgang unterschieden, der erforderlich ist um die Fische auf
Verletzungen durch Prädatoren und Außenparasiten zu kontrollieren und in die
Fischarten, also Karpfen Schleie oder Hechte, und Fischgrößen zu trennen.“
Danach seien die Fische wieder in wassergefüllte Behältnisse gegeben worden,
sagte der Vorsitzende und weiter: „Somit hat alles der guten fachlichen
Praxis entsprochen.“
Bild:
Alle, die einen
Karpfen in Händen halten, hat die Organisation Peta wegen eines angeblichen
Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angezeigt (von links): Dr. Peter Thoma,
Ludwig von Lerchenfeld, Martin Schöffel, Michaela Kaniber, Karl Döhler, Inge
Aures (ohne Karpfen), Peter Berek und Günther Denzler.
Hoher Aufwand, hohe
Abschusszahlen /
BBV und Jäger informierten über revierübergreifende
Drückjagd
Kulmbach.
„Manche schrecken davor zurück, so dramatisch ist es aber gar nicht“, sagt
Otto Kreil. Der 2. Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Kulmbach
spricht von der revierübergreifenden Drückjagd, eine der effektivsten
Möglichkeiten, der immer weiter steigenden Zahl von Wildschweinen Herr zu
werden. Was bei der Planung und Durchführung einer solchen Drückjagd alles
zu beachten ist, darüber berichtete Kreil bei einer gemeinsamen
Informationsveranstaltung zusammen mit dem Bauernverband vor Jägern,
Jagdpächtern, Jagdvorstehern und Landwirten in Kulmbach.
Die höchsten Abschusszahlen würden derzeit noch immer mit der klassischen
Ansitzjagd erzielt. Pro erlegter Wildsau kommen die Fachleute allerdings auf
20 Stunden, während bei einer Drückjagd schon mal zehn bis 15 Tiere in
zweieinhalb Stunden erlegt werden könnten. Der organisatorische Aufwand sei
freilich ungleich größer, manchmal auf der finanzielle. „Mancher Jäger weiß
vor lauter Paragraphen nicht mehr, wo hinten und vorne ist, das schreckt
ab“, sagte Kreil, der aber trotzdem ganz klar die revierübergreifende
Drückjagd favorisiert.
Notwendig dazu sind neben einem geeigneten Revier, guten Kontakten zu den
Reviernachbarn, ausreichender Revierkenntnis auch genügend Helfer und vor
allem gut ausgebildete Hunde. „Alleine werdet ihr es nicht schaffen“, sagte
Kreil. Gleichzeitig stellte er auch fest, dass ein guter erfahrener Hund
mehr wert ist, als zehn Treiber. Was noch notwendig ist: Sichere und stabile
Reviereinrichtungen, denn nur von einer stabilen Einrichtung sei auch ein
sicherer Schuss möglich.
Was den Versicherungsschutz angeht, so stellte der 2. Vorsitzende fest, dass
jeder Jagdleiter über seine Jagdhaftpflicht ausreichend versichert ist.
Vieles sei damit schon von Haus aus abgedeckt. Kreil sagte aber auch: „Eine
gesetzeskonforme Absolution werden sie nie bekommen.“ Wenn ein Schaden
auftaucht, werde sich zunächst einmal jeder Versicherung winden. Trotzdem
sollten immer gründliche Jagdscheinkontrollen, gegebenenfalls auch
Kontrollen des Schießnachweises stattfinden.
Als einen der wichtigsten Punkte überhaupt nannte der Fachmann die
Verkehrsabsicherung. Gemeindeverbindungs- und Kreisstraßen ließen sich
relativ einfach managen, bei Bundesstraße werde es ungleich schwieriger.
Kreil empfahl die gesamte Palette von Sicherungsmaßnahmen voll
auszuschöpfen. Dies beginne bei Warnschildern, gehe über Warnmeldungen in
der Presse und im lokalen Radiosender bis hin zur Absicherung durch die
örtliche Feuerwehr, wenn es sein muss auch mit Blaulicht, das sei besonders
wirksam. Bei Vollsperrungen fielen dagegen schnall mal Kosten im
vierstelligen Bereich an. Trotzdem sollte die Sicherheit stets an oberster
Stelle stehen.
Trotz aller Bürokratie: „Die Jagd sollte immer noch ein gesellschaftliches
Highlight bleiben“, sagte Kreil. Geselligkeit und Kameradschaft gehörten
auch dazu wie Traditionen. Jäger bräuchten sich nicht verstecken. „Wir tun
ja schließlich auch etwas für die Gesellschaft und für die Natur, und wir
brauchen uns auch vor Tierschützern nicht zu schämen“, so der Sprecher.
Bild:
Sie haben das
Schwarzwild im Focus (von links): BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, der
Kulmbacher Landtagsabgeordnete Ludwig von Lerchenfeld und Otto Kreil, 2.
Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Kulmbach.
Heizung, Holz und Häcksler:
Größte Forstmesse der Fränkischen Schweiz /
50 Aussteller und rund 3000
Besucher beim Wald-Holz-Energietag in Weidensees
Weidensees,
Lks. Bayreuth. Fast 50 Aussteller, so viele wie nie zuvor, hatten sich
diesmal am Holztag der Forstbetriebsgemeinschaft im Betzensteiner Ortsteil
Weidensees beteiligt. Die Großveranstaltung, die seit 2006 alle zwei Jahre
auf dem Gelände des Unternehmens Holzbau Hümmer stattfindet, heißt
mittlerweile Wald-Holz-Energietag und gilt mit bis zu 3000 Besuchern als
größte Forstmesse der Fränkischen Schweiz.
Im
Mittelpunkt stand die Trockenheit der zurückliegenden Monate. Schon der
evangelische Pfarrer Ulrich Böhm aus Betzenstein machte sich beim
Festgottesdienst unter freiem Himmel seine Gedanken über den Klimawandel.
Nach der Regenzeit von Oktober 2017 bis Anfang 2018 und dem trockenen
Rekordsommer ab April 2018 bereite der Borkenkäfer jetzt große Sorgen, sagte
der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft, Werner Lautner aus Creußen.
Die wichtigste Frage der Zukunft für alle Waldbesitzer laute deshalb: „Wie
richte ich mich für die Zukunft aus?“. Stabile Mischwälder müssten dabei im
Focus stehen.
Dazu
riet auch die bayerische Waldkönigin Johanne Gierl. Die Botschafterin der
Wälder und der Waldbesitzer aus dem Landkreis Regen sprach sich für
multifunktionale Wälder aus, um künftig auf alles vorbereitet zu sein. Dazu
benötige es auch starke Partner wie die FBG Pegnitz, damit die Forstbranche
optimal aufgestellt ist.
Forstoberrat Udo Wenzel vom Amt für Landwirtschaft in Bayreuth sprach
ebenfalls die große Trockenheit an und appellierte an alle Waldbesitzer,
gerade jetzt regelmäßige Borkenkäferkontrollen durchzuführen. Die niedrigere
Vitalität der Waldbäume führe unweigerlich zu einer höheren
Schädlingsgefahr. Nester müssten sofort ausgeräumt und Bäume sollten am
besten entrindet werden.
Auf
die große Gemeinschaft der rund 700000 Waldbesitzer in Bayern machte die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer aufmerksam. Viele davon seien
gleichzeitig auch Landwirte, gab sie zu bedenken. Der Wald habe deshalb
große Bedeutung in Bayern. Auch die Politik habe dies längst erkannt.
Beispielsweise seien jetzt wieder neue Försterstellen geschaffen worden. Am
Rande ihres Grußwortes sagte Brendel-Fischer auch zu, keinen dritten
Nationalparkt in Bayern zu schaffen, sondern stattdessen die Naturparke zu
stärken.
Die Natur braucht den Menschen nicht, an diese Tatsache erinnerte
Betzensteins 2. Bürgermeister Peter Marschall. Der Wald existiere bereits
seit knapp 300 Millionen Jahren und damit länger als der Mensch auf der der
Erde. Der Bürgermeister mahnte auch den Flächenverbrauch an und rief zu
größerer Sensibilität damit auf. Wald sei Erholungsraum, Wirtschaftsfaktor
und Energielieferant zugleich, das alles funktioniere aber nur dann, wenn
der Wald nicht nur gepflegt, sondern auch bewirtschaftet werde.
Zum
Wald-Holz-Energietag gehörten unter anderem spektakuläre
Häckselvorführungen, Infostände von Heizungsbauern, Imkern und von der
Jägervereinigung Pegnitz. Der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz informierte
über die Bekämpfung des Maiszünslers mit Hilfe von Drohnen und die
Bayerischen Staatsforsten zeigten auf, wie wichtig der Wegebau im Wald ist.
Bilder:
1.Spektakuläre
Häckselvorführungen zogen
beim Wald-Holz-Energietag der Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz alle Blicke
auf sich.
2. Prominente
Besucher konnten (von links) der FBG-Vorsitzende Werner Lautner, sein
Stellvertreter Bernd Kiefhaber und Monika Reichel (4. von links) von der FBG
mit der Bayerischen Waldkönigin Johanna Gierl, Forstoberrat Udo Wenzel, der
Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer und dem 2. Bürgermeister von
Betzenstein Peter Marschall begrüßen.
3. Überall gab es auf dem weitläufigen Gelände der Firma Holzbau Hümmer in
Weidensees etwa zu sehen.
4. Über die Notwendigkeit des Waldwegebaus informierten die Bayerischen
Staatsforsten.
Hölzerne Eule als Blickfang /
Staatsforsten und Maschinenring: Kunstwerk als äußeres Zeichen der engen
Zusammenarbeit
Bayreuth/Pegnitz.
Als äußeres Zeichen der langjährigen guten Zusammenarbeit haben die
Bayerischen Staatsforsten dem Maschinenring Bayreuth-Pegnitz eine rund 1,50
Meter große, mit der Motorsäge geschnitzte Eule überreicht. Das Kunstwerk
stammt von Alfred Popp (44), Mitarbeiter der Staatsforsten, aus Hummeltal,
der die hölzerne Eule eigens für den Maschinenring angefertigt und sogar das
entsprechende Logo eingearbeitet hatte.
Popp schnitzt bereits seit 20 Jahren derartige Skulpturen, die von den
Bayerischen Staatsforsten auch gerne als Blickfang an exponierten Stellen im
Wald platziert werden. „Für uns ist das auch ein kleiner Beitrag zur
Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Gerhard Steininger, Leiter der Servicestelle
des Forstbetriebs Pegnitz. Die Zusammenarbeit zwischen Maschinenring und
Staatsforsten reicht von den verschiedensten Dienstleistungen über die
Maschinenring Oberfranken-Mitte GmbH bis zur Verwertung von
Holzhackschnitzeln oder der Anlage von Blühflächen. „Wenn die Staatsforsten
einen zuverlässigen Dienstleister brauchen sind wir stets zur Stelle“, so
Maschinenring-Geschäftsführer Johannes Scherm Das Kunstwerk empfängt künftig
alle Besucher der Maschinenring-Geschäftsstelle in der Adolf-Wächter-Straße
1a.
Bild:
Eine hölzerne Eule für
den Maschinenring (von links): Geschäftsführer Bernd Müller vom
Maschinenring Oberfranken-Mitte, Vorsitzender Reinhard Sendelbeck aus
Creußen, Künstler Alfred Popp aus Hummeltal, Gerhard Steininger, Leiter der
Servicestelle des Forstbetriebs Pegnitz, und Geschäftsführer Johannes Scherm
vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz.
Dramatische Dürre und mehr
Förderung für die Dörfer / Ministerin Kaniber diskutierte mit Landwirten
über aktuelle Themen
Bayreuth.
Die Dürre des zurückliegenden Sommers, der Wolf in Oberfranken und
Leerstände in den Dörfern waren unter anderem Themen eines Kontaktgesprächs
mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, zu der die
örtliche Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer Vertreter eingeladen
hatte. Die Ministerin appellierte dabei insbesondere an die Verbraucher,
Lebensmittel aus regionaler Erzeugung mehr wert zu schätzen. Es könne nicht
sein, dass ein Liter Mineralwasser mehr kostet als ein Liter Milch. Ebenso
wenig sei es zu akzeptieren, wenn auf der Terrasse ein sündhaft teurer Grill
steht, aber letztlich nur Billigstfleisch darauf kommt.
Hans Engelbrecht aus Lankendorf sprach von der Trockenheit als dem zentralen
Thema. Seinen Worten zufolge sei die Situation sogar noch dramatischer als
beim letzten Hitzesommer 2003, weil es diesmal in weiten Teilen Frankens
nicht einmal im August Regen gegeben habe. „Keiner weiß, wie es weitergeht,
ich befürchte das Schlimmste“, sagte Engelbrecht. Die Futterbeihife sei nur
bedingt hilfreich, da es auf dem Markt kein Futter mehr gibt und Importe aus
dem Nachbarland Tschechien aufgrund der Afrikanischen Schweinepest nicht
möglich sind. Um die Viehbestände aktuell reduzieren zu können, schlug
Engelbrecht Exportbeihilfen vor.
Die
Dürre sei aber auch in den Wäldern dramatisch, sagte Forstbetriebsleiter
Fritz Maier von den Bayerischen Staatsforsten. Eine Folge davon sei, dass
sich der Borkenkäfer derzeit rasend schnell ausbreitet. Um den Rohstoff Holz
zu konservieren seien dringend Nasslager notwendig, die aufgrund der
notwendigen Genehmigungen allerdings schwierig auf den Weg zu bringen seien.
Bei Nasslagern handelt es sich um Aufbewahrungsorte für eingeschlagenes
Holz, bei dem die Baumstämme künstlich beregnet werden.
Große Sorge bereits aber auch die zunehmende Gegenwart des Wolfes, auch in
Oberfranken. Er habe bereits fünf Kälber und ein Rind durch den Wolf
verloren, sagte Norbert Böhmer, Mutterkuhhalter aus Plankenfels im Landkreis
Bayreuth. Bisherige Schutzmaßnahmen wie Herdenschutzhunde oder die
Errichtung von Zäunen seien nicht nur aufwändig und teuer, sondern auch
nutzlos. Deshalb müsse die Politik entscheiden, ob sie in Bayern weiterhin
Weidetierhaltung möchte oder lieber die Ansiedlung des Wolfes. Ministerin
Kaniber räumte ein, dass die Risse täglich mehr werden. Deshalb könne der
Wolf künftig schon beim ersten Zugriff „entnommen“ werden, wenn er die Scheu
verliert und sich dem Menschen nähert. Kaniber kritisierte dabei auch, dass
der Tierschutzgedanke stets auf Seiten des Wolfes sei.
Nach
den Worten der Landwirtschaftsministerin werde der ländliche Raum der
Gewinner der Zukunft sein. Schon jetzt platzten die Städte in den
Metropolregionen aus allen Nähten. Der Druck auf das Land werde enorm sein,
wenn die Menschen Wohnraum suchen, sagte Kaniber. Das neue Förderprogramm
„Innen statt außen“ der Bayerischen Staatsregierung soll deshalb die Dörfer
fit für die Zukunft machen, indem insbesondere leerstehende Gebäude und
Brachen wieder nutzbar gemacht und dadurch Flächen gespart werden. Die
zentrale Rolle zum Leben auf dem Land werde allerdings die Landwirtschaft
einnehmen, zeigte sich die Ministerin überzeugt. Landwirtschaft stehe für
Infrastruktur, Tradition und Kultur, so Kaniber.
Bilder:
1.Die
bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (rechts) und
Kreisbäuerin Angelika Seyferth.
2.Die
stellvertretende Bayreuther Landrätin Christa Reinert-Heinz, Bayreuths
Altoberbürgermeister Michael Hohl, Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und Bezirksrat
Stefan Specht (von links).
3. Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber und Mitglieder der oberfränkischen Jungbauernschaft.
Bad
Alexandersbad, Lks. Wunsiedel. Trotz Trockenheit, hoher Temperaturen und
stellenweise sogar Wasserknappheit erwarten die Teichwirte eine
hervorragende Karpfenernte. „Die Karpfen werden fleisch- und eiweißreich
sein und die Erntemenge wohl über dem guten Niveau des Vorjahres liegen“,
sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bei der Eröffnung der
Karpfensaison am Rogler-Weiher in Bad Alexandersbad.
Bewirtschaftet wird der Teich von Markus Fuchs, einem gelernten
Bankkaufmann, der die Teichwirtschaft mittlerweile im Haupterwerb betreibt.
Er hat eine eigene Räucherei aufgebaut, führt einen Fischladen, bietet
Catering und Partyservice und ist mit einem Grill- und Verkaufswagen mobil.
Fuchs sichere damit als einer von bayernweit gerade einmal 50 der insgesamt
rund 8500 Karpfenteichbetriebe seinen Lebensunterhalt ausschließlich über
die Fischerei, sagte die Ministerin. Das verdiene Respekt und Anerkennung,
so Kaniber.
Mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 2,5 Hektar besitze Bayern
zwar ausgesprochen kleine Strukturen, sei aber trotzdem bei der
Karpfenerzeugung bundesweit führend. Nach den Worten der
Landwirtschaftsministerin gibt es im Freistaat etwa 20000 Hektar Teichfläche
verteilt auf rund 30000 Einzelteiche. Mit etwa 6000 Tonnen im Schnitt pro
Jahr erzeugten die bayerischen Teichwirte rund 55 Prozent der deutschen
Produktion.
Michaela
Kaniber sprach aber auch die Herausforderungen für die Teichwirtschaft an:
„Kormoran und Fischotter machen ihnen die Ernte streitig“, sagte sie. Zur
Entspannung beitragen soll das bayerische Kormoranmanagement, das bundesweit
die besten Möglichkeiten zur Regulierung des fischfressenden Vogels biete.
„Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, die artenschutzrechtliche
Ausnahmeverordnung bis Juli 2027 zu verlängern und auch deutlich im Sinne
unserer Teichwirte auszubauen“, sagte die Ministerin. Durch die nun zehn-
statt bisher fünfjährige Geltungsdauer sei die Rechtssicherheit deutlich
erhöht worden.
Auch den Schäden durch den Fischotter begegne Bayern mit einem eigenen
Managementplan. Dazu gehörten der Einsatz von drei Otterberatern, die
Möglichkeit, Zäune bis zu 50 Prozent über den europäischen Meeres- und
Fischereifonds zu fördern, sowie eine seit 2016 großzügige
Entschädigungsregelung. Vor dem Hintergrund der dramatisch gestiegenen und
existenzbedrohenden Schäden von zuletzt weit über einer Million Euro in 2017
habe der Landtag beschlossen, die Entnahme des Otters dort, wo keine
Abwehrmaßnahmen möglich sind, in den Managementplan mitaufzunehmen.
„Tierschutz bedeutet auch, wenn wir unsere Teiche schützen“, so Kaniber.
Wie
dramatisch die Situation wirklich ist, verdeutlichte der Wunsiedler Landrat
Karl Döhler. Im Nachbarlandkreis hätten bereits 55 Teichwirte aufgegeben und
auch im Wunsiedler Landkreis kenne er Teichwirte, die sagen: „Wir setzen
nichts mehr ein, es macht einfach keinen Sinn mehr“. Lösungen seien deshalb
dringend notwendig. Angesichts der Wasserknappheit des Sommers machte sich
Bezirkstagspräsident Günther Denzler für den Bau neuer Teiche stark. Teiche
seien hervorragende Wasserrückhaltebecken in der Fläche, sie seien wichtig
für die Grundwasserneubildung und bedeutende Rückzugsgebiete für bedrohte
Tier- und Pflanzenarten. Er könne es deshalb nicht nachvollziehen, wenn
Teichbauprojekten keine Genehmigung erteilt werde.
Die Teichwirtschaft sei im Fichtelgebirge fest verankert, sagte der
Bürgermeister von Bad Alexandersbad Peter Berek. Selbst innerhalb der
Ortsgrenzen gebe es noch einen Dorfweiher mit Fischrechten und auch im
örtlichen Naturbad gebe es Graskarpfen. „Teichwirtschaft und ein Heilbad,
das passt bei uns sehr wohl zusammen“, so Bürgermeister Berek.
Nach den Worten von Dr. Peter Thoma, dem Vorsitzenden der fast 1000
Mitglieder zählenden Teichgenossenschaft Oberfranken ist der heimische
Karpfen ein reines Naturprodukt, das seit Jahrhunderten unverändert erzeugt
wird. Bei den Teichwirten handle es sich ausschließlich um Familienbetriebe,
die meist seit Generationen die Teichwirtschaft extensiv betreiben. „Hier
verbinden sich Tradition, naturnahe Erzeugung und Landschaftspflege auf
ideale Weise“, so Thoma.
Bilder:
1.Zusammen
mit seinen Mitarbeitern hat Markus Fuchs den Rogler-Teich bei Bad
Alexandersbad abgefischt.
2.Freuen
sich über eine gute Karpfenernte (von links): der Vorsitzende der
Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma, die Landtagsabgeordneten
Ludwig von Lerchenfeld und Martin Schöffel, Landwirtschaftsministerin
Michaela Kaniber, Landtagsvizepräsidentin Inge Aures, der Bürgermeister von
Bad Alexandersbad Peter Berek und Bezirkstagspräsident Günther Denzler.
3. Das sind
die ersten Karpfen aus der Ernte von Teichwirt Markus Fuchs.
Umweltschutz und
Landwirtschaft Hand in Hand / Positives Zwischenfazit für ersten
großflächigen Anbauversuch mit der Becherpflanze Silphie
Fernreuth.
Die Familie Murrmann aus Fernreuth bei Hollfeld ist bekannt dafür, dass sie
innovativen Ideen aufgeschlossen gegenübersteht und deren Umsetzung auch
tatkräftig angeht. Drei Generationen leben und arbeiten auf dem
landwirtschaftlichen Betrieb. Schon 1996 hatte die Familie eine
Windkraftanlage errichtet und damit als eine der ersten in Oberfranken
dieses Potenzial erkannt. Dann setzten die Murrmanns mit einer Biogasanlage
ihr Engagement in Sachen Energiewende fort. Jetzt hatten sich Inge und
Stefan Murrmann an dem Demonstrationsprojekt Becherpflanze „Silphie“
beteiligt und auf zwei Flächen insgesamt knapp viereinhalb Hektar davon
angebaut. Zu einer Zwischenbilanz kamen vor wenigen Tagen gleich zwei
Minister auf den Betrieb: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und
Umweltminister Marcel Huber.
Im
Grunde geht es darum, die Silphie als Ersatzpflanze für den Energiemais
einzusetzen. Davon profitieren der Gewässerschutz, die Insektenvielfalt und
vor allem auch die Landwirtschaft, so lautete ein Ergebnis des
Anbauversuchs, an dem neben den Landwirten unter anderem auch die
Universität Bayreuth mit ihrem Ökologisch-Botanischen Garten, das Bayreuther
Zentrum für Ökologie und Umweltforschung sowie das Technologie- und
Förderzentrum für nachwachsende Rohstoffe in Straubing beteiligt waren.
Koordinierend war die Regierung von Oberfranken tätig. „Der Becherpflanze
wird viel Potenzial als Energiepflanze beim Ersatz von Mais bescheinigt“,
zog Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz ein positives Zwischenfazit.
Als
mehrjährige Pflanze könne die durchwachsene Silphie Nährstoffe im Ackerboden
gut zurückhalten. Zudem hielten die Wurzeln der Becherpflanze den Boden
ganzjährig fest und schützten den Boden so vor Erosion. „Damit ist die
Becherpflanze Silphie eine innovative und gleichzeitig naturverträgliche
Alternative zu herkömmlichen Energiepflanzen“, heißt es in einem
Zwischenbericht.
Eine Politikerin, die sich seit Jahren für den Anbau der Becherpflanze stark
macht, ist die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU).
„Ich habe immer an den Durchbruch der Silphie geglaubt“, sagte die
Abgeordnete. Die Anschubförderung bringe die Becherpflanze jetzt auf den
Weg.
Zum Demonstrationsprojekt gehören über 100 Hektar, fast 50 Landwirte aus den
Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Forchheim und Kulmbach sind daran beteiligt.
Finanziert wurde das Projekt mit jeweils gut 300000 Euro vom Bayerischen
Landwirtschaftsministerium und vom Bayerischen Umweltministerium.
Ministerin
Michaela Kaniber sprach von einem echten Zukunftsprojekt. Noch zu Beginn der
sechziger Jahre sei der Mais aufgrund des aufwändigen Anbaus und der
bescheidenen Erntetechnik eine Nischenkultur gewesen. Erst nach
jahrzehntelanger Forschung sei dann der Durchbruch auf der Fläche gelungen.
Vielleicht wird es der Becherpflanze Silphie genauso gehen, hoffte die
Ministerin. „Umweltschutz und Landwirtschaft gehen hier Hand in Hand“, so
Kaniber, die auch von einem großen Miteinander sprach und hoffte, dass
dieses Projekt bald bayernweit umgesetzt werde. Vielleicht ist es wirklich
die Wunderpflanze, nach der wir suchen“, sagte Umweltminister Huber.
Schließlich sei die „sympathische Tiefwurzlerin aus Nordamerika“ ohne
natürliche Feinde, boden-, grundwasser- und insektenfreundlich.
Bild (oben):
Sie freuen sich über das positive Zwischenfazit beim Anbauversuch mit der
durchwachsenen Becherpflanze Silphie in Fernreuth bei Hollfeld (von links):
Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz, die Landtagsabgeordneten Martin
Schöffel und Gudrun Brendel-Fischer, Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber, die Landwirte Stefan und Inge Murrmann, Umweltminister Marcel Huber
und der Landtagsabgeordnete Klaus Adelt.
Tomaten, Gurken und Paprika soweit das Auge reicht / Scherzer &
Boss Fruchtgemüse GmbH eröffneten neue Gemüsefarm im Kulmbacher Land
Feulersdorf.
Nach gut einem Jahr Bauzeit haben die beiden Landwirte Fritz Boss und Stefan
Scherzer aus dem Nürnberger Knoblauchsland im oberfränkischen Feulersdorf bei
Wonsees eine der modernsten Gemüsefarmen Deutschlands eröffnet. Auf aktuell über
neun Hektar Fläche wachsen unter Glas Tomaten, Gurken und Paprika.
Pro
Woche werden nach den Worten des zuständigen Techniker Patrick Weggel an die 150
Tonnen Gemüse geerntet. Zwei bis drei große Lkw verlassen das Betriebsgelände
täglich. Und das ist noch nicht alles: Bei der offiziellen Einweihung gaben die
Verantwortlichen bekannt, dass für das kommende Jahr eine Verdopplung der
Kapazität geplant ist. Bislang seien in die Feulersdorfer Gemüsefarm rund 20
Millionen Euro investiert worden.
Wo
früher Felder und Grünland waren, sind jetzt unweit der Bundesautobahn A70
riesige Gewächshäuser, 7,50 Meter hoch, entstanden. Insgesamt ist das Areal 25
Hektar groß, einen wesentlichen Teil davon nimmt die Technik mit drei
Blockheizkraftwerken und zwei Regenrückhaltebecken ein, dazu kommen Lager- und
Verpackungshallen sowie Wohneinheiten für rund 50 Saisonarbeitskräfte.
Die
Vermarktung erfolgt Patrick Weggel zufolge zu jeweils 40 Prozent über den
Großmarkt und über den Lebensmitteleinzelhandel direkt. Die restlichen 20
Prozent finden über die Erzeugergemeinschaft Knoblauchsland den Weg zum
Verbraucher. Produziert wird in einem computergesteuerten geschlossenen System,
das heißt nicht verbrauchte Nährstoffe und Wassergaben werden nach der
Aufbereitung wieder den Pflanzen im Kreislauf zugeführt. „Somit finden die
Pflanzen optimale Kulturbedingungen vor“, so Fritz Boss.
Rund
20 der 80 Beschäftigten kommen aus der Region, so wie Patrick Weggel, gelernter
Mechatroniker aus dem nahen Sanspareil. Nach den Worten von Fritz Boss sind
aktuell rund 60 Erntehelfer im Einsatz. Sie kommen meist aus Rumänien.
Ursprünglich wollten Fritz Boss und Stefan Scherzer zunächst im Landkreis Fürth.
Dann im nahen Weismain im Landkreis Lichtenfels ihre Megagewächshäuser
verwirklichen, beide Male hatten Bürgerinitiativen das Projekt verhindert. In
Feulersdorf wurden die Gemüsebauern dagegen mit offenen Armen empfangen. Hier
hatten sie auch eine Produktions-GmbH gegründet, so dass der Markt Wonsees mit
Gewerbesteuereinnahmen rechnen kann.
Bilder:
1.In
den riesigen Gewächshäusern nahe der A70 werden vor allem Tomaten angebaut.
2.Glas,
soweit das Auge reicht: im Landkreis Kulmbach konnten die Gemüsebauern aus dem
Knoblauchsland ihr gigantisches Projekt verwirklichen.
3. Fritz Boss (rechts) und Stefan Scherzer bei der Einweihung der Gemüsefarm in
Feulersdorf.
Auch Oberfranken hat eine
Enklave / Mit den Limbacher Weihern trägt der 20. Teich im Regierungsbezirk
das seltene Prädikat Kulturgut
Pommersfelden.
Sie gehören zu Oberfranken und liegen doch in Mittelfranken: die Limbacher
Weiher. Umgeben vom Landkreis Erlangen-Höchstadt bildet die Teichkette die
einzige oberfränkische Enklave. Die Teichgenossenschaft Oberfranken hat
jetzt das Augenmerk auf diese historische Besonderheit gerichtet. Der
Zusammenschluss von Teichwirten aus der Region zeichnete die Jahrhunderte
alten Gewässer offiziell als Kulturgut aus.
Seit 20 Jahren wird die Auszeichnung Kulturgut Teich verliehen. Verbunden
mit der Aufstellung einer Informationstafel und der Übergabe einer Urkunde
an Bewirtschafter und Eigentümer gehe es vor allem darum, die große
Bedeutung und die lange Historie der Fischwirtschaft herauszustellen, sagte
der Vorsitzende der Teichgenossenschaft, Dr. Peter Thoma aus Wunsiedel bei
der kleinen Feierstunde am Ufer der Weiher.
Die
Geschichte der Teichkette reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück. Seitdem
sind die Weiher im Familienbesitz, so der Eigentümer Johannes Weiß. Weil die
Flächen drum herum zu den Besitzungen der Grafen von Schönborg gehörten,
habe auch die Gebietsreform von 1972 nichts daran ausrichten können, dass
die Teiche zur Gemeinde Pommerfelden im Landkreis Bamberg und damit zu
Oberfranken gehören. Johannes Weiß produziert in den klassischen Waldteichen
Karpfen, Schleien und Zander.
Oberfranken könne auf eine lange Historie der Teichwirtschaft zurückblicken,
das soll mit der Auszeichnung deutlich gemacht werden, sagte
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Fische gehörten untrennbar zur
Genussregion Oberfranken, so der Bamberger Landrat Hans Kalb. Von einer
vorbildlich betriebenen Fischzucht sprach der Bürgermeister von
Pommersfelden Hans Beck und Oberfrankens Bauernverbandspräsident Hermann
Greif nannte die Teiche ein ganz besonders erhaltens- und schützenswerten
Kleinod.
Neben
der prägenden Bedeutung für die Landschaft, der Bewirtschaftung und der
belegten Historie müsse ein als Kulturgut ausgezeichneter Teich auch eine
besondere ökologische Bedeutung haben, so Vorsitzender Thoma. Das alles sei
bei den Limbacher Weihern erfüllt. Damit seien sie nicht nur
Landschaftsbestandteile, sondern auch wertvolle Kulturgüter. Das sah auch
die Jury so, zu der unter anderem die Fischereifachberatung des Bezirks
Oberfranken gehört.
Bilder:
1.Sie
enthüllten die Informationstafel an den Limbacher Weihern (von rechts):
Bürgermeister Hans Beck, Landrat Hans Kalb, Bezirkstagspräsident Dr. Günther
Denzler, TEGOF-Vorsitzender Dr. Peter Thoma und Eigentümer Johannes Weiß
(verdeckt).
2.Der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif (links) und der Vorsitzende der
Teichgenossenschaft Dr. Peter Thoma würdigten die Teichkette als besonders
schützenswertes Kleinod.
3. Auf den ersten Blick nichts Besonderes: die Limbacher Weiher sind nicht
nur Oberfrankens einzige Enklave, sie erhielten jetzt auch noch das Prädikat
Kulturgut Teich.
Mehr Umsatz trotz gesunkener
Vermarktung / Fleischvermarkter warnen vor Verlagerung der Produktion ins
Ausland – NVG legt erfolgreiche Bilanz 2017 vor
Himmelkron.
Nach einer relativ starken Erhöhung der vermarktete Stückzahl von Nutz- und
Schlachttieren im Jahr 2016 musste die Nordbayerischen Vermarktungsgesellschaft
(NVG) Bovex GmbH 2017 einen leichten Rückgang hinnehmen. Das hat der neue
NVG-Geschäftsführer Sebastian Hill bei der Vertreterversammlung der
Viehvermarktungsgenossenschaft (VVG) Nordbayern in Himmelkron bekannt gegeben.
Die NVG Bovex ist ein Tochterunternehmen der VVG. Beide haben ihren Sitz in
Kitzingen, Geschäftsstellen gibt es in Wolpertshausen, Fensterbach und am
Schlachthof in Bayreuth.
Der
Geschäftsführer bezifferte die Vermarktungsleistung im zurückliegenden Jahr auf
rund 466000 Tiere, was einen Rückgang um etwa 10000 Tiere oder gut zwei Prozent
im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. „Damit sind wir aber noch trotzdem immer sehr
erfolgreich“, so Hill, zumal der Umsatz durch die höheren Preise um 6,5 Prozent
auf über 119 Millionen Euro angestiegen war.
Eine
weiterhin positive Entwicklung konnte der Geschäftsführer auch für die Monate
Januar bis Mai des laufenden Jahres vermelden. Während die Schlachtzahlen beim
Großvieh relativ konstant geblieben seien, gebe es bei Schweinen einen
deutlichen Rückgang. Keine große Rolle spielen bei den Vermarktungszahlen
Lämmer, wobei auch hier ein Rückgang festzustellen ist.
Seit
Jahren sei ein zurückgehender Schweinemarkt zu beobachten, sagte Josef Ebert von
der NVG. Er führte den Rückgang auf das gesunkene Image von Schweinefleisch
zurück, was allerdings durch Exporte nach China und Ostasien einigermaßen
aufgefangen werden konnte. Ein gutes Image habe dagegen der nach wie vor stabile
Rindermarkt. Alleine die vielen Grillartikel in den Supermärkten zeigten, dass
„High Quality“ nach wie vor gut läuft.
Vor
dem Hintergrund der Tierwohl-Diskussion warnte der oberfränkische BBV-Präsident
Hermann Greif davor, dass die Produktion mehr und mehr ins Ausland verdrängt
werde, wo die Kontrollen längst nicht so streng sind, wie in Deutschland. Greif
kritisierte dabei vor allem den Lebensmitteleinzelhandel, der teilweise sogar
über die Vorgaben des Gesetzgebers noch hinausgeht.
Aber
auch die Politik sollte wieder mehr Fachlichkeit walten lassen, anstatt
Entscheidungen nach Schlagzeilen zu treffen, so der stellvertretende
Vorstandsvorsitzende Johann Mayer, BBV-Kreisobmann im Landkreis Regensburg. Er
begrüßte die jüngsten Aussagen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia
Klöckner, die angekündigt hatte, NGOs (Nichtregierungsorganisationen) die
Grenzen aufzuzeigen. Sie meinte damit Tierschutzorganisationen, die in der
Vergangenheit immer wieder in Ställe eingebrochen waren, um vermeintliche
Missstände zu dokumentieren.
Was
Schweine- und Ferkelerzeuger genauso wie Vermarkter derzeit umtreibt ist die
Afrikanische Schweinepest. „Wir sind auf den Krisenfall vorbereitet“, sagte
Geschäftsführer Hill. Für sämtliche Lkw seien mobile Reinigungsanlagen
angeschafft, jedes Fahrzeug halte Desinfektionsmittel vor, alle Fahrer seien
grundlegend geschult worden. „Wir sind für den Fall der Fälle gut aufgestellt“,
so Hill.
Bei
den turnusmäßigen Ergänzungswahlen wurde Michael Stock aus
Werneck-Schnackenwerth neu in den Vorstand gewählt. Er folgt auf Gerhard Endres
aus Karlstadt-Rohrbach, der aufgrund des Erreichens der Altersgrenze nicht mehr
gewählt werden konnte. Neu im Aufsichtsrat ist Roland Metz aus
Burkardroth-Waldfenster, im Aufsichtsrat bestätigt wurden Johann Niebler aus
Ursensollen-Stockau, Christian Seitz aus Großostheim und Hans Zintl aus
Wiesau-Schönhaid.
In die
2006 gegründete NVG Bovex GmbH hat die VVG Nordbayern ihr operatives Geschäft
ausgelagert. Das genossenschaftlich orientierte Unternehmen zur Vermarktung von
Nutz- und Schlachttieren ist ein Tochterunternehmen der VVG und der Viehzentrale
Südwest GmbH, die beide an der NVG mit jeweils 50 Prozent beteiligt sind. Die
VVG Nordbayern hat ihren Sitz in Kitzingen, die Viehzentrale Südwest in
Stuttgart. Damit ist die NVG als bäuerlicher Vermarkter im Auftrag der VVG
Nordbayern e.G. und der Viehzentrale Südwest tätig, Vermarktungsgebiet ist im
Wesentlichen Unter, Mittel- und Oberfranken sowie die Oberpfalz.
Bild:
Der stellvertretende
VVG-Vorstandsvorsitzende Johann Mayer, BBV-Kreisobmann von Regensburg
verabschiedete das ausgeschiedene Vorstandsmitglied Gerhard Endres (von links).
Mit im Bild: Aufsichtsratsvorsitzender Michael Stock und NVG-Geschäftsführer
Sebastian Hill (von rechts).
Mit Insekten gegen Insekten /
Landwirte setzen auf biologische Schädlingsbekämpfung
Bayreuth.
Noch ist es nur ein Anfang, doch für das kommende Jahr erwarten Johannes
Scherm vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz und Reinhard Ostermeier vom Amt
für Landwirtschaft einen deutlichen Anstieg: Auf rund 120 Hektar Fläche wird
der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis), einer der wirtschaftlich relevantesten
Schädlinge in Maisbeständen, im Raum Bayreuth nicht mehr chemisch, sondern
biologisch bekämpft. Möglich machen dies Schlupfwespen. Sie fressen die
Larven des Maiszünslers einfach auf. „Wir sind damit voll auf die
biologische Schiene abgefahren“, sagt Johannes Scherm, dem es auch darum
geht, das Image der Landwirtschaft mit der alternativen
Schädlingsbekämpfungsmethode zu verbessern.
Aktuell ist die biologische Schädlingsbekämpfung vor allem deswegen
geworden, weil der Maiszünsler in hiesigen Breiten enorm zugenommen hat.
Ursache dafür, da sind sich Fachleute einig, ist die Klimaerwärmung. „Im
mittleren und östlichen Oberfranken waren die Schäden im zurückliegenden
Jahr ganz massiv“, sagt Reinhard Ostermeier. Schuld daran waren der relativ
kühle Winter, in dem die Larve im Maisstoppeln überwintert, und die trockene
warme Witterung während des Falterfluges, wenn die Eiablage stattfindet.
Regnet es nicht, werden die Eigelege auch nicht zerstört und der Maiszünsler
kann sich ungehindert ausbreiten.
Hat sich der Maiszünsler, ein drei bis vier Zentimeter langer Falter, erst
einmal im Bestand breit gemacht, knicken die Blätter, brechen ganze Pflanzen
oder fallen die Kolben ab. Die Ernte ist dahin. Um das zu verhindern, sei es
am wirksamsten die Stoppeln nach der Ernte zu zerkleinern und im Boden
verrotten lassen. „Dort kann der Falter nicht schlüpfen“, so Reinhard
Ostermeier. Das sei die gängige Maßnahme, die den Landwirten auch empfohlen
wird. Ist es dafür zu spät, dann gibt es zwei Möglichkeiten: die chemische
Keule oder eine biologische Bekämpfung.
Die biologische Bekämpfung sieht die Ausbringung der Schlupfwespe „Richogramma
brassicae“ auf befallene Bestände vor. Das Insekt ist ein natürlicher Feind
des Maiszünslers. Bei rechtzeitiger Ausbringung werden die Eier parasitiert
und so effizient bekämpft. Konkret werden im 14-tägigen Abstand zwei Mal
jeweils um die 100000 Wespen pro Hektar verteilt. Dazu muss der Landwirt
exakt die Hauptflugzeit erwischen, die durch Lichtfallen ermittelt wird.
Erhältlich sind die Wespen bei einem Unternehmen, das sich auf die
biologische Schädlingsbekämpfung spezialisiert hat und die Wespen züchtet.
Jeweils 1000 Wespen sind als Larven in Kugeln aus Maisstärke. „Das System
gibt es schon seit 20 Jahren“, so Ostermeier. Früher seien die Behälter mit
den Larven allerdings direkt an den Maispflanzen angebracht worden, heute
könne die Verteilung punktgenau per Drohne erfolgen.
Genau da kommt auch der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz ins Spiel, der seinen
Mitgliedern die Wespenkugeln und die Drohnenausbringung durch einen externen
Unternehmer kostengünstig anbieten kann. Gemeinsam mit dem benachbarten
Maschinenring Fränkische Schweiz sei eine entsprechende Aktion gestartet
worden, sagt Geschäftsführer Johannes Scherm. Mit Kosten von rund 67 Euro
pro Hektar für Wespen und Ausbringung sei die biologische Variante nur
unwesentlich teurer als die chemische. Der Wirkungsgrad sei nahezu der
gleiche.
Die biologische Maiszünslerbekämpfung wird wohl schon bald zur
Standardvariante werden, so Johannes Scherm. Fachleute haben auch längst
bestätigt, dass durch die Wespen das biologische Gefüge nicht in
Ungleichgewicht gerät, vor allem deshalb, da die Schlupfwespe vor Ort bleibt
und nicht großartig umherfliegt. Scherm: „Warum sollten wir es also chemisch
machen, wenn es auch biologisch geht.“
Bild:
Per Drohne werden die Schlupfwespen über befallene Maisbestände ausgebracht.
Mit historischen Schleppern
durch Schirradorf/ Landtechnik Nicklas lockte viele hundert Besucher zum Tag
der Landwirtschaft - Modenschau in der Maschinenhalle
Schirradorf.
Es muss nicht immer John Deere oder Fendt sein. Eicher zum Beispiel war der
Markenname der bis in die 1990er existierenden Eicher-Traktorenfabrik in
Forstern in Oberbayern. Oder Normag: Das steht für Nordhauser Maschinenbau.
Das Unternehmen aus dem Harz hatte bereits 1957 seine Produktion
eingestellt. Es gibt sie aber noch, die teilweise Jahrzehnte alten Bulldogs
und sie funktionieren auch noch, so wie der Lanz, Baujahr 1958 von Raimund
Schramm von den Traktorfreunden Dankenfeld im unterfränkischen Landkreis
Hassberge oder der McCormick International D430 von Andrea Popp von den
Traktorfreunden Altenplos.
Zum Familiensonntag der Landwirtschaft auf dem Gelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas in Schirradorf hatten sie alle wieder ihre
Fahrzeuge auf Hochglanz gebracht. Eicher, Normag, aber auch McCormick oder
Kramer, alles Namen von Hersteller, die bei Traktorfreunden wie Musik in den
Ohren klingen. Manche Hersteller gibt es noch, viele sind schon lange
Geschichte. Doch auch der Laie ist fasziniert, dass sie noch immer
funktionieren.
Ältestes
aller teilnehmenden Fahrzeuge war ein Normag aus dem Jahr 1951 mit 17 PS von
Manfred Kolb aus Schirradorf. Ganz aus der Reihe fiel der Unimog, Baujahr
1964 mit 32 PS von Karl Heinz Popp, ebenfalls von den Traktorfreunden
Altenplos. Sie alle schafften nicht nur den gut zwei Kilometer langen
Rundkurs durch das Dorf mit seiner über 20-prozentigen Steigung, sondern
auch die Hin- und Rückfahrt von den Heimatorten ohne Ausfall. Manche
Teilnehmer waren schon früh um acht Uhr losgefahren, um rechtzeitig beim
Oldtimertreffen zu sein.
Überhaupt war die Oldtimerrundfahrt durch Schirradorf mit dem
Nicklas-Firmengelände als Start und Ziel der Höhepunkt des Familiensonntags.
23 Teilnehmer wurden diesmal verzeichnet, damit allerdings auch ein paar
weniger als im Vorjahr. Manch Oldtimerfreund hatte offensichtlich
befürchtet, nicht mehr rechtzeitig zum WM-Spiel zu Hause zu sein.
Höchstgeschwindigkeiten sind mit den betagten Fahrzeugen schließlich nicht
mehr machbar. Dafür war der Zuspruch bei den Besuchern ungebrochen. „Wir
sind überwältigt vom Besuch“, sagte Friedbert Weiß vom mitveranstaltenden
John-Deere-Fanclub.
Zweiter
großer Programmpunkt war wie auch in den Vorjahren eine Modenschau. Dort, in
der großen Halle von Edwin Nicklas, wo sonst die schweren Schlepper und
Mähdrescher stehen, hatte Gabis Modestübchen aus Wirsberg alles aufgeboten,
was derzeit angesagt ist. Präsentiert von Amateurmodels und moderiert von
Kreisbäuerin Beate Opel gab es trendige Mode in allen Größen für jeden Typ
und jeden Anlass.
Eingebettet war die Modenschau in ein buntes Programm, das trotz vieler
Konkurrenzveranstaltungen in der Region wieder viele hundert Besucher auf
das Betriebsgelände der Firma Nicklas gelockt hatte. Da gab es Backwaren und Bauernhofeis sowie moderne Landtechnik zum Anfassen. Begonnen hatte der Tag
der Landwirtschaft mit einem Gottesdienst in der Maschinenhalle, gestaltet
vom evangelischen Pfarrer Daniel Städteler aus Wonsees zusammen mit dem
Kulmbacher Landfrauenchor und dem Wonseeser Posaunenchor.
Bilder:
1. Viele Besucher des Tages der Landwirtschaft in Schirradorf staunten nicht
schlecht über die vielen historischen Oldtimer, die auf dem Gelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas ausgestellt waren.
2. Links 30 PS, rechts 300 PS: in Schirradorf war eindrucksvoll zu erleben,
wie sich die Technik in der Landwirtschaft weiterentwickelt hat.
3. Höhepunkt des Oldtimertreffens war die Rundfahrt durch Schirradorf.
4. Ganz aus der Reihe fiel der Unimog, Baujahr 1964 mit 32 PS von Karl Heinz
Popp, von den Traktorfreunden Altenplos.
5. Friedbert Weiß (links) vom John-Deere-Fanclub hieß die Teilnehmer der
Rundfahrt auf dem Betriebsgelände von Landtechnik Nicklas willkommen.
„Hot Spot der nachhaltigen
Forstwirtschaft“ /
Frankenwaldtag lockte um die 10000 Besucher nach
Schwarzenbach am Wald
Schwarzenbach
am Wald. „Wir wollen die Forstwirtschaft weiter voranbringen“, sagt Ralf
Kremer. Der Unternehmer aus Steinbach bei Geroldsgrün gehörte zum
Organisationsteam der Frankenwaldtages 2018, der verbunden mit einem
regionalen Waldbesitzertag wieder um die 10000 Besucher nach Schwarzenbach
lockte.
„Die Gesellschaft soll für die Themen Wald und Forst sensibilisiert werden“,
so Kremer, der auch Initiator des Holzforums Schwarzenbach ist. Das Gremium
bündelt eine hochkarätige Expertenrunde aus den Bereichen Forst und Holz
sowie verschiedener Behörden, Regional- und Wirtschaftsverbände, und ist
einer der Mitveranstalter des Frankenwaldtages.
Wo, wenn nicht in Schwarzenbach am Wald sollte dieser Tag stattfinden, sagte
Bürgermeister Dieter Frank bei der Eröffnung. „Wir machen unseren Namen
damit alle Ehre“. Als „großes und wichtiges Kulturgut“ bezeichnete
Bundestagsvizepräsident Hans Peter Friedrich den Wald. Der Lebens- und
Erholungsraum Wald sei aber nicht entstanden, indem man ihm sich selbst
überlassen hätte. Er sei vielmehr das Ergebnis einer jahrhundertelangen
Bewirtschaftung, so der frühere Bundesinnenminister, der selbst aus dem
Frankenwald stammt.
Josef
Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes sprach vom
Frankenwald als „Hot Spot der nachhaltigen Forstwirtschaft“. Hier werde das
gelebt, was Waldwirtschaft ausmacht. Das sei zum einen Ökologie und
Ökonomie, zum anderen aber auch die Sozialfunktion, indem jeder Bürger ein
Betretungsrecht für den Wald habe. „Damit ist der Wald ein echtes
Multitalent“, so Ziegler. Ein Multitalent, das eben auch Verpflichtungen mit
sich bringt, sagte die bayerische Waldkönigin Johanna Gierl. Natur sei nicht
einfach nur so da, der Mensch müsse schon eingreifen.
Mit einem ganz besonderen Beitrag zeigte der Hofer Schauspieler Peter
Kampschulte, dass Wald und Kultur gar nicht so weit auseinander liegen. In
der Rolle des Nürnberger Rats- und Handelsherrn Peter Stromer gab er den
Vater der Forstkultur aus dem 14. Jahrhundert, der auch als Erfinder der
geregelten Forstwirtschaft gilt. Stromer hatte die so genannten Nürnberger
Nadelwald-Saaten entwickelt. Dank dieser planmäßigen Aufforstungstechnik
wurde der Nürnberger Reichswald zum ersten Kunstforst der Welt.
Auf
dem großzügigen Festgelände in Schwarzenbach präsentierten sich Ämter,
Forstzusammenschlüsse und Vereine, Unternehmen der Forstwirtschaft und der
Holzverarbeitung, die Jagdverbände unter anderem mit einem Laser-Schießkino
und verschiedene Kunsthandwerker vom Drechsler bis zum Motorsägenkünstler.
„Forstwirtschaft erleben“ war parallel dazu das Motto eines Waldparcours am
nahen Döbraberg. Hier konnten alle Interessierten sehen, wie Profis im Wald
arbeiten, von der Verjüngung über die Pflege bis hin zur Holzernte. In
verschiedenen Vorträgen ging es unter anderem um die Eiche im Frankenwald,
um nicht heimische Baumarten oder um Ergänzungspflanzungen bei vorhandener
Naturverjüngung.
Die Veranstalter, Forstverwaltung, die Sozialversicherung für
Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau sowie die Stadt Schwarzenbach mit
ihrem Holzforum hatten über 10000 Waldbesitzer und deren Familien aus den
Landkreisen Hof und Wunsiedel sowie aus den Frankenwaldgemeinden der
Landkreise Kulmbach und Kronach mit einem persönlichen Schreiben eingeladen.
Nach Angaben der Veranstalter waren die allermeisten auch gekommen.
Nach
dem Frankenwaldtag 2018 steht das nächste überregionale forstliche
Großereignis in Schwarzenbach am Wald bereits für das kommende Jahr an.
Forstunternehmer Ralf Kremer konnte entscheidend dazu beitragen, dass die
Regionalmeisterschaften der Waldarbeiter vom 21. bis zum 23. Juni 2019
erstmals in Oberfranken stattfinden.
Bilder:
1. Bereichsleiter Forsten Thomas Krämer vom Amt für Landwirtschaft,
Schauspieler Peter Kampschulte als Peter Stromer, die bayerische Waldkönigin
Johanna Gierl, Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich,
Waldbesitzerverbandspräsident Josef Ziegler, Fritz Maier, Leiter des
Forstbetriebes Nordhalben und der Schwarzenbacher Bürgermeister Dieter Frank
(von links).
2. Der Hofer Schauspieler Peter Kampschulte in der Rolle des Nürnberger
Rats- und Handelsherrn Peter Stromer, einem Vater der Forstkultur aus dem
14. Jahrhundert.
3. Forstunternehmer Ralf Kremer aus Steinbach bei Geroldsgrün gehört zu den
Initiatoren des Frankenwaldtages.
4.Besonders
von Kindern umlagert war der Stand der Bayerischen Staatsforsten, die mit
einem breiten Informations- und Spielangebot aufwarteten.
6. – 8. Alles das, was zur Waldbewirtschaftung notwendig ist, aber auch
spektakuläres Großgerät zeigte eine stattliche Zahl von Ausstellern beim
Frankenwaldtag in Schwarzenbach.
„Landwirte stehen zu Unrecht
am Pranger“ / Agrarexperte Albert Deß beim Schirradorfer Bauerntag –
Landtechnik sucht Nachwuchs
Schirradorf.
Hetzkampagnen gegen Landwirte hat Albert Deß (CSU), Europaabgeordneter aus
Neumarkt in der Oberpfalz und Agrarsprecher der Europäischen Volkspartei,
scharf verurteilt. Bei den derzeitigen Diskussionen in Deutschland könne man
nur noch den Kopf schütteln, sagte Deß beim Schirradorfer Bauerntag auf dem
Gelände des Landtechnikunternehmens Nicklas.
Wenn die Bauern ständig am Pranger stehen, dann müsse man sich schon langsam
Sorgen um den Nachwuchs in der Landwirtschaft machen, sagte Deß. Wenn
Landwirte nur noch schikaniert werden, dann könne man fest davon ausgehen,
dass die Produktion schon bald ins kostengünstigere Ausland verlagert würde,
und zwar dorthin, wo Tierhaltung und Pflanzenbau meist unter fragwürdigen
Bedingen stattfinden. Allen Kritikern, die gegen den Einsatz moderner
Technik protestieren, schrieb der Abgeordnete ins Stammbuch, dass damit noch
effektiver und umweltschonender gearbeitet werden könne, als dies ohnehin
schon der Fall sei.
Das
gleiche Thema hatte sich zuvor der stellvertretende BBV-Kreisobmann Harald
Peetz vorgenommen. „Die Landwirte stehen zu Unrecht am Pranger“, sagte er.
Den meisten Tier- und Naturschutzorganisationen warf Peetz vor, nichts
anderes im Sinn zu haben, als das Ende der konventionellen Tierhaltung.
Dafür würden gutgläubigen Mitbürgern auch noch Spendengelder aus der Tasche
gezogen.
Ganz konkrete Nachwuchssorgen hat bereits Edwin Nicklas vom gleichnamigen
Landtechnikbetrieb. Es sei eine große Herausforderung für die Branche,
Nachwuchs zu finden, sagte er und warb für den Beruf des
Landmaschinentechnikers. „Die Landtechnik kann es mit allen Berufen
aufnehmen“, so Nicklas. Bei einem Praktikum könnten junge Leute sehen, wie
vielseitig der Beruf ist. Habe man es erst einmal zum Meister gebracht, dann
stehe man einem universitären Bachelor-Abschluss in nichts nach, stellte
Nicklas fest. Er zeigte sich überzeugt davon: „Handwerk und Landwirtschaft
haben goldenen Boden.
Ein
weiteres Thema des Bauerntages in Schirradorf war die gemeinsame europäische
Agrarpolitik für die neue Förderperiode ab dem Jahr 2020. Leider enthalte
der bislang vorliegende Entwurf viele negative Punkte, sagte der
stellvertretende Kreisobmann. Insbesondere kritisierte Peetz die
Mittelkürzungen zu Lasten der Landwirtschaft aufgrund des Brexit.
„Direktzahlungen müssen unbedingt erhalten bleiben, schließlich steigen ja
auch die Kosten“, so Peetz. Er forderte außerdem eine bessere Unterstützung
für die bäuerlichen Familienbetriebe, für die nicht selten die gesamte
Existenz davon abhängt.
Der Europaabgeordnete Albert Deß räumte ein, dass die Landwirtschaft vor
allem durch das Ausscheiden Großbritanniens wohl nicht ungeschoren davon
kommen würde. Realistisch müsse man mit insgesamt sechs Prozent weniger
Mittel im künftigen Agrarhaushalt rechnen. Darüber hinaus würden aber auch
die hiesigen Bauern das Ausscheiden Großbritanniens zu spüren bekommen. „Wir
verlieren ein wichtiges Exportland“, so Deß. Die jährlichen Lieferungen
deutscher Agrarprodukte nach Großbritannien hätten ein Volumen von 4,6
Milliarden Euro. Umgekehrt beliefen sich die Lieferungen von Großbritannien
nach Deutschland auf lediglich 1,6 Milliarden Euro.
Bilder:
1. Die Kulmbacher BBV-Kreisvorstandschaft traf sich auf dem Gelände des
Landtechnikunternehmens Nicklas in Schirradorf zum Meinungsaustausch mit dem
Europaabgeordneten und EVP-Agrarsprecher Albert Deß.
2. Einen Präsentkorb mit Spezialitäten aus der Genussregion Oberfranken
überreichten der stellvertretende Kreisobmann Harald Peetz (rechts) und
Friedbert Weiß (Mitte) vom mitveranstaltenden John-Deere-Fanclub an den
Europaabgeordneten Albert Deß.
3. Mit jeweils 1000 Euro haben die VR-Bank Oberfranken-Mitte und die
Sparkasse Kulmbach-Kronach die „Young Farmers Party“ in Schirradorf
unterstützt. Entsprechende Schecks überrreichten Helmut Potzel und Frank
Ramming zusammen mit den Ehrengästen an die Vertreter der Jungbauernschaft.
Geballte Forstkompetenz unter
einem Dach /
Waldkompetenzzentrum Scheßlitz offiziell eröffnet
Scheßlitz,
Lks. Bamberg. Mit einem Informationstag ist das neue Waldkompetenzzentrum
nun auch offiziell in Betrieb gegangen. Unter einem Dach sind künftig am
Neumarkt in Scheßlitz neben dem Bereich Forsten des Amtes für
Landwirtschaft, der Waldbesitzervereinigung (WBV) Bamberg, der
Revierverwaltung der Bayerischen Staatsforsten auch die Forstwirtschaftliche
Vereinigung Oberfranken (FVO) und ab Juli der Bayerische Waldbesitzerverband
mit einer Außenstelle vertreten. Mit dieser einmaligen Bündelung an Wald-
und Forstkompetenz könne sich Scheßlitz getrost als Waldhauptstadt Bayerns
bezeichnen, sagte Bürgermeister Roland Kauper.
Sämtliche Vereinigungen stellten sich beim Waldinformationstag mit
Infoständen der Öffentlichkeit vor. Mit Hilfe von Gewinnspielen,
Mitmachaktionen und Fachgesprächen wurde den zahlreichen Besuchern aus der
Stadt Scheßlitz und dem Landkreis Bamberg nicht nur die Bedeutung des Waldes
für die gesamte Gesellschaft nahe gebracht. Im Rahmen eines Tages der
offenen Tür konnten alle Interessierten auch die großzügigen Räumlichkeiten
besichtigen.
Höhepunkt
des offiziellen Teils war die öffentliche Ehrung von zwei Waldbesitzern, die
sich seit Jahrzehnten um den Wald im Landkreis Bamberg verdient gemacht
haben, durch die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml. Sie
zeichnete Alfred Deinlein aus Neudorf bei Scheßlitz und Walter Beringer aus
Busendorf bei Rattelsdorf mit Urkunden aus.
Deinlein war 1969 Gründungsmitglied der damaligen Forstbetriebsgemeinschaft
Bamberg Ost, einem Vorgänger der WBV Bamberg. Er ist seitdem ohne
Unterbrechung als Funktionsträger tätig. Angelika Morgenroth, Vorsitzende
der WBV Bamberg nannte Deinlein ein „Sprachrohr für den Wald“ und ein
wichtiges Bindeglied zwischen dem Amt, seinen Förstern und den Waldbauern.
Deinlein bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie rund 30 Hektar Wald,
zwei Drittel davon hat er bereits in klimatolerante Mischwälder umgebaut.
Der
zweite Geehrte Walter Beringer war vor 40 Jahren Gründungsmitglied der WBV
Bamberg Nord, ebenfalls ein Vorgänger der heutigen WBV Bamberg. Auch er ist
ein langjähriger Funktionsträger und durch seine unermüdlichen Aktivitäten
weit über den Landkreis hinaus bekannt. Beringer bewirtschaftet 8,3 Hektar
Wald auf zehn Flurstücken, wo er durch den Anbau von Kirsche, Ahorn,
Elsbeere, Lärche und Douglasie ebenfalls klimatolerante Mischbestände
forciert.
Gesundheitsministerin Huml hatte zuvor den Beitrag des Waldes für die
menschliche Gesundheit herausgestellt. Wald strahle Ruhe aus, er ist deshalb
gut für die psychische Gesundheit, sagte sie. Jeder, der sich im Wald
bewegt, der tue auch etwas für seine eigene Gesundheit, so mit Ministerin.
Nicht zuletzt vermittle der Wald gerade Kindern viele wichtige Kompetenzen.
Zum
Wohl der Mitglieder profitierten in Scheßlitz alle Beteiligten von den
kurzen Wegen, so der FVO-Vorsitzende Wolfgang Schultheiß. Unter dem Dach der
FVO sind seinen Worten zufolge rund 20000 Mitglieder mit einer Waldfläche
von circa 140000 Hektar zusammengeschlossen. In Scheßlitz sei künftig die
geballte Kompetenz vorhanden, um für die nächsten Jahrzehnte und
Jahrhunderte gewappnet zu sein, sagte die bayerische Waldkönigin Johanna
Gierl.
Ernste Worte sprach Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen
Waldbesitzerverbandes, an. Er bezeichnete den Klimawandel als dramatische
Herausforderung für die Waldbauern. Sie seien die ersten Leidtragenden des
Klimawandels, obwohl sie ihn gar nicht verursacht hätten. Gerade die
zurückliegenden Monate, der heiße April und der ebenfalls heiße Mai, ließen
nicht Gutes erwarten und zeigten, dass ein Pakt zwischen Gesellschaft und
Waldbesitz zur Bewältigung dieser Herausforderung nötiger denn je zuvor ist.
Bilder:
1.Waldbesitzerverbandspräsident
Josef Ziegler, Waldkönigin Johanna Gierl, Ministerin Melanie Huml, die
beiden geehrten Waldbesitzer Walter Beringer und Alfred Deinlein,
WBV-Vorsitzende Angelika Morgenroth, Forstdirektor Hans-Rüdiger Schmittnägel
und FVO-Vorsitzender Wolfgang Schultheiß (von links) beim
Waldinformationstag in Scheßlitz.
2.Vorsitzender
Wolfgang Schultheiß erläuterte der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie
Huml die Aufgaben der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken. 3.An
Infoständen präsentierten alle beteiligten Forstorganisationen ihre
Aufgabengebiete.
4. Über die Tätigkeit des in Scheßlitz angesiedelten Bereichs Forsten
informierte das Bamberger Amt für Landwirtschaft an seinem Stand.
Fränkischer Dreiklang: Bratwürste, Brot und Bier / Ein Fest für
den Gaumen – Stephan Jamm aus Markt Einersheim wurde Bratwurstkönig
Pegnitz.
Zunächst war es eine Schnapsidee, mittlerweile ist aus dem
Fränkischen Bratwurstgipfel eines der schönsten Feste in der Region
geworden: 14 Metzger, davon jeweils sechs aus Ober- und aus
Mittelfranken sowie zwei aus Unterfranken, sind im Pegnitzer
Wiesweiherpark zum Wettstreit um den Titel des Fränkischen
Bratwurstkönigs angetreten. Alles in allem brutzelten fast 30
Bratwurstsorten auf dem Rost.
Bratwurstkönig wurde der Metzger Stephan Jamm von der Metzgerei
Deininger aus Markt Einersheim in Unterfranken einmal mit seiner „Kerwa-Bratwurst“,
zum zweiten mit seiner „Gyros-Bratwurst“. Erlaubt war alles, was
schmeckt. Gebraten wurden in diesem Jahr in der Kategorie
Kreativbratwurst unter anderem eine „Wildbretwurst mit Kraut und
Beeren“, ein „Zwetschgen-Röster“; eine „Schokoladen-Eierlikör
Bratwurst“ und eine „Kürbisbratwurst im Bändel“. In der Kategorie
klassische Bratwurst war in diesem Jahr erstmals eine „Original
Nürnberger Rostbratwurst“ mit am Start, angeboten von der
Genußwerkstatt Nina Weiß aus Nürnberg.
Die Schirmherrschaft hatte die neue bayerische
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber übernommen. Jede
fränkische Region habe ihre eigene Bratwursttradition, sagte sie.
Kaniber überreichte an Bürgermeister Uwe Raab die Urkunde zur
Auszeichnung „100 Genussorte Bayerns“.
Bei den drei Wettbewerben bewerteten drei Jurys
die Bratwürste. Prominente Juroren, darunter die Bayreuther
Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, Matthias Matuschik von
Bayern 3, Bürgermeister Uwe Raab und HWK-Präsident Thomas Zimmer
saßen über die fränkische Wurstvielfalt zu Gericht.
Der
„Gipfel“ sei längst Kult geworden, sagte Bürgermeister Uwe Raab. In
der größten Stadt des Bayreuther Landkreises war vor fünf Jahren die
Idee zu dem Fest entstanden. Der Dreiklang von Bratwürsten, Brot und
Bier halte Leib und Seele zusammen. Organisator Michael
Breitenfelder, der das Wirtschaftsband A9 aus 18 Kommunen managt,
betonte die Bedeutung des Gipfels für den Wirtschaftsstandort
Pegnitz. Es gehe darum, die Qualität der Erzeugnisse zu vermitteln,
die täglich in den Betrieben hergestellt werden — und dies
nachhaltig: „Die Wirkung des Gipfels soll nicht zu Ende sein, wenn
die Holzkohlenasche im Grill verglommen ist.“
Die Ausnahmeveranstaltung sei eine Riesenchance für die
Metzgerbetriebe, ihr Handwerk zu präsentieren, so Thomas Zimmer,
Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken und zweiter
Vorsitzender des Vereins zum Schutz der fränkischen Bratwurstkultur.
Er sprach vom größten Event, den die drei fränkischen Kammern
gemeinsam ausrichten. „Gewinner sind die Metzger“, sagte Zimmer. Das
Motto, das er diesmal zum Bratwurstgipfel ausgab, lautete: „Erlaubt
ist, was schmeckt.“.
Veranstaltet wurde der Fränkische Bratwurstgipfel vom Verein zur
Förderung der fränkischen Bratwurstkultur e.V. zusammen mit den
fränkischen Handwerkskammern. Erstmals wurde heuer ein Eintritt von
fünf Euro erhoben, was im Vorfeld für Irritationen gesorgt hatte.
Allerdings war im Eintrittspreis ein Verzehrbon von drei Euro
enthalten. Trotz des umstrittenen Eintritts waren aber nach
offiziellen Angaben zwischen 17000 und 18000 Besucher gekommen, nur
geringfügig weniger, als in den zurückliegenden Jahren.
Bilder: 1. Regierungspräsidentin
Heidrun Piwernetz, die oberfränkische Bierkönigin Christina Pollnick,
HWK-Präsident Thomas Zimmer, Landwirtschaftsministerin Michaela
Kaniber (von links) sowie der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab
(rechts) kürten Stephan Jamm von der Metzgerei Deininger und aus
Markt Einersheim zum fränkischen Bratwurstkönig. 2.
Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer, die Bundestagsabgeordnete
Dr. Silke Launert und der Vizepräsident des Bayreuther Landgerichts
Michael Eckstein (von links) testeten als Jurymitglieder die
verschiedenen Bratwurstkreationen.
Faszinierende Welt der
Bienen / Christine Medick aus dem Fichtelgebirge hat die Imkerei als
Hobby für sich entdeckt
Kothigenbibersbach.
Imkern wird jünger und weiblicher, das ist sich Christine Medick
sicher. Die langjährige Kreisbäuerin aus Kothigenbibersbach bei
Thiersheim im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel hat vor fünf
Jahren die Welt der Bienen für sich entdeckt und sie ist noch immer
schwer begeistert davon. „Wenn du bei den Bienen bis, dann vergisst
du alles“, sagt sie.
Dabei hätte Christine Medick
wirklich genug um die Ohren. Zusammen mit ihrem Mann Roland und Sohn
Fabian bewirtschaftet sie einen Ferkelerzeugerbetrieb mit 250
Zuchtsauen mit 60 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche plus fünf
Hektar Teiche und fünf Hektar Wald. Seit 1997 ist sie im
Bauernverband aktiv, davon 15 Jahre als Kreisbäuerin, davor fünf
Jahre als Stellvertreterin und aktuell wieder als Stellvertreterin,
nachdem sie bei den zurückliegenden Wahlen freiwillig in die zweite
Reihe zurückgetreten ist.
Dazu kommt noch das politische
Engagement für die Freien Wähler seit 2002 im Kreistag von Wunsiedel
und seit dem gleichen Jahr auch im Marktgemeinderat von Thiersheim.
Eigentlich ist sie gelernte Bürokauffrau. 1987 hat die heute
48-Jährige in die Landwirtschaft eingeheiratet, 1995 hat ihr Mann
den Betrieb, damals noch mit Schwerpunkt Bullenmast, von seinem
Vater übernommen.
„Willst du Gotten Wunder sehen,
musst du zu den Bienen gehen“, heißt ein Sprichwort und wer sich von
Christine Medick die Welt der Bienen erklären lässt, der weiß, dass
an diesem Spruchwort etwas dran ist. „Es ist so faszinierend, wie
das alles funktioniert“, sagt sie und spricht von aktuell sehr
arbeitsintensiven Tagen von Mai bis Juli, wenn tägliche
Schwarmkontrollen, Milbenkontrolle und schließlich auch der Beginn
der Honigernte auf dem Programm stehen.
Dabei
hat alles gar nicht so erfreulich begonnen. Von einem Mitglied eines
Imkervereins erhielt sie eines Tages eine böse E-Mail, in der
sinngemäß stand, dass die Landwirtschaft wieder einmal an allem
schuld sei, auch am Bienensterben. „Wir waren entsetzt“, erinnert
sich Christine Medick, begann im Internet zu recherchieren und kam
mit dem Vorsitzenden des Arzberger Imkervereins Gerhard Armbruster,
ihrem heutigen Imkerpaten, ins Gespräch.
Weil schon der Großvater ihres
Mannes Imker war und eine Honigschleuder und alte Kästen noch
vorhanden waren, entschloss sich Christine Medick, es selbst einmal
zu versuchen. Die Ausstattung war zwar nicht mehr zu gebrauchen,
doch das Interesse war geweckt und sie besuchte erste
Veranstaltungen bis hin zum Anfängerkurs in Theorie und Praxis. Dann
besorgte sie sich die entsprechende Schutzkleidung, also Imkerhut
mit Schleier und Handschuhe, die entsprechenden Geräte wie „Smoker“
und Stockmeißel. Das erste Volk kam vom Verein und los ging es mit
der Imkerei.
Aktuell schwirren zwei Völker
um das hölzerne Bienenhaus herum. Dabei sind die Völker noch im
Aufbau, 30000 bis 40000 Bienen sind es pro Volk am Ende. Im Schnitt
kann Christine Medick um die 40 Kilogramm Honig ernten, wobei sie im
ersten Jahr mit 60 Kilogramm gleich den besten Ertrag hatte.
Natürlich wird der Honig auch verkauft, über einen Landhändler in
Thiersheim und am eigenen Hof. Die Imkerei ist trotzdem nur ein
Hobby, auch wenn ein eigener Kurs notwendig war, um den
Gewährverschluss mit aufgedruckter Kontrollnummer des Deutschen
Imkerbundes als geschütztes Warenzeichen zu bekommen.
Man muss immer etwas haben,
worauf man sich besonders freuen kann, sagt Christine Medick und
schwärmt für ihr Hobby, das sie die Sorgen vergessen lässt. Seit dem
vergangenen Jahr ist allerdings noch ein zweites Hobby dazugekommen.
2017 hat sie den Motorradführerschein gemacht. Seitdem unternimmt
sie gerne auch mal Touren durch die Fränkische Schweiz, durch die
Oberpfalz oder durch das benachbarte Tschechien.
Fischotter: Zu spät für
Kompromisse / Werbung für heimischen Fisch - Teichgenossenschaft
eröffnete Fischgrillsaison
Förbau.
Die Zeit des Stockfisches ist vorbei, ebenso die Karpfensaison, ab
Mai ist Fisch wieder als Grillgut gefragt. Dabei sollte es natürlich
heimischer Fisch sein, meinen die Akteure der Teichgenossenschaft
Oberfranken. Um darauf hinzuweisen und die Vielfalt heimischen
Fisches herauszustellen, haben sie zusammen mit Vertretern aus der
Politik werbewirksam die Fischgrillsaison eröffnet. Diesmal in
Förbau, einem Ortsteil von Schwarzenbach an der Saale im Landkreis
Hof.
Dort betreiben Dana und Christoph Teschner seit
knapp drei Jahren die „Herrschaftliche Gastwirtschaft“, die sich auf
heimische Spezialitäten konzentriert. Zusammen mit dem jungen
Teichwirt Stefan Vider, der die Fische liefert, haben sie dabei
eindrucksvoll gezeigt, was man mit Fisch aus Oberfranken so alles
machen kann: Saure Zipfel vom heimischen Waller beispielsweise, ein
Saiblings-Filet im Bierteig oder das Forellensteak vom
Holzkohlengrill mit Wildkräutersalat und Ofenkartoffeln.
Fisch ist immer ein Thema und zwar über
Parteigrenzen hinweg, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft
Dr. Peter Thoma aus Thiersheim im Landkreis Wunsiedel. Neben
Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote von den Grünen konnte er auch
die Landtagsabgeordneten Alexander König (CSU) und Klaus Adelt (SPD)
begrüßen.
Die
Teichwirtschaft sei in Oberfranken nicht unbedingt der
Haupterwerbszweig, aber doch ein hohes Kulturgut, sagte König. Viele
Menschen wüssten es gar nicht zu schätzen was es für ein tolles
Angebot an heimischen Fisch in Oberfranken gibt, so Adelt.
Landtagsvizepräsidentin Gote sprach in ihrem Grußwort auch das
heikle Thema Fischotter an. Er sei schon auch wichtig für die
ökologische Vielfalt, meinte sie. Erst wenn sein aufkommen nicht
mehr zu händeln ist, müsse man über entsprechende Maßnahmen
nachdenken, so Gote. Sie appellierte an die Teichwirte, Kompromisse
einzugehen.
Damit zog sich Gote den Unmut der Teichwirte
zu. Für Kompromisse sei es längst zu spät, hieß es. Ein Teich nach
dem anderen sei bereits leer, die Schäden seien längst viel zu
massiv, entgegnete Teichwirt Vider. Die bereitgestellten
Entschädigungen für Fischotterschäden seien zwar nett, doch wenn man
nicht mehr liefern kann, weil der Fischotter nichts übrig gelassen
hat, dann wird es für den Teichwirt problematisch, so Vorsitzender
Thoma.
Der Fischotter frisst tatsächlich die Teiche
leer, wusste auch Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Besonders
die Landkreise Hof und Wunsiedel seien betroffen. Erst der Kormoran,
dann der Biber, jetzt der Otter: „Wir können nicht zulassen, dass
über Jahrhunderte gewachsene Strukturen zerstört werden“, so
Denzler. Er sprach sich dafür aus, an dem Drei-Säulen Modell
„Information, Prävention und gezielte Entnahme“ festzuhalten, um der
Problematik Herr zu werden. Denzler wunderte sich dabei auch über
den Widerstand beim Bau neuer Teichanlagen. „Wir sollten ein
bisschen mehr Vertrauen in die Natur haben“, sagte er.
Bildtext:
1. Christoph Teschner von der „Herrschaftlichen Gastwirtschaft“ in
Förbau bereitete zur Eröffnung der Fischgrillsaison unter anderem
einen Salat vom geräucherten Saibling mit fränkischem Spargel zu.
2.
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, Vorsitzender Dr. Peter Thoma,
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, MdL Alexander König, der
Schwarzenbacher Bürgermeister Hans-Peter Baumann, MdL Klaus Adelt,
Dr. Thomas Speierl von der Fischereifachberatung des Bezirks und
Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote (von links) haben die
Fischgrillsaison in Oberfranken eröffnet.
Jagddruck auf
Oschenberg erhöhen / Wo einst Panzer durchs Gelände fuhren, tummelt
sich jetzt Schwarzwild – Bauern sprechen von existentiellen Schäden
Nemmersdorf.
„Wir sind praktisch der Supermarkt für die Sauen.“ Markus Weishäupl,
Landwirt aus Deps, hat die Nase voll. 50 Wildschweine hat er binnen
weniger Tage auf seinen Feldern rund um den Oschenberg nahe der
Bayreuther Stadtgrenze gezählt. „Man kommt gegen das Schwarzwild
einfach nicht an“, so Weishäupl. Zusammen mit anderen Landwirten,
die rund um den Oschenberg Felder und Grünland bewirtschaften, hat
er sich nun zusammengetan, um mit der Bayreuther
Bundestagsabgeordneten Silke Launert (CSU) eine Lösung zu
finden.
Der Oschenberg bei Bayreuth
nimmt in Sachen Schwarzwild eine absolute Sondersituation ein. Es
handelt sich dabei um den rund 300 Hektar großen, ehemaligen
Truppenübungsplatz der Bundeswehr, der seit dem Abzug der Soldaten
als Muschelkalkgebiet unter Naturschutz steht und nicht verpachtet
ist. Bewirtschaftet wird er im Auftrag der Bundesimmobilienanstalt
(BIMA) von der Naturerbe GmbH. Drumherum haben die Bauern ihre
Felder und ihr Grünland.
Früher, als die Panzer über den
Oschenberg fuhren und Wehrpflichtige durch das Gebüsch robben
mussten, verirrte sich keine einzige Wildsau auf das Gelände. Heute
bieten die vielen Büsche, Hecken und Dickichte prima
Versteckmöglichkeiten. Tagsüber verwüsten die Tiere auf der Suche
nach Nahrung die Umgebung, nachts ziehen sich auf den Oschenberg
zurück, wo sie sich absolut sicher fühlen können.
„Den Abschuss in den Griff zu
bekommen, ist unheimlich schwierig“, sagte Landwirt Christian Popp
bei dem Gespräch mit der Abgeordneten und verwies auf die vielen
Rückzugsgebiete. Durch die herkömmliche Ansitzjagd sei es unmöglich,
zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen, so Berufskollege Simon
Schmidt. Seinen Worten zufolge gibt es die größten Schäden bei Mais,
Raps, Weizen, Erbsen und Grünland. Die durchschnittlichen Schäden
bezifferte er beim Weizen auf 186 Euro pro Hektar bei einem niedrig
angesetzten Ausfall von zehn Prozent der Ernte. Beim Mais kommt
Schmidt auf rund 547 Euro pro Hektar für Saatgut und Ertragsausfall.
„Die ökonomischen Schäden
werden mittlerweile existentiell“, sagte Schmidt. Bereits
unternommene Vergrämungsmaßnahmen wie die Aufstellung von
Wildscheuchen, die Ausbringung von elementarem Schwefel oder
spezielle Saatgutbeizen hätten, wenn überhaupt, nur kurzzeitigen
Erfolg gezeigt. Dabei hätten sich die Strecken binnen kürzester Zeit
verdoppelt und verdreifacht, erläuterte Hans Popp, Jagdberater des
Landkreises.
Als probates Mittel gegen das
Schwarzwild bezeichnete er die andernorts mit großem Erfolg
angewandten Drückjagden. Rund um den Oschenberg seien sie allerdings
mit einem gigantischen Aufwand verbunden. Gründe sind die nahe
Staatsstraße und die nahezu parallel verlaufenden Bahnlinie Bayreuth
– Weidenberg, die beide gesperrt werden müssten.
„Ziel muss es sein, der
Bundesimmobilienanstalt nahe zu bringen, dass rund um den Oschenberg
bei Bayreuth dringender Handlungsbedarf besteht“, sagte die
Bundestagsabgeordnete Launert. Sie will sich deshalb vor allem dafür
einsetzen, bei der Behörde Sensibilität für das Thema zu wecken. Als
weitere Möglichkeiten, das Schwarzwild einzudämmen brachten die
beteiligten Landwirte unter anderem die Errichtung von Lebendfallen
(„Saufängen“), die Ausgabe von mehr Begehungsscheinen und damit den
Einsatz von mehr Jägern, die derzeit im Naturschutzgebiet verbotene
Kirrung (Anlockfütterung) sowie Erleichterungen bei der Genehmigung
von Nachtsichtgeräten ins Gespräch.
Bild:
In Sachen
Schwarzwild besteht rund um den Oschenberg dringender
Handlungsbedarf: die Bundestagsabgeordnete Silke Launert und
Hans Popp, Jagdberater des Landkreises Bayreuth bei dem Fachgespräch
in Nemmersdorf.
Bodenkultur
und Bodenfruchtbarkeit verbessern / Auf dem Ackerbaubetrieb von
Alexander Wölfel in Kulmbach werden Boden- und Gewässerschutz groß
geschrieben
Kulmbach.
Rund 100 landwirtschaftliche Demonstrationsbetriebe für den
Gewässer-, Boden- und Klimaschutz gibt es in Bayern. Mit dem Betrieb
von Alexander Wölfel am Eulenhof ist dabei auch einer im Landkreis,
genauer am Stadtrand von Kulmbach angesiedelt.
2016 hatte Alexander Wölfel die
Tierhaltung aufgegeben. Er bewirtschaftet seinen Hof ökologisch als
Ackerbaubetrieb im Nebenerwerb. Wichtigste Feldfrüchte sind
zweijährig Kleegras, Winterweizen, Körnermais, Sommergerste, Erbsen
und Triticale.
„Das bayernweite Netzwerk von
Demonstrationsbetrieben soll eine Austauschplattform rund um Boden
und Gewässer sein“, sagte Bernadette Ackermann. Sie ist als
Wasserberaterin beim Amt für Landwirtschaft in Bayreuth angesiedelt
und für die Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Kronach zuständig. Die
Demonstrationsbetriebe sind für sie ein optimales Mittel, um
Landwirten, aber auch Beratern und Auszubildenden in der
Landwirtschaft sowie einer interessierten Öffentlichkeit zu zeigen,
wie Gewässer- und Erosionsschutz funktionieren.
Wichtigstes Mittel nicht nur
für Landwirt Alexander Wölfel ist der Anbau von Zwischenfrüchten auf
rund 15 Hektar. Auf den Flächen hat er verschiedene Parzellen
angelegt, um verschiedene Anbausysteme und Zwischenfruchtmischungen
auszutesten. „Wir wollen wissen, welche Mischungen sich am besten
eigenen, wie man sie am besten sät und düngt“, so Wölfel. Seine
optimale Mischung besteht unter anderem aus Alexandrinerklee,
Buchweizen, Senf, Raps, Kresse, Ölrettich und Tillagerettich.
Ein Vorteil von
Zwischenfrüchten ist es nach den Worten von Sachgebietsleiter Klaus
Schiffer-Weigand vom Amt für Landwirtschaft in Kulmbach, dass
Nährstoffe aufgenommen und gebunden werden. Diese Nährstoffe stünden
dann der Folgekultur wieder zur Verfügung. Damit werde ein
Auswaschen von Stickstoff in das Grundwasser verringert. Die
zusätzliche organische Masse der Pflanzen verbessere die
Bodenstruktur und die Bodenfruchtbarkeit. Zwischenfrüchte werden
nach der Ernte im Sommer gesät, in der Regel im Winter eingepflügt
und damit dem Boden wieder zurückgegeben.
Zwischenfrüchte fördern also
vor allem das Bodenleben, Humus werde aufgebaut und die Böden seien
besser in der Lage, Nährstoffe zu speichern. Eine bewachsene Fläche
in den Wintermonaten wird außerdem als bester Schutz gegen Erosion
bezeichnet. Als weiteren Effekt nannte es Alexander Wölfel, dass bei
bedecktem Boden der Wuchs von Unkraut unterdrückt wird.
Doch nicht nur das Wasser und
die Böden profitieren von der Maßnahme, auch die Imker freuen sich,
denn Bienen nähmen die Zwischenfrüchte dankbar an. Der Kulmbacher
Landwirt sagt aber auch, dass der Zwischenfruchtanbau ein
langwieriger Prozess sei. „Dort wo der Boden schlecht ist, dort
wächst auch die Zwischenfrucht schlechter“, gibt er zu bedenken.
Die Kosten der Maßnahme
beziffert Alexander Wölfel auf rund 60 Euro pro Hektar für die
Mischung, 50 Euro pro Hektar für die Saat und weitere 35 Euro pro
Hektar für die Bearbeitung. Die 145 Euro lohnten sich aber schon
deshalb, da am Ende höhere Erträge stehen. „Die Kosten kommen im
Rahmen der Fruchtfolge wieder herein“, fasst der Landwirt das
Ergebnis des Demonstrationsanbaus zusammen. Förderungsmöglichkeiten
gibt es außerdem über die europäischen Direktzahlungen und über das
bayerische Kulturlandschaftsprogramm.
Bild:
So sieht der
optimale Boden aus (von links): Thomas Ruckdeschel vom
Wasserwirtschaftsamt, Landwirt Alexander Wölfel, Sachgebietsleiter
Klaus Schiffer-Weigand vom Amt für Landwirtschaft in Kulmbach und
Wasserberaterin Bernadette Ackermann vom Amts für Landwirtschaft in
Bayreuth begutachten den lockeren und gut durchwurzelten Boden unter
der Zwischenfrucht auf einem Feld direkt am Radweg zwischen Leuchau
und Kulmbach.
Realität statt
Romantisierung / BBV-Kreisversammlung: Landwirte werden zu
Öffentlichkeitsarbeitern in eigener Sache
Kulmbach.
Da ist noch Luft nach oben. Guido Winter vom Amt für Landwirtschaft
in Kulmbach brachte es am Ende auf den Punkt, was die
Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft angeht. Bei der
öffentlichen Kreisversammlung des BBV Kulmbach ging es vor allem um
das Image der Bauern. Das soll der 2016 gegründete Verein „Unsere
bayerischen Bauern“ aufpolieren.
Geschäftsführerin Eva-Maria Haas zog dabei ein
überaus positives Fazit der bisherigen Arbeit. Sie sprach von über
1,3 Millionen Aufrufen der Internetseite
www.unsere-bauern.de, von gut 61000 Likes
bei Facebook, von rund 600 Facebook-Beiträgen und von zahlreichen
Kurzfilmen, auch zu kritischen Themen, einem neuen Newsletter,
Plakaten und Radiospots bis hin zu Rezepten und
Veranstaltungshinweisen. „Wir wollen aber nicht nur mit Fakten,
sondern auch mit Sympathie überzeugen“, sagte Eva-Maria Haas. Dazu
sei es wichtig, die Realität darzustellen und nicht eine
romantisierte Landwirtschaft.
Eine derartige Imagekampagne
kostet freilich auch Geld. Bislang wurde die Arbeit von allen
beteiligten Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Land- und
Forstwirtschaft, Fischerei und vielen benachbarten Zusammenschlüssen
finanziert. Neu sind Sponsoren aus der Wirtschaft. Um den
angestrebten Wunschetat von drei bis 3,5 Millionen Euro zu
erreichen, seien nun aber auch Branchenbeiträge der Landwirte
notwendig. „Auf freiwilliger Basis, orientiert am Umsatz und an der
vermarkteten Menge“, so Eva Maria Haas. Konkret geht es um 0,45
Promille vom Umsatz, also um 45 Cent pro 1000 Euro. Nur so können
wir nachhaltig und langfristig zum Verbraucher durchdringen“, sagte
die Geschäftsführerin. Nur wenn sich möglichst viele Landwirte an
der Finanzierung beteiligen, könne die Image-Kampagne fortgesetzt
werden.
Zuvor hatte Kreisobmann
Wilfried Löwinger bereits von einer Erfolgsgeschichte gesprochen.
Löwinger appellierte an seine Berufskollegen, den Verein zu
unterstützen. „Wenn es diesmal nicht klappt, dann funktioniert es
nie wieder“, sagte er und erinnerte an die 2009 vor allem wegen der
Finanzierung heftig kritisierten Auflösung der „Centralen
Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft“ (CMA).
Auch Löwinger rückte das Image
der Bauern in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Wir sind keine
Giftmischer oder Tierquäler“, sagte er. Löwinger kritisierte
insbesondere „Phantomdiskussionen“, in der jeder seinen Senf dazu
gebe, egal ob er eine Ahnung von der Sache hat, oder nicht. Der
Kreisobmann forderte ein Stückweit mehr Vernunft und weniger
ideologisch geprägtes Gedankengut.
Das sah Landtagsabgeordneter
Martin Schöffel ähnlich. Die Darstellung der modernen Landwirtschaft
werde eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft sein, sagte er. Die
heimische Landwirtschaft genieße das Vertrauen der Bevölkerung. Noch
nie habe es so hochwertige Nahrungsmittel gegeben, noch nie sei das
Tierwohl von so großer Bedeutung gewesen. Trotzdem gebe es in vielen
Medien immer wieder Beiträge, die mit der Realität nichts zu tun
haben, in denen Fakten vermischt oder verdreht werden. Schöffel: „Da
müssen wir dagegen halten.“
Egal ob die Erzeugung
hochwertiger Nahrungsmittel, die Pflege der Kulturlandschaft oder
die Bereitstellung von Energie: die Landwirtschaft genieße im
Landkreis Kulmbach einen hohen Stellenwert, so der stellvertretende
Landrat Jörg Kunstmann. Zweiter Bürgermeister Stefan Schaffranek
stellte den neuen Studiengang „Life Science – Food and Health“ vor,
den die Universität Bayreuth am Standort Kulmbach realisieren
möchte. Damit bekomme Kulmbach eine eigenständige Fakultät für
Lebensmittel und Gesundheit. Bereits im Wintersemester 2020/2021
sollen die ersten Studenten am neuen Campus studieren können.
Bild:
BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bedankte sich bei Eva-Maria Haas,
der Geschäftsführerin des Vereins „Unsere bayerischen Bauern“.
Mehr Kühe als Menschen
/
Neuer Geschäftsführer, neues Büro: MR Münchberg bietet breite
Angebotspalette – Herdenmanagerin Lisa Tutsch berichtete über
Milchproduktion in Neuseeland
Selbitz,
LKs. Hof. Sie wollte nach ihrem Landwirtschaftsstudium die Welt
sehen und ging für ein halbes Jahr nach Neuseeland. Auf einem
landwirtschaftlichen Betrieb verdiente sie sich das notwendige Geld
und irgendwie blieb sie hängen. Jetzt dreieinhalb Jahre später hat
Lisa Tutsch ihren Lebensmittelpunkt auf Neuseeland, sie ist
mittlerweile stellvertretende Herdenmanagerin auf einer „Kuhfarm“
mit 1200 Tieren. Für ein paar Tage kam Lisa Tutsch jetzt in ihre
Heimat nach Rothenbürg bei Selbitz im Landkreis Hof zurück und war
bei mehreren Veranstaltungen eine gefragte Referentin. So auch bei
der Jahresversammlung des Maschinen- und Betriebshilfsrings
Münchberg und Umgebung in Selbitz.
„Ställe gibt es kaum, in
Neuseeland ist alles grundsätzlich Weidehaltung“, sagte Lisa Tutsch.
Die Zahl der Kühe in dem Land am anderen Ende der Welt bezifferte
sie auf 4,8 Millionen (zum Vergleich: Deutschland 4,2 Millionen).
Damit gibt es in Neuseeland mehr Kühe als Menschen. „Kühe sieht man
eigentlich überall“, sagte sie und zeigte beeindruckende Fotos und
Videos mit Kühen vor prächtiger Kulisse.
Die Milchproduktion des Landes
gab sie mit 21 Millionen Tonnen pro Jahr an. Zum Vergleich
Deutschland hat eine jährliche Produktion von gut 32 Millionen
Tonnen. Aufgrund der extensiven Haltung gebe es in Neuseeland zwar
mehr Kühe, aber weniger Milch, erläuterte die Referentin. 95 Prozent
davon gingen in den Export, wobei Neuseeland aber trotzdem nur drei
Prozent an der Weltproduktion hält. Abgerechnet werde nach
Inhaltsstoffen, nicht nach Menge.
Geleitet
würden die Farmen von Managern, Besitzer seien entweder
Privatpersonen oder Firmen, beziehungsweise Investorengruppen, die
teilweise aus dem Ausland kommen. Die Arbeit, beispielsweise das
Melken am zentralen Melkstand oder am Karussell machen
Fremdarbeitskräfte. Interessant auch die Kommunikation der
Mitarbeiter untereinander, die nicht nur über Listen oder „White
Boards“ erfolgt, sondern auch über Whatsapp- oder Facebook-Gruppen.
Der Vortrag von Lisa Tutsch war
der Höhepunkt der Jahresversammlung des Münchberger Maschinenrings.
Sie stand aber auch im Zeichen eines Führungswechsels. Dabei wurde
Patrick Heerdegen, 24 Jahre alt und aus Marktschorgast im Landkreis
Kulmbach stammend, als neuer Geschäftsführer vorgestellt. Er löst
Gerhard Böhner ab, der seit 1994 für den Ring tätig war. Böhner wird
weiterhin Geschäftsführer der GmbH bleiben.
Ein Ende hat künftig die
Raumnot des Maschinenrings. „Wir hatten bislang „das kleinste
Großraumbüro des Universums“, sagte Vorsitzender Siegfried Hüttner.
Nachdem das Grüne Zentrum in Münchberg frühestens im Jahr 2020
fertiggestellt wird, zieht der Maschinenring als Zwischenlösung in
das ehemalige Raiffeisengebäude in Ahornberg ein.
Der
Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg hat nach den Zahlen des
bisherigen Geschäftsführers Böhner 909 Mitgliedsbetriebe, einen mehr
als im Vorjahr. Die Dorf- und Betriebshelfer und -helferinnen
leisteten 35335 Stunden Betriebshilfe (Vorjahr 34121), davon waren
30530 Stunden soziale und 4805 wirtschaftliche Betriebshilfe. Im der
klassischen Maschinenvermittlung wurde ein Verrechnungswert von
knapp 2,1 Millionen Euro erzielt, was einem Anstieg von rund vier
Prozent entspricht. Ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld ist das
Beratungsangebot unter anderem beim Agrardieselantrag, bei der
Mehrfachantragsstellung, bei der Düngebedarfsermittlung und bei der
einzelbetrieblichen Beratung.
Im Tochterunternehmen MR
Hochfranken GmbH betreibt der MR Münchberg zusammen mit dem
Nachbarring aus Wunsiedel unter anderem Winterdienst, Grünflächen-
und Gehölzpflege, womit ein Umsatz von 1,9 Millionen Euro erzielt
wurde. Das entspricht einem Plus von knapp 200000 Euro.
Bilder:
1.Über
Milchproduktion in Neuseeland referierte Lisa Tutsch bei der
Jahresversammlung des Müpnchberger Maschinenrings
2. Der zweite und der erste Vorsitzende,
Stefan Heinold und Siegfried Hüttner bedankten sich beim
langjährigen Geschäftsführer Gerhard Böhner (von links).
3.Neuer
Geschäftsführer ist der 24-jährige Patrick Heerdegen aus
Marktschorgast.
Otterüberfälle bedrohen
Teichwirtschaft in Oberfranken /
Teichgenossenschaft fordert Abschussgenehmigung – Neues Vermarktungsportal
für heimischen Fisch
Himmelkron.
Für die Teichwirte geht es mittlerweile um das nackte Überleben. „Es ist die
Tragödie schlechthin“, sagte Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der
oberfränkischen Teichgenossenschaften, bei der Jahresversammlung in Himmelkron.
Thoma zielt dabei auf den Fischotter ab. Er frisst ganze Teiche leer und
gefährdet damit nicht nur die heimische Produktion, sondern auch die
Existenz der Teichwirte. „Da zieht eine Katastrophe auf uns zu“, sagte der
Vorsitzende. Ganz schlimm sei die Situation bereits in der Oberpfalz,
während Oberfranken hauptsächlich im Bereich Wunsiedel betroffen sei. Der
Bereich des Mains sei dagegen noch weitgehend unangetastet.
Alexander Horn aus Helmbrechts, einer von drei Otterberatern in Bayern, weiß
von Betrieben, die mittlerweile vor dem Ruin stehen. In der nördlichen
Oberpfalz, für die Horn ebenfalls zuständig ist, sei beispielsweise ein
Teichwirt mit allen drei Anlagen betroffen, in einem Teich seien bis zu
sechs Otter unterwegs, die Schadensmeldung belaufe sich mittlerweile auf
über 90000 Euro.
„In der Oberpfalz ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen, da geht es
längst um das bloße Überleben“, sagte Horn, der sich in der
Teichgenossenschaft als Beirat engagiert. In Oberfranken sei die Situation
im Nordosten am schlimmsten, speziell im Einzugsbereich der Eger. Einzelne
Vorkommen gebe es aber bereits auch von Naila kommend über Kronach bis nach
Lichtenfels. Ein großes Problem sei es, dass viele Teichwirte lange nicht
merken, dass sie längst zu den betroffenen gehören.
Ziel von Alexander Horn ist es nicht nur, sich um die Schäden zu kümmern und
entsprechende Anträge entgegenzunehmen, sondern auch eine Bestandsaufnahme
durchzuführen. „Wir müssen nachweisen, dass der Otter nicht mehr gefährdet
ist, dann erst kann er auch entnommen werden“, sagte Horn. Entnehmen heißt
dabei schießen, was derzeit verboten ist. Die Schaffung eines Überblicks
über die Otterpopulation sei deshalb so wichtig, weil es im Moment noch
überhaupt keine verlässlichen Daten gebe.
„Wir
wollen mit unserer Hände Arbeit Geld verdienen und Fische verkaufen“, sagte
Walter Jakob, Vorsitzender der Nachbarteichgenossenschaft Aischgrund. Er
kritisierte den Schutz einzelner Arten, ohne dass man „das große Ganze“ im
Blick behält. Angekommen ist das Problem mittlerweile auch in der Politik.
„Wir wollen Maßnahmen zur verstärkten Entnahme erreichen“, sagte die
Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Die Entnahme muss
Teil eines Managementplanes werden, forderte ihr Fraktionskollege Martin
Schöffel aus Wunsiedel. Wenn sich solche Tiere breit machen, würden nicht
nur ganze Arten verschwinden, sondern auch Kulturgüter, wie Fische aus
heimischen Teichen.
Von einer Riesenherausforderung für die heimische Fischwirtschaft sprach
Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Wegen der Otterüberfälle gebe es
bereits verstärkt Betriebsaufgaben. „Wir müssen zwingend am Ball bleiben, um
unserer Teichwirtschaft zu helfen“, so Denzler. Auf einem guten Weg sei man
dagegen beim Kormoran und beim Biber. Beim Kormoran, der den Teichwirten
seit Jahrzehnten das Leben schwer macht, konnte eine weitere Bejagung
bereits festgeschrieben werden, beim Biber würden erste Anstrengungen
Früchte tragen.
Ein neues benutzerfreundliches Marketinginstrument zur Vermarktung des
heimischen Fisches ist das Regionalvermarktungsportal
www.regionales-bayern.de der Landesanstalt für
Landwirtschaft (LfL). Dort könnten sich alle Erzeuger unkompliziert und
kostenfrei anmelden. Möglich ist es dort unter anderem
Betriebsbeschreibungen, Öffnungszeiten, Kontaktdaten, eine
Zufahrtsbeschreibung, ja sogar ein eigenes Logo hochzuladen.
Neu in der Vorstandschaft der Teichgenossenschaft Oberfranken ist
Kassenverwalterin Elke Grußka aus Rödental. Sie tritt die Nachfolge von
Georg Fiedler aus Altenkunstadt an, der nach mehreren Jahrzehnten
ehrenamtlicher Tätigkeit für die Teichgenossenschaft mittlerweile seine
Teichanlagen verkauft hat. Die Teichgenossenschaft Oberfranken hat knapp
1000 Mitglieder, darunter viele Klein- und Nebenerwerbsbetriebe.
Bilder:
- „Der Fischotter bedroht die Teichwirtschaft in Oberfranken“: Alexander
Horn, Otterberater für Oberfranken.
- Der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma
bedankte sich bei Vorstandsmitglied Georg Fiedler für sein jahrzehntelanges
ehrenamtliches Engagement.
Technik, Tradition und
Toleranz / Markus Söder beim Bayreuther Landfrauentag
Bayreuth.
„Für mich liegt die Zukunft Bayerns auf dem Land.“ Der designierte
Ministerpräsident wusste genau, was die Landfrauen von ihm hören
wollten. Beim Bayreuther Landfrauentag in der Tierzuchtklause legte
er ein klares Bekenntnis zur Landwirtschaft ab und sagte zu, die
Landwirte zu unterstützen und nicht zu drangsalieren.
Eingeladen hatte die Vorstandschaft Markus
Söder als Finanz-, Landesentwicklung- und Heimatminister. Letzteres
ist wichtig, denn Heimat lautet auch das Thema der Landfrauenarbeit
in der laufenden Periode. Natürlich stimmte Söder ein Loblied auf
Bayern und ganz besonders auf Franken an. Dafür verantwortlich sei
in ganz besonderer Art und Weise die Landwirtschaft. „Die
Familienbetriebe sind die Basis für den ländlichen Raum“, sagte er.
Agrarfabriken und Agrarkonzerne möchte in Bayern niemand haben.
Die Menschen hätten die Heimat wieder entdeckt
und gemerkt, wo die eigentlichen Schwerpunkte der Zukunft liegen:
„Was Bayern ausmacht, findet nicht nur in den Ballungszentren
statt“, so Söder. Technik und Innovation gehöre dazu genauso wie
Brauchtum und Tradition. Diese Verbindung mache Bayern so
unglaublich attraktiv.
Auch
einige politische Botschaften hatte der designierte
Ministerpräsident mitgebracht. So kündigte er die Abschaffung der
umstrittenen Straßenausbausatzung („Strabs“) an, sagte gleichzeitig
aber auch zu, dass die Straßen in den Gemeinden trotzdem
weiterentwickelt werden sollen. Auch zum Thema Flächenverbrauch
meldete sich Söder zu Wort. So nannte er die Entwicklungen im
Ausgleichsflächenmanagement hanebüchen und stellte besondere
Privilegien für die Landwirtschaft in Aussicht. „Wir wollen die
Landwirte schätzen und nicht dauern belasten“, so Söder.
Schließlich plädierte Söder für Toleranz. Vor
dem Hintergrund des Streits um ein Kreuz im Gerichtssaal sagte er,
dass das Kreuz für Nächstenliebe und Toleranz und damit für die
„Kernbasis unseres Staates“ stehe. „Diese Werte müssen, wir klar und
deutlich machen“, so der Minister. Wer zu uns kommt müsse sich auch
unseren Sitten und Gebräuchen anpassen.
Statt
Grußworte hatte Kreisbäuerin Angelika Seyferth mehrere Damen nach
vorne gebeten, um zusammen mit Markus Söder über ganz private
Berührungspunkte zum Thema Landwirtschaft zu plaudern. So erfuhren
die Zuhörer, dass Söder früher selbst auf dem Hof seines Onkels zum
Schlepperfahren war und, dass seine Tante den besten Marmorkuchen
der Welt backt.
Auch die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer beherrscht das Schlepperfahren, „auch wenn die
Technik immer komplizierter wird“, so Brendel-Fischer, die als
Abgeordnete ständig zwischen der Fränkischen Schweiz und dem
Fichtelgebirge unterwegs ist. Ihr ist das Weitergeben von Kultur und
Lebensart besonders wichtig. Die stellvertretende Bezirksbäuerin
Beate Opel, die aus Berlin stammt, aber seit 37 Jahren im Landkreis
Kulmbach lebt, gab an, dass sie ganz besonders an Franken hängt.
„Immer wenn ich in Berlin bin, vermisse ich Franken, meine Heimat“,
so Opel.
Bilder:
- Markus Söder beim Gruppenbild mit dem Bayreuth Landfrauenchor.
- Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) und ihre Stellvertreterin
Doris Schmidt bedankten sich beim designierten Ministerpräsidenten
Markus Söder. -Sechs
Damen und ein Herr plaudern über Landwirtschaft (von links):
Pastoralreferentin Rita Grzonka, Veterinärdirektorin Iris Fuchs,
Markus Söder Kreisbäuerin Angelika Seyferth, ihre Stellvertreterin
Doris Schmidt, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und
die stellvertretende Bezirksbäuerin Beate Ope - Der Bayreuther
Landfrauenchor umrahmte den Landfrauentag mit bekannten
Volksliedern. - Gespannt lauschte
das Publikum in der Tierzuchtklause den Ausführungen des Heimat- und
Finanzministers Markus Söder.
Kritische Töne zum Thema
Heimat / Bezirksheimatpfleger Günter Dippold beim Pegnitzer
Landfrauentag
Pegnitz.
„Das ist Heimat“ lautet heuer das Motto der Landfrauenarbeit im
Bayerischen Bauernverband. Allerdings definiert jeder Heimat etwas
anders. Für den oberfränkischen Bezirksheimatpfleger Professor
Günter Dippold bedeutet Heimat unter anderem Aufgeschlossenheit,
Offenheit und Neugier. Für den Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab ist
Heimat da, „wo wir gerne sind“. Für den Bayreuther Kreisobmann Karl
Lappe ist die Landwirtschaft die älteste Berufsgruppe, die im Laufe
der Jahreszeiten schon immer Heimat mitgestaltet hat und Karin
Seehofer, Ehefrau des Bayerischen Ministerpräsidenten, sagt: „Jeder,
der für sich seine Heimat gefunden hat, kann sich glücklich
schätzen“.
Sie alle waren am Mittwochnachmittag Gäste des
Pegnitzer Landfrauentages im ASV-Sportheim und läuteten mit ihren
Ansprachen einen unterhaltsamen Nachmittag ein. Kreisbäuerin
Angelika Seyferth blickte dabei dankbar auf das zurückliegende Jahr,
in dem sich die Erzeugerpreise ein wenig stabilisiert hätten,
zugleich aber auch sorgenvoll auf das neue Jahr. „Der Milchpreis
sinkt, manche meinen, er stürzt ab“, so Seyferth. Auch die
Schweinemäster und Ferkelerzeuger seien alarmiert, weil die
Afrikanische Schweinepest vor der Tür steht. Die Infektion ist zwar
für den Menschen völlig ungefährlich, allerdings müssten betroffene
Betriebe ihren gesamten Bestand keulen.
Die Kreisbäuerin hatte allerdings auch
Positives zu vermelden. So könnten die Landfrauen im Bauernverband
heuer ihr 70-jähriges Bestehen feiern. Ein Jubiläum, das auch
an dem Bayreuther Kreisverband nicht vorübergehen wird. Bei einer
eigenen Festveranstaltung sollen unter anderem langjährige aktive
Ortsbäuerinnen geehrt werden.
Hauptreferent
des Landfrauentages war der oberfränkische Bezirksheimatpfleger
Professor Günter Dippold, der auch einige kritische Töne zum Thema
Heimat fand. Heimat ist etwas anderes, als das, wozu sie ein
verkitschtes Heimatbild gemacht habe. Derzeit sei Heimat in aller
Munde, sie scheine ein gutes Image zu haben. Doch Vorsicht: schon
einmal, in den 50er Jahren sei der Begriff so viel benutzt worden,
dass er verbraucht und verkitscht wurde.
Auch nannte es Dippold bedauerlich, dass der
zur Heimat gehörende Gemeinsinn derzeit verloren gehe. Nicht nur
Gesangs- und Geschichtsvereine, auch Sportvereine hätten mehr und
mehr mit Mitgliedeschwund zu kämpfen. Gemeinschaft werde als Ballast
empfunden, bedauerte der Heimatpfleger.
Vielen Menschen hätten vor dem Hintergrund der
Globalisierung Furcht vor Veränderung und Angst vor Fremden. Vielen
sei damit ein wirkliches Heimatgefühl abhandengekommen. Dabei stamme
vieles, was als typisch fränkisch gilt und unsere Heimat prägt, von
Auswärtigen: Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth beispielsweise
von Giuseppe Galli Bibiena aus Parma, Schloss Seehof bei Bamberg von
Antonio Petrini aus dem Trentino und selbst das Frankenlied hatte
Viktor von Scheffel gedichtet, der aus dem Badischen kam.
Landfrauen
wüssten sehr genau, wie wichtig es ist, verwurzelt zu sein, sagte
Karin Seehofer, die Gattin des Bayerischen Ministerpräsidenten. Sie
bezeichnete die Landfrauen als beeindruckende Vorbilder, die sich
Tag für Tag in die Gemeinschaft einbrächten. Als ein Stück Tradition
und damit auch als ein Stück Heimat bezeichnete der Pegnitzer
Bürgermeister Uwe Raab die Landfrauen. „Heimat heißt für mich,
Kultur zu wahren, Natur zu wertschätzen und den Boden zu achten“, so
Raab.
Kreisobmann Karl Lappe rief dazu auf, sich auf
sinkende Preise einzustellen. „Nach jedem Hoch kommt ein Tief“,
sagte er. Zuletzt hätten die Betriebe im Landkreise diese Tiefs in
den Jahren 2009 und 2014/2015 einigermaßen überstanden. Als
Herausforderungen für 2018 bezeichnete er auch den Kampf gegen das
Bürokratiemonster namens Düngeverordnung. Da müsse dringend
nachgebessert werden, forderte Lappe.
Der Pegnitzer Landfrauentag wurde wieder vom
Bayreuther Landfrauenchor, diesmal unter der Leitung von Martina
Schill umrahmt. Zum Landfrauentag gehörten auch eine Vorstellung der
Stadt Bad Berneck durch Florian Fraaß und einige Lieder zum
Mitsingen mit der Volksmusikerin Stefanie Zachmeier.
Bilder: 1.
Kreisbäuerin Angelika Seyferth
(links) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt (rechts) bedankten
sich bei Karin Seehofer, die als Ehrengast zum Landfrauentag nach
Pegnitz gekommen war. 2. Der Bayreuther Landfrauenchor
wurde bei seinem Auftritt beim Pegnitzer Landfrauentag von Martina
Schill geleitet. 3. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) und
ihre Stellvertreterin Doris Schmidt überreichten dem oberfränkischen
Bezirksheimatpfleger einige Kostproben landwirtschaftlicher
Erzeugnisse aus der Region.
Rinder aus Oberfranken für die Türkei / Knapp 19 Millionen Umsatz
mit fast 33000 Tieren: Rinderzuchtverband auf hohem Niveau – Wechsel an der
Spitze der Bayreuther Kreiszuchtgenossenschaft
Bayreuth.
Der Rinderzuchtverband Oberfranken hat im zurückliegenden Wirtschaftsjahr seinen
Umsatz von 18,2 auf 18,9 Millionen Euro gesteigert. Die Zahl der vermarkteten
Tiere war von 32600 auf 32799 angestiegen. Diese Zahlen hat der Vorsitzende
Georg Hollfelder bei der Jahresversammlung der Kreiszuchtgenossenschaft und des
Milcherzeugerrings Bayreuth genannt. Das Wirtschaftsjahr endet bei den
Rinderzüchtern am 30. September.
RZV-Vorsitzender Hollfelder sprach von einem beachtenswerten Niveau. Die Zahlen
stützten sich vor allem auf den Export, wobei die Türkei ganz vorne liege. Auch
der Export nach Russland soll wieder verstärkt angegangen werden, zumal
Zuchttieren nicht unter das Embargo fallen. Insgesamt ist sowohl die Zahl der
rinderhaltenden Betriebe als auch die Zahl der Tiere im vergangenen Jahr
zurückgegangen. Nach den Zahlen von Zuchtleiter Markus Schricker gab es in
Oberfranken zuletzt 1361 Mitgliedsbetriebe mit zusammen 71201 Tieren. Das seien
63 Mitgliedsbetriebe und 204 Kühe weniger als noch im Jahr zuvor. Dies
entspreche dem durchschnittlichen Rückgang der vergangenen Jahre in Höhe von
jeweils um die fünf Prozent, sagte Schricker. Auch Stadt und Landkreis Bayreuth
lägen dabei mit aktuell 339 Mitgliedsbetrieben mit zusammen 19532 Tieren im
Trend. Die Zahl der Betriebe war dabei im Bayreuther Land um 18, die Zahl der
Tiere um acht zurückgegangen.
Mit
dem Verzicht auf eine erneute Kandidatur von Hans Engelbrecht als Vorsitzenden
ist bei der Kreiszuchtgenossenschaft eine Ära zu Ende gegangen. Engelbrecht
stand 21 Jahre lang an der Spitze des Zusammenschlusses. Zur Nachfolgerin
wählten die Mitglieder ohne Gegenstimme Christiane Böhm aus Neuhaus bei Aufseß.
Engelbrecht sprach von einer interessanten Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Er
habe in den 21 Jahren viele Bauvorhaben mitbegleiten und wichtige Entscheidungen
treffen können.
Auf
ein schwieriges Jahr mit großen Herausforderungen hat BBV-Kreisobmann Karl Lappe
bei der Versammlung seine Berufskollegen eingeschworen. 2017 hätten sich die
meisten Märkte auf dem Zenit befunden, 2018 würden die Absatzwege schwieriger.
Im Bereich Milch und Fleisch würden die die Bauern deutlich unter dem
Russlandembargo leiden. „Wir hoffen, dass der Welthandel wieder anspringt, denn
jeder einzelne zahlt die Zeche“, so Lappe. Er appellierte an die Bauern, sich
darauf einzustellen, dass die Preise ab dem Frühsommer rückläufig sein werden.
Die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) hob in ihrem Grußwort hervor,
dass der Aufschlag von 15,3 Millionen Euro im Nachtragshaushalt den Stellenwert
bäuerlicher Leistungsanerkennung deutlich mache. Als Beispiele für die
Fortentwicklung des Bayerischen Weges nannte sie das nun umfassendere
KULAP-Paket, das Bayerische Sonderprogramm Landwirtschaft sowie die
erfolgreiche Bio-Regio-Strategie.
Ausgezeichnet wurden bei der Versammlung die folgenden sechs Betriebe mit den
besten Jahresleistungen: Erna Eckert aus Funkendorf, Holger Popp aus Zettlitz,
Udo Meister aus Brüderes, Jürgen Raab aus Lessau, Rudolf Opitz aus Kirmsees und
Franz Schmidmair aus Bernheck.
Höhepunkt des kommenden Jahres wird die große Verbandstierschau zum 120-jährigen
Bestehen des Rinderzuchtverbandes Oberfranken m Sonntag, 18. März in der
Tierzuchthalle in Bayreuth sein.
Bilder:
- Hans Potzel vom Milcherzeugerring Oberfranken bedankte sich beim bisherigen
Vorsitzenden Hans Engelbrecht (rechts), der nach 21 Jahren an der Spitze nicht
mehr zur Wahl angetreten war.
- Für herausragende Leistungen
zeichneten (von links) Zuchtleiter Markus Schricker und der bisherige
KZG-Vorsitzende Hans Engelbrecht, Rainer Zimmermann, Christian Engelbrecht,
Christiane Böhm, Thomas Mayer, Christiane Lauterbach, Martin Schamel, Christa
Lauterbach, Franz Schmidmair, Jürgen Raab, Rudolf Opitz, Helmut Büttner und
Josef Lodes aus. Mit im Bild die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (4.
von rechts).
Naturschutz und Nutzung im
Widerstreit / „Forum Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth:
Klares Bekenntnis zum Rohstoff Holz
Bayreuth.
„Holz ist der Rohstoff der Gegenwart und er wird noch mehr der
Rohstoff der Zukunft sein.“ Das sagt Frank Pirner, Leiter des
Forstbetriebs Pegnitz der Bayerischen Staatsforsten. Nach den Worten
von Götz von Rotenhan, dem 1. Vizepräsidenten des Bayerischen
Waldbesitzerverbandes, ist Bayern ohnehin das „Holzland Nummer 1“.
Voll und ganz hinter der heimischen Holznutzung stehen die Jäger,
wie Ramona Pohl, Referentin beim Bayerischen Jagdverband betont. Und
selbst Ralf Straußberger, Wald- und Jagdreferent beim Bund
Naturschutz in Bayern, bekennt sich zur Nutzung des heimischen
Rohstoffes Holz, wenn auch klar unter dem Gesichtspunkt der
Nachhaltigkeit.
Eigentlich waren sich alle einig, beim „Forum
Waldkontroversen“, das die Universität Bayreuth zusammen mit dem
Ökologisch-Botanischen Garten, dem Zentrum für Ökologie und
Umweltforschung sowie der Campus-Akademie veranstaltet hat.
Unterschiedliche Standpunkte gab es trotzdem. Sie konzentrierten
sich vor allem auf die Frage: „ Ökonomie oder Ökologie?“.
60 bis 80 Kubikmeter Holz würden jährlich in
Deutschland eingeschlagen, das ist deutlich weniger, als nachwächst,
so Gregor Aas, Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens (ÖBG) in
Bayreuth. Gleichzeitig werde aber deutlich mehr Holz benötigt. Da
sei es doch besser mehr heimisches Holz einzuschlagen, als Holz
einzuführen, das in Skandinavien oder in Rumänien unter fragwürdigen
Bedingungen produziert wird, so Götz von Rotenhan.
Er
erntete damit den Widerspruch von Ralf Straußberger. „Wir können
nicht unsere eigenen Wälder plündern mit dem Verweis auf andere
Regionen, die eine schlechtere Waldwirtschaft betreiben“, sagte der
der BN-Vertreter und sprach sich klar gegen eine Erhöhung der
Holzeinschläge aus. „Wir müssen die Grenzen sehen, und die gibt es
zweifellos“, so Straußberger.
Vor allem dann, wenn Holz zunehmend nicht mehr
nur stofflich, sondern auch energetisch verwertet wird. „Es wird
immer populärer, mit Holz zu schüren“, sagte Gregor Aas vom ÖBG.
Holz in großem Umfang zu verbrennen, dafür sei es zu schade, so
BN-Sprecher Straußberger. Da sollte man doch das Holz besser für
Dämmplatten verwenden, um den Energieverbrauch in Gebäuden zu
senken. Dem widersprach Frank Pirner. Holz zu verbrennen sei auf
jeden Fall besser, als Erdöl zu verbrennen und Götz von Rotenhan
ergänzte, dass bei jeder Waldbewirtschaftung ja auch viel Holz
anfällt, das aufgrund seiner Beschaffenheit nicht in die Produktion
gelangen kann und damit ideal für eine energetische Verwertung sei.
Auch
das Thema Waldumbau vor dem Hintergrund des Klimawandels nahm beim
„Forum Waldkontroversen“ in Bayreuth breiten Raum ein. Deutschland
wäre von Natur aus überwiegend ein Laubwaldgebiet, sagte Carl
Beierkuhnlein, Inhaber des Lehrstuhls für Biogeographie an der
Universität Bayreuth. Tatsächlich dominierten in den Wäldern aber
klar die Nadelbäume.
Das wird sich ändern, versprach Frank Pirner.
Die Witterungsextreme nähmen zu, der Wald sei heute nicht mehr so
widerstandsfähig, wie er sein sollte. „Der Wald von morgen wird
anders aussehen“, sagte er und kündigte an, den Focus künftig immer
mehr auf gemischte Wälder zu richten. So soll das Nadelholz in den
kommenden Jahren im Bereich der Bayerischen Staatsforsten um zehn
Prozent abnehmen, was zu Lasten von Fichte und Kiefer gehen werde.
Der Tannen-Anteil soll allerdings von zwei auf fünf Prozent mehr als
verdoppelt und der Douglasien-Anteil von derzeit einem auf drei
Prozent erhöht werden. Laubholz soll deutlich zunehmen, wobei die
Staatsforsten vor allem auf die Buche und auf Edellaubhölzer setzen
wollen.
Bilder: 1. Frank Pirner (links), Leiter
des Forstbetriebs Pegnitz der Bayerischen Staatsforsten und
Christian Kölling vom Landwirtschaftsamt in Roth. 2. Ramona Pohl,
Referentin beim Bayerischen Jagdverband, und Götz von Rotenhan, 1.
Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes. 3. Ralf
Straußberger, Wald- und Jagdreferent beim Bund Naturschutz in
Bayern.
Teichwirtschaft auf ehemaligem
Maisacker / Wasserarmer Winter und trockener Sommer verhindern Rekordernte -
Teichwirte eröffneten oberfränkische Karpfensaison
Mengersdorf.
Ähnlich wie das Schäufele gehört auch der Karpfen zu den fränkischen
Nationalgerichten. Gerade jetzt in den Monaten mit dem Buchstaben „r“. Alle
Karpfenfreunde in Oberfranken können sich heuer auf eine ausgezeichnete
Qualität freuen, der Fisch ist hochrückig, schön bespiegelt, hat einen
Fettgehalt zwischen 2,5 und sechs Prozent und schmeckt einfach gut, sagte
Karl-Peter Schwegel aus Wiesentthal in der Fränkischen Schweiz bei der
Eröffnung der oberfränkischen Karpfensaison auf seinen Teichanlagen in
Mengersdorf bei Obernsees im Landkreis Bayreuth.
Die erzeugte Menge wird nach offiziellen Angaben bayernweit heuer allerdings
geringfügig unter dem langjährigen Schnitt von 6000 Tonnen pro Jahr liegen.
Schuld daran seien der wasserarme Winter und der teilweise trockene Sommer,
die den Besatz mancher Teiche verhindert haben. Aus Oberfranken kommen dabei
rund zehn Prozent der erzeugten Karpfen. Bevor die Teiche abgefischt werden,
wachsen die Fische drei Jahre heran und erhalten als Beifutter
ausschließlich Getreide.
Karl-Peter
Schwegel ist einer der wenigen Karpfenteichwirte, die in Oberfranken im
Vollerwerb wirtschaften und der alleine auf sechs Tonnen erzeugten
Speisekarpfen pro Jahr kommt. In der Regel vermarktet Schwegel direkt auf
den Wochenmärkten von Bayreuth, Forchheim, Erlangen, Neunkirchen am Brand
sowie auf verschiedenen Sonntagsmärkten.
„Was wäre dir Genussregion Oberfranken ohne ihre Teichwirte“, sagte die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer aus Bayreuth bei der Eröffnung
der Karpfensaison. Heimischer Karpfen sei ein reines Naturprodukt, das heute
noch unverändert so erzeugt wird, wie seit Jahrhunderten.
Mit
ihrer extensiven und naturnahen Teichwirtschaft sorgen die Karpfenerzeuger
nicht nur für eine besonders nachhaltige Erzeugung, sondern auch für die
Erhaltung einer einzigartigen und charakteristischen Naturlandschaft, sagte
der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Zudem seien die
Karpfenteiche auch wertvolle Rückzugsräume für bedrohte Tier- und
Pflanzenarten.
Das wird an den vier Teichen von Karl-Peter Schwegel in Mengersdorf
besonders deutlich. Wo bis 2007 ein ordinärer Maisacker war, sind jetzt die
vier Teiche, in deren Umgriff sich bereits Schwarzstörche, Eisvogel und
Ringelnatter niedergelassen haben. „Erst durch die Bewirtschaftung werden
die Teiche ökologisch wertvoll“, sagte Dr. Peter Thoma aus Thiersheim,
Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken.
Die
Kulturlandschaft profitiere davon, dass in Oberfranken noch so viele
Teichwirte im Zu- und Nebenerwerb wirtschaften, sagte der Präsident des
Verbandes der bayerischen Berufsfischer (VBB), Albert Deß. Gerade in den
Tourismusregionen sei die Kulturlandschaft so wichtig, denn Urlauber wollten
keine pure Naturlandschaft wie im Urwald, sondern eine von Menschenhand
gestaltete Kulturlandschaft und dazu würden die vielen Teichwirte eine ganz
wichtigen Beitrag leisten.
Bilder:
1. Mit der Abfischung der Teichanlage von Karl-Peter Schwegel in Mengersdorf
ist die oberfränkische Karpfensaison offiziell eröffnet worden.
2. Ab September gibt es in zahlreichen Gaststätten und Restaurants wieder
frischen Karpfen.
3. Peter Piroschka vom Gutshof Mengersdorf hat in den kommenden Monaten
zahlreiche Karpfenvariationen auf seiner Speisekarte.
4. An
der Sortierrinne zeigen die ersten Prachtexemplare (von links): Thomas
Speierl von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken, Teichwirt
Karl-Peter Schwegel, Teichgenossenschaftsvorsitzender Peter Thoma,
VBB-Präsident Albert Deß, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer,
Bezirkstagspräsident Günther Denzler, und Herbert Rebhan vom Sachgebiet
Naturschatz an der Regierung von Oberfranken.
Forchheimer Kirschbauern sind
Aldi-tauglich / Große Früchte können Kirschanbau rentabel halten -
Bundestagsabgeordnete Silke Launert zu Besuch im Obstinfozentrum
Hiltpoltstein
Hiltpoltstein.
Obstbau ist kein nostalgisches Hobby, sondern für viele ein Betrag zur
Lebensgrundlage. Das sagt Hans Schilling, Kreisfachberater für Obstbau und
Chef am Obstinfozentrum in Hiltpoltstein im Landkreis Forchheim. Weil der
Landkreis europaweit zu den bedeutendsten zusammenhängenden
Obstanbaugebieten gehört, leistet sich der Landkreis eine eigene
Versuchsanlage am Standort Hiltpoltstein.
Die Geschichte der sechs Hektar großen Versuchsanordnungen zu neuen Sorten
und Unterlagen im Kirschenbereich reicht bis in das Jahr 1972 zurück, sagte
Kreisfachberater Schilling bei einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Silke
Launert. Aktuell arbeiteten die Mitarbeiter an der Optimierung des modernen
Kirschanbaus im Bereich Sorten, Unterlagen, Überdachung und Bewässerung.
Weitere Versuche fänden auf der zweiten großen Fläche in Dietzhof am Walberla, ebenfalls im Landkries Forchheim statt.
Hiltpoltstein versteht sich dabei in erster Linie als Beratungs-, Schulungs-
und Demonstrationszentrum. Seit der Wiedereröffnung im April 2014 gibt es
hier am Ortsrand der Marktgemeinde Hiltpoltstein moderne Räumlichkeiten mit
hervorragender technischer Ausstattung. Vorher habe es nicht einmal
Toiletten gegeben, was bei Besuchern, die mit Bussen gekommen waren,
regelmäßig für Unstimmigkeiten sorgte. Mittlerweile nimmt sogar die
Volkshochschule die Einladung gerne an, Kochkurse in den Räumen des
Obstinfozentrums zu veranstalten.
„Wir
wollen den Kirschbauern zeigen, wie sie den Kirschanbau rentabel halten
können, sagt Schilling. Wer davon leben will, benötige Sorten mit großen
Früchten, schließlich seien Pflege und Ernte schon aufwändig genug. Deshalb
werden beispielsweise Überdachungsversuche mit Tropfbewässerung für
Süßkirschen durchgeführt, neue Sorten im Bereich Süßkirschen und Zwetschgen
getestet sowie Sorten- und Unterlagenversuche für Süßkirschen angelegt. Ein
wichtiges Ziel ist es beispielsweise, die beiden Hauptfeinde der Kirsche,
die Kirschfruchtfliege und die Kirschessigfliege fernzuhalten. Ebenso
einmalig ist in Hiltpoltstein die Durchführung des Sachkundenachweises
Pflanzenschutz mit Schwerpunkt Obstanbau.
Welche Bedeutung der Kirschanbau in der Fränkischen Schweiz wirklich hat,
zeigt die Tatsache, dass die Obstbaugenossenschaft im benachbarten Igensbach
weit über 1000 Mitglieder, die Genossenschaft in Pretzfeld rund 600 und die
In Mittelehrenbach 400 Mitglieder hat. Allein im Fall der drei
Genossenschaften gehe es um fast 1000 Hektar, auf den Kirschen angebaut
werden. Der Großteil davon geht mittlerweile an den
Lebensmitteleinzelhandel, nachdem im Obstinfozentrum Konzepte entwickelt
wurden, die der Lebensmitteleinzelhandel akzeptiert. „Damit sind wir also
auch aldi-tauglich“, so Schilling.
Wenn dem Landkreis Forchheim der Unterhalt eines eigenen Obstinfozentrum
derart am Herzen liegt, dann vor allem auch deshalb, dass Obstbauern zu den
wichtigsten Landschaftspflegern gehören, sagte die Bundestagsabgeordnete
Silke Launert. Die Obstbauern seien letztlich in ganz besonderer Art und
Weise für die Kulturlandschaft verantwortlich, wegen der so viele Urlauber
in die Fränkische Schweiz kommen. „In Bayern ist es in jedem Fall einmalig,
dass ein Landkreis eine eigene Versuchs- und Informationsanlage unterhält“,
so Launert.
Bilder: - Fast 1000
Kirschbauern nehmen pro Jahr an einer der Schulungen im neuen
Hiltpoltsteiner Obstinfozentrum teil. - Hans Schilling vom
Obstinfozentrum Hiltpoltstein erläutert der Bundestagsabgeordneten Silke
Launert die neuen Überdachungsversuche für Süßkirschen.
Artenschutz durch Aufessen /
Amerikanische Krebse auf den Tellern sollen heimische Edelkrebse in den
Gewässern schützen
Speichersdorf,
Lks. Bayreuth. Eingewanderten Kamber- oder Signalkrebsen soll es verstärkt
an den Kragen, beziehungsweise an den Panzern gehen. Nur so sei es möglich
einheimische Edelkrebsarten zu schützen. Darin sind sich die
Verantwortlichen von der Arge Fisch im oberpfälzischen Landkreis
Tirschenreuth, von der Teichgenossenschaft Oberfranke und vom Bezirk
Oberfranken einig. Bei einem Aktionstag in der Tauritzmühle bei
Speichersdorf im Landkreis Bayreuth machten sie deutlich, wie schmackhaft
der amerikanische Krebs und zugleich wie schützenwert der heimische
Edelkrebs ist.
Edelkrebse gab es bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts hinein auch in unseren
Breiten praktisch in jedem Wiesengraben. Bis die „Krebspest“ durch ganz
Europa zog und alle einheimischen Edel- und auch Steinkrebse bis auf kleine
Restbestände vernichtete. Eingeschleppt wurde die „Krebspest“ durch
amerikanische Krebse, die gegen die Krankheit resistent sind. Während der
einheimische Edelkrebs heute fast schon ausgestorben ist und praktisch nur
noch in geschlossenen Gewässersystemen wie Baggerseen, Kies- und
Schottergruben oder Fischteichen vorkommt, konnten sich die amerikanischen
Arten wie etwa der Kamber- oder den Signalkrebs in unseren Gewässern
ungehindert ausbreiten.
Was
kann man also tun, um den einheimischen Edelkrebs zu retten und den
amerikanischen Krebs zu dezimieren? Das dachten sich die Arge Fisch, die
Teichgenossenschaft und der Bezirk Oberfranken. Die drei führenden
Institutionen der Fisch- und Teichwirtschaft in Nordbayern kamen zu dem
Schluss, den durchaus schmackhaften amerikanischen Krebs einfach zu
verspeisen, um so ihren Bestand zu dezimieren und gleichzeitig dem
heimischen Krebs wieder eine Überlebenschance zu geben.
Wie gefragt Krebse zu früheren Zeiten waren, zeigt, dass ein Pfund
Rindfleisch gegen vier heimische Edelkrebse eingetauscht wurde, sagte der
oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Viele Flurnamen
(„Krebsgasse“) zeigten noch heute wie verbreitet und allgegenwärtig Krebse
zu früheren Zeiten waren. Das Verspeisen des gebietsfremden Krebses nannte
Manfred Löbl, Bereichsleiter für Wasser- und Naturschutz an der Regierung
von Oberfranken, eine sinnvolle Verwertung, aber auch eine effektive
Möglichkeit, die invasive Krebsart zu bekämpfen. Früher war der Krebs ein
echter Leckerbissen, und genau das soll er auch wieder werden, sagte Peter
Thoma von der Teichgenossenschaft Oberfranken. Um den Krebs als
eiweißreiches Nahrungsmittel bekannter zu machen, könnte er sich sogar einen
Krebsburger bei McDonalds vorstellen.
Bilder:
-(oben):
So sieht er aus, der amerikamische Signalkrebs, der sich in den hiesigen
Gewässern ungehindert ausbreiten konnte, während heimische Edelkrebse immer
weniger wurden.
- (Mitte):
Susi Schömann und Uwe Schöffler von der
Tauritzmühle bei Speichersdorf im Landkreis Bayreuth präsentieren den
leckeren Signalkrebs, der künftig verstärkt auf heimischen Tellern landen
sollte, um angestammten Edelkrebsen wieder eine Chance zu geben.
(unten): Von links:
Bezirksrat Stefan Specht, Bürgermeister Manfred Porsch, Hans Klupp von der
Arge Fisch Tirschenreuth, Manfred Löbl von der Regierung von Oberfranken,
Thomas Speierl von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken,
Bezirkstagspräsident Günther Denzler und der TEGOF-Vorsitzende Peter Thoma.
Felsengarten, Fischzucht und
goldene Forellen /
Weithin bekanntes Kleinod der Fränkischen Schweiz trägt
künftig das Prädikat Kulturgut
Pottenstein.
Es ist ein ganz herausragendes Kleinod der Fränkischen Schweiz mit weit
überregionaler Bedeutung: das Klumpertal bei Pottenstein im Landkreis
Bayreuth, bekannt als Felsengarten und Wanderparadies. Jetzt ist das völlig
unberührte Tal mit seinen steilen Felswänden und insgesamt 18 kleinen
Teichen ganz offiziell zum Kulturgut erklärt worden. Die Teichgenossenschaft
Oberfranken zeichnete die Teichanlage, die es dort nachweislich seit dem
Jahr 1721 gibt und die seitdem ununterbrochen bewirtschaftet wird, mit dem
Prädikat „Kulturgut Teich“ aus.
Ein einziger Forellenweiher war es, der 1721 urkundlich erwähnt wird, 50
Jahre später war bereits ein zweiter dazugekommen und es liegen bereits
Hinweise auf eine Fischzucht vor. Schon vorher hatte der Hofmarschall und
fürstliche Rat Lorenz von Guttenberg, der das nahe Schloss Kühlenfels besaß,
eine Mühle errichtet, von der heute allerdings nichts mehr übrig ist.
Im
19. Jahrhundert wurde dann eine „Forellenzuchtanstalt“ aufgebaut und es
entstanden die Teiche in ihrer jetzigen Form. Eigentümer ist heute die
Katholische Kirchenstiftung Kühlenfels, Bewirtschafter sind seit 2012 die
beiden Teichwirte Lothar Kornburger und Oswald Schütz. Sie haben die
malerisch gelegene und nur auf unbefestigten Wegen erreichbare Teichanlage
in den zurückliegenden Jahren liebevoll saniert und gesichert und betreiben
dort heute eine Satzfischzucht mit Bachforellen.
„Fischteiche leisten einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für die
Kulturlandschaft“, sagte der Direktor der Bezirksverwaltung Rudolf Burger
bei der Auszeichnung, zu der auch die Enthüllung einer Informationstafel
direkt am Teichufer gehörte. Burger sprach von der hohen ökologischen
Bedeutung der Teiche, die einen wertvollen Lebensraum für viele Tier- und
Pflanzenarten darstellen.
Rund um das Klumpertal rankten sich viele Sagen, so der Pottensteiner
Bürgermeister Stefan Frühbeißer. So soll an Ort und Stelle der Teiche bis in
das 19. Jahrhundert hinein nach Gold geschürft worden sein, „leider ohne
Erfolg“, so der Bürgermeister. Auch von goldenen Forellen war die Rede,
zumindest, wenn sie in der Nähe der Quelle gesichtet wurden. Die Stadt sei
heute bemüht, das Klumpertal etwa durch die Ausweisung verschiedener
Rundwanderwege noch bekannter zu machen. Auch die Auszeichnung Kulturgut
Teich werde künftig zur Attraktivität beitragen.
Die Auszeichnung Kulturgut Teich wird nach den Worten des Vorsitzenden Peter
Thoma seit 19 Jahren vergeben. Neben einer lückenlosen Historie des
Teichobjekts seien die landschaftsprägende Bedeutung, die besondere
ökologische Gewichtung und die noch immer aktuelle Bewirtschaftung wichtige
Kriterien für die Auszeichnung. Die Auswahl des jeweiligen Preisträgers
nimmt eine Jury vor, zu der Vertreter der Teichgenossenschaft, des Bezirks
Oberfranken und der Fachberatung für Fischerei gehören.
Bild:
Rudolf
Burger (links) von der Bezirksverwaltung und Peter Thomas von der
Teichgenossenschaft Oberfranken haben den Fischteichen im Klumpertal in der
Fränkischen Schweiz das Prädikat Kulturgut verliehen und eine
Informationstafel am Ufer der Anlage enthüllt.
Jura-Wagyus in der Fränkischen
Schweiz /
Auf dem Wiesenthof werden japanische Exoten gezüchtet –
Landwirtschaftsstaatssekretär Bleser besuchte Betrieb der Familie Braun-Hofmann
Birkenreuth.
Der bäuerliche Familienbetrieb soll auch in Zukunft das Leitbild der deutschen
Landwirtschaft sein. Darauf hat der Parlamentarische
Landwirtschaftsstaatssekretär Peter Bleser hingewiesen. Bei einem Besuch des
Wiesenthofes der Familie Braun-Hofmann in Birkenreuth, einem kleinen Ortsteil
des Marktes Wiesenttal im Landkreis Forchheim, legte Bleser großen Wert darauf,
dass auch in Zukunft das bäuerliche Haupteinkommen aus dem Verkauf
landwirtschaftlicher Produkte stammt und nicht aus den Bereichen Natur- und
Landschaftspflege oder aus Tierschutzzahlungen.
Beim
Familienbetrieb Braun-Hofmann muss sich der Staatssekretär dabei keine Sorgen
machen. Die engagierten Landwirte haben es mit ihren Jura-Wagyus mittlerweile zu
überregionaler Bekanntheit gebracht. Sogar eine Hamburger Spezialitätenmetzgerei
wird mit dem Fleisch der Rinderrasse, die auch als Kobe-Rinder bekannt sind,
beliefert. In der Region gibt es das feine und gleichmäßig marmorierte, extrem
saftige und geschmackvolle Fleisch unter anderem bei der Metzgerei Meyer in
Nürnberg oder bei der Metzgerei Max in Hof.
In
Japan zahlt man dafür Spitzenpreise und das Fleisch erfreut Gourmets weit über
Oberfranken hinaus. Dabei war Landwirt Peter Hofmann durch einen puren Zufall
auf die Exoten gekommen. Er sah vor genau zehn Jahren einen Fernsehbeitrag über
die Rinder, erzählte seiner Tierärztin davon, deren Mann wiederum Japaner ist,
und schon war ein erster Kontakt hergestellt. Vier Tiere wurden im Jahr 2007
über Australien organisiert und fanden den Weg in die Fränkische Schweiz.
Mittlerweile besteht die Herde aus etwa 60 Mutterkühen und vier Wagyu-Stieren,
die zuverlässig für Nachkommen sorgen. Die Tiere dienen ausschließlich zur Zucht
und zur Fleischgewinnung, die Milchviehhaltung hatte Hofmann schon vor zwölf
Jahren aufgegeben. Zum Hof gehören auch eine Biogasanlage und vier
Ferienwohnungen. Mittlerweile bewirtschaftet die Familie rund 200 Hektar Acker-
und Grünland.
Auf
den Birkenhof war der Staatssekretär aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium
durch die Abgeordnete Silke Launert aus Bayreuth und deren Kontakt zu Susanne
Braun-Hofmann gekommen. Die Bäuerin gehört nicht nur dem örtlichen Gemeinderat
an und ist BBV-Ortsbäuerin, sie ist auch dritte Bürgermeisterin des Marktes
Wiesenttal. Silke Launert nannte den Wiesenthof ein Musterbeispiel dafür, wie
ein landwirtschaftlicher Betrieb in Nischen erfolgreich sein kann. Sie sprach
sich auch dafür aus, mehr Basisarbeit für die Landwirtschaft zu leisten und
beispielsweise in Schulen Kindern und Jugendlichen moderne Landwirtschaft zu
vermitteln.
Staatssekretär
Bleser bezeichnete es als dringliches Anliegen, bei Naturschutzverbänden für
Verständnis zu werben, dass Landwirtschaft nach guter fachlicher Praxis auch ein
Beitrag zum Naturschutz ist. Wenn hierzulande die Tierhaltung unterbunden wird,
könne sie nirgends anders auf einem derart hohen Niveau fortgeführt werden, so
der Bamberger BBV-Kreisobmann Edgar Böhmer.
Beherrschendes Thema war einmal mehr der geplante Bau von HGÜ-Erdverkabelungen,
wobei der stellvertretende oberfränkische BBV-Präsident Erwin Schwarz aus
Kronach einmal mehr die Forderung nach einer Entschädigung für die Zerstörung
und notwendige Wiederherstellung der landwirtschaftlichen Ackerflächen und
zusätzlich eine Pacht auf Dauer wiederholte. Diese wiederkehrende Leistung soll
dafür sein, dass der Bauer die Erdverkabelung auf seinem Acker mit allen damit
verbundenen Einschränkungen dulden muss. BBV-Direktor Wilhelm Böhmer aus Bamberg
bezifferte dabei erstmals auch die offizielle Forderung des Bauernverbandes auf
zehn Euro pro Jahr und Meter. Staatssekretär Bleser nannte diese Zahl
hinsichtlich der immensen Baukosten angemessen. „Das ist keine unzumutbare
Belastung“, sagte er, eine Strompreiserhöhung könne man damit nicht begründen.
Bild oben:
Die
Bundestagsabgeordnete Silke Launert und Landwirtschaftsstaatssekretär Peter
Bleser gingen auf Tuchfühlung mit den Wagyu-Rindern auf dem Birkenhof der
Familie Braun-Hofmann in der Fränkischen Schweiz. Über die Schulter blicken
ihnen dabei die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth und die Forchheimer
Kreisbäuerin Rosi Kraus (von rechts).
Lautstarker Protest der Land-
und Forstwirtschaft /
Demo gegen möglichen Nationalpark Frankenwald
Neukenroth.
Eine solche Demonstration hat der kleine Ort Neukenroth bei Stockheim nahe
der Stadt Kronach wohl noch nie gesehen. Mehrere hundert Land- und
Forstwirte mit rund 120 Schleppern, landwirtschaftlichen Fahrzeugen und
Holztransportern haben Stimmung gegen einen möglichen Nationalpark
Frankenwald gemacht. Hintergrund war der gleichzeitige Besuch der
bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf, die in einem Hotel in Neukenroth
die Planungen für einen Nationalpark vorstellte.
Der Verkehr auf der mitten durch den Ort führenden Bundesstraße B85 kam
dabei für längere Zeit komplett zum Erliegen, da die Route der Demonstranten
vom Treffpunkt an der Zecherhalle bis zum Hotel Rebhan rund einen Kilometer
über die vielbefahrene Bundesstraße führte. Die Teilnehmer der Demo ließen
dabei unter anderem Motorsägen aufheulen und machten ihren Unmut über die
Pläne mit Transparenten, Trillerpfeifen und Signalhupen Luft.
Vom
großen Zuspruch in Neukenroth waren selbst die Organisatoren vom BBV
überrascht. „Ich bin stolz auf euch“, rief der stellvertretende Kreisobmann
Klaus Siegelin ins Megaphon. Besonders ins Visier der Demonstranten geriet
dabei der örtliche Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner (CSU). Er hatte
den Frankenwald als möglichen Nationalpark überhaupt erst ins Gespräch
gebracht. „Baumgärtner und Co machen unseren Frankenwald k.o.“ stand nun auf
Transparenten zu lesen, oder „Ich dachte er heißt Baumgärtner und nicht
Baumvernichter“.
Für die Ministerin wurde dabei erstmals deutlich: Ein möglicher Nationalpark
Frankenwald stößt in Oberfranken auf massiven Widerstand. „Nationalpark?
Kein Bedarf Frau Scharf“, wurde auch sie auf Transparenten namentlich
genannt. Symbolisch trugen BBV-Mitglieder dazu den Frankenwald in Sargform
zu Grabe.
Umweltministerin
Scharf, die von den Demonstranten mit Pfiffen empfangen wurde, hatte bereits
Mitte Mai angekündigt, den Frankenwald in die Suche nach einem dritten
bayerischen Nationalpark mit aufzunehmen. Als Standort sind derzeit noch
weitere drei Regionen im Gespräch: die Donauauen, die Rhön und der Spessart.
In Neukenroth hob sie die positiven Seiten eines möglichen Nationalparks
hervor. Zugleich versicherte sie, man werde nicht über die Köpfe der
Bevölkerung hinweg entscheiden. „Es gilt der Grundsatz der Freiwilligkeit.“
Einen Nationalpark bezeichnete sie als „Entwicklungssprung für den
Frankenwald“ - touristisch, ökologisch und wirtschaftlich. Die Entscheidung
über den Standort des dritten bayerischen Nationalparks will die
Staatsregierung bereits im Juli treffen.
Mit der Auftaktveranstaltung sei eine Informationsbasis geschaffen worden,
auf der nun eine ausführliche Diskussion aufbauen können, sagte der
Landtagsabgeordnete Baumgärtner. „Ich denke, wir sollten gemeinsam
diskutieren und abwägen, welche Chance ein Nationalpark im Frankenwald für
die Region sein kann.“ Ihm sei es wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen,
dass er einen ergebnisoffenen Dialog mit den Kommunalpolitikern, Vereinen,
Verbänden und Interessensgruppen sowie den Bürgern der Region angestoßen
habe und er bis heute nicht auf eine Antwort ja oder nein zu einem
Nationalpark im Frankenwald festgelegt sei, so Baumgärtner.
Bilder:
Demo gegen möglichen Nationalpark
Frankenwald in Neukenroth im Landkreis Kronach.
Gesund und ganz ohne
Transportwege /
Oberfränkische Teichwirte eröffneten Fischgrillsaison
Lauter.
Der Mai ist der erste Monat im Jahr ohne den Buchstaben „r“. Für
Fischfreunde bedeutet das: es gibt keinen Karpfen mehr. In Oberfranken haben
sich die Anbieter von heimischem Fisch deshalb auf die Suche nach
Alternativen gemacht. Da fast 90 Prozent aller Deutschen regelmäßig grillen,
lag der Schluss nahe, anstatt Steaks oder Bratwürste doch lieber Fisch als
Grillgut zu verwenden.
Wenn schon Fisch, dann sollte es aber auch heimischer Fisch sein, denn er
gilt als wertvolles und vor allem gesundes Nahrungsmittel, das nahezu ohne
Transportwege immer frisch zu haben ist. Genau das will die
Teichgenossenschaft Oberfranken, ein Zusammenschluss von fast 1000
Teichwirten aus dem Regierungsbezirk, meist im Nebenerwerb, mit der
öffentlichkeitswirksamen Eröffnung der Fischgrillsaison alljährlich den
Verbrauchern vermitteln.
Diesmal hatten sich die Teichwirte den Forellenhof Deusdorfer Mühle bei
Lauter im Landkreis Bamberg ausgesucht, eine Mühle im Lautergrund, die schon
vor über 500 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde und in der vor
über 50 Jahren die ersten Forellen gezüchtet und vermarktet wurden. Bereits
1964 sei der Mühlenbetrieb aufgegeben und erste Forellenteiche angelegt
worden, sagte der heutige Besitzer Gerhard Rudolf. Zusammen mit seiner Frau
Maria bewirtschaftet er seit 38 Jahren die Deusdorfer Mühle. Nach und nach
seien Schlachthaus und Räucherei dazugekommen, vor 18 Jahren auch eine
Gastronomie, die zwischen September April immer freitags geöffnet hat.
„Wir sind ständig bemüht, ein gesundes Nahrungsmittel auf kurzem Weg zu
produzieren“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Peter Thoma aus
Thiersheim. Um den Absatz von heimischem Fisch zu fördern gebe es neben der
Fischgrillsaison auch die Auszeichnung „Oberfranken-Fisch krönt den Tisch“,
die auch die Deusdorfer Mühle bereits erhalten habe, sagte
Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Die Förderung der Teichwirtschaft ist
auch eine zentrale Aufgabe der Fachberatung für Fischerei, die zum Bezirk
Oberfranken gehört.
„Teiche müssen gehegt und gepflegt werde, denn sie sind Teil unserer
Kulturlandschaft“, waren sich bei der Eröffnung der Fischgrillsaison auch
die beiden Landtagsvizepräsidenten Ulrike Gote und Peter Meyer einig. Die
heimische Fischproduktion sei durchaus ausbaufähig, dann könnte die Einfuhr
von Seefischen aus den überfischten Weltmeeren oder aus Fernost vielleicht
sogar zurückgefahren werden. Karpfen gab es übrigens bei der Eröffnung der
Fischgrillsaison doch, und zwar als „Salat am Karpfen“ in der Vorspeise.
Bilder:
Maria (links) und Gerhard Rudolfs sowie
Michelle Martin von der Deusdorfer Mühle in Oberfranken zeigten, was man mit
heimischem Fisch alles machen kann.
Maibaum für Toleranz /
Landjugend Stockau-Lehen startet mit eigener Maikönigin in den
Wonnemonat
Lehen.
Mit einem Appell für Toleranz und Miteinander hat die Landjugend
Stockau-Lehen in diesem Jahr ihr traditionelles Maibaumfest
verknüpft. „Toleranz geht Hand in Hand mit Respekt“, sagte der
Vorsitzende Julian Raps. Deshalb habe sich die Landjugend der Aktion
„Maibaum für Toleranz“ angeschlossen, zu dem das Bayerische Bündnis
für Toleranz in diesem Jahr aufgerufen hatte.
Ohne
gelebtes Miteinander wäre auch das Aufstellen des geschmückten
Maibaumes nicht möglich gewesen. Zum 62. Mal in ununterbrochener
Reihenfolge hatte die Landjugendgruppe ihre Maifeier rund um die
Großraumhalle der Obstkelterei Rauh unmittelbar an der Bundesstraße
22 Kemnath-Bayreuth im Ortsteil Lehen ausgerichtet. Rund 30 starke
Helfer waren notwendig, um den fast 25 Meter hohen Fichtenstamm
fachmännisch aufzurichten, ohne Hilfsmittel wie etwa einem Kran,
sondern ausschließlich mit Holzstangen und viel Muskelkraft.
Besinnliche Gedanken trug Maikönigin Madeleine Krug vor, die
traditionell aus der Feder des Altmitgliedes und EKD-Synodalen
Günter Meyer aus Stockau stammen. Die Maikönigin wird von der
Landjugendgruppe immer schon vor Ostern in geheimer Wahl gewählt.
Die
Landjugend Stockau-Lehen pflege damit ein Brauchtum, „das Teil
unserer Heimat und unserer kulturellen Identität ist“, sagte die
Bundestagsabgeordnete Silke Launert. Die Landjugend stehe für
eine lebendige Gesellschaft genauso wie für gemeinsames Erleben, für
dabei sein und dazugehören. Sich aktiv zu beteiligen und gemeinsam
etwas bewirken und auf die Beine stellen, das präge die Arbeit der
Landjugend Stockau-Lehen in ganz besonderer Art und Weise.
Den großen
Einsatz der Landjugend für den ländlichen Raum stellte der frühere
Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich ganz besonders
hervor. Gerade junge Menschen interessierten sich wieder mehr für
ihre Heimat und suchten nach Traditionen. Aufgrund der
Digitalisierung sagte Friedrich dem ländlichen Raum eine große
Zukunft voraus, denn damit könne der ländliche Raum den Metropolen
künftig auf Augenhöhe begegnen.
Bild
oben:
Während im Hintergrund der Maibaum aufgestellt wird haben sich im
Vordergrund die Festdamen der Landjugend zusammen mit dem früheren
Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich, Maikönigin
Madeleine Krug, Vorsitzendem Julian Raps und der
Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert postiert.
Landwirtschaft wieder in die Mitte
der Gesellschaft rücken /
Anneliese Göller bleibt oberfränkische Bezirksbäuerin
– Beate Opel aus dem Landkreis Kulmbach ist neue Stellvertreterin
Bamberg.
Anneliese Göller aus Frensdorf im Landkreis Bamberg bleibt auch in den kommenden
fünf Jahren oberfränkische Bezirksbäuerin. Bei der Bezirksversammlung der
Landfrauen in Bamberg wurde Göller, die auch Bamberger Kreisbäuerin und
amtierende bayerische Landesbäuerin ist, mit allen 53 möglichen Stimmen in ihrem
Amt bestätigt. Einen Wechsel gab es dagegen im Amt der stellvertretenden
Bezirksbäuerin. Hier löst Beate Opel aus Neufang bei Wirsberg im Landkreis
Kulmbach die bisherige Stellvertreterin Rosi Kraus aus dem Landkreis Forchheim
ab. Kraus war nicht mehr zur Wahl angetreten, Opel erhielt 51 von 53 möglichen
Stimmen.
Zum
oberfränkischen Bezirksvorstand der Landfrauen gehören außerdem drei gewählte
Stellvertreterinnen. Erste Beisitzerin und gleichzeitig weitere Stellvertreterin
der Bezirksbäuerin ist Heidi Bauersachs aus Meeder im Landkreis Coburg. Zu den
beiden weiteren Beirätinnen wurden Karin Reichel aus Kirchenlamitz im Landkreis
Wunsiedel und Marion Warmuth aus Lichtenfels gewählt.
Als
oberstes Ziel ihrer Arbeit gab die alte und neue Bezirksbäuerin Anneliese Göller
die Devise aus, die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft zu
rücken. Dort sei sie lange verankert gewesen, doch mittlerweile klafft eine
große Lücke zwischen der Realität und der Vorstellung mancher Verbraucher.
Göller möchte deshalb die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen verstärkt
vorantreiben, denn dort seien die Verbraucher von morgen zu finden. Daneben
sollen aber auch Partner und Mitstreiter aus anderen Bereichen gezielt gesucht
werden, vor allem in den Bereichen Bildungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit.
„Wir
stehen vor großen Herausforderungen“, sagte Göller. Dabei gehe es nicht nur um
Dinge wie das geplante Arzneimittelgesetz, die Düngeverordnung oder die
Diskussion über die Zukunft benachteiligter Gebiete, sondern auch um einen
„Feldzug gegen die Landwirtschaft“, wie ihn zuletzt Bundesumweltministerin
Barbara Hendricks mit den sogenannten neuen Bauernregeln betrieben habe. Hier
seien die Landfrauen in ganz besonderer Art und Weise mit ihren Beiträgen
gefragt, um die Landwirtschaft wieder in der Mitte der Gesellschaft zu
positionieren. Die Kindertage auf den Bauernhöfen gehörten genauso dazu, wie der
Erzeuger-Verbraucher-Dialog, aber auch die Teilnahme an Demonstrationen.
Hier
pflichtete der neue und alte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif der
Bezirksbäuerin bei. „Wir müssen in Zukunft noch öfter auf die Straße“, sagte
Greif. Der Bauernverband sollte kampagnenfähiger werde. Die Landfrauen hätten
dabei allerdings schon in den zurückliegenden Jahren immer wieder ihr großes
Engagement unter Beweis gestellt.
Eine
positive Bilanz über die turnusgemäßen und alle fünf Jahre stattfindenden
Verbandswahlen in Oberfranken zog BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. In den neun
Kreisverbänden im Regierungsbezirk seien sieben Kreisbäuerinnen in ihren Ämtern
bestätigt worden, neu gewählt worden sind mit Angelika Seyferth in Bayreuth und
Karin Reichel in Wunsiedel zwei Kreisbäuerinnen. Von den stellvertretenden
Kreisbäuerinnen seien fünf in ihren Ämtern bestätigt worden, neue
Stellvertreterinnen sind Doris Schmitt (Bayreuth), Elke Browa (Hof), Susanne
Teuchgräber (Kronach) und Christine Medick (Wunsiedel).
Bilder:
-Beate
Opel (links) aus Neufang im Landkreis
Kulmbach und Anneliese Göller aus Frensdorf im Landkreis Bamberg stehen an der
Spitze der oberfränkischen Landfrauen.
- Die neue Bezirksvorstandschaft der Landfrauen in
Oberfranken (von links): Karin Reichel, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, Marion
Warmuth, Beate Opel, Bezirksbäuerin Anneliese Göller, Heidi Bauersachs und
BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif.
Information statt Ideologie / Hermann Greif als
BBV-Bezirkspräsident bestätigt – Neuer Stellvertreter ist Erwin Schwarz aus dem
Landkreis Kronach
Bamberg.
Hermann Greif bleibt auch in den kommenden fünf Jahren oberfränkischer
Bezirkspräsident des Bauernverbandes. Der 53-jährige Vollerwerbslandwirt aus
Pinzberg im Landkreis Forchheim wurde bei der BBV-Bezirksversammlung in Bamberg
mit allen 54 möglichen Stimmen in seinem Amt bestätigt. Einen Wechsel gab es im
Amt des stellvertretenden Vorsitzenden. Hier konnte sich in einer Stichwahl
Erwin Schwarz aus Burggrub im Landkreis Kronach durchsetzen. Der 56-jährige
Schwarz löst Gerhard Ehrlich aus dem Landkreis Coburg ab, der aus Altersgründen
nicht mehr zur Wahl antreten konnte.
Neben
Schwarz, seit 2012 Kreisobmann im Landkreis Kronach, hatten sich auch der
Wunsiedler Kreisobmann Harald Fischer (58) und der Lichtenfelser Kreisobmann
Michael Bienlein (52) um das Amt des Stellvertreters beworben. Während Fischer
bereits im ersten Wahlgang die wenigsten Stimmen erhielt, unterlag Bienlein in
der Stichwahl mit 23 zu 31 Stimmen. Allerdings wurde Bienlein schon zuvor zum
Sprecher der Nebenerwerbsbetriebe in Oberfranken gewählt. Damit gehört er dem
erweiterten Bezirksvorstand an.
Zuvor
hatte der alte und neue BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif an die
Geschlossenheit der Mitglieder im Verband appelliert. „In einer Zeit, in der wir
immer weniger werden, dürfen wir uns nicht auseinanderdividieren lassen, sondern
müssen zusammen stehen“, gab Greif als wichtigstes Ziel für die kommenden Jahre
aus. „Wir sind die Vertretung der Landwirtschaft“, sagte er und rief seine
Berufskollegen dazu auf, die Landwirtschaft so zu präsentieren, wie sie wirklich
ist. Egal ob Milch in Tetrapacks oder Fleisch aus der Supermarkttheke, alles
werde in modernen, gesunden, sauberen und luftigen Ställen produziert.
Einfacher
sei es sicher nicht geworden, denn die gesellschaftlichen Ansprüche an die
Landwirtschaft würden immer größer und hätten schon in den zurückliegenden fünf
Jahren im Focus der Verbandsarbeit gestanden. Landwirtschaft habe eben nicht mit
Haustierhaltung von Hund, Katze oder Hamster zu tun, sagte Greif. Das gelte es
den Verbrauchern immer wieder klar zu machen und dabei auf Information zu
setzen, nicht auf Ideologie.
Ein
weiteres Anliegen war es dem Bezirkspräsidenten, dass der Bauernverband auch in
Oberfranken wieder kampagnenfähig wird. „Wir müssen wieder mehr unterwegs sein
und uns für unsere Anliegen stark machen“, sagte Greif. Als positives Beispiel
führte er die zahlreichen Aktionen in Oberfranken gegen Schleuderpreise des
Lebensmitteleinzelhandels an. Hermann Greif ist seit 25 Jahren Ortsobmann von
Pinzberg, seit 15 Jahren Kreisobmann von Forchheim, seit 15 Jahren
stellvertretender und seit fünf Jahren oberfränkischer BBV-Präsident. Er ist
verheiratet, hat zwei Kinder und bewirtschaftet einen über 100 Hektar großen
Betrieb unter anderem mit dem Schwerpunkt Getreideanbau und Obstanbau.
Die
weiteren acht Mitglieder des Bezirksvorstandes vertreten traditionell
verschiedene Organisationen und Produktgruppen. Sie wurden nahezu alle mit der
höchstmöglichen Stimmenanzahl gewählt. Dem Bezirksvorstand gehören die folgenden
Persönlichkeiten an: Jan Schrijer aus Meeder bei Coburg für den Bereich
Veredelung, Werner Schwarz aus Schwarzenbach an der Saale und Harald Reblitz aus
Herreth im Itzgrund für den Bereich Milch, Georg Hollfelder aus Litzendorf im
Landkreis Bamberg für den Zuchtverband, Martin Gebhardt aus Görau im Landkreis
Bayreuth für den Ökolandbau, Klaus Siegelin aus Tiefenklein bei Küps im
Landkreis Kronach für den Ackerbau, Wolfgang Schultheiß aus Großheirath bei
Coburg für den Forst und Peter Schlund aus Buttenheim im Landkreis Bamberg für
die Zuckerrübenanbauer.
Bilder:
1. Hermann Greif
(links) und Erwin Schwarz stehen an der Spitze des Bauernverbandes in Oberfranken.
2.
Die neue oberfränkische BBV-Bezirksvorstandschaft (von links): Landes- und
Bezirksbäuerin Anneliese Göller, Peter Schlund, Martin Gebhardt, Harald Reblitz,
Präsident Hermann Greif, Wolfgang Schultheiß, der neue stellvertretende
Präsident Erwin Schwarz, Klaus Siegelin, Jan Schrijer, Werner Schwarz und
BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.
Qualitätssiegel nicht inflationär
verwenden / Regionalität an erster Stelle - Rewe-Manager diskutierten mit
Landwirten
Bayreuth.
In der Tierwohl-Diskussion wirft die Landwirtschaft dem Lebensmitteleinzelhandel
seit langem überzogene Forderungen vor. Der Handel wiederum beruft sich auf die
Wünsche der Verbraucher. In Bayreuth hat es die Landtagsabgeordnete Gudrun
Brendel-Fischer geschafft, beide Parteien an einen Tisch zu bringen. In der
Tierzuchtkantine diskutierten Bauern und Managementvertreter von Rewe
miteinander und wenn dabei eines klar wurde, dann die Tatsache, dass beide
voneinander abhängig sind.
„Wir
Bauern liefern qualitativ so hohe Produkte wie nie zuvor, wir möchten das aber
auch entsprechend bezahlt haben“, brachte die bisherige Kreisbäuerin Katrin Lang
das Problem auf den Punkt. Kreisobmann Karl Lappe prangerte dabei den ständigen
Wettlauf um immer neue Qualitätssiegel und Qualitätsprogramme an. „Ob QM, QS
oder Tierwohl-Label, wie schnell soll sich das Hamsterrad denn noch drehen?“,
sagte er. Jeder versuche, mit einem neuen Label einen gewissen Mehrwert zu
schaffen, doch wenn es alle machen ist das Label wertlos, so Lappe. Tatsache sei
es auch, dass jede Zertifizierung Geld koste, die der Bauer selbst tragen muss.
Es könne nicht sein, dass der Einzelhandel jeder vermeintlichen Botschaft von
Tier- und Naturschutzorganisationen gleich nachläuft, sagte die Abgeordnete
Gudrun Brendel-Fischer. Auch sie vertrat die Ansicht, dass Siegel nicht
inflationär verwendet werden dürften.
Sowohl
Norbert Kaulich, Verkaufsleiter Service und zuständig für 300 Bedientheken in
bayerischen Rewe-Märkten, als auch Karl Seidl, der bei Rewe für den Bereich
regionale Erzeugung verantwortlich ist, betonten bei dem Gespräch fast schon
gebetsmühlenartig die große Bedeutung der Regionalität für die Rewe-Gruppe. „Das
ist für uns kein Marketing-Gag“, sagte Seidl. Regionalität bedeute, da stehen
ein Mensch mit einem Gesicht und ein Produkt mit einer Geschichte dahinter.
Dazu
gehöre für Rewe untrennbar auch das Prüfsiegel „Geprüfte Qualität aus Bayern“.
Das Siegel stehe für geboren, gemästet und geschlachtet in Bayern und genau das
sei auch der Wunsch des Verbrauchers. „Ich glaube nicht, dass der Kunde im
Detail wissen will, wie das Schwein produziert wurde“, so Norbert Kaulich.
Relevant sei einzig, dass es sich um Qualität aus Bayern handelt.
„Geprüfte Qualität aus Bayern“, das ist für Rewe auch eine einzigartige
Erfolgsgeschichte. Nach den Worten Seidls habe man 2012 damit begonnen und mit
den entsprechenden Produkten einen Jahresumsatz in Höhe von neun Millionen Euro
erzielt. Nur fünf Jahre später habe man diesen Jahresumsatz mit über 100
Millionen Euro mehr als verzehnfachen können. Das zeige, regionale Produkte
wachsen zweistellig, so Seidl. Bayernweit gebe es bei Rewe aktuell 320
Lieferanten, wobei ein lokaler Erzeuger mindestens fünf, höchstens 25 Märkte
beliefert. „Wir sind immer bereit, lokale Produkte mit viel Gesicht und viel
Charakter zu vermarkten“, sagte Seidl.
In
aufwändigen Untersuchungen hatte Rewe versucht herauszufinden, wie der Kunde
genau tickt. Ergebnisse seien unter anderem gewesen: Über drei Viertel der
bayerischen Konsumenten bevorzugen Fleisch aus Bayern, fast zwei Drittel der
Verbraucher im Freistaat greifen zu Fleisch aus Programmen mit höherem Tierwohl
und ebenfalls knapp zwei Drittel bevorzugen Fleisch, das nachhaltig hergestellt
wird. „Irgendwann macht es beim Verbraucher klick“, so Norbert Kaulich, und
genau auf diesen Mehrwert komme es für das Unternehmen an. Kaulich machte auch
einen absoluten Trend zu Premiumprodukten aus, etwa für den Grill. Kaum ein
Thema sei, zumindest an den Bedientheken, Fleisch und Wurst aus biologischer
Produktion. „Bio ist in der Bedienung nur ein Randartikel“, sagte Kaulich.
Insgesamt zogen die Rewe-Manager für den Fleisch- und Wurstbereich ein gutes
Fazit. Die Rahmenbedingungen stimmten, der Verbraucher sei in Kauflaune.
Tendenziell seien aber Schweinefleisch und Wurstwaren rückläufig. Während
Hähnchenfleisch „ohne Ende“ ansteigt und ein richtig großes Wachstum
verzeichnet. Putenfleisch bleibe auf gleich hohem Niveau. Als bei weitem nicht
so dramatisch stufte Kaulich den Trend zu veganer Ernährung ein.
Bild: Trafen
sich zum Meinungsaustausch in Bayreuth: Karl Seidl, Ursula Egger (beide von
Rewe), die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, die stellvertretende
Landrätin Christa Reinert-Heinz und Rewe-Verkaufsleiter Norbert Kaulich (von
links).
„Otter wird Oberfranken
überrennen“ /
Kormoran, Biber und Fischotter bedrohen Teichwirtschaft
Himmelkron.
Kormoran, Grau- und Silberreiher, Biber und Fischotter: so possierlich
manche dieser Tiere auch sein mögen, den Teichwirten können sie im
Extremfall die Existenz kosten. „Die Schäden an unseren Teichen sind
gewaltig“, sagte Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft
Oberfranken bei der Jahresversammlung in Himmelkron. Trotzdem gab es bei der
Veranstaltung auch einige positive Signale.
So
soll die bis 15. Juli dieses Jahres geltende artenschutzrechtliche
Ausnahmeverordnung, die in Bayern den Abschuss von Kormoranen vorgibt,
übergangslos weitergeführt werden. „Es wird daran gearbeitet entsprechende
Regelungen hinzubekommen“, sagte Manfred Löbl, der für die Fischerei
fachlich zuständige Bereichsleiter an der Regierung von Oberfranken. Die
Regelung besagt, dass der Abschuss von Kormoranen zur Abwendung erheblicher
fischereiwirtschaftlicher Schäden und zum Schutz der heimischen Tierwelt von
Mitte August bis Mitte März in einem Umkreis von 200 Metern um Gewässer
erlaubt ist.
Auch was den Fischotter angeht, ist Hilfe in Sicht. Noch im Februar soll ein
Berater eingesetzt werden, der für die Oberpfalz und für Oberfranken
zuständig sein wird. Er kommt an die entsprechenden Teiche, sucht nach
Spuren, dokumentiert Schäden, leiht entsprechendes Gerät aus und hilft den
Teichwirten bei Anträgen auf Entschädigung. „Manche Betriebe sind schon fast
am Ende“, machte Alexander Horn von der Teichgenossenschaft die Dimension
der Schäden durch den Fischotter deutlich. Er bezifferte die Schäden für
einzelne Betriebe auf bis zu 30000 Euro. Noch schlimmer sei die Situation in
der Oberpfalz. In einzelnen Teichen seien bereits bis zu 80 Prozent des
Besatzes betroffen. Das Tückische am Fischotter sei, dass man ihn nicht
sieht, sagte Vorsitzender Thoma und Alexander Horn befürchtet: „Der Otter
wird auch Oberfranken überrennen.“
Daneben sind es auch Biber, Grau- und Silberreiher, die Teichanlagen
zerstören und Jagd auf heimischen Fisch machen. Während die Biberproblematik
durchaus in der Öffentlichkeit diskutiert werde, würden die massiven
Verluste durch Grau- und Silberreiher nur von den betroffenen Teichwirten
wahrgenommen. „Wir wollen keine Reiher ausrotten, aber man muss doch bei
Schäden eingreifen können“, so Thoma.
Die Probleme sind mittlerweile auch in der Politik angekommen, das machten
die Aussagen der beiden Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer und
Peter Meyer deutlich. Brendel-Fischer forderte, nicht die
Entschädigungsleistungen immer mehr zu erhöhen, sondern vorher einzugreifen
und die Populationen durch geeignete Maßnahmen einzuschränken. Meyer sprach
sich für ein Monitoring für Graureiher aus. Hier seien die Daten längst
nicht mehr aktuell, weil sie noch aus dem Jahr 2008 stammten. Die
Problematik werde zunehmend erkannt, so Bezirkstagspräsident Günther Denzler.
Neben dem Ottermanager, der in diesen Wochen seinen Dienst aufnehmen wird,
leiste auch ein eigener Kormoranmanager hervorragende Dienste.
Doch nicht nur Kormoran und Co. machen den Teichwirten zu schaffen, auch ein
extrem trockenes und niederschlagsarmes Wetter, wie der Hitzesommer 2015.
Simon Abt von der Fischereifachberatung des Bezirks hatte eine Umfrage
gestartet, wie sich diese immer häufiger auftretenden Wetterkapriolen auf
die Betriebsergebnisse auswirken. Über die Hälfte der Teichwirte hatte 2015
Einbußen, hielt er als ein Ergebnis fest. Am Schlimmsten betroffen gewesen
seien wegen der warmen Wassertemperatur Forellenteiche, bei einzelnen
Teichwirten war die Fischernte komplett ausgefallen. Diese Situation wird
sich auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nicht verbessern, sagte
Abt. Die Teichwirtschaft werde sich darauf nur schwer einstellen können. Ein
großes Problem seien dabei auch Privatleute, die zur Bewässerung ihres
Gartens über Pumpen größere Wassermengen aus Fließgewässern entnehmen, die
eigentlich Teichanlagen speisen. „Da bleibt für den Teichwirt nicht mehr
viel an Frischwasser übrig, sagte er und forderte solche Verstöße konsequent
zu ahnden.
Erfolge sehen die oberfränkischen Teichwirte in ihren Marketingbemühungen.
Die Preise für heimischen Fisch beginnen leicht anzuziehen, sagte Thoma.
Problem für viele Verbraucher sei, dass sie kaum Direktvermarkter kennen,
nicht einmal in ihrer engsten Umgebung. Die Teichgenossenschaft habe deshalb
auf ihrer Homepage (www.tegof.de)
eine Liste mit sämtlichen Direktvermarktern Oberfrankens veröffentlicht, die
Fisch in ihrem Angebot haben. Als Anregung schlug der Vorsitzende auch vor,
regelmäßig heimischen Fisch als Menü in den Mensen der Hochschulen und
Universitäten anzubieten. Thoma: „Fisch ist eiweißreich, liegt nicht schwer
im Magen und ist gut fürs Hirn.“
Bild:
In Vertretung von Georg Kaiser aus
Willersdorf hat Walter Jakob (rechts) von der Teichgenossenschaft Aischgrund
eine Urkunde aus den Händen des Vorsitzenden Peter Thoma (links) und von
Bezirkstagspräsident Günther Denzler entgegen genommen. An den Teichen von
Georg Kaiser im Landkreis Forchheim war im Herbst die aktuelle Karpfensaison
eröffnet worden.
Denkmäler und Brunnen für
Karpfen und Co / Neuerscheinung: Fischregion veröffentlicht den stattlichen
Band „Fischkultur in Oberfranken“
Bayreuth.
Karpfen und Forelle auf der einen Seite, Kunst und Kultur auf der anderen.
Das hat nichts miteinander zu tun, könnte man meinen. Der Verein Fischregion
Oberfranken hat jetzt auf 232 Buchseiten nachgewiesen, dass sich Fische und
Kultur gerade im Regierungsbezirk näher sind, als man glauben möchte.
Nirgendwo anders gibt es eine solche Fülle an Werken der bildenden Kunst,
die in einem engen Bezug zur Fischerei stehen. Dazu kommen die vielen
Teiche, die seit Jahrhunderten, manche sogar seit über 1000 Jahren
bewirtschaftet werden und deshalb ebenfalls als Kulturgut gelten.
Nachzulesen ist dies alles in 50 Beiträgen von 19 Autoren in der
Neuerscheinung „Fischkultur in Oberfranken – Kunst und Kultur mit Fisch &
Co“, die jetzt in Bayreuth vorgestellt wurde.
Schaut man einmal genau hin, dann stellt man schnell fest, Fische sind
relativ häufig Gegenstand von Gemälden und Skulpturen, vor allem der
jüngeren Kunstgeschichte. Dennoch reicht das älteste Kunstwerk, das der Band
aufführt, mit dem Weismainer Stadtbrunnen bis in das 16. Jahrhundert zurück.
Ganz bedeutende Kunstwerke kommen mit den Brunnen der Abtei Ebrach, dem
Bamberger Gabelmann oder den markgräflichen Kunstwerken der Bayreuther
Eremitage aus dem 18. Jahrhundert. Das Buch enthält aber auch die beiden
Fischskulpturen des Bayreuther Kulturpreisträgers von Axel Luther in
Behringersmühle und Waischenfeld, die erst vor wenigen Jahren geschaffen
wurden.
Lediglich gestreift wird der Bereich Kunst am Bau, der mit zwei Wohnhäusern
des Architekten Eberhard Kellner in Bayreuth vertreten ist. Aus den
unzähligen kirchlichen Fischdarstellungen haben die Autoren bewusst ein
Beispiel herausgegriffen: einen kunstvollen Türgriff in Fischform in der
St.-Johannis-Kirche in Hirschaid.
Im
zweiten Teil des Buches sind Denkmäler der Fischwirtschaft zu finden. Dazu
gehören die Gewässer, die von der Teichgenossenschaft Oberfranken seit 1998
als Kulturgut Teich ausgezeichnet wurden, aber auch einige bedeutende
Ensembles wie das einstige Bamberger Fischerviertel Klein-Venedig oder die
Zeugnisse zisterziensischer Fischkunst in Ebrach und Klosterlangheim.
Mit Abstand die meisten Beiträge verfasst hat der Kunsthistoriker Robert
Schäfer aus Sassanfahrt. Seinen Worten zufolge reichen die ersten
Überlegungen für das Buch knapp zwei Jahre zurück. Auch ihm sei das Thema
Fisch als Kulturträger damals nicht so gegenwärtig gewesen, sagte Schäfer.
Das Buch sei wissenschaftlich fundiert geschrieben, aber dennoch gut lesbar
und somit auch als ein Reiseführer der anderen Art durch Oberfranken zu
verwenden. Mit dem neuen Buch werde die Fischerei aus einem ganz
ungewöhnlichen Blickwinkel beleuchtet, sagte Bezirkstagspräsident Günther
Denzler. Es soll aber auch zum Nachdenken über den Fischartenschutz
beitragen.
Als „kleines Schatzkästlein“ und als „wichtiges Dokument für die Nachwelt“
bezeichnete Franz Geldhauser, Fischereireferent im Bayerischen
Landwirtschaftsministerium die Neuerscheinung. Das Buch dokumentiere eine
Kultur, die wirklich prägend für unsere Gegend ist, so Peter Thoma,
Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken. Es zeige aber auch, dass
sich Natur und Fischerei nicht ausschließen, sondern gemeinsam sogar ein
prägendes Kulturgut sein können, sagte Reinhard Krug vom
Bezirksfischereiverband.
Das Buch „Fischkultur in Oberfranken – Kunst und Kultur mit Fisch & Co“ hat
232 Seiten, mehrere hundert Fotos und ist in einer Erstauflage von 1500
Stück erschienen. Herausgeber sind der langjährige Leiter der
Fischereifachberatung des Bezirks Robert Klupp, der Historiker Robert
Schäfer aus Hirschaid und der Ehrenpräsident des Bezirksfischereiverbandes
Albert Schütze im Auftrag des Vereins Fischregion Oberfranken und in
Zusammenarbeit mit dem Bezirk Oberfranken. Kooperationspartner waren der
Bezirksfischereiverband und die Teichgenossenschaft Oberfranken sowie der
Bayerische Landesfischereiverband. Das Buch ist beim Verein Fischregion
Oberfranken, Cottenbacherstraße 23 in 95445 Bayreuth gegen Porto- und
Unkostenerstattung in Höhe von zehn Euro erhältlich (ISBN
978-3-00-054139-1).
Bild:
Herausgeber des Buches „Fischkultur in
Oberfranken“ sind der langjährige Leiter der Fischereifachberatung des
Bezirks Robert Klupp, der Historiker Robert Schäfer aus Hirschaid und der
Ehrenpräsident des Bezirksfischereiverbandes Albert Schütze (von rechts).
Von Franken in alle Welt /
BMI-Werk Zapfendorf feierte 50-jähriges Bestehen
Zapfendorf.
Mit dem Milchwerk in Zapfendorf im Landkreis Bamberg ist im größten und
bedeutendsten Werk der genossenschaftlich organisierten Bayerischen
Milchindustrie (BMI) das 50-jährige Bestehen gefeiert worden. Als reines
Trocknungsunternehmen 1965 gegründet, habe sich das Zapfendorfer Werk bis heute
zu einem Unternehmen entwickelt, das die gesamte Produktpalette abbildet.
Vorstand, Aufsichtsrat, Werkleitung und Beschäftigte feierten den runden
Geburtstag als einzigartige Erfolgsgeschichte.
Innerhalb der Bayerischen Milchindustrie sei Zapfendorf als wichtigstes Werk gar
nicht mehr wegzudenken, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Karl Beck. Hier würden
Pulver-, Trocken- und Frischeprodukte hergestellt, die weltweit ihre Abnehmer
finden und höchsten Qualitätsansprüchen genügen.
1964
war die Ankündigung, ein sogenanntes Trockenmilchwerk in Zapfendorf zu bauen,
eine kleine Sensation, erinnerte sich Vorstandssprecher Peter Hartmann. Ziel sei
in den ersten Jahren ausschließlich die Trocknung von Magermilch gewesen. Noch
1964 wurde der 45 Meter hohe Kamin errichtet und noch vor dem Richtfest sei
bereits die Produktion gestartet worden. Während die damalige Tagesleistung bei
18 Tonnen Pulver lag, würden heute pro Tag bis zu 320 Tonnen Milch und
Milchprodukte produziert. Das bedeute auch, dass täglich rund 100 Lkw das
Werksgelände an der Scheßlitzer Straße verlassen.
Mit
den 1980er Jahren habe die Veredelung der Produkte immer mehr an Bedeutung
gewonnen. Aus dem einstigen Überschussverwerter sei ein Premiumhersteller
geworden, sagte Vorstandssprecher Hartmann. In den 1990er Jahre habe Zapfendorf
dann ganz entscheidend von der aufkommenden Bio-Welle profitiert. So gelte die
BMI mittlerweile sogar als weltweit größter Hersteller für Molkenerzeugnisse in
Bio-Qualität. 1994 wurde die Frischeproduktion, also die Herstellung von
Trinkmilch, Butter, Sahne, Joghurt und Quark, von Nürnberg nach Zapfendorf
verlagert, 2008 seien die Milchwerke Mainfranken in die BMI integriert worden.
Mehrere an das Firmenareal angrenzende Flächen wurden bereits erworben. „Damit
bekennen wir uns auch in Zukunft zum Standort Zapfendorf“, sagte Hartmann.
Der
BMI sei es in Zapfendorf hervorragend gelungen,, sich auf die Forderungen und
Wünsche der Verbraucher einzustellen, sagte der Präsident des Deutschen
Raiffeisenverbandes Manfred Nüssel bei der Feierstunde zum Firmengeburtstag.
Fast 50 Prozent des Bamberger Landkreises seien landwirtschaftlich genutzte
Flächen, deshalb sei das Bekenntnis der BMI zum Standort Zapfendorf von höchster
Bedeutung, so Landrat Johann Kalb. Auch wenn Oberfranken in erster Linie ein
Bierland sei: „In Zapfendorf macht´s die Milch“, sagte Bürgermeister Volker
Dittrich. Selbst das örtliche Freibad profitiere von dem BMI-Werk, indem das Bad
mit der Abwärme des Milchwerkes beheizt wird und deshalb alljährlich als eines
der ersten Freibäder in Bayern bereits am 1. April öffnet.
Die
Bayerische Milchindustrie eG wurde 1952 gegründet. Sie besteht heute aus 27
Milchliefergenossenschaften und Molkereien und produziert an neun Standorten in
Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die BMI beschäftigt 975 Mitarbeiter, davon
200 in Zapfendorf. Der Jahresumsatz der BMI wird auf über 600 Millionen Euro
beziffert. Kunden sind der Lebensmitteleinzelhandel, der Fachgroßhandel und die
verarbeitende Industrie. Der Exportanteil liegt bei rund 50 Prozent.
Bilder:
1. Das BMI-Werk
in Zapfendorf gilt als größtes und bedeutendstes Werk der Bayerischen
Milchindustrie eG.
2. Der geschäftsführende
Vorstand Thomas Obersojer, BMI-Aufsichtsratsvorsitzender Karl Beck, der der
Raiffeisenverbandspräsident Manfred Nüssel und Vorstandssprecher Peter Hartmann
(von links).
3. Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, BMI-Aufsichtsratsvorsitzender
Karl Beck, der Bamberger Landrat Johann Kalb und Raiffeisenpräsident Manfred
Nüssel (von links).
Heimische Gerste für heimisches
Bier /
Landwirtschaftsminister Christian Schmidt bei oberfränkischer
Braugerstenschau
Kulmbach.
Zufrieden mit Qualität und Ertrag, nicht zufrieden mit den Preisen. Diese Bilanz
haben oberfränkische Anbauer von Braugerste in Kulmbach gezogen. Die Freude an
der guten Ernte wurde in diesem Jahr nicht von der Wetterfront getrübt, sondern
von den dunklen Wolken an der Preisfront, sagte der Vorsitzende Erhard Hildner.
Er appellierte deshalb an die Brauer und Mälzer, langfristige vertragliche
Vereinbarungen, die auch einen wettbewerbsfähigen Preis garantieren, mit den
Bauern abzuschließen. „Wenn man will, dass die heimischen Landwirte Braugerste
anbauen, müssen Brauer und Mälzer auch bereit sein, für gute Braugerste einen
guten Preis zu zahlen.
Es sei
ein besonderes Braugerstenjahr mit großen Herausforderungen gewesen, sagte der
Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender
des oberfränkischen Braugerstenvereins. Die Trockenheit sei nicht nur
außergewöhnlich gewesen, in einigen Bereichen des Regierungsbezirks könne man
sogar von einer historischen Trockenheit sprechen. Letztlich hätte man derart
gute Erträge noch bei der Braugerstenrundfahrt im Juli nicht erwartet. Leider
seien die Preise nicht auskömmlich, so Schöffel.
Pflanzenbauberater Fritz Ernst vom Amt für Landwirtschaft in Bayreuth bezifferte
die Anbaufläche auf knapp über 32000 Hektar, was gut 500 Hektar weniger als noch
2014 bedeutet. Langsam nähere sich Oberfranken damit wieder dem Tiefststand von
2010 als die Anbaufläche knapp unter 32000 Hektar lag. Noch 2004 waren es über
50000 Hektar.
Trotz
deutlich trockener und wärmerer Temperaturen hätten die Erträge mit 54,3
Doppelzentner pro Hektar um rund zehn Prozent unter dem oberfränkischen
Vorjahresschnitt gelegen. Insgesamt seien in Oberfranken 130400 Tonnen
Braugerste eingefahren worden, rund elf Prozent weniger als 2014.
Beste
Qualität müsse auch den besten Preis haben, sagte Bundeslandwirtschaftsminister
Christian Schmidt. Oberfranken stehe für die größte Brauereidichte und
gleichzeitig für Bierkonsum mit Maß und Vernunft. Damit sei Oberfranken
Produktions- und Genussregion zugleich. Was die klimatischen Sorgen der
Braugerstenanbauer angeht, gab der Minister zu Bedenken, dass des einen Leid
auch immer des anderen Freud sei. So soll der aktuelle Weinjahrgang ein
besonders guter werden, da Schädlinge wie die Kirschfruchtfliege nicht zum
Tragen gekommen seien, weil es für sie einfach zu heiß und zu trocken gewesen
sei.
Die
Diskussion zeige auch, dass landwirtschaftliche Produktion eben nicht per
Knopfdruck funktioniere. Doch das Verständnis für landwirtschaftliche
Zusammenhänge sei in weiten Teilen der Gesellschaft einfach verloren gegangen.
Aus dem Boden komme nur dann etwas, wenn auch Nährstoffe eingebracht werden,
sagte der Minister. Viele Menschen setzten sich mit dieser Art der ureigenen
Erzeugung einfach nicht mehr auseinander.
Landrat Klaus-Peter Söllner nannte es eine hervorragende Leistung aller
Landwirte, dass sie in einem schwierigen Umfeld eine derartig hervorragende
Qualität angebaut hätten. Oberfranken sei die Braugerstenregion schlechthin,
sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Der Regierungsbezirk habe
die meiste Braugerste und viele kleine und mittelständische Brauereien dazu.
Zu
der Braugerstenschau wurden diesmal 140 Sortenmuster eingereicht, die jeweils
nach Rohproteingehalt, Kornausbildung, Verletzungen, Abputz, Verunreinigungen,
Auswuchs und Geruch untersucht wurden. Nach einem speziellen Punktesystem
landeten die folgenden drei Landwirte auf den ersten drei Plätzen: 1. Hartmut
Jakob (Vierschau bei Regnitzlosau). 2. Roland Kolb (Großenhül bei Wonsees) 3.
Fritz Langenfelder( Brunn bei Heiligenstadt).
Landkreissieger wurden: Wilhelm Pfeufer (Scheßlitz), Armin Hauenstein (Prebitz),
Timo Schunk (Meeder), Andrea Hess (Gräfenberg), Michael Schmutzler
(Konradsreuth), Jens Jakob (Kronach), Günter Kolb (Lochau), Lucia Dauer (Weismain)
und Christian Küspert (Wunsiedel).
Bilder:
1. 140 Sortenmuster, so viele wie noch nie zuvor, waren bei der Braugerstenschau
diesmal zu begutachten.
2. Mit dem „Goldenen Gerstenkorn“ zeichneten Vorsitzender Erhard Hildner (links)
und seine beiden Stellvertreter Hermann Nothaft und Martin Schöffel (von rechts)
den langjährigen Pflanzenbauberater Bernd Angermann aus. Angermann wechselt vom
Amt für Landwirtschaft an die Regierung von Oberfranken.
3. Das sind die Landkreissieger der oberfränkischen Braugerstenschau 2015.
4. Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm, Landwirtschaftsminister Christian
Schmidt, Vorsitzender Erhard Hildner und Landrat Klaus-Peter Söllner
begutachteten die Braugerstenmuster. 5. Mandatsträger
aller Ebenen zeichneten die Bezirkssieger aus (von links): Pflanzenbauberater
Fritz Ernst, die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, BBV-Präsident Hermann
Greif, Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, Oberbürgermeister Henry
Schramm, die Bezirkssieger Hartmut Jakob und Roland Kolb, Landrat Klaus-Peter
Söllner, Bezirkssieger Fritz Langenfelder und Vorsitzender Erhard Hildner.
Werbung für den Wald /
Staatsforsten eröffnen am Weißenstein ihren ersten Waldpflegeparcours
Stammbach.
Verständnis für die Waldbewirtschaftung wecken, das ist das Ziel des ersten
Waldpflegeparcours, den die Bayerische Forstverwaltung am Weißenstein
eröffnet hat. Dabei wurden auf dem Parkplatz am Weißensteinturm und entlang
des fast zweieinhalb Kilometer langen Rundwegs um den Stammbacher Hausberg
insgesamt sieben großformatige Informationstafeln aufgestellt, die bei
Spaziergängern und Wanderern Verständnis für die Waldbewirtschaftung wecken
sollen. Die Maßnahme hat neben jeder Menge Manpower insgesamt 3300 Euro
gekostet, wobei der Markt Stammbach vor allem beim Aufstellen der Tafeln
geholfen hat.
„Wir wollen kein Lehrbuch aufschlagen, sondern Interesse wecken“, sagte
Thomas Krämer, Leiter der Forstverwaltung in Bad Steben bei der Eröffnung
des Parcours. Allen Interessierten soll Forstwirtschaft anschaulich und in
wenigen Sätzen erklärt werden. Auf den Tafeln geht es beispielsweise darum,
warum Eingriffe in den Wald notwendig sind oder warum Wege zur
Waldbewirtschaftung gebaut werden müssen. Weitere Themen sind unter anderem
der Schutz junger Bäume vor Wildverbiss, die wichtige Funktion sogenannter
Biotopbäume und die Holzernte mit dem Harvester.
„Wir wollen aber auch Waldbesitzer ansprechen“, sagte Krämer. Vor allem
denen, die kaum einen Bezug zu ihrem Wald haben, will die Forstverwaltung
Informationen bieten und Anregungen geben. Allein in den beiden Landkreisen
Hof und Wunsiedel, dem Zuständigkeitsbereich der zum Landwirtschaftsamt
Münchberg gehörenden Forstverwaltung Bad Steben, gebe es über 10000 private
und kommunale Waldbesitzer. Die Finanzierung des neuen Parcours erfolgte
über das Klimaprogramm des Freistaates, zu dem auch ein Forstprogramm
gehört, um das Thema Waldbewirtschaftung in die Öffentlichkeit zu bringen.
Der
befestigte und deshalb auch bei schlechtem Wetter und im Winter begehbare
Rundweg sei bereits vor Jahren zum Zweck einer besseren Waldbewirtschaftung
errichtet worden, so Bürgermeister Karl Philipp Ehrler. Seinen Worten
zufolge besitzt Stammbach knapp 80 Hektar Gemeindewald, der von der
Forstverwaltung bewirtschaftet wird und in dem der Waldumbau in vollem Gange
ist. „Damit sind wir für den Klimawandel gerüstet“, sagte Ehrler.
Nach den Worten des Landtagsabgeordneten Alexander König stellt das Projekt
auch ein wichtiges Stück Umweltbildung dar. Genau deshalb soll der
Waldpflegeparcours laut Albrecht Roth, dem zuständigen Revierförster, aktiv
über die Forstämter und Waldbesitzervereinigungen beworben werden.
Der 661 Meter hohe Weißenstein bei Stammbach ist Teil der Münchberger
Hochfläche und liegt zum einen genau am Kreuzungspunkt der drei Landkreis
Bayreuth, Hof und Kulmbach sowie direkt am Schnittpunkt zwischen
Fichtelgebirge und Frankenwald. Er gilt als beliebtes Ausflugsziel mit
Aussichtsturm und ganzjährig bewirtschafteter Gaststätte. Aufgrund seiner
seltenen Eklogit-Vorkommen ist der Weißenstein auch Teil des Geoparks
Bayern-Böhmen.
Bilder:
-Revierförster
Albrecht Roth (links) erläutert die neuen Schautafeln, die Spaziergänger und
Wanderer über die Notwendigkeit der Waldbewirtschaftung aufklären sollen.
- Der neue Waldpflegeparcours rund um den Weißenstein bei Stammbach ist
eröffnet (von links): der Landtagsabgeordnete Alexander König, der Leiter
der zuständigen Forstverwaltung Thomas Krämer und Bürgermeister Karl Philipp
Ehrler.
Landwirtschaft: Wahrnehmung und Wertschätzung verändern /
Neue Imagekampagne „Unsere Bayerischen Bauern“
Königsfeld.
Den meisten Menschen fehlt die Nähe zur Landwirtschaft. Sie wüssten nicht
mehr, wie Nahrungsmittel erzeugt werden, wieviel Leidenschaft und Herzblut
die Bauern dazu aufwenden, sagt Eva-Maria Haas. Die junge Rosenheimerin ist
Geschäftsführerin des neu gegründetes Vereins „Unsere Bayerischen Bauern
e.V.“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Imagewerbung für die
Landwirtschaft zu betreiben. In Königsfeld im Landkreis Bamberg stellte
Eva-Maria Haas den Verein, seine Ziele und seine Maßnahmen vor.
Die Landwirtschaft werde oft negativ beäugt, oft müssten sich die Bauern
verteidigen, und das obwohl 50 Prozent der Fläche Bayerns
landwirtschaftliche genutzt werden. „Der neue Verein soll deshalb die
Wahrnehmung und die Wertschätzung im Kopf der Verbraucher ändern“, sagt
Eva-Maria Haas. Ziel sei es, die Menschen neugierig zu machen und auf das
Thema Erzeugung zu lenken. Eines ist für Eva-Maria Haas dabei ganz wichtig:
„Wir wollen nicht die romantisierte Landwirtschaft zeigen, sondern die
reelle.“
Hinter dem Verein stecken alle nur erdenklichen Organisationen, Unternehmen,
Zusammenschlüsse, Vereine und Verbände, die irgendwie mit der Landwirtschaft
zu tun haben und zum ersten Mal gemeinsame Sache machen. Die Bayerischen
Staatsforsten seien genauso dabei, wie die Maschinenringe, die
Waldbesitzerverbände, die Baywa oder, als Gründungsmitglied, der
Bauernverband.
Zu
den Marketingbemühungen gehört natürlich eine eigene Internetseite (www.unsere-bauern.de).
Zur Oktoberfestzeit und zum Zentralen Bayerischen Landwirtschaftsfest sei
ganz München mit großformatigen Plakaten ausgestattet worden. Auf den
Plakaten prangten flotte Sprüche mit Wortspielen wie „Es ist uns eine Ähre,
für sie zu arbeiten“ für die Getreidebauern oder „Meine Mädels und ich geben
alles für ihren Latte Macchiato“ für die Milchbauern. „Weiß denn wirklich
jeder, dass im Latte Macchiato mehr Milch als Kaffee drin ist?“, so
Eva-Maria Haas.
Es
gibt Fernsehspots, die im privaten Lokalfernsehen gezeigt werden, genauso
wie Radiospots, die der Bayerische Rundfunk seit Anfang September regelmäßig
bringt und mittlerweile großformatige Banner an über 220 Standorten in
Bayern. Ein eigener Facebook-Auftritt gehört natürlich auch dazu, vor allem
um ein jüngeres Publikum anzusprechen. 5000 „Freunde“ innerhalb der ersten
vier Wochen, seien schon mal ein Erfolg, zumal die gesamte Kampagne
langfristig angelegt ist.
„Wir versuchen, vom Verbraucher her zu denken“, sagt Eva Maria Haas. Auf der
Website gebe es deshalb beispielsweise einen Servicebereich mit Rezepten und
Veranstaltungstipps vom Apfelmarkt bis zum Weinfest. Das persönliche Erleben
könnten freilich kein Plakat und keine Internetseite ersetzen, weiß auch die
Geschäftsführerin.
Jeder einzelne Bauer müsse zum Verbraucherdialog bereit sein, sagte
Landesbäuerin Anneliese Göller. „Wir wollen dem Verbraucher mit der neuen
Kampagne verdeutlichen, wie viel Mühe und Arbeit die Bäuerinnen und Bauern
täglich aufwenden, um gesunde Lebensmittel zu produzieren.“ Erst wenn klar
sei, wie viel Engagement nötig ist, könnten die Verbraucher den
Lebensmitteln wieder die Wertschätzung entgegenbringen, die sie auch
verdienen.
Bild:
Marketing für die Landwirtschaft:
Geschäftsführerin Eva-Maria Haas vom Verein „Unsere Bayerischen Bauern
e.V.“.
Karpfenernte über Durchschnitt
/ Mehr als 6000 Tonnen aus bayerischen Gewässern – Karpfensaison 2016 in
Oberfranken eröffnet
Willersdorf,
Lks. Forchheim. Die bayerischen Teichwirte starten voller Optimismus in die
Karpfensaison. Bei der Eröffnung der Saison in Willersdorf sprach Friedrich
Mayer vom Landwirtschaftsministerium von einer zu erwartenden Erntemenge,
die um zehn Prozent über dem Durchschnitt liegt und die aller Voraussicht
nach die 6000-Tonnen-Marke überschreiten wird. In den kommenden Monaten mit
dem Buchstaben „r“ werden auf den Speisekarten vieler Restaurants und
Gaststätten wieder Karpfen oder Karpfenfilets gebacken, „blau“ im Zwiebelsud
oder Karpfen nach Müllerin-Art, also in Mehl gewendet, stehen. Franken gilt
seit jeher als Hochburg der Karpfenzucht.
Ursache für die gute Ernte ist der ausreichende Niederschlag, der die Teiche
gut versorgt hat. Auch die Temperaturen haben gestimmt. So lag die
Durchschnittstemperatur in diesem Sommer um 1,5 Grad Celsius über dem
langjährigen Mittel. Für den Karpfen seien das die besten Eigenschaften, um
drei Jahre lang zum Speisefisch heranzuwachsen, so Mayer. Was den
bayerischen Karpfen so besonders macht, ist, dass ihm als Eiweißquelle das
Zooplankton dient, das im Teich wächst. Zur Nahrungsergänzung gibt es
lediglich Getreide. „Genverändertes Soja brauchen wir nicht“, sagte der
Vertreter aus dem Ministerium. Dazu komme, dass jedem Karpfen im dritten
Sommer rechnerisch rund 15 Quadratmeter Teichfläche zur Verfügung stehen. In
Vietnam müssten sich diese Fläche 150 Pangasien teilen.
Offiziell eröffnet wurde die Karpfensaison diesmal am Erleinsee, den der
Teichwirt Georg Kaiser bewirtschaftet. Seine anderen Karpfenteiche liegen
alle auf mittelfränkischem Gebiet. Der Erleinsee ist dabei nicht nur sein
einziger Teich in Oberfranken, sondern auch der mit knapp acht Hektar größte
nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Teich im Aischgrund. Noch in den
1970er Jahren sei an der Stelle des Teiches Ackerland gewesen, erinnerte
sich Walter Jakob von der Teichgenossenschaft Aischgrund.
Dabei gilt der Aischgrund im Dreieck der Städte Nürnberg, Bamberg und
Neustadt an der Aisch als die berühmteste Karpfenregion Deutschlands. Der
Aischgrund gilt zugleich auch als das Teichgebiet mit dem wohl ältesten
schriftlichen Nachweis in Europa, der sich bis zum Jahr 912 nachverfolgen
lässt. Unterlagen zufolge liegen im Aischgrund weit über 7000 Teiche mit
einer Fläche von fast 3000 Hektar eng beieinander.
Bundesweit
liege die Karpfenteichfläche bei etwa 40000 Hektar, die Hälfte davon
entfällt auf Bayern. 20000 Hektar bedeute ein Siebtel der gesamten
bayerischen Wasserflächen oder anders ausgedrückt der Fläche von 28000
Fußballfeldern. Aus Bayern stammten rund 55 Prozent der deutschen
Karpfenproduktion.
Die öffentlichkeitswirksame Eröffnung der bayerischen Karpfensaison nutzte
Mayer auch dazu, auf die Probleme der Karpfenteichwirtschaft einzugehen.
Ständig neue bürokratische Auflagen für die Familienbetriebe gehörten
genauso dazu, wie Kormoran, Biber und Fischotter. Der Kormoran sei
eigentlich kein aktuelles, sondern ein permanentes Problem, sagte Mayer.
Mittlerweile gebe es in Bayern aber auch schätzungsweise 15000 Biber in 3500
Revieren, die in der Teichwirtschaft große Schäden anrichten. Dazu komme
immer öfter auch der Fischotter. Derzeit setze das Ministerium bereits einen
entsprechenden Managementplan um.
Das Lebensmittel Fisch sei nicht nur gesund, sondern auch ökologisch über
jeden Zweifel erhaben, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günter
Denzler. Deshalb sei auch der Bezirk Oberfranken am Erhalt und der Förderung
der Teichwirtschaft interessiert. Besonders aus landwirtschaftlicher Sicht
sei der Landkreis Forchheim so vielfältig wie kaum ein anderer Landkreis.
Während es im Osten verschiedene Sonderkulturen, Obstbau und sogar Hopfen
gebe, spiele im Westen des Landkreises die Teichwirtschaft eine wichtige
Rolle, so Landrat Hermann Ulm. Allen Kritikern an neuen Teichbauprojekten
schrieb Hallerndorfs Bürgermeister Torsten Gunselmann ins Stammbuch, dass
sämtliche Teiche irgendwann einmal künstlich angelegt wurden, heute aber
fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft seien.
Bild:
Mit dem Abfischen des Erleinsees in
Willersdorf im oberfränkischen Landkreis Forchheim ist die Karpfensaison
2016 eröffnet worden (von links): die bayerische Karpfenkönigin Katrin Uano,
Staatssekretär Thomas Silberhorn, Friedrich Mayer vom
Landwirtschaftsministerium, Bezirkstagspräsident Günther Denzler, der
Forchheimer Landrat Hermann Ulm, Peter Thoma von der Teichgenossenschaft
Oberfranken und Walter Jakob von der Teichgenossenschaft Aischgrund.
Spurensuche am
Figurenweiher / 600 Jahre Fischwirtschaft vor Schloss Seehof:
Teichgenossenschaft zeichnete Gewässer mit dem Prädikat Kulturgut
Teich aus
Memmelsdorf,
Lks. Bamberg. Seit dem Jahr 1403 ist er nachweislich ein fester
Bestandteil, der das Landschaftsbild vor den Toren Bambergs prägt:
der Figurenweiher von Schloss Seehof. Seinen Namen hat er vom Gott
des Weines Bacchus und von dem Sänger Orpheus, beides Figuren der
griechischen Mythologie, die seit ihrer Restaurierung im Jahr 2013
als steinerne Figureninseln wieder mitten in dem Teich stehen. Nun
ist der überregional bedeutsame Figurenweiher von der
Teichgenossenschaft Oberfranken auch offiziell als Kulturgut
anerkannt worden. Sichtbares Zeichen ist eine großformatige Tafel am
Fußweg zwischen Weiher und Schlosspark. Außerdem erhielt der
Bewirtschafter und Eigentümer Christoph Oberle aus den Händen des
oberfränkischen Bezirkstagspräsidenten Günther Denzler und des
Teichgenossenschaftsvorsitzenden Peter Thoma die Urkunde „Kulturgut
Teich“.
Die Teichanlagen rund um
Schloss Seehof waren ganz gezielt für die Fischzucht entstanden,
denn Fisch galt schon im frühen Mittelalter als Fastenspeise. Die
erste Erwähnung der Teichwirtschaft im Bamberger Land geht bis in
das Jahr 1122 zurück, die Weiher vor dem späteren Schloss Seehof
wurden 1403 erstmals im Zusammenhang mit der Anstellung eines
Seewarts erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden das Jagd-
und Lustschloss Seehof als Sommerresidenz der Bamberger
Fürstbischöfe errichtet und die Teichanlagen in den weitläufigen
Park integriert. 1771 entstand die berühmte Kaskade, das Herzstück
des Parks und noch immer ein beliebtes Fotomotiv. Kurz zuvor wurde
der Park mit Figuren ausgeschmückt, zu denen auch Bacchus und
Orpheus im Figurenweiher gehörten.
Bewirtschafter und Eigentümer
Christoph Oberle erinnerte bei der Feierstunde am Ufer an seinen
Vater, der die Teiche 1973 gekauft und mit großem Aufwand
hergerichtet hatte. 70 Prozent der Fläche sei damals mit Schilf
zugewachsen gewesen. Bis Ende der 1970er Jahre sei es eine
Vorzeigeanlage gewesen, bis ein Abwasserproblem auftauchte, von dem
sich die Anlage noch immer nicht ganz erholt habe. „Trotzdem sind
wir froh, dass wir diese Teiche haben“, sagte Oberle, der heute
Karpfen, Schleien, Hechte, Zander und Welse im Figurenweiher und den
umliegenden Teichen züchtet.
Bei der Übergabe der
Auszeichnung brach Bezirkstagspräsident Denzler auch eine Lanze für
den Bau neuer Teichanlagen, die manchmal nicht ganz unumstritten
sind. Neue Teichanlagen stellten zweifellos einen Eingriff in die
Natur dar, sagte Denzler. Man dürfe dabei aber nicht vergessen,
dass die Vorteile bei weitem überwiegen. So seien Teiche
Rückhaltebecken bei den immer öfter auftretenden Starkregenfällen,
Teiche sorgten in ihrem Umgriff für eine hohe Artenvielfalt und sie
seien schließlich die beste Produktionsstätte für ökologische
Lebensmittel.
Die Auszeichnung Kulturgut
Teich wird nach den Worten des Vorsitzenden Peter Thoma seit 18
Jahren vergeben. Neben einer lückenlosen Historie des Teichobjekts
seien die landschaftsprägende Bedeutung, die besondere ökologische
Gewichtung und die noch immer aktuelle Bewirtschaftung wichtige
Kriterien für die Auszeichnung. Die Auswahl des jeweiligen
Preisträgers nimmt eine Jury vor, zu der Vertreter der
Teichgenossenschaft, des Bezirks Oberfranken und der Fachberatung
für Fischerei gehören.
Bild:
Mit dem
Prädikat „Kulturgut Teich“ wurde der überregional bedeutsame
Figurenweiher vor Schloss Seehof im Landkreis Bamberg ausgezeichnet.
Teichgenossenschaftsvorsitzender Peter Thoma und der oberfränkische
Bezirkstagspräsident Günther Denzler überreichten dem Bewirtschafter
und Eigentümer Christoph Oberle (von links) die dazugehörige
Urkunde.
Weg von der
Abhängigkeit, hin zu regenerativen Energien /
„LandSchafftEnergie“: Photovoltaikanlagen zum Eigenverbrauch
konzipieren
Rugendorf. „Der große Boom ist vorbei.“ Das sagt Herbert Just
vom Fachzentrum für Diversifizierung und Strukturentwicklung beim
Amt für Landwirtschaft in Münchberg. Just meint damit die Windkraft.
Über 100 Windräder gibt es im Landkreis Hof und damit so viele wie
in keinem anderem bayerischen Landkreis. Allerdings seien es im
Hofer Land nicht unbedingt die Bauern, die in Windkraft investiert
haben. In der Landwirtschaft sei die Richtung eher in Sachen Biogas
gegangen, so Just, zu dessen Aufgaben es gehört, Landwirte in Sachen
Einkommensalternativen zu beraten. Dazu gehörte auch die
Veranstaltung „Energie kostengünstig erzeugen“ auf dem Gelände des
„Energiewerks Franken“, der Firma Münch Energie des Unternehmers
Mario Münch in Rugendorf.
26 Prozent der Energie kommen
bundesweit mittlerweile von der Sonne, vom Wind oder aus der
Wasserkraft. Mit 25 Prozent aus regenerativen Energien liege
Oberfranken nur minimal unter dem Bundesdurchschnitt. Was auffällt
ist, dass der Anteil der regenerativen Energien in Oberfranken sehr
unterschiedlich ausfällt. Während es in einigen Landkreisen nur um
die zehn Prozent sind, komme der Landkreis Hof als Spitzenreiter auf
über 70 Prozent. Möglich machten dies über 100 Windräder, über 30
Biogas- und jede Menge Photovoltaikanlagen. Gerade in Sachen
Windkraft sei aber schon von der Akzeptanz her mittlerweile die
Grenze erreicht, sagte Just.
Ein
echter Pionier auf dem Gebiet der Photovoltaik ist Mario Münch, Sohn
des früheren Kronacher BBV-Kreisobmanns Ewald Münch, heute einer der
größten Solarinstallateure Deutschlands und nach eigenen Angaben
auch Betreiber des energiekosteneffizientesten Industriestandorts
Deutschlands. Ein paar blaue Platten auf das Scheunendach legen,
das reiche schon lange nicht mehr, sagt Münch. Ihm geht es vor allem
um intelligente Regelung und Steuerung, aber auch um die
Gewährleistung einer nachhaltigen Energieerzeugung.
„Es gibt immer einen Zeitpunkt,
an dem eine neue Technologie billiger und besser ist als die alte“,
sagt Münch. Ab dann sei es nur noch eine Frage der Kommunikation,
bis die alte die neue Technologie ablöst. Nach den Worten Münchs ist
man bereits mitten drin, in diesem fundamentalen Wandel. Nicht nur,
dass es durch die Massenproduktion einen „wahnsinnigen Preisverfall“
bei Solarmodulen gegeben hat, selbst der E.ON-Konzern spreche
bereits von einer Revolution in der Energiewelt.
Die Landwirtschaft sei bereits
gut dabei, wenn es darum geht, in die neue Ära zu investieren.
„Unsere Kunden sind Betriebe, die auf Generationen planen“, sagt
Münch und das seien zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe in
Oberfranken. Strom, Heizöl und Diesel, das bedeute Abhängigkeit.
Regenerative Energien, das sei Unabhängigkeit.
Nicht
ganz so rosig beurteilte Ulrich Keymer vom Institut für
Betriebswirtschaft und Agrarstruktur an der Landesanstalt für
Landwirtschaft die derzeitige Situation. „Wenn ich Eigenstrom nutzen
kann, ist es schon überlegenswert, über Photovoltaik nachzudenken“,
sagte er. Seiner Einschätzung nach werden die Strompreise weiter
steigen und die Speicherkosten weiter sinken. Hier sei es wichtig,
den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Im Moment sei dieser richtige
Zeitpunkt noch nicht erreicht, aber in ein bis zwei Jahren könnte es
soweit sein, sagte Keymer. Batteriespeicher würden dann interessant,
wenn sich die Kosten auf rund 500 Euro pro Kilowattstunde
einpendeln. Allen potentiellen Photovoltaik-Interessenten gab er mit
auf den Weg, entsprechende Anlagen auf Eigenverbrauch zu
konzipieren. Einen Ratschlag legte der Betriebswirtschaftler allen
Interessenten ebenfalls ans Herz: „Sprechen und planen sie vorher
mit ihrem Steuerberater.“
Bilder:
1. Das „LandSchafftEnergie“-Team am Fachzentrum Diversifizierung und
Strukturentwicklung beim Amt für Landwirtschaft in Münchberg (von
links): Christian Rank, Florian Wunderlich, Michael Funk, Herbert
Just, Rainer Schubert und Martin Kastner vom Verein Energievision
Frankenwald.
2. Ein paar blaue Platten aufs Scheunendach legen, das reicht nicht:
Mario Münch, Elektromeister und Unternehmer. 3.
Ulrich Keymer von der Landesanstalt für Landwirtschaft.
Waldnaturschutz durch
Holzernte / Exkursion: Im Forstrevier Thurnau gehen Naturschutz und
Waldbewirtschaftung Hand in Hand
Kulmbach.
Schützen und Nützen: das sind keine Gegensätze: Fachleute in Sachen Wald und
Forst weisen seit jeher darauf hin. Ganz im Gegenteil: Schützen und Nützen
ergänzt sich hervorragend. Um diese Tatsache auch in der Gesellschaft ein
Stück weit bekannt zu machen, und um den Naturschutz in den bayerischen
Wäldern stärker ins Bewusstsein zu rücken, wurde 2015 zum „Aktionsjahr
Waldnaturschutz“ erklärt. Das Landwirtschaftsamt in Kulmbach wollte darüber
nicht nur reden, sondern veranstaltete eine Exkursion, um Vertretern der
Naturschutzbehörde, der Jägerschaft, der Kommunen und der Öffentlichkeit zu
zeigen, wie praktizierter Waldnaturschutz durch Holzeinschlag aussieht.
„Käseglockenartiger Naturschutz, durch die Unterschutzstellung von
Waldflächen, Nutzungsverzicht und alles weitere der Natur zu überlassen, hat
sicher seine Berechtigung in Nationalparks, in bewirtschafteten Wälder aber
sollte der Denkansatz ein anderer sein“, sagte Gerhard Lutz, der die
Abteilung Forst am Landwirtschaftsamt in Kulmbach leitet. Er spricht auch
vom „Schaffen lichter Waldstrukturen“ durch den Einschlag oder anders
ausgedrückt von Waldnaturschutz durch Holzernte.
In
den bayerischen Wäldern werde seit Jahrzehnten eine nachhaltige und
naturnahe Waldbewirtschaftung praktiziert, die Holznutzung und Naturschutz
miteinander in Einklang bringt, sagte Lutz. „Wir wollen nicht Urwälder auf
der einen Seite des Wanderweges und Holzplantagen auf der anderen.“ Ziel sei
es vielmehr, ökologisch wertvolle Wälder auf der gesamten Fläche zu
schaffen, und dazu leisteten private und kommunale Waldbesitzer seit jeher
einen wichtigen Beitrag. Was die wenigsten wissen: bei vielen dieser
Maßnahmen könnten Waldbesitzer über das Vertragsnaturschutzprogramm Wald
finanziell gefördert werden.
Beim Wacholderweg in Wonsees liegt die Maßnahme noch gar nicht so lange
zurück. Im vergangenen Winter hatte die Marktgemeinde als Eigentümer die
zuletzt starke Beschattung des direkt an den Ort angrenzenden Wacholdertals,
einem geschützten Landschaftsbestandteil, zurückgenommen und der
einzigartigen, zehn bis 15 Hektar großen Wacholderheide dadurch wieder mehr
Licht und Sonne zukommen lassen. „Nur so konnte diese wertvolle
Naturschutzfläche erhalten werden“, sagte Peter Nützel, der das Forstrevier
Thurnau seit 37 Jahren leitet. Durch die Maßnahme konnte auch eine
einzigartige Lindenallee wieder freigestellt werden, die nicht zuletzt durch
zahlreiche Spechthöhlen interessant ist. Die Freilegung wurde durch den
gesamten Gemeinderat mit seinem Bürgermeister in Eigenleistung freigelegt.
Rund
zehn Jahre zurück liegt die zweite Maßnahme im Felsental zwischen Azendorf
und Schirradorf. Hier gibt es zahlreiche markante Felsformationen, die im
Laufe der Jahrzehnte nahzu zugewachsen sind. Ziel sei es gewesen, den Wald
wieder aufzulichten und die Felsen sichtbar zu machen, sagte Revierleiter
Nützel. Auch Pflanzen, die nur auf den Felsen wachsen können, hätten von
dieser Maßnahme profitiert. Nicht zuletzt hat das Projekt auch eine
touristische Wirkung. Durch die Felsenfreilegung entstünden landschaftlich
ganz reizvolle Waldansichten. Der Talweg zwischen Azendorf und Schirradorf
habe sich mittlerweile zu einem der begehrtesten Wanderwege im Landkreis
Kulmbach entwickelt.
Ebenfalls um ein touristisches Ziel handelt es sich beim Turmberg in
Kasendorf. Südlich des Berges hat sich noch eine ganz ursprüngliche Form der
Waldbewirtschaftung erhalten. Im Privatwald von Dieter Bauer aus Neudorf
wird ein über drei Hektar großer Laubwald hauptsächlich mit Eichen, Buchen
und Linden seit Generationen als Mittelwald bewirtschaftet. Konkret wird
jedes Jahr ein etwa 20 Meter breiter Waldstreifen „auf den Stock gesetzt“.
Das heißt, die Bäume werden weitestgehend gefällt, die Stöcke schlagen
wieder aus und nach 15 bis 20 Jahren beginnt die Waldbewirtschaftung wieder
von vorne. Früher sei dies die übliche Form der Bewirtschaftung gewesen,
erklärt Revierleiter Nützel. Auch hier gilt: die Mittelwaldbewirtschaftung
wird über das Vertragsnaturschutzprogramm Wald finanziell gefördert.
Auskünfte dazu erteilt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in
Kulmbach.
Bilder:
1. Diese Lindenallee ist einzigartig und als Wanderweg mittlerweile ein
begehrtes Ziel von Touristen.
2. Holznutzung und Naturschutz müssen keine Gegensätze sein, das erläutert
Revierleiter Peter Nützel (links) bei einer Exkursion durch das Thurnauer
Revier.
3. Freigelegte Felsen sehen nicht nur schön aus, sondern dienen auch dem
Naturschutz und der Waldbesitzer, hier die Marktgemeinde Kasendorf
profitiert vom Einschlag. 4. Stefan
Hannas-Bökkerink, beim Amt für Landwirtschaft für das Natura-2000-Programm
zuständig und Abteilungsleiter Gerhard Lutz zeigen, wo im Landkreis Kulmbach
die größten privaten und kommunalen Waldflächen zu finden sind.
Gute Ernte trotz Trockenheit und hoher Temperaturen /
Weg von
Bio und hin zum Regionalen: Oberfränkische Karpfensaison gestartet
Neustadt
bei Coburg. Gute Nachrichten für alle Feinschmecker in Oberfranken: Ab
sofort gibt es bis zum kommenden Frühjahr wieder fangfrischen Karpfen aus
heimischen Teichen. Offiziell eröffnet wurde die oberfränkische
Karpfensaison 2015 auf der Teichanlage von Otto Norbert Grußka in
Haarbrücken, einem Stadtteil von Neustadt bei Coburg.
Trotz langer Trockenheit im Sommer, hoher Temperaturen und stellenweise
sogar Wasserknappheit seien auch in den zurückliegenden Monaten wieder
weitestgehend Fische bester Qualität herangewachsen, sagte der
oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Mit der
Fachberatung für Fischerei unterhält der Bezirk die einzige fischereiliche
Dienststelle in Oberfranken.
Zwar seien Karpfen in manchen Gegenden etwas kleiner ausgefallen, als in den
zurückliegenden Jahren, doch hätten die Fische kaum Vernarbungen oder
Verletzungen. Allerdings habe der Sommer mit seiner außergewöhnlich langen
Trockenphase in einigen Regionen durchaus Probleme bereitet. Mancherorts
hätten Algen und Wasserpflanzen überhandgenommen, unvernünftige Zeitgenossen
hätten aus manchen Teichen verbotenerweise Wasser abgepumpt und dann gebe es
noch die natürlichen Feinde wie Biber, Fischotter oder Kormoran, die vielen
Teichwirten Schwierigkeiten machen. Vielerorts wurde deshalb besonders im
Aischgrund ein vorzeitiges Abfischen und Umsetzen der Fische notwendig.
Trotzdem
werde die Gesamtmenge nach Meinung der Experten wieder im langjährigen
Durchschnitt liegen, so der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken,
Dr. Peter Thoma aus Thiersheim. Die Teichgenossenschaft ist ein
Zusammenschluss von Teichwirten im Haupt-, Neben- und Zuerwerb aus dem
gesamten Regierungsbezirk mit insgesamt fast 900 Mitgliedern.
Laut Bernhard Feneis, dem Präsidenten des Verbandes der Deutschen
Binnenfischerei und Aquakultur, entspricht der Karpfen genau dem aktuellen
Trend, der da lautet: „Weg von der Bioschiene und hin zum Regionalen“. Als
Aushängeschild der Region würdigte der Coburger Landtagsabgeordnete Jürgen
W. Heike den Karpfen und eine länderübergreifende Zusammenarbeit regte Marco
Jung, Geschäftsführer des sächsischen Fischereiverbandes, an.
Bayern ist laut Landwirtschaftsministerium Deutschlands größtes
Karpfen-Erzeugerland: Auf einer Teichfläche von rund 20000 Hektar werde im
Freistaat mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Karpfenmenge
produziert. Nach den Worten von Bezirkstagspräsident Denzler ist heimischer
Karpfen ein reines Naturprodukt, das seit Jahrhunderten unverändert erzeugt
wird. Bei den Karpfenerzeugern handle es sich ausschließlich um
Familienbetriebe, die meist seit Generationen die Teichwirtschaft extensiv
betreiben. „Hier verbinden sich Tradition, naturnahe Erzeugung und
Landschaftspflege auf ideale Weise“, so Denzler. Heimischer Karpfen stehe
nicht nur für besonderen Genuss und Frische, der Verbraucher leiste mit dem
Verzehr auch einen Beitrag für den Erhalt der regionalen Teichwirtschaft und
der Kulturlandschaft.
Wie
traditionsverbunden die Teichwirtschaft wirklich ist, machte Otto Norbert
Grußka, Bewirtschafter und Eigentümer der Anlagen, daran deutlich, dass sich
die Existenz seiner Anlage anhand alter Pläne tatsächlich bis in das 13
Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Er selbst bewirtschaftet die Teiche vor
den Toren Neustadts erst seit 1996, nachdem er als
Bezirksschornsteinfegermeister in den Ruhestand gegangen war und
gleichzeitig seine Gesellen- und anschließend seine Meisterprüfung als
Fischwirt abgelegt hatte. Grußka ist außerdem seit Anfang 2012
Geschäftsführer der Teichgenossenschaft Oberfranken.
Bilder:
1. Der heimische Karpfen gilt als gesundes Lebensmittel mit einer
hervorragenden Ökobilanz.
2. Der
Landtagsabgeordnete Jürgen W. Heike, Dr. Peter Thoma von der
Teichgenossenschaft Oberfranken, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler
und Dr. Thomas Speierl von der Fachberatung für Fischerei (von links) beim
Abfischen. 3. An den
Teichanlagen von Otto Norbert Grußka nahe Neustadt bei Coburg wurden die
oberfränkische Karpfensaison offiziell eröffnet.
Größte Trockenheit seit 40 Jahren
/ Standortabhängig sehr schwankende Erträge - BBV Oberfranken rechnet mit
Ernteeinbußen um bis zu 20 Prozent
Gössmannsreuth,
Lks. Kulmbach. Nach zwei Jahren, in denen es eine sehr gute Ernte gab, erwartet
der Bauernverband in Oberfranken heuer einen Einbruch. „Die extremen Hitzetage
haben unseren Pflanzen einiges abverlangt“, sagte der oberfränkische
BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif bei einer Zwischenbilanz auf dem Betrieb des
stellvertretenden Kulmbacher BBV-Kreisobmanns Gerhard Reif in Gössmannsreuth.
Hauptursache für die schlechteren Ernteaussichten ist aber die extreme
Trockenheit seit Monaten. „Nach 1976 ist es bislang eines der trockensten Jahre
in den fränkischen Regionen“, so Greif. Teilweise sei nur die Hälfte des Regens
eines durchschnittlichen Jahres gefallen. Insgesamt rechnet der Bauernverband
in Oberfranken mit Ernteeinbußen zwischen 15 und 20 Prozent.
Praktisch ausgefallen ist wieder einmal der Winter, trotzdem seien die Bestände
relativ gut ins Frühjahr gegangen. Dann hatte die Trockenheit erste negative
Auswirkungen gezeigt. Insbesondere im westlichen Oberfranken habe es eine
regelrechte Trockenperiode gegeben. Präsident Greif sprach von erheblichen
Ertragseinbußen. Insbesondere auf sandigen Böden mit geringer
Wasserspeicherqualität hätten die Pflanzen enorm gelitten. Insgesamt ist die
Ackerfläche binnen Jahresfrist um über 3300 Hektar auf knapp 208000 Hektar
zurückgegangen.
Marginal auf knapp 35000 Hektar gesunken ist nach den offiziellen Zahlen die
Fläche, auf denen Winterweizen angebaut wird. Hier seien die Erträge auf
leichten Standorten deutlich durch Trockenheit und Hitzestress gekennzeichnet
und eher im unteren Bereich angesiedelt. „In der Kornfüllungsphase fehlte
einfach eine ausreichende Wasserversorgung“, so Greif. Um rund 200 auf knapp
26000 Hektar gestiegen ist in Oberfranken dagegen die Anbaufläche für
Wintergerste, eine typischen Futterfrucht. Hier sprach der Präsident von
mittleren bis guten Erträgen, wobei deutliche Unterschiede je nach
Wasserversorgung und Bodenart vorliegen.
Ähnlich ist es bei der Sommergerste, der Braugerste, die für das Bierland
Oberfranken eine so große Bedeutung besitzt. Aufgrund der Böden sei Oberfranken
nach wie vor das größte Braugerstenanbaugebiet, wenn gleich sich die Anbaufläche
um über 500 Hektar auf gut 32000 Hektar verringert hatte. Allerdings führe auch
hier die Trockenheit wie bei den anderen Getreidearten auch zu einer sehr
differenzierten Ertragserwartung.
Sehr
stark um fast 1200 auf 13500 Hektar zurückgegangen war der Anbau des
Futtergetreides Triticale. Bei dieser Roggen-Weizen-Kombination sei die
Ertragssituation standortabhängig sehr schwankend. Aufgrund der schwachen
Brotroggenpreise und des hohen Qualitätsrisikos für den Brotroggenanbau habe
auch der Winterroggenanbau an Fläche verloren. Aktuell gebe es noch knapp 5200
Hektar Roggen, knapp 600 Hektar weniger als im Vorjahr.
Nicht
unbedeutend seien in Oberfranken schließlich auch der Dinkelanbau und der Anbau
von Erbsen mit jeweils rund 2800 Hektar Fläche. Während Dinkel als
Nischenprodukt immer mehr nachgefragt werde, sollen Erbsen als Ersatz für
Sojaschrot und Eiweißlieferungen aus Übersee dienen.
Extrem
durch die Trockenheit gelitten hätten sowohl Raps, als auch Mais und Grünland.
Während Raps mit gut 17000 Hektar deutlich rückläufig war, sei die
Maisanbaufläche mit 32500 Hektar nahezu gleich geblieben. Aber auch hier habe
die Trockenperiode zu einer verhaltenen Entwicklung der Bestände geführt. In den
Trockenregionen seien erste Bestände sogar schon verdorrt. Die
Ertragsentwicklung in den übrigen Regionen sei sehr unsicher, so dass bereits
von Futterengpässen die Rede ist. Ähnlich ist es beim Grünland. Hier beklagten
die Bauern bereits beim ersten Schnitt Ausfälle, dazu komme eine schwache
Entwicklung für den zweiten Schnitt.
Bild: Die
Trockenheit ist diesem Jahr das große Problem auf den oberfränkischen Feldern
(von links): BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, der stellvertretende Kulmbacher
Kreisobmann Gerhard Reif und der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.
Teich im ehemals toten Winkel
/
Oberfränkische Teichgenossenschaft zeichnete Jung-Teiche bei Trogenau als
Kulturgut aus
Trogenau.
Auch Teiche können ein Kulturgut sein. Die Teichgenossenschaft Oberfranken
stellt dies seit vielen Jahren mit einer ganz besonderen Auszeichnung
eindrucksvoll unter Beweis. Seit 17 Jahren verleiht der Zusammenschluss von
Teichwirten im Haupt-, Neben- und Zuerwerb mit seinen fast 900 Mitgliedern
die Auszeichnung „Kulturgut Teich“. Diesmal ging das Prädikat, das unter
anderem mit der Aufstellung einer Informationstafel verbunden ist, an die
Teich AG Trogenau-Regnitzlosau und an die von ihr bewirtschafteten
Jung-Teiche an der fränkisch-sächsischen Grenze bei Trogenau, Gemeinde
Regnitzlosau im Landkreis Hof.
50
Jahre alt wird die Teich AG in diesem Jahr. Dabei handelt es sich um eine
Vereinigung von Verwandten und Freunden, die den Teich bewirtschaftet,
Karpfen und Forellen erzeugt und die gleichzeitig auch Eigentümer ist. Die
Jung-Teiche selbst sind allerdings schon wesentlich älter, sie wurden 1794
erstmals urkundlich erwähnt und befanden sich damals zum Teil auf
Bayreuth-Brandenburgischem Boden, zum anderen Teil auf
Sächsisch-Kurfürstlichem Gebiet.
In
den 1930er Jahren wurden die Gewässer trockengelegt und verlandeten für die
nächsten drei Jahrzehnte, ehe sich die Teich-AG ihrer annahm und auf den
mittlerweile landwirtschaftlich genutzten Flächen wieder Fischteiche
anlegte. Das Besondere an den Jung-Teichen ist, dass sie zum einen direkt
auf der Wasserscheide zwischen Saale und Weißer Elster liegen und, dass sie
bis 1989 keine zehn Meter vom Eisernen Vorhang entfernt lagen. Deshalb war
die Feierstunde zur Auszeichnung des Teiches und seiner Bewirtschafter und
Eigentümer auch eine Art Gipfeltreffen der Fischerei zwischen Bayern,
Sachsen und Tschechien.
„Zum 25. Jubiläum haben die Jung-Teiche die Auszeichnung Kulturgut Teich
mehr als verdient“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft
Oberfranken, Dr. Peter Thoma aus Thiersheim. Schon durch seine besondere
Lage ganz am Rande Oberfrankens in einem ehemals toten Winkel seien die
Weiher etwas ganz besonderes. Damit seien die Jung-Teiche nicht nur ein
oberfränkisches Kulturgut, sie spiegelten ein Stück weit auch deutsche und
europäische Geschichte wider.
Ziel
der Auszeichnung ist es nach den Worten des Vorsitzenden unter anderem, die
Bevölkerung darauf hinzuweisen, welchen Schatz die Teiche innerhalb der
oberfränkischen Landschaft darstellten, sagte Thoma. Als Kriterien für die
Auswahl nannte er unter anderem den Zeitpunkt der erstmaligen urkundlichen
Nennung, die landschaftsprägende und ökologische Bedeutung sowie die
teichwirtschaftliche Nutzung.
Teiche seien schon immer landschaftsprägend gewesen, so der oberfränkische
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Teiche dienten der Artenvielfalt,
der Wasserversorgung und der Produktion eines sehr gesunden Lebensmittels.
Aufgrund der besonderen Lage der Jung-Teiche waren zur Enthüllung der
Informationstafel und zur Übergabe der entsprechenden Urkunde auch Gäste aus
Sachsen und Tschechien nach Trogenau gekommen. Der Vorsitzende des
westböhmischen Angelverbandes Michal Blahusek sprach von einer
hervorragenden Zusammenarbeit, würde sich aber Vereinfachungen bei den
Angelbedingungen für deutsche und tschechische Angler in den Gewässern des
jeweils anderen wünschen.
Teiche
formten seit vielen Jahrhunderten bis heute unsere Kulturlandschaft, so
Marco Jung, Geschäftsführer des sächsischen Fischereiverbandes. Das werde
oft verkannt, sagte Jung, und Tomas Skurka, stellvertretender
Geschäftsführer des Fischereibetriebs Marienbad, freute sich darüber, dass
es mittlerweile eine fruchtbare Zusammenarbeit über Grenzen hinweg gibt und
die Zeiten vorbei sind, „in denen zwischen uns ein Stacheldraht gezogen
war“.
Bild:
1. TEGOF-Vorsitzender Dr. Peter Thoma, Bezirkstagspräsident Dr. Günther
Denzler, Landtagsvizepräsident Peter Meyer, der stellvertretende Hofer
Landrat Hans Peter Baumann und Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller (von
links) haben die Informationstafel an den Jung-Teichen bei Trogenau
enthüllt.
2. Eine Urkunde „Kulturgut Teich“ überreiche Dr. Peter Thoma (links) und
Bezirkstagspräsident Günther Denzler (4. Von links) an die Eigentümer und
Bewirtschafter Siegmar Dimmling und Peter Rietsch (2. und 3. von links). Mit
im Bild: Bürgermeister Hans-Jürgen Kropf, der stellvertretende Landrat Hans
Peter Baumann und Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller (von rechts).
3. Eigentümer, Bewirtschafter und Gäste feierten am Ufer der Jung-Teiche die
Verleihung des Prädikats „Kulturgut Teich“.
4. Einen Steinwurf vom einstigen Vorhang entfernt liegen die Jung-Teiche.
Jugend macht Land / Eintopf mit
und ohne Fleisch - Am Wochenende fand in Bayreuth der 60. Bayerische
„Landeslandjugendtag“ statt
Bayreuth.
„Der bayerische Landjugendtag ist als Treffpunkt für hunderte
Jugendliche aus ganz Bayern unersetzlich geworden“, sagte
Landesvorsitzender Martin Baumgärtner. Diesmal war Oberfranken an
der Reihe: Der alle zwei Jahre stattfindende Landeslandjugendtag der
Bayerischen Jungbauernschaft fand am Wochenende auf dem Gelände der
Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth statt. Für die
Veranstalter war die Veranstaltung, die eigentlich drei Tage
dauerte, einmal mehr eine „Plattform zum Kennenlernen, zum Austausch
und zur Vernetzung, aber auch zum Feiern“. Um eine Veranstaltung
dieser Größenordnung stemmen zu können waren allein an die 200
ehrenamtliche Helfer notwendig. Nicht alle, aber viele Teilnehmer
hatten einen landwirtschaftlichen Hintergrund.
Zur 60.
Auflage hatten sich die Macher aus Oberfranken ein neues Konzept
ausgedacht. Der Landjugendtag sollte jünger, moderner, vielfältiger
und attraktiver werden. Weniger Reden, mehr Information, weniger
Theorie, mehr Praxis. Die Grundidee, Gemeinschaft, Spaß, Netzwerk,
Erfahrungsaustausch und Traditionspflege an einem Wochenende zu
Leben und Erleben, stand dabei aber auch weiterhin im Mittelpunkt
und die Rechnung ist voll aufgegangen, wie der Landesvorsitzende
Martin Baumgärtner am Ende bestätigte.
Unter
dem Motto „Politiker kochen auch nur mit Wasser“ gab es
beispielsweise einen ungewöhnlichen Kochevent. Ziel sollte es sein,
dass Jugendliche am Kochtopf zwanglos mit Politikern und
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ins Gespräch kommen und
Distanzen abzubauen. Die Rechnung ging auf, auch wenn die meisten
Politiker kurzfristig abgesagt hatten. Mit Gudrun Brendel-Fischer
aus Bayreuth war gerade mal eine echte Abgeordnete gekommen.
Immerhin waren auch Landesbäuerin Anneliese Göller, zahlreiche
Kommunalpolitiker, Verbandsvertreter und Ehemalige da, um die
Landjugend tatkräftig zu unterstützen.
Um gesunde
Ernährung ging es dabei genauso wie um Themen, die Jugendliche auf
dem Land betreffen. Am Ende gab es einen leckeren Eintopf, mal
vegetarisch, mal mit Fleischeinlage. Das Rezept dazu ist unter
anderem auch in dem neuen Landjugendkochbuch zu finden, das beim
Landjugendtag offiziell vorgestellt wurde. Es enthält 60 ganz
persönliche Rezepte zum Nachkochen von Landjugendlichen und
Landfrauen aus ganz Bayern, so auch von Landesbäuerin Anneliese
Göller oder der Bayreuther Kreisbäuerin Katrin Lang. Das Kochbuch
ist ab sofort zum Preis von fünf Euro in allen bayerischen
Geschäftsstellen der Landjugend erhältlich.
Im
Mittelpunkt stand neben dem traditionellen „Spiel ohne Grenzen“ der
Auftakt zur bundesweiten Landjugendwettaktion „jugend.macht.land“.
Die Jugendlichen wollen dabei unter Beweis stellen, was sie durch
ihre Motivation und ihr Miteinander in einem bestimmten Zeitraum
erreichen können, von einer Blutspendenaktion, über die bekannten
72-Stunden-Aktionen bis zu einem Kurzprojekt zum demographischen
Wandel sei dabei alles möglich, so die Festausschussvorsitzende und
stellvertretende oberfränkische Bezirksvorsitzende Nina Meister.
„Für uns ist die bayerische Auftaktaktion zu jugend.macht.land mehr
als eine Wette am Rande des Landeslandjugendtages. Es ist ein
Versprechen und zugleich ein Bekenntnis für unseren ländlichen
Raum.“, so Nina Meister.
Aus ganz
Oberfranken hatten sich zahlreiche Gruppen an dieser Aktion
beteiligt. Die Landjugend ging mit der Stadt Bayreuth die Wette ein,
innerhalb von zwei Stunden etwas Nachhaltiges für die Bayreuther
Bevölkerung zu schaffen. Die Aktion findet zugunsten der Bayreuther
Sportler und Sportlerinnen im Waldgebiet Am Buchstein statt. Dort
wurde der Trimm-Dich-Pfad an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten
binnen weniger Stunden auf Vordermann gebracht. Dazu beigetragen
hatten über 40 Landjugendliche, eine Menge Holz und viel Motivation.
Im Einzelnen wurden mehrere Balken gestrichen, das Umfeld der
Sportgeräte mit Hilfe von Hackschnitzeln auf Vordermann gebracht und
eine komplette Treppe erneuert.
Gefeiert
wurde bei der Stadt.Land.Kuss-Party inklusive der Band „Highline“
einer „Schlag den Rasser-Party“ mit Bernd Rasser und Christian
Höreth von Radio Mainwelle. Allein daran hatten fast 600
Landjugendliche aus allen Teilen Bayerns teilgenommen.
Programmpunkte des Sonntags waren das Landjugend-Ehemaligentreffen,
ein Volkstanzwettbewerb und erstmals eine Landjugendmesse.
Aussteller waren dabei neben den Landjugend-Bezirksverbänden
Kooperationspartner aus den Bereichen Agrar, Kultur und Ernährung.
Sieger im Volkstanzwettbewerb wurde die Landjugend Schreez
gefolgt von der Landjugend Görschnitz und der Landjugend
Unterkonnersreuth/Cottenbach. (alle aus dem Landkreis Bayreuth).
Zum neuen
Konzept gehörte es auch, dass auf Reden und Ansprachen fast völlig
verzichtet wurde. Fast, denn mit dem oberfränkischen
Bezirkstagspräsidenten und Schirmherrn Günther Denzler gab es
zumindest einen, der den Besuchern seine Sicht des Ehrenamtes nahe
bringen konnte. Oberfranken habe die höchste Ehrenamtsquote in
Bayern, sagte Denzler. Die Landjugendgruppen seien daran nicht ganz
unschuldig. Mehr zu tun als seine Pflicht, das mache sich später
auch bei Bewerbungen und im Beruf gut. Allerdings hätten das noch
längst nicht alle Arbeitgeber erkannt, sagte der Präsident und
appellierte an die Wirtschaft, das ehrenamtliche Engagement von
Mitarbeitern zu fördern und nicht zu blockieren.
Die
Bayerische Jungbauernschaft (BJB) ist mit rund 17000 Mitgliedern
einer der größten Jugendverbände im ländlichen Raum Bayerns. Die
1953 gegründete Jungbauernschaft wird rein ehrenamtlich geführt.
Neben dem immer noch sehr stark ausgeprägten agrarischen Engagement
mischt sich der Verein zunehmend stärker in das jugend- und
gesellschaftspolitische Geschehen ein. So vielfältig wie die
Aktivitäten sind auch die Namen der Untergliederungen.
Landjugendgruppen, Bayerische Jungbauernschaften, Ringe jungen
Landwirte und Landfrauen, Jungwinzer, Junggärtner und
Jungzüchterclubs, sie alle sind in der BJB vereint.
Bilder:
1. Landjugend begeistert die Massen, das zeigt dieser Blick in die
große Bodenhalle der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth.
2. Beste Laune bei der Eröffnung (von links): der oberfränkische
Bezirksvorsitzende Stefan Walther, die stellvertretende
Bezirksvorsitzende Nina Meister und die Landesvorsitzende Carolin
Bezold. 3. Landfrauen wissen, wie es geht: Landesbäuerin
Anneliese Göller (Mitte), die Forchheimer Kreisbäuerin Rosi Kraus
(rechts) und Andreas Biedermann (links) von der Landjugend
Schwarzenbach. 4. In der Bodenhalle der Landwirtschaftlichen
Lehranstalten feierten die Landjugendgruppen Gottesdienst. 5. Die
beiden Landesvorsitzenden Carolin Bezold und Martin Baumgärtner
haben den Landeslandjugendtag in Bayreuth federführend organisiert.
Bayern driftet weiter
auseinander - Land braucht Zusammenarbeit / Fachtagung zur
ländlichen Entwicklung - Landwirtschaftsminister Brunner kündigt
neue Förderrichtlinie an
Hirschaid,
Lks. Bamberg. Ländliche Entwicklung ist nur zusammen mit den
Bürgern möglich. Zugegeben, so neu ist diese Erkenntnis nicht, die
sämtliche Redner bei der Fachtagung „Starke Gemeinden- starkes Land“
in Hirschaid bei Bamberg immer wieder betont haben. Bei der
Veranstaltung, an der rund 470 Bürgermeister, Vertreter von Ämtern,
des Bauernverbandes und viele Planer aus ganz Bayern teilgenommen
haben, ging es aber auch um Problemstellungen wie den
demographischen Wandel oder das Auseinanderdriftens Bayerns in
stärker und schwächer werdende Gebiete. Außerdem hatte
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner eine neue Förderrichtlinie im
Gepäck.
2036
kreisangehörige Kommunen gibt es in Bayern, rund 600 davon gehe es
nicht besonders gut, „um nicht zu sagen hundsmiserabel“, so der
Präsident des Bayerischen Gemeindetages Uwe Brandl. Die Schwächung
des Landesentwicklungsplanes nannte er einen der größten Sündenfälle
der zurückliegenden Jahre. Gerade Oberfranken mit seinen
Strukturproblemen aufgrund weggebrochener Industriezweige und der
weiter voranschreitenden demographischen Entwicklung benötige
dringend ordnungspolitische Maßnahmen.
„Volkswirtschaftlich
ist das, was da in Hochfranken passiert eine Katastrophe, sagte
Brandl. Er sprach von einer entvölkerten Region und von Immobilien,
die praktisch nichts mehr wert seien. Arbeitsplätze,
Bildungseinrichtungen, ein funktionierender öffentlicher
Personennahverkehr, das alles reiche schon nicht mehr. „Hier
brauchen wir echte Lebensperspektiven“, so Brandl.
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hatte zuvor noch von
durchwegs positiven Nachrichten aus dem ländlichen Raum gesprochen.
Die Arbeitslosenquote habe sich seit 2006 mehr als halbiert, die
Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sei deutlich,
um 14 Prozent, gestiegen. Freilich wusste auch Brunner, dass die
Geschwindigkeit des Wachstums nicht überall gleich sei. „Es gibt
Gemeinden, die laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren“, so der
Minister.
Brunner
legte einen Fünf-Punkte-Katalog vor, um die Gemeinden zu stärken.
Gemeindeallianzen und Stadt-Land-Partnerschaften gehörten genauso
dazu wie die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze, eine
flächendeckende Daseinsvorsorge oder die Gestaltung vitaler
Ortskerne. Auch die bäuerliche Landwirtschaft als wichtiger
Aktivposten im ländlichen Raum, denn bäuerliche Familienbetriebe
schaffen Wertschöpfung und Beschäftigung. Grundvoraussetzung sei
aber auch die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen.
Brunner
nutzte das Fachforum auch, um eine neue Förderrichtlinie
vorzustellen. Mit dem neuen Förderinstrument sollen Gemeinden im
ländlichen Raum künftig noch gezielter und schneller bei der
Umsetzung von Projekten unterstützt werden. Nach einem zügigen
Auswahlverfahren an den Ämtern für Ländliche Entwicklung sollten
rasch und flächendeckend Dorferneuerungs- und Infrastrukturprojekte
mit 60 Prozent der Kosten aus EU-Mitteln gefördert werden. Die
formelle Einleitung von Dorferneuerungen sei dazu nicht mehr
erforderlich. „Dieses neue Förderinstrument punktet mit
Schnelligkeit und eröffnet Freiräume“, sagte Brunner. Gefördert
würden zum Beispiel Nahversorgungs- oder Gemeinschaftseinrichtungen
zur Stärkung der Ortszentren oder Infrastrukturprojekte wie
Verbindungs-, Wald- und Feldwege.
Keine
guten Nachrichten hatte dagegen Manfred Miosga, Professor für Stadt-
und Regionalentwicklung an der Universität Bayreuth im Gepäck: trotz
zurückgehender Arbeitslosenzahlen und wachsender Beschäftigung habe
das Auseinanderdriften Bayerns eher zugenommen, sagte der
Wissenschaftler. „Die Schere der Entwicklung geht weiter
auseinander“, so Miosga. Bayern sei mehr denn je geprägt von starken
regionalen Unterschieden. Die Lösung liegt nach den Worten des
Professors in intensiven Kooperationen der Kommunen untereinander
aber auch in der Kooperation zwischen Kommunen und Freistaat.
Wie
so ein Entwicklungsprozess ablaufen kann, machten Thomas Müller vom
Amt für ländliche Entwicklung, Karlheinz Donner vom Planungsbüro
Landimpuls in Regenstauf und Bürgermeister Stefan Frühbeißer für die
Gemeinde Pottenstein in der Fränkischen Schweiz im Rahmen einer
Spielszene deutlich. Ortsbegehungen, Vitalitätschecks, die Suche
nach Schwerpunktprojekten, eine zweitägige Klausurtagung an der
Schule für Dorf- und Flurerneuerung in Klosterlangheim, das alles
gehörte dazu und immer wieder sei es darum gegangen, Bürger zur
Mitarbeit zu bewegen. Am Ende seien wichtige Grundsteine für die
Zukunft von Pottenstein gelegt worden, sagte Karlheinz Donner. Als
Beispiele nannte er den Kulturpark Püttlachtal, ein Nutzungskonzept
für die leer stehende Schule Kirchenbirkig oder die Gestaltung eines
neuen Dorfplatzes in Weidenhüll. „Wichtig ist es, den Bürger nicht
nur zu Wort kommen zu lassen, sondern ihn aktiv zu beteiligen“, so
Bürgermeister Frühbeißer.
Bilder:
- Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. -
Gemeindetagspräsident Uwe Brandl. -Manfred
Miosga, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der
Universität Bayreuth. - Uwe Brandl, Helmut Brunner, Moderator
Heiner Gremer vom Bayerischen Rundfunk und Manfred Miosga (von
links).
Grillgut Fisch: Vom Teich auf den Teller / Forelle, Karpfen
und Saibling statt Bratwürste und Burger - Oberfränkische
Teichgenossenschaft eröffnete Fischgrillsaison
Gräfenthal,
Lks. Bayreuth. Bratwürste, Steaks und Burger auf dem heimischen Grill, das
kennt man. „Wir wollen die Menschen dazu bringen, zuhause auch mal Fisch auf
den Grill zu legen“, sagt Peter Thoma aus Thiersheim. Er ist Vorsitzender
der Teichgenossenschaft Oberfranken, einem Zusammenschluss von rund 1000
Teichwirten, meist Landwirte, die im Nebenerwerb einen oder mehrere Teiche
bewirtschaften.
Sobald es draußen wärmer ist, werden der Grill entstaubt, die Gartenstühle
aufgebaut, die Salate zubereitet, Familie und Freunde eingeladen. Beim
Grillen sind die Deutschen Weltmeister. Wenn es aber um das Grillgut geht,
dann hört der Einfallsreichtum schnell auf. Allenfalls noch Gemüse gibt es
neben den üblichen Würsten und Steaks. „Warum nicht auch heimischen
Süßwasserfisch“, hat sich die Teichgenossenschaft Oberfranken schon vor
Jahren gedacht. Seitdem wird die Fischgrillsaison von den Mitgliedern
zusammen mit dem Bezirk Oberfranken und dem Hotel- und Gaststättenverband
immer im Mai eröffnet und der Absatz damit werbewirksam angekurbelt.
Allerdings sollte es nicht irgendein Fisch sein, sondern Fisch aus
Oberfranken. „Wir wundern uns, dass viele Verbraucher noch immer auf
Pangasius auf Vietnam zurückgreifen, der meist mit Antibiotika vollgestopft
ist“, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Der Bezirk
gehört zu den Mitveranstaltern der Marketingaktion, weil die Bezirke in
Bayern für die Fischereifachberatung zuständig sind.
Einer,
der ganz wenigen in Oberfranken, der seine Teiche im Haupterwerb
bewirtschaftet, ist Karl-Peter Schwegel von der Forellenzucht Aufseßtal.
Schwegel, seit über 35 Jahren Vollerwerbsteichwirt hat diesmal zur
Eröffnung der Fischgrillsaison Saibling, Forellen und Karpfen frisch
geschlachtet und an das Landhaus Gräfenthal bei Bindlach im Landkreis
Bayreuth geliefert, wo sie sofort frisch verarbeitet wurden.
Und zwar von Helmut Lauterbach. Er weiß um die große Vielfalt von Fisch aus
heimischen Gewässern. Da gibt es gebeiztes Saiblingsfilet, Forelle,
Karpfenfilet, aber auch Zanderkotelette oder Hechtpflanzerl. „Wir wollen die
Menschen dazu bringen, für den nächsten Grillabend auch mal Fisch vom
Teichwirt um die Ecke zu nehmen“, sagt Vorsitzender Thoma.
Ökologisch sei heimischer Fisch sowieso eines der besten Lebensmittel
überhaupt, so Bezirkstagspräsident Denzler. Ziel der Arbeit des Bezirks sei
es deshalb auch, die heimische Teichwirtschaft zu stärken. Dazu gehöre es
auch, dass neue Teiche angelegt werden, was ein falsch verstandener
Naturschutz oft verhindere. Gerade in Oberfranken seien neue Teiche so
wichtig, denn die heimische Produktion reiche für die Eigenversorgung nicht
aus, so dass jedes Jahr Fisch importiert werden muss. Überhaupt gehe es beim
Fisch auch immer um Naturschutz und um den Erhalt der Artenvielfalt. „Jeder
Teich in Oberfranken ist ein Biotop“, sagt Fachmann Karl-Peter Schwegel und
wirbt immer wieder für die Neuanlage von Teichen.
Für die feierliche Eröffnung der Fischgrillsaison hatte Helmut Lauterbach
unter anderem Karpfenfilet auf asiatischem Gemüse, Forelle im Ganzen auf
gegrilltem Spargelsalat und Zanderkotelette mit Kapuzinerkresse-Pesto auf
Kartoffelstampf vorbereitet.
Se haben die oberfränkische Fischgrillsaison eröffnet (von links): Der
Vorsitzende der Teichgenossenschaft Peter Thoma, Helmut Lauterbach vom
Landhaus Gräfenthal, Thomas Speyerl von der Fischereifachberatung, die
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Bezirkstagsvizepräsident
Eberhard Siller, Bezirksrätin und Bürgermeisterin Beate Kuhn sowie
Bezirkstagspräsident Günther Denzler.
Mehr Augenmaß für die
Bauern / BBV demonstrierte bei Tagung der Umweltminister –
Ministerin Ulrike Scharf teilte Positionen der Landwirte
Kloster
Banz. „Wir demonstrieren für eine praxistaugliche Umweltpolitik“,
sagt der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Zusammen mit
gut 50 Berufskollegen aus allen drei fränkischen Regierungsbezirken
war er zur Tagung aller deutschen Umweltminister auf Kloster Banz
bei Bad Staffelstein im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels
gekommen, um vor allem die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf
auf die Probleme des Berufsstandes aufmerksam zu machen.
„Hier tagen die scheinheiligen
Umweltminister“, war auf einem der großformatigen Transparente zu
lesen, die Bauern aus dem Landkreis Lichtenfels und dem
Nachbarlandkreis Coburg in ihren Händen hielten und den vorbei
fahrenden Ministern und ihren Mitarbeitern entgegen hielten.
„Deutsche Bauern mit unerfüllbaren Auflagen ruinieren, und dann
billig ohne Umweltstandards importieren“, so stand es weiter auf dem
Transparent.
Umweltministerin Scharf ließ
sich davon nicht abhalten. Zum zugesagten Gesprächstermin erschien
sie nicht nur vor der Zeit, aus den versprochenen zehn Minuten
wurden schließlich sogar fast 20. Noch vor der bayerischen
Ministerin tauchte wohl aus purer Neugier auch ihr
nordrhein-westfälischer Amtskollege Johannes Remmel von den Grünen
auf und ließ sich von Hermann Greiff und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer
den Forderungskatalog erläutern. Das Papier, das sämtliche
umweltpolitische Grundsatzanliegen auf einer einzigen DIN-A4-Seite
zusammenfasste, übergab Greif schließlich an Ulrike Scharf.
„Wir brauchen mehr Augenmaß“,
forderte zuvor der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein.
Landwirte würden jahrelang zu Spezialisten ausgebildet, und
plötzlich sollten sie hinten und vorne gegängelt werden, schimpfte
er. In sämtliche Auflagen müsse einfach mehr Sachverstand
einfließen, so Gerhard Ehrlich, der stellvertretende oberfränkische
BBV-Präsident und Coburger Kreisobmann. Die Coburger Kreisbäuerin
Heidi Bauersachs und ihre Lichtenfelser Amtskollegin Marion Warmuth
brachten das Dauerthema Bürokratie ins Spiel, denn gerade die Frauen
seien es auf vielen Betrieben, die den gesamten Papierkram erledigen
müssten.
80 Prozent der Betriebe in
Oberfranken würden im Nebenerwerb geführt, so BBV-Direktor Wilhelm
Böhmer. Wenn sich nichts ändert, würden sie alle irgendwann die
Segel streichen. Ganz besonders gelte das für das Streitthema
Tierwohl. „Der gesamte Bauernstand wird wegen einiger weniger
schwarze Schafe in ein schlechtes Licht gerückt“, so Marion Warmuth
und Kreisobmann Bienlein gab der Ministerin mit auf den Weg:
„Schauen sie bitte darauf, dass unsere Landwirte auch weiterhin
Lebensmittel erzeugen und die schöne Landschaft pflegen dürfen.“
„Uns ist bewusst, dass in der
Praxis einiges nicht geht“, räumte Ulrike Scharf ein. Sie sagte aber
auch, dass eine Mehrheit der Bevölkerung ganz klar mehr Tierschutz
möchte. Bei Thema Bürokratie hatten die Bauern die Ministerin ganz
auf ihrer Seite, schließlich war Scharf jahrelang selbstständig und
unternehmerisch tätig. „Wir brauchen die notwendigen Freiheiten“,
sagte sie, und, dass ihr das längst in Fleisch und Blut übergegangen
sei, genauso wie die Wahrung des Eigentums, ein weiteres
Grundsatzanliegen des BBV-Papiers.
Bild:
Der
oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif (links) erläuterte der
bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf die umweltpolitischen
Grundsatzanliegen des BBV. Aufmerksame Zuhörer sind auf dem Bild
(von links): der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein, Ernst
Kettemann, Kreisobmann aus Ansbach, der stellvertretende
oberfränkische BBV-Präsident Wilhelm Ehrlich, die Coburger
Kreisbäuerin Heidi Bauersachs und BBV-Direktor Gerhard Böhmer.
Schule, Forschungszentrum und praktische Landwirtschaft /
Volker Höltkemeyer steht seit einem dreiviertel Jahr an der Spitze der
Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth
Bayreuth.
Im Jahr 1863 als Königliche Kreisackerbauschule gegründet haben sich
Aufgabenstellung und Zielrichtung der heutigen Landwirtschaftlichen
Lehranstalten in Bayreuth mehrfach verändert. Eines jedoch ist geblieben: die
Aus- und Fortbildung junger Landwirte steht an erster Stelle.
„Der
Bedarf nach Aus- Fortbildung geht uns in der Landwirtschaft nicht aus“, sagt
Volker Höltkemeyer, der als Nachfolger von Rainer Prischenk seit Herbst des
vergangenen Jahres an der Spitze der Einrichtung des Bezirks Oberfranken steht.
Dabei sind es bei weitem nicht nur Landwirte aus ganz Oberfranken und der
Oberpfalz, die an der südwestlichen Stadtgrenze von Bayreuth die Schulbank
drücken. Auch angehende Zierpflanzen-, Stauden- und Friedhofsgärtner aus ganz
Nordbayern absolvieren seit 1982 einen Teil ihrer Ausbildung in Bayreuth.
Außerdem wird die Einrichtung auch für Hobbygärtner und andere Zielgruppen immer
interessanter.
„Neue
Rahmenbedingungen sorgen auch immer für neue Herausforderung“, so Höltkemeyer.
Egal ob technische, wirtschaftliche oder gesetzliche Änderungen, das weite Feld
der Grünen Berufe sei dabei stets besonders betroffen. Pro Jahr kommt
Höltkemeyer auf 800 bis 900 Azubis und gut 100 angehende Meister. Dazu kommen
6000 bis 7000 Teilnehmertage in der Erwachsenenfortbildung, wobei dieser
Personenkreis aus ganz Bayern anreist. Die Lehranstalten sind für diesen Ansturm
bestens gerüstet. 50 eigene Internatsbetten gibt es auf dem Gelände und sogar
einen eigenen Hofladen.
„Dort
vermarkten wir ausschließlich das Fleisch unserer eigenen Rinder und Schweine
und die Eier unserer Hühner“, sagt Höltkemeyer, der die Lehranstalten gut
gerüstet sieht. Gerade wird eine neue Unterrichtshalle fertiggestellt, in deren
Lehrsaal die Theorie vermittelt wird, ehe es nebenan in der Halle an die Praxis
geht. Auch technisch seien die Lehranstalten stets auf dem neuesten Stand, die
hervorragende Zusammenarbeit mit Landmaschinenherstellern und vielen Firmen der
Landtechnik macht es möglich.
In der
Landmaschinenschule der Lehranstalten beschäftigen sich die Lehrlinge
ausschließlich mit der Außentechnik, also zum Beispiel der Bodenbearbeitung.
Melktechnik und alle technischen Fragen der Tierhaltung werden im
oberpfälzischen Almesbach bei Weiden gelehrt, während angehende Gärtner zu
botanischen Fragen die Bayerische Landesanstalt für Gartenbau im
unterfränkischen Veitshöchheim aufsuchen müssen. Für die gärtnerische Technik
gibt es dagegen bayernweit nur zwei Standorte: Landshut-Schönbrunn und eben die
Lehranstalten in Bayreuth.
Tatsächlich sind die Ausbildungszahlen während der zurückliegenden Jahre leicht
angestiegen. Die Arbeitskraft des Landwirts ist eben gefragt, während die
Ausbildungszahlen bei den Gärtnern sogar leicht rückläufig sind, so Höltkemeyer.
Der promovierte Agrarwissenschaftler hatte an der Universität in Göttingen Land-
und Forstwirtschaft studiert. Nach seinen Stationen als Produktionsleiter eines
großen Gemüseanbaubetriebs im Spreewald und als wissenschaftlicher Mitarbeiter
an der Universität Kiel, wo er auch promoviert hat, wechselte Höltkemeyer als
Verkaufsingenieur der Firma Fendt nach Marktoberdorf. Zuletzt war er hier für
den Traktorenvertrieb nach Skandinavien und ins Baltikum zuständig. In Bayreuth
habe er nun die Möglichkeit alle seinen bisherigen Erfahrungen, sei es aus der
Landwirtschaft, aus der Landtechnik oder aus dem Kontakt zu den
Landmaschinenherstellern einbringen. „Vieles ist noch Neuland“, sagt Höltkemeyer,
der es als einmalige Chance sieht, die unterschiedlichsten Berufserfahrungen zu
kombinieren.
Grüne
Berufe leben natürlich von der Praxis und so unterhält die Einrichtung einen
eigenen Gutsbetrieb mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 140 Hektar
Acker- und Grünland und einer Mutterkuhherde mit 60 Gelbvieh- und Fleckviehkühen
sowie zwei Bullen. Dazu kommen die erneuerbaren Energien: zwei
Photovoltaikanlagen mit sieben unterschiedlichen Modulsystemen, sowie unter dem
wirtschaftlichen Betrieb externer GmbHs ein Biomasseheizkraftwerk und eine
Biogasanlage. Seit 2013 befindet sich in enger Kooperation mit dem TFZ Straubing
und der Universität Bayreuth ein Informations- und Demonstrationszentrum für
Energiepflanzen auf dem Gelände, seit 2014 besteht ein Kooperationsvertrag mit
der Handwerkskammer zur Ausbildung von Landmaschinenmechanikern. Kindergarten-
und Schulkinder lernen am „Lernort Bauernhof“ landwirtschaftlichen Grundlagen
kennen.
Die
Lehranstalten beschäftigen zusammen mit Verwaltung und Hausmeister 25 Personen,
darunter auch vier Auszubildende, je zwei zum Landwirt, zwei weitere zur
Hauswirtschafterin.
Bild: Seit Herbst 2014 steht Volker Höltkemeyer an der Spitze der
Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth.
20 Millionen für den ersten
Wald-Windpark im Raum Bayreuth / Windkraftanlagen im Lindenhardter Forst liefern
Strom für 8000 Haushalte – Waldwege wegen Eiswurfgefahr gesperrt
Lindenhardt.
Knapp zehn Kilometer südlich von Bayreuth hat der bayerische
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner den ersten Bauabschnitt des Windparks
Tannberg-Lindenhardt eröffnet. Dabei handelt es sich um vier gigantische
Windräder, jedes 150 Meter hoch mit einem Rotorblattdurchmesser von genau 101
Metern. Zusammen haben die Anlagen nahe der Bundesautobahn A9 eine Leistung von
zwölf Megawatt. Die vier Windräder können pro Jahr rund 27 Millionen
Kilowattstunden Strom erzeugen Das bedeutet, der Windpark kann derzeit bis zu
8000 Haushalte mit Strom versorgen und spart gleichzeitig über 14000 Tonnen
Kohlendioxid pro Jahr ein.
Eigentümer sind die Regensburger Energie- und Wasserversorgungs-GmbH (REWAG) mit
70 Prozent, die Bayreuther Energie- und Wasserversorgungs-GmbH (BEW) mit 20
Prozent sowie die Bayernwerk Natur GmbH mit zehn Prozent. Die drei
Energieversorger haben über 20 Millionen Euro investiert und dafür den Windpark
von dem Regensburger Unternehmen Ostwind erworben, das den Park weiter betreiben
wird. Der Windpark ist der erste Wald-Windpark im Raum Bayreuth und befindet
sich auf Flächen der Bayerischen Staatsforsten.
Genau
der Standort war es, der auch schon für Diskussionen gesorgt hatte. Weil die
Anlage bereits den Winter über in Betrieb war, mussten einige Waldwege zeitweise
wegen Eiswurfgefahr gesperrt werden. Minister Brunner zeigte sich aber überzeugt
davon, dass für die Zukunft eine gute und für alle Beteiligten
zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann. „Projekte wie ein Windpark gehen
nur mit, und nicht gegen die Bevölkerung“, sagte der Minister. Wie jede Form der
Energieerzeugung habe auch die Windenergie Befürworter und Gegner. Solange man
nichts hört, sieht, und spürt, sei freilich jeder dafür.
Brunner bezeichnete den Windpark Tannberg-Lindenhardt als einen weiteren
Baustein, um das bayerische Ziel zu erreichen, bis 2021 insgesamt 50 Prozent des
Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Im bayerischen Staatswald gebe
es bereits 50 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 13 Megawatt.
Rechnerisch könnte damit eine Stadt wie Bayreuth bereits mit Strom versorgt
werden. Vor Ort sei besonders darauf geachtet worden, dass so wenig Waldfläche
wie möglich für die Windräder genutzt wird, konkret sei es nur rund ein Hektar
für alle vier Anlagen zusammen.
Vier
Jahre nach der verheerenden und bis heute nicht bewältigten Atomkatastrophe von
Fukushima wird zwar viel von der Energiewende geredet, aber vor allem würden
auch immer wieder neue Gründe gesucht, warum sie vielleicht doch nicht
funktionieren könnten, sagte Ostwind-Geschäftsführer Rolf Bungart. Vor dem
Hintergrund großer Umbrüche im Bereich der erneuerbaren Energien, sei es
aufgrund der 10h-Regelung in Bayern oder den grundlegenden Veränderungen des
EEG auf Bundesebene, vereine der Wald-Windpark Tannberg-Lindenhardt noch einmal
exemplarisch alle Vorzüge einer dezentralen und regenerativen Energiewende.
Unter dem Dach des Windprojekts hätten sich renommierte Partner der
Energiebranche zu einer zukunftsweisenden Kooperation zusammengefunden, die für
100 Prozent heimische Wertschöpfung steht.
REWAG-Vorstandsvorsitzender Olaf Hermes sah in der Inbetriebnahme des Windparks
eine konsequente Fortsetzung der Unternehmensstrategie, die
Energie-Eigenerzeugung durch regenerative und effiziente Anlagen weiter
auszubauen. BEW-Geschäftsführer Jürgen Bayern nannte das Projekt finanziell
fordernd, „was sich aber auszahlen wird, wirtschaftlich, vor allem aber für die
Umwelt“, so Bayer.
Bild: Der
bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, Landtagsabgeordneter
Christoph Rabenstein, Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und der
oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning (von links) vor einem der
Windräder des Windparks Tannberg-Lindenhardt.
„Wir müssen die Trends setzen“ /
Bestandsgarantie für Fleischforschungsinstitut: Bundeslandwirtschaftsminister
Schmid in Kulmbach
Kulmbach.
„Unsere Standards stehen nicht zur Diskussion.“ Mit diesen Worten hat
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt auf die anhaltende Diskussion um
das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP reagiert. „Wir müssen die Trends
setzen, anstatt uns beleidigt ins Eck zurückzuziehen“, so Schmidt bei einer
Diskussionsveranstaltung mit Mitgliedern des Bauernverbandes, der Landfrauen und
der Junglandwirte in Kulmbach.
Deutschland müsse sich auf den Export ausrichten, sagte der Minister. Innerhalb
Deutschlands werde der Absatz wegen des demographischen Wandels eher sinken.
Aufgrund des bayerischen Selbstversorgungsgrades von 200 Prozent im Milchbereich
seien die Bauern im Freistaat dringend auf den Export angewiesen, beispielsweise
nach China, wenn es um Milchpulver geht.
Auch
Amerika sei für Deutschland ein wichtiger Markt mit einem Exportvolumen von
derzeit rund 1,4 Milliarden Euro jährlich. Das dürfe bei der Diskussion um das
Handelsabkommen TTIP nicht vergessen werden. Derzeit würden beim Käseexport in
die USA rund 20 Prozent an Zollgebühren fällig. Ohne diese Zölle würden die
Marktchancen gewaltig ansteigen. „Allerdings zu unseren Standards“, schränkte
Schmidt ein. „Wir müssen die Trends setzen“, so der Minister, der definitiv
ausschloss, dass ein gechlortes Hühnchen den weg nach Deutschland finden wird.
Wichtig sei deshalb auch die Forschung, die unter seiner Leitung weiter
verstärkt werden soll. Bei der Veranstaltung im bayerischen Bäckerei- und
Brauereimuseum gab Schmidt dann auch eine Bestandsgarantie für das in Kulmbach
ansässige Max-Rubner-Institut (früher Bundesanstalt für Fleischforschung) ab.
Die Themen, die dort erforscht würden, werden in Zukunft eher zu-, als abnehmen,
begründete er diese Entscheidung.
Bei
der, von der örtlichen Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner als Speed Dating
deklarierten Diskussionsrunde hatten die Vertreter der verschiedensten Gruppen
die Gelegenheit, direkte kurze Fragen an den Minister zu richten. So spannte
sich ein weiter Bogen vom Arzneimittelgesetz über Enthornung, Gülleverordnung,
Milchpreis bis hin zu Zuschüssen. Landesbäuerin Anneliese Göller überreichte dem
Minister eine Resolution der Landfrauen, mit der Forderung, die bisher getrennt
laufenden EU-Förderprogramme Schulobst und Schulmilch zusammenzuführen.
Kulmbachs Kreisbäuerin Beate Opel sprach sich für eine Novellierung der 15 Jahre
alten Hauswirtschaftsverordnung aus.
Um das
Grundsätzliche ging es bei Martin Baumgärtner, dem Landesvorsitzenden der
Landjugend, der über steigende Produktionskosten auf der einen Seite und
steigende Auflagen auf der anderen Seite klagte und die Frage stellte, wie
Betriebskosten künftig gedeckt und Gewinne generiert werden sollen. Klaus
Eschenbacher, Vorstand des Rings junger Landwirte in Kulmbach, machte sich seine
Gedanken über die Zukunft des ländlichen Raums und Kreisobmann Henrich Faatz aus
Bamberg kritisierte Greening-Auflagen, die sich rein am Kalender, nicht aber an
den tatsächlichen Gegebenheiten einer jeweiligen Region und der entsprechenden
Witterung orientieren.
Das
Mindestlohngesetz kritisierte Kreisobmann Michael Bienlein aus Lichtenfels, der
die Nebenerwerbsbauern auf Landesebene vertritt, und der Kulmbacher Kreisobmann
Wilfried Löwinger machte seinem Ärger darüber Luft, dass die unzähligen
Datenbanken und vorgeschriebenen Bestandsregister den Landwirt unter
Generalverdacht stellen.
Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sagte zu, sämtliche Möglichkeiten
auszuschöpfen, um bürokratische Hindernisse aus dem Weg zu räumen und
entsprechende Verordnung zu vereinfachen, wo es nur geht. Er kündigte außerdem
ein Bundesprogramm Ländliche Entwicklung an, mit dem der ländliche Raum trotz
demographischen Wandels wieder attraktiver werden soll. Mit zusätzlichen Mitteln
sollen Ideen aus dem ländlichen Raum aufgegriffen und in entsprechende Projekte
umgesetzt werden.
Bild: Eine
Leselupe gab die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt mit auf dem Weg. Damit soll er
EU-Verordnungen künftig noch genauer durchforsten.
Genießen im Einklang mit der Natur
/ Ziegenmilchlieferanten dringend gesucht: Käserei in Würnsreuth produziert 50
Tonnen Ziegenkäse pro Jahr
Würnsreuth.
Was vor gut drei Jahrzehnten mit drei Ziegen und einer Schubkarre begann, hat
sich mittlerweile zu einer handwerklichen Ziegenkäsemanufaktur mit einer
Jahresproduktion von rund 50 Tonnen entwickelt. Um sich ausnahmslos auf die
Käseherstellung konzentrieren zu können, hatte er die Ziegenhaltung vor einigen
Jahren aufgegeben, sagt Robert Knöbel vom Ziegenhof Würnsreuth, wenige Kilometer
östlich von Bayreuth. Um die ständig steigende Nachfrage nach seinen Produkten
decken zu können, sucht er im Moment händeringend neue Ziegenmilchlieferanten.
Ziegenkäse gilt als Spezialität und Delikatesse, die schon immer in Oberfranken
zu Hause war und die früher als Eiweißlieferant sehr geschätzt wurde. Im
Ziegenhof Würnsreuth wird die Milch in traditioneller, handwerklicher Art
verkäst und in ihrem natürlichen Fettgehalt belassen. Robert Knöbel sieht in
seinem Käse, ein Produkt, das mit Genießern und mit der Natur im Einklang steht.
„Indem
wir die Milcherzeugung komplett an Ziegenbauern aus der Region, unter anderem
aus der Rhön, aus dem Nürnberger Land und aus Marktschorgast im Landkreis
Kulmbach, übergeben haben, möchten wir auch zum Erhalt von Bauernhöfen
beitragen, die mit der Erzeugung von Ziegenmilch ihr Einkommen sichern können“,
sagt Robert Knöbel. Alle Ziegenbauern sind Mitglieder bei Bioland oder anderen
Bio-Anbauverbänden und werden regelmäßig von unabhängigen Kontrollstellen auf
die Einhaltung der Bio-Richtlinien kontrolliert. Die Tiere werden artgerecht
gehalten, tiergerecht gefüttert und haben ganzjährigen Auslauf an der frischen
Luft.
Die
Qualität des Käses beginnt für Robert Knöbel schon auf dem Acker. Ausgewogenes
hochwertiges, ökologisch erzeugtes Futter ist für ihn die Grundlage für gesunde
und leistungsfähige Tiere. Moderne Melktechnik und ausreichende Kühlung schaffen
die Voraussetzung für die Herstellung hochwertiger und milder Ziegenkäse, die
wiederum einem kompletten Qualitätsmanagementprogramm unterliegt.
Die
kleinstrukturierte Landschaft in der Region sei besonders für die Ziegenhaltung
geeignet. Klassische Bauernhöfe mit Milchviehhaltung seien durch den, wie es
Robert Knöbel nennt, „politisch gewollten Strukturwandel“ gezwungen, ihr
Einkommen durch immer größere Herden zu sichern. Schwankende Milchpreise geben
den Bauern kaum Sicherheit in der Planung Ihrer Zukunft. Dadurch findet
stillschweigend ein Bauernsterben statt und die übrigbleibenden Bauernhöfe seien
gezwungen, immer größer zu werden. „Wir garantieren unseren Ziegenbauern dagegen
einen stabilen Preis für Ihre Milch, mit dem sich ihr Einkommen sichern lässt
und auch Investitionen in die Zukunft der Höfe möglich macht.“
Gegründet wurde der Ziegenhof Würnsreuth 1983. Robert Knöbel ist
Seiteneinsteiger. Der gebürtige Nürnberger hatte Architektur studiert und seine
Diplomarbeit zum Thema „Die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen
Raumes“ geschrieben. Seine Leidenschaft sei es aber schon immer gewesen,
Lebensmittel handwerklich herzustellen und irgendwann machte er dann sein Hobby
zum Beruf. Zunächst pachtete er einen kleinen Hof in der Fränkischen Schweiz,
später vermittelte ihm die Regierung den Hof in Würnsreuth, auf dem er bis 2007
noch rund 100 Ziegen gehalten hatte.
Zu
Beginn der 1980er Jahre sei „bio“ noch ein Schimpfwort gewesen, erinnert sich
Robert Knöbel. „Ziegenkäse hatte den Ruch des Arme-Leute-Käses der
Nachkriegsjahre“. Die erste Käseherstellung für den Eigenverbrauch habe dann in
der Küche auf einem Holzherd stattgefunden. Ein gebrauchter 35 PS Traktor und
ein Kreiselmähwerk hätten die Heuernte erleichtert.
Heute
beschäftigt er eine Vollzeitkraft, eine Studentin, die im Rahmen des
Studiengangs Lebensmittelsicherheit an der Staatlichen Studienakademie Plauen
den praktischen Teil ihrer dualen Ausbildung auf dem Hof absolviert, sowie vier
450-Euro-Kräfte. Die Vermarktung erfolgt bundesweit und ins benachbarte Ausland
ausschließlich über dem Naturkostfachhandel und zwar für die Käsetheke, nicht
über den SB-Bereich. Eine zweite Vertriebsschiene ist die Gastronomie, in der
Ziegenkäse immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das Wachstum seines Betriebes
beziffert Robert Knöbel auf jährlich zwischen drei und zehn Prozent. „Der Markt
wächst weiter“, ist er sich sicher.
Heute
gilt die Ziegenkäserei Würnsreuth auch als Positivenergiebetrieb. Seit 2009 gibt
es zwei Photovoltaikanlagen, seit 1012 eine Biogasanlage, die ausschließlich mit
Molke bestückt wird, die in der Käseherstellung als Reststoff anfällt. Damit und
mit einem eigenen Blockheizkraftwerk wird der größte Teil des Strom- und
Wärmebedarfs selbst gedeckt.
„Wir
möchten nicht nur die Nachfrage nach unseren leckeren Ziegenmilchprodukten zu
einhundert Prozent decken, sondern auch unser Sortiment gerne erweitern.“ Dafür
sucht Robert Knöbel noch weitere Ziegenmilchbauern. „Wir bieten faire
Abnahmekonditionen, eine verbindliche Abnahmeverpflichtung und eine langfristige
Perspektive“, sagt Knöbel, der auch dazu bereit ist, Betriebe bei der Umstellung
auf eine ökologische Wirtschaftweise zu unterstützen.
Bild: Robert Knöbel vor seinem Hof
mit der Ziegenkäserei in Würnsreuth nahe Bayreuth.
Japanische Exoten grasen in der
Fränkischen Schweiz / Familie Braun-Hofmann in Birkenreuth züchtet Jura-Wagyus –
Biogas, Trocknung und Ferienwohnungen: Erfolgreich in Nischen
Birkenreuth.
Das Fleisch ist fein und gleichmäßig marmoriert, extrem saftig und
geschmackvoll. Außerdem hat es im Vergleich zu anderen Rinderrassen einen bis zu
50 Prozent höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren. In Japan zahlt man dafür
Spitzenpreise, in Bayern kennt man die Wagyu-Rinder, die auch als Kobe-Rinder
bekannt sind, allenfalls vom Hören sagen. Nicht so in Birkenreuth, einem kleinen
Ortsteil des Marktes Wiesenttal im Landkreis Forchheim. Hier, auf dem Hof der
Familie Braun-Hofmann tummeln sie sich seit Jahren auf der Weide und ihr Fleisch
erfreut nicht nur Gourmets weit über Landkreisgrenzen hinweg.
Wie
immer spielte auch bei Susanne Braun Hofmann und ihrem Mann Peter Hofmann der
Zufall eine große Rolle: der Landwirt sah einen Fernsehbeitrag über die
exotischen Rinder, erzählte seiner Tierärztin davon, deren Mann zufällig Japaner
ist, und schon war ein erster Kontakt hergestellt. Vier Tiere wurden im Jahr
2007 über Australien organisiert und fanden den Weg in die Fränkische Schweiz.
Mittlerweile besteht die Herde aus etwa 60 Mutterkühen und vier Wagyu-Stieren,
die zuverlässig für Nachkommen sorgen. „Die Tiere sind äußerst sanftmütig und
überhaupt nicht aggressiv“, sagt Peter Hofmann bei einem Besuch des örtlichen
Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk. Er war über Susanne Braun-Hofmann auf
den Betrieb in Birkenreuth gestoßen, denn die Bäuerin gehört nicht nur dem
Gemeinderat von Wiesenttal an, sondern ist auch dritte Bürgermeisterin.
„Die
Japaner sind schwarz“, sagt Hofmann und deutet auf die Exoten, die sich auf
einer riesigen Weide am Ortsrand tummeln. Die Tiere dienen ausschließlich zur
Zucht und zur Fleischgewinnung, die Milchviehhaltung hatte Hofmann schon vor
zwölf Jahren aufgegeben. Der Hof selbst, zu dem auch noch eine Biogasanlage und
fünf Ferienwohnungen gehören, betreibt die Familie schon seit Generationen.
Bereits vor über 20 Jahren hatte man sich für den ökologischen Landbau
entschieden. Mittlerweile bewirtschaftet die Familie rund 200 Hektar Acker- und
Grünland.
„Wagyu-Rinder
sind sehr gutmütig und ausgeglichen“, so der Landwirt, der auch von einer
langsamen und stressfreien Aufzucht spricht. Im Sommer könnten die Tiere das
frische Gras auf naturbelassenen Weiden genießen, nur den Winter über stehen sie
im modernen Laufstall und werden mit Futter vom eigenen Anbau versorgt.
Geschlachtet werden die Rinder in einem kleinen Schlachthof in Lauf, zwei
Biometzger in Fürth und Neumarkt sorgen für das Zerlegen. Die Vermarktung läuft
im Großen und Ganzen per Mund-zu-Mund-Propaganda, per Internet, geliefert wird
bis nach München und schon bald soll das Fleisch auch in Bayreuth erhältlich
sein, dafür will sich der Bundestagsabgeordnete Koschyk einsetzen.
Die
Wagyu-Rinder sind nicht die einzige Nische, auf die sich Susanne Braun-Hofmann
und Peter Hofmann derzeit erfolgreich konzentrieren. Die Kapazität ihrer
Biogasanlage am Ortsrand von Birkenreuth wird derzeit von 380 auf 760 Kilowatt
verdoppelt. Nicht nur quantitativ auch qualitativ möchten die Betreiber
aufrüsten, indem sie durch eine Vorversäuerung die Grasgärung verbessern und
eine Reduzierung des notwendigen Materials anstreben. Mit einer Abwärmeleitung
werden derzeit bereits mehrere Anwesen im Dorf beheizt. Mit einem weiteren Teil
der Wärme betreibt Peter Hofmann eine eigene Trocknungsanlage mit mehreren
Trocknungsboxen für Gras, Körnermais und andere Früchte, aber auch für Holz.
„Wir
sind das Bindeglied zwischen Sonne und Wind“, sagt Hofmann und meint dabei, dass
er die Biogasanlage flexibel und bedarfsgerecht betreiben kann. Nur so habe
Biogas seine Daseinsberechtigung, meint Susanne Braun-Hofmann, die aus
Baden-Württemberg stammt. Hier werde das geflügelte Wort vom Landwirt als
Energiewirt Wirklichkeit, sagte der örtliche Bundestagsabgeordnete Hartmut
Koschyk bei einem Besuch. Der Betrieb der Familie Braun-Hofmann in Birkenreuth
zeige eindrucksvoll, dass es noch Nischen für Landwirte gibt, die bestens
funktionieren. Und in dieser Nische könnten ruhig noch mehr mitmachen, anstatt
Rindfleisch aus Argentinien zu importieren.
Bilder:
- Ein Teil der Herde der Familie Braun-Hofmann vor der Biogasanlage, die derzeit
erweitert wird. Die schwarzen Tiere sind die japanischen Rinder, die anderen
Rinder sind Kreuzungen.
- Landwirt Peter Hofmann inmitten seiner Herde.
- Keine Angst vor großen Tieren: der Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk,
Landwirt Peter Hofmann und Ehefrau Susanne Braun-Hofmann.
„Karpfen statt Käpt´n Iglo“ /
Warmer Winter, kalter Sommer: Karpfenernte fällt heuer schlechter aus -
Karpfensaison 2014 im Landkreis Wunsiedel eröffnet
Thierstein.
Die Karpfenernte 2014 fällt etwas schlechter aus als in den zurückliegenden
Jahren. „Vom Wachstum her ist es tatsächlich etwas weniger“, sagt Alfred
Rippl (59) aus dem Nachbarort Thiersheim. Rippl ist Teichwirt im Nebenerwerb
und bewirtschaftet nahe der Autobahn A93 im Landkreis Wunsiedel rund
eineinhalb Hektar Wasserfläche verteilt auf neun kleine Teiche.
Für Alfred Rippl ist der Rückgang allerdings eine normale Schwankung, gerade
hier im Fichtelgebirge, wo die Teiche teilweise noch im April Eis tragen.
Rippls Behauptung wird aber auch von vielen anderen Experten bestätigt: Vor
allem der warme Winter und das trockene Frühjahr hätten den Teichwirten die
Arbeit erschwert, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium.
Rund 1000 Tonnen Karpfen werden in Oberfranken im Durchschnitt pro Jahr
produziert und auch konsumiert, so Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler.
In diesem Jahr seien waren der trockene Frühsommer und im Anschluss der
relativ kalte Sommer eine Herausforderung für jeden Teichwirt gewesen.
Denzler zufolge rechneten die oberfränkischen Teichwirte aufgrund der
ungünstigen Bedingungen mit einem Rückgang von rund 20 Prozent, also nur mit
800 Tonnen bei der diesjährigen Karpfenernte. Denzler: „Wir werden sehen,
wie die Zahlen am Ende der Saison dann aussehen.“
Die
Karpfenteichwirtschaft gilt in Oberfranken als Sonderkultur der
Landwirtschaft. Die meisten der fast 1000 Teichwirte wirtschaften wie Alfred
Rippl im Zu- oder Nebenerwerb. Anfang September, wenn die Monate mit dem
Buchstaben „r“ wieder im Kalender auftauchen, veranstaltet die
Teichgenossenschaft Oberfranken immer zusammen mit dem Bezirk und anderen
Partnern die Eröffnung der Karpfensaison. „Wir möchten damit auf die große
Bedeutung der oberfränkischen Karpfenteichwirtschaft hinweisen und den
bayerischen Karpfen noch ein Stück weit mehr nach vorne bringen“, sagt der
Vorsitzende Dr. Peter Thoma aus Wunsiedel.
Bewusst hatten sich die verantwortlichen dazu heuer eine Teichanlage im
Landkreis Wunsiedel ausgesucht. Hier im Wunsiedler Becken habe die
Karpfenzucht eine jahrhundertealte Tradition, maßgeblich geprägt seit dem
frühen Mittelalter durch die nahe liegende Zisterzienserabtei in Waldsassen,
so der Vorsitzende: „Die naturräumlichen Gegebenheiten sind für die
Karpfenproduktion einfach hervorragend.“
Einen klaren Vorteil hat der geringfügige Rückgang bei der Karpfenernte: die
Qualität ist noch besser als in den Vorjahren, denn schwierige
Witterungsbedingungen haben für ein langsames Wachstum der Fische gesorgt,
das Fleisch ist deshalb fest und schmackhaft und kann vor allem vielfältig
verwendet werden, etwa als klassischer „Karpfen blau“, als bequemes, weil
praktisch grätenfreies gebackenes Karpfenfilet oder mal anders als
gebratener Karpfen mit Paprikastreifen. Auch die verschiedensten
Salatvariationen vom gebeiztem Karpfen sind möglich.
Die
Genussregion Oberfranken wäre ohne den Karpfen undenkbar, sagte Hans Peter
Friedrich, Hofer Bundestagsabgeordnete und Ex-Bundeslandwirtschaftsminister,
der die Karpfensaison in seinem Stimmkreis eröffnete. Ein klares Bekenntnis
zur regionalen Erzeugung legte Landtagsvizepräsident Peter Meyer ab: ganz im
Gegensatz zum heimischen Karpfen wisse beim Pangasius aus Fernost niemand so
genau, wo er herkommt und womit er gefüttert wurde. Karpfen aus Oberfranken
hätten außerdem die deutlich bessere Ökobilanz, so Regierungsvizepräsidentin
Petra Platzgummer-Martin.
Der stellvertretende Wunsiedler Landrat Gerald Schade rief dazu auf, weiter
am Image des Karpfens zu arbeiten. „Bei der Forelle klappt es, beim Karpfen
noch nicht“, sagte er und mit Blick auf eine junge Zielgruppe meinte er:
„Unser Ziel sollte es sein, dass der Karpfen Käpt´n Iglo besiegt.“ Damit die
Teichwirte auch weiterhin ökonomisch wirtschaften können, sei aber auch
Augenmaß beim Naturschutz gefragt: „Unser Ziel ist es, die Gewässer für den
Menschen zu schützen“, so Benno Strehler vom Wasserwirtschaftsamt in Hof.
In
Oberfranken hat die Teichwirtschaft vor allem auch eine große
wasserwirtschaftliche Bedeutung. Die Teiche werden im Frühjahr gefüllt und
in der Regel im Herbst wieder abgelassen. So können sie als kleinräumige
Wasserspeicher in der Fläche wirken und damit ganz bedeutend zur
Grundwasserneubildung beitragen.
Bilder:
1. Sie eröffneten die Karpfensaison in Oberfranken (von links): Thomas
Speyerl vom Bezirk, Präsident Günther Denzler, Landtagsvizepräsident Peter
Meyer, der stellvertretende Wunsiedler Landrat Gerald Schade,
Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin, die Bezirksräte Eberhard
Siller und Henry Schramm, der VBB-Vizepräsident Günter Gabsteiger,
Ex-Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich und der Vorsitzende der
Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma.
2. Mit dem Abfischen der Teiche von Alfred Rippl in Thierstein wurde die
Karpfensaison 2014/2015 eröffnet. 3.
Teichwirtschaft live erleben, das konnten zahlreiche Interessierte bei der
Eröffnung der Karpfensaison in Thierstein im Fichtelgebirge.
Maisfeld als Besuchermagnet /
BBV Wunsiedel eröffnet wieder einen Mais-Irrgarten in Bergnersreuth
Bergnersreuth.
„Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, was die Maispflanze alles zu
bieten hat“, sagt Reinhold Wunderlich. Er ist der Leiter des
Arbeitskreises Öffentlichkeitsarbeit beim BBV Wunsiedel und war auch
in diesem Jahr wieder federführend tätig beim Aufbau des
Mais-Irrgartens am Volkskundlichen Gerätemuseum
Arzberg-Bergnersreuth.
Wunderlich
war es gelungen, trotz regnerischen Wetters zur Eröffnung des
Irrgartens nicht nur den Landrat und den örtlichen
Bundestagsabgeordneten zu gewinnen, sondern auch die bayerische
Milchprinzessin Carola Reiner. Für sie war der Termin ein ganz
besonderer, schwärmte die Prinzessin von einem tollen Nachmittag.
Carola Reiner war die ehrenvolle Aufgabe angetragen worden, den
Mais-Irrgarten ganz offiziell mit dem Zerschneiden eines Bandes zu
eröffnen. Tatkräftige Unterstützung erfuhr sie dabei von den Kindern
aus Arzberg und Umgebung, die an diesem Nachmittag zum Gerätemuseum
gekommen waren.
Der
Mais-Irrgarten war bereits im zurückliegenden Jahr ein echter
Besuchermagnet. Tagtäglich suchten sich ganze Scharen an Kindern und
Erwachsenen ihren Weg durch das ungewöhnliche Labyrinth. Das Feld
war Ziel für Kindergartengruppen und Schulklassen, genauso wie für
Wanderer, Radler, Sonntagsspaziergänger, aus der unmittelbaren
Umgebung genauso wie von weit her.
Eine
romantische Veranstaltung war die nächtliche Fackelwanderung durch
das Labyrinth, die auch in diesem Jahr wieder angeboten wird. Am 20.
September ab 19 Uhr wird es soweit sein. Alle Besucher können dann
in den dunkeln Gängen zwischen den meterhohen Maispflanzen ein
kleines Abenteuer erleben und dürfen sich nach dem Rundgang bei
Kartoffelgulasch aus dem Kessel und der stimmungsvollen
musikalischer Umrahmung mit dem Duo Hermann und Christoph gutgehen
lassen.
Wie
Reinhold Wunderlich erklärte, soll der Mais-Irrgarten aber nicht nur
eine Ferienattraktion für Jung und Alt sein, der Irrgarten soll auch
das Image der Maispflanze verbessern. „Mais bringt die größte
Ertragsleistung pro Hektar, egal ob als Futter- oder als
Energiepflanze“, sagt Wunderlich und verweist auf den relativ
geringen Pflanzenschutzaufwand und den guten Vorfruchtwert.
Arzbergs
dritter Bürgermeister Stefan Klaubert, gleichzeitig Hornmeister der
Jagdhornbläser Wunsiedel/Marktredwitz, sprach dem BBV-Kreisverband
Wunsiedel und Gerätemuseum Bergnersreuth seine Anerkennung aus. Der
Mais-Irrgarten sei eine ganz wichtige Aktion für die Stadt Arzberg.
Der Irrgarten bringe aber auch zwei wichtige Anliegen zusammen, so
der Landtagsabgeordneter Martin Schöffel: Informationen über die
moderne Landwirtschaft und eine echte Touristenattraktion.
An
Schautafeln und beispielhaften Anpflanzungen könne jeder
interessierte Besucher erfahren, warum der Mais im Fichtelgebirge so
wichtig ist, sowohl als Futterpflanze, als auch in seiner
Eigenschaft als Energieträger. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif
ging auf die wichtige Bedeutung von Mais als Fruchtpflanze ein. Das
negative Image habe der Mais nicht verdient, so Greif. Reinhold
Wunderlich zufolge ist die Anbaufläche im Landkreis Wunsiedel
während der zurückliegenden drei Jahre ohnehin gleich geblieben.
Der
Mais-Irrgarten am Volkskundlichen Gerätemuseum, Wunsiedlerstraße 12
– 14 in 95659 Arzberg-Bergnersreuth hat noch bis Ende immer von
Dienstag bis Donnerstag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Neben der
Fackelnacht am 20. September wird am 28. September ab 14 Uhr ein
großes Backofenfest gefeiert. Während der gesamten Dauer der Aktion
findet auch wieder ein Suchspiel statt. Auf die Teilnehmer wartet
eine kleine Belohnung. Die Gewinner werden ebenfalls beim
Backofenfest bekannt gegeben.
Bilder:
- Zusammen mit Kindern aus der Umgebung hat die bayerische
Milchprinzessin Carola Reiner den Mais-Irrgarten eröffnet. -
Symbol für ein gutes Miteinander von Jägern und Landwirten vor Ort:
die Jagdhornbläser Wunsiedel/Marktredwitz.
Trotz Trockenheit: Ernte gut,
Preise schlecht / Regenschauer sorgen für Ernteunterbrechungen – Mehr Mais,
weniger Braugerste
Neufang.
Gut zur Hälfte ist die Ernte in Oberfranken abgeschlossen, deutlich früher als
in den vergangenen Jahren. Schuld daran ist die Witterung, die von den
Landwirten einiges abverlangt hat. „Das trockene Franken ist heuer noch etwas
trockener gewesen“, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. In
einer ersten Bilanz kommt der Bauernverband auf zufriedenstellende Erträge bei
den meisten Feldfrüchten. Die wirtschaftliche Situation bei den Bauern ist
dagegen wesentlich schlechter. „Wir sind teilweise weit weg von einer
Kostendeckung oder gar von Gewinnen“, sagte Greif in Neufang bei Wirsberg auf
dem Betrieb der Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel.
In den
Frühdruschgebieten im westlichen Teil Oberfrankens sei die Ernte in vielen
Betrieben bereits über alle Getreidearten hinweg abgeschlossen, so Greif, der
selbst aus dem Landkreis Forchheim kommt. In den späteren Lagen Oberfrankens,
also im Nordosten, sei die Wintergerste ebenfalls bereits geerntet, bei Raps,
Braugerste und den anderen Früchten habe die Ernte zumindest begonnen, wobei die
starken Regenschauer der zurückliegenden Tage für Unterbrechungen gesorgt haben.
Gute
bis mittlere Erträge konnte der BBV-Präsident für die Wintergerste vermelden.
Allerdings lägen deutliche Ertragsunterschiede je nach Wasserversorgung und
Bodenart vor. Beim Winterweizen gebe es heuer Probleme mit den vielen
Schrumpfkörnern. Sehr oft würden die 13 Prozent Eiweiß nicht erreicht, dazu
kämen die vielen kleinen Körner, die eine mangelhafte Backqualität zur Folge
haben. Sehr stark schwankende Erträge wurden heuer auch beim Roggen
festgestellt, weshalb viele Roggenbestände bereits als Ganzpflanzensilage
geerntet wurden und für den Mähdrusch nicht mehr zur Verfügung stehen.
Durchschnittlich bis gut ist die Qualität beim Futtergetreide Triticale, einer
Mischung aus Weizen und Roggen.
Königin der Getreidefrüchte ist nach wie vor in Oberfranken die Sommergerste,
sprich die Braugerste. Obwohl die Anbaufläche einmal mehr zurückgegangen war,
von 33200 Hektar auf 32500 Hektar, gilt Oberfranken noch immer als die
Braugerstenregion Bayerns mit der größten Anbaufläche. Den Rückgang führten
BBV-Präsident Hermann Greif und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer auf die guten
Aussaatbedingungen der Wintergetreidebestände, aber auch auf das hohe
Qualitätsrisiko beim Braugerstenanbau zurück. „Wir erwarten eine
durchschnittliche Qualität“, sagte Greif. Dies gelte vor allem für die guten
Standorte, die eine ausreichende Wasserversorgung hatten.
Bleiben noch der Raps, bei dem trotz Trockenheit gute Qualität erzielt wurde,
und das Grünland, für das die oberfränkischen Bauern einen ungewöhnlichen frühen
und guten ersten Schnitt verzeichnen konnten. Von 29800 Hektar im Vorjahr auf
heuer 32500 Hektar angestiegen war die Maisanbaufläche. Die Aussaatbedingungen
seien wegen der Trockenheit sehr gut gewesen, die folgende lange Trockenperiode
habe sich allerdings negativ ausgewirkt. Erst die Niederschläge der
zurückliegenden Tage hätten dafür gesorgt, dass sich der Mais vom Trockenstress
erholen konnte und sich deutlicher positiv entwickelt als im vergangenen Jahr.
Nicht
zufrieden sind die Bauern allerdings mit den Preisen. „Wir können an den Preisen
nicht drehen und müssen mit volatilen Märkten leben“, sagte BBV-Direktor Böhmer.
Soll heißen: Weltmarktpreise liegen nicht im Ermessen der oberfränkischen
Landwirte. Dazu kommen die Kosten und der Aufwand für Betriebsmittel, die Jahr
für Jahr ansteigen. „Bleibt zu hoffen, dass die Preise nach der Ernte wieder
ansteigen“, so Böhmer.
Bild: Sie
hoffen, dass die Preise nach der Ernte wieder ansteigen: BBV-Direktor Wilhelm
Böhmer, die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel und BBV-Präsident Hermann Greif
(von links).
Teichwirtschaft seit über
sechs Jahrhunderten: Mit dem Schlossweiher in Aufseß tragen 16 Teiche in
Oberfranken das Prädikat „Kulturgut Teich“
Aufseß.
Teiche sind nicht nur Landschaftsbestandteile, sondern auch wertvolle
Kulturgüter. Das stellt die Teichgenossenschaft Oberfranken zusammen mit dem
Bezirk seit 16 Jahren eindrucksvoll unter Beweis. Mit dem Schlossweiher in
Aufseß (Landkreis Bayreuth), der eigentlich „Ecken-Weiher“ heißt, erhielt
diesmal ein Gewässer in der Fränkischen Schweiz das seltene Prädikat
„Kulturgut Teich“. Besitzer ist Eckart von und zu Aufseß, Pächter und
Bewirtschafter ist der Bezirk Oberfranken, das Areal gehört zur Lehranstalt
für Fischerei.
Die Geschichte des Schloßweihers lässt sich bis in das Jahr 1385
zurückverfolgen. Deshalb, und weil der Teich seitdem ein fester Bestandteil
des Landschaftsbildes ist und viel zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt,
werden Wanderer und Spaziergänger künftig mit einer großen Informationstafel
auf die reichhaltige Geschichte des Gewässers und seiner Umgebung aufmerksam
gemacht.
Neben der prägenden Bedeutung für die Landschaft, der Bewirtschaftung und
der belegten Historie müsse ein ausgezeichneter Teich auch eine besondere
ökologische Bedeutung haben, so Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der
Teichgenossenschaft Oberfranken aus Wunsiedel. Viele Teiche hätten einen
hohen kulturellen Wert, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr.
Günther Denzler bei der Enthüllung der neuen Informationstafel. Bereits um
1400 hätten die Bamberger Bischöfe eigene „Seemeister“ beschäftigt. Sie
hatten die Aufgabe, sich um die Gewässer in der Region zu kümmern. Dies
zeige eindrucksvoll auf, dass Fisch schon im Mittelalter ein begehrtes und
geschätztes Lebensmittel gewesen sei.
Der
Schlossweiher in Aufseß, der eigentlich „Ecken-Weiher“ heißt, von den
Einheimischen „Unterer Weiher“ genannt wird und bei den Beschäftigten der
Lehranstalt „Großer Weiher“ heißt, ist seit seiner ersten urkundlichen
Erwähnung 1385 im Besitz der Familie von und zu Aufseß und wird seitdem
beinahe ununterbrochen bewirtschaftet. Eine einzige Zäsur gab es in den
Nachkriegsjahren, als der Teich mehr und mehr verlandete und die bestehenden
Bruthäuser verfallen waren. Erst Ende der 1960er Jahre nahm Eckart von und
zu Aufseß die Fischerei wieder auf.
Der Weiher habe damals wie ein Feld mit vielen nassen Stellen ausgesehen,
erinnerte sich Eckart von und zu Aufseß. Er selbst habe die Fischerei wieder
aufleben lassen, die Bewirtschaftung übernommen und große Pläne gehabt.
Allerdings hab er schnell einsehen müssen, dass er kein Fachmann ist, und so
sei das Angebot des Bezirks Oberfranken im Jahr 1980 gerade recht gekommen,
auf dem Gelände eine Lehranstalt für Fischerei zu errichten. „Somit ist die
gesamte Teichanlage ein echtes Juwel geblieben“, freute sich Eckart von und
zu Aufseß.
Heute gilt der Schloßweiher als sommerwarmer Karpfenteich, in dem auch
Schleien, Rotaugen, Rotfedern und die selten gewordenen Karauschen zu Hause
sind. Drumherum haben viele Amphibien einen wertvollen Lebensraum gefunden.
Eingebettet ist der Weiher in die Lehranstalt für Fischerei, die sich als
weit über die Grenzen Oberfrankens hinaus bedeutende Aus- und
Weiterbildungsstätte für Fischer und Teichwirte versteht, die sich mit ihrem
Kurs- und Informationsangebot aber auch an eine breite Öffentlichkeit
wendet. Die Lehranstalt dient zudem als kompetentes Zentrum in allen Fragen
der Fischzucht und des Fischartenschutzes.
Bilder:
Der oberfränkische Bezirkstagspräsident
Dr. Günther Denzler (rechts), Besitzer Eckart von und zu Aufseß (Mitte) und
der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma haben am
Ufer des Schloßweihers („Ecken-Weihers“) in Aufseß eine Informationstafel
enthüllt, die das Gewässer künftig als Kulturgut ausweist.
Insel der Ruhe in lärmender
Gesellschaft / Frankenwald- und regionaler Waldbesitzertag in Schwarzenbach
am Wald
Schwarzenbach
am Wald, Lks. Hof. „Wir brauchen die Technik ganz dringend“, widersprach
Josef Spann, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, den beiden
Geistlichen Pfarrer Jens Güntzel und Pastoralreferent Herbert Punzelt aus
Schwarzenbach am Wald. Beide hatten in ihrer ökumenischen Andacht zu Beginn
des Waldbesitzertages Kritik am vermeintlich übermäßigen Technikeinsatz in
den Wäldern geübt.
Der Wald sei zwar eine wichtige Konstante in einer sich rasant verändernden
Gesellschaft. Doch ähnlich wie in der Landwirtschaft könne man auch in der
Forstwirtschaft heute nicht mehr mit der Technik aus vergangenen Jahrzehnten
und Jahrhunderten arbeiten. Im Gegenteil: „Moderne Technik vereinfacht die
Tätigkeit der Waldarbeiter und sorgt für deren Sicherheit“, sagt Spann.
Es
ist schon ist es eine kleine Tradition, wenn das Holzforum Schwarzenbach am
Wald zusammen mit der Stadt, den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten Münchberg und Kulmbach, der Sozialversicherung für Landwirtschaft,
Forsten und Gartenbau (SVLFG) sowie dem Cluster Forst und Holz in Bayern zum
mittlerweile 4. Frankenwaldtag und zugleich zum 4. Regionalen
Waldbesitzertag aufgerufen hat.
Der
Tag in Bayerns waldreichster Gegend ist den rund 700000 Waldbesitzer in
Bayern gewidmet, die ihr eigenes Stück Wald bewirtschaften und damit einen
wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und zur Stärkung des
ländlichen Raumes leisten. Klimawandel, neue Forsttechniken und
gesamtwirtschaftliche Entwicklungen heißen die Herausforderungen, bei denen
der Waldbesitzer Orientierung und fachliche Unterstützung braucht. All das
war diesmal auch wieder in Schwarzenbach am Wald zu finden.
Hier gab es ein großes „Waldforum“, einen Ausstellungsbereich mit
Messecharakter und einen „Waldparcours“. Viele der angekündigten
Vorführungen mussten diesmal allerdings dem schlechten Wetter geopfert
werden. Ein Schwerpunkt war die Warnung vor den erheblichen Unfallrisiken,
die der Wald bietet. Moderne Holzernteverfahren und sichere Arbeitsweisen
können diese Gefährdungen minimieren, wie ein Spannungssimulator, ein
Fixlängenkatapult und ein Helmtester eindrucksvoll veranschaulichten. Bloß
gut, dass dabei nur eine Melone und kein echter Kopf zu Schaden kam. Jeder
der die Vorführung live gesehen hat, wird künftig bei den Forstarbeitern im
Wald nicht mehr leichtsinnig auf den Helm verzichten. Die Vorführungen der
Sozialversicherung SVLFG fanden auf jeden Fall immer ihr interessiertes
Publikum.
Nirgends
anders sei Ökologie, Ertrag und Erholung auf einer einzigen Fläche möglich“,
so Waldbesitzerpräsident Josef Spann. Wer könnte sich rühmen, dabei auch
noch so kostbare Nebenprodukte wie Sauerstoff und Trinkwasser zu haben.
Deshalb benötige die Forstwirtschaft auch mehr Verständnis gerade aus den
Reihen der Stadtbevölkerung, denn sie könne auf über 300 Jahre
Nachhaltigkeit verweisen.
Vom Wald als „Insel der Ruhe in einer lärmenden Gesellschaft“ sprach der
Schirmherr, Ex-Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich, der aus
der Nachbarstadt Naila kommt. Waldbesitzer sollen ihre Verantwortung auch
weiterhin individuell wahrnehmen können, sagte der ehemalige Minister und
weiter: „Wer Eigentum hat und es verantwortlich nutzt, der verdient auch,
dass er vom Staat unterstützt wird und dass ihm andere nicht hineinreden.“
Und noch ein Argument für den Wald hatte Friedrich parat: „Wer heute ein
Stück Wald aufforstet, der weiß, dass er selbst davon nicht mehr profitieren
wird, sondern vielmehr seine Kinder und Enkel.“ Wald bedeute deshalb auch
Verantwortung weit über die eigene Generation hinaus.
Der
Frankenwald- und Waldbesitzertag erfuhr durch die Anwesenheit gleich dreier
„Königinnen“ eine ganz besondere Aufwertung. Neben der Bayerischen
Waldkönigin Isabella Wimmer, was auch die neue Bayerische Bierkönigin
Tina-Christin Rüger und die Hochfrankenkönigin Katharina Fuchs anwesend.
Ebenso zu den prominenten Gästen gehörte Hans Carl von Carlowitz,
dargestellt von dem Schauspieler Peter Kampschulte vom Theater Hof. Der
sächsische Bergrat Carlowitz verfasste vor über 300 Jahren das erste
geschlossene Werk über die Forstwirtschaft und gilt als wesentlicher
Schöpfer des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs.
Bilder:
1. Ohne schweres Gerät geht es im Forst
kaum noch. Wofür die Technik gut ist, konnten die Besucher beim Waldtag in
Schwarzenbach sehen.
2. Über alles Wissenswerte rund um denn
Wald informierte die Bayerische Forstverwaltung an einem aufwändig
gestaltetem Messestand.
3. Spannende Vorführungen über die
Sicherheit bei Waldarbeiten gab es am Stand der Sozialversicherung für
Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG).
4. Die Bayerischen Waldkönigin Isabella
Wimmer, Peter Kampschulte als Hans Carl von Carlowitz, Hochfrankenkönigin
Katharina Fuchs, der frühere Landwirtschaftsminister Hans Peter Friedrich,
die neue Bayerische Bierkönigin Tina-Christin Rüger, Josef Spann, der
Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes und Bürgermeister Dieter
Frank (von links).
Gewinner sind die Metzger - Ein
Fest für die Bratwurst /
„Erlaubt ist, was schmeckt“: Rekordbesuch
beim 4. Fränkischen Bratwurstgipfel
Pegnitz.
15 Metzgereien im Wettstreit um den Titel des Fränkischen
Bratwurstkönigs, Kreativmetzger Klaus Lindner aus Pegnitz und
Berufsschulklassen aus Fürth und Hof außer Konkurrenz am Grill,
alles in allem über 30 Bratwurstsorten brutzelten auf dem Rost -
kein Wunder, dass in diesem Jahr der Rekord von 20000 Besuchern beim
4. Fränkischen Bratwurstgipfel im Wiesweiherpark noch einmal
übertroffen wurde.
Bratwurstkönig wurde der Metzger Jürgen Brunner aus Erlangen mit der
klassischen Erlanger Bratwurst und einer kreativen Paprikabratwurst
mit dem Namen Jalapenos. Brunner siegte auch in der Sparte
klassische Bratwurst, während bei den kreativen Würsten Volker
Gagel aus Michelau vorne lag. Publikumsliebling wurde der
Gesamtsieger des Vorjahres, Metzgermeister Jürgen Reck aus Erlangen
mit der Bändel- und der Krautsbratwurst.
Erlaubt
war alles, was schmeckt. Gebraten wurden in diesem Jahr in der
Kategorie Kreativbratwurst ein Coburger Samba Griller, Erdbeer-Minz
Bratwurst mit grünem Pfeffer, Bratwurst Hawaii und vielerlei mehr.
In der Kategorie klassische Bratwurst gab es unter anderem Erlanger
Bratwürste, Nürnberger Bratwürste und Fränkische Bratwürste im
Bändel.
„Pegnitz
forever“ gab Bürgermeister Uwe Raab als Losung aus und meint damit,
dass die größte Stadt des Landkreises Bayreuth, in der vor fünf
Jahren die Idee zu dem Fest geboren wurde, auch künftig
Veranstaltungsort bleiben möchte, weil der „Gipfel“ längst Kult
geworden ist. Der Dreiklang von Bratwürsten, Brot und Bier halte
Leib und Seele zusammen, so Raab, der eigens zum Bratwurstgipfel
eine 80-köpfige Delegation aus den Partnerstädten Slany in
Tschechien und Guyancourt in Frankreich eingeladen hatte.
Organisator Michael Breitenfelder, der das Wirtschaftsband A9 aus 18
Kommunen managt, betonte die Bedeutung des Gipfels für den
Wirtschaftsstandort Pegnitz. Es gehe darum, die Qualität der
Erzeugnisse zu vermitteln, die täglich in den Betrieben hergestellt
werden — und dies nachhaltig: „Die Wirkung des Gipfels soll nicht zu
Ende sein, wenn die Holzkohlenasche im Grill verglommen ist.“
Eine
Riesenchance für die Metzgerbetriebe, ihr Handwerk zu präsentieren,
sei die Ausnahmeveranstaltung, lobte der Präsident der
Handwerkskammer für Mittelfranken, Heinrich Mosler. Er sprach vom
größten Event, den die drei fränkischen Kammern gemeinsam
ausrichten. Sein Kollege von der oberfränkischen Kammer, Thomas
Zimmer, pflichtete ihm bei: „Gewinner sind die Metzger.“ Das Motto,
das Zimmer diesmal zum Bratwurstgipfel ausgab, lautete: „Erlaubt
ist, was schmeckt.“.
Bei
den drei Wettbewerben bewerteten drei Jurys die Bratwürste. Die
Metzger beurteilen die Produkte der erstmals zum Wettstreit
antretenden Berufsschulen. Prominente Juroren, darunter
Bürgermeister Raab, der Bayreuther Landrat Hermann Hübner,
HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, die stellvertretende
Regierungspräsidentin Petra Platzgummer Martin und die
HWK-Präsidenten Thomas Zimmer und Heinrich Mosler, saßen über die
klassischen Würste zu Gericht. Die ausgefallenen Kreativbratwürste
wurden von den Bürgermeistern des Wirtschaftsbandes A9 verkostet.
Sie seien schließlich von vielerlei Terminen her ausgewiesene
Bratwurstexperten mit hohen Erfahrungswerten und ganz feinen
Geschmacksnerven , so Organisator Breitenfelder.
Bilder:
- Der oberfränkische HWK-Präsident Thomas Zimmer, Moderator Bernd
Rasser und der mittelfränkische HWK-Präsident Heinrich Mosler
kosteten zum Start des Bratwurstgipfels die ersten Würste frisch vom
Grill. - Schülerinnen und Schüler der Pegnitzer Hotelfachschule
servierten durchnummerierte Bratwürste für die einzelnen
Wettbewerbe. - Der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab (links) und
der Bayreuther Landrat Hermann Hübner gehörten zu den Testessern.
Fränkischer Dreiklang:
Bratwürste, Brot und Bier / 4. Bratwurstgipfel am 1. Juni soll
erneut 20000 Besucher nach Pegnitz locken
Pegnitz.
15 Metzger aus drei Regierungsbezirken, 30 verschiedene
Bratwurstkreationen und rund 20000 Besucher: der 4. Fränkische
Bratwurstgipfel am 1. Juni in Pegnitz soll einmal mehr alle Rekorde
übertreffen.
Dorfmetzger Jürgen Reck aus Möhrendorf in Mittelfranken hat ein
Ziel: er möchte seinen Titel als amtierender Bratwurstkönig
verteidigen. „Zwei Mal hat bislang Oberfranken gewonnen, ein Mal
Mittelfranken, da wäre eine Titelverteidigung schon angesagt“, meint
der Metzgermeister, der sich erst vor drei Jahren selbstständig
gemacht hat. Am Sonntag, 1. Juni ab 11 Uhr hat er im Pegnitzer
Wiesweiherpark die Gelegenheit dazu. In der Disziplin Bratwurst
klassisch tritt er diesmal mit einer Bändelbratwurst an, in der
Sparte Bratwurst kreativ mit einer Krautsbratwurst, mehr verrät der
Vorjahressieger nicht.
Da sind
andere Teilnehmer schon offener. Frank Glumbik von der gleichnamigen
Fleischerei aus Rödental bei Coburg geht in der Creativ-Sparte mit
einem echten Coburger Samba-Griller an den Start. Zum einen sei
Coburg die Stadt des Sambafestivals, zum anderen gehe es ihm um
einen Vorgeschmack auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Und so soll in
der Bratwurst unter anderem Mango und Aprikose und sogar ein Schuss
Chili zu schmecken sein. Thomas Wiesenmüller von der gleichnamigen
Metzgerei in Bayreuth nennt seine Kreativ-Kreationen Bratwurst Lolly
Rio und will neben Chili auch mit Schoko- und Orangenabrieb punkten.
Ein
ganz anderes Geschmackserlebnis verspricht Markus Lindner von
Lindners Hausmetzgerei in Weidenberg. Er nennt seine Würste „Brofis“,
was für Bratwürste mit Fisch stehen soll. Auch Lammbratwürste,
Bierbratwürste, Hawaiibratwürste und sogar vegetarische Bratwürste
soll es geben. Bei den Klassikern sind dagegen Erlanger, Nürnberger,
Bamberger, Aischgründer und Hofer Bratwürste im Angebot.
Letztere stammen einmal mehr von der Metzgerei Max in Hof, die 2011
den Titel des 1. Fränkischen Bratwurstkönigs erzielt hatte.
„Erlaubt
ist, was schmeckt“, sagt der Präsident der Handwerkskammer für
Oberfranken Thomas Zimmer. Sein mittelfränkischer Amtskollege
Heinrich Mosler sprach vom größten Event, das die drei fränkischen
Kammern gemeinsam ausrichten. Der Dreiklang von Bratwürsten, Brot
und Bier halte Leib und Seele zusammen, so der Pegnitzer
Bürgermeister Uwe Raab, der eigens zum Bratwurstgipfel eine
80-köpfige Delegation aus den Partnerstädten Slany in Tschechien und
Guyancourt in Frankreich eingeladen hat.
Neu
ist in diesem Jahr ein eigener Nachwuchspreis, bei dem die
staatlichen Berufsschulen Fürth und Hof gegeneinander antreten.
Festgehalten wird dagegen an den verschiedenen
Verkostungswettbewerben auf der Bühne durch Promi- und
Expertenjurys. Gleichzeitig haben alle Besucher Gelegenheit, über
einen Bewertungsbogen vor Ort ihre Lieblingsmetzgerei zu bestimmen.
Begleitet
wird die außergewöhnliche Mischung aus Volksfest, Genussfest mit
Livemusik von der Gruppe „The Rockin Lafyette“ und dem Kabarettisten
Klaus Karl Kraus. Daneben gibt es jede Menge touristische
Informationen und Spezialitätenstände mit regionalen Produkten,
darunter Kuchen, Küchla, Spritzgebäck, Marmeladen, Biere, Säfte,
Liköre oder Sekt. Unterstützt wird die Veranstaltung von der Stadt
Pegnitz, dem Verein Genussregion Oberfranken, der Handwerkskammer,
dem Zusammenschluss Wirtschaftsband A9 und dem Tourismusverband
Franken. Schirmherr ist der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich
Maly.
Der 4.
Fränkische Bratwurstgipfel wird am Sonntag, 1. Juni um 11 Uhr im
Pegnitzer Wiesweiherpark eröffnet.
Bilder:
- Vor dem Altenstädter Schloss in Pegnitz stellten alle Beteiligten
Metzger und die Verantwortlichen der Handwerkskammer das Programm
zum 4. Fränkischen Bratwurstgipfel vor. - Die verschiedensten
Bratwurstkreationen werden am 1. Juni in Pegnitz auf dem Grill
landen. - Zwei Metzgermeister und Bratwurstkönige: Jürgen Reck
(links) aus Möhrendorf holte 2013 den Bratwurstpokal, Klaus Lindner
aus Pegnitz wurde 2012 an die Spitze gewählt.
Fränkische Forellen statt
Fisch aus Fernost / Karpfen und Saiblinge als Alternative zu Bratwürsten und
Steaks: Teichgenossenschaft eröffnete oberfränkische Fischgrillsaison
Coburg.
King Prawns aus Malaysia und Pangasius aus Thailand: das muss nicht sein,
meinen die 2000 oberfränkischen Teichwirte, von denen rund 900 in der
Teichgenossenschaft organisiert sind. Sie setzen stattdessen auf heimische
Forellen, Karpfen, Saiblinge, Hechte, Waller oder Zander. In den kommenden
Monaten soll der Fisch aus heimischen Gewässern vor allem auch auf den
Grill, denn, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler:
„Feinschmecker wissen es schon lange, dass sich nicht nur Bratwürste und
Steaks, sondern auch Fisch aus heimischen Gewässern als hervorragendes
Grillgut eignen.
Fisch als Grillgut erleben, das ist auch die Absicht der Teichgenossenschaft
Oberfranken, die seit einigen Jahren zusammen mit dem Bezirk und seiner
Fischereifachberatung sowie dem Hotel- und Gaststättenverband werbewirksam
die Fischgrillsaison eröffnet. Fisch aus Fernost werde häufig chemisch
aufbereitet, damit er frisch wirkt. Doch damit nicht genug: Fisch aus
Fernost bedeute meist auch das Heranwachsen unter industriellen Bedingungen,
den Schutz vor Krankheitserregern mit Antibiotika und einen extrem langen
Transportweg. Bei heimischen Fischen sei dies alles nicht notwendig, denn
sie kommen vom Teichwirt von nebenan, so Peter Thoma, Vorsitzender der
Teichgenossenschaft.
Diese leistungsfähigen Fischbetriebe sind es, die hervorragende Delikatessen
erzeugen, so Bezirkstagspräsident Günter Denzler. Einer davon, der seinen
Betrieb sogar im Vollerwerb erwirtschaftet, ist Kurt Werner Human, Chef der
Fischzucht Lautertal nördlich von Coburg. Von seinem Betrieb stammten die
Forellen und Karpfen, aus denen Günther Bräutigam und sein Team vom
Restaurant Rosengarten in Coburg die Grillteller mit Sahnemeerrettich und
verschiedenen Beilagen zur Eröffnung der Fischgrillsaison zubereitet hat.
Immer mehr Menschen möchten bewusster leben und essen, da sei die Bedeutung
des heimischen Fisches gar nicht hoch genug einzuschätzen, so Denzler. Fisch
sei verdaulich, eiweißreich und fettarm. Nicht zuletzt werde durch den
Verzehr von heimischen Fischspezialitäten auch die regionale Teichwirtschaft
gestärkt und ein nicht zu unterschätzender Beitrag zum Erhalt der
Artenvielfalt in den Gewässern geleistet.
„Aus der Region, für die Region“, so funktioniert Nachhaltigkeit, meinte der
örtliche Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach. Die Teichwirte würden stets
aufs Neue beweisen, dass das Gute so nah liegt, und dass das Ferne nicht
unbedingt das Bessere sein muss. Teichwirtschaft habe auch immer mit
Lebensqualität zu tun, so Landtagsabgeordneter Jürgen W. Heike. Er warnte
vor Auswirkungen eines rigorosen Naturschutzstreifens entlang des „Grünen
Bandes“ an der ehemaligen Zonengrenze, der die Teichwirte besonders treffen
würde. „Naturschutz ja, aber bitte mit Augenmaß und Ziel“, so Heike.
Bild:
Fisch als Grillgut wiederentdecken, dafür
warben (von links) Thomas Speyerl von der Fachberatung für Fischerei des
Bezirks, Kurt Werner Humann, Günther Bräutigam, Helmut Wedekind von der
Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, der Vorsitzende der
Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma aus Wunsiedel, Friedrich
Schmauser vom Bezirksfischereiverband, der Bundestagsabgeordnete Hans
Michelbach, Bezirkstagspräsident Günther Denzler und der Landtagsabgeordnete
Jürgen W. Heike.
Bauern als Ressourcenschützer /
Agrartag der bayerischen Genossenschaftsorganisation lockte über 800 Landwirte
nach Erlangen
Erlangen.
Bessere Strukturen, bessere Technik und ein Umdenken, das sind die drei Dinge,
die notwendig sind, um auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich zu sein und
gleichzeitig die Ressourcen zu schonen. Das jedenfalls war die Auffassung aller
Redner beim Agrartag der bayerischen Genossenschaftsorganisation, der diesmal in
Erlangen stattfand. Den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und den Schutz
natürlicher Ressourcen bezeichnete der Vorstandsvorsitzende des bayerischen
Genossenschaftsverbandes Stephan Götzl (links) als alternativlos. „Es geht nicht
darum, ob wir Ressourcen schützen müssen, sondern wie“, sagte Götzl.
Wie
das alles gehen soll? Durch Zusammenarbeit von landwirtschaftlichen Betrieben,
durch die gemeinsame Nutzung von Technik und durch Kooperationen bei Beschaffung
und Absatz, all das sei genauso wichtig, wie der Einsatz einer effektiven und
innovativen Agrartechnologie. Doch Technik und Strukturen alleine reichen noch
nicht, notwendig sei auch ein Umdenken, eine „geistige Wende“, wie es Götzl
bezeichnete. „Wir müssen künftig noch viel stärker in Kreisläufen denken“, sagte
er. Geld aus der Region soll künftig auch in der Region bleiben, denn
schließlich sei auch Kapital eine begrenzte Ressource, auch wenn oft der
gegenteilige Eindruck erweckt wird.
Der
wohl ungewöhnlichste Beitrag beim Agrartag vor rund 800 Landwirten in der
Erlanger Heinrich-Lades-Halle kam von Christian Dürnberger (links) vom Institut
Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität
München. Der Wissenschaftler hatte sich mit der Sicht von Gesellschaft und
Verbrauchern auf die Landwirtschaft beschäftigt und war zu dem Schluss gekommen,
dass die gesamte Branche die Werteorientierung mehr zum Thema machen sollte. Vor
allem in der Kommunikation mit dem Verbraucher gebe es noch deutliche Defizite,
so Dürnberger. Grund dafür: „Realitätsfremde Vorstellungen enden in
realitätsfremden Erwartungen“, und gerade diese realitätsfremden Vorstellungen
seien es, die in so vielen Köpfen zu einem völlig falschen Bild führen. Diese
Romantisierung und Idealisierung habe es schon immer gegeben, sagte Dürnberger.
Aber gerade im Agrarmarketing finde man all diese Bilder wieder, die einem
glauben machen möchten, dass die Zeit stehen geblieben wäre. Im Gegensatz zu
Autos oder Computern werde im Agrarmarketing niemals Technik gezeigt. Den Slogan
„Wir habe die modernsten Melkanlagen der Welt“, werde man in der Werbung
vergeblich suchen. Stattdessen werde eine technikferne Idylle präsentiert, die
nichts mit der Wirklichkeit zu tun habe.
Auch
Klaus Josef Lutz (links), BayWa-Vorstandsvorsitzender, wusste, dass die
Landwirtschaft nicht immer fair behandelt werde und immer mehr im Focus der
gesellschaftlichen Diskussion steht. Aber eine positive Entwicklung sei eben
auch immer mit kritischen Fragen verbunden. Und die Entwicklung sei eindeutig
positiv. „Agrar ist sexi, Agrar ist spannend“, sagte Lutz. Warum das so ist:
Weil die Landwirtschaft trotz Wasserknappheit, trotz Flächenknappheit und trotz
steigender Nachfrage die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung als zentrale
Herausforderung sieht. Gelingen werde dies letztlich nur mit einer
Produktivitätssteigerung und das wiederum habe viel mit Technik zu tun.
Technik
war auch das Thema von Rob Smith (links). Der in Augsburg geborene Amerikaner
steht als Senior Vice President und als General Manager Europe, Africa und
Middle-East an der Spitze des Landmaschinenkonzerns AGCO, zu dem als
Premiummarke auch Fendt gehört. „Die Landwirtschaft erfüllt eine höchst
anspruchsvolle Mission für die Gesellschaft, deshalb hat sie auch die höchste
Anerkennung verdient“, sagte Smith, der nur eine rentable und profitable
Landwirtschaft als nachhaltig bezeichnete. Ein Wachstum werde notwendig sein,
schon allein wegen der steigenden Weltbevölkerung. Gleichzeitig müssten in
Zukunft aber auch die Böden, die Umwelt und die Atmosphäre geschont werden. Die
Lösung des Problems für Smith liegt naturgemäß im Einsatz von High Tech in der
Landtechnik. Smith: „Technik und ein effektiver Know-How-Transfer werden in
Zukunft unerlässlich sein.
Welche
Rolle die Landwirtschaft bei einem Konzern wie McDonalds spielt, erläuterte
Stefan Huber, der für die Bereiche Beschaffung und Qualitätssicherung zuständig
ist. 46000 Tonnen Rindfleisch, fast genauso viel Hühnerfleisch, 37000 Tonnen
Weizen, 153000 Tonnen Kartoffeln und 14000 Tonnen Salat, das sind die Mengen,
die der Fast-Food-Konzern allein in Deutschland pro Jahr für seine 1400
Restaurants benötigt. Unter der Bezeichnung „Best Beef“ stellte Huber ein
„Bündnis für Exzellenz, Sicherheit und Transparenz vor“, das zur
Ressourcenschonung, genauso wie zum Tierwohl und zur Tiergesundheit beitragen
soll.
Als
Voraussetzung für die Teilnahme nannte Huber die QS-Zertifizierung, zu den
einzelnen Modulen, die Landwirte erfüllen müssten, gehört unter anderem die
Vorhaltung eines Laufstalls oder die Möglichkeit zum Weidegang, eine bestimmte
Zusammensetzung der Futtermittel sowie Hygienestandards. „Wir wollen damit
zeigen, dass sich Ressourcenschonung und Effizienz nicht grundsätzlich
ausschließen müssen“, so Huber.
Die
gleiche Auffassung vertrat auch Agrarökonom Folkhard Isermeyer (links) aus
Braunschweig. Ressourcenschonung in Form von Nichtnutzung sei keine Lösung,
sagte er. Ziel einer jeder Nachhaltigkeitsbemühung sollte es sein, dass kommende
Generationen die gleichen Entwicklungschancen vorfinden, wie die jetzige
Generation.
Gruppenbild mit von
links: Rob Smith, Christian Dürnberger, Stefan Huber, Folkhard Isermeyer,
Landwirtschaftsmeister Franz Högl aus Volkenschwand und Moderator Uwe Steffin,
Chefredakteur des Agrarmanagers.
Sehnsucht nach Heimat /
Landtourismus im Trend: Fichtelgebirge und Fränkische Schweiz haben noch
Nachholbedarf
Pottenstein,
Lks. Bayreuth. Trotz Facebook und Globalisierung: Urlaub auf dem Bauernhof ist
kein Auslaufmodell. „Im Gegenteil“, sagt Susanne Warlimont, Geschäftsführerin
des Landesverbandes Urlaub auf dem Bauernhof mit Sitz in München. Natur,
Gesundheit, Regionalität und Nachhaltigkeit, all das seien Trends, die der
Bauernhofurlaub auffängt. Von einem Vorurteil, das noch in vielen Köpfen
herumgeistert, müsse sich der Gast allerdings verabschieden: „Urlaub auf dem
Bauernhof ist kein Billigurlaub“, so die Sprecherin beim Bauerntag in
Pottenstein.
Hier
in der Fränkischen Schweiz ist diese Botschaft genauso wie in vielen Teilen des
Fichtelgebirges allerdings noch nicht überall angekommen. Hier hätten viele
Urlaubsanbieter im ländlichen Raum noch lange nicht erkannt, welche Chancen und
Potenziale in der Region liegen, so der Bayreuther Landrat Hermann Hübner,
Vorsitzender der Tourismuszentrale Fichtelgebirge und stellvertretender
Vorsitzender der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Urlaub auf dem Bauernhof
sollte bei den landwirtschaftlichen Betrieben in der Region nicht länger ein
Nebenkriegsschauplatz sein. Sehnsucht nach Heimat sei längst ein Trend, der
mittlerweile auch die jüngere Generation erfasst hat.
„Mit
dem Urlaub auf dem Land haben wir ein authentisches und ehrliches Produkt“, sagt
Susanne Warlimont. Die Betriebswirtin, die zuvor unter anderem beim Bayerischen
Fernsehen tätig war, steht als Geschäftsführerin an der Spitze des 1991
gegründeten Landesverbandes, der gleichzeitig der touristische Dachverband für
den Bauernhof- und Landurlaub in Bayern ist. Landurlaub deshalb, weil auch
Landhöfe Mitglieder sein können, die zwar keine aktive Landwirtschaft mehr
betreiben, aber dennoch ein ursprüngliches Landerlebnis mit landwirtschaftlichen
Bezug bieten können. Ehemalige Hofstellen gehören beispielsweise dazu, die zwar
nicht als Bauernhof werben dürfen, sich aber dennoch von reinen Privatvermietern
deutlich abgrenzen.
Rund
1600 organisierte Anbieter gehören dem Verband in Bayern an und sie alle haben
eines gemeinsam: sie bedienen einen Trend, bei dem die Menschen die Natur wieder
für sich entdecken möchten. „Die Urlauber haben eine neues Ökobewusstsein
entwickelt, sie wollen wissen, was in ihrem Essen steckt und widmen sich gerne
den verschiedensten Outdoor-Aktivitäten, wie Wandern, Klettern oder Radfahren“,
sagt die Geschäftsführerin. Deutlichstes Zeichen für ein Umdenken in der
Gesellschaft ist für Susanne Warlimont unter anderem die Tatsache, dass
Zeitschriften wie „Landlust“ mittlerweile eine höhere Auflage haben, als der
„Spiegel“.
In
Zahlen ausgedrückt bedeutet dieser Trend, dass mittlerweile jede siebte
Übernachtung in Bayern auf einem Bauernhof stattfindet. 30 Prozent der Gäste
bleiben länger als eine Woche und drei Viertel der Gäste haben sich zuvor im
Internet ausführlich informiert. Trotz Internet versende der Verband täglich
aber immer noch rund 100 gedruckte Kataloge, was bedeutet, dass viele Menschen
beim Stöbern einfach gerne etwas in den Händen halten möchten.
Allen
Anbietern von Urlaub auf dem Bauernhof legte Susanne Warlimont ans Herz,
persönlich und individuell mit den Gästen umzugehen und landwirtschaftliche
Betriebsabläufe erlebbar zu machen. „Dann kommen die Gäste auch gerne wieder“,
sagte sie. Das gelte auch dann, wenn viele Menschen mit einem völlig falschen,
weil verklärtem und romantischem Bild von der Landwirtschaft auf den Hof kommen.
„Viele sehen zum ersten Mal ein Melkkarussell und wundern sich, weil sie bislang
glaubten, dass Kühe immer mit der Hand gemolken werden.“
Die
Zeiten hätten sich eben gewandelt, sagte der Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl
Lappe. Für die meisten Menschen sei der Urlaub im Fichtelgebirge oder in der
Fränkischen Schweiz der Zweit- oder Dritturlaub mit entsprechend kurzen
Buchungszeiten, auch darauf gelte es sich einzustellen, genauso wie auf die
Tatsache, dass von 100 Anfragen per Mail manchmal nur fünf hängenbleiben und
tatsächlich als Urlaubsgäste auf den Hof kommen.
Bild: Der
Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl Lappe, die Landesgeschäftsführerin des Verbandes
„Urlaub auf dem Bauernhof“ Susanne Warlimont (Mitte) und die stellvertretende
Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth.
Monstermasten auf wertvollem
Ackerland / Stromschwindel oder Versorgungssicherheit: Parteiübergreifender
Widerstand gegen eine neue Höchstspannungsleitung
Wie
kommt der Strom von A nach B? Von den riesigen Windparks in Norddeutschland zu
den Industriestandorten im Süden. Natürlich mit Hilfe entsprechender Leitungen,
sagen die Stromversorger. Leitungen, die allerdings erst gebaut werden müssen.
Eine dieser, nach Auffassung von Fachleuten, dringend benötigten Leitungen heißt
offiziell „Gleichstrompassage Süd-Ost“. Sie ist eine von 36 bundesweiten
Vorhaben, für die das Bundesbedarfsplangesetz einen vordringlichen Bedarf
festgestellt hat. Die Trasse soll von Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt bis nach
Meitingen nördlich von Augsburg führen. Kostenpunkt der rund 450 Kilometer
langen Trasse, davon 300 Kilometer in Bayern: rund eine Milliarde Euro. Gebaut
werden soll frühestens 2019, die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2022
vorgesehen.
Seit
die Trassenpläne eher zufällig Mitte Januar bekannt wurden, regt sich
insbesondere in Nordbayern der parteiübergreifende Widerstand. Landräte,
Bürgermeister, Kreis- und Gemeinderäte wollten ihren Augen kaum trauen, auf
welch verschlungenen Wegen sich die Leitung ihren Weg etwa in Oberfranken quer
durch die Landkreise Hof, Wunsiedel und Bayreuth sucht. Einen ersten Höhepunkt
erreichte die Protestwelle Ende Januar bei zwei eigentlich als
Diskussionsveranstaltungen bezeichneten Informationsabenden in der Stadthalle
von Kulmbach und in der Meistersingerhalle von Nürnberg. Mehrere 1000 Betroffene
machten dabei ihrem Ärger lautstark Luft, so dass die Veranstaltungen mehrfach
kurz vor dem Abbruch standen. In Kulmbach wurden gar nicht alle in die Halle
gelassen, in Nürnberg musste sogar der Sicherheitsdienst eingreifen.
Im
Focus der Gegner steht vor allem das Unternehmen Amprion, einer von vier
deutschen Übertragungsnetzbetreibern. Das Unternehmen war als Teil des
RWE-Konzerns entstanden und hat seinen Hauptsitz in Dortmund. Weil Bad
Lauchstädt als Ausgangspunkt der Gleichstromtrasse im Zuständigkeitsgebiet von
Amprion liegt, ist der Konzern auch für die gesamte Trasse verantwortlich.
„Unser
Ziel ist es, das Stromnetz fit zu machen“, sagt die für Bayern zuständige
Projektleiterin von Amprion Joelle Bouillon. Zur Realisierung der Energiewende
seien derartige neue Verbindungen dringend notwendig, die sehr große
Energiemengen über weite Strecken transportieren können. Allerdings handle es
sich zum jetzigen Zeitpunkt um Vorschläge, nicht um eine endgültige
Trassenführung. „Da ist noch nichts in Stein gemeißelt, da ist noch nichts
entschieden“, wird die Unternehmenssprecherin nicht müde, zu betonen.
Stark
betroffen von der neuen Gleichstromtrasse nicht nur, aber vor allem in
Oberfranken, ist natürlich die Landwirtschaft, denn die Bauern sind Eigentümer,
oder mindestens Bewirtschafter der notwendigen Flächen. Deshalb müssten die
Interessen von Grundstückseigentümern und Bewirtschaftern auch stärker
berücksichtigt werden, fordert der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.
Während den Kommunen Entschädigungsleistungen pro Kilometer Stromtrasse in
Aussicht gestellt werden, fänden die Belange der Eigentümer und Bewirtschafter
bislang gar keine Berücksichtigung, so BBV-Direktor Wilhelm Böhmer von der
Bezirksgeschäftsstelle in Bamberg.
Böhmer
kritisiert auch, dass die neue Gleichstromtrasse wesentlich weniger Rücksicht
auf die Belange der Bauern nehme, als dies bei bestehenden früheren Trassen der
Fall gewesen sei. Die Land- und Forstwirte fürchten besonders den Verluste
wertvoller Flächen aber auch Einschränkungen bei der Bewirtschaftung.
Böhmer
und Greif stellen dabei auch klar, dass sich der Bauernverband stets zur
Energiewende bekannt habe. Besser als die riesigen Energieparks in
Norddeutschland, von wo der Strom nun mit Hilfe der geplanten Leitung nach Süden
transportiert werden muss, sei allerdings die dezentrale Energieerzeugung vor
Ort, zumal dann auch die Wertschöpfung in der Region bleibe. Deshalb sollten
auch künftig verstärkt die Chancen einer regionalen Energieerzeugung sowie
dezentraler Speichertechnologien geprüft und genutzt werden, fordert Greif. Doch
darum geht es erst einmal nicht, solange die Bundesnetzagentur die vordringliche
Notwendigkeit der Trasse sieht.
Alle
Beteiligten, Amprion genauso wie die Bundesnetzagentur, bestätigen immer wieder,
dass das Verfahren zur exakten Trassenfindung mit größtmöglicher Transparenz
durchgeführt werden soll. Doch genau da setzt die Kritik der Trassengegner, in
der Regel Bürger aus den betroffenen Kommunen, an. Er habe aus der Zeitung von
der geplanten Trasse erfahren, sagt Oliver Bär (CSU) aus Berg bei Hof. Der
Rechtsanwalt und Landratskandidat seiner Partei sieht gute Möglichkeiten, gegen
die Trasse vorzugehen.
Hauptargument der Betroffenen ist es allerdings, dass sie oberfränkischen Städte
und Landkreise ihren Anteil zum Gelingen der Energiewende bereits erbracht
hätten. Rund 100 Windräder gibt es alleine im Landkreis Hof, so viele wie sonst
nirgends in Bayern. „Wir in Nordbayern haben unsere Hausaufgaben in Sachen
Energiewende gemacht“, so Bürgermeister Uwe Raab (SPD) aus Pegnitz im Landkreis
Bayreuth. Gerade in Oberfranken seien in Sachen erneuerbare Energien
Versorgungsgrade zu finden, die fast den Status der Vollversorgung einnehmen.
Raab bezeichnet das Damoklesschwert der Gleichstromtrasse als „Folgewirkung
eines Missmanagements der Energiewende“. Amprion bleibe den Beweis der
Notwendigkeit schuldig und setze dagegen auf eine Verunstaltung der Landschaft
und eine Entwertung von Grundstücken. Raab droht deshalb auch ganz offen: „Wir
werden uns wehren.“
Ganz
besonders misstrauisch gemacht hat viele Menschen im Fichtelgebirge ein Bogen in
der Trassenführung. Von Norden kommend orientiert sich die Planung an der
Bundesautobahn A9. Bei Münchberg zweigt sie allerdings in Richtung Osten, also
in Richtung Tschechien, ab und stößt erst wieder im südlichen Landkreis Bayreuth
auf die A9. Kritiker gehen zwischenzeitlich fest von einem Anschluss Tschechiens
aus. Auf keinen Fall, sagt Amprion-Sprecherin Joelle Bouillon. Die
Gleichstromtrasse sei wie eine Stromautobahn, allerdings ohne Abfahrten,
angelegt. Den seltsamen Bogen in der Trasse begründet sie mit raumplanerischen
Argumenten. Sie Strecke durch das Fichtelgebirge sei einfach technisch besser
machbar, weil man sonst direkt auf die Stadt Bayreuth treffe.
Kritiker geben sich mit dieser Aussage allerdings nicht zufrieden. „Die Trasse
wird nur deshalb gebaut, um den Stromschwindel zu beschleunigen“, schimpft
Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU) aus Himmelkron im Landkreis Kulmbach. Für
den Bogen nach Tschechien sieht Schneider nur einen einzigen Grund: Die
Möglichkeit, Strom ins Ausland transportieren zu können. „Mit
Versorgungssicherheit hat das Ganze nichts zu tun.“
Derzeit firmiert sich der Widerstand in Oberfranken auf breiter Basis, mehrere
Bürgerinitiativen gibt es schon, erste Termine für gemeinsame
Protestveranstaltungen stehen fest. Bei der Informationsveranstaltung von
Amprion in Kulmbach übergab Stefan Dittmar aus Leupoldsgrün (Landkreis Hof) der
Amprion-Sprecherin bereits über 1000 Unterschriften, Günther Bock steuerte
Listen mit weiteren 500 Unterschriften aus Weißdorf (ebenfalls Landkreis Hof)
bei.
Die 18
Gemeinden des Landkreises Bayreuth, die von den Planungen betroffen sind haben
sich bereits auf eine gemeinsame Linie verständigt, indem sie die vorgelegten
Planungen der Gleichstromtrasse vollumfänglich ablehnen. Sie bereiten gerade
eine entsprechende Resolution vor, die in der nächsten Kreistagssitzung
verabschiedet werden soll. „Solange der Netzbetreiber die für die
Raumwiderstandsanalyse maßgeblichen Zahlen nicht offengelegt hat, lassen wir uns
von Amprion nicht unter Zeitdruck setzen“, sagt Landrat Hermann Hübner.
Gegenstand der Resolution soll auch die Forderung an die Staatsregierung sein,
nach dem Vorbild von Niedersachsen Mindestabstände von der Wohnbebauung
festzulegen, um eine Gesundheitsbeeinträchtigung von Mensch und Umwelt
auszuschließen. Sollten diese Mindestabstände nicht eingehalten werden, sei eine
Erdverkabelung zwingend, heißt es aus dem Bayreuther Landratsamt.
Bild unten: Wo
der Übertragungsnetzbetreiber Amprion derzeit auch informiert, sind die Hallen,
wie hier die Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach voller protestierender Gegner.
Kein Strukturwandel durch die
Hintertür / BBV Oberfranken warnt vor Flächenfraß und weiter zunehmenden
Auflagen
Himmelkron.
Wenn es so weiter geht mit dem Flächenfraß und wenn die Auflagen auch künftig so
zunehmen, dann befürchtet der BBV nicht nur in Oberfranken einen „Strukturwandel
durch die Hintertür“. Als Grund dafür nannten der oberfränkische BBV-Präsident
Hermann Greiff und Direktor Wilhelm Böhmer vor der Presse in Himmelkron die
Tatsache, dass vor allem die vielen kleinen Betriebe, die meist im Nebenerwerb
bewirtschaftet werden, von den Auflagen extrem betroffen sind.
„Irgendwann machen die ihren Betrieb einfach dicht, und zwar für immer“, sagte
Böhmer und warnte davor, dass die bäuerliche Vielfalt auf der Strecke bleibt.
„Die Bauern sind die tragenden Säulen unserer Dörfer“, so Böhmer. Erst wenn kein
Bauer mehr in der Ortschaft ist, werde vielen die Bedeutung der Landwirtschaft
klar. Vor allem der Tourismus würde massiv leiden, wenn die oberfränkische
Landschaft nicht mehr bäuerlich bewirtschaftet wird, aber auch die
Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung bleibt irgendwann auf der Strecke.
Vieles, was derzeit im Bereich Düngung, Güllelagerung und –ausbringung, oder bei
der Tierhaltung diskutiert werde, verursache einen erheblichen Mehraufwand mit
fragwürdigem Nutzen. Betroffen seien in erster Linie kleinbäuerliche Strukturen
und die seien in Oberfranken eben besonders ausgeprägt zu finden.
Durchschnittlich würden rund 61 Prozent der Betriebe im Nebenerwerb
bewirtschaftet, in manchen Landkreisen wie Forchheim bis zu 85 Prozent. Außerdem
würden die Landwirte doch bereits auf einem exzellenten Level wirtschaften, was
Nachhaltigkeit, Qualität und Produktion angeht.
Ein
weiteres Problem nicht nur, aber eben auch in Oberfranken, ist das, was der BBV
bereits seit Jahren als Flächenfraß bezeichnet. In den zurückliegenden zehn
Jahren seien bayernweit durchschnittlich 8500 Hektar pro Jahr an
landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren gegangen. Anders ausgedrückt: „Jede
Woche verschwindet die Fläche von vier durchschnittlichen bayerischen
Familienbetrieben.“
Was
die Bauern deshalb auf keinen Fall brauchen können, sind Forderungen nach
Flächenstilllegungen. „Es kann doch nicht sein, dass wir über den Hunger in der
Welt diskutieren und gleichzeitig wertvolle Flächen zur Nahrungsmittelproduktion
stilllegen“, sagte Präsident Greif. Ebenso wenig könne es angehen, dass
Waldflächen, der Ursprung von Bau- und Energieholz, stillgelegt werden sollen.
„Es wäre absolut unverständlich, wenn wir Holz verrotten lassen, statt es zu
nutzen.“ Forderungen nach Flächenstilllegungen kommen für den BBV in Oberfranken
deshalb eher einer Forderung nach Enteignung gleich.
Sowohl
politisch, als auch wirtschaftliche zogen Präsident Greif und Direktor Böhmer
trotz extremer Wettersituationen und Hochwasser ein verhalten positives Fazit
für das zurückliegende Jahr. Für die landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe
sprach Böhmer von stabilen Betriebsergebnissen. Die Preisentwicklung für die
Marktfrüchte, für Getreide und Raps sei 2013 eher enttäuschend gewesen. Von
einem relativ gutem Preisniveau aus hätten sich die Getreide und Rapspreise bis
zur Ernte weit nach unten entwickelt, von einer Erholung könne bis heute nicht
gesprochen werden. Derzeit entwickelten sich die Raps- und Getreidepreise eher
seitwärts mit leichter Tendenz nach unten. Die wirtschaftliche Konsequenz dieser
Entwicklung werde sich freilich erst in den Buchführungsergebnissen des
Wirtschaftsjahres 2013/2014 widerspiegeln.
Bild: Ein
verhalten positives Fazit zog die oberfränkische BBV-Spitze mit Präsident
Hermann Greif (rechts) und Direktor Wilhelm Böhmer bei einer Bilanz in der
Himmelkroner Frankenfarm.
Runder Geburtstag: Wichtige
Bildungseinrichtung für ganz Nordbayern /
Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken gibt es seit 150
Jahren
Bayreuth.
Eigentlich ist erst 2014 das richtige Jubiläumsjahr. Das hatte
Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold herausgefunden. Doch gefeiert
wurde jetzt schon: der 150. Geburtstag der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in
Bayreuth. Die Eröffnung sei damals für Oktober 1863 geplant gewesen, habe aber
gleich zwei Mal verschoben werden müssen und fand dann endgültig am 4. Januar
1864 statt, sagte Dippold beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen der
Einrichtung, die unter der Trägerschaft des Bezirks Oberfranken steht.
Landwirte aus ganz Oberfranken und der Oberpfalz drücken in den Lehranstalten an
der südwestlichen Stadtgrenze von Bayreuth die Schulbank. Auch angehende
Zierpflanzen-, Stauden- und Friedhofsgärtner aus ganz Nordbayern absolvieren
seit Anfang der 1980er Jahre einen Teil ihrer Ausbildung in Bayreuth. Außerdem
sei die ungewöhnliche Bildungseinrichtung mittlerweile auch für Hobbygärtner und
andere Zielgruppen interessant, sagte Rainer Prischenk, der die Einrichtung seit
zwölf Jahren leitet.
In der
Landmaschinenschule der Lehranstalten beschäftigen sich die Lehrlinge
ausschließlich mit der Außentechnik, also zum Beispiel der Bodenbearbeitung.
Melktechnik und alle technischen Fragen der Tierhaltung werden im
oberpfälzischen Almesbach bei Weiden gelehrt, während angehende Gärtner zu
botanischen Fragen die Bayerische Landesanstalt für Gartenbau im
unterfränkischen Veitshöchheim aufsuchen müssen. Für die gärtnerische Technik
gibt es dagegen bayernweit nur zwei Standorte: Landshut-Schönbrunn und die
Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth.
Pro
Jahr kommt Rainer Prischenk auf 800 bis 900 Azubis und gut 100 angehende
Meister. Dazu kommen etwa 7000 Teilnehmertage in der Erwachsenenfortbildung,
wobei dieser Personenkreis aus ganz Bayern anreist. Die Lehranstalten sind für
diesen Ansturm bestens gerüstet. 50 eigene Internatsbetten gibt es auf dem
Gelände und sogar einen eigenen Hofladen.
Grüne
Berufe leben natürlich von der Praxis und so unterhält die Einrichtung einen
eigenen Gutsbetrieb mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 140 Hektar
Acker- und Grünland und einer Mutterkuhherde mit 60 Gelbvieh- und Fleckviehkühen
sowie zwei Bullen. Dazu kommen die erneuerbaren Energien: zwei
Photovoltaikanlagen mit sieben unterschiedlichen Modulsystemen, sowie unter dem
wirtschaftlichen Betrieb externer GmbHs ein Biomasseheizkraftwerk und eine
Biogasanlage.
„Wir
sind zentraler Forschungsstandort der Bayerischen Landesanstalt für
Landwirtschaft in Sachen Fleischrinderhaltung“, sagte Prischenk. Die
Lehranstalten seien darüber hinaus auch einer von bayernweit vier Standorten für
zertifizierte Biogasschulungen und in Kooperation mit der Universität Bayreuth
einer von sieben Orten im Freistaat, an denen es Demonstrationsfelder für
alternative Energiepflanzen gibt. „Unser Gutsbetrieb dient damit nicht nur der
Lehre, sondern auch der angewandten Forschung“, so Prischenk.
Seit
150 Jahren seien die Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth eine
wichtige Bildungseinrichtung für Landwirte in Nordbayern und seit über 30 Jahren
auch für Gärtner, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Ziel sei es stets
gewesen, mit einer fundierten und modernen Ausbildung den Berufsstand zu stärken
und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in der Region zu fördern. Gerade in
den zurückliegenden drei Jahrzehnten habe sich durch die Technisierung und die
Modernisierung das Berufsbild des Landwirts stark gewandelt, die Betriebe würden
immer größer und benötigten bestens ausgebildete Landwirte, um den
Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.
Die
Lehranstalten beschäftigen zusammen mit Verwaltung und Hausmeister 25 Personen,
darunter auch vier Auszubildende, je zwei zum Landwirt, zwei weitere zur
Hauswirtschafterin.
Bilder:
- Mutterkühe und Modulsysteme für Solaranlagen: Die Lehranstalten in Bayreuth
gelten aufgrund ihrer praktischen Ausrichtung als überregional bedeutsames
Ausbildungszentrum für grüne Berufe. - Rainer Prischenk leitet
seit zwölf Jahren die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken
in Bayreuth. - Leiter Rainer
Prischenk, Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, Bezirkstagspräsident Günther
Denzler sowie die beiden Bezirksräte aus Bayreuth Beate Kuhn und Stefan Specht
(von links) beim Festakt zum 150. Geburtstag der Landwirtschaftlichen
Lehranstalten.
Besser zu trocken als zu kalt
/
Bayerische Bäume zum Weihnachtsfest: Preise bleiben auf Vorjahresniveau
Oberalbach,
Lks. Erlangen-Höchstadt. Vier Millionen Christbäume werden pro Jahr in
Bayern benötigt, doch nur die Hälfte stammt auch aus dem Freistaat. Da ist
noch einiges an Überzeugungsarbeit notwendig, um die Verbraucher auf die
heimischen Bäume hinzuweisen. Ein Teil dieser Überzeugungsarbeit ist die
alljährliche werbewirksame Eröffnung der bayerischen Christbaumsaison,
diesmal mitten in den riesigen Christbaumkulturen des Betriebs Rippel-Beßler
im mittelfränkischen Oberalbach bei Wachenroth.
Obwohl Landwirtschaftsminister Helmut Brunner eigentlich nichts anderes
macht, als eine knapp zwei Meter hohe Tanne umzusägen, was keine 20 Sekunden
dauert, kommen Medienvertreter in Scharen, um von dem Ereignis zu berichten.
Eine gute Gelegenheit, die Werbetrommel für die bayerischen Bäume zu rühren,
meint auch die frischgekürte Deutsche Weihnachtsbaumkönigin Katharina Püning,
die extra aus Everswinkel im Sauerland angereist war.
Thomas
Emslander, Vorsitzender des Vereins der Bayerischen Christbaumanbauer aus
Ergolding, lobt die spezielle Nadelhaltbarkeit heimischer Bäume, die während
einer Mondphase gefällt werden. Bäume, die erst kurz vor dem Fest
geschnitten werden, müssten nicht zwangsläufig auch am längsten halten, so
Emslander. Er sprach von einem guten Jahr für die Christbaumanbauer, vor
allem, weil es keine Spätfröste gegeben habe. Spätfröste seien das
Schlimmste für Christbäume, Trockenheit sei dagegen kein großes Problem, das
halte der Baum meist besser aus als der Mensch.
Ihm gehe es vor allem darum, ein regionales Produkt in den Vordergrund zu
stellen, sagte Minister Brunner. Produkte aus der Region stünden für kurze
Transportwege („wir kutschieren die Bäume nicht durch halb Europa“), aber
auch für eine lokale Wertschöpfung, die im Falle des Weihnachtsbaums bis hin
zur Kompostierung oder thermischen Verwertung nach dem Fest reicht.
„Wirtschaft und Umwelt profitieren gleichermaßen, das ist beim Christbaum
nicht anders als bei Milch, Käse oder Fleisch.“
Brunner
zufolge entscheiden sich fast drei Viertel aller Verbraucher in Bayern für
eine Nordmanntanne, gefolgt von der Blaufichte. Aber auch Exoten, wie etwa
die Korktanne seien auf dem Vormarsch. Nicht ganz so der Renner sei dagegen
die heimische Tanne. Gute Nachrichten für den Verbraucher hatte der Minister
auch im Gepäck: so sollen die Endpreise stabil bei 18 bis 22 Euro pro Meter
bleiben.
Am
Rande der Christbaumsaisoneröffnung verriet der Minister auch, dass er
privat bereits den Trend zum Zweitbaum aufgegriffen habe. Ein Baum soll ab
dem Heiligen Abend im Wohnzimmer stehen, ein zweiter wird rechtzeitig zum
ersten Advent im Freien an der Eingangstür seinen Platz finden.
Der Betrieb Rippel und Beßler betreibt eine Weihnachtsbaumkultur, die fast
200 Hektar groß ist. In der Saison beschäftigt der Betrieb 35 Mitarbeiter,
während des Jahres gibt es sieben feste Vollzeit und zwei
Teilzeitarbeitskräfte.
Bilder:
-
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und die deutsche
Weihnachtsbaumkönigin Katharina Püning aus Everswinkel
- Banderole „Bayerischer Christbaum“
- Der Vorsitzende des
Vereins Bayerischer Christbaumanbauer Thomas Emslander,
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Landrat Eberhard Irlinger (von
links).
Original und Regional vom Knoblauchsland zur Genussregion /
Marktplatz der Gastlichkeit: 60. Consumenta setzt auf Landwirtschaft in der
Metropolregion
Nürnberg.
60 Jahre alt wird die große Nürnberger Verbrauchermesse Consumenta in diesem
Jahr. „Seit rund 50 Jahren ist auch der Bayerische Bauernverband mit von der
Partie“, sagt BBV-Direktor Rudolf Fähnlein. So versteht es sich fast schon von
selbst, dass der Verband diesmal nicht nur kräftig mitfeiert, sondern auch mit
einem umfangreichen Programm zum Gelingen der Messe beiträgt.
„630
Akteure verwandeln dazu an den insgesamt neun Messetagen die Halle 9 in einen
Marktplatz der Gastlichkeit“, so Fähnlein. Herzstück der Halle ist das große
Bäuerinnencafe mit der Landfrauenküche. Daneben gibt es dutzende von Ausstellern
aus dem landwirtschaftlichen Bereich vom Frankenwein bis zur Landjugend, von den
Molkereien bis zum Urlaub auf dem Bauernhof, und die große Präsentation der
Metropolregion Nürnberg mit dem Titel „Original - Regional“.
Zur
Eröffnung der großen Verbraucherschau auf dem Messegelände in Nürnberg gehörte
die große Showküche der Ortsbäuerin Erika Höfler aus dem Knoblauchsland und
ihren Mitstreiterinnen Gabi Walter und Gabi Barchtenbreiter vom Kreisverband
Nürnberg-Stadt. Eine „herbstliche Nudelpfanne“ stand auf dem Speiseplan und
Oberbürgermeister Ulrich Maly, der während des offiziellen Messerundgangs den
Bäuerinnen über die Schulter blickte, erwies sich dabei als ausgezeichneter
Kenner der fränkischen Gemüsevielfalt.
Nebenan
im BBV-Landfrauenaktionscafe versuchten sich unterdessen der Schwabacher
Landtagsabgeordnete und frühere Kultusstaatssekretär Karl Freller sowie der
Nürnberger Europaabgeordnete Martin Kastler in der Zubereitung fränkischer
Küchla, Rollen, Schneeballen und anderen süßen Leckerbissen. Mit der Nürnberger
Kreisbäuerin Renate Höfler und der mittelfränkischen Bezirksbäuerin Christine
Reitelshöfer aus Ansbach waren allerdings auch zwei echte Expertinnen am Werk,
die den Herren so manche Tipps und Tricks beibrachten.
Die
eindrucksvollsten 30 Meter auf der Consumenta gehören gleich nebenan der
Genussregion und dem Bierland Oberfranken. Beide Initiativen präsentierten sich
als die fränkischen Genuss- Aushängeschilder am Stand von „Original - Regional“,
einer Regionalinitiative der Metropolregion Nürnberg. Neben der Konditorei
Reichl aus Bad Steben, der Bäckerei Grünwehrbeck aus Kulmbach und der
Plassenburg Kelterei aus Bad Berneck waren es vor allem die Brauereien, die mit
ihren Bierspezialitäten, wie zum Beispiel der neuen Bock- und
Doppelbock-Kreationen der Nikl-Bräu aus Pretzfeld, die Vielfalt der Genussregion
ausmachten.
Die
Consumenta gilt als bedeutendste Publikumsmesse in Süddeutschland. „Die
Consumenta ist auch die größte Messe der Region“, so Veranstalter Heiko Könicke,
der zusammen mit seinem Bruder Hermann an der Spitze der AFAG Messen und
Ausstellungen GmbH steht. Er erinnerte an die schweren Anfänge der Messe in der
Nachkriegszeit. Jeder 1000. Besucher habe damals eine Einkaufstasche mit
Lebensmitteln bekommen, „von Spezialitäten war damals noch nicht die Rede“,
sagte Könicke. Der Ausstellungschef ließ auch die „goldenen 1960er Jahre“ Revue
passieren, die 1970er, in der regelmäßig mehrere 100000 Besucher gezählt wurden
und die 1990er, bei denen die Grenzöffnung für eine echte Sonderkonjunktur
gesorgt hatte.
Offen
räumte Heiko Könicke auch ein, dass die Consumenta in den Jahren 2000 bis 2010
eine Stagnation „auf hohem Niveau“ erfahren habe. Erst seitdem das Thema
Regionalität wieder in den Mittelpunkt gestellt und die Konzeption neu gestaltet
wurde, habe die Consumenta wieder eine Wende erfahren. „Wir sind wieder in der
Spur“, so Könicke.
Parallel
zur Consumenta findet nebenan in der Frankenhalle mit der „Faszination Pferd“
Bayerns größte Reitsportveranstaltung statt. Neben einer großen Messe für alles
rund um das Reiten und den Pferdesport gibt es dabei zahlreiche Vorführungen mit
Deutschlands Dressur-Elite, Springprüfungen und täglichen Schauprogrammen.
Die
60. Consumenta hat noch bis Sonntag, 3. November jeweils von 9.30 bis 18 Uhr
(Einlass bis 17 Uhr) geöffnet. Insgesamt gibt es auf einer Fläche von 90000
Quadratmetern verteilt auf zehn Hallen rund 1000 Aussteller aus 20 Ländern. Der
Eintritt kostet für Erwachsene elf Euro, ermäßigt 9,50 Euro, Kinder 6,50 Euro.
Ab 15 Uhr gibt es Nachmittagskarten ebenfalls zum Preis von 6,50 Euro. Kinder
bis zehn Jahren in Begleitung Erwachsener haben freien Eintritt.
Bilder:
1.Das
BBV-Landfrauenaktionscafe bildet den Mittelpunkt der Halle 9, in der die
Landwirtschaft zusammen mit zahlreichen Spezialitätenanbietern einen Marktplatz
der Genüsse errichtet hat.
2.Die
Bayerische Milchkönigin Katharina Schlattl überreichte Messe-Geschäftsführer
Hermann Könicke zur 60. Consumenta in Nürnberg eine süße Schokoladenkreation. In
der Mitte: Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer.
3.Oberbürgermeister
Ulrich Maly blickte der Ortsbäuerin Erika Höfler aus dem Knoblauchsland bei der
Zubereitung einer herbstlichen Nudelpfanne über die Schulter.
4.Politik
trifft Bauernverband: der Landtagsabgeordnete Karl Freller und der
Europaabgeordnete Martin Kastler mit Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer und
Direktor Rudolf Fähnlein (von links).
5.Kostproben
gehen immer: hier verteilt Gabi Walter leckere Appetithäppchen.
6.Unter
dem Dach der Metropolregion Nürnberg stellten sich die Mitglieder der
Genussregion und des Bierlands Oberfranken mit ihren Produkten vor.
7.Apfelkönigin
Carolin I. von der Fränkischen Moststraße stellte die Erzeugnisse aus der Region
Hesselberg vor.
8.Nach
einem Jahr Pause erwies sich die Landfrauenküche auf der Consumenta wieder als
Publikumsmagnet: Das Bild zeigt von links Gabi Barchtenbreiter, Erika Höfler und
Gabi Walter vom BBV-Kreisverband Nürnberg-Stadt.
9.Die
Nürnberger Landfrauen kamen auf der Verbrauchermesse Consumenta kaum nach, ihre
leckeren Küchla zuzubereiten, so groß war der Andrang am Eröffnungstag.
„Nahrung ist Gabe Gottes“:
Feiern mit Blaskapellen und Böllerschützen / Ausgelassene Stimmung
und nachdenkliche Töne beim Zentralen Bayerischen Erntedankfest
Muggendorf,
Lks. Forchheim. Seit 1973 feiert der BBV-Kreisverband Forchheim sein
Erntedankfest alljährlich in Muggendorf, dem kleinen Ort mitten in
der Fränkischen Schweiz, der zusammen mit Streitberg den Kern der
Marktgemeinde Wiesenttal bildet. In diesem Jahr erhielt das Fest
seinen Ritterschlag und durfte die Kulisse für das Zentrale
bayerische Erntedankfest sein, das viele tausend Besucher aus dem
gesamten Freistaat anlockte.
Blaskapellen, Böllerschützen, Fahnenabordnungen, Pferdekutschen,
historische und moderne Schlepper und viele Trachtenvereine: der
Festzug durch den kleinen Ort schien kein Ende zu nehmen. Festlich
geschmückte Erntewagen waren dabei, genauso wie Landfrauenchöre, die
Obst- und Gartenbauvereine aus der Umgebung und die Kinder der
örtlichen Schulen. Der BBV-Kreisverband Forchheim war diesmal sogar
mit einem eigenen Themenwagen vertreten.
In
Muggendorf hat das Erntedankfest eine lange Tradition, zumal die
Feierlichkeiten auch mit dem alljährlich stattfindenden Kürbisfest
verbunden werden. Dem Fest voran ging bereits tags zuvor ein
fränkischer Heimatabend und zum Erntedank ein ökumenischer
Gottesdienst mit Dekan Günter Werner, Pater Flavian Michali
und dem Forchheimer Landfrauenchor.
Trotz der
ausgelassenen Stimmung im großen Festzelt schlug der oberfränkische
BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif auch nachdenkliche Töne an.
„Merken denn die Menschen überhaupt noch, ob die Ernte eine Jahres
gut oder schlecht war“, diese Frage stellte er in den Raum. Vor dem
Hintergrund immer prall gefüllter Regale in den Supermärkten zeigte
sich Greif eher skeptisch. Äpfel aus Chile, Knoblauch aus China,
Spargel aus Griechenland oder Steaks aus Argentinien: was für den
Verbraucher ganz praktisch ist, sei allerdings nur über den Preis
geschädigter Ökosysteme möglich.
Hier
setze das Erntedankfest an, denn es soll die Menschen daran
erinnern, dass die Nahrung eine Gabe Gottes ist und eine
ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln nicht selbstverständlich
ist. Greif rief den Menschen auch die große Bedeutung des
Bauernstandes in Erinnerung. Landwirte sorgen nicht nur für
hochwertige Nahrungsmittel, sondern auch für erneuerbare Energien
und für eine schöne Landschaft, was besonders in Tourismusregionen
wie der Fränkischen Schweiz nicht vergessen werden darf.
In der
Gesamtschau seien die bayerischen Bauern mit der Ernte heuer nicht
sonderlich begeistert, sagte BBV-Präsident Walter Heidl. Beim
Getreide hätten die bayerischen Bauern eine leicht
überdurchschnittliche Ernte einfahren können. Doch habe längst nicht
jeder Landwirt auch wirklich zufrieden sein können. So gebe es
aufgrund der Wetterkapriolen und der extremen Witterungsverhältnisse
extreme regionale Unterschiede. Mancherorts habe es sogar
Totalausfälle gegeben. Besonders hart seien dabei die Hopfenbauern
getroffen worden, die seit 50 Jahren die schlechteste Ernte
vermelden. Auch bei Kartoffeln werde heuer die niedrigste Erntemenge
der Nachkriegszeit erwartet.
Die
Bauern würden aber auch damit zurechtkommen. Was sie dringend
brauchen sei allerdings die Unterstützung der Verbraucher durch
einen regionalen Einkauf. Bei vielen Umfragen stehe der Wunsch nach
Regionalität mittlerweile an erster Stelle, das müssten die Menschen
nun auch umsetzen. Auch Landesbäuerin Anneliese Göller erinnerte
daran, dass unser tägliches Brot gar nicht so selbstverständlich
sei, wie wir es vielleicht in unserer Überflussgesellschaft gewohnt
sind. Das Können und die Tüchtigkeit der Bauern sei wichtig, aber es
liege eben nicht alles in Menschenhand, so Göller.
Bilder
oben:
1.
Eine ganze Kolonne historischer
Schlepper war beim Festzug zum Erntedankfest in Muggendorf zu sehen.
2.Kürbisse
geschmückt und geschnitzt stehen in der Fränkischen Schweiz seit
jeher bei Groß und Klein hoch im Kurs.
3.Mit
viel Liebe und großem Geschick hatten mehrere Vereine dem Kürbis
einen eigenen Themenwagen gewidmet.
4. Die
Ehrengäste marschierten an der Spitze des Festzuges: links im Bild
der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, rechts
Kreisbäuerin Rosi Kraus, dazwischen Landesbäuerin Anneliese Göller,
rechts davon BBV-Präsident Walter Heidl.
.
Die gesamte Fränkische Schweiz war zum
Landeserntedankfest in Muggendorf auf den Beinen.
Trachtenkapellen begegnen Themenwagen: der
Festzug durch die Ortschaft bildete den Höhepunkt des
Landeserntedankfestes in Muggendorf.
Erntedankbrot für die Ehrengäste:
Kreisbäuerin Rosi Kraus und Bezirkspräsident Hermann Greif teilten
das eigens gebackene und kunstvoll verzierte Erntedankbrot
Kein Drogenhandel im Stall /
Oberfränkische Bauern demonstrieren gegen Grüne
Bamberg.
Kein Wahlkampf auf dem Rücken der Bauern: Unter diesem Motto hat der
oberfränkische Bauernverband in Bamberg gegen die Grünen demonstriert. Vor der
Konzert- und Kongresshalle, in der die Partei ihr 100-Tage-Programm beschlossen
hatte, trafen sich an die 30 Bauern mit ihren Familien, um sich auf
Transparenten gegen die Diffamierung zu wehren und einen fairen politischen
Umgang einzufordern.
Die
Grünen werben derzeit unter anderem mit Plakaten für sich, auf denen sie der
Landwirtschaft pauschal die Massentierhaltung, übermäßigen Antibiotika-Einsatz
und „Drogenhandel im Stall“ vorwerfen. Während von der Parteispitze Claudia
Roth und Margarethe Bause zu einem Gespräch mit dem oberfränkischen
BBV-Präsidenten Hermann Greif, dessen Stellvertreter Gerhard Ehrlich, dem
Bamberger Kreisobmann Heinrich Faatz und Kreisbäuerin Marion Link bereit waren,
zeigte sich Jürgen Trittin kurz angebunden und ging nicht auf die Vorwürfe ein.
Botschaften
müssen plakativ sein, das war auch dem BBV-Präsidenten klar. Das sei aber noch
lange kein Freifahrtschein, um ohne Rücksicht auf Verluste gegen die Bauern
Stimmung zu machen. Die Landwirtschaft sei eine wichtige und innovative
Zukunftsbranche. Ein Blick in das 100-Tage-Programm der Grünen mache jedoch
deutlich, dass die Partei Perspektiven und vernünftige Rahmenbedingungen für die
Arbeit der Bauern verhindern möchten.
Während Trittin dem BBV-Bezirkspräsidenten zwar die Hand schüttelte, aber nach
einem Foto schnell und ohne auf die Vorwürfe einzugehen die Halle betrat, nahmen
sich Claudia Roth und Margarethe Bause Zeit für eine Diskussion. Die
oberfränkischen Bauern, die vernünftig produzieren, seien mit den Plakaten gar
nicht gemeint und sollten sich auch nicht angesprochen fühlen, so Margarethe
Bause. Der Verbraucher möchte Bauern und keine Agrarindustrie, deshalb seien die
Positionen gar nicht so weit entfernt.
Die
Plakate richteten sich nicht gegen die bäuerliche Landwirtschaft, sondern gegen
die Agroindustrie mit Agrarfabriken, in denen gar keine bäuerliche
Landwirtschaft mehr existiert, sagte Claudia Roth. So gebe es in
Mecklenburg-Vorpommern Ställe mit mehr als 10000 Muttersauen. Die
Wahlkampfaussagen zielten deshalb gar nicht gegen die bayerischen und
oberfränkischen Bauern, sondern sollen vielmehr für eine bäuerliche
Landwirtschaft werben.
Agrarfabriken und Massentierhaltung habe mit Oberfranken nichts zu tun, so
BBV-Präsident Greif. Er schloss nicht aus, dass es vielleicht ein Prozent
schwarze Schafe im Berufsstand gebe, die weitaus meisten Bauern produzierten
dagegen überaus vernünftig, sauber und tiergerecht die hochwertigsten
Lebensmittel. „99 Prozent der Bauern fühlen sich durch die Wahlkampfsprüche der
Bauern beleidigt“, so Greif. Sprüche wie „Schnauze voll von Antibiotika“ seien
nichts anderes als die reine Diffamierung des Berufsstandes: „Man tut so, als
wären die Bauern die größten Verbrecher.“
Greif
kritisierte auch die Haltung der grünen Landesminister bei der
Agrarministerkonferenz in Würzburg vor wenigen Tagen. Hier sei die politische
Einigung dem Wahlkampf und dem Stimmenfang geopfert worden. Obwohl die
Landwirtschaft ab dem Jahr 2014 Kürzungen von etwa zehn Prozent verkraften
müsse, wollten die grünen Agrarminister um weitere 15 Prozent kürzen und die
Gelder in die sogenannte zweite Säule umschichten. Damit würden zwar Projekte im
ländlichen Raum gefördert, aber die Direktzahlungen an die Betriebe würden
empfindlich gekürzt.
„Mit
ist völlig unverständlich, dass diese Forderung gerade aus den Reihen der Grünen
kommt“, sagte Greif. Erst gebe man vor, kleine bäuerliche Betriebe unterstützen
zu wollen und dann nehme man ihnen noch einmal im Schnitt 1500 Euro pro Jahr.
Teichwirtschaft mit Technik
und Tradition /
Bayerische Karpfensaison in Oberfranken eröffnet
Thüngfeld.
Teichwirt Johannes Weiner ist zufrieden. Seine Helfer holen gerade echte
Prachtexemplare aus den neuen Teichen in Thüngfeld bei Schlüsselfeld im
Landkreis Bamberg. Drei Pfund dürfte so ein Karpfen haben. Kein Wunder,
obwohl das Wetter in diesem Jahr absolut zweigeteilt, zuerst kühl und
regnerisch, dann sonnig und heiß, war, dauert es doch drei Jahre, bis der
Karpfen heranwächst.
Die neuen Teiche der Familie Weiner wurden in diesem Jahr zur offiziellen
bayerischen Karpfensaison auserkoren. Weil Landwirtschaftsminister Helmut
Brunner kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste, nahm
Gesundheitsstaatssekretärin Melanie Huml die ersten Exemplare in
Augenschein. „Karpfen ist schließlich auch gesund“, sagte die Politikerin.
Aber nicht nur das, der Karpfen sei auch das beste Beispiel für ein absolut
regionales Produkt, das noch dazu in sämtlichen Variationen immer
hervorragend schmeckt. Ein besonders dickes Lob hatte Huml für Teichwirt
Johann Weiner parat. Sein Einsatz zeige eindrucksvoll auf, dass sich die
Teichwirtschaft nicht nur eine große Tradition hat, sondern dass sie sich
auch zeitgemäß unter Einsatz neuester Technik weiterentwickelt und somit
eine gute Zukunft haben wird.
Die Anlagen der Familie Weiner mit insgesamt 17 kleinen Teichen auf einer
Fläche von sechs Hektar gelten deshalb als außergewöhnlich, weil sie nicht
wie sonst üblich schon seit Jahrhunderten bestehen, sondern erst 2003 von
Marita und Karl-Heinz Weiner angelegt wurden. Sohn Johannes hat in jüngster
Vergangenheit fünf weitere Teiche hinzugefügt. Außergewöhnlich ist die
Anlage aber auch deshalb, weil neben Karpfen, Welse und Schleien dank des
ausreichenden Zulaufwassers auch Bachforellen und Bachsaiblinge herangezogen
werden.
Trotz der ausgesprochen gespaltenen Wetterlage erwartete Franz Geldhauser,
der im Landwirtschaftsministerium für die Fischerei zuständig ist, heuer
eine leicht überdurchschnittliche Ernte von bayernweit etwa 5500 bis 6000
Tonnen. Oberfranken, Mittelfranken und auch die Oberpfalz gehörten zu den
bedeutendsten Erzeugergebieten für bayerische und deutsche Karpfen, sagte
Geldhauser. Die hier erzeugte Menge entspreche gut der Hälfte der gesamten
deutschen Jahresproduktion. Geldhauser bezifferte die Zahl der bayerischen
Teiche auf etwa 30000 Hektar. Das seien rund ein Siebtel der gesamten
Wasserfläche im Freistaat.
Der Ministeriumssprecher begrüßte ausdrücklich, dass die fränkischen
Regierungsbezirke nach acht Jahren intensiven Ringens endlich die Freigabe
der EU-Kommission für die geschützte geographische Angabe „Frankenkarpfen“
erhalten haben. „Es hat sich gelohnt: nun darf sich kein fremder Karpfen
mehr als wachechter Franke bezeichnen“, so Geldhauser.
Das sei auch richtig so, denn in Oberfranken würde der Karpfen im Gegensatz
zu vielen östlichen Nachbarländern noch dezentral erzeugt, sagte
Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Meistens sogar im Nebenerwerb, denn
oberfrankenweit gebe es lediglich eine geringe Zahl von
Vollerwerbsbetrieben. Denzler machte sich dabei auch für den Bau neuer
Teiche stark. „Teichwirte sind keine Gegner des Naturschutzes“, sagte er. Im
Gegenteil, Teiche seien Rückhaltebecken für lange Trockenperioden, auch wenn
ein Teichbau zunächst einen Eingriff in die Natur darstellt.
Bild: Sie haben die bayerische
Karpfensaison in Oberfranken eröffnet (von links): Der Landtagsabgeordnete
Heinrich Rudroff, der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Hermann Greiff,
Teichwirt Johannes Weiner, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft
Oberfranken Dr. Peter Thoma, Staatssekretärin Melanie Huml, der
Landtagsabgeordneten Eduard Nöth und Thomas Hacker sowie
Bezirkstagspräsident Günther Denzler.
Mit der Becherpflanze gegen
Vermaisung und Schwarzwild / Jagdverband startete mit dem Landwirt Bernd
Dietel ein Pilotprojekt zum Anbau von Energiepflanzen
Münchberg,
Lks. Hof. Es könnte für manchen Landwirt die Entwarnung sein: Bei einem
Pilotprojekt zum Anbau der Becherpflanze (Silphium perfoliatum) in Münchberg
fanden die Initiatoren heraus, dass die Energiepflanze das Schwarzwild nicht
so sehr anlockt wie Mais. Sollte sich doch ein Wildschwein in das
Becherpflanzenfeld verirren, dann seien längst nicht die Schäden zu
beklagen, wie in einem Maisfeld. Landwirt Bernd Dietel aus Gottersdorf bei
Münchberg stellte bei einem Ortstermin des oberfränkischen Bezirksverbandes
für Gartenbau und Landespflege aber auch klar, dass die Erträge bei der
Becherpflanze niedriger ausfallen als beim Mais. „Das lässt sich momentan
noch nicht kompensieren“, so seine Einschätzung.
Das Pilotprojekt auf dem rund 1,2 Hektar großen Feld nahe Münchberg unweit
der Bundesautobahn A9 im Landkreis Hof war auf ganz kuriose Art und Weise
zustande gekommen. Nicht etwa Landwirt Bernd Dietel war der Initiator,
sondern der Bayerische Jagdverband in Person seines Bezirksvorsitzenden
Professor Hartmut Wunderatsch. Anlass dafür sei die Vermaisung der
Landschaft gewesen, wobei er schnell korrigiert, dass er den Mais
keinesfalls verdammen möchte. Aber trotzdem sei die Jägerschaft an
Alternativen interessiert.
So
sei man auf die Familie Dietel gekommen, die ganz in der Nähe eine
Biogasanlage betreibt und sich dem Vorhaben aufgeschlossen zeigte. Fast
48000 Pflanzen im Wert von 6300 Euro seien bestellt und mit Hilfe alter
Pflanzmaschinen in den Boden eingebracht worden. „Zunächst sah das alles
recht kümmerlich aus“, erinnert sich Wunderatsch. Doch dazu müsse man
wissen, dass die Pflanze im ersten Jahr keinen Ertrag einbringt. Schon im
zweiten Jahr hätten sich die Pflanzen prächtig entwickelt, mittlerweile, im
dritten Jahr stehe man kurz vor der Ernte. „Wir gehen davon aus, dass wir
noch viele Jahre unsere Freunde daran haben werden.“
Als
absolut charakteristisch für die Becherpflanze bezeichnete Wunderatsch neben
der schönen dekorativen gelben Blüte die extrem festen Blätter, die sich
anfühlen wie Sandpapier. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass
Schwarzwild eher einen Bogen um das Feld macht. Das glaubt Landwirt Dietel
nicht so ganz. Allerdings musste auch er einräumen, dass die Schäden der
Wildschweine bei weitem nicht so groß waren, wie in einem benachbarten
Maisfeld.
Der Ertrag liege allerdings deutlich unter dem vom Mais, so Dietel. Er war
im ersten Jahr auf neun Tonnen Trockenmasse gekommen. Beim Mais seien es auf
einer gleichgroßen Fläche in der Nachbarschaft zuletzt 16 Tonnen gewesen.
Allerdings sei im vergangenen Jahr auch „absolut sparsam“ gedüngt worden,
außerdem sei noch niemandem so recht klar, wann eigentlich der richtige
Erntezeitpunkt ist. Für das laufende Jahr geht der Bewirtschafter von rund
zwölf Tonnen Trockenmasse aus.
Die Bezirksvorsitzende des Vereins für Gartenbau und Landespflege, die
Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer bezeichnete Landwirt
Bernd Dietel als absoluten Trendsetter. Sie bedauerte, dass die Masse der
Bauern noch eher skeptisch sei, was aufgrund der höheren Arbeitsintensität
und der hohen Kosten für die Pflanzen verständlich sei.
Die
Wissenschaft beschäftige sich erst seit dem Jahr 2005 intensiv mit der
Becherpflanze, mit Mais dagegen schon seit weit über 50 Jahren, gab
Ferdinand Scheithauer von der Erfurter Samen- und Pflanzenzucht GmbH
Chrestensen zu bedenken. Die Landwirte sollten schon deshalb die
Erwartungshaltung an die neue Energiepflanze nicht zu hoch ansetzen: Die
Silphium hat auch ihre Grenzen, sie ist keine eierlegende Wollmilchsau“, so
Scheithauer.
Ein weiteres Pilotprojekt zur Becherpflanze führt seit Jahren Dr. Pedro
Gerstberger, Botaniker vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie an der Universität
Bayreuth, zusammen mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks
Oberfranken durch. Damit soll erforscht werden, welche
Wildpflanzen-Dauerkultur für die Biogasproduktion geeignet ist und welche
Pflanzen dabei besonders als Biogassubstrat in Frage kommen. Auch bei
Gerstberger steht die Becherpflanze im Mittelpunkt. Hier sei nur einmal eine
Aussaat erforderlich, danach ergäbe sich mindestens eine 15-jährige
Standzeit. Die Becherpflanze sei zudem weniger frostempfindlich, mache
keinen Zwischenfruchtanbau erforderlich, Krankheiten oder Schädlinge seien
bislang nicht bekannt und der Boden werde wenig verdichtet, da er nur zwei
Mal pro Jahr befahren werden muss, bei der Düngung und bei der Ernte.
Freilich gibt es auch Nachteile gegenüber dem Mais: So sei der Einsatz von
Herbiziden zur Saatbeet-Vorbereitung notwendig und Erträge seien erst ab dem
zweiten bis dritten Jahr zu erwarten, da die Bestände erst dann ausreichend
dicht sind, so Gerstberger.
Bilder:
Auf einem Feld ganz in der Nähe von Münchberg hat der Jagdverband zusammen
mit dem Landwirt Bernd Dietel ein Pilotprojekt zum Anbau der Becherpflanze
gestartet. Eine Delegation des Bezirksverbandes für Gartenbau und
Landespflege sowie der Imkerschaft informierte sich jetzt vor Ort über die
Vorteile der neuen Staudenpflanze.
Vom Teich auf den Teller:
Fischtag statt „Veggie-Day“/ Schutzgebiet europäischen Rangs: Mit dem
Nassanger Weiher trägt der 15. Teich in Oberfranken das seltene Prädikat
„Kulturgut Teich“
Lichtenfels.
Teiche sind nicht nur Landschaftsbestandteile, sondern auch wertvolle
Kulturgüter. Das stellt die Teichgenossenschaft Oberfranken zusammen mit dem
Bezirk seit 15 Jahren eindrucksvoll unter Beweis. Mit dem Nassanger Weiher
bei Trieb erhielt diesmal ein Teich in der Nähe von Lichtenfels das seltene
Prädikat „Kulturgut Teich“.
Die Geschichte des Nassanger Weihers lässt sich bis in das Jahr 1530
zurückverfolgen. Deshalb, und weil der Teich seitdem ein fester Bestandteil
des Landschaftsbildes ist und viel zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt,
werden Wanderer und Spaziergänger künftig mit einer großen Informationstafel
auf die reichhaltige Geschichte des Gewässers und seiner Umgebung aufmerksam
gemacht. Bewirtschaftet wird der Nassanger Weiher seit vielen Jahren vom
Fischwirtschaftsmeister Alexander Krappmann vom Fischzuchtbetrieb Seehof.
Der Nassanger Weiher liegt unweit des einstigen Gutshofes Nassanger, einem
markanten kreisrunden Bauwerk, das einst zum Kloster Langheim gehörte Nach
der Auflösung des Klosters 1803 sollten die damals insgesamt sechs Weiher
trocken gelegt und als Ackerland ausgewiesen werden. 56 Zentner Karpfen,
sechs Zentner Hechte und über zwei Zentner Schleien sollen damals abgefischt
worden sein. Einzig der heutige Nassanger Weiher blieb erhalten
Neben der prägenden Bedeutung für die Landschaft, der Bewirtschaftung und
der belegten Historie müsse ein ausgezeichneter Teich auch eine besondere
ökologische Bedeutung haben, sagte Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der
Teichgenossenschaft Oberfranken aus Wunsiedel. Genau das sei auch erfüllt,
denn die Landschaft zwischen Trieb und Hochstadt sei ein Schutzgebiet
europäischen Ranges, so der Bewirtschafter Alexander Krappmann.
Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler nutzte bei der
Enthüllung der neuen Informationstafel die Gelegenheit, um Werbung für
Süßwasserfische aus Oberfranken zu machen. An die Verbraucher appellierte
Denzler, nicht länger Fischfilet aus Südostasien zu kaufen, wenn doch die
köstlichsten Süßwasserfische direkt vor der Haustüre produziert würden. „Das
Wettschwimmen zwischen dem thailändischen Pangasius und der oberfränkischen
Forelle gewinnt auf jeden Fall die Forelle“, sagte Denzler. Die
Fischproduktion im Nassanger Weiher sei das beste Beispiel für kurze Wege
vom Teich auf den Teller.
Die Landtagsabgeordnete Ulrike Gote von den Grünen aus Bayreuth verteidigte
augenzwinkernd nicht nur den heftig diskutierten Vorschlag der Grünen, einen
„Veggie-Day“ einzuführen, nach den Worten der Abgeordneten sollte künftig
auch ein Fischtag mit Produkten aus regionaler Erzeugung eingeführt werden.
Davon würde nicht nur die Gesundheit der Menschen profitieren, sondern auch
die Region durch den Erhalt einer vielfältigen ökologisch wertvollen
Teichlandschaft. Landtagsvizepräsident Peter Meyer nannte die oberfränkische
Fischproduktion das beste Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften und für die
Produktion hochwertigster Ernährung.
Bild:
Der oberfränkische Bezirkstagspräsident
Der. Günther Denzler (links) und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft
Oberfranken Dr. Peter Thoma haben am Ufer des Nassanger Weihers eine
Informationstafel enthüllt, die das Gewässer künftig als Kulturgut ausweist.
Nässe und Trockenheit extrem /
Erst zu viel, dann zu wenig Regen: Bauernverband zog gemischte Erntebilanz für
Oberfranken
Altenreuth,
Lks. Kulmbach. Erst zu kühl, zu feucht, zu wenig Sonne und dann die knallige
Hitze ohne Niederschläge: die oberfränkischen Bauern befürchten in diesem Jahr
Ernteeinbußen von durchschnittlich bis zu 25 Prozent.
„Die
Situation ist heuer überhaupt nicht spaßig“, sagte der oberfränkische
BBV-Präsident Hermann Greif. Zusammen mit BBV-Direktor Wilhelm Böhmer war Greif
eigens auf den Betrieb von Kreisobmann Winfried Löwinger in Altenreuth bei
Harsdorf im Landkreis Kulmbach gekommen, um nicht nur die dortigen Bestände
unter die Lupe zu nehmen, sondern auch der Presse die Ernteaussichten
vorzustellen. Erst hätten die Landwirte Probleme gehabt, die Früchte überhaupt
auszubringen, weil die Felder aufgrund der Nässe gar nicht befahrbar waren, und
jetzt habe sich das Getreide aufgrund der hohen Temperaturen nicht richtig
entwickeln können. Bei über 30 Grad Celsius finde keine Kornneubildung mehr
statt, erläuterte Greif. Die Pflanze setze praktisch alles auf Stopp, wobei die
aktuellen Niederschläge wohl auch nichts mehr ausrichten können, denn dafür sei
es jetzt definitiv zu spät.
Königin der Feldfrüchte in Oberfranken ist unumstritten die Braugerste
(Sommergerste). Obwohl die Anbaufläche von weit über 36000 auf gut 33000 Hektar
zurückgegangen war, gilt der Regierungsbezirk noch immer als größtes bayerisches
Braugerstenanbaugebiet. Allerdings wurden die Bauern enttäuscht, denn die
Hitzeperiode der zurückliegenden Wochen habe die eigentlich guten
Ertragsaussichten zunichte gemacht. „Wir rechnen nur noch mit
unterdurchschnittlichen Erträgen“, sagte Greif. Deutlicher wurde Winfried
Löwinger: „Vom Ertrag her wird die Braugerste heuer eine der schlechtesten
Früchte sein.“ Allerdings würden sich die Landwirte auch bessere Preise
wünschen. Es könne nicht sein, dass Brauereien mit dem Slogan „Bier braucht
Heimat“ werben, dann aber nicht bereit sind, denn Anbau in der Region durch
entsprechende Verträge mit den Bauern abzusichern.
Sehr
unterschiedlich ist die Ertragssituation bei den übrigen Druschfrüchten. Von
durchschnittlichen bis guten Erträgen und auch guter Qualität gehen die
Landwirte beim Roggen aus. Als eher durchschnittlich bezeichnete Greif die
Erntemenge beim Winterweizen, neben der Braugerste die oberfränkische
Hauptfrucht schlechthin. Ganz sicher ist sich der BBV-Präsident dabei allerdings
nicht, denn noch ist nicht alles geerntet und die gewaltige Hitze in der
entscheidenden Phase der zurückliegenden Wochen könnte schon noch für gehörige
Einbußen sorgen. Bleiben noch die Wintergerste mit eher unterdurchschnittlichen
Erträgen, das Futtergetreide Triticale, dessen Ertrag als durchschnittlich bis
gut eingestuft wird sowie der Raps mit knapp unterdurchschnittlichen
Ertragsaussichten.
Als
die mit Abstand kritischste Kultur bezeichnete BBV-Präsident Greif den Mais.
„Es wird kaum einen Berufskollegen geben, der heuer 100 Prozent einfährt“, so
Greif. Hauptgrund dafür ist die späte Aussaat aufgrund der nassen und kalten
Witterung. Auf einigen Flächen habe der Mais erst im Juni angebaut werden
können, so Greif. Zusätzlich zur verspäteten Saat sei dann das sehr lange
Wachstum gekommen. Was im Frühjahr zu viel Regen war, habe zuletzt gefehlt.
Entgegen landläufiger Meinung war die Anbaufläche beim Mais im Vergleich zu 2013
übrigens nur ganz leicht von 29500 auf 29800 Hektar angestiegen.
Sorge
bereiten manchen Landwirten auch ihre Grünlandflächen, so dass Futterengpässe
nicht mehr ganz auszuschließen sind. In den Tallagen sei der Grasbestand kurz
vor dem ersten Schnitt häufig überschwemmt worden, so dass er nicht mehr genutzt
werden konnte. Beim zweiten Schnitt sei es dann schon wegen mangelhaften
Wachstums zu Ertragseinbußen gekommen. An einen dritten Schnitt sei momentan
wegen der Trockenheit gar nicht zu denken.
Bild: Nässe und
Trockenheit zeigen heuer ganz extreme Auswirkungen: BBV-Direktor Wilhelm Böhmer,
der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger und der oberfränkische
BBV-Präsident Hermann Greiff (von links) begutachten das Wachstum auf einem
Weizenfeld in Altenreuth im Landkreis Kulmbach.
„Saatgut ist Allgemeingut“ /
Öko-Gemüsebautag in Bamberg beschäftigt sich mit Raritäten und regionalen
Besonderheiten
Bamberg.
Erst verlacht, dann bekämpft, schließlich vereinnahmt: Dietrich Pax von der
Landesvereinigung für den Ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) begrüßt das Ziel
der Landwirtschaftspolitik im Freistaat, die Zahl der Ökolandbaubetriebe bis zum
Jahr 2020 zu verdoppeln. „Da ist eine Idee angekommen“, sagte Pax beim
Öko-Gemüsebautag auf dem Versuchsbetriebes der Landesanstalt für Wein- und
Gartenbau in Bamberg. „Unser Ziel ist 100 Prozent Ökolandbau“, so Pax, der aber
auch weiß, wie weit Anspruch und Wirklichkeit manchmal auseinanderliegen.
Die
Verdopplung bis 2020 würde 15 Prozent neue, beziehungsweise umgestellte
ökologische Betriebe pro Jahr bedeuten. 2012 aber sind es Dietrich Pax zufolge
praktisch null Prozent gewesen. Bernhard Schwab vom Landwirtschaftsamt in
Bamberg kann diese Einschätzung nur bestätigen. Von den etwa 32000
landwirtschaftlichen und gärtnerischen Betrieben mit einer Größe von über zwei
Hektar in ganz Franken würden gerade einmal 1300 und damit rund vier Prozent
ökologisch wirtschaften. Schwab führt das derzeit begrenzte Interesse am
ökologischen Landbau vor allem auf Wissensdefizite zurück und möchte mit der
Einrichtung einer fränkischen „Öko-Akademie“ ein niederschwelliges
Informationsangebot für alle interessierten Landwirte und Gärtner starten. Die
Auftaktveranstaltung ist für November 2013 geplant, erste Kurse sollen noch im
Dezember stattfinden. Für 2014 gibt es bereits konkrete Planungen für Seminare
unter anderem zu den Themen Gemüseanbau im Freiland und unter Glas,
Biobeerenobst, Weinbau und zur Karpfenteichwirtschaft.
Im
Mittelpunkt des Öko-Gemüsebautages auf dem Versuchsbetrieb in Bamberg standen in
diesem Jahr alte Obst- und Gemüsesorten, für die nicht nur in Bamberg eine
intensive Forschung betrieben wird, sondern auch in Österreich. Franziska
Haitzmann von Bio Austria aus Graz stellte dabei die Bauernparadeiser vor. Als
Paradeiser werden in Österreich Tomaten bezeichnet. Ziel der unter dem Dach des
großen österreichischen Bioanbauverbandes Bio Austria 2010 zusammengeschlossenen
Biobauern ist es, eine Sortenvielfalt zu entwickeln und regional angepasste
sowie züchterisch verbesserte Tomatensaaten und andere Fruchtsaaten zu
entwickeln. Das Saatgut bleibt damit in der Hand von Bauern und das ist gut so,
denn Saatgut ist Allgemeingut“, sagte Franziska Haitzmann.
Bereits 2011 kamen die österreichischen Biobauern auf 58 verschiedene Sorten. Da
gibt es Fleisch-, Ananas-, Herz-, Honig und viele, viele anderen Paradeiser, die
alle verschiedene Merkmale haben. „Gerade junge Leute sollen wissen, dass es
auch etwas anderes gibt, als die herkömmliche Tomate aus dem Supermarkt“, sagte
Franziska Haitzmann. Zuchtziele sind neben Verbesserung von Geschmack oder
Lagerfähigkeit auch die Platzfestigkeit und vor allem eine Robustheit gegen die
Samtfleckenkrankheit, die zwar nicht die Frucht befällt, aber mittelfristig die
gesamte Pflanze welken lässt. Geworben wird für die Bauernparadeiser in
Biokochschulen, auf Internetplattformen und sogar einige Bachelor-, Master- und
Diplomarbeiten haben sich bereits mit dem Thema „Alte Sorten neu entdeckt“
beschäftigt. Einziges Problem ist es der Sprecherin zufolge, dass die
Arbeitsgemeinschaft Bauernparadeiser bislang noch nicht direkt beim
Endverbraucher in Erscheinung tritt. Dazu fehle es dem europäischen
Leader-Projekt bislang hauptsächlich noch am Geld, bedauerte Franziska Haitzmann.
Um
das Entdecken alter Sorten geht es auch Gertrud Leumer von der Bamberger
Kräutergärtnerei Mussärol und ihren Mitstreitern. „Unser Motto lautet Vielfalt
statt Masse“, sagt die gelernte Gärtnerin, die in Bamberg das Zentrum
Weltkulturerbe hinsichtlich des Modellprojekts „Urbaner Gartenbau“ berät. Mit
einem Verein hat sie auf knapp 400 Quadratmetern einen Schaugarten angelegt, in
dem die wichtigsten Lokalsorten wie die noch vor zehn Jahren fast vollständig
verschwundene Kartoffelsorte „Bamberger Hörnla“ oder die noch vor zwei Jahren
als verschwunden geglaubte birnenförmige „Bamberger Zwiebel“ angebaut werden.
Erst nach einem Aufruf in der örtlichen Zeitung habe man einen Rentner aufgetan,
der tatsächlich noch ein wenig Saatgut hortete, das die Mitglieder zum Keimen
bringen konnten.
„Wir
tragen mit derartigen Initiativen zum Erhalt der Biodiversität bei und machen
Umweltwissen für Laien erlebbar“, so Leumer. Mittlerweile kämen längst nicht
mehr nur Schulklassen, sondern Obst- und Gartenbauvereine aus ganz Deutschland.
Ihnen zeigt Gertraud Leumer gerne auch die Süßholzpflanze, die zwar keine echte
Lokalsorte ist, die aber nachweislich seit dem Jahr 1400 hier angebaut wird. Die
Wurzeln der Süßholzpflanze seien Heilmittel und Süßigkeit zugleich, sagt Gertud
Leumer, auch wenn die meisten Lakritzen mittlerweile mit Süßholzwurzeln aus
China hergestellt werden.
Vor
über 100 Jahren als „Winterschule“ mit Versuchsflächen gegründet und
jahrzehntelang als staatliche Obst- und Gartenbauschule geführt, ist das sechs
Hektar große Gelände im Süden der bayerischen Weltkulturerbe-Stadt Bamberg seit
2001 ein reiner Gemüsebauversuchsbetrieb, der komplett auf ökologischen Anbau
umgestellt wurde. Im Freilandbereich werden auf dem Gelände, das unmittelbar am
Rhein-Main-Donau-Kanal liegt, unter anderem Sortenvergleiche, Saat- und
Düngungsversuche für die verschiedensten Gemüsekulturen durchgeführt.
Ausführlich erläuterte Wilhelm Schubert von der Landesanstalt einen Versuch mit
dem Hokkaido-Kürbis, bei dem die Fachleute zu dem Ergebnis kamen, dass die
Sortenwahl über die Lagerfähigkeit entscheidet, die Einlagerung von vollreifen
Kürbissen ungünstig ist und die Sorte „Fictor“ am besten lagerfähig ist. Die
Lagervariante der vorzeitigen Ernte habe im Schnitt über 20 Prozent weniger
Ausfälle gebracht, als die Ernte vollreifer Kürbisse. Die Sorte „Fictor“
(Bingenheim) habe dabei im Mittel aller Nachreifungsvarianten der vorzeitigen
Ernte die wenigsten Ausfälle erbracht und könne als gut lagerfähiger
Hokkaido-Kürbis empfohlen werden. Mit einem Ausfall von 65 Prozent der
vorzeitigen Ernte sei die Sorte „Uchiki kuri“ am schlechtesten weggekommen.
Allerdings trägen diese Ergebnisse nur auf die vorzeitige, nicht auf die
vollreife Ernte zu.
Bilder:
- Beim Öko-Gemüsebautag führte Wilhelm Schubert (rechts) vom Sachgebiet
Gemüseanbau an der Landesanstalt die Besucher über das sechs Hektar große
Gelände.
- Der Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen
Landesanstalt für Wein- und Gartenbau im oberfränkischen Bamberg.
- Wichtige Lokalsorten vor
dem Aussterben gerettet: Gertrud Leumer von der Bamberger Kräutergärtnerei.
- Über Raritäten und regionale Besonderheiten referierten beim Öko-Gemüsebautag
in Bamberg (von links): Kräutergärtnerin Gertrud Leumer, Bernhard Schwab vom Amt
für Landwirtschaft, Gerd Sander, Wilhelm Schubert und Oskar Krauß von der
Landesanstalt, Olaf Schnelle von „Essbare Landschaften“ (von links) und
Bio-Austria-Anbauberaterin Franziska Haitzmann.
Ernte 2013: Keine gravierenden
Unterschiede zwischen Nord- und Südbayern / BBV-Ernte-Pressekonferenz zum ersten Mal in Franken
Puschendorf,
Lks. Fürth. „In Franken schaut´s heuer gar nicht schlecht aus.“
BBV-Vizepräsident Günther Felßner aus dem Nürnberger Land war am Mittwoch bei
der Ernte-Pressefahrt des Bauernverbandes in bester Laune. Grund dafür war nicht
nur die zu erwartende durchschnittlich bis gute Ernte, auch im Norden Bayerns,
sondern auch die Tatsache, dass die Traditionsveranstaltung auf seine Anregung
hin erstmals in Franken stattfand. Dutzende Journalisten und Kamerateams,
Verbandsvertreter und Politiker waren auf den Öko-Betrieb der Familie Weghorn im
Städtedreieck Nürnberg-Fürth-Erlangen am Rande des Knoblauchslandes gekommen, wo
der Mähdrescher schon bereitstand, denn der Start der Getreideernte steht dort
unmittelbar bevor.
Wie
immer werde die Ernte natürlich auch heuer regional wieder unterschiedlich
ausfallen, aber bei weitem nicht so wie in der Vergangenheit, sagte Walter Heidl.
Totalausfälle gebe es in den vom Hochwasser betroffenen Regionen entlang der
Donau und in Südostbayern. Insgesamt seien rund 35000 Hektar Grünland, 30000
Hektar Ackerland und 2500 Hektar Gemüse und Sonderkulturen betroffen. Das
gesamte Ausmaß sei noch gar nicht absehbar, insgesamt müsse man in der
bayerischen Landwirtschaft von Schäden in Höhe von 115 Millionen Euro ausgehen.
Dennoch werde es keine Versorgungsprobleme geben, sagte Minister Brunner. Auch
die Preise würden sich nicht exorbitant verändern. Keine Engpässe werde es dem
Minister zufolge auch bei der Futterversorgung geben, auch wenn in vielen
überschwemmten Gebieten das Futter nicht mehr verwertbar war.
Da
mag es fast schon ein wenig sarkastisch klingen, wenn BBV-Vize Felßner sagt: „In
Franken sind wir oft von Trockenheit geplagt.“ Doch diesmal war es ja anders und
so blickt man in Franken besonders positiv auf die bevorstehende Ernte. „In
ganz Nordbayern gehen wir von guten Ertragserwartungen aus“, so Hermann Greif,
Bezirkspräsident in Oberfranken und als Vorsitzender des Landesfachausschusses
für pflanzliche Erzeugung und Vermarktung auch BBV-Getreidepräsident. Für
Südbayern prognostizierte Greif ganz vorsichtig sogar „leicht
überdurchschnittliche Ernteerträge“. Zu nass sei es allerdings sowohl im Süden
als auch im Norden für Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln gewesen, so dass bei
diesen drei Früchten eher niedrigere Erträge erwartet werden.
Insgesamt prognostizierten sowohl Walter Heidl als auch Hermann Greif einen
leichten Anstieg bei der zu erwartenden Erntemengen von bayernweit 6,53
Millionen Tonnen im vergangenen Jahr auf rund 6,7 Millionen Tonnen Getreide ohne
Körnermais. Die Haupternte, also die Weizenernte, werde je nach Region und
Witterungsverlauf für Anfang bis Mitte August erwartet. Für eine optimale
Qualität darf es in den kommenden drei Wochen allerdings nicht zu heiß werden,
denn bei Temperaturen von 30 Grad Celsius und mehr stelle der Weizen die
Einlagerungen in den Körnern ein. Erst zum Ferienbeginn dürfe dann wieder
trockenes und heißes Wetter einsetzen, damit die Ernte auch gut eingebracht
werden kann.
Auch
Minister Brunner ging davon aus, dass es diesmal, ganz im Gegensatz zu den
vergangenen Jahren, keine gravierenden Unterschiede zwischen Nord- und Südbayern
geben werde. Wenn er dennoch von einer zweigeteilten Ernte sprach, dann wegen
der bayernweit unterschiedlichen Aussichten bei den einzelnen Feldfrüchten. Weit
unter den Erwartungen werden seiner Meinung nach vor allem die Ertragsaussichten
beim Mais liegen. Als Grund dafür nannte er die lange kühle und nasse
Witterungsperiode, die vor allem dem wärmeliebenden Mais zugesetzt habe. Das
bestätigte auch Hermann Höfler, der konventionell wirtschaftende Nachbar von
Gerald Weghorn, mit Blick auf seinen sechs Hektar großen Maisschlag am Ortsrand
von Puschendorf. Vor allem die Staunässe aufgrund der heftigen Niederschläge
hätten hier erheblich Schäden angerichtet.
Am
Rande der Ernte-Pressefahrt übte der BBV einmal mehr Kritik am massiven
Flächenverbrauch. Auf einem Feld von Hermann Höfler hatten Verbandsvertreter ein
zehn Quadratmeter großes Stück Ackerland abgesteckt, um zu demonstrieren, dass
genau diese Fläche pro Sekunde „verloren“ geht. Natürlich kann Fläche nicht
verloren gehen, doch sie fällt aus der landwirtschaftlichen Nutzung und das ist
in Zeiten wie diesen besonders dramatisch, da jeder Quadratmeter gebraucht
werde.
Genau
auf diesen zehn Quadratmetern könnte pro Jahr Brotgetreide für 150 Semmeln
beziehungsweise sieben Kilogramm Brot oder Braugerste für rund 25 Liter Bier
angebaut werden. Alternativ dazu könnten auf zehn Quadratmetern auch 45
Kilogramm Kartoffeln oder Raps, aus dem wiederum zweieinhalb Kilogramm
Eiweißfuttermittel und eineinhalb Liter Rapsöl erzeugt werden. Baut der Landwirt
Gemüse an, was im Nürnberger Knoblauchsland nicht gerade unwahrscheinlich ist,
kam der BBV-Präsident auf 40 Blumenkohlköpfe, 120 Salatköpfe oder 150 Bünde
Radieschen pro zehn Quadratmeter, die mit jedem Wimpernschlag der Landwirtschaft
entzogen werden.
„Wir
müssen aufhören, der Landwirtschaft weiterhin so maßlos fruchtbaren Boden durch
Siedlungs- und Verkehrsprojekte sowie naturschutzrechtlichen Ausgleich zu
entziehen, sagte Heidl und forderte einmal mehr einen wirksamen Flächenschutz.
Auch Minister Brunner mahnte einen sorgsamen Umgang mit der Fläche an und rief
dazu auf, mit Augenmaß vorzugehen. „Grund und Boden sind nun einmal nicht
vermehrbar“, sagte Brunner.
Wie
die Situation konkret aussieht machte Landwirt Höfler klar. Die Pachtfläche, auf
der die zehn Quadratmeter abgesteckt waren, laufe 2017 aus. Die Pachtpreise
seien in der Gegend bereits um das doppelte angestiegen, so dass er mit seinem
klassischen Milchviehbetrieb keine Möglichkeiten sehe, zu erweitern. „Es ist im
Moment brutal“, sagte Höfler, „wir verlieren im Moment die Fläche und bekommen
keine neue dazu“. Minister Brunner wollte ihm allerdings nicht so recht
abnehmen, dass die Biogasanlagen daran schuld seien. Seit dem Wegfall des
Güllebonus im zurückliegenden Jahr gebe es kaum noch Zuwachs bei den
Biogasanlagen.
Bilder:
- Gerald Weghorn (Mitte) erläutert seine Bestände.
- Minister Helmut Brunner.
- 40 Mutterkühe hält Gerald Weghorn in einem Tretmiststall.
- Pressekonferenz in der Maschinenhalle mit (von links): Hermann Greif, Helmut
Brunner, Walter Heidl und Günther Felßner.
Hofnachfolger brauchen
Planungssicherheit /
Bundesagrarministerin Ilse Aigner diskutierte in Wonsees mit Landwirten
Wonsees.
Eine flächendeckende Landbewirtschaftung muss auch in Zukunft möglich sein. Das
ist das oberste Anliegen von Bauern und Politikern zugleich. Bei einem Besuch
von Bundesagrarministerin Ilse Aigner am Montagabend auf dem Betrieb der Familie
Schleicher in Schlötzmühle bei Wonsees ging es aber auch um ganz aktuelle und
handfeste Themen, wie umstrittene Stallneubauten in Oberfranken oder die
manchmal recht einseitige Tierschutzdebatte.
Wesentliche Brüche auf europäischer Ebene seien verhindert worden, sagte die
Bundesministerin und nannte die ursprünglich geplante Flächenstilllegung, die
vermutlich auch zu steigenden Verbraucherpreisen geführt hätte. Das könne nur
gut sein, denn potentielle Hofnachfolger sehen damit wieder Chancen und
Perspektiven, so CSU-Bundestagskandidatin Emmi Zeulner. Es sei ja längst nicht
mehr selbstverständlich, dass die junge Generation den Hof übernimmt, wusste
auch Ilse Aigner, die für die Zeit nach den Wahlen im September ihre Rückkehr
von der Bundes- in die Landespolitik angekündigt hat.
Nun
komme es allerdings erst einmal auf die nationale Umsetzung der europäischen
Beschlüsse an, dämpfte BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger die Erwartungen. Für
ihn stand dabei an oberster Stelle, dass den Bauern nicht noch mehr Bürokratie
zugemutet wird. „Wir wollen unsere Kraft lieber draußen auf dem Feld einsetzen“,
so Löwinger. Wichtig sei es aber auch, dass Oberfranken, als von Natur aus
benachteiligtes Gebiet, weiterhin auf die Ausgleichzulage setzen kann. „Bei den
Erträgen können wir einfach nicht mit anderen Regionen mithalten“, so der
Kreisobmann. Außerdem würden rund 50 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe
im Kulmbacher Land im Nebenerwerb geführt.
Auf
völliges Unverständnis stößt bei den Landwirten in ganz Oberfranken das heftige
Engagement von Teilen der Bevölkerung gegen zwei geplante Stallneubauten in
Pegnitz (Landkreis Bayreuth) und in Röthenbach bei Arzberg (Landkreis
Wunsiedel). „So kann man mit uns Bauern nicht umgehen“, schimpfte Löwinger. Es
mache den Landwirten schwer zu schaffen, wenn große Teile der Gesellschaft die
Arbeit der Bauern in ein derart schlechtes Licht rücken. „Jeder Stallneubau ist
ein Gewinn für den Tierschutz“, sagte Löwinger. Er übte dabei auch Kritik an der
Kirche, denn in einem Fall habe sogar der örtliche Pfarrer Unterschriften gegen
den geplanten Stallneubau gesammelt.
Bei
derartigen Debatten gehe es auch längst nicht mehr um eine mögliche Gefährdung
des Menschen, sondern um Tierhaltung allgemein, sagte Ministerin Aigner. Den
Bauern legte sie ans Herz, eine aktive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Dazu
gehöre es zum einen, neue Medien wie Facebook zu nutzen, aber auch, mit den
Kritikern ins Gespräch zu kommen, sie auf den Hof einzuladen und ihnen die
Ställe zu zeigen. Der Verbraucher sollte dabei aber auch wissen, dass er mehr
Geld in die Hand nehmen muss, wenn es ihm ernst ist, um höchste
Tierschutzstandards.
Gesellschaftliche Veränderungen müssten immer von unten kommen, deshalb sei auch
die Arbeit des Kulmbacher Kompetenzzentrums für Ernährung so wichtig, sagte der
stellvertretende Landrat Jörg Kunstmann. Oberstes Ziel aller Beteiligten sollte
es sein, der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit wieder die Bedeutung zukommen
zu lassen, die ihr zusteht, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel. Dazu
gehörten neben der Sicherstellung der Ernährung auch die Energieversorgung und
die Pflege der Kulturlandschaft. Zur Diskussion um die geplanten Stallneubauten
machte Schöffel deutlich: „Wer Schweinefleisch aus Bayern will , muss sich auch
zu Stallneubauten in Bayern bekennen.“
Bild: In
Schlötzmühle bei Wonsees besichtigte Bundesagrarministerin Ilse Aigner (2. von
links) den Milchviehbetrieb von Wolfgang Schleicher (3. von rechts). Mit dabei
waren (von links) Bundestagskandidatin Emmi Zeulner, der Landtagsabgeordnete
Martin Schöffel, stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann und Junior Andreas
Schleicher.
Flurbereinigung und Windkraft:
Der ganze Ort profitiert von den Windrädern Bürgerwindpark Creußen ging
bereits vor rund zehn Jahren ans Netz und gilt noch immer als Vorbild
Neuhof.
Drei Erfolgsfaktoren sind es nach den Worten von Anton Hepple, dem Leiter
des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberfranken in Bamberg, mit denen die
Akzeptanz von Windrädern erreicht wird: die Einwohner müssen in den Prozess
von Anfang an eingebunden werden, ein ausreichender Abstand der Anlagen zur
Wohnbebauung muss gegeben sein und die Ortschaft darf nicht von Windrädern
umzingelt werden.
„Wenn es gelingt, die Bürgerschaft und insbesondere die
Grundstückseigentümer frühzeitig von einem gemeinsamen Vorgehen bei der
Planung und Umsetzung eines Windparks zu überzeugen, kann eine
Win-Win-Situation für alle erreicht werden“, sagt Hepple. In Neuhof bei
Creußen ist es gelungen. Nicht irgendwie, sondern so mustergültig, so dass
Neuhof heute oft als Positivbeispiel hergenommen wird. Nicht nur, dass die
Bürger Anteile an „ihrem Bürgerwindpark“ zeichnen konnten, der ganze Ort
profitiert praktisch indirekt von den Windrädern vor der Haustür.
Zwei Besonderheiten haben die Ortschaft mit ihren rund 130 Einwohnern und
die Realisierung des dortigen Windparks zu bieten: die drei Räder mit ihren
jeweils über 100 Meter hohen Naben und einem Rotordurchmesser von 82 Metern
gingen bereits vor knapp zehn Jahren ans Netz, also lange vor Fukushima und
damit vor einem Boom, der heute vielerorts für Unbehagen sorgt. Die zweite
Besonderheit ist es, dass die Realisierung mitten in ein offenes
Flurbereinigungsverfahren „geplatzt“ war.
Seit 1990 lief ein kombiniertes Verfahren der ländlichen Entwicklung, also
Flurbereinigung und Dorferneuerung. „Das Verfahren Neuhof umfasste eine
Fläche von 377 Hektar mit 131 Besitzständen“, so der Vorsitzende der
Teilnehmergemeinschaft Robert Büdel vom Amt für Ländliche Entwicklung in
Bamberg. Der Plan über die gemeinschaftlichen und öffentlichen Anlagen sei
bereits genehmigt und ein Teil des landwirtschaftlichen Wegenetzes bereits
ausgebaut gewesen. Zeitgleich hatte die Teilnehmergemeinschaft bereits erste
Dorferneuerungsmaßnahmen umgesetzt.
In
diese Situation kam ein Anruf der Firma SoWiTec beim Vorsitzenden der
Teilnehmergemeinschaft. Der namhafte Windkraft-Projektentwickler und
Betreiber aus Baden-Württemberg wollte in Neuhof einen Windpark realisieren
und dazu Nutzungsverträge mit den Grundeigentümern abschließen und
Entschädigungen auszahlen. „Da ist das Thema hochgekocht, und wir wussten,
dass wie reagieren mussten“, erinnert sich Robert Büdel. Er und sein
Vorstand fürchteten nun um die Weiterführung der Flurneuordnung. Wohl nicht
zu Unrecht bestand die Sorge, dass die Grundeigentümer nun an kleinen
Einlageflächen festhalten würden und die im Interesse der Landwirtschaft
stehende Flächenzusammenlegung behindern wird. Weiteres Problem war, dass
die neue Situation bei der durchgeführten Wertermittlung natürlich nicht
berücksichtigt war. „Wir befürchteten, dass sich insgesamt in der Ortschaft
ein Spannungsfeld Pro und Contra Windkraft aufbaut“, so Robert Büdel.
In
einem beispielhaften Gemeinschaftswerk konnten das Amt für Ländliche
Entwicklung, die Stadt Creußen und die Betreiber von SoWiTec genau das
verhindern. Nach einem halben Jahr des Nachdenkens, des Abwägens und des
Planens in vielen langen Sitzungen hatten sich die Beteiligten auf das
folgende „Flächenmodell“ geeinigt: der Stadt wurde die unmittelbare
Standortfläche im Flurneuordnungsverfahren zugeteilt, SoWiTec gewährte den
Alteigentümern im sogenannten Windfeld Mindestentgelte in Form jährlicher
Zahlungen oder kapitalisierter Einmalzahlungen. Die neuen Eigentümer der
direkten Beeinträchtigungsflächen im Abstand von 75 Meter um das Windrad
herum erhalten eine flächenanteilige Ausgleichszahlung. Eine verbleibende
Differenz zwischen der Ausschüttung an die Grundstückseigentümer und dem
vereinbarten Gesamtnutzungsentgelt (vier Prozent der Nettostromerlöse)
fließt jährlich zurück an die Ortsgemeinschaft. Das sind immerhin zwischen
12.000 und 15.000 Euro pro Jahr.
Viele Dinge konnten auf diese Art und Weise schon realisiert werden, sagt
Vorstandsmitglied Christian Böhner, im Hauptberuf Mitarbeiter der Trocknung
im nahen Prebitz und im Nebenberuf eine Art „Hausmeister“ des Windparks. Ein
Holzspalter wurde beispielsweise angeschafft, zwei neue Tore für den
Fußballplatz, der Jugendraum über dem Gemeinschaftshaus wurde ausgebaut, die
Feuerwehr hat profitiert, und so weiter. Größter Einzelposten war die
Asphaltierung des Fuß- und Fahrradweges nach Creußen.
Der Bürgerwindpark erzeugt heute im Schnitt zehn Millionen Kilowattstunden
Strom im Jahr, eine Menge, mit der rechnerisch etwa 4000 Haushalte versorgt
werden können. Dank dieser regenerativen Form der Stromerzeugung werde pro
Jahr fast 6000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.
Bild:
Robert Büdel, der Vorsitzende der
Teilnehmergemeinschaft, Vorstandsmitglied Christian Böhner und Anton Hepple,
Leiter des Amts für ländliche Entwicklung (von links).
Grüne Berufe im Trend /
Standortvorteil Fränkische Schweiz: Einzige private Fachoberschule mit
agrarwirtschaftlichem Zweig in Nordbayern
Ebermannstadt.
Kleine Klassen, persönliche Betreuung und individuelle Förderung: an der
Privaten Fachoberschule Fränkische Schweiz in Ebermannstadt (Landkreis
Forchheim) haben die Schüler gerade die Fachabiturprüfungen hinter sich
gebracht. Darunter erstmals auch sechs junge Leute zwischen 18 und 23 Jahren im
Fachbereich Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie.
„Wir
gehören in Bayern zu den wenigen Fachoberschulen, die fast alle Zweige
anbieten“, sagt Alice Raffel, Schulleiterin seit 2010. Neben Gestaltung,
Sozialwesen, Wirtschaft und Verwaltung sowie dem neuen Zweig Agrarwirtschaft,
Bio- und Umwelttechnologie würde nur noch die Technik fehlen.
Die
Fränkische Schweiz ist für die Schule der ideale Standort. Zum direkten
Einzugsgebiet gehören die drei oberfränkischen Landkreise Bamberg, Bayreuth und
Forchheim sowie der mittelfränkische Nachbarlandkreis Erlangen-Höchstadt. Aber
auch von weiter her kommen einzelne Schüler, etwa aus dem oberpfälzischen
Neumarkt. Daneben gilt Ebermannstadt mit seinen knapp 7000 Einwohnern ohnehin
als die Schulstadt der Fränkischen Schweiz. Allein das Gymnasium hat hier fast
1100 Schüler.
So
viele sind es in der Privaten Fachoberschule , die im Zentrum von Ebermannstadt
auf mehrere Gebäude verteilt ist, nicht. „Wir haben aktuell 120 Schüler,
mittelfristig werden wir uns bei rund 150 einpendeln“, sagt Schulleiterin
Raffel. Insgesamt habe es diesmal 60 Neuanmeldungen gegeben. Die Zahl der Lehrer
liegt aktuell bei 29.
Langsam aber sicher scheint sich auch der Fachbereich Agrarwirtschaft
herumzusprechen, denn zumindest für Franken hätten alle interessierten Schüler
nur noch die Alternative der staatlichen Fachoberschule im mittelfränkischen
Triesdorf.
Zum
Unterricht gehören neben den Hauptfächern Deutsch, Englisch und Mathematik im
agrarwirtschaftlichen Zweig die Profilfächer Biologie, Chemie, Physik und
Informatik/Technologie. Wie an jeder anderen Fachoberschule auch muss jeder
Schüler in den Hauptfächern und einem der Profilfächer, in der Agrarwirtschaft
das Fach Biologie, sein Fachabitur ablegen. Das monatliche Schulgeld liegt,
abhängig vom Einkommen der Eltern, bei 100 bis 250 Euro liegt.
Die
Private Fachoberschule Fränkische Schweiz wurde 2004 gegründet, 2009 erhielt sie
die staatliche Anerkennung, der Agrarzweig war erst 2011 dazu gekommen. Wie bei
Fachoberschulen üblich liegt ein wesentlicher Schwerpunkt der Schulzeit in der
11. Klasse auf der praktischen Ausbildung. Hier kann jeder Schüler innerhalb
seines Schwerpunktes frei wählen, wo er sein halbjährliches Praktikum,
aufgeteilt auf drei Mal circa sechs Wochen Blockpraktikum ableistet. Im
Agrarzweig stehen dafür die Bereiche Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau,
Ernährung und Umweltsicherung zur Wahl.
Der
Landwirtschaftliche Bereich sei also nur eine der Möglichkeiten, die dieser
Zweig bietet, so Petra Stiegeler, Fachlehrerin Biologie und Betreuerin der
fachpraktischen Ausbildung. Denkbar seien unter anderem auch Praktika in
umweltpädagogischen Einrichtungen, wie etwa der Umweltstation Lias-Grube bei
Eggolsheim, in Laboratorien für Umweltanalytik, in Naturschutzbehörden an den
Landratsämtern, Forstbetrieben oder in der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß,
aber auch in Molkereien, Brauereien, oder Gärtnereien.
Eine
Besonderheit der Privaten Fachoberschule ist die Zusammenarbeit mit den
Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth. Hier
gibt unter anderem jeweils eine Woche lang als Blockunterricht einen
Landtechnik- und einen Schweißkurs. Eigentlich sei diese schulische Ausbildung
eine der breit gefächertsten, die man sich überhaupt vorstellen kann, denn von
der Milchviehhaltung über Boden- und Wasseranalysen im Labor bis zu High-Tech,
Solar und Photovoltaik gehöre alles dazu, so Petra Stiegeler.
Voraussetzung für den Besuch der Privaten Fachoberschule Fränkische Schweiz ist
die Mittlere Reife und ein Notendurchschnitt von mindestens 3,3 in den
Hauptfächern. Manche Schüler hätten aber auch schon eine abgeschlossene
Berufsausbildung, so die Fachlehrerin. Mit dem Fachabitur in der Tasche würden
die meisten Absolventen einen „grünen Beruf“ ergreifen. Man könne mit dem
Fachabitur mittlerweile aber auch „fast alles“ studieren.
Träger
der privaten Fachoberschule ist die Unternehmensgruppe SeniVita mit Sitz in
Bayreuth. Sie ist nach eigenen Angaben mit rund 1500 Mitarbeitern einer der
großen privaten Träger für Pflege, Behindertenhilfe und Bildung in Bayern. Die
SeniVita Gruppe betreibt 16 Pflege- und Betreuungseinrichtungen und bildet
darüber hinaus in fünf eigenen Schulbetrieben rund 300 Kinder und Jugendliche
aus.
Für
das Schuljahr 2013/2014 ist die Anmeldefrist bereits abgelaufen. Einzelne Plätze
sind aber noch frei. Weitere Information: www.senivita-schulen.de.
Bild: Die
praktische Anwendung steht im Mittelpunkt, nicht die bloße Wissensabfrage:
Fachlehrerin Petra Stiegeler (links) und Schulleiterin Alice Raffel von der
privaten Fachoberschule Fränkische Schweiz.
In Pegnitz ging
es wieder einmal um die Wurst: Juxveranstaltung und ernster
Wettkampf zugleich / 3. Fränkischer Bratwurstgipfel lockte erneut
rund 20000 Besucher in den Wiesweiherpark
Pegnitz.
16 Metzgereien, 32 verschiedene Bratwurstsorten und um die 20000
Besucher: zum 3. Mal haben sich am Sonntag Metzger aus ganz Franken
in Pegnitz (Landkreis Bayreuth) zu einem ausgeklügelten
Bratwurstwettbewerb getroffen. Kaum eine andere Veranstaltung hat es
jemals geschafft, für die fränkische Bratwurst als Kultobjekt und
Streitpunkt zugleich so viel Aufmerksamkeit zu erreichen. Wer macht
die beste Bratwurst und welche schmeckt am besten? Diese Fragen
werden seit drei Jahren mit riesigem Aufwand und riesigem Zuspruch
immer wieder aufs Neue geklärt.
Fein, halbgrob
oder grob. Einzeln, als Paar oder im Dreierpack. In der Semmel, auf
Kraut, als Beilage oder als Hauptgericht, mit oder ohne Senf. Wie
kaum ein anderer Leckerbissen verkörpert die fränkische Bratwurst
Vielfalt und Genuss. Jede teilnehmende Metzgerei durfte deshalb auch
heuer wieder zwei Bratwurstspezialitäten ins Rennen schicken, und
zwar eine sogenannte „Kreativbratwurst“ und eine klassische
Bratwurst.
„Erlaubt
ist, was schmeckt“, erläuterte Bernd Sauer von der Handwerkskammer.
Und tatsächlich landeten in diesem Jahr auf dem Grill: eine
Winzerbratwurst mit Silvaner, eine Bruschettta-Bratwurst, eine
Bamberger Zwiebelbratwurst, eine vegetarische Bratwurst und viele
andere verrückte Kreationen. Die Kategorie klassische Bratwurst
reichte unter anderem von der Coburger Bratwurst, traditionell auf
Kiefernzapfen gegrillt, über die Würzburger Bratwurst und zum ersten
Mal waren auch echte Nürnberger Bratwürste im Rennen.
„Der
Fränkischer Bratwurstgipfel lässt sich als Mischung aus Kulinarik,
Information, Unterhaltung, Verkostung und Wettbewerb umschreiben“,
sagte Sauer. Als Herzstück bezeichnete er die verschiedenen
Verkostungswettbewerbe durch bunt zusammengesetzte Promi- und
Expertenjurys. Sie sollten die Besucher anregen, sich intensiv mit
den verschiedenen Bratwürsten zu beschäftigen. Gleichzeitig hatten
die Besucher Gelegenheit über einen Bewertungsbogen vor Ort, ihre
Lieblings-Metzgerei zu bestimmen.
Viele
tippten dabei auf die Rödentaler Fleischerei Glumbik. Sie veredelt
die fränkische Leibspeise mit Mozzarella, Tomaten und raffinierten
Gewürzen und vermarktet sie als Bruschetta-Bratwürste. Nach den
Worten von Metzgermeister Frank Glumbik kommen zum mittelfeinen Brät
Mozzarella, getrocknete Tomatenstückchen und Gewürze dazu. Bei den
klassischen Bratwürsten schickte Glumbik eine typische mittelfeine
Coburger ins Rennen und erzielte damit prompt Platz 1 im der Sparte
Klassische Bratwurst“. „Doch egal, ob klassisch oder kreativ: Es
kommt in erster Linie auf das Fleisch und den Speck an“, so der
Metzgermeister aus Rödental.
Konkurrenz
bekam Glumbik unter anderem von der Metzgerei Brehm aus Dietersdorf
bei Seßlach. In der Kategorie „Bratwurst klassisch“ startete Markus
Brehm mit einer groben Coburger Hausmacher. In der Kategorie Kreativ
mit einem Dietersdorfer Gourmet-Zipfel. Bei ihm kommen zum feinen
Brät Kräuter, Spinat und Käse.
Außer
Konkurrenz dabei war diesmal auch Matthias Puchtler aus
Friedmannsdorf bei Zell im Fichtelgebirge mit seiner
Forellenräucherei. Die Veranstalter hätten zu dem vielfältigen
Bratwurstangebot auch eine Alternative bieten wollen, sagt Puchtler,
deshalb sei er eingeladen worden. An einer Fischbratwurst arbeite er
bereits. Puchtler war im März von der Handwerkskammer mit dem
Design- und Erfinderpreis ausgezeichnet worden. Damit wurde seine
Kreation gewürdigt, bei der ein Forellenfilet in ein Roggenbrötchen
eingebacken wird.
Begleitet
wurde die außergewöhnliche Mischung aus Bratwurstwettbewerb und
Genussfest unter anderem von der Musik der „Peterlesboam Revival
Band“ und dem Kabarettisten „Mäc Härder“. Organisiert wurde der
Bratwurstgipfel von der Stadt Pegnitz, dem Verein Genussregion
Oberfranken, unterstützt durch die fränkischen Handwerkskammern, das
Wirtschaftsband A9 und weitere Sponsoren. In beiden vergangenen
Jahren hatte mit der Metzgerei Max aus Hof (2011 und der Metzgerei
Lindner aus Pegnitz (2012) immer Metzgereien aus Oberfranken
gewonnen.
Bilder: - Metzgermeisterin Nina Weiss aus Nürnberg;
- Bratwürste auf Grill; - Schülerinnen
der Pegnitzer Hotelfachschule richteten die Probierteller her; -
16 Metzgermeister aus drei Regierungsbezirken waren in Pegnitz
beim3. Fränkischen Bratwurstgipfel an den Start gegangen.
Statt Bratwurst und
Steaks: Mehr Fische auf fränkische Tische / Oberfränkische
Teichwirtschaft eröffnete Fischgrillsaison in der Fränkischen
Schweiz
Muggendorf,
Lks. Forchheim. Sobald es draußen wärmer ist, werden der Grill
entstaubt, die Gartenstühle aufgebaut, die Salate zubereitet,
Familie und Freunde eingeladen. Beim Grillen sind die deutschen
Weltmeister. Wenn es aber um das Grillgut geht, dann hört der
Einfallsreichtum schnell auf. Steaks. Bratwürste, allenfalls noch
Gemüse. „Warum nicht auch heimischen Süßwasserfisch“, hat sich die
Teichgenossenschaft Oberfranken schon vor Jahren gedacht. Seitdem
wird die Fischgrillsaison Anfang Mai eröffnet und der Absatz
werbewirksam angekurbelt.
Die Teichgenossenschaft
Oberfranken, das sind fast 1000 Mitglieder aus allen Landkreisen des
Regierungsbezirk. In der Regel handelt es sich dabei um Landwirte,
die ihre Teiche im Nebenerwerb bewirtschaften. Einer, der ganz
wenigen in Oberfranken, die ihre Teiche im Haupterwerb
bewirtschaften ist Karl-Peter Schwegel von der Forellenzucht
Aufseßtal. Schwegel, seit 35 Jahren Vollerwerbsteichwirt , hat
diesmal zur Eröffnung der Fischgrillsaison sämtliche Fische frisch
geschlachtet und an das Muggendorfer Hotel Goldner Stern geliefert,
wo sie sofort verarbeitet wurden.
Ob Bachforellen,
Regenbogenforellen oder Lachsforellen, Karpfen und Saibling:
sämtliche Fische stammen aus dem Herzen der Fränkischen Schweiz.
Nicht etwa aus Vietnam, wie der Pangasius, der dort unter
industriellen Bedingungen heranwächst, mit Antibiotika vor
Krankheitserregern geschützt wird und einen extrem langen
Transportweg zurücklegt, bis er auf dem Teller landet. „Jeder Teich
in Oberfranken ist ein Biotop“, sagte Schwegel und warb für die
Neuanlage von Teichen, was allerdings von manchen Behörden angeblich
aus Naturschutzgründen kritisch gesehen wird.
Für die Eröffnung der
Fischgrillsaison hatte Inhaber Andreas Bugl vom Hotel Goldner Stern
unter anderem Filets vom Saibling im Bananenblatt mit Kochbanane,
Minze und Chilli, Regenbogenforellen im Ganzen mit Knoblauch,
Petersilie und Paprika, Lachsforellen mit Rosmarin sowie
Sommerkarpfen auf den Grill gelegt. Andreas Bugl kennt sich mit
Fischen aus, denn in seinem Hotel finden nicht nur regelmäßig die
für die Fränkische Schweiz typischen Fliegenfischkurse statt,
sondern einmal im Jahr auch ein internationales
Fliegenfischertreffen.
Vor dem Hintergrund der immer
wieder für Schlagzeilen sorgenden Lebensmittelskandale könne man den
Fisch aus Oberfranken nur empfehlen, sagte Bezirkstagspräsident
Günther Denzler. Fisch sei verdaulich, eiweißreich und fettarm und
die Wertschöpfung bleibe in der Region. Die Strategie müsse lauten:
„Schützen durch Nützen“, so die Landtagsabgeordnete Ulrike Gote.
Teiche hätten eine große Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz
und die Teichwirtschaft sei eine echte Veredelungswirtschaft, die zu
Recht mit Geldern aus dem Kulturlandschaftsprogramm gefördert wird.
„Teiche sind wichtig für das Klima und den Wasserhaushalt“, sagte
der Landtagsabgeordnete Thorsten Glauber. Karpfen, Forellen und
andere heimische Fische bezeichnete Regierungspräsident Wilhelm
Wenning als wichtige Bestandteile der Genussregion Oberfranken.
Bild:
Fisch als
Grillgut wiederentdecken, dafür warben (von links) MdL Thorsten
Glauber, Robert Klupp von der Fischereifachberatung, MdL Ulrike
Gote, Regierungspräsident Wilhelm Wenning, Bezirkstagspräsident
Günther Denzler und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft
Oberfranken Peter Thoma aus Wunsiedel.
Bienen gehören zu Bayern / Brunner in Büchenbach: Imker,
Bauern und Teichwirte arbeiten für den Natur- und Landschaftsschutz
Büchenbach,
Mehr Verständnis für die Belange der Bienen haben Imker aus der Region beim
Besuch von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner in Büchenbach bei Pegnitz
gefordert. „Wir Imker wollen nicht den nächsten Lebensmittelskandal“, sagte
Michael Zeilinger aus Oberreichenbach in Mittelfranken. Schon mit kleinen
Maßnahmen, wie der Verschiebung der Spritzmittelausbringung in die
Abendstunden könnten Erfolge zum Wohle der Bienen erreicht werden. Zusammen
mit der Bezirksvorsitzenden des Verbandes für Gartenbau und Landespflege,
der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer, hatte der Minister in
Büchenbach die Bioimkerei und den Lehrbienenstand von Maria und Anton
Herzing sowie die Teichanlagen von Margot und Karl-Heinz Herzing besucht.
Brunner brach dabei eine Lanze für die Imker: „Bienen werden noch oft
unterschätzt“, sagte er. Nur mit flächendeckenden Bienenvölkern sei eine
dauerhafte Bestäubung gewährleistet, deshalb gehörten Bienen untrennbar zu
Bayern. Allerdings stellte Brunner auch fest, dass das Verständnis für
Bienen und die Belange der Imker in der Gesellschaft deutlich zugenommen
habe. Im Rahmen von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen von Landwirten werde
mittlerweile regelmäßig auf die Bienenverträglichkeit verschiedener
Maßnahmen hingewiesen. Auch das gehöre zur guten fachlichen Kompetenz von
Landwirten, die von der Bevölkerung vorausgesetzt werde.
Bauern
und Imker forderte Brunner auf, bei strittigen Fragen tragbare Kompromisse
zu finden. Die Verwendung von bienenschädlichen Beizmitteln gehe
beispielsweise bereits seit Jahren zurück. Bestens bewährt habe sich
mittlerweile auch das Projekt „Imker auf Probe“ der Bayerischen
Landesanstalt für Landwirtschaft. Das Projekt soll insbesondere jungen
Leuten ohne große Verbindlichkeiten einen ersten Einblick in die
theoretischen und praktischen Grundlagen der Imkerei ermöglichen. Die
betreuenden Imkervereine erhalten dafür einen finanziellen Zuschuss. Brunner
zufolge gibt es bayernweit rund 29000 Imker.
Zwei, die sich seit Jahren um die Nachwuchsgewinnung der Imker kümmern sind
Maria und Anton Herzing, die in Büchenbach bei Pegnitz einen Lehrbienenstand
und eine Bio-Imkerei betreiben. Das Ehepaar war 1998 zur Imkerei gekommen,
hatte ein entsprechendes Grundstück am Ortsrand gekauft, eine Streuobstwiese
angepflanzt, und sich mittlerweile zu leidenschaftlichen Imkern entwickelt.
Anton Herzing ist Vorsitzender des Creußener Imkervereins und betreibt eine
rege Jugendarbeit für Schulklassen und Kindergärten. Seit Juni ist Herzing
einer von bayernweit 200 biozertifizierten Imkern mit derzeit 42
Bienenvölkern.
Fast
in Sichtweite des Lehrbienenstandes betreibt Herzings Bruder Karl-Heinz im
Nebenerwerb seine Anlage mit 24 Teichen, in denen er hauptsächlich
Regenbogen- und Bachforellen sowie Saiblinge züchtet, aufzieht und als
Satzfisch in einem Umkreis von 150 Kilometern vermarktet. Als einer der
ersten Teichwirte wurde Herzing bereits 1998 zertifiziert, mit großem
Aufwand hat er seitdem sämtliche Teichanlagen selbst gebaut und immer wieder
modernisiert. Besorgt zeigte sich Herzing, dass der Kormoran wegen des
langen Winters wieder zunimmt. Die Teichwirte forderten deshalb, die
artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung auszusetzen, damit der Kormoran
länger geschossen werden darf.
Am
Rande des Ministerbesuchs appellierten die Bezirksvorsitzende
Brendel-Fischer und Stellvertreter Günter Reif aus Kulmbach an den Minister,
im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“
ehrenamtliches Engagement künftig stärker zu gewichten. Gerade vor dem
Hintergrund einer extrem kurzen Antragsfrist im laufenden Jahr sollte
bürgerschaftliches Engagement stärker in den Vordergrund gestellt werden.
Für den Wettbewerb auf Landkreisebene müssen die Unterlagen bereits bis Ende
Juni eingereicht werden, noch vor der Sommerpause werden sie Kommissionen
ihre Entscheidungen treffen. Im kommenden Jahr fallen die Entscheidungen auf
Bezirksebene, 2015 sollen die Landessieger gekürt werden. Erst 2016 werden
dann die bayerischen Golddörfer am Bundeswettbewerb teilnehmen, ehe der
Wettbewerb wieder von vorne startet. Brendel-Fischer nannte es dabei
besonders bemerkenswert, dass von den zuletzt bayernweit 345 beteiligten
Dörfern, 144 aus Oberfranken und nur zehn aus Oberbayern kamen. „Der
Wettbewerb motiviert die Menschen durch Eigenverantwortlichkeit und schärft
das Bewusstsein für die Werte im eigenen Dorf“, sagte die Abgeordnete. Damit
leiste der Wettbewerb einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung des
gesamten ländlichen Raums.
Bild oben:
Am Lehrbienenstand
von Anton Herzing betrachteten Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, die
zuständige staatlich Fachberaterin Barbara Bartsch vom Amt für
Landwirtschaft und die Landtagsabgeordnete und Bezirksvorsitzende des
Verbandes für Gartenbau und Landespflege Gudrun Brendel-Fischer (von links)
ein überwinterndes Bienenvolk.
Vom Schandfleck zum
Schmuckstück / Erster Bauabschnitt der Dorferneuerung Betzenstein
abgeschlossen
Betzenstein,
Lks. Bayreuth. „Die kleine Stadt ist zum echten Kleinod geworden.“
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hatte sich trotz der widrigen
Witterung viel Zeit genommen, um die Dorferneuerungsmaßnahmen in
Betzenstein zu besichtigen. 3,6 Millionen Euro wurden bisher in
einem ersten Bauabschnitt investiert, weitere 1,3 Millionen Euro
sollen bis Ende 2014 im zweiten Bauabschnitt folgen. Den
Förderbescheid über die Hälfte, also über 650000 Euro überreichte
Brunner am Ende seines Rundgangs an Bürgermeister Claus Meyer. Die
Federführung der Dorferneuerung Betzenstein liegt beim Amt für
ländliche Entwicklung Oberfranken.
Über zehn Jahre reicht der
Beschluss des Stadtrates bereits zurück. Es sei ein schwieriger
Start gewesen, erinnerte sich der Bürgermeister. Hauptgrund dafür
war die relativ hohe Eigenbeteiligung der Bürger. 1,2 von den 3,6
Millionen Euro habe die Stadt aufbringen müssen, für die Hälfte
davon seien die Bürger direkt zur Kasse gebeten worden. Doch es hat
sich gelohnt, die mit 2500 Einwohnern kleinste Stadt Frankens sei
mittlerweile wieder ein Schmuckstück mit hoher Aufenthaltsqualität.
Zuzüge junger Familien kann der Bürgermeister mittlerweile sogar aus
dem nicht allzu fernen Nürnberg verbuchen.
Mit jedem Euro Fördergeld
würden sechs bis sieben Euro an Privatinvestitionen ausgelöst, sagte
Minister Brunner. Die Maßnahmen in Betzenstein zeigten beispielhaft,
was im ländlichen Raum alles möglich ist, welche
Entwicklungspotentiale vorhanden sind und wie mit Hilfe der
Dorferneuerung auch Aufträge und Arbeitsplätze entstehen können.
„Sie haben den Durchbruch geschafft, ich sehe Betzenstein auf dem
besten Weg“, so der Minister.
Zu den herausragenden
Beispielen und Besonderheiten, die Minister Brunner bei seinem
Rundgang besichtigte gehört beispielsweise das Maasen-Haus, eines
der ältesten Häuser der Stadt und die mit über einer Million bislang
teuerste Einzelmaßnahme der gesamten Dorferneuerung. Bis in die
1990er Jahre sei es noch bewohnt gewesen, danach habe es lange leer
gestanden und wurde zum Schandfleck, nun ist es auf dem besten Weg,
zu einem zentralen Punkt an der Hauptstraße zu werden.
Mittlerweile
im Besitz der Stadt sollen im Maasen-Haus künftig die Tourismus
Information, eine Bücherei und ein Trauungszimmer eingerichtet
werden. Das Besondere an dem denkmalgeschütztem Gebäude war es, dass
in der Vergangenheit Mensch und Tier hier ganz eng beieinander
gelebt hätten. Während im Erdgeschoss die Stallungen waren seien im
ersten Stock die Wohn- und Schlafräume gewesen. „Eine derartige
Konstellation mitten im Ort ist sehr selten“, so Architekt Manfred
Witt.
Weitere Beispiele der
Dorferneuerung sind die grundlegende Sanierung des
Pflegamtsschlosses, die städtebauliche Entwicklung des Oberen
Marktes, die Einrichtung eines Kommunikationsmittelpunktes mit einem
modernen Buswartebereich am Unteren Markt sowie die Errichtung eines
Hackschnitzelheizanlage mit Nahwärmenetz im Scheunenviertel. Die
Anlage hinter dem Torbogen heizt versorgt neben Privathäusern auch
den Kindergarten, das in privater Hand befindliche ehemalige
Pflegamtsschloss, das Gemeindehaus und eine Edelbrennerei. In den
folgenden knapp zwei Jahren sollen nun unter anderem ein
vorbeugender Hochwasserschutz mit einem Wasserrückhaltebecken
errichtet werden, zusätzliche Gehwege gebaut und weitere
Gestaltungsmaßnahmen innerhalb des Stadtkerns erfolgen.
In Betzenstein habe man längst
begriffen, dass das reichhaltige historische Erbe keine Last sondern
eine Chance ist, so Landrat Hermann Hübner. Gerade junge Leute
würden vermehrt schätzen, dass endlich etwas passiert. Bis man
allerdings die Bürger aktiv zur Mitwirkung gewinnen konnte, habe man
allerdings zunächst „Klingen putzen“ müssen, so der Vorsitzender der
Teilnehmergemeinschaft Thomas Müller.
Bilder: - Lothar Winkler vom
Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken zeigt (von links) der
Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer, Landrat Hermann Hübner,
dem Vorsitzenden der Teilnehmergemeinschaft Thomas Müller und
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner Bilder von der Situation vor
und nach der Dorferneuerung. - Einen Förderbescheid in Höhe von
650000 Euro übergab Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (2. von
links) an den Betzensteiner Bürgermeister Claus Meyer. Mit im Bild
die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und der Bayreuther
Landrat Hermann Hübner (links).
Keine fischfreien
Gewässer entlang des Grünen Bandes /
Fast 1000 Teichwirte produzieren in Oberfranken heimischen Fisch
Himmelkron. Das „Grüne Band“ bereitet Fischern und Teichwirten
Kopfzerbrechen. Ursprünglich als harmloser Streifen für den
Naturschutz entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze gedacht,
sollen nun Korridore in einer Entfernung von bis zu 25 Kilometern
einbezogen werden. Viele Teichwirte könnten davon betroffen sein,
warnte Otto Norbert Grußka, Geschäftsführer der Teichgenossenschaft
Oberfranken.
„Diese bislang von der
Öffentlichkeit weitgehend unbeachtete Naturschutzgroßprojekt könnte
für uns Teichwirte erhebliche Probleme aufwerfen“, sagte Grußka bei
der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken, einem
Zusammenschluss von fast 1000 Teichwirten aus dem Regierungsbezirk.
Nach den Worten Grußkas sehen die bislang bekannten Pläne vor,
Flächen der Natur zuzuführen und dabei weitestgehend auf menschliche
Nutzung zu verzichten. Für die Teichwirte würde dies unter anderem
eine Reduzierung des Fischbestandes bis hin zu fischfreien
Gewässern, eine Anhebung der Verlandungszone um rund ein Drittel
sowie jeglicher Verzicht auf Düngung oder Kalkung bedeuten. „Damit
würden wir auf die Nutzung unserer Teiche und somit auf unser
Eigentum verzichten“, sagte der Geschäftsführer.
Ausgleichszahlungen seien zwar vorgesehen, doch hätten sie eine
Laufzeit von 20 Jahren, außerdem müssten bestimmte
Unterhaltsmaßnahmen wie das Mähen von Wiesen auch weiterhin
erfolgen.
Auch künftig ein Thema ist der
Kormoran, auch wenn die jetzigen Bejagungsmöglichkeiten einen
deutlichen Fortschritt darstellen. Noch besser wäre allerdings eine
Bestandsregulierung, also bereits eine Eingriffsmöglichkeit in die
Nester der brütenden Vögel, so Thoma. „Auch wenn es einige noch
immer nicht glauben wollen, der Kormoran ist längst nicht das
possierliche Vögelchen, als das er von ideologisch geprägten
Vogelschützern dargestellt wird.“ Die nächsten Feinde der
oberfränkischen Fischerei seien allerdings schon im Anmarsch, so
Gudrun Brendel-Fischer, Landtagsabgeordnete und Mitglied des
Landwirtschaftsausschusses. Vor allem beim Biber und beim Fischotter
sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, damit keine
entsprechenden Populationen entstehen.
Schwer getroffen hat die
oberfränkischen Teichwirte auch der Wegfall der pauschalen Förderung
aus dem Europäischen Fischereifonds (EFF) im vergangenen Spätherbst.
Vorsitzender Thoma sprach von einem Erdrutsch, Förderfachmann Peter
Leitel bedauerte den Wegfall, zumal die Ausgestaltung des neuen
EU-Fischereiförderprogramms für den Förderzeitraum 2014 bis 2020
noch völlig offen sei. Leitel betonte aber auch, dass die bisherige
Förderung von Einzelmaßnahmen nach Nachweis auch künftig erhalten
bleiben soll. Umso ärgerlich nannte es Franz Geldhauser vom
Bayerischen Landwirtschaftsministerium, dass sämtliche bereits
bewilligten Pauschalsätze aus den Jahren 2007 bis 2012 zurückbezahlt
werden müssen. Sicher ist es nach den Worten Geldhausers, dass die
Förderung nach dem Einzelnachweis auch künftig unter anderem für
Maßnahmen der Direktvermarktung, Absatzförderung, für
Umweltleistungen oder Marktstudien gelten soll.
Aller Unwägbarkeiten zum Trotz
steige der Absatz von Fisch derzeit wieder konstant an, so der
Vorsitzende. Als Gründe dafür nannte er unter anderem die
zahlreichen Marketingbemühungen wie zum Beispiel die werbewirksame
Eröffnung der Fischgrillsaison, der Karpfensaison oder die
Beteiligung der Teichwirtschaft bei Kochwettbewerben. „Steter
Tropfen höhlt den Stein“, sagte Thoma. Mit den
Fischmarketingaktionen sei die Teichgenossenschaft auf dem richtigen
Weg. Vor allem hätten viele Verbraucher mittlerweile gelernt, den
heimischen Karpfen dem vietnamesischen Pangasiusfilet vorzuziehen,
so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Auf
diesem Weg leisteten die Teichwirte auch einen unverzichtbaren
Beitrag für eine attraktive heimische Gastronomie.
Seinen letzten Auftritt hatte
bei der Jahresversammlung der leitende Direktor der
Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken Robert Klupp. Nach
fast 40 Jahren in Diensten des Bezirks wird Klupp seinen Ruhestand
im September antreten. Er gehörte 1975 zu den Gründervätern der
Teichgenossenschaft. „Robert Klupp hat die Fischerei in Oberfranken
entscheidend geprägt“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft
Peter Thoma. Klupp selbst rief die Teichwirte dazu auf, den Menschen
immer wieder zu verdeutlichen, dass die Teichwirte einen
unschätzbaren Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft leisten und
dabei wertvollste Lebensmittel erzeugen.
Bild: Noch im laufenden Jahr
steht ein Wechsel in der Fischereifachberatung des Bezirks
Oberfranken an (von links): Der neue Leiter Thomas Speyerl, der
Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma und der
bisherige Fischereifachberater Robert Klupp.
Vorsicht vor Fälschungen /
Regionalität boomt: Nicole Weik vom Bundesverband der Regionalbewegung fordert
klare Richtlinien
Bayreuth.
„Regionalität ist keine Modeerscheinung, sondern ein langfristiger Trend,
deshalb lohnt es sich auch, zu investieren.“ Diese klare Handlungsempfehlung
gibt Nicole Weik vom Bundesverband der Regionalbewegung mit Sitz in Feuchtwangen
allen landwirtschaftlichen Direktvermarktern mit auf dem Weg. Die Sprecherin
warnt aber auch vor schwarzen Schafen in der Branche: „Es gibt viele, die auf
regional machen wollen, obwohl gar keine Regionalität dahinter steckt.“ Allen
potentiellen Direktvermarktern empfiehlt sie deshalb, sich klar von den
„Scheinregionalen“ abzugrenzen, um keinen Imageverlust zu erleiden. Außerdem
kritisiert Nicole Weik die schwammigen gesetzlichen Rahmenbedingungen in Sachen
regionale Lebensmittel.
„Regionalität, das ist noch immer der ganz große Boom“, sagt die Sprecherin.
Aufgrund der vorherrschenden landwirtschaftlichen Strukturen sei die regionale
Vermarktung besonders in Süddeutschland ausgeprägt. Oberfranken sei mit seiner
Genussregion relativ gut dabei, so Nicole Weik bei ihrem Vortrag beim 18.
Oberfränkischen Direktvermarktertag in Bayreuth.
Frische, Heimat, Qualität und Sicherheit, das seien nur einige Assoziationen,
die viele Menschen mit Regional in Verbindung bringe. Kurze Transportwege, beste
Fachverarbeitung, vertrauenswürdige Erzeuger, an all diese Punkte werde sich der
Verbraucher spätestens beim nächsten Lebensmittelskandal erinnern. Aber auch
ohne Skandale kauften viele Bürger gerne direkt bei regionalen Erzeugern ein.
Wenn
es auch noch immer viele Verbraucher gebe, die zwischen regional und bio keinen
Unterschied machen, so habe der Bundesverband ganz klar festgestellt: „Seit 2011
ist das Verhältnis regional und bio gekippt.“ Soll heißen, Lebensmittel aus der
Region würden häufiger gekauft als biologisch erzeugte Produkte, vor allem Obst
und Gemüse, Eier, Fleisch und Milchprodukte.
Allerdings erwarte der Verbraucher auch, dass die entsprechenden Produkte in der
Region hergestellt und verarbeitet werden und dass Rohstoffe und Futtermittel
aus der Region stammen. Genau hier setzt Nicole Weik mit ihrer Kritik an den
aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen an. Regionale Produkte seien gesetzlich
nicht definiert, jeder verstehe etwas anderes darunter, genau wie jeder seine
Region anders abgrenzt.
Besonders viele Ausreißer gebe es dabei bei den regionalen Eigenmarken der
großen Discounter. Die Kartoffeln für das „Deutsche Kartoffelpüree“ stammten aus
Nordrhein-Westfalen, sie würden in Mecklenburg-Vorpommern verarbeitet und in
Bayern mit dem Slogan „Aus der Region“ angeboten. Was für den einen oder anderen
Verbraucher gerade noch vertretbar sein mag, höre aber spätestens bei heimischem
Kaffee, regionalen Banananchips oder Orangensaft und Mango-Essig aus der Region
auf. Nicole Weik weiß auch von Beispielen, wo schottischer Wildlachs in der
Werbung als regionales Lebensmittel durchgeht. Nur selten würden derartige
Mogelpackungen auffliegen, wie etwa bei der inzwischen vom Markt genommenen
Marke „Schwarzwälder“, deren Milch aus dem Allgäu stammte oder bei einem
Bodenseekäse, der aus Holland kam.
Die
Gefahr sei groß, dass der gesamte Markt einen Imageverlust erleidet, so Nicole
Weik. Viele Medien hätten bereits über diese Form der Verbrauchertäuschung
berichtet. „Diesen Flurschaden wieder zu bereinigen ist sehr schwierig“, so die
Sprecherin, die entsprechende Planungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums
begrüßt, künftig die Herkunft der Rohstoffe zu deklarieren und die Region
räumlich klar zu definieren.
Damit
komme die Politik auch einer von zahlreichen Forderungen ihres Verbandes in
Sachen glaubwürdiger Regionalvermarktung nach. Weitere Forderungen zielen auf
einem klaren Kriterienkatalog für Kontrolleure, auf artgerechte Tierhaltung und
kurze Transportwegen ab.
Bild: „Viele
Verbraucher verwechseln regional mit bio“: Nicole Weik vom Bundesverband der
Regionalbewegung in Feuchtwangen.
„Lebensmittel sind Mittel zum
Leben“: Ministerpräsident Seehofer und Sternekoch Alexander Herrmann
warben für regionale Produkte
Kulmbach.
Der lockere Ausklang war gleichzeitig der Höhepunkt der ersten
Bayerischen Ernährungstage des neuen Kompetenzzentrums für Ernährung
in Kulmbach. Essen soll schließlich auch Spaß machen und alle Sinne
ansprechen. Und so griff Ministerpräsident Horst Seehofer kurzerhand
zum Kochlöffel, kritisch beäugt vom TV-bekannten Sternekoch und
gebürtigen Kulmbacher Alexander Herrmann.
„Kulmbach ist der wichtigste
Lebensmittelstandort Europas“, sagte Seehofer. Er rief dazu auf,
Lebensmittel als Mittel zum Leben zu begreifen. Während Fleisch oder
auch Schokoriegel noch zu seiner Kindheit ein seltener Genuss waren,
sei dieser Genuss heute die Regel. Kein Wunder, wenn so die
Wertschätzung für die Nahrung verloren gehe. Dank einer
leistungsfähigen Landwirtschaft und einer breit aufgestellten
Ernährungsindustrie könne man heute in Deutschland von den besten
Lebensmitteln sprechen, „die wir je hatten“. Gute Lebensmittel seien
dabei durchaus auch gleichbedeutend mit guter Lebensqualität.
Deshalb müsse das Bewusstsein des Verbrauchers immer wieder
geschärft werden und genau das sei die Aufgabe des Kompetenzzentrums
für Ernährung.
Die Show im neuen
Museumspädagogischen Zentrum des Bayerischen Brauerei und
Bäckereimuseums zum Ende des ganztägigen Symposiums „Ernährung ist
MehrWert“ hatte natürlich auch einen ernsten Hintergrund. Die
Ernährung sei das Megathema des 21. Jahrhunderts, sagte Martin
Neumeyer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Deshalb sei es
einer der wichtigsten Aufgaben, des genau vor einem Jahr eröffneten
Kompetenzzentrums für Ernährung (KErn), das Bewusstsein für
Nahrungsmittel aus der Region zu schärfen.
„Die regionale gesunde Basis
ist unser Weg und nicht Erdbeeren aus China mitten im Herbst“, so
Neumeyer mit Blick auf die Magen-Darm-Grippewelle in Ostdeutschland,
als deren Verursacher mit Noroviren verunreinigt Tiefkühlerdbeeren
ausgemacht wurden. Aufgabe des Kompetenzzentrums ist es, den
Austausch zwischen Forschung, Ernährungswirtschaft, Produktion,
Ernährungsbildung und Dienstleistern zu forcieren. „Wir sind nach
einem Jahr in Kulmbach gut angekommen und werden Kulmbach weiter
ausbauen“, kündigte Neumeyer an.
Gemeinsam mit Sternekoch
Alexander Herrmann und Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm
bereitete Ministerpräsident Seehofer im Anschluss panierte
Weißwurststücke auf Roter Bete zu. Der Ministerpräsident rieb dazu
die Brötchen und schlug die Eier auf, räumte aber gleich zu Beginn
mit der ihm eigenen Selbstironie ein, dass er in der Küche, „wenn
überhaupt, dann nur zu leichteren Hilfstätigkeiten“ zu gebrauchen
sei.
Weichen für den Wald stellen /
Rund 10000 Besucher beim Oberpfälzer Waldtag in Amberg
Amberg.
Die Anziehungskraft der Themen Wald und Holz ist ungebrochen: An die 10000
Besucher lockte der „Waldtag Oberpfalz“ am Sonntag nach Amberg, wo das
dortige Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten eine Großveranstaltung
mit fast 80 Ausstellern, zahlreichen Vorführungen und der richtigen Mischung
aus Information und Unterhaltung auf die Beine gestellt hatte.
„Der Wald ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen, der Wald ist Ökosystem,
Lebens- und Erholungsraum, Wasseraufbereiter und –speicher,
Sauerstoffproduzent und Rohstofflieferant und vieles mehr“, sagte
Behördenleiter Willibald Götz. Alle diese Funktionen den Menschen klar zu
machen, das sei das erklärte Ziel des Waldtages.
Information sei aber auch deshalb so wichtig, weil die Forstwirtschaft
aktuell vor großen Herausforderungen steht, so Landwirtschaftsminister
Helmut Brunner. Schon in knapp 20 Jahren sollen zwei Drittel der privaten
Waldbesitzer sogenannte „urbane Waldbesitzer“ sein, denen es am Verständnis
und am Wissen um den Wald fehlt. Sie mit den forstlichen Zusammenschlüssen
zusammenzubringen und für Waldpflege- und Nutzungsverträge zu gewinnen, das
sei eines seiner erklärten politischen Ziele, so Brunner. Die
Forstbetriebsgemeinschaften und Waldbesitzervereinigungen würden dafür schon
heute mit rund drei Millionen Euro pro Jahr unterstützt.
Als
zweite große Herausforderung bezeichnete Brunner den Klimawandel, der den
Wald am stärksten trifft. Als wirksames Gegenmittel sieht der Minister den
Umbau der gefährdeten Nadelwälder in stabile Mischwälder. „Vorsorgen ist
besser und billiger als heilen“, so Brunner. Wer in 100 Jahren
klimatolerante Mischwälder haben möchte, müsse jetzt die Weichen dafür
stellen. Auch das kostet freilich Geld: Neben den regulären Haushaltsmitteln
werde die Staatsregierung deshalb weitere sieben Millionen Euro für
Waldumbaumaßnahmen und Klimaforschung bereitstellen.
Sorgen bereiten dem Minister schließlich auch die „überzogenen Forderungen
des Naturschutzes“ nach Flächenstilllegungen. Die nachhaltige und
zukunftsfähige Forstwirtschaft Bayerns gerate dadurch in Gefahr, sagte
Brunner. Es sei ein Irrglaube, dass nur stillgelegte Wälder einen Wert für
die Natur haben. Schließlich seien die naturnahen Waldbestände, auf die der
Naturschutz ein Auge wirft, nicht trotz, sondern wegen der Bewirtschaftung
in einem derart guten Zustand.
Zentraler
Programmpunkt des Waldtages war die Erstaufführung eines Waldfilmes, den
Studenten der Medientechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften
Amberg/Weiden unter ihrem Betreuer Stefan Breunig erstellt hatten.
Unterhaltsam und in teilweise spektakulären (Luft-)Bildern zeigt der etwa
zwölf Minuten lange Streifen die Aufgaben des Amtes für Landwirtschaft,
Ernährung und Forsten Amberg. Der Film zeigt ganz konkret, wie Förster Hans
Eiber einen Waldbesitzer berät, was ein Harvester ist, wie ein
Motorsägenkurs abläuft und wie Förster Werner Lang Drittklässlern Waldwissen
vermittelt. Daneben erfährt der Betrachter beispielsweise, dass im Landkreis
Amberg zwei Drittel des Waldes über 13000 privaten Waldbesitzern gehören und
dass im gesamten Landkreis pro Jahr etwa 100000 bis 120000 Festmeter Holz
eingeschlagen werden.
Behördenleiter
Götz sah den Oberpfälzer Waldtag in Amberg am richtigen Ort. Der Landkreis
Amberg/Sulzbach zähle zu den waldreichsten in Bayern, sagte er. Nach den
Worten von Oberbürgermeister Wolfgang Dandorfer gehört die Stadt Amberg
außerdem zu den größten kommunalen Waldbesitzern Bayerns. Ein absoluter
Glückstreffer war dabei auch die Wahl der Standorte für den Waldtag im
Innenhof und auf den Parkplätzen der Hochschule sowie in der Parkanlage
Maxallee vor dem ehemaligen Bayerischen Forstamt. Hier war Platz für das
großzügige Waldforum und den Marktplatz, für die vielen Vorführungen mit
forstlichen Großmaschinen und nicht zuletzt auch für ein Festzelt und eine
riesige Bühne, auf der beispielsweise Zimmererleute Zunftlieder sangen oder
Jagdhornbläser Signale vortrugen.
Bilder:
- Die bayerische Waldprinzessin Eva Ritter und Landwirtschaftsminister
Helmut Brunner erfuhren von Birgit Eichinger und deren Vater, dem Bogenbauer
Günther Kurz (von links) aus Hohenburg/Voggenhof, was man aus Holz alles
machen kann.
- Informationen zu den Themen Wald und Holz gab es von den fast 80
Ausstellern im Waldforum.
- Vorführungen von forstwirtschaftlichem Großgerät lockten Forstprofis und
Neugierige gleichermaßen.
- Kunstvolle Skulpturen aus Holz fertigten Mitarbeiter der Bayerischen
Staatsforsten live vor den Augen der staunenden Besucher an.
Stiebarlimbach.
Gute Nachricht für alle Oberfränkischen Feinschmecker: Ab sofort gibt es in
allen Monaten mit dem Buchstaben „r“ im Namen wieder fangfrischen Karpfen
aus heimischen Teichen. „Das Karpfenjahr war hervorragend“, sagte der
Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma aus
Thiersheim, bei der oberfränkischen Karpfensaisoneröffnung in Stiebarlimbach
bei Hallerndorf im Landkreis Forchheim. Bedingt durch das Wetter seien die
Karpfen in bester Qualität herangewachsen. Nach Mittelfranken und der
Oberpfalz gilt der Regierungsbezirk Oberfranken als drittstärkster
Karpfenproduzent in Bayern.
Bevor der Fisch allerdings als Karpfen blau, gebacken mit Salzkartoffeln,
zerlassener Butter und Meerrettich oder als Karpfenlocken auf den Tisch
kommt, muss er aus dem Teich. Diesmal hatte Johann Weiß seine Weiher in dem
kleinen Ort Stiebarlimbach im oberfränkischen Teil des Aischgrundes und
damit ganz im Westen des Regierungsbezirks abgefischt und sich dabei
Unterstützung von Regierungspräsident Wilhelm Wenning, Bezirkstagspräsident
Dr. Günther Denzler sowie von den Landtagsabgeordneten Eberhard Nöth und
Thorsten Glauber geholt. Der „Fischbauernhof" Weiß gilt dabei nach den
Worten aller Beteiligter als echter Vorzeigebetrieb in Oberfranken, der mit
seinen kleinen Teichen einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt
leistet.
„Heimischer
Karpfen ist ein reines Naturprodukt, das seit Jahrhunderten nahezu
unverändert erzeugt wird“, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr.
Günther Denzler. Bevor die Teiche abgefischt werden, müssten die Karpfen
drei Jahre lang heranwachsen. Während dieser Zeit ernährten sie sich
ausschließlich von Plankton und anderen Kleinlebewesen. Zugefüttert werden
müsse lediglich Getreide, das in Oberfranken meist aus eigener Erzeugung der
Teichwirte stammt. „Damit ist der Karpfen ein artgerechtes und
naturverträgliches Erzeugnis“, sagte Denzler. Doch damit nicht genug:
Rechnerisch stünden stehe jedem oberfränkischen Karpfen rund 20000 Liter
Wasser als Lebensraum zur Verfügung. „Das sind paradiesische Zustände“, so
der Präsident. Schließlich werde der Karpfen auch älter, als jedes andere
landwirtschaftliche Nutztier.
Oberfranken biete auch eine Vielzahl an Gasthöfen, die den Karpfen in allen
Variationen zubereiten. Diese enge Verbindung von Teichwirtschaft und
Gastronomie garantiere dem Verbraucher ein gesundes, frisches Lebensmittel
unmittelbar aus der Region, so Regierungspräsident Wilhelm Wenning .
Aufgrund dieser geringen Transportwege könne der Karpfen auch auf eine
hervorragende Ökobilanz verweisen, sogar die Stiftung Warentest habe
regional erzeugte Karpfen im Gegensatz zum Pangasiusfilet aus Fernost
mittlerweile als „ökologisch korrekt“ eingestuft.
Teichwirt zu sein, heißt heimatverbunden zu sein und die Liebe zur Natur
jeden Tag aufs Neue unter Beweis zu stellen, so der Landtagsabgeordnete
Eduard Nöth. Die Politik habe deshalb in den zurückliegenden Jahren nicht
ohne Erfolg immer wieder große Anstrengungen unternommen, um die
Teichwirtschaft zu unterstützen und sie vor Bürokratie zu entlasten.
Bilder:
- Heimischer Karpfen ist ein reines Naturprodukt: Der oberfränkische
Regierungspräsident Wilhelm Wenning, der Bürgermeister von Buttenheim Johann
Kalb, MdL Thorsten Glauber, der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif,
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, Teichwirt Johann Weiß,
TEGOF-Vorsitzender Dr. Peter Thoma und MdL Eduard Nöth bei der
oberfränkischen Karpfensaisoneröffnung.
- Höhepunkt
im Jahreslauf der Teichwirte: Die Eröffnung der Karpfensaison beginnt
traditionell mit dem Abfischen eines Teiches, wie diesmal in Stiebarlimbach
im Landkreis Forchheim.
Pflanzen für die
Energiegewinnung der Zukunft / Lehrstuhl Pflanzenökologie der Universität
Bayreuth will Einführung der Becherpflanze als Alternative zum Mais
forcieren
Bayreuth.
Es muss nicht immer zwangsläufig Mais sein. Auch eine ganze Reihe anderer
Pflanzen ist zur Biogasproduktion geeignet. Vielleicht sogar besser als
Mais, so Dr. Pedro Gerstberger, Botaniker vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie
an der Universität Bayreuth. Der Wissenschaftler führt seit einigen Jahren
zusammen mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken
in Bayreuth ein Pilotprojekt durch, mit dem erforscht werden soll, welche
Wildpflanzen-Dauerkultur für die Biogasproduktion geeignet ist und welche
Pflanzen dabei besonders als Biogassubstrat in Frage kommen. Bei einer
Vorstellung des Forschungsprojekts mit Anne Weydenhammer von der
Bioenergieregion Bayreuth, dem Parlamentarischen Finanzstaatssekretär und
Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk und dem Verwalter der
Lehranstalten Martin Höpfel führte Gerstberger eine ganze Reihe solcher
Pflanzen auf, die vornehmlich aus Nordamerika stammen. Die Becherpflanze (Silphium
perfoliatum) stellte er dabei ganz besonders heraus.
Hier sei nur einmal eine Aussaat erforderlich, danach ergäbe sich mindestens
eine 15-jährige Standzeit. Die Becherpflanze sei zudem weniger
frostempfindlich, mache keinen Zwischenfruchtanbau erforderlich, Krankheiten
oder Schädlinge seien bislang nicht bekannt und der Boden werde nur wenig
verdichtet, da er nur zwei Mal pro Jahr befahren werden muss, bei der
Düngung und bei der Ernte. Freilich gibt es auch Nachteile gegenüber dem
Mais: So sei der Einsatz von Herbiziden zur Saatbeet-Vorbereitung notwendig
und Erträge seien erst ab dem zweiten bis dritten Jahr zu erwarten, da die
Bestände erst dann ausreichend dicht sind.
Kritiker behaupten, bei der „Vermaisung“ der Landschaft sei man mittlerweile
zu weit gegangen. Dabei biete der Mais als Bioenergiepflanze bei weitem
nicht nur Vorteile. Nach den Worten von Gerstberger nähmen Schädlinge, wie
der Maiszünsler oder der Maiswurzelbohrer zu. Damit einher gehe ein
wachsender Einsatz von Pestiziden. Mais verringere zudem den Humusanteil im
Boden und könne erst relativ spät ausgesät werden. Schließlich nähmen auch
die Schäden durch Wildschweinpopulationen zu und die Maisblüten seien als
Nektarquelle für Insekten nicht nutzbar, so beklagen es die Imker.
„Diesem Thema gehört die Zukunft“, sagte Staatssekretär Koschyk. Er
bezeichnete das Projekt der Bioenergieregion als absolut vorbildlich, weil
es über kommunale Grenzen hinaus angelegt sei. Die Becherpflanze könne
aufgrund ihrer hervorragenden Ökobilanz eine echte Alternative zum Mais
sein, zumal damit auch das Überleben der Bienen in der Region gesichert sei.
Nun müsse eine erhöhte Akzeptanz bei den Landwirten erreicht werden, was
beispielsweise durch veränderte europäische Förderbedingungen begünstigt
werden könne. „Wir müssen Anreize setzen, um die Einführung von Saatgut für
die Becherpflanze zu erleichtern“, so Koschyk. Auch das
Bundeslandwirtschaftsministerium könne dazu beitragen, die Forschung, den
Transfer und die Markteinführung der Becherpflanze zu begünstigen.
Die Becherpflanze ist freilich nicht die einzige Bioenergiepflanze, die den
Mais ablösen könnte. Versuchsflächen in und um Bayreuth gebe es bereits auch
für den Gelben Kronbart, die Riesen-Scheinaster, den Wasserdost, die
Fächermalve oder die einheimische Sumpf-Gänsedistel. „Die Becherpflanze
scheint aber die Beste zu sein“, so Gerstbergers Zwischenstand seiner
bisherigen Untersuchungen. Alle genannten Sorten würden von Insekten
bestäubt, so dass sie auch Imker interessant sind. Interessant für die
Landwirte dürfte dabei sein, dass der jährliche Hektarertrag bei der Nutzung
als Energiepflanze deutlich über dem vom Mais liegt. Gerstberger sprach
dabei von über 500 Euro im Vergleich zum Mais, allerdings mittel- und
langfristig gerechnet. Bis es soweit ist, müssten die Landwirte erst einmal
investieren. Gerstberger rechnete mit etwa 3600 Euro pro Hektar.
Bild: Der Botaniker Dr. Pedro
Gerstberger (rechts) von der Universität Bayreuth erläutert dem
Parlamentarischen Staatssekretär Hartmut Koschyk die Vorzüge der
Becherpflanze, die auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in
Bayreuth bereits angebaut wird.
Problem Produktionskosten: Höhere
Kosten gleichen gute Preise aus
Bauernverband zieht gemischte Erntebilanz für Oberfranken
Gößmannsreuth.
Eine durchschnittliche Ernte, gute Preise aber nicht unbedingt höhere Gewinne:
Die oberfränkischen Landwirte blicken zur Erntehalbzeit mit gemischten Gefühlen
nach vorne. Während Wetterkapriolen längst an der Tagesordnung sind,
bezeichneten der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif und BBV-Direktor Dr.
Wilhelm Böhmer bei einem Ortstermin auf dem Hof von Gerhard Reif in
Gößmannsreuth bei Kulmbach die extrem gestiegenen Produktionskosten als größtes
Problem.
„Höhere Getreidepreise bedeuten nicht gleichzeitig höhere Gewinne“, sagte
Böhmer. Die Kosten für Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel seien auch im
laufenden wieder erheblich teurer geworden. Überdurchschnittliche
Kostensteigerungen von bis zu elf Prozent für Düngemittel, für Diesel und
Pflanzenschutzmittel relativierten das gute Erzeugerpreisniveau.
Fast
schon zur Tagesordnung gehören die Wetterextreme, mit denen die Bauern nicht nur
in Oberfranken zurechtkommen müssen. Vor allem das plötzliche Sinken der
Temperaturen Mitte Februar in den zweistelligen Minusbereich und die folgenden
starken und andauernden Fröste hätten den Beständen zugesetzt, die nicht von
einer Schneedecke geschützt wurden. Besonders der westliche Teil Oberfrankens
habe darunter stark gelitten. Die verheerende Wirkung dieser Kahlfröste habe
sich dann zu Beginn der Wachstumsphase gezeigt. Allein in Franken waren den
Landwirtschaftsämtern zufolge über 100000 Hektar Wintergetreide und Raps so
stark geschädigt, dass sie umgebrochen werden mussten. Besonders betroffen
gewesen seien die Wintergerste, der Weizen und der Raps, so BBV-Bezirkspräsident
Greif.
Als
wären die meisten oberfränkischen Landwirte nicht schon gebeutelt genug, habe
dann noch im März und im April der Regen gefehlt. Durch die Trockenheit bildeten
sich auf den ohnehin frostgeschädigten Flächen, die nicht umgebrochen wurden,
nur sehr wenig ährentragende Halme aus. Nicht zuletzt habe dann auch noch der
April mit hoher Sonneneinstrahlung am Tag und mit Minusgraden in der Nacht dafür
gesorgt, dass auch die Rapspflanzen geschädigt und vom Grauschimmel befallen
wurden. Ergebnis: Viele Pflanzen verwelkten und die Flächen mussten noch einmal
umgebrochen werden.
Überhaupt sei der Raps diesmal die größte Problemkultur gewesen. Wenn die
Anbaufläche auch um über 3000 auf gut 19000 Hektar gesteigert wurde, so müsse
die Ertragssituation sehr differenziert betrachtet werden. Geschädigte
Rapsflächen hätten sehr hohe Ertragseinbußen bis hin zum kompletten Ausfall,
gute Bestände lassen dagegen auf ein durchschnittliches bis gutes Ertragsniveau
hoffen.
Um
über 2000 Hektar zurückgegangen war in diesem Jahr die Wintergerste, bei der je
nach Vegetationssituation von einem durchschnittlichen Ertrag ausgegangen wird.
Im Gegenzug hatte der Roggenanbau um fast 700 Hektar auf 6200 Hektar zugelegt.
„Die Erträge sind leicht überdurchschnittlich einzuschätzen, die bisher
geernteten Qualitäten sind sehr gut“, sagte Greif. Als Grund nannte er vor allem
die Tatsache, dass Roggen traditionsgemäß die Frucht mit der höchsten
Trockenheitsresistenz ist.
Vernünftige Qualitäten und durchschnittliche bis gute Erträge gibt es wieder
beim Weizen, bei dem die Anbaufläche allerdings aufgrund der
Auswinterungsschäden um über 1000 auf knapp 34000 Hektar zurückgegangen ist. Um
rund 1000 Hektar zugenommen hat der Anbau des Futtergetreides Triticale, das
mittlerweile auf 14300 Hektar in Oberfranken wächst und bei dem die
Ertragssituation ebenfalls positiv ist.
Minimal um etwa 300 Hektar verringert hat sich in diesem Jahr der Anbau von
Braugerste (Sommergerste), die auf 36400 Hektar angebaut wird. Fast 28 Prozent
der Anbaufläche befinden sich im Landkreis Hof gefolgt von den Landkreisen
Bayreuth und Kulmbach. Greif sprach von einer sehr differenzierten Entwicklung
und sehr unterschiedlichen Erträgen. Größtes Problem ist es für viele Bauern
aufgrund der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit, die hohen Anforderungen der
Brauer und Mälzer zu erreichen. Ein Preisausgleich finde nicht statt, so dass
viele Landwirte gezwungen seien, Sommergerste nicht mehr als Braugerste sondern
als Futterbasis anzubauen.
Bleibt
noch der Mais, bei dem entgegen der landläufigen Meinung die Anbaufläche nicht
gestiegen, sondern sogar ganz leicht auf rund 29500 Hektar gesunken sei. Der im
April gesäte Mais habe die Frühjahrstrockenheit noch am besten wegstecken können
und zeige bei dem feuchtwarmen Witterungsverlauf eine sehr gute
Ertragsentwicklung auf.
Bild: Auf den
Feldern des stellvertretenden Kulmbacher Kreisobmanns Gerhard Reif (rechts)
machten sich BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer (links) und BBV-Bezirkspräsident
Hermann Greif ein Bild von der aktuellen Erntesituation.
Fischerei seit einem
halben Jahrtausend / Teichgenossenschaft Oberfranken zeichnete
Markgrafenteiche in Selb als überregional bedeutsames Kulturgut aus
Selb. Mit dem Prädikat „Kulturgut“ sind die
„Markgrafenteiche“ in Selb ausgezeichnet worden. Die Anlage könne
auf eine über 500 Jahre alte Geschichte zurückblicken, begründete
Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken,
die Auszeichnung.
Eine Besonderheit und
gleichzeitig die Voraussetzung für die Verleihung des Prädikats sei
es dabei, dass die „Markgrafenteiche“ noch immer bewirtschaftet
werden. Zum Bestand gehören Karpfen, Rotfedern, Moderlieschen,
Zander und Hechte. Mit der Auszeichnung einher geht nicht nur die
Übergabe einer Urkunde an den Fischereiverein Selb, sondern auch die
Aufstellung einer umfangreichen Informationstafel direkt am Ufer der
Teichanlage. Sie soll Spaziergänger und Wanderer künftig über die
wechselvolle Geschichte der Gewässer aufklären.
Zusammen mit dem Bezirk
Oberfranken und deren Fachberatung für Fischerei nimmt die
Teichgenossenschaft seit 1998 die Auszeichnung vor. Als wichtige
Kriterien nannte Dr. Thoma unter anderem die landschaftsprägende
Bedeutung der Teiche, ihre besondere ökologische Gewichtung sowie
den historischen Nachweis über eine seit Jahrhunderten andauernde
Bewirtschaftung. Genau das sei in Selb der Fall, auch wenn von der
ursprünglich zehn Teiche umfassenden Anlage nur mehr drei vorhanden
sind. Die Zusammenarbeit aller Bewahrer der Teichwirtschaft habe es
auch bei diesem Kulturgut möglich gemacht, die Teiche in ihrer von
alters her überbrachten Nutzungsform der Nachwelt zu erhalten, sagte
der Vorsitzende. Die Zahl der teichwirtschaftlichen Betriebe im
gesamten Regierungsbezirk bezifferte er auf knapp 2200.
Die
Entstehung der „Markgrafenteiche“ geht nachweislich bis in das 15.
Jahrhundert zurück. Bereits zwischen 1412 und 1414 fiel das Gebiet
um Selb, und damit auch die Teichflächen, der späteren
Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth zu. Kurios mutet die
Tatsache an, dass Markgraf Christian Ernst mit den Erträgen aus den
Gütern in Selb und damit auch aus den Markgrafenteichen dazu
benutzte, um das von ihm gestiftete Gymnasium Christian Ernestinum
in Bayreuth zu finanzieren. Der spätere Markgraf Friedrich, Gemahl
der berühmten Markgräfin Wilhelmine, finanzierte wiederum mit den
Einkünften aus den Selber Kammergütern die Gründung der Universität
Erlangen.
Nach dem 30-Jährigen-Krieg
gehörten die Teiche zweitweise der Stadt Eger, bis sie ein
wohlhabender Gastronom zurückkaufte und der Stadt Selb zum Geschenk
machte. Spätere Besitzer waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts in der
Regel Privatleute. Heute werden die „Markgrafenteiche“ vom
Fischereiverein Selb bewirtschaftet, der sich nicht nur um den
Fischbestand kümmert, sondern auch zum Großteil Besitzer der Anlage
ist.
Landrat
Karl Döhler bezeichnete die Markgrafenteiche nicht nur als größte
Teiche im Landkreis Wunsiedel, sondern auch als echte Schmuckstücke
und als Musterbeispiel für den Einklang von Ökologie und Ökonomie.
Der Oberbürgermeister von Selb Wolfgang Kreil erinnerte daran, dass
die Markgrafenteiche direkt an die historische Verbindungstrasse von
Selb nach Eger angrenzen. Was heute ein verträumter Waldweg ist, sei
früher eine bedeutende Verbindung gewesen, die während des
30-Jährigen Krieges an die 60000 Soldaten durchzogen.
Bilder:
1. Landrat
Karl Döhler (links) und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft
Oberfranken Peter Thoma enthüllten eine Informationstafel am
Uferstreifen der Markgrafenteiche bei Selb. Die Tafel weist die
Teichanlage als historisches Kulturgut aus.
2. Der Oberbürgermeister von Selb Wolfgang Kreil, Peter Thoma von
der Teichgenossenschaft Oberfranken, Landrat Karl Döhler und der
stellvertretende Vorsitzende des Fischereivereins Selb Karl
Höllering (von links) vor der neuen Informationstafel: Die Tafel
weist die Markgrafenteiche als historisches Kulturgut aus.
3. Hier wird
seit 500 Jahren eine aktive Teichwirtschaft betrieben: Die
Markgrafenteiche bei Selb im Landkreis Wunsiedel.
Nach dem Vorbild des Handwerks:
Bayerische Bauern starten eigene Imagekampagne /
Info-Offensive soll Verständnis wecken und für positives Image sorgen
Lehen.
Die neue Imagekampagne des Bauernverbandes zeigt die Landwirtschaft so, wie sie
wirklich ist. Bayreuths Kreisbäuerin Katrin Lang ist begeistert von den
großflächigen Plakaten, die authentische Bilder aus der täglichen Arbeit mit
witzigen und ungewöhnlichen Schlagworten („Herzblatt“, „Sahneschnitten“, „Frauenversteher“)
kombinieren. Künftig sollen die Motive nicht nur als Postkarten und Poster die
Runde machen, sondern ganz groß auf möglichst vielen Scheunen und bäuerlichen
Anwesen im Bayreuther Landkreis zu finden sein.
„Uns
ist es wichtig, Landwirtschaft, Tierhaltung und den Beruf des Landwirts positiv
rüberzubringen“, sagte Kreisobmann Karl Lappe am Donnerstag zum Start der
Imagekampagne auf dem Betrieb von Hans Bezold in Lehen, wenige Kilometer östlich
der Bayreuther Stadtgrenze. Zusammen mit Ehefrau Lore und Sohn Mathias
bewirtschaftet Hans Bezold einen für die Gegend typischen Nebenerwerbsbetrieb
mit knapp 15 Hektar Fläche, zehn Milchkühen mit weiblicher Nachzucht und
Getreideanbau. „Von den Leistungen der Bauern profitiert jeder, genau das wollen
wir vermitteln“, sagt Bezold. Ein großes Plakat hat er bereits gut sichtbar an
der Stirnseite seines Stallgebäudes angebracht, so dass es von der
vielbefahrenen Bundesstraße B22 gut zu sehen ist.
Mit
seiner Imagekampagne, die unter dem Motto „Landwirtschaft von heute – für
morgen“ steht, hat sich der Bauernverband an der erfolgreichen Kampagne des
Deutschen Handwerks orientiert. Das Agieren mit Schlagworten hatte der Verband
dabei von der Politik übernommen. Ziel ist es, nicht nur witzig zu sein, sondern
auch Sympathie für die Landwirtschaft zu erzeugen. Außerdem wollen die Landwirte
mit den Verbrauchern ins Gespräch kommen und letztlich auch Verständnis bei den
Menschen wecken, wenn es um die Umsetzung von Gesetzen geht. Einen Unterschied
gibt es allerdings zur Imagekampagne des Handwerks. So hat der Bauernverband
keine teure Marketingagentur beauftragt, sondern sowohl die Ideen, als auch
deren Umsetzung aus eigener Kraft bestritten.
„Unsere Botschaft heißt: Landwirtschaft hat Zukunft“, sagen Kreisbäuerin Lang
und Kreisobmann Lappe übereinstimmend. Sie und ihre Berufskollegen sorgten mit
großem Engagement für hochwertige Lebensmittel, für eine gepflegte Landschaft
und für Nachhaltigkeit. Jedes Plakat und jede Postkarte sind dabei nicht nur mit
kurzen informativen Texten ausgestattet, sondern, ganz dem Trend der Zeit
entsprechend, mit QR-Codes für Mobiltelefone, über die der Nutzer noch mehr über
die Landwirtschaft erfahren kann. Die Kampagne hat außerdem im Internet einen
eigenen Auftritt:
www.landwirtschaft-fuer-morgen.de.
Bild:
Kreisobmann Karl Lappe, Helmut Hacker aus Seulbitz, Kreisbäuerin Katrin Lang,
ihre Stellvertreterin Angelika Seyferth, Martin Freiberger aus Aichig, Udo
Köhler von der BBV-Geschäftsstelle sowie Lore, Hans und Mathias Bezold (von
links) haben die neue Imagekampagne des Bauernverbandes vorgestellt.
Maria und Hans-Jürgen Lips
betreiben den einzigen Bioland-Bauernhof in Bamberg und führen Besucher über
die Landesgartenschau
Bamberg.
Wie kommt die Ziegenmilch in die Flasche? Wie kommt der Honig ins Glas? Das
sind nur zwei von vielen Fragen, auf die Maria und Hans-Jürgen Lips immer
die passenden Antworten parat haben. Derzeit geben sie ihr Wissen auf der
Landesgartenschau in Bamberg an Ausflügler, Schulklassen und Landfrauen
weiter.
„Das Thema Nachhaltigkeit ist uns ganz
wichtig“, sagen beide mit Blick über das sogenannte ERBA-Gelände. Früher sei
hier eine riesige Industriebrache gewesen, mit der Landesgartenschau ist ein
Paradies entstanden, nicht nur aber vor allem auch für Kinder. Immer
dienstags heißt es auf der Landesgartenschau „Schule im Grünen“, und so
führt das Ehepaar Lips auch heute wieder eine Schulklasse, die zehnte Klasse
des Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Gymnasiums durch die blühenden
Gartenlandschaften am Stadtrand der Weltkulturerbestadt.
Maria und Hans-Jürgen Lips bewirtschaften seit
1982 in Wildensorg bei Bamberg, direkt unterhalb der nahe gelegenen
Altenburg, einen Erlebnisbauernhof mit Schafen und Ziegen. Es ist ein
klassischer Nebenerwerbsbetrieb mit Grünland, Kleegras, Gemüsebau,
Streuobstwiesen und Direktvermarktung in einem kleinen Hofladen mit
selbstgemachten Spezialitäten. „Wir sind zur Zeit der einzige
Bioland-Bauernhof in Bamberg“, sagt Lips. Auf den rund 14 Hektar
landwirtschaftlicher Nutzfläche baut das Ehepaar Gemüse und Obst nach den
strengen Richtlinien des Bioland-Anbauverbandes an.
Eigentlich ist Hans-Jürgen Lips gelernter
Bankkaufmann, wenn auch mit landwirtschaftlichem Hintergrund. 1983 hatte er
seinen seinen Beruf an den Nagel gehängt und begonnen, sich mit der
Landwirtschaft zu beschäftigen. Als ländlicher Gästeführer, beziehungsweise
als Erlebnisbäuerin wurden beide gefragt, ob sie ihr Wissen nicht hin und
wieder den Besuchern der Landesgartenschau nahe bringen wollten und so kam
der Kontakt zu den Veranstaltern zustande.
Zuhause,
bei ihren Führungen auf dem Hof lernen Kinder und Erwachsene die Schaf- und
Ziegenhaltung kennen, gemeinsames Melken, Filtrieren der Milch und die
Herstellung von Ziegenbutter gehören genauso dazu wie anschließende
Kostproben von Ziegenmilch und Ziegenkäse. In einem weiteren Erlebnisangebot
beschäftigen sich Maria und Hans-Jürgen Lips mit der Imkerei. „Willst Du
Gottes Wunder sehen musst Du zu den Bienen gehen“, lautet eines der
Lieblingszitate von Hans-Jürgen Lips, der den Besuchern auf seine ganz
eigene humorvolle Art dabei erläutert, wo und wie die Biene den Nektar
sammelt, ihn zum Bienenstock bringt und wie daraus Honig wird. Interessierte
haben die Möglichkeit, die Frühjahrsblüte, die Befruchtung durch die Bienen
und das Entstehen der Früchte kennen zu lernen. „Wir erklären die
Entwicklung vom Ei bis zur fertigen Biene und bieten unseren fertig
geschleuderten Honig zum Probieren an“, so Lips.
In weiteren Themenführungen geht es um
Schafswolle und ihre Verwendung, um den früheren Weinanbau in und um Bamberg
oder um das Landschaftsschutzgebiet „Altenburg“ in Bamberg. Daneben bietet
das Ehepaar Kräuterführung am Südhang der Altenburg und durch den
Wildensorger Kräutergarten an, klären über Getreidesorten auf oder
veranstalten zusammen mit einem engagierten Helferteam bis zu 100
Kindergeburtstage pro Jahr auf ihrem Hof.
„Zuhause
auf dem Betrieb als auch hier auf der Landesgartenschau möchten wir allen
Interessierten nahe bringen, was es bedeutet, natürliche Ressourcen zu
schützen und die Artenvielfalt unserer Kulturlandschaft zu erhalten“, sagt
Maria Lips. Die Erzeugung gesunder Lebensmittel gehöre genauso dazu, wie
ganz praktische Tipps zum Umweltschutz mit dem Einkaufskorb. Obwohl die
Familie Lips in ihrem Hofladen ein breites Angebot von selbstgemachten
Spezialitäten wie Landwurst, Schinken, Kuchen und Gebäck anbietet und
außerdem einen festen Kundenstamm hat, merken auch sie mittlerweile, dass
die Konkurrenz härter wird. „Es gibt einfach zu viele Biosupermärkte in
Bamberg“, klagt Maria Lips und ist skeptisch, ob sich diese Entwicklung
wieder umkehren lassen wird.
Auf
der Landesgartenschau haben sie ihren eigenen Betrieb Anfang Mai drei Tage
auf der Ausstellungsfläche des Landwirtschaftsministeriums präsentiert.
Gleich neben den Kleingärten, über die sich das Ehepaar am meisten freut.
Die Kleingärten gab es schon immer, sie wurden früher von den Beschäftigten
der ERBA bewirtschaftet und zur Erholung genutzt. Im Zuge der Bauarbeiten
für die Gartenschau hätten sie eigentlich weichen sollen. Erst nach
entsprechendem Protest der Kleingärtner sagten ihnen die Verantwortlichen
ein Bleiberecht zu, mittlerweile wurden die Gärten sogar aufgewertet und
gelten als wertvoller Bestandteil der Gartenschau. „Auch das ist
Nachhaltigkeit im besten Sinne“, so Hans-Jürgen Lips.
Fränkisches Nationalgericht,
Leibspeise und Kultprodukt / 2. Fränkischer Bratwurstgipfel lockte
diesmal rund 20000 Besucher nach Pegnitz
Pegnitz.
Keine Chance für Vegetarier: zum 2. Mal ging es in Pegnitz um die
Wurst, genauer um die Bratwurst. 16 Metzger aus ganz Franken waren
angetreten, um mit über 30 Wurstkreationen um den Titel des
fränkischen Bratwurstkönigs zu kämpfen. Diesmal waren es laut
Veranstalter rund 20000 Besucher, die sich das Spektakel im
Wiesweiherpark mitten in der Stadt nicht entgehen ließen. Darunter
auch jede Menge Prominenz, wie etwa der frühere bayerische
Ministerpräsident Günther Beckstein (Bild rechts) und der bayerische
Innenminister Joachim Herrmann.
„Die Bratwurst ist eines der
Herzstücke fränkischer Kulinaristik“, erklärte der Präsident der
Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer. Er beschrieb die
Bratwurst als „Aushängeschild unserer fränkischen Metzgermeister“,
als Nationalgericht, Leibspeise und Kultprodukt der Franken
zugleich. Genau deshalb hätten die drei fränkischen
Handwerkskammern, die Genussregion Oberfranken und die Stadt Pegnitz
beschlossen, für die fränkische Bratwurst ein Zeichen zu setzen, ihr
einen eigenen Tag und ein besonderes Fest zu widmen: den Fränkischen
Bratwurstgipfel.
16
Metzgereien, je vier aus Ober-, Mittel- und Unterfranken, hatten
sich diesmal mit exakt 32 Bratwurstkreationen und –sorten beteiligt.
Sie alle servierten ihre Bratwurstspezialitäten nicht nur frisch vom
Grill, sondern stellten sich auch mit verschiedensten
Blindverkostungen und mit Hilfe von Publikumsbewertungen dem
Wettbewerb. Jede Metzgerei schickte dazu zwei Bratwurstspezialitäten
ins Rennen. Gegeneinander gebrutzelt wurde dabei in den zwei
Kategorien „Klassische Bratwurst“ und „Kreativbratwurst“.
Der Kreativität waren dabei
keine Grenzen gesetzt. Feinschmecker konnten wählen aus Sorten wie
Bärlauch-, Tomate-Mozzarella-, Red-Hot-Chili-Roaster-, oder gar
Schoko-Chili-Bratwurst. Es gab sie mit Spargel, Kümmel, Hickory und
sogar Chili oder Mango. Aber auch die klassischen Bratwürste wurden
in den unterschiedlichsten Variationen angeboten: grob, fein, dick,
schmal, und sogar evangelisch und katholisch. Sogar eine „Bratwurst
für Verliebte“ gab es von der Metzgerei Herpich aus Hof, genauso wie
eine kreolische Bratwurst von der Metzgerei Fabis aus Bayreuth oder
den Chili-Knoblauch-Griller vom Dorfmetzger Reck aus Möhrendorf.
Als echter Bratwurstkenner
outete sich der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein: Die
Bratwurst eigne sich genauso als schnelle Zwischenmahlzeit im
Brötchen wie als gemütliche Brotzeit zu Sauerkraut, Brot und einem
Seidla Bier, sagte der bekennende Franke. Beckstein: „Keine Region
hat eine solche Bratwurstkultur wie unser Franken.“ Je
südlicher man nach Bayern kommt, umso schlechter schmecke die Wurst,
sagte der Pegnitzer Bürgermeister Manfred Thümmler. Weißwurst sei
nur weiß, bestätigte Beckstein, aber Bratwurst sei individuell, ganz
wie die Franken.
Davon
überzeugten sich diesmal auch internationale Gäste, wie Francois
Deligne aus der französischen Partnerstadt von Pegnitz, Guyancourt
bei Paris, oder Moreno Pizzoni aus Foligno, nahe dem italienischen
Assisi. Pizzoni ist einer der wenigen italienischen Metzger, der
auch Bratwürste herstellt. Da die Region um Assisi genauso wie
Oberfranken als Genussregion gilt, soll der bereits seit zehn Jahren
bestehende Jugendaustausch zwischen dem Landkreis Bayreuth und
Assisi künftig als Partnerschaft auf eine breite Basis gestellt
werden, erklärte der Parlamentarische Finanzstaatssekretär und
Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk, der den
italienischen Bratwurstmetzger nach Pegnitz eingeladen hatten.
Die Veranstaltung Fränkischer
Bratwurstgipfel lässt sich als Mischung aus Kulinarik, Information,
Unterhaltung, Verkostung und Wettbewerb umschreiben. Wir lebten in
einer Welt der Bilder, Werbung versuche, uns mit klaren und
einfachen Botschaften emotional anzusprechen. Genau dasselbe müsse
getan werden, um regionale Produkte wieder mehr ins Bewusstsein der
Menschen zu rücken, erläuterte HWK-Präsident Zimmer den ernsten
Hintergrund des Bratwurstgipfels. Um regionalen Produkten eine Seele
einzuhauchen, ihnen ihren Charakter zurück zu geben, vielleicht sie
sogar zum Kult werden zu lassen, gehörten auch
öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen dazu, die ruhig auch
Eventcharakter haben dürfen. Der Fränkische Bratwurstgipfel gehe
genau diesen Weg. „Es war wichtig und richtig, der fränkischen
Bratwurst endlich eine eigene Veranstaltung zu geben und sie zu
feiern“, zog Zimmer eine positive Bilanz der Großveranstaltung.
Am
Ende blieb der Titel übrigens in Pegnitz: Klaus Lindner von der
gleichnamigen Metzgerei wurde zum zweiten fränkischen Bratwurstkönig
gekrönt. „Ich weiß zwar, dass ich gut bin, aber damit hab ich nicht
gerechnet, ich bin sprachlos, glücklich, zufrieden und aufgeregt“,
sagt Lindner nach der Verleihung der Krone. Dazu bekam er ein
Zepter, gestiftet vom Vorjahressieger, der Metzgerei Max aus Hof.
Bürgermeister Manfred Thümmler überreichte Lindner außerdem den
Gipfel mit einer Bratwurst an der Spitze. Lindner hatte bei den drei
Wettbewerben Publikumsliebling, klassische und Spezialbratwurst die
meisten Punkte geholt. In der Kategorie Publikumsliebling siegte er
ebenfalls. Im Bereich klassische Bratwurst kam der Pegnitzer Metzger
auf Platz zwei. Hier war die Metzgerei Romuald Hoinka aus Nürnberg
vorne. In der Kategorie Spezialbratwurst holte sich die Metzgerei
Kalb aus Bamberg mit Kümmel-Bratwürsten den Titel.
Über 120 Jahre im Dienste der
Landwirtschaft / Nicklas Landtechnik in Schirradorf versteht sich als
kompetenter Partner der heimischen Bauern
Schirradorf.
„Man hatte schon mal das Gefühl, dass alles bergab geht“, sagt Edwin Nicklas,
Inhaber und Geschäftsleiter des Unternehmens Landtechnik Nicklas in Schirradorf
im Landkreis Kulmbach. Doch seit einiger Zeit habe seine Branche allen Grund,
wieder optimistisch in die Zukunft zu blicken. „Die Stimmung ist positiv und das
Image ganz gut“, so Nicklas. Er ist der festen Überzeugung, dass die
Landwirtschaft in unseren Breiten und somit auch die Landtechnik Zukunft haben.
Klimawandel, ein weltweites Bevölkerungswachstum, andere Ernährungsgewohnheiten
und die Energiewende, das alles sind Schlagworte, die zu einer Veränderung der
Situation beigetragen hätten. Eine Folge davon ist, dass die Landtechnikbranche
zum boomenden Sektor der Landwirtschaft geworden ist. Für Nicklas war 2011 aus
wirtschaftlicher Sicht ein gutes Jahr. Sowohl beim Umsatz, als auch
betriebswirtschaftlich habe ein erfreulicher Zuwachs realisiert werden können.
Das
Unternehmen Nicklas Landtechnik ist ein Familienbetrieb in vierter Generation
und hat seine Wurzeln in einer 1888 gegründeten Hofschmiede in Schirradorf. „Das
war eine Zeit, in der auf den Feldern noch mit Pferden und Ochsen gearbeitet
wurde und die motorisierte Technik erst in den Kinderschuhen steckte“, so
Nicklas. Im Zuge des technologischen Fortschrittes und der wachsenden Bedeutung
von Maschinen in der Landwirtschaft begann man in den 1950er Jahren mit dem
Handel von Landmaschinen. Bereits 1954 seien die ersten Traktoren durch Konrad
Nicklas, dem Vater vom Edwin Nicklas ausgeliefert worden. „Es zeigte sich
schnell, dass man damit aufs richtige Pferd gesetzt hatte“, sagt Nicklas.
Mittlerweile sei der durchschnittliche Schlepper mit 100 PS ausgestattet und
kostet neu um die 80000 Euro. Das Unternehmen entwickelte sich in den folgenden
Jahrzehnten erfolgreich weiter und ist mittlerweile weit über die Region hinaus
eine feste Größe.
Heute
gilt Nicklas Landtechnik nach Aussage des Firmenchefs als „leistungsstarker
Partner für innovative Landtechnik renommierter Hersteller“. Seit 1998 ist das
Unternehmen mit Firmensitz in Schirradorf sowie je einem Standort im
unterfränkischen Hofheim (seit 2003) und im mittelfränkischen Grüb bei Ansbach
(seit 2011) auch autorisierter John-Deere-Vertragshändler. An den drei
Standorten beschäftigt Nicklas 50 Mitarbeiter, im wesentlichen
Landmaschinenmechaniker, Elektriker und kaufmännische Angestellte. „Unsere
Kunden schätzen unseren persönlichen Stil und unser fundiertes Fachwissen, das
jederzeit auf dem neuesten Stand und zudem äußerst praxisorientiert ist“, sagt
Nicklas. Sein Unternehmen verstehe sich als Dienstleister, der mit seiner Arbeit
aktiv zum Erfolg der Kunden beiträgt und ihnen hilft, mit moderner Technik einen
attraktiven Ertrag zu erzielen.
Großen
Stellenwert nimmt die Ausbildung ein. Schon 1925 habe sein Großvater den ersten
Lehrling eingestellt, seit der Übernahme des Betriebs durch Edwin Nicklas im
Jahr 1991 dürften es bis zu 45 Azubis gewesen sein. Aktuell sind es an den drei
Standorten neun Auszubildende, acht künftige Landtechniker und ein
kaufmännischer Angestellter. „Die Ausbildung ist das A und O in unserem
Handwerk“, sagt Nicklas, der den Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik
als einen der krisensichersten und umfassendsten technischen Serviceberufe
bezeichnet. Als Mechaniker für Land- und Baumaschinen lerne man im Grunde gleich
mehrere Berufe in einem, der die beste Basis für eine Karriere im Lager, als
Servicetechniker oder im Verkauf bietet, so Nicklas, der sich ehrenamtlich auch
als Obermeister und Prüfungsvorsitzender der Land- und Baumaschineninnung
Oberfranken engagiert und in dessen Betrieb schon Landes- und Bundessieger im
Leistungswettbewerb des Handwerks hervorbrachte.
Das
Einzugsgebiet des Unternehmens umfasst Ober- und Unterfranken sowie
Südthüringen. Neben einem Vollsortiment an Landmaschinen und Kleingeräten bietet
das Unternehmen auch eine Vielzahl an Serviceleistungen an. „Die Werkstätten
sowie ein hervorragender Ersatzteil- und Reparaturservice bringen alles schnell
wieder in Gang.“. Zum Service gehöre dabei auch eine seriöse Beratung im Vorfeld
der Kaufentscheidung. So bietet Nicklas beispielsweise den Besuch von
Außendienstmitarbeitern im landwirtschaftlichen Betrieb an, der unter
Berücksichtigung des vorhandenen Maschinenparks und der konkreten
Einsatzbereiche die jeweils optimale Maschine ermittelt. Seit dem
zurückliegenden Jahr hat das Unternehmen als weiteres Standbein auch den
Vertrieb für den Marktführer von automatischen Melksystemen, dem
niederländischen Agrartechnikhersteller Lely, übernommen.
Überhaupt steht das Unternehmen Landtechnik Nicklas vor allem für die
Kommunikation mit den Landwirten. „Das ist die Basis für unser Wachstum“, so der
Firmenchef. Eine Vielzahl von Auszeichnungen zeige, dass man damit auf dem
richtigen Weg sei. So wurden die Schirradorfer Landtechnik-Profis unter anderem
2005 mit einem Excellent-Award für Erntemaschinen, 2008 als Vize-Landessieger
beim Shell-Award und 2011 als einer der besten John-Deere-Händler ausgezeichnet.
Nicht
nur als sein persönliches Steckenpferd, sondern als überaus erfolgreiches
Instrument der Kundenbindung sieht Nicklas den 1997 gegründeten
John-Deere-Fanclub. Organisiert als Verein, geleitet von einer gewählten
Vorstandschaft und getragen von mittlerweile 180 Mitgliedern sorgt der Fan-Club
für einen engen Draht zwischen Fachhändler und Kunden. Zum Programm gehören
unter anderem regelmäßige Club-Abende mit Diskussionen, Fachvorträgen und
Produktvorstellungen, aber auch Fachexkursionen und Werksfahrten quer durch die
Republik.
Die
Kommunikation mit dem Kunden pflegt der Chef auch mit dem alljährlich
stattfindenden Schirradorfer Bauerntag auf dem Firmengelände. Egal ob der
bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner oder
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, Edwin Nicklas hatte bereits
zahlreiche Promis aus dem landwirtschaftlichen Bereich in seiner Werkshalle zu
Gast. Heuer hat sich für den 15. Juni der Präsident des deutschen und
europäischen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner angekündigt. Nur zwei Tage später
am 17. Juni steht ein großes Oldtimer-Treffen auf dem Firmengelände auf dem
Programm. Nicklas: „Gerade diese Mischung aus Fach- und Begleitprogramm sorgt
für eine intensive Kommunikation, die wiederum auch eine gute Plattform für neue
Ideen und Konzepte unsererseits darstellt.“
Wichtigster Vertreter bäuerlicher
Interessen in Oberfranken / Hermann Greiff löst Werner Reihl als oberfränkischer
BBV-Bezirkspräsident ab
Bamberg.
Hermann Greif aus Pinzberg im Landkreis Forchheim ist neuer Bezirkspräsident des
Bayerischen Bauernverbandes in Oberfranken. Der 48-jährige bisherige
Vizepräsident löst Werner Reihl (67) aus Bergnersreuth bei Arzberg im Landkreis
Wunsiedel ab, der zehn Jahre lang an der Spitze des BBV im Regierungsbezirk
stand und sich aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellen konnte. Greif ist
damit in den kommenden fünf Jahren nicht nur der wichtigste Vertreter
bäuerlicher Interessen in Oberfranken, sondern steht auch an der Spitze von über
20000 Mitgliedern. Bei der Wahl in Bamberg konnte sich Greif gegen den Coburger
BBV-Kreisobmann Gerhard Ehrlich mit 34 zu 22 Stimmen durchsetzen. Ehrlich wurde
daraufhin ohne Gegenstimme zum Vizepräsidenten gewählt.
Sein
vordringliches Ziel sei es, bei der Neufestsetzung der künftigen gemeinsamen
europäischen Agrarpolitik „mit ihren vielen Fußangeln“ offensiv mitzumischen,
sagte Greif. Als weitere Vision bezeichnete er es, die Interessen der
landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe unter einen Hut zu
bekommen. Ebenso soll es unter seiner Präsidentschaft auch gelingen, die
vielfältigen Erwerbszweige der Landwirtschaft in Oberfranken, von Pflanzenbau
über Ferkelerzeugung bis hin zur Milchproduktion und den Anbau von
Sonderkulturen, gleichwertig zu vertreten.
Hermann Greif bewirtschaftet in Pinzberg bei Forchheim einen 130 Hektar großen
Betrieb mit Grünland, Ackerland, Qualitätsgetreide und einer Biogasanlage. Zum
Hof gehört auch ein kleiner Teil an Sonderkulturen wie Kartoffel, Gemüse und
Obstbau. Greif hatte in Triesdorf das technische Fachabitur in der
Ausbildungsrichtung Landwirtschaft absolviert und ist ausgebildeter
Landwirtschaftsmeister. Beim Bayerischen Bauernverband ist er seit 20 Jahren als
Ortsobmann tätig, er gehört seit 15 Jahren der Forchheimer Kreisvorstandschaft
an und ist seit zehn Jahren sowohl Kreisobmann von Forchheim sowie
stellvertretender oberfränkischer BBV-Präsident. Er steht an der Spitze des
oberfränkischen Erzeugerrings für pflanzliche Qualitätsprodukte und für die CSU
Mitglied des Forchheimer Kreistages. Hermann Greif ist verheiratet und hat zwei
Kinder.
„Ich
habe fertig, aber die Flasche ist noch lange nicht leer.“ Mit diesem, dem
ehemaligen Bayern-Coach Giovannis Trappatoni angelehnten Worten hatte sich zuvor
Werner Reihl von den Mitgliedern der oberfränkischen Kreisvorstandschaften
verabschiedet. Mit seiner Wahl vor zehn Jahren sei ihm ein Herzenswunsch in
Erfüllung gegangen, er habe das Amt vom ersten bis zum letzten Tag mit
Leidenschaft ausgeübt. Sein Ziel sei es gewesen, sich immer an der Realität zu
orientieren und mit Sachlichkeit zu argumentieren, auch wenn Themen wie BSE oder
Milchstreik oft im Strudel der Emotionen untergegangen seien.
Über
seine Amtszeit zog der scheidende Präsident eine positive Bilanz. Es sei
gelungen, die Landwirtschaft als Teil der Gesellschaft zu positionieren, ebenso
sei es gelungen, den Stellenwert Oberfrankens innerhalb des Bayerischen
Bauernverbandes zu stärken. „Man erkennt und respektiert, dass die
Landwirtschaft ausreichende und qualitativ hochwertige Nahrungsmittel erzeugt,
die Energiewende mitgestaltet und für gepflegte Landschaften sorgt“, sagte er.
Nicht gelungen sei es ihm dagegen, etwas gegen die Bürokratie zu unternehmen.
Der Moloch Bürokratie habe eher noch weiter zugenommen, so Reihl. Als
unbestrittenen Höhepunkt mit bundesweiter Ausstrahlung bezeichnete Reihl die
Ausrichtung des Deutschen Bauerntages 2007 in Bamberg.
Als
ordentliche Mitglieder der erweiterten BBV-Bezirksvorstandschaft wurden die
folgenden Persönlichkeiten gewählt: der Vorsitzende des oberfränkischen
Fleischerzeugerrings Ralf Rosenbauer aus Neustadt bei Coburg, für den
Produktionszweig Milch Herbert Sachs aus Münchberg und Harald Reblitz aus
Itzgrund, für den Zuchtverband Hans Engelbrecht aus Lankendorf bei Bayreuth, für
den Bereich Ökolandbau Hans Küfner aus Bindlach bei Bayreuth, für die Bereiche
Veredlung und Ackerbau Klaus Siegelin aus Tiefenklein im Landkreis Kronach sowie
für den Forst Georg Neupert aus Selb.
Bilder:
- Hermann Greif
(48) aus Pinzberg bei Forchheim ist neuer oberfränkischer BBV-Bezirkspräsident.
- Hermann Greif (links) aus dem Landkreis Forchheim löst Werner Reihl (rechts)
aus dem Landkreis Wunsiedel als oberfränkischer Bauernverbandspräsident ab. In
der Mitte: BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer aus Bamberg.
Teichwirte ziehen Bilanz:
Beste Fischernte seit Jahren / Umweltminister Huber sagt fränkischen
Teichwirten weitere Unterstützung gegen Kormoran zu
Haid.
Das Aischgründer Modellprojekt der sogenannten Kormoranvergrämung zeigt
Erfolg: „Durch die räumliche wie auch zeitliche Ausweitung von
Kormoranabschüssen konnten wir im zurückliegenden Herbst die beste Ernte
seit vielen Jahren einfahren“, sagte Teichwirt Fritz Nagel, der im unteren
Aischgrund bei Haid im Landkreis Forchheim rund 60 Hektar Teichfläche
bewirtschaftet. Nun fordern die Teichwirte eine Ausweitung des
Modellprojekts durch eine ganzjährige Jagdzeit für den Kormoran sowie eine
Ausdehnung der Jagd auch auf die bisherigen Schutzgebiete ohne bürokratische
Erschwernisse.
Um
ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen hatten die Teichgenossenschaften
Oberfranken und Aischgrund den bayerischen Umweltminister Marcel Huber zu
einem Frühjahrsabfischen in den oberfränkischen Teil des Aischgrundes
eingeladen. Auch dabei bestätigte sich der Erfolg des Modellprojekts. Die
Fischernte des Haider Weihers habe gezeigt, dass das Kormoranmanagement
gelingt, sagte Huber. „Wir mussten lange suchen, bis wir einen vom Kormoran
verletzten Fisch gefunden haben“, so Huber, der signalisierte, das
Modellprojekt ab 2013 bayernweit umzusetzen.
Huber gab vor zahlreichen Teichwirten aus Ober- und Mittelfranken zu
bedenken, dass der Verlust der Artenvielfalt ein wichtiges Thema sei und die
Forderungen seitens der Naturschutzverbände durchaus ihre Berechtigung
haben. Auf der anderen Seite seien auch die Bedürfnisse der Teichwirtschaft
nicht von der Hand zu weisen. Es könne nicht angehen, dass einzelne Betriebe
die immensen Schäden durch den Kormoran einfach so hinnehmen müssten.
Walter
Jacob von der Teichgenossenschaft Aischgrund etwa bezifferte die Schäden an
seinen Fischen auf 70 Prozent, erst mit Einführung der Kormoranvergrämung im
zurückliegenden Jahr hätten sie sich auf 30 Prozent reduziert. Das sei sehr
zu begrüßen, denn die Teichwirte wollten weder von Zuschüssen noch von
Almosen des Staates leben, sondern vom Verkauf ihrer regionalen Produkte.
Kommen die Teichwirte allerdings in Existenznöte, dann werde sich
langfristig niemand mehr finden, der die fränkische Teichlandschaft mit
ihrer Jahrhunderte alten Tradition bewirtschaftet. Schon jetzt sei die
Altersstruktur der Teichwirte relativ hoch. Ohne langfristige
Planungssicherheit werde die Teichwirtschaft von jüngeren Nachfolgern nicht
forstgesetzt werden.
Dies sei auch im Sinne der Bevölkerung, so Karl-Peter Schwegel aus
Wüstenstein, stellvertretender Vorsitzender der Teichgenossenschaft
Oberfranken. Der Verbraucher frage gezielt nach heimischem Fisch und nach
Produkten aus der Region nach. Die Teichwirte kämen diesem Bedürfnis in
hervorragender Art und Weise nach. Wenn die Teichwirtschaft allerdings
aufrechterhalten werden soll, müssten auch die fischfressenden Vögel an den
Gewässern kurzgehalten werden.
Ungemach droht den Teichwirten allerdings nicht nur von Seiten des
Kormorans, sondern auch von Biber und vom Fischotter. „Was wir beim Kormoran
durchgemacht haben, kommt jetzt beim Biber“, sagte Walter Jakob. Er
kritisierte vor allem dass die Problematik seitens der
Kreisverwaltungsbehörden völlig unterschiedlich gehandhabt werde.
Bild: Bei
einem Frühjahrsabfischen im Aischgrund legte Umweltminister Marcel Huber
selbst Hand an und überzeugte sich von der hervorragenden Ernte, die der
Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma (links) im
Wesentlichen auf das Modellprojekt der Kormoranvergrämung zurückführte.
(Bild unten mit MdL Eduard Nöth aus Forchheim)
Mit dem Zahnradprinzip auf
Erfolgskurs / Susanne Pingold bewirtschaftet den „Ferienhof im Hirtengärtl“ und
legt dabei großen Wert auf Vielfalt
Lilling.
„Wir setzen auf das Außergewöhnliche.“ Susanne Pingold (36), Betriebsleiterin
des „Ferienhofes im Hirtengärtl“ in Lilling bei Gräfenberg in der Fränkischen
Schweiz, ist nicht nur die resolute Chefin des 40-Hektar-Betriebes im
oberfränkischen Landkreis Forchheim, sondern auch „Mädchen für Alles“ auf dem
Hof mit seinen vielen Betriebszweigen.
Die
Palette reicht von der klassischen Schweinezucht und –mast, Ackerbau und
Forstwirtschaft über Biogaserzeugung, „Urlaub auf dem Bauernhof“, einer eigenen
Brennerei, einem Hofladen bis hin zu einer Gastronomie mit 65 Sitzplätzen. Im
Mittelpunkt stehen aber zwei grundverschiedene Dinge: einmal der für die Gegend
nördlich von Nürnberg völlig ungewohnte Hopfenanbau, zum anderen der für die
Fränkische Schweiz so grundtypische Anbau hochwertiger Süßkirschen mit rund 1000
Kirschbäumchen rund um den Hof.
„Bei
uns gilt das Zahnradprinzip“, sagt Susanne Pingold, die den Hof vom Vater 2008
übernommen hatte. Zahnradprinzip heißt, dass alles irgendwie ineinander greift.
„Alles ist mit allem verbunden, arbeitstechnisch sind wir somit gut eingedeckt“,
so die gelernte Technikerin für Hauswirtschaft und Ernährung, ausgebildete
Landerlebnisbäuerin und Ernährungsfachfrau. Das gilt umso mehr seit Herbst 2011
als ihr Sohn Johannes das Licht der Welt erblickt hat. Ehemann Claudio Keiner
(36), Landmaschinenmeister kümmert sich auf dem Hof um die Technik, ist,
hauptberuflich aber außerlandwirtschaftlich tätig. Wie gut, dass Susanne
Pingolds Vater Hans (68) und dessen Frau Sonja noch immer tatkräftig
mitarbeiten. Daneben sind auf dem Hof zwei Personen fest angestellt, die von
einer 400-Euro-Kraft und entsprechenden Saisonkräften unterstützt werden.
Bereits
1972 hatte der Vater die Milchviehhaltung aufgegeben und war im Zuge der
Flurbereinigung an den Ortsrand der damals noch eigenständigen Gemeinde
ausgesiedelt. Von den bis zu zehn Hopfenpflanzern der Nachkriegszeit im
„Bierland Oberfranken“ sind heute noch drei übrig, einer davon ist der Hof der
Pingolds. Vermarktet wird der Hopfen zusammen mit dem aus den klassischen
Anbaugebieten Spalt und Hallertau über den Hopfenhandel, 80 Prozent davon gehen
in den weltweiten Export, aber auch die Klosterbrauerei aus dem nahen Weißenohe
greift auf Qualitätshopfen aus Lilling zurück.
Grundtypisch für die Gegend, die als größtes zusammenhängendes Kirschanbaugebiet
in Europa gilt, ist der Anbau von Kirschen. Vermarktet werden sie zum Großteil
über die Franken Obst GmbH im nahen Igensdorf, ein Teil wird aber auch in der
hauseigenen Brennerei zu Bränden und Likören verarbeitet. Auf den Feldern rund
um den Hof wächst hauptsächlich Sommergerste, Winterweizen und Mais für die
hauseigene Schweinezucht und –mast mit rund 120 Schweinen und Ferkeln, mit denen
die Pingolds im Direktverkauf und auf kurzen Wegen zwei nahegelegene Metzgereien
beliefern.
Auch
die alternativen Energien spielen auf dem „Ferienhof im Hirtengärtl“ eine große
Rolle und zwar nicht erst seit der Diskussion um die Energiewende, sondern
bereits seit 1999. „In unserem Betrieb dient die Energiegewinnung aus Biogas
nicht nur der Stromerzeugung“, sagt Susanne Pingold. Die entstandene Abwärme
werde zum Heizen und zur Warmwasserversorgung für den gesamten Betrieb und einem
Nachbargebäude genutzt, der Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. „Mit
dem Wärmenutzungskonzept ersetzen wir pro Jahr an die 10000 Liter Heizöl“,
erläutert Ehemann Claudio.
Das
Angebot des Hofladens kann sich sehen lassen. Hier gibt es nicht nur die edlen
Brände und fruchtigen Liköre in verschiedenen Gebinden und Schmuckflaschen,
sondern auch hausgemachte Marmeladen, eingelegte Früchte, Dosenwurst,
Bauernschinken, Apfelsaft, Holunderblütensirup, Obst der Saison wie Äpfel,
Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Kulinarisches aus Hopfen, Hopfenspargel, Hopfen zu
Dekorationszwecken, individuelle Geschenkkörbe und seit einiger Zeit sogar
selbst gebackene Kuchen und Torten sowie „Lillinger Pralinen“. Lediglich Honig,
Nudeln und Tee würden zugekauft, alles andere stammt aus eigener Produktion.
Gäste
sind auf dem Betrieb schon seit 1979 herzlich willkommen. In den 1990er Jahren
folgte dann die Vergrößerung durch ein Gästehaus mit Probierstube. „Dadurch
konnten wir auch unser Angebot erweitern“, so Susanne Pingold. Seit dem Jahr
2001 gilt der Betrieb als vom Kneippbund anerkannter Gesundheitshof. Die drei
Ferienwohnungen und zwei Appartements sind zwischen 35 und 55 Quadratmeter groß,
mit handwerklich gefertigten Möbeln ausgestattet und mit vier Sternen
klassifiziert. Von den Balkons hat der Gast einen herrlichen Rundblick über die
Obstgärten, die sich von der Blüte bis zur Ernte in abwechslungsreichen Farben
zeigen.
Susanne
Pingold legt dabei stets großen Wert auf jahreszeittypische Spezialitäten. „Bei
uns gibt es keine Kürbiscremesuppe im Mai und keine Erdbeeren im Januar“, sagt
sie. Sogar den Orangensaft sucht man auf der Karte vergebens. „Wir wollen
einfach mit gesundem Menschenverstand wirtschaften“, erklärt die
Betriebsleiterin. Das Bewusstsein für Werte gehört für die 36-Jährige genauso
dazu wie die Betonung der Regionalität. Schon sehr früh habe für sie
festgestanden, dass sie den Hof übernehmen werde. Nach Hauswirtschaftslehre und
Gesellenprüfung machte Susanne Pingold die Weiterbildung in der Technikerschule
in Triesdorf und den Grundkurs in Herrsching. Bevor sie zu Hause komplett
einstieg war Susanne Pingold drei Jahre lang als nebenberufliche Lehrkraft für
Hauswirtschaft an der Berufsfachschule in Forchheim tätig. Heute wirkt sie noch
in verschiedenen Prüfungsausschüssen mit. Jeder, der sich selbst ein Bild von
der Vielfalt des Hofes der Familie machen möchte, ist zum Hoffest am 3. Oktober
2012 eingeladen.
Holz ist wieder als Baumaterial
gefragt /
22000 Mitglieder bewirtschaften unter dem Dach der Forstwirtschaftlichen
Vereinigung rund 140000 Hektar Wald in Oberfranken
Bamberg.
Die oberfränkische Forstwirtschaft ist mit dem zurückliegenden Jahr absolut
zufrieden. „Wir haben ein in vielerlei Hinsicht erfolgreiches Jahr hinter uns“,
sagte der Vorsitzende der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken (FVO),
der Bamberger Landtagsabgeordnete Heinrich Rudroff. Neben guten Holzpreisen habe
vor allem der Wald im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit gestanden.
Grund dafür war das von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Jahr
der Wälder. Die FVO, die beim Bauernverband in Bamberg ihren Sitz hat, vertritt
17 oberfränkische Waldbesitzervereinigungen mit zusammen rund 22000 Mitgliedern
und einer bewirtschafteten Waldfläche von circa 140000 Hektar.
Rudroff wertete es als absolut erfreulich, dass Holz zunehmend wieder als
Baumaterial Anerkennung finde. Vor allem aus dem Handwerk seien dabei die
entscheidenden Impulse zur Wiederentdeckung des Holzbaus gekommen. Hervorragende
Ergebnisse habe die FVO auch bei ihren Versteigerungsterminen erzielt. Vor allem
die Nadelholztermine der zurückliegenden Wochen hätten die Erwartungen weit
übertroffen. So konnten zuletzt über 100 Euro mehr als noch im Vorjahr für
Fichtenrundhölzer erzielt werden. Ähnliche Preissteigerungen habe es bei der
Lärche gegeben. Den Fachleuten zufolge sind derzeit vor allem die Preise für
Fichte und Kiefer auf einem sehr lukrativen Niveau. Die Unterversorgung vieler
Betriebe der Holz- und Sägeindustrie sorge außerdem für eine rasche Abfuhr des
Holzes. Aktuell liege die Fichte im Schnitt bei 94 bis 98 Euro pro Festmeter.
Hinderlich sei im Regierungsbezirk allerdings oft noch die kleinteilige Struktur
des Privatwaldbesitzes. Hier steht die wirtschaftliche Nutzung nach den Worten
von FVO-Geschäftsführer und Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer leider
nicht immer im Vordergrund. Die Gründe dafür seien vielfältig, zum einen hätten
viele „urbane Waldbesitzer“, also Menschen, die weit weg, meist in Großstädten
leben und eine kleine Waldparzelle vererbt bekommen haben, kein Interesse an
ihrem Wald, zum anderen fehle es an der richtigen Erschließung, also am
Waldwegebau. Dabei gebe es gerade hier noch ein riesiges Potenzial. Das Phänomen
der „urbanen Waldbesitzer“ sei in Oberfranken besonders stark ausgeprägt, so
Vorsitzender Rudroff.
Der
landläufigen Meinung, dass der hiesige Wald zu sehr genutzt werde, widersprach
der zweite Vorsitzende Wolfgang Schultheiß aus Coburg. Nur genutzte Wälder
könnten als naturnah bezeichnet werden und würden ihrer Gesamtbedeutung in
sozialer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht gerecht.
Stolz
ist die FVO darauf, dass zwei von insgesamt 14 Staatspreisen für vorbildliche
Waldbewirtschaftung nach Oberfranken gingen. So wurden erst vor wenigen Wochen
die Waldkorporation Ottowind im Coburger Land und die Stadt Stadtsteinach im
Landkreis Kulmbach für ihre herausragenden Leistungen bei der Bewirtschaftung
ihres Waldes ausgezeichnet.
Im
laufenden Jahr will die Forstwirtschaftliche Vereinigung vor allem auf der
Landesgartenschau in Bamberg (26. April bis 7. Oktober) Flagge zeigen. Zusammen
mit der Forstverwaltung wird es eine eigene Fläche geben, auf der ein Altbestand
gezeigt wird, außerdem soll es mehrere Veranstaltungen speziell für Waldbesitzer
geben
Bild: Der
Schreiner Jochen Schickentanz-Reuter (rechts) aus Gundelsheim erläutert Georg
Neupert, Heinrich Rudroff, Dr. Wilhelm Böhmer und Wolfgang Schultheiß (von
links) von der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken, was man mit
heimischen Hölzern alles machen kann.
Turbulenzen und
Wetterkapriolen sorgen für gemischte Bilanz / Bauernverband beklagt
zunehmenden Entzug landwirtschaftlicher Nutzfläche in Oberfranken
Himmelkron. Die lang ersehnte
Konsolidierung der Durchschnittseinkommen auf der einen Seite,
teilweise dramatische Auswirkungen der Wetterkapriolen sowie eine
miserable Situation bei Ferkelerzeugern und Schweinehaltern auf der
anderen Seite: Die oberfränkischen Landwirte blicken mit gemischten
Gefühlen auf das vergangene Jahr zurück.
„So viele Höhen und Tiefen sind
mir in meiner langen Berufspraxis noch nicht untergekommen, wie im
zurückliegenden Jahr“, sagte der Präsident des Bauernverbandes in
Oberfranken Werner Reihl. Der feuchte Herbst 2010, ein harter und
überlanger Winter vor einem Jahr, Trockenheit und Hitze im Frühjahr
sowie anhaltender Regen im August habe zu teilweise katastrophalen
Ernteergebnissen bei vielen Marktfrüchten in Oberfranken geführt.
Das Besondere daran ist, dass die Situation auch innerhalb des
Regierungsbezirks von Region zu Region, teilweise von Ortschaft zu
Ortschaft vollkommen unterschiedlich ausgefallen sei.
Die stärksten Ernteeinbußen
konnte der Bauernverband für Raps ausmachen. Hier habe es
Ernteausfälle von bis zu 60 Prozent gegeben, sagte Reihl. Viele
Flächen hätten überhaupt nicht geerntet werden können. Erhebliche
Einbußen habe es zudem für die Winter- und Sommergerste gegeben. Bei
Roggen und Triticale seien dagegen nur einzelne Bereiche betroffen
gewesen.
Sehr gute Ergebnisse gab es
nach den Worten des Präsidenten dagegen beim Mais und auch bei den
Zuckerrüben. Zudem habe der zurückliegende trockene Herbst gute
Voraussetzungen für die Ernte der Winterfrüchte geschaffen. Die
Saaten hätten sich bislang gut entwickelt, nun bleibe nur noch zu
hoffen, dass das Wetter bis zur kommenden Ernte nicht erneut
Kapriolen schlägt.
Sorge bereitet den Bauern der
Entzug landwirtschaftlicher Nutzfläche beispielsweise durch
Überzogene Forderungen nach Ausgleichsflächen. Allein in Bayern habe
die landwirtschaftliche Nutzfläche um 500000 Hektar abgenommen. „Das
ist mehr, als die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in
Oberfranken“, verdeutliche Reihl. Derzeit würden für
Infrastrukturmaßnahmen pro Tag rund 20 Hektar „verbraucht“. Doch
Grund und Boden seien nicht vermehrbar, warnte der Präsident, es sei
deshalb höchste Zeit für den gesetzlichen Schutz
landwirtschaftlicher Nutzfläche, um auch in Zukunft die Versorgung
der Menschen mit Nahrung und Energie sicherstellen zu können.
Auf europäischer Ebene sehe es
allerdings derzeit so aus, als würde genau das Gegenteil passieren.
Unter dem Stichwort Greening, sehen die bisherigen Vorschläge zur
künftigen Agrarpolitik eine Zwangsstilllegung landwirtschaftlicher
Fläche von sieben Prozent vor. „Einen derart unverantwortlichen
Umgang mit dem knappen Faktor Fläche können wir und in der heutigen
Zeit gar nicht mehr leisten, so Reihl, der die Vorschläge des
rumänischen EU-Agrarkommissars Dacian Ciolos deswegen auch heftig
kritisiert. Gerade Oberfranken würde aufgrund seiner kleinteiligen
Landwirtschaft besonders hart getroffen, denn sieben Prozent würde
die Stilllegung von 15000 Hektar wertvoller Ackerflächen bedeuten.
Als weiteres wichtiges Thema
bezeichnete Reihl die geplante Neuabgrenzung benachteiligter
Gebiete. Während Oberfranken in der Vergangenheit komplett als
benachteiligt ausgewiesen war, sollen nach den bisherigen
Vorschlägen 30 Prozent aus der Förderung herausfallen. BBV-Präsident
Reihl nannte dies „absurd“, zumal die französische Champagne auf
Grundlage der Neuberechnung als benachteiligtes Gebiet aufgenommen
würde. „Das kann kein Mensch mehr nachvollziehen“, sagte Reihl.
Der Bauernverband vertritt in
Oberfranken rund 20000 Mitgliedsbetriebe, hinter denen fast 100000
Menschen in circa 1000 Ortsverbänden stehen. Bayernweit hängen nach
den Worten Reihls rund 700000 Arbeitsplätze mit der Land-, Forst-
und Ernährungswirtschaft zusammen, mit den Erzeugnissen aus der
Agrarwirtschaft würden etwa 15 Prozent des Umsatzes der
Gesamtwirtschaft erzielt.
„Tolle Imagewerbung für die
Landwirtschaft“ / Süddeutschlands größte Verbrauchermesse Consumenta rückte die
Region in den Mittelpunkt
Nürnberg.
Region und Heimat: noch nie waren diese Begriffe so oft zu hören, wie auf der
Consumenta 2011. Veranstalter, Aussteller und Besucher von Süddeutschlands
größter Verbrauchermesse waren sich einig: der neue Trend heißt „Regional“ und
ist nicht nur bei Lebensmitteln mittlerweile höher angesiedelt als „Bio“. „Vor
allem junge Leute kaufen Nahrungsmittel bewusst in und aus der Region ein, auch
wenn es etwas mehr kostet.“ Dieser Satz war oft zu hören in Halle 9, die unter
dem Motto „Aus der Region – für die Region“ nicht nur zahlreiche Molkereien,
Direktvermarkter, Lebensmittel- und Spezialitätenanbieter unter ihrem Dach
versammelte, sondern auch die Aktion „Original regional“ der Metropolregion
Nürnberg und die Landfrauenküche des Bauernverbandes.
„Das
ist eine tolle Imagewerbung für die Landwirtschaft“, freute sich der Nürnberger
Kreisobmann Günther Felßner und Kreisbäuerin Betty Schmidt legte sich am
Eröffnungstag mit ihren Landfrauen mächtig ins Zeug, um dem Besucheransturm an
der großen Schauküche gerecht zu werden. „Die bäuerlichen Familien in Franken
stehen bei ihren heimischen Nahrungsmitteln und Erzeugnissen für Qualität und
Frische“, so die Kreisbäuerin, während sich nebenan mit Landtagspräsidentin
Barbara Stamm, Landrat Armin Kroder und Kreisobmann Felßner in der Zubereitung
eines „Mangold-Pfannkuchen-Gratins“ übten.
Das
Motto „Aus der Region – für die Region“ sei aktueller denn je, erklärte Barbara
Stamm. Die Menschen seien eben stolz auf ihre Heimat und würden deshalb
Regionalität befürworten. Stamm besuchte aus das Landfrauencafe, in dem
insgesamt 40 Frauen aus dem Nürnberger Land angerückt waren, um heimisches
Gemüse für die schnelle Küche zuzubereiten und sich andererseits beim
Küchlebacken über die Schulter blicken zu lassen. Außerdem hatte man süße Kuchen
und Torten mitgebracht, die von Anfang an dafür sorgten, dass im Landfrauencafe
ständig alle Plätze besetzt waren.
„Der
Trend hin zum Regionalen wird sich noch weiter fortsetzen“, glaubt der
stellvertretende Landrat Andreas Kögel. Gerade junge Leute wollen wieder wissen,
wo denn die Produkte eigentlich herkommen. Ein Beispiel für mehr Regionalität
aus dem Nürnberger Land ist das sogenannte „Zehn-Kilometer-Bier“, das mit einem
Fassanstich am Stand des Bauernverbandes seine erste öffentliche Premiere
erlebte. Der mittelfränkische Bauernverband, ein halbes Dutzend Landwirte, drei
örtliche Brauereien und die Mälzerei Klostermalz in Frauenaurach haben sich
dabei zusammengetan, um den Braugerstenanbau im Landkreis wieder zu forcieren.
Der Name „Zehn-Kilometer-Bier“ soll dabei aussagen, dass sämtliche Rohstoffe aus
einem Umkreis von zehn Kilometern rund um die Brauereien stammen.
„Wir
wollen den Landwirten Planungssicherheit geben und authentisch bleiben“,
beschreibt Cornelia Bub von der Traditionsbrauerei Bub ihre Motivation für die
Beteiligung an dem Projekt. „Wir leben schließlich von der Region, deshalb
wollen wir auch unsere Rohstoffe aus der Region beziehen“, so Kurt Küchler von
der Brauerei Kanone in Schnaittach. Nach den Worten des mittelfränkischen
BBV-Bezirkspräsidenten Jürgen Ströbel soll das Projekt Schule machen. „Bier
braucht Heimat“, sagt er und hofft, dass die Anstrengungen aller Beteiligten
auch von den Verbrauchern honoriert werden.
Am
Gemeinschaftsstand der Regionalkampagne „Original – regional“ der Metropolregion
Nürnberg reicht das Angebot diesmal von Käse und heimischer Wurst über Obstsäfte
und fränkischen Spirituosen. Mit dabei sind auch die oberfränkischen Netzwerke
Bierland Oberfranken und Genussregion Oberfranken. Georg Rittmayer, Chef der
Brauerei Rittmayer aus Hallerndorf, hatte beispielsweise ohne Zögern das Bier
mehrerer kleiner Brauereien mit nach Nürnberg genommen. Michaela
Riegel-Engelhardt, selbst Landwirtin, präsentiert edle Säfte, selbst gepresst
und gekeltert. Die Direktvermarkterin aus Kunreuth betreibt zu Hause nicht nur
eine eigene Brennerei, sondern auch ein Cafe mit dem bezeichnenden Namen
Geistreich und zeigt in Nürnberg ihre kunstvollen Designerflaschen mit
verschiedensten Wässern und Bränden.
Die
Consumenta im Messezentrum Nürnberg gilt mit rund 160000 Besuchern als größte
Verbrauchermesse Süddeutschlands. Organisator ist die AFAG Messen und
Ausstellungen GmbH. In diesem Jahr stellten rund 1000 Aussteller ihre Produkte
und Dienstleistungen vor.
Bilder: 1.Marketing
für die Milch: Landtagspräsidentin Barbara Stamm ließ das Weinglas kurzerhand
stehen und entschied sich für ein Glas frische Milch. 2. Nach einem Jahr
Pause erwies sich die Landfrauenküche auf der Consumenta wieder als
Publikumsmagnet: Das Bild zeigt die Landfrauen aus dem Kreisverband
Nürnberg-Land mit (von links): Gerdi Mausner, Heidi Loos, Gabi Grosch, Karin
Kalb, Christine Widmann und Ute Eichenseer-Müller.
3.Die
seit vielen Jahren zur Consumenta gehörende Reitsport-Sonderschau „Faszination
Pferd“ in der Nürnberger Frankenhalle stellte nicht nur Springen, Dressur und
Fahren in den Mittelpunkt, sondern widmete sich auch der bayerischen Pferdezucht
und –haltung.
Trend zur Regionalität:
Braugerstenanbau soll sich wieder lohnen
BBV Nürnberger Land stellt auf der Consumenta sein Bierprojekt vor
Leinburg/Nürnberg.
Regionalität ist vielen Verbrauchern mittlerweile wichtiger als Bio. Diesen
Trend greift der Bauernverband im Nürnberger Land zur Verbrauchermesse „Consumenta“
auf, die vom 26. Oktober bis zum 1. November auf dem Messegelände stattfindet.
Der BBV, ein halbes Dutzend Landwirte aus dem Nürnberger Land, drei örtliche
Brauereien und die Mälzerei Klostermalz in Frauenaurach haben sich dabei
zusammengetan, um den Braugerstenanbau im Landkreis wieder zu forcieren.
Kreisobmann Günther Felßner spricht augenzwinkernd vom Projekt
„Zehn-Kilometer-Bier“. Das bedeutet, die Rohstoffe haben ungefähr zehn Kilometer
Weg hinter sich, bis sie verarbeitet werden. Wenn es auch manchmal etwas mehr
als zehn Kilometer sein dürfen, so kommt die Braugerste jedenfalls nicht, wie
bei vielen Großbrauereien aus anderen Teilen der Erde. Sechs Landwirte, darunter
auch der Kreisobmann erklärten sich vor rund einem Jahr spontan bereit, die
Sache zu unterstützen. Mit den Brauereien „Kanone“ aus Schnaittach, Wiethaler
aus Neunhof bei Lauf und Bub aus Leinburg fanden sich sofort drei Braustätten,
die sich gegenüber den beteiligten Landwirten verpflichteten, eine gewisse Menge
Braugerste zu einem vorher festgelegten Preis abzunehmen.
„Wir
Brauereien wollen wir damit zeigen, dass wir auch Verantwortung für unser
Produkt übernehmen“, sagt Cornelia Bub von der Traditionsbrauerei Bub, in der
seit fast 400 Jahren Bier gebraut wird und die damit als älteste Brauerei im
Nürnberger Land gilt. Sieben verschiedene Sorten sind es mittlerweile, die nur
im Umkreis von rund 30 Kilometern über Getränkemärkte und über die Gastronomie
vertrieben werden. „Ich kann als regionaler Betrieb nur dann wirklich
authentisch sein, wenn auch die Rohstoffe aus der Region kommen“, so Cornelia
Bub. Ihren Worten zufolge war es in den vergangenen Jahren immer schwieriger
geworden, Braugerste aus der Region, ja selbst Braugerste aus dem Freistaat zu
bekommen. Mit dem Projekt ist die Chefin absolut zufrieden: „Für unser
qualitativ hochwertiges Produkt benötigen wir schließlich auch qualitativ
hochwertige Rohstoffe.“
Zufrieden sind auch die beteiligten Landwirte Horst Fuchs aus Kucha und Andreas
Geistmann aus Diependorf. Fuchs hat zum Start des Projektes im laufenden Jahr
7,5 Hektar, Geistmann vier Hektar und Kreisobmann Felßner rund zehn Hektar
Braugerste angebaut. Das seien natürlich erst einmal recht überschaubare Mengen,
doch haben die drei bisher beteiligten Brauereien damit eine sichere Versorgung,
sind sich die Praktiker einig. Auch der Vertragspreis liegt Felßner zufolge in
einer Größe, der für die Landwirte einen rentablen Anbau ermöglicht.
„Letztlich bedeutet unser Vorgehen natürlich schon einen Mehraufwand, doch am
Schluss werden alle auf ihre Kosten kommen“, sagt Kreisobmann Felßner. Erstmals
öffentlich vorgestellt werden soll die Aktion auf der „Consumenta“. Gleich am
Eröffnungstag wird am Stand des Bauernverbandes ein Fass Leinburger Bier
angestochen. Die Verbraucher sollen darüber aufgeklärt werden, wo die Rohstoffe
beim Bier herkommen. Natürlich sollen auch die Biere der beiden anderen
Brauereien ausgeschenkt werden.
Die „Consumenta“
gilt auch in ihrer 58. Auflage als Bayerns größte Verbrauchermesse. Insgesamt
haben sich rund 1000 Aussteller angekündigt, die in 13 Hallen eine Vielzahl
neuer Themenwelten und Events vorstellen. Im zurückliegenden Jahr hatten knapp
160000 Menschen die „Consumenta“ besucht.
Bild: Mit dem Leinburger Bier der Brauerei Bub werben (von links) Kreisobmann
Günther Felßner, Braumeister Ernst Keller, Brauereiinhaberin Cornelia Bub, die
Landwirte Horst Fuchs und Andreas Geistmann sowie Thomas Zehnter vom BBV
Mittelfranken für hochwertige Produkte aus der Region für die Region.
Amtschef: „Freude über
Verlagerung hält sich in Grenzen“ / Erster Spatenstich für
umstrittenen Neubau des Oberpfälzer Amtes für ländliche Entwicklung
Tirschenreuth.
Sieben Jahre nach dem entsprechenden Kabinettsbeschluss hat Minister
Helmut Brunner in Tirschenreuth am Dienstag den symbolischen ersten
Spatenstich für den Neubau des Oberpfälzer Amtes für ländliche
Entwicklung getätigt. Damit gab der Minister grünes Licht für die
heftig umstrittene Verlagerung des Amtes von Regensburg in die
nördliche Oberpfalz.
Die kritischen Töne des
Obersten Bayerischen Rechnungshofes, die Kritik des
Haushaltsausschusses im Landtag und auch die Petitionen der
Mitarbeiter sollten nichts bewirken, der politische Wille war am
Ende stärker. „Uns geht es darum, Verwaltungsarbeitsplätze in die
Fläche zu verlagern“, sagte Brunner beim Spatenstich. Er wisse sehr
wohl, dass die Verlagerung für viele Beschäftigte große persönliche
Härten mit sich bringt. Letztlich habe aber bei jeder
Ämterverlagerung am Ende die Zustimmung überwogen, so der Minister,
der dabei ausdrücklich an die Verlagerung von Teilen des Bayerischen
Landesamtes für Umwelt nach Hof und die Verlagerung der zentralen
Bußgeldstelle nach Viechtach erinnerte.
Offen sprach Brunner an, dass
bisher 21 Mitarbeiter die Behörde verlassen und weitere 80 die
Möglichkeit der Altersteilzeit genutzt hätten. Speziell
Teilzeitbeschäftigte und auch Schwerbehinderte, die nicht umziehen
möchten, oder denen ein Standortwechsel nicht zuzumuten ist, sollen
an andere Dienststellen in Regensburg und Umgebung vermittelt
werden. Brunner: „Dies fällt uns sehr schwer, weil wir damit sehr
gut ausgebildete und erfahrene Fachkräfte verlieren.“
Offen räumte der Minister auch
ein, dass das Amt für Ländliche Entwicklung der Oberpfalz seine
Sollstärke damit erst einmal unterschreiten wird. Allerdings soll
schon bald gegengesteuert werden. Bereits für das kommende Jahr sei
geplant, zwölf Dienstanfänger einzustellen und zu Technikern für
ländliche Entwicklung auszubilden. Die Ausschreibung soll
oberpfalzweit erfolgen, wobei davon auszugehen sei, dass sich in
erster Linie junge Leute mit Realschulabschluss oder
qualifizierendem Hauptschulabschluss aus der nördlichen Oberpfalz
bewerben. „Damit schaffen wir einen wichtigen Brückenschlag zum
neuen Standort und erzielen einen ersten strukturpolitischen Effekt
dieser Behördenverlagerung“, so Brunner.
Er
könne nicht verhehlen, dass sich bei einem Großteil der Mitarbeiter
die Freude über die Verlagerung in engen Grenzen hält, sagte zuvor
Amtschef Thomas Gollwitzer. Er räumte aber auch ein, dass die Würfel
nun gefallen sind und appellierte deshalb an alle Skeptiker, jetzt
nach vorne zu blicken. Was die Ausstattung mit Personal angehe, so
stufte er sein Amt allerdings als wenig gut gerüstet ein. Gollwitzer
sprach von einem dramatisch sinkenden Personalbestand, der bereits
zu spürbaren Kompetenz- und Wissensverlusten geführt habe.
Voller Optimismus war dagegen
beim Spatenstich der Tirschenreuther Bürgermeister Franz Stahl
(CSU). Das Projekt sei ein wichtiger Meilenstein für seine Stadt,
sagte er und forderte alle Gegner der Verlagerung auf, Tirschenreuth
nicht länger als „Pampa“ oder gar als „Sibirien“ zu bezeichnen. Es
gebe gute strukturpolitische Gründe für die Verlagerung in eine
Region, in der während der zurückliegenden Jahrzehnte ganze
Wirtschaftszweige wie etwa die Porzellanindustrie einfach
weggebrochen seien.
Dem zuständigen Bauamt
Amberg-Sulzbach zufolge kostet der Neubau auf dem ehemaligen
Bahnhofsgelände an der Falkenberger Straße 8,3 Millionen Euro. Er
bietet Platz für bis zu 150 Mitarbeiter und soll bereits Anfang 2013
bezogen werden. Die Architekten Dr. Emil Lehner aus Weiden und
Wolfgang Gerlach aus Marktredwitz haben dazu auf dem über 9000
Quadratmeter großen Grundstück einen zweigeschossigen Baukörper in
Holzbauweise mit einem geschlossenen Innenhof entworfen.
Bilder: - Mit dem
symbolischen ersten Spatenstich machen die Verantwortlichen mit der
Verlagerung des Amtes für ländliche Entwicklung von Regensburg nach
Tirschenreuth jetzt ernst (von links): Bürgermeister Franz Stahl,
Minister Helmut Brunner, die Oberpfälzer Regierungspräsidentin
Brigitta Brunner, Landrat Wolfgang Lippert und Behördenchef Thomas
Gollwitzer.
- So wie auf dieser Computersimulation soll der 8,3 Millionen teure
Neubau des Oberpfälzer Amtes für ländliche Entwicklung nach seiner
Fertigstellung Anfang 2013 aussehen.
Einen Pater als Chef und
Bienenvölker als Haustiere / Theresia Brandl absolvierte ihr erstes
praktisches Lehrjahr im oberpfälzischen Kloster Speinshart
Speinshart
– „Manche hat es richtig in die Krise gestürzt“, sagt Prior Pater
Benedikt von der Praemonstratenserabtei Speinshart im
oberpfälzischen Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Pater Benedikt
spricht von den Auszubildenden zur Hauswirtschaft, die hier im
Kloster tätig sind. Vor allem mit ihrer freien Zeit hätten manche
Lehrlinge erhebliche Probleme, was schließlich dazu führte, dass sie
nur noch weg wollten.
Nicht so Theresia Brandl aus
Wiesendorf bei Weiden, die ihr erstes praktisches Ausbildungsjahr in
Speinshart zum 31. Juli abgeschlossen hat. „Natürlich ist im Kloster
vieles anders“, so die 17-Jährige, die sich hier merklich wohl
fühlt, und die auch jetzt noch regen Kontakt hält. Nach
verschiedenen Praktika, unter anderem auch in einem Kindergarten,
war sie in der Faschingswoche 2010 ebenfalls im Zuge eines
Praktikums auf das Kloster Speinshart gestoßen, einem der wenigen
noch verbliebenen Ausbildungsbetriebe für Hauswirtschafterinnen in
der nördlichen Oberpfalz.
„Schon nach drei Tagen habe ich
mich hier total wohl gefühlt“, sagt sie, schwärmt vom vertrauten
Umgang und vom Choralgesang, den man immer wieder auf den Gängen
hören könne. Ihr Verhältnis zur Kirche ist für die gläubige
Katholikin seitdem ein ganz anderes geworden: „Man lebt hier ein
Stück weit mit den Patres zusammen.“ Auch den kirchlichen
Jahreskreis bekomme man hier viel intensiver mit. Dies beginne bei
der Feier der Namenstage, setze sich bei der Gestaltung des Altars,
etwa an Fronleichnam, fort und ende in dem in Speinshart ganz
besonders gefeiertem Rosenkranzfest alljährlich Anfang Oktober.
Der Klosteralltag beginnt um
6.30 Uhr mit der Zubereitung des Frühstücks für die acht Patres, zu
denen sich nicht selten die einen oder anderen Gäste gesellen.
Vormittags muss die Wäsche besorgt werden, ehe das Mittagessen
gekocht wird. Auch einen Kaffee gibt es am Nachmittag und
schließlich das Abendbrot. Insofern unterscheidet sich das Kloster
gar nicht zu sehr von anderen Arbeitsstellen, außer vielleicht, dass
Gemüse, Salate, Kräuter, Obst und Beeren fast komplett aus dem
eigenen Klostergarten stammen.
Ein
großer Unterschied freilich ist der, dass sie den Klausurbereich,
also den gesamten zweiten Stock des Klosters nie betreten durfte.
Dafür gibt es sogar eigene Reinigungskräfte, sagt
Hauswirtschaftsleiterin Jutta Bundscherer. Zumindest
gewöhnungsbedürftig war auch das Bügeln der langen weißen Habits,
also der Ordenstracht. Daneben ist Theresia Brandl wohl auch die
einzige angehende Hauswirtschafterin, die für die Pflege der zum
Kloster gehörenden Gräber auf dem nahe gelegenen Friedhof zuständig
war. Aber auch das machte ihr, die schon ein Praktikum in einem
Floristik-Betrieb absolviert hatte und laut ihrer älteren Schwester
Christine „super Sträuße“ binden kann, sichtlich Spaß. Und auch mit
dem fast schon historischen Holzofen hatte sie sich schnell
arrangiert.
„Wir sind ein ganz normaler
Ausbildungsbetrieb“, bestätigt Prior Pater Benedikt. Er versichert,
dass der katholische Glaube kein Kriterium bei der Ausbildung sei.
Anders als bei landwirtschaftlichen Betrieben gebe es hier freilich
keinen richtigen Familienanschluss. Man müsse sich halt selbst
beschäftigen. Pater Benedikt bedauert, dass das Sterben der
Lehrbetriebe in der nördlichen Oberpfalz so eklatant zugenommen
habe. Neben dem Staatsbetrieb in Almesbach und einer Käserei sei man
die einzige Stelle, die noch Hauswirtschafterinnen ausbilde. Doch
auch die Zahl der Bewerbungen nimmt ab. Während man vor einigen
Jahren unter mindestens zehn Anfragen auswählen konnte, müsse man
heute schon froh sein, wenn sich überhaupt noch jemand bewirbt.
Zunächst
als Mittel gegen Langeweile gedacht, hatte sich Theresie Brandl in
Speinshart ungewöhnliche Haustiere angeschafft: Zwei Bienenvölker.
Den Patres war es recht, zum einen gab es schon bald Honig, zum
anderen wurde damit eine uralte Tradition wieder aufgegriffen. Das
notwendige Wissen hatte sie sich angelesen, wie sie bescheiden sagt,
und mit nur drei Stichen ist sie relativ glimpflich davongekommen.
Den Honigsachkundenachweis hat sie mittlerweile auch erfolgreich
absolviert.
Theresia Brandl stammt aus
einem Nebenerwerbsbetrieb mit Milchviehhaltung, Mastschweinen,
Geflügel und Feldfruchtanbau. Sie ist die jüngste von fünf
Geschwistern und hat in ihrem ersten Lehrjahr die
Hauswirtschaftsschule in Neustadt an der Waldnaab besucht. An der
Hauswirtschaft schätzt sie vor allem die Vielseitigkeit und die
reichlichen Möglichkeiten, die der Beruf bietet. „Gerade in der
heutigen Zeit würde eine derartige Ausbildung vielen gut tun“, so
Theresia Brandl. Viele wüssten doch gar nicht mehr, dass man die
Zubereitung einer Suppe mit Gemüse beginnt und nicht mit dem
Fix-Würfel. In ihrer noch verbleibenden Freizeit ist sie bei den
Pfadfindern in Weiden aktiv oder geht mit Schwester Christine im
Revier des Onkels auf die Jagd, auch für den Führerschein hat sie
sich bereits angemeldet.
Derzeit leistet Theresia Brandl
ihr zweites praktisches Ausbildungsjahr in Almesbach ab. „Wir legen
in Speinshart großen Wert auf einen einjährigen
Ausbildungsvertragt“, so Prior Benedikt. Die Auszubildende soll
schließlich noch etwas anderes kennen lernen, nur so könne eine
Lehrzeit auch wirklich etwas für die Persönlichkeit bringen.
Was für Theresia Brandl danach
kommt, ist noch nicht ganz klar. Der Hauswirtschaft will sie auf
jeden Fall treu bleiben und entweder die Dorfhelferinnenschule in
Pfaffenhofen besuchen oder als Hauswirtschafterin auf einem
landwirtschaftlichen Betrieb im Ausland arbeiten: „Neuseeland oder
Australien, das wäre schon etwas.“
Maschinen, Mischer und
Melkkarussells aus Marktschorgast /
BSA-Gülletechnik produziert Landwirtschaftstechnik für den Weltmarkt
Marktschorgast
– „Wir bedienen von Marktschorgast aus den Weltmarkt.“ Heinz Zießler,
Geschäftsführer des Traditionsunternehmens BSA-Gülletechnik in Marktschorgast
(Landkreis Kulmbach) spricht vom außerordentlichen Erfolg und einem rasanten
Wachstum seines Unternehmens, das 1961 aus kleinsten Anfängen heraus begonnen
hatte und heute zur weltweit operierenden Bauer Group im österreichischen
Voitsberg gehört.
Seit
50 Jahren versteht sich BSA als kompetenter Partner der Landwirtschaft. Im
Marktschorgaster Werk werden Pump- und Vakuumtankwagen, Komponenten für Biogas-
und Beregnungsanlagen sowie Stalleinrichtungen produziert. Besonders die in
einem Spezialverfahren hergestellten Exzenterschneckenpumpen hätten sich in
Fachkreisen im Laufe der Jahrzehnte einen legendären Ruf erworben und maßgeblich
zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Bei den Exzenterschnecken handelt es
sich um besonders robuste Verdrängerpumpen zum Ansaugen und Ausbringen von
Gülle. Für den schwedischen DeLaval-Konzern ist BSA außerdem Lieferant
hochwertiger Bauelemente für Melkkarussells, Futterstationen für Kühe, Kälber
und Ziegen sowie für Aufstallungen, die von Marktschorgast aus weltweit
ausgeliefert werden.
Gegründet wurde die BSA 1961 in Bayreuth von Paul Langer unter der Bezeichnung
"Bayreuther Schwemmmistanlagen Maschinenfabrik“. Aus dieser Zeit kommt auch die
Abkürzung BSA, die mittlerweile längst für „Bayreuther Stallanlagen“ steht. Der
mittlerweile verstorbene Unternehmer Paul Langer war es auch, der entscheidend
an der Einführung von Rosten und Rahmen in den Ställen beteiligt war, durch die
der Kot der Tiere automatisch abfließt, damals eine geradezu bahnbrechende
Neuerung.
Zwei
Jahre später startete in Münchberg die Produktion und der Vertrieb von
Stallanlagen und Gülletankwagen, zunächst aus Stahl, später auch aus Kunststoff.
Der Vertrieb sei damals in eigener Regie vorerst in Deutschland, dann in ganz
Westeuropa ausgebaut worden. „Dier Pumptankwagen waren damals unser Kerngeschäft
und sind es immer noch“, sagt Zießler(64), der aus Hamburg kommt und seit fast
zehn Jahren als Geschäftsführer in Marktschorgast die Fäden in der Hand hält. Ab
1971 kooperierte das noch junge Unternehmen mit der schwedischen
Alfa-Laval-Gruppe in den Bereichen Vertrieb und Marketing. Gleichzeitig
konzentrierte sich die BSA auf Produktentwicklung und Produktion mit
gleichzeitiger Erweiterung des Herstellungsprogramms um Stalleinrichtungen,
Fütterungsanlagen und Melkstände.
1978
wurde der Betrieb dann von Münchberg nach Marktschorgast verlegt. Hauptgrund sei
die Schaffung von wesentlich erweiterten Produktionsmöglichkeiten gewesen, sagt
Geschäftsführer Zießler. Aufgenommen wurde der Betrieb im heutigen Kerngebäude,
das bis dahin die Kulmbacher Spinnerei genutzt hatte. Nach und nach kamen Neu-
und Anbauten dazu, so dass die BSA heute auf rund 10000 Quadratmeter
Produktionsfläche verweisen kann. Auch der Gleisanschluss soll damals bei der
Entscheidung für Marktschorgast eine wichtige Rolle gespielt haben. Nach
24-jähriger Zusammenarbeit kam es dann 1995 immer noch mit Paul Langer an der
Spitze zur Übernahme des Betriebes durch die Alfa-Laval-Gruppe, die später nach
ihrem schwedischen Gründer Gustaf DeLaval, dem Erfinder der Melkmaschine
umbenannt wurde.
Seit
März 2007 gehört die BSA schließlich zur weltweit operierenden Bauer Group,
Voitsberg/Österreich. Zeitweise habe damals aus konzerninternen Überlegungen die
Schließung im Raum gestanden, erinnert sich Zießler. Mit der Bauer Group habe
man allerdings einen kompetenten Käufer finden können, der sehr positive
Auswirkungen auf den Standort Marktschorgast habe, weil er ausschließlich für
die Landwirtschaft tätig ist. In Marktschorgast werden nach wie vor
hauptsächlich Gülletankwagen produziert, mit denen die BSA 50 Prozent ihres
Umsatzes macht. Komponenten für Biogasanlagen wie Pumpen, Mischer und
Beschickungsanlagen für Fermenter erweitern das Sortiment. BSA produziert für
die Bauer-Gruppe außerdem Teile für Beregnungsanlagen sowie als externer
Lieferant für Melkkarussells, Futterstationen und Aufstallungen für den
DeLaval-Konzern, der noch immer größter Einzelkunde des Unternehmens ist.
Das
Unternehmen hat heute 125 Beschäftigte, der größte Teil davon
Konstruktionsmechaniker. Auch die Ausbildung spiele mit derzeit zehn Lehrlingen
eine große Rolle. Besonders interessant ist es nach den Worten des
Geschäftsführers, wie sich die Veränderungen in der Landwirtschaft auf das
Unternehmen niederschlagen. Während die ersten Güllefässer in den 60er Jahren
rund 1000 Liter Fassungsvermögen hatten, sind es heute vor allem aus Fragen der
Wirtschaftlichkeit bis zu 14000 Liter. Auch das Geschäft mit Teilen für die
Biogasanlagen habe vor dem Hintergrund der Energiewende gewaltig zugenommen und
werde sicher noch weiter steigen.
Bilder:
- „Gülletankwagen machen unser Kerngeschäft aus“: Heinz Zießler (64) steht seit
knapp zehn Jahren als Geschäftsführer an der Spitze der BSA GmbH in
Marktschorgast.
- Seit 1978
produziert die BSA auf einem Grundstück am Ortseingang von Marktschorgast, das
bis Mitte der 70er Jahre zur Kulmbacher Spinnerei gehörte.
Fischgenuss mit Jahrhunderter
alter Tradition /
Teichgenossenschaft eröffnete oberfränkische Karpfensaison
Lautertal
– Blau, gebacken, paniert und geräuchert, als Filet oder als Sülze: In den
kommenden Monaten mit dem Buchstaben „R“ im Namen werden zahlreiche
Gaststätten in Oberfranken wieder den Karpfen als typisch fränkisches
Produkt auf ihren Speisekarten anbieten. Eröffnet wurde die Karpfensaison am
Wochenende von der Teichgenossenschaft Oberfranken traditionell mit dem
Abfischen eines Karpfenteichs, diesmal in Lautertal im Coburger Land. Dort
feierte der Betrieb Forellen- und Fischzucht Lautertal von Werner Humann
sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Hoffest.
Die ersten Karpfen der Saison fischte der Parlamentarische
Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk aus dem Teich auf der großflächigen
Anlage im Lautertal, wo die Karpfenproduktion bereits auf eine fast zwei
Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken kann. Vor genau 50 Jahren wurden
die Fischteiche an der jetzigen Stelle errichtet, seit 1979 betreibt die
Familie Humann die Anlage und hat sie seitdem mehrfach vergrößert und
umfassend modernisiert. Vermarktet werden die Fische über den Groß- und
Einzelhandel, über die Gastronomie, aber auch in eigenen Imbiss- und
Verkaufswägen. Die weit über die Region hinaus bekannte Fisch- und
Forellenzucht Humann gilt in ganz Oberfranken als einziger Fischbetrieb, der
seit 2009 auch eine EU-Zulassung besitzt.
Karpfen sind eines der gesündesten Lebensmittel überhaupt, sagte
Staatssekretär Koschyk, der als Vorgänger des jetzigen Vorsitzenden Dr.
Peter Thoma bis 2007 selbst an der Spitze der Teichgenossenschaft
Oberfranken stand. Dieser Zusammenschluss umfasst rund 1000 Teichwirte aus
allen Teilen des Regierungsbezirks, in der Regel Landwirte im Nebenerwerb.
Die Erzeuge von Karpfen in Oberfranken erfolge artgerecht und
naturverträglich und könne jederzeit komplett nachvollzogen werden, so
Koschyk.
Fischzuchtbetriebe, die über moderne Vermarktungseinrichtungen verfügen und
den Karpfen frisch geschlachtet anbieten, gebe es in jedem oberfränkischen
Landkreis. Damit seien nicht nur absolute Frische und beste Qualität,
sondern auch kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher garantiert. Die
Karpfenteiche in der Region seien aber noch viel mehr als reine
Produktionsstätten. Sie würden zur Grundwasserneubildung beitragen,
minderten den Hochwasserabfluss, wirkten der zunehmenden Landversiegelung
entgegen und speicherten das Wasser in der Fläche.
Deshalb sei der Karpfen in Oberfranken auch ein kulinarisches Kulturgut,
sagte Bezirksrat Wolfgang Hoderlein in Vertretung von Bezirkstagspräsident
Günther Denzler. Seinen Worten zufolge werden im Regierungsbezirk jährlich
rund 700 Tonnen Karpfen aus 2500 Teichen aufgezogen und verspeist. Neben
ihrer Funktion als Wasserspeicher seien diese Teiche auch ein wichtiger
Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. „Die Teichwirtschaft ist damit
ökologisch und extrem oberfränkisch“, so Hoderlein.
Nach Aussage von Fachleuten können die Verbraucher heuer trotz der
Witterungsschwankungen mit besonders guten Qualitäten beim Karpfen rechnen.
Vor allem die kühlen Temperaturen im Juli und Anfang August hätten für ein
langsames Wachstum der Fische gesorgt, das Fleisch sei deshalb fest und
schmackhaft. Bayern gilt als Deutschlands größtes Karpfen-Erzeugerland: Hier
wird auf einer Gesamtteichfläche von rund 20000 Hektar mehr als die Hälfte
der gesamten deutschen Karpfenmenge produziert. Schwerpunkte sind Ober- und
Mittelfranken sowie die Oberpfalz mit jeweils einem Drittel der bayerischen
Erntemenge.
Bild:
Der Vorsitzender der Teichgenossenschaft
Oberfranken, Dr. Peter Thoma aus Wunsiedel, der Coburger
Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach und Staatssekretär Hartmut Koschyk
(von links) fischten zur Eröffnung der Karpfensaison 2011/2012 die ersten
Fische aus den Teichen von Werner Humann im Lautertal bei Coburg.
„So schlimm war es
noch nie“: Oberfränkische Schweinehalter leiden unter Preismisere
Gundlitz,
Lks. Hof – „Im Moment leben wir von der Hand in den Mund.“ Martina
und Michael Eckl aus Gundlitz zwischen Marktschorgast und Stammbach
produzieren derzeit unter dem Preis, der eigentlich zur Deckung der
Kosten notwendig wäre. Das Ehepaar betreibt auf seinem
landwirtschaftlichen Anwesen eine Ferkelerzeugung mit rund 175
Zuchtsauen und vermarktet die Tiere an feste Mäster im den
Landkreisen Bayreuth und Hof. Jedes Ferkel, das den Hof verlässt,
müsste rund 15 Euro mehr kosten, damit wenigstens etwas verdient
ist. „So schlimm war es noch nie“, sind sich Martina und Michael
Eckl einig.
Schuld an der derzeitigen
Misere sind nach den Worten von Michael Eckl in erster Linie die
immens gestiegenen Nebenkosten. Allein die Heizkosten in den beiden
2002 und 2008 errichteten Ställen am Ortsrand hätten sich in den
zurückliegenden drei Jahren verdoppelt. Sparen geht nicht, denn
Ferkel benötigen ständig eine Wärmequelle. Ähnlich ist die Situation
bei den Futterkosten, insbesondere beim Getreide und bei Soja.
„Tiefs gab es ja schon immer“, so Martina Eckl. Bisher sei
allerdings immer wieder ein Hoch gefolgt, doch darauf wartet die
Familie, die bereits 1996 den Hof von den Eltern der Ehefrau
übernommen hatte, diesmal schon lange.
Zu lange, denn der letzte
Stallneubau habe auch eine immense Investition bedeutet. „Wir haben
damals die Rinderhaltung aufgegeben und uns auf Schweine
konzentriert“, so Martina Eckl. Durch die Vermarktung zu Mästern
nach Bayreuth und in den Landkreis Kulmbach würden lange
Transportwege vermieden und auch die neue Schweinehaltungsverordnung
der EU, die zum 1. Januar 2013 in Kraft tritt, sei bereits erfüllt.
Die Verordnung sieht unter anderem mehr Platz pro Tier bei Mast und
Aufzucht vor.
Schon allein deshalb werden bis
dahin viele aufhören, glaubt der der Kulmbacher BBV-Kreisobmann
Wilfried Löwinger. Er schätzt die derzeitige Situation auf dem
Schweinemarkt als „absolut schwierig“ ein. Schon der zurückliegende
Dioxin-Skandal, für den die Bauern erwiesenermaßen nichts konnten,
habe zu einem Absturz bei den Preisen geführt, von der sich der
Markt nie wieder richtig erholt hat. Konkret bekommt der Landwirt
derzeit rund 40 Euro für ein Ferkel mit 30 Kilogramm, vor 15 Jahren
seien es um die 150 Mark gewesen, macht Löwinger die Situation
deutlich.
Löwinger appelliert deshalb vor
allem an die Solidarität der Schweinemäster, der
fleischverarbeitenden Betriebe, aber auch an die der Verbraucher.
Sie müssten bereit sein, mehr zu zahlen, andernfalls bleibe die
typisch bäuerliche Landwirtschaft in unserer Region auf der Strecke
und das Schweinefleisch werde künftig aus Agrarfabriken aus dem
Ausland geliefert. „Weder die Politik noch die Verbraucher in der
Region können doch ernsthaft wollen, dass die bäuerlichen
Familienbetriebe in Oberfranken auf der Strecke bleiben.“ Auch mit
dem Lebensmitteleinzelhandel geht Löwinger hart ins Gericht: Es
könne einfach nicht sein, dass die Supermärkte Woche für Woche die
hochwertige und sicher getestete Produktion einfach verramschen.
Rüdiger Wintersperger,
fachlicher Leiter des Fleischerzeugerrings Oberfranken, vom Amt für
Landwirtschaft in Coburg, beziffert die Zahl der Mastschweinehalter
in Oberfranken auf knapp 2800 mit zusammen rund 150000
Mastschweinen. Allerdings haben über 2500 Halter weniger als 100
Schweine im Stall stehen. Auf Zuchtsauen hätten sich rund 550
Landwirte mit zusammen knapp 20000 Tieren spezialisiert. Auch in
diesem Bereich überwiege die Anzahl der kleinen Betriebe bei weitem:
an die 350 Landwirte hätten weniger als 25 Zuchtsauen in ihren
Ställen.
Sie alle befinden sich derzeit
in einer Extremsituation“, sagt Wintersperger. Er gibt auch zu
bedenken, dass schon jetzt nur noch zwei von drei verzehrten
Schnitzeln oder Schweinebraten in Oberfranken auch aus dem
Regierungsbezirk kommen. Oberfranken habe schon immer Zuschussbedarf
an Schweinefleisch, wobei der Selbstversorgungsgrad aber immer mehr
sinkt und nunmehr bereits deutlich unter 70 Prozent liegt.
Als Gründe für das derzeitige
Preistief nennt er neben den gestiegenen Kosten auch die Tatsache,
dass einige der großen deutschen Fleischvermarkter 2011 immer wieder
von der üblichen Vermarktungsstrategie abgewichen seien und
sogenannte Hauspreise, also niedrigere, allein vom Vermarkter
gesetzte Preise, eingeführt hätten. Sie könnten es sich wohl auch
erlauben, denn die vier großen Fleischvermarkter hätten 60 Prozent
des Marktes in der Hand, eine Tatsache, die durchaus auch einmal
kartellrechtlich unter die Lupe genommen werden müsste, meint
Wintersperger. Bei Berücksichtigung aller Kosten müsste ein Ferkel
anstatt 40 bis 45 Euro mindestens 55 bis 60 Euro auf längere Sicht
erlösen, damit Wirtschaftlichkeit gegeben wäre.
Bild:
Schlechte
Aussichten für Schweinehalter und Ferkelerzeuger (von links):
Rüdiger Wintersperger vom Fleischerzeugerring Oberfranken und der
Kulmbacher BBV-Kreisobmann vor dem Stall von Martina und Michael
Eckl. Ob die folgende Generation mit den Kindern Florian, Markus und
Anja den Hof unter den gegebenen Voraussetzungen einmal übernehmen
wird ist fraglich.
Wetterkapriolen sorgen für
Ernteeinbußen von bis zu 70 Prozent /
Negative Erntebilanz für Oberfranken: Nur dem Mais hat das Wetter gut getan
Himmelkron.
Extreme Trockenheit und hochsommerliche Temperaturen im Frühjahr gefolgt von
ungewöhnlich heftigen Regenfällen im Juni: Die extreme Witterung in den
vergangenen Monaten ist nicht ohne Auswirkungen auf die Ernte in Oberfranken
geblieben. BBV-Bezirkspräsident Werner Reihl und Direktor Dr. Wilhelm Böhmer
berichteten bei der Vorlage der Erntebilanz in Himmelkron von teilweise heftigen
Ertragsrückgängen. „Die Ernte wird heuer deutlich niedriger ausfallen“, sagte
Reihl. Einziger Lichtblick: Die oberfränkischen Bauern können heuer im Gegensatz
zum Vorjahr mit stabilen Preisen rechnen. „Die Preise haben sich mittlerweile
wieder gefangen“, so der BBV-Präsident.
Schon
die Aussaatbedingungen seien nach der nassen Getreideernte 2010 für
Wintergetreide und Raps alles andere als optimal gewesen. Durch die verspätete
Aussaat hätten sich die Pflanzen vor Beginn des Winters nur unzureichend
entwickelt. „Der Raps steht deshalb auch bescheiden da und ist oft gar nicht
erntewürdig“, sagte Reihl. Nach dem niederschlagsarmen und sehr heißen Frühjahr
sei das lang ersehnte Nass dann in Form von so heftigen Gewitterregen gekommen,
dass der Boden das Wasser gar nicht so schnell aufnehmen konnte und der Regen
auf einzelnen Flächen sogar mehr Schaden als Nutzen verursachte. Reihl: „Das
Ausgeglichene hat in diesem Jahr ganz einfach gefehlt.“
Ganz
besonders hart habe es dabei die vielen Milchviehhalter getroffen, für die das
Grünland die wichtigste Futterquelle darstellt. Der erste Grünlandschnitt habe
in vielen Regionen nicht einmal ein Drittel der normalen durchschnittlichen
Menge eingebracht. Aber auch hier gibt es einen Lichtblick: Viele Landwirte
blickten derzeit auf das Wachstum des Maises, wenn sie an die Futterversorgung
ihrer Tiere denken. Durch den Regen im Juni habe sich der Mais in Oberfranken
sehr gut entwickelt. Nun bleibe nur noch zu hoffen, dass es in den kommenden
Wochen keinen frühen Frost gibt.
Trotz
der stabilen Preise gab Reihl aber auch zu bedenken, dass sich die Kosten für
Saatgut, Dünger, Energie und Pflanzenschutzmittel deutlich verteuert hätten. Von
einer echten Kostendeckung sei man deshalb oft und gerade in diesem Jahr bei den
niedrigen Ernteerwartungen noch weit entfernt.
Am
Schlimmsten stelle sich die Situation bei Raps dar. „Raps ist in diesem Jahr die
enttäuschende Kultur auf den oberfränkischen Feldern“, sagte Reihl. Viele
Flächen könnten wahrscheinlich gar nicht gedroschen werden. Auf den
verbleibenden Feldern sei mit Einbußen von bis zu 70 Prozent gegenüber dem
Vorjahr zu rechnen. Starke Ertragsrückgänge von bis zu 50 Prozent meldete Reihl
auch für die Wintergerste. Zum einen kämen hier die negativen
Witterungseinflüsse am Stärksten zu tragen, zum anderen sei die Anbaufläche um
fast 1000 Hektar auf rund 27600 Hektar zurückgegangen.
Ebenfalls unterdurchschnittliche Erträge gebe es beim Roggen, bei Triticale und
beim Weizen, obwohl gerade bei letzterem die Anbaufläche ganz leicht zugenommen
hatte und jetzt wieder bei über 35000 Hektar liegt. Größte Bedeutung für den
Regierungsbezirk habe neben dem Weizen auch die Sommergerste (Braugerste), bei
der die Anbaufläche wegen der besseren Preise um fast 5000 Hektar zugenommen
hatte und jetzt bei 36650 Hektar liegt. BBV-Präsident Reihl warnte allerdings
vor zu viel Euphorie. Die Ertragserwartungen seien in Oberfranken sehr
unterschiedlich, besonders in den Frühdruschgebieten werden mit stärkeren
Ertragseinbußen zu rechnen sein.
Bleibt
noch der Mais, der nach den Worten des Präsidenten „einzigen Frucht, der das
Wetter gut getan hat“. Entgegen landläufiger Meinung sei die Anbaufläche nur
leicht um knapp 1000 Hektar auf 29500 Hektar erhöht worden. Von einer Vermaisung
der Landschaft wegen der zunehmend energetischen Verwertung könne zumindest in
Oberfranken keine Rede sein, sagte Reihl. Da der Mais die Frühjahrstrockenheit
noch am besten wegstecken konnte und bei dem jetzt feuchtwarmen
Witterungsverlauf eine sehr gut Ertragsentwicklung aufzeige, müsse heuer von
einer guten Maisentwicklung ausgegangen werden.
Bild: Eine
ausgeglichene Witterung hat in diesem Jahr gefehlt, was teilweise heftige
Auswirkungen auf die Ernte hat: Der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Werner
Reihl (links) und BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer bei der Vorlage der
Erntebilanz in Himmelkron.
Mit neuer Energie ins Netz –
Wertschöpfung bis zu 50 Millionen Euro jährlich möglich / Ministerin Aigner
startete kommunales Informationssystem für erneuerbare Energien
Bayreuth.
90 Prozent der Fläche im Landkreis Bayreuth werden land- und
forstwirtschaftliche genutzt. „Damit ist die Bioenergieregion startklar“,
sagte Landrat Hermann Hübner bei der Freischaltung des „Kommunalen
Informationssystems Erneuerbare Energien“ im Bayreuther Landratsamt. Mit dem
Sieg im entsprechenden bundesweiten Projektwettbewerb habe die
Bioenergieregion vor zwei Jahren gewaltig an Fahrt aufgenommen, so Hübner
weiter. Einen weiteren Schub erhält das ehrgeizige Projekt jetzt mit der
offiziellen Online-Schaltung des Informationssystems durch
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Auf der Internet-Plattform
www.kommunales-informationssystem.de sollen
künftig alle Verantwortlichen für ähnliche Projekte ihre Erfahrungen
austauschen und einbringen können, um die Energiewende noch schneller
Wirklichkeit werden zu lassen.
„Genau das ist der richtige Weg“, sagte die Ministerin vor dem Hintergrund
der schrecklichen Ereignisse in Fukushima. Aigner verteidigte nachdrücklich
den Entschluss, den Atomausstieg zu forcieren. „Ich bin fest davon
überzeugt, dass wir es schaffen, wenn nicht wir, wer dann?“, so die
Ministerin. Dabei dürfe nicht nur den Ausstieg immer wieder hervorgehoben,
vielmehr sollte auch der Einstieg in die erneuerbaren Energien deutlich
gemacht werden. Notwendig sei dazu eine Steigerung der Effizienz der
Erneuerbaren Energien, aber auch das Werben um Akzeptanz in der Bevölkerung
und genau die soll durch die neue Plattform erreicht werden.
Die Bioenergieregion Bayreuth war 2009 im Wettbewerb des
Bundeslandwirtschaftsministeriums als einer der Sieger hervorgegangen.
Insgesamt sollen dabei bis zu 400000 Euro an Fördergeldern bis Mitte 2012 in
Stadt und Landkreis Bayreuth sowie einige Gemeinden darüber hinaus entlang
des Wirtschaftsbandes A9 fließen, um eine selbstständige Modellregion zu
schaffen, deren Konzepte künftig auch auf andere Regionen übertragen werden
können.
Langfristiges
Ziel der Bioenergieregion ist es, die Abhängigkeit von Energieimporten zu
verringern, die Wertschöpfung vor Ort zu erhöhen und den ländlichen Raum zu
stärken. Dazu ist unter anderem vorgesehen, den Anteil regional erzeugter
Bioenergie am Endenergieverbrauch der Privathaushalte in der Region von
aktuell unter 20 auf über 50 Prozent zu erhöhen. Neben der Umweltbildung
sollen dazu auch die Themen Information und Verbraucheraufklärung eine
wichtige Rolle spielen. Mit neuen Materialien zum unterhaltsamen Lernen und
entsprechenden didaktischen Konzepten könnten Schulen und
Umweltbildungseinrichtungen den Zugang zu dem Thema erleichtern.
Die Projektverantwortlichen sehen in der verstärkten Förderung der
Bioenergie ein riesiges Potenzial mit neuen Arbeitsplätzen und einer
direkten Wertschöpfung von bis zu 50 Millionen Euro jährlich, allein durch
den Verkauf der Biomasse. Indirekt soll das Potenzial beim Zehnfachen
liegen, etwa durch den Bau neuer Anlagen oder die Errichtung entsprechender
Nahwärmenetze.
Zur Bioenergieregion Bayreuth gehören neben der Stadt und dem Landkreis
Bayreuth auch die interkommunale Arbeitsgemeinschaft „Integrierte ländliche
Entwicklung Wirtschaftsband A9“ und damit auch einige Gemeinden aus dem
Landkreis Forchheim. Insgesamt umfasst die Bioenergieregion eine Fläche von
1500 Quadratkilometern mit 200000 Einwohnern. Konzipiert wurde die letztlich
erfolgreiche Bewerbung um den Preis der Bioenergieregionen vom 2008
gegründeten Regionalmanagement Stadt und Landkreis Bayreuth, an der beide
Gebietskörperschaften paritätisch beteiligt sind. Neben Bayreuth wurden im
Freistaat auch die Bioenergieregionen Achental und Oberland in Oberbayern
und Straubing-Bogen in Niederbayern als Bundessieger ausgezeichnet.
Bilder:
- Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Landrat Hermann Hübner,
der Parlamentarische Staatssekretär Hartmut Koschyk und Bayreuths
Oberbürgermeister Michael blicken über die Schulter von
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, die gerade das neue Kommunale
Informationssystem für erneuerbare Energien freigeschaltet hatte.
- Zusammen mit den Bürgermeistern der Arbeitsgemeinschaft „Integrierte
ländliche Entwicklung Wirtschaftsband A9 hat Bundesministerin Ilse Aigner
das neue Informationsportal im Bayreuther Landratsamt vorgestellt.
Touristischer Anziehungspunkt und teichwirtschaftliches Juwel /
Karpfen, Zandern und Hechte: Thurnauer Schlossweiher trägt ab sofort das
Prädikat „Kulturgut Teich“
Thurnau – Der Schlossweiher von Thurnau ist offiziell zu einem überregional
bedeutsamen Kulturgut erklärt worden. Der Weiher präge seit über 300 Jahren
das gesamte Ensemble, er werde bis heute teichwirtschaftlich genutzt und
trage maßgeblich zum Erhalt der Artenvielfalt bei, heißt es auf der Urkunde,
die Landtagsvizepräsident Peter Meyer an Bürgermeister Dietmar Hofmann
überreichte. Vergeben wird die Auszeichnung „Kulturgut Teich“ seit 1998 von
der Teichgenossenschaft Oberfranken. Dokumentiert wird die Auszeichnung
durch eine Informationstafel, die direkt am Ufer in unmittelbarer Nähe zum
Schloss platziert wurde.
Neben einer traditionsreichen Geschichte komme es dabei vor allem auf die
landschaftsprägende und ökologische Bedeutung an, erläuterte der Vorsitzende
der Teichgenossenschaft Dr. Peter Thoma. Die Auswahl treffe dabei eine Jury,
die sich aus Vertretern der Teichgenossenschaft, des Bezirks Oberfranken und
dessen Fachberatung für Fischerei besteht. Aufgrund seiner traditionsreichen
Geschichte stelle der Schlossweiher innerhalb der oberfränkischen
Teichlandschaft ein herausragendes Kulturgut dar, begründete Thoma die
Entscheidung für Thurnau.
Die älteste bildliche Wiedergabe des Thurnauer Schlossweihers geht auf einen
Stich aus dem Jahr 1710 zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts sollte der Weiher
trockengelegt und in landwirtschaftliches Areal umgewandelt werden. Der
Chronik zufolge sei diesem Vorhaben aber kein durchschlagender Erfolg
beschieden gewesen. Über 100 Jahre lang habe sich das Gelände als sumpfige
Weiherwiese präsentiert. Erst 1975 beschloss der Markt die Umarbeitung des
damals als „Brennesselloch“ bezeichneten Geländes in die Naherholungsanlage
Schlossweiher umzuwandeln, die drei Jahre später in der heutigen Gestalt
eröffnet wurde. Der Schlossweiher ist rund 1,4 Hektar groß und bis zu 1,80
Meter tief. Der Fischbesatz besteht unter anderem aus Karpfen, Rotfedern
Moderlieschen, Zandern und Hechten. Eigentümer des Weihers ist die Familie
des Freiherrn Hiller von Gaertringen, Pächter der Markt Thurnau.
Der Schlossweiher von Thurnau sei ein Paradebeispiel dafür, wie Ökologie und
Ökonomie in Einklang gebracht werden können, sagte Landtagsvizepräsident
Meyer. Er bezeichnete den Weiher vor dem Schloss als eines der beliebtesten
Postkartenmotive Oberfrankens. Um den Beweis anzutreten, dass der Thurnauer
Schlossweiher die durchaus anspruchsvollen Kriterien eines Kulturguts
erfülle, sei in den zurückliegenden Monaten einiges an Recherchearbeiten
notwendig gewesen, so der Thurnauer Bürgermeister Dietmar Hofmann. Die
kulturhistorische Bedeutung des Gewässers sei unbestritten und habe als
Fischgewässer mit reichlichem Besatz eine herausragende Bedeutung.
„Teiche wie der in Thurnau prägen und bereichern das Landschaftsbild, sie
verbessern das Kleinklima in ihrem Umfeld und sind wertvolle Lebensräume für
Tiere und Pflanzen“, sagte Bezirkstagvizepräsident Eberhard Siller. Teiche
speicherten aber auch das Wasser in der Fläche, eine Funktion, die vor dem
Hintergrund des Klimawandels in Zukunft immer wichtiger werde. Der
dauerhafte Erhalt eines solchen Gewässers und seine teichwirtschaftliche
Nutzung gehörten unabdingbar zusammen“, so Matthias Zrenner, Geschäftsführer
des Verbandes Bayerischer Berufsfischer (VBB). Die Auszeichnung soll deshalb
auch herausstellen, wie wichtig die fischereiliche Nutzung der Gewässer ist.
Bild:
Bezirksrat Klaus Förster, Bürgermeister
Dietmar Hofmann, Landtagsvizepräsident Peter Meyer, Landrat Klaus Peter
Söllner, Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller und der Vorsitzende der
Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma (von links) haben die neue
Informationstafel am Ufer des Thurnauer Schlossweiher enthüllt.
Streetworker für
die Landwirtschaft / Martin Flohrschütz aus dem Landkreis Coburg
engagiert sich seit seiner Jugend für den bäuerlichen Berufsstand
Tremersdorf
- „Andere spielen Fußball oder gehen in die Kneipe.“ Für Martin
Flohrschütz (Bild) aus Tremersdorf, Gemeinde Lautertal im Landkreis
Coburg ist das ehrenamtliche Engagement seit jeher wichtiger. „Man
sieht, dass man schon etwas erreichen kann“, sagte der 38-jährige,
der unter anderem als Ortsobmann, als stellvertretender Kreisobmann,
als Mitglied in mehreren BBV-Ausschüssen und Arbeitskreisen, als
CSU-Gemeinderat und in der Jungbauernschaft seit vielen Jahren aktiv
ist.
„Ich möchte vor allem den jungen
Landwirten eine Stimme geben“, so Flohrschütz. Außerdem benötige die
Landwirtschaft eine gute Berufsvertretung im BBV. „Andere
Organisationen dürfen uns doch nicht den Rang ablaufen“, sagt er und
verweist diskret aber bestimmt auf die Naturschutzverbände.
Zweifellos werde auch dort gute Verbandsarbeit geleistet, deshalb
müsse sich die Landwirtschaft auch mit ihnen auseinandersetzen. Es
könne jedoch nicht angehen, dass diese Verbände über Grund und Boden
der Bauern bestimmen.
Vor mittlerweile fast elf Jahren
hatte Flohrschütz den Hof von seinen Eltern Isolde und Walter
übernommen. „Auf dem Betrieb bin ich praktisch der
Alleinunterhalter“, sagt er. Ehefrau Susanne ist als
Steuerfachangestellte tätig, die Eltern kümmerten sich um die
Direktvermarktung in dem kleinen Hofladen direkt an der
Bundesstraße. Zu tun gäbe es eigentlich genug. Flohrschütz
bewirtschaftet rund 140 Hektar, hauptsächlich Ackerland, und
betreibt eine Schweinemast mit rund 700 Mastplätzen. Was die Arbeit
nicht gerade einfacher macht, ist die Witterung hier an den
Ausläufern des Thüringer Waldes, nur einen Steinwurf von der
ehemaligen deutsch-deutschen Grenze entfernt.
Schon seit den späten 80er Jahren
ist Flohrschütz Mitglied der Landjugend im nahen Meeder. Vier Jahre
war er Ortsvorstand, drei Jahre lang Kreisvorsitzender und
schließlich von 1995 bis 2001 Bezirksvorsitzender der
oberfränkischen Landjugend. Damit nicht genug: bis 2006 fungierte
Flohrschütz als Sprecher des Arbeitskreises Agrar, seitdem ist er
als „freier Mitarbeiter“ im Bezirksverband tätig und entlastet die
Geschäftsführung wenn es darum geht, die einzelnen Ringe zu
betreuen. Diese Tätigkeit sei durchaus mit einem Streetworker
vergleichbar. Immer wenn es irgendwo ein Problem gibt, hilft
Flohrschütz und sorgt dafür, dass das Innenleben der Landjugend im
Agrarischen rund läuft. Darüber hinaus gehe es auch darum, die
Interessen der Jungbauernschaft zu bündeln und den jungen
Berufskollegen eine Stimme zu geben.
Als Höhepunkte seiner Tätigkeit
in der Landjugend nennt Flohschütz ganz spontan die drei Aufenthalte
im Rahmen eines Austauschprogramms in den USA. „Diese Zeit, die
Erlebnisse und die Erfahrungen in den Staaten haben mich sehr
geprägt“, sagt er, der im Zuge weiterer Partnerschaftsprogramme auch
schon zwei Mal bei Junglandwirten in Russland war. Doch auch vor Ort
ist die Landjugend präsent: mehrfach organisierte er federführend
die so genannte 72-Stunden-Aktion der Landjugend Meeder: Sechs
Sitzgruppen in der Gemeinde und der Neubau eines Bushäuschens haben
das Ortsbild dank der Landjugend maßgeblich verschönert.
Unter seinen vielen Ämtern ist
Martin Flohschütz eines ganz besonders wichtig: der Sitz im
BBV-Ausschuss für Bildung und Beratung auf Landesebene. Für die
Zukunft des Berufsstandes sei es von großer Bedeutung, dass den
jungen Leuten das richtige Wissen vermittelt werde. Den
Regierungsbezirk Oberfranken sieht Flohschütz dabei als
Bildungsstandort gut gerüstet. Für die Zukunft mahnt Flohrschütz
seine Berufskollegen, den Wandel in der Landwirtschaft aktiv zu
begleiten. Die Mitgliederzahlen werden abnehmen, das sei unstrittig.
Umso wichtiger sei es, das sämtliche Produktionsrichtungen auch
weiter in der Arbeit des BBV vertreten sind. „Das sehe ich als eine
der Herausforderungen der nächsten Jahre.“
Gedämpfte Stimmung bei den Bauern in der Region / Dioxin-Skandal
überschattet Aufbruchstimmung in der oberfränkischen Landwirtschaft
Himmelkron
– Die Stimmung in den landwirtschaftlichen Familienbetrieben in Oberfranken ist
derzeit gedämpft. Schuld daran sind nach den Worten des oberfränkischen
BBV-Bezirkspräsidenten Werner Reihl und des BBV-Direktors Dr. Wilhelm Böhmer
nicht nur die schwierigen Witterungsverhältnisse, sondern auch der so genannte
Dioxin-Skandal, der den hiesigen Bauern schwer zu schaffen macht. Für das
laufende Wirtschaftsjahr rechnet der Bauernverband ausgehend von dem noch immer
viel zu niedrigen Einkommensniveau in der Landwirtschaft allenfalls mit einer
leichten Besserung, so Reihl in Himmelkron.
Rund 1900 Euro erwirtschaftet einen
Haupterwerbslandwirt auf seinem Hof pro Arbeitskraft in Oberfranken. Davon gehen
noch die Ausgaben für die Sozialversicherung weg. Der Rest bleibt für die
Lebenshaltung aber auch für die betriebliche Eigenkapitalbildung. Nicht
unbedingt viel, so der BBV-Bezirkspräsident, schließlich dürfe man nicht
vergessen, dass ein Landwirt keine 40-Stunden-Woche kennt, und außerdem auch
samstags und sonntags in den Stall muss. Die internationale Wirtschafts- und
Finanzkrise hat die Bauern im zurückliegenden Jahr voll erwischt, sagte Reihl.
Seit 2008 seien die Einkommen der Bauernfamilien um rund 40 Prozent
eingebrochen.
Überschattet habe den Jahresbeginn der
aktuelle Dioxin-Skandal. „Und ein Skandal ist es wirklich, mit welch krimineller
Energie der Futterfetthersteller Harles und Jensch nach bisherigen Erkenntnissen
vorgegangen ist“, so Reihl. Der Skandal bringe alle Akteure der
Lebensmittelkette in Verruf, schädige das Image deutscher Lebensmittel im In-
und Ausland und führe zu massiven Turbulenzen auf den Märkten. Auch die
oberfränkischen Schweinemäster und Ferkelerzeuger bekämen die Auswirkungen zu
spüren. So seien die Preise beim Schweinefleisch mittlerweile auf dem tiefsten
Stand seit sieben Jahren. Reihl: „Damit baden insbesondere unsere Bauernfamilien
die Folgen dieser kriminellen Machenschaften aus.“
Die Verbandsvertreter begrüßten zwar den
kürzlich von Bundesministerin Ilse Aigner vorgestellten 14-Punkte-Plan für die
Futtermittelkette, vermissen jedoch den Einsatz für den Ausgleich von Schäden,
die vor allem in den landwirtschaftlichen Betrieben entstanden sind. Als
Forderungen der Bauern nannte der Präsident dabei drei Punkte: der Skandal müsse
lückenlos aufgeklärt und aufgearbeitet, die Verursacher sollten hart bestraft
und für die Schäden in Haftung genommen werden und die Politik müsse alles
Notwendige unternehmen, um das Verbrauchervertrauen wieder herzustellen. „Dieser
Skandal ist alles andere als ein Skandal der Bauern“, schimpfte Reihl und nannte
es unverschämt, wenn einzelne Organisationen jetzt versuchten, die
Landwirtschaft und die Tierhalter an den Pranger zu stellen.
Dabei hätten die Bauern derzeit ganz andere
Sorgen: So werden in diesem Jahr die Weichen für die europäische Agrarpolitik ab
2013 gestellt. „Für die Bauernfamilien geht es dabei um viel“, sagte Reihl. In
Oberfranken steht die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete im
Mittelpunkt. Diese Direktzahlungen machten im Schnitt 50 Prozent der
landwirtschaftlichen Einkommen aus und stabilisierten damit die Betriebe
besonders in Krisenjahren. Die strategischen Ziele von EU-Agrarkommissar Dacian
Ciolos, wie die Aufrechterhaltung der Ernährungssicherheit, die Produktion
hochwertiger und sicherer Nahrungsmittel sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen
in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum würden dabei vom Bauernverband
uneingeschränkt mitgetragen. Allerdings vermisse der Verband die dazugehörigen
Maßnahmen für eine wettbewerbsfähige, nachhaltige und flächendeckende
Landwirtschaft. Die großen Zukunftsfragen Ernährungssicherheit,
Energieversorgung und Klimaschutz seien nur gemeinsam mit einer starken Land-
und Forstwirtschaft zu stemmen.
Bild: Der Dioxin-Skandal
bringt die Landwirte völlig zu unrecht in Verruf: BBV-Bezirkspräsident Werner
Reihl (links) und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer starten mit gemischten Gefühlen in
das neue Jahr.
Aufseß – Diesen rund 1,10 Meter langen Hecht haben Mitarbeiter der
Lehranstalt für Fischerei in Aufseß im Zuge von Gewässererkundungen bei
Elektroabfischungen im Main bei Breitengüßbach (Landkreis Bamberg) gefangen.
Der rund 25 Pfund schwere und schätzungsweise zwölf bis 14 Jahre alte Fisch
ist derzeit in einem Becken der Lehranstalt untergebracht und soll
voraussichtlich zu Unterrichtszwecken präpariert werden, so der Leiter der
Lehranstalt Ronny Seyfried (Bild). In der Einrichtung des Bezirks
Oberfranken gibt es zurzeit neben Aalen, Zandern, Karpfen und Schleien auch
seltenere Gewässerbewohner wie etwa Teichmuscheln und Krebse. Sie alle
zeigten die immensen Artenvielfalt in den oberfränkischen Gewässern, sagt
Fischereifachberater Robert Klupp. Diese Vielfalt dürfe nicht leichtfertig
aufs Spiel gesetzt werden. Besonders zu schaffen macht den oberfränkischen
Fischern und Teichwirten seit Jahren der Kormoran. Auch in Fließgewässern
treibe dieser Raubvogel sein Unwesen, so Klupp. So würden besonders Äschen
unter dem Kormoran leiden. In Aufseß hat man sich deshalb besonders dem
Schutz der Äsche verschrieben, von denen derzeit einige ganz besondere
Exemplare in der Lehranstalt zu besichtigen sind. Es handelt sich dabei um
mutierte Äschen, die durch eine Laune der Natur blau gefärbt sind.
Hackschnitzel
statt roter Teppich / Spagat zwischen konservativ und modern: 4.
Jungbauernkalender zeigt erotische Seite der Landwirtschaft
Bayreuth.
Den Status des berühmt-berüchtigten Pirelli-Kalenders hat er noch
nicht erreicht, Kultobjekt und begehrtes Sammlerstück ist er
trotzdem: der Jungbauernkalender der bayerischen Landjugend.
Vorgestellt wurde er diesmal in Bayreuth, was hauptsächlich darin
begründet ist, dass mit Lisa (19) und Christina (18) gleich zwei der
Models aus dem Landkreis stammen. Nachnamen und Wohnort wollen die
Kalendergirls bewusst nicht veröffentlicht haben, wohl um sich vor
aufdringlichen Verehrern zu schützen.
Bei der Vorstellungsrunde in der
Bodenhalle der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth war
den sechs bayerischen Kalendergirls eines gemeinsam: kalt war es bei
den Fotoaufnahmen, die bereits im Frühjahr in Unterfranken
stattfanden und bei denen die Mädels logischerweise wenig anhatten.
Umso heißer dann die Party mit mindestens 2000 Besuchern aus ganz
Bayern. Obwohl man dieses Mal das Motto „Heimat und Film“ gewählt
hatte, gab keinen roten Teppich, sondern Hackschnitzel, keine
schicken Limousinen, sondern betagte Schlepper vom Oldtimerclub
Zedtwitz und auch keine Preisverleihung, sondern eine
Trachtenmodenschau.
Wichtigster
Punkt für die sechs bayerischen Kalendergirls, die unter 250
Bewerbungen ausgewählt wurden, war der Bezug zur Landwirtschaft.
„Septembergirl“ Lisa aus dem Landkreis Bayreuth beispielsweise ist
selbst Mitglied der Landjugend, die Eltern von „April-Model“
Christina haben einen Milchviehbetrieb, die Eltern von Andrea aus
Niederbayern einen Ackerbaubetrieb. Jasmin studiert im dritten
Semester Landwirtschaft, Anna aus Oberbayern hat die Übernahme des
elterlichen Hofs bereits fest im Blick, genauso wie Männermodel
Matthias aus Schwaben, der gerade seinen Landwirtschaftsmeister
macht.
Auch einige Blicke hinter die
Kulissen lassen die Models an diesem Abend zu. „La dolce vita“ ist
das Motto des Monats September, auf dessen Bild Lisa in schwarzer
Corsage verführerisch in einem Brunnen posiert. Dass sie dazu
Anglerstiefel trägt, sieht ja niemand. Christina denkt noch heute
daran, wie das Shooting direkt neben einer viel befahrenen
Bundesstraße stattfand und sich mancher Brummifahrer verwundert die
Augen rieb. Jasmin fand überhaupt alles „sehr lustig“, während
Jasmin, schon ganz Profi, sehr entspannt gewesen sei, obwohl sie
praktisch gar nichts anhatte, was auf dem Bild allerdings so nicht
zu sehen ist.
Die
sechs Mädels aus Bayern sollen die schönen Seiten der Landwirtschaft
verkörpern, sagte die Vorsitzende der oberfränkischen
Jungbauernschaft Katrin Engelbrecht. Sie nannte den Kalender ein
fotografisches Kunstwerk, das durchaus auch das neue
Selbstbewusstsein der Landwirtschaft widerspiegle. Kritik am
Jungbauernkalender ließ Alexandra Krause, Jugendreferentin der
Jungbauernschaft Oberfranken nicht gelten. „Über Schönheit und
Geschmack lässt sich streiten“, erklärte sie, außerdem sei oft auch
Neid im Spiel. Den Spagat zwischen konservativ und modern schaffe
der Kalender in jedem Fall. Ein weit verbreitetes Vorurteil sei es
auch, dass ausschließlich Männer den Kalender erwerben. Freilich
kaufen Frauen den Kalender vor allem deshalb, um ihn (ihren) Männern
zu schenken. Bestellungen lägen im Büro mittlerweile nicht nur aus
ganz Deutschland, sondern auch aus Belgien und Luxemburg vor, eine
Mail hatte das Büro sogar aus Mexiko erreicht.
Keine Überlebenschance für die
Fichte /
Meteorologe Wolfgang Seiler befürchtet dramatische Auswirkungen des
Klimawandels, sieht aber auch Chancen
Bayreuth
– Tiefer gelegene Gebiete werden aufgrund des Klimawandels künftig den
Wintertourismus aufgeben müssen. Davon ist der Meteorologe Wolfgang Seiler von
der Universität Augsburg fest überzeugt. Bei den Bayreuther Dialogen, einer
Veranstaltung des Studiengang Philosophy & Economics am Wochenende in Bayreuth,
stellte der Professor aber auch klar, dass die selbst in den Alpenregionen
kürzer werdende Saison nur eine der harmlosen Auswirkungen der globalen
Klimaveränderung sein werden.
„Im
Sommer werden auch bei uns die Spitzentemperaturen zunehmen“, so Seiler. Der
langjährige Direktor des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung in
Karlsruhe sagt voraus, dass der Rekordsommer 2003 mit seinen vielen Hitzetoten
in unseren Breiten zur Normalität wird. Als Folge ist mit einer starken
Ausbreitung von Viren sowie mit einem Anstieg der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu
rechnen. Auch heftige Stürme und Tornados sollen dem Wissenschaftler zufolge in
unserer Region kein Einzelereignis mehr bleiben. Keine Überlebenschance gibt
Seiler dem Baum, der dem Fichtelgebirge seinen Namen gegeben hat: der Fichte.
Während sich die Landwirtschaft mit neuen und anderen Pflanzen relativ schnell
anpassen wird, stehe die Forstwirtschaft vor erheblichen Problemen. Mit dem
Aussterben der Fichte sei in unseren Breiten jedenfalls fest zu rechnen.
Im
Gegensatz zu den globalen Auswirkungen des Klimawandels seien dies alles noch
moderate Folgen. Seiler spricht weltweit von erheblichen politischen Spannungen,
von großen Wanderungsbewegungen bis hin zu Kriegen, die nach den Worten des
Wissenschaftlers künftig nicht mehr um Öl, sondern um Wasser geführt werden. Die
reichen Länder, also die Verursacher des Klimawandels würden am wenigsten
betroffen sein. Härter werde es die armen Länder treffen, die Regionen also, die
für den Klimawandel gar nichts können. „Wenn das Wasser knapp wird, steht auch
die Nahrungssicherheit auf dem Spiel. Seiler geht davon aus, dass sich dann
viele Menschen auf den Weg machen werden und sieht eine Wanderungsbewegung, die
niemand mehr aufhalten könne. Eine andere Möglichkeit sei das Entstehen eines
neuen Kolonialismus. Schon heute hätte sich China 200000 Hektar Land in Simbabwe
gesichert, um die Nahrungsmittelsicherheit für die eigene Bevölkerung
sicherstellen zu können.
Der
Referent bezeichnete den Klimawandel als eine der größten Herausforderungen des
Jahrhunderts. Eine Vielzahl von Indikatoren spreche dafür, dass der Klimawandel
längst Realität ist. „Wir müssen etwas tun, um den Klimawandel einigermaßen in
den Griff zu bekommen, oder zumindest, um Anpassungsstrategien zu entwickeln“,
so Seiler. Leider fehle zum Umsteuern noch immer der politische Wille, auch der
Leidensdruck sei einfach noch nicht gegeben. Viel erreichen könne man
beispielsweise damit, dass zumindest ein Teil der Gewinne aus dem Betrieb der
Kernkraftwerke in den Klimaschutz fließen würden. Die Laufzeitverlängerung für
die deutschen Meiler sei positiv, wenn das erwirtschaftete Geld wieder dem Klima
zu Gute käme, sagt Seiler und verweist darauf, dass ein einziges Kernkraftwerk
pro Tage eine Million Euro Gewinn abwirft.
Nach
den Worten des Meteorologen würde aber auch das gesamte Windaufkommen von Nord-
und Ostsee ausreichen, um ganz Europa mit Energie zu versorgen. Überhaupt sieht
Seiler eine große Chance in erneuerbaren Umwelttechniken. Als Chance aus dem
Klimawandel könnten mit Hilfe dieses Sektors eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze
geschaffen werden, was wiederum zum Erhalt des sozialen Friedens beitragen
würde. „Hier entsteht gerade ein Riesenmarkt“, so Seiler der eine
vorausschauende Klimapolitik nicht nur als beste Wirtschaftspolitik, sondern
auch als Basis für die nationale Sicherheit bezeichnet.
Bild:
„Wir sind in eine Situation hineingeraten, aus der wir unbedingt heraus müssen“:
Der Meteorologe Wolfgang Seiler von der Universität Augsburg sieht im
Klimawandel auch eine Chance.
Spezialitäten aus Bayerns hohem Norden und
Frankens fruchtigem Süden / Noch bis Montag: 57. Verbrauchermesse Consumenta in
Nürnberg
Nürnberg.
„Nächstes Jahr werden die Landfrauen sicher wieder dabei sein“, sagt Rudolf
Fähnlein, Direktor des BBV Mittelfranken und spricht damit an, was viele
Besucher auf der 57. Consumenta vermissen: das Landfrauencafe des
Bauernverbandes. Wenn am Eröffnungssonntag trotzdem so viele Menschen wie selten
in den vergangenen Jahren auf das Nürnberger Messegelände zu Süddeutschlands
größter Verbrauchermesse gekommen waren, dann deshalb, weil diesmal die
Regionalität das große Thema ist.
Regionalität und Lokalität, das alles habe
nach der Krise wieder an Bedeutung gewonnen, so Heiko Könicke, Geschäftsführer
der AFAG Messen in Nürnberg. Mit rund 1000 Ausstellern aus zwölf Themenbereichen
biete die Consumenta heuer so viel Information, Beratung, individuelle Lösungen
und Tipps für den Verbraucher wie selten zuvor.
Einer der Höhepunkte in Halle 2 ist dabei die
riesige Sonderfläche, die unter dem Motto „Original – Regional“ steht.
Präsentiert werden dort Produkte, Dienstleistungen und regionale Spezialitäten
aus der Metropolregion Nürnberg und den umliegenden Landkreisen. Wie groß die
Metropolregion ist, zeigen unter anderem Jutta Hecht-Heusinger und Roland
Heusinger von der Ernährungscluster-Initiative „Essbares Fichtelgebirge“. Der
zertifizierte Wildkräuterkoch betreibt in Fichtelberg (Landkreis Bayreuth) das
Hotel Schönblick und setzt auf seiner Speisekarte auf Geschmack aus der
unmittelbaren Umgebung.
Während
die Heusingers für Spezialitäten aus „Bayerns hohen Norden“ warben, setzte die
Entwicklungsgesellschaft Fränkische Moststraße gleich nebenan auf Produkte aus
„Frankens fruchtigem Süden“. Jutta und Herbert Grießer sowie Apfelkönigin Anna
Sauber aus Obermögersheim bei Wassertrüdingen verteilten Kostproben des
hochwertigen Obstes aus der Region Hesselberg und zeigten wie daraus
Direktsäfte, Schorlen, Seccos und Sekt gemacht werden.
Ebenfalls in Halle 2 hat der Bezirk
Mittelfranken seine Messestände aufgebaut. Er stellt nicht nur allgemein seine
Aufgabenfelder vor, sondern setzt mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten
Triesdorf, der Fachberatung für das Fischereiwesen und seiner
Trachtenforschungs- und Beratungsstelle einige besondere Akzente. Speziell an
den letzten drei Messetagen 30. und 31. Oktober sowie 1. November wird der
langjährige Leiter der Triesdorfer Obstabteilung Friedrich Renner über den Anbau
heimischer Obstsorten beraten. Blickfang der Ausstellung ist das 40000 Liter
Aquarium in dem die Fachberatung zusammen mit dem Fischereiverband Mittelfranken
die heimische Fischvielfalt vorführt. „Alle, die sich bei uns mit dem Thema
Fischerei befassen, sind präsent“, sagt Wolf Dieter Enser vom Bezirk
Mittelfranken. Ebenfalls präsent sind, wenn auch nur in ausgestopfter Form die
erklärten Feinde aller Fisch- und Teichwirte: der Biber und der Kormoran.
Christian Förster und seine Kollegen von der Fachberatung haben dabei sicher
auch die passenden Antworten auf kritische Fragen parat.
Zwischen
Handwerkern und Baufachleuten hat nebenan in Halle 1 der Forst seine
eindrucksvolle Messepräsentation aufgebaut. Die Forstwirtschaftliche Vereinigung
Mittelfranken, die Bayerische Forstverwaltung und das Walderlebniszentrum
Tennenlohe bei Erlangen wollen zeigen, dass der Wald und sein Hauptprodukt Holz
einen unverzichtbaren Beitrag für ein „Prima Klima“ leisten kann. „Wir möchten
den Besuchern aber auch deutlich machen, dass Waldwege zur Erschließung nötig
sind, denn andernfalls bringen wir den klimafreundlichen Rohstoff Holz gar nicht
raus aus dem Wald“, erläutert Geschäftsführer Armin Heidingsfelder von der FV
Mittelfranken. Ohne funktionierenden Waldwegebau kämen aber auch die
Erholungssuchenden gar nicht erst in den Wald hinein. Unter den ausgestellten
zukunftsfähigen Baumarten seien dabei nicht nur Eichen oder Douglasien, so
Gregor Schießl vom Netzwerk Forst und Holz, sondern auch der aus Nordamerika
stammende Mammutbaum. Dass auch eine Palme unter den Baumarten zu finden ist,
sei vor dem Hintergrund des Klimawandels durchaus als Provokation gedacht,
räumen Gregor Schießl und Susanne Bayerer vom Walderlebniszentrum ein.
Eine Provokation sei auch die Labelvielfalt
auf vielen Produkten, sagt Justizministerin Beate Merk, die in Bayern auch für
den Verbraucherschutz zuständig ist. Damit soll künftig Schluss sein, kündigt
sie an, denn nicht alle Labels würden tatsächlich von unabhängigen Institutionen
vergeben. „Wir brauchen einen Siegel-TÜV, damit sich der Verbraucher im
Dschungel der Siegelvielfalt wieder zurechtfinden kann“, so Merk. Den besten
Schutz vor einer Überflutung durch Produktkennzeichnen biete aber letztlich nur
die Information und davon gebe es auf einer Messe wie der Consumenta genug.
Bilder:
1. Apfelkönigin Anna I. sowie Herbert und Jutta Grießer von der fränkischen
Moststraße stellten die Erzeugnisse aus der Region Hesselberg vor.
2. Begeistert von der neuen fränkischen Tracht war die bayerische
Justizministerin Beate Merk, die Bezirkstagspräsident Richard Bartsch am Stand
der Trachtenforschungs- und Beratungsstelle erläuterte.
3. Mittelpunkt von Halle 2 und beliebtes Fotomotiv auf der 57. Consumenta: der
Erntewagen der Landwirte aus dem Nürnberger Knoblauchsland.
Vom Teich auf den
Teller / Landwirtschaftsminister Brunner eröffnete bayerische Karpfensaison
im oberfränkischen Aischgrund
Willersdorf
- Zum Start der Karpfensaison 2010 können sich alle Fischfreunde auf eine
ausgezeichnete Karpfenernte freuen. Durch den kühlen August seien die
Karpfen heuer nur langsam gewachsen, was für eine ausgezeichnete Qualität
spricht, sagt Landwirtschaftsminister Helmut Brunner bei der Eröffnung der
Karpfensaison in der oberfränkischen Gemarkung Willersdorf, Gemeinde
Hallerndorf im Landkreis Forchheim. Die zu erwartende Erntemenge bezifferte
Brunner auf rund 6000 Tonnen, was dem langjährigen Durchschnitt entspreche.
An den Teichen von Georg Rittmayer hatte
die Teichgenossenschaft Oberfranken diesmal für eine standesgemäße
Saisoneröffnung gesorgt. Rittmayer ist nicht nur Teichwirt mit einer
Wasserfläche von rund 8,5 Hektar, sondern auch Land- und Forstwirt mit
zusammen 110 Hektar bewirtschafteter Fläche, neben Wald und Grünland vor
allem Getreide, aber auch Erbsen, Lupinen und Lein. Und Rittmayer ist auch
Gastwirt: Im eigenen Landgasthof im Willersdorf landen die Karpfen aus
seinen Teichen einer jahrhundertealten Familientradition folgend alle auf
den Tellern. „Das ist ein gutes Beispiel für die Frische des Karpfens als
nahezu ausschließlich lebend vermarkteten Speisefisches“, sagte Minister
Brunner.
Freilich gehören immer wieder auch
Neuerungen dazu. So hatte sich Rittmayer heuer erstmals entschlossen,
Biokarpfen nach den Vorgaben des Naturland-Verbandes zu erzeugen. Die
Entscheidung, konventionelle oder Biokarpfen zu erzeugen ist im Grunde keine
fachliche oder produktionstechnische, vielmehr gehe es ausschließlich um die
Frage, ob die höheren Kosten des Bio-Futtergetreides, in erster Linie
Roggen, durch einen höheren Vermarktungspreis wieder ausgeglichen werden
können.
Rittmayer setzt dabei auf den „Aischgründer
Spiegelkarpfen“, den seit jeher sein geringes Schuppenkleid und sein festes
fettarmes Fleisch kennzeichnen. Damit sei der „Aischgründer“ als eine der
bekanntesten europäischen Karpfenrassen eine Delikatesse von höchster
Qualität. Auch Landwirtschaftsminister Brunner nannte den Aischgrund eine
der bekanntesten und wohl auch ältesten Teichregionen Europas. Hier an der
Grenze von Oberfranken zu Mittelfranken gebe es noch heute rund 4000 Teiche
mit einer Fläche von zusammen 3500 Hektar Wasser.
Allgemein bezeichnete Brunner den Karpfen
als typisches Saisonprodukt, das seit jeher in den Monaten mit dem
Buchstaben „r“ abgefischt und aufgetischt werde. „Wir freuen uns alle auf
die erste Karpfenmahlzeit, weil wir sie lange entbehrt haben“, sagte
Brunner. Gerade diese längere Pause mache es auch notwendig, den Verbraucher
wieder auf den Beginn der neuen Saison aufmerksam zu machen.
Am Rande der Karpfensaisoneröffnung
wiesen die Verantwortlichen allerdings auch auf die unverändert bestehende
Kormoranproblematik hin. Georg Rittmayer muss in seine Teiche beispielsweise
an die 300 Fische mehr einsetzen, als er letztlich wieder herausholen kann.
„Die 300 sind für den Kormoran“, erläuterte Rittmayer, der sich nicht mehr
anders zu helfen weiß. Wir befinden uns hier an einem Brennpunkt der
Kormoranproblematik“, so der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Dr. Peter
Thoma aus Wunsiedel. Er wies darauf hin, dass gerade wegen des Kormorans die
Einnahmen durch den Fischverkauf in vielen Fällen gar nicht mehr gedeckt
sind. Hier zeige sich eine gewisse Ironie, wenn der Kormoran auch noch zum
Vogel des Jahres erklärt werde, bemerkte Minister Brunner mit Blick auf den
Landesbund für Vogelschutz. Wenn sich der Schutz zur Plage entwickle, indem
andere Tiere in ihrer Entwicklung gefährdet seien, müsse der Mensch diesen
Schutz überdenken und relativieren.
Bild: Die
Karpfensaison 2010 haben im oberfränkischen Willersdorf (von links)
Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller, der Vorsitzende der
Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma und Landwirtschaftsminister
Helmut Brunner eröffnet.
Wetterkapriolen sorgten für
eher unterdurchschnittliche Ernte /
Bauernverband zog gemischte Erntebilanz – Immer weniger Braugerste
Himmelkron. Auf eine durchschnittliche, in weiten Bereichen eher
unterdurchschnittliche Ernte müssen die oberfränkischen Bauern in diesen Tagen
zurückblicken. Schuld daran ist das Wetter, wie BBV-Bezirkspräsident Werner Reihl und Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer in Himmelkron erläutert
haben. Angefangen von einem lang andauernden Winter über ein feuchtes Frühjahr
bis hin zu extremer Trockenheit und Hitze in den zurückliegenden Wochen hätten
die Wetterkapriolen die Landwirte in diesem Jahr in Schach gehalten.
Ausgerechnet zur Erntezeit sei dann auch noch eine Schlechtwetterphase
eingetreten.
„Die bisher geernteten Früchte weisen
durchwegs nur unterdurchschnittliche Erträge auf“, sagte Reihl. Dies gelte nicht
nur für die Quantität, sondern vor allem auch für die Qualität. Etwa beim Roggen
oder beim Weizen sei ein gewaltiges Absinken der Fallzahlen zu beobachten, was
bedeutet, dass reifes Getreide bei einer lang anhaltenden Regenperiode durch die
Feuchtigkeit zum Keimen gebracht wird. Für die Mühlen und die Malzindustrie
verliere Weizen und Roggen somit seine Eignung.
Vieles deute allerdings darauf hin, dass es
mit den Preisen wieder ein wenig aufwärts geht. Dabei dürfe aber nicht vergessen
werden, dass man von einem „katastrophalen“ Ausgangsniveau komme und in den
meisten Fällen nicht einmal die Kosten gedeckt sind. Die Aussichten seien
dennoch positiv, da bei weitem nicht so viel Getreide auf Lager liegt, wie
Mühlen, Mischfutterwerke und Brauereien noch im Frühjahr behauptet hätten.
Darüber hinaus spielte den Bauern auch die derzeitige Kursanpassung beim Euro in
die Hände, indem die Wettbewerbskraft der heimischen Getreide- und
Ölsaatenmärkte wieder ansteigt.
Bezeichnend ist die Situation im „Bierland
Oberfranken“ bei der Braugerste (Sommergerste), die früher als die mit Abstand
stärkste Marktfrucht im Regierungsbezirk galt. Hier geht die Fläche immer weiter
zurück, was in erster Linie an den miserablen Preisen liegt. „Mit Erlösen von
rund zehn Euro pro Doppelzentner muss der Bauer letztlich gehörig drauflegen“,
sagte Reihl und nannte einen Preis von mindestens 20 Euro als gerade einmal
kostendeckend. In absoluten Zahlen war die Anbaufläche nach den Worten des
BBV-Präsidenten im laufenden Jahr um 3400 Hektar auf knapp 32000 Hektar
gesunken, was im Übrigen auch dem bayerischen Trend entspricht. „Da kann man
schon die Frage stellen, ob überhaupt noch genügend bayerische Braugerste für
unser bayerisches Bier zur Verfügung steht“, sagte Reihl.
Ganz besonders auf Gemüt schlägt es den
Landwirten dabei, dass Brauer und Mälzer einen Anstieg der Erzeugerpreise immer
wieder als Argument für einen Anstieg der Bierpreise hernehmen. Reihl gab
deshalb zu bedenken, dass der Rohstoffkostenanteil der Braugerste am Bierpreis
bei gerade mal zwei Prozent liegt. Damit habe der Braugerstenpreis so gut wie
keinen Einfluss auf den Bierpreis. Allerdings stünden auch die Signale auf dem
Braugerstenmarkt derzeit auf Erholung. Wurden noch vor wenigen Wochen
tatsächlich Preise um die zehn Euro pro Doppelzentner bezahlt, würden derzeit
schon wieder Preise von 16 bis 17 Euro ins Gespräch gebracht. „Diese
Preiserholung ist auch absolut notwendig, damit die Anbaufläche im kommenden
Jahr nicht noch weniger wird“, so Reihl.
Insgesamt kommt der Regierungsbezirk
Oberfranken laut BBV-Direktor Böhmer auf gut 300000 Hektar landwirtschaftliche
Nutzfläche. Davon sind gut 90000 Hektar Grünland und 210000 Hektar Ackerland.
Die bedeutendsten Feldfrüchte sind Winterweizen, Wintergerste und, trotz des
starken Rückgangs, noch immer die Sommergerste (Braugerste).
Bild: Wenig zufrieden mit
der Ernte des Sommers 2010: der oberfränkische Bauernverbandspräsident Werner
Reihl (links) und Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer.
Als Porsche
noch Traktoren baute: Schlepper ganz ohne GPS und Navi / „Von wegen
alte Stinker“: Die Oldtimer-Traktorfreunde Arzberg/Schirnding lassen
es krachen und scheppern und begeistern damit auch Frauen
Schirnding. Die Entdeckung der Langsamkeit ist es, da sind sich Fritz Müller
(61) und Reiner Wohlrab (54) einig, was die eigentliche Faszination
ausmacht. Doch anders als in dem gleichnamigen Roman des
Schriftstellers Sten Nadolny sind Müller, Wohlrab und ihre rund 25
weiteren Mitstreiter weder Hochseekapitäne noch Polarforscher. Ihnen
macht es einfach Spaß, mit historischen Traktoren über Land zu
fahren, an den alten Stahlrössern zu basteln und zu schrauben und am
Wirtshaustisch über ihr Hobby zu fachsimpeln.
„Wir führen aber nicht nur
Dieselgespräche“, sagt Reiner Wohlrab, im Hauptberuf Bürgermeister
von Schirnding, ein Markt im Landkreis Wunsiedel mit knapp 1400
Einwohnern im östlichsten Oberfranken. Ein Steinwurf von der
tschechischen Grenze entfernt, war dort so um 1996 herum aus purem
Zufall ein Oldtimer-Traktor-Stammtisch entstanden. Eigentlich habe
er nur Holz aus dem Wald für den heimischen Kachelofen gebraucht und
sei dazu auf der Suche nach einem geeigneten Transportfahrzeug
gewesen, erinnert sich Wohlrab. Als Postzusteller kannte er damals
sämtliche landwirtschaftlichen Betriebe in der Umgebung und wusste
ganz genau, wo so ein altes Gefährt steht, das für diesen Zweck
genau das richtige ist. Als er aber zum ersten Mal auf seinem
Porsche Diesel Junior, Baujahr 1958, mit 14 PS und einer
Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern saß, war er sofort
angetan, von der historischen Technik, die immer noch funktioniert.
Schnell fand man Gleichgesinnte,
traf sich zum Gedankenaustausch und beschloss den Stammtisch zu
gründen. Buchstäblich ins Rollen kam die Sache im Zuge einer ersten
gemeinsamen Ausfahrt ins benachbarte Höchstädt. Nicht nur die zwölf
Gründungsmitglieder seien dabei gewesen, auch die Ehefrauen waren
schnell für dieses Hobby zu begeistern, zumal bei den
Traktorfreunden ja stets auch die Geselligkeit im Vordergrund stehen
soll.
Mit der Teilnahme an
Traktortreffen, mit gemeinsamen Ausfahrten und Tagestouren wurde der
Kreis der Stammtischfreunde immer größer, bis schließlich die erste
Anfrage kam, einen Feuerwehrfestzug mitzugestalten. Alle waren
begeistert und so blieb es bis heute nicht bei dem einen
Feuerwehrfest, die Oldtimer-Traktorfreunde bereichern Maifeiern,
Erntefeste, Dorfmärkte und andere Veranstaltungen mit ihrer
Teilnahme. Wichtig sei es, so Bürgermeister, dass sich auf diesen
Festen etwas bewegt, dass es „kracht und scheppert“, denn „dann
kommen auch die Leut´.“ Speziell bei den Treffen sind immer auch die
unterschiedlichsten Fabrikate zu bewundern, Marken wie MAN, Allgaier,
Fahr, Fendt, Lanz, Porsche, Hanomag, Ursus oder Nordtrab, die echten
Fans wie Musik in den Ohren klingen.
„Die
alte Technik ist eben auch ein Stück Kulturgut, deshalb fasziniert
sie so viele Menschen“, ist sich Fritz Müller sicher. Der gelernte
Maschinenschlosser, der auf dem Wertstoffhof tätig ist und im
Arzberger Ortsteil Schlottenhof einen Ferienhof mit Urlaub auf dem
Bauernhof betreibt, kann insgesamt neun historische Schlepper sein
Eigen nennen. Höhepunkte seiner Sammlung sind ein 15er Deutz LF1
Baujahr 1950 mit 50 PS sowie ein Röhr, Baujahr 1950, der im
niederbayerischen Landshut produziert wurde. Überhaupt habe damals
ja fast jede Maschinenfabrik ihre eigenen Traktoren gebaut. Die Zeit
der Spezialisierung kam erst später. Tatsächlich mag es für heutige
Automobilfans kurios klingen, dass ausgerechnet der
Sportwagenhersteller Porsche etwa zwischen 1955 und 1960 auch
Traktoren produziert hat.
Mittlerweile arbeitet der
Traktor-Oldtimer-Stammtisch Arzberg/Schirnding auch schon
grenzübergreifend. Bei irgendeinem dieser Feste seien plötzlich zwei
Oldtimerfreunde aus Tschechien mit ihren Schleppern aufgetaucht.
Schnell kam man ins Gespräch und schon ein Jahr später traf man sich
in Skalna, nahe Franzensbad im böhmischen Vogtland, wo man wieder
neue Fahrzeuge, etwa den Svoboda Baujahr 1938 kennen lernen und bei
einer gemeinsamen Ausfahrt bestaunen durfte.
Fritz Müller räumt dabei auch mit
dem Vorurteil auf, dass die historischen Schlepper allesamt „alte
Stinker“ wären. „Von wegen“, sagt Müller und verweist auf einen
extrem geringen Dieselverbrauch aufgrund der niedrigen PS-Zahl und
des geringen Hubraums. Wenn allerdings die Schwungmasse mal in
Bewegung ist und die Maschine läuft, entpuppt sich so mancher
historischer Traktor als wahres Kraftpaket.
Freilich
geht halt alles langsamer, so Fritz Müller und Rainer Wohlrab.
Kollegen von ihnen, seien mit dem Schlepper schon an den Chiemsee
gefahren und hätten dort Urlaub gemacht. Die Polizei musste die
Schlepper damals durch Regensburg lotsen, was für großes Aufsehen
gesorgt habe. Anders als im Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“
haben die Traktorfreunde aus Schirnding und Umgebung keine
Schwierigkeiten, mit der Schnelllebigkeit ihrer Zeit Schritt zu
halten. Doch genauso wie im Roman sind sie aufgrund ihrer
Beharrlichkeit mittlerweile zu großen Entdeckern geworden. Vor allem
wenn es darum geht, ihre Umgebung genauer wahrzunehmen, Land und
Leute kennen zu lernen und persönliche Kontakte zu knüpfen.
Bild: „Nicht
nur Dieselgespräche“: Bürgermeister Rainer Wohlrab (links) und Fritz
Müller gehören zu den Gründern der Oldtimer-Traktorfreunde Arzberg/Schirnding.
Fisch aus Bronze: Oberfranken setzt der Forelle ein
Denkmal
Behringersmühle.
Als Symbol für die Schutzwürdigkeit heimischer Fischarten ist in Oberfranken das
vermutlich bundesweit erste Forellendenkmal eingeweiht worden. Es zeigt ein
laichendes Bachforellenpaar aus Bronze, das mit massiven Metallstäben auf einen
steinernen Sockel gesetzt wurde, der wiederum einem Bachbett nachempfunden ist.
Ausführender Künstler ist der Bayreuther Bildhauer Axel Luther, die Kosten für
die Skulptur und deren Installation auf dem Gebiet des Marktes Gößweinstein
haben insgesamt elf Sponsoren aufgebracht. Das Denkmal steht in Behringersmühle
in der Fränkischen Schweiz, direkt an der Einmündung der Staatsstraße von
Bayreuth aus kommend in die Bundesstraße B470.
Der
Standort sei deshalb gewählt worden, weil unweit des neuen Denkmals die
Flüsschen Püttlach und Ailsbach in die Lebensader der Fränkischen Schweiz, die
Wiesent, fließen, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident und gleichzeitig
Vorsitzender des Vereins Fischregion Oberfranken Günther Denzler bei der
Enthüllung. Der Verein gilt als Initiator des Denkmals, zu den Unterstützern
gehören auch die Teichgenossenschaft und der Bezirksfischereiverein Oberfranken.
Neben
dem Hinweis auf die Gefährdung des Lebensraumes durch die Freizeitaktivitäten
des Menschen, durch verschiedene Bauwerke an den Bächen aber auch durch Kormoran
und Fischreiher soll das Denkmal auch den heimischen Süßwasserfisch als
Speisefisch in Erinnerung bringen. Die Bachforelle sei deshalb gewählt worden,
weil sie als Leitfischart der Fränkischen Schweiz gilt und wie kein anderer
Fisch für unverfälschte Natur und kulinarische Genüsse steht. In einem
bayernweit einmaligen Pilotprojekt habe der Bezirk Oberfranken außerdem in den
zurückliegenden Jahren im Rahmen seiner Zuständigkeit für Gewässer zweiter
Ordnung die vorbei fließende Wiesent weitgehend entschlammt und so für das
Wohlergehen der Bachforelle gesorgt. Als Ziel bezeichnete es der
Bezirkstagspräsident dabei, dass sich heimische Fischbestände durch eigene
Fortpflanzung erhalten können und nicht durch Besatzmaßnahmen gestärkt werden
müssen.
Bild: Diese Forellenskulptur aus Bronze ist künftig in Behringersmühle in der
Fränkischen Schweiz zu sehen.
Marketing für Milch, Müsli und Frühstückmenüs
/ Schülerfirma „Kuhwerk“ lockte sogar Bauer Bruno in die
Christian-Wolfrum-Hauptschule in Hof
Hof.
Chips, Popcorn, Cola oder gar Döner: So sah allen Ernstes das Frühstück einiger
Zehntklässer an der Christian-Wolfrum-Hauptschule in Hof noch Anfang des Jahres
aus. Die Wende läutete allerdings Anfang März der Punkt „Schülerfirma“ im
Lehrplan ein. Anstatt Pizzabrötchen zu vermarkten, wie die Abschlussklassen in
den Jahren zuvor, gründeten die 24 Schülerinnen und Schüler der 10M das
„Kuhwerk“, eine echtes Unternehmen, das es sich zum Ziel gesetzt hatte, den über
600 Grund- und Hauptschülern ein gesundes und nahrhaftes Frühstück zum kleinen
Preis anzubieten und damit auch den Absatz von Milch und Milchprodukten
anzukurbeln.
„Wirtschaftlich war es ein Chaos“, räumt Klassenleiter Michael Fröhlich ein.
Doch dafür habe die Idee eingeschlagen, wie keine andere zuvor. Von Kreisbäuerin
Karin Wolfrum über den Bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner bis
hin zu „Bauer Bruno“ aus der RTL-Kuppelshow „Bauer sucht Frau“ waren alle
begeistert von dem ungewöhnlichen Schülerprojekt, das die Milch wieder in aller
Munde gebracht hat, wie es die Hauswirtschaftsfachlehrerin Monika Rogler
formuliert.
Zweck
der Schülerfirma sollte es sein, eine Marktlücke zu füllen und Geld zu
erwirtschaften. Beides ist den Schülern und ihren engagierten Lehrern durchaus
gelungen, auch wenn nach zwei Monaten gerade mal 80 Euro auf der Habenseite zu
verzeichnen waren. Darauf kam es aber nicht an, erklärt Klassenleiter Fröhlich.
Viele Schüler hätten gelernt, Nahrungsmittel wieder zu schätzen und morgens
regelmäßig Energie für einen ereignisreichen Schultag zu tanken.
Voraussetzung für den Erfolg des Kuhwerks war es, dass sich alle Schüler daran
beteiligten. Einige besorgten den Einkauf, andere bereiteten das tägliche
Frühstücksangebot vor, sogar eine eigene Marketing-Abteilung gab es, die
ansprechende Flyer entwarf und eigene T-Shirts drucken ließ. Wie in einem realen
Unternehmen wählte die Klasse mit Mustafa Güneric einen Geschäftsführer, der
sich fortan rührend um die Firma kümmerte und das Projekt sogar mehreren hundert
oberfränkischen Bäuerinnen routiniert und nicht ohne den notwendigen Humor beim
Hofer Landfrauentag vorstellte.
Den
entscheidenden Startschuss für das Gelingen hatte Kreisbäuerin Karin Wolfrum
gegeben. Sie belieferte die Schule anfangs mit Milch, brachte den Schülern in
einer Unterrichtseinheit die Landwirtschaft nahe und lud alle sogar auf ihren
Hof ein. „Dieser Kontakt war für uns ganz wichtig“, sagt Fachlehrerin Monika
Rogler. Dank der BBV-Kreisbäuerin war das „Kuhwerk“ bei der
Oberfrankenausstellung präsent und wurde vom örtlichen Radiosender vorgestellt.
Schnell wurde auch Landwirtschaftminister Brunner darauf aufmerksam und stattete
der Christian-Wolfrum-Hauptschule prompt seinen Besuch ab. Noch begehrter als
die Autogramme des Ministers waren bei den Schülern allerdings die Schriftzüge
vom TV-bekannten Bauer Bruno Rauh und seiner frisch angetrauten Frau Anja, der
mit seinem Besuch der Schule den Bekanntheitsgrad des Projektes noch einmal
deutlich steigern konnte.
Konkret haben die Schüler des Kuhwerks zwei Monate lang jeweils zwischen 7.30
und 8 Uhr verschiedene Früstück-Menüs angeboten, die in der Regel aus einem
Milchgetränk, einem Stück Obst und zur Auswahl aus einem Müsli, einem
Gebäckstück, einer Käsestange oder einem belegtem Brötchen bestanden. Der Preis
des auf Milchprodukten basierenden Frühstücks lag bei nur 1,50 Euro. Dazu gab es
Joghurt, Milchshakes oder einfach nur Kakao.
Leider
musste das Projekt mit dem Beginn der Prüfungsphase vorerst wieder eingestellt
werden, dafür hätten aber sämtliche Schülerinnen und Schüler die
Abschlussprüfungen bestanden, so Klassenleiter Fröhlich. Es wäre allerdings
schon im Sinne der Schulleitung, dass die Aktion auch im neuen Schuljahr
weitergeführt wird. Deshalb denkt man in Hof nun darüber nach, mindestens einmal
pro Woche ein Frühstücksprojekt nach dem Muster des Kuhwerks einzuführen.
Bild: Zusammen mit Fachlehrerin Monika Rogler (rechts) und Klassenleiter Michael
Fröhlich (hinten links) präsentierten die Schülerinnen und Schüler der 10M an
der Christian-Wolfrum-Hauptschule in Hof ihr Projekt „Kuhwerk“.